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19. August 2021 – Ausgabe 34

 

Leserbriefe zu „Land der Amateure“ von Jochen Bittner

 

WOW!!! In der „ DIE ZEIT“ einen solch kritischen und entschiedenen Artikel zum Thema Klimawandel und Kernenergie zu lesen, hätte ich nicht zu träumen gewagt! Lieber Herr Bittner, Herzlichen Glückwunsch!!! Ich unterschreibe ungefähr jeden Satz, den Sie geschrieben haben!
(Ich kann mich nicht erinnern, einem Journalisten je dieses Kompliment gemacht zu haben!) Ich bewundere Ihren Mut und bitte Sie den „Shitstorm“, der jetzt über Sie hereinbrechen wird, stoisch zu ertragen.

Gehen Sie davon aus, dass Sie nicht nur „einer kleinen radikalen Minderheit“ aus dem Herzen gesprochen haben. Jetzt möchte ich aber noch mit einer kleinen Kritik ;-) schließen. Nach meiner (möglicherweise unvollständigen) Wahrnehmung wurde zuletzt am 1.10.2019 mit „Atomkraft, ja bitte! Wie bitte?“ der letzte Artikel (und das war lediglich ein „Gastbeitrag“), der dieses enorm wichtige Thema aus einer nichtideologischen Perspektive beleuchtet, veröffentlicht. Das ist zu selten! Bleiben Sie dran! – Manfred Marggraf

 

Jochen Bittner beschreibt in seinem Artikel Kernkraftwerke einer neuen Generation als mögliche Lösung für das Klimaproblem und wundert sich, dass die Grünen und die Union das Thema (man könnte auch sagen: die Chance) komplett vermeiden. Er übersieht aber, dass die von ihm genannten Kraftwerke von Bill Gates bisher reine Prototypen sind und ihr kommerzieller Einsatz etwa 20 Jahre braucht. Das CO2-Problem muss aber viel früher gelöst werden!

Dazu kommt, dass die erneuerbaren Energien deutlich günstiger als ein Atomkraftwerk und daher nicht wettbewerbsfähig sind (Atomstrom ist etwa 3x so teuer wie Solar- oder Windstrom). Auch wenn die Idee, mit den neuen Reaktoren sozusagen Atommüll zu verbrennen, charmant klingen man, nützt Atomkraft letztendlich dem Klima nicht. – Oliver Retz

 

Quasireligiöse Naturbetrachtung bei den Grünen, provinzielle Ablehnung neuer Technologien wie Kernfusion, Geoengineering etc.? In meinen Augen besteht der Sündenfall der Grünen eher darin, in der technologischen Transformation der Gesellschaft die Lösung der Klimakrise zu sehen – ähnlich wie die anderen Parteien auch. Grünes Wachstum, dann wird schon alles gut. In einem endlichen System kann es aber niemals unendliches Wachstum geben. – Dr. Olaf Hähner

 

Ähnlich „konservative“ Denkmuster, die der Autor bei den Grünen sieht, sehe ich auch bei seinen Vorschlägen zur Energieversorgung der Zukunft: Ich halte es eher für unwahrscheinlich, dass neue Reaktorkonstruktionen einen nennenswerten Anteil leisten werden, wo doch Strom aus neuen Reaktoren heute über 11 ct/kWh kostet, und zukünftige Reaktorkonzepte nur in der Theorie „günstiger“ sind – während großflächige Solarzellenanlagen schon heute Strom für weniger als 5 ct/kWh erzeugen, und in näherer Zukunft vielleicht für die Hälfte:

Dass deren Preise bei größeren Stückzahlen weiter sinken halte ich für eine realistischere Entwicklung. Auch Flächenbedarf ist kein Problem: Allein die Äcker, die heute von ökologisch problematischem, aber hoch subventioniertem Biogas – Mais belegt werden, könnten dank über 20 fach höherem Stromertrag von Photovoltaik in Relation zu Photosynthese mehr als den gesamten deutschen Strombedarf decken: inclusive Reserven für Speicher und Erzeugung von Wasserstoff. Hinzu käme weiterer Wasserstoff, in Form von Methan und Methanol aus südlicheren Ländern: Die Menschen der Zukunft werden sich wundern, warum es so lange dauerte, die Energieerzeugung auf einfachste – und relativ günstige – Methoden umzustellen: Lobbys des Bestehenden, und … Denkmuster ? – Christoph Schaddach

 

Herrn Bittner legt die weitgehende Realitätsferne der Politik in Bezug auf den Klimaschutz gnadenlos und pointiert offen. Die Kandidaten Baerbock und Laschet sollten bei öffentlichen Veranstaltungen mit genau diesen Fakten (belastbare Quellen müssten natürlich griffbereit sein) konfrontiert werden und zwar hartnäckig und notfalls auch mit wiederholt derselben Frage.

Die von den Parteien verkaufte Illusion, dass die zur Abwendung Klimawandels erforderlichen Maßnahmen die Bürger nicht oder nur in geringem Umfang treffen werden, muss ist öffentlich bloßzustellen. Auch die unfassbare politische Ignoranz bzw. die Denkverbote gegenüber technisch verfügbaren Teillösungen, wie etwa der Kernkraft, müssten viel deutlicher angeprangert und heftiger diskutiert werden, als dies bislang er Fall ist. – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Andreas Zabel

 

„Im Kampf gegen den Klimawandel bedarf es frischen, befreiten Denkens“ – so Jochen Bittner, um dann aber genau mit seinen Beispielen – Carbon Captures and Strorage, Geoengineering, Bakterien als Dünger, Methan-Reduktion – in jene Falle zu laufen, die die Grünen vermeiden wollen, sich erneut in weitere nicht-natürliche Abhängigkeiten von technologischen Lösungen zu begeben.

Angesagt ist nicht, was der Autor als Fortschritt hält, weitere Orientierung am Gewordenen, am naturwissenschaftlich- materialistischen Paradigma, angesagt ist, und das ist Zukunft, Orientierung am Lebendigen, am Werdenden. Etwa, was der Autor mit seinen Scheuklappen nicht erkennen kann, was aber längst weltweit unterwegs ist, der biologisch-dynamische Landbau. Diesem kommt wachsende Bedeutung zu, wird er doch zum entscheidenden Ansatz, um den Humus der Erde, mit organischen Präparaten gestärkt, in den angesagten Wandel der Landwirtschaft einzubeziehen. – Dr. Otto Ulrich

 

Endlich eine Stimmer der Aufklärung und der Vernunft. Es ist für den kritischen Zeitgenossen unerträglich mit welcher Arroganz, moralischer Überheblichkeit und Besserwissertum die sog. “Ökopartei“ ihre Direktiven zur Rettung des Klimas vorträgt. Dabei herrscht in Wahrheit eine kaum zu überbietende Kleingeistigkeit und ein Verleugnen der Realitäten. Bei halbwegs realistischer Betrachtung der Vorschläge zur Rettung des Klimas wird klar, dass leider alle Parteien fern jeglicher Wirklichkeit und leider auch jeglicher Erfolgsaussicht liegen.

Die weltweite Zunahme des Energiebedarfs und die weiter wachsende Weltbevölkerung geben die Vorstellungen der Politiker aller Couleur der Lächerlichkeit preis. Weltweit gesehen, das Klima kennt nun mal keine nationalen Grenzen, kann die Rettung des Klimas und damit das Überleben der Menschheit nur aus einer mutigen und verantwortungsvollen Weiterentwicklung bereits (zumindest im Ansatz) vorhandener Technologien gelingen. Das wird teuer aber eine erkennbare Alternative gibt es nicht wenn wir nicht in die vorindustrielle Zeit zurück wollen.

Herrn Bittner ist zu danken, dass er zumindest einige dieser Technologien aufgeführt hat und damit die Klimadiskussion erweiterte. Dass diese Überlegungen bei allen Bewerbern um die politische Führung kaum eine Rolle spielen zeigt in erschreckendem Maße, welche Amateure sich da bewerben. Es kann einem Angst werden. – Dr. Martin Klupp

 

Der Verfasser hat in einigem recht, etwa wenn er den Grünen attestiert, sie betrieben den Klimaschutz mit religiöser Inbrunst. Sie tun es quasi eschatologisch. Der jüngste Tag solle hinausgeschoben werden. Die Heilsprophetin Baerbock spricht von Wunder. Das Versprechen, mit Hilfe des starken Ausbaus von Wind- und Solarenergie das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, erscheint fraglich, wenn man den zukünftigen Energiebedarf und das heutige Erneuerungstempo betrachtet.

Auch bei der von der Ökopartei angestrebten notwendigen Verhaltensänderung der Bevölkerung sind Zweifel angebracht, ob das gelingen wird. Bittner‘s Lösungsansätze aber sind ebenso wenig überzeugend, wenn er der Atomkraft dabei eine zentrale Rolle beimisst. Sein Glaube an eine risikoarme Reaktortechnik kann ich nicht nachvollziehen. Es ist ein Spiel mit dem vermeintlich geringeren Übel. – Stefan Kaisers

 

Jochen Bittner ist Co-Leiter des Streit-Ressorts der ZEIT und in dieser Eigenschaft legt er es offensichtlich darauf an zu provozieren. Denn was er in seinem Artikel an Ungereimtheiten, Unwahrheiten und Widersprüchen präsentiert, hat mit serösem Journalismus nichts zu tun. Insbesondere das hemmungslose „GRÜNEN-bashing“ muss auch derjenige als pure Polemik werten, der kein Anhänger dieser Partei ist.

Die politischen Vorstellungen der „GRÜNEN“ bezeichnet er als „religiös und tief provinziell“, er spricht von „dunkelromantischer Metaphysik“ und der „Grundsehnsucht nach moralischer Wegweisung“. Hätte er in derselben ZEIT-Ausgabe ein paar Seiten weitergeblättert, hätte er lesen können, dass der Vorstandsvorsitzende eines der bedeutendsten deutschen Industrieunternehmen, Joe Kaeser, über die Vorsitzende der „GRÜNEN“ kürzlich gesagt hat, diese verfüge unter den Kanzlerkandidaten über „die größte Glaubwürdigkeit für eine nachhaltige und langfristige Erneuerung.“ Er hätte auch ehrlicherweise erwähnen müssen, dass beide Parteivorsitzenden in zahlreichen Interviews immer wieder auf den Dreiklang aus Innovationen, Ordnungspolitik und sozialer Verantwortung hingewiesen haben, der dem Konzept der GRÜNEN zur Bekämpfung des Klimawandels zugrunde liegt.

Bittner wirft den „GRÜNEN“ „Kleingeistigkeit“ vor und meint, sie seien in Denkgewohnheiten gefangen, „die deutlich älter sind und tiefer sitzen als das Bewusstsein für die Herausforderungen der Erderwärmung“. Er gibt in diesem Zusammenhang zu erkennen, dass er mit „Kleingeistigkeit“ die Bereitschaft meint, die natürlichen Grenzen des Systems Erde anzuerkennen (eine Forderung übrigens der überwiegenden Mehrheit anerkannter Klimatologen, Ökologen und Ökotrophologen), nicht aber – was näher läge – das vorherrschende Mantra eines ständigen und grenzenlosen ökonomischen Wachstums. Konsequenterweise äußert Bittner die Überzeugung, daß das „Projekt Klimaneutralität bis 2045“ nur durch „technologische Durchbrüche, die unabhängig von Lebensstilen die Erde abkühlen könnten“ (sic!) zu erreichen ist.

Er nennt in diesem Zusammenhang technische Innovationen, von denen die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung noch nie etwas gehört haben dürfte, die sich im Versuchsstadium irgendwelcher Labore befinden, deren Risiken und Nebenwirkungen also noch nicht erforscht sind und deren Umsetzung (inklusive viele Jahre dauernder Genehmigungsverfahren) wohl kaum vor 2045 zu bewerkstelligen wären. Hinzu kommt, dass es sich in der Vergangenheit gezeigt hat, dass technische Fortschritte summa summarum nicht zu einem geringeren Ressourcenverbrauch geführt haben („rebound-effects“).

Das Auto ist ein allgegenwärtiges Beispiel hierfür: Obwohl im Motorenbau gegenüber den 1960er Jahren bis heute fantastische Effizienzsteigerungen erzielt wurden, sind Ressourcenverbrauch und CO2-Belastung durch den Verkehr insgesamt enorm gestiegen! Der Grund: Ständig steigende Konsumansprüche („Freie Fahrt für freie Bürger“ – im SUV natürlich!), bei gleichzeitiger Untätigkeit der Politik!

Bittner führt schließlich das Argument ins Feld, durch Innovation sei das Auto sicherer geworden. Abgesehen davon, dass im Straßenverkehr immer noch jährlich über 3.000 Menschen sterben und fast 400.000 Unfallverletzte großes Leid ertragen müssen (Zahlen des Stat.Bundesamtes für das letzte vor-Corona-Jahr 2019) ist darauf hinzuweisen, daß der Rückgang der Opferzahlen seit den 1970er Jahren nachweislich vor allem auf ordnungspolitische Maßnahmen (sprich: Verbote) wie Geschwindigkeitsbegrenzungen, Helm- und Gurtpflicht, strenge Promille-Grenzen etc. zurückzuführen ist!

Mein Fazit: Es wird wohl eher die Arktis wegschmelzen, als dass sich Jochen Bittner (und in seinem Gefolge Christian Lindner/FDP und andere Verfechter des „weiter so!“) von dem Irrglauben verabschieden, „technologische Durchbrüche“ könnten die drohenden ökologischen Katastrophen verhindern – auch ohne Abkehr vom grenzenlosen ökonomischen Wachstum und ohne Abstriche an der gewohnten, „westlichen“ Lebensweise. Ich empfinde den unerschütterlichen Glauben an die Segnungen der Technik bei gleichzeitiger Ausblendung, ja Verachtung, anderer „weicher“ Wissenschaftsbereiche (Psychologie, Soziologie, Anthropologie usw.), wie sie Jochen Bittner in seinem Artikel offenbart, im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft und des Planeten Erde insgesamt für erschreckend. – Dr. Wolfgang E. Fischer

 

Ich bin empört über den Artikel und finde die Charakterisierung der Grünen darin unverschämt. Gerade bei den Grünen gibt es keine „festsitzende Bremse“, die daher kommt, dass sie den “Klimawandel in eine letztlich religiöse Naturbetrachtung einbetten”, sondern diese Parei hat als einzige ein Klimaschutz-Sofortprogramm mit zehn konkreten Vorhaben beschlossen. Sie sollen in den ersten hundert Tagen nach der Wahl begonnen und zügig umgesetzt werden.

Wir wissen heute, nur eine Politik, die an eine schnelle Realisierung bis 2030 orientiert ist, kann einen Beitrag zu einem wirksamen Klimaschutz leisten. Leider zeigt der Autor unrealistische Lösungsversuche auf, die keine echten Alternativen sind, weil es sich um Techniken handelt, die noch Zeit brauchen und möglicherweise gefährlich sind. Er plädiert vor allem für eine Rückkehr zur Atomkraft, z. B. mit der Idee für kleine Reaktoren (SMR), für die sich – das ist richtig – auch Bill Gates einsetzt – allerdings neben vielen anderen konventionellen Ideen wie Effizienz und CO2-Preis.

Im März 2021 wurden vom „Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung“ zwei Gutachten präsentiert, die sich mit den Reaktoren befasst haben, die ein neues Konzept („Partitionierung und Transmutation“, P&T) haben oder klein sind (SMR). Das vernichtende Ergebnis: In absehbarer Zeit können diese möglicherweise zur Verfügung stehenden Atom-Technologien weder die Altlasten der Atomenergie-Nutzung beseitigen noch die jetzt anstehenden Zukunftsfragen des Klimawandels beantworten. Auch ist der wichtigste Player, die Atomindustrie, gegen ein Comeback der Atomkraft. Die Kosten und Risiken auf den freien Märkten ist ihr dafür viel zu hoch. – Ilse Majer-Wehling

 

Im Kampf gegen den Klimawandel braucht es frisches Denken“, schreibt Autor Bittner. Wie wäre es, nicht dem IPCC zu folgen mit dessen Augenmerk auf die Treibhausgase, sondern die Erderwärmung und ihre Folgen aus der Sicht der Physik zu betrachten. Da gibt es den 2. Hauptsatz der Thermodynamik. Dieser fordert einen schnellen Abbau des Energieunterschieds „heiße Sonne – kalte Erde“ in Richtung eines „Wärme-Lau“, also eine Entropie-Maximierung. Beschleunigt wird dieser Abbau durch die Tätigkeit sich selbst organisierender sog. „dissipativer (Sonnenenergie „zerstreuender“) Strukturen (I. Prigogine, Nobelpreis 1977).

Der Mensch mit seiner energieaufwendigen, viel (Ab)Wärme erzeugenden Kultur ist aktuell die effektivste dissipative Struktur. Aus hochwertiger Energie – ob aus Kohle gewonnen oder per Windkraft erzeugt (beides Sonnenenergie-„Derivate“) – macht er niederwertige Wärmenergie. Gegen dieses Streben nach Entropie-Maximierung ist der Mensch chancenlos. Sisyphus lässt grüßen. Der Physiker würde demnach raten, statt in die Reduzierung der Treibhausgase, in den Katastrophenschutz zu investieren. – Dr. rer. nat. Manfred Gutz

 

Zu Ihrer Analyse über die ambitionslosen Parteien im Angesicht der Bundestagswahlen – Sie beziehen sich auf die GRÜNEN und die CDU – fällt mir Folgendes ein: Ihr Analyse der Grünen teile ich überwiegend nicht. Geo-Engineering und Atomkraft sind für mich keine gangbaren Konzepte für die Zukunft und so unumstritten wie Sie es darstellen, sind beide Konzepte ja keinesfalls. Was ich aber teile, ist den Eindruck, dass die Parteien ambitionslos und verhalten wirken. Allerdings nicht nur Grüne und CDU. Nach meiner Auffassung hat das aber vor allem damit zu tun, dass sich niemand aus der Deckung wagen möchte, um etwas Neues zu probieren.

Der Grund dafür liegt meines Erachtens in der Diskussionskultur und vor allem im Hang der Deutschen, mit großer Vehemenz für alles, was irgendwie nicht glatt läuft, einen Schuldigen zu suchen, den man im übertragenen Sinne einen Kopf kürzer machen kann. Wie kann man in einem Land als Verantwortungsträger konstruktiv neue Ideen diskutieren, in dem sich eine Debattenkultur etabliert hat, in der es vor allem darum geht zu sagen: Wir haben da nichts falsch gemacht, aber die Anderen! Die sind Schuld! Leider interessieren sich auch die Bürgerinnen und Bürger immer nur dafür, wer Schuld ist: An der Flutkatastrophe, an den Flüchtlingen, an Würzburg, an Afghanistan… Wer kann an den Pranger gestellt werden?

Wer kann zum Rücktritt gedrängt werden? Es kommt mir oft vor, als agiere die Gesellschaft wie im Mittelalter. Primitive Rachegedanken treiben die Leute an, irgendjemanden zu lynchen, zu strafen, fertig zu machen. Vorschläge werden sofort skandalisiert und der, der sie unterbreitet, wird persönlich zum Idioten erklärt. Wer hat da noch Lust, Verantwortung zu übernehmen und schwungvoll neue Ideen vorzuschlagen, die ihn/sie gleich wieder den Kopf – zumindest aber den Ruf – kosten können. Da bleibt man doch lieber auf sicherem Terrain und schlägt nur vor, was schon hundertfach erprobt ist. Das Ergebnis sind vorhersehbare Plattitüden im Wahlkampf und die Suggestion, der Klimawandel könne bewältigt werden, ohne dass sich irgendeine Bequemlichkeit in unserem Leben ändern müsste. Was für ein Ärgernis! – Erika S. Becker

 

Statt den Grünen „religiös-dogmatisches Denken“ vorzuhalten ist es lohnenswert, die Vorschläge des Autors zum Klimaschutz anhand dieses Begriffes zu prüfen: Beispiel Kernfusion: An Fusionsreaktoren wird seit über 40 Jahren geforscht. Jetzt gelang vor wenigen Tagen erstmals die Zündung einer Kernfusion. Diese hielt allerdings nur 100 Billionstel Sekunden an. Von einer möglichen industriellen Nutzung zur Energiegewinnung eines solchen Fusionsreaktors sind wir nach Überzeugung aller beteiligten Wissenschaftler noch Jahrzehnte entfernt.

Für das Ziel Klimaneutralität bis 2050 spielt Kernfusion also keine Rolle. Auch bei den anderen aufgeführten „Ideen“ ist völlig unklar, ob überhaupt und wenn ja in welchem Umfang sie zur Dekarbonisierung beitragen können. Konsequenterweise fehlen diese Nebelkerzen deshalb auch im Grünen Wahlprogramm, weil es eben nicht auf Glauben und Illusionen basiert. – Michael Parys

 

Herr Bittner will uns die Kernenergie als Lösung für das Klimaproblem verkaufen. Er beklagt, dass die Abschaltung der letzen Kernkraftwerke einen Deckungsbeitrag in der Größe von 50% der heutigen Windkraft vom Netz nimmt. Alles schön und gut, aber von den 100% des deutschen Primärenergieverbrauchs (2018) entfielen 22,8% auf Gas, 26,8% auf Kohle und 31,5% auf Öl. Also 81,1% auf CO2-Emittenten. Ganze 4,9% steuerte die Kernkraft bei. Wenn man davon ausgeht, dass in Zukunft 100% über den Zwischenschritt Elektrizität gehen müssen, die dann wieder zu den praktikablen Energieträgern weiterverarbeitet wird, dann müssten rund siebzehn mal so viele Kernkraftwerke zu den bestehenden dazugestellt werden, um das mit Kernkraft zu erreichen.

Wer will daran glauben, wenn schon ein einsames Windrad auf erbitterten Widerstand stößt? Bislang werden in Deutschland jährlich 450 Tonnen verbrauchter Kernbrennstoff produziert. Dann wären es 7650 Tonnen. Wir wissen heute noch nicht, wohin mit den zig-Tausenden Tonnen schon produzierten Strahlenabfalls. Das lustige Versprechen, die Reaktoren der Zukunft würden den „aufessen“ in allen Ehren, aber die Lösung für das Klimaproblem brauchen wir jetzt, nicht erst nach der Erfindung von ein paar Schlüsseltechniken. Erfunden wird nicht termingerecht. Und dann wären die Reaktoren noch nicht genehmigt, geschweige denn gebaut und in Betrieb.

Obige Rechnung zeigt auch, dass der Ansatz, den ganzen „grünen“ Strom im eigenen Land produzieren zu wollen, unrealistisch ist. Bislang haben wir fast alle Energie importiert. Gas, Öl, Uran und einen großen Anteil der Kohle beziehen wir ganz selbstverständlich von irgendwo auf der Welt. Nur bei der „erneuerbaren“ Energie soll alles aus dem eigenen Vorgarten kommen. Das ist illusorisch. Die Erde hat einen Kernreaktor ganz in der Nähe (acht Minuten von hier).

Wir brauchen keinen Brennstoff zu kaufen, haben keine Entsorgungsprobleme, das Ding ist wartungsfrei, zuverlässig und läuft 24/365. Es wäre logisch, in den Regionen des Planeten, die besonders mit dieser Energie beliefert werden, die dortige Bevölkerung in die Lage zu versetzten, uns klimasauber produzierte Energieträger verkaufen zu können. Wo sind die Anstrengungen in diese Richtung? – Hans List

 

Selten hat ein Journalist in einem Artikel die Decke über so viele müffelnde Tabus weggezogen wie hier Jochen Bittner, ganz großes Lob dafür. Nur die Zahl von 62%, die an der Durchsetzungsfähigkeit der Regierung zweifeln, steht etwas einsam im Raum. Hierzu als Beispiel die Abschaffung der Sommerzeit: Eine Regierung, die es nicht schafft einen EU-Beschluss umzusetzen, nach dem einfach gar nichts mehr getan werden soll, keine Uhren umstellen, keine Fahrpläne ändern, soll in der Lage sein, den Klimawandel zu stemmen? Lachhaft. – Frank Hrebabetzky

 

Tschernobyl und Fukushima und Atommüll sind Vergangenheit! In Zukunft werden Kernkraftwerke der 3/4/5ten Generation gebaut! (z.B. dual-fluid.com) Verheißungsvolle, sichere und natürlich CO2-freie Weiterentwicklungen der Kerntechnik befinden sich bereits in den Startlöchern. Potenziell unbegrenzte Mengen billiger Energie werden in Zukunft ohne Landschaftsverbrauch und (fast) ohne Rückstände sicher aus Kernspaltung gewonnen. Das nennt sich „Fortschritt“! Auf „Fortschritt“ beruht unsere Zivilisation! Diese Energie werden 10 Mrd. Menschen bitter benötigen, auch um die noch unvorstellbaren Probleme, die bevorstehen, zu bewältigen! Die bereits vorhandenen Rückstände werden zum Segen der Menschheit bis in die ferne Zukunft als Rohstoffquelle dienen, sofern sie fatalerweise nicht bereits „endgelagert“ wurden.

Seitens der Kernenergiegegner geht es bei der Debatte nicht um eine sachliche, lösungsorientierte Abwägung der Nachteile (die gibt es auch!) und der Vorteile (die sind sowas von offensichtlich…!!!), sondern darum, Glaubenssätze und Vorbehalte, die in der Vergangenheit zum Teil (!) berechtigt waren, trotz besserer, neuerer Erkenntnisse nicht aufgeben zu müssen. Ist das nicht ein aussichtsloses Unterfangen? Nicht unbedingt, wenn man sich vergegenwärtigt, dass dies so einigen Weltreligionen seit Jahrtausende immer noch gelingt. Den Hohepriestern der modernsten Religion, die lautet „Kernenergie ist Teufelswerk“, ist es gelungen, die öffentliche Meinung so erfolgreich zu indoktrinieren, dass man sich nicht zwischen Faszination und Verzweiflung entscheiden mag. Der weltweite Energiebedarf wird unabwendbar immer weiter steigen.

Für die Menschheit besteht die naheliegendste und vielversprechendste, vielleicht die letzte und einzige Chance, den Klima-GAU zu verhindern oder zumindest abzumildern, darin, Kernkraftwerke zu bauen! Und zwar weltweit, so schnell wie möglich, so viele wie möglich! „Unser Beharren, die Erzeugung von Nuklearenergie zu meiden, gleicht einem Autogenozid“. (James Lovelock, 2019) – Manfred Marggraf

 

Treffend wird die Kombination von „Denktabus“ und “Mutmangel“ beschrieben, die eine Reduktion der CO2-Emissionen so schwierig macht. Leider beschränkt sich das nicht nur auf die beiden im Artikel genannten Parteien. Die ausgeprägte Tendenz, sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse nur dann einzulassen, wenn sie die eigene Agenda zu bestätigen scheinen, gegenläufige wissenschaftliche Erkenntnisse aber zu negieren oder gar polemisch zu bekämpfen, findet man bei allen Parteien. Die Frage: Was können Medien und Wähler tun, um diese Tendenz bei Politiker:innen nicht zu verstärken, sondern abzuschwächen? – Ulrich Waas

 

Folgende Rückmeldung möchte ich Ihnen zu dem obengenannten Artikel von Jochen Bitner senden, der mich – gelinde gesagt – fassungslos gemacht hat. Das einzige, worin ich mit Herrn Bittner übereinstimme ist, daß es, um den Klimawandel aufzuhalten, nicht ausreicht, lediglich sämtlichen Strom aus Wind- und Solarenergie zu gewinnen. Das behauptet aber auch niemand. Die CDU nicht, weil sie zu diesem Thema erst gar keine Strategie hat und auch die Grünen nicht. Dies zu behaupten ist schlicht und einfach eine Falschaussage, wenn nicht sogar eine diffamierende Unterstellung. Aus dem Wahprogramm sowie dem Sofortprogramm zum Klimaschutz geht sehr deutlich hervor, daß lediglich der Strom, der erst einmal weiterhin benötigt wird, regenerativ erzeugt werden soll.

In fast jedem Kapitel geht es aber auch darum, Energie einzusparen und dadurch die Emissionen zu senken. Das neue Technologien abgelehnt werden, geht hieraus nicht hervor. Desweiteren empfinde ich es als sehr unausgewogen, daß Herr Bittner sich in diesem Artikel in fast drei Vierteln des Textes den Grünen widmet. Und dies, obwohl wie von ihm selbst anfangs geschrieben, die von ihm genannten Versäumnisse alle Parteien und auch die CDU betreffen. Hinzu kommt noch die ganz offensichtliche Widersprüchlichkeit. Er fordert als Abkehr vom Konservatismus neue Ideen, kommt aber zu dem Schluss, daß lediglich die Kernenergie etwas verbessert werden muss.

HILFE!!! Zum einen, was ist daran neu und zum anderen sind die Probleme dieser Technologie ja bekannt. Die anderen Vorschläge sind ebenfalls haarsträubend: Carbon Capture and Storage ist ebenfalls nicht neu, hat einen sehr schlechten Wirkungsgrad, führt ggf. zu geologischen Verwerfungen und vor allem wird hierdurch der CO2- Ausstoß nur verringert und nicht vermieden. Geoengineering ist ja wohl hoffentlich nicht ernst gemeint, völlig unausgereift und die Folgen in keiner Weise untersucht, die Methan-Reduktion durch andere Rinderrassen führt auch wieder nur zur minimalen Reduktion usw. Natürlich braucht es viele neue Ideen, aber daß die Grünen diese generell ablehnen wäre mir neu. Im Gegenteil gibt es hier etliche Förderprogramme, die noch aufgebaut würden.

Und das Erschreckendste von allem ist die Behauptung, die Grünen würden, um eine religiöse Grundsehnsucht zu befriedigen eine „Mission“ verfolgen, um mit priesterlicher Autorität den Wählern Sünden zu vergeben. Gegen das „Kitschhafte“ dieser Ausführung ist das Versprechen von Annalena Baerbock an ihr Kind noch nüchtern und sachlich.

Vor allem aber handelt es sich hier wieder um Behauptungen und Unterstellungen, die jeglicher Grundlage entbehren und auf populistische Art und Weise offensichtlich nur darauf zielen, sämtliches Ideen und Vorschläge der Grünen ins Lächerliche zu ziehen. Sehr schade, insbesondere von dem Co-Leiter des Ressorts Streit hätte ich mir da eine differenzierte und fundiertere Analyse gewünscht. Insbesondere in dieser ohnehin schon sehr aufgheizten Atmosphäre der politischen Diskussion. Puh, ist das lang geworden. Und Sie wissen gar nicht, wie viel Text ich wieder gelöscht habe. – Claudia Plötner

 

Kernkraft als Heilsversprechen gegen den Klimawandel? Betrachten wir das finnische Großprojekt Olkiluoto , welches 2004 begonnen wurde. Geplante Inbetriebnahme war 2009, doch noch läuft es nicht, nachdem sich die Kosten beinahe verdreifacht haben auf über 8 Milliarden Euro. Wir müssen also mit Bauzeiten von nahezu zwanzig Jahren rechnen bei der Kernkraft. Die Klimaneutralität Deutschland muss aber 2030, allerspätestens 2035 erreicht werden, um das 1,5 Grad Ziel zu erreichen. Weitere Vorschläge von Herrn Bittner wie Carbon capture and storage, neue Rinderrassen und erst recht die Kernfusion sind ebenfalls Zukunftsmusik. Photovoltaik, Windkraft und batteriebetriebene Kraftfahrzeuge könnten sofort massenhaft produziert werden, wenn die Politik die Notwendigkeiten einsähe. – Mechthild Dierlamm-Harth

 

Wo ist das Problem? Bevor in Deutschland die Lichter ausgehen, wird es auf das europäische Verbundnetz (- system) zurückgreifen. D.h. Strom wird aus anderen europäischen Kraftwerken dazu gekauft, wenn die eigene Stromerzeugung nicht ausreicht. Anders wird es vielleicht nicht gehen, wenn bei steigendem Energiebedarf ohne entsprechenden Ersatz Kraftwerke abgeschaltet werden.

Dumm nur, dass dann Strom in deutsche Netze eingespeist wird, der in Kernkraftwerken (z.B. Frankreich) und Braunkohlekraftwerken (Osteuropa) erzeugt worden ist. „Outsourcing“ der eigenen Energiewirtschaft eines Industrielandes könnte man das dann fast nennen. Von einer nachhaltigen Energiewende in Deutschland könnte kaum noch die Rede sein. Weiß die Politik davon überhaupt?

Herr Bittner hat die Rechnung aufgemacht, die schon Experten längst aufgestellt haben und vor Unterversorgung und Stromausfällen warnen. Die Amateure wollen davon nichts wissen. Mit einer sachgerechten Politik ist spätestens dann Schluss, wenn unliebsame Fakten ausgeblendet werden, weil sie eigene festgefahrene Glaubenssätze erschüttern oder dazu zwingen, Fehler einzugestehen. Das sind keine guten Aussichten für die Zukunft. – Regina Stock

 

Das Dilemma der Grünen und der CDU wird in diesem Artikel sehr gut beschrieben. Die Grünen halten unbeirrt von der Realität an ihren Dogmen fest und lehnen Techniken, die realistischerweise dazu beitragen können, den Kohlendioxidausstoßschnell und deutlich zu senken, ab.

Die CDU ist zu feige, sich für die Kernenergie auszusprechen, und sich für die Forschung an der wirklich vielsprechenden Energieversorgungstechnik der Kernfusion einzusetzen. Wie man in der CDU die Klimaneutralität zu erreichen hofft, ist aktuell überhaupt nicht nachvollziehbar. Das ist ein Trauerspiel. Die Politik in Deutschland hat solange gezögert, die Probleme anzugehen, dass jetzt keine Zeit mehr bleibt, den Ausbau auf Wind, Sonne und Wasserstoff rechtzeitig zu ermöglichen. Die 6 noch laufenden Kernkraftwerke laufen zu lassen ist die einzige und beste Lösung, die es derzeit für eine klimafreundliche Stromversorgung gibt. – Sabine Kiermaier

 

Jochen Bittner empfiehlt statt der angeblich dogmatischen und provinziellen Vorschläge der Grünen verschiedene technische „Innovationen“ gegen den Klimawandel. Ein Beispiel, welches wohlweislich im „Grünen Wahlprogramm nichteinmal erwähnt ist“: Bestimmte europäische und nordamerikanischen „Rinderzuchtrassen“ würden 1/5 weniger Methan ausstoßen als andere, z.B. afrikanische oder südamerikanische. Man solle -statt der „Hoffnung auf mehr Veganismus“- einfach den Leuten dort sagen, welche Rassen sie stattdessen halten sollten. Solche sehr einfachen Ansagen sollten einen sofort stutzig machen, denn in der Regel sind natürliche Zusammenhänge doch etwas komplizierter:

Europäische Hochleistungsmilchkühe können nur mit sehr hohen Gaben von Kraftfutter wie Soja oder Getreide diese hohe Leistung erbringen. Dieses Futter stammt zu großen Teilen aus z.B. Brasilien von durch Brandrodung wertvollen Urwalds entstandenem Ackerland und bringt von dort bereits seine negative Klimabilanz mit. Die genannten Rinder in Afrika erbringen ihre niedrigere Leistung hingegen unter den dortigen, völlig anderen Umweltbedingungen aus Futter wie Gras, Gestrüpp und Abfällen aus der Nahrungsproduktion wie Stroh von Hirse, Getreide usw.. Dieses Futter spart somit- anders als Getreide oder Soja- landwirtschaftliche Nutzflächen für die menschliche Ernährung.

