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26. Januar 2023 – Ausgabe 5

 

Leserbriefe zu „Die Schule brennt“ von Martin Spiewak

 

Sie könnten mein Gehalt verdoppeln und ich würde nicht in einer Brennpunktschule arbeiten, und dass Menschen Überlastung und Zwang somatisieren, sollte sich herumgesprochen haben. Schon im Gymnasium in Berlin komme ich oft an meine persönlichen Grenzen. Und die von Ihnen vorgeschlagene Entlastung ist viel zu kurz gedacht- (Jugend-) Psychologen und IT- Systemadministratroren fluten ja nun auich nicht gerade die Jobcenter auf der Suche nach Beschäftigung. Wie wäre es mit einer Verschlankung des Lehrplans?

Warum müssen Schüler in der Berliner Oberstufe in Kursen sitzen, die sie nicht ins Abitur einbringen müssen? Hier wären Möglichkeiten der Einsparung, die niemandem weh tun würden. Ich unterichte inzwischen sehr gerne 2 Fächer zusätzlich zu meinen eigentlich studierten fachfremd- nicht eine einzige Stunde wurde mir erlassen dafür, dass ich quasi privat nachstudiere, ganz zu schweigen von einem qualifizierten und sinnvollen Fortbildungsangebot seitens der Senatsschulverwaltung! – S. Rosken

 

Angeregt durch einen heutigen Radiobeitrag zu Ihrem aktuellen Artikel Lehrermangel Die Schule brennt, sende ich Ihnen meine Überlegungen zu diesem Thema zu. Ich weiß, daß die Bürokratie und auch die Politik schwerfällig ist, doch unsere Kinder und Jugendlichen haben keine Zeit zu verlieren, sonst verlieren wir noch eine Generation, die dann auch noch nicht die letzte verlorene bildungsferne Generation sein wird. Meine Überlegungen beziehen sich in erster Linie auf Sachsen, wo ich als Lehrer tätig bin. Warum sollen diese aber nicht auf Bundesebene diskutiert werden, schließlich fehlt es ja überall an Lehrern? Vielleicht können Sie dazu beitragen, meine Überlegungen zu verbreiten? Vielen Dank. In Sachsen habe ich zwar die Bildungsexperten der Landesregierung sowie Lehrerverbände, Gewerkschaften etc. angeschrieben, doch das Echo hallt nur äußerst schwach nach, so als ob es keinen Lehrermangel gäbe.

Anregungen, um den Lehrermangel entgegenzuwirken Der Verfasser blickt von seinen Erfahrungen ausgehend, die er als Gymnasiallehrer an Berufsschulen gemacht hat, auf die zunehmend hilfoser geführte Debatte über fehlende Lehrkräfte. Grundsätzlich gilt: Die frühkindliche Bildung sowie die Bildung an den Grundschulen sind das Fundament einer klugen Gesellschaft und einer starken Ökonomie, besonders dann, wenn die Köpfe unser wichtigster Rohstoff sind. Wird das Fundament nicht gestärkt, helfen alle weiteren Bemühungen nur begrenzt. Für die weiterführende Bildung sollte nichts ungedacht bleiben, was dem Lehrermangel Abhilfe schaffen kann.

Wird diese ebenfalls nicht gestärkt, sind Probleme wie Fachkräftemangel, soziale Verwerfungen und eine Abkehr von demokratischem Denken eine direkte Folge. Umdenken in der dualen Ausbildung Stunden der Allgemeinbildung für Deutsch und Englisch müssen den Oberschulen und Gymnasien zugute kommen, denn wenn die Grundlagen nicht gelegt werden, hilft auch kaum eine Nachbesserung. Seit der Neugestaltung des sächsichen Bildungswesens sind viele Lehrkräfte mit der Lehrbefähigung für Oberschulen und Gymnasien an Berufsschulzentren angestellt worden, da anfänglich der Bedarf für diese Schularten gedeckt war. Dies hat sich dramatisch geändert und ein Umdenken, Personal qualifikationsgerecht einzusetzen, fand zwar statt, doch es wurden nur spärlich begrenzte Mittel gefunden, den Mittelbau unserer Bildungslandschaft zu stärken.

Die Probleme des Land-Stadt-Gefälles sind nur ein Beispiel dafür. Hinzu kam die Absurdität, Auszubildenden, die über einen Realschulabschluss oder sogar über die Studierfähigkeit verfügen, erneut an Berufsschulen die Grundlagen, z.B. der deutschen oder englischen Sprache zu vermitteln. Wer die Studierfähigkeit erlangt hat, muss sich diese nicht in Frage stellen lassen. Sind dennoch Mängel vorhanden, dann hat zuvor etwas nicht gepasst, z.B. zu viel Unterrichtsausfall. Die Lehrpläne für die duale Ausbildung geben nichts her, was nicht schon in den vorangegangenen Schularten verbindlich zu unterrichten gewesen sein sollte.

Die wenigen berufsspezifischen Besonderheiten wie Fachenglisch oder das Schreiben von Geschäftsbriefen lassen sich durchaus in entsprechendem Umfang in Lernfelder der dualen Ausbildung integrieren oder die Unternehmen nutzen dafür externe Bildungspartner. Hinzu kommt die Tatsache, daß viele Kleinbetriebe oder auch mittelständige Unternehmen die Unterrichtszeiten der Allgemeinbildung vorzugsweise als Arbeitszeit in ihren Betrieben hätten. Die Allgemeinbildung in Ethik, Gemeinschaftskunde und Sport hat an Berufsschulen ihre Berechtigung, da in diesen Bereichen der Bildung aufgrund eines raschen Wertewandels bzw. veränderter Lebens- und Ernährungsbedingungen ein aktueller Bedarf an Demokratiebildung sowie Bewegungserziehung besteht.

Fazit: Es geht nicht um die Abschaffung dualer Ausbildung, sondern um die Verlagerung von Lehrerstunden in die Grundlagenbildung an den Oberschulen und Gymnasien, beides Schularten mit hohen Ausfallzeiten wegen Lehrermangels. Das berufliche Gymnasium mit dem allgemeinbildenen Gymnasium verbinden Oft besteht ein beruflicher Gymnasialzweig nur zweizügig bzw. wird durch neue Bildungsangebote künstlich erweitert, ohne daß eine nachhaltiger Mehrwert damit verbunden ist. Dieser Umstand bindet Lehrerstunden entsprechender Qualifikation an den Berufsschulen.

Ein vollständiges Ausschöpfen der Lehrerstunden ist jedoch nicht gegeben, was dazu führt, daß die restlichen Stunden der dualen Ausbildung zugewiesen werden oder anderweitig ungenutzt bleiben, was insbesondere in den MINT-Fächern und Sprachen einschließlich Deutsch katastrophal ist, denn diese Stunden fehlen an den Oberschulen und Gymnasien, es sein denn, diese Stunden werden entsprechend abgeordnet. Hinzu kommt noch der Luxus, daß an beruflichen Gymnasien Stunden für Mathematik, Deutsch und Englisch als Zusatzunterricht geplant werden, um bestehende Wissenslücken zu schließen.

Obwohl die 11. Klasse an beruflichen Gymnasien als Orientierungsstufe gilt, wird dadurch eingeräumt, daß es darüberhinaus einen erheblichen Förderbedarf in diesen Kompetenzfächern gibt. Doch dieses Mehr an Unterricht macht zwei Probleme deutlich: 1. Viele Berwerber werden aufgenommen, deren Voraussetzungen nur ausreichend das erfolgreiche Erreichen der Hochschulreife erkennen lassen. Die Quote der Abbrecher nimmt von Jahr zu Jahr zu. Im Bildungsgang zur Fachhochschulreife, der ebenfalls an beruflichen Schulzentren angesiedelt ist, sieht es nicht besser aus. 2. Die verplanten Zusatzstunden gehören nicht zu den offiziellen Stundentafeln. Somit kann der Besuch des Unterrichtes nicht angewiesen werden, die Teilnahme bleibt juristisch betrachtet eine freiwillige Entscheidung. Es ist also sinnvoll, über eine Änderung dieser gymnasialen Struktur nachzudenken.

Bei allem, was bisher im Bildungssystem verändert wurde, ist es eine Anstrengung wert, beide gymnasialen Syteme unter ein Dach zu bringen. Aus Sicht des beruflichen Gymnasiums sind im Wesentlichen nur die Orientierungsstufe und der spezifische Leistungskurs an die Organisation des allgemeinbildenden Gymnasiums anzugliedern. Was den Leistungskurs betrifft, wird entsprechend qualifiziertes Lehrpersonal benötigt, was bereits an den Berufsschulzentren vorhanden ist und in Hinblick auf die Orientierungsstufe lassen sich gewiss Modelle entwickeln, von denen auch Schüler des allgemeinen Bildungsganges profitieren können, die mit den Anforderungen des G8-Modells Schwierigkeiten haben.

In diesem Zusammenhang auch ein Gedanke zur Fachoberschule: Angesichts einer Erfolgsquote um die 50 % und keinerlei qualitätsorientierter Aufnahmekriterien ist auch diese Schulart, da sie ebenfalls Lehrkräfte bindet, zu überdenken. Anspruch auf Aufnahme hat, wer einen Realschulabschluss erworben hat und sei es mit dem Prädikat “Ausreichend”. Aufgenommen wird oft ohne Aussicht auf studierfähige Erfolge, nur um die Klassen an einem Standort bilden zu können. Es ist ökonomisch ein Unding, Zeit und Geld in eine Warteschleife für Schüler zu investieren, die es verpasst haben, sich rechtzeitig um einen Ausbildungsplatz zu bemühen oder aufgrund ihrer schulischen Leistungen keinen bekommen haben und nun hoffen, während der maximal 4-jährigen Verweildauer zu einem Ziel zu gelangen.

Reduzierung unterrichtsfremder Tätigkeiten Unter diesem Aspekt lässt sich sehr kurzfristig dem zunehmenden Lehrermangel und damit verbundenem Unterrichtsausfall entgegenwirken. In erster Linie ist hierbei an verschenkte Lehrerstunden für Schulprogrammarbeit, Qualitätsmanagement und Evaluationsprozesse zu denken. Legt man einmal Schulprogramme übereinander, so sind diese geprägt von Leitsätzen wie: “Wir identifizieren uns mit unserer Schule”, “Wir respektieren einander und schätzen die Vielfältigkeit”, “Wir lernen fächerübergreifend”, “Nicht nur wir Schüler lernen, sondern auch unsere Lehrer lernen” usw. – alles Selbstverständlichkeiten, die nur standorttypisch ergänzt werden.

Ein leidenschaftliches Interesse, konsequent danach zu handeln, ist eher marginal ausgeprägt. Lehrersein ist eben doch für viele ein Beruf und seltener eine Berufung. Zudem ist eine effektive Kontrolle kaum möglich und in Zeiten wie der unsrigen ist die Absicherung des Unterrichtes nun einmal das Wichtigste. Dafür benötigen wir Lehrer unsere ganze Kraft, um vielleicht doch berufen bilden und erziehen zu können. – Hagen Hoffmann

 

Lehrermangel in Deutschland, das verstehe wer will, bei so vielen Studierenden in unserem Land, fragt man sich schon, warum so wenige Menschen in den Schuldienst gehen, um dieses Lehramt zu belegen. Es müsste doch für jeden Menschen eine Bereicherung sein, mit kleinen und großen Kindern arbeiten, zu können, außerdem wird man verbeamtet, hat ein sicheres Einkommen und später das Glück, mit seinen eigenen Kindern Ferien zu haben. – Hegal Heike

 

Ich finde es immer wieder ärgerlich, wenn Menschen gute Ratschläge für die Behebung der Schulmisere geben, die vom Schulalltag keine Ahnung haben. Die Lehrer in Teilzeit sollen also aufstocken, insgesamt sollen sie mehr Stunden in größeren Klassen unterrichten. Dafür gibt es dann IT-Experten, Verwalter und Psychologen.

Ich habe 38 Jahre lang an einem Gymnasium, das nicht im Reichenviertel liegt, unterrichtet und bin seit einem Jahr im Ruhestand. Hier nur einmal ein paar der Aktivitäten, die mich im Lauf der Jahre beschäftigt haben: Ich habe Streitschlichter ausgebildet, eine Schülerbibliothek aufgebaut, eine Schülerzeitung neu ins Leben gerufen, ein Sozialpraktikum über Jahre organisiert, durch Choraufführungen geführt, pädagogische Tage vorbereitet, Weihnachtsgottesdienste geplant, Mitmachen Ehrensache organisiert, war Frauenansprechpartnerin, Personalrätin, im Qualitätsteam, Vertrauenslehrerin …

Schullandheime, Studienfahrten, Ausflüge und alles, was sonst noch dazu gehört, muss man gar nicht erst erwähnen. Diese Liste ist lange nicht vollständig und ich möchte betonen, dass ich all dies bis zu meinem letzten Schultag mit Freude und Engagement gemacht habe, ohne an einem Burnout zu leiden. Das lag vor allem daran, dass ich immer in Teilzeit mit einem Dreivierteldeputat gearbeitet habe. Mit einem vollen Deputat wäre das niemals möglich gewesen.

Was ich damit sagen will, ist Folgendes: Natürlich könnten viele Lehrerinnen und Lehrer dazu verpflichtet werden, ihr Deputat aufzustocken, und natürlich kann man die Klassen größer machen, aber der Preis dafür wäre hoch. Eine Schule lebt vom Engagement aller Beteiligten! Alles, was außerhalb des Unterrichts zusätzlich geleistet und angeboten wird, geschieht oft weit über die reguläre Arbeitszeit hinaus. Da nützt es gar nichts, wenn man einfach ein paar Fachleute an die Schulen schickt und die Lehrerinnen und Lehrer auf ihr Kerngeschäft verweist. Damit macht man das, was eine Schulgemeinschaft ausmacht, kaputt, und das wiederum schadet den Kindern! – Inge Pelka

 

Kann man einen Beruf attraktiver machen durch die Verschärfung der Arbeitsbedingungen und Verlängerung der Arbeitszeit? Ersteres hat bei Pflegeberufen offensichtlich nicht funktioniert. Beides hat man in den letzten beiden Jahrzehnten bei Lehrern versucht – hat auch nicht geklappt. Nach Einführung des Hamburger Lehrerarbeitszeit“modells“ haben Lehrerausbilder den Absolventen hinter vorgehaltener Hand geraten, in den ersten Jahren nicht Vollzeit zu arbeiten – das sei nun nicht mehr zu schaffen, ohne die eigene Gesundheit zu gefährden.

Vielleicht auch ein Grund für die hohe Teilzeitquote bei Lehrern? Es nützt nichts, die Feuerwehrleute zu verheizen, wenn die Hütte brennt. Man wird weniger Wichtiges den Flammen überlassen müssen: Stundenplankürzungen, Verschlankung der Curricula, Schulzeitreduzierung, Ganztagsbeschulung nur noch nach Personallage etc. Gleichzeitig muss der Beruf wieder attraktiver gemacht und beworben werden. Gute Bildung ist Deutschlands wichtigster ökologisch unbedenklicher Rohstoff. – Andreas Goletz-de Ruffray

 

Auch wenn viel gejammert wird, kann von einem generellen Lehrermangel keineswegs die Rede sein. Wenn es einen solchen seit Jahren vorallem im Grund- und Mittelschulbereich gibt, so liegt das primär an den eklatant ungerechten Besoldungstrukuren. Offensichtlich hat seit Jahren die mächtige Gymnasiallobby ihren Bereich politsch so im Griff, dass es hier relativ viele und in manchen Fächern immer wieder überzählige Lehrkräfte gab und gibt. Da man hier mit weniger Pflichtstunden und mit mehr Aufstiegschancen bei ähnlichen Ausbildungszeiten viel besser bezahlt wird als im Grund- und Mittelschulbereich, werden junge Leute auch bevorzugt den lukrativeren Weg wählen. Statt hier etwas politisch zu verändern, nimmt man lieber mit erheblichen Zusatzkosten für Umschulungen in Kauf.

Offensichtlich hat sich auch oft ein fragwürdiges Gejammere für eine Rückkehr zu neunjährigen Gymnasium gelohnt, womit man auch so überschüssige Lehrkräfte in dieser priveligierten Schulart unterbringen kann und konnte. Hat man sich hier nicht allzu sehr um Luxusprobleme gekümmert, die auch dazu beitragen, dass man noch mehr Schonräume für wenig geeignete Jugendliche schafft, die sich über Jahre hinweg in Klassenzimmern langweilen oder abquälen statt in handfeste Berufe einzusteigen, womit ihnen wie der Gesellschaft mehr gedient wäre. Das Land Sachsen macht deutlich, dass man auch mit 8 Jährigen Gymnasien, womit viele Klassenräume und Lehrkräfte eingespart werden, zu besten Ergebnissen kommen kann.

Wir kommen aus Bildungsnotständen nicht heraus, wenn Probleme lieber verschleiert als wirklich gelöst werden? Auch wegen zunehmender Migrationprobleme wird im Vor- ,Grund- und Mittelschulbereich oft Außergewöhnliches verlangt. Mit einer gerechteren Bezahlung könnte so manches besser gelöst werden. Bedenkllich, wenn man jetzt auch noch lieber Lehrkräfte aus anderen Bundesländern anwerben will als grobe Schieflagen in der eigenen Schulpolititik in Ordnung zu bringen. – Simon Kirschner

 

Wissen Sie was ein Burnout ist? Wissen Sie wie es sich anfühlt nicht mehr zu können? Wissen Sie wie es sich anfühlt, wenn man Jahrelang gegen alles angelaufen ist, wenn man versucht hat zu retten was nicht zu retten ist? Wissen Sie wie es ist wenn von außen immer große Dinge gefordert werden und dann selbst scheinbar selbstverständliche Dinge wie ein Telefon oder ein PC Monatelang nicht funktionieren? Wissen Sie wie es ist, wenn alle von Inklusion reden und Sie dann allein vor einer Gruppe junger Menschen stehen, die nicht nur höchst unterschiedlich sind sondern sich gegenseitig zum Teufel wünschen?

Der Lehrerberuf in Deutschland ist so anstrengend und Nervenaufreibend, dass ihn immer weniger Menschen auf Dauer in Vollzeit ertragen können. Ich bin froh nach meinem Burnout wenigstens wieder Teilzeit hin zu kriegen. Wenn Sie von Abschaffung der Teilzeit schwadronieren von Ihrem gemütlichen Schreibtisch aus, dann wissen Sie nicht was Sie da tun. Wenn die Teilzeit eingeschränkt wird werden noch mehr Lehrer sich gezwungen sehen vorzeitig in den Ruhestand oder einen anderen Beruf zu wechseln. Beamte sind Unteralimentiert sagt das Bundesverwaltungsgericht.

Die Forderungen der Gewerkschaften sind jede einzelne voll berechtigt und der einzig gangbare Weg die Quote der Analphabeten zu senken. Dazu braucht es wieder ein pädagogisches Konzept, dass den Kindern das Richtige beibringt bevor sie sich in ihren Fehlern verzetteln. Digitale Bildung ist wichtig aber zweitrangig. Erst geht es um Lesen und Rechnen und vor allem Konzentrationsfähigkeit! Gehen Sie doch mal in eine Grundschule oder eine Berufsschule bevor Sie Ihren nächsten Artikel schreiben. Reden Sie mit Lehrern und Schülern. Schauen Sie sich um. Artikel wie diesen braucht niemand. – Mario Mann

 

Die Schule brennt. Dies tut sie schon lange. Nur wollte – und will – bisher fast niemand löschen, schon gar nicht die sogenannten „verantwortlichen“ Politiker. Es würde nämlich richtig viel Geld kosten. Bekanntlich wird die Arbeitsbelastung der Lehrer nicht, wie sonst üblich, über die Wochenarbeitszeit geregelt, sondern über die Anzahl der Unterrichtsstunden, die sie pro Woche zu halten haben (ihr Deputat). Als ich 1968 als Studienassessor an einem Gymnasium in Baden-Württemberg zu unterrichten begann, betrug mein Deputat 24 Stunden.

2004 wurde ich als Studienrat mit dem noch heute gültigen Deputat von 25 Stunden pensioniert. Vergleicht man dies mit der Entwicklung der Arbeitszeit in allen übrigen Bereichen des Arbeitslebens während der letzten 50 Jahre, so erübrigt sich wohl jede Diskussion darüber, ob die Lehrerdeputate zur Entschärfung der aktuellen Situation jetzt eben aufgestockt werden sollen. Eine wirksamere Methode, den Lehrermangel langfristig zu verschärfen, kann ich mir kaum vorstellen. – Werner Heinritz

 

In Ihrem Leitartikel zum Thema Lehrermangel stellen Sie fest, dass die Teilzeitquote bei Lehrkräften bei 47 Prozent liegt, im Durchschnitt in Deutschland jedoch nur bei 29 Prozent. Als Gründe dafür geben Sie „familiäre Motive und die Belastungen des Schulalltags“ an. Allerdings hat ihr Vergleich ein großes Problem: Er hinkt und zwar gewaltig.

Einen gewichtigen Grund für die hohe Teilzeitquote bei Lehrkräften haben Sie nämlich übersehen: Lehrkräfte sind in Deutschland in der großen Mehrzahl Frauen. Besonders in der Grundschule, aber auch in den verschiedenen Typen der weiterführenden Schulen arbeiten deutlich mehr Frauen als Männer. Gleichzeitig leben wir in einem Land stabiler konservativer Geschlechterrollen, in dem es nach wie vor üblich ist, dass in den Familien Frauen deutlich mehr Care-Arbeit übernehmen als Männer und deshalb Frauen deutlich häufiger Teilzeit arbeiten. Dies gilt auch für Lehrerinnen mit Familie.

Ihr Vergleich ist daher irreführend, da er den allgemeinen deutschen Teilzeit-Durchschnitt (wir gehen davon aus, dass hier Männer und Frauen zu etwa 50 Prozent vertreten sind) mit dem spezifischen Lehrer*innen-Teilzeit-Durchschnitt vergleichen, bei dem Frauen deutlich überrepräsentiert sind. Ihr Vergleich hinkt aber nicht nur, er stinkt auch, da er dazu geeignet ist, Lehrkräfte – die, wie wir nun wissen, überwiegend weiblich sind, – in ein schlechtes Licht zu rücken. Genau weil Sie nicht thematisieren, wie die hohe Teilzeitquote zu Stande kommt, entsteht beim Lesen der Eindruck, Lehrer*innen seien einfach weniger leistungsbereit als andere Arbeitnehmer*innen (O-Ton: Würden alle so wenig arbeiten wie die Lehrkräfte, würde das Land kollabieren).

Da Sie hier über eine Berufsgruppe schreiben, die überwiegend weiblich ist, bedienen Sie – vielleicht ohne es zu intendieren – frauenfeindliche Klischees: Mit diesen „Teilzeit-Lehrkräften“ ist einfach kein Staat (wahlweise: keine Schule) zu machen. Was dabei jedoch unterschlagen wird, ist, dass sehr viele dieser „Teilzeit“-Kräfte durchaus Vollzeit arbeiten, nur eben nicht acht Stunden täglich in der Schule.

Da sieht ein klassischer Arbeitstag nämlich so aus, dass nach dem Unterricht am Vormittag und der Unterrichtsvorbereitung am frühen Nachmittag ab dem späteren Nachmittag und häufig bis zum Schlafengehen noch einige Stunden Care-Arbeit (Kinderbetreuung, Haushalt, Familienmanagement) erbracht werden, die in keine Statistik eingehen und die niemand zählt, – Sie offenbar auch nicht. Wo genau hier „Luft nach oben“ ist, sodass diese „Teilzeit-Lehrerinnen“ ihre Stundendeputate erhöhen können, ist nicht ersichtlich.

Dieses Problem zeigt sich übrigens auch in anderen sogenannten „Frauen-Berufen“, die – ebenso wie der Lehrberuf – häufig systemrelevant sind, da es Berufe sind, die die Grundlagen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens herstellen und erhalten. Kurzsichtig „Mehrarbeit“ zu rufen, ohne die strukturellen Bedingungen für die hohen Teilzeitquoten in „Frauen-Berufen“ zu beachten, wird wenig Wirkung zeigen.

Vielmehr ist ein gesamtgesellschaftliches Nach- und Umdenken nötig, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Menschen (Frauen!), die die Gesellschaft in ihren Berufen dringend braucht, im Bereich der Care-Arbeit entlastet werden – sowohl durch funktionierende Institutionen (Kita etc.) als auch durch Partner*innen (meist Männer), die einen fairen Anteil an der Familienarbeit übernehmen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es viele Lehrerinnen gibt, die gerne ihr Stundendeputat erhöhen würden, wüssten sie nicht, dass sie bei gleichbleibender Care-Belastung damit zielsicher auf den Burnout zusteuern…

Es würde mich freuen, wenn Sie mit Daten so umgingen, dass keine schiefen Vergleiche und Zerrbilder entstehen. Dann wäre Ihr Artikel noch überzeugender, denn dass der Lehrermangel nach Lösungen schreit, ist offensichtlich. Nur kann diese aus den oben dargelegten Gründen nicht einfach „Mehrarbeit“ lauten, ohne die strukturellen Ursachen der hohen Teilzeitquote von Lehrkräften zu beheben. – Dr. Monika Platz

 

Danke, Herr Spiewak! Endlich mal ein Beitrag, der auch ganz klar die Privilegien des Lehrerberufs betont und Pflichten daraus ableitet. Gutes Gehalt, Jobgarantie, luxuriös sichere (und hohe) Rente – was will man eigentlich mehr? Exorbitant viel unterrichtsfreie Zeit (Ferien), in der weder E-Mails auflaufen noch Fortbildungen stattfinden (was der eigentliche Skandal ist) sowie weitreichende unüberwachte Gestaltungsspielräume, möchte ich noch hinzufügen.

All diese Annehmlichkeiten sind auch angehenden Lehrkräften bekannt und nicht selten ein Grund dafür, dass die „Falschen“ den Beruf ergreifen, nicht aus Überzeugung, sondern aus falschem Anreiz heraus. Am Schluss braucht’s dann die Gewerkschaften, die mit abstrusen Belastungsszenarien um sich werfen, damit sich die Fehlanreiz-Spirale ungehindert weiter drehen kann. – Erich M. Mösle

 

Für mich als Lehramtstudentin kurz vor dem Referendariat klingt der Vorschlag, den Martin Spiewak zur Lösung des Lehrermangels macht, wie der verzweifelte Versuch mit Öl das Feuer zu löschen. Dass Schülerinnen und Schüler mehr Lehrkräfte und Refrendar*innen brauchen, ist letzteren wohl am ehesten bewusst. Schließlich entscheidet sich, wer heute ein Lehramtstudium beginnt, trotz der Bedingungen an den Schulen (zu große Klassen, hohe Arbeitsbelastung, wenig Anerkennung) für einen Beruf im Dienste eben dieser Schülerinnen und Schüler.

Wenn Sie denen, die trotz alledem noch da sind, und jenen, die hoffentlich nachfolgen wollen, sagen, dass sich alles noch weiter verschlechtern wird, weil „sorry, ihr müsst die Suppe jetzt auslöffeln“, dann stehen die Kinder und Jugendlichen bald vor verschlossenen Räumen. Dass die Teilzeitquote in dieser Berufsgruppe über dem Durchschnitt liegt, mag 2023 immer noch wenig verwunderlich erscheinen, wenn 70 % der Lehrkräfte weiblich sind. Lasst uns an den Stellschrauben drehen, die junge (und auch alte) Menschen diesen Beruf attraktiv erscheinen lassen, weil er es ist. Und weil sie uns brauchen. – Lena Brack

 

Ihr Artikel beschreibt die Situation und die Ursachen der Probleme an unseren Schulen in vieler Hinsicht sehr treffen. Aber zwei kritische Anmerkungen möchte ich doch machen. 1. Die hohe Teilzeitquote des Personals an unseren Schulen ist sicherlich auch darin begründet, dass die meisten Lehrkräfte Frauen sind. Frauen haben insgesamt eine höhere Teilzeitquote als Männer (49 % zu 12 %), auch in anderen Berufen.

Ein ähnliches Problem haben wir in den Krankenhäusern, da auch die Medizin zunehmend ein Frauenberuf geworden ist. 2. Deutlich kritisieren möchte ich Ihren Satz „Schulen brauchen IT-Experten, Verwaltungsmitarbeiter und Psychologinnen.“. Warum wählen Sie bewusst diese Formulierung? Ich denke, Schulen brauchen auch IT-Expertinnen (w) und Psychologen (m) – nicht zuletzt auch als Rollenvorbilder für die jungen Menschen. – Dr. Gerrit Praefcke

 

Mit Verlaub: selbst einem „Wenig Zeitung Leser“ wie mir war nachstehende Schlagzeile nicht entgangen; wie viel mehr müsste sie doch einer gewissenhaften Recherche aufgefallen sein. Oder etwa nicht? – U. Koch

 

Meine Tochter ist Grundchullehrerin in NRW. Sie hat ihre Stundenzahl im Sommer erhöht und ein halbes Jahr auf die Besoldungserhöhung gewartet. Unsere Schulministerin sieht die Lösung der Bildungsdefizite von Grundschülern hauptsächlich in einer intensiven Lehrerfortbildung. Ich erwarte nach Doppelwumms und Deutschlandgeschwindigkeit, dasss sich sehr schnell ein Bildungsgipfel von Bund und Ländern trifft, um kurzfristig Lösungen für Probleme zu finden, die für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes so wichtig sind wie die Aufrüstung der Bundeswehr. Marode Schulgebäude sollten den gleichen Stellenwert haben wie marode Verkehrsinfrastruktur. Ohnehin schon völlig überlasteten Lehrern die Hauptlast der Probleme aufzubürden, ist nicht zielführend. – Klaus Philipp

 

Die Suppe auslöffeln? Jetzt sollen Lehrkräfte die schulische Suppe auslöffeln, die Bildungsverantwortliche sehenden Auges haben anbrennen lassen. Gleichzeitig ist nicht abzusehen, wie die Misere mittel- und langfristig bewältigt werden soll. Ohne eine glaubhafte realistische und verlässliche Zielvorgabe würden Lehrkräfte durch Mehrarbeit und zusätzliche Belastung den Schülerinnen und Schülern einen Bärendienst erweisen. Denn ohne Druck im maroden Schulsystem wird es keinen positiven Wandel geben.

Über Jahre hin haben die politisch Verantwortlichen den Bildungsbereich in Kitas und Schulen sträflich vernachlässigt. Dabei trifft die Hauptverantwortung die Kultusministerien, die weder den vorhersehbaren Lehrermangel, noch die Engpässe in Kitas realisiert haben. Weder bei der Ursachenforschung für das mangelnde Interesse an den pädagogischen Berufen noch bei grundsätzlichen und überfälligen inhaltlichen Reformen gibt es ernsthafte Bemühungen. Dieser desaströse Zustand wurde vor einiger Zeit in „Die ZEIT“ in einem Leitartikel („Klein und allein“) trefflich zusammengefasst.Das Ausmaß der Inkompetenz der Verantwortlichen lässt sich an einem Beispiel darstellen, das ich selbst erfahren durfte:

Als pensionierter Lehrer wieder in den bayrischen Schulbetrieb eingestiegen, konnte ich zwei Monate auf meine Besoldung warten. Als Grund dafür wurde die unerwartet hohe Zahl an Neueinstellungen genannt, die mit der bestehenden Schulverwaltung nicht „zeitnah“ abgearbeitet werden konnte. Es sollten sich deshalb Lehrkräfte , die sich nach Bayern bei den pädagogischen Raubrittern „abwerben“ lassen überlegen, ob sie dies finanzielle Risiko eingehen wollen. Ps. : Die plakative Behauptung ,Lehrer seien Beamte vernachlässigt schnöde die angestellten Kollegen. – Christoph Stellmacher

 

Auch dadurch, dass Martin Spiewak den bereits durch Bernd Gebert Ende des vergangenen Jahres geäußerten Vorschlag auf Seite 1 der „Zeit“ platziert, wird er nicht plausibler. Dieser Tipp zur Lösung des Lehrermangels klingt in meinen Ohren wohlfeil, ja zynisch. Es gibt inzwischen eine gute Datengrundlage für den Befund, dass gerade Lehrer an Grund- und Hauptschulen nicht vorrangig aus privaten Gründen und Gründen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie so gehäuft in Teilzeit arbeiten, sondern schlichtweg, weil es ihnen nur so möglich ist, halbwegs gesund das Pensionsalter zu erreichen.

Man sollte den Gedanken zulassen, dass der eigentliche Grund für die hohe Teilzeitquote der Umstand ist, dass die 100 Prozent falsch und viel zu hoch bemessen sind. Wieso müssen meine Schwestern an der Grundschule und ich an der Hauptschule in NRW 28 (!) Stunden unterrichten, während die Kollegen an allen anderen Schulformen „nur“ 25,5 Stunden unterrichten? Gerade an der Grund- und Hauptschule finden sich die Problemschüler, die sozial benachteiligt sind und die deutsche Sprache nicht beherrschen oder sonderpädagogischen Förderbedarf haben, was all die zusätzlichen Diagnostik-, Förder- und Dokumentationsaufgaben für den (Klassen-)lehrer mit sich bringt.

Ich tendiere nicht zum Lamentieren und übe diesen Beruf schon an die 20 Jahre in Vollzeit aus, aber der Tinnitus in meinem linken Ohr (und in den Ohren vieler Kollegen) straft die Thesen des Schreibtischtäters Martin Spiewak Lügen. Etliche Handwerksbetriebe haben begriffen, dass sie den umgekehrten Weg gehen müssen, um Arbeitskräfte zu gewinnen, und bieten ihren Angestellten eine Vier-Tage-Woche. Dieser Weg sollte auch hinsichtlich des Lehrermangels Schule machen. – Marcel Haldenwang

 

„Andererseits sind Lehrer Beamte. Sie profitieren nicht nur von einem guten Gehalt, Jobgarantien und einer in heutigen Zeiten luxuriös sicheren Rente.“ – Das sagen Sie mal meiner Schwägerin, die sich von einem befristeten Arbeitsvertrag zum nächsten hangelt. Dass dabei 2-Monatsverträge überhaupt möglich sind, macht mich sprachlos. – Dr. Julia Schendzielorz

 

Selten habe ich mich über einen Leitartikel der ZEIT so geärgert! In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts habe ich ein Lehramtsstudium absolviert. Nach Ende des Vorbereitungsdienstes durfte ich gehen, es gab zu viele Lehrer. Ich lernte Krankenschwester, war froh, einen Ausbildungsplatz ergattert zu haben, eine Stelle habe ich nach der Ausbildung und einem Jahr Auslandsaufenthalt problemlos gefunden, ich habe sie heute noch, allerdings seit Jahrzehnten in Teilzeit.

Heute sind meine beiden Berufe Mangelberufe. Und ich sehe weitere Parallelen: Auch die Pflegekräfte sollen die Suppe auslöffeln, die andere gekocht haben und für beide Berufe wird gerne so getan, als sei die Belastbarkeit des Personals unendlich. Schön, dass die zunehmende Gewaltbereitschaft der Schüler wenigstens mit einem Satz erwähnt wird, einen Hinweis auf schwierige Eltern vermisse ich ganz. Auch im Krankenhaus spielt die zunehmende Gewaltbereitschaft eine Rolle.

Ich vermute, es ist in der Schule wie in der Pflege, keiner kommt mal auf die Idee, die „Basis“ zu fragen, was sie braucht, um ihre Arbeit möglichst in Vollzeit bis zur Altersgrenze auszuüben. Stattdessen wird sie von oben mit -häufig praxisfernen- Erlassen, Forderungen, Vorschriften überhäuft und kontrolliert, was das Zeug hält. Einen eigenen Gestaltungsspielraum gibt es kaum und Rückhalt in schwierigen Situationen erst recht nicht. Kurz: Es werden Arbeitsbedingungen geschaffen, die die Leute krank machen. Bleibt die Frage, ob nicht allen mit arbeitsfähigen Teilzeitkräften mehr geholfen ist als mit kranken Vollzeitkräften. – Susanne Sänger

 

Ja die Schule brennt, sie brennt seit den 70er Jahren, an vielen Stellen! – Da sitzen Planer&Politiker (und Journalisten), die meist nur ihre eigene Schulzeit als Schüler kennen und dem Trugschluß aufsitzen: Lehrer haben nachmittags frei und sehr viel Ferien und bekommen dafür noch so tolles Gehalt & Rente…. In meinem Familien- und Freundeskreis sind genug LehrerInnen, um behaupten zu dürfen: Lehrersein ist – mit den Klassengrössen, mit den Kinder- und Elternproblemen, mit den administrativen Aufgaben, mit den gesellschaftlichen Problemen und dem Anspruch, all dem gerecht zu werden – ein kaum über längere Zeit aushaltbarer Beruf. Auf den Schultern der Lehrer liegt einfach zu viel – deshalb gehen sie mehrheitlich in Teilzeit! Sie wollen ihre Arbeit gut machen – um das zu schaffen, reduzieren sie! Ihre Forderung, die Lehrer, weil sie ja StaatsdienerInnen sind, zwangszuverpflichten garantiert: vermehrtes Handtuchwerfen der jetzt noch vorhandenen Lehrer. – Bärbel Neuwirth

 

Aus meiner Erfahrung als Gymnasiallehrer (Staatsdienst BW) würde ich drei Hauptgründe für Teilzeitdeputate und vorzeitige Pensionierung nennen: Alle Kollegien, die ich kennengelernt habe, bestanden überwiegend aus Frauen, von denen viele jung sind und Kinder kriegen, die sie dann beaufsichtigen und nur noch in Teilzeit arbeiten. Außerdem besteht die Hauptaufgabe der Kolleg/inn/en heute längst nicht mehr im Unterrichten und Landschulheim alleine – den Schulen wurden im Laufe der Jahre jede Menge Aufgaben zusätzlich übertragen, unter anderem z.B. weil die Elternhäuser diese Aufgaben nicht mehr leisten:

Nikotin-, Drogen-, Alkoholprophylaxe, verantwortungsvoller Umgang mit sozialen Netzwerken und Internet und und und. Diese Aufgabenliste ist pro Schule sicher 1,5 – 2 A4 Seiten lang, so dass jede/r Kolleg/e/in mehrere, z.T. sehr aufwendige Zusatzaufgaben hat, von denen nur ganz wenige mit Deputatsnachlass verbunden sind. Und zu guter Letzt: Das Unterrichten ist in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich zeitintensiver und nervenaufreibender geworden, weil sowohl das Leistungsverhalten als auch das Sozialverhalten vieler (nicht aller!) Schüler/innen sich deutlich verändert haben, was zu vermehrten Auseinandersetzungen mit Schülern, Eltern, zuweilen auch Schulleitungen führt.

Bei diesen Auseinandersetzungen ist der Lehrer zu oft auf sich alleine gestellt, ohne Unterstützung der Schulleitung oder des Oberschulamtes/Regierungspräsidiums, was endlos Nerven kostet und dazu führt, dass die einen diese Auseinandersetzungen irgendwann frustriert vermeiden und die anderen irgendwann das Deputat reduzieren und früher aufhören zu arbeiten. Wenn man Kolleg/inn/en motivieren will, mehr zu arbeiten, muss man bei diesen drei Punkten ansetzen und nicht bei der zu simplen Gleichung ‚Beamter = Staatsdiener = muss mehr arbeiten‘, denn sehr ärgerliche zwangsweise Deputatserhöhungen gab es schon mehrfach und auch wenn gespart werden soll, stehen die Leistungen für die Beamten immer ganz oben mit auf der Liste. Wieso soll die gleiche Berufsgruppe schon wieder das Planungschaos der Politik ausbaden? Meine Empfehlung: die Kultusminister und Ministerpräsidenten ein Schuljahr lang in den Schuldienst! – Axel Bohn

 

Nur glückliche Lehrer:innen unterrichten auch glückliche Kinder. Nicht ohne Grund liegt die Teilzeitquote bei Lehrer:innen (nicht „Lehrern´´ wie im Artikel geschrieben, das macht einen großen Unterschied) bei 47%. Das heißt nur 53% arbeiten in Vollzeit. Meine Frau und ich, wir waren Lehrerin und Lehrer, sind nun über 70 und beide in Pension. Wir haben diesen Beruf geliebt. Als wir Kinder bekamen, mussten wir über viele Jahre unsere Arbeitsbelastung reduzieren. Ohne eine Reduktion auf 2/3 der regulären Arbeitszeit hätten wir es nicht geschafft unseren Beruf verantwortungsvoll auszuüben.

47% in Teilzeit, das markiert wohl recht genau die Belastbarkeitsgrenze in diesem Beruf. Wer glaubt den Lehrenden mehr zumuten zu können, nimmt auch eine Verschlechterung des Unterrichts in Kauf. Lehrer:innen verzichten auf Geld, um ihren Beruf verantwortungsvoll ausüben zu können und um auch noch Zeit für ein eigenes Leben mit Familie zu haben. Diese Entscheidung ist vernünftig. Daran können und sollten Appelle oder gar Zwang nichts ändern. Wenn Lehrer:innen beginnen „Dienst nach Vorschrift´´ in den Schulen zu machen dann wird es grauslich. Nur glückliche Lehrer:innen unterrichten auch glückliche Kinder, die auch gerne in die Schule gehen.

Entlastungen von allem was nicht zum Kerngeschäft gehört sind nicht nur wünschenwert sondern dringend notwendig. Ja, aber die vielen benötigten IT-Spezialisten und Schulpsychologen gibt es nicht, auch ein Versäumnis der vergangenen Jahrzehnte. Wer trotzdem beschließt Lehrer:in zu werden hat einen wunderbaren Beruf gewählt. Es gibt nichts Schöneres als mit jungen Menschen zu arbeiten. Aber es muss alles getan werden, die Arbeitsbelastung auf ein für alle erträgliches Maß zu reduzieren. – Richard Menzel

 

Wir Lehrkräfte sollen mehr arbeiten. Wer sind „die Lehrkräfte“? Zum sehr großen Teil sind wir Lehrerinnen (und analog Krankenschwestern und Erzieherinnen). Wir sind Frauen und ein paar mutige oder überzeugte oder leidenschaftliche Männer (Ausnahmen bestätigen wie überall die Regel). Sie fragen sich in Ihrem Artikel nicht, wie es sein kann, das zu wenige in diesem Beruf sind, der schnelle Entscheidungen, Führungsqualität, Kreativität und ein hohes Vermögen an Einarbeitung in bisher Unbekanntes verlangt (Wenn Sie sagen, ich solle unterrichten, was ich nicht studiert habe, dann kann ich nur müde lachen, das tue ich seit 20 Jahren mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten).

Warum es nicht mehr Menschen reizt in einen Beruf zu gehen, der täglich Deeskalationsfähigkeit, Empathie und Humor fordert und mit Horizonterweiterung, Dankbarkeit auf den seltsamsten Wegen und (abgesehen von der verd… Behördenstruktur) einen immensen auch persönlichen Entfaltungsspielraum ermöglicht?

Die jungen Männer um mich herum (Freunde meiner Kinder) studieren lieber BWL oder Jura. Ihnen winkt ein gutes Gehalt (locker mal doppelt so viel wie ich verdiene) und eine klare Rollenanerkennung. Wer als junger Mann Lehrer werden will, muss das irgendwie schon begründen können, BWL kann man einfach so studieren.

Und das wiederum führt zur Teilzeit. Ich bin mit einem Ingenieur verheiratet. Wenn jemand von uns weniger arbeitet, dann ich, andersherum lohnt es sich nicht. Dabei habe ich teilweise, mein Gehalt komplett an die jeweilige Kinderbetreuung abgegeben. Steuerlich hätte es sich teilweise gelohnt, wenn ich kein Geld verdient hätte. Und ich kann mit meinem Gehalt immerhin eine Kinderbetreuung finanzieren. Die Erzieherin und die Krankenschwester kann es schon nicht mehr.

Beide werden genauso gebraucht. Ich verdiene nur deswegen „so viel“, weil mein Beruf ursprünglich ein Männerberuf ist, quasi ein Versehen. Was tun also diese Teilzeitkräfte? Sie kümmern sich um (kranke) eigene Kinder, denn -und auch das ist nach wie vor ein ganz wichtiger Faktor- sonst sind sie gesellschaftlich „schlechte“ Mütter. Könnten sie die Kinder nicht auf betreuen lassen? Theoretisch ja, praktisch sieht das in den meisten Fällen kompliziert, traurig oder teuer aus.

Dazu kommt, dass ich als Pädagogin weiß, was es braucht, damit Betreuung für Kinder Bildung, Schutzraum, Entwicklung bedeutet. Diese Kriterien erfüllen viele unserer Einrichtungen nicht (mehr). Sie können sich den inneren Konflikt vielleicht ansatzweise vorstellen: Da gehe ich meinem Beruf nach, der im weitesten Sinne bedeutet, dass ich Kinder anderer Eltern qualitativ hochwertig betreue um meine eigenen Kinder dort hinzugeben, wo es nur sehr ausreichend okay ist. Ausreichend okay, auf dem Rücken derer, die wissen was Qualität ist und diese umsetzen wollen, arbeiten wir im Krankenhaus, in der Kita und in der Schule seit Jahren.

In Inklusionsklassen ist der Name gefeiert worden, das Personal, das für gute damals „integrative“ Arbeit gesorgt hat, ist still und heimlich weg gespart worden. Sie setzen „mangelnde Wertschätzung“ in Gänsefüßchen. Ich möchte keine explizite Dankbarkeit, das ist wie die Leute, die auf dem Balkon klatschen und hinterher in der Notaufnahme randalieren, wenn sie nicht sofort an der Reihe sind oder eben einfach eine private Versorgung nutzen, bei der sie nicht warten müssen.

Die Freude ziehe ich aus meinem Beruf, den ich tatsächlich für großartig halte (übrigens dort, wo sie als Überschrift „Brennpunkt“ hinschreiben würden). Aber da sind eine Menge Dinge um diesen Beruf herum, die ganz dringend geändert werden müssen. Ich möchte so viel verdienen wie mein Mann und die Erzieherin neben mir sollte studiert haben und eben so viel bekommen. Gleiches gilt für die Krankenschwester, die Altenpflegerin und den Arzt oder die Ärztin. Wir brauchen Kinderbetreuung, die qualitativ hochwertig ist. Eine Gruppe mit Kindern unter drei Jahren braucht auf 5 Kinder eine ausgebildete Erzieherin. Wenn mein Kind krank ist, brauche ich Gutscheine, damit vertraute Personen eine Pflege übernehmen.

Gleiches gilt für die Eltern, die ich unbezahlt pflege. Ich möchte, dass junge Männer, die gern Verantwortung im Beruf übernehmen möchten und leitend tätig sein wollen, daran denken, dass ein Lehrer genau das tut. Ich möchte eine Entbürokratisierung in den Behörden, damit der kreative Pool, der Menschen, die diesen Beruf ergreifen sich entfalten kann und nicht verhindert, eingeschränkt und in Schubladen geschoben wird. Ich möchte Räume und Menschen, mit denen ich Lösungen finden darf und niemanden, der mir fachfremd allgemeine Lösungen hinwirft. Denn hier ist mein Kerngeschäft. Ich kenne meine Kinder, ich kann einschätzen, wie wir, passend für jedes einzelne Kind, Lösungen finden, damit es ihnen gut geht, damit sie lernen und sich entfalten können. Ich brauche den Dialog mit dem Kind, mit den Kollegen, mit den Eltern. Die Behörde (und Sie als Medien) sollten mir zuhören, denn ich bin das Sprachrohr. – Katrin Wölfel

 

Herr Spiewak argumentiert in seinem Artikel, das Problem des Lehrermangels ließe sich lösen, wenn Teilzeitkräfte bereit wären, mehr zu arbeiten. Dem liegt aus meiner Sicht ein Denkfehler zu Grunde. Die gute Bezahlung und privilegierte Stellung der Lehrkräfte in Deutschland hat eine Kehrseite – Lehrkräfte haben nämlich kein Arbeitszeitkonto wie viele andere Arbeitnehmer.

Will heißen: wer für seine Schule Projekttage organisiert, eine naturwissenschaftliche Sammlung betreut, sich um die Integration Geflüchteter kümmert, ein Klassenfest, einen Schüleraustausch oder eine Fachexkursion organisiert, begleitet und abrechnet oder auch nur eine ganztägige Fortbildung besucht, tut sich rein arbeitszeittechnisch betrachtet keinen Gefallen. Nur wenige dieser Tätigkeiten werden durch eine Reduzierung der zu unterrichtenden Stunden ausgeglichen, und selten steht diese im angemessenen Verhältnis zum Aufwand.

Denken Sie an Ihre eigene Schulzeit zurück: ist es die lückenlose Erfüllung des Bildungsplans in Latein, die Sie geprägt hat oder eher der engagierte Biologielehrer, der am Samstagmorgen um halb fünf auf Vogelstimmenexkursion ging? Vieles in der Schule entsteht durch großes persönliches Engagement und Hingabe an ein Thema – und davon lebt Schule. Anderes wiederum ist für einen funktionierenden Schulbetrieb unabdingbar, wird von außen aber wenig wahrgenommen und nicht über die Zahl der Unterrichtsstunden abgegolten.

Und nun kommt’s: wer, glauben Sie, hat die Kapazitäten neben dem Unterricht, einen nicht unerheblichen Teil dieser Aufgaben mit Leidenschaft zu übernehmen? Genau. Wer nämlich in Vollzeit unterrichtet, ist schon ohne all diese Tätigkeiten sehr gut ausgelastet. Kurz gesagt: mehr Unterrichtsverpflichtung führt in der Praxis zwangsläufig zu mehr Dienst nach Vorschrift: statt intensiver Elternarbeit muss es dann eben mit weniger individueller Zuwendung gehen, das Sportfest lässt man weg, wie auch das Probenwochenende fürs Musical – oder gleich das ganze Musical. Und die Homepage? Irgendwer wird sich schon drum kümmern – auch wenn die dann aussieht wie aus den späten 90ern.

Manche dieser Zusatztätigkeiten ließen sich in der Tat an all die qualifizierten Arbeitssuchenden outsourcen, die Schlange stehen, um für unsere Schulen arbeiten zu dürfen. Viele andere sind aber eng an den Unterricht und die pädagogische Arbeit mit den Schüler:innen geknüpft und lassen sich nicht ohne Weiteres delegieren. Und die KI, die Elterngespräche führt, muss erst noch erfunden werden. – Timo Strähle

 

Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Erhöhung der Pflichtstundenanzahl und Vergrößerung der Klassen können keine reale Option sein. Da in Schulen schwierigen Klientels die Erziehungsarbeit vollständig auf die Lehrerschaft übertragen wird, besteht pro Schüler eine stark zunehmende Eskalationsanfälligkeit.

So sammelt man als Lehrer während der Unterrichtszeit am Vormittag täglich verschiedenste weitere Dienstpflichten an, die am Nachmittag durch das Schreiben von Unfallberichten, das Führen von Gesprächen mit Polizei, Jugendamt und Psychologen sowie mäßig erfolgreichen Versuchen die Eltern mit einzubeziehen, abgearbeitet werden müssen. Werden Stunden- und Schülerzahl erhöht, steigt die tägliche Eskalationsdichte an und die Vorfälle können nicht mehr abgearbeitet werden. Wer nicht will, dass Schule zu einem Ort der Anarchie verfällt, kann diese Forderung nicht gutheißen. – Michael Heinen

 

Der geklagte Lehrermangel, der noch zunehmen wird, hat einige Gründe. Da hilft es am wenigsten, wenn die Bundesländer sich gegenseitig das Personal abwerben anstatt endlich ihre Kleinstaaterei in der Bildungspolitik zu überwinden. Einer der Gründe für den Mangel ist der Verlust an Wertschätzung für den Beruf. Früher war der Lehrer (und die Lehrerin) eine geachtete Person, nicht nur im Dorf. Heute wird in Schule und Kita das Kind abgegeben in der Erwartung, dass es dort erzogen und auf höchstes Leistungsniveau gebracht wird. Wenn das nicht funktioniert, dann bekommt die Schule die Schuld. Was fehlt: Verantwortung von Eltern und Respekt vor der Schule. – Werner Bohn

 

Die WAZ druckt immer die Titelseite von vor 10 Jahren ab. Der Kommentar (der Ausgabe vom 29.1.13) wäre sicher auch interessant. – Ulrike Engels

 

Entschuldigen Sie bitte die harten Worte, doch: Ich bin entsetzt, dass es ein solch theorielastiger Artikel ohne Realitätsbezug auf die Titelseite geschafft hat. Meine Frau ist Lehrerin, und sitzt jeden Donnerstag- und Freitag-Abend mit glasigem Blick neben mir auf der Couch. Und das obwohl sie „nur“ Teilzeit arbeitet. Man mag Lehrer um ihre Privilegien beneiden. Doch wer einen persönlich kennt, der weiß, dass diese schon jetzt hart erkauft sind.

Der Vorschlag, Teilzeitmodelle abzuschaffen und den Druck zu erhöhen wird in der Realität zu keiner einzigen zusätzlichen Unterrichtsstunde führen. Was auf dem Papier gut aussehen mag, wird durch erhöhten Krankenstand und Abwanderung in andere Berufe schlicht wieder vernichtet. Vielleicht sogar mehr als das. Wer wirklich mehr Unterrichtsstunden will, der muss Lehrer von nicht unmittelbaren Aufgaben ihres Jobs befreien, und eigenständiges Lernen der Schüler mit digitalen Medien fördern. Aber aus Neid Privilegien streichen zu wollen wird die Lage nur verschlimmern. – Oliver Rüßing

 

Ja, die Schule brennt. Das Ganze ist aber leider ein Flächenbrand, um im Bild zu bleiben, der das ganze staatliche Bildungssystem befallen hat. Längst ist der Funke auf die Kitas (oder von den Kitas) übergesprungen. Auch hier fehlen in jeder Kommune Fachkräfte, um die Einrichtungen offen und ein gutes Angebot aufrecht zu erhalten. Auch hier arbeiten viele, wenn nicht gar die meisten Fachkräfte in Teilzeit. Warum? Weil dies ein frauendominierter Beruf ist und die Frauen in Teilzeit meist zu Hause jede Menge Familienarbeit leisten.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie bedeutet in der Praxis meistens, dass die Frau in Teilzeit geht. Das ist eine individuelle Entscheidung, die es nicht zu bewerten gilt. Der Staat und die Tarifparteien sollten jedoch Rahmenbedingungen schaffen, dass sich mehr Frauen für eine Vollzeit-Beschäftigung entscheiden. Dafür braucht es wieder mehr staatliche Angebote zur Ganztagsbetreuung. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Entlohnung, Ausbildungsmöglichkeiten, Betreuung: Alles muss verbessert, damit am Ende nicht wieder die Frauen die ganze Last tragen. – Constanze Kraus

 

Wohl noch 20 Jahre Lehrermangel. Zu den Empfehlungen der Expertenkommission. Das immer gleiche Spiel: Es gibt Probleme. Wenn es gar nicht mehr weitergeht, wird eine Expertenkommission eingesetzt. (Vor)schnelle Lösungen kommen auf den Tisch. Die Praktiker bleiben außen vor. Sie könnten zu viele Bedenken haben. Wieder so beim Problem: Die fehlenden Lehrkräfte.

Letztlich zeigt auch diese Herausforderung, wie unbeweglich die Bildungspolitik in unserem föderalen System ist: Der Föderalismus hat die Bildungspolitik parzelliert und in der Steuerung so unfähig gemacht wie einen großen Tanker, der von 16 Kapitänen gesteuert wird. Kursänderungen müssen bei so einem großen Schiff langfristig und sorgsam vorbereitet werden, sonst kann es zur Katastrophe kommen. Wenn sich 16 Kapitäne aber erst einig werden müssen – oder gar nicht einig werden, ist der Tanken nicht mehr steuerbar. Bereits 2006 hat die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) zusammen mit dem Bundeselternrat davor gewarnt, dass ab 2012 ein Lehrermangel droht. Die Zahlen lagen vor. Trotzdem: Panikmache hat die KMK (Kultusministerkonferenz) Eltern und Gewerkschaftlern vorgeworfen.

Anfang der Zweitausender hat die PISA-Studie aufgezeigt, dass in Deutschland eines der größten Probleme ist, das die Bildungschancen für Kinder aus den verschiedenen sozialen Schichten extrem auseinanderklaffen. Erschrecken. In allen Ländern wurde versucht „gegenzusteuern“. Vieles wurde versucht, ohne ein Programm wirklich konsequent umzusetzen, obwohl viele positive Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern vorliegen. Heute müssen wir resigniert feststellen, dass die „soziale Schere“ noch weiter auseinander gegangen ist.

Nun also die Empfehlungen der Experten-Kommission: Rechnerisch korrekt: Wenn die Arbeitszeit verlängert wird, wenn Teilzeitarbeit unterbunden wird, stehen mehr Stunden zur Verfügung. Aber nicht die Anzahl der Unterrichtsstunden macht den Bildungserfolg aus, sondern die Qualität des Unterrichts! Schon jetzt ist die Anzahl der Stunden, die Kinder in den verschiedenen Bundesländern in zehn Schuljahren verpflichtend haben, sehr unterschiedlich; bezogen auf die ersten vier Jahrgänge liegen die Unterschiede zwischen den Bundesländern bei drei bis vier Wochen mehr oder weniger Unterricht.

Und auch die Forderung nach der Erhöhung der Klassenfrequenzen geht völlig an den gegenwärtigen Herausforderungen vorbei und orientiert sich an einem überholten Bild von Schule („Wo alles gähnt und einer spricht, das nennt man Unterricht!“) einem Bildungsverständnis, wo es auf den Input der Lehrkraft und nicht auf das Miteinander erarbeiten von Lerninhalten ankommt.

Schon jetzt arbeiten die Lehrerinnen und Lehrer an den Grenzen ihrer Kräfte und haben oft nicht mehr die Kraft und Gelassenheit auf die unterschiedlichen Schüler*innen einzugehen. Mehr schlechter Unterricht wird noch mehr Schulunlust fördern. Vielleicht ist es an der Zeit, weniger Unterricht, dafür aber besseren Unterricht zu fordern. Vor allem aber müssen wir den Schüler*innen ermöglichen, zu lernen wie man lernt, müssen die Neugier fördern, etwas entdecken und verstehen zu wollen.

Uns helfen nicht gestresste und frustrierte, weil überforderte Lehrerinnen und Lehrer, sondern Lehrkräfte, die Lust am Unterricht und Arbeiten mit den Schüler*innen haben. Wir müssen den Mut entwickeln, Schule neu zu denken, Bildungsverantwortung in der Region entwickeln. Das afrikanische Sprichwort: „Um ein Kind zu erziehen und bilden braucht es das ganze Dorf!“ wird für uns aktuell.

Statt „Experten-Kommissionen“ am grünen Tisch brauchen wir „Think-Tanks“, Möglichkeiten, mit Praktikern, Eltern und Wissenschaftlern in den Regionen darüber nachzudenken, wie wir unseren Kindern und Enkeln zukunftsfähige Bildung ermöglichen können. Beispiele dafür gibt es mehr als genug. In Deutschland. In Europa. Selbst von den geflüchteten Lehrkräften aus der Ukraine können wir eine Menge lernen, mindestens im Blick auf digitalisierten Unterricht.

Die Bildungsgewerkschaften (GEW) und Verbände (VBE) würden gut daran tun, sich weiterhin für sinnvolle Arbeitsbedingungen und Tarifverträge einzusetzen, sich zusätzlich aber sehr viel mehr in die konzeptionelle Arbeit einzubringen, denn es geht nicht nur um Bezahlung, sondern um Qualität des Unterrichts, wenn wir die Zukunft der Bildung im Blick haben. – Wilfried W. Steinert

 

Klassenstärke erhöhen – Lehrerarbeitszeit anheben – Pensionäre reaktivieren. Unfassbar dass seriöse Medien wie „Die Zeit“ plötzlich unreflektierte Berichterstattung im Sinne einer Sparpolitik und reiner Symptombekämpfung proklamieren, die Deutschland in naher Zukunft nicht nur im internationalen Wettbewerb zum Absteiger machen, sondern auch die im Land bereits hochkeimenden Probleme noch radikaler verstärken wird.

Klassenstärke erhöhen – Lehrerarbeitszeit anheben – Pensionäre reaktivieren. Jeder der drei Vorschläge ist ein Schlag ins Gesicht. Nicht nur für Kinder und ihre Eltern, die auf Bildung hoffen und für Lehrkräfte, die sich für umfassende pädagogische und didaktische Anforderungen einsetzen, sondern auch für die Zukunft unseres Landes, die Demokratie, die Innovationstüchtigkeit und den Erhalt einer lebenswerten Gesellschaft.

Lehrerteilzeit bedeutet in unserem Beruf Zeit zu haben für die Jugendlichen im Kontext der aktuellen Unterrichtssituation: nämlich sich ihren Fragen zu stellen, den Problemen zu Hause wie auch dem Lernen und der Kulturintegration gerecht zu werden. Jugendliche in ihrem Ringen (und oft Rangeln) um Selbstwert, Stellenwert und Position in Gesellschaft und Leben zu unterstützen und sie beim Übergang in den Beruf zu begleiten.

Es geht hierbei um nichts weniger als nachhaltige Bildung. Einen Drill der Massen kann die Politik und ein so berichtender Journalismus nur wollen, wenn wir in Zukunft vorhaben, unseren Nachwuchs für einen Krieg zu rüsten, in Gehorsam, ohne Freigeist und eigenes Denken. Dann kann ich Großgruppen dressieren und riskieren, dass bildungsferne Kinder auf der Strecke bleiben. Will ich aber eine Gesellschaft in der „der Mensch des Menschen Freund“ ist, dann muss ich mich dort menschlich zeigen, wo alles grundgelegt wird: In der Kindheit und Jugend! – Monika Witte

 

Auch in der Politik und bei Presseorganen hat sich mittlerweile die erstaunliche Tatsache herumgesprochen, dass die Babyboomer in Rente gehen, es mehr Geburten gab als prognostiziert und also Lehrerinnen und Lehrer fehlen. Wobei interessanterweise dieses Problem oft in den Zeitungen getrennt vom sonstigen Fachkräftemangel debattiert wird, aber dazu später. Wer soll es nun, folgt man der KMK und z.B. Herrn Spiewak, richten? Natürlich: die vorhandenen Lehrerinnen und Lehrer durch Mehrarbeit.

Ich bin Jahrgang 1962, nach meinem Lehrerexamen gab es keine freien Stellen, heute kaum vorstellbar. Also arbeitete ich zunächst an der Volkshochschule, im Ausland etc. und bin erst spät in den Schuldienst gegangen. Seitdem unterrichte in an einem Oberstufenzentrum (OSZ) in Berlin 18 von regulär 26 Unterrichtsstunden pro Woche, also in Teilzeit.

Erste falsche Annahme von Herrn Spiewak: ein OSZ ist eine Schule mit „weniger privilegierten Kindern“ und die meisten meiner Kolleg*innen arbeiten ganz bewusst dort. Wir sind Berufsschule, haben viele Willkommensklassen, Schüler*innen, die den Mittleren Schulabschluss (früher: Mittlere Reife) nicht im ersten Anlauf erreichen konnten. Und wir sind ein berufliches Gymnasium ab Klasse 11. Viele unserer Schüler*innen haben einen Migrationshintergrund und damit ist nicht gemeint, dass sie Berlin*innen wären, deren Großeltern nicht in Deutschland geboren wurden, sondern dass sie selbst nicht hier geboren sind. Zweite falsche Annahme: Da ich lange freiberuflich arbeitete, hätte ich aus Gründen der Rentenabsicherung gar nichts dagegen, mehr zu arbeiten.

Aber: Ich unterrichte einen Grund- und einen Leistungskurs Deutsch und bin Klassenlehrerin. Oberstufe Deutsch bedeutet Zentralabitur und im zwei- bzw. drei-Jahreswechsel neue Themenschwerpunkte, die vorgegeben und abiturrelevant sind. Wer also glaubt, wir hätten ein Lehrwerk, das wir mal eben auf Seite XX aufschlagen, der irrt. Wir stellen uns jeweils auf neue Schwerpunkte ein und oft fühlt es sich an, als würde man permanent eigene Lehrwerke schreiben. Mehr Stunden zu unterrichten würde bedeuten, den Unterricht schlampig vorzubereiten und den Schüler*innen nicht mehr gerecht werden zu können.

Dritte falsche Annahme: „Glaubt man den Funktionären, arbeiten unsere Lehrkräfte permanent `am Limit´“. Will Herr Spiewak damit andeuten, dass wir locker noch ein paar Stunden mehr arbeiten können, ohne gleich überlastet zu sein? Ich unterrichte an vier Tagen pro Woche, an zwei weiteren sitze ich am Schreibtisch zu Hause. Einen Tag pro Woche versuche ich mir freizuhalten. Jetzt kommt vermutlich das Argument mit den langen Ferien. Ja, die sind zum Korrigieren, Vorbereiten etc. gut. Zugegeben, in den Ferien kann man ausschlafen und seinen Tag selbst einteilen, das kann jemand im homeoffice aber auch.

Vierte falsche Annahme: Ein Facharbeiter bei VW in der Produktion verdient laut Tabelle zwischen 27.100,- und 73.300,-€., ein angestellter Lehrer (in Berlin!) 73.062,-€ pro Jahr brutto. Es ist ein gutes Gehalt, ohne Zweifel. Aber wenn es so gut wäre, warum wollen dann nicht mehr Menschen in der Schule arbeiten? Ist die üble Propaganda der Funktionäre verantwortlich?

Fünfte falsche Annahme: Wir sollen entlastet werden von Arbeiten, die mit dem reinen Kerngeschäft Unterricht nichts zu tun haben. Aber haben Sie schon mal vom Fachkräftemangel gehört, siehe oben? Woher kommen denn plötzlich diese Arbeitskräfte, die „Computer warten, Klassenreisen organisieren“ etc.? Es gibt sie nicht und das hieße in der Realität, mehr Stunden unterrichten und weiterhin all die anderen Aufgaben übernehmen. Und das sind weit mehr, als Herr Spiewak sich vorstellt.

Ich habe dazu meine Tätigkeiten nur für den Monat Januar 2023 mal aufgelistet, die nichts mit reinem Unterricht zu tun haben: Zeugnisse schreiben und kontrollieren, Arbeitszeiterfassungsstatistik ausfüllen, zwei Zeugniskonferenzen, Fehlzeitenstatistik für Schüler ausfüllen, Organisation einer Klassenfahrt, Kontakt via E-Mail mit zwei Schülern, die länger erkrankt sind, E-Mail-Verkehr mit Kolleg*innen, Schulleitung und Schüler*innen, Kontakt mit der Schulsozialarbeit, Einweisung eines neuen Kollegen, der Informationen brauchte, Organisation der Besuchs einer Mitarbeiterin des EU-Parlaments in meiner Klasse, Organisation im Hinblick auf das anstehende Praktikum meiner Schüler*innen.

Wir haben ein objektives Problem, das es im Sinne der nachwachsenden Generation zu lösen gilt. Zwei Beispiele zur Frage, wie es besser laufen könnte: Eine Bekannte, die Deutsch und Philosophie studiert und Unterrichtserfahrung hat, wollte als Quereinsteigerin in die Schule. Sie wurde aber im Gespräch durch zu viel Bürokratie und Hürden abgeschreckt. Jemand anders wollte in der Rente weiterarbeiten, aber auch hier war das Maß an Bürokratie einfach unüberschaubar. Und ja: Wertschätzung auch in der Öffentlichkeit und von den Medien könnte nicht schaden, sondern motivierend wirken. – Angela Pawlik

 

Schön, dass der Autor feststellt, die durchschnittliche Teilzeitquote liege bei 29%. Höre ich mich um, liegt die Teilzeitquote in der freien Wirtschaft bei weit unter 29%. Im Handwerk vermute ich, liegt sie bei unter 10%. In meinem Kolleginnen und Kollegenkreis arbeiten zum großen Teil alle diejenigen halbtags oder reduziert, die auf ihren Verdienst nicht notwendiger Weise angewiesen sind (Der Teilzeitverdienst wird für die Finanzierung des zweiten, dritten und vierten Urlaubs im Jahr, den Skiurlaub in der Schweiz usw. benötigt). Will heißen, der oder die andere Ehepartner*in hat einen sehr gut dotierten Job (meist sechsstellig und das in der freien Wirtschaft).

Dort wissen die Arbeitgeber*innen zu verhindern, dass zu einem hohen Anteil in Teilzeit gearbeitet wird. Die öffentliche Verwaltung hat in der Vergangenheit kein unbedingtes Interesse an einer Ganztagsbeschäftigung ihrer Beschäftigten gezeigt – an einer angemessenen Bezahlung übrigens auch nicht. Vielmehr hat sie sich als durch die Gewerkschaften Getriebene gegenüber der Bevölkerung dadurch hervorgetan, dass sie im Vergleich zur Privatwirtschaft die flexibelsten Arbeitzeitmodelle anbietet. Ist die Bezahlung einer Lehrkraft im Vergleich zu einer/einem Studierten in der Privatwirtschaft absolut unattraktiv, so sind dagegen die Arbeitszeitmodelle extrem lukrativ.

Die Gewerkschaften haben nach dem Motto „Die Geister, die ich rief…“ – und wie der Autor richtig feststellt – durch die Forderung kleinerer Klassen und weniger Pflichtstunden in erheblichem Maße dazu beigetragen, dass wir nun vor der „brennenden Schule“ stehen. Denn welche(r) halbtags Tätige in der Schule wird daran denken wollen zum Wohle der Schüler*innen, die eigene Arbeitszeit raufzusetzen?

Nehmen wir einmal irrwitziger Weise an, der Gesetzgeber verordnet die Ganztagsarbeit, ein großer Teil der halbtagstätigen Lehrkräfte würde aufhören zu arbeiten, da man es sich wirtschaftlich ja leisten kann (s. o.). Der Lehrkräftemangel würde sich weiter erhöhen. Eine ganz andere Ursache des Lehrkräftemangels ist der beschränkte Zugang zum Lehrerstudium. Hier gilt eine Art „Numerus Clausus“. Aber das ist ein anderes Thema, welches zu beleuchten wäre. – Michael Platz

 

Das Wohlergehen unserer Kinder, die Vereinbarkeit von Kindererziehung und Beruf hat in unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit nachrangige Bedeutung. Zwar gibt es inzwischen eine Elternzeit, aber Frauen wie Männer, die sie beanspruchen, werden in vielen Betrieben schief angesehen. Elternzeit ist häufig nicht karriereförderlich. Viele Frauen (und wenige Männer) gehen auf Teilzeit, um Zeit für ihre Kinder zu haben. Sie verzichten damit auf einen großen Teil eines möglichen Verdienstes, den sie in Vollzeit hätten. In vielen Berufen bringt das außerdem erhebliche Nachteile!

Relativ unproblematisch ging das bislang im Lehrerberuf. Lehrerinnen (im Grundschulbereich gibt es fast nur Lehrerinnen) konnten auf Teilzeit gehen, verzichteten auf einen nicht unerheblichen Teil ihres Gehaltes, aber hatten dadurch etwas mehr Zeit für die Familie. Eine modellhafte Lösung, die durchaus eine Richtung in eine mögliche Zukunft zeigt. Eine Zukunft, die über Jahrzehnte in vielen Berufen verschlafen wurde. Das Thema Schule hatte bislang in unserer Gesellschaft nur wenig Bedeutung. Es lief sozusagen nebenher. Mit ihm waren Wahlen zu verlieren, aber kaum zu gewinnen. Nun droht ein starker Lehrermangel, der in der Öffentlichkeit nicht übergangen werden kann.

Bei den Lösungsmöglichkeiten spricht Martin Spiewak eine an, die auch von der Ständigen Kommission der Kultusministerkonferenz genannt wird: Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung für alle Lehrerinnen und Lehrer. So einfach geht das. Sollen die Lehrerinnen doch schauen, was sie in der neuen Arbeitszeit mit ihren Kindern machen. Schließlich gibt es doch einen gesetzlich garantierten Platz auf eine Kinder-Tagesstätte.

Wobei allgemein bekannt ist, dass Kita-Plätze überhaupt nicht ausreichen. Und darnach: Ganztagesschulen werden erst langsam eingeführt. Ganz zu Hause bleiben, bringt es für Lehrerinnen auch nicht, dann ist der Mangel an Lehrkräften in den Schulen noch größer! Auf lange Sicht muss das Wohlergehen unserer Kinder mehr Einfluss in die Gestaltung unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit gewinnen. Andere gesellschaftliche Bereiche haben da eine deutlich stärkere Lobby! – Helmut Gattermann

 

Lehrkräftemangel, Qualitätsdefizite der Sanitär- und Lehrräume und ständig steigende Anforderungen. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Alljährlich angefertigte Statistiken und Visitationen der Schulaufsichtsorgane müssten eigentlich Sachverhalte erhellen und richtungsweisende Weichenstellungen ermöglichen. Es geschieht trotzdem zu wenig und oft gar nichts.

Aus bildungsökonomischer Sicht eigentlich nicht verwunderlich. Der Staat hält die Black Box Schule bewußt schmal, denn sie bringt eigentlich keine unmittelbare Rendite. Abgesehen von der Vermittlung von Mindeststandards, die Menschen für die Aufnahme von Arbeit benötigen werden, bleibt vieles defizitär. Manches erwerben Menschen in Familien, Peergroups und durch eigenes Tun. Trotzdem klagen Unternehmen über fehlende Kenntnisse der Auszubildenden. Hochschule über fehlende Studienfähigkeiten. Einige der originären Qualifikationen müssen erst an Arbeits- und Ausbildungsplätzen erworben und gefestigt werden.

Warum lösen wir nicht, zumindest Ansatzweise, Lehrpersonal aus der Abhängigkeit staatlicher Alimentierung? Lehrkräfte bieten ihre Leistungen autonom und frei von bevormundender Gängelung an. Sie entscheiden bei der Vermittlung von Bildung über Ort und Inhalt. Sie werden für ihre Leistungen ähnlich wie andere freiberufliche Personen vergütetet. Hochschulen müssen ihre Qualifizierungsprozesse entsprechend neu positionieren. Mehrarbeit der Lehrkräfte hingegen zu fordern, nur ihre besonderen Leistungen zu belohnen oder fachfremdes Personal in Schulen zu implantieren, sind alles nur Feigenblätter staatlichen Versagens. – Peter Voß

 

Es scheint so schlüssig: Die verfügbaren Ressourcen des Humankapitals so zu verschieben und zu strecken, dass alle Schülerinnen und Schüler versorgt sind. Nur: was heißt “versorgt“? Während der Arbeitszeit der Eltern sicher wegorganisiert? In der pädagogischen Branche geht es um Menschen, und zwar auf Seiten von SchülerInnen und Lehrkräften. Lernen geht in Beziehung, und zwar von jeder Lehrkraft zu jedem einzelnen unterrichteten Kind und Jugendlichen. Diese Beziehung positiv zu gestalten, jeden Tag neu, bedarf hoher Aufmerksamkeit, eines ressourcenorientierten Blicks sowie Fantasie und Augenmaß in der Interaktion und der Unterrichtsplanung.

Um dies jeden Tag neu zu schenken, brauchen Lehrkräfte angesichts der steigenden nicht nur seelischen Bedürftigkeit der Kinder, Jugendlichen und Familien kleine Klassen, um überhaupt eine Chance zu haben, dem/der Einzelnen gerecht werden zu können, und Regenerationsmöglichkeit – und die braucht Zeit, die sich viele KollegInnen durch Teilzeit ermöglichen (und damit eine geringere Rente, Sie vergaßen, dass es auch viele angestellte Lehrkräfte gibt).

„Großer Geist, bewahre mich davor, über einen Menschen zu urteilen, ehe ich nicht eine Meile in seinen Mokassins gegangen bin“ – dazu lade ich Sie herzlich ein! Arbeiten Sie doch einen Monat Vollzeit als Lehrkraft in eine Schule und schreiben dann ein gut recherchiertes und von Kenntnis der Sache zeugendes, empathisches Dossier – aus Mokassins heraus und nicht vom hohen Ross herunter. Wir brauchen in diesem Land Zusammenhalt und Respekt; das Bemühen von LehrerInnen, ihre SchülerInnen dazu zu erziehen, konterkarieren Sie mit spitzer Feder. Billiges Beamtenbashing auf der Titelseite mag LeserInnen locken, zuzugreifen, passt aber meines Erachtens nicht zur ZEIT.

Darüber hinaus würde ich mir wünschen, dass Sie Ideen auf den Tisch bringen, die bislang weniger zu lesen waren: (Kultus-)Ministerialbeamte mit pädagogischer Qualifikation kurzfristig in den Schulen einzusetzen oder auch Dozenten, die an der Hochschulausbildung von Lehrkräften beteiligt sind. Sie sind auf dem neuesten Stand, was pädagogische Methodik und Schulentwicklung angeht. – Dorothee Wesselmann

 

Der Aufschrei der Kultusminister dieser Tage verschafft uns ein Déjà-vu. Schon wieder fehlen Unmengen von Lehrern und die angedachten therapeutischen Maßnahmen sind wieder dieselben. Erhöhung der Wochenstunden, Seiteneinsteiger, größere Klassen, fachfremder Unterricht, Vollzeit statt Teilzeit, Rückruf der Pensionäre, all das hat sich in der Vergangenheit schon nicht bewährt. Wo doch seit Jahren der Anspruch besteht, gerade in der Bildung in Deutschland besser zu werden. Da fragt man sich schon, ob es in der Schulpolitik aber auch gar keinen gibt, der auch nur in Ansätzen kreativ ist und langfristig denkend den richtigen Posten innehat und keinen, der die demografische Entwicklung deuten kann. Und: Es liegt nicht alles an der Migration!

Ich habe 1990 in Baden-Württemberg mein zweites Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien absolviert und so gut wie niemand wurde damals eingestellt. Die Mehrheit meiner Kommilitonen sind in die freie Wirtschaft abgewandert oder haben umgeschult. Viele Jahre hat es gedauert, bis diese Einstellungspolitik geändert wurde. Und jetzt will man die erfahrenen Pädagogen nicht in den Ruhestand gehen lassen, die – nebenbei bemerkt – ohnehin schon die Folgen dieser erfolglosen Schulpolitik in ihrem späteren reduzierten Ruhegehalt zu spüren haben.

Das Angebot, länger zu arbeiten als vorgesehen, müsste also schon sehr attraktiv sein, um aus Überzeugung dem Staat weiterhin seine Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen und mal wieder die Mängel der Schulpolitik auszubaden. Dass ein gutes Schulsystem auch ein wenig Geld kostet und nachhaltig sein sollte, müsste doch mittlerweile jedem klar geworden sein. – Brigitte Keuchen

 

Panik bei Schulverantwortlichen? Was muss noch passieren, damit sich endlich unser Schulsystem grundlegend bessert? Der Lehrermangel kommt scheinbar über uns wie eine Tsunami-Welle, so als ob die Gründe dafür nicht vorhersehbar gewesen wären. Gibt es in den Kultusbehörden der Länder niemand, der/die die nahende Katastrophe hätte vorausberechnen können? Dabei liegen doch einige Entwicklungen vorhersehbar auf dem Tisch, wie beispielsweise das Wegbrechen der geburtenstarken Jahrgänge bei den älteren Lehrkräften. Vieles wurde im ZEIT-Artikel bereits angesprochen, auch was Abhilfe-Maßnahmen angeht. Es ist allerdings ein grundsätzlicher Punkt nicht erwähnt: Mit den Leistungen unserer Schulen liegen wir mit jährlicher Regelmäßigkeit im europäischen Vergleich leider bestenfalls nur im Mittelfeld mit eher abnehmender Tendenz.

Die Ergebnisse wie die Pisa-Studie werden von den Kultusministern allenfalls mit anfänglicher Aufregung zur Kenntnis genommen, aber es ist nicht erkennbar, dass grundlegend etwas zu Besserung eintritt. Jedes Wirtschaftsunternehmen, das sich am Markt behaupten muss, hätte eine solche Schlechtleistung und das Versagen in der Personalplanung längst zur Insolvenz geführt oder sich umorganisiert. Die föderale Struktur in der Kultushoheit hat ihre Daseinsberechtigung verwirkt. Sie hat sich nicht bewährt, wenn man die Ergebnisse und die Probleme im Schulsystem betrachtet. Welche Argumente sprechen wirklich noch dafür, eine dezentralisierte Kultusbürokratie in 16-facher Ausprägung aufrecht zu erhalten?

Die Bayern zeigen unverfroren, wohin das führen kann, indem sie versuchen aus Nachbarländern Lehrer abzuwerben. Das zeigt doch deutlich, dass es nicht so weit her ist mit der Gemeinsamkeit. Die Konsequenz müsste sein, die Kultushoheit zu zentralisieren, d.h. die 16 Kultusministerien zumindest im Hinblick auf das Bildungssystem aufzulösen. Das Geld, das dadurch eingespart wird, ließe sich sinnvoll einsetzten für bessere Bezahlung der Lehrer (mit Leistungsanreizen), mehr Lehrer, Sanierung der maroden Schulen, … – Dieter Stöckle

 

Die Schule brennt – schon lange! Ich habe ein Arbeitsleben in der Schule verbracht, viele Schulen kennengelernt, sei es durch eigene Tätigkeit als Lehrerin und Schulleiterin eines Gymnasiums, sei es als Mutter von vier sehr verschiedenen Kindern, und teile die Sicht des Autors in vielen Punkten. Zu Recht prangert er die hilflosen Versuche der Länderchefs an, die Lage zu verbessern. Zu Recht fordert er IT Experten und Verwaltungsfachleute. Schulpsychologinnen und -psychologen gibt es inzwischen, aber sie sind häufig jung und noch wenig mit dem Schulalltag (außer der eigenen Schulzeit) vertraut. Es fehlen aber erfahrene Sozialpädagoginnen und -pädagogen, die bitte nicht – wie bisher üblich – auf die Lehrerstellen angerechnet werden.

Es ist tröstlich, dass der Autor im Untertitel vermerkt, dass die aktuelle Lage an den Schulen nicht die Schuld der Lehrer sei, aber seine Lösungsvorschläge zeigen doch, dass er die Wirklichkeit nicht kennt. Der Mangel an Lehrkräften war seit vielen Jahren absehbar. Seit Jahrzehnten gibt es zu wenige Studienplätze für das Grundschullehramt, was zu einem erschreckend hohen NC in diesem Bereich geführt hat. Und warum? Weil es wenig attraktiv für die Hochschulen ist, Grundschullehrer auszubilden! Der Autor fordert größere Klassen. Damit würden die Kinder und Jugendlichen, die es aus den unterschiedlichsten Gründen schwerer in der Schule haben, am meisten leiden, die Chancenungleichheit würde sich vergrößern.

Der Autor fordert Mehrarbeit für die Lehrerinnen und Lehrer. Die wird derzeit schon geleistet, denn es gibt keine Schule, die keinen Unterhang an Lehrern hat, solange es keine Vertretungsreserven gibt. Schwangere dürfen nicht in die Schule, immer gibt es Kolleginnen und Kollegen mit gesundheitlichen Problemen, die länger ausfallen und vertreten werden müssen. Der Beruf ist tatsächlich psychisch belastend, nicht jeder hält das aus, tagtäglich im stündlichen Wechsel mit bis zu 30 Individuen verschiedener Altersgruppen konfrontiert zu sein, die höchst selten seine Begeisterung für Physik, fremde Sprachen oder deutsche Grammatik teilen. Nicht wenige Studierende orientieren sich neu, wenn sie erstmals den Schulalltag erleben.

Der Autor fordert die Einschränkung von Teilzeitarbeit. Lehrerinnen und Lehrer sind in der Mehrzahl auch Eltern, und solange die Betreuung von Kindern im Vorschul- und Schulalter so unzureichend und wenig verlässlich ist, ist eine Berufstätigkeit in Vollzeit beider Elternteile nicht möglich, das habe ich selbst erlebt und muss leider bei den Familien meiner vier Kinder feststellen, dass sich daran wenig geändert hat.

Der Alltag von Lehrerinnen und Lehrern besteht nicht allein im Unterrichten. Die Schülerinnen und Schüler müssen auch beurteilt werden. Und das muss man dokumentieren durch Leistungskontrollen, Klassenarbeiten, mündliche Prüfungen – mit fundiertem Feedback damit aus Fehlern gelernt wird. Dazu kommen regelmäßige Fachkonferenzen, Gesamtkonferenzen, Arbeitskreise z. B. zur Schulentwicklung, Beratung von Eltern und Schülerinnen, Vorbereitung von Fahrten, Betreuung von Schulpartnerschaften, Schüleraustausch, Theater- Musik- und sonstigen Projekten, Lehrer- und Schülerbibliothek, Schulbuchausgabe, Aufsichten, Wartung der Sammlungen und der IT, Überwachung der Sicherheit in der Schule. Viele dieser Tätigkeiten werden in anderen Ländern von zusätzlichem Personal erledigt.

Und nicht zuletzt muss die Lehrkraft auch fachlich auf dem Laufenden bleiben, sowohl was die Inhalte seiner Fächer angeht, als auch bezogen auf die neueren Erkenntnisse der Didaktik und Pädagogik. Von der Digitalisierung ganz zu schweigen. Die vorgeschlagenen Lösungen sind pragmatisch, führen aber zu einer weiteren Verminderung der Attraktivität des Lehrerberufs.

Ich habe meinen Beruf geliebt, aber musste mich immer schützen vor Selbstausbeutung. Man geht mit jungen Menschen um, für die man Verantwortung trägt und muss doch erleben, dass es Widerstand gibt, dass man nicht perfekt ist. Man muss souverän bleiben, Neugier wecken, die eigenen Grenzen und die der Schüler richtig einschätzen und die Fäden in der Hand halten, ohne autoritär zu sein.

Die Schule soll aufs Leben vorbereiten, das heißt auch: die jungen Menschen sollen lernen, mit Misserfolg umzugehen, ihre Begabungen zu nutzen, sollen sich fair und demokratisch verhalten und Verantwortung übernehmen. Dies alles gelingt nur in einem sozialen Gefüge, in dem Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte, Schulsekretärin (tatsächlich fast immer weiblich, weil schlecht bezahlt, dabei enorm wichtig: eine Mischung aus Sozialarbeiterin, Krankenschwester, Assistentin der Geschäftsleitung und „Mädchen für alles“) konstruktiv und offen miteinander umgehen. Wie soll das gehen, wenn gerade jetzt, wo die Schäden von Corona bei Jugendlichen eklatant zutage treten, die Belastungen für die Lehrkräfte noch gesteigert werden? – Sibylle Schwarz

 

Ich bin Jahrgang 1962 und Lehrerin am Gymnasium in Sachsen – nicht beamtet, und damit ist eine Aussage, die Sie in Ihrem Artikel treffen, schon einmal falsch. Die sogenannten „Privilegien“, die mich also zu einem Umzug in eine strukturschwache Region nach Brandenburg beispielsweise drängen müssten, sind zugegebenermaßen in relativ viel Freizeit zu sehen – wenn man routiniert und mit einem guten Zeitmanagement arbeitet. Ich bin überzeugt, dass Lehrer, je nach Gegebenheit und persönlichen Voraussetzungen, so viel oder wenig Stress ertragen müssen wie andere Berufsgruppen auch. Sie in einer Kuschelecke zu verorten, die zu verlassen sie zu träge, egoistisch und privilegienverwöhnt sind, ist zynisch.

Sie nennen selbst Beispiele für Tätigkeitsfelder, die ausgesprochen herausfordernd sind, in denen von allen gesellschaftlichen Seiten viel verlangt wird, und die die Lehrkräfte verschleißen. Weshalb so mancher dann in die Teilzeitbeschäftigung geht, um überhaupt noch arbeiten zu können. Wir leiden an ständigen Reformen, dem unausgesetzten Herumrühren im Bildungswesen bei mangelhafter Weitsicht seitens der Politik. Das Rad wird andauernd neu erfunden, ständig neuer Ballast tritt hinzu, und in meiner Sicht wirkt es sich auf den Lernerfolg deutlich negativ aus; indessen werden die Abiturdurchschnitte immer besser – als würde man die Defizite im Bildungsbereich einfach mit Phantasienoten kaschieren.

Weshalb der Nachwuchs schwindet? Vielleicht auch, weil das Klischee eines Lehrers viel mit Faulheit, Hilflosigkeit, Erfolglosigkeit zu tun hat? Wird es besser werden, wenn Lehrer als Verfügungsmasse zu gelten haben, die aufgrund der exklusiven „Privilegien“ irgendwohin geschoben werden, wo sie in Sicht eines Mitarbeiters eines Amtes hingehören? – Renate Wenzel

 

hinsichtlich der politischen Situation (Verantwortungsdiffusion, personale Engpässe, Föderalismus etc.) gebe ich Ihnen in Ihrer Argumentation Recht. Ihr Artikel befindet sich auf der ersten Seite der Zeitausgabe (26.01.2023) und strotzt vor plakativen Äußerungen. Ich selbst arbeite als Grundschullehrerin an einer sogenannten Brennpunktschule und befinde mich nicht in einer „Job-Hölle“. Außerdem leide ich nicht „stets unter mangelnder Wertschätzung“. Woher beziehen Sie die Quelle, dass Schülerinnen und Schüler „immer gewalttätiger“ werden? Haben die Funktionäre zu diesem Punkt eine genaue Stellungnahme geschrieben?

Ihr Artikel wird bei den Leserinnen und Lesern gut ankommen, denn *bad news are good news*! Wäre es nicht strategisch sinnvoller, die Vorzüge dieses schönen vielseitigen Berufes vorzustellen? Jungen wie älteren Menschen einen positiven Blick auf die Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen zu vermitteln? In einem Interview könnte ich Ihnen erklären, was Sie unter „gewalttätig“ meinen und vieles mehr. „Die Schule brennt“ vor Begeisterung! – Anna Brandenburg

 

Zu Ihrem Artikel „die Schule brennt“ in der letzten Zeit Ausgabe: als Lehrer und Schulleiter habe ich im Juni letzten Jahres beschlossen aus dem Amt auszusteigen, weil die Verhältnisse für mich nicht mehr tragbar waren. Sie stellen in Ihrem Artikel die katastrophale Sachlage im Deutschen Schulsystem dar. Sie kommen zum Schluss, dass das größte Potential zur Behebung der Zustände Mehrarbeit durch Kolleg*innen birgt. Zu diesem Schluss kann man nur kommen, wenn man die Situation oberflächlich betrachtet. Die Situation entsteht aber durch eine Reihe von Faktoren, die reformiert werden müssen, bevor man den zeitlichen Beitrag der Kolleg*innen bewertet.

Folgende entscheidende Punkte fehlen in Ihrer Analyse völlig: 1.Die Strukturen des Schulsystems wurden Ende des vorletzten Jahrhunderts geschaffen und wurden seitdem nur minimal verändert. Die Strukturen passen einfach nicht mehr zur heutigen Situation. Während die Schule damals in erster Linie einen Bildungsauftrag hatte, hat sie heutzutage in erster Linie einen Erziehungsauftrag. Der wurde damals von der Familie erfüllt, die sozialen Verhältnisse haben sich aber in diesem Punkt entscheidend verändert. 2. Moderne Lernmethoden werden aus Kostengründen weitestgehend ignoriert, die materiellen und räumlichen Voraussetzungen für zeitgemäße Lernmethoden bestehen nicht. Was immer noch vorherrscht ist der Klassenraum mit 30 Schüler*innen, einem Lehrer und einer Tafel.

Selbst wenn die Tafel durch ein Smartboard ersetzt wird ist das kein entscheidender Fortschritt, die verstaubten Strukturen bleiben bestehen. 3. Dadurch dass jedes Bundesland sein eigenes Bildungspolitiksüppchen kocht herrscht ein unbeschreibliches Chaos bei Standards und Abschlüssen. Aus diesen Gründen herrscht allenthalben Frust und Unverständnis und deshalb steigt die Zahl der Kolleg*innen, die wie ich, keine Lust mehr haben. Hier ein paar grobe Ideen wie man die Situation verbessern könnte. Die Strukturen in der Schule müssen grundlegend verändert werden. Durch das Ganztagssystem fallen lange Aufsichtszeiten an.

Es gibt keinen Grund, weshalb Aufsichten grundsätzlich von Pädagog*innen wahrgenommen werden müssen. Ihr Auftrag sollte in erster Linie Unterricht sein. Man muss sich von der uralten Idee Klassenzimmer-Klasse-Lehrer verabschieden. Es ist heutzutage ganz einfach unmöglich passenden Unterricht für 30 Lernende zu machen, da die Voraussetzungen in einer Gruppe von 30 Lernenden einfach sehr heterogen sind. Die Schule muss neben dem Lernaspekt auch den Freizeitaspekt der Schüler*innen bedienen.

Dazu müssen räumliche und personelle Strukturen geschaffen werden. Der Administrative Überbau muss deutlich verschlankt und effektiviert werden. Aber daran scheitern ja seit jahrzehnten alle Reformversuche. Daher werden einfach, wie Sie es in Ihrem Artikel auch vorschlagen, die offensichtlichsten Löcher mehr oder weniger effektiv geflickt um das ganze Kostrukt irgenwie weiter kriechen zu lassen. Das ist die Ursache für den Frust der Beteiligten und den wird man nicht durch Druck in Richtung verlängerter Arbeitszeiten beheben können. Das Einzige was man damit erreichen wird, ist einen höheren Krankenstand, der organisatorisch noch schwieriger zu verwalten ist als bekannte personelle Unterbesetzung. Soweit mein Feedback zu Ihrem Artikel. – Ewald Fernbach

 

In Ihrem Leitartikel, der es auf die Titelseite geschafft hat, vergleichen Sie Lehrer*innen mit dem Durchschnitt der Bevölkerung. Was Sie noch ergänzen könnten: In den Grundschulen ist es besonders schlimm! Hier arbeiten noch mehr Lehrkräfte in Teilzeit. Die Begründung ist einfach – hier arbeiten mehr Frauen. In Deutschland sind 75 % der Lehrkräfte Frauen und Frauen arbeiten in Deutschland nun einmal zu fast 50 % in Teilzeit.*

Statistik in solchem Maße zu missachten zeugt entweder von großem Unwissen oder von der Absicht die Daten so zu verzerren, dass Ihre persönliche Meinung bestärkt wird. Ich weiß nicht, was ich schlimmer finde. Um es in Ihren Worten auszudrücken: „Würden Lehrer*innen die Qualität Ihrer Leitartikel liefern, würde das Land kollabieren.“

* Rechnet man alleine den erhöhten Anteil von Frauen ein, so kommt man auf 39 vs. 47 Prozent. Es bleiben also magere 8 % Unterschied bis zu Kollaps. Natürlich müsste man mindestens noch den Bildungsabschluss und die Altersverteilung einbeziehen um eine halbwegs valide Aussage treffen zu können. – Paul van Roye

 

Mehrarbeit der Lehrer scheint DIE unvermeidliche Lösung für den Lehrermangel zu sein. Das ist eine Lösung, die mindestens seit den 1990er Jahren schon existiert und damals wie heute mit dem – moralischen – Argument gerechtfertigt wird, dass die Lehrer doch die Schülerinnen und Schüler nicht im Regen stehen lassen könnten. Gerne wird dann auch aufgeführt, dass die beamteten Lehrer nicht nur die Rechte, sondern auch die Pflichten ihres Dienstverhältnisses wahrnehmen müssten. Sie tun das auch. Von der Fürsorgepflicht des Dienstherrn ist wunderlicherweise so gut wie nie die Rede.

Verschwiegen wird auch, dass bereits in den 1970er Jahren das Gutachten der Firma Knight Wegenstein feststellte, dass Lehrer im Durchschnitt deutlich mehr arbeiteten als andere Beamte, was sich seitdem nicht geändert hat, zuletzt untersucht in der Studie der Unternehmensberatung Mummert und Partner Ende der 1990er Jahre. Verschwiegen wird auch, was es in vielen Fällen bedeutet, wenn man die Lehrerarbeitszeit um nur eine Unterrichtsstunde pro Woche erhöht und/oder die Zahl der Schüler pro Klasse bzw. Oberstufenkurs erhöht.

Eine zusätzlich verfügbare Unterrichtsstunde kann nämlich bei einem Lehrer bedeuten, dass er statt eines 2stündigen Unterrichts ohne Klassenarbeiten in der Sekundarstufe I plötzlich einen 3stündigen Kurs in der Sekundarstufe II mit Klausuren zugeteilt bekommt. Das bedeutet: 1 Stunde mehr Unterricht + Vor- und Nachbereitung des Unterrichts + Korrektur von x Klausuren. Die Korrektur einer einzelnen Klausur – nicht des gesamten Stapels – nimmt konservativ gerechnet durchschnittlich 1 Stunde in Anspruch.

Nehmen Sie an, im Kurs sind 20 Schüler, dann sind das zweimal pro Halbjahr 40 Stunden an Korrekturen, die zu der bisherigen Arbeitszeit hinzukommen. Man kann sich leicht ausrechnen, was die Erhöhung der Schülerzahl pro Klasse oder Kurs dann ausmacht, falls es sich um ein Korrekturfach handelt. Leider rechnet niemand. Das jetzige Lehrermangel-Problem hätte schon vor vielen Jahren erkannt werden können. Schließlich verfügen die zuständigen Stellen über Daten, die aussagen, wie viele Lehrer in welchem Alter und mit welchen Fächern in Vollzeit oder Teilzeit beschäftigt sind. Daraus kann man Prognosen erarbeiten. Leider hat auch hier niemand gerechnet. Es ist ja auch einfacher, die moralische Keule zu schwingen. – Dorothee Ammermann

 

Was für ein schwach recherchierter Artikel auf Bildzeitungsniveau. Nimm Dir ein aktuelles Thema, ein paar Stammtischforderungen, ein paar Reizwörter und eine reißerische Überschrift, schon ist der Artikel für die erste Seite fertig. Die Schule brennt? Naja, es war lange angekündigt, ein Schwelbrand vielleicht: seit Jahrzehnten mahnen die Gewerkschaften den Lehrermangel an – und er ist in vielen Schulformen schon lange vor Ort: Grundschulen, Berufsschulen, Förderschulen, Haupt- und Realschulen finden schon länger kaum mehr das für Sie qualifizierte Personal.

Erst jetzt, als es die ehemaligen Eliteschulen, die Gymnasien trifft (wobei man sie eigentlich zu Gesamtschulen oder Hauptschulen umbenennen sollte – ist es doch die Schulform, die die meisten Schüler besuchen), wird es als Problem erkannt. Dabei wurde doch diese Schulform bisher auch noch gut geschützt und ausgestattet: Inklusion und Flüchtlingswelle an andere Schulformen delegiert, dafür weniger Pflichtstunden und mehr Gehalt.

Ja, Ratlosigkeit bei den Schulverantwortlichen. Und kein Ende in Sicht: der Föderalismus mit seinem Kompetenzgerangel und Verantwortungsgeschiebe zwischen Bund, Ländern und Kommunen lässt kaum Veränderung zu. Und dabei hat man doch gute Ideen und möchte modernisieren, wie z.B. bei der Digitalisierung der Schulverwaltung. Doch wenn die Schulämter neben den digitalen Instrumenten die althergebrachten analogen Verwaltungsstrukturen parallel beibehalten – dann wird der Nutzen negativ und die Schulleitungen und Lehrer an der Basis müssen am Ende doppelte Arbeit leisten, digital und analog.

So sind die schlechten Arbeitsbedingungen an der Basis seit Jahren Thema, doch haben die Gewerkschaften keinen Ansprechpartner dafür: denn für z.B. zu wenige und dazu marode Schulgebäude und Ausstattung sind ihre Ansprechpartner, die Länder, nicht zuständig.

Und am Ende sollen es doch wieder die Lehrer sein, die irgendwie verantwortlich sind: gönnen sich Teilzeit, jammern über die „Jobhölle“ und angeblich gewalttätigere Kinder – alles schön im Konjunktiv. Hört man beim Autor doch noch einen Groll auf die Schule heraus? Bei all diesen Fakten – wieso haben die Pädagogen die Misere „kaum“ zu verantworten – also nämlich doch irgendwie? Und wieso spielt er auf das Lied von Markus an? Dann doch bitte das „Hurra, hurra“ nicht weglassen. Da könnte man doch einstimmen, werden doch Gebäude nach einem Brand – meist besser – wieder aufgebaut. Letztlich stimmt der Schluss leider ebensowenig: nicht die Lehrer werden die Suppe am Ende auslöffeln. Es werden – wie so oft in unserer Gerontokratie – unsere Kinder sein. – Markus Maienschein

 

Gibt es Zahlen, seit wann der Lehrermangel so hoch ist? Auffallend ist, dass es diesen nicht an Gymnasien gibt, sondern nur an den Schulen, unter deren Dach Haupt- und Realschulen zusammengelegt worden sind (Ober- und Gemeinschaftsschulen) und die in sozialen Brennpunkten liegen. Wenn dort die Zustände so sind, dass Unterricht kaum möglich ist, werden auch mehr Studienplätze das Problem nicht lösen. – Melanie Jakobi

 

Ich bin Bettina Bieber und Grundschullehrerin im Ortenaukreis/Baden. Sie haben in Ihrem Leitartikel vom 26.01. einerseits versucht eine Lanze zu brechen für die Pädagogen. Andrerseits stellen Sie es eben doch so dar, als gäbe es im Moment keine andere Lösung, als Lehrer bis zum Burnout zu verheizen. Arbeitsverdichtung bedeutet für Lehrer und Lehrerinnen vor allem „Kinderverdichtung“. Kinder sind nicht Mehrarbeit, sondern wie in Krankenhäusern und Altenheimen, Einzelschicksale, die möglichst empathisch und behutsam gefördert werden müssen. Das bedeutet sehr viel Elternabend, psychische Belastbarkeit und Zeit.

Wir brauchen nicht nur IT-Experten und Psychologen (dafür gibt es eh kein Budget), sondern schnelle unkomplizierte Unterstützung bei einfachen Dingen. Eine erste Klasse mit 33 Schülern (die Teilungsempfehlung von 28 wird nun sehr bereitwillig unterschlagen) bedeutet, viele Schuhe binden, zum Bus begleiten, beim Umziehen helfen, Streit schlichten, Ängste beim Trennen von den Eltern besänftigen, Schulränzen umräumen, Hefte suchen, Wehwehchen verarzten und zahlreiche Unterstützungsmomente im Unterricht.

All dies könnten auch FSJ-Kräfte, pädagogische Assistenten und Rückenwindmitarbeiter leisten. Dazu müssen keine Lehrer gefunden und ausgebildet werden!!! Es würde schon helfen, wenn sich Städte und Kommunen solche ungelernten, aber sehr hilfreichen Unterstützer leisten könnten. Aber dafür ist kein Geld vorhanden. Kinder haben keine Lobby, die Politik holt sich das Geld nicht konsequent von den Übergewinnlern und wendet sich dann unverschämterweise an die Lehrer, die ja sowieso nicht genug arbeiten. Uns werden Bastelmaterialien gekürzt, Druckerfarbe gesperrt, überkommene Technik verkauft, eigene Technik verboten…

Lauter Kleinigkeiten, die nur mit dem Geldmangel zu tun haben. Es ist eben nicht die Lösung die Lehrer am früheren Rentenbeginn zu hindern. Das wird sowieso eintreten, wenn Lehrer nun noch mehr belastet werden. Lehrer haben morgens Recht und mittags frei. Diese alte Sichtweise kursiert immer noch in den Köpfen der Menschen, speziell auch mancher Journalisten. Ich habe sehr junge Kolleginnen, die zum Teil 10 Stunden in der Schule täglich verbringen, und dies nach einem Vormittag, der mit Auseinandersetzungen und schwierigen Elterngesprächen gespickt war.

Geld, Geld und nochmal Geld! Damit kann man bekanntlich sehr viel erreichen. Uns wird immer nur rückgemeldet, dass für assistierende Kräfte kein Geld da ist und die Rückenwindprogramme nur mit spitzem Bleistift bewilligt werden. Kein Wunder, hat da keiner mehr Lust. P.S.: Ich selbst bin übrigens keine Beamtin, also keine „Schmarozerin“, die einmal als Rentnerin „im Geld schwimmen“ wird. Sie haben die angestellten Lehrer in Ihren Ausführungen leider unterschlagen.- Bettina Bieber

 

So geht Nachwuchsgewinnung, so geht Mitarbeiter-Motivation! Mehr Arbeit, schlechtere Konditionen, das sollte „Schule“ machen auch in anderen systemrelevanten Bereichen. Beziehen sich die weisen Worte von Herrn Spiewak übrigens nur auf verbeamtete Lehrerinnen und Lehrer? Um dem so drohenden Burnout weiterer Lehrkräfte vorzubeugen, könnten auch andere Lösungsstrategien diskutiert werden, etwa Zwangsumschulungen von Journalist(inn)en für den Einsatz im Deutsch- und Politikunterricht. – Uli Witting

 

Faule Säcke. Lehrer sind jetzt knapp, Abhilfe tut not, ist aber schwierig. Vor 25 Jahren war Gerhard Schröder Ministerpräsident von Niedersachsen, später Bundeskanzler und jetzt Putin-Vertrauter. Er behauptete schlankweg, dass Lehrer „faule Säcke“ seien, was ja jeder auch wisse. Heute ist der Lehrermangel groß. Das ist sicher nicht allein Schröders Verunglimpfung zuzuschreiben. Aber unterschwellig wirkt so was. In meinen vielen Berufsjahren als Lehrer habe ich diese unterschwellige Diffamierung immer wieder gespürt. Ich denke, dass das Manchen davon abhält, diesen Beruf zu ergreifen. Wer will sich schon ständig für seinen „parasitären“ Beruf rechtfertigen müssen. – Friedrich Westerworth

 

Nachdem die KMK in der letzten Woche den massiven Fachkräftemangel im allgemeinbildenden Sektor endlich vollumfänglich anerkannt hat, beginnt nun die Debatte darüber zu toben, wie er behoben werden kann oder sollte. Martin Spiewak hat dazu in der N° 5 in Anlehnung an die KMK Stellung genommen. Leider nimmt die KMK mit ihrem neuerlichen Schwenk allerdings sogleich wieder vermeintliche Lösungsmöglichkeiten in den Blick (und vernachlässigt so jene, die nötig wären), die keine Abschwächung des Fachkräftemangels bewirken können – denn ihre zentrale Forderung ist tatsächlich keine, sondern stellt die Realität dar, so wie sie heute ist.

Damit stößt die KMK jene notwendige Debatte letztlich ohne eine wirkliche Leitlinie an, handelt also wie meistens: Sie handelt gar nicht, indem sie die Probleme verschmiert. Entsprechend habe ich eine kurze Replik aus erziehungswissenschaftlicher und juristischer Sicht formuliert, die ich ihnen im Anhang beifüge. Über Ihre Beachtung und Veröffentlichung würde ich mich freuen. Denn es ist dringend notwendig, nun endlich sachliche Debatten anzustoßen, wie der in den nächsten 15 Jahren zunehmende Fachkräftemangel im allgemeinbildenden Sektor verringert werden kann – und nicht nach KMK-Manier darüber zu diskutieren, ob weiße Schimmel nun weiße Schimmel oder doch nur Schimmel sind, aber weiß.

Den Text füge ich Ihnen in zweifacher Form bei, erstens zur Veröffentlichung eingereicht und also ohne Fußnoten und zweitens, um die Argumentation zu begründen und transparent für eine Prüfung zu machen, mit Fußnotenbelegen. Anhand dieser im Text identischen Fassung können sie prüfen, ob das, was ich schreibe, sachlich richtig ist. Denn mit reinen Behauptungen wäre der notwendigen Debatte nicht gedient.

Anhang: Und nun also der Teilzeitfaktor – Wie die KMK weiterhin den Fachkräftemangel verschläft: Seit mehr als zwei Jahrzehnten zeigen Bildungsforscher, wie dem deutschen Bildungswesen zunehmend die Lehrkräfte ausgehen. Die Zahlenangaben der KMK und ihre Zielrichtung sind dabei regelmäßig in Zweifel gezogen worden. Während in Deutschland seit Jahr und Tag über den immer weiter zunehmenden Fachkräftemangel debattiert wird, der ebenso den öffentlichen Sektor stark betrifft, hat ihn die KMK lange Zeit geflissentlich kleingeredet, so zum Beispiel vor noch zwei Jahren behauptet, ab Mitte der 2020er Jahre würde es ein Überschuss an Lehrkräften im Primarbereich geben. Nachdem solche Kartenhäuser lange schon zusammengebrochen sind, schwenkt sie nun endlich um, um aber das Irrlichtern sogleich fortzusetzen.

Denn zusammen mit ihrer Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) fordert sie nun, „die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit zu begrenzen, die Reduktion auf unter 50 Prozent der Arbeitszeit etwa sollte nur aus besonderen Gründen möglich sein“. Denn „49 Prozent der Lehrkräfte arbeiten in Teilzeit, hier liegt das größte Potenzial, Ressourcen zu erschließen“. Diese Ansichten nimmt DIE ZEIT unkritisch auf. Entsprechend schreibt Martin Spiewak in der N° 5: „Die Teilzeitquote liegt in Deutschland bei durchschnittlich 29 Prozent. Wäre sie so hoch wie bei den Lehrern (47 Prozent), würde das Land kollabieren.“

Damit stimmt er den zyklisch wiederkehrende Reigen von Schule, finis Germaniae und Lehrkräften als „faule Säcke“ an, für den ihn die KMK den Takt liefert. Ein solcher Populismus mag in Teilen der Gesellschaft gut ankommen. Probleme löst er jedoch nicht. Denn zunächst einmal bleibt festzustellen, dass der weit überwiegende Teil von Lehrkräfte in Deutschland Beamte sind und dass im Berufsbeamtentum unumstößlich das Hauptberuflichkeitsprinzip gilt.

Eine Reduktion der Arbeitszeit auf unter 50 Prozent ist deshalb sowohl im Bund als auch in allen Ländern heute bereits nur aus besonderen Gründen möglich. SWK und KMK stellen also einen Lösungsansatz mit „größtem Potenzial“ in den Raum, der seit Jahr und Tag bereits Realität ist: Ein Teilzeitfaktor von unter 50 % darf verbeamteten Lehrkräften in Deutschland regelmäßig nur dann bewilligt werden, wenn sie Kinder betreuen oder die ältere Generation pflegen. Darin brechen sich die von Spiewak reproduzierten Zahlen. Denn wieso eigentlich gibt es unter Lehrkräften eine so hohe Teilzeitquote?

Die Antwort ist so einfach wie ernüchternd und frustrierend: In Deutschland wird der weit überwiegende Teil der unbezahlten Betreuungs- und Pflegearbeit vor allem von Frauen geleistet. Und rund 73 Prozent der Lehrkräfte in Deutschland sind weiblich. Haben wir deshalb vielleicht gar kein Problem mit faulen Säcken? Sondern vielmehr eines mit faulen Säckinnen? Müssen nun die deutschen Lehrerinnen „auf Privilegien verzichten“ (Spiewak), nämlich vor allem auf jenes, weit überwiegend die unbezahlte familiäre Betreuungs- und Pflegearbeit verrichten zu dürfen, während die hart in Vollzeit arbeitenden Männer ein weiteres Mal das Land retten werden?

Oder wollen wir lieber doch zum Thema zurückkehren und die tatsächliche Lage und ihre Probleme sachlich in den Blick nehmen? Die Einschränkung von Teilzeitarbeit wird sich rechtlich kaum bewerkstelligen lassen. Denn dann müsste man die Rechtslage nicht nur für Lehrkräfte, sondern ebenso für alle Beamten und offensichtlich auch in der freien Wirtschaft entsprechend ändern, was (verfassungs-)rechtlich kaum möglich und darüber hinaus gesellschaftlich weit überwiegend nicht gewollt ist.

Sofern aber die Politik dafür Sorge treffen wollte, die unbezahlte familiäre Betreuungsarbeit nicht weithin mit allen Nachteilen – dem seit weit mehr als anderthalb Jahrzehnten bei rund 20 Prozent stagnierenden Gender Pay Gap, den mit Teilzeit einhergehenden geringeren Renten- und Pensionsansprüchen, den geringeren gesellschaftlichen Partizipations- und beruflichen

Aufstiegschancen – vor allem auf den Rücken von Frauen auszutragen, dann sollte sie sich anstrengend, dafür im Sinne des Art. 3 Abs. 2 GG endlich nachhaltig tätig zu werden und also auf die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und auf die Beseitigung bestehender Nachteile hinzuwirken.

Die Verhinderung von Teilzeittätigkeit aus familiären Gründen könnte allerdings nicht als ein solcher Beitrag verstanden werden. Sie würde nur dazu führen, die Attraktivität von Lehrberufen genau für jene Gruppe von Absolventen deutlich zu verringern, ohne die schon lange keine geregelte Schule in Deutschland mehr möglich wäre: die vielen hoch qualifizierten, motivierten und engagierten Frauen.

Denn das Land wie die Schulen kollabieren weiterhin nur deswegen nicht, weil weit überwiegend sie die unbezahlte Familienarbeit leisten und dafür alle gerade genannten Nachteilen in Kauf nehmen. Wer also möchte, dass Lehrkräfte weniger in Teilzeit arbeiten, der sollte nicht deren rechtlich nicht mögliche Beschränkung fordern, sondern eine nachhaltige Frauenförderungs- und Familienpolitik betreiben – halbgare, also so unbedachte wie populistische Einwürfe tragen nicht zur Lösung der Probleme bei, sie verschärfen sie nur. – Dr. Torsten Schwan

 

Eigentlich wollte ich den Artikel nicht lesen, zu oft ärgere ich mich über das Lehrerbashing in den Medien. Ich habe ihn dann doch gelesen und mich diesmal so sehr geärgert, dass ich diesen Ärger zuerst mal nicht verbalisieren konnte. Jetzt versuche ich trotzdem, ihn zu formulieren, ohne das Klischee vom jammernden Lehrer zu erfüllen. Da ist eine Berufgruppe, die eine hohe Teilzeitquote hat UND eine hohe Burn-Out-Quote. Und ein Standardlösungsvorschlag für Probleme im Umfeld dieses Berufs ist es, die Arbeitsbelastung zu erhöhen???

Dass „Experten“, die von meinem Dienstherren beauftragt wurden, auf solche geldsparenden Vorschläge kommen, bin ich gewohnt. Aber dass Sie die auf Seite 1 einfach wiederholen trifft mich sehr. Ich arbeite selber in Teilzeit und das tue ich nicht, weil ich mit dem vielen Geld für eine Vollzeitstelle überfordert wäre.

Noch ein paar Zahlen und Fakten zu meinem Beruf, die man als Experte oder als Journalist zu diesem Thema parat haben darf. Mein Vater hat als Maschinenschlosser nach dem 2. Weltkrieg eine 48 Stundenwoche gehabt. Dann irgendwann 44 Stunde, dann kam die Aktion der Gewerkschaft „Samstags gehört Papi mir“ und dann waren es 40 Wochenstunden. Heute ist es noch was weniger (er arbeitet natürlich nicht mehr). Gymnasiallehrer hatten meines Wissens damals das gleiche Deputat wie heute.

Mein Dienstherr weigert sich bisher, meine Arbeitszeit zu erfassen. Inoffizielle Erfassungen z.B. vom Philologenverband oder http://www.rboelling.de/download/l-arbzeit.pdf kommen zu Ergebnissen zwischen 45 und 50 Wochenstunden, umgelegt auf ein Arbeitsjahr von 47 Arbeitwochen. Wenn Studien oder Gerichtsurteile zu diesem Thema so zwingende Ergebnisse lieferten, dass gehandelt werden musste, wurde bisher von den Kultusministerien noch immer so darauf reagiert, dass bestimmte Schätzzahlen nach unten verändert wurden, so dass die erlaubte Arbeitszeit auf dem Papier wieder erfüllt ist. Was nicht getan wurde, waren echte Entlastungen zu beschließen oder wenigstens mal die tatsächliche Arbeitszeit verbindlich zu erfassen. – Heiko Sebastian

 

Der „brennende“ Appell – besser: Affront – in Richtung der inaugurierten Lehrkräfte geht ins Leere. Schüler brauchen mit Sicherheit keine Lehrer, die sich in einem kranken System noch mehr verausgaben, sondern vielmehr einen konkreten Strukturwandel – die Bereitschaft, Bildung endlich zuzulassen und Schule „neu zu denken“! Konzepte liegen reichlich vor, allein Wille und Wertschätzung fehlen. – Dr. Andre Hempel

 

Wenn 40 000 fehlende Lehrer ein ausreichend relevantes Thema für die Titelseite sind und in nahezu jeder Ausgabe, wenn auch zurecht, thematisiert werden, wundere ich mich doch, warum über den eklatanten Erziehermangel kaum ein Wort verloren wird. 100 000 Fachkräfte fehlen laut dem Deutschen Kitaverband bereits heute, bis 2030 wird mit 230 000 fehlenden Fachkräften gerechnet. Eltern – größtenteils Mütter – versuchen diesen Winter durch ihr ehrenamtliches Engagement in den Kitas die aktuellen Personalengpässe aufzufangen.

Wo dies nicht mehr ausreicht, werden ganze Kita-Gruppen geschlossen. Kinder, die wegen mangelnder Betreuungsplätze erst mit 4 Jahren eine Kita besuchen dürfen, sind mancherorts keine Ausnahme mehr. Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab einem Jahr – in der Praxis nutzlos! – Sabrina Hartmann

 

Unser Schulsystem ist gekennzeichnet durch chronischen Geld- und Personalmangel. Obwohl alle Parteien in Wahlkämpfen und Sonntagsreden die Bedeutung von frühkindlicher bis zur universitären Bildung als entscheidendes Element für die Wohlstandsentwicklung unserer Gesellschaft beschwören, tut sich nichts. Die Volkswirtschaftslehre stellt seit vielen Jahrzehnten fest, dass ein Land mit wenigen Bodenschätzen, natürlichen Ressourcen seinen Wohlstand durch Kreativität und Service erwirtschaften müsse. Und dennoch gilt in Deutschland unverändert das Mantra von dem erforderlichen Wachstum der Industrie. Diese Strategie erinnert fatal an das Konzept der Kettenbriefe. Man sollte fundamental nachdenken.

Wenn die Volkswirte Recht haben, dann muss das Bildungssystem in den Mittelpunkt der Gesellschaft gestellt werden, vom Kindergarten bis zur Universität. Dafür sind die unzureichende soziale Anerkennung ebenso wie die entsprechende Honorierung die wichtigsten Hemmschuhe. PISA hat eindrücklich gezeigt, dass in der BRD das Bildungsangebot nicht erstklassig ist. In anderen Ländern gilt z.B. der numerus clausus für Lehramtskandidaten.

Stimmt für die Absolventen dann noch die Bezahlung, bekommt man ein erstklassiges Ausbildungssystem für erstklassige Bildung. Und es kann nicht sein, dass ein Facharbeiter am Band bei VW oder Mercedes mehr verdient, als ein Grundschullehrer oder eine examinierte ITS-Pflegekraft. Ein Eingriff in die Tarifautonomie erscheint zwingend. Erforderlich ist ein Abstandsgebot zwischen Facharbeiter am Band und studiertem Grundschullehrer oder examinierter ITS-Schwester.

Eine Möglichkeit wäre, die Tarife nicht entsprechend der Branche zu organisieren, sondern an der Ausbildung festzumachen. Der Grundschullehrer ist diesbezüglich etwa vergleichbar mit dem Ingenieur und sollte so dementsprechend bezahlt werden. Werden zusätzlich dann noch die Kapazitäten an Fach- und Hochschulen angepasst, kann das nicht mehr die personellen Engpässe erklären. Es ist schon pervers, wenn Länder wie Bayern oder Hessen in benachbarten Bundesländern z.B. Lehrkräfte an/abwerben.

Zurück zum Aspekt Wachstum. Es hilft, es ist nicht verkehrt, wenn es know-how getrieben ist. D.h. es sollte nicht auf Verbrauch zusätzlicher Ressourcen basieren. Ein exzellentes Bildungssystem führt zu eben solcher Forschung mit entsprechenden Ergebnissen. Dafür müssen die Hochschulen gestärkt werden. Firmen konzentrieren ihre Bemühungen auf den Schutz des laufenden Geschäfts, d.h. ihre Forschung ist im Übermaß defensiv. Offensive Forschung führt zu neuen Produkten und Verfahren, die mit einem starken Maschinenbau im Rücken leicht in reale Geschäfte umzusetzen sind. Erinnert man sich an die Arbeiten von Erich Fromm, so entwickelt sich diese Gesellschaft vom Haben zum Sein, ein sehr begrüßenswerter Prozess. – Dr. F. Kleiner

 

„Andererseits sind Lehrer Beamte“…. Bei dem Satz muss ich schmunzeln. Herr Spiewak hat sich wohl nicht richtig informiert bzw. informieren lassen. In Deutschland ist die Bildungspolitik Ländersache, also sechzehnmal anders. Viele Lehrer werden nicht verbeamtet; sie werden zu den Sommerferien entlassen und müssen sich arbeitslos melden, und zwar für 6 Wochen. Ich habe mich für eine Stelle als Deutschlehrerin in einer Vorbereitungsklasse (VKL) in der Sekundarstufe beworben.

In Polen habe an der Universität Warschau Germanistik studiert, zusätzlich die ersten 6 Semester auf Lehramt, wie es in Polen üblich ist/war. Später habe ich dann 2 Jahre auf einem Gymnasium gearbeitet, bis ich schließlich ein Studium an der Uni Mainz absolvierte. Viele Jahre habe ich Deutsch als Fremd- bzw. Zweitsprache unterrichtet; und zwar in der Erwachsenenbildung. In Deutschland darf ich als ausgebildete Lehrerin ausschließlich in VKL-Klassen unterrichten, da ich nur ein Fach studiert habe. Jedoch ist es unfassbar, dass Lehrer, die nicht verbeamtet sind, sich über die Sommerferien arbeitslos melden müssen, zumindest in Baden-Württemberg. Es ist entwürdigend! Wie kann es für Quereinsteiger attraktiv sein? Die Politik ist gefragt. – Marta Peterziel

 

Es ist so unglaublich einfach, von anderen Menschen Mehrarbeit einzufordern, wenn man die Gründe für Teilzeitarbeit, vorzeitigen Ruhestand und verweigerte Rückkehr nur so halbherzig betrachtet, wie in dem Leitartikel von Martin Spiewak. Leider wird die Problemlage in diesem Artikel auf ein Zahlenspiel reduziert: Uns fehlen Lehrer*innen. Die, die da sind, müssen halt mehr arbeiten. Schon fehlen weniger Lehrer*innen. Ist doch alles ganz einfach.

 

Dass es eben nicht so einfach ist, hätte ein Blick auf die Schulrealität gezeigt. Wie es ist, wenn der Unterricht nicht durchführbar ist, weil es ein unbeschulbares Kind in der Lerngruppe gibt, können Ihnen fast alle Lehrer*innen an einer Hamburger Stadtteilschule sagen. Diese Realerfahrungen des Umgangs mit schwierigen Schüler*innen, massiv gestiegenen Arbeitsanforderungen und anspruchsvoller gewordenen Eltern unter Verweis auf Klagen angeblicher „Funktionäre“ abzutun, deren Ziel es ist, ihr „perfektes Programm“ zur Verschlimmerung von Personalnot durchzuziehen, ist genau die Ignoranz, die genau dazu führt, dass Lehrer*innen das Gefühl mangelnder Wertschätzung haben! Lapidar darauf zu verweisen, dass „Arbeitsverdichtung“ auch in anderen Arbeitsbereichen vorkomme, unterstellt, dass es vornehmlich Bequemlichkeit sei, die Lehrer*innen dazu bringt, nur in Teilzeit zu arbeiten. Dass neben der Sorge um Kinder oder Angehörige die Flucht in die Teilzeit der schlichte Selbstschutz der Lehrer*innen vor Burnout ist und dass 100% der Anforderungen nicht mehr zu leisten sind, wird weder mit dem Zugeständnis hoher Anforderungen noch mit der geforderten Entlastung von Verwaltungsaufgaben ansatzweise anerkannt. Lehrer*in zu sein, ist ein kraftraubender Job mit guter Vergütung, aber fehlender Anerkennung – wie dieser Artikel beweist.

Sehr geehrter Herr Spiewak, es ist äußerst ungünstig, dass Ihr online als „Kommentar“ gekennzeichneter Artikel es als „Leitartikel“ auf die erste Seite der ZEIT geschafft hat, denn als Kommentar wäre er ok, zumal es auf der Internetseite der Zeit tatsächlich einige Artikel gibt, die sich mit dem Problem der fehlenden Lehrer*innen auseinandersetzen. Dazu eignet sich Ihr Kommentar, wenn auch die Perspektive, was Lehrer*innen eigentlich leisten und warum sie in Teilzeit arbeiten, aus meiner Sicht sämtlich zu kurz kommt. Da dieses Thema in der ZEIT-Ausgabe Nr. 5/23 an keiner Stelle selbst umfänglicher und multiperspektivischer aufgegriffen wird, ist Ihr Kommentar als Leitartikel aus meiner Sicht ungeeignet.

Als Leitartikler unterstellen Sie mir, der ich die letzten acht Wochen durchgearbeitet habe, um die Korrekturen für die Notenabgaben zu bewältigen, dass ich nur einfach mehr arbeiten müsse, und dann wäre das Schulsystem „gerettet“. Ich arbeite auf 90%, weil ich 100% nicht schaffen kann, da ich fast ausschließlich in der Oberstufe unterrichte. Ich habe auch in den Weihnachtsferien gearbeitet. Ich habe an Silvester um 23:57 Uhr die Noten für einen von mehreren Oberstufenkursen eingetragen und mich ein paar Minuten später mit meiner Frau im Wohnzimmer auf ein Glas Selter getroffen. Am Neujahrstag habe ich weitergearbeitet.

Doch nicht nur der Korrekturaufwand durch Schüler*innen, die zunehmend Schwierigkeiten haben, sich schriftlich zu äußern, sondern auch die soziale Arbeit hat stark zugenommen: An unserer Schule gibt es nicht nur ein unbeschulbares Kind in einer Klasse, sondern in einigen Klassen sind es drei bis fünf – und ich bin noch an einer „guten“ Hamburger Stadtteilschule. Da unter den Bedingungen von Inklusion nicht vorgesehen ist, dass diese Kinder in angemessene Intensivbetreuung an ein anderes Institut „exkludiert“ werden, ist ein Unterricht für die anderen Kinder dann kaum möglich.

Der Anspruch, allen Schüler*innen gerecht zu werden, ist so nicht einmal ansatzweise durchführbar. Es trotzdem zu versuchen, ist unglaublich kräftezehrend, vor allem, weil die erzieherische Arbeit und die Aufarbeitung von Fehlverhalten zugenommen haben. Das hat seine Gründe auch in der Arbeitsverdichtung in anderen Bereichen. Denn Eltern, die ihre Kinder nur noch abends sehen, weil sie den ganzen Tag arbeiten müssen, erziehen sie auch nicht mehr.

Die Ausweitung der dafür notwendigen Betreuungszeiten durch Ganztagsschulen macht den Lehrerberuf noch familienfeindlicher als er ohnehin schon war. Denn für Lehrer*innen fängt die eigentliche Arbeit erst nach dem Unterricht an, d.h. sie verlagert sich nach Hause – und das ist der Bereich, in dem Schule einen „auffrisst“. Klare Grenzen zum Selbstschutz zu ziehen, ist notwendig, aber schwer durchführbar, wenn einfach Deadlines wie Notenabgabefristen einzuhalten sind.

Die Zerrissenheit zwischen Beruf, Familie und noch ein klein wenig Freizeit erzeugt Folgeschäden. Über die hohe Gesundheitsbelastung, die geringe Chance, gesund die Pension zu erreichen, oder den hohen Grad der Abhängigkeit von Suchtmitteln bei Lehrer*innen machen Sie sich in Ihrem Artikel leider keine Gedanken. Des Weiteren fehlen Überlegungen zu Gründen, warum so viele Lehrer*innen krank sind, frühzeitig aus dem Beruf gehen und auch keine Neigung haben, wieder in den Beruf zurückzukehren. Ein nicht unerheblicher Teil der Lehrer*innen würde den Beruf nicht ein zweites Mal ergreifen. Der Lehrer-Beruf ist nicht mehr attraktiv, und ich würde jedem/jeder Referendar*in raten, sich sehr genau zu überlegen, ob das wirklich der geeignete Beruf ist.

Überlegungen derart, dass bessere Bildung vielleicht doch kleinere Klassen, eine bessere Schulausstattung und ein insgesamt attraktiveres Umfeld brauchen, stellen Sie leider genauso wenig an, wie die Frage zu betrachten, was uns gute Bildung wert ist, d.h. was Schule kosten darf. Dass das Schulsystem mindestens so kaputtgespart wurde wie die Bundeswehr, wird jedem klar, der sich das Lehrarbeitszeitmodell und das Inklusionskonzept mal ein bisschen genauer anschaut.

Inwiefern Sie die Absicht hatten, verschiedene Seiten der Thematik ernsthaft zu beleuchten, kann ich schwer einschätzen. Vielleicht wollten Sie in ihrem Kommentar vor allem auf das Zahlenspiel hinaus, dass, wenn die fehlende Anzahl von Lehrer*innen nicht mehr durch Quereinsteiger*innen gedeckt werden kann, diejenigen, die noch arbeiten, mehr leisten müssen. Mit dieser simplen Logik werden sie weder der Komplexität des Themas noch der Gruppe der Lehrer*innen oder der Schulrealität gerecht, weil Schule mehr als ein Zahlenspiel der Schulbehörde ist. – Kai Bewernick

 

Kürzlich hieß es in der Wochenzeitung „Die Zeit“: Die Schule brennt! Das kann man durchaus auch im übertragenen Sinne verstehen. Es herrscht Lehrermangel und die Ergebnisse bei Leistungstests sind alles andere als ermutigend. Wenn die Jugend die Zukunft eines Landes ausmacht, dann sollten alle Beteiligten die Entwicklung ernst nehmen.

In den vergangenen Jahrzehnten wurde in der Schulpolitik vieles versäumt, etliches falsch gemacht. Ein erfolgreiches Schulwesen benötigt bestimmte Vorbedingungen in verschiedenen Bereichen, u.a. familiäre Erziehung, schulorganisatorische und technische Voraussetzungen.

Laut Studien gibt es viele Probleme bei der innerfamiliären Erziehung. Die Eltern sind durch den raschen gesellschaftlichen Wandel überfordert, so dass viele Kinder mit einer extrem-defizitären Erziehung zur Schule kommen. Die Digitalisierung nimmt im Schulleben immer mehr Raum ein, ohne dass die negativen Folgen je richtig untersucht worden wären. Erforderlich sind auch eine zeitgemäße technische Ausstattung der Klassenräume und moderne Unterrichtsmaterialien.

Aber all diese Dinge sind unwirksam ohne die Anpassung der Klassengröße an die heutigen Erfordernisse. Bei Schülerzahlen um die 30 und großer Heterogenität in den Bereichen Begabung, Vorwissen und Benehmen ist einfach kein differenziertes Eingehen auf jedes Kind nicht möglich.

Was pädagogisch im kognitiven, psychischen und sozialen Sinne in Familien und Kindergärten versäumt wird, nimmt in Grundschulen und weiterführenden Schulen weiter zu. Hinzu kommt bei etlichen Kindern ihre Inklusionsgeschichte. Wie und mit welchen Mitteln können Lehrkräfte hier noch gegensteuern? Letztendlich sind die Lehrkräfte auch nur Menschen mit begrenzten Kräften!

Tatsächlich gibt es einige Schüler, die noch nicht mal eine Grunderziehung in der Familie genossen haben. Es scheint so, als ob sie aus der Wildnis direkt in eine Schule gebeamt worden wären. Wie sollen Lehrer in der Lage sein, in zu großen Klassen mit verhaltensgestörten und unerzogenen Schülern erfolgreich zu unterrichten? Unter diesen Umständen muss die Schüleranzahl in jeder Klasse auf höchstens 20 Kindern begrenzt werden, damit sinnvoll unterrichtet werden kann. – Muhammet Mertek

 

Mit absolutem Entsetzen habe ich heute den inhaltlich unsäglichen Artikel von Herrn Spiewak in der Zeit über die Bekämpfung des Lehrermangels gelesen. Offensichtlich ist Herrn Spiewak nicht bekannt, dass die Teilzeitquote bei Lehrkräften deshalb so hoch ist, weil die Anforderungen im Beruf stark angezogen.

So ist die Pflichtstundenzahl im hessischen Gymnasiallehramt seit den 1990 Jahren von 23 auf 25,5 Stunden gestiegen, dazu kommen kommt eine immer schwieriger werdende Schülerschaft, eine immer stärkere Regulierung des Jobs sowie die Übernahme zahlreicher weiterer Aufgaben. Die Lösung von Herrn Spiewak besteht nun offensichtlich darin, den Beruf noch unattraktiver, mithin unbewätigbar zu gestalten. Was will er damit bezwecken: Den Krankenstand in die Höhe treiben, die Burn-Out-Quote erhöhen, noch mehr Menschen von der Übernahme einer Lehrtätigkeit abschrecken?

Herr Spiewak bedient mit seinem Artikel die Reflexe einer verfehlten Kultuspolitik, nämlich jedes in Schule auftretende Problem auf dem Rücken der Lehrerschaft auszutragen. Ich ziehe aus diesem Artikel die Konsequenzen und kündige mit sofortiger Wirkung mein Abo. Von einer Zeitung, die sich selbst als Qualitätsprodukt versteht, erwarte ich gut recherchierte Artikel und kein Lehrerbashing auf Bildzeitungsniveau. – Andreas Hutt

 


 

 

Leserbriefe zu „Da habe ich mich geirrt“ von Alena Buyx et al.

 

Mi comentario: Bei keinem außergewöhnlichen Ereignis [Pandemie, Krieg, Klima o.a.] lassen sich die Folgen nicht annähernd realistisch abschätzen. Hinterher sind immer die Unbeteiligten die Besserwisser. – Peter Ragg

 

Das mit der Pandemie fast jeden Medien – Tag von den Nachrichten bis zur Sondersendung , die sogenannten Experten vom RKI bis zum Virologen, sich mit ihrer Meinung und Ratschlägen die widersprüchlich waren, sind nun vorbei. Lernen aus Fehlern,das ist wie ein „Pflaster“auf die Corona – Wunden. Hilft da noch eine Aufarbeitung- im Nachhinein für die Zukunft ähnliche Fehler zu vermeiden? Es gibt keine “ Blaupause “ für eine neue und andere Art der Pandemie vorbereitet zu sein. Gibt es diesen Impstoff schon , ohne zu wissen – um welchen Virus es sich handelt ? Fehler wiederholen sich immer wieder, Flutkatastrophen auch weil tausende von Bürgermeister ganz unterschiedlich Reagieren und Entscheidungen treffen. – Thomas Bartsch Hauschild

 

Vielen Dank für den spannenden Beitrag, der interessante Einblicke bietet. Bewundernswert die Umdeutung des Mottos durch Herrn Kubicki, der sich de facto mit der Frage beschäftigt, ob er nicht noch richtiger hätte handeln können. Keine Überlegung des Bundesvizetagspräsidenten, ob seine Verletzung der Ausgangssperre, die eingeräumten Wirtshausbesuche nicht seiner Vorbildfunktion widersprechen. Und die verfassungsrechtlichen Fragen sind ausführlich vom BVerfG gewürdigt worden. Aber wo Herr Kubicki sich im Recht sieht, bleibt dies auch so. Egal was kommt. Aber dies ändert nichts an den vielen, sehr guten Reflexionen. In der Hoffnung, dass ich nach einiger baldigen Beendigung des furchtbaren Ukraine- Krieges, etwas Ähnliches lesen werde. – Jürgen Sievert

 

In der Rückschau fällt es manchmal schwer, in der Erinnerung die zeitliche Abfolge von Ereignissen genau zu rekapitulieren. Im Zeitraum zwischen Anfang Dezember 2020 und Ende April 2021 sind in Deutschland etwa 66.000 Menschen an/mit/wegen COVID-19 gestorben. Das sind etwa 40 % der gesamten 165.000 Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19. In dieser Zeit waren Schnelltests im Prinzip verfügbar, wurden aber gerade in den Alten- und Pflegeheimen nicht konsequent angewandt und der Beginn der Impfkampagne stand unmittelbar bevor.

Es war doch das Zögern vieler Politiker im November 2020, das dazu geführt hat, dass der zweite Lockdown erst kam, als diese große Infektions- und Sterbewelle bereits unaufhaltsam war (u.a. Laschets Lockdown-light). Aus diesem Grund hat der zweite Lockdown auch bis in den Sommer 2021 gedauert. Hätte man im Herbst 2020 zwei Wochen früher gehandelt, dann hätte man nicht zuletzt den Kindern zwei Monate Lockdown im Frühjahr 2021 erspart. Man hätte auch die massive Überlastung des Personals in den Kliniken verringert, die zu eienr Verstärkung der Abwanderung von Personal geführt hat. – Dr. Gerrit Praefcke

 

Wo bleibt ein Schuldeingeständnis derjenigen Wissenschaftler, Politiker und Journalisten, die immer wieder die absoluten Zahlen der täglich „an“ und später dann „an und mit“ Corona Gestorbenen genannt oder veröffentlicht haben, z.B. „heute schon wieder 101 Covid-Tote“. Bei vielen Menschen wurden durch die Nennung der als erschreckend hoch empfundenen Zahlen Ängste beflügelt und teilweise Panik ausgelöst. Es wurde nicht erwähnt, dass in Deutschland täglich ohnehin im Schnitt rund 2.700 Menschen sterben. Und auch nicht darauf hingeweisen, dass vor allem alte Menschen mit Mehrfacherkrankungen und -leiden „an und mit“ Corona gestorben sind. Monatelang wurden absolute Zahlen ohne einen Relativierungshinweis der Öffentlichkeit präsentiert. – Dr. Diethard Mai

 

Praktisch alle Teilnehmer der Diskussion ,,Da habe ich mich geirrt“ waren für die allgemeine Corona-Impfpflicht in Deutschland, aber keiner wollte sich dafür entschuldigt… – Thomas Walter

 

Leider kam der größte Fehler nicht zur Sprache, nämlich die Einseitigkeit Ihrer Stellungnahmen zur Impfung. Skeptische Wissenschaftler und Mediziner wurden nicht gefragt sondern die Ungeimpften als Unvernünftige und Egoisten verunglimpft. (In den digitalen Medien wurden die Meinungen der Skeptiker sogar gelöscht.) Aus diesem Grund habe ich mein ZEIT-Abonnement gekündigt.

Ich wiederhole: Impfen war für die Mehrheit die richtige Lösung aber längst nicht für alle. Dass so viele Politiker in Deutschland die Impfung zur Pflicht machen wollten, hat mich fassungslos gemacht. Aber nicht nur das – die Impfgeschädigten ohne Aussicht auf Entschädigung und die mir persönlich bekannten Todesfälle nach der Impfung machen einfach traurig.

Während der Pandemie fand ich in der ZEIT auch nichts über die Stärkung der Immunkraft. Schlechte Immunkraft haben nicht nur die Kranken sondern auch die teilweise unaufgeklärten Schlechternährten zB Arme, Heimbewohner usw. Lieber Herr Schnabel, ich habe meine Immunkraft erprobt (was Sie mir Im Januar 2022 nicht gewünscht haben) und bin zweimal mit einem „milden Verlauf“ gut durchgekommen und……… ich habe niemanden angesteckt! – Marian Blass

 

Ich wälze mein, intellektueller Gedanken durchaus fähiges Gehirn, vergeblich hin und her, was die Redakteure der ZEIT veranlasst haben könnte, ihr Dossier vom 26.1.23 Nr. 5 so zu gestalten. Wen interessiert das Foto eines fettleibigen Mannes auf einem Gartenstuhl und DIESE Geschichte? Fehlt MIR da was? – Dr. Claus Richter- Haffelder

 

Spätestens nachdem klar war, dass die Impfung nicht vor der Weitergabe des Virus schützt, hätte die mediale Hetzjagd auf Impfverweigerer enden müssen. Stattdessen wurden sie weiterhin als Querulanten behandelt, in einem Atemzug mit Verschwörungstheoretikern, Nazis, Reichsbürgern und sogenannten Querdenkern. – Wolfgang Felbinger

 

Ist DAS das Verständnis der ZEIT zum Thema „Streit „,wenn sich zwanzig Personen zum vorgegeben Thema in gleicher Weise äußern? – Wolfgang Burkhardt

 

Armin Laschet schafft es immer wieder auf seltsam verworrene Weise, ein gestelltes Thema zu verfehlen: Statt von sich zu reden, antwortet er im wir-Modus. Dabei wiederholt er seine in der Pandemie stets zum Ausdruck gebrachte Überzeugung gegen die Regelungswut und kleidet diese paradoxerweise in eine kollektivierte Selbstkritik. Dann wendet er sich mahnend der Zukunft zu und überträgt seine kritische Haltung gegen die Regelungswut und die Außerkraftsetzung von Grundrechten auf dem Verordnungswege auf das hier gar nicht relevante Thema des Klimawandels.

Nur um Klimaaktivisten zu stigmatisieren, als wenn diese sich durch Regelungswut und Grundrechtseingriffe per Verordnung hervortun würden. Schließlich droht Laschet mit Blick auf das Klimawandel-Thema, heute nicht noch einmal mitzumachen. Wie ist diese Drohung zu verstehen, wo sich die Klimaaktivisten bei ihren Forderungen auf das Grungsetz beziehen und unsere Bundesregierung daran arbeitet, die auch von ihm zu verantwortenden Genehmigungsverfahren zu entbürokratisieren, die bisher jeden Fortschritt in der Klimapolitik maximal behindern? – Reinhard Koine

 

Ich finde, dass zum Teil gravierende Fehler nicht hinreichend benannt wurden. Für mich wären folgende Punkte wichtig: Den Umgang mit Menschen, die eine abweichende Meinung geäußert haben, fand ich z.T. auch in den öffentlich rechtlichen Medien unmöglich. Der Shitstorm gegenüber „allesdichtmachen“ war beispiellos. Ich fand viele dieser Videos auch nicht toll, aber eine Demokratie muss es aushalten, wenn sich Menschen über z.T. absurde Maßnahmen lustig machen. Boris Palmer wurde nach seiner nicht ganz glücklich formulierten Aussage – „wir schützen Menschen, die möglicherweise in einem halben Jahr ohnehin tot wären“ – von den Medien öffentlich an den Pranger gestellt .

Aber hatte er nicht zum Teil Recht. Die Würde des Menschen ist unantastbar, auch im Sterben. Das Leben eines jeden wird irgendwann angetastet werden. Ob ein alter Mensch mit schweren Vorerkrankungen ½ Jahr früher stirbt, ist möglicherweise weniger wichtig, als die Frage, wie er stirbt. Das Alleinlassen der alten Menschen in den Pflegeheimen fand ich würdelos. Kinder und Jugendliche mussten in der Pandemie deutlich „zu viel bezahlen“. In den Medien wurde das stiefmütterlich behandelt und die Folgen wurden zu wenig beleuchtet.

Über Lüftungsanlagen in Schulen wurde unendlich geredet, eingebaut wurden sie nicht und Elterninitiativen wurden z.T. zurückgewiesen Über Menschen in einem Alter zwischen 16 und 26 Jahren wurde überhaupt nicht geredet. In diesem Alter trennt man sich von zu Hause, beginnt eine Ausbildung, ein Studium, lernt neue Menschen kennen, schließt Freundschaften, geht Beziehungen ein, zieht um und bekommt z.T. Kinder. Wie erging es diesen Menschen im Lockdown mit Ausgangssperre? Auch diese Menschen mussten „zu viel zahlen“ für den Schutz der älteren. Masken und Tests hätten früher verfügbar sein müssen.

Das Prinzip des sich Freitesten hat meines Wissens Boris Palmer in Tübingen zuerst eingeführt und damit für Tübingen Freiräume geschaffen. Das hätte viel früher flächendeckend übernommen werden müssen. Er wollte auch Taxitransfers für Menschen über 60 Jahre zu Buspreisen einführen und wurde dafür vom Seniorenrat gescholten, weil das die älteren angeblich stigmatisiert hätte. Absurd, die älteren Menschen sollten geschützt werden. An den unhaltbaren Zuständen in den Krankenhäusern wurde bis heute nicht wirklich etwas verändert.

Den Pflegenotstand gab es schon vor der Pandemie. Ein System das auf „Kante genäht ist“ kann eine solch massive zusätzliche Belastung natürlich nicht bewältigen. Der Maskenskandal war abscheulich. Mit der Not auch noch korrupte Geschäfte zu machen, ist ethisch verwerflich. Die schnelle Entwicklung von Impfstoffen war allerdings eine Erfolgsgeschichte.

Die Verteilung dieser und das funktionieren der Impfzentren eher nicht. Ich war während der Delta-Welle für eine Impfpflicht. Seit der Ausbreitung der Omikron Variante nicht mehr. Fehler aufgrund von Fehleinschätzungen waren angesichts der neuen, unerforschten, sehr schwierigen und angespannten Lage verzeihlich. Fehler aufgrund von offensichtlichen Versäumnissen eher nicht. – Petra Harink

 

Halbherziges Bedauern. Die Corona-Krise hat zu den erheblichsten Grundrechtseingriffen in der Geschichte der BRD geführt. Sogar als eindeutig erwiesen war, dass geimpfte Personen genauso ansteckend sind wie Ungeimpfte, versuchte man eine allgemeine Impfpflicht durchzudrücken. Wer den Impfstoffen ablehnend gegenüber stand bzw. Grundrechtseingriffe kritisierte, wurde mit Verschwörungstheoretikern oder gar Rechtsradikalen in einen Topf geworfen und mundtot gemacht. In Anbetracht der Tatsache, dass die Medien durch einseitige Berichterstattung einen erheblichen Anteil an der Spaltung der Gesellschaft haben, ist das Bekenntnis „Da habe ich mich geirrt“ halbherzig und wird dem angerichteten Schaden nicht gerecht. – Edmund Scheuern

 

Wenn ein Arzt sich mit den Worten zitieren lässt, sein Fehler sei es gewesen zu glauben, “dass Impfungen frei von Nebenwirkungen wären”, an wem soll mich das zweifeln lassen: am Befragten selbst oder am nicht nachfragenden Journalisten? – Holger Zorn

 

Der Erfinder des PCR-Test, der US-amerikanische Biochemiker und Nobelpreisträger in Chemie von 1993 Kary Mullis (1944-2019) sagte selbst über diese seine PCR-Technologie, dass das was man da findet nur ein Ergebnis von Zufall ist, denn Coronavirus gibt es zigfach viele, und das kann man fast überalll im Internet auch nachlesen! Das heißt dann für mich, wenn das Testergebnis auf positiv zeigt, so heißt das nach Mullis, noch lange nicht, das es sich um ein „gefährliches“ Coronavirus handeln muss, denn das kann der PCR-Test nicht feststellen und nachweisen; das gleiche soll natürlich auch für diese Schnelltest-Ergebnisse gelten.

Mir sagt diese Aussage von Kary Mullis jedenfalls sehr viel, denn seit 2003 können diese SARS-Viren nachgewiesen werden, aber komischerweise sollen diese erst seit anfangs 2020 auf einmal allesamt nur noch brandgefährlich sein. Ich will diesen Faden vorerst gar nicht weiter aufnehmen und deshalb nicht weiterspinnen! – Klaus P. Jaworek

 

Danke für diese Ausgabe mit der Quasi-Nachlese zur Frage, wie wir in unserem Land mit Corona klargekommen sind! Diese Aufbereitung ist sinnvoll und vernünftig. Und: so typisch „deutsch“, wobei ich das in einem guten Sinne meine. Während die, für ihre herrliche Gelassenheit von uns immer heimlich beneideten, Schweden, ganz entspannt geblieben sind und ohne nennenswerten Stress die Herdenimmunität angestrebt und errungen haben, (wobei leider auch viele ältere Menschen gestorben sind), haben wir das getan, was wir in so einer Situation immer machen: gegrübelt, getalkt, gerätselt, diskutiert und uns in unzähligen Talkshows die Köpfe heiß-geredet. Aber wenn man nun etwas Abstand nimmt und „unseren Weg“ im Rückblick betrachtet, dann könnte man Ihren Titel durchaus positiv umformulieren: „Unsere Corona-Stärken“.

Tatsache ist doch: „Pandemie“ hat unser Land, hat die ganze Welt, in diesem Ausmaß noch nie „gemacht“. Natürlich hat es dabei Ärger, Ungeduld und Missverständnisse gegeben. Und doch war unser, speziell und typischer deutsche Weg des Fragens, Zweifelns und Irrens doch nicht wirklich „schlecht“. Alle haben mitdiskutiert, auch der berühmte „Mann auf der Straße“, und unsere Politiker haben – soweit ich das verfolgt habe – auch hingehört. Man durfte allemal den Eindruck gewinnen, dass um jede Entscheidung bewusst gerungen wurde, auch wenn sie aus jetziger Sicht nicht immer richtig war. Im Nachhinein ist jeder klüger, ist doch klar.

Wir haben das Problem „Pandemie“ jedoch sehr dezidiert attackiert und können aus unseren Fehlern, aber auch aus unseren richtigen Entscheidungen, ein Fazit ziehen. Solange wir unsere gemeinsamen gesellschaftlichen Probleme so gründlich und kontrovers angehen und so bereit sind, daraus zu lernen, bin ich – für mein Teil – mit „uns“ zufrieden. – Elisabeth Ellendorff

 

Danke für diese Ausgabe mit der Quasi-Nachlese zur Frage, wie wir in unserem Land mit Corona klargekommen sind! Diese Aufbereitung ist sinnvoll und vernünftig. Und: so typisch „deutsch“, wobei ich das in einem guten Sinne meine. Während die, für ihre herrliche Gelassenheit von uns immer heimlich beneideten, Schweden, ganz entspannt geblieben sind und ohne nennenswerten Stress die Herdenimmunität angestrebt und errungen haben, (wobei leider auch viele ältere Menschen gestorben sind), haben wir das getan, was wir in so einer Situation immer machen: gegrübelt, getalkt, gerätselt, diskutiert und uns in unzähligen Talkshows die Köpfe heiß-geredet.

Aber wenn man nun etwas Abstand nimmt und „unseren Weg“ im Rückblick betrachtet, dann könnte man Ihren Titel durchaus positiv umformulieren: „Unsere Corona-Stärken“. Tatsache ist doch: „Pandemie“ hat unser Land, hat die ganze Welt, in diesem Ausmaß noch nie „gemacht“. Natürlich hat es dabei Ärger, Ungeduld und Missverständnisse gegeben. Und doch war unser, speziell und typischer deutsche Weg des Fragens, Zweifelns und Irrens doch nicht wirklich „schlecht“. Alle haben mitdiskutiert, auch der berühmte „Mann auf der Straße“, und unsere Politiker haben – soweit ich das verfolgt habe – auch hingehört.

Man durfte allemal den Eindruck gewinnen, dass um jede Entscheidung bewusst gerungen wurde, auch wenn sie aus jetziger Sicht nicht immer richtig war. Im Nachhinein ist jeder klüger, ist doch klar. Wir haben das Problem „Pandemie“ jedoch sehr dezidiert attackiert und können aus unseren Fehlern, aber auch aus unseren richtigen Entscheidungen, ein Fazit ziehen. Solange wir unsere gemeinsamen gesellschaftlichen Probleme so gründlich und kontrovers angehen und so bereit sind, daraus zu lernen, bin ich – für mein Teil – mit „uns“ zufrieden. – Elisabeth Ellendorff

 

Es ist irgendwie bezeichnend, dass sich der Hauptprotagonist der Pandemie nicht zu Wort meldet- oder ist er zu sehr mit der Verschleierung seiner Beteiligung an der Maskenaffäre beschäftigt ? – Knuth Naumann

 

Leider hat von allen nur Herr Laschet ein halbwegs glaubwürdiges Fehlereingeständnis geliefert – alles andere war „Geschwurbel“. Kein Wort zu Post- Vac,, zur Übersterblichkeit. Dies wird hoffentlich noch irgendwann juristisch aufgearbeitet. Jetzt wäre die Chance gewesen, einiges ins Lot zu rücken,- sie wurde vertan. – Fritz Junghans

 

Leider fehlt in ihrer Austellung der Hauptverantwortliche, der frühere Gesundheitsminister Spahn. Er hätte bestimmt über viele Fehler und Irrtümer berichten können. Aber Verantwortung übernehmen liegt Politikern sehr fern, auch ex post. – W. Scheer

 

Mea culpa, mea maxima culpa! Irgendwie muss ich bei den ständigen Fehlerbekenntnissen in der ZEIT an Camus‘ „La chute“ und seine Figur des „juge-pénitent“ (Bußrichter) denken. Die Dame auf dem Cover ist übrigens symptomatisch: Drei Jahre Corona und immer noch nicht begriffen, wie man die Maske RICHTIG trägt. Immerhin ist die Nase bedeckt, durch die Haare allerdings niemals abgedeckt.

P.S.: Vielleicht wird es Zeit, dass auch wir Leser uns dem Trend anschließen und unsere Schuld bekennen. Ich fange damit mal an. Ich gebe zu, dass ich zu sehr Putinversteher war: Ich wusste zwar, dass er ein Verbrecher ist, aber dass er so weit gehen würde, hatte ich nicht erwartet … – Thomas Manthey

 

Sehr beeindruckt hat mich der Beitrag von Armin Laschet. Wie sehr muss man ihm zustimmen, wenn er – auch selbstkritisch – beklagt, dass das Regieren in der Hochzeit der Pandemie über Verordnungen ohne parlamentarische und öffentliche Kontrolle kein guter Weg, ja brandgefährlich war. Ich möchte noch eins draufsetzen: In dieser Zeit hat es auch ein Totalversagen der Opposition gegeben, einmal von der nicht satisfaktionsfähigen AfD abgesehen. Denn FDP, Bündnis 90/Die Grünen und die Linke haben ja fröhlich diesen Weg ohne große Diskussion mitgetragen.

Gleiches gilt für die Leitmedien unseres Landes. Das war kein Glanzstück unserer Demokratie. Und wenn der Bundesminister a.D. Jens Spahn unlängst bei Markus Lanz darauf verweist, es hätte sehr, sehr schneller Entscheidungen bedurft – z.B. der Beschluss von einem Donnerstag, am darauffolgenden Montag den Kliniken planbare Operationen zu untersagen – , dann ist das schlicht falsch. Es war schon sehr früh in der Pandemie klar, dass es sich bei SARS-CoV-2 nicht um eine Art Ebola-Virus handelt. Entscheidungen hätten also durchaus besser, mit mehr Zeit und vernünftigem Diskurs vorbereitet werden können.

Gerne – auch von Spahn – bemüht wird das sogenannte Präventionsparadox, das besagt, dass der Erfolg der Maßnahmen leicht zur fälschlichen Annahme der Überflüssigkeit dieser Maßnahmen führe. Das Schöne am Präventionsparadox ist, dass es weder in der einen noch in der anderen Richtung beweisbar ist, und zwar weil es keine alternative Beobachtung gibt, also eine Beobachtung ohne diese oder mit anderen, weniger eingreifenden Maßnahmen. Dabei ist das eine erkenntnistheoretische Binsenwahrheit: Nur durch den Vergleich lassen sich Effekte ermitteln. Dabei helfen auch die besten Modelle nichts, die haben in der Medizin schon oft in die Irre geführt. – Stefan Lange

 

Ein kleines Lob vorweg: DIE ZEIT beginnt als erstes deutsches Leitmedium mit der Aufarbeitung des Verhaltens der Corona-Akteure. Doch sehr schnell wird deutlich: es sind fast nur Kleinigkeiten, die als Fehler eingeräumt werden. Die großen Irrtümer und falschen Darstellungen der Verlässlichkeit von Tests und der Wirksamkeit von Masken und Impfstoffen kommen nicht zur Sprache. Ebenso die maßlose Verschwendung öffentlicher Gelder. Die richtig katastrophalen Fehleinschätzungen bezüglich Impfnebenwirkungen bis hin zu Impftoten tauchen überhaupt nicht auf.

Wer während der letzten drei Jahre das, was jetzt als Fehler eingestanden wird, kritisiert hatte, war von den Leitmedien gezielt aus dem öffentlichen Diskurs ausgeschlossen und geächtet worden. Manche haben darüber ihren Ruf, ihren Lebensunterhalt, ihre Heimat und ihre Freiheit verloren. Einseitige Information verbunden mit der Erfahrung, manipuliert und zensiert worden zu sein, haben dem Vertrauen in die demokratischen Institutionen schweren Schaden zugefügt.

Interessanterweise hat DIE ZEIT keine Vertreterin, keinen Vertreter der christlichen Kirchen um eine Stellungnahme gebeten. Auch die Kirchen machten große Fehler. Als evangelische Seelsorgerinnen und Seelsorger beobachteten wir, wie die öffentliche und ununterbrochene Verbreitung von Angst und Panik den Körper, den Geist und die Seele sehr vieler Menschen schädigte, verletzte und traumatisierte.

„Jesus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ (Johannes 6,37) So lautete die biblische Losung für das Jahr 2022. Viele Gemeinden hielten ihre Kirchräume für Trostsuchende zwar offen. Es war aber Unrecht, ungeimpfte und ungetestete Gläubige aus der leibhaftig versammelten Gemeinde auszuschließen und ihnen den freien Zugang zum Gottesdienst zu versperren. Ebenso war es Unrecht, kirchliche Mitarbeitende zu Impfungen zu nötigen.

Als evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer stehen wir dafür ein: Alte, Einsame, Kranke und Sterbende dürfen unter keinen Umständen allein und unbesucht bleiben, sofern sie oder deren Angehörige das wünschen, auch gegen staatliche Anordnungen. Alle gesetzlichen Vorschriften und Verordnungen hätten mit angstfreier Distanz und Kritik begleitet und an der Bibel, dem christlichen Bekenntnis und der Einhaltung der im Grundgesetz verankerten Grundrechte gemessen werden müssen. Der öffentlichen Diffamierung Andersdenkender hätte klar und deutlich widersprochen werden müssen.

Wenigstens innerhalb der Kirchen und der kirchlichen Medien hätten alle Meinungen unzensiert Gehör finden müssen. Viele Menschen haben deshalb ihrer Kirche enttäuscht den Rücken gekehrt. Sie fühlen sich bis heute nicht gesehen und nicht gehört. Ihre, wie es sich inzwischen erwiesen hat, nur allzu berechtigte Skepsis und Kritik gegenüber bestimmten Maßnahmen und medizinischen Behandlungen wurde als Egoismus und fehlende Solidarität abgewertet. Innerhalb der Kirchengemeinden hätten persönliche Überzeugungen und Entscheidungen respektiert und gegenseitige Verurteilungen unterlassen gehört. Wir hätten einander einfach nur zuhören und alles vermeiden sollen, was Misstrauen, Zwietracht und Spaltung verursacht.

Die Kirche setzt sich heute intensiv gegen die dramatischen Konsequenzen jahrzehntelanger künstlicher Eingriffe in das funktionierende „Ökosystem Erde“ ein. Hingegen steht sie künstlichen Eingriffen in das funktionierende „Ökosystem Mensch“ weitgehend kritiklos gegenüber. Sie unterschätzt wieder einmal Gier, Eitelkeit, Korrumpierbarkeit, Verführbarkeit und die Anmaßung des Menschen, zu sein wie Gott.- Pfarrerin i.R. Doris Desnoes, Pfarrer Norbert Ellinger, Pfarrerin Gabriele Fuhrmann, Pfarrerin i.R. Barbara Nicol, Pfarrer i.R. Dietrich Nicol, Pfarrer Hanns-Hinrich Sierck, Pfarrerin Johanna Spittler, Pfarrerin Friederike Töpelmann, Pfarrerin i.R. Hiltrud Warntjen

 

Zwei Punkte haben mir in der sonst sehr breit gefächerten Ausarbeitung gefehlt. 1. Angst: Unsere Politiker, die med. Fachleute und auch die Presse, alle haben sie den Menschen Angst gemacht. Angst, Angst, Angst. Dabei ist doch jedem Laien bekannt, dass Angst das Immunsystem schwächt, und somit kontraproduktiv ist.

Mit der in der Vergangenheit stark gestiegenen Lebenserwartung hat sich in großen Teilen der Bevölkerung das Verhältnis zum Tod, zum Sterben, negativ verändert. Der Tod ist für sehr viele Menschen, auch für einen Mediziner eine Katastrophe, und Politiker haben Angst, dass sie wegen falscher Entscheidungen zur Rechenschaft gezogen werden. Die Polarität Leben-erhalten und Sterben-lassen ist gestört. Aus dem Leben-erhalten ist in sehr vielen Fällen eine Sterbeverlängerung geworden.

2. Fehler: Wir brauchen eine Fehlerkultur. Fehler gehören zum Leben dazu. Bei uns werden Fehler bisher mit viel Aufwand vertuscht oder auf eine andere Person geschoben; es wird als eine Schande angesehen, wenn jemand einen Fehler macht, gemacht hat. Das muss sich ändern. Wenn Fehler bei uns als etwas selbstverständlich Dazugehöriges angesehen werden, wenn der Fehlerverursacher sofort bekannt geben kann, dass er sich geirrt hat, dann kann ein Fehler schneller behoben werden. ps.: In meinem Buch „Opas Geburtstag – Antworten zum Lockdown“ habe ich sachliche Kritik geübt, und Vorschläge für einen besseren Umgang mit unseren Problemen gemacht. – Karl-Reiner Schmidt

 

Dass sich Deutschland in den fast zweieinhalb Jahren der Corona- Krise in einem Gesundheitsnotstand von nationaler Tragweite befand, ausgelöst durch eine katastrophale Informationspolitik, durch unsinnige, widersprüchliche Richtlinien, Erlasse und Verordnungen unserer Politiker die zu nichts anderem geführt haben als zu ( gewollter?) Panik. kann man den moderaten Äusserungen der zwanzig Befragten nicht entnehmen. Auch dass der Notstand in Krankenhäusern durch eine rigorose Sparpolitik der vergangenen Jahrzehnte hervorgerufen wurde, blieb unerwähnt.

Eine Nation, die polarisiert, gespalten wurde und aufgeteilt in Geimpfte und Ungeimpfte, bis nahe nahe an den Rand des Wahnsinns, und nun will es keiner gewesen sein der das zu verantworten hat. Entschuldigt hat sich dafür keiner der Verantwortlichen, anders als die Premierministerin Danielle Smith von Alberta in Canada für die vielen Opfer, die seelischen und materiellen Schaden davon getragen haben und denen die Existenz zerstört wurde. Daran könnten sich unsere Entscheidungsträger ein absolut notwendiges Beispiel nehmen.

Dass sie so gestört waren und offensichtlich immer noch sind, kann man einem Statement unseres Bundes’panik’ministers K. L. entnehmen, welches er im ZDF von sich gegeben hat: > Es wird ja niemand gegen seinen Willen geimpft. Selbst die Impfpflicht führt ja dazu, dass man sich zum Schluss freiwillig impfen lässt ?!?! > „ Da habe ich mich geirrt “, das hat man von ihm bisher noch nicht gehört. Das gibt zu denken. – Gert Besner

 

Das Eingeständnis vieler, die davon sprechen sich während der Pandemie geirrt zu haben, wird der Sache nicht gerecht! Auf die Phase der „Cancel-Culture“ und Diffamierung derjenigen, die frühzeitig auf das Unrecht der letzten drei Jahre hingewiesen haben, folgt jetzt der Versuch der Verharmlosung der eigenen Verfehlungen. Das Argument, man habe es nicht besser gewusst, zieht nicht. Die Gleichschaltung der Meinungsbildung und die Selbstzensur haben verhindert, dass man andere Meinungen und Haltungen zugelassen hätte. Wenn sich ein Parlament selbst entmündigt und Grundrechte wie Recht auf körperliche Unversehrtheit, Recht auf Bildung, Recht auf freie Berufsausübung mit Füßen getreten werden, dann gibt es dafür keine Entschuldigung! – Dr. med. Martin Krivacek

 

Eine offene Fehlerkultur ist begrüßenswert. Nur ist die Pandemie nicht vorbei und das Bild unvollständig. Diejenigen, die seit ihrer Erkrankung (oder auch Impfung) nicht mehr auf die Beine kommen – darunter auch Kinder – kommen nicht vor. Es bleibt unsichtbar, dass es für sie kaum Hilfe und Behandlungsansätze gibt. Mit weiteren Infektionen dürfte diese Zahl weiter ansteigen. Für mich ist die Frage der Corona-Fehler daher keine, die nur die Vergangenheit betrifft. Wir sind noch mittendrin, die Auswirkungen der Pandemie zu bekämpfen. – Dr. Stefa Hirsch

 

Bei der Auswahl der 20 Menschen, die in der Pandemie eine Rolle spielten und öffentlich eingestehen, wo sie falschlagen und was sie heute nicht mehr so machen würden, fehlt mir der seinerzeit verantwortliche Gesundheitsminister Jens Spahn. War es nicht er, der schon am Anfang der Pandemie sagte, dass wir uns nach der Pandemie viel zu verzeihen hätten. Aber vielleicht haben Sie ihn ja auch gefragt, und ihm sind keine eigenen Versäumnisse eingefallen. Würde mich jedenfalls nicht wundern. – Thomas Fath

 

Als Leser und Kenner Der Zeit überraschte mich die Schlagzeile auf der Titelseite: Unsere Corona-Fehler. Meines Wissens war das der erste Beitrag einer deutschsprachigen Zeitung in Deutschland und Österreich, die nicht der bisher gewohnten und gängigen Praxis der Berichterstattung über Corona entspricht. Vielleicht ist das ein erstes,zögerliches Zeichen dafür, dass Mainstream-Medien langsam beginnen, sich öffentlich mit der Qualität von mRNA-Impfstoffen auseinanderzusetzen, wie das das Britische-Magazin „Anglo Spectator“ in seiner letzten Ausgabe gewagt hat.

Die Zeitschrift stellt infrage, ob die mit dem mRNA-Impfstoffen verbundenen Schäden den Nutzen überwiegen. Das Blatt fragt sich in seinem jüngsten Meinungsartikel, warum zu viele Ärzte nicht zumindest eine gewisse Besorgnis über die Sicherheit der Covid-19-Injektionsmittel geäußert haben. Wussten etwa jene Wissenschaftler, die in Corona-Zeiten jeden üblichen wissenschaftlichen Austausch abgelehnt und vermieden haben, dass Covid-19 ein Produkt einer Gain-of Function-Forschung mit den Zielen , Übertragbarkeit, Virulenz und Antigenität zu erforschen und um neu auftretende Infektionsketten besser vorhersagen und Impfstoffe entwickeln zu können?

Die Wissenschaft war nie frei von Ungereimtheiten, innerhalb der wissenschaftlichen Community wird heute von einer Vertrauenskrise der Wissenschaft gesprochen und darüber diskutiert, ob und wie das Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft beeinträchtigt wird. Zunehmende Berichte über plötzliche und völlig unerwartete Todesfälle in den Medien, die die „Corona-Wissenschaftler“ weit weg in einem Zusammenhang mit einer Covid-Impfung immer noch sehen- aber nur noch in den beiden EU-Ländern Deutschland und Österreich- erschüttern den Glauben an eine ehrliche Wissenschaft.

Bill Gates, der als Verfechter des Corona-Hypes bezeichnet wird, hat bei seinem Besuch im „Lowy-Institut“ in Sidney, öffentlich Erstaunliches offeriert: „Wir müssen uns auch die drei Probleme der Corona-Vakzine vor Augen führen: die Vakzine verhindern keine Infektion,, sie verlieren beim Auftreten neuer Varianten ihre Wirksamkeit und sie schützen nur für sehr kurze Zeit“. Ähnliches kam von Dr.Deborah Birx, die unter Donald Trump als Koordinatorin der Corona-Task-force eingesetzt war. In einem Interview mit „Fox News“ gab sie zu, von Anfang an nicht wirklich von den gängigen Impfstoffen überzeugt gewesen zu sein“: Ich wusste, dass diese Impfstoffe nicht vor einer Infektion schützen, ich denke, wir haben diese Impfstoffe überbewertet“.Die späten Äußerungen von Gates und Birx rücken eine dringende Frage in den Vordergrund: Wer hat Was ab WANN gewusst -und warum wurde solange geschwiegen?

Leider hat DieZeit wieder