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11. August 2022 – 33. Ausgabe

 

Leserbriefe zu „Kind mit dem Bade“ von Giovanni di Lorenzo

 

Was beim RBB läuft ist Korruption Der öffentlich-rechtliche Rundfundfunk ist zu stark und zu groß. Eine richtige Kontrolle findet nicht statt. Korruption (von lateinisch corruptio: ‚Verderbnis, Verdorbenheit, Bestechlichkeit‘) ist der Missbrauch einer Vertrauensstellung.

Der Missbrauch beginnt, wenn im Rahmen einer öffentlichen und/oder privaten und/oder wirtschaftlichen und/oder politischen Verantwortung, Vorteile erlangt werden oder erlangt werden sollen. Auftreten kann sie z. B. bei Genehmigungen, Posten- oder Auftragsvergaben, Verträgen, gesellschaftspolitischen Handlungen. Der Missbrauch besteht darin, Vorteile zu erlangen oder zu gewähren, auf die keine Ansprüche bestehen. – Jörg Battel

 

Was im Falle Schlesinger an Dekadenz und Selbstbedienungsmentalität ans Tageslicht kommt, erinnert eher an eine Bananen- statt Bundesrepublik. Von Einsicht und Demut, wie in so vielen anderen Bereichen auch, keine Spur. Das sind genau jene Leute aus der sogenannten „elitären Oberschicht“, die in den vergangenen Jahren nicht müde wurden, den Bürgern hierzulande einen imaginären Wohlstand einzureden und diese „Wohlstandssünde“, ähnlich einem modernen Ablasshandel, nur durch persönliche Einschränkungen gesühnt werden könne. Währenddessen schlürften die „Eliten“ in ihren Elfenbeintürmen Champagner, vermutlich sogar auf Kosten der Beitragszahler.

Es ist die grosse und unkritische Nähe zur Politik und der Erziehungsjournalismus der Öffentlich-Rechtlichen, die bei zunehmend mehr Bürgern auf erhebliche Kritik stößt. Der Fisch fängt vom Kopf an zu stinken. Eine grundlegende Reform des ÖRR ist unumgänglich. Meiner Meinung nach ist eine Zwangsfusion von ARD und ZDF und die Zusammenlegung der Regionalsender bei Abschaffung der überflüssigen Spartensender zur finanziellen Entlastung der Beitrags- und Steuerzahler die naheliegendste Lösung. In der Vergangenheit wurden zuviele „Direktorenpöstchen“ geschaffen. Ansonsten hat der ÖRR, auf den ich persönlich ungern verzichten würde, fertig.

P.S.: „Geld verdirbt den Charakter“ lautet ein altbekanntes Sprichwort. Im Falle einer ehemaligen Intendantin eines ARD-Senders mag dieser Spruch zutreffen. Aber man sollte nicht alle, die durch ihre Hände Arbeit zu einem kleinen oder größeren Vermögen gekommen sind, über einen Kamm scheren. Nach meiner Einschätzung ist sich eine deutliche Mehrheit der Millionäre hierzulande seiner sozialen Verantwortung bewusst und entrichtet, nicht zu knapp, Steuern an den deutschen Fiskus. Viele von ihnen bringen aufgrund der Arbeitsbelastung nicht einmal die Zeit auf, ihr erwirtschaftetes Geld auszugeben.

Die sogenannte Mittelschicht stellt die deutliche Mehrheit in der Bevölkerung dar. Obwohl diese im Durchschnitt nicht schlecht verdient, können sie letztendlich aufgrund hoher Lebenshaltungskosten, Steuern und Abgaben häufig keine wesentlichen Ersparnisse aufbauen. Die Wohneigentumsquote ist in Deutschland trotz des Booms der vergangenen Jahre im europäischen Vergleich niedrig. Viele können sich ein eigenes Eigenheim schlichtweg nicht leisten. Trotzdem wurde dieser breiten Mittelschicht in den vergangenen Jahren gebetsmühlenartig eingeredet, sie seien wohlhabend, was im europäischen Vergleich bei weitem nicht stimmt. Der Welt-Reichtums-Report zeigt, wie arm die meisten Deutschen wirklich sind.

Von den Ländern der alten EU liegt nur Portugal hinter Deutschland. In den meisten Ländern besitzen die Bürger mehr als doppelt so viel Vermögen wie hierzulande. Im Grunde sind die Deutschen die armen Würstchen der EU. Dennoch wurde den Bürgern ein schlechtes Gewissen vermittelt, das sie nur durch die bereitwillige Aufnahme von Asylsuchenden aus aller Welt und der Unterstützung der „armen“ EU-Staaten tilgen könnten. Vor kurzem verfolgte ich im Fernsehen einen Bericht über eine Frau mittleren Alters, die aus einem Land außerhalb Europas stammt und die vor 6 Jahren in Deutschland einen Asylantrag stellte.

Sie spricht nahezu perfekt Deutsch und arbeitet bei einem Pflegedienst als Helferin. Ihre Aussage „ich möchte die Sprache des Landes, in dem ich lebe, beherrschen“ hat mich sehr beeindruckt. Ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass diese Dame eine Ausnahme unter den seit 2015 Zugewanderten darstellt. Gestern musste ich an meinem freien Tag nachmittags eine Besorgung in der Innenstadt machen. Ich wusste aufgrund des Sprachenwirrwarrs in der Fußgängerzone vorübergehend nicht, ob ich mich in Damaskus, Bagdad oder in Kabul befinde. Es waren weit überwiegend junge Männer, die mit ihrer vielen Freizeit offensichtlich nicht viel anzufangen wissen.

Mich würde interessieren, wie viele von ihnen Deutsch verstehen, obwohl sie wahrscheinlich bereits einige Jahre in Deutschland leben. Ich fühlte mich an eine Szene vor einigen Jahren erinnert, als mich ein junger Mann, immerhin in gebrochenem Deutsch, ansprach, „warum in Weiden tagsüber nur alte Menschen in der Fußgängerzone unterwegs sind“. Ich antwortetet: „weil die anderen arbeiten“. Es ist ein Skandal ohnegleichen, dass diese jungen Männer, „in Saft und Kraft stehend“, angesichts des extremen Arbeitskräftemangels nicht arbeiten, unabhängig davon ob sie nicht dürfen oder nicht wollen.

Zumal es sich in Deutschland auch ohne Arbeit „gut und gerne leben“ lässt. Vergangene Woche besuchte ich ein Fußballspiel. Als ich das Stadion nach Spielende verließ, fiel mir die mit Fansymbolen eines deutschen Kultvereins bestickte Jacke eines vor mir hergehenden jüngeren Zuschauers auf. Auf dieser war unter anderem zu lesen: „Faulheit ist kein Verbrechen“. – Alfred Kastner

 

Was ist bloß mit unserer sogenannte ELITE los. Da wird gelogen und betrogen – Bücher als selbst geschrieben deklariert, obwohl ein anderer Hand und Hirn benutzt hat. Da müssen Doktorentitel abgegeben werden, weil abgeschrieben wurde. Da werden sich die Taschen vollgestopft (Frau Schlesinger), die sämtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der ARD in Misskredit bringt. Wir, die wir Jahrzehnte für die ARD gearbeitet haben, bzw. noch arbeiten, werden irgendwann dafür auch noch büßen müssen.

Was denken sich diese Menschen eigentlich? Ich, ich, ich, meins, meins meins! Ich habe das Recht dazu? Im Übrigen möchte ich noch dazu Stellung nehmen, dass unsere Pensionen ( Leitartikel des Chefredakteurs), NICHT von den Rundfunkgebühren bezahlt werden, sondern dass das ein Teil unseres Monatseinkommen war, das angelegt wurde und gut verzinst wurde. Als ehemalige NDR-Mitarbeiterin höre ich oft solche Behauptungen, und es ärgert mich. – Ute Koch

 

Der ÖRR hätte, wenn er so berichten würde, wie Lorenzo das suggeriert, wahrhaftig kein Legitimationsproblem. Aber Lorenzo irrt (mal wieder): Der Fokus der ÖRR ist abhanden gekommen, was nicht ins rot-grüne Weltbild passt, ist keiner Erwähnung wert. Wann berichtete die Tagesschau über das Schliessfach von Kahrs und die Erinnerungslücken von Scholz? Warum muss ich Sportfetischisten mit meinen Gebühren unterstützen, wenn die Berichterstattung über Sport mittlerweile das gesamte Programm dominiert (Sport eckt halt selten an)?

Sogar der Presseclub, zu Werner Höfers seligen Zeiten Treffpunkt geschärften Verstandes unterschiedlicher Meinung, kann vor lauter Grün nicht mehr klar sehen. Wenn „Experten“ zu Unterhaltungs-Talks eingeladen werden, wer ausser der immerwährenden Frau Kemfert kommt denn da? „Wir haben kein Strom-, sondern ein Wärmeproblem“: Kein Redakteur hinterfragt diese haltlosen Statements. Und als Zeuge wird Patrick Graichen zitiert. Ein „Weltkulturerbe der Meinungsbildung“? Grüne Dröhnung allerorten. Nur ohne Substanz eben. – Uwe Metz

 

In Ihrem heutigen Beitrag machen Sie es sich, wie ich finde, doch etwas zu einfach. Frau Schlesinger steht stellvertretend für Personen in Führungspositionen, denen das Format fehlt ‚überwiegend moralische Verfehlungen‘ zu vermeiden. Was heißt das? Nicht juristisch nachweisbares Fehlverhalten ist ok?

Und ja, wie auch an anderer Stelle oft beklagt, die Aufsichtsgremien haben wieder lächerlich versagt. Allerdings reicht die Hybris ja dann doch oft für staatsanwaltliche Ermittlungen, so auch im Fall der Frau Schlesinger. Wir sind alle gespannt, ob zB. die Abrechnung eines privaten Abendessens im mehrstelligen Bereich, wie im Tagesspiegel berichtet, als moralische Verfehlung gewertet wird (anders als der berühmte Pfandbon) oder schlicht als Betrug. Wird der RBB das Geld zurückfordern?

Wir sind von der Bedeutung einer unabhängigen ‚vierten Gewalt’ überzeugt, mit ÖRR und seriösen Printmedien, heute mehr denn je. Wer will schon in der schönen neuen Murdoch-Zuckerberg Meta-Welt leben, mit Fox etc. verstärkt durch die Kakophonie der Social Media Kanäle. Das kostet richtig, wird aber gerne in die Arbeit all der tollen, engagierten Journalisten/innen investiert, deren Arbeitgeber auch im Interesse der Mitarbeiter auf ‚überwiegend moralische Verfehlungen‘ gerne verzichten dürfen. – Prof. Dr. Georg Dresen

 

Klare Unterstützung für di Lorenzos´s Plädoyer: die aufgezeigten Veränderungsnotwendigkeiten sind genau so unbestritten, wie die überragende Bedeutung des ÖRR für die Gesellschaft, die es zu erhalten gilt. In der heutigen globalen Medienlandschaft, mit steigenden Trends zu Desinformation, Fake News, und Verschwörungstheorien, befördert auch von Rechtspopulisten, ist der ÖRR ein Fels der Wahrheit in der Brandung.

Teil der notwendigen vierten Gewalt. Auch notwendiger kritischer Wegbegleiter um Transparenz und Aufmerksamkeit herzustellen für Kriminalität, Mißstände und Versäumnisse sowie um den Mächtigen, den Eliten, den Institutionen und den Demokratiegefährdern weiterhin auf die Finger zu schauen. Der Bedarf dafür nimmt leider kontinuierlich zu. – Hans-Jörg Glaß

 

Ich empfinde es als zu mickrig, wenn Die Zeit lediglich mit einem Leitartikel die Vorkommnisse beim RBB kommentiert. Ich hätte mir eine Reaktion ähnlich German Me Too erwartet oder zumindest ein Zeit Dossier gewünscht. Ich nutze den ÖRR j e d e n Tag, sogar im Mallorcaurlaub. Zumal es ja eine internationale Dimension hat, dass der öffentlich bezahlte Rundfunk unter Legitimationsdruck gerät( Frankreich, England, Schweiz). Die Kritik an der ARD und deren Struktur wird doch seit Jahrzehnten geführt, völlig zu Recht.

Mich ärgern viel zu üppige Intendantengehälter und Pensionsberechtigungen, vorsintflutartige Laienspieler in den Rundfunkräten, Parteibuchgeschacher, Doppel- und Dreifachstrukturen der TV-Formate. Politisch nehme ich einen „Einheitslisten“ Politikgesinnungspfad ala Rot/Grün wahr. Ich habe in der ARD nur 1 einzige Podiumsdisskussion mit „Konsumenten“ sprich Zuschauern/ Gebührenzahlern gesehen, mit Herrn Mohrhaupt vom NDR.

Es gäbe viel zu besprechen, Gehalts- und Machtstrukturen, Verschwendung von Rundfunkgebühren, die ständigen TV-Wiederholungen, zu viel Sport im Tv Primetime usw. Bei Ihnen , Herr Lorenzo, wünsche ich mir mehr Mut, übrigens auch bei der SZ und beim Spiegel, da wird zu wenig und nicht aufwendig genug der ÖRR kritisch und konstruktiv begleitet: Habt Ihr eine Art „Beisshemmung“, wenn es darum geht, den ÖRR zu kritisieren, zu hinterfragen, nicht nur die ARD-Rundfunk-Anstalten, auch dass ZDF, Bild-Tv und meinetwegen auch Deutschlandfunk…

Ich mag einen schlanken, Parteipolik/Staatsfernen ÖRR, der sich den Gebührenzahlern verpflichtet fühlt, guten Journalismus garantiert, auch Intendanten bezahlt, aber 12,500 Euro Monatsnettogehalt ist vollkommen auskömmlich: Auch ein Klaus Kleber ist mit 600.000 Euro Jahresgehalt überbezahlt! – Herbert Wärtsch

 

Wenn der Chefredakteur persönlich zur Feder greift, ist sein veröffentlichter Text für mich stets ein besonderer Lesegenuss. Warum äußert er sich so selten? Man merkt ihm das Bemühen um Ausgewogenheit an, spürt förmlich sein inneres Ringen um „Wahrheit“. Das Ergebnis ist kein opportunistisches Sowohl-als-auch, sondern eine stimmige Analyse, einer klaren Haltung entsprungen. Dass Giovanni di Lorenzo eine Lanze für die Öffentlich-Rechtlichen bricht, ist auf dem schwer umkämpften Medienmarkt alles andere als selbstverständlich, um so bedeutsamer ist sein eindeutiges Bekenntnis.

Bewahre uns vor einem schlagkräftigen Kampagnen-„Journalismus“ à la Bild und Welt auch in den elektronischen Medien, in dem das Ressentiment siegt und Bequemlichkeit, Besitzstandsdenken und Zukunftsängste vieler Bürger geschickt instrumentalisiert werden, um längst notwendige gesellschaftliche Veränderungen vor dem Hintergrund einer sich verschärfenden globalen Klimakrise hämisch zu sabotieren! – Rüdiger Paul

 

Natürlich haben die Öffentlich-Rechtlichen-Sender größere Probleme zu lösen als ein „4-Gänge-Menue mit Apfelstrudel“, das sich eine Intendantin auf Gebührenzahlerkosten gegönnt hat. „Peanuts“ hätte dazu ein für dieses Wort vielgescholtener Banker wohl gesagt. Doch nicht alles, was erlaubt ist, dient zum Guten, steht bereits im Korintherbrief des Paulus. Es gibt halt Dinge, die tut man einfach nicht, gerade wenn man in einer Spitzenposition ist.

Es ist das gute Recht der Öffentlichkeit, dem vom Gebührenzahler finanzierten Personal auf die Finger zu schauen, ohne dass damit gleich die Daseinsberechtigung der Öffentlich-Rechtlichen infrage gestellt wird. Im Gegenteil, durch solches Gebahren wie das der RBB-Intendantin wird die Akzeptanz der öffentlichen Sender bei den Zwangsgebührenzahlenden erst recht hinterfragt. Bei der kleinen Supermarktkassiererin fordert man Ehrlichkeit ein. Warum nicht beim hochdotierten Führungspersonal? – Mia Herber

 

Herr di Lorenzo singt ein Hohelied auf den öffentlich rechtlichen Rundfunk und bezeichnet ihn als Weltkulturerbe der Meinungsbildung. Das mag in teilen stimmen, aber neben der Selbstbedienungsmentalität zwei Beispiele: ARD und ZDF kaufen teure Spielfilmpakete ein mit echten cineastischen Perlen. Diese werden aber im Nachtprogramm versenkt. Abends wird die Rentnerzielgruppe mit Florian Silbereisen, den Rentnercops und dem Bergdoktor bedient. Inhalte für junge Zuschauer: Fehlanzeige.

Noch schlimmer ist die Lage bei den dritten Programmen: Da bekommen die Björn Freitags dieser Welt Rentenverträge und werden bis zum Erbrechen gesendet. Soviel Einseitigkeit auf das Publikum 60+ ist unangemessen, und gleichzeitig wundert man sich, warum keine jungen Leute mehr einschalten. Hier muss die Reform des ÖRR beginnen.

Volker Herres, Programmchef der ARD behauptet, es gäbe keine geeigneten Frauen, die eine Samstagabendshow stemmen könnten. Mehr Chauvinismus geht kaum. Was ist mit Anke Engelke, Carolin Kebekus oder anderen Talenten? Stattdessen gräbt das ZDF Wetten daß…? wieder aus. Was für ein Armutszeugnis. – Stefan Menzel

 

Amerika mit dem Sender Fox News ist bzw. war ein Beispiel für politische Einflussnahme und einseitige, populistische Berichterstattung zu Gunsten eines Einzelnen oder einer Gesinnung. Zum Nachteil der Allgemeinheit und der unabhängigen Berichterstattung. Auch hierzulande macht sich eine Gutsherrn / Frau-Mentalität breit. Keine / Keiner (oder nur wenige) in Spitzenpositionen fragen sich offensichtlich, für wen sie/er arbeitet und von wem sie/er bezahlt wird. Leider. Wer kontrolliert die Verwendung der Gebührengelder? Wer kontrolliert die Kontrolleure? Leichtfertige Verwendung von „Staatsknete“?

Ist es wirklich so das Macht korrumpiert? Eine umfassende, unabhängige und ideologiefreie Berichterstattung bietet eigentlich nur der öffentlich-rechtliche Rundfunk und das Fernsehen. Bei den Printmedien ist anhand der Größe der Schlagzeilen erkennbar wie der Wahrheitsgehalt aussieht. Das ist die Geschichte mit den Splittern und Balken im Auge. Bei den Öffentlich-rechtlichen von einer Rundfunkintendantin mit „Verfehlungen“ auf alle anderen zu schließen ist echt zu kurz gedacht.

Als Leser, Hörer und Seher gehe ich davon aus, dass meine Unterrichtung über das Weltgeschehen, die politischen Strömungen im Bund, den Ländern und auf der kommunalen Ebene bei den regionalen und überregionalen Printmedien relativ gut aufgehoben ist. Beim Fernsehen bin ich mir da nicht mehr so sicher. Wenn „altgediente“ Nachrichtenexperten reihum von den Öffentlich-rechtlichen zu den Privaten Sendern wechseln hat das, offensichtlich, nur mit dem Gehalt, also mit Geld, zu tun. Die Tagesschau und Heute halten den Vergleich mit den privaten gut aus: Qualität vor Quantität.

Im Übrigen ist das Moderieren einer Talkshow mit Niveau im Öffentlich-rechtlichen Fernsehen etwas gänzlich anderes als die Shows mit B-Prominenten von Möchtegern-Journalisten, in den privaten Sendern, die sich nicht schämen für die Quote jede Kulturstufe, jeden Bildungsgrad und jeden Anspruch außer Acht zu lassen. „Lasst, die ihr hier eintretet, alle Hoffnung fahren.“ (Dante). Mit der Massenhaften Verbreitung der sogenannten Sozialen Medien (Facebook, Instagram, Tiktok, Twitter etc.) sind die Ansprüche an der exakten Verwendung der deutschen Sprache und der Verbreitung von Nonsens jeglicher Art ins unermessliche gestiegen.

Vom Land der Dichter und Denker zum Land der sprachlichen Stümper und der unreflektierten Datenkonsumenten. Wo sind die Bildungsbürger die sich empören und sich oft nicht ihres eigenen Verstandes bedienen. (Kant) Das Problem ist immer der eigene Anspruch und die Verzwergung der gebotenen Lösungsansätze. Was wirklich fehlt ist ein moralischer Kompass. „Wer sich zum Wurm macht, kann sich nachher nicht beklagen, wenn er mit Füßen getreten wird.“(Kant) – Felix Bicker

 

Ich stimme zum grossen Teil Herrn Di Lorenzo zu, mit folgenden Anmerkungen: M.E. sind die Programmangebote zu wenig differenziert, es gibt gefuehlte 15 Quiz-Sendungen, 12 Talkshows, regional als auch ueberregional, auf verschiedenen Kanaelen, die haeufig zu oberflaechlich und gleichmeinig ablaufen. Und die Kandidaten sind oft die gleichen.

Qualitaet und Unabhaengigkeit sieht etwas anders aus, ein kleiner Blick ueber den Atlantik gibt da schon einige Hinweise, wie man es nicht nur anders, sondern auch besser machen kann. Der ÖRR muesste sich in seiner Struktur aendern, um zeitgemaess zu sein und alle Seiten zu Worte kommen lassen bzw. abzubilden. Ein erster Schritt in die richtig Richtung waere, dass die Politik die „Zwangsgebuehren“ abschafft. – Klaus Kuchen

 

Es ist schade, dass sich die Kritik zum Fall Schlesinger fast ausschließlich auf die (in der Tat beachtlichen) Missstände beim Öffentlich-rechtlichen Rundfunk konzentriert und die Empörung der Kritiker sich vor allem darauf richtet, dass die Sender gebührenfinanziert sind. Dabei gerät in Vergessenheit, dass es Mauscheleien, „Selbstbedienung“, Korruption, Ämterpatronage, Vorteilsnahme, illegale Begünstigung und die „Eine Hand wäscht die andere“-Mentalität überall dort gibt, wo faktisch unkontrolliert Macht ausgeübt und über Geld verfügt wird – also potentiell überall.

Jede Person, die z. B. Entscheidungen über Investitionen im weitesten Sinne trifft (Anschaffungen, Veranstaltungen, …) gerät in Versuchung, wenn die Anbieter damit winken, dass eine Entscheidung zu ihren Gunsten nicht der Schaden der Entscheidenden sein soll. (Ein Schelm, wer nicht an die skandalöse Bereicherung bei der Beschaffung von Corona-Masken denkt.) In fast jedem Gremium bis hin zu Aufsichtsräten sitzen Vertreter, die für das Management besonders nützlich, pflegeleicht oder sonst wie hilfreich sind. Bestechungsgelder unterliegem nur dann dem steuerlichen Abzugsverbot, wenn die Zahlung eines Schmiergelds eine strafbare Handlung im Sinne des Strafgesetzbuchs darstellt.

Gerichte tun sich außerordentlich schwer mit den Tatbeständen der Untreue und der Veruntreuung. Kürzlich wurde bekannt, dass der Chef einer wissenschaftlichen Organisation, die aus Staatsmitteln finanziert wird, auf Kosten dieser Organisation mit seiner Ehefrau First Class nach Südafrika geflogen ist – auch das mit Sicherheit nur die berühmte Spitze eines Eisbergs. In solchen Fällen ist leider auch der Rechnungshof, mag er so viel aufdecken und anprangern wie möglich, nur ein zahnloser Tiger. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Die Analyse von Giovanni di Lorenzo spielt den Ball noch nicht weit genug. Schließlich besteht die richtige Lehre aus der „Causa Schlesinger“ nicht nur darin, dass beim RBB, sondern in genereller Hinsicht eine größere Debatte über die Werte von Führungskräften in Deutschland begonnen werden sollte, da gerade die erfolgreiche digitale Transformation von Unternehmen, die derzeit nicht nur im Mediensektor ansteht, nur über einen echten Kulturwandel mit flachen und transparenten Hierarchien sowie einer ausgeprägten Sozialkompetenz funktioniert.

Deshalb muss sich nicht nur der öffentlich-rechtliche Rundfunk von innen her grundlegend reformieren, zumal es ebenfalls bereits seit Längerem bekannt ist, dass die besten Innovationen sehr häufig vor allem da entstehen, wo ein direkter Kundenkontakt existiert, und eben nicht in einem von der realen Welt scheinbar abgekoppelten technokratischen Paralleluniversum! – Rasmus Ph. Helt

 

Ein starker Leitartikel von Giovanni di Lorenzo! Es ist ja nicht neu, dass Medien wie die BILD immer wieder versuchen, den Öffentlich-Rechtlichen die Daseinsberechtigung streitig zu machen. Angesichts der anstehenden Erhöhung der Rundfunkgebühren ist der „Fall“ Schlesinger wie ein 6er im Lotto für die Privaten. Vetternwirtschaft, Vorteilsnahme, Selbstbereicherung, alles auch aus der Politik bekannt. So haben sich etliche Politikerinnen und Politiker immer wieder selbst diskreditiert und Ihren Ämtern geschadet. Hätte Patricia Schlesinger als Intendantin der Öffentlich – Rechtlichen das nicht wissen müssen? An negativen Beispielen mangelt es sicherlich nicht.

Es ist mir schleierhaft, wie führende Persönlichkeiten immer und immer wieder in diese „Falle“ tappen und nicht lernfähig sind. Woran liegt das eigentlich? Sind es schlicht Selbstüberschätzung, mangelndes Unrechtsbewusstsein oder einfach das Gefühl von Unantastbarkeit, das mit dem Machtzuwachs einhergeht, und dann in unverhohlener Manier ausgelebt wird. Rein finanzielle Motive sind es wohl nicht.

Für mich stehen die Öffentlich-Rechtlichen in erster Linie für eine fundamentierte und unabhängige Berichterstattung. Ein Fernsehen ohne Tagesschau wäre für mich undenkbar. Die Beobachtung Giovanni di Lorenzos, dass der Angriff auf die öffentlich-rechtlichen Medien ein Markenzeichen rechtspopulistischer Stimmen in ganz Europa ist, ist richtig und muss sehr ernst genommen werden. Sein Einwand, dass es in den Öffentlich-Rechtlichen keine einzige profilierte konservative Stimme mehr gibt, wiegt schwer und ich bin dankbar dafür, dass Giovanni di Lorenzo dieses so offen anspricht.

Das hört und liest man seit Langem selten. Diese Lücke muss gefüllt werden, den Privaten oder Rechtspopulisten hier das Feld zu überlassen, führt zur Spaltung und in eine Schieflage, die weder eine seriöse konservative Sichtweise widerspiegelt noch den Vorwurf entkräftet, die Öffentlich-Rechtlichen seien zu linkslastig.

Die BILD und ihr Sender WELT beispielsweise sind ja nicht einmal konservative Medien im klassischen Sinne. Ihnen geht es um „Sensationen“ und die teils blödsinnigen und einseitigen Berichte haben ausschließlich das Ziel, den Boulevard zu bedienen, „Stimmung zu machen“. Das gelingt ihnen leider zu gut.

Die Öffentlich-Rechtlichen müssen sich dringend reformieren und vor allem transparenter für ihre Kunden werden, wollen sie nicht wie eine angestaubte Behörde wirken, die die Zeichen der Zeit nicht erkennt und nur mit sich selbst beschäftigt ist. Denn auch hier liegt Giovanni di Lorenzo vollkommen richtig: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist einer der tragenden Säulen unserer demokratischen Grundordnung und unverzichtbar. – Regina Stock

 

Die „Öffentlich-Rechtlichen“ werden von allen Haushalten der Republik in gleichen Maße finanziert. Da könnte man doch auf die Idee kommen, dass auch das Meinungsspektrum des Volkes entsprechend abzubilden sei. Davon ist, wie Sie schreiben, nicht mehr die Rede, meines Erachtens ein Unding. Selbst wenn sich die Anstalten sich auf das reine Berichten beschränken würden, bietet schon die Hoheit über die Auswahl der Themen die Möglichkeit zur Einflussnahme. Probleme, die nicht in das politische Narrativ passen, verkümmern im Hintergrund.

Nun ist es aber leider so, dass in den meisten Medien die Berichterstattung mit Wertungen nur so gespickt ist. Dafür ist der zweite Leitartikel dieser Ausgabe der „DIE ZEIT“ ein Beispiel. Zum Schluss suggeriert Frau Havertz, dass ein überwältigender Sieg der Republikaner bei den nächsten Kongresswahlen in den USA das Ende der amerikanischen Demokratie bedeuten würde. Ich vermute, sie wird uns Alle überleben. Im Gegensatz zu den Rundfunkgebühren kann ich, wenn mir das nicht gefällt, mein Abo kündigen und bin aus der Nummer raus.

Ich interpretiere das Agieren der „Öffentlich-Rechtlichen“ als den Versuch, eine Republik nach eigenem Geschmack zu formen. Ständig die Warnungen vor dem rechten Populismus. Parteien wie die AfD können verschwinden, deren Wähler tun dies nicht. Italien ist da ein gutes Bespiel. Kaum scheint Herr Salvini an Bedeutung zu verlieren, kommen die Brüder Italiens mit ihrer Oberschwester daher. Die Nichtberücksichtigung der Meinungen eines großen Teils der Bevölkerung führt zunächst zu deren innerer Immigration, um sich später begierig der nächsten Bewegung anzuschließen. Langfristig schadet diese Einseitigkeit der Republik. – Dirk Hoppe

 

Chapeau Hr. di Lorenzo ! Diese unglaubliche Chuzpe muss man erstmal aufbringen, sich einerseits, mit Recht, als befangen zu erklären weil man sich auch persönlich an dem maroden System des „ÖRR“ finanziell wie habituell gütlich hält und andererseits den ÖRR der BRD mit seinem (absurden) Vorschlag zum „Weltkulturerbe der Meinungsbildung“ als sakrosankt erklärt. Der „Fall Schlesinger“ zeigt, ein weiteres mal, den Dinosaurier ÖRR als verkrusteten, verfilzten Beamten-Bürokraten-Versorgungsmoloch nach dem Motto „Nimm was du kriegen kannst“.

Das ist aber, weil längst zur Gewohnheit geworden, tatsächlich nicht das eigentliche Problem. Das wirkliche Problem ist die Weltanschauung der Protagonisten und Protagonistinnen die da lautet: „Wir (primär mit rot – grüner Gesinnung) sind doch die Guten ! Wir haben die moralische Lufthoheit, also steht uns das doch zu ! Das muß doch der uneinsichtige, verstockte Alimentierer einsehen und weiter brav seine Zwangsabgabe entrichten ! – Werner F. I. Balsam

 

Ja es gibt halt viele Neider im Lande, die auch mal das machen wollen, was sie zur Zeit nicht machen dürfen! Wer gerade am Futtertrog hockt, der wird weiterfuttern bis die Plauze platzt! Frage: Wer kontrolliert hier eigentlich wen und wer kontrolliert die Kontrolleure, wenn diese gerade beim Kontrollieren sind…?

Wer kontrolliert eigentlich Karl Lauterbach, wenn dieser Unmengen von überflüssigen Impfstoffen mit unseren Steuermitteln aufkauft? Noch ein deutsches Sprichwort zu guter Schluss: „Wer sich unter die Kleie mengt, den fressen die Schweine!“ – Klaus P. Jaworek

 

Die Öffentlich-Rechtlichen befinden sich bekanntlich schon recht lange und aus vielgestaltigen Gründen in der Kritik. Offenbar hat es indes den „exponierten Fall Schlesinger“ gebraucht, damit endlich ernsthaft und grundsätzlich Filz und Missstände gelöst werden (sollen), die sich in Jahrzehnten systemisch zu einer chronischen Krisenhaftigkeit entwickelt haben. Dass wir in unserer durchwachsenen Medienlandschaft gleichwohl die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten – freilich entsprechend ihrem staatsvertraglichen Auftrag – brauchen, steht für mich nicht zuletzt mit Blick auf den (mit Verlaub) Sendemüll des sogenannten Privatfernsehens außer Frage. – Matthias Bartsch

 

Der im Betreff genannte Beitrag zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) behandelt die jüngsten Vorkommnisse im RBB auf die gewohnte Weise: Es sind Fehler gemacht worden, strukturelle Änderungen sind wünschenswert, aber bitte den RBB-Sumpf nicht überbewerten: Unsere Eliten sind halt einen gewissen aufwändigeren Stil gewohnt; warum nicht auch im ÖRR? Die überragenden Leistungen des ÖRR im Bereich der Nachrichten- und Informationssendungen sind für uns alle unverzichtbar. daeshalb ist nebensächlich, was sonst noch im ÖRR passiert.

Der ÖRR beruht auf zwei tragenden Säulen: Zum einen die rundherum gesicherte, weil vom Bundesverfassungsgericht garantierte Finanzierung durch eine Zwangsabgabe (Rundfunkbeitrag), die jeder Inhaber einer Wohnung im Bundesgebiet selbst dann bezahlen muss, wenn er nicht im Besitz eines Empfangsgeräts ist. Zum anderen der Programmgrundsatz der Ausgewogenheit, d.h. alle gesellschaftlich relevanten Meinungen müssen im Programm angemessen berücksichtigt werden. Die Finanzierung durch eine Zwangsabgabe schließt es (verfassungsrechtlich) aus, dass der ÖRR zum Instrument für die Förderung und Verbreitung einer bestimmten gesellschaftlichen oder politischen Linie gemacht wird.

Nach meiner Einschätzung, gewonnen u.a. als Mitglied des für das Rundfunkrecht zuständigen Senats des Bundesverwaltungsgerichts (bis Mitte 2021), fehlt den Verantwortlichen und vielen Mitarbeitern des ÖRR schlicht das Bewusstsein für die Bedeutung der beiden den ÖRR tragenden Säulen. Dies gilt insbesondere für die zweite Säule: Der ÖRR wird als Einrichtung angesehen, um die für richtig gehaltenen Vorstellungen zu verbreiten (z.B. zum Gendern).

Gegenauffassungen kommen in der Gesamtheit des Programms oftmals nicht vor oder werden als irrig, hinterwäldlerisch u.a. abgetan. Als eindrucksvollstes Beispiel sei nochmals an die Berichterstattung des ÖRR während der sog. Flüchtlingskrise 2015/16 erinnert. Der ÖRR war nicht mehr als eine Pressestelle der Bundesregierung. Die ÖRR-Programme verbreiteten eine Einheitsmeinung; Probleme wurden weitestgehend ausgeblendet bzw. abgetan.

Weiteres Beispiel: Wo waren denn im ÖRR die Kritiker des „Rußland-Gas-Kurses“ der CDU-SPD-Bundesregierungen, der sich als verhängnisvoller Irrweg herausgestellt hat? Wer hat denn im ÖRR die langjährigen Warnungen unserer Partner (USA, Polen, baltische Staaten u.a.) ernst genommen? Aus jüngster Zeit sei noch genannt, dass die Hamburger Besonderheiten des Cum-Ex-Skandals (Steuererlass von 45 Millionen Euro) den NDR – im Gegensatz zur ZEIT – nicht zu interessieren scheinen. Der viel gerühmte Rechercheverbund „NDR – WDR – Süddeutsche Zeitung“ hat offenbar anderes zu tun.

Diese Situation kann auf die Zusammensetzung der Mitarbeiterschaft des ÖRR zurückgeführt werden. Herr di Lorenzo konstatiert zwar, dass es im ÖRR keine einzige profilierte konservative Stimme mehr gibt, nennt aber die – aus meiner Sicht – Hauptursache nicht: Welcher konservative Journalist heuert denn beim ÖRR an, wenn er sicher sein kann, dort einer erdrückenden rot-grünen Mehrheit gegenüberzustehen.

Dazu gehört ein hohes Maß an Zivilcourage und Kampfbereitschaft. Die Lage ist nicht anders als im Bereich der Hamburger Verwaltung. Wie ich aus vielen Gesprächen weiss, meiden konservative oder jedenfalls nicht SPD-affine Juristen diese Verwaltung, weil sie eine SPD-Hochburg ist. Wie wäre es denn mit einer ÖRR-Quote für konservative Bewerber? (Scherz).

In seiner gegenwärtigen Verfassung ist dieser ÖRR keinesfalls unverzichtbar. Vor allem aber werden die Informations- und Nachrichtensendungen aufgrund ihrer eindeutigen Tendenz dem Aufrag, alle gesellschaftlich relevanten Entwicklungen aufzuzeigen, nicht gerecht. Aber ich befürchte, dass die notwendigen tiefgreifenden Reformen wieder einmal mit dem Verweis auf die auch von Herrn di Lorenzo beschworene überragende Bedeutung des ÖRR hintertrieben werden. In meiner Berufstätigkeit ist mir schon vor Jahren eine tiefe Abneigung gerade des „nichtakademischen“ Teils der Bevölkerung gegen den ÖRR aufgefallen.

Diese Abneigung ist im Osten besonders ausgeprägt. Es hat mich immer wieder erstaunt, mit welcher Arroganz die Verantwortlichen und Mitarbeiter des ÖRR darüber hinweggegangen sind, obwohl sie doch auch von diesem Teil der Bevölkerung finanziert werden. Die Notwendigkeit, Rundfunkbeitrag von monatlich 18,36 Euro zu zahlen, führt bei einkommensschwächeren Personen durchaus dazu, dass kein Geld für sonstige Medien, etwa für die Lokalzeitung, ausgegeben wird.