Abgesehen davon würde eine europäische Hochleistungsmilchkuh unter den dortigen Bedingungen nicht nur sofort ihre hohe Leistung einstellen, sondern würde vermutlich unter dem Druck vonTemperatur und der dortigen Parasiten nach wenigen Wochen verenden, denn an solche Bedingungen ist sie nicht angepasst. Noch komplexer: In Halbwüsten und Steppen ist die Beweidung als jahrtausende alte Tradition die einzige Möglichkeit der Produktion von dringend benötigten, eiweisreichen Lebensmitteln (Milch, Fleisch) auf Böden und in Klimazonen, die zum Ackern nicht geeignet sind.

Fazit: gegen den Klimawandel helfen vor allem seit mehr als 30 Jahren bekannte Massnahmen wie die Reduktion vieler Leistungen und Konsumgüter, unter anderem auch tierischer Produkte. Anders als das „grüne Denken“ ist eher der naive Fortschrittsglaube von Herr Bittner „religiös und provinziell“. – Astrid Masson

 

Zugegeben, die Grünen schaffen es nicht, die Aufbruchstimmung zu erzeugen, die angesichts der gewaltigen Herausforderungen der kommenden Legislaturperiode eigentlich nötig wäre. Das liegt unter andererem aber auch daran, dass ihr Innovationsbegriff abstrakt anmutet und über konkrete neue Technologien hinausgeht: Es geht ja um nichts weniger als die Transition zu einer ressourcenschonenden und weniger auf quantitatives Wachstum angewiesenen Wirtschaftsweise.

Innovation bedeutet daher zuerst die Schaffung neuer politischer Optionen wie etwa der Modifikation der Schuldenbremse und Investitionen in Forschung und Entwicklung, um neue Technologien zu entwickeln und einsatzfähig zu machen. Die Grünen fordern dafür jährlich 50 Milliarden Euro an zusätzlichen staatlichen Investitionsmitteln. Es ist deshalb schlicht demagogisch, ihnen immer noch Technologiefeindlichkeit zu attestieren, wie Bittner es in seinem Artikel tut. – Dr. Dirk Kerber

 

Vielen Dank für die Formulierung dieser Perspektive. Mir wurde klarer, woher mein Unbehagen mit den Grünen als solchen seine Quelle hat (dass der Klimawandel im Vollzug begriffen ist und entsprechende, prinzipielle Maßnahmen vernünftigerweise nicht erst ausgehandelt werden müssen, sollte für jede Partei außer Frage stehen): Im Grund haben auch die Grünen so etwas wie ein „C“ (ja, ein großes) im inneren, mentalen Parteiprogramm.

Und ein vielleicht übleres als jenes von CDU/CSU: es ist verdeckt, heimlich, unter ökologischer Vernunft verborgen – und damit letztlich unangreifbar, wie wohl jede aszendierende Ideologie. Doch Unangreifbarkeit ist ein Anfang, der zusammenfällt mit dem Ende eines jeden Diskurses. Eben jenem Instrument, auf das die Grünen ja wohl großen Wert legen. Legten? – Volker Homann

 

„Grün ist alle Theorie, doch hart im Raume stoßen sich die Sachen“. Jochen Bittner nennt sektiererisches Denken, sektiererisches Denken und erkennt ein technisches Problem als ein technisches Problem. Eigentlich nichts besonderes- aber nicht im Land der Ignoranten. – Rolf Maschlanka

 

Man muss dem Autor dankbar sein weil er es wagt, etlichen grünen ZEIT – Lesern und anderen Anhängern der Grünen einmal vor Augen zu führen, wie utopisch die klima-politischen Ziele dieser Partei sind. Gespannt bin ich, welche Ausreden verwendet werden, wenn in den Regierungsprogrammen von diesen Utopien Abschied genommen wird. Hoffentlich bekommt Herr Dr.Bittner keinen Ärger mit seiner Chefredaktion. – Klaus Grasenick

 

Für Ihren Artikel danke ich Ihnen sehr herzlich. Endlich! Die Sympathien vieler Zeit-Redakteure für die Grünen waren in der jüngeren Vergangenheit ja unverkennbar. Ich hatte schon im Scherz geäussert, dass man das Bremer Wappen auf der Titelseite wohl bald durch den Schriftzug „Inoffizielles Parteiorgan der Grünen“ ersetzen werde. Nun macht Ihr Artikel Hoffnung, dass es vor Stromabschaltungen und einem zu befürchtenden Erstarken der AfD zu zielführenden Diskussionen kommen wird. – Manfred Wiech

 

Ich teile Ihre Meinung voll und ganz und nicht erst seit ich das aktuelle Buch von Bill Gates zum Klimawandel gelesen habe, in dem ich auch leicht verständliche bisher unwidersprochene Fakten zum Thema fand. „Torten der Wahrheit“. Die Ankündigung der vorzeitigen Abschaltung der AKWs in Deutschland war gegen besseres Wissen ein rein populistischer Akt, den ich der Physikerin Dr. Angela Merkel sehr übel genommen habe. Für das ängstliche und dumme Wählervolk, Gefühlsduselei wie meine Oma gesagt hätte.

Was können wir jetzt tun um die Abschaltung der Kernkraftwerke zu verhindern und geht das überhaupt noch? Von Greenpeace oder dem „BUND“ kettet sich keiner an einen Reaktor. Wen sollen wir wählen wenn wir mehr Steuer-Geld in Zukunftsforschung statt in weniger wichtige Projekte lenken möchten? Wie kann man das Thema dem Wahlvolk nahebringen wenn niemand wagt das „böse“ Wort in den Mund zu nehmen? Immerhin macht die ZEIT einen Anfang! – Irmgard Michel

 

Vielen Dank für den Artikel. Ich kann dem nur zustimmen und hoffe, dass die Politik den Klimaschutz endlich mit Vernunft und Verstand anpackt. Momentan sieht es leider so aus, als ob die Windkraftunternehmen die Politik so unter Druck setzen, dass auch Tabuzonen ihre Schutzwürdigkeit verlieren. Die geeigneten Standorte sind größtenteils ausgeschöpft und so erklärt man einfach die noch vor 2 Jahren geschützten Waldflächen als geeignet, ohne Rücksicht auf Verluste. Der Wald selbst ist ein natürlicher Klimaschutz, der wichtig ist für den Wasserhaushalt, den Temperaturausgleich und vor allem Lebensgrundlage für Flora und Fauna, die Erholung des Menschen nicht zu vergessen. Die Politik muss endlich eingestehen, dass der Energiebedarf Deutschlands nicht nur alternativ abgedeckt werden kann. Deutschland hat die besten Köpfe für neue Technologien und die müssen wir einsetzen.

Die Bewegung Fridays for Future hat die richtigen Anstöße gegeben und den Stein ins Rollen gebracht. Aber echte Lösungen können nur mit Vernunft und Verstand gefunden werden. Wir kämpfen hier im Grenzgebiet Saarland / Rheinlandpfalz für den Erhalt des Waldgebietes im Saar-Hunsrück-Naturpark und hoffen, dass die Politik mit Vernunft und Verstand entscheidet, dass keine Windparks in den Wäldern genehmigt werden. Klimaschutz ohne Naturschutz ist ein Widerspruch. Solche Beiträge sind wichtig und müssten in jeder Ausgabe zu lesen sein, weil besonders die Windkraftlobby sehr stark in den Medien vertreten ist und der Bevölkerung unter dem Deckmantel des Klimaschutzes ein schlechtes Gewissen vorgaukelt. – Doris Steuer

 

Wer nach Harrisburg, Tschernobyl, Fukushima und all den anderen Unfällen in kerntechnischen Anlagen (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Unf%C3%A4llen_in_kerntechnischen_Anlagen) immer noch an die Möglichkeit der langfristig sicheren Nutzung der Kernenergie glaubt, muss schon ein unverbesserlicher Optimist sein. Ich glaube nicht daran, dass Menschen nicht alle Sicherheitsmaßnahmen wie in der Vergangenheit so auch in der Zukunft sabotieren und für einen Super-GAU sorgen können.

Deshalb bin ich Frau Merkel dafür dankbar, dass sie die Beendigung der zivilen Nutzung der Kernkraft in Deutschland in die Wege geleitet hat, und würde es sehr begrüßen, wenn die Nachbarstaaten Deutschlands das auch machen würden. Zur Bekämpfung des Klimawandels mit Kernkraft: Den Teufel mit Belzebub austreiben zu wollen halte ich für keine gute Idee. – Dr. Ulrich Willmes

 

Was Herr Bittner in der ersten Hälfte des Artikels ausführt, halte ich für so brillant, dass ich mir wünschte, der Artikel würden auch viele andere erreichen, nicht nur die Zeitleser. Die Aussagen über die Atomkraft im zweiten Teil des Artikels sind aber so unzulässig vereinfachend, dass es eines Widerspruchs bedarf: Schon in den 80er Jahren wurde mit dem Scheinargument gearbeitet, dass die Sicherheit von Atomkraftwerken das Ausschlaggebende sei und dies immer wieder bekräftigt. Damit wurde erfolgreich davon abgelenkt, dass das eigentliche Problem die Gefährlichkeit des Atommülls ist, dessen Entsorgung bis heute nicht geklärt ist.

Wenn etwa die Halbwertszeit von Strontium 90 bei 100 000 Jahren liegt, halte ich die Nutzung der Kernkraft für unverantwortbar, damals wie heute. Selbst bei einer Halbwertszeit von nur 100 Jahren, könnte keiner die Verantwortung dafür übernehmen, dass der Atommüll in den nächsten Jahrzehnten für Menschen sicher verwahrt werden kann. In Anbetracht dessen, dass in den letzten 30 Jahren gegen besseres Wissen eine sinnvolle Klimapolitik verschlafen wurde, könnte man allenfalls argumentieren, die noch laufenden Kernkraftwerke für vielleicht weitere fünf bis 10 Jahre weiterlaufen zu lassen, mit dem sarkastischen Argument, es gäbe schon so viel Atommüll für den wir kein langfristiges Konzept haben, da käme es auf 1% oder 2% mehr auch nicht mehr an. Bis heute ist ungeklärt, wo auch nur ein Gramm des Atommülls endgültig sicher gelagert wird. – Reinhard Döhnel

 

Die Erde fiebert im Hitzekollaps, ringt nach Atem unter einer Viruspandemie, droht im Müll zu ersticken und ist übersät von Kriegswunden und Narben von unzähligen Fluchtwegen! Doch hier, im Land der Glückseligen, beschwichtigen unsere „charismatischen Kanzleranwärter“ ihre Wahlbürger mit der gebetsmühlenartig wiederholten Hohlphrase: „Wir schaffen das“ – und zwar alles zugleich und ohne Zumutungen für euch! „Ab 2045 erzeugen wir genügend Strom ohne Kern- oder Kohlekraftwerke“, wohl wissend, daß dies ohne die vom Autor beschriebenen modernen Technologien nicht möglich sein wird! „Jeder hat ein Impfangebot“, doch es gelingt ihnen nicht, Impfverweigerer von ihrer solidarischen Pflicht zu überzeugen!

„2015 darf sich nicht wiederholen“, doch es wiederholt sich gerade, nach der Tragödie in Afghanistan! „Wir schaffen das“ klingt nur glaubwürdig aus dem Munde dessen, der überzeugende Schritte zur Lösung all dieser Mammutprobleme darlegt, dabei deren Folgen für unsere Zukunft bedacht hat, und die Bürger auf diesem steinigen, mühsamen Weg mitnimmt! Der Jahrtausende alte Leitsatz: „was immer du tust, tu’s überlegt, und bedenke das Ende!“ scheint immer noch nicht die Köpfe und Herzen unserer Verantwortungsträger erreicht zu haben! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Danke für ihren Ruf nach mehr Aufbruchstimmung und auch mehr Mut. Es ist tatsächlich an der Zeit, unkonventionell zu denken und keine Denkverbote zu akzeptieren. Es stimmt mit Windkraft und Fotovoltaik wird der um ein Vielfaches wachsende Strombedarf nicht zu decken sein. Und dann ist da ja auch noch die Möglichkeit der Wasserstoff-Fusion (analog zu der mittels einer Plutionium-Bombe gezündeten Wasserstoffbombe). Zu dem Ausbruch aus den Denkverboten gehört allerdings auch die Frage, ob die Technisierung unserer Welt primär der Menschheit und der Entwicklung der Lebensqualität dient, oder ob es sich beim Industrieland Deutschland um eine Art Motor handelt, der zwar immer mehr Energie braucht, auch sehr viel leistet, aber wenig nützt in Bezug auf Lebensqualität.

Also Lebensqualität bedeutet nicht unbedingt, dass jede Familie eine Doppelgarage besitzt und 3 Mal im Jahr in den Urlaub nach Fernost fliegt usw. Die genannten Lebensstandard-Attribute müssen daraufhin untersucht werden, welchem höheren Zweck sie dienen. Fahren Sie heute mal werktags irgendeine Autobahn in Deutschland und sehen Sie sich den rechten Fahrstreifen an: da fährt unser BSP und das dazugehörige Zwischenlager. Und das verdoppelt sich spätestens alle 10 Jahre. Verdoppelt sich auch die Lebensqualität, die sich nicht nur durch Bequemlichkeit und Comfort definiert? Immer wenn von Strukturwandel in Deutschland die Rede ist (zB. Kohleausstieg), kommt die Vokabel Arbeitsplätze – gemeint sind Einkommensplätze.

Also kurz gesagt: bestimmt Industriezweige müssen offenbar betrieben werden, damit eine politisch große Zahl von Arbeit-Nehmern ein Einkommen hat, das mit Leistung zu tun hat. Wir leben im Jahr des 100. Geburtstages von Joseph Beuys, der die Grünen mitgründete, der aber später bei dieser Partei keinen Listenplatz für den Bundestag angeboten bekam. Er schrieb auf einen Würstchenteller: „Ich ernähre mich durch Kraftvergeudung“. Das ist nicht nur ein Kunstwerk, sondern ein Hinweis. Das Tolle an der Apollo-Serie war die Zurschaustellung scheinbar unbegrenzter technischer Möglichkeiten, die der Menschheit so gut wie gar nichts nützten.

Und das Verbrecherische unserer heutigen Zeit ist die Möglichkeit, dass Superreiche völlig nutzlos Raumfahrtflüge jetzt ganz öffentlich unverfroren zu ihrem Hobby erklären können. Offenbar gibt es, um dieses verhältnismäßig kleine Problem via Enteignung zu lösen, immer noch Denkverbote. Zu Recht, weil Enteignung hilft nicht. Es würde einfach nur helfen, wenn jeder der etwas zu viel Geld hat, wirklich ehrlich versucht, dieses sinnvoll zu investieren, und dabei ausschließlich an die Fortentwicklung der Menschheit zu denken.

Wir wären so schnell so viel weiter. PS: in seinem letzten doppelbändigen Buch schrieb Habermas auf den ersten 20 Seiten folgendes: Wir begegnen einem Fatalismus, der sich in dem Maße ausbreitet, wie sich die Menschheit in die Komplexität der unbeherrschten Nebenfolgen ihrer selbsterzeugten ökonomischen und technologischen Wachstumsdynamik verstrickt. – Uwe Mannke

 

Herzlichen Dank für diesen wunderbaren, aufklärerischen Artikel. Umweltschutz ist keine Religion, auch kein Ersatz. Umweltschutz ist unbequem und fordernd. Das müssen wir uns dringend zumuten. – Bernhard Busch

 

Der Ideologiekritik von Herrn Bittner kann man getrost zustimmen, wenn er u. a. von Kleingeistigkeit und überkommenen Dogmen spricht und Widersprüche der Parteien thematisiert. Der interessierte Leser hat allerdings den Eindruck, dass das Thema „Kampf gegen den Klimawandel“ ebenfalls mit einem Tunnelblick – auf CO2– Reduktion, Atomkraftnutzung und Solar- und Windenergienutzung und lediglich einem Hinweis auf die „absolut sicheren Schäden, …die der Klimawandel mitbringt“ umfassend abgehandelt scheint.

Danach werden konkrete Folgerungen vermisst; die auslaufende Atomkraftnutzung als Energielieferant „wiederbelebt“, weil sie geringere Risiken im Vergleich zu den Schäden durch den Klimawandel impliziere und nötig sei, um den steigenden Energiehunger zu stillen. Wenn man bedenkt, dass die Atomindustrie sich mit 48 Mrd. € von den sozialisierten, d.h. vom Staat zu übernehmenden Endlagerkosten von geschätzten 400 Mrd. € (oder mehr!) vom Verursacherprinzip verabschiedet hat, dann bleibt eine gehörige finanzielle Last parallel zu nötigen Zukunftsinvestitionen. Neben vielen Politikern sind auch Jochen Bittner die Kausalitäten, die im Zusammenhang mit Extremwetterereignissen im Zuge des Klimawandels herrschen, offensichtlich unbekannt.

Die Umweltgeschichte Deutschlands liefert solche Informationen, denn vergleichbare Hochwasserkatastrophen hat es nicht nur vor, sondern auch nach der Jahrtausendflut vom 19.-22. Juli 1342 gegeben – ebenfalls mit katastrophalen Folgen. Auch politischen und geoökologischen Laien müsste aus der ocker- bis gelbbraunen Färbung der Hochwasserfluten, sowohl der durchschnittlichen als auch der extremeren, dämmern, dass hier wertvolle Bodenmatrix („Segen der Eiszeit“, Kurd von Bülow) nicht erst heute, sondern bereits seit Jahrtausenden im Zuge der Beackerung – vor allem auf geneigtem Gelände in den Mittelgebirgen – unwiederbringlich verloren geht.

Mit dem Boden wird heute, z. B. im Zuge der Vermaisung, grob fahrlässig umgegangen, denn der großflächige Anbau dieser stark erosionsgefährdeten Kulturart auch an Hängen (!) fördert den Verlust wertvoller Lösslehmanteile der Böden, teilweise sogar die Entstehung von Runsen. Letztere haben früher zur Aufgabe von Ackerflächen und zum Wüstfallen von Siedlungen geführt. Die Schäden kann man/frau heute unter Wald „bewundern“.

Die früher erfolgte Begradigung vieler Bäche und Flüsse, die zunehmende Versiegelung von Flächen, die hochriskante Bebauung von Auenarealen und die erosionsfördernde landwirtschaftliche Nutzung verstärken die Abflüsse bzw. deren Schadenswirkung. Ein dringend notwendiger vorbeugender Hochwasserschutz, der Niederschlagswasser in den regenreichen Einzugsgebieten bindet und dadurch die Abflussspitzen kappt, die in den Engtalstrecken ihre verheerende Wirkung entfalten, erfolgt meist nur in Ansätzen oder nicht. In vielen Gebieten könnte dieses zurückgehaltene Wasser mit viel weniger finanziellem Aufwand, als ihn die großen Staudämme erfordern, stattdessen zur Erhöhung der Grundwasserneubildung beitragen.

Angesichts der trockeneren Sommermonate der 3 vergangenen Jahre hätten kleine Retentionsmulden, wie sie viele Forstleute eingerichtet haben, dabei helfen können. Vor allem aber bliebe auch die Bodenerosion gemindert, wenn sich die landwirtschaftliche Nutzung nicht nur auf kurzfristigen Ertrag konzentrieren, sondern langfristig auch um den Erhalt dieses immer knapper werdenden Produktionsfaktors besinnen würde. Es gibt viel zu tun, packen wir es an! – Dr. Günter Seidenschwann

 

Ein Streit kann fruchtbar sein oder furchtbar enden. Was entscheidet darüber? Eine fruchtbare Lösung ist möglich, wenn Sie den Streitgegenstand deutlich sichtbar auf den Punkt bringen und von allen Seiten auf seine Bedeutung und seinen Wahrheitsgehalt abklopfen. Wenn Sie auf ihr gegenüber einschlagen, wird es meist furchtbar.

Den Grünen unterstellen Sie eine „religiöse Naturbetrachtung“. Bitte bedenken Sie: Andere glauben an ihren Gott. Wieder andere folgen den Verheißungen von Wissenschaft und Technik oder glauben an die Allmacht der Medizin. Alles Praktiken, um eine „eingängige Welterklärung“ zu erlangen. Und immer sind die Anderen die Verblendeten. Darin liegt die Gefahr der quasi-religiösen Verehrung der eigenen Weltsicht.

Warum halten sie nicht einfach ein flammendes Plädoyer für die Kernkraft, statt die Grünen an`s Kreuz zu nageln? Und wenn Sie schon ein „Land der Amateure“ ausmachen, bitte, wo erblicken Sie die Profis als die Erlöser? – Jürgen Pilz

 

Jochen Bittner empfiehlt in DIE ZEIT, das Klimaproblem durch Carbon Capture and Storage/Utilization, Geoengineering, Kernfusion, Kernenergie, Bodenbakterien und Rinderzüchtung zu lösen – wirklich? Wie wäre es mit evidenzbasierter Recherche statt populistischen Wunschkonzert-Fantasien? – Sebastian Oberthür

 

Ich fürchte, Sie sind in Ihrem Artikel dem Phänomen aufgesessen, das hier ( https://www.spektrum.de/rezension/buchkritik-zu-propagandaschlacht-ums-klima/1886374 ) beschrieben wird. Zu dem Thema, dass die Energiewende nur mit erneuerbaren Energien kann ich nur sagen, dass es seit Jahren von diversen Forschungseinrichtungen schon belegt ist, dass dies möglich ist. Mittlerweile hat auch das DIW dies durchgerechnet ( https://www.diw.de/de/diw_01.c.821880.de/publikationen/wochenberichte/2021_29_2/vollversorgung_mit_erneuerbaren_energien_ist_moeglich_und_sicher__interview.html ).

Zu den Erfolgen und der Sinnhaftigkeit von CCS möchte ich Sie auf die beiden folgenden Artikel verweisen ( https://www.heise.de/hintergrund/Ein-ehrgeiziges-CO2-Speicher-Projekt-in-Australien-hat-massive-Probleme-6149018.html , https://arstechnica.com/science/2021/08/blue-hydrogen-pushed-by-gas-companies-harms-climate-more-than-coal-study-says/ ). Zum Thema der Fusionsforschung und ihrem Beitrag zur Energiewende schauen Sie doch bitte einmal in diesen Artikel ( https://www.golem.de/news/stellaratoren-was-ein-erfolg-von-wendelstein-fuer-die-kernfusion-bedeutet-2108-158987-2.html ).

Zur Wirtschaftlichkeit von Kernspaltungskraftwerken möchte ich sie nur auf folgenden Artikel aufmerksam machen ( https://www.manager-magazin.de/finanzen/versicherungen/a-761954.html ) Bei den anderen Themen, die sie anführen, bin ich nicht so auf dem laufenden, daher möchte ich mich dazu nicht äußern. Allerdings habe ich bei Ihrem Artikel leider den Eindruck, dass er ganz im Sinne meines ersten Links vorzüglich dazu geeignet ist, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu verzögern… Ich würde mich sehr freuen, von Ihnen zu hören – nach Möglichkeit auch mit akutellen Quellenangaben. – Dr. Jens Klein

 

Es ist die Zeit der politischen Heuchler. Es ist der unfassbare Zynismus, mit dem die Grünen, Union und SPD dem Volk suggerieren wollen, dass wir als eine der weltgrößten Wirtschaftsnationen eine Rettung des Weltklimas mit Hilfe von Windkraft und Fotovoltalik bis 2045 hinbekommen können. Dies geling nicht einmal heute, schon gar nicht in der Zukunft angesichts des gigantisch wachsenden nationalen und globalen Strombedarfs. So gesehen, hat das Beschwörende an der deutschen Klimapolitik tatsächlich etwas religiös- sektenhaftes.

Das Tabuisieren der Kernkraft ist in diesem Zusammenhang sträflich und es bleibt abzuwarten, welche Partei und welcher Politiker nach der Bundestagswahl die Ehrlichkeit besitzt, die Notwendigkeit einer Wiedereinführung der Kernkraft zu thematisieren. Wer behauptet, den Klimawandel durch die berüchtigte grüne Verbotsliste beeinflussen zu können, belügt sich selbst und seine Mitmenschen. Wenn es ökologisch wirksame und finanzierbare Maßnahmen gibt, sollten diese verwirklicht werden, solange sie nicht in eine ‚Deutschland schafft sich ab‘- Politik abgleiten, denn die Wirksamkeit solcher Maßnahmen fällt global gesehen kaum ins Gewicht. – Michael Deil

 

Ich lese gerade in der aktuellen Zeit-Ausgabe Nr. 34, 19.8.21 Seite 11 als sog. Streit-Thema präsentiert eine unglaublich fahrlässig oberflächige Pro-Nuklear Argumentation, die keine ist, sondern eine Agitation mit falschen Annahmen u. Stimmungsmache, u. vor allem mit einem bösen Grünen Bashing. Hier wird Grüne Klimapolitik als amateurhaft im Modus „priesterlicher Autorität “ dargstellt, was sie ganz u. gar nicht ist. Die Grünen haben ausgefeilte Konzepte zur – sogar dezentralen Energieversorgung in Dt. , die alle Strombedarfe decken kann. Machen Sie sich sachkundig Herr Jochen Bittner. Sie sind kein Streiter sondern ein Nebelwerfer.

Mit meinem erfahrungsträchtigen Horizont der Teilnahme an den Fachkonferenzen zur Endlagersuche auf dt. Boden von Atommüll der BGE (Bundesgesellschaft zur Endlagersuche von dt. Atommüll) , der in dem Artikel leichtfertig abgetan wird, kann ich einschätzen, daß die Gefahrenlage heute schon so groß ist, daß kein dt. Bundesland, bzw. seine Bewohner*innen die Einrichtung eines Endlagers kampflos hinnimmt. Ganz vorne dabei Markus Söder aus Bayern. Gerade Bayern produziert die größte Menge Atommüll, will aber kein Endlager.

Vom Problem der Zwischenlagerung u. Rückholung von Fässern mit hochradioaktivem Müll, heute schon bekannt durch das Lager Desaster der Asse, dem Salzstock in Niedersachsen mit seinen lecken Fässern, ihren krebsgefährdeten Anwohnern durch Kontaminationen bis hin zur Imagination vom Aufbrauchen zukünftigen radioaktiven Mülls wäre in dem Streittext gebührlich zu berichten gewesen, bevor mensch von Milliardenförderung in eine hochrisikoreiche Energie-Technologie spricht. – Delphine Scheel

 

Gleich vorweg möchte ich sagen: Ich geben Ihnen in einer Sache völlig Recht – dass es in Deutschland parteiübergreifend und auch vom politischen System her nicht genug Aufbruchskraft und Innovationsgeist gibt, um der Menschheitsaufgabe Klimawandel zu begegnen. Dank Ihrer Umfrage wissen wir, dass die meisten Deutschen den gleichen Eindruck haben. Gerade die Corona-Krise, die im Vergleich zu den Veränderungen des Klimawandels noch ein „Klacks“ gewesen ist, hat uns jene deutsche „Bräsigkeit“ noch einmal erschreckend vor Augen geführt, unter anderem begründet in lähmender Bürokratie (Corona-Hilfen), Skeptizismus (Masken) und politischer Endlosdiskussion (Ministerpräsident*innen-Runde).

Als Bürger*in rauft man sich die Haare und fragt sich, warum wir nicht ein bisschen mehr Anpack-Mentalität entwickeln können, ein bisschen mehr Ehrgeiz, ein bisschen mehr Mut zum Risiko. Gerade die „deutsche“ Erfolgsgeschichte von BioNTech hat gezeigt, was passieren könnte, würden Politiker*innen und Lobbyverbände nicht nur im endlosen Hadern versinken, sondern einfach mal machen. Schon eine Prise mehr „Musk“ würde Berlin und der Nation gut tun. Und so verstehe ich auch Ihre Analyse zu den zwei Parteien, die möglicherweise bald die Regierungskoalition stellen könnten. Ich weiß nicht, ob ich sie als „Amateure“ betiteln würde, aber dass das Handeln der Parteien, besonders auch im nicht wirklich stattfindenden Wahlkampf, keinesfalls vorbildlich ist, sehe ich ähnlich.

Allerdings finde ich einige Ihrer Argumente, mit denen Sie belegen wollen, dass beide Parteien, besonders die Grünen, inhaltlich nicht für die Herausforderungen des Klimawandels gerüstet sind, einigermaßen verfehlt. Disclaimer: Ich bin zwar Grünen-Wählerin, aber keinesfalls eines quasi-religiösen Kults verfallen, sodass ich durchaus noch in der Lage bin, das Handeln und die Inhalte grüner Politik kritisch zu betrachten, anstatt diese pauschal zu bejubeln. Man kann aus Ihrem Artikel nun erahnen, dass Sie nicht gerade „Grünen-Fan“ zu sein scheinen, sondern sich im Prinzip, wie die meisten Kritiker*innen dieser Partei, an deren angeblichem Moralaposteltum und zugehöriger Verbotskultur abarbeiten.

Ich gebe zu, dass die Grünen leider oft noch einen Hang zum Moralisieren haben, allerdings verfällt dieses Argument mit den Fakten, jüngst durch den Weltklimarat erneut dramatisch vor Augen geführt, die zur Klimakrise inzwischen bekannt sind. Wenn Politiker*innen also anmahnen, wir müssten jetzt schleunigst ein Umdenken zu unserem Lebensstil einleiten, ist das doch kein provinziell-moralisierender Akademiker*innen-Habitus mehr, sondern wird durch naturwissenschaftliche Fakten untermauert. Es hat auch absolut nichts mit Ihrem verstörenden „Religions-Argument“ zu tun. Ich bitte Sie, die Grünen betreiben doch keinen esoterischen „Mutter-Erde“-Kult, wenn sie anmahnen, die Menschen müssten besser mit dem Planeten umgehen! Das ist ein allzu schlechter Versuch, diese Partei zu diskreditieren.

Mag es auch im links-grünen Großstadtbürgertum Züge von religiösem Umweltbewusstsein geben, dies einer ganzen Partei anzulasten, zumal sich deren Forderungen von naturwissenschaftlichen Begründungen ableiten lassen, ist in meinen Augen heillos übertrieben. Man kann meinen, die Klimakrise würde durch Technik allein gelöst werden, aber man kann gleichzeitig nicht ignorieren, dass der Lebensstil, den westliche Menschen betreiben, für den Planeten langsam aber sicher das Todesurteil einläutet. Ich kann verstehen, dass es Angst macht, wenn einem klar wird, dass der gesellschaftliche Luxus-Standard, den wir hier als Wohlstand bezeichnen, womöglich seinen Zenit überschritten hat, weswegen auch alle Parteien nicht müde werden zu betonen, sie wollten eben jenen „Wohlstand sichern“.

Aber Ignorieren hilft doch nichts, der Mensch muss sich endlich selbstkritisch betrachten und anerkennen, dass er die Erde zerstört. Das ist ein rein rationales Argument und kein spiritueller Murks, der ins Vakuum einer säkularisierten Gesellschaft eintritt. Wenn man an die große Techniklösung glaubt (in den nächsten 10 Jahren Erfindung und Aufbau??) wird man also als visionär beklatscht, wenn man Verhaltensänderung anmahnt, als religiös-angehauchter Öko verteufelt? Klar, ist ja auch viel schöner, sich vorzustellen, dass ein paar Techniken schon alles lösen und wir alle so weiter leben können wie bisher. Lästige Mahner*innen, die behaupten, man müsse auch die Art zu leben überdenken, stören da natürlich nur, da hilft es, sie als religiöse Gläubige abzustempeln, die ihren Verstand ausgeschaltet haben.

Ein ziemlich dreister Vorwurf, denn die Grünen werden sicher nicht nur von ein paar Umweltfanatiker*innen gewählt, die Zeiten sind vorbei. Überhaupt: Technik und Verhaltensänderung – wieso bauen Sie dies denn eigentlich als Widerspruch auf? Beides zusammen ist meiner Meinung nach nötig, um den Klimawandel zu bekämpfen. Und dass die Grünen die Notwendigkeit von technischen Innovationen aufgrund religiöser Öko-Überzeugungen verleugnen würden oder meinten, Verbote und ein paar Schnipsel Technik würden das Problem schon lösen, ist einfach nicht richtig. Sie stellen es so dar, als ob die Grünen im Geiste des umstrittenen „Veggie-Day“-Rigorismus unsere Gesellschaft mit moralisierenden und engstirnigen Einschränkungen in Geiselhaft nehmen wollten, anstatt neue Techniken und Innovationen die Sache lösen zu lassen.

Das ist einfach polemisch und entspricht nicht dem aktuellen Wahlprogramm dieser Partei. Der singuläre Glaube daran, Wasserstoff würde schon alles lösen, ist Ihnen bei den Grünen zu naiv? Gebongt! Ja, auch die Grünen haben noch kein Alleinlösungskonzept erfunden, auch die Grünen sind nicht die Allheilspartei, das ist richtig, aber mir fehlt bei Ihnen hier trotzdem die Relationierung. Denn die Grünen sind in meinen Augen die einzige Partei, die überhaupt versucht, ganzheitlich der Klimakrise politisch zu begegnen. Wenn Sie hier also einer Partei vorwerfen, das Thema Klimawandel stiefmütterlich zu behandeln, dann sollten dies gerade alle anderen Parteien sein. Wenigstens versuchen die Grünen überhaupt einen Gesellschaftswandel zu projizieren, mit dem die Klimakrise bekämpft werden kann, anstatt es bei ein paar vagen Andeutungen (CDU) zu belassen.

Zu behaupten, von den Grünen käme in Wahrheit „wenig Zukunftsweisendes“, ist dahingehend in meinen Augen also ein ziemlich plumper Vorwurf. Nur, weil die Partei in Ihren Augen zu wenig technische Innovationen auflistet, bedeutet das doch nicht, dass sie keine Visionen hätten. Zukunft= Technik, auch diese Fortschritts-Gläubigkeit könnte man als quasi-religiöse Überzeugung bezeichnen, denn sie ignoriert die komplette soziale Dimension des Klimaproblems und verengt die Lösung genauso monothematisch wie ein Verbots-Rigorismus. Die erste „Glaubens-Schule“ will nicht wahrhaben, dass der Mensch sein Verhalten eben auch mal ändern muss, die zweite, dass nicht alle Technik böse ist. Super, so kommen wir wohl kaum weiter. Beides zusammen muss bewältigt werden.

Und da haben Sie Recht: Weder Grüne, noch CDU, noch irgendwer anderes, schenkt den Menschen reinen Wein und sagt die Wahrheit: dass eine dekarbonisierte Welt eine völlig andere sein wird, als die, die wir kennen. Punkt. Und zum Abschluss möchte ich mich noch zum Thema Atomkraft äußern. Ich verstehe Ihren Ansatz, die deutsche Lethargie und den deutschen Skeptizismus, den ich anfangs erwähnte, zum Thema „technische Innovation“ scharf zu kritisieren, denn Sie haben ja Recht: Während Chinesen und Amerikaner Milliarden investieren, zögern europäische Länder herum oder bauen bürokratische Hürden auf, die alles bis ins Unendliche verlangsamen. Und Sie mögen, im Gegensatz zu mir, von der Atomkraft als vermeintlich „klimaneutraler“ Technik (Uranabbau?) überzeugt sein.

