Lesezeichen
‹ Alle Einträge

30. Juni 2022 – Ausgabe 27

 

Leserbriefe zu „Ein Appell. Waffenstillstand jetzt!“ von Jakob Augstein et al.

 

Es tut mir schrecklich leid, dass jetzt schreiben zu müssen. Die Veröffentlichung des Textes „Waffenstillstand jetzt“ ist für mich unerträglich und ich kann es nicht fassen, das „meine“ Zeit sich dafür hergegeben hat. Wenn ich nicht aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen wäre das Abo zu kündigen, ich würde es jetzt aus moralischen Gründen tun müssen. Ich empfinde den Text noch schlimmer als die Habermasschen Auslassungen in der Süddeutschen.

Natürlich kann und muss man unterschiedlichen Sichten Raum für Diskurs geben, aber muss das zu Lasten von Millionen Flüchtlingen, tausenden deportierten Frauen und Kindern, vergewaltigte und ermordeten Zivilisten und Millionen Hungernden gehen? Ich finde, dass sich die Zeit Redaktion dafür hergibt, ist für die Opfer und die vielen Unterstützer aus liberalen und demokratischen Gesellschaften ein Schlag ins Gesicht! – Martin Kripp

 

Na, Ihr „offener“ Brief (leider nur auf Deutsch, ganz so offen sind Sie zu den Ukrainern dann doch nicht), in dem Sie mal wieder über andere Völker bestimmen wollen sich vergewaltigen zu lassen, hinterlässt im Internet eindeutige Kommentare. Ich darf aus Twitter zitieren? CH.Suttner (@SuttnerCh wohl ein Schweizer aus Berlin): German newspaper „Zeit“ once was a liberal, equilibrated media, a bit burgoise but as well social and conservative at same time. Nowardays „Zeit“ has become a communist students leaflet for teens and mentally teens. #ZEIT @zeitonline; https://twitter.com/SuttnerCh/status/1542241618090156033?s=20&t=9V5iGp5RnQQml0zNPlM0iA

P.S.: Die Fassungslosigkeit über Ihren Artikel nimmt kein Ende. Ich schlage vor, dass Ihre Schreiber MIT Menschen sprechen, so wie es früher in der „Zeit“ üblich war, als wie in letzter Zeit ÜBER andere Menschen zu reden. DAS sorgt für Spaltung in einer Gesellschaft. Sagen Sie das bitte Ihren jungen, offensichtlich sozial unerfahrenen Autoren: MIT Menschen sprechen. Das führt weiter.

Ich darf zitieren einen Redakteur des Kyiv-Indpendent: Illia Illia Ponomarenko TWITTER: @IAPonomarenko In this world, there can’t be even more spineless, pathetic, weak, and short-sighted approach than this. I’d suggest that these “intellectuals” wrap up their baggage and go to Russia instead of enjoying democracy that needs to be defended. Read: https://www.zeit.de/2022/27/ukraine-krieg-frieden-waffenstillstand – Tillmann Grischy

 

Seit über einem halben Jahrhundert lese ich regelmäßig die ZEIT und auch die Unterzeichnenden des „Appell“ „Waffenstillstand jetzt!“, ZEIT von heute, p. 48 – etwas verschämt also im „FEUILLETON“ versteckt – , sind mir aus der Lektüre zahlreicher ihrer Bücher und Texte bestens vertraut. DIESER Text nun hinterlässt mich rat- und fassungslos!! Hat denen allen Putin kollektiv ins Hirn geschissen, dass sie sein Spiel mitspielen?? Sorry. Offensichtlich ist auch im intellektuellen Klima unserer Republik eine „Zeitenwende“ eingetreten, bei der ich nicht mehr mitkomme. – Thomas Koller

 

Die Unterzeichner dieses Appells übersehen ein Problem: was soll eigentlich passieren, wenn die russische Seite partout nicht verhandlungsbereit sein sollte? In Erweiterung des deshalb zu kurz greifenden Appells benötigen wir meines Erachtens einen neuen NATO-Doppelbeschluss, der neben der Verhandlungsbereitschaft der NATO zusätzlich das unmissverständliche Signal der NATO beinhalten muss in den Krieg einzutreten, sofern Verhandlungen gar nicht erst zustande kommen respektive endgültig scheitern sollten. Eine solche zweistufige NATO-Strategie hat sich bereits in den 80er Jahren mit dem damaligen NATO-Doppelbeschluss bewährt:

Verhandlungsbereitschaft plus potenzielle Konsequenzen für den Fall deren Scheiterns. Die NATO muss die definitive Bereitschaft zeigen unter den genannten Voraussetzungen selbst in den Krieg einzugreifen und somit Kriegspartei zu werden. Es wäre ohnehin mittel- und langfristig armselig lediglich Waffen an die Ukraine zu liefern und diese ganz allein für die Werte des Westens kämpfen und sterben zu lassen. „Wasch mich, aber mach‘ mich nicht nass“ lässt sich vom Westen im Falle gescheiterter Verhandlungen niemals auf die Dauer glaubhaft und erfolgreich durchhalten. – Jörg Mirbach

 

Ich bin schockiert, dass Sie o.g. Brief veröffentlicht haben. Ich bin langjährige Leserin Ihrer Zeitschrift, aber jetzt habe ich erhebliche Zweifel an Ihrer Qualität. Ich erwarte die Veröffentlichung dieses offenen Briefes: https://libmod.de/voelkermord-in-der-ukraine-und-deutsche-historische-verantwortung/Sabine Kaienburg

 

Ich bin entsetzt, dass die Zeit einen solchen offenen Brief abdruckt. Ein Diskurs ist immer schön und manchmal auch lohnenswert. Aber man muss nicht jeden Diskurs führen, und man muss auch nicht alles abdrucken, was kontrovers ist oder vermeintlich für Publicity und Auflage sorgt. Ich zahle über 300 EUR im Jahr an die Zeit, um die unabhängige Presse zu fördern, und die Zeit bietet oft Anlass zur Freude. Aber Leuten einen unreflektierten Kanal zu bieten, die Dinge verlangen, die man als bestenfalls unüberlegt, vielleicht auch naiv, aber boshaft auch als einfach dumm bezeichnen kann, finde ich schlimm.

Die Ukraine muss gewiss viele Schritte und Reformen unternehmen um irgendwann vollständig in der EU und Europa anzukommen, aber ohne Wenn und Aber einen Waffenstillstand und Verhandlungen zu fordern, wo die Aggression so offensichtlich von nur einer Seite ausgeht ist, wie wenn ein feiger Lehrer auf dem Schulhof zu den beiden Schülern sagt: nun vertragt euch wieder, obwohl der eine Schüler offensichtlich den anderen gemobbt hat. Zu hinterfragen, was das Ziel ist (die Ukrainische Souveränität wiederherstellen) und ob weitere Waffenlieferungen sinnvoll sind (ja, und darüber hinaus weitere Sanktionen gegen Russland), ist ein Einknicken gegenüber der Putinschen Aggression. Wir haben in den letzten 10 Jahren zweimal schon den Fehler gemacht vor Putin einzuknicken, und er hat jedes mal weiter eskaliert.

Es darf einfach nicht mehr so weiter gemacht werden. Wir müssen Putins Russland wehtun, und zwar am besten mit Sanktionen, und diese werden erst gelockert, wenn er die ersten Zugeständnisse in Richtung Frieden und Zustand von 2014 gemacht hat. Auch Waffenlieferungen sollten so lange fortbestehen, wie die Ukraine sich verteidigen muss. Das eigentliche Problem ist, dass wir in Deutschland, und vielen Teilen Europas, zu sehr Angst um den Verlust unseres Wohlstands und unserer Bequemlichkeiten haben, als dass wir Sanktionen befürworten würden, die Russland richtig weh tun — weil sie nämlich auch uns weh tun würden. Aber das wäre das einzig Richtige und moralisch vertretbare. – Dr. Arne Schmitz

 

Kurz ein paar Worte zu mir selbst, bevor ich in das Thema „Intellektuelle fordern Waffenstillstand“ einsteige: Ich bin Deutsche Kroatin, hier geboren und aufgewachsen bis auf 5 Jahre Schulbesuch im ehemaligen Jugoslawien. Aufgrund meiner persönlichen Geschichte und dem Zustand, in dem sich die Völker des ehemaligen Jugoslawiens mittlerweile befinden, verfolge ich viele Debatten in der hiesigen Öffentlichkeit mit einer Mischung aus Entsetzen und Verwunderung. Ich kann aus meiner eigenen Lebenserfahrung sagen (und wir wurden nicht aus unserem Dorf verjagt oder mussten fliehen, ich lebte zu dem Zeitpunkt des Kriegsbeginns wieder in Deutschland), dass eine solche Invasion (denn das war der Krieg im ehemaligen Jugoslawien auch) für viele Jahrzehnte über die offensichtlichen Wunden Verletzungen und Verheerungen hinterlässt.

Kürzlich sprach ich mit einer Verwandten darüber am Telefon und wir haben beide Flashbacks wenn wir die Nachrichten sehen. Auch hier wieder: wir waren nicht an der Front, unser Dorf wurde nicht von Fremden Soldaten gestürmt oder Ähnliches. Aber Detonationen in der Ferne, unsere eigenen Leute in Uniform und mit Gewehren, Fronteinsätze unserer Familienmitglieder. Überall Kriegsflüchtlinge aus Vukovar, Osijek, Bosnien. Ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass im damals folgenden Bosnien Krieg, wie bsw. Melina Borcak immer wieder kommuniziert, Freischärler durch die Städte und Dörfer gezogen sind und gezielt die muslimische Zivilbevölkerung ermordet haben. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Zu Melina Borcak (warum nicht mal ein Beitrag von ihr in der Zeit?) siehe bspw. https://www.youtube.com/watch?v=bG-1ShdI90A Es wird nicht erstaunen, das wir zu 100% mit der Ukraine solidarisch sind. Jetzt lese ich also wieder Aufrufe von prominenten Menschen, in denen die eine Verächtlichkeit gegenüber dem Leid der Ukrainer zu Tage tritt und frage ich: wieso veröffentlichen Sie das? Wieso? Wegen der Auflage? Möchten Sie gezielt Gefühle von Ukrainern oder anderen Menschen die ein ähnliches Schicksal teilen verletzen? Zitat: „Ein Sieg der Ukraine mit der Rückeroberung aller besetzten Gebiete einschließlich der Oblaste Donezk und Luhansk und der Krim gilt unter Militärexperten als unrealistisch, da Russland militärisch überlegen ist und die Fähigkeit zur weiteren militärischen Eskalation besitzt.“

Was sollen die Ukrainer dann tun? Sich unterwerfen und dann passiert was? Zitat: „Die Folgen des Krieges sind zudem nicht mehr auf die Ukraine begrenzt. Seine Fortführung verursacht massive humanitäre, ökonomische und ökologische Notlagen auf der ganzen Welt. In Afrika droht eine Hungerkatastrophe, die Millionen von Menschenleben kosten kann.“ Wundervoll. Gut das wir hier noch mal belehrt wurden, wir lesen ja keine Zeitung oder hören Nachrichten. Ja so ist das, wenn man sich wohlstands verwöhnt in seiner kulturellen Bubble mit lästigen Themen wie Geostrategie jahrzehntelange nicht beschäftigt, sich über billige Energie freut und dann unschön erwacht. Weiter geht es mit dem hilfreichen Hinweis:

„Der Westen muss sich nach Kräften bemühen, auf die Regierungen Russlands und der Ukraine einzuwirken, die Kampfhandlungen auszusetzen.“ Da freuen sich die westlichen Regierungen! Dass sie das nicht vorher erkannt haben! Gut das hier eine Reihe von Intellektuellen mit praktischem Rat zur Seite steht! Und die Ukrainer erst! Das sie den Russen diese schlimmen Umstände machen? Warum nicht gleich kapitulieren, vielleicht sich selbst foltern und schließlich erschießen? Unser aller Problem ist, dass wir es mit einer totalen Eskalation seitens Putins zu tun haben, und das ist der einzige Weg, den er kennt.

Er hat keinen Respekt vor uns, unserer Art zu leben, unserer Demokratie und gemeinhin dem Westen (und freut sich sicher über den schönen Brief), sieht uns als schwach und ja, degeneriert an. Dem können wir nur mit Stärke begegnen. Ich hätte mich in dem Zusammenhang übrigens auch über einen kritischen Umgang mit Angela Merkel und ihrem Erbe gefreut. Wir prostituieren uns für billige russische Energie. Interessanterweise habe ich hier den kritischsten Beitrag überhaupt beim Handelsblatt gelesen. https://www.handelsblatt.com/meinung/eu-kolumne-ein-denkmal-stuerzt-die-merkel-verehrung-in-europa-hat-jetzt-ein-ende/28459394.html

Auch damit, dass durch unsere Gier erst ein schönes Oligarchen Leben ermöglicht wurde, in dem wir keine Skrupel hatten, unsere Unternehmen, Immobilien und weiteres an Putin und seine Clique zu verkaufen. Auch noch ein Vorschlag: schreiben Sie doch mal über die deutsche Arroganz gegenüber Osteuropa (nicht nur Osteuropa), es wäre evtl. an der Zeit das mal zu reflektieren. Oder mal ein paar Artikel über Kroatien oder Bosnien? Mazedonien?

Ist alles nicht so weit entfernt von Deutschland. Was bedeutet es, wenn die Region nicht an Europa gebunden wird. Wieso hat Putin dort seine Finger drin? Wie leben die Menschen dort? Was ist nach dem Krieg passiert? Warum uns das interessieren sollte? Wie ist es diesen Ländern in der Corona Pandemie ergangen? Wie agieren deutsche Konzerne in anderen europäischen Ländern? Wie verhält sich die deutsche Politik dazu? – K. Petrovic

 

Ich möchte fortan zunächst jeweils einen Gedanken aus dem o. g. Artikel zitieren, um sie dann nach und nach zu kommentieren. U. a. wird geschrieben: 1. „Je länger die Maßnahmen fortdauern, desto unklarer wird allerdings, welches Kriegsziel mit ihnen verbunden ist. Ein Sieg der Ukraine mit der Rückeroberung aller besetzten Gebiete einschließlich der Oblaste Donezk und Luhansk und der Krim gilt unter Militärexperten als unrealistisch, das Russland militärisch überlegen ist und die Fähigkeit zu weiteren militärischen Eskalation besitzt.“ (Zitat) „Die westlichen Länder, die die Ukraine militärisch unterstützen, müssen sich deshalb fragen, welches Ziel sie genau verfolgen und ob (und wie lange) Waffenlieferungen weiterhin der richtige Weg sind.“ (Zitat)

Dazu Folgendes: die Ukraine ist ein souveräner Staat. Diesem wird derzeit, bzw. seitdem die Krim besetzt worden ist, jenes Gebiet genommen mit all seinen dort aufgebauten Strukturen (z. B. Unternehmen) und Rohstoffe (z. B. u. a. große Gasvorkommen vor der Krim). Demnach erscheint hier die Verwendung des Begriffs Kriegsziel oder Ziel aus der Sichtweise des angegriffenen Landes, der Ukraine, als nicht angebracht. Die Ukraine verteidigt ihr Land. Ihnen geht es gar nicht darum, Kriegsziele zu definieren, sondern alleine darum, sich zu verteidigen. Dazu haben sie allen Grund. 2. „Rasant gestiegene Preise, Energie- und Nahrungsmangel haben in vielen Ländern bereits zu Unruhen geführt.“ (Zitat) Der Energiemangel, bzw. der zu erwartende Energiemangel in Deutschland ist sozusagen hausgemacht.

Es wurde in den letzten Jahren nicht ausreichend diversifiziert, sondern es wurde immer noch mehr Gas aus Russland gekauft, weil es auf dem Weltmarkt das rein finanziell betrachtet preiswerteste Gas für Deutschland gewesen ist. Allerdings wurde dabei die geopolitische Dimension, d. h. die politischen Zustände in Russland beim Kauf von Deutschland nicht ausreichend gesehen. Es muss hier gesagt werden, dass demnach ein großer Fehler seitens der früheren Bundesregierung, d. h. vor 2021, gemacht worden ist. Es wäre z. B. denkbar gewesen, viel früher zu diversifizieren und die erneuerbaren Energien auszubauen. Leider gab es wohl an bestimmten Stellen dazu Neinsager bzw. Nein-Sagerinnen.

Es kann hier gemutmaßt werden, ob dies mit Schmiergeldzahlungen erklärt werden kann. 3. (…) sowie Putins Ankündigung, atomwaffenfähige Faktensysteme an Belarus zu liefern zeigen, dass die Eskalationsstufe zunimmt. Der Westen muss alles daran daransetzen, dass die Parteien zu einer zeitnahen Verhandlungslösung kommen.“ (Zitat) Den Appell, woraus ich diese Zitate entnehme, haben im Verhältnis betrachtet viele Philosophen und Philosophinnen gut geheißen. Ich möchte jene Menschen bitten und zugleich jetzt an sie appellieren, sich vor Augen zu führen, auf welche Philosophie sich seinerseits der sog. Putenismus stützt. Es reicht dabei zunächst aus, den Hyperlinks auf der Wikipedia-Seite von Wladimir Putin zu folgen.

Spätestens dann sollten jenen ehrwürdigen Philosophinnen und Philosophen des Appells klar werden, wie problematisch das Putin-Regime zu bewerten ist, bzw., welcher Philosophie sie folgt. Die Auswirkungen jener Philosophie würden bis nach Dublin in Irland reichen. Es wäre demnach naiv und vielleicht kann hier auch von ängstlich gesprochen werden, zu denken, dass der Putenismus damit vorbei wäre, wenn er kurzerhand die atomwaffenfähigen Systeme wieder aus Belarus zurück nehmen würde. 4. „Dazu gehört auch die Bekundung, dass die westlichen Akteure kein Interesse an einer Fortführung des Krieges haben und ihre Strategien entsprechend anpassen werden.“ (Zitat)

Wie bereits zu dem ersten Punkt geschrieben, geht es gar nicht darum, einen Krieg nicht fortführen zu wollen. Bitte denken Sie doch darüber nach, was Sie tun würden, wenn Sie überfallen werden würden. Wie würden sie sich verhalten? Würden Sie sich nicht wehren wollen? 5. „Der Westen muss sich nach Kräften bemühen, auf die Regierungen Russlands und der Ukraine einzuwirken, die Kampfhandlungen auszusetzen.“ (Zitat)

Ich denke zu diesem Gedanken daran, wie von unzähligen Telefonanrufen des französischen Präsidenten und des deutschen Bundeskanzlers bei Putin in den letzten Wochen in unzähligen Zeitungen und online-Medien berichtet worden sind. Es darf hier deswegen nicht außer Acht gelassen werden, was alles versucht worden ist. Doch als Antwort kam dann z. B. von Wladimir Putin anscheinend zurück, dass dieser jetzt lieber Eishockey spielen möchte. Das bitte ich doch zu sehen. 6. „Bislang ist kein konzentrierter Vorstoß der internationalen Gemeinschaft, insbesondere der großen westlichen Akteure, erfolgt, um Verhandlungen auf den Weg zu bringen.

Solange dies nicht der Fall ist, kann nicht davon ausgegangen werden, dass eine Verständigung unmöglich ist und insbesondere Putin nicht verhandeln will.“ (Zitat) Dem möchte ich entgegen halten, dass unter anderem das sog. Normandie-Format bereits unter der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron ins Leben einberufen worden ist, um zu vermitteln. Demnach ist die These nicht richtig, dass nicht versucht worden ist, Verhandlungen zu organisieren.

Weiterhin möchte ich folgende Gedanken äußern: wenn ich einen Blick auf den eurasischen Kontinent werfe und mir vergegenwärtige, dass ca. 120 Millionen Russinnen und Russen vor dem Uralgebirge wohnen, welches Europa sozusagen von Asien trennt, kann es nur langfristig und in die Zukunft geschaut darum gehen, diese Menschen einzuladen, sich wieder zur Europäischen Union hin zu orientieren.

Ich denke ansonsten daran, dass Russland bis dahin immerzu taumeln wird, wohin es eigentlich hin gehört, bzw. wohin es eigentlich hin will. Als Alternativen zur Europäischen Union wären hier China zu nennen oder eben Zentralasien. Doch allein hinsichtlich der Geographie und hinsichtlich dessen, wo die größte Bevölkerungsdichte und wo der größte kulturelle Austausch in früheren Jahren erfolgt ist, würde dies die Europäische Union sein. Ich denke hier v. a. an die vielen jungen Menschen in Russland und wünsche es Ihnen sehr. – Florian Dobsch

 

Stellen Sie sich bitte mit dem Wissen von heute vor, die Alliierte hätten Hitler im Herbst 1941 einen Waffenstillstand angeboten. Mit exakt den Argumenten, die Sie in Ihrem Appell „Waffenstillstand jetzt!“ vorbringen („Die Zeit“, 30. Juni 2022). Welche Tiraden aus Hohn und Spott wären Joseph G. im vollbesetzten Berliner Sportpalast dazu wohl eingefallen? Wir ahnen es. Tragischerweise hinkt der Vergleich nicht: Auf der einen Seite ein nur hinsichtlich seiner maximalen Eskalations- und Gewaltbereitschaft berechenbarer Diktator am Gipfel seiner Macht. Auf der anderen Seite in jeder Hinsicht unvorbereitete ‚Alliierte‘.

Dazu ein Eroberungs- und Vernichtungskrieg jenseits aller Regeln, der als ‚ideologisch‘ verkauft wird. Und die leidgeprüfte Ukraine schon wieder als Kriegsschauplatz! Es sind die rund 6.000 Atomsprengköpfe in den Händen des Aggressors, die den Unterschied zu damals ausmachen. Dieser Unterschied allerdings ist wesentlich. Die Bedingung eines „unconditional surrender“ käme nämlich diesmal einem Nuklearkrieg gleich. Und dann: Ende Gelände. So weit, so bedrückend, so klar, möchte man meinen.

Man stimmt Ihnen als ehrlich bemühte Briefschreibern in ihrer Sehnsucht nach dem raschen Ende des Mordens und Sterbens in der Ukraine auch noch aus ganzem Herzen zu. Aber! So ehrbar und doch unausgegoren, wie von Ihnen vorgeschlagen, kann‘s und wird’s in der realen Welt nicht abgehen. Sie argumentieren mit Vernunf. Wir haben es aber mit Wladimir Wladimirowitsch Putin zu tun! Machen wir uns nichts vor: Putin und seine Clique haben derzeit nichts zu verlieren. Es läuft für sie. Der schon 2014 mutwillig vom Zaun gebrochen Krieg stärkt plangemäß ihre innere Macht. Ohne ‚Außenfeind‘ wären sie verloren.

Die Sanktionen spüren nur die Massen, deren Wut von der allgegenwärtigen Staatspropaganda zielsicher in Richtung Westen gelenkt werden kann. Bis selbst die Generalmobilmachung durchgeht. Putin denkt ‚reptilienhaft‘, nicht längerfristig rational. Längerfristig ist er schon tot. Wir auch. So, oder so. Kurz- bis mittelfristig hat er derzeit alle Asse in der Hand – wie damals der Irre aus Braunau – und noch ein paar hat er im Ärmel (Hunger, Flüchtlinge, und vor allem: ‚China‘). Nun also ‚Kalter Krieg II‘, diesmal allerdings um einen heißen Kern.

Die liberalen Demokratien war wieder mal als ‚Schlafwandler“ (© Christopher Clark) unterwegs. Verzeihen Sie mir nun meine Direktheit, sehr geschätzte UnterzeichnerInnen: Der geschundenen Ukraine, wie Sie dies mit wohl gesetzten Worten tun, den Schrei nach Gerechtigkeit auf Dauer als ‚unrealistisch‘ auszureden zu wollen, kommt dem kaum mehr zu überbietenden Zynismus eines völlig Empathie-befreiten gleich, der einer, die gerade fortgesetzt vergewaltigt wird, beim immerhin angewiderten Zuschauen zuraunt, sie solle sich halt nicht so anstellen. Krieg sei eben Krieg. Das hieße dann also zu Ende gedacht: wer besonders überzeugend vergewaltigt, der bekommt und behält recht. So kann es nicht gemeint sein. So liest es sich aber!

Ihr behutsam ausgefeiltes Herumeiern als aufrichtig geschätzte Intellektuelle wird Putin nicht verstehen (wollen). Aber genau um ihn geht’s leider! Sich Königsberg als Beute gekrallt zu haben, bedeutet augenscheinlich nicht, Kants „ewigen Frieden“ zu beherzigen. Sorry! Ihr ‚Appell‘ ist wie altkluges Pfeifen aus einem Fenster ganz hoch oben im sicheren Elfenbeinturm. Realpolitisch kann es hingegen nur eine Doppelstrategie aus massivem (angedrohtem) Containment seitens der NATO geben (schon unterwegs!) und dem gleichzeitigen Aufbau eines militärisch robusten, primär aber politischen Alternativszenarios (noch nicht erkennbar).

Im letzteren Setting müssen Putin und seine Clique (leider!) kurz- bis mittelfristig, insbesondere propagandistisch, nach innen mehr gewinnen, als verlieren. Das hieße: 1) Die Ukraine rasch substanziell aufrüsten, um bis Herbst des Jahres ein militärisches Patt zu erreichen 2) das (Wieder-) Einfrieren des Konfliktes herbeiführen 3) nach dem Ende des Schießkrieges Wiederaufbau („Dnjepr-Plan“) für beide (!) Seiten der Demarkationslinie aushandeln 4) damit Zeit gewinnen, um — etwa nach zehn Jahren Wiederaufbau in friedlicher (!) Systemkonkurrenz unter UN-Aufsicht — die Bevölkerung in der Ost- und Südukraine und auf der Krim (unter fairen Bedingungen!) über die nationale Zugehörigkeit oder auch Eigenständigkeit entscheiden zu lassen.

5) Ab sofort substanzielle Abrüstungsverhandlungen NATO-Russland einleiten bis hin zur kontrollierten konventionellen und nuklearen Nicht-Angriffsfähigkeit auf beiden Seiten. 6) Je nach Verhandlungserfolg auch schon bald abgestufte Aufhebung der Wirtschaftssanktionen, beginnend mit humanitären Gütern, Medikamenten etwa. Und wichtig: Luxusspielzeug samt Yachten für die Oligarchen! 7) Maximale, substanzielle wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit mit Russland zur gemeinsamen Bewältigung des Klimaproblems (Permafrostböden in Sibirien!)

Und übrigens: Die Probleme mit einem erstmals in seiner langen Geschichte expansionistischen China und dem grotesken, aber jederzeit möglichen Szenario eines Nuklearkrieges zwischen dem Iran und Israel dürfen wir dabei auch nicht ganz aus den Augen verlieren. Das wär’s. Wir schaffen das! Denn sonst ist da niemand. Daher: Doppelstrategie jetzt! – Dr. Friedrich Michael Steger

 

Ich war bis zu Ihrem Aufruf in der Zeit ein großer Fan Ihrer Abhandlungen und Zwiegesprächs. Was hat Sie nun geritten ? Ich vermute Sie leiden an Gedächtnisstörung und Wahnvorstellungen. Hätte man mit Hitler verhandeln können ? Und glauben Sie wirklich eine Verhandlung mit Hitler und ein daraus resultierender Friedensvertrag hätte Hitler gehindert seinen Allmachtsvorstellungen Einhalt zu gebieten? Haben Sie aus der Geschichte nichts gelernt ? Was und worüber wollen Sie mit Putin verhandeln. Und glauben Sie, dass er überhaupt verhandeln will ?

Wahrhaft verhandeln lässt sich nur, wenn beide dies ernsthaft wollen und zu Kompromissen fähig sind ! Sehen Sie diese Einsicht bei Putin ? Ich und unsere Lesergemeinschaft können uns nicht mehr vorstellen künftig wieder ein Buch von Ihnen zu kaufen… Ein irrlichternder Philosoph und Autor kann die Welt wahrlich nicht besser machen. Was ist nur los mit unseren vermeintlich geistigen Eliten ? Ein Vorbild zeigt in schwierigen schlimmen Zeiten seine wahre Größe. Sie machen sich nun leider zum Narren ! – Dr. Stefan Brenneisen

 

Niemand erwartet von den prominenten Unterzeichnern strategischen Weitblick. Ihr eingeengter Blick auf diesen russischen Angriffskrieg in der Ukraine und daraus folgende Eskalationen blendet vollkommen aus, welche potentielle, noch schwerwiegendere globale Destabilisierung Europa erwartet, sollte der Kremlherrscher seine – für jeden, der es wissen will nachlesbar – weiteren imperialistischen ‚Vorhaben‘ umsetzen. Dank Frau Merkel wissen wir heute auch, dass Putin Europa zerstören will. Die Unterzeichner sollten vielleicht davon ausgehen, dass die verantwortlichen Politiker einen etwas umfassenderen Blick auf das Geschehen haben (natürlich ohne zu wissen, bis wohin Putin gehen wird) und neben (für die Ukraine existentiellen) Waffenlieferungen ganz sicher größtes Interesse an einem Waffenstillstand haben.

Das wiederholte öffentliche Appellieren an einen Stop der Waffenlieferungen ist ein gutes Recht, erscheint mir aber mit Verlaub vermessen und realitätsfern. Nein, (faire) Verhandlungen bedeuten natürlich nicht, der Ukraine eine Kapitulation zu diktieren; Waffenlieferungsstop hingegen schon. Was passiert danach? Putin gewähren lassen, die Ukraine der Auslöschung preisgeben wie anschließend auch weitere Länder (Georgien, Moldawien, Baltikum, Polen, wo hört Putin auf?) und damit anderen Despoten zeigen, wie man mit brutalster Gewalt Ziele erreichen kann?

Und nicht zuletzt damit noch mehr Menschleben gefährden. Selbst unter Experten gelingt es nur wenigen, sich (annähernd) in die Psyche des russischen Despoten versetzen zu können; aber es hilft, seinen Äußerungen zuzuhören. Übrigens sollten gerade wir dankbar sein, dass vor mehr als 70 Jahren andere Länder bereit waren, mit Waffengewalt und unter Einsatz von Soldatenleben den mörderischen Taten Deutschlands ein Ende zu setzen. Anstatt einen Waffenlieferungsstop in deutschen Medien zu fordern, sollten die Unterzeichner ihre Forderungen doch an den Verursacher dieses verbrecherischen Krieges schicken. – Ute Siegmund

 

Ich bin erschüttert dass eine Institution wie die ZEIT sich als Plattform für einen derartigen offenen Brief anbieten- soviel Aufmerksamkeitshascherei und höchst beschämenden Aussagen sucht seines Gleichen. Zumindest danke ich aber für die Erkenntnis dass ich Ihre Medien für mich nicht mehr nutzen werde. Wer derartige unfundierte Stimmungsmache unterstützt sollte sich überlegen ob man noch wirklich guten Journalismus bietet. Sie haben sich in Grund und Boden blamiert.

Und ich schäme mich dass es in Deutschland Menschen gibt, die sich anmaßen anderen Menschen, die um ihr Leben und um ihre Freiheit kämpfen, zu sagen dass sie sich ergeben sollen. Wie würde es Herrn sprecht usw. gefallen, wenn er in der Haut der Ukraininer wäre? Sicherlich würde er sagen:“ Oh natürlich lasse ich von Russland einverleiben und unterjochen, damit ihr anderen wieder genug Dünger und Rohstoffe habt.“ Dieser Brief sagt viel über die Menschen die ihn unterstützen: egoistisch, feige, asozial! Und da Sie das unterstützen muss ich leider annehmen, dass Sie diese Auffassung teilen. Unfassbar für mich, aber ich kauf dann aber morgen bei der Konkurrenz. – Franziska Fuhrmann-Lassowsky

 

In der Zeit hatten Sie vorgestern, am 29.06.2022 den Bericht Waffenstillstand jetzt veröffentlicht. Diesem stimme ich persönlich im wesentlichen zu. Zu der vorgebrachten Aussage, es gabe kein Konzeptmöchte ich Ihnen meine Mail senden, die ich letzte Tage versendet habe. Ich bin nun kein Journalist, daher ist es nicht so perfekt fomuliert und ich bin kein Politiker, daher ist es noch nicht so detailliert politisch ausgearbeitet. Aber es ist ein wertschätzender Ansatz für ein Konsens, den ich gerne konstruktiv diskutieren möchte. Gerne würde ich von Ihnen wissen, ob Sie diese mögliche diplomatische Lösung für die Ukraine als sinnvollen Ansatzpunkt betrachten.

Grundsätzlich möchte ich vorab bemerken, das ich Putin zum aktuellen Zeitpunkt als ein Kriegstreiber sehe. Er hat nicht nur ein Krieg begonnen, sondern zerstört gerade systematisch die Häuser und Straßen in der Ukraine. Damit hat er diverse Verträge wie zum Beipsiel das Budapester Abkommen oder die Minsker Vereinbarungen gebrochen. Trotzdem meine ich, das man pro-aktiv auf ihn zugehen sollte um ihm ein wertschätzendes Angebot zu machen. Ein alternatives Angebot, dass seinen Zielen und seinen Bedürfnissen entspricht.

So das er dies wie eine Türe nutzen könnte um so möglicherweise den Konflikt vom direkten Krieg in die Diplomatie zu verlagern. Hier zu habe ich einige mögliche Ansatzpunkte zusammengetragen. Auch wenn ich nur ein Qualitäts-Ingenieur bin, der kein politisches Amt bekleidet, wollte ich Ihnen einmal den Ansatz vorstellen. Vielleicht ist der eine oder andere Punkt diskussionswürdig. Zuvor möchte ich aber die Prämissen nennen, von denen ich hier bei dem Thema Ukraine ausgehe. >Gesetz bleibt Gesetz. Was gesetzlich vereinbart wurde kann nicht durch Macht ungültig werden. Insbesondere, wenn es sich um Landabschnitte handelt, die festgelegt wurden. Selbst dann, wenn diese jahunderte lang voher der anderen Partei gehört haben, gilt hier das letzte gültige Gesetz. >Bedürfnisse leiten Menschen und deren Entscheidungen.

Die Menschen treffen sachlich rationale Entscheidungen zumeist mit dem Kopf, aber wie bei einem „Eisberg“ beeinflussen eher die unsichtbaren Gefühle und Bedürfnissnisse, die unter der „Wasseroberfläche“ Entscheidungen viel stärker. Eine Alternative wird insbesondere dann akzeptiert, wenn sich so die Bedürfnisse besser erfüllen lassen. >Menschen leben häufig in einer eigenen Blase aus logischen Argumenten und Gefühlen. Um die Menschen zu erreichen ist es sinnvoll daher erst einmal konstruktiv auf ihre eigene Situation, Gefühle und Bedürfnisse einzugehen. Daher die Idee eines wertschätzendes Konsensansatzes parallel zu den aktuellen Aktionen.

(Bei einem Kompromiss wurden beide Seiten etwas abgeben, der Konsens hat das Ziel, dass beide Meinungen/Positionen/Seiten weitesgehend berücksichtigt werden.) Dazu möchte ich erst einmal beide Seiten mit ihren möglichen Zielen/Bedürfnissen relativ grob aus der eigenen Sicht darstellen.Wobei ich hier vieles eher nur vermuten kann. Wichtig ist mir hier aufzuzeigen, dass dann auf der Bedürfnissebene es viele Schnittmengen bei der Ukraine und Russland gibt. Meines Erachtens sind von Seiten der Ukraine folgende Ziele/Bedürfnisse: Eine Einstellung der derzeitigen Zerstörungen, Verletzungen und Tötungen.(Frieden)

Eine rechtliche Grenzenposition von Februar 2022 bzw Februar 2014.(Klarheit) Ein Wiederaufbau der zerstörten Straßen und Häuser.(Frieden, Ordnung) Eine gerichtliche Abhandlung der (wichtigsten) Kriegsverbrechen.(Gerechtigkeit) Eine Beziehung (bevorzugt) zu der EU in wirtschaftlichen Punkten.(Gemeinschaft) Sicherheitsgarantien für die Zukunft vor Angriffen durch Russland.(Schutz, Rückhalt)

Meines Erachtens sind von Seiten Russlands folgende Ziele/Bedürfnisse: Einstellung der Angriffe auf russische Landsleute im Osten der Ukraine.(Frieden) Anerkennung der russischen Sprache (und Kultur) in der Ukraine.(Gemeinschaft) Räumlicher Einfluss in der Ukraine, insbesondere in den östlichen Regionen.(Kommunikation) Keine Zerstörungen von Material und Verletzung/Tötung von Soldaten.(Frieden,Schutz) Sicherheitsgarantien für die Zukunft vor Angriffen durch die Nato.(Klarheit, Ordnung)

Räumliche Distanz von A/B/C-Waffen und schweren Waffen zur eigenen Grenze.(Klarheit, Schutz) Mit-Kontrolle der biologischen Labore in der Ukraine.(Klarheit, Schutz) Mit-Bestimmung in der politischen Willensbildung in der Ukraine.(Klarheit und Schutz vor Nazis?) EInfluss auf die Meinung der Bürger durch die Medien (Kommunikation) Wenn ich so auf Russland eingehe, kommt sehr schnell die Frage, wie ich so einen Mann mit einem so brutalen Verhalten denn überhaupt annehmen kann?

Vielleicht möchte ich einmal erklären, was ich mit dem wertschätzenden Angebot meine, wenn ich sage man auf Putin zugehen kann. Durch ein Link und ein übersetzerprogramm hatte ich die Möglichkeit am 03.04.22 einmal einen original russischen Zeitungsbericht PNA zur Ukraine (übersetzt) zu lesen. Zusammengefasst wurde da gesagt, „dass die Angriffe auf Zivilpersonen nicht mehr hinzunehmen sind. Das diese Angriffe auf Zivilpersonen schon fast vergleichbar mit dem zweiten Weltkrieg sind , so wie diese bei den Nürnbergern Prozessen berichtet wurden. Es gibt nur eine Hilfe und diese ist durch die russische Armee.“ Man höre und staue. Die russische Armee um die Menschenrechte zu schützen???

Dies hören wir hier in den Medien ganz anders. da ist Putin dann der Mensch, der mit seinem Verhalten immer wieder die Menschenrechte verletzt. Dieser genannte Bericht war aber ein Bericht insbesondere zu den östlichen Regionen der Ukraine. Die schreibende Person erklärte dies sei eine nun endlich notwendige Friedensaktion mit Hilfe von Russland. Das fand ich eine interessante Interpretation. Soviel zu der Wahrnehmung in der eingene Argumentationsblase. Meines Erachtens ist jeder Tote ist ein Toter zuviel, egal warum oder durch welche Politik er gestorben ist. Das ist für mich klar und umunstößlich

Ich habe in der Ukraine gearbeitet und war in Moskau und St.Petersburg im Urlaub. Dort habe ich die Menschen in Osteuropa als meist zugänglich und freundlich kennengelernt und es tut mir Leid, dass diese sich nun gegenseitig mehr und mehr Schaden zufügen. Es eskaliert langsam aber stetig. Während zu Anfang es als eine „Sonderaktion“ geplant war, die kurfristig mit wenig Schaden erfolgen sollte, sind es nun leider ganze Städte, die auf dem Weg der russischen Truppen systematisch zerstört werden.

Meines Erachtens könnte spätestens jetzt auch Wladimir Putin erkennen, dass das „sein Recht“, mit dem er den Krieg angefangen hat, um den Menschen eine bessere Situation zu bringen, nun mehr und mehr in ein „Unrecht“ kippt. Nun sagt mir mein Glauben, das ich freundlich sein soll, das ich weiter die Beziehung pflegen soll. Ja, das ich sogar meinen Feind lieben soll, um des gemeinsamen Friedens willen. Ich sehe mich hier so etwas wie einen (kleinen) Brückenbauer. So ähnlich wie in dem Buchtitel von Doninique Wolton bei seinen Papbstgesprächen: „Mit Frieden gewinnt man alles.“ Es ist der Dienst der Kirche Brücken zu bauen.

Das ist ihre diplomatische Rolle. Nun sagen Sie vielleicht, wer bin ich den schon? Das ist richtig, ich bin nicht viel; daher sammle ich gerade verschiedene sachliche Meinungen, die diese Idee modifizieren und ggf mit unterstützen. Aber zurück zu der eigenen Argumentationsblase. Genau da muss man ihm erst mal begegnen. In seinem Denken, in seinem Fühlen und in seinen (vermuteten) Bedürfnissen. Habe diese hier mal als ein erster möglichen Punkte aufgeschrieben: Mir ist völlig klar, das ich nur sehr bedingt sagen kann, was Putin dazu getrieben hat.

Aber ich fühle mich hilflos und möchte einfach diesen Ansatz versuchen, ihn in seiner eigenen Argumentationsblase zu sehen und auf der Bedürfnisebene eine möglichen Friedensansatz zu erarbeiten. Mir ist nach wie vor klar, das es unvollständig ist, aber ein erster Ansatz könnte meines Erachtens sein, das er vor allem Schutz bekommt. Konkret könnte dies dann möglicherweise diese folgenden Punkte sein (Dies ist natürlich noch vielseitig ausbaubar): Es ist mir ganz klar das zwischen Ukraine und Russland gerade ein Konflikt ist. Es könnte im ersten Schritt der militärische Konflikt in einen diplomatischen Konflikt gewandelt werden.

Denn es ist schade um jeden Menschen, der stirbt. Weitere Ziele könnten ein Rückzug auf die Grenzen von Januar 2022 oder ein noch weiteres Ziel könnte sein Rückzug auf die Grenzen von Januar 2014. Dann müsste es jeweils ein entsprechendes wertvolleres Angebot für Wladimir Putin sein.So wertvoll, das es sich „mehr lohnt“ als der Krieg mit (schweren) Waffen. Politische Struktur So waren die Ukraine, Russland und Weißrussland zusammen ab 1991 bis 2015 zusammen in der Gemeinschaft der unabhängigen Staaten. Dies könnte für Lösungen ein Ansatz sein, da hier die Ukraine wieder als ein komplettes Land ist und Russland dann so seinen Einfluss über den übergeordneten Verbund hat. So hat jeder sein Position erreicht.

Natürlich müssten noch die einzelnen Rechte, Pflichten und Geldmittel noch genauer festgelegt werden. Ja, die Ukraine möchte ausdrücklich in die EU. Aber vielleicht kann die Ukraine in Zukunft auch dann so etwas wie ein Vermittlungsstaat sein, der dann in beiden Bündnissen vertreten ist und so die Rolle eines Kommunikators übernimmt. Technisch wäre es dann sinnvoll zu beiden Seiten Quoten festzulegen, damit die beiden unterschiedlichen Seite ausreichend berücksichtigt werden könnten und keine einseitgen Ausfuhren von den benötigten Waren erfolgen kann. Eine weitere Möglichkeit wäre es vielleicht Russland eine parteiliche Mindestmenge anzubieten, mit der Russland dann in den Parlamenten vertreten wäre.

Dies sollte dann meines Erachtens so etwa 10 bis 25% sein um den demokratischen Prozess nicht zu stark einzuschränken. Dies sollte dann für die Ebenen Stadt/ REgion/ Ukraine als Land entsprechend verhandelt werden. Oder es gibt in Belgien zum Beispiel für die deutsche Minderheit ein eigenes Parlament mit einem eigenen Etat, wo im kleiner Rahmen dann Entscheidungen getroffen werden. Das könnte einer von vielen möglich Ansätzen zu sein, um die russische Minderheit mit zu bteiligen Beteiligung der Bevölkerung Bei allen Lösungen sollte nicht nur die Politik von oben gemacht werden, sondern auch die MEinung von den Regionen eingeholt und auch berücksichtigt werden. Die jeweilie Form kann ja verhandelt werden.

Sollte hierzu Abstimmungen durchgeführt werden wäre es sinnvoll, wenn diese die ganzen Menschen in der Ukraine befragt und nicht nur einen Teil. So wie die Krimabstimmung nur ein TEil war. BEi den ganzen Flüchtlingen könnte auch vielleicht auch online Lösungen geprüft werden, wo sich dann die Bewohner aus dem Ausland beteiligen könnten. NATO und schwere Waffen Es könnte ihm von Seiten der Nato ein konstruktives Angebot gemacht werden. Dies könnte zum Beispiel lauten: Das keine A/B/C-Waffen und keine schwere Waffen an der Grenze sind im Abstand von x-Kilometern. Dies x müsste definiert werden.

Es kann 150/250/500 oder mehr Kilometer sein. Die Minsker Verträge hatten hier, je nach Waffenart ein Bereich von 50 bis 140 km. Es sollte sich dann idealerweise zu beiden Seiten der Grenze erstecken. Die westlichen Länder bleiben dabei in der Nato, es werden aber dort keine noch im Detail zu definierende Soldaten, Panzer oder Schiffe stationiert. (Dies müsste vorab mit der NATO abgesprochen werden.) Verbunden könnte dies mit unabhängigen Beobachtern vor Ort sein, so dass die Ist-Situation auch der Soll-Situation entspricht. Diese Grenze gilt natürlich nicht im Krieg, also wenn eine Partei mit Soldaten die Grenze überquert. Sollte es jedoch umgesetzt werden, kann es in einzelnen Schritten gegenseitig erfolgen.

So das mit jedem Schritt sein, so dass der andere einen Grund hat nun auch einen weiteren Schritt zurück zu weichen. Möchte dies einmal als eine positive Eskalation bezeichen. Biologisch/Chemische Waffen Es gab Labore auf dem Gebiet der Ukraine, die hier Versuche durchgeführt haben. Die WHO hat hierzu die Empfehlung gegeben, jetzt im Krieg vorsichtshalber alle Gefährdungen zu vernichten, damit diese nicht durch den Krieg frei gesetzt werden. Genauso gibt in anderen Ländern auch Labore. Diese sind in Klassen eins bis vier eingeteilt. Je höher die Klassen, desto gefährlicher ist es. Es soll nur die Klassen ein und zwei in der Ukraine gegeben haben. Hier könnte geprüft werden wie in anderen Ländern die Überwachung von solchen Laboren stattfindet und dies dann an die ukrainische Situation angepasst übernehmen können.

Nazis in der Ukraine JA es sind auch heute noch Nazis in der Ukraine. Jedoch sind es in den letzten Wahlen immer weniger geworden. Von etwa 10% sind es nun unter 5% der Wahlberechtigten. Dazu sei angemerkt, das es z.B. auch in Deutschland etwa 25.000 REchtsextreme gibt, wovon etwas die Hälfte sogar gewaltbereit ist. Vermutlich in andern Ländern wie Frankreich ist es ähnlich. Dazu gibt es aber klare Stellungnahmen von der Regierung und Organe wie den Verfassungsschutz die diese Entwicklungen beobachten und bei Bedarf auch aktiv eingreifen und Personen gerichtlich verurteilen. Auch hier könnte geprüft werden wie dies in den unterschiedlichen Ländern organisiert wird um dann dies als eine Lösung zu übernehmen um rechten und auch linken Extremeinflüssen Einhalt zu gewähren.

Bedrohung der russischen Bevölkerung, russischen Kultur und der russischen Sprache in der Ukraine Eshat sich auch bei der EU gezeigt, das es bei Themen wie Kultur keine zentrale Machpositionen für alle geben kann. Es werden die jeweils individuelen Merkmale der einzelnen Regionen unterstützt und gefördert. Genauso wäre es auch für die rusischen Regionen sinnvoll. Anfangs vermutlich noch mit einem Schutz von unabhängigen EInheiten von der UN bzw der OSZE. Es war in den Minsker Verträgen hierzu auch schon Punkte formuliert. Diese solten dann mit Prüfungen vor Ort sichergestellt werden.

Angebot von politischen öffentlichen Moderationen Es könnte Informationsveranstaltungen zu den Themen von Russland geben, die dann von verschiedenen Medien unabhängig dargestellt werden können. Es könnte da auch durchaus auch kritische Beiträge zu Nato bzw zur EU sein. Weiterhin könnte durch den stückweisen Abbau der Sanktionen und durch den stückweisen Aufbau von neuen Gaslieferungen eine weiterer Pluspunkt erreicht werden. Die beiden Minsker Abkommen zeigen, dass es möglich war gemeinsame Ziele für den Frieden zu formulieren. Einige Punkte waren hier auch schon umgesetzt worden.

Das war schon Mal eine gemeinsame Basis auf die wieder erneut aufgebaut werden kann. Die einzelnen Punkte sollten dann klar formuliert, vor Ort konkret geprüft und umgesetzt werden, ggf auch mit mehr Unterstützung der QSZE. Ich bin zuversichtlich, dass beide Parteien in der Lage sind, gemeinsam eine diplomatische Lösung zu finden und dadurch auf den Krieg zu verzichten. Meines Erachtens können nur diplomatische Verhandlungen Frieden und so langfristig eine Ruhe bringen. – Andreas Sloma

 

Ich möchte Ihnen allen gemeinsam vorschlagen, einen Sonderzug nach Moskau zu chartern und vor dem Kreml so lange auszuharren, bis Wladimir Putin zu Verhandlungen bereit ist, und Sie erst (mindestens) mit einem Waffenstillstandsabkommen, auf dem die Tinte trocken ist, wieder zurück reisen. Das wäre eine „Strategie zur möglichst raschen Beendigung des Krieges“. Allgemeinplätze helfen „Europa“ derzeit am allerwenigsten. – Dr. Mechtild Hobl-Friedrich

 

Zum zweiten Mal muss ich meine Augen reiben, wieder diese schlecht versteckte „Angriff“ auf die Freiheit. Dass sie an die Vertragstreue Putins glauben, scheinscheint in gewisse Kreise zu den Naturgesetzen zu gehören. Ich gehe davon aus, sie haben das Brief auch auf Russisch geschrieben und in Moskau eine Veröffentlichung erreicht (bitte Kopie). Ich bin aber überglücklich, dass sie 1944 nicht lebten, dann hätten sie bestimmt den Alliierten aufgefordert ein Waffenstillstand gegen Nazideutschland anzustreben!

Es ist unverschämt hier wohl geschützt zu sitzen und andere aufzufordern ihre Freiheit aufgeben so, dass sie ruhig schlafen können. Was den Verfassern zu einem „hü und hott“ Appell getrieben hat kann nur sein um Aufmerksamkeit zu erlangen. Bezeichnend ist, wenn sie im TV auftreten, sind einige von denen sehr ungehalten, wenn sie Widerspruch bekommen, ich habe das Gefühl, dass einige nicht die Aufmerksamkeit bekommen was sie meinen ihr zusteht und sich selbst mehr lieben als die Wahrheit! – Stein-Erik Greter

 

Die Einlassungen dieser friedensbewegten Traumtänzer erinnern mich an Wünsche an den Weihnachtsmann: „Der Westen muss alles daransetzen…“, „Der Westen muss sich Russlands Aggression in der Ukraine…geeint entgegenstellen“, „Der Westen muss sich nach Kräften bemühen…“ Wieviel Naivität geht eigentlich noch? Natürlich beenden nur Verhandlungen einen Krieg. Aber zu Verhandlungen kommt es leider erst dann, wenn eine der Seiten oder bestenfalls beide zu dem Ergebnis kommen, dass eine Fortsetzung der Kampfhandlungen nur noch Verlierer produziert. Und so weit sind wir noch nicht.

Bis dahin müssen wir die Ukrainer mit modernsten Waffen versorgen, bis Putin der Preis für seine Aggression zu hoch ist. Vielleicht hätte Joe Biden unmittelbar vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine die Atombomber in die Luft schicken sollen mit der klaren Botschaft, ein Angriff auf die Ukraine hätte ungeahnte Konsequenzen für Russland. Wir müssen in die Eskalationsdominanz kommen,

Bisher haben wir nur auf die Eskalationen Putins reagiert. Was mich aber am meisten erschüttert ist, dass ein ehemaliger Bundeswehrgeneral diesen Aufruf unterzeichnet hat, nämlich General Vlad, ein ehemaliger Militärberater von Angela Merkel. Kein Wunder, ist so eine Russlandpolitik das Ergebnis gewesen. Schande über die Generalität. – Bernd Riegsinger

 

Hallo Herr Yogeshwar, ich bin auch für Meinungsfreiheit, die ich als pensionierter Polizist auf mancher Demo auch aktiv verteidigt habe, ob es mir gefallen hat oder nicht, da ich schon immer gegen Atomkraft und Rechtsradikalismus bin. In dieser Freiheit erlaube ich es mir ihnen zu schreiben, wie bereits beim Emmabrief, worauf ich keine Antwort erhalten habe. Ich spreche ihnen ab diesen neuen Brief auch für mich als Teil der Bevölkerung geschrieben zu haben. Auf NTV.de gab es einen Kommentar zum neuerlichen Brief, der ganz meiner Meinung entspricht, weshalb ich die Inhalte hier nicht wiederhole, da sie diesen Kommentar sicher kennen.

Er stammt von Hubertus Vollmer. Ich unterstütze ausdrücklich weitere Waffenlieferungen. Sie machen keinen einzigen konkreten Vorschlag wie mit Putin eine Verhandlung stattfinden soll, die zu einer Beendigung der Kriegshandlungen seitens der russischen Seite führen könnte. Ihr Ziel ist nur durch einen sofortigen Abzug des russischen Militärs zu erreichen und zwar auch von der Krim. Das ist aber Illusion denn Putins Ziel ist es ein neues russisches Großreich zu errichten und dazu benötigt er als Kernland die Ukraine.

Dass sich Herr Melnyk darüber echauffiert und bewusst auch in seiner Antwort provoziert ist mehr als verständlich, denn nur das führt zu einer Reflektierten Betrachtung ihrer Forderungen, die im Übrigen dazu angetan sind im Innern weitere Ängste zu schüren und die Gesellschaft zu spalten, das sieht man ja gerade am Beispiel der Raffinerie in Schwedt, wo sich die Beschäftigten als einziges Opfer der Sanktionen sehen und nicht akzeptieren wollen, dass im übrigen Deutschland die Preise auch gestiegen sind, es ist zynisch mit seiner dortigen Arbeit auch noch russische Bomben zu finanzieren, damit es ihnen weiter gut geht, was die Ukrainer eigentlich auch erwarten dürften.

Also seien sie mir nicht böse aber bleiben sie bei ihren wissenschaftlichen Leisten und machen dich Gedanken darüber wie Energie gespart werden kann und wie man die negativen klimatischen Folgen des Krieges mindern kann und wie ein klimafreundliche Wiederaufbau der Ukraine erfolgen kann. – Joachim Stark

 

Ich danke den Unterzeichner*innen für diesen Beitrag und der ZEIT für die Veröffentlichung. Ich stimme mit dem Appell überein, frage mich allerdings inzwischen, ob die westlichen Akteure ein Interesse an einer Fortführung des Krieges haben. Ich finde es schon lange erschreckend, dass es keinen internationalen, diplomatischen Vorstoß für die Beendigung dieses fürchterlichen Angriffskrieges gibt. Mir ist das Ziel des Westens nicht klar. Warum provoziert z.B. Litauen indem es die Transporte von Waren per Zug von Russland nach Russland blockiert?

Die Antwort von Russland war mal wieder drastisch überzogen und eskalierend.( Bezug: Zeitartikel „Eine zweite Front?“) Das hätte man wissen können. Also, was soll diese Blockade? Wir haben auf die russische Aggression keinen direkten Einfluss. Der Westen hat aber eine Verantwortung dafür, nicht durch völlig sinnlose Provokationen die Eskalationsspirale anzutreiben. Und es ist unsere Pflicht dazu beizutragen, dass dieses fürchterliche Morden ein Ende findet.

PS: Und wenn man sich dann noch anhören muss, dass Herr Andrij Melnyk, der offizielle Vertreter der Ukraine in Deutschland, unflätig die Unterzeichner*innen des oben erwähnten Appells beschimpft, der bei Tilo Jung keine Idee für einen Frieden in der Ukraine hat sondern nur über Waffen, Waffen Waffen redet, der Bandera verehrt und bezweifelt, dass Bandera mit verantwortlich für die Ermordung von tausenden von Juden und Polen, also ein Kriegsverbrecher und Nazikollaborateur war, der im deutschen Bundestag mit stehen Ovationen empfangen wurde, der immer noch nicht für unzumutbar gehalten wird, weder von der Ukraine noch von Deutschland, verliert man endgültig den guten Glauben. Na, immerhin hat sich das ukrainische Außenministerium von Herrn Melnyks Aussagen zu Bandera distanziert, aber „nur“ auf die ermordeten Polen bezogen, nicht auf die Juden. – Petra Harink

 

Der „Appell“ ist eine einzige Zumutung, denn er verkennt die Wahrheit dieses Krieges. Allein der Satz “Dazu gehört die Bekundung, dass die westlichen Akteure kein Interesse an der Fortführung des Krieges haben und ihre Strategien entsprechend anpassen werden“ ist schon der blanke Hohn. Hat im Westen irgendjemand Lust auf Krieg? Hat die Bevölkerung der Ukraine Lust auf Krieg? Wer so denkt und schreibt und die Notwendigkeit von Waffenlieferungen in Zweifel zieht, spricht der Ukraine das Recht auf Selbstverteidigung ab.

Nehmt sie doch hin, die Gewaltherrschaft. Gebt doch Territorium ab, macht doch nichts. Ach, Ihr wollt das nicht? Dann lasst Euch halt massakrieren. Haben die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner eigentlich einen Begriff von Freiheit? Oder eine Vorstellung von Gewaltherrschaft? Oder haben sie alles, was sie dazu einmal wussten vergessen, in Ihrer übergroßen Angst? Merken sie gar nicht, dass sie sich zu Helfershelfern von Putins Unterwerfungsstrategie machen? Die ZEIT hat natürlich wieder nichts besseres im Sinn, als das abzudrucken. Und leiten Sie meine Zuschrift gerne an die Unterzeichner weiter. – Sibylle Kennepohl

 

Reinfall-Der Prominenten-Appell „Waffenstillstand jetzt“. Soll ich als Nicht-Promi weinen oder lachen? Der Appell, dessen Unterzeichner von ursprünglich 28 (die Intiative der „Emma“-Redaktion, „Offener Brief an Bundeskanzler Scholz“) auf 21 Untertstützer geschrumpft ist, kam auf einem für mich merkwüdigem Weg zur ZEIT. Zunächst erschien der Text am Mittwoch, 29. Juni, spät am Nachmittag im Onlinedienst der Zeitschrift.

Zusammen mit der Werbung für die gedruckte Ausgabe mit dem Titelthema „Deutschland, kannst du das: Umdenken?“ Dann am folgenden Donnerstag-Mittag erschien Online eine geraffte Inhaltsmeldung mit dem Vorspann, die Redaktion habe diese Meldung „nicht bearbeitet. Sie wurde automatisch von der Deutschen Presseagentur (dpa) übernommen.“

Das klingt wie ein kaum verhülltes Schämen (eines Teils der ZEIT-Leute über das Tun des anderen Teils). Tatsächlich sind die Chefraktion(en) von Giovanni di Lorenzo und die Zeit-Online Redaktion unter ihrem Chef Jochen Wegner zwei getrennte Häuser. Wer kann das sofort merken, wenn (sieh oben) merkwürdig verklausulierte Sätze geschrieben werden – die der ‚kleine Mann‘ Geschwurbel nennen würde. Ich erlaube mir, mich als „reingelegt“ zu betrachten.

Zum Inhalt des Appells haben bereits viele Pro und Contra Stellung genommen. Für mein Empfinden ist Waldimir Wladimorowitsch Putin der einzige Schuldige und ein „ganz schlimmer Typ“. Es sieht so aus, dass er – wie Hitler und die Beispiele in den jüngeren Kriegen – im provozierten eigenen Tod enden möchte. Darüber nachzudenken und zu lesen, wäre das eigentliche Titelthema -Könnt ihr das: Umdenken? – Ulrich Dröge

 

Die HOHEN Damen und Herren kritisieren alles und jenes im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine Krieg, leisten aber keinen einzigen konkreten Lösungsbeitrag. Stattdessen wird immer wieder das Wörtchen muss verwendet. Muss ist ein grosser Herr, sagte man im Sudetenland. – Erich Fischer

 

Die jetzigen Diskussionen zu der Frage der Lieferung von ‚schweren Waffen‘ und im weiteren Verlauf zur Fortführung des Krieges scheint mir die Substitution einer im Vorfeld verabsäumten Klärung der Amerikaner und Europa zu einer adäquaten Reaktion auf die bereits absehbare Intervention Russlands zu sein: bereits im Sommer 2021 wurde durch die außerordentlich starke Truppenkonzentration, durch Manöveraktivität und nicht zuletzt durch Cyberangriffe mußte den US-Geheimdiensten klargeworden sein, dass ein Einmarsch der russischen Föderation vorbereitet würde.

Ein solcher Angriff wäre ein ein Bruch der beiden Minsker Abkommen, des Pariser Übereinkommens zur Abrüstung der Ukraine und ein direkter Bruch des OSZE-Abkommens. Im weiteren Verlauf würden auch die NATO-Anrainerstaaten gefährdet sein, denn Putin hatte schon mehrfach die Absicht der Restitution eines russischen Reiches in den Grenzen nicht nur der ehemaligen Sowjetunion, sondern sogar in den Grenzen des Zarenreiches angekündigt.

In diesem Szenario bleibt es für mich unverständlich, dass die westlichen Führungsmächte, (also USA, UK, Frankreich und mit Abstrichen, auch Deutschland) nicht schon zu diesem Zeitpunkt ein klares und eindeutiges Statement zur Truppenkonzentration und zu einem, zu diesem Zeitpunkt schon möglich erscheinenden Angriff, also zum Bruch der o.g. Abkommen und Übereinkünfte abgegeben hatten.

Durch den am 24.02.22 ausgeführten Angriff sind alle oben angeführten Abkommen obsolet und nicht mehr das Papier wert, auf dem sie stehen, mit einem energischen Statement hätte man im Vorhinein die Hürden für Putin höher gebaut, einen Angriffskrieg unter Bruch der o.g. Friedensabkommen zu rechtfertigen und eine möglicherweise wirkungsvollere Drohkulisse aufgebaut als es durch die Sanktionsmaßnahmen gelungen ist.

Auch nach dem Einmarsch blieben die Verbündeten seltsam unentschlossen und farblos: die USA und UK, die zumindest bei der Ausarbeitung der Pariser Übereinkunft eine Rolle gespielt hatten, versäumten es, ihre Verstimmung zu artikulieren, die NATO war schon gleich dabei zu betonen, dass kein Bündnisfall vorliege und daher erst reagieren würde, wenn Bündnismitglieder direkt angegriffen würden und das mächtigste Schwert beim gewaltsamen Verschieben von Grenzen in Europa, die bis dahin gültige OSZE, wurde nach meiner Perzeption gar nicht bemüht. Weiter hätte man die Tore für einen Angriff von Putin nicht öffnen können, denn mit der Erklärung von Präsident Biden, dass die NATO im Falle eines Krieges mit der Ukraine nicht eingreifen würde, konnte er alle Hemmungen fallenlassen.

Diese schwache und lustlose Reaktion auf den Ausbruch eines Krieges mitten in Europa lässt mich verstört zurück. Erst in den darauffolgenden Tagen kamen zusätzlich zu den Sanktionen Waffenlieferungen in Gang, die in dem Vorwurf ausgerechnet an Deutschland mündeten, untätig zu bleiben und trotz der gewaltigen finanziellen Hilfen der vergangenen Jahre eben kein Teil der Anti-Putin-pro-Ukraine Koalition zu sein. Die Sanktionen selbst erzielten trotz der zunächst einhelligen Durchführung nicht die beabsichtigte Wirkung, als dann später einzelne Länder begannen, die Sanktionen weiter zu realitivieren (Deutschland Erdgas, Ungarn, Österreich Erdöl usw.) verpuffte die Wirkung ganz: Bei Putin entstand der Eindruck, er müsse nur lang genug warten um einer Wirkung der Sanktionen zu widerstehen.

Für ein Abwenden des Krieges war es zu diesem Zeitpunkt schon zu spät, denn auch als die russischen Truppen sich durch logistische Fehler weitestgehend ungeschützt und in kilometerlangen Fahrzeugschlangen präsentierten, konnten sich die Bündnispartner (zunächst der OSZE, der Pariser Übereinkunft, der NATO und letztlich auch die internationale Staatengemeinschaft der UN) nicht dazu entschließen, mit einem raschen Gegenschlag den Spuk zu beenden. Alle Diskussionen die jetzt zum weiteren Verlauf über Waffenlieferungen geführt werden, sollen m.E. dieses strategische Umfeld der Verbündeten übertünchen: mir erscheinen die forcierten Waffenlieferungen als Scheinlösung, denn sie verlängern den Kriegsverlauf und damit das Töten und werden kaum dazu in der Lage sein, den russischen Vormarsch entscheidend zu bremsen. Trotz aller

lautstarken und brandfördernden Äußerungen von Herrn Melnyk scheint die Möglichkeit vorbei zu sein, ohne eigenen Truppeneinsatz der NATO, der Ukraine aus dieser Lage zu helfen. Die fortgesetzte Lieferung von Waffen in Milliardenwerten in die Ukraine ändert nichts an der Überlegenheit der Russischen Föderation, sondern vernichtet nur unsere Werte, mindert im Endeffekt die weitere Verteidigungsfähigkeit der NATO und verhindert nicht die Schrecken der russischen Kriegsführung inklusive der Zerstörung des ganzen Landes. Der Westen hat durch seine Unfähigkeit, vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen alle Handlungsoptionen aus der Hand gegeben und kann dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mehr korrigieren.

Die Befürworter der Wafffenlieferungen reden immer wieder von der ‚Verteidigung unserer demokratischen Werte‘ in der und von den Truppen der Ukraine. Abgesehen davon, dass meine Freiheit letztens schon am Hindukusch und davor schon an anderen illustren Stellen dieses Erdballes verteidigt wurde (um nur die prominenten Länder darunter zu noch einmal zu nennen: Libyen, Irak, Somalia, Jugoslawien, Vietnam, Korea) kann man doch nicht im Ernst glauben, Putin oder andere mächtige Potentaten durch homöopathisch dosierte Sanktionen zu beeindrucken. Nach dem Desaster des überschnellen Rückzugs aus Afghanistan kommt nun innerhalb eine guten Jahres ein weiterer, schwerwiegender Rückschlag für die europäische Friedens- und Wirtschaftspolitik.

Noch ein Wort zum Bundeskanzler: unter den obwaltenden Bedingungen (schwierige Verhältnisse der Bundeswehr, keine Unterstützung durch die Hauptverbündeten) gab es keine andere Option als abzuwarten und im Mainstream mitzuschwimmen. Die für mich unverständlichen Forderungen aus der Presse, den Umfang und die Details von Waffenlieferungen an die Ukraine offenzulegen, wurden m.E. nicht mit der nötigen Schärfe und einem nachdrücklichen Hinweis auf die nötige Geheimhaltung z.B. schon vom Kanzleramt zurückgewiesen. – Dr. Hartwig Müller

 

Sie haben es wieder getan! Eigentlich kluge Menschen, Intelektuelle, Denker, Philosophen und Schriftsteller haben schon wieder einen lächerlichen offenen »Ponyhof«-Brief geschrieben. Tut mir leid, dass ich so wertend bin, aber dieser realitätsferne Unsinn nervt, und zwar gewaltig. Es erinnert eigentlich fast an die Querdenker-Proteste, die sich weigern eine existente Realtät anzuerkennen.

Man könnte fast meinen, da versuchen sich ein paar Menschen überaus wichtig zu machen und schreiben redundante Inhalte, Allgemeinplätze und Binsenweisheiten und glauben sich damit über die politischen Anstrengungen stellen zu können, die zweifelsohne passieren und die mit Sicherheit keine Kriegstreiberei sind, sondern versuchen den Krieg nicht eskalieren zu lassen und gleichzeitig die Ukraine zu unterstützen, denn diese kämpft gerade stellvertretend für den Westen für die Freiheit des Westens.

Dieser offene Brief verkennt ganz einfach, dass sich Putin nicht an einen Verhandlungstisch zwingen lässt, auch wenn es es sich die Briefeschreiber noch so sehr wünschen. Und auch wenn dieser Fall irgendwann eintreten wird, dann ist dies keine Garant dafür, dass der Frieden von Dauer sein wird. Putin hat ganz eindeutig erklärt, dass er die Ukraine für nicht-existent hält und auch, dass er nach der Ukraine nicht aufhören wird, seine terretorialen Großrusslandsphantasien nicht ebenso unerbittlich weiter zu verfolgen, wie er den völkerrechtswidrigen Überfall auf Ukraine vorantreibt.

Genau wie in Pandemie-Zeiten ist im Ukraine-Konflikt die einzige Möglichkeit die Krise zu durchstehen die Solidarität der Gesellschaft. Alles andere ist Unsinn. Es kann nur die Freiheit der Ukraine geben und der Westen muss sich solidarisch hinter die Ukraine stellen und, ja, so bitter des auch eventuell sein kann, notfalls werden wir aus unserer Komfortzone herauskommen müssen und Sanktionen und Embargos auch am eigenen Leib verspüren und ich finde das für gerechtfertigt.

Putin darf nicht gewinnen und was das genau bedeutet, kann nur die Ukraine definieren, weil sich der Westen nicht über die Bemühungen einer terretorialen Verteidigung der Ukraine stellen darf, mit eigenen Bestrebungen und nur weil ein paar Briefschreiber Angst davor haben, der Realität ins Auge zu blicken. Wir müssen solidarisch sein. Mit der Ukraine. Punkt. Hört endlich auf mit diesen lächerlichen Briefen. Es nervt. Gewaltig. – Daniel Sauthoff

 

Ich bin erschüttert! Die Unterzeichner dieses Briefes sind also tatsächlich die intellektuelle Spitze unseres Landes? Alles was da steht, wird jeder halbwegs vernünftige Mensch unterschreiben. Dumm nur, dass es Putin ist, mit dem man verhandeln muss. Und wie naiv kann man denn sein, zu glauben, dass er auch nur einen Millimeter von seinen Forderungen abweichen wird? Das Schreiben ist zudem voller hanebüchener Widersprüche. Nur eines findet man darin nicht: auch nur den Ansatz einer Lösungsidee. Nicht den Hauch eines eigenen, konstruktiven Vorschlags, nur Forderungen. Sehr, sehr arm! – Thomas Klementz

 

Wenn Menschen sich streiten, erleichtern Selbstkritik und Ursachenforschung eine Verständigung. Das könnte ein „Ausgangspunkt für die Wiederherstellung von Stabilität“ (Appell „Waffenstillstand jetzt!“; DIE ZEIT vom 30.06.2022) und Frieden in Europa sein. Stattdessen lenkt der Appell vom eigenen Versagen ab.

Seit mehr als achtzig Jahren haben Intellektuelle in unserem Land zielführende Denkanstöße ignoriert: zur „Ambivalenz“ (Eugen Bleuler, 1914), zum „autoritär-masochistischen Charakter“ (Erich Fromm, 1936), zu Hitlers „Doppelwesen“, seiner „Spaltung der Persönlichkeit“ (Konrad Heiden, 1936) sowie zur „Zweigesichtigkeit der Deutschen“ (Sebastian Haffner, 1939). Das sind wesentliche Beiträge, um Doppelte Standards in der Politik zu verstehen. Sie sind ein Schlüssel für das Verständnis des blinden Flecks in unserer europäischen Kultur, zu der auch Russland gehört.

Freiheit und Sicherheit bedingen sich wechselseitig. Das lehrt uns jedes Kleinkind. Der „Sog seiner Neugier“ wie auch der „innere Drang“ (Daniel Stern, 1994) zur Mutter, die für das Kleinkind als „sichere Basis“ (John Bowlby) fungiert, rücken wechselweise in den Vordergrund und bilden eine natürliche Einheit. Ambivalenz spaltet die Einheit der Persönlichkeit. Diesen schleichenden Auflösungsprozess hat Alexis de Tocqueville (1835) kommen gesehen:

Es „scheint, als habe man heute das natürliche Band zerrissen, das die Meinungen mit den Neigungen, das Tun mit dem Denken verbindet; der Einklang, der sich in allen Zeiten zwischen den Gefühlen und den Vorstellungen des Menschen wahrnehmen ließ, scheint zerstört zu sein, und man ist fast geneigt zu sagen, daß alle Gesetze moralischer Verantwortlichkeit aufgehoben sind“.

Die personalen, familiären und gesellschaftlichen Ursachen der Ambivalenz hat schon Leonardo da Vinci gesehen (siehe angehängte pdf-Datei). Für ihn sind die Botschaften seiner Gemälde eindeutig; für Kunsthistoriker ein Rätsel. Letzteres verwundert nicht, weil sich im gesellschaftlichen Prozess funktionaler Differenzierung auch das Fühlen, Denken und Handeln ausdifferenzieren. Deshalb ist dieser Prozess theoretisch leicht zu verstehen (vgl. Spencer Brown zum re-entry; Luhmann, 1998), aber praktisch schwer zu begreifen – und deshalb ein blinder Fleck.

Wir können denkend nicht so denken, wie wir denken würden, wenn unser kulturell geprägtes Denken Gefühle weniger ausgegrenzt hätte. Aber man kann die frühkindliche Kraft und Macht von Empfindungen und Gefühlen, die die Persönlichkeit neuronal strukturieren, rekonstruieren. Und im Einzelfall können Menschen fühlen, wie in einer leibfeindlichen und durchrationalisierten Familien-, Bildungs- und Wirtschaftspolitik ihr Fühlen, Denken und Handeln deformiert wurde. Leonardo da Vinci konnte sein Trauma abbilden. Seinen Traum, es auch zu bewältigen, konnte er sich nicht erfüllen.

Finnland und Schweden haben nun das Recht und die Freiheit auf ihrer Seite, NATO-Truppen an der Grenze zu Russland zu stationieren. Klüger wäre jedoch, die Sicherheitsinteressen der Nachbarn zu achten und sich darüber mit Russland zu verständigen. Die Ukraine war so frei, russisch als offizielle Staatssprache zu verdrängen. Klüger wäre gewesen, in allen amtlichen Texten der Ukraine – vergleichbar mit der Schweiz – die russische Muttersprache zu sichern und zu achten. Noch einmal: Freiheit und Sicherheit können nur als Einheit den sozialen Zusammenhalt stärken.

Die Fehler von Herrn Putin sind evident. Die Versäumnisse und Fehler von Intellektuellen in unserem Land lassen sich durch einen Appell nicht revidieren. Hätten unsere Intellektuellen die eigenen Hausaufgaben selbstkritisch erledigt und uns über Kriegsursachen und den Holocaust hinreichend aufgeklärt, müssten wir uns heute wegen der „Wiederherstellung von Stabilität“ nicht sorgen. – Josef P. Janßen

 

Warum haben die Unterzeichner ihren Appell zum Waffenstillstand nicht an Putin und die russische Führung gerichtet? Hat sich denn bisher der Westen, die Ukraine oder die ukrainische Regierung Verhandlungen verweigert? Hier werden Letztere angeklagt, nicht genug auf der Ebene von Diplomatie und Verhandlungen getan zu haben, um den Krieg zu beenden, während Putin zugetraut wird, er sei doch verhandlungsbereit. Das ist nicht nur unverschämt, sondern auch völlig absurd. Gerade in den letzten Wochen hat Russland immer wieder klar verlautbart, dass es von keinem seiner Kriegsziele in der Ukraine abrücken wird.

Wo soll da russische Verhandlungsbereitschaft herkommen? Russland verhandelt nur, wenn sich die Ukraine vollständig unterwirft. Das heißt, sie muss für ihr gesamtes Staatsgebiet die fortgesetzte Tötung von Zivilisten und Kindern, die Verschleppung ihrer Bürger nach Russland, Folter und Vergewaltigung akzeptieren, denn das ist die Realität des russischen Handelns in den ukrainischen Gebieten.

Schlimm genug, diese Position des Appells, aber noch schlimmer finde ich die in dem Appell latente Schuldzuweisung an die falsche Seite. Sie besteht in der Annahme, Westen und Ukraine seien für die Eskalation und die vielen Menschenopfer des mörderischen Kriegs von Putin-Russland verantwortlich. Das ist einfach verwerflich und antihumanistisch. Die Opfer werden zu Tätern erklärt! – Dr. Heinz Arnold

 

Der von einer Reihe hochrangiger Intellektueller unserer Republik unterzeichnete Appell erscheint mir trotz zahlreicher, sehr ernstzunehmender Erwägungen letztlich nicht zu Ende gedacht. Einen Verhandlungsfrieden kann und wird es mit Putin aufgrund seiner Ideologieverranntheit nicht geben. Putin wird auf einem Diktatfrieden bestehen. Die freie Welt kann für ihn ohne Nachteil der Ukraine keine Bedingungen schaffen, unter denen Verhandlungen möglich sind. „Frieden mit Russland“, so schrieb Konrad Schuller sehr richtig am 1. Mai 2022 in faz.net, „wird erst möglich sein, wenn Putins imperiale Mythen nicht mehr Staatsdoktrin sind.“

Putin fühlt sich als Peter der Große, als ein von der Vorsehung auserwählter Sammler der russischen Erde. Die nationalen Ursprungsmythen vom „heiligen, gläubigen Russland“, das aus einer gottgewirkten translatio imperii von Byzanz auf Kiew und von Kiew auf Moskau hervorgegangen sei, spielen Putin in die Hand. Die Orthodoxie, in Russland seit 2012 wiederentdeckt, ist eine Säule der russischen Welt. Die „Grundlagen der orthodoxen Kultur“ sind nicht durch Zufall Pflichtfach an allen russischen Grundschulen. Der Primas von Moskau und ganz Russland, Kyrill I. hat Putin außerdem als „Wunder Gottes“ und „Gesandter Gottes“ ausgerufen und wiederbelebte am 6. März 2022 mit seiner Berufung auf die Metaphysik die Kreuzfahrerformel von 1099:

„bellum carnale non est sed spirituale“. Mit dieser Formel verlegte Kyrill I. die Welterlösung, den österlichen Sieg Christi über den Tod (1. Kor. 15, 57-58), praktisch in die russische Nationalgeschichte. Diese Ursünde der Theologie, Gott im Krieg zu nationalisieren, ist in Europa nicht neu. Schon im Ersten Weltkrieg redete man solchen Unsinn den deutschen Soldaten ein: „Wer auf die Feinde Deutschlands schießt, hilft Jesus Christus bei der Erlösung der Welt.“

„Verhandlungen so schnell wie möglich“, fordern die Unterzeichner des Appells. Das ist im Hinblick auf weitere Kriegsopfer zweifellos richtig. Aber die Durchsetzung dieser Forderung wird kaum zu bewerkstelligen sein. Denn von Seiten Putins gibt es nichts zu verhandeln, wenn er – so wie es aussieht – ideologisch und kriegstheologisch konsequent bleibt. Das augenblickliche Kriegsgeschehen erscheint nach Kyrills I. Aussage lediglich als Ausläufer des im Himmel bereits siegreich ausgefochtenen Kampfes der guten gegen die bösen Mächte, den Putin nicht verlieren kann. Jede Verhandlungsbereitschaft Putins würde den ihm „von oben her“ garantierten Sieg sabotieren.

Selbst wenn sich Putin als Erwählter der Geschichte, als „Gesandter Gottes“ bloß stilisieren sollte, muss dieses Zusammenspiel von Staatsdoktrin und Kirche, ideologischen, theologischen, metaphysischen Aprioris, sowie nationalen Ursprungsmythen verhindern, dass er sich ernsthaft auf Verhandlungen einlässt, die das Völkerrecht und die legitimen Interessen der Ukraine auf Restitution wahren. Aus Putins ideologischer und religiös zementierter Position gibt es keine Rückzugsmöglichkeit. Sie ist nur noch zu weiterer, grausamerer Eskalation fähig, die von der ideologisch vorausgesetzten Heilsgeschichte Russlands gedeckt ist.

Er wird die Kampfhandlungen ohne Durchsetzung seines Idealziels, dem er sich nähert, nicht abbrechen. Das deutsche „Gott mit uns!“ und der Hitler’sche Vorsehungsglaube endeten nicht zufällig auf dem ethisch absoluten Nullpunkt des Holocausts. Der „Appell“ stellt uns letztlich vor die Frage, ob die freie Welt mit sich identisch bleiben kann. Entweder muss sie vor Putin irgendwo doch in die Knie gehen oder sie muss dieselbe Entscheidung fällen, die damals Churchill für die freie Welt gegen Hitler fällte, um diesen (wie es Sebastian Haffner formulierte) „aus der Zivilisation auszuspeien“. Man lese dazu Rolf Hochhuths Tragödie „Soldaten – Nekrolog auf Genf“. – Dr. Dr. Friedrich Erich Dobberahn

 

Verhandlungen führen zu Verträgen. Und was man aus den letzten Jahren mit Putin gelernt haben sollte, ist, dass selbiger sich nicht an Verträge und Absprachen hält, die nicht seinen Interessen dienen. Frühestens nach der kompletten Herstellung der Souveränität der Ukraine und aus einer Position der Stärke machen Verhandlungen überhaupt Sinn. – Dr. Rainer Boer

 

“ Die geballte Friedensliebe zahlreicher gutgläubiger Philosophen (und anderer Phantasten ) ist sicher gut gemeint. Doch an wen richtet sich dieser Appell ? : An den ordinären (!) Kriegsverbrecher Putin?? ( Originalton: “ Wir werden sie bis aufs „Scheißhaus “ jagen! “ ) , der nicht im mindesten an Verhandlungen denkt , sondern nur an die Vernichtung und “ Einverleibung“ der Ukraine ?

Oder richtet sich der Appell an die Ukraine , die Herr Steinmeier – nur wenige Tage vor dem Überfall Russlands- (!) die Frechheit besaß ,belehren zu müssen , sie möge mit dem “ Säbelrasseln“ aufhören ?!! Diktatoren wie Putin – das lehrt die Geschichte–verstehen nur bewaffneten Selbsbehauptungswillen! Fazit : “ Si vis pacem , para bellum! ( Willst du Frieden , bereite den Krieg vor !!) – Dieter Fritsch

 

Neue Fronten in Europa: Ungleichgewicht des Schreckens. Angesichts der permanenten Forderungen nach schwereren Waffen für die Ukraine wird es immer wichtiger, der Losung „Russland besiegen!“ zu widersprechen. Die herrschende Meinung mit ihrem Feindbild und ihrem Rigorismus braucht die Gegenrede, die die Intellektuellen in ihrem jüngsten Aufruf in der „ZEIT“ formulieren.

Seitdem sich in den Umfragen eine Mehrheit für Waffenlieferungen ausgesprochen hat, wird die kriegstreibende Rhetorik in Deutschland gegen Russland kontinuierlich verschärft und die Öffentlichkeit auf ein immer stärkeres militärisches Engagement in der Ukraine eingestimmt. Die Risikoschwelle zum Flächenbrand in Europa droht überschritten zu werden, während die Grundlagen des atomaren Gleichgewichts zunehmend in Frage gestellt werden.

Zwei Faktoren der Friedenssicherung bildeten bisher den Konsens zwischen den Atommächten: Nukleare Abschreckung und Respekt vor den elementarsten Sicherheitsinteressen des Gegners. Mit US-Raketen in der Ukraine gerät dieser Konsens zunehmend unter Druck. Nach der weiterhin geltenden Monroe-Doktrin dulden die USA keine Stellungen einer feindlichen Atommacht auf ihrem Kontinent, respektieren aber nicht mehr gleichgelagerte Sicherheitsinteressen Russlands.

Der Ukraine-Konflikt nimmt mehr und mehr die Dimension und die Gefährlichkeit der Kuba-Krise von 1962 an. Damals haben am Ende besonnene Regierungschefs auf beiden Seiten beim Blick in den Abgrund den Startschuss für die Entspannung und Friedenssicherung in gemeinsamer Verantwortung gegeben. Seitdem galt neben der Politik der Abschreckung immer auch der Grundsatz der Vertrauensbildung und damit die Erkenntnis, dass für das Überleben – erst recht für Abrüstung – im Atomzeitalter ein Mindestmaß an Vertrauen der Gesellschaften notwendig ist. Diese Zielsetzung der Diplomatie wird aktuell umgedeutet in mangelnden Verteidigungswillen, da es nicht mehr um Sicherheit mit, sondern nur noch um Sicherheit vor Russland gehe.

In Deutschland sind es insbesondere die Grünen, die mit ihren Warnungen vor Kriegsmüdigkeit im Lande und Appeasement im Kanzleramt die Gegnerschaft zu Russland vorantreiben. Mit selbstgerechter Stilisierung der eigenen moralischen, werteorientierten Position soll die andere verantwortungsethische, abwägende Position mit Vorhaltungen wie „Führungsschwäche“, „Zögern“ und „Zaudern“ herabgesetzt werden. Eine solche Zurschaustellung der eigenen moralischen Überlegenheit ist aber „ohne moralisierende und unangemessene Komplexitätsreduktion politischer Sachverhalte nicht zu haben“ (Wolfgang Merkel, Neue Krisen in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 28. Juni 2021).

Die eindimensionale Betrachtung der Lage wird besonders deutlich bei dem Grünen-Theoretiker Hubert Kleinert, der das „Stabilitäts- und Gleichgewichtsdenken“ für nicht mehr zeitgemäß erklärt, weil es jetzt ausschließlich um den Schutz des Opfers vor dem imperialen Großmachtstreben Putins gehen müsse (SZ vom 10.Juni 2022). Um jeglichen Rüstungsexport in das Kriegsgebiet zu rechtfertigen, reicht es danach völlig aus, die Entscheidung gegen Pazifismus und für Waffengewalt zum Schutz der Menschenrechte getroffen zu haben.

Alle anderen notwendigen Erwägungen und Folgenabschätzungen – die strategische Ausrichtung von Großmächten, ihr Zugriff auf Ressourcen, die innenpolitische Verfasstheit der beteiligten Staaten, eine künftige Nachkriegsordnung und die Chancen für eine nachhaltige Friedenssicherung in Europa – werden bei Kleinert als überholte „illusionäre“ Stabilitätspolitik abgewertet. Ohne verantwortliche Abwägung jedoch kann das Risiko eines ausgeweiteten deutschen Engagements nicht zuverlässig beurteilt werden.

Die bestechend klare, aber unterkomplexe Forderung der Außenministerin, die Ukraine müsse siegen, steht im Widerspruch zum Ansatz des Kanzlers, der zu Recht vorsichtiger agiert und gemeinsam mit Frankreich nach diplomatischen Formeln sucht, um alsbald eine Verhandlungslösung herbeizuführen. Dabei liegt es in der Logik eines Verhandlungsfriedens, dass auch die andere Seite ihr Gesicht wahren kann und keinen Siegfrieden diktiert bekommt.

Die größte drohende Gefahr für Europa, so der ehemalige UN-Diplomat Michael von der Schulenburg, besteht in einer Strategie, die auf einen Siegfrieden setzt und unberechenbare Reaktionen Russlands zur Folge haben könnte. „Wie weit würde die Nuklearmacht Russland dabei gehen? Wollen wir das wirklich austesten?“

Ein vom Westen unterstützter langer Abnutzungskrieg, den Generalsekretär Stoltenberg in Überschreitung seiner Kompetenzen schon angekündigt hat, hätte unabsehbare Folgen für die europäische Sicherheit. Im Falle des Gelingens wären eine dauerhafte Präsenz der NATO zum Schutz der Ukraine, eine permanente Front der gegnerischen Atommächte USA und Russland an der russisch-ukrainischen Grenze und eine anhaltende Instabilität in Europa das Ergebnis. Russland wäre fortan bestrebt, dieses Machtungleichgewicht zu revidieren.

Der Sieg über Russland in diesem Erschöpfungskrieg und die erneute Spaltung Europas in Ost und West kann nicht im deutschen Interesse liegen. Wer einen Verhandlungsfrieden will, muss Russland einen Ausweg aus dem Krieg lassen und eine Verständigung der Kriegsparteien ermöglichen. Wer das Land dauerhaft isolieren, seinen Einflussbereich einengen und seine elementaren Sicherheitsinteressen in unmittelbarer Nachbarschaft missachten will, nimmt mindestens in Kauf, dass ein neues nukleares Damoklesschwert über Europa heraufzieht. – Frank Zimmermann

 

Der Appell “ Waffenstillstand jetzt“ ist selbstverständlich zu befürworten, leider birgt er einen grundsätzlichen Fehler: Der größte Kriegsverbrecher es 21. Jahrhunderts, der seit einigen Jahren aus eigener Machtvollkommenheit „verlorene Gebiete“ wieder zurückholt, der Syrien zerstört hat und nach Europa die Flüchtlinge lenkt, der in Schwarzafrika den Westen vehement bekämpft und nach Europa die Flüchtlinge lenkt, für den Verträge nur dienen, den Westen einzulullen, der lügt, wenn er den Mund aufmacht, der seit Monaten Drohungen von Welthunger bis Atomkrieg ausstößt, der Europa von der Energieversorgung absperrt – mit so einem blutsäuferischen Kriegsverbrecher soll man verhandeln ? – Manfred Köppl

 

Und wieder gibt die ZEIT einem Elaborat Raum, dessen anmassendes BlaBla nur unvollkommen die Intention verdeckt, die Ukraine zu einem Diktatfrieden durch Hunnen und einem Kriegsverbrecher zu zwingen.Zu dieser Anmaßung fallen mir folgende Sentenzen ein: – Lieber rot als tot – Am deutschen Wesen soll die Welt genesen – Vom sichern Port lässt sichs gemächlich raten Unterstützen werde ich diese Aktivitäten nicht mehr. Ich kündige mein ZEIT-Abonnement zum nächstmöglichen Termin. – Dr. Peter Steinig

 

Präsident Putin, den man treffenderweise als Präsident Putler adressieren sollte, wird in keinster Weise von der apodiktischen Forderung “ Waffenstillstand jetzt “ einer kleinen Gruppe deutscher Intellektueller beeindruckt sein, vorausgesetzt seine Dienste geben ihm davon Kenntnis. Die Damen und Herren des Appells schlagen zur Vermeidung militärischer Eskalation und weiterer schlimmer Folgen für alle Betroffenen wortmächtig eine “ diplomatische Großoffensive “ vor, ohne indess auszuführen, wie diese aussehen könnte.

Eine Delegation höchstrangiger Staatsvertretungen, möglicherweise unter der Führung des Heiligen Vaters in Rom, der den Despoten im Kreml kniefällig bittet, in ernstgemeinte Verhandlungen einzutreten, gerade weil so viele bilaterale Versuche vorher gescheitert sind, wäre nur theoretisch denkbar. Wie die Geschichte zeigt, wird die Vision von Waffenstillstands- und nachfolgenden Friedensverhandlungen leider erst dann Wirklichkeit, wenn vorher die Voraussetzungen dafür durch die Entscheidungen auf dem Schlachtfeld gefallen sind. Auf eine neue innerrussische Reformbewegung kann man, trotz der wachsenden Zahl von Leichsäcken, die zurück nach “ rodina “ gebracht werden, kaum hoffen, weil ein verbrecherisches Regime aufflammende Proteste sofort brutal unterdrückt. – H. Zerfas

 

Erbarmen, die Philosophen kommen! Die geballte Geisteskraft deutscher Professorenschaft, angereichert mit Sympathieträgern aus Fernsehen und Kultur, stellt eine Forderung mit Ausrufezeichen : Waffenstillstand jetzt! Ein wohlfeiler Aufruf, zudem nicht der erste aus diesem Kreis. Allein: Wer ist der Adressat? Der Einzige, der hierfür alle Hebel in der Hand hat, ist Putin, und er hat nicht die geringste „Lust“, auf Ihre gut gemeinten Vorschläge einzugehen. Er nutzt die Hebel „mit Fleiss“, ja ganz offensichtlich auch mit Lust, um in allen Bereichen genau das Gegenteil zu erreichen:

Grösst möglichen Schaden den Menschen in der Ukraine, dem ganzen Land zuzufügen, ja auch Millionen von Menschen zB in Afrika durch Verhinderung von Weizenlieferungen die Hungersnot dramatisch zu vergrößern. ER hat einen Plan, einen teuflischen, Sie haben keinen. Es ist nicht hilfreich, immer nur Schach gegen sich selbst zu spielen. Irgendwann sollte man realisieren, dass der Platz gegenüber leer ist. Aber: So kann man „völlig losgelöst“ von realen Bedingungen weiter philosophieren. Es ist nicht nur grenzenlos naiv, es ist starker Tobak gegen alle Menschen in der Ukraine. – DR. ANTON REITER

 

Endlich: Der mittlerweile dritte öffentliche Brief von Geistesmenschen aus Deutschland (in diesem Bereich liefern „wir“ also fleißig). Hiernach sollte wirklich allen direkt und indirekten Beteiligten dieses außerordentlich brutalen Krieges klar sein, dass es Zeit ist für substanzielle Verhandlungen, die sonach zu einem „intellektuell definierten“ Waffenstillstand zwischen der Ukraine und Russland münden. Zumal nicht zuletzt die möglichen Voraussetzungen für die Beilegung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit unmissverständlich beschrieben werden; akademisch abstrakt, sowie lebens- und kriegsfern.

Sicher: Wer hat insgeheim nicht schon ähnlich gedacht, gewünscht und gehofft wie jene, die erneut an die sogenannte menschliche Vernunft appellieren? Aber wer hat nicht auch seine hehren Gedanken schließlich ob der absehbaren Anerkennung von Leben- und Landnahme durch russische Gewalt der Realität untergeordnet. Ergo: Beim Denken und Besserwissen im Westen nichts Neues. – Matthias Bartsch

 

Gut gemeint – kurz gedacht. Die Unterzeichner des Appells fordern, „auf die Regierungen der Ukraine und Russlands einzuwirken, die Kampfhandlungen auszusetzen.“ Nach Lage der Dinge heißt das, die westlichen Verbündeten sollen die Ukraine zu einem sofortigen Waffenstillstand drängen. Glauben die wohlmeinenden Unterzeichner des Appells ernsthaft, man könne auch den Herrscher im Kreml dazu bewegen ?

Putin wird einen Waffenstillstand nur erwägen, wenn er den Preis für die Fortsetzung der Aggression als unerträglich hoch einschätzt. Das kann allein die von uns wirksam unterstützte Ukraine durch noch effektiveren Widerstand erreichen. Putins wüste Drohungen sollen genau diese wirksame Unterstützung verhindern. Mit der Angst vor einer unkrontrollierten Ausweitung des Konflikts gehen die Unterzeichner des Appells auf sein Spiel ein. Wenn Putin eskalieren will, tut er es, ganz gleich, wie unterwürfig wir uns im Westen verhalten. Seiner Bevölkerung kann er jede Entwicklung als unvermeidlich verkaufen.

Zuletzt noch eine Anmerkung zum Argument, dass die Kiewer Führung in ihrem Widerstandskampf einen zu hohen Blutzoll in Kauf nimmt. Dieser Gedanke führt in letzter Konsequenz zu dem Schluss, dass ein skrupelloser Gewaltherrscher nur die Bevölkerung eines unbotmäßigen Nachbarlandes mit Raketen und Bomben dezimieren muss, um dessen Regierung zur Unterwerfung zu bewegen. Dann brauchte er noch nicht einmal das Leben eigener Truppen riskieren. – Karl-Heinz Rutsch

 

Heute fiel mir eine alte CD in die Hände. Joan Baez singt Bob Dylans „Blowin‘ in the wind“ – Beim Hören wurde mir schlagartig klar, wie brandaktuell dieses Lied für uns heute ist. Damals, in den Siebzigerjahren, Vietnamkrieg. Machtpolitik hat uns hineingeritten. Machtpolitik war unfähig, uns daraus zu befreien.

„How many ears must one man have Before he can hear people cry? How many deaths will it take ‚til he knows That too many people have died? The answer, my friend, is blowin‘ in the wind . . .“ Ich finde Vergleiche problematisch. Aber sind wir nicht in einer ähnlichen Situation? Ist nicht wieder die Stunde der Völker gekommen – für Vernunft und Frieden?

Sollten wir nicht innehalten, nachdenken und protestieren: Es reicht. Leider sind die Menschen in Russland nicht dazu in der Lage aufzubegehren, aber wir sind es. Die Politik erweist sich zunehmend als unfähig, dem Krieg ein Ende zu setzen. Nicht nur in Russland wird das Volk unter Dauerindoktrination durch Kriegspropaganda gesetzt. Die Menschen werden auf Kriegszeiten eingeschworen, auch bei uns. Historische Krise und so – Opferbereitschaft wird als Nationaltugend eingefordert. Ja, der Ganove Putin hat diesen Krieg vom Zaun gebrochen, hat die Ukraine überfallen lassen. Dafür gibt es keine Entschuldigung.

Aber macht es sich die westliche Politik nicht zu leicht und versteckt sich hinter dem Schurken? Welche Fehler wurden gemacht, dass es so weit kommen konnte? Fällt der Politik wirklich nicht mehr ein, als Waffen und immer mehr Waffen in die Ukraine zu schicken? Für das Ende des Krieges sind auch wir verantwortlich. Erinnern wir unsere Politiker und Politikerinnen daran. Und auch daran, dass an dem Krieg und die durch ihn ausgelöste Krise eine bestimmte Clique enorm verdient. Was tut die Politik gegen Kriegsgewinnler? – Harald Raab

 

Ich möchte mich herzlich für die Veröffentlichung des Appells www.zeit.de/2022/27/ukraine-krieg-frieden-waffenstillstand vom 29.06.2022 bedanken. Da meine positive Rückmeldung bei den z.T. sehr undifferenzierten Kommentaren untergehen würde, bevorzuge ich diese direkte Kommunikation. Die online Kommentare verdeutlichen, wie wichtig eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Ukraine Krieg und insbesondere die Einordnung in den historischen Kontext ist.

Letzterer wird leider von den öffentlich-rechtlichen Medien und in der Presse kaum geführt (mit Ausnahme weniger Beiträge wie etwa die Gastbeiträge von Prof. Thomas Fischer zum Ukraine Krieg im Spiegel, die März Ausgabe der Blätter für deutsche und internationale Politik, Klaus von Dohnanyis „Nationale Interessen“ oder das DLF Feature „Die Samen des Misstrauens“, das jedoch ansonsten nie in der DLF Berichterstattung berücksichtigt wird). Ich hoffe, dass die Zeit, deren Anspruch es ist, sich kritisch-analytisch mit Themen auseinanderzusetzen, sich dem gleichtönigen ideologischen Politik- und Mediengetöse entzieht und durch differenzierte Berichterstattung zu einem breiteren Diskurs beiträgt. – Gaby Ramm

 

Wie froh bin ich über Ihren Appell, entspricht er doch meiner Haltung in vielen Gesprächen der letzten beiden Monate. Nur ein wichtiger Aspekt findet keine Beachtung: Wir, d.h. Deutschland und die EU, stehen de facto im Krieg mit Russland. Wir sind Kriegspartei, denn wir liefern Waffen und Treibstoffe an die Ukraine, bilden deren Soldaten aus und versorgen ukrainische Flüchtlinge. Das bedeutet jedoch, auch wir können diesen Krieg nicht gewinnen. Deshalb sollten wir dringend Friedensverhandlungen mit Russland aufnehmen. Und uns muss klar sein, international stehen wir ziemlich isoliert da.

Die USA waren und sind kein verläßlicher Bündnispartner, denn: „America comes first“, nicht erst seit D. Trumps Präsidentschaft. Die arabische Welt interessiert dieser Krieg nicht, sie profitiert wirtschaftlich massiv davon und die westlichen Streiter für angeblich universale Menschenrechte werden zum Kotau gezwungen. Indien kauft so viel und so billig russisches Öl wie nie. China sieht sich das Ganze hocherfreut an, wird doch ein Handelsrivale und permanenter Kritiker am eigenen politischen System (dem totalitären Staat) geschwächt, ein angeblich überlegenes politisches System als insuffizient dargestellt.

Afrikanische Länder antechambieren bei Putin (Senegal/Afrikanische Union) oder feiern russische Gedenktage feucht fröhlich mit den russischen Diplomaten (Südafrika). Südamerikanische Länder schweigen oder senden bestenfalls unterstützende Grußbotschaften. Nun bin ich gespannt, wer es als erster deutscher Politiker wagt, dem ukrainischen Präsidenten die Notwendigkeit von Friedensverhandlungen nahezubringen oder sogar direkte Verhandlungen mit Russland anstrebt und den entsprechenden medialen Sturm der Entrüstung in Kauf nimmt. – Dr. med. Th. Lukowski

 

Die Autoren legen der Ukraine nahe, um des lieben Friedens Willen auf einen Teil ihres Staatsgebietes zu verzichten. Alles andere sei unrealistisch und mit unnötigen Opfern verbunden. Warum nennt man aber den Russischen Angriffskrieg überhaupt ein Verbrechen, wenn man das Ergebnis dieses Verbrechens akzeptieren will? – Wolfgang Strowik

 

Offener Brief an unsere Elitedenker: Danke, danke ihr Friedenskämpfer, mutig prangert ihr das Verhalten der deutschen Regierung an, die Putin nur durch Sanktionen und Waffenlieferungen an die Ukraine zur Beendigung des Angriffskrieges bringen soll. Reden, reden , ja, gute Gespräche und konkrete Angebote sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Friedensverhandlung. Wer wäre besser geeignet für solch eine schwierige Aufgabe als unsere deutsche Philosophenelite.

Ich schlage vor, unsere Regierung schickt eine Delegation nach Moskau. Am besten wäre es, wenn Herr Pracht diese anführen würde. Ich bin überzeugt, dass Vladimir Putin so beeindruckt sein wird, dass er sofort alle Soldaten heim ins russische Reich beordert und den Frieden verkünden wird. Auf, auf ihr Friedensstifter, ihr schafft das, und der Friedensnobelpreis ist euch sicher. – J. Franke-Martini

 

In Ihrer letzten Ausgabe bieten Sie einer Reihe von hochrangigen bzw. berühmten Persönlichkeiten viel Raum für einen Appell in Form eines redaktionellen Beitrages. Damit identifizieren Sie sich mit dem Inhalt, so wie mit jedem anderen Beitrag der Redaktion. Als langjähriger Leser und Abonnent der elektronischen Ausgabe ZEIT habe ich die unten stehenden Fragen an die Autoren. Könnten Sie diese bitte an die Autoren weiterleiten? Sind meine Fragen auch aus Ihrer Sicht interessant? Wäre es aus Ihrer Sicht sinnvoll, die Antworten der Autoren in der gleichen Form wie den Appell zu veröffentlichen oder zumindest in Ihrem Blog zugänglich zu machen?

Fragen an die Unterzeichner des Artikels „Waffenstillstand jetzt!“ In wohlgesetzten Worten und mit interessanten Argumenten fordern Sie eine Strategie zur möglichst raschen Beendigung des Krieges in der Ukraine durch einen sofortigen Waffenstillstand, eines Krieges, den Putin trotz aller vorheriger Verhandlungsversuche begonnen hat und den nur er beenden kann. Sorgfältig vermeiden Sie es eine mögliche Strategie genauer zu beschreiben. Aus dem, was Sie schreiben bzw. nicht schreiben, ergeben sich für mich folgende Fragen: Bedeutet ein Waffenstillstand aus Ihrer Sicht zum jetzigen Zeitpunkt eine de facto Anerkennung der Eroberungen Putins der Oblaste Donezk und Luhansk?

Bedeutet Ihr letzter Satz „…alles tun, damit ein baldiger Waffenstillstand und die Aufnahme von Friedensverhandlungen möglich werden – und alles unterlassen, was diesem Ziel entgegensteht.“ in verklausulierter Form, dass wir die Waffenlieferungen an die Ukraine einschränken sollen, damit diese den Gebietsverlust akzeptiert und dadurch die Anderen auf der Welt (und vor allem wir Deutsche) nicht zu sehr unter den Folgen des Krieges leiden?

Wer garantiert, dass Putin, der durch seinen Angriffskrieg zahlreiche internationale Verträge gebrochen hat, den Waffenstillstand nicht nach einiger Zeit wieder bricht, wenn ihm die Relation von Nutzen zu Kosten (innen- und außenpolitisch) gut genug erscheint? Ist Putin (nicht Russland) aus Ihrer Sicht eine Person, mit der man noch Verträge abschließen kann, die er auch einhält? Ist es aus Ihrer Sicht langfristig sinnvoll, Putins Erpressung der Welt mit der Behinderung der Getreideexporte aus der Ukraine oder mit dem Transport von Flüchtlingen an die Außengrenzen der EU nachzugeben oder fördert man damit nicht Nachahmungstäter?

Ganz machiavellistisch gefragt, wo ist für Sie die Grenze einer Politik des Eingehens auf Putins Forderungen gegen EU und NATO erreicht? Sollen wir als westliche Staaten weitere Forderungen von Putin erfüllen, damit er ohne Gesichtsverlust aus diesem verbrecherischen Krieg herauskommt? Wie weit wollen wir einem Diktator Einfluss auf freie politische Entscheidungen in den demokratischen Staaten Europas erlauben?

Welchen Preis sind Sie bereit für unsere (auch deutsche!) Freiheit zu zahlen? Liegt Putin und Xi Jinping mit Ihrer Einschätzung richtig, dass westliche Demokratien zu schwach sind um sich dauerhaft gegen Diktaturen zu wehren? Als guter Demokrat freue ich mich auf klare Antworten, auch wenn Sie meinen Ansichten widersprechen sollten. – Gerhard Hoffmann

 

Danke für den mutigen Appell. „Die Waffen nieder!“ möchte man mit Bertha von Suttner rufen. Oder mit Bertolt Brecht: „Kein Vormarsch ist so schwer wie der zurück zur Vernunft.“ – Roland Gall & Dr. Kathrin Roberts

 

Waffenstillstand jetzt? – Leider nein. Der gutgemeinte Appell einer Gruppe kluger deutscher Intellektueller in der Wochenzeitschrift die Zeit vom 30.6. basiert leider auf einer falschen Bewertung der Konflikt- und Verhandlungssituation im Ukrainekonflikt. Aus Perspektive der Verhandlungsforschung unterlaufen den geschätzten Autoren drei strategische Fehleinschätzungen, die vermutlich dadurch zu erklären sind, dass das Thema Verhandlungen an deutschen Hochschulen anders als in den USA nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt.

Erstens gehen die Autoren davon aus, dass Verhandlungen möglich und von Putin gewollt sind. Leider muss man aus wissenschaftlicher Perspektive aktuell vom Gegenteil ausgehen. Ausgangspunkt jeder Verhandlung sind immer klar benannte Ziele beider Parteien, in einer Situation ohne klare Ziele führt man Gespräche aber keine Verhandlungen. Bislang ist aber völlig unklar was Putin eigentlich erreichen will? Vor dem Krieg war die Expansion der Nato sein wichtigstes Anliegen, aktuell wird die nun bevorstehende Erweiterung der Nato nach Schweden und Finnland von Putin als harmlos kleingeredet. Der Verzicht der Ukraine auf eine Natomitgliedschaft wurde von Russland kaum zur Kenntnis genommen.

Mal liegen seine Ziele auf der Entnazifizierung der ganzen Ukraine, mal nur auf der “Befreiung” russischsprachiger Gebiete oder des Donbass. Aber ohne Zielsetzung kann man nicht verhandeln. Was sonst passiert, ist das was man in den USA als “negotiate against yourself” bezeichnet. Die Ukraine und der Westen würden wiederholte Angebote machen, die Russland nur zu weiteren Forderungen ermutigen. Wäre Russland Verhandlungsbereit wie die Autoren behaupten, würde Russland kontinuierlich konsistente Ziele und Forderungen im Konflikt kommunizieren. Tut Putin dies nicht, kann man nicht von russischer Verhandlungsbereitschaft ausgehen.

Zweitens hat sich leider erwiesen, dass Putin jederzeit Zusagen und bestehende Vereinbarungen bricht und gezielt Unwahrheiten verbreitet. Russland hat der Ukraine 1994 im Budapester Memorandum volle Souveränität eingeräumt, und bricht dieses Abkommen jetzt zum zweiten mal nach 2014. Putin und Lawrow lügen wiederholt und regelmäßig. Die Anwesenheit von russischem Militär auf der Krim wurde 2014 von Putin erst geleugnet, später von ihm selbst als kluger taktischer Schachzug dargestellt. Mit Lügnern verhandeln ist immer extrem schwierig und kann zu schweren Fehleinschätzungen führen.

Das sicherlich dümmste und schrecklichste Beispiel hierzu, ist der berüchtigte Hitler-Stalin Pakt vom August 1939 zur Teilung Polens. Hitler hatte bereits im März 1939 das zuvor im Sommer 1938 getroffene Münchner Abkommen gebrochen, und entgegen der Münchner Vereinbarung den Rest Tschechiens besetzt. Er hat nach weniger als einem Jahr sein Wort gegenüber Chamberlain gebrochen. Stalin hat also 1939 mit einem ganz offensichtlich und frisch vertragsbrüchig gewordenen Hitler einen Vertrag geschlossen, und sich damit das Risiko direkt an die sowjetische Grenze geholt. Keine strategische Meisterleistung, die die Sowjetunion teuer bezahlen musste.

Wer mit einem vertragsbrüchigen Lügner verhandeln will, muss als allererstes ein massives Drohpotential für den Fall einer Nichteinhaltung der geplanten Vereinbarung entwickeln. Ein solches Drohpotential existiert aber schlicht nicht. In Anbetracht des souveränen Umgangs Russlands mit den aktuell gerne als “maximal” bezeichneten Sanktionen des Westens ist es auch schwer auszumalen. Ohne Vertrauensbasis und ohne weiteres Droh- und Sanktionspotential sind Verhandlungen leider wenig vielversprechend.

Drittens erkennen die Autoren den aktuellen Konflikt richtigerweise als Abnutzungskrieg, “war of attrition”, in dem beide Seiten bereit sind, übermäßige Ressourcen zu verbrauchen beziehungsweise Opfer in Kauf zu nehmen, um Ihre Stärke und Entschlossenheit zu signalisieren. Nur in dieser Situation erreicht der Appell leider genau das Gegenteil von dem was er möchte. Durch den Appell signalisieren die Autoren Putin gegenüber die eigene Bereitschaft weniger Opfer bringen zu wollen. Würden sich europäische Regierungen die Position zu eigen machen, würden sie damit Putin ermutigen den Konflikt weiter zu eskalieren.

Er würde den Vorschlag als offensichtliche Schwäche interpretieren und hätte einen Anreiz die Angriffe zu verstärken, um sich eine bessere Verhandlungsposition zu schaffen. In einem “war of attrition” sind leider die einzigen funktionierenden Strategien Ressourcenbereitstellung und Opferbereitschaft. Wenn man Putin zu Verhandlungen animieren will, dann dadurch das Deutschland Opferbereitschaft beim Gas- und Energieverbrauch zeigt, und klar signalisiert, noch mehr Ressourcen wie Geld, Panzer und Waffensysteme für die Ukraine bereitzustellen. Jeden Monat doppelt soviel Waffenexporte an die Ukraine, und halb soviele Energieimporte aus Russland wie zuvor, jeden weiteren Monat wieder verdoppelt und wiederum halbiert.

Das wäre eine rationale Strategie, die im Gegenwärtigen Konflikt Putin an den Tisch bringen könnte. Es wäre teuer, unattraktiv und vermutlich in unser Demokratie schwer vermittelbar, aber es ist leider die einzige Strategie die funktionieren kann. Putin regiert mit Macht und Härte, daraus lässt sich schließen, dass er auch auf Macht und Härte reagiert. Wer Waffenstillstand und Verhandlungen will, wird das aktuell nur durch Stärke erreichen, eine Verhandlungsoffensive würde leider Schwäche signalisieren und Putin bestärken weiter zu bombardieren. – Prof. Dr. Tilman Eichstädt

 

Die Erklärung der Menschenrechte von 1948 sind die universale Moral, das Weltethos, das durch die Herrschaft des Rechts zu schützen ist. Der Kampf der Ukraine für die Würde und die Freiheit wird Prägestempel für das Welt-Gedächtnis sein, ob die Freiheit an sich die Nichtnotwendigkeit ist oder sich doch als eine anthropologische Wesensunbedingtheit erweisen wird.

Dieser Appell des zweiten Offene Briefes „Waffenstillstand jetzt!“ eines Intellektuellenclusters verkümmert neben jenem ersten Brief vom 29. April. Der erste Offene Brief versuchte noch ein wenig zu konturieren, indem er den Begriff der „politischen Ethik“ erfand, an seine Seite das Wort der „historischen Verantwortung“ stellte mit dem Aufruf einerseits zum „Waffenstillstand, den beide Seiten akzeptieren können“ und andererseits, nicht „weitere schwere Waffen“ an die Ukraine zu liefern.

Indes ist diese Erfindung der „politischen Ethik“ verhängnisvoll. Sie bedeutet den Rundum-Diktat-Frieden für die Ukraine und für ganz Europa durch den Aggressor Rußland, seines barbarischen Vernichtungskrieges. Sie bedeutet dergestalt die Faschistisierung und Gulagisierung der Ukraine. Die historische Verantwortung Deutschlands wird mit Füßen getreten, die gerade in der Unhinterfragbarkeit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und ihrer Unteilbarkeit besteht. Aber diese „politische Ethik“ teilt und separiert, nämlich das Weltethos in einen Teil und in ein Ganzes. Die Ukraine in ihrem Kampf um Menschenwürde und Freiheit ist danach nur ein unvollkommener Teilaspekt der Ethik, die Welt aber das Ganze der Ethik.

Es wäre also nur eine Frage der Zeit, bei weiteren Waffenlieferungen, wann die Moral der Ukraine umkippt in eine solche der Unmoral, wann die Ukraine als unzuständig erklärt werden muß in der Frage der Moral bei ihrem Freiheitskampf gegen den Faschismus. Eingedenk der Barbarei der Deutschen in der Ukraine, der Tötungsmaschinerie der Nazis in Babij Jar liegt die historische Verantwortung gerade darin, daß das ukrainische Volk die Menschenrechte in Selbstbestimmung leben kann, auch für ganz Europa.

Nach dieser „politischen Ethik“ gilt grundsätzlich das Recht des Stärkeren, das Recht einer Atommacht weltweit, hier Rußlands. Die Herrschaft des Rechts wird pervertiert. Die Menschenrechte gelten nur auf Abruf, nur partiell und temporär im Herrschaftsbereich einer Atommacht, auch einer diktatorischen. Die Willkürherrschaft des Stärkeren tilgt a priori absolut die Stärke des Rechts des Schwächeren, einer Nicht-Atommacht.

Der nun vorliegende zweite Offene Brief „Waffenstillstand jetzt!“ vom 30.06.22 ist eine redundante und verquere Textlandschaft, eine Wiederholung des ersten Offenen Briefes, im Grunde eine einzige Verdrängungsleistung. Diese besteht darin, daß am deutschen Wesen die Welt weiterhin genesen soll, was mit dem Imperativ: „Waffenstillstand jetzt!“ an der Ukraine exekutiert werden, was Unfreiheit und Unterwerfung der Ukraine diktieren soll.

Der ständige Hinweis auf Verhandlungen ist ein süßes Gift, eine falsche Spur, ein Fake. Der Realitätsverlust ist bemerkenswert, als hätte es vom Westen initiierte Verhandlungsgespräche mit Rußland nie gegeben, in Dauerpermanenz und mit vollkommener Ergebnislosigkeit, weil Putin die Auslöschung der Ukraine will.

Um Verhandlungen geht es in Wahrheit in diesem Appell auch gar nicht. Im Text heißt es: „Verhandlungen bedeuten auch nicht, etwas über den Kopf der Beteiligten hinweg zu entscheiden.“ Und genau dies ist gemeint. Denn es kann sich zweifelsohne nicht um Putins Kopf handeln, sondern nur um den ukrainischen Kopf, denn über diesen kann durchaus leicht verhandelt werden. Wie ein roter Faden durchwirken die Schlagworte: „Krieg“, „Kriegsziel“, „Kriegsparteien“ den Appell, als würde die Ukraine aufgrund imperialer Gelüste Krieg führen, als hätte die Ukraine ein „Kriegsziel“. Nein, die Ukraine hat ein Friedensziel der Freiheit und Selbstautonomie.

Den Aktivisten des Appells geht es auch nicht um Freiheit. Gleich im ersten Satz ist vom Frieden die Rede, vom Frieden auf dem Kontinent, aber nicht von Freiheit und Menschenwürde. Da in der Ukraine kein Frieden ist, in Deutschland und anderen Ländern gleichwohl, kann nur der eigene innere Frieden der Aktivisten selbst gemeint sein, der wiederherzustellen ist. Dieser narzißtische Selbstbezug ist der verdeckte innere Kern des Appells. Dergestalt sind die beiden Offenen Briefe deckungsgleich, dergestalt ist für diesen zweiten Brief der erste Brief vom 29. April die Blaupause.

Letztlich führen die Aktivisten des Appells rund um den Ankerpflock „Diktatfrieden“ die feste Leine der Selbstunterwerfung und Selbstentmündigung der Ukraine. Bedarf es noch eines zusätzlichen Belegs, so sind es die Aussagen des Aktivisten des Appells Jakob Augstein in einem Deutschlandradio-Interview vom 30.06.2022. In diesem sagte Herr Augstein, mit Hinweis auf die einst zörgerliche Haltung des Kanzlers Scholz zur Lieferung von Waffen an die Ukraine:

„Ja, das war das einzig Vernünftige, was er bisher getan hat, dort so zörgerlich zu sein“ und weiter: „Wir vermitteln den Ukrainern, daß sie für eine sozusagen sinnvolle Sache kämpfen … und die Ukraine steigert sich hinein in eine Fantasie, wir werden Rußland zerschmettern“ und ferner: „Der Westen ist Kriegspartei durch … die Wirtschaftsmaßnahmen gegen Rußland … es geht tatsächlich um mehr als um die Ukraine.“

Diese Bevormundungs- und Unterwerfungshaltung einer besonderen Vernunft gegenüber der Ukraine, diese als willfähriges Mittel zum bestimmten Zwecke zu entrechten, haben ein quasi religiöses Fundament. Dahinter steht gewissermaßen eine universale Missionsarbeit am Frieden, im Auftrag einer absoluten oder universalen Macht oder Führerschaft.

Diesem höheren Vernunftimperativ hat sich die Ukraine zu beugen, sie ist darum Missionierungsland. Absolutes Führerschaftprinzip einerseits und andererseits Selbstentmündigung, individuell oder kollektiv, funktionieren immer narzißtisch in kommunizierenden Röhren. Die absolut notwendige Verdrängungsleistung, also die Rückbindung aus einer ungenügenden Selbstherrschaft heraus zu einer kompensatorisch wirksamen Fremdherrschaft von absoluter Macht, wird der Ukraine als doppeltes Opfer der Bevormundung und Entmündigungsarbeit aufgetragen.

Für diese Art von Großmacht eignet sich vorzüglich eine Diktatur, die universale Atommacht ist. Das Wort von Augstein: „zerschmettern“ ist ja nicht nur falsch und perfide, sondern Nazi-Jargon. Der im Appell erlassene Bevormundungs-, Kapitulations- und Unterwerfungs-Imperativ ist das, was der Begriff „politische Ethik“ des ersten Briefes ausdrücken will. Sie verlangt keineswegs Freiheitsstreben, Freiheitssicherung, Freiheitsertüchtigung. Ganz im Gegenteil, sie ist eher Ansporn für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dergestalt meint der Begriff der „politischen Ethik“ ein Zusammenwirken von Entmündigung und Gehorsam im Inneren einerseits und andererseits von Haß und Gewalt im Außen.

Die historische Verantwortung Deutschlands mit dem Unbedingten: „Nie Wieder!“ hat die ewig verpflichtende selbstbezügliche Bedeutung: Nie wieder Selbstverachtung, Selbstentfremdung, Selbstentmündigung durch den Glauben an eine quasi „göttliche Führerschaft“, das heißt: Nie wieder ein Babij Jar als ein gleichnishaftes Bild der eigenen deutschen Seele. – Rolf Wollgarten

 

Seit Ende des Kalten Krieges sind wir Deutschen überwiegend russophil geworden. Das ist begrüßenswert, weil friedenstiftend. Doch leider ist der gegenwärtige Alleinherrscher Rußlands, der sich öffentlich als Nachfolger Peter des Großen und intern als Erbe Stalins betrachtet, ein versteckter Deutschenhasser.

In grenzenloser Ignoranz der Ereignisse und in bodenloser Naivität richten die Verfasser:innen einen Appell an uns (!), an zitternde Nachbarn Rußlands, an die Ukraine, sicher auch an die forschen Amerikaner und Engländer, die Kampfhandlungen doch bald zu beenden. Am besten mit einer Erklärung vor der UN: „Wir wollen Frieden!“ So nett ein solcher Appell auch gemeint ist- ich vermisse einen Appell der Verfasser:innen an Wladimir Putin!

Wissen die gestandenen Verfasser:innen einfach nicht, was dort gerade passiert? Blenden sie aus Friedenssehnsucht aus, dass Putin jetzt seinen 10jährigen Plan in die Endphase führt? Der Wolf fraß Kreide, beeinflusste alle deutschen Regierungen bis zur fatalen Abhängigkeit, schon in Syrien probte er den totalen Krieg. Durch Vernichtung der Hospitäler, Schulen, Supermärkte und Sammelstellen, durch Probeeinsatz von Phosphor und Giftgas löste er eine Flüchtlingswelle aus, die Europa heftig erschütterte. Diesmal ist sein Plan ein viel grösserer, er will den Westen ruinieren und sein Großrußland errichten.

Für den liebenswerten Appell kam mir eine weitere Idee: wie wäre es, wenn wir den bösen Wolf einfach besänftigten- ja, wir Deutschen! Wir könnten Putin doch Ostberlin zurück geben. Oder vielleicht Sachsen? Eine Enklave im Westen müsste ihn doch an den Verhandlungstisch bringen, oder? – Gustav Holtmann

 

Welch realistischer Appell, einen sofortigen Waffenstillstand und `Verhandlungen so schnell wie möglich` wie mit einem Mann zu fordern,der sich nur auf eine totale Kapitulation einlassen will.Dass man auch noch die Richtigkeit von Waffenlieferungen in Frage stellt ist ein Zynismus,der sich nur mit dem Angebot der Lieferung von 500 `antiken` Helmen an die Ukraine vergleichen lässt.

Es bleibt nur zu hoffen,dass ,wenn dem Appell Folge geleistet wird und in einigen Jahren eines der nächsten Opfer Putins die BRD sein wird,die Unterzeichner dieses Machwerks in der Bundesregierung sitzen werden und Putin sofort die ostdeutschen Bundesländer,in denen ja sowieso viele Putinanhänger leben (natürlich Berlin eingeschlossen,um wirklich jeden Konflikt zu vermeiden),ausliefern werden,damit wir Wessis aller Sorgen ledig sind. – Christoph Lohr

 

Es hat so viele Vorstöße von westlicher Seite gegeben, um diesen Krieg zu verhindern, daß nicht angenommen werden kann, Putin sei in diesem Sinne beeinflussbar. Mit Blauäugigkeit kann dieser Konflikt nicht gelöst werden. – Christine Ohno (Ono)

 

Putin hat nicht DIE ZEIT zu lesen! Friedensappelle haben erfahrungsgemäß nur dann Erfolgsaussichten, wenn sie alle Konfliktparteien (Ukraine und Russland) in den Blick nehmen. Dass die ukrainische Regierung und die westlichen Administrationen immer wieder in Verhandlungen eintreten wollten, ist unbestritten. Leider hat Putin nicht DIE ZEIT zu lesen, um zu erfahren, warum ein „Waffenstillstand jetzt“ so erstrebenswert ist. Da möchte man den Appellanten zurufen: Hey, ihr habt den wichtigsten Player vergessen! Obwohl – vielleicht auch nicht, wenn die Ambition der Verfasser lediglich in einem orthographisch gelungenen Buchstabenarrangement lag?! – Christian F. Olejnik

 

Offene Briefe und Apelle sind eine gute Sache, wenn die Urheber ihr Anliegen und Ziel klar definieren und ihre Empfehlungen und Forderungen klug bedacht haben. Das haben die Ver-fasser des Apells vom 30. Juni, die meisten von ihnen nicht zum 1. Mal, aber nicht getan. Ihr Apell „Waffenstillstand jetzt“ ist töricht.

1. Da wird lamentiert, die Unterstützungsmaßnahmen für die Ukraine ließen mehr und mehr im Unklaren, welches Kriegsziel mit ihnen verbunden sei. Kriegsziele definiert der Aggressor, nicht der Angegriffene; dessen Kriegsziel ist selbsterklärend. Es lautet: Standhalten, sich ver-teidigen können, nicht kapitulieren müssen. Ist das so schwer zu begreifen?

2. Weiter heißt es treuherzig, der Westen müsse sich Russlands Aggression in der Ukraine und weiteren revanchistischen Ansprüchen geeint entgegenstellen. Wer hätte das gedacht? Wie das „Entgegenstellen“ beschaffen sein soll, erfahren wir nicht. Stattdessen werden wir ohne Aufpreis mit weiteren Banalitäten versorgt: Das Fortdauern des Kriegs in der Ukraine sei nicht die Lösung des Problems. Was sonst?

3. Wer eskalieren will, eskaliert. Putins Politik in den vergangenen 15 Jahren ist ein (er-)schlagendes Beispiel dafür. Die sukzessive Hinnahme seiner Landnahmen in dieser Zeit demonstriert ein ums andere Mal: Schon die Angst vor der Eskalation essen Seele auf und fördern sie damit zuverlässig.

4. Die Internationale Gemeinschaft muss Bedingungen schaffen, unter denen Verhandlungen überhaupt möglich sind. Das ist wohlfeile Kirchentagsrhetorik. Außer ein paar Fresszettelchen – Kampfhandlungen aussetzen, wirtschaftliche Sanktionen, schrittweise Deeskalation – bietet der Apell auch hier Banalitäten und/oder heiße Luft. Das ist ziemlich armselig für Autoren, die sich nach eigener Einschätzung gern als Leit-Intellektuelle begreifen. – Wolfgang Meier-Rudolph

 

Der offene Brief einer Anzahl von Hochschullehrern, Philosophen und Publizisten liest sich sehr neutral und ausgewogen und hat die ganze Welt im Blick, für die man Verantwortung fühlt. Der Brief hat Schlagseite: Kein Historiker und nur ein Militär ist unter den Verfassern. Die Autorenschaft wirkt auch merkwürdig unbelesen in Geschichte und der Politik der letzten Monate. Man erinnert sich nicht daran, wieviele europäische Staatsmänner in Moskau waren, um diesen Krieg abzuwenden, oder wie der amerikanische Präsident davor gewarnt haben. Der Krieg hat trotzdem angefangen. Warum ?

Die Verfasser ignorieren Clausewitz „ der Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“. Das geschieht hier: Die Politik des russischen Präsidenten und seines Teams ist darauf gerichtet, Russland wieder in die Weltmachtstellung der Sowjetunion zurückzuführen. Dieses schließt einen überragenden Einfluss in Ost- und Mitteleuropa ein. Das macht unsere östlichen Nachbarstaaten und die baltischen Staaten zu direkt Betroffenen. Und da der Einfluss der Sowjetunion sich bis Mitteleuropa erstreckte, sitzen auch wir nicht in der zweiten Reihe.

Der Brief suggeriert, dass wir in diesem Krieg eine neutrale Position haben oder haben sollten. Er ignoriert, dass wir in den Zielen der russischen Politik enthalten sind. Er ignoriert, dass man für einen Waffenstillstand die Bereitschaft aller kämpfenden Parteien braucht. Historische Beispiele belegen, dass dazu eine Erschöpfung der Kriegsparteien oder die Angst davor nötig ist.

Davon ist Russland weit entfernt und hat keinen Grund, einen Waffenstillstand ins Auge zu fassen, es sei denn als Mittel, um die weitere Unterstützung für die Ukraine zu behindern (eine politische Maskirovka). Der Brief ignoriert, dass die russische Politik unter der gegenwärtigen Regierung einen konstanten Vernichtungswillen zeigt, der den Angegriffenen unterwerfen und auslöschen will und Kollateralschäden einkalkuliert, ja als Mittel der Politik einsetzt.

Es liegt im elementaren Interesse unseres Landes, die Ukraine zu unterstützen, damit Russland durch diesen Krieg so ruiniert wird, dass es weder in Osteuropa noch bei uns weiter angreifen kann. Niemöllers Geschichte „Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte“ sollten wir uns ersparen. Wenn man uns geholt hat, wird es nicht mehr in unserer Macht stehen, irgendjemandem zu helfen. – Dr. Kurt Jogun

 

Ich unterschreibe den Appell von Jakob Augstein u.a. ! In einem ZEIT-Leserbrief wurde schon Marcus Tullius Cicero zitiert, wonach „der ungerechteste Frieden (für unmittelbar Betroffene) immer noch besser ist, als der gerechteste Krieg“. Ich bemühe gleichfalls den großen römischen Philosophen: „Schweigen ist die Kunst der Konversation“. Bis zum Abschluss erfolgreicher Waffenstillstandsverhandlungen möchte ich weder Kriegstreiber Putin im feinen Zwirn noch Präsidenten Selensky im grün-braunen Unterhemd sehen! – Hubert Seiter

 

Da machen sich einige Prominente aus Politik, Publizistik etc. auf, nehmen einige Professoren hinzu als wissenschaftliches Schutzschild und behaupten den Schlüssel zur Beendigung des gefährlichen Feuers in der Ukraine in der Tasche zu haben. Eine diplomatische Großoffensive fordern sie, als gäbe es diese nicht längst, einen konzertierten Vorstoß der internationalen Gemeinschaft, insbesondere der westlichen Akteure, als gäbe es diese nicht. Eine Mischung aus unverschämter Arroganz und Heuchelei. Denn die durchsichtigen Sätze, es bedeute nicht über den Kopf der Beteiligten hinweg etwas zu entscheiden, bedeuten klar das Gegenteil des Behaupteten, sonst würden die Beteiligten, deren Meinung darüber ja bekannt ist, zu Wort kommen.

Dem ist, entsprechend der heuchlerischen Behauptung, nicht so! Ihre Strategien anpassen heißt im Klartext sich Putins Forderungen anpassen und das kann nur heißen, den Donbass und die Krim verloren zu geben, was die Beteiligten nicht wollen; sie sollen wie dumme Kinder kapieren, dass ihre Ziele nicht realistisch sind und sich den Besserwissern aus Deutschland endlich unterordnen. Man hört den ungeduldigen Ton. Auch dass die Beteiligten nicht endlich wieder wie gehabt ihre Weizenfelder bestellen und die Hungersnot anderswo so bekämpfen wird indigniert beanstandet, ja unterschwellig sogar eine Mitschuld am Tod der Verhungernden angedroht.

Die westlichen Autoren dieses Appells sind sich ihrer Sache unheimlich sicher. Nur so ließe sich ihr bequemes Bürgersöhnchen- und Bürgertöchterchenleben hier erhalten, nämlich indem die Beteiligten, wie sie die kriegshandelnden in ignoranter minimalistischer Bezeichnung nennen, den ganzen Schaden ohne zu jammern tragen, ja sogar befürworten sollen, eben wie gute Sklaven das zu tun haben.

Die Ukraine als Onkel Toms Hütte. Schwere Waffen sollen sie nicht bekommen, das würde ihnen ja Kraft geben sich selbstbewusst aus der existentiellen Bedrohung zu befreien, sie sollen verfügbares Verhandlungspotential bleiben für die, die in ihrer satten Ruhe ungestört bleiben wollen. Selensky steckt letzteren quer in der Kehle wie eine Fischgräte. Dieser mutige Mann, der nicht untergeordnet werden will. – Dr. med. Irmgard Heise

 

Warum stellt die Zeit vermeintlichen deutschen Intellektuellen eine halbe Seite im Feuilleton zur Verfügung, um Waffenstillstand in der von Russland überfallenen Ukraine zu fordern? In dem veröffentlichten Appell werden die kriegführenden Parteien aufgefordert, die Kampfhandlungen einzustellen. Welch eine Farce – es gibt nur eine kriegführende Partei, die ist Russland, und es gibt eine angegriffene Partei, die sich zu recht wehrt.

Das alles ist sehr treffend beschrieben in einem Beitrag von Georg Witte in der FAZ vom 05.07.2022, der die Unterzeichner des Appells zurecht schlicht als „Putins nützliche Idioten“ bezeichnet. Auch der vor Zeiten geprägte Begriff „Moskaus fünfte Kolonne“ passt für die Unterzeichner des Appells ganz gut ins Bild. – Meinolf Wächter

 

In der vergangenen Woche war in der ZEIT unter dem Titel „Waffenstillstand jetzt!“ ein Appell zahlreicher Prominenter enthalten, in dem zur Entwicklung einer Strategie zur raschen Beilegung der Kampfhandlungen in der Ukraine aufgerufen wird. Ich stimme den Autoren zu, dass es nötig ist, eine solche Strategie zur Beendigung des Krieges zu entwickeln, und dass der Westen alles daran setzen sollte, zu einer zeitnahen Verhandlungslösung zu kommen. Allerdings ist mir auch nach diesem Appell nicht klar, wie das konkret funktionieren soll.

Wie sollen wir denn konkret zu den von den Autoren geforderten Friedensverhandlungen kommen? Bereits bei einem ähnlichen Aufruf vor einigen Wochen habe ich eine konkrete und plausible Erklärung vermisst, wie Putin ohne eine militärische Unterstützung der Ukraine zu Friedensverhandlungen gebracht werden soll. Entsprechenden Nachfragen sind die Unterzeichner nach meiner Beobachtung damals immer wieder ausgewichen.

Nun schreiben die Autoren, dass der Westen sich mehr bemühen müsse, auf die Regierungen Russlands und der Ukraine einzuwirken, um die Kampfhandlungen auszusetzen. Bislang sei kein konzertierter Vorstoß der internationalen Gemeinschaft erfolgt, um Verhandlungen auf den Weg zu bringen. Ich frage mich nun: Ist das wirklich so? Tut der Westen tatsächlich zu wenig, um zu ernsthaften Waffenstillstands- oder Friedensverhandlungen zu kommen? Und wenn ja, welche Möglichkeiten könnten von den Regierungen in Deutschland und Europa ergriffen werden, um ohne weitere Waffenlieferungen zu Verhandlungen zu kommen?

Ich würde mich freuen, wenn Sie sich dieses Themas stärker annehmen würden! Ich schätze Ihre Zeitung für ihre vertiefenden und ausgewogenen Artikel, dafür dass Sie tiefer graben als andere, dass sie an Themen dran bleiben, auch wenn andere nicht (mehr) darüber berichten. Daher fände ich es super, wenn Sie der Frage, wie auf alternativen, pazifistischen Wegen ein Ende des Krieges erreicht werden könnte, stärker nachgehen und darüber berichten würden.

An dieser Stelle könnte mein Schreiben enden, denn das war mein Hauptanliegen. Allerdings erlaube ich mir zum Ukraine-Thema noch zwei weitere Ausführungen. Zum einen möchte ich darauf hinweisen, dass es für die von den Autoren erwähnte drohende Hungerkatastrophe in Afrika eine ganz einfache Lösung gibt, nämlich: wir reduzieren die „Nutztierbestände“ in Deutschland und in der EU deutlich! Dadurch würde eine enorme Menge an Getreide frei, welches dann für die menschliche Ernährung eingesetzt werden könnte. Rund 60% des Getreides wird hierzulande als Tierfutter verwendet anstatt es für die menschliche Nahrungsmittelversorgung zu nutzen.

Würden wir den Fleischkonsum und die Massentierhaltung deutlich reduzieren, was auch aus anderen Gründen absolut geboten wäre, wäre das Problem gelöst. Warum wird darüber kaum gesprochen? (Ich weiß, dass in der ZEIT auch schon darüber geschrieben wurde – vielen Dank dafür. Aber das ist schon einige Wochen her – das Thema braucht vermutlich immer wieder eine Auffrischung.) Zum anderen muss ich auch zu einem anderen Artikel in der ZEIT-Ausgabe 27 noch etwas los werden, nämlich zu dem Diskussionsgespräch unter dem Titel „Wie falsch war Angela Merkels Außenpolitik?“.

Auch hier wurde erneut behauptet, die Bundesregierung hätte die Natur des Regimes von Putin immer begriffen und sei sich über ihn völlig im Klaren gewesen. Ich frage mich allerdings: Wenn Angela Merkel und ihre Regierung tatsächlich darüber im Klaren war, warum hat sie dann unsere Energie-Abhängigkeit von Russland nicht nur nicht reduziert, sondern sogar noch vergrößert? Also entweder war sie sich tatsächlich über Putin im Klaren – dann war ihr Handeln aber umso ungeheuerlicher. Oder sie war sich über Putin nicht im Klaren – dann sollte man das aber auch zugeben (oder zumindest nicht so fest das Gegenteil behaupten).

Der Hinweis, dass wir den Gasimport aus Russland aufgrund seiner Funktion als Brückentechnologie für die Energiewende gebraucht hätten, überzeugt mich nicht. Es wurde, z. B. von Umweltschutzorganisationen, aber auch von den Grünen, schon seit Jahren darauf hingewiesen, dass wir nicht so stark auf Gas setzen sollten (sowohl aus Klimaschutzgründen als auch aus Gründen der Abhängigkeit von Russland), sondern eine deutlich ambitioniertere Klimaschutzpolitik betreiben sollten.

Jedoch wurden diese Stimmen bewusst nicht berücksichtigt – um nicht zu sagen: man ist in einer leicht arroganten Haltung über sie weggegangen. Die verantwortlichen Akteure haben über Jahre hinweg viel zu wenig für eine nachhaltige Energieversorgung in Deutschland getan – und erhalten nun eine ziemlich unangenehme Quittung dafür.

Weiterhin wird in dem Gespräch die Nichtaufnahme der Ukraine in die NATO im Jahr 2008 angesprochen und auf die Begründung verwiesen, die Ukraine sei damals innenpolitisch nicht stabil und reif für einen NATO-Beitritt gewesen. Unabhängig davon, ob man diese Entscheidung für richtig hält oder nicht (es gab ja auch noch andere Gründe), bringt mich diese Aussage dennoch ins Grübeln. Wenn das der Grund für die Nichtaufnahme war, warum ist die Türkei dann immer noch NATO-Mitglied?

Wenn man die Ukraine und Georgien aus diesen Gründen nicht in die NATO aufnimmt, warum unternimmt man dann nichts gegen die seit vielen Jahren immer autokratischer werdende Regierung des NATO-Mitglieds Türkei, die sich einen Dreck um die Beachtung demokratischer Standards sowie der Menschenrechte schert? (Das soll übrigens kein billiges Türkei-Bashing sein – auch Deutschland schert sich in einigen Bereichen ziemlich wenig um die Achtung der Menschenrechte…)

Schließlich hat mich noch eine weitere Aussage stutzig gemacht. Deutschland habe bis zu diesem Jahr keine Waffen an die Ukraine liefern können, weil wir in Deutschland immer die feste Überzeugung gehabt hätten, keine Waffen in Kriegsgebiete zu liefern. – Also es kann schon sein, dass ich irgendetwas nicht richtig verstanden habe – aber diese Aussage ließ mich aufhorchen.

Auch hier scheint man wieder mit zweierlei Maß zu messen. Wenn Deutschland keine Waffen in Kriegsgebiete liefert, dann frage ich mich: Warum sind deutsche Rüstungsexporte in den vergangenen Jahren immer wieder z. B. an Saudi-Arabien gegangen, welches im Jemen einen fürchterlichen Krieg führt, oder an die Türkei, die seit langem immer wieder militärische Einsätze gegen die Kurden unternimmt, die man ebenfalls als Krieg bezeichnen könnte? – Tobias Meyer

 


 

 

Leserbriefe zu „Wenn der Staat das Gas abdreht“ von Petra Pinzler und Mark Schieritz

 

Triage in der Industriepolitik? … Der Begriff Markt umfasst Güter- und Finanzmarkt; und wird im Sprachgebrauch kaum differenziert. Wir können Leistung in beiden Märkten messen: Wenn sie nachhaltige Industriepolitik fordern oder fördern wollten, würden Sie in der Volkswirtschaftstheorie die Gleichung Grüne Null = 1 – (k/n) mit 0 < k < n als geophysikalischer Transfer-Urmarkt lehren. … Für eine progressive Steuerkurve würde das Motto gelten: je näher der Grünen Null, desto kleiner der Steuersatz.

Leider halten wir an der Spaltung Ökonomie von Ökologie fest; und beharren auf eine menschengemachte Wirklichkeit, die mit naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, wie Entropetie, unvereibar ist. Das monetäre Weltbild steigerte die Produktivität; nicht zwingend die Effektivität. Bsp. Energiemarkt: das beste wären Brennstoffzellen mit einem Wirkungsgrad von über 90%. Moderne Gasturbinen erreichen 66%, Kohlekraftwerke ca. 40% und Kernkraftwerke ca. 20%. …

Wenn Sie die tatsächliche Leistung im Gütermarkt betrachten, wirtschaften wir mit unseren knappen Gütern nicht gut. … Wir dehen mit unseren ungehemmten geophysikalischen Transfers das Ökosystem ab; und ernten eine sich selbstverstärkende Abwärtsspirale. … Gefordert wäre ein strategisch geopolitisches Denken über geophysikalische Transfers im Gütermarkt, um dysfunktionale – Matthias Losert

 

Wenn der Staat das Gas abdreht.Im Klartext heisst das wohl,der Gasmann im Kreml darf nicht mehr liefern. Wo ist das Problem? Dann besorgen wir uns eben Gas von anderen Anbietern.Die gibt es genug.Woher die ihr Gas haben,interessiert doch gar nicht.Vermutlich auch aus dem Kreml,aber eben mit einem anderen Logo.Der Rubel rollt,das Gas hat einen anderen Namen,und bei uns wird nicht gefroren und kalt geduscht. – Hans-Emil Schuster

 

Während Bundesgesundheitsminister Lauterbach nicht müde wird, vor der kommenden Corona Herbstwelle zu warnen, malt die Bundesnetzagentur ein düsteres Bild über die Energieversorgungslage ab dem Herbst. Im schlimmsten Fall könnten Stadtwerke mangels Liquidität zusammenbrechen, weil viele Kunden aufgrund dramatisch steigender Preise ihre Rechnungen nicht mehr begleichen können.

Es droht danach ein flächendeckender Versorgungsengpass, nicht nur bei Gas. Die ehemalige Regierungschefin, die die unvertretbar hohe Abhängigkeit vom russischen Gas politisch in erster Linie zu verantworten hat, lässt sich derweil in wärmeren Gefilden nieder: Portugal. Dort ist es bei gedrosselter Heizung auch im Winter angenehm warm. Die DDR-Bonzen-Mentalität schlägt voll durch. Die Verantwortlichen machen sich aus dem Staub während die Bevölkerung deren jahrelanges Missmanagement ausbaden muss. – Alfred Kastner

 

Wendepolitik – aber wie? Nehmen wir an, die Bestrebungen mancher besorgter Menschen, mancher Fachleute, mancher Idealisten und mancher Politiker/innen wären richtig, wonach wir uns weltweit bescheiden müssten und unseren Ressourcenverbrauch zurückschrauben müssten. Und das vor allem deshalb, weil wir auf die Nutzung der Energie aus Kohlenstoffverbindungen und aus radioaktiven Substanzen verzichten und weil die lokale Geothermie sowie die Sonneneinstrahlung und die daraus resultierenden Energieformen berechnungsgemäß unseren Energiehunger bei Weitem nicht decken können.

Wäre es dazu nicht nötig, statt des einfachen und sehr begrenzt wirksamen Verbots bestimmter Motoren und Heizungen, eine weltweite Transformation unserer Lebensweisen, Einstellungen und Wirtschaftsweisen zu überlegen, zu planen und schrittweise umzusetzen? Eine Illusion? Wie funktionieren so große gesellschaftliche Entwicklungen? Sind so große und komplexe Entwicklungen für uns Menschen überhaupt denk- und steuerbar? In Ansätzen ja, wenn wir unsere bisherigen etwas kleinmütigen gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Überlegungen viel weiter ausdehnen.

Dazu würde z.B. auch der Idealismus unserer Jugendlichen, der Realismus von anerkennenswerten Fachleuten, eine Offenheit für verschiedene Strömungen inklusive einer Technologieoffenheit gehören. Das braucht eine sehr professionelle und emotional-sachliche politische Moderation, die ich schon einigen Persönlichkeiten zutrauen würde, wenn wir sie nur ließen! Gewinnen wir unsere Vertrauen in solche Persönlichkeiten und Institutionen zurück! – Peter Reitinger

 

Nun befindet sich also Deutschland im Krieg. Und auf den Krieg, so Petra Pinzler und Mark Schieritz (Die Zeit 27/2022, S. 8), folge die Kriegswirtschaft. Vorbild für das weitere Vorgehen ist Walther Funk, und der muss es ja wissen. Schließlich hat ihn seine Expertise den Titel eines Hauptkriegsverbrechers bei den Nürnberger Prozessen eingebracht. „Ziemlich irre“, schreiben die Autoren, und muss man ihnen recht geben.

Sie übersehen nämlich, dass sich Deutschland gar nicht im Krieg befindet und es sowieso keine Nazi-Vorbilder braucht. Tatsächlich aber wäre es wert, darüber nachzudenken, was der Staat seinen Bürgern schuldet. Darf der „völlig andere Politikmodus“ auch dazu führen, das Wohl des deutschen Volkes gänzlich aus dem Auge zu verlieren, zu dem sich die Regierungsmitglieder durch Amtseid verpflichtet haben? – Dr. Ralf Weskamp

 

„Umdenken“- „Zeitenwende“ sind Begriffe, die „Aufbruch zu Neuem“ erwarten lassen. Politik und Medien verstehen das offensichtlich anders. Erstens: Die Überwindung der Klimakrise wird als Potential für die Wirtschaft beschrieben – Umstellung auf regenerative Energien – für die Bürger*innen bleibt alles beim Alten. Umdenken? Zweitens: Die Diskussion über den Umgang mit der Pandemie wird dominiert von einem Freiheitverständnis mit weitgehendem Verzicht auf Grenzbetrachtungen – für die Bürger soll alles beim Alten bleiben. Umdenken? Drittens: Die Reaktion auf die Bedrohung des Russland-Ukraine-Kriegs: Aufrüstung, Eskalation – Umdenken?

Die erste Stufe eines Umdenkens besteht in der Infragestellung des Bestehenden. Nicht nur die Leserbriefe auf den ZEIT-Artikel „Der verletze Mensch“ (B. Ulrich, F. Engel) bestätigen eine umfängliche Bereitschaft dazu. Deutschland, besser die Bürger*innen könnten umdenken. Hilfreich wäre eine naturgesetzlich orientierte Rahmensetzung der Politik und eine begleitende Aufklärung durch die Medien.

Unter anderem die ZEIT bleibt hier seit langem eine Unterstützung schuldig. Lediglich Bernd Ulrich fiel frühzeitig mit einem systemischen Denken auf. Die oben erwähnten Leserbriefe sollten ihm und besonders seinen Kolleg*innen Mut machen, die Probleme zukünftig verstärkt beim Namen zu nennen: die Ansprüche von uns Menschen. Das könnte die Zeitenwende und eine Aufbruchstimmung begünstigen. Albert Einstein: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ – Peter Vollmer

 

Wenn es stimmt, dass bei uns in Deutschland ca 1 Billionen cbm Gas Unter der Erde liegen, die aber nicht genutzt werden dürfen, weil Sie nur durch Fracking gewonnen werden können, dann ist das Eine typisch deutsche Moral. Wir sind die Sauberen und akzeptieren, dass das Gas in Amerika durch Fracking gewonnen wird, das wir dann mit riesigem Aufwand kaufen. Einfach nicht zu mehr zu ertragen, unsere Ansicht von Moral. – Manfred Mengewein

 

Erst bringt uns die „Ampel“ in diese prekäre Lage, dass sie quasi in einer tollen-dreisten Nacht- und Nebelaktion den Gashahn von deutscher Seite aus selbstständig zugedreht, um sich dann zu beklagen, dass kein Gas mehr aus Russland bei uns abkommt! Wer das ausbaden muss ist doch klar wie Kloßbrühe, wir die Bürger hier im Lande, die einst so dumm waren, diese „Ampel“ in Amt und Würden zu wählen.

Ja, mit dieser „Wenn der Hund nicht geschissen hätte, hätte er den Hasen gekriegt-Politik“, da lässt sich einfach noch viel zu viel Staat im Staate machen. Marilyn Monroe (1926-1962), US-amerikanische Filmschauspielerin, Fotomodell und Filmproduzentin sagte da einst: „Wenn ich immer alle Regeln befolgt hätte, hätte ich es nie zu etwas gebracht.“ Damals hatte die Monroe mit diesem Spruch zweifelsohne nicht ganz unrecht, das schert diesen jetzigen „Ampel-Spezial-Trupp“ heutzutage jedoch nicht die Bohne! – Riggi Schwarz

 

Angesichts der Energieknappheit wegen fehlendem russischen Gas, gebietet die Stunde eine sofortige Wiederaufnahme der Energieproduktion mit Braun- und Steinkohle, sowie durch AKW. Auch ist es hypokritisch heilische Schiefergasvorkommen nicht auszubeuten und dafür Schiefergas aus den USA zu importieren – was viele teurer ist.

Auf Energie aus Wind und Sonne können wir nicht rechnen, denn der augenblickliche Park an Windmühlen und Photovoltaik müsste verzehnfacht werden – und trotzdem würde bei Windstille und in der Nacht der Strom fehlen. Die GRÜNEN machen Deutschland wissentlich kaputt – was Sabotage gleichkommt. – Klaus Mertz

 

Deutschland kannst du das:umdenken? Ein bemerkenswerter Artikel, einer von denen die das eigene reflektieren wieder an die Oberfläche spült! Ich sitze in Frankreich auf der Terrasse im Erholungsmodus und muß dennoch meinen Gedanken die Möglichkeit geben, sich mit anderen Menschen zu verbünden. Auch bei mir ist die Welt seit dem 24.2.22 eine andere, eine die sich von der Insel der relativen Sorglosigkeit verabschiedet hat und das mit einer Nachhaltigkeit die ich körperlich spüre und die Covid-19 zum Schattendasein degradiert.

Die wirtschaftlichen Und sozialpolitischen Folgen sind meines Erachtens zum jetzigen Zeitpunkt nur ansatzweise abschätzbar. Die oft problematisierte Spaltung der Gesellschaft mit allen sozialökonomischen Ungerechtigkeiten wird uns alle und unsere politischen Akteure auf die Probe stellen: es wird uns nicht nur ein Umdenken sondern ein solidarisches Miteinander abverlangt!

Ich möchte an dieser Stelle zum Ausdruck bringen wie froh ich darüber bin, dass wir als Bevölkerung mit unterschiedlichsten Einstellungen, Werten, Ängsten und Hoffnungen in Deutschland auf eine Exekutive vertrauen können, die verantwortungsvoll und überlegt handelt, die vorausschauend und sozial ausgewogen denkt und ihre Entscheidungen nicht in Korrelation zur Wiederwahl ausrichtet. Ich vertraue natürlich ebenso unserer Legislative aber die Bürde tragen in dieser Ausnahmezeit der Kanzler, seiner Ministerinnen und Minister sowohl wie die Vielzahl von unverzichtbaren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Danke, bleibt überlegt und souverän im Interesse unseres Landes und darüber hinaus! – Claus Gotha

 

Ist nicht sehr wichtig: Die gewerkschaftsnahe Stiftung ist nach dem 1. Vorsitzenden des DBG nach dem Weltkrieg II benannt. Und er hatte den Vornamen HANS Böckler (nicht Heinrich). Zum Thema/Inhalt: Deutschland braucht für die Situationen in Herbst/Winter bis ins Frühjahr einen Mahner/Warner, der ähnlich wie Winston Churchill seinen Landsleuten 1940 nur versprechen konnte: Blood, sweat and tears. – Hartmut Wagener

 

Trotz drohendem Gasmangel und massiven Preissteigerungen im Lebensmittelbereich glaube ich nicht, dass aufgrund dessen jemand in unserem Land erfrieren oder verhungern wird. Allein schon der Gedanke an möglichen Einschränkungen lässt die Gesellschaft sowie die Medien in Panik verfallen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es einer Gesellschaft sogar guttun wird in gewissen Bereichen auf Luxus verzichten zu müssen.

Es hilft massiv auf die Rückbesinnung zu elementaren Werten, wenn jeder sich zusammenreißen muss, um klarzukommen. Und es verringert sich der Freiraum für jene querdenkenden Gestalten, die es sich zum Hobby gemacht haben, in alles und jedes das Haar in der Suppe mit Besessenheit zu suchen um sich wichtig zu machen. – Kurt (Curd) Nickel

 

Ich gehöre zu denen, die sich noch an Hungern und Frieren erinnern und die Lebensverhältnisse der 50er und 60er Jahre als große Verbesserung erfuhren. Da waren wir aber noch sehr weit von dem entfernt, was heute als Standard gilt. Die Gegenwart ist voller Absurditäten, die viel Energie kosten und schnell abgestellt werden könnten. Dazu drei Beispiele: “In” sind Langhaarfrisuren, die frau täglich waschen und föhnen muss. Das verbraucht warmes Wasser und Strom. TÄGLICH! “Out” sind gut geschnittene Kurzhaarfrisuren, für die einmal die Woche waschen genügt. Die sind eben nicht “sexy”…

Noch Anfang der 60er Jahre gab es auch in guten Wohngegenden nicht überall Zentralheizung. Den Badeofen heizte man einmal die Woche. Ansonsten wusch man sich mit dem Waschlappen und im Winter extra angewärmtem Wasser. Heute scheint es zur Menschenwürde zu gehören, täglich warm zu duschen, und das ausgiebig. Unsere Kirchtürme und andere markante Gebäude werden seit etlichen Jahren nachts illuminiert. Das sieht schön aus und die Stadtväter, auf das Image ihrer Stadt bedacht, sehen es gern.

Alte Tradition, gar noch etwa christliche, ist das aber nicht!!! Die Scheinwerfer müssen sehr stark sein und also sehr viel Strom verbrauchen. Insbesondere die Kirchen sollten sich schämen! Könnte DIE ZEIT nicht dafür eintreten, dass diese Orgien der Energieverschwendung aufhören? Es gäbe noch viel Beispiele. Wirklicher Verzicht fängt mit ihnen noch gar nicht an, und auch nicht mit einer Raumtemperatur von 21°C statt 23°. Der sieht ganz anders aus. Meine Generation weiß, wovon ich rede. – Thelma von Freymann

 

Ich mag zwar, wie die meisten Mitbürger, von der Aggression Russlands überrascht sein, ganz unvorbereitet trifft sie mich indessen nicht. Bis 2014 war ein Konflikt in Mitteleuropa nicht sehr wahrscheinlich, seitdem war er aber mit Blick auf Russland nicht mehr völlig abwegig. Des Weiteren kommt mir die jetzige Situation seltsam vertraut vor, ich bin mit ihr aufgewachsen. Und meine Antwort auf diese Situation ist exakt die gleiche wie Mitte der 1980er Jahre: Ich schätze die Freiheit höher als mein Leben. Das Leben in einer Diktatur kann und will ich mir nicht vorstellen.

Dennoch, ich kann die Gefühlslage meiner Mitmenschen, ob dieser Situation durchaus nachvollziehen. Meine Frage aber an diejenigen, die den Russen den Donbass oder gar die ganze Ukraine überlassen wollen, lautet, warum sie den Ukrainern die Freiheit verwehren wollen, die sie für sich spätestens seit 1989 in Anspruch genommen haben? Und, ob sie damit einverstanden wären, den Osten Deutschlands den Russen zu überlassen, um ggf. so einen Krieg in Deutschland zu verhindern? Ihr sagt, das sei unwahrscheinlich? In etwa genauso unwahrscheinlich wie grüne Männchen auf der Krim? Nun ja, ich hoffe, ihr habt Recht.

Wir alle, insbesondere aber die Ostdeutschen, hatten 1989 unsagbares Glück, dass die Sowjetunion den Krieg nicht führte, den Russland jetzt zu führen gedenkt. Aber im Grunde mache ich mir ganz andere Sorgen. In Deutschland regnet es viel zu wenig und so ist es vielmehr die Frage, ob wir übermorgen noch genug zu Essen und zu Trinken haben. – Till Borchert

 

Vielen Dank für den interessanten Artikel. Zum Energiesparen bin ich gerne bereit – sollten wir aus Klimaschutzgründen ja sowieso alle machen. Ich glaube aber, dass die Auswirkungen der Sanktionen global gesehen ganz gravierend sind und wenn die Prognosen für den Herbst und Winter schon in Deutschland soviel Kopfzerbrechen bereiten, was bedeuten diese dann für andere, nicht so privilegierte Länder, die nicht so viele finanzielle Mittel haben? Inflation in Deutschland hat ein anderes Gewicht als Inflation in einem osteuropäischen Land oder gar z.B. in Afrika. – Stefanie Braasch

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Rechte der Frauen“: „Nach dem Urteil“, Gespräch mit Erika Bachiochi geführt von Samiha Shafy und „Vor dem Streit“ von Mariam Lau

 

Es ist der ZEIT hoch anzurechnen, nicht einfach auf den Zug woker Empörung aufgesprungen zu sein, sondern uns die Lektüre zweier sehr interessanter Artikel geboten zu haben, die der Ernsthaftigkeit des Themas gerecht wurden und vor allem im Blick auf Amerika eine höchst originelle Sichtweise geboten haben („Ich bin eine Pro-Life-Feministin“).

So geht es in die richtige Richtung: nämlich die Diskussion darauf zu lenken, vorgeburtliche Kindstötungen möglichst zu vermeiden und die betroffenen Frauen (und Väter und Geschwister…) so zu unterstützen, dass sie zur Geburt eines Kindes – ihres Kindes – Ja sagen können. Eine wahrhaft humane Gesellschaft ist dadurch gekennzeichnet, dass möglichst niemand in seiner Würde verletzt wird. Egal ob geboren oder ungeboren, Mann oder Frau, arm oder reich. – Rüdiger Hagens

 

Wunderbar! Journalismus! Man bzw frau will schließlich auch die Argumente der anderen Seite hören. Und daß es Frau Shafy gelungen ist, hier eine pro-life Vertreterin zu finden, die nicht in ihren Lebensschutz-Argumenten einbetoniert ist: bestens! Es besteht also noch Hoffnung. Auf Augenmaß und Kompromiss. Und Schutz des geborenen Lebens wie des ungeborenen. Wie Frau Bachiochi mit Schwangeren umgehen würde, die sagen „Ich WILL einfach dieses Kind nicht, ich sehe mich dem nicht gewachsen!!!“, das kommt leider nicht zur Sprache. Und genau dieser Aspekt bleibt so gut wie überall außen vor: der Schutz vor einer Mutter, die einen nie gewollt hat…. – Erna Apfelbacher

 

in keinem der Artikel über das Abtreibungsrecht wird bedacht, welche Folgen es haben kann, wenn Frauen gegen ihren ausdrücklichen Willen gezwungen werden, Kinder auszutragen. Ungewollte Schwangerschaften können Beziehungen belasten oder junge Frauen zu einem Leben als Alleinerziehenden nötigen.

Im harmlosesten Fall werden Kinder geboren, die das Gefühl haben, nicht gewollt zu sein, im schlimmsten Fall sind es vernachlässigte, misshandelte Kinder. Kein Abtreibungsverbot kann garantieren, dass Mütter ihr Kind liebevoll aufziehen, so sehr man dem werdenden Leben wünscht, dass es seine Mutter und im Idealfall auch den Vater durch seine bloße Existenz zu glücklichen, fürsorglichen Eltern macht. – Julia Barthe

 

Diese Regelungen haben nichts Gerechtigkeit zu tun, es ist ein neues Menschenbild, realitätsfremd und zerstörerisch. Man muss Gender zu Ende denken, bevor man es umsetzt. Wer heute A sagt wird morgen B sagen und dann vielleicht C … Oder eben LGBTQI . Was für eine im Kern absurde Ideologie! – Oliver Stumpf

 

Abtreibung ist und bleibt ein hoch emotionales Thema mit Sprengkraft. Dennoch: Entscheidungen, insbesondere persönliche, dürfen auch in dieser Frage nicht wegen Moralvorstellungen anderer behindert oder gar verboten werden. Für Folgen, allenfalls gar für fatale, stehen auch Gegnerinnen nicht ein. Die eigene Moral pflegen und nicht bloss jene der andern anklagen, ist hier geboten.

Selbstverständlich dürfen Moralvorstellungen – auch laut – verkündet werden, aber die Entscheidungsfreiheit darf in dieser Frage deswegen nicht eingeschränkt werden. Merkmal einer freiheitlichen, liberalen Gesellschaft ist auch, selber entscheiden zu können und nicht, es nicht zu dürfen. Pro-Life-Feministinnen müssten übrigens Pazifistinnen sein, ist aber wohl nicht zu 100% der Fall. – O. Gröflin

 

Nicht nur vor allem junge Frauen wollen Abtreibungen in Deutschland vollkommen entkriminalisieren. 1987 habe ich mit 20 Jahren zum ersten Mal abgetrieben. Seitdem hat sich durch den faulen Kompromiss des §218 nichts an den entwürdigenden Praktiken geändert. Ich muss als Frau um Erlaubnis bitten über meinen Körper selbst zu bestimmen. Ich muss mich einer Zwangsberatung unterziehen und auch danach wird meiner Entscheidungsfreiheit misstraut und ich werde zu drei Tagen „Überlegungsfrist“ gezwungen. Was hat das mit Gleichberechtigung zu tun? Kein Mann würde sich eine derartige Entmündigung gefallen lassen. – Jacqueline Gies

 

Sehr geehrte Frau Lau, ich möchte Ihnen ein Kompliment machen für die ausgewogene Argumentation und die sachliche Wortwahl, die Sie in Ihrem o.g. Artikel gepflegt haben. Beides erlaubt ein maßvolles Urteil. Danke dafür! Meine Kurzfassung zur Absicht, Abtreibung bewusst zu legalisieren und vor allem zu den teils hysterisch und rein egoistisch vorgetragenen Forderungen, die das Leben im Mutterleib nicht schützen sondern wie einen lästigen Furunkel beseitigen wollen, lautet wie folgt: „Eine Gesellschaft, die ihre Nachkommen bereits im Mutterleib hunderttausendfach tötet und gleichzeitig über Fachkräftemangel jammert, ist eine Gesellschaft, die ihre Nachkommen bereits im Mutterleib hunderttausendfach tötet und gleichzeitig über Fachkräftemangel jammert.“

Die Chinesen versuchen derzeit immer noch, die Folgen ihrer fatalen und brutalen Ein-Kind-Politik zu verkraften – moralisch, ökonomisch und sozial. Die teils hemmungslos euphorischen Forderungen nach einer Erlaubnis, Kinder im Mutterleib straffrei und ohne jede Kritik zu erfahren, töten zu dürfen, die wird ebenfalls ihre Spuren hinterlassen und die Gesellschaft verändern: Jetzt will man kindliches Leben im Mutterleib ungestraft töten dürfen, bald werden auch die Alten der Gegenstand solch nutzenorientierter lebensfeindlicher Überlegungen sein.

Denn wie die Kinder im Mutterleib sind auch viele Menschen in meinem Alter „nutzlos“ und ohne fremde Hilfe nicht alleine lebensfähig“. Dieses schlimme, sehr entlarvende „Argument“ wurde auch schon gegen die wehrlosen Kinder im Mutterleib verwendet um zu begründen, dass man sie auch deshalb töten dürfe, weil sie selbst ja ohnehin nicht lebensfähig seien. Ich werbe unermüdlich für eine Gesellschaft, die ihre Kinder im Mutterleib schützt und liebt und die den Frauen, die dies benötigen, mit allen verfügbaren Mitteln und vor allem mit Zuneigung beisteht. 100 Milliarden Sondervermögen für die Rüstung, für Tötungsmaschinen, wurden plötzlich aus dem Ärmel geschüttelt.

Wie viele Milliarden Sondervermögen schenkt man für das Leben unseren Müttern und Kindern in Not? Wenn ein Arzt am Abend in den Spiegel schaut, dann sollte er freudig nachrechnen können, wie vielen Kindern er heute das Leben gerettet hat und nicht, wie viele Kinder er heute im Mutterleib getötet hat. Man kann das Wort Kinder natürlich leicht und durchschaubar durch den Begriff Zellhaufen oder Embryo ersetzen um seine Taten vor sich selbst zu verschleiern. An den Fakten und an der Tatsache, dass mit jeder Abtreibung 80 unendlich wertvolle Lebensjahre unwiederbringlich vernichtet wurden, ändert man auch durch die, eher der Feigheit geschuldete Wortwahl, nicht das Geringste.

„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!“ Mehr muss nicht gesagt werden. Goethe hat den Nagel wie so oft auf den Kopf getroffen. Die Abtreibungsärzte und die Abtreibungskliniken, die mit der Vernichtung von Leben ihr Geld verdienen, die sollten Goethe lesen und über seine Weisheit und Wahrheit nachdenken. – Klaus Lachetta

 

Warum schreiben Sie unter dem Titel „Die Rechte der Frau“ keinen einzigen fundierten Satz zum Menschenrecht auf körperliche Selbstbestimmung? Stattdessen geben Sie einer reaktionären Aktivistin ein Forum und diskutieren ernsthaft die These, man könne Frauen weiterhin kriminalisieren, um nicht „ohne wirkliche Not (sic!!) einen Kulturkampf“ „von links“ zu provozieren. Ist Ihnen eigentlich bewusst, in welche Kerbe Sie hier schlagen?

Auch in Europa sinkt die Versorgungssicherheit mit Schwangeschaftsabbrüchen, einzig und allein aus politischen Gründen, und wo die Versorgungssicherheit sinkt, sinkt nicht die Zahl der Abbrüche, sondern es steigt die Zahl der unprofessionellen und potentiell lebensgefährlichen Abbrüche. Vielleicht könnten Sie dazu einmal eine Analyse veröffentlichen, statt zu insinuieren, es gäbe keine Not und das Einstehen für ein Recht auf körperliche Selbstbestimmung für Frauen wäre eine linke Agenda, die den gesellschaftlichen Frieden gefährde. Unfassbar. – Anna Kontriner

 

In archaischen Zeiten war der Nachwuchs möglichst vieler Kinder ein wesentlicher Bestandteil sowohl der familiären als auch der ethnischen Existenzsicherung. Wer sich daran nicht beteiligte, galt nicht als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft. Dieses Motiv in der Abtreibungsdebatte stärker zu thematisieren, wäre m. E. sinnvoll, um fundamentalistischen Standpunkten entgegenzuwirken. Die Debatte sollte in diesem Sinn versachlicht und in Bezug auf die gegenwärtige Weltlage geführt werden.

Global gesehen sind im Moment ca. die Hälfte aller Schwangerschaften ungewollt. Es wäre also gut, wenn es überall (!) weniger derartige Schwangerschaften gäbe. Dann könnten beide Seiten auf plakative Parolen im Selbstbestätigungsmodus verzichten und die problematischen Fälle ließen sich nüchterner bearbeiten. – Christoph Müller-Luckwald

 

Bezieht sich auf das Interview mit Erika Bachiochi veröffentlicht am 30.06.2022: Im Interview kritisiert Erika Bachiochi die in den USA existierenden Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen würden Frauen in Richtung Abtreibung drängen. Sie erwähnt nicht, dass dies v.a. auf die von den Republikanern betriebene Politik zutrifft. Diese erschwert Sexualaufklärung, den Zugang zu Verhütungsmitteln und legalen Abtreibungen, reduziert die Finanzierung von Schulen und nimmt billigend in Kauf, dass Kinder Hunger leiden oder Opfer von Schusswaffen werden.

Die soziale und finanzielle Situation wird sich für viele Betroffene von Abtreibungsverboten drastisch verschlechtern, weil eine Kombination aus hohen Mieten, mangelndem Mutterschutz, unzureichenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten, niedrigen Löhnen, hohen Gesundheitsausgaben und hoher Inflation viele Menschen in die Armut treibt oder dort hält.

Solange die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen derart ungünstig sind, ist es nachgerade zynisch zu propagieren, das Verbieten von Abtreibungen würde zu einer Verbesserung der Situation führen. Im Gegenteil, die wirtschaftliche Not und die Zahl ungewollter Kinder – die nachweislich ein höheres Risiko haben, Oper von Gewalt, psychischem und körperlichem Missbrauch zu werden – wird weiter zunehmen. Schon jetzt sind hunderttausende Kinder ihren Eltern entzogen worden und in Einrichtungen oder Pflegefamilien untergebracht, um sie zu schützen – oft genug ohne den Kindern diesen Schutz tatsächlich zu bieten.

Menschen sollten selbst bestimmen dürfen, wie sie mit ihrem Körper umgehen, ob sie die Verantwortung für ein Kind übernehmen wollen und können. Verhütungsmittel sind nicht 100%ig zuverlässig und es gibt medizinische Gründe für Abtreibungen. Es wird also immer einen gewissen Bedarf für Abtreibungen geben. Wenn die Rahmenbedingungen gut sind, dann wird die Zahl an Abtreibungen niedrig sein (in Deutschland sinkt sie z.B. seit 20 Jahren). Ich halte es für unangemessen einer Frau, der sich für eine Abtreibung entschieden hat, die Gefahren von Schwangerschaft und Gebären und die Sorge für ein (zusätzliches) Kind aufzuzwingen, während eine sachgemäß durchgeführte Abtreibung nur einen Bruchteil des Risikos darstellt.

Die (weitgehenden) Verbote legaler Abtreibungen werden wahrscheinlich nicht zu weniger Abtreibungen führen, sondern zu unsicheren Abtreibungen. Es wird beträchtliche Kollateralschäden geben: Mehr Todesfälle und schwere Schäden wie Unfruchtbarkeit oder chronische Erkrankungen durchs Gebären, durch unsachgemäß ausgeführte Abtreibungen und durch unzureichende und verspätete medizinische Versorgung. Die Angst der Betroffenen und/oder die der im Gesundheitswesen Tätigen vor Strafverfolgung kann die Schwangere daran hindern rechtzeitig Hilfe zu suchen oder zu erhalten.

Fehl- und Totgeburten sind häufige Ereignisse, die oft auf Schäden des Fötus‘ oder Embryos zurückzuführen sind. Dieser nicht lebensfähig weil z.B. lebenswichtige Organe fehlen oder fehlgebildet sind. Wenn den Betroffenen unterstellt wird sie hätten die Fehl- und Totgeburt bewusst oder fahrlässig herbeigeführt, werden sie für einen in den allermeisten Fällen normalen biologischen Vorgang unter Generalverdacht gestellt. Die Betroffenen, Gesundheitsdienstleister und Angehörige müssen mit Strafverfolgung rechnen, bis hin zu Mordanklagen, schon vor der jetzigen Entscheidung des Obersten Gerichtshofes, die den Bundesstaaten eigene Abtreibungsgesetzgebung ermöglicht. So saß eine Frau in den USA nach einer Fehlgeburt 16 Monate im Gefängnis.

Das wird einen Teil der Frauen davon abhalten zu versuchen eigene Kinder zu bekommen, insbesondere Frauen, die schon mehrere Wunschkinder verloren haben. Spätabtreibungen sind extrem selten (auch in den in dieser Hinsicht liberaleren USA) und werden praktisch immer wegen Gefahr für das Leben der Mutter durchgeführt und/oder weil das Ungeborene außerhalb des Mutterleibs nicht lebensfähig ist, aber sie werden gerne als Argument gegen jegliche Abtreibungen genannt.

In den USA ist etwa eine von 50 Schwangerschaften ektopisch (das Ungeborene befindet sich am falschen Ort für eine erfolgreiche Schwangerschaft, d.h. außerhalb der Gebärmutter). Diese führt immer zum Tod des Fötus‘ oder Embryos und unbehandelt oft zum Tod der Mutter. Ein Teil der Bundesstaaten hat selbst in diesen Fällen den Abbruch verboten (im Gegensatz zur Behauptung im Interview, kein einziger Bundessaat würde das tun). Das mit „pro life“ zu begründen ist absurd.

Viele Gesetze dienen der Einschüchterung: Laut texanischer Gesetzgebung darf jede/r eine Frau und ihre potenziellen Helfer verklagen, falls sie/er diese einer Abtreibung nach der sechsten Schwangerschaftswoche verdächtigt und kann dafür ein Kopfgeld zugesprochen, das die Beklagten tragen müssen. Selbst bei Falschbeschuldigungen müssen die Beklagten die Gerichtskosten tragen. In Ohio dufte sogar eine Zehnjährige nicht abtreiben, obwohl eine Schwangerschaft in so jungem Alter immer auf Missbrauch (oft Inzest) zurückgeht und ein enormes Risiko für Körper und Psyche des Mädchens darstellt.

Außerdem ist in Idaho ein Gesetz eingeführt worden, das den Angehörigen eines Vergewaltigers (in ihrer Funktion als Verwandte des Fötus) erlaubt, den Gesundheitsversorger auf Schadensersatz verklagen, der bei der vergewaltigten Frau eine Abtreibung durchführt. Unter solchen Voraussetzungen wird die Meldung von Vergewaltigungen bei der Polizei weiter zurückgehen, statt wie von der Interviewten erhofft, die Opfer zur Meldung ermutigen, weil sie ihnen Zugang zu einer Pille verschaffen könnte, die die Befruchtung des Eis und/oder seine Einnistung verhindert.

Die Verschärfung des Abtreibungsrechts wird flankiert von weiteren Maßnahmen, die menschenfeindlich sind. Dazu gehören u.a. Verbot oder erschwerter Zugang zu Medikamenten oder Hilfsmitteln wie der Spirale, die eine Befruchtung des Eis und/oder seine Einnistung verhindern (also keine Abtreibungsmittel darstellen) und zu Medikamenten, die primär aus anderen Gründen verwendet werden, aber auch abtreibend wirkend können.

Ein prominentes Beispiel ist Methotrexat, ein Chemotherapeutikum, das auch gegen viele Autoimmunkrankheiten wie z.B. Rheuma und Lupus eingesetzt wird und deutlich kostengünstiger ist als modernere Alternativen, und in einigen Bundesstaaten von Gesundheitsversorgern vorerst nicht mehr an Kranke ausgehändigt wird – aus Angst vor Klagen von Abtreibungsgegnern. Die Organisation Planned Parenthood wird schon seit Jahren unter Druck gesetzt. Wenn sie verschwindet, dann haben viele Frauen keinen bezahlbaren Zugang mehr zu Krebsvorsorge und –behandlung, insbesondere arme und Nicht-Weiße.

Die Republikanische Partei befindet sich fest im Griff extremer Ideologen (Evangelikale, Rechtsextreme), die sich mit dem Thema profilieren und anderen Einwohnern der USA ihre Vorstellungen aufzwingen wollen, obwohl 60% der US-Amerikaner legale Abtreibungen befürworten (Pew Research, stabiler Wert zwischen 1995 und 2022). Damit verfängt auch das Argument der Interviewten nicht, dass die Bevölkerung die strenge Gesetzgebung durch viele Bundesstaaten befürworte. Wie bei vielen anderen Themen auch ist die amerikanische Bevölkerung weniger konservativ als die republikanische Partei. Durch „Gerrymandering“, schikanöse Auflagen für Menschen, die wählen wollen, und kluges Besetzen von Gerichten ist des den Republikanern allerdings gelungen, der Mehrheit eine Minderheitenposition aufzuzwingen.

Für eine Partei, die das Wort Freiheit so demonstrativ im Mund führt und angeblich gegen Cancel Culture ist, ist sie sehr aktiv darin Verbote durchzusetzen, um so Frauen, Nichtweißen und Nicht-Heterosexuellen das Leben zur Hölle zu machen. Die Verschärfung des Abtreibungsrechts ist nur ein Beispiel dafür und sie wird – wie von der Interviewten richtig erkannt – v.a. ärmere und nichtweiße Menschen treffen und sie im schlimmsten Fall das Leben kosten. Schon jetzt sterben Schwarze und indigene Frauen drei Mal häufiger während Schwangerschaft und Geburt als Weiße. Diese Ungleichheiten werden durch solche Gesetzgebung drastisch verstärkt.

