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25. August 2022 – Ausgabe 35

 

Leserbriefe zu „Warum so ernst?“ von Jens Jessen

 

Vielen Dank für Ihren Artikel über die Weltsicht und Verfassung der heutigen Jugend. Ich habe Ihre Ausführungen mit Interesse gelesen, gleichwohl rufen sie an mancher Stelle meinen Widerspruch hervor. Ich blicke dabei übrigens aus der Perspektive einer Frau im Alter von 50 Jahren auf die Dinge. Die Unterscheidung zwischen den Jungen und den Alten mit jeweils generationsbedingten Sichtweisen überzeugt mich nicht. Gerade bei den Themen Corona, Klimawandel, Lebensstil sehe ich die Unterschiede eher dadurch bedingt, welchem sozialen Milieu die jeweiligen Personen angehören.

Ich selbst habe zum Beispiel noch nie ein eigenes Auto besessen, bin in meinem Leben lediglich in einem Zeitfenster von sieben Jahren einige wenige Mal geflogen, habe das mehrere Jahre vor „Fridays for Future“ wieder eingestellt und ernähre mich seit 30 Jahren vegetarisch bzw. inzwischen seit zehn Jahren vegan. Und in meinem fortgeschrittenen Alter bin ich keinesfalls die einzige ihrer Generation, die das tut.

Ich kenne aber eine Menge junger Leute, die nach wie vor nach dem Schulabschluss den Autoführerschein machen und sich ein Auto zulegen. In meinem gleichaltrigen Freundeskreis haben eine ganze Reihe von Leuten Kinder, die während der Schulzeit ein Auslandsjahr absolviert haben und dabei exotische Flugreisen auf die andere Hälfte des Planeten unternommen haben. Das ist natürlich im Interesse von Bildung, Völkerverständigung und Lebensgenuss keinesfalls verwerflich, ist aber eben auch Ausdruck eines durchaus nicht klimaschonenden Lebenswandels. Die Möglichkeiten, die die Alten hier eröffnen, werden von den Jungen gerne in Anspruch genommen. So wie man sich auch gerne von Mami und Papi im Auto zur Schule fahren lässt.

Ein anderes Beispiel: Ich lebe in Frankfurt am Main. Wenn ich Sonntagmorgen über die Zeil, Frankfurts innerstädtische Fußgängerzone laufe, ist alles in einem Maße vermüllt mit Mc Donalds-Tüten, Pizza-Pappkartons und zerdepperten Glasflaschen, dass mir die Haare zu Berge stehen. Am Abend ist zu beobachten, dass es nicht die „Boomer“ sind, die in den Straßen der City feiern, sondern „die Jugend“, die dabei übrigens gerne mal rücksichtslos mit dem Scooter durch die Fußgängerzone rast und dieses Gerät dann in einer Weise abstellt, dass man glauben könnte, ein Debiler sei hier am Werk gewesen. Von Rücksicht im Umgang mit Allgemeingütern ist hier nichts zu erkennen.

Ich habe „die Jugend“ in Anführungszeichen gesetzt, weil mir natürlich klar ist, dass es auch in der jungen Generation solche und solche Akteure gibt. Das ist aber auch bei den Alten so. Sicherlich haben die Altvorderen den heutigen Lebensstil geprägt. Die Jugend nimmt daraus jedoch gerne vieles in Anspruch. Schnelle dicke Autos, die man ohne Einschränkung durch ein Tempo-Limit über die Autobahn jagen möchte, sind kein Vorrecht der „Boomer“. Folge ich meiner Twitter-Blase, sind es vor allem junge männliche FDP-Anhänger, die auf diese Weise ihre Freiheit ausleben wollen.

Was mich beim Lesen Ihres Artikels außerdem erstaunt hat: Die Jungen beklagen sich, dass sie eine gesellschaftlich so kleine Gruppe sind, was mithin ja die Folge davon ist, dass von den Alten so wenige Kinder in die Welt gesetzt haben (darunter eine ganze Reihe von Jahrgängen aus der Kriegsenkel-Generation, die wohl ihre eigenen biographischen Gründe hatten, sich für Kinderlosigkeit zu entscheiden), wollen aber selbst das Heil darin suchen, überhaupt keine Ressourcenverbraucher mehr auf den Planeten zu setzen. So kann man es natürlich auch machen: Das Modell der Alten kritisieren, um es dann als Rezept zu perfektionieren.

Als ich Kind war, beherrschte der Begriff der „No-Future-Generation“ die Debatte. Der drohende Atomkrieg, der Kalte Krieg, alles Grausamkeiten, die der damaligen Jugend die Zukunftslust nahmen. Meine Eltern hatten dafür wenig Verständnis. Sie hatten als Kinder und Jugendliche den 2. Weltkrieg erlebt, eine Flucht voller Traumata überlebt, für die damals noch kein therapeutisches Angebot bestand und hatten ihr Leben als junge Menschen von null auf aufbauen müssen.

Ich will damit sagen, jede Generation hat ihre Schwierigkeiten und Perspektivlosigkeiten. Den Klimawandel empfinde auch ich als vehemente Bedrohung und wünsche mir diesbezüglich eine gesellschaftliche Transformation. Aber den Vorwurf, dass nur die Jungen die Not erkennen, während die Alten unbehelligt weiter Raubbau an der Natur betreiben, kann ich nicht gelten lassen.

In Bezug auf die Corona-Politik ist es aus meiner Sicht ähnlich. Es sind auch jüngere Menschen bestimmter gesellschaftlicher Milieus, die immer wieder neue strenge Schutzmaßnahmen fordern und als Begründung für ihre aus meiner Sicht zum Teil hysterischen Forderungen die sog. vulnerablen Gruppen anführen. Viele junge Leute waren es doch selbst, die aus Sorge um ihre Großeltern die Distanz gesucht haben. Und nun sind wieder die Alten daran schuld?

Das Narrativ, die junge Generation sei für ihre Jugend bestraft worden, finde ich seltsam. So war es doch zunächst offenbar eine medizinische Tatsache, dass die Alten durch das Virus mehr gefährdet waren als die Jungen, diese aber gleichwohl Virusüberträger sein konnten. Und in einer solchen Situation wird der Lebensschutz für die Alten bemängelt? Sind wir also in einer Gesellschaft angekommen, in der die Alten ihr Lebensrecht begründen müssen? Herzlichen Glückwunsch, das wäre eine moralische Bankrotterklärung, aber ich freue mich schon jetzt darüber, dass die heutigen Jungen die Alten von Morgen sind. Dann wird sich auch zeigen, ob die sich über die Rente mit 75 so sehr freuen.

Insgesamt halte ich eine Debatte, die der jeweils anderen Generation die Verantwortung für den verheerenden Zustand der Welt zuschreibt, für wenig hilfreich. In allen Generationen gibt es Egomanen, die nur das Ich sehen, die nicht verzichten wollen und die einen hedonistischen Lebensstil pflegen, der dem Planeten schadet. Es gilt, die sozialen Milieus zu erreichen, die diese Art von Zeitgenossen hervorbringen. Dazu wäre es gut, wenn Menschen mit gleichen Interessen, sich gemeinsam stark machten, egal, wie alt sie sind. – Erika S. Becker

 

Danke vielmals für Ihren Artikel Herr Jessen. In weiten Teilen spricht mir Ihre Analyse aus dem Herzen. Nicht aber in allen Punkten und so erlaube ich mir zu ergänzen: wenn Euch, lieber Jugend, jemand vorwirft, Ihr wäret zu moralisch unterwegs, so macht Euch nichts draus. Lest lieber das Buch Moralophophia von Jörg-Uwe Albig (Klett-Cotta Verlag; das ist ausdrücklich keine Schleichwerbung hier). Für mich war es eine Erweckung, Bestätigung, Beruhigung; dass die Moralkritik nichts neues ist. Es gibt sie, seit es den Zivilisatiosprozess gibt.

Und die, die kritisieren sind meist diejenigen, die mit dem Wandel der Zeit selbst nicht klarkommen und lieber auf Kosten Eures Lebens in der Zukunft an ihrem Leben aus der Vergangenheit im Hier und Jetzt festhalten. In diesem Sinne kann ich Ihnen Herr Jessen, nur beipflichten. Widersprechen will ich der Aussage in Spalte zwei, die jugendliche Altersgruppe sei „resigniert“. Ich würde, sofern es mir zusteht, angesichts der Umstände eher das Wort resilient verwenden. Wie, wenn nicht so soll die Jugend reagieren!? – Dr.-Ing. Martin Thema

 

Im Titelthema-Artikel stehen allerhand richtige und wichtige kritische Anmerkungen dazu, dass die Alten weiterhin gar nicht daran denken, ihren Lebensstil zugunsten einer lebenswerten Zukunft einzuschränken – und nur drei Seiten später kommt eine komplette Doppelseite gefüllt mit Werbung für Kreuzfahrten und Reisen zu den Kanaren! Und dann auch noch mit einer dreisten Portion Greenwashing obendrauf. Legt man dann auch noch den besorgniserregenden Text über den Zustand der mitteleuropäischen Flüsse neben die Flusskreuzfahrten-Werbeanzeige, ist der Wahnsinn perfekt! Und ich finde, da zählt auch kein Whataboutism-Vorwurf mehr. – Lenja Kruck

 

Ich werde bald 69, habe bis 68 gearbeitet, obwohl ich schon mit 65 und sieben Monaten hätte in Rente gehen können. Habe der Rentenkasse ca. EUR 60.000 geschenkt, die ich nicht in Anspruch genommen habe. Die 30 Monate länger arbeiten haben mir 500 EUR brutto mehr Rente gebracht, d.h. ich muss erst mal bis 80 Rente beziehen, um das wieder reinzuholen. Habe mit 17 angefangen zu arbeiten, auf dem zweiten Bildungsweg ein Studium und eine Weiterbildung gemacht, was mich fünf Jahre rentenfreie Zeit gekostet hat.

Ich hätte wegen des Fachkräftemangels in meinem Beruf (9-Stunden Bürojob im Rechtswesen) auch noch länger gearbeitet, weil ich fit bin, aber unser Steuersystem belastet nur die, die ihre Steuern nicht „optimieren“ können. Auch meine vermeintlich gute Rente muss ich mit monatlich 300 EUR versteuern. Dazu mache ich noch einen Minijob, damit mir in einer Stadt wie München das Geld reicht. Wenn die Rentenkassen von unserem Staat seit Adenauer nicht durch die ständige Entnahme für andere Zwecke, für Fremdrenten und für Ostrenten (darf man nicht sagen) und was sonst noch geplündert worden wäre, hätten wir in Deutschland kein Rentenproblem. Dann hätten wir Renten wie in Österreich oder Italien. Soviel dazu.

Zum Thema Autos, Kreuzfahrten, Flugreisen: Ich fahre aus Umweltgründen einen sparsamen Kleinstwagen, lehne Kreuzfahrten zutiefst ab (nur beim Traumschiff sind nur Senioren an Bord, im wirklichen Leben sieht das anders aus, nicht umsonst gibt es Partyschiffe wie das von AIDA und ich kenne selbst jüngere Menschen, die mehrmals jährlich eine „billige“ Kreuzfahrt machen) und habe in meinem Leben fünf Flugreisen nach Süditalien und Sizilien gemacht, mehr nicht.

Viele Menschen in Deutschland meinen, sie hätten ein Recht auf mehrere Urlaube im Jahr, auf einen hubraumstarken Wagen und auf billige Flugreisen, davon gerne kurze Städtetrips. Nein! Darauf gibt es kein Recht. Ich hatte in meiner Jugend auch kein Recht, dies alles haben zu wollen. Wer kein Geld hat, hat kein Geld und basta. Warum soll immer die hart arbeitende Gemeinschaft die Teilhabe von Menschen finanzieren, die sich nicht angestregnt haben? Darauf habe ich keinen Bock! Die Vollkasko-Mentalität, die hierzulande herrscht, ist einfach nur noch obszön!

Diese Jugend hat u.a. eine Partei gewählt, die viele Versprechungen gemacht hat, die jetzt nicht eingehalten werden, so z.B. die Geschwindigkeitsbeschränkung auf Autobahnen. Das Dienstwagenprivleg wird auch nur halbherzig angegangen (da ist auch die Autolobby strikt dagegen!!) und in einer Stadt wie München fährt gefühlt jede/r Zweite einen SUV, nicht zu sprechen von den Muscle Cars, die vorwiegend von jungen (!!!!) Männern mit Migrationshintergrund gefahren werden.

Und den wirklich Reichen, egal ob alt oder jung, ist die Umwelt sowieso egal, da gilt der Spruch „Das spielt doch keine Rolex“ (danke Reinhard Fendrich). Die jetten und reisen um die Welt, als ob’s kein Morgen gäbe und was deren Autos verbrauchen, ist auch egal! Da macht man auch gerne mal einen Ausflug ins All, kostet ja nur ein paar Millionen, die anderswo besser angelegt wären.

Ich habe einen Teil meines Verdienstes in die (Aus)Bildung meiner ex-Lebensgefährtin und deren Tochter investiert (Sprachreisen, Privatschule), die beide aus Subsahara-Afrika stammen. Die Mutter ist nun statt Kassenkraft bei einem Discounter IT-Kauffrau und die Tochter geht auf ein Wirtschaftsgymnasium. Viele Reiche, auch Rentner, wissen nicht, wohin mit ihrem Geld, dabei wäre es so einfach. Aber lieber verjubeln die Leute ihr Geld anstatt einen Teil davon für andere zu geben. Dabei sind die Reichen die Schlimmsten, den die kaufen sich lieber noch eine Immobilie oder noch einen Dritt-Ferrari/AMG/Maserati oder sonstwas anstatt mal etwas Vernünftiges damit zu tun.

Aber vergessen wir bitte nicht den hemmungsloses Energieverbrauch der vorwiegend jungen Generation, die mit ihren Handys ständig auf sozialen Plattformen unterwegs ist und die Games-Generation, die jeden Tag Stunden mit Computerspielen verdaddelt. Die Rechenzentren und Serverfarmen, die dazu benötigt werden, verbrauchen Unmengen an Energie.

Auch die Unart vieler Jugendlicher, jedes Jahr das neueste Handy haben zu müssen (weil die Industrie das so will) und der Kauf von nicht nachhaltiger Billig- und Wegwerfkleidung bei bekannten Textildiscountern trägt nicht gerade dazu bei, den Planeten zu retten. Gerade gestern habe ich eine Sendung auf 3sat gesehen (schaut sich die breite Masse aber nicht an), in dem berichtet wurde, dass die Fridays for Future-Menschen vorwiegend aus weißen Mitgliedern mit bestem Bildungsbackground bestehen. Da kann man leicht protestieren, wenn man mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde.

Leider traut sich keine Regierung an all diese Themen heran, weil es immer nur um Wählerstimmen für die nächste Wahlperiode geht. Und daran zu appellieren, dass der Einzelne verzichten soll, ist vergebene Liebesmüh, weil der Mensch in der Summe egositisch ist und immer mehr haben will, als der andere. Leider ist das so, und acht Milliarden Menschen – bald werden es neun oder gar zehn sein – wollen das auch. Es wäre genug für alle da, nur, dann müsste man teilen.

Auch die Migration aus Afrika, die bis zum Jahre 2050 dramatisch werden dürfte, ließe sich vermeiden, wenn die internationalen Investoren ihre Steuern dort zahlen würden und überdies nicht sämtliche Diktatoren und Despoten auf diesem Kontinent unterstützen würden. Dies trifft übrigens auch auf alle Regierungen dieser Welt zu, die die dortigen Despoten untersützen. Afrika ist ein reicher Kontinent, aber er ist die Goldgrube der Industriestaaten. Das kann nichts werden! – Joseph Zenz

 

Ihre Analyse der wirtschaftlichen, moralischen und psychischen Bedingungen unter denen Menschen bis 25 Jahren heute leben, scheint fast von Rezo und Thomas Piketty inspiriert. Und ich konnte ein Verstehen dieser Tragik in ihren Worten ausmachen. Und schön wäre es fast gewesen einen Satz wie, „Die Jugend will nicht ihre Freiheit erweitern, sondern die unanständigen Freiheiten der Mehrheitsgesellschaft einschränken“, zu lesen, wenn nicht das Wort unanständig auf eine bestimmte Perspektive schließen ließe.

Und im weiteren Verlauf ihres Textes fällt auf, dass sie bei allem Verstehen dieser Bedingungen doch noch auf etwas anderes hinauswollen. Wie von langer Hand vorbereitend verdichten, verweben sie Begriffe wie, „moralische Rigidität, Geist der Unlust, biederem Ernst oder aggressiven Überschuss“ mit „auch sie (die Jungend) möchte beschränken wie früher gedacht wurde“. Und das, nachdem sie doch klarsichtig die reale Marginalisierung und Bedeutungszerstörung der Kinder als Samen der Zukunft analysiert haben. Nein, sie will nicht „beschränken, wie früher gedacht wurde“, sie will durchdringen, was dies immer und immer wieder hervorbringt – Klassen um mit Nancy Fraser zu sprechen.

Warum verschieben sie die Versuche einen Ansatzpunkt (die Sprache) zu finden, um die Verhältnisse zu verändern, wo doch so deutlich wurde, dass sie einfach keine anderen Machtmittel hat, in den Bedeutungshof der rigiden Moral? Weil sich manchmal Wut in die vielleicht doch berechtigte Kritik einschreibt? Da finde ich Navid Kermani`s sprachtheoretische Analyse aus der Zeit vom 19.11.19 nachvollziehbarer, weil er das Anliegen, Anerkennung möglichst Aller, versteht und auf den Verlust der Bedeutungsoffenheit verweist.

Vielleicht wäre es dann auch nicht nötig gewesen, der Jugend wieder einmal zu erklären, dass jede Generation einen Weg mit den aus dem Unbewussten stammenden, zwischen Individuellem und Gesellschaftlichem vermittelnden inneren Objekten, die da katastrophisierenden Gedanken heißen, klarkommen muss. So bleibt leider, bei aller Klarheit ihrer Analyse der Verhältnisse, ein bitterer Nachgeschmack. – Phillip Denzin

 

Ja, ja, dreimal ja! Wie Jens Jessen denke ich (ebenfalls Jahrgang 1955) auch. Die Jugend ist verraten und verkauft. Politik nur für die Alten. Die Last der Alten und die von ihr zu verantwortende Lebensweise wiegt von Jahr zu Jahr schwerer. Das ist wirklich bitter. – Friedrich Borghans

 

Kein anderer Text hat mich als langjährige Leserin der ZEIT derart provoziert. Wahrscheinlich deshalb, weil ich selbst zu der Gruppe der Alten gehöre, mit denen der Verfasser gnadenlos ins Gericht geht. Auf mich als Betroffene wirkt der Text nicht nur altersdiskriminierend, sondern menschenverachtend. Zudem pauschalisiert er in unerträglicher Weise.

Welche Alten meint der Verfasser denn? Da ist zunächst die Rede von der ‚vulneraben Gruppe‘,gemeint sind wohl die 80-Jährigen und darüber, hinter deren „Überlebens-interesse“ „alles zurückzustehen“ hat. Sie selbst haben das so nie gefordert und ob das tatsächlich der Fall ist, sei dahingestellt. Im akuten Stadium einer Pandemie jedenfalls finde ich eine besondere Fürsorge für ‚vulnerable’ Menschen selbstverständlich.

Aber auch die Alten, die seiner Ansicht nach noch viel zu lebendig sind, hat Jessen im Visier: die rüstigen Rentner und Pensionäre, die samt und sonders „umweltschädlichen Freizeitvergnügen“ nachgehen, Golf spielen oder sich auf Kreuzfahrten amüsieren, wenn auch nicht ‚zu Tode‘, was ihm sicherlich am liebsten wäre. In Wirklichkeit engagieren sich viele von ihnen ehrenamtlich. Nicht in einem Freiwilligen Sozialen Jahr, aber oft viele Jahre. Oder sie kümmern sich um ihre Enkel. Ohne ihre Unterstützung könnten viele Familien und Alleinerziehende ihren Alltag gar nicht managen.

Aber an einer differenzierten Betrachtung der hier diffus als „Alte“ bezeichneten Gruppe ist der Verfasser überhaupt nicht interessiert. Seine kaum verhohlene Sympathie für den Furor, mit der sich die Französischen Revolution der älteren Generation, dieser „Bande lasterhafter Greise“, erledigt hat, macht mir Angst.Unausgesprochen steht die Frage im Raum, was mit der heutigen Generation der lästigen Alten geschehen soll, deren bloße Existenz und „Überlebenswillen“ die demographischen Daten verhunzt und deren „gesamtgesellschaftlich bezahlte Freizeit“ unnötige Kosten verursacht.

Da gibt es subtilere Methoden als die Guillotine: Man erhöhe den psychologischen Druck und mache ihnen die bald verfügbare Pille für den Freitod schmackhaft. Dieser Artikel gebiert seltsame Gedankenspiele, Ungeheuer. Ich will dem Verfasser nicht unterstellen, dass dies von ihm beabsichtigt ist. – Saskia Zierold

 

Ihr Artikel beschreibt “die Jugend“ und “die Altern“ sehr allgemein und oberflächlich. Sind es die Jungen und die Alten in Deutschland, oder Europa oder global ? An lediglich 2 Stellen beschreiben Sie Fakten, nämlich dass die Politik Mehrheiten sucht und dass die Freiheit Grenzen hat. Ansonsten halte ich es für ein philosophisches Pamphlet ohne Wert. Falls Sie darin die Situation in Deutschland darstellen wollten, dann haben Sie die um sich greifende anthroposophische Lebenshaltung unterschlagen.

Rudolf Steiner hat anfangs des letzten Jahrhunderts damit begonnen die Anthroposophie ins Leben zu rufen. In der Zwischenzeit haben verantwortungslose Geschäftemacher (die sich für clever halten) den Menschen damit den Geist und die Seele vergiftet. Die Auswirkungen sind in Deutschland täglich mehr und mehr zu erkennen. “Lebe Dein Leben so wie Du willst“ oder “Mache nur das was Dir gut tut“. Und das nehmen sowohl “die Alten“ als auch “die Jungen“ in Anspruch.

Pflichtbewusstsein, Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme und Toleranz bleiben dabei auf der Strecke. Man nimmt was man bekommen kann und zwar ohne ein Gefühl der Dankbarkeit. Lasten zu tragen, sich um etwas bemühen oder Details zu erarbeiten sind nicht “en vogue“. An der Oberfläche kratzen und vermeintliche einfache Zusammenhänge ohne Basiswissen in die Öffentlichkeit zu posaunen ist “in“. Das erzeugt Dekadenz und man spürt diese in Deutschland schon in fast allen Lebensbereichen und leider ganz besonders in der Politik.

Man sollte den Menschen im Land mal zeigen wie es wirken würde wenn an den Nickel- oder Kobaltminen in Zentralafrika oder Südamerika ein Schild mit der Aufschrift “Lebe Dein Leben so wie Du willst“ stehen würde. Die Menschen ( vorwiegend Kinder) die dort die Rohmaterialien unter lebenswidrigen Bedingungen schürfen müssen, damit wir immer mehr Handys und E-Fahrzeuge besitzen können, würden zu recht revoltieren. – Tino Martin Marling

 

Ich gehöre zu den Alten (in 2 Jahren habe ich die statistische Lebenserwartung der Männer erreicht), fühle mich aber von Ihnen nicht beschrieben. Ich war noch nie auf einem Kreuzfahrtschiff oder einem Flugzeug, gehöre gewiss nicht zu den Rasern auf der Autobahn (bei 3000km Jahresstrecke, davon etwa 1000km auf der Autobahn)… Auf den Hochbahnsteigen in Hannover sehe ich – zufällig – mehr Kinderwagen und Rollstühle relativ junger Menschen als Rollatoren und Rollstühle von Rentnern. Hätte ich all die pessimistischen Erwartungen in meiner Jugend so ernst genommen wie sie gemeint waren, so hätte ich sicher keine 3 Kinder in die Welt gesetzt (die wiederum zusammen 10 Kinder haben).

Ich bin zwar schon einige Jahre nicht mehr berufstätig, aber immer noch erwerbstätig, bemühe mich Wohnungen vermietbar zu halten (dies mag man auch als Dienst an der Gesellschaft sehen). Der Zustand, in dem ich diese Wohnungen vor 50 Jahren übernahm (Kohleöfen, WC zum Teil noch im Keller, kein Bad…), entsprach damals nicht dem Standard (bedingt durch 2 Weltkriege, Inflation, Weltwirtschaftskrise und noch weiter zurückliegende Gründe), heute wären sie unvermietbar (praktisch nicht bewohnbar). Die Verbesserungen wären (ohne Kredit der örtlichen Bank) ohne erhebliche eigene Arbeitsleistung nach dem Dienst, am Wochenende und im Urlaub über Jahre hin nicht möglich gewesen.

Es ist billig von FfF nahestehenden Personen, ich hätte mehr schaffen müssen; meine Kinder und Enkel sagen dies nicht. Ich stand nicht mit 22 am Strand der Camargue, wie ihr „Titelgirl“, sondern hatte laufend Bereitschaftsdienst in der Kaserne, weil russische (und andere) Panzer nach Prag gerollt waren und viele befürchteten, sie könnten weiter gen Westen rollen. 5 Jahre später verhängten arabische Staaten ein Ölembargo gegenüber dem Westen. Im Ergebnis war es „nur“ eine Verdreifachung des Preises.

Durch Alternativen, unter anderem russisches Öl und Gas, wurde die Abhängigkeit von der OPEC erträglicher. Heute muss kaum ein Kind ab 5Jahren arbeiten, in einer Arbeitskette „helfen“, wie dies in den 1940er bis 60er Jahren zumindest auf dem Land nicht unüblich war. Dies soll kein Jammern sein und auch nicht die heutigen Probleme kleinreden. – Adolf Ronnenberg

 

Nur gut, dass es außerhalb der großstädtischen Milieus noch immer junge Menschen jenseits der selbstgerechten „Wokeness“-Community mit ihrer arroganten Attitüde der permanenten Bevormundung gibt… – Thomas Bickelhaupt

 

Was denken Sie sich nur dabei, direkt im Anschluss an Jesses Artikel über die „beschwerte Jugend“, die ausbaden müsse, was die übermächtige Generation der Alten für sich einfordert und den Jungen einbrockt, die doppelseitige Anzeige „Kreuzfahrten – ein Spezial des Zeitverlags“ zu veröffentlichen? Direkt im Anschluss an Jesses Artikel, der u. a. vorschlägt, rüstige Rentner mittels eines sozialen Jahres insbesondere von „bizarr klimaschädigenden Kreuzfahrten“ abzuhalten?

Ist Ihr Mitempfinden für diese „beschwerte Jugend“ reine Farce? Wollen Sie Jesses Angriff für diejenigen Ihrer Leser, die sich gemeint fühlen könnten, neutralisieren? Kreuzfahrten sind ein extrem umweltschädigender, ausbeuterischer und verzichtbarer dekadenter Luxus, woran auch angebliche Nachhaltigkeitskonzepte nichts ändern! – Dr. Karoline Jäckh

 

Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel gelesen. Bitte verzeihen Sie mir, daß – obwohl wir ja in etwa der gleichen Generation angehören, Sie aus dem Jahr 1955, ich aus 1951 – gar nicht mit Ihren Analysen einverstanden bin. Ich versuche, es kurz und knapp darzustellen, was zu Ihrem langen Artikel nicht einfach ist. 1. Das, was Sie als Haltung „der Jugend“ bezeichnen, sehe ich nicht als repräsentativ an. Es ist sicherlich die in den Medien (und besonders auch in der ZEIT) übermäßig diskutierte und dargestellte „woke“ Selbsterhöhung eines kleinen (aber lauten) Teils der Jugend, aber gewiß nicht die Mehrheit, nicht repräsentativ.

2. Wenn das, was Sie als Ernsthaftigkeit und Verantwortungshaltung für die Jugend als charakteristisch bezeichnen, wirklich der Fall wäre (und der Verzicht auf Spaß), frage ich Sie: – warum ist Wacken so voll wie immer oder sogar noch voller? (Wacken nur als Beispiel) – wo sind die Jugendlichen, die in den Naturschutz strömen? (ich bin dort, sehe aber v.a. ältere Generation) (siehe unten (#)) – wo übernimmt die Jugend die Umgestaltung der konventionellen in die Biolandwirtschaft? (ich bin mit vielen Vertretern der älteren und der danach folgenden Generation dabei, siehe (##))

– wie kann ich merken, daß die Jugend Verantwortung übernimmt und dafür Natur- und Ingenieurswissenschaften studiert, oder ins Handwerk strömt, um nachhaltige Technologie zu erforschen, zu entwickeln, in den Markt zu bringen und zu installieren? 3. Sie tun so, als sei erst jetzt, quasi neuerdings, und erst durch die (aus meiner Sicht rein verbal agierende) Fridays for Future das Bewußtsein für die Endlichkeit der Ressourcen entstanden. Nein, ich stimme nicht zu. „Das Ende des Wachstums“ ist ein Wachruf gewesen, genauso wie „Der stumme Frühling“.

Ich bin bei weitem nicht der einzige, der diese Wachrufe gehört und in Aktion umgesetzt hat. Ich schrieb ganz bewußt Aktion kursiv und unterstrichen, denn Handlung ist aus meiner Sicht etwas ganz anderes als diese ständig wiederholten, leeren anklagenden Worte, denen keine Handlung folgt, sondern immer wieder nur Anklagen gegen die Alten (also auch gegen mich), und das verbunden mit lauter Forderungen, was andere machen sollen, vorzugsweise die Regierung oder die Alten, aber komischerweise nie die Jugend (geschweige denn: zusammen mit den Alten).

– Bitte zeigen Sie mir, wo – anders als mit lauten Worten – aktiv handelnd Verantwortung übernommen wird, von derJugend (zeigen Sie mir jetzt nicht 3 Einzelbeispiele aus 3 Bundesländern, sondern mindestens soviel, wie wir über „woke“ Aufregung zu lesen bekommen). Zeigen Sie mir, wo die Jugend die Alten einlädt, zusammen etwas Neues Nachhaltiges zu praktizieren. (bitte mehr als 3 Einzelbeispiele)

P.S.: meine o. a. Fußnoten, schnell auch über meine Webseite www.bernhard-wessling.com zu finden (#) bitte lesen Sie „Der Ruf der Kraniche“, nehmen Sie gern einfach erstmal nur die Leseprobe zur Hand (##) www.kattendorfer-hof.de, Biolandwirtschaft, in dem ich größter Investor und einer der beiden Geschäftsführer bin (aber nicht für die landwirtschaftlichen Dinge); wir sind im Verlaufe der letzten 14 Jahre von sehr wenig auf 450 ha Pachtland auf nunmehr 2 Standorten, über 70 Mitarbeiter(innen) und 7 eigene Hofläden, 5 davon in Hamburg, gewachsen; wir sind vermutlich Europas größter Bio-Bauernhof mit dem Vermarktungsweg „solidarische Landwirtschaft“.

2. S. 2.: Ach, bei der Gelegenheit könnte ich natürlich auch fragen, was Sie denn zu einer nachhaltig lebenden Gesellschaft, einer nachhaltigen Industrie, nachhaltigen Landwirtschaft aktiv beigetragen haben; ich habe immer den Leitspruch praktiziert „global denken, lokal handeln“, dabei ist HANDELN gemeint, nicht immer nur REDEN. – Dr. Bernhard Wessling

 

Vielen Dank für Ihren Artikel: Warum so ernst? Die Erfahrung für etwas bestraft zu werden, was außerhalb der eigenen Verantwortung liegt, wird diese Generation so schnell nicht, wahrscheinlich nie vergessen.“ Meine Tochter 13 Jahre alt, angepasst, verantwortungsvoll, 2-fach geimpft hat sich beim Schlittschuhlaufen mit Corona infiziert. Ihre Symptome: Schnupfen Die auferlegte Konsequenz: Häusliche Isolation. DIESE ERFAHRUNG WIRD SIE, WERDEN WIR ALS FAMILIE ALLE NIEMALS VERGESSEN! Zumutbar? Ertragbar? Ernstgemeint?: Vor Corona wurden die „Alten“ vehement geschützt, vor Personalmangel in Pflegeheimen und dem damit einhergehenden ebenfalls lebensbedrohenden Pflegenotstand jedoch bis heute nicht. – Diana Geiger

 

Beim Überfliegen von „Entdecken“ verging mir in wenigen Minuten gleich drei Mal die Lust,den Artikel zu lesen : — Hinter dem Überlebensinteresse der Alten alles zurückzustellen ( leider bin ich schon 75) — das Land sah gebannt auf den non-binären Influenzer (das ganze Land ???) — der Europa-Repräsentant des Internatonalen Schwertschluckerverbands (gibt es noch eine Gruppe,die keinen Verband hat ?) Wollen Sie den kürzlich gefeierten Leserrekord mit solcher Thematik weiter steigern ? Nach Punkt 1 oben fielen natürlich einige weg. – P. Grinzinger

 

Es war immer schon schwer über „die Jugend“ zu sprechen und damit tatsächlich etwas über Jugendliche auszusagen. Zu divers sind die Welten, zu unterschiedlich das Aufwachsen. In Jugendstudien, wie beispielsweise von der Sinus-Gruppe regelmäßig angeboten, gibt es daher immer auch qualitative Einblicke – eben in die unterschiedlichen Welten von Jugenden. Selbst migrantische Lebenswelten unterschieden sich so deutlich voneinander, dass nicht von einer Migrationsjugend gesprochen werden kann. Die Verallgemeinerbarkeit, die der Autor voraussetzt, verliert seine Gültigkeit an dem Punkt, wo eine gemeinsame und auf eine Alterskohorte beschränkte Protestidee heraufbeschworen wird.

Sie verliert sich auch bei der Darstellung der Medien- und Unterhaltungslandschaft, in denen Jugendliche sich bewegen. Der Autor trifft offensichtlich eine Wahl und unterschätzt dabei, wie humorvoll Jugendliche mitunter mit Sprache umgehen, wie unsensibel manche mit Krisen umgehen, wie abgebrüht einige die eigenen Belange durchsetzen, wie leichtfüßig sich andere in nicht normierten Identitätswelten bewegen. Und nicht alles, was Jugendliche tun, kann im Abgleich zu Nicht-Jugendlichen gelesen werden. Nicht alle ist Protest, ebenso wenig wie alles egal scheint.

Was wir brauchen, um das Jugendliche (unabhängig vom Alter) als Appell zu verstehen, sind sensible Einblicke in unterschiedliche Lebenslagen, in jugendliche Armut, in jugendliche Depression, in jugendliches Aufwachsen mit unterschiedlichen und doch global wirksamen Vorbildern. Interessant ist, dass Jugend sich bei näherem Hinsehen aufzulösen erscheint, da 15jährige dasselbe tun wie 30-jährige, dasselbe schauen, dasselbe konsumieren, dasselbe wollen.

Und damit sind Jugendbewegungen eben doch keine Minderheitsbestrebungen, sondern Symptome einer jungen, globalisierten Welt, deren Protest nicht mehr aus der Mitte der Jugend kommt, sondern kommerziellen Vorschub erhält. Und darüber zu schreiben ist wichtig. „Die Jugend“ jedenfalls, so wie man sie noch 20 Jahren verstanden hat, ist als Folie ungeeignet. – Prof. Dr. Tim Bindel

 

Wer sind diese bösen Alten? Die 50-jährigen bedanken sich zur Mehrheit und damit zum alten rostigen Eisen gezählt zu werden. Ich habe mich (>85 1,8%), meine Frau (>82 3,1%8) und unsere 5 Enkel ( 20 – 29 12,5%) in dieser „Verdammung des Altentums“ nicht wiedergefunden. PS Auch die Jungen werden alt und werden sich über die Barrierefreiheit freuen. – Sven Herfurth

 

Das ist ein ungewöhnlicher Schritt für mich. Ihr Artikel „Warum so ernst?“ in der ZEIT Ausgabe 35/2022 hat mir sehr berührt. Danke für diesen Artikel! Meines Erachtens trifft dieser das Dilemma dieser Generation. Ich fühle und spüre es, kann es aber in dieser Klarheit nicht benennen. Leider muss auch ich allzu oft erleben, dass die Probleme dieser Generation von Menschen zwischen 14 bis 25 Jahren von anderen Menschen überhaupt nicht wahrgenommen bzw. in Diskussionen als „Wohlstandsprobleme“ abgetan werden.

Meine Tochter ist 21 Jahre, studiert derzeit in Leipzig und lebt dort auch. Wir tauschen uns oft über Dinge, welche uns bewegen und natürlich auch über das aktuelle Zeitgeschehen aus. Gerade bei Themen wie Klima, Rassismus, Sexismus, Feminismus habe ich inzwischen begriffen, dass ich von ihr lernen kann. Meine Tochter ist für mich hier eine wirklich sehr gute Gesprächspartnerin, welcher ich, wie sie, offen und ernsthaft begegne. Durch unsere Gespräche hat sich inzwischen auch mein Problembewusstsein verändert. Ich bin dankbar für die neuen Blickwinkel und Erklärungsansätze und übernehme sie bewusst und bestimmt auch oft unbewusst in meinen Lebensalltag und in mein soziales Umfeld.