Aber ausgerechnet den Grünen, der Partei, die aus der Anti-Atomkraft-Bewegung entstand, vorzuwerfen, sie würden diese Technik wieder besseren Wissens verbannen und damit die schnelle Dekarbonisierung gefährden, ist wirklich ein schlechtes Argument. Ihnen ist ein einfacher Satz im Parteiprogramm ohne Begründung zu wenig, um sich gegen Atomkraft als Technologie zur Dekarbonisierung zu entscheiden? Der Punkt geht an Sie. Hier müsste zumindest eine kurze Begründung erfolgen, da sollten die Grünen nachbessern. Gleichzeitig wissen Sie natürlich genau, weswegen die Grünen dies ablehnen, der Aufreger darüber ist also etwas polemisch. Und dann müssten Sie eigentlich wissen, dass Ihr Risiko-Vergleich zum Autofahren absolut hinkt.

Sie können doch nicht den Sitzgurt, den Airbag und ein paar Sensoren im Auto mit den notwendigen Sicherungsmaßnahmen für ein Atomkraftwerk vergleichen! Und das Unfall-Risiko-Argument mag zwar eine höhere Wahrscheinlichkeit eines Auto-Crashs, als das einer nuklearen Katastrophe ergeben, ignoriert aber das Gesamtpaket der Atomkraft. Der Hauptgrund, der gegen diese Technologie spricht, ist nicht die Möglichkeit eines GAUs, sondern, dass die Menschheit auch nach jahrzehntelangem Einsatz keine nachhaltige Lösung für die Entsorgung des radioaktiven Mülls gefunden hat.

Und das, wo „Nachhaltigkeit“ in aller Munde ist. Auch Ihnen müsste einleuchten, dass das individuelle Verkehrsrisiko, das jeder Mensch auch noch freiwillig eingehen kann, wohl kaum mit dem kollektiven Problem eines teils jahrmillionenlang strahlenden, radioaktiven Mülls zu vergleichen ist, der ganze Landstriche auf unabsehbare Zeit verseuchen kann. Unabhängig von Ihrer Technik-Überzeugung und der in meinen Augen etwas verfehlten Argumente, kommen wir wohl aber mehr oder weniger, und das ist ernüchternd, zu einem ähnlichen Ergebnis:

dass die deutsche Politik flächendeckend noch keine mutigen und innovativen Inhalte, oder gar Handlungen, bereit hält, die dem Problem der Klima-Katastrophe ansatzweise gerecht werden könnten. Dass aber gleichzeitig nur noch ca. 10 Jahre verbleiben, um den Wandel entscheidend anzustoßen, ist so gesehen nicht gerade ermutigend. Da hilft nur eins: Die Bürger*innen müssen der Politik Beine machen und sie aus der genannten „Bräsigkeit“ aufscheuchen. Die Wahl am 26. September ist da nur eine erste Möglichkeit. – Julia Molina Galindo

 

Es ist höchste Zeit, dass sich auch die „Zeit“ des Themas Kernenergie in differenzierterer Form annimmt. Ich habe mich über den Artikel von Herrn Bittner sehr gefreut . Als Wissenschaftler am früheren Kernforschungszentrum Karlsruhe (jetzt KIT) habe ich jahrelang an Sicherheitsuntersuchungen zu Reaktorunfällen, zuletzt zu Fukushima Szenarien, mitgearbeitet und bin sehr frustriert, dass die pauschale Verwerfung dieser Technologie in Deutschland unsere Bemühungen zum Abbau der Risiken alle ignoriert hat.

Die Kernenergie, deren Risiko von zahlreichen Ingenieuren und Forschern weltweit kontinuierlich verringert wird, hat schon jetzt ein Restrisiko, das weit geringer ist als das Risiko, das uns durch den Verzicht auf diese Technologie droht. Das Versäumnis der seriösen deutschen Parteien, dieses Thema auch im Wahlkampf aufzugreifen, ist allgegenwärtig. Diese Parteien haben sich zu einer antinukleare Einheitspartei entwickelt und haben alle Angst vor dem Wähler. Sie sollten doch Mut und mehr Aufbruchsgeist zeigen. Alle großen Industrienationen der Welt mit Ausnahme von Deutschland halten an dieser Klima schonenden Technologie fest.

Mein Wunsch ist, dass die zu erwartenden immensen Kosten der Maßnahmen zum Klimaschutz, die jetzt auf uns zukommen, mal ehrlich zusammengestellt werden. In der Meinung unserer Nachbarn ist die Kernenergie dabei schon jetzt die kostengünstigere Variante. Vielleicht werden uns diese hohen Kosten, dazu bringen, diese Technik, in der Deutschland jahrelang führend war, schon in der nächsten Legislaturperiode unter einer neuen Regierung wieder aufzugreifen. – Dr. Ing Peter Royl

 

Vielen Dank für den gut fundierten und erhellenden Artikel zur Trägheit und Mutlosigkeit unserer großen Parteien in Bezug zum Klimawandel. Arme, aber bevölkerungsreiche Länder wie Indien werden noch Jahrzehnte auf die Verbrennung billiger Kohle angewiesen sein – warum unterstützen wir sie nicht zu deren und unserem Vorteil in der Umstellung auf Wind- und Solarenergie? Lange Küsten und sonnenreiche Wüsten sind vorhanden, Millionen von Arbeitsplätzen könnten (auch hier) geschaffen werden, innerhalb weniger Jahre wären die Luft besser und die CO2-Emmissionen rückläufig. Ist es wirklich sinnvoll, bei uns unter großen politischen und finanziellen Schwierigkeiten Milliarden von EURO in den Ausbau regenerativer Energie zu stecken, wenn mit relativ geringem finanziellem Aufwand in diesen Ländern eine effektive Klimapolitik zu unser aller Nutzen betrieben werden kann?

Wir sollten endlich lernen, in Klimaangelegenheiten global zu denken. Parallel dazu kann in den laufenden Kohlekraftwerken die Abscheidung von CO2 vorangetrieben werden. Und: In der nächsten Bundesregierung sollte unbedingt ein Ministerium für Technologischen Fortschritt angesiedelt sein, geführt von einem Physiker oder Ingenieur, dabei darf die Parteizugehörigkeit keine Rolle spielen. – Dr. Dieter Weber-Klukkert

 

Auch wenn ich den Frust des Autors darüber, daß sich beim Thema Klimawandel das Denken in den öffentliche Debatten im wesentlichen um Solarstrom, Windstrom und Abschaltung der Kohlekraftwerke dreht, verstehen kann, bin ich doch mit wesentlichen Aussagen des Artikels nicht einverstanden. Auch ich vermisse generell eine saubere Bestandsaufnahme und Bilanzierung aller Einflüsse auf das Wachstum sowie die Reduktion des CO2-Gehaltes der Atmosphäre, um anschließend die geeigneten Maßnahmen und ihre Konsequenzen zu bewerten. Daß auf den Klimawandel umgehend reagiert werden muß, ist unbestritten.

Die beiden Parteien Die Grünen und die CDU nun aber mit unsachlichen Attributen wie Kleingeistigkeit bzw. Pflege einer Ersatzreligion zu überschütten, trägt nicht zu einer guten Diskussion bei. Der Autor wünscht sich nun als Abhilfe Methoden des Geoengineering oder die Fortsetzung bzw. Wiederaufnahme der Atomenergiegewinnung z.B. mit Kernfusion oder mit ‚Small Modular Reactors‘. Aber abgesehen davon, daß er einige Beispiele für Geoengineering aufzählt, von deren Anwendung er sich wohl vordergründig Erfolg verspricht, hat er wie mir scheint, nicht näher recherchiert, auf welchem Entwicklungsstand diese Methoden sind, welche Risiken sie beinhalten und welchen Beitrag sie tatsächlich leisten könnten, um das Klima zu schützen. Über Geoengineering sowie auch z. B. über ‚Small Modular Reactors‘ kann man sich sehr schön mittels der entsprechenden Aufsätze bei Wikipedia informieren.

Die FAQ-Seite des Deutschen Klima-Konsortiums bietet gute Darstellungen zur Anwendbarkeit solcher Methoden nach aktuellem Forschungsstand. Das Umweltbundesamt hat im April 2011 eine Bewertung zum Thema ‚Geoengineering – wirksamer Klimaschutz oder Größenwahn?‘ herausgegeben. Der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages hat im Dezember 2019 den Sachstand zur Kernfusionsforschung zusammengestellt. Dies sind einige Beispiele für objektive Informationsmöglichkeiten, die übrigens auch zeigen, daß in Deutschland zu diesen Themen durchaus geforscht wird, natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Quintessenz ist jedoch, daß sowohl Geoengineering als auch Kernenergie (als Kernspaltung oder als Entwicklung der ‚Small Modular Reactors‘ ) nicht im entferntesten ausgereift, einsatzfähig, risikoarm sowie überhaupt vollständig erforscht und verstanden und somit geeignet zur Lösung des Klimaproblems wären. Der Artikel ist nach meiner Einschätzung kein Diskussionsbeitrag zum Kampf gegen den Klimawandel, sondern ein verdeckter Wahlkampf. Schade, daß sich die ZEIT auf dies Niveau begibt. – Helga Nitsche

 

Die von Mark Schieritz gewünschte Lenkungswirkung durch Klimazölle würde viel zu spät Wirkung zeigen. Ich bezweifle stark, dass eine nennenswerte Wirkung überhaupt eintritt. Ich bin davon überzeugt, dass der Klimawandel nur durch Kernfusion und andere neue Technologien gestoppt werden kann, wie Jochen Bittner sie schildert. Diese Technologien würden mit Sicherheit weltweit eingesetzt werden, weil sie keine persönlichen Opfer wie bei uns erfordern (Strompreis usw.) und ohne Versündigung an der Natur wie bei uns (Windräder, Mais-, Raps- und riesige Solarfelder statt Getreideanbau) auskommen. Auch in Deutschland gibt es vielversprechende Forschungen, die sofort umfassend gefördert werden müssen, um Klimaschutz und wirtschaftlichen Wohlstand gleichermaßen zu sichern. – Elisabeth Buchholz

 


 

 

Leserbriefe zu „Doppelfehler“ von Ulrich Ladurner

 

Haben Sie Dank für Ihren Standpunkt, der gut verallgemeinert werden kann mit der Aussage: Jedes Volk ist für sein Wohlergehen selbst verantwortlich. Wenn ein Volk Hilfe benötigt, soll es sagen, worin die bestehen soll. Es ist dann die Sache des um Hilfe gebetenen Staates zu prüfen, ob diese Hilfeleistung in seinem Interesse liegt, ob er diese Hilfe leisten kann – und ob er es will! Verneint er eine dieser Bedingungen, muss er sich aus den „ Inneren Angelegenheiten“ des anderen Staates heraus halten (Prinzip des Friedens von Münster/Osnabrück 1648). Wer Hilfe verspricht und die nicht steuern kann, ist ein verantwortungsloses gefährliches Subjekt in der Völkergemeinschaft. Ich erwarte, dass Ihre Auffassung einigen Gegenwind erfahren wird. Aber – es ist nur Wind! Zum zweiten: Ich bin erstaunt über die vielen Artikel und Äußerungen, die seit gestern wissen, was „in Afghanistan“ falsch gelaufen ist.

In 20 Jahren Afghanistan habe ich dazu nur zwei zutreffende Äußerungen in Erinnerung: „Nichts ist gut in Afghanistan“ (Margot Käsmann) „In Afghanistan führen wir einen Krieg!“(Verteidigungsminister zu Guttenberg). Was haben Ihre Kolleginnen und Kollegen anlässlich der jeweiligen Beschlüsse des Bundestages zur Verlängerung des Bundeswehr Mandats geschrieben – nichts. Welche Zweifel haben Abgeordnete am Einsatz vorgetragen – keine. Was haben die Bundesregierungen der Kanzlerin Merkel in 16 Jahren im Bundestag zu den Verhältnissen in Afghanistan gesagt – in bewährter Merkelscher Manier – nichts: No News are no bad News. Nur die Kinder nicht beunruhigen.

Das Handeln der Bundesregierung gegenüber den afghanischen Ortskräften kann nur als Angst getrieben und unehrenhaft, unanständig bezeichnet werden: „2015 darf sich nicht wiederholen!“ Was ist das für ein Argument? Was hat das Schicksal der Ortskräfte, die Deutschland jahrelang gedient haben, mit einer Million Menschen zu tun, die, bevor sie unsere Grenze überschritten haben, keinerlei Beziehung zu unserem Land hatten? Aber Ehre und Anstand („so etwas“ – ihnen Schutz gewähren – „tut man, auch wenn es Gegenwind gibt.“

Sei es Gegenwind von der Bevölkerung oder Krach mit dem bürokratischen Vorgesetzten im Bundesinnenministerium oder gar wenn Herr Minister es anders haben will) sind ja keine Kategorien heutiger Gesellschaft oder des heutigen Beamtentums. Menschen werden zu Beamten ernannt, damit sie notfalls widersprechen – und sie können widerspreche, weil sie existenziell gesichert sind! Die Regierung Merkel demaskiert sich auf ihre letzten Tage selbst, wie es offener nicht möglich ist – sie ist ausschließlich am vermeintlichen Mainstream orientiert.

Aber: Es gibt noch Wähler in Deutschland! Die werden sich bei ihrer Stimmabgabe an das rückgratlose Verhalten der CDU/CSU – SPD Regierung in Sachen Afghanistan erinnern. Übrigens In 20 Jahren Afghanistan Einsatz sind – wie oben angedeutet (Käsmann/ zu Guttenberg) – auch Presse und Rundfunk ihrer Verantwortung, die Regierung zu kritisieren, nicht gerecht geworden. Insoweit ist es nicht an der Zeit von „Die Schande der Taliban“ zu schreiben. Notwendig ist es dagegen, uns bewusst zu machen, dass wir alle miteinander – was Afghanistan angeht – den Maßstäben des anständigen Handelns nicht genügt haben. – Detlev Plückhahn

 

In den vergangenen fünf Jahren habe ich gebildete Migranten aus Afghanistan kennengelernt. Diese schätzen den Wohlstand und dessen Grundlagen in Deutschland. Für die Betrachtung der jüngsten Entwicklung in Afghanistan kommt es aus meiner Sicht auf die Zusammenhänge im Hintergrund der Ereignisse an. Nur so sind die Ursachen dieser Entwicklung zu erkennen.

Die Mehrheit der Bevölkerung Afghanistans sind Analphabeten. Sie lehnt die Ergebnisse des Prozesses der Aufklärung, die Freiheit des Individuums als Voraussetzung für Demokratie ab. Die seit dem 7. Jahrhundert unveränderteren Vorschriften des Propheten, Heerführers, Staatsoberhauptes und Finanzministers der arabischen Nomadenstämme und deren Identität stiftende Kraft verbindet die die Völker Afghanistans. Die Mehrheit der Bevölkerung kann sich davon nicht lösen. Vor diesem Hintergrund leistete die gut ausgerüstete afghanische Armee kaum Widerstand gegen die Taliban.

Das Land ist sehr arm. Die Bevölkerung ist 1990 bis 2020 auf das Dreifache (von 12,1 Millionen auf 39,6 Millionen Einwohner) gewachsen. Die Beschäftigung bei der Bundeswehr war daher wohl eher eine Frage des Broterwerbs und kein umfassendes Bekenntnis zu den Vorstellungen der „Ungläubigen“. Es waren „Ortskräfte“, die selbst im Camp der Bundeswehr und bei der Ausbildung die Maske fallen liessen. Es waren die bei der Bundeswehr beschäftigten Einheimischen, die die Bevölkerung informierte, wenn die Bundeswehr ausrückte. Wer kennt schon den persönlichen Dschihad und die Taqhija? Hier lohnt es sich, die Berichte der einfachen Soldaten zu sehen und zu hören, die im Einsatz waren. – R. Renaux

 

Afghanistans Leiden. Bereits vor zwanzig Jahren waren die Taliban schon lange in Afghanistan an der Macht. Damals hat es keinen interessiert. Die Welt wusste vom Leiden der afghanischen Bevölkerung nichts. Selbst der UNO war ihr Schicksal vollkommen gleichgültig. Nach dem langen Krieg gegen die sowjetische Invasion, der USA unterstützt hat, blieben im Land nur die fundamentalistischen Warlords, die einen grausamen Bürgerkrieg untereinander führten, um an die Macht zu kommen, und sich erst wieder vereinigten, als die Taliban in Pakistan, von USA angestiftet, nach Afghanistan kamen, um die Warlords zu bekämpfen:

Eine Ölpipeline musste durch Afghanistan gebaut werden und die Taliban sollten für Ruhe im Land sorgen. Alle die im Krieg involvierte Fraktionen, auch die Taliban, wurden von unseren angeblich demokratischen Regierungen mit Waffen und Geld unterstützt. Schnell hatten die Taliban Kabul und die meisten Regionen Afghanistan unter ihrer Kontrolle, sodass der Krieg nur im Norden weiter lief. Jahrelang bekamen Frauen Arbeitsverbot, sollten nur mit Burka auf der Straße, dürften nicht zur Schule. Bücher wurden verboten. Fernsehen und Videos untersagt und zerstört. Musik, Lachen oder Drachenfliegen waren strafbar.

Theater und Kinos wurden verbrannt. Männer wurden verprügelt, wenn ihre Haare zu lang oder ihr Bart zu kurz waren. Die Scharia war das Taliban Gesetz. Am Freitag wurden die Männer in den Fußballstadion bestraft. Frauen am Dienstag hingerichtet, denn sie waren nicht für würdig befunden am heiligen Freitag zu sterben. Osama Bin Laden, der während der Abwehr der sowjetischen Invasion von der CIA trainiert worden war und sich unter den Taliban in Afghanistan aufhalte, wurde im Jahr 2001 zum Anstifter der Attentaten in der Staates erklärt. Gleich darauf begannen die massiven alliierten Bombardierungen Afghanistans.

So begann die Besatzung der Alliierten, um Frieden und Demokratie ins Land zu bringen, und die Warlords konnten zurück nach Kabul marschieren. Diese Kriegsherren, alle Kriegsverbrecher, wurden amnestiert und an höchsten Posten der Regional- und Landregierung gesetzt. In diese zwanzig Jahren haben sie für keine demokratische Entwicklung gesorgt, sondern sich nur weiter mit ihren Opiumgeschäften bereichert und ständig Aktivistinnen, Lehrerinnen und Abgeordnete Frauen offen bedroht oder ermordet. Währenddessen wurde Afghanistan als „sicheres Land“ eingestuft, sodass afghanische Flüchtlinge kein Asyl beantragen konnten und abgeschoben werden dürften.

Als die Alliierte begannen Afghanistan zu verlassen, sind schon alle Warlords aus dem Land geflohen. Jetzt, zwanzig Jahre später, lässt die Internationale Gesellschaft Afghanistan wieder im Stich und ist bereit die Taliban als Gesprächspartner zu haben. Afghanische Ortskräfte werden zurückgelassen. Die Häuser von Aktivisten werden schon heute mit Farbe markiert. Frau kann sich nur fragen, was haben vor Ort unsere mächtigen Regierungen überhaupt gemacht?

Anna Tortajada. Katalanische, in Berlin lebende Schriftstellerin, die im Jahr 2000 vermittels afghanische Menschenrechtsorganisationen in Afghanistan und in den Flüchtlingslagern vom Peshawar heimliche Schulen für Mädchen in Kabul und Dhalala-bad besuchen durfte. Ihr Buch zum Thema „The silenced cry“ (2001) wurde damals in zehn Sprachen übersetzt. Danke. – ANNA TORTAJADA

 

Zum Umgang mit gefährdeten afghanischen Hilfskräften fallen mir nur ein paar Adjektive ein: zu spät, erschreckend, unglaublich, unentschuldbar, menschenverachtend, unverständlich, schäbig, skandalös, beschämend und des deutschen Staates unwürdig. – Thomas Miesel

 

Schön, dass mal jemand darauf hinweist, dass nicht nur der Westen versagt hat. Auch die Afghanen tragen Verantwortung. Es ist ein meines Wissens einzigartiges Phänomen, dass eine hoch gerüstete und angeblich auch zahlenmäßig überlegene Armee innert wenigen Tagen vor dem Feind kapituliert. Dafür habe ich noch keine plausible Erklärung gefunden. – Helmut Uwer

 

Rückblickend ist das Scheitern des „Westens“ in Indochina und am Hindukusch auf die gleichen Ursachen zurückzuführen – auf eine Unkenntnis der unterschiedlichen kulturellen Tradition und Geschichte. Dabei sind es Vorurteile möglicherweise begründet in einer gewissen Unsicherheit gegenüber einer als fremdartig empfundenen Mentalität, die zu einer abwertenden arroganten, teilweise rassistischen Haltung gegenüber der einheimischen Bevölkerung führen – für den amerikanische GI waren die Vietnamesen „Gooks“, für deutsche Entwicklungshelfer „Viettis“. Und wenn Peter Scholl-Latour die Taliban als „gesinnungslose Tagelöhner“ bezeichnet, geht das In die gleiche Richtung.

Die Geschichte Afghanistans und die Geschichte Vietnams sind insofern vergleichbar, als dass sie seit Jahrhunderten durch Krieg, Okkupation und Imperialismus bestimmt werden. Nach einer Appendektomie im Provinzkrankenhaus von Nha Trang unterhielt ich mich vor 50 Jahren mit einem Arzt und Apotheker, der so nebenbei über Clausewitz dozierte. Er bewundere die USA, die schließlich auf eine 200jährige ruhmreiche Geschichte hätten und auch das „christliche Abendland“ mit einer Geschichte über 2 000 Jahren sei zu bewundern. Dagegen blicke das so unbedeutende, wenig beachtete Vietnam auf 3 000 Jahre Geschichte zurück mit 1 000 Jahren permanenter kriegerischer Auseinandersetzung.

Unter Berücksichtigung der Geschichte und Geographie, der unterschiedlichen Ethnien und Interessens-Sphären dürfte trotz aller Unterschiede für Afghanistan das Gleiche zutreffen, nur unsere westliche Perspektive greift zu kurz. ps. Die VR China hat dazu gelernt, während man mit der Sozialistischen Republik Vietnam auch einem historischen Trend folgend sofort einen Krieg anfing, verhandelt man jetzt mit den Taliban vermutlich über eine Erneuerung der traditionell über 2 000 Jahren bestehenden „Seidenstraße“. – Andreas Pfander

 

Ulrich Ladurner hat recht. Das Debakel in Afghanistan zeigt eindeutig, dass das Westen Demokratie in fremden Ländern nicht erzwingen kann. Die Taleban sind kein Fremdkörper, sondern sie gehören zu Afghanistan und werden von den meisten Menschen unterstützt, auch wenn die Meinungsumfragen was anderes suggerieren. Und sie wurden von der Pakistanischen Regierung und Geheimdienste gezielt gefördert und unterstützt. Es gibt aber durchaus Dinge, die das Westen tun kann um sowas in Zukunft zu vermeiden Erstens, Länder wie Pakistan, die Islamistischen Extremisten unterstützen klar benennen und sanktionieren, statt mit denen zu kuscheln.

Zweitens, Waffenexporten in unsicheren Regionen sofort einstellen. Drittens, die Agra- und Wirtschaftspolitik in den westlichen Ländern so ändern, dass die Länder der dritten Welt auch eine Möglichkeit haben in die globale Wertschöpfung Teil zu haben. Nur dadurch können wir verhindern, dass sowas wie in Afghanistan sich wiederholt und gleichzeitig die Ursachen für Flucht und Massenmigration minimieren. – Venkat Rao

 

„Keinem Land ist seit 1945 wohl so sehr geholfen worden wie Afghanistan“, meint Herr Ladurner. Belege: Die vielen Milliarden Dollar und Euro, die von den USA und ihren Verbündeten in den zwanzig Jahren ihrer Präsenz im Land ausgegeben wurden, einschließlich für die afghanische Armee; die vielen getöteten westlichen Soldaten und zivilen Helfer. Afghaninnen und Afghanen „hatten plötzlich Spielräume“, und der „Kampf gegen Korruption und Drogenhandel hätte eben auch erfolgreich sein können“.

Jedoch: Hilfe für Afghanistan war nie das vorrangige Ziel der Intervention. Den Appellen des damaligen US-Präsidenten Bush zufolge ging es um „Retaliation“ (Rache). Bei der deutschen Beteiligung standen Bündnistreue und die Idee von der Verteidigung Deutschlands am Hindukusch im Vordergrund. Ein sehr bedeutender Teil der investierten Mittel des US-geführten Bündnisses ging in den Einsatz tödlicher Waffen – die auch zahlreiche zivile Opfer forderten. Und: „Viele Afghanen sahen erschrocken zu, wie internationale Akteure korrupte Politiker und Kriegsfürsten politisch, militärisch und finanziell unterstützten.“ (Cornelius Friesendorf, Lernen aus Afghanistan: Aufstandsbekämpfung und zivile Opfer – PRIF BLOG). Es gab keinen strategischen Gesamtansatz, der die afghanische Bevölkerung als Akteure in eigener Sache vorsah. Nun steht den Taliban, durch Überlaufen und durch früheres Einschleusen eigener Leute in die militärische Ausbildung, auch noch eine beträchtliche Zahl ausgebildeter Soldaten zur Verfügung, und sie haben Zugriff auf im Land zurückgebliebenes Kriegsmaterial.

Wie nützlich oder z.T. sogar schädlich Art und Ablauf der Hilfe waren, und wie realistisch in der aktuellen Situation Erwartungen an Strategie und Kampfesmut verzweifelter Menschen sind, diesen Fragestellungen sollten wir uns nicht entziehen. Die Tatsache, dass Bündnistreue traditionell militärisch definiert ist, sollte künftig nicht mehr dazu führen, positive Wirkungen des Militärischen zu überschätzen und die Bedeutung der zivilen Mittel der Konfliktlösung und -prävention zu unterschätzen. – Dr. med. Heide Richter-Airijoki

 

Endlich lese ich eine Stimme ,die uns nicht immer anklagt und beschuldigt. Wie unfähig wir im Westen der Erdkugel wären , sondern klar benennen , dass die Afghanen sich selber aufgeben , nicht bereit sind zu versuchen ihr Land gegen ,die Taliban auch Afghanen zu verteidigen . Hart formuliert ,selbst schuld sind ! Mir scheint, dass muslimische Länder sich gerne auf Andere verlassen und jegliche Mitschuld verweigern , oder von ihrem Reichtum profitieren. Siehe ,arabischer Frühling ( Tunesien , statt auf zubauen flüchten sie übers Mittelmeer ) Mali , wird das gleiche Desaster .

Die ungenutzten Chancen sind für immer verloren ! Den Afghaninnen und Afghanen die sich um eine demokratische Ordnung bemühen wünsche ich für die Zukunft. Mut, Glauben und Stärke trotzdem daran fest zuhalten , das Land scheint im Augenblick verloren , aber die Hoffnung stirb zu letzt ! ! Es können nicht 34 Mill. das Land verlassen. Es muß weitergehen ! – Christine Zwickenpflug

 

Herr Ladurner nimmt mir die Worte aus dem Mund. Auch ich habe mich gefragt, warum die afghanische Regierung beziehungsweise Armee so kläglich versagt hat. Wobei es meines Erachtens ein großer Fehler der USA war, 2001 überhaupt dort einzumarschieren. – Angelika Adler

 

Die Schande der Taliban? Die ‚Zeit‘ am Puls der Zeit, was ja eigentlich begrüßenswert wäre, wenn, ja wenn dies nicht den Eindruck einer merkwürdigen Oberflächlichkeit hinterließe, die freilich kein Phänomen darstellt, das nur diese Wochenzeitung betrifft, sondern etwas, was nicht nur auf merkwürdige Weise gesellschaftlicher Konsens, sondern insbesondere Habitus derjenigen wäre, die diese Gesellschaft repräsentieren oder dies doch zumindest vorgeben.

Angesichts der aktuellen Ereignisse wird womöglich deutlich, inwieweit die auf‘s Bitterste geführten Debatten um geschriebene bzw. gesprochene (Trans-)Gender-Sternchen mit der Lebenswirklichkeit des größeren Teils der Weltbevölkerung absolut nichts zu tun haben, sondern ein – in vielfacher Hinsicht durchaus berechtigter – Luxus der Komfortzone darstellen, denn die ‚Schande‘ der Taliban besteht eben darin, dass diese wirklich nicht im Entferntesten derlei und weitere Grundrechte anerkennen – was ihnen allerdings reichlich egal sein dürfte.

Das wiederum wird in beiden Leitartikeln allenfalls randständig thematisiert, geht es doch darum Teil- oder Komplettschuld des ‚Westens‘ zu diskutieren. Wo hier Ulrich Ladurner im ‚Doppelfehler‘ tatsächlich einen komplexeren Blickwinkel nachweist, macht es Samiha Shafy (‚Aus der Traum‘) insofern einfacher, als hier die alleinige Verantwortung natürlich dem ‚Westen‘ – und hier sollte einmal geklärt werden, wer oder was das eigentlich ist – attestiert.

Jedoch: Gerade in den Fragen der Menschenrechte trafen auch in den vergangenen zwanzig Jahren zumindest außerhalb der Metropolen inkompatible Welten aufeinander, und überdies wird seit Jahren unter dem an sich durchaus ehrenwerten Verweis nicht zuletzt auf koloniale Vergangenheit eben des Westens die Allgemeingültigkeit eben dieser Menschenrechte sukzessive als Fundamentum zur Disposition gestellt. Wenn aber Repräsentantinnen und Repräsentanten dieser Werte, die sich historisch eben im kulturellen Westen ausgeprägt haben bzw. dort schließlich kodifiziert worden sind, offensichtlich die an Gültigkeit dieser Wertvorstellungen selbst nicht so recht glauben wollen – wie sollten diese dann überzeugend exportiert werden. Hier liegt meines Erachtens – trotz durchaus zutreffender Analysen in bheiden Artikeln – der eigentliche Kern westlichen Versagens.

Und ein Weiteres. Wer hat islamistische Gruppen in den vergangenen Jahrzehnten ausgerüstet und für eigene Zwecke zu instrumentalisieren gesucht? Bis in die pädagogisch wertvollen Höhen Hollywoods wurde schließlich der heldenhafte Kampf der Mudschaheddin besungen: Extrem trivial in Rambo III, anscheinend tiefgründiger in ‚Der Krieg des Charlie Wilson‘, der sich mit der Finanzierung dieser Kämpfer durch US-amerikanisches Geld beschäftigt und wegen der mahnenden Schlussworte – es geht um die nicht gewährte Anschlussfinanzierung für den Aufbau einer Zivilgesellschaft – vermeintlich tiefgründiger ist.

Tatsächlich ist letzterer insofern noch schlimmer, als offenkundig die kulturelle Komplexität nicht zur Kenntnis genommen wird, so dass das Ganze letztlich peinlicher ist, als die Krawumm-Geschichte von Rambo. Aber genau darin liegt eben das Problem; der Westen hat in antisowjetischem Kalkül Kräfte stark gemacht, die in verschiedenen immer weiter radikalisierten Wellen zumindest die sogenannten westlichen Werte mit Füßen treten – und dies auch fürderhin tun werden. Dass hierbei womöglich eine – zumindest im deutschen Raum verbreitete – Orient-Romantik a là Karl May eine Rolle spielen mag, sei dahingestellt.

Ich kann mich an das in gewohnt atemlosen Duktus hervorgebrachte Bekenntnis des verstorbenen Roger Willemsen erinnern, der in einer dieser unerträglichen Talk-Shows von seinen Weltreisen erzählte, und davon, dass er sich in Afghanistan nur als Gast der Taliban sicher gefühlt habe; rauhe Burschen, die das Herz auf dem rechten Fleck haben. Womöglich ist auch der noch amtierende Außenminister von derlei absonderlichen Leitideen geplagt, zumal er auch zu denjenigen gehört, die von den aktuellen Entwicklungen vollkommen überrascht wurden. Diese allerorten beteuerte Überraschung ist das eigentlich überraschende an dieser Katastrophe, denn was ist nach dem überhasteten Abzug westlicher Truppen eigentlich erwartet worden?

Statt ernsthafter Analyse wird auf die – vermeintlichen – Nutznießerstaaten verwiesen und damit zumindest ein Stück Beweislastumkehr vollzogen. Dass – natürlich und wieder einmal – Russland darunter gezählt wird, überrascht kaum, ist das doch ‚gute westliche Tradition‘. So gut, dass der Kreis sich schließt, denn wesentliche Freiheitsrechte waren in Afghanistan am ehesten nach dem Sturz der Monarchie gegeben und wurden in gewisser Weise zumindest durch die sowjetische Intervention gesichert, auch wenn diese Zeit beileibe nicht paradiesische war.

Aber wer etwa nach Frauenrechten und vernünftiger Bildung in Afghanistan ruft, kommt kaum an der Tatsache vorbei, dass diese auch durch die Präsenz der Roten Armee eine Zeitlang gesichert wurden – das sich damit verbindende Potentialis einer politischen Weiterentwicklung in Richtung einer an Menschenrechten orientierten Politik ist bereits in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch westliche Intervention unterbunden worden – und dieser Ansatz wurde trotz diverser Projekte letztlich auch nach 2001 keineswegs nachhaltig fortgesetzt. Als politische Mittel angebracht waren, wurde von Seiten des Vereinigten Staaten die kriegerische Option gewählt – und jetzt wird ‚verhandelt‘, um das Schlimmste doch nicht abwenden zu können. Vielen Dank dafür! – Jörg Füllgrabe

 

Ja und übrigens die Taliban sind auch Afghanen und vielleicht ist ja die westliche larifari Definition von Freiheit, dass jeder (Individuum) machen kann was er will ein großes Missverständnis. Vielleicht ist Freiheit in Wirklichkeit Macht, die Macht in seinem Land nach seinen Vorstellungen und „Gesetzen“ leben zu können.So gesehen wären die Taliban dann auch eine Gemeinschaft von „Freiheitskämpfern“, freilich nur für die eigene Freiheit (nicht so ganz unüblich), legitimiert durch den kampf gegen Fremdherrschaft.

Die „Anderen“ sind weder eine Gemeinschaft noch Kämpfer sondern nette , machtlose Individuen, die gerne Freiheit hätten. Ja – und die gibt es nicht geschenkt – brutale Realität seit Menschengedenken. Individuelle Freiheiten werden vom Gesetzgeber, also dem jeweiligen Machthaber definiert und festgelegt. – Dieter Herrmann

 

Es ist richtig, dass die Schuld nicht nur im Westen liegt und dass die afghanischen Eliten versagt haben. Ein Regime, das seine Soldaten nicht versorgen kann, was diese veranlasst, Munition an den Feind zu verkaufen (um die Familie zu ernähren), hat versagt. Eine Ursache liegt auch in der Geographie. Afghanistan ist anscheinend optimal geeignet für Opiumanbau. Die Taliban profitieren davon mit einer halben Milliarde pro Jahr (10% des Opium-Umsatzes). Schuld am Scheitern ist also auch der Opium-Konsument. China spielt ein doppeltes Spiel. China hat einen australischen angeblichen Drogenhändler zum Tod verurteilt und kollaboriert gleichzeitig mit den Opium-Profiteuren Taliban.