Ein anderer unterbelichteter Aspekt ist die Gefahr, dass Menschen das Wahlrecht entzogen werden könnte, die gegen Abtreibungsgesetze verstoßen haben, so wie es in den USA schon für viele Verbrechen üblich ist, die als Schwerverbrechen eingestuft werden. Die Rückgewinnung einer einmal entzogenen Wahlberechtigung ist für die Betroffenen nur schwer oder gar nicht zu erreichen.

Quellen: USA, Sterberisiko der Mutter bei Lebendgeburt oder legaler Abtreibung: 23,8 versus 0,41 pro 100.000; https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMe2208288; Deutschland, sinkende Abtreibungsrate: „Wurden 2001 noch mehr als 130.000 Schwangerschaften abgebrochen, waren es im (sic) vergangenen Jahren weniger als 95. 000.“; https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/schneller-schlau/abtreibungen-sind-seit-20-jahren-ruecklaeufig-18060099.html

Rheuma, Lupus, Methotrexat: https://www.arthritis.org/about-us/news-and-updates/statement-on-methotrexate-access;https://www.healio.com/news/rheumatology/20220620/clearly-already-scared-rheumatology-providers-patients-brace-for-roe-v-wade-reversal; USA, weniger politisch gespalten, als die Wahlergebnisse in den Wahlkreisen nahelegen: https://purplestatesofamerica.org/; USA, öffentliche Meinung zu Abtreibung (PEW Research): https://www.pewresearch.org/religion/fact-sheet/public-opinion-on-abortion/#h-views-on-abortion-by-political-party-and-ideology-2022; https://www.pewresearch.org/topic/politics-policy/political-issues/abortion/

USA, Wahlrecht: https://www.bpb.de/themen/nordamerika/usa/314474/hindernisse-auf-dem-weg-zur-wahl/; USA, Einstufung als Verbrechen oder Schwerverbrechen (felony): https://www.politico.com/news/2022/05/06/potential-abortion-bans-and-penalties-by-state-00030572; USA, Zugang zu Abtreibung pro Bundesstaat: https://www.plannedparenthoodaction.org/abortion-access-tool/US; Persönliches Statement einer Privatperson: https://imgur.com/gallery/pjsmWlh; Angaben zu den Einzelfällen aus verschiedenen Bundesstaaten auf Anfrage. – Dr. Celia Vogel

 

Jeder Person bleibt die Meinung zu Abtreibung oder Austragung einer ungewollten Schwangerschaft unbenommen. Es verwundert, dass Erika Bachiochi trotz ihrer zutreffenden Beschreibung der amerikanischen Gesellschaft und des Sozialsystems das Urteil des Supreme Court begrüsst, das ungewollt schwangeren Frauen mit einem Abtreibungsverbot die Daumenschrauben anlegt. Ihre Vorschläge hinsichtlich einer Verbesserung bewegen sich im Bereich des Konjunktivs. Im Wissen um diese gesellschaftliche Schieflage ist es geradezu unverantwortlich, Frauen die Möglichkeit eines legalen Abbruchs zu nehmen und sie somit aus der Not heraus den Gefahren einer illegalen Abtreibung auszusetzen.

Es geht nicht nur um Schutz des ungeborenen Lebens, sondern weitaus mehr um den Schutz des geborenen Lebens. Es ist auch Teil der Fürsorgepflicht, über die ganz persönlichen Möglichkeiten nachzudenken, die eine Frau in prekären Verhältnissen lebend dem geborenen Kind bieten kann und es gilt, den Entschluss einer Schwangeren zu respektieren, die in Anbetracht ihrer Lebensumstände kein (weiteres) Kind in die Welt setzen möchte. Erika Bachiochi redet einem Gesetz das Wort, das über den Körper der Frau bestimmt, ihr die Abwägungssorgfalt abspricht, ihr ein fehlendes Gewissen oder Leichtfertigkeit unterstellt.

Mit welcher Hybris wird hier argumentiert? Sobald dieses menschliche Wesen geboren ist, lassen Staat und Gesellschaft diese Frauen allein und brechen über sie den Stab, falls die Dinge schief laufen. Erika Bachiochi erregt sich, dass „man den moralischen Wert des menschlichen Wesens herabmindert, das im Körper einer Frau heranwächst“. Wie steht es um den moralischen Wert des menschlichen Wesens, dass den Körper der Frau schon längst verlassen hat? Ich denke hier an die Kinderopfer von Schulmassakern, an die jungen schwarzen Opfer exzessiver Polizeigewalt. – Yvonne Schaal

 

Als Zeitabonnentin bin ich sehr konsterniert über die „Qualität“ dieses Beitrages. Es ist Ansichtssache, ob ein Interview mit einer sich selbst als „Pro-Life-Feministin“ bezeichnenden Juristin zu führen ist. Aber das Interview mit der Unterzeile zu koppeln-ohne Anführungszeichen- warum die jüngste Entscheidung…in die richtige Richtung weist- ohne dies als Kommentar der Interviewerin Samiha Shafy zu kennzeichnen, halte ich für absolut journalistisch unsauber. Wichtige Fragen wurden nicht gestellt. Warum eine sog. Feministin nicht fragen, warum eine Frau die wichtigste Frage ihres Lebens nicht entscheiden darf, ob sie die Verantwortung für ein Kind übernehmen kann oder nicht? Warum nicht die Frage, warum es gerade in den USA massenhaft zu Teenagerschwangerschaften kommt?

Warum gerade in den Bundesstaaten, die die härtesten Strafgesetze gegen Frauen erlassen wollen, Aufklärung verboten ist? Warum Sie nicht und der Oberste Gerichtshof nicht dafür eintritt, dass statt Strafe ein Sozialsystem etabliert wird, dass armen Müttern ein Entkommen aus der „geerbten“ Armut ermöglicht. Warum sie dafür eintritt, dass arme Frauen in der Not wieder nach allen Mitteln suchen müssen, selbst bei eigener körperlicher Gefahr Entsetzt hat mich, dass die Interviewerin nicht einmal den Satz kommentiert hat „sie persönlich würde bei Vergewaltigung/ Inzest Ausnahmen begrüßen“-sprich, wenn es die nicht gibt, dann halt Pech- wie frauenverachtend ist das?

Warum hat die Interviewerin nicht einmal darauf hingewiesen, dass wir in Deutschland immerhin eine Regelung haben, die trotz Hürden Frauen ermöglicht einen eigenen Entschluss zu fällen? Und weil wir Aufklärung haben, Elternzeitregelungen, Unterstützung Alleinerziehender und Mütter, ein seit Jahren zurückgehende Zahl von Abbrüchen verzeichnen in Deutschland. Teenagerschwangerschaften sind bei uns die Ausnahme. Und ein letztes:

Nicht einmal wurde nachgefragt, ob nicht der Schutz des geborenen Lebens der beste Schutz des ungeborenen Lebens ist. Das versehentliche oder absichtliche Töten von geborenem Leben, auch von Kindern und Jugendlichen durch Schusswaffen und deren Gebrauch ermutigende Rechtsprechung in der USA -keine Frage dazu an die selbsternannte Feministin. Ein Armutszeugnis! – Ruth Weckenmann

 

Was für ein Interview zu einem brennenden Frauenthema. Audiatur et altera pars, daß gehört zu einem demokratischen Diskurs dazu. Daß allerdings Frau Bachiochi völlig ungebremst ihre Ansichten darlegen konnte, ohne daß auch nur eine einzige kritische Frage an die Dame gerichtet wurde, hat mich mit Zorn erfüllt. Der befruchtet Embryo bereits ein zu schützender Mensch lt. Wissenschaft. Auf welche Wissenschaft beruft sich Frau B.? Die Stärkung der Rechte der Frauen durch ein radikales Abtreibungsverbot?

Frau B. will doch nicht im Ernst behaupten, daß das bisher geltende Recht die Stärkung der Rechte von Frauen mit Kindern verhindert hätte. Bei diesem Interview hätte es viele Möglichkeiten gegeben, Frau B. mit den Realitäten eines rigide Abtreibungsverbots zu konfrontieren. Warum das Ihre Redakteurin unterlassen hat, ist mir ein Rätsel. Pro-Life versucht übrigens auch in Europa, ihre Ansichten in neue Gesetze gießen zu lassen. Da hat die ZEIT der Bewegung ein willkommenes Forum geboten. Unsäglich. – Jutta Eich

 


 

 

Leserbriefe zu „Die nackte Wahrheit?“ von Jochen Bittner

 

Vielen Dank für diesen überzeugenden Nachweis der „nackten Wahrheit“ im klassischen Recherchestil! „Die Frage ist nur:“ Stimmen „die Gegenargumente des Pro-Atom-Lagers“, die hier vertreten werden? Und kann die „Perfidie der Ideologie“, die sich „ihren Besitzern oft nicht zu erkennen gibt“, dann auch sie treffen? Ach bitte, überprüfen Sie doch diese Fragen genau so sorgfältig anhand der zusätzlichen Informationen, die der RND-Artikel im Anhang bietet! – Eckhard Heumann

 

Auf einen Gesichtspunkt ist Bittner in seiner Kritik an Habecks Haltung nicht eingegangen, nämlich das fehlende Personal. Ein Kernkraftwerk beschäftigt vom der technischen und der kaufmännischen Leitung bis zu den Wach- und Reinigungskräften ca. fünfhundert Personen. Die bei den drei noch laufenden Kernkraftwerken Beschäftigten wissen seit Jahren, dass ihr Arbeitsplatz mit Ende des Jahres 2022 verschwindet. Es dürfte daher für die Betreiber schon schwierig genug sein, das für einen sicheren Betrieb erforderliche Personal bis zum Jahresende zu halten. Ein Weiterbetrieb über diesen Stichtag hinaus dürfte, selbst wenn man jetzt umsteuern wollte, wegen fehlenden Personals unmöglich sein. – Dr. Hans Heller

 

Der Autor verfolgt das lobenswerte Ziel, die Aussagen des Wirtschaftsministers einem Faktencheck zu unterziehen. Dabei äußert er deutliche – und gut begründete – Zweifel an der „Ideologiefreiheit“ der Statements. Leider offenbart der letzte Satz des Artikels, dass der Autor seinerseits nicht „ideologiefrei“ auf das Thema blickt. Wie sonst kommt er zu der Behauptung „Kohlekraft habe sich … als deutlich gefährlicher entpuppt als die Kernkraft“? Worauf bezieht sich diese Analyse? Auf die Anzahl der Erkrankten pro Kilowattstunde?

Ist das Unglück in Fukushima dort einbezogen? Wie werden Risiken für zukünftige, noch mögliche Unfälle berücksichtigt? Zu welchem Anteil werden Klimafolgenopfer der Kohlekraft zugeschlagen? Und woher nimmt er die Zahlen dafür? Es drängt sich mangels Datenbasis der Eindruck auf, dass diese zusammenfassende „Analyse“ nicht wissenschaftlich fundiert ist, sondern allein auf einem subjektiven – und gar nicht ideologiefreien – Gefühl des Autors basiert. – Paula Zschoche

 

Seit denTschernobyl- und Fukushima- Katastrophen für Mensch, Tier- und Umwelt finde ich es fatal, über eine Verlängerung der AKW Betriebserlaubnis zu diskutieren. Wer Klimawandel, Kohlekraft = Atemwegserkrankungen, als Argument nimmt, die Atomkraftwerke weiter zu betreiben, verharmlost die Gefahr eines GAU`s und verharmlost die Endlager-Problematik. – Ursula Schäfer

 

Im Artikel konstruiert der Autor zum Ende einen Gegensatz zwischen (rational denkenden?) Ingenieuren und der (ideologischen?) Beamten-Bürokratie auf: Erstere seien pro Atomkraft, letztere dagegen. Das tut den Ingenieuren Unrecht. Zum Thema „Laufzeitverlängerung“ gab es vom VDI, also dem Verein Deutscher Ingenieure, bereits am 5.3.2022 ein offizielles Statement (Quelle: https://www.vdi.de/news/detail/kernkraftwerke-laufzeitverlaengerung-nicht-einfach-und-schnell-umsetzbar). Darin wird eine Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke äusserst kritisch gesehen.

Nicht zuletzt auch aus einem Grund, den Herrn Bittners Artikel komplett ignoriert: Die Personalplanung. Es stehen nach dem geplanten Ende der Laufzeit schlicht und einfach nicht mehr genug qualifizierte Arbeitskräfte für den Betrieb zur Verfügung. Die Empfehlung des VDI ist klar, nämlich, Zitat: „… den Ausbau der Erneuerbaren Energien und von Energieeffizienz massiv zu beschleunigen.“ Es ist zwar nur anekdotisch, aber auch unter den vielen Ingenieuren in meinem Bekanntenkreis sieht die ganz überwiegende Zahl Atomkraft skeptisch.

Es scheinen eher technikferne Geisteswissenschaftler*innen wie die im Artikel zitierte Historikerin und Aktivistin Wendland oder auch der Autor selbst zu sein, die sich von den Heilsversprechen der Atomkraft bezirzen lassen und dabei sowohl die unkalkulierbaren Risiken als auch die längst erfolgte gesellschaftliche Willensbildung konsequent ignorieren. Wo könnten wir heute schon stehen in Sachen Klimaschutz und Unabhängigkeit von fossilen Quellen, hätte der von Rot-Grün 2001 erzielte Energiekonsens Bestand gehabt? – Martin Krautter

 

Habecks Argumentation nicht nur wackelig, sondern auch widersprüchlich. Habeck behauptet, ein Weiterbetrieb der noch laufenden und im letzten Jahr abgeschalteten KKW zum Überbrücken der Stromengpässe sei nicht sinnvoll, da Jahre benötigt würden, um die Sicherheit für einen Weiterbetrieb zu überprüfen. Jeder, der mit der behördlichen Überwachung des KKW-Betriebs vertraut ist, kann da nur den Kopf schütteln: Es war schon immer das Ziel dieser Überwachung in Deutschland, nicht nur alle paar Jahre mal hinzuschauen, sondern quasi online über den Sicherheitszustand aktuell Bescheid zu wissen.

Diese Behauptung, die Habeck vom Umweltministerium übernommen hat, lässt deshalb nur eine von zwei Erklärungen zu: Die jetzigen Stellungnahmenverfasser im Umweltministerium kennen das in den Fachgremien vorhandene Wissen nicht oder sie glauben, dass die Öffentlichkeit es schon nicht merken wird, wenn da „alternative facts“ produziert werden. Aufgrund eigener Erfahrungen mit solchen Überprüfungen bin ich sehr sicher, dass mit dem vorhandenen Wissen bis Ende dieses Jahres kontrolliert werden kann, dass alle geltenden sicherheitstechnischen Anforderungen im Weiterbetrieb erfüllt sind.

Da erscheint es widersprüchlich, wenn einerseits aufgerufen wird, beim Einsparen gehe es jetzt um die einzelne Kilowattstunde, aber andererseits mit lockeren Behauptungen knapp 6 Milliarden Kilowattstunden pro Monat fallen gelassen werden, die im Winter 23/24 helfen könnten. Z.B. um Erdgas in der Stromerzeugung weitgehend zu ersetzen (etwa ¼ des bisher aus Russland importierten Gases) oder um durch geringeren Betrieb von Kohlekraftwerken die CO2-Emissionen um rund 70 Millionen Tonnen pro Jahr zu reduzieren. – Ulrich Waas

 

Sehr interessant an dem Artikel „Die nackte Wahrheit?“ von Herrn Bittner finde ich, wer sich noch für Statements zu Atomkraftwerks-Laufzeit-Verlängerungen hergibt. Im Artikel genannt wurden dazu der Branchenverband Kerntechnik Deutschland (die Branche würde hohe Gewinne machen, wenn die Atomkraftwerke noch länger laufen würden), die üblichen Befürworter (d.h. Frau Wendland) und ein ehemaliges Mitglied der Reaktor-Sicherheitskommission (die derzeitigen Mitglieder hatten wohl gerade keine Zeit?).

Ich fände es gut, wenn Die Zeit das Thema nicht künstlich am Laufen halten würde und dann auch noch mit so einseitigen Artikeln. Die Klimakrise für wirtschaftliche Partikularinteressen heranzuziehen, empfinde ich als unethisch. Die Scientists for Future Deutschland sagen in aller Deutlichkeit in ihrer Stellungnahme zur Atomkraft: Kernengerie ist keine Technologie zur Lösung der Klimakrise. – K. von Kriegstein

 

Meine Anmerkungen zum Beitrag „Die nackte Wahrheit“ , Ausgabe 27, Seite 19: Natürlich sind Kernkraftwerke unpopulär und nicht für die Ewigkeit gedacht, weil die Entsorgung nicht gesichert ist. Aber sie können für eine Übergangszeit CO2-frei Energie liefern. Wenn die Regierung sozusagen zwangsweise eine Umstellung auf Luftwärmepumpen und E-Mobilität vorschreibt, sollte sie auch wissen, dass sich dadurch der momentane Stromverbrauch mindestens verdoppeln wird.

Und dass dieser immense Energieverbrauch nicht mit alternativen Energien zu erreichen ist, ist eigentlich jedem klar. Auch Herr Habeck wird das wissen und wird nicht umhin kommen, es auch zuzugeben. Es wäre klug auf mehrere Maßnahmen zu setzen, um den CO2 Ausstoß zu reduzieren. Deutschland wird nicht umsonst das Land der Ingenieure genannt. Auch zum schnellen Aus des Verbrennungsmotors gibt es vernünftige Alternativen. – Doris Steuer

 

Jochen Bittner hat einen bemerkenswerten und längst erforderlichen Artikel zum Thema geschrieben, vielen Dank dafür. Nicht erwartet hätte ich, daß Robert Habeck,entweder aus idiologischen Gründen oder weil ihm seine Partei eine andere Aussage faktisch nicht erlaubt, die Bevölkerung offensichtlich falsch informiert. Ob man der grünen Umweltministerin (nicht vom Fach) abnehmen darf, im Umweltministerium sei „genügend fachliche Kompetenz“ vorhanden, darf wohl bezweifelt werden. Wenn wir also auf 6% unseres Energiebedarfs (Kernenergie) verzichten können, sollten wir aber sofort damit beginnen, das Licht im Haus oder der Wohnung nur bei absolutem Bedarf einzuschalten. – Klaus Grasenick

 


 

 

Leserbriefe zu „Kein Geld für alle“ von Anna Mayr

 

Ihr Artikel hat mich bestätigt, vielleicht darf ich Ihnen von mir erzählen: Ich bin 42 Jahre alt und aufgrund einer Behinderung frühpensioniert worden. Meine zweite Frau ist seit dem 21.6. in Elternzeit, wir haben zwei Kinder. Mit meiner ersten Frau habe ich zwei Kinder, 13 und 8 Jahre alt. Warum erzähle ich das? Weil es einem genau so vorkommen kann, nämlich dass man irgendwie bei allem durch das Raster fällt. Die Energiepauschale bekommen weder ich, in meiner Eigenschaft als Pensionär, noch meine Frau, in ihrer Eigenschaft als Elterngeldbezieherin.

Die Energiepreispauschalen für die Kinder werden wir bekommen, allerdings nur für unsere gemeinsamen. Die Energiepauschalen für die älteren Kinder werden an meine Ex gehen, obwohl auch ich Wohnraum für meine Kinder aus dieser Beziehung vorhalte – welcher beheizt und bewirtschaftet werden muss. Von den geringeren Spritpreisen profitieren wir quasi marginal, da wir – zwar auf dem Land wohnend – die meisten Dinge zu Fuß erledigen. Das verbilligte Bahnticket ist für uns keine Option, da es zum Beispiel vom Wohnort Lonsee nach Blaustein zum Kinderarzt eine Zumutung ist; die Postkutschenzeit lässt grüßen. … und zwar gerade dann, wenn man ein Neugeborenes hat und vielleicht noch die Nach- und Auswirkungen eines Kaiserschnitts zu kompensieren hat.

Auch passen für uns überfüllte Züge und die sommerliche Corona-Welle nicht sonderlich gut zusammen. Während Corona, für viele scheint das Thema ja irgendwie erledigt zu sein, wurde den Landesbediensteten in Baden-Württemberg eine steuerfreier Bonus von 1300 EUR ausgezahlt – nur den Pensionären nicht. Rentner bekamen im Sommer eine zum Teil saftige Rentenerhöhung, wir Pensionäre dürfen mit ungefähr 1,8 Prozent rechnen – im Dezember. Bei einem Bezieher der Mindestpension bleibt da nicht sonderlich viel hängen…

… und meine Frau wird nicht so schnell wieder 100% arbeiten können, da ich eben nicht voll belastbar bin. Klar, man könnte auf Kinder verzichten, doch: kann, darf und will die Gesellschaft das verlangen? Reicht es zu sagen, man sei ein bedauerlicher Einzelfall? Im Grunde profitieren wird vom Freibetrag und hoffentlich von den Maßnahmen hinsichtlich der EEG-Umlage. Ich will nicht undankbar sein, aber werden diese Maßnahmen ausreichen, damit ich/wir die Preise bei Strom und Gas, welche wahrscheinlich noch teuerer werden, gut stemmen können? Und das, obwohl unser Haushalt, so es in unseren Händen liegt, ordentlich optimiert ist; es hängt aber halt auch an den übrigen Eigentümern (und ein bisschen am eigenen Geldbeutel).

Wir leben grundsätzlich sparsam, versuchen Ressourcen zu schonen. Dies geschieht aus einem Bewusstsein für die drängenden Fragen dieser Zeit heraus, denn meine Kinder und Enkel, genau wie alle anderen Kinder und Enkel, sollen morgen noch eine Welt vorfinden können, die ein gutes Leben ermöglicht. Auch wir haben gerade Inflation, was wir beim Einkaufen deutlich merken. Bei uns gibt’s viel Obst und Gemüse, Tofu & Co. Für mein drittes Kind zahlen wir schlussendlich 320 EUR für die Kinderbetreuung, denn unsere Heimatgemeinde will die ersten beiden Kinder beim Gebührentatbestand nicht anerkennen.

Man beruft sich dabei auf so zweifelhafte Autoritäten wie die Kirche. Es zählt nicht, dass ich für die älteren Kinder die Betreuungsgebühren ganz oder hälftig gezahlt habe. Es zählt auch nicht die standes- und jugendamtlich festgestellte Vaterschaft, lediglich der Wohnsitz, und den will die Mutter – trotz des grundsätzlich vereinbarten Wechselmodells – bei sich wissen. Klar, sie bekommt dadurch Riester, Baukindergeld usw. – und ich gehe auch hier leer aus. Ein Motiv, das Wechselmodell zu torpedieren? Meine Mehrkosten für die Betreuung belaufen sich derzeit auf ca. 150 EUR im Monat.(!) Eine ordentliche Stange Geld, würde ich sagen…

Ich möchte nicht jammern, aber manchmal beschleicht mich schon der Eindruck, als sei diese Welt für die von Herrn Fleischhauer beschriebenen „grünen“ SUV-Fahrer gemacht, die im urbanen Raum mit ihrem Straßen-Panzer 500 Meter zum Bio-Laden zum Einkaufen fahren. – Volker Kaufmann

 

Bei mir kommen reichlich Zweifel auf, ob Anna Mayrs Artikel „Kein Geld für alle“ wirklich solidarisch mit Teilzeitkräften u.ä. gemeint ist: Eine etwaige allgemeine Steuerersparnis von 180 Euro wird zwar mit anschaulichen Beispielen gut begründet als „ungerecht“ bezeichnet; an der maßgeblichen Ursache für diese Ungerechtigkeit, nämlich der exorbitanten Einkommenskluft zwischen Spitzen- und Geringverdienern, wird freilich nicht gedeutelt. Was soll man davon halten, wenn stattdessen bloß die Sorge geäußert wird, dass gerade die 180-Euro-Maßnahme „Resignation, Populismus und Proteste“ entstehen lassen könnte?! – N. Albrecht

 

Die Mär von einer Lohn- Preis- Spirale macht wieder die Runde. Sie ertönt wenn Lohnabhängige mehr Lohn fordern. Erinnert sei an das Mindest-, Hungerlohngeschrei der Priese erhöhen würde. Nun ist es die explodierende Inflation, die den Reflex Lohn- Preis- Spirale auslöst. Angeblich sind es Marktwirtschaftsgelehrte und – wisser, die das von sich geben. Entweder wissen sie nicht oder verschweigen, dass die Begründer der freien Marktwirtschaft Smith und Ricardo vor über 200 Jahren diesen Gedanken einer Lohn- Preis- Spirale bereits verwarfen, als Unsinn erklärten.Gegen Lohnkämpfe greift die Kapitalseite seither nicht ohne Erfolg zu dem Märchen und glaubt vielleicht gern selbst daran, dass steigende Löhne automatisch zu höheren Priesen führen.

Bis heute läßt sich die Mehrheit der Lohnabhängigen diese Dummheit weismachen, weil sie logisch scheint. Wasliegt näher uns auch gleich die Inflation anzulasten, steigende Löhne als steigende Kosten weismachen, also Inflationstreiber.Inflation ist Phänomen der Papiergeldwährungen,heißt Preise steigen,Kauf-kraft sinkt, wie jeder merkt. Ohne Inflationsausgleich, ohne Lohnanpassung, die es ohnehin für die wenigsten gibt, schwindet noch mehr Kaufkraft. Ist das Ziel der Marktwirtschaft? Simpel wird erklärt Priese stiegen mit Kosten.

Das hält keiner näheren Betrachtung stand, schon gar nicht bei Lohnkosten. Ursache explodierender Inflation sind weniger steigende Kosten aber eher steigende Preise der Konzerne und Monopole, die ihre Profite sichern und steigern, die Teil von Pries und Kosten sind. Wer Kalkulationpraxis kennt weiss Priese werden danach festgesetzt wie Preise, Kosten der Materialien erwartet werden, wobei die Börse ins Spiel kommt.

Zudem erhöhen sich Lohnkosten nicht bei steigender Produktivität, was verschwiegen wird. Kapitalistische Anbieter kalkulieren enorme Gewinnspannen, was den Unterschied zwischen Preis und Kosten zeigt bzw. Den Profit als ehrlichen, erarbeiteten Unternehmerlohn zu erklären sucht. Diese Unwissenheit macht sich die Lohn- Preis- Spirale bis heute zur Verdummung zunutze. – Roland Winkler

 

Im Leitartikel schließt Anna Mayr hinsichtlich der allgemeinen finanziellen Wohltaten der Regierung damit, daß ein Gefühl von Ungerechtigkeit bei denen, die wirklich Unterstützung verdienten, „im schlimmsten Fall zu Populismus und Proteste(n)“ führen kann, „im besten Fall (sei) es bloß Resignation“.

Daß es zum Schlimmsten zu rechnen ist, wenn betroffene Bevölkerungsgruppen öffentlich protestieren, was ja wohl inzwischen klassischerweise bei bestimmten Gruppen (ebendiesen?) nur Hand in Hand mit Populismus zu gehen scheint, offenbart ein etwas krudes Politikverständnis. Daß es dagegen „der beste Fall“ – oder in diesem Fall das Beste, Frau Mayr ? – ist, wenn diese Menschen resignieren,nötigt mich anzunehmen, daß Sie weder von Psychologie viel wissen noch je einen wirklich resignierten Menschen getroffen haben. – Matthias Wahls

 

Anna Mayr berichtet: Der Konsumlust der Deutschen ist zurückgegangen, wie kaufen weniger, und diese Kauf-Zögerlichkeit könnte in eine Rezession führen, die ‚man‘ nicht will. Gemeint sind wohl Politik und Bevölkerung gemeinsam. Gleichzeitig ist Konsumverzicht und weniger Verbrauchen in aller Vernunftsmunde. Das ‚böse‘ Wort Rezession bedarf einer Rehabitilitierung, so wie ‚Wachstum‘ einer Entweihung. – John Stevens

 

Manchmal hilft der Blick in das Grundgesetz. Artikel 65 bestimmt, dass der Bundeskanzler die Richtlinienkompetenz besitzt. Wann endlich macht Olaf Scholz hiervon Gebrauch? Der Finanzminister Christian Lindner betreibt von Anfang an Klientel Politik: Keine echte Erbschaftssteuer, keine Anhebung des Spitzensteuersatzes, keine Abschaffung der Subventionen für Dienstfahrzeuge und, und, und. Aber einen Tankrabatt der nun das Ölfass der Mineralölkonzerne zum Überlaufen brachte und viel Frust für die geprellten Autofahrer die nicht viel vom 30 Milliarden Euro-Geschenk hatten.

Der Markt hat es wieder mal nicht gerichtet, zumindest nicht für die Verbraucher. Dann der nächste „FDP-Knaller“: Das 9 Euro Ticket für drei Monate. Die Bahnen sind überfüllt und weiterhin unpünktlich. Was soll das? Das Geld wäre in die Erneuerung und Instandsetzung der maroden Infrastruktur besser investiert gewesen. Aber sicher nicht so Publikumswirksam. Dann als Krönung die „Gießkannenverteilung“ der sogenannten Entlastungspakete wegen der Teuerungsraten bei Lebensmitteln, Energiekosten und dem allgemeinen Kaufkraftschwund für alle Arbeitnehmer.

Wo bleiben die Rentnerinnen und Rentner, die Studentinnen und Studenten, die Hartz-IV-Empfänger, also all die die eine angemessene Entlastung wirklich brauchen? Wann wird der Sozialdemokratische Bundeskanzler Olaf Scholz seinem Auftrag und seiner Partei gerecht? Wann wird das Soziale Element in seine Politik einfließen? Der nunmehr veröffentlichte neueste Armutsbericht müsste eigentlich bei einem Sozialdemokraten alter Colour alle Alarmglocken läuten lassen. Wann hört Olaf Scholz die Signale? – Felix Bicker

 

Anna Mayr stellt zu Recht fest: «Es ist absurd, wie viel 180 Euro für die einen wert sind und wie wenig für die anderen.» Eine «allgemeine Bevölkerungssubvention» kann an diesem Tatbestand wenig ändern. Da die Mittel durch Steuern hereingebracht werden müssen, die zum Grossteil die obere und auch untere Mittelschicht belasten, profitieren vor allem diejenigen, die zu Recht am wenigsten Steuern bezahlen können.

So naheliegend und vernünftig, dieser Transfer aussieht, es steckt ein Problem dahinter. Er begünstigt nämlich eine Perspektiven-Verschiebung, die sich negativ auf die finanzielle und gesellschaftliche Stabilität der Gesellschaft auswirken kann. Der in der Zeit Nr. 23 thematisierte Fachkräfte Mangel («Mitarbeiter gesucht») ist ein Indiz. Wenn es sich wegen hoher Steuern einerseits und hoher Sozialleistung weniger lohnt zu arbeiten, um Geld zu verdienen, dann verringern sich die Steuereinnahmen und erhöhen sich die Sozial-Ausgaben.

Ein anderes Indiz für die erwähne Perspektiven-Verschiebung ist die vermutlich mit Corona zusammenhängende Erhöhung der Geburtenzahlen von 2020 zu 2021. In der Schweiz ging die Geburtenzahl (laut Bundesamt für Statistik) um 4.1 Prozent nach oben. Vermutliche Ursache: Als Ersatz für verringerte Perspektiven im beruflichen Bereich werden Perspektiven im familiären Bereich genutzt. Dies ist lokal gesehen kein Problem. Andererseits ist es eine Ursache für das hohe Bevölkerungswachstum in vielen Entwicklungsländern. Und das ist ein Problem, denn auch die zu hohe Kopfzahl der Menschheit ist neben dem zu hohen Konsum eine wesentliche Ursache für die Klimakrise.

Daraus ergibt sich ein grundlegender Zielkonflikt beim Bewältigen der Klimakrise. Grundsätzlich wäre es notwendig und nicht nur nützlich, dass höhere Energie- und andere Preise (als Folge der Klimakrise oder auch aus anderen Gründen) zu einer Reduktion von Konsum und auch Bevölkerungswachstum führen.

Dies indem Gruppen mit hohem Konsum und hoher Geburtenrate stärker belastet werden. Andererseits ergibt sich daraus – was die Geburtenrate betrifft – eine den Menschenrechten und dem Gerechtigkeitsgefühl widersprechende Benachteiligung, was insbesondere schwer wiegt, wenn diese ein bestimmtes Mass überschreitet. Hier eine Lösung zu finden, ist nicht einfach, doch auch dieser Aspekt muss angesprochen werden, um die Klimakrise zu begrenzen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Wieviel Personen zählen zu „denen,deren Existenz ernsthaft von steigenden Preisen bedroht wird, bei Teilzeitkräften, Geringverdienerinnen,Mini-Rentnern und Grundsicherungsempfängern …“? 17 Millionen Rentnern, mehrheitlich Rentnerinnen, die weniger als 1000 € im Monat erhalten;10 Mill. Niedriglöhnern, die weniger als10 € Stundenlohn erhalten; 10 Mill. Atypisch Beschäftigten, die Teilzeit, befristet, geringfügig, in Zeitarbeit oder Leiharbeit tätig sind;3,3 Mill., die arbeitslos oder in Kurzarbeit sind;5,5 Mill. Hartz IV Emppfänger u deren 4 Mill. Kinder. Das sind zusammen 50 Mill. Menschen, die zum Prekariat u damit zur Unterschicht gehören. – Hans-D. Grabs

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie falsch war Angela Merkels Außenpolitik?“ Streit von Marieluise Beck et al.

 

Schuld sind immer die anderen! Wir sind die Guten, die anderen die Bösen. Wie wäre es wenn die sogenannte „westliche Wertegesellschaft ihre eigene Schuld, daß es zu dieser Auseinandersetzung kam, aufarbeiten würden. Es ist erschreckend, wie mit der Möglichkeit eines 3. Weltkrieg gespielt wird. Putin hat vor dem Krieg mit der Ukreine, gedroht. Unsere politischen Dilitanten sagten ihm bevor verhandelt wird, muß er dies und das machen. Jetzt belegt man Russland mit Sanktionen und nimmt die für Europa kommenten Problemen dafür in Kauf. Jetzt reicht nicht mehr das Putin dies und das macht. Jetzt wird Russland besiegt und Putin vom Gericht als Mörder verurteilt. – Friedrich Küspert

 

Die Merkel hat Altkanzler Kohl seinerzeit schäbig und skrupellos ins politische Aus befördert. Das fand ich trotz seiner Fehler unglaublich unanständig. Ohne ihn hätte es wahrscheinlich die Wiedervereinigung nicht gegeben. Ohne Merkel ging danach nichts mehr in der CDU (hat sie das bei der FDJ gelernt?) und die CDU hat sich das gefallen lassen. Ich hab mich damals gefragt, was diese Frau eigentlich will, was ihr Programm ist und bin zu der Überzeugung gelangt, dass sie nur sich will. Soll heissen: Alles wird ihrem Machtstreben untergeordnet, alles von Selbstüberschätzung geprägt

Und so sind eine Reihe von selbstherrlichen Entscheidungen gefolgt, die das Deutschland von heute in eine desaströse Verfassung gebracht haben. Es geht gar nicht darum, ob sie oder der Steinmeier oder sonstige sich zB in Putin „getäuscht“ haben, diese und andere haben Deutschland in einem zB „blanken Zustand“ ( General Mais) der Bundeswehr hinterlassen. Aber nicht nur blank in der Verteidigung, sondern auch in der Energieversorgung undundund – einfach unglaublich und deprimierend. – Dr. Gero Berndt

 

Putin hat “das Schachbrett umgeworfen”, sagt Herr von Fritsch. Stimmt, weil man eben nichts “gemeinsam gestaltet” hat, sondern die NATO hat “gestaltet” ohne Ruecksicht auf die Beduerfnisse und Interessen Russlands (man lese die Rede Putins auf der Muenchner Sicherheitskonferenz, schon 2007). Dadurch hat der Westen eine Mitschuld am Krieg in der Ukraine. – Hermann Weigmann

 

Die Herren Heusgen und von Fritsch stellen die vergangenen Jahre so dar, als hätten alle „die Natur des Regimes Putin“ begriffen. Hier stellen sich mir 2 Fragen: 1. Wie konnte es dann zur Abhängigkeit von diesem Regime in Fragen der Energieversorgung der Industrienation Deutschland kommen? 2. Herr von Fritsch hat in einer Sendung bei Herrn Lanz nach meiner Erinnerung behauptet, er sei als „Rufer in der Wüste“ mit seinen Warnungen vor Putin von keiner Partei (gleich welcher Couleur) ernst genommen worden. Wieso sind Ihre Moderatoren hierauf nicht eingegangen? – Klaus Bauer

 

Wir sind alle immer so klug im nachträglichen Beleuchten und Bewerten von Sachverhalten. Angesichts der aktuellen Weltlage kam mir bei der Lektüre des Streitgesprächs folgender Gedanke: Blicken wir doch mal nicht nur in den Rückspiegel, sondern auch nach vorne. In wenigen Jahren werden wir eine ähnliche Diskussion unter der Überschrift führen: Wie falsch war unsere wirtschaftliche Ausrichtung auf China? In welche Abhängigkeiten haben sich unsere Unternehmen (Volkswagen, Mercedes, Siemens, BASF…) sehenden Auges begeben? Kann man mit diesem Regime noch zusammenarbeiten? Muss dazu erst der „Taiwan-Fall“ eintreten?

Mich würde die Meinung der Diskutanten bzw. ihrer aktuellen Pendants auf diesem Themengebiet interessieren. Dann könnte ich Ihre entsprechende Ausgabe aufheben und zwölf Wochen nach dem Überfall Chinas auf Taiwan nachlesen, was führende Köpfe damals darüber gedacht haben. Das wäre doch mal eine ungleich anstrengendere, aber auch sinnstiftendere Aufgabe für die Interviewten. – Holger Buchholz

 

Wenn man unter Außenpolitik ein Agieren auf internationaler Ebene versteht, das auf einer Strategie basiert, wobei diese Strategie wiederum auf einer Analyse der politischen Weltlage beruht, so muss man sagen: Es gab unter Merkel keine Außenpolitik. Niemand verkörperte diese Leerstelle so deutlich wie Heiko Maas, der zur Aggressivität von Autokratien immer nur zwei Worte äußerte, nämlich „tiefe Besorgnis“. Eine Strategie gab es nicht, weil es auch keine Analyse gab. Denn für Deutschland ging es im Grunde immer nur um Handel und ums Geldverdienen. Nach 2015 kam dann als außenpolitisches Ziel die Abwehr von Flüchtlingen hinzu.

Hätte es eine echte Analyse, also eine politische Bewertung des Handelns und der Interessen von Akteuren wie Russland gegeben, so wäre der Übergang von einer national-defensiven zu einer imperialistisch-aggressiven Politik Putins nicht unbemerkt geblieben. Dass jeder der Streitenden diesen Zeitpunkt nach eigenem Gutdünken definiert (im Angebot ist der gesamte Zeitraum von 2001 bis 2022), zeigt die intellektuelle Dürftigkeit der bundesdeutschen Politik (nicht nur – aber auch – von Frau Merkel selbst)! Im Grunde ist die Situation fast wie bei Corona: Wenn man zu inkompetent oder zu bürokratisch ist, um Daten zu einem Problem zu sammeln und einzuordnen, liefert die Wirklichkeit am Ende mehr Daten als man verarbeiten kann. – Dr. Dirk Kerber

 

In dem Interview vermisse ich die naheliegende Frage vor allem an die Herren Heusgen und von Fritsch, wie eigentlich Erkenntnisgewinn in ihren Etagen der Politik stattfindet. Als Staatsbürger erwarte ich, dass es für strategisch bedeutsame Länder, zu denen zweifellos Russland zählt, nicht nur in den Geheimdiensten, sondern auch im Kanzleramt Spezialisten gibt, die die jeweils dort herrschenden Verhältnisse und handelnden Personen nach mehr als Bauchgefühl beurteilen können.

Wenn das nicht der Fall sein sollte, wäre es ein eklatantes strukturelles Versagen. Wenn diese Personen zwar die richtige Einschätzung hatten, diese aber nicht berücksichtigt wurde, wäre es ein schwerer politischer Fehler. Wenn dieser Expertenkreis hingegen -genauso wie offenbar Frau Merkel- übersehen konnte, dass sich in Russland ein faschistisches Regime etabliert, welches menschenverachtend und zunehmend aggressiv agiert, wäre die Frage nach deren Kompetenz mehr als naheliegend.

Nur eine kleine Stichwortsammlung der russischen Entwicklung unter Putin ohne Anspruch auf Vollständigkeit: menschenverachtende und völkerrechtswidrige Kriegsführung in Tschetschenien, Georgien, Syrien, Libyen, Donbass und Krim 2014, Wahlfälschung 2011, Verfassungsänderung 2020, Gleichschaltung der Medien, Demontage des Rechtsstaats (beispielhaft der Umgang mit Chodorkowski), geduldige Aushöhlung der Opposition und Ausschaltung der Zivilgesellschaft durch diskriminierende Gesetze, Ermordung kritischer Journalisten und Oppositioneller in Russland, Großbritannien und Berlin (exemplarisch Politkowskaja, Nemzow, Litwinenko), gesteuerte Trollarmeen mit dem offenkundigen Zweck, die das gesellschaftliche Klima in Europa und Deutschland zu vergiften, Hackerangriffe u. a. auf den deutschen Bundestag, Finanzierung und vermutlich auch weitergehende Einflussnahme bei Brexitkampagne und Trumpwahl…

Man ist kein nachträglicher Besserwisser, wenn man angesichts all dessen verständnislos darauf reagiert, dass Frau Merkel und auch andere deutsche Regierungsvertreter behaupten, sie hätten sich nichts vorzuwerfen, weil ihre offenkundige und eindeutige Fehleinschätzung Putins vertretbar gewesen sei. Sie war allerspätestens seit 2016 (wie anders als direkten Angriff auf den Westen konnte man denn die russischen Aktivitäten bei Brexit und US-Wahl interpretieren?) noch nicht einmal naheliegend. –Raoul von der Heydt

 


 

 

Leserbriefe zu „Boah, ey“ von Ann-Kathrin Nezik

 

Den Reichen ist die Umwelt schlicht egal. Sie jetten um die Welt, fahren Autos, deren Benzinverbrauch sie nicht interessiert und denken sich, frei nach Reinhard Fendrich: Das spielt doch keine Rolex. Aber Otto/Ottine Normalverbraucher:in soll die Welt retten, indem er/sie/es einen Sparduschkopf einbaut. Alles voll gaga! – Joseph Zenz

 

Eine passendere Überschrift wäre gewesen: „Pfui Deibel!“ – John Stevens

 

BRABUS kümmert sich auch um die Kleinen. Mit einem B -Logo auf Front- und Heckseite und entsprechendem Motortuning veredelt die Firma z.B. den (Mini-Maybach) s m a r t zu einem röhrenden Hirschen. – Hartmut Wagener

 

Zu diesem Thema fällt mir nur ein : „Für Pubertät ist´s nie zu spät.“ Oder ist das noch präpubertär ? – Alfred Preuß

 

Wer sich ein Bild davon machen möchte, welchen Grad der Verkommenheit die Menschheit bereits erreicht hat, der möge sich zwei Ausgaben der ZEIT zur Hand nehmen: DIE ZEIT Zeit Nr. 25 mit dem herausragenden Essay von Fritz Engel und Bernd Ulrich „Der verletzte Mensch“ und DIE ZEIT Nr. 27 mit dem Beitrag auf Seite 20 „Boah, ey“ über das Aufmotzen von ohnehin schon schwer überfrachteten Luxus-Autos (sogenanntes „Tuning“).

Sind noch größere Widersprüche denkbar? Ich meine: NEIN! Was meinen eigentlich unsere gewählten Volksvertreter dazu? Ich persönlich habe einen weiteren Schritt in Richtung absolute Hoffnungslosigkeit getan. Ich bin beinahe froh, dass ich Jahrgang 1958 bin. Nur für meine Kinder und Enkel tut es mir sehr, sehr leid… – Jörg Konetzke

 

Etwas verärgert habe ich auf diese beiden Artikel im letzten Wirtschafts-Ressort reagiert, und dies nicht nur aufgrund ihrer gleichermaßen peinlichen wie gehaltlosen Überschriften, die ich als bloße Effekthascherei beurteile und die der Zeit unwürdig sind, die ich eher in der Bild oder sonstigen Illustrierten vermuten würde: Traut die Redaktion ihren Lesern denn nicht zu, auch mit sachlicheren Titeln von der Qualität eines Textes zu überzeugen?