Auf die Verantwortung des Bundesverfassungsgerichts für die Situation des ÖRR gehe ich nicht ein; dies würde meine Zuschrift sprengen. Langer Rede kurzer Sinn: Herr di Lorenzo macht es sich viel zu einfach; er redet die Situation des ÖRR in gewohnter Weise schön. Devise: Weiter so! Während dessen sinkt die Akzeptanz des ÖRR immer mehr. Dass dies dort nicht weiter zu denken gibt, hängt mit den garantierten Milliarden aus den Rundfunkbeiträgen zusammen. – Dr. Thomas Heitz

 

Die Institution „Weltkulturerbe“ muss ziemlich heruntergekommen sein, wenn Giovanni di Lorenzo die ÖRR als ein „Weltkulturerbe der Meinungsbildung“ bezeichnet. Man muss schon sehr befangen sein, um so daneben zu greifen. – Sven Herfurth

 

… Alles schön und gut, lieber Herr Di Lorenzo, aber wann will denn die ARD mal anfangen mit Reformen? Das Schweigen der anderen Häuser jedenfalls zur Causa Schlesinger ist geradezu ohrenbetäubend. Und wenn dereinst Mitarbeiter wie die SWR-Volontärin aus dem jüngsten ZEIT-Gespräch das Sagen haben sollten, ist die Zukunft der ARD schon vorbei, bevor sie begonnen hat – Gender-Unfug, Aktivisten- und Identitty-Kauderwelsch, und das alles mehr oder weniger einseitig tendenziell.

Möge Ihr Blatt dagegen weiterhin gefeit bleiben – wenn sich auch immer wieder mal was davon gleichsam durch die Hintertür einschleicht. Doch mit der paritätischen Berufserfahrung als Nicht-SED-Journalist in Ost und West bereitet mir jegliche Tendenz von Bevormundung, und sei es lediglich mit Sprache, geradezu physisches Ungemach… Aber vielleicht halten Sie es ja mit dem unvergessenen Peter Rühmkorf und dessen Motto „Bleib erschütterbar und widersteh'“. In diesem Sinne nix für ungut. – Thomas Bickelhaupt

 

Wenn sie von kapillarer Berichterstattung reden kann ich vermuten was sie so sublim ausdrücken wollten. In der Medizin versteht man darunter das feinst verzweigte Geflecht bzw. die Verästelung von Arterien und Venen oder Lymphbahnen in einem Organ .Kapillaren sind sonst Röhren mit einem Hohlraum. Das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Haar.Das wissen sie sicher. Ich werde auf jeden Fall die passende Übersetzung finden!

Dies war aber nicht der eigentliche Grund meines Brief. Mich stört ihre durchwegs sehr positive Einstellung zum Rundfunk und Fernsehbetrieb in Deutschland, verbunden mit allerdings nur mit leichter Kritik.Zwangsverpflichtet muss ich Gebühren bezahlen für ein Programm das vorwiegend aus Talkshows und Krimiserien zusammengesetzt wird. Im Gegensatz zum Abiturientensender Arte kann ich vom Bildungsauftrag des Fernsehens wenig erkennen.ZDF und ARD sind parteipolitisch und einseitig festgelegt, berichten keineswegs neutral oder objektiv , sondern meist regierungsfreundlich, aber nicht neutral. Das ist meinungsbildend aber nicht bildend und deshalb eigentlich nicht vorgesehen.Die besten Filme kommen vor Mitternacht und zur besten Sendezeit taucht Pilava oder ein sonstiger Moderator mit eigener Sendung auf.

Was sich in Berlin abspielt ist nur die Spitze des Eisbergs. Es wird sich nicht viel ändern und Abfindungen, Boni und Pensionen bleiben unberührt.Nach 2 Wochen ist sowieso alles vorbei und vergessen.Von einer liberalen Zeitung sollte deshalb heftigere Kritik geübt werden. – Dr. W. Kern

 

Ihrem Beitrag „Kind mit dem Bade“, kann ich nur bedingt zustimmen. Menschen, wie Frau Schlesinger hat es immer gegeben, gibt es heute und wird es auch zukünftig geben. Das viele Geld und ihre uneingeschränkte Macht, hat ihren Verstand vernebelt und den Anstand gleich mit. Und diese sogenannten Kontrollgremien, Rundfunkrat, Verwaltungsrat und was es sonst noch alles gibt, sollen den Schein nach außen wahren. Die sind alle so miteinander vernetzt, da wird keiner den Anderen etwas „böses“ tun.

Aber zu Ihrem Beitrag, Zitat: … „Aber er ist ein tragende Säule unserer demokratischen Ordnung, ein Weltkulturerbe der Meinungsbildung“. Ja, dass dachte ich auch viele Jahre, Monitor, Panorama, Fakt, Plusminus. Gut gemachter Journalismus. Doch dann kam Corona und mit der Pandemie eine unsägliche Berichterstattung. Besonders die Art und Weise des Corona Beitrag aus Italien. Lkws voller Corona- Leichen, Angst, Panik und Hysterie waren das Ziel diese Sendung. Wo das hingeführt hat, wissen wir alle.

Menschen die sich der Impfung verweigert haben, wurden später dann als Gegner, als Feinde der Demokratie bezeichnet. Besonders die Print – und TV Medien des öffentlichen- rechtlichen Fernsehen hatten daran großen Anteil, leider muss man sagen. ARD und ZDF und ihre lokalen Sender haben durch diese, teils hysterische, Berichterstattung zu Corona und was danach kam, für mich ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt. Daher schaue ich keine Nachrichten und Informationen von ARD, ZDF, WDR usw.

Die Mediatheken sind dennoch beeindruckend. Ein Weltkulturerbe der Meinungsbildung sind die öffentlich – rechtlichen Sender keineswegs, eher Meinungsmachend. Guter Journalismus sollte keine Meinung machen, sondern dem Leser oder Zuschauer es überlassen sich eine eigene Meinung zu bilden. Sie schreiben, … „gibt es im öffentlich – rechtlichen Fernseher keine einzige profilierte konservative Stimme mehr.“ … es fällt Ihnen schwer diese Missstände zu beheben.“ Will man diese Missstände wirklich beheben?

Ich glaube nicht, wirklich! Bloß keine Meinungsvielfalt zulassen!!! Und noch eine Kleinigkeit, „Gendern“ im öffentlich- rechtlichen Fernsehen, man kann davon halten was man will. Ich persönlich schalte beim gendern immer ab, bzw. lese den Artikel abrupt nicht weiter. Obwohl ich auch zu einer Minderheit gehöre. Eine kleine Minderheit drückt der Mehrheit der Gesellschaft eine neue Art der Kommunikation auf. Konrad Duden würde sich im Grabe umdrehen. – Gisela Pieper

 

Seit den Jahren als ich im CDU-Landesvorstand Hamburg für den Bereich Medien zuständig war, bin ich vielen Journalisten auch aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen begegnet und ich habe seitdem manchen Wandel bezüglich der Persönlichkeits- Profile wahrgenommen. Von den Heroen der Nachkriegszeit ist im Zeitgeistwandel nicht mehr viel übriggeblieben. Wenn jetzt Giovanni di Lorenzo zum Schluss kommt, dass es heute keine einzige profilierte konservative Stimme bei den Öffentlich Rechtlichen mehr gibt, erinnere ich mich allerdings an die Debatte vor nunmehr 40 Jahren als sich meine Partei mit dem NDR als „Rotfunk“ auseinandersetzte und die Debatte um „Ausgewogenheit“ an Fahrt aufnahm.

Als ich 1979 an der Reise meiner Bürgerschaftsfraktion nach London teilnahm, saß ich an einem geselligen Abend neben dem ARD-Korrespondent Rolf Seelmann-Eggebert.Margaret Thatcher hatte gerade die Wahlen zum Unterhaus gegen den Premier James Callaghan gewonnen, der im Wahlkampf ein zentraler Punkt der Auslandsberichterstattung war. Seelmann-Eggebert sagte mir, dass er vergebens versucht hatte, die Parteiführerin der Konservativen der Redaktion in Hamburg anzudienen. Für die Seher der Tagesschau wäre Thatcher völlig unbekannt, wenn sie sich nicht anderer Quellen bedient hätten.

Auf die Beschwerde des Korrespondenten an die Redaktion sei die Antwort gekommen, dass die Auslandsberichterstattung glücklicherweise nicht der Forderung nach Ausgewogenheit unterliege. Der Zusatz sarkastisch: Die Konservativen in der Bundesrepublik hätten ja immerhin den Landfunk (Landwirtschaft) am Nachmittag. Wenig später hatten Gerhard Stoltenberg und Ernst Albrecht, Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein und Niedersachsen das Hamburger Monopol des „Rotfunks“ NDR aufgebrochen und die Landesfunkhäuser in Kiel und Hannover installiert. Bis dahin wurden Parlamentsdebatten allein aus der Hamburgischen Bürgerschaft im gesamten Sendegebiet Norddeutschlands übertragen.

Das muss man bedenken, wenn jetzt in Zusammenhang mit der skandalösen Amtsführung der ARD-Vorsitzenden und RBB-Intendantin auch die Forderung nach Zentralisierung und Vereinigung der ARD mit dem ZDF erhoben wird.Die Gefahr einer einheitlichen Meinungsverkündigung würde steigen. Patricia Schlesinger war in ihrer Zeit beim NDR übrigens eine geachtete Journalistin bis sie nach Berlin ging. Mir fiel in diesem Zusammenhang das Peter-Prinzip von Laurence J. Peter ein, dessen These lautete, in einer Hierarchie neige jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen.

Die Prinzip- Variante Schlesinger zeigt, dass selbst Befähigte der Gefahr einer charakterlichen Veränderung unterliegen, wenn sie in eine Machtzone gelangen. Da ist Schlesinger nicht die einzige Person. Da gibt es in der Politik und anderen gesellschaftlichen Feldern einige Beispiele. Dessen eingedenk ist es Zeit, die Reformen entsprechend sorgfältig vorzunehmen und „das Kind nicht mit dem Bade“ auszuschütten. – Peter D. Schmidt

 

Di Lorenzo tönt: „…ein Angebot, das seinesgleichen sucht.“ Absolut richtig: seichtes Unterhaltungs-Gedudel, Wiederholungen in Endlos-Schleife, Sport bis der Arzt kommt, Talkshows ohne Ende mit immer den gleichen Gespenstern, usw.usw. kurz: Einfalt statt Vielfalt! Und da versteigt sich der Chefredakteur dazu, den ÖRR als Weltkulturerbe der Meinungsbildung zu verkaufen. Blöder geht`s nimmer. Im Gegenteil: einen stromlinienförmigen Staatsfunk mit üppig ausgestatteten Führungsetagen braucht heute niemand mehr! – Dr. Gernot Eysselein

 

Giovanni di Lorenzo hat Recht: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist eine tragende Säule unserer demokratischen Ordnung. Es liegt allerdings vor allem in der Hand des ÖRR, dass dies auch künftig so bleibt. Denn niemand kann die Augen davor verschließen, dass die Öffentlich-Rechtlichen ein großes Akzeptanzproblem haben, das bis weit in die liberale politische Mitte hineinreicht.

Vielleicht nehmen einige Journalisten den Fall Schlesinger zum Anlass, endlich von ihrem hohen moralischen Ross herabzusteigen. Wer zum Beispiel – wie viele Umfragen belegen – die überwältigende Mehrheit der Gebührenzahler einfach ignoriert und ständig versucht, Identitäts- und Genderideologie selbst in Nachrichtensendungen zu verbreiten, muss sich nicht wundern, wenn er in eine Legitimationskrise schlittert. – Dr. Dieter Schütz

 

Abgesehen davon, dass wir mit unseren GEZ-Gebühren solchen Missbrauch wie beim rbb mitfinanzieren müssen sowie während der Ferienzeit fast nur Wiederholungen serviert bekommen, finde ich es mittlerweile unzumutbar, dass wir z.T. sogar in den Nachrichten links-woke Propaganda ertragen müssen (Krankenschwesterin??? beim WDR), verstehe ich nicht, wieso die BBC ein viel besseres Programm mit deutlich weniger Gebühren hinbekommt und bald wahrscheinlich die Zwangsgebühren abschaffen wird.

Wieso setzt sich die FDP nicht für die Abschaffung der Zwangsgebühren für das Öffentlich-rechtliche Fernsehen ein, wo sie doch sonst so für Freiheit kämpft?! Das ÖRR sollte gründlich reformiert werden, damit es wieder berechtigterweise Gebühren einziehen darf, ansonsten bin ich für Wettbewerb, Netflix und Amazon bieten sehr viel bessere Serien für viel weniger Geld! – Hajnalka Kovac

 

Warum Schlesinger & Co eine Gefahr für die Demokratie darstellen: So groß die Genugtuung über Frau Schlesingers Rücktritt sein mag, bleibt doch das ungute Gefühl, dass dieser Rücktritt eigentlich nicht aus den richtigen Gründen erfolgt ist. Was Frau Schlesinger zur Last gelegt wird – Korruption, Selbstbedienung und Geldverschwendung – hat weniger Schaden angerichtet als die von ihr als Intendantin zu verantwortende politische Einseitigkeit beim RBB und bei der ARD, die Indoktrination und ideologische Bevormundung der Zuschauer, die Unkultur der Gendersprache, die Ausgrenzung Andersdenkender.

Frau Schlesingers größte Schuld besteht vielleicht darin, dass sie den polit-medialen Boykott gegen die AfD mitgetragen hat. – Bitte lesen Sie weiter und hören Sie meine Argumente! – Ich halte den Vernichtungskampf des Kartells aus Partein und Medien gegen einen unliebsamen Konkurrenten für ein politisches Verbrechen, weil er das Ziel verfolgt, dem Wähler die Wahl zu nehmen. Dadurch wird die Demokratie ausgehebelt, so wie die Marktwirtschaft ebenfalls durch Kartellbildung ausgehebelt wird.

Seien wir ehrlich: in allen entscheidenden politischen Fragen unserer Zeit – Kultur, Klima, Energie, Corona, Migration, Europa, Ukraine und Russland – gibt es jeweils nur einen „richtigen“ Weg, der als alternativlos dargestellt wird – unisono verkündet von den 5 Blockparteien unter Führung der Grünen und von den freiwillig gleichgeschalteten Medien. Wer anderer Meinung ist, hat Pech gehabt, und wer sie öffentlich äußert, kann sich in Zukunft der „Deligitimierung des Staates“ schuldig machen. Das ist die Wiedergeburt der DDR als „DDR 2.0“!

Die behauptete Alternativlosigkeit der herrschenden Politik ist eine große Lüge, denn es gibt immer Alternativen. Demokratie lebt von politischen Alternativen! Es reicht nicht, nur zwischen austauschbaren Personen wählen zu können, die alle das gleiche sagen. Der Boykott und das Mobbing gegen die AfD zeigt die erwünschte Wirkung. Permanent in die Enge getrieben, abgeschreckt durch politische Ausgrenzung und soziale Ächtung findet die AfD zu wenig qualifiziertes Personal, um überzeugende Politikangebote zu machen.

Die Partei zu wählen hat sowieso keinen Zweck, weil sie durch den Boykott grundsätzlich von jeder politischen Mitwirkung ausgeschlossen ist. Menschen, die politische Alternativen wollen, resignieren und bleiben den Wahlen fern. Bald wird es bei uns völlig normal sein, dass nur noch die Hälfte der Wahlberechtigten zur Wahl geht. Den etablierten Parteien kann das herzlich egal sein – denn es zählt ja nur die relative, nicht die absolute Anzahl der Stimmen. Um so besser wenn kritische Geister der Wahl fernbleiben! Andersdenkende, die der „Schönen neuen Welt“ à la Huxley und Orwell im Weg sind, werden in unserem Land nicht gebraucht.

Das ist das Werk der vielen Patricia Schlesingers, die sich als Hüter der Demokratie aufspielen und in Wirklichkeit die Demokratie zerstören. Dass sie sich nebenbei auch noch die Taschen füllen und unser Geld zum Fenster herauswerfen, ist von untergeordneter Bedeutung. – Joachim Mädlow

 

Es tut einfach nur gut, einen so ausgewogenen Leitartikel zum Thema ÖRR zu lesen. DANKE für die sachliche Zusammenfassung, die sich weder mit Schwarz- noch mit Weißmalerei beschäftigt, sondern die Probleme sachlich anspricht. Und JA, der ÖRR muss stark bleiben! Qualitätsmedien wie DIE ZEIT haben gerade eine besondere Verantwortung, damit die unsäglichen Populisten nicht die Oberhand gewinnen! – Doris Assmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Maja Göpel und der gute Geist“ von Stefan Willeke

 

Der Artikel über Frau Göpel ist der ZEIT nicht würdig. Er strotzt vor Beleidigungen „Portion Verlogenheit“ und wurde offensichtlichst extrem schlampig recherchiert. Ein einfacher, völlig unelitärer Besucher einer Göpellesung hätte dem Autor der Seite 3 erzählen können, dass Frau Göpel stets auf den „Ghostwriter“ hingewiesen und eben NICHT verschwiegen hat. Das der Verfasser dieser seltsamen Polemik als „Chefreporter“ daherflaniert, macht mich, bis auf die obigen Zeilen, sprachlos. – Michael Zimnermann

 

Irgendwas wird schon hängenbleiben! -Ist das die Spekulation der Zeit und ihres Redakteurs gegen Maja Göpel? Was soll der Fehler sein, wenn ein Ghostwriter nicht genannt werden will? Bei dem heutigen Vortrag von Maja Göpel in der Akademie am Meer in Klappholttal waren viele empört: auf die „Zeit“. Mit dieser Art des Journalismus sind Leser wohl nicht zu gewinnen. – Joachim Reinig

 

Maja Göpel ist eine berühmte Schriftstellerin erfährt man. Wohl so berühmt,dass sie sich mal auf ihren Lorbeeren ausruhen will.Die Tantiemen fliessen ja weiter. Und damit diese auch beim Auruhen weiter fliessen, haf Frau Gopel einen Ghostwriter engagiert.Der schreibt nun weiter.Frau Göpel verschweigt das ,und hat nun Schwierigkeiten.Richtig,ohne Häme.Sowas tut man nicht.Der Ghostwriter will auch erwähnt werden. Oder ? – Hans-Emil Schuster

 

Ein wirklicher Skandal versteckt sich ganz beiläufig: wie kann es eigentlich sein, dass (selbst bei einem Bestseller) die Autoren 1,48 € pro Buch bekommen? (2 x 200.000 € / 270.000 Stück) Klar, die Druckkosten, der Transport, das Marketing. Alles gut und schön. Aber das „eigentliche“ an einem Buch, das, was seinen Wert ausmacht, ist doch wohl der Inhalt. Wieso wird der eigentlich so mies vergütet? – Dr. Christian Naundorf

 

Irgendwas wird schon hängenbleiben! -Ist das die Spekulation der Zeit und ihres Redakteurs gegen Maja Göpel? Was soll der Fehler sein, wenn ein Ghostwriter nicht genannt werden will? Bei dem heutigen Vortrag von Maja Göpel in der Akademie am Meer in Klappholttal waren viele empört: auf die „Zeit“. Mit dieser Art des Journalismus sind Leser wohl nicht zu gewinnen. – Joachim Reinig

 

„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er (sie) auch die Wahrheit spricht!“ Als ich das Buch bald nach dem Erscheinen gelesen hatte, hätte ich dem Urteil der FAZ spontan zugestimmt: „keine bahnbrechenden Neuigkeiten“, aber „kurzweilige Lektüre“. Ihren Satz auf S. 18: “ und deshalb schreibe ich dieses Buch“ hielt ich in aller Naivität für wahr und schenkte dem Satz sonst keine Bedeutung. Jetzt habe ich den Satz in meinem Exemplar als falsch markiert und bin enttäuscht, ja eigentlich entsetzt:

Wie kann eine Wissenschaftlerin, die der Wahrheit verpflichtet ist – und zwar in jeglicher Hinsicht – eine solche Lüge dreist zu Papier bringen? Für mich liegt das auf der gleichen Ebene wie ein nicht angegenenes Zitat in einer Dissertatiion: Man gibt ein Plagiat für eigene Leistung aus, so wie Frau Göpel sich mit Beifall für gelungene Formulierungen geschmückt hat. Beim Plagiat folgt die Aberkennung des akademischen Titels, hier folgt mit Recht der Karriereknick! – Dr. Artur Behr

 

Göpeln. Schönen Dank für den aufklärerischen Bericht „Maja Göpel und der gute Geist“ (DIE ZEIT No. 33, 11. August 2022, S. 3) – Sie haben mir die Augen geöffnet! Ja, auch ich habe das Buch „Unsere Welt neu denken. Eine Einladung“ im Frühjahr 2020 mit großem Interesse gelesen und oft zitiert. Jetzt schäme ich mich dafür, dass ich es falsch zitiert habe, und dass ich den Göpel-Phantasien auf den Leim gegangen bin.

Wie verlogen ist ein Buch, das eine einseitige persönliche Danksagung (auf S. 192) enthält, aber den wichtigsten Schreiber nicht erwähnt. Wie stehen die dort genannten Personen (vor allem die vom Ullstein Verlag) nun da? Ich bin entsetzt und schockiert über das „Göpeln“. Ist Göpeln die hohe Schule des Plagiierens? Saubere Wissenschaft sieht transparenter aus. Göpeln ist Betrug! Das neue Buch von Göpel & Co. werde ich nicht kaufen, nicht lesen und nicht zitieren. Und bei meinen Zielpersonen entschuldige ich mich für die blauäugige Weitergabe von sog. Göpel-Zitaten. – Edmund A. Spindler

 

Es ist schade, dass Herr Jauer als Co-Autor nicht erwähnt werden wollte, und es war – im Nachhinein sichtbar – ein Fehler, dass Frau Göpel dies akzeptiert hat. Es ist offensichtlich unter vielen Aspekten besser, wenn man die Beteiligung von Co-Autoren erwähnt. Das wird im neuen Buch ja auch gemacht. Es ist aber ein deutliches Ärgernis wie die Zeit bzw. Herr Willeke darüber berichtet. Spätestens mit der Erschaffung des Verbs „göpeln“ ist klar in welche Richtung der Text zielt. Bis dahin erscheint die Tendenz nur unterschwellig:

„In Siegen studierte sie einst Medienwirtschaft“ – was hat das „einst“ hier zu suchen? „sie wickelt ihre Zuhörer ein“ – sie versucht, ihre Botschaft zu vermitteln? „der hemmungslose Umgang mit den Texten eines Geisterschreibers“ – saß Herr Willeke daneben, warum wird aus dem Ghostwriter einen Geisterschreiber?

„Danach machte sie mit Jauer weiter, als sei nichts geschehen.“ – Drei Zeilen weiter wird sichtbar, dass Frau Göpel nicht so weitermachen wollte: „‚Lass uns das bitte diesmal anders machen, das ist doch scheiße'“ – Was gilt nun? Man kann noch weitere Beispiele im Text finden, Herr Willeke macht Stimmung gegen Frau Göpel, weniger gegen Herrn Jauer, der ja mindestens so beteiligt ist. – Warum nur gegen sie, wenn es denn schon sein muss?

Ich weiß nicht, was Herrn Willeke dazu bewogen hat, den Artikel so zu schreiben, wie er ihn geschrieben hat. In den Kommentaren auf Zeit online werden dazu Spekulationen angestellt, zu denen ich nichts sagen kann. Ich sehe nur, dass eine sachliche Berichterstattung über diesen Vorfall definitiv anders aussieht. – Michael Stegmeyer

 

Beim Lesen des Artikels stellte sich bei mir ein zunehmend ungutes Gefühl ein, ohne dass ich es anfangs klar benennen konnte. Vielleicht, weil ich selbst schon mal an Büchern mitgeschrieben hatte, mal genannt, mal nicht genannt wurde. Das war mir auch eigentlich egal gewesen, mir hat es Spaß gemacht und ich wurde dafür bezahlt. Das kann jeder selbst entscheiden, ob Autor oder Ghostwriter, so viel Freiheit muss sein. Es wird keiner gezwungen, und das war hier offenbar auch der Fall. Aber weshalb bläst der Autor diese Geschichte so auf?

Weil angeblich Leser getäuscht wurden? Das behauptet der Autor nur, er hat offenbar mit keinem gesprochen, zitiert keinen einzigen Leser. Ich vermute, den Leuten, die das Buch gelesen haben, ist es auch egal, ob da jemand mitgeschrieben hat. Oder, eher: sind dankbar, dass das Buch dadurch so viel lesbarer geworden ist. Und je länger ich den Artikel las, desto mehr hatte ich den Eindruck, dass es eigentlich der Autor selbst ist, der hier ein Problem hat.

Als dann noch das Wort „Göpeln“ fällt, weiß ich, was das Problem ist: Der Autor will sich durch seine Kritik unsterblich machen, indem er einen Begriff erfindet, also ein Fall von Narzissmus. Eine schlechte Eigenschaft, die man leider häufig auch bei guten Journalisten findet: Sich abarbeiten an prominenten Personen um des eigenen Ruhmes willen und dabei jedes Maß verlieren. Schade, dass die Chefredaktion dies durchgehen lässt. – Klaus Methfessel

 

Mich hatte das Buch von Maja Göpel „unsere Welt neu denken“ so sehr begeistert, dass ich gleich zwanzig Exemplare gekauft hatte um es mir wichtigen Freunden zu schenken und die vielen guten Ideen und Denkansätz maximal zu verbreiten. Für diese Bücher hatte ich ein ganz persönliches Vorwort geschrieben: „Liebe Freunde, selten hatte mich ein Buch dermaßen emotional aufgewühlt wie dieses. Zum einen weil ich das Gefühl nicht loswerde das Maja Göpel hier, wie eine kongeniale Ghostwriterin, sehr viele meiner mich massiv umtreibenden Gedanken, Ideen und Visionen zu unserer Umwelt, unserem Zusammenleben auf Basis von unserem Gesellschaftsvertrag, unserer Wirtschaft – Ökonomie und Ökologie,…. einfach allem was da gerade nicht wirklich zusammenpasst, in einem Buch dankenswerterweise für mich ;-) zusammen geschrieben hat.

Dankenswert weil ich seit vielen Monaten kaum mehr weiß wie ich diese, wie ich meine wichtigen Gedanken zu unserer aller Zukunft, Euch und den mir wichtigen Mitmenschen mitteilen kann, und wie ich aus dem Dilemma heraus komme mehr Gleichgesinnte zu finden für einen dringend notwendigen Transformationsprozess in unserer Gesellschaft, unserer Wirtschaft und hin zu unserer Umwelt. Wie herauskommen aus unserem selbstzerstörerischen Lebensstil und unserem falschen Wertekorsett in welchem wir uns verfangen haben.

Ein Dilemma für mich, weil es mir an Zeit fehlt Ordnung und Struktur in die Vielzahl von Gedanken und Ideen zu bringen um diese ordentlich aufzuarbeiten …. und da ist plötzlich dieses Buch – Wow! Was mich mindestens genau so freut, ist die Tatsache, dass diese Buchempfehlung von meinem Patenkind Mia gekommen ist! Also genau aus dieser wichtigen jungen Generation die diese Wahnsinns Herausforderung vor sich hat und die vielen Fehler der Vorgängergenerationen zum einen Ausbaden muss und darüber hinaus auch noch die Kraft für die notwendige Transformation aufbringen muss.

Es ist mir ein großes Anliegen unsere Generation, welche seit 50 Jahren mit dem Wissen ÜBER die Grenzen des Wachstums lebt, soweit zu sensibilisieren, dass wir zumindest erkennen (und bitte handeln), dass wir mit allem was wir mit Altlasten auf Kosten der nächsten Generationen geschaffen haben und noch viel mehr mit dem was wir von den Generationen davor geerbt und übernommen haben, wir eben auch die verdammte Mitverantwortung übernehmen müssen für die jetzt fälligen Zinszahlungen, damit meine ich den Klimawandel mit seinen Folgekosten – die ausufernde Ungleichheit der Besitzenden mit den notwendigen Ausgleichszahlungen – die Ausbeutung vieler Menschen weil es unwürdig ist Besitz auf Kosten anderer anzuhäufen.

Dabei möchte ich auch an den Artikel 14 (2) im Grundgesetz erinnern: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ ………. Wie ihr an diesem meinem kurzen Vorwort erkennen könnt, ist es gut, dass Maja Göpel dieses Buch geschrieben hat. Gut lesbar, fundiert und mit einem tollen Schlusswort welches uns alle auffordert etwas zu tun und nicht zu resignieren!

Deshalb und auch weil ich es wie „mein Buch“ empfinde, habe ich in der ersten Runde nun 20 Bücher gekauft und verbreite es unter den mir wichtigen Freunden, in der Hoffnung das es zu vielfacher Weiterverbreitung kommt, dass diese Gedanken weiter gedacht werden und diese Visionen dann auch in aktives Handeln überführt werden. Es würde mich sehr freuen wenn wir uns gemeinsam über diese Gedanken und Ideen austauschen könnten um gemeinsam diesen Transformations-prozess voran zu bringen und dabei die nächsten Generationen nachhaltig unterstützen. Ich bin gespannt auf Eure Reaktionen, auf eine kreative Auseinandersetzung mit diesen Ideen. Lasst es uns gemeinsam angehen und Danke für jeden Beitrag zur Weiterverbreitung.“

Nach dem Lesen von diesem ZEIT-Artikel bin ich nun etwas hin und her gerissen wie ich den Sachverhalt dieser nicht ausreichend publizierten Co-Autorenschaft von Marcus Jauer für mich einordnen soll? Mit zwei Tagen Abstand hat sich aber meine anfängliche Enttäuschung in ein Gefühl von Mitempfinden gewandelt weil ja auch Maja Göpel offensichtlich, wie ich, an der Herausforderung diese Vielzahl von Ideen in schlüssigen gut lesbaren Text zu überführen „gescheitert“ ist. Was aber viel wichtiger ist, ist der Inhalt der Texte und der Kern der Ideen in Kombination mit einer ganz außergewöhnlich guten Form, und dafür brauch es eben einen guten Geist.

Ich habe nun zwei gute Geister die ich benennen werde, Maja Göpel für „unseren“ Kern der Denkideen und Marcus Jauer als den tollen Formulierer / Wortkünstler. Ja es ist schade wenn solche Schatten an dem tollen Sachverhalten einen kleinen Abbruch hinterlassen, aber es sollte bei aller Kritik der Kern weiterhin im Zentrum stehen. Und ehrlich gesagt, Maja Göpel ist auf gewisse Weise für mich nahbarer geworden und ich wünsche mir das Sie beide (Jauer&Göpel) diese Teamfähigkeit als gutes Beispiel sichtbarer machen, zusammen sind wir einfach besser! – Stephan Meyer

 

Am 11. August 2021 schrieb ich eine E-Mail an das NEW INSTITUTE: „Sehr geehrte Damen und Herren, Ich bin nur ein ganz normaler Bürger, gehöre damit aber zur Mehrheit der deutschen Bevölkerung und erlaube mir daher eine Anmerkung zum Ausscheiden von Frau Prof. Göpel. Sie gibt ihre Position als wissenschaftliche Direktorin vom THE NEW INSTITUTE „in enger Abstimmung“ auf. Das verstehe ich als ‘diplomatische’ Formulierung dafür, dass es wohl Unstimmigkeiten oder Meinungsverschiedenheiten gegeben hat.

Nach der Lektüre des Buches „Unsere Welt neu denken“ und nach der Verbindung zum THE NEW INSTITUTE hatte ich gehofft, dass hier für manche ungeklärten Probleme andere Lösungen gefunden werden, indem man die Fragen neu und anders stellt. Dabei muss es ja zu Meinungsunterschieden kommen, die aber zur Klärung beitragen und letztlich zu besseren Antworten führen. Ich bedaure das Ausscheiden von Frau Prof.Göpel.“

Ich habe schon lange das Buch „Wir können auch anders“ bestellt. Das Erscheinen wurde immer wieder verschoben und war nun für September 2022 angekündigt. Dieser Termin wird (nach einer Vereinbarung mit Herrn Jauer und dessen Erwähnung als Co-Autor) auch wohl eingehalten.

Nach Ihrem Bericht fehlt es Frau Prof. Göpel etwas an der Fähigkeit, Ihre Gedanken schriftlich ebenso exzellent zu formieren wie in einer persönlichen Rede. Organisieren Sie doch in der Elbphilharmonie eine Veranstaltung, in der Frau Prof. Göpel den Inhalt dieses neuen Buches mündlich vorträgt. Ich habe immer zu meiner Frau beim Lesen der Göpel-Bücher gesagt „Diese Frau ist ein Narturtalent. So wie sie die schwierigsten wissenschaftlichen Zusammenhänge vorträgt und dabei das Sprechen mit Bewegungen des Kopfes, mit den Augen und Bewegungen von Händen und Fingern begleitet, kann man nur feststellen:

So könnte jeder Satz von ihr gedruckt werden ohne dass es einer Umformulierung oder ‚besseren‘ Formulierung bedarf.“ Und laden Sie zu dieser Veranstaltung in die Elbphilharmonie auch das DIW ein, damit der aufkeimende Zweifel an Frau Prof. Göpel schnell beseitigt wird. – Andreas Tiefensee

 

Ihr Artikel hat mich auf das Buch von Maja Göbel, die mir bis dato unbekannt war, aufmerksam gemacht. Das Thema des Buches interessiert mich unabhängig davon, ob ein Ghostwriter zu seiner Entstehung mitgeholfen hat und unter welchen Umständen. Ich hab es als E-Buch gekauft und bin neugierig zu erfahren, was Göpel zu Abwendung der Zerstörung des Planeten durch das Wirtschaftswachstum vorschlägt.

Mir fällt nämlich dazu nichts ein, da Wirtschaftswachstum natürliche, durch die Evolution bedingte Bedürfnisse der Menschen bedient und so unabwendbar ist. Die Zerstörung des Planeten, oder sprechen wir lieber von der Zerstörung der für das Leben relevanten Biosphäre, lässt sich offensichtlich nicht aufhalten. Hoffentlich werde ich optimistischer, nachdem ich das Buch gelesen habe. – Dr.-Ing. Efstratios Rigos

 

Der Skandal um Maja Göpels Buch liegt ganz woanders, nämlich bei diesem Artikel selbst. Und auch wenn das sogenannte „Göpeln“ hier nicht dick und fett als „Skandal“ bezeichnet wird: Was sonst kann es wohl rechtfertigen, diese Anklage auf einer vollen Seite 3 in der „Politik“ zu bringen, statt viellleicht als 1-Spalter im „Wissen“?

Stefan Willeke, immerhin Mitglied der Chefredaktion, muss schon eine sehr plausible Rechtfertigung für diese absolut überzogene, eben: Skandalisierung nachliefern, wennn er sich nicht dem Vorwurf aussetzen will, aus finsteren Motiven die Demontage einer populären und angagierten Science-Kommmunikatorin zu betreiben – wie es etwa Wolf Lotter in der taz den sich empörenden Leuten aus dem Wissenschaftsbetrieb unterstellt.

Wäre Maja Göpel unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, also nur Fassade, lägen die Dinge wohl anders. Aber sie hat auf einer Menge Podien bewiesen, dass sie brillant auf den Punkt zu bringen weiß, was sie vertritt – nur wohl schriftlich nicht so gut. Willekes Argumente, warum sie um jeden Preis ihren Ghostwriter gegen dessen Willen dazu bringen sollte, sich nennen zu lassen, sind schwach und willkürlich. Um es deutlich zu sagen: Diese Kritik an Göpel stinkt. – Michael Praschma

 

An Layout und Bilderfindungen der ZEIT kann man sich immer wieder köstlich erfreuen! Dafür gebührt mal ein dickes Lob! Konkurrenzlos gut, die Seite 19! Die Seite 26 Ihrer letzten Ausgabe hat mich allerdings erschreckt. 2 x das Lindner-Konterfei! Ungerecht gegenüber Maja Göpel (S. 3), die nur 1 x abgebildet und im Aussehen Herrn Lindner in nichts nachsteht! Durch die beiden Lindner-Köpfe wurde das Interview auf jeden Fall nicht substantieller. – Susanne Jungbecker

 

Als empathische Zeit-Leserin, die Die Zeit für ein dringend notwendiges, verdientes Diskursblatt schätzt gab es für mich in dieser Woche eine harte Zäsur: Auf der Seite 3 des Politikteils finde ich in dieser Woche eine dünne, trotzdem eine Seite lange und – wie ich finde – ärmliche Geschichte über einen angeblichen Ghostwriter-Vorwurf gegenüber Prof. Dr. Maja Göpel.