Aber wie soll es weiter gehen. Afghanistan hat grosse Lithium-Vorkommen. Werden die Taliban-Krieger das Sturmgewehr gegen die Schaufel, die Panzer gegen Backer, um z.B. für China Lithium zu fördern? Reicht das Ausbeuten der Bodenschätze, der wachsenden Bevölkerung langfristig Perspektiven durch Arbeitsplätze zu bieten?

Neben dem Versagen des Westen und der Eliten Afghanistans gibt’s ein drittes Versagen, das die Weltgemeinschaft betrifft. Das Versagen besteht darin, dass es versäumt wird, Konzepte (etwa Herausfordern der Eigenverantwortung) zu entwickeln fürs Lösen der durch zu hohe Geburtenraten verursachten Perspektivlosigkeit (speziell Jugendarbeitslosigkeit), die eine der Ursachen für das Entstehen und den Erfolg der Taliban ist. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Vielen Dank für Ihren Mut, den Artikel „Doppelfehler“ zu verfassen und vielen Dank an DIE ZEIT, diesen herausragenden Artikel zu veröffentlichen. Schon lange sehe ich mich mit ewig gleichlautenden Berichterstattungen und Analysen einer Presse konfrontiert, die anscheinend lediglich einer vor Betroffenheit triefenden intellektuellen Minderheit beipflichtet, sich einer nüchternen, unabhängigen Bestandsaufnahme aber dauerhaft verweigert. Ihr Artikel hat mich darin bestärkt, Ihrer Zeitung treu zu bleiben. – Dr. Manuela Freitag

 

Die Symptome der Situation werden ausführlich beschrieben, von den tieferen Ursachen ist wenig zu lesen. Nach meiner Einschätzung gehen die Ausführungen von Herrn Ladurner in die richtige Richtung, wenn er auch die Afghanen selbst in die Verantwortung für ihre Lage nimmt. Wie könnte es jetzt dort weitergehen? Dass die Taliban fast das ganze Land nahezu kampflos erobern konnten, ist angesichts der Egozentrik und Korruption der vorherigen Regierung verständlich. Aber jetzt ist es Zeit, die Waffen wegzulegen, wenn das Ganze nicht zu einem totalitären Kontrollsystem werden soll.

Die Berufung der Taliban auf göttlichen Willen ist nichts anderes als ein Trick mit dem Ziel der Instrumentalisierung zu unwidersprechbaren Standards. Allerdings haben sie den Koran nicht verstanden, haben ihn durch Gehirnwäsche eingebläut bekommen und verstehen Religion als abgeschlossene Vorschriftensammlung. Das sind Konditionierungen, die die Menschen in der Abhängigkeit von eindimensionalen Verhaltensmustern gefangen halten sollen. Religion ist das Gegenteil davon, nämlich die mögliche Öffnung zu Erfolg durch Selbsterfahrung und Dialog. – Christoph Müller-Luckwald

 

Herrn Ladurner ist zu danken, einmal mit Mut auch Dinge ausgesprochen zu haben, die im moralisierenden Flügelschlagen der deutschen Politik und Presse untergehen. Auch die Taliban sind Afghanen, dass darf bei allem Leid nicht „vergessen“ werden. All denen, die am liebsten immer mehr Menschen retten wollen, sollte bewußt sein, dass damit weitgehende Verantwortungen zu einer menschengerechten weiteren Versorgung der „Geretteten“ zu übernehmen sind. – Michael Bohlmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist er der Richtige?“ von Tina Hildebrandt

 

Ich lese als Abonnent seit Jahrzehnten DIE ZEIT und schätze Ihr Wochenblatt wegen seiner liberalen Grundeinstellung, die ich teile. Umso entsetzter war ich über Ihren tendenziösen Beitrag in der heutigen Ausgabe: DOSSIER, S. 13-15. Die schweizerische NZZ, die ich nicht nur als beste deutschsprachliche Tageszeitung schätze, sondern besonders auch ihren Blick aus dem Ausland auf das große Nachbarland Deutschland. Sie schreibt in ihrer regelmässige Kolumne “DER ANDERE BLICK”, wie die vom 18. August 2021, “Bloss kein zweites 2015 – Warum Laschet recht hat.” Regelmäßig über deutsche Politik und Medien In diesem Beitrag von gestern gibt sie eine Zusammenfassung über Laschte in den Artikel über ihn in verschiedenen anderen Medien.

Ich teile gerne bestimmte Artikel mit Freunden, die sich auch für eine neutrale, auf Distanz ausgerichtete Gesamtbetrachtung deutscher politischer Themen aus der Sicht der neutralen Schweiz interessieren. Der Kommentar einer meiner Freunde: „Es geht um die Berichterstattung deutscher Medien, die in diesem unschönen Konkurrenzkampf um Deutungshoheit im Wahlkampf und die sich gegenseitig übertreffen wollen in übertriebener Berichterstattung der drei Kanzlerkandidaten, die in holzschnitthafter Weise von der politischen Standortposition der jeweiligen Redaktion den jeweiligen Gegner mit haarspalterischer Art und Weise öffentlich zu beschädigen suchen.“ Es macht Ihren Beitrag über Laschet nicht besser, wenn die TAZ mit “würdelos”, der SPIEGEL mit „herzlos”, oder der TAGESSPIEGEL mit “beschämend” zitiert wird.

Es geht jeweils um denselben Kanzlerkandidaten, der öffentlich beschädigt werden soll. Mich interessieren die Beispiele von unwürdigen Betrachtungen in anderen Medien nur am Rande: Für mich ist sehr irritierend, daß sich Ihr Blatt in dieselbe nicht sachliche Berichterstattung einreiht. Es ist für mich ein Grund ernsthaft zu überlegen, ob ich mein Abo bei der ZEIT kündige. Der Beitrag in der gestrigen NZZ von Herrn Serra mit dem Thema:”Bloss kein…..……”Warum Laschet recht hat”. bringt meiner Meinung nach in dieser Kritik am Kandidaten von der relevanten deutschen Presse sehr gut auf den Punkt. Ich bin gespannt auf Ihren Kommentar zum Artikel von Herrn Serra. – Dr. Hartwig Martius

 

Ihren Artikel über Armin Laschet fand ich äußerst polemisch, gehässig und fast diskriminierend. Schon die Überschrift: Ist er der Richtige? sieht nach „ Mei- nungsmache“ und Wahlbeeinflussung aus. Die Entscheidung müssen Sie schon den Wählern überlassen oder halten Sie diese nicht für mündig? Von Ausgewogen- heit kann man in diesem Dossier nun wirklich nicht sprechen ! – Bärbel Graßmann

 

Eine so großartige Momentaufnahme , sowohl inhaltlich als auch fotografisch. Gut, dass auch Till Brönner Rheinländer ist und zu gut, dass Konrad Beikircher immer noch recht hat. Sie haben alles professionell kombiniert und für mich als treuer Leser ( seit 1978) alles rein und neu justiert. Was bleibt? Staatsbürgerliche Verantwortung und wählen gehen. Danke Tür Ihre Orientierungshilfe und TILL Brönner für einen professionellen Schuss mit der Wirkung seines Trompetenstils: „ gnadenlos ehrlich“ Hier zitiere ich www.onetz.de//

Aber ich erinnere mich zu gerne an ein grandioses Konzert mit ihm in Berlin- Charlottenburg in A-TRANE. Dort lebte ich 15 Jahre und dachte als Ur-Aachener nicht in Traume daran, dass der ehemalige Herausgeber der Kirchenzeitung im Bistum Aachen ( Armin Laschet beim Einhard- Verlag) einmal selbst so in den Focus aller Deutschen geraten würde. So ist eben unser Leben: UNbestimmt. Gut, dass es IHRE ZEIT immer noch gibt . – Heinz- Günter Kieven

 

Vorweg leider wird das Versagen der Regirenden angesichts der menschenverachtenden Katastrophen mit jedem Tag und jeder Ausrede noch schlimmer. Und nun zu Laschet. Jeder Schüler hätte angesichts der Rede seines Direktors sich so absolut unhöflich und kindisch zu benhmen , einen zumindest Verweis erhalten. Mit dieser plumpen Aussage von Armin Laschet , diese Situation einfach so abzutun, fehlt mir die Ernsthaftigkeit die das Amt als Bundeskanzler erfordert. Es macht leider die Wahlentscheidung nicht einfacher . – Geelke Braun

 

Armin Laschet hat sich der Inhaltsleere der CDU angepasst. Wenigstens gilt: ich kann mich darauf verlassen, dass ich nicht die Katze im Sack kaufe. Denn: Es gibt keine Katze. Der Sack ist leer. – Mario Lucchesi

 

Wer kommt denn auf so was? Nur weil der Mann Kanzlerkandidat ist, muss ich doch keinen mehrseitigen Artikel über ihn lesen. Ich sehe es mal positiv: Ich bin diesmal wieder schneller durch mit der ZEIT, weil das Dossier ungelesen in den Müll wandert. – Dr. Dirk Kerber

 

Laschet zunehmend populistischer. Wer den dahinplätschernden themenfreien Wahlkampf aufmerksam beobachtet, stellt fest, dass mit dem Abschmieren der Umfragewerte für die CDU/CSU und Laschet letztere ihr Glück nun im Populismus suchen. Mit dem in den Wahlkampf katapultierten Slogan „2015 darf sich nicht wiederholen“, der neben Laschet mannigfaltig aus der CDU-Ecke tönte, will man der AfD das Wasser abgraben. Dass dieser Ausspruch falsch und beschämend ist, kümmert die Parteien mit dem „C“ und auch die Öffentlichkeit nicht, die ohnehin weitgehend desinteressiert ist.

In seiner Panik holt der glücklose Kandidat dann denn neoliberalen Knüppel aus dem Sack. Dabei hackt er auf dem Umweltschutz, den Bürgerrechten und bestehenden Gesetzen, welche die Teilnahme der Bevölkerung an politischen Entscheidungsprozessen stärken, herum und kündigt an, diese abzuschaffen. Unterstützung holt er sich dabei von dem amerikanischen Exzentriker und Milliardär Musk, der Laschet hier bereitwillig Schützenhilfe gibt. Auch in seinem jüngsten Interview kündigt er seinen Kampf gegen Demokratie und Bürgerrechte an.

Er hofft, damit die Stimmung beim Wahlvolk zu treffen. Bei vielen Wählern kommt es gut an, wenn man auf der öffentlichen Verwaltung herumklopft und deren Zerschlagung fordert. Damit wollen die CDU/CSU und Laschet der FDP das Wasser abgraben. Konstruktive Ziele oder konkrete Vorschläge für Verbesserungen für das Land fehlen auf der ganzen Linie. Hauptsache Wählerstimmen – das Wohl des Volkes ist den Wahlkämpfern weitgehend Wurst. Es geht einzig um den Machterhalt. – Conrad Fink

 

Ein glänzender Artikel! Seit Januar verpasse ich fast keinen Auftritt des Herrn Laschet. Solange er zu seiner Partei ohne Zwischenfrage sprechen kann, ballt er die Fäuste und erhebt die Stimme. Selbst das wirkt auf mich schon künstlich. Hat Herr Laschet dann ein Gegenüber, flüchtet er in Stummheit, Verzettelung oder Plauderei. Das haltet der gemeine Bürger kaum aus. Wenn ich an andere Kaliber im Ausland denke, mit denen er sich auseinandersetzen muss und an diese grossen Herausforderungen wie Klimawandel, Flüchtlinge, Corona-Krise usw. – traue ich ihm das definitiv nicht zu. Aber ein Vorsitzender „muss“ Kanzler werden.

Für mich als „Grüne“, die nicht zu 100 Prozent von Frau Baerbock überzeugt ist und Herrn Söder gelegentlich als „fies“ empfindet, käme eine Mixtur aus Habeck/Söder infrage. Diese stehen (momentan) nicht zur Verfügung. Herrn Laschet nehme ich den Klimaschutz sowieso nicht ab, da müsste er der Deutschen Reiselust, die Liebe zum SUV usw. einschränken. Das bringt er „nicht über’s Herz“. Zu brav, zu lasch. Er will Kanzler sein. Punkt. Herr Schäuble und die halbe CDU finden das gut. Na dann – Gute Reise! – Claudia Körner

 

Die Deutschen halten zwar den regierenden Parteien gerne lange die Treue sind aber deswegen politisch nicht auf den Kopf gefallen. Dass zeigt auch ihre zunehmende Distanz gegenüber dem CDU/CSU Kanzlerkandidaten Laschet und die wachsende Zustimmung für seinen SPD-Gegner Scholz. Die Grüne Baerbock hat das Nachsehen -nicht, weil sie eine Frau ist, sondern weil ihr schon einige vermeidbare Fehler unterliefen. Der Traumkandidat vieler Deutschen -und großer Teile der CDU- ist aber der CSU-Chef Markus Söder. Dessen großes politisches Talent schnöde dem wenig überzeugenden CDU-Kandidaten Armin Laschet zu opfern entwickelt sich zu einem Kardinalfehler der CDU-Spitze für die Bundestagswahl 2021.

In dem Zeit-Dossier wir deutlich, was dem Kandidaten an Format fehlt um Kanzler zu werden. Nicht das es einfach wäre, sich für das Amt des Bundeskanzlers zu qualifizieren, aber wenn die Messlatte für dieses Amt von Angela Merkel markiert wurde ist es noch schwerer. Niemand hält Laschet deswegen gleich für einen schlechten Ministerpräsidenten -das hieße, seine politischen Talente zu unterschätzen. Was unangenehm auffällt an der Kandidatenkür der CDU ist die unzeitgemäße und und undemokratische Prozedur nur über die Parteigremien und deren Beeinflussung durch „CDU-Gottvater“ Schäuble und seinem Helfer Bouffier.

Und das, obwohl selbst CDU-Ministerpräsidenten, Mitglieder der Partei und nicht wenige in der CDU-Fraktion Söder vorgezogen hätten. Schaut man sich die beiden Schwesterparteien CDU und CSU an so muss man zu dem Ergebnis kommen, dass es gar keine Schwestern, sondern eher Halbschwestern sind. Der einen Vater ist Konrad Adenauer und die der anderen Franz-Josef Strauss. Beide Parteien tragen das C im Namen, was aber inzwischen kaum noch verbindlich ist, da weder CDU noch CSU durch christliches Verhalten auffallen. Das S im Namen der CSU betont eine soziale Ausrichtung während bei der CDU für diese Rolle zwar die Sozialausschüsse zuständig sind, die aber meistens von dem Wirtschaftsflügel ausgebremst werden.

Nicht zu unterschätzen ist natürlich die größere machtpolitische Basis der CDU wegen ihres deutlich höheren Stimmenanteils bei Wahlen, wo die CSU, auf Bayern begrenzt, nicht mithalten kann. All das führte wohl zu der Fehlentscheidung, keinesfalls der kleineren Partei bei der Kandidatenkür den Vortritt zu lassen. Außerdem argwöhnen nicht wenige in der CDU, dass Söder ihrer Partei als Kanzler einen Richtungswechsel aufzwingt der ihre wirtschaftspolitische Ausrichtung neu justiert. Da ist den CDU-Granden ein Laschet lieber der gut mit der FDP klarkommt. Gerade notorischen Marktbefürwortern wie etwa Merz, passt das besser in ihr Konzept für eine industrie- und wirtschaftsfreundliche Politik.

SPD Scholz hat es da einfacher, er kann nur noch gewinnen da seine Partei schon länger auf der Verliererstraße verharrt. Sollte die SPD weiter Stimmen dazu gewinnen, wäre das nur ihm zu verdanken und es könnte für eine SPD geführte Ampel reichen. Oder ist sogar eine „kleine“ Deutschland-Koalition denkbar ? Aus SPD, CSU und Grünen und, falls es nicht reicht, zur Not auch noch mit der FDP. Das garniert mit einem Kanzlertausch nach 2 Jahren zwischen Scholz und Söder. Tragisch nur für die Konservativen : Die CDU würden auf der Oppositionsbank landen und das Verhältnis der beiden Halbschwestern CDU und CSU wäre dauerhaft ruiniert. – Klaus Reisdorf

 

Ihre rhetorische Frage kann ich aus praktischer Sicht knapp mit ja beantworten. Herr Ministerpräsident Laschet gehört u.a.nicht zur Kategorie der schwadronierenden Selbstdarsteller. Diese Tatsache macht es den “neutralen“ Berichterstatter/innen nicht leicht, da sie sich auf die sachlichen Schwerpunkte seiner bisherigen Tätigkeiten beziehen müssen. ( siehe dazu Udo Ulfkotte „Gekaufte Journalisten“ ). Nur welche Wähler/innen lesen regelmäßig 3 überregionale und eine regionale Zeitung, um sich halbwegs zu informieren. – Manfred Müter

 

Man muss kein Anhänger von Herrn Laschet sein – der Veriss allerdings ist derart einseitig, dass ich die Zahlung einer bedeutenden Bestechungssumme der SPD/Grünen für die Autoren vermute. – Hans-Joachim Vogel

 

Sie fragen im Dossier zu Armin Laschet: Ist er der Richtige? Die Antwort ist einfach: Nein. Die wichtigere Frage wäre gewesen: War er jemals der Richtige? Antwort erneut: Nein. Das Problem Armin Laschet als Kanzlerkandidat liegt weiter zurück, bei der Wahl zum Parteivorsitzenden der CDU. Der Kardinalfehler war, wenn man schon einen konservativen, wirtschaftsliberalen Vorsitzenden nicht wollte, dann durfte keiner gewählt werden, der für Beliebigkeit steht. Mit Norbert Röttgen hätte die Partei einen Kandidaten gehabt, der intellektuell Laschet haushoch überlegen ist und dem man zutrauen durfte, die Zeichen und die Themen der Zeit zu erkennen und die Zukunft gedanklich und programmatisch gestalten zu können. – Henning Roeder

 

Nein! Er war es nicht, er ist es nicht und er wird es nicht. Wie sagten noch seine „politischen Freunde“ vor einigen Monaten? „Armin, lass et!“ Das verantwortliche CDU- Präsidium wird aus seiner selbst verordneten politischen Gemütlichkeit erst wieder aufwachen, wenn sich die Union auf der Oppositionsbank wiederfindet. – Michael Deil

 

Nach dem Lesen ihres Dossiers in welchem sie den Kanzlerkandidaten Armin Laschet portraitierten kam mir die Idee einen Leserbrief zu schreiben. Wenn auch ursprünglich die Motivation daher stammte, sie, als Autor, darauf hinzweisen, dass „unter drei“ (Zitat) gewöhnlich, kleiner als drei genannt wird und zwar auch ein „Journalistischer Code“ (Zitat im Zsh.) sein kann, jedoch in seiner Interpretation als schlichtes Symbol für Herzlichkeit ( “ <3 „) in der Regel und unter der Chataffinen Bevölkerung vermutlich geläufiger ist.

Nichtsdestotrotz schätzte ich ihre Leistung dieses „unter drei“ als „Journalistischen Code“ so geläufig zu erklären, dass ich es fast nicht bemerkt hätte. Ihre Paraphrase welche gegebenenfalls existente Erklärungsprobleme löste führte mir, allerdings zwei Dinge vor Augen, zum einen, welche Zielgruppe sie mit ihrem Dossier und CDU-Kanzlerkandidaten-Portrait wohl anstrebten und, zum anderen, dass es wohl noch Journalisten gab, die sich des Kompetenzbereiches ihrer Zielgruppe durchaus bewusst waren. Die anfängliche Erkenntnis motivierte mich die Folgenden drei Seiten des Konservativenportraits aufmerksam durchzulesen und ich möchte anfügen, dass ich das Portrait technisch sehr gut und inhaltlich unterhaltsam fand.

Insofern können sie stolz auf sich sein ;) Der folgende Text enthält einige Gedanken meinerseits zu Laschets Kanzlerkandidatur. Da sie die persönlichen Aspekte meiner Meinung nach ausführlich dargelegt haben nehme ich mir heraus hier einen politischeren Standpunkt zu wählen. Dass Armin Laschet nicht der Perfekte Kanzlerkandidat für die Union ist, sollte unbestritten sein. Dass das Profil des persönlichen Armin Laschet so viel tiefer zu sein scheint als das des politischen Laschet – ja tatsächlich so viel tiefer, dass die politische Seite bzw. Dialektik des, nun ja, Kanzlerkandidaten mit ein paar Kunstgriffen eingefügt werden muss – ist jedoch keine grundsätzliche Schwäche, sondern entspricht dem Bild in dem Laschet sich sieht und es entspricht der Rolle welche der Kanzlerkandidat für die deutsche Republik und (Achtung Politbegriff) das deutsche Volk erfüllen möchte.

Wenn ich mich bei den Amerikanischen Präsidenten da so umschaue, kommt direkt der, seit Januar amtierende, Jo Biden in den Sinn. Dieser verkörpert die Mitte des Landes und des liberal konservativen Flügels, wie auch Laschet es tun möchte. Zwar mit mehr Charakter aber mit, ehrlicherweise, der selben Inhaltslosigkeit möchte der Kanzlerkandidat Biden, damals, wie der Unionskandidat Laschet, heute, das (so erklärte) Volk hinter der eigenen Partei vereinen. Man könnte Armin Laschet also als Volksvereiner sehen; viele Versprechungen, wenig Inhalt, viel Kompromissrethorik, kurz gesagt, die Verkörperung einer Unionspartei welche an die Mitte appeliert.

Nur, das Laschet (bei allen Gemeinsamkeiten,) nicht wie Jo Biden, der kleinste gemeinsame Nenner sein soll, sondern, wenn man den Erzählungen der CDU glaubt, schlichtweg die harmloseste Option ist. Diese harmloseste Option soll die Mitte, die ja in unserem System zum erreichen des Kanzleramtes reicht, für sich gewinnen und zusammen mit anderen Gruppen hinter sich vereinen. Die Wahl Laschets soll die Stabilität sichern, da ja in den Augen der CDU keine andere Partei regierungsfähig ist. Nur macht die selbsterklärte Partei-der-Mitte hier einen Fehler indem sie aus Laschet einen Jo Biden machen will, Deutschland braucht kein Merkelsches „Weiter so!“.

Was Unser Land vor dem Hintergrund der Klimakriese (und des globalen Wandels) mehr denn je braucht sind Visionen. Ein „Weiter so!“ mag beruhigend wirken, aber spätestens in Kriesen stößt es unweigerlich an seine Grenze. Von da an muss ein innovativer Geist folgen. Und war es nicht dieses „Weiter so!“ welches letztendlich zu einer Atomisierung der Parteien führt und einem Erstarken extremer Bewegungen geführt hat? Nachdem also feststeht, dass das Kanzlerbild, welches die CDU hier aufstellt im heutigen Deutschland fehl am Platz ist, danach wird das Profil Laschets, des Bürgernahen, Kumpeligen, erst zu einer Schwäche.

Diese Schwäche ließe sich darin definieren, dass die Umfragewerte der CDU sich auf einem Historischen Tief befinden, nicht trotz, sondern wegen des Kanzlerbildes der Union. Wie es aussieht wird die CDU bei der Bundestagswahl von der Mehrheit der Wähler nicht wegen, sondern trotz, dem Kanzlerkandidaten Laschet gewählt. Fairerweise muss man sagen, dass dieses letzte Problem wohl auch auf die Grünen zutreffen wird, denn auch ihre Kanzlerkandidatin ist heute ja, freundlich gesagt, umstritten. So kann man im Grunde wohl beiden Parteien, die mit einem Regierungsanspruch in den Bundeswahlkampf gingen, gleichermaßen den Fehler unterstellen ihre/n Kanzlerkandidaten/in zu nahe an der Wahlkampfinszenierung ihrer Partei zu wählen und darüber hinaus diese Wahl, zu sehr, aufgrund innerparteilicher Macht – oder Prinzipfragen getroffen zu haben.

Der Schluss sollte hier meiner Meinung nach, jedoch nicht sein, dass sich Grüne und CDU ähnlicher sind als man denkt, sondern, dass bei alle dem, letzendlich nur eine/r gewinnt, und zwar die totgesagte SPD, welche, zu Beginn des Bundeswahlkampfes, ambitionslos, Olaf Scholz aufstellte und fast völlig unpersönlich blieb. Inzwischen ernten sie für diesen taktischen Schachzug die Früchte, denn Scholz´s Bild ist so leer, dass man beinahe alles, Hoffnungen und Vorstellungen, ja sogar Qualitäten auf seine Kanzlerkandidatur projezieren kann, auch, dass er der Kandidat ist, der es anpackt. – Baldur Patzel

 


 

 

Leserbriefe zu „Aus der Traum“ von Samiha Shafy

 

Hat der „Westen“ wirklich versagt? Dieser Meinung bin ich nicht. Versagt haben unbelehrbare, sich selbst überschätzende Politiker im Westen. Sie haben ihre Unfähigkeit nachdrücklich nachgewiesen. Sie haben nichts aus der jüngsten Geschichte gelernt. Nach 20 Jahren waren sie „unerwartet“ völlig überrascht von Tatsachen, denen die Soldaten bereits vor 20 Jahren gegenüber standen. Die USA gaben 3.000.000.000.000 $ und Deutschland 3.000.000.000 € für den Militäreinsatz aus. Niemand übernimmt dafür die Verantwortung.

„Der Westen“, das sind nicht nur seine Politiker. Das sind vor allem die Ergebnisse der Aufklärung, die Freiheit des Individuums als Voraussetzung für Demokratie. Diese konnten nicht der Mehrheit der Völker in Afghanistan vermittelt werden. Politiker kennen weder die unveränderteren Vorschriften des Propheten, Heerführers, Staatenlenkers und Finanzministers der arabischen Nomadenstämme, noch deren Identität stiftende bindende Wirkung. – R. Renaux

 

„Die USA seien zurück…wieder bereit, die Demokratien der Welt zu führen.“ Nein, Danke! Ich, als Teil der westlichen Welt will nicht von den USA gefügrt werden, einem disfunktionalen Land. Ein Land mit den besten Universitäten der Welt, dessen Bevölkerung aber Wissenschaft und Masken in der Pandemie verabscheut. Ein Land, daß sich täglich in Massenschießereien umbringt. Ein Land, dessen sich Bevölkerung mit Opioiden ausschaltet. Ein Land, daß nichts gelernt hat aus seiner Geschichte und noch immer Diktatoren oder Taliban zum Beispiel unterstützte, um irgendwelche Geopolitik zu machen.

Ein Land, dessen Zweiparteiensystem sich nur noch zerfleischt. Ein Land, das bis heute seine Verbrechen an der First-Nation nicht aufgearbeitet hat. Ein Land, das sich von seinem Rassismus wegdreht. Warum sollte ich von sowas geführt werden wollen? Nichts ist besser in Europa – Stichwort: die Werte (welche eigentlich?), die sonntags immer wieder verteidigt werden. Aber wenn überhaupt will ich von Eurooa geführt werden, wo – NOCH – Wissenschaft, freier Journalismus und konstruktive Kritik zählen. – Wolfgang Michel

 

Danke für diese beiden Leitartikel, die Versagen, Dilemma und Realität aufzeigen! – Stéphan Mueller

 

„Vollmundig sollte man nicht reden. Schon gar nicht bei Versprechnungen.“ (Erhard Blanck, *1942, deutscher Schriftsteller, Maler & Heilpraktiker) Das war wohl dann rein überhaupt nichts mit „Deutschland wird am Hindukusch (Afghanistan) verteitigt“, einer Aussage von Peter Struck (1943-2012), deutscher Politiker und Bundesminister der Verteidigung. „Ich verspreche nichts, ich verspreche nur mich.“ (Dr. Christian Ferch, *1966, deutscher Philosoph & Künstler) – Klaus P. Jaworek

 

Vor mehr als 2.000 Jahren gab es im „Osten“ bereits Mathematik. Der westliche Rechenmeister Adam Ries starb vor 462 Jahren. Nunmehr hat sich der „Westen“ (USA, Nato und Deutschland) wieder mal ganz gehörig verzählt. Es ist beschämend wie Politiker in Deutschland, die zum großen Teil dem militärischen Einsatz in Afghanistan zugestimmt haben, nun angesichts einer menschlichen Tragödie ihr Bedauern ausdrücken. Die Bundesregierungen der letzten 20 Jahre haben auf allen Afghanistan-Feldern versagt und viele Milliarden Euro „verbrannt“.

Sie sind verantwortlich für Tote Soldatinnen und Soldaten, für Traumatisierte Afghanistan-Veteranen und deren Angehörige. Bei der Rückkehr der Truppe waren Mitglieder der jetzigen Bundesregierung wohl mit wichtigerem beschäftigt. Ein markantes Zeichen für die Wertschätzung der Truppe. Mit Worten eigentlich gar nicht beschreibbar ist das Vorgehen und Verhalten der USA. Die politisch aus den Kriegen in Korea, in Kuba, in Vietnam, in Kambodscha, im Iran usw. nichts gelernt haben und sich weiter als äußerst aggressive Nation gebärden. Wieder mal werden verbrannte Erde und leidende Menschen hinterlassen und alleingelassen.

Auch für den Präsidenten Joe Biden gilt offensichtlich: „Amerika first“. Es wird für sehr viele „Ortskräfte“ ein bitteres, tödliches Ende nehmen. Aber auch Deutschland hat größtenteils nur zugeschaut und Bedauern geheuchelt. Was nutzt dieses Verhalten den Frauen und Mädchen die nun der Taliban-Herrschaft ausgesetzt sind? In allen Artikeln, Kommentaren und Talksendungen zu diesem Thema stellen Verantwortliche (viel zu spät) fest, dass diese menschlichen Katastrophen, Fehleinschätzungen und zu späte sowie zu langsame Rettungsaktionen „politisch aufgearbeitet“ werden sollen.

Konsequenzen hat allerdings bisher keine Politikerin und kein Politiker hierzulande gezogen. Das ist doch wohl ein übler Scherz (um nicht einen gröberen Ausdruck mit Sch… zu verwenden). Also wird die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland nun nicht mehr am Hindukusch verteidigt! Wer sich auf den „Westen“ verlässt hat sich in der Regel (nach Adam Riese) ganz gehörig verrechnet. – Felix Bicker

 

Die zutreffende Verweis, „getrieben von kraftstrotzendem Sendungsbewusstsein“, ist die Erkenntnis eines mehr als pathologischen Wahns der weißen Rasse. Dieser missionarischer Übereifer betrifft fast alle gesellschaftlichen und politischen Fragen und Belange und wird insbesondere von westlichen Institutionen und Medien mit westlichen Maßstäben betrieben. Kulturelle und soziale Gegebenheiten vor Ort werden negiert und mit den absurdesten Formen der Kolonisierung konfrontiert.

Wenn somit der Wahn der westlichen Rasse sein Ende gefunden hat, kann endlich der Traum von den eigenen, wenn auch schmerzvollen, aber nicht fremd bestimmten Entwicklungsmöglichkeiten der Völker auf unserem Globus wahr werden. Nicht umsonst sieht China mit der Anerkennung der Talibans darin den großen Erfolg. – Jürgen Dressler

 

Vom Grund her falsch. Unsere devote Abhängigkeit von den USA schlägt nunmehr in Afghanistan wieder zu. Die USA will Terrorismus mit einem Krieg bekämpfen und bemäntelt das damit, einen Staat mit westlich-demokratischen Formen zu beglücken, zu denen dieser Staat weder Reif ist, noch dass er diese aus seiner religiös-staatlichen Herkunft wollte. Dass die verlogenen Kriege mit ähnlichen offiziell genannten Zielen, wie etwa IRAN, Vietnam, IRAK alle desaströs endeten, hat offensichtlich keinen Eindruck hinterlassen. Die eigentlichen Gründe geopolitischer Natur werden verschwiegen. Und wir folgten einem von USA angezettelten Angriffskrieg ohne Notwendigkeit. Weder brauchte die USA unseren Beistand, um sich selbst verteidigen zu können (NATO-Verpflichtung) noch musste Deutschland am Hindukusch verteidigt werden (Rechtfertigungsparole).

Nun, in Afghanistan sind jetzt unübersehbar alle unsere Bemühungen, militärische, auch sozial-karitative gescheitert. Ein Desaster! Ein militärischer Einsatz in einem anderen Staat wäre immer nur gerechtfertigt, wenn er von diesem via UN erbeten wird. Sonst verletzen wir dessen Souveränität und im Zweifel sind eigene Interessen ausschlaggebend, am schlimmsten die, anderen unsere Lebensart aufdrängen zu wollen. Ein Staat und das ist die Summe aller seiner Angehörigen kann sich nur das System geben, was er selbst entwickelt. Dritte können ihre Beziehungen zu ihm danach auslegen, alles andere ist vom Grund her falsch. – Wolfgang Clausmeyer

 

Die dramatischen Bilder vom Kabuler Flughafen können niemanden kalt lassen. Die Verzweiflung der Menschen ist regelrecht spürbar. Ja, der Westen hat, zumindest was einen geordneten Truppenabzug anbetrifft, versagt. Ganz abgesehen von der Fehleinschätzung, wie schnell die Taliban vorrücken würden. Der Rückzug gleicht eher einer Flucht. Die Evakuierung der Ortskräfte und gefährdeter Afghaninnen und Afghanen sowie anderer Personen hätte schon längst geschehen müssen. Nun herrscht das Chaos.

Sicherlich ist auch richtig, dass die afghanische Armee nicht bereit war, ihr Land gegen die Taliban selbst zu verteidigen. Aber ist das so verwunderlich, wenn der eigene Präsident sich als erster seiner Verantwortung entzieht und sich absetzt? Und ist das so verwunderlich, wenn man bedenkt, dass afghanische Soldaten und Polizisten in den vergangenen 20 Jahren immer wieder Opfer von Anschlägen der Taliban geworden sind? Sie wussten, was ihnen blüht. Noch mögen die Taliban versöhnliche Töne anschlagen. Glauben kann man ihnen nichts, sie bleiben Terroristen und ich möchte mir gar nicht vorstellen, was in Afghanistan losgeht, wenn die internationalen Truppen komplett abgezogen sind.

Der Einsatz des Westens in Afghanistan wurde schon lange nicht mehr von der eigenen Bevölkerung (auch in Deutschland) befürwortet. Die Erkenntnis, dass Demokratien nach westlichem Vorbild nicht überall installiert werden können, längst da. Was bleibt ist ein verzweifeltes Volk und der Eindruck, dass westliche Demokratien autoritären Systemen unterlegen sind. Das ist schlimm und der Westen muss dringend neue Strategien entwickeln, um sich im Weltgeschehen kompetent und handlungsfähig zu zeigen und zu überzeugen. Wie das gehen soll, weiß ich allerdings auch nicht. – Regina Stock

 

Totales Versagen des Westens in Afghanistan? Die allgegenwärtigen Behauptungen, dass der Westen oder Deutschland allein in Afghanistan total versagt haben, kann ich nicht teilen. Ist es die Schuld des Westens, dass die Taliban zurück sind? Nein, die Taliban waren nie weg. Schon das Ausrufen des NATO-Falls mit dem Ziel der Eliminierung Osama bin Ladens und die damit verbundene Beistandspflicht, dem der damalige Kanzler Schröder und sein grüner Aussenministers Fischer nachgekommen sind, war der Geburtsfehler schlechthin. Selbst wenn die NATO-Verbände noch weitere 20 Jahre geblieben wären, hätte sich nicht viel geändert.

Trump hat von Anfang an klar gemacht, dass er die amerikanischen Truppen abzieht und Biden macht nichts anderes. Das totale Staatsversagen liegt in Afghanistan. Ein korrupter Staatsapparat von ganz oben bis ganz unten. Präsident Ghanis Flucht mit einem Koffer voller Dollar. Eine 300000 Mann-Armee bestehend aus Deserteuren, deren Kommandeure den Sold in eigene Taschen stopften oder gemeinsame Sache mit den Taliban machten. Bürgermeister und Behördenleiter, die auch nach 20 Jahren in grossen Teilen mit den Taliban kooperieren oder sich bereichert haben. Selbst Moscheen wurden mit deutschen Hilfsgeldern gebaut und saniert, in denen Hasspredigten gegen Ungläubige gehalten wurden.

Wenn ein 38 Millionen Volk sich von 100000 Taliban-Kämpfern vorführen lässt, kann man nicht nur von Totalversagen des Westens reden. Einzig, dass alles so schnell gegangen ist überrascht. Aber, wo sind die Männer, die ihre Frauen, Kinder und Familien gegen die Taliban verteidigen? Es sieht doch eher so aus, dass der grösste Teil der Bevölkerung mit den Taliban zufriedener sind, als mit vom Westen eingesetzten Amtsträgern. Fernsehbilder zeigen wie den Taliban zugejubelt wurde. Afghanistan ist und bleibt ein tief muslimisches Land in dem sich Demokratie und Islam ausschliessen.

Fast doppelt so groß wie die BRD und zu glauben, dass 2000 deutsche Soldaten im hintersten Winkel etwas bewirken können, ist Utopie. Den Afghanen an sich gibt es auch nicht, sondern Volksgruppen wie Paschtunen, Hazara, Tadschiken, Turkmenen, Aimaken, Usbeken und Belutschen, die sich nicht alle grün sind. Was sie eint ist der Koran. Er ist die Agenda für Muslime weltweit, wie auch die Scharia. Danach leben und handeln nicht nur die Taliban. Uns wurde seit 20 Jahren von allen Seiten eingebläut, unsere Sicherheit wird am Hindukusch verteidigt. Uns wurde eingebläut, dass der Islam zu Deutschland gehört. Keinem islamischen Staatschef würde es über die Lippen kommen zu sagen, „Das Christentum gehört zu seinem Land“.

Uns wird heute eingebläut, dass 2015 nicht wieder passieren darf. Nichts von allem stimmt. Es passiert gerade wieder. 2021 und ff. werden wieder hunderttausende koranaffine Migranten nach Deutschland drängen, weil hier die besten Sozialleistungen rufen. Auch eine gerechte Verteilung in der EU wird es nicht geben, weil es EU-Staaten gibt, die sich verweigern, weil sie sehen wohin das führt. Die „tapferen“ jungen Männer werden ihre vielköpfigen Familien nachholen. Frauen und Mädchen werden unter der „ehrenwerten“ Knute patriarchalischer Familienclans leben müssen. Widersetzen sie sich, müssen sie um ihr Leben fürchten. Und wir?

Wir dürfen nun den Hindukusch in Deutschland verteidigen, weitere Milliarden €uro aufbringen, weil am Arbeitsmarkt bisher nur 32% der 2015 „Flüchtlinge“ untergekommen sind. Andere Besorgnis erregende Zahlen sind: 52% einsitzende Straftäter haben Migrationshintergrund (ohne Passdeutsche). An 60% Gruppenvergewaltigungen sind muslimische Migranten beteiligt. Araberclans und Gefährder binden die volle Kraft des Justizapparates. Rasen, stehlen, dealen, Sozialhilfe abgreifen und unsere Gesetze ablehnen gehört zu deren Selbstverständnis und der Rechtsstaat ventiliert nur noch. Alles nachzulesen in der PKS und beim Statistischen Bundesamt.

Wenn Integrationsprobleme mehrheitlich immer nur einen Typus Migranten betreffen, dann darf man fragen, ob es Sinn macht, sich noch mehr Probleme ins Land zu holen, zumal die grüne „Verbotspartei“ sich für ein Abschiebeverbot für ausländische Straftäter ausgesprochen hat. Österreich zeigt das es auch anders geht – zu Recht! – Wolfgang Blanck

 

Dass die US-Amerikaner*innen nicht noch weitere Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte für Afghanistan mit Geld und Blut zahlen wollen, halte ich grundsätzlich für verständlich, auch wenn der Abzug zum jetzigen Zeitpunkt offensichtlich nicht klug und nicht gut geplant und nicht mit den Verbündeten abgesprochen war. Vorzuwerfen ist den US-Amerikaner*innen meines Erachtens vor allem, dass sie Erwartungen geweckt haben, die sie nicht erfüllt haben und vielleicht auch gar nicht erfüllen konnten: Sie haben es nicht geschafft, die Taliban vollständig und dauerhaft zu besiegen. Dafür hätten sie wahrscheinlich sehr viel entschlossener vorgehen und alle Taliban töten müssen, mit welchen Mitteln auch immer.

Sie haben es außerdem nicht geschafft, in Afghanistan eine nicht korrupte Verwaltung, eine nicht korrupte Armee und eine nicht korrupte und zudem demokratisch gesonnene Regierung zu etablieren. Und sie haben es ferner offenbar nicht geschafft, eine deutliche Mehrheit der männlichen Afghanen davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, die gewonnenen Freiheiten und Fortschritte, die es ja zweifellos gab, zu verteidigen. Oder war die afghanische Armee nach zwanzig Jahre Aufbauhilfe tatsächlich in einem so miserablen Zustand, dass jeder Widerstand gegen die Taliban zwecklos gewesen wäre?

Die Hauptleidtragenden sind nun jedenfalls die afghanischen Frauen, die jetzt wieder vollständig entrechtet und ins Haus verbannt werden, jene männlichen Afghanen, die sich für Demokratie und Menschenrechte engagiert haben, und die Minderheiten. Die „Ortskräfte“ und alle, die sich aufrichtig für Demokratie und Menschenrechte engagiert haben, nicht rechtzeitig aus dem Land geholt, sondern den Taliban zum Abschlachten überlassen zu haben, wird die politische Bilanz von Heiko Maas, Annegret Kramp-Karrenbauer und Horst Seehofer für immer verdunkeln.

Aber auch die Fraktionen von CDU/CSU und SPD, die am 23. Juni 2021 zusammen mit der AfD einen Antrag der Grünen auf unbürokratische Aufnahme afghanischer Ortskräfte abgelehnt haben (https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2021/kw25-de-afghanische-ortskraefte-846934), haben sich nicht mit Ruhm bekleckert. Was folgt aus dem Verhalten der USA für Deutschland? Auf die Bündnis- und Vertragstreue der USA sollte man sich auch unter Joe Biden besser nicht verlassen und daraus in militärischer Hinsicht die Konsequenzen ziehen. – Dr. Ulrich Willmes

 

Im Jahre 2016 veröffentlichte ich bei BoD das Buch „Die Technik reicht“. Die Aussage des Titels und einige Überlegungen im Buch haben sich in Afghanistan bestätigt. Die Technik reicht nicht nur nicht, sie macht uns in manchen Situationen verwundbar. Dies auch, indem der technische Fortschritt ökonomische Gräben vertieft. Dazu kommt, dass ökonomische Gräben, die durch Hilfe von aussen entstehen, die Korruption fördern und die Eigenverantwortung (insbesondere die der Eliten) schwächen. Weiters kommt dazu, dass technische Überlegenheit ein falsches Sicherheitsgefühl erzeugt, sowohl was die politische wie auch die militärische Stabilität betrifft.

Das tiefere Problem ist: es fehlt ein gemeinsames Konzept und erst recht ein Konsens, wie mit den ökonomischen und demographischen Gräben in Entwicklungsländern umzugehen ist. Grundlage müsste ein weltweiter Konsens sein, der auf negative Erfahrungen in anderen Staaten (Jemen, Libanon, Libyen, etc.) aber auch auf positive Erfahrungen (z.B. Südkorea, Bangladesch) basiert.

Das von Shafy thematisierte Versagen des Westens beruht demnach auch auf dem zu einseitigen Traum bezüglich der Leistungsfähigkeit der Technik. Technik ist ein gutes Hilfsmittel, bedarf aber der Ergänzung durch andere Kreativitäts-Potentiale. Man muss sich um ein Gegengewicht (basierend auf einem realistischen Weltbild) bemühen. Es ist ähnlich wie beim Brombeerenpflücken. Um an die besten Beeren ranzukommen, muss man sich weit nach vorne strecken und als Gegengewicht den Hintern so weit in die andere Richtung recken, wie nötig, um nicht in die Dornen zu kippen.

Dieses Recken in die andere Richtung wären – wie gesagt – das Nutzen andere Kreativitäts-Potentiale, etwa solcher, die auch nötig sind, gemeinsam mit allen Ländern, Religionen, Weltanschauungen das Klima-Problem (das insbesondere auch die Themen Ökonomie und Demographie betrifft) unter Kontrolle zu bringen. Es ist doch heute so, dass die grösste Bedrohung der Menschheit durch die Klimaerwärmung kommt. Dies bedeutet, dass eine die Gräben überbrückende Zusammenarbeit nötig ist. Dabei müssen die Ursachen der Klimaerwärmung zur Sprache kommen. Dies sollte auch geeignet sein, Konflikte zu entschärfen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Nach 9/11 war es m.E. wieder mehr der Geist von Huntingtons „Clash of Civilizations“ als der von Fukuyamas „End of History“. Geschäftsmodell dieser Intervention war nicht das selbstverständliche und hier nur etwas vorweggenommene Konvergieren, sondern die bewusste Konfrontation. Und die Pose des Westens war dann auch tatsächlich eine paternalistische, nicht ein Begegnen auf Augenhöhe. Etwa: „Guck nicht so dumm, guck so wie wir!“ Wenn wir je ein repräsentatives Meinungsbild brauchten, dann haben wir – ebenso wie vordem die Russen – auf Kabul fokussiert, bestenfalls auf die Provinzhauptstädte, und auf die von uns alimentierten Eliten, nie weiter oder tiefer. Das hätte gestört.

Ein intimer Kenner des afghanischen war theater, der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr Harald Kujat hatte es im März 2012 (sic!) äußerst nüchtern bewertet: Als kameradschaftliche Hilfe für die USA habe die Expedition funktioniert – aber eben nicht als zivilisatorisches Unterstützen der Menschen vor Ort. Ja, Kameradschaft ist wichtig. Weil man vielleicht später einmal darauf zurückkommen will. Aber es bleibt eine Sekundärtugend und eine Art Geschäft oder Selbst-Versicherung. Genauso wird es auch die Mehrheit der Afghaninnen und Afghanen am bitteren Ende eines vagen Traums gesehen haben. Dafür dann noch sterben? – Dr. jur. Karl Ulrich Voss

 

Die Deutschen und ihre Bundeswehr spielen in den Überlegungen der Amerikaner allenfalls die Rolle eines Vasallen oder Befehlsempfängers, keinesfalls als gleichwertiger Bündnispartner, der in Entscheidungsprozesse eingebunden wird. Diese Vorstellung eines Bündnisses von gleichgestellten „Partnern“ der NATO ist und war immer illusorisch, nebenbei bemerkt auch nie wirklich realstisch. – Joachim A. Zeller

 


 

 

Leserbriefe zu „Kleine Geschichte eines Komplettversagens“ von Peter Dausend

 

Experten leisten besonderes, oder waren da vielleicht nur Leute am Werk, die sich in erster Linie darum kümmern mit Nebenjobs bei Lobbyverbänden ihre Taschen zu füllen (Fragezeichen). Immerhin gibt es bei letzterem Thema wirkliche Experten. – Willi Krebser

 

Danke für Ihre klaren Worte, selten war ich mit einem Artikel so d’accord. Es ist stark zu vermuten, dass die regierenden Parteien von Union und SPD ihre „Nichtrücktrittskultur“ bis zu den Wahlen beibehält. Dem, dieses unwürdige Schauspiel ohnmächtig zusehenden Wähler bleibt nur die Möglichkeit, sich bei der BT-Wahl für einen tatsächlichen Neuanfang zu entscheiden. Es ist Zeit der stärksten Oppositionspartei eine Chance zugeben. – Andreas Pöchhacker

 

Eigentlich müßten die für dieses Debakel Hauptverantwortlichen (Kanzlerin Merkel, Außenminister Maas, Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer, Innenminister Seehofer und BND-Präsident Kahl) geschlossen zurücktreten. Maas, der, anders als mancher frühere Außenminister, im Wahlkampf ohnehin kein Zugpferd ist und keine Chance hat, der nächsten Bundesregierung anzugehören, könnte mit seinem Rücktritt seiner Partei, die ihn im Saarland und im Bund immer wieder für Spitzenpositionen nominiert hat, einen großen Gefallen tun und ihr einen zumindest kleinen Imagegewinn („Wir ziehen Konsequenzen und übernehmen Verantwortung!“) verschaffen, wenn schon alle anderen an ihren Posten kleben. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Dieser Artikel schließt sich an den in Nr. 24 vom 10.Juni 2021 „Keine Hilfe für die Helfer“ von PETER DAUSEND und lEA FREHSE nahtlos an. In seiner Aufzählung hat Herr Dausend aber vergessen, dass dieses Versagen sich bereits seit 2009 (damals begannen die USA und Kanada mit der Visa-Erteilung für „Ortskräfte) hinzieht. Deutschland war schon damals sehr zurückhaltend, auch, weil Auswärtiges Amt, Verteidiguns- und Entwicklungshilfeminister auf den „für Thema Einwanderung zuständigen“ Innenminister verwiesen. Jeder wies die Zuständigkeit von sich. (sh. spiegel.de 16.4.2013 „Einheimische Helfer der Bundeswehr – In Afghanistan bedroht – in Deutschland unerwünscht.“)

In der deutschen Regierung hat dieses Komplettversagen also Tradition (um nicht System zu sagen). Wie hätte es denn auch anders sein können, wenn der damalige Verteidigungsminister seine innere Haltung offenbarte, als er später als Innenminister seine Abschiebungen nach Afghanistan begründete mit ‚wir haben schließlich Milliarden da rein gesteckt, das muss sich doch gelohnt haben.‘ Auch die süffisante Bemerkung des unseligen Herrn Seehofer an seinem 69.Geburtstag spricht in diesem Zusammenhang Bände. Bereits als Kind habe ich gelernt, dass zunächst der Schwächere zu schützen ist.

Jeder kennt das beispielhafte Verhalten einer Schiffsbesatzung, wenn das Schiff in Not gerät: Frauen und Kinder zuerst! = Richtig wäre gewesen, wenn beim Truppenabzug so gehandelt worden wäre. Aber unsere egozentrischen Politiker sind zu einem solchen Denken nicht in der Lage. Ich schäme mich inzwischen, meine Nationalität zu nennen. – Hermann-Josef Lobner

 

Vielen Dank für Ihre Einordnung dieses Desasters. Treffender hätte man das nicht formulieren können. – Ursula Jäger

 

Für seinen Beitrag „Kleine Geschichte eines Komplettversagens“ (34/21) hätte ich Herrn Dausend ohne zu zucken mein Blut als Tinte bereitwillig hergegeben. Direkt aus einer moralischen Wunde, die mich seit mehreren Wochen plagt. Wo waren anfang August die werbewirksamen Sprüche unserer Prachtpolitiker („…müssen in Sicherheit gebracht werden…“, „…auch all die mutigen Frauen, Mädchen und…“, „…dringlichste Notwendigkeit…“, und und und…), als wir alle im TV die verzweifelten Hilferufe und Berichte der sog. „Ortskräfte“ in den Nachrichten vernommen haben, die die jetzige Situation vorhergesagt haben?

Das Auftreten und Handeln aller verantwortlichen Politiker (nicht nur deutschen) erfüllt mich mit großem Zorn und Ohnmacht. Niemand läßt seine (Ortskraft-) Kameraden und (Ortskraft-) Schutzbefohlenen in einer potentiell tödlichen Umgebung schutzlos zurück und redet sich dann nach dem Versäumnis mit Bürokratie-, Antrags- und Visa-Blah-Blah feige heraus! Seit dem Geschichtsunterricht in meiner Schulzeit vor ca. 40 Jahren habe ich mich nicht mehr so sehr für mein Land geschämt. Vaterland-Versagerland-Verräterland. – Zacharias Mesaros

 

Ich habe diesen Beitrag zweimal gelesen. Das 2. Mal habe ich ihn laut meiner Freundin vorgelesen, um den Zorn zu spüren und auszudrücken. Es hat gestimmt und es hat mir gut getan – Danke ! – Alfred Preuß

 

Bin ziemlich frustriert, besonders, aber nicht nur wegen des Themas Afghanistan. Der gemeine Bürger „leistet sich“ politische, akademisch-fachliche, mediale Analyse (Aufzählung nicht abschließend), um schließlich und endlich allzu oft feststellen zu müssen, dass ganzheitliche Aufklärung, der verständige Blick über den eigenen Tellerrand hinaus, offensichtlich menschenunmöglich ist. Dabei geht es uns in Deutschland, in Europa, zweifellos (immer noch) relativ gut.

Wenn jedoch der europäische Westen aus dem Desaster in Afghanistan nicht endlich lernt und den Mut findet, sich „seines eigenen Verstandes zu bedienen“ und adäquate Entscheidungen zu treffen, verschlimmbessern sich die Lebensumstände und Werte der Menschen mittels unserer weltumfassenden „Hilfe“ nicht nur außerhalb unseres heimatlichen Kontinents. Der Kollateralschaden für die Menschen in Afghanistan jedenfalls ist (derzeit) kaum zu definieren. – Matthias Bartsch

 

Klasse, wie Peter Dausend in seiner Kolumne unseren Bürokratie-Politikern den Spiegel vorhält! Schade, dass diese hohen Herrschaften nie in diesen hineinschauen. – Ruth Schütz-Mitterhusen

 

Dieser Beitrag trifft ins Schwarze. Ein Volltreffer. – Johannes Zink

 

Das Versagen der Groko ist keine Blamage; es ist eine mehrfache Schande: -Schande überr die Politiker, die auf die Wahlergebnisse schielen und dafür mit dem Leben von Ortskräften in Afghanistan spielen, Sie haben Blut an ihren Händen. – Schande über eine Opposition, die keinen erkennbaren Protest laut werden ließ, weil auch hier die Furcht vor der nächsten Wahl alle Moral erstickte, – Schande über den ausländerfeindlichen Teil der Bevölkerung, deren Ablehnung von Ausländern inzwischen die Politik lenkt, – Schande über diese Deutschland, das nicht mein Deutschland ist. – Lutz Landorff

 

Das Scheitern der westlichen Allianz . Seit über 40 Jahren befindet sich Afghanistan im Krieg. Seit 2001 versucht die westliche Welt, das Land nach westlichen Werten demokratisch umzuformen. Die Wertevorstellungen der westlichen Welt sind aber nicht immer kompatibel. Jetzt tut man überrascht, ist entsetzt gibt kleinlaut zu, ist Lage falsch eingeschätzt zu haben. Aber trotzdem wird man, so befürchte ich, auch aus diesem Dilemma nichts lernen.

Die westliche Lebensart sollte da gelebt werden, wo sie hingehört. Alle bisherigen Versuche sind gescheitert, wenn es darum ging, diese anderen Ländern aufzuzwingen. Sie werden auch in der Zukunft scheitern. Zudem wird die Einmischung in innerstaatlicher Probleme, verbunden mit der Präsenz westlicher Truppen, immer öfter als Fremdherrschaft empfunden. Die Länder, in denen Islam vorherrscht, sind schon von Natur aus nicht säkulare Staaten. Wie auch, wenn der Glaube die Lebensweise vorschreibt?

China und Russland sind die lachenden Dritten. Beide Länder haben schon jetzt signalisiert, mit einer Regierung unter den Taliban zusammenarbeiten zu können. China wird das Land das natürlich unter seinen „Schutz“ stellen, um es nach Bodenschätzen und Rostoffen ausbeuten zu können. Dadurch werden die Taliban finanziert. Das wird dann auch wieder als innere Angelegenheit Chinas bewertet. Einmischungen nicht erwünscht, es sei denn, man ist bereit, wirtschaftliche Sanktionen in Kauf zu nehmen.

Die Staaten der westlichen Allianz haben China somit ein Geschenk gemacht. Die Hoffnung auf ein freieres Leben in Afghanistan ist somit noch unwahrscheinlicher. Für die Zukunft gilt daher, vorher genau zu hinterfragen, welche Ziele Auslandseinsätze von Nato- Truppen erreichen sollen und können. Die Einflussnahme westlicher Staaten darf nie wieder mehr Schaden verursachen als die Ziele, die es umzusetzen galt. Schon gar nicht dann, wenn die eigenen Interessen der Fremdstaaten den zu schützenden Staat nachträglich in so unfassbar schaden. – Andreas Löbbers

 

Ja! Ja! Ja! Dieser Artikel ist mir aus tiefster Seele geschrieben. Wut und Scham ist in mir über das Verhalten Deutschlands und Europas, bezogen auf das was zur Zeit im Afghanistan passiert. Genau in so einen Waberverlauf werden bei uns immer wieder Entscheidungen “erarbeitet” und ihre Umsetzungen liegen irgendwo in zeitlicher Ferne von 4 –10 und 35 Jahren. Eventuell können sogar auch Fristen verlängert werden.

Im Fall Afghanistan geht es aber um Menschenleben – von Menschen die uns vertraut haben, uns geholfen haben und auch einen Schutz gaben. So kann man auch in diesem traurigem Desaster erkennen, wo hin uns immer mehr – die alle Menschlichkeit erstickende Bürokratie führt. Formulare – Formulare!!!! Dieses Mal kostet sie Menschenleben im Hindukusch – viele Menschenleben. Erstaunlich was so alles unter dem Begriff “Christlich” Platz findet. – Gisela Rasch

 


 

 

Leserbriefe zu „Liest Ihr Kind?“ von Ursula März

 

Vielen Dank für Ihren schönen Beitrag. Bitte lassen Sie ihn alle 2 Wochen leicht verändert wieder veröffentlichen. Also z.B. lesen und Bücher durch irgendetwas Anderes, was uns (ich bin 51) an jungen Menschen auffällt oder stört, ersetzen. Unser Kulturpessimismus zeigt aber immerhin, dass wie schon eine Weile durchgehalten haben. – Gunnar Millow

 

Was Sie in Ihrem Beitrag ansprechen , höchst aktuell , ganz toll ,wird viel zu wenig in unserer Gesellschaft thematisiert ! Ich darf hier sarkastisch ergänzen : Nicht jeder Dachdecker muß Karl May oder Marcel Proust gelesen haben ! Aber wenn es in unserem Volk keine intellektuelle Elite mehr gäbe , wird es auf das Niveau eines Steinzeitstaates generieren …. Das Internet und einige Medien mehr entwickeln sich hurtig zu Hebeln kollektiver Verblödung ! Was man tun könnte ? Irgendwie eine objektive Zensur und Kontrolle gesetzlich beschließen ! Klingt nach Fouch`e und Nachfolger – leider , leider ! – Klaus Schindler

 

Die Taschenlampe unter der Bettdecke war Realität und kein „nostalgisch verklärter Kitsch“. Und wenn es sich bei Doktor Dolittle, Robinson Crusoe, Die Schatzinsel, Tom Sawyer und auch Durchs wilde Kurdistan um Literatur handelt, dann schien die Taschenlampe buchstäblich auf Literatur. Meine Sorge bleibt sehr groß. Sie betrifft die Verarmung der Sprache. 4500 Seiten Harry Potter Mystery ersetzen nicht 20 oder 30 Jugendbücher mit verschiedenen lebensnahen Inhalten. So wenig wie 50 Bände Karl May die oben genannten Abenteuer wettmachen.

Wenn zum Beispiel „optimal“, „maximal“, „perfekt“ und „geil“ inflationär gebraucht und ihrer eigentlichen Bedeutung beraubt werden, dann sind das Indizien für eine zunehmende Beschränktkeit des Wortschatzes (wie drückt man künftig die Unübertrefflichkeit und den Sexhunger aus?). Über einfache Grammatik und feinere Unterschiede des Ausdrucks wollen wir lieber nicht reden. Die Gewürze und Kochzeit des Spinats kamen ja auch nicht zur Sprache. Ich bezweifle, dass eines meiner Enkelkinder (deutlich über 20) den Artikel der von mir sehr geschätzten Autorin lesen werden. Für mich wäre es damals ganz sicher ein Lesevergnügen gewesen (wenn es Frau März seinerzeit schon bei der ZEIT gegeben hätte). Wenn dieser Niedergang kein Grund für Kulturpessimismus ist! – Sven Herfurth

 

Der Artikel „Liest Ihr Kind“ von Ursula März hat mir gut gefallen – sowohl inhaltlich als auch sprachlich. Ich kenne das Lamento aus Berichten von Freunden (ich selbst habe keine Kinder). Es ist eine Crux: Wie man es auch anstellt (abendliches Vorlesen, etc.), der Nachwuchs bekommt keinen Bezug zum beschriebenen Blatt. Ich betrachte das eher aus der Perspektive der Lehrerin. Ich arbeite an einem Oberstufentzentrum.

Dort brüsten sich selbst Mädchen, die ein Fachabitur machen wollen, damit , dass sie nie lesen (sic). Von Berufsschülern ganz zu schweigen. Sie sind meist überfordert, wenn wir Fachtexte in Sozialkunde lesen, dabei geht es um ziemlich verständliche Inhalte (= Allgmeinbildung). Hinzu kommt die Unfähigkeit, sich länger als 3 Minuten zu konzentrieren. Das kommt vermutlich vom Smartphone, das sie in eben diesem Takt zücken. Leider gelingt mir kein positiver Ausblick. Aber wie die Autorin schon schrieb: Beim Spinatessen war es ähnlich. – Heike Gulatz

 

„ Um was es eigentlich geht, wenn…“ Muß es nicht heißen: Worum es eigentlich. … Ich habe es so in der Schule gelernt ( Jahrgang 47 ). Nun kann es ja sein, dass die Sprache sich verändert oder ist es eine weitere Methode, bildungsfernen Menschen mit sogenannter „einfacher Sprache“ entgegenzukommen ? Im Wunderland Berlin läuft gegenwärtig eine Kampagne „Schule muß Anders“. Der Blödheit sind offiziell Tür und Tor geöffnet und das auch noch im „Bildungssektor“. Letzteres haben Sie nicht zu verantworten, aber die erste Frage gilt. – J. Lungwitz

 

Eltern könnten, schreibt Ursula März, ihren Bildungsansprüchen durchaus selbstkritisch, wenn auch oft folgenlos, über die Schultern schauen „und sich als liberale Wiedergänger jener autoritären Adenauerzeiteltern belächeln, die in den Sechzigerjahren durchs Haus brüllten, „N*musik“ werde hier nicht geduldet“. Sich vom damaligen Zeitgeist zu distanzieren ist wohlfeil, wenn man dem jetzigen hinterher läuft. Mutiger wäre ein volles Zitat ohne *, eine Distanzierung vom aktuell sich ausschäumenden Zeitgeist, der das „N*wort“ geschichtsvergessen sogar als Zitat ausmerzen will! Oder wie las die Autorin mit ihren Kindern „Zehn kleine N*lein“? Oder ist das schon verschwunden, wie Unpassendes im Ministerium für Wahrheit in Orwells „1984“? – Dr. Hartmuth König

 

Ihren köstlichen Artikel habe ich mit viel Freude gelesen. Sie beschreiben so wundervoll wie es war und immer noch ist. Auch die Spinatpropaganda (erinnern wir uns an Popeye), haben Sie nicht vergessen. Ich danke Ihnen für diese Seite. – Ulrike Pannen

 

Ich würde es doch sehr traurig finden, wenn Kinder wie Erwachsene, das Buch als Freund nicht mehr kennenlernen würden. Ich befürworte, ganz im Gegenteil zu Frau März, dass v.a. Schulen von Beginn an Kinder mehr ans Lesen von Büchern, auch und gerade in den Ferien, heranführen sollten. Denn wenig belesene Eltern können somit ihren Kindern wichtige Freunde( Bücher) vorenthalten, die sie in Pandemiezeiten vielleicht dringender benötigen denn je, in Form von Hilfe und Trostspenden beim Erwachsen werden. Auswahl gibt es jedenfalls reichlich. – Beate Simone Linßner

 

Für diesen Beitrag möchte ich mich ganz herzlich bedanken!So treffend und amüsant zugleich! – Christina Vossoughi

 

Herzlichen Dank für den schönen Artikel. Als Mutter von Kindern, die schon „aus dem Gröbsten raus sind“, finde ich in Ihrem Artikel viele eigene Erfahrungen wieder. Und ich freue mich, hier an prominenter Stelle ein Plädoyer für das Lockerbleiben zu finden. Jedes Kind ist anders, das sehe ich schon bei meinen eigenen. Das eine verschlingt Bücher, sobald es auch nur halbwegs lesen kann, das nächste ist wählerisch, liest dafür aber alle Harry Potter-Bände mehr als zehnmal durch, der andere braucht technische Sachbücher oder Comics und eine spezialisiert sich auf Warrior-Cats.

Was nicht auf Deutsch zu finden ist, wird auf Englisch gelesen, auch wenn das noch sehr lückenhaft ist. Und keines meiner Kinder ist wie ich: Anfangs musste ich erst erkennen, welche wunderbaren Welten zwischen Buchdeckeln schlummern, doch dann war kein Halten mehr. Ich habe alle Bücher gelesen, die mir unterkamen, nur bei Krimis und Horror war ich nicht begeistert. Ich habe sogar freiwillig den Faust gelesen! Natürlich verbringen meine Kinder meines Erachtens viel zu viel Zeit vor Bildschirmen, aber wenn ich dann sehe, dass dort Fan-Fictions, Mangas oder Webtoons gelesen werden, mache ich mir deshalb keine Sorgen, dass meine Kinder zu wenig lesen…

Wir sollten uns alle mal locker machen, wenn wir auf Kinder blicken: Sie wachsen einfach in einer anderen Welt auf, als wir in den 70er- und 80er-Jahren. Erwachsenwerden in Deutschland ist heute viel komplizierter geworden, weil auch die globalisierte und digitalisierte Welt so viel mehr anbietet als wir es uns damals auch nur vorstellen konnten. Es muss nicht schlecht sein, sich dafür etwas mehr Zeit zu lassen und neue Wege zu gehen. Die Freiheit dazu, insbesondere bei der Wahl ihres Lesestoffes oder manchmal auch keines Lesestoffes, wünsche ich allen Kindern. – Frauke Heins

 

Ich bin mittlerweile 40 Jahre alt oder jung, die Entscheidung überlasse ich Ihnen. Als Kind oder Jugendlicher habe ich selten gelesen. Meine Eltern waren in diesem Punkt sicherlich Vorbilder, denn auch sie habe ich nur wenig lesen sehen. Wenn, dann war es bei meinem Vater der Sportteil der Tageszeitung. Was und ob meine Mutter gelesen hat, kann ich so nicht mehr aus meiner Erinnerung heraus ziehen.

Wie dem auch sei, waren es bei mir damals Comics, die mich dann doch das ein oder andere Mal gefesselt haben. Das lustige Taschenbuch etwa oder Comics vom Marvel Verlag um Helden wie Spiderman und den unglaublichen Hulk. Lesen ist sicherlich wichtig, keine Frage. Aber ich habe meine Zeit damals draußen verbracht, im Freien, in der Natur. Bin mit meinen Freunden kicken gegangen, habe im Verein aktiv Fußball gespielt und war dann später in Clubs und Diskotheken unterwegs. Mittlerweile lese ich sehr gerne, natürlich Die Zeit aber auch schlicht und ergreifend Bücher. Comics habe ich auch noch, lese sie mittlerweile eher seltener.

Ich glaube, das dieses Mantra, welches wir aktuell unseren Kindern immer vorbeten mit „Lies doch mal wieder“ oder „Wieso liest so so wenig?“ oder wie auch immer ein Dogma unserer Zeit zu sein scheint. Meine Jungs sind beide 7 Jahre jung, mit jung bin ich mir diesmal sicher, und erlernen aktuell das Lesen. Wir lesen abends häufig noch vor und ich bin fest der Meinung, würden meine Frau und ich jetzt Druck aufbauen nach dem oben erwähnten Dogma, würden sie wahrscheinlich noch weniger Freude am Lesen haben und entwickeln.

Unsere Jungs verbringen viel Zeit, wirklich viel, mit ihren Freunden. Auch sie gehen kicken und stromern (ich hoffe, Sie kennen diesen Ausdruck) umher, fahren Roller oder Fahrrad oder spielen ganz einfach auf den vielen lokalen Spielplätzen. Wichtig ist, das sie lesen können und daran arbeiten wir uns selbst redend die Schule und unsere engagierten Lehrer und Lehrerinnen vor Ort. Alles weitere wird sich geben. Ich bin sicher, sie werden früher oder später ein Buch zur Hand nehmen. Wir lassen den Dingen einfach ihren Lauf. – Yves Pulst

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Die Schande der Taliban“ von Hasnain Kazim et al.

 

„Ach Du liebe ZEIT“ rutschte mir angesichts der Schlagzeile raus. Welches wilde Pferd wurde da von den Verantwortlichen geritten und ging mit Ihnen durch ? Suchen wir tatsächlich die Ursache für die Ereignisse der letzten Woche bei den Taliban ? Wir Deutschen haben doch allen Grund unser politisches Versagen in den Mittelpunkt zu stellen. Oder war der kollektive Regierungsblackout nicht ausreichend für die Titelzeile ? Hätte es einen Merkelrücktritt erfordert, um hier die Taliban zu verdrängen ? Ich, als ZEIT Abonnent, sehe diesen „Aufmacher“ als eine unsägliche journalistische Provokation, dem vielzitierten Qualitätsjournalismus unwürdig. – Michael Zimmermann

 

„Die Frau soll ihre Reize bedecken“ (Koran), das endet konsequenterweise bei der Burka ! Sie soll das, weil sonst die Männer ….Sie wissen schon! Wo sehen Sie auf Ihrem Bild denn „die Schande der Taliban“ (von ihnen empfunden oder verursacht?) ? Bei den drei „verhüllten Frauen? Schön wär‘s! Ehrlich gesagt, schlimm finde ich Ihre Naivität ! – Dr.R.Patschan

 

Eine absolut verfehlte Überschrift. Schande als Substantiv ist etwas, wodurch jemand sein Ansehen, seine Ehre verliert, etwas wessen man sich schämen muss. Wo haben die Taliban ihr Ansehen, ihre Ehre verloren – etwas was man nicht hat, kann man nicht verlieren und schämen für diese Terrororganisation ist auch der falsche Ansatz. Richtig wäre „Die Schande Deutschlands und Amerikas – Die Schande der handelnde Politiker und der duldenden Bevölkerung“. Der 2001 verwendet Begriff bei der von den USA geführten Intervention „Operation Enduring Freedoom“ ist ebenso eine Schande einer 20 Jahre dauernd Bemühungen, die Terrororganisation zu bekämpfen.

Es ist eine Schande mit welchen Fehlern unsere amtierenden Politiker hier mit Menschleben umgehen, einerseits müssen Soldaten sterben, für einen Friedenseinsatz, der dann durch Fehlentscheidungen binnen Stunden zerstört wird und jetzt Menschen um ihr Leben und ihre Freiheit, ihre Rechte kämpfen müssen. Die Bevölkerung schaut zu und lässt diese Politiker weiter handeln. Das erzeugt Angstzustände, welche Fehlentscheidungen folgen noch. Hier ist eine starke Demokratie gefragt, die die Politiker hier zur Verantwortung zieht, wie jeder andere auch für sein Handeln die Konsequenzen tragen muss. Die Überschrift müsste hier mit dem umgangssprachlichen Begriff lauten „Eine Affenschande der für Afghanistan verantwortlichen Politiker und Staaten“. – Jürgen Zwilling

 

Es war von Anfang an ein Fehler, daß sich deutsche Regierungen in die inneren Angelegenheiten eines fremden Landes wie Afghanistan eingemischt haben. Weder „Entwicklungshilfe“ noch militärische Intervention oder Propaganda westlicher NGO’s waren geeignet, dort einschlägige Vorstellungen von „Offenheit“ und Demokratie gegen den Willen der großen Mehrheit der afghanischen Bevölkerung zu etablieren.

Aus diesem Grund ist besondere Vorsicht bei der Aufnahme von Menschen geboten, da sich die Integration gerade aus diesem Kulturkreis besonders schwierig gestaltet. Wir wissen: Parallelgesellschaften, Sharia-Recht und kriminelle Clanstrukturen gehören zu den größten Herausforderungen für unsere freie demokratische Gesellschaft und unseren Rechtsstaat. Diese Gefahren in Deutschland zu bekämpfen, muß die vornehmste Aufgabe der Regierung sein. – Oliver Stumpf

 

Wenn die islamischen Frauen und Mädchen nicht verstehen, dass Blumen zwar schön anzuschauen sinn aber kaum einen Wert haben, dann Gnade ihnen Allah, denn ihre Väter, Ehemänner und Brüder werden das nicht tun. – Bernhard Forn

 

Die Vorgänge in Afghanistan offenbaren den zwanzig Jahre andauernden Dilettantismus und die Überheblichkeit des westlichen Vorgehens. Mit gewaltigen Summen und geringer Kontrolle befeuerte man die ohnehin grassierende Korruption und unterstützte eine kleptokratische Politikerkaste. Man versuchte dem Land etwas aufzupfropfen ohne zu fragen, wie die Wertvorstellungen der Mehrheit abseits der Städte sind und wo die Prioritäten einer schnell aufgerüsteten Armee jenseits offizieller Verlautbarungen liegen.

Hat man sich nie gefragt, warum die Taliban trotz aller Brutalität und Rigorismus Rückhalt haben und mühelos im Untergrund fortexistieren, Kämpfer rekrutieren und Geldgeber finden? Mit martialischem Auftreten und dem Bombardieren von Hochzeitsgesellschaften, die man für Terroristentreffen hielt, schafft man kein Vertrauen. Wenn unsere Politiker jetzt mit Bedauern „Fehleinschätzungen“ eingestehen, ist das angesichts des verursachten Leids einfach nur schäbig. – Arno Pfeifenberger

 

Das Scheitern der westlichen Allianz. Seit über 40 Jahren befindet sich Afghanistan im Krieg. Seit 2001 versucht die westliche Welt, das Land nach westlichen Werten demokratisch umzuformen. Die Wertevorstellungen der westlichen Welt sind aber nicht immer kompatibel. Jetzt tut man überrascht, ist entsetzt gibt kleinlaut zu, ist Lage falsch eingeschätzt zu haben. Aber trotzdem wird man, so befürchte ich, auch aus diesem Dilemma nichts lernen.

Die westliche Lebensart sollte da gelebt werden, wo sie hingehört. Alle bisherigen Versuche sind gescheitert, wenn es darum ging, diese anderen Ländern aufzuzwingen. Sie werden auch in der Zukunft scheitern. Zudem wird die Einmischung in innerstaatlicher Probleme, verbunden mit der Präsenz westlicher Truppen, immer öfter als Fremdherrschaft empfunden. Die Länder, in denen Islam vorherrscht, sind schon von Natur aus nicht säkulare Staaten. Wie auch, wenn der Glaube die Lebensweise vorschreibt?

China und Russland sind die lachenden Dritten. Beide Länder haben schon jetzt signalisiert, mit einer Regierung unter den Taliban zusammenarbeiten zu können. China wird das Land das natürlich unter seinen „Schutz“ stellen, um es nach Bodenschätzen und Rostoffen ausbeuten zu können. Dadurch werden die Taliban finanziert. Das wird dann auch wieder als innere Angelegenheit Chinas bewertet. Einmischungen nicht erwünscht, es sei denn, man ist bereit, wirtschaftliche Sanktionen in Kauf zu nehmen. Die Staaten der westlichen Allianz haben China somit ein Geschenk gemacht. Die Hoffnung auf ein freieres Leben in Afghanistan ist somit noch unwahrscheinlicher.

Für die Zukunft gilt daher, vorher genau zu hinterfragen, welche Ziele Auslandseinsätze von Nato- Truppen erreichen sollen und können. Die Einflussnahme westlicher Staaten darf nie wieder mehr Schaden verursachen als die Ziele, die es umzusetzen galt. Schon gar nicht dann, wenn die eigenen Interessen der Fremdstaaten den zu schützenden Staat nachträglich in so unfassbar schaden. – Andreas Löbbers

 

Der Abzug des Militärs aus Afghanistan war sicher unprofessionell, Hinweise auf die spätere Entwicklung gab es schon, warum auch immer, man hat sich vieles einfach schöngeredet. Aber: 1. Verantwortlich für die Situation am Flughafen Kabul sind die Taliban. 2. ( ich mag mich hier vielleicht täuschen ): Ich habe von keiner wie auch immer gearteten Stelle ein “ Danke “ für den Einsatz der Amerikaner und ihrer Verbündeten von afghanischer Seite gehört. Man hat sich offenbar unter dem militärischen Schirm eingerichtet, z.T. auch natürlich abkassiert, aber kraftvolles Engagement für das eigene Land / Volk sieht anders aus. Bitter für diejenigen, die Angehörige verlorenhaben. – Dr. Karlheinrich Gruschke

 

‘Die Schande der Taliban’. Wer hat sich diese ‘Überschrift’ ausgedacht? ‘Schande des Westens’ wäre zutreffend gewesen. Gott sei Dank werden in den nachfolgenden Beiträgen, bei deren Lektüre mir die Tränen kommen, die ‘Schändlichen’ deutlich genug dargestellt. – Ulrich Hungar

 


 

 

Leserbriefe zu „Was versteht dieser Mann von Kindern?“ von Martin Spiewak

 

Ich bin fassungslos angesichts des ungebremsten und jegliches Maß vermissenden Kinder- und Elternbashings des Kinderarztes Dr. Winterhoff. Da liegen seit Jahrzehnten wissenschaftliche Erkenntnisse darüber vor, dass Kinder vor allem durch Beziehung, Aufmerksamkeit und Zuwendung wachsen und gedeihen können und dann muß ich plötzlich lesen, dass Psychopharmaka und Inobhutnahmen die Lösung bei Erziehungsproblemen sein sollen. Das ist natürlich für die Verantwortlichen nicht nur bequemer, sondern ein eklatanter Rückfall in längst überwunden geglaubte, schwarzpädagogische Erziehungsvorstellungen. In meinen Augen ist das schlicht Kindeswohlgefährdung. Solche Methoden müssen endlich unterbunden werden! – Hans-Joachim Rohnke

 

Vorab muss ich Ihnen gestehen, dass ich den Eindruck habe, dass hier eine für eine gewisse besonders intelligente Intellektuelle Gruppe unliebsame Person medial „hingerichtet“ werden soll. Das war schon bei Eva Herman und Jörg Kachelmann so. Und jedes Mal war eine besondere Personengruppe dafür verantwortlich. Ich habe das Bashing im Fernsehen gesehen und habe auch Jörg Kachelmanns Buch gelesen. Eine weibliche fast unantastbare Hetzperson, war in der Lage eine Menge (sogenannte) Zeuginnen aufzutreiben, um Kachelmann gerichtlich und medial niederzumachen. Genau so geschah es bei Eva Herman. Und so geschieht es jetzt bei Michael Winterhoff.

Warum wurde Eva Herman (oder darf man ihren Namen heute nicht mehr nennen?) bei J.B. Kerner aus der Sendung geworfen? Sie hat so ganz nebenbei gesagt, dass die 68er das Bild der Familien zerstört haben. (68er darf man aber heute nicht kritisieren!) Warum wird M. Winterhoff heute medial hingerichtet? Er hat ein Buch geschrieben, in welchem er die 68er dafür verantwortlich macht, dass man heute keine Kinder mehr erziehen kann. (Es gibt noch etliche andere Bücher, die dasselbe Thema „beackern“: „Die Erziehungskatastrophe“, oder „Generation Doof“, usw.) – F. Balzer

 

Jeder Mensch kommt mit sozialen Anlagen auf die Welt, die in den verschiedenen Phasen seiner psychischen Entwicklung vom Säugling bis zum Jugendlichen die Resonanz bekommen müssen, die sie brauchen, um eine mit menschlicher Würde ausgestattete Persönlichkeit zu werden. Auf diesem Entwicklungsweg kann die Gesellschaft/können die das Kind begleitenden Personen vieles falsch machen, vieles versäumen oder aber gravierend missbräuchlich agieren. Dabei kann ein kleiner Mensch massiv gestört werden in seinem Bedürfnis nach bzw. seinem Recht auf Autonomie, Individualität und Intimität. Ein Kind auf seinem Weg zu begleiten ist nichts, was jemand nur „nebenbei“ machen sollte, da es eine große Verantwortung erfordert.

Dies auf mehrere Schultern zu verteilen, kann oftmals zum Gedeihen beitragen; allerdings müsste diese Begleitung quasi im Austausch geschehen, d.h. ich müsste mich vergewissern können, was die Personen, die mein Kind betreuen, mit diesem machen und mit ihm umgehen und genau so dürfte ich es nicht als Schande ansehen, wenn ich mir bei der Betreuung meines Kindes Hilfe hole. So lange wir in einer Gesellschaft leben, in der Scheitern oder Überforderung als Schwäche gesehen wird und in der menschenverachtende Hetze an der Tagesordnung ist, wird dies ein schwie- riges Unterfangen bleiben. Bei psychischen Störungen ist zuallererst eine gründliche Anamnese seitens der Ärztin oder des Therapeuten vonnöten. Hierbei müssen sämtliche Familienmitglieder sowie andere wichtige soziale Bezugspersonen mit einbezogen werden.

Auch sollte nicht außer acht gelassen werden, welche Rolle soziale Medien im Leben des jeweiligen Kindes spielen. Monokausale Schlüsse können und dürfen hierbei nicht gezogen werden. Voreilige Schuld- zuweisungen zeugen von unseriösem Verhalten. Wenn Eltern mit einem Kind vorstellig werden, liegt dem zumeist ein größerer Leidensdruck zugrunde. Mangelnde Empathie und Sensibilität sind das Schlimmste, was sich die behandelnde Person erlauben kann.- Wir werden zwar als Menschen geboren, die Mensch-Werdung aber ist unsere lebenslange Aufgabe und kann nur in Würde geschehen, um mit dem Neurobiologen Gerald Hüther zu sprechen. – Mareike Taubmann

 

Als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in Bonn habe ich natürlich auch mit Eltern zu tun gehabt, die mir ein sehr negatives Bild von Dr. Winterhoff vermittelt haben. Es ist das, was schon vielfach genannt wurde: Keine ausführliche Diagnostik, kein interessiertes Gespräch, nur Vorträge. Ratschläge, die eher Anweisungen waren. Härte und Drill als Maßnahmen, um die Kinder in Grenzen zu verweisen. Wer nicht einverstanden ist, kann ja gehen. Nun ist aus einem angehimmelten ein verteufelter Kollege geworden. Und obwohl ich auch finde, dass so nicht mit Kindern und ihren Eltern umgesprungen werden darf, müssen wir uns doch fragen, welche Bedürfnisse er angesprochen und zum Teil offenbar auch zufriedengestellt hat. Wir erklärt sich denn der Bestsellerstatus seiner Bücher und der große Einfluss auf Eltern, Jugendämter und Heime?

Winterhoff hat offenbar mit seinen Büchern und seinen autoritären Erziehungsratschlägen einen Nerv getroffen. Sein Erfolg erklärt sich aus der Hilflosigkeit vieler Eltern gegenüber ihren Kindern. Dass Kinder tyrannisch erlebt werden und viele Eltern und Erzieher das Gefühl haben, sie können die Kleinen nicht bändigen, ist seit langem ein brisantes öffentliches Thema. Für diese Entwicklung kann man viele Gründe anführen. Einer der Gründe ist sicher die Vereinzelung in unserer Gesellschaft und die daraus resultierende Überfrachtung der Kleinfamilie mit Sehnsucht nach Geborgenheit. Damit verbunden die Angst vor Konflikten mit dem Kind. Die Angst, vom Kind abgelehnt zu werden. Die gute Beziehung zu ihm zu verlieren.

Auch ich erlebe viele bemühte und wohlmeinende Eltern, die ihre Kinder zu machtvoll und fordernd erleben. Deren Kinder schnell wütend und destruktiv werden, wenn ihnen die unmittelbare Erfüllung der Wünsche verweigert wird. Und auch ich finde, dass wir Kindern deutlich Grenzen setzen müssen. Besonders deshalb, weil sie sich selbst schlecht fühlen müssen, wenn sie sich dauerhaft negativ verhalten. Wir wissen alle, dass unser Selbstwertgefühl nur gut ist, wenn wir uns eine positive Bedeutung für die Menschen zuschreiben können, die uns nahestehen. Das gilt für Kinder gleichermaßen wie für Erwachsene.

Wie schaffen wir es, dem Kind angemessene Grenzen zu setzen, ohne dass es sich abgelehnt fühlt, sein Selbstwertgefühl angegriffen ist, es sich nur unterwirft oder aber auf Rache sinnt? Eine Frage, die sich sehr viele Eltern stellen. Die Antwort muss individuell ausfallen. Welche Bedürfnisse und Wertvorstellungen stoßen da aufeinander? Wie können Eltern ihr Kind besser verstehen und das Kind dazu bewegen, die Eltern nicht nur als Vehikel zur Erfüllung seiner unmittelbaren Bedürfnisse zu erleben, sondern sie zunehmend als Menschen mit eigenen Gefühlen und Bedürfnissen anzuerkennen? Denn was will eine gute Erziehung anderes bewirken, als dass aus dem Kind ein Mensch wird, der mit sich und seinen Beziehungen gut umgeht. Erziehung wird nicht ohne Frustrationen und partiell auch Ohnmachtserleben der Kinder möglich sein. Aber als Grundtönung wünschen wir uns doch eine zugewandte, liebevolle Beziehung.

Die Erarbeitung eines guten und verantwortungsvollen Miteinanders in der Familie verlangt von uns Psychotherapeuten eben die Einfühlung und den Respekt vor den Gefühlen und Sichtweisen der Eltern, wie wir ihn uns von den Eltern gegenüber ihren Kindern wünschen. Wie die elterliche Haltung das Vorbild für die Kinder ist, müssen wir als PsychotherapeutInnen versuchen, Vorbild für die Eltern zu sein. Wir dürfen nicht anweisen, drohen, verunsichern. Sondern mit den Eltern an ihren Unsicherheiten und Konflikten arbeiten, bis ein Weg gefunden ist, von dem die Eltern überzeugt sind, dass er den Kindern und der gesamten Familie guttut.

Winterhoff hat, wie es scheint, Patentrezepte verordnet, die an Dressur erinnern. Die Eltern sollen sich dem Psychiater unterwerfen wie in der Folge die Kinder den Eltern. Die Dominanz des Themas Macht und Ohnmacht wird nicht nur durch die Rezepte selbst zementiert, sondern auch durch die Beziehung des Psychiaters zu seinen Patienten. Wie sich die Eltern vor ihm klein machen sollen, sollen es die Kinder gegenüber den Eltern.

Wir sollten die Auseinandersetzung mit Winterhoff nutzen, um eine intensive Debatte darüber anzustrengen, wie Eltern ihre Erziehungsverantwortung heute wahrnehmen können, ohne sich selbst oder ihre Kinder zu Opfern zu machen. Ohne dass Macht und Ohnmacht, Wut und Racheimpulse und wechselseitige Demütigungen die Eltern-Kind-Beziehung beherrschen. Sondern gegenseitige Einfühlung und Rücksichtnahme auf die jeweiligen Bedürfnisse des anderen. – Angela Schuh

 

Zunächst empörte mich die massenhafte Behandlung von (Heim-)kindern mit einem psychopharmakologischen Medikament aus der untersten Schublade. Das Ganze gepaart mit Pathologisieren, Paternalismus und den denkbar billigsten „Tipps“. Darauf folgte das Grübeln über den Erfolg des Mannes sowohl bei der Jugendhilfe wie auch in der deutschen Öffentlichkeit. Schlussendlich kam dann die Erleuchtung: der Mann ist ein Kinderpsychiater, wie ihn sich die Jugendhilfe und die Öffentlichkeit backen würden, wenn sie es denn könnten bzw. es ihn nicht schon gäbe.

Dahinter steckt ein fast mystisches Konzept eines psychisch kranken Kindes: Tja, kein Wunder bei der Vergangenheit, bei der Diagnose, dass es sich so verhält, es kann nicht anders. Je schwerer das Störungsbild aussieht, desto lauter der Schrei nach dem Medikament bis hin zu: „Die Schule nimmt ihn nur unter der vollen Medikation“. Dies wird wiederum „flankiert“ mit teils erratischen und unkoordinierten Hilfemaßnahmen frei nach dem Motto viel hilft viel: Schulbegleitung, Ergotherapie, Psychotherapie für die Eltern, Familienhelferin, Paarberatung, Kinderpsychotherapie. Aber ein Mensch ist ein Mensch ist ein Mensch.

Und ein Kind ist ein Kind ist ein Kind. Was es braucht? Der jeweiligen Individualität Respekt zollen statt Normierungsdruck. Zutrauen zum Kind verkörpern statt endlosem Problematisieren. Eltern unterstützen statt Schuldzuweisung, Abwertung und Bevormundung. Meine Utopie ist eine Welt, in dem kein Kind denkt, dass etwas mit ihm nicht stimmt. In der es keine Eltern gibt, die denken, dass ihr Kind eine „Stoffwechselstörung des Gehirns“ hat. Meine Utopie ist eine Welt, in der psychiatrische Diagnosen bei Kindern gesehen werden als das was sie sind:

Beschreibungen eines Zustandes, der danach verlangt, dass die psychische Gesundheit wiederhergestellt wird. Stattdessen zuckelt der Kleinbus mit den Heimkindern zum Kinder- und Jugendpsychiater („wir brauchen nur das Rezept“, „nein, ich kann ihnen zu dem Kind keine Informationen geben, ich bin nicht der Bezugserzieher“) und von dort aus zur Apotheke. Ärztin und Apotheker haben verdient, der Hilfeplan wurde abgearbeitet und die Kinder wurden darin bestärkt, dass sie selbst die letzten sind, die auf ihr Leben und ihr Verhalten Einfluss haben. – Dr. med. Kathrin van Heek

 

Die Diskussion über die Winterhoffsche Analyse verfolge ich intensiv seit Erscheinen seines ersten Buches, habe sowohl Herrn Winterhoffs Veröffentlichungen sowie die seiner Kritiker von Anfang an genauestens studiert. Ich zähle mich, wie zahlreiche andere engagierte Menschen, zu den Befürwortern seiner Analyse und finde die oft herablassenden Kommentare darüber, wie unmöglich es sei, dass vor allem viele Lehrer und Erzieher Winterhoffs Beobachtungen und Ursachenanalyse mittrügen, als respektlos diesen Fachkräften gegenüber.

Wer, wenn nicht die Experten für Kinderentwicklung und -bildung, die tagtäglich hunderte Kinder erleben, hat ein realistischeres Bild der Lage? Und wenn die Lage nicht dramatisch und gesamtgesellschaftlich relevant wäre, hätten Winterhoffs Bücher und Vorträge wohl kaum diesen großen Erfolg. Es bleibt ein Rätsel, wie Sie in Ihrem Artikel darauf kommen, dass pädagogische Fachkräfte die Winterhoffschen Alarmmeldungen als Selbstentlastung missbräuchten. Ich kenne nur Pädagogen, die sich aus persönlichem Engagement und aus Sorge um unsere Kinder und Jugendlichen freiwillig mit dieser Thematik beschäftigen. Winterhoffs (Gesellschafts-)Analyse sowie seine Lösungsansätze verhelfen im pädagogischen Alltag zur Entwicklungsförderung der Kinder.

Von seriöser medialer Recherche sollte man eigentlich eine sachliche Darstellung beider Seiten und ebensolche Interviews von Befürwortern wie Kritikern erwarten können. Es scheint leider viele unverstandene Aspekte und Hintergründe der Thesen und Ursachenbeobachtung Winterhoffs zu geben:

Die immer weiter steigende Anzahl von verhaltensproblematischen Kindern mit sehr ähnlichen Problemen (siehe u.a. die unzähligen ADHS-/ADS-/AWVS-/Asperger-Diagnosen) ist nicht mehr als individueller Einzelfall erklärbar, daher scheint es naheliegend und verantwortungsvoll, gesamtgesellschaftliche Tendenzen (Überforderung der Erwachsenen durch z.B. Digitalisierung, Globalisierung) in den Fokus zu nehmen.

Auch die tonnenweise Verschreibung von Ritalin-ähnlichen Medikamenten für Kinder durch zahlreiche Kinder- und Jugendpsychiater scheint öffentlich nicht bekannt. Da die nächsten Bezugs- und Bindungspersonen eines Kindes (i.d R. die Eltern) den größten Einfluss auf die Kinderentwicklung haben, ist es nicht verwunderlich, diese bei der Ursachenforschung in den Blick zu nehmen. Winterhoff betrachtet nicht die Erziehung, sondern deren notwendige Basis, die Beziehung zum Kind und macht sehr differenziert 3 Arten von Beziehungsstörungen aus (Partnerschaftlichkeit, Projektion, Symbiose), welche die betreffenden Kinder in frühkindlichen Verhaltens- und Wahrnehmungsweisen stagnieren lassen.

Im Mittelpunkt der Behandlung steht bei Winterhoff die Arbeit mit den Eltern, um diese aus der Beziehungsstörung zum Kind zu lösen. Dazu bekommen die Eltern Handlungs- und Verhaltensanweisungen, die für Laien vielleicht seltsam anmuten (z.B. verzögert auf das Kind reagieren, regelmäßige ungestörte Waldspaziergänge der Eltern u.a.). Mir sind Eltern und Kinder bekannt, denen dadurch sehr erfolgreich geholfen wurde und die es nicht gerechtfertigt finden, dass Kritiker diese Methoden versuchen lächerlich zu machen.

Es ist sicherlich kein leichter Schritt, sich als erziehungsbewusste, engagierte und liebende Eltern einzugestehen, dass es an sich selbst zu arbeiten gilt. Es geht dabei nicht um Schuldzuweisung, sondern um Problemlösung. Was spricht dagegen, die Wirkungsweise dieser Methoden durch Praxiserprobung auszuprobieren?Im Rahmen meiner Recherche habe ich zahlreiche Veröffentlichungen von Fachleuten gefunden, die Winterhoffs Beobachtungen bzw. Thesen bestätigen, z.B. Michael Felten in „Schluss mit dem Bildungsgerede“, Kurt Czerwenka „Praxistipps. Wie gehe ich mit schwierigen Schülern um?“ oder Leibovici-Müller „Wenn die Tyrannenkinder erwachsen werden“ u.v.a. – Miriam Dutschke

 

Die Distanzierung der Jugendämter und Träger, sowie der Fachkollegen von Herrn Dr. Winterhoff und auch die Strafanzeigen erscheinen plausibel und lange überfällig. Aber den Kontext der Frage: „Was versteht dieser Mann von Kindern?“, muss man erweitern! „Was verstehen wir eigentlich als Gesellschaft von Kindern?“ Haben wir uns genau diesen „Experten“ erschaffen? Manchmal gewinnt man den Eindruck, dass es mittlerweile eine Idealvorstellung von Kindern gibt, nämlich der maximal angepassten, flexibelsten, konzentriertesten und leistungsfähigsten Geschöpfe überhaupt. Auch historisch betrachtet sollte dieses Menschbild höchst fragwürdig und bereits lange überholt sein.

Wie abhängig sind Jugendhilfesysteme und Einrichtungen von solch einem Mann, dass kritisches Denken und das Hinterfragen von einer Medikation mit einem Medikament, dass aus keiner fachlicher Sicht eine Dauermedikation darstellen sollte, nicht stattfinden oder vielleicht sogar unterdrückt werden. Wieviel Not steckt dahinter? Wir zwingen schutzbedürftige Kinder und Jugendliche in den dramatischen Zustand des Ausgeliefertseins. Eine Selbstwirksamkeit der Heranwachsenden fördern wir damit nicht.

Kinder und Jugendliche sind auch in therapeutischen Einrichtungen und Kliniken häufig einem ständigen Wechsel von Personal ausgesetzt. Vieles bedingt die Struktur und sicher, es gibt zahlreiche großartige Menschen, die tagtäglich einen enormen Einsatz, Professionalität und viel Herz zeigen. Aber manches unangepasste Verhalten ist als Folge dieses Rahmens eher als natürlich zu bewerten und bedarf eben keiner Medikation oder gar eines Narzissmusprogrammes. Wir verlangen viel von Kindern und vernachlässigen dabei die Einordnung von Verhaltensauffälligkeiten als menschliches und entwicklungsbedingtes Verhalten.

Kinder eben nicht als Tyrannen und als das personifizierte Böse zu betrachten ist die Aufgabe von uns als Gemeinschaft. Teufelskreise von unangemessenen Erwartungen und Anforderungen vor dem Hintergrund eine individuelle Begabung zu durchbrechen, ist eine Pflicht, die dazu führen könnte, Familien zu befähigen mentale Gesundheit zu erlangen und zu leben. Kindern und Jugendlichen gibt es die Chance Erfolge zu haben und ihr Leben mit Positivem zu füllen. Dem Nährboden auf dem Dr. Winterhoffs Systems wachsen konnte, sollten alle Nährstoffe entzogen werden. Machtstrukturen müssen überdacht und kritisches Nachfragen als wertvoll erachtet werden. Anfangen können wir alle mit einem positiven Blick auf ein Kind und damit letztlich auch auf uns selbst. – Claudia Gierich

 


 

 

Leserbriefe zu „Auf sich gestellt“ von Anna-Lena Scholz

 

Bafög eine Art Stipendium für Kinder von Eltern mit schwachen oder gar keinen Auskommen.Diese Kinder konnten dann wohl schlecht studieren.Es wird beklagt, dass viele Anträge abgelehnt würden.Na so was.Um Bafög zu bekommen,müssen die Eltern finanziellen Striptease machen,ein leidlich gutes Abitur ist auch hilfreich.Es war nie die Idee,das Stipendium beim Asta oder Pedell einfach abzuholen.

Zurückgezahlt werden muss es auch ,in Raten.So war das zu meiner Studienzeit in den 1950 ziger Jahren. Wenn das Studium schief ging,ohne Abschluss,dann hatte man schlechte Karten.Abgesehen da-von, dass man auch einen Job brauchte.Ich stand damals mit 3.000 DM Miesen in der Kreide bei Bafög. Durch Umstände die hier nicht erläuert werden sollen,bekam ich einen sehr hoch bezahlten Job im Ausland.Und habe meinen Schulden cash auf einmal zurückgezahlt. Das passte den Bafög Leuten überhaupt nicht. Frage: sind die Bafög Regeln heute anders? Also was soll das ganze Gejammer. – Hans-Emil Schuster

 

Ich hatte das Vergnügen, gemeinsam mit meinem studierende Sohn die BAföG-Unterlagen ausfüllen zu dürfen. Mein Sohn wurde im letzten Jahr seines Studiums BAföG-berechtigt, als meine Rente begann (und diese um einiges geringer ist als der letzte Lohn war).

Nicht nur, dass die Formulare auch für jemanden, der viele Jahre in einer Verwaltung gearbeitet hat, teilweise unverständlich sind, es kamen noch im Laufe der Monate 3 Nachforderungen dazu (obwohl alles nach bestem Wissen und Gewissen ausgefüllt wurde). Hat vielleicht auch manchmal mit Wechsel der bearbeiteten Person zu tun……! Mich wundert es deshalb nicht, dass viele Studierende den Aufwand scheuen oder es im Laufe der Bearbeitung aufgeben, immer wieder neue Unterlagen beizufügen. Das kenne ich von Gesprächen mit anderen Studierenden. Nur mal einige Nachforderungen:

Wieviel Kilometer hat das alten Auto (15 Jahre alter Polo) am Stichtag der Beantragung gelaufen; wieviel ist er noch wert (Kaufvertrag wurde bei der Antragstellung bereits beigefügt – 2000 € beim Kauf, danach noch 2 Jahre gefahren); Kontoauszüge aller eigenen Konten am Stichtag der Beantragung; Kontostand aller Sparbücher von Eltern, Großeltern oder Paten, die evtl. auf den Namen des Studierenden lauten und von denen er nichts weiß (soll vielleicht zur Hochzeit überreicht werden; er hat ja auch zum laufenden Lebensunterhalt keine Zugriffsmöglichkeit), – Kontrolle beim zuständigen Bundesamt möglich, usw.). Der endgültige (vorläufige) Bescheid kam – nach Antragstellung im Juli – dann im März des folgenden Jahres.

Da der Bescheid nur vorläufig ist – das damalige aktuelle Einkommen von mir wurde zugrunde gelegt werden und nicht das von vor 2 Jahren, – bin ich einmal gespannt, welche Nachforderungen jetzt nach Vorlage des Einkommensteuerbescheides wieder gestellt werden, um eine endgültige Berechnung durchführen zu können. Alles ist viel zu kompliziert und zu bürokratisch und bedarf dringend einer Reform, und zwar vielleicht einmal einfach und auch für die Antragstellenden zu verstehen. – Dr. Dieter Briese

 

Vor CORONA besuchte ich jedes Semester einige Vorlesungen und Seminare an der Universität Trier, Campus der Generationen, Philosophie, Theologie, Geschichte und Kunst. Dafür fahre ich 55 km von meinem Wohnort aus – meist mit einer Freundin. Dafür haben wir unsere Semestergebühr entrichtet, niemanden einen Platz weggenommen, denn Senioren steht nicht alles offen, was auch in Ordnung ist. In der Mensa zahlten wir brav den vollen Preis. In den nun immerhin fünf Jahren haben wir dort niemals eine Protestaktion zum Thema zu niedrige BAFÖG-Förderung erlebt. Wir Alte brachten auch immer unseren Kaffeebecher mit während hinter uns in der Schlange die Pappbecher anstanden, obwohl der Kaffee dann teurer ist.

Ich bin das sprichwörtliche Ergebnis der Bildungsreform, nämlich: katholisches Mädchen vom Land, erste Tochter einer Winzerfamilie mit sechs Kindern, meine Eltern zahlten noch Schulgeld für mich im damals CDU-geführten Rheinland-Pfalz. Niemals hätte ich ohne Bafög in Frankfurt studieren können. Das verdanke ich ganz alleine meinen Eltern, meinem Großvater und dem „Gesamtbildungsplan“ der SPD unter Willy Brandt.

Am Ende meines Studiums waren 19.336,00 DM Bafög Schulden zu zahlen (ich habe in der Regelstudienzeit abgeschlossen). Im Jahre 1992 habe ich die Restsumme zahlen müssen obwohl ich meinen damals kleinen Sohn allein großgezogen habe und kaum Geld hatte. Da gab es kein Erbarmen vom Bundesverwaltungsamt. Ich meine, einige „Widrigkeiten im Leben“ kann man den heutigen Studenten schon zumuten, sie bereiten vor auf das wirkliche Berufsleben und den Alltag. – Eleonore Roth

 

Das Stipendium, das bis 1971 vergeben wurde, einfach Honnef genannt, bekamen nicht begabte Studenten, sondern alle Studierenden aus bedürftigen Familien. Allerdings musste jedes Jahr der Leistungsnachweis erbracht werden, nur dann wurde man weiter gefördert. Das galt auch für alle anderen Stipendien.Und das war gut so. – Katharina Göggel

 

Erwachsene Menschen sollten nicht in dieser Weise von ihren Eltern abhängig sein. Bildungsgerechtigkeit erreicht man so nicht. Die DDR kann sehr selten als Vorbild dienen. Aber in Sachen Bafög war sie es schon. So wurde die hälftige Bezuschussung mit der Wiedervereinigung als Angleichung des Westens an den Osten wieder eingeführt. Alternativ könnte man auch in Richtung des sympathischeren Norwegens gucken. Als ich dort vom deutschen System mit der Elternabhängigkeit erzählt habe, wurde ich nur ungläubig angeguckt.

Dort gibt es einen entsprechenden Topf in den alle Eltern je nach Höhe ihres Einkommens einzahlen und aus dem dann staatlich bezuschusst jeder einen festen Betrag bekommt. Der muss dann zwar auch zum Teil je nach Voraussetzungen später zurückgezahlt werden, aber die jungen Erwachsenen sind eben nicht auf die Gunst ihrer Eltern angewiesen. Außerdem sind die bürokratischen Hürden viel niedriger, weil grundsätzlich jeder antragsberechtigt ist und man keine Gehaltsnachweise der Eltern braucht.

In Norwegen war es für alle Studenten mit denen ich darüber geredet habe, eine Frage des Prinzips kein Geld von den Eltern anzunehmen. Gerade in dieser Phase des Auszugs und des Wunsches nach Unabhängigkeit, kann das sogar einen Wert haben für Menschen mit finanzkräftigen Eltern haben. Aber dies ist ein Wunsch junger Menschen. Die sitzen weder in irgendwelchen Ministerien, noch im Bundestag. Da sitzen bloß die Eltern und Großeltern. – Konstantin Derfert

 

Unsere drei studierenden Kinder haben kein Bafög beantragt (und jobben viel nebenbei) , weil sie sehen, dass ihre Mutter – die Bafög als Volldarlehen bekommen hat – immer noch Bafög-Schulden hat. Denn der „Schuldenerlass“ von Bafög-Schulden ist auch nach weit über 20 Jahren des Studienabschlusses meiner (geburtenstarken) Jahrgänge eben nicht vorgesehen, die seinerzeit das Bafög wirklich gebraucht haben, die sogenannten „Arbeiterkinder“. Was hebt meinen Fall nun über ein Einzelschicksal hinaus – weshalb er für eine Veröffentlichung interessant sein könnte?

Mein „Fall“ betrifft nicht wenige „Arbeiterkinder“ der geburtenstarken Jahrgänge (die Jahrgänge 1945–1969 stellen in Deutschland 58 % der Mitglieder des 19. Deutschen Bundestages), die unglücklicherweise in den achtziger Jahren unter der Kohl-Regierung auf Bafög angewiesen waren – und bis heute die Schuldenlast nicht loswerden konnten (s. https://www.bafoegini.de/doku.php/ueber_uns). Und das trotz oder wegen vieler Jahrzehnte als ordentliche Steuerzahler, aber mit dem Status „Freiberuflich“ oder „Soloselbständig“ bzw. „künstlerische Tätigkeit“. Diese Schuldenlast ist jetzt in Coronazeiten besonders hart, weil unsere drei Kinder noch studieren (ohne Bafög, im Master) und unsere Unterstützung weiter brauchen, jedoch das Bundesverwaltungsamt unerbittlich agiert.

Obwohl nach der letzten Bafög-Reform zwar festgelegt wurde, dass aktuell nach 20 Jahren die Schulden erlassen werden, wenn der Bafögbezieher, trotz seiner Bemühungen, die Schulden nicht vollständig zurückzahlen konnte, soll ich diese Chance nicht bekommen. Zur eigenen Sache, beispielhaften für viele Ich war eine der Studierenden, die Bafög als Volldarlehen beziehen mussten, was bei mir einen Zeitraum von 7 Jahren betraf (siehe https://www.bafoegini.de/doku.php/1983_-_1990* bzw. Anhang) – denn ich wurde während er Examensphase schwanger und musste die Prüfung verschieben, was wirklich verschieben hieß (heute habe ich zwei Uniabschlüsse, einen M.A. / Magister in Geisteswissenschaften und einen M..A./ Interantionalen Master in Counselling). *

Bereits das vor 1983 aus haushaltspolitischen Erwägungen eingeführte Grunddarlehen bezeichnete einen ersten Schritt weg vom ursprünglichen Ziel der Chancengleichheit durch das BAföG und war rechtlich nicht ganz unbedenklich: Wirkte das Darlehen doch wie eine besondere Sozialabgabe, die nur vom Kreis der BAföG-EmpfängerInnen aufzubringen war, nicht aber generell von allen, die die gleichen staatlichen Bildungseinrichtungen in Anspruch nahmen. Allerdings war der Anteil des Darlehens an der gesamten Förderung noch so gering, dass die positiven Auswirkungen des BAföG überwogen und viele eine geringfügige Verschuldung für ihre Ausbildung in Kauf nahmen.

Dies änderte sich 1983 dramatisch mit der Umstellung des BAföG auf Volldarlehen: Viele Bildungswillige aus einkommensschwachen Familien wurden durch die Aussicht auf immense Schuldenberge vom Gang an die Hochschule abgehalten (vgl. 13. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes, Bonn 1993). Allein 800.000 Menschen waren von der Volldarlehensregelung ’83 – ’90 betroffen. Und Ende 2018 verwaltete das BVA rund 45.000 Vorgänge bei denen die Rückzahlung des BAföG-Darlehensanteils auch nach 20 Jahren noch nicht erfolgt war.

QUELLE: https://www.bafoegini.de/doku.php/optionen_und_termine Verständlicherweise gingen die Zahlen der Bafög-Empfänger entsprechend zurück, dass heißt Abiturienten ohne vermögende Eltern beantragten fast kein Bafög mehr, weil sie – zu recht – Angst vor dem Schuldenberg hatten, der sie möglicherweise dann ein Berufsleben lang begleiten könnte. Zum Beispiel wenn man sich für Freiberuflichkeit oder Soloselbständigkeit entschied, wie ich. Ich habe neben den zwei Uni-Abschlüssen (der zweite erfolgte nebenberuflich und selbst finanziert) weitere berufsqualifizierende Abschlüsse gemacht, um mich breiter aufstellen zu können.

Anfang 2020 bin ich nach einer Festanstellungsphase (und Bafög-Ratenrückzahlung!) mit dem erneuten Neustart in die Selbständigkeit durch die Pandemie ausgebremst worden, Das Bafög-Amt hat monatlich die Raten weiter verlangt – von meinem Arbeitslosengeld, mit dem ich knapp über dem Freibetrag lag! Meine Schulden wuchsen, weil ich coronabedingt freiberuflich kaum arbeiten konnte. Mit dem Auslaufen des ALG I habe ich (wieder einmal) Freistellung beantragen müssen. Sie wurde nun aktuell bis Juni 2022 gewährt.

Dann jedoch muss ich die erhöhte Rate von 157 € zahlen , da ich es bis zu meinem Tod sonst nicht schaffe, die Schulden zu tilgen. D.h. , sobdald ich über 1.226,00 € verdiene im Monat! Dabei werden Stundungszinsen, aufgelaufen Rückstandszinsen etc. oben drauf gerechnet. Die Schuldensumme steigt. Das gilt auch, wenn ich in einigen Jahren Rente beziehe. Eine Rente von 1.000 € ca., trotz 43 Arbeitsjahren – wegen vieler Jahre Freiberuflichkeit, obwohl ich 43 Jahre Steuern gezahlt habe! Ein Schuldenerlaß komme nicht in Frage, so das Bafög-Amt. – Christa Kosmala

 


 

 

Leserbriefe zu „Sprechstunde“ von Michael Allmaier

 

Der heutige Aufmacher der ZEIT „Die Schande der Taliban“ mag nicht so gemeint sein, wie er auf mich wirkt, die Formulierung ist ja mehrdeutig. Dennoch empfinde ich ihn als unpassend, weil er den Blick meines Erachtens zu sehr auf die Taliban lenkt. Die Schande, die mich als deutsche Staatsbürgerin gerade viel mehr beschäftigt, ist das Versagen unseres Staates gegenüber dem afghanischen Volk im Allgemeinen und „unseren“ dortigen Ortskräften im Besonderen. Diesem Thema widmen Sie ja auch etliche Artikel der heutigen Ausgabe; ich hätte mir gewünscht, dass es sich in der Schlagzeile wiederfindet. – Dr. Maren Janetzko

 

Irgendwie liegt da für mich sehr viel Ungutes in der Luft; aber es kann auch durchaus sein, dass ich kein wirklicher Freund von Grillpartys bin. Gott sei Dank haben wir wenigstens noch immer eine freie Arztwahl. – Klaus P. Jaworek

 

Im Land der 1001 Statistiken kann es, leider, keine Statistik über die von oder mit Corona gestorbenen Corona-Verweigerer geben. Eigentlich schade. – Dr. Adrian G. Schickler

 

Der Arzt hat richtig gehandelt. Viele Menschen in Deutschland sind der Verblödung anheim gefallen. Ich kenne auch den Grund: Die Politik hat nie Interesse an Bildung gezeigt. – Gunter Knauer

 

Selbstverständlich bietet das Verhalten des Hausarztes eine Menge Zündstoff. Man sollte sich jedoch eher die Frage stellen, warum die Politik das Problem mit den Impfverweigerern statt auf die „kleinen Würste auf dem flachen Land“(so der Hausarzt) nicht verlagert auf die Krankenkassen? Ich bin weit davon entfernt, das Solidarprinzip anzuzweifeln, aber die Impfgegner scheren sich in keiner Weise um diese Errungenschaft.

Insofern sollte überlegt werden, ob den Impfgegnern die Gesundheitskarte im Falle einer Coviderkrankung entziehen werden sollte und den Verweigerern die Kosten der Behandlung selbst übernehmen zu lassen? Die Krankenkassen zieren sich ja sonst auch nicht Zuzahlungen zu Rezepten, Krankentransporten etc. zu verlangen. – H. Lorenz

 


 

 

Leserbriefe zu „Ihr verwechselt Erfolg mit Verdienst!“ Streit von Christoph Möllers und Linda Teuteberg

 

Vielen Dank für das aufschlussreiche Diskussionsformat zum Thema FDP. Die Argumentation zwischen Christoph Möllers und Linda Teuteberg hat mir einmal mehr verdeutlicht, warum die FDP für mich indiskutabel ist. Christoph Möllers hat vieles davon, was die FDP für mich ablehnungswürdig erscheinen lässt, auf den Punkt gebracht. Linda Teutebergs Replik fand ich überwiegend unverständlich. Es reicht leider nicht, Ralf Dahrendorf zu zitieren. Was ich verstanden habe ist: Die FDP wähnt die Gesellschaft offenbar in der Wettkampfarena. Alle sollen die gleichen Chancen haben und – meinethalben durch gute Bildung – alle an der gleichen Linie starten.

Dann beginnt das Rennen und Leistungsstarke und Leistungsschwache fallen auseinander. Am Ende des Wettkampfes gewinnen einige. Sie werden bejubelt, das Rennen ist aus. Fertig. So funktioniert es auf dem Sportplatz, nicht aber in einer Gesellschaft. Da erwarte ich, dass der Staat sich nach dem Rennen denen zuwendet, die zurückgefallen sind und sie unterstützt, auch mit erhobenem Kopf die Wettkampfarena zu verlassen. Das erwarte ich vor allem in einer Gesellschaft, die sich auf christliche Werte bezieht. Es erwartet doch niemand, dass der Staat die Wohlhabenden und Erben zu Chlochards macht und die Armen ins gemachte Nest geschoben werden.

Aber einen maßvollen Ausgleich, der auch denen zuteil wird, die aus den unterschiedlichsten Gründen beim Wettkampf nicht die Leistungserwartungen für die ersten Ränge erfüllen, das erwarte ich vom Staat. Die gesellschaftliche Vision von der Wettkampfgesellschaft, die die FDP offenbar umtreibt, ist mir ein Graus. Wer sich messen will, soll auf den Sportplatz gehen. Und zuletzt: Wenn die Erbschaftssteuer fiskalisch unbedeutend ist, dann dürfte sie ja niemandem wehtun. Ich frage Frau Teuteberg, warum sich die FDP gegen eine so vernachlässigungswürdige Kleinigkeit dann so sperrt… – Erika S. Becker

 

Ihre Autorin Linda Teuteberg hat durchaus recht. Das Dilemma ist nur, welcher Fortschritt soll es sein. Die Parteien streiten sich ständig über unsere Zukunft. Für mein Dafürhalten liegen alle Parteien falsch. AfD ist Scheiße, Ungarn ist Scheiße, Polen ist Scheiße, China und Rußland sind der allerletzte Dreck. Verzeihen sie meine ungehobelten Ausdrücke. – Gunter Knauer

 

„Aufstieg durch Bildung“ möchte die FDP zum Thema machen. Unmittelbar auf diesen Satz folgt aber, was die FDP unter „Bildung“ im Grunde versteht, nämlich „Bildung von Vermögen“. Jeder und jede Einzelne soll die Möglichkeit haben, reich zu werden – was aber vor allem dazu führt, dass die Reichen noch reicher werden. In einer Welt mit begrenzten materiellen und ökologischen Ressourcen ist die schrankenlose Vermehrung von individuellem Reichtum ein Ideal aus einer anderen Zeit. Mit Fortschritt hat das nichts zu tun. – Dr. Dirk Kerber

 

Ich bitte Frau Teuteberg, mir mitzuteilen, was an individueller Leistung übrig bleibt, wenn man die folgenden schicksals- oder glücksbedingten Voraussetzungen in ihrer vita subtrahiert: In Deutschland geboren (und nicht in der Sahelzone); in ein gutbürgerliche Elternhaus geboren (und nicht in eines aus dem Präkariat); mit einem IQ von über 120 ausgestattet (unterstellt); hübsches Gesicht (s. Foto); mit Selbstbewusstsein versehen (erahnt) höhere Schulbildung (angenommen); einige gute Lehrer (vermutet) 10 glückliche Fügungen (geschätzt); Christian Lindner als Mentor und Förderer (vorausgesetzt).

Nach meiner Rechnung bleiben für den vorübergehenden Aufstieg zur Generalsekretär der FDP gerade einmal max. 10% eigene Leistung. Zu wenig „zurechenbarer Verdienst“ um „Erfolg mit Leistung gleichzusetzen“, um es in der Sprache von Christoph Möllers auszudrücken. Ähnlich sehen es übrigens auch viele „erfolgreiche“ Individuen, wenn sie mit der nötigen Demut und Dankbarkeit ausgestattet sind (ich weiß, wovon ich spreche). – Sven Herfurth

 

Mit dem neuen Format „Freunde, so wird das nichts!“ machen Sie das ohnehin schon sehr lesenswerte Ressort „Streit“ noch besser. Wenn wir etwas in einer Demokratie brauchen, dann sachlichen und wertschätzenden Streit. Im Idealfall haben sich die Leser danach nicht nur eine Meinung gebildet, sondern verstehen auch die Beweggründe der Gegenmeinung besser. Hierzu leistet die sehr faire und kluge Kontroverse zwischen Christoph Möllers und Linda Teuteberg einen guten Beitrag. Ich würde mich freuen, wenn Sie das Format auch nach der Bundestagswahl fortführen! – Martin Lochner

 


 

 

Leserbriefe zu „Unter den neuen Herren“ von Andrea Böhm und Michael Thumann

 

Rund zwei Drittel der geschätzten 37 Millionen Afghaninnen sind jünger als 25. Das fragt: – Helmut Kämpf

 

Es wird die Zeit kommen, wo ganz Europa in Haft genommen wird. Mein syrischer Freund hat mir schon vor Jahren gesagt; Deutschland und die EU wird sich noch warm anziehen müssen, wenn die Taliban wieder die Oberhand gewinnen. Fast alle diese Menschen kann man nicht demokratisieren. Eher würden sie Selbstmord begehen. Das ist nun mal ihre Religion. Das wäre in etwa so, als würde man den Katholizismus in Deutschland verbieten. Wahrscheinlich noch schlimmer. Und er macht den Westen dafür verantwortlich, daß er eine Mitschuld für die heutigen Zustände trägt.

Die Taliban haben noch genug Möglichkeiten, um sich Waffen zu besorgen. Die werden es auch noch fertigbringen aus der Luft anzugreifen. Die sind dabei sich als Piloten ausbilden zu lassen. Ganz wenige haben das schön hinter sich. Ich habe niemals geglaubt, daß es wieder einen Weltkrieg geben wird. Heute bin ich mir nicht mehr so sicher. Die Taliban verfluchen den Westen für das ständige Einmischen. Die werden weiter Morden und versuchen weiteres Areal. – Gunter Knauer

 

Der Gender-Schwachsin der Zeit ( mal die weibliche, mal die männliche Form zu verwenden ) erreicht seinen Höhepunkt in dem Artikel „Unter den neuen Herren“ Zeit Nr.34 in dem Satz :“Rund zwei Drittel der geschätzten 37 Millionen Afghaninnen sind jünger als 25″, was eine absolute Fehlinformation ist !!! – Sibylle Zerzaw

 

Die Freiheit in Afghanistan hätte gerettet werden könnnen, wären die Milliarden der NATO zum Aufbau einer hochqualifizierten Frauen-Armee, einer entsprechenden Frauen-Polizei sowie einer anti-korruptiven Frauen-Partei genutzt worden. Solche Frauen-dominierten Strukturen wären der Ausgleich gewesen für Jahrhunderte religiös zementierter Gynophobie und Misogynie. Aber was sagte mir meine längst dahingeschiedene Mutter (Jahrgang 1920) szt. immer wieder? „Die Amis sind ja sooo naiv!“ – Dr. Albrecht Thöne

 

Es war von Anfang an ein Fehler, daß sich deutsche Regierungen in die inneren Angelegenheiten eines fremden Landes wie Afghanistan eingemischt haben. Weder „Entwicklungshilfe“ noch militärische Intervention oder Propaganda westlicher NGO’s waren geeignet, dort einschlägige Vorstellungen von „Offenheit“ und Demokratie gegen den Willen der großen Mehrheit der afghanischen Bevölkerung zu etablieren.

Aus diesem Grund ist besondere Vorsicht bei der Aufnahme von Menschen geboten, da sich die Integration gerade aus diesem Kulturkreis besonders schwierig gestaltet. Wir wissen: Parallelgesellschaften, Sharia-Recht und kriminelle Clanstrukturen gehören zu den größten Herausforderungen für unsere freie demokratische Gesellschaft und unseren Rechtsstaat. Diese Gefahren in Deutschland zu bekämpfen, muß die vornehmste Aufgabe der Regierung sein. – Oliver Stumpf

 


 

 

Leserbriefe zu „»Sie kämpfen für eine gottgewollte Ordnung«“. Gespräch mit Susanne Schröter geführt von Evelyn Finger

 

Danke für dies vielfach erhellende Interview! Dennoch frage ich: Haben „wir“ jetzt wirklich verstanden, warum „wir alle“ die Taliban so unfassbar falsch „eingeschätzt“ haben – im Großen wie im Kleinen und auf allen Ebenen? Dass „wir“ z. B. glauben konnten, an der Seite der USA (die zwar noch die stärkste „Ordnungsmacht“ auf globaler Ebene sind, aber immer wieder wie wir selbst eigene „Ideale“ – im vermeintlich nationalen Interesse – mit Füßen treten) überzeugend und erfolgreich angeblich gemeinsame „Werte“ (die allenfalls gemeinsame Interessen sind) am Hindukusch zu verteidigen.

Dass wir nicht gesehen haben, worin die eigentlichen „Defizite“ unserer „westlichen Werte“ gegenüber den islamischen liegen: nicht allein darin, dass wir sie dort oft nur behauptet, nicht gelebt haben, dass wir sie einem Land und ihren Menschen aufzwingen wollten, als ob eine aufgezwungene „Freiheit“ oder „Demokratie“ als solche wahrgenommen werden könnte. Sondern vor allem dass „unsere Werte“, die im Grundgesetz verankerten Menschenrechte, seit der Aufklärung nur noch eine vernünftig-moralische Begründung haben.

Die aber ist absoluter, von „Gott“, dem Allmächtigen, seit Jahrhunderten schriftlich übermittelter, masslos unterlegen und von Anfang an mit dem Makel behaftet , dass vernünftigerweise alle erst gefragt werden und zustimmen müssen, wenn sie funktionieren soll. Dass „wir“ also in „aufgeklärter“ Selbstüberschätzung „Gott“ nicht einfach durch „Vernunft“ ersetzen können, ohne einen offenen und ehrlichen Dialog auf Augenhöhe zu führen, der mühsam und auch bei „uns“ noch keinewegs abgeschlossen ist. Der müsste nämlich die Erkenntnis bringen:

„Gott“ ist keine absolute Größe, „Gott“ ist eine geglaubte, letztlich auch nur „vernünftige“ menschliche Konstruktion, die zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten unter andersartigen Bedingungen die unterschiedlichsten Ausformungen erhalten hat, um zu verhindern, dass sich Menschen angesichts gemeinsamer Überlebensinteressen und begrenzter Ressourcen gegenseitig umbringen. Dass „wir“ bis in die Reihen des Militärs und der Geheimdienste mit Blindheit geschlagen sind gegenüber der ungeheuren Attraktivität absolut begründeter Glaubensregeln (besonders für junge Menschen, die in religiösen, von reichen Geldgebern finanzierten Schulen von älteren Religionslehrern vielleicht auch aus Überzeugung, vor allem aber wegen eigener Machtinteressen zu fanatischen „Taliban“ mit klarer Lebensorientierung in einer ansonsten orientierungs- und perspektivlosen Welt herangezogen werden. Und die müssen „wir“ dann bloß „Terroristen“ nennen, um sie genauso gnadenlos verfolgen zu können wie sie „uns“).

Eine Attraktivität, die von der Zustimmung der einfachen unausgebildet-gläubigen Landbevölkerung und ihren feudalen Grundherren, den sog. „Warlords“, noch weitgehend getragen wird. Wie wenig derartige Zusammenhänge bereits verstanden werden, zeigen Reaktionen von Regierungsvertretern, die an Lächerlichkeit kaum zu überbieten sind, zugleich aber in ihrer völligen Hilflosigkeit das Schlimmste für die weitere Entwicklung befürchten lassen:

„Die Taliban wissen, dass wir zurückschlagen werden, wie es die Hölle kaum erlaubt.“ (Joe Biden) Oder Heiko Maas, der als deutscher Außenminister, die Taliban glaubt beeindrucken zu können, wenn er ihnen „keinen Cent“ Entwicklungshilfe mehr zahlen will, um vor den eigenen Leuten den Eindruck zu erwecken, er hätte noch machtpolitische Trümpfe in der Hand, die zuvor ausgegebene Milliarden für ein gescheitertes Abenteuer mit ungeahnten menschlichen Opfern kompensieren könnten. – Eckhard Heumann

 

Meinen vollen Respekt für die ungeschminkte und ausgewogene Stellungnahme der Frau Schröter! Tja, wer hat denn wirklich geglaubt, dass sich die afghanischen Armeesoldaten für ein korrupte Regierung und „Frauenrechte“ (von denen vielfach noch nicht einmal ihre eigenen Mütter überzeugt sind) totschießen lassen wollten?

Der Glaube an die Unwiderstehlichkeit des Fortschritts hat leider wieder einmal, nicht zu ersten Mal, einen schweren Dämpfer erlitten. Der Islam gibt vielen Menschen eben die strikten „Richtungsvorgaben“ und erspart ihnen die Mühen eigener Orientierung. Bestimmte politische Bewegungen deuten an, dass auch im „Westen“ eine zunehmende Zahl von Menschen genau das sucht. Schade. – Friedrich Schweikert

 

An diesem Interview ist mir manches übel aufgestoßen, angefangen bei der Überschrift: Die Taliban kämpfen nicht für eine gottgewollte Ordnung, sondern für eine Ordnung, die sie für gottgewollt halten. Weder gibt es einen Beweis, dass überhaupt ein Gott existiert, noch wird die von den Taliban für gottgewollt gehaltene Ordnung auch von allen anderen Muslimen für gottgewollt gehalten, von Anders- und Ungläubigen ganz zu schweigen. Jene, denen die Taliban diese Ordnung – mit sich selbst als Herrschenden! – gegen deren Willen mit Gewalt aufzwingen, werden ihrer Freiheit beraubt und bei Widerstand gefoltert und ermordet.

Die Taliban mögen also, wie die Unterüberschrift herausstellt, keine wilden Krieger sein, sondern kühl kalkulierende Strategen, aber das macht die Sache nicht besser, sondern schlimmer: Sie setzen Terror, Folter und Mord gezielt ein, um eine Diktatur zu installieren und zu stabilisieren, die sich auf religiöse und paschtunische Traditionen berufen können mag, aber gleichwohl eine menschenverachtende Gewaltherrschaft und mithin verbrecherisch ist.

Dass Frauen, die in einem ideologischen System wie dem Islam in seiner vorherrschenden illiberalen Form aufwachsen, welches Frauen – wegen des zu erwartenden Fehlverhaltens der körperlich überlegenen Männer! – als schutzbedürftig definiert, diese Zuschreibung zunächst einmal übernehmen, ist nicht verwunderlich. Jene Afghaninnen, die in den letzten zwanzig Jahren Selbständigkeit und Freiheiten hinzugewonnen haben, dürften das inzwischen wohl anders sehen und zu Recht erwarten, dass die Männer sie respektieren und sich gewaltfrei verhalten.

Ich glaube, dass es langfristig auch möglich gewesen wäre, den afghanischen Männern das zu vermitteln, aber dafür reichen zwanzig Jahre eben nicht aus. Der Westen hat schließlich Jahrhunderte gebraucht, um den Einfluss der Kirchen und patriarchalischer Vorstellungen zugunsten von Vernunft und Menschlichkeit zurückzudrängen, und selbst heute noch versuchen die Kirchen in Deutschland immer wieder, mittels CDU/CSU und inzwischen zum Teil auch über die Grünen ihre ethischen Vorstellungen allen Bürger*innen – und eben nicht nur den eigenen Gläubigen – per Gesetz aufzuzwingen. – Dr. Ulrich Willmes

 

Über diesen Beitrag habe ich mich ausserordentlich gefreut. Darin werden Tatsachen offenbart, die jeder wahrnehmen kann, der dazu bereit ist. Leider sind diese Tatsachen im öffentlichen Bewusstsein wenig gegenwärtig. Sie sind für die Öffentlichkeit kein Thema. Hinzu kommt das Diktat der Aktivisten in Deutschland ohne eigene Identität. Diese Minderheit ist nicht bereit, die von Frau Schröter offengelegten Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen. Sie blockieren Frau Schröters Vorlesungen , wollen ein Berufsverbot. Fanatiker sind blind. Sie verfolgen ein eng gefasstes Ziel, verdrängen sämtliche Tatsachen, die ihrem Ziel entgegen stehen. – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „Stärker als gedacht“ von Mark Schieritz

 

Deutschland hat keinen Anteil von zwei Prozent am CO2 Ausstoß. Diese Unwahrheit wird leider immer „wahrer“ je öfter sie wiederholt wird. Deutschlands Anteil am anthropogenen CO2 Ausstoß beträgt zwei Prozent. Das ist ein enormer Unterschied. Sein Anteil am Eintrag von CO2 in die Atmosphäre beträgt 0,14 Prozent (zwei Prozent von 753 Mio. Tonnen von 550 Mio. Tonnen (2013), die durch natürliche Prozesse entstehen). 0,14 Prozent! Deshalb glaube ich, sind wir auf dem falschen Weg, wenn wir vollkommen hysterisch-entfesselt CO2 reduzieren und unsere Industrie ohne Sinn, ohne Verstand und vor allem ohne Maß! umbauen. Ohne Maß, darin sind wir sowieso Spitzenreiter.

Das stärkste klimawirksame Gas ist unbestritten Wasserdampf. Dieser entsteht z.B. bei Verdunstung, aber auch bei Verbrennung von Wasserstoff! Übrigens auch von grünem oder blauem Wasserstoff. Ein weiteres interessantes Gas ist Methan (CH4). Statt in Deutschland – ohne Rücksicht auf Verluste – alle verbliebenen Niedertemperatur-Heizungen (die stoßen CO2 und Wasserdampf aus) gegen Brennwertheizungen zu ersetzen (die stoßen CO2 aus, aber der Wasserdampf kondensiert und landet nicht in der Atmosphäre sondern im Abwasserkanal), versuchen wir demnächst mit grünem Wasserstoff in den Urlaub zu fliegen. Das wird helfen.

Ihr Artikel ist besserwisserisch. CO2 kann nicht die Ursache sein („An der Entwicklung des Weltklimas dürfte das nicht sonderlich viel ändern“), schreibt der Autor, aber wenn man die Zahlen hochrechnet von Deutschland auf Europa auf die Welt, dann… Hier unterläuft dem Autor ein kapitaler Fehler: Er vermengt Prozent mit absoluten Zahlen – damit richtig wird, was nicht richtig sein kann… – Berend Detsch

 

„Mark Schieritz analysiert eingangs seiner Ausführungen richtig, um dann in einer geschichtsvergessenen Denkkurve glauben zu machen, dass Deutschland notfalls mit einer Reduzierung der Demokratie die Welt von CO² und dem Temperaturanstieg bewahren könnte. Seiner Schlussfolgerung, „In der Welt würde es dann ein bisschen weniger demokratisch zugehen“ kann man nur entgegenhalten, dass man es aus Deutschland schon mal versucht hat, mit „an dem deutschen Wesen soll die Welt genesen“ es ein bisschen weniger demokratisch zugehen zu lassen. Demokratische Staaten bemühen sich mit mehr oder weniger Erfolg, andere von Demokratie zu überzeugen und DIE ZEIT gibt dem gefährlichen Schwachsinn von Schieritz fast eine ganze Seite Raum. “ – R. Döring

 

Eine bemerkenswerte Aussage wird am Schluss des Artikels gemacht. Etwas umgeformt lautet sie: Eine Lösung, die als Nebeneffekt bewirkt, dass es in der «Weltpolitik …ein bisschen weniger demokratisch zugehen» würde, ist «vielleicht …der Preis dafür, dass der ganze Eimer irgendwann wirklich leer ist.» Der «Eimer steht für den weltweiten Ausstoss an Kohlendioxid in einem Jahr.»

Diese Aussage kann erweitert werden zur Frage: Wieweit stehen einige herkömmliche Vorstellungen von Moral, Demographie und Gerechtigkeit einer Lösung des Klima-Problems im Weg? Anders formuliert: Ist es notwendig, dass sich unsere Vorstellungen von Moral, Menschenrechten, etc. auch daran orientieren, was technisch möglich und nötig ist, um die Klimakrise zu bewältigen? Damit sich kein Missbrauch begründen lässt, ist das Nutzen wissenschaftlicher gesicherter Erkenntnisse unabdingbar.

Die genannten Fragen betreffen vor allem das Thema der demographischen und ökonomischen Gräben innerhalb von Staaten und zwischen denselben. Staaten mit tiefen Gräben zwischen Reich und Arm haben natürlicherweise einen tiefen ökologische Fussabdruck und umgekehrt. Das fördert eine Pauschalentlastung der Eliten Afrikas und eine Pauschalbeschuldigung des Durchschnitts-Europäers. Dies ist der notwendigen Zusammenarbeit nicht förderlich ist. Zudem werden direkte Bemühungen, die Geburtenrate zu senken, weniger positiv bewertet als Anstrengungen, die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern (betrifft z.B. die im Artikel erwähnten Ländern «Indien oder Nigeria».

Angesichts der UN-Prognose, dass sich Afrikas Bevölkerung bis 2050 verdoppeln wird, stellt sich dabei folgende grundsätzliche Frage: Wirtschaftliche Entwicklung verbunden mit dem Schaffen von neuen nachhaltigen Perspektiven durch Bildung und Wohlstand hat sich als Mittel erwiesen, die Geburtenrate zu senken. Reichen die Ressourcen der Welt (insbesondere die Aufnahmekapazität für Schadstoffe und Bevölkerun) aus, in Afrika diesen Weg erfolgreich zu beschreiten ohne das Ziel «Begrenzen der Klimaerwärmung» zu verfehlen? Oder sind direktere Methoden notwendig. Etwa den Mittel-Transfer nach Afrika mit Auflagen zu versehen? Es stellt sich dabei auch die Frage, wie weit der höhere Fussabdruck Europas zu gewichten ist, angesichts der Tatsache dass der Anteil Europas an der Weltbevölkerung von 30 auf 10 Prozent zurückgegangen ist.

Letztlich geht’s dabei auch um den ungelösten Zielkonflikt zwischen den Menschenrechten auf Lebensunterhalt und dem Menschenrecht auf Eigentum. Letzteres wäre – richtig interpretiert – ein Mittel gegen eine Entwicklung, die mit dem Stichwort «Tragik der Allmend» beschrieben werden kann. Es ist dies eine Entwicklung, die auf Übernutzung der Aufnahmekapazitäten der Erde (betrifft Konsum und Kopfzahl) beruht und die letztlich Ursache der Klimakrise ist. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Der Wettbewerb des Marktes verlangt permanent Senkung der Produktionskosten. So werden Länder mit niedrigen Umweltstandards marktfähig. Dieser Wettbewerbsvorteil geht mit den geforderten „Klimasteuern“ verloren. Welche sozialen Folgen werden diese Abgaben in den Entwicklungsländern haben? – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „Jetzt schmeißt sie hin“ von Elisabeth Kagermeier

 

Ihr Artikel bzgl. de Bemühungen von Frau Siering in Ihrer ZEIT nr.34 löste in mir diverse emotionale Reaktionen hervor: zunächst war ich ausgesprochen wütend und dann erweckte diese Geschichte eine tiefe Traurigkeit in mir. Warum? Ganz einfach, da ist also eine Lehrerin die offensichtlich schon ein paar Jahre genau das war was gesucht war: eine Lehrerin, vereidigte Beamte mit Pensionsanspruch auf Lebenszeit und diese Person muss dann 80 Seiten Formulare ausfüllen um ein paar Wochen in den Ferien mehr oder weniger Nachhilfeunterricht zu geben.

Für mich ist nicht nachvollziehbar, worin der Mehrwert für wen in einem Lebenslauf oder einem Fragebogen bzgl. Berufserfahrung bei einem derartigen background liegen kann außer der Unfähigkeit des Fragers eine simple, freundliche Antwort auf die Bewerbung zu geben die nur lauten kann: vielen dank Frau Siering für Ihr Engagement, es ist schön Sie wieder bei uns begrüßen zu dürfen, freut uns! Alles andere ist eine Unverschämtheit, ausgesprochen dumm und demotivierend für jeden Bürger, der möglicherweise einfach machen will und nicht die administrativen Hürden der mittlerweile ausartenden Bürokratie bei uns überwinden muss um sich einzubringen.

Ich hatte im letzten Jahr diverse Erlebnisse mit sog. Ämter die mich einfach nur mehr verzweifeln lassen an der offensichtlichen Unfähigkeit bzw. der bewussten Faulheit ohne überhaupt zu bedenken dass alle diese Funktionen eigentlich Dienstleistungen sein sollten was wiederum ein gewisses Maß an Service und Verantwortung beinhalten sollte aber der Gedanke scheint völlig verloren gegangen zu sein, möchte sie jedoch nicht mit Details langweilen, ich könnte ein Buch zu diesem Thema schreiben. Ich kann Frau Siering zu ihrem Entschluss nur gratulieren, genug ist genug! Und nein, ich bin kein wutbürger sondern nur sehr traurig über eine derartige Bevormundung seitens einer Behörde, die offensichtlich unfähig ist Engagement entsprechend zu würdigen. – Michael Winkler

 

Dieser Artikel schreibt mir aus der Seele. Er ist symptomatisch für das, was bei unseren Behörden Tag ein Tag aus passiert. Und es zieht sich von der untersten kleinsten Behörde bis hoch in die Ministerien, wie man gerade am Streit dieser Ministerien bezüglich der afghanischen Ortskräfte sehen kann. Seit 2015 helfe ich einer afghanischen Familie die damals nach Deutschland kam mit Behördengängen. Was ich seit damals über die Nicht-Zusammenarbeit von den verschiedenen Behörden (Agentur für Arbeit, Jobcenter, Wohngeldstelle, Familienkasse und noch die lokale Gemeinde) gelernt habe gleicht einem Albtraum – Schilda lässt grüssen.

Um nur einige Beispiele zu nennen: nicht kompatible IT Systeme (Agentur für Arbeit und Jobcenter – identische Daten müssen zweimal angegeben werden), Antragsprozesse (32 Seiten Anträge, die auszufüllen sind bei einer sechsköpfigen Familie und das alle 12 Monate), behindernden Datenschutz (Daten die z.B. beim Jobcenter vorliegen dürfen nicht an die Wohngeldstelle weitergegeben werden, auch nicht mit Zustimmung, stattdessen müssen die gleichen Daten erneut in Anträge eingetragen werden und eine Kopie des letzte Bescheids des Jobcenters muss auch eingereicht werden, was Datenschutz ad-absurdum führt).

Gäbe es eine Partei, die im jetzigen Wahlkampf dieses Thema – Optimierung der Verwaltungsprozesse über die jeweils ganz oben zuständigen Ministeriumsgrenzen hinweg – auf Ihrer Agenda hätte, ich würde sie wählen! Nicht nur würde es viel Geld einsparen, dass man sinnvoller anderweitig ausgeben kann, es würde auch den Bürger wesentlich zufriedener mit seinen Behörden machen! Bitte bleiben Sie an dem Thema dran, wie man am jetzigen Beispiel des Ortskräfte und dem des Artikels sieht ist, ist es ein systemisches! – Renate Kittelmann

 

Goethe: „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen“. Wäre da nicht der schier unfassbare Bürokratismus und der übertriebene, überall lauernde Datenschutz hierzulande. Ich kann mir vorstellen, wie sich die Lehrerin Marliese Siering fühlt, die eh schon arg gebeutelten Kindern helfen wollte und an den viel zu großen Felsbrocken scheitert, die die Politik vor ihr aufgestapelt hat. Ich hätte große Lust, in die Natur nach Estland auszuwandern. Dieses kleine fortschrittliche Land hat uns manches voraus. – Ulrich Niepenberg

 


 

 

Leserbriefe zu „»Schlicht eine Fälschung«“ von Ingo Malcher

 

„Der einzige Mensch, der wirklich originelle Dinge sagte, war Adam.“ (Paul Eßer, *1939, deutscher Schriftsteller) Ich wüßte beim besten Willen nicht, wem ich in dieser Pandemie überhaupt noch ein Wort glauben sollte! Warten wir erstmal ab, was da demnächst „BILD-TV“ so alles vom Stapel lassen wird, danach können wir weiter über „Fake“ schwadronieren. – Riggi Schwarz

 

Auf S. 22 der ZEIT Nr. 34 findet sich im Artikel „Schlicht eine Fälschung“ in der 4. Spalte eine fehlerhafte Angabe zu Kopfumfängen bei Geburt: es heißt dort: Jungen bei Geburt 44 cm, Mädchen bei Geburt 43 cm. Richtig muss es aber heißen: Jungen bei Geburt ca. 35 cm, Mädchen bei Geburt ca. 34 cm Kopfumfang. (s. Anhang: Kopfumfangskurven aus dem Kindervorsorgeheft) Vermutlich auch nur ein Druckfehler im Artikel … (?) – U. Mutschler

 

In diesem Artikel hat sich ein beachtlicher Fehler eingeschlichen. Kinderköpfe sind bei der Geburt normalerweise 34-37 cm groß. Ab 38 cm Umfang gilt es als nicht mehr spontan gebärfähig. Sprich : ein Kaiserschnitt ist notwendig. – Ursula Schlenther

 


 

 

Leserbriefe zu „IHRE ERSTE WAHL“ von Muriel Kalisch und Katharina Meyer zu Eppendorf

 

Der an sich gute Artikel, wird leider durch den Genderdoppelunkt verunstaltet, es liest sich wie eine Sprachbehinderung der Interviewpartnerin. Es ist aus meiner Sicht eine bedenkliche Entwicklung, wenn die Zeit derartige Personen auswählt. Doch nun zum inhaltlichen bzw. meinem Leserbrief:

Im Artikel wird eine Quote für „BiPoc“, Trans-Idente und Menschen mit Behinderung gefordert. Solche Aussagen halte ich für demokratiefeindlich. Die Vertreter des Volkes werden vom ganzen Volk gewählt, somit sucht sich das Volk die Menschen aus, von denen es regiert werden möchte. Einen Zwang dafür, wer das Volk zu regieren hat, halte ich für demokratiegefährdend, hier zeigt sich das mangelnde Demokratieverständnis einiger Jungwähler. Denn die genannten Quoten, bedeuten nicht, dass solche Menschen eine wie auch immer geartete Qualifikation mitbringen.

Weiterhin steht es jedem, der ein passives Wahlrecht inne hat frei, dass er sich zur Wahl aufstellen lässt. In meinem Wahlbezirk hat sich Armand Zorn für die SPD aufstellen lassen, dieser gehört zur erstgenannten Gruppe. Doch, ob dieser gewählt wird, obliegt dem Wahlvolk und nicht irgendwelchen Quotenforderungen von Menschen, die noch nie gewählt haben und ein merkwürdiges Demokratieverständnis haben. Anstatt ständig Quoten zu fordern, sollten Menschen die zu diesen Gruppen gehören ermutigt werden sich zur Wahl aufstellen zu lassen. – René Karsubke

 

Sehen wir einmal davon ab, dass die ZEIT unter dem Deckmantel des Respekts für die Schreib- und Sprechweise von Interviewpartnern oder Leserbriefschreibern und unter Missachtung der eigenen redaktionellen Linie, immer öfter die sprachverhunzende Genderschreibweise toleriert. Kann man nicht einen Vermerk machen, das Frau/Herr XY die gendergerechte Sprache verwendet, die Redaktion aber die übliche Schreibweise beibehält?

Und kommen wir zu dem Artikel, in dem eine Teilnehmerin fordert, dass es im Bundestag Quoten nicht nur für Frauen, sondern auch für BIPoC, Trans-Idente und Menschen mit Behinderung geben solle. Die Zusammensetzung des Bundestags wäre dann nicht das Resultat einer freien Wahl, sondern einer komplexen Rechenaufgabe, bei der die Gefahr bestünde, dass für manche Mikro-Minderheiten eben nur ein halber oder ein 1 1/2 Abgeordneter herauskommen würde.

Wird dann nach unten abgerundet, was wieder Protestgeschrei produzieren würde, oder nach oben, was wiederum nicht gerecht wäre? Und bei diesen immer längeren Abkürzungen (bei LGTBQIA+ sind wir schon bei 8 Zeichen), würde ich im Fall von BIPoC gerne wissen, wie das I (Indigenous) in Deutschland realisiert werden soll, gibt es doch die alten Germanen längst nicht mehr. Solche importierten, über alle möglichen Internet-Foren verbreiteten Aushängeschildchen, mit denen sich manche “Fortschrittliche” schmücken, sind doch leere Blasen, die vollkommen an der Realität vorbeigehen. – Prof. Michaela Böhmig

 


 

 

Leserbriefe zu „Wettlauf gegen die Zeit“ von Anne Hähnig et al.

 

Durch Hochwasserschutzmassnahmen können Schäden an Gebäuden von einem Vielfachen der Kosten vermieden werden, so schreiben sie. Dies ist insofern interessant, als 1973 ein Prognose-Institut vom Bodensee im Auftrage der Landesregierung von Baden-Würtemberg in einer Kosten-Nutzenanalyse festgestellt hatte, dass von allen untersuchten Massnahmen zum Umweltschutz Hochwasserschutz – bezogen auf die Kosten – den geringsten Nutzen bringt (Mülltrennung dagegen den höchsten Nutzen). Nach Hochwasser insbesondere in 1956 erstellte das Land Niedersachen 1960 den „Aller-Leine-Oker-Plan“ mit 150 Rückhaltebecken im südöstlichen Niedersachsen.

Ein halbes Dutzend kleiner Becken wurde gebaut (u.a. oberhalb des Dorfes Reinhausen in einem Tal östlich von Göttingen; dort befindet sich eine Domäne), in den 1980er Jahren dann das größte Becken bei Salzderhelden an der Leine. Danach war der auf 25 Jahre angelegte Plan Makulatur. Inzwischen wird Hochwasserschutz ja wieder neu bewertet. Ihren Ausführungen kann ich im Wesentlichen nur zustimmen. Übrigens habe ich in den 1980er Jahren auf meinem ehemaligen Industriegrundstück ca.200m² Beton-und Steinfäche entsiegelt, alte Fundamente entfernt und Fassaden begrünt.

Dies verbesserte nicht nur das Mikroklima, sondern auch die Attraktvität der Mietwohnungen. Vor 2 Jahren habe ich noch Rigolen angelegt; das gesamte Regenwasser versickert nun auf dem Grundstück bzw. wird zur Gartenbewässerung genutzt. Unterschätzt habe ich den Aufwand, die Rankpflanzen (bis zu 13m hoch) „im Zaum zu halten“. Knöterich (bis zu 3m Abstand von der Wand, weitgehend regendicht) und Klematis habe ich wieder entfernt. Soweit Außendämmung angebracht wird muss die Fassadenbegrünung wieder entfernt werden. – Adolf Ronnenberg

 

„Unter Stadtplanern gilt deshalb eine neue Idee…… und Kiesflächen“. Ich finde es Schade, das die Autoren nicht viel deutlicher heraus arbeiten, das seit über 30 Jahren all die Maßnahmen zum Stadtklima, die im Artikel vorgestellt wurden und zum Teil als neue Ideen verkauft werden, in den Studiengängen zum Beispiel, Landschaftsarchitektur und Freiraumplanung schon in den 1990er Jahren gelehrt und gefordert wurden. Dazu passt auch Ihr Artikel „Land der Amateuere“ von Jochen Bittner. – Markus Kappelmann

 


 

 

Leserbriefe zum Zitat von Gerhard Schröder

 

„Biste richtig down, brauchste wat zu kau´n, `ne Currywurst! Gerhard, komm, geh mit, ich krieg´n Appetit auf Currywurst.“ So, oder fast so ähnlich, singt Hertbert Grönemeyer sein hohes Lied von der Currywurst! Und was machen nun die Werkskantinen von VW im Corona-Jahr 2021, sie streichen die Currywurst, das Gericht aus einer Brat- oder einer anderen Brühwurst, ein „Grundnahrungsmittel der Bundesbürger“, ratzfatz und über Nacht, einfach aus dem Speiseplan. Gerhard Schröder´s Kraftriegel als Veggie- oder gar als Veganwurst, ja pfui Teufel, ja Himmeldonnerwetter noch einmal, alles was recht ist. – Klaus P. Jaworek

 

Ich hoffe inständig, dass die ZEIT irgendwann auf die Albernheiten eines restpubertierenden Altbundeskanzlers verzichtet. Sie sind fast alle seit seinem Ende als Kanzler sinnfrei. – Jürgen Dressler

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik „Das Versprechen“ von Pia Bublies (Infografik) und Christine Prußky (Recherche)

 

Als Arbeiterkind mit bafög-gefördertem Studium liegt das Thema mir sehr am Herzen. Mit der Interpretation und Aussage ihrer Grafik komme ich nicht ganz zurecht. Wenn man Quoten d.h. Anteile miteinander vergleicht geht man idR von einer Gesamtsumme von 100% aus. In ihrer Grafik ergeben die Zahlen für 2012 zusammen 100(Prozent) – für 2016 komme ich nur auf 70%. Wenn die Quote der Geförderten aus nicht akademischen Familien sinkt müsste die der akademischen Familien steigen. Diese „fallen“ aber ebenfalls …

Was vergleichen sie hier denn und was soll die Aussage sein? Ist die Aussage, das 2016 nur noch 27 (statt vorher 40) von 100 Studierenden aus Familien mit niedrigem Bildungshintergrund der Eltern gefördert werden? Ist der Grund ein abgelehnter Antrag oder wurde dieser erst gar nicht gestellt? Ihre Infografik bringt in dieser Form wenig Erkenntnisgewinn, außer das von den zusätzlichen Studenten wohl Anteilig mehr aus einem höheren Bildungshintergrund kommen. Das wirft eher Fragen der Mobilisierung auf (siehe Initiativen wie Arbeiterkind.de) als das ein Rückschluss auf das Fördersystem getroffen werden kann. – M. Maurer

 

Die interessanten Grafiken auf dieser Seite können auch etwas weniger tendenziös interpretiert werden als geschehen! Unter der Überschrift „Arbeiter willkommen?“ schreiben die Autorinnen: „Das Bafög sollte für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen – eigentlich.“ Zu berücksichtigen ist die Tatsache, dass der für die Grafik herangezogene Bildungshintergrund sich in den den letzten Jahren erheblich verändert hat: Sonderschulabgänger gibt es dank Inklusion schon länger nicht mehr, Hauptschulen wurden trotz steigender Schülerzahlen geschlossen, der Anteil der Schulabgänger mit Abitur steigt seit vielen Jahren usw. usw.

Da also der Anteil der Eltern mit niedrigem Bildungshintergrund (gemessen an deren Schulabschlüssen) ständig sinkt, gibt es naturgemäß auch weniger Kinder von solchen Eltern. Auch diese Entwicklung kann man aus der Grafik lesen, und schon fällt die Interpretation völlig anders aus! Ich bin übrigens, genau wie meine Geschwister, ein Kriegskind. Meine Eltern waren Landwirte, aus Schlesien vertrieben und dann in der BRD Arbeiter. Studiert haben wir alle drei. – Dr.-Ing. Gottfried Mende

 


 

 

Leserbrief zu „Köttbullar mit Docht“ von Ronald Düker

 

Könnte es sein, dass man „Huvudroll“ schlicht mit „Hauptrolle“ oder auch „Führungsrolle“ übersetzen kann und dies möglicherweise auch die Absicht von IKEA in den USA war ? Den damit verbundenen Duft kann man nun in Deutschland schlecht nachprüfen – meine Übersetzungsquellen ( u.a. svenska akademiens ordlista) liefern jedoch keine Bezüge zu Kött/Fleisch und auch während meiner häufigen Schwedenbesuche ist mir dies nicht aufgefallen. Also Herr Düker – treten Sie zurück oder entschuldigen Sie sich bei IKEA mit einer großformatigen Richtigstellung ! – H. Weickelt

 


 

 

Leserbrief zu „Das Grauen im schönsten Dialekt“ von Ijoma Mangold

 

Ihre Rezension zu Eva Menasses Roman Dunkelblum gibt mir Rätsel auf. Klingt nach Gebrauchsanweisung zum richtigen Verständnis; als eine in Form und Inhalt überbordende Lobhudelei eines „Meisterwerk“, das dieser gegebenenfalls nicht bedürfte? – Gernot Henseler

 


 

 

Leserbrief zu „All die, denen man nicht helfen kann“ von Hasnain Kazim

 

Bei allem Mitgefühl mit den Betroffenen, die jetzt noch Afghanistan verlassen wollen, kann ich mich mit diesem Mitgefühl allein nicht zufrieden geben. Denken beginnt mit Zweifeln und Fragen. Letztere stelle ich mir immer wieder. Ich möchte sie Ihnen nicht vorenthalten. Viele Menschen zeigen sich von der Entwicklung in Afghanistan heute überrascht. Warum sind sie überrascht? Seit Amtsantritt des US-Präsidenten Biden weiss jeder politisch interessierte Mensch, der Einsatz der Amerikaner und damit der NATO in Afghanistan wird in 6 Monaten beendet sein. Die Antworten auf folgende Fragen sind seit fast 40 Jahren, als die Sowjetunion in Afghanistan einmarschierte, bekannt.

Statt diesen Tatsachen anzunehmen, verharrten viele Beteiligte ebenso wie Betroffene in Wünschen und Träumen und damit in Untätigkeit. Warum interessiert sich niemand für den 1988 von Fjodor Bondartschuk gedrehten Film „Die 9. Kompanie“, weder in Afghanistan, noch im Westen? Weicht man der Wahrheit aus? Sind die darin getroffenen Aussagen über die Bevölkerung und Taliban in Afghanistan eine Lüge? Die Szene über die Einweisung der russischen Rekruten auf den Kampfeinsatz enthält bittere Wahrheiten. https://youtu.be/LSY-lnI18EA Welche Folgen hat das enorme Wachstum der Bevölkerung in den vergangenen 30 Jahren auf mehr als das Dreifache (von 12,1 Millionen 1990 auf 39,6 Millionen 2010) in dem strukturschwachen, armen Land?

Welche praktischen Folgen hat das Analphabetentum (85 %) bei der Polizei und der Armee für deren Motivation? Warum will niemand wahrhaben, das es den Ortskräften in erster Linie um den Unterhalt ihrer Familien, um Brot und nicht um Ideale ging? Warum kapitulierte die Mehrheit der Armee ohne jegliche Gegenwehr? Warum wurden die öffentlich gewordenen Berichte der Soldaten über ihre Einsätze nicht wirklich zur Kenntnis genommen?

Warum finden die selbstmörderischen Angriffe der afghanischen „Innenkräfte“ auf Soldaten und ihre Warnung der Bevölkerung vor dem Ausrücken der Bundeswehr aus dem Lager nicht ernst genommen und jetzt kein Thema mehr? Durch diese Warnungen Konnten die Taliban Sprengfallen legen, ihre Waffen verstecken oder sich mit ihren Waffen zurückziehen. Warum wird nicht wahrgenommen, dass die konsequente Umsetzung des Islam/Koran durch die Taliban für jeden Muslim eine Bindung darstellt, die eine grundsätzliche Kritik an den Taliban verhindert. Solange sich die Taliban auf Suren aus dem Koran berufen, verbietet die Religion jede Kritik. Welche Erklärungen gibt es, wenn Menschen sich aussen an das Fahrwerk eines startenden Fliegers klammern und dann die vorbeiziehende Startbahn mit dem Mobiltelefon filmen?

Wenn allein das Leiden thematisiert und die Verantwortung f+r den Stand der Dinge allein dem Ausland zugerechnet wird, wenn sich aufgeklärte Afghanen nur als Opfer sehen und die Verantwortlichkeit beim Westen sehen, wird es keine Lösung geben. Das Gegenteil haben z. B. die Vietnamesen eindrucksvoll bewiesen.Wer soll die Probleme, die die Taliban der afghanischen Bevölkerung bereiten lösen, wenn die Betroffenen zwar klagen, jedoch selbst alles hinnehmen? – R. Renaux

 


 

 

Leserbrief zu „Kommen die jetzt alle zu uns?“ von Ulrich Ladurner et al.

 

Ich bin 34, seit ca 14 Jahren bin ich Abonnentin der gedruckten ZEIT und noch nie hatte ich das Bedürfnis einen Leserbrief oder Kommentar zu schreiben. Der Artikel „Kommen die jetzt alle zu uns“ aus der aktuellen Ausgabe hat mich in der Überschrift maßlos irritiert. Die Debatte um ein „neues 2015“ ist derzeit so dermaßen von rechts gekapert und instrumentalisiert, dass ich die Wortwahl sowohl der Überschrift, als auch die Kombination mit der Unter-Überschrift (treffendes Fachwort fehlt) wahnsinnig missglückt finde. Sicherlich ist es nicht die Intention der Autor*innen den Eindruck zu vermitteln, es wäre positiv zu bewerten, dass Millionen Afghanen mit der Tyrannei der Taliban im eigenen Land eingeschlossen sind- aber genau in diese Richtung schickt mich die Überschrift.

Das Aufzählen all der unüberwindbaren Mauern, Grenzen und Zäune die noch vor der Festung Europa bestehen, finde ich nach dieser Überschrift zynisch. Wer soll denn mit dem Artikel beruhigt werden?? Ich finde es nicht beruhigend, dass diese Menschen ja gottseidank gar nicht fliehen können und der Hölle von Unterdrückung, Willkür und Todesangst ausgeliefert bleiben. Um zu besprechen wie Menschen von Staaten für uns abgefangen werden wie lästige Mücken mit einem Fliegengitter, hätte ich mir einen vorsichtigeren und einordnenderen Ton gewünscht. – Angela Braun

 


 

 

Leserbrief zu „Neue Daten, neue Lage“ von Andreas Sentker

 

Lange wurde die Ständige Impfkommission (Stiko) von der GroKo & Co. vollgequasselt, nun haben sie entnervt die Segel gestrichen! Es geht ab sofort nicht mehr um das, was da medizinisch notwendig, erforderlich, richtig, sinnvoll und auch vertretbar wäre, sondern nur noch um das, was da politisch gewünscht wird. Dieser überzeugende und bärenstarke Bärendienst mit Ankündigung war auch wieder einmal voraussehbar. Irgendwie überrascht mich dann dieser Beitrag von Andreas Sentker auch nicht mehr so wirklich! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Alles auf Angriff“ von Sebastian Kempkens

 

Sie schreiben schon sehr vorsichtig: „… nach eigenen Angaben in mehr als 200 Länder ……“ allerdings hätten Sie auch hinzufügen können, sofern wir vom Planten Erde sprechen, ist das kaum möglich. Denn je nach Quelle zählen wir auf unserem Planeten 193 oder 194 Länder (Staaten). Soweit zu: … eigene Angaben! – Torsten Heydrich

 


 

 

Leserbrief zu „»Deine Macht liegt im Neinsagen«“ von Thomas Assheuer

 

Nachdem Sie so plötzlich im Sommer aus dem Impressum Ihrer ZEIT verschwunden waren,glaubte ich bereits ,dass Sie in den Zwangs-Ruhestand (wie ich selbst) getreten wurden.Um so erfreut zu lesen in meiner Wochenend-Lektüre Ihr Wiederauftauchen am Feuilleton-Himmel.Wahre Worte senden Sie uns dabei.“Jeder soll kollabieren und sich die Hände dabei schmutzig machen“? Besonders gefreut habe ich mich über das Aufgreifen von Hannah Arendt mit „Bandit des Bösen“ in Ihrem Essay.-:“Doch das Böse gibt es nicht bedeutet,dass das Böse keine zeitlose ,überpersönliche Gewalt darstellt.;es ist allein menschengemacht und besteht aus banalen Praktiken und Mechanismen-das Böse ist konkret überall wirksam.“

Der gottlose Klerikal-/Staats-Faschismus glaubt und wirkt mit dem Gesetz der Macht.“Ja,wir brauchen einen Akt der Befreiung aus dieser Knechtschaft.Unsere Macht liegt allein im Neinsagen.Ein kollektives Nein gegen jedweden StaatsDirigismus(als verdeckten Faschismus moderner Prägung) und Materialismus im Zeitgeist als ersten,notwendigen Akt für unsere Befreiung aus der Entmündigung.Dank für Ihre noch rechtzeitige Warnung und Botschaft vor der Wahlentscheidung im September. – Lothar Hantel

 


 

 

Leserbrief zu „Lob des Asozialen“ von David Hugendick

 

Es ist 17 Uhr. In bester tageszeitunabhängiger Bekleidung genieße ich die ZEIT und diesen Artikel. Kuchen von der Vermieterin dabei. Auf diese Weise schaut sie nach, ob ich noch lebe und nicht nur asozial bin. Ich lächele. Meine Verabredung mit Ihnen steht. Was machen wir: nix. Wo? Zu Hause. Perfekt. – Christiane Tecklenburg

 


 

 

Leserbrief zu „»Es wird uns alles wieder einholen«“. Gespräch mit Norbert Röttgen geführt von Matthias Geis und Michael Thumann

 

Könnten Sie mir Aufklärung geben, was auf dem bemerkenswerten Gemälde im Büro (?) des flüchtigen Afghanischen Präsidenten dargestellt ist? Eine historische Szene? Nimmt da jemand (in einem Jesus-mäßigen Gewand?) Huldigungen entgegen? Oder worum geht es auf diesem Gemälde? – Bernhard Ahlrichs

 


 

 

Leserbrief zu „Bye-bye, USA!“ von Kerstin Kohlenberg

 

Selbst ihre Redaktion hat die Zeit nicht wirklich verstanden. Es wundert mich, daß ich selbst von gestandenen Journalisten nicht wirklich die heutige Zeit wieder gefunden habe. Die westliche politische Ideologie war von Anfang an auf Sand gebaut. Selbst die Amerikaner haben sich verheddert. Wer meine vielen Leserbriefe kennt, weiß, daß ich davor immer gewarnt habe. Die heutige Demokratie bürgt nicht mehr für eine Zukunft, worauf sich die Menschen freuen können.

Es ist dringend erforderlich darüber neu nachzudenken. Deutschland hat es besonders übertrieben. Es muß endlich aufhören ständig über die Länder den Stab zu brechen, die vorsichtiger mit der EU umgehen als von Deutschland gewünscht. Der komplette Wahnsinn war die Öffnung unserer Grenzen für jedermann. Auch unsere militärischen Einrichtungen sind völlig überholt. Unsere Zukunft ist voller Gefahren ausgesetzt. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Grüne Diplomatie: Bleibt Platz für Indigene, wenn wir 30 Prozent der Erde schützen?“ von Carolin Wahnbaeck

 

Die Betrachtung der Klimavorsorge erfolgt überwiegend ohne den Faktor Bevölkerungswachstum. Für eine erfolgreiche Debatte gehören jedoch m. E. stets alle Fakten auf den Tisch. Das Bevölkerungswachstum und seine Folgen für das Klima wird regelmäßig dabei ausgeklammert. Wem ist schon bewusst, dass sich die Bevölkerung Afghanistans in vergangenen dreissig Jahren mehr als verdreifacht hat (1990: 12,1 Millionen – 2020: 39,6 Millionen). Ähnlich ist die Situation in den Ländern der Subsahara. Die dort betriebene extensive Weidewirtschaft schränkt die naturbelassenen Flächen ständig ein . – R. Renaux

 


 

 

Leserbrief zu „Worum geht’s … im Betonbau?“ von Christine Prußky

 

Vielleicht kann ‚Die Zeit‘ ja mal was über Beton aus dem 3D Drucker schreiben. Das gehört aus meiner Sicht unbedingt zum Betonbau! Die Methode spart enorm Material und ist daher aus ökologischen Gründen hoch interessant für die Zukunft. Kürzere Bauzeiten, weniger Materialverbrauch etc. … – Katharina Müller

 


 

 

Leserbrief zu „Der Mond über Mitte“ von Thomas E. Schmidt

 

Im Beitrag Der Mond über Mitte von Thomas E. Schmidt werden in „ECHT DEUTSCHER GRÜNDLICHKEIT“ die Weimarer Republik, Nazizeit und Ostzone genannt . Wir nahmen bislang an, auch die Zeit-Redaktion hätte ein Lektorat, das für publizierte Beiträge mitverantwortlich ist. – Marita und Klaus Schröter

 


 

 

Leserbriefe zu „Steinchen des Anstoßes“ von Anna von Münchhausen im ZEIT Magazin

 

Vor der Mode „Schottergarten“ gab es schon hier und da „Kiesbeete“. Beispiel: Meine Schwiegermutter hatte in einem Dorf westlich von Hannover vor ihrem Grundstück zur Straße hin (zugeschütterter Graben der Gemeinde) gut 20m² mit Stauden und Blumen bepflanzt. Im Alter zog sie zu uns und vermietete das Haus. Die Mieterin riss 1985 Blumen und Stauden heraus, breitete eine Folie aus und schüttete darauf Grobkies, um keine Arbeit mehr mit dem „Beet“ zu haben. Jedes Jahr fielen Blätter von der anschließenden Hainbuchenhecke, Blätter und Blüten der nahen Linde, Blätter und Früchte der Kastanie des Nachbarn, Blätter der Weide von der anderen Straßenseite darauf.

Es bildete sich Humus, Gräser, Kräuter und eine Heckenrose siedelten sich in wenigen Jahren an. Als ich dann die Verwaltung übernahm und im Herbst das Laub zusammenrechte, kamen immer Steinchen mit; beim Mähen des anschließenden Grases blockierten Steinchen des Mäher. Einige Jahre sammelte ich immer wieder die Steinchen ein und entsorgte sie, ebenso die Folie, soweit sie zum Vorschein kam. Ihre Ausführungen kann ich also nur bestätigen. – Adolf Ronnenberg

 

Danke für diesen wichtigen Beitrag. Anbei meiner: Speckgürtelromanze//bunkerhafte schuhkartons/gnadenlos weiße idyllen/des wohlstands/großzügige fensterflächen/licht! mehr licht!/mit blick nach draußen/auf die eigenen wände und mauern/oder die der nachbarn/hier und da hinter glas/so etwas wie bewegung//vordesignte vorgärten/pflegeleichte todesstreifen/basaltiert granitiert/sickerdicht versiegelt/ein schatten grau/zwei drei alibigrüns/das atmet größe/so wie die eingänge/portale des erfolgs/säulen des himmels//pompöse garagen/tempel für pferdestärken/vornehm knirscht der kies/in der auffahrt/die straße davor/graues parkett/glatt poliert makellos sauber/mit akkuraten markierungen/täglich wird hier durchgewischt/sorgfältig wird eingeparkt//und dann: action/morgens fünfmal pro woche/aufbruch richtung stadt job karriere/zurück bleibt/eine bleierne zeit/leise summen die roboter/in den häusern und auf den rasenflächen/still ruht die stylische wüstenei/zwischen bis heute abend/und wie war dein tag//was für ein leben – Kurt Eimers

 

„Der Stein des Anstoßes liegt stets zum Werfen bereit nah.“ (Peter E. Schumacher, 1941-2013, deutscher Publizist & Aphoristiker) Wer kennt eigentlich Nürnberg und war schon einmal in der Franken-Metropole? Die Stadt Nürnberg befindet sich da wahrlich auf einem sehr guten Weg, die „Beton-Wüstenstadt-Nummer-Eins“, von Franken, auch was von Bayern, nein sogar von ganz Deutschland zu werden.

Soll ein Platz oder ein Park von Natur befreit werden, dann ist dieser Platz oder Park mit einer an sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur in der Noris zu finden. Beste Beispiele hierzu sind die Steinwüste Aufseßplatz und der neugestaltete und zugepflasterte Nelson-Mandela-Platz, beide in der Südstadt gelegen. Dem Vorplatz des Hauptbahnhofs in Richtung Königstraße und dem Jamnitzer Platz in Gostenhof (Nähe zu meinem Atelier „BAU14“ in der Volprechtstraße) könnten ähnliche Schicksalsschläge ereilen.

Da lobe ich mir doch den Künstler Joseph Beuys (1921-1986), der da im Jahr 1982 auf der documenta 7 in Kassel, 7000 Eichen, unter dem Motto: „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“, als eine Art Landschaftskunstwerk konzipert und auch pflanzen lies. Jeder der wollte und 500 DM spendete, der durfte ein Eichenbäumchen pflanzen. Ja, der überkanditelte Beuys hatte auch etwas für die Natur übrig! Wer jetzt immer noch nicht genug hat von Stein- und Geröllwüsten, der sich auch so etwas „Heißes“ in seinem „Vorgarten“ wünscht, der soll und muss mit dieser „Steinigung“ sofort beginnen. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zur Deutschlandkarte „HERERO UND NAMA“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

Zu Ihrer Deutschlandkarte im aktuellen Magazin sei angemerkt, dass es sehr wohl ein zentrales Denkmal für die Opfer des Völkermordes an den Herero und Nama in Deutschland gibt, nämlich in der Neuen Wache in Berlin. Die Kollwitz – Pietà und der am Volkstrauertag vom Bundespräsidenten vorgetragene Gedenktext bieten ein würdevolles Universalgedenkensemble, das jedem Anlass am gleichen Gedenkort unterschiedlich gerecht wird und zudem jede Streitigkeit um ein partikulares Gedenkvergessen ausschließt.

Warum sieht kein Zeitgenosse – zumal wir in der Phase von Denkmalstürzen leben -, dass es neben der Möglichkeit, immer neue Denkmäler in Deutschland zu errichten, die niveauvolle (und preiswertere) Alternative gibt, am immer gleichen Ort inhaltlich andere Gedenkfeiern abzuhalten bzw. Partikularausstellungen – in Kooperation mit einem Berliner Museum – zu installieren, die einem klaren Schema im Jahresablauf folgen könnten? Versöhnung gelingt nicht separiert, sondern unisono. – Friedrich Klann

 

Die Deutschlandkarte zu Herero und Nama Mahnmalen ist nicht ganz korrekt. Es gibt in Bremen kein Kolonialdenkmal. Dieses wurde bereits 1989 in ANTIkolonialdenkmal umgewidmet. – Regina Dietzold

 


 

 

Leserbriefe zu „»Am meisten Spaß macht es mit Politikern, die angstfrei sind«“ von Moritz Müller-Wirth und Emilia Smechowski im ZEIT Magazin

 

Oft drückte nicht nur ich unsere Unzufriedenheit über die höchst seltsamen „Geschichten“ Ihres MAGAZINS aus, zuletzt als Sie uns mehrere Zentner Mensch in gleich mehreren ganzseitigen unästhetischen Bildern mit auch noch gewagter knapper „ Kleidung “ zumuteten. Diesmal möchten wir uns über das interessant bebilderte Interview mit Frau M. Slomka sehr bedanken, ungemein eindrucksvoll ! – Dr. Claus Richter-Haffelder

 

In dem Beitrag wird Frau Slomka als Star des ZDF beschrieben die selbst damit zitiert wird „ Am meisten Spaß macht es mit Politikern, die angstfrei sind.“ Ich halte es nicht für die Aufgabe einer öffentlichen Anstalt und einer Moderatorin gewählte Abgeordnete und Politiker zur Belustigung eines gewissen Publikums und für die Quote vorzuführen und den eigenen Killerinstinkt unter Beweis zu stellen.( Die Schwächlinge werden ohne Spaß und nebenbei umgelegt, siehe Interview mit Außenminister Heiko Maaß). Der zweite Star, Herr Kleber hat sein Paradestück nach Fukoshima geliefert. Kurz vor der Wahl hat er dem Thema des vorgezogenen Atomausstiegs über Wochen den Hauptteil der Sendungen gewidmet , sich ins Profil gestellt und agitiert, wie ich es sonst noch nicht in der Form erlebt habe.

Dadurch hat er m.E. die Umfragen massiv beeinflusst und die Kanzlerin sah sich gezwungen den vorzeitigen Atomausstieg gegen ihre Überzeugung durchzusetzen. Die vorher beschlossene Lösung den Anlagen nicht mehr die Genehmigungen zu verlängern war damit vom Tisch, die Kosten liegen bei 50 Milliarden. Das Vorgehen des ZDF und seiner Stars hat dazu geführt, dass auch beim Ersten Ingo Zamparoni und Karen Mjoska, die immer als freundliche Menschen in Erscheinung getreten sind , inzwischen der Konkurrenz nacheifern. Für Nörgler wie mich gibt es ja schließlich noch Phönix und Arte wo die Beteiligten sich noch ausreden lassen, wo eine Studie mit ihrem Verfasser benannt wird und wo Argumente noch vorgebracht und diskutiert werden.

Legen Sie bitte die Misstände der ARD in „Der Zeit“ offen. Die Kontrolle durch die Länder funktioniert nicht. Eine Zertifizierung der Sendungen nach journalistischen Kriterien gibt es nicht. Es gibt zu viele hoch bezahlte Jobs, die Mitarbeiter, die die Arbeit machen haben sehr oft Zeitverträge. Es wird Politik gemacht und teilweise ein Stil gelebt durch den Höflichkeit und menschlicher Umgang für die Quote geopfert wird. – Rainer Heukamp

 


 

 

Leserbrief zu „Mirko Borsche nutzt nach einem beschwerlichen Abend endlich eine Stirnlampe“. Aufgezeichnet von Franziska Herrmann im ZEIT Magazin

 

Ja-ha – diese Stirnleuchten sind eine feine Sache, ich habe selbst mehrere. LEDs sind ein Segen in der Energienutzung, früher hieß es, eine Taschenlampe ist ein Behälter für leere Batterien. Leider sind die heutigen Leuchten wie alle modernen Geräte, sie haben keine richtigen Schalter. Die alten Militärdinger in Form und Größe einer Seifenschachtel hatten einen Drehschalter, der deutlich vom Gehäuse ab stand. Er ließ sich auch mit Handschuhen drehen. Das blecherne Standardmodell eines bekannten Batterieherstellers hatte einen großen Schiebeschalter. Heute fasse ich mir an den Kopf und suche dort eine winzige Ausbuchtung auf der Stirnleuchte die sich drücken lässt.

Drücke ich einmal zu viel, ist das Licht dunkler, leuchtet rot oder blinkt, worauf ich vor Schreck weiter fummele und wieder im Dunkeln stehe. Ein Modell hat einen richtig großen Rändelknopf an jeder Seite. Der rechte lässt sich nicht drehen, aber der auf der gegenüberliegenden Seite. Als ich es versuchte ging zwar das Licht nicht an, dafür flog der Knopf in hohem Bogen durch Federkraft weg, es war das Batteriefach. Als ich alle Teile wieder beisammen hatte, las ich auf dem silbernen Deckel in silberner Schrift „Nicht drehen“. Ein größeres Armutszeugnis kann sich kaum ein Designer ausstellen. – Frank Herbst