Vor allem habe ich mich aber gefragt, ob die ZEIT nicht im inhaltlich ohnehin immer schon recht übersichtlichen Wirtschafts-Teil zu relevanteren Themen informieren kann und sich nicht in Unternehmer-Porträts erschöpft, bei denen ich mich frage, welchen gesellschaftlich subtilen Beitrag diese leisten: Muss einem Auto-Tuner diese Art von Plattform gewährt werden, der sein Geld mit den obszönen Gelüsten seiner Kundenklientel verdient? So etwas erscheint sonst höchstens hinten in der Ausgabe, im „Entdecken“-Teil.

Im Artikel zum Unternehmer Sabo habe ich mich dann gefragt, wie es sein kann, dass der Herr sich zu Anfang damit rühmt, seinen Kindern „keinen Druck gemacht“ zu haben „und nicht versucht, sie in ein Schema zu pressen. Eliteschulen, Latein hin und her, den ganzen Zirkus – das habe ich meinen Kindern nicht angetan“, um kurz darauf über den Sohn aufgeklärt zu werden:

„Aufgewachsen ist er in Nürnberg und Barcelona, wo er (…) eine Privatschule besucht habe“. So weit voneinander entfernt sind diese beiden Institutionen doch nicht, oder? Aber sicher war dies eine bedachte, frühreife, rein persönliche Entscheidung des Sohnes und hat mit dem Vater auch gar nichts zu tun!- Maximilian Knaup

 


 

 

Leserbriefe zu „Du siehst aus, wie ich mich fühle. Folge 316“

 

Das „lustige Tierbild“ dieser Woche schlägt dem Fass den Boden aus. Sie schrieben mir von einiger Zeit auf meine Kritik in ähnlicher Sache: „Wir prüfen unsere Tierfotos in Zukunft weiter noch genauer auf Qualzuchtmerkmale. Bei einigen Tieren ist es uns tatsächlich nicht so bewusst“.

Im Fall der Sphynx-Katze sollte jeder sehen, dass es sich um eine Qualzucht handelt. Wer zu ignorant ist, um es zu erkennen, dem hätte einfaches googlen und das Lesen des Wikipedia-Artikels gereicht. Ich frage mich, ob Ihre Aussagen mir, Ihrer Leserin, gegenüber, jemals ernst gemeint waren. Auf meine letzte Zuschrift (angehängt, wie auch anderer Mailverkehr mit Ihnen; allerdings unvollständig) hatten Sie mir gar nicht mehr geantwortet.

Mir ist lieber, wenn Sie mir ehrlich schreiben, dass es Ihnen egal ist, ob sie Tiere mit Qualzuchtmerkmalen, abrasierten Tasthaaren oder schlechten Haltungsbedingugen abbilden, solange der gewünschte „emotionale Moment“ beim Leser erzeugt wird (den Begriff hatten Sie mir mal geantwortet), als dass Sie mir vorgaukeln, das Thema Ernst zu nehmen und entsprechend recherchieren zu wollen. Denn das tun Sie ganz offensichtlich nicht. Übrigens: unlängst hatten Sie ein Haubenhuhn abgebildet und laut Spruch sogar selber erkannt, dass das Tier durch die Federn nichts sehen kann. Unglaublich. – Andrea Golombiewski

 

Bei der gezeigten Katze handelt es sich um eine in Deutschland verbotene Qualzucht, da sie keine Schnurrhaare hat. Schnurrhaare sind wichtige Sinnesorgane bei Katzen. Fotos von außergewöhnlichen Tieren sind bestimmt ein Hingucker, aber es sollten doch Grenzen beachtet werden. Es gibt auch Sphinxkatzen mit Schnurrhaaren. – Martina Schmidt

 

Seit langem lese ich Ihre Zeitung im Abo und schaue auch immer wieder mal online rein. Als erstes schlage ich immer die letzte Seite auf und dieses Mal ist eine Shynx-Katze abgebildet. Ich verstehe nicht, warum immer wieder die Rassen, die als Qualzucht gelten, abgebildet werden. Es gibt viele Leute, die diese Bilder ansprechend finden und sich dann solche Rassen zulegen. Wir als Tierärzte sehen unter welchen Schmerzen, Entzündungen, Atemproblemen etc. diese Tiere leiden. Bitte nehmen Sie es sich zu Herzen und zeigen sie Tiere, die nicht als Qualzucht gelten. Sie tun den Tieren und uns Tierärzten einen riesigen Gefallen. – Dr. Katharina Roth

 

Nachdem ich mich schon des öfteren über die abgebildeten Tiere in der Kolumne „du siehst aus, wie ich mich fühle“ geärgert habe, muss ich mich nach der Katze in der Ausgabe No 27 bzw. Folge 316 doch einmal melden. Das Tier auf dem Foto fällt eindeutig in die Kategorie Qualzucht – es ist komplett nackt, hat keine Tasthaare, die Zunge hängt heraus – so sieht keine gesunde Katze aus.

Solche Bilder in der Zeitung sorgen meiner Meinung nach dafür, dass Leute solche Tiere „normal“ finden und sich vielleicht sogar anschaffen. Es gibt unzählige Bilder von niedlichen, gesunden Hunden, Katzen, Pferden usw, auf denen ich mich sofort wiederfinden würde. Ich würde mir wünschen, mehr gesunde und nicht krank gezüchtete Tiere in dieser eigentlich sehr schönen Kolumne zu sehen. – Feline Dreier

 

Haben Sie es also wieder geschafft: Ein Tier zu finden, das so qualgezüchtet ist, dass man in Tränen ausbrechen möchte, und das dann als superlustig zu verkaufen! Und als frech. Fangen wir damit an: Mit frech meinen sie wahrscheinlich die rausgestreckte Zunge. Die Katze macht das nicht aus Frechheit, sondern weil ihr Kiefer infolge Qualzüchtung zu kurz ist, die Zunge hat nicht genügend Platz darin.

Die Ohren des bemitleidenswerten Geschöpfes (hier kann man wirklich von Geschöpf sprechen ohne an ein höheres Wesen zu glauben, denn Menschen haben diesem Tier sein qualvolles Leben verordnet), also die Ohren sind so herzig abgeknickt, auch als Folge der Qualzüchtung und weil Menschen, denen das Leiden des Tieres vollkommen wurscht ist, das witzig finden. Lesen Sie doch hierzu mal den Artikel über Qualzüchtungen in der aktuellen Ausgabe (2/22) der Tierrundschau der Tierschutzliga.

Der ist nicht umsonst überschrieben mit „Mensch, hör doch auf!“ Diese sogenannten Faltohrkatzen haben infolge rücksichtsloser Züchtung schmerzhafte Skelettschäden, dauerhaft tränende Augen, Schädigungen des Knorpelgewebes im ganzen Körper. Alles lebenslange schmerzhafte Dauerschäden, bewusst in Kauf genommen von Menschen, die ich mich nicht scheue als pervers zu bezeichnen.

Die nackte Haut der Katze. Wie können Sie glauben, dass dieses Tier sich wohlfühlt? Dies allein schon, die Nacktkatze, ist eine abscheuliche Qualzüchtung. Wie kann man so unempathisch sein, dies nicht nur zu glauben, sondern sogar witzig zu finden? Und sie sind ja so ruhig im Wesen, die gequälten Tiere. Ach ja? Seien Sie mal lebhaft und lebensfroh, wenn Ihnen der ganze Körper schmerzt und Sie keine Luft kriegen (siehe auch Qualzüchtung Mops). Ein Leben lang.

Jede Züchtung ist ein Eingriff in den ganzen Körper und hat NIE einen positiven Effekt. Als ich Ihnen vor einiger Zeit zum auch ach so niedlichen Hund schrieb, dem auch die Zunge raushing, auch in dieser Rubrik, haben Sie sich anschließend entschuldigt. Bei mir? Ich weiß es nicht. Entschuldigen Sie sich bei den Tieren, und hören Sie auf, auch noch Werbung zu machen für solch bedauernswerte Kreaturen! Ich möchte Ihnen nicht wünschen, sich so zu fühlen wie diese Katze – ein Leben lang.

PS: ZEIT-gemäß fände ich es, zu dieser Thematik zu recherchieren und darüber aufzuklären, damit die Qual ein Ende findet. Der Titel könnte lauten: Gezüchtete Schwerstbehinderung. Leisten Sie auch in diesem Bereich Aufklärungsarbeit, bitte. – Charlotte Schaffarz

 

Ich mag die Rubrik „Du siehst aus, wie ich mich fühle“, aber bereits in der Vergangenheit habe ich mich über die Auswahl mancher Bilder gewundert. Das aktuelle Bild (Zeit Nr. 27 v. 30. Juni) nun zeigt eine Katze, die m. E. gleich mehrere Qualzuchtmerkmale aufweist, mindestens Krüppelohren und fehlende Tasthaare. Das finde ich als Tierarzt so lustig wie… hm, ich verzichte besser auf Vergleiche.

In der Tierärzteschaft wird mit viel Einsatz und Leidenschaft daran gearbeitet, Menschen über Qualzuchten aufzuklären und da sind solche Bilder mit vermeintlich witzigen oder niedlichen Tieren, die man dann am liebsten auch gleich als Haustier haben möchte, leider sehr kontraproduktiv. Ich würde mich freuen, wenn die Redaktion bei der Auswahl der Bilder hier in Zukunft mit mehr Umsicht vorginge und ggf. Experten zurate zieht. Infos sind z.B. über die Bundestierärztekammer zu bekommen (Qualzuchten / Bundestierärztekammer e.V. (bundestieraerztekammer.de)). – Gerti Altreuther

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir müssen mal“ von Anne Backhaus

 

Ich war in den 1950/60er Jahren Schüler. Die Volksschule hatte anfangs ein Plumpsklo und Pissrinne mit Ölfarbe für Jungen, später gab es WCs. Von Inschriften bzw. Einritzungen abgesehen gab es keine Sachbeschädigungen, willentliche Verschmutzungen, Vandalismus in den „Örtchen“. 1967/68 bei der Bundeswehr kam einmal die Woche ein leicht behinderter Mann („Goldfinger“ genannt) und reinigte die über 20 WCs in der Kaserne. 1969-73 an der Uni in Göttingen (auch dort gab es „1968er“, u.a. Gerhard Schröder, Alternative etc.), aber ich habe keine Verwahrlosung der WCs erlebt, wie Sie dies beschreiben und Eltern/ Lehrer dies seit Jahren berichten.

Was ist da in der Zwischenzeit passiert? Wie passt das zu den ökologischen Bewegungen seit den 1970er Jahren („Grenzen des Wachstums“, „Ein Planet wird geplündert“ etc.) – und viel früher (z.B.“Silent Spring“)? Sind die „nach der Pille“ Geborenen zu einem großen (oder kleinen) Teil zu verwöhnt (ein gefliestes Wasser-Closett ein quasi Menschenrecht)? Vielleicht finden Sie die Antwort. – Adolf Ronnenberg

 

Unbestritten sind sicherlich die Fakten, die Ihrem Artikel zugrundeliegen. Unbestritten ist aber auch, dass wir (jetzt die „Alten“ genannt, Jahrgang 1964) auch die Schultoiletten benutzt haben; ohne eine liebenswerte WC-Frau. Unsere Toiletten sahen auch nicht immer so aus wie zuhause bei Muttern, aber wir haben es irgendwie – auch ohne GTO (Hammer!!!

Es gibt eine German Toilet Organization – deshalb bestimmt auch in Englisch, weil ja deutsch) geschafft, diese Orte benutzbar zu halten. Ich vermute, wir haben von zuhause andere Werte mitbekommen; uns wurde nicht vermittelt, dass es da irgendwen gibt, der unseren Sch… wegräumt bzw. -putzt. Hier sollten sich auch die Eltern einmal fragen, was sie ihrem so hoffnungsvollen Nachwuchs mitgeben und vorleben. – Annette Haagen

 

Wir müssen mal.So ist es auch in der Gesamtschule Holweide in Köln.In den Pausen gehts auf die Toiletten.Und die sind danach in einem grausigen Zustand.Frau Hack als Putzfrau tritt in Aktion und macht klarschiff.Bravo.Auf einer Gesamtschule sind aber auch Mädchen.Wie sehen die Mädchentoiletten nach der Pause aus?Darüber wird nichts berichtet.Und das Lehrerklo? Frau Hack,Sie haben das Wort,erzählen Sie mal. – Hans-Emil Schuster

 

Warum beschweren sich Eltern ( sogenannte ) über grauenvolle Schultoiletten ? Ist doch wie zuhause und ein Erfolg abartiger Erziehung . Zum Glück gibt es aber ( wenige ) Gegenbeispiele , die haben dann Schmerzen und Obstipation . Im übrigen ein ca. 30 Jahre altes Problem ! – H. Hoffmann

 

Schulklos sind das Grauen ( ZEIT vom 30.6.2022, S.31). Vor einem Jahr hat ein renommierter pädagogischer Verlag ein Buch zum Thema „Wie geht Politik – Spannende Antworten auf echte Kinderfragen“ veröffentlicht. Darin heißt es zum Schluss auf die große Frage „Wenn ich Kanzler(in) wäre, dann würde ich …“ ganz schlicht „ öfter die Schultoiletten säubern lassen und alte Toiletten renovieren!“ Respekt vor diesem ZEIT-Artikel und vor allem vor Frau Carola: Ein Tabuthema, das in Lehrerkollegien, in Stadträten und bei Elternversammlungen meist oberflächlich abgetan wird, aber für die Schullaufbahn eines Kindes im wahrsten Sinn elementar ist.

Die Schule muss in allen Bereichen ein Ort der Beheimatung und des gemeinsamen Lernens sein. Dazu gehört neben intellektueller und körperlicher Herausforderung auch hygienische und emotionale Geborgenheit. Unsere Kinder und Enkel brauchen mehr als ‚ordentliche‘ Schulen – nämlich Räume, in die sie gerne und ungeniert gehen. Das sind dann auch entsprechende Schulklos: Es ist für unsere reiche Gesellschaft eine Schande, wie nachlässig die meisten Verantwortlichen hierbei sind. – Christian Buchholz

 

Ob sich die in Deutschland mit Kindererziehung jedweder Form Beschäftigten (Eltern, Lehrer usw.) vorstellen können, dass es außerhalb Deutschlands auch solche Schultoiletten gibt? Z.B. in Fernost (Japan, Korea, China etc.)? Exzesse, wie die mit Kot beschmierten Wände wird es nur dort geben, wo Kindern per schrankenloser Nachsicht nicht nur die Analphase überflüssig verlängert wird, sondern auch der den kindlichen Egoismus beflügelnde Drang, jede noch so unsinnige Tat als einzigartig ansehen zu dürfen (immer loben!) – Ernst Kaffanke

 


 

 

Leserbriefe zu „Mehr als nur Selbstdarsteller“ von Maximilian Probst

 

Kopernikus stellte ein besseres Verständnis für die Natur dar: das damalige Weltbild wurde transformiert. … Wer heute den Kapitalismus kritisiert, kritisiert ein monetäres Weltbild, was unseren naturwissenschaftlichen Erkenntnisse widerspricht. … Die Wirtschaftswissenschaft ist eine Geisteswissenschaft, die sich durch Axiome konstituiert. …. Gemäß der Währungsdefinition gewähren wir nur monetäre Transfers, um eine Marktwirtschaft zu konstituieren. In unserem Sprachgebrauch differenzieren wir den Begriff Markt kaum: er wird synonym für Finanz- und Gütermarkt angewandt.

Wenn wir unseren Planeten als Containerhafen vorstellen, kennen wir zwei Messmethoden für den Containerinhalt: Finanzmarkt: Gewinn = Einnahme – Ausgabe Gütermarkt: Grüne Null = 1 – (k/n) mit 0 < k < n. (k = tatsächliche und n = mögliche Füllmenge) Die Messmethoden repräsentieren zwei unterschiedliche Gesellschaftsentwürfe für eine kollektive Wirkmacht durch eine Unsichtbare Hand vom Markt. Die größtmögliche positve Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben wird idealisiert. Da dies die Spaltung der Gesellschaft impliziert, wird Wachstum gefordert um den sozialen Frieden zu wahren. Die Erfüllung eines Marktideals mit k = n wird angestrebt. Wenn „Regierende“ ihr Volk über abstrakte Zusammenfassungen ihrer Transfer-Willen wählen lassen würde, würde die Mehrheit die Nr. 2 wählen! …

Bei der Wende89 wählte das Volk ungefragt. … Dagegen haben westliche Politiker vorgesorgt: sie erklären die Motivation zum aktiven Freiheitsstreben gegen ein Unrechtsregime. … Westliche Repräsentanten sind natürlich weit entfernt von einem Unrechtsregime: wenn durch Kohlenstoffemissionen Lebensräume versinken bzw. verschwinden, sind das hinnehmbare Kollateralschäden bei der geophysikalischen Transformation. …

Der Vater der Volkswirtschaftslehre übernahm die Vorstellung einer Unsichtbaren Hand aus der Religion, was naturwissenschaftlich geophysikalische Transfers im Gütermarkt wäre. In unserer naturgegebenen Demokratie sind wir mit geophysikalischen Transfers Exekutiv tätg: … Hier ernten wir, was wir säen: u. U. ernten wir unser Aussterben. … – Matthias Losert

 

Zu den Tausenden „Aussteigern“ aus dem kapitalistischen System Ende der 1970er Jahren gehörte der ZEIT-Redakteur Rüdiger Dilloo. Einige Monate lang berichtete er (nach meiner Erinnerung) in 1979/1980 über das Leben in der „ökologischen Landkommune“. Da sich in der Landwirtschaft vieles von Jahr zu Jahr wiederholt, waren wohl weitere Berichte für die Redaktion/ für die Leserschaft nicht mehr interessant. Doch im Rückblick auf Jahrzehnte sieht dies anders aus. Besteht die Kommune noch? Ist Herr Dilloo noch dabei bzw. wielange war er dies?

War die Kommune personell stabil oder gab es einen häufigen Wechsel der Mitarbeiter? (Ein Vorbild kann ein Modell nur sein, wenn es mindestens eine Generation stabil ist. Traditionelle Bauernhöfe bestehen zum Teil Jahrhunderte, wenn auch zum Teil von anderer Familie betrieben). Da nicht nur ich seit über 5 Jahrzehnten Abonnenent der ZEIT bin, dürfte dies mehrere Leser interessieren. – Adolf Ronnenberg

 

Der Autor Probst übersieht wichtige Argumente: Nicht nur CoP 21 zählt, wo (Temperatur-)Ziele formuliert wurden, sondern auch die CoP 7 von 2001, wo das „Umpflügen der Erde“ und somit Zerstörung natürlicher CO2-Senken verurteilt wurde! Hätten Klimaaktivist*innen die Sachfrage zu beantworten, welche 5 – 8 wichtigsten Politik-Punkte zur Abwehr der Krise schnellstmöglich zu bearbeiten wären und wie das dann weltumspannend in 20 – 25 Jahren gelingen kann, dann müssten viele passen. Selbst der als Antwort beliebte Ausbau von Wind- und Photovoltaik-Stromerzeugungsanlagen bis 2035 auf jeweils 240.000 MW Kapazität in Deutschland würde faktisch per se (ohne riesige gespeicherte Wasserstoff-Mengen) nicht ausreichen.

Im Winter abends bringt PV nämlich nichts, und bei blödem Wetter mit fast Windstille über 2 – 3 Tage und einer Verfügbarkeit der Windkraftwerke von unter 6 % wären unter 35.000 MW verfügbar bei einer Leistungsanforderung nahe 100.000 MW. Stromimporte bei Kälte etwa aus Frankreich kann man heute schon praktisch vergessen – kein EU-Partnerland hat dann 50.000 MW Reserve übrig! Manche heutige Aktivist*innen leben in einer Scheinwelt ohne sachliche Kompetenz – jedoch umso größerer Selbstgewissheit, welche man früher als „naive Überheblichkeit“ bezeichnet hätte. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

«Klimaaktivisten wird oft vorgeworfen, sie seien ichbezogen oder ideologisch.» Beide Vorwürfe gehen ins Leere, denn es geht doch darum, dass ein Protest, damit er wirksam ist, auch sichtbar wird. Selbstdarstellung oder die Begründung durch eine Ideologie sind dabei Mittel zum Zweck. Dabei stellt sich natürlich die Frage, welche weitere Mittel angewendet werden müssen, um das Erreichen des angestrebten Ziels zu unterstützen.

Das Ziel wäre, den Klimawandel so weit wie möglich zu reduzieren und ein Mittel dazu ist die Dekarbonisierung. Mittel die diese Notwendigkeit sichtbar machen sollen, werden im Artikel beschrieben: Im Jahre 2019 das Besetzen der Kohlebahn der RWE beim Kraftwerk Neurath oder Luft-Rauslassen aus den Reifen von mehr als 3000 SUVs Ende Mai in mehreren englischen Städten. Die Aktivisten verweisen so auf das Problem (Klimakrise), die zu unternehmenden Massnahmen und darauf wer das Problem lösen soll.

Nur wird dabei vor allem ein wichtiger Aspekt nicht berücksichtig. Die Ursache der Krise lässt sich mit «Tragik der Allmend» charakterisieren. Der Konsum und die Kopfzahl der Menschheit überschreiten das nachhaltige Mass. Die Ressourcen der Erde werden übermässig genutzt, sodass kurz und langfristig diese zurückgehen werden. Die Lösung besteht im Rationieren und das betrifft beides Konsum und Kopfzahl. Dazu ein Beispiel:

Wäre die Geburtenrate weltweit so gering wie im Industriestaat Südkorea (ca. 1, d.h. langfristig Halbieren der Bevölkerung pro Generation), wäre das Überlastungs-Problem lösbar. Bei Geburtenraten wie in Nigeria, das im Jahre 2100 laut einer UN-Prognose eine höhere Bevölkerung hat als die EU, wäre das sicher nicht der Fall. Ein anderes Beispiel für diesen Zusammenhang lieferte Corona. Produktion und Konsum sanken während der Pandemie, gleichzeitig stieg die Geburtenrate in der Schweiz um 4 Prozent, was natürlich kein Problem ist. Dramatisch ist der entsprechende Zusammenhang in vielen Entwicklungsländern.

Das Engagement der Klima-Aktivisten geht also nur teilweise in die richtige Richtung. Notwendig ist, auch von Politik und Wissenschaft zu fordern, sich darum zu bemühen, dass ausreichende Rationierungsmassnahmen begründet und gemeinsam von allen Verursachern durchgeführt werden. Es ist eben nicht so, dass die Gefrässigkeit einiger reicher Länder die einzige Haupt-Ursache ist, dass Urwälder und Feuchtgebiete, Meere und fossilen Ressourcen geplündert werden, sondern der wachsende Bedarf der wachsenden Bevölkerung vieler Entwicklungsländer. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Wo kann ich Abbitte leisten bei diesen weisen, edlen und selbstlosen Märtyrern? „ die meisten Menschen auf der Erde atmen heute Luft, die durch fossile Brennstoffe ungesund geworden ist, und viele sterben infolgedessen einen frühen Tod„. Fakt ist, vor 150 Jahren betrug die Lebenserwartung in Deutschland 37 Jahre. David Buckel war bei seinem Suizid 61. Vor 150 Jahren wäre er mit sehr großer Wahrscheinlichkeit schon in jüngeren Jahren an Tetanus oder Tuberkulose verstorben, auch in den USA. Maximilian Probsts Ausführungen lesen sich wie eine Heiligsprechung. Bei mir bewirken sie das Gegenteil dessen, was sie vermutlich sollten. – Dietmar Baier

 


 

 

Leserbriefe zu „Schön war’s!“ von Peter Dausend und Jörg Lau

 

Ein wohltuend differenzierter Artikel, der die Schwächen der sozialdemokratischen Ostpolitik schonungslos beschreibt, ohne in den Gestus moralischer Verurteilung zu verfallen. Vor allem wird das ernsthafte Bemühen des jungen Vorsitzenden Lars Klingbeil gewürdigt, in die eigene Partei einen erweiterten Blickwinkel hineinzutragen. Wie anders klingt da der Kommentar des Editor-at-Large, Theo Sommer, der Klingbeils programmatische Rede vor der Friedrich-Ebert-Gesellschaft als einen „unverdaulichen Eintopf aus vielerlei Thinktank-Zitaten“ abwatscht.

Interessant, aber nicht unverdächtig, ist die nachträgliche Rehabilitierung des ehemaligen Außenministers Heiko Maaß, der seinerzeit in der ver- öffentlichten Meinung als Leichtgewicht, Mann ohne Kompass und eklatante Fehlbesetzung verhöhnt wurde. Es ist schon erstaun- lich, welch argumentativer Purzelbaum geschlagen wird, um wieder einmal an die Schwächen der Steinmeier´schen Russland- Politik zu erinnern. Der heutige Bundespräsident hat mehrfach glaubhaft seine Fehleinschätzungen bedauert, das notorische Nachtreten nervt! – Rüdiger Paul

 

Mir ist das Bild zu simpel: Balten und Polen als Erleuchtete, die schon immer den geschärften Blick auf Putins Russland und die davon ausgehende Gefahr hatten und denen sich nun endlich auch die deutschen Sozialdemokraten anschließen. Keine Frage, die Warnungen der Osteuropäer vor Putin waren berechtigt. Und durch die geographische Nähe war die Gefahr natürlich sehr viel präsenter als in Deutschland. Auch der hohe Anteil russischstämmiger Bevölkerung etwa in Estland spielt sicher eine Rolle und die damit verbundenen Gefahren von Destabilisierung und hybrider Aggression.

Vor allem in der SPD-Linken hat man davor die Augen verschlossen. Wahr ist aber auch, dass die Dämonisierung Russlands in Polen und im Baltikum nicht nur auf analytischer Klarsicht beruhte, sondern auch auf antikommunistischer Ideologie. Es ist ja kein Zufall, dass Herr Kaczynski jetzt wieder die Märchen über die Ermordung seines Bruders beim Smolensker Flugzeugabsturz hervorkramt.

Und dass Litauen durch die Blockade Kaliningrads einseitig die Sanktionen gegen Russland verschärft und eine Eskalation des Konfliktes riskiert, beruht kaum auf rationaler Analyse. Ausgerechnet an der Sollbruchstelle westlicher Verteidigungsfähigkeit zu eskalieren ist ein Akt unglaublicher Dummheit. Dass nun mit Litauen „verhandelt“ werden muss, um den Schaden zu begrenzen, spricht Bände. Balten und Polen versuchen seit dem 24. Februar, die NATO militärisch in den Konflikt hineinzuziehen. Dies ist wohl kaum in deutschem Interesse. – Dr. Mathias Siekmeier

 

Weder schön noch klug. Vorausgesetzt, Ihr Bericht über die Rede Klingbeils über die ‚neue Ostpolitik‘ der SPD ist differenziert und vollständig genug, dann bleibt eine signifikante, aber fatale Kontinuität der SPD, freilich mit umgekehrten Vorzeichen, unbemerkt und unbedacht: nämlich die Fixierung auf die Staatsspitze oder auch auf die mächtige Führungsclique, früher im Sowjetreich, nun in Putins autoritärem Regime.

Die russische Zivilgesellschaft kommt überhaupt nicht vor. Ihre Mitglieder mögen derzeit desillusioniert, angepasst, frustriert sein oder sind millionenfach außer Landes geflohen, aber sie gibt sie und sie lassen sich auch durch Putins brutalen Unterdrückungsapparat nicht gänzlich ausradieren (so wie es sie unter dem Naziregime im deutschen Inland und vor allem im Exil auch gab). Denn die postindustriellen Modernisierungen lassen sich auch dort nicht vollständig zurückdrehen.

Diese Zivilgesellschaft müssten europäische Parteien und NGO’s auch während Putins imperialer Diktatur schon jetzt ermutigen und unterstützen, denn Russland wird es auch nach diesem (selbst)zerstörerischen Regime geben. Von einschlägigen Konzepten dafür ist in dem Artikel oder in Klingbeils Rede nichts zu lesen und zu hören, womit eine nur tagesaktuelle Perspektive fokussiert ist. – Prof. Dr. Hans-Dieter Kübler

 

In ihrem Text befassen sich die Autoren sehr umfassend mit der Ostpolitik der SPD seit Willy Brandt und der sozialliberalen Koalition. Mir fällt auf, dass die Ostpolitik der SPD in der Betrachtung der letzten mehr als 50 Jahre – auch zunehmend in der „Zeit“ – nahezu ohne die Frage nach der Verantwortung und Haltung von CDU und CSU auskommt. Mehr als 30 Jahre haben in der Bundesrepublik zwischen 1982 und 2021 schließlich Kanzler Kohl und Kanzlerin Merkel die Richtlinien auch der Außenpolitik bestimmt. Immerhin erscheint Frau Merkel im Zusammenhang mit Nordstream 1 und 2 einmal in diesem Text (wenn auch nur in Klammern).

In seiner Grundsatzrede vom 21.6. fordert der SPD – Vorsitzende Klingbeil von seiner Partei eine Neuausrichtung der Ostpolitik, die zunächst viele überrascht hat: Die BRD müsse den Anspruch haben, in der Zusammenarbeit mit den Staaten Europas eine Führungsrolle einzunehmen. Im Kontext seiner Rede befasst er sich mit der außenpolitischen Idee vom „Wandel durch Annäherung“ und warnt zu Recht davor, diese Leitlinie auf einen „Wandel durch Handel“ zu reduzieren.

Durch die Deutschland – und Ostverträge und die KSZE – Schlussakte von 1975 (Die CDU hat die Ratifizierung im Parlament abgelehnt) kam auf unterschiedlichen Ebenen ein Prozess in Gang, der zu einer substantiellen „Annäherung“ zwischen den Menschen diesseits und jenseits des „Eisernen Vorhangs“ führte und von zentraler Bedeutung für die Wiedervereinigung von 1989/90 und den „Wandel“ in den Staaten des „Ostblocks“ in den neunziger Jahren war.

Die „Schwäche“ dieser Ostpolitik sei gewesen, dass den Oppositionsgruppen, die sich in der Folge der KSZE – Beschlüsse in den Staaten des Warschauer Paktes gebildet hatten, seitens der Bundesregierung zu wenig Unterstützung geleistet worden sei, stattdessen habe der Fokus auf Verhandlungen mit den jeweils Regierenden gelegen, so die Autoren. Diese Einschätzung ist einerseits historisch nicht unumstritten, andererseits war die Ära der SPD – Ostpolitik ab 1982 durch die Kanzlerschaft Kohls bis 1998 beendet.

Hatte Helmut Schmidt 1981 noch auf einer eher informellen Ebene Honecker in Güstrow getroffen, empfing Helmut Kohl den Staatschef der DDR und Parteivorsitzenden der SED 1987 zu einem offiziellen Staatsbesuch mit Abspielen der Nationalhymne, Abschreiten der Ehrenformation, Hissen der beiden Staatsflaggen und allen weiteren protokollarischen Ehren, die dem Lenker eines souveränen Staates zuteil werden. Oppositionsgruppen der DDR spielten nach meiner Erinnerung keine Rolle. Wenn also die Fokussierung auf die Regierenden eine „Schwäche“ der Ostpolitik war, so trifft dieser Vorwurf wohl im selben Maße die CDU/CSU wie die SPD.

„Wandel durch Handel“ beschreibt demgegenüber die Vorstellung von der Außenpolitik der vergangenen 20 bis 25 Jahre; die Idee, dass die Globalisierung und die vermeintliche „win – win“ -Situation in den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und der westlichen Welt quasi automatisch zu einer stärkeren Demokratisierung des östlichen Partners führen würde. Das Scheitern dieser Vorstellung konnte man in den vergangenen 20 Jahren beobachten. Was blieb: billiges Gas für die deutsche Industrie und die fatale Abhängigkeit vom autokratischen Putin – Regime.

Dafür trägt auch die SPD die Verantwortung (Schröder, Gabriel, Maas, Steinmeier). Ohne den Konsens mit der Kanzlerin Merkel und der CDU/CSU wäre diese Politik allerdings nicht möglich gewesen, selbst wenn Frau Merkel – im Gegensatz zu Steinmeier – keinen Anlass für ein kritisches Urteil ihrer Russlandpolitik sieht. Nach meinem Eindruck wird der Aspekt der gemeinsamen Verantwortung für die gescheiterte Russlandpolitik in Analysen der SPD – Ostpolitik häufig außeracht gelassen. Diese Differenzierung halte ich aber für wichtig, auch um nicht den Eindruck eines wohlfeilen SPD – „Bashings“ entstehen zu lassen. – Jan Andersen

 

Lars Klingbeil, einer der beiden Bundesvorsitzenden der SPD, ändert seine Positionen innerhalb der Partei und nach außen in einem selbst für wendige Politiker hohen Tempo. Vor wenigen Monaten noch schien es für ihn eine große Ehre zu sein zum Freundeskreis von Putin-Lobbyist und Ex-Kanzler Schröder zählen zu dürfen und jetzt, nach dem brutalen russischen Überfall auf die Ukraine, kann er sich und die zögerliche SPD nicht schnell genug von der verfehlten Russlandpolitik distanzieren. Der Begriff Wendehals fällt einem ein, aber der führt hier nicht weiter da mit der SPD und einem großen Teil ihrer Spitzenpolitiker etwas viel Schlimmeres passiert ist.

Sie haben sich jahrzehntelang ein geschöntes Bild von Putins Politik gemacht und dabei seinen brutalen Krieg in Tschetschenien oder die Eroberung der Krim ausgeklammert. Auch jetzt, wo man seinem Selbstbetrug nicht mehr entkommen kann, scheint es einigen in der SPD-Führung, wie z.B. dem Fraktionsvorsitzenden Mützenich und auch vielen Funktionären immer noch nicht klar zu sein, wie man sich gegenüber der angegriffenen Ukraine positionieren und Putins diktatorischen Anspruch auf dieses Land bewerten soll.

Das ist der eigentliche politische Skandal um die wacklige Tante SPD ! Hat die SPD mit der erfolgreichen Ostpolitik von Brandt danach für Jahrzehnte vergessen den politischen Kompass zu benutzen ? Brandt unterstütze Oppositionelle aus den diktatorisch regierten Länder Spanien und Portugal. Ähnliche Hilfen für Regimegegner in den kommunistisch regierten Ländern des Ostblocks sind nicht bekannt. Von Seiten der deutschen Regierung, und besonders der SPD, hielt man sich lieber an Regime, die jede Art von Meinungsfreiheit und Opposition unterdrückten.

Ist dafür, eher unterschwellig, die Sehnsucht einer alt gewordenen SPD verantwortlich, als linke Volkspartei die Gewaltherrschaft der Kommunisten mit einer gewissen Nachsicht zu begegnen ? Klar scheint im Moment nur zu sein, dass die SPD Köpfe braucht um sich aus dem von ihr selbst angelegten Irrgarten zu befreien. Derweil können Grüne und CDU/CSU die Hände in den Schoss legen um den Abstieg der SPD in der Wählergunst mit Häme oder auch Mitleid zu beobachten. – Klaus Reisdorf

 


 

 

Leserbriefe zu „In einer anderen Welt“ von Nadine Ahr et al.

 

Wenige Monate zurück galt in den deutschen Parteien noch eisern die Wahrung von Grundsätzen und Grundsatzprogrammen. Sie führten auch und gerade zum Regierungswechsel in Berlin. Wenn auch die reale politische Situation zügigere Anpassungen verlangt, wird in vielen Entscheidungen eine grundsätzliche Aufgabe von Prinzipien erkennbar.

In einem Fall scheut die Berliner Politik sogar nicht vor grundrechtlichen Verstößen zurück. Wer die politische und juristische Aufgeregtheit über die Documenta zum Anlass nimmt, mit der Drohung des goldenen Zügels der staatlichen Förderung Einfluss in die Kunstfreiheit zu nehmen, schiesst mehr als über das Ziel hinaus, sondern bewegt sich mit Verweis auf erschreckende Vorbilder auf sehr dünnem politische „Eis“. Da wird die Habecksche semantische Schläue zur Falle für ein demokratisches Grundverständnis. – Jürgen Dressler

 

DIE ZEIT ist eine Zeitung, die ich noch lesen kann, weil auch Meinungen abgedruckt werden, die von der Mehrheit der Leser belächelt werden. Zum Beispiel die Worte von Dirk Zöllner : „Mein Herz schlägt für Deserteure. Für die russischen und für die ukrainischen Kriegsverweigerer.“ Keine Frage. Herr Putin (und jeder andere Kriegstreiber) befiehlt Massenmord und Massentötungen. Er ist offensichtlich krankhaft machtsüchtig und nicht berechenbar. Die globalen Folgen seiner Taten sind unendlich furchtbar. Und die Russen ?

Mein Vater war nach dem Krieg noch 8 Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft. Er berichtete, dass die russischen Wärter im Lager sich absolut fair gegenüber den Gefangenen verhalten hatten. Zum Beispiel bekamen die Wärter das gleiche Essen wie die Gefangenen. Kein schlechtes Wort über die Russen. Gott sei Dank lernte ich von meinem Vater, dass man keine Waffe anfassen darf. Er hatte m.E. Recht. Meine ungefragte Meinung : Das Leben ist wichtiger als die Freiheit. Dazu Alfred Hermann Fried, Friedensnobelpreis 1911 : „Die Presse und die Waffenfabrikanten sind der Bazillus der Kriegserregung.“ „Die Presse“, das ist m.E. die Mehrheit der heutigen Massenmedien. – Volker Freiesleben

 

Sie fragt sich: Wie schafft man es, eine Flasche Milch warm zu machen, wenn man mit einem Baby ohne Strom in einem Keller hockt? Eine mögliche Antwort, falls man nicht stillt: Vor genau 60 Jahren, auf einer Schiffsreise auf der Donau von Wien bis zum Eisernen Tor mit Zwischenhalten in Ungarn und Jugoslawien, wo Einheimische zusteigen durften, saß mir gegenüber an Deck eine Mutter in eben dieser Situation.

Allerdings war es für sie offensichtlich kein Notfall, sondern gängige Reisepraxis: Das Milchfläschchen ruhte warm unter der linken Brust und wurde bei Bedarf hervor geholt. Unter dem rechten Busen lagerte Obst, das sorgfältig vorgekaut dem Säugling als Nachtisch serviert wurde. Für eine heute 81jährige (Urgroßmutter) noch immer ein unvergesslicher Anblick. – Elke Hübner

 

Zu zwei Beiträgen in der Ausgabe No. 27 v. 30.6.2022 (Nadine Ahr et al. „In einer anderen Welt“, S. 13ff, u. offener Brief von Jakob Augstein et al. „Waffenstillstand jetzt!“, S. 48) der nachfolgende Leserbrief: Denken und lernen wir denn nicht fortlaufend um, und zwar höchst flexibel? Nach 1945 – ein neuer Freund im Westen, beim nämlichen, eher noch stärker erbitterten Feind im Osten. Nach 1990 – ambitioniert eine ganze Welt neu zu ordnen, notfalls mit äußerer Gewalt, mit scharfem Schuss. Nach 2001 – den Islam einzuhausen.

Nach 2014 – den Feind im Osten wiederentdecken, dazu einen Feind im fernen Osten. Jedes einzelne Mal unter dedizierter, aber nimmersatter Rüstung. Vor lauter Umdenken und Umrüsten: Lernen wir irgendetwas von Lehrmeister Krieg? Wenn ja, müssten wir mit der m.E. überzeugenden Begründung des am 30. Juni abgedruckten offenen Briefes unverzüglich in Verhandlungen eintreten, um Europa eine Chance zu geben. Statt um den Untergang Russlands zu pokern. – Dr. jur. Karl Ulrich Voss

 

… aber eben ein Z, Z wie Sorro(w). Team Ressort Dossier und Entdecken bitte zur kurzen Beratung in der Mittagspause. Es gibt etwas in der Hauptseite zu „entdecken“. – Frederik Balzer

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Herren der Winde“ von Lennart Laberenz

 

Berichterstattung zur Energiepolitik. Energiewende rückwärts. Durch den Ukrainekrieg wird uns erstmalig wieder bewusst wie abhängig wir von den fossilen Energien sind. Wir hängen stärker als je zuvor wie Junkies an der Nadel. Unsere Drogen sind jedoch Öl, Gas und Kohle – Energieträger welche durch Photosynthese über Jahrmillionen erzeugt und gelagert wurden und die wir jetzt in wenigen Generation aufbrauchen und in klimaschädliches Kohlendioxid verwandeln. Unsere Dealer sind diesmal neben den Saudis die Russen. Nicht nur das wir jetzt im Krieg durch diese Abhängigkeit sehr erpressbar sind, auch der Klimanotstand ist längst Realität und erfordert schnelles wirkungsvolles Handeln

Unter diesem Druck holen die Altmeister der Umweltzerstörung bei CDU und FDP wieder die alten Instrumente heraus, die uns in die Abhängigkeit gebracht haben. Da kommen die Forderungen nach Bohrungen in der Nordsee oder das Fracking, also die Ausbeute von Lagern mittels Chemikalien. Der Verbrenner, das Rasen und der Autowahn werden besonders von der FDP gefördert im Hinblick auf Wählerstimmen. Auch die schon so oft tot gesagten Atomkraftwerke sind kein Tabu mehr. Sie sollen am Netz bleiben. Atomausstieg war gestern.

Den Forderungen nach einer konsequenten Politik der Energieeinsparung seitens der Grünen und der SPD erteilen die Ewiggestrigen eine Absage. Auf gut deutsch heißt das „ein Rumgeeiere“. Rein in die Kartoffeln – raus aus den Kartoffeln. Eine glaubwürdige und verlässliche Energiepolitik ist das nicht. Mit dem Energiesparen kann man sofort beginnen. Die Vorschläge von CDU und FDP sind wie gewohnt umweltschädlich und rückwärtsgewandt – also Politik von vorgestern. Sie spielen Putin in die Hände. – Conrad Fink

 

Die Herren der Winde zerstören die deutschen Lande nachhaltig von Nord bis Süd und Ost bis West. Der Einrohrturm aus Stahl oder Beton, oder beidem, ist ein visueller Wahnsinn. Und ein ökologischer und ökonomischer dazu. Die Kolosse wiegen aus Stahl, und mit allem drum und dran, um die 4000 Tonnen. Aus Beton wiegen sie um die 7000 Tonnen. Das Recyceln der 75 Tonnen schweren Rotorblätter aus Verbundkunststoffen ist technisch nicht gelöst. Die Lebensdauer eines konventionellen Windturms beträgt maximal 20 Jahre.

Über 30.000 Windtürme sind nach ein und demselben Schema F konstruiert. Formgestaltung gleich Null. Das stelle man sich einmal für alle baulichen Anlagen im Lande so vor. Es würde zu einer unsäglichen Verödung der Lebensräume führen. Anders der von mir entwickelte Bio-Windturm. Bis auf die Maschinen der Gondel und drei Punktfundamente ist alles aus Holz. Die hoch stabile Drei-Ständerkonstruktion wird aus Leimholzbindern gefertigt, formschön und optimal auf der Straße zu transportieren. Die Rotorblätter, wie im Flugzeugbau in stoffbespannter Holzleichtbauweise, schaden den Flugtieren weniger als die schweren Standard-Rotoren.

Lebensdauer der Anlage mindestens 40 Jahre. Kein Albtraum der Windkraftgegner, selbst am Schloss Neuschwanstein nicht (Foto). Meine Anlage passt sich durch die Naturbaustoffe und Eleganz der Formen harmonisch ein. Obwohl eine Windkraftanlage dort natürlich nicht in Frage kommwn wird. Nur mal angedacht, dass es auch anders aussehen könnte als auf Ihrem Horror-Foto. Windkraft, ja, aber der Wahnsinn der Einrohr-Stangenspargel muss gestoppt werden.

Zumal der Bio-Windturm mehr Strom als der Standardturm produziert, da sich die leichten Rotorblätter auch bei extremen Schwachwinden drehen. Wenn innovative Ideen von der Wirtschaft, Politik und auch Gesellschaft ignoriert werden, wird unser Land eben ruiniert. – Axel Spellenberg

 

Immer wieder bekommt Bayern wegen des schleppenden Ausbaus der Windenergie, die hier ca. 5% der Stromproduktion ausmacht, sein Fett weg. So weit so gut. Im westlichen Nachbarbundesland, das seit über 10 Jahren von einem grünen Ministerpräsidenten regierte Baden-Württemberg, liegt der Anteil der Windenergie am Strommix auf einem ähnlichen Niveau. Über diese Tatsache wird selten (nie?) berichtet. Ich frage mich, warum das so ist? Weil Grüne grundsätzlich die Guten sind und Kritik sich verbietet?