Der gesamte Text ist geprägt von dem was ich in unserem Land überwunden glaubte – er ist geprägt von Neid und Missgunst und zwar augenscheinlich des Autors Stefan Willeke. Da verwendet ein Mitglied der Chefredaktion der Zeitung,- der mit Verlaub auch der regelmäßigen Leserin seiner Zeitung bis dato zumindest nicht so ins Auge stach, dass sie den Namen sofort präsent hatte – die prominente Seite 3 in Zeiten von Krieg, erheblichen Ungleichzeitigkeiten und existentiellen Krisen und anderswo sehr klug diskutierten geostrategischen Optionen für eine neidische, missgünstige“ Mütchenkühlerei“ auf deren Zeitpunkt der Autor offensichtlich schon lange gewartet hat.

Zu dem Kernvorwurf Prof. Dr. Maja Göpel , die im gesamten Text immer ohne Titel genannt wird, habe ihr Buch nicht selber geschrieben sondern einen Ghostwriter beschäftigt und den dann nicht genannt: Die Behauptung ist konstruiert, der Autor weiß nachweislich, dass Maja Göpels Mitautor explizit nicht als Mitautor genannt werden wollte obwohl Maja Göpel ihn mehrfach darum gebeten hat.

Maja Göpel hat in 2020 über den Ullstein Verlag ein Buch auf den Markt gebracht, dass ich als Brückenbildung zwischen Wissenschaft und interessierter Bevölkerung verstanden habe. Sie hat komplexe ökonomische Zusammenhänge so dargestellt, dass es für nicht-Ökonomen lesbar und verständlich ist. Dieses Buch hat sich – wie Willeke sehr prominent unter dem Foto in dem Text schreibt – 270 000 Mal verkauft, das Honorar haben sich Göpel und der Co Autor geteilt.

Zu dem hat Maja Göpel die „ Scientists for Future“ mit u.a. Eckart von Hirschhausen gegründet, eine einmalige Initiative, der sich ca. 50 000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, der Schweiz und Österreich angeschlossen haben und die die Initiative „Fridays for Future“und die öffentliche Debatte zum Klimaschutz mit wissenschaftlichen Argumenten bereichert.

Historischer Brückenbau – einmalig und verdienstvoll, ein Beitrag der Wissenschaft ein Plattform zu geben auf der sie ihre Verantwortung deutlich macht und ihre Erkenntnisse in den politischen, gesellschaftlichen und medialen Raum transportiert. Ein Beitrag zur Bereicherung einer uns alle beschäftigenden Zukunftsherausforderung.

Der Autor erklärt sein Motiv für diesen verunglimpfenden, von Neid und Missgunst geprägten Text an vielen Stellen selbst : nachdem er aufgezählt hat, welche Professuren Frau Göpel hat, wenn sie berät, welche Medienpräsenz sie hat, welche Auszeichnungen sie erhalten hat etc. tauchen immer wieder gehässige Sätze a la „ „Wo immer jemand gebraucht wird, der einen Entwurf für eine gerechtere Welt präsentiert, ist Maja Göpel nicht fern“.

Ich erwarte von der Chefredaktion meiner Wochenzeitung, dass sie mich nicht mehr mit derlei Texten ihres sogenannten“ Chefreporters“ nervt. Sein Mütchen an einer prominenten, klugen, erfolgreichen Frau zu kühlen nur weil man selber einen Machtanspruch geltend machen will, oder weil man trotz zweier Bücher keinerlei Prominenz hat ist erbärmlich, egoman vertrottelt und einfach komplett daneben.

Oder, wie Wolf Lotter im Standard schreibt, man fragt sich mit wem man eigentlich mehr Mitleid haben soll. Ich erwarte von der Chefredaktion meiner Wochenzeitung, dass sie zu ihrer erfreulichen Diskurskultur zurück findet, sie mich nicht mehr mit derlei Texten ihres sogenannten“ Chefreporters“ nervt und, dass sie sich bei Prof. Dr. Maja Göpel entschuldigt und sich von diesem unsäglichen Text distanziert. – Margareta Wolf

 

Eine Meisterleistung der Diffamierung Wir nehmen den Artikel von Stefan Willeke über die Autorin Maja Göpel in der aktuellen ZEIT zum Anlass, unser Befremden über die herabwürdigenden Aussagen des Zeit-Journalisten zu äußern. Positiv erwähnt Herr Willeke, dass Frau Göpel in der Lage sei, komplexe Sachverhalte gut zu erklären, z.B. in Talkshows. Dann folgt eine Kaskade von Herabwürdigungen und Unverschämtheiten. „So überzeugend Maja Göpel bei ihren Auftritten wirkt, so hölzern fallen ihre Texte aus.“

Geht es noch abfälliger? Und so geht es weiter: „Wo immer jemand gebraucht wird, der einen Entwurf für eine gerechtere Welt präsentiert, ist Maja Göpel nicht fern.“ Das sind Angriffe auf die Person Maja Göpel. Was sollen solche süffisanten Aussagen wie: „Viel Geist kommt in dieser Geschichte zusammen, viel Geheimniskrämerei…ein paar Halbwahrheiten, eine Portion Verlogenheit…“ Das sind Unterstellungen, das ist unseriöser Journalismus. Wir hoffen, dass sich Frau Göpel zu wehren weiß. Wir haben den Text mehrfach gelesen und kommen zu dem Ergebnis, dass Herr Willeke eine erfahrene und geschätzte Wissenschaftlerin fertig machen will.

Wir gehen davon aus, dass es zwischen dem Ullstein-Verlag, Maja Göpel und dem nicht genannten Marcus Jauer, klare Absprachen gegeben hat, die dann in einem entsprechenden Vertrag aufgenommen worden sind. Wenn diese Annahme zutrifft, stellt sich die Frage, warum Maja Göpel die primäre Zielscheibe der Verunglimpfungen wurde und die beiden anderen Vertragspartner unbehelligt blieben. Wir haben Majas Göpels Buch gelesen. Eindringlicher und verständlicher kann man über die Katastrophe, in der wir uns schon befinden, nicht schreiben. Wer welchen Anteil an Textpassagen hat, wer für welche Formulierungen steht, können wir von außen nicht beurteilen. Wir finden es ausgesprochen bedauerlich, dass Herr Jauer als Co-Autor nicht erwähnt wird. Gründe dafür sind uns nicht bekannt.

Hier hätte Herr Willeke zur Aufklärung mit einem gut recherchierten Artikel beitragen können. Fehlanzeige. Es folgen Plattitüden über Gespräche mit Personen, die namentlich nicht genannt werden möchten. Uns hätte interessiert, wie der Vertrag zwischen Verlag und Autoren zustande gekommen ist. Natürlich bleibt es eine offene Frage, warum zwei Personen, die in ihrem jeweiligen Arbeitsbereich über hervorragenden Kompetenzen verfügen, nicht gemeinsam auf dem Cover erscheinen sollten. Was Herr Willeke hierzu ausführt bleibt im Ungefähren. Seine Recherche in dieser Sache ist so suboptimal, dass er aus unserer Sicht lieber geschwiegen hätte. Aber ein Autor, der diffamieren möchte, verliert offensichtlich jedes Gespür dafür, wann er die Grenzen eines guten Stils überschreitet.

Uns bewegt auch die Frage, welche Rolle dieses Thema für die Chefredaktion der ZEIT spielt? In Europa brennen die Wälder, die Flüsse trocknen aus, Atomkraftwerke müssen, wo sie noch laufen, abgeschaltet werden, weil sie nicht gekühlt werden können und in der Oder treiben tonnenweise vergiftete Fische auf der Wasseroberfläche Richtung Ostsee. Herr Willeke erdreistet sich, angesichts dieser Katastrophen, eine Wissenschaftlerin zu verunglimpfen, die seit Jahren vor solchen Katastrophen warnt. Wir hoffen, dass Maja Göpel und Marcus Jauer in Zukunft unbehelligt von einem journalistischen Neider ihre wertvolle Arbeit fortsetzen werden. – Dr. Karl Gebauer, Beatrix Schminke-Gebauer, Franziska Löwenstein

 

Ach, ach, ach… An prominenter Position – Seite 3 – bietet DIE ZEIT einen ziemlich unangenehmen Artikel dem geneigten Leser. Es geht um die unterbliebene Namensnennung eines Co- Autors im Buch von Maja Göpel „Die Welt neu denken“. Obwohl der die Nennung untersagte, wird es zum Riesenproblem aufgeblasen. Mir als „Normalo“ bleibt da nur der ungute Verdacht auf Eifersucht unter eitlen Akademikern und missgünstigen Journalisten. Leider wird im Artikel kein Wort über das – todernste – Grundthema des inkriminierten Buches geschrieben. Der Artikel folgt einem bewährten Schema: Wenn man beim Inhalt nicht punkten kann, greift man die Verpackung an… Sehr schade! – Friedrich Handel

 

Leider ist der erwähnte Artikel für mich ein Grund zur Beschwerde. Meines Erachtens hätte dieser Artikel nicht geschrieben und gedruckt werden dürfen, erst recht nicht in dieser Größe und Aufmachung. Ich frage mich, was ihre Motivation war und es bleibt mir nur, Kleingeistigkeit oder Neid oder sogar Cancel Culture zu vermuten. Ich kann nichts Schlimmes entdecken an der Vorgehensweise der beiden Autoren Göpel und Jauer oder des Ullstein Verlags. Ich kann nicht erkennen, in welcher Weise die Leser des Buches von Göpel und Jauer einen Nachteil erleiden.

Niemand hat ein Problem und doch versuchen Sie Frau Göpel an eine Art Pranger zu stellen, versuchen aus einer kleinen Unbehaglichkeit einen Skandal zu machen. Ich halte es für eine sehr gute Vorgehensweise, wenn ein Wissenschaftler/Forscher/Experte den fachlichen Inhalt einer Publikation vorgibt und zusammenarbeitet mit jemandem, der Texte in eine gut leserliche, vielleicht sogar unterhaltsame, Form bringt. Wer von den beiden dann genannt wird, ist deren Sache. Ich bitte Sie inständig, nicht in den medialen Wettbewerb um Aufmerksamkeit einzusteigen und mehr solcher „Elefant-aus-Mücke“-Artikel zu bringen. Seien Sie nicht hypermoralisch und kleinlich. – Andreas Matt

 

Der Artikel über die Rahmenbedingungen unter denen Maja Göpels Buch „Unsere Welt neu denken“ entstanden ist, entspricht leider weder dem Niveau und vor allem überhaupt nicht dem journalistischen Anstand, den ich sonst von Ihnen gewöhnt bin. Es liest sich wie ein Pamphlet, mit dem der Autor – aus welchem Grund auch immer – Frau Göpel umgangssprachlich ausgedrückt „ans Bein pinkeln“ will. Es ist keine wirkliche Recherche eines angeblichen Skandals erkennbar, vielmehr scheint es um eine persönliche Abrechnung zu gehen.

Selbst einmal angenommen, die meisten sachlichen Einlassungen würden stimmen – was ich nach einer kurzen eigenen Webrecherche ehrlich gesagt schon in Zweifel ziehe – selbst dann bleibt ein unglaublich bitter-übler Nachgeschmack. Alles wirkt konstruiert, nur um auch ja irgend etwas zu finden, was man einer erfolgreichen Wissenschaftlerin nun ankreiden könnte. Formulierungen in der Art „Wie verbreitet ist das Göpeln?“ sind eigentlich der Stil rechtspopulistischer Lautsprecher aus dem Verlag der „Zeitung“ mit den großen fetten Buchstaben.

Wer sich mit der Materie etwas befasst, stellt fest, dass Frau Göpel eben nicht krampfhaft etwas vertuschen wollte – Herr Willeke aber offensichtlich krampfhaft etwas unterstellen möchte. Auf der menschlichen Ebene stellt der Artikel für mich einen Tiefpunkt dar, seit ich die ZEIT im Abonnement lese. Ich bin nun sehr gespannt ob entweder mehr Substanz von Ihrer Seite nachgereicht wird oder ob im Falle dass nicht um Entschuldigung bei Frau Göpel gebeten wird… – Roland Priebe

 

Im Leitartikel der ZEIT vom 11.8. drückt Giovanni di Lorenzo seine Sorge der Delegitimierung des gesamten (journalistischen) Systems aus – im Kontext der überbordenden Kritik an Patricia Schlesinger bzw. des ÖRR. Zwei Seiten weiter stellt Stefan Willeke Maja Göpel an den Pranger, weil sie nicht den Ghostwriter ihres Buches öffentlich gemacht hat . Wohlgemerkt auf dessen expliziten Wunschs. Für mich ebenfalls ein Beispiel für die Delegitimierung des journalistischen Systems. Und das in einem Qualitätsmedium wie DIE ZEIT.

Worum es Herrn Willeke in seinem Artikel wirklich geht? Mutmaßungen kann man viele Aufstellen. Wolf Lotter hat in der taz seine Sicht auf die Hintergründe des Artikels formuliert (Erhalt des Elfenbeinturmes der Akademiker, Erfolgsneid einer Frau gegenüber ….) – https://taz.de/Neid-Wut-Kraenkung/!5874204/ . Auch spricht er an, dass es ja wohl kein Geheimnis ist, dass Politiker:innen und Wissenschafter:innen ihre Bücher mit der Unterstützung von Ghostwritern verfassen. Warum erweckt Herr Willeke den Eindruck, dass Maja Göpel ein „Einzelfall“ sei.

Bitte diskutieren Sie in der Chefredaktion, in der Redaktion, inwieweit auch die ZEIT immer mal wieder zur Delegitimierung des Journalismuses beiträgt, bzw. ob Kollegen und Kolleginnen so einen Artikel vor Abdruck zu einem „guten Geist“ verhelfen könnten. Und ob in der nächsten ZEIT Ausgabe eine Entschuldigung bei Maja Göpel angemessen sein könnte. Ach und da wäre noch die Frage: Hat Herr Willeke vielleicht einen Ghost-Whisperer aus dem akademischen Zirkel und ist „nur ausführende Feder“? – Andrea Klepsch

 

Zu grün, zu weiblich, zu erfolgreich? Ach du liebe Zeit – ist das zeitgemäßer Journalismus? Der Artikel über Maja Göpel von Stefan Willeke ist wie alle Artikel der Zeit top recherchiert, von allen Seiten beleuchtet und auf den ersten Blick auch objektiv geschrieben. Aber nur auf den ersten. Was ihm fehlt ist der Zahn der Zeit. Nämlich den Blick fürs große Ganze anstatt Negativ-Effekthascherei. Er reiht sich ein in das Gewäsch über Dissertations- und Buch Skandale von Politikern.

Der Artikel beginnt mit den Worten: „Das Problem“ (…) von Maja Göpel. Dieser Tenor zieht sich durch den ganzen Artikel. Man spürt förmlich die Missachtung und Nicht-Anerkennung ihres Renommees als eine der wichtigsten ÖkonomInnen und VordenkerInnen unserer Zeit in den Worten des Autors: „Sie nennt sich Transformationsforscherin.“ „Ihre Themen sind Nachhaltigkeit und Klimaschutz.“ „Sie studierte einst Medienwirtschaft, von medialer Aufmerksamkeit versteht sie viel.“ „Sie ist Publikumsliebling“ „So überzeugend sie bei Auftritten wirkt, so hölzern fallen ihre Texte aus.“

Kein Wort darüber, wie groß ihr Verdienst ist, angesichts der wirklich wichtigen Fragen unserer Zeit. Ich frage ernsthaft: Was ist nun wichtig: Entweder, dass sich jemand mit den Zusammenhängen von Wirtschaft und Kipp-Punkten des Planeten und der Zukunft der unserer Kinder beschäftigt – oder die Frage, ob ein Ghost Writer noch zeitgemäß ist? Ist er nicht! Genau deshalb hat sich Maja Göpel um Transparenz bemüht.

Wie wäre es anstatt über „das Problem“ von Maja Göpel über „die Lösungen“, die sie präsentiert, zu berichten? Was angesichts eines Rekordhitzesommers, sinkender Wasserstände und Gletscherabbruch vor unserer Haustür dringlicher ist, denn je. Maja Göpel macht Mut. Sie entwickelt nicht nur im Club of Rome und mit Top-Politikern Lösungen für die Zukunft der Wirtschaft und der Welt, sondern auch mit jungen Menschen und der Öffentlichkeit. Zum Beispiel Ende August auf ihrer Utopia Konferenz der Leuphana Uni. Da sind die, die wirklich etwas bewegen wollen. Ich werde da sein. https://www.leuphana.de/portale/utopie-konferenz.htmlNina Weiss

 

Neben all den Fakten, die Sie sorgfältig zusammengestellt haben, bleibt eine Frage unbeantwortet: Welchen Charakter hat Frau Göpel, wenn sie Ehrungen und Preise ( Erich- Fromm -Preis, Theodor Heus Preis ) entgegen nimmt, obwohl sie genau weiß, dass die „Buch-Leistung“ nur teilweise von ihr erbracht wurde ? – Reinhard Schmitz

 

Danke an Herrn Willeke und Die ZEIT. Bleiben Sie am Thema dran. Hier wird sich entscheiden, ob wir als freie Menschen gemeinsam die Welt neu denken und neu sehen können, oder in unzähligen Varianten dem alten Machtspiel verhaftet bleiben.

Im Kampf um die Deutungsmacht wird auch die Wissenschaft zum Spielball autoritärer Weltvorstellungen, denn letztlich geht es um Führerschaft. Auch Frau Prof. Göpel realisiert das leider nicht, wenn Sie auf Ihrer Homepage schreibt, dass sie mit ihrer Arbeit viele Menschen für eine Transformation gewinnen will, „- Menschen, die nicht mehr fragen, ob das alles realistisch ist, sondern schlicht loslegen, weil es so sinnvoll erscheint.“

Genau das aber ist Wissenschaft nicht, deren Selbstverständnis auf den vielfältigen Versuchen einer Vermessung der Realität beruht. Loslegen, ohne zu fragen hingegen, ist Aktionismus, ist das Schaffen von Tatsachen und es wäre ein wesentliches Prinzip eines ungehemmten, bedenkenfreien Drauflos-Wirtschaftens, also einer Handlungsmaxime, deren negative Folgen uns gerade über den Kopf wachsen.

Aber bitte nennen Sie es nicht „göpeln“. Einen Vernichtungskrieg „Spezialoperation“ zu nennen, ist auch kein „putinieren“. Hier werden weit verbreitete, von vielen geteilte, und von vielen unterstützte Vorstellungen personalisiert, d.h. auf eine Person reduziert. Auf diese Person kann dann jeder, wie er will, als Anhänger seine Heldenphantasien, oder als Gegner, seine Hass- und Rachegelüste projizieren. Zugrunde liegende Denkmuster und Weltvorstellungen hingegen bleiben unbeachtet, und entziehen sich somit hartnäckig jeder Kritik und möglichen Veränderung.

Wenn Gedanken erst mit dem Wort (in Schrift und Sprache) in die Welt kommen, dann braucht es die Einheit der Person, die denkt und spricht. Wenn Medien und Verlage daran arbeiten, wissenschaftliche Helden aufzubauen und sogar das Denken und Sprechen dann voneinander zu trennen, wenn es dem Vermarktungserfolg dient, dann lässt ein Buch mit dem Titel „Die Welt neu denken“, nur einen Schluss zu: „So kann es nicht weiter gehen“. Oder anders ausgedrückt.

Wenn nicht mal mehr deutlich wird, wer hier denkt, sondern es nur noch darum geht, was gedacht werden soll/darf/müsste, dann ist auch Transformation nur ein modernes Label für die Sehnsucht nach eigener Führerschaft. – Jürgen Pilz

 

In sommerlochverdächtiger Ausführlichkeit berichten Sie genüsslich und mit Häme über das Vergehen von Prof. Dr. Göpel: Sie hat sich der Unterstützung eines Journalisten bedient, um das komplexe Themenfeld Ökologische Krise/Sozial-ökologische Transformation einem nichtwissenschaftlichen Publikum nahe zu bringen. Dabei hat sie ausdrücklich den Wunsch des – gut für das Ghostwriten bezahlten – Journalisten M. Jauer respektiert, nicht als Ghostwriter oder Co-Autor genannt werden zu wollen. Den eigentlichen Skandal übergehen Sie dabei geflissentlich: Wie kann es sein, dass in einer Zeit, in der die Klimakrise definitiv nicht mehr zu übersehen ist, ein renommierter Journalist auf gar keinen Fall mit einem Buch in Verbindung gebracht werden möchte, das für die dringend notwendige sozial-ökologische Transformation wirbt? – Martina Amberg

 

Was ist eigentlich mit der ZEIT los? Anna Mayr mit Kleintierfutter und erstickten Eintagskükenauf Seite 2 und Stefan Willeke mit Maja Göpel auf Seite 3 des POLITIK-Teils! Ist das Sommerloch so groß? Ich bin irritiert und befremdet! – Sven Herfurth

 

Woher nimmt Herr Willeke das Recht die vertraglichen Vereinbarungen zwischen Frau Göbel und Herrn Jauer mit dem Verlag in einer aufwendigen Recherche der Öffentlichkeit zu präsentieren und sich als investigativen Journalisten zu feiern was da tolles entdeckt wurde? In § 8 UrhG ist geregelt: Haben mehrere ein Werk (hier Buch) gemeinsam geschaffen, sind sie Miturheber. Nach § 13 UrhG hat der Urheber das Recht darauf zu verzichten, dass sein Name genannt wird. Genau das hat Herr Jauer, wie sich aus dem Artikel ergibt, mehrmals gemacht.

Folglich wurde Frau Göbel als alleinige Autorin genannt. Die Gründe dafür haben uns nicht zu interessieren. Beim Lesen des Artikels gewinnt man den Eindruck, Herr Willeke ist stolz darauf beigetragen zu haben, dass die Eignung von Frau Göbel für den Posten der Direktorin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Frage gestellt wird. Ebenso Herr Jauer endlich dazu bewegt zu haben, seine Position bzgl. der Nichtnennung zu revidieren.

Der moralische Ton in dem Artikel “ Frau Göbel hätte darauf bestehen können, den Helfer zu nennen“, sie hatte die Fäden in der Hand, hätte jeden unwilligen Geist austauschen können, muss aufpassen, dass ihr jetzt keine Fehler mehr unterlaufen“ ist unerträglich. Es erschließt sich mir nicht , warum ein solcher Artikel auf der exponierten Seite 3 in der Zeit erscheint. Über ihre Rechte nach dem Urhebergesetz entscheiden die Autoren immer noch selbst und nicht Journalisten. – Norbert Lippok

 

Also ist „die Zeit“ jetzt endlich auch in der Ecke der Moralisten angekommen. Ich finde es schade, dass Sie sich nicht auf den dringlichen Inhalt von Büchern konzentrieren. Frau Goepel macht auch in Talk Shows einen eloquenten und fokussierten Eindruck und es ist nichts Schändliches dabei einen Mitautor beizuziehen, der sich um das

Stilistische und auch eventuell noch inhaltliche Dinge mit bemüht im Sinne eines wissenschaftlichen Lektors, den sich heute kaum mehr ein Verlag oder eine Zeitung leistet. Gerade die Pandemie hat Lesern aus dem Metier gezeigt, was für ein unverzeihlicher Unsinn bezüglich SARS-CoV-2 auch in den sog. „seriösen“ Medien verbreitet wurde. – Dr. med. Ulrike Hagenbach

 

Maja Göpel und der gute Geist Maja Göpels guter Geist wäre besser im Flaschenhals stecken geblieben. Ghost-Writer heisst sowas im englischsprachigen Raum. Besser übersetzt als „Gespenst-Schreiber“. Denn solch einer ist der gute Journalist geworden. Unsichtbar. Scientists for Future, Honorarprofessorin? Welche Ehre bitteschön Maja Göpel? Arme Zukunft. „Gottseidank“ ist „unsere WELT“ authentisch, weise und groß genug, um über solche Klein-Geisterei souverän hinwegblicken zu können.

Souverän ist es mir nur gelungen dadurch, dass ich das Buch nach knapp der Hälfte zunächst gelangweiltem, zunehmend empörtem Lesen ad acta legen konnte, soviel glatt gebügeltes „wissenschaftliches“ Gelaber, voller Plattitüden, konnte mich nicht überzeugen, geschweige denn begeistern. Ihren erwähnten selbstgefälligen Satz „Und deswegen schreibe ich dieses Buch“ hat einen Bruder unmittelbar vorweg: „Und deshalb bin ich so gerne Wissenschaftlerin“. Was für eine dahingeblubberte Hybris!

Sie nennt sich selbst „Gesellschaftswissenschaftlerin“. Ich habe neben meinem Medizinstudium Soziologie studiert 1970, so nannte man das damals. Gehörte zu den „Geisteswissenschaften“, aber noch mehr hat mich die damalige Studentenbewegung inspiriert (=begeistert). Schon der Titel des Buches „Unsere Welt neu denken“ hat mich mindestens stutzig gemacht, wie bitte neu DENKEN??? Auch neugierig, mir das mal anzuschauen, war ja ein verlockendes Angebot, obwohl ich, glaube ich, ganz gut im Umgang mit „unserer“ Welt bin, jedenfalls was das Denken anbetrifft, allerdings von Trauer, Wut und Scham durchzogen.

Ich gehe lieber riechend, schauend und lauschend durch die Welt, in Begleitung mit meinem Bauchhirn voller Darmbakterien, beste Freundinnen meiner Gehirnzellen, im Rhythmus des Tages, Jahres, oft trauernd mit dem wahrgenommenen Elend in der Welt um mich herum, sei es im vertrocknenden Wald, oder im allenthalben sichtbaren Müll. Ich halte viele Lebewesen für erheblich weiser und lebensbesser ausgestattet als Homo Sapiens, dem es noch nicht einmal gelingt, seine eigenen Erfahrungen in seine Weisheiten zu integrieren. Wir sind dabei, in unserem eigenen, größtenteils unnötigen, Abfall, auch dem geistigen, zu ersticken.

Wir können nur über das Fühlen Erneuerung erfahren, und diese Erfahrung kommt sicherlich nicht einher im Gewand eines „Neuen Denkens“. Da haben wir schon viel zu viel Schrott produziert, der unser Denken, und unser Leben, erwürgt. Inklusive der so mancher Dichter und Denker. Bestes Beispiel: J.W. v.Goethe, Geheimrat und Minister, im Nebenberuf Dichter, Anhänger der Bruderschaft der Freimaurer, der das arme „Gretchen“ mal eben so nebenbei über die Klinge springen lies, knapp vorbeigeschrammt an der Hexenverbrennung, nach der „Verführung“ durch den schlauen Meister.

Das war nicht viele Verse wert. Und wird noch heute in „höheren“ (statt hörenden) Schulen und Bühnen hofiert. Die Jahrtausende währende schreckliche Macht der sogenannten Religionsstifter mal außen vorgelassen, in Deutschland z.B. in CDU und CSU und vielen Institutionen immer noch virulent, trotz „Aufklärung“ …. Der heilige Geist würde bittere Tränen weinen, die als salziger Regen auf unsere Köpfe fiele. Da ist mir eine echte Wissenschaftlerin wie Antje Boetius schon lieber, auch blond auch eine schöne Frau, die es vorzieht in der Tiefsee zu tauchen, im Unterwasser-Outfit, mit Atemmaske, den Meerestieren und den versenkten Umweltschäden begegnend.

Und in mutiger und qualifizierter Weise ihre Erfahrungen von dort den Menschen und Entscheidungsträgern mitzuteilen versucht. Aber diese haben leider keine Ohren, zu hören, sondern reissen lieber weiter ausbeutend den Bauch der Erde und ihr Maul auf, reisen Ressourcen verschwendend als Konsumenten (je billiger umso besser) über unseren Planeten, haben jede Menge Nullen für ihre Machtgelüste im Kopf und wetzen die Klingen, auch die geistigen. Maja Göpel hat sich bestenfalls mithilfe einiger Schönredner, auch der Medien, best-gesellt, und gesellt sich wie eine der heute so verbreiteten Influencerinnen in die Sprachverrohung unserer Kultur.

Ich konnte dieses Buch noch nicht mal auf dem Flohmarkt verramschen, da hätte ich mich selbst verraten, und so landet es letztendlich in der Kiste, wartend auf eine besser Lösung als umweltbelastende Verbrennung. Ich werde es im Garten vergraben, in den Kompost, zu den Würmern. – Mari-Anne Hölscher

 


 

 

Leserbriefe zu „Sollte Deutschland stärker auf eine diplomatische Lösung im Ukraine-Krieg drängen?“ Streit von Peter Dausend und Simone Brunner

 

Nicht drängeln, sondern dafür arbeiten. Mit Herzblut! Die Argumentation von Präsident Selenskyj man müsse Russland aus dem Land jagen ist richtig, wenn man auf die Historie schaut. Aber die Bedeutung dieser Zielsetzung kann niemand wollen. Auf beiden Seiten ist zu viel Hass und Zynismus im Spiel. Es ist ein Bruderkrieg. Direkten Verhandlungen der Kriegsparteien gebe ich keine Chancen. Es ist ein fundamentales Interesse Deutschlands (in Abstimmung mit Europa und den USA) Frieden und Handel in Europa zu sichern. Deutschland muss diplomatisch aktiv werden. Alternativlos.

Politik ist ein garstiges Geschäft, liebe Saskia Esken, lieber Kevin Kühnert. Der alte Gerhard Schröder hat dies erkannt. Ihm immer nur zu unterstellen er wäre ein gekaufter Lobbyist Russlands, heißt den Diffamierungen der Konservativen Folge zu leisten. Er ist neben Erdogan (und Xi Jinping) der Einzige, der Zugang zu Putin hat. Ich würde seine Dienste nutzen. Nach meinen Wahrnehmungen sendet Präsident Putin durchaus Signale einer Gesprächsbereitschaft. Krude Signale freilich, ja was denn sonst in so einer verfahrenen Situation.

Natürlich sind sämtliche Forderungen der Ukraine gerechtfertigt, was die Integrität ihres Territoriums angeht, die Identität ihrer (Vielvölker-) Gesellschaft. Und es ist Russland, dass mit seinen Truppen „In einem andern Land“ steht. Trotzdem muss man Russland etwas anbieten. Auf beiden Seiten ist Vertrauen zerstört: in Russland und im Westen. Also muss Vertrauen wieder aufgebaut werden. Belastbares und konsequentes Vertrauen. Leider ein dramatisches Versäumnis der letzten 16 Jahre. Schon deswegen müssen wir.

Vogelpredigt von Assisi: »Meine Brüder Vöglein, gar sehr müßt ihr euren Schöpfer loben, der euch mit Federn bekleidet und die Flügel zum Fliegen gegeben hat; die klare Luft wies er euch zu und regiert euch, ohne daß ihr euch zu sorgen braucht«. Als er ihnen aber dies und ähnliches sagte, begannen die Vögel, in wunderbarer Weise ihre Freude bezeugend, die Hälse zu recken, die Flügel auszubreiten, die Schnäbel zu öffnen und aufmerksam auf ihn zu schauen. Was haben die Vögel verstanden? Nicht den Inhalt der Worte – aber die gute Absicht. – Michael Scheppler

 

Sehr geehrter Herr Dausend, merken sie nicht, dass sie zum ideologischen Helfer von Putin werden? Da nehmen sie einen Bericht der New York Times, sprechen von einem zerrütteten Verhältnis zwischen Biden und Selenskyj, holen sich die Aussagen von Herrn Schröder heran, der mit der Verhandlungsmöglichkeit mit Putin vielleicht nicht so unrecht hat und komplettieren mit Angela Merkel das Verhandlungen von deutscher Seite mit Putin dank alter guter Beziehungen gerade jetzt „alternativlos“ wären. Geht es noch??

Wie beruhigend dazu die kluge Argumentation von Simone Brunner, die diesen für die Ukraine brandgefährlichen Vorschlag umfassend zurückweist. Die Analyse einer konkreten Situation scheint nicht ihre Stärke zu sein. Putin will die Unterwerfung der Ukraine und wird sich nicht mit 20% zufrieden geben! Doch er versteht noch immer so viel Angst zu verbreiten, dass gerade hier in Deutschland immer wieder Positionen hochkommen, die der Ukraine in ihrem Kampf für Freiheit und Selbstbestimmung in den Rücken fallen.

Jetzt geht es erst einmal darum Territorium zurück zu gewinnen, den Vormarsch von Putins Armee zu stoppen. Dazu braucht es mehr schwere Waffen, auch Panzer. Was gegen Ende des Krieges dann möglich ist, dass wird die Ukraine selbst bestimmen, denn diese Führung weiß sehr wohl was für ein Leid dieser Angriffskrieg von Putin über ihr Volk bringt oder wollen sie unterstellen denen geht es nur um ihre Macht wie Putin? Mit Sicherheit wird diese Führung sich Kompromisse überlegen, wenn sie dadurch das Leid ihrer Bevölkerung mindern kann, doch im Moment werden sie kaum in der Bevölkerung der Ukraine jemand finden, der ihre Meinung teilt! – Dr. Michael Hopmann

 

Herr Dausend wird mir immer unsympathischer. Nachdem er in seiner warum auch immer existierenden seit Jahren nichts zustande bringt als sich über wirklich alles hochnäsig zu mokieren, ist die Aussagenkombination in Ihrer aktuellen Ausgabe die Krönung. Der – scheinbar recht korrupten – Ukraine steht also keine eigene Entscheidung zu, ob sie sich dem Diktat des Angreifers widersetzt oder demütig akzeptiert, dass ihr mit Waffengewalt Staatsgebiet genommen wird.

Ab welchem Platz im Korruptionsranking hätte ein angegriffenes Land denn Unterstützung verdient? Reicht 80? Oder steht nur den reinen Skandinaviern Wohlwollen zu, wenn ein Diktator sie angreift? Sicher wäre einem amerikanischen Vorfahr Herrn Dausends auch 1941 das lend-lease-Programm sauer aufgestoßen. Ein Sieg der Sowjetunion schien damals auch unerreichbar.

Vielleicht sollte er doch mal in Erwägung ziehen, sich für so etwas wie Werte oder Rückgrat zu begeistern, auch wenn es dann vielleicht etwas unangenehm für ihn wird und er sogar, Gott bewahre, Essen in Dosen kaufen muss, während im besetzten Osten der Ukraine die Bevölkerung unterdrückt wird und Menschen im Kampf für ihre Heimat sterben. Mir scheint er mittlerweile eine Karikatur des überfressenen, selbstgefälligen Westlers, dessen Leben doch bitte nicht in seinem Komfort gemindert werden soll. Es darf ja jeder beliebig feige sein, aber das auch zu propagieren, ist ein starkes Stück. – Robert Wetzel

 

Eines vorab: Geradezu überstrahlt wird die Streitfrage, ob Deutschland nun eine diplomatische Lösung im Ukraine-Krieg forcieren solle, von der geradezu ikonographischen Darstellung einer Friedenstaube. Wer wollte sich angesichts dieser Perspektive dem schnellstmöglich Frieden verschließen? Worin besteht da noch der Streit? Also: Ja! Aber Moment, bleiben Bild und Perspektive nicht unvollständig? Wo ist der russische Greif, welcher der Taube den Garaus macht – 2014 und nun 2022. Angesichts der realen Bilder des Krieges erweist sich die komponierte Bildästhetik der ZEIT als Ausdruck einer beklemmenden Naivität.

Damit zu meinem eigentlichen Anliegen, dem Beitrag von Peter Dausend: Je länger der russische Angriffskrieg währt – und je weiter die brutalen Kämpfe und russischen Kriegsverbrechen aus dem Fokus der medialen Wahrnehmung verschwinden -, desto größer wird offenkundig die deutsche Friedenssehnsucht, auch und gerade in Der ZEIT. Der Debatte fügt Peter Dausend mit seinen Hinweisen auf die Unzuverlässigkeit der Ukraine nun eine vermeintlich neue Facette hinzu:

Da spuken unrealistische Kriegsziele durch die Köpfe einer korrumpierten Regierung, die nicht verhindern kann, dass die westlichen Waffen in die Händen von Kriminellen gelangen. Dass es sich um einen russischen Angriffskrieg handelt, wird zwar pflichtschuldig benannt, gerät angesichts des zugleich ausgebreiteten ukrainischen Desasters an Unzuverlässigkeit und Korruption jedoch fast in den Hintergrund. Dass ein Land, das sich faktisch seit 2014 im Kriegszustand befindet, kaum ein Muster der politischen Stabilität abgeben kann, bleibt hingegen ausgeblendet.

Symptomatisch ist überdies, dass auch Dausend nicht im Ansatz erläutert, wie er sich den von Deutschland angeführten Ausgang aus der politischen Sackgasse vorstellt. Über ein nettes Wortspiel gelang er hier nicht hinaus und ersetzt das eine – vermeintliche – Dogma durch ein anderes: Verhandlungen mit Russland – offensichtlich auch gegen den Willen Kiews? – seien „alternativlos“. Ohne Konkretisierungen, ohne den Hinweis auf die noch immer gültigen russischen Maximalziele eines Systemwechsel in Kiew und der „Denazifizierung“ positioniert sich Dausend irgendwo im Grenzland von optimistischer Naivität und eisigem Kalkül.