Einen Abend vor dem Lesen Ihres Artikels war ich mit meiner Tochter unterwegs. Wir hatten natürlich auch das Thema Winnetou und Ravensburger am Wickel. Zum Schluss, auf dem Heimweg, waren wir wieder bei der von Ihnen beschriebenen Ernsthaftigkeit dieser Generation und es kamen diese Schlusssätze von ihr. Den genauen Wortlaut habe ich nicht mehr genau im Ohr, aber etwa so waren sie: „Mama, ich will diese Themen wie Rassismus, Sexismus, Feminismus nicht mehr ständig Menschen aus deiner oder älteren Generation erklären bzw. mich dafür rechtfertigen müssen. Für mich sind diese Probleme fühlbar und sonnenklar.

Es handelt sich um klar auf der Hand liegende strukturelle Probleme. Unsere Gesellschaft muss sich diesen stellen. Auch ist es mir inzwischen egal, wie die Generationen über mir das annehmen und damit umzugehen lernen. Sie sind in weiten Teilen nicht annähernd bereit, sich mit den für meine Generation zukünftig anstehenden Problemen ernsthaft auseinandersetzten, sie überhaupt wahrnehmen, ganz zu schweigen davon, sich als Teil der Lösung begreifen.“ Ich konnte ihre Frustration und natürlich auch Resignation spüren und verstehen. Deshalb hat es mich so sehr erfreut, einen Tag später Ihren Artikel zu lesen.

Natürlich würde ich mir wünschen, dass dieses Thema mehr in den Focus unserer Gesellschaft getragen wird und die Generation meiner Tochter gerade im Blick auf meine Generation und denen darüber aus diesem „Rechtfertigungsmodus“ herauskommt bzw. ihre Probleme von diesen endlich ernsthaft wahrgenommen werden. Gleichzeitig möchte ich noch einmal feststellen, dass sich meine Erlebnisse mit diesen Themen im Wesentlichen aus meinem sozialen Umfeld in meiner Heimatstadt, wie Familie, Freunde, Berufsleben speisen. Ich lebe in Wernigerode, arbeite als Steuerberaterin, bin 55 Jahre und alleinerziehend. – Katrin Gärtner-Kurkiewicz

 

Vorneweg: ich würde einen so unprofessionellen, klischeehaften, polemischen und völlig aus der Luft gegriffenen Text eher in der Tageszeitung mit ebenfalls vier Buchstaben, aber mit wesentlich weniger Seiten als die ZEIT vermuten. Der Autor beschreibt eine Situation, die nur in seiner Phantasie besteht und zieht daraus dann (im Ergebnis logischerweise falsche) Schlüsse für die Wirklichkeit.

Er definiert zwar das Alter der „Alten“ nicht, spricht aber stellenweise von Rentnern. Nehmen wir also an, dass er Menschen älter als 65 Jahre meint. Von denen behauptet er, dass sie Golf spielen, auf Kreuzfahrten gehen und gegen ein Tempolimit auf der Autobahn sind. Das eigene Gefühl, dass das nur ein verschwindend geringer Teil sein kann, lässt sich leicht durch einen Blick in entsprechende Statistiken verifizieren.

Andere Aussagen (zum Beispiel zur Barrierefreiheit, Schutz von Leben in der Pandemie) sind so polemisch, dass es nicht lohnt explizit darauf einzugehen. Noch eine kurze Anmerkung zur These des Autors, dass es um JUNGE gegen ALTE gehe. Würde man die Situation wissenschaftlich richtig beschreiben, könnte man auch die richtigen Schlüsse ziehen. Golfer, Kreuzschifffahrer und Autobahnraser sind nur zu einem geringen Prozentsatz über 65 Jahre alt, aber sie sind in der Regel reicher als die Mehrheit der Bevölkerung.

Und das ist das eigentliche Thema: es geht um Macht versus Ohnmacht (also der Chance im Sinne der eigenen Interessen Einfluss auf politische Entscheidung zu nehmen) – und beides ist eng mit den finanziellen Möglichkeiten verbunden. Plakativ gesprochen geht es also um „ARME gegen REICHE“…nicht nur um natürliche, sondern vor allem um juristische Personen (wirtschaftliche Interessen) – Karola Nestele

 

Sie haben mich kuriert. Als älterer Senior (Jahrgang 1939), der noch heute an traumatisierende Kriegs- und Nachkriegserlebnisse denkt, habe ich in der Coronazeit nach nörgelnden Einsprüchen ‚wehleidiger Jugendlicher‘ gedacht und auch gesagt: „Die sollen sich mal nicht so anstellen“. Ihr Artikel hat mich eines Besseren belehrt: Das Problem sind in der Tat nicht die wehleidigen Jugendlichen, sondern die überwiegend wohlbehüteten (saturierten?) Alten. Und da deren Stimmengewicht bei zukünftigen demokratischen Wahlen eher zunehmen wird, droht uns weiteres Ungemach. Wo sind die couragierten Politiker, die dies ebenfalls erkennen und gegensteuernd handeln? Ich sehe sie nicht. Leider. Vielen Dank für Ihren faktenreichen, fundierten Beitrag zu diesem wichtigen Thema. – Dr. Günter Koch

 

Beim Essay „Warum so ernst?“ in der Ausgabe Die Zeit 25/2022 am 25.08.2022 haben Sie einen wunden Punkt getroffen, der mich als unter 30-Jährige schon viel zu sehr beschäftigt und auch in gewisser Weise wütend macht. Selbst kann ich wenig mit dem Immer-Trigger-Lifestyle/Lieber-Alles-Canceln -Gedanken meiner Mitjungen anfangen, aber insbesondere die aktuellen Debatten um soziales Jahr, Tempolimit, Energiewende etc. sind von solcher Absurdität und sogar Zukunftsfeindlichkeit, dass ich Tränen kotzen muss. Hier daher mein Kommentar zum Thema.

Es ist Juli 2022. Wochenlang drückt eine dürre Hitze mit 40 Grad auf Deutschland. Die Schüler, die im März noch bei offenen Fenstern unter der Maske bibbernd in Klassenzimmern gesessen haben, freuen sich auf die Sommerferien. Zwei Freundinnen fiebern einem Konzert in der 50 km entfernten Stadt zu. Dank des 9-Euro-Tickets zahlen sie nicht 50€ allein für die Zugfahrt, weil sie eine Nacht bei einer Freundin übernachten, zu der sie jetzt 2 Jahre lang fast nur Online-Kontakt hatten.

Eine günstigere Alternative gäbe es sowieso nicht, weil der letzte Zug noch vor der Zugabe abfährt. Thomas stört das nicht; für den 44-jährigen Zugführer bedeutet es, dass er noch vor der Tatortwiederholung um 1 daheim ist. Die 58-jährige Ingeborg brettert zu einem Schlager singend mit 150 über die Autobahn daneben. Nur die hohen Dieselpreise hindern sie an der 160. Und Friedrich in seinem Privatflieger auf dem Weg zu der Hochzeit seines Kumpels Christian interessieren diese Problemchen nicht; mit seiner hippen Brille hat er eine schöne Sicht von oben.

Die zwei Freundinnen haben Namen und heißen übrigens Sophia und Anna. Aber das ist egal. Zu sehr ist jeder heutzutage mit sich selbst beschäftigt. Sich selbst einschränken will man nur, wenn man daraus für sich einen Vorteil zieht. Wegen der Spritpreise und aus Rücksicht auf das eigene Geldtascherl langsamer fahren scheint sinnvoller, als sich langfristig einschränken zu müssen, weil irgendwas mit Klima. Da ist man sowieso nicht mehr da, also kann es einem egal sein.

Dass man Sophia und Anna nahelegt, Altenpflegerinnen zu werden, erscheint für den 67-jährigen Sprachwissenschaftler sinnvoller, als dass sie ihren Wünschen, Pilotin und Mediendesignerin zu werden, nachgehen. Oder zumindest sollen sie sich doch mit einem sozialen Jahr nützlich machen. Der Alte kann das in seiner Rente ja nicht mehr. Er braucht die Freizeit, um seinen wohlverdienten Wanderurlaub in Tirol oder die 30. Reise nach Griechenland zu genießen.

Im Bundestag sind 9,5 Prozent der Abgeordneten unter 30. Niemand unter 20. 48 Abgeordnete unter 30 stehen 102 Abgeordneten über 60 gegenüber. Gerne werden die 113 unter 35-jährigen herangezogen. Für einen 60-jährigen ist das auch noch jung. Die Lebensrealität ändert sich aber zwischen 30 und 35 meist gewaltig. Während sich 35-jährige mit Familienplanung beschäftigen oder zumindest fest im Berufsleben stehen, steigen Mitmenschen in ihren 20ern erst ein. Das Einstiegsgehalt ist nach einer Ausbildung zum Teil unter 2000 Euro brutto und damit unter dem zukünftigen Mindestlohn von 12 Euro.

Eine 20-jährige Einzelhandelskauffrau, die mit 1800 Euro einsteigt, hat 1300 Euro zur Verfügung. Das ist knapp über der Armutsgrenze für Alleinstehende in Deutschland. Und das ist nur die Gegenwart. Über die mauen Zukunftsbilder der Schuldenberge, fehlenden Renten, Klimakatastrophe und der unmittelbaren Vergangenheit bestehend aus Pandemie und Krieg in Europa fangen wir gar nicht an. Und da wundert sich noch jemand über die Verdrossenheit der Jungen?

Mein Vorschlag: Anstatt einem Ältestenrat, soll ein Jugendlichenrat, ein Juvenat eingeführt werden: Das Eintrittsalter liegt zwischen 18 (oder 16?) und 30 Jahren. Wahlberechtigte der Juvenatswahl, die alle 3-4 Jahre stattfindet, sind alle 16- bis 35-Jährigen. Es besteht aus 100 Mitgliedern aus allen Bundesländern. Das Juvenat kann Gesetzesinitiativen einbringen, wird wie eine eigene Partei im Bundestag behandelt und muss auch mit mindestens einer Person an der Regierung beteiligt sein, sofern kein unter 30-jähriger in der Regierung sitzt. Dafür werden die Überhangsmandate der sich lächerlich wichtigmachenden CSU gekappt. Wenn die Jungen sich für die Alten radikal einschränken müssen, dann können das die Alten auch. Viva Juvenatus!

Quellen: https://www.bundestag.de/dokumente/parlamentsarchiv/datenhandbuch/03/kapitel-03-475934,https://www.businessinsider.de/karriere/am-besten-ausgebildet-aber-am-schlechtesten-bezahlt-darum-haben-es-millennials-finanziell-schwerer-als-andere-generationen-d/, https://doku.iab.de/kurzber/2017/kb2017.pdf,https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/08/PD22_327_634.html, https://www.jobs-regional.de/Lisa Enzensberger

 

Ich würde ein soziales Pflichtjahr für junge Menschen und Rentner begrüßen, während dessen sich die Generationen bei der gemeinsamen Arbeit zwangsläufig begegnen. Statt wie zuvor mit gegenseitigen Vorwürfen ü b e r einander herzufallen, würden sie m i t einander reden und f ü r einander Verständnis entwickeln! Gemeinsam würden Jung und Alt Lösungen suchen für ein Überleben der Generationen auf unserer erhitzten Erde – und finden! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Die heutige Jugend empört sich also über die Leichtlebigkeit der Alten. Ihre Charakterzüge sind geprägt durch Verzicht, Verantwortung und Selbstregulation. Sie ist depressiv, weil sie gezwungen wird zu radeln, während die Alten die restlichen fossilen Energien auf Kreuzfahrtschiffen und als Autobahnraser ohne Tempolimit verbraten. Sie hat nicht mehr die Freiheit, sich zu Erderwärmung und anderen von Menschen verursachten Missständen so oder so zu verhalten. Ich lach mich kaputt! Wer sitzt denn im Frühling und im Herbst und bis in den Winter hinein vor den Lokalen unter Heizstrahlern?

Überwiegend Jugendliche und junge Erwachsene. Wer fliegt denn schnell mal übers Wochenende an den „Ballermann“ und macht Klassenfahrten mit dem Flieger nach London, Rom, Paris oder Prag? Die „Fridays for Future-Generation“! Meine Klassenfahrt in den 60er Jahren ging per Bus in das von meinem damaligen Wohnort 70km entfernte Römisch-Germanische Museum nach Köln-. Und zum Radeln sind wir nicht gezwungen worden, es war vielmehr das einzige Transportmittel, das uns zur Verfügung stand, wenn wir nicht laufen wollten. Die arme Jugend heute lässt sich von Mami und Papi bis zum Schulhof mit dem Auto bringen und oftmals auch dort wieder abholen.

Wir hätten uns früher vor unseren Mitschülern geschämt, wenn Papi und Mami uns mit dem Auto zur Schule gebracht hätten. Und die Raser, die ohne Sinn und Verstand über die Autobahn brettern, gehören mehrheitlich der Generation Christian Lindner (oder jünger) an und nicht der Generation der Rentner. Und die Behauptung, dass privilegierten weißen Studentinnen spontan die Tränen kommen, wenn auf (Hochschul)veranstaltungen die Regeln gendergerechter Sprache gebrochen werden, treibt auch mir die Tränen in die Augen.

Allerdings vor Lachen. Keine Generation ist verwöhnter, verhätschelter und behüteter aufgewachsen, als die, die sich heute zur Jugend oder zu den jungen Erwachsenen zählt und die allenfalls depressiv wird, wenn sie den nächsten Winter nicht mehr stundenlang unter der warmen Dusche stehen und die vorhandenen restlichen Ressourcen verplempern kann. – Winfried Weber

 

Wow,da geht es aber auf „die ALTEN“.Alle Alten.alles über einen Kamm?die armen Alten,die von Kreuzfahrten vielleicht geträumt haben?die arbeitsamen Alten,die sich ihr Häuschen hart errackert haben?und wo die Erben Omas klein Häuschen wenigsten als Anzahlung für ihre Eigentumswohnung einbringen können?

Die Hausfrauen,die Carearbeit unentgeltlich geleistet haben und jetzt mit Minirenten dastehen?und unzählige Beispiele von jetzt Alten,die auf ihre Enkelchen aufpassen?Und wenn es ihnen gutgeht,so manchen Euro an Kinder und Enkelkinder gibt? Besuchen Sie doch mal einen Spielplatz am Nachmittag Herr Jessen.da sind sie die ALTEN.Buddeln im Sand mit ihren Enkeln,oder leisten Hausarbeistshilfe bei der Jugend.und Herr Jessen,die Toten während dieser Pandemi?sind doch hauptsächlich Alte.Die starben elendig in dieser sie doch ach so privilegierenden Welt. ALso:mehr Differenzierung,weniger Aufstachelung zu Hass. Mit freundlichem Gruss einer Alten,die schon immer umweltbewusst und sozial engagiert gelebt hat und Gute Fahrradwege schätzt und noch nie eine Kreuzfahrt gemacht hat. – U. Kuerpick

 

Diese Analyse ist mir zu einseitig und zu pauschal. Jens Jessen beschreibt die Ernsthaftigkeit und moralische Rigorosität einer bestimmten Gruppe junger Menschen zwar richtig, aber wieviel „woke“ Jugendliche gibt es denn eigentlich in der Minderheit von zehn Prozent junger Menschen in Deutschland? Vermutlich bilden sie in dieser Minderheit selbst eine Minderheit und gehören tatsächlich zu einer privilegierten Elite. Jens Jessen sprich dies nur kurz an, lässt aber den Eindruck entstehen, dass sich „die“ gesamte Jugend mit der Regulierung von Sprech-und Verhaltensweisen gegen die Mehrheitsgesellschaft wehren wolle.

„Die“ Alten gibt es so ja auch nicht, sie sind keine homogene Gruppe, die es sich zum Beispiel auf Kreuzfahrten gut gehen lässt und den Anspruch auf alleinige Aufmerksamkeit seitens der Politik erhebt. Die meisten der alten Menschen sind selbst Eltern oder auch Großeltern dieser jungen Menschen und deren Zukunft dürfte ihnen wohl kaum egal sein. Ich selbst gehöre zu den „Babyboomern“ und bin dreifache Mutter. Natürlich ist es belastend zu wissen, dass meine Generation in absehbarer Zeit aus dem Arbeitsmarkt ausscheidet und es für junge Menschen immer schwieriger wird, die Renten aufzubringen und sie angesichts der Klimakrise und immer knapper werdenden Ressourcen in keine rosige Zukunft blicken. Was tun?

Pauschale Verurteilungen und Schuldzuweisungen helfen hier nicht. Die Regulierung von Sprech- und Verhaltensweisen ist sicher in vielen Fällen legitim, wird sie aber mit so einer Rigorosität betrieben, dass nur noch die eigene Sichtweise toleriert wird, ist sie kein Machtmittel, die die Mehrheitsgesellschaft einschüchtern soll, sondern ein Mittel der Unterdrückung und kann von sich aus nichts retten.

In einem Punkt gebe ich Jens Jessen recht; eine moralische Aufrüstung Jugendlicher, die sogar zum Verzicht auf eigene Nachkommen führen kann, ist tragisch und zeugt vor großen Zukunftsängsten. Das muss ernst genommen werden. „Die“ Jugend hat alles Recht der Welt, ihre Zukunft anders zu gestalten, als es „die“ Alten getan haben. Um eine lebenswerte Zukunft für junge Menschen auf dieser Welt zu erhalten, geht es nur miteinander, generationsübergreifend, und nicht gegeneinander. – Regina Stock

 

Ihr Artikel bringt es genau auf den PUNKT! LEIDER und so traurig aber wahr! Einen Satz aus der Zeit von letzter Woche zum Artikel über die SUV Fahrer: Die „kollektive Unfähigkeit der freiwilligen sozialökonomischen Verkleinerung“ habe ich im Gespräch mit zwei Ärzten erst letzten Dienstag analog Ihrem Artikel ergänzt: Zu Lasten der Generation (Jugend) von der ausgerechnet die größte Solidarität in den letzten beiden Corona-Jahren gefordert wurde und die vermutlich die nächsten 50 bis 100 Jahre die Schulden daraus tragen müssten! Wie hat es die Unternehmerin Frau Wempe im Interview über deren 2 Kinder gesagt: Das waren 2 verlorene Jahre für ihre Kinder oder so ähnlich. Man ist nur einmal 18!

Da war der Staat mit unverhältnismäßigen Maßnahmen vermeintlich zur Bekämpfung von Covid 19 und „drakonischen“ Strafen schnell bei der Hand! Ich arbeite in der Steuerberatung und habe über 450 Anträge auf teils mickrige staatliche Hilfen wegen Corona die letzten 2 Jahre gestellt und kann stundenlang erzählen, was hier alles Schief läuft in unserem Land! Das will keiner mehr hören! Während die „oberen 10.000“ schon wegen der Börsenentwicklung seit 2020 um ein vielfaches Reicher geworden ist, wurde das „untere Viertel“ weiter wirtschaftlich abgehängt. DANKE und weiter so Herr Jessen und Ihr Team Die Zeit! – Bernd Strack

 

Die Zukunftsängste so vieler junger Menschen sind für mich als 90-jährigen wie auch für die meisten meiner auch schon älteren Freunde sehr bedrückend. Der Vorwurf der „Leichtlebigkeit“ der Alten lässt sich also nicht verallgemeinern, ebenso wenig wie der schon heftige Widerstand der Jugend, die ja bisher tatsächlich vernachlässigt wurde. Deren Kritik an den beiden Nachkriegsgenerationen ist sicherlich berechtigt, obwohl ja die erstere beim Wiederaufbau der Republik viel geleistet hat.

Unter der Oberfläche des Wohlstands wurde dann das Bewusstsein für das existentiell Notwendige eingeschläfert: vor allem für die fortschreitende Zerstörung der Natur wie auch für die doch schon erkennbaren Gefahren für die Demokratie. In der Wirtschaft wurden aus Profitgründen offensichtlich manche Weichen falsch gestellt. Umso wichtiger ist, dass die jungen Menschen angesichts der bevor- stehenden Herausforderungen nicht resignieren, sondern sich mutig und beherzt auf den sicherlich sehr anstrengenden Weg in eine lebenswerte Zukunft begeben. Als ehemaliger Lehrer weiß ich um die krasse Rückständigkeit unseres Bildungssystems, das angesichts der schon jetzt gewaltigen Ansprüche der Daseinssicherung in den Strukturen und Inhalten dringend reformiert werden muss.

Dabei käme es auf die Förderung des Eigenwerts der Jugendlichen wie vor allem auch auf die Entwicklung eines wacheren Bewusstseins für die Kostbarkeit unserer auf die Freiheit gegründeten Grundordnung an. Das wäre die wichtigste Voraussetzung für die Fortentwicklung unserer Gesellschaft in Richtung auf größerer Gerechtigkeit und wohl auch für ein solidarisches Miteinander zwischen den Alten und der Jugend. – Joachim Jankowsky

 

Lob und Dank! Ein zwar selbst ärgerlich (moralinsauer zeigefingerschwingend) anmoderiert („Eltern… sollten sich darüber nicht wundern“) und mit merkwürdiger Auswahl der Pullquotes – aber dahinter steckt ein außergewöhnlich kluger, inspirierender Beitrag mit spannenden (dabei stellenweise notwendig überspitzten) Thesen, wie dem Vergleich des woke-Gebarens der Minderheit Jugend mit dem Tugendterror der Französischen Revolution oder der Einschüchterungs- und Abschreckungswirkung als unbewusstem Kern des superrigiden Achtsamkeitsdiskurses.

Toller Artikel also – obwohl auch ich mit 60 zu den verhassten übermächtigen Alten gehöre und anfangs ein paar Mal schlucken musste, als es um die Probleme der Eltern ging, die wir unseren (auch meinen) Kindern als freiheitsberaubende Altlasten hinterlassen, oder die mangelnde Bereitschaft, bis 70 zu arbeiten.

Natürlich finde ich, dass unsere Nachkriegsgenerationen vor allem auch ein nie gekanntes Wohlstands- und Auswahlniveau hart erarbeitet haben, in dem diese Jugend aufgewachsen ist. Natürlich habe auch ich die heutige Arbeitswelt als großenteils extrem anspruchsvoll und stressig erlebt, nicht nur bei körperlicher Schwerarbeit, und will eher mit 60 in Rente als mit 70 (so wie es mW übrigens die meisten unserer Nachbarländer auch tun, ohne der Versündigung an den Kindern angeklagt zu werden). Übrigens von mir aus gerne mit einer neuen Pflichtsozialzeit für Rentner.

Man könnte also beim Lesen reflexhaft einschnappen und der Jugend (und dem Autor!) Undankbarkeit und Ahnungslosigkeit vorwerfen. Aber dann bietet der Beitrag eben eine Interpretationshilfe für ein neues Verständnis des woke-Phänomens und damit neue Wege einer Kommunikation zwischen Alten, Jungen und gesellschaftsweit ermöglicht. Der Schluss des Artikels mit dem Hinweis auf die befreiende Wahrheit der Bedingtheit alles Lebens ist deshalb zwar philosophisch schön, sehr romantisch-deutsch (und dazu altersweise :-)), aber mit Blick auf die notwendige gesellschaftliche Verständigung (zu) wenig konkret.

Noch ein Gedanke, der ebenfalls im Artikel anklingt und mich nachdenklich macht: Hannah Arendt hat den erhellenden Begriff von der „Freiheit, frei zu sein“ als dem eigentlichen Ziel jeder Befreiungsbewegung gefunden. Im Beitrag findet sich die ähnlich klingende Beobachtung: „Die Jugend von heute [es gibt sie also immer noch :-)] hat nicht die Freiheit oder empfindet jedenfalls nicht die Freiheit, für ihre Freiheit tätig zu werden.“ Was macht es den Jungen so schwer, sich diese Freiheit zu nehmen wie die Revolutionäre vergangener Zeiten? Ich glaube, es ist vor allem der goldene Käfig einer für die allermeisten Jungen immer noch sehr komfortablen Lebenssituation. Jammern auf hohem Niveau, nennen das Eltern und andere Zyniker.

Aber wenn es einer Mehrheit (noch) „zu gut“ geht, wird es für jede Revolutionsbewegung von Minderheiten schwierig. Der blinde Fleck jeder Demokratie übrigens, den eine Gesellschaft jeweils nur als Gemeinschaft erkennen und angehen kann. Das sollten wir also nicht nur mit Block auf Klima und Energie, sondern auch auf unsere Jugend tun. Denn Jugend heißt doch ursprünglich: Unbekümmertheit, Verrücktheit, Beweglichkeit, Energie, Neubeginn. Wollen wir als Gesellschaft wirklich auf Dauer ohne Jugend auskommen – und damit auch auf all diese Stärken verzichten? – Christoph Tillmanns

 

Ein informativer Artikel! Gleichwohl konstruiert er nur scheinbare Gegensätze: Mit meinen 66 Jahren möchte ich gesund bleiben und in einer fair aufgestellten Gesellschaft leben. Das unterscheidet mich nicht von einem jungen Menschen. Wie das in einer Gemeinschaft möglich sein soll, in der z.B . keine Steuergerechtigkeit herrscht und sich viele wenige Menschen dem Gemeinwohl entziehen? Frage ich mich mit der Jugend gemeinsam. – Frank Tofern

 

Großen Dank an Jens Jessen für diesen klugen, augenöffnenden und richtungsweisenden Artikel! – Christa Spannbauer

 

Widerspruch zu den Aussagen von Herrn Jessen: Warum so ernst Herr Jessen?Zwar haben Sie die Minderheitspostion der Jugend in unserer demokratischen Gesellschaft richtig beschrieben.Aber Ihren Zukunftsvisionen fehlt jegliche realistische Grundlage.Sie sprechen von einer bald verwüsteten Erde,die die Alten der Jugend hinterlassen.Für dieses Katastrophenszenario gibt es nun wirklich keine belastbaren Fakten.Sie sollten mal nicht über die Jugend sondern mit der Jugend sprechen.Die Jugendstudie „Junges Eoropa 2022“ zeigt eine Jugend,die bei der Frage nach der Gestaltung der Zukunft eine pragmatisch und konstruktive Haltung einnimmt.

Entgegen Ihrer Ansicht gibt es auch für die heutige Jugend einen Zukunft ins „Offene“,weil Zukunft immer offen ist.Und das trotz Ihrer Zukunftsangst von der „überwältigenden Knappheit aller Güter“.Nur ein Hinweis: Der Club of Rome lag mit seinen Zukunftsaussagen zu über 80 % daneben. Nach Ihnen hat die Jugend mit neuen „Sprech- und Verhaltensweisen „ein Machtmittel zur Einschüchterung der Mehrheitsgesellschaft gefunden.

Gendersprache ist keine Jugendsprache.Die von Ihnen als „woke“ beschriebene Jugend kann in der Mehrheit weder mit der Gendersprache noch mit der Cancel Culture etwas anfangen.Diese neuen Sprech-und Verhaltensweisen werden von einer ideologisch belasteten Teil der politsichen Elite in unsere Kultur hineingezwungen. Es grüßt Sie herzlich ein engagierter Jugendarbeiter. – Ulrich Wasner

 

Wenn man wie Herr Jessen so undifferenzierte Begriffe wie „die Jugend“ und „die Alten“ verwendet, kommt man unweigerlich zu Ergebnissen, die an unserer gesellschaftlichen Realität komplett vorbeigehen, im besten Fall als missglückte Polemik oder im schlimmsten Fall als Versuch wahrgenommen werden, Gräben zwischen den Generationen aufzureißen.

Sind die Alten etwa gefragt worden, ob „alles hinter ihrem Überlebensinteresse“ zurückzustehen hat? Nein, das sind sie nicht, ebenso wenig wie die mittlere Generation und die Jungen gefragt wurden. Es war die Politik, die für die Lebensrettung „vulnerabler Gruppen“ der gesamten Gesellschaft, nicht nur den Jungen, massive Beschränkungen auferlegte und die jede und jeden, der diese Linie in Frage stellte, als unverantwortlichen Gefährder von Leben diskriminierte und denunzierte.

Sind die Alten für alle Krisen verantwortlich, mit denen wir es zurzeit zu tun haben? Ist es nicht vielmehr die wachstumsgetriebene, ressourcenfressende, umweltzerstörende und Müll-ohne-Ende-produzierende Wirtschaftsweise, die den Jungen eine lebenswerte Zukunft verbaut?

Geht es wirklich um ein Gegeneinander von Alten und Jungen? In Deutschland sind unter den Alten die Golfspieler*innen ebenso eine Minderheit wie unter den Jungen die Autoablehnenden. Ist Herrn Jessen nicht bekannt, dass bei den letzten Bundestagswahlen die Hälfte der Erstwähler*innen FDP gewählt hat, also eine Partei, die sich hartnäckig Tempo 100 auf den Autobahnen verweigert? Unter den Jungen gibt es vermutlich ebenso viele unterschiedliche Lebensstile wie unter den Alten. Und dass sich die „Jugend“ für ihre Ohnmacht durch Cancel Culture Praktiken an der Gesellschaft räche, mag als kabarettistischer Beitrag eventuell beklatscht werden, erinnert aber eher an eine Verschwörungstheorie. Leider ein Artikel, den man nicht ernst nehmen kann. – Gisela von Mutius

 

Über Ihren Artikel habe ich mich sehr geärgert – nicht nur, weil ich 77 Jahre alt bin, mich aber in dem Bild der Alten, das da etwas diffamierend gezeichnet wird, weder von meiner Lebensweise noch von meinen Einstellungen her wiederfinden kann. Ärgerlich finde ich vielmehr, dass Sie sowohl von den sogenannten Alten als auch von der „Jugend“ ein undifferenziertes und soziologisch so nicht haltbares Bild zeichnen, das mehr gefällige Klischees bedient, als sich an den tatsächlich existierenden sozialen Trennlinien der Gesellschaft zu orientieren.

Um mit den „Alten“ anzufangen: es gibt mehr Alte in unserem Land als Sie sich vorstellen können, die auf Grund ihrer materiellen oder sozialen Situation oder ihrer Lebensphilosophie in ihrem Leben gar keine oder kaum Flugreisen oder überhaupt mehrere jährliche Urlaubsreisen unternommen haben, von Kreuzfahrten ganz zu schweigen und die so verartwortlungslos gelebt haben, wie Sie es hiier suggerieren. Die „unanständigen Freiheiten“, die Sie benennen, sind keineswegs Freiheiten einer „Mehrheitsgesellschaft“, sondern lediglich die Freiheiten der sehr wohlsituierten Ober- und oberen Mittelschicht.

Wer ein soziales Pflichtjahr für Rentner fordert, sollte auch im Auge behalten, welche sozialen Pflichten Rentner bereits leisten; ich zähle hier einfach mal auf, auf welche Weise sich alte Menschen aus meinem Umfeld ganz freiwillig und unentgeltlich engagieren: sie kümmern sich dauerhaft um die Betreuung ihrer Enkelkinder oder springen im Notfall ein, damit die Frauen (ja, die Frauen!) weiterhin in ihren Berufen arbeiten können, sie lesen in Schulen vor, sie arbeiten dort in der Nachmittagsbetreuung oder leisten Hausaufgabenhilfe, sie renovieren ehrenamtlich heruntergekommene Sportplätze und öffentliche Anlagen, sie setzen im Repair-Café kaputte Dinge wieder instand, sie geben Nähkurse, Kochkurse und helfen Familien in prekären Verhältnissen mit ihrem Einkommen zurecht zu kommen, sie engagieren sich in den Sprach- und Integrationskuren für Flüchtlinge u.a.m – die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Alte, die ihren Caddy über den Golfplatz schieben, kenne ich nicht. Klar gibt es auch Alte, die gar nichts tun oder verreisen – aber das gilt auch für die Jugend. Denn diese Jugend, die Sie hier beschreiben – ernsthaft, verantwortungsbewusst, Verzicht bereit -, ist keineswegs repräsentativ für alle, sondern beschreibt weitgehend nur eine sehr schmale Schicht von jungen Menschen aus bildungsbürgerlichen Elternhäusern, leider fast eine zu schmale Schicht, als dass sie wirklich eine Zukunftshoffnung sein könnte.

Statt dessen erlebe ich auch jede Menge junge Menschen, die angesichts der Krise weder ihren Konsum noch ihre Flugreisen einstellen. Es ist keineswegs das Privileg der Jugend, sensibel auf die Bedrohungen unserer krisenhaften Gegenwart zu reagieren, so wie es durchaus auch junge Menschen gibt, die sich sexistisch, rassistisch oder kolonial überlegen verhalten. Ich habe 35 Jahre lang mit Jugendlichen gearbeitet, und Sie dürfen mir glauben, dass es unter ihnen ein ebenso breites soziologisches Spektrum mit den jeweiligen moralischen, sozialpsychologischen und ökonomisch bedingten Differenzierungen gibt wie unter den sog. „Alten“. – Heike Wiegand-Baumeister

 

Ich habe selten einen Artikel in der Zeit gelesen, der mich ratloser hinterlassen hat. Wenn es eine Schuld der Alten gibt, der die Jungen in die Ernsthaftigkeit treibt, wieso schreibt den Artikel so ein alter Knacker? Wenn die Jugend ernsthaft sein sollte, was soll daran schlimm sein und wenn ihr der Humor fehlt, dann unterhält sie sich vielleicht zu lange mit einer Ironieresistenten Alexa. Wenn wir Alten so sorglos waren wie behauptet, woher stammen dann meine Erinnerungen an nächtelange sorgenvolle Diskussionen wegen der Nato Nachrüstung, Baumsterben, Tschernobyl und dem antikolonialen Kämpfen in der dritten Welt?

Wenn alle Alten in den Augen von Jessen nur dem sorgenfreien Abgang mit frivolen Gelüsten wie Kreuzfahrten genießen und damit die Jungen verärgern, dann kennt er vielleicht einfach nur die falschen Leute, jedenfalls nicht die mit Hartz, Mindestrente, kleinem Einkommen etc. Was sollen sich all diejenigen, die mit dafür gesorgt haben, dass wir heute in genau dieser Welt leben, die demokratischer, pluraler, bunter, ökologischer ist als die vor vierzig Jahren, eigentlich vorzuwerfen haben?

Ja, wir haben es nicht geschafft, dieses die Erde und die Menschen ausbeutende System abzuschaffen und wir profitieren mit von dem Bestechungskonsum, der das System am Laufen hält. Wenn wir das in Zukunft schaffen wollen, dann bestimmt nicht indem wir hier einen künstlichen Antagonismus zwischen ernsthaften Jungen und frivolen Alten aufbauen, anstatt das System zu entlarven, das beide frisst. – Dieter Schöneborn

 

«Noch nie gab es wo wenige junge Menschen wie heute: Gegen die Übermacht der Alten wehren sie sich mit moralischer Rigidität» so der Beginn des Artikels. Nun, moralische Rigidität ist durchaus angebracht angesichts der aktuellen Situation der Menschheit und der düsteren Zukunftsaussichten. Nur, es ist nicht gerecht diese Rigidität gegen eine Gruppe von Menschen zu richten, etwa gegen die alten, weissen Männer. Das wäre eine aus dem Faschismus bekannte Methode.

Die Rigidität muss sich gegen die Mechanismen richten, die die gegenwärtige Situation hervorgebracht haben und es müssen daraus diejenigen Forderungen abgeleitet werden, die helfen, aus dem Schlamassel raus zu kommen. Die Aufmerksamkeit auf Winnetou und Schaumküsse zu fokussieren, ist Flucht aus der Verantwortung.

Es ist nicht einfach, sich gegen die genannten Mechanismen zu richten, denn das entsprechende Verhalten der Menschheit ist breit akzeptiert. Hohe Geburtenraten und Plündern der Ressourcen das gibt Ansehen. Ein Beispiel von vielen ähnlichen: In der Ausgabe vom 22.8.22 der «Basler Zeitung» findet sich ein Artikel «Tänze für den neuen König» mit fröhlichem farbigem Bild. Der neue Monarch Misuzulu Zulu «ist eines von mindestens 28 Kindern des 2021 verstorbenen» Amts-Vorgängers.

Wieviel Nachkommen diese 28 Kinder haben ist nicht bekannt. Es ist zu hoffen, dass sie Perspektiven nutzen können und auch nutzen, die nicht zur hohen Geburtenrate von Süd-Afrika beitragen. Allerdings, die meisten Ersatz-Perspektiven sind auch nicht gut fürs Klima. Man könnte also auch fragen, was ist mit der Verantwortung der alten schwarzen Männer? Aber wie gesagt, das Ausblenden der demografischen Aspekte bietet einen beliebten Fluchtweg aus der Verantwortung.

Übrigens, noch extremer als in Deutschland ist die Situation der Jugend in Südkorea oder Singapur, wo die Geburtenrate bei 1 liegt: Halbieren der Bevölkerung pro Generation. Wäre das weltweit ähnlich, dann wäre die Klima-Katastrophe abwendbar. Bei einer weltweiten Geburtenrate wie in Nigeria, das im Jahre 2100 laut einer UN-Prognose eine höhere Bevölkerung hat als die EU, wäre das sicher nicht der Fall.

Ausgangspunkt fürs Nachdenken, insbesondere auch der Jugend müsste sein: Die Menschheit hat die Grenzen überschritten, die notwendig für eine lange gute Zukunft sind. Diese Grenzen betreffen Konsum und Kopfzahl. Nun muss die Menschheit sich selbst Grenzen setzten. Das Reduzieren des Bevölkerungswachstums ist ein unabdingbarer Teil der Lösung. Die Länder mit tiefen Geburtenraten haben somit eine Vorbildfunktion. Um dieser gerecht zu werden, muss untersucht werden, wie diese Vorbildfunktion zustande kam.

Da gibt es zum Beispiel historische Vorbilder. Die Südseeinsel Tikopia konnte mit rigorosen Methoden jahrhundertelang ihre Bevölkerung konstant halten: Nur der älteste Sohn durfte Kinder haben. Ähnliches galt für buddhistische Dörfer im Himalaja. Der älteste Sohn übernahm den Bauernhof. Die jüngeren Söhne wurden Mönche. Ähnliches in Europa bis in die Neuzeit. Der älteste Sohn übernahm den Bauernhof. Seine Geschwister wurden kinderlose Dienstboten (falls Alternativen fehlten, was oft der Fall war). Eine häufig genutzte Alternative boten geistliche Berufe insbesondere auch in Klöstern.

Heute gibt’s fairere Möglichkeiten, die Geburtenrate den Ressourcen anzupassen. Die Beispiele zeigen, es ist gesellschaftlicher Druck nötig, um die Geburtenrate (aber auch den Konsum) ausreichend tief zu halten. Übrigens, auch heute bewirkt im Westen gesellschaftlicher Druck (Anforderungen in Bildung und Beruf) tiefe Geburtenraten. Moralische Rigidität ist angesagt, aber nicht gegenüber Gruppen von Menschen. Kein weisser alter Mann kann was dafür, dass er zu seiner Gruppe gehört. Genauso wie es kein Verdienst ist, eine junge schwarze Frau mit Migrationshintergrund zu sein. Verantwortung haben die Menschen im Westen und im Süden. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Ich wünsche mir für meine Generation (ich bin 23), dass die Bundesregierung diesen Artikel gelesen hat. – Maximilian Homeier

 

Der Autor beginnt mit einer Generalabrechnung mit „den Alten“. Das Grausamste an dieser höchstjournalistischen Aburteilung ist, dass sie sowohl die Alten als auch die Jugend zu Ego-Monstern reduziert, die gar nicht anders können, als sich feindselig gegenüberzustehen, im Kampf um die „Überlebensinteressen“ der einen gegen die Erlebensinteressen der anderen. Grausam ist auch die Analogie zur französischen Revolution.

Ziel der Corona-Einschränkungen war es nicht, die „Restlebenserwartung“ einer „Bande lasterhafter Greise, die sich vollkommen verantwortungslos, ebenso ökonomisch ausbeuterisch wie erotisch enthemmt verhalten hatten“, zu sichern, sondern einen (wirklich)grausigen Erstickungstod jener Generation abzuwenden, die schon in ihrer kriegsgeprägten Kindheit mit Entbehrungen und Traumata aufgewachsen ist. Das haben sehr viele Kinder und Jugendliche verstanden, und sowohl als rational vernünftig eingesehen, wie auch als einen Akt der Nächstenliebe empfunden. Soviel zur „ungeheuren Seniorenzentriertheit“, die der Autor beklagt.

Doch eigentlich möchte der Autor die Jugend trösten, würde ihnen wahrscheinlich gerne die Unbeschwertheit zurückgeben. Unbeschwertheit. Wie frei und genussvoll könnte sich das anfühlen, wären da nicht feste Vorstellungen von Freiheit (und dem, was jeder dabei fühlen kann). Doch diese lassen sich durchaus hinterfragen. Für den Autor versprechen Einschränkungen, Tugend- und Achtsamkeitsregeln keinen genussvollen Gebrauch. Und wenn Freiheiten schwinden, schwindet auch das Glück.

Ja, wer die eigene Freiheit maximalistisch auslegt, könnte letztendlich nur allein auf der Welt wirklich frei sein, wenn denn auch seine Geburt in seiner Macht stünde. Der Autor schreibt weiter: „Die Jugend von heute hat nicht die Freiheit oder empfindet jedenfalls nicht die Freiheit für ihre Freiheit tätig zu werden.“ Dem könnte hinzugefügt werden: Die Alten von heute, zu denen auch der Autor und der Leserbriefschreiber schon gehören, hatten eine Freiheit, von deren Begrenztheit sie ahnten, aber nie den Mut aufbrachten, ihr in die Augen zu schauen.

Was, wenn das vermeintlich Unbeschwerte, oftmals nur ein Unbekümmertsein war? Und erlebt jener, der sich nicht kümmert (der sich um nichts schert), den Genuss maximaler Freiheit, oder lebt er nur in einer konsumistischen Beliebigkeit? Und woran bemisst sich Glück? Sich einsetzen, kümmern, zurücknehmen etc. müssen keinem Empfinden von Glück im Wege stehen. Und wenn Glück, so lautet ein Spruch, das einzige ist, was sich durch teilen vermehrt, könnte auch Freiheit durch teilen zu einer „größeren“, gewiss jedoch zu einer anderen Freiheit führen.

Wären da nicht die Vorstellungen von der Natur, von den „Gesetzmäßigkeiten des Lebens“. Der Autor geht von einer „tödlichen Konkurrenz allen Lebens“ aus. Er sieht eine“ überwältigende Knappheit aller Güter“, eine „Begrenztheit aller Ressourcen“, und geht davon aus, „dass letztlich alles Leben auf Kosten andern Lebens geht“. Mein lieber Mann. Das ist ne Ansage. Mächtig und einschüchternd. Das muss erstmal verdaut werden. Bei so einem Natur- und Weltbild kann man ja nur beschwert, und gebückt durchs Leben kriechen. Egal ob Alt oder Jung.

Die aktuellen Katastrophen sind real. Die von Menschhand angerichteten Zerstörungen unübersehbar. Aber dass eine „tödliche Konkurrenz allen Lebens“ das ultimative Gesetz sein soll, welches die millionenfache Vielfalt an Tieren und Pflanzen auf der Erde hervorgebracht hat, das ist eine rein menschliche Vorstellung. Eine toxische zudem. Sie stammt lediglich aus einem Kulturkreis von tausenden, die die kurze Menschheitsgeschichte ebenfalls hervorgebracht hat. Und diese „kriegerische Konkurrenzerzählung“ ist auch in diesem einen Kulturkreis nicht unumstritten. Eine solch lebensfeindliche Lebensbetrachtung wird sich auch metaphysisch nur schwer ausbalancieren lassen. – Jürgen Pilz

 

Bravo. großes kompliment! jessen, obwohl 12 jahre jünger als ich, hat dieses aktuelle, schwierige thema hoch reflektiert, fundiert und stringent abgehandelt. unsere kinder und enkelkinder, die ich nicht für alles schätze und liebe, müssen in eine schrecklich schwierige zukunft wachsen. eine gewissheit bleibt: nur große herausforderungen (siehe toynbee’s challenge and response konzept) evozieren großartige lösungen. seit langer zeit in der zeit mal wieder ein wirklich relevantes titelthema ………..! – prof. helmut m. schmitt-siegel

 

Es ist erschreckend, was für ein Welt- und Menschenbild im Artikel von Jens Jessen zum Ausdruck kommt. Seiner Meinung nach sind nicht alle Menschenleben gleich wertvoll, ihr Wert bemisst sich am Nutzen für die Gesellschaft. Die Alten und Kranken, keineswegs besonders schützenswert, hätten seiner Meinung nach während der Pandemie auf den Schutz ihrer „Restlebenserwartung“ verzichten sollen anstatt ihn durch „brutale Lobbyarbeit“ zu verteidigen, mit der Folge, dass die Jugendlichen und zukünftigen Arbeitnehmer „von ihrem spezifisch jugendlichen Leben ausgeschlossen“ wurden.

Was einmal wohlverdienter Ruhestand hieß, ist nun „gesamtgesellschaftlich bezahlte Freizeit“, welche die Rentnerinnen und Rentner nach Jessens Ansicht vorwiegend auf dem Golfplatz verbringen. Ich weiß nicht, in welchen Kreisen der Autor verkehrt, die Rentner, die ich kenne, arbeiten auf Stundenbasis oder engagieren sich ehrenamtlich, wenn sie es sich leisten können. Angesichts des bevorstehenden Weltuntergangs seien individuelle Spielräume frivol, der „Verlust des unbeschwerten Konversationstones“ – man kann es auch freie Meinungsäußerung nennen – „ein pädagogischer Gewinn“ und „einschneidendere Verbote“ zu erwarten.

Im Vergleich mit der Französischen Revolution, deren Tugendterror „Parallelen zum heutigen Tugendideal der woken Jugend“ aufweise, sieht Jessen die westliche Gesellschaft als Wiedergängerin des Ancien Régime, einer lasterhaften „Hölle schamlosen Konsums, schamloser Sexualität, gottloser Freidenkerei.“ Da würde Wladimir Putin sicher zustimmen. – Dr. Sabine Brandenburg-Frank

 

Großes Aufreizerfoto auf dem Titelblatt der Ausgabe Nr. 35 vom 25. August und was für ein Artikel: eine „Kaskade“von Beschreibungen, Zuschreibungen, Verurteilungen, Pauschalisierungen …. über die Jugendlichen und auch über die Alten ….Alslangjährige ZEIT Abonnentin bin entsetzt über den Inhalt und dieses Niveau!

Ohne Zweifel, hat die Pandemie unsere „Luxusgesellschaft“ und alle ihre Bevölkerungsgruppen ohne Vorwarnung überrascht. Und alle Gruppen waren betroffen, jede in ihrem individuellen Leben. Im Nachhinein ist es leicht zu kritisieren, doch „jammern“ und bemitleiden führt nicht zu konstruktiven Lösungen und Konzepten und Visionen für die Zukunft. Es würde den Umfang eines Leserbriefes sprengen, wenn ich mich zu all dem inhaltlich schriftlich äußere, was ich anders sehe und lebe. Ich möchte hier an dieser Stelle nicht ping-pong spielen. Eine Gesellschaft kann in Ihrer Gesamtheit nur so gut funktionieren, wie die einzelnen Mitglieder gut zusammen“arbeiten“.

Das schreibe ich Ihnen aus meiner Perspektive/ Jahrgang 1952 – Mutter von 3 Kindern, 3 Enkelkindern – pensionierte Lehrerin/u.a.Schule für Kranke, die als späte 68erin den heutigen Schülern Mut gemacht hat, sich zu engagieren und eigene Visionen für ihr Leben zu träumen und zu planen, sich vom Konsumterror der Wirtschaft nicht blenden zu lassen …. und zu meinem großen Glück und mit riesiger Herausforderung lebe ich seit 1 1/2 Jahren im 3 Generationenhaus mit Tochter, Schwiegersohn und Enkel. …. da bekommt „Überlebensinteresse“einen ganz speziellen Sinn! – Elke Hauke

 

Als Zeitleserin seit meinem 13. Lebensjahr bin ich erneut geschockt über die ständigen Diskriminierungen von Frauen in ihrer Zeitung. Beispiel, Ausgabe N35, S.56 Mitte unten / « Barrierefreiheit…für Rollstuhlfahrer oder Mütter mit Kinderwagen… »!!! Es gibt auch Väter, Stiefväter, Opas, Kinderbetreuer, Brüder, Omas, sprich « Menschen mit Kinderwagen », die Barrierefreiheit schätzen bzw. benötigen. – Aline Scholz

 

Der sehr ausführliche Artikel erklärt den „Älteren“ manches. Aber es gibt auch unverständliche Formen des Protestes. Warum zeigt man in dem Zusammenhang zwei junge Leute die im Wald rauchen ? – Bernd Nasner

 

Als beschwerte junge Frau möchte ich auf Ihren Artikel in der Zeit vom 25. August 2022 reagieren. Das Kommentar, dass wieder ein Boomer eine Diagnose über „die Jugend“ abgibt, kann ich mir leicht verkneifen – ich stimme nämlich mit vielen Aspekten Ihrer Diagnose überein. Den (in diesem Fall von den Alten moralisch argumentierten) Coronamaßnahmen, dem verpassten jugendlichen Leben und einem zerstörten Planeten setzen wir Jungen Moral, Verzicht und Verhaltsanpassungen entgegen. Damit geht eine neue Empfindsamkeit einher – zum Glück, möchte ich hinzufügen, denn viele junge Menschen wissen, was sie zu verlieren oder schon verloren haben. Die neue Härte gibt es übrigens auch, aber das ist hier nicht das Thema.

Doch worin ich nicht übereinstimme, ist Ihr Fazit: Trost, durch das drohende Ende das Leben als Geschenk zu sehen? Ein Problem hierbei ist, dass in unserem Fall das „Ende“ (die Zerstörung des Planeten und unserer Lebensgrundlage) kein jähes ist, keine plötzliche Apokalypse von heute auf morgen, und danach wird’s besser. Das Ende ist ein schleichendes, wo wir nie sicher sein können wann es anfängt und wo es aufhört. Darin liegt kein Trost. Für mich liegt der Trost wo anders: nämlich in der Hoffnung. Das ist zwar auch metaphysische Logik, aber nur zum Teil: Es geht nämlich um eine Hoffnung, die nicht auf später verweist, oder naiver Optimismus ohne Realitätsbezug ist. Es ist Hoffnung, die im Handeln entsteht und durch die Handeln entsteht. Ich entdecke meine Handlungsfähigkeit, dabei entsteht meine Hoffnung. Und weil es ich handeln kann, gibt es Hoffnung.

Warum Hoffnung? Die Reaktion der Jugend, die Sie beschreiben, kommt auch von einem stetigen Ringen mit dem eigenen Handlungsspielraum. Der ist nämlich paradox: Uns hallen noch die Worte unserer Eltern in den Ohren – „Ihr könnt alles machen!“ Schier endlose Möglichkeiten in Konsum und Lebensweise stehen der eigenen Ohnmacht den großen politischen Themen gegenüber, die existenziell sind. Deswegen hadern wir: mit dem was ist und mit dem, was sein soll.

Ein „klimagerechter Planet“ ist nun Mal schwerer vorstellbar als freie Sexualität. Das Hadern führt manchmal zu Eigenbeschäftigung und zur Selbstreflexion. Was kann ich schon beeinflussen? Und manchmal führt diese kribbelige Energie auch nach außen (z.B. Klimaproteste). Dieses Hadern mit dem eigenen Handlungsspielraum ist für mich auch eine Teilerklärung für sprachliche Regulierung: immerhin kann ich regulieren, was ich sage und hier niemanden schaden, wenn es durch mein Verhalten schon so schwierig ist. Und viele Geisteswissenschafter:innen haben nunmal wenig anderes gelernt, als mit Sprache umzugehen. Dort ist der nächste Handlungsspielraum.

Übrigens liegt auch im jugendlichen Widerstand eine gewisse Empfindsamkeit: Selten richtet sich der offene Widerstand gegen nahestehende Personen, wie z.B. früher gegen die Eltern, obwohl sie (gesamtgesellschaftlich gesehen) genauso zum eigenen Leid beigetragen haben wie vielleicht noch vor mehreren Generationen. Aber unsere Probleme kommen vom politischen ins persönliche und nicht umgekehrt, deswegen fühlen sie sich so groß und manchmal schwer bekämpfbar an. Und in all der Unsicherheit sind die nahen Beziehungen das, was das Sicherheitsbedürfnis erfüllt. Deswegen lieber sprachliche Verbesserungen als keine lautstarken Widerstände gegen den SUV der eigenen Eltern. Er bietet ja auch Schutz.

Übrigens kehrt sich die Empfindsamkeit dort um, wo der Protest auf das unsichtbare Gegenüber trifft: Online. Dort hört die Behutsamkeit auf und die sprachliche Regulierung wird existenziell – sie stellt das Gegenüber an sich (und nicht nur seine Sprache) in Frage, und wünscht sich das absolute Cancelling. Dann wird die eigene Moralität nicht zum Handlungsspielraum, und schon gar nicht zur Hoffnung. Sondern zur Erhöhung des eigenen Selbst. Aber auch das ist eine andere Geschichte.

Mein Trost liegt in meiner Hoffnung, dass sich Empfindsamkeit und Selbstreflexion mit der großen politischen Ebene verbinden können. Eine Verbindung von mir und der Welt. Das ist wäre ein weg vom tödlichen Bewahren des Status Quo aber auch ein weg vom tödlichen Umsturz, der blind über Leichen geht. Es wäre ein hin zur empfindsamen und tiefgreifenden Veränderung, rein in das Leben und seine Fülle. P.S: Sobald woke im Feuilleton vorkommt, ist es schon länger nicht mehr woke ;) – Sophia Stanger

 

Dass die Jahrgänge 1997 bis 2006 heute „unglücklich und unfrei“ sein müssen, erschließt sich mir (Jahrgang 1948, mit 3 Geschwistern) nicht. Dazu drei Anmerkungen: 1) In jungen Jahren manches schon selber machen, könnte beim Erwachsen-Werden helfen! Vielleicht hätten die heutigen „gepamperten“ Jugendlichen und jungen Erwachsenen früher einiges selbst organisieren müssen, statt die elterliche „Vollversorgung“ als selbstverständlich hinzunehmen. 2) Bei der „ständigen Bundeskanzlerin Merkel“ (2005 – 2021) waren offen ausgetragene Sachkontroversen Fehlanzeige, stattdessen wirkte sie für jeden potentiellen Sachkonflikt sedierend! Genau das provoziert eine noch so schlecht durchdachte Gegenposition!

3) Diese jungen Menschen waren die erste Generation, die ab dem Alter von etwa 12 Jahren die „asozialen Medien“ mit allen Vergiftungswirkungen erleben konnten – ohne dafür die Sachkompetenz zu haben, um dummes Zeug von Fakten zu unterscheiden. Wie bei den lautstarken 68ern ist die Krux der heutigen lautstark aktiven Minderheit, moralisch anspruchsvolle Themen zwar anzusprechen – aber ihre faktisch magere Fachkompetenz gerne zu verstecken. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Moin – der sicher klug analysierte, durchdachte und z.T. sogar handlungsweisende Artikel wäre besser lesbar und in seiner Argumentation nachvollziehbarer, wenn der Autor nicht in Thomas Mann`scher Art absatzlange Sätze in die schmalen Spalten gezwungen hätte – schade. Dadurch wird das Verfolgen des Gedankengangs und der Argumentation erschwert. – Dr. Rudolf Tamm

 

Mir kommt es eher so vor als würde die Jugend bei klarem Verstand sich und eine kognitiv eingeschränkte Mehrheit vor dem kollektiven Selbstmord bewahren wollen. – Dr. Herbert Zimmer

 

Wenn beim Titelthema die Fläche, die von Bildern und Überschriften eingenommen wird, ca. 2,75 mal so groß ist wie die Fläche, die der Text einnimmt, dann erinnert mich das das eher an ein Bilderbuch als an die ZEIT. Und wenn ein Thema als Titelthema angekündigt wird, weckt das bei mir einfach mehr Erwartungen, als das häufig der Fall ist (35/2022 ist nur ein Beispiel). Das ist schade, denn die Redaktion hat mit Sicherheit mehr Substanz zu bieten. – Gerhard Oßwald

 

Ein intelligenter und prägnant formulierter Essay über die Jungen und die Alten, der nur ein einziges Makel hat: sein Autor ist sogar drei Jahre älter als ich. Es ist im systemtherapeutischen Sinne eine paradoxe Intervention, wenn wir alten weißen Männer junge woke Menschen zum Jagen tragen – zum Jagen auf uns. Natürlich kann ich es auch nicht lassen: Ihren Artikel werde ich meinem Sohn weiterleiten und in Corona-Zeiten ist mir folgende Kampfrede eines jungen Menschen eingefallen. Vielleicht gefällt sie Ihnen. – Aber eigentlich bin ich zu alt für diese Scheisse. – Ingo Klamann

 

Allein schon die Bezeichnung „Entdecken“ über der Seite hat mich angeregt, den Artikel zu studieren, was nicht ganz einfach war, da der Autor sich einen Spaß macht, sehr partiell sehr gekünstelt zu schreiben. Doch bei der Lektüre, der ich eher mit dem Titel „Verschrecken, lamentieren, Wünsche wecken“ überschreiben würde, bekam ich einen dicken Hals. Ach, die arme Jugend, ihr wird die Perspektive der Zukunft geraubt; sie wird mehr gegängelt als gefördert und die allgemeinen Umstände in der BRD sind doch spartanisch, unfair oder sonst noch was!!

Bei der realen Betrachtung der Realität wäre es sinnhaft gewesen, nicht nur die „Alten“ als das „Problem“ zu beschreiben; alles richtet sich nach dieser großen Menge aus, die Politik, die Verkehrsgestaltung, die Freizeitgestaltung, etc. Wer hat denn diesen vermeintlichen „Wohlstand“ erarbeitet, das waren doch die vergangenen Generationen, die von sehr wenig ein echtes Wirtschaftswunder geschaffen haben. Sicher ist nicht alles ohne Probleme gewesen, es gab div. schwierige ökonomische oder monetäre Phasen, die unser kapitalistisches System harten Kraftproben ausgesetzt hat. Manchmal war es bereits 5 vor oder vielleicht 5 nach 12, doch die gemeinsamen Interessen, das Volk, die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und anderen Institutionen schafften es stets, den „Karren“ wieder aus dem Dreck zu ziehen.

Nun ist all diese gute Plattform für die Zukunft, für die Heranwachsenden ein gravierendes Problem, ja, ein Zukunftsbeschwerer. Sie müssen sich an die Konventionen halten, die wir als „graue“ Generation vorgegeben haben; müssen sich mit dem Wohlstand als Zumutung auseinandersetzen; dürfen nicht wählen und damit mitentscheiden; sind eingeengt in dem Korsett der Vergangenheit. Die notwendigen Freiräume sind nicht gegeben, weil die Übermacht der „Alten“ erdrückend ist. Dazu sind sie noch eine von vielen Minderheiten, die stets nicht zu „ihrem Recht“ kommen. Welch eine Verblendung!!!!

Der faire Journalismus sollte sich auf die Fahnen schreiben, zu berichten, nicht nur Meinungsmache zu betreiben. Dies stört mich so sehr, dass ich langsam beginne, div. Medien zu meiden, die sich gerne an der Main-stream-Ideologie – Minderheitenschutz über alles – orientieren. Der vorliegende Artikel geht in die Richtung. Wie war es früher, wurden wir da stets gefragt und bemitleidet. Nein, wir mussten uns engagieren, durchsetzen, einiges hinnehmen, ohne gleich zu resignieren. Mit dem Softerziehungsprogramm schaffen wir nicht die Mentalität, Problem zu analysieren, um sie zu lösen.

Ja, es ist nicht alles gut gelaufen, doch das liegt nicht nur an der Generation der Alten, sondern den diametralen Interessen mancher Bevölkerungsgruppen. Hier wirken Kräfte gegen einander, die der sozialen Marktwirtschaft widersprechen und unserer Gesamtgesellschaft ein Riesenproblem bereiten. Hier steckt sozialer Sprengstoff; die vorschreitende Spaltung der Gesellschaft in „Arm und Reich“ ist ein prekäres Thema. Hier müsste die Politik endlich ansetzen, doch die Machtverhältnisse verhindern dies.

Doch dies hängt nicht an der älteren Generation, hier gibt es viele Mitbürger, die ihr ganzes Leben gearbeitet haben und nun kaum noch über die Runden kommen; sicher sind davon auch die Heranwachsenden betroffen, die in so prekären Haushalten aufwachsen. Ergo, verschonen sie mich mit solchen Artikel, das fördert nicht die Sympathie zur ZEIT. Ich werde mich nächste Woche entscheiden, ob ich das Probeabonnement in ein normales Abo überführe. Nach dem aktuellen Stand, werde ich dies eher nicht tun. Doch die letzte Entscheidung ist noch nicht gefallen. – Johann Ludwig Steger

 

Man stutzt schon schockiert bei der fett gedruckten Zusammenfassung, man denkt, kann das bei der seit Jahrzehnten geschätzten, liberalen ZEIT tatsächlich durchgehen, oder man versteigert sich gar in Jugendsprech: „Hat der sie noch alle?“ Noch nie in 40 0der 50 Jahren habe ich in der ZEIT einen solch einseitig polemisch verquasten Artikel gelesen, den der Journalisten-Profi Jens Jessen wohl in eine anspruchsvolle Form gebracht hat, den man aber Einzelthema für Einzelthema leicht ins genaue Gegenteil verkehren müßte, ob Corona-Diktate, Bildungsmisere, Genderwahn, Sprechverbote, Umwelt-Versündigung, Tugend- Bevormundung, Achtsamkeitsregeln, Vielfalt-Gesellschaft, Kreuzfahrt/Golfclub- Generation usw, usw.

Es handelt sich im Grunde um eine durchgehende Diffamierung der älteren Generation mit ideologisch verdrehten Argumenten, wirklich ein Ärgernis, auch bei bestem Willen. Und dann noch, passend zum Thema, die französische Revolution, erklärt als Aufstand der unterdrückten Jugend „gegen eine Bande lasterhafter Greise“. Darauf muß man erst mal kommen. – Dr. Axel Heinicke

 

Ja, ja, die Senioren mit ihren Privilegien, ihrer Macht und ihrer „gesamtgesellschaftlich bezahlen Freizeit“. Ich habe selten in der ZEIT einen einseitigeren und gegen eine bestimmte Gesellschaftsgruppe tendenziell böswilligeren Beitrag gelesen. Kurz gesagt: Was ist der Unterschied zwischen einem 65jährigen und einem 20jährigen?

Der 65jährige hat bereits 40 Jahre etwas zum Erhalt dieser Gesellschaft und damit auch zum Wohlstand, den der ach so machtlose und unfreie Jugendliche genießt, beigetragen. Und ob die „Alten“ oder die „Jungen“ mehr mit ihrem (Shoppen-, Handy-, Party-, Döner-) Konsumverhalten zur Zerstörung der zukünftigen Lebensverhältnisse beitragen, müsste noch geprüft werden. Gegenzusteuern wäre jedenfalls nicht die Verantwortung von „Alten“ oder „Jungen“, sondern von Politikern mit Rückgrat. – Dr. Klaus-Dieter Beims

 

Etwas hat sich geändert, etwas ist durchgängig auf Moll gestimmt worden, Ernst und Leichtsinn haben die Generationenplätze getauscht. Die leichtlebigen unbelehrbaren Alten hinterlassen nicht nur eine verwüstete und bald unbewohnbare Erde, sie sind moralisch verkommen, sexistisch, rassistisch und weil sie anteilig an der Gesellschaft immer weniger werden, entstehen bei Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren Gefühle von Ohnmacht und Ausgeliefertsein. Unglücklicher und unfreier war selten eine Generation zuvor. Von den Senioren würde kein Opfer verlangt, alles hat hinter ihrem Überlebensinteresse zurückzustehen. Die Jugend wird auf einen Verzicht eingeschworen, den man den Alten in deren Lebenszeit nicht zuzumuten wagt.

Warum spielt Herr Jessen hier die Generationen gegeneinander aus? Gründe waren auch für frühere Jugendliche genug vorhanden, um zu verzweifeln, bis hin zum Verzicht auf Nachkommenschaft, zumal die damals herrschende Klasse der Jugend wenn überhaupt nur in Westdeutschland in Form einer außerparlamentarischen Opposition politischen Einfluss zuließ. Politische Machtlosigkeit war immer schon Markenzeichen nicht nur der rebellischen Jugend.

Spätestens mit den bereits 1972 veröffentlichten Erkenntnissen des Club of Rome und der Schreckensvorstellung einer Bevölkerungsexplosion, bei damals noch 3 Mia. Menschen und angesichts des schon immer schwebenden Damoklesschwerts einer atomaren Vernichtung, der rücksichtslosen Umweltzerstörung, der Vernichtung des Regenwaldes, des scheinbar unabwendbaren Ozonlochs, bis hin zu Tschernobyl konnte man nicht mehr von einer unbeschwerten Jugendzeit sprechen. Der Frust der heutigen Jugend über den verlorenen unbeschwerten Blick in die Zukunft ist natürlich völlig verständlich und hat mit der Klimaveränderung noch eine krassere Dimension.

Aber die harmlosen Versuche, eine Selbstverteidigung in Form eines „woken“ Achtsamkeitsdiskurses kombiniert mit rigiden moralischen Forderungen zu installieren, um damit die Mehrheitsgesellschaft einzuschüchtern sind eher lächerlich, weil sie weder ein Machtmittel sind, noch vom Großteil der Gesellschaft ernst genommen werden, auch wenn der Ravensburger Verlag sich einer beleidigten Minderheit hündisch unterwirft. Die Regulierungen von Sprech- und Verhaltensweisen richten sich eher gegen die Jugend selbst, wenn junge Dreadlock-Musiker nicht mehr spielen dürfen, oder Kindern Indianermärchen verboten werden.

Die Naherwartung der Apokalypse bedrückt alle Menschen aller Altersstufen, die Ratlosigkeit, wie ein auf Gier und Profit ausgerichtetes Globuszerstörungsprogramm beendet und in die Utopie eines nachhaltigen globalen Wirtschaftens umgewandelt werden kann belastet die gesamte Gesellschaft. Die Erde ist an einem Zuviel an kriegerischem Homo Sapiens erkrankt und hilft sich mit Fieberschüben diesen loszuwerden.

Die Freiheiten des grenzenlosen CO2-Konsums sind schon lange eingebüßt. Nun wird der Kopf in den Sand gesteckt und bei diesem Spiel ist übrigens auch die „Last Generation Instagramm“ nicht unbeteiligt. Bleibt denn wirklich nur der Trost der Einsicht in die Endlichkeit alles Irdischen, oder sollten wir besser, Junge und Alte gemeinsam trotzdem noch in Anbetracht des nahenden Endes statt eines Apfelbäumchens ein paar Windrädchen pflanzen? – Wolfgang Grimm

 

Ja, ja die Mütter… Auch die „Zeit“ bleibt noch oftmals in Klischees hängen. Z.B. beim Titelthema „Warum so ernst?“: „…Barrierefreiheit, was eine altersneutrale, auch für Rollstuhlfahrer oder MÜTTER(?!) mit Kinderwagen erfreuliche Maßnahme…“ Nein, für ELTERN mit Kinderwagen oder für VÄTER mit Kinderwagen…! Zweites Beispiel aus der gleichen Ausgabe, im Artikel über frühkindliches Lernen: „Doch der beeindruckende Ausbau der Kita-Kapazitäten hilft in erster Linie den MÜTTERN,…“ Nein, den ELTERN oder den VÄTERN und Müttern! – Martina Schmidt

 

Ich kann nur hoffen, dass es sich bei diesem Beitrag um ein zu lang gehaltene Glosse handelt. Widrigenfalls wäre ich in Zeiten vielfach beklagter Hassmails in den sozialen Medien entsetzt über einen derart undifferenzierten, unpräzisen und , ja, schon frontbildenden Artikel, der Zeile für Zeile unschwer von jedem Laien, ob der Jugend oder den Alten entstammend, widerlegt und zerlegt werden kann. Ach ja, das soziale Pflichtjahr für die Alten:

Bitte vergessen Sie nicht, die in Ost wie West geleisteten Wehrdienste gegenzurechnen. Und, Herr Jessen, vergessen Sie auch nicht den Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr, der zumindest auf dem Lande zusätzlich zum Wehrdienst üblich war. Und von dem man sich – zumindest in meinem Falle war das so – nur gegen einen, wenn auch geringen, Obolus, der sog. Feuerschutzabgabe, Jahr für Jahr freikaufen konnte. – Albert Kaifer

 


 

 

Leserbriefe zu „Darf eine Regierungschefin in diesen Zeiten wild feiern?“ Streit von Jana Hensel und Yasmine M‘Barek

 

Entscheidend ist, dass das Partyvideo geleakt wurde. Hätte Marin dies selbst veröffentlicht, wäre der aufgebrachten Diskussion dagegen absolut zuzustimmen. Im stillen Kämmerchen soll sich jedoch jeder Mensch so austoben können, wie er es braucht, um den Herausforderungen seines Berufs gewachsen zu sein. Ihr Amt führt sie sehr gut, bestätigten mir aktuell junge Finnen. Dass die Konservativen hier kräftig Schaum schlagen gehört zum politischen Geschäft. Go on, Sanna Marin. – Martina Eirich

 

Wir leben in einer Zeit, in der Menschen unterschiedlicher Couleur auf eine Gelegenheit warten, andere Menschen zu diffamieren und bloß zu stellen. Politikerinnen und Politiker in der Luft zu zerreißen. Die junge, beliebte und erfolgreiche Ministerpräsidentin Finnlands gibt sich authentisch. Gut so! Ich hoffe, die in Finnland wenigen kritischen Stimmen werden entgegen den Gepflogenheiten hierzulande schnell verstummen und Sanna Marin lässt sich nicht beirren. Yasmine M´Barek ist 23, Jana Hensel 46 Jahre alt. Die Einstellung ist oft auch eine Altersfrage! – Ulrich Niepenberg

 

Jana Hensel hat es ja selbst vorweggenommen: Ihre Haltung zum Thema ist einfach altmodisch. Dazu verkrampft und verklemmt. Wer hart arbeitet, darf auch feiern. Wir haben es in der Person von Sanna Marin eben nicht mit einer verknöcherten Mitsechzigerin zu tun. Und sie macht eine gute Politik, die mir in ihrer Klarheit und Konsequenz allen Respekt abnötigt. Wären wir in Deutschland doch auch so konsequent.

Im Übrigen ziehen die von Jana Hensel aufgeführten Vergleiche zu anderem rufschädigenden Verhalten von Politikern nicht: Boris Johnson hat heftig gefeiert, während er der Nation einen Lockdown verordnet hat. Christian Lindner hat auf Sylt „Hof gehalten“ und für den Steuerzahler eine Menge Kosten verursacht, weil ein Großteil der angereisten Politprominenz mit Dienstwagen, Chauffeur und Bodyguards kam. Und Rudolf Scharping hat sich mit Freundin im Pool ablichten lassen, während deutsche Soldaten kurz vor einem gefährlichen Auslandseinsatz auf dem Balkan standen und Ausgangssperre hatten.

Ja, Barack Obama hat sich sicher staatstragender Verhalten. Dafür hat er Drohnenmorde in Auftrag gegeben, bei denen auch unschuldige Zivilisten ums Leben kamen. Und er hat im Falle Syrien gekniffen, als er den potenziellen Einsatz chemischer Kampfstoffe durch Assad als „rote Linie“ bezeichnete und dann doch nicht handelte. Er hat damit das Ansehen der USA in der Welt schwer beschädigt. Wladimir Putin hat sich das bestimmt gemerkt. Wessen Verhalten ist jetzt kritikwürdiger? – Bernd Riegsinger

 

Ich vermute, dass Sie nicht tanzen. Denn sonst würden Sie wissen, dass es nur wenige Aktivitäten gibt, die so positiv wirken wie das Tanzen – stressreduzierend, angstösend, stimmungsaufhellend. Es ist genial, und alles ohne Drogen. Ich vermute, dass Sie deutlich weniger kritisch wären, wenn ein Video erschienen wäre, in dem Frau Marin in dünnem Sportdress einen Halbmarathon läuft oder im kurzen Sommerkleid gärtnert – also ein in der bürgerlichen Mitte respektables Hobby gezeigt hätte. Tanzen ist ein großartiges Hobby, und wenn es nicht respektabel genug für die bürgerliche Mitte ist, dann liegt das nicht am Tanzen, sondern an der bürgerlichen Mitte.

Tanzen ermöglicht wie kaum etwas anderes, den Alltag, die Arbeit, die Probleme für einen Moment zu vergessen. Darum kann ich das Tanzen nur jeder Frau und jedem Mann empfehlen, versuchen Sie es mal, Frau Hensel. Ich weiß, wovon ich spreche, denn für mich und meinesgleichen gibt es zum Glück inzwischen ü50-Parties, weil wir die ü30- und ü40-Parties längst hinter uns haben und zuversichtlich darauf hoffen, dass wir auch die ü90-Parties locker schaffen, weil wir dieses tolle gesundheitsförderliche Hobby pflegen. – Bettina Schmidt

 

Ich bin Jahrgang 1950, also ein weißer, alter heterosexueller Mann. Da ich kein Voyeur bin, kenne ich wahrscheinlich nicht alle Fotos und Videos, die über Frau Marin in Umlauf sind. Was ich bisher gesehen habe, zeigt eine junge Frau, die Spaß am Leben hat und aus dem Spaß vielleicht auch die Kraft für außergewöhnliche Leistung bezieht. Wo ist also das Problem? Das Problem, mit dem man sich auseinandersetzen sollte, sind die Menschen, die solche Bilder machen und veröffentlichen, und die, die so etwas zu einem Skandal hoch jubeln. – Karlheinz Martín

 

Boris Johnson ist nicht u. a. deshalb untragbar geworden, weil er Partys feierte, sondern weil er sie während des strengsten Corona-Lockdowns feierte, und das auch noch in seinem Amtssitz, und weil er hinterher gelogen hat. Er hat gegen Gesetze verstoßen und anschließend gelogen. Das waren seine Vergehen, nicht das Partyfeiern an sich. – Dr. Ulrich Willmes

 

Ich meine ja sie darf und außerdem wird sie mich nicht um meine Meinung fragen wollen! „Nun feiere ich auch den halben Geburtstag. Man kann es ja nie wissen.“ (Jo Dantes, *1946, US-amerik. Filmregisseur) – Klaus P. Jaworek

 

Man kann Frau Marin vielleicht vorhalten, dass sie bewusst nicht mit ihren Reizen geizt. Das war es aber auch schon. Das tun Millionen anderer Frauen auch, die der Meinung sind, dass sie es sich leisten können. Das gehört zum Grundrecht eines freien Menschen! Einer Frau vorzuschreiben, wie sie sich zu kleiden oder beim Tanzen zu bewegen hat, schränkt ihre Grundrechte ein, solange das nicht den Tatbestand der Erregung des öffentlichen Ärgernisses erfüllt. Erst recht, wenn sie es nur im privaten Bereich macht. Grundrechte gelten uneingeschränkt auch für Politikerinnen!

Frau Hensel macht Fehler in ihrer Argumentation. Ihre Vergleiche mit anderen Beispielen sind nicht korrekt! Sich „danebenbenehmen“ darf jeder, denn das ist keine Rechtsverletzung. Plagiate zu produzieren, Spesen annehmen und gegen Coronaregeln zu verstoßen (Boris Johnson) sind Rechtsverstöße oder Verletzungen von Vorschriften. Diesen Unterschied sollte sie erkennen. Das eigentliche Problem an dieser Geschichte hat der kritisierende Beobachter mit sich selbst und seiner eigenen Einstellung! – Dr. med. Martin Krivacek

 

Eine Ministerpräsidentin tanzt – huch! Und sie macht das auch noch gut – huch! Was bleibt da noch von der Würde des Amtes? Die Skandalmaschinerie ist in Gang gesetzt. Jene Skandalmaschinerie, die bei bier- und karnevalstrunkenen Politikern begeistert mitschunkelt. Ja, Politikerinnen sollen auch Menschen sein, nahbar, aber doch bitte gleichzeitig übermenschlich, keusch, abstinent. Ich hoffe, all diese unsäglichen Diffamierungen sind auch letzte Zuckungen eines zum Sterben verurteilten Patriachats.

Aber Ihren Artikel, Frau Hensel, kann ich so nicht durchgehen lassen, Ihre Argumentation ist geradezu obszön. Nachdem sie betonen, weibliche Fehler darf man nicht durch den Verweis auf männliche Fehler wegdeuten, vergleichen Sie Frau Marins Verfehlung mit der von Boris Johnson – schon interessant. Und nun ignorieren Sie alle wesentlichen Fakten: Johnson hat illegale (!) Parties in seinem Dienstsitz (!) mit Mitgliedern seiner Regierung (!) gefeiert und dies lügnerisch bestritten (!). Nichts davon trifft auf Frau Marin zu, sie hat sich einfach nur in ihrer Freizeit (die auch ihr zusteht) amüsiert – schön, dass ihr das noch gelang. – Ulli Wagner

 

Mit ist doch eine tanzende, fröhliche und mitten im Leben stehende Ministerpräsidentin, die dazu noch ihren Job exzellent ausführt, zehnmal lieber, als ein Präsident der lügt, betrügt und hetzt oder ein Kanzler mit bedenklichen Erinnerungslücken. Wer beschädigt da sein Amt wohl mehr? – Thomas Klementz

 

Es ist besser eine Ministerpräsidentin die in der Politik bzgl. Putin Mut hat und tanzt als einen Bundeskanzler der in der Politik bzgl. Putin feige ist und sich an nichts erinnern kann! – Stein-Erik Greter

 

Darf eine Regierungschefin wild feiern? Aber natürlich darf sie das! Mir ist nicht bekannt, dass (finnische) Ministerpräsidentinnen mit ihrem Amtseid auch eine Art von Keuschheitsgelübde ablegen müssen. Tanzen ist doch eine natürliche Bewegungsart wie gehen, laufen oder schwimmen. Was daran ist denn schlimm? Ich hätte ich es passender gefunden, wenn Jana Hensel denjenigen oder diejenige moralisch verurteilt hätte, die diese privaten Bilder ohne Wissen und Autorisierung von Sanna Marin veröffentlich haben.

Auch kann ich mich nicht erinnern, dass Jana Hensel einen ähnlichen Kommentar über die wilden Tänze von Boris Johnson oder gar über die Tänze des betrunkenen Boris Jelzin verfasst hat. Weil das alte weisse Männer waren, die so etwas dürfen? Liebe Frau Hensel, schreiben Sie lieber entrüstete Kommentare zum Verhalten des christlichen Personals, das Kinder sexuell mißhandelt und trotzdem straflos bleibt. Das wäre ein Verhalten, das Sie und wir laufend anprangern müssen. – Michael Thoma

 

Die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin wegen ihres Looks und ihrer Lust zu feiern zu einem Streitthema zu machen, passt ganz und gar nicht ins 21. Jahrhundert. Warum sollte eine Ministerpräsidentin ihre Authentizität kaschieren und im Einerlei des politischen Mainstreams mitschwimmen, wo wir alle uns doch tagtäglich über die Politikverdrossenheit der jungen Wählerinnen und Wähler angesichts der Phrasendrescherei des politischen Establishments beklagen; übrigens: das Französische hat für letztere eine eigene Vokabel: die langue de bois, die bei unseren Nachbarn immer wieder öffentlich beklagt wird und die in deutschen Talkshows immer mehr Überhand nimmt.

In Finnland hingegen verbirgt eine authentische und starke Frau ihre politischen Ansichten erfreulicherweise nicht hinter einem biederen Äußeren, das in Deutschland lange Zeit gesetzt zu sein schien und durch die Contra-Autorin fortgesetzt gefordert wird. Sanna Marin im gleichen Atemzug mit Boris Johnson und den ausschweifenden Partys in seinem Amtssitz zu nennen, ist ein misslicher Vergleich. Johnson hat gegen die Corona-Regeln verstoßen, die er selbst erlassen hatte und durch die Partys seine politische Glaubwürdigkeit verloren … und Sanna Marin, wogegen hat sie verstoßen? Gegen ungeschriebene Etikette etwa?

Nein, sie ist eine natürliche und starke Frau mit einem klaren politischen Programm. Sie hat das Recht, sich zu geben wie sie ist, und das ist gut so. Schlimmer ist es, wenn durch und durch korrupte Politiker durch ein intendiertes geschöntes äußeres Erscheinungsbild als Wolf im Schafspelz auftreten und Gefahr laufen, die Menschheit in den Abgrund zu treiben. Davon gibt es leider viele – Namen möchte ich nicht nennen – und denen sollte der Boden unter den Füßen abgegraben werden. Die hohe Zustimmung in ihrem eigenen Land zu ihrer Politik gibt Sanna Marin recht, wenn sie so handelt und auftritt, wie sie es tut. Es gibt wahrlich wichtigere Dinge, über die es sich lohnt zu streiten. – Thomas Eilrich

 

Nachdem ich mir das Video angesehen habe, frage ich mich, was es daran zu kritisieren gibt. Das soll „wild feiern“ zeigen? Vielleicht „ausgelassen“, na und? Das darf eine private Feier, auch wenn eine Ministerpräsidentin anwesend ist, auch sein. – Manfred Gutmann

 

Ich bin irritiert! Die „darf-die-das-Frage“ in einer liberalen Zeitung, als (Streit)-Frage zu stellen. Sogar die „darf-nicht-Position“ mit Inbrunst von einer hauseigenen Autorin vertreten zu lassen, in einem liberalen, demokratisch geführtem Land! Warum machen Sie das? Eine Frage zu stellen, die den Geist von Inquisition, von Überwachung und Denunziation in sich trägt. Eine Frage, die der strenggläubige Klerus, der misstrauische Despot, der herrschsüchtige Autokrat nur zu gerne stellt und gleich selbst beantwortet, wer, was, wann darf.

Was ist denn hier strittig? Das Tanzen? Akkurater Standardtanz oder Landesfolklore im Kostüm wären doch keine Aufreger. Es ist das Ausgelassene, das Sündige, der Kontrollverlust (Drogenverdacht!), was hier als Systemgefährdend herbeifantasiert wird. Das Vertrauen in die Kompetenz soll erschüttert werden- ganz ähnlich wie die Putin-Trolle die finnische Journalistin Aro mundtot machen wollen (Kerstin Kohlenberg, ebd. DIE ZEIT, S. 20).

Dabei „kann-die das“ was von ihr verlangt wird, die finnische Ministerpräsidentin, konzentriert arbeiten und gut regieren. Und sie kann ihre Lust und Lebensfreude im Tanzen ausdrücken. Möge es ihr helfen, nicht zu verzweifeln, in einer Zeit aufstrebender Autokraten und herrschsüchtiger Männer, deren „Lebens-Lust“ sich darin ausdrückt, (junge) Frauen für sich tanzen und Männer stramm stehen zu lassen. – Jürgen Pilz

 

Jana Hensel bringt in ihrer Positionierung viele wichtige Argumente. Doch so wie ihrer Meinung nach Sanna Marins Verhalten (im privaten, vermeintlich geschützten Raum wohlgemerkt!) dazu führt dass „das Amt (…) geschwächt (wird)“, so führt der letzte Teil ihres Artikels dazu, dass die Argumentation geschwächt wird und dass ich ehrlich gesagt beim Lesen ziemlich wütend geworden bin.

Boris Johnson (notorischer Lügner, Corona-Regeln-Verachter, Brexit-Demagoge) und Rudolf Scharping (no further comment, alles bereits im Artikel genannt) als „Vergleiche“ bzw in einem Artikel zu Sanna Marin zu nennen, das ist komplett unverhältnismäßig und geht meiner Meinung nach tatsächlich unter die Gürtellinie.

Ja, wir Frauen sollten unsere Fehler nicht damit entschuldigen, Männer hätten das ja schließlich auch schon gemacht. Wir wollen eine andere Welt gestalten, die fairer, gerechter, wertschätzender ist. Das private Tanzen einer 36jährigen Ministerpräsidentin auch nur im entferntesten mit dem Verhalten von Boris Johnson oder Rudolf Scharping zu vergleichen trägt aus meiner Sicht nun gerade nicht zu einer solchen Welt bei, liebe Frau Hensel. – Anna Wieser

 

Mit großer Verärgerung habe ich den Beitrag von Jana Hensel über die finnische Ministerpräsidenten gelesen. Die vermeintlich kluge Autorin argumentiert hier nach meinem Dafürhalten wie Fräulein Rottenmeier. Die von Hensel selbst als Sittlichkeitsdebatte definierte Diskussion ist aber nicht einfach ungemütlich, sie ist lächerlich. Abgesehen davon, dass auch einer Politikerin ein Privatleben zusteht, ist es vorgestrig und moralinsauer, hier zofenartig eine Verletzung der Würde des Amtes auszumachen. Diese angebliche Verletzungen kann doch nur als solche wirken, weil es Leute wie Hensel gibt, die den privaten Tanz der finnischen Ministerin skandalisieren.

Der eigentliche Aufreger wäre für mich, warum so ein privates Video in die Öffentlichkeit geschubst wird. Das nenne ich unanständig, weil es zeigt, dass Menschen selbst im sozialen Nahraum sich nicht mehr vertrauen können. Politiker in einer Demokratie sind keine Übermenschen, sondern Repräsentant ten aus dem Volk. Solange sie sich an Gesetze halten und niemandem schaden, interessiert mich nicht, wie sie privat feiern. Hensel fordert, die Ministerin müsse sich an die Regeln halten. Wer im 21. Jahrhundert einen angeblich zu aufreizenden Tanz als Regelverstoß bewertet, ist vielleicht noch nicht ganz in der Gegenwart angekommen. Derart antiquierte Haltungen sollten wir möglichst schnell überwinden. – Erika S. Becker

 

Viele beurteilen Politiker, insbesondere solche in präsidialen Positionen, nach deren Erscheinungsbild, nicht ihren Fähigkeiten und Erfolgen, oft geleitet von uralten Vorstellungen, von alten, vertrockneten Männern ohne jegliche geistige Frische. Heute bedarf es anderer Kriterien. Warum soll Sanna Marin nun auf einmal verhutzeln und vertrocknen, nur weil sie ins Präsidentenamt gewählt wurde? Sie bringt frischen Wind ins Amt, in die Politik und auch in andere Länder. Unterstützen wir sie! Sie tut uns gut. – Frieder Seiferheld

 

„Pro und Contra“ bringt – so soll es sein – bedenkenswerte Argumente für jeden Standpunkt. Selten aber war ich mir in der persönlichen Bewertung sicherer: Frau M’Barek ist zuzustimmen! Leider vergleicht Frau Hensel mindestens 2mal „Äpfel mit Birnen“. Die Parties des Herrn Johnson verstießen gegen geltende Gesetze; Herr Scharping (und Frau Pilati) hatten der Veröffentlichung der „Pool-Aufnahmen“ zugestimmt. Nicht so Frau Marin! Also war die Veröffentlichung des Videos nach deutschem Recht (wahrscheinlich auch in Finnland) eine Straftat. Als Richter i. R. meine ich: Wer illegale Aufnahmen zu Gesicht bekommt, sollte sich somit verhalten, als habe er/sie nicht gesehen.

Ein weiterer Gesichtspunkt: lange war es selbstverständlich, dass nur alte Männer die Geschicke eines Staates bestimmen. Die Mehrheit der Finnen wollte (und will, hoffentlich) es anders. Dann aber auch konsequent: eine junge Frau muss sich auch als Politikerin im privaten Kreis nicht wie ein alter Mann benehmen (Hervorhebung unbeabsichtigt, als alter Mann (Jahrgang 1954) kriege ich gerade meinen Laptop nicht in den Griff!!!) , sondern ihre Arbeit ordentlich tun.

Im Gegensatz zu manch einem/r anderen Politiker/in scheint Frau Marin nicht nach öffentlicher Selbstdarstellung zu gieren, sondern den wirklichen Anforderungen ihres Amtes gerecht zu werden. Nein, ein „Streit“ um ein illegal veröffentlichtes Video scheint unangebracht. Und die Mißbilligung von Frau Sarins kurzer Hose ist leider nur höchst „moralinsauer“! – Friedrich Schweikert

 

Mein Kommentar bezieht sich auf Jana Hensels Nein!-Beitrag. Sanna Marins Partyvideo mit den Eskapaden von Boris Johnson zu vergleichen ist schon ziemlich daneben. Der britische Regierungschef feierte während eines strikten Lockdowns und noch dazu auf Regierungskosten. Auch Christian Lindners Hochzeitsfeier auf einer zu der Zeit umstrittenen Urlaubsinsel mit in Privatjets anreisenden Regierungsmitgliedern ist ein schiefer Vergleich mit wildem Tanzen auf einer dem Anschein nach sehr normalen Party.

Das Traurigste an dieser Sache ist doch – neben der unnötigen Kontroverse -, dass Sanna Marin mit dem Leaken des Videos von Menschen betrogen wurde, denen sie vertraut hat. Ich hoffe, sie wird irgendwann wieder unbeschwert tanzen können – und zwar als Regierungschefin. – Nina Kirst

 


 

 

Leserbriefe zu „Völker, hört die Signale!“ von Robert Pausch und Bernd Ulrich

 

Tolle Analyse. Nachvollziehbar, Roter Faden, neue Überlegungen, Klarheit und Stringenz. Der Artikel ist augenöffnend und überzeugend. Kritischer Journalismus wider die traditionellen Narrative. Geschichte, Tradition, Gegenwart der Sozialdemokratie aus einer anderen Perspektive. Ja, verstanden. Das Lesen und das Nachvollziehen machen einfach Spaß. Es ist bereichernd. Ein Lesegenuß. Erneut. Wie schon bei unzähligen Artikel zuvor in all den Jahren, quer durch das gesamte Blatt. Darum bin ich nicht nur jahrelanger Abonnent, sondern auch Fan von DIE ZEIT.

Jetzt noch vom Schwärmen zum Inhalt. Die Sozialdemokratie ist auf Tauchstation – also am bevorzugten Aufenthaltsort des Kanzlers. In meiner Erinnerung hat sich kein sozialdemokratischer Kanzler weiter von seiner Partei entfernt als Scholz. Bei Helmut Schmidt kam es zum Bruch mit seiner Partei beim Nato-Doppelbeschluß, bei Gerhard Schröder bei der Agenda 2010. In beiden Phasen dieser Kanzlerschaft gab es aber beinharte inhaltliche Auseinandersetzungen um sozialdemokratische Werte und Positionen. Beide, Schmidt und Schröder, bekannten sich aber stets zu den Werten und der Tradition der Sozialdemokratie.

Davon kann bei Scholz keine Rede sein. Er scheint mit dem glücklichen und überraschenden Gewinn der Kanzlerschaft seine politischen und persönlichen Ziele erreicht zu haben und bleibt in vielerlei Hinsicht weit hinter den Erwartungen zurück. Ja, natürlich, zuerst das Land, dann die Partei, umso mehr in diesen Zeiten. Uneingeschränkt. Scholz wirkt aber fast wie ein parteiloser Kandidat, parteipolitisch völlig farblos, viel zu selten eine klares Bekenntnis und es ist auch nicht zu erkennen, daß ihm Werte, Tradition und Zukunft der Sozialdemokratie irgendetwas bedeuteten. Das ist mindestens bedauerlich.

Denn die Einschätzung der Autoren, daß die mittelfristige Zukunft tatsächlich einen starken Staat benötigt, u.a. mit klaren Gerechtigkeitsvorstellungen beim Lösen der ökologischen und ökonomischen Herausforderungen, ist plausibel. Mehr Mut, mehr sozialdemokratische Begeisterung und mehr Klare-Kante möchte man der Sozialdemokratie wünschen. Sie ist heute noch so wichtig wie in ihrer Gründungsphase im 19. Jahrhundert, wie in Weimar und wie zu Beginn der Entspannungspolitik. – Hans-Jörg Glaß

 

Mit sensibler Innensicht sezieren die Autoren die eigentümliche, ganz und gar nicht neue sozialdemokratische Verzagtheit und Verdrucktheit, die Angst, es könne auch nur eine Handvoll Menschen geben, denen man – die SPD – es nicht recht mache, die Panik vor irgendeiner Art von „Klassenkampf“. Jetzt, da wir den Klassenkampf von oben seit langem haben und er sich derzeit als kleinster Koalitionspartner der SPD wohlfühlt, fehlt der Sozialdemokratie selbstverschuldet und langjährig vernachlässigt eine Vision einer anderen Lebens- und Wirtschaftsweise, ein anderes Gesellschaftsmodell; vermutlich wartet die Vision noch auf einen Arzttermin.

Die anscheinend unaussprechliche Zuneigung von Olaf Scholz zum Finanzkapital ist nur einer der Indikatoren dafür. Konsequent zu Ende gedacht, müsste der Artikel darauf hinweisen, dass nicht mit weniger Gütern, weniger Emissionen und weniger „Wohlstand“ zu rechnen sei. Vielmehr sind restlos alle Ressourcen für die heutige Wirtschaftsweise entweder extrem knapp oder nahezu erschöpft (auch die Menschen), der Klimawandel ist nicht portionierbar und die Verteilungs- und Gerechtigskeitsfragen sind größer denn je.

Daher müssen neue Ideen, auch sozialdemokratische, kategoriale statt relationale Alternativen zum Wertschöpfungsbegriff und dem damit verbundenen Konzept von „Arbeit“ und Wohlstand entwickeln. Aber das wäre die allergrößte Angst der Sozialdemokratie: Dass sie – ohne Alternative im Kopf – die Grundlagen für die Klasse abschaffen müssten, in die Sozialdemokraten durch „Arbeit“ (früher auch Bildung) doch so gerne aufsteigen wollen, es droht ein „Aufstieg“ ins Nichts. Derzeit hat die SPD keine Vorstellung davon, was politischer Erfolg jenseits des „Aufstiegs“ sein könnte. – Rainer Nolte

 

Wunderbar, diese Beschreibung der derzeitigen SPD. – Marita Kruckewitt

 

Um Himmelswillen, was haben Sie nur da auf prominenter Seite 4 geschrieben ? Wortmächtig, ja, immer wieder begriffsverliebt, aber die Gedankengänge zusammengeschustert und ohne den geringsten Versuch, Fakten und Realitäten näher in Betracht zu ziehen: Ein echtes Pamphlet! Es ist nicht möglich, die Vielzahl Ihrer Unterstellungen hier aufzuzeigen. Nur diese Ansätze: „Gerechtigkeit“ (das Motto im Wahlkampf) findet sich leicht wieder in der Zahl bereits laufender Unterstützungen, in der Erhöhung des Mindestlohn, in der Zielsetzung von Minister Heil zum Bürgergeld. Und das Ringen um hoffentlich zielgenaue Unterstützung bei den Energiepreisen muss jeder vernünftige Bürger abwarten. Das Wort dafür ist zwar gegeben, aber die Entscheidungen und die Umsetzung muss die Regierung mit Klugheit (und „Allmahlichkeit“) umsetzen. Wie schnell eine rasche Maßnahme komplex wird, erlebt gerade Minister Habeck mit der Gasumlage.

„Problemlösungen“ – Sie packen alle gegenwärtigen Probleme aufeinander und wundern sich, dass die Regierung und ihre Parteien, noch keine befriedigende ‚Antwort‘ haben? Haben Sie die letzten Monate geträumt – wohl kaum. Das Prinzip Ursache und Wirkung ist leider immer noch gültig und die mühseligen, pragmatischen, teilweise konterkarierenden Aktionen verdienen Respekt und nicht Ihren Schmäh! Ja, Kritik muss und darf sein. Aber bitte nicht als Stimmungsmache sondern treffend. Wenn der Artikel wenigstens noch witzig wäre – statt irrwitzig. PS: Ich kenne Herrn Pausch nicht, schätze aber seit langem B.Ulrich – was ist da nur passiert? – Detlef Geisendörfer

 

Alles richtig! Umverteilung ist schon lange gerechtfertigt und jetzt auf jeden Fall notwendig, aber die Angst der Sozialdemokraten, als Sozis zu gelten, wird wohl wieder stärker sein als die Vernunft. Und so wird wohl irgendwann eine pragmatische „bürgerliche“ Regierung die Umverteilung in die Wege leiten müssen. – Dr. Ulrich Willmes

 

Die (rote) SPD hat längst vollkommen abgewirtschaftet! Da passt ein Kanzler Scholz, der sich an für ihn unangenehme Dinge nicht mehr erinnern kann, voll ins abgewirtschaftete Konzept. Noch hält die Ampel, wird diese abgeschaltet, was jederzeit möglich scheint, dann leuchtet nichts mehr „rot-gelb-grün“. Die Farbe Rot steht unter anderem auch für Macht, Liebe, Leidenschaft und Feuer, aber auch für Gefahr, Wut, Zerstörung und Zorn! „Blau ist das männliche Prinzip, herb und geistig. Gelb ist das weibliche Prinzip, sanft, heiter und sinnlich. Rot die Materie, schwer und brutal und stets die Farbe, die von den anderen Farben bekämpft werden muß.“ (Franz Marc, 1880-1916, deutscher Maler, Zeichner und Grafiker) – Klaus P. Jaworek

 

Ein brillant geschriebener Beitrag! Aber auch er wird leider nichts ändern. Kurt Tucholsky wusste zun diesem Thema schon 1931 nach der Weltwirtschaftskrise, warum man SPD wählen sollte: „Es is so ein beruhjendes Jefiehl. Man tut wat for de Revolutzjon, aber man weeß janz jenau: mit diese Pachtei kommt se nich.“ Weitere – sich eigentlich aufdrängende – Parallelen zwischen dieser Zeit zu heute sollte man sich wohl lieber ersparen. – Dr. Frank Bernhard

 

Wenn von 10 Milliarden Euro 70% den oberen 30% zukommen, müsste auch erwähnt werden wie viel die oberen 30% zu den 10 Milliarden beitragen um bewerten zu können, ob eine Umverteilung stattfindet. – Stefan Neises

 

Zuerst: Es tat gut diesen Artikel zu lesen. Ich bin seit über 40 Jahren SPD Mitglied, war öfters schon nahe dran auszutreten und bin gerade wieder nahe dran .Nur die regionale Zugehörigkeit hält mich ab, die Bundespolitik nicht! Woher das hadern? Die SPD hat sich zunehmend von der Gerechtigkeitsfrage entfernt und ist zu einer braven Partei geworden. Jetzt wieder. Es wird wieder ein Sozialpaket verkündet. Ohne die wesentliche Frage zu beantworten: Warum geht die Einkommensschere und die Vermögensverteilung immer weiter auseinander? Wieso wird die heilige Kuh Wachstum nicht hinterfragt.

Wohl weil mit der Möglichkeit ein bischen von oben durchtröpfeln zu lassen Wählerstimmen zu gewinnen sind? Wieso wird kein Koalitionsbruch mit der unsäglichen FDP riskiert. Wo bleibt die Diskussion über Vermögensteuern, Erbschaftssteuer , darüber, dass Konzerne unfassbare Gewinne machen und mächtiger werden als Staaten und die Verluste als systemrelevant von den Staaten ausgleichen lassen? Nebenbei ich hab noch nie Geld arbeiten gesehen. Ein 20 Euro Schein am Fließband ? Jetzt wäre doch die Zeit nicht den Verzicht an Konsummöglichkeiten zu bedauern, sondern den Erhalt von lebensnotwendiger Lebensqualität wie sauberes Wasser, lebendige Umwelt und so fort zu betonen.

Wo bleiben die Hoffnung, die Visionen einer nicht nur technologischen Rettung der Welt? Wo das“ wir schaffen das“ auch ohne SUV,( wieso werden so schwachsinnig schwere E-Autos produziert…ich weiß schon: Gewinn) Dienstautoprivileg , ausgeufertem Fleischkonsum, Plastikberge.. Wo bleibt das „ Völker hört die Signale“ : welche sind Klimawandel, Naturkatastrophen, Verteilungskriege, Flüchtlingsdramen . Reicht es noch nicht? – Dr. Bernd Magenau

 

Das Volk will keine Signale hören, das Volk will schon immer Brot und Spiele. Brot, wenn es Hunger hat, Spiele, wenn es ihm zu gut geht. Beim Brot hat die SPD im Lauf ihrer Geschichte meistens geliefert oder es zumindest versucht. Zur Zeit beispielsweise beim Mindestlohn oder beim beim Bürgergeld. Nun ist jedoch die Zeit der Spiele vorbei, es wird ernst. Wenn die SPD wieder (Wahl-) Erfolg haben will, muss sie ihre Signale an das Volk verstärken und werktags das durchsetzen, was sie sonntags verkündet: Brot liefern! Doch es sind leider diejenigen im Vorteil, die weiterhin Spiele verkünden. – Werner Bohn

 

Brillante Analyse in einem Satz – vor allem in Bezug auf die aktuelle Energiekrise. Wenn Politiker aus dem konservativen Lager heute fordern, die Regierung solle mehr für Erneuerbare Energien tun, klingt das wie blanker Hohn. Knapp zwei Jahrzehnte unionsgeführte Energiepolitik haben uns dahin geführt, wo wir heute sind. Die Einbrüche bei den Erneuerbaren Energien ab 2012 sind mit einer Person eng verknüpft, die im Umfeld der damaligen Kanzlerin alle wichtigen Schaltstellen besetzte.

Bei der Photovoltaik spricht man in der Branche von der Altmaier-Delle. Bei der Windkraft hingegen trat eine „Delle“ ein, die bis heute anhält. Dieses historische Versagen deutscher Energiepolitik wird immer noch viel zu wenig diskutiert, geschweige denn den Fordernden entgegengeschmettert. Es gibt ein Zitat vom damaligen Wirtschaftsminister Altmaier „Gas ist geil“ – das war 2021!? – Berthold Hanfstein

 

Ein Riesenkompliment und ein großes Dankeschön an die beiden Autoren, die den armseligen Zustand der SPD treffend und geistreich-wortgewandt beschreiben. Da der Beitrag auch kluge Empfehlungen für ein überarbeitetes, zukunftsfähiges Parteiprogramm enthält, sollte er zur Pflichtlektüre für jeden sozialdemokratischen Politiker gemacht werden. – Sven Herfurth

 

«Die soziale Frage bestimmt die Debatte. Doch die Sozialdemokratie ist verstummt. Was ist da passiert?» Vermutlich wird es in der ZEIT auf diese Frage demnächst eine Antwort der «Sozialdemokratie» geben. Doch das Thema ist auch von übergeordnetem Interesse. Soziale Gerechtigkeit ist etwas Gutes, Klimaschutz ebenso. Leider gibt’s bei den entsprechenden Zielsetzungen Zielkonflikte, die durch Bezugnahme auf ein übergeordnetes Ziel (das gute Fortbestehen der Menschheit) bereinigt werden müssen.

Ein erster Zielkonflikt ist dadurch gegeben, dass bisher vor allem klimaschädliches Wirtschaftswachstum sozialer Gerechtigkeit förderte. Bei diesem Wachstum war übrigens soziale Ungerechtigkeit ein Wegbereiter für soziale Gerechtigkeit. Denn zunächst konnten sich nur die Reichen Autos, Kühlschränke, Fernseher, Waschmaschinen, Ferienreisen etc. leisten. Das ebnete den Weg zur Massenproduktion mit den negativen Folgen fürs Klima und positiven Folgen fürs die soziale Gerechtigkeit.

In Ländern in denen sich nur die Elite die erwähnten Dinge leisten kann, ist der durchschnittliche Öko-Fussabdruck gering, mit positiven Folgen fürs Klima, aber mit negativen für die soziale Gerechtigkeit. Positiv fürs Klima ist auch, dass die Eliten in solchen Ländern keinen hohen persönlichen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten müssen, um zu Wohlstand zu kommen. Denn das hemmt klimaschädliches Wirtschaftswachstum.

Umgekehrt kann breit gestreuter, zu hoher Konsum gefördert durch Wirtschaftswachstum langfristig die Klimakrise befördern, mit katastrophalen Folgen nicht nur für den Wohlstand. Um das zu verhindern, muss der klima-schädliche Ressourcenverbrauch gedeckelt werden. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder durch entsprechende Preiserhöhung käme es zu dem Zustand, dass wieder nur die Reichen sich Autos, Flugreisen und Wohnkomfort leisten können.

Das ergäbe dann eine ähnliche soziale Ungerechtigkeit wie vor der erwähnten Massenproduktion. Oder aber, man rationiert die zu konsumierenden Ressourcen für alle. Das hätte zudem den Vorteil, dass das Wirtschaftswachstum zusätzlich gedämpft würde, weil Unternehmertum sich weniger rentierte. Wenn eine solche Rationierung aber nicht weltweit stattfände, würde das die Konkurrenzfähigkeit reduzieren. Entsprechende Erfahrungen liefert die Geschichte der DDR.

Beim Thema Reichtum ist allerdings zu bedenken, dass nur Reichtum, der sich im Konsumverhalten ausdrückt, sozial ungerecht ist. Wobei selbst das eine positive Komponente hat. Denn exklusiver Konsum schafft auch wieder meist attraktive Arbeit und Arbeit ist bisher das Mittel, um Lebensgrundlagen zu verteilen. Darüber hinaus kann Reichtum, der sich nicht in hohem privatem Konsum ausdrückt, positiv wirksam werden in den Bereichen Naturschutz, Kunst, Sport, Architektur, Forschung, Bildung etc.

Insgesamt gilt wohl, dass soziale Fragen und klimabezogene Fragen so eng miteinander verknüpft sind, dass es keinen Sinn macht, zwischen grüner und sozialer Politik zu unterscheiden. Es gilt ein übergeordnetes Ziel zu erreichen und dafür ist es notwendig, dieses Ziel und den Weg dorthin zu thematisieren und zusätzlich ein entsprechendes Weltbild zu definieren und einen entsprechenden Lebensstil einzufordern.

Weltweit gesehen spielt dabei die Demographie eine wichtige Rolle in Bezug auf die Frage, wie eine wünschenswerte Zukunft aussehen soll. Soll es immer mehr Menschen geben, von denen jeder immer weniger konsumiert, um so den Ressourcenverbrauch anzupassen. Oder soll es so sein, dass die Zahl der Menschen soweit begrenzt wird, dass noch genug für die Natur übrig bleibt. Und ausserdem genug für erfreuliche Dinge wie Tourismus, Sportanlagen, Freibäder, vielleicht sogar für Einfamilienhäuschen oder Wohnanlagen mit naturnahem Garten, etc. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Die SPD hat mindestens zwei fundamentale Probleme, die offenkundig in ihrer DNA fixiert sind: Die Suche nach der absoluten Wahrheit. Die Angst, ihren Wählern, ihrer Zielgruppe etwas zuzumuten. Die Suche nach der absoluten Wahrheit lässt sich sehr gut am Umgang mit ihren Kanzlern bzw. Kanzlerkandidaten festmachen. Brandt, Schmidt und Schröder sind praktisch an Ihrer Partei gescheitert. Von Brandt sagte Wehner „der Herr duscht gern warm“, H. Schmidt war mit seinem Raketendoppelbeschluss Hauptzielscheibe der berühmten Bonner Hofgartendemonstration, ein wichtiger Anführer: SPD-Urgestein E. Eppler.

Schröder hat man die Agenda 2010 übelgenommen, er verlor die folgende Wahl und Frau Merkel erntete die Früchte der Reformen. Dass bei „2010“ Verbesserungen sinnvoll gewesen wären, geschenkt, da sollten sich andere drum kümmern. Bei den gescheiterten Kanzlerkandidaten war es nicht wesentlich anders. Bei P. Steinbrück stieß die „Nominierung“ durch H. Schmidt und die Forderung nach „Beinfreiheit“ auf Bedenken der Basis und der Parteiinstitutionen.

Die Suche nach Absolutheit war zur Gründungszeit der SPD wohl modern. Literarisch manifestierte sich das in „Dantons Tod“. Der Vertreter der Absolutheit war dort Robespierre, Kompromisse waren für ihn inakzeptabel, er ging allerdings als Verlierer von der Bühne. Vielleicht sollte man Büchners Drama in der SPD zur Pflichtlektüre machen. Die SPD versteht sich als Partei der kleinen Leute, insbesondere der abhängig Beschäftigten. Diese Wählergruppe ist in Zeiten der Umbrüche besonders gefordert. Zu welchen Problemen das auch führt, zeigt folgendes Beispiel: beim Übergang von Autos mit Verbrennungsmotoren zu E-Autos fallen zahlreiche Arbeitsplätze in der Motorenproduktion für Verbrenner weg.

Prompt gingen Betriebsräte der betroffenen Firmen auf die Barrikaden und forderten diese Veränderung zu stoppen. Im Mittelpunkt standen und stehen die Sicherheit von Arbeitsplätzen und Einkünften. In Zeiten des Klimawandels ist das aber utopisch, technologische Veränderungen sind zwingend erforderlich. Diese möglichst schonend und akzeptabel für die Betroffenen zu gestalten und durchzusetzen ist Aufgabe der Politik und ganz besonders der SPD. In diesem Kontext sind allerdings alle Parteien mehr oder weniger sprachlos. „Glücklicherweise“ hat man mit dem russischen Überfall auf die Ukraine eine billige Ausrede. Die Bürger haben weitgehend Verständnis für die Unterstützung und die damit verbundene Belastungen.

Das längerfristige Problem Klimawandel muss daher warten. Schlimm dabei ist allerdings: alle Parteien wissen, dass der Klimawandel viel bedrohlicher und nachhaltiger ist als der Ukraine-Krieg, aber alle haben Angst, den Betroffenen die notwendigen Zumutungen, die erwartbaren Verluste offen darzustellen, ihnen reinen Wein einzuschenken. Die SPD scheut ebenso wie die CDU die Entwicklung langfristiger Konzepte wie der Teufel das Weihwasser, die Wähler könnten davonlaufen. Dass das anders ausgehen kann, zeigen die Grünen. Sie verfolgen seit 1979 in stoischer Gelassenheit die gleichen Grundsätze und sind in Wahlen auch noch erfolgreich. – Dr. F. Kleiner

 

Sie fragen wo „die Sozialdemokratie“ ist? Die Sozialdemokratie wie ich sie im Wahlkampf 1969 aktiv kennengelernt habe gibt es nicht mehr… Wahrscheinlich gab es sie damals schon nicht mehr. Carlo Schmidt, Herbert Wehner und natürlich Willy Brand (wegen Ihm und dem Engagement meiner Mutter in der SPD bin ich dann offiziell 1973 in die SPD eingetreten) waren seinerzeit unsere „Leitfiguren“ für die wir gerne „auf die Straße“ gegangen sind.

Aber auch damals schon hatte ich keinen Parteikontakt zu den „kleinen Leuten“ In den Ortsvereinen die ich bis heute „kennen gelernt habe“ (in manchen war ich ach aktiv) gab es sie damals nicht. Wir haben zwar Politik für diese Bevölkerungsgruppe machen wollen; aber ohne wirklichen Kontakt zu Ihnen zu haben. Kann ich heute zurückblickend sagen. Und heute? Finde ich nur noch „karrieristen“. Von der Schule zur Uni und dann in die Parlamente. Kontakt zur arbeitenden Basis? … Wieviel Personen ohne Abitur sind im Bundesvorstand? Na…? Warum sollte man solchen Personen wählen? – Frank Ellersiek

 

Die Entfremdung der SPD von ihren Wählern hat nicht nur mit mehr oder weniger Geld zu tun. 100 Euro mehr retten keinen. Es fehlen zunehmend Strukturen, die ein gutes Leben mit geringem Einkommen ermöglichen. Das sind einfache Dinge, wie Schwimmbäder, Bibliotheken, Treffpunkte, Ämter vor Ort. Menschen mit geringem Einkommen sind außerdem oft Menschen, die mit dem Alltag schlecht zurecht kommen. Das kann Ursachen wie Überlastung haben, aber auch innere Ursachen haben.

Wenn das Leben komplizierter gemacht wird, sind diese Menschen besonders betroffen. Die Privatisierungen von Gesundheitswesen bis zu Telefon machen das Leben komplizierter. Der Digitalisierungswahn macht das Leben komplizierter. Fehlende Grundversorgung in der Fläche macht das Leben komplizierter. Hier könnte eine SPD punkten. Der Erfolg des 9-Euro-Ticket zeigte die Bedürfnisse nach unkomplizierten Lösungen, die es ermöglichen mit geringem Einkommen am Leben teilzunehmen. – Ulrich Karthäuser

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Krankenindustrie“ von Caterina Lobenstein

 

Nach vierzigjähriger Arbeit als Arzt an einem Universitätsklinikum muss ich Frau Lobenstein völlig recht geben. Die stationäre Medizin wurde weitgehend industrialisiert. Das Ziel des effizienten Betriebes ist inzwischen der Gewinn, nicht – wie es sein muss – das Patientenwohl. Ob man das Abrechnungssystem DRG abschaffen oder reformieren soll, ist aus medizinethischer Sicht gar nicht die wichtigste Frage: Wie man für etwas bezahlt ist sekundär.

Das primäre Ziel hat die Gesundung des Patienten zu sein. Die Bezahlung sollte dem aber nicht im Wege stehen, was heute zu oft der Fall ist. Behandlungen, die nicht auf ein effizientes Fließband (standard operating procedures) passen, bleiben unterfinanziert. Das betrifft vor allem die sprechende Medizin und die nicht-operativen Fächer. Die ökonomische Lösung ist üblicherweise Personaleinsparung und damit Unterversorgung dieser Patienten. Können wir als potentielle Patienten so etwas wollen? – Prof. Dr.med. Michael Schmidt

 

Der Artikel von Caterina Lobenstein weist in eindrucksvoller Weise auf die Schwachstellen unseres Gesundheitssystems hin. Es passt wohl nicht alles in ein marktwirtschaftlich geordnetes Gesellschaftssystem. Man kann nur hoffen, dass sich der Gesundheitsminister der Sache annimmt und die Schwachstellen beseitigt. Interessant in diesem Zusammenhang wäre zu wissen, ob in anderen Ländern bessere Lösungen gefunden wurden. – Klaus Grieshaber

 

Seit 20 Jahren zwar nichts Neues – nach dem Lesen dieses Artikels bleibt einem nur der Wunsch, nicht in ein Krankenhaus zu müssen. Ich habe das Glück, ein Grenzgängermodell der Krankenkassen D/CH (gesetzlich versichert) zu haben und mich in Basel behandeln lassen zu können. Termine bei Fachärzten innert 2 Wochen. Diese kommen aus Deutschland, bei denen ich 20-30min in Behandlung/Aufklärung bin. Ich staune. Antwort: „In Deutschland macht das keine Freude mehr.“

Die Seele ist auch ein Organ. Und Nähe hilft heilen. Wenn Pflegekräfte und Ärzte ihre Patienten nur noch bürokratisch und ökonomisch „abwickeln“ müssen, geht deren ursprünglicher Sinn ihrer wertvollen Berufswahl folglich verloren. Hilfeschreie durch zahlreiche Streiks werden nicht ernst genommen. Folge: Burnout, Langzeitkrankheit. Und dann warten sie noch 6 Monate auf einen Platz in der Psychosomatischen Klinik. In der Krankenindustrie gibt es zwei Verlierer: Patient UND Pflegekräfte. Vielen Dank für Ihre stets wertvollen Recherchen! – Claudia Körner

 

„Die Krankenindustrie“ (Dossier – Zeit 35) müsste zur Pflichtlektüre für alle Bundestagsabgeordneten erhoben werden. All meine jüngsten Krankenhauserfahrungen wurden darin bestätigt. Nach künstlicher Beatmung auf der Intensivstation im Universitätsklinikum Ulm, wurde bei unserem neugeborenen Enkel Noah eine Gelbsucht diagnostiziert. Wegen Bettenmangel wurde er mit unserer Tochter ohne onkologischen Befund in die Onkologie verlegt und dort bestrahlt.

Die für das Gerät nicht ausgebildete Fachkraft stellte die Stärke falsch ein und erhitzte den Neugeborenen. Nur durch das beherzte Eingreifen unserer Tochter überlebte Noah diesen Vorgang. Danke für diesen eindrücklichen Bericht – aus meiner Sicht ein rein strukturelles Problem der Krankenhausindustrie, das schnellstmöglich korrigiert werden muss. – Hans Rahn

 

In dem lesenswerten Dossier über die Fallpauschalenabrechnung in den deutschen Kliniken wird ein relevanter Sachverhalt nicht thematisiert: Die Rolle des Medizinischen Dienstes (MD), früher Medizinischer Dienst der Krankenkassen (MDK). Beim MD handelt es sich um eine von den gesetzlichen Krankenkassen finanzierte Einrichtung, die die korrekte Einhaltung der Abrechnungen der Krankenhäuser überprüfen soll. Hierbei geht es einerseits um die sogenannte primäre Fehlbelegung, d.h. der MD prüft, ob eine stationäre Behandlung überhaupt erforderlich war.

Zweiter Schwerpunkt ist die Überprüfung einer sekundären Fehlbelegung, d.h. Überschreitung der für jeden Patienten errechneten Liegezeiten wie unterer oder oberer Grenzverweildauer. Die ursprünglich zum Schutz des Patienten eingeführte untere Grenzverweildauer, die eine „blutige“, d.h. die zu frühe Entlassung aus einer stationären Behandlung vermeiden sollte, wird vom MD dazu benutzt, eine Unterschreitung dieser unteren Grenzverweildauer zu erreichen, da dann die Krankenkasse einen erheblichen Rabatt für die erbrachte Krankenhausleistung erhält.

Widerspruch gegen die Entscheidungen des MD ist nicht möglich und ein strittiger Fall kann, wenn eine gütliche Vereinbarung nicht getroffen werden kann, nur durch die Klage vor dem zuständigen Sozialgericht geklärt werden. Gesetzlich ist festgelegt, dass abhängig von der vom MD erzielten Positivquote der Umfang der Prüfungen in den Folgequartalen bestimmt wird. Zusätzlich wird für jeden Fall, bei dem der MD zu einer anderen Berechnung der Fallpauschale als die Klinik kommt, neben dem teilweisen oder vollständigen Verlust des Erlöses – trotz erbrachter Leistungen – eine Strafgebühr in Höhe von 300 € für jeden Krankenhausfall fällig.

In der Summe führt diese Praxis zu einer jährlichen Rückforderung an die Kliniken in Millionenhöhe. Der personelle Aufwand, den MD und auch die Kliniken im Blick auf die Berechnung der Fallpauschalen betreiben, ist erheblich und das hierfür erforderliche medizinische Fachpersonal bleibt der Patientenversorgung dauerhaft entzogen. – Prof. Dr. Jochen Rudi

 

Vielen Dank für den sehr guten Artikel über die „Krankenhausindustrie“ Deutschlands und seine Folgen für den stationär behandelten Patienten. Ich will ergänzen, dass der erlösorientierte Aufwuchs DRG- lukrativer Teilgebiete der Medizin wie Kardiologie oder Orthopädie auch weitreichende Folgen für den ambulant zu versorgenden Patienten hat: über 90% der Weiterbildung junger ÄrztInnen erfolgt im Krankenhaus.

Die Chance, eine Weiterbildungsstelle in einem bestimmten Fach der Medizin zu bekommen, hängt entscheiden von der Größe der Krankenhausabteilung ab – so bestimmt der DRG-Erlös auch die Anzahl der Weiterbildungsstellen in diesem Fach der Medizin. Nach der Facharztreife eröffnen die meisten KollegInnen eine Praxis und vertreten dort das Fach, das sie gelernt haben. Somit bestimmt die Erlössituation des Faches im Krankenhaus direkt den Zugang zum Facharzt in der ambulante Versorgung von Patienten. 28% der niedergelassenen Internisten in Bayern sind Kardiologen (Quelle: Minister Holetschek; Gesundheitsressort Bayern).

FachärztInnen der sprechenden Medizin, die im DRG-System weniger Erlös erzielen können und damit weniger Weiterbildungsstellen anbieten können, sind eklatant unterrepräsentiert: so hat der Gemeinsame Bundesausschuss GBA bereits vor Jahren festgelegt, dass aktuell 8%, später sogar 10% der niedergelassenen Praxissitze der Inneren Medizin durch Rheumatologen besetzt sein müssen. Aktuell sind dies weniger als 4, in manchen Bundesländern weniger als 2%.

Die Folge ist, dass Patienten mit rheumatologischen Erkrankungen zu extrem langen Wartezeiten auf Facharzttermine gezwungen – mit der Konsequenz einer viel schwierigeren Behandelbarkeit der Erkrankungen mit unnötig langem Leiden für den Patienten und höheren Kosten für die Kassen. Das DRG-System verschlechtert somit direkt die Versorgung ambulanter Patienten.

Die Sicherstellung der Versorgung aller Patienten ist die vornehmste Aufgabe der Gesundheitspolitik, aber in unserem Land, das sich mit die höchsten Gesundheitskosten der Welt leistet, gelingt das für eine erheblichen Teil der Erkrankten nicht mehr. Nicht der DRG-Erlös der Disziplin im Krankenhaus, sondern der Bedarf der Bevölkerung an Fachärzten muss über die Zahl der Weiterbildungsstellen entscheiden.

Als erster Schritt müssen die Weiterbildungskosten aus der DRG herausgerechnet werden und eine eigene bedarfsadaptierte Pauschale für die Weiterbildung je Fachdisziplin geschaffen werden, die sich am Versorgungsbedarf der Erkrankten, und nicht am Gelderlös der Fachdisziplin orientiert. Dies ist eine Forderung vieler medizinischer Fachgesellschaften und Patientenverbände, ohne dabei bei der Gesundheitspolitik in Bund und Ländern Gehör zu bekommen. Ohne eine Reform des DRG-Systems gefährdet die Politik die Versorgung sehr vieler Erkrankter und scheitert an seinen eigenen Ansprüchen. – Prof. Dr. Hanns-Martin Lorenz

 

Die Journalistin Frau Lobenstein hat mit im Dossier zur „Krankenindustrie“ sehr treffend ins Wort gebracht, wie seit fast 20 Jahren die Ökonomisierung des Klinikbetriebs vorangetrieben wurde. Nämlich angeregt und gesteuert von großen Unternehmensberatungen wie KcKinsey und Boston Consulting, die Patient/innen als Produkte oder Objekte betrachtet haben, die vom Klinik-Personal „repariert“ werden müssen. Wie man das gewohnt war von den Beratungen der großen Industriebetriebe, die für kaputte Produkte lediglich eine gewisse Zeit für die Reparatur vorsahen, um gewinnbringend zu bleiben. Menschen wurden zu Produkten degradiert.

Der „Geist der Betriebswirtschaft“ löste den „Geist der Heilkunde“ ab. Und dafür wurde das DRG-System entwickelt, mit den Fallpauschalen, unabhängig von der individuellen Person oder einer komplexeren Diagnose. Wie immer gibt es, wie in der Industrie, dabei Gewinner und Verlierer. Die Spezialkliniken (wie Orthopädie) verdienten mehr als diejenigen, die für die ärztliche Grundversorgung in den Regionen zuständig sind. Somit sind Kreißsäle und Kinderheilkunde wenig lukrativ, weil sie zeitintensiv und nicht exakt planbar sind.

Eine Knie-OP, egal ob sie nötig wäre oder nicht, bringt einfach mehr Einnahmen für die Klinik-Betreiber und Chefärzte, weil die Fallpauschalen dafür höher sind. Wer wäre nicht verleitet, lieber zu einer OP zu raten, als zur „konservativen“ Behandlung, die wenig monetären Gewinn verspricht?

Dem Protestbündnis „Krankenhaus statt Fabrik“ ist zu wünschen, dass sie mit ihrem Positionspapier die politischen Entscheider davon überzeugen können, dass das DRG-System dringend einer Reform bedarf, damit sich auch in der Praxis eine „normale Behandlung“ im Krankenhaus rechnet, die geprägt ist vom „Geist der Heilkunde“, von Menschlichkeit, Fachlichkeit und von der Zufriedenheit des Klinik-Personals. – Dr. Anneliese Mayer

 

Sie haben einen wahnsinnig aufwühlenden, aufrüttelnden und alarmierenden Artikel über das so erschreckend vorherrschende ökonomische Denken in Krankenhäusern geschrieben. Nach dem Lesen war ich von zwei Gefühlslagen eingenommen: Begeisterung über Ihre Recherche, auf der anderen Seite Entgeisterung, wie weit diese Denkweise verbreitet ist und wie sie den Menschen, denen eigentlich geholfen werden soll, schaden. Wegen zwei verschiedenen Aspekten berührt mich dieser Artikel so sehr, dass ich beschlossen habe Ihnen zu schreiben.

Einerseits weil ich gerade mein Abitur hinter mir habe und mit dem Gedanken spiele, Medizin zu studieren, andererseits, weil ich negative Erfahrungen in einem Bereich der Medizin gemacht habe, der leider in Ihrem Artikel keine Erwähnung erfindet, der sicher nicht minder schädlich und erschreckend ist. Die Psychosomatik. Private psychosomatische Kiiniken sind oft Orte, an denen die Behandlung der psychischen Erkrankung nicht im Vordergrund steht, sondern die finanziellen Gewinne, die mit einem kranken Menschen gemacht werden können. Das ist bei einer solchen Erkrankung extrem unschön zu erfahren und mitzubekommen. Trotzdem vielen herzlichen Dank für die so wichtige Recherche! – Greta Kluge

 

Der ZEIT sei Dank für Caterina Lobensteins hervorragende Darstellung dieses längst überfälligen Themas, das man unseren Gesundheitspolitikern nicht eindringlich genug ans Herz legen kann. Auch wenn die Problematik in Fachkreisen seit Jahren mit Akribie und bis zur Erschöpfung diskutiert wird, scheint sie die zuständigen politischen Gremien nicht wirklich zu interessieren. Kein Wunder in einem Land, in dem es vermeintlich immer wichtigere Dinge zu diskutieren gilt und nach Bundestags- oder Landtagswahlen das Gesundheits-Ressort letztlich mit dem schwächsten Kandidaten besetzt wird, der nach Vergabe der öffentlichkeitswirksameren Ämter noch übrig geblieben ist.

Frau Lobenstein prangert zu Recht die Einführung der Fallgruppenpauschale an, doch das Kind ist tatsächlich schon 30 Jahre früher in den Brunnen gefallen, als mit Käte Strobels (SPD) „Gesetz zur wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser und zur Regelung der Krankenpflegesätze – KHG“ vom 29.06.1972 – in bester Absicht – aus dem chronisch-defizitären Krankenhaussystem ein gewinnbringender Wirtschaftsfaktor wurde.

Der wegen des 2. Abschnitts des Gesetzes gewaltig aufgeblähte Verwaltungsapparat und der damit zwangsläufig notwendige Austausch des früheren „Verwaltungsdirektors“ durch einen „Geschäftsführer“ genannten Diplom-Betriebswirt, der das Krankenhaus zu einem Wirtschaftsbetrieb umbaute und in dem hilfesuchenden Patienten einen „Kunden“ sah, war der Beginn einer mit jeder Gesetzesneufassung verschlimmerten Industrialisierung und Verteuerung unseres Gesundheitssystems. – Dr. med. Claus Doenecke

 

Vielen herzlichen Dank für dieses aufschlussreiche Dossier. Es verdeutlicht zweierlei: 1. Den Stellenwert, den Kinder und insbesondere kranke Kinder und ihre Eltern in unserer Gesellschaft haben. Erschütternd und empörend, dass bisher kein Gesundheitsminister und die Verantwortlichen einen Weg gefunden haben, um der Behandlung und Genesung von Kindern den entsprechenden notwendigen finanziellen Rahmen zu geben, um die Ärzte und die Kinderkliniken zu entlasten und den Eltern damit Sicherheit zugeben.

2. Das berechtigte mangelnde Vertrauen in die Ärzte und Krankenhäuser. Kaum jemand kann sich sicher sein, warum ihm eine Behandlung oder eine Operation nahe gelegt wird. Stattdessen: eine Anamnese, die über kaum gefühlte fünfeinhalb Minuten hinausgeht. Empathie, Gespräche und Zeit für die Genesung fehlen fast immer völlig. – Theresia Dorschfeldt

 

Über 45 Jahre Tätigkeit in deutschen Kliniken, als Schwester und Ärztin für Chirurgie und Unfallchirurgie, als ehemalige Präsidentin der Ärztekammer Hessen, als Abrechnungscontrollerin bei Einführung der DRGs stehe ich bis heute uneingeschränkt zu dieser Aussage: „Unser Gesundheitswesen ist so krank, wie kein Patient je krank werden kann!“ – Dr. Ursula Stüwe

 

Ich bin regelmäßiger Zeitleser und Abonnent. Ihr Beitrag ist, wenn auch ein einigen Stellen sehr zugespitzt, ganz hervorragend. Einzig es fehlen mir Lösungsvorschläge , wie wir das Gesundheitssystem patientenzentriert umgestalten müssen. Ich habe dazu mit meinem Kollegen Klaus Piwernetz ein Buch ,erschienen bei De Gruyter geschrieben: „Strategiewechsel-jetzt!“ mit der Unterüberschrift Corona-Pandemie als Chance für die Neuausrichtung unseres Gesundheitssystems siehe (www.strategiewechsel-jetzt.de). So kann es nicht weitergehen! Das Gesundheitssystem hat die Patienten aus den Augen verloren!

Dabei haben wir kein Ressourcenproblem und unsere Leistungserbringer zählen zu den Besten. Aber wir kommen nicht wirklich voran. Darin sind sich alle Experten einig. Unser Gesundheitssystem hat offensichtlich die Fähigkeit verloren, sich selbst zu erneuern. Und Gesetze alleine reichen nicht. Mit nur 15 Regeln und Konstruktionsprinzipien zeigt das Buch den Weg zu einem Gesundheitssystem, wie wir es eigentlich alle verdienen. Dazu bedarf es aber Mut, Entschlossenheit und Energie von uns allen. Deshalb fordern wir: STRATEGIEWECHSEL JETZT! – Univ.- Prof. Dr. Prof. h.c. Dr. h.c. Edmund A.M. Neugebauer

 

Ich möchte Ihnen zum o.g. Dossier gratulieren. Sie beschreiben klar und ausgewogen die Herausforderungen an Akteure im Krankenhaus. Man muss dem nichts hinzufügen, kann die Gedanken aber weiterspinnen: Auch mit Änderung der Finanzierung wird es das benötigte Personal insb. für die Pflege absehbar nicht geben. Stünde es zur Verfügung, könnten wir es kaum finanzieren. Das sind Vorboten der Effekte des demografischen Wandels, einer alternden Gesellschaft, in der die Versorgung Kranker und Alter und damit auch die „Rente“ nicht mehr so sicher sind wie immer gedacht. – Prof. Dr. Hans Clusmann

 

Meine Lebensgefährtin war viele Jahre als leitende Krankenschwester auf der Inneren Station tätig und kann ein Lied von den aufgezeigten Missständen singen. Ein herzliches Dankeschön daher an Caterina Lobenstein für ihr ausgezeichnetes, zudem überaus trefflich betiteltes Dossier. Diese Aufklärung braucht es (weiterhin), damit unsere gesundheitliche Versorgung nicht vollends vor die Wand gefahren wird. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Stimmen der Ukraine“ von Sofia Andruchowytsch et al.

 

Die Kunst und die Politik einigt eine Maxime: unterschätze nie dein Publikum, es könnte dir nicht mehr applaudieren. Was die Künstler#Innenstimmen in Ihrem Feuillton vermeiden, und was aus ihrem gemeinsamen Narrativ etwas Großes und, ja, Besonderes, werden lassen. Roh, ungeschönt, wahrhaft und ins Mark gehend zeigen sie Verlust und Schmerz. Hier geht es nicht um wohlwollende Anerkennung und Fördermittel oder schwere Waffen, sondern um Wahrheit und, ist das nicht, was wir alle wollen: eine intakte Seele? – Sönke C. Weiss

 

Kompliment zum ukrainischen Feuilleton in der aktuellen Ausgabe – die Seiten waren sehr berührend. Im oberflächlichen Fluss der täglichen News werden Menschen zu kalten Zahlen. Diese Berichte geben den Opfern von Russlands Angriffskrieg hingegen ein Gesicht. Statt Offene Briefe mit klugen Tipps zu veröffentlichen, sollten wir in Deutschland öfter zuhören. – Kristian Bauer

 

Als Germanist und Abonnent der ZEIT freue ich mich jeden Donnerstag auf das Feuilleton. Diese Woche kommt ausschließlich die ukrainische Kulturszene zu Wort. Das finde ich sehr ehrenwert. Andererseits werde ich seit Monaten durch Presse und Nachrichtensendungen Tag für Tag über die politische Lage und die Lebensumstände in der Ukraine informiert (selbstverständlich habe ich auch gespendet).

Wenn aus dieser Konfliktregion über Autoren oder auch über die literarische Szene in Einzelbeiträgen berichtet wird, habe ich vollstes Verständnis – aber mit der Thematik gleich das „ganze“ Feuilleton zu belegen? Mit Verlaub, hier sollte redaktionell berücksichtigt werden, dass ein Überschuss an Berichterstattung dem Verlust an Aufmerksamkeit Vorschub leistet. Müssen wir „Stammleser“ demnächst mit einem syrischen Komplett-Feuilleton aus Solidarität rechnen? – Hagen Treutmann

 

Haben ukrainische („unsere“) Vögel nicht Besseres verdient als „siebzig Kilo Scheiße“? Der völkische Hass vernebelt den Verstand. Für die „Zeit“ ist das Kultur. – Sylvester Breinl

 

Berührend und fordernd: nie zuvor hatte ich das Feuilleton vom ersten bis zum letzten Wort gelesen. – Bernd Oltmanns

 

Ich bedanke mich bei Ihnen herzlich für das sehr beeindruckende, erschreckende und starke Feuilleton, das diesmal von ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern gestaltet wurde. Seit ich vor einigen Jahren die Westukraine kennenlernen durfte und mit Prof. Rychlo durch Tscherniwzi/Czernowitz gelaufen bin, habe ich mit großem Interesse die Entwicklung der Ukraine verfolgt. Im aktuellen Feuilleton haben mich neben einigen Texten besonders die Gedichte sehr beeindruckt. Ich möchte Ihnen als meinen Beitrag aus (ost)deutscher Sicht gern die fünf Gedichte schicken, die ich nach dem 24. Februar bisher geschrieben habe.

Petra Hoffmann Zschocher, Krieg in Europa: Krieg/Stell dir vor, dein Land greift das Nachbarland an und das verteidigt sich, so gut es kann. Dein Land hat somit den Krieg ins Nachbarland gebracht./Während im Nachbarland Bomben auf Häuser in Städten und Dörfern fallen, Menschen sterben, in Keller flüchten oder ganz aus dem Land, darfst du den Angriff nicht Angriff nennen,/den Krieg nicht Krieg, die Invasion nicht Invasion. Du musst die Lügen ertragen, kannst nichts gegen die Verbrechen tun, die auch in deinem Namen/im Nachbarland dem Brudervolk angetan werden. All das geschieht 2022, nach mehr als zwei Jahren gemeinsam überstandener, weltweiter Pandemie, als wir endlich auf dem Weg waren, die Klimaziele gemeinsam umzusetzen./Jetzt müssen wir zusehen, wie Menschen in Europa sterben oder aus ihrem Land vertrieben werden. Wir wissen nicht, wann und wie dieser schreckliche Krieg beendet werden kann./6. März 2022

Prager Frühling 1968 und Krieg in der Ukraine 2022/Heute, am elften Tag des Kriegs in der Ukraine,/höre ich von einem russischen Soldaten, der 1968/damals 18, bei denen dabei war, die den Prager Frühling niederschlagen sollten./Er habe sich damals für seine Uniform geschämt, weil/die Tschechen sehr gastfreundlich zu ihm gewesen waren. Er hatte noch die Erzählung der sowjetischen Propaganda im Ohr, dass er und andere die Tschechoslowakei/von Elend, Armut und ihrer Regierung befreien sollten./Dieselbe Art von Lügen gab es auch 1968 schon,/wie wir sie jetzt von Putin und seinen Vasallen hören: die Ukraine muss entnazifiziert und entmilitarisiert,/ihre Menschen von ihrer Regierung befreit werden./Die Ukrainerinnen und Ukrainer werden nicht gefragt, nur bombardiert, verletzt, getötet oder vertrieben./Was für ein armseliger Mensch bist du, Putin?/Du zerstörst nur, bringst Unheil und Schrecken über/die Welt und ähnelst darin anderen Kriegsverbrechern. Wer hätte gedacht, dass die Welt so einen entsetzlichen Krieg im 21. Jahrhundert noch einmal erleben muss?/6. März 2022

Butcha, April 2022/Yama, 23 Jahre alt, aus dem zerstörten Butcha jetzt an einem sicheren Ort,/sagt über ihr Leben im Keller und ohne Licht: Das Leben stoppt, wenn überall Dunkelheit ist. Wieder ans Licht gekommen, erzählt sie/von einer Höllenreise, vorbei an zerbombten Autos und den Leichen am Straßenrand./24. April 2022

Mariupol, April 2022/Seit Wochen sehen wir hilflos zu,/wie die Hafenstadt am Asowschen Meer/zu einem zerbombten Trümmerhaufen wird./In den Trümmern leben noch immer Menschen, ohne Strom und Licht, ohne genug zu essen und trinken, ohne Hoffnung, die Stadt endlich verlassen zu können./Fassungslos höre ich eine Frau klagend/unter Tränen sagen: Das ist doch mein/Leben und alles, was ich noch habe!/24. April 2022

Klagenfurt, Juni 2022/Am zweiten Tag des Bachmann-Wettbewerbs/höre ich mittags den Autorinnen Tanja Maljartschuk und Anna Baar zu und dem, was sie über den Krieg in der Ukraine, die Wahrheit als Zumutung und die Ohnmacht der Sprache zu sagen haben./Zuerst denke ich an Czernowitz, die Stadt am Pruth/in der ich Anfang September 2016 auf den Spuren/ihrer Dichterinnen und Dichter gewesen bin./Danach daran, was eine Freundin, wie ich 1946 geboren, mir vor Tagen schrieb: Geboren kurz nach dem Ende des Kriegs wollten wir nie wieder einen Krieg erleben, erleben ihn nun doch. Sie zitierte Brecht:/Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch…/Später denke ich an das Schicksal meiner beiden Großväter. Der eine, Vater meines Vaters, fiel im Ersten Weltkrieg,/im September 1916 in der Sommeschlacht, weit weg/von Leipzig, seiner Heimatstadt./Der andere, Vater meiner Mutter, überlebte den Krieg/in kanadischer Gefangenschaft, litt unter den Nazis zuerst/im Zuchthaus, dann im KL Buchenwald, starb, gezeichnet durch sein Leiden, wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg./In meiner Leipziger Kindheit habe ich noch Trümmer, zerstörte und halbzerstörte Häuser erlebt, und wenn/ein Flugzeug zu hören war, dachten wir Kinder, nun würden Bomben auf uns fliegen./Meine Kindheit in der SBZ, später in der DDR, war alles andere als rosig, geschah aber wenigstens im Frieden./24. Juni 2022 – Dr. Petra Hoffmann

 

Es ist Sonntagabend, die ZEIT vom diesem Donnerstag ist gelesen, aber das lässt einen nicht schlafen: Da berichten Sie im Feuilleton mit grandiosen Beiträgen, schmerzhaft realistisch aus der Ukraine. Tief berührend und auch aufrüttelnd, denn auch wir sind im Krieg ! Und gleichzeitig findet sich auf prominenter Stelle S.4 ein zusammenfantasiertes, journalistisches Machwerk zur SPD und im Wirtschaftsteil kommt ein ‚Werner Kellner‘ als Dumpfbacke zu Wort – „mehr Demokratie“ oder „Umwälzung“…

Ja, die Herausforderungen werden noch kommen und der Begriff „Volksaufstand“ ist sicher verfehlt. Aber der von Ihnen betonte Alarmismus ist Gift. Das Herbeireden von denkbaren Protesten dient schnell als Rechtfertigung der sog. Wutbürger. Da kämpft das Volk der Ukraine auch für uns um Leben, Freiheit, Demokratie und wir befassen und belasten uns mit introvertiertem Kleingeist. Und das in einer Ausgabe mit ehrenvollem Gedenken an Theo Sommer. – Detlef Geisendörfer

 

Größten Dank für Ihr Feuilleton „Die Stimmen der Ukraine“ (Nr. 35)! Die Idee, Künstlern aus der Ukraine „Platz zu machen“, verdient höchste Anerkennung! Wer, wenn nicht die unmittelbar Betroffenen , haben das allererste Recht, diesen Krieg zu „kommentieren“. Die von den Kuratoren getroffene Auswahl ist wie ein Prisma, das das (furchtbare) Thema in verschiedenen Facetten zeigt – jeder Beitrag hat mich sehr bewegt – nicht zuletzt auch die eindrücklichen Bilder.

So mancher besserwisserische Kommentar von „außen“ schrumpft vor diesen Zeugnissen zur Bedeutungslosigkeit zusammen! Ein großer Dank an die Kulturredaktion der „Zeit“, an die Kuratoren und an die beteiligten Künstler! Möge doch dieses Engagement zum Frieden beitragen! – Monika Nolte

 

Einige der Beiträge sind ein beredtes Zeugnis dafür, dass in einem Krieg nicht nur der Angreifer, sondern auch die Opfer verrohen. Bei allem Verständnis für die Wut, Verzweiflung und Trauer der Ukrainer, ist es doch verstörend zu lesen, dass eine Professorin für Geschichte einen von den Vögeln aus seiner zerrissenen Hose herausgepickten gefallenen russischen Soldaten als „Scheisse“ bezeichnet. Auch ein russischer Soldat ist vielleicht nur ein armer junger Kerl aus einer entlegenen, abgehängten Region, der sich mangels anderer Verdienstmöglichkeiten zum Militär gemeldet hat und nun in einem sinnlosen und auf allen Seiten barbarisch geführten Krieg sein Leben gelassen hat. – Prof. Michaela Böhmig

 

Schon lange nicht mehr hat mich das ZEIT-Feuilleton so berührt und beeindruckt wie in dieser Ausgabe, gestaltet von Künstlerinnen und Künstler aus der Ukraine. Weiter so mit solchen Berichten. Ich würde mir wünschen, dass es eine Folge gibt, die (geflüchtete) Künstlerinnen und Künstler aus Russland gestalten. – G. von Au

 

Im Ukraine-Feuilleton der „Zeit“ vom 25. August 2022 spuckt Olena Stjaschkina in ihrem Text „In Cherson gibt es Erdbeeren“ auf alles mögliche, z.B. auf „die Filzschuhe und Stiefel inzwischen, wie ich hoffe, fußloser Okkupanten (siebzig Stück)“ und zeigt den Mittelfinger unter anderem den „zerrissenen Hosen eines „Befreiers“, aus denen unsere Vögel bereits die Scheiße herausgepickt hatten. Und damit meine ich die gesamten siebzig Kilo Scheiße. Denn ich glaube an meine Vögel.“ Soweit Frau Stjaschkina. Was soll das? Hofft sie durch solch üble, menschenverachtende Gewaltfantasien die Solidarität der Deutschen mit der Ukraine zu stärken? – Bernhard Schröter

 

Da haben wir das Unerträgliche doch schon fast verdrängt, zwischen Klima Krise Bilderbuchsommer und beschämendem Gezänk über Entlastungspakete. Und nun das Ukraine Feuilleton in der Zeit! Ich wollte es nicht lesen, die Gefühle zwischen Ohnmacht, Wut, Entsetzen und Trauer nicht mehr zulassen. Und dann doch jede einzelne Zeile. Das Zerreißen eines Vorhangs, der sich über meine Seele gelegt hat

Danke an die ZEIT Redaktion und den ukrainischen Autoren und Künstlern für ihren Mut. Ich möchte den Menschen in der Ukraine zu rufen, ich bin Ukrainer, aber selbst das ist Blasphemie und es bleibt mir nur die Sprachlosigkeit. Seiten später die Artikel im Ressort ,Entdecken´ über Kreuzfahrten und ‚auf zu den Inseln des ewigen Frühlings´. Etwas ist zerbrochen und wird nie wieder sein, nicht nur in der Ukraine. – Georg Frick

 


 

 

Leserbriefe zu „Kontonummer, bitte“ von Mark Schieritz

 

Es wird beklagt, die Bundesregierung würde ja gerne die wirklich Bedürftigen unterstützen, kenne aber deren Bankkontonummern nicht… Selbst wenn wir nicht 100% aller Kontonummern kennen: wie wäre es mit einer Annäherung. 1. Rentner Die Rentenversicherungen kennen alle Kontonummern. Nach politischer Festlegung der Mindestrente, ab der staatliche Unterstützung greifen soll, ist es nur noch ein automatischer Sortiervorgang, und schon hat man alle Bankverbindungen.

2. Sonstige Bedürftige Alle Sozialhilfeempfänger und Wohngeldempfänger sind bedürftig. Ihre Bankverbindungen liegen vor. Wo ist also das Problem? Ergo: Mit diesen beiden großen Problemgruppen dürften schon 90% aller Bankverbindungen abzugreifen sein. Also könnte das Finanzministerium tätig werden statt nur zu lamentieren. Statt lange zu diskutieren: Machen! – H. Robert Gerlinger

 

Herr Schieritz beschreibt das Thema einer zielgerichteten Unterstützung- wie so viele andere- unter jedem Verzicht auf konkrete Zahlen. Konkret: unterhalb welchem Bruttohaushaltseinkommen ( Summe aus Lohn, Gehalt , Rente, staatliche Transferleistungen und Kapitaleinkünften) ist es „ nicht gerecht „ , keine Hilfen zu bekommen? Alternativ könnte auch das Bruttohaushaltseinkommen pro Kopf dienen. Ohne derartige konkreten Zahlen bleibt alles im gefühlten Raum- wer den Platz auf der ersten Seite der „Zeit“ bekommt, sollte sich etwas mehr Mühe mit den beurteilten Sachverhalten machen. – Johannes Schieting

 

Solange diverse Einrichtungen und Organisationen an all diesen Auszahlungen verdienen, wird es eine solche simple Lösung nicht geben. So bekam allein die Ärztliche KV 2,5% !!! von allen Zahlungen, die sie An die Impfzentren weitergeleitet hatte. Und das noch ohne zu prüfen. Das gilt übrigens für alle Wohltatsüberweisungen. – Manfred Mengewein

 

Sie sprechen mir und sicherlich vielen anderen Lesern aus dem Herzen. Nur das mit der Kontonummer leuchtet mir nicht ganz ein. Das Finanzamt fackelt nicht lange, wenn es Geldforderungen an die Bürger hat und zieht das Geld ein, ohne danach zu fragen, ob die Betreffenden flüssig sind oder nicht. Das zinslose Darlehen, welches alle Bürger an den Staat über ihre Steuern jährlich leisten und mühsam mit der Lohnsteuerabrechnung wieder einfordern müssen, wird dann automatisch aufs Konto zurückerstattet.

Da sollte es ein Leichtes sein, anhand der letzten Lohnsteuererklärung die Bürger in Einkommensklassen einzuteilen und ihnen dann eine nach Einkommen gestaffelte Zuwendung zukommen zu lassen. Ich denke, es mangelt nicht am Können, es mangelt am Willen, den bedürftigen Menschen unbürokratisch eine Direkthilfe zu gewähren! Dieses Unvermögen ist fatal, denn die Lunte brennt! – Dr. med. Martin Krivacek

 

Wenn ich die Debatten über Hilfspakete für Bürger, die besonders von der derzeitigen Krise (Öl-, Gas-, Strom-Krise) betroffen sind, dann wird mir übel. Und diese Debatte wird leider von der Opposition, aber auch durch die Medien, durchaus angheizt, ohne mal klare Kritik zu üben und die Bürger sach- und fachgerecht zu informieren. Oft werde ich den Eindruck nicht los, dass der Satz von Dieter Hildebrandt nach wie vor gilt: „Wie will man mit der Faust auf den Tisch schlagen, wenn man die Finger überall drinnen hat.“ Dass es auch anders geht, zeigt Österreich und viele andere Länder. Hier die wichtigsten Eckpunkte im Überblick:

Der Klima- und Anti-Teuerungsbonus wird bereits ab September ausbezahlt. Er beträgt für Erwachsene 500 Euro, für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren 250 Euro. Anspruchsberechtigt sind alle Menschen, die 2022 ihren Hauptwohnsitz mindestens ein halbes Jahr lang in Österreich hatten. Die Auszahlung erfolgt durch Überweisung. Wenn Ihre aktuellen Bankdaten nicht auf FinanzOnline angegeben sind, Sie keine Familienbeihilfe und keine Pension erhalten, bekommen Sie den Bonus in einem eingeschriebenen Brief.

Zusätzlich gibt es einmalig 300 Euro für vulnerable Gruppen wie zum Beispiel Empfänger von Sozial- oder Studienbeihilfe. Gemeinsam mit der Familienbeihilfe werden im September für jedes Kind im Alter von 6 bis 15 Jahren 100 Euro Schulstartgeld ausbezahlt. Für Bezieher von Pensionen gibt es im September eine „Außerordentliche Einmalzahlung”. Sie beträgt bis zu 500 Euro und hängt von der Höhe der Pension ab. Eine klare, einfache und schnelle Regelung, vor allem für die, die es am meisten trifft, wenn auch vielleicht nicht eine langfristige Lösung.

Und das bringt Deutschland nicht fertig? Eine Schande für dieses Land, in dem einst die soziale Marktwirtschaft geschaffen wurde. Ich werde den Eindruck nicht los, dass es hier wirklich nur um Gutverdiener und Reiche geht und das nicht nur von der FDP betrieben wird, aber dort schon fast unanständig. Der Neoliberalismus und eines seiner Leitsätze: Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren wird wie eine Monstranz vor sich hergetragen, von allen, von der FDP, den Grünen und der SPD, aber auch die AfD kann man hier einreihen. Das ist gerade in der Diskussion um die Gasumlage sehr deutlich geworden.

Diese Doppelmoral und Scheinheiligkeit zeigt sich hier, in der Pflege und im Gesundheitswesen, in den Schulen, im ÖPNV, bei der Landesverteidigung, dem Ukraine-Konflikt, aber auch im Klima- Natur- und Verbraucherschutz. Bei all dem fällt mir als Österreicher, der seine Pension hier verbringen wollte, das Lied ein: „i wü wieder ham, fühl mi so alan … und von der Politik vergessen und gedemütigt. – Georg Kronberger

 

Es gibt im Bundestag 736 Abgeordnete, eine Vielzahl von Lobbyisten, Beratern/innen und wissenschaftliche Mitarbeiter/innen. Aber wo sind die Leute mit gesundem Menschenverstand? Die Verständnis haben für all die, die vor dem Ende eines Monats nicht wissen woher das Geld für das Essen und/oder später im Jahr zusätzlich für das Heizen herkommen soll. Von Teilhabe an der Gesellschaft ganz zu schweigen. Und was macht unsere Regierung, die Ampelkoalition? Wenn die Produktion von heißer Luft in Gas umzuwandeln wäre könnte die Gasmangellage bald der Vergangenheit angehören.

Aber bereits die angekündigte Verordnung der Bundesregierung für die Gasumlage, zur Rettung notleidender Gaskonzerne, ist offensichtlich mit einer heißen Nadel gestrickt und handwerklich unzureichend. Wobei die Frage erlaubt sein muss: Warum jetzt die Gaskunden zahlen sollen und bei ähnlicher Gemengelage die Lufthansa durch den Staat, also Steuermittel, gerettet wurde? Das führt direkt zu der weiteren Frage: Wann Zielgenau denen geholfen wird, die auf diese Hilfen dringend angewiesen sind:

Arme Alleinerziehende und deren Kinder, arme Rentnerinnen und Rentner, Studentinnen und Studenten, Geringverdiener usw.? Steuerentlastungspakete entlasten ein ganz anderes Klientel und helfen eben nur mit dem „Gießkannenprinzip“. Trotz sprudelnder Steuereinnahmen ist nach Ansicht des Finanzministers Lindner kein Geld für „Sonderausgaben“ vorhanden. Also ist es endlich an der Zeit Steuerprivilegien (Dienstfahrzeuge) zu streichen und über sinnvolle Besteuerungen (Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer, Spitzensteuersatz, Übergewinnsteuer) nachzudenken.

Denn neben denen die wenig haben (Verletzbare Haushalte) werden alsbald auch diejenigen aus der sogenannten „Mittelschicht“ an ihre finanziellen Grenzen stoßen und schuldlos in finanzielle Not geraten. Wo bleibt die Gerechtigkeit, die die Minister/innen und der Bundeskanzler gegen jedermann üben will? Sinnvoll wäre es auch, wenn Juristen vor einer Gesetzes -und/oder Verordnungsvorlage einschlägig, versierte Fachleute beteiligen würden und deren Einwände und Verbesserungsvorschläge berücksichtigten. – Felix Bicker

 

Der Autor stellt in seinem Beitrag gleichzeitig eine richtige und falsche Tatsache fest. Ja es braucht Entlastungen, und nein es braucht kein Prinzip Gießkanne mehr. Denn genau das bedeutete es, wenn der Staat nun allen Haushalten direkte Zahlungen zukommen ließe. Das das Prinzip Gießkanne gescheitert ist, das führen uns die derzeitigen Entlastungsmaßnahmen gut vor Augen. Stattdessen braucht es jetzt Unterstützung derer die mit ihrer Arbeit unseren Wohlstand sichern und bei deren Heizkostenrechnung nicht das Amt sofort einspringt. Für diese Unternehmen, Arbeitnehmer und Beschäftigten sind Steuersenkungen immer noch die beste Lösung! – Joshua Paul Valentin Kraski

 

Danke DIE ZEIT, aber ehrlich, wie viele kontonummern kennt das finanzamt und wie viele kennt das FA nicht ????????????????????????????????????????????????????????? – Brian Agro

 

In der Ausgabe vom 25.08.2022 schreiben Sie unter dem Titel „Kontonummer, bitte“, dass die Gaspreise auch nach dem Krieg in der Ukraine hochbleiben müssen. Im Vorfeld schreiben Sie von Menschen mit wenig Geld. Nun weiß ich nicht, was für Sie viel oder wenig Geld ist. Nachfolgend möchte ich gerne Ihren Blickwinkel etwas erweitern: Meine Frau und ich haben vor sechsundzwanzig Jahren ein Haus gebaut. Dabei haben wir bewusst Wert auf gute Wärmedämmung gelegt. Dämmtechnisch lagen wir 1996 deutlich über den damaligen Anforderungen der Wärmeschutzverordnung.

Heute sind wir Rentner, die bisher noch ein paar Hunderter im Monat sparen konnten. Zum Jahresende läuft der jetzt noch günstige Liefervertrag für Gas aus. Um die auf uns zukommenden Gaskosten stemmen zu können, wird es unmöglich sein, noch Geld zurück zu legen. Es wurden bereits einige Ausgaben gestrichen, um hinzukommen. Ein bis zwei Positionen stehen noch zur Disposition. Ich hoffe, dass Ihre Zeitung nicht dabei sein wird.

Zu den drastischen Sparmaßnahmen wird zudem das Herunterfahren der Heizungen gehören. Um noch mehr Energie einsparen zu können, brauchten wir eine neue Heizung, die mit einer Luftwärmepumpe oder anderen technischen Lösungen kompatibel ist. Das aber, sehr geehrter Herr Schieritz ist nicht mehr finanzierbar, trotz möglicher Zuschüssen vom BMWI, weil wir nichts mehr sparen können, um zu investieren. Wir sind sicher nicht die einzigen, denen es so ergehen wird. Ich halte Ihre Aussage, dass der Gaspreis hoch bleiben muss, für ziemlich abgehoben. Es ist die Perspektive derjenigen, die genug Geld verdienen. – Bertram Schneider

 

Es ist höchste Zeit, dass sich verantwortliche Politiker zu einigen Wahrheiten bekennen: Das Modell, die für große Teile der Bevölkerung untragbaren Energiepreise zusätzlich mit einer Gasumlage zu beglücken, die dann an Gasgroßhändler (egal ob notleidend oder hochprofitabel) verteilt wird, ist gescheitert. Gescheitert ist auch das Bemühen um eine zielgerichtete staatliche Hilfe z.B. durch die Absenkung der Energiesteuer, die primär die Bedürftigen unterstützen sollte. Eine durchaus praktikable und wirksame Lösung wäre demnach, ein ‚günstiger‘ Grundlasttarif, sagen wir für 80% des durchschnittlichen Jahresverbrauchs (der letzten drei Jahre, Daten liegen der Netzagentur und dem Versorger vor) und für den über 80% liegenden Verbrauch wird ein Malus erhoben.

Das wäre ein wirksamer Anreiz zum Energiesparen für Alle und die Energiesteuer bliebe der Regierung erhalten, womit sie dann den notleidenden Versorgern unter die Arme greifen könnte. Das war schon bei der Finanzmarktkrise so (Regierung stützt Banken) und ist nicht Aufgabe der ohnehin schon gebeutelten Bevölkerung! Keinesfalls teile ich die Meinung des Verfassers, dass die Gaspreise nach dem Ende des Russlandkrieges hoch bleiben müssen und dass die finanzielle Unterstützung der überforderten Kunden eine politische Daueraufgabe der nächsten Jahre sein wird.

Was für eine marktwirtschaftliche Irrfahrt! Über 55% der Haushalte werden mit Erdgas beheizt, vom Bedarf der Industriebetriebe ganz zu schweigen. Wollen Sie mit dieser abstrusen Forderung die Bevölkerung in die Armut treiben und die viertgrößte Wirtschaftsnation der Welt zum Stillstand zwingen? Putin wird es freuen. Auch das gehört zur Wahrheit: Die Pariser Klimaziele für 2035 sind infolge des Russlandkrieges Makulatur und Deutschland wird bei einem globalen CO2- Emissionsanteil von 2% den Klimawandel nicht eindämmen können, schon gar nicht über noch höhere Energiepreise. – Michael Deil

 

Ich bin geneigt das „die zeit“ -abo – nach vielen jahren – aufzulösen. 1. wissen sie bis heute nicht dass der verursacher ihrer aussage die fdp ist – die alle sinnvollen und notwendigen soz. veränderungen blockiert – wenn dann nur mit der giesskanne die nur für ihr klientel verantwortung übernimmt. in gleicher weise betrifft dies die cdu/csu – 16 jahre kompl polit. stillstand mit fr. merkl . dieses beispiel zur erläuterung : aussage der spd im bay. landtag : “ wir haben heute mit geballter faust in der hosentasche für die maut gestimmt – liebe parteifreunde – sonst wäre der mindestlohn heute nicht gesetz geworden „. das ist koalitionspolitik im höchstem masse.

2. seit heute gibt es keinen plausiblen grund mehr – das im eu-raum längst gängige tempolimit zwingendst einzuführen und umzusetzen. 3. wenn sie in ihrem artikel immer noch der nackten „AMPEL“ spez. h. scholz – die verantwortung zuschieben wollen – dann bewegen sie leider keine veränderungen – dann sind sie – wie in der vergangenheit nicht selten – das sprachrohr der „schwarzen“ politik. natürlich auch der „gelben“ – denn die sind die verantwortlichen der ungerechten verteilungen. sie haben das offensichtlich noch nicht wahrgenommen.

4. diese “ 3 farben “ sollten sie endlich zu einem gemeinsamen handeln auffordern und nicht zulassen – dass die gegenseite die ges. verantwortung zu übernehmen hat. die cdu/csu – aussagen sind verantwortungslos . 5. faktencheck zu pkt. 4 sowie die maut-aufarbeitung – wer bezahlt das alles ! – rudolf trummer

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Protest lädt sich auf“ von Martin Debes et al.

 

Da ich zur Zeit an Corona erkrankt bin und daher recht viel Zeit habe, möchte ich Sie gerne auf eine Sache aufmerksam machen, die mir beim Lesen des im Betreff genannten Artikels aufgefallen ist: Sie schreiben in dem Artikel von der Kleinstadt Gera und benennen die Einwohnerzahl mit 93.000. Lt. dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) gilt eine Stadt mit der von Ihnen genannten Größe jedoch als Mittelstadt bzw. große Mittelstadt. Die genauen Kategorien und Abgrenzungen finden Sie bitte unter diesem Link:

https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/raumbeobachtung/Raumabgrenzungen/deutschland/gemeinden/StadtGemeindetyp/StadtGemeindetyp.html#:~:text=Die%20Gruppe%20der%20Mittelst%C3%A4dte%20kann,mit%20weniger%20als%2050.000%20Einwohnern. Da ich als Geograph vor kurzem zu Mittelstädten in Deutschland promoviert habe, bin ich diesbezüglich etwas pingelig ;) Vielen Dank auf diesem Wege für den guten Journalismus aus Ihrem Haus, über den ich mich jede Woche wieder aufs Neue freue. – Henning Boeth

 

Gera eine Kleinstadt? Oder haben sie mit Absicht verquast formuliert um Gera im Zusammenhang mit einer Kleinstadt zu setzen ohne es gesagt haben zu wollen? Eine Kleinstadt ist Gera jedenfalls nicht und den Artikel weiterzulesen habe ich mir geschenkt. Zuviel Polemik in den ersten Sätzen, was wollen sie damit bezwecken? – Markus Harder

 

Lieber Herr Machowecz, Zumindest von Ihnen weiß ich, daß Sie Ossi sind!Als gebürtige „Gersche Fettgusche “ bin ich überrascht, daß mein Geburtsort angeblich inzwischen zu einer Kleinstadt geschrumpft ist! Gera, nicht Jena war übrigens zu „seligen “ DDR-Zeiten Bezirkshauptstadt! Als Kleinstadt hätte sie dieses zweifelhafte Prädikat kaum erhalten! In 50 Jahren vielleicht könnten Sie Recht haben! Immerhin ist es doch aller Ehren wert, daß die Gerschen ein wenig aufmüpfig sind in unserem doch recht verschlafenen Deutschland! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Man könnte gegensteuern, indem man mit einer Übergewinnsteuer die unverdienten Gewinne der Krisengewinnler*innen und Spekulant*innen abschöpft und das Geld denen gibt, die trotz Energiesparens ihre Gas- und bald auch Stromrechnung nicht mehr bezahlen können. Aber eine Übergewinnsteuer verhindert die FDP, die ein großes Herz für Unternehmen und Aktionär*innen, aber nicht für Arme oder auch nur Durchschnittsverdiener*innen hat. Außerdem müsste man natürlich endlich jene Unternehmen, die reichlich Strom und vor allem Gas verbrauchen, zu Einsparungen zwingen. Da ist bestimmt mehr möglich, als bislang geschieht. Aber auch das wird die FDP wohl zu verhindern wissen – zu Lasten der Privathaushalte. – Dr. Ulrich Willmes

 

Politiker befürchten Volksaufstände angesichts der für viele materiell bedrohlichen Folgen des Ukrainekrieges, die eben auch durch die Politik der Bundesregierung – Sanktionen gegen Russland, militärische Unterstützung der Ukraine – hervorgerufen werden. Andere wiegeln ab: Es wird schon nicht so schlimm werden, das Volk wird seine Stimme schon nicht so laut ertönen lassen. Haben unsere Politiker nichts aus 2015 ff. gelernt? Ich bin mal auf die Wahlergebnisse der AfD nächstes Jahr gespannt. – Dr. Klaus-Dieter Beims

 

Mein Eindruck in Gesprächen mit vielen Menschen unterschiedlichen Alters und sozialer Stellung ist, dass wir sie ernster nehmen sollten mit ihren Sorgen und Fragen, dass der Kommunikatonsstil mehr auf Augenhöhe stattfinden sollte und der Erklärende nicht denken sollte, der Bürger sei ein Dummchen, dem man Probleme mit zu reduzierten Klischees erklären sollte. Er merkt das und nimmt es übel, ohne deswegen gleich rechts- oder linksradikal abzudriften.

Insofern ist die journalistische Fragestellung der Verfasser des Artikels „Der Protest lädt sich auf“ löblich, wenn es da heißt, dass es vielleicht besser wäre, statt vor Volksaufständen zu warnen, den Bürgern die Probleme ehrlich darzulegen und zu sagen: Dieser Konflikt macht das Land ärmer, und deshalb ist weniger für alle da.“ Aber wäre es nicht noch ehrlicher, wenn man sagen würde: Dieser Konflikt wird einige wenige in diesem Land bzw. auf diesem Globus sehr viel reicher machen, aber die meisten leider nicht. Und daran können wir leider nichts Substanzielles ändern.“ – Regina Herbst

 

Linke und Afd gemeinsam für „heißen Herbst“ und gegen die Regierungspolitik? Sind es nur DIE Linke und DIE AfD, die sich gegen die regierende Politik wenden? Warum sind es heute nicht besorgte BürgerInnen, keine friedlichen Demonstranten oder Revolutionäre, die heute wie einst nicht etwa um abstrakte Freiheiten, Demokratie und Menschenrecht genau in den Städten auf der Straße waren wie sie es heute sind?

Heute viele BürgerInnen in Städten der westlichen Bundesländer dazu. Plauen, Chemnitz, Leipzig uvm., darf erinnert werden? Worum ging es konkret? Reisen, Bananen, D- Mark, voll Schaufenster. Oder etwa nicht? Was treibt Menschen heute zu vielen Tausenden? Inflation, Preise, Unsicherheit, Angst Mieten, Energie, Auto, Benzin, Lebensmittel nicht mehr bezahlen zu können.

Waren es einst Helden, so sind es heute Menschen, die ganz anders gesehen werden, die meist sogar verschwiegen werden, die als Extremisten gelten, die als rechts und links diffamiert werden. Viele werden sich erinnern welche Wertschätzung den Demonstranten einst zuteil wurde und wie es heute aussieht. Sind es heute keine Menschen, die von realen Sorgen, Ängsten getrieben werden, Angst um ihre universellen Menschenrechte? Es erstaunt, wenn regierende Parteien von rot,grün, christlich, frei, demokratisch bis zur Linken Führung selbst ganz und gar keine Sympathie empfinden.

Von gelebten Winter in Solidarität, der Waschlap-pen tut es auch oder ein wenig Entlastungs- Placebos fürs Volk reicht heute das Verständnis für das friedlich demonstrierende Volk. Die Masken fallen, manchmal sehr spät, aber sie fallen! Bald ist 3. Oktober mit Erinnerung! Wenn links keine Alternative mehr ist für ihre Klientel, dann muss sich niemand wundern wenn nach anderen gesucht wird. – Roland Winkler

 

Es wäre gut, wenn sich einige Medien bemühen würden, diesen Protest wegen z.B. steigender Energiepreise nicht herbeizuschreiben oder -zurufen: Dann kommen sie auch, all‘ die Unzufriedenen, die Querdenker, die wirklich Betroffenen. Dabei gibt es seit etlichen Jahren im Grunde nur ein einziges Ziel möglicher Proteste: Den Kreml-Herrscher Putin und seine Leute, die mit ihrem grausamen und zudem völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Ukraine und seinen vielfachen Auswirkungen die ganze Welt in Geiselhaft nehmen, statt sich mit der Völkergemeinschaft an einen Tisch zu setzen und diesen Planeten zu retten.

Das Ziel, in die Ahnengalerie bedeutender Menschen aufgenommen zu werden, hat Putin doch schon längst erreicht: Stalin, Hitler, Pol Pot, Pinochet, Idi Amin, Robert Mugabe, um nur einige „Kollegen“ zu nennen. Es wird Zeit, dass wir alle auf die Straße gehen, so wie vor vielen Jahren in Sachen Vietnam oder Pershing. Wenn schon das russische Volk sich nicht selbst wehren kann oder darf oder wg. massiver Fehlinformationen nicht besser weiß…. – Traugott Böhlke

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik „Was man (sich) sparen kann“ von Dirk Asendorpf (Recherche) und Jelka Lerche (Infografik)

 

Nur 15 kWh mit der Waschmaschiene zu sparen bei der Verwendung Ökoprogramm und max 30° ist viel zu wenig. Im Schnitt wird doch mit 60° gewaschen und mindestens 1 x pro Woche. – Friedrich Clemens

 

Gibt es denn nur noch Absolventen der Schwätzerfakultäten in der Zeit und keine Naturwissenschaftler und Ingenieure mehr, die zur Verbreitung des Wissens um die beiden Hauptsätze der Thermodynamik beitragen könnten??? Wie sonst kann dann direkt unter der No 687 rechts oben auf Seite 44 behauptet werden, dass für die Erzeugung von 2500 kWh Strom circa 700 kWh Gas verbrannt würden? Oder hat man bei der Zeit doch das Perpetuum Mobile erfunden? – Detlef Schmitt

 

Es ist erfreulich, dass die Zeit seit kurzem verstärkt den Klimaschutz und die Energieprobleme thematisiert. Ich habe einen Vorschlag wie die Zeit ihren Beitrag dazu leisten könnte: Stellt das Zeitmagazin ein; dadurch wird viel Papier, Druckerschwärze und Energie gespart. Evtl. kann der Bezugspreis dadurch sinken. – Wilfried Rühle

 

Welch ein Armutszeugnis präsentiert da die ZEIT im Jahr 2022 zur Stromverbrauchsreduktion: Töpfe mit Deckel nutzen, stand-by-Geräte ausschalten, weniger fernsehen, nicht bügeln oder gar die Beleuchtung ausschalten … sind Vorschläge, die Energieberater*innen oder Verbraucherzentralen schon nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 andauernd erfolglos gemacht haben. Vorschläge, die damals und bis heute keine einzige kWh Stromeinsparung gebracht haben, weil die Menschen nicht sparen wollten und wollen.

Denn (Energie) sparen heißt Komfortverzicht – und ist deshalb die falsche Botschaft! Schade! Das Aufwärmen solch uralter „Tipps“ unterscheidet sich in keiner Weise vom Waschlappen-Tipp des Herrn Kretschmann oder vom Dusch-Tipp des Herrn Habeck. Auch die ZEIT sollte es mit der Zeit besser wissen; nämlich dass es nicht um Energie sparen sondern um Energieeffizienz ohne Komfortverzicht gehen muss, um schnell und signifikant den Strom- und Erdgasverbrauch und damit die Energiekosten zu senken.

Beispiele dazu aus 35 Jahren Energieeffizienzberatung hätte ich viele. Hier nur zwei: Solarkollektoren liefern emissions- und kostenfrei neben dem Trinkwarmwasser auch das warme Wasser für Wasch- und Geschirrspülmaschine und ersetzen damit teuren Strom für die Wassererwärmung auf 30, 40 oder 60°. Die Umrüstung der bestehenden Beleuchtung auf LED bringt Stromverbrauchsreduzierungen von bis zu 85 % bei sogar höherem Komfort! Und das Beste: Die notwendigen Investitionen rechnen sich bei den hohen Strompreisen in kürzester Zeit.

Auch deshalb habe ich kein Verständnis für Kommunen, die doch tatsächlich planen, ihre (uralte und ineffiziente) Straßenbeleuchtung nachts abzuschalten (Stichwort Sicherheit). Eine sofortige Umrüstung auf LED reduziert nicht nur CO2-Emissionen, Stromverbrauch und -kosten um bis zu 85 % sondern auch die Lichtverschmutzung, und erhöht den Komfort samt Sicherheit bei gleichzeitigem Wegfall der Wartungskosten für die bestehende Straßenbeleuchtung.

Oder – statt in Freibädern die Wassertemperatur zu senken, wäre die Umrüstung der Gasheizungen auf Solarabsorber zur Wassererwärmung die richtige und klimagerechte Antwort. Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn in der ZEIT künftig zeitgemäße Energiefragen thematisiert würden. – Thomas Königstein

 

Von Ihrer Expertenanleitung zum Energiesparen fühlte ich mich gänzlich veräppelt, denn Sie schlugen in fünf Fällen vor, Haushaltsgeräte zu tauschen. Ein Gerät, das besser sein soll als das bisherige, ist meist neu und kostet Geld. Neue Geräte werden mit viel Energieaufwand produziert und zum käufter transportiert. Ich kann auch eine Geschirrspüle nie im Leben so lang nutzen, dass ich die Produktionsenergie je wieder einsparte. Ich gehe daher davon aus, dass diese Energiesparvarianten weder dem Geldbeutel des Nutzers helfen und noch viel weniger der Europäischen Energiekrise entgegenwirken, sondern eher das krasse Gegenteil erzeugen. – Riklef Schütte

 

Das größte Einsparpotential liegt wie erwartet im Bereich Heizen und Warmwasser. Die wichtigsten Faktoren sind hierbei die Wohnungsgroesse und die Qualität der Isolierung! In unserem 43m2 Tiny-Fertighaus mit Elektro Fußbodenheizung und Belüftungsanlage verbrauchten wir in den letzten Jahren für Haushalt, Warmwasser und Heizen insgesamt zwischen 4.000 und 4.500kWh Strom/Jahr.

Dazu kommt beim Bau der wesentlich geringere Aufwand an “grauer Energie” gegenüber dem konventionellen Bauen mit Beton und Stahl. Fazit: Wir bauen/ leben in zu großen und falsch gebauten Häusern/Wohnungen. – Karl-Ludwig Klingelschmitt

 


 

 

Leserbriefe zu „Wenn die Bürger springen müssen“ von Marcus Rohwetter

 

Zum Artikel von Marcus Rohwetter „Wenn die Bürger springen müssen – Die Grundsteuer wird neu berechnet, und der Staat lässt Millionen Immobilienbesitzer Daten sammeln, die er längst hat“ in der Ausgabe vom 24.08.2022 möchte ich gern erwidern: Vorsicht vor Wünschen, die in Erfüllung gehen: Sie haben oft Nebenwirkungen!

Der Mensch ist bequem. Wieso soll er Daten eingeben, die „der Staat“ doch längst kennt? Auch wenn der Ablauf hakt und zu recht kritisiert wird: Denkt man die Grundforderung des Autors Marcus Rohwetter konsequent weiter, wünscht er sich nichts weniger als „volldurchdigitalisierte gläserne Bürgerinnen und Bürger“! Ich will das nicht: Lieber gebe ich ein Viertelstündchen Daten ein. – Frank Mause

 

Die berechtigte Kritik an der Grundsteuererhebung muss noch durch einen „harten Stolperstein“ ergänzt werden. Die Ermittlung der Wohnfläche nach Wohnflächenverordnung – WoFlV- . In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Berechnungsmodellen für Wohnflächen ( DIN 277, Haus u. Grund, Mieterorganisatioen usw.) die alle unterschiedlch sind. Und jetzt soll nach der “ Verordnung zur Berechnung der Wohnfläche“ ermittelt werden. Es reicht also nicht, die Wohnflächen aus dem Mietvertrag, dem Kaufvertrag oder dem Grundriss-Rohbauzeichnungen zu übertragen ! Streng genommen müssen jetzt alle Wohnungen von einem Sachkundigen aufgemessen und berechnet werden.

Alle ! Falsche Angaben der Wohnflächen sind Betrug. Wußten Sie, das der Schonsteinvorsprung ( 30×35 cm) im Wohnzimmer von der Wohnfläche abgezogen werden muß, oder das die bodentiefe Fensteröffnung über 13 cm Tiefe zur Wohnfläche zu addieren ist ? Ganz zu schweigen von den Dachschrägen und Terrrasse-/Balkonflächen ( 1/4 oder 1/2 ?) . Ich frage mich, was all die „Fachleute“ jahrelang gemacht haben, um diesen Grundsteuer-Irrsinn zu produzieren. – Reinhard Schmitz

 

Für eine Handvoll Daten. Widerspruch und Zustimmung. Die Kritik des Autors an der aus seiner Sicht zu engen zeitlichen Frist für die Übermittlung der Daten an die Finanzbehörden durch die Bürger halte ich für deplatziert. Das vom Steuerpflichtigen an die Finanzbehörde zu übermittelnde Datenvolumen ist für diese Kritik einfach viel zu gering. Wir sprechen für ein Objekt von einer Handvoll Daten. Mit einem adressatenorientierten, standardisierten Template wäre die Übermittlung in nicht mehr als 15 min Zeitaufwand einfach möglich.

Damit kommen wir aber zum zutreffenden Teil der Kritik. Für einen normalen Menschen mit allgemein gesunden Menschverstand ist es völlig unverständlich, wie die deutsche Finanzbehörde für die Übermittlung einer Handvoll Daten ein Tool entwickelt (Elster-Online), daß derart kompliziert ist, daß der weit überwiegende Teil der Auskunftspflichtigen mit dem Ausfüllen überfordert ist und nicht ohne Inanspruchnahme der Elster-Hotline die Online-Übermittlung der wenigen Daten vornehmen kann. Die 3 verschiedenen „Zähler/Nenner“ Eingabeaufforderungen lassen grüßen.

Das ist ein ganz blamables Lehrstück für die Leistungsunfähigkeit der deutschen Finanzverwaltung und für ein Verwaltungshandeln, daß auch in der heutigen Zeit noch den völlig falschen Fokus hat: anstatt bei der Entwicklung des Elster-Tools die Dateneingabebedürfnisse der Auskunftspflichtigen in den Mittelpunkt des technischen Entwicklungsdesigns zu stellen, entwickelt die Finanzverwaltung stattdessen ein Steuertool, daß nur noch von Steuerexperten zu verstehen ist, völlig an den Bedürfnissen des Steuerbürger vorbei. Diese Kritik gilt im übrigens auch für alle anderen Steuerangelegenheiten, die über Elster-Online abgewickelt werden.

Eine Geisteshaltung in der deutschen Finanzverwaltung aus dem letzten Jahrhundert. Und es ist nicht nur der Steuerbürger, den die Steuerverwaltung mit dem Elster-Online tool überfordert, sondern auch noch ihre eigenen Steuerangestellten in den Finanzämtern. Was dort an Trainings- und Schulungsaufwand notwendig ist, um eine Handvoll Daten für die Grundsteuerreform von links nach rechts zu übertragen, ist beängstigend.

Die derart selbst produzierte Ineffizienz der Steuerverwaltung wird noch dadurch gesteigert, daß geschätzte >75% der Auskunftspflichtigen die Elster-Hotline oder schriftliche Anfragen bei den Finanzämtern stellen müssen, um eine Handvoll Daten zu übermitteln: d.h. millionenfache Anrufe, eMails, etc. – was für ein wahnsinniges selbst erschaffenes Bürokratiemonster. Und die Angestellten der Elster-Hotline und der Finanzämter bekommen den ganzen berechtigten Frust und Ärger der überforderten Steuerpflichtigen ab. Da kommt sicher jede Menge Freude bei den Angestellten auf. Ihnen muß man dankbar sein, denn auf deren Rücken und auf dem Rücken der Steuerbürger wird dieses Verfahren für die Grundsteuerreform abgewickelt. Für eine Handvoll Daten.

Und schließlich, ja, Zustimmung für den Autor auch bei der Kritik des outsourcing von Verwaltungsleistungen an den Steuerbürger. Hier kommt einerseits die Kapitulation der Finanzverwaltung vor einfachsten Verfahren der Automatisierung und Digitalisierung zum Ausdruck. Der Autor hat Recht: alle relevanten Daten für die Grundsteuerreform liegen den Behörden an unterschiedlichen Stellen bereits vor. Es ist ein Offenbarungseid, daß nicht einmal der Versuch unternommen wurde diese dezentralisierten Daten mit einer State-of-the-Art-IT zu konsolidieren. Nicht einmal bei einer Handvoll Daten gelingt das. Deutschland – Entwicklungsland – Made in Germany zum Schämen.

Und zu guter Letzt bleibt angesichts der eigenen Leistungsunfähigkeit und der Digitalisierungsrückständigkeit nichts mehr anderes übrig, als das eigene Unvermögen dem Steuerbürger vor die Füße zu schmeißen, und die Hausaufgaben, die nicht im eigenen Haus erledigt werden zu können, Millionen von Steuerbürger in einem kompliziert entwickelten Verfahren aufzuoktroieren. Für eine Handvoll Daten. – Hans-Jörg Glaß

 

Grundsteuerfeststellung ein Bürokratiemonster. Die Reform ist überfällig, wie das Verfassungsgericht feststellte. Warum braucht es nach Erklärung der Bürger bis Jahresende noch zwei Jahre zur Einführung? Und Lindner denkt über Fristverlängerung nach. Bürokratismus pur. Ich habe mich bei der Erklärung durch die ELSTER-Komplexität durchgequält. Alles was angegeben werden soll liegt bei den Grundbuchämtern vor. Es würde reichen, wenn jeder Betroffene seine Adressdaten mit seinem Einverständnis alles weitere dort abzugreifen angibt.

Ein Programm dafür schriebe ein durchschnittlicher Programmierer in zwei Wochen, selbst die ELSTER-Administration könnte das in zwei Monaten schaffen. Und darüber hinaus würden Fehlangaben weitgehend vermieden. Doch der Abstimmungsbedarfs der Verwaltungen, wird diese Zeit schon für die Aufstellung von Besprechnungsterminen benötigen. – Wolfgang Clausmeyer

 

Ist das ein journalistischer Artikel oder eine nicht als solche gekennzeichnete persönliche Meinung, die Sie hier vertreten!? Es war die Generation Ihrer Eltern, die mit ihren Protesten gegen die Volkszählung 1983 verhindert hat, dass der Staat weitreichende Informationen von seinen Bürgern abfragt. Und die dazu gefallenene Grundsatzentscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 15. Dezember 1983 hat mit der Einführung des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung dazu geführt, dass wir in Deutschland und inzwischen auch in der EU das strengste Datenschutzrecht weltweit haben.

Danach darf die „linke Hand“ unseres Staates gar nicht auf die Informationen zugreifen, die die „rechte Hand“ hat. Daher ist Ihre Kritik unberechtigt. Wir Bürger wollten es so! Innerhalb von 4 Monaten 1 Stunde Zeit finden, um die Fragen zu beantworten, ist durchaus angemessen. – Matthias Preis

 

Es gehört ja mittlererweile zum Mainstream, dass alles was der Staat dem Bürger abverlangt als Zumutung angesehen wird. Besonders die Grundsteuererklärung wird zu einem großen Aufreger hochstilisiert. Alle großen Tageszeitungen und die Grundeigentümerverbände haben ihre Kritik geäußert. Wobei man sich des Eindruckes nicht erwehren kann, dass einer vom anderen abschreibt. Das ausgerechnet auch in der „Zeit“ in das gleiche Horn geblasen wird, hat mich aus folgenden Gründen sehr geärgert: 1. Warum ist die Abgabefrist von fast 4 Monaten zu kurz?

Der Zeitaufwand für einen normal begabten Menschen wie mich (Rentner) betrug für mein EFH ca. eine halbe Stunde. Für Weltreisende und Pensionäre mit ihrem Sommersitz im Ausland dürfte es vielleicht schwierig werden. 2. Das Internetportale aufgrund von hohen Zugriffen zeitweise zusammenbrechen ist auch nichts Neues. Auch hier hätte ich mehr Verständnis erwartet; denn Fehler passieren nur dort wo auch gearbeitet wird. 3. Das die Behörden für die Auswertung eine längere Zeit benötigen als wir Bürger, dürfte doch jedem einleuchten. Millionen von Bürgern stehen eine vergleichsweise geringe Zahl an Behördenmitarbeitern gegenüber.

Fazit: Unter Berücksichtigung der sozialen Ausgewogenheit sollte der Bürger mehr in die Pflicht genommen werden. Denn Demokratie bedeutet Volksherrschaft und Herrschende haben Pflichten und Verantwortung. Die Medien und leider auch die meisten Politiker propagieren z. Zt. leider genau das Gegenteil. – Bernd Brade

 


 

 

Leserbriefe zum Tod von Theo Sommer

 

Hab‘ versucht, mich in Ihr on-line Kondolenz-Buch einzutragen – eine einzige Katastrophe. Dennoch: … mit sehr tief empfundenen Respekt, Jahrzehnte langer Bewunderung und Wertschätzung – und um wenige Wochen gleichen Alters. – Hans von Schack

 

Guten Tag, Frau Mayr, vorhin habe ich Ihren Artikel, nein Ihre Worte des Dankes und der Erinnerung an Dr. Theo Sommer, gelesen. Sie beschreiben Ihre Begegnung mit einem Mann, wie Sie Ihn erleben durften. Bei einem Besuch in der Redaktion – Die Zeit – im Rahmen einer Reise auf den Spuren von Helmut Schmidt durfte auch ich diesem Mann begegnen. In eine Gruppe von ca 20 Personen saßen wir um den großen Tisch in den Redaktionsräumen.

Theo Sommer hatte sein Buch – Unser Schmidt – dabei. Er wollte uns aus dem Buch im Sinne der Reise vortragen. Nicht einen Absatz lass Dr. Sommer. Sofort hatte dieser Mann uns alle in seinen Bann gezogen. Es entwickelte sich eine sehr lebhafte Diskussion und ein so spannender Austausch. Mit großen Interesse hörten wir zu und erlebten einen Mann, der auch uns sehr aufmerksam zu hörte und nachfragte. Ich möchte Ihnen, allen Anderen, die in der heutigen Ausgabe dieses großen Mannes gedachten, herzlichen Dank sagen. – Bernd Funke

 

Für einen kleinen Migrantenjournalist aus Indien wie ich, war Theo Sommer ein leuchtendes Vorbild. Seit fast 4 Jahrzehnten bin ich ein treuer Leser von „Die Zeit“ und Theo Sommers ausgewogene Beiträge haben mich immer imponiert. In der letzten Zeit ist er wenig in Erscheinung getreten und jetzt für immer nicht mehr, was ich sehr bedauere.

Mit dem Verstobenen habe ich selbst vor 24 Jahren eine für mich vorbildliche Erfahrung gemacht. Ende Oktober 1998 bekam ich einen Drohbrief von irgendeiner Rechtsradikalen Gruppe ( Neue Bürger Politik, Bonn) in dem ich aufgefordert wurde, die Veröffentlichung der indischen Zeitschrift „Meine Welt-Zeitschrift des Deutsch-Indischen Dialogs“, die ich 1984 gegründet und deren Redakteur ich seitdem war, sofort einzustellen. Sonst droht mir was in Mölln passiert war. Ich habe daraufhin u.a. auch an Herrn Sommer eine Kopie des Drohbriefes geschickt. Ich hatte in meinem Brief an ihm vorgeschlagen, Interviews mit gestandene Persönlichkeiten, die zu nicht-europäischer Ausländern gehören, in Die Zeit regelmäßig zu veröffentlichen, damit die Akzeptanz gegenüber dieser Personengruppe unter den Zeit-Lesern erweitert wird.

Er hat positiv auf diesen Vorschlag reagiert und später einige Interviews, zum Beispiel mit Shalini Randeria, veröffentlicht. Im Übrigen, die Veröffentlichung von Meine Welt habe ich nicht eingestellt, ich setzte meine Arbeit als Redakteur der Zeitschrift bis zu Jahre 2017 fort und danach übernahm der deutsche Journalist Rainer Hörig die Redaktionelle Verantwortung. Eine Kopie der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift hänge ich an zu Kenntnis. – Jose Punnamparambil

 

Mit Verlaub: wie dort Theo Sommer in der letzten Zeit idealisiert wird, ist angesichts seiner kriminellen Steuergeschichten für den kleinen Mann schon schwer zu verdauen. Es wird besonders seine 64 Jahre positiv hervorgehoben. Aber bitte: Gerade in der Länge dieser Zeit konnte er seinen Steuergeschichten nachgehen. 650.000 Euro ist auch nur eine Petitesse für einen großen Autor? – Dr. Lothar Schattenburg

 

Viele Jahre haben wir uns an der kleine Rubrik „Sehenswerte Filme“ jeden Donnerstag erfreut. Wo gehen wir in der nächsten Woche hin? Einfach hilfreich. Dann ist diese Info sang- und klanglos eingeschlafen. Wir bedauern es sehr. Fände sich in den sehr vielen Seiten nicht ein Plätzchen für die gute Sache? Bitte, machen sie uns und sicher auch vielen anderen Lesern eine Freude. Dank im Voraus. p.s. Wir bedauern sehr das Ableben von Herrn Dr. Theo Sommer. War uns sehr viele Jahre ein zuverlässiger Begleiter. – Mina und Tomas Neustadt

 


 

 

Leserbriefe zu „Haben wir die Abschreckung verlernt?“ von Jan Roß

 

Alternativer Titel: Israels militarisierte Gesellschaft als Vorbild für Deutschland und den Nato – Westen? Auf den ersten Blick ein sehr einnehmendes strategisches Konzept für die von BK Scholz verkündete “Zeitenwende”. Dass Geld nicht reicht, selbst sehr viel Geld (100 Mrd.), ahnte man bereits. Jan Ross’ Hinweis auf den Streit um “die richtigen Kriegsziele” macht den Blick frei auf das Kriegsziel – Karussell, das aktuell ständig in Bewegung ist.

Das “Einmal und nie wieder” – wird als “Kernziel” festgemacht: So ein Krieg darf sich nicht wiederholen. Vor den Toren von Nato und EU könnte man hinzufügen. Gemeint ist die geopolitisch wie geostrate- gische Grenzziehung, die der NATO – Westen bereits im ersten Dezennium des 21. Jh. mittels Nato – bzw- EU – Osterweiterung gezogen hat. Ohne Waffengewalt, versteht sich. Aber nicht ohne ein strategisches Kalkül, das von Experten recht unterschiedlich bewertet wird.

Im Fokus innovativer Militär – Strategie steht – quasi als Lehre aus dem Krieg um die Ukraine – die an das 21. Jh. angepasste Abschreckungstheorie des früheren israelischen Generals Yaakov Amidror. Zwar gibt es weiterhin die Imperative atomarer Abschreckung der Großen Mächte. Aber – wie der russische Angriff zeigt – gibt es unterhalb der Schwelle atomarer Abschreckung im konventionellen Bereich Optionen regionaler Aggression. Ein weites Feld tut sich hier auf, denkt man z.B. an die türkische Strategie militärischer Nadelstiche im Ägäischen Meer.

Konventionelle Abschreckung muss also zusätzliche Fähigkeiten (“Kapazitäten”) aufweisen. Zu den bekannten kommt jetzt vor allem das Element der “Glaubwürdigkeit” hinzu, das nicht allein abschreckende Drohung beinhaltet, sondern auf aktive direkte Vergeltungsschläge setzt. Aber wann genau sind solche Fälle gegeben, Fälle, die unzweifelhaft die sofortige militärische Vergeltung erfordern? Der Prozess der Deliberation über den engen Kreis politischer Entscheider scheint damit von vornherein ausgeschlossen. Von wegen Parlamentsarmee. Schon das rote Telefon, das das Risiko nuklearer Fehlentscheidung im KK bannen sollte, war manchen Experten suspekt. Welche “Telefone” will man jetzt bedienen, um abzuklären, ob ein sofortiger konventioneller Schlag erforderlich ist?

Reichen nicht angemeldete Manöver oder die Ausweitung angemeldeter Manöver aus zum Gegenschlag? Das Vorspiel zum Ukrainekrieg gibt uns da einige sicherheitspolitische Denksportaufgaben mit auf den Weg zu einer neuen Sicherheitsstrategie. Im Dezember 2021 gab es ein Memorandum deutscher (ehemaliger) Generäle, die bereits dringend eine Verhandlungsinitiative einforderten. Auch wurden vor Kriegsbeginn diplomatisch pikante Noten zwischen Putin und Biden ausgetauscht, ohne dass ernsthafte Verhandlungen darüber stattfanden.

Wer die Neuausrichtung deutscher Strategie und Sicherheitspolitik auf die Vorschläge des früheren israelischen Generals Yaakov Amidror gründet, macht in Deutschland, im ganzen Nato – Westen, eine Militarisierung unserer westlichen Gesellschaften zur Voraussetzung. Das bedeutet – wie in Israel – eine mehrjährige Wehrpflicht für Männer und Frauen mit regelmäßigen Reserveübungen. Die Uniform würde zur Normalität in der Öffentlichkeit werden.

Darüber schweigt der Beitrag von Jan Ross. Angesichts des Steins der Weisen, den der israelische General für seine Region entdeckt hat (“Glaubwürdigkeit” durch “Handlung und Aktion”) tut Jan Ross Scholz’ Konzeption “strategischer Ambiguität” als “Theorie” ab. Im Nachhinein spricht manches für dafür, dass nicht Deutschland, sondern die USA im Vorfeld des 24. Februar proaktiv hätte agieren müssen. – Klaus D. Lubjuhn

 

Ihrer Haltung und dem Appell an die Politik und Gesellschaft ist nichts hinzuzufügen. Die Marschrichtung ist schmerzlich aber alternativlos. Wir müssen einsehen, dass jetzt die Moral vor dem vollen Teller Vorrang hat. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Es fällt mir sehr schwer zuzugeben, aber ich denke, Sie haben leider recht. Ich habe Putin nie für einen guten Menschen gehalten und die einseitige Schröder-Politik für eine Folge von Dummheit oder Korruption, trotzdem habe ich eine derartige Bedrohung für unrealistisch gehalten. Ich habe eher an eine mögliche wirtschaftliche Erpressung gedacht.

Ich selbst habe eine pazifistische Grundeinstellung und bin immer noch davon überzeugt, dass dies die intelligentere und moralisch wertigere Haltung ist. Die Zukunft kann nur pazifistisch sein. Leider, wird die aktuelle Realität von aggressiven, korrupten Urmenschen bestimmt. Wobei ich die echten Urmenschen nicht beleidigen möchte, diese waren sicher friedlicher. Es ist ein Dilemma. Leider werden wir aber ernsthaft bedroht. Ich und meine Familie haben keine Alternative zum Gas, aber der Gedanke, dass andere Sterben sollen, damit wir es im Winter warm haben, ist kaum zu ertragen. – Christian Fahn

 

Vielen Dank für Ihren Artikel. – Michael Scheppler

 

Bekanntlich meinte bereits Marcus Tullius Cicero seinerzeit: „Qui desiderat pacem, bellum praeparat“. Und es stimmt freilich: In der Abschreckung, mithin Kriegsprophylaxe und Friedenswahrung, kann nur erfolgreich sein, wer (zu zeigen) bereit ist, die eigene Macht und Kraft ohne weitere Bedingungen gegen jedweden Aggressor einzusetzen. Nicht zuletzt aus diesem Grunde teile ich das mehrheitliche Ansinnen des ukrainischen Volkes, sich unter keinen Umständen auf einen „Diktatfrieden“ Russlands einzulassen. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie das Virus den Körper schädigt“ von Harro Albrecht

 

Ihr Artikel zeigt, wie intensiv sich die Wissenschaft mit dem Coronavirus beschäftigt. Das geht nur, wenn auch entsprechende finanzielle Anreize bestehen, also auch genügend Mittel dafür beteitgestellt werden. Es ist schon verblüffend zu beobachten, wie mild der Verlauf einer Coronainfektion bei der überwiegenden Mehrheit der Menschengen geworden ist, aber welchen Stellenwert die Diskussion über die „Gefährlichkeit“ dieses Virus in der Öffentlichkeit hat.

Auf der anderen Seite haben wir nach über einem Jahr Coronaimpfung immer noch lediglich rudimentäre Daten zu deren Komplikationen. Es gibt eine eklatante Diskrepanz zwischen den Daten der Krankenkassen und den offiziellen Verlautbarungen des RKI und des PEI zu den Impfkomplikationen. Auch Sie haben sich diesem Thema nicht gewidmet, obwohl die Frage im Raum steht, was bei der Omikronvariante gefährlicher ist. Das Virus selbst oder der mRNA-Impfstoff? – Dr. med. Martin Krivacek

 

Mit keinem Wort erwähnt Herr Albrecht, dass es die C-19 zugeschriebenen Symptome „Longcovid“ schon immer auch bei Grippewellen und anderen Infekten gibt. Mit keinem Wort geht er darauf ein, dass die gleichen Symptome auch nach der CovidImpfung auftreten. Auch DIE ZEIT ist wie fast alle Medien nicht bereit, auf die vom Gesundheitsminister geschürten wilden Spekulationen und die evidenzfreie Angst- und Panikmache zu verzichten. Wissenschaft 2022. – Hans Ludwig Scherer

 

In dem Artikel zu Corona (Harro Albrecht, S.35) heisst es, dass bei der Omikron-Variante rund 7% der Betroffenen SELBST NACH EINEM JAHR nichts mehr riechen könnten.. Nur, wir haben jetzt Ende August 22 – die Omikron-Variante wurde im November 2021 erstmalig nachgewiesen, in Südafrika – in D erst Anfang 22… Wie gut sind andere Artikel recherchiert, die ich nicht so leicht überprüfen kann (was ich auch nicht getan habe, der Fehler war einfach zu offensichtlich…) Da mache ich mir schon so meine Gedanken… Ich bitte übrigens um Korrektur! – Claudia Hecker

 

An diesem instruktiven Artikel fehlen mir Informationen über den Verlauf bei Patienten, die 3 oder 4 mal geimpft sind. Sind diese Patienten wirklich signifikant besser gegen Long Covid geschützt? – Heinz-Dieter Busch

 

Sehr viele meiner Verwandten und Bekannten in Deutschland, alle drei mal geimpft, sind in diesem Jahr an Covid erkrankt Betrifft das Risiko, Long Covid zu bekommen auch geimpfte Menschen oder nur ungeimpfte? Warum wurden Nebenwirkungen der Impfung in manchen Ländern nicht ( Israel) , in anderen Ländern nur zögerlich zur Kenntnis genommen? Warum wurden Beschwerden nicht ernst genommen und meistens abgestritten? Ein Schlag auf den Kopf kann ohne schwere Folgen bei gesunden Menschen bleiben, aber bei Menschen mit vorliegendem Gehirn trauma zum Tod führen. ( der Täter wird dann für Totschlag bestraft) Warum wurde die Impfaktion nicht besser wissenschaftlich begleitet und Menschen mit Vorerkrankungen nicht besser betreut?

Warum bekommen hauptsächlich junge Männer Herzmuskel Entzündung? Ist da die Inzidenz des Epstein Barr virus stärker? Es scheint logisch, dass Menschen mit ( verborgenen) Vorerkrankungen eher negative Wirkungen nach der Corona Impfung erfahren. Ist es nicht auch eine Tatsache, dass Menschen mit offensichtlichen oder verborgenen Vorerkrankungen statistisch gesehen schwerer an Corona erkranken? Warum wurden diese Patienten nicht besser gewarnt und versorgt? Auch jetzt sind es ja immer noch die Menschen mit Vorerkrankungen die schwer an Covid erkranken und daran sterben auch wenn sie dreimal geimpft sind.

Oft liegt auch ein Vitamin D Mangel vor. ( eine Bekannte, Ärztin in der Schweiz, die auf der Intensiv Station mit schwer kranken Corona Patienten arbeitete hat das schon vor zwei Jahren gesehen). Warum nicht allen Vit D empfehlen als einen Baustein im System Vorsorge? Er ist gut, dass Menschen in Deutschland jetzt eine Anlaufstelle haben wo ihre Beschwerden ernst genommen werden. Wahrscheinlich wird sich die Warteliste um viele Tausend erweitern, sobald bekannt wird, dass es diese Stelle gibt Danke an DIE ZEIT für diesen Bericht. – Marianne Werner

 


 

 

Leserbriefe zu „Mit voller Kraft“ von Giovanni di Lorenzo

 

Schade! Schade, dass dieser Nachruf auf eine herausragende Persönlichkeit wie Theo Sommer kleinlich und umständlich anmutet. Ein Kämpfer für den Journalismus wird auf der ersten Seite „seines Blattes“ auf einen für ihn selbst unverzeihlichen Fehler der Steuerhinterziehung reduziert. Selbst Postum fehlt die Anerkennung für den Vorgänger. Hier zeigt sich, dass wahre Größe keine Selbstverständlichkeit ist und sich schon gar nicht übertragen lässt. Wieder einmal ein Sieg der Eitelkeit über ein ehrenvolles Verhalten. Sehr Schade!!! – Franziska Wachsmuth

 

Mit Befremden haben wir Ihren Nachruf auf Theo Sommer zur Kenntnis genommen. Im Gegensatz zu vielen anderen Nachrufenden ist es Ihnen in keiner Weise gelungen den Menschen Theo Sommer mit all seinen vielen Stärken zu skizzieren, wie es z.B. Josef Joffe im Tagesspiegel vortrefflich getan hat.

Stattdessen haben Sie den wenigen Schattenseiten sehr breiten Raum gegeben – was seiner Lebensleistung nicht ansatzweise gerecht wird. Schade. Enttäuschend. – Sandra und Claudius Jochheim

 

Ein großes Lob für die Nachrufe auf einen ausgezeichneten Journalisten, der nicht nur für die ZEIT sondern auch hinsichtlich der Qualität von Leitmedien in der Nachkriegszeit Zeitgeschichte geschrieben hat. Als aktiver Politiker einst für die Medienarbeit zuständig, habe ich auch stürmische Zeiten erlebt, die allerdings von Vielfalt in der Meinungsbildung gekennzeichnet waren. Gerade in diesen Phasen waren journalistische Schwergewichte nicht nur interessant sondern auch gefordert. Manches davon wünscht man sich heute angesichts eines verbreiteten sog. Mainstreams immer noch. Auch Theo Sommer lag im Rückblick wie die Artikel zeigen, nicht immer richtig.

Wer von uns kann das behaupten, aber seine fundierte Arbeit als Journalist ist dennoch hervorragend. Fair auch seine weitere Arbeit für die ZEIT in den Jahren nach Aufgabe der Führungspositionen. Sich nicht mehr in die erste Reihe drängend. Ein Brückenbauer zwischen Vergangenheit und Neuzeit. Wenn nun, auch aufgrund der Diskussion um die öffentlich-rechtliche Berichterstattung, der Blick auf Medien und den Wildwuchs von digitalen Portalen fällt, die ZEIT als seriöses Leitmedium – auch im Sinne von Theo Sommer- ist heute wichtiger den je. Bleiben Sie dran! – Peter D. Schmidt

 

Sehr warmherzige, freundschaftliche, nicht kühl abgehobene Würdigungen von Theo Sommer. Ich habe alles durchgehend gelesen. Was fehlte, wären noch einige oder mehrere Sätze gewesen, zu einer „Gastrolle“, die Theo Sommer, für mehrere Monate (oder 1 Jahr ?) als Berater für Verteidigungsfragen von Helmut Schmidt in Bonn gegeben hat. Wenn ich das richtig erinnere (?) – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

In seinem Artikel geht Herr Dauser darauf ein, ob russische Bürger weiterhin ein Besuchervisum bekommen können oder nicht, einerseits sind solche russ. Touristen offensichtlich voll auf Putin- Linie und machen dies auch klar durch ihr Auftreten, andrerseits könnte es ja sein, daß sie durch die Berichterstattung hier vielleicht doch auch ihre bisherige Denkweise über- prüfen können, schlimm ist es, daß so viele Deutschrussen, die ab ca 1990 in die BRD kamen, nun plötzlich sehr russisch nationalistische Gefühle endecken und für Putin sind und sogar behaupten, in der Ukraine wären Russen umgebracht worden und darum hätte Putin eingegriffen.

Was bisher gar nicht erwähnt wurde, ist daß deutsche Ehepartner von Russinnen oder Russen, die beide Staatsangehörigkeiten besitzen, mit ihren Ehepartnern nicht nach Russland fahren können, da diese keine Visa für Russland erhalten. Ich habe dies im Bekanntenkreis erlebt, sie allein hätte ihre Schwesster in Sankt Petersburg besuchen können aber ihren Ehemann nicht mitnehmen können, das Ehepaar machte darum nun anderswo den Urlaub. Wenn also Deutsche kein Visum erhalten können, warum sollen dann Russen ein Visum für die BRD erhalten und hier auch noch antiukrainisch auftreten. – Ulrich Keck

 

Potz Dausend, meine Dausend Prozent gehen langsam auf null Prozent. Ja, ich glaube auch, dass die wenigsten Deutschen die Russen in Nationenhaft nehmen wollen, aber vielleicht es nicht gut finden, dass die einen entspannt Urlaub machen, während die anderen um das Überleben kämpfen. Aber „Nationenhaft“ klingt doch irgendwie gut.

Und der tolle Gag mit der Sommersandale. Ja, ja, ich weiß, dass es russische „Touristen“ waren, die Teile von Salisbury radioaktiv verseucht haben, und hin und wieder im Tiergarten Hinrichtungen begehen, aber das sind einfach negative Begleiterscheinungen. Ja, ich weiß auch, dass touristische Reisen an einer bereits vorhandenen Position nichts ändern. Besonders, da man ohne Probleme RT streamen kann. Und Urlaub ist Urlaub! Übrigens kann ich mir das mit den gefestigten Positionen gut im letzten Zeit-Podcast mit Michael Thumann anhören. Ich hätte mir vielleicht Gedanken zu einer sinnvollen Einreisesteuerung machen sollen, die es kritischen Russen erlaubt weiterhin Russland zu verlassen. Dann wäre aber der wenige Witz in meinem Beitrag auch noch raus.

Das Kreativste an meiner Kolumne jedoch ist, dass ich vor kurzem in meinem Zeit-Contra indirekt eine 20% Nationenhaft der Ukraine für den Einmarsch Russlands vorgeschlagen habe. Denn in meinem Contra-Beitrag habe ich sofortige Friedensverhandlungen mit Russland vorgeschlagen, die, das ist mir bewusst, mit einem entsprechenden Verlust an wirtschaftlich äußerst wertvollen Gebieten einhergegangen wären. Aber sind die russischen Soldaten nicht eigentlich Touristen, die ihrem Brudervolk ein bisschen in Freiheit näherkommen wollen?? – Thomas Niedermeier

 

Stimme dem werten Zeit-Autor dausendprozentig zu. Es war und ist in unserer einzigartigen Welt leider so, dass wir Menschen in einer wesentlichen Schicksalsgemeinschaft leben, in der wir einander nicht aus einer (Mit-)Haftung ausschließen können. Und die russischen Touristen betreffend sollten wir das auch gar nicht versuchen.

Denn wann immer die Vernunft einer Hauptfigur nicht ausreicht, um Leib und Leben anderer zu bewahren und zu schützen, ist es das Recht und die Pflicht eines jeden, Widerstand zu leisten und für die Menschenwürde einzutreten. Entziehen wir dieser Absolutheit – aus welchen (sekundären) Gründen auch immer – die Basis, untergraben wir ebenjene Humanität, auf die wir alle in dieser Schicksalsgemeinschaft früher oder später angewiesen sind. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Nein, nein und noch mal nein!“ von Martin Spiewak

 

Danke für das sehr wichtige und nicht ausreichend thematisierte Thema Frühkindliche Bildung in unserer Gesellschaft. Der Artikel beschreibt die Situation, dass mit dem neuen KITA Gesetz bei Förderungen wieder einmal nur eingespart wird – zum Nachteil der ganz Kleinen, die bald mal die ganz Großen sein werden.

Leider finde ich, dass die Situation der Eltern zu wenig zur Sprache kommt, die unter einem immensen „Das-Geld-muss-herangeschafft-werden-Druck“ stehen. Die schwierige (und auch gekürzte) personelle Situation beim KITA-Personal wird nur in einem Abschnitt thematisiert. Schade. Auch Ärzte sind hier nicht ausreichend informiert und schließlich eher verantwortlich für die kindliche Entwicklung als die Erzieherinnen allein.

Als Logopädin arbeite ich seit 10 Jahren auch in der Erwachsenenbildung von Erziehern und KITA-Mitarbeitern und treffe ausschließlich auf engagierte, emphatische und sehr bemühte Menschen, die zeitlich und personell weiter beschnitten werden. So kann frühkindliche Bildung nicht funktionieren. Wir brauchen das Geld des Bundes, sonst erleben wir eine weitere Enttäuschung! – Nina Slot

 

Wer sich mit dem Erlernen einer Fremdsprache beschäftigt, stößt früher oder später auf Tipps wie: Tauchen Sie in die fremde Sprache ein, hören oder lesen Sie Bücher, schauen Sie ihre Lieblingsserie in der Zielsprache. Damit ein kleines Kind die Muttersprache erlernt, reicht es nicht, es vor eine Toniebox zu setzen. Das Kind braucht die Interaktion mit einer realen Person. Mein dreijähriger Sohn hat schon die Nachbarn verblüfft mit Sätzen wie:

„Gestern Eichelhö gesehen.“ Woher kennt ein Dreijähriger einen Eichelhäher? Aus dem Bilderbuch, dass sich seine Mutter mit ihm angeschaut hat. Nicht alle Eltern haben die Geduld sich mit einem Kind zu beschäftigen, manche haben es nie gelernt. Umso wichtiger ist es Kinder früh zu fördern. Man muss dabei die Kinder nicht gleich in eine Vorschule stecken, wie die Franzosen. Es braucht einfach genügend sensibilisierte Erzieher, die Zeit und Geduld mitbringen. Politiker, hört endlich auf Geld bei der Bildung zu sparen! – Julia Gremmer

 

vielen Dank für Ihren Artikel über die „Sprach-Kitas“! Es schreibt Ihnen ein alter Theaterpädagoge und Kitaleiter a.D. in Berlin und Lübeck, der heute ehrenamtlich in einem „Sprachheilkindergarten“ in Osnabrück tätig ist. „… Es ist ein Symbol dafür, wie es um die frühkindliche Bildung in Deutschland steht: schlecht!“ So sehe ich das auch. Nur ein kleiner Hinweis: Der „Situationsansatz“ war in der deutschen Kita-Pädagogik nicht immer da…; er kam, als die Gruppen immer größer und das Personal zunehmend weniger wurde. Leider sprangen viele Kita-Leitungen auf diesen seltsamen Zug mit dicken Bildungsprogrammen der Länder und den Zertifizierungsurkunden für vermeintliche Qualität.

„Oft wird beklagt, die frühen Jahre seien der Politik nichts wert, hier werde nur gespart. Das ist falsch.“ – Die frühen Jahre der Kinder ( in Massenkindhaltung … ) oder die Jahre der jungen Eltern – oft mit schlechtem Gewissen? „Nur flossen die Mittel überwiegend in die Quantität und selten in der Qualität.“ – Wie wahr! (Kinder sind nicht wahlberechtigt.) Sie haben vollkommen recht: „Bisher geht es um Betreuung, nicht um Bildung…“ der zukünftigen Generationen. Lieber Herr Spiewak, bleiben Sie immer mal wieder… bei den Kindern; sie haben keine Lobby!! – Klaus Busch

 


 

 

Leserbriefe zu „Weniger schlimm gelogen?“ von Frank Drieschner

 

Ein notwendiger, nüchterner, längst überfälliger Kommentar anlässlich einer nicht enden wollenden Debatte. Dass den Eintragungen in Olarius`Tagebuch so wenig Beachtung geschenkt wird, zeigt exemplarisch die Schieflage in der medialen Berichterstattung. Auf der legitimen Suche nach möglicherweise Belastendem darf das durch Fakten hinreichend belegte Entlastende nicht aus dem Blick geraten, anderenfalls lassen sich Journalisten in eine unsaubere politische Kampagne einbinden. In der an Details nur mäßig interessierten Öffentlichkeit bleibt der fatale Eindruck hängen, Olaf Scholz verteidige, oder mindestens verharmlose, die schändliche Praxis der Cum-Ex-Geschäfte, die – und das ist offensichtlich meist keiner Erwähnung wert – durch lückenhafte Finanz-Gesetzgebung seines Vorgängers Schäuble erst möglich gemacht wurde.

Es wird eine bedenktliche Nähe zur Finanzindustrie suggeriert, die die Glaubwürdigkeit der Sozialdemo- kraten als Partei auch der „einfachen Leute“ weiter untergräbt. Noch schlimmer: Der Bundeskanzler nähme es mit der Wahrheit nicht so genau – ein Lügner im dritthöchsten Staatsamt: eine scheinbare Bestätigung all derer, die Politik ohnehin für ein schmutziges Geschäft halten. – Rüdiger Paul

 

Wer bestimmt denn überhaupt noch hier im Lande die Richtlinien der deutschen Politik? Geht es nach dem Grundgesetz Art. 65 Richtlinienkompetenz, dann bestimmt der Bundeskanzler die Richtlinien der Politik und trägt dafür die Verantwortung. Aber was nun, wenn sich der Bundeskanzler immer öfters an rein gar nichts mehr erinnern, also auch daran nicht, dass es ein Grundgesetz gibt, geschweige denn, das dieses eine Arbeitsplatzbeschreibung für seinen Arbeitsplatz enthält?

Gut, notfalls könnte auch die Bundesregierung, vielleicht sogar ganz ohne diesen Bundeskanzler ohne Erinnerung, eine Entscheidung treffen, aber bei solchen Typen, die momentan in dieser ampeligen Bundesregierung sitzen, hätte ich da so meine gravierenden Zweifel. Was sollte da wohl anderes, als ein Weiterso wie bisher im Dauermurksen, herauskommen? – Klaus P. Jaworek

 

Der Beitrag von Frank Drieschner ist eine Unverschämtheit. Weil man ihm bisher Beihilfe zum Steuerbetrug und Anweisungen an die Finanzverwaltung der Stadt Hamburg zugunsten der Warburg Bank nicht nachweisen konnte ist er mit dem Verdacht gelogen zu haben genug gestraft? Als erstem Bürgermeister und Angestelltem der Bürger der Hansestadt Hamburg war es seine Pflicht Schaden von dieser Stadt abzuwenden.

Bisher gibt es keine Hinweise darauf dass er auch nur irgendetwas unternommen hat um die in Frage stehenden 47 Mio € von Warburg einzutreiben. Und so einer wird Finanzminister und sogar Bundeskanzler! Es schönt sein Bild in der Öffentlichkeit auch nicht, dass 20 Jahre lang Bundesfinanzminister wie Schäuble und Steinbrück nichts gegen cum ex und cum cum unternommen haben. Das sind alles Zeichen eines korrupten politischen Systems. – Günter Hebel

 


 

 

Leserbriefe zu „Die versteckte Frau“ von Mariam Lau

 

Ihr Artikel über die CDU Frauen steht über den Torten der Wahrheit, was mich zu folgender Tortenzusammensetzung verführt: Warum Frauen in der CDU sind. Weil ihr Vater in der CDU ist, weil ihr Bruder in der CDU ist, weil ihr Mann in der CDU ist, wegen des Dorfpfarrers. (Dazu als Bild: eine schwarze Torte mit 4 schwarzen Balken.) – Harald Bost

 

Gerne hätte ich meine Frage direkt an Frau Lau gerichtet. Nun nehme ich diesen Weg. Ich empfinde es als seltsam, welches Frauenbild Sie hier gezeichnet haben. Ist eine Frau- Mensch nur weiblich ( feminin), wenn sie in High Heels und in einem eng anliegenden Kleid die Bundesrepublik Deutschland repräsentiert? Oder darf nicht jeder Mensch seinem körperlichen Strukturen entsprechend sich kleiden und wird trotzdem als Frau, weiblich wahrgenommen? Mich als Mensch verletzt es in dieses Schema gepresst zu werden. – C. Relt

 

Mit Interesse habe ich den Artikel „Die versteckte Frau“ von Mariam Lau in der ZEIT-Ausgabe vom 25.8.2022 gelesen. Es hat mich gefreut, dass sie darin versucht, die gängigen Perspektiven zu transzendieren, indem sie nach der historischen Tiefendimension der ‚Quoten-Problematik‘ in der CDU fragt – bis in die NS-Zeit hinein, und was davon immer noch „nachhallt“.

Aus ihrem Artikel selbst hallt bei mir allerdings besonders etwas anderes nach, das ich nachgerade ungläubig zur Kenntnis nehmen musste: Ein kolonialer Blick auf Ostdeutschland. Bekanntlich gab es die CDU auch in der DDR, und dass dort einiges anders war als in der BRD, stellt Lau ausdrücklich fest, indem sie den ersten Familienminister der Bundesrepublik, Franz-Josef Wuermeling, zitiert mit den Worten: „Wohin eine totale Gleichberechtigung und Gleichsetzung von Mann und Frau in letzter Konsequenz führt, zeigt uns ein Blick in die Ostzone.“

Was würde man daraufhin anderes erwarten, was hätte näher gelegen, als diesen Blick tatsächlich zu wagen, also etwa einen CDU-Politiker der DDR zu Wort kommen zu lassen, und danach zu fragen, was dort denn anders war und vor allem, wie die CDU dort dazu beigetragen hat oder damit umging?! Oder wie das vielleicht jemanden wie die gesamtdeutsche CDU-Politikerin Angela Merkel geprägt hat?

Aber nichts dergleichen. Eine Fremdzuschreibung, also das Zitat eines westdeutschen Politikers reicht der Autorin offenbar, der Artikel wendet sich im nächsten Satz der ebenfalls westdeutschen Politikerin Kristina Schröder zu, um sich anschließend ausführlich Helmut Kohl zu widmen. Es ist mir unbegreiflich, wie es möglich ist, noch 32 Jahre nach der deutsch-deutschen Vereinigung nicht nur kein Interesse an der dieses Land heute mitkonstituierenden Geschichte Ostdeutschlands zu bekunden, wenn man einen Artikel zu einem Thema dieses Landes mit historischem Anspruch schreibt.

Sondern sogar in einem Artikel, der sich einer Partei widmet, die es in beiden deutschen Staaten gab, nicht einmal auf den Gedanken zu kommen, die Perspektiven der anderen CDU mit in die eigenen Überlegungen einzubeziehen, abgesehen von der arroganten („Ostzone“) Zuschreibung eines westdeutschen Politikers der frühen Bundesrepublik. Und damit tatsächlich nur eben einen kolonialen Blick zu wagen, der sich bekanntlich dadurch auszeichnet, dass das ‚Andere‘ nur als Handlungs- und Bewertungsobjekt betrachtet wird, dass also die Selbstmächtigkeit und Handlungsmacht des ‚Anderen‘ ausgeblendet beziehungsweise gar nicht wahrgenommen wird, sondern eben ein blinder Fleck bleibt, der nicht einmal bewusst ist.

Ich hätte nicht gedacht, dass dies heute in einem Artikel zu einem Aspekt deutscher Parteigeschichte und -gegenwart so noch möglich ist, und ich kann nur hoffen, dass der von mir als Ihre Autorin geschätzten Mariam Lau die Dimension dieses ihres ‚blinden Flecks‘ bewusst zu werden vermag. – PD Dr. Eckhard Zemmrich

 


 

 

Leserbriefe zu „Frisch erforscht. Wie gefährlich ist es, E-Scooter zu fahren?“ von Jan Schweitzer

 

Als Fussgaenger in Berlin ich weiss es genau wie man mit E Scooter umgehen soll……. die auf dem burgersteig fahren !! zurueck bleiben !!! mit dem autoverkehr in der stadt funktioniert dieser Regel sehr gut. – Brian Agro

 

Offensichtlich wurde in besagter Studie nur das Unfallgeschehen der Nutzer untersucht. Mich aber als notorischem Fußgänger würde auch die Unfallstatistik argloser Passanten auf Gehwegen und in Fußgängerzonen interessieren, die von rücksichtslosen Scootern angerempelt werden. – Dieter Lanz

 


 

 

Leserbriefe zu „Ohne Gegenwind“ von Ruben Rehage

 

Vielen Dank für Ihren Artikel und die aufschlußreiche Graphik. – Michael Scheppler

 

Der Ukraine-Krieg hält die Welt in Atem, dabei offenbart jetzt die Klimakrise ihr verheerendes Ausmaß. Arten verschwinden, Böden verdorren, Wälder brennen und unsere kleinbürgerliche Idylle wird durch eine tödliche Hitze bedroht. Da kommt augenscheinlich das Windenergie-an-Land-Gesetz (WaLG) gerade recht, nach dem 2% der Flächen in Deutschland für Windkraft zur Verfügung stehen müssen. Die Energiewende ist schließlich eine fantastische Sache.

Sie soll die Erderwärmung stoppen und die gefährlichen Treibhausgase reduzieren. Windräder könnten dabei helfen, denn sie seien angeblich klimafreundlich. Doch weshalb wird verschwiegen, dass Windkrafträder Schwefelhexafluorid (FS 6), das stärkste bekannte Treibhausgas, enthalten? 1 Kilogramm FS 6, welches für die Isolierfähigkeit genutzt wird, ist so klimaschädlich wie 23000 Kilogramm CO2.

Schon jetzt sorgen die Gase von FS 6 für mehr Treibhausgase als der innerdeutsche Flugverkehr (Quelle: ARD, Plusminus, Sendung vom 17.08.22). FS 6 hat eine Haltbarkeit von 3000 Jahren. Es reichert sich in der Atmosphäre an und kann nicht abgebaut werden. Kein einziger Hersteller existiert in Deutschland, der FS 6-freie Windanlagen auf dem Festland herstellt. Dabei ist dies schon lange möglich, doch den Herstellern ist dies zu teuer. Auch die EU weigerte sich bisher, diesen Klimakiller sofort zu stoppen!

Zum anderen stellen Windkrafträder eine enorme Bedrohung für unseren Wald dar. In den letzten 10 Jahren wurden rund 1400 Hektar Wald für den Bau von Windkraftanlagen gerodet. Das entspricht der Fläche von 2000 Fußballfeldern. Ein Anblick zum Abgewöhnen! Windkraftanlagen in den Wäldern bedeuten einen Eingriff in ein schon geschwächtes Ökosystem. Daher plädiere ich wie Umweltverbände (z. Bsp. die Naturschutzinitiative, Greenpeace) dafür, dass schützenswerte und sensible Naturräume beim Ausbau von Windenergieanlagen endlich ganz ausgeschlossen werden.

Geplante Windindustriegebiete zerstückeln den Wald mit breiten Zuwegen, Straßen und bewuchsfrei zu haltenden Wartungsflächen. Die gigantischen Betonfundamente versiegeln den wasserspeichernden Waldboden und haben schädliche Effekte in Bezug auf die Grundwasserversorgung. Hunderttausende LKW-Fahrten und Bauarbeiten machen damit den Wald zum Industriegebiet!

Ausgleichsflächen können die Artenvielfalt und Einzigartigkeit des Waldes nicht ersetzen. Nicht bewirtschaftete Laubmischwäldern machen die extreme Hitze nicht so zu schaffen. Ihr Wachstum hat teilweise sogar zugenommen. Natürliche Prozesse im Wald dürfen nicht gestört werden. „Biodiversität ist kein Wirtschaftsgut, sondern ein Merkmal der Ökosysteme“, stellt Cambridge-Ökonom Sir Partha Dasgupta klar.

In unserem Land missbraucht man den Klimaschutz als Rechtfertigung für den Bau von Windanlagen. Faktisch nennt man dies Greenwashing. Bundes- und Landesregierung(en) ignorieren und missachten wissenschaftliche Fakten sowie ethische Grundprinzipien. Stattdessen vertreten sie vor allem die Interessen der Konzerne und Lobbyisten. So prophezeite Mephisto schon in Goethes Faust: „Verachte nur Vernunft und Wissenschaft, des Menschen allerhöchste Kraft. So hab´ ich dich schon unbedingt.“ – Anne-Catherine Höhn

 


 

 

Leserbriefe zu „Lieber erpressen als verhandeln“ von Alice Bota

 

Dreh und Angelpunkt des Ganzen ist doch die Krim. Herrn Selenskys erklärtes Kriegsziel und Bedingung für Verhandlungen ist doch die Rückeroberung der Krim. Dazu braucht er mehr Waffen vom Westen.- Ich frage mich aber: Wollen denn die Leute auf der Krim überhaupt zurück erobert werden?

Wollen sie, daß ihre schöne Insel auch noch mit Ktrieg überzogen wird? – Die Krim war ja seit Katharina der Großen russisch, bis zur Sowjetunion. Von der sich die Ukraine dann abgespalten hat. Früher war sie türkisch. Und 60% der Bevölkerung sind sowieso Russen, nur ca 25% Ukrainer. Wollen die Leute in Jalta und Sewastopol wirklich zurück in die Ukraine? – Rolf Wittig

 

Warum dreht der Westen bzw. drehen das Vereinigte Königreich und die USA den Spieß nicht einfach um und liefern den Ukrainer*innen die Atomwaffen, die ihnen seit dem Bruch des Budapester Memorandums durch Herrn Putin meines Erachtens moralisch und auch rechtlich wieder zustehen? Herr Putin wird dann sehr schnell verstehen, dass er seine Truppen aus der Ukraine einschließlich der Krim zurückzuziehen hat. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbriefe zu „Gegen den Strom“ von Anant Agarwala et al.

 

Diese ausgezeichnete Reportage macht sinnfällig, was wir „zivilisierten“, mental naturfernen Menschen schon viel zu lange mit dieser einen Natur anstellen. In und von der wir physisch alle ganz und gar leben. Ihr eingängiger Bericht verdeutlicht auch, was unter Umständen geschieht, wenn wir Menschen unseren einzigen natürlichen Lebensraum auf mannigfaltige Art und Weise immerzu lebensfeindlicher verunstalten.

Die Folgen der fatalen Inkongruenz zwischen unserer mentalen Naturferne und den Gesetzmäßigkeiten der physischen Natur werden uns zunehmend beschäftigen. Nicht nur an und in den Flüssen. „Gegen den Strom“ ist in der Natur noch keine Spezies allzu lange geschwommen. – Erwin Bixler

 

Die Niedrigwasserstände unserer Flüsse machen das Problem noch signifikanter, dass sie neben der Befahrung mit Schiffen auch schon immer als Kloake benutzt wurden. Seit der Industrialisierung geschah das auch für den Dreck, der bei der Produktion anfällt. Zum Glück hatte da die Politik ein Einsehen und hat nicht nur für den privaten Sektor sondern auch für die Industrie Kläranlagen angeordnet.

Es gibt allerdings eine(?) Ausnahme. Die Ruhrkohle AG (RAG) hat seit Jahrzehnten das stark salzige, erwärmte, mit hochgiftigem PCB und mit Schwermetallen belastete Grubenwasser in die Flüsse Lippe, Emscher (bald hier nicht mehr), Ruhr (Trinkwassergewinnung) und letzlich auch den Rhein einleiten dürfen – ohne Klärung. Ein juristischer „Trick“ bescherte RAG die Bescheinigung, Grubenwasser sei zwar stark belastet, gelte aber nicht als „Abwasser“ und müsse daher nicht gereinigt werden.

Da passt es nun, dass die RAG in Zukunft auch bei Niedrigwasser die bisher verbotene Einleitung in den Rhein durchführen darf. Offenbar haben die Fische es sich überlegt, dass es doch nicht so giftig ist oder – was wahrscheinlicher ist – RAG braucht die Genehmigung, weil sonst das ganze Konzept der Einleitung nicht gelingen kann. Die Kontrollbehörde Bezirksregierung Arnsberg nickt eben gerne die Wünsche der RAG ab und findet neuerdings alles gar nicht mehr so schlimm. – Ulrich Behrens

 


 

 

Leserbrief zu „Live aus dem Trümmerhaufen“ von Olaf Sundermeyer

 

Das ist ja sehr interessant. Herr Sundermeyer fragt sich jetzt, wie er nach dem Skandal in seinem Sender noch glaubwürdig arbeiten soll. Als Reporter war es seine Aufgabe zu beobachten und zu berichten. Das hat er versäumt. Die gesamte Belegschaft scheint vielleicht geschlafen zu haben, was unwahrscheinlich ist. Die haben nicht gewagt aufzubegehren. Spricht nicht gerade für demokratische Verhältnisse und für freie Berichterstattung. – Stefan Pirnack

 


 

 

Leserbrief zu „»Das ist letztendlich Verarsche«“ von Anna Mayr

 

Zitat aus o. g. Artikel: Im September sollen alle Arbeitnehmer zusammen mit ihrem Monatsgehalt einmalig 300 Euro Energiegeld überwiesen bekommen. Bei denen, die besonders gut verdienen, wird es ver- steuert, es bleiben dann aber immer noch 180 Euro.

Wo fängt eigentlich für Frau Mayr der Verdienstbereich an, ab dem die Arbeitnehmer/innen „besonders gut verdienen“? Frau Mayr ist wohl nicht klar, dass die Energiepreispauschale (EPP) als „Sonstiger Bezug“ versteuert wird (Sonstige Bezüge müssen nach der Jahreslohnsteuertabelle versteuert werden.), und das ist keine Frage des besonders guten Verdienstes. Da ist jede/r dabei, die/der auf ihren/seinen Verdienst monatlich Lohnsteuern zahlt. Die oben zitierte Behauptung Frau Mayrs geht somit an der Versteuerungspraxis „Sonstiger Bezüge“ in Deutschland vorbei. – Joachim Arndt

 


 

 

Leserbrief zu „Malika“ von Natalie Amiri

 

Eine Geschichte, die jedem Leser nahe geht. Ähnliche Geschichten spielen sich jeden Tag tausendfach auf unserer Erde ab. Sie sind die Folge von religiösen, rassistischen Konflikten in der jeweiligen Gesellschaft, die mit Waffengewalt ausgetragen werden. Das Elend dieser Welt findet nr ein Ende, wenn sich die jeweiligen Gesellschaften überall selbst der Macht der Religion entgegenstellen und den Gedanken der Aufklärung und der Vernunft jedes Einzelnen öffnen.

In unserer eigenen Gesellschaft wird Schritt für Schritt dem Streben der Religionen nach Macht und Einfluss mehr Raum eingeräumt. Wie kann der Geist der Aufklärung und der Appell an die Vernunft des Einzelnen in die Welt getragen werden? Das geschilderte Schicksal vollzieht sich hier Inder Ukraine in unserer mittelbaren Nachbarschaft in Europa. Hierüber wird wenig berichtet. Eine wirkliche Debatte mit sachlichen Argumenten – daran hat der Journalismus unserer Tage offenbar kein Interesse. – R. Renaux

 


 

 

Leserbrief zu „Spielzeug aus der Tonne“ von Katharina Menne in ZEIT leo, die Seite für Kinder

 

Die Aussage: „Weder Sonnenlicht ….können dem Material etwas anhaben“ ist total falsch. Sonnenlicht ist für Kunststoffe höchst gefährlich. Das Sonnenlicht lässt den Kunststoff schnell altern. Er wird brüchig. – Friedrich Clemens

 


 

 

Leserbrief zu „Hier könnte bald eine Pipeline liegen“ von Andrea Böhm et al.

 

Formen der Energiegewinnung, deren Schädlichkeit schon jahrzehntelang bekannt ist, boomen seit dem russischen Angriff auf die Ukraine. Natur und Umwelt werden zerstört, die Erderwärmung beschleunigt sich. Bei allen berechtigten Diskussionen über Gasumlagen und Waffenlieferungen in Politik und Medien hat man sogar in der einstigen Klimaschutz-Partei vergessen, dass ohne ein weltweites Engagement das Klima nicht zu stabilisieren istl. So verständlich die große Unterstützung der Ukraine auch sein mag, aber das Geld fehlt dann für Hilfsmaßnahmen in von Hitze, Trockenheit und Unwettern besonders betroffenen Gebieten.

Auch wenn es unseren hehren Grundsätzen widerspricht, werden wir die Erderwärmung nur stoppen oder zumindest abmildern können, wenn wir Russland, China, Indien, Indonesien und Brasilien ins Boot holen und selbst auf klimaschädliche Subventionen aller Art verzichten. Ansonsten droht die schon vor Jahren prognostizierte „Sebstverbrennung“. – Brigitte Schellnhuber

 


 

 

Leserbrief zu „Die letzte Bastion“ von Patrick Witte

 

Ich kann den Optimismus des Autors und seiner Gesprächspartner nicht teilen. Ich hoffe aber, dass diesmal wenigstens ein Evakuierungsplan existiert, wenn’s mal wieder schiefgeht. – Peter Pielmeier

 


 

 

Leserbrief zu „Auf Grund gelaufen“ von Thomas Schmoll

 

Gegen Niedrigwasser gibt es ein jahrhundertealtes Mittel: Stauwehre und Schleusen. Gerade im Mittelrheintal könnten ein oder zwei Staustufen den Wasserstand beliebig anheben. Auch den Hochrhein könnte man endlich kanalisieren: Freie Fahrt bis Lindau! – Peter Pielmeier

 


 

 

Leserbrief zu „AM GRAB VON LANA KAISER“ von Alard von Kittlitz

 

Wollte schon weiterblättern, habe mir dann gedacht „war das nicht ein Moderator bei irgend einem U-TV Sender“ und begann zu lesen. Hat mir recht gut gefallen, bis auf den Schachtelsatz „Darf man, …… angespannten Gesichtern?“. Diesen Monstersatz musste ich mindestens dreimal lesen. Vielleicht haben Sie früher bei einem Patentanwalt gearbeitet? In den Patentschriften sind ja nur so riesige Sätze zu finden. – Manfred Uttenthaler

 


 

 

Leserbrief zu „Kann das denn wahr sein?“ von Marco Ansaldo und Evelyn Finger

 

GLAUBEN & ZWEIFELN, wohlgemerkt: nicht Glaube und Zweifel. Kann denn das wahr sein? Die Antwort gab bekanntlich einst Pontius Pilatus: „Was ist Wahrheit?“ Was soll denn das sein, worum geht es denn? Die durchwegs heitere Illustration vermittelt jedenfalls, dass das, worum es hier geht/gehen soll, nicht zuletzt die an Kasperle-Figuren erinnernden Bischöfe, jedenfalls nicht ernst zu nehmen ist. Nehmen die sich denn überhaupt selber ernst?

Der Text verrät mehrfach, worum es dabei u. a. geht: Um Ketten mit Kreuz um den Hals, rote Patscherln für den Papst und die diversen Gebäude; weiters Einberufungen zu Versammlungen und Ernennungen. Nichts davon hat mit Glaube oder Zweifel zu tun. Und das füllt eine ganze Seite derZEIT! Dazu passt die Eingangsfrage: Kann denn das wahr sein?!

Nachtrag: Die Frage „kann das denn wahr sein?“ verrät das sprachliche Missverständnis. Denn Glauben im christlichen Sinn meint ja ja nicht „für wahr halten“, sondern Vertrauen, Zutrauen: „Ich glaube an dich“ bedeutet, ich traue dir zu, dass du eine Aufgabe bewältigen, etwas schaffen kannst – ob dieses Zutrauen nun Gott oder einem Menschen gilt. Es schließt jeden Zweifel aus, es fragt nicht, es vergewissert sich nicht. In der Gestalt des „ungläubigen Thomas“ wurde das verdeutlicht. So betonte lt. den Evangelien Jesus nach seinen Heilungen nicht etwa „Ich habe dir geholfen“, sondern „Dein Glaube hat dir geholfen!“ Solcher Glaube kennt keine Zweifel.- Christine Preyer

 


 

 

Leserbriefe zu „» »Ich leide an der Erfahrung, wozu Menschen fähig sind, auch ich«“ Gespräch mit Michel Friedman geführt von Stephan Lebert und Paul Middelhoff im ZEIT Magazin

 

Das Interview hat mich sowohl in den Fragestellungen der Herren Lebert und Middelhoff, aber insbesondere auch in den Antworten des Herrn Friedmann außerordentlich beeindruckt und auch berührt. Beeindruckend auch die Bilder die Frau Julia Sellmann von Herr Friedmann machte und durch ihn zur Veröffentlichung autorisierte. Beides, sowohl die Bilder wie auch der veröffentlichte Text des Interview mutet melancholisch an. War das Ihre Absicht, Herr Friedmann? Selbst 68 Jahre als uns seid den 70iger Jahren politisch und sozial tätig hat mich Michel Friedmann in welcher Funktion und öffentlichen Äußerungen sehr interessiert.

Ich vermisse seine Fernsehpräsenz und messerscharfen Fragen und Antworten. Den Finger immer in die Wunden steckend ist ihm Aufmerksamkeit sicher. Lieber Herr Friedmann, begehen Sie keinen Suizid. Verlassen Sie bitte nicht Deutschland auch wenn Ihnen weh um‘s Herz wird und Melancholie Sie zu übermannen scheint. Ich würde Sie wie sicherlich Ihre Familie auch vermissen. Ihre melancholischen Äußerungen machen Mut sich mit dem Gesagten auseinanderzusetzen. Chapeau Ihnen allen für die Veröffentlichung. Herr Friedmann, ich werde „Fremd“ lesen und evtl. begeistert sein. – Ludwig Eiben

 

Als langjährige ZEIT-Abonnentin ist der Donnerstag für mich Höhepunkt der Woche, wenn ich mich meiner neuen ZEIT widmen kann. Heute allerdings bin ich sauer, um nicht zu sagen wütend bzgl. der Zunahme narzistischer Selbstdarstellungen in den Medien (Interview M.Friedman im ZEIT-Magazin). Halb so viel Raum wäre schon doppelt so viel Widmung für ihn gewesen. Und dazu noch die Unmenge ganzseitiger Porträtfotos!

Dass wir nicht im Paradies leben, sondern unter bösen wie ebenso auch guten Menschen, ist eine Binsenweisheit. Wer sein Augenmerk auf die Guten lenkt, dem entgeht nicht, wieviel derzeit doch wunderbar hilfsbereite Nachfahren unsere Altvorderen hervorgebracht haben. Wenn man derart leidet, wie der interviewte Herr, ist nicht das Leben voll böser Menschen schuld, sondern vielleicht eher der eigene jahrzehntelang kultivierte Narzissmus. Es fällt schwer, etwas anderes als geheime Wollust hinter solcherart Leiden zu erkennen.

Warum nicht ein Wort über die dazugehörige bewundernswerte Ehefrau Bärbel Schäfer (die seinetwegen zum Judentum konvertierte, wohingegen ihr Mann sich mehrfach rühmt, nicht an Gott zu glauben) und Mutter zweier offenbar gut gelungener Söhne. Statt sich in Selbstmitleid zu erschöpfen, ist es allemal sinnvoller, den Rat Erich Kästners zu befolgen: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. – Herma Brandenburger

 

Natürlich lese ich das Magazin zuerst. Mit diesem Magazin ist Euch ein großer Wurf gelungen. Das interview mit Michel Friedmann zeigt einen emotionalen Menschen, der politisch weit denkt, zurück und vorwärts. Die blinde Gärtnerin ist einfach wunderbar. Und ihr Mann darf auch im Garten nur tun, was sie bestimmt. Wie bei uns. Fernweh von Leander Hausmann ist so witzig geschickt und dennoch gibt es Momente, in denen er uns viel spiegelt.

Das Paar in Herat, da weiß ich nicht was überwiegt. Die Freude, dass ein Paar der Liebe folgt. Ausgrenzung und Gefängnis inklusive. Oder das Schrecken, dass selbst vor den Taliban einer Frau in Afghanistan so viel von ihrem Mann verboten war. Wie soll jetzt ein Aufstieg für die Kinder gelingen Wie kann dort geholfen werden. Ach ja, auch das (nicht) leuchtende Meer hat mich gut unterhalten. Gelungen! – Roger Kutschki

 

Sehr verehrter Herr Fried, mit großem Interesse habe ich auch Ihr Interview mit dem ZEIT-Magazin gelesen. Nur mit einem Satz bin ich nicht einverstanden: „Es gibt sie nicht, die Gnade der späten Geburt“. Es gibt sie doch, ich habe sie erfahren, fast 92jährig, dank ihrer meines Lebens erfreuen. Ich beschreibe das auf den angehängten vier Seiten meiner Erinnerungen (die ich damals eigentlich im Aufbau-Verlag herausgeben wollte, als Sie gerade dort in leitender Funktion waren. Eine Lektorin bemühte sich sehr darum, aber erfolglos. Ich bekam dann eine Krebsdiagnose und wollte das Buch noch lebend in der Hand halten – der Wissenschaftsverlag war dazu sofort bereit).

Nicht in dem Buch steht, daß die „Gnade der späten Geburt“ mich auch insofern vor einem vor einem furchtbaren Schicksal bewahrt hat, daß Nazideutschland besiegt wurde, ehe ich mich freiwillig zur SS gemeldet hätte oder einer ähnlichen Verbrecherbande. Total verblendet wie ich war, total verblendet von den antisemitischen Texten und Karrikaturen a la Stürmer, muß ich leider einräumen, daß ich unter Umständen wohl sogar in einer KZ-Wachmannschaft mitgemacht hätte, wenn nicht noch schlimmeres…und dabei.

Nein, sehr verehrter Herr Fried, es gibt sie doch. Und es gibt auch die „Gnade der frühen Geburt“: Ich (geboren 1930 in Leipzig, ab 1954 in Berlin-Buch tätig) konnte noch vor dem Mauerbau an der Humboldt promovieren und dann an der FU und in Köln eine Ausbildung in Genetik nachholen und dabei zahlreiche Kontakte zu „westlichen“ Kollegen knüpfen (u.a. zur Tochter des israelischen Ministerpräsidenten Renana Ben-Gurion) und die nach dem 13. August noch weiter intensivieren.

Und als dann ab Anfang der 60er Jahre die Genetik im Ostblock rehabilitiert wurde, aber entsprechend ausgebildetes Personal fehlte, wurde ich sogar zum Professor berufen (obwohl ich 1956 am Tag des Einmarsches der Sowjets in Budapest meinen Austritt aus der SED erklärt hatte). Auch die kann es also geben, die Gnade der frühen Geburt. – Erhard Geißler

 

Sehr geehrter Herr Friedmann! Man lernt immer noch dazu. Mein Vater war HJ-Nazi. Ich habe versucht, diese Nazi-Vergangenheit in den Begriff zu bekommen. Ich habe mich mit meinen Eltern sehr gestritten um diese Vergangenheit und verachte diese Naziwelt, aber ich weiß um meinen eigenen, inneren Nazi, eine monströse Lernfigur der „kulturellen“ Vergangenheit, die mich in manchen Situationen immer wieder überfällt.

Auch das ist systemisch. Aber viele Ihrer Gedanken waren mir erhellender denn je: z.B. wieso ist mir niemals eingefallen: Wisst ihr nicht, dass es Millionen Zeitzeugen gibt. Warum werden die nicht eingeladen, um zu erklären, warum sie Mörder wurden, diese unterstützt und geduldet haben. Danke für dieses Gespräch. Sie sind mir sehr nahe . Danke! – Günther Nagel-Kreysing

 

Herr Friedman vergräbt sich in seinem Schmerz und sieht in seinem Land nur Alt- und Jungnazis, Leugner und Relativierer. Das akzeptiere ich nicht. Zudem verschweigt er, bei seinem mitfühlendem Verständnis für Asylsuchende, das mit ihnen tausende Judenhasser ins Land gekommen sind, die hier, oftmals ungehindert, ihren Antisemitismus verbreiten, und dafür Gruppen wie Fridays for future missbrauchen. Hier gilt es aber, auch das zu benennen und die Saat dieses neuen Judenhasses nicht aufkeimen zu lassen. – Dr. Bernhard Jung

 

Ich habe sehr lange nichts mehr von Michel Friedman gehört oder gelesen. Mit diesem Interview im ZEIT-Magazin ist er vermutlich wieder kurz in die Öffentlichkeit zurückgekehrt! Was Herr Friedman da so sagt, z.B. über seine Selbstzweifel und über seine Ängste, das hat mich dann überaus sehr überrascht. Michel Friedman ist doch ein Mensch, wie du und ich, er ist ein Mensch, der sich immer wieder die Frage stellt, ob es sich überhaupt noch lohnt, weiter zu leben! – Klaus P. Jaworek

 

Ich bin wohl nicht originell, wenn ich feststelle, Michel Friedmann nimmt sich zu wichtig. – Sven Herfurth

 

Nicht zu glauben, dass Michel Friedman geläutert ist; mit diesem Interview beweist er, dass er es nicht ist. Seine Grundhaltung ist Pharisäertum: „ich tu dies und tu jenes, ich setze mich ein, ich kämpfe für Menschen „. Dabei verachtet er Menschen. Mir ist noch immer sein Verhalten gegenüber Frau Buntenbach (Die Grünen) von vor Jahren in seiner Talkshow im Bewusstsein.

Er hat diese Frau so niedergemacht und er redet über Diskriminierung? Sich reinwaschen in einem Interview und sich plötzlich philosophisch und überlegend geben: nein danke! Allein das Cover auf dem Magazin unterstreicht wie Michel Friedman ist:berechnend und öffentlichkeitswirksam um Vergebung heischend für seine Taten. – Elisabeth Sintermann

 

Wie können Sie einem Kriminellen eine Plattform bieten? Dieser jede Moral verachtende, arrogante, hoffentlich dem Vergessen anheim gegebene Mensch gehört nicht auf die Titelseite des Zeit-Magazins! Ich habe nicht vergessen, dass dieses Individuum z. B. Zwangsprostituierte vermittelt hat. – Gabriele Heller

 

Gratulation zu der Ausgabe des Zeitmagazins vom 25.8.22, insbesondere für das sehr tiefgründige und aufschlussreiche Gespräch mit Michael Friedmann. – Gert lahnstein

 

Michel Friedman ist bedauernswert,seine Familie allerdings noch mehr. Was sollen die Fotos und das Interview eines hochgradig Depressiven mir nun mitteilen? Mitleid erzeugen?was ist der Zweck diese Beitrages,er eröffnet sich mir nicht. – Monika Lange

 

Inzwischen habe die die 2. Ausgabe des Zeit Probeabonnements erhalten. Vielen lieben Dank dafür! Ich bin über die Jahren hinweg eine treue Leserin Ihrer Zeitung gewesen. Ihre Artikel, sei es über Kultur, Politik, Wirtschaft etc. haben mir immer sehr gut gefallen. Das Zeitmagazin habe ich immer mit großer Freude gelesen. In den letzten Wochen habe ich (für meinen Geschmack) allerdings festgestellt, dass die Artikel recht „einseitig“ und meines Erachtens nach nicht kritisch genug dargestellt und formuliert waren. Wir leben gerade in einer extremen Zeit, die viel von uns allen abverlangt. Als Beispiel nehme ich mal den „Ukraine Krieg“.

Zweifels ohne erleben die Ukrainer gerade eine unvorstellbar schwere Zeit in ihrem eigenen Land. Wir, die Deutschen, helfen unbürokratisch, und nehmen die Flüchtlinge nach wie vor auf. Diese Menschen erhalten Privilegien, wie sie andere Flüchtlinge nicht erhalten. Ich würde es sehr begrüßen und gut finden, wenn Ihre Zeitung auch einmal über die „andere Seite der Medailie“ berichten würde. In meinem Freundes- und Familienkreis gibt es einige Gastronomen, die seit Wochen händeringend Personal für die Spülküche oder den Roomservice suchen. Leider vergeblich…

Seitens des Arbeitsamtes wurde mehrfach mitgeteilt, dass Ukrainer nicht vermittelt werden würden, da diese Tätigkeiten für sie nicht „attaktiv“ genug seinen und man ja schließlich auch ohne zu arbeiten jeden Monat seine Hartz4 Bezüge erhalten würde. Wäre es nicht an der Zeit auch einmal über diesen Missstand einen Bericht zu schreiben? Ein weiter Punkt, der mir die letzten Monate aufgefallen ist, sind die Beiträge über den Holocaust und Rassismus in Deutschland. Ohne Frage sind dies sehr, sehr wichtige Themen. Allerdings frage ich mich, warum einem Michel Friedmann mehrere Seiten in Ihrem Zeitmagazin gewidmet werden…

Interessiert dieser Mann wirklich viele Menschen in unserem Land? Wäre es nicht viel sinnvoller Pflegekräften, die seit Monaten bis an ihre Grenzen arbeiten ohne dass sich finanziell an ihrer Situation etwas ändert, einen Leitartikel zu widmen? Ich könnte noch sehr, sehr viele Themen aufzeigen, die Deutschland mit Sicherheit mehr interessieren als das Leben des Herrn Friedman …

– Altersarmut in Deutschland – Soziale Ungerechtigkeit – Lohnt es sich in Deutschland überhaupt noch zu arbeiten? – Lenkt der „Genderwahn“ von wichtigen Themen ab – über die man nicht spricht oder sprechen möchte? – Zustand der deutschen Autobahnen – Zustand der Schulen in Deutschland usw. usw. … In jedem Fall bedanke ich mich bei Ihnen für die 4 Probeexemplare der Zeit und möchte hiermit kundtun, dass ich von einem zuküntigen Abonnement der Zeit absehe. – Barbara Walldorf

 

Michel Friedmans Leben basiert sicherlich auf einer seelisch schwer belasteten Agenda. Was ich aus früheren Zeiten gut in Erinnerung habe, dass er früh begann, mit Verve sich in das Abenteuer hineinzustürzten, in einem bleischwer restnationalistisch verkorksten, geschichtsnegierenden Deutschland als Jude klarzustellen: „ Wir haben in Deutschland unzweifelhaft eine geschichtliche Existenzberechtigung, selbst wenn es hier den verbliebenen, dummen Rechtsauslegern nicht passt.“ Aber, der letzte Satz des Beitrags hat es in sich, demzufolge er erwarte, dass man ihn nicht als Jude anspreche, sondern ganz einfach als Deutschen, mit dem man z.B. über Sartre parlieren wolle.

Er hatte dies, meine ich, selbst dadurch verwirkt, weil er im Gegensatz zu Bubis, aber im Gleichschritt mit Frau Knobloch, als permanenter Mahner, zu oft indirekt als Holokaust-Schuld-Erinnerungsmahner, auch liberal Eingestellte wie mich eher in einen Abstumpfmodus hineinbugsierte. Natürlich galt und gilt es den Restnazis und Neonazis incl. AfD die Stirn zu bieten. Aber diesen verkorksten Haufen kann man genauso wenig mit Ermahnungen kommen, wie dieser neuen Brut der Verschwörungshysterikern.

Er und Frau Knobloch haben ihre Chancen vertan, nicht nur kritisch – sondern auch selbstkritisch – diejenigen Demokraten hier im Land positiv hinter sich zu bringen, denen es um eine ehrlichere Gesellschaft geht, als der durch Kohl und Merkel sedierten Masse der Selbstgerechten. Ich hätte nicht das geringste Problem damit, wenn ich durch ihn immer wieder mal daran erinnert worden wäre, mich in meinem Umfeld für eine freiheitliche, antinationalistische, projüdische Gesellschaft stark zu machen, was ich eh tue.

Aber ich hätte genauso von ihm erwartet, dass er sich den Problemen Israels auch hier in Deutschland ehrlich und offen stellt. Zu negieren, dass es im Westjordanland keineswegs nur um eine Sicherung Israels geht, sondern ganz klar auch um eine Unterdrückung und konsequente Paralysierung der im Prinzip überwiegend politisch stumpf gewordenen muslimischen Bevölkerung, werde ich nie akzeptieren.

Und genauso wie ich werden viele Deutsche nie akzeptieren, dass die israelische Armee incl. der Orthodoxen in ihren Homelands dort eine Willkür, z.T. auch Schreckensherrschaft bis hin zu Energie- und Wassersperrungen als Erpressungsmittel gegen die eigentlichen Einwohner ausüben. Die muslimisch motivierten Reaktionen incl. Attentaten in Israel selbst, sind überwiegend als eine nachvollziehbare Reaktion zu verstehen. Aber statt dies Wahr zu haben, mauert sich Israel lieber in eine psychischen Abkapselung bis hin zum als selbstverständlich empfundenen Screening bei fast jedem Einkauf ein.

Wer mir damit unterstellen will, und das kam zu oft aus offiziell jüdischer Richtung, dass Leute wie ich damit den Holokaust verharmlosen wollen, dem werfe ich vor, politisch motiviert absichtlich zu lügen. Und wer diesen Vorwurf trotzdem wiederholt, trägt selbst am Spaltpilz, der so schwierig zugunsten der Juden in Deutschland auszuräumen ist, eine erhebliche Mitverantwortung. Die strammjüdische Politik des Zentralrats der Juden hat für mich nie den Eindruck erweckt, als wolle er wirklich zur Integration beitragen.

Es hat zwar Bemühungen einzelner jüdischer Gemeinden gegeben. Aber die offizielle Stimme des Zentralrats wirkt ernüchternd wie ein abgehobener Distanzhalter – statt offen und ehrlich, wie du und ich – mit dem hiesigen „Rest“ der inzwischen international gewordenen Bevölkerung zu reden. Die Insel, auf der Herr Friedman glaubt hier zu leben, ist auch sein eigenes Produkt. – Albrecht Seidel

 


 

 

Leserbriefe zu „Über das Merkeln, Scholzen, Göpeln und Popeln“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

„Merkeln, Scholzen und Göpeln“ und was macht Martenstein? Er schwafelt. – Dr. Bernhard Jung

 

Martenstein hat Beckmesser schon längst überholt. Heute kennt kaum noch jemand Sixtus Beckmesser aus den Meistersingern. Deswegen sollte man beckmessern zeitgemäßer, treffender und leichter verständlich durch martensteinern ersetzen.

Aus beckmesserich könnte martensteinerisch werden und aus Beckmesserei Martensteinerei. Der stets originelle und immer humorige Kolumnist würde durch eine solche Sprachbereicherung die ihm zustehende angemessene Würdigung erfahren und bliebe zukünftigen Generationen unvergessen. Das wäre, um in seinem Sprachgebrauch zu bleiben, tatsächlich „doch ein dolles Ding“ und wenn er sich „locker macht“, kann er „auf so was auch stolz sein“. – Dr. Ulrich M. Hambitzer

 

In der Aufzählung der Neuerfindungen der letzten Jahre (s.o.) hat Harald Martenstein vergessen: Genschern, das. Vor ziemlich genau 40 Jahren wurde dieses Wort unter Doppelkopfspielern für den Partnerwechsel kreirt. In vielen anderen Fällen ist es auch anwendbar. – Hartmut Weideman

 

Mit wachsender Begeisterung habe ich Ihre Glosse Über das Merkeln, Scholzen, Göpeln und Popeln gelesen, um dann mit Bedauern feststellen zu müssen, daß man „Martensteinen“ nicht mehr zu erfinden braucht. Dafür gibt es ja schon „blödeln“. Ich wüßte nur zu gerne, von welchem Philosophen es abgeleitet ist. Oder war es ein Aristokrat „von und zu Blöd“? – Harald Bost

 


 

 

Leserbriefe zu „Die blinde Gärtnerin“ von Anna Kemper im ZEIT Magazin

 

Das ist meine Leserbrief Premiere. Ich muss darüber schmunzeln. Grund zu schreiben und zu danken für wundervolle Geschichten, großartige Recherche und faszinierende Themen, hätte es unzählige gegeben – im Laufe der Jahre. Heute also meine herzliche Bitte, der Gärtnerin Karola Staubach meinen Gruß und Dank auszurichten.

Bitte sagen Sie Frau Staubach, daß mir ihr Garten beim Lesen wundervoll und lebhaft vor Augen erschienen ist, und daß ich ganz viel verstanden habe. Ich hatte es schon oft gelesen und von erfahrenen Gärtnern gehört, aber worauf es tatsächlich ankommt beim Gärtnern, was es mit Geduld und Demut zu tun hat, mit ausprobieren, mit lernen und scheitern, mit dran bleiben, mit Fleiß, Leidenschaft und Liebe, das habe ich erst jetzt beim Lesen ihrer Geschichte so richtig verstanden. Was für eine Inspiration! Liebe Frau Staubach, vielen Dank, dass Sie über Ihr Leben und das Arbeiten mit und in Ihrem Garten berichtet haben. Einen besonderen Dank auch an Anna Kemper, die das alles so wundervoll erkannt und beschrieben hat. Alles Gute für Sie beide und Ihre Familien.

PS Liebe Frau Staubach, bitte schreiben Sie unbedingt dieses Buch über „Alle meine Niederlagen“ als „Ratgeber für Anfänger“. Ich warte darauf! Ich habe beim Lesen nämlich auch verstanden, daß nichts und niemand einen davon abhalten kann, einen wirklich grossen Wunsch wahr werden zu lassen… und außer manchmal vielleicht für’s Obstbaum pflanzen, ist es vermutlich auch niemals zu spät (mit einem Garten zu beginnen)… oder ? – Pia Elsässer

 

Ganz gewiss mein Garten! Ich wuchs in einem Münchner Vorort unter alten hohen Bäumen und zwischen blühenden Blumen sowie Beerensträuchern und Gemüsebeeten auf. Das hat mich geprägt. Viele Jahre bearbeitete ich einen riesigen Obst-und Gemüsegarten in meiner Wahlheimat Ungarn. Dessen Lage inmitten eines Dorfes zwischen Nachbarn, denen eine gewisse „Verwilderung“ Sorgen bereitete, ließ mich nach einer etwas abgelegeneren Alternative suchen, die ich schließlich im niederösterreichischen Waldviertel an der Grenze zu Südböhmen fand.

Hier beglücken mich meine Bäume, Sträucher, Blumen, Obst- und Gemüsesorten in ähnlicher Weise wie die bezaubernde „blinde Gärtnerin“ aus Fulda, Karola Staubach, über die Anna Kemper so einfühlsam berichtet hat. Ein ergreifender Artikel, für den ich mich herzlich bedanke, da er mich in meiner Leidenschaft für das in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger werdende naturnahe Gärtnern bestärkt hat. Mein Garten wurde übrigens bereits von der Naturschutzorganisation Global 2000 in deren Programm aufgenommen. „Il faut cultiver notre jardin, chère Madame Staubach“, rufe ich der blinden Gärtnerin, vor der ich mich verneige, mit Voltaire zu! – Stephan Kowarik

 


 

 

Leserbrief zu „Fernweh“ von Leander Haußmann im ZEIT Magazin

 

Herr Haußmann war sich bei der Formulierung seines (sprachlich sehr gelungenen) Artikels gewiss darin im Klaren, dass er bei den reisefreudigen Lesern mehr Schadenfreude als Mitgefühl auslöst: „Wer es nichr kann, soll es lassen!“. Schwer kann ich der Versuchung widerstehen, ihm von jeder meiner sämtlich gelungenen kleinen und großen Reisen (angefangen mit den Radtouren als Student vor fast 50 Jahren) ein „Beweisfoto“ zu senden. Freilich eigne ich auch das Buch „Dann fahr doch gleich nach Hause“ von Dietmar Bittrich (Piper Verlag März 2004), in dem aufgelistet wir, was bei Reisen alles schief gehen kann.

Eine Menge! Ja, ich habe einfach fast nur Glück gehabt. Was zählt schon, in St.Petersburg und Madrid bestohlen worden zu sein, gegen den persönlichen Anblick dieser Städte und ihrer Bewohner? Und in wie vielen Ländern zeigten sich mir die Menschen dankbar für das ihnen entgegen gebrachte Interesse (und die Euros, die sie sonst nie erlangt hätten?) Ich bin Menschen wie Herrn Haußmann sehr dankbar: dank der „Reisemuffel“ ist ein bißchen mehr Platz an den vielen schönen Orten auf dieser Welt! – Friedrich Schweikert

 


 

 

Leserbrief zu „Fremde Federn“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Na, Herr Prüfer, hat Ihnen die Schreibhand gezittert, als der Passus über die Indianerhäuptlinge erledigt war? Ich denke, die Sprachpolizei hat wohlwollend genickt – die Schere in Ihrem Kopf hat funktioniert! Ich habe das alles schon einmal östlich der Elbe erlebt. Es nannte sich Diktatur. Widerlich. – K.-H. Führer