Besonders interessant ist, dass der sogenannte regenerative Anteil am Strommix in Bayern (Wasserkraft!) in der Nähe des bundesdeutschen Durchschnitts von 50% liegt, wohingegen Baden-Württemberg bei ca. 30% herumdümpelt. Ich empfindende Berichterstattung als tendenziös und unfair.

p.s.: Auf folgender Website finden Sie die Kapazitäten aus 2019 (nicht den tatsächlich produzierten Strom): https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.bmwi-energiewende.de%2FEWD%2FRedaktion%2FNewsletter%2F2021%2F01%2FMeldung%2Fdirekt-erfasst_infografik.html&amp;data=05%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C7bf978b21c294f6139b608da5b733304%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C1%7C0%7C637922847578095950%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000%7C%7C%7C&amp;sdata=u7nDEOhypZpes3CPVNImeHLCo%2FkTWnKoqymx8o8ngQc%3D&amp;reserved=0Dirk Hoppe

 

Nun muss also in Bayern 1,8% der Landesfläche für Windkraft ausgewiesen werden – Bis 2032! Vermutlich wird die Zahl der Gegner:innen binnen dieser 10 Jahre auf ‚natürliche Weise‘ stark sinken. Bei den Restlichen bin ich gespannt, ob sie für ihr Anliegen so hingebungsvoll kämpfen wie die Menschen von ‚Letzte Generation‘ und wir diese (bewegten) Bilder in den Sozialen Medien kommentieren dürfen. – Stephanie König

 

Da ist Ihnen ein sehr differenzierter Artikel zum verfehlten Ausbau der Windenergie in Bayern gelungen. Es ist inzwischen ein beliebter Narrativ, dass die 10H-Regel und der bayerische Ministerpräsident den Ausbau der Windenergieanlagen in Bayern verhindern würden, dass ist jedoch nur ein kleiner Teil der „Wahrheit“. Das Meiste verhindern unsere „lieben Nachbarn“. Zur Veranschaulichung sei Ihnen die Tragikkomödie zur Realisierung zweier Windräder auf dem Gebiet der Gemeinde Inning, LK Starnberg, in vier Akten geschildert:

1 Akt: In 2014 beschloß der Gemeinderat Inning die Errichtung zweier Windkrafträder in Zusammenarbeit mit den Münchner Stadtwerken. Das Vorhaben wäre auf Grundstücken der Gemarkung, ca. 0,8 bis 1ha, in Nähe der Autobahn A96 hinter einem kleinen Gewerbegebiet im Wald durchgeführt worden und man hätte eine Bürgerbeteiligung zeichnen können. Es wurden Infobroschüren verteilt und zu einer Informationsveranstaltung geladen. Doch dann hat sich im Gemeinderat die Angst vor der eigenen Courage breitgemacht. D.h. nachträglich wurde doch die Notwendigkeit eines Bürgerentscheids festgestellt und anberaumt.

Hier betrat die „Bürgerinitiative für Innings Zukunft (BIZ)“ die Bühne. Die heißen wirklich so, deren Programm läßt sich jedoch einfach zusammenfassen: „Es soll alles so bleiben, wie es ist, in unserem schönen Fünf-Seen-Land.“ Der Initiative, in Zusammenarbeit mit den lokalen Grünen (!), gelang es erfolgreich, das Windkraftprojekt zu verhindern. Die Argumente, landauf, landab hinreichend bekannt, waren: kein Windertrag, Landschaftsverschandelung, der rote Milan, Vogelmord und „Infraschall“.

2. Akt: Ende 2018 erwarb ich ein kleines Waldgrundstück in der Nähe der für die Windenergieanlagen vorgesehenen Flächen. Über diese Waldfläche war vor über 30 Jahren „Wiebke“ gestürmt und hatte den Baumbestand platt gemacht, den Rest erledigte der Borkenkäfer. Als ich Anfang 2019 in der SZ von dem Vorhaben der SPD im Kreistag, die Windenergie im Landkreis tatkräftig voranzubringen, las, nahm ich Kontakt mit der Fraktion auf.

Ich schilderte kurz das Projekt aus 2014 und dass ich interessiert wäre, eventuell mit einem Grundstücksnachbarn zusammen, das Projekt mit den Münchner Stadtwerken wiederaufleben zu lassen. Ob man mir diesbezüglich weiterhelfen könne, an der Spitze der Münchner-Stadtwerke steht ja traditionell ein SPD-Mann. Als erste Antwort wurde mir das Wahlprogramm der SPD-Fraktion übermittelt. Auf meine Nachfrage, ob man mein Anschreiben überhaupt gelesen habe, wurde mir lapidar beschieden, die SPD-Fraktion unterstütze keine Projekte von „Privatinvestoren“.

3. Akt: Ich habe mich deshalb im April 2014 direkt an die Münchner Stadtwerke gewendet und bin schließlich an den Herrn Ströbele (Geschäftsfeldentwicklung „Erneuerbare Energien“) gelangt. Der heißt wirklich wie der frühere Direktmandatmann der Grünen in Berlin. Herr Ströbele war begeistert.

Endlich eine Möglichkeit, die Energiewende regional voranzubringen, insbesondere von politischem Nutzen für die Stadtwerke, denen ja immer vorgeworfen wird, man investiere in norwegische Windparks, tue aber nichts in Bayern. Wir besprachen intensiv auch die notwendigen gesellschaftspolitischen Vorbereitungen in der Gemeinde, sollten sich die Grundstücke für Windkraftanlagen eignen. Die BiZ war den Stadtwerken noch gut in Erinnerung geblieben.

Zusammen mit seinem technischen Leiter wollte Herr Ströbele dann einen Ortstermin wahrnehmen, ein Zeitrahmen dafür wurde festgelegt. Dann erreichte mich, zu meiner großen Überraschung, eine Email von Herrn Ströbele. Die Ortsbegehung wurde abgesagt, die Vorkommnisse in 2014 hätten die Stadtwerke viel Zeit und Energie gekostet, man wolle die Kommunalwahl in 2015 abwarten und dann neu entscheiden, ob sich das Projekt in Inning lohne. Nun, da hat die BiZ ja ganze Arbeit geleistet, ähnlich der „Wiebke“ auf meinem Grundstück vor 30 Jahren.

4. Akt: In der SZ-Landkreis Starnberg gab es 2020 eine Umfrage unter 5 oder 6 Bürgermeister des Landkreises, wie die Chancen zum Ausbau der Windenergienutzung in den Gemeinden stünden. Bis auf einen, sahen alle Bürgermeister und -innen, inklusive des Inningers, dafür keine Chance, da dem „Bürger“ nicht vermittelbar. Epilog: In 2021 habe ich mein Waldgrundstück mit Laubbäumen wiederaufgeforstet. Der Nachbar wird wahrscheinlich Fichten anpflanzen. Als großer Erfolg werden nun Solarparks, z.B. auf der Gemarkung Gilching, Flächenverbrauch 30ha gefeiert.

Allen Verfechtern der Windenergie sei die Gemeinde Berg/Starnberg als Beispiel genannt, d.h.: Windkraftanlage beschließen und blitzschnell die Fundamente gießen, bevor die örtliche Bürgerinitiative in Schwung kommt. Denn: Es bleibt nichts, wie es ist, weder in Deutschland, noch in unserem schönen Fünf-Seen-Land. Und: Von den Münchner Stadtwerken habe ich nie wieder etwas gehört. – Dr. med. Th. Lukowski

 


 

 

Leserbriefe zum Thema „UKRAINE“

 

Putin riskantes Pokerspiel: Wer hat mit Sanktionen begonnen. Die uns SCHADEN . Berbock hat schon gegen Gas aus Russland palavert ,da war sie noch gar kein Minister . Warum wird gegen Gas palavert . Die Ukraine ist nicht der Musterstaat den man hier verkauft . Paladin, Kupfer Aluminium ,Titan usw beziehen wir aus Russland ohne diese Rohstoffe haben wir erst richtig Probleme . Dagegen ist das Gasproblem eine Randerscheinung . – K. Frister

 

Krieg in der Ukraine, Waffenstillstand. Wettrüsten zwischen Nato und Russland. Der Irrsinn der Aufrüstung bedroht auch uns. Im Krieg in der Ukraine könnte es vorkommen, dass eine fehlgeleitete Rakete oder ein Artilleriegeschoss Russlands oder der Ukraine einer der 15 Atomreaktoren in den vier Kraftwerken der Ukraine trifft. Dadurch würde es vielleicht zu einer Katastrophe kommen, wie 1986 im ukrainischen AKW in Tschernobyl.

Im schlimmsten Fall würden dadurch grosse Teil der Ukraine unbewohnbar und die radioaktive Wolke könnte sich auch wieder bis zu uns ausbreiten. Die ukrainischen Flüchtlinge im Ausland könnten nach einer solchen Katastrophe nie mehr in diese verstrahlten Gebiete zurückkehren. Auch deshalb wären Waffenstillstandsverhandlungen im Krieg in der Ukraine dringend nötig. Die neutrale Schweiz, nächstens im Sicherheitsrat der Uno, könnte versuchen einen Waffenstillstand zu erreichen. Oder soll noch mit mehr Waffen in der Ukraine Frieden geschaffen werden, auch auf die Gefahr hin die Ukraine in einen Friedhof zu verwandeln?

Wie im Kalten Krieg: Neues Wettrüsten droht. Wie im Kalten Krieg droht wieder ein Wettrüsten. Nato-Staaten, Russland, China, weltweit wird aufgerüstet. Auf der Strecke werden hüben wie drüben soziale Anliegen bleiben und auch die Umstellung der Wirtschaft auf grüne Energie. Armeen gehören weltweit zu den grössten Umweltverschmutzern und Energieverbrauchern.

Die USA geben 12,6-mal mehr aus für das Militär als Russland. Ist die geplante Aufrüstung zum Beispiel der Nato nötig? Wenn man die Militärausgaben betrachtet, ist Russland mit seinen Militärausgaben eher am Schwanz, laut Zahlen SIPRI 2020 (Stockholm International Peace Research Institute). Die USA geben pro Jahr 778,1 Milliarden US-Dollar für das Militär aus. Russland 61,7 Milliarden US-Dollar also 12,6-mal weniger als die USA. Die Militärausgaben der NATO, ohne die USA, betragen 324,3 Milliarden US-Dollar, also 5,3-mal mehr als Russland. Trotzdem rüstet jetzt die Nato auf. Deutschland hat beschlossen, die Militärausgaben um 100 Milliarden Euro zu erhöhen. Auch die Schweiz will die Militärausgaben in den nächsten Jahren um 40 Prozent oder noch mehr erhöhen.

Rüstungsindustrie gewinnt Kriege. Die Nato wird von den USA dominiert. Diese Grossmacht hat seit dem Zweiten Weltkrieg immer wieder furchtbare Kriege geführt, wie Armin Wertz in seinem Buch «Die Weltbeherrscher, militärische und geheimdienstliche Operationen der USA» dokumentierte. Auch Daniele Ganser belegte die Kriegspolitik der Vereinigten Staaten in seinem Buch «Illegale Kriege».

Die Kriege der USA und der Nato mit ihren anderen Mitgliedern, Grossbritannien, Frankreich, der Türkei usw. waren katastrophal, haben der Demokratieentwicklung und auch der Umwelt geschadet. Von diesen Kriegen profitierte höchstens der Filz des militärisch-Industriellen Komplexes, der auch in Russland und in China dafür sorgt, dass immer mehr aufgerüstet wird und Politiker ausgeschaltet werden, die da nicht mehr mitmachen wollen. Chruschtschow wurde vermutlich deswegen in der Sowjetunion 1964 gestürzt, er wollte wie John F. Kennedy in den USA auch in der Sowjetunion eher abrüsten. Der militärisch-Industrielle Komplex bedroht hüben wie drüben den Frieden und auch die Demokratie.

Ein technischer Defekt im Atomwaffenarsenal könnte unser Ende sein. Die jetzige atomare Aufrüstung des Westens, Chinas, Russlands und weiterer Staaten bedroht uns alle. Durch einen technischen Defekt im Atomwaffenarsenal, durch ein Missverständnis, durch Verrückte, die es auch gibt, könnte es zu einem atomaren Schlagabtausch der Grossmächte kommen, der alles menschliche Leben auf der Welt auslöschen würde. Die Schweiz, nächstens im Sicherheitsrat der Uno, könnte in New York versuchen diesen Rüstungsirrsinn zu stoppen und endlich auch den Atomwaffenverbotsvertrag unterschreiben, der am 22. Januar 2021 in Kraft getreten ist. Schweizer Geldhäusern sollte die Schweizer Regierung endlich verbieten in Unternehmen zu investieren die Atombomben produzieren. – Heinrich Frei

 

Was ist nur aus den deutschen Politikern geworden? Bis vor kurzem hieß es noch von allen Seiten: „Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen“ und „Keine Waffenlieferungen in Krisengebiete!“ Und jetzt? Werden Waffen ohne Zahl an ein durch und durch korruptes, von nationalistischen Oligarchen beherrschtes und durch eine amerikanische Marionette namens Selenski regiertes Land geliefert.

Meines Wissens stellte eine EU-Beitrittskommission noch vor ein paar Monaten fest, daß die Ukraine praktisch in keinem Punkt die Kriterien für einen Beitrittskandidaten erfüllt und jetzt will man dieses Land sogar in die NATO aufnehmen? Geht es noch dümmer und provokanter, will man tatsächlich einen Atomkrieg entfesseln? Wo soll das enden? Durch Drehen an der Spirale der Gewalt und immer neue Sanktionen, welche unsere eigenen Armen zuerst und am meisten treffen(!!) und unsere(!!) Wirtschaft und Arbeitsplätze massiv gefährden, werden Elend und Gewalt in der Ukraine (und sonstwo auf der Welt) nur verlängert!

Die Interessen der Ukraine sind nicht unsere Interessen und sinnlose Sanktionen ändern an diesem Konflikt überhaupt nichts! Der Rubel ist stark wie nie zuvor und Putin verkauft sein Öl und sein Gas einfach an andere Länder, u.a. auch an unsere „Freunde“ die USA! Die ganze Welt lacht über uns, nur z.B.: Wir zahlen allein an Indien bis 2030 10Milliarden € für den Klimaschutz und gleichzeitig kauft Indien jetzt günstig Öl von Russland und exportiert dieses wieder teuer nach Europa! Ist das noch nachvollziehbar?

Oder werden wir vielleicht gar von unfähigen Hasardeuren regiert? Und wann haben Waffenlieferungen je zum Frieden beigetragen? Ohne den russischen Angriff rechtfertigen zu wollen, aber die absprachewidrige NATO-Osterweiterung ist der Hintergrund dieses von beiden Seiten brutal geführten, blutigen Krieges und die Doppelmoral des Westens stinkt zum Himmel und ist eine Schande: Wie viele völkerrechtswidrige Angriffskriege haben die Amerikaner seit 1945 geführt? Man stelle sich einmal vor, in Kanada oder in Mexiko wäre ein durch den KGB moskauhöriges Regime installiert worden, was wäre dann wohl passiert?

Richtig: Ohne jeden Skrupel wären diese Länder durch die Amerikaner in die Steinzeit zurückgebombt worden! Irak, Libyen, Afghanisten, Serbien…alles völkerrechtswidrige Kriegsverbrechen der Amerikaner und anderer europäischer „Freiheits- und Demokratieverteidiger“ an wehrlosen Frauen und Kindern! Kriegstreiber und Kriegsgewinnler zugleich sind die Amerikaner: Verkaufen mehr Waffen als je zuvor und deren dreckiges Frackinggas kann endlich zu horrenden Preisen losgeschlagen werden und wie immer, wenn die Amerikaner einen Krieg zumindest provoziert haben, sind sie weit weg vom Ort des Geschehens, sie lehnen sich bequem zurück, beziehen weiter russisches Öl und andere Rohstoffe und sehen zu, wie sich die Europäer an den Flüchtlingen abarbeiten und ihre eigene Wirtschaft durch Sanktionen massiv schädigen!

Denkt überhaupt noch einer der ach so werteorientierten Europäer an Guantanamo, dort wo seit Jahrzehnten die Menschenrechte durch die Amerikaner schwer verletzt und mit Füßen getreten werden oder an die vielen blutigen Umstürze in Süd- und Mittelamerika, welche vom CIA organisiert, finanziert und damit herbeigeführt wurden? Sollte Deutschland noch eine Demokratie sein (was ich nun massiv bezweifle, eine Marionette der Amerikaner ist Deutschland auf jeden Fall!) kann die Devise nur heißen:

Volksabstimmung über Waffenlieferungen und Sanktionen jetzt – wenn es um Krieg und Frieden geht muß das Volk gehört werden, denn das Volk muß ausbaden, was irregeleitete, kriegslüsterne und manipulierte Politiker und Kirchenführer ihm durch diese Wahnsinnspolitik einbrocken! Es bestätigt sich wieder einmal: Die Wahrheit stirbt zuerst im Krieg und die Hoffnung auf Frieden zuletzt, aber wer wie die Amerika-NATO nur auf die militärische Karte setzt anstatt zu verhandeln (Was wäre so schlimm an einer neutralen Ukraine?), der will in Wirklichkeit keinen Frieden, sondern die Demütigung des Gegners – nur wird dieser im Bedarfsfall alle militärischen Optionen, einschließlich dem Einsatz von Atomwaffen – nutzen und Europa wird zum atomaren Inferno, während die amerikanischen Strippenzieher wenigstens zunächst wieder einmal verschont bleiben… – Helmut Böpple

 

Manche waren und sind noch immer der Ansicht,das man in einem Krieg sortieren und irgendwie regeln kann.Und Problemfelder saperat bedient. Im Krieg werden aber alle Register gezogen.So das es dem eigenen Ziel am nächsten kommt. Deshalb wurden viele Kriege nicht auf dem Schlachtfeld gewonnen sondern über analytische Psychologie. Wobei der Begriff „Gewinn“ einen zweifelhaften Ruf besitzt. – Joachim Weiß

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir können nicht einfach zurück zur Natur«“. Gespräch mit Jürgen Renn geführt von Christiane Grefe

 

Mit unserer axiomatischen Wirtschaftstheorie konstituierten wir einen marktwirtschaftlichen Referenzrahmen für monetäres Denken. … Der Referenzrahmen widerspricht naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. … Ein „zurück zur Natur“ bedeutet, dass wir einen weiteren Referenzrahmen gewähren, um volkswirtschaftliche Risikofaktoren durch das Ziel einer Grünen Null zu reduzieren. …

Organisatorisch würde das Netz von Gütermarkttransfers zwischen dem Netz der Natur und dem monetären Netz angeordnet. Dadurch würde ein abstrakter transnationaler Referenzrahmen unser Denken lenken. Da erst nach der Transfer-Entscheidung die Buchung erfolgt, ist der Mensch innerhalb des transnationalen Systems frei. … Unsere Weltgemeinschaft würde mit jeder Transfer-Entscheidung über den Zustand vom Ökosystem entscheiden. … Das wäre ein adäquates Rüstzeug für das Anthropozän! – Matthias Losert

 

Hier ist so gut wie alles falsch. Die berechtigte Skepsis der Interviewerin ist durchweg spürbar. Der Kern des Problems liegt in der mangelnden kritischen Distanz Renns und seiner Auftraggeber zur herrschenden Wissenskultur. Unsere Wissenschaften sind spätestens seit Francis Bacons „Novum Organum“ (1620) in tausendfache Tunnelblicke zerteilte Bruchstücke eines einstweilen verlorenen Ganzen. Sie möchten jetzt das sogenannte Anthropozän analysieren; dabei haben sie es mitverursacht und mitzuverantworten! Geht das überhaupt?

Interdisziplinäre Forschung kann solche Mängel nur punktuell und unvollständig reparieren, denn sie bleibt Stückwerk, solange wir sich nicht zur Transdisziplinarität weiterentwickeln, also die Fehler Bacons mit Weit- und Überblick reparieren wollen. Dazu gehören vor allem die Fehler dieser Wissenskultur selbst. Ihre Institutionen klammern sich aus Bequemlichkeit daran fest.

Es gibt sehr alte Fehler. Dass ein wahrer Satz nicht falsch sein kann, ist ein solcher. Dass Wissen nicht schon ein potenzielles Handeln einschließt ein weiterer. Den Fortschritt von beidem haben wir schon lange übertrieben. Und ein weiterer sehr großer alter Fehler war die Naivität der Europäer, der Rest der Erde sei für sie nur zu eroberndes Land und alle dort vielleicht noch lebenden Menschen dümmer als sie. So haben sie die eigenen Fehler übersehen und zusammen mit dem edlen Christentum über die ganze Erde ausgebreitet.

Die Kurzsichtigkeit, mit der wir unser armseliges Wissen überhöht und für verlässlich und international verbindlich gehalten haben, müsste uns heute peinlich sein. Nein: Die Vergangenheit ist nicht vorbei, der Kolonialismus ist nicht zu Ende. Wir setzen ihn noch heute fort, indem wir unsere erste Kolonie, US-Amerika – die angeblich führende Wissenschaftsnation – vorschicken, nur jetzt eleganter, geschönter.

Renn hat mehr als einen Beweis für all das geliefert. Sein bisheriges Hauptwerk „The Evolution of Knowledge“ belegt schon in Sprache und Verlagswahl die Naivität, mit der er der schadhaften Wissenskultur des Anthropozän folgt. Auch das wortreiche Klagen über einige ihrer jüngeren Fehler gehört zu seinem Portfolio. Das passt gut zu dem, was aus der Max-Planck-Gesellschaft, seinem Geldgeber, geworden ist: eine Bewahranstalt all jener Kurzsichtigkeiten, Naivitäten und Irrtümer, leider nicht eine selbstkritische Instanz zu ihrer Aufarbeitung.

Obwohl ihm Christiane Grefe mit ihren Fragen mehrfach hierzu Gelegenheit gibt, hat er keine konkreten Antworten parat, sondern nur wohlfeile Formulierungen, die philosophisch klingen sollen, aber über Worthülsen nicht hinauskommen. Insofern hat die MPG mit Renn schon jemanden gefunden, der ihre unzureichende Selbstbestimmung mit seinem neuen Institut brav fortzusetzen wird.

Gäbe es denn Akteure, die jetzt wirklich gefragt wären? Mir fallen drei ein: die Frauen, die im männlich dominierten Anthropozän immer die zweite Geige spielen dürfen, die Zivilgesellschaften, deren kreative Rolle selbst in demokratischen Staaten nicht wirklich verstanden und genutzt wird, und die Indigenen Völker und ihre Kulturen, deren kaum erdschädigende Ideen sie nie so gottgleich erheben sollten wie wir dummen Europäer uns über sie.

Wäre es nicht wahrlich an der Zeit, das sogenannte Anthropozän erstmal eine Zeitlang einzumotten, bis wir gelernt haben, dass wir vor allem eine Nichtwissensgesellschaft geblieben sind und offenbar weiter bleiben wollen? Ich glaube nicht, dass ausgerechnet Jürgen Renn ein guter Pfadfinder auf den nun anstehenden Suchen in die Wildnis größerer Bescheidenheit und geringeren Fortschrittswahns ist. – Prof. em. Dr. Dr. h.c. Peter L.W. Finke

 

«Der Historiker Jürgen Renn wird ein neues Max-Planck-Institut leiten. Dort soll eine der brennendsten Fragen der Gegenwart erforscht werden: Wie der Mensch die Erde beeinflusst». Auf die genannte brennendste Frage, gibt es eine kurze Antwort: Negativ. Aber warum ist das so? Und wie kommt man wieder raus aus dem Schlamassel? Hier ergäbe sich für das neue Institut ein breites Forschungsfeld.

Die Frage warum der Mensch die Erde negativ beeinflusst, ist einfach zu beantworten. Der technische Fortschritt hat geholfen, Konsum und Kopfzahl so zu steigern, dass das Mass an Ressourcen, das langfristigen, guten Fortbestand ermöglichen kann, überschritten wird. Daraus ergibt sich, dass Konsum und Bevölkerungswachstum soweit reduziert werden müssen, dass das genannte Mass eingehalten wird. Das einzige Mittel dafür ist Rationierung.

Ein anderes Mittel gibt es nicht. Ein Problem dabei ist, dass die Themen Konsum und Kopfzahl eng verknüpft sind, wodurch es erschwert wird, die Verantwortung für zielgerichtetes Handeln zuzuteilen. Dazu ein Beispiel, das zeigt wie schwer es ist, mögliche Lösungen zu realisieren: Wäre die Geburtenrate weltweit so gering wie im Industriestaat Südkorea (ca. 1, d.h. langfristig Halbieren der Bevölkerung pro Generation), wäre das Überlastungs-Problem lösbar. Bei Geburtenraten wie in Nigeria, das im Jahre 2100 laut einer UN-Prognose eine höhere Bevölkerung hat als die EU, wäre das sicher nicht der Fall.

Das grundlegende Überlastungs-Problem muss man als eine Art „Tragik der Allmend“ sehen. Eine solche kann auf zwei Arten zustande kommen: Entweder entnehmen relativ wenige mehr als sie brauchen. Dann liegt die Lösung im Einschränken solange bis das Problem behoben ist. Oder aber, es belasten zu viele die Ressourcen, obwohl jeder nicht mehr entnimmt, als er zum Leben braucht. Dann ist es schwierig, das Problem zu beheben. Denn dann muss man die Möglichkeit, Kinder in die Welt zu setzen als Ressource betrachten. Das Nutzen dieser Ressource muss rationiert werden, so weit dass die Zukunft gesichert ist.

Was die Rolle des Nordens betrifft könnte man ja sagen, es wird mehr verbraucht als eigentlich benötigt wird und die Lösung bestünde somit im Einschränken. Nun ist es aber so, dass eine florierende Wirtschaft benötigt wird, um allen Menschen, die Erwerbs-Einkommen benötigen, dieses zu sichern. Um diese Notwendigkeit zu beseitigen ist so was Ähnliches wie Grundeinkommen zu installieren. Dabei muss allerdings verhindert werden, dass das entsprechende System wie eine Allmend in wachsendem Ausmass solange übermässige beansprucht wird, bis auch da wieder die Ressourcen erschöpft sind und die „Tragik der Allmend“ eintritt.

Die Ursache für eine solche Entwicklung könnte der Umstand sein, dass als Ersatz für Perspektiven, die die Teilnahme an der Arbeitswelt bietet, Perspektiven genutzt werden, die mit hoher Geburtenrate verbunden sind. Corona hat ein Indiz für einen solchen Mechanismus geliefert: Produktion und Konsum sanken während der Pandemie, gleichzeitig stieg die Geburtenrate in der Schweiz um 4 Prozent, was natürlich kein Problem ist. Dramatisch ist der entsprechende Zusammenhang in vielen Entwicklungsländern.

Eine wichtige Aufgabe wäre es Vorschläge zu erarbeiten, die die geschilderte Problematik lösen können. So gesehen wäre ein Historiker wie Jürgen Renn durchaus gefragt. Historische Beispiele für unfaire Lösungen bieten etwa die Insel Tikopia, buddhistische Dörfer im Himalaja oder auch die Erbregelung bei Bauernhöfen in weiten Teilen Mitteleuropas. Bei allen drei Beispielen „erbte“ nur ein Sohn den Anspruch auf Familiengründung.

Auf Tikopia wurden brutal verhindert, dass andere Kinder Nachkommen hatten. In den buddhistischen Dörfern bot sich das Mönchsleben als Alternative. In Mitteleuropa mussten sich die nicht erbberechtigten Bauern-Kinder (falls Alternativen fehlten, was oft der Fall war) als Dienstboten verdingen. Heute gäbe es fairere Lösungen. Fraglich bleibt ob Forschungseinrichtungen, wie das neu gegründete, auch den Auftrag haben, solche Lösungen vorzuschlagen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Ich habe nur die Überschrift „Wir können nicht einfach zurück zur Natur“ gelesen und festgestellt, dass der Historiker, ich gehe davon aus, dass das ein Zitat des Historikers ist, das grundlegendste nicht verstanden hat. Wir sind ein Teil der Natur. Der Mensch ist Natur. Der Mensch unterliegt den Gesetzen der Natur, ob er will oder nicht. Wie bei Überschreitung der staatlichen Gesetzen, fallen auch bei Überschreitungen von Naturgesetzen Konsequenzen an, jedoch ohne gerichtliche Verhandlungen. Die Menschheit wird jetzt gezwungen die Ordnung der Natur einzuhalten oder von der Erde zu verschwinden. – Hermann Golla

 


 

 

Leserbriefe zu „Kann der weg?“ von Sascha Lobo

 

Kann der weg? Nein,bitte nicht! Wir brauchen den Fernseher mehr denn je,sagt Sascha Lobo. Da hat Herr Lobo,der Autor des Artikels recht.Wir brauchen den Fernseher mehr denn je DieFrage ist,ob man ohne Fernseher leben kann.Kann man nicht. Es wird immer weniger gelesen.Nur noch auf die Glotze gestarrt.Noch sind wir nicht so weit und werden auch nie dahinkommen. Aber die Thematik erinnert an den Film Fahrenheit 451,wo alles Gedruckte verbrannt wurde.Der Film sei uns als Warnung vermittelt. – Hans-Emil Schuster

 

Danke für Ihren Artikel, der ein Plädoyer für ein Erhalt des TV zum Inhalt hat. Sie sind gewiss ein anderer Jahrgang als ich, der viele der von Ihnen genannten Akteure und Serien nicht kennt, da er dem Fernsehen im allgemeinen nicht sooo grenzenlos ergeben ist! Darf ich Ihnen, so Sie es vielleicht nicht kennen sollten, ein Geschehnis aus meiner Jugend mitteilen, das mir beim Lesen Ihres Artikels wieder ins Bewusstsein getreten ist? Vor 55 Jahren, 1967, gab es im Juni erstmals eine Fernsehübertragung in der ARD, die von vielen westlichen Fernsehanstalten simultan gesendet wurde. Was in Anchorage, in London, in Australien zum gleichen Zeitpunkt geschah, wurde uns ins Wohnzimmer in den Sessel gebracht!

Das war sehr aufregend und Nachdenkens wert, allein dem Verlauf der unter- und aufgehenden Sonne folgend… Zu erwähnen wäre unbedingt noch, dass im Rahmen dieser Sendung es zu einer LIve- Uraufführung kam (sic!), in der die Beatles ihr famoses “All YOU Need IS Love” mit den Londoner Symphonikern (?) der Welt präsentierten! Danke für Ihre Geduld, bis hierhin meinen Beitrag gelesen zu haben. Danke noch mal für Ihren Text, der mich zu dem meinen veranlasst hat. – Uwe Büssing

 

In dem ansonsten hervorragenden Artikel hat sich ein Fehler eingeschlichen. Lobo sagt: „Ohne Lanz (gemeint ist die Talkshow) wäre Lauterbach kaum Gesundheitsminister geworden. Dies ist so nicht richtig. Die politische Karriere des derzeitigen Gesundheitsministers wurde von langer Hand vorbereitet und gründet in dem bereits 2005 veröffentlichten Hit „Lauterbach“ von „Fettes Brot“. – Joachim Müntzel

 

Danke Sacha. Ich lese Neil Postman s buch gerade…..Amusing Ourselves to Death. kennen sie den? zu emphelen. danke s fuer s schreiben. – Brian Agro

 


 

 

Leserbriefe zu „180 Kuhärsche vor Sonnenaufgang“ von Jonas Weyrosta

 

Welche Kühe? Von den fotografierten Rindern kann ich zwei eindeutig als Stiere erkennen. Vermutlich hat Ihr Redakteur von der Rind – Vieh – Anatomie keinen blassen Dunst.Das dürfte in einem Qualitätsmedium auf keinen Fall passieren. Oder wird bei Ihnen durch masslos übertriebene Genderei – quasi als Rache – mit dem Begreiff „Kuh“ das männliche Rind (auch Stier genannt) mitgemeint???? Als Trost kann ich Ihnen mitteilen, dass auch ein österreichisches Qualitätsmedium (STANDARD) mit der Unterscheidung Kuh / Stier auf Kriegsfuss steht. – Manfred Uttenthaler

 

In Ihrer Geschichte habe ich mich wiedergefunden. Ich zog mit meinen damals kleinen Kindern in ein winziges Dorf auf der Schwäbischen Alb; meine Schwester wohnte schon jahrelang dort. Mich hat aber damals niemand gewarnt: als eine aus der Stadt kann man sich sozial noch so einbringen – man gehört nie richtig dazu. Als empathische Person merkte ich bald, dass die soganannten Nutztiere teilweise erbärmlich gehalten wurden. Ich litt unter dem Gedanken, dass auch viele Tiere leiden müssen.

Darüber reden oder Verständnis bekommen, geschweige denn an den Zuständen etwas zu ändern: „Du hosch ja koi Ahnung du Schdädtere“. Als ich wenigstens das Katzenelend in unserem Dorf lindern wollte (einfangen, kastrieren lassen, vermitteln), erntete ich böse Worte. Als meine Kinder dann erwachsen waren, zog es sie nach Freiburg und Hamburg. Wir sind Vegetarier geworden, weil auch die Kinder die Nutztierhaltung betroffen gemacht hat.

Fazit: nie mehr in eitrige Katzenbaby-Gesichter schauen, nie mehr Sauen in Kastenständen eingezwängt sehen, nie mehr in Rinderaugen iim Schlachttiertransporter zu sehen, nie mehr Spanferkel beim geselligen Zusammensitzen im Beisein eines Pfarrers sehen zu müssen, nie mehr neugeborene Kälber in einer Gitterbox in der prallen Sonne stehen sehen müssen. Die Landschaft und Natur ist teilweise wunderschön, ABER……. – Ursula Schäfer

 

Manchmal muss ich bei der Lektüre schmunzeln, so auch bei der aktuellen Ausgabe Nr. 27 vom 30.6.22. Darin findet sich im Teil „Entdecken“ ein Artikel über Dorfurlaub mit dem schönen Titel „180 Kuhärsche vor Sonnenaufgang“. Die Bildunterschrift weist auf „misstrauische Kühe auf der grünen Wiese“ hin. Also, nichts für ungut, aber diese Unterschrift hat, um im Bild zu bleiben, bestimmt ein Städter oder eine Städterin gemacht, oder? Vielleicht hätten Sie vor Drucklegung doch mal den Kollegen fragen sollen, der diesen Artikel geschrieben hat. Der hätte sicherlich gemerkt, dass die „Kühe“ doch eher Stierkälber sind – zumindest das linke und das rechte Tier. – Kirstin Stark

 


 

 

Leserbriefe zu „Eine unlösbare Aufgabe“ von Anna-Lena Scholz et al.

 

Für mich ist es damit nun amtlich, dass das Bundesgesundheitsministerim hat nur noch eine zentrale Aufgabe hat, und diese Aufgabe heißt das Virus bis zum Sankt Nimmerleinstag weiter und weiter und weiter zu verwalten. Damit dürfte Karl Lauterbach der erste selbsternannte Corona-Minister im sogenannten „Corona-Ministerium“, mit uneingeschränkten Vollmachten, zu sein. Die Verleihung der „Goldenen Piks-Maske“ an sich selbst könnte der nächste „unlogische“ Schritt im Spiel einer ständigen Angst- und Panikmacherei sein! – Klaus P. Jaworek

 

Der Ausschuß kreißte und gebar eine Maus. Und alle politisch Beteiligten sagen nun, sie hätten alles richtig gemacht. Das Ergebnis gäbe ihnen recht. Ein wahres Fest für den Berufszyniker. Aber das hilft nicht weiter. Weiterhelfen würde die Lektüre des Summary abstract dieser Sachverständigen. In fast jeder dritten Zeile beklagen die Autoren dort das völlige Fehlen von Daten und Untersuchungen über das inländische Pandemiegeschehen. Sie mußten sich auf amerikanische, englische oder israelische Expertise stützen.

Sind wissenschaftliche Standards hoffentlich weltgleich, so sind Untersuchungskohorten in anderen Ländern hinsichtlich der soziographischen Merkmale durchaus abweichend und Ergebnisse deshalb erst nach aufwendiger methodischer Normalisierung national anwendbar. Dieses schwere Manko, des völligen „Datenversagens“ in der deutschen Pandemiepolitik und der deshalb fruchtlosen wissenschaftlichen Bewertung hätte der ZEIT-Artikel pointieren müssen. Um so die Artikelaussage zu begründen. Die starke Präsenz von Juristen und sogar einer Soziologin in der Sachverständigengruppe ist ebenso verwunderlich. Datenschutz und Schönheit der Rechtskonstruktion scheinen wichtiger als Menschenschutz zu sein. – Jörg Peter

 

Der letzte Satz ist entlarvend: Die fehlende Evidenz darf nicht in einen „Hat ja alles nichts gebracht“-Nihilismus führen. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Weil Politik und Medien sich in eine Einbahnstraße und Sackgasse begeben haben, in der abweichende Meinungen nicht zugelassen wurden, darf nun niemand offen aussprechen, dass diese Einseitigkeit zu ungerechtfertigten Grundrechtseinschränkungen nie dagewesenen Ausmaßes und verheerenden sozialen und wirtschaftlichen Folgen geführt hat. „Der Kaiser ist ja nackt!“ – Janine Vogel

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Dichter im Krieg“ von Volker Weidermann

 

1. Zhadan wird als „Stenograf des Krieges.Und Aktivist des Optimismus“ vorgestellt. Ein Widerspruch? Mitnichten, denn, so wie ich Zhadans Schreiben verstehe, ist es die Realität selbst, in der der kämpferische Dichter immer wieder Potentiale aufspürt, die ihn in einer „idealistischen Vision“ (Zhadan) wie ver-rückt auf eine bessere Welt hoffen lassen. Aber: Haben nicht auch diejenigen eine „idealistische Vision“, die einen „Waffenstillstand jetzt!“ (Die Zeit Nr.27) anmahnen und den „Sieg“, auf den des Dichters Optimismus zielt, kritisch hinterfragen? Vielleicht haben auch sie Bücher gelesen, die nach Zhadans Einschätzung helfen können, „du selbst zu bleiben (…), nicht unterzugehen“. In seinem Buch „Mesopotamien“ lässt Zhadan einen Protagonisten sagen:

„Der Tod (…) kommt uns nie entgegen, er kann warten (…) Wir sind ihm [dem Schatten des Todes] schutzlos ausgeliefert, gelähmt von Angst und Resignation. Und es gibt nur wenige, die diese Resignation überwinden.“. !? Bleibt nur zu hoffen, dass die Waffen schweigen, wenn Zhadan im Oktober den Friedenspreis verdientermaßen entgegennimmt! – Ingeborg Lukas

 

Herr Weidermann feiert den ukrainischen Dichter in Olivgrün so emphatisch , der rätselhafter Weise den Friedenspreis des deutschen Buchhandels bekam. Sollte man dann nicht auch den Botschafter Melnik für den Friedens- Nobelpreis vorschlagen? Vielleicht sogar posthum den Faschistenführer Bandera, für den nicht nur Melnik hin und wieder eintritt… – Joachim Frensel

 


 

 

Leserbriefe zu „Eine zweite Front?“ von Michael Thumann

 

Retrospektiv wollte niemand den Ersten Weltkrieg. Der Zweite Weltkrieg war eine Fortsetzung vom Ersten. … Ein Dritter Weltkrieg sollte nicht passieren. … Geschichte können Sie nutzen um menschliche Wirkmacht darzustellen. … Neuere Geschichtsdeutungen folgen eher räumliche Knappheitsverhältnisse, um Entwicklungen zu erklären. Bsp. Der Aufstieg des British Empire wurde durch seine Wälder, Flüsse und Kohlevorkommen befördert. … Geophysikalische Ausprägungen spielen bei dieser Geschichtsdeutung eine Rolle.

Mit dem Klimarisiko sollte uns die Bedeutung von geophysikalischen Transfers im Ökosystem bewusst werden. Geophysiker reden inzwischen vom Anthropozän. Im Grunde stimmen wir unseren geophysikalischen Transfers über den Zustand vom Ökosystem ab. … Derzeit destabilisieren wir das Ökosystem, verknappen den Lebensraum und erhöhten dadurch volkswirtschaftliche Risikofaktoren, wie Pandemie, Artensterben, Umweltschäden, Hungersnöte und Krieg. … Monetär leistungsfähige Länder können noch die Risikofaktoren überbrücken. … Wie lange noch bis die Belastungen den sozialen Frieden in weiteren Ländern gefährden? Wann sehen wir die ersten Bürgerkriegsbilder? …

Eine zweite Front? Das kommt auf die Zählweise an; und ihre Ursachenanalyse. … Um die Abwärtsspirale zu stoppen, bote ich zuletzt der EU-Zukunftskonferenz meine Weltwirtschaftordnung für die Realwirtschaft an. Die G7 bekräftigten nochmal ihre monetäre Stellung, um sich selbst zu vergewissern. … Früher oder später werden Sie über dysfunktionale Wirtschaftsaxiome, die mit naturwissenschaftliche Erkenntnisse unvereinbar sind, reden müssen. … – Matthias Losert

 

Beim Lesen Ihres Artikels habe ich das Gefühl, dass hier geradezu nach Beweisen für die Aggressivität Russlands gesucht wird, ohne nach einem warum zu fragen. Zum Beispiel die Bedeutung Kaliningrads für Russland – durch die Getreidekrise wissen wir alle von der enormen Bedeutung der Seehäfen – für die Ukraine, aber auch für Russland. Schaut man, wie viele Häfen der Sowjetunion Russland noch übriggeblieben sind, versteht man die Notwendigkeit, diese zu verteidigen wohl etwas besser, um so mehr, da Kaliningrad eine von Natostaaten umgebene Enklave ist – für deren freie Zugangs- und Transportwege es internationale Vereinbarungen gibt.

Vor allem aber ist es doch Litauen, welches diese Eskalation ausgelöst hat, unter dem Vorwand die Sanktionen kontrollieren zu wollen – für Güterlieferungen, die aber von Russland nach Russland gehen. Ich habe 14 Jahre in Berlin gelebt und kann verstehen, dass dies als gewaltige Provokation aufgefasst wird. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wo Sie da ein Drehbuch von Putin sehen. Gut, das „Säbelgerassel“ in Moskau hört sich bedrohlich an – aber es ist Krieg und da findet man das leider auf beiden Seiten, auf einem zu emotionalen Niveau, welches ich grundsätzlich verurteile. – Stefanie Braasch

 


 

 

Leserbriefe zu „Vergessen wir den Wert der Freiheit?“ von Martin Machowecz und Stefan Schmitt

 

In gleich drei Artikeln geht es um ‚Freiheit‘: Herr Buschmann, Chef der Firma Brabus (‚Boah, ey‘) sähe seine Freiheit durch ein Tempolimit eingeschränkt. Martin Machowecz (‚Vergessen wir den Wert der Freiheit?‘) sieht keine Rechtfertigung dafür, dass er durch die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln gezwungen wird, ’stundenlang in der eigenen Atemluft zu vegetieren‘. Andrea Kießling (‚Ein neues Gesetz gegen Corona?‘) erinnert daran, dass manche Menschen, die Freiheit in den Supermarkt zu gehen, nur dann haben, wenn dort alle Masken tragen. Man möchte die beiden ersten fragen, was passiert, wenn sie in eine Waagschale ‚Freiheit‘, in die andere ‚Verantwortung‘ legen. – John Stevens

 

Dazu ein Gedicht von Max von Schenkendorf (1783-1817), einem deutschen Dichter: „Freiheit, die ich meine, die mein Herz erfüllt. Komm´mit deinem Scheine, stilles Engelbild! Magst du nie dich zeigen der bedrängten Welt! Führest deinen Reigen nur am Sternenzelt! Auch bei grünen Bäumen in dem lust´gen Wald. Unter Blütenträumen ist dein Aufenthalt. Ach, das ist ein Leben, wenn es weht und klingt, wenn dein stilles Weben, wonnig uns durchdringt! Wenn die Blätter rauschen, süßen Friedensgruß, wenn wir Blicke lauschen, Liebeswort und Kuss.

Aber immer weiter nimmt das Herz den Lauf, auf der Himmelsleiter steigt die Sensucht auf. Aus den stillen Kreisen kommt mein Hirtenkind, will der Welt beweisen, was es denkt und minnt. Blüht ihm doch ein Garten, reift ihm doch ein Feld, auch in jener harten steinerbauten Welt. Wo sich Gottes Flamme in ein Herz gesenkt, das am alten Stamme, treu und liebend hängt. Wo sich Männer finden, die für Ehr und Rechts mutig sich verbinden, weilt ein frei Geschlecht! Hinter dunklen Wällen, hinter ehrnem Tor, kann das Herz noch schwellen zu dem Licht empor.

Für die Kirchenhallen, für der Väter Gruft, für die Liebsten fallen, wenn die Freiheit ruft. Das ist rechtes Glühen, frisch und rosenrot, Heldenwangen blühen schöner auf im Tod. Wollest auf uns lenken Gottes Lieb und Lust. Wollest gern dich senken in die deutsche Brust. Freiheit, holdes Wesen, gläubig, kühn und zart, hast ja lang erlesen dir die deutsche Art. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Kann das noch gut gehen?“ von Lisa Nienhaus und Kolja Rudzio

 

„Energiekrisen kosten Wohlstand“, „Im schlimmsten Fall könnte die Wirtschaft um mehrere Prozent schrumpfen“. Was heißt Wohlstand? Und könnte der „schlimmste Fall“ nicht ein Segen sein? Die heutige Situation ist nicht mit der Ölkrise von 1973 und1979 nicht zu vergleichen. Im Gegensatz zu den 70er Jahren wird der Markt heute mit einem überhitztes Angebot an Waren mit einem künstlichen Wachtum überschwemmt, das wir uns mit den Folgen der Klimakrise nicht mehr leisten können.

Zu viele Produkte bedeuten eine Verschwendung an Rohstoffen, Schädigung der Umwelt, Belastung der sozialen Haushalte, weil Menschen in unserer durchgetackteten Welt krank werden. Wir brauchen die Ressourcen für ein reformiertes Gesellschaftsmodell. Die Verteilung von Arbeit und die der erwirtschafteten Gelder müssen im Sinne von Gemeinwohl und Umweltschutz neu geregelt werden. Der Transformationprozeß beginnt in den Köpfen! – Walter Moritz

 

Gegen Meinungsdiversität ist ja nichts zu sagen, die ZEIT fördert diese in geradezu vorbildlicher weise, wenn sie radikalen Klimaschutz anmahnt (Bernd Ulrich) und gleichzeitig für hohe Zinsen wirbt wie Frau Nienhaus. Allerdings empfinde ich ihre Präsenz inzwischen nervend: in jeder Ausgabe der ZEIT erscheint ein Artikel von ihr, in welchem sie – ungeachtet der sozialen und globalen Nebenwirkungen – eine Rückkehr zu einer Wirtschaftspolitik predigt, die hauptsächlich an den nationalen Interessen eines Exportlandes von Industriegütern ausgerichtet ist und vernachlässigt, dass die Zeiten der D-Mark seit 20 Jahren vorbei sind.

Am Ende des Artikels erkennt sie immerhin, dass ihre Forderungen für die Stabilität des Euro problematisch sind. Sie sind es aber auch auf der nationalen und der globalen Ebene. Auf nationaler Ebene, weil ein Anstieg von Arbeitslosigkeit nicht nur temporäre Auswirkungen hätte wie in früheren Rezessionen. Vielmehr droht ein dauerhafter Verlust von Arbeitskraft in Branchen, die glauben, sich auf Kosten der Arbeitnehmer gesund sparen zu können, siehe Gastronomie oder Flughäfen. Auch auf globaler Ebene funktioniert das Rezept von Frau Nienhaus nicht; erinnert sei hier an die Schuldenkrisen in Asien und Lateinamerika in den 80er und 90er Jahren, die sie natürlich aus rein nationaler Perspektive ausblendet.

In Zeiten, wo auf allen Ebenen in erster Linie Solidarität gefragt ist, ist eine klassische Geldpolitik nach Art der Bundesbank und von Frau Nienhaus jedenfalls vollkommen aus der Zeit gefallen. Und vielleicht erscheint demnächst mal wieder ein Artikel über die sogenannte moderne Geldpolitik à la Stephanie Kelton. Deren Rezept gegen Inflation ist einfach und hat nicht die Nebenwirkungen der Hochzinspolitik. Es lautet : Steuererhöhungen ! – Dr. Dirk Kerber

 


 

 

Leserbrief zu „Alard von Kittlitz entdeckt: Die perverse Vollkommenheit“ von Alard von Kittlitz

 

Es ist Samstagmorgen und ich genieße diesen – wie so viele davor – bei einer guten Tasse Kaffee und einem Kreuzworträtsel, gefolgt von ausgiebigen Zeitungsstudien, auch der letzten Ausgabe der ZEIT. Als sportliche Rätselfreundin werde ich hiermit, noch bevor ich mein Tagwerk beginne – nach den Ausführungen von Herrn Alard von Kittlitz – in die Gruppe „geistiger Schrebergärtner“ eingereiht. Ja, ich bin „alt“ genug und „auf Kreuzfahrt“ genug (Anm.: um auch dieses Klischee zu bedienen). Ja, ich mag das „absolut wertlose Schulterklopfen“.

Ja, ich mag auch diese „perverse kleine Vollkommenheit“, die man sich herstellen kann (Anm.: was heißt hier eigentlich pervers?). Ich bin verstört, wenn Herrn von Kittlitz schreibt, dass er „sonst keine Vollkommenheiten“ herstellen kann und dann – sehr gewagt und fast ein wenig anmaßend – den Bogen spannt vom Erfolg beim Kreuzworträtseln zum Vollkommenheitsanspruch der gesamten Menschheit, wow!! Irgendwie muss doch noch etwas Bedeutendes, Großes, Weltumfassendes in den Artikel gebracht werden, der die Handschrift des Kosmopoliten trägt! Ich wundere mich zusehends, welch‘ eigenartiger, fast egozentrischer Journalismus-Stil Einzug in die von mir bislang sehr geschätzte ZEIT halten darf.

„Durch den Kakao ziehen“, Diffamierung, verbales, offensichtlich intellektuelles Zerhacken gehört offensichtlich zu den „en Vogue“-Instrumenten eines gestandenen Journalisten. Erleben wir diesen, eigentlich menschenverachtenden Stil nicht genug in unserem täglichen Leben? Ich möchte nicht missverstanden werden: Aufrütteln ist OK, aber gerne mit Augenmaß und Anstand! Nein danke, ich habe genug von „pseudo-intellektuellen, halbstarken“ Artikeln! Vielleicht rentiert es sich eher – statt sich über geistige Ergüsse von weltgewandten Alards aufzuregen – noch ein weiteres Kreuzworträtsel zu lösen. – Regina Wunram

 


 

 

Leserbrief zu „Gemischte Gefühle“ von Anna Sauerbrey

 

Der Männerklub G7 mit einer Frauenduldungsquote gegen Null, entwinkelt sich langsum zu einem reinen Ukrainehilfsverein. Viele schöne Bilder aus Elmau mit merkwürdigen Menschen, die sich ständig ablichten lassen wollen und ziemlich belangloses Zeug daherlabern. Teuer war´s schon, das verlängerte Wellness-Weekend mit allem Pipapo, aber machts nicht, der „Steuerzahler“ hat eingeladen, der Steuerzahler zahlt die Zeche! Wohin geht´s gleich noch zum nächsten Bla-Bla-Meeting? Richtig zum G20-Gipfel nach Indonesien mit Wladimir Putin; das kann ja wirklich richtig lustig und heiter werden! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Womit keiner rechnet. Sylt gilt als Hort der Reichen und Schönen. (…)“ von Leon Koss

 

Die Bundesregierung tut es mit voller Absicht: Sie verwendet einen betriebswirtschaftlichen Begriff (Sondervermögen), um genau das objektive Gegenteil zu beschreiben (besser: zu verschleiern), nämlich Schulden!

Ihnen unterstelle ich keine Absicht, wenn Sie Soll und Haben durcheinander bringen. Gleichwohl halte ich es für bedenklich, wenn in einer Wirtschaftsredaktion derlei Defizite deutlich werden. Also: Der Satz „Dem Sylter Soll steht viel Haben (z.B. Grundstücke und Immobilien) gegenüber“ müsste, wenn Sie schon Soll und Haben bemühen wollen, heißen: „Dem Sylter Haben steht viel Soll gegenüber“; dies deswegen, weil der Bilanzierende seine Schulden im Haben verbucht (nicht im Soll) und sein Vermögen im Soll (nicht im Haben).

Sie dürfen die Bedeutung von Soll und Haben nicht von Ihrem privaten Bankkonto-Auszug ableiten! Dieser wird nämlich aus Sicht der Bank erstellt, nicht aus Ihrer Sicht. Also ist dort ein Sollwert für Sie selbst schlecht, weil eine Belastung. Dagegen ist ein Habenbetrag für Sie ein Guthaben, für die Bank aber eine Verbindlichkeit gegenüber Ihnen.

Um das Thema noch etwas zu verkomplizieren: Wenn Sie über das Thema „Schulden und Vermögen“ schreiben, dann macht es Sinn, diesen Sachverhalt auf der Ebene der Bilanz darzustellen und dann von Aktiva (analog Soll; Vermögen) und Passiva (analog Haben; Schulden) zu sprechen. Und jetzt wird vielleicht auch klar, warum es der Politik so leicht fällt, eine Verschuldung in Höhe von 100 Mrd. € als Sondervermögen zu bezeichnen. Ich wundere mich schon lange, wie viele Journalisten bereitwillig diese „Begriffs-Piraterie“ widerspruchslos hinnehmen. – Rüdiger Pagelkopf

 


 

 

Leserbrief zu „»Viele müssen die Städte verlassen«“. Gespräch mit Boris Palmer geführt von Mark Schieritz

 

An Boris Palmer schätze ich, dass er Pragmatiker ist und nicht ideologischer Utopist, wie die meisten seiner „Parteifreunde“. Seine Diagnosen und Rezepte im Bereich Wohnung/Miete teile ich allerdings nur sehr bedingt. Er pauschalisiert in einem sehr differenzierten Markt, das führt zwangsläufig zu falschen Schlüssen. Wie Ihrer Graphik zu entnehmen ist, sind die Neubaumieten in den Landkreisen im Zeitraum 2004 bis 2021 im Durchschnitt um 2,1% gestiegen Der allgemeine Anstieg der Verbraucherpreise in diesem Zeitraum betrug ca. 1,5%.

Der durchschnittliche Anstieg der Nominallöhne in diesem Zeitraum betrug über 2%. (Quelle: Statista). Die pauschale Aussage, Mieter müssten einen größeren Anteil ihres Einkommens für Miete ausgeben, stimmt also für große Teile der Bevölkerung nicht. Die Aussage hat Berechtigung für größere Städte und beliebte Regionen im Bereich Neubau und mit Einschränkung bei Neuvermietungen. Schon bei Bestandsmieten stimmt diese Aussage selbst für diese Städte und Regionen nicht mehr.

Die Erhöhung von Bestandsmieten liegt deutlich unterhalb der Nominallohnzuwäche und dem Anstieg der allgemeinen Verbraucherpreise. Korrekt ist Herrn Palmers Feststellung, dass der Preis für Neubauwohnung in bestimmten Städten und Regionen in den letzten 10-12 Jahren jährliche Steigerungen 7 – 10% erfahren hat. Der Schluss, dies würde zu einer Umschichtung von Einkommen von Mieter auf Vermieter führen, ist dagegen ein Fehlschluss.

Die Brutto-Mietrenditen für private Vermieter im Neubaubereich sind auf 2% abgeschmolzen. Das ist vor Steuer und vor Nebenkosten, welche nicht vom Mieter getragen werden. Häufig bleiben weniger als 1,5% des Eigenkapitals als Nettorendite. Die großen Profiteure sind Grundstückseigentümer, Bauträger, Makler und Notare. Staatliche Eingriffe in die Mietpreise sind letztlich aber ungeeignet. Dadurch entsteht nicht eine Wohnung mehr, eher im Gegenteil.

Die Lösung kann nur heißen mehr Wohnraum, und das muss nicht immer Neubau sein. Renovierung und Sanierung bestehender Gebäude sowie die Aktivierung von Leerständen gehören dazu. Im Bereich Neubau muss das spekulative Halten – nicht bebauen – von baureifen Grundstücken unterbunden werden. Eine jährliche Grundsteuer und Höhe des Wertzuwachses würde hier Wunder wirken. – Dietmar Baier

 


 

 

Leserbrief zu „Guck mal, wer da steht!“ von Katharina Menne

 

So einen Baum hatten wir in Deutschland auch mal: Mitten zwischen den Fahrbahnen stand, als die A 10 noch einfach Berliner Ring hieß, im südlichen Abschnitt nahe Ludwigsfelde eine prächtige Eiche. Und sie hatte sogar einen Namen: die „Stundeneiche“ nannten ihn die Berliner Autofahrer, die aus dem Westen kommend, also maximal Magdeburg oder Erfurt, Westberlin umrunden mußten und von dort ab noch eine Stunde bis zur Mitte Ostberlins, der Hauptstadt der DDR, brauchten. Die Autobahnbauer hatten in den 30er Jahren die Fahrbahnen so gelegt, daß die stolze Eiche stehen bleiben konnte und so überlebte sie das so benannte 1000jährige Reich ebenso wie die karge Zeit des realen Sozialismus.

Erst die neue Zeit mit einige Dürrejahren setzten ihr zu und im Gegensatz zu ihrem holländischen Pendant fand sich leider kein Baumliebhaber unter den Beamten der Autobahnmeisterei, die mit wasserspendenen Einsätzen ihr ihr Leben erhalten hätten. Und zudem widerspricht nicht ein Baum inmitten der Autobahn allen deutschen Vorschriften und versicherungstechnischen Eventualitäten? In einer Nacht- und Nebelaktion wurde der lädierte Baum gefällt, ehe sich Anhängerr der letzten Generation daran festkleben konnten. – Klaus-Peter Anders

 


 

 

Leserbrief zu „Total Bock auf Literatur?“ von Sophie Passmann

 

Ich habe Ihren garstigen Beitrag so gerne gelesen und Tränen dabei gelacht ! Wie wunderbar , dass sich mal jemand über diese bornierten ,unfrischen und überdrüssigen Älteren empört. – Carolin Becker

 


 

 

Leserbrief zu „Allerbester Tratsch“ von Ijoma Mangold

 

Allerbester Tratsch. Tina Brown war mal beim TATLER,dem britischen Klatschmagazin beschäftigt. Das Produkt heisst oder hiess mit vollem Namen THE TATLER and BYSTANDER.So viel der Ordnung wegen.Ich hatte vor langer Zeit die Zeitschrift THE NEWYORKER aboniert.Wegen der Cartoons.Das Abo ist gelöscht.Aber ich hoffe,dass Tina Brown,die Tradition der exellenten Cartoons beibehält,wenn sie beim NEWYORKR was zu sagen hat. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „PROMINENT IGNORIERT. Tatort Freibad“ von USTO

 

Mit Verlaub, mit Schießereien sollte man solange keine Satire betreiben, wie Menschen davon betroffen seien könnten, die diesen Artikel auf der ersten Seite ihrer ZEIT lesen. Hoffentlich bleibt das nur ein Ausrutscher, wünsche ich mir als 55 Jahre-lange ZEIT-Leserin! – Edith Fieger

 


 

 

Leserbriefe zu „Gefährliche Botschaften“ von Kerstin Kohlenberg im ZEIT Magazin

 

Mit Zufriedenheit habe ich den oben genannten Artikel Gefährliche Botschaften von Kerstin Kohlenberg und Bernd Eberhart im jüngsten ZEITmagazin gelesen. Zufriedenheit, weil Sie ein Thema aufgreifen, welches zu mindestens in Deutschland noch weitgehend unbekannt ist und welches man erst jetzt im Zusammenhang mit Putins imperialistischen Plänen zu bringen scheint. Allerdings ist meine Zufriedenheit gemäßigt, da der Artikel sehr einseitig die Sicht der amerikanischen Opfer beschreibt, und damit die Dimension der Vorfälle nicht richtig bewertet, was auch das Verstehen der Motivlage hinter den Attacken erschwert.

Ich selber war seinerzeit Botschafter einer UN Organisation in Cuba und vermutlich sogar das erste Opfer der vermuteten Mikrowellenwaffe etwa ein halbes Jahr vor dem von Ihnen als Patient Zero beschriebenen CIA Agenten. Ich wurde im Mai 2016 getroffen. Zu dem Zeitpunkt war vollständig unbekannt, was mir passiert war und ich wurde als idiopathischer Hörsturz betrachtet. Wenn Sie in ihrem Bericht schreiben, die USA hätte ihre Leute im Regen stehen lassen, sieht das für mich ganz anders aus: als die Vorfälle im Frühjahr 2017 bekannt wurden und auch in Diplomatenkreisen diskutiert wurden, kontaktierte mich ziemlich schnell die US-Botschaft um ein Interview mit dem FBI zu organisieren. Dies fand dann auch während eines Florida Urlaubes telefonisch statt. Daraufhin wurde ich vom Außenministerium der USA auf deren Kosten für eine Woche nach Philadelphia eingeladen, wo ich 5 Tage lang intensivste Untersuchungen absolvierte.

Ich wurde während dieser Zeit vom State Department wie ein Ehrengast behandelt. Auch wurde mir der Evaluierungsbericht des Cuba Accountability Review Board vom 29. August 2018 übersandt, in dem die USA ihre Versäumnisse im Umgang mit dem Havanna Syndrom relativ offen darlegten. Ich erhielt ebenfalls die Richtlinien für die Entschädigung von amerikanischen Opfern der Attacken in Cuba und China.

Es mag am Anfang Probleme mit der Anerkennung gegeben haben, aber das ist nichts im Vergleich zu den Opfern anderer Nationalitäten. Die Canadischen Diplomaten durften nicht über die Attacken sprechen, man erfuhr davon nur dadurch, daß die kanadischen Diplomatenkinder plötzlich aus der internationalen Schule verschwanden. Das verbleibende Botschaftspersonal war verängstigt, spätestens nachdem die Attacken durch die Amerikaner in die Öffentlichkeit gelangten.

Die Canadischen Diplomaten mußten ihre Entschädigungen vor Gericht einklagen, was ihnen auch gelang. Ich weiß davon, da ich persönlichen Kontakt auch zu Canadischen Diplomaten in Havanna hatte und auch von der Royal Canadian Mounted Police unter Eid und mit Videoaufzeichnung als „Zeuge und Opfer eines andauernden Kriminal-Ermittlungsfalles“ vernommen wurde. Dabei erfuhr ich auch, daß die Canadischen Diplomaten in Cuba bereits lange vor mir, also vermutlich bereits 2015, die ersten Fälle zu beklagen hatten. Im Falle der Canadier geht allerdings aufgrund der Symptomlage die Universität Dalhousie in ihrem Expertenbericht von Nervengiften als Ursache aus. Sowohl die Nervengifte als auch die Mikrowellenwaffe deuten auf Rußland als Urheber hin.

Dazu paßt auch, daß 2015, als die ersten Angriffe auf die Canadier stattfanden, die Russen wieder in Cuba aktiv wurden, vor allem mit Unterstützung des Militärs sowie dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Canadier, die schon von Beginn der Revolution als Freunde Cubas galten und wichtige Schlüsselindustrien besetzten, sowie die Amerikaner, die unter Obama auch zu Freunden Cubas geworden waren, konnten bei der Wiedereinnahme Cubas durch die Russen nur stören. Man konnte sie aber auch nicht ohne Gesichtsverlust aus dem Land jagen. Es war somit vorteilhaft, ein Mittel zu haben, welches sie freiwillig zum Abzug bewegte, was ja auch funktionierte.

Mein eigener Arbeitgeber allerdings leugnet jeglichen Zusammenhang meiner immerhin bleibenden Behinderung (einseitiger völliger Gehörverlust) mit meiner Position in Cuba. Auch der deutsche Botschafter und seine Frau vermeldeten leichte Symptome und mußten dies an das auswärtige Amt berichten. Dabei übersandten sie auch meine gesamte Krankenakte.

Die deutsche Reaktion war jedoch, nichts zu unternehmen, um nicht irgendwelche diplomatischen Beziehungen zu gefährden. Ähnlich sah dies auch mein Arbeitgeber, der mich nicht einmal zu der von den Amerikanern bezahlten Untersuchung in Philadelphia reisen lassen wollten. Als akkreditierter Botschafter konnte ich das Land nur mit Genehmigung meines Arbeitgebers und Information der Regierung meines Gastlandes verlassen. Also informierte ich selbst das Cubanische Außenministerium von meiner Kondition, worauf ich mich auch in Cuba eingehenden Untersuchungen unterziehen mußte. Ich war das einzige Opfer, dessen sie habhaft werden konnten.

Natürlich kamen die Cubaner zu dem Schluß, daß meine Taubheit eine natürliche Ursache hatte. Sie hatten allerdings keinerlei Einwände gegen die Untersuchung in den USA, denn ich war als „Freund Cubas“ bekannt. Mit meinem damaligen Arbeitgeber bin ich nach mehreren erfolglosen Eingaben verschiedener interner Instanzen vor dem internationalen Arbeitsgericht in Turin, um zu mindestens eine Anerkennung als „Dienstunfall“ zu erreichen, möglichst mit Entschädigung.

Ich hoffe, sie sehen, daß in dem Thema noch viel mehr gesteckt hätte, als Ihre Recherchen hergegeben haben. Ich gehe davon aus, daß die Ursprungsidee war, Cuba von den Canadiern und später den Amerikanern zu säubern. Im Verlauf dieser Operation kam dann offensichtlich eine neue Technologie zum Einsatz, die sich wohl bewährt hat und weniger Kollateralschäden als Nervengifte verursacht, und seitdem auch in vielen anderen Ländern, einschließlich Deutschland zum Einsatz kam. – Dr. Theodor Friedrich

 

Drei Anmerkungen zu diesem gut recherchierten Artikel: Aus sicherer Quelle weiß ich, dass die für solcherlei Angriffe benötigte Strahlungsintensität weit unter den geltenden Grenzwerten für Hochfrequenz liegt. Dies steht im Widerspruch zur gängigen Aussage des Bundesamts für Strahlenschutz, dass unsere Grenzwerte ausreichen, um thermische Wirkungen wie sie im Artikel beschrieben werden, auszuschließen. Entweder es gab bei den Angriffen in Havanna keine Erwärmungen und die schädliche Wirkung besteht dennoch oder man muss zugestehen, dass die bestehenden Grenzwerte nicht vor einer Wärmeeinwirkung schützen können.

Zum anderen erkannte ich in der Reaktion des Außenministeriums und der CIA wieder, was Elektrohypersensiblen widerfährt: Negierung ihrer Beschwerden und mangelnde finanzielle Absicherung. Drittens erinnern die Vertuschung der Forschungsergebnisse daran, wie mit Wissenschaftler*innen und ihren Ergebnissen sowie Journalist*innen umgegangen wurde und wird, wenn sie etwas zu schädlichen Wirkungen von elektromagnetischen Feldern veröffentlichen möchten. – Beatrix Springer

 

Es ist wohl sehr gewagt zu behaupten, dass ich nach dem Lesen dieses Interessanten Artikels einfach mal frage: Kann es nicht sein, dass hier Die Amerikaner selbst im Spiel sind? Ich jedenfalls kann es mir gut vorstellen. Aber leider dürfen wir wohl solche Zweifel an den doch so tollen Demokraten, wie die Amerikaner, nicht äussern. Schade, etwas Zweifel sind doch angebracht,oder? – Manfred Mengewein

 

Ein Funkmast in Stuttgart-Rohr. Eine Demo wegen eines Funkmastes – die Dummköpfe werden immer mehr: Angst vor einem Funkmast, aber ein Handy in der Tasche. Was nun? Entweder Handy oder Mittelalter! Dieser Aufstand wegen dem Funkmast der überaus doofen Rohrer ist an Absurdität kaum zu überbieten. Wo sind die Gehirne dieser Leute geblieben? Abgeschaltet? Im Strom-spar-Modus? Angst vor Strahlung, aber E-Mails schreiben. So etwas geht auch nicht, noch so ein gewaltiger Schwachsinn! Oder, noch dämlicher: eine Internetadresse einrichten, damit Verkehr im Internet generieren, aber die Digitalisierung behindern. Die Dummköpfe werden immer mehr. Ich schäme mich sehr, dieses hier sagen zu müssen.

Über die 5G Antenne ziehen zwei Gruppen von „Mitbürgern“ her, einmal die Elektro-Smog-Sensibelchen und dann die Antennen-Fürchterer. Die einen wünschen die Antenne genau auf das Kindergartendach, sie sendet da genau so stark wie das Handy, die anrufende Oma brüllt nicht, während der angerufene Enkel nur flüstert, und damit die Dinger an den Ohren der Kindergartenkinder nur sanft senden, gehört die Antenne genau aufs Dach, das geht aber nicht mit den Fürchterern, nach denen muss die Antenne weit, weit weg, strahle sie was sie will.

In Degerloch ist der Hausbesitzer den Fürchterern entgegengekommen, hat die sichtbare Antenne vom Dach genommen und unter den Ziegeln unsichtbar wieder aufgebaut, alle Fürchterer waren’s zufrieden, das hat den Sensibelchen überhaupt nicht gefallen, unter den Ziegeln muss die doch tausendfach stärker strahlen, sie haben dann ein riesiges Geschrei angezettelt. Heute sind solche pragmatische Kompromisse nicht mehr möglich. Schade eigentlich. Hanns Günther, Radiotechnik, das Reich der elektrischen Wellen, Franckh’sche Verlagshandlung, 1921:

„Der Mann, der Maxwells Gedankengänge durch genial erdachte Versuche als richtig erwies, war ein Deutscher, der Bonner Physiker Heinrich Hertz. Vier Jahre lang, von 1887 bis 1890, beschäftigte ihn die große Aufgabe der elektromagnetischen Wellen. …“ Damit begann alles. Bereits 1918 sendete Nauen, rund um die Welt. Mit einer Sendeleistung von 400kW. Das entspricht 10000 Glühlampen zu je 40 Watt, die Beleuchtung einer mittleren Kleinstadt. 1923 kam Radio auf Langwelle hinzu, Radio Beromünster 900kW, Radio Luxemburg 1000kW, und, Königswusterhausen mit 1200kW Senderleistung.

Die A-Antenne, in 250 Meter Höhe, mit Abspannung war 2484 Meter lang, die Fürchterer können sich da mal so richtig fürchten, die sollen alle da mal hinfahren, die Fundamente sind alle noch vorhanden. Währenddessen können die Sensibelchen die Maxwellschen Gleichungen studieren, hoffentlich fällt ihnen die Weisheit wie Schuppen von den Handys. Hoffentlich!

Die Laubenpieper, so nennt man die Schrebergärten, vor den Toren Berlins, wenige Kilometer von der Sendeanlage entfernt, spannten etwa 20 Meter Stahldraht zu einer Antenne und generierten damit etwa 90 Volt. Damit konnte man, mehr schlecht als recht, eine damalige 110 Volt 20 Watt Kohlefaden-Glühlampe betreiben. Bei Dämmerung befunzelten hunderte von Glühlampen die Gärten, alle im Takte der Sendeleistung flackernd.

Sehr zum Missfallen der Obrigkeit, die den Gartenbesitzern Energiediebstahl vorwarf und Reichweitenverkürzung der Funkverbindung annahm. Auch große Polizeieinsätze konnten gegen die Berliner nichts ausrichten, rein gar nichts. Beim Auftauchen der Polizei erloschen die Lampen blitzartig, beim Abzug der Polizei gingen sie alle wieder an. Die Beleuchtung der Gärten blieb, bis zur Sprengung der Masten durch die Russen 1948.

Die Aussage: „Die Strahlung von Handy-, Computer- und Stromnetze sind gesundheitsschädlich“ ist ausgesprochen schlecht und polemisch formuliert, und falsch. Richtig ist: Die Belastung durch Radiostrahlung sinkt beständig, und beträgt heute etwa 1/1.000.000.000-stel von dem, was noch vor wenigen Jahren üblich war. Beispiel: Ein modernes Handy, mit modernem Übertragungsprotokoll, benötigt viel weniger Sendeenergie als ein Handy noch vor etwa 5 Jahren. Das sehen Sie daran: die Geräte, vor allem die Akkus darin, werden immer kleiner, flacher und leichter.

Noch ein Beispiel: Das analoge Fernseh-Signal des Stuttgarter Fernsehturmes, auf 217,25MHz mit 100kW Sendeleistung, in Betrieb rund um die Uhr, wurde am 26. Juli 2006 abgeschaltet. Rechnen Sie bitte nach: das ist die Sendeleistung von 10.000.000 modernen normalen Handys, mit Sendeleistung von etwa 0,5 Watt, mit denen am Tag etwa 30 Minuten telefoniert wird. Mittelwellensender Mühlacker: Sendeleistung 300kW, abgeschaltet am 8. Januar 2012. Es gibt noch hunderte von seltenen Krankheiten die dringend eine Erforschung bedürfen, es ist deshalb hochkriminell, in so alte Klamotten wie die Handy-Strahlung nur eine müde Mark in Forschung zu versenken.

Die Untersuchung von Radiowellen auf Gesundheitsschäden ist das am meisten untersuchte Objekt in der ganzen Technikgeschichte, immense Gelder sind da versenkt worden, heute will davon niemand etwas wissen, trotzdem werden weiterhin Gelder angefordert, für was eigentlich? Erste Runde: Eine Gruppe von Ärzten verklagte in Amerika einen Rundfunksender auf Gesundheitsschäden in der Bevölkerung, sie wollten Geld sehen. Sie scheiterten kläglich, es war nichts nachzuweisen. Pech gehabt.

Zweite Runde: Wo kann man richtig viel Geld lockermachen? Diese Frage richtig beantwortet entscheidet bereits über Erfolg oder Misserfolg der kompletten Aktion. Also: Wo kann man richtig viel Geld lockermachen? Beim „United States Department of Defense“. Es sollten nun Radiowellen zum Töten von Feinden verwendet werden, der kalte Krieg war im Entstehen. Das DoD machte eine Voruntersuchung, bewilligte dann aber viel Geld. Ergebnis: Nichts. Dritte Runde: In Zeiten des „Kalten Krieges“ war ein weiterer Versuch angebracht, er bietet sich auch an. Es wurde also eine riesige Aktion gestartet, dann wurde sehr viel Geld für Forschung bereitgestellt, Ergebnis: Nichts. Wieder Pech gehabt.

Vierte Runde: Die entlassenen Militärs hatten in der Industrie neue Jobs gefunden, über den Misserfolg der dritten Aktion war etwas Gras gewachsen, jetzt wurde die vierte Aktion gestartet. Damit Alles richtig läuft, wurde Unterstützung gesucht, und in der Filmindustrie gefunden. Hier war man für neue Ideen empfänglich, auch für finanzielle Zuwendungen. Ein Produzent und ein Regisseur wurden gesucht und gefunden und eine Film-Klamotte produziert.

Ein Cowboy-Film, passte gerade noch in die Zeit, die Weißen hatten hölzerne Kästen, mit unsichtbarer Elektronik, wenn man einen roten Knopf drückte fiel der Gaul der Rothaut tot um, Indianer totschießen oder rumballern mit Flinten war in diesem Film verpönt. Diesmal, der Film lief an, konnte das DoD nicht nein sagen, es wurde Geld bewilligt, Richtiges Geld. Nachdem dieses Geld verheizt war kam die große Ernüchterung, nichts da. Es rollten einige Köpfe, aber das Geld war weg.

Fünfte Runde: Die entlassenen Militärs hatten neue Jobs gefunden, über den Misserfolg der vierten Aktion war etwas Gras gewachsen, jetzt wurde die fünfte Aktion gestartet. Damit Alles richtig läuft, wie gehabt mit einem Film. Diesmal ein Gangster-Film, passte viel besser in die Zeit, die Gangster hatten hölzerne Kästen, mit unsichtbarer Elektronik, wenn man einen roten Knopf drückte blieb das Polizeiauto mit Zündaussetzer stehen, die Gangster rauschten davon.

Das sollte so auch im Krieg gehen, Knopf drücken, russischer Panzer steht. Polizisten totschießen oder rumballern mit Flinten war verpönt. Diese Klamotte wurde nie fertig, es gab da einen tragischen Zwischenfall: ein Polizist, sehr übergewichtig, eingesetzt bei einer Straßenabsperrung für den Dreh einer Verfolgungsfahrt, in Uniform an einem sehr warmen Sommertag, erleidet einen Herzinfarkt und stirbt zwei Stunden später im Krankenhaus.

Die Kalifornische Polizei schnappte sich sofort den Regisseur, dieser wurde vor Gericht gestellt und angeklagt durch unausgegorene Elektronik den Tod einer Staatsbeamten verschuldet zu haben, dieser Regisseur wurde dann zu acht Jahren Knast verurteilt, wobei erschwerend hinzukam, dass er nicht bereit war, diese Elektronik herauszurücken, nachdem diese hölzernen Kästen alle leer waren. Jetzt hatten die Filmleute ein riesiges Problem am Hals, bei einer Verfolgungsjagd, bei der unausgegorene Elektronik eingesetzt wurde, mit der mann russische Panzer stoppen kann, kommt ein amerikanischer Polizist ums Leben, und während die Filmleute im Gefängnis schmorten bewilligte das DoD nochmal Geld, diesmal richtig viel Geld. Heraus kam wieder nicht.

Sechste Runde: Die entlassenen Militärs hatten neue Jobs gefunden, über den Misserfolg der Aktion war Gras gewachsen, der neue Medienrummel entstand wegen eine Schadenersatzforderung gegen den Amerikanischen Staat, angestrengt von einem Rekruten, der nach seinem Wehrdienst feststellte dass er impotent war. Impotenz ist bei übergewichtigen Männern verbreitet, man sieht das am Erfolg der Blauen Pillen.

Dazu kommt eine Besonderheit der amerikanischen Justiz: der Rekrut verkaufte seine Ansprüche an eine Sozietät, diese versuchte daraus Geld zu generieren, mit Allen Möglichkeiten die die Justiz so hergibt: der Rekrut wäre vor einer laufenden Radaranlage herumgeturnt, und diese Strahlung hätte ihm die …, sie sei schädlich, und zwar verursacht durch: gepulste Mikrowellenstrahlung. In diesem Umfeld konnte das DoD nicht nein sagen, es wurde wieder Geld bewilligt, viel Geld, Ergebnis: Nichts.

Siebte Runde: Beim DoD war jetzt dieses Thema verbrannt, niemand wollte mehr damit etwas zu tun haben, niemand wollte sich damit die Reputation beschädigen oder die Finger verbrennen. Egal, wieder kam der Zufall zur Hilfe, Mitten im Kalten Krieg wurde festgestellt, dass um die Amerikanische Botschaft in Ostberlin eine unbekannte, nicht erklärbare Strahlung existierte. Eine sehr geringe Strahlung im GHz-Bereich, wenige mW/m**2, unmoduliert also ohne jede Oberwelle, sehr sinusförmig, vor allem ohne jeden Grund und Zweck.

Für die Botschaftsangestellten war das sofort die Ursache für allerlei Wehwehchen, gewesene unverschuldete Verkehrsunfälle, miserable Schulnoten der Kinder, Waschmaschinen-Ausfälle und mehr. Diesmal bewilligte das DoD sofort Geld. Erst nach dem Fall der Mauer sickerte durch: die Innenraum-Gespräche sollten mitgehört werden, da die Vibration der Fensterscheiben gemessen werden sollte. Hat nie funktioniert. – Ulrich Bosshammer

 


 

 

Leserbriefe zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Wer da so laut schreit,ist Prüfers Tochter Greta,sie mag keinen Spargel.Das ist gar <<Yippie,die spargelfreie Zeit beginnt!<< kein Problem,Greta. Ich nehme an,Sie sind die selbe Greta,die unbedingt zur Bundeswehr will.Problem gelöst.Der Küchenbulle wird kaum Spargel anbieten.Das gibt der Etat nicht her.Es wird gegessen,was auf den Tisch kommt,Die Zeiten ,wo es Mannschaftsessen gab und für die höheren Chargen was Leckeres im Casino,sind vorbei.Als Kompanie Chefin können Sie ihre Leute feldmarchmässig auch mal durch ein Spargelfeld robben lassen.Na also,das Vaterland verteidigen geht auch ohne Spargel. – Hans-Emil Schuster

 

Zum Thema Spargel eine sachliche Ergänzung: Unsere Vorfahren haben dem Spargel eine gesunde Komponente zugesprochen; sie besagt: Spargel fördert die Nierentätigkeit und schwemmt Schadstoffe aus dem Körper. Urin riecht innerhalb kürzester Frist nach Spargel. Dies hat erheblich zur Beliebtheit von Spargel beigetragen. Leider ist das nur die Hälfte der Wahrheit, denn: die Nieren scheiden alle Stoffe aus, die für den Körper nutzlos sind.

Das typische Spargelaroma gehört zu diesen Stoffen! Beweis: Die neuen Spargelzüchtungen riechen nur noch andeu- tungsweise nach ‚Spargel‘. Auch geschmacklich ist vom ‚Spargelaroma‘ kaum etwas zu spürenm. Der nächste Gang zur Toilette ist u.U. .erst nach Stunden fällig, der Körper wird nicht verstärkt entwässert, wie uns weisgemacht worden ist. – Walter Betzold

 


 

 

Leserbriefe zu „Sommerleid“ von Yasmine M‘Barek im ZEIT Magazin

 

Sommer leid. Jammern auf hohem Niveau. Warum ist das gerade in Deutschland seit vielen Jahren so verbreitet? – Marianne Werner

 

Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen Leserbrief o. Ä. verfasst zu haben. Aber was ich da vergangene Woche im Magazin der ZEIT zu lesen bekam, das ließ mich mehrmals schlucken. Betrifft den Artikel „Jahreszeit des Grauens“, den ich mit Interesse angefangen habe, weil ich mit heißen Sommertagen auch eher Leid als Freude verbinde. Doch wie sich der Artikel, die Ausdrucksweise der Autorin, entwickelt, das gibt zu denken. S. 28, erste Spalte unten: „… also fuck off, glotzende Person Mitte 30, mit deinen eigenen Selbstwertproblemen, die aus deiner Kindheit stammen und die du jetzt auf mich projizierst.“

Als Qualitätsmedium, für das ich DIE ZEIT bis jetzt hielt, halte ich es für starken Tobak, dass Sie so eine beleidigende Formulierung abdrucken. Ich bin im Allgemeinen nicht empfindlich, mehr noch, mich nervt, dass sich in unserer heutigen Gesellschaft so viele ständig durch irgendetwas benachteiligt und/ oder als Opfer sehen. Aber hier wird eindeutig eine Grenze überschritten. Ja, natürlich kenne ich die genauen Umstände der geschilderten Begegnung nicht (falls diese nicht fiktiv ist).

Aber: Würde jemand genau dieselbe englischsprachige Beschimpfung in einer der Kommentarspalten Ihrer Zeitung bzw. auf Ihren Social-Media-Accounts posten, dann würden Sie den Kommentar vermutlich löschen. Wollen wir so miteinander kommunizieren? Ist das der neue „Weg“, der zu mehr Toleranz und einer besseren Gesellschaft führen soll? Wenn ja, dann gute Nacht. – Johannes Aigner

 


 

 

Leserbriefe zu „Über die Neusortierung von Freundeskreisen und die Beschränktheit der Seehundperspektive“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Alle Identitätsfanatiker und Genderapostel sollten Ihre Kolumne lesen – und wenn auch nur zur Strafe! – Bernd Guth

 

Schöne neue Freund-Feind-Welt! Sie zieht immer neue ideologische, identitätspolitische Gräben durch unser Land, reißt die Gesellschaft auseinander, läßt Freundschaften auseinanderbrechen! Ausgerechnet jetzt, wo Zusammenhalt und Gemeinsinn zur Bewältigung riesiger Herausforderungen nötiger ist denn je! Wie unterhaltsam, dieses Thema ironisch aufbereitet, eben unverwechselbar martensteinisch, serviert zu bekommen! Allerdings, echte Freunde verurteilen nicht, sie hören zu! Selbst in den gegensätzlichsten Gedanken entdecken sie ein, meist mehrere Körnchen Wahrheit, die die Grundlage bilden können für ein fruchtbares Gespräch.

Fördern unter dem Schutt des Alltags vergrabene, längst verstaubte Werte ans Tageslicht und polieren sie auf! Bei einem, meist mehreren Gläsern geistesauffrischender Getränke werden alte Risse wieder gekittet, neue brechen gar nicht erst auf! Ein fast altmodischer analoger Gegenpol zur fortdauernden digitalen Hetze in den asozialen Medien! Doch bevor die aktuellen Weltprobleme angepackt, gar gelöst werden, sollten wir uns fragen, was und wohin wir eigentlich wollen? Natürlich kann jeder diese Fragen anders stellen als ich! Zum Ukrainekrieg: was und wie können wir dazu beitragen, daß Putin so schnell wie möglich die Hebel der Macht aus den Händen genommen werden?

Zur Einwanderung: soll Deutschland nach einer Generation noch ein mitteleuropäisches Gesicht zeigen? Millionen Alte, zu denen auch ich mich zähle, müssen dann aus diesem Bild wegretuschiert werden! Zum Gendern, obwohl kein Weltthema, doch als solches behandelt: sollen wir künftig auf die Wucht der Sprache, die Schönheit der Poesie Luthers, Goethes, Brechts verzichten, wenn wir ihre Worte durch Sternchen, Punkte und Striche zerstückeln, ihren Fluß durch eigestreute Sprechpausen verstottern, Substantive zu geschlechtslosen Partizipien (Geflüchtete, Studierende) kastrieren müssen?

Zur Coronapandemie: sollen wir mit den angebotenen Impfungen weiterhin Menschenleben retten und mit einem nur leicht eingeschränkten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben, aber mit Hochdruck weltweit forschend, die Zeit bis zur nächsten Pandemie sinnvoll überbrücken, die irgendwo auf unserer Erde schon auszuschwärmen beginnt? Zum Klimakollaps: sollen wir uns, die Erde, die Ozeane, die Menschheit, den noch immer unerschöpflichen Reichtum unserer Flora und Fauna, vor Vermüllung, Versauerung und Hitzetod bewahren?

Wenn ja, dann sollten wir auf Goethe hören: Der Worte sind genug gewechselt, laßt mich auch endlich Taten sehn! Ich füge hinzu: jetzt, sofort!P.S.: wenn man schludert, macht man(kleine)Fehler! Können Sie sie korrigieren? statt: läßt Freundschaften auseinanderbrechen läßt Freundschaften zerbrechen statt: Bei einem, meist mehreren Gläsern geistesauffrischender Getränke Bei ein paar Gläsern geisteserfrischender Getränke statt: uns, die Erde unsere Erde – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbrief zu „IM JUNI. Da draußen“ von Heike Faller im ZEIT Magazin

 

Werden diese einfachen Grundlagen (des Artikels von Frau Faller) im „Zeitalter des Klimawandels“ immer noch nicht an Mittel- und Oberstufen der Schulen vermittelt? Zwei naheliegende Punkte als Ergänzung zum guten Artikel: CO2 ist ein (für jedes höhere Leben) zwingend lebensnotwendiges Gas; also erst recht kein „Killergas“!

Es gab über Jahrtausende einen eingespielten Kohlenstoffkreislauf auf der Erde mit Wiederverarbeitung abgestorbener Kohlenstoffverbindungen in teils langlebiger Form (Wälder, Moore, …). Seitdem die Menschheit von 1 Milliarde zu Napoleons Zeit (heute absehbar 8 Mrd.) gewachsen ist, werden nicht nur wachsende Mengen CO2 aus Verbrennung fossiler Brennstoffe emittiert („Badewanne auffüllen“), sondern auch immer mehr langlebige CO2-Senken („Badewannen-Abflüsse verstopfen!“) zugunsten von Acker- oder Siedlungsland zerstört. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele