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10. November 2022 – Ausgabe 46

 

Leserbriefe zu „»Das Kreuz zu entfernen war ein Affront«“. Gespräch mit Monika Grütters geführt von Evelyn Finger

 

Nun also auch Monika Grütters, ehemalige Staatsministerin für Kultur und Medien der Bundesrepublik Deutschland zu der Entfernung des Kruzifix aus dem Friedenssaal im Rathaus zu Münster! Es gäbe einiges anzumerken, aber bevor die Welle der Empörung in einen der zahlreichen Glaubens- oder Konfessionskriege im Zeichen des Kreuzes umzuschlagen droht, hier das Folgende, aus dem hoffentllich ersichtlich wird, das die Erregung überflüssig ist.

Im Vorfeld von Veranstaltungen in musealen und/oder historischen Räumen werden Sicherungsmaßnahmen durchgeführt, zumal wenn man die für das unmittelbare Erleben störende Abkordelung entfernt. In diesem Fall sicherte man vorrangig das Kruzifix, das nicht nur Symbol christlichen Glaubens, sondern auch Kunstgegenstand und unverzichtbares historisches Zeugnis ist. Normalerweise steht es in der abgekordelten Wandvertäfelung (nein, es hängt nicht!). Im Vorfeld des g7-Treffens wurde es aus dem Raum entfernt, damit es nicht versehentlich zu Schaden kommt. Ich bin sicher, dies ist mit aller Umsicht, Vorsicht und ja, auch Achtung geschehen. – Dr. Margret Schütte

 

Vielen Dank, dass Sie das Thema: Das Kreuz entfernen aufgegriffen haben und mit M. Grütters eine sachkundige Politikerin gefunden haben, die alles Wesentliche zu diesem Thema ausführte und uns noch mal vor Augen geführt hat, auf welchem Fundament unser Grundgesetz steht und was wir für eine Geschichte haben. Es ist unerträglich, dass manche Zeitgenossen ohne sachliche Gründe Kreuze abhängen und die Geschichte ausblenden. Vielen Dank, dass Sie als Zeitung immer wieder dieses Thema aufgreifen. – Helmut Köther

 

Nicht nur das Kreuz zu entfernen war ein Affront. Bereits die demonstrative Haltung der GRÜNEN bei der Vereidigung der Bundesregierung, geschlossen auf das „so wahr mir Gott helfe“ zu verzichten, war es ein deutliches Signal für ihre Wertorientierung. Und damit auch ein Hinweis auf ihr Wertempfinden. – Hans Rentz

 

Frau Grütters nimmt an, dass das „christliche Abendland“ „Toleranz, Nächstenliebe und Freiheit des Einzelnen“ in die Welt gebracht habe. Das sah schon der Superintendent von Weimar Johann Gottfried Herder ganz anders. In seiner Schrift „Briefe zur Beförderung der Humanität“ (1792 – 97) schreibt er: „Das Christentum, sobald es als Staatsmaschine auf fremde Völker wirkte, drückte (sie) schrecklich. (…) Was nutzen die Kreuzzüge im Orient? (…) Nenn mir das Land, wohin Europäer kamen und sich nicht durch Beeinträchtigungen, durch ungerechte Kriege, Geiz, Betrug, Unterdrückung, durch Krankheiten und schädliche Gaben an der unbewehrten, zutrauenden Menschheit, vielleicht auf alle Äonen hinab, versündigt haben!

Nicht der weise, sondern der anmaßende, zudringliche, übervorteilende Teil der Erde muß unser Weltteil heißen; er hat nicht kultiviert, sondern die Keime eigener Kultur der Völker, wo und wie er nur konnte, zerstört.“ Tatsächlich ging Intoleranz, Hass und Versklavung vom christlichen Europa aus! Daher meinte Herder völlig zurecht, dass wir uns „des Verbrechens beleidigter Menschheit fast vor allen Völkern der Erde schämen müßten.“ Soweit die Sicht eines aufgeklärten Christen. – Prof. Dr. Ferdinand Buer

 

Wer hat die Kreuz-Beseitigung zu verantworten? Wie immer man die Beseitigung des Rathaus-Kreuzes im Friedenssaal in Münster beim G7 Treffen (4. Nov. 2022) bewertet, vor dem 1648 der Westfälische Friede beschlossen wurde, ob als Affront, Blamage, Schande, als geschichtsvergessen oder als blasphemisch, es bleibt die Frage: Wer hat diese erschreckend bornierte Unkultur zu verantworten? – Das Auswärtige Amt, das die frevelhafte Wegräumung wie die eines störenden Mobiliars veranlasst oder die Stadt Münster, die sie zugelassen hat? – Bernhard Arens

 

Das Berliner Humboldtforum, das die ethnografischen Sammlungen aus Afrika, Altamerika und Asien beherbergt, soll eine respektvolle Begegnung mit diesen nichtchristlichen Kulturen ermöglichen. Die die Unterwerfung aller Menschen unter das Christentum fordernde Kuppel-Inschrift ist von so unfassbarer Peinlichkeit, dass nur ihre ersatzlose Beseitigung als angemessene Lösung in Betracht kommt. Die Inschrift widerspricht auch diametral der Überzeugung des Namengebers Alexander von Humboldt, „dass von allen existierenden die christliche Religion diejenige ist, unter deren Maske die Menschen am unglücklichsten werden.“ – Ludwig Engstler-Barocco

 

Das wäre zukünftig der richtige Platz für Frau Baerbocks Konferenzen: Nichtssagende Hotelzimmer. Da sind dann weder Sie persönlich noch ihr Stab gefordert, in ihrem Arsenal von „Geschichtskenntnissen“ nach dem passenden Werkzeig zu suchen. Das Kreuz in Münster zu entfernen war eine ganz gezielte Aktion. Man wollte halt mal testen, wie weit man in diesen Dingen gehen kann. Zu meiner Schulzeit hieß da immer: Nach Französich-Guayana, dahin wo der Pfeffer wächst. – Dr. Detlef Rilling

 

Beim Lesen des Interviews mit Monika Grütters war ich versucht, zum ersten Mal in meinem langen Leben die CDU zu wählen. Das wäre mir leider nicht möglich, da ich in Bayern lebe. Und meine Zustimmung zur Einstellung von Frau Grütters beruht keineswegs darauf, dass ich katholisch wäre. Ich gehöre vielmehr keiner Religionsgemeinschaft an, sondern ich achte und ehre die Propheten und Lehrer jedes Weges zu Gott gleichermaßen. – Dr. Petra Nöcker

 

Frau Grütters behauptet (durchaus zurecht), nur wer seine Wurzeln kenne und wertschätze, könne anderen Menschen und Kulturen gegenüber aufgeschlossen sein. Sie verschweigt aber unsere heidnischen (ich benutze mal den wohl etwas veralteten Ausdruck) Wurzeln. Wenn jemand etwas „gecancelt“ hat, dann war es ja wohl das Christentum, das das mit dem Heidentum angestellt hat.

Vielleicht ist „canceln“ auch der falsche Ausdruck. Mir gefällt „einverleibt“ in diesem Zusammenhang besser. Ich habe die Hoffnung, dass sich in der heutigen Zeit, wo der Eklektizismus vorherrscht und sich jeder seine eigene Religion zurechtbastelt, die existierenden Religionen immer mehr gegenseitig einverleiben. Ganz ohne Religion scheint der Mensch wohl nicht auszukommen. Religion bietet trotz aller Nachteile auch evolutionäre Vorteile: Kooperation in erster Linie.

Zum Kreuz: Wer keines hat (im Sinne von aufrechter Haltung), braucht offenbar das christliche Kreuz als Krücke oder Treppengeländer, wenn bzw. weil ihm ansonsten die Orientierung fehlt. Ich komme mittlerweile sehr gut ohne diese Krücke aus. Camus gibt mehr wesentlich mehr Halt.

Trotzdem gefällt mir die Entscheidung, das Münsteraner Kreuz zu entfernen, nicht. Wer im Friedenssaal des Rathauses tagt, sollte wissen, wo er sich befindet. Um es ein wenig zuzuspitzen: Wer sich eine „feministische“ Außenpolitik auf die Fahne schreibt, sollte dann auch die dortigen Porträts der Friedensstifter (alles Männer) ab- oder zuhängen. Aber vor allem sollte dann die Leisetreterei gegenüber dem Iran (und anderen ähnlichen Verbrecherregimen) aufhören! – Thomas Manthey

 

Man kann eigentlich nur noch staunen, wie Frau Grütters einerseits Geschichtsbewusstsein einfordert und andrerseits die Geschichte des Christentums ausblendet und sich ein heiles christliches Weltbild schön redet. Da wird die Freiheit des Einzelnen als christliche Kernbotschaft behauptet, obwohl die Kirche der Einzelnen nicht einmal die Freiheit lässt, sich durch Verhütungsmaßnahmen gegen Kinder zu entscheiden, geschweige denn frei einen christlichen Beruf zu wählen, da den Frauen das Priestertum verboten wird.

Da wird behauptet, das Kreuz sei eine Einladung zum Miteinander und keine Ausgrenzung. Die Geschichte der christlichen Missionierung ist eine einzige Geschichte der Ausgrenzung und noch heute grenzt die katholische Kirche Homosexuelle und Wiederverheiratete in unerträglicher Weise aus. Unerträglich und verstörend findet Frau Grütters hinsichtlich des in Münster abgehängten Kreuzes die Ignoranz gegenüber unserer Geschichte.

Passender wäre es, diese Aussage auf die Antworten von Frau Grütters zu beziehen. Denn sie blendet in ihren Antworten das unermessliche Leid aus, das im Namen des Christentums über viele Jahrhunderte unzähligen Menschen zugefügt wurde, ebenso wie die Bekämpfung demokratischer Bestrebungen durch die Kirche oder die immer noch autoritäre Herrschaft der katholischen Kirche über die -noch- Gläubigen. – Dr. Ortlieb Fliedner

 

Die von Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. zusammengestellte Inschrift am Berliner Stadtschloss stört mich nicht, muss ich aber auch nicht unbedingt haben. Das Kreuz sollte allerdings als Anregung, sich über hiesige Geschichte zu informieren und darüber nachzudenken, bleiben. Die Trennung gesellschaftlicher Wirklichkeit in religiöse und säkulare Aspekte trifft nach meiner Auffassung gar nicht zu. Es gibt zwischen beiden Bereichen Übereinstimmungen, die dem Wohl aller Menschen dienen (sollen). So verstehe ich auch den Ansatz von Frau Grütters.

In dem hier zur Debatte stehenden Zusammenhang erinnere ich an das Motto eines damaligen Lehrlings meines Vaters, des Buchhändlers und Verlegers Emil-Wilhelm Müller: „versöhnen statt spalten“. Wenn man das mal von heute nicht mehr unbedingt gebräuchlicher Wortwahl abstrahiert, geht es dabei doch um Erweiterungen möglicher Handlungsräume statt deren Reduktion auf punktuelle und lineare Standardisierungen. In dem Sinne komme ich mit der erwähnten Inschrift gut zurecht, wenn deren Entstehungsgeschichte und ursprüngliche Absicht nicht verschwiegen werden. – Christoph Müller-Luckwald

 

Toleranz und Freiheit haben ihre Wurzeln nicht in den Religionen, sondern in der Aufklärung. Je fundamentaler Religion gelebt wird, um so intoleranter und z.T. gewaltbereiter ist sie. Das kann man in allen Religionen beobachten. Und gerade in Münster wird das sehr anschaulich dokumentiert. Man betrachte nur die Käfige oben an der Lambertikirche. Ein Zeugnis der Intoleranz, Unfreiheit und Gewalt.

Die Inschrift am Berliner Stadtschloss ist in der Tat problematisch, und Frau Grütters sagt ja selber, dass diese Inschrift letztendlich auch demokratiefeindlich ist. Was das Kreuz auf dem Münsteraner Rathaus betrifft, würde ich Frau Grütters Aussage in der historischen Dimension grundsätzlich zustimmen. Als Affront würde ich es trotzdem nicht bezeichnen. Warum müssen religiöse Personen sich und ihre Symbole z.T. so verbissen ernst nehmen. Zur Religionsfreiheit gehört nicht nur die Toleranz und Akzeptanz anderer Religionen, sondern auch die Toleranz gegenüber nicht religiösen Menschen. Immerhin sind 50% der deutschen Bevölkerung nicht getauft. – Petra Harink

 

Zunächst vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch zu den zwei Themen und besonders Ihnen, Frau Grütters, für Ihre betont sachlichen Antworten. Betr. „Inschrift am Berliner Stadtschloss“ schlage ich eine einfache und für alle informative Lösung vor: die von Frau Grütters gegebene Erläuterung sollte als Info-Tafel an prominenter Stelle im Gebäude mehrsprachig positioniert werden (ggf. von Historikern präzisiert). Das dient der Information über den zeitgeschichtlichen Kontext und spart doppelte Kosten. Für die Überblendung (die auch erklärungsbedürftig wäre) und deren evtl. erfolgende Demontage, wenn Frau Roth irgendwann retiriert.

Die Entfernung des Kreuzes aus dem Raum im Rathaus Münster anl. der G7-Aussenminister-Konferenz war mehr als ein Affront. Es war eine Negation (kultur-)historischer Zusammenhänge. Dass Frau Baerbock dies nachträglich bedauerte, macht die Sache noch schlimmer. Sie dokumentiert damit den vorauseilenden Gehorsam von Subalternen, die glauben, so ihrer Herrin am besten zu Diensten zu sein. Fazit: die Spitzen-Grünen sollten anerkennen, dass es schon deutsche Kulturhistorie vor „Ton Steine Scherben“ und „Rio-Reiser-Str.“ gab. – Günter Rossmann

 

Wer das Kreuz, unter und mit dem ein dreißig (!) Jahre andauernder Religionskrieg geführt wurde, „der fast die halbe Bevölkerung Europas hinraffte“ (Zitat), als Friedenssymbol bezeichnet, muss ganz schön vernagelt sein. Wenn dieselbe Person auch noch das unsägliche Spruchband an der Kuppel eines preußischen Königsschloßes mit der „christlichen Kernbotschaft“ Toleranz in Verbindung bringt, fragt man sich, wie es sein konnte, dass sie acht Jahre lang „Kultur“ -beauftragte einer Bundesregierung war. – Prof. Werner Warmbier

 

Dass der Gekreuzigte aus Nazareth und damit das Folterinstrument seines Todes „zu einem Zeichen wird, dem widersprochen wird“ (s. Neues Testament; Lukas 2), ist eine Prognose, die sich seit 2000 Jahren erfüllt. Das gilt für ignorante Gedankenlosigkeit wie für offene Verhöhnung – anschaulich im sog. Spottkruzifix vom Palatin aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert, das den Gekreuzigten mit einem Eselskopf zeigt, der von einem seiner Anhänger angebetet wird. Insofern steht die Entourage der Bundesministerin, die das Kreuz im Friedenssaal zu Münster aus den Augen der Weltmächtigen schaffen ließ, in einer unüberschaubaren Schar Gleichgesinnter.

Evelyn Finger und Monika Grütters gelingt aus diesem Anlass ein Dialog, der sich von beiden Partnerinnen her auszeichnet durch präzise Analyse, klare Erkenntnis der Beweggründe der Akteure, ob von Münster oder Berlin, und plausibel begründetes Engagement. Monika Grütters bietet eine hilfreiche und unaufgeregte Klärung, welche Wertschätzung zentralen religiösen Symbolen noch zusteht. Letzteres gilt insbesondere der kulturprägenden christlichen Religion, diese zu leugnen bedeutet Geschichtsvergessenheit.

Dass dem Kreuz als Zeichen widersprochen wird, gilt es in einer säkularisierten wie multireligiösen Gesellschaft auch von denen auszuhalten, die unter eben diesem Kreuz ihren Standort bestimmen. Hier greifen die „großen Freiheitsrechte“, die wir unserer Verfassung verdanken. Verdrängung und Banalisierung eines Symbols von solcher geschichtsträchtigen und weltumspannenden Relevanz ist jedoch selbstschädigend. Zumal an einem Ort, wo unter eben diesem Zeichen nach jahrzehntelanger Gewalt und Hass Frieden möglich wurde …

Man ist geneigt, den Kreuzbeiseiteschaffenden von Münster zuzubilligen, dass wir ihrer durch welche Gesinnung auch immer begründeten Symbolhandlung das ausgesprochen gehaltvolle Interview mit Monika Grütters zu verdanken haben. So – und nur so – kann ein gesellschaftlicher Diskurs über unser religiöses Erbe (hier der christliche Anteil am immateriellen Weltkulturerbe) weiterführen. – Anka und Dr. Klaus Hillringhaus

 

Man kann der Bundestagsabgeordneten Monika Grütters nur dazu gratulieren, dass sie mal deutlich den Finger in die Wunde unserer ständig auf die christlichen Grundwerte unserer Demokratie pochenden Regierung legt. Vorauseilende Feigheit hatte dazu geführt, bei dem repräsentativen Gipfel der G7 in Münster das Kreuz aus dem historischen Friedenssaal zu entfernen, um ja keinen anders- oder nichtgläubigen Teilnehmer in seinen Gefühlen zu verletzen. Offenbar hätte das Kreuz, das zu dem Inventar des Friedenssaales gehört – Erinnerung an den Friedensschluss nach dem 30jährigen Krieg 1540 – auch niemanden gestört.

Schon dem Apostel Paulus war das „Skandalon des Kreuzes“ bewusst: „für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit“ (1 Kor 1,23f), für uns aber „Gottes Kraft und Gottes Weisheit“. Schon damals fragt er: „Wo ist ein Weiser? … Wo ein Wortführer in dieser Weltzeit?“ (1Kor1,20). Damals war das Problem offenbar genauso aktuell wie heute. Die Kreuzentfernung in Münster erinnert auch an den peinlichen Auftritt von Kardinal Marx und dem damaligen Landesbischof Bedford-Strohm, als beide bei einem Besuch auf dem Jerusalemer Tempelberg (2016) ihre Brustkreuze abnahmen, um evt. – übertriebene Feinfühligkeit – Juden und Muslime nicht zu verletzen.

Ja, es bedarf heute vieler mutiger Stimmen wie die von Monika Grütters, um das, was „Wahrheit und Weisheit des Kreuzes“ ist, selbstbewusst zu verteidigen. Statt Religions- und Glaubenssymbole zu eliminieren, sollte man sie besser zu interreligiösem Disput nutzen. Dazu der Theologe Hans Küng in seinem berühmten „Projekt Weltethos“: Kein Frieden in der Welt ohne Frieden zwischen den Religionen. – Richard Voigt

 

Ich kann diese grüne „Waschlappen-Bande“ einfach nicht mehr verstehen! Das sagt die Bibel zum Kreuz: „Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.“ (Quelle: Neues Testament, das Evangelium nach Lukas, LK 14.27) – Riggi Schwarz

 

Ich empfinde es als Affront gegenüber den Christinnen und Christen und als traurigen Ausdruck einer „cancel-culture“ dass beim G7 Gipfel in Münster das Kreuz abgehängt wurde. Auch den Wunsch, die Inschrift am Berliner Stadtschloss zu überblenden, kann ich nicht nachvollziehen. Sie spiegelt zwar den damaligen Zeitgeist, enthält aber nichts Menschenverachtendes. Die Grünen fordern ständig Respekt und Toleranz für Randgruppen und andere Religionen und Lebensweisen. An Respekt und Toleranz für die christlichen Kirchen und ihre Mitglieder fehlt es aber eklatant.

Auch wenn die Gesellschaft multikultureller und säkularer wird, so bedeutet das noch lange nicht, dass die christliche Religion und die Kirchen für die Gesellschaft und die Bevölkerung nicht mehr relevant sind. Es wird Zeit, dass die Christinnen und Christen sich in unserer Gesellschaft wieder mehr zu Wort melden. Diese „Cancel-culture“ hat etwas selbstgerecht Oberlehrerhaftes, Intolerantes. War es nicht diese Haltung, gegen die die 68er und die Grünen früher aufbegehrten? Jetzt ist sie zurück. Davon sollte man sich endlich wieder verabschieden und eine differenzierte Sichtweise einnehmen. – Cornelia Peters

 


 

 

Leserbriefe zu „Stütze für Reiche?“ von Kolja Rudzio

 

Herr Rudzio argumentiert mit sehr weit hergeholten Einzelfällen gegen das Bürgergeld und lässt wesentliche Fakten außen vor. Insbesondere betrifft dies sein Beispiel „Auszeit zur Rente“. Er erwähnt nicht, dass Bezieher von ALG I üblicherweise schon konkrete Auflagen erhalten, insbesondere hinsichtlich ihrer Bewerbungsaktivitäten. Und nach 6 Monaten muss man ein Angebot annehmen, bei dem der Nettoverdienst dem Arbeitslosengeld entspricht. Wer unter diesen Vorgaben innerhalb von 2 Jahren keine neue Stelle findet, wird mit höchster Wahrscheinlichkeit auch danach kein Angebot erhalten.

Dies liegt in fast allen Fällen daran, dass Arbeitgeber Ältere nicht mehr einstellen, sondern sogar gezielt abbauen. Hier liegt das wahre unsolidarische Verhalten, das Herr Rudzio leider nicht erwähnt. Hinzu kommt, dass er mit der Zahl von 5,3 Millionen Menschen in der Grundsicherung argumentiert, um eine bedeutende Größe des Problems zu suggerieren. Er verschweigt dabei, dass diese Menschen ja nach den aktuellen Regeln des ALG II schon längst mögliches Vermögen oberhalb der sehr engen Grenzen aufbrauchen mussten. D.h. unter diesen 5,3 Millionen ist normalerweise der dargestellte Sonderfall nicht zu finden.

Nur damit ich nicht falsch verstanden werde: Natürlich ist es mehr als berechtigt, gravierende Fehler bzw. Probleme zu kritisieren – bei Sozialleistungen ebenso wie bei Steuergesetzen. Aber es muss meiner Meinung nach auch eine entsprechende Dimension (hier Fallzahl) dahinter stehen, nicht nur sehr willkürlich konstruierte Einzelfälle (auch wenn vom Bundesrechnungshof kommend). Und es sollten auch alle Fakten angesprochen werden, insbesondere die besonders gewichtigen.

Und für das Protokoll: Ich habe noch nie ALG II bezogen und werde auch in Zukunft das Bürgergeld nicht beziehen (es sei denn infolge eines Schicksalschlages mit gravierender langjähriger Pflegebedürftigkeit nach Verzehr unseres Vermögens und Pflegekosten oberhalb von meiner gesetzlichen Rente + möglicher Leistungen aus der Pflegeversicherung). – Wilfried Meister

 

Mit Fokussierung auf extreme Beispiele, wie im Artikel dargelegt, befeuert man lediglich eine populistische Debatte. Sicher wird man die Rahmenbedingungen zur Berechtigung auf Auszahlung eines Bürgergelds nachbessern müssen, um den Missbrauch auszuschließen oder ihn wirklich auf Einzelfälle zu begrenzen. Was hier leider gar nicht angesprochen wurde, aber ein politisches und gesellschaftliches Kernanliegen sein sollte, wäre die Definition eines Mindestlohns, der der Wahrung eines Lohnabstandsgebotes gerecht wird.

Wir leisten uns die Armut einer zunehmend größer werdenden Working Class, der sogar Hochschulabsolvent*innen angehören und deren Einkommen gerade ausreicht, um Miete, Mobilität und laufende Kosten ohne größere Anschaffungen zu bewältigen…geschweige Urlaub oder gar Altersvorsorge ermöglicht. Zumeist reden wir von Tätigkeiten wie Dienstleistungen, die nicht einfach in Länder mit niedrigem Lohnniveau ausgelagert werden können, da sie hier nachgefragt und erbracht werden (müssen). Dann können wir auch noch über die Obszönität einer Einkommensschere um Faktor hundert zwischen Bezügen von DAX Unternehmensvorständen und Fachleuten (die uns ja zunehmend abhanden kommen) nachdenken. – Oliver Roßmüller

 

Welch ein Horrorszenario: Gut verdienende Angehörige der oberen Mittelschicht zieht es massenweise in den Arbeitslosen- und später Bürgergeldbezug, um danach schließlich Frührente ohne Abschläge zu kassieren, wo es doch an allen Ecken und Enden an qualifizierten Fachkräften mangelt. „Römische Dekadenz“ (Guido Westerwelle) allerorten? Es ist schon peinlich, welcher Popanz hier wieder aufgebaut wird von Sozialstaatsskeptikern aus Wirtschaft, Politik und Publizistik. Wenn es gegen die Ampel-Regierung geht, sind selbst diejenigen dem Generalverdacht des Missbrauchs von Transferleistungen ausgesetzt, die man sonst gern als Leistungsträger hofiert. – Rüdiger Paul

 

Sie haben beim Bau Ihrer neuen Brücke in die Rente einen bereits jetzt häufig verwendeten Baustein vergessen: 78 Wochen Krankengeld. Die neue Brücke ist dann immerhin schon 7,5 Jahre lang. Nimmt man noch das Durchschnittsalter bei Eintritt in das Erwerbsleben und die Lebenserwartung hinzu und rechnet ein bisschen hin und her sinkt der armselige und einfältige Steuerzahlende erfüllt von Ehrfurcht vor der Erleuchtung, der grenzenlosen Weitsicht und allumfassenden Liebe der uns Regierenden glückseelig auf die Knie und erwartet freudig die Früchte dieser wahrhaft titanischen gesetzgeberischen Leistung. – Dr. Martin Roßbauer

 

Die vollkommene soziale Gerechtigkeit wird es auch in Deutschland nicht geben. Daran ändert das neue Bürgergeld-Gesetz nichts, im Gegenteil. Dass die monatlichen Beträge für den Lebensunterhalt Bedürftiger steigen, ist dringend nötig, für meinen Geschmack ist die Anhebung sogar zu gering ausgefallen. Aber es kann nicht sein, dass Menschen, die über Vermögen verfügen können, auch Bürgergeld beziehen sollen.

Das vom Bundesrechnungshof genannte Beispiel ist natürlich überspitzt und wird nur auf Ausnahmefälle zutreffen. Dennoch, allein schon die Möglichkeit hierzu dürfte für andere Hilfeempfänger ein Schlag ist Gesicht sein, Geringverdiener, die gerade einmal so über die Runden kommen, inbegriffen. Das Wohngeld bleibt ja weiterhin gedeckelt und im „Ernstfall“ müssen sich Hilfeempfänger billigere Wohnungen suchen, wenn das Wohngeld die Miete nicht mehr abdecken kann.

Unverständlich, dass eine zweijährige Karenzzeit eingeräumt werden soll, bevor Vermögenswerte überhaupt angerechnet werden. Diese Großzügigkeit erfahren Pflegebedürftige beispielsweise nicht. Ziehen sie in ein Pflegeheim, beträgt das Schonvermögen 10.000,00 Euro und eine Karenzzeit gibt es auch nicht. Bei den hohen Heimkosten und im Regelfall überschaubaren Renten sind Vermögenswerte ruckzuck aufgebraucht. Die Unterstützung durch die Pflegeversicherung ist immer noch unzureichend.

Das Sozialversicherungssystem wird im Wesentlichen durch die Beiträge der Arbeitgeber und Arbeitnehmer finanziert. Und diese Beiträge sind in Deutschland nicht zu knapp. Deshalb darf es nicht sein, dass eine Solidargemeinschaft die Unterstützung von Gutsituierten mittragen soll und mit Hilfe von Karenz- und Vertrauenszeiten(was für ein Begriff!) das eigentliche Ziel, Menschen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, ausgehöhlt wird.

Niemand soll natürlich zu einer unangemessenen Arbeit gezwungen werden das ist richtig. Bei einem Fachkräftemangel, der auch seitens der Politik regelmäßig beklagt wird, sind Karenz- und Vertrauenszeiten trotzdem kontraproduktiv. Ich verstehe nicht, warum so ein unausgegorenes Gesetz überhaupt vorgelegt wird, wenn klar ist, dass es den Bundesrat nicht passieren kann. Vermittlungsausschuss hin oder her. – Regina Stock

 

Der Artikel ist eine schöne Zusammenfassung der in einer Endlosschleife laufenden Debatte um den richtigen Zuschnitt von Sozialleistungen. Einerseits wird Schonvermögen und Karenzzeit als problematisch empfunden, andererseits ist man sich einig, dass es demotivierend ist, wenn einem Harz-IV-Empfänger die Sozialleistungen gekürzt/gestrichen werden, sobald er arbeiten geht.

Sind diese Widersprüche wirklich nicht auflösbar? Ich denke, dass sie entstehen, weil wir von einem speziellen Werkzeug, nämlich den Sozialleistungen, verlangen, dass sie einen ganzen Werkzeugkasten ersetzen. Beschränken wir uns doch auf ihre Kernfunktion, nämlich Menschen zu helfen, die in existenziellen Schwierigkeiten sind. Verlangen wir aber bitte nicht, dass sie für „gerechten“ Ausgleich in der Gesellschaft sorgen.

Dafür gibt es etwas viel geeigneteres, nämlich das Steuersystem. Wir könnten uns die bürokratische und entwürdigende Bedürftigkeitsprüfung von Hilfeempfängern ersparen und müssten nur ertragen, dass nun auch die Zahnarztgattin mit Immobilienbesitz in den Genuss von 500€ „Stütze“ kommt. Diese Ungerechtigkeit lässt sich vergleichsweise spielend über eine Anpassung der Besteuerung kompensieren. Ich gebe zu, dies ist ein Plädoyer für das bedingungslose Grundgehalt. Das Bürgergeld scheint einen Trippelschritt in diese Richtung zu gehen. – Dr. Gerhard Peters

 

Wie realistisch ist das, wenn als Beispiel für den Missbrauch des neuen Bürgergeldes behauptet wird, dass eine Familie mit zwei Kindern, einem Barvermögen von 150.000 Euro und einem Eigenheim diese Sozialleistung beantragt ? „Gutsituierte erhalten Stütze“, wird gesagt. Welche Besserverdienenden treten den Canossa-Gang zu Jobcenter an, entblößen sich dort finanziell und stellen sich den inquisitorischen Fragen der Sachbearbeiter ? Das Bürgergeld ist keineswegs der Einstieg in das bedingungslose Grundeinkommen, denn dafür sind die Leistungen viel zu mager, selbst nach der Anhebung der Grundsicherung um 50 Euro.

Wenn die Schutzfristen für das Vermögen und das Wohnen wieder zurückgenommen werden, lebt das alte Hartz4 weiter. Nur das Etikett wird ausgetauscht. Die Missbrauchsdiskussion lenkt ab von den Mängeln des bestehenden Systems ab, dem es nicht gelingt, das Heer der Ungelernten unter den Leistungsbeziehern so zu qualifizieren, dass es wieder im Beschäftigungssystem Fuß fasst und für eine eigenes Auskommen sorgen kann. – Stefan Kaisers

 

Ich vermute, Sie haben sich in Ihren beiden Studiengängen nicht mit dem Spannungsverhältnis allgemeingültiger rechtlicher Lösungen und der „Gerechtigkeit im Einzelfall“auseinander gesetzt. Leider gibt es dazu auch keinen Beipackzettel (Zu Risiken und Fragen … ) oder?

Leider nehme ich den Zeit-Wirtschaftsteil immer mehr als Melange zwischen Neoliberalismus und oberflächlichen(woken ?) Wertehaltungen (ohne die frühere Substanz) wahr- Im Fall des Bürgergelds schlagen wohl beide Momente zu. Ihr Satz von der Villa, in der Bezieher von Grundsicherung möglicherweise wohnen, bekräftigt nur mein Vorurteil, dass das>Ressort der Lufthoheit in irgendwelchen Parties hinterherläuft, aber nicht mehr der Realität .

Zumindest ihr Menschenbild ist für mich nur als der homo oeconomicus des klassischen Volkswirtschaftslehre und des Neoliberalismus erkennbar (da folgen Sie gerade voll der CDU/CSU). Die CDU hat nach ihrem Bekenntnis zum christliche Menschenbild in ihrer Grundwertecharta vom 110.09.22. nur fünf bis sehr Wochen Zeit gebraucht, um auf „Sozialschmarotzern“ (den Beziehern von Grundsicherung) und „unsicheren Kantonisten“ (den Menschen in den gerade von CDU/CSU so geförderten prekären Arbeitsverhältnissen im Niedriglohnbereich) zurückzufallen. Den sozialen Gehalt von Arbeit (als z.B. Teilhabe und Wertschätzung) kennt die Soziologie seit den 1930ern, ohne dass es bisher verlässlich zum Allgemeingut geworden wäre.

Aktuell gibt es ca. 0,4 Mio. Bedarfsgemeinschaften n der Grundsicherungen mit 4 und mehr Mitgliedern (also eine Schonvermögen von € 150.000 und ggf. mehr). Vielleich wissen Sie ja eine Zahl, wie viele davon denn tatsächlich das Schonvermögen erreichen bzw. überschreiten ? Nach dem einvernehmlichen Inkrafttreten der Regelung während der Pandemie müsste es ja wohl erste Schätzwerte geben. Aber um diese kümmert sich die CDU/CSU ebensowenig wie Sie. Leider. Es reicht, wenn ein schwarzes Schaf die ganze Herde desavouiert.

In einer Zeit, in der die große Angst um sozialen Absturz umgeht, stellt sich ganz simpel auch die Frage, wie der Staat damit umgeht. Holt er gleich die große Keule heraus (wie Hartz IV zu Lasten der SPD immer noch wahrgenommen wird, obwohl die Verschärfungen schon damals von der CDU/CSU eingefordert wurden) oder gibt er erst mal einen berechtigten Vertrauensvorschuss. Was bedeutet denn Arbeitslosigkeit politisch mit Blick auf Respekt vor Lebensleistungen, wenn sofort Ersparnisse, Altersrücklagen, die eigene Wohnung oder auch “Oma ihr Kleins Häusle“ in Frage gestellt werden ?!

Im übrigen habe sich selbst ein Ausscheidensangebot meines Arbeitgebers genutzt, um selbstbestimmt über ein Karenzjahr und Arbeitslosengeldbezug eine Brücke zur späteren Rente zu schlagen. Hart IV oder neu auch das Bürgergeld waren weder von den Bezügen noch von zusätzlichen Rentenansprüchen dabei real ein Thema. Aber vielleicht reden Sei da mal mit den Arbeitgeberverbänden und ihren Überlegungen bei größeren Entlassungen. – Martin Hommel

 

Sehen Sie schon die Warteschlangen wohlhabender Babyboomer mit Interesse an einer Auszeit vor den Jobcentern, für attraktive 502,00 € pro Monat plus Wohnkosten? Ich bin mir sicher, dass wir das nicht erleben werden. Denn zum Glück ist die Neigung zu Leistungsmissbrauch und unsolidarischem Verhalten in unserem Land wenig ausgeprägt. Die Spekulation über Mitnahmeeffekte ist unsachlich und nicht lebensnah, weil erst einmal die Grundvoraussetzungen für den Bezug von Grundsicherung/Bürgergeld erfüllt sein müssen, bevor sich die die Frage nach dem Vermögen stellt.

Die Hürden sind hoch: kein anrechenbares laufendes Einkommen in der Bedarfsgemeinschaft, kein Anspruch auf vorrangige Sozialleistungen und Renten, keine realisierbaren Unterhaltsansprüche, Bereitschaft zur Aufnahme einer zumutbaren Arbeit. Freigiebigkeit kann ich dabei nicht erkennen. Die Schonvermögen sichern Menschen in seltenen materiellen Notlagen ab, wie z.B. beim Tod des alleinverdienenden Familienvaters oder dem plötzlichen Wegfall der Geschäftsgrundlage eines Solo-Selbständigen. Nichts anderes. – Gertrud Kirf

 

Auch wenn der Artikel von Herrn Rudzio inhaltlich und sprachlich differenzierter daher kommt als die Bild-Kampagne gegen „Florida-Rolf“ vor vielen Jahren, steckt dahinter doch das gleiche Menschenbild, ein Menschenbild, welches auch der populistischen Kampagne der CDU gegen das Bürgergeld zugrunde liegt: Im Wesentlichen lässt sich dieses auf folgende Sätze reduzieren: Erstens: Wer (lange) nicht arbeitet, hat keine Ansprüche an die Gesellschaft, sondern kann allenfalls auf Barmherzigkeit hoffen. Zweitens: Menschen mit niedrigen Einkommen sind grundsätzlich faul, weshalb sie nur mit Druck dazu gebracht werden können, zu arbeiten.

Das Argument der CDU, die Aussetzung von Sanktionen für 2 Jahre und der bessere Vermögenssschutz beim Bürgergeld wäre den Niedriglöhnern, die keine staatlichen Zuwendungen erhalten, nicht zuzumuten, ist in doppelter Hinsicht perfide: Zum einen wegen der Verachtung jener, die aus welchen Gründen auch immer lange Zeit arbeitslos sind. Zum andern gegenüber Menschen mit niedrigem Einkommen, auf welche der eigene Neid und der eigene Egoismus projiziert wird.

Und wenn Herr Rudzio leichtfertig den Vermögensschutz von bis zu 100 000 Euro beim Bürgergeld geißelt, so sollte er sich klar machen, was er da fordert: Die vorzeitige Auflösung von privaten Sparverträgen zur Alterssicherung, eine vielleicht weit über die Dauer der Arbeitslosigkeit hinausreichende Minderung der Lebensqualität. Ich rate ihm mal, sich mit seiner Kollegin Frau Mayr zu unterhalten, ich wäre mal gespannt, was sie zu seinem Artikel sagt. – Dr. Dirk Kerber

 

Der Autor scheint bei seinen Äußerungen nicht im Blick zu habe, worin das Problem von Hartz IV liegt. Mit dem Bürgergeld soll die Würde von Hilfeempfängern besser gewährleistet werden. Im Kontroll- und Sanktionssystem, das Hartz IV für die Leistungsnehmer bedeutet, ist diese Würde nicht gewahrt. Ein Satz wie: „Hilfe bekommt, wer sich nicht selbst helfen kann.“, ist ebenfalls entwürdigend. Es bezichtig den Leistungsnehmer der Unfähigkeit und Inkompetenz.

Dass dies Grundlage des Hilfesystems sein soll, ist mir neu. Die Grundlage des Sozialversicherungssystems ist vielmehr der Gedanke der Solidargemeinschaft. Die Art und Weise wie der Artikel das Bürgergeld und die damit zweifellos vorhandenen Fragen behandelt, lässt den Gedanken der Solidaridät völlig vermissen. Die Überschrift des Artikels ist sprachlich Boulevardjornalismus und einer rennomierten Wochenzeitung nicht würdig. – Reinhard Wick

 

Es kommt, es kommt nicht, es kommt, ja jetzt ist es raus, dass es doch nicht kommt! Das Bürgergeld findet im Bundesrat keine Mehrheit, denn der Widerstand der „Immer-dagegen-sein-Partei-was-von-der-Ampel-kommt“ der CDU bzw. der CSU war zu groß. Jetzt geht´s ab in den Vermittlungsausschuss! Und ich, ich weiß nicht was ich von dem alles so halten soll!? – Riggi Schwarz

 

Ein derart aggressiver Text wie „Stütze für Reiche“ legitimiert eine deutliche Reaktion. Ich fasse mich so kurz wie möglich. Als evident darf gelten, dass Vermögen in Deutschland äußerst ungleich verteilt ist, mit offensichtlichen negativen Folgen für den Zusammenhalt der Bevölkerung. Herr Rudzio will, dass dieses auch so bleibt. Keine hart arbeitende Friseurin, kein Einzelhandelskaufmann und keine Beschäftigte im Nagelstudio darf sich mit einer noch so brüchigen Erwerbsbiographie ein kleines Guthaben aufbauen, das in Phasen von Arbeitslosigkeit hilft und vielleicht dem Traum eines Autos, einer kleinen Wohnung oder einem schönen Urlaub näherbringt.

Jeder Mensch, der in Not gerät, soll alles abgeben was er mühsam angespart hat und nach Möglichkeit verarmt in Rente gehen, oder in die Respektrente, die nicht reicht. Zuschuss nur für die, die Nichts mehr haben. Selbstverständlich profitieren die Gutverdienenden vom Dienstwagenprivileg, Pendlerpauschale, von Zuschüssen bei energetischer Sanierung und und und, egal ob Bedarf vorliegt oder nicht. Herr Rudzio, ich sage nur woran ich bei Ihrem Artikel denken musste (und ich bedaure das): also mich erinnerte das an die alte konservative Radfahrermentalität, nach oben buckeln und nach unten treten.

Sie verknappen die Wahrheit und am Ende sind die Menschen, die hart arbeiten und sich ein kleines Glück tapfer zusammengespart haben, die „wirklich“ Reichen. Während die tatsächlich Reichen sich die Taschen voll machen, kaum Erbschaftssteuern zahlen, „Zuschüsse“ bekommen, Steuern hinterziehen und Uhren durch den Zoll schmuggeln, das sind natürlich Extrembeispiele, aber die dürfen so weiter machen, trotz leerer Kassen. Was sie da schreiben ist schon perfide.

Sie sollten jetzt aber bitte nicht in die konservative Jammer-Opfer-Pose fallen, nach dem Motto, „Nichts darf man als Konservativer noch sagen!“. Das ist ein Treppenwitz, den Die Zeit auch immer wieder gerne mitmacht. Soviel Platz zum Jammern bekommt sonst keine Gruppe und sie jammern darüber, dass man ihnen keinen Platz lässt und die Meinung nicht sagen dürfe. Das wäre mal spannend, wenn man den Armen so viel Platz zum Jammern geben würde…

Nun noch meine Frage: Wie Unterscheiden Sie bei der Zeit eigentlich zwischen Artikel und Kommentar? Für mich ist der Text ein tendenziöser Kommentar oder verstehe ich das falsch? Enttäuscht bin ich von der Zeit, dass so ein wichtiges Thema nur mal eben von einem Konservativen weggewischt wird, obwohl es Millionen Menschen betrifft. Jeder hart arbeitende Mensch ist in Deutschland genau 12 Monate von ALG 2 entfernt. Während reiche nicht ALG 2 beantragen müssen. – Lars Wiebke

 

Für die Lesedauer wurde der Text „Stütze für Reiche?“ zu einer kleinen Zeitmaschine, die mich ca. 20 Jahre in die Vergangenheit versetzt hat. Damals, als die Agenda 2010 ausgerufen wurde, war der mediale und politische Zeitgeist, dass Menschen, die arbeitslos sind, insbesondere länger als ein Jahr arbeitslos sind, zu bestrafen sind, weil sie ja offensichtlich alle es vorziehen, sich in die soziale Hängematte zu legen, als sich um eine neue Arbeit zu kümmern. Egal welche Arbeit. Dieser Zeitgeist hatte sich bald danach etwas entschärft, vielleicht, weil man feststellte, dass Hartz IV für die Betroffenen eher uncool ist. Vielleicht, weil man feststelle, dass man jetzt auf die SPD eindreschen kann, sie habe ihr Klientel verraten. Aber spätestens nach 2005, weil man feststellte, dass man mit weiterem Drehen dieser Schraube keine Wahlen gewinnen kann.

Nun will die SPD-geführte Bundesregierung aus Hartz IV das Bürgergeld machen und dieses etwas sozialer abfedern, aber wieder ist schon wieder nur Gemecker. Nun gut, wenn der politische Wiedergänger Friedrich Merz zurück ist, wieso auch nicht der Zeitgeist von damals. Das dachte sich wohl Herr Dr. Rudzio. Natürlich lässt er sich dabei nicht auf das Debattenniveau der CDU ein, inhaltlich gibt er sich aber nichts zu Merz, Spahn und Linnemann. Arbeit muss sich lohnen, die soziale Hängematte ist gespannt, wer soll denn da noch arbeiten gehen,… bla bla, bla, bla. All die schönen Vorurteile, die man in die Mottenkiste gesteckt hat, auf die man aber stets geschielt hat und heute endlich wieder rausholen darf. Haben halt eine Menge Löcher, diese Vorurteile, was angenehmerweise auch Vielen auffällt, siehe den gestrigen Kommentar in den Tagesthemen.

Aber Herr Dr. Rudzio kann ganz beruhigt bleiben: Arbeiten lohnt sich immer mehr, als das Bürgergeld. Auch wenn man schlecht verdient, denn auch für diese Menschen gibt es Sozialleistungen. Es wird also weiterhin Menschen geben, die für eine schlechte Bezahlung genau die Arbeit machen, die Herr Dr. Rudio wahrscheinlich nicht machen will. Spannend auch die Diskussion, die in dem Text ebenfalls breitgetreten wird, über die üppigen Freibeträge. Ja, das mögen hohe Beträge sein. Aber in der Regel fällt angespartes Geld nicht vom Himmel auf das Sparkonto. Angespartes Geld, ob 6.000 € oder 60.000 €, ist ja vielleicht doch das Ergebnis von nicht ausgegebenen Arbeitslohn.

Und auch wenn Herr Dr. Rudzio das von ihm beschriebene Beispiel als eher unwahrscheinlich darstellt, hat er genau dieses Beispiel bewusst genommen, genauso wie die Propagandisten der Union und der konservativen Medien. Hier kommt, wie im gesamten Text, ein deutliches Menschenbild zu Tage. Langzeitarbeitslose sind selbst daran schuld und kein produktiver Teil der Gesellschaft mehr. Dafür sind sie zu bestrafen, wir gestehen ihnen also nur ein Almosen zu und wenn sie zufälligerweise ein paar Euro zu viel gespart haben, müssen sie das erstmal ausgeben.

Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass Langzeitarbeitslose es so oder so vorziehen, nicht zu arbeiten, weil sie ja üppig alimentiert werden. Auf Kosten aller brav arbeitenden Steuerzahlerinnen und Steuerzahler! Ein klassisches Totschlagargument, was so häufig benutzt wird, dass es langsam dann doch langweilig wird. Aber auch darum geht es nicht, sondern um das Aufwiegeln der Schlechtverdienenden gegen die, die noch weniger haben. Immer schön nach unten treten lassen, dann kommt man auch nicht auf die Idee, dass weiter oben vielleicht was zu holen ist.

Dazu passt auch die Kritik, dass diese Faulenzer ein ganzes halbes Jahr keine Sanktionen erfahren müssen. Stimmt zwar so auch nicht, ist aber ebenso egal, Propaganda halt. Empfänger von Hartz IV/ Bürgergeld sind aber schon ein Jahr lang arbeitslos gewesen und der Abstieg ist nicht nur finanziell sondern auch sozial. Der Grund dafür liegt häufig genug nicht in der Unfähigkeit oder der angenommenen Faulheit dieser Menschen. Ihnen ein halbes Jahr Spielraum zu geben, sich darauf einzustellen, kann ich als steuerzahlender Teil der Gesellschaft ganz gut hinnehmen.

Wenn es Herr Dr. Rudzio wirklich um die Geringverdienenden ginge, dann würde er sich dafür einsetzen, dass diese besser verdienen. Dass Menschen, die eine Arbeit nachgehen, auch davon leben können. Und nicht, dass diese Menschen auch noch Transferleistungen in Anspruch nehmen müssen, deren schlecht bezahlende Arbeitgeber damit auch nichts anderes machen, als die eingesparten Lohnkosten auf die Steuerzahlenden abzuwälzen. Apropos Lohnkosten bzw. Mindestlohn. Schon 2014 lag Herr Dr. Rudio mit seinem Artikel „Mindestens zweifelhaft“ ziemlich falsch. Und auch damals zitierte er „Experten“, die ebenfalls ziemlich falsch lagen. Überhaupt, spätestens, wenn das „ifo-Institut“ zitiert wird, muss man gar nicht weiterlesen, um zu wissen, wie es weitergeht. Warum wird das Ifo-Institut eigentlich immer noch eingeladen und zitiert? Diese Leute wussten schon immer alles besser, lagen aber noch nie richtig.

Richtig ärgerlich an dem Artikel ist, dass er mit seinen Stereotypen und der löchrigen Argumentation auch für intellektuell mittelmäßig Begabte eine Beleidigung ist. Leider hatten zuletzt einige auf der ersten Seite gedruckten Artikel ein solches Niveau. Ich hoffe sehr, ds reißt nicht was ein. Zuletzt würde mich noch interessieren, ob Herr Dr. Rudzio die (in meiner Vorstellung) kurzen Wege zu Frau Mayr genutzt hat, um sich mal ernsthaft mit dem betreffenden Thema zu beschäftigen. Mich würde sehr interessieren, was sie dazu und zu diesem Text denkt, vielleicht kommt sie dazu auch mal zu Wort, wenn man schon Experten Raum geben möchte. – Gunther Schneider

 

Leider vermochte es die Ampelkoalition bislang nicht, Schonvermögen und Karenzzeit zu begründen. Das Mantra von „Respekt“, „Vertrauen“ und „unverschuldeten, plötzlichen Notlagen“ kann nicht überzeugen. Zudem dürften gerade die unversehens in Arbeitslosigkeit geratenen „fleißigen Bürgerinnen und Bürger“ wohl die Letzten sein, die es sich erlauben, Berufsangebote und Beratungstermine ohne Begründung zu ignorieren.

Ist es Misstrauen der Regierung gegenüber den eigenen Mitarbeitern, sich sensibel genug um Notlagen zu kümmern, oder nicht doch das Einknicken vor den Bedrohungen, Beschimpfungen und Tätlichkeiten, die leider Alltag in vielen Jobzentren geworden sind? – Und wenn einem die Mehrheit der „Fleißigen“ so am Herzen liegt, warum dann nur eine müde Erhöhung um fünfzig Euro? – Werner Wollek

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum reagieren wir zu langsam auf den Klimawandel?“ von Jens Beckert

 

Vielen Dank für Ihren Artikel in der Zeit vom 10. November 2022: Warum reagieren wir zu langsam auf den Klimawandel? Meine Antwort: Weil wir ihn durch Sie, die Medien, die Politik und uns gegenüber als „Wandel“, „Krise“ und „Erwärmung“ verharmlosen und damit nicht als die Katastrophe wahrnehmen, die sie bereits ist. Bisher nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als solche wahr. In den Medien, der Politik und damit in der breiten öffentlichen Wahrnehmung wird diese immer noch als „Klimawandel“, „Klimakrise“ oder „Erderwärmung“ verharmlost. Selbst Sie, Die Zeit nennen ihre Rubrik verharmlosend GREEN, was eher nach Gartenkolumne klingt als nach Klimakatastrophe.

Leider verharmlosen die Medien, auch Sie, vermutlich unbewusst, die bereits stattfindende Klimakatastrophe linguistisch durch die Verwendung der Wörter „Klimawandel“, „Klimakrise“ zu einem Wandel oder zu einer Krise in etwas beinahe Positives. Denn „Wandel“ klingt harmlos, irgendwie nach positivem Lebenswandel oder so. „Krise“ klingt nach etwas Vorübergehendem.

Beides passt so gar nicht zu den Opfern der Ahrtal-Katastrophe, den Opfern der Flutkatastrophe und den vielen anderen Hunger-, Hitze-, Dürre-, Hunger-, Flut-, Waldbrand- u.s.w. Toten. Beides passt so gar nicht zu dem dauerhaften, unwiderruflichen, der jetzt gerade stattfindenden Klimakatastrophe. Bitte lesen Sie dazu die Duden Zuschreibungen an die Wörter Wandel, Krise und Katastrophe. https://www.duden.de/rechtschreibung/Wandel,https://www.duden.de/rechtschreibung/Krise, https://www.duden.de/rechtschreibung/Katastrophe

Zu gerne denken noch immer viel zu viele: „Die Klimakatastrophe passiert langsam, woanders und ist nicht so schlimm!“ Dabei verlieren hier und jetzt schon viele dadurch ihr Leben. Wir befinden uns bereits mitten in der Katastrophe. Denn das bereits und die nächsten Jahre ausgestoßene CO2 hat zwar eine unauffällige und schleichende Wirkung. Nur ab und zu kommt es zu katastrophalen Ausbrüchen wie Waldbränden, Dürren oder Fluten wie im Ahrtal oder Pakistan. Aber die jetzige hohe Konzentration an Klimagasen führt unweigerlich zu immer größeren und häufigeren Katastrophen, die uns alle, wo wir auch leben, auf diesem Planeten katastrophal betreffen werden. Also sind wir alle jetzt schon mittendrin in der Katastrophe.

Bitte hören Sie darum auf, die Klimakatastrophe so verharmlosend zu benennen. Sie verniedlichen damit die immer tödlicheren Tatsachen, die Ahrtal und Pakistan Flutkatastrophen, und die Katastrophenszenarien der anerkanntesten Wissenschaftler herab, zu einem „Wandel“, einer „Erwärmung“ oder „Krise“. Ins Ahrtal kam nicht das „Krisen“interventionsteam des Sozialen Dienstes, die Kinder hatten kein „Hitze“frei, sondern ihre Stadt war weg, es kamen das THW, die Bundeswehr und der Katastrophenschutz! Solange die Medien die Katastrophe nicht einmal beim Namen nennen wollen, werden wir uns diesem Thema nur halbherzig widmen: wir als Bürger und die Politiker als Vollstrecker unseres Willens.

Wieder einmal entsteht (un-)gewollt durch die mediale Berichterstattung in unserem Kopf ein harmloseres Bild von der akuten Situation und Gefahr wie gerechtfertigt: „Es geht um eine Krise, es erwärmt oder wandelt sich etwas da wird geredet und es herrscht Uneinigkeit wer wann was bezahlt, tut oder nicht tut.“ „Wer blickt da noch durch, ich werde schon mitbekommen, wenn es was Wichtiges gibt.“ denkt man. Dennoch beschleicht jeden von uns ein immer unheimlicheres Gefühl.

Je bedrohlicher die Waldbrände und Dürren, je tödlicher die Flut- und Hitzewellen, desto größer tut sich in uns selbst ein Graben auf: „Wie viel Verantwortung habe ich und wie verhalte ich mich richtig um die Klimakatastrophe abzumildern?“ „Wälze ich alle persönliche Verantwortung auf den Markt und die Politik ab und tue so, als ob ich eh nichts machen kann oder werde ich selbst aktiv?“

Aber noch will keiner außer den Klimaaktivist*innen eine Spaßbremse sein. Viel lieber lassen wir uns von den Medien beständig durch informierende und unterhaltende Beiträgen versichern: „Es ist (noch) nicht so schlimm, nur eine Krise, gönn dir inzwischen ruhig etwas, denn wenn Du es nicht machst, tun es Andere und damit ist dem Klima auch nicht geholfen!“ Dass es uns an Konsequenz mangelt, hat viel mit den Medien zu tun, die in diesem Stück sowohl die Rolle des Biedermann (Krise) als auch den Brandstifter mit exotischen Leserreisen inklusive Kreuzfahrtschiffen und Interkontinentalflügen spielen. Sie berichten gleichbleibend wertneutral über die Katastrophen und andererseits preisen sie genauso gleichbleibend wertneutral(?) Mode, Reisen, SUV`s, die größten Umweltsünden an.

Solange die Medien die Klimakatastrophe (un-)bewusst ähnlich relativieren wie damals die Risiken des Rauchens in öffentlichen Räumen (die größte Medienkatastrophe bisher!), werden wir den Ernst der Lage nicht erfassen. Solange versäumen wir unsere Pflicht zum Wohle anderer und unserer Kinder, Solidarität und Verzicht zu üben. Solange schätzen wir unser jetziges kleines Glück mehr, wie ein Miteinander kämpfen für mehr Natur, saubere Luft und genug Wasser und Lebensmittel für alle. Solange verschleppen wir alle Lösungen.

Solange machen wir und unsere Politiker uns vor: „Sollen doch die Anderen erst was machen, erst dann werde ich vielleicht mitmachen.“ Dabei bräuchten wir schon längst mehr Konsequenz im Bezug auf alle unsere Klimasünden. Bitte sehen Sie den angefügten Text und Anhang. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie mehr über den uns zur Zeit lähmenden gesellschaftlichen Stillstand berichten könnten! – Klaus Siersch

 

Weil wir Teil der Natur sind. … Unser Verhältnis zur Natur beschreiben Soziologen als „Shifting Baseline“: d. h. unsere kognitive Wahrnehmung passt sich den Umweltbedingungen an. Bsp.: Alte Französische Fischer erinnern sich noch an „Fischschwärme“. Die Jungen kennen Sie nicht mehr; und hält die gegenwärtigen Umweltbedingungen für gegeben. Es sind unsere wissenschaftliche Aufzeichnungen und die wachsende Geschwindigkeit vom Klimawandel, was ein Bewusstsein schafft. … Das ökologische Verständnis ist nicht teil vom vorherrschenden monetären Weltbild.

Ein „evolutionäres Wachstumsverständnis“ impliziert einen Gottesstaat, wo die Legislative „Naturkräfte“ sind, die Exekutive die Summe aller „geophysikalischen Transfers“ durch Menschen ist und die Judikative der kollektive Wille einer Unsichtbaren Hand der Evolution ist. Der Stand unserer Kognitiven Evolution ermöglicht uns evolutionäres Wachstum in Sprache zu fassen, wobei das Wort Gott als Axiom den unerklärbaren Anfang vor dem Urknall symbolisiert. Unsere Kognitive Evolution ist eine Lernkurve, wo wir zwischen Nachdenken, Nachahmen und Erfahrung wählen. … Letztendlich werden wir uns den naturgegebenen Wirklichkeit anpassen oder aussterben. – Matthias Losert

 

Man kann Jens Beckert nur Recht geben unser kapitalistisches Wirtschafts- und Gesellschaftssystem ist auf Profitmaximierung angewiesen, für die stetige Steigerung des Profits ist es unumgänglich, die natürlichen und menschlichen Ressourcen immer weiter auszubeuten. Um die Folgen des Klimawandels zu beschränken, müsste also die bestehende Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung in relativ kurzer Zeit geändert werden, was utopisch ist. Stattdessen versuchen Wirtschaft und Politik uns zu erzählen, dass nur der Kapitalismus in der Lage wäre, angemessen auf Krisen zu reagieren. Nicht nur, dass der Kapitalismus seit 50 Jahren dem Klimawandel untätig zusieht, nein, er ist ja ursachsächlich für die Klimakrise verantwortlich.

Hier soll also der Teufel mit dem Bezeelbub ausgetrieben werden. Dass die Lösungsansätze, die Jens Beckert anbietet, eintreten, nämlich die Moral und Vorbildfunktion der Bevölkerung, die Änderung des Rechtssystems und der Invest des Kapitals in die Ökologie, ist nicht zu erwarten. Ganz im Gegenteil, moralisch denkende und handelnde Klimaaktivisten werden als Terroristen verunglimpft, populistische Politiker zertrümmern die ökologische Gesetzgebung und das Kapital investiert in Greenwashing. Auch die „Soziale Marktwirtschaft“ ist nur ein Socialwashing des Kapitalismus. Zu glauben, wir könnten den Klimawandel in erträglichen Grenzen halten, ist Wunschdenken, leider. Auch da stimme ich dem Autor zu. – Boris Weißgerber

 

Vielen Dank für die luzide Analyse. Viel Hoffnung gibt es also nicht, dass der wirtschaftssystemimmanente Egoismus und die gesellschaftskonforme Gier von Unternehmen und Bevölkerungen sich hinreichend begrenzen bzw. reduzieren lassen und verantwortungsvoll wählende Wähler*innen sowie verantwortungsvoll denkende und handelnde Politiker*innen gegen Egoismus und Gier Maßnahmen zumindest zur Eindämmung des Klimawandels durchsetzen können. Aber mir kann das ziemlich egal sein: Ich bin 62 Jahre alt und habe keine Kinder/Enkelkinder. Was allerdings gut informierte Menschen mit Nachkommen eben diesen dazu sagen wollen, dass sie nichts oder fast nichts gegen die Klimakatastrophe unternommen haben, ist mir ein Rätsel. – Dr. Ulrich Willmes

 

Es gibt keine einfache Antwort auf die Frage des Sozialwissenschaftlers Jens Beckert «Warum reagieren wir zu langsam auf den Klimawandel?». Denn es gibt dieses «wir» als handlungsfähige Einheit nicht. Es gibt daher auch kein breit akzeptiertes, ausreichendes «Reagieren». Die Menschheit, also das «wir», ist schon deshalb keine handlungsfähige Einheit, weil da die tiefen demographischen (Geburtenrate), ökonomischen (Wohlstand) und ökologischen (Öko-Fussabdruck) Gräben sind. Und da sind zudem die unterschiedlichen Weltbilder der Eliten, etwa das chinesische, russische, islamische, afrikanische, christliche, westlich individualistische Weltbild. Es gibt das Weltbild der Banden in Haiti und der Jugendbanden in Südamerika und es gibt die Menschenrechte mit ihrem potentiellen Widerspruch zwischen dem Recht auf Eigentum und den Rechten auf Lebensunterhalt.

Ein einziges Weltbild für die ganze Menschheit ist zwar nicht nötig. Es genügt eine Weltbild-Komponente, die beschreibt, was notwendig und hinreichend ist, damit die Menschheit eine gute Zukunft hat. Um dieser Forderung zu genügen, müssen sich aus dieser Komponente Antworten auf die entscheidenden Fragen ableiten lassen. Zudem müssen sich die Mechanismen ableiten lassen, die das genannte Ziel erreichbar machen. Es muss ein Verständnis dafür geben, dass vom Ziel ausgegangen wird und nicht von unrealisierbaren Vorstellungen von Gerechtigkeit und gegenseitigen historischer Schuldvorwürfen.

Und es müssen auch die heiklen Punkte angesprochen werden. Das zu fordern, scheint trivial. Doch es wäre schon ein wenig gewonnen, wenn bei passender oder sogar unpassender Gelegenheit bestimmte Grundsätze betont würden. Da wäre Bernhard Grzimeks Feststellung immer noch aktuell: «Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam.» Also: «Übrigens meine ich, dass die Vermehrung der Menschen vermindert werden müsse.» Genützt hat’s wenig: Damals gab’s 2 Milliarden Menschen, heute sind’s 8.

Dennoch, hier zwei Beispiele für solche Grundsätze. Einmal: Wir sind nur Gast auf diesem schönen Planeten und sind als Gegenleistung für dieses Privileg verpflichtet, diesen Planeten unseren Nachkommen unversehrt zu überlassen. Das betrifft Demographie, Ökonomie und Ökologie. Dann wäre da die Überlegung, was wäre, wenn die Ressourcen der Erde zehnmal grösser oder zehnmal kleiner wären. Wäre dann die Zukunft im Trockenen oder im Eimer? Man wird zum Schluss kommen, dass die Überlebenschancen der Menschheit nicht vom Ausmass der Ressourcen abhängen, sondern von der Anpassungsfähigkeit an die Ressourcen. Den Schnee-Eulen in Sibirien gelingt das: Sie orientieren die Kükenzahl an der Verfügbarkeit von Lemmingen. Vielleicht können sie ja auch die zukünftige Entwicklung besser abschätzen als wir Menschen?

Voraussehen können wir Menschen ja auch ganz gut, aber wir reagieren nicht richtig. Vielleicht auch wegen der genannten Gräben. Das hindert uns, ein wirksames Mittel einzusetzen: gesellschaftlichen Zwang: Auf der Insel Tikopia (vgl. das Buch «Kollaps»), aber auch in buddhistischen Dörfern (vgl. Buch und Film «Das alte Ladakh») durfte nur der älteste Sohn Kinder haben. In Ladakh wurden seine Brüder wurden Mönche. Eine Tikopia- Parallele gab’s bis ins letzte Jahrhundert in weiten Teilen Europas, wo auch nur ein Sohn den Hof übernahm und seine Geschwister kinderlose Dienstboten wurden oder ins Kloster gingen (falls Alternativen fehlten, was oft der Fall war).

Dies sollte Anlass sein, ähnlich wirksame aber gerechtere Lösungen zu diskutieren. In den Industrieländern bewirken „Strukturen der kapitalistischen Moderne“, dass in Ländern wie Südkorea die Geburtenrate um die 1 liegt. Auch da ist gesellschaftlicher Zwang im Spiel. Wäre dies weltweit so, aktuell und in der Vergangenheit, wäre das Klimaproblem vom Tisch. Nicht aber bei Geburtenraten wie etwa in Nigeria, wo sich die Bevölkerung pro Generation verdreifacht. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Gegenüber all den wert- und nutzlosen Kommentaren in den Medien zum fehlenden konkreten Engagement der Menschheit beim Klimaaschutz ist der Beitrag des Herrn Jens Beckert sachlich geradezu eine Sensation. Seine ungeschminkte Schilderung der bestehenden Strukturen in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft, die eine konkrete Inangriffnahme der Klimaproblematik verhindern, ist beeindruckend und niederschmetternd zugleich.

Beeindruckend aufgrund der sachlichen Analyse, die den Ausführungen zugrundeliegt, und niederschmetternd wegen der daraus folgenden Erkenntnis, daß quasi keine Hoffnung besteht, daß die Menschheit die Klimaproblematik geeint und rechtzeitig in Angriff nehmen wird. Alles andere wäre, wie er selbst zum Abschluß schreibt, nur Wunschdenken. Dem kann ich mich leider nur anschließen. – Heinz Urbanke

 

Klarsichtig und erschütternd der Artikel von Jens Beckert, danke!! Vor vielleicht drei oder vier Jahrzehnten kursierte ein Witz: Auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne begegnet der Erde ein Planet aus einem anderen Sonnensystem. Der fragt sie besorgt: „Fehlt dir was? Du siehst gar nicht gut aus.“ Die Erde antwortet: „Ja – es geht mir richtig schlecht. Ich habe homo sapiens.“ „Oh ja – das ist wirklich schlimm, ich weiß, hatte ich auch mal. Aber beruhige dich, das geht ganz von selbst vorbei.“ – Dr. Petra Nöcker

 

Der Artikel berührt die heissen Punkte in der ganzen Klima-Thematik und ist deshalb meiner Meinung nach äusserst wichtig. Hier eine Ergänzung zu den Möglichkeiten, die zu einer wirklichen Bewältigung der Krise beitragen könnte, aber bisher politisch blockiert wurde: Es geht um eine massive steuerliche Belastung von allen CO2-verursachenden Prozesse. Und zwar in einer Art, die schon einmal in der Schweiz erwogen worden ist.

D.h. dass dem Problem der Benachteiligung der ärmeren Bevölkerung derart Rechnung getragen wird, dass ein Grossteil der so erzielten Einnahmen pro Kopf an die Bevölkerung rückerstattet wird. Vorteile: > Höherer Preis lenkt die Wirtschaft Richtung geringeren Verbrauch, > Die Rückvergütung vermeidet eine Mehrbelastung der ärmeren Bevölkerung, > Umsetzung weitestgehend mit vorhandener Infrastruktur – Peter Früh

 

Drei Anmerkungen zu den Beitragen: a) Warum reagieren wir zu langsam auf den Klimawandel Nun denn ! Was heißt WIR? Was heißt ZU LANGSAM? „Wir“ haben den Klimawandel nicht gemacht! Es war die gierige Wirtschaft, die Konzerne, die „uns weis gemacht haben“, was man alles zum glücklichen Leben inkl. Arbeitserleichterung braucht – und das schon seit über 200 Jahren ab ca 1789 ! Das alles hat sich als Desaster herausgestellt inkl. der „Wegwerf-Mentalität“ und der bornierten Lebensweise – eine völlig irrationales Weltbild wurde „uns“ vorgezeichnet. Die Reaktion auf den Klimawandel entsteht immer in dem Maße, wie bereit man ist, das Thema anzugehen.

Z.B. war es doch der Energiebranche völlig egal, Systeme der „Grünen Energie“ zu etablieren, solange sie an den „Fossilen“ noch ordentlich Kasse machen konnten und noch können; Gleiches gilt für Atom. b) Angriff auf die Freiheit Nun denn – Dummheit und Jugend passte schon immer gut zusammen; das gilt auch für alle Zukunft ! Den sog. „Parlamentarischen Weg“ beschreiten ist ein ätzend langwieriges Ding; da macht man lieber „Action“ …. c)     Das Kreuz zu entfernen war ein Affront Wir sogenannten Zivilisierten (gerade auch die Deutschen, was mit dem Holocaust zu tun hat) tun uns endlos schwer, Wahrheit und Lüge zu benennen.

Mit „Davidstern und Halbmond“ sehr sorgsam umgehen – im Vergleich dazu wird in allen Teilen des Islam das Christentum teils böse verfolgt, teils ermordet, auch heute noch. Wir nehmen Flüchtlinge gerne auf, aber nur solange, wie die sich grundsätzlich unserem Leben anpassen, alle andere darf ruhig die „Rückreise“ antreten, Kriminelle ausweisen und zwar prompt selbstverständlich. Und die Mafiosis gehören bekämpft ! Fall Putin: Schon im Ansatz ab dem Jahr 2000 hätte man erkennen müssen und danach gehandelt haben, was es mit dem Scharlatan auf sich hat, stattdessen wurde ihm hofiert.

Selbst nach der Krim-Annektion und der völkerrechtswidrigen Annektion der Ostukraine wurde hier so getan, als sei alles ein „russisches Thema“, bei dem man sich raus zu halten hatte. Vergleichbar ist dies mit der unverhohlenden Frechheit der Merkel-Regierung zum Flüchtlingsproblem vor und zu 2015, als man betonte: Die Flüchtlinge über dem Mittelmeer gehen uns nicht an, das sei Sache der Italiener etc. Normalerweise hätte man die Frau Merkel des Amtes entheben müssen, eine Sache zu negieren, die eindeutig Europäische Sache ist. – Rainer Rehfeldt

 

Dass es so ist und auch so bleiben wird, erklärt der Soziologe Jens Beckert sehr gut und glaubhaft mit der Wohlstandsentwicklung unseres in den letzten 300 Jahren entstanden Wirtschaftssystems. Es ist schlicht so, dass unser persönliche kleine Luxus aus warmduschen, steakessen und 1-2 mal allinclusivefressenundsaufen in einem abgeschirmten afrikanischen Urlauberparadies den Blick auf die Realität, der anderen 80% der Weltbevölkerung versperren. Eine Realität, die wir gar nicht sehen wollen, es reicht uns ab und zu ein Blick aus unserem klimatisierten sitzbeheizten E-Auto in die glücklich stolzen Gesichter der anderen E-Autofahrer um uns herum. Die Klimaanlage funktioniert doch! – H. Giller

 

Warum reagieren wir zu langsam auf den Klimawandel. Es ist eigentlich ganz einfach, weil die Ölkonzerne gegen besseres Wissen, den Klimawandel als geschäftsschädigend einstufen, nach wie vor gewaltige Profite mit Öl machen und es bestens vorbereiten, sich den Ausstieg auch noch vergolden zu lassen, Sie werden sich den Umbau auf erneuerbare Energien schlicht bezahlen lassen von der Welt, die sie an den Abgrund geführt haben. Das ist das gleiche System wie es die haitianischen Sklavenhalter ausgedacht haben´, die nicht die Sklaven entschädigt haben, sondern sich vom haitianischen Staat für die Freilassung der Sklaven über 150 Jahren haben entschädigen lassen,

Willkommensklassen behindern den Lernerfolg. Es ist eindeutig, dass der frühe Kontakt mit deutschen Mitschülern den Spracherfolg neuer Migrantenkinder fördert. Es ist auch ohne wissenschaftliche Untersuchung völlig klar, dass der Lernerfolg der ganzen Klasse sinkt, wenn man ihr zu viele Probleme gleichzeitig aufbürdet, In einer Klasse zwei Kinder ohne jede Sprachkenntnisse, drei mit sehr bescheidenen, zwei Kinder mit festgestelltem Förderbedarf, drei mit großen Problemen, so sieht heute eine normale Klasse aus.

Von den ganz normalen anderen Schwierigkeiten abgesehen. Das in einem Umfeld, in dem es keine zusätzliche Sprachförderung gibt, es an Förderlehren fehlt, ganz normale Förderstunden wegen Lehrermangel gestrichen werden. All dies ist seit Jahrzehnten bekannt. Nichts hat sich geändert. Man muss unterstellen, dass es ganz offensichtlich kein so wichtiges Thema ist, für das auch niemand auf die Straße geht. – Dieter Schöneborn

 

Etwas bedauerlich finde ich , dass Sie als Direktor des MPI in Ihrem eigentlich interessanten Artikel vom 10.11. den unter Volkswirten seit Jahrzehnten bekannten Begriff der INTERNALISIERUNG EXTERNER KOSTEN / FAKTOREN in die Marktpreise mit keinem Wort erwähnen. Dass die Nutzung und der Verbrauch der Ressourcen von Umwelt und Gesellschaft bei der Festlegung der Marktpreise angemessen berücksichtigt werden sollte , war den Volkswirten schon vor über 100 Jahren bewusst. Vor über 50 Jahren habe ich das schon meinen Studenten an der TU Berlin mit Nachdruck vermittelt… aber sorry da konnten Sie mit damals 5 Jahren ja leider noch nicht teilnehmen….

Nun Sie haben aber natürlich durchaus recht, wenn Sie deutlich machen , dass in der realen und globalen Wirtschaft diese elementare Erkenntnis leider fast immer noch nicht richtig angekommen ist. Es stimmt ja dass Wirtschaft und Politik mit Blick auf den verwöhnten Konsumenten eine solche Einrechnung externer Faktoren in die Marktpreise bislang kaum gefordert haben….. und natürlich stimmt es , dass erst jetzt wenn es bei Umweltbelastungen und Biodiversität erkennbar enger wird schrittweise erste , zum Teil noch viel zu behutsame Maßnahmen initiiert werden. Aber bitte sehen Sie es mir nach, dass es weht tut wenn die Öffentlichkeit nun endlich dieses Thema aufgreift und so tut als wäre das alles total neu und für die armen Konsumenten eigentlich nicht zumutbar….. dass ein Schnitzel plötzlich 10 Euro mehr kostet….welch dramatische Einbuße an Lebensqualität… – Dr. Ing. Roland Haselmann

 

Unser ökonomisches und politisches System ist ausgerichtet auf immer mehr produzieren, immer mehr konsumieren, und steht im Widerspruch zu einer Welt begrenzter Ressourcen. An dieser inhäranten Dichotomie werden auch neue Technologien nichts ändern. Jens Beckert bringt es auf den Punkt: Wir werden ‚die Nische, in der menschliche Kultur stabil bleiben kann, [zerstören]‘. Damit wird es unserer Zivilisation nicht anders ergehen als den zahlreichen anderen, die lemminghaft auf ihren — vermeidbaren — Untergang zugesteuert sind. We are doomed to fail. – John Stevens

 


 

 

Leserbriefe zu „Werden wir zu viele für den Planeten?“ von Jochen Bittner

 

Dieser wundervolle Dialog soll das defätistische Lebensgefühl widerspiegeln, als Menschheit nicht mehr an jeden religiösen Traum glauben zu können, sondern die latente Phase des Zweifelns zu verstärken. Aber lieber Jochen Bittner, Sie geben der Erde ein völlig falsches Rollenverständnis. Sie muss sich weder dem Wachstum noch der Menschheit selbst erklären; sie wird aus ihren langen Erfahrungen des Überlebens und der Neuordnungen auch den evolutionären Betriebsunfall Mensch nach dessen selbst zu verantwortenden Ende verschmerzen.

Solange wir die nahende Umweltkatastrophe aus der Anmaßung eigener existenzieller Bedürfnisse betrachten, werden eventuelle Lösungen wie die religiöse Vielfalt auf Erden betrachtet und damit unerledigt bleiben. Die religiös bestimmte Sonderstellung des Menschen auf unserem Planeten allein bringt die Erde an ihre Grenzen. – Jürgen Dressler

 

Vielen Dank für Ihren sehr gut geschriebenen STRET: „Werden wir zu viele für den Planeten?“, bitte mehr davon! Leider nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als solche wahr. In den Medien, der Politik und damit in der breiten öffentlichen Wahrnehmung wird diese immer noch als „Klimawandel“, „Klimakrise“ oder „Erderwärmung“ verharmlost. Selbst Sie, Die Zeit nennen ihre Rubrik verharmlosend GREEN, was eher nach Gartenkolumne klingt als nach Klimakatastrophe.

Leider verharmlosen die Medien, auch Sie, vermutlich unbewusst, die bereits stattfindende Klimakatastrophe linguistisch durch die Verwendung der Wörter „Klimawandel“, „Klimakrise“ zu einem Wandel oder zu einer Krise in etwas beinahe Positives. Denn „Wandel“ klingt harmlos, irgendwie nach positivem Lebenswandel oder so. „Krise“ klingt nach etwas Vorübergehendem. Beides passt so gar nicht zu den Opfern der Ahrtal-Katastrophe, den Opfern der Flutkatastrophe und den vielen anderen Hitze-, Dürre-, Hunger-, Flut-, Waldbrand- u.s.w. Toten. Beides passt so gar nicht zu dem dauerhaften, unwiderruflichen, der jetzt gerade stattfindenden Klimakatastrophe.

Bitte lesen Sie dazu die Duden Zuschreibungen an die Wörter Wandel, Krise und Katastrophe. https://www.duden.de/rechtschreibung/Wandel, https://www.duden.de/rechtschreibung/Krise,https://www.duden.de/rechtschreibung/Katastrophe. Zu gerne denken noch immer viel zu viele: „Die Klimakatastrophe passiert langsam, woanders und ist nicht so schlimm!“ Dabei verlieren hier und jetzt schon viele dadurch ihr Leben. Wir befinden uns bereits mitten in der Katastrophe. Denn das bereits und die nächsten Jahre ausgestoßene CO2 hat zwar eine unauffällige und schleichende Wirkung. Nur ab und zu kommt es zu katastrophalen Ausbrüchen wie Waldbränden, Dürren oder Fluten wie im Ahrtal oder Pakistan. Aber die jetzige hohe Konzentration an Klimagasen führt unweigerlich zu immer größeren und häufigeren Katastrophen, die uns alle, wo wir auch leben, auf diesem Planeten katastrophal betreffen werden. Also sind wir alle jetzt schon mittendrin in der Katastrophe.

Bitte hören Sie darum auf, die Klimakatastrophe so verharmlosend zu benennen. Sie verniedlichen damit die immer tödlicheren Tatsachen, die Ahrtal und Pakistan Flutkatastrophen, und die Katastrophenszenarien der anerkanntesten Wissenschaftler herab, zu einem „Wandel“, einer „Erwärmung“ oder „Krise“. Ins Ahrtal kam nicht das „Krisen“interventionsteam des Sozialen Dienstes, die Kinder hatten kein „Hitze“frei, sondern ihre Stadt war weg, es kamen das THW, die Bundeswehr und der Katastrophenschutz! Solange die Medien die Katastrophe nicht einmal beim Namen nennen wollen, werden wir uns diesem Thema nur halbherzig widmen: wir als Bürger und die Politiker als Vollstrecker unseres Willens.

Wieder einmal entsteht (un-)gewollt durch die mediale Berichterstattung in unserem Kopf ein harmloseres Bild von der akuten Situation und Gefahr wie gerechtfertigt: „Es geht um eine Krise, es erwärmt oder wandelt sich etwas da wird geredet und es herrscht Uneinigkeit wer wann was bezahlt, tut oder nicht tut.“ „Wer blickt da noch durch, ich werde schon mitbekommen, wenn es was Wichtiges gibt.“ denkt man. Dennoch beschleicht jeden von uns ein immer unheimlicheres Gefühl.

Je bedrohlicher die Waldbrände und Dürren, je tödlicher die Flut- und Hitzewellen, desto größer tut sich in uns selbst ein Graben auf: „Wie viel Verantwortung habe ich und wie verhalte ich mich richtig um die Klimakatastrophe abzumildern?“ „Wälze ich alle persönliche Verantwortung auf den Markt und die Politik ab und tue so, als ob ich eh nichts machen kann oder werde ich selbst aktiv?“

Aber noch will keiner außer den Klimaaktivist*innen eine Spaßbremse sein. Viel lieber lassen wir uns von den Medien beständig durch informierende und unterhaltende Beiträgen versichern: „Es ist (noch) nicht so schlimm, nur eine Krise, gönn dir inzwischen ruhig etwas, denn wenn Du es nicht machst, tun es Andere und damit ist dem Klima auch nicht geholfen!“ Dass es uns an Konsequenz mangelt, hat viel mit den Medien zu tun, die in diesem Stück sowohl die Rolle des Biedermann (Krise) als auch den Brandstifter mit exotischen Leserreisen inklusive Kreuzfahrtschiffen und Interkontinentalflügen spielen. Sie berichten gleichbleibend wertneutral über die Katastrophen und andererseits preisen sie genauso gleichbleibend wertneutral(?) Mode, Reisen, SUV`s, die größten Umweltsünden an.

Solange die Medien die Klimakatastrophe (un-)bewusst ähnlich relativieren wie damals die Risiken des Rauchens in öffentlichen Räumen (die größte Medienkatastrophe bisher!), werden wir den Ernst der Lage nicht erfassen. Solange versäumen wir unsere Pflicht zum Wohle anderer und unserer Kinder, Solidarität und Verzicht zu üben. Solange schätzen wir unser jetziges kleines Glück mehr, wie ein Miteinander kämpfen für mehr Natur, saubere Luft und genug Wasser und Lebensmittel für alle. Solange verschleppen wir alle Lösungen.

Solange machen wir und unsere Politiker uns vor: „Sollen doch die Anderen erst was machen, erst dann werde ich vielleicht mitmachen.“ Dabei bräuchten wir schon längst mehr Konsequenz im Bezug auf alle unsere Klimasünden. Bitte sehen Sie den angefügten Text und Anhang. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie mehr über den uns zur Zeit lähmenden gesellschaftlichen Stillstand berichten könnten! – Klaus Siersch

 

Vor ca. 14 Milliarden Jahren entfaltete sich das Universum aus dem Nichts. Lt. Astrophysiker wächst das Universum immer noch. Wie? Nach der Relativitätstheorie, Ersten und Zweiten Thermodynamischen Hauptsatz wächst das Universum in begrenzter Unendlichkeit. Anschaulich wird das Wachstum durch einen Luftballon: die einströmende Luft lässt das Volumen wachsen ohne die begrenzende Hülle je zu überschreiten.

