Lesezeichen
‹ Alle Einträge

1. Juli 2021 – Ausgabe 27

 

Leserbriefe zu „»Ich weiß, was sie erlitten, bevor man sie vergrub«“. Erinnerungen von Dominique Rankin protokolliert von Evelyn Finger

 

Es kommt wie es kommen mußte. Orbàn geht den richtigen Weg. Das will nur in Deutschland keiner verstehen, bis auf wenige. Ich habe schon vor Jahren, ihr Autor wird es auch wissen, gesagt, so wird es nichts mit der EU. Es war alles abzusehen, wenn man etwas von Politik versteht. Anfangs gab es die EWG mit sieben Ländern, das war ein guter Anfang. Dann wollte man das auf politischer Ebene erweitern und andere europäische Staaten dafür gewinnen. Deutschland war mal wieder führend. Die Deutschen sind ohnehin nicht gerade ihr liebstes Kind.

Das mußte in die Hose gehen. Ich habe damals mit Italienern, Franzosen und Spaniern gesprochen. Keiner war davon begeistert, daß die Deutschen die Vorreiterrolle wieder eingenommen haben. Ohne Deutschland wäre eine EU denkbarer gewesen. Jedenfalls zu der damaligen Zeit. Aber das ist Theorie. Bei der Größe und der wirtschaftlichen Macht wäre es undenkbar gewesen. So wie bisher wird die EU sich weiter selbst schwächen. Da gehört etwas ganz anderes auf den Plan. Orbàn hat es in ihrem Beitrag gesagt. Die Ungarn wollen nicht wieder fremd bestimmt werden. Was ich vollkommen verstehen kann. – Gunter Knauer

 

Dieses sehr dunkle Kapitel über die Missionsschulen in Kanada ist ein weiterer Tiefpunkt der katholischen Kirche. Es ist nicht nachvollziehbar wie man unter dem Aspekt der Nächstenliebe soviel Leid über die indigenen Familien bringen konnte. Ich kann dazu nur empfehlen das Graphic Novel “ Paying the Land”von Joe Sacco über das Volk der Dene zu lesen. Es schildert sehr eindrücklich was man ihnen angetan hat. – Miriam Lenz

 

Danke für diesen Artikel. Ich wurde selbst traumatisiert vor Jahren, ich kann gut nachempfinden, was Hr. Rankin beschreibt, so zum Beispiel : Die Wunden heilen langsam, werden aber oft wieder aufgerissen durch Ereignisse, die an das Trauma erinnern; oder : erst wenn die Tränen fliessen…., akzeptiere, dann bist du frei. Ich bin als Protestant geboren und an Ostern der Katholischen Kirche beigetreten. Ich verstehe gut, warum Hr. Rankin auf eine Antwort aus dem Varikan wartet. Trauma ist das eine, aber ein Trauma, ein Verbrechen, das nicht benannt wird, ist doppelt schlimm. Nach meiner Erfahrung haben solche Verletzungen oft mit Machtsmissbrauch zu tun, mit anderen Worten, es sind die Auswüchse von rücksichtslosem Egoïsmus.

Wenn ich in meiner Umgebung über Egoïsmus, Narzissmus rede, merke ich, wie schwer sich Menschen tun, um es zu verstehen. Buddhisten haben tief über Egoïsmus nachgedacht. Sie nennen das Abschwächen egoïstischer Neigungen durch Verstehen des Problems mit Herz und Verstand „Weisheit“. Es ist wichtig, dass so schlimme Dinge benannt werden, aber man muss sich davor hüten zu glauben, solche Fehler ( egoïstich sein und die negativen Folgen) machen nur die anderen. – Eva Klein

 

Guter informativer Bericht über eine von Europeäer verursachte Tragödie.Nicht nur in Canada, daselbe berichten Native Americans in den USA. Die katholische Kirche hat ein langes Sündenregister aufgebaut. Das Buch von dem indigenen canadischen Schriftsteller,Richard Wagamese,“Der gefrorene Himmel“ hat dies als Thema. Bitte bringt auch die Tragödie von Leonard Peltier an die deutsche Öffentlichkeit. Ein politischer ,seit 44 Jahren,Gefangener in den USA. – Willie M. Hoffelder

 

Erpressung, Nötigung, Mißbrauch, Folter, Betrug, Diebstahl, Tötung in allen erdenklichen Formen und noch viele schreckliche Handlungen mehr sind fester Bestandteil der schlimmsten und ältesten Verbrecherorganisation der Menschheitsgeschichte, der Kirche. Jeden Tag kommen neue entsetzliche und unglaubliche Beweise dafür ans Tageslicht. Die Geschichten über das Leiden so vieler Menschen durch diese elende, jahrhundertealte Missionierungsorgie sind schier unerträglich und lassen die Wut über diese Schinder einfach nicht abklingen. Ich bin der festen Überzeugung, daß wir uns erst dann als Zivilisation weiterentwickeln werden, wenn wir uns von diesem Übel befreien und freue mich über jeden Bürger, der dieses Rattenschiff verlässt.

Liebe ZEIT-Redaktion. Ich bin kein Atheist und ich weiss, dass Sie solch ein Schreiben nicht veröffentlichen können. Ich glaube aber auch, dass ich nicht der einzige Leser bin, dem es nach einem solchen Artikel richtig schlecht geht. Über Tage. Und die Wut ist wirklich groß. Da muß man sich mal auskotzen. – Peter Weckmüller

 

Vielen Dank, dass Chief Dominique Rankin uns in der ZEIT seine Erinnerungen schildern konnte. Ich bin tief erschüttert und stehe dem fassungslos gegenüber. Wenn ich nicht nach den Aufdeckungen des vielfältigen Missbrauchs in der Kath. Kirche und die klägliche, verzögerte Bereitschaft zur Aufklärung, sowie der Verschwendungssucht des Bischofs Tebartz-van-Elst, der in den Vatikan berufen wurde und dort eine hoch dotierte Stelle innehat, ausgetreten wäre, würde ich sofort ein zweites Mal austreten. Das Schweigen „der Kirche“ ist wieder wie gewohnt und kaum zu ertragen. Nichts sehen, nichts hören, nichts fühlen, die Seele und das Herz empfindungslos machen. – Theresia Dorschfeldt

 

Kann eine Heilung nach diesem monströsen Verbrechen erfolgen? Ich wünsche den Angehörigen der ermordeten und gequälten Kinder und den Überlebenden die Kraft, nach diesen Erschütterungen nicht aufzugeben und einen inneren Frieden zu suchen. Zu den Tätern ist zu sagen, dass ihre Verbrechen auf der Grundlage einer systematischen Vernichtung der indigenen Völker durch Staat und Kirche gediehen.

Die Idee einer Umerziehung sollte von dem Landraub des Staates ablenken. Nach einer gelungenen Umerziehung hätte es keine indigene Bevölkerung mehr gegeben, der man Rechenschaft schuldig sein könnte. Die Ureinwohner wurden entwurzelt, ihrer Kultur und Sprache beraubt und den eingeschleppten Seuchen, Alkohol und Drogen überlassen. Der geringschätzige Blick, mit dem das hieraus resultierende dauerhafte Elend der Menschen bedacht wird, ist zutiefst kolonial geprägt.

Doch die Kirche hatte ihre eigenen Gründe, sich als willfähriger Partner zur Verfügung zu stellen. Ziel des Christentums war es, den Glauben an das Heilige in der Natur auszurotten und durch einen Gott zu ersetzen, der losgelöst von der Natur im Himmel oder im Kopf schwebte. In Europa wurden letzte Reste „heidnischer Kulte“ bereits im Mittelalter ausgemerzt. So war es nur folgerichtig, den tiefen Glauben der indigenen Völker Amerikas an eine beseelte Natur und ihren gesamten Lebensstil als minderwertig zu brandmarken und zu zerstören. Das wirkt bis heute nach. So werden auch heute noch animistische Glaubenswelten überwiegend als irgendwie „primitive“ Vorstufen zu einer monotheistischen Religion verstanden. Die Entfremdung der westlich geprägten Welt von der Natur dürfte u.a. hierauf zurückzuführen sein. – Karina Czupor

 

Was Dominique Rankin und viele andere indigene Kinder in einer katholischen Internatsschule in der kanadischen Provinz Québec in den 1950er Jahren erleben mussten, ist wirklich hochgradig empörend. Gar nicht auszudenken, wie es dann erst in den Internaten zugegangen sein muss, die die kanadische Regierung ein Jahrhundert zuvor in den Prärien und im Westen Kanadas mit dem erklärten Ziel eingerichtet hatte, « den Indianer in den Kindern zu töten »!

Vorausgegangen waren blutig niedergeschlagene Aufstände der Métis und der Indigenen in den Prärien, die sich der Landnahme durch europäische Siedler im 19. Jahrhundert widersetzen wollten. Die ökonomische Aushungerung durch die Vernichtung der Bisonherden, die Reduzierung auf Reservate, die Entrechtung durch den Indian Act und die eben die Zwangsassimilation in Internaten sollten das « Indianerproblem » für immer lösen. Das alles ist nun zu lange her, um noch Zeitzeugen dazu zu hören, aber die kollektive Erinnerung der Indigenen überliefert die schlimmen Erfahrungen jener Zeit.

Darauf, dass zwischen diesen (über 130) Internaten im Westen und den Prärien Kanadas, und den ein ganzes Jahrhundert später gegründeten sechs Québecer Internaten, ein historischer Unterschied besteht, weisen die enormen regionalen Diskrepanzen bei den Opferzahlen hin. Es steht zwar zu erwarten, dass die zum Zeitpunkt des Berichts der kanadischen Wahrheits- und Versöhnungskommission (http://www.trc.ca) vorliegende Zahl von 4134 zu beklagenden Todesopfern (https://ici.radio-canada.ca/nouvelle/610955/pensionnats-autochtones-morts 27 avril 2013) leider noch nicht der letzte Stand ist. Die Verteilung spricht aber eine deutliche Sprache : 72,9% der Opfer entfallen auf vier Provinzen (Alberta: 901, Sakatchewan: 844, Manitoba: 499 und Ontario: 769), 18,1% auf Britisch Columbia (747), 7,8 % auf den Hohen Norden (Nord-West-Territorien: 246, Yukon: 56, Nunavut: 21) und schließlich ganze 1,2 % auf Québec (35) und die maritimen Provinzen (Neuschottland: 16).

Neuere wissenschaftliche Veröffentlichungen indigener und nicht-indigener Autoren (Goulet 2016, Bousquet/Hele 2019), beschäftigen sich speziell mit den Internaten in Québec, die durchweg in erst in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden. Mit der rapiden Industrialisierung Kanadas ergab sich auch bei den Indigenen der Bedarf nach Schulbildung und Berufsvorbereitung. Mehr Tagesschulen und Internate wurden auch auf ihren ausdrücklichen Wunsch eingerichtet. Der katholische Oblaten-Orden setzte sie gegenüber der kanadischen Regierung durch, obwohl diese sich zu diesem Zeitpunkt bereits von der als unrentabel erachteten Internatserziehung der Indigenen abwandte.

Viele Innu-Eltern schickten gleich im Jahr der Eröffnung (1952) ihre Kinder ins Internat Sept-Îles/Maliotenam. Das Leitbild der Oblaten war natürlich Missionierung, aber explizit nicht Assimilation. Als nach der Schließung des Internats in Amos 1972 Indigene die Bildung in eigene Regie überführten und z.B. das Collège Manitou (1973), gründeten (Vorläufer des heutigen Institut Kiuna) beteiligte sich der zuvor für die Ordenschulen verantwortliche Pater André Renaud aktiv daran.

Dass indes hehre moralische Ansprüche Missbrauch und Gewalt in Institutionen nicht verhindern, kennen wir leider nur allzu gut auch aus der eigenen Gesellschaft, da ist Kanada auf einmal ganz nah ! Zwischen den Übergriffen auf Schutzbefohlene in indigenen Internatsschulen, den Zuständen in irischen Kinderheimen, bis hin zu den Missbrauchsfällen im eigenen Land gibt es einen Zusammenhang, der den Blick auf unsere Gesellschaft lenkt : jahrzehntelange Bigotterie, Wegschauen, Tabuisierung, Verdrängung.

Nicht nur Kanada muss sich hier einer historischen Schuld stellen. Und was die Indigenen angeht, erscheint vielen die Entschädigung für im Internat erfahrenes Unrecht als zu wohlfeiler Ausgleich für rund zwei Jahrhunderte Enteignung, Entrechtung und Diskriminierung. – Prof. Dr. Helga Bories-Sawala

 

Ich bin fassungslos, immer wieder, was im Namen der Kirche alles geschah. Wie kleinmütig, dass aus Rom noch keine Stellungnahme oder Entschuldigung gekommen ist. Sich einzugestehen, dass im Namen der Kirche viel Unrecht geschehen ist in den Missionsschulen und sich dafür zu entschuldigen, würde helfen, die Institution Kirche heutzutage wieder etwas ernster zu nehmen. Man müsste sich direkt schämen, Christ zu sein. Aber ich weiß, dass es nicht die Religion ist. Es sind die Abgründe der menschlichen Natur, die Einzelne dazu bringen, sich brutal (in welcher Form auch immer) gegen Ihresgleichen zu wenden.

Und vielleicht ist auch die Trennung von Mann und Frau mit Ursache des Übels sexueller Ausschreitungen. In meinen Augen ist das widersinnig zum Schöpfungsgedanken und ich kann nicht begreifen, dass die katholische Kirche immer noch nicht gewillt ist, Frauen in kirchliche Ämter zu lassen, geschweige denn zu erlauben, dass Priester heiraten. Für mich sind Kinder, wie einst Doninique Rankin nicht des Teufels, sondern Menschen, die ihre Verbindung zur Schöpfung noch nicht verloren haben und den Respekt vor „Gott“ und der Natur wahren – und das bis heute. Im Gegensatz zu vielen Christen. Danke an den Chief für seine weisen Worte am Ende des Artikels. – Mira Bettels

 

Zu 3 verschiedenen Artikeln/Rubriken möchte ich als Abonnent eine kurze Rückmeldung geben: 1) Torten der Wahrheit: Diese Serie zeigt sehr pointiert und gelungen die Widersprüchlichkeiten in politischen Diskussionen und die Einseitigkeit mancher Argumentationen auf. Finde ich sehr gelungen und freue mich immer wieder auf die kommenden Folgen!

2) ZEit #27 „Ich weiß, was sie erlitten,…“ Da unter dem Titel explizite Berichte über Misshandlungen an Kindern zu erwarten haben, hat es mich etwas Überwindung gekostet, ihn zu lesen. Das Ausmaß von Gewalt und Unmenschlichkeit ist entsetzlich und erschütternd. Dass von Teilen der Kirche bzw. dem Papst weder ein Schuldeingeständnis noch ein BEmühen um Wiedergutmachung erkennbar ist (soweit ich das dem Artikel in der Kürze entnehmen kann), ist für diese Institution ebenso beschämend wie bezeichnend. Ich bin dankbar, dass die ZEIT das Thema aufgegriffen hat und Betroffene zu Wort kommen ließ.

3) ZEiot #27 „Im Land der KLeinmütigen“ Die vom Autor implizit angesprochene Frage, ob „das selbstkritische Denken“ in der Politik vorhanden ist, kann ich nicht beantworten. WEnn es aber so wäre, schlägt es sich bislang nicht in entsprechendem Handeln nieder. Nicht nur, dass in Deutschland keine Datengrundlage für relevante Entscheidungen geschaffen wird, sondern auch, dass viele der lebenswichtigen Zukunftsfragen (Klima, Boden, Wasserhaushalt, Artenschutz…) ausgesessen und nötige Grundsatzentscheidungen nicht getroffen werden. – Christoph Schürmann

 

Nachdem man mir Die Zeit am vergangenen Donnerstag 01.07. pünktlich zugestellt hat, hat sich die Situation so ergeben, dass ich den Artikel über Chief Dominique Rankin, 74, heute morgen um ca 07 Uhr früh gelesen und dazu den Wikipediaartikel über ‚Häuptling Kapiteotak‘ auf meinem i-phone aufgerufen und gelesen habe. Ein Fernsehgerät und einen PC, die ausführlichere Internetinformationen als ein i-phone bieten, habe ich nicht in der Wohnung.

Als ich mich heute etwas später am Vormittag eine Weile auf dem Gehweg vor meiner parterregelegenen Wohnung aufgehalten habe, um z.B. vor dem Wohnungseingang zu kehren, zu fegen, wie man weiter im Norden Deutschlands sagt, ist ein älterer Herr im Alter von Mitte 70 entlang gegangen, der dem Chief Dominique Rankin, Häuptlings- und Medizinmannsohn seines Vaters Tom vom Volk der Mamiwinni und seiner Mutter Emma vom Volk der Cree ähnlich sah, evtll. ein Doppelgänger einer Detektei der Zeit oder einer anderen vielleicht ausländischen Zeitung oder des Bayerischen Rundfunks oder des ZDFs.

Ich wünsche mir, dass es gelingt, den Hinterbliebenen Angehörigen, die den Repressalien, dem Druck des kanadisch-katholischen (?) Bildungssystems und der Regierung ausgesetzt waren, Hilfe und Klärung, wie es zu diesem Genozid kommen konnte, zukommen zu lassen. Vermutlich ist die Entwicklung der Situation eine andere, als Leser sich zunächst vorstellen, da die überlebende indigene Bevölkerung wahrscheinlich überraschende und sehr unterschiedliche neue Familiengründungen in der Nähe der nicht mehr existenten Erziehungsanstalten und an anderen Orten in Kanada und in anderen Ländern anstrebt.

Dazu teile ich mit, dass ich der Meinung bin, dass Chief Dominique Rankin dem zweiten Ehemann einer der Schwestern meiner Münchner Oma recht ähnlich oder durchaus oder auffallend ähnlich sieht. Dieser zweite Schwager hat wie mehrere Männer seiner Generation in der Münchner Verwandtschaft kriegsbedingt unter gesundheitlichen Defiziten bis zum Lebensende gelitten. Mehrere im Zeitungsartikel geschilderte Zusammenhänge lenken auffällig auf mich und Angehörige, z.B. auch auf mehrere Versicherungskonzerne nacheinander. Von Interesse könnte auch sein, dass ich zur in Deutschland, in München lebenden Bevölkerung, Jahrgang 1964, also zu einem geburtenstarken Jahrgang gehörend, zu zählen bin, die wegen der globalen Bevölkerungsexplosion und der Benachteiligung indigener Völker durch Weiße nicht in die USA und nach Übersee allgemein auszuwandern plant.

Da es Indianer, Inuit gibt, die gern Familien mit Weißen gründen möchten, muss jeder einzelne selbst entscheiden, ob eine Expansion, Auswanderung, gegebenenfalls das Pendeln zwischen Kontinenten zum Frieden und zum politischen Erfolg führt. Ich werde während meines Lebens in etwa gleichbleibend so erreicht, dass es Sinn macht, sich mit den Lebensumständen und den Ansprüchen der Indianer zu beschäftigen, die keine ‚ mit Weißen gemischten ‚Familiengründungen, Nachkommen möchten.

Außerdem habe ich in der größtenteils populärwissenschaftlichen Literatur, in zahlreichen Bildbänden, die es in München in den Stadtbibliotheken gibt, gelesen, dass die in Reservaten lebenden Indianer beim Kampf um traditionelles und naturnahes Leben so und so oft ‚den Kürzeren gezogen haben‘, bei Intrigen, Taktierereien verloren haben, nachdem auch bekannt ist, dass sie manchmal grausamer waren als die christlichen Einwanderer. Mitte des 19. Jahrhunderts ist europäische Bevölkerung einfacher und weniger einfacher Herkunft z.B. vor Hungersnöten auf den amerikanischen Kontinent geflohen und hat leider auch Infektionskrankheiten, z.B. vermutlich Tuberkulose, eingeschleppt, die Weiße nicht sofort dahinrafft.

Vom moralischen Standpunkt aus beurteilt, haben viele zivilisierte, kulturell bedeutende Länder um Indianerland gestritten, als das Problem globaler Überbevölkerung für Politiker doch offensichtlich war. Ich sehe einfach niemals Ansätze für Konfliktlösungen, wenn es um moralische Vertretbarkeit für die europäische Migration christlichfundierter weißer europäischer Bevölkerung auf den Kontinenten mit Naturvölkern geht. Ich werde beim Hören des b24-Rundfunksenders vom Gedankengang erreicht, dass ich die Zeitredaktion fragen könnte, ob der Artikel am 01.07.2021 veröffentlicht, der auch auf das kürzlich erschienene Buch, die Biographie über Chief Dominique Rankin aufmerksam macht, mit dem Staatsbesuch von König Willem Alexander und Königin Maxima von Holland zu assoziieren, in Relation zu setzen wäre.

Während der Fussballeuropameisterschaft 2020/2021 hat es sich nun gerade so ergeben, dass ich mich dafür interessieren würde nacheinander die Biografien des dm-Gründers Götz Werner, des englischen Fußballspielers Harry Kane von Frank Worrall, des früheren deutschen Torwarts Toni Schumacher, des Bundeswehrsoldaten Robert Müller nach Ende des Afghanistaneinsatzes der Bundeswehr im Juli 2021 und die Biografie von Chief Dominique Rankin zu lesen.

Vermutlich verfolgt Die Zeit Gedankengänge von Lesern, die ‚Stapel von Büchern‘ kaum bewältigen können, wenn sich bzgl. Geschichts-, Politikkenntnissen Lücken ergeben und der Westen 30 Jahre nach dem Fall des eisernen Vorhangs und der deutschen Mauer in ‚Schieflage‘ gerät. Zusammenhänge sind damit nicht schlüssig dargestellt, da ich um 21 Uhr auf dem b24-Rundfunkkanal das EM-Fußballspiel, eines der Halbfinalspiele (?) Spanien – Italien in Ausschnitten verfolgen möchte, beende ich diese email und plane eine weitere email oder ein Schreiben. – B.C.Ethelontis

 


 

 

Leserbriefe zu „Dumme Fehler“ von Robert Pausch

 

Erst machen Sie deutlich, dass eine sog. „Plagiatjäger“ schon fast stalking-artig eine Kampagne fährt (in wessen Auftrag wohl?), um anschließend dessen Geschäft zu erledigen. Nach dem Motto: Es bleibt schon etwas hängen. Nichts von Ihnen dazu zu lesen, wäre wohl angemessener gewesen. – Dr. Axel Schilling

 

Ich ärgere mich gerade sehr über den o.g. Artikel aus der heutigen ZEIT. Einerseits spielen Sie den „Fehler“ , wenn es denn überhaupt einer ist, herunter. Andererseits springen Sie mit diesem Artikel qgenau wie andere Medien auf das Baerbock Bashing auf. Wo bleibt da die unabhängige Berichterstattung? Dieser Artikel war absolut verzichtbar. – Ursula Jäger

 

Erlauben Sie mir ergänzend zu Ihren eher wohlwollenden und seichten Darstellungen der Patzer einer Bewerberin um das Kanzleramt der Vollständigkeit halber folgende Anmerkung: Baerbocks Buch heißt „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“. Passend zu Baerbocks „Lebenslauf-Bluff“ (Bild-Zeitung) ist der Titel, wenn nicht geklaut, so doch in keinem Fall originell. „Jetzt! Die Kraft der Gegenwart“ heißt die deutsche Übersetzung von Eckhart Tolles Bestseller „The Power Of Now“, 1997 veröffentlicht, in der deutschen Fassung schon 2005 in 13. Auflage im Verlag J.Kamphausen erschienen. – Walter Budziak

 

Ihre Einseitigkeit sollte nicht soweit gehen ,das sie Unrecht der Grünen als Wohltat empfinden. Baerbocks Sündenregister ist groß und muss in einer Demokratie kritisiert werden. In Diktaturen wird das verschwiegen. In welchem Land glauben sie das ihr Schweigen honoriert wird. ?! Die Grünen sind Unter H.Schmidt wären solche dröhnenden Schweigeminuten nicht vorgekommen. Solch einen Abstieg konnte er nicht ahnen. Schade. – H.Oehmig

 

Jetzt ist es passiert bei mir: ich wähle jetzt erst recht die GRÜNEN am 26. September. Es beschleicht mich allmählich der Verdacht, hier läuft tatsächlich eine Kampagne gegen Frau Baerbock und die GRÜNEN. Es geht hier um Angst machen. Immer ein beliebtes Mittel, um dieses oder jenes Ziel zu erreichen. Dass Ungeschicklichkeiten, und als mehr würde ich sie nicht bezeichnen, seitens Frau Baerbock geschehen sind, will ich nicht in Abrede stellen. Man konnte erwarten, dass nicht nur die Medien sich auf die „Kandidatin“ stürzen würden und jedes Wort von ihr dreimal umdrehen. Das hätte ihr und ihrem Team klar sein müssen.

Was aber fatal ist, dass über die Kandidaten Scholz und Laschet, Leute der alten Garde, der alten Rezepte, nicht wirklich gesprochen wird und sich mit deren Verfehlungen beschäftigt wird, macht mich um so mehr stutzig. Und inhaltlich ist Funkstille. Die Industrie wartet auf Konzepte, um planen zu können. CDU/CSU fabulieren von Klimaschutz, werden aber wenig konkret und legen damit letztlich die Wirtschaft lahm und bringen sie ins Hintertreffen. Entscheidungen müssen jetzt getroffen werden, sagt z.B. der BDI, weil Produktionsanlagen des Jahres 2045 heute auf den Weg gebracht werden müssen. Letzte Anmerkung: muss ich jetzt die Stellen benennen, wo ich die Informationen des BDI eventuell entnommen habe? – Jörg Köhler

 

Mit dem Titel, der suggeriert, dass tatsächlich der Nachweis von Fehlern erbracht worden sei, reiht sich die Zeit in die Reihe der Medien ein, die auf den Zug aufgesprungen sind, Frau Baerbock „platt“ zu machen. Dazu gehört auch die Formulierung „Baerbocks auf Effekt getrimmten Lebenslauf“. Ihr Beitrag ist journalistisch betrachtet „unterirdisch“. – Dietlinde Schrey-Dern

 

Wer abschreibt, der kann ganz schnell völlig abgeschrieben sein, und der Traum von einer grünen Kanzlerin der wird zur reinen Makulatur! Mit den „Grünen“ ist das so, wie zum „Junge-Hunde-Kriegen“, einfach zum Verzweifeln gut und schön! „Literatur, Rezensur, Makulatur“ (Ulrich Erckenbrecht, *1947, deutscher Schriftsteller & Aphoristiker) – Riggi Schwarz

 

Ach ja, die „lieben“ Politiker. Sind sie doch tatsächlich, mal mehr, mal weniger, ein Abbild unserer Gesellschaft. Und da Bundestagswahlkampf, Covid-19 (noch immer) und die Fußball-EM (nicht mehr mit „uns“) vonstattengehen, es keine Überfliegerkandidaten für das Kanzleramt (mehr) gibt, weil sich mal wieder allesamt vorzüglich über die Schwächen des politischen Konkurrenten als über die eigenen Stärken und wegweisenden Programmatiken definieren, wird mittels eilfertig-eifriger Rhetorik ein „Skandal“ nach dem nächsten aufgebracht und abgearbeitet. Und alle sind dafür irgendwie dankbar, weil es ja letztlich auch alle (be-)trifft, stimmt‘s? Nein, stimmt eben nicht!

Denn, die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen einer Gesellschaft zu- und untereinander, unsere Demokratie und unser Verantwortungsbewusstsein, leiden. Und das kann und darf uns, zumal auf längere Sicht, nicht egal sein. Es muss daher weiterhin gültig bleiben: Erst das Land, dann die Partei, dann die Person – gilt übrigens nicht nur für den passiven Wahlberechtigten. Wenn wir also Politik nicht nur mit sonoren Stimmen öffentlich erklärt, sondern mit ebenso sonoren Gedanken und Maßnahmen umgesetzt haben möchten, dann sollten wir allesamt mehr demokratisch basierte Selbstkritik als Selbstgerechtigkeit wagen (schließt freilich die Medienarbeit und die Abbildung von Lesermeinungen mit ein). – Matthias Bartsch

 

Ja, Frau Baerbock hat Fehler gemacht, die man unterschiedlich schwer bewerten kann, die ihr aber jetzt den Wahlkampf gründlich verhageln. Am potentiell schwerwiegendsten, weil als Anlass zur Häme geradezu unerschöpflich, war sicherlich die Herausgabe eines von wem auch immer verfassten, aus zahlreichen Quellen zusammengestückelten Buches unter ihrem Namen. Dass dabei viele ihrer Gegner jegliches Maß verloren haben oder zumindest mit zweierlei Maß messen, zeigt sich u. a. an der Kritik an dem Kraftwort, das sie nach ihrer Parteitags- rede in das noch nicht abgeschaltete Mikrofon gesprochen hat.

Weder Laschet („Eben ein echter Jeck aus dem Rheinland!“) noch Scholz („Endlich mal nicht der Scholzomat!“) noch Söder („Ein bayerischer – bzw. fränkischer – Kraftkerl, der sich doch sogar das rassistische ‚Kruzitürken!‘ verkniffen hat!“) würde man das übelnehmen, und bei Frau Merkel würde man sogar loben, dass auch die „Anführerin der westlichen Welt“ das Menschliche durchscheinen lässt (dass ihr „nichts Menschliches fremd ist“, würde dann wohl doch zu weit gehen). Es müsste schon ein kleines Wunder geschehen, damit sich Frau Baerbock von diesen Schlägen, die teilweise auch Tiefschläge sind, wieder erholen kann. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „10 Bücher, die das Leben verändern“ von Ulrich Greiner et al.

 

Adam Sobozcynskis Artikel: Was für ein hinreißender Artikel, mit welch klugen Gedanken über Bücher! Wie schade, dass nur wenige ihn lesen oder gar verstehen werden! Aber der Leser muss dankbar sein, dass er so eindrucksvoll an die Macht der Bücher erinnert wird! – Volker Krause

 

Nur eine einzige Autorin gegenüber neun Männern wurde für würdig gehalten, das Leben ihrer Leser beeinflusst zu haben. Im Ernst? Seit alters her haben Frauen bevorzugt die Literatur als eine niedrigschwellige Kunstform bereichert; letzten Endes braucht es zum Schreiben nur Stift, Papier und etwas Platz und Zeit, obwohl gerade Letzteres oft nur schwer zu finden war. Trotz aller Hindernisse haben sie ihre Leser geprägt, so Virginia Woolf, Astrid Lindgren, Dorothy Sayers, Maxie Wanders, Marlen Haushofer, Marion Zimmer Bradley, Ulla Hahn, Anne Frank, um nur ein paar wenige zu nennen. Fiel Ihnen wirklich nur eine Einzige ein? Schande über Sie. Ich fordere Satisfaktion! – Lucie Schweighöfer

 

Ich habe mich sehr gefreut,“Pu der Bär“ unter den „Zehn Bücher(n), die das Leben verändern“ zu finden, ist dieses Buch doch für mich seit meiner Kindheit die Versicherung, dass alles gut ist, solange man irgendwo in sich noch den Hundert-Morgen-Wald seiner Kindheit trägt. Ich gehöre ebenfalls zu den (nicht mehr ganz) Sechsjährigen, die das Buch auswendig kennen und habe die Bilder, die mir beim Lesen entstanden sind, sicher abgespeichert.

Deshalb wurde ich im tiefsten Innern erschüttert, als ich in Ihrem Artikel von der im Freien trocknenden Wäsche auf dem Nordende des im Fenster steckengebliebenen Pus las. Sollte ich mich so geirrt haben, dass ich ein Bild des in der Tür steckenden Pus abspeicherte, auf dessen Südende, im Inneren des Baus, die Handtücher getrocknet wurden? Ich habe es nachgelesen. Auf mein sechsjähriges Ich ist Verlass. – Eva-Maria Lux

 

Ijoma Mangolds Empfehlung von Emmanuel Carrières Buch „Das Reich Gottes“ hat mich so neugierig gemacht, dass ich es gleich bestellt habe. Es tut der Empfehlung keinen Abbruch, wenn der geistreiche Ijoma Mangold unterstellt, dass Jesus die geistig Armen selig preist. Der Bergprediger spricht aber von den geistlich Armen! – Wen er damit meint? Das ist nicht eindeutig. Eindeutig ist aber, dass der „Geist“, von dem Jesus spricht, nichts zu tun hat mit Geist im Sinn von Verstand. Wir sprechen von geistig Minderbemittelten, Jesus nicht. – Dirk Tiedemann

 

Ach ja, schon wieder 1:9. – Elke Pikkemaat

 

10 Bücher, die das Leben verändern … und neun davon stammen von (alten) männlichen Autoren. Ist Ihrer Redaktion wirklich sonst keine lesenswerte Autorin eingefallen? Traurig, im Jahr 2021. – Tamara Land

 

Ich entdecke immer wieder Fehler in den verschiedensten Artikeln, ich ärgere mich besonders über Fehler inhaltlicher Art, aber versuche jedesmal großzügigig darüber hinwegzusehen. Geschenkt… Aber das Kaninchen in mir lässt es nicht zu, dass die Ereignisse, als Pu einen Besuch machte, nicht korrekt wiedergegeben werden.

Pu steckte natürlich nicht im Fenster, sondern im Vordereingang des Baus fest, weswegen Kaninchen die Hintertür benutzen musste. Und am Nordende wurde auf gar keinen Fall Wäsche aufgehängt, denn dort wurde ihm von Christopher Robin vorgelesen. Die Handtücher hingen am Südende, im Inneren des Baus. So war das nämlich! – Anke Bräuer

 

Zehn Bücher, die das Leben verändern? Neun Autoren, eine Autorin, die das Leben verändern? Die Zeit 27/2021 „Sehr geehrte Herren!“ so schrieb ich als Kind vor 55 Jahren, bei der Zeit ist das heute noch passend! Wir schreiben das Jahr 2021! Zehn wichtige Bücher werden vorgestellt. EIN EINZIGES ist von einer Autorin!

A Hannah Arendt, Bettine von Arnim, Lou Andreas-Salomé Ilse Aichinger, Jane Austen, Margaret Atwood B Ingeborg Bachmann, Vicky Baum, Simone de Beauvoir Christina von Braun, Sybille Berg, Pearl S. Buck C Ruth Cohn D Marguerite Duras, Hedwig Dohm, Hilde Domin, Doris Dörrie, Karen Duve E Elisabeth v. Ebner-Eschenbach F Anna Freud, Anne Frank, Marieluise Fleißer G Karoline von Günderrode, Nadine Gordimer H Marlen Haushofer, Siri Hustvedt, Ricarda Huch J Elfriede Jelinek K Mascha Kaleko, Marieluise Kaschnitz, Irmgard Keun L Else Lasker-Schüler, Doris Lessing, Rosa Luxemburg Astrid Lindgreen

M Monika Maron, Alice Miller, Margarete Mitscherlich Friederike Mayröcker, Maxie Wander, Irmtraud Morgner, Herta Müller, Toni Morrison, Gabriela Mistral, Alice Munro N Nele Neuhaus O Louise Otto-Peters P Annette Pehnt R Luise Rinser, Charlotte Roche, Joannne K. Rowling S Anna Seghers, Nelly Sachs, Hilde Spiel, Wislawa Szymborska U Else Ury, Sigrid Undset W Christa Wolf, Virginia Woolf Z Juli Zeh Es gibt auch Autorinnen! Sie haben nichts Wichtiges zu sagen? Mir schon. Oft mehr als Dostojevski, Thomas Mann und Marcel Proust. Vor einiger Zeit war im Zeit-Magazin eine Übersichtskarte über Philosophen in Deutschland abgedruckt. Da schafften es grade mal ZWEI FRAUEN auf die Karte! Ich erlaube mir zu sagen DAS MACHT MICH WÜTEND UND FASSUNGSLOS – Ulrike Fritz

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein guter Junge“ von Moritz Aisslinger

 

Besser kann man die verzweifelte und anzuzweifeln Suche nach religiösen Wundern nicht beschreiben. Immer mehr denkfähige Menschen werden dieser Kirche den Rücken kehren… – Eckhard Behrendt

 

Als Agnostiker hätte ich nie gedacht, dass ich jemals wieder beten würde. Nach Lektüre dieses Dossiers tue ich es hier und jetzt: Herr, lass Hirn vom Himmel regnen. – Kurt Eimers

 

Wie wäre es mit einem Heiligen, der zuständig ist für all die mißbrauchten und verscharrten Kinder rund um die Welt ? Wer kann einem kath, Bischof begegnen ohne die Fragen: – Was weißt Du ? – Was verschweigst Du ? – Was hast Du verzögert ? – Hast Du Kindesmißbrauch gebilligt ? – Alfred Preuß

 

Wie waere diese ganze Sache verlaufen, wenn eine Frau aus einer unteren Bevoelkerungsschicht mit der Bitte an Don Ennio Apeciti herangetreten waere, ihren Sohn zum Heiligen zu machen – falls sie es ueberhaupt geschafft haette, eine Audienz bei ihm zu erhalten ? Ich komme mir vor, als wuerde ich eine Legende aus dem Mittelalter lesen. – Manfred Ceriatke

 

Unglaublich, wie im Italien des 21. Jahrhundert einem 2006 mit 15 Jahren an Leukämie verstorbener Jungen mit Hilfe seiner sehr einflußreichen Familie der Weg zur Heiligkeit bereitet wird. Schon die Seligsprechung basiert auf einem obskuren Wundernachweis in Südamerika. Unglaublich auch, dass „Die Zeit“dieser Geschichte gleich drei Seiten als Dossier einräumt! Als katholischer Christ bin ich nur peinlich berührt. – Ansgar Russell

 

Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten. Sie haben sicherlich viel Mühe und viel Freunde in ihren Artikel gesteckt. Ich frage mich nur, warum? Was war ihre Motivation? Ich bedaure den allzu frühen Tod des Jungen, er mag ein großartiger Mensch gewesen sein, aber ich kann an seinem Leben nichts außergewöhnliches entdecken.

Über die römisch-katholische Kirche ließen sich hingegen ganz andere Geschichten mit und über Kinder erzählen. Mich würde beispielsweise brennend interessieren, warum die Staatsmacht ihre schutzbedürftigen Mitglieder, sprich ihre Kinder, nicht vor diesem systemischen Missbrauch durch die römisch-katholischen Kirche schützen konnte? Es ist für mich kaum erträglich, warum es keine Ermittlungen, keine Durchsuchungen und keine Anklagen seitens der Staatsanwaltschaft gibt. Es gibt noch nicht einmal einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss dazu. Aus welchem Grund duldet der Staat hier einen Staat im Staate, den er anderswo rigoros bekämpfen würde? Und warum ist auch die Presse hier so zahnlos? Vielleicht können Sie diese Fragen beantworten. – Till Borchert

 

Wie kann es sein, dass im 21. Jahrhundert die Zeit drei Seiten Dossier darauf verwendet, unkommentiert Heils- und Wundergeschichten der katholischen Kirche zu veröffentlichen? Gibt es aktuell nicht wichtigeres über sie zu berichten, was vielleicht nicht so „herrlich und esoterisch“ daherkommt, dafür aber faktenbasiert ist? Oder aber soll hier abgelenkt werden? Das einzige Wunder der Katholischen Kirche wäre es, wenn sie sich nach Jahrzehnten des Lügens und Leugnens ihrer Verantwortung im tausendfachen Missbrauch und Unrecht stellt. Ich glaube leider nicht an Wunder: Weder in dem einen noch in dem anderen Fall. Daher bitte ich um kritischen Journalismus und den Verzicht auf Propaganda. – Dr. Mathias Hein

 

Eigentlich müsste erst Mamma Antonia heiliggesprochen werden für ihr versicherungstechnisch geschmeidiges Taktieren zwecks Beatifikation ihres Buben. Ich habe mir einen Zipfel von Carlos Batmankostüm als Reliquie einfliegen lassen, auch wenn ich für sie meine letzten Ersparnisse opfern musste. Aber mein Beglückt- und Entrücktsein ist nun grenzenlos. – Hermann Willke

 

Auf Grund großer Zweifel am religiösen Glauben bin ich vor einigen Monaten aus der Kirche ausgetreten. Ihr sehr gutes Dossier bestätigt mir, dass meine Entscheidung richtig war. – Kurt Koopmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Wird Pflege zu Hause unbezahlbar?“ von Charlotte Parnack et al.

 

In der Familiensoziologie gehört dieser Artikel in die Kategorie: „verunsicherter und in Ambivalenz verharrender“ Typ nach Rosenmayr. Warum? Die Rechtsprechung birgt regelmäßig keine ‚rechtliche Klarheit‘. Sofern Gesetze, Rechtsverordnungen und Verträge einen Rahmen mit mehr oder weniger Inhalt bilden, schafft die Rechtsprechung einige Farbtupfer in einen solchen Rahmen zu setzen. Seltenst mehr. So steht es schon seit 2000 Jahren in der Literatur, und obendrein auch in Ihrer ureigenen (Zeit-) Rubrik, ‚Recht‘, seit vielen, vielen Wochen. Von daher ist, mit allem Respekt, der Artikel für mich ‚gelesener Kaffeesatz‘, der schon in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts aufgebrüht wurde.

Weder Politik, noch die Pflegewissenschaften, noch der Journalismus scheint sich der abendländischen Sozialgeschichte, noch der Anthropologischen Literatur zu erinnern. Anstatt den validen Aussagen über menschliches Verhalten nachzugehen, glaubt man Pflege kognitiv zu durchdringen. Als würde sich der handelnde Mensch, mit, von Richtern gesprochenen ‚Standards’, in existentiellen Fragen wie Gerechtigkeit, Wahrheit, Freiheit oder Pflicht einer Lösung nähern. Nein, die tägliche Pflege hängt, sowohl individuell (Kernfamilie, Bohnenstange, Einsamkeit, Grad der ‚Intimität auf Abstand’), als auch staatlich organisiert, von der jeweiligen Menge der eingesetzten Ressourcen ab.

So war es Früher, so ist es Jetzt und natürlich auch in einer momentan planbaren Zukunft! Dabei wurde der Mythos der Großfamilie, der noch immer wie ein Nebel durch unsere Gesellschaft wabert, schon vor langer Zeit in mühevoller empirischer Kleinarbeit nicht nur in Frankreich, sondern auch bei uns durch Sozialgeschichtler wie Rosenbaum, Borscheid, Mitterauer, uva. zerlegt. Wenn jetzt auf individueller Ebene die Bürger dieses Staates, welche es sich ökonomisch leisten könnten, nicht bereit sind, privat einen landesüblichen Lohn für Pflege zu zahlen, und andere Bürger, welche die Ressourcen gar nicht erst haben, um diese Summe zu zahlen existieren (und ein Wertewandel mit nachlassenden Verpflichtungsgefühlen einhergeht), dann ist dieser Zustand das Ausgangsparameter für die Möglichkeiten in der Pflege ohne Staat.

Das würde im Fazit lauten: ‚Boutiquepflege’. Wenn dann der Staat ordnungspolitisch lieber in der Grauzone wandelt (was der Inhalt Ihres Artikels tatsächlich beschreibt), und die Träger der Sicherstellung von Pflege (Pflegekassen) im Durchschnitt nur eine Anfahrtspauschale von 2 Euro (in Worten ‚Zwei’) für Pflegedienste zahlen, dann kann die Lösung ja nur dort zu finden sein, wo es nicht um die platonische Idee der ‚Bestheit’ der Pflege geht, sondern, dass man sich gemeinsam am Guten, und dem im Artikel als notwendig Dargestellten orientiert. D.h., wenn wir den jetzigen Zustand nicht akzeptieren wollen, oder nur lieblos nachjustieren, sollten wir Alle pflegen, und zwar billig! Frei nach dem Leitsatz: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Das würde allerdings heißen, dass mehr oder weniger viele individuelle Privilegien wegfallen. Selbst das Privileg einer freien Berufswahl, wäre nicht mehr sakrosankt.

Mal so zum Spaß und als Beispiel könnte ich mir folgendes vorstellen. Einsparung und Reallokation der freien Berufswahl in vielen fragwürdigen, durch selbstreferentielle Strukturen entstandenen, bundes-, landes-, kommunal verwaltenden Stellen. Umwandlung von Wissenschaftlichem Überbau (der scheinbar mehr abschreibt als forscht -) ), Volksvertretern, Sozialversicherungsfachangestellten. Beschleunigung und Reallaktion der digitalisierbaren Bereiche, wie Versicherung und Banken. Pflege, wie sie Ihr Artikel suggeriert, statt über 80 Pflegestudiengänge ohne Praxisanbindung zum Patientenbett. Pflege; und nicht Tausende von Pflegekräften die Pflege prüfen, (anstatt das geprüfte Defizit mit aufzufangen). Pflege als staatsbürgerliche Pflicht in einer Form, wie sie auch von Herrn Precht u.a. diskutiert wird. Pflege statt Influencern, statt einem Medien- und Lobbyistenüberbau.

Oder haben die Politiker doch Recht damit, nichts zu tun, weil auch in früheren Zeiten das Gros nur dann gepflegt hat, wenn man nichts Besseres fand, oder religiös motiviert war, oder gar dazu gezwungen wurden? Letzteres in einer Art Legebatterie für ausländische Billighilfen, um das Überleben der eigenen Familie zu sichern.

Alles nichts Neues! Noch vor 200 Jahren lebten mehr als die Hälfte der Menschen im Abendland in einer Art Schuldknechtschaft oder scheinfreiem Gesinde. Egal, ob in Gebieten des Anerbenrechts oder Realteilung. Tickt also das Gros der abendländischen, aufgeklärten Gemeinschaft nicht genau so, wie es immer schon war? Oder ist es doch so, dass eine Kompression der Mortalität, nur eine markgerechte Ausweitung der Morbidität mit sich zieht? Und ist es nicht so, dass wir alle an diesem Markt als Konsumenten und Arbeitsplatzmotor mehr oder weniger teilhaben? Warum sollten dann die beschriebenen Einzelschicksale im Artikel mehr an (Er)Lösung erfahren, als dass man über sie redet. Ich erlebe dies seit 42 Jahren so? – Rolf Zander

 

Warum entlohnt man die Pflegekräfte nicht einfach mit einem Monatsgehalt, in das man Ruhe- und Freizeiten flexibel einarbeiten könnte? Krankenschwestern oder auch Nachtportiers werden auch oft für das bloße „Dasein“ an der Arbeitsstelle bezahlt, ohne dass eine Tätigkeit nachgewiesen werden muss. Eine tarifliche Regelung nach dem Muster des Angestelltentarifs könnte dafür sorgen, dass die Bezahlung der Pflegekräfte aus dem Zwielicht der nicht öffentlich bekannt gemachten Entlohnungen hinaustritt, und dass man damit endlich dem Streben nach „gerechter“ Entlohnung der Pflegedienste nachkommt. – Gabriele Fink

 

Bundesarbeitsgericht stärkt Rechte von 24-h-Betreuungskräften Jede Arbeitsstunde, auch die Bereitschaft am Tag sowie in der Nacht muss mit dem Mindestlohn vergütet werden. Dieses wegweisende Urteil traf mich wie ein Schlag. Bin ich doch durch eine schwere Krankheit mit außergewöhnlichen Symptomen ans Bett gefesselt und auf die Pflege durch meine osteuropäischen Pflegerinnen angewiesen! Wie wird es nun weitergehen? Kann ich mir die in dieser Art dringend benötigte Pflege noch leisten? So wie mir oder ähnlich wird es wohl Tausenden von Pflegebedürftigen ergehen.

Meine provokante These: So wie das Urteil ausgefallen ist, leistet es allen Beteiligten einen Bärendienst. Denn auf diese Weise werden die wenigsten sich weiterhin Pflegerinnen aus dem Ausland auf legale Weise leisten können. Laut Spiegel sind 300.000 bis 600.000 dieser Arbeitskräfte in unserem Land tätig. Wenn die wegfallen würden, würde das Pflegesystem kollabieren. Ich denke, auch die Pflegekräfte wären nicht glücklich, wenn sie ihre Arbeitsstellen verlieren würden. Meine gesamten Pflegerinnen, die ich im Laufe der Zeit hatte, waren mit der Bezahlung sehr zufrieden. In ihrem Land ist der hier gezahlte Lohn oft das zigfache wert. Eine Kraft von mir z.B. verdient im ganzen Jahr als Lehrerin in ihrer Heimat weniger als in einem halben Jahr bei mir. Mehr Schwarzarbeit wäre die Folge.

Ich weiß aber auch, dass es Agenturen gibt, die deutlich weniger zahlen als meine, dass viele bereits schwarz arbeiten und ausgenutzt werden, weil sie für geringen Lohn nicht nur den ganzen Tag arbeiten, sondern auch nachts regelmäßig mehrmals aufstehen müssen. Dass deren Situation verbessert und ihre Rechte gestärkt werden müssen, versteht sich von selbst. Nun ist das wegweisende Urteil gefallen und wir müssen alles daran setzen, dass wir den Pflegekollaps vermeiden, ohne die Pflegekräfte noch mehr als bisher in die Schwarzarbeit zu drängen. Es muss dringend ein Weg geschaffen werden, dass die Bedürftigen sich die Pflege auch leisten können, ohne dass die Pflegerinnen ausgebeutet werden.

Hierzu gehört als erstes, dass die Pflegekassen für dieses Geschäftsmodell eine Kategorie schaffen und die entsprechenden finanziellen Mittel bereitstellen. Ohne deutschen Pflegedienst oder Aufenthalt im Pflegeheim, gibt es bisher nur die geringe Summe, die für die Pflege durch Angehörige vorgesehen ist. Dass diese Summe so gering ist, ist beschämend, aber das ist ein anderes Thema. Ich bekomme bei Pflegegrad IV 728 € und zahle aber für meine regulär angestellten Kräfte über 3000 Euro pro Monat. Die Differenz muss ich selbst tragen. Ich bin gezwungen, meine Erbschaft dafür aufzubrauchen. Ich bin eines der Beispiele, die durch den Eigenanteil der Pflegefinanzierung in der Armut landen werden. Aber auch das ist ein anderes trauriges Thema.

Es gibt immer wieder Fälle, in denen Menschen nicht in Pflegeheimen betreut werden können und auf Pflege in ihrem Zuhause angewiesen sind. Nicht immer gibt es Angehörige, welche die Pflege übernehmen können oder sie brauchen Unterstützung hierbei. Ich selbst leide unter einer Erkrankung, die so außergewöhnliche Symptome hervorbringt und eine besondere Pflege und Umgebung erfordert, um eine Verschlechterung der Erkrankung zu verhindern, dass stationäre Einrichtungen sie nicht leisten können. Als ich bei Anfragen am Telefon die nötigen Maßnahmen schilderte, wurde mir von mehreren Heimen gleich abgesagt. Mein Vater litt im Heim entsetzlich, weil er sich in seinem Zustand mit Demenz wieder in Kriegsgefangenschaft wähnte.

Also holten wir ihn nach Hause zurück, wo es ihm sofort besser ging. Ähnliches erlebte meine Freundin mit ihrer Mutter. Außerdem wissen wir, dass die Kapazitäten in Heimen bereits erschöpft sind. Deshalb ist die Unterstützung durch Pflegekräfte aus dem Ausland kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, die wir unbedingt erhalten sollten. Es sei denn, wir denken ganz um und schauen einmal zu den Niederländern. Deutsche Seniorenverbände fordern schon lange, dass das niederländische Modell, das menschenfreundlich und kostengünstig ist, auch in Deutschland eingeführt wird.

Modell der Pflege in den Niederlanden In der Vergangenheit wurden viele pflegebedürftigen Niederländer in Altenheimen betreut und das Pflegesystem war sehr teuer. Um Geld zu sparen, entwickelte man 2015 ein anderes Modell: Man beauftragte eigens dafür ausgebildete Gemeindeschwestern pro Dorf oder Stadtteil, welche auf die Alten und Pflegebedürftigen ein Auge haben, um rechtzeitig zu bemerken, wann sie Hilfe benötigen. Und die Hilfe wird dort früher geleistet als bei uns, also z.B. schon bei der Hilfe im Haushalt.

Dann wird die Familie zusammengerufen, es werden Ehrenamtliche hinzugezogen, und es wird gemeinsam besprochen, wer etwas tun kann und übernehmen will. Der Enkel kann z.B. Rasen mähen und bekommt somit gleich wichtige Werte von Hilfsbereitschaft Schwächeren gegenüber vermittelt. Was an Pflege nicht durch die Familie geleistet wird, wird durch die Gemeindeschwester mit Dienstleistungsbetrieben oder Ehrenamtlichen vor Ort organisiert. In Deutschland muss man die Dienstleister selbst suchen, was oft schwierig ist, während die niederländische Gemeindeschwester alle Dienstleistungsbetriebe kennt und vermitteln kann. Außerdem gibt es wegen der Nachfrage eine große Anzahl dieser Betriebe in den Niederlanden.

Es handelt sich dabei nicht nur um körperliche Pflege, sondern um alles, was nötig ist, um einen Haushalt aufrecht zu erhalten. Dadurch können viel mehr Niederländer in ihrem eigenen Zuhause betreut werden, haben eine bessere Lebensqualität, was ja bekanntlich auch zu mehr Gesundheit führt, die Angehörigen sind eingebunden und zum guten Schluss: Die Niederlanden haben ihr Ziel erreicht und die Kosten für die Pflege deutlich gesenkt. Viele Pflegeheime konnten geschlossen werden. – Anja Kamp

 

„Wird die Pflege zu Hause unbezahlbar?“ Was für ein Titel! Klingt für mich wie Hohn! Die Pflege aller pflegebedürftigen Menschen, die nicht über ausreichend Vermögen oder eine dicke Pension verfügen, ist nicht mehr bezahlbar. Nicht, wenn nicht die Allgemeinheit der Steuerzahler tief in die Tasche greift. Und das sage nicht nur ich als Angehörige, die mindestens einmal im Jahr die gestiegenen Heimkosten über neue Anträge beim Pflegewohngeld oder Sozialamt gegenfinanzieren muss.

Das sind Aussagen von Verwaltungskräften in dem mir bekannten Heim und Mitarbeiter vom Kreis Gütersloh, die die Schere zwischen Höhe der Renten/Pensionen, Kosten der Heimunterbringung und Dramen um die Finanzierbarkeit bei den Angehörigen direkt miterleben – und wenn es dabei nur um die Mahnungen geht, die bei jedem Rechnungslauf geschrieben werden müssen. In Zahlen beutet das für meine Eltern: Kosten Heimunterbringung: abzgl. Krankenkasse, abzgl. Renten. Es verbleibt ein offener Betrag von 56.000€ in drei Jahren!

Die Anträge auf Pflegewohngeld und Sozialhilfe wechseln sich seither ab – mit jeder Kostenerhöhung des Pflegeheims, die mindestens einmal im Jahr erfolgt. Im Jahr 2021 wurden die Kosten sowohl im April und im Juli erhöht. 4.760,56€ für Pflegegrad 5. Kein Luxus – Durchschnitt in Gütersloh. Abzüglich der Alters‐ und Witwenrente verbleibt ein offener Betrag von 672,88 € im Monat. Irgendein Topf mit Steuergeldern wird sich schon finden! Wohl dem, der früh stirbt oder ggf. über ein großes Vermögen verfügt, dass dann in dieses durch und durch kranke Pflegesystem gesteckt werden kann. Und die vollumfängliche finanzielle Unterstützung bekommt nur der, der im Heim lebt.

Was für ein Geschäftsmodell mit hervorragenden Renditen. Aber das ist ein anderes Thema. Aber was rege ich mich auf. Es gibt wichtigere Themen, wie z.B. wer was von wem an Unwichtigkeiten abgeschrieben haben könnte. Ich habe mich bisher als Durchschnittsbürgerin gesehen. Jahrgang 66, sehr genügsam und als „Macherin“ neige ich wenig zum Meckern. Doch inzwischen ist meine Haut bei den Themen Rente und Pflege extrem dünn geworden. Der Blick in meine mögliche Renten‐ und Pflegezukunft lässt für mich kein „weiter so“ zu. Daher habe ich Ihnen diesen Brief geschrieben. – Silke Ostermann

 

Sie haben recht „ein Gericht bringt ganze Familien ins Wanken“ durch die Neuregelung der privaten Altenpflege. Das betrifft zigtausend Menschen, die leider keine wirksame Lobby haben und mit ihrem Schicksal so oder so fertig werden müssen, und die von gut situierten Gesetzesmachern nicht realistisch eingeschätzt werden, wegen mangelnder Empathie -Fähigkeit. Totalpflegebedürftige finden kaum Unterkunft in Pflegeheimen. Und, die gerne zuhause sterben möchten, dürfen es nicht, weil sie diese Überbrückungszeit unmöglich bezahlen können.

Dass sie verzweifelt trotz Schwarzarbeit nach einem Strohhalm greifen, bleibt da nicht aus. Gewiss sind diese Probleme sehr unterschiedlich, einige leben in oder in Familiennähe, sie suchen Unterstützung, aber Alleilebende suchen oft nur leichte Haushaltspflege und kleine Handreichungen, vor allem aber Gesellschaft aus Angst, 24 Stunden hilflos alleine zu sein. Hier sind die Pflegekräfte keineswegs pausenlos im Einsatz. Wie man hört, funktioniert der Auslandeinsatz meistens zufrieden stellend. Geklagt wird allerdings, dass die Vermittlungsagenturen von der Monatsgebühr meist Zuviel und die Pflegekräfte zu wenig abbekommen.

Wie beim Pflegesatz könnte man doch intelligentere und sozialerer, gestaffelte Kategorien einführen und nicht alle über einen Kamm scheren. Die möglichst unbürokratisch den schwerwiegenden Problemen alter Menschen gerecht würden. Es ist zu kurz gegriffen, die alternde Menschen „nur“ durch Corona -Impfung zu schützen. – Karl Heinz König

 

Pflege zu Hause – zumindest im Modell 24/7 – war schon immer unbezahlbar. Zumindest für Normalverdiener, gut situierte Mittelschichtler und selbst für Besserverdienende. Wenn ich allein das Arbeitszeitgesetz zu Grunde lege, werden 3,7 Vollzeitstellen für eine „rund um die Uhr“-Pflege benötigt. Mindestens! Lege ich den Mindestlohn an, bedeutet das in etwa Personalkosten (gesamt) von circa 8.000 – 9.000 Euro. Jeden Monat. Das ist schon einmal eine Hausnummer. Selbst eine private Tagespflege (täglich 12 Stunden auch am Samstag, Sonntag und Feiertags) liegt nur knapp darunter – etwa 6.000 Euro monatlich. Alles, was unter diesen reinen Personalkosten liegt bzw. heute „in echt“ gezahlt wird ist schlichte Ausbeutung mit einer unübersehbaren Tendenz zur modernen Sklaverei. So sieht es nunmal aus. – Wolfgang Siedler

 

Ihr interessanter Artikel zu dem Urteil des Bundesarbeitsgerichtes veranlasst mich zu einigen Überlegungen. Der Hintergrund meiner Auseinandersetzung mit dem Thema ist eine sozialwissenschaftliche Forschung. In den Jahren 2009-2013 habe ich von der Universität Bielefeld in Kooperation mit der Universität Warschau eine Untersuchung zur Lebenssituation polnischer Wanderarbeiter durchgeführt. In Fallstudien haben wir in Deutschland und Polen die Lebenssituation polnischer Männer und Frauen erforscht, die in regelmäßig in der Landwirtschaft aber auch in der häuslichen Pflege oder anderen Bereichen in Deutschland arbeiten. Meiner Kritik an dem Urteil des Bundesarbeitgerichtes möchte ich voran stellen, dass ich grundsätzlich die korrekte Entlohnung von Arbeiterinnen und Arbeitern in keiner Weise infrage stellen möchte.

Gleichwohl unterstelle ich dem Bundesarbeitsgericht mit dem Urteil eine nationale Kurzsichtigkeit. Aus dem Blick geraden sind bei dem Urteil die Lebensbedingungen der Frauen. Dazu ist, ausgehend von unseren Forschungen in Polen folgendes zu sagen. In der Regel arbeiten die Frauen zwei Monate in Deutschland und kehren anschließend für zwei Monate in ihre Heimatorte zurück. Meist wechseln sich zwei Frauen turnusmäßig ab. Der entscheidende Punkt ist dieser regelmäßige Wechsel zwischen dem deutschen Arbeitsplatz und dem osteuropäischen (in unserem Beispiel polnischen) Wohnort.

Wirft man einen genauen Blick auf den Alltag dieser, von uns als Wanderarbeit beschriebenen Lebensform dann wird deutlich, dass die Männer und Frauen ihren Lebensmittelpunkt in ihren Heimatorten haben. Um so viel von ihrem Verdienst wie möglich nach Hause zu bringen, reduziert sich ihr Alltag auch in der Freizeit am deutschen Arbeitsort auf ein Minimum. Selbst Frauen, die schon seit Jahren regelmäßig in Berlin als Reinigungskräfte arbeiten bemühen sich in Deutschland nur minimale Ausgaben zu tätigen. Hier muss man zwei Faktoren berücksichtigen. Nur in diesem Wechsel zwischen sparsamsten Arbeitsalltag in Deutschland und familiärem Leben in Polen (oder Osteuropa) lohnt sich die Wanderarbeit.

Hier liegt selbstverständlich auch der ökonomische Grund warum die Tätigkeiten in der Landwirtschaft, Pflege, Gastronomie aber auch auf Jahrmärkten und im Baugewerbe von Menschen ausgeführt werden deren Lebensmittelpunkt in Osteuropa liegt. Nun könnte man einwenden, dass damit immer noch nicht die (in Relation zu deutschen Einkommen) niedrige Bezahlung zu rechtfertigen ist. Jedoch gehört zu einer realistischen Einschätzung auch der Blick auf die soziale Situation in den Herkunftsorten. Welche sozialen Probleme schon aus der bisherigen Entlohnung entstehen zeigt das Zitat einer Schuldirektorin aus Niederschlesien.

Als sie einen Schüler wegen schlechter Leistungen und Fehlzeiten zur Rede stellte, antwortete ihr der Schüler: Ich brauche keine Schule. Später gehe ich nach Deutschland und arbeite da. Meine Mutter verdient (als Putzfrau) viel mehr als sie. Vor dem Hintergrund diese Beispiels und einem monatlichen Mindeslohn von etwas über 300 Euro in Bulgarien, bedeutet das Urteil des Arbeitsgerichtes für die bulgarische Arbeiterin so etwas wie der sprichwörtliche Lottogewinn. Bezogen auf den Mindestlohn in Bulgarien bedeuten die vom Gericht angemahnten 40.000 Euro, dass das Einkommen von 10 Jahren in nur sieben Monaten erwirtschaftet werden könnte. Mit Vorschriften dieser Art kann man jedoch Gesellschaften zerstören.

Ergänzen muss man noch, dass es sich aus der Sicht unserer Forschungen bei dem Zwiespalt zwischen relativ wohlhabenden Ländern und Staaten mit niedrigem Lebensstandard um ein existenzielles Konstrukt der EU handelt. Neben der Pflege ist vorallem die Landwirtschaft auf osteuropäische Wanderarbeiter angewiesen. Nur über die zwar billigen aber gleichwohl hoch motivierten osteuropäischen Arbeitskräfte erhalten wir Gemüse und Früchte, können die private Pflege aufrechterhalten und werden in der Saison in Gaststätten bewirtet.

Sollten Sie an weiteren Informationen interessiert sein verweise ich Sie auch auf unsere Publikationen: Wagner, Mathias et al. (2013): Deutsches Waschpulver und polnische Wirtschaft. Die Lebenswelt polnischer Saisonarbeiter. Ethnographische Beobachtungen. Bielefeld: Transcript. – Dr. Mathias Wagner

 


 

 

Leserbriefe zu „Sinn und Leichtsinn“ von Jeannette Otto

 

Wenn sie nichts wissen, warum schreiben sie es denn auch noch? – Georg Haase

 

Es freut mich, dass Sie für die Jugend eine Lanze brechen und einige relativ klare Worte an die Politik richten. Sie hätten es meiner Meinung nach noch viel schärfer formulieren können. Das, was Sie fordern, und die Erkenntnisse, die Sie bezüglich Corona in der Schule und bei Jugendlichen beschreiben, sind nichts Neues. Schon im letzten Sommer gab es „kritische Veranstaltungen“ in vielen deutschen Städten. Kein Journalist der Öffentlich Rechtlichen hat sich mit diesen „Veranstaltungen“ inhaltlich auseinandergesetzt. Wenn man nicht persönlich dort war, konnte man nicht erfahren, was dort gesprochen wurde. Veranstalter und Teilnehmer wurden diffamiert und für Idioten erklärt.

Dort haben jedoch Ärzte, Juristen, besorgte Eltern, Künstler usw. gesprochen, und Sie werden es nicht glauben, die haben damals schon inhaltlich genau das gefordert, was Sie jetzt, ein Jahr später, schreiben. Es dauert häufig lange, aber die Wahrheit lässt sich nicht auf Dauer unterdrücken! Nur leider mussten Schüler und Jugendliche wegen dieser unverantwortlichen Politik einen sehr hohen Preis bezahlen! – Dr. med. Martin Krivacek

 

Ich stimme Ihnen in dem Allermeisten zu, was Sie in dem Leitartikel schreiben. Trotzdem finde ich nicht in Ordnung, dass Sie Nummer wiederholt schreiben, Kinder wären als Pandemietreiber verleumdet worden. Ernstzunehmend Fachleute haben das nicht behauptet. Dass Schulen Virendrehkreuze sind, wenn sie ohne besondere Maßnahme betrieben werden, stimmt dagegen. Es gibt nur wenige Orte an denen so viele Menschen in engen Räumen so lange zusammen gesperrt sind. Und ab jetzt sind ausgerechnet die nicht durch Impfung schützbar.

Auch Filter werden das nicht beheben. Delta ist so ansteckend, dass weiter Tests und Masken notwendig sein werden, zumindest in Fluren. Unterricht, für den Klassen gemischt werden ist kritisch. Pausen, in denen sich Kinder aus unterschiedlichen Klassen intensiv miteinander austauschen (Fußball) bleiben kritisch. Ich meine, das sollte trotzdem stattfinden. Erwachsener sollten die Warnapp nutzen, wenn sie geeignete Gerät haben. Kinder in der Freizeit auch. Testen in Schulen sollte weitergehen. Es ist kein Stress. Ich mach das mit zwei 5. Klassen. Kein Problem. Andere Lehrer und Erzieher berichten das Gleiche. Homeoffice sollte weiter Pflicht bleiben. Alle Eltern und Lehrer sollten sich impfen lassen, damit das Virus möglichst nicht in die Schulen getragen wird. Testpflicht an Arbeitsorten ohne Homeoffice. Um der Wirtschaft willen müssten Kinder und Studenten zurück stecken. Die Wirtschaft muss nun etwas zurück geben.

So können Ausbrüche schnell entdeckt und begrenzt werden. Kinder haben melde Verläufe. Die muss man gar nicht schützen. Aber sie dürfen nicht für den Schutz der Impfunwilligen in Halten genommen werden. Das ist nämlich noch unfairer. Ab jetzt werden Kinder und die jungen Erwachsenen die Pandemie in Gang halten, weil sie nicht oder zuletzt geimpft werden. Dafür tragen sie keine Verantwortung und dürfen dafür auch nicht „bestraft“ werden. Das sind aus meiner Sicht Fehler in Ihrer Argumentation. Ihre Schlussfolgerung ist richtig aber dennoch angreifbar. Das ist schade. – Fritjof Möckel

 

Politiker besitzen ihre (natürliche) Immunität, deshalb dürfen sie auch ganz risikolos in jedes hausgemachte RKI-Risikogebiet einreisen. Die Kanzlerin (nach UK) und der Bundespräsident (nach Israel) tun das promt. Delta-Variante hin oder her, beide dürfen das, denn das Corona-Regelwerk, sprich das Infektionsschutzgesetz, kommt aus ihrem „Haus der Demokratie“ in Berlin. Auch in einer Demokratie darf es doch ein paar winzigkleine Unterschiede geben! Delta ist höchstansteckend, genauso ansteckend, Alpha, Beta & Gamma es waren, na und! Waren diese Mutanten wirklich so gefährlich, wie man es täglich vorgekaut bekommt? – Riggi Schwarz

 

“ Kinder sind unsere Zukunft“ heißt es gebetsmühlenweise seit Jahrzehnten. Nur weil viele Bildungspolitiker und sonst Zuständige so angestrengt in die Zukunft blicken, sehen sie leider nicht was sich unten auf den Kindergarten- und Schulbänken abspielt. Viellecht sollten sie alle mal 4 Wochen diese Institutionen besuchen um auf Augenhöhe zu erleben wie die Gegenwart in unserem doch nicht so armen Land aussieht, bzg. nicht nur Bildungschancengleichheit aussieht. Vielleicht ein Lernerfolg für die Zukunft. – Geelke Braun

 

Auch in Ihrem Artikel tauchen die Feinstluftfilter auf, die Viren ausfiltern sollen; ein teurer Unfug, weil sie das Lüften nicht ersetzen. Menschen atmen um Kohlendioxid (CO2), Feuchte (Wasserdampf) und Aerosole angereicherte Luft aus, die nach oben steigen, weil sie wärmer sind als die Raumluft. Die menschliche Temperatur beträgt am Kopf ungefähr 10 Grad (10 K) mehr als die umgebende Raumluft (Stirntemperatur ca. 32 °C). Dies verstärkt den Auftrieb. Über den Köpfen steigt die Luft, um das Ausgeatmete angereichert, mit ungefähr 7 – 10 cm/s nach oben. Die Lufterneuerung ist erforderlich um den CO2-Pegel unter 1.400 ppm zu halten, der Pegel ab dem die Konzentrationsfähigkeit nachlässt.

Auf diesen Erkenntnissen baut das vom Max-Planck-Institut für Chemie für die Integrierte Gesamtschule (IGS) Mainz-Bretzenheim mit Teilen aus dem Baumarkt entwickelte Lüftungssystem auf, das die aufsteigende Luft über den Schülerplätzen nach außen führt . Die Aerosole werden, ohne Husten und Niesen, bis zu 90% erfasst und abgeführt. Durch Lufterneuerung mit einer geeigneten Lüftung kann der CO2- und Aerosol-Pegel sowie die Raumluftfeuchte in verträglichen Grenzen gehalten werden.

Beim Neubau der Gottlieb-Daimler-Berufsschule in Sindelfingen habe ich 1972/73 eine Lüftungsanlage für die Klassenräume mit Präsenstaste eingeplant. Das Gewerbeschulgebäude in Stuttgart (heute Robert-Mayer-Schule) in dem ich 15 Jahre lang (bis 1991) Meister und Technische Fachwirte Heizung-Lüftung ausgebildete, erhielt bereits 1911 eine Schachtlüftungsanlage für die Klassenräume. Der Anstieg des CO2-Pegels in Innenräumen bei dem der Aerosolpegel parallel ansteigt ist also kein neues aber ein vernachlässigtes Thema. – Ulrich Soller

 

Ich kann Ihnen nur zustimmen. Die Politik hat viel zu lange geschlafen. Spätestens mit Beginn der zweiten Welle im November letzten Jahres hätten die notwendigen Maßnahmen begonnen werden müssen, um Schulen und Kitas sicher zu machen. Aber Kinder und Schüler haben keine Lobby bei Politikern und Regierungen, sie zahlen keine Steuern, kosten stattdessen Kinder- und Elterngeld, und sind auch keine entscheidenden Wirtschaftstreiber; und sie können (dürfen) nicht wählen. Warum also sollte man sich um ihre Sicherheit kümmern?

Die jetzt in Baden-Württemberg zur Verfügung gestellten 60 Millionen Euro für Luftfilter kommen zu spät und sind auch nur ein Tropfen auf den inzwischen viel zu heißen Stein. Sie entlarven entsprechende Bekenntnisse zum Schutz von Schülerinnen und Schülern als reine Lippenbekenntnisse. Hingegen waren milliardenschwere Unterstützungen von z. B. Luftfahrt- und Reiseunternehmen nie in Frage gestellt. – Ulrich Hungar

 


 

 

Leserbriefe zu „Er will Pipelines in die Luft jagen“. Gespräch mit Andreas Malm geführt von Maximilian Probst

 

Na wenn’s denn Spass macht,dann soll er sie in die Luft jagen. Dann beziehen die Nutzer ihr Gas oder Öl wo anders her. Keiner wird sich den Arsch abfrieren oder Kalte Küche machen. Sinnloser Aktionismus. – Hans-Emil Schuster

 

Liebe ZEIT, ich hab Dich nun schon bald fünfzig Jahre abonniert, aber sowas ist mir noch nicht untergekommen. In dem Artikel „Er will Pipelines in die Luft jagen“ (1.7. Nr 27, S. 35) wird doch tatsächlich einem als Wissenschaftler verkleideten Terroristen eine ganze Seite gewidmet, auf der er erklären kann, warum Gewalt die Lösung für die Klimaprobleme ist. Von der Wahnidee ausgehend, dass alles was ihm nicht passt, strukturelle Gewalt ist (z.B. fossile Energienutzung -meine Ölheizung in meinem Haus !!) meint er Gegengewalt ausüben zu dürfen – alles natürlich nur Gewalt gegen Sachen, das alte verlogene Pseudoargument der Terroristen (Sachen scheinen ja niemanden zu gehören, bei ihrer Zerstörung werden angeblich auch nie Menschen geschädigt usw).

Schon das Abwiegeln ist bezeichnend: ein Risiko bleibt auch bei Gewalt gegen Sachen -und man kann es halt für den guten Zweck eingehen. Bald werden die Menschen aufgeschlossen sein, Pipelines in die Luft zu jagen. Gut ist auch als Vorbild: das Stürmen und Anzünden einer Polizeiwache, oder das Liquidieren (höre ich da Stalin heraus ?) d e s fossilen Kapitals ! Das sind ja keine Menschen, das sind Charaktermasken, das glaubte schon die RAF !

Fragen wir mal anders: würdest Du, liebe ZEIT, auch einen identitär argumentierenden Vertreter solchen gefährlichen Quatsch (Terror zur Erhaltung der Volks-Identität ganz ok) erzählen lassen ? Und dann nur ein bisschen zahm und pseudokritisch fragen, ob er das denn wirklich so meint ? Ja, ich halte die Veröffentlichung dieses Interviews für einen Skandal -und nicht für ein Zeichen von Offenheit oder Pressefreiheit oder sonstwas. Das ist Volkverhetzung, abgedruckt im Blatt der Intellektuellen. Sag mir bitte, Du liebe ZEIT, was sollte mich davon abhalten, Dich wegen Volksverhetzung anzuzeigen ? – Horst Fix

 

Nein, so geht es nicht! Klimaaktivisten als Brandstifter? Sie wären für mich Kriminelle, nichts anderes. – Regina Stock

 

Ich finde es unerhört und nachgerade unverantwortlich, einem gewaltbereiten Klima-Aktivisten in der ZEIT eine Plattform zu geben, seine extremistischen Ideen von der Verhinderung des Weltuntergangs zu verbreiten. Mit dem Argument der praktisch unabwendbaren, menschenverursachten Apokalypse kann man jedweden demokratischen Prozess aushebeln. Auch der Aufruf zur Gewalt gegen Sachen ist rechtswidrig! Und zur Gewalt gegen Menschen, z. B. den nun für die Klimaveränderung verantwortlichen Chefs der Mineralölgesellschaften, ist es nur ein kleiner Schritt. Die ZEIT begibt sich hier auf dünnes Eis. Ich bitte Sie eindringlich, von derlei Veröffentlichungen in Zukunft Abstand zu nehmen. – Peter Breuninger

 

Aha – Herr Malm will Pipelines in die Luft jagen, um das Klima zu retten. Gewalt gegen Sachen – mit diesem Motto ging es bei der RAF auch los ‐ das Ende ist bekannt. Dieser Herr Malm ist ein Hochschullehrer – eigenartig, dass er junge Menschen unterrichten darf mit einem Gewaltaufruf in der Tasche. Ich zweifle bei solchen Fanatikern immer, ob es ihnen wirklich nur ums Klima geht, oder nicht doch eher um Bekanntheit (Riesenfoto) und schließlich um Macht (Die sollen ruhig mal ein bisschen Angst vor mir haben!). Immer wenn Klimaschützer, Tierschützer und sonstige angstverbreitende NGOs militant werden, haben sie meine Sympathie restlos verloren. – Ragnar Reuland

 

Da Herr Malm in 20 Jahren 63 Jahre alt ist, kann dann folgendes passieren: Nachts bekommt er einen schweren Schlaganfall – seine Frau will den Rettungsdienst per Handy oder Telefon alarmieren. Dummerweise ist seit abends 19 Uhr der Strom ausgefallen. Gegen Dunkelflaute kann man ja nicht machen; es sei denn, man hat einige Milliarden kWh Wasserstoff und die nötigen Brennstoffzellen verfügbar. Selbst wenn das Handy morgens wieder funktionierte, so scheitert der Rettungswagentransport ins 10 km entfernte Krankenhaus daran, dass ab 19 Uhr dessen Batterien nicht aufgeladen werden konnten: Das Ende ist nahe!

Vielleicht sollte Herr Malm über die schrittweise Umgestaltung aller bisher mit fossiler Energie betriebenen Systeme nachdenken und auch, wie man das weltweite Bevölkerungswachstum um weitere 28 % bis auf bald 10 Milliarden Menschen stoppen kann: DAS lohnte einen Einsatz als „Human­wissenschaftler“! Alles andere ist leider dummer und blinder Aktionismus. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbriefe zu „Der schlimmste Feind ist die Vergeblichkeit“ von Peter Dausend und Lea Frehse

 

Im zwanzigjährigen Krieg in Afghanistan kamen seitens der Bundeswehr, bedauerlicherweise 59 Menschen zu Tode. Leider wird auch nie berichtet, wie hoch die Anzahl der getöteten oder verletzten zivilen Opfer in Folge der Kampfhandlungen der Bundeswehr, in Afghanistan war. – Helmut Melber

 

Zwanzig Jahre militärischer Afghanistaneinsatz, der insgesamt Hunderte Soldatenleben und Milliarden Dollars gekostet hat – und die ZEIT Analyse dazu besteht – wie so häufig – im Wesentlichen aus gefühlt schon zigmal erzählten Reportergeschichtchen über einzelne Betroffene und den aktuellen Abzugsaktivitäten der Bundeswehr. Das ist für den interessierten ZEIT-Leser zu wenig! Wo ist der übergeordnete, geschichtliche Zusammenhang, wo die vereinbarte Aufgabenverteilung der ca. 40 (!) am Einsatz beteiligten Länder, wo die politischen Alternativen zu dem jetzt beschlossenen Abzug aller Truppen? Und wo ist die Frage, was man aus derartigen Einsätzen gelernt hat, außer dass die Bundeswehr nun den „echten Kriegseinsatz“ erfahren hat? Ich wünsche mir wieder mehr analytische und sachliche Tiefe und weniger oberflächliche, subjektive Berichterstattung. – Peter Breuninger

 

Meine Anerkennung gilt den Soldatinnen und Soldaten, die in Afghanistan im Einsatz waren. Sie haben ihren Job gemacht und dafür gilt ihnen persönlich mein Dank! Die deutsche Politik hat allein zu verantworten, dass der Einsatz ein totaler Fehlschlag war, die Soldaten dort verheizt wurden. Eine Teilnahme an George W. Bushs „Krieg gegen den Terror“ war ein Einsatz – am Beginn ohne Ausbildung – am Beginn ohne Ausrüstung – nie mit realistischen und erreichbaren Einsatzzielen – nie ohne einen Plan des „Exit“ – also eines Abzuges nach Erreichen eines Ziels Deutsche Politiker, insbesondere die Herren Schröder und Fischer, haben sich nach der Absage einer Teilnahme am Irak-Krieg zu schnell und zu leichtfertig in den Krieg in Afghanistan reinziehen lassen. Dieser war von Beginn an aussichtslos.

Um sich dessen zu vergewissern hätte man vorhandenes Fachwissen bei deutschen Einsatzkräften in Afghanistan (ehemaligen DDR-Kommandokräften) nutzen können – hat man aber nicht. Die afghanische Stammesgesellschaft braucht keine Zentralregierung und hat weder Kenntnis von noch Interesse an Demokratie, für die Stammesfürsten steht die Versorgung ihres Stammes im Mittelpunkt. Deshalb können sie auch mit unserem Begriff der Korruption nichts anfangen. Die war nur für die afghanische „Elite“ in Kabul und die Warlords der Grund ihres Handelns, sie gewannen aber nie nennenswerten Einfluss auf die Macht im Land. Nur die militärische Macht der Koalition hat in einigen Landstrichen Afghanistans eine geringe Kontrolle bewirkt.

Aber wofür sollte diese partielle Kontrolle dienen? Diese Frage wurde 20 Jahre lang nicht beantwortet. Al-Kaida und die Taliban wurden nicht besiegt, nur verdrängt, Brunnen bohren und Mädchenschule sind keine Argumente. Damit haben in den 80er Jahren schon die Sowjets ihre Erfahrungen gemacht. Auch ihr Einsatz mit hunderttausenden Soldaten war ein Desaster und hat die Sowjetunion in den Bankrott geführt. Die Folgen davon sind bis heute zu spüren. Nach 40 Jahren Afghanistan-Krieg bleiben ca. zwei Millionen Opfer, eine zerrissene afghanische Bevölkerung, die Zerstörung von Infrastruktur, unzählige nicht erfüllte Versprechen und eine Destabilisierung im Nahen und Mittleren Osten zu beklagen. Ohne Frage werden in Kürze die Taliban die Macht übernehmen. Und sie werden das Land so formen, wie sie es wollen. Vielleicht werden sie einmal vom Volk entmachtet, aber danach sieht es wohl auf längere Zeit nicht aus. – Gerhard Lehmann

 

Zum dankenswert eingehenden Bericht über den Abzug aus Afghanistan (Ausgabe No. 27 v. 1.7.2021, S. 2f: Peter Dausend, Lea Frese u. Talib Sha Amiri „Der schlimmste Feind ist die Vergeblichkeit“) der nachfolgende Leserbrief: Was bleibt? Diese Frage bezieht sich nun nicht nur auf RESOLUTE SUPPORT, sondern ebenso auf UNOSOM II. Beide Missionen bilden eine verblüffende Parabel, die mehr als 25 Einsatzjahre überspannt und verklammert: Auch UNOSOM II musste hastig abgebrochen werden, weil ein weiterer Aufenthalt brandgefährlich geworden wäre. Was nebenbei zeigt: Wenn Deutschland sich seitdem im Kampf bewährt hat, wenn es, wie es einmal hieß „das Töten gelernt“ hat, dann in einer Trittbrettfahrer-Position.

Schon bei UNOSOM II gab es auch den ersten für uns bekannten „collateral damage“, jenen jungen Somali Abdullahi Farah Mohamed, den Wachen des Feldlagers in Belet Uen vor Tagesanbruch des 21.1.1994 erschossen hatten. Und wie etwa im Falle der jungen afghanischen Mutter Bibi Khanum, die am 28.8.2008 versehentlich mit zweien ihrer Kinder an einem Streckenposten bei Kundus getötet worden war, hatte die Bundeswehr für den menschlichen Verlust das traditionelle „Blutgeld“ verhandelt und gezahlt – und musste dies im weiteren Einsatz noch vielfach wiederholen, mit einer sehr speziellen, kaum altruistisch oder empathisch zu nennenden Professionalisierung in Ethnologie. Ja, wenn man sich anstrengt, dann wird man auch positive Einzelfolgen der Einsätze finden können. Viele aber davon verblassen extrem schnell oder sind lange verblichen.

Eigentlich erinnern die Missionen in der Rückschau erschreckend an die selbstgerechten militärischen Strafexpeditionen des Neunzehnten und des beginnenden Zwanzigsten Jahrhunderts, konkret auch an die Rede des letzten deutschen Kaisers am 27.7.1900, als er das in Bremerhaven das deutsche Einsatzkorps zum Niederschlagen des Boxeraufstands nach China verabschiedete. An diese Rede, die uns Deutschen den nicht mehr weg zu waschenden Nom de guerre „die Hunnen“ eingetragen hat – aufgefrischt am 4.9.2009 an einer Kundus-Furt. Als Lektion zumindest der letzten 25 Jahre sollten wir das Grundgesetz wieder beim Wort nehmen und uns – und unsere NATO-Beihilfe – auf Verteidigung gegen gegenwärtige militärische Angriffe beschränken. Und sollte diese Verteidigung 2% des Bruttoinlandsprodukts kosten, dann sollten wir das beisteuern. Aber eben nur mit diesem Nachweis. – Dr. jur. Karl Ulrich Voss

 

Der Kampf unserer Soldatinnen und Soldaten war es wert! Ich danke Allen. Der Einsatz war nicht vergebens, denn diese haben unsere Freiheit verteidigt. Ich sehe schwere Zeiten auf Afghanistan zukommen. Gott beschütze die Menschen dort vor den Taliban. Zu gewinnen war der Krieg aber nicht. – Martin Fehringer

 

Nicht ganz vergeblich war der Einsatz, wenn es geling, daraus die richtigen Lehren zu ziehen, um Afghanistan eine gute Zukunft zu ermöglichen. Ein wichtiges Thema ist dabei die Demographie. Dazu ein Beispiel, das die aktuelle Situation charakterisiert: Einer der erwähnten Afghanen namens Hamidullah äussert einen Wunsch: «eine Schule für die Kinder. Sein 15. ist gerade geboren. Es soll nicht Analphabet bleiben wie Hamidullah selbst.» Zu diesem Beispiel als Ergänzung folgende Zahlen: Afghanistan hat 40 Millionen Einwohnern. Die Geburtenrate ging im Zeitraum von 1975 bis 2015 von 7.45 auf 5.26 zurück (UN-Zahlen). Das ergibt eine Abnahme um 30%.

Zum Vergleich ein Zitat aus Wikipedia zur Situation im ebenfalls muslimischen Staat Bangladesch: «Durch Selbsthilfeinitiativen der Bevölkerung, die von Entwicklungshilfeorganisationen unterstütz wurden, konnte die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer zwischen 1979 um 1999 von 7.0 auf 3.3 Kinder pro Frau gesenkt werden.» Aktuell beträgt die dortige Geburtenrate 2.2. Dies ergibt eine weit höhere Abnahme als die 30% in Afghanistan nämlich eine Abnahme um 68%.

Aber wie weit lässt sich das gebirgige Afghanistan mit dem flachen Bangladesch vergleichen? Für Afghanistan gilt: «Die grosse Mehrheit der Afghanen sind Bauern und Taglöhner, wie Hamidullah.» Für Bangladesch gilt Ähnliches: Dort arbeiten noch immer 42.7 % aller Erwerbstätigen im Agrarbereich. Dies zeigt: In Bangladesch war die Senkung der Geburtenrate (ebenso wie etwa in Südkorea) zunächst nicht die Folge der wirtschaftlichen Entwicklung sonder sie war die Folge bewusster Anstrengungen. Auch in Afghanistan wäre ähnliches nötig. Wie das Beispiel Bangladesch zeigt, müsste dies machbar sein, nicht nur als Folge sondern auch als Voraussetzung wirtschaftlicher Entwicklung.

Der Krieg in Afghanistan war diesbezüglich kontraproduktiv. Denn er wirkte als Arbeitsbeschaffer und verdeckte daher die Notwendigkeit, die Geburtenrate zu senken. Die hohe Bevölkerungsdichte in Bangladesch hingegen war vermutlich hilfreich, den Druck aufzubauen, der nötig ist verantwortungsvolle Elternschaft zu fördern. Auch in Afghanistan ist ein vergleichbarer Druck nötig, etwa durch Sichtbarmachen der Folgen eines weiteren überhöhen Bevölkerungswachstums. Es muss sichtbar gemacht werden, dass demographischer Fortschritt – wozu auch Förderung der Emanzipation nötig ist – unabdingbar für eine gute Zukunft ist. Daraus ergibt sich eine schwierige Aufgabe – auch für die Weltgesellschaft -, die aber angegangen werden muss. – Dr. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir erlauben nicht, zu vergessen“ von Gitanas Nausėda

 

Die alte Frage: Knüpft man den Beginn eines Prozesses der Öffnung an Bedingungen oder fängt man offen an. Bedingungen können die Hürden so hoch legen, dass diese Prozess erst gar nicht beginnt und mögliche Chancen ungenutzt verstreichen. Ist ein offener Anfang von Naivität oder von partikularen Interessen getragen, besteht die Gefahr, überrollt zu werden. Es ist nur zu verständlich, wenn Gitanas Nausėda als Präsident von Litauen den ehemaligen Aggressoren misstraut, umso mehr, als Russland unbeirrt an dieser Rolle festhält.

Das Misstrauen würde auch gerechtfertigt sein, wenn zu befürchten wäre, dass sich die „Großen“ wieder gegen die „Kleinen“ verbünden und Europa in Gefahr bringen. Die europäische Einheit muss der stabile Rahmen für ein Öffnungsprojekt sein. Wir wissen, dass mit Angela Merkel Deutschland fest in der EU verankert ist. Für mögliche Folgeregierungen wissen wir nur, dass die Grünen fest zu Europa stehen. – Reinhard Koine

 

Das was der Herr Präsident aus Litauischer Sicht schildert, ist dem Litauischen Präsidenten sein Problem, nicht das Deutsche! Die Forderungen die Russland erst erfüllen muss, damit ein Dialog fortgeführt werden kann sind nicht ohne. Davon kann der Herr Präsident noch lange träumen. Er sollte dabei nicht vergessen, dass Russland immer noch eine Großmacht ist. Auf den Papiertiger EU und auf das geschäftstüchtige Amerika first kann er sich ja verlassen.

Wir haben zweimal mit Russland Krieg geführt. Beim 1. Weltkrieg haben wir Russland den Krieg erklärt. Beim 2.Weltkrieg haben wir ohne Kriegserklärung Russland überfallen. Es waren immer wir, nicht Russland! Bismark seine Devise war: „Der Draht nach Russland darf nicht abreißen“. Unser Problem ist, beim 2.Weltkrieg kamen 20 Millionen Russen ums Leben. Es gab den Befehl „der verbrannten Erde“ und viele Morde. Es ist eine Unverfrorenheit wenn wir bei unserer Vergangenheit Russland den moralischen Finger zeigen. – Friedrich Küspert

 

Wie dankbar bin ich Ihnen, die Putin’schen Absichten und Aktionen in der klaren Einschätzung des litauischen Präsidenten in Ihrem Blatt lesen zu können — nach den vorherigen (immer noch KGB-geprägten) Darstellungen des Pandämons selbst in der Vorwoche. RasPutin hat seine ‚psychologische Kriegsführung‘ nie verlassen, nur des längeren um die ‚physische‘ ergänzt. Seine Denke ist unseren politischen Köpfen offenbar wesensfremd, was diese Köpfe moralisch zwar ehrt, aber dieses planende Ungeheuer umso gefährlicher macht. Macht ist, was er einzig kalkuliert.

‚Trockenfallenlassen‘ inklusive ‚Stopp von Nordstream 2‘ ist der kurze Weg zur Re-Etablierung der Werte des 21. Jahrhunderts mit solchem verirrten Geist. Und dass er dadurch in die Arme Xi Jing Pings getrieben würde, sollten wir nicht als Befürchtung sondern als Hoffnung erleben; denn solche Dualität würde die zu rettende Welt gleich in zwei zentralen Übeln mindern: beider Denken würde beide binnen zwei Jahren in eine vehemente Rivalität mit gegenseitig übertrumpfender Fallenstellerei treiben, während wir die Welt retten könnten.

Wohl ahnend, dass Sie die — ich glaube: erneut — angehängten ‚Rattenscheich‘-Zeilen nicht abdrucken werden, glaube ich, sie Ihnen (und mir, der mal die Denke psychologischer Kriegsführung — bei uns hieß das ‚ps. Verteidigung‘ und jetzt ‚Operative Information‘ — von innen her kennengelernt und mitgeformt hat) schuldig zu sein.

Der Rattenscheich aus dem Schattenreich, der Pandämon Ras Putin hält eine schmutzige Hand über Lukarschenkos Wahlbetrug, Folterung aller Nichtvasallen und Terrorisierung internationaler Übereinkünfte. Die andere hält er auf für Nord-Stream-2-Gelder zum Vergolden seines Palastes, zur Segnung der Nawalni-Folterer und für das Signal zum Abschlachten in der Ostukraine, während wir mit servilem Fleiß das gegen die Ukraine, die westliche Politik und alle Nachhaltigkeitsvernunft begonnene Röhrenprojekt zuende bringen — zu spät um diese Summe von Fehlern jetzt einzuräumen! Ist die Dekade dekadent? Ist der Kontinent inkontinent?! Statt zum Attentat auf diesen Putintaten sind wir unterwegs in sein Schattenreich. – Rolf Mohr

 

Sie sollten in jedem Fall Herr Putin ein Exemplar schicken, damit er auch zur Kenntnis nimmt, wie seine Nachbarn die Situation und seine imperialistische Politik bewerten. Verändern wird man nichts, der Geheimdienstler lebt weiterhin in den Zeiten des kalten Krieges und ihm ist jedes Mittel recht, die geostrategische ‚ Katastrophe‘ zu korrigieren. – W. Scheer

 

Die Entgegnung des litauischen Präsidenten auf den eine Woche zuvor in der ZEIT veröffentlichten Artikel des russischen Präsidenten ist geprägt von Hass und Rachegefühlen gegenüber Russland. Die baltischen Staaten haben, wie viele andere auch, sicher sehr gelitten unter der Sowjetunion der Stalin-Ära. Was hat das mit Russland von heute zu tun? Wie viel Staaten, insbesondere Russ­land, haben unter den Verbrechen von Nazi-Deutschland gelitten? Was ist schlimmer, die Unterwerfung anderer Staaten und Völker oder als Kriegsziel deren totale Vernichtung?

An unseren Beziehungen zu Russland stört mich schon seit langem, dass mit zweierlei Maß ge­messen wird. Was wäre eigentlich, wenn Russland Reparationsforderungen an Deutschland rich­ten würde wie die befreundeten EU- und Nato-Staaten Griechenland und Polen? Die einen fordern 309 Milliarden € von uns, die anderen 840 Milliarden €. Aber Putin hat uns ja die Krim geklaut. Das wiegt natürlich viel schwerer. Die Krim gehörte seit 1783 zum russischen Zarenreich. 1954 hat Nikita Chruschtschow, selbst Ukrainer und politischer Führer der Sowjetunion von 1954 bis 1964, die Krim der Sowjetrepublik Ukraine angegliedert.

Die Sowjet­union wurde im Dezember 1991 aufgelöst und der Warschauer Pakt im gleichen Jahr. 1994 verlie­ßen die letzten russischen Truppen das Territorium der ehem. DDR. Es wurde Russland zugesi­chert, dass sich die Nato über dieses Territorium hinaus nicht weiter nach Osten ausdehnt. Russ­land wurde belogen und betrogen. Bereits im Juli 1997 wurde auf einem Nato-Gipfel Polen, Un­garn und Tschechien der Nato-Beitritt angeboten. Mit der Ukraine wurde eine „besondere Partner­schaft“ vereinbart! Auf dem Nato-Gipfel im November 2002 wurde Bulgarien, Rumänien, der Slo­wakei, Slowenien, Estland, Lettland und Litauen die Nato-Mitgliedschaft angeboten.

Nach dem Volksaufstand auf dem Kiewer Maidan im Februar 2014, bei dem der CIA beteiligt war, bestand kein Zweifel mehr, dass EU und Nato auch nach der Ukraine greifen würden. Im März 2014 kam es zur „Annexion“ der Krim durch Russland. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Bevölke­rung der Krim zu 60% aus Russen und 25% Ukrainer. Hätte Russland die Krim nicht annektiert, würden heute amerikanische Atomraketen dort stehen und die Nato hätte die russische Schwarzmeerflotte unter völliger Kontrolle. Nato-Bataillone stün­den nicht nur in Polen und im Baltikum, sondern auch in der Ostukraine und auf der Krim.

1962 hätten die USA unter Kennedy den 3. Weltkrieg riskiert, weil die Sowjetunion Atomraketen auf Kuba stationiert hatte. Der Westen hätte aber kein Problem damit, seine Militärmacht unmittel­bar an der Grenze zur Russischen Föderation zu etablieren. Im Osten der Ukraine, dem sog. Don­bass, leben über 8 Mill. Russen. Die wollen nicht in die EU und erst recht nicht in die Nato. Russland wird die Krim niemals wieder an die Ukraine zurückgeben, egal wer russischer Präsident ist und Putin wird unter den Bedingungen des Westens auch nicht seine schützende Hand von den Russen in der Ostukraine nehmen, wohl wissend was die ukrainischen Milizen mit den Aufständi­schen machen würden.

Russland kann nicht akzeptieren und wird nicht akzeptieren, dass die Uk­raine Mitglied der Nato wird. Wer das nicht einsieht, ist ein Kriegstreiber und potentiell gefährlich. Es gibt diese Politi­ker zumindest in allen 3 baltischen Staaten und in Polen und die finden in Deutschland viel Gehör. Der Westen hat alle roten Linien über­schritten und schreit jetzt „Zetermordio“, weil ihm deutlich gemacht wurde: „Bis hierhin und nicht weiter“. Mir passt vieles nicht an Russland und Putin. Aber ich fürchte mich nicht vor dem russischen Präsi­denten, wohl aber vor Politikern wie Gitanas Nauseda. – Franz Scheuer

 


 

 

Leserbriefe zu „Läuft doch“ von Anna Mayr

 

Es läuft leider nicht, wenn man die Politiklandschaft in Deutschland beobachtet. Die unverhandelbare Demokratie hat doch längst Risse bekommen. Die Hand von Frau Merkel kann schnell zur Faust werden, wenn ihr was nicht passt. Auch wenn es gegen die Bürger laufen soll. Der Eindruck liegt nahe, daß sie zum Schluss noch Mal richtig die Sau rauslassen möchte. Sie kann sich das alles leisten. Ihre Reputation in der Welt kann nicht besser sein. Auch wenn es bei einigen Staatschefs nur vorgetäuscht ist. Die Wahrheit ist; Deutschland liegt politisch am Boden. – Gunter Knauer

 

Da die FDP fast nur die Reichen und ganz Reichen mit ihren Interessen vertritt, sind die gegenwärtigen 10% – 13% viel zu hoch. 4,9% würden völlig ausreichen. Die Besserwisser der FDP sind aus meiner Sicht gleichzeitig meist Besserwessis. Christian Lindner ist sehr gern und viel zu oft in Talkshows (und meistens übrig). Manchmal sieht man auch Wolfgang Kubicki. Aber sonst?? Wo ist der Generalsekretär? Was tut die FDP für gleiche Gehälter, gleiche Arbeitszeit, gleiche Renten im Osten? Wo sind denn die DAX-Unternehmen im Osten? Wie wenig Prozent oder sind es nur Promille der gehobenen Positionen werden von Ostdeutschen besetzt? Der Abstand zwischen arm und reich wird in der BRD immer größer. Wer leidet darunter am meisten? Was macht die FDP – Ziel: Steuern senken für die Reichen und ganz Reichen!? – Klaus Rozinat

 

Anna Mayr wirft einen holistischen Blick auf den FDP: Neben dem sonst alles überstrahlenden Zentrum Christian Lindner macht sie noch andere Politiker wie Johannes Vogel aus, die den FDP-Kosmos derzeit thematisch positiv aufladen. Und da ist auch noch Thomas Kemmerich, der wie ein freies Radikal agiert und für eine Art oxidativen Stress in der Partei sorgt. So leidet die FDP just in dem Moment unter einer alten Wunde, wo sie vital und erfolgreich an ihrer Anschlussfähigkeit arbeitet. Nichts hilft: Weder Umarmung, noch Appelle an die Einsicht, noch ignorieren.

Ausschluss verbietet sich. Thomas Kemmerich ist unverwundbar, da er jederzeit ohne eigenen Schaden Christian Lindner verletzten kann, indem er mit der „Wahrheit über Thüringen“ die glättenden Legenden zerstört. Zur Unzeit würde Christian Lindner in einer Rechtfertigungsrolle gefangen sein, wie derzeit auch Annalena Baerbock. Und Armin Laschet marschiert mit blütenweißer CDU-Weste und blumigen Sprechblasen dem Erfolg entgegen? Das kann es doch nicht sein! Es ist durchaus wichtig, dass die FDP weiter und die Grünen wieder inhaltlich Zugkraft entwickeln. – Reinhard Koine

 

Es läuft leider nicht, wenn man die Politiklandschaft in Deutschland beobachtet. Die unverhandelbare Demokratie hat doch längst Risse bekommen. Die Hand von Frau Merkel kann schnell zur Faust werden, wenn ihr was nicht passt. Auch wenn es gegen die Bürger laufen soll. Der Eindruck liegt nahe, daß sie zum Schluss noch Mal richtig die Sau rauslassen möchte. Sie kann sich das alles leisten. Ihre Reputation in der Welt kann nicht besser sein. Auch wenn es bei einigen Staatschefs nur vorgetäuscht ist. Die Wahrheit ist; Deutschland liegt politisch am Boden. – Gunter Knauer

 

Da die FDP fast nur die Reichen und ganz Reichen mit ihren Interessen vertritt, sind die gegenwärtigen 10% – 13% viel zu hoch. 4,9% würden völlig ausreichen. Die Besserwisser der FDP sind aus meiner Sicht gleichzeitig meist Besserwessis. Christian Lindner ist sehr gern und viel zu oft in Talkshows (und meistens übrig). Manchmal sieht man auch Wolfgang Kubicki. Aber sonst?? Wo ist der Generalsekretär?

Was tut die FDP für gleiche Gehälter, gleiche Arbeitszeit, gleiche Renten im Osten? Wo sind denn die DAX-Unternehmen im Osten? Wie wenig Prozent oder sind es nur Promille der gehobenen Positionen werden von Ostdeutschen besetzt? Der Abstand zwischen arm und reich wird in der BRD immer größer. Wer leidet darunter am meisten? Was macht die FDP – Ziel: Steuern senken für die Reichen und ganz Reichen!? – Klaus Rozinat

 


 

 

Leserbriefe zu „Solisten ohne Dirigent“ von Oliver Fritsch

 

Mit Ihrer absolut zutreffenden Bemerkung zum Leistungsabfall von Spielern in der Nationalelf stehen Sie erstaunlicher Weise im deutschen Sportjournalismus ziemlich allein; Löw ist letztlich auch daran gescheitert. Kroos z. B. ist wie viele „große“ Spieler ohne spezifische Helfer nicht vorstellbar – beim Radrennen nennt man sie Wasserträger oder Domestiken, bei Mittelfeld- spielern neuerdings gern Staubsauger oder Rasenmäher: Beckenbauer hatte seinen Schwarzenbeck, Netzer seinen Wimmer, und Kroos hat bei Real Madrid Casemiro oder Marcelo (und auch Modrić muss des öfteren seine Defizite ausgleichen).

In der Nationalmannschaft gab es einen solchen eingespielten Helfer jedoch nicht – ein Grund dafür, dass die linke Seite des Teams anfällig und für den Trainer ein ständiges Experimentierfeld war. Dasselbe gilt mutatis mutandis für Müller, dem sich die Räume, die er angeblich „deutet“, erst durch die Münchener Sturmspitzen, insbesondere durch Lewandowski, öffnen. Einen solchen Partner hat er jedoch in der Nationalmannschaft nicht. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Wenn und aber, hätte und…, hat aber nicht, „Jogis Buben“ haben gegen UK mit 0:2 gepatzt; und 1, 2, 3, ist alles vorbei, der EU-Traum ist vorzeitig geplatzt. Schluss, aus und vorbei, das Spiel ist aus, Jogi verlässt den Platz! Jogi geht und Hansi kommt, was dann wohl, außer Hansi, noch so Überraschendes auf uns zukommt und zukommen mag, das werden wir sehen, das lassen wir auf uns zukommen. Fußball ist nicht mehr die schönste Nebensache der Welt, schöne Nebensachen gibt es nicht mehr; es gibt nur noch eine Hauptsache, und das sind unsere geliebten Coronmaßnahmen, die unsere Volksvertreter ständig für uns anpassen, um uns gut bei Laune zu halten. – Klaus P. Jaworek

 

Löws Rücktritt nach der WM 2014 wäre optimal gewesen, 2018 war sein Rücktritt im Wesentlichen unabdingbar. Fehlende Fachkenntnis der amtlichen Entscheidungsträger und/oder fehlende Trainer-Alternativen dürften seinerzeit den inzwischen realisierten Zeit- und Entwicklungsverlust für den deutschen Fußball generiert haben. Denn das fehlende Spielerpotential sehe ich nach wie vor nicht als den Hauptgrund des eklatant sportlichen Versagens an. Was in den letzten Jahren der „Löw-Regierung“ nicht vermittelt werden konnte, waren der Anspruch und Mut einer stolzen und erfolgreichen Fußballnation; Mängel wurden verwaltet, vorhandene Ressourcen hingegen nicht konsequent und überzeugend wahrgenommen.

Und, was soll es denn bitte dem deutschen Fußball und uns abermals enttäuschten Fans bringen, dass Löw nun Verantwortung für das unterdurchschnittliche Abschneiden übernommen hat? Ändert diese erlesene, allzu gern verwendete Phrase von „Verantwortungsübernahme“ irgendetwas an dem Dilemma die schönste Nebensache der Welt betreffend, zahlt der Bundes-Jogi einen Teil seines Trainergehaltes zurück, etwa, damit es der DFB zukünftig besser in den fußballerischen Nachwuchs investieren kann? – Matthias Bartsch

 

Viele ahnten es. Die Deutsche Elf durfte vorzeitig die Heimreise antreten. Eine nachvollziehbare Begründung dazu liefert Oliver Fritsch in seinem schonungslosen Beitrag. Vielen Dank. Andere Nationen haben halt eine ‚richtige‘ Mannschaft auf dem Platz. Aber so wichtig, wie diese EM in den Medien dargestellt und aufbereitet wird, ist sie gar nicht. Trotzdem ticken Zuschauende in den Stadien aus und scheinen längst vergessen zu haben, dass es noch Corona gibt.

Dass in Wembley bei Inzidenzien >200 (!) 60.000 Menschen ins Stadion dürfen, haben allerdings UEFA und Britische Regierung zu vertreten. Viele Rückkehrer tragen die Variante D der Corona-Viren bereits in die Welt hinaus. Das diese EM noch vielen Menschen das Leben kosten wird, hat im Jubeltaumel über tolle Spielzüge und Tore kaum jemand auf dem Schirm. Ist es das wirklich wert? – Achim Bothmann

 


 

 

Leserbriefe zu „In der EU eskaliert der Streit mit Ungarn. Welches Europa will Viktor Orbán?“ von Matthias Krupa

 

Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht im Verdacht stehe, irgendwelche Sympathien für Rechtspopulisten wie Orban zu hegen. Mit welcher Selbstverständlichkeit o. g. Artikel und auch Frau Merkel und Frau von der Leyen das Land Ungarn von der „europäischen Wertegemeinschaft“ ausschließen wollen, weil es sich von der LGBT-Identitätspolitik abgrenzt, befremdet mich gleichwohl außerordentlich! Sind „europäische Werte“ tatsächlich inzwischen verengt auf ein positives Bekenntnis zur LGBT-Bewegung, die, wie in derselben Ausgabe der „Zeit“ zu lesen ist, alles andere als ein einheitliches Anliegen vertritt und schon im Umgang miteinander, geschweige denn bei Widerspruch von außen tolerant und souverän agiert?

Ich kann in einer solchen Umdeutung des Begriffs von „europäischen Werten“, wie er in dem Artikel vorgenommen wird, nur einen eklatanten Mangel an historischem Bewusstsein und einen Missionseifer unter umgekehrten Vorzeichen erkennen. Erinnert sei an Udo di Fabios brillante Analyse „Die Kultur der Freiheit. Der Westen gerät in Gefahr, weil eine falsche Idee der Freiheit die Alltagsvernunft zerstört (München: 2005). Darin führt immerhin ein ehemaliger Verfassungsrichter aus, dass es so lange nicht her ist, dass sich der deutschen Konservativismus gut mit einem traditionellen Rollen- und Familienverständnis des Islam vertragen hätte.

Diese Vereinbarkeit mag erst recht für das gelten, was v. a. katholische und (süd)osteuropäische Mitgliedsstaaten der EU (noch) für „europäische Werte“ halten. Ja, die EU ebenso wie das Grundgesetz verlangen ein gewisses Maß an Loyalität und eine Mindestakzeptanz der öffentlichen Werteordnung und fundamentalen Verfassungsprinzipien, dies hat jedoch nichts zu tun „mit einer Gefolgschaft für den jeweiligen Zeitgeist der Republik“ (ebd., S. 175). Besser als di Fabio kann ich es nicht formulieren! – Marcel Haldenwang

 

Mich stört die Debattenkultur im Umgang mit der Politik des ungarischen Ministerpräsidenten. Immerhin wurde er von der Mehrheit der Ungarn gewählt. Offenbar spielt Demokratie in die Falle keine Rolle. Inzwischen wird gegen ein ungarisches Gesetz polemisiert, dass gegen die europäische Charta der Menschenrechte verstossen soll. Diesem Gesetz werden Attribute zugeschrieben, die entsprechenden Sachargumente bleiben aus. Das ähnelt der Propaganda des Ostblocks gegen Westeuropa. Der Artikel 14 der Charta der Menschenrechte lautet:

„Niemandem darf das Recht auf Bildung verwehrt werden. Der Staat hat bei Ausübung der von ihm auf dem Gebiete der Erziehung und des Unterrichts übernommenen Aufgaben das Recht der Eltern zu achten, die Erziehung und den Unterricht entsprechend ihren eigenen religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen sicherzustellen.“ Der Respekt vor der Demokratie gebietet m. E., es allein dem ungarischen Wähler zu überlassen, ab welchem Alter Kinder und Jugendliche über die sexuelle Orientierung von Minderheiten informiert werden und die Mehrheit der heterosexuellen Familien infrage gestellt wird. – R. Renaux

 

Wie auch immer im Detail die Beziehungen zwischen den Organen der EU und den Einzelstaaten geregelt oder in Zukunft noch zu regeln sind: Klar sollte doch wohl sein, dass in die EU nur Staaten gehören, die funktionierende Demokratien sind, die Menschenrechte achten und Minderheiten nicht zu Sündenböcken machen. All das trifft auf Ungarn – und auch auf Polen – nicht mehr zu (vgl. u. a. https://www.europaimunterricht.de/rechtsstaatlichkeit-und-demokratie-in-europa/ungarn-demokratie-pressefreiheit-1/).

Leider hat es die EU versäumt, rechtzeitig wirksame Mechanismen zu schaffen, um Staaten, die die Anforderungen nicht mehr erfüllen, von Entscheidungen in der EU auszuschließen und – sofern sie von der EU Geld erhalten – vom Geldfluss abzuschneiden, bis sie die Anforderungen wieder erfüllen. Ob der EU-Rechtsstaatmechanismus an dieser Hilf- und Tatenlosigkeit etwas ändert, wird sich zeigen. Was Viktor Orbán an Lügen bietet, ist jedenfalls dreist und meines Erachtens den Desinformationskampagnen Wladimir Putins sowie den Behauptungen Donald Trumps durchaus ebenbürtig. – Dr. Ulrich Willmes

 

Jeder Mensch hat seine DNA (dieses ansonsten mittlerweile überstrapazierte Wort passt hier ganz vortrefflich) von einem leiblichen Vater und einer leiblichen Mutter. In diesem Sinne ist das binäre System die Grundlage unserer Existenz und unseres Fortbestehens. Klonen wäre zwar schon möglich, leibliche Kinder außerhalb des binären Systems sind ansonsten allerdings (noch?) nicht realisierbar. Es ist daher nicht ganz abwegig, im binären System etwas Besonderes zu sehen. Vielleicht müsste man es als Naturerbe unter den Schutz der UNESCO stellen…Es ist ein großes und vielleicht auch oft gewolltes Missverständnis, dass die Einstufung des binären Systems als etwas Besonderes dagegen spräche, jedem Menschen seine eigene sexuelle Identität und seine eigene sexuelle Orientierung zu gönnen. Das eine hat mit dem anderen nicht allzuviel zu tun.

Ob man non-binäre Idenitäten/Orientierungen auf systemischer Ebene als „normal“ bzw. als in allen Aspekten als gleichwertig ansieht, hängt davon ab, welches Gesellschaftsbild einem vorschwebt. Wer darauf setzt, dass die Beziehung zwischen leiblichen Eltern und ihren Kindern etwas Besonderes ist, und wer die daraus resultierenden Beziehungsnetze als gewachsenes Grundgerüst der Gesellschaft einstuft, der wird eine potentiell missverständliche schulische Initiative eher vermeiden wollen. Wer in leiblicher Verwandtschaft nicht Besonderes sieht und und ihre Relevanz für zwischenmenschliche Beziehung für wenig bedeutsam hält, wird dies gelassener sehen.

Viele Eltern reagieren verhalten, wenn ihre Kinder sich als homosexuell outen. Aber das ist nicht unbedingt ein Zeichen der Diskriminierung, sondern zeigt lediglich an, dass sie sich über das Fortbestehen der leiblichen Familienlinie gefreut hätten. Diesen individuellen Wunsch halte ich für ebenso normal wie die individuelle Orientierung homosexueller Menschen. Es wäre schön, wenn beide füreinander Verständnis aufbrächten. Es stünde den Protagonisten der Pluralität jedenfalls gut an, auch bei dieser Diskussion eine Meinungsvielfalt zu ertragen – sie gar zu befürworten, wäre wahrscheinlich eher zu viel verlangt. Da hat die Toleranz dann doch ein Ende. – Dr. Christian Voll

 


 

 

Leserbriefe zu „Was wird aus dem Zauberwort?“ von Xifan Yang

 

Improvisation ist eine kreative Anpassungsleistung an gegebene Umstände. Xifan Yang zeigt, wie systemrelevant Improvisation in China ist. Die kreative Anpassung sichert neben dem eigenen Leben auch das Überleben des Systems. Improvisation ist in repressiven Systemen auch Ausdruck einer eingehegten Freiheit. Einer Freiheit, die ständig ihre Grenzen spürt. Kein Wunder, dass die Herrschenden in China Angst davor haben, ihre Herrschaft zu verlieren, wo doch die systemstützende Improvisation den Keim der Freiheit in sich trägt.

Dieser Keim kann sich zu einer systemstürzenden Kraft entwickeln, allein schon, wenn Wohlstandsversprechen nicht gehalten werden können und Improvisation an ihre Grenzen stößt. Das Kontrollsystem, das als Anreizsystem daherkommt und die Identifikation mit den Unterdrückern fördern soll, ist nur ein neues Improvisationsfeld. Geübt wird der kreative Umgang mit Wahrheit und Ehrlichkeit. Dies bleibt: Die Menschen behalten ihr Gespür für Wahrheit, Freiheit und Würde. – Reinhard Koine

 

China liberated itself from foreign powers in 1949. Whether communism or not, independence from foreign powers was the critical element (similar to Vietnam in 1975). It is not incumbent upon us in the West to judge or moralise over Chinese domestic policy, particularly wrt our own colonial past. The West,s definition of Democracy cannot be – by default – transposed to a country of a completely different historical/cultural past as compared to our own. In China people have food, shelter, healthcare, unlike former colonies like India which constitutes a ,democracy, formally, according to our standards. Is democracy, accoring to the West,s definition, an irreplacable element or, importantly, must we not regognise the Chinese historical past with its own cornucopia of cultural elements with its innate specific human thinking (,chabuduo,)?

The communist regime in China represents a continuation of the Emperors, past, this is a reality we have to manage in the West. The need for ,democracy, is different in different countries. Provision of food, shelter incl healthcare, also contitute liberties, not necessarily the freedom of speech (which we take for granted in the West, rightly so). For how long will the Chinese Communist regime prevail, in a digitalised world filled with fakes and lies, but also enbling communication across countries? – Lars Jönsson

 

Mag sein, dass das Durchwurschteln in der Volksrepublik diejenigen beruhigt, die Angst vor der monolithischen Macht Chinas haben. Für diejenigen, die tatsächlich inhaftiert, gefoltert, Gehirn gewaschen oder umgebracht werden, hilft das Chabuduo nichts. – Victor Chu

 

Dass China z.B. in der zukunftsträchtigen Quantenphysik und künstlichen Intelligenz inzwischen die Nase vorn hat, bezweifelt kein ernstzunehmender Wissenschaftler mehr. Nur teilt es viele unserer Werte nicht und vielleicht bedingt das eine das andere? Wenn Wachstum und Vormachtstellung des Westens unsere Religion bleibt, haben wir wohl verloren. Der Konflikt ist aber zum Wohle aller zu lösen oder einem gefährlichen kalten Krieg vorzubeugen, wenn wir den Wettbewerb der Systeme hintanstellen und – bei aller Unterschiedlichkeit – Formen der konstruktiven Zusammenarbeit finden. Deutschland wäre gut beraten, da den Anfang zu machen, um dann auch den Weg des Umweltschutzes gemeinsam fortzusetzen, denn ohne China geht da global nichts. – Uwe-Carsten Edeler

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Leben zwischen zwei Staaten“ von Carolin Würfel

 

Es ist nahezu unfassbar, wenn die ehemalige ZEIT-Korrespondentin Marlies Menge die Meinung vertritt, „dass der Sozialismus humaner ist als der Kapitalismus“. Hat Frau Menge niemals von Lenin, Stalin, Mao oder Pol Pot gehört? – Rolf Schikorr

 

Wäre es eine Überlegung wert, einige oder mehrere Berichte von Marlies Menge, die in DIE ZEIT veröffentlicht wurden, in einem Buch noch einmal gesammelt zu veröffentlichen ? Nicht um falsche Ossi-Rührungen zu bedienen, mehr die Bemühungen der Menschen „drüben“ ihr Leben ausgefüllt zu gestalten, zu würdigen. Das gehört zu 45 Jahren Ostdeutschland, wie die weitere Aufarbeitung der Stasi-Diktatur. Wer einige Reisen in die ehem. DDR, geschäftlich oder privat gemacht hat, möchte die damals gelesenen Berichte von Marlies Menge gerne noch einmal lesen. – Hartmut Wagener

 

Dies ist mein erster Leserbrief an Sie, dabei lese und schätze ich Ihre Zeitung bereits seit vielen Jahren. Eins allerdings irritiert mich – Jahrgang 1979 und Ostdeutsche – nach vielen Jahren unverändert. Sie bekommen es noch nicht hin, das mit dem Osten. Es wirkt auf mich, als blickten Ihre Redakteure auch nach vielen Jahren der Wiedervereinigung fragend und nach der richtigen Sprache suchend auf diesen Landstrich. In vielen Artikeln ist leichte Irritation und Distanz zum Osten spürbar.

Das ist vielleicht nicht verwunderlich, ich habe lange in Hamburg gelebt und weiß, wie man dort über den Osten spricht. Gar nicht. Er wird als völlig unbedeutend erlebt, so unbedeutend, dass ihm kein Platz in den Gesprächen zukommt. Viele meiner damaligen Kollegen waren nie im Osten (Berlin ausgenommen, das irgendwie außerhalb schwebt und mit dem der Hamburger leicht größenwahnsinnig („schönste Stadt der Welt“) am liebsten in einer Liga spielen will). Meine ostdeutsche Identität, über die Hamburger Ignoranz hab‘ ich sie entdeckt.

Dieser Hintergrund hilft mir manchmal, Artikel wie den über Marlies Menge einzuordnen. Dabei hatte ich noch Hoffnung, als ich sah, dass ihn nicht Christoph Diekmann geschrieben hatte. Es konnte also noch etwas werden. Aber nein, schon der Einstieg zeigt: Hier schreibt wieder jemand, der offenkundig vom Osten keine Ahnung hat, ihn wie ein possierliches Tierchen im Terrarium betrachtet, aber ganz froh ist, nicht zu nahe zu kommen.

„Viele haben auch ein ganz normales Leben geführt.“ Hier beginnt schon das Dilemma, dass Sie glauben, diesen Satz nochmal (dem westdeutschen?) Leser näher erläutern zu müssen. Die Autorin schreibt, dass es verwunderlich sei, solch eine Aussage von einer Westdeutschen zu hören. Denn Frau Menge hatte doch Zugang zu Büchern und Zeitschriften aus dem Westen, lebte in Zehlendorf und aß Mangos und Ananas. Wie kann sie da, die bestens informiert aus dem Westen kam, so einen Satz von sich geben? Es wird impliziert, dass sie es doch hätte besser wissen müssen, und hier liegt das Problem:

Die alte Arroganz, die für alle, die es bis jetzt noch nicht verstanden haben, einsortiert, wie es gewesen zu sein hat, das Leben im Osten. Genauso wie Frau Menge sich weigerte, dem Narrativ vom unterdrückten falschen Leben hinter dem Eisernen Vorhang zu entsprechen, weigert sich Ihre Autorin anzuerkennen, dass dieses existierte und seine Berechtigung hatte. Man mag kaum glauben, dass die Autorin dieses Artikels selbst Ostdeutsche ist. Sie bekommt es nicht zusammen, das Leben in der DDR, an das sich die Menschen und Frau Menge erinnern und das, nachdem sie sich nach offizieller Geschichtsschreibung erinnern sollen.

Frau Würfel ist damit in der ZEIT in guter Gesellschaft. Dabei gibt es ein paar Lichtblicke, ich erinnere mich an den Nachruf auf Manfred Krug von Armin Mueller -Stahl oder einige Artikel von Jana Hensel. Wie anders lesen sich da die Artikel einer Sabine Rennefanz in der Berliner Zeitung, hier als Beispiel ihr Nachruf auf Sigmund Jähn. Bitte werben Sie sie ab. Vielleicht wird es ja dann doch noch etwas mit der Berichterstattung aus dem Osten. – Angela Büttner

 


 

 

Leserbriefe zu „Kauft man ihnen das ab?“ von Uwe Jean Heuser

 

Die Treibhausgasemissionen der Kühe werden mit der Aussage, dass diese als besonders klimaschädlich gelten, zu einseitig dargestellt. Solange ich grasbetonte Futterrationen meinen Kühen vorlege und damit absolutes Grünland (Nutzfläche, welche nicht umgepflügt werden kann) verwerte, brauche ich mich in der öffentlichen Diskussion nicht zu verstecken. Die Kuh ist Teil eines Systems. Das Gras wächst in der Natur heran, benötigt und bindet das klimaschädliche CO2. Die Kuh frisst und verdaut das für die menschliche Ernährung wertlose Gras und macht daraus hochwertige Nahrungsmittel in Form von Milch und Fleisch.

Außerdem bringt sie mit ihrem Mist weiteren klimaschädlichen Kohlenstoff im Boden ein (Humusmehrung) und sorgt für Insektennahrung. Die Methanemissionen sehe ich als Reibungsverluste in einem Kreislauf an. Nach einer Verweildauer von gut 10 Jahren in der Atmosphäre wird Methan in Kohlendioxid und Wasserdampf aufgespalten. Das CO2 kann dann im Rahmen der Photosynthese wieder für das Pflanzenwachstum verbraucht werden. Der Kreislauf beginnt von Neuem.

In Deutschland sind ca. 30% der landwirtschaftlich genutzten Fläche (4,7 Mio. ha) Dauergrünland. Dieses kann in der Regel aber nur über Wiederkäuer genutzt werden kann. Die Weltbevölkerung nimmt ständig zu und die landwirtschaftlich genutzte Fläche wird stetig weniger. Die Nutzung aller zur Verfügung stehenden Flächen (Ressourcen) muss daher im Sinne der Bioökonomie im Vordergrund stehen. – Wolfgang Behrendt

 

Heureka! ALDI will kein Billigfleisch mehr verkaufen, das Tiefkühlfleisch ausgenommen. Das schon ab 2030!? Was sich wie ein Witz liest ist aber eine echte Realsatire. Ab 2030 nur noch Frischfleisch der Haltungsstufen 3 und 4. Also haben die Stalltiere die Aussicht in knapp 9 Jahren Außenklimaanreize oder gar einen Offenfrontstall zu „genießen“. Da hinkt Frau Klöckner die derzeitige Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft meilenweit hinterher. Ein seit Jahren gefordertes Kükenschredderverbot soll erst 2022 kommen, warum nicht sofort?

Was ist mit den unsäglichen Tiertransporten, der grausamen Käfighaltung, der Tiermast in zu kleinen Ställen, den Verstümmelungen von Schweinen ohne Betäubung und so weiter und so fort? Wo zeichnen sich und vor allem wann entsprechende politische Lösungen ab? Hier funktioniert ganz offensichtlich noch echte Lobbyarbeit. Wie leider so oft „handelt“ Politik zu wenig und zu spät. Wir Verbraucher können aber schon jetzt Zeichen setzen, indem wir weniger Fleisch konsumieren und dann auf Billigfleisch bewusst verzichten. „Weh den Menschen, wenn nur ein einziges Tier im Weltgericht sitzt.“ (Christian Morgenstern) – Felix Bicker

 

Es soll also die Politik schuld sein, dass die Sache mit einer artgerechten Fleischproduktion nicht voran kommt und es ein Unternehmen wie Aldi braucht, damit endlich etwas in Bewegung gerät. Doch dieses Beispiel bringt etwas völlig anderes zu Tage: Politik ist in dieser wie in anderen Sachen machtlos. Was geht und was nicht, bestimmen alleine die Unternehmen. Doch wenn Aldi nun gönnerhaft kein Billigfleisch mehr anbietet, heißt dies noch lange nicht, dass deshalb die Erzeuger in Deutschland und weltweit von Aldi so bezahlt werden, dass sie nachhaltig wirtschaften können. Davon müsste in einem ernst zu nehmenden Artikel die Rede sein. – Reinhard Wick

 


 

 

Leserbriefe zu „Kurz vor der Himmelfahrt“ von Roman Pletter

 

Ihr Ernst einen Unternehmer wie Bezos zu hofieren ? Nicht zu fassen. Losgelöst von völlig uninteressanten persönlichen Nuancen wie Affären oder kostspieligen Scheidungen loben Sie tatsächlich seinen „unternehmerischen“ Einsatz ? Erpresserische Methoden mit denen Gewerbesteuern umgangen werden, Gewerkschaftsbekämpfung, Vernichtung unzähliger Kleinstunternehmer durch dramatische Preispolitik, Vernichtung zurück gegebener Waren…. all das befeuert die Geiz-ist-geil-Mentalität in der Gesellschaft. Rücksichtslosigkeit ist also salonfähig. Ich jedenfalls hoffe, Bezos fühlt sich im All so wohl, dass er dort bleibt, vielleicht gemeinsam mit dem Autor des Artikels, der sich ja wie eine Bewerbung als Flugbegleiter liest. Wohlan, dann mal viel Erfolg. – Jutta Stewart

 

Die Heiligen der Kirche hatten eine entscheidende Gemeinsamkeit: keiner von ihnen war fehlerlos. Sie hatten ihre Macken. Das Gute, das sie bewirken konnten, hatte da und dort auch seine Schattenseiten. So würde also Amazon-Gründer Jeff Benzos durchaus in die illustre Reihe passen. Ganz offensichtlich ist es Herrn Pletter wert, die Wohltaten von Herrn Benzo gegenüber der gesamten Menschheit zu preisen und der Zeitredaktion ist es wert, dies auf der Titelseite zu veröffentlichen. Was macht es denn, wenn die Lieferanten für diese Wohltat in Flaschen urinieren müssen? Wer wird denn so kleinlich sein und in der heutigen Zeit über Arbeitsbedingungen und Arbeitnehmerrechte reden. Hauptsache der Kunde hat, was er braucht. Er ist ja schließlich König. – Reinhard Wick

 

R.Plettner vergleicht J.Bezos mit den Politikern, die im Gegensatz zum Amazon-Chef nur „leere Versprechungen „ geliefert hätten. Ist dies nicht ein wenig plump für eine Zeitung wie die „Zeit“? Bezos braucht nicht eine Bevölkerung zu überzeugen und um Loyalität zu ringen. Er sitzt lediglich in seinem abgeschotteten Büro und sinnt über Strategien, sein Imperium zu vergrößern. – Wolfgang Hönnicke

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die brachiale Gewalt habe ich selten erlebt«“ von Moritz Aisslinger und Paul Middelhoff

 

Wie konnte das geschehen? Die Ursachen sind nur zu verstehen, wenn der Fragesteller einen Perspektivwechsel vornimmt. Um einen Einblick in die uns fremde Welt des Abdirahman J. A. zu erhalten, ist mühselige investigative Kleinarbeit erforderlich. Dann beantworten sich die nachstehenden Fragen von selbst: – Mit welchen Wertvorstellungen ist der Täter Abdirahman J. A. in Somalia aufgewachsen? – Wie können Fehlverhalten gegenüber den Vorschriften der Religion wieder wettgemacht werden, um der „Hölle“ im „Jenseits“ zu entgehen? – Welche Rolle spielt der persönliche Dschihad im Regelwerk des Islam, wie kann sich ein Muslim in den Dschihad begeben? – Wie verbreitet ist der strenge Islam? – Welche psychische Belastung entsteht durch die Konfrontation mit dem „umislamischen“ Leben in Europa?

Der arabische Psychiater Malek Bajbouj mit Praxis in Berlin hat im Interview mit der ZEIT angedeutet, dass muslimische Migranten mit der Lebensweise der Europäer, insbesondere mit den Freiheiten der Frauen, nicht zurecht kommen. Trotz der patriarchalischen Stellung des Mannes in der muslimischen Gesellschaft hat er 300 männliche Patienten. Es ist verfassungsgemässe Aufgabe der Politik, auf diesen grundsätzlichen Konflikt zu reagieren. Das geschah nicht. Die religiös motivierten Morde wiederholen sich. Das Gedenken an die Opfer hält sich in Grenzen. Die öffentliche Mahnung zur Beendigung dieses Terrors bleibt aus. Das Problem wird zu oft in der aufgeklärten offenen Gesellschaft gesucht. Dieser werden sämtliche Schuldkomplexe zugewiesen. Deshalb fehlt am Ort des Gedenkens an die Opfer die Mahnung an die wirklichen Ursachen dieses Verbrechens den Hass auf die hiesige Gesellschaft. – R. Renaux

 

Ein Video, auf dem der Angreifer von Würzburg zu sehen ist, könnte die Ikone des Jahres 2021 werden. Es ist dieser Moment darin, in dem der Attentäter mit seiner Tatwaffe an einer großen Regenbogenfahne vorbeilaeuft. Kurz darauf folgt diesem Zeitdokument die Szene, in der sich ein Mann dem Mörder todesmutig entgegenstellt. Sein Eingreifen ermutigt schließlich auch andere Passanten, sich zu beteiligen und den Attentäter festzuhalten. Dieser Mann, so stellt sich später heraus, ist ein iranischer Kurde. Das erinnert mich an den Terroranschlag in Wien im November : Hier waren es türkischstaemmige Kampfsportler, die einen Verletzten Polizisten aus der Schußlinie des islamistischen Täters gezogen haben…

Eine Frage wirft sich auf : Wie wahrscheinlich wäre die Vorstellung, daß ein Deutscher ohne ausländische Wurzeln beherzt eingegriffen hätte? Viele haben weggeschaut, dokumentierten den Vorfall lieber per Handy aus der Ferne. Sie wollen nicht hineingezogen werden oder fürchten als „Rassisten“, wenn sie ihre Hand gegen einen Dunkelhaeutigen erheben! Ja der Schutz unserer Sicherheit ist in unserer Gesellschaft institutionell delegiert worden, staatliches Gewaltmonopol als Stichwort. Aber auch die Akzeptanz dafür schwindet.

Diese Lage macht uns als Gesellschaft umso verwundbarer, als durch die Masseneinwanderung vorzugsweise junger Männer auch verstärkt Gewaltbiographien wirksam werden. Wir Deutsche wirken dagegen seltsam schwach und wehrlos in der Konfrontation damit. Der Attentäter hegte Sympathie für den islamischen Staat. Es ist deshalb nachvollziehbar, daß Hass und Verachtung für jene freie und tolerante Gesellschaft vorhanden sind (die ihn aufgenommen hat!). Und das die Wahl der Opfer uns als Gesellschaft demütigen sollte, nach dem Motto, daß die „verweichlichten“ Deutschen nicht einmal mehr ihre Frauen schützen können! – Oliver Stumpf

 

Den Attentäter von Würzburg hat niemand an der Tat gehindert, weil in diesem Bereich niemand Verantwortung übernimmt. Wenn ein unbehandelter Mensch mit Schizophrenie in seiner Krankheitsentwicklung immer aggressiver, verwirrter und wahrnehmungsgestörter wird, dann ist das Gesundheitswesen für ihn da, sofern er um Behandlung bittet. Das tun Betroffene mit Schizophrenie aber fast nie, weil ja ihre Wahrnehmung und Einsicht erkrankungsbedingt nicht mehr funktionieren. Die Therapeutinnen und Therapeuten betrachten auch schwer psychisch erkrankte Menschen als ihre Klientinnen und Klienten und handeln ausschließlich in deren Sinne. Sie haben keinen Auftrag, die Allgemeinheit vor zunehmend gefährlicher werdenden Schizophreniepatienten zu schützen.

Auch andere staatliche Organe, insbesondere Gerichtsorgane, sehen sich nur dem Schutz der Freiheitsrechte des betroffenen Individuums verpflichtet. Wenn der Arzt in der Psychiatrie eine Behandlung gegen den getrübten natürlichen Willen des betroffenen Menschen anregt, verstehen sich alle beteiligten staatlichen Organe überwiegend als Schutzinstanz des Betroffenen vor einer möglichen ungerechtfertigten Zwangsbehandlung. Für den Schutz der Gesundheit des Betroffenen, der Therapeuten, der Mitpatienten in den Kliniken und der Menschen im Umfeld des Betroffenen ist niemand verantwortlich.

Diese Situation ist nicht nur für die Allgemeinheit eigentlich untragbar, sondern versetzen Sie sich doch auch mal in die Lage des schwer geistesgestörten Menschen. Würde er es sich, sofern er in einer durch Therapie erlangten klaren geistigen Verfassung danach gefragt würde, wirklich aussuchen, zu einem empathielosen Mörder zu werden? Ich glaube, eher selten. An dieser Stelle fehlt also eine staatliche Instanz, die unbehandelte Menschen mit Schizophrenie und potentieller Entwicklung zu Gewalttätigkeit im Auge behält. – Christian Schulz

 

Die ZEIT-Autoren haben ein erschütterndes Bild der Tat und des Täters gezeichnet, dessen Konturen hätten noch härter ausfallen müssen; etwa so, wie auf den Gemälden von Otto Dix! Dabei entdeckten sie „eine Lücke in der deutschen Sicherheitsarchitektur“ und stießen auf vermeintlich Tat-Relativierendes: die fragliche Hetzjagd im „braunen Chemnitz“. Doch zwischen Jagen und Abstechen klafft noch immer ein mörderischer Abgrund! Der gesamte Bericht ist, wie meistens, täterzentriert; von den Opfern erfährt man nur, das sie Frauen waren!

Unsere Politiker lassen, wie nach jedem Mord oder Terroranschlag, den ein Asylbewerber verübt, die immer gleiche Platte laufen, die vom ständigen Abspielen schon völlig zerkratzt ist und den Bürgern nur noch in den Ohren schrillt: ein kurzer Aufschrei des Entsetzens: unfaßbar! Wie konnte denn nur…? Um sogleich zu beschwichtigen, damit aufkeimender Zorn ja nicht „den Rechten“ in die Hände spielt. Um zuletzt von allen noch intensivere „Integrationsbemühungen“ zu fordern! Kaum sind die Blumen für die namenlosen Opfer am Tatort verwelkt, geht man wieder zur Tagesordnung über! Nicht einmal ein kleines Symbol des Mitgefühls wie schwarze Bänder um die Arme unserer Nationalkicker beim Englandspiel, die mindestens ebenso berechtigt gewesen wären wie Regenbogenfarben beim Ungarnspiel oder das ritualisierte Niederknien!

Doch unsere heimischen Bedenkenträger hätten darin einen Rückfall in deutschen Rassismus gesehen, hätten sie allenfalls geduldet als prophylaktischen Trauerflor für unseren erwarteten fußballerischen Abgesang! Dabei liegen die Konsequenzen, die gezogen werden müßten, längst offen auf der Hand: striktes Kern-Asyl, beschleunigte Abschiebungen, keine weitere Aufnahme von Immigranten aus Asien und Afrika! Doch – war da was? – stattdessen: unser Tor ist stets weit und welt-offen! Wir müssen einfach mit noch mehr Nachdruck „integrieren“! Alle Folgen trägt folgsam das Volk – sonst hieße es ja Murr! Quousque tandem abutere, Bundesregierung, patientia nostra? – Dr. med. Ulrich Pietsch 

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Fleischwende“ von Marcus Rohwetter

 

Danke für den gut recherchierten Aufsatz! Weiter so. – Adolf Ronnenberg

 

Jetzt geht wieder eine Legislaturperiode zu Ende, ohne dass die Politik etwas Substanzielles zum Tierschutz erreicht hat. Die Supermarktketten treiben die Politik nun sogar vor sich her. Das Ergebnis muss Flickwerk bleiben, wenn nicht die Politik sich berappelt und eine komplett neue Leitung ins Landwirtschaftsministerium einzieht. Die Haltungsbedingungen der über 700 Millionen in Deutschland jährlich geschlachteten Tiere hätten längst einer gesetzlichen Verbesserung bedurft.

Hinzu kommen quälende Behandlungsmethoden bei Jungtieren, belastende Transportbedingungen und ganz am Ende die nicht selten fehlerhaften und dann grausamen Tötungsmethoden. „Glückliche“ Tiere aus Bio-Haltung sind davon nicht ausgenommen. In der Summe viel Tierleid bei täglich rund zwei Millionen Schlachtungen (darunter ca. 1,7 Mio. Hühner und 150.000 Schweine). Konsumverzicht ist darauf die einzig befriedigende Antwort. – Johannes Zink

 

Danke für den interessanten Artikel „Die Fleischwende“. Bedenklich finde ich daran allerdings die Bildauswahl, denn die Gegenüberstellung ist meines Erachtens irreführend. Ich nehme an, der linke Schweinepopo soll die konventionelle Schweinehaltung repräsentieren, das rechte Foto die geplante „Tierwohl“ Haltung. Damit wird die aktuelle Tierhaltung allerdings verharmlost, denn in dieser sehen die Schweine wesentlich trauriger aus: die Schwänze sind abgeschnitten die Tiere sind verdreckt. Durch das rosige, reinliche Ringelschwänzchen vor Wiesenhintergrund wird die Dringlichkeit des Handlungsbedarfs darum vernachlässigt. Danke aber, dass sie über dieses Thema so regelmäßig berichten. – Mareike Neukam

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer sieht hier ein Muster?“ von Anna-Lena Scholz

 

Sehr guter Artikel, Anna-Lena Scholz macht darauf aufmerksam, dass die empirische Fundierung der Groß-Soziologen oft nicht nachvollziehbar ist. Das hat viele Gründe: Einen den man nicht vergessen sollte ist die Aufmerksamkeit des Feuilletons bzw. dessen Redakteure. Wissenschaftlich arbeitende Soziologen werden faktisch nicht wahrgenommen, nicht kommentiert und auch nicht interviewt. Wäre ich ein Soziologe, so müsste ich mich von der Empirie verabschieden, um Aufmerksamkeit zu generieren.– Rainer Meyer

 

Dass der Mensch ein zoon politikon, eine Lebewesen der Gemeinschaft, ist, kann man schon bei Aristoteles nachlesen. Dies impliziert ein Geben und ein nehmen gleichermaßen. Dass neben den in diesem Beitrag hervorgehobenen Themen Atomkraft, Wende, Migration, Digitalisierung und Individualisierung das Phänomen der Natur die bleibende tragende Idee des Menschseins ist, wird in der Soziologie nur bedingt behandelt. Insbesondere, dass der Mensch einerseits Naturwesen und andererseits Naturgestaltungswesen ist, scheint im blinden Fleck oder toten Winkel der Soziologie zu sein.

Mit diesem Gedanken trägt man auch den wahren Herausforderungen der Menschheit Rechnung: Bildung zwischen Neurologie und Humanismus, eine Umweltethik als Mitweltethik und eine pragmatische das Globale berücksichtigende Friedensforschung. Darin steckt die Relevanz des Ganzen und dabei scheint mir neben der Soziologie und der Psychologie doch die Disziplin, die mit Naturforschung begann und das Große und Ganze im Blick hat, die nachhaltigeren Beiträge leisten zu können: Die Philosophie. – Dr Jochen König

 

Anna-Lena Scholz erwähnt in ihrem Artikel: Wer sieht hier ein Muster?, dass das Buch „Die Gesellschaft des Zorns“ zu einem Disziplinarverfahren der Universität Darmstadt gegen die Autorin C. Koppetsch wegen Unwissenschaftlichkeit und Plagiats führte. Welche Ansprüche darf man an ein Buch einer Kanzlerkandidatin stellen? Zu Baerbocks Buch „Jetzt“ heißt es bei Focus online, die Inhalte seien zu banal und es fehle an „Schöppfungshöhe“, so dass keine Urheberrechtsverletzungen vorlägen. Braucht die Gesellschaft nicht eine Stellenbeschreibung mit Qualitätsanforderungen für den Job eines Bundeskanzlers bzw. einer Bundeskanzlerin?

Armin Falk fordert in seinem hervorragenden Artikel „Im Land der Kleinmütigen“ eine Kultur der evidenzbasierten Politik. M.E. Eine hohe aber richtige Qualitätsanforderung an Politik und Politiker:innen. Zum Staatsbesuch von König Willem Alexander der Niederlande in Berlin habe ich mir auf der Seite koenigshaus.nl den Ausbildungsweg des Königs angeschaut. Der Mann ist wirklich für seine berufliche Aufgabe hochqualifiziert. Scholz und Laschet können in ihren Bewerbungsunterlagen auf Qualifizierungen in ihren politischen Laufbahnen verweisen, wo Baerbock einfach nichts zu bieten hat. Ihr Buch hätte mit eigenständigen Visionen und politischem Vordenken punkten können. Leider Fehlanzeige. – Dr. Wolfgang Jung

 


 

 

Leserbriefe zu „Irrtümer meiner Frau“ von Alard von Kittlitz

 

Besser kann man einen Ehestreit ja wohl kaum beschreiben. Es ist alles so,wie sie es beobachten. Mit dem klitzekleinen Unterschied, dass es bei uns wohl an meinem Mann liegen muss. Vielen Dank für diesen herrlichen Text. – Constanze Jehmlich

 

Ich war Ihnen bisher kritisch gesonnen, was natürlich nicht an mir gelegen hat. Doch nach Ihrer letzten Kolumne bin ich Ihnen, Dank meiner Bemühungen, freundlich gestimmt. – Dr. Bernhard Jung

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Krypto-Experiment“ von Lisa Nienhaus et al.

 

Nun verfällt auch die Wirtschaftsredaktion der ZEIT der Versuchung des schnellen Geldes mit dem Spekulationsobjekt der digitalen Währung. Drei Redakteure dürfen mit 500 Euro (vermutlich Verlagsgeld) auf eine Kryptowährung setzen, dessen Wertentwicklung nichts, aber auch gar nichts, mit der realen Wertschöpfung von arbeitenden Menschen zu tun hat. Sie könnten ebenso Roulette spielen. Ich halte ein solches Experiment für Geldverschwendung und keineswegs ZEIT-würdig. – Peter Breuninger

 

…klar, dass man die Gründe&Hintergründe für Krypto-Währungen aus ZEIT-Kompetenz zu analysieren hat…aber nun auch noch beispielhaft voran mit zweifelhaften Strategien sich am Spekulationsmarkt beteiligen – geradezu vorbildliche Alibis für wohlstandsverwöhnte Gier. Haben die Redakteure denn noch nicht Russels „boom&crash“-Doku gesehen?….ist es denn wirklich ZEIT-nötig, den Spekulativ-Affen Zucker zu geben? Unseren täglichen Influencer-Tipp gib uns heute, damit wir die wie auch immer und zu wessen Lasten sich realisierende Geldvermehrung nicht verpassen – Amen – peter schrader

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie gerecht ist unser Gedenken?“. Streit von A. Dirk Moses und Volkhard Knigge

 

Liest man A. Dirk Moses Aussagen in diesem „Streit“ gegen den Strich, so zeigt sich, dass er gar keine Argumente hat, sondern nur Polemik und Widerspruch ohne Inhalt. Die Shoa (und so mein Eindruck auch die anderen Genozide) interessieren ihn offensichtlich nicht – so auch schon sichtbar in seinem „Katechismus“ auf „Geschichte der Gegenwart“. Ihm geht es nur um die Etablierung seiner Wisssenschaft und der seiner Mitstreiter, den Erinnerungsaktivisten.

Wieso wird plötzlich international gegen Deutscher Erinnerungskultur agiert? Haben etwa die Franzosen ihre Algerienmorde aufgearbeitet, die Britten ihre Kolonisation, die Belgier die Massaker im Kongo, die USA die Ausrottung der indigenen Völker, die Araber ihren Sklavenhandel, Vorbild wurden für den europäischen, Russalnd die Stalin-Toten, China die Mao-Morde u.v.a.m.?

Die Lippenbekenntnisse Moses’ wirken unecht; die Befürwortung der BDS ist lediglich ein politisches Bekenntnis zur Intersektionalität. Es erstaunt zudem immer wieder, dass der BDS solche Unterstützung erfährt – erstaunlich deshalb, weil der Verein nur gegen ein demokratisches Land (Israel) Boykott ausruft, nicht aber gegen Länder wie China, Iran, Syrien, Türkei, Russland, Saudi-Arabien u.v.a., die die Menschenrechte mit Füßen treten und alles andere als demokratsich verfasst sind. – Dr. Josef König

 

Ich finde diese Kontroverse mehr als gewollt, zu einem neuen Historikerstreit taugt sie nicht. Alle Argumente sind schon anlässlich des Historikerstreits um die Vergleichbarkeit von Stalinismus und Nationalsozialismus ausgetauscht worden und uns anlässlich der Kontroverse um Thesen des Historikers Baberowski über die Ursachen von Gewalt vor wenigen Jahren in Erinnerung gerufen worden. Auch in Bezug auf die Frage, ob man den Holocaust mit den kolonialen Verbrechen vergleichen darf, sei daher in Erinnerung gerufen, was ich schon im geschichtswissenschaftlichen Proseminar gelernt habe: Vergleichen in der Geschichtswissenschaft ist eben nicht gleichsetzen. Im April war doch bereits in der „Zeit“ zu lesen: „Enttabuisiert den Vergleich.“ Damit ist m. E. alles gesagt. – Marcel Haldenwang

 


 

 

Leserbriefe zu „Queer oder schwul?“ von Mariam Lau

 

Es ist immer wieder seltsam zu sehen, dass Menschen, die von anderen Menschen unbedingte Toleranz einfordern, selbst häufig die intolerantesten sind. – Daniel Scheffler

 

Ich weiß zugegebenermaßen nicht, was im Transsexuellengesetz steht, und meines Erachtens sollte jemand, der erwachsen ist, sein Geschlecht ändern lassen können, wenn er das möchte, und ohne Diskriminierung leben können, wie Lesben und Schwule es sich auch wünschen. Aber warum muss frau/man deshalb alle angreifen, die gerne „bürgerlich“ leben möchten? Ich bin mit meinem Mann verheiratet und wir haben dadurch mehr Rechtssicherheit, als wenn wir unverheiratet wären. Was ist daran nach Meinung von Frau Kiel schlecht?

Das hetero- oder homosexuelle Begehren ist bei den meisten Menschen auch nicht fluide, wie Frau Kiel behauptet, sondern sehr beständig, übrigens offenbar auch bei Frau Kiel selbst: Sie begehrt kontinuierlich Männer, nicht Frauen. Ziemlich übel wurde mir, als ich las, dass sowohl Frau Kiel als auch Herr Feddersen keine große Gefahr in muslimischer Homophobie sehen: Das mag für Neukölln gelten, solange Muslime in Deutschland generell in der Minderheit sind, aber in allen Staaten, in denen Muslime in der Mehrheit sind, befinden sich Lesben und Schwule und Transfrauen in großer Gefahr.

Und auch in Polen oder Ungarn oder Russland möchte ich als Schwuler lieber nicht leben müssen. Statt sich zu streiten, sollten LGBTQIA*-Menschen meiner Meinung nach gemeinsam versuchen, Diskriminierungen abzubauen, und dabei den Blick nicht nur auf Deutschland richten, sondern auch auf jene Länder, in denen es wirklich gefährlich – häufig lebensgefährlich – ist, lesbisch oder schwul oder sonstwie queer zu sein. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Sie schreiben, dass wir mehr Trinkgeld geben sollten. Ich finde das die komplett falsche Richtung. Gerade in den USA – und darüber schreibt auch der New York Times häufig – wird und wurde ja viel diskutiert über das Trinkgeld. Statt Trinkgeld wäre eine angemessene Entlohnung deutlich besser. Denn damit steht derjenige, der eine Leistung erbringt und nun Trinkgeld bekommen soll, nicht in einer so asymmetrischen Abhängigkeit vom Trinkgeld-Gebenden. – Moritz Maass

 

Ich finde Ihren Artikel über knauserige Trinkgeldgaben ein ‚NoGo‘. So werden Herrschaftsgesellschaften etabliert. Es sollte doch dafür gesorgt werden, dass jede/r Mensch genügend Geld hat, anstatt abhängig von Gönnern zu sein. Viele geben aus Scham mehr als sie sollten, viele bekommen kein Trinkgeld, weil sie keinen direkten Kundenkontakt haben. Nett sein müssen gegenüber arrogantem Publikum ist auch schrecklich. Ich finde es sehr traurig, wie selbstverständlich- nicht nur Sie- Trinkgelder betrachten. – Petra Niggemeier

 


 

 

Leserbriefe zu „Du schaffst das!“ von Astrid Herbold

 

Danke für die Vorstellung einer sympathischen kindgerechten Schule. Leider wird dabei die fatale Rolle der Ziffernnoten nicht deutlich genug gemacht. Im Blick auf die Noten müsste die pädagogische Aufforderung „Du schaffst das“ nämlich ergänzt werden durch: Hoffentlich schaffen es nicht alle. Denn kein Lehrer kann am Schluss für geschaffte Leistungen nur gute und sehr gute Noten vergeben. Vielmehr werden die im Klassenvergleich schwächeren Leistungen – unabhängig von ihrer objektiven Qualität – mit den schlechten Noten belegt. Das gilt in einer Gruppe von Hochbegabten genauso wie in einer Gruppe von Lernbehinderten. Pech für den Schüler, der zu viele gute Mitschüler hat.

Dieses unmoralische Notensystem treibt nun seit fast 200 Jahren sein Unwesen in deutschen Schulen, eingeführt als „Reife“-Nachweis moralischer Unbedenklichkeit künftiger Staatsdiener, dann als Information für preußische Militärbehörden über die Schulleistungen der Rekruten, von vielen Lehrern als Disziplinierungsmöglichkeit akzeptiert, heute zur Vorsortierung der Schulabgänger für die Abnehmer (Universität bzw. Arbeitgeber), schulintern zur Regulierung des Übertritts in verschedene Schulformen, dies über Durchschittsnoten mit Stellen hinterm Komma, ein mathematischer Unfug, der jedem Mathematiklehrer die Haare zu Berge stehen lassen müsste. Wie lange wird dieses heute von Kultusbehörden verordnete System die Pädagogik in unseren Schulen noch behindern? – Dr. Dieter Marenbach

 

Jeder Bauer wusste schon immer: „Vom Wiegen allein wird die Sau nicht fett“! Zensuren sind der Feind des Lernens, denn zum Lernen gehören Interesse und Neugier! Zensuren stellen das Lernen unter die Frage nach der Verwertbarkeit und Zweckmäßigkeit. Die Schülerfrage, die ich als Fachlehrer am meisten gehasst habe, „Brauchen wir das für die Klausur?“ ist der Tod eines durch Interesse und Neugier geprägten Wissenserwerbs! Natürlich brauchen Lernende und Lehrende eine Rückmeldung über Wissensstand und Lernerfolg, und allein dazu sollten mündliche und schriftliche Lern- und Leistungskontrollen unterschiedlicher Art dienen.

Die Zensur als Rückmeldung über Leistungs- und Lernstand wird aber missbraucht, wenn ein unvermeidlich ungenaues Messsystem mit Zensuren von 1 bis 6 oder Punkten von 0 bis 15 und dann einer berechneten Durchschnittsnote bis zu einer Nachkommastelle über Zugangsberechtigungen und Lebenswege entscheidet. Die Bedeutung der Abiturdurchschnittsnote z.B. verhindert in sehr starkem Maße in der gymnasialen Oberstufe ein stressfreies, neugieriges und zweckfreies Lernen.

Die Corona-Pandemie hätte außer in den Abschlussklassen die Chance geboten, zum Ende dieses Schuljahres mit wieder einsetzendem Präsenzunterricht auf alle schriftlichen Lern- und Leistungskontrollen und jeglichen Zensurendruck zu verzichten und die Lernenden behutsam und helfend bei der Rückkehr in den gemeinsamen Unterricht zu begleiten, Defizite zu erkennen und zu beheben und möglichst einen gemeinsamen Lern- und Wissensstand zu erreichen. Dies Chance wurde leider – zum großen Nachteil der Lernenden und der Schule – verpasst. Es hätte die Erkenntnis fördern können, dass der Wert einer Zensur, den die Gesellschaft ihr beimisst und damit zum Notendruck in der Schule beiträgt, dem Lernen nicht förderlich ist. – Dr. Artur Behr

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie gefährlich ist Delta?“ von Ingo Arzt et al.

 

Da ist Covid noch nicht überstanden, da könnte schon eine Variante lauern.Und könnte es sein, dass diese Variante sich auch wieder in Variationen gegibt ? Na denn,Masken haben wir ja alle. – Hans-Emil Schuster

 

Der staatliche Umbau in die neue Normalität, der kommt gut voran. und wir trainieren, heiapopeia, fleissig für das „Seepferdchen“. Die Notbremse darf nur vom geschulten Personal gezogen werden, und wir lobpreisen, dulliö, die wahren Helden der Pandemie. Die wahren Helden, das sind unsere „gesetzlichen( Volks)Vertreter“ und ihr unfehlbares Expertenteam. Und wir lernen, „schwitz und keuch“, das griechische Alphabet auswendig. Mensch Meier, was kommt denn bloß nach dem Buchstaben „delta“? – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Als der Rottweiler weinte“ von Peter Kümmel

 

Thank you for an excellent, half-ironical, political satire related to the ball-game between England and Germany; well narrated, with a journalist,s observant parallel distance to overt football results in paralell with covert/subliminal human traits, as the latter are tainted by recent history. Being born in Scandinavia in the mid 50,s, first post-war generation, three uncles killed by the Germans in Copenhagen in January 1945, I do still belong to the generation who cannot ever forget or forgive the devil,s re-incarnation through the German race 1933-1945. Do remember, Rugby and Cricket, throughout the Empire and Commonwhealth, are the key games (where Germany luckily does not play a role). Football constitutes an opium for the populace, however, representing a vital factor.

With reference to a couple of paragraps in your (very good) article: 1/ ,Es geht um Befreiung, your 4th paragraph. No, England and the UK do not need football to liberate them: the military victory in May 1945 speaks its own language. The wonderful footage of Montgomery requiring the signatures of the defeated German generals, in Montgomery,s tent (very British) in Schleswig, on May 5, 1945, constitutes evidence enough who rules. 2/ Gareth Southgate: He refers to his grandfather, the latter who fought the Germans, proudly, yes, German presence on UK soil does disturb memories, we all remember 1966; and Germans may moan, however, have not the right to complain, without England, and 1945, your article would have been possible!

3/ .Die Deutschen verdrängen das Spiel, …Paragrah 8…I believe so. The Germans have an unprecedented ability to suppress its past, we know the score (Richter Fritz Huber, Frankfurt, 1960, when he learned about Eichmann,s presence in Buenos Aires, Garimaldi Street, he did not contact Bundenachrichtendienst (corrupted by evil individuals), however called directly the Mossad (thanks God). 4/ Der Rottweiler (last paragraph): a ,Paper Tiger, as the Chinese say. Germany remains a lame duck politically and morally until the end of the objective time.

5/ Germany is a brilliant country to live in. Rheinland is my Heimat (dangerous word, utilized by Göbbels)…No other country has attempted to exorcise its past like Germany, with success and constant challenges – knowing, like President Steinmeyer says – the ,Entschuldigung für die Unentschuldbare, is impossible. The state of Israel remains the (only) raison de etre for Germany to exist. Congratulations to Herr Löw and your team, Sie sind immer so sportlich!…and your very good article. – Lars Jönsson

 


 

 

Leserbrief zu „Der Zweifel. Reif für die Schule?“ von Johanna Schoener

 

Endlich kommt mit diesem Beitrag auch das Aufnahmeverfahren für unsere Kleinsten in unsere Schulen in den Blick. Ist es jemals evaluiert worden? Gibt es Standards? Welche nachvollziehbaren Aussagen können diese Momentaufnahmen für den schulischen Werdegang unserer 6jährigen Kinder überhaupt ergeben?

Nach zweimaligem Ausfall dieser Untersuchungen wäre es endlich an der Zeit, darüber nachzudenken, das gelbe Heft bei der Schulanmeldung vorzulegen. Der Kinderarzt der Familien hat die Entwicklung unserer Kinder bis zum Schulanfang sorgsam begleitet, kennt das Kind und seine familiären Gegebenheiten und wird die Kinder bei Auffälligkeiten bereits längst zum Facharzt überwiesen haben. Viele Kinder haben bis zu dieser Untersuchung Frühförderstellen und andere Beratungsstellen besucht.

Corona hat weit mehr durcheinandergebracht als das Schulaufnahmeverfahren. Kinder werden sich im Alter von 6 Jahren zukünftig noch mehr unterscheiden als bereits in der Vergangenheit. Sie werden auch deshalb nicht länger im Gleichschritt durch die Schuljahre „marschieren“ können. Von der Vorstellung homogener Gruppen hatten wir uns längst verabschiedet. Wenn die Kinderrechte schon nicht ins Grundgesetz aufgenommen worden sind, wäre es sicher sinnvoll, sich mit unseren europäischen Nachbarn über ihre Vorgehensweisen auszutauschen und nicht an längst Überholtem festzuhalten. Da gibt es z. B. medizinische Begleitung, Ernährungs-beratung und Krankenschwestern in den Schulgemeinschaften. – Birgid Oertel

 


 

 

Leserbrief zu „Stimmt’s? Auch Tiere können kurzsichtig sein“ von Christoph Drösser

 

Einfache Lösung,das Viehzeug geht zum Optiker und lässt sich eine Brille anpassen. Das wird nicht gehen. Aber ob kurzsichtig oder nicht, ihren Frass werden unsere tierischen Mitlebewesen immer finden oder bekommen. – HANS-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Meer Wind“ von Dirk Asendorpf

 

Warum nicht, Windkraftanlagen vor die Küste ins Meer setzen.Dann wird an Land die Gegend nicht belegt und auf dem Meer sind sowieso andere Energieförderer,die Ölplattformen.Das Problem ist dann bei den Windräder, wie kommt die Energie an Land? Ein Kabel muss her. Die Meer Windräder müssen gewartet werden.Wer will da raus auf die See mit Dünung? Und wie das Windrad mit Schaft in den Meeresboden rammen? Und wie tief? Die Tests auf dem ruhigen Baggersee an Land sagen gar nichts. Also ein technischer Traum.Aber Träumen ist ja nicht verboten. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Vier legendäre Hände“ von Christine Lemke-Matwey

 

Gleich vorab, ich schätze die Beiträge von Frau Lemke-Matwey. In der Besprechung des Duo-Abends hat sie sich aber leider ins Unverständliche verstiegen. Was nützt aller intellektueller Sprachaufwand, wenn man es als Leser nicht mehr versteht. Ihre Bilder kippen hier aus dem Rahmen und ihre Wertungen gleichen Sprachwolken. Als Beispiel für die Bilder seien „Tiefenbohrungen des vierhändigen Repertoires“, „ Flügel…der im Herzblut schwimmt“, „schürfende Selbstbefragung“ genannt, als Beispiel für nicht nachvollziehbare Wertungen:

„ als habe Schubert der Gesang stets mehr gekostet, als die Jahrhunderte nach ihm vermuteten“, und „Der Gedanke freilich, dass sich die Musik erst offenbart, wenn sie sich nicht mehr von selbst versteht, dieser Gedanke fasziniert“. Ich weiß, dass es eine Kunst ist über Musikerlebnisse zu schreiben. Frau Lemke-Matwey kann das, sie sollte aber bitte vermeiden, in dieser Weise „abzuheben“. Als Anregung für die Redaktion. Früher habe ich in der WELT sehr gern die exzellenten Besprechungen eines Peter Krause gelesen, vielleicht hat DIE ZEIT auch Raum für ihn. – Dr. Rüdiger Warnke

 


 

 

Leserbrief zu „Worum geht’s … in Sozialer Arbeit?“ von Christine Prussky

 

Heute Morgen habe ich Ihren kurzen Beitrag zur Sozialen Arbeit gelesen und hoffe, das war nur ein Anfang… Was Sie dort dargestellt haben, war die Sicht einer Kollegin aus einer von vielen Hochschulen in der Republik. Es gibt aber beispielsweise die Deutsche Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA), die sich zur Sozialen Arbeit als Menschenrechtsprofession positioniert und Soziale Arbeit eben nicht nur als Care-Tätigkeit sieht, sondern als eine an den Bedingungen für gelingendes Leben arbeitende Profession, die sich auch politisch einmischt… Es gibt also unterschiedliche Sozialarbeitswissenschaftliche Positionen, die wichtig sind und die inhaltliche Entwicklung des Studiums damit am Laufen hält.

Als Zeitung wäre es schön, wenn Sie die Soziale Arbeit in ihrer Unterschiedlichkeit und Bedeutung auch darstellen würden. Ich weiß nicht, ob das Sie das Leserinnenbrief veröffentlichen wollen, oder einfach aufgreifen, dass sich hier seit einiger Zeit schon sehr viel bewegt, die Profession zwar noch nicht einig ist, was genau sie ausmacht, aber genau das für Entwicklung, Diskurs und Vielfalt sorgt, die wir ja brauchen, wenn wir mit Menschen arbeiten. Vielleicht wollen Sie das aufgreifen und etwas ausführlicher berichten. Das wäre wunderbar! Herzliche Grüße aus einer Hochschule, die neben den Universitäten an denen man auch Soziale Arbeit studieren kann, nicht genannt wurde. – Anja Teubert

 


 

 

Leserbrief zu „Die Existenz? Eine Frechheit!“ Gespräch mit Josef Hader geführt von Peter Kümmel

 

Man = unbestimmtes Pronomen (Fürwort), z.B. jemand, jeder beliebige Mensch. Beispiele: „Von dort oben hat man eine herrliche Aussicht.“ „So etwas tut man nicht.“ „Man versteht nicht mal sein eigenes Wort.“ (vgl. Duden 7. Auflage 2011, Nachdruck 2014) Wenn ich richtig gezählt habe, dann hat Josef Hader das Wörtchen „man“ über 30 Mal im Gespräch mit Peter Kümmel benützt oder gebraucht. Josef Hader ist auch nur ein Mensch, fehlbar, und in vielen Bereichen doch auch sehr unkonkret. „Übertriebene Sorgen finde ich ein bissl luxuriös. Man braucht von hier nur ein paar Kilometer fahren und ist in Ungarn, die hätten gern unsere Probleme.“ (Josef Hader, *1962, österreichischer Schauspieler, Kabarettist & Schriftsteller) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Der Geschmack von Freiheit“ von Klaus Humann

 

Mit 83 Jahren wähle ich meine derzeitige Lektüre vorwiegend nach den Literaturtipps auf der Kinder- und Jugendbuchseite der ZEIT aus. Nach John Greens wunderbarem „autobiographischen“ Sachbuch „Wie hat Ihnen das Anthropozän bisher gefallen?“, das ich mit Begeisterung ohne Altersbeschränkung weiterempfehle, hat es mir nun die warmherzige Rezension von Klaus Humann angetan: Elizabeth Avecedos „Soul Food“ verspricht einen Lesegenuss voll poetischer Vitamine. – Ludwig Engstler-Barocco

 


 

 

Leserbrief zu „»Nicht einmal gekifft habe ich!«“ Gespräch mit Robby Krieger geführt von Christoph Dallach

 

Sind wir mal ganz ehrlich, wer kennt denn diesen Jim Morrison überhaupt noch? Vielleicht war dieser selbsternannte Dichter, Sänger und Frontmann der Rockband „The Doors“, wirklich nur ein abgefuckter Selbstdarsteller, ein eitler Provokateur und einfach nur ein ganz übler Fatzke, der für seine Spielchen die Bühne brauchte, um dort mit dem Publikum nach seinen Bedingungen zu interagieren! Der Nummer-Eins-Hit der „Doors“ in den USA: „Hello, I love you“, der hatte für mich, dann doch das gewisse Etwas; und als Sänger war dieser Jim Morrison doch ganz ultracool.

Am Tag als Jim Morrison (3. Juli 1971) starb, der tobte in den europäischen Hitparaden der „Bär“; in Deutschland flog ein „Butterfly“ von „Danyel Gerard“ herum, in UK quietschten „Middle of the Road“ ihr „Chirpy chirpy cheep cheep“, und in den USA, da bewegte „Carole King“ die Erde, mit ihrem Song: „I feel the earth move“; immerhin! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Die Kaugeräusche meines Mannes stören mich wirklich sehr. Muss ich das aushalten?“ von Ella

 

Im Klartext, Ihr Mann schmatzt beim Essen.Was heisst,es schmeckt ihm.Was wollen Sie denn? Schlechter kochen? Dann läuft er weg.Also sehen Sie das Schmatzen als Lob für Ihre gute Küche. Und geben sich zufrieden. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Der Turm der Königin“ von Georg Blume

 

DIE ZEIT plagt den Leser mit Horror-Bildern. Schockiert erblickte ich, was mein Auge an Hässlichkeit nie sah. Arles ist nicht mehr Arles und Architektur in der Hand von durchgeknallten Star-Architekten. Neben dem Bilbao-Effekt, den ich wegen seines Blechmonstrums schon grässlich fand, nun auch noch der Arles-Effekt: ein Stahlmonstrum neben antiken und mittelalterlichen Stätten. Der Turmbau zu Arles bringt die Welt des Schönen ins Wanken und legt es auf die Zerstörung uralter Anschauungen über Architektur an, wie jene von Vitruv, der sie die „Mutter aller Künste“ nannte. Dieser zerknautschte unförmige Stahlhaufen soll Kunst sein? Ich würde sagen, das kann weg. – Axel Spellenberg

 


 

 

Leserbrief zu „The Best of Salsa, Lambada, Disco & Summer House“ von Jens Balzer

 

Lambada war 1986. Das weiß ich darum so genau, weil dieses Lied mein Leben reicher machte. Am 13.12.1986 lernten mein Mann und ich einander kennen auf der Geburtstagsfete einer gemeinsamen Freundin. Die Studenten-WG-Küchen waren damals noch recht groß in unsanierten Lübecker Altstadthäusern, so dass wir zu dieser Musik miteinander getanzt haben. Wir tanzen immer noch, nun allerdings Tango. Das geht sogar wieder draußen, an der Obertrave. – Annemarie Uebe

 


 

 

Leserbriefezur Deutschlandkarte „WO ES KEIN NEHMEN GIBT“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

Vielen Dank für den herrlichen Beitrag. Dieser wunderbare Sprachgebrauch in dem beschriebenen Fleckchen Deutschlands ist wohl auch der Nähe zu Luxemburg geschuldet, wo es in der nationalen Landessprache nur „huelen“ (holen) gibt. In der direkten Grenzregion sind wir Saarländer auch keine „richtigen“ Saarländer sondern „Heckenfranzosen“ und sprechen kein „richtiges“ saarländisch“. Trotz Isch, Firsisch, Ferd und Blatz verstehen wir uns meist sehr gut: gelebtes Europa eben! – Petra Böwen

 

Sehr amüsiert habe ich im Zeitmagazin den Bericht über der Verwechslung von holen und nehmen im Südwestdeutschen Raum gelesen. Aus Trier stammend und im Saarland lebend musste ich den Unterschied zwischen holen und nehmen selbst erlernen. Noch heute höre dich die Stimme meines Deutschlehrers, der uns so oft korrigiert hat, dass sein schnarrendes „Nehmen“ an manchen Tagen wie ein Echo schallend im Raum hing. Und da lese ich gestern, am 6.7.2021 in der der Saarbrücker Zeitung im Sportteil die Überschrift „Kunz holt Müller und Kruse mit nach Tokio“. Zwar leicht beschämt, „hole“ ich das dem Redakteur nicht wirklich übel. – Andrea Serf

 


 

 

Leserbrief zu „»Man braucht mehr Rückgrat, Joshua Kimmich Rot zu zeigen, als einem Spieler von Arminia Bielefeld«“. Gespräch mit Manuel Gräfe geführt von Oliver Fritsch im ZEIT Magazin

 

Die Altersbegrenzung mit 47 beim DFB für Schiedsrichter ist aus meiner Sicht Unsinn! Manuel Gräfe bedauert, dass er deshalb aufhören muss. Den DFB will er wegen Altersdiskriminierung deshalb verklagen. Ich ziehe vor Manuel Gräfe den Hut auch dafür, dass er offen zugibt, auch dadurch finanzielle Einbußen zu erleiden. Denn immerhin zahlt der DFB seiner Schiedsrichtergilde momentan in der 1. Fußball-Liga pro Spiel 5 000 Euro. Dies ist doch kein Pappenstiel. Oder? – Peter Franz

 


 

 

Leserbriefzum Wochenmarkt „ERDBEEREN AUF BISKUIT“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Vielen Dank für das tolle Rezept! Mit Eiscafé und der ZEIT – mehr Urlaub geht nicht! – Angela Kopp

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Dieses jahr ist meine zweite tochter 18 geworden. sie tröstete mich mit dem satz:“ mama, du bist jetzt nicht mehr erziehungsberechtigt, aber immerhin noch beziehungsberechtigt.“ Das genieße ich seither.vielleicht wäre das auch was für sie… – stephanie nolte