Man wünscht Peter Dausend einmal eine genauere Betrachtung der britischen Appeasement-Politik mit ihren richtigen moralischen Herleitungen und einkalkulierten ethischen Verwerfungen: Um den Frieden in Europa zu wahren, gewährten die Regierungen in Paris und London 1935 dem italienischen Duce den imperialen Zugriff auf den „Sklavenhalterstaat“ Abessinien (Bouverie, Mit Hitler reden 2020, S. 131f.). Damals wie heute war und ist es offensichtlich bequemer, das Opfer zum Täter zu machen, als dem Aggressor die Stirn zu bieten. Der weitere Gang der historischen Ereignisse ist bekannt. Bleibt nur zu hoffen, dass sich Geschichte nicht doch wiederholt. – Jörg Heger

 

Peter Dausend verklärt in seinem Plädoyer die nüchterne Feststellung ukrainischer Souveränität – sie. entscheidet. – zu einer Verkündung willfähriger außenpolitischer Selbstaufgabe. Er hantiert mit der Uneingeschränktheit als handele es sich um die Bedingungslosigkeit, rutscht damit semantisch von der Selbst- in die (Bereitschaft zur) Fremdbestimmung ab und verkennt so das Wesen demokratischer Außenpolitik. – Robert Pfeiffer

 

Wie naiv ist das denn? Ob und wann die Ukraine Verhandlungen mit Russland aufnimmt, wird in Washington entschieden, denn die USA liefern fast 90% der militärischen Fähigkeiten. Man kann die eigenen Waffensysteme gegen den echten Gegner Russland, aber ohne eigenes Risiko testen: Ein Traum für jeden militärischen Planer. Die paar Panzerchen von den Deutschen sind strategisch völlig bedeutungslos.

Die USA werden die Ukraine anweisen, Verhandlungen aufzunehmen, wenn das „Testfeld Ukraine“ für ihre Waffensystem abgeschlossen ist und sie die Militärhilfe einstellen. Putin hat sich mit diesem Krieg ins Knie geschossen. Nur wenn er offensiv und bedingungslos Verhandlungen anbietet, könnte er wieder in die politische Vorhand kommen. Macht er aber nicht- wer aus Ideologie und Zorn einen Krieg beginnt, wird ihn nicht aus rationalen Gründen beenden. – Dr. Ralph Bürk

 

Verhandeln mit Putin? Ja, aber erst wenn er darum bittet. Frau Brunner beschreibt im letzten Abschnitt ihres Statements kurz klar und deutlich warum. – Willi Krebser

 

Peter Dausend verklärt in seinem Plädoyer die nüchterne Feststellung ukrainischer Souveränität – sie. entscheidet. – zur Kundgabe außenpolitischer Willfährigkeit. Er hantiert mit der Uneingeschränktheit als handele es sich um die Bedingungslosigkeit, rutscht damit semantisch von der Selbst- in die (Bereitschaft zur) Fremdbestimmtheit ab und verkennt so das Wesen demokratischer Außenpolitik. – Robert Pfeiffer

 

Ich wundere mich, dass bei Ihrer Argumentation die Zeit nach einem „Waffenstillstand“ oder einem „Friedensschluss“ kaum eine Rolle spielt. Herr Putin und seine Gefolgsleute haben wiederholt deutlich gemacht, dass sie nicht nur die Ukraine wieder „heim ins (russische) Reich“ holen wollen. Herr Putin wird also, wenn er in der Ukraine definitiv Land gewonnen hat und die russische Armee wieder aufgerüstet worden ist, die Eroberung des nächsten Nachbarlandes befehlen, eventuell eines NATO-Mitgliedes. Wenn die Staaten Europas das verhindern wollen, bleibt ihnen meines Erachtens gar nichts anderes übrig, als die Ukrainer*innen bis einschließlich der Rückeroberung der Krim zu unterstützen. Alles andere wird Herrn Putin zu weiteren Angriffskriegen motivieren. – Dr. Ulrich Willmes

 

Ich kann Herrn Dausend nur entschieden widersprechen. Deutschland hat die letzten 30 Jahre die Ukraine ignoriert und war sowohl ökonomisch als auch was die NS-Schuld-Orientierung betrifft völlig einseitig auf Russland fixiert. Eine deutsche „Einmischung“, wie sie Herr Dausend wünscht, ist daher fehl am Platz. – Michael Bingeser

 

Mir unbegreiflich, wie ein Demokrat im sicheren Deutschland der Ukraine das Recht absprechen kann, allein zu entscheiden, ob sie Gebiete der Ukraine abtreten sollte oder zu Verhandlungen mit Putin bereit ist. Auch der Letzte sollte begriffen haben, dass Putin an Verhandlungen nicht interessiert ist. Seine Verträge sind nichts wert, sind von Lügen, Drohungen , Verschleierungen und Täuschungen geprägt. Vor seinem Überfall auf die Ukraine hatte Putin noch Kanzler Olaf Scholz versichert „dass er keine Krieg wolle“!

Wer glaubt denn noch daran, dass der Diktator Halt macht, wenn er die Ukraine erobert hat ? Wir sollten nicht vergessen, dass die Ukraine auch für Deutschland und die EU einen Stellvertreterkrieg führt. Seine neue Taktik ist, dass er die Explosion des AKW in der Ukraine bewusst in Kauf nimmt. Es ist dringend und notwendig, die Ukraine ohne Verzögerungen zu unterstützen und Solidarität zu beweisen. – H. Justin

 

Ich stimme Herrn Dausend zu Dausend Prozent zu. Schon allein wg. der zivilen Opfer auf beiden Seiten . Die USA muss Kanäle eröffnen , nur das akzeptiert die andere Seite. Und , wie bereits erwähnt, auch ohne Selenskij . Er muss sich den Friedensvereinbarungen beugen. Wir dürfen als EU uns nicht immer mehr hineinziehen lassen . Die Krim ist kein Thema mehr ( gehörte zur UDSSR) vor dem Verschenken . Wie viele Jahre soll die Zermürbung gehen ? .Ein Land flä- chenmässig doppelt so gross wie die BRD gibt Putin für eine allein westliche Zuwendung nicht her. – M. Fetting

 

Peter Dausend irrt. Wie vertrauenswürdig Selenskyj ist, spielt keine Rolle. Es geht schlicht darum, ob der Westen sich vom Autokraten Putin überrennen lassen will oder ihm Einhalt gebietet. – Dr. Friedrich Curtius

 

Im Folgenden ein kurzer Kommentar zur Frage der diplomatischen Bemühungen im Ukraine-Krieg. „Die pazifistische Gesinnung über Bord zu werfen, ist unverzichtbar, um in der geopolitischen Realität Verantwortung zu übernehmen. Aber den Willen zur Diplomatie vor lauter Überwältigung bitte nicht gleich mit!“ – Rocco Danneberg

 

Wenn Herr Dausend den Krieg der Ukraine um ihre Existenz mit dem Krieg der USA ` gegen den Terrorismus` im Irak ,der ausschliesslich mit verlogenen Argumenten begründet wurde und nur um Oel und Macht ging, vergleicht,ist das eine einzige Beleidigung der Ukraine,des Lesers der Zeit(so dumm und ignorant sind wir auch wieder nicht !) und der Zeit als seriöser Zeitung selbst.Ich würde es für angemessen halten,wenn Herr Dausend in Zukunft sein Geld bei Putin verdienen würde! – Christoph Lohr

 

84 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer, schreibt Simone Brunner, lehnen laut einer Umfrage des Kyiv International Institute of Sociology (KIIS) territoriale Zugeständnisse an Moskau ab. Das klingt nach einer überwältigenden Unterstützung dafür, lieber weiterhin den furchtbaren Blutzoll des militärischen und paramilitärischen Kampfes zu zahlen, als unzumutbare Zugeständnisse einzugehen.

Die vom US-basierten International Republican Institute (IRI) durchgeführte Umfrage „Public Opinion Survey of Residents of Ukraine“ zeigt diesbezüglich ähnliche Ergebnisse. Wenn man weiterliest, kommt aber noch etwas Wichtiges: Nur 8 % der Befragten würden als Zugeständnis zur Beendigung des Krieges Russisch als zweite Amtssprache akzeptieren – in einem Land, das seit Generationen zweisprachig war.

Führt man sich nun vor Augen, dass in den letzten Jahren auf Weisung von oben zahlreiche Straßen umbenannt wurden (darunter der Kiewer „Moskau-Prospekt“, jetzt „Bandera-Prospekt“), dass im Januar 2022 ein sehr weitgehendes Gesetz gegen die Verwendung der russischen Sprache in Kraft trat, und dass seit März 2022 mehreren Parteien, darunter den Sozialdemokraten, wegen Verdachts auf zu große Russlandfreundlichkeit jegliche Tätigkeit untersagt ist, dann stellen sich doch einige Fragen. Wie repräsentativ und unbeeinflusst sind solche Erhebungen wirklich; sehen wir hier die Ergebnisse einer demokratischen Meinungsbildung?

Wie alle beteiligten Länder müssen wir unsere Unterstützung natürlich nach Maßgabe der Ukraine leisten; sie wird auf unrechtmäßige und grausame Weise angegriffen. Gleichzeitig müssen wir unser eigenes Augenmaß für die damit übernommene Verantwortung anwenden. In dem Punkt gebe ich Peter Dausend Recht. Es ist allerdings sehr unwahrscheinlich, dass ein „Drängen“ Deutschlands auf eine diplomatische Lösung von der Ukraine oder in NATO-Kreisen akzeptiert werden würde.

Auch innerhalb der Regierungskoalition dürften nicht wenige die Sorge haben, mit einer solchen Forderung auf einer Liste angeblicher Putin-Freunde zu landen. Aussichtsreicher wäre eine auch von der Friedens- und Konfliktforschung beratene deutsche Stimme bei den regelmäßigen Koordinationstreffen der Ukraine und ihrer Partner. Waffen, auch schwere Waffen, werden insgesamt in bedeutendem Umfang bereitgestellt. Große Defizite gibt es u.a. bei Wasserversorgung und medizinischer Versorgung von Zivilbevölkerung und Soldaten in der Ukraine.

Chancen der direkten Kommunikation mit der Bevölkerung in Russland über für diese noch zugängliche Kanäle sind bei Weitem nicht voll genutzt. Zudem hätte die Möglichkeit, in größerem Umfang Kriegsgefangene zu nehmen und das Aufgeben für den einzelnen russischen Soldaten überlebbar erscheinen zu lassen, mit großer Wahrscheinlichkeit einen positiven Einfluss auf die Gesamtdynamik des Krieges. Ein deutscher Beitrag dazu, z.B. über das Internationale Rote Kreuz, könnte hier viel bewirken.

Innerhalb der internationalen Aufgabenteilung würde es eine Lücke füllen und wäre durchaus vermittelbar, wenn sich Deutschland konsequent und zuverlässig auf vernachlässigte gewaltarme Aspekte konzentrieren würde. An abgestimmten Kriterien für Ziele und Wirkungen der Unterstützung fehlt es noch; darauf ist gemeinsam hinzuarbeiten. – Dr. med. Heide Richter-Airijoki

 


 

 

Leserbriefe zu „Unsere Fehler“ von Wolfgang Bauer

 

Danke für Ihren Artikel! Sie schreiben „Es war ein Fehler, den Anbau von Opium zu unterbinden, ohne den Bauern reelle Alternativen zu bieten.“ Ist die Förderung des Anbaus von Safran eine Alternative? Wenn ja, mögen Sie dazu recherchieren?

Ich halte ein Röhrchen mit Safran aus Afghanistan in Händen; das stammt von Mohammad Sharki (www.gourmet-safran.de) aus Hamburg, dem Sitz Ihrer Zeitung. Aus dem Internet haben wir nur wenige Informationen zur Herkunft des Safrans und den Nutzen des Anbaus für die ErzeugerInnen. M. Sharki schreibt auf seiner Website: „Durch Ihren Kauf unseres GOURMET SAFRANS helfen Sie ganz entscheidend mit, dieser ‚gebeutelten‘ Region mehr Stabilität und Sicherheit zu verleihen.“

Trifft das zu? Möchten Sie das überprüfen? Fördern andere Einrichtungen der Entwicklungshilfe den Safrananbau als Alternative zu Opium? Sie schreiben weiter: „Was ist zu tun, damit wir wieder helfen können?“ Ich möchte gerne helfen und kleine Reisküchlein backen mit Safran aus Afghanistan; dazu helfen gesicherte Information über ein „faires“ Produkt! Mögen Sie als Journalist mit Ihrer Recherche dazu beitragen? – Kurt Walter

 

„Diese Kritik an der deutschen staatlichen Entwicklungshilfe war überfällig. Die GIZ Tätigkeit ist eine Misserfolgsgeschichte, die leider nicht aufgearbeitet wird. Viele GIZ Mitarbeiter mit langjähriger Auslandserfahrung sind frustriert. Evaluierungsberichte werden solange zensiert, bis der Erfolgsnachweis erbracht ist. Mit Missionseifer wird versucht, westliche Wertvorstellungen zu transferieren.

Die unsensiblen Auslandsauftritte mancher eurofixierter Politiker in Ländern mit Menschen völlig anderer Denkweisen ist oft beschämend. Menschenwürde heißt auch, kulturelle Andersartigkeit aus tiefster Überzeugung zu respektieren. Das kann man heutzutage von kirchlichen Entwicklungsprojekten lernen.“ Bei Interesse könnte ich dem Autor weitere Hintergrundinformationen zu diesem Thema im Zusammenhang mit Greenwashing bereitstellen. – Armin Offer

 

Höchste Zeit, solche nahezu unwirksamen, ziel- und orientierungslosen, Leerlauf produzieren Organisationen aufzuspießen – kaum Aufsicht, gigantischer Wasserkopf, Pfründenmentalität – allenfalls ein paar Gut-Menschen, Idealisten, Wirrköpfe, Stubsnasen, Naivlinge, Weltverbesserer, Abenteurer an der Basis – oft mit erstaunlich guter Hochschul-Ausbildung, mit dem entsprechenden Prätentionen, und im Deutschen System den nur aus solchen akademischen Graden hergeleiteten Einstiegs-Gehältern – oft weitaus zu jung, um sich je praktische, wie auch Entscheidungs- und Führungs-Erfahrungen angeeignet zu haben. – Hans von Schack

 

Es würde sich lohnen das Thema „Deutsche Entwicklungshilfe“ noch einmal etwas ausführlicher zu bearbeiten. Im Artikel von Wolfgang Bauer sind nur einige Schlaglichter benannt, die allerdings treffen. Und hier ging es ja auch konkret um Afghanistan. Aber nicht nur in Afghanistan ist Kritik angebracht. Die angesprochene GIZ – Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH, hier als große staatliche Agentur bzw. als Hilfskonzern benannt – versteht sich nur sehr nachrangig als Entwicklungshilfeorganisation. Der Begriff „Entwicklungshilfe“ taucht dementsprechend auch im Internetauftritt der GIZ kaum auf.

Die „Staatliche Entwicklungshilfe“, der ehemalige „Deutsche Entwicklungsdienst DED“ wurde 2011 mit der ehemaligen „GTZ-Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit“ und „InWEnt – Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH“, einer weiteren Organisation, zur GIZ verschmolzen bzw. von dieser „geschluckt“ und fristet seitdem ein Schattendasein.

Dominant waren seit dieser Fusion die Strukturen der GTZ. Die GTZ – ebenfalls in staatlichem Besitz – arbeitete auf dem Feld der Internationalen Zusammenarbeit, der DED im Rahmen des Entwicklungshelfer- Gesetzes so wie auch andere nichtstaatliche Entwicklungshilfeorganisationen. „Entwicklungshelfer im Sinne dieses Gesetzes ist, wer 1. in Entwicklungsländern ohne Erwerbsabsicht Dienst leistet, um in partnerschaftlicher Zusammenarbeit zum Fortschritt dieser Länder beizutragen (Entwicklungsdienst) …“ Im Gesetzestext sind weitere Kriterien benannt.

Um die Prioritäten deutlich zu machen: Die GIZ beschäftigte Ende 2020 laut Jahresabschlussbericht insgesamt 23.614 Mitarbeiter, es waren aber nur 483 Entwicklungshelfer im Einsatz. Wolfgang Bauers Forderungen nach „kleinen, klügeren Organisationsformen“ werden sicher von den nichtstaatlichen Entwicklungshilfeorganisationen und auch von anderen NGO deutlich besser erfüllt als vom „Hilfskonzern GIZ“ , den DED als eigenständige Staatliche Entwicklungshilfeorganisation gibt es leider nicht mehr und das war eine politische Entscheidung. – Helga Schneider

 

Danke, Herr Bauer, für Ihren Mut, die Fehler unserer Entwicklungshilfe in Afghanistan aufzuzeigen und mit der GiZ Ross und Reiter zu nennen. Jahrzehntelang wurden GiZ-Experten unzureichend vorbereitet nach Afghanistan entsandt. Es wurde nachlässig übersehen, dass es in AFG keine europäische Amtssprache gab, weil das Land nie Kolonie war. Die GiZ investierte kaum oder gar nicht in die sprachliche und landeskundliche Vorbereitung und beugte sich dem politisch vorgegebenen Zeitdruck. Grosse Projekte scheiterten – u.a. – an der kulturellen Inkompetenz der importierten Mitarbeiter.

Statt derlei zuzugeben, wurden die Projektbudgets erhöht, verlängert, verdoppelt, nach dem Motto: Zweimal so viel ist doppelt so gut. Das erinnert an Paul Watzlawicks Buch „Vom Schlechten des Guten“, Piper 1986. Der Patient bekommt statt der indizierten Medizinmenge die doppelte Menge. Ergebnis: Schwere Vergiftung. Das erleben wir derzeit in Afghanistan. – Franz-Josef Vollmer

 

Diesen wichtigen Text von Wolfgang Bauer sollten sich alle in der sog. Entwicklungshilfe-Community hinter den Spiegel stecken, auch diejenigen Politikerinnen wie Ursula von der Leyen, Annemarie Kramp-Karrenbauer, Christine Lambrecht und deren männliche Kollegen von der SPD, die alle bei ihren vielen Besuchen wider besseres Wissen die deutsche Öffentlichkeit belogen und Dinge schöngeredet haben, die von Anfang an völlig falsch liefen in Afghanistan.

In ein paar Jahren wird man möglicherweise auch über unsere heutige Politik in Bezug auf Russland sagen, warum haben wir damals nur… Warum müssen Politiker nur ganz selten die Suppe auch auslöffeln, die sie aus Opportunismus und Bequemlichkeit anderen – auch ganzen Völkern – einbrocken? – Björn Luley

 

Die Kritik an der deutschen Entwicklungshilfe klang für mich weder neu noch überraschend. Unabhängig davon habe ich noch nie verstanden, warum wir den Anbau von Opium nicht unterbunden haben. Innerhalb von 20 Jahren muss es doch Möglichkeiten gegeben haben, die Opium-Bauern beim Anbau anderer lukrative Anpflanzungen zu unterstützen. Hier hat wophl der politische Wille gefehlt. Ich weiß nur nicht warum. Der Opiumanbau hat sich jedenfalls in der Zeit unserer Bundeswehrpräsenz prächtig entwickelt (von 3.400 t in 2002 bis zu 6.800 t in 2022). Für mich das stärkste Ärgernis an unserem Engagement. – Reimar Schappach

 

Ein scharfer Verriss der deutsche Entwicklungshilfe, speziell für Afghanistan. Von einem Journalisten, Wolfgang Bauer, der in den ganzen Jahren der verschiedenen Konstellationen in Afghanistan, oft auf abenteuerlichen Wegen, in diesem Land beobachtet und genau berichtet hat. Der/die neue Amtsinhaber*in im Entwicklungshilfe- Ministerium wird sich hoffentlich die Mühe machen, mal mind. 20 Jahre aufzurechnen. Die Kostenerwartungen sind noch nicht abgeschlossen. Wir müssen noch Menschen zu uns holen, die bei der Bundeswehr oder anderen deutschen offiziellen Einrichtungen gearbeitet haben. Für die der Bund doch eine Arbeitgeber-Hilfe- Verpflichtung einzulösen hat. – Hartmut Wagener

 

Ich bin sicher, dass die zahlreichen Helfer vor Ort ihr Bestes geben, um die wirtschaftliche und humanitäre Situation zu verbessern. Hut ab! Wir sollten aber dringend das Management unserer Entwicklungshilfe überdenken. Der Artikel von Wolfgang Bauer hat mich spontan an die Fernsehserie „Kir Royal“ von 1986 erinnert, in der Mario Adorf den Fabrikanten Haffenloher spielt, der den Reporter Baby Schimmerlos (gespielt von Franz Xaver Kroetz) runterputzt mit den Worten:

„Isch scheiß disch sowatt von zu mit meinem Jeld, dat de keine ruhije Minute mehr hass“ und „Gegen meine Kohle haste doch jar keine Schangse…“ Auch wir, d.h. unsere diversen Regierungen, scheißen alles zu mit Geld. Davon haben wir genug. Wir kaufen uns damit frei von wahrer Verantwortung, ein moderner Ablasshandel also, statt uns wirklich und von Herzen zu kümmern. – Bernd Riegsinger

 

Der Koloss GIZ ist fast immer nur mit sich selbst beschäftigt. Nicht nur in Afghanistan. Vor allem für Vorstand, Management und AMAs. Kann ich aus 20 Jahren Entwicklungshelferdasein bestätigen. – Siegfried Knauer-Runge

 

Zwar werden in dem Artikel die Ursachen des gigantischen Versagens der deutschen Entwicklungshilfe für Afghanistan sachlich dargestellt, in pauschaler Form und in Bezug auf die Frage, wie es denn dort nun weitergehen könnte, halte ich das trotzdem für einseitig. In der jetzigen Situation ist jedenfalls auch nach den Ursachen für das Verhalten der Taliban, anderer Fanatiker und auch der ganzen Bevölkerung zu fragen.

Natürlich lehnen die Taliban Einmischungen in die inneren Angelegenheiten des Landes ab. Keine Regierung wünscht das, aber die absolutistische Form dieses Ansinnens zeigt, dass sie selbst zwischenmenschliche und damit gesamtgesellschaftliche Angelegenheiten gemäß ihrer Strategie um Machterhalt manipulieren. Menschenrechte dürfen auf diese Weise aber nicht missachtet werden, auch nicht durch das Hantieren mit standardisierten Begriffen der Religion. Die brutalen Methoden der Taliban widersprechen jeglichem seriösen Religionsverständnis.

Was also ist den Taliban und anderen Fanatikern zu sagen? Dass Religion standardisierte Muster zur Bevormundung, Kontrolle und Unterdrückung der Bevölkerungen nicht beinhaltet. Wird das doch so praktiziert, folgt daraus, dass sie leider nicht wissen, was Religion überhaupt ist. Und noch etwas: Wer sich zur Rechtfertigung seines Tuns auf religiöse Begriffe beruft, sollte wissen, dass Waffen dabei keine Rolle spielen dürfen – auch wenn das im Laufe der Geschichte vieler Völker immer wieder vorgekommen ist. – Christoph Müller-Luckwald

 

Falls tatsächlich noch einmal über Afghanistan diskutiert werden sollte, dann wird es darum gehen, wer, wann, warum den afghanischen Hilfskräften die versprochene Hilfe versagt hat. Das Thema der Sinnhaftigkeit von Militärhilfe einerseits und Entwicklungshilfe anderseits wird mit Sicherheit nicht grundlegend diskutiert werden. Die nach den gleichen Prinzipien funktionierende „Hilfe“ für Mali scheitert gerade krachend, auch dies kein Grund zum Umdenken.

Wolfgang Bauer beklagt zu Recht, dass wir mit unserem abstrakten Großdenken nicht nah an den Bedürfnissen der Menschen in Afghanistan waren, dass weniger manchmal mehr gewesen wäre. Das unter anderem an finanziellen Interessen gekoppelte Verharren in falschem Denken ist aber ja nicht allein im Umgang mit armen Ländern fatal. Auch dem deutschen Bauern werden ja über Jahrzehnte teure, der Natur schadende Konzepte verkauft, mit dem Ergebnis, dass die Böden kaputt und der Bauer verschuldet ist. Diese Art zu Denken bezüglich Afghanistan zu hinterfragen, würde ja bedeuten, dass wir sie insgesamt stellen müssten. – Dieter Schöneborn

 


 

 

Leserbriefe zu „An der goldenen Kette“ von Jörg Lau et al.

 

Russland, Deutschland, China, die jetzt so innig handeln , haben ja innerhalb von weniger als fünfzig Jahren die drei größten Massenmoerder der Weltgeschichte geliefert. Dagegen erscheint die jetzige Situation beinahe überschaubar. Wie könnte es weitergehen, wenn es so nicht weitergeht? Wer hat die besten Ideen? – Marianne Werner

 

Sie stellen in der aktuellen Ausgabe (endlich) zurecht die Frage, wie wir von China loskommen. Diese Frage ist eng verknüpft mit der Frage, wie wir in diese Abhängigkeit geraten (bisher und immer wieder aufs Neue). Dazu hilft eine einfache Rechnung: Die Produktkosten eines in Europa entwickelten und hergestellten Produktes ergeben sich aus den Material- und Prozesskosten der eigentlichen Herstellung sowie anteiligem „Overhead“, d.h. v.a. Entwicklungs- und Vertriebskosten. Die Ausbildungskosten der daran beteiligten Mitarbeiter werden nicht betrachtet.

Die Produktkosten eines in China hergestellten Produktes ergeben sich aus den Material- und Prozesskosten der eigentlichen Herstellung. Die Kosten- und Know-how-intensive Entwicklung wurde/wird auch heute noch meist nicht in China gemacht (von Vorzeige-Ausnahmen wie Huawei abgesehen). Der wichtige Teil ist aber, dass es für den chinesische Staat einen großen Wert darstellt, wenn seine Arbeiter und Studenten hervorragend ausgebildet werden. Dieser Wert wird durch Subventionen anteilig vom Produktpreis abgezogen.

Da chinesische Produkte dadurch einen zweistelligen Prozentbetrag billiger sind als europäische Produkte, verdrängen Sie in der freien Marktwirtschaft (außerhalb Chinas) in mehreren Jahren (bis zu Jahrzehnten) Wettbewerbsprodukte und schaffen so ein Monopol. Monopole sind Macht, auch für die anschließende Preisgestaltung. Oder in einem Satz: Chinesen denken in Jahrzehnten voraus, Europäer in Quartalen. Solange wir unsere Denkweise nicht ändern, verlieren wir langfristig. – Thomas Grassl

 

Am deutschen Wesen der Moral sollen wir genesen? In der Politik geht es um Macht und Interessen. In der Wirtschaft um Profite. Kapitalismus genannt. Durch den Begriff „soziale Marktwirtschaft“ nett garniert. „Wir“ sind einer der größten Waffenexporteure, beziehen Rohstoffe aus Saudi Arabien, Kartar und wollen US Fracking Gas nutzen. Kriege, wie z.B. im Jemen gehen uns wenig an. Nun evtl. Indien als erweiterter Absatzmarkt.Narendra Modi als Ansprechpartner. Was sich durch diesen Wechsel auf der moralischen Ebene verändern soll, bleibt mir fest verschlossen. Ich bin auf Argumente gespannt. – Frank Tofern

 

Ich danke für die aufrüttelnde Darstellung. Wir sind also langsam und ohne es zu merken von China abhängig geworden. Das Muster dafür ist in dem asiatischen Brettspiel GO zu finden. Dort geht es darum, den von den Spielern Zug um Zug gelegten Spielsteinen des Gegners die Bewegungsfreiheit zu nehmen. Und zwar so, dass der Gegner es zunächst nicht bemerkt. Wenn er es dann bemerkt, ist es zu spät und der Stein ist tot.

Die geistige Leistung des Spielers besteht darin, das durch anscheinend unzusammenhängende und unauffällige Züge zu erreichen. Ich frage mich, ob unter unseren europäischen Entscheidungsträgern GO-Spieler sind und ob unser pluralistisches System ihnen die Anwendung des Geübten erlaubt. Was ich darüber hinaus an GO als Kriegsspiel schätze, ist dass der Geländegewinn des Siegers um die toten Steine reduziert wird. – Werner Kovac

 

Ein treffendes Bild: Deutschland als Junkie an den Wohlfahrtsgewinnen der Internationalen Arbeitsteilung hängend. Traurig aber wahr, wir haben als Gesellschaft – seit der GroKo beschleunigt – die Profite verfrühstückt. Die private und die öffentliche Konsumption richtete sich zunehmend auf ein angenehmes Leben im Hier und Heute. Trotzdem wird allenthalben geklagt, die einen zahlen zuviel Steuern, die anderen beweinen mangelnde Sozialtransfers. Unser Dealer hat zwischenzeitlich seine Wohlfahrtsgewinne, zugegeben autoritär und auch mit unfairen Mitteln, in die Zukunft investiert.

Die VR China hat in den letzten Jahrzehnten einer Milliarde Menschen Essen und Wohlstand gebracht, steht heute technologisch weltweit an der Spitze, auf Augenhöhe mit den USA. Davon können wir nur träumen. Jetzt müssten wir den Gürtel enger schnallen, um unserer Jugend nicht nur Schulden, sondern ein lebenswertes Land zu hinterlassen. Ob das klappt? (Christian Bruch, Siemens Energy, benennt im Interview einige unserer Probleme und ihre Ursachen. Entsprechend klare und fundierte Stellungnahmen vermisse ich auf Seiten der Politik.) – Dr. Hans-Günther Vieweg

 

Alleine schon die Fragestellung „Wie kommen wir von China los? ist für mich höchst problematisch. Wer will eigentlich von China los? Ist es die Politik generell, sind es NGO’s oder sog. beratende Denkfabriken, ist es die EU, vielleicht Herr Bütikofer der Grünen in Brüssel, der mittlerweile Einreiseverbot in China wegen der verhängten Sanktionen Chinas wegen der Uriguren hat, sind es die Unternehmen (Manager Bosse ), sind es strategische Überlegungen der Amerikaner oder ist es nur ein Wunsch derer, die schon immer gegen eine Globalisierung, Wachstum und Konsum waren.

Seit ein, zwei Jahren läuft nach meinem Empfinden eine ganz gezielte Kampagne gegen China. Angefangen hat es vor ca. zwei Jahren mit der Veröffentlichung menschenunwürdiger Bilder von Umerziehungslagern von Uriguren, Muslime, einer von ca. 100 in China lebenden Volksetnien. Dann kam die Null Covit Strategie mit dem Ergebnis gewaltiger Lieferkettenunterbrechungen. Das hat schmerzlich die hohe Anfälligkeit des globalen Wirtschaftskreislaufs gezeigt.

Mit der chinesischen nicht demokratischen Staatsform hat es allerdings nur bedingt zu tun. Eine Millionenstadt unter Karantäne zu stellen, wäre bei uns undenkbar, wir haben ja auch keine 1,5 Milliarden Einwohner und natürlich eine funktiionierende Oppsition. Wenn wir allerdings mit nicht demokratischen Systemen nur noch bedingt Handel treiben wollen, werden wir als drittgrößtes Exportland der Welt Schiffbruch erleben. Weit über die Hälfte der Menschheit lebt nicht in Demokratien. Unsere ethischen Absprüche sind leider nicht der Maßstab dieser Welt.

Beim Abbau einseitiger Abhängigkeiten zwischen China und Deutschland, hier geht es vorwiegend um technische Prozesse, sollte sich die Politik gänzlich heraushalten. Der ehemalige Mitherausgeber der Zeit, Helmut Schmidt, würde sich im Grab umdrehen, wenn er den Plan B der Beamten des gegenwärtigen Auswärtigen Amtes , in „seiner Zeitung“ lesen würde. „Sie raten zu einem totalen Bruch, falls Pekin ein absolutes disruptives Verhalten an den Tag lege, wie etwa einen Angriff auf Taiwan mit dem Ziel der Wiedervereinigung.

Für Schmidt galt grundsätzlich die Doktrie der Nichteinmischung in die Politik anderer Länder, hierzu gehörte vor allem auch China mit seiner autokratischen Staatsform die man zuersteinmal zu akzeptieren hat. Nur durch Annäherung und aktiven Interessenaustausch sind auch Menschrechte verhandelbar und eher durchsetzbar, war sein Kredo. Wenn große Worte wie ZEITENWENDE bedeuten, sich für die letzten 15 , 20 Jahre politisch entschuldigen zu müssen, im übrigen wirtschaftluch höchst erfolgreiche Jahre für Duetschland, dann schaudert mir vor dem was da noch kommen wird. Im Übrigen sind überall da, wo Diktatoren beseitigt worden sind, die Lebensumstände der Menschen oft schlimmer wie zuvor. – Walter Schroff

 

Ich habe Ihren Artikel „Wie kommen wir von China los“ mit großem Interesse gelesen. Dennoch finde ich: Falsche Frage!!! Die dringenden Fragen lauten: 1. Wann lernen wir Menschen, dass wir, wollen wir „Wohlstand halten“ – egal auf welchem Level, dass wir immer voneinander abhängig sind. Alle Menschen – auf der ganzen Welt sind voneinander abhängig. Viel mehr alle Menschen sind von der ERDE abhängig. 2. Wie wollen wir diese Abhängigkeit zwischen Menschen, zwischen ERDE und Mensch im friedlichen Miteinander gestalten? Erkennen wir unsere Abhängigkeit von der Erde an! 3. Wohlstand haben ist kein „Recht“ auch kein „Geburtsrecht“ auf das wir Menschen uns berufen könnten.

4. Wie müssen wir Menschen, die wir jetzt (alle) auf dieser ERDE leben, wie können wir uns im friedlichen Miteinander arrangieren und gemeinsam von den Ressourcen die Mutter ERDE (Stand jetzt) noch hat – so teilen und wieder pflanzen, dass auch nachfolgende Generationen auf dieser ERDE leben können? Und zwar Pflanzengenerationen, Tiergenerationen und Menschengenerationen. 5. Hören wir auf uns gegenseitig die Schuld zuzuweisen. Ja, es gibt Schuld! Kolonialmächte, Industriestaaten & Co machen sich schuldig mit ihrer GIER nach Rohstoffen, GELD, MACHT. Doch die Zeit drängt!

6. Die ERDE ist für alle Lebewesen da! ERDE gibt was sie kann um ihre Bewohner (Pflanzen, Tiere Menschen) zu ernähren und sich zu erhalten. Lernen wir von IHR! Sie ist es nach der wir Menschen uns richten müssen! Wir nehmen von IHR? Was geben wir IHR? Wir zerstören SIE! – Wie können wir SIE heilen? 7. Wir brauchen die ERDE – die ERDE braucht uns nicht! 8. Die ERDE bestimmt/gibt vor was gut für SIE und uns ist. – nicht wir Menschen.

Respektieren wir SIE Was wir brauchen: 1. Die Rechte der ERDE definieren und unser Leben auf IHR danach ausrichten. SIE als oberste Instanz akzeptieren 2. Menschenrechte/Pflanzenrechte/Tierrechte zu gleichen Teilen festschreiben, um ökologische Kreisläufe zu sichern 3. Die WELT neu denken. So wie die Erde für uns sorgt, so müssen wir auch für sie sorgen, so müssen wir füreinander sorgen.

Dann kann es klappen Wir brauchen Politiker die sich trauen das Wohl der ERDE an die erste Stelle in ihren Regierungsprogrammen zu stellen, Politiker, die ihre Politik am Wohl der ERDE ausrichten. Das schließt das Wohl ihrer Wähler automatisch mit ein. Auch wenn es nicht jedem gefallen wird. Wir müssen unser Verhältnis zur ERDE neu denken und unsere Lebens- und Regierungsplanung danach ausrichten: Wir brauchen die ERDE – die ERDE braucht uns nicht. – Ingrid Schmidt

 

Das ist neu, wie so vieles in unseren Tagen: Die globalisierte Arbeitsteilung, das Ausnutzen eines ökonomischen, arbeitsrechtlichen oder arbeitsorganisatorischen Gradienten soll ein Risiko sein! Gerade wenn man sich mit großen, mit gar nach Hegemonie strebenden Staaten einlässt! Plötzlich, sogar unterhalb von kurzen Bilanzperioden, sei darum kalter Entzug angesagt.

Muss Ricardo denn wirklich auf den Misthaufen? Was ist heute ganz und gar neu? Abgesehen von einem zugegeben psychotischen Zustand der internationalen Diplomatie. Also: China steckt einen Cordon sanitaire ab – aber mit geringerem Anspruch als nach der Monroe-Doktrin oder ihren Fortentwicklungen. Oder: China schaut verärgert und begehrlich auf eine vorgelagerte Insel. Zumindest bisher indessen: Ohne konkrete Absichten für eine Schweinebucht-Affaire.

Wie ich es sehe, ist nicht die Zeit für ein globales Schisma, sei es politisch, kulturell oder wirtschaftlich. Wenn wir überleben wollen, sollten wir jede Möglichkeit nutzen, zueinander zu finden. Eine epidemische Sprachlosigkeit wie 1913 bewirkt das Gegenteil. – Dr. jur. Karl Ulrich Voss

 


 

 

Leserbriefe zu „Mój polski skarb. Mein polnischer Schatz“ von Sophie Rebmann

 

Zu der Situation von heute zweisprachig aufwachsenden Kindern und Jugendlichen habe ich nichts beizutragen. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass in Deutschland, insbesondere in den Dörfern, über Jahrhunderte Kinder zweisprachig aufwuchsen bzw. erst in der Schule Hochdeutsch lernten. Im Mittelalter gab es 3 Sprachen in Deutschland: (Mittel-) Hochdeutsch, Mitteldeutsch und (Mittel-) Niederdeutsch. Bekanntlich setzte sich im 16. Jahrhundert (Neu-) Hochdeutsch durch, wobei die Reformation und die Bibelübersetzung von Martin Luther beitrug.

Die „einfachen“ Menschen sprachen aber in Norddeutschland (hierauf beschränke ich mich jetzt) das sich verändert habende (Neu-) Niederdeutsch, von „Gebildeten“ abwertend „plattdeutsch“ genannt. In der Volksschule mussten die Kinder dann hochdeutsch sprechen. Plattdeutsch aufwachsende Kinder hatten – so meine persönliche Erfahrung – Probleme insbesondere mit dem Dativ. Das Wort „mi“ zum Beispiel war mal mit „mir“, mal mit „mich“ zu übersetzen. Noch auf dem Gymnasium fehlte mir manchmal die hochdeutsche Version eines Begriffes. Später waren meine Plattdeutsch-Kenntnisse durchaus von Vorteil: Ich verstand im Beruf nicht nur plattdeutsch sprechende Bauern, mit denen ich zu tun hatte, sondern konnte auch in ihrer Sprache antworten.

Ein plattdeutscher Satz in einer Information bei einer Bauernversammlung wurde mit „oho“ oder ähnlich begleitet. Als ich diese Methode auch im Vorbeitungslehrgang für angehende Landwirtschaftsmeister (so in die 20 Jahre alt) anwandte, sagten einige Teilnehmer: „Was soll das denn heißen? Sprechen sie doch hochdeutsch“. Die „Bildungsexpansion“, insbesondere seit den 1970er Jahren auch auf dem flachen Land (Mittelpunktschulen, hoher Anteil der Kinder auf weiterführenden Schulen), hat die alte Sprache weitgehend verdrängt. Die Versuche, Plattdeutsch als Kulturgut zu erhalten, will ich jetzt nicht werten. – Adolf Ronnenberg

 

Ihr Artikel „Mój polski skarb / Mein polnischer Schatz“ trifft so sehr eine zentrale Friedensbotschaft, dass er eigentlich auf die Titelseite und auf die Schreibtische der Kultusminister gehört wie kein anderer. Wir waren kürzlich nahe der tschechischen Grenze nahe Eisenberg im Bayerischen Wald in den Ferien und sind dort vielen Menschen begegnet. Die Nähe zu Tschechien spiegelt sich hier allenfalls auf vereinzelten Schildern in Regionalzügen wider; kein Schulkind lernt dort tschechisch, aus der Sicht der Menschen dort scheint das Land kulturell noch immer auf der anderen Seite des eisernen Vorhangs zu liegen.

Welch riesiger Beitrag zum Frieden in Europa wäre es, würden wir den Austausch mit unseren Nachbarländern über die Sprache suchen. Sie treffen mit Ihrem Artikel sicherlich einen wesentlichen wunden Punkt in unserem Schulsystem. Es ist auch ein wunder Punkt in unserer manchmal befremdlich selbstgefälligen Gesellschaft. – Dr. Johann-Baptist Kleber

 

In dem prinzipiell sehr überzeugenden Artikel von Sophie Rebmann zur Zweisprachigkeit entdeckte ich auf S. 31 eine Formulierung, deren Art in Ihrem Blatt (und auch vielen anderen) dem Zeitgeist entsprechend inzwischen Furore macht. Ich meine den Satz: „Ich lernte, dass auch Lehrerinnen Fehler machen.“ Die Vermeidung des generischen Maskulinums lässt die Antwort offen, ob sie damit meint, dass sie erkannt hat, dass weibliche Lehrer Fehler machen, sie ihre Erkenntnis also an das biologische Geschlecht knüpft, oder ob sie einen geschlechtsunabhängigen Schluss gezogen hat. Ich vermute, dass sie damit nicht indirekt sagen will, dass nach ihrer Erfahrung männliche Lehrer keine Fehler machen. Dürfte ich um Klarstellung bitten?

Genauso wenig weiß man heutzutage, ob nur weibliche Politiker in Africatown anwesend waren (S. 29) oder man ausdrücken will, dass man die richtige Gesinnung in sich trägt und peinlich genau darauf bedacht ist, nicht in der Geruch zu kommen, frauenverachtend zu schreiben. Der im selben Artikel befindliche Satz „Miller (…) gehört zu einer Generation von Wissenschaftlerinnen, die ihre Arbeit auch als eine politische verstehen.“ enthüllt die Sexualisierung der Sichtweise auf Politik und Gesellschaft. Danach gäbe es eine Generation, die sich dadurch auszeichnet, dass weibliche Wissenschaftler ein Politikverständnis haben, das sich von dem ihrer männlichen Kollegen offenbar so deutlich unterscheidet, dass dies extra betont werden muss.

Ich erkenne auch (mit verhaltenem Lob) an, dass Sie sparsamer als manch andere Publikation gendern. Als ob es eine interne Richtlinie gäbe, mindestens einmal pro Artikel müsste man eine Genderformulierung unterbringen, erst dann ist dem Zeitgeist Genüge getan und er kann von oberster Stelle abgesegnet werden. Ich verstehe, dass es Ihnen ein Anliegen ist, die rechte (im Sinne von richtig, nicht rechts) Gesinnung Ihres Blattes deutlich zu machen.

Was halten Sie davon, dies in BILD-Zeitungsgroßen Lettern prominent auf der 1. Seite zu verkünden und ab dann wieder nur dann das biologische Geschlecht zu erwähnen, wenn es auch zur Sache beiträgt? Den Platz dafür sparen Sie durch Weglassung der Beidnennungen (Chefinnen und Chefs, Gynäkologinnen und Gynäkologen) locker ein. – Christwart Conrad

 

Sophie Rebmanns Beitrag bestätigt, dass man in der Bundesrepublik seit Gastarbeiterzeiten in Politik und Bildung nicht viel hinzugelernt hat. Das Vorhandensein unterschiedlicher Herkunftssprachen mit geringerer Reputation als die Weltsprachen Englisch, Französisch, Spanisch wird in vielen Schulen und Klassenzimmern immer noch als Bedrohung, nicht aber als eine Chance zur Förderung von Mehrsprachigkeit eingestuft.

Die gelebte Mehrsprachigkeit in unserem Land verdient Anerkennung und Wertschätzung, denn bei entsprechender Förderung dieses Potenzials erziehen wir junge zwei-, drei- oder sogar vielsprachige Menschen zu strukturtragenden Entscheidungsträgern in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Dafür ist jedoch eine entsprechende Berücksichtigung des vorhandenen Sprachenschatzes im Unterricht unserer Schulen notwendig, für die Schulleitungen und Kolleg(Inn)en neue Wege beschreiten und Lerngelegenheiten schaffenmüssen. Daher müssen angemessene (curriculare) Konzepte entwickelt werden, die alle Schüler(innen) dazu befähigen, sich in unserer immer globaler agierenden Welt zum Wohle der Gesellschaft zu engagieren. – Dr. Rainer E. Wicke

 

Ich kann es immer noch nicht so richtig fassen , wenn Artikel zu Polen in Deutschland , zur Zweisprachigkeit deutsch-polnisch oder zu polnischer Identität in Deutschland lese. Dass über diese Themen etwas in den Medien erscheint : noch immer bei mir mit Erstaunen verbunden. Ich selber bin zweisprachig , polnisch – deutsch , aufgewachsen , wobei polnisch meine Muttersprache ist. Ich habe deutsch erst mit 3 Jahren im Kindergarten gelernt. Mir wäre es nie im Traum eingefallen , mich als zweisprachig zu bezeichnen und etwa in einer Bewerbung polnisch als Sprache anzugeben. Nun bin ich eine andere Generation als S.Rebmann.

Meine Eltern kamen im 2.Weltkrieg als Zwangsarbeiter nach Deutschland und blieben nach dem Krieg in Westdeutschland. Ich bin Jahrgang 1952 . Aufgewachsen bin ich in einer Siedlung in der nur ehemalige Zwangsarbeiter lebten. Zuhause sprachen wir ausschließlich polnisch . Wir hatten ausschliesslich polnische Bekannte und Freunde , es gab eine polnische katholische Kirchengemeinde, polnische Vereine , in denen polnische Traditionen gepflegt wurden.

Draußen, das war Deutschland , wo ich zur Schule ging und ich durch meinen Namen geoutet wurde : Izabella Jowita Drzewicka. Ein Thema war Polen und die polnische Herkunft in der Schule so gut wie nie, ebenso wie Deutschland und die Deutschen nie Zuhause Thema waren , ausser wir haben uns lustig gemacht.

Als Ende der 70iger Jahre die Sozialisation der türkischen Gastarbeiter-Kinder thematisiert wurde , habe ich sie beneidet. Über ihre Geschichte , ihr Leben wurde gesprochen. Wir existierten in der öffentlichen Wahrnehmung gar nicht. Viel später habe ich mich dann auch nicht mehr gewundert , dass ich lange , lange mit so etwas wie Selbstwertgefühl gekämpft habe. Danke für diesen Beitrag. – Izabella Eli

 

Mein Mann und ich sind von Ihrem Artikel begeistert, denn Sie beschreiben genau das, was wir erlebt haben. Die zwei Sprachen sind eine Bereicherung und es macht Sinn, diese zu pflegen. In Deutschland interessiert das kaum jemanden. Als gemischtes deutsch-polnisches Ehepaar haben wir unsere Kinder zweisprachig erzogen, zeitweise die polnische Schule in München besucht, bis die Samstage angesichts des deutschen Schulalltags und nicht zuletzt aufgrund der langen Anfahrt und der ungünstigen Lage der polnischen Schule in München nach deren Umzug (vom Hauptbahnhof, was gut zu erreichen war, hinter den Ostbahnhof, was von außerhalb nur schwer zu erreichen war) nicht mehr zu schaffen waren.

Ihr Vorschlag, das Polnische mittels moderner digitaler Medien im Rahmen eines Fernunterrichts in das deutsche Schulwesen aufzunehmen, erscheint uns sehr interessant, auf jeden Fall umsetzbar und zielführend. Ich möchte nur aus meiner Sicht noch drei Aspekte anbringen: Zunächst einmal ist die Rolle der Eltern und die Vermittlung der Zweisprachigkeit durch die Eltern sehr wichtig. Und es geht dabei nicht nur um den Spracherwerb, sondern auch dessen Begleitung durch Gespräche, Lektüre von Büchern in beiden Sprachen, das Bereisen und Reflektieren beider Länder in der Familie.

Wir haben aktuell eine deutsche Zeitung (die „Zeit“) und eine polnische Wochenzeitschrift („Polityka“) abonniert, um unserer Bikulturalität Ausdruck zu verleihen. Kurz gesagt – was die Eltern vorleben, ist sehr wichtig in diesem Zusammenhang, zumal da die Schule das oft nicht in derselben Weise leistet bzw. gar nicht leisten kann.

Des Weiteren ist man mit einer deutsch-polnischen Identität geographisch gesehen in einer guten Position. Die beiden Länder sind Nachbarländer. Der häufige Besuch und Aufenthalt im Land der zweiten (oder ersten?) Sprache ist möglich. Nicht alle Menschen mit einem bikulturellen oder bilingualen Hintergrund sind in dieser günstigen Position. Manche Länder sind weit weg und die Anreise dauert lang und ist sehr teuer. Dass Aufenthalte in dem jeweiligen Land wichtig für die Sprachbiographie und die Motivation sind, seht außer Frage.

Nicht zuletzt macht es einen großen Unterschied, ob in der Familie beide Sprachen (Deutsch und Polnisch) oder nur eine Sprache (Polnisch z.B.) gesprochen wird. Kinder, die ausschließlich Polnisch zuhause sprechen, sind in der Regel im Deutschen nicht so fit, haben gegenüber Altersgenossen, die viel lesen und eine elaborierte Sprache mit ihren Eltern reden, syntaktisch und vom Wortschatz her größere oder kleinere Defizite. Es mag hier vereinzelt Ausnahmen geben, aber in der Regel bestätigt sich mir als Lehrerin im Rahmen des Lesens und Korrigierens von Schülertexten dies immer wieder. Gerade solche Schüler bräuchten vielfach, v.a. wenn das Elternhause nicht die entsprechenden Anregungen liefert, gezielt eine Förderung im Deutschen.

Das Wort „ociupineczkę” habe ich nicht gekannt, obwohl kein Tag vergeht, an dem ich nicht Polnisch spreche. Dafür ist es in meiner Stadt heute kein Problem mehr, im Supermarkt Polnisch zu sprechen (in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts war das natürlich anders), am Baggersee kann man immer Polnisch hören und mittlerweile haben wir sogar ein „polski sklep“ am Ort. Als Lehrerin versuche ich Eltern zu vermitteln, dass die zweisprachige Erziehung ihrer Kinder wichtig und gut ist.

Viele Eltern freuen sich über das Statement, aber machen müssen sie es letztendlich selbst, denn wie sollte ich das leisten? Dass der Aspekt in den slawischen Sprachen (perfektiv und imperfektiv) dem Gebrauch von „passé composé“ und „imparfait“ im Französischen entspricht, ist mir auch schon aufgefallen.

Das Problem hierbei ist allerdings, dass nicht alle Schüler, die eine slawische Sprache sprechen, mit den Begriffen „perfektiv“ und „imperfektiv“ (oder auf Polnisch „dokonany“ und „niedokonany“) vertraut sind, auch ist das Sprachniveau in der jeweiligen slawischen Sprache bei den Schülern vielfach sehr unterschiedlich und metasprachliches Wissen kann man bei einem Schüler aus der Unter – oder Mittelstufe nicht unbedingt voraussetzen.

Insofern bringt der Hinweis auf diesen Punkt vielfach nur wenig. Das Leben in zwei Kulturen, zwei Sprachen und zwei Ländern macht einen flexibel, zeigt einem, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, eine Sache anzugehen sowie dass ein und dieselbe Sache jeweils von einer anderen Perspektive betrachtet werden kann. Und das Polnische ist wirklich ein Schatz! Vielen Dank für Ihren Artikel. – Gerhild Bär

 

Herkunftsprachlicher Unterricht als Bereicherungsmodell. Zunächst: Ein Lob auf die Redaktion, DIE ZEIT, die mit diesem Artikel von Sophie Rebmann „Moj polski skarb“/ „Mein polnischer Schatz“ einen Raum geschaffen hat für das wichtige Thema Herkunftssprachen in der deutschen Schullandschaft, hier am Beispiel der polnischen Sprache!

Polnisch ist in Deutschland relevant, wenn man bedenkt, dass 5 Millionen Bürgerinnen und Bürger dieses Landes über deutsch-polnische Zweisprachigkeit verfügen. Die Kompetenzstufen dieser Zweisprachigkeit mögen recht unterschiedlich sein. Und daran ist die Sprachenpolitik in den einzelnen Bundesländern nicht ganz unschuldig.

In Hessen zum Beispiel ist in den 80er Jahren Polnisch als Herkunftssprache für deutsche Aussiedlerkinder in Regelschulen eingeführt worden. Das scheint selbst in Fachkreisen nicht bekannt zu sein. Der damals amtierende weitsichtige Hessische Kultusminister, Hartmut Holzapfel, erkannte in dieser Maßnahme einen entscheidenden Integrationsfaktor.

So habe ich nahezu 20 Jahre Polnischunterricht für MittelstufenschülerInnen an der Georg-August-Zinn-Schule / heute Europaschule in Kassel erteilt. Die „Handreichungen Polnisch für deutsche Aussiedlekrinder“, die in enger Zusammenarbeit mit der Rahmerichtlinien Kommission Neue Sprachen 1986 entstanden sind, lieferten eine professionelle didaktische und methodische Grundlage für einen modernen Herkunftssprachenunterricht. Viele Aussiedlerschüler haben durch diesen Erlaß über die erweiterte Fremdsprachenfolge die Chance bekommen im gymnasialen Zweig erfolgreich bis zum Abitur zu gelangen. Denn Polnisch wurde auch als Grundkurs in der Oberstufe – in Kassel an der Goetheschule – angeboten und war als viertes Prüfungsfach zugelassen.

Diese kluge sprachenpolitische Entscheidung war damals bahnbrechend. Neu waren damals die Forschungsergebnisse von Wasilios Fthenakis und Mario Wandruszka zur Zweisprachigkeit, Mehrsprachigkeit und Bikulturalität in Verbindung mit Identität. Aber das Autorenteam der Handreichungen hat sich mutig an diesen Erkenntnissen orientiert. Und das hat sich als richtig erwiesen. Und das war damals für uns DIE Devise:

„ Neues reflektierend aufnehmen und Mitgebrachtes darstellen – dieses Bedürfnis bei den Umsiedlern zu wecken, sollte das vorderste Ziel einer gelungenen Integration sein, die sich in Opposition zur Anpassung begreift. Dieses Ziel kann vor allem durch das Medium Sprache erreicht werden. In der ersten Phase nach der Umsiedlung ist es die polnische Sprache, die bisherige Muttersprache, in der differenzierte Kommunikationsprozesse stattfinden können. Die Kenntnis der deutschen Sprache muss erst erworben werden. Selbst im fortgeschrittenem Stadium fehlt der Zweitsprache weitgehend die affektiv-emotionale Komponente.

Haben also die Umsiedlerschüler nicht die Möglichkeit , die auf sie einstürzende n Wahrnehmungen , Erlebnisse, Vergleiche, Einstellungen, Wertmassstäbe, Verhaltensweisen, Gefühle in der polnischen Sprache auszudrücken, bringt man diese junge Menschen in eine Situation der „Sprachlosigkeit“. Diese führt zwangsläufig zur emotionalen Heimatlosigkeit, die einer Handlungsunfähigkeit gleichkommt“. ( Handreichungen Polnisch, S. 5) Die meisten Schüler, die Ihre Zweisprachigkeit und Bikulturalität auf diesem Wege entwickeln konnten, haben ein Studium Ihrer Wahl erfolgreich beendet. Sie sind heute Unternehmer, Wissenschaftler, Juristen, Lehrer, Architekten, Modedesigner.

Ergänzend muss ich hinzufügen, dass wir an der Georg-August-Zinn-Schule zweigleisig gefahren sind: intensiver Deutschunterricht in sog. Integratonsklassen mit 18 Stunde Deutsch pro Woche und der herkunftsprachlicher Polnischunterricht. Selbstverständlich erschien die Polnischnote in den Zeugnissen. Eines steht fest: Diese Investition hat sich sowohl für die Schüler als auch für die Gesellschaft gelohnt. Und für die Schulgemeinschaft – ein großer Gewinn.

Ich kann die Autorin sehr gut verstehen, wenn sie ihr Polnisch als einen Schatz bezeichnet. Aber das reicht nicht aus für die Herausbildung einer entspannten Identität. Es bedarf einer emphatische Wahrnehmung der Herkunftssprache durch das Umfeld. Und die Schule ist dafür der geeignetstee Ort, um diese Empathie zu üben. Das „Dazwischen“ – wie Sophie Rebmann es nennt – ist aus meiner Sicht und aus meiner Erfahrung eher ein Mehrwert, ein „Dazu“. Ich hatte Glück an einem solch weitsichtigen, ja gelungenen Integrationsprogramm mitwirken zu können. Das hessische Beispiel könnte durchaus Schule machen. Auch heute noch. – Krystyna Götz

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Protestbewegung Scientist Rebellion blockiert Parlamentsgebäude oder klebt sich auf Straßen fest, um vor der Klimakatastrophe zu warnen. Sollten Wissenschaftler zu solchen Mitteln greifen, um gehört zu werden?“ von Franziska Müller und Urban Wiesing

 

Ihre sachliche Ahnungslosigkeit über Umfang und Umsetzungsmöglichkeiten von konkreten Maßnahmen irritiert Frau Müller nicht weiter. Viele Bürger*innen misstrauen genau deswegen radikalen Forderungen von „Schönschwätzer*innen“, welche nicht einmal die riesigen nötigen Mengen Wasserstoffs angesichts künftig größtenteils volatiler EE-Stromerzeugung oder Probleme einer bald auf 10 Milliarden gewachsenen Weltbevölkerung, die notgedrungen Ökosysteme weiter intensiv beschädigt, aufzeigen. Sie bräuchten Auskunft über umsetzbare konkrete und wirksame Schritte für alle Menschen.

Die Sachgrundlagen einer weltweiten Klimapolitik sind weder im nationalen noch im EU-Rahmen in den Größenordnungen bisher klar. Das Gebot für Wissenschaftler*innen wäre, diese Bausteine als erstes zu erarbeiten und öffentlich zur Diskussion zu stellen und die Möglichkeiten einer konkreten weltweiten Zusammenarbeit zu benennen . Nichts anderes geht in einer Demokratie! Somit ist Herr Wiesing mit seiner Forderung nach „argumentativer Redlichkeit“ klarer Punktsieger. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Wenn ein (Klima)Wissenschaftler einem Entscheidungsträger (Politiker) mit eindringlichen, verständlichen, überzeugenden Worten darlegt, was im DIE ZEIT-Beitrag eine Seite zuvor beschrieben wird: die verheerende Wirkung einer hohen Feuchttemperatur, die bei steigender Erderwärmung häufiger auftreten und höher ausfallen wird (nicht nur in Indien!), bis zu dem Grad, bei dem ein Mensch innerlich „zu verkochen“ droht, weil er nach außen keine Wärme abgeben kann; dann wird er einen tieferen und nachhaltigeren, zum Handeln geradezu zwingenden, Eindruck hinterlassen, als wenn er das gleiche, wissenschaftlich verbrämt im weißen Kittel, als Parole auf der Straße brüllt! Während der Lärm schnell verklingt, hallt das überzeugende Argument lange nach! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Die Protestbewegung Scientist Rebellion (SR). Als ehemaliger Wissenschaftler bin ich 100 % dafür, dass Wissenschaftler uns deutlich vor der Klimakatastrophe warnen soll. (Deshalb habe ich E-Auto, Wärmepumpe, Photothermie + -voltaik. Was ich aber ablehne ist Straßensperren, denn sie wissen nicht ob jemand es eilig hat (Notfall), z.B. Feuerwehr, Arzt, Handwerker. Vor öffentliche Gebäuden etc. können sie gern protestieren. Ein Problem ist, da wohl den meisten vom Staat bezahlt werden sind halten sich deren Verlust sich wohl auch in Grenzen und Übergriffe brauchen sie nicht zu befürchten, dafür werden sie vom Staat (Polizei) geschützt.

Vorschlag: Da z. Z. Putins Krieg in Ukraine eindeutig täglich am meisten CO2 verursacht schlage ich folgendes vor. Sie nehmen ein Sonderzug, nicht nach Pankow, aber nach Saporischschja. Dort kleben sie sich an den russischen Kanonen fest so, dass von dort keine Kanone in Richtung freie Ukraine schießen kann. Wenn dies gelingt haben sie etwas geleistet gegen Mord, Umwelt und AKW! – Stein-Erik Greter

 

Ja, ja, ich kann gut verstehen, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angesichts der gesicherten Erkenntnisse über Leiden und Tod unzähliger Menschen infolge der Klimakatastrophe sich zu rebellischen Sitzblockaden entschließen in dem Bewusstsein, dass die Politik ihren Rufen nach unverzüglichen drastischen Abhilfemaßnahmen nicht nachkommen will oder (infolge neuer anderweitiger Entwicklungen) kann.

Wem will man, wenn es um Leben und Tod geht, vorwerfen, dass er sich zwischen Resignation und Selbstmord aus Verzweiflung auf die Straße kleben lässt. „Hier sitze ich, ich kann nicht anders“: ein Save-our-Souls-Signal, das mehr als ordnungspolitisches Einschreiten erfordert. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Die Autorin trauert um den Hambacher Forst. Was weiß sie eigentlich über diesen? Wenn man das Glück hatte, den Hambacher Forst im Urzustand kennenzulernen, dann weiß man, dass er wirklich eine Sehenswürdigkeit war, der größte Eichenwald in Deutschland. Was aber sehr verwundert, das ist, dass es niemand interessiert hat, als mehr als 95 % des Forsts für den Braunkohletagebau Hambach abgeholzt wurden. Nur um die letzten paar übrigen Prozente wird jetzt so ein Aufwand betrieben.

Sollte sich darin das schlechte Gewissen ausdrücken, damals die Abholzung verpennt zu haben? Zum Thema CO2 kann man fragen, wie weit die Aufforstung der Halden des Tagebaus die Verluste der Abholzung kompensiert? Also die Aufregung um den kümmerlichen Rest des Forstes und das Ignorieren des Verlusts des größten Teils trägt nicht dazu bei, den Standpunkt Protest um jeden Preis glaubwürdig zu machen. – Dr. G. Zeyer

 


 

 

Leserbriefe zu „Süß, aber nicht systemrelevant“ von Anna Mayr

 

Dieser Artikel ist im Speziellen ein gutes Beispiel dafür, was gerade im Allgemeinen geschieht: Das scheinbar unerschöpfliche Energiemeer zieht sich zurück, es herrscht Ebbe, und plötzlich erscheinen, wie die Felsen am Strand, die ganzen grotesken Auswüchse einer konsumistischen Zivilisation, die ratlos und ängstlich vor den Folgen ihres eigenen Tuns steht. – Kurt Eimers

 

Wem es gelingt sich selber einigermaßen vernünftig zu verpflegen, dem wird es auch gelingen ein Haustier zu ernähren. Selber Tierfutter herzustellen ist kinderleicht. Natürlich sagen die großen Tierfutterhersteller, wie schwierig bis unmöglich das ist. Das ist so, als sagten die Fertigessenhersteller, es sei fahrlässig sich selber Essen zu machen, da nur mit viel Hintergrundwissen, der richtige Nährstoffmix erzielt werden kann. Sowohl Herstellungsprozess als auch Inhaltsstoffe sind bei Tierfutter mehr als fragwürdig. So wird meistens dem Tierfutter Zucker zugesetzt, sonst würden es die Tiere gar nicht fressen. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe und anschließend ins Internet hilft. Die Gewinnspanne hingegen ist riesig.

Richtig hingegen bleibt, dass wir sparen müssen. Natürlich nicht nur Gas und Strom. Genauso Kleidung, Möbel, Spielzeug, Dekomaterial … Eben all das, was nicht notwendig ist. Denn alles, alles braucht im Herstellungsprozess Energie und Ressourcen. – Bettina Lemke

 

Vermenschlichung der Tiere. Wenn Anna Mayr schreibt, dass Kaninchen Heu essen können, dann zeigt dies die gesamte Problematik. Meines Wissens gibt es weder Messer noch Gabel für Kaninchen, Hunde und Katzen. Tiere fressen weiterhin, zumal sowohl Hunde als auch Katzen ein noch nicht weg evolutioniertes Raubtiergebiss besitzen und andere Tiere gehalten und gemästet werden müssen, dass die konservierten und autoklavierten Inhalte der Tütchen und Dosen gefüllt werden können. – Klaus Schöpfer

 

Systemrelevanter Artikel? Wie gut, dass die renommierte Zeitung Die ZEIT die Gefährdung der Versorgungssicherheit bei der Tiernahrung ins Bewusstsein rückt? Es gibt ja sonst kaum „systemrelevanten“ Themen, so dass man gemessen an seiner Wichtigkeit das Thema Tiernahrung auf die zweite Seite setzen muss, ganz vorne, um ja nicht übersehen zu werden. Laut Unicef sterben pro Sekunde (!) weltweit 10 Kinder an Hunger.

Da klingt es fast zynisch, wenn man die Sorge um die industriell produzierte Tiernahrung in einem Zeitungsartikel so hoch hängt. Haben wir neben der Katzennahrung keine wichtigeren Themen, die aktuell die politischen Diskussionen bestimmen und wo ein breiter Konsens notwendig wäre (Krieg, Klima, Corona, Energieversorgung, Hungerprobleme, Rüstungsausgaben). Nebenbei: Für die menschliche Nahrung haben wir gelernt, das wir möglichst auf Fertiggerichte verzichten und stattdessen frisches Essen kochen sollten. Könnte das nicht auch für Tiernahrung gelten mit dem positiven Nebeneffekt einer Müllvermeidung? – Dieter Stöckle

 

Systemrelevant: Katzenfutter oder ZEIT-Seiten Layout? Ich habe in der ZEIT Nr. 33 mal überschlagen, wie man ca. 14 Seiten Zeitungspapier sparen könnte: man reduziert die Fotos auf maximal 1/4 ihrer Größe, man reduziert die Schriftgrößen der Überschriften auf 1/3, man lässt den üppigen freien Platz neben, zwischen, über, unter den Spalten weg.

Man braucht dann weder den redaktionellen Text noch die Werbung zu kürzen. um fast 1/4 des Papiers zu sparen. Und, ach ja, Papierherstellung verbraucht viel Gas! Nebenbei bemerkt: ich bin kein Katzenfreund und ich kann mich durchaus am guten Design meiner Zeitung erfreuen. Aber wenn man über Möglichkeiten beim Haustierfutter Gas zu sparen nachdenkt und schreibt, sollte man dann nicht auch im eigenen Haus suchen? – Ulrich Kettner

 


 

 

Leserbriefe zu „SEHNSUCHT“ von Navid Kermani

 

Jedem Menschen, der die Passionsspiele in Oberammergau besucht, sei wärmstens die Einführung durch Christian Stückl am späten Vormittag empfohlen. Hätte Navid Kermani das so gehalten, wären ihm einige Missverständnisse und Fehldeutungen des aktuellen Spiels erspart geblieben. Kursorisch und in meinen eigenen Worten möchte ich Christian Stückl hier zitieren: »Beim zu Grunde liegenden Pessachfest um das Jahr 30 waren gewiss keine Christen in Jerusalem.

Der Mensch Jesus aus Nazareth in Galiläa war Jude. Er wurde von der römischen Besatzungsmacht hingerichtet, der verantwortliche Gerichtsherr war der römische Prokurator Pontius Pilatus. Der Hinrichtungsgrund wurde veröffentlicht und lautete: Jesus von Nazareth, der Juden König. Ausgeliefert und angezeigt wurde Jesus vom Hohenrat der Juden, der Jesus Gotteslästerung vorwarf. Vorausgegangen waren heftige innerjüdische Streitigkeiten um die gottgerechte Lebenspraxis, die durch die Thora vorgegeben ist. Jesus und seine Anhängerschaft waren keine Antisemiten, allesamt waren sie gläubige Juden.«

Herr Kermani schreibt etwas unverstanden über vordergründige Äußerlichkeiten der Darstellung des Pilatus. Über den als glaubenslos lästernden Spötter dargestellten Herodes verliert er kein Wort, dabei ist gerade diese Gestalt bayrisch hinterfotzig in Szene gesetzt.

Es ist keine Aneignung des Judentums wenn die Oberammergauer unter der Anleitung Christian Stückls Juden als jüdisch darstellen. Die Szene mit der Thorarolle, auf die Kermani anspielt, ist ein Zitat aus dem Matthäus-Evangelium. Dort sagt Jesus sinngemäß, er Jesus sei die Erfüllung der Thora. Und gewiss haben die beim Abendmahl versammelten Jünger und Jüngerinnen sich auf aramäisch unterhalten und das Schema Israel gebetet. Den Vorwurf, Christian Stückl würde den Antisemitismus erklären, halte ich schlicht für Unsinn.

Christen wurden erst Jahre nach der Auferstehung als Christen bezeichnet, und diese Bezeichnung war damals kein Ehrentitel sondern eher eine scharfe Polemik. Zu guter Letzt, Christian Stückl erklärt in seiner Einführung sehr klar, dass das Passionsspiel keinesfalls ein Schauspiel sei. Recht hat er, sein Passionsspiel in Oberammergau hat den Charakter einer Predigt oder eines Bibliodramas, es setzt die Evangelien für Augen und Ohren in Szene. – Peter Schröder

 

Vielversprechend ist der religionswissenschaftliche Rahmen mit indischen Tempelaufführungen und schiitischen Passionsinszenierungen, in den Navid Kermani in seinem Text die Oberammergauer Passionsspiele setzt. Umso verblüffender, wie verständnislos der Autor dann mit dem umgeht, was er auf der Bühne an religiöser Transformation gesehen hat. In der aktuellen Jesusdarstellung durch Christian Stückl tue sich „eine Gefahr für Oberammergau“ auf.

Kermani ärgert sich über „eine Anpassung an den Zeitgeist“ und will „eine Vereinnahmung des Judentums“ darin erkennen, dass die Inszenierung nicht mehr dogmatische Setzungen wie die Gottessohnschaft Jesu und „seinen Absolutheitsanspruch“ in den Mittelpunkt stellt, sondern seinen unbestreitbaren jüdischen Kontext. Jesus war Jude und bis auf die römischen Rollen stellen alle übrigen Laiendarsteller*innen in Oberammergau evangeliengemäß Jüdinnen und Juden dar.

Stückl rückt hier zurecht, was jahrhundertelang systematisch ausgeblendet wurde: Jesus, seine Gefolgsleute, die Apostel und die frühen Gemeinden sind nur aus dem Kontext der religiösen Überlieferung des Volkes Israel zu verstehen. Alle vier Evangelien (Kermani redet leider immer nur von „dem Evangelium“) ziehen aus dem Wirken und aus dem Geschick Jesu Schlüsse, die nur im Gespräch mit der Hebräischen Bibel Sinn ergeben. Wenn dies auf der Bühne in Oberammergau eindrucksvoll und abendfüllend erlebbar wird, sollte der interreligiös bewanderte Autor nicht an der unheilvollen christlich-jüdischen Identitätshuberei festhalten.

Gegen eine seit Jahrzehnten an den deutschsprachigen Theologischen Fakultäten bewährte Auslegung des Neuen Testaments, möchte er „das Evangelium“ auf eine angeblich zentrale „Trennung der beiden Gemeinschaften“ festlegen. Die ist weder aus den Evangelien noch aus den Briefen des Apostels Paulus herauszulesen, wenn man philologisch zuverlässig vorgeht. Da Kermani die verheerenden antijudaistischen Folgen dieser unbiblischen Trennung kennt, ist es umso trauriger, dass er es partout besser wissen will als die Oberammergauer. – Jörg Moritz-Reinbach

 

Seinen feinfühligen Versuch, der Ursache für die Faszination des Oberammergauer Passionsspiels auf den Grund zu kommen, verbindet Navid Kermani mit einigen Warnungen und Einwänden gegen die Inszenierung. Vereinfacht lassen sie sich auf die Formel bringen, man möge doch die antijüdische und antisemitische Interpretation der Gestalt Jesu und seiner Passion, die christliche Theologie und kirchliche Praxis so innig 2.000 Jahre lang gepflegt haben, beibehalten. Ansonsten täte sich „eine Gefahr für Oberammergau auf“.

Kermani spricht von „Vereinnahmung des Judentums“ und davon, dass „man sich selbst zu Juden erklärt“ – wer ist eigentlich dieses „man“? Woran macht Kermani diese Vorwürfe fest? Kermani behauptet, Oberammergau feiere „die Wiedervereinigung von Christentum und Judentum“, wo es doch „im Evangelium zentral um die Trennung der beiden Gemeinschaften“ gehe. „Zentral“ ist dabei einfach falsch. Es gibt Ansätze. Aber insgesamt verstehen sich die Autoren der neutestamentlichen Schriften allesamt als jüdische Schriftsteller und führen innerjüdische Diskussionen.

Dass es ab dem 2. Jh. zur Trennung der Gemeinschaften gekommen ist, ist eine Tatsache. Indem die Inszenierung Jesus in seinem Leben und Sterben als Juden darstellt, überspielt sie weder diese Tatsache noch will sie sie gar rückgängig machen. Kermani behauptet, die Polemik der jüdischen Gelehrten sei nachvollziehbar, falle im Spiel aber einfach weg: „Als Gottessohn hört Jesus auf, ein Jude zu sein.“

Das ist doppelt falsch. Nirgends behaupten in den Evangelien die jüdischen Autoritäten, Jesus höre auf, Jude zu sein. Sie fürchten den römischen Terror („es sei von Vorteil, wenn ein Einzelner sterbe an Stelle des ganzen Volkes“, Johannes 18,14). Sie werfen ihm Gotteslästerung vor (Markus 14,64). Davon, dass er aufhöre, Jude zu sein, ist nirgends die Rede. Und es ist auch sachlich falsch: Jesus hat nie aufgehört, Jude zu sein. Kermani bemüht „viele meiner jüdischen Freunde“, die „sich wundern würden, wenn Christus mit den Thorarollen das Alte Gesetz hochhält“.

Nun tat Jesus genau dies, indem er sagte, dass, „bis Himmel und Erde vergehen“, „von der Tora nicht ein einziges Jota oder ein einziges Häkchen vergehen“ solle (Matthäus 5,18). Statt auf jüdische Freunde verweise ich auf Rabbiner Jacob Emden (1697-1776), der schrieb: „Jesus … stärkte .. die Tora von Moses auf majestätische Weise … und keiner unserer Weisen sprach jemals in stärkeren Tönen über die Unveränderlichkeit der Tora“ (seinerseits zitiert vom gegenwärtigen Darmstädter Rabbiner Jehoschua Ahrens). Es war ein hartes Stück Arbeit der letzten Jahrzehnte, das Oberammergauer Passionsspiel von Antijudaismus und Antisemitismus zu befreien. Dies als „Anpassung an den Zeitgeist“ abzutun, wird der Größe der Aufgabe nicht gerecht. – Prof. Dr. Rainer Kessler

 

Hier irrt wohl Navid Kermani, wenn er anhand der Oberammergauer Dramaturgie zu der Erkenntnis gekommen sein will, dass – im Unterschied zu den Evangelien- „nicht das Volk Jesus kreuzigt“ sondern der römische Statthalter Pilatus „einen Unruhestifter ausschalten will“. Es ist zwar so, dass im „Volk“ neben dem Ruf „Kreuzige ihn“ auch „Gib ihn frei, er ist unschuldig“ ertönt, aber Pilatus lässt sich weniger durch diese Stimmungsunterschiede sondern entscheidend durch die jüdische (Hohen)Priesterschaft einbinden, die ihn zu ihrem Erfüllungsgehilfen für die Vollstreckung des Todesurteuils macht, denn – so Kaiphas als deren Vertreter- „es ist uns …nicht erlaubt, die Strafe des Todes auszusprechen“ und „Pilatus, ich bitte Dich, es muss jetzt geschehen! Noch diese Nacht“.

Auch im Neuen Testament „beredeten die Hohenpriester und Ältesten die Volksmenge, sie sollten den Barabas fordern, Jesus aber dem Tode überlassen“ (Matth.27/20). Im Ergebnis ist die Kreuzigung Jesu also weder eine Entscheidung des jüdischen Volkes noch des römischen Besatzers Pilatus sondern der dem Alten Testament verhafteten jüdischen Priesterschaft, die neben dem ‚alten‘ Glauben vornehmlich ihre Machtposition bedroht sieht – übrigens wie heute der Vatikan, der mit einem sich die Gottsohnesschaft anmaßenden Jesus auch nicht anders umgehen würde. – Heiner Kuse

 

Da fährt ein bekennender Muslim nach Oberammergau um sich das dortige, sakrale Spektakel anzuschauen und anschließend, nicht uninspiriert, in der ZEITung, darüber zu schreiben. Soweit so gut – wir leben in einem freien Land; und das ist gut so ! Warum beschleicht mich dabei trotzdem das diffuse Gefühl der „Kulturellen Aneignung“ ? Oder gilt das nur für „Dreadlocks“ ? Unterliegt „stay woke“ der Quantenmechanik und damit dem Auge des Betrachters ? Fragen über Fragen …….

Wenn ich (als getaufter Agnostiker) an der „Haddsch“ in Mekka teilnehmen wollte, wären die Reaktionen vor Ort wohl unzweideutig (eine Einschränkung durch die Unschärferelation hätte in diesem Fall wahrscheinlich keine Evidenz) und die Frisur würde dabei sicherlich auch keine Rolle spielen ! – Werner F. I. Balsam

 


 

 

Leserbriefe zu „Da kommt was hoch“ von Yannick Ramsel

 

Egal wie beschämend die Sklaverei sind, man darf nicht vergessen, ein großer Teil der 12 Mill. Personen die diesen Unheil erleiden müssten wurden von ihren eigenen Stammesfürsten bzw. arabischen Händlern verkauft. Wie die hauptsächlich europäisch stammende Amerikaner sich diese Personen anschaffte und behandelte ist ohne Wenn und Aber eine Schande. Man darf aber nicht vergessen, dass die Schiffe zum Teil aus Europa kamen, d.h. wir sind hier nicht unschuldig.

Daraus folgt, um die Sklavengeschichte ganz zu verstehen muss die Vorgeschichte warum diese Personen auf die Schiffe kamen, erklärt werden. Ein Teil war bestimmt Kriegsbeute, ein Teil Auftragsbeute und ein Teil wurde bestimmt eine glänzende Zukunft vorgespielt. Hier nützt es nicht auf den anderen zu zeigen und sagen, er ist schuldig. Um alles zu klären ist eine offene Forschung erforderlich. – Stein-Erik Greter

 

„an dem sich auch Europa bereicherte“: Auch die Afrikaner haben sich bereichert, denn sie veranstalteten die Sklavenjagden, deren Beute sie dann an die weißen Sklavenhändler verkauften! – emer. Prof. Werner Koetz

 

Der in großartiger Weise Vergangenheit und Gegenwart verschränkende Artikel über die Frage einer Bergung des Sklavenschiffes „Clotilda“ hat mich nicht mehr losgelassen. In einem Akt „unzulässiger“ kultureller Aneignung – in Gedanken wird’s ja wohl noch erlaubt sein – habe ich versucht, mich in einen der Nachfahren der 1860 verschleppten Sklaven zu versetzen. Was soll mit der „Clotilda“ passieren? Schließlich bin ich zu folgendem Ergebnis gekommen: Das „besterhaltene Sklavenschiff“ soll in jedem Fall geborgen und konserviert werden (wenn möglich).

Es in Africatown, Alabama, auszustellen als Touristenattraktion in einer Art Disneyland, halte ich für keine gute Idee. Meines Erachtens sollte die „Clotilda“ den anschaulichen Mittelpunkt eines nationalen Museums über die Geschichte der Sklaverei in den USA in der Hauptstadt Washington D.C. bilden. Das könnte den Anstoß geben zu einer längst fälligen breiten und ernsthaften Diskussion über dieses dunkle Kapitel der amerikanischen Geschichte, in dem auch die Präsidenten Washington und Jefferson keine weiße Weste haben. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Dass man das Schiff nicht sehen kann, liegt nicht am Brackwasser. Denn Brackwasser ist nicht etwa besonders undurchsichtig, sondern bezeichnet einen besonderen niedrigen Salzgehalt, oft, wo Flusswasser und Meerwasser sich mischen. Im Bereich von Flussmündungen liegt meist eine Brackwasserzone. P.S.: …und Kran ohne h. – Jens-Joachim Muth

 


 

 

Leserbriefe zu „Es gibt wieder was auf die Nase“ von Hendrik Streeck

 

Der Entwurf von Bundesgesundheitsminister Lauterbach zum neuen Infektionsschutzgesetz lässt einen hinsichtlich eines bestimmten Punkts die Haare zu Berge stehen. So soll es ab Herbst nur noch den „frisch Geimpften“ erlaubt sein, sich maskenfrei in Innenräumen zu bewegen. Auf diese Weise sind Ungeimpfte bzw. nicht „frisch Geimpfte“ leicht identifizierbar. Die Persönlichkeitsrechte bleiben auf der Strecke. „Frisch geimpft“ bedeutet nach „Lauterbachschen Gesetz“, dass die letzte Impfung nicht länger als drei Monate zurückliegen darf. Bei der Pharmaindustrie kommt bereits Goldgräberstimmung auf.

Dabei können selbstverständlich auch maskenfreie „frisch Geimpfte“ den Virus auf andere maskenfreie „frisch Geimpfte“ übertragen. Der Vorschlag von Lauterbach ist unter diesem Aspekt sogar als höchst fahrlässig zu bewerten. Entweder es gilt künftig die Maskenpflicht in Innenräumen für alle, was ich persönlich für durchaus sinnvoll erachten würde, oder man lässt es ganz bleiben. In Zeiten, in denen die Solidarität der Gesellschaft stark leidet, benötigen wir keine Spalter a la´ Lauterbach, die eine ideologische Schärfe in die ohnehin bereits stark aufgeheizten Diskussionen bringen.

Im Frühjahr kündigte Lauterbach eine „Killerwelle“ für den Sommer an. Die „Sommer-Welle“ erreichte uns zwar, doch sie fiel insgesamt betrachtet eher harmlos aus. Die relativ hohe Impfquote sowie die voranschreitende sogenannte „Durchseuchung“ der Bevölkerung machen Hoffnung, dass es uns im kommenden Herbst und Winter nicht so schlimm erwischt wie in den beiden vorherigen Jahren.

Wer einmal so maßlos übertreibt wie Lauterbach, dem glaubt man nicht mehr. Bei mir drängt sich seit einiger Zeit der Verdacht auf, dass Lauterbach reine Klientelpolitik betreibt und vorwiegend seine, allerdings kleiner werdende, Anhängerschar zufrieden stellen möchte. Zumal seine treuesten Fans die jeweils nächste Boosterung so sehnsüchtig erwarten wie kleine Kinder das Christkind. Die Zeiten, in denen jeder Mensch sein bisher grundgesetzlich geschütztes Recht auf körperliche Unversehrtheit für sich beanspruchen durfte, dürften mit Lauterbach als Bundesgesundheitsminister vorbei sein.

Konsequenterweise sollte die Politik den entsprechenden Artikel im Grundgesetz ersatzlos streichen. Dass es auch Menschen gibt, die nach einer Corona-Impfung langwierige und teilweise schwere Schäden davongetragen haben, scheint die Politik vollkommen auszublenden. Ein Interview zu diesem Thema, das ein ARD-Politmagazin mit Lauterbach führen wollte, lehnte dieser ab. Es sollte eigentlich einer deutlichen Mehrheit der Bevölkerung mittlerweile bewusst sein, dass Karl Lauterbach seinem Amt nicht gewachsen ist. Er besitzt kein Gespür für Menschen. Man sehnt sich mittlerweile nach der sachlichen Vernunftbegabung des aus meiner Sicht zu Unrecht gescholtenen Jens Spahn. Ich bin mehrfach geimpft und ziehe die Notwendigkeit einer Impfung nicht in Zweifel. Glücklicherweise wurde ich bisher nicht mit dem Coronavirus infiziert.

Aber von Herrn Lauterbach lasse ich mir nicht vorschreiben, wann ich mich impfen lasse und dass ich als nicht „frisch Geimpfter“ wie ein Aussätziger im Supermarkt eine Maske tragen muss. Lauterbach wird von sich aus niemals die politischen Konsequenzen für sein Versagen ziehen. Es wäre die Aufgabe des Bundeskanzlers dafür zu sorgen, dass dem Bundesgesundheitsministerium endlich eine geeignete Führungspersönlichkeit vorsteht. – Alfred Kastner

 

Wieder mal Herr Streeck in der ZEIT? Im März versprach er „Saisonalität“ und eine Sommerpause, von der niemand etwas gesehen hat. Jetzt verspricht er einen harmlosen Winter und hält die Isolation positiv Getesteter für weitgehend überflüssig. Dabei argumentiert er widersprüchlich: „Hohe Immunität“, wenn jeder Genesene erneut erkranken kann? „Eigenverantwortliches Verhalten“? Wenn Menschen, wie er selbst schreibt, sich nicht testen lassen, weil sie nicht zu Hause bleiben möchten, dann werden sie auch nicht zu Hause bleiben, wenn sie sich etwas unwohl fühlen. – Dr. Wilhelm Büttemeyer

 

Der Artikel ist natürlich ein Schlag ins Gesicht für alle impf- und maßnahmewilligen Corona-Junkies. Deutschland ist durchseucht. Mehr als 92% der Bevölkerung haben auf die ein oder andere Art Antikörper gegen das Virus im Blut. Die Impfung hat die Erwartungen nicht erfüllt. Die Vorschriften zum Tragen von Masken sind Unsinn. Inzwischen haben wir wirksame Medikamente, die frühzeitig eingesetzt, schwere Verläufe verhindern können, und eines davon hat ja auch unser Gesundheitsminister schnell genommen, obwohl er vierfach geimpft ist, was ihn ja eigentlich ausreichend vor einem schweren Verlauf hätte schützen müssen.

Maßnahmen, die nicht dem Schutz von vulnerablen Risikogruppen dienen, sind damit sinnlos oder wie Streeck es ausdrückt, sollten ergebnisoffen diskutiert werden. Sprich, kann weg. Die Pandemie ist vorbei, auch wenn einige „Lautsprecher“ dies nicht einsehen möchten, weil sie sich mit der Einsicht um ihre Bildschirm- und Aufmerksamkeitszeit bringen würden. „Aber die Todesfälle“ wird der Corona-Junkie jetzt vorwurfsvoll einwenden.

Ich betrachte das mal rein mathematisch, wohlwissend das hinter jedem Todesfall auch Menschen, Leid und Trauer stehen, aber die Zahl der Todesfälle liegt bei gut 300 die Woche und damit aufs Jahr gerechnet bei gut 15.000 im Jahr. Damit ist Corona endgültig im Bereich einer mittelschwerden Grippewelle angekommen, für die noch nie jemand Maßnahmen gefordert hat. – Volker v. Moers

 

Ein großes Lob an Herrn Streeck, der nicht müde wird seine Position fundiert und aus wissenschaftlicher Sicht darzulegen. Die Kommission der Bundesregierung scheint demnach nichts als ein Papiertiger zu sein, wie sonst lässt sich erklären, dass das Gesundheitsministerium weiterhin die Grundimmunisierung ignoriert. Die öffentlich rechtlichen Radiosender säen weiterhin Angst mit der halbstündlichen Aufforderung sich impfen zu lassen, mit unseren Steuergeldern finanziert.

Bei mir entsteht der Eindruck Herr Lauterbach hängt in seiner Covid Dauerschleifen Blase und kann davon nicht ablassen, anstatt seinen Job zu machen. Ganz zu schweigen von den Covid Medikamenten, die aufgrund der abgelaufenen Chargen jetzt vernichtet werden, anstatt sie rechtzeitig ärmeren Ländern zur Verfügung zu stelllen. Ein Missmanagement ohnegleichen, Politikverdrossenheit kommt nicht von ungefähr. – Astrid Lilla

 


 

 

Leserbriefe zu „Stimmt’s? In Kuhmilch steckt mehr Soja als in Sojamilch“ von Christoph Drösser

 

Ich bewundere, zu wie vielen unterschiedlichen Fragen Sie Auskunft geben können. Doch in diesem Fall empfehle ich, die Frage noch einmal mit einem Tierernährer an einer der landwirtschaftlichen Fakultäten zu besprechen (z.B. in Kiel, Göttingen, Bonn…oder Tierärztliche Hochschule Hannover). Die standardisierte Kuh-Vollmilch enthält 3,4% Eiweiß (oder geringfügig mehr), ein Liter also 34 Gramm. Davon stammt nur ein Bruchteil von dem Sojaschrot. Die von Ihnen angegebene Tages-Milchleistung von 25kg haben Sie vermutlich aus der Jahresleistung dividiert durch 365 berechnet.

Die Kühe müssen aber vor dem errechneten nächsten Kalbetermin etwa 6 Wochen „trocken stehen“, dürfen also keine Milch geben. Nach dem „Abkalben“ steigt die „Laktationskurve“ in den ersten 4-5 Wochen steil an und fällt dann allmählich ab. In den letzten Wochen der „Laktation“ sollte die Kuh dann kein Kraftfutter erhalten. Alle Lebewesen (auch wir Menschen) benötigen zunächst „Erhaltungsfutter“ (um den aktuellen Körper aufrecht zu erhalten), erst weiteres Futter bewirkt eine Leistung (Wachstum des eigenen Körpers und des Fötus, Milch-, Eierleistung), „Leistungsfutter“ genannt.

Wiederkäuer, wie die Kühe, benötigen für die Billionen Lebewesen in ihrem Pansen „Rohfaser“reiches, „strukturiertes“ „Grundfutter“ in Form von frischem, getrocknetem oder siliertem Gras (= Weidegras, Heu, Grassilage), eventuell etwas Klee und andere Kräuter. Maissilage ist eine gute Ergänzung zu eiweißreichem Gras. Ohne dieses Grundfutter funktioniert der Pansen nicht, die Kuh bringt keine Leistung, letztlich würde sie sterben.

Bei der heute in der Praxis üblichen guten „Grundfutterwerbung“ decken die Kühe aus dem Grundfutter neben dem Erhaltungsbedarf auch einen Teil des Leistungsbedarfs (um 1980 war dies – nach meiner Erfahrung – oft nicht der Fall). Eine alte Regel besagt: „Ein Kilo Kraftfutter bringt 2l Milch“. Bei schlechter Grundfutterqualität (z.B. verregnetes Heu, später Grasschnitt) wird allerdings ein Teil des Grundfutters durch Kraftfutter verdrängt (in meiner Kindheit warfen die Kühe zum Teil das Heu mit der Schnauze aus dem Trog), der Kraftfuttereinsatz ist also weniger effizient. Heute dürfte dies aber seltener vorkommen.

Bei den heute weit überwiegenden „Boxenlaufställen“ für Milchkühe (wozu ich beruflich in Niedersachsen ein kleinen Beitrag geleistet habe) ist die Kraftfutterzuteilung für jede Kuh ein „Transponder“ eingesetzt, der die Tagesration je nach Grundfuttersituation und Milchleistung festlegt. Womöglich gibt es neuere Erhebungen, welcher Anteil von den Sojaimporten an die Milchkühe verfüttert wird. Die so gewonnene Zahl könnte man auf die gesamte in Deutschland erzeugte Milchmenge beziehen. Dann würde sich zeigen, ob die Kühe tatsächlich 60g Soja pro Liter Milch gefressen haben.

Ob im Durchschnitt 70 Kühe pro Betrieb Massentierhaltung ist, ist wohl Ansichtssache. Wenn ich im Fernsehen die Zebra-, Antilopen-, Büffel- … Herden sehe, denke ich eher an Massen. Warum denken Journalisten bei Futter immer nur an das Eiweiß (Frau Grefe, Frau Theile von der ZEIT; Uta Ruge „Bauern, Land“)? Benötigen Tiere (und Menschen) doch in erster Linie Energie. Letztere können sie zwar auch aus Eiweiß beziehen, müssen dann aber einen Teil des Stickstoffs über die Niere entsorgen. Kühe werden dann krank („Ketose“), die Leistung sinkt rapide. Ohne Behandlung führt dies zum Schlachter. – Adolf Ronnenberg

 

Gelegentlich bin ich leider ziemlich enttäuscht von den nachlässigen Recherchen ihrer Mitarbeiter. Im o.g. Artikel heisst es, Rinder würden Stroh fressen. Bei guter Haltung bekommen sie vielleicht Stroh als Einstreu, aber sicher nicht als Futter. Hat ihr Mitarbeiter Drösser hier Stroh mit Heu verwechselt? Ähnlich eklatant fand ich, nebenbei bemerkt, die inzwischen korrigierte Aussage in „Lässt sich hier noch Weizen ernten?“ vom 11.5., die Schwarzerden in der Ukraine bestünden aus Torf. Wohlgemerkt in kontinentalem Steppenklima! Ich würde mir von einem renommierten Medium wie der ZEIT etwas mehr Sorgfalt wünschen, solche groben und selbst für Laien offensichtlichen Fehler zu vermeiden! – Dr. M. Lange

 

Es wird behauptet: für 1 L Kuhmilch werden 60 g Soja verfüttert und für 1 L Sojamilch werden 80 – 100 g Soja gebraucht: Das ist sachlich vermutlich richtig. In der „Bewertung “ heißt es jedoch: Sojamich „enthält nur geringfügig mehr als das, was auch in der Kuhmilch steckt!“

Der Begriff „geringfügig“ ist zwar unpräzise, aber 80 g sind 1/3 mwhe als 60 g, und 100 g sind sogar 2/3 mehr als 60 g, also fast das Doppelte, wenn man auch unpräzise vergleicht. Wenn der Benzinpreis von 1,50 E auf 2,00 € steigt, also auch um ein Drittel, dann wird niemand von einer geringfügigen Steigerung reden! So kann man mit einem kleinen unscheinbaren Wort in einem Vergleich den Hype für die Sojamilch befeuern und die Kuhmilch abwerten. – Dr. Artur Behr

 

Mit Verwunderung lese ich Ihren Beitrag zum Anteil an Soja in Kuhmilch. Leider sind Sie mit dem Dargestellten nicht aktuell, sondern die wiedergegebene Rechnung traf vor ca. 10 bis 15 Jahren in Milcherzeugungsbetrieben im Süden teilweise so zu. Heute wird in den wenigsten Milchviehbetrieben in Süddeutschland Soja für die Milcherzeugung eingesetzt. Es wurde in den meisten Betrieben auf Rapsextraktionsschrot umgestellt oder wie im Bereich Eiweiß auf der LfL-Webseite dargestellt auf höhere Eiweißgehalte im Grundfutter gesetzt.

Ich bitte Sie darum, den Sachverhalt so wie er heute ist (es ist eigentlich kein Soja mehr in Kuhmilch enthalten, zumindest in Süddeutschland) richtig darzustellen. Gerne unterstütze ich Sie dabei mit entsprechenden Beiträgen (von den LfL-Webseiten oder mit entsprechenden Publikationen der LfL oder weiterer Forschungsinstitutionen) bzw. stelle Kontakte zu Ansprechpartnern bei der LfL her. – Stefan Thurner

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich beteilige mich nicht an Kassandrarufen«“. Gespräch mit Christian Lindner geführt von Roman Pletter und Kolja Rudzio

 

Wenn die beiden Polit-Schwätzer Habeck und Lindner die Partei wechseln würden, würde das überhaupt jemand bemerken? – Rolf Schikorr

 

Ich meine es besser zu wissen und möchte mich hiermit zu dem Interview von Christian Lindner äußern, explizit zu seiner Ablehnung der sogenannten Übergewinnsteuer. Ich bin der Meinung dass Herr Lindner in allen seinen Punkten falsch liegt. Da wäre zum einem die von ihm erwähnte Willkür: Wenn sich die Bundesregierung auf einen einheitlichen Prozentsatz (sagen wir alles gilt als Übergewinn was 10% über den durchschnittlichen Gewinnen der Vorjahre liegt) einigt, gibt es keine Willkür.

Er erwähnte Impfstoffhersteller, die Übergewinnsteuer ist aber ja als eine zeitlich begrenzte Maßnahme für unverhältnismäßig hohe Gewinne seit Ausbruchs des Krieges in der Ukraine (und die einhergehenden, drastische ansteigenden Preise für Energieträger, die die Inflation befeuern) gedacht. Impfstoffhersteller haben auch schon vor Ausbruch des Krieges gut verdient und wären daher garnicht betroffen.

Zweitens, und hier bin ich schon fast verleitet Naivität anzunehmen, auch wenn Ölkonzerne nicht in Deutschland ansässig sein sollten, ihre deutschen Gewinne werden ja in Deutschland erzielt. Ich bin der Meinung, dass jeder fähige Finanzminister daher diese Gewinne auch besteuern könnte wenn er wollte. Allgemein vielleicht nicht das beste Argument, aber unsere europäischen Nachbarn schaffen es ja auch.

Drittens, der marktwirtschaftliche Anreiz: Die meisten Unternehmer wären mit 10% Gewinn-Wachstum im Vergleich zum Vorjahr sehr zufrieden. Oder, eventuell etwas anschaulicher für Herrn Lindner: Wenn man nicht gerade zockt sind 10% Zuwachs im Aktienportfolio schon sehr gut. Erst für alles darüber hinaus fällt Übergewinnsteuer an (und das gilt für Unternehmensgewinnen, nicht für Kapitalerträge, wir erinnern uns).

Auch sehe ich die Übergewinnsteuer als ein Mittel gegen Gier an: Es darf gerne gutes Geld mit Windkrafträdern verdient werden, aktuell sogar auch noch mit dem Verkauf von fossilen Brennstoffen. Doch da wo Gewinnsteigerungen unverhältnismäßig werden und das ganz ohne eigene Innovation, darf die Übergewinnsteuer gerne ansetzen. – Jasper Brennecke

 

Herr Lindner widerspricht sich, wenn auf die Frage, ob er mit den FDP-Anhängern konform gehe, die in ihrer Mehrheit für die Entlastung aller seien, antwortet, dass man die „arbeitende Mitte“ unterstützen müsse , die den sozialen Aufstieg erarbeiten wolle. Später dann meint er dann, man müsse sich bei den Entlastungen auf die vulnerablen Haushalte konzentrieren. Das 9-Euro-Ticket lehnt er ab, weil es den Nahverkehr „nahezu gratis mache, die Effizienz, finanzielle Nachhaltgkeit und ökologischen Denken vernachlässige“. Aber den Tankrabatt, den nahezu alle Ökonomen für falsch halten, verteidigt der FDP-Chef.

Dabei ist gerade der Tankrabatt ein Verstoß gegen Effizienz, Nachhaltigkeit und ökologisches Denken. Wenn leider nur wenige Autofahrer auf den umweltschonenden ÖPNV umgestiegen sind, hat das auch damit zu tun, dass der Sprit mit dem Tankrabatt verbilligt wurde, statt ihn marktgerecht teuer zu lassen, um so zur Sparsamkeit anzuregen. An anderer Stelle sagte Lindner, die Landbevölkerung subventioniere das 9-Euro-Ticket, weil sie es kaum nutzen könne. Da muss man ihn fragen, warum er dann nicht das steuerliche Dienstwagenprivileg (42 Mrd Euro) abschafft, das zur ökologischen und sozialen Schieflage im Verkehrsbereich führt. Diese Subvention finanzieren alle Steuerzahler, es profitiert aber nur eine kleine Minderheit der meist Wohlhabenden. – Stefan Kaisers

 

Bereitet die sogenannte „Freiheitspolitik“ ihrer FDP zielgerichtet auf das Klima-Endspiel vor, Herr Lindner? Warum der aktuelle Versuch Lindners vom eigentlichen Versagen der FDP in der Verkehrswende durch Scheindiskurse abzulenken nicht nur inhaltlich schwach ist, sondern mindestens auch von moralischer Korruption zeugt, kommentieren Martin Schütz (70 Jahre) und Katharina Kohler (28 Jahre).

Während Länder wie Spanien Teile des öffentlichen Nahverkehrs in den nächsten Monaten kostenlos nutzbar machen, lehnt Christian Lindner ein längerfristiges 9-Euroticket ab, weil es seiner Meinung nach bekanntlich eine Art linksideologsiche „Gratismentalität“ der Bürger*innen fördert (Interview in der Augsburger Allgemeinen). Das lässt er nur wenige Tage nach einem Bericht der weltweit renommiertesten Klima- und Katastrophenexperten verlauten, die tiefergehende Forschung zu einem „Klima-Endspiel“ fordern, weil die Erderwärmung von mehr als 3° mittlerweile schlichtweg zu den realistischen Szenarios gehört (in pnas: Climate Endgame: Exploring catastrophic climate change scenarios).

Dazu zweierlei: Erstens ist die Lage, wissenschaftlich gesehen, bereits seit den 1970er Jahren klar. Das „grenzenlose“ wirtschaftliche Wachstum und vor allem die Nutzung fossiler Brennstoffe kann nicht so weiter gehen wie bisher, wenn der Teil der Bevölkerung, der heute ca. 20 Jahre alt ist, eine langfristig bewohnbare Erde erleben will. Wie Johan Rockström erst kürzlich treffend in der ZEIT kommentiert (DIE ZEIT N°32, 04.08.2022), ist der Klimawandel damit nicht einfach ein „Umwelt“-Problem – es berührt von nun an und vor allem zukünftig alle Bereiche des menschlichen (Zusammen-)Lebens.

Politisch hakt es dennoch (global) und in Deutschland seit mehr als ca. fünfzig Jahren an der Planung und Umsetzung von Maßnahmen, die effizient sind – heißt, die ein tatsächlich längerfristiges Gewicht in der Bekämpfung der – mittlerweile aktuellen – Klimakatastrophe haben. Zur Erinnerung: Dabei ist die deutsche Verkehrspolitik kein zu vernachlässigender Faktor. Wie die Bundesregierung selbst auf ihrer Webseite dokumentiert, ist der Verkehrssektor der drittgrößte Verursacher deutscher Treibhausgas¬emis-sionen:

Auf ihn gehen rund 20% des CO2-Austoßes zurück. Laut Bundesumweltamt ist er der einzige Sektor, dessen Emissionen damit seit 1990 um sieben Prozentpunkte gestiegen sind. Es ist zweitens klar, dass es weder in der Wissenschaft, noch im öffentlichen Diskurs um „Panikmache“ gehen sollte. Es grenzte andererseits an grobe Fahrlässigkeit, die voranschreitende Klimakatastrophe nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit wissenschaftlich weiter zu erforschen (daher auch der Vorschlag in pnas für die Modellierung katastrophaler Endzeit-Szenarien) oder gesellschaftlich verharmlosend darüber zu sprechen.

Lindners Politik als Verkörperung der „Tyrannei des Gegenwärtigen“ Womit wir zu Lindners Interviewäußerung zurückkommen, die eben nicht „nur“ verharm¬lo¬send zu einem möglichen wichtigen Schritt in der Verkehrswende Stellung bezieht, sondern tatsächlich die Frage nach bezahlbaren, öffentlichen Verkehrsmitteln verzerrt darstellt (Lindner spricht von „Gratismentalität à la bedingungsloses Grundeinkommen“ und von Fairness). Im Sinne liberalpolitischer Wirtschaftspropaganda wird so die Frage einer tatsächlich unabwendbaren Verkehrswende aller (parteiunabhängig) zu einem Scheindisput verschiedener gesellschaftlicher und politischer „Meinungen“ verfälscht, was höchstens Zeit schindet und Menschen spaltet. Ablenkungsmanöver einer ausweglosen Politik?

Und nein, mit einem Schwerpunkt auf Individualverkehr lässt sich nicht genug Veränderung im Verkehrssektor erreichen. Ob also öffentliche Verkehrsmittel ausgebaut werden müssen, um allein den Zielen des Bundes-Klimaschutzgesetzes gerecht zu werden, ist im Jahre 2022 keine fakultative Frage mehr, die man nach Lust und Laune explorieren kann (vgl. Verkehrswende für Deutschland, Dekarbonisierungsszenario 2035, Wuppertal Institut, 08/2017, daraus S. 11: „Die Analyse der Daten und der Literatur zeigt, dass die Erreichung ambitionierter Ziele nur mit Restriktionen im MIV [=motorisierter Individualverkehr] ermöglicht werden kann“).

Nach Lust und Laune „leiht“ sich Lindner lieber jenes Geld für die Bundeswehr „aus der Zukunft“, das in den Worten des Finanz¬ministers eigentlich einfach „nicht da“ ist (Bild-Interview 06.03.2022). Im selben Interview spricht er davon, dass wir damit „gewissermaßen bei unseren Enkeln einen Kredit nehmen“. Die Kurzsichtigkeit und Einsei¬tig¬keit dieser außergewöhnlichen Investitionen muss einem sauer aufstoßen. Wir nutzen also zusätzlich Geld von jener Generation, denen wir bei gleichbleibenden, leeren Handlungs¬ver¬sprechen nüchtern ausgedrückt einen „unbe¬wohn-baren“ Planeten hinterlassen (nach António Guterres zum aktuellen IPCC-Teilberichtes, April 2022)?

Aber gut – vorerst gilt es die verschiedenen Interessen in der Verkehrspolitik zu beachten. Kehren wir damit zur 9-Euro-Ticket-Analyse Lindners vom 07.08.2022 zurück: „Die Menschen auf dem Land, die keinen Bahnhof in der Nähe haben und auf das Auto angewiesen sind, würden den günstigen Nahverkehr subventionieren. Das halte ich für nicht fair“. Dass von Subventionen in einem Sozialstaat nie alle zugleich profitieren, scheint neu für unseren Finanzminister – zumindest, wenn es um bestimmte Förderungen geht, die nichts mit einem Dienst¬wagen¬pri¬vileg, dem gescheiterten Tankrabatt für Verbrenner oder der Subvention für den nächsten Porsche zu tun haben.

Richtigerweise wiederholt Lindner in dieser Analyse, dass der Strecken¬ausbau der Bahn manche ländlichen Regionen nicht erreicht hat. Ganz zu schweigen vom notwendigen Aus- und Umbau bis hin zu Reaktivierung verschiedener Strecken und Verbindungen. „Nachdenklich“ stimmt da der Kommentar Thorsten Mummes im Weltspiegel der Studien zitiert, die belegen, dass das 9-Euro-Ticket ja ohnehin meist für „Freizeitaktivitäten“ genutzt würde.

Die Unpünktlichkeit der Bahn wurde erst jüngst wieder diskutiert (z.B. tagesschau.de, 08.07.2022). Darüber hinaus ist Lindners Aussage faktisch schon deshalb falsch, da das 9-Euro- Ticket sehr wohl auch Menschen auf dem Land eine kostenlose Teilhabe am öffentlichen Nahverkehr ermöglicht, wenn sie sich den Rufbus bestellen müssen – Busse erwähnt Lindner ohnehin nicht. Stattdessen bringt er im jüngsten ZEIT-Interview (DIE ZEIT N° 33, 11.8.2022) die Scheinalternative ins Spiel, man müsse zunächst einmal mit den für diesen Zweck auf einmal „knappen Steuergeldern“ „die Netz-Infrastruktur…modernisieren“.

Doch anstatt weiter inhaltlich auf die liberalpolitischen Strohmänner Lindners einzugehen, soll hier vielmehr die Frage gestellt werden, wohin dieser Scheindiskurs über das Gratisticket für 9-Euro eigentlich führt. Der letzte Abschnitt deutet bereits an, dass Lindners Aussagen den Eindruck erwecken die Verkehrswende sei eine freiwillige Option. Wir verheddern uns in der Diskussion über den aktuellen „Ist-Zustand“ im Verkehr, handeln nicht wirkungsvoll genug, nehmen aber einen „Kredit“ bei unseren „Enkeln“.

Der Klimaethiker Stephen M. Gardiner nennt diese Asymmetrie der Macht die „Tyrannei des Gegenwärtigen“ (nach Perfect Moral Storm, 2011). Es existiert keine Reziprozität: Während wir über die Bewohnbarkeit der Erde und die Ressourcen der zukünftigen Generationen heute gemäß unserer kurzfristigen Interessen entscheiden und damit eine große Macht haben, hat die zukünftige betroffene Generation weder eine Stimme, noch wird sie jemals eine ähnliche Auswirkung auf uns haben. Lindner verbirgt im oben zitierten Interview nicht einmal, dass er diese Asymmetrie (aus)nutzt; er ist sich dessen bewusst.

Moralische Korruption Lindners und warum der Politiker hier beim Namen genannt wird. Nicht nur Lindner, insbesondere die FDP als Ganzes möchte für einen Wandel stehen, der Verzicht ausschließt. Das Wahlversprechen rückt den Begriff der „Freiheit“, genauer: „die Schubkraft der Freiheit“ (Wahlprogramm S.4) in den Mittelpunkt. Ist das die „German Mut für mehr Klimaschutz“ Herr Lindner (ebd.)? Oder war damit generell eher eine negative Freiheit gemeint, im Sinne nicht vorhandener Wahlmöglichkeiten, wie zum Beispiel im Falle einer FDP-Verkehrswende, die nach ihrer Förderschwerpunkten beurteilt, so zeitgemäß ist wie die Verbrenner, die die Einbahnstraße ihrer Subventionen bilden?

Es mag aus der Mode gekommen sein, aber Politiker haben eine gewisse Verantwortung, auch als Menschen. Heute mehr denn je. Zwischen 2020-2030 entscheiden wir über die Bewohnbarkeit unserer Erde. Es ist verantwortungslos, dass Politiker wie Lindner durch ihr Reden vermitteln, Wachstum und Wirtschaft könnten weiterlaufen wie bisher – nur eben mit Innovationen. Dass sie zudem Scheindiskurse installieren und durch die Nutzung ihrer Worte („Gratismentalität“) politische Lager spalten, statt mit Klarheit ansprechen, was verändert werden muss und Leute hinter ihren konkreten Plänen vereinen.

Lindner entscheidet jetzt schon, wo das Geld hinfließt, das de facto einer anderen Generation zusteht. Welche Bedingungen knüpft diese Generation denn an die Nutzung ihres Kapitals? Was sind ihre Zinsen? Möchte sie Innovationen, die bis dato nicht existieren und auf deren rechtzeitige, messiasähnliche Erscheinung sich niemand verlassen kann? Verantwortung kann man sich nicht aus der Zukunft leihen, Herr Lindner. Moralische Korruption in Zeiten des Klimawandels trägt z.B. dazu bei, dass Gesagtes das verschleiert, was eigentlich gerade passiert (Gardiner 2011).

Genau dieses Verharren im Gegenwärtigen, dieses Verschieben das Handelns in die Zukunft ist das, was Gardiner als moralische Korruption bezeichnet. Die Bemerkung sich „nicht an Kassandra¬ru¬fen“…“beteiligen“ zu wollen (DIE ZEIT N°33, 11.8.2022) ist im Jahre 2022 skandalös. Kassandra muss man gar nicht mehr rufen. Die Klimakatastrophe ist längst da und der Ausschuss, der Politiker daran erinnert, namentlich der IPCC, setzt sich nicht aus marginalen Forschungsquerulanten zusammen.

Sie bagatellisieren Ihre Verantwortung heute schon nachhaltig zu handeln. Sie bagatellisieren damit auch noch in Zeiten von Querdenkern die Ergebnisse jener wissenschaftlichen Gemeinschaft, die Sie später mit Innovationen retten soll. Dabei scheinen Ihre Innovationen von morgen Lösungen anzubieten. Es sieht auf dem Papier so aus, als würde auch die FDP den Klimawandel ernst nehmen. „Pandering“ nennt Gardiner es, wenn Politiker von unrealistischen Wünschen oder Schwächen der Wähler*innen profitieren und diese durch ihr Handeln gleichzeitig verstärken (nach Gardiner, 27.10.2021).

So werden sie zu Nutznießern jener Wünsche, die im Falle der Klimakatastrophe in eine Sackgasse führen. Zwei letzte Fragen an Sie, Herr Lindner: Dürfen wir uns mit ihrer Politik frei dafür entscheiden, endgültig den Weg Richtung Klima-Endspiel einzuschlagen? Meint ihre Partei das, wenn sie im Wahlprogramm schreibt: „Werden wir das Land, das in uns steckt“? – Martin Schütz

 


 

 

Leserbriefe zu „Bibbern und Murren“ von Matthias Krupa et al.

 

„Erst kommt das Fressen, dann die Moral“, so kann man mit Berthold Brecht eine tragende Säule deutscher Politik der vergangenen Jahrzehnte beschreiben. Nicht genug damit, daß deutsche Politik in Europa jahrzehntelang kompromißlos nationalen Wohlstand, Überfluß und Luxus zu lasten von Innerer + Äußerer Sicherheit, Natur, Artenvielfalt und zulasten von Solidarität mit europäischen Partnern durchgeboxt hat. Regelmäßig hat deutsche Politik in der Vergangenheit auch nachhaltige europäische Projekte, die auf Sicherheit + Nachhaltigkeit ausgerichtet waren, mit Blick auf nationale Interessen, torpediert. Häufig genug ein Schlag ins Gesicht der europäischen Nachbarn.

Auch heute haben wir noch politisches Spitzenpersonal, wie z.B. den deutschen Finanzminister oder den CDU Oppositionsführer, die primär in nationalen und feudalen Kategorien denkt, beseelt und besessen von einer nationalen Steuer- u. Wirtschaftspolitik, die heutige nationale Strukturen zementiert, statt sie aufzubrechen. Reichtum wird geschützt, begünstigt und subventioniert und Steuererleichterungen kommen primär denen zugute, die ohnehin im Überfluß leben. Wer nicht einmal im eigenen Land Solidarität mit den Bedürftigen aufbringt, von dem ist bei europäischer Solidarität für andere Nationen und Menschen noch viel weniger zu erwarten. Warum in aller Welt, sollten angesichts dieses weiter andauernden deutschen Egoismus wirtschaftlich schwächere Länder als Deutschland mit diesem europäischen Oberlehrmeister auf einmal Solidarität zeigen ?

Deutsche Politik hat jahrzehntelang deutsche Interesse, d.h. deutschen Wohlstand abgesichert, immer im klaren Bewußtsein, daß der eigene Profit zulasten der Partner, der Natur, der Sicherheit geht. Alleine dieses Eingeständnis ist schon beschämend genug. Mindestens genau so beschämend ist, daß deutsche Politiker gleichzeitig oft genug als europäischer Oberlehrer aufgetreten sind, insbesondere in der Finanz- und Wirtschaftspolitik. Der dabei aufgesetzte Hochmut und Oberlehrergestus deutscher Spitzenpolitiker war genau so fehl am Platz wie es die heutigen parteipolitischen und persönlichen Egoismen z.B. von Lindner, Merz und Söder sind, die Solidarität ausschließlich an persönlichen und politischen Nützlichkeitserwägungen ausrichten.

In Krisen braucht es Persönlichkeiten von Format, mit hoher persönlicher Integrität und Glaubwürdigkeit, es braucht Führung, die eine Zukunftsversion für die Mehrheit der Menschen bietet, die Vertrauen aufbaut, Mut und Demut gleichermaßen, die Bereitschaft zu Leid und persönlichem Verzicht, insbesondere der Verzicht auf „feudale Privilegien“ (Bernd Ulrich). Was wir nicht brauchen sind selbstverliebte politische Eliten, die feudale Strukturen verteidigen oder überhaupt keinen politischen Kompass haben (Söder). Solche Leichtmatrosen auf schwerer See bringen die gesamte Mannschaft in große Gefahr und das Schiff zum Kentern. – Hans-Jörg Glass

 

Wer in Not gerät greift zu ungewöhnlichen Maßnahmen: Die Auferstehung der Atomkraft. In Belgien wird die Laufzeit von AKWs um 10 Jahre verlängert. Die EU adelt neue Atommeiler zu „klimafreundlichen“ Helfern in der Not. Die Klimakrise macht Atomkraft offenbar zur großen Versuchung. Sogar im gefährdeten Kalifornien kämpfen bekennende Grüne gegen die Stilllegung des letzten AKWs. Was sagt uns das? „Es gibt nichts was es nicht gibt“. – Gunter Knauer

 

Eine äußerst einseitige Betrachtung! Denn Schäuble ging es nicht um die Hausaufgaben, sondern dass wir nicht für anderleuts Schulden gerade stehen müssen. Was die Solidarität angeht: Haben die Autoren schon mal was von dem „Corona-Fonds“ der EU 2020 gehört? Da ging es nicht um Bemerkungen und Stimmungen, sondern knallhart um Geld, welches nun als Geschenk von den „Geizigen“ zu den (guten) Schuldenmachern fließt. – Emer. Prof. Werner Koetz

 

Solidarität ist ein schönes Wort. Ihr Beitrag zeigt nüchtern auf, dass die Deutsche Regierung lange schlief und Verbündeten vor den Kopf stieß. Ich vermisse in dieser tiefgreifenden Krise endlich wichtige Entscheidungen. Worauf warten die Politikschaffenden. Jetzt (!) besteht die Chance, Tempolimits auf unseren Straßen einzuführen, Heizungen zu drosseln, sinnlose Beleuchtungen abzuschalten, Kurzstreckenflüge zu verbieten, die Wassertemperatur in öffentlichen Bädern herunterzufahren u.v.m..

Aber alles zieht sich wie Kaugummi. Es gelingt nicht, für das 9-€-Ticket eine Nachfolge festzulegen. Öffentliche Gebäude und die Straßenbeleuchtung stehen weiterhin für Lichtverschmutzung, Hubraummonster rasen mit einer Person Besatzung weiter über Autobahnen. Alles gehört schnell auf den Prüfstand. Viele der notwendigen Einschränkungen werden vielleicht weh tun. Tun wir aber nichts, wird die Fallhöhe immer größer. – Achim Bothmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Militäraktion in Gaza. Gewinnt Israel den Kampf gegen die Islamisten?“ von Jan Roß

 

Der nunmehr fünfte israelische Angriff auf Gaza, eines der dichtbesiedelsten Gebiete der Welt, das seit 15 Jahren unter einer israelischen Blockade leidet, hätte doch Grund sein können, um über die Ursachen des Konflikts nachzudenken und zu überlegen, wie ein sechster Angriff verhindert werden könnte. Stattdessen nimmt der Autor die Perspektive der Israelis ein („selten so erfolgreich“) und verliert kein Wort über die Opfer: 46 Tote (davon 16 Kinder) und 360 Verletzte (davon 151 Kinder) auf Seiten der Palästinenser, 13 verletzte Israelis. Was war der Anlass dieser Gewalt?

Israel hat Kommandeure des islamistischen Dchihad getötet, die angeblich Anschläge auf Israel planten, und dabei zivile Opfer in Kauf genommen, es war also ein Präventivschlag, den das Völkerrecht verbietet. Erst danach gab es Raketenangriffe auf Israel, die dank der überlegenen Abwehrtechnik Israels nur geringen Schaden anrichteten. Die Reaktion der westlichen Politiker auf diesen Völkerrechtsbruch zeigt einmal mehr die doppelten Standards, wenn es um Israel geht: Schweigen bzw. Betonung von „Israels Recht auf Selbstverteidigung“.

Die Bundesregierung: „Wir verurteilen den Raketenbeschuss israelischer Städte und Gemeinden auf das Schärfste“. Kein Wort zu den getöteten Palästinensern. Sieht so „menschenrechtsbasierte Außenpolitik“ aus? Wann endlich werden die Ursachen dieser Gewalt angegangen, nämlich die seit 1967 andauernde Besatzung und Unterdrückung der Palästinenser, wann endlich wird auch von Israel gefordert, das Völkerrecht zu respektieren, wann endlich hören wir auf, ein Besatzungsregime zu unterstützen? Dieser ZEIT-Artikel trägt nicht zur Aufklärung bei, sondern verfestigt nur das schräge Israelbild, bei dem die Täter zu Opfern werden und die Opfer zu Tätern. – Claus Walischewski

 

Zwei Falschinformationen müssen in diesem Artikel von Jan Ross dringend korrigiert werden. 1.) Ross behauptet: „Die Miliz (Hamas B.L.) hat die Herrschaft über den Gaza-Streifen 2007 an sich gerissen und das Territorium vom Rest der Palästinensergebiete, die von der Fatah-Partei des Präsidenten Mahmud Abbas regiert werden, abgetrennt.“ Richtig ist, dass die Hamas bei international überwachten freien Wahlen 2006 die große Mehrheit der Bevölkerung gewinnen konnte und die Abtrennung bzw. jegliche wirtschaftliche Entwicklung strangulierende Abriegelung des Gazastreifens erfolgte durch Israel und leider auch Ägypten.

2.) Ross behauptet: Die Hamas habe nichts unternommen, um „die Drohungen und Angriffsvorbereitungen des Islamischen Dschihad, die den Konflikt der vergangenen Tage ausgelöst haben, zu unterbinden.“ Der Islamische Dschihad hat erst mit Raketen geschossen, nachdem in der Westbank ein militärischer Führer verhaftet und in Gaza ein weiterer Kommandeur mittels einer israelischen Rakete zusammen mit vielen Zivilisten ermordet worden war. Dieser Konflikt war eine bewußte Provokation seitens Israel, der dem beginnenden Wahlkampf und der Profilierung von Herrn Jair Lapid dienen sollte, was immerhin auch Herr Ross einräumt. Also bitte kein Weißwaschen der unsäglichen israelischen Politik und Verwechseln von Ursache und Wirkung in der ZEIT. Das können Sie getrost Springers BILD und WELT überlassen. – Björn Luley

 

Für ausländische Leser der ZEIT ist es schon immer wieder bemerkenswert, wie einseitig in Deutschland über Israel und Palästina berichtet wird. So werden im Artikel von Jan Ross mit keinem Wort erwähnt, dass die israelische Armee bei der Aktion 49 Palästinenser, davon 17 Kinder getötet hat. – Dr. med. Hansjörg Bumbacher

 


 

 

Leserbriefe zu „Neuer Bimbes“ von Jens Jessen

 

Daß Herr Kahrs möglicherweise bestechlich ist, finde ich nicht überraschend. Gestaunt habe ich über den niedrigen Preis. – Manfred Schwartz

 

Bimbes ist eigentlich ein aus eingedicktem Birnsaft hergestellter traditioneller Brotaufstrich aus dem Bundesland Rheinland-Pfalz, genau dort wurde auch Ex-Kanzler Helmut Kohl (1930-2017) geboren. Der Begriff Bimbes könnte aber auch noch eine ganz andere Bedeutung haben. Wie singen „Haindling“ aus Bayern in ihrem Lied: „I hob vagessn“: „I hob vagessn, dass i so vagesslich bin und bin auf´s Radl aufegschdieng und einfach losgfahrn. I hob vagessn, dass i so vagesslich bin, bin auf mei Radl aufegschdieng, jezd stäh i do!“ *)

Wenn Kanzler Olaf Scholz sagt, er könne sich an nichts erinnern, dann ist er entweder wirklich ganz vergesslich geworden oder er ist gar dement!? Vielleicht gibt es bei Olaf Scholz so eine Art „Dazwischen-Krankheit“, das könnte dann bedeuten, dass er sich partout an nichts mehr erinnern kann oder sich einfach nicht mehr erinnern will. Eine Erinnerung könnte für ihn unter Umständen bedeuten, dass sein Job als Kanzler flöten geht! *) Übersetzung: Ich habe alles vergessen, bin trotzdem losgeradelt, und jetzt steh ich da ganz blöd in der Gegend herum! – Klaus P. Jaworek

 

Herr Jessen schreibt im ersten Absatz: „Auch wenn die Warburg-Bank so tut, als sei eh nichts passiert……, haben Öffentlichkeit und Staatsanwaltschaft den Eindruck, dass dieses Nichts beachtliche Ausmaße haben muss“.

Durch die allgemeine Bezeichnung „Staatsanwaltschaft“ wird der Eindruck erweckt, auch die Hamburger Ermittlungsbehörden hätten den beschriebenen Eindruck. Tatsache ist jedoch, dass Hamburger Staatsanwaltschaft (StA) und Generalstaatsanwaltschaft buchstäblich keinen Finger rühren. Sie verweigern die Aufklärung zum Komplex der strafrechtlich relevanten politischen Einflussnahme für einen Steuerverzicht von 45 Milionen Euro zugunsten der Warburg-Bank.

Gerade jüngst hat die Generalstaatsanwaltschaft wieder einmal eine Beschwerde gegen die Weigerung der StA, aufgrund einer Anzeige überhaupt zu ermitteln, mit der Begründung „abgeschmettert“, es gebe gegen die damals politisch Verantwortlichen (erster Bürgermeister und Finanzsenator) keinen Anfangsverdacht. Dies ist bereits dann befremdlich, wenn man nur den in der Öffentlichkeit bekannten Sachstand berücksichtigt. Offenbar muss der Bürger in Hamburg selbst aussagekräftige Beweismittel beibringen, um die Hamburger Staatsanwaltschaften zu bewegen, Ermittlungen anzustellen.

Alle Tatsachen, die in Sachen „Cum-Ex-Skandal und Steuerverzicht zugunsten der Warburg-Bank“ ans Licht gekommen sind, sind den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Köln zu verdanken. Die für Cum-Ex zuständige Oberstaatsanwältin Brorhilker hat bei ihrer Vernehmung im PUA der Bürgerschaft ihre Verwunderung über die Untätigkeit der Hamburger Ermittlungsbehörden deutlich zum Ausdruck gebracht.

Die hartnäckige Untätigkeit der Hamburger Staatsanwaltschaften wirft kein gutes Licht auf die Justiz der Hansestadt. Sie erklärt sich meines Erachtens durch zwei Gründe: Zum einen durch die Rückendeckung der Justizbehörde als Aufsichtsbehörde für die Staatsanwaltschaften. Dort hat die SPD der fachlich ungeeigneten grünen Senatorin inzwischen einen der ihren als Staatsrat an die Seite gestellt. Zum anderen das Desinteresse der Hamburger Öffentlichkeit, der Medienn und der vielgerühmten „Zivilgesellschaft“ an diesem Thema.

Mit der rühmlichen Ausnahme der ZEIT beschränkt sich die Berichterstattung insbesondere des NDR, – wenn überhaupt – auf pflichtschuldige Kurzbeiträge im „Nachrichtenüberblick“ über Aussagen im PUA und neue Entdeckungen der Kölner Staatsanwaltschaft. Eine Aufarbeitung des Themas „politische Einflussnahme zugunsten der Warburg-Bank“ findet nicht statt. Devise: „Es kommt ja eh nichts dabei raus“. Da können die Kölner alles Mögliche ans Licht bringen, wie zuletzt das Schließfach von Herrn Kahrs. Hamburg ist nicht interessiert. – Dr. Thomas Heitz

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein letzter Weg“ von Olivia Kortas

 

Die Aktionen ultrakonservativer, fundamentalistischer Abtreibungsgegner sind mir zuwider. Ein Schwangerschaftskonflikt ist für die Mutter eine körperlich und psychisch unglaublich belastende Situation, mit der Dritte, so meine ich, sehr sensibel umgehen sollten. Einer Frau vorzuschreiben, was sie zu tun hat, ist wohl keine Hilfe dabei. Aber es bedrückt mich sehr, wenn auf der anderen Seite über Abtreibung gesprochen wird, als handele es sich allein um eine Frage der Selbstbestimmung oder als gäbe es nur unzumutbare Alternativen zur Abtreibung – wie in dem Artikel über die Ärztin Anna Parzyńska (DIE ZEIT, 11.Aug.).

Ich schätze sonst an der ZEIT, dass sie unterschiedlichen Sichtweisen auf Problemstellungen Raum gibt. In der gleichen Ausgabe lese ich den sehr nachdenklich gefassten Bericht über einen ukrainischen und einen russischen Pazifisten, der auf die Vielschichtigkeit der Kriegsdienstfrage aufmerksam macht.

Es gibt Mütter, die ihr Kind zur Welt bringen, obwohl sie wissen, dass es gleich nach der Geburt sterben wird. Ich kenne mindestens eine. Sie hat die „Lebenszeit“ des Kindes sehr bewusst mitgelebt und es liebevoll im Arm gehalten, als es starb. Keine Frage, dass dieser Weg schwer ist. Aber er kommt ohne Töten aus. „Ich möchte nicht erfahren, wie es ist, jemand anderem das Leben zu nehmen,“ wird der Kriegsdienst-Flüchtling Maksim Gaidukov zitiert. Ist es nicht wichtig, in diesem Sinne sensibel zu bleiben? – Stephanie Spee

 

Mir stockte der Atem, als ich im Artikel “ Eine letzter Weg“ von Olivia Kortas über den Satz stolperte: “ Bis zur Geburt ihrer Tochter trieb die Frauenärztin dort Föten ab, denen die Schädelplatte fehlte oder die an Trisomie erkrankt waren“. Ist Trisomie eine Krankheit? Und von welcher Trisomie ist überhaupt die Rede? Von den drei häufigsten- Trisomie 21, 18 und 13 vielleicht? Schon diese drei Syndrome können so unterschiedlich ausgeprägt sein, dass man gut daran tut, sie nicht über einen Kamm zu scheren. Ein kurzes Stück weiter: „…ist es in Polen […] nicht mehr legal, kranke und missgebildete Föten zu entfernen.“

Sind da die Föten mit beispielsweise Trisomie 21 wieder inbegriffen? und gehören sie jetzt zu den kranken oder zu den missgebildeten Föten? Fragen Sie doch mal Natalie Dedreux, wie sie sich bei der Lektüre eines solchen Artikels fühlt! Entweder handelt es sich hier um eine unschöne Form von Ableismus oder um undifferenzierten Journalismus. Beides hatte ich gehofft, in Ihrer Zeitung nicht vorzufinden. Dass Frauen am Ende selbst entscheiden sollen und müssen, was in ihrem Körper geschieht, steht für mich außer Frage.

Aber Syndrome und Behinderungen mit Krankheit und Leiden gleichzusetzen ist schlichtweg falsch. Ja, viele Syndrome können mit teilweise schweren Erkrankungen einhergehen und Leiden verursachen. Allerdings steigt die Lebenserwartung von Menschen mit Down-Syndrom mit der Erfahrung der Umgebung- Ärzt_innen, Pflegende, Betreuende, Familie. Ich habe Menschen mit Down-Syndrom kennengelernt, die ihren 80. Geburtstag geferiert haben.

Vor 30, 40 Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Das alles kann aber nur in einer Gesellschaft geschehen, die diese Menschen und ihre Familien auffängt und unterstützt. Wenn selbst in Ihrer Zeitung Krankheit und Behinderung gleichgesetzt werden, habe ich leider das traurige Gefühl, davon weit entfernt zu sein. – Anna Mutter

 

Vielen Dank für Ihren Bericht über die Lage der Frauenärztinnen in Polen und den Mut, den es erfordert, Frauen trotz des restriktiven Abtreibungsgesetzes zu helfen. Eine Formulierung gleich im dritten Absatz stört mich als Schwester eines wunderbaren Bruders mit Trisomie 21 allerdings erheblich: An Trisomie 21 erkrankt man nicht. Es ist eine angeborene Genveränderung. Formulierungen wie die Ihre fördern die weithin herrschende Vorstellung, Trisomie 21 sei eine Krankheit. Die hierzulande mittlerweile gängige Praxis, mit der Diagnose mittels Früherkennung auch gleich einen Abtreibungstermin anzubieten, finde ich unmenschlich.

Wer Menschen mit Down Syndrom kennt, weiß, wie liebenswert sie sind, wie sie unsere Gesellschaft (und ein Familienleben) mit ihrem unvoreingenommenen Wesen und positiven Ausstrahlung bereichern und wieviel Lebensfreude sie haben. Eine Frist und umfassende Aufklärung sollte unbedingt stattfinden, bevor jedes Paar für sich entscheidet, ob es die Kraft hat, einen so besonderen Menschen beim Aufwachsen zu begleiten. Natürlich kann ich nur aus meinem unmittelbaren Umfeld berichten, aber hier habe ich viele Beispiele, dass Paare sich sogar gegen die Pränataldiagnostik entscheiden, gerade weil sie Menschen wie meinen Bruder kennen und es für sie gar keine Frage ist, ein Kind mit Trisomie zu behalten. – Ina Schabbon

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Insel der Freiheit“ von Stefan Thome

 

Respekt für die Standhaftigkeit von Nancy Pelosi und Respekt vor der demokratischen Entwicklungsleistung des taiwanischen Volkes mischen sich mit einem Gefühl der Scham über das erneute Zaudern der Westens. Weder die EU noch Deutschland haben klar genug Position bezogen, es gab keine Rückendeckung für Pelosi und keine eindeutige Verurteilung der chinesischen Aggression.

Dabei ist die Situation doch eindeutig: Die weltgrößte Diktatur bedroht den kleinen friedlichen Nachbarn mit Bomben, Annexion, Freiheitsentzug, Umerziehung, Unterdrückung und dergleichen. Das ist leider nicht nur ein weit entferntes Schreckensszenario, sondern eines der wichtigsten strategischen Ziele des chinesischen Unrechtssystems, mehrfach von Xi Jinping vorgetragen.

Von der EU und von Deutschland wären mit dem chinesischen Militäreinsatz eine klare und unmißverständliche politische Haltung zwingend erforderlich gewesen. Ich hätte mir gewünscht, daß die europäischen Regierungen dem guten Beispiel von Nancy Pelosi gefolgt wären, und nacheinander ihrerseits hochrangige Regierungsmitglieder nach Taiwan geschickt hätten, alternativ für die EU hätte Ursula von der Leyen reisen sollen. Unser Kanzler mal wieder an seinem Lieblingsort – auf Tauchstation.

Ja, China hätte das als Eklat empfunden und hätte womöglich massive Maßnahmen gegen die EU ergriffen. Na und ? Das China-Abhängigkeits-Problem ist genau so virulent wie das Putin-Abhängigkeits-Problem. Europa und Deutschland müssen sich heute entscheiden: wollen wir für unseren Wohlstand, für unseren westlichen Überfluß, für unseren Luxus, 23 mio Taiwaner alleine lassen und dabei weiter nach Pekings diktatorischer Pfeife tanzen, oder wollen wir heute beginnen unsere verhängnisvolle Abhängigkeit von China zu lösen.

Wir sollten das als Chance für Erneuerung sehen, ein maßgeblicher Teil der Zeitenwende, besser heute als morgen. Der Zeitpunkt wäre günstig. Ach ja, da hätten wir fast unsere Wirtschaft vergessen, wie ist denn die Haltung von VW, Siemens, BASF, etc zu China? Wie immer: it´s all about profit & boni, stupid. Cash first, liberty, democracy & humanity second. Schändlich. – Hans-Jörg Glaß

 

Vielen Dank für die Schilderung der Lage Taiwans aus Sicht der Taiwanes*innen! In der Presse habe ich bislang vor allem gelesen, dass der Pelosi-Besuch das Regime in China unnötig reize. Hoffentlich vermitteln die militärisch potenten Demokratien der Welt Herrn Xi Jinping überzeugender, dass sie die Taiwanes*innen bei einem Angriff auch militärisch – und nicht nur mit Wirtschaftssanktionen gegen China – wirkungsvoll unterstützen werden, als sie es bezüglich der Ukrainer*innen gegenüber Herrn Putin getan haben. Herr Xi Jinping wird sicherlich sehr genau beobachten, wie weit die Solidarität mit den Ukrainer*innen reicht und wie lange sie anhält. Vielleicht ist denen, die derzeit in Freiheit und Frieden leben können, der langfristige Erhalt der Freiheit doch wichtiger als der kurzfristige Erhalt ihres derzeitigen Wohlstandsniveaus. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum verdienen Frauen weniger als Männer? Es liegt auch daran, dass sie sich auf besser bezahlte Jobs gar nicht bewerben“ von Kolja Rudzio

 

Die Frauen haben also selber schuld, wenn sie sich auf besser bezahlte Jobs nicht bewerben.Haben sie nicht. Aber Frauen sind ja nicht dumm und wissen wie Personaler ticken. Die haben nichts gegen Frauen.Aber im eigenen Laden? Frauen haben kinder. Und die können mal krank sein ,Dann ist Mutti nicht verfügbar. Und trotzdem sollen Frauen gleich bezahlt werden. Das ist ein Muss. – Hans-Emil Schuster

 

Ich hoffe, der „Scheißesturm“ wird nicht zu heftig. Wie können Sie es wagen, Fakten in den Ring zu werfen :-)?? Ja, Frauen werden immer noch benachteiligt, aber ganz offensichtlich deutlich weniger als gedacht. Und ja, Frauen stehen sich – auch im Beruf – oft selbst im Weg. Wenn ich mir überlege, über was wir Frauen uns hier in diesem Land beschweren? Erinnert sich noch jemand an Rosa Parks??

Oder auch an Ella Fitzgerald, die ein Konzert in Australien nicht rechtzeitig erreichen konnte, weil die Plätze im Flugzeug zuerst an die Weißen vergeben wurden? In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, dass ihr Marilyn Monroe zur Seite gesprungen ist….was mich wiederum zu der Aussage von Madeleine Albright bringt, die gesagt haben soll, dass es einen besonderen Platz in der Hölle gibt für Frauen, die andere Frauen nicht unterstützen.

Mir liegt es fern, die bestehenden Probleme – und diese gibt es nicht nur im beruflichen Umfeld – zu negieren. Ich bin nur der Auffassung, dass wir Frauen auch mit dem Finger auf uns selbst zeigen müssen, uns selbst wieder viel mehr hinterfragen, uns selbst nicht in manchmal einer geradezu grotesken Art und Weise wichtig nehmen, sondern einfach weiter unseren Weg gehen. – Annette Haagen

 


 

 

Leserbriefe zu „Dem Himmel so nah“ von Ralf Eichberg et al.

 

Irgendwie habe ich hier den Maler und Performancekünstler Yves Klein (1928-1962) vermisst, der damals sogar seine selbstentwickelte Farbe „Ultramarinblau“ sich hat extra patentieren lassen. Nach seinem frühen Tod im Jahr 1962 wurden seine Werke bei der documenta 3 (1964) und bei der documenta 4 (1968) in Kassel gezeigt. Trotzdem, man kann nicht alles haben, dennoch hat mir der Text „Traum von Fliegen“ von der Schriftstellerin & Psychologin Helga Schubert (*1940) am meisten beeindruckt. – Klaus P. Jaworek

 

Zu „Glauben & Zweifeln“ in Ausgabe Nr. 33, S. 52, insbesondere zu den Aussagen Ralf Eichberg: Zu den Aussagen des Philosophen Ralf Eichberg und insbesondere zu Aussagen Nietzsches passt ein von mir im September 2018 erstelltes „Glaubensbekenntnis“: Der „Instinktenhass“, den Nietzsche beschreibt, bringt uns davon weg, das Himmelreich in uns selbst zu suchen. Die Menschen haben ihren inneren Gott getötet. Das Göttliche lebt trotzdem weiter. Folge Deinen Instinkten, entwickle daraus Deine eigene Religion. Folge dem Wahren, Schönen und Guten! Der Buddhismus macht es vor: Suche Deinen Gott in Dir selbst… – Jürgen Staab

 


 

 

Leserbriefe zu „Frisch erforscht. Wie Freundschaften unser Weltbild prägen“ von Anant Agarwala

 

Eine „Ursache schräger Weltbilder“ könnte darauf beruhen, dass das Lernen von neuen Sachinformationen schlicht „zu anstrengend ist“. Deshalb findet man solche bequemen, aber unzulänglich verstanden Sachbefunde auch bei ZEIT-Journalist*innen etwa zu „Energiewende-Themen“, die zwar gute Absichten, jedoch unzureichendes Sachverständnis nahelegen. Damit bleibt man zwar im derzeitigen Mainstream, verpasst jedoch die etwas mühsamere Rolle des kritischen Journalismus. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Da haben Sie sicher recht, dass Freundschaften unser Weltbild prägen. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass es von der Größe des Freundschaftskreises abhängt, was als Fakt und Wahrheit angesehen wird. Selbst wissenschaftliche Fakten fangen häufig irgendwann an zu wackeln, wenn die Zeit reif wird, diese Fakten irgendwann unabhängig zu überprüfen. Je emotionaler ein Thema in der Gesellschaft behandelt wird, umso größer die Gefahr, dass auch die Mehrheit falschen Narrativen hinterherläuft. Wer darauf hinweist, läuft Gefahr diffamiert zu werden und in eine radikale Ecke gesteckt zu werden.

Vor der kognitiven Dissonanz ist die Mehrheit keineswegs sicher! Aktuelles Beispiel ist die Coronaimpfung, die zu Beginn als Nebenwirkungsfrei bezeichnet wurde. Wer sich dem widersetzte, wurde zum Covidioten deklassiert. Das Ausmaß an schweren Komplikationen tritt erst verzögert und nur sehr mühsam ans Tageslicht. Wer sich mit Begeisterung mit dem neuartigen Impfstoff hat impfen lassen oder andere zur Impfung aufmunterte, der hat wenig Interesse an Daten, welche die Schattenseite der Kampagne ausleuchten. Und so bleibt es wie es Seneca sagte: Die Mehrheit ist kein Beweis für die Wahrheit! – Dr. med. Martin Krivacek

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik „Großer Wurf“ von Freya Lina Knauer (Illustration und Recherche)

 

Die Aufstellung zeigt das abstoßende Dilemma: Hunde, die gezüchtet werden, während tausende eingeschläfert werden, weil sie einfach zu viel sind, weil sie keiner will, diese schlimmen Mischlinge….. all die, die so eine Dummheit von sich geben, sollten sich einmal Ihre Aufstellung ansehen und sich die jährliche Welpenzahl genüsslich vor Augen führen.

Diese bedauernswerten Hundemütter sind zu Gebärmaschinen dergradiert, um dem scheinbar unstillbaren Hunger nach dem perfekten, wunschgezüchteten Hundilein zu stillen. Abstoßend. Auch in meinem Bekanntenkreis hört dann plötzlich die angeblich so große Liebe zum Hund auf, wenn es darum geht, sich selbst einen anzuschaffen. Die Hundezucht sollte verboten werden. – Annette Haagen

 

Die Fimotiere sind ja ganz suess, nur was soll das? Hundeleistungsschau mit Rassenwahn? Ich habe leider in der Zeit noch nichts wirklich Progressives zum Thema Haustiere gelesen. Und das ist wieder so ein Artikel, der ueberhaupt nicht zur sonstigen Zeit passt. Er wirkt wie aus dem Jahr 1987. Was schoen gewesen waere: wenn die Zeit mit einer Fimofigur jede Woche ein Tierheimtier vorstellen koennte, ganz egal welche «Rasse» und mit einer Beschreibung zu dem jeweiligen Tier.

Jedes Tier ist ja einzigartig und die «Rassebeschreibung» trifft leider haeufig nicht zu! 80,000 Hunde allein in deutschen Tierheimen sollten Anlass genug dafuer sein, etwas zu tun! Und wo ist der Artikel ueber Tierschuetzerinnen, die jedes Jahr Welpen aufziehen, die im Rasseartikel gar nicht vorkommen wuerden?

Hier ein paar Fakten zum Artikel: Der Mops, eines der Fimotiere: Angehaengt die Informationen der Bundestieraerztekammer von 2016 (!) ueber das brachyzephale Syndrom. «Nicht süß, sondern gequält», wie es die Bundestieraeztekammer schreibt, fasst es einfach zusammen. Eine Qualzucht. Ein normales Hundeleben ist nicht moeglich. Und was macht die Zeit? Sie schreibt: 251 Welpen pro Jahr.

Der deutsche Schaeferhund, ein weiterer Problemfall. Das Problem sieht man schon in der Fimoskulptur. Dem Hund wurde ein derart abfallender Ruecken angezuechtet, so dass Schaeferhunde kaum mehr laufen koennen. Hueftgelenkdysplasie und Coxarthrosen sind die Folge, d.h. Schaeden am Gelenkknorpel, an den Baendern und Sehnen, chronische Schmerzen. Was macht die Zeit? 10,003 Welpen pro Jahr.

Der Dackel: auch da sieht man das Problem in der Fimoskulptur. Der Dackel gehoert zu den chondrodysplastischen Rassen, d.h. die Knochen- und Knorpelstruktur ist gestoert. Verkuerzte Beine und ein langes Leiden sind die Folge. Zeit: 6,660 Welpen pro Jahr. Ganz wunderbar!

Die dokumentierte Anzahl der Welpen: ich koennte mit einem Click im Netz so ziemlich jede Hunderasse bestellen, die Frau Freya Lina Knauer rausgesucht hat, fuer sie und den Rest der Redaktion. Warum? Weil genau solche Artikel Rasseeinkaeufe foerdern und damit die Produktion von Rassehunden. Und damit den illegalen Welpenhandel und die Vermehrerzucht. Es gibt unzaehlige Artikel und Recherchen dazu.

Zum Beispiel hier: Illegaler Welpenhandel (tierschutzbund.de). Uebrigens haben wir einen dreibeinigen Herdenschutzhund, der ausgebildeter Therapiehund ist. Wuerde man nach der «Rassebeschreibung» gehen, waere dies gar nicht denkbar. Also, ich warte auf gute Artikel! – Uta Filz

 


 

 

Leserbriefe zu „Glänzendes Vorbild“ von Jens Balzer

 

Danke für diese herrliche Satire. Ich habe sehr gelacht. Das Lustigste war die Erhebung der Beyoncé Knowles zum „Ernst Jünger des neuen Jahrtausends“. Das ist gar keine Satire? Das ist ernst gemeint? Ups. Pardon, aber gibt es bei der Zeit keine Schlussredaktion mehr? – Kurt Eimers

 

Über die Bedeutung und Tonalität des Wortes „spaz“ im Allgemeinen und im Kontext von Byoncés Song kann ich nichts sagen. Meine Anmerkungen betreffen die Cancel-Culture 1. Anmaßung – Eine kleine, aber sehr laute Minderheit von aggressiv-radikalen Aktivisten erhebt höchste moralische Ansprüche. So auch im vorliegenden Fall. Die Verwendung des Wortes „spaz“ wurde von einer Aktivistin nach dem bekannten Muster, lauter Shitstorm über soziale Medien, initiiert. Nicht von an Zerebralparese erkrankten Personen.

2- Vernichtungswille Die Initiatoren von Cancel-Aktionen sind in der Regel bereit, die Subjekte ihres Zorns gesellschaftlich und beruflich zu vernichten. Betroffene werden an der Ausübung ihres Berufs gehindert. Entlassungen von oder die Einstellung der Zusammenarbeit mit Missliebigen gefordert. Diese Radikalität, eine Vorstufe reiner Willkür, ist inzwischen in höchsten politischen Ämtern angekommen. Alabali-Radovan, Staatsministerin: „Neben Prävention heißt das auch mehr Repressionen, mit härterem Durchgreifen ….“

Vor wenigen Wochen in in einem Interview in der ZEIT. 3- Einschüchterung Entscheidungsträger – z.B. die Rektoren der Humboldt Uni in Berlin – geben dem Druck der radikalen Aktivisten nach, um nicht Zielscheibe des nächsten Shitsorms, der nächsten Forderung nach Entlassung zu werden. Das sind meines Erachtens alles anfängliche Methoden totalitärer, menschenverachtender Systeme. Vorstufen zu Zensur, Berufsverboten, Enteignungen und Umerziehungslagern. China lässt grüßen. Der Bezug auf Ernst Jünger ist nicht schlüssig.

Herr Balzer vergleicht Äpfel mit Birnen. Die Cancel-Culture zwingt mit Aggressivität und Radikalität zur Unterlassung oder Änderung. Ernst Jünger, so Herrn Balzers Darstellung, hat sein Buch aus freien Stücken angepasst und umgeschrieben. Für echte Meinungsfreiheit, im Rahmen unserer Gesetze, ohne willkürliche Repressionen, ohne berufliche Sanktionen und gesellschaftliche Ächtung und Vernichtung. – Dietmar Baier

 


 

 

Leserbriefe zu „Licht aus!“ von Petra Pinzler

 

Spare die Energie, die du zur Zeit nicht brauchst, in der Zeit, dann haste diese ungebrauchte Einergie in der Not! Aber wo zum Teufel sind die Speicher, die man zum Energiespeichern braucht? Liebe Erfinder und Tüftler, tüftelt und erfindet diese jetzt, hier und heute und nicht irgendwann nach dem Sankt Nimmerleintag! „Eine große Entdeckung des Menschen ist das künstliche Licht. Leider erkennt er das echte Licht oftmals nicht mehr.“ (Rita Kubla, *1957, Künstlerin & Autorin) – Klaus P. Jaworek

 

Sie kommentieren ja sehr positiv die Vorschläge, Strom zu sparen, z.B. durch wegfallen von Beleuchtung der Denkmäler, Abschaltung der Weihnachtsdeko, Reduktion der Beleuchtung in Fußballstadien inkl. Rasenheizung, … Dies ist sehr gut, aber nicht ausreichend. Was fehlt, ist der Vorschlag, beleuchtete Werbung auf allen Straßen und Wegen, insbesondere Werbespots (animierte Bilder) ab 20:00 Uhr oder noch besser ab 18:00 Uhr auszuschalten (auch kein Standbild!), auch wenn zwischen den Werbespots mal kurz Nachrichten-Infos eingeblendet werden! Aber das traut sich natürlich niemand in dieser Wegwerfgesellschaft. Verkaufen, verkaufen, verkaufen … – Klaus Rozinat

 


 

 

Leserbriefe zu „Plötzlich Hoffnung“ von Rieke Havertz

 

Es entspricht in verhängnisvoller Weise nicht der Realität und streut Sand in die Leseraugen, wenn im Leitartikel der jüngsten Ausgabe von DIE ZEIT von einem „spektakulären Sieg im Kampf um das Klima“ die Rede ist. Denn der Gesetzesbeschluss zu Klimaschutzmaßnahmen gewährleistet noch lange nicht, dass die auf dem Papier stehenden Klima-Gesetze im gespaltenen Amerika dann von der Gesamtbevölkerung auch umgesetzt werden und vor allem – selbst wenn – sind die dadurch erzielten CO2-Einsparungen allenfalls Tropfen auf einen heißen Stein im Vergleich zu dem was nötig ist, um das durch die Klimarahmenkonvention der Staatengemeinschaft erforderliche Ziel noch rechtzeitig zu erreichen.

Das Wort „Hoffnungsschimmer“ wäre allenfalls berechtigt, wenn die Weltöffentlichkeit unverzüglich erfährt, wie Ernst es tagesaktuell um die Zukunft ihrer Kinder, SchülerInnen und Jugendlichen steht und welchen Therapiebaustein jede und jeder persönlich mit Überstunden unverzüglich abarbeiten kann und muss, um all denen, die uns im Alter einmal versorgen sollen, eine menschenwürdige Zukunft zu sichern:

Denn 1. alle renommierten Klimafolgen-Forscher berichteten in den vergangenen Tagen, dass „das Pariser Klimaziel nicht mehr zu erreichen sei“ (vergl. DIE Zeit 4.8.22 Seite 29 Warum nicht jetzt Herr Rockström? Erster Abschnitt) 2. ist der Weltöffentlichkeit nicht bekannt, dass durch die sprunghaft zugenommenen CO2-Emissionen aus milliardenfachen Baumbränden und Auftauprozesse im Permafrost die globale Erwärmung derzeit tatsächlich schon dabei ist, verselbständigt davonzulaufen und dass 3. dadurch Grundversorgung und politische Stabilität in immer mehr Staaten existentiell gefährdet sind und 4. wozu Klimafolgen-Forscher wie Rockström keine Fachleute sind und was sie deshalb auch nicht wissen:

dass ausgerechnet in der in Deutschland am meisten durch bisher nie gekannte Sturzfluten, Extremtrockenhitzewellen verursachte Waldbrände und Reben-/Obst-Anbau vernichtende Frühjahrs-Polarkälteeinbrüche von über 40 Grad Temperaturunterschied innerhalb von 24 Stunden wie bei der è Kältewelle Februar 1956 und Exporteinbußen durch Abschottung immer mehr ausländischer Märkte gefährdeten Kessel-Industriestadt zwischen Wald und Rebhängen, mit hohem Einsatz von Steuergeldern des Bundes, der EU und der UNO die Maßnahmen erforscht bereitstehen, die- international im größt und schnellst irgend möglichen Maßstab umgesetzt, generalstabsmäßig organisiert von Krisenstäben mit Fachwissenschaftlern und Vertretern aller betroffenen Branchen auf allen Ebenen (wie beim Montrealer Protokoll, ebenfalls mit Stuttgarter Beteiligung) die Klimarahmenkonvention erfüllen können.

Deshalb sorgen bitte auch Sie sich darum, dass der allgemeine Aufbruch in die 1,5Grad Gesellschaft (sechster bis achter Anhang) unverzüglich stattfinden kann! – Hermann Veeser

 

Plötzlich Hoffnung. Woran viele schon nicht mehr geglaubt haben: Joe Biden erringt einen spektakulären Sieg im Kampf um das Klima. Wer’s glaubt wird selig! Weiter schreiben Sie: „Die USA haben in der vergangenen Woche mit der Verabschiedung des Klimapakets einen gewaltigen Schritt gemacht für die Rettung des Klimas…“ Nicht nur angesichts der weltweiten Aufrüstung und Militarisierung ist das wohl ein Witz oder ein Ablenkmanöver! Und was soll das sein, die Rettung des Klimas:das Klima ist nicht zu retten, es ist immer wie es ist; man könnte höchstens versuchen, die Erderwärmung minimal abzuschwächen, aber sicher nicht mit der forcierten Produktion von Riesen-Elektroautos und dergleichen. – Bert Kronthaler

 


 

 

Leserbrief zum Titelthema „Wie kommen wir von China los?“ von Jörg Lau et al.

 

Stößt mir gleich sauer auf, den Artikel noch gar nicht gelesen: „Geschäfte mit dem Milliardenvolk haben Deutschland reich gemacht.“ Wen haben sie denn reich gemacht? Während der Steuerbürger 30 Jahre lang den Soli bezahlt hat und damit u.a. den Aufbau Ost mit um die 150 Mrd. jährlich finanziert hat, investiert die Industrie in 2020 alleine an die 100 Mrd. in Fernost.

Ein verlässliches Steueraufkommen hier ist der Reichtum Deutschlands, es macht die „Wohltaten“ des Staats erst möglich, beschert der Industrie eine Infrastruktur ohne gleichen und diese nutzt die Freiheit um Produktivität —und alles was sie bewirkt— in totalitäre (vermeintlich stabile!) Staaten zu verlegen. Damit haben ja dt. Unternehmen in unserer unrühmlichen Vergangenheit schon beste Erfahrungen gemacht … – W. Kasper

 


 

 

Leserbrief zu „ZEIT für Geld“ von Rüdiger Jungbluth

 

Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass Sie dieses wichtige Thema aufgegriffen und ausführlich erklärt haben, was angesichts der hohen Zahl von Menschen, die diese Leistungen nicht in Anspruch nehmen, immens wichtig ist. Leider fehlen mir bei Ihrem Artikel einige sehr wichtige Details und es gibt auch verwirrende bzw. falsche Aussagen:

„In voller Höhe“ gibt es das Budget der Verhinderungspflege nicht nur, wenn die Ersatzpflegekraft „ein Profi ist“ oder „zumindest nicht eng mit dem Pflegebedürftigen verwandt ist“ (wie definieren Sie „eng“?). Schon der Onkel oder die Tante eines pflegebedürftigen Kindes kann die volle Höhe ausgezahlt bekommen, denn diese sind im 3. Grad miteinander verwandt. Und auch jeder andere Mensch kann die Verhinderungspflege machen, es bedarf keiner Schulung oder Ausbildung. Nur bei Verwandtschaft bis zum 2. Grad ist das Budget auf das 1 ½ fache des Pflegegeldes plus evtl. Fahrtkosten und Verdienstausfall gedeckelt. Es fehlt aber leider die wichtige Aussage, dass es eine Möglichkeit gibt, das jährliche Budget der Verhinderungspflege von 1612€ auf höchstens 2418€ aufzustocken.

Wenn man das jährliche Kurzzeitpflegebudget nämlich gar nicht oder nur zur Hälfte verbraucht, können 806€ dieses Budgets in Verhinderungspflege umgewandelt werden. Auch, wenn der Anteil der pflegebedürftigen Kinder im Gegensatz zu alten Menschen sehr gering ist, so gibt es diese und sie werden häufig bei Regelungen und Erklärungen vergessen. Es ist bei den Kindern eher selten der Fall, dass diese in Kurzzeitpflege gegeben werden und natürlich möchten die Eltern als Ersatzpflegepersonen meistens lieber nahe Angehörige oder Freunde beauftragen.

Außerdem weisen Sie darauf hin, dass es die Verhinderungspflege auch dafür gibt, wenn der oder die pflegende Angehörige „einmal Urlaub machen will“. In diesem Zusammenhang ist es allerdings auch sehr wichtig zu erwähnen, dass in dem Fall, dass der/die pflegende Angehörige für mehr als 2 Tage abwesend ist, das Pflegegeld um 50% gekürzt wird und es sich um „tageweise Verhinderungspflege“ handelt. Das macht einen großen Unterschied zur „stundenweisen Verhinderungspflege“, bei der das Pflegegeld nicht gekürzt wird.

Ja, Sie haben vollkommen Recht: Es ist unheimlich kompliziert! Und gerade deshalb ist es so wichtig, in diesem Zusammenhang die Beratungsstellen zu erwähnen, die helfen, durch diesen „Pflegedschungel“ durchzusteigen. Leider schreiben Sie allerdings nur von den Kommunen und Pflegekassen, die diese Beratungen anbieten. Ich als pflegende Angehörige habe mich in den letzten 19 Jahren meiner Pflege häufig gar nicht oder schlecht beraten gefühlt und damit stehe ich nicht allein da. Leider sind gerade die Mitarbeitenden von Pflegekassen oder Behörden sehr häufig diejenigen, die falsche Aussagen treffen.

Das ist einer der Gründe, warum so viele Leistungen nicht abgerufen werden- weil sie schlichtweg abgelehnt wurden, obwohl sie gesetzlich festgeschrieben sind. Um eine ergänzende unabhängige Beratung für die Betroffenen anzubieten, hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) schon seit 2018 die EUTB´s (ergänzende unabhängige Teilhabeberatungen) ins Leben gerufen, die seitdem ca. 500x in ganz Deutschland vorhanden sind.

In diesen Beratungsstellen arbeiten u.a. viele Peer-BeraterInnen- Menschen mit ähnlichen Erfahrungen- also Menschen mit Behinderungen oder Eltern von Kindern mit Behinderungen. Sie beraten „auf Augenhöhe“ und haben größtenteils dieselben Ablehnungen und Kämpfe erlebt wie die Ratsuchenden. Die Finanzierung dieser EUTB´s ist im Neunten Sozialgesetzbuch geregelt und für alle Ratsuchenden (Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige) kostenfrei.

Ich erlebe in meinen Beratungen fast täglich, dass pflegende Angehörige und Menschen mit Behinderungen nicht wissen, was Ihnen zusteht. Ihr Beitrag hat hoffentlich dazu beigetragen, dass viele Menschen sich auf den Weg machen, sich durch den Pflegedschungel zu kämpfen. Wenn Sie dabei Hilfe und Unterstützung benötigen, sind wir in den EUTB´s gerne an ihrer Seite. – Manja Günther

 


 

 

Leserbrief zu „Wenn Schweiß nicht mehr kühlt“ von Maximilian Probst

 

Maximilian Probst versteht es, ein Phänomen anschaulich verständlich zu machen, das für große Teile der Menschheit eine existentielle Bedrohung darstellt. So sieht guter Wissenschaftsjournalismus aus. – Ludwig Engstler-Barocco

 


 

 

Leserbrief zu „Die Position: Rettet das akademische Viertel!“ von Stefan Gosepath

 

Mir sind nie präzise Zeitangaben aufgestoßen, die eingehalten werden. 8 s.t. und 8 c.t. sind schlichte Bezeichnungen für 8:00 Uhr und 8:15 Uhr. Etwas Schwierigkeiten hatte ich mit 1/4 8 oder 3/4 8. Das sind auch präzise Daten; 7:15 Uhr und 7:45 Uhr. 1/2 8 war meine Lieblingszeit für Lehrveranstaltungen für Hörer aller Fachrichtungen. Weil: Wer so früh kommt, der will und wenn er dann 2 Stunden da war, kann er pünktlich um 9 s.t. oder 9 c.t. weitermachen.

Wer jetzt noch fragt, wie das geht, ganz einfach, wenn man lernt und lehrt, dann verfliegt die Zeit. 60 Minuten verdichten sich auf 45 Minuten! Wer kann mir schreiben, was ein Mannjahr ist? Habe nie so recht verstanden, wie man vieles in so wenig Mannjahren hinbekommen kann. Pausen kann man nach der Rente machen, da hat man Zeit im Übermaß! – Benno Hubert

 


 

 

Leserbrief zu „Wir nicht“ von Jana Simon

 

Danke für die sehr einfühlsame und zugleich informative Reportage! Sie zeigen Dilemmata auf, ohne ideologisch zu werden. – Clemens Müller

 


 

 

Leserbrief zu „»Wir müssen uns wappnen«“. Gespräch mit Christian Bruch geführt von Roman Pletter und Marc Widmann

 

Roman Platter und Marc Widmann sei Dank für ihren Bericht über das Interview mit Christian Bruch, dem VV der Siemens Energy und dessen klaren Statements. Es ist zu wünschen, dass dieser Bericht einem möglichst großen Kreis von Entscheidern und Meinungsbildnern zur Kenntnis gelangt und zur Erkenntnis beitragen möge, dass schicksalhafte Weichenstellungen über Parteigezänk und Wahlperioden hinaus wirken. – Harald Seidel

 


 

 

Leserbrief zu „Rätselhaftes Geldversteck“ von Karsten Polke-Majewski

 

Olaf Scholz und Erinnerungslücken? Im folgenden Norbert Blüm (ehem. Bundesminister für Arbeit und Soziales, +23.04.2020), wie er Olaf Scholz beschrieb, posthum abgedruckt in der „Zeit“ am 29.04.2020: Die Zeit: Welche Politikerin, welcher Politiker müsste Sie um Verzeihung bitten?

Blüm: Olaf Scholz! Es gab vor vielen Jahren eine Fernsehdebatte über die Riester-Rente. Da hat er meine Behauptung, dass der Riester-Faktor das Rentenniveau senke, als eine Lüge bezeichnet. Und zwar so überzeugend! Scholzomatisch! Kaltschnäuzig! Ich bin sicher, die Anwesenden und die Leute an den Fernsehern dachten: Der Scholz hat recht. So überzeugend hat er gelogen! „Die Zeit“: Und können Sie den nun aus dem Bauch heraus beleidigen? Blüm: Lügner! Aber das ist keine Beleidigung, das ist eine Beschreibung. – Bernhard Eichelbrönner

 


 

 

Leserbrief zu „»Beach ist meine Heimat«“ von Volker Weidermann

 

Die von Friedrich Kohner geschriebene Geschichte über seine vom Surfen begeisterte Tochter ist für den Verfasser des Zeit-Artikels „eigentlich“ (…) „nur“ eine Geschichte über die Leichtigkeit als Lebensform. Wieso: „eigentlich“ ? Dieses philosophisch hoch aufgeladene, tiefschürfende, auch sehr deutsche Wort lässt mich ein wenig an Vorstellungen der Romantik denken. So schreibt V. Weidermann ja auch von den „Wellen, die ganz von selbst“ kommen, vom „märchenhaften“ Erfolg, vom „staunende(n) Zauber“ des Buches, schließlich von der Protagonistin, die, „von den Wellen magnetisch angezogen“, ganz „zäh“ Anschluss an die Gemeinschaft, an die Leichtigkeit des Seins sucht. Dem jüdischen Schriftsteller Kohner wurde die Gemeinschaft verwehrt, stattdessen: erst symbolische Auslöschung seines Namens, dann das Damoklesschwert der wirklichen Auslöschung, der er sich durch Flucht entziehen konnte.

So erinnert Weidermanns Artikel nicht nur (!) an Kohners Tochter, die sich mit entwaffnender Leichtigkeit als „keine tiefe Denkerin“ bezeichnet, sondern ruft einmal mehr das Schicksal der ins Exil Getriebenen in Erinnerung. Ich meine zu erahnen, dass auch Weidermann dem Meeres-Motiv sehr zugetan ist: man denke an seine Reportage über die Rettung der Meere, zudem soll er – einem Hinweis in der „Zeit“ (Nr.29) zufolge – an einem Buch über das Meer arbeiten. Alle Literaturfreunde wird‘s freuen! – Ingeborg Lukas

 


 

 

Leserbrief zu „WIE ES WIRKLICH IST … kaltes Duschen zu predigen“ aufgezeichnet von Daniel Hinz

 

In der Rubrik – Wie es wirklich ist – berichtet der „Kälte-Missionar“ Wim Hof, der 26 internationale Rekorde im Ertragen extremer Kälte hält, den 2,7 Mio. Menschen auf Instagram folgen, dessen Workshops Tausende besuchen, kurzum, ein Angeber vor dem Herrn, um Längen von seiner Kunst überzeugt, wie es wirklich ist, „kaltes Duschen zu predigen“ und das auf seine Art auch locker hinbekommt. Der Artikel war für mich unlesbar und hilft Menschen, die sich überlegen, ob oder wie man kalt duschen könnte, überhaupt nicht weiter. Deshalb:

Wie man Kaltduscher werden könnte: aus Zufall, Bequemlichkeit und Gewohnheit. Vor 24 Jahren zog ich in eine Wohnung in Berlin, Prenzlauer Berg, ein Zimmer mit Kachelofen, Küche (mit DDR-Gastherme) und Toilette mit Dusche und 10 Liter-Warmwasserboiler. Also alles quer durcheinandergebaut, aber für 350,- DM Miete heutzutage ein Traum. Der Winter 1998 stand bevor, ein frostiger zu Tag und Nacht bereits im November und dann wieder im Februar. Das Duschen spielte sich nun so ab, dass der Boiler 20 Minuten zuvor aufgeheizt werden musste. Mein frühmorgendlicher Tagesablauf begann mit dem Duschen, danach kleines Frühstück und los ging es zur Uni. Irgendwie fehlte die Wartezeit, ein Durchheizen vom Vorabend kam aus Kostengründen nicht in Frage und so duschte ich morgens kurz und kalt; es hat sich so ergeben.

Ich beginne heute noch mit den Unterarmen zu den Oberarmen, mit den Füßen die Beine hoch, die Brust, die Schultern, den Rücken und danach das Gesicht. Dann an den duftenden Stellen eingeseift und abgespült. Ab und an fluche ich wegen des kalten Wassers. Das geht alles so schnell, ich schätze keine zwei Minuten, und danach bin ich vollkommen wach und warm. Kalt duschen wurde zur Angewohnheit, heute, fünf Mietwohnungen später, dusche ich weiterhin kalt. Haare waschen mit kaltem Wasser ist schon hart, das kann ich nicht empfehlen.

Nun erledigt sich auch dieses Problem mit meiner Frisur kurz vor Glatze. P.S. In unserem Wochenendhaus habe ich vor drei Jahren eine Campingdusche aufgestellt, warmes Wasser floss Dank einer Flasche Flüssiggas. Ich bin meist der Einzige, der diese Dusche nutzt. Und die Flasche hält immer noch Gas vor. Ich dusche also gelegentlich warm, bis die Flasche sich leert. Und irgendwann endet auch dieser Luxus. – Axel Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Wer druckt denn noch so was?“ von Anne Hähnig

 

1972, zur Zeit der Militärjunta, war ich mit Freunden, übrigens beiderlei Geschlecht, mehr gab es damals nicht, in Griechenland. Vor einem Kiosk in Nauplia saß ein Mann, vor sich auf einem Tisch ein Stapel westeuropäischer Magazine. Er kontrollierte, ob auf den Titelbildern nackte Frauenbrüste zu sehen waren. Wenn das der Fall war, schwärzte er die Brustwarzen mit einem Edding. Wir haben uns köstlich amüsiert. 50 Jahre später glaubt die Redaktion der ‚Zeit‘ offenbar, sich und Ihre Leser vor der’Nacksche Nr. 1961′ schützen zu müssen. Der Paternalismus greift eben immer mehr um sich. Lächerlich – aber leider nicht zum Lachen.

Wann eigentlich ist diese Gesellschaft so prüde geworden? Hängt wohl zusammen mit der politischen Korrektheit und dem moralischen Rigorismus bei Teilen der sogenannten „Linken“. Immer mehr Menschen verstehen sich als ‚Aktivisten‘ und haben kein Problem damit, ihre Mitmenschen zu nötigen, da man ja für das „Wahre und Richtige“ eintritt, unterstützt von den sogenannten Qualitätsmedien. Früher nannte man diese Akteure Missionare.

Dies wird übrigens sehr deutlich in den Aussagen der Nachwuchsjournalistin Christine Geilich (‚Ist der ARD-Nachwuchs wirklich so links?‘ ‚Die Zeit vom 4. August 2022). Ein Korrektiv scheint es nicht zu geben. Von den journalistischen Vorstellungen eines Hanns Joachim Friedrichs oder Gerd Ruge keine Spur.

Mir sind die Leser und die Macher der ‚Dresdner Morgenpost‘ einfach sympathisch: die Leser, da sie die ‚Mopo‘ als ihre Zeitung verstanden haben, die Macher, da sie, wenn auch Zähne knirschend, ihre Leser ernst genommen haben. Immer öfters vermisse ich bei gesellschaftlichen journalistischen Beiträgen einen Bezug zu meiner Lebenswirklichkeit, und ich glaube, es geht nicht nur mir so. – H. Hermann Kindervater

 


 

 

Leserbrief zu „ALBANIEN“ von Viktoria Morasch

 

So sehr ich mich freute einen Artikel über Albanien in der „Zeit“ zu lesen, muss ich Ihnen gegenüber hiermit meiner großen Enttäuschung Ausdruck verleihen. In einem Qualitätsmedium wie der „Zeit“ , dessen langjähriger Abonennt ich bin, hätte ich nie, selbst als Reisereportage, solch einen oberflächlichen, klischeehaften und euphemistischen Artikel erwartet.

Da ich aus familiären Gründen seit vielen Jahren mit dem Land verbunden bin, kann ich nur konstatieren, dass gut gemeint nicht gleich gut ist, und mich desweiteren fragen, welche nicht genannten Motive dahinterstecken mögen, solch einen Artikel zu publizieren. Diese Reportage hilft weder der an Albanien interessierten oder zu interessierenden Leserschaft, noch der albanischen Bevölkerung, sondern ist höchsten als verbrämte Propaganda (trotz mancher zart realistisch-kritischen Darstellung) für ein autokratisches Regime zu verstehen, als welches man leider die Regierung Edi Ramas zweifellos bezeichnen muss.

Die Assoziation Albaniens mit Mafia und anderen demokratiegefährdenden Phänomen (Geldwäsche, Drogen und Menschenhandel, Medienzensur,…) sind keine negativen Klischees sondern äußerst traurige und für ganz Europa besorgniserregende Realität. Wenn die Autorin die Möglichkeit ergriffen hätte, mit den vielen polyglotten Menschen des Landes ernsthaft zu sprechen, wäre ihre Beschreibung nicht in solcher Naivität und offenbarer Beschönigung ausgefallen.

Verantwortungsvoller Journalismus geht leider ganz anders. Ich erwarte mir auch in der „Zeit zum Entdecken“ profunden, und nicht „gefühligen“ (also subjektiven) Journalismus. P.s.: nichts wäre mir lieber, als echte gute Nachrichten aus dem Land meiner Ehefrau. – Bertin Christelbauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Papas Konturen“ von Karen Köhler im ZEIT Magazin

 

Ihr Bericht hat mich sehr berührt, auch ich fühlte mich einmal in der gleichen Lage. Mein Vater ist vor 38 Jahren gestorben. Was bleibt? Die Freude darüber, dass wir uns einen Tag vor seinem Tod noch gesehen haben. Das wir etwas ewig Unausgesprochenes noch klären und uns verabschieden konnten. Waldspaziergänge und die Erinnerung an die gemeinsamen. Und der große Wagen, von dem ich als Kind glaubte, dass mein Vater ihn fährt. Wenn ich ihn heute sehe, winke ich nach oben und sage: Hi Paps. So wünsche ich Ihnen, dass Sie das Materielle zugunsten des Immateriellen loslassen können. Sie sind auf dem besten Weg. – Gaby Krautkrämer

 

Papas Konturen nennt sie den Beitrag im ZEIT-Magazin (33/22). Sie werde ihn niemals vergessen verspricht Karen Köhler – immerhin schon 48 Jahre alt – ihrem Papa: „Nur weiß sie nicht, wie das gehen soll.“ Der Papa ist gestorben – im Alter von 72 Jahren: „Zwischen der Diagnose und der Buche im Trauerwald lagen nur knapp vier Monate.“ Karen Köhler gibt ihren Aufzeichnungen jene Rasanz, die sich im Sterbeprozess widerspiegelt – gewissermaßen in einer Art Telegrammstil:

„Alles ging schwindelerregend schnell, wir kamen mit dem Begreifen der Teildiagnosen (Metastasen überall), den Behandlungsversuchen (palliative Chemo nicht vertragen, Bestrahlung nicht vertragen), der Betreuungsorganisation (Apothekentür: Dingdong. Ich: Guten Tag, ich komme, um das Opium für meinen Vater abzuholen) nicht wirklich hinterher und mussten in kurzer Zeit sehr viele Entscheidungen treffen.“

Karen Köhler geht in den Ausnahmezustand, begleitet ihren Vater pflegend und kümmert sich um das Bürokratische ihrer Eltern. Auch hier telegrammartige Skizzen, die den Wahnsinn im beschleunigten Sterben spiegeln: den bevorstehenden Tod wie eine Bugwelle vor sich herschieben, von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag leben:

„Wir (mit Mutter und Schwester) behaupteten mit aller Kraft Normalität in dieser beschissenen Ausnahmesituation.“ Und bei alledem: „Wir erlebten auch Schönes, lachten, aßen Erdbeeren und Pommes Schranke, weinten als Familienklumpen im Bett und kraulten seine Arme.“ Danke, verehrte Frau Köhler, für den Begriff und das Bild des Familienklumpens – ich übernehme ihn/es ist in mein Langzeitgedächtnis; so lange es noch hält (ich bin selbst 70 Jahre alt, habe auch zwei Töchter und weiß sowohl um das schnelle, unerwartete wie das schleichende, aber unabwendbar sich ereignende Sterben).

Ich springe einmal in die sichtbar werdenden subtilen Differenzen, die sich aus der Wahrnehmung und vermutlich den unterschiedlichen Haltungen in der Auseinandersetzung mit dem Tod für die Töchter auf der einen Seite und die Mutter auf der anderen Seite ergeben. Karen Köhler versucht ihrem Vater „den besten Abschied zu ermöglichen“. Und die Auflösung der Mietwohnung, in der Karen Köhler und ihre Schwester aufgewachsen sind, gerät für die Schwestern zu einer Zumutung (weil sie neben dem symbolischen auch den punmittelbaren, handfesten Abschied manifestiert?) während sie der Mutter offenkundig vorkommt wie eine Erlösung, weil sie „einen richtigen Neuanfang wollte“. Da liegt es nahe, dass „sie fast alles loswerden wollte“.

Karen Köhler gibt uns nun ein kleines Rätsel auf. Sie stellt sich angesichts der Rasanz, der existentiellen Schnitte, die Frage, wie das denn gehen könnte, den Vater nicht zu vergessen und bemerkt dabei ganz offenkundig nicht, wie sehr sie dem Vater ein Monument schafft alleine schon durch die Gestaltung der wenigen Seiten im ZEIT-Magazin, ausgestattet mit – zugegebenermaßen – wenigen, aber doch offenkundig für sie und ihren Vater eindrücklichen Fotodokumenten.

Karen Köhler entwirft ein subtiles Mosaik mit Erinnerungen – gleichermaßen ikonografisch wirksamen wie emotional tiefgründigen und gleichermaßen wortmächtigen Auslassungen. So droht sie uns allen mit der sympathischen Aussicht, dass es am 2. September durchaus sein könne, dass da eine gewisse „Person an einer Verkehrskreuzung steht und in den Himmel jault, genau um 17 Uhr. Kann sein, dass ich das bin.“

Zuvor gibt sie in ihrem Text Einblicke, die den Eindruck erwecken, hier zelebriere und bettele jemand um eine Art nachzutragende Liebe, die das Kind in der Rolle fixiert, „es gut zu machen“ und die den Vater immer noch erreichen will als denjenigen, der „stolz auf mich ist… Ich will verdammt noch mal immer noch, dass er stolz ist“. Welcher Vater könnte stolzer sein, als der Vater Karen Köhlers. Karen Köhler, die die Pflöcke eingeschlagen hat und bereits über jene Rituale verfügt, von denen anderen nicht einmal träumen können:

„Manchmal fahre ich zur Buche. Seinen Flachmann habe ich dabei, mit Amaretto gefüllt. Er mochte den gerne, ich eigentlich nicht, viel zu süß und zu klebrig, aber wenn ich jetzt unter der Buche hocke, an der ein Plastikschild hängt mit seinem Namen drauf, dann kippe ich einen Schluck Amaretto auf den Platz, an dem ich die Urne weiß, und einen in meinen Mund. Ich hocke mich hin und spreche mit ihm. So, als sei er noch da.“

Und Karen Köhler sollte sich um Himmelswillen nicht irritieren lassen von den Freudinnen und Freunden, die milde lächeln, wenn sie erzählt, dass ihr Vater ihr Zeichen gibt, dass er ihr die schönsten und größten Sternschnuppen schickt, denn wie sie sagt sie selbst so tröstlich und selbstsicher: „Im Universum geht schließlich keine Energie verloren.“ Wenn eine weiß, wie das gehen soll – den eigenen Papa nicht zu vergessen, dann ist das Karen Köhler! – Dr. Franz Josef Witsch-Rothmund

 

Danke für Ihre wunderbare Beschreibung Ihrer „Trauerarbeit“ – ich kann all diese Gedanken sehr gut nachvollziehen. Mein Vater ist im November 2021 verstorben, allerdings mit hochbetagten 98 Jahren – so ist der Verlust nicht ganz mir dem Ihren zu vergleichen – gleichwohl will der Abschied zelebriert und die Trauer gelebt werden. Wenn Sie erlauben, berichte ich Ihnen von meinem Abschied – vielleicht hilft es Ihnen oder kann Ihnen vielleicht auch eine kleine Gewissheit geben, dass Ihr Vater in Ihrem Leben auf keinen Fall in Vergessenheit gerät.

Schließlich sind Sie seine Tochter und allein dies garantiert ein Weiterwirken – zwar auf Ihre Art – aber sicher mit vielen Anteilen von ihm. Meine Mutter verstarb 2013, da war das Abschiednehmen ähnlich wie bei Ihnen, binnen drei Monaten …. mein Vater hat – damals 90jährig – die Herausforderung des Alleinseins gut annehmen können und ich – als einzige Tochter- habe den Spagat zwischen meinem Leben in Bremen und seinem Leben in Worms hinbekommen. Dann kam Corona und die eine oder ander Malesche bei meinem Vater und so war ich ab März 2020 bis November 2021 mehr in Worms als bei mir in Bremen.

Es war anstrengend und bedeutete Balance halten – aber wir haben es geschafft – letztendlich auch dadurch, dass mein Vater im wahrsten Sinnde des Wortes bis zum Schluss „pflegeleicht“ war und wir ein sehr gutes Team bildeteten. Es war nochmal eine gute intensive Zeit. Der Tod kam am Ende sehr schnell – zwei Tage Klinikaufenthalt – ich war bei ihm, ich habe ihn bis zum Schluss begleiten können und dafür bin ich sehr dankbar. Mein Vater bewohnte sein Elternhaus (uralt, sanierungsbedürftig, aber gemütliche und SEIN Zuhause) und in diesem Haus sind 150 Jahre Familiengeschichte und -geschichten auf Dachboden, in Schuppen und Schränken verteilt.

Im November beschloss ich für mich, ich brauche viel Zeit – ich lade viele Menschen zum Stöbern ein, ich will nochmal den prallen rheinhessischen Sommer genau in dem Haus erleben. Und so habe ich es gemacht. Erster Durchgang war MEINER: viele kleine Dinge wanderten in eine „Papagedenkkiste“ oder wurden ins Tagebuch geklebt. Ob dies nun die Berichtshefte seiner Lehre war, die Impfausweise, kleine handgeschriebene Zettelchen mit Sprüchen, Gedichten oder Autoren, die er noch lesen wollte oder ob es sein Führerschein, sein Perso oder oder oder… die ersten Tage waren schwer und dann wurde daraus irgendwie ein Rhythmus, der heilend wirkte.

Zweite Runde – Verwandte – Cousinen und Cousins, die kamen mit Freuden und haben viele viele Sachen gefunden, die sie noch verwerten, aufarbeiten oder einfach nur in Gedenken an meine Eltern hinstellen wollen. Als die ersten vollgepackten Wagen wegfuhren, wurde mir schwer ums Herz – all diese Dinge, die soviele Jahre in diesem Haus genutzt wurden oder vor sich hin schlummerten – nun in alle Winde verstreut – ich kann ihren Schmerz über den Verlust von doofen grünen Türgriffen oder Papas Cowboystiefel gut nachempfinden …. aber gleichzeitig war ich froh, dass diese Dinge eine neue Heimat gefunden haben.

Dritte Runde- Freunde – und auch hier kam Großes (Möbel) oder Kleines (Kerzenhalter, Flaschenöffner) zur neuen Verwendung. die letzte Runde starte ich nächste Woche – finales Packen für Bremen und dann kommt der Entrümpler, das werden noch schwere Tage und ich habe mich schon bei Freunden eingeladen, damit ich an deren Schulter ein wenig weinen kann. Letztendlich ist es aber auch eine Erleichterung und ich freue mich auf ein „Heimkommen“ nach Bremen.

Und ja, es bleibt viel zurück, mein Vater war ein begnadeter Handwerker, kreativ und upcycelte, da war das Wort noch nicht erfunden – und wenn ich die kleinen feinen lackierten Fußleisten im Haus angucke, wird mir ganz schwach ums Herz – und sehen Sie, klingt sicher platitüd in Ihren Ohren – genau dort im Herzen ist ein guter Platz für all die Erinnerungen, Besonderheiten und klitzekleine liebenswerten (manchmal auch nervenden) Kleinigkeiten – für die Trauer, das Erinnern.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie letztendlich ganz viel Dankbarkeit erleben, dass die Papa Konturen weiterleben – ich bin sicher, Sie finden einen wunderbaren Weg und ich finde die Idee großartig, am 2.9. mit Feuerwehrhelm, Flachmann und Klebepistole (die habe ich auch eingepackt) es richtig krachen zu lassen – ob jaulend, tanzend oder einfach nur still durch Hamburg laufend. Tun Sie, was immer Ihnen gut tut … – Brunhilde Wilhelm

 

Ich möchte mich dafür bedanken, immer noch so viele Worte neben den Nachrichten und Stürmen der Welt in der Zeit zu finden; immer noch so viele Sätze lesen zu können, die innehalten lassen, die tief hineinkriechen, kurz vom Lesen aufschauen lassen, zum Nachdenken bringen. Ich will mich dafür bedanken, die Zeilen von Karin Köhler in eurem Magazin lesen zu dürfen, dafür, dass Sie Erinnerungen teilt, die so ausstaffiert sind, dass sie mich erinnern lassen, und ich möchte Danke sagen – dass Sie nicht nur Informationen, sondern auch Innenleben, Gefühle , das Vermissen, teilen und dem Raum geben! – Anina Englert

 

„In den meisten Fällen ist die Todesursache eines Menschen sein Leben.“ (Voltaire, 1694-1778, französischer Philosoph, Historiker & Schriftsteller) Diese Geschichte der Schriftstellerin und Dramatikerin Karen Köhler, die hat mich tief beeindruckt, aber sie hat das ja „gelernt“ so zu schreiben, wie sie diese Geschichte eben geschrieben hat. Mein Vater ist bereits im Jahr 1994 verstorben, er wurde nur 67 Jahre alt. Der Krebs hat seinen Körper förmlich aufgefressen, der Tod war eine echte Erlösung für ihn.

Danach fällt man trotzdem in ein Loch, ob man will oder nicht. Komischerweise taucht jetzt erst mein Vater immer wieder ihn meinen Träumen auf, was mich auf der einen Seite freut und auf der anderen Seite auch zu denken gibt. Die große „Warum-das-so-ist-Frage“, die stell´ ich mir trotzdem nicht, so wie es kommt und wie es ist, so ist es für mich gut und in Ordnung.

Meine Mutter ist im Pandemiejahr 2020 im 92. Lebensjahr verstorben, die letzten zehn Jahre war sie dement, und sie lebte im Pflegeheim, trotzdem gab es auch dort immer wieder sehr lustige Momente mit ihr, bis diese schrecklichen, rein politischen Corona-Zwangsmaßnahmen wirksam geworden sind und einen übergroßen und schmerzhaften Keil zwischen unserer Mutter-Sohn-Bezieehung mittendurch getrieben haben. Mein Mutter ist mir bisher allerdings noch nicht im Traum begegnet! „Zieht den Vorhang, die Komödie ist aus.“ (Francois Rabelais, 1494-1553, französischer Satiriker, Humanist, Arzt und Weltgeistlicher) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Heiter bis glücklich“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

 

Ich finde Ihre Entdeckung der Woche zur Kettensäge weder heiter noch glücklich. Ein Fehlgriff in unserer Zeit der ZEIT. Bitte bessere Entdeckungen – Sie haben schon solche gefunden. – Bernd Ritter