… Dies ist im irdischen System anders, hier kann ein innerer Luftballon gegen die äußere Luftballonhülle konvergieren, und u. U. zerstören. Problematisch ist auch, dass wir kein Perpetuum Mobile im Güterkreislauf haben. Im Grunde wirtschaften wir mit Verlust, was zwangsläufig „Schrumpfen“ bedeutet. Alternativ können wir nur über den planetarischen Tellerrand schauen und uns das Universum erschließen. – Matthias Losert

 

Lassen Sie mich raten: Den Diskussionsstandpunkt für das Wachstum hat maßgeblich Herr Bittner vertreten? Nur soviel zum Statement „Mensch minus Maschine macht Sklave“: Ich habe noch nirgends gelesen, dass die indigenen Völker Nordamerikas Sklaven gehalten hätten; die konnten auch so umweltverträglich leben. Die ganze Argumentationskette „pro Wachstum“ könnte man also so knapp zusammenfassen: „Weil die Mehrheit der Menschen sich nicht benehmen kann, lassen wir die Umwelt zugrunde gehen!“ – Uwe Apel

 

Dieses diktieren Streitgespräch ist ja ganz nett. Aber der Zentriervorrichtung Fehler der (Ihrer) Fiktion ist aus meiner Sicht die Zentriervorrichtung auf den Menschen. Die Erde hätte viel deutlicher machen müssen, dass sie nicht Heißt nur von Menschen ist, sondern Millionen anderen Arten. Und dass dem Wachstum (der menschlichen Aktivitäten) täglich Hunderter von Arten zum Opfer fallen.

Und dass das Wachstum den allermeisten Menschen nicht einmal zugute kommt. Im Gegenteil. Ein erheblicher Teil ist dadurch existenziell bedroht. Halten Sie Erde für so dumm? Die Idee ist gut. Vieles ist auch gelungen. Aber Sie hätten vielleicht einen klugen Widerpart als Erde wählen sollen. – Fritjof Möckel

 

„Wachstum: Bisher war jede neu entdeckte Energieform ungefährlicher als die davor…wie soll man da kein Öko Optimist sein?” Vorschlag für Erdeantwort: Weil Du Deine Jünger nicht unter Kontrolle hast. Die sind beim Wechseln zum besseren hin viel zu stark am Profit als an sinnvollen Weiterentwicklungen interessiert und wenn Du die jetzt nicht schnell unter Kontrolle bekommst, werden auch die Neuentdeckungen nicht mehr helfen. Die derzeit noch nicht wirklich helfenden Neuentwicklungen sind nämlich zum größten Teil schon ziemlich alt. – Willi Krebser

 

Die Erde und das Wachstum werden im Streitgespräch zu Subjekten. Im Dialog kommen die konträren Rollen zum Ausdruck. Die Erde als verzweifelte Trägerin der wachsenden Menschheit ist das sich erschöpfende Opfer. Das Wachstum, angetrieben von unerschöpflichem Optimismus, sieht sich anmaßend als Erlöser und erweist sich doch nur als Täter. Nach kontroverser Diskussion zeichnet sich ein gemeinsamer Nenner ab: Nachhaltiges Wachstum, Kreislaufwirtschaft, Versöhnung von Ökologie und Ökonomie. Mit Blick auf die Menschen, jenen so eigennützigen Agenten und Konsumenten des Wachstums, bleibt die Erde skeptisch. Die humanisierte Erde kennt die Natur des Menschen nur zu gut. – Reinhard Koine

 

Ihr Artikel „Werden wir zu viele für den Planeten?“ist sehr interessant. Leider sind die Deutschland betreffenden Probleme nicht erwähnt. Auf Deutschland kommen folgende Probleme zu: Die niedrige Geburtenrate der Deutschen und die hohe Geburtenrate der muslimischen Zuwanderer führen dazu, dass in circa 25-30 Jahren die Mehrzahl der Bewohner in Deutschland Muslime sind. Ich habe den Umsturz im Iran persönlich miterlebt. Vor der Rückkehr von Ayatollah Khomeini war Teheran eine moderne westlich orientierte Stadt. Danach wurden Schlägertrupps gebildet die Frauen auf der Straße belästigten die sich nicht an die Vorgaben der Muslime gehalten haben. In Deutschland werden die selben Probleme auftreten.

In Schwarzafrika hat jede Frau im Durchschnitt 4,4 Kinder. Dies führt zu einer lokalen Überbevölkerung in deren Folge eine Überweidung erfolgt. Dies führt zu Versteppung und letztendlich zu Hungersnöten. Die Folgen sind Flüchtlingsströme nach Deutschland. Wir werden in Deutschland die selben Probleme bekommen wie im Iran und zusätzlich wie in den USA mit den Spannungen zwischen Schwarzen und Weißen. – Gerhard Groll

 

Die Frage «werden wir zu viele?» ist optimistisch. Wir sind schon zu viele. Die Frage im Streitgespräch zwischen Wachstum und Erde müsste also lauten: Wie können wir weniger werden? Trotzdem, das Gespräch ist höchst aktuell und interessant. Eigentlich ist es eher ein Gespräch zwischen Technischem Fortschritt und Natur. Und da müsste die Technik sagen: Ehrlich gesagt, ich kann die Zukunft der Menschheit nicht retten. Und die Natur müsste sagen: Ehrlich gesagt, ich kann keine Empfehlung geben, die gleichzeitig die Menschenrechte auf Lebensunterhalt und das Menschenrecht auf Eigentum sichert.

Aber was würden Technik und Natur empfehlen? Vielleicht davon erzählen, dass die Schnee-Eulen in Sibirien die Kükenanzahl an der aktuellen Population von Lemmingen orientieren. Vergleichbares wäre auf Grund einer ziemlich neuen Entwicklung auch für die Menschheit nötig, etwa deswegen: «Schon jetzt gehen jährlich zehn Millionen Hektare fruchtbarer Felder verloren, die Fläche von 14 Millionen Fussballfeldern» (Stern View vom August 2022 in einem Artikel über Unterwasseranbau von Basilikum). Aber wie kann darauf reagiert werden?

Notwendig ist die Behandlung von Themen wie den folgenden. Erstes Thema: Auf der Insel Tikopia (vgl. das Buch «Kollaps»), aber auch in buddhistischen Dörfern (vgl. Buch und Film «Das alte Ladakh») durfte nur der älteste Sohn Kinder haben, seine Brüder wurden Mönche. Eine Tikopia Parallele gab’s bis ins letzte Jahrhundert in weiten Teilen Europas wo auch nur ein Sohn den Hof übernahm und seine Geschwister kinderlose Dienstboten wurden oder ins Kloster gingen (falls Alternativen fehlten, was oft der Fall war). Dies sollte Anlass sein, ähnlich wirksame, zumutbare aber gerechtere Lösungen zu diskutieren.

Zweites Thema: Es gibt den ungelösten Zielkonflikt bezüglich dem Garantieren des Menschenrechts auf Eigentum und bezüglich anderen Rechten (z.B. Asyl oder das Recht, die Kinderzahl unabhängig von den Ressourcen zu bestimmen). Ungelöst auch deshalb, weil’s zu der Zeit, als die Menschenrechte formuliert wurden, nur 2 Milliarden Menschen gab (und keine Handys). Die Klimakrise beruht auf einer Art «Tragik der Allmend», wobei zur Allmend auch die Aufnahmekapazitäten der Erde gehören (Konsum, Kopfzahl). Das Recht auf Eigentum, sinnvoll angewandt, ist geeignet, die notwendige Eigenverantwortung zu fördern.

Ein drittes Thema wäre die Überlegung, was wäre, wenn die Ressourcen der Erde zehnmal grösser oder zehnmal kleiner wären. Wäre dann die Zukunft im Trockenen oder im Eimer? Man wird zum Schluss kommen, dass die Überlebenschancen der Menschheit nicht vom Ausmass der Ressourcen abhängen, sondern von der Anpassungsfähigkeit. Eine Erde mit geringeren Ressourcen hätte vermutlich sogar die Überlebensfähigkeit erhöht, weil die Notwendigkeiten sichtbarer wären und so früheres Handeln bewirkt hätten. Der technische Fortschritt kann zwar die verfügbaren Ressourcen kurzfristig vergrössern, aber keinen Ersatz für die nötige Anpassungsfähigkeit liefern. – Gernot Gwehenberger

 

Als Überschrift über dem Streit-Beitrag sollte keine Frage, sondern ein Notruf mit Ausrufezeichen stehen! Doch auch Jochen Bittner bzw. seine „Erde“ wagen sich nur zaghaft an das heiße Eisen Überbevölkerung! Die Zahl der Menschen muss sinken, nicht erst nach 2100! Nicht durch Kriege, Katastrophen, Pandemien, sondern durch drastischen Geburtenrückgang! Immer mehr Menschen bedeutet immer mehr Ausbeutung von Erde, Wasser, Luft, Natur; mehr Müll, Gift, CO2, Artensterben! Flora und Fauna haben mindestens das gleiche Recht auf einen angemessenen Raum wie wir! Wir brauchen sie zum (Über)leben, sie uns dagegen nicht!

Das (gewollte) Schrumpfen der europäischen Bevölkerung wird derzeit unterlaufen durch die fortdauernde Immigration aus den Ländern des Südens, deren Machthabern es egal zu sein scheint, ob ihre Staatsbürger ausreichend zu essen haben und eine Arbeit finden. Sie entledigen sich einfach ihrer Verantwortung, indem sie sie nach Norden ziehen lassen, wo Europa, besonders Deutschland sich moralisch verpflichtet fühlt, sie alle aufzunehmen!

Einmal abgesehen von drohenden gesellschaftlichen Konflikten und Verwerfungen: durch fortdauernde Einwanderung und die hohe Kinderzahl der Immigranten steigt die gesunkene Bevölkerung in Europa wieder! Der ohnehin knappe Boden wird immer weiter zubetoniert, mehr CO2 gelangt in die Atmosphäre, noch mehr Naturraum verschwindet! Vielleicht sollten unsere Klimaaktivisten und unsere grünen Moralwächter auch einmal darüber nachdenken? – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Vielen Dank für Ihr Protokoll: Bevölkerungswachstum: Werden wir zu viele für diesen Planeten? Ihr Protokoll läßt nur einen Schluß zu: Die Zeit muss sofort umstellen auf Ökostrom, Umweltschutzpapier (auch für sein Magazin), darf keine Leserreisen mit Kreuzfahrtschiffen und/oder Flugzeug anbieten oder ähnlich umweltschädliche Produkte bewerben. Tut sie aber nicht und damit heizt sie genauso wie andere Medien die stattfindende Klimakatastrophe an indem sie sich hinter Hanns Joachim Friedrichs Neutralitäts Diktum versteckt: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“ Unter diesem Deckmäntelchen wird gerade …

Die Klimakatastrophe zu einer immer größeren Medienkatastrophe, . Bei uns nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als wirkliche Katastrophe wahr. In den Medien und in der Politik fallen zu oft die Begriffe „Klimawandel“, „Klimakrise“, „Erderwärmung“ oder „Erderhitzung“. Mit „Wandel“ (Lebenswandel), „Krise“ (ich krieg 5 mal am Tag ne Krise), „Erwärmung“ oder „Erhitzung“ werden in der öffentlichen Wahrnehmung harmlose bzw. reversible Vorgängen konnotiert. Damit wird die Klimakatastrophe von etwas katastrophalem zu etwas harmloseren bzw. Vorübergehendem herabgestuft. „Die Zeit“, nennt ihre Rubrik über die Klimakatastrophe sogar maximal verharmlosend „GREEN“, was eher nach Gartenkolumne klingt.

Wir wissen schon längst, wie katastrophal, unumkehrbar und vernichtend die Klimakatastrophe sein wird, dennoch benennen die Medien sie nicht so, sondern halten sie uns mit harmloseren Wörtern auf Abstand. Damit bleiben wir passiv abwartend in unseren Konsummustern gefangen, wissend, dass derweil die Katastrophe ungebremst immer größere Ausmaße annehmen, immer verheerender sein wird. Dabei könnten wir so viel mehr dagegen tun, als wir aufgrund der verharmlosenden Wörter bereit sind zu tun. Ihre journalistische Arbeit verkommt durch die geschaltete Werbung nur allzu oft zu einem Gerüst, einer Litfaßsäule, an der Reklame für besonders umweltschädliche Luxusprodukte wie Autos, Flugreisen und „fast fashion“ angeschlagen wird. In diesem Sinne…

Spielen die Medien sowohl den Biedermann als auch den Brandstifter. Ist der Sommer auch noch so heiß, sind die Klimakatastrophen, die Hitze-, Dürre-, Flutopfer auch noch so zahlreich, alle Medien berichten weiterhin „schön ausgewogen“ nach dem Motto von Hanns Joachim Friedrichs: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“

Unter diesem Deckmäntelchen der Neutralität macht man sich dann aber doch zum willfährigen Botschafter des Konsums: „So viel Negatives ist unseren Kunden nicht zuzumuten und bloß keine zu deutlichen Aufrufe zum Verzicht, sonst verprellen wir unsere zahlungskräftigen Inserenten!“ (So lassen sich die Antworten zusammenfassen, die ich von Spiegel und Zeit erhalten habe). Aber die Medien sind in Marshall McLuhan`s Sinne schon längst die Botschaft: „The medium is the message“ https://en.wikipedia.org/wiki/The_medium_is_the_message.,

„Wer versucht, unpolitisch zu sein, ist politisch ohne es zu wollen.“ (Rosa Luxemburg). In allen Medien wechseln sich nämlich Klima-Katastrophenmeldungen in schöner Regelmäßigkeit ab mit glücklich machenden Beiträgen. Nach der „Tagesschau“ mit tausenden Flutopfern kommt „Das Traumschiff“ zum Wegträumen auf exotischen Reisen mit Flugzeug und Kreuzfahrtschiff. Die passende „Mein Schiff-Aida-Reklame“ inklusive! Nach jedem erschreckenden Bericht wird doch wieder verlockend das neueste SUV besprochen oder die letzte wilde Bucht für einen exotischen Urlaub angepriesen!

Nach den sachlichen Berichten über immer schneller schmelzende Gletscher, verschwindende Arten und zunehmende Katastrophen berichten Medien ebenso neutral über die Weigerung der Politiker, dem Wunsch der Mehrheit nach einem Tempolimit nachzugeben. Sie berichten ebenso sachlich über das Ausbremsen des Artenschutzes, um stattdessen Getreide für billigen Fleischkonsum anzubauen. Genauso sachlich werden die wiederholten Forderungen für möglichst billige Energie aus fossilen Quellen wiedergegeben. Diese „sachlichen“ Aneinanderreihungen mildern die Schrecken der Klimakatastrophe ab, sie lassen uns verwirrt zurück: „Ist Konsum jetzt doch nicht so schlecht?“

„Warum soll ich verzichten, wenn es so viele andere auch tun, so sehr dafür geworben wird und selbst die Politik und Medien wollen das ich es auch tue?“ Verwirrt und zweifelnd verharren wir als Konsumenten, werden gegenüber den Schreckensnachrichten immer passiver und geben uns dafür immer aktiver unserem eigenen kleinen Glück, dem Konsumieren hin. Dabei wäre nichts so effektive wie unser individuelle Wille, unser individuelles Handeln, siehe: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/energie-energiekrise-strom-gas-oel-e670572/?reduced=true

Wir brauchen eine Kehrtwende, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Diese muss bei uns selbst beginnen. Aber das geschieht nur, wenn uns die Medien eine entsprechende Dringlichkeit vermitteln. Aber genau daran fehlt es. Nach diesem Katastrophen-Sommer blieb in den Medien der Aufschrei aus, vielmehr wird in den Medien der Rückzug ins Private zelebriert, es werden Sonderheft über Mode, Design, Kunst, e.t.c. herausgegeben aber kleines in dem steht wie wir alle mithelfen können diese Erde gerechter und lebbarer zu machen? Kein einziges wichtiges Medium wie, Der Spiegel, Die Zeit, SZ, FAZ oder die öffentlich rechtlichen machen ein Sonderheft oder einen Sendetag 100% Klima-ehrlich.

So ein Heft sollte auf Umweltschutzpapier (Blauer Engel) gedruckt und für Büro und Druckerpresse oder Studio 100% Ökostrom gekauft werden. Zu jedem vorgestellten Artikel, Produkt, Reise oder Tätigkeit sollte benannt werden, was der damit verbundene Klimaschaden ist, nicht um zu Schulmeistern und zu Belehren, sondern um zu informieren. Gleiches sollten bei jeglicher Werbung vermeldet und klimafreundliche Alternativen benannt werden. Dafür würden sich auch Partner finden, die in einem solchen Heft oder an einem solchen Sendetag gerne ihre umweltfreundlichsten Produkte anstatt der luxuriösesten und schädlichsten bewerben wollen, z.B. VEGANE Rügenwalder Teewurst statt SUV`s, klimafreundliche Kleidung statt Dior.

Medien müssen anderen ein Vorbild und ein gesellschaftlich relevanter Vorreiter sein. In diesem Sommer ist in Europa dreimal so viel Wald verbrannt wie im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Medien sollten nicht nur mit Mode und Lifestyle provokant und innovativ sein, sie sollten Furore machen, mit einer Weltpremiere groß raus kommen und Konkurrenten hinter sich lassen. Aber keine der anerkannten Medien will (auf eine positive Weise) in die Schlagzeilen kommen.

Solch ein Sonderheft, einen Sendetag mit vorbildlicher Klima-Ehrlichkeit überhaupt versuchen zu machen, wobei dies eigentlich das höchste gebot der Stunde währe! Es würde was kosten, es ist viel Arbeit und tut vielleicht weh, aber so ist Klimaschutz nun mal, wer jetzt immer noch nichts tut wird später noch viel mehr Kosten, Arbeit und Leid erfahren. Anstelle ein gesellschaftlicher Vorreiter zu sein, verschanzen sich die Medien hinter Zweifeln und selbst verschuldeter Unwissenheit. Stehlen sich von ihrer moralische Verantwortung davon wie ein Dieb in der Nacht!

Niemand traut sich als Erster zu rufen, dadurch traut sich niemand aus der Deckung, bleiben die Zweifel. Kein Medium möchte Geschichte schreiben, keines mit einem solchen Statement seine Möglichkeiten ausloten, Unsicherheit und Zweifel wegblasen. Kein Medium will für sich und Ihre Leser gesellschaftlich relevant vorantreibend sein. Viel mehr verharren alle im hinteren Drittel, manche heimlich andere unabsichtlich bremsend. Kein einziges Medium versucht einen „Sustainability Challenge“ so wie es die Luftfahrt schon tut: https://www.youtube.com/watch?v=F0L2tvtm9Qg

Das Hamburger Zeitmagazin, hatte schon einmal eine Weltpremiere . Sie druckte Ende der 90er Jahre als erstes Medium überhaupt ein Magazin mit dem Blut von vergewaltigten Frauen des Jugoslawienkrieges. Damit wollte die Redaktion eine gesellschaftliche Debatte lostreten über die strukturelle Gewalt gegen Frauen. 2016 kam das österreichische Magazin „Vangardist“ damit sogar weltweit in die Schlagzeilen: https://www.theguardian.com/society/2015/may/06/blood-from-hiv-positive-people-used-to-print-austrian-magazine. Wartet Sie jetzt erst auf den steigenden Meeresspiegel, um dann ein Magazin mit dem Blut der Ertrinkenden zu drucken?

Wenn die Medien jetzt weiterhin versuchen, unpolitisch zu sein, sind sie politisch, ohne es zu merken! (Rosa Luxemburg). Verharren die Medien ebenso tatenlos wie wir Konsumenten? Lehnen sie genauso jegliche Eigenverantwortung ab? Betten Sie weiterhin jeden zukünftigen Artikel über die Klimakatastrophe ein in eine Vielzahl von Artikeln, die Konsum und Verbrauch von fossilen Energien gutheißen, dann verhalten sich die Medien ähnlich wie bei der Argumentation gegen das Rauchen in öffentlichen Räumen. Sie verharmlosen unnötig lange die wahre Schädlichkeit und verzögern damit das gesellschaftliche Bewusstsein über das Ausmaß des Problems und damit wichtige politische Entscheidungen.

Um das nötige Bewusstsein zu erreichen brauchen wir klima-ehrliche Medien. Gerade jetzt ist ein fruchtbares Zusammenspiel von uns allen, den Medien und der Politik nötig. Was möglich wäre, zeigen die Beispiele des Kühlschranks ohne FCKW und der Glühbirne. Ersterer wurde lange durch die Industrie verhindert mit dem Argument: „Das ist technisch unmöglich.“ Erst als Greenpeace 1992 medienwirksam die Werbetrommel für den FCKW-freien Kühlschrank eines Herstellers aus Sachsen rührte und dafür in kürzester Zeit 100.000 Bestellungen bekam, zog die West-Industrie nach und wurde FCKW in Kühlschränken per Gesetz verboten.

Bei der Glühbirne fragten die Bürger erst nach sparsamen Leuchtmitteln. Der Markt reagierte mit teuren, hässlichen und kümmerlichen Produkten. Einige kauften diese trotz aller Nachteile, aber die meisten bevorzugten weiterhin die viel billigeren Glühbirnen. Als 2010 der politische Druck zum Energiesparen größer wurde, niemand wollte noch mehr Kraftwerke und Hochspannungskabel, kam 2010 ein EU-Glühbirnenverbot.

Die Anbieter reagierten und wir freuen uns jetzt über die vielseitigen Anwendungen und die größere Zuverlässigkeit der heutigen Lampen. Wollen wir die Klimakatastrophe verhindern, dann braucht es einen klima-ehrlichen Markt, bewusst entscheidenden Konsumenten und eine Politik, die mit effektiven Gesetzen dem Markt Klima-Ehrlichkeit abverlangt. Aber zuallererst müssen wir hierfür das nötige Bewusstsein erreichen und gerade dafür brauchen wir vor allem kritische und klima-ehrliche Medien. Diese dürfen nicht die fatalen Fehler wiederholen, wieder blind in die gleichen Fallen tappen, wie in der Vergangenheit bei der Diskussion um die Schädlichkeit des Rauchens.

Jedes Kind versteht, dass wir ab jetzt sparen müssen. Wir müssen immer und überall sparen, ganz gleich wie sinnvoll es uns erscheint, denn der sparsame Umgang mit allen Ressourcen der Erde ist moralisch immer richtig angesichts wachsender Bevölkerungszahlen mit wachsendem Wohlstand. Jedes Kind versteht das, nur wir handeln immer noch so, als ob es diese Wahrheit nicht gäbe.

Auch wenn wir nicht durchschauen was die aktuellen politischen Regeln aus unserem Sparen machen, lohnt es sich, z.B. importiert Frankreich unseren Solarstrom, wenn ihre Atomkraftwerke abgeschaltet werden, da ihnen wegen Hitze und Dürre ungenügend Kühlwasser aus den aufgeheizten und vertrockneten Flüssen zur Verfügung steht. Unsere privaten Solaranlagen liefern dann Strom an die immer zahlreicheren privaten französischen Klimaanlagen.

Ein Beispiel aus meiner Berufswelt: Wie klimaschädliche Steuergeschenke unsere Gesellschaft spalten. Bitte sehen Sie auch die im Anhang beigefügten Informationen zur Luftfahrt. Ich bin selbst Pilot, aber die derzeitige Steuerfreiheit für luxuriöse Flüge finde ich äußerst unzeitgemäß. Dass 1% der Bevölkerung luxuriöseste Reisen unternimmt und dabei steuerfrei 50% des weltweiten Kerosin verbrennt während Arme für jeden Kilometer, Energie-, CO2-, Öko- und Mehrwertsteuer bezahlen, ist höchst unsozial und spaltet unsere Gesellschaft. Es blockiert auch die Entwicklung der Luftfahrt zu mehr Klimafreundlichkeit.

Es ist jetzt höchste Zeit für eine ehrliche Steuer für den Gebrauch von fossilem Kerosin in der Luftfahrt. Wie wichtig der Einfluss von uns Bürgern ist, macht gerade das Fliegen deutlich. Airbus verspricht in 20 Jahren für die Kurz- und Mittelstrecke ein klimaneutrales Wasserstoffflugzeug, aber noch keine einzige Airline will es kaufen. Davon abgesehen planen weder Airbus noch Boeing in den kommenden 20 Jahren überhaupt andere, klimaschonende Modelle. Viel lieber kaufen die Airlines modernisierte Airbus A320 und Boeing 737, also Flugzeuge, deren ursprüngliche Konzeption aus den 80er bzw. 60er Jahren stammt. Interkontinentale Flüge fliegen zu ca. 60%(!) von und nach Europa und verbrauchen ca. 80%(!) des europäischen Kerosins, aber auch dafür wird es in den kommenden 20 Jahren kein neues Modell geben.

Die dafür verwendeten Airbus A330NEO und Boeing 777 stammen aus den 80er Jahren, die Airbus A350 und die Boeing 787 aus den 2000er Jahren. Dabei erwarten Airbus, Boeing, die Luftfahrtorganisationen IATA und ICAO aber mindestens eine Verdoppelung der bestehenden Flotte bzw. des Passagieraufkommens. Also wird die Luftfahrt 2030 und 2050 das gesteckte Ziel weit verfehlen bald mehr als doppelt so viel CO2 ausstoßen wie heute. Weiterhin werden diese, einem Diesel-SUV ähnelnden, Flugzeuge mit Vollgas über die interkontinentalen Luftstraßen düsen.

Neue, radikal sparsame Flugzeugkonzepte bleiben ungenutzt. Gerade deshalb sind jetzt unsere individuellen Entscheidungen so wichtig. Wenn Konsumenten nun sagen: „Das Produkt lehne ich ab, egal wie billig oder schädlich es ist“, nutzen Sie einen der zur Verfügung stehende Wege, effektiv Einfluss aus zu üben. Wie schon in der Vergangenheit verschwinden dann Produkte, die niemand mehr nachfragt oder sie werden verbessert. Dafür ist jetzt gerade bezüglich der Luftfahrt höchste Zeit. – Klaus Siersch

 

8 000 000 000 Menschen bevölkern die Erde. Am 15.11.2022 wurde nach Berechnung der Vereinten Nationen der 8 Milliardste Mensch geboren und es werden jede Sekunde mehr. Jedes Jahr wächst die Weltbevölkerung um 66 Milliarden Menschen. Setzt sich diese Entwicklung fort, hätte sich die Menschheit bis zum Jahr 2100 auf über 16 Milliarden verdoppelt. Die Chefin des Bevölkerungsfonds der UN frohlockt und sieht diese derzeitige Entwicklung als „bedeutenden Meilenstein“. Sie sieht dies als Beweis für medizinische Erfolge und gute Versorgung mit Nahrungsmitteln. Einige Kommentatoren hoffen auch darauf, dass die bevölkerungsstarken Nationen helfen, unsere Personalnot zu lindern. Das sehen nicht alle so positiv.

Diese Entwicklung trägt dazu bei, dass unsere Erde immer schneller ausgebeutet und zerstört wird. Die Klimakrise, das Artensterben, der Verbrauch von Ressourcen und die Vermüllung des Planeten beschleunigen sich derzeit, ohne dass irgendwelche Anzeichen einer Besserung zu sehen sind. Die Organisatoren des sogenannten Erdüberlastungstages weisen in jedem Jahr auf die Begrenztheit und Endlichkeit der natürlichen Ressourcen unseres Planeten hin. So überstieg der jährliche Verbrauch der global zur Verfügung stehenden Ressourcen am 28.7.2022 schon das 1.75 fache der vorhandenen Ressourcen*.

In seiner letzten Weihnachtsansprache hat Papst zur Vermehrung aufgerufen und das unselige „seid fruchtbar und mehret Euch“ proklamiert. Dies zeigt, wie rückständig die Katholische Kirche in dieser Frage ist. Dass Wohlstand und Vollernährung nichts mit einer ungebremsten Zunahme der Bevölkerung zu tun hat, hat uns China vorgeführt, indem es die Zunahme gebremst hat. M. E. ein Vorbild für andere Staaten mit überschießendem Bevölkerungswachstum. *https://de.wikipedia.org/wiki/Erd%C3%BCberlastungstag – Conrad Fink

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum gibt es einen wie mich nicht mehr?“ von Sigmund Gottlieb

 

Es ist mir egal, ob es Sie noch gibt oder nicht. Als es Sie noch gab, habe ich eh immer umgeschaltet, wenn Sie auf dem Schirm erschienen. Und so halte ich es übrigens auch, wenn heutzutage irgendein AfDer (m/w/d) meine Mattscheibe verschmutzen möchte.

Ich bin außerdem ganz froh, dass so ein kalter Krieger wie Löwenthal nicht mehr hetzen kann. Sein Pendant im Osten Karl-Eduard von Schnitzler war immerhin noch lustig. Der „Schwarze Kanal“ war bestes Kabarett. Schade, dass DDR1 (alias MDR) keine Wiederholungen mehr bringt. So bleibt nur noch die Olsenbande als einziger Programmhöhepunkt. – Thomas Manthey

 

Ich bedanke mich bei Ihnen, dass Sie den Beitrag des ehemaligen Fernseh-Chefredakteurs des Bayerischen Rundfunks veröffentlicht haben. Ich hoffe, der dafür zuständige Redakteur bekommt deshalb keine Schwierigkeiten. Leider ist in der heutigen Zeit (fast) alles möglich. – Rolf Schikorr

 

Bravo,Diesen Artikel habe ich mir schon lange gewuenscht, er sollte in allen dt. Redaktionen ausgehaengt werden, nicht nur in der ZEIT. Die Linkslastigkeit im dt. Journalismus ist gefühlt mindestens 70%. Wo bleibt Ausgewogenheit? – H. Peter Krebs

 

Dass sich zwei Drittel bis drei Viertel der Journalisten zu SPD und den Grünen bekennen könnte ja auch an 16 Jahren konservativer Kanzlerschaft liegen. – Willi Krebser

 

Seit der Einführung des Privatfernsehens sind die Blasen, in denen wir uns bewegen, immer kleiner geworden – im krassen Gegensatz zu unseren Probleme, die immer globaler werden. In den Öffentlich Rechtlichen sehen ich eine der letzten Bastionen, die vom Ansatz her versuchen, nicht ausschließlich ihr Klientel zu bedienen. Statt Dankbarkeit müssen sie dafür auch noch den Druck aller angeblich Zukurzgekommenen aushalten.

Davon abgesehen ignoriert der Beitrag von Herrn Gottlieb völlig die Möglichkeit, dass konservative Positionen an Bedeutung verlieren, weil sie schlicht und ergreifend nicht mehr adäquat sind. “So nicht !” – der Titel seines Buches – bedeutet im Klartext i) Selbst unsereins kann das Problem nicht mehr ignorieren ii) die vorgeschlagenen Lösungen passen mir nicht iii) als Alternative machen wir es wieder so wie zu meiner Zeit – basta ! Gegen dieses konservative Prokrastinieren wendet sich die “Letzte Generation”. 50 Jahre nach “Grenzen des Wachstums” haben wir immer noch einen Kanzler gewählt, der in seiner ersten Regierungserklärung davon spricht, dass die Wirtschaft wachsen muß. Zeitenwende ? Das ich nicht lache ! – G. Hofhaus

 

Das war mit das Beste, was ich in den letzten Jahren in der ZEIT gelesen habe. Kündigt sich da etwa eine Renaissance der Aufklärung an? – Kurt Schäfer

 

Ja Herr Gottlieb aufregen tun Sie, und sind gleichzeitig auch lächerlich. Spätestens bei dem Vorwurf, es würde nicht nach Qualität ausgesucht sondern nach politischer Ansicht, wobei sie das ja ohne irgendeinen Beleg behaupten, stellt sich mir die Frage, sind Sie zu Abstraktion nicht fähig, oder denken Sie, die Leser sind es nicht? Jede Quotenforderung wird ja von den Konservativen mit dem Verweis auf Qualität abgeschmettert, obwohl die Unwahrheit dessen durch mehrere Untersuchungen bei Migranten und Frauen widerlegt ist.

Überhaupt ist die Anzahl der Beiträge in denen Konservative darüber lamentieren, dass sie nicht vertreten sind gefühlt häufiger, als Beiträge zum Menschheitsproblem Klimawandel. Überall sind Konservative vertreten, haben in der komplexen Medienlandschaft eindeutig die Deutungshoheit. Denn diese besteht ja nicht nur aus den öffentlich Rechtlichen. Aber wenn die Konservativen in dieser kleinen Gruppe unterrepräsentiert sind oder sein sollten ist das Geschrei groß.

Keiner regt sich darüber auf, dass private Medien fast komplett Konservativ sind, dass die Inhaber und leitenden Angestellten weit komfortabler Leben, als im ÖR. Und ja, dass zahlen wir auch, über die Produkte die wir kaufen (müssen). Es geht hierbei, wie bei allem was ich vom Konservatismus wahrnehme, um Pfründe. Sie hatten hier mit Ihrem Artikel Platz, streiten aber nicht für konservative Themen. Nein, Sie nehmen nur ein Rassismusvorwurf wieder vorweg. Was ist das überhaupt, Konservatismus? So wie ich das wahrnehme gibt es 3 Themen.

1. Millionäre die von Milliardären bezahlt werden, die bestehende Verteilung zu sichern. Konservative wehren sich mit Händen und Füssen, dass Politikter Einkünfte offen legen müssen, Vermögen soll nicht erfasst und versteuert werden, aber Arbeitslosen wird alles Schlechte unterstellt und diese müssen alles offen legen. Und zum angeblichen Linksruck heute. Unter Adenauer gab es einen Spitzensteuersatz von um die 70% und eine Vermögensabgabe. Wirkliche Linke Medien würden so was seit langem vehement fordern.

2. Ablehnung jeder Fortentwicklung und der Wissenschaft. Siehe hier auch den Einstieg mit der angeblichen Qualität. Aber nicht nur gesellschaftliche Entwicklungen werden verhindert, auch wirtschaftliche Entwicklungen werden ausgebremst, damit die, die jetzt verdienen weiter verdienen können. Gäbe es die Sklaverei noch, würden Konservative mit den gleichen Argumenten, wie bei Frauen – Migranten- und LGBTQ+ Rechten, die Abschaffung verhindern wollen.

Heißt Konservatismus als Egoismus? Und da die beiden Punkte alleine ja doch eigentlich offensichtlich sind, angreifbar wären, und vielleicht nicht für Mehrheiten reichen würden, kommt dann immer der 3. Punkt ins Spiel. Nicht von allen Konservativen, aber eine Abgrenzung erfolgt auch nicht wirklich. Die Einschränkung der Zuwanderung. Wobei das ja auch nicht allgemein ist. Kein Konservativer hatte sich über die Welle der Einbürgerung von Briten nach dem Brexit aufgeregt und viele haben selbst, oder zumindest die Verwandten, z.B. die schweizer oder amerikanische Staatsbürgerschaft. Es geht ja dann doch um Nicht Weiße. Gern auch mal mit Aushebelung des Rechtsstaates. Z.B. Anderer Sozialhilfesatz, weniger Rechtseinsprüche etc. wird da gern gefordert. Ein Zwei Klassen System oder Jim Crow Gesetze.

Vielleicht verstehe ich ja auch die konservativen Beiträge in den Privatmedien falsch, die nicht nur lamentieren, dass konservative Stimmen nicht vorkommen. Also, wann lese ich von Konservativen einmal Forderungen die nicht egoistisch, sondern sozial, für andere sind. Politik die teilt. Gibt es das? – Gunnar Bewig

 

Lange habe ich mich von einem Beitrag nicht mehr so angesprochen gefühlt. Ich gehöre genau zu denen, die Herr Gottlieb mit den Menschen meint, die sich in der Berichterstattung und den Kommentaren der öffentlich rechtlichen Sendern nicht mehr vertreten fühlen. Es wird konsequent ein linker Mainstream vertreten, Journalisten geben ohne Scham ihre persönliche politische Einstellung preis ( die inzwischen vollkommen gleich geschaltet ist). Ich kann mich an Zeiten erinnern, als es tatsächlich noch ein Links, ein Rechts und eine Mitte gab.

Heute gibt es eigentlich nur noch Parteien der Mitte, Die Linke und die AFD Mal ausgenommen. Wie in dem Artikel ganz deutlich wird, ist man heute mit einer konservativen Einstellung gleich rechts, natürlich negativ besetzt, wenn nicht gleich rechtsradikal. Ich bin kein AFD Anhänger, aber bei genauem Hinschauen, wirbt diese Partei mit Inhalten, die noch vor einigen Jahren die Themen der Christlich Sozialen Parteien waren.

Interessanterweise kenne ich sehr viele Menschen, deren Meinungen und Einstellungen sich mit meinen größtenteils decken oder überschneiden. Aber viele trauen sich in der heutigen Meinungsdiktatur nicht mehr den Mund aufzumachen, weil es inzwischen üblich ist, sich von Minderheiten sagen zu lassen wo es lang zu gehen hat, sei es beim Gendern etc, und sie es satt haben sich in die äußerste rechte Ecke drängen zu lassen. Es ist wirklich schade, dass Meinungsfreiheit nur noch für linksliberalen Mainstream gilt, aber nicht mehr mehr für das Vertreten konservativer und christlicher Werte, ohne die diese Demokratie nie eine Chance gehabt hätte. Einfach nur traurig! – A. Fürwitt

 

Man muss wahrlich kein Konservativer sein, um mit Gottlieb darin übereinzustimmen, dass der Gesinnungsjournalismus – gerade auch in der ZEIT- überhand genommen hat. Das ist für einen langjährigen Leser mehr als schmerzlich. – Dr. Wolfgang Hirsch

 


 

 

Leserbriefe zu „SPD. Wie hast du’s mit Russland?“ von Peter Dausend

 

Dem Zeithistoriker Andreas Wirsching ist in seinem Fazit uneingeschränkt zuzustimmen: “ Die Fehler und Fehleinschätzungen der vergangenen 20 Jahre seien das Versagen der Politiker, die in dieser Zeit Verantwortung trugen. Sie mit der Ostpolitik der Siebziger Jahre zu begründen „grenzt an Geschichtsklitterung“. In diesen 20 Jahren trugen folgende Personen die Verantwortung im Auswärtigen Amt:

Joschka Fischer, Frank- Walter Steinmeier, Guido Westerwelle, Sigmar Gabriel, Heiko Maas. Die Außenpolitik wurde im Auswärtigen Amt formuliert. Natürlich in gebotener Abstimmung mit den jeweilig amtierenden Bundeskanzlern (Schröder und Merkel). Die seit Nikolaus 2021 im Amt befindlichen Personen ( Baerbock und Scholz) können bei dieser Aufzählung vernachlässigt werden, weil sie mit dem Keim des Übels, der nun auf die Welt getroffen ist, nichts zu tun haben. – Dr. Detlef Rilling

 

Jetzt frage ich mich wieder einmal, müssen uns immer erst die Jungen und das nicht erst seit Friday for future auf die Mängel in der Politik aufmerksam machen ? Die 49 Jusos vom Bundestag werfen endlich den Traditionsballast um Willy Brandt und die Ostpolitik beiseite . Es ist die erfolgreiche verdrängte Wahrheit der SPD Geschichte. So wollte ein Großteil der Genossen nicht die Entspannungspolitik durch zu viel Gerede über Werte und Menschenrechte gefährden. Und was hat uns das gebracht ? Unbelehrbare Sozialdemokraten wie Mützenich halten an der „friedlichen Koexistenz“ unverändert fest.

Klingbeils These, Sicherheit müsse künftig vor Russland organisiert werden ist absolut richtig und vernünftig. Wer glaubt denn wirklich, dass Klimapolitik für Moskau und Peking eine Rolle spielt. China hat bereits eigene Ziele verfolgt und baut sie aus. Und das unabhängig von der Weltklimakonferenz. Russland hatte noch nie Sinn für Umweltpolitik und setzt mit dem Überfall auf die Ukraine ein deutliches Zeichen. – H. Justin

 

Das Problem der Russlandfreunde innerhalb der SPD und anderswo besteht schlicht darin, dass sie Putins Killermentalität nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Selbst nach dessen Vernichtungskriegen in Tschetschenien und Syrien, sowie der Annektion des Donbas und der Krim, wurde Russlandpolitik „as usual“ betrieben: Gas vor Moral! Würden die SPD-Granden jedoch Putins psychopatischen Größenwahn realisieren, so wären auch für sie die Analogien zu Hitler und dessen „Politik“ unabweisbar. Dann aber … ! – karl heinz stoll

 

Seit der Bundestagswahl wird in der ZEIT eine Kampagne gegen SPD und Kanzler Scholz geführt, die nicht allein kritisiert, sondern vor allem herabwürdigt. Sie hat nun einen Tiefpunkt unter BILD-Zeitungsniveau erreicht. Das halbseitige rote Plakat als Aufmachung von Dausends Text verunglimpft die SPD-Initialen, indem das P aus Hammer und Sichel der Sowjets komponiert wird. Das ist nicht nur eine grob unhistorische Unverschämtheit. Das ist blanke antidemokratische Hetze. Sie befeuert die Hass-Seuche im öffentlichen Netz. Weiter so und die AfD wird gewinnen. – Holger Tesmann

 

Bei Konflikten miteinander zu reden ist meistens nützlich, sofern beide Seiten sich aufrichtig um eine Lösung bemühen. Man sollte dabei aber nicht vergessen, mit was für einem Menschen man es zu tun hat. Schlecht für die Ukrainer*innen – insbesondere für jene in den derzeit von russischen Truppen besetzten Gebieten – und für die gesamte freie Welt wäre es jedenfalls, wenn Herr Putin einen Waffenstillstand dazu nutzen könnte, die bisherigen Eroberungen seiner Truppen festzuschreiben und seine Truppen neu aufzustellen / zu verstärken.

Deshalb finde ich derzeit: Verhandlungen gerne, Waffenstillstand nein. Der SPD wünsche ich, dass sich die Jüngeren durchsetzen und den Menschenrechten in der SPD wieder mehr Achtung verschaffen können. Nicht nur Frieden und Wohlstand, sondern auch Recht und Freiheit sollten meines Erachtens zählen. – Dr. Ulrich Willmes

 

Es ist nicht akzeptabel, die sprunghafte Analyse mit kühnen Bezügen zur Vergangenheit im Raum stehen zu lassen. Vermutlich hat der ‚schmale‘ Herr Mützenich auf seine freundlichen Art Recht, nur Zuhören und dann Diskutieren. Ich bin froh, dass eine Partei so kontrovers über Vergangenheit, heutige Realpolitik und Zukunft nachdenkt und öffentlich diskutiert. Ich würde das gerne auch bei der sog. Opposition der CDU/CSU erleben Mir scheint der Rekurs auf die Politik von Brandt/Bahr heute absurder denn je, denn diese war Voraussetzung für die Wiedervereinigung und Anerkennung der Oder-/Neiße-Grenze (Kohl), damals mit glücklicher Hilfe von Russlands Gorbatschow.

Am Zwang und den Widersprüchen heutiger Realpolitik kann wohl keiner vorbei: Wir sind im Krieg. Besser wäre, Europa könnte sich gegen die aufgezwungene Aggression mit eigenen Kräften allein verteidigen. Deutschlands ökonomische und militärische Illusionen schaden massiv gerade auch unseren östlichen Partnern. Es ist immer richtig, die Optionen der Zukunft offen zu denken. Ein ‚Putin-Russland‘ wird nicht ewig sein. – Detlef Geisenddörfer

 

Mit dem Zu-Kreuze-Kriechen tut sich in der Zeit nach dem 24.Februar so mancher Spitzengenosse in der SPD mehr als schwer -nicht nur Fraktionschef Mützenich. Gar nicht erwähnt in dem Artikel von Dausend wird Altkanzler Schröder, dessen Nähe zu Putin entweder zu einer gewissen Verwirrung oder zu einer stillen Bewunderung seiner Noch-Anhänger führte. Schröder ist der Förderer von Steinmeier, dem ehemaligen Außenminister unter Kanzlerin Merkel, der als Bundespräsident mühsam versuchte, seine unkritische Nähe zu Putins Gewaltherrschaft zu erklären.

Von CDU-Kanzlerin Merkels Verantwortung für diese anbiedernde Politik ganz zu schweigen Die SPD mit ihrer erfolgreichen Ostpolitik unter Brandt guckt seit 20 Jahren wie unter Trance mit verschleiertem Blick auf Putins brutale Machtausübung ohne die Grausamkeiten seiner Tschetschenien Politik oder gar den Diebstahl der Krim kritisch zu reflektieren. Es gibt da eine merkwürdige Verklärung in der sozialdemokratischen Wahrnehmung Russlands die man auch historisch nicht erklären kann. Oder fußt das noch auf den Einfluss von Egon Bahr, der zu Zeiten von Kanzler Brandt maßgeblich für die Fixierung auf die russische Regierung war ?

Aber auch die anderen deutschen Parteien haben sich in der Reaktion auf Putins Politik kaum von der SPD unterschieden. Zu beobachten war aber oft ein gewisses Misstrauen der anderen europäischen Länder gegenüber Deutschland und seiner scheinbar verdächtig engen Beziehung zu Russland, was besonders durch den Bau der 2. Gaspipeline in der Ostsee befördert wurde.

Wenn die Jusos heute eine so realistische Politik gegenüber Russland anstreben, wie in dem Artikel angesprochen, wo endlich auch die Frage nach den Menschenrechten in Putins Russland eine Rolle spielt, lässt das hoffen, dass sich die SPD endlich häutet. Aber warum dann in der SPD, besonders nach Putins brutalem Überfall der Ukraine, immer noch Bedenken gegen eine ganz neue, sicherheitspolitische Orientierung gegenüber Russland bestehen, erscheint merkwürdig. – Klaus Reisdorf

 

DIE ZEIT auf Hammer und Sichel Trip. Wie tief kann man sinken, in der Hass-Symbolik gegen die ungeliebte SPD? Das P im Schriftzug SPD als Hammer und Sichel, dem Symbol der Sowjetdikatatur: unfassbar und zutiefst beschämend. Hat man die Grafik-Abteilung im ZEIT-Archiv die unterste Schublade aus den 50-er Jahren ausgraben lassen, damals als man noch Nazis in der Redaktion hatte?

Peter Dausend kann einem leidtun. Ein kritisch differenzierender Artikel und darüber eine Grafik wie eine Neonazi-Schmiererei. Trotzdem oder gerade deswegen werde ich und vermutlich viele andere Leserinnen und Leser bei jedem kritischen Artikel über die SPD oder Scholz künftig diesen Aufmacher vor Augen haben. Bilder sagen bekanntlich oft mehr als Dausend(s)Worte. Man sollte sowas nicht sagen, ich weiß es. Trotzdem: Helmut Schmidt würde sich im Grabe umdrehen. Noch ein kleiner Tipp: Sollten Sie sich mal wieder mit der Aufarbeitung Ihrer eigenen Vergangenheit beschäftigen, illustrieren sie den Artikel doch mit dem DIE ZEIT Schriftzug und in der Mitte statt dem Wappen ein Hakenkreuz. – Ulrich Henke

 

“Was ist in der Vergangenheit falsch gelaufen?” Ist es nicht die Tatsache, dass “der Westen” Sicherheit in Europa eben nicht mit, sondern gegen Russland (NATO-Osterweiterung, NATO-Raketen in Polen) hat erreichen wollen ? – Hermann Weigmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Ohne Scham“ von Uwe Jean Heuser

 

Vielen Dank für Ihren sehr gut geschriebene Leitartikel: „Ohne Scham, wie der Klimawandel zu bekämpfen ist?…“ Bitte mehr davon! Leider verharmlosen Sie, vermutlich unbewusst, die bereits stattfindende Klimakatastrophe linguistisch durch die Verwendung des Wortes „Klimawandel“ zu einem Wandel, etwas beinahe positivem. Denn „Wandel“ klingt harmlos, irgendwie nach positivem Lebenswandel oder so. Es passt so gar nicht zu den Opfern der Ahrtal-Katastrophe, den Opfern der Flutkatastrophe und den vielen anderen Hitze-, Dürre-, Hunger-, Flut-, Waldbrand- u.s.w. Toten.

Bitte lesen Sie dazu die Duden Zuschreibungen an die Wörter Wandel und Katastrophe. https://www.duden.de/rechtschreibung/Wandel, https://www.duden.de/rechtschreibung/Katastrophe. Leider nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als solche wahr. In den Medien, der Politik und damit in der breiten öffentlichen Wahrnehmung wird diese immer noch als „Klimawandel“, „Klimakrise“ oder „Erderwärmung“ verharmlost. Selbst Sie, Die Zeit nennen ihre Rubrik verharmlosend GREEN, was eher nach Gartenkolumne klingt als nach Klimakatastrophe.

Doch wir befinden uns bereits mitten in der Katastrophe. Denn das bereits und die nächsten Jahre ausgestoßene CO2 hat zwar eine unauffällige und schleichende Wirkung. Nur ab und zu kommt es zu katastrophalen Ausbrüchen wie Waldbränden, Dürren oder Fluten wie im Ahrtal oder Pakistan. Aber die jetzige hohe Konzentration an Klimagasen führt unweigerlich zu immer größeren und häufigeren Katastrophen, die uns alle, wo wir auch leben, auf diesem Planeten katastrophal betreffen werden. Also sind wir alle jetzt schon mittendrin in der Katastrophe.

Bitte hören Sie darum auf, die Klimakatastrophe so verharmlosend zu benennen. Sie verniedlichen damit die immer tödlicheren Tatsachen, die Ahrtal und Pakistan Flutkatastrophen, und die Katastrophenszenarien der anerkanntesten Wissenschaftler herab, zu einem „Wandel“, einer „Erwärmung“ oder „Krise“. Ins Ahrtal kam nicht das „Krisen“interventionsteam des Sozialen Dienstes, die Kinder hatten kein „Hitze“frei, sondern ihre Stadt war weg, es kamen das THW, die Bundeswehr und der Katastrophenschutz! Solange die Medien die Katastrophe nicht einmal beim Namen nennen wollen, werden wir uns diesem Thema nur halbherzig widmen: wir als Bürger und die Politiker als Vollstrecker unseres Willens.

Wieder einmal entsteht (un-)gewollt durch die mediale Berichterstattung in unserem Kopf ein harmloseres Bild von der akuten Situation und Gefahr wie gerechtfertigt: „Es geht um eine Krise, es erwärmt oder wandelt sich etwas da wird geredet und es herrscht Uneinigkeit wer wann was bezahlt, tut oder nicht tut.“ „Wer blickt da noch durch, ich werde schon mitbekommen, wenn es was Wichtiges gibt.“ denkt man. Dennoch beschleicht jeden von uns ein immer unheimlicheres Gefühl. Je bedrohlicher die Waldbrände und Dürren, je tödlicher die Flut- und Hitzewellen, desto größer tut sich in uns selbst ein Graben auf: „Wie viel Verantwortung habe ich und wie verhalte ich mich richtig um die Klimakatastrophe abzumildern?“ „Wälze ich alle persönliche Verantwortung auf den Markt und die Politik ab und tue so, als ob ich eh nichts machen kann oder werde ich selbst aktiv?“

Aber noch will keiner außer den Klimaaktivist*innen eine Spaßbremse sein. Viel lieber lassen wir uns von den Medien beständig durch informierende und unterhaltende Beiträgen versichern: „Es ist (noch) nicht so schlimm, nur eine Krise, gönn dir inzwischen ruhig etwas, denn wenn Du es nicht machst, tun es Andere und damit ist dem Klima auch nicht geholfen!“ Dass es uns an Konsequenz mangelt, hat viel mit den Medien zu tun, die in diesem Stück sowohl die Rolle des Biedermann (Krise) als auch den Brandstifter mit exotischen Leserreisen inklusive Kreuzfahrtschiffen und Interkontinentalflügen spielen. Sie berichten gleichbleibend wertneutral über die Katastrophen und andererseits preisen sie genauso gleichbleibend wertneutral(?) Mode, Reisen, SUV`s, die größten Umweltsünden an.

Solange die Medien die Klimakatastrophe (un-)bewusst ähnlich relativieren wie damals die Risiken des Rauchens in öffentlichen Räumen (die größte Medienkatastrophe bisher!), werden wir den Ernst der Lage nicht erfassen. Solange versäumen wir unsere Pflicht zum Wohle anderer und unserer Kinder, Solidarität und Verzicht zu üben. Solange schätzen wir unser jetziges kleines Glück mehr, wie ein Miteinander kämpfen für mehr Natur, saubere Luft und genug Wasser und Lebensmittel für alle. Solange verschleppen wir alle Lösungen. Solange machen wir und unsere Politiker uns vor: „Sollen doch die Anderen erst was machen, erst dann werde ich vielleicht mitmachen.“ Dabei bräuchten wir schon längst mehr Konsequenz im Bezug auf alle unsere Klimasünden. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie mehr über den uns zur Zeit lähmenden gesellschaftlichen Stillstand berichten könnten!

Nachtrag: Ihr Bericht läßt nur den Schluß zu: Die Zeit muss sofort umstellen auf Öko-Strom, Umweltschutzpapier (auf für sein Magazin), darf keine Leserreisen mit Kreuzfahrtschiffen und/oder Flugzeug anbieten oder ähnlich umweltschädliche Produkte mehr bewerben. Tut sie aber nicht und damit heizt sie genauso wie andere Medien die stattfindende Klimakatastrophe an indem sie sich hinter Hanns Joachim Friedrichs Neutralitäts Diktum versteckt: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“ Unter diesem Deckmäntelchen wird gerade …

Die Klimakatastrophe zu einer immer größeren Medienkatastrophe: Bei uns nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als wirkliche Katastrophe wahr. In den Medien und in der Politik fallen zu oft die Begriffe „Klimawandel“, „Klimakrise“, „Erderwärmung“ oder „Erderhitzung“. Mit „Wandel“ (Lebenswandel), „Krise“ (ich krieg 5 mal am Tag ne Krise), „Erwärmung“ oder „Erhitzung“ werden in der öffentlichen Wahrnehmung harmlose bzw. reversible Vorgängen konnotiert. Damit wird die Klimakatastrophe von etwas katastrophalem zu etwas harmloseren bzw. Vorübergehendem herabgestuft. „Die Zeit“, nennt ihre Rubrik über die Klimakatastrophe sogar maximal verharmlosend „GREEN“, was eher nach Gartenkolumne klingt. Wir wissen schon längst, wie katastrophal, unumkehrbar und vernichtend die Klimakatastrophe sein wird, dennoch benennen die Medien sie nicht so, sondern halten sie uns mit harmloseren Wörtern auf Abstand.

Damit bleiben wir passiv abwartend in unseren Konsummustern gefangen, wissend, dass derweil die Katastrophe ungebremst immer größere Ausmaße annehmen, immer verheerender sein wird. Dabei könnten wir so viel mehr dagegen tun, als wir aufgrund der verharmlosenden Wörter bereit sind zu tun. Ihre journalistische Arbeit verkommt durch die geschaltete Werbung nur allzu oft zu einem Gerüst, einer Litfaßsäule, an der Reklame für besonders umweltschädliche Luxusprodukte wie Autos und Flugreisen angeschlagen wird. In diesem Sinne…

Spielen die Medien sowohl den Biedermann als auch den Brandstifter: Ist der Sommer auch noch so heiß, sind die Klimakatastrophen, die Hitze-, Dürre-, Flutopfer auch noch so zahlreich, alle Medien berichten weiterhin „schön ausgewogen“ nach dem Motto von Hanns Joachim Friedrichs: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“ Unter diesem Deckmäntelchen der Neutralität macht man sich dann aber doch zum willfährigen Botschafter des Konsums: „So viel Negatives ist unseren Kunden nicht zuzumuten und bloß keine zu deutlichen Aufrufe zum Verzicht, sonst verprellen wir unsere zahlungskräftigen Inserenten!“ (So lassen sich die Antworten zusammenfassen, die ich von Spiegel und Zeit erhalten habe). Aber die Medien sind in Marshall McLuhan`s Sinne schon längst die Botschaft: „The medium is the message“ https://en.wikipedia.org/wiki/The_medium_is_the_message.,

„Wer versucht, unpolitisch zu sein, ist politisch ohne es zu wollen.“ (Rosa Luxemburg): In allen Medien wechseln sich nämlich Klima-Katastrophenmeldungen in schöner Regelmäßigkeit ab mit glücklich machenden Beiträgen. Nach der „Tagesschau“ mit tausenden Flutopfern kommt „Das Traumschiff“ zum Wegträumen auf exotischen Reisen mit Flugzeug und Kreuzfahrtschiff. Die passende „Mein Schiff-Aida-Reklame“ inklusive!

Nach jedem erschreckenden Bericht wird doch wieder verlockend das neueste SUV besprochen oder die letzte wilde Bucht für einen exotischen Urlaub angepriesen! Nach den sachlichen Berichten über immer schneller schmelzende Gletscher, verschwindende Arten und zunehmende Katastrophen berichten Medien ebenso neutral über die Weigerung der Politiker, dem Wunsch der Mehrheit nach einem Tempolimit nachzugeben. Sie berichten ebenso sachlich über das Ausbremsen des Artenschutzes, um stattdessen Getreide für billigen Fleischkonsum anzubauen. Genauso sachlich werden die wiederholten Forderungen für möglichst billige Energie aus fossilen Quellen wiedergegeben.

Diese „sachlichen“ Aneinanderreihungen mildern die Schrecken der Klimakatastrophe ab, sie lassen uns verwirrt zurück: „Ist Konsum jetzt doch nicht so schlecht?“ „Warum soll ich verzichten, wenn es so viele andere auch tun, so sehr dafür geworben wird und selbst die Politik und Medien wollen das ich es auch tue?“ Verwirrt und zweifelnd verharren wir als Konsumenten, werden gegenüber den Schreckensnachrichten immer passiver und geben uns dafür immer aktiver unserem eigenen kleinen Glück, dem Konsumieren hin. Dabei wäre nichts so effektive wie unser individuelle Wille, unser individuelles Handeln, siehe: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/energie-energiekrise-strom-gas-oel-e670572/?reduced=true

Wir brauchen eine Kehrtwende, um die Klimakatastrophe abzuwenden: Diese muss bei uns selbst beginnen. Aber das geschieht nur, wenn uns die Medien eine entsprechende Dringlichkeit vermitteln. Aber genau daran fehlt es. Nach diesem Katastrophen-Sommer blieb in den Medien der Aufschrei aus, vielmehr wird in den Medien der Rückzug ins Private zelebriert, es werden Sonderheft über Mode, Design, Kunst, e.t.c. herausgegeben aber kleines in dem steht wie wir alle mithelfen können diese Erde gerechter und lebbarer zu machen?

Kein einziges wichtiges Medium wie, Der Spiegel, Die Zeit, SZ, FAZ oder die öffentlich rechtlichen machen ein Sonderheft oder einen Sendetag 100% Klima-ehrlich. So ein Heft sollte auf Umweltschutzpapier (Blauer Engel) gedruckt und für Büro und Druckerpresse oder Studio 100% Ökostrom gekauft werden. Zu jedem vorgestellten Artikel, Produkt, Reise oder Tätigkeit sollte benannt werden, was der damit verbundene Klimaschaden ist, nicht um zu Schulmeistern und zu Belehren, sondern um zu informieren. Gleiches sollten bei jeglicher Werbung vermeldet und klimafreundliche Alternativen benannt werden. Dafür würden sich auch Partner finden, die in einem solchen Heft oder an einem solchen Sendetag gerne ihre umweltfreundlichsten Produkte anstatt der luxuriösesten und schädlichsten bewerben wollen, z.B. VEGANE Rügenwalder Teewurst statt SUV`s, klimafreundliche Kleidung statt Dior.

Medien müssen anderen ein Vorbild und ein gesellschaftlich relevanter Vorreiter sein: In diesem Sommer ist in Europa dreimal so viel Wald verbrannt wie im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Medien sollten nicht nur mit Mode und Lifestyle provokant und innovativ sein, sie sollten Furore machen, mit einer Weltpremiere groß raus kommen und Konkurrenten hinter sich lassen. Aber keine der anerkannten Medien will (auf eine positive Weise) in die Schlagzeilen kommen. solch ein Sonderheft, einen Sendetag mit vorbildlicher Klima-Ehrlichkeit überhaupt versuchen zu machen, wobei dies eigentlich das höchste gebot der Stunde währe!

Es würde was kosten, es ist viel Arbeit und tut vielleicht weh, aber so ist Klimaschutz nun mal, wer jetzt immer noch nichts tut wird später noch viel mehr Kosten, Arbeit und Leid erfahren. Anstelle ein gesellschaftlicher Vorreiter zu sein, verschanzen sich die Medien hinter Zweifeln und selbst verschuldeter Unwissenheit. Stehlen sich von ihrer moralische Verantwortung davon wie ein Dieb in der Nacht! Niemand traut sich als Erster zu rufen, dadurch traut sich niemand aus der Deckung, bleiben die Zweifel. Kein Medium möchte Geschichte schreiben, keines mit einem solchen Statement seine Möglichkeiten ausloten, Unsicherheit und Zweifel wegblasen. Kein Medium will für sich und Ihre Leser gesellschaftlich relevant vorantreibend sein. Viel mehr verharren alle im hinteren Drittel, manche heimlich andere unabsichtlich bremsend. Kein einziges Medium versucht einen „Sustainability Challenge“ so wie es die Luftfahrt schon tut: https://www.youtube.com/watch?v=F0L2tvtm9Qg

Das Hamburger Zeitmagazin, hatte schon einmal eine Weltpremiere: Sie druckte Ende der 90er Jahre als erstes Medium überhaupt ein Magazin mit dem Blut von vergewaltigten Frauen des Jugoslawienkrieges. Damit wollte die Redaktion eine gesellschaftliche Debatte lostreten über die strukturelle Gewalt gegen Frauen. 2016 kam das österreichische Magazin „Vangardist“ damit sogar weltweit in die Schlagzeilen: https://www.theguardian.com/society/2015/may/06/blood-from-hiv-positive-people-used-to-print-austrian-magazine. Wartet Sie jetzt erst auf den steigenden Meeresspiegel, um dann ein Magazin mit dem Blut der Ertrinkenden zu drucken?

Wenn die Medien jetzt weiterhin versuchen, unpolitisch zu sein, sind sie politisch, ohne es zu merken! (Rosa Luxemburg): Verharren die Medien ebenso tatenlos wie wir Konsumenten? Lehnen sie genauso jegliche Eigenverantwortung ab? Betten Sie weiterhin jeden zukünftigen Artikel über die Klimakatastrophe ein in eine Vielzahl von Artikeln, die Konsum und Verbrauch von fossilen Energien gutheißen, dann verhalten sich die Medien ähnlich wie bei der Argumentation gegen das Rauchen in öffentlichen Räumen. Sie verharmlosen unnötig lange die wahre Schädlichkeit und verzögern damit das gesellschaftliche Bewusstsein über das Ausmaß des Problems und damit wichtige politische Entscheidungen.

Um das nötige Bewusstsein zu erreichen brauchen wir klima-ehrliche Medien: Gerade jetzt ist ein fruchtbares Zusammenspiel von uns allen, den Medien und der Politik nötig. Was möglich wäre, zeigen die Beispiele des Kühlschranks ohne FCKW und der Glühbirne. Ersterer wurde lange durch die Industrie verhindert mit dem Argument: „Das ist technisch unmöglich.“ Erst als Greenpeace 1992 medienwirksam die Werbetrommel für den FCKW-freien Kühlschrank eines Herstellers aus Sachsen rührte und dafür in kürzester Zeit 100.000 Bestellungen bekam, zog die West-Industrie nach und wurde FCKW in Kühlschränken per Gesetz verboten.

Bei der Glühbirne fragten die Bürger erst nach sparsamen Leuchtmitteln. Der Markt reagierte mit teuren, hässlichen und kümmerlichen Produkten. Einige kauften diese trotz aller Nachteile, aber die meisten bevorzugten weiterhin die viel billigeren Glühbirnen. Als 2010 der politische Druck zum Energiesparen größer wurde, niemand wollte noch mehr Kraftwerke und Hochspannungskabel, kam 2010 ein EU-Glühbirnenverbot.

Die Anbieter reagierten und wir freuen uns jetzt über die vielseitigen Anwendungen und die größere Zuverlässigkeit der heutigen Lampen. Wollen wir die Klimakatastrophe verhindern, dann braucht es einen klima-ehrlichen Markt, bewusst entscheidenden Konsumenten und eine Politik, die mit effektiven Gesetzen dem Markt Klima-Ehrlichkeit abverlangt. Aber zuallererst müssen wir hierfür das nötige Bewusstsein erreichen und gerade dafür brauchen wir vor allem kritische und klima-ehrliche Medien. Diese dürfen nicht die fatalen Fehler wiederholen, wieder blind in die gleichen Fallen tappen, wie in der Vergangenheit bei der Diskussion um die Schädlichkeit des Rauchens.

Jedes Kind versteht, dass wir ab jetzt sparen müssen: Wir müssen immer und überall sparen, ganz gleich wie sinnvoll es uns erscheint, denn der sparsame Umgang mit allen Ressourcen der Erde ist moralisch immer richtig angesichts wachsender Bevölkerungszahlen mit wachsendem Wohlstand. Jedes Kind versteht das, nur wir handeln immer noch so, als ob es diese Wahrheit nicht gäbe. Auch wenn wir nicht durchschauen was die aktuellen politischen Regeln aus unserem Sparen machen, lohnt es sich, z.B. importiert Frankreich unseren Solarstrom, wenn ihre Atomkraftwerke abgeschaltet werden, da ihnen wegen Hitze und Dürre ungenügend Kühlwasser aus den aufgeheizten und vertrockneten Flüssen zur Verfügung steht. Unsere privaten Solaranlagen liefern dann Strom an die immer zahlreicheren privaten französischen Klimaanlagen.

Ein Beispiel aus meiner Berufswelt: Wie klimaschädliche Steuergeschenke unsere Gesellschaft spalten. Bitte sehen Sie auch die im Anhang beigefügten Informationen zur Luftfahrt. Ich bin selbst Pilot, aber die derzeitige Steuerfreiheit für luxuriöse Flüge finde ich äußerst unzeitgemäß. Dass 1% der Bevölkerung luxuriöseste Reisen unternimmt und dabei steuerfrei 50% des weltweiten Kerosin verbrennt während Arme für jeden Kilometer, Energie-, CO2-, Öko- und Mehrwertsteuer bezahlen, ist höchst unsozial und spaltet unsere Gesellschaft. Es blockiert auch die Entwicklung der Luftfahrt zu mehr Klimafreundlichkeit.

Es ist jetzt höchste Zeit für eine ehrliche Steuer für den Gebrauch von fossilem Kerosin in der Luftfahrt: Wie wichtig der Einfluss von uns Bürgern ist, macht gerade das Fliegen deutlich. Airbus verspricht in 20 Jahren für die Kurz- und Mittelstrecke ein klimaneutrales Wasserstoffflugzeug, aber noch keine einzige Airline will es kaufen. Davon abgesehen planen weder Airbus noch Boeing in den kommenden 20 Jahren überhaupt andere, klimaschonende Modelle. Viel lieber kaufen die Airlines modernisierte Airbus A320 und Boeing 737, also Flugzeuge, deren ursprüngliche Konzeption aus den 80er bzw. 60er Jahren stammt.

Interkontinentale Flüge fliegen zu ca. 60%(!) von und nach Europa und verbrauchen ca. 80%(!) des europäischen Kerosins, aber auch dafür wird es in den kommenden 20 Jahren kein neues Modell geben. Die dafür verwendeten Airbus A330NEO und Boeing 777 stammen aus den 80er Jahren, die Airbus A350 und die Boeing 787 aus den 2000er Jahren. Dabei erwarten Airbus, Boeing, die Luftfahrtorganisationen IATA und ICAO aber mindestens eine Verdoppelung der bestehenden Flotte bzw. des Passagieraufkommens.

Also wird die Luftfahrt 2030 und 2050 das gesteckte Ziel weit verfehlen bald mehr als doppelt so viel CO2 ausstoßen wie heute. Weiterhin werden diese, einem Diesel-SUV ähnelnden, Flugzeuge mit Vollgas über die interkontinentalen Luftstraßen düsen. Neue, radikal sparsame Flugzeugkonzepte bleiben ungenutzt. Gerade deshalb sind jetzt unsere individuellen Entscheidungen so wichtig. Wenn Konsumenten nun sagen: „Das Produkt lehne ich ab, egal wie billig oder schädlich es ist“, nutzen Sie einen der zur Verfügung stehende Wege, effektiv Einfluss aus zu üben. Wie schon in der Vergangenheit verschwinden dann Produkte, die niemand mehr nachfragt oder sie werden verbessert. Dafür ist jetzt gerade bezüglich der Luftfahrt höchste Zeit.- Klaus Siersch

 

In seinem Leitartikel „Ohne Scham“ schreibt Uwe Jean Heuser, dass wir den Klimawandel lösen könnten, wenn die politischen Entscheidungsträger einfach rational und konsequent handeln würden. In erster Linie sollten sie sich verpflichten, die Emissionen in den Ländern zu reduzieren, in denen dies am kostengünstigsten ist. Und sie sollten es vermeiden, gleichzeitig Dekarbonisierungsbemühungen und die Fortführung der fossilen Wirtschaft zu unterstützen. Für mich liegt die eigentliche Schamlosigkeit in der Tatsache, dass Länder Millionen ausgeben, um Wissenschaftler wie mich zu unterstützen, die unser Wissen über den Klimawandel und die damit verbundenen Herausforderungen in Form des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change: IPCC) zusammenfassen. Und dann werden die Hinweise, die wir anbieten, von Journalisten ignoriert.

Der Klimawandel und die Klimapolitik sind, wie viele Dinge im Leben, alles andere als einfach. Wenn eine Politikerin bei ihren Bemühungen, den Klimawandel aufzuhalten, irrational oder inkonsequent zu handeln scheint, gibt es in der Regel einen guten Grund, der unserer Aufmerksamkeit entgangen ist, und mit „gut“ meine ich etwas anderes als reinen Eigennutz oder Korruption. Gleichzeitig können wir der Komplexität einen Sinn geben, indem wir die Klimapolitik in grobe Schemata einordnen, die die Logik des Geschehenen erklären und Hinweise darauf geben, wie es weitergehen sollte. Ein solches Schema geht davon aus, dass die grundlegende Herausforderung bei der Bewältigung des Klimawandels in den niedrigen Kosten fossiler Brennstoffe im Vergleich zu erneuerbaren Energiequellen besteht, verbunden mit den globalen Folgen ihrer Nutzung. Dieses Schema liegt dem Artikel von Herrn Heuser zugrunde.

In den letzten zehn Jahren hat sich ein zweites Schema entwickelt, das im IPCC-Bericht beschrieben wird und das die politischen Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, besser erklären könnte. Die grundlegende Herausforderung besteht darin, das Energiesystem auf ein System umzustellen, das vollständig auf nicht-fossilen Quellen basiert. Ja, wir müssen diese Quellen erschwinglich machen, was bereits weitgehend geschehen ist. Aber wir müssen auch den gordischen Knoten der Millionen ineinandergreifender Elemente – Infrastruktur, Versorgungsketten, rechtliche Rahmenbedingungen -, die das Funktionieren unserer globalen Energie- und Industriesysteme ermöglichen, lösen und neu konfigurieren.

In diesem Schema wird die Beendigung der Emissionen nicht teuer sein. Die Herausforderung besteht vielmehr darin, die Verteilungskonsequenzen zu verhandeln, die mit all diesen Millionen von Veränderungen verbunden sind, und sie tatsächlich in einer Reihenfolge durchzuführen, die es uns ermöglicht, in der Zwischenzeit zu profitieren. Das braucht Zeit, auch wenn sich Politiker/innen für die Sache engagieren. Wir haben nennenswerte Fortschritte gemacht: Die Emissionen in den meisten Industrieländern sind inzwischen rückläufig. Aber es ist noch sehr viel Arbeit nötig, um die Netto-Null-Ziele zu erreichen, die die meisten Länder jetzt beschlossen haben.

Herr Heuser meint, dass ein Außerirdischer, der die Erde besucht, über die mangelnden Fortschritte bei der Lösung des Klimawandels verblüfft sein würde. Stimmt, wir haben den IPCC-Bericht nicht mit Blick auf eine außerirdische Leserschaft geschrieben. Aber wir hatten gehofft, Journalisten zu helfen, indem wir aus der Sicht der Sozialwissenschaften zeigen, wie sich die politischen Herausforderungen im Laufe der Zeit verändert haben. Darin haben wir offenbar versagt. – Anthony Patt

 

Reisende sollte man doch aufhalten. Bei den heutigen Möglichkeiten die Angebote der modernen Kommunikation zu nutzen (Videokonferenzen und so weiter und so fort) ist es wieder mal unverantwortlich und erschreckend instinktlos wie ungehemmt und mit großer Entourage die Staatschefs und die anderen Teilnehmer vorwiegend mit Flugzeugen nach Ägypten angereist sind. Der jeweilige ökologische Fußabdruck ist demnach jenseits von Gut und Böse. Dem rational begabten Außerirdischen werden die grünen Ohren rot vor so viel Chuzpe angesichts der sich zuspitzenden weltweiten Klimakrise.

Offensichtlich gab es seit dem Kyoto-Protokoll 1997 und dem Pariser Klimaabkommen 2015 keine zufriedenstellende Zielerreichung beim Co2 Ausstoß und/oder der Begrenzung der Erderwärmung. Der Co2 Ausstoß wurde in der EU und noch mehr in Deutschland reduziert. Aber weltweit sind die Treibhausemmissionen um 38 % angestiegen. Bei der Erderwärmung (max. 2 Grad möglichst nur 1,5 Grad) werden die Werte voraussichtlich 2026 überschritten werden. Das ist für eine effektive Problemlösung viel zu wenig.

Also hat die 27. Weltklimakonferenz in Ägypten außer Sonntagsreden, massiver Papierverschwendung für die Protokolle und unnützer Energieverschwendung nichts gebracht. Die immer wieder versprochene monetäre Unterstützung der Reichen Länder für die Armen Länder funktioniert in der Praxis auch nicht optimal. Eine Verbesserung bleibt abzuwarten. Einzig Greta Thunberg ist erwachsen geworden und hat sich dieser „Alibiveranstaltung“ verweigert. Chapeau Greta! – Felix Bicker

 

Ihre Kritik richtet sich – und das auch noch moralisch – an die Industriestaaten, die ihr Geld für die falschen Dinge ausgeben, die im Prinzip, weil sie im Nationalstaat dem eigenen Volk verpflichtet sind, immer noch nur nationale Politik betreiben. My Country first!!! und: NIMBY!!! Angenommen, die Weltpolitiker würden nun global vernünftig denken und würden schon morgen die richtigen Maßnahmen zur Bewältigung des Klimaproblems treffen, und die Welt wäre schon in 10 Jahren zu 100% im CO2-Gleichgewicht. Hätten wir dann unseren Planeten und das menschliche Leben auf diesem gerettet? NEIN.

Vor den Entscheidungen zur angeblichen Rettung unseres Klimas muss die gesamte Wirtschaftsweise in eine neue Form umgewandelt werden. Weil: sie erzeugt Kriege und macht auch im Zivilen unsere Lebensgrundlagen kaputt. Das bedeutet, dass von den Machthabern bzw. Systemen auf dieser Welt absehbar keine Rettungsimpulse erwartet werden können. – Uwe Mannke

 

Auch die ZEIT unterliegt immer wieder einem Irrtum: Nicht die Mineralölgesellschaften verbrennen Öl und Gas sondern Autos, Flugzeuge Heizungen, Chemie- u. a. Industrieanlagen. 1. Etwa 4 Milliarden Tonnen Erdöl und etwa 40 Milliarden cbm Erdgas und 8 Milliarden Tonnen Braun- und Steinkohle werden jährlich verbraucht.

2. Nur indem man Verbrenner-Autos, Öl- und Gasheizungen verbietet und der Chemie- und anderen Industrien den Verbrauch fossiler Brenn- und Einsatzstoffe untersagt, wird man einen Wechsel zu den Erneuerbaren erreichen. 3. Der ausschließliche Einsatz von Wind- und Solarenergie (u.a. Regenerativen) setzt ein unglaubliches Bauprogramm für entsprechende Anlagen, für Großspeicher (ungelöstes Problem) und ein weitläufiges Leitungsnetz voraus. 4. Realistisch betrachtet wird der totale Verzicht auf fossile Energie frühstens in 30 eher 50 Jahre erreicht sein, d.h. wir brauchen für diese lange Zeit (irgendwann hoffentlich abnehmend) die sogenannten Brückenenergien, und das sind nun einmal Öl und Gas.

3. Da es für die genannten Zeiträume nicht genug verfügbares Erdgas geben wird und es politisch sinnvoll ist, bei der Versorgung geographisch zu diversifizieren, müssen neue Vorkommen gesucht, gefunden und erschlossen werden. Fazit: Man kann nicht Versorgungssicherheit und die Voraussetzungen für eine funktionierende Wirtschaft fordern und gleichzeitig die Beschaffung der dafür erforderlichen Rohstoffe verdammen und verbieten.

Woher soll Ihrer Meinung nach die Energie kommen, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint; bzw. solange es nicht genügend Anlagen für die Erzeugung (gigantischer) ausreichender Mengen erneuerbarer Energien gibt. Bislang erzeugen Windmühlen und Solaranlagen im „Vorzeigeland“ Deutschland gerade einmal 40% des Strombedarfs, der wiederum nur 20% des Energiebedarfs ausmacht, also nach Adam Riese am Ende ganze 8%. Es gibt noch viel zu tun, bis wir auf Esso & Co verzichten können. Packen wir es an – aber mit Augenmaß! – Sven Herfurth

 

Zu “ Doch wir haben nur dieses eine System … “ und Ihrem Artikel kann ich Ihnen nur das Buch “ Eine Verfassung für die Erde” von Donald Jacob empfehlen. Es ist gerade im Oekom Verlag erschienen. Es ist einleuchtend geschrieben, bringt all das, was in vielen Büchern und Artikeln geschrieben wurde, auf den Punkt und zeigt einen Weg auf. Eine Idee, die einen nicht mehr loslässt. Eine “Verfassung für die Erde” die Grundlage unseres Lebens. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen! – Antje Grüning

 

Sie schreiben „Die Flutkatastrophe im Ahrtal rührte genauso stark von Klimagas-Partikeln in Peking her wie von denen in Bad Neuenahr.“ Dazu eine kurze Frage und eine längere Anmerkung: 1) Was verstehen Sie unter „Klimagas-Partikeln“? (Kenne ich nicht als Fachbegriff – bei Partikeln denke ich eher an Feinstaub.)

2) Infolge der Sturzflut im Juli 2021 starben allein in Deutschland mindestens 184 Menschen. (Hier und im folgenden stütze ich mich auf Angaben in der deutschen Wikipedia.) Die Hauptursache dieser Katastrophe waren aber keine Klimagas-Partikel! Vielmehr wurde die Flut von 2021 zur Katastrophe, weil in einem engen Tal – stellenweise mit V-Querschnitt (bei einem U-Querschnit wäre es weniger schlimm geworden) – viel zu viele Menschen auf Flächen lebten/leben und gebaut haben/bauen, die hochwassergefährdet waren und sind. Ganz ähnliche Katastrophen im Ahrtal hat es nämlich bereits in der Vergangenheit gegeben, u.a. vor etwa 100 und vor etwa 200 Jahren (Wiki):

1910: Das Hochwasser an der Ahr vom 13.6.1910 war eine der größten historisch bezeugten Hochwasserkatastrophen im Ahrtal. Es existieren Hochwassermarken in Altenahr, Dernau und Walporzheim sowie Fotos des Hochwassers in Bad Neuenahr, anhand deren sich die folgenden Scheitelabflüsse rekonstruieren lassen: in Altenahr 496 m³/s, Dernau 549 m³/s, Walporzheim 541 m³/s und Bad Neuenahr 585 m³/s. Zum Vergleich beträgt der mittlere Abfluß der Ahr an ihrer Mündung etwa 8 m³/s, und der größte am Pegel Altenahr vor dem Hochwasser des Jahres 2021 gemessene Wert beläuft sich auf 236 m³/s (Hochwasser am 2.6.2016). Insgesamt kamen 52 Menschen (eine andere Quelle nennt 70 Menschen), zumeist italienische und kroatische Bahnarbeiter um, die sich teilweise in ihren Baracken befanden. Alle Ortschaften im Tal des Trierbachs, Adenauerbachs und der oberen und mittleren Ahr erlitten erhebliche Schäden, nahezu alle Brücken wurden zerstört.

1804: Das Hochwasser der Ahr am 21.7.1804 kostete 63 Menschen das Leben und richtete schwere Verwüstungen an. Viele Häuser wurden von der Flut mitgerissen. Die Hochwasserstände sind an Gebäuden in der Pützgasse in Walporzheim sowie der Burgstraße in Dernau markiert. Daraus läßt sich für Dernau ein vermutlicher Scheitelabfluß von 1208 m³/s rekonstruieren, wobei der mittlere Abfluß der Ahr am Pegel in Altenahr etwa 8 m³/s beträgt und sich der bisher größte dort gemessene Wert auf 236 m³/s (Hochwasser 2016) beläuft.

Die Schäden waren immens: In den Berichten an die (damals französische) Regierung wurden 129 Wohnhäuser, 162 Scheunen oder Ställe, 18 Mühlen und 8 Schmieden als vollständig zerstört genannt. 469 Wohnhäuser, 234 Scheunen oder Ställe, zwei Mühlen und eine Schmiede waren schwer beschädigt. 78 Pferde und Zugrinder wurden als ertrunken gemeldet, viel anderes Vieh muss ertrunken sein. Die Weinberge und Obstbäume im Ahrtal wurden weitgehend zerstört. Nahezu alle Brücken stürzten ein, fast 30 Brücken wurden genannt. Dies galt auch für die Steinbrücken, darunter die Ahrbrücke in Rech.

Soweit die beiden Beispiele. Insbesondere der sehr hohe Wasserabfluß von 1804 entspricht dem von 2021 oder ist sogar etwas höher. So ähnlich die damaligen Flutereignisse (auch ohne „Partikel aus Peking“) der kürzlichen Flut sind, so gibt es doch einen Unterschied: 2021 lebten mehr Menschen im Ahrtal als 1910, und 1910 viel mehr Menschen als 1804. Somit waren/sind heute bei ähnlichen Fluten mehr Menschen gefährdet als 1910 oder 1804. Und heute sind auch die Schäden an der Infrastruktur viel höher – 1910 gab es keine Bundesstraßen und 1804 noch nicht einmal Eisenbahnen.

Nach 1804 und 1910 wurde übrigens der Fehler gemacht, erneut in den gefährdeten Gebieten zu siedeln, und z.B. zerstörte Gebäude an der gleichen Stelle wieder aufzubauen – und schlimmer noch – weitere, tiefliegende, besonders hochwassergefährdete Areale zu bebauen, welche die „Altvorderen“ aus gutem Grund unbebaut liegen gelassen hatten. Dieser Fehler wiederholt sich aktuell: War gleich nach der Katastrophe von 2021 davon die Rede, die Häuser jetzt auf sichereren Plätzen neu zu bauen (z.B. forderte Frau Baerbock, alles „in Halbhöhenlage“ wieder aufzubauen, was gut gemeint, aus grundrechtlichen und anderen Gründen aber unrealistisch war), so geht der Trend heute dahin, das meiste so wieder herzustellen, wie es war. – Wolfram Beier

 

Heute morgen lese ich endlich ihren Leitartikel von letzter Woche und nicke innerlich zustimmend bis ich denke: aber ist das nicht der Herr Heuser, der zwar solch einsichtige Worte publiziert, aber gleichzeitig zusammen mit Zeit Reisen exklusive Kreutzfahrten begleitet – der unnachhaltigsten Reiseform unserer Zeit? Ja sich sogar als Hauptattraktion für diese Kreuzfahrt persönlich auf den Flyer drucken lässt?

Klar, wir brauchen einen Systemwandel und unsere Staaten müssen endlich ihre Versprechen einhalten. Aber ist es nicht genauso wichtig dass wir als Gesellschaft vorleben, dass wir für Veränderungen bereit sind? Gerade von der Zeit, von Ihrem Greeen-Leiter kann man da eine gewisse Vorbildfunktion erwarten, oder? Es macht meine Überzeugungsarbeit bei meinen Eltern zumindest sehr viel schwerer, dass sie doch bitte nicht mehr Kreutzfahrten buchen sollen. Insofern ist meine Bitte einfach: Nehmen Sie die Zeit in die Pflicht, Nachhaltigkeit über finanzielle Interessen zu stellen. Sie wissen am allerbesten welche Signale gerade wichtig sind. – Inga v. Göler

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die Umstände sind skandalös«“. Gespräch mit Thomas Hitzlsperger geführt von Andrea Böhm und Moritz Müller-Wirth

 

Wenn aus ehemaligen Kameltreibern gierige Sklaventreiber werden und mit gleicher Bildungsherkunft auf die gierigen Sozialaufsteiger des deutschen Fußballs treffen, kann deren fehlende Bereitschaft für einen Jobverzicht wegen des eigentlichen, sehr persönlichen Einvernehmens über eine gemeinsame Vorteilsnahme nicht überraschen. Es ist und bleibt eine Vereinigung des globalen und gierigen Mobs und sie bleibt trotz eines Rigorismus selbstberufener Moralisten beherrschend, insbesondere im globalen Sport. – Jürgen Dressler

 

Dem Interview mit Thomas Hitzelsperger können wir viele alarmierende Aspekte entnehmen, die wahrscheinich dazu führen werden, dass sich die Art und Weise der Austragung von sportlichen Großveranstaltungen auch in Zukunft nicht ändern wird. Erwähnt werden dort die Sportler, die an den Veranstaltungen teilnehmen, was ich auch nicht verurteilen möchte. Der Zeitraum für sportliche Höchstleistungen ist kurz und die Gelegenheiten sind rar. Auf das Beben einer kollektiven Absage wird man daher vermutlich vergeblich warten.

Auf der anderen Seite gibt es viele weitere Aktivposten wie Sponsoren, Funktionäre, Politiker und mediale Vertreter. Diese beherrschen mittlerweile den Spagat und können für die Veranstaltung werben, während sie gleichzeitig permanent ihr persönliches Unbehagen beteuern. So tut es auch der Interviewte. Der gesamte Tross fährt dann mit reinem Gewissen zur nächsten Großveranstaltung und profitiert auch dort wieder kräftig. Zu guterletzt gibt es aber zum Glück auch noch die Zuschauer, die sich als Konsumenten an den Wettkämpfen laben sollen. Ich glaube daran, dass sie die Macht haben dieses System zu durchbrechen, indem sie den Konsum verweigern und einfach abschalten. Einen anderen Weg sehe ich nicht. – Dr. Fabian Arndt

 

Die Akteure auf dem Rasen sind nur Marionetten eines Theaters , und Hilfs- mittel derer , die die Strippen ziehen. Deutschland sollte kontrolliert gleich anfangs verlieren , und danach sofort abreisen. – M. Fetting

 

Ich verstehe nicht, weswegen man sich j e t z t so aufregender die WM in Kstar und Herrn Hitzlsperger überall einen so breiten Raum, auch zur Selbstdarstellung!? Wo war Herr Hitzlsperger vor vier oder acht Jahren? Seitdem weiß man um die Arbeitsbedingungen, die Ausbeutung, die vielen Toten durch Unfälle! Jetzt aufzuschreiben ist überflüssig und wenig erfolgreich, jetzt sagt keiner mehr ab, jetzt heißt es „The game must go on!“ Schon die korrupte Vergabe war ein Schlag ins Gesicht! Dann die immer schlechter werdenden Arbeitsbedingungen, die Toten! Dann hätte man reagieren müssen! Jetzt nutzt Herr Hitzlsperger nur einen Trend, eine Platform, die ihm fast alle Medien, ob ZEIT, ob Spiegel, ob ARD etc. bieten! Warum auch nicht! Passieren kann nichts mehr, der Anlass ist koscher, das Publikum da … und das Honorar bei allen auch nicht zu verachten! Schade, dass man das nicht bemerkt! – Dr. Wolf Günther

 

Eine WM in Katar – der (internationale) Fußball musste ja so enden. Denn überall dort, wo menschliche Gier keine Grenzen findet und Kommerz eskaliert, wird es früher oder später kriminell. Und wenn man/frau bedenkt, dass – erneut und womöglich mehr denn je – unter dem D(r)eckmantel gesellschaftspolitischer Demokratisierungs- und Appeasements-Bemühungen, dass mit der Hybris des „fairen“ Sports massenhaft Ausbeutung und Tod hilfloser Sklavenarbeiter einhergehen, dann ist und bleibt ebendas ein weiterer ausgemachter Skandal, ein Mega-Skandal! Möglich gemacht durch die offensichtlich allmächtige, ignorante wie korrupte FIFI inklusive der ihr mehrheitlich angeglichenen Mitgliedsverbände. Thomas Hitzlsperger indes ist bekanntlich ein kluger und couragierter Mann; wie konsequent er mittels dieses Habitus‘ und Wissens auch bei der anstehenden WM kommentiert, wir werden es hören. – Matthias Bartsch

 

Die Fußball WM 2022: Von allen sportlichen Großereignissen, genießen die Olympischen Spiele und die Fußball-WM der Männer gesellschaftlich und medial die größte Beachtung. Das Emirat Katar wird nun Fußball-WM der Männer ausrichten, wodurch unmittelbar vor Beginn des Turniers das Scheinwerferlicht der Berichterstattung auf das Land fällt. Eine Vielzahl an Berichten zeigt Vorgänge über Bestechlichkeit und Korruption, Machtmissbrauch sowie Verletzungen der Menschenrechte im Gastgeberland auf. Dass ein derart wichtiges und begehrtes Großereignis nicht in einem Land ausgetragen werden sollte, das alleine aufgrund seiner alltäglichen Menschenrechtsmissachtung in krassem Wiederspruch zur westlichen Gesellschaft steht, darüber sind sich hierzulande alle einig. Im Diskurs der Normalverbraucher reduziert sich das Thema interessanterweise schnell auf die Frage, ob denn nun der Fernseher für das Event eingeschaltet wird oder nicht.

Neben dem reinen Interesse an den sportlichen Leistungen kann man sich in der Frage auch darauf berufen, dass die Spiele ohnehin im TV laufen werden, dass sich das bloße angucken der Spiele nicht auf die Menschenrechtslage auswirkt und dass korrupte Personen wohl enorme Summen einstreichen werden, egal ob man sich nun einzeln dafür entscheidet einzuschalten oder nicht. Da eindimensionale Betrachtungen mitunter recht großen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft einnehmen, taugen diese Argumente auch allgemein als anerkannte Standpunkte zum Thema. Allerdings sollten wir dazu bereit sein uns von solch resignierenden Ansichten zu verabschieden und den Mut zu fundierten Haltungen finden.

Unser Verständnis für die westlichen Werte, wie sie als Eckpfeiler im täglichen Dasein von jedem einzelnen nicht wegzudenken sind, sollte uns als Fundament genug Rückhalt geben für diese Werte einzutreten. Sie umfassen neben den Menschenrechten insbesondere die Rechtsstaatlichkeit und die Toleranz von Individualismus. Diese Inhalte sollten als starke Werkzeuge taugen, sich nicht als schwaches Zahnrad in den mächtigen Mühlen der Interessensvertreter zu sehen, sondern als bedeutenden Teil eines starken Kollektivs, das sich sehr wohl behaupten kann.

Wie jedes andere Großereignis ist mittlerweile auch eine Fußball-WM ein Produkt, welches von den Konsumenten angenommen werden muss. Entscheidet man sich dagegen eine Großveranstaltung zu hinzunehmen, die in völligem Wiederspruch zu den eigenen Werten steht, damit setzt man ein klares Zeichen und sollte nicht unterschätzen, dass man damit unentschlossenen neuen Mut gibt, auch für diese Werte einzustehen. – Matthias Elmer

 

38 Jahre war ich in div. Ländern im Anlagenbau ( Kraftwerke, Trinkwasseranlagen , Meerwasser Entsalzung usw. ) als Baustellenleiter oder ähnlicher Funktion, tätig. Meist in Gegenden, wo auch in ein paar hundert Jahren kein Tourist hinkommt, mit Lebensqualität nahe null, außer man macht selbst etwas. Kein Politiker hat sich jemals um unsere Lebensweise gekümmert. In mancher Botschaft wußte man von den Projekten absolut nichts oder wo diese sein sollten. Hilfe von deutschen Botschaften – Fehlanzeige.

Steuern durfte man in Deutschland zahlen, auch wenn man das ganze Jahr nicht da war. Dafür wurde mir mit Ausweisung gedroht, wenn ich nicht bei der Ausländerbehörde meines Landkreises innerhalb 2 Wochen vorstellig werde ( Ich bin deutscher, mit niemals einem anderen Pass ). In jeder Projektkalkulation war eine Quote berücksichtigt, für Unfälle / Todesfälle auf der Baustelle. Wer hat sich für diese Unfälle in D interessiert ? ZB der Repräsentant unserer Firma mußte in Lybien zur Polizei wg „falsch Parken“. 4 Wochen später war Beerdigung in D; ein junger Mann kam nach Saudi um in 3 Monaten das Geld für seine Hochzeit zu verdienen – Heimreise im Sarg …… Von den Einheimischen, bzw Gastarbeitern spricht hier erst recht niemand.

Weshalb nun die Aufregung in Quatar ? An allen Projekten in diesen 3.Welt- Ländern wird so gearbeitet. Wen interessiert das in D ? Kein Politiker hat dazu je ein Wort verloren. Früher war die „Quote“ der Kalkulation auf 10 Mio Bausumme, ein Toter bzw. schwerer Unfall. Heute wird dieses Risiko durch das Subunternehmer-Unwesen abgedeckt, die aus diesen Ländern kommen. – Josef Pfeiffer

 


 

 

Leserbriefe zu „Angriff auf die Freiheit“ von Florian Eichel

 

Vielen Dank für Ihren Artikel in der Zeit vom 10. November 2022: Angriff auf die Freiheit. Die Klimaaktivist*innen nehmen die Klimakatastrophe als die Katastrophe wahr, die sie ist. Sie tötet und bedroht immer mehr Menschenleben, zerstört immer mehr Natur, Tierarten, Gewässer und lebenswichtige Ressourcen wie saubere Luft und ausreichend Trinkwasser und Nahrung für alle.

Die Aktivisten sind solidarisch mit den Klimawissenschaftlern, den Hungernden, den in den Futen Ertrinkenden, durch Hitze sterbenden und allen anderen von der Klimakatastrophe bedrohten. Denn die Klimakatastrophe findet bereits statt und ist der größte, umfassendste und gefährlichste Angriff auf unsere Freiheit und unsere in Art. 2 (2) Grundgesetz garantierte körperliche Unversehrtheit.

Weder in der Demokratie noch im freiheitlichen Rechtsstaat gibt es ein „Recht“ auf Passivität. Jeder ist zur Gefahrenabwehr verpflichtet. Weiterhin gibt es den Straftatbestand der unterlassenen Hilfeleistung und in Art. 14 (2) Grundgesetz heißt es noch immer: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ Dass die Aktivsten jetzt die Kunst aus der Passivität holen und zur Gefahrenabwehr in Gebrauch nehmen, ehrt die Kunst eher, als dass es ihr schadet. Die Aktivisten mahnen uns „kunstvoll“, so wie bereits Rosa Luxemburg uns mahnte: „Unpolitisch sein, heißt politisch sein, ohne es zu merken.“

Je mehr wir Reichen besitzen und konsumieren, desto schneller verschwinden die knappen Ressourcen. Jeder von uns weis, dass für jedes konventionelle Stück Fleisch Soja Tierfutter aus den Gegenden in Brasilien importiert wird, das höchstwahrscheinlich aus Gebieten kommt, wo früher indigene Menschen lebten. Diese werden ihrer Wohnräume, ihrer Kultur und oft auch ihres Lebens beraubt, um unser Verlangen nach Billigfleisch zu stillen.

Mit jedem herkömmlichen Steak, Burger oder Schnitzel kommt eigentlich deren Fleisch und Blut auf unseren Teller. Dieser industrielle Agraranbau verschärft die Nahrungsklimakatastrophe genauso wie unser Verbrauch an fossiler Energie und unser Hunger nach Luxus. In den Medien, der Politik und damit in der breiten öffentlichen Wahrnehmung wird diese Katastrophe immer noch als „Klimawandel“, „Klimakrise“ oder „Erderwärmung“ verharmlost. Selbst Sie, Die Zeit nennen ihre Rubrik verharmlosend GREEN, was eher nach Gartenkolumne klingt als nach Klimakatastrophe.

Leider verharmlosen die Medien, auch Sie, vermutlich unbewusst, die bereits stattfindende Klimakatastrophe linguistisch durch die Verwendung der Wörter „Klimawandel“, „Klimakrise“ zu einem Wandel oder zu einer Krise in etwas beinahe Positives. Denn „Wandel“ klingt harmlos, irgendwie nach positivem Lebenswandel oder so. „Krise“ klingt nach etwas Vorübergehendem.

Beides passt so gar nicht zu den Opfern der Ahrtal-Katastrophe, den Opfern der Flutkatastrophe und den vielen anderen Hunger-, Hitze-, Dürre-, Hunger-, Flut-, Waldbrand- u.s.w. Toten. Beides passt so gar nicht zu dem dauerhaften, unwiderruflichen, der jetzt gerade stattfindenden Klimakatastrophe. Bitte lesen Sie dazu die Duden Zuschreibungen an die Wörter Wandel, Krise und Katastrophe. https://www.duden.de/rechtschreibung/Wandel,https://www.duden.de/rechtschreibung/Krise, https://www.duden.de/rechtschreibung/Katastrophe

Zu gerne denken noch immer viel zu viele: „Die Klimakatastrophe passiert langsam, woanders und ist nicht so schlimm!“ Dabei verlieren hier und jetzt schon viele dadurch ihr Leben. Wir befinden uns bereits mitten in der Katastrophe. Denn das bereits und die nächsten Jahre ausgestoßene CO2 hat zwar eine unauffällige und schleichende Wirkung. Nur ab und zu kommt es zu katastrophalen Ausbrüchen wie Waldbränden, Dürren oder Fluten wie im Ahrtal oder Pakistan. Aber die jetzige hohe Konzentration an Klimagasen führt unweigerlich zu immer größeren und häufigeren Katastrophen, die uns alle, wo wir auch leben, auf diesem Planeten katastrophal betreffen werden. Also sind wir alle jetzt schon mittendrin in der Katastrophe.

Bitte hören Sie darum auf, die Klimakatastrophe so verharmlosend zu benennen. Sie verniedlichen damit die immer tödlicheren Tatsachen, die Ahrtal und Pakistan Flutkatastrophen, und die Katastrophenszenarien der anerkanntesten Wissenschaftler herab, zu einem „Wandel“, einer „Erwärmung“ oder „Krise“. Ins Ahrtal kam nicht das „Krisen“interventionsteam des Sozialen Dienstes, die Kinder hatten kein „Hitze“frei, sondern ihre Stadt war weg, es kamen das THW, die Bundeswehr und der Katastrophenschutz! Solange die Medien die Katastrophe nicht einmal beim Namen nennen wollen, werden wir uns diesem Thema nur halbherzig widmen: wir als Bürger und die Politiker als Vollstrecker unseres Willens.

Wieder einmal entsteht (un-)gewollt durch die mediale Berichterstattung in unserem Kopf ein harmloseres Bild von der akuten Situation und Gefahr wie gerechtfertigt: „Es geht um eine Krise, es erwärmt oder wandelt sich etwas da wird geredet und es herrscht Uneinigkeit wer wann was bezahlt, tut oder nicht tut.“ „Wer blickt da noch durch, ich werde schon mitbekommen, wenn es was Wichtiges gibt.“ denkt man. Dennoch beschleicht jeden von uns ein immer unheimlicheres Gefühl. Je bedrohlicher die Waldbrände und Dürren, je tödlicher die Flut- und Hitzewellen, desto größer tut sich in uns selbst ein Graben auf: „Wie viel Verantwortung habe ich und wie verhalte ich mich richtig um die Klimakatastrophe abzumildern?“ „Wälze ich alle persönliche Verantwortung auf den Markt und die Politik ab und tue so, als ob ich eh nichts machen kann oder werde ich selbst aktiv?“

Aber noch will keiner außer den Klimaaktivist*innen eine Spaßbremse sein. Viel lieber lassen wir uns von den Medien beständig durch informierende und unterhaltende Beiträgen versichern: „Es ist (noch) nicht so schlimm, nur eine Krise, gönn dir inzwischen ruhig etwas, denn wenn Du es nicht machst, tun es Andere und damit ist dem Klima auch nicht geholfen!“ Dass es uns an Konsequenz mangelt, hat viel mit den Medien zu tun, die in diesem Stück sowohl die Rolle des Biedermann (Krise) als auch den Brandstifter mit exotischen Leserreisen inklusive Kreuzfahrtschiffen und Interkontinentalflügen spielen. Sie berichten gleichbleibend wertneutral über die Katastrophen und andererseits preisen sie genauso gleichbleibend wertneutral(?) Mode, Reisen, SUV`s, die größten Umweltsünden an.

Solange die Medien die Klimakatastrophe (un-)bewusst ähnlich relativieren wie damals die Risiken des Rauchens in öffentlichen Räumen (die größte Medienkatastrophe bisher!), werden wir den Ernst der Lage nicht erfassen. Solange versäumen wir unsere Pflicht zum Wohle anderer und unserer Kinder, Solidarität und Verzicht zu üben. Solange schätzen wir unser jetziges kleines Glück mehr, wie ein Miteinander kämpfen für mehr Natur, saubere Luft und genug Wasser und Lebensmittel für alle. Solange verschleppen wir alle Lösungen.

Solange machen wir und unsere Politiker uns vor: „Sollen doch die Anderen erst was machen, erst dann werde ich vielleicht mitmachen.“ Dabei bräuchten wir schon längst mehr Konsequenz im Bezug auf alle unsere Klimasünden. Bitte sehen Sie den angefügten Text und Anhang. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie mehr über den uns zur Zeit lähmenden gesellschaftlichen Stillstand berichten könnten! – Klaus Siersch

 

Danke für die aufgezählten gesellschaftlichen Widersprüche, mit denen eine Demokratie zu kämpfen hat, woraus sie gleichzeitig Vielfalt und Wohlstand schöpft. Mit der jetzigen Zuspitzung des Klimawandels, der die Lebensgrundlagen aller Lebewesen bedroht, werden wir jedoch auch mit den angestrebten Transformationsprozessen ohne eine neue Qualität des Verstehens scheitern.

Menschheit und Erde sind untrennbar ökologisch, sozial und geistig miteinander verbunden. Das bedeutet insbesondere für die reichen Industrieländer einen radikalen Bewusstseinssprung aus dem materiellen Wachstumsdenken. Die jungen Klimaaktivisten haben verstanden, sich nicht weiter auf Scheinargumente und Ablenkungsmanöver auf Kosten der Umwelt und des Gemeinwohls einzulassen. – Walter Moritz

 

Wissen tut not. Wissen um die Klimaentwicklung fehlt an allen Ecken und Enden. Auch beim Autor. Ohne dieses Wissen aber lassen sich Aktionen wie die der Klimaaktivist*innen gar nicht richtig einordnen, weder politisch noch feuilletonistisch. Dann landet man bei Kant, weil der Notstand ja noch nicht eingetreten ist und das Verhalten die Freiheit noch nicht gefährdet. Das Bundesverfassungsgericht hat das anders gesehen.

Der Autor ist blind für die anrollende Gefahr, die sich schon gar nicht mehr aufhalten oder beschwichtigen lässt. Das wirkt wie in schlechten amerikanischen Katastrophenfilmen. Man sitzt im Wohnzimmer, erfreut sich an seinen Bildern und ignoriert beharrlich die Warnungen der Feuerwehr vor dem heranrückenden Waldbrand. Es wäre schön, wenn Autoren der Zeit zu diesem epochalen Thema auf ihrer Höhe wären. – Armin Steinert

 

Der Artikel von Herrn Eichel in der Zeit vom 10. November 2022 (Nr. 46 / Seite 55) läßt mich einigermaßen ratlos zurück. Die vom Autor dargelegten Sichtweisen sind für den Klimaschutz fatal und sollten m.E. nicht unwidersprochen bleiben. 1. Ich meine, das Anliegen des Klimaschutzes in keine Frage des Gesellschaftssystems (Demokratie, Diktatur, etc); Der Schutz des Planeten vor dem Kollaps müsste prinzipiell höher anzusetzten sein als die Frage des Gesellschaftssystems. (Wobei mir Klimaschutz + Demokatie lieber wäre als andere Alternativen); Das Ziel muß das Überleben des Planeten sein und steht damit über allen Gesellschaftssystemen.

2. Klima und Demokratie dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden, so wie das m.E. im Artikel manchmal angedeutet wird. 3. Es ist nicht zielführend den Klimaschutz als (immanenten) Zweck der Demokatie zu verorten. Klimaschutz geht alle an und ist in diesem Sinne „übergeordnet“ (um nicht zu sagen transzendent) 4. Nicht die Aktionen der Klimaaktivisten attakieren die Freiheit, sondern die Klima-Zerstörung

3. Das Thema Demokratie und (individuelle) Freiheit darf vor dem Hintergrund des Zustandes unseres (Welt-) Klimas nicht auf ein postmodernes „Anything Goes“ reduziert werden. Scheinbar antiquierte Begriff wie „Gemeinwohl“ (siehe Verfassung der Bundesrepublik) müssten z.B. mit neuem Leben und angepassten Inhalten gefüllt werden. 6. Es geht m.E. nicht um die Frage Freiheit oder Unfreiheit sondern um die Frage nach Leben oder Tod; Wie gelingt es dies der Menschheit klarzumachen ?

4. Die aktuellen Aktionen im Kunstbereich sollten nicht mit (zweckfreiem ?) Vandalismus in Verbindung gebracht werden. Performances und Happenings haben schon seit längerem die Zerstörung von Kunstwerken selbst zur Kunst ernannt. Der Autor hat m.E einige interessante Aspekte angesprochen, aber nicht zu Ende gedacht (z.B. Exkurs bezüglich „libertärer Autoritatrismus“). Ärgerlich sind zudem die zynischen Bemerkungen hinsichtlich „Klimaschutz als Elitenprojekt“. – Rolf Hügel

 

Zu weit gegangen? Kunstwerke werden „beschädigt“, gar „zerstört“. Es sind populistische Überschriften, Titelbilder, Reden und Meinungsbeiträgen, in denen so von Aktionen der Gruppe „Die letzte Generation“ die Rede ist. Sieht man auf die seriöse Berichterstattung, wurde kein Kunstwerk „zerstört“, ein Bilderrahmen wurde beschädigt. Was haben die angegriffenen Bilder mit dem Kampf gegen die Klimakatastrophe zu tun, wird rhetorisch gefragt.

Kunst sei, nach Kant, „Gegenstand zweckloser Zweckmäßigkeit: zweckmäßig, weil die künstlerischen Elemente harmonisch aufeinander abgestimmt werden müssen, zwecklos, weil das Werk keine praktische Alltagsfunktion erfüllt.“ Das Kunstwerk als „Artefakte verdichteter Freiheit“, so Florian Eichel in der Zeit. Mein Eindruck – Eichel entwirft eine Steigerungsreihe neoliberalen Lebens: Zweckfreiheit, Passivität, Sinnlosigkeit.

Gerade weil die Arbeit an guter Kunst im Ideal keinem Alltagszweck folgt, enthält das Produkt oft Momente des (ästhetischen, bewusstseinserweiternden, gelegentlich auch politischen) Widerstandes gegen diesen Alltag und irritiert damit das bornierte Bewusstsein. In diesen Momenten ist sie eine Aufforderung aus der „selbstverschuldeten Unmündigkeit“ herauszutreten. Das unterscheidet sie von Produkten des Kunsthandwerks, die sich affirmativ zu den Erwartungen des Käufers verhalten. Allerdings wurde auch gute Kunst fast immer als Ware produziert. Mit viel Glück kann sie die Künstlerin zu Geld und Ruhm bringen.

Das Widerständige, Irritierende, Erweiternde geht in der andächtigen Atmosphäre unseren Museumstempel oft verloren. Es ist diese – „passive“ – Andacht, die durch die Aktionen der „Letzten Generation“ gestört wird. „Ironischerweise“ befeuern die „Angriffe auf die Artefakte“ auch „ihre neuerliche Anerkennung“, muss auch Florian Eichel erkennen.

Die „Freiheit zu Passivität“ (Eichel) wird von niemandem genutzt. Wir sind alle aktiv an der Verkonsumierung unserer Lebensgrundlagen beteiligt. Die Werbung fordert uns ständig zu neuen Aktivitäten auf. Ohne materielles Wachstum würde diese Art Gesellschaft nicht funktionieren (vgl. z.B. den Artikel von Jens Beckert in derselben Die Zeit). Wären wir in den letzten hundert Jahren passiv gewesen, hätte wir andere Probleme aber nicht das der Klimakatastrophe. – Nikolaus Vollmer

 

Sie gaben das Fragezeichen hinter Ihrem Titel vergessen. Sie haben hervorragend beschrieben wie die Klimaaktivisten rechtzeitig die nötigen Veränderungen in unserer Demokratie anstoßen, damit uns diese nicht dann verloren geht wenn die Dümmsten bei uns und weltweit den Ernst des Klimawandels begreifen. – H. Giller

 

Eichel wirft der Linken vor, die Freiheit als linkes Faustpfand dem Reaktionismus überlassen zu haben – und vertritt doch selbst Positionen mit reaktionären Tendenzen. Denn dass die Linke Freiheit nicht mehr als ausschließlich die der westlichen, weißen Mehrheitsgesellschaft, sondern auch die der weniger privilegierten, inkl. zukünftigen Weltbevölkerung begreift, kann eben nur aus Sicht dieser westlichen Mehrheitsgesellschaft als das Aufgeben der Freiheit als Selbstzweck erscheinen. Deren Perspektive aber partout nicht aufgeben zu wollen ist Wesen reaktionären Denkens. – Fabian Lenzen

 


 

 

Leserbriefe zu „Herzlich Willkommen!“ von Anant Agarwala

 

Zum Thema: Es ist schon etwas länger her, da kam ich ( Norddeutscher ) 1947 nach München ( Bayern ) und wurde mit 8 Jahren in die Volksschule eingeschult. Ich wurde mehr als ein Jahr lang „integriert“, das bedeutete geschlagen, mit Schulspeisung überschüttet, den ganzen Weg von der Schule bis nach hause gejagt und mit Steinen beworfen, vom Lehrer gelobt für gutes Lesen und darauf hin noch zusätzlich gequält, weil ich war halt …..a Preiss….

Nach mehr als einem Jahr habe ich eines Tages auf der Flucht vor meinen Mitschülern, ein am Rande einer Baustelle liegendes Baueisen ergriffen und meinen Verfolgern zwischen die Beine geworfen. Von diesem Tag an war ich „integriert“ und wurde nicht mehr behelligt. Das sind meine Erinnerungen zu diesem Thema. – Bernd P. Berger

 

Haben Sie vielen Dank für Ihr differenziertes Plädoyer für die Willkommensklassen. Sie wurden zu einer wichtigen Anlaufstelle für die spätestens ab 2010 ständig steigende Zahl von Kindern und Jugendlichen aus vielen Ländern, die mindestens ein Recht auf Schulbesuch haben. Dabei durfte der tatsächliche Aufenthaltsstatus niemals eine Rolle spielen. Und sie lösten (in Berlin) gleichmal die „Ausländerklassen“ ab, die so manches Mal zu vierjährigen Verwahrklassen geworden waren. Da der Name für die neuen Lerngruppen so bürokratisch klang („Besondere Lerngruppen für Kinder und Jugendliche ohne Deutschkenntnisse“) sprach ich in meiner damaligen Dienststelle der Berliner Schulaufsicht immer von „Willkommensklassen“.

Während mein Abteilungsleiter mir anfangs in unseren Besprechungen diese falsche Bezeichnung untersagte, kritisierten andere diesen Begriff, da diese jungen Menschen uns gar nicht alle willkommen seien; und wiederum andere monierten die implizite Diskriminierung durch diesen Begriff, da uns doch alle Schülerinnen und Schüler willkommen seien. Aber nachdem die Bundeskanzlerin, Frau Merkel, eine Berliner Schule besucht hatte und im Fernsehen von Willkommensklassen sprach, setzte sich diese Bezeichnung bundesweit durch.

Richtig umgesetzt wurden die Willkommensklassen zu einem großen Erfolg. Für hunderte (vielleicht auch tausende) dieser Klassen wurden an allen Schularten Räume und Personal organisiert; kein Kind sollte länger als vierzehn Tage auf einen Schulplatz warten müssen. Für die Kinder der 1. und 2. Klasse gilt stets, dass sie sofort in den Regelunterricht kommen. Spätestens nach einem Jahr sollen möglichst viele vollständig in den Regelunterricht übergehen. Viele Schule ermöglichen, dass Kinder und Jugendliche auch schon vorher in ausgewählten Fächern am Regelunterricht teilnehmen. Insofern lese ich Ihren Artikel auch als Anerkennung, dass trotz des anfänglich bürokratischen Namens letztlich erstaunlich unbürokratisch bundesweit Wikommensklassen eingerichtet wurden – und nun wieder für die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine. – F. W. Günther Kuhring

 

Kinder mit Migrationshintergrund in Willkommensklassen zu unterrichten, um ihnen die schnelle Teilnahme am Regelunterricht zu ermöglichen, ist eine Methode neben anderen. Entscheidend dafür ist, dass die Bildungsadministrationen diese herausfordernde Aufgabe Lehrern überträgt, die über die notwendigen Qualifikationen in Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache verfügen. Häufig ist jedoch das Gegenteil der Fall.Oft wird der Unterricht von Lehrern fachfremd erteilt oder es werden Personen verpflichtet, die über keine spezielle pädagogische Ausbildung verfügen, diesen Unterricht fachfremd zu erteilen.

In meinem Fall, als ich mich nach einem längeren Beschäftigungsverhältnis als Experte für Deutsch als Fremdsprache in Kanada freiwillig in Hessen für den Unterricht mit Aussiedlern zur Verfügung stellen wollte, wurde dies von meiner nordhessischen Schulbehörde mit der Begründung abgelehnt, dass ich als Beamter dafür zu teuer sei und man „anderes“ Personal anwerben wolle. Tatsache ist, dass diese eigentlich hoch interessante Aufgabe mitunter eine sehr geringe Reputation hat und sich dies auch in der Qualität eines solchen wenig unterstützten Unterrichts widerspiegelt.

In der Bundesrepublik hat man noch immer nicht erkannt, dass mit dem Zuzug von Kindern mit unterschiedlichen Herkunftssprachen ein großer Schatz an Mehrsprachigkeit zu registrieren ist, den es gezielt zu fördern gilt. Dazu gehört, dass der fremdsprachige Deutschunterricht von hoher Qualität ist und dass man über Formen des bilingualen Unterrichts, in dem die Herkunftssprachen wertgeschätzt und gewürdigt werden, ernsthaft reflektieren muss. – Dr. Rainer E. Wicke

 

Es ist interessant, dass zum ersten Mal mit der Leibniz-Studie recherchiert wird, was beweist, dass der Autor sich nicht nur von Umfragen zum Thema: „Wir schaffen das!“ beeinflussen lässt….Das lässt hoffen. Außer Acht gelassen wird bei der Studie, über welche kognitiven Voraussetzungen die zugewanderten Schüler verfügen. Weiß man doch aus der Hochbegabtenforschung, dass zu 60% der IQ über den Bildungserfolg entscheidet.

Zu 40% sind es sogenannte soft skills oder Unterstützungsleistungen der Schule…Und hier muss man sich endlich ehrlich machen und ordentlich diagnostizieren. Dann würde man feststellen, dass sehr viele zugewanderte Schüler aus bildungsfernen Schichten kommen, über keine Bildung, einem unterdurchschnittliche IQ verfügen, oder Analphabeten sind. Also eher im Förderschulwesen verortet sind als im regulären Schulsystem. Welches durch mangelnde Ressourcen (Fachkräfte) derzeit in Grund- und Boden gewirtschaftet wird.

Willkommensklassen müssen bleiben! Sie brauchen aber die Unterstützung valider Daten für IQ Tests, Eingangsdiagnostik, um den Schülern und auch dem Schulsystem helfen zu können. Eine Pisa Studie, die besagt, dass die Schüler vor 20 Jahren besser lesen konnten, hilft hier nicht. Damals hatte man keinen Migrationsanteil in der Grundschule von 35% und in der Mittelschule von über 70%. Nein. Wir schaffen es nicht. Das können aber nur Menschen beurteilen, die wirklich vor Ort mit den Schülern arbeiten und nicht nur Zustände aus dem Glashaus beschreiben. – A. Lachner

 

Zu ihrem Artikel möchte ich folgendes Beispiel anführen. Zwei Mädchen, gemeinsame Sprache, Schülerinnen der Willkommensklasse, erarbeiten gemeinsam Adjektive. Frage: „ Was ist denn traurig und was ist verzweifelt?“ Ihre Banknachbarin schlägt es online nach. Sie notieren sich die Bedeutung beider Wörter. Die Lehrerin ermuntert sie zu überlegen, wann sie traurig und wann sie verzweifelt gewesen sind. Die Kinder sollen es sich in der Muttersprache erzählen. Beide Mädchen erzählen, dann die Einsicht: beide waren schon oft traurig aber noch nie wirklich verzweifelt.

Doch, sagt die eine, einmal als ich weg musste von Zuhause. Nächste Aufgabe: „Der Unterschied zwischen klein und winzig:“ Nur wenn wir Sprache als funktionales Medium betrachten, rein technisch, in Jahren gemessen und glauben, dass das Lernen von Sprache rein über den Intellekt geht, ja, dann können wir die Kinder alle mischen, geben ihnen Wörterlisten und lassen sie pauken.

Wenn wir aber davon überzeugt sind, dass das Kind eine Fülle von Erfahrungen hat, tief in sich, für das es schon Wörter hat (eben in der von ihm/ihr erlernten Sprache) dann braucht es zu Beginn den Raum, sich mit all jenen auszutauschen, die mit im Zimmer sitzen und ähnliche Erfahrungen haben. Alle „Erwachsenen“ möchten schnelle deutsche Sprache, Erfolg und Leistung. Unsere Erfahrung ist: Lasst die Kinder ankommen, begleitet sie professionell und unterstützend. Die Zeit kommt und alle Kinder äußern den Wunsch, in eine „richtige“ Klasse gehen zu wollen. Nachdem sie angekommen sind. Achtet lieber darauf, qualifizierte Lehrer in diese Klassen zu stecken. Da liegt oft der Hund begraben. – Gülay Pilic

 

Vielen Dank für Ihren Artikel zu den sogenannten Willkommensklassen! In ihrem Artikel stellen Sie sich auch die Frage, wie es mit den positiven Aspekten aussieht, wenn Kinder aus verschiedenen Kulturen zusammenkommen. Darüber würde ich gerne mehr erfahren! Wir alle wissen doch, dass nicht die Akademiker Familie aus Holland gemeint ist, wenn wir über Migrationshintergrund sprechen.

Also sollte man die Probleme wirklich beim Namen nennen, so wie Sie es in Ihrem Artikel tun. Die wirkliche Herausforderung an den Schulen und Kitas ist doch meist der Fachkräftemangel, die unzureichende „Durchmischung“, Sprachbarrieren, bildungsferne Elternhäuser, Armut und seelische Belastungen der Kinder, die nicht hinreichend aufgefangen werden können. Ich wünsche mir noch mehr solcher differenzierter Betrachtungen! – Katrin Çetin

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Das Argument die Bezüge von Hartz IV seien im Vergleich zu unteren Lohngruppen zu hoch sticht nicht. Es bedeutet vielmehr, dass die unteren Lohngruppen zu niedrig vergütet werden. – Thomas Miesel

 

Die Einführung des Bürgergeldes ist nicht das Hauptproblem. Zumal es Arbeitsunwillige, die es sich in der sozialen Hängematte bequem einrichten, schon immer gab. Aber unter den Hartz-IV-Empfängern befinden sich auch viele Menschen, die unverschuldet in eine Notlage geraten sind und die von der Politik und der Gesellschaft vergessen wurden. Der entscheidende Punkt ist, dass in Deutschland jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte ein Geringverdiener ist. Sie werden für ihre wertvolle Arbeit nicht ausreichend entlohnt, damit sie angemessene Rücklagen für Krisensituationen wie derzeit oder für die Altersversorgung bilden könnten.

Obwohl sie häufig ein Leben lang gearbeitet haben droht ihnen die Altersarmut und der Antrag auf staatliche Almosen. Diese tapferen Menschen hätten die Solidarität der Gesellschaft mehr als verdient. Nie in der Geschichte der Bundesrepublik hat sich die Einkommens- und Vermögensschere so weit geöffnet wie in Merkel-Deutschland. Die Hartz-IV-Reformen vor rund 20 Jahren, die der Genosse der Bosse Gerhard Schröder in seiner letzten Amtszeit umgesetzt hatte, waren vor allem ein Geschenk für Zeitarbeitsfirmen, die wie Pilze aus dem Boden schossen und sich zu Lasten der Beschäftigten dumm und dämlich verdienten.

Schröders Nachfolgerin Merkel war in Bezug auf Hartz-IV seine willige Vollstreckerin. Die in der DDR überzeugte Sozialistin und Anhängerin der UdSSR gerierte zur Genossin der Bosse. In ihren Amtszeiten biederte sie sich den Diktaturen in Russland und China an und führte Deutschland in der Folge in eine vorher nie für möglich gehaltene energetische und ökonomische Abhängigkeit. Der Wirtschaftstross, der sie auf ihren Reisen nach China regelmäßig begleitete, witterte Goldgräberstimmung.

Heute ist dem einstigen China-Rausch eine einzige Katerstimmung gewichen. Deutschland sitzt, politisch verschuldet, in der Russland- und China-Falle, aus der es in absehbarer Zeit kein Entrinnen gibt. Ein Plan B lag nie in der Schublade der ehemaligen Kanzlerin. Selbst deren einstige vehementesten Verfechter realisieren mittlerweile, dass die Globalisierung ihre Kinder frisst. Genauso wie Eltern ihre Kinder davor warnen, mit bestimmten Altersgenossen zu spielen, hätte man mit China, einem historisch betrachtet durch und durch autokratischen Staat, der auf Menschenrechte pfeift, mangels Vertrauensbasis niemals Handel in dieser Dimension betreiben dürfen. Das gleiche gilt für Russland.

Merkel hat das China- und Russlandgeschäft politisch vorangetrieben. Ihr Mantra „Wandel durch Handel“ hat sich als eine katastrophale Fehleinschätzung erwiesen. Die Unternehmensmanager haben in Merkel-Deutschland der sogenannten „mächtigsten Frau der Welt“ vertraut, was sich heute als dramatischer Trugschluss erweist und einige Unternehmen sogar in Existenznot bringt. Die Globalisierung hat mehr Verlierer als Gewinner erzeugt. Die Entwicklung der internationalen Märkte ging zu Lasten der Schwachen.

Seit Merkel von den sie verehrenden links-“liberalen“ Medien zur „mächtigsten Frau der Welt“ ausgerufen wurde, erleben wir eine Krise der Krisenbearbeitung. Merkel wird bis heute von einer nicht geringen Schar von linken „Ultras“ unterstützt, die jegliche Kritik an ihr unterdrücken. Der soziale Ausgleich fand in Merkel-Deutschland und anderen Ländern, die sich der Globalisierung verschrieben hatten, kaum noch statt. Gerechter Lohn für gerechtes Tagwerk klingt wie Hohn in den Ohren der Millionen von Geringverdienern.

Die existenzielle Krise der Globalisierung sollte von Politik und Gesellschaft nicht schöngeredet werden. Insbesondere sollten die links-“liberalen“ Medien nicht ständig mit dem Totschlagargument „Nationalismus“ um die Ecke kommen. Das einstige Versprechen der Globalisierungsbefürworter nach mehr Wohlstand für alle ging nicht auf. Für die Zukunft sollte daher gelten: Mehr lokal statt global. – Alfred Kastner

 

Ich bitte um Pardon, denn meine Meinung, oder besser ausgedrückt, meine Befürchtung ist, dass der Soziale Gedanke , also das Menschliche, wieder einmal unter den Tisch gekehrt wird. Für wirklich Bedürftige, z. B. alleinerziehende Mütter bleibt dann nur die Hoffnung: “ Dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als ein Reicher in den Himmel.“ – Fritz Pechovsky

 

Ich finde es grotesk, das Politiker, die das Äquivalent des monatlichen „Bürgergelds“ an einem Wellness-Wochenende ausgeben, darüber diskutieren und befinden, ob die „Bedürftigen-Almosen um 50 Euro angehoben oder ob und wie lange das Ersparte unangetastet bleiben darf. Voraussetzung für dieses Recht müsste ein dreimonatiges Leben als Harzer(in) sein. – Sven Herfurth

 

Wenn der Staat als Manager der „Transfer- Gesellschaft“ immer mehr Leistungsempfänger über die Steuern von immer weniger Leistungsträgern alimentiert, seinen eigenen öffentlichen Dienst üppig bezahlt und zudem jährlich Hunderttausende Migranten einlädt, hier Teilhabe genießen zu können, wird er dafür zu seiner Rechtfertigung die politische Propaganda intensivieren und das Menschenbild revidieren müssen. Dann steht eben nicht der leistungsbereite Vollzeitbeschäftigte im Mittelpunkt, im Gegenteil: Die Aufmerksamkeit des rotgruenen woken Establishments, begleitet von einer mittlerweile intellektuell enttäuschend armseligen FDP, gehört dann den Unfähigen, Unwilligen und Undankbaren, schlicht den“ Anspruchsunverschämten „, wie Botho Strauß einst treffend sagte. – Oliver Stumpf

 

Kommentar zum Bürgergeld. Es ist erschreckend und blamabel wie die christlichen Parteien in den beiden hochrangigen Parlamenten, Bundestag und Bundesrat, mit dem Argument des Lohnabstandsgebots die längst überfällige Reform des SGB II und damit den Paradigmenwechsel in der Arbeitsweise der Jobcenter verhindern wollen. In einem Wirtschaftssystem, in dem diejenigen Menschen, die hier zum Maßstab genommen werden, nicht von ihrem Arbeitseinkommen ihren Lebens- unterhalt bestreiten können, ist ein solches Abstandsgebot unangemessen. Schlimmer noch, es wendet sich an die Geringverdiener mit der Direktive: Sei neidisch! Sei missgünstig gegen- über jenen, in prekären Lebenssituationen. Hartz IV ist eine Falltür und so soll es bleiben.

Erinnern wir uns, wie der Niedriglohnsektor systematisch zu dem gemacht wurde, was er heute ist. Die Agenda 2010 wurde mit den Hartz-Gesetzen in mehreren Schritten beschlossen. Im Dezember 2003 wurde der Umbau unserer Gesellschaft mit der Gestaltung des SGB II eingeleitet. Das Konzept nach der Hartz Kommission war bereits auf konservative Wirtschaftskräfte zugeschnitten. Daneben wurde der Kündigungsschutz gelockert.

Trotzdem wurde es durch CDU/CSU im Bundesrat abgelehnt und weitere Zugeständnisse erpresst. Dabei ging es um um den tariflichen oder ‚ortsüblichen Lohn‘, der bei Neueinstellungen unterboten werden durfte. Damit hatten CDU/CSU das Ventil geschlossen, das Sicherheitsventil, welches der Ga- rant für erträgliche Arbeitsbedingungen war. Der Gesetzentwurf, so verfasst der Bundesrat in Drucksache 731/03, ließe „konsequente Anreize für eine Arbeitsaufnahme und wirksame Sanktionen im Falle ungerechtfertigter Arbeitsverweigerung vermissen. Chancen zur Belebung des Niedriglohnsektors und zur Schaffung von Arbeitsplätzen werden nicht genutzt.“

Außerdem durften sich Arbeitsuchende nicht mehr auf ihre berufliche Qualifikation, ihren Bildungsstand, berufen. Seitdem unterliegt Bildung einer Verfallszeit. So, als würde man sich durch Arbeitslosigkeit zu einem Analphabeten zurück entwickeln. Noch immer pocht Friedrich Merz auf schnelle Vermittlung. Damit werden Unternehmen gefördert, die eine Personalpolitik des ‚hire and fire‘ betreiben. Aus Arbeitnehmersicht brauchen endlich wieder seriöse Unternehmen bessere Chancen, sich am Markt durchzusetzen.

Auch die Konzeption des Bürgergelds enthält Zugeständnisse an die Unternehmen, vertreten durch die christlichen Parteien. Auch im Bürgergeld wird die Verantwortlichkeit für das Nichtvorhandensein eines festen (d.h. abhängigen) Arbeitsplatzes in der Person des Arbeit- suchenden gesehen, nicht im Wirtschaftssystem, nicht in Unternehmenspolitik. Die Strategie, die sich 2003 bewährt hat, und die so viel Leid über Tausende, nein Millionen von Menschen gebracht hat, wird nun wieder versucht. Diesmal wird sich die Regierungskoalition hoffentlich nicht erpressen lassen. – Bea Rieprecht

 


 

 

Leserbriefe zu „Sind intelligente Menschen glücklicher, Frau Stern?“ Gespräch mit Elsbeth Stern geführt von Stefanie Kara

 

Meine Frau ist viel intelligenter als ich. Heute früh hat sie in der „Zeit“ einen Artikel gelesen, der behauptete, dass die Intelligenten Leute glücklicher seien als wir. Sie hat sich furchtbar aufgeregt und meinte, dass es völliger Blödsinn sei. Ausnahmsweise muss ich ihr recht geben. Immer, wenn sie die Zeitung liest, ist sie nicht nur unglücklich, sondern geradezu entsetzt. Sie kann nicht verstehen, wie so um die vierzig Prozent der Ostdeutschen mit dem Russen befreundet werden sollen, nur um dass das Gas billiger wird.

Wie so störe diese Leute nicht, dass der Putin andere Länder terrorisiert, Männer, Frauen und Kinder in Ukraine und vorher noch in Tschetschenien umbringen ließ. Die Ukraine ist mindestens tausend Kilometer von uns entfernt und wo die Tschetschenien sein sollte, weiß ich nicht mal. Aber wenn das Gas wieder billiger würde, könnte ich mir einfach mehr Schokolade, bessere Wurst und Bier kaufen und dann wäre ich noch glücklicher als ich schon so bin. In Afrika werden auch immer wieder irgendwelcher Völker ausgerottet. So ist nun mal die Welt! Aber nicht nur beim Frühstuck, wenn sie die Zeitung liest.

Denn dann auch später, irgendwann währen des Tages fällt ihr ein, wie von unserer Regierung die Lasten der Krisenhilfen von unten nach oben umverteilt werden (was auch immer es bedeutet). Sie ärgert sich ständig, wie langsam, oder gar nicht die Maßnahmen gegen der Klimaveränderung realisiert werden. Ich dagegen bin ganz glücklich, das es im Oktober und jetzt auch noch das Wetter überraschend warm, sonnig und freundlich ist. Sie ärgert sich über Autokraten, über Trumpen, Orbanen und Erdoganen. Sie findet unseres Schulsystem schrecklich. Während ich am Abend die Tollpatschigkeit der Teilnehmer von der Sendung „Mein Mann kann“, Sie ist wütend, dass es überhaut erlaubt ist, so ein Unsinn an die Öffentlichkeit heranzulassen. Sie ist insgesamt überzeugt, dass alles in dieser Welt ganz schlecht sei und vor allem in der Zukunft unweigerlich noch schlimmer wird.

Neuerlich habe ich mich sehr gefreut, das wir (Bayern München) gegen Bielefeld gewonnen haben. Um meine Frau ein wenig aufzumuntern, habe ich ihr meine Begeisterung auch dadurch zu vermitteln, dass ich ihr geschildert habe, wie Choupo-motting das Tor geschossen hat. Ich habe sogar selber – natürlich nicht so perfekt wie er – versucht seine Bewegung nachzuspielen. Sie meinte, dass ich ein Depp sei, und dass sie den Choupo-motting gar nicht kennt, dass sie nie mit ihm gesprochen hat und wisse nicht warum sie sich also freuen sollte, dass ein ihr völlig fremder Mann ein lederne Kugel in ein künstliches Tor getreten hat. Manchmal schäme ich mich, dass es mir so gut geht und das sie ständig so am Boden zerstört ist. Aber dass ist beinahe das einzige. wo ich – wass die Stimmungslage angeht – im Nachteil zu ihr bin. – Andrej Mraz

 

Intelligenz und Kurzsichtigkeit. Wie wirkt sich Intelligenz auf die Sehkraft aus? Die Lesart der Verhaltensforscherin Frau Prof. Stern auf diese Frage erscheint leider etwas kurzsichtig, denn das Wachstum der Augen wird nicht allein durch die Gene bestimmt, sondern auch maßgeblich durch Naharbeit (z.B. Lesen) während der Wachstumsperiode.

Nicht erst seit den Jahren mit SARS-CoV2 und Unterricht am Rechner vor der eigenen Nase statt an der Tafel aus der letzten Reihe wird vor einer Pandemie der Kurzsichtigkeit bei Heranwachsenden gewarnt, die sich auch hierzulande bereits deutlich abzeichnet. Wenngleich auch wir Augenärzte uns wünschen würden, dass Kurzsichtigkeit „kein Drama“ wäre und sich alle daraus resultierenden Probleme durch eine Brillenanpassung lösen ließen: Die Häufigkeit von Netzhautablösungen und unwiederbringlichen Schäden im Bereich der Makula werden durch eine krankhafte Kurzsichtigkeit zukünftig immer häufiger werden.

Die eigenen Kinder sind doch die Schlauesten auf dem Spielplatz, daher sollten wir uns bemühen, sie so gut es geht vor solchen Folgen einer Kurzsichtigkeit zu schützen. Dazu gehören regelmäßige Kontrollen und einfache Präventionsmaßnahmen im Alltag. Als Daumenregel kann die 20-20-2 Regel verwendet werden: Nach 20 Minuten Naharbeit für mindestens 20 Sekunden in die Ferne schweifen und mindestens 2 Stunden täglich draußen verbringen. Auf eine weniger kurzsichtige Zukunft! – Dr. Jan H. Terheyden

 

Vielen Dank für Ihren Artikel. Wie Frau Stern angedeutet hat, müssen intelligente Menschen auf sich aufpassen. – Michael Scheppler

 

Zwei Anmerkungen zu zwei Betrachtungen am Ende des Gesprächs: (1) Müssen wir uns wegen eines sinkenden IQ’s Sorgen machen? Das Problem mag etwas anders liegen: In unserer hoch organisierten, umsorgten und digitalisierten Welt wäre es darwinistisch betrachtet Luxus oder auch Schwachsinn, weiter ebenso viel Energie auf unseren Denkapparat zu verwenden wie zur Zeit der Jäger und Sammler. Tatsächlich geht nach archäologischen Befunden mit dem Beginn der Stadt- und Staatenbildung und der Schriftsysteme vor ca. 5.000 Jahren auch unser durchschnittliches Gehirnkammervolumen stetig wieder zurück. Wir setzen uns kleiner und überleben dennoch, nun mit einem immer smarteren Handy.

(2) Sind Intelligenz und Kurzsichtigkeit genetisch korreliert? Wohl nicht; tatsächlich weisen aktuelle Studien aus Asien – zuletzt aus Taiwan – darauf hin: Die dort extrem schnelle Zunahme der Kurzsichtigkeit geht schlicht auf veränderte Sehgewohnheiten zurück, auf zu viel künstliches Licht und wieder mal: auf das Handy. Die Schlauen lesen einfach ihre Augen kaputt. In exakt die gleiche Richtung weist eine Studie zur ungewöhnlichen Fähigkeit einer asiatischen Population, unter Wasser ohne Hilfsmittel scharf zu sehen: Hatte man zunächst eine genetische Ursache im Visier, fand man schnell heraus: Es ist nur Training, das prinzipiell jedem Menschen offen stünde. Also: Zum Glück haben wir unser Los in der Hand, in beide Richtungen.

Insgesamt zur Messung der menschlichen Intelligenz: Ein abstrakter anthropometrischer Maßstab ist bis heute nicht gefunden. Vermutlich kann er auch niemals definiert werden, jedenfalls nicht von Menschen. Bei Licht besehen prüft jeder IQ-Test bevorzugt Systemintelligenz ab oder auch: Problemlösungsfähigkeit in einem vorgewählten sozio-kulturellen Rahmen. Unsere aktuellen Verfahren sind zumeist Nachfahren des Stanford-Binet-Tests. Und der Stanford-Binet wiederum bildete die Vision des US-amerikanischen Eisenbahn-Magnaten und Stifters Leland Stanford ab, der seine Einstellungsverfahren optimieren wollte, mit großzügig eingebauten Dampfkesseln, Pleueln, Karten, Briefen und Wenn-Dann-Beziehungen.

Die Test schaffen ihre eigene Welt und Gesellschaft, gerade wenn wir ihnen zu viel zutrauen. Um die einleitende Frage zu beantworten: Am glücklichsten sind vermutlich Menschen, die sich um ihre Intelligenz keinen zu großen Kopf machen ;-) Quellen: https://www.sehen.de/presse/pressemitteilungen/kind-und-sehen/deutlich-zunehmende-kurzsichtigkeit-bei-kindern/ (veränderte Lebensgewohnheiten als Ursache rasch zunehmender Kurzsichtigkeit); https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0042698906002367 (erlernbare Akkommodation) – Dr. jur. Karl Ulrich Voss

 

Ein Sportkamerad mit zwei Berufen Optiker- und Uhrmacher-Meister erklärte meine Kurzsichtigkeit mit meiner relativ frühen Begeisterung für das Lesen von hunderten von Büchern: Das hat vielleicht sogar meine (nie getestete) „Intelligenz“ durch Training gefördert, jedoch seines Erachtens wohl meinen Augen geschadet. Heute kann mit bald 75 Jahren gut in die Ferne schauen; jedoch ohne Brille nicht gut lesen.

Tipp: Frau Stern sollte sich einmal mit Augenärzt*innen unterhalten. Diese schwache Korrelation könnte auch mit umgekehrter Kausalität begründet sein: Vielleicht lesen (potentielle) Kandidaten für höhere „Intelligenz“ (laut Test) deutlich früher und mehr als eine Vergleichsgruppe. – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele

 

Ich betrachte mich selbst als sehr glücklich, wenngleich ich bei Kant nicht an das denke, was die Hochbegabte Frau Stern vor ihrem kurzsichtigen Auge hat, sondern an Holz. Die Zeit lese ich so gern, weil mir komplexe Themen gut veranschaulicht werden, ich aber merke, dieses Blatt ist nicht für mich gemacht. Die Stellenanzeigen und viele Leserkommentare sind für mich oft ein deutliches Zeichen, das unsere Gesellschaft auseinanderdriftet, bzw. in Paralellwelten lebt.

Jeder Mensch, der seine Aufgabe gefunden hat und mit Leben füllt, ist ein Künstler. Und diese Kunst macht glücklich! Dafür muss ich diese Welt nicht verstehen, kann ich auch nicht! Es grüsst ein vermutlich semiintilligenter, aber durch und durch glücklicher Paketzusteller… – Thorsten Dörries

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Liebe – ein Fluch“ von Iris Radisch

 

Der Titel „Eine Jahrhundertliebe“ in Bezug auf die neuen freigegebenen Briefwechsel von Bachmann und Frisch ist schlichtweg falsch. Frau Radisch schreibt in ihrem Artikel selbst: „Und trotzdem kann man diese Briefe nicht guten Gewissens ein Dokument der Liebe nennen.“ Richtig ist, bei Bachmann und Frisch von einer sado-masochistischen Beziehung zu sprechen, wobei beide Partner jeweils einmal den sadistischen, dann ein anderes Mal den masochistischen Teil einnehmen.

Radisch lobt den „genialen Selbstentblößungsmut“ und verkennt mit diesem Lob völlig, dass sich hier zwei psychisch kranke Menschen gefunden haben, um ihre gemeinsamen 4 Jahre dazu zu benutzen, schnell in einen Prozess der Selbstzerstörung einzutreten. Die literarische Verarbeitung befriedigt die sado-masochistische Partnerwahl. – Lothar Schattenburg, Ph.D.

 

Man kann ja froh sein, dass Frau Radisch nicht den Begriff „historisch“ verwendet hat; und eine „Sensation“? Ich weiß nicht – für wen, für wie viele? Fragen Sie mal auf der Straße nach Bachmann und Frisch – da werden manche ernüchtert.

Zugegeben, für den kleinen Kreis der sich noch für Literaturgeschichte erwärmt, sind diese Briefe eine Freude, weil sie die beiden Literaten hinter ihren Werken ausleuchten und uns ihre ehrliche Gedanken- und Gefühlswelt offenbaren. Und gerade deshalb denke ich, die Briefe waren füreinander bestimmt und nicht für die Öffentlichkeit. Das hat mich nichts anzugehen. Das was sie zu sagen wünschten, taten sie über ihre Werke. Das Buch mit mehr als 1000 Seiten erspare ich mir – aus diesen Gründen! – Klaus Prinz

 

Ingeborg Bachmann und Max Frisch sind durch ihre Werke öffentliche Figuren. Aber nicht “nur”. “Davor” sind sie erst einmal MENSCHEN. Was jetzt mit ihnen gemacht wird, halte ich für zutiefst unanständig. Dass sie beide nicht mehr am Leben sind, ändert daran nichts. Frau Radisch bekennt sich als Autorin des einschlägigen Beitrags dazu, hier die Hauptakteurin zu sein. Aber was auf so vielen Seiten behandelt wird, ist doch wohl erst einmal in der ganzen Redaktion diskutiert worden, zumal es auf der Titelseite angekündigt wird. Hat da niemand aufgeschrieen? Rief da niemand “Halt! H a l t ! ! ! Das können wir doch nicht machen!!!” ? Oder rief da jemand und wurde überstimmt? Ich kann es nicht fassen.

Vor dem gründlichen Lesen blättere ich DIE ZEIT immer von hinten anfangend durch, um alles, was ich NICHT lesen werde, vorweg zu entsorgen. So kam es, dass ich die Seite 51 aufschug, ehe ich die Seite 49 gesehen hatte. Mein Blick fiel auf die letzte Spalte, und ich las ein paar Sätze. Da dachte ich, mich trifft der Schlag. Diese Sätze sinc p r i v a t , privater geht’s gar nicht! Wie kommen sie in eine Zeitung? Es ist doch nicht möglich, dass Ingeborg Bachmann sie zur Publikation freigegeben hat? Ich las nicht weiter – nach meinem Empfinden wäre das geradezu schamlos gewesen. Ich blätterte weiter zurück bis Seite 49 und las: “Fest steht: Ingeborg Bachmann hätte der Veröffentlichung dieser Briefe unter keinen Umständen zugestimmt.”

Klar ist also: Die Publikation dieser Briefe ist ein absolut unzulässiger Akt des Eindringens in den intimsten Bereich einer Person, die sich nicht dagegen wehren kann. Ingeborg Bachmann wird dadurch vor aller Welt in ihrem Innersten entblößt. Ob ihrer Verzweiflung kann sich nun jeder wohligem Schaudern hingeben. Oder dem Genuss – an der schönen Sprache dieser Verzweiflung vielleicht oder an der Dramatik, die sich zwischen zwei wortmächtigen Menschen entfaltet? Oder, gegebenenfalls!, der Freude ob der hohen Auflage, die mit solchen Indiskretionen zu erzielen ist? Ich halte das alles für obszön.

Von den Seiten 49 – 51 habe ich keine Zeile mehr gelesen. Ob da jemand erklärt, warum er (oder sie?) glaubt, die Publikation rechtfertigen zu können, weiß ich nicht, und es interessiert mich nicht. Rechtfertigen kann ihn nichts. Kein Mensch auf dieser Welt hat ein berechtigtes Interesse daran, Briefe zu lesen, die jemand im Rahmen einer intimen Beziehung völlig ungeschützt schrieb und ausdrücklich nicht den Augen dritter preisgeben wollte. Sollte Max Frisch die Publikation erlaubt oder gar gewollt haben, hätte er sich damit als einer geoutet, auf den die altmodische Bezeichnung “Schweinehund” präzise passt.

DIE ZEIT hätte sich an diesem Geschäft nicht beteiligen dürfen. Es enttäuscht mich tief, dass in der Redaktionskonferenz (die es doch wohl gegeben hat) das finanzielle Interesse an der Publikation über verlegerischen Anstand obsiegte. “Kauft diese Nummer, liebe Leute, die Ihr im Vorbeigehen am Kiosk das Titelbild seht! Schaut her, Ingeborg Bachmann und Max Frisch, das literarische Liebespaar des Jahrhunderts, wird bloßgestellt! Wie die beiden sich liebten und miteinander stritten, hier können nun auch Sie es lesen!”)

Was ich mir gewünscht hätte: Dass Sie sich kritisch mit dem Faktum der Publikation auseinandergesetzt hätten. Dass DIE ZEIT dem Verlag, der diese Briefe öffentlich machte, zugerufen hätte, was ich hier Ihnen zurufe: Schämen Sie sich! Schämen sie sich in Grund und Boden – jeder und jede, die nicht widersprochen hat. – Thelma von Freymann

 

Die Liebe – ein Fluch? Also etwas, dem Menschen schicksalhaft ausgeliefert sind? Das gilt vielleicht nicht für alle. Bestimmt aber für „das berühmteste Paar der deutschsprachigen Literatur“, dessen Briefe „jetzt endlich… erscheinen“. Als hätten wir alle sehnsüchtig darauf gewartet – seit „ihrem Tod“ vor vielen Jahren. Ganz sicher aber sind diese „rund 300 Briefe „eine Sensation“: „Man liest sie atemlos, beinahe fassungslos.“

Als hätten wir alle („man“) keine Ahnung gehabt von „dieser legendären Literatenliebe“ – außer natürlich deren „katastrophalen Ende“. Dabei wissen wir außerdem: „Ingeborg Bachmann hätte der Veröffentlichung dieser Briefe unter keinen Umsränden zugestimmt.“ Die „mögliche literarische Verarbeitung ihrer Liebe durch den schriftstellernden Geliebten“ nannte sie „Schamlosigkeit“. Damit erweist sie sich als Kind der moralischen Vorstellungen ihrer, der damaligen Zeit.

Doch hatte sie ihre Lieben, nicht allein die zu Max Frisch, nicht auch literarisch verarbeitet? Nur eben schamhafter bei „Wahrung des Briefgeheimnisses“? Während für Frisch „die Liebesbriefe von Anfang an literarisches Material“ waren „- vielleicht sogar die Liebe selbst“, wie Frau Radisch mutmaßt. Obgleich auch er erst „in einem zweiten Tetstament eine Veröffentlichung frühestens 20 Jahre nach seinem Tod gestattet“ hat, dem Bachmanns Erben nur „nach langem Zögern“, aber „glücklicherweise… zugestimmt“ haben. Denn: „Dieser Liebesroman in Briefen … ist großartige, überwältigende Literatur“.

Aber ist es nur „bewegend“, sie zu lesen“? Ist es nicht zugleich sehr ernüchternd, wie „zwei ungewöhnliche Menschen…wortreich keine gemeinsame Sprache finden“, und eben nicht ausschließlich an der „Unmöglichkeit der Liebe“, der „erstickenden Enge des Geschlechterkampfes in den frühen 1969er-Jahren“ scheitern, sondern auch an der Maßlosigkeit des unterschiedlichen eigenen körperlich-sinnlichen Begehrens? Natürlich ist selbst dies nicht völlig frei verfügbares, genetisch und/oder gesellschaftlich bedingtes Schicksal, besonders wenn dazu noch eine jeweils außergewöhnliche literarische Begabung auf beiden Seiten kommt, die vorder- oder hintergründig miteinander konkurrierte.

Doch nur eine Seite betont die persönliche Ohnmacht und verzweifelt an dem fehlenden „guten“ Willen auf der anderen. Hier wird die Zurückweisung doppelt demütigend erfahren: mental-sprachlich und körperlich-existenziell – bei mehrfach vorgeschädigter hypersensibler Selbstwahrnehmung. Deren Übersteigerung hatte sie schon in früheren nicht minder unglücklichen Beziehungen gezeigt. Eine sich selbst schützende literarische Verarbeitung konnte ihr nun nicht mehr zufriedenstellend gelingen. Die Liebe also auch hier nur – ein Fluch? – Eckhard Heumann

 

Ich finde es fehl am Platz, das Erscheinen des Bachmann-Frisch-Briefwechsels zu feiern. Ingeborg Bachmann hätte dieser Veröffentlichung niemals zugestimmt, wie Iris Radisch selbst ganz zutreffend beschreibt. Dann aber begrüßt sie nahezu hymnisch die Freigabe durch die Bachmann-Erben, die nun „glücklicherweise“ doch erfolgt sei. Wieder einmal ist der Literaturbetrieb geprägt durch eine unverhohlene Gier, Persönlichstes unter allen Umständen allen zugänglich zu machen.

Man muss nicht alles veröffentlichen, auch wenn das „Erlebnis, die schmerzliche Zerrissenheit nachzuvollziehen“ ein noch so eindrucksvolles und „literarisch großartiges“ ist. Manches verbietet sich einfach aus Respekt vor der Person und ihrem Veto – in diesem Fall Bachmann. Besonders fatal ist, dass es sich ausgerechnet um den Briefwechsel mit Max Frisch handelt, der diese Liebe schon an vielen anderen Stellen ungeniert und ausführlichst literarisch verwertet hat. Der „Selbstentblößungsmut“, den Radisch an den Briefen bewundert, war vielleicht (oder wahrscheinlich sicher) von Frisch für die Öffentlichkeit gedacht, aber nie im Leben (und auch nicht nach dem Tod) von Bachmanns Seite.

Jetzt ist natürlich Iris Radisch nicht für diese Veröffentlichung verantwortlich, sondern die Bachmann-Erben, die sichtlich vor keiner Grenzüberschreitung mehr zurückschrecken. Aber mit ihren Hymnen, wie bewegend das zu lesen sei, was gar nicht für uns gedacht war, setzt die Rezensentin den Verrat an der Person Bachmann noch fort. – Gabriele Fischer

 

Hurra, da ist sie wieder, die ZEIT, die ich in den letzten Jahren trotz regelmäßiger Lektüre zunehmend vermisst habe. Was Iris Radisch über die Liaison Bachmann/Frisch schreibt, ist einfach umwerfend – wie kann man nur so genial schreiben? Der Artikel selbst ist Literatur vom Feinsten, eine Wortwahl, die immer wieder zum Innehalten einlädt, um das Geschriebene nochmals und nochmals zu lesen und zu genießen. Ich würde mir mehr Artikel von dieser exzellenten Qualität wünschen. Chapeau, Madame Radisch!!! – Franz Schneider

 


 

 

Leserbriefe zu „Dem Sturm ausgeliefert“ von Moritz Aisslinger

 

Am Abend vor der 9-tägigen Tour auf dem South Coast Track (Tasmanien) stellte sich unser australischer Guide vor. Kompetent, sympathisch und gutaussehend. Will Mainprize. Ich dachte belustig „Mainprize“ – „Der Hauptgewinn“ da kann uns in den 9 Tagen unterwegs wirklich nichts passieren. Und so war es. Ich habe davor und danach keinen Menschen kennengelernt, der mit der Natur, den Tieren und dem ihm anvertrauten Menschen so respektvoll, verantwortungsbewusst und gleichzeitig feinfühlig und sensibel umgegangen ist. Er sagte „Verlasst diesen Ort so wie ihr ihn vorgefunden habt oder besser.“

Wir sahen in ihm ein beeindruckendes Vorbild für die Verantwortung, die jeder von uns wahrnehmen kann und sollte. Dass er und die anderen Männer der Gulf Livestock 1 sterben mussten, weil sie ihr Leben unverantwortlich agierenden Entscheidungsträgern anvertrauten, ist zutiefst tragisch. Matthias Dabelstein garniert dies im Interview mit einer gewissen Unverbindlichkeit, um zwischen der Arbeit der Reederei und den Ursachen für das Schiffsunglück erst gar keinen Zusammenhang entstehen zu lassen. Durch „nicht erinnern“, „keine Zeit für einen persönlichen Termin“, „keine Akte zur Hand“ entsteht ein peinlicher weiterer Versuch, den Schmerz und das Anliegen der Angehörigen zu bagatellisieren und sie einer Verantwortung zu entziehen. Klingt nach einem beliebigen, nicht im Detail erinnerbaren Vorfall in seiner beruflichen Biographie. Ehrlich, Herr Dabelstein, das wäre Will Mainprize nie passiert. Er war ein Hauptgewinn. – Annette Böhmer

 

Moritz Aisslinger hat hervorragend die derzeitige globale Seefahrt beschrieben. Für die dortigen Zustände ist die Bezeichnung „kriminell“ noch viel zu mild. Das Schicksal der „Gulf Livestock 1“ liefert realistische Einblicke in die Abgründe der globalen Schifffahrt. Ich war Matrose in den 50er und 60er Jahren. Globale Seefahrt bei Hamburger Reedereien; zum Beispiel „Hamburg-Süd“ und „ESSO Tankschiff Reederei“. Damals war es schon ein harter Beruf; im Grund nur ein Beruf für die wilden Jahre eines jungen Mannes. Aber alles war vernünftig geregelt.

Wie aber heute auf den großen Containerschiffen die Crew leben muss, das ist m.E. pure Sklaverei. Es verstößt extrem gegen die Menschenwürde und gegen die Sicherheitsanforderungen für die Crew. Die verantwortlichen Reeder müssten zwangsweise global 1 Jahr als Mitglieder der Crew auf solchen Sklaven-Schiffen fahren. Auch mit kargen Essensrationen. Die Hauptverantwortlichen, die ohne Not (!) die billigen Produkte aus Asien kaufen, kann man leider nicht zur Rechenschaft ziehen. – Volker Freiesleben

 

Eine sehr gute Recherche über die heutige Seefahrt und deren Abgründe, tiefen Abgründe, die mich sehr betroffen gemacht hat und unter die Haut gegangen ist. Wenn 90% des Welthandels über die Meere geht und bald 2 Millionen Arbeiter unter oft menschenunwürdigen Verhältnissen wie Sklaven gehalten werden, dann sollte es einen breiten Raum in den Nachrichtensendungen einnehmen. Die Zahlen, die im Dossier genannt werden, sind erschreckend. Wenn die ITF im vergangenen Jahr 37,5 Millionen US-Dollar an ausstehenden Gehältern eingetrieben hat, sagt das eigentlich schon alles, wie skrupellos die Eigner mit den Arbeitskräften auf den Handelsschiffen umgehen. Ist das z.B. kein Thema bei der UN, wenn es um Menschenrechte geht?

In Ihrer Ausgabe Nr. 46 machen Sie ebenfalls Werbung für eine Luxuskreuzfahrt. „Wilde Natur auf dem Silbertablett“ und „Slow Cruising mit World Voyager“. Ich würde mir ein gleiches Dossier über Kreuzfahrtschiffe wünschen mit so viel Leidenschaft und Engagement wie bei „Dem Sturm ausgeliefert“. Auf einem Schiff sind oft mehr als 4.000 Menschen unterwegs, kleine Dörfer auf See. Neben der Verbrennung von Schweröl für den Antrieb der Motoren, frage ich mich, wo man mit dem ganzen Abwasser und Müll bleibt, den diese Menschen auf dem Schiff hinterlassen. Der wird bestimmt nicht im nächsten Hafen vorschriftsmäßig entsorgt. Das wäre wieder viel zu teuer und würde den Gewinn schmälern. Es darf doch nicht sein, dass außerhalb der 200 Seemeilenzone vor den Küsten es einen rechtsfreien Raum gibt, in dem praktisch jeder machen kann, was er will.

Leider muss ich zum Schluss auch noch sagen, dass ich auf „Torten der Wahrheit“ gut verzichten kann. Allein schon der Anspruch Wahrheit. Muss ich wissen, wie sich Literaturgenres anteilsmäßig verteilen und die Deutschen Gerichtsurteile bewerten? Nein. Auf „Alard von Kittlitz entdeckt: Gottes Chips“ hätte ich auch gerne verzichtet und darunter „Beni Bischof denkt nach“ war ebenfalls Platzverschwendung und unnötig, fast schon eine Beleidigung. Das Boulevard sollten Sie der Regenbogenpresse überlassen. Das Niveau Ihrer Zeitung leidet nur unter solchen Beiträgen. Ich habe DIE ZEIT immer gerne gelesen und möchte das auch in Zukunft weiterhin tun. – Albert Mühlenhoff

 

Für jemanden, der seit 68 Jahren mit der Schifffahrt „verheiratet“ ist und mit Planung, Entwurf, Bau und Betrieb von Handelsschiffen zu tun hatte – zuletzt mit der akademischen Lehre und Forschung auf diesem Feld -, ist es nicht leicht, auf den Text Ihres Autors Moritz Aisslinger, der dem Leser „Einblicke in die Abgründe der globalen Schifffahrt“ verspricht, emotionslos und sachlich ausgewogen zu reagieren.

Vordergründig geht es um den Totalverlust eines Schiffes in einem Taifun, dargestellt aus der Sicht betroffener Einzelpersonen – ein sicherlich legitimer und für den Leser interessanter journalistischer Ansatz.Die in diesem Zusammenhang recherchierten objektiven Sachverhalte sind, wie mir scheint, nicht in Zweifel zu ziehen.

Hintergründig drängt sich mir der Eindruck auf, dass den „Landratten“ und den ZEIT-Lesern ein emotionsgeladenes Bild von einer Handelsschifffahrt vermittelt wird, das geprägt ist von „Seelenverkäufern“ und unaufgeklärten Katastrophen. Wenn die Rede ist „von einer Welt, in der alle paar Tage ein größeres Schiff verloren geht – 892 in den vergangenen zehn Jahren“, dann legt dies den Schluss nahe, dass hier regelmäßig Unfähigkeit, Fahrlässigkeit und kriminelle Machenschaften am Werk sind. Wenn man an dieser Stelle die Statistik des Instituts für Seeverkehr und Logistik Bremen heranzieht – Schiffsverluste z.B. in 2015, gegliedert nach Schiffstypen, und dem gegenüber gestellt die jeweiligen Welt-Flottenbestände in 2016 – so vermittelt der so aufgearbeitete Tatbestand, wie mir scheint, ein durchaus anderes Bild:

Vielzweck-Trockenfrachter: 36; 16.892; Fischereifahrzeuge: 16; Schlepper: 7; Bulkcarrier: 6; 10.919; Rohöl-Tanker: -; 7.065; Containerschiffe: 5; 5.239; Fahrgastschiffe: 4 ; 4.326 (incl. RoRo-Schiffe); RoRo-Schiffe: 4; Chemikalien-Tanker: 2; 5.204; Offshore-Versorger: 2; Sonstige: 3; Gesamt: 85; 49.635 [Schiffe ab jeweils definierter Mindestgröße]. Ebenso wie vieler meiner Fachkollegen zögere ich nicht, die weltweite Seeschifffahrt hiernach – wobei man davon ausgeht, dass in der Regel alle Totalverluste tatsächlich erfasst werden – als einen vergleichsweise sicheren – und, wie hinzufügen wäre, wirtschaftlich leistungsfähigen und ökologisch günstigen – Verkehrsträger zu bezeichnen.

Aber, wenn Sie die etwas frivole Formulierung erlauben, die Ozeane sind kein „Dorfteich“ – das Chinesische Meer schon gar nicht – wer sich dorthin begibt, sollte wissen, was er tut – wenn man dort Fehler macht, kann dies Leben, Schiff und Ladung kosten. Im vorliegenden Fall eines Vieh-Transporters, eines Spezialschiffs mit einer durchaus anspruchsvollen Transportaufgabe, sind anscheinend zwei gravierende Fehler gemacht worden: Man hat eine Reise mit einer defekten Hauptmaschine angetreten, was nie und nimmer hätte geschehen dürfen, und das Kommando hatte ein, wie es scheint, unerfahrener, von der besonderen Taifun-Gefahrenlage und der Notwendigkeit einer Entscheidung für eine Ausweichroute überforderter Kapitän.

Es ist nicht auszuschließen, dass er von Instanzen an Land unter Druck gesetzt worden war, aber die zu treffenden Entscheidungen waren einzig und allein seine – was keine Entschuldigung sein darf für diejenigen, die hier möglichweise versucht haben, Einfluss zu nehmen – eine Offenlegung eventueller Einflussnahmen wäre dringend zu wünschen und sollte auch möglich sein (in einer lebensbedrohenden Katastrophensituation an Bord gibt es dann nur noch den Schiffsrat, in dem jedes Besatzungsmitglied eine gleichberechtigte Stimme hat).

Das Ergebnis war dann eben bedauerlichwerweise tödlich – dem ist an der Stelle gar nichts weiter hinzuzufügen oder an dunklen Abgründen hinein zu interpretieren. Ich denke auch nicht, dass die Suche nach Schiff und Überlebenden fahrlässig durchgeführt wurde – auch das ist nicht ganz so einfach, wie man es sich an Land vorstellt.

Welchen elementaren Gefahren, Risiken und Entscheidungszwängen ein Seemann im allgemeinen und ein Kapitän im besonderen ausgesetzt sind, welches Maß an Vorsicht und Misstrauen von ihnen gefordert wird, kann man wohl bei niemandem besser, in einer klaren und emotionslosen Sprache, nachlesen als bei dem Seefahrer und Schriftsteller Joseph Conrad – diese Lektüre kann man jedem nur empfehlen, der sich mit der Seefahrt auseinandersetzen möchte. Zu glauben, dass Conrads Berufseerfahrungen nur für die längst vergangene Segelschiffszeit zutreffen, wäre ein unter Umständen lebensgefährlicher Irrtum.

Was der Seemann eines sinkenden Schiffes vor seinem Tod erfahren und empfunden hat, bleibt sein Geheinmis, das wir nie erfahren werden. Dass Havarien auf See, wie der Autor vermutet, häufig – fast immer? – weitgehend ungeklärt bleiben, kann ich aus eigener Berufserfahrung nicht bestätigen. Richtig ist wohl, dass unübersichtiche Verlader-, Eigner-, Betreiber- und Flaggenverhältnisse dabei nicht gerade hilfreich sind. Ich würde mir aber auch wünschen, dass die Öffentlichkeit ihrerseits – auch die Journalisten – mehr Verständnis für einen Berufsstand entwickeln, von dem sie in erheblichem Ausmaß abhängen. – Prof. em. Horst Linde

 

Auch Ihr ZEIT-Text „Dem Sturm ausgeliefert“ hat mich wieder tief berührt und veranlasst mich, Ihnen zu danken für diesen Beitrag. Wie in eine Partitur hineingeschrieben, erlebt man sich selbst beim Lesen in einer teilnehmenden Rolle und ist ergriffen von dem Geschehen. Vielleicht auch, weil ich selbst Mutter von drei Söhnen bin (60,55,51), deren Leben mir so kostbar ist wie sonst nichts auf der Welt. Ihr Stil ist zudem großartig und lässt einen schon auf Ihren nächsten ZEIT-Artikel warten. – Herma Brandenburger

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Schuldfrage“ von Lena Niethammer

 

Es scheint mir wichtig darauf hinzuweisen, dass der Rüstwagen der Feuerwehr nicht deshalb im Stau stand, weil es einen Stau gab, sondern weil offensichtlich keine Rettungsgasse gebildet wurde. Man wird ja auch nicht grundsätzlich nass wenn es regnet, sondern nur dann, wenn man keinen Regenschirm dabei hat. …wenn also jemand unbedingt schuld sein soll, dann die Autofahrer*innen, die entgegen der Vorschrift keine Rettungsgasse gebildet haben. – Karola Nestele

 

Vielen Dank für Ihren sehr gut geschriebenen Artikel: „Die Schuldfrage“, bitte mehr davon! Leider nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als solche wahr. In den Medien, der Politik und damit in der breiten öffentlichen Wahrnehmung wird diese immer noch als „Klimawandel“, „Klimakrise“ oder „Erderwärmung“ verharmlost. Selbst Sie, Die Zeit nennen ihre Rubrik verharmlosend GREEN, was eher nach Gartenkolumne klingt als nach Klimakatastrophe.

Leider verharmlosen die Medien, vermutlich unbewusst, die bereits stattfindende Klimakatastrophe linguistisch durch die Verwendung der Wörter „Klimawandel“, „Klimakrise“ zu einem Wandel oder zu einer Krise in etwas beinahe Positives. Denn „Wandel“ klingt harmlos, irgendwie nach positivem Lebenswandel oder so. „Krise“ klingt nach etwas Vorübergehendem. Beides passt so gar nicht zu den Opfern der Ahrtal-Katastrophe, den Opfern der Flutkatastrophe und den vielen anderen Hitze-, Dürre-, Hunger-, Flut-, Waldbrand- u.s.w. Toten. Beides passt so gar nicht zu dem dauerhaften, unwiderruflichem der jetzt gerade stattfindende Klimakatastrophe.

Bitte lesen Sie dazu die Duden Zuschreibungen an die Wörter Wandel und Katastrophe. https://www.duden.de/rechtschreibung/Wandel, https://www.duden.de/rechtschreibung/Krise,https://www.duden.de/rechtschreibung/Katastrophe. Dadurch finden die Protestaktionen so wenig Unterstützung. Zu gerne denken noch immer viel zu viele: „Die Klimakatastrophe passiert langsam, woanders und ist nicht so schlimm!“ Dabei verlieren hier und jetzt schon viele dadurch ihr Leben. Wir befinden uns bereits mitten in der Katastrophe. Denn das bereits und die nächsten Jahre ausgestoßene CO2 hat zwar eine unauffällige und schleichende Wirkung.

Nur ab und zu kommt es zu katastrophalen Ausbrüchen wie Waldbränden, Dürren oder Fluten wie im Ahrtal oder Pakistan. Aber die jetzige hohe Konzentration an Klimagasen führt unweigerlich zu immer größeren und häufigeren Katastrophen, die uns alle, wo wir auch leben, auf diesem Planeten katastrophal betreffen werden. Also sind wir alle jetzt schon mittendrin in der Katastrophe.

Bitte hören Sie darum auf, die Klimakatastrophe so verharmlosend zu benennen. Sie verniedlichen damit die immer tödlicheren Tatsachen, die Ahrtal und Pakistan Flutkatastrophen, und die Katastrophenszenarien der anerkanntesten Wissenschaftler herab, zu einem „Wandel“, einer „Erwärmung“ oder „Krise“. Ins Ahrtal kam nicht das „Krisen“interventionsteam des Sozialen Dienstes, die Kinder hatten kein „Hitze“frei, sondern ihre Stadt war weg, es kamen das THW, die Bundeswehr und der Katastrophenschutz! Solange die Medien die Katastrophe nicht einmal beim Namen nennen wollen, werden wir uns diesem Thema nur halbherzig widmen: wir als Bürger und die Politiker als Vollstrecker unseres Willens.

Wieder einmal entsteht (un-)gewollt durch die mediale Berichterstattung in unserem Kopf ein harmloseres Bild von der akuten Situation und Gefahr wie gerechtfertigt: „Es geht um eine Krise, es erwärmt oder wandelt sich etwas da wird geredet und es herrscht Uneinigkeit wer wann was bezahlt, tut oder nicht tut.“ „Wer blickt da noch durch, ich werde schon mitbekommen, wenn es was Wichtiges gibt.“ denkt man. Dennoch beschleicht jeden von uns ein immer unheimlicheres Gefühl.

Je bedrohlicher die Waldbrände und Dürren, je tödlicher die Flut- und Hitzewellen, desto größer tut sich in uns selbst ein Graben auf: „Wie viel Verantwortung habe ich und wie verhalte ich mich richtig um die Klimakatastrophe abzumildern?“ „Wälze ich alle persönliche Verantwortung auf den Markt und die Politik ab und tue so, als ob ich eh nichts machen kann oder werde ich selbst aktiv?“

Aber noch will keiner außer den Klimaaktivist*innen eine Spaßbremse sein. Viel lieber lassen wir uns von den Medien beständig durch informierende und unterhaltende Beiträgen versichern: „Es ist (noch) nicht so schlimm, nur eine Krise, gönn dir inzwischen ruhig etwas, denn wenn Du es nicht machst, tun es Andere und damit ist dem Klima auch nicht geholfen!“ Dass es uns an Konsequenz mangelt, hat viel mit den Medien zu tun, die in diesem Stück sowohl die Rolle des Biedermann (Krise) als auch den Brandstifter mit exotischen Leserreisen inklusive Kreuzfahrtschiffen und Interkontinentalflügen spielen. Sie berichten gleichbleibend wertneutral über die Katastrophen und andererseits preisen sie genauso gleichbleibend wertneutral(?) Mode, Reisen, SUV`s, die größten Umweltsünden an.

Solange die Medien die Klimakatastrophe (un-)bewusst ähnlich relativieren wie damals die Risiken des Rauchens in öffentlichen Räumen (die größte Medienkatastrophe bisher!), werden wir den Ernst der Lage nicht erfassen. Solange versäumen wir unsere Pflicht zum Wohle anderer und unserer Kinder, Solidarität und Verzicht zu üben. Solange schätzen wir unser jetziges kleines Glück mehr, wie ein Miteinander kämpfen für mehr Natur, saubere Luft und genug Wasser und Lebensmittel für alle.

Solange verschleppen wir alle Lösungen. Solange machen wir und unsere Politiker uns vor: „Sollen doch die Anderen erst was machen, erst dann werde ich vielleicht mitmachen.“ Dabei bräuchten wir schon längst mehr Konsequenz im Bezug auf alle unsere Klimasünden. Bitte sehen Sie den angefügten Text und Anhang. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie mehr über den uns zur Zeit lähmenden gesellschaftlichen Stillstand berichten könnten! – Klaus Siersch

 

Dass der „Senat“ bzw. die „Berliner Innenverwaltung“ bzw. der Staatssekretär der „Senatsverwaltung für Inneres“ gezielt Daten sammeln lässt, um Klimaaktivisten besser diskreditieren zu können, dürfte meines Erachtens eigentlich nicht ohne politische Konsequenzen bleiben. Aber es wird wohl niemand seinen Hut nehmen (müssen). Und was der FDP-Bundestagsabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff im Stile von Donald Trump, der AfD und der Bild-Zeitung twitterte, wird ihm innerhalb seiner Partei wohl kaum geschadet haben. Soviel zum Klimaschutz in Deutschland. – Dr. Ulrich Willmes

 

Der Artikel „Die Schuldfrage“ darüber, ob der Berliner Senat das Feindbild Klimaaktivist vorgegeben hat, hat mich wirklich schockiert. Ob diese Form des Klimaprotests wirklich Wirkung entfalten kann, weiß ich nicht, aber seit Wochen werden junge Leute mit einem höchst berechtigten Anliegen diskreditiert und kriminalisiert, weil dies leichter ist, als sich mit den wichtigeren Problemen beschäftigen: Wie kann der CO2-Ausstoß in Deutschland so reduziert werden, dass das 1,5-Grad Ziel eingehalten werden kann? Wie ist es überhaupt möglich, dass in einem Land, das sich seit 2007 der Vision Zero verschrieben hat, eine Fahrradfahrerin von einer Person in einem Betonmischer überfahren wird? Diese beiden Themen sind für mich der weit größere Skandal als ein Stau auf der Autobahn. – Simon Peters

 


 

 

Leserbriefe zu „Sorry, Jesus, aber das rechnet sich nicht“ von Anna Mayr

 

Sorry, Jesus, aber… Das Kreuz zu entfernen… Beide Beiträge gehören m. E. inhaltlich zusammen und sollten zusammen kommentiert werden! Erhellend noch immer, nach fast 30 Jahren, wie hinter den politischen Kulissen die Pflegeversicherung ausgemauschelt und zu ihrer Finanzierung der Buß- und Bettag geopfert wurde! Lobenswert der Widerspruch der Sachsen! Beschämend, daß der oberste Evangele nicht mit Zähnen und Klauen für dessen Beibehaltung gekämpft hat! Schon damals hat der immer profaner werdende Zeitgeist christliche Feiertage zur Disposition gestellt.

Heute entfernt man schon in vorauseilendem Zeitgeistgehorsam öffentliche christliche Bekenntnisse und Symbole, während gleichzeitig Gottesdienste vor leeren Bänken abgehalten werden und immer mehr Mitglieder aus der Kirche austreten! Im Gegensatz dazu entspricht es offenbar dem Zeitgeist, wenn auf Dächern unbehelligt der Halbmond leuchtet! Während der Ruf des Muezzins erschallt, werden wohl bald aus Toleranz vor der Intoleranz manche Kirchen aufs gleichzeitige Glockengeläut verzichten oder die Klöppel gleich in Styropor packen!

Es wird auch nicht mehr lange dauern, bis ein muslimischer Feiertag grün im deutschen Kalender auftaucht – auch im sächsischen? Zum Ausgleich dafür könnte man am ehesten Christi Himmelfahrt streichen, ein Feiertag, an dem inzwischen alle Möchtegern-Väter übermäßigem Alkoholgenuss frönen! Da aber Alkohol nach den Regeln des Islam verboten ist, wäre dieser Tag der nächste im Feiertagsstreichkonzert! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Die Berufsbezeichnung AltenpflegerInnen gab es bereits lange vor dem Jahr 1994. – Rüdiger Weigel

 

In der Regel freue ich mich über Ihre Artikel und Kolummnen in der ZEIT. In „Sorry, Jesus, …“ tragen Sie eine durchaus geläufige Fehlinformation weiter: Es ist nicht richtig, dass die Altenpflege als „Job“ in der Phase der Vorbereitung der Pflegeversicherung noch nicht existierte. Der Beruf der/des staatlich anerkannten Altenpfleger*In wurde bereits 1967 durch einen Runderlass des Landes NRW als qualifizierter Ausbildungsberuf beschrieben. Dies geschah auf Initiative des „Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge“. 1965 forderte dieser die Schaffung einer sozialpflegerischen Qualifikation zwischen Krankenpflege, Familienpflege und Sozialarbeit, als Reaktion auf den wachsenden Anteil hochaltriger Menschen und die damit einhergehenden sozialpolitischen Aufgabenstellungen.

Zwischen 1969 und dem Start der Pflegeversicherung Mitte der 1990er Jahre gelang in der Altenpflege eine rasante inhaltliche Entwicklung, die sich in vielen Bundesländern in einer mehr als Verdoppelung der Ausbildungszeiten und der Entstehung eigener Fort- und Weiterbildungsqualifikationen niederschlug. Fast in Vergessenheit geraten ist die von der ÖTV erwirkte Tarifangleichung mit der Kranken- und Kinderkrankenpflege als Folge des Pflegenotstandes 1988/89. Leider hat die Pflegeversicherung mit ihrer Verengung auf „abrechnungsfähige“ behandlungspflegerische Maßnahmen zu einem Niedergang der beruflichen Altenpflege geführt.

Obwohl die sozialpflegerischen Inhalte die Ausbildung weiterhin prägen, schauen Träger von stationären, wie ambulanten Pflegeeinrichtungen notgedrungen auf die Bilanz. Dies führte auch unter dem Eindruck mangelnder gewerkschaftlicher Unterstützung zu erheblichen Einkommensverlusten von Altenpflegefachkräften und -Helfer*Innen. Heute verdienen Fachkräfte in der Altenpflege bei gleichwertiger Qualifikation bis zu 30% weniger als die Kolleg*Innen in der Krankenpflege. Wen wundert es, dass das Ansehen der ganzen Berufsgruppe leidet? – Michael Wolff

 

Ein typischer Artikel der ZEIT. Was war mit dem Buß- und Bettag, in der DDR. Abgeschafft ab 1967. Aber in der ZEIT gibt es, wie so oft, nur westdeutsche (=deutsche) Geschichte, außer es gibt negatives über die DDR zu berichten. https://de.wikipedia.org/wiki/Feiertage_in_der_DDRKlaus Rozinat

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Computer lernt spielen“ von Florian Eichel

 

Der Abwurf von „Little Boy“ über Hiroshima fand am 6. August 1945 statt, nicht am 6. Juli. Werden solche Fehler eigentlich in der Onlineausgabe korrigiert? Ich frage mich nämlich, wie man dann richtig zitieren würde. – Thomas Manthey

 

Der Abwurf der ersten Atombombe war am 6. August 1945 und nicht am 6. Juli. – Dr. Michael Eckert

 

Den oben genannten Artikel wollte ich lesen. Ich tat es bis zu dem Datum, das Herr Eichel für den Bombenabwurf auf Hiroshima nannte. Ich war zunächst ungläubig, dann fassungslos über so viel gleichgültige, um nicht zu sagen, schlampige, Recherche. Am 6. Juli 1945 hatten die Menschen noch genau einen Monat zu leben – für die Betroffenen und buchstäblich GEtroffenen eine wertvolle Zeit! Mir war meine Zeit zu schade, um den Artikel zu Ende zu lesen. Und es ist jammerschade für das von mir sonst so geschätzte hohe Niveau Ihrer Zeitung, wenn derart simpel zu recherchierende Tatsachen und Ereignisse übersehen werden bzw. nicht gewusst sind. – Erika von Zastrow

 


 

 

Leserbriefe zu „KRIEG VOR KLIMA“ von Andrea Böhm et al.

 

Vielen Dank für Ihren sehr gut geschriebenen Artikel: „Krieg“ Bitte mehr davon! Leider verharmlosen Sie, vermutlich unbewusst, die bereits stattfindende Klimakatastrophe linguistisch durch die Verwendung der Wörter „Klimawandel“, „Klimakrise“ zu einem Wandel oder zu einer Krise in etwas beinahe Positives. Denn „Wandel“ klingt harmlos, irgendwie nach positivem Lebenswandel oder so. „Krise“ klingt nach etwas Vorübergehendem. Beides passt so gar nicht zu den Opfern der Ahrtal-Katastrophe, den Opfern der Flutkatastrophe und den vielen anderen Hitze-, Dürre-, Hunger-, Flut-, Waldbrand- u.s.w. Toten. Beides passt so gar nicht zu dem dauerhaften, unwiderruflichem der jetzt gerade stattfindende Klimakatastrophe.

Bitte lesen Sie dazu die Duden Zuschreibungen an die Wörter Wandel und Katastrophe. https://www.duden.de/rechtschreibung/Wandel, https://www.duden.de/rechtschreibung/Krise,https://www.duden.de/rechtschreibung/Katastrophe. Leider nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als solche wahr. In den Medien, der Politik und damit in der breiten öffentlichen Wahrnehmung wird diese immer noch als „Klimawandel“, „Klimakrise“ oder „Erderwärmung“ verharmlost. Selbst Sie, Die Zeit nennen ihre Rubrik verharmlosend GREEN, was eher nach Gartenkolumne klingt als nach Klimakatastrophe.

Doch wir befinden uns bereits mitten in der Katastrophe. Denn das bereits und die nächsten Jahre ausgestoßene CO2 hat zwar eine unauffällige und schleichende Wirkung. Nur ab und zu kommt es zu katastrophalen Ausbrüchen wie Waldbränden, Dürren oder Fluten wie im Ahrtal oder Pakistan. Aber die jetzige hohe Konzentration an Klimagasen führt unweigerlich zu immer größeren und häufigeren Katastrophen, die uns alle, wo wir auch leben, auf diesem Planeten katastrophal betreffen werden. Also sind wir alle jetzt schon mittendrin in der Katastrophe.

Bitte hören Sie darum auf, die Klimakatastrophe so verharmlosend zu benennen. Sie verniedlichen damit die immer tödlicheren Tatsachen, die Ahrtal und Pakistan Flutkatastrophen, und die Katastrophenszenarien der anerkanntesten Wissenschaftler herab, zu einem „Wandel“, einer „Erwärmung“ oder „Krise“. Ins Ahrtal kam nicht das „Krisen“interventionsteam des Sozialen Dienstes, die Kinder hatten kein „Hitze“frei, sondern ihre Stadt war weg, es kamen das THW, die Bundeswehr und der Katastrophenschutz! Solange die Medien die Katastrophe nicht einmal beim Namen nennen wollen, werden wir uns diesem Thema nur halbherzig widmen: wir als Bürger und die Politiker als Vollstrecker unseres Willens.

Wieder einmal entsteht (un-)gewollt durch die mediale Berichterstattung in unserem Kopf ein harmloseres Bild von der akuten Situation und Gefahr wie gerechtfertigt: „Es geht um eine Krise, es erwärmt oder wandelt sich etwas da wird geredet und es herrscht Uneinigkeit wer wann was bezahlt, tut oder nicht tut.“ „Wer blickt da noch durch, ich werde schon mitbekommen, wenn es was Wichtiges gibt.“ denkt man.

Dennoch beschleicht jeden von uns ein immer unheimlicheres Gefühl. Je bedrohlicher die Waldbrände und Dürren, je tödlicher die Flut- und Hitzewellen, desto größer tut sich in uns selbst ein Graben auf: „Wie viel Verantwortung habe ich und wie verhalte ich mich richtig um die Klimakatastrophe abzumildern?“ „Wälze ich alle persönliche Verantwortung auf den Markt und die Politik ab und tue so, als ob ich eh nichts machen kann oder werde ich selbst aktiv?“

Aber noch will keiner außer den Klimaaktivist*innen eine Spaßbremse sein. Viel lieber lassen wir uns von den Medien beständig durch informierende und unterhaltende Beiträgen versichern: „Es ist (noch) nicht so schlimm, nur eine Krise, gönn dir inzwischen ruhig etwas, denn wenn Du es nicht machst, tun es Andere und damit ist dem Klima auch nicht geholfen!“ Dass es uns an Konsequenz mangelt, hat viel mit den Medien zu tun, die in diesem Stück sowohl die Rolle des Biedermann (Krise) als auch den Brandstifter mit exotischen Leserreisen inklusive Kreuzfahrtschiffen und Interkontinentalflügen spielen. Sie berichten gleichbleibend wertneutral über die Katastrophen und andererseits preisen sie genauso gleichbleibend wertneutral(?) Mode, Reisen, SUV`s, die größten Umweltsünden an.

Solange die Medien die Klimakatastrophe (un-)bewusst ähnlich relativieren wie damals die Risiken des Rauchens in öffentlichen Räumen (die größte Medienkatastrophe bisher!), werden wir den Ernst der Lage nicht erfassen. Solange versäumen wir unsere Pflicht zum Wohle anderer und unserer Kinder, Solidarität und Verzicht zu üben. Solange schätzen wir unser jetziges kleines Glück mehr, wie ein Miteinander kämpfen für mehr Natur, saubere Luft und genug Wasser und Lebensmittel für alle.

Solange verschleppen wir alle Lösungen. Solange machen wir und unsere Politiker uns vor: „Sollen doch die Anderen erst was machen, erst dann werde ich vielleicht mitmachen.“ Dabei bräuchten wir schon längst mehr Konsequenz im Bezug auf alle unsere Klimasünden. Bitte sehen Sie den angefügten Text und Anhang. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie mehr über den uns zur Zeit lähmenden gesellschaftlichen Stillstand berichten könnten! – Klaus Siersch

 

Das Klimarisiko senkt die planetarische Leistungsfähigkeit. Dadurch steigt der Evolutionsdruck auf biologische Arten. Soziologisch wächst in Gesellschaften der Dichtestress, was Wut und Hass hervorbringt. Wut und Hass erleichtern die Ausgrenzung von Anderen; und erleichtert ggf. das Töten. Da der Ukrainekrieg nicht die planetarische Leistungsfähigkeit durch Töten hebt, setzt sich wahrscheinlich die Gewaltspirale fort. … Im Grunde wird mit Taiwan-China-Diskursen das nächste Kriegsszenario vorbereitet.

Evolutionär gesehen, ist der Angriffskrieg nur ein Druckausgleich. Zynischerweise ist es sogar eine Verbesserung zum „Weiterso“, was einen Kollaps vom Ökosystem riskiert. Im EU-Zukunftsdialog habe ich „evolutionäres Wachtum“ in einer axiomsbasierten Weltwirtschaftsordnung angeboten; und vor Krieg gewarnt. … Der Friedensnobelpreisträger EU wählte den Krieg bevor Hr. Putin die Ukraine angriff. – Matthias Losert

 

„Krieg vor Klima“ – der Ukraine-Krieg hat den Fokus verschoben und dahinter lässt es sich gut verstecken. Man setzt auf neue Technologien und Aufforstung und fördert nebenbei fossile Energie. Das wird nicht gutgehen. Neue Technologien haben durch den Rebound-Effekt bislang nicht zur Verringerung der Treibhausgase beigetragen und werden es auch in Zukunft nicht tun, weil wir nicht von unseren Konsumgewohnheiten abrücken wollen. „Verzicht“ und „Verbot“ sind in allen Industrieländern, die hauptsächlich für die Emissionen verantwortlich sind, Unwörter, weil sie die zentrale Wachstumsideologie des Kapitalismus in Frage stellen.

Auch wenn es immer wieder behauptet wird – „grünes Wachstum“ gibt es nicht. Es hilft nur, Flugzeuge am Boden zu lassen, Autos stehen zu lassen und den meisten Mist erst gar nicht zu produzieren. Leider will das nicht in die Köpfe der Menschen rein, und kein Politiker, keine Partei wagt das zu propagieren, weil er dann in unserer Demokratie „weg vom Fenster“ wäre. Mir wird angst und bange, wenn ich an die Zukunft meiner Enkel denke. Die Erde wird unbewohnbar wie der Mond. – Thomas Schilling

 


 

 

Leserbriefe zu „Bloß weg“ von Patrick Witte

 

Früher kamen Russen im Exil nach Baden-Baden, auch nach Berlin. Heute emigrieren viele in die ehem. Mittelasiatischen Kolonien von Russland. – Hartmut Wagener

 

Während sich die Frauen im Iran trotz schlimmster Bedrohungen gegen die Missstände in ihrem Land wehren, erkennen die russischen Männer in dem menschenverachtenden Angriff auf die Ukraine keinen Handlungsbedarf und verfolgen ihn vom sicheren Sofa aus. Auch als sie selbst an die Front sollen, gehen sie nicht etwa auf die Straße, sondern machen sie sich vom Acker.

Nach dem 1. Weltkrieg haben es alle europäischen Länder geschafft, zu Demokratien zu werden, manche mehr, andere weniger, einige mit Unterbrechungen oder fremder Hilfe. Nur Russland nicht, dort geben sich seither die Diktatoren die Klinke in die Hand. Das habe ich mir lange mit einer besonderen Brutalität der Machthaber erklärt. Inzwischen frage ich mich, inwieweit es auch am Volk liegt. Wenn es aber so ist, reicht es dann, Putin zu ersetzen? Gehört Russland zu Europa? – Klaus Werner

 


 

 

Leserbriefe zu „Holt es bei den Reichen!“ von Mark Schieritz

 

Warum gibt die Regierung (incl. FDP) beim Sachverständigenrat ein 400-seitiges Gutachten in Auftrag, wenn Nicht-Sachverständige wie FDP- Lindner und CDU- Klöckner, ihres Zeichens Klientel-Politiker, die Empfehlung der Gutachter, den Spitzensteuersatz vorübergehend zu erhöhen, schlichtweg negieren und es -angeblich- „besser wissen“ wollen? Man ärgert sich wieder einmal über sinnlos verplemperte Gelder für teure, nicht ernst genommene Gutachten und über sture Verteidiger sozialer Ungerechtigkeit und Ungleichheit. – Beate Reissberg

 

„Was sich aber steuern lässt: Wer auf Wohlstand verzichten soll – und wer nicht“ (Schieritz) Jedoch: ALLE müssen auf Wohlstand verzichten! Einmal durch höhere Preise (sprich Inflation) zum anderen durch höhere Steuern (Mehrwertsteuer auf die höheren Preise plus mehr Einkommensteuer durch die kalte Progression infolge inflationär gestiegener Einkommen. Profiteur ist auf jeden Fall der Staat: Schuldenabbau durch Inflation und höhere Steuereinnahmen!

P.S. Vor etlichen Jahren hatte Schieritz höheren Mindestlöhnen das Wort geredet … egal, was der Capuccino dann kosten würde…. Jetzt haben wir es: 4,50 Euro statt 3,20 Euro wie vor 6 Wochen! Was ist der Effekt? Weniger Capuccino bei weniger Personal und geringeren Öffnungszeiten mit der Folge von Wohlstandsverlusten bei Barista, Bedienung und Kunden! Natürlich könnte der Staat jedem 100 Euro für Capuccino in die Hände drücken! Was wäre gewonnen? REAL NICHTS! – Hans Hardenberg

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Turm der hohen Preise“ von Martin Nejezchleba

 

Die Leipziger Strombörse scheint ja auf Transparenz nicht allzu viel Wert zu legen. So enttäuscht Ihr Bericht über die EEX. Man erfährt zwar, dass nur ein Drittel des deutschen Stroms über die Börse verkauft wird, aber über die Gründe dafür erfährt man nichts. Sie meinen, das dort gehandelte Produkt sei so enfach, übergehen aber dabei, dass es auch grünen Stom gibt. Wird der vielleicht bevorzugt an der Börse vorbei gehandelt. Er war bisher teurer, und es besteht eigentlich kein Grund, dass er jetzt noch teurer werden sollte, es sei denn man nutzt den Marktmechanismus.

Ich kann den Sinn und Zweck dieser Energiebörse auch nach Ihrem Bericht nicht erkennen. In den letzten Wochen scheint sie mehr Schaden als Nutzen angerichtet zu haben. Wenn fast alle Strommarktexperten das Merit-Order-Prinzip verteidigen, muss das nicht heißen, dass die Börse nicht auschließlich den Stromlieferanten dient und in Frage gestellt werden sollte. – Jürgen Kirschning

 

Eine Börse ist das Rechenzentrum der kapitalen Melkmaschine, sie funktioniert in regelbasierten berechenbaren Zeiten nach bestimmten Algorithmen. Werden Basisfaktoren abrupt verändert funktioniert scheinbar nichts mehr.

Bei Beginn der Coronapademie wurde Klopapier gehortet, das war noch lustig. Da raste eine Millionenhorde hirn- und planlos lemminghaft durch die dt. Supermärkte und glaubte den Arsch sauber halten sei Krisenvorsorge. Bei Beginn von Putins Größenwahn gaben plötzlich alle Öl- und Gasversorger und -Großverbraucher vor in seiner Falle zu sitzen. Es war nicht Putins Falle, es war ihre eigene Falle aus hirnloser blinder Geld- und Machtgier. Als gäbe es keine Marktregeln, gerieten sie in Panik und horteten Gas und Öl zu exorbitanten Preisen.

Als die Lager voll waren und der Verbrauch nachließ, fiel die Nachfrage und die Preise hinterher. Hoppla, gab es doch einen Markt? Was wir erleben ist eine gigantische Umverteilung von unten nach oben, das ist die eigentliche Funktion des Marktes, die Algorithmen der Verarschungsmaschine aus eeX und Co. funktionieren. Und unsere Politik trottelt laienhaft oder lobbyistengeleitet hinterher. Das gilt es zu ändern. – H. Giller

 


 

 

Leserbriefe zu „Bumm Bumm Buhrow“ von Martin Machowecz

 

Als Vertreter einer besonderen Kaste von Journalisten wird BUHROW schon im Namen erkennbar: Besonderer Unsinn Hat Regelmäßig Offene Wunden. – Jürgen Dressler

 

Nein, damit, dass Buhrow die Systemfrage im ÖRR stellt, konnten Kritiker, die gleichzeitig grundsätzlich den Segen für unser Landes in dieser Organisationsstruktur anerkennen, nicht rechnen! Dass sich der ARD-Vorsitzende fragt – wenn auch kurz vor seinem Abtritt – ob wir wirklich neun Landesrundfunkanstalten, 21 Voll-,Sparten- und Auslands TV-Programme und 83 öffentlich-rechtliche Radioprogramme und das dazu benötigte Personal wirklich brauchen, um dem gewichtigen Auftrag der Info-Grundversorgung und der Wahrung von politischer und wirtschaftlicher Unabhängigkeit nachzukommen, ist wirklich erstaunlich. Aber dass dies erstaunlich ist, ist zugleich erschreckend. Menschen vom Zuschnitt Buhrow brauchen wir jetzt eigentlich noch dringender in der Politik. – Uwe-Carsten Edeler

 


 

 

Leserbriefe zu „Hungerstreit“ von Christiane Grefe

 

Wie viele hungern und leiden müssen, hängt vor allem von uns ab. Je mehr wir Reichen konsumieren, desto schneller verschwinden die knappen Ressourcen. Jeder von uns weis, dass für jedes konventionelle Stück Fleisch Tierfutter aus den Gegenden in Brasilien importiert wird, das höchstwahrscheinlich aus Gebieten kommt, wo früher indigene Menschen lebten. Diese werden ihrer Wohngebiete, ihrer Kultur und oft auch ihres Lebens beraubt, um unser Verlangen nach Billigfleisch zu stillen. Mit jedem herkömmlichen Steak, Burger oder Schnitzel kommt eigentlich deren Fleisch und Blut auf unseren Teller.

Dieser industrielle Agraranbau verschärft die Nahrungsklimakatastrophe genauso wie unser Verbrauch an fossiler Energie. Aber leider nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als solche wahr. In den Medien, der Politik und damit in der breiten öffentlichen Wahrnehmung wird diese immer noch als „Klimawandel“, „Klimakrise“ oder „Erderwärmung“ verharmlost. Selbst Sie, Die Zeit nennen ihre Rubrik verharmlosend GREEN, was eher nach Gartenkolumne klingt als nach Klimakatastrophe.

Leider verharmlosen die Medien, auch Sie, vermutlich unbewusst, die bereits stattfindende Klimakatastrophe linguistisch durch die Verwendung der Wörter „Klimawandel“, „Klimakrise“ zu einem Wandel oder zu einer Krise in etwas beinahe Positives. Denn „Wandel“ klingt harmlos, irgendwie nach positivem Lebenswandel oder so. „Krise“ klingt nach etwas Vorübergehendem.

Beides passt so gar nicht zu den Opfern der Ahrtal-Katastrophe, den Opfern der Flutkatastrophe und den vielen anderen Hunger-, Hitze-, Dürre-, Hunger-, Flut-, Waldbrand- u.s.w. Toten. Beides passt so gar nicht zu dem dauerhaften, unwiderruflichen, der jetzt gerade stattfindenden Klimakatastrophe. Bitte lesen Sie dazu die Duden Zuschreibungen an die Wörter Wandel, Krise und Katastrophe. https://www.duden.de/rechtschreibung/Wandel,https://www.duden.de/rechtschreibung/Krise, https://www.duden.de/rechtschreibung/Katastrophe

Zu gerne denken noch immer viel zu viele: „Die Klimakatastrophe passiert langsam, woanders und ist nicht so schlimm!“ Dabei verlieren hier und jetzt schon viele dadurch ihr Leben. Wir befinden uns bereits mitten in der Katastrophe. Denn das bereits und die nächsten Jahre ausgestoßene CO2 hat zwar eine unauffällige und schleichende Wirkung. Nur ab und zu kommt es zu katastrophalen Ausbrüchen wie Waldbränden, Dürren oder Fluten wie im Ahrtal oder Pakistan. Aber die jetzige hohe Konzentration an Klimagasen führt unweigerlich zu immer größeren und häufigeren Katastrophen, die uns alle, wo wir auch leben, auf diesem Planeten katastrophal betreffen werden. Also sind wir alle jetzt schon mittendrin in der Katastrophe.

Bitte hören Sie darum auf, die Klimakatastrophe so verharmlosend zu benennen. Sie verniedlichen damit die immer tödlicheren Tatsachen, die Ahrtal und Pakistan Flutkatastrophen, und die Katastrophenszenarien der anerkanntesten Wissenschaftler herab, zu einem „Wandel“, einer „Erwärmung“ oder „Krise“. Ins Ahrtal kam nicht das „Krisen“interventionsteam des Sozialen Dienstes, die Kinder hatten kein „Hitze“frei, sondern ihre Stadt war weg, es kamen das THW, die Bundeswehr und der Katastrophenschutz! Solange die Medien die Katastrophe nicht einmal beim Namen nennen wollen, werden wir uns diesem Thema nur halbherzig widmen: wir als Bürger und die Politiker als Vollstrecker unseres Willens.

Wieder einmal entsteht (un-)gewollt durch die mediale Berichterstattung in unserem Kopf ein harmloseres Bild von der akuten Situation und Gefahr wie gerechtfertigt: „Es geht um eine Krise, es erwärmt oder wandelt sich etwas da wird geredet und es herrscht Uneinigkeit wer wann was bezahlt, tut oder nicht tut.“ „Wer blickt da noch durch, ich werde schon mitbekommen, wenn es was Wichtiges gibt.“ denkt man. Dennoch beschleicht jeden von uns ein immer unheimlicheres Gefühl.

Je bedrohlicher die Waldbrände und Dürren, je tödlicher die Flut- und Hitzewellen, desto größer tut sich in uns selbst ein Graben auf: „Wie viel Verantwortung habe ich und wie verhalte ich mich richtig um die Klimakatastrophe abzumildern?“ „Wälze ich alle persönliche Verantwortung auf den Markt und die Politik ab und tue so, als ob ich eh nichts machen kann oder werde ich selbst aktiv?“

Aber noch will keiner außer den Klimaaktivist*innen eine Spaßbremse sein. Viel lieber lassen wir uns von den Medien beständig durch informierende und unterhaltende Beiträgen versichern: „Es ist (noch) nicht so schlimm, nur eine Krise, gönn dir inzwischen ruhig etwas, denn wenn Du es nicht machst, tun es Andere und damit ist dem Klima auch nicht geholfen!“ Dass es uns an Konsequenz mangelt, hat viel mit den Medien zu tun, die in diesem Stück sowohl die Rolle des Biedermann (Krise) als auch den Brandstifter mit exotischen Leserreisen inklusive Kreuzfahrtschiffen und Interkontinentalflügen spielen. Sie berichten gleichbleibend wertneutral über die Katastrophen und andererseits preisen sie genauso gleichbleibend wertneutral(?) Mode, Reisen, SUV`s, die größten Umweltsünden an.

Solange die Medien die Klimakatastrophe (un-)bewusst ähnlich relativieren wie damals die Risiken des Rauchens in öffentlichen Räumen (die größte Medienkatastrophe bisher!), werden wir den Ernst der Lage nicht erfassen. Solange versäumen wir unsere Pflicht zum Wohle anderer und unserer Kinder, Solidarität und Verzicht zu üben. Solange schätzen wir unser jetziges kleines Glück mehr, wie ein Miteinander kämpfen für mehr Natur, saubere Luft und genug Wasser und Lebensmittel für alle. Solange verschleppen wir alle Lösungen.

Solange machen wir und unsere Politiker uns vor: „Sollen doch die Anderen erst was machen, erst dann werde ich vielleicht mitmachen.“ Dabei bräuchten wir schon längst mehr Konsequenz im Bezug auf alle unsere Klimasünden. Bitte sehen Sie den angefügten Text und Anhang. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie mehr über den uns zur Zeit lähmenden gesellschaftlichen Stillstand berichten könnten!

Nachtrag. Vielen Dank für Ihren Beitrag: Hungersnot: Hungerstreit vom 15.11.2022. Ihr Beitrag läßt nur einen Schluß zu: Die Zeit muss sofort umstellen auf Ökostrom, Umweltschutzpapier (auch für sein Magazin), darf keine Leserreisen mit Kreuzfahrtschiffen und/oder Flugzeug anbieten oder ähnlich umweltschädliche Produkte bewerben. Tut sie aber nicht und damit heizt sie genauso wie andere Medien die stattfindende Klimakatastrophe an indem sie sich hinter Hanns Joachim Friedrichs Neutralitäts Diktum versteckt: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“ Unter diesem Deckmäntelchen wird gerade …

Die Klimakatastrophe zu einer immer größeren Medienkatastrophe, Bei uns nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als wirkliche Katastrophe wahr. In den Medien und in der Politik fallen zu oft die Begriffe „Klimawandel“, „Klimakrise“, „Erderwärmung“ oder „Erderhitzung“. Mit „Wandel“ (Lebenswandel), „Krise“ (ich krieg 5 mal am Tag ne Krise), „Erwärmung“ oder „Erhitzung“ werden in der öffentlichen Wahrnehmung harmlose bzw. reversible Vorgängen konnotiert.

Damit wird die Klimakatastrophe von etwas katastrophalem zu etwas harmloseren bzw. Vorübergehendem herabgestuft. „Die Zeit“, nennt ihre Rubrik über die Klimakatastrophe sogar maximal verharmlosend „GREEN“, was eher nach Gartenkolumne klingt. Wir wissen schon längst, wie katastrophal, unumkehrbar und vernichtend die Klimakatastrophe sein wird, dennoch benennen die Medien sie nicht so, sondern halten sie uns mit harmloseren Wörtern auf Abstand.

Damit bleiben wir passiv abwartend in unseren Konsummustern gefangen, wissend, dass derweil die Katastrophe ungebremst immer größere Ausmaße annehmen, immer verheerender sein wird. Dabei könnten wir so viel mehr dagegen tun, als wir aufgrund der verharmlosenden Wörter bereit sind zu tun. Ihre journalistische Arbeit verkommt durch die geschaltete Werbung nur allzu oft zu einem Gerüst, einer Litfaßsäule, an der Reklame für besonders umweltschädliche Luxusprodukte wie Autos, Flugreisen und „fast fashion“ angeschlagen wird. In diesem Sinne…

Spielen die Medien sowohl den Biedermann als auch den Brandstifter. Ist der Sommer auch noch so heiß, sind die Klimakatastrophen, die Hitze-, Dürre-, Flutopfer auch noch so zahlreich, alle Medien berichten weiterhin „schön ausgewogen“ nach dem Motto von Hanns Joachim Friedrichs: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.“

Unter diesem Deckmäntelchen der Neutralität macht man sich dann aber doch zum willfährigen Botschafter des Konsums: „So viel Negatives ist unseren Kunden nicht zuzumuten und bloß keine zu deutlichen Aufrufe zum Verzicht, sonst verprellen wir unsere zahlungskräftigen Inserenten!“ (So lassen sich die Antworten zusammenfassen, die ich von Spiegel und Zeit erhalten habe). Aber die Medien sind in Marshall McLuhan`s Sinne schon längst die Botschaft: „The medium is the message“ https://en.wikipedia.org/wiki/The_medium_is_the_message.,

„Wer versucht, unpolitisch zu sein, ist politisch ohne es zu wollen.“ (Rosa Luxemburg) In allen Medien wechseln sich nämlich Klima-Katastrophenmeldungen in schöner Regelmäßigkeit ab mit glücklich machenden Beiträgen. Nach der „Tagesschau“ mit tausenden Flutopfern kommt „Das Traumschiff“ zum Wegträumen auf exotischen Reisen mit Flugzeug und Kreuzfahrtschiff. Die passende „Mein Schiff-Aida-Reklame“ inklusive! Nach jedem erschreckenden Bericht wird doch wieder verlockend das neueste SUV besprochen oder die letzte wilde Bucht für einen exotischen Urlaub angepriesen!

Nach den sachlichen Berichten über immer schneller schmelzende Gletscher, verschwindende Arten und zunehmende Katastrophen berichten Medien ebenso neutral über die Weigerung der Politiker, dem Wunsch der Mehrheit nach einem Tempolimit nachzugeben. Sie berichten ebenso sachlich über das Ausbremsen des Artenschutzes, um stattdessen Getreide für billigen Fleischkonsum anzubauen. Genauso sachlich werden die wiederholten Forderungen für möglichst billige Energie aus fossilen Quellen wiedergegeben. Diese „sachlichen“ Aneinanderreihungen mildern die Schrecken der Klimakatastrophe ab, sie lassen uns verwirrt zurück: „Ist Konsum jetzt doch nicht so schlecht?“

„Warum soll ich verzichten, wenn es so viele andere auch tun, so sehr dafür geworben wird und selbst die Politik und Medien wollen das ich es auch tue?“ Verwirrt und zweifelnd verharren wir als Konsumenten, werden gegenüber den Schreckensnachrichten immer passiver und geben uns dafür immer aktiver unserem eigenen kleinen Glück, dem Konsumieren hin. Dabei wäre nichts so effektive wie unser individuelle Wille, unser individuelles Handeln, siehe: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wirtschaft/energie-energiekrise-strom-gas-oel-e670572/?reduced=true

Wir brauchen eine Kehrtwende, um die Klimakatastrophe abzuwenden Diese muss bei uns selbst beginnen. Aber das geschieht nur, wenn uns die Medien eine entsprechende Dringlichkeit vermitteln. Aber genau daran fehlt es. Nach diesem Katastrophen-Sommer blieb in den Medien der Aufschrei aus, vielmehr wird in den Medien der Rückzug ins Private zelebriert, es werden Sonderheft über Mode, Design, Kunst, e.t.c. herausgegeben aber kleines in dem steht wie wir alle mithelfen können diese Erde gerechter und lebbarer zu machen? Kein einziges wichtiges Medium wie, Der Spiegel, Die Zeit, SZ, FAZ oder die öffentlich rechtlichen machen ein Sonderheft oder einen Sendetag 100% Klima-ehrlich.

So ein Heft sollte auf Umweltschutzpapier (Blauer Engel) gedruckt und für Büro und Druckerpresse oder Studio 100% Ökostrom gekauft werden. Zu jedem vorgestellten Artikel, Produkt, Reise oder Tätigkeit sollte benannt werden, was der damit verbundene Klimaschaden ist, nicht um zu Schulmeistern und zu Belehren, sondern um zu informieren. Gleiches sollten bei jeglicher Werbung vermeldet und klimafreundliche Alternativen benannt werden. Dafür würden sich auch Partner finden, die in einem solchen Heft oder an einem solchen Sendetag gerne ihre umweltfreundlichsten Produkte anstatt der luxuriösesten und schädlichsten bewerben wollen, z.B. VEGANE Rügenwalder Teewurst statt SUV`s, klimafreundliche Kleidung statt Dior.

Medien müssen anderen ein Vorbild und ein gesellschaftlich relevanter Vorreiter sein. In diesem Sommer ist in Europa dreimal so viel Wald verbrannt wie im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Medien sollten nicht nur mit Mode und Lifestyle provokant und innovativ sein, sie sollten Furore machen, mit einer Weltpremiere groß raus kommen und Konkurrenten hinter sich lassen. Aber keine der anerkannten Medien will (auf eine positive Weise) in die Schlagzeilen kommen.

Solch ein Sonderheft, einen Sendetag mit vorbildlicher Klima-Ehrlichkeit überhaupt versuchen zu machen, wobei dies eigentlich das höchste gebot der Stunde währe! Es würde was kosten, es ist viel Arbeit und tut vielleicht weh, aber so ist Klimaschutz nun mal, wer jetzt immer noch nichts tut wird später noch viel mehr Kosten, Arbeit und Leid erfahren. Anstelle ein gesellschaftlicher Vorreiter zu sein, verschanzen sich die Medien hinter Zweifeln und selbst verschuldeter Unwissenheit. Stehlen sich von ihrer moralische Verantwortung davon wie ein Dieb in der Nacht!

Niemand traut sich als Erster zu rufen, dadurch traut sich niemand aus der Deckung, bleiben die Zweifel. Kein Medium möchte Geschichte schreiben, keines mit einem solchen Statement seine Möglichkeiten ausloten, Unsicherheit und Zweifel wegblasen. Kein Medium will für sich und Ihre Leser gesellschaftlich relevant vorantreibend sein. Viel mehr verharren alle im hinteren Drittel, manche heimlich andere unabsichtlich bremsend. Kein einziges Medium versucht einen „Sustainability Challenge“ so wie es die Luftfahrt schon tut: https://www.youtube.com/watch?v=F0L2tvtm9Qg

Das Hamburger Zeitmagazin, hatte schon einmal eine Weltpremiere. Sie druckte Ende der 90er Jahre als erstes Medium überhaupt ein Magazin mit dem Blut von vergewaltigten Frauen des Jugoslawienkrieges. Damit wollte die Redaktion eine gesellschaftliche Debatte lostreten über die strukturelle Gewalt gegen Frauen. 2016 kam das österreichische Magazin „Vangardist“ damit sogar weltweit in die Schlagzeilen: https://www.theguardian.com/society/2015/may/06/blood-from-hiv-positive-people-used-to-print-austrian-magazine. Wartet Sie jetzt erst auf den steigenden Meeresspiegel, um dann ein Magazin mit dem Blut der Ertrinkenden zu drucken?

Wenn die Medien jetzt weiterhin versuchen, unpolitisch zu sein, sind sie politisch, ohne es zu merken! (Rosa Luxemburg) Verharren die Medien ebenso tatenlos wie wir Konsumenten? Lehnen sie genauso jegliche Eigenverantwortung ab? Betten Sie weiterhin jeden zukünftigen Artikel über die Klimakatastrophe ein in eine Vielzahl von Artikeln, die Konsum und Verbrauch von fossilen Energien gutheißen, dann verhalten sich die Medien ähnlich wie bei der Argumentation gegen das Rauchen in öffentlichen Räumen. Sie verharmlosen unnötig lange die wahre Schädlichkeit und verzögern damit das gesellschaftliche Bewusstsein über das Ausmaß des Problems und damit wichtige politische Entscheidungen.

Um das nötige Bewusstsein zu erreichen brauchen wir klima-ehrliche Medien. Gerade jetzt ist ein fruchtbares Zusammenspiel von uns allen, den Medien und der Politik nötig. Was möglich wäre, zeigen die Beispiele des Kühlschranks ohne FCKW und der Glühbirne. Ersterer wurde lange durch die Industrie verhindert mit dem Argument: „Das ist technisch unmöglich.“ Erst als Greenpeace 1992 medienwirksam die Werbetrommel für den FCKW-freien Kühlschrank eines Herstellers aus Sachsen rührte und dafür in kürzester Zeit 100.000 Bestellungen bekam, zog die West-Industrie nach und wurde FCKW in Kühlschränken per Gesetz verboten. Bei der Glühbirne fragten die Bürger erst nach sparsamen Leuchtmitteln. Der Markt reagierte mit teuren, hässlichen und kümmerlichen Produkten.

Einige kauften diese trotz aller Nachteile, aber die meisten bevorzugten weiterhin die viel billigeren Glühbirnen. Als 2010 der politische Druck zum Energiesparen größer wurde, niemand wollte noch mehr Kraftwerke und Hochspannungskabel, kam 2010 ein EU-Glühbirnenverbot. Die Anbieter reagierten und wir freuen uns jetzt über die vielseitigen Anwendungen und die größere Zuverlässigkeit der heutigen Lampen.

Wollen wir die Klimakatastrophe verhindern, dann braucht es einen klima-ehrlichen Markt, bewusst entscheidenden Konsumenten und eine Politik, die mit effektiven Gesetzen dem Markt Klima-Ehrlichkeit abverlangt. Aber zuallererst müssen wir hierfür das nötige Bewusstsein erreichen und gerade dafür brauchen wir vor allem kritische und klima-ehrliche Medien. Diese dürfen nicht die fatalen Fehler wiederholen, wieder blind in die gleichen Fallen tappen, wie in der Vergangenheit bei der Diskussion um die Schädlichkeit des Rauchens.

Jedes Kind versteht, dass wir ab jetzt sparen müssen. Wir müssen immer und überall sparen, ganz gleich wie sinnvoll es uns erscheint, denn der sparsame Umgang mit allen Ressourcen der Erde ist moralisch immer richtig angesichts wachsender Bevölkerungszahlen mit wachsendem Wohlstand. Jedes Kind versteht das, nur wir handeln immer noch so, als ob es diese Wahrheit nicht gäbe.

Auch wenn wir nicht durchschauen was die aktuellen politischen Regeln aus unserem Sparen machen, lohnt es sich, z.B. importiert Frankreich unseren Solarstrom, wenn ihre Atomkraftwerke abgeschaltet werden, da ihnen wegen Hitze und Dürre ungenügend Kühlwasser aus den aufgeheizten und vertrockneten Flüssen zur Verfügung steht. Unsere privaten Solaranlagen liefern dann Strom an die immer zahlreicheren privaten französischen Klimaanlagen.

Ein Beispiel aus meiner Berufswelt: Wie klimaschädliche Steuergeschenke unsere Gesellschaft spalten. Bitte sehen Sie auch die im Anhang beigefügten Informationen zur Luftfahrt. Ich bin selbst Pilot, aber die derzeitige Steuerfreiheit für luxuriöse Flüge finde ich äußerst unzeitgemäß. Dass 1% der Bevölkerung luxuriöseste Reisen unternimmt und dabei steuerfrei 50% des weltweiten Kerosin verbrennt während Arme für jeden Kilometer, Energie-, CO2-, Öko- und Mehrwertsteuer bezahlen, ist höchst unsozial und spaltet unsere Gesellschaft. Es blockiert auch die Entwicklung der Luftfahrt zu mehr Klimafreundlichkeit.

Es ist jetzt höchste Zeit für eine ehrliche Steuer für den Gebrauch von fossilem Kerosin in der Luftfahrt. Wie wichtig der Einfluss von uns Bürgern ist, macht gerade das Fliegen deutlich. Airbus verspricht in 20 Jahren für die Kurz- und Mittelstrecke ein klimaneutrales Wasserstoffflugzeug, aber noch keine einzige Airline will es kaufen. Davon abgesehen planen weder Airbus noch Boeing in den kommenden 20 Jahren überhaupt andere, klimaschonende Modelle. Viel lieber kaufen die Airlines modernisierte Airbus A320 und Boeing 737, also Flugzeuge, deren ursprüngliche Konzeption aus den 80er bzw. 60er Jahren stammt. Interkontinentale Flüge fliegen zu ca. 60%(!) von und nach Europa und verbrauchen ca. 80%(!) des europäischen Kerosins, aber auch dafür wird es in den kommenden 20 Jahren kein neues Modell geben.

Die dafür verwendeten Airbus A330NEO und Boeing 777 stammen aus den 80er Jahren, die Airbus A350 und die Boeing 787 aus den 2000er Jahren. Dabei erwarten Airbus, Boeing, die Luftfahrtorganisationen IATA und ICAO aber mindestens eine Verdoppelung der bestehenden Flotte bzw. des Passagieraufkommens. Also wird die Luftfahrt 2030 und 2050 das gesteckte Ziel weit verfehlen bald mehr als doppelt so viel CO2 ausstoßen wie heute.

Weiterhin werden diese, einem Diesel-SUV ähnelnden, Flugzeuge mit Vollgas über die interkontinentalen Luftstraßen düsen. Neue, radikal sparsame Flugzeugkonzepte bleiben ungenutzt. Gerade deshalb sind jetzt unsere individuellen Entscheidungen so wichtig. Wenn Konsumenten nun sagen: „Das Produkt lehne ich ab, egal wie billig oder schädlich es ist“, nutzen Sie einen der zur Verfügung stehende Wege, effektiv Einfluss aus zu üben. Wie schon in der Vergangenheit verschwinden dann Produkte, die niemand mehr nachfragt oder sie werden verbessert. Dafür ist jetzt gerade bezüglich der Luftfahrt höchste Zeit. – Klaus Siersch

 

Einen wichtigen Grund für den Hunger nennt der Artikel nicht: den Fleischkonsum. Wenn heute 80% der Agrarflächen für die Fleischproduktion genutzt werden, könnten durch eine Reduzierung des Konsums um 25% doppelt so viele Menschen wie heute ernährt werden. – Lutz Reder

 


 

 

Leserbriefe zu „Und was ist bei Vollmond?“ von Claas Tatje

 

Danke Herr Tatje Diesen Artikel war bei Wirstchaft zu lesen..und ich verstehe warum Warum sollen die Autofahrer in Deutschland umsteigen?? wirklich Die haben es so gut hier … Die haben die vorfahrt ueber Fussgaenger wo es keine ampel gibt…Fussganeger bleiben hier zurueck !! es ist besser fuer die wirtschaft ! Die koennen so schnell wie moeglich auf der autobahn fahren ..die Grosse Koalition will sowas behalten !! dh Mercedes, BMW und VW …auch besser fuer die wirstchaft Die koennen parken im parkverbot direkt neben die Polizei, aussteigen, und zum ziel laufen und von der polizei keinen Strafzettel bekommen….das Ordnungsamt soll dafuer zustaendig ! dh von die 2 menschen die das Falschparken kontrollieren duerfen Parkgebeuhr kamen nach Berlin fast 100 jahre nach dem in andere laender es sowas gab ! So Ich fahre gern mit der DB oder die BVG, und zwar so oft wie moeglich. – Brian Agro

 

Vielen Dank für Ihren o.g. Artikel, dem ich inhaltlich gerne zustimme. In der Debatte um das vergünstigte Monatsticket wird völlig außer Acht gelassen, dass die Bahn von Berufspendlerinnen und -pendlern nicht nur im Nahverkehr, sondern auch ausgiebig im Fernverkehr genutzt wird, und es dann Konstellationen gibt, in denen eine direkte Vergünstigung ebenfalls gewährt werden müsste, aber nicht wird. Man mag einwenden, dass beruflich bedingte Fahrtkosten steuerlich absetzbar sind und Fernverkehrskunden deshalb auch profitieren. Das ist richtig. Die Kosten für das zuletzt angebotene 9- und das künftige 49-Euro-Ticket sind es sicherlich auch. Ich nehme sogar die politische Prämisse hin, Fahrten in Fernzügen von einer Vergünstigung auszunehmen.

Nur: ich als Berufspendler und Inhaber einer Abo-Jahreskarte der Deutschen Bahn mit der Berechtigung, neben Nah- auch Fernzüge nutzen zu können, fühle mich reichlich veräppelt. Ich nutze mit meinem Ticket Fernzüge. Auf einem nicht sonderlich kleinen Teil der Strecke, die ich als Pendler zwischen Wohn- und Arbeitsort zurücklege, bietet die Deutsche Bahn aber gar keinen Fernverkehr an. Kolleginnen und Kollegen, die nur diesen Teilabschnitt nutzen, mit mir gemeinsam in demselben Zug fahren, allerdings (verständlicherweise) über ein reines Nahverkehrsmonatsticket verfügen, kamen im vergangenen Sommer in den Genuß des 9-Euro-Tickets. Der Differenzbetrag wurde erstattet. Das sei ihnen gegönnt. Mir für diesen Teilabschnitt eine Vergünstigung – als Pauschalrabatt vorstellbar – einzuräumen, hatte die Deutsche Bahn aber strikt abgelehnt. Begründung: es sei schließlich ein Fernverkehrsticket und dafür habe sie kein Geld erhalten. Was sagt man dazu?

Bislang dachte ich, die Zuggattung würde über die Nutzungsberechtigung entscheiden. Es scheint aber die anbieterinterne Mittelverbuchung zu sein. Denn ich glaube, die Deutsche Bahn ist nur zu bequem, die dem Konzern zur Verfügung gestellten Regionalisierungsmittel auf alle Ticketinhaberinnen und -inhaber „herunterzubrechen“ und auch Teilabschnitte mit Nur-Nahverkehr zu erfassen. Nun ja.

Die Geschichte des verbilligten Tickets für den Personenverkehr in Deutschland ist sicher noch nicht zu Ende geschrieben. Auf die Details zum neuen Ticket bin ich deshalb sehr gespannt. Vielleicht können Sie mit meinem Hinweis künftig in Ihren Recherchen etwas anfangen. Dass ich ein Einzelfall bin, glaube ich nicht…. – Christian Hoppe

 


 

 

Leserbrief zu „Was ist das für eine Pfeife?“ von Sven Stillich

 

Sehr schöner Artikel! Als Kind, als ich noch weit weniger am Fußball interessiert war als heute, fand ich immer Torhüter (vor allem Sepp Maier) und Schiedsrichter besonders faszinierend, weil sie natürlich recht auffällig sind. Und Schiedsrichter habe ich lange immer gegen (fast) jegliche Kritik verteidigt. Das hat sich mittlerweile allerdings geändert.

Ich würde mich freuen, wenn Sie die anderen Ausrüstungsgegenstände des Herrn Siebert auch noch ausführlicher vorstellen würden. Da ist ja mittlerweile so Einiges dazugekommen: Neben dem Freistoßspray, das im Artikel ja nebenbei angesprochen wurde, gibt es zum Beispiel ja auch den Funk, den man noch etwas genauer erklären könnte. Dass die Pfiffe herausgefiltert werden, war mir noch nicht bekannt. Die Karten und der Notizblock samt Stift geben wohl nicht so viel her. Und die Fahne der Assistenten ist bis auf die Elektronik vielleicht auch eher unergiebig. Die Auswechseltafeln scheinen mir da interessanter zu sein. Nachtrag: „forty“ schreibt sich übrigens ohne „u“. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „Ein Fall von Altersradikalität“ von Jan Roß

 

In einem Kommentar vom vom 4.November sprach die renommierte israelische Zeitung Ha’aretz von der drohenden Gefahr einer „quasi-fascist,Ultra-religious Government“. Ha’aretz ist sicher über den Vorwurf, des Antisemitismus erhaben, mit den hierzulande jede Kritik am Staat Israel mundtot gemacht wird. Aber müsste die Bundesregierung nicht aufgeschreckt sein, wenn sich Netanyahu mit ultra-orthodoxen, offen rassistischen Zionisten verbündet?

Bekennt man sich dann immer noch vorbehaltlos zu Israel und postuliert mantramäßig die Zwei-Staaten-Lösung, eh schon lange tot, wenn jemand wie Ben-Gvir offen die Vertreibung der Palästinenser und die Annexion der Westbank fordert? Bekennt sich die Bundesaußenministerin weiterhin zum Antirassismus? Ich fürchte, die israelische Regierungsbildung wird totgeschwiegen. Business as usual, also in puncto Israel. – Bernd Guth

 


 

 

Leserbrief zu „Wirtschaft in einem Satz“

 

Die Energiepreise reduzieren das dt. Realeinkommen um 110 Mrd. €, d.h. ca. um 1.200€ /Einwohner. Haben die dt. Gralshüter gepennt? – das Geld ist nicht weg, es ist nun in anderen Hosentaschen. So funktioniert liberale Marktwirtschaft. – H. Giller

 


 

 

Leserbrief zu „»Null Erfahrung«“. Gespräch mit Charlotte Krawczyk geführt von Dirk Asendorpf

 

Alles Geld und Mühe, das in Fracking gesteckt wird, geht zu Kosten des Ausbau erneuerbarer Energien. Früher war das Versprühen von DDT als Pflanzenschutzmittel erlaubt. Es ist ein potentes Pestizid und Umweltgift, heute ist sein Einsatz verboten und die Täter werden bestraft. Schon bald werden wir das Emittieren von CO2 ähnlich sehen. Aber leider nehmen nur die Klimaaktivist*innen die Klimakatastrophe als solche wahr. In den Medien, der Politik und damit in der breiten öffentlichen Wahrnehmung wird diese immer noch als „Klimawandel“, „Klimakrise“ oder „Erderwärmung“ verharmlost. Selbst Sie, Die Zeit nennen ihre Rubrik verharmlosend GREEN, was eher nach Gartenkolumne klingt als nach Klimakatastrophe.

Leider verharmlosen die Medien, auch Sie, vermutlich unbewusst, die bereits stattfindende Klimakatastrophe linguistisch durch die Verwendung der Wörter „Klimawandel“, „Klimakrise“ zu einem Wandel oder zu einer Krise in etwas beinahe Positives. Denn „Wandel“ klingt harmlos, irgendwie nach positivem Lebenswandel oder so. „Krise“ klingt nach etwas Vorübergehendem. Beides passt so gar nicht zu den Opfern der Ahrtal-Katastrophe, den Opfern der Flutkatastrophe und den vielen anderen Hitze-, Dürre-, Hunger-, Flut-, Waldbrand- u.s.w. Toten. Beides passt so gar nicht zu dem dauerhaften, unwiderruflichen, der jetzt gerade stattfindenden Klimakatastrophe. Bitte lesen Sie dazu die Duden Zuschreibungen an die Wörter Wandel, Krise und Katastrophe. https://www.duden.de/rechtschreibung/Wandel, https://www.duden.de/rechtschreibung/Krise,https://www.duden.de/rechtschreibung/Katastrophe

Zu gerne denken noch immer viel zu viele: „Die Klimakatastrophe passiert langsam, woanders und ist nicht so schlimm!“ Dabei verlieren hier und jetzt schon viele dadurch ihr Leben. Wir befinden uns bereits mitten in der Katastrophe. Denn das bereits und die nächsten Jahre ausgestoßene CO2 hat zwar eine unauffällige und schleichende Wirkung. Nur ab und zu kommt es zu katastrophalen Ausbrüchen wie Waldbränden, Dürren oder Fluten wie im Ahrtal oder Pakistan. Aber die jetzige hohe Konzentration an Klimagasen führt unweigerlich zu immer größeren und häufigeren Katastrophen, die uns alle, wo wir auch leben, auf diesem Planeten katastrophal betreffen werden. Also sind wir alle jetzt schon mittendrin in der Katastrophe.

Bitte hören Sie darum auf, die Klimakatastrophe so verharmlosend zu benennen. Sie verniedlichen damit die immer tödlicheren Tatsachen, die Ahrtal und Pakistan Flutkatastrophen, und die Katastrophenszenarien der anerkanntesten Wissenschaftler herab, zu einem „Wandel“, einer „Erwärmung“ oder „Krise“. Ins Ahrtal kam nicht das „Krisen“interventionsteam des Sozialen Dienstes, die Kinder hatten kein „Hitze“frei, sondern ihre Stadt war weg, es kamen das THW, die Bundeswehr und der Katastrophenschutz! Solange die Medien die Katastrophe nicht einmal beim Namen nennen wollen, werden wir uns diesem Thema nur halbherzig widmen: wir als Bürger und die Politiker als Vollstrecker unseres Willens.

Wieder einmal entsteht (un-)gewollt durch die mediale Berichterstattung in unserem Kopf ein harmloseres Bild von der akuten Situation und Gefahr wie gerechtfertigt: „Es geht um eine Krise, es erwärmt oder wandelt sich etwas da wird geredet und es herrscht Uneinigkeit wer wann was bezahlt, tut oder nicht tut.“ „Wer blickt da noch durch, ich werde schon mitbekommen, wenn es was Wichtiges gibt.“ denkt man.

Dennoch beschleicht jeden von uns ein immer unheimlicheres Gefühl. Je bedrohlicher die Waldbrände und Dürren, je tödlicher die Flut- und Hitzewellen, desto größer tut sich in uns selbst ein Graben auf: „Wie viel Verantwortung habe ich und wie verhalte ich mich richtig um die Klimakatastrophe abzumildern?“ „Wälze ich alle persönliche Verantwortung auf den Markt und die Politik ab und tue so, als ob ich eh nichts machen kann oder werde ich selbst aktiv?“

Aber noch will keiner außer den Klimaaktivist*innen eine Spaßbremse sein. Viel lieber lassen wir uns von den Medien beständig durch informierende und unterhaltende Beiträgen versichern: „Es ist (noch) nicht so schlimm, nur eine Krise, gönn dir inzwischen ruhig etwas, denn wenn Du es nicht machst, tun es Andere und damit ist dem Klima auch nicht geholfen!“ Dass es uns an Konsequenz mangelt, hat viel mit den Medien zu tun, die in diesem Stück sowohl die Rolle des Biedermann (Krise) als auch den Brandstifter mit exotischen Leserreisen inklusive Kreuzfahrtschiffen und Interkontinentalflügen spielen. Sie berichten gleichbleibend wertneutral über die Katastrophen und andererseits preisen sie genauso gleichbleibend wertneutral(?) Mode, Reisen, SUV`s, die größten Umweltsünden an.

Solange die Medien die Klimakatastrophe (un-)bewusst ähnlich relativieren wie damals die Risiken des Rauchens in öffentlichen Räumen (die größte Medienkatastrophe bisher!), werden wir den Ernst der Lage nicht erfassen. Solange versäumen wir unsere Pflicht zum Wohle anderer und unserer Kinder, Solidarität und Verzicht zu üben. Solange schätzen wir unser jetziges kleines Glück mehr, wie ein Miteinander kämpfen für mehr Natur, saubere Luft und genug Wasser und Lebensmittel für alle. Solange verschleppen wir alle Lösungen.

Solange machen wir und unsere Politiker uns vor: „Sollen doch die Anderen erst was machen, erst dann werde ich vielleicht mitmachen.“ Dabei bräuchten wir schon längst mehr Konsequenz im Bezug auf alle unsere Klimasünden. Bitte sehen Sie den angefügten Text und Anhang. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie mehr über den uns zur Zeit lähmenden gesellschaftlichen Stillstand berichten könnten! – Klaus Siersch

 


 

 

Leserbrief zu „Vage Aussichten“ von Stefan Schmitt

 

Natürlich muß sich die Zeit auch der vermeintlichen Unsicherheit hinsichtlich der Gasversorgung in Deutschland in diesem Winter anschließen. Aber auch in diesem Punkt täte ein wenig mehr kritische Berichterstattung und sorgfältige Recherche not. Ähnlich wie Herr Lauterbach in Corona-Fragen noch immer dreist in der Tagesschau unwahre Behauptungen aufstellen darf, wie unlängst wieder diese Woche geschehen, so darf auch jeder Trottel trotz der über alle Maßen gefüllten Gasspeicher vage Aussichten für die Gasversorgung dieses Winters prophezeihen und dabei getrost die Tatsache ignorieren, daß mittlerweile über 50 prall gefüllte LNG-Tanker vor europäischen Küsten auf eine Inbetriebnahme der ersten deutschen LNG-Terminals und auf Entladung warten. Uns steht ab Januar nächsten Jahres eine Gasschwemme bevor und nicht eine Gaskrise. – Volker v. Moers

 


 

 

Leserbrief zu „Alard von Kittlitz entdeckt: Gottes Chips“ von Alard von Kittlitz

 

Den ach so protestantisch zermürbten Verfasser dieses überflüssigen Beitrags möchte ich daran erinnern, dass er den Namen seines HERRN nicht unnütz in seinem Munde führen sollte, oder er hat seine Unterweisung nicht verstanden. Zum andern ist es, angesichts des Hungers in dieser Welt geradezu pervers, eine späte Snackparty mit Joint und überbackenem Blumenkohl „katerpräventiv“ zu beschließen, bevor—hier schweigt des Sängers Höflichkeit. Der Verf. dieser Philippika / Jg. 1936 hat sich 1945 und noch danach über gelegentlich von einem Laste heruntergefallene Briketts oder Kartoffeln wie eine Gottesgabe gefreut. Ich wünsche Herrn v. K. nichts Schlechtes, nur einmal soll seine Frau weinend am Herd stehen und ihren Kindern kein Mittagessen kochen können.

Er könnte vielleicht auch daran denken, dass er mit seinem hip und woken Geschwafel einen Schlag ins Gesicht jedes Bedürftigen, Verfolgten und Hunger Leidenden versetzt, wenn in derselben Nr. der ZEIT ( Nr.68, S.32 ) über 800 Mill. Menschen berichtet wird, die Hunger leiden. Seiner Generation mit ihrem Partygehabe wird der Arsch noch auf Grundeis gehen. Und der ZEIT nehme ich als jahrzehntelanger Leser übel, dass sie angesichts der Weltlage so einen verblasenen Mist auch noch druckt. – Dr. Friedhelm Katzenmeier

 


 

 

Leserbriefe zu „TOPFKINO“ von Johannes Dudziak im ZEIT Magazin

 

Curry-Rezepte im ZEIT-Magazin – ein feines Thema für die klassische Klientel der gehobenen Bourgoisie. Ungeachtet banaler Tatsachen wie unerschwinglichem Wohnraum und dem Trend zu Tiny Houses propagiert die ZEIT Rezepte, deren Zutatenliste allein schon die Speicherkapazität gängiger Laptops sprengt, von der Speicherkapazität normal großer Küchen und deren Stauraum ganz zu schweigen. Wer keine Lust zum Kochen hat folgt sicher gerne dem Tipp, mal kurz zum Curry-Event nach London zu fliegen, nebenbei kann man noch die Regent Street abstöckeln zum Christmas Shopping.

Fein heraus sind aber insbesondere diejenigen, die über eine Küchenwelt verfügen, die mehr Raum einnimmt als eine Mehrgenerationenwohnung in Hongkong – der Privatkoch freut sich sicher über kulinarische Herausforderungen. Seeteufelleber und Rinderrippchen stehen denn auch exemplarisch für die meist vegetarische Curry-Küche. Letztendlich profitiert noch das darbende Genre der Berufsfotografen – kurz, ein Artikel für alle. Vielen Dank, und guten Appetit! – Brigitte Köper

 

In Ihre wunderbare Ausgabe über mein Lieblingsgericht „Curry“ hat sich aus meiner Sicht auf Seite 44 beim Butter Chicken ein Fehler eingeschlichen. Sie schreiben von 100g Kashmiri Chili Pulver und ich hoffe inständig, dass das Rezept noch niemand nachgekocht hat. Diese Menge passt weder in Relation zu den anderen Gewürzen noch zu dem normalerweise eher milden Butter Chicken. Ich vermute Sie meinten 1g, ich fände auch schon 10g viel zu viel. – Oliver Göck

 

Wieder einmal finde ich Ihr Magazin ganz wunderbar. Ich bekomme eine grosse Lust, nach London zu fliegen und südöstlich zu speisen. Allerdings, wenn ich die Fotos von den Gerichten betrachten muss, vergeht mir der Appetit. Wie übrigens immer, bei den Fotos von Herrn Knezevic. Kann Ihre Frau Raether damit leben? Dabei finde ich durchaus, dass man Food zeitgemäss zeigen kann. Ihr Fotograf hängt einer Fotografie der Werbung der Neunziger Jahre an, die allerdings schon damals ein schreckliches Missverständnis war. Das sieht alles sehr unappetitlich aus. Und höchst umprofessionell. Aber ich bin froher Hoffnung. – Gerhard Grab

 


 

 

Leserbriefe zu „AUF DER ANDEREN SEITE“ von Andreas Holzapfel im ZEIT Magazin

 

Mich erschreckt, dass die Polizei den Täter nicht überführen kann, obwohl doch ziemlich offensichtlich ist, wer als Täter infrage kommt. Das hat offenbar auch damit zu tun, dass sich E-Mails und Posts und PDF-Dateien im Internet häufig nicht klar einer Absenderin bzw. einem Absender zuordnen lassen. Es ist zu fragen, ob das geändert werden sollte. Allerdings kann frau*man dann immer noch anonyme Briefe verschicken.

Kaum weniger erschreckend ist allerdings wohl, wie viele Menschen auf als PDF verbreitete gefälschte Artikel hereinfallen, die angeblich von seriösen Sendern oder Zeitungen oder Institutionen bzw. deren Websites stammen. Dabei wäre es für die Empfänger*innen doch recht einfach, das zu verhindern: Frau*man vertraut einfach nur noch jenen Artikeln, die frau*man auf den originalen Websites der seriösen Sender oder Zeitungen oder Institutionen liest und nicht irgendwelchen PDF-Dateien oder E-Mails oder Posts, die frau*man unerbeten zugeschickt bekommt oder in den sogenannten sozialen Medien findet. – Dr. Ulrich Willmes

 

Lange nicht mehr einen so berührenden und bedrückenden Artikel gelesen. Ich kann mir kaum vorstellen dass zum Beispiel IT-Forensiker nicht in der Lage sein sollen Emails,Chats und Facebook Einträge zurück zu verfolgen. Ist die Staatsgewalt/Polizei Ihrer Einschätzung nach nur ungewöhnlich unfähig und unwillig oder mangelhaft ausgerüstet? Bleiben Sie dran mit solchen Geschichten. Mein Mitgefühl gilt Herrn Sommerhalter. – Heinz N. Fischer

 


 

 

Leserbrief zu „Über den Wunsch, in Restaurants schlecht behandelt zu werden“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

So was ähnliches wie Karens Diner wurde schon vor vielen Jahren im Film „Brust oder Keule“ gezeigt, wo Louis de Funes als berühmter Restaurantkritiker ein heruntergekommenes Wirtshaus besuchte, inkognito als Ami verkleidet. Der schmuddelige kartenspielende Kellner warf ihm über mehrere Tische die Speisekarte zu; auf die Frage: where are the toilets? erhielt er zur Antwort: Immer den Fliegen nach! Die Zigaretten rauchenden Köche ließen ihre Kippen in die Töpfe fallen. Dort wurden sie mitgekocht und später mitserviert.

Und zum Schluß ein speckiger Zettel mit der Rechnung, die Louis so kommentierte: the bill is very happig! Zu einem echten Proletenrestaurant gehören schmuddeliges, pöbelndes Personal, eine heruntergekommenes Einrichtung, der Mangel jeglicher Hygiene und Menüs, die einer matschig gekochten Pampe ähneln! Die man nur mit einer Flasche Champagner herunterspülen kann! Mag sie auch äußerlich verstaubt und versifft sein, gegen externe Mikroben ist sie wenigstens fest verkorkt! Der Gast muss sie natürlich selbst öffnen; ein Glas gibt es nicht!

Der wahre Prolet säuft Champagner aus der Flasche! Zum Ende des Diners eine saftige Rechnung, die er lediglich mit einem vernehmbaren „Rülps!“ kommentiert! Wird da nicht eine alteuropäische Gasthaustradition wiederbelebt? Man denke nur an derbe Wirtshausszenen in mittelalterlichen Kaschemmen, an Auerbachs Keller oder die alten Rittersleut: Gsuffe hams, und des net wie Aus die Eimer Wein und Bier, Hams dann ois zsammgsuffe ghabt, Sans bsuffe unterm Tisch rumgflackt! Ja, so warns… – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbrief zu „»DIE PERÜCKE WIRD UNTERSCHÄTZT!«“ Gespräch mit John Nollet geführt von Claire Beermann im ZEIT Magazin

 

Das Interview mit John Nollet (dem scheinbar dans les moments mit „gefragtesten Friseur der Welt“) durch Claire Beermann zu den Fotos von Thomas Chéné: zeigt doch in aller Deutlichkeit den eitlen Wahn dieser egozentrisch enthemmten kapitalistischen Hochglanz- Häupter von aufgemotzten Menschendarstellungen: diese anteiligen haarigen Geschöpfe selbst noch in Privatjets zum wohl angesagtesten Figaro einfliegen, um sich ihren Haarschopf „nolletisieren“ zu lassen – koste es, was es wolle bis hin zum Ankommen beim „unentbehrlichen“ Meister der Friseurkunst in Paris…

Ansonsten zahlt frau bei John Nollet in persönlicher „Umsorgung“ der vorhandenen Haare: zurzeit Euro 700 (in der französischen Modemetropole) in seinem Salon! – und Perücken seien auch zur Hand, wenn das eigene Haar dünner geworden sein sollte und selbst der Maitre keine Fülle mehr ins Haupthaar vortäuschen kann… „Stars wie Monica Bellucci und Nicole Kidman schwören auf seine Künste“ – ist im ZEIT-MAGAZIN-Text zu lesen; wie auch der Oberpirat der Karibik alias Johnny Depp sich in echt piratisch den Kopf durch Perücken von John Nollet für jene Filme auftürmen ließ… Gut, dass Piraten nicht skalpieren oder skalpiert werden: Perücke ab und der eigentliche Mensch wird darunter sichtbar – wie auch dieses Affentheater um die teuren Haare dem Friseur-Friseusen-Handwerk und der Industrie zu Milliarden-Umsätzen in allen möglichen Währungen weltweit, gewinnbringend verhilft…

Aber nun zu den haarigen überbrückbaren Ursprüngen der überschaubaren Homo-sapiens- Evolution: Was wir da auf dem Kopf (mehr oder weniger un-füllig) noch verwurzelt haben, ist nichts anderes als Restfell aus unserer Affenvorzeit, letztlich haarige Restbestände zu der einstmaligen Vollfellausstattung – und immer noch ist bei nicht wenigen Männern außerhalb des Kopfes: das Brustfell, die Beinbehaarung, die Geschlechtsteilhaare und überhaupt: anteilig Haarfell auf dem Körper zu besichtigen…

Ungern zwar heutzutage mit der Haut des Körpers in dieser Verwurzelung vorhanden – wo doch viel lieber das Kopfhaar füllig zu sein hätte: doch hier hat die Natur allmählich männlicherseits Kahlheit programmiert, und dennoch entgegen dieser Realität: es wird alles getan, um möglichst den Kopfhaarverlust zu vermeiden bzw. dann sogar Haartransplantationen zu ertragen… Ist denn die Halb-oder- Ganzglatze des Mannes so unattraktiv für die im Hormonverlauf vorteilhafter haartechnisch so aufgedonnerten Frauen, dass man auch noch zu solchen blutigen Operationen männlicherseits sich verleiten (oder verführen, vorführen) läßt… Von der Wiege bis zur Bahre: Haare, Haare, Haare, Haare… Und das ist keinesfalls zum Haareraufen gedacht!

Haarig rückbeschauend: Man stelle sich einen Adolf Hitler mit Igelhaarschnitt und ohne die Haarbürste unter seiner fleischglobigen Nase, vor – wahrlich unverFÜHRERisch unvorstellbar, obwohl doch Charly Chaplin schon damals diesen haarigen-Adolf H. durchschaut und ins Lächerliche karikiert hatte… Und nun zu jenem Mann aus Nazareth mit seinen scheinbar historisch (?) doch blonden, langen Haaren – optisch mit einer Glatze nicht en vogue – das käme wahrscheinlich dann irgendwie faszinoso-religiös nicht wirksam himmlisch rüber… Auch wenn in Schwarzafrika mancherorts schon dieser Placebo-Mann aus Nazareth mit schwarzem krausem Haar und dunkler Hautfarbe ans jeweilige Kreuz verbracht sei – irgendwie scheint wiederum die Haarstruktur, überhaupt das Kopfhaar sehr ausschlaggebend zu sein für die Wiedererkennbarbeit zur optischen Nähe und Hinfühlung zwischen den jeweiligen Menschen und ihrem angebeteten Idol…

Die Präsident Obama- Frauen jedenfalls haben sich permanent die Haare entkrausen lassen, aber nicht weil sie diese krause Haarstruktur hassen, sondern weil deren Natürlichkeit zu überlisten sei? Und Donald Trump hat doch auch wesentlich verblondet, seine jeweiligen Haaranteile irgendwie um den (späteren) präsidentialen Kopf herumgewirbelt und gezwirbelt… Sah komisch aus – und dennoch: scheint aufs Haar genau (nicht nur) optisch gut angekommen zu sein beim Wählervolk. Aber nochmals zu diesem Adolf – der in geradezu regelmäßiger gespielter Pose sich die Haarsträhne theatralisch aus der Stirn strich: dies mitbeteiligt sein Markenzeichen als (Provinz)-Boheme und (verkannter) Künstler. Und stellten wir uns einen Paul McCartney als den anteiligen Oberbeatle mit Halbglatze vor (damals und heute) – eigentlich unerträglich

und nicht Pilzkopf-konform! Hingegen Keith Richard von den Stones scheint seine Halbglatze irgendwie nebensächlich (?) geschickt zu kaschieren, indem er breite Haarbänder trägt und nolens volens die Resthaare nach allen Kopfseiten hin, auftoupiert. Yeah: dieser Stone ist nicht allone mit jenem Haarproblem des Haarverlustes behaftet – ach je: was so manche viele Männer sich antun, um die Ecken und Haarlöcher irgendwie zu vertuschen: allerschlimmstens dann mit einem billigen (oder günstigen) Toupet überdeckelt, den „Fifi“ hierzu: schlecht in Stellung gebracht – zum Lachen komisch, wenn ́s nicht so scheinbar persönlich traurig wäre für die Betroffenen…

Denn: all die teuren Haarwässerchen und Mittelchen bringen tatsächlich null und sind nur zur Verdummung der haarverlustigen Männermeute von der Industrie zusammengebraut – ansonsten würde doch ein Prince of Wales nicht mit einer Halbglatze sich vorzeigen, wo doch der Vater (King Charles) ebenso unter dem (nunmehr) königlichen Haarverlust höchstselbst leidet! Das sind kahle und nackte Tatsachen, und strafen die diesbezügliche (volle) Haarindustrie Lügen! -Aber kommen wir hierbei nochmals zu den Frauen der unzweideutigen haarigen Mitschöpfung, die uns die männliche Schönheit letztlich doch augenscheinlich vordiktieren – oder wer oder was sonst bestimmt die allgemeine Optik der allerhöchsten maskulinen Vorzeigbarkeit…

Diesen angebeteten Frauen (dies sei den kahlenden Männern zum Trost aufgezeigt) ist zwar zumeist ein voller Haarschopf ansehenswürdiger als eine Halbglatze, dennoch: mit vollem Haar und kleinem Schwanz ist da auch kein Volltreffer zu landen – außerdem: gibt es da das Gerücht, dass Männer mit natürlicher Vollglatze angeblich jede Menge Testosteron in sich gebunkert haben, um dann als potenteste Liebhaber den Hengst geben zu können… Nur ein Gerücht – oder doch der haarnackte Hahn im Korb?

John Travolta – so John Nollet aussagend: trage Perücken auf seinem wohl naturkahlen Kopf! Und aus dem Kerle isch doch auch ebbes worre. Schließlich und endlich kommt es doch immer wieder auch darauf an, was unter den Haaren im Kopfhirnzentrum so rege los sei – und der Leserbriefschreiber kann sich durchaus nicht vorstellen, dass der Volksmund recht habe: „…dass Dummheit gut ficken täte… Auf einer hohlen Birne könnte noch so viel Haar gewachsen sein – die Erektion wird dabei bestimmt nicht zur ewigen Attraktion…

Denn auch zur Sexualität gehört doch das (geistige) Vorspiel und das Nachspiel – und alles wird eher sehr langweilig, wenn unter dem vollen Schopfhaar das Männchen keine zusätzlichen Zugaben zu bieten hätte, als nur ein Rammler zu sein… Und wie betonte das der Meisterfigaro aus Paris in seinem Pariser Salon auf die allerletzte Frage von der Interviewerin Claire Beermann: „Ist ein Pony jemals eine gute Idee?“ Woraufhin sie die anteilige Antwort bekam: „Es kommt auf Ihr Gesicht an, etwa auf die Höhe der Stirn. Und wenn man eine große Nase hat, wird die von einem Pony eher akzentuiert…“ Gerard Depardieu hat sich das zu Herzen genommen, er trägt kein Pony, dafür aber die Haare eher in die Länge gewachsen…

Ob sich der momentane gefragteste Meister aller Figaros nicht auch mal an ihm vergreifen sollte… Und erinnern wir uns an den Beatles-Song: „When I get older loosing my Hair…“ Von der Wiege bis zur Bahre – Menschenjahre, Menschenhaare… Jawoll: das waren noch Zeiten, als wir die Vollfellbehaarung in der freien Natur freizügig an uns herumtragen durften – back to the roots? Vor allem gab es sicherlich nicht das endlose Aufpolieren und sinnlose Gequatsche bis mann-frau zur natürlichsten Sache der Welt sich gegenseitig verlusTIERten – auch ohne vorher affengeil zum Friseur, zur Friseuse gegangen zu sein…

Beim wilden Sex sollten doch sicherlich die Haare verwildert durcheinandergebracht werden dürfen und/oder die Glatze-Halbglatze erregt erglühen bis in die heutigen Zeiten hinein… Wer aber die 700 Euro haartechnisch zusätzlich locker hat – Paris ist so oder so eine Reise wert. Im Louvre aber kann man sich nicht die Haare schneiden lassen! John Nollet wäre jedoch noch als Figaro in den Hotels Park Hyatt Paris-Vendome und Cheval Blanc zu konsultieren! Da stehen einem doch manchmal die Resthaare zu Berge bei diesem Affenzirkus ums Haar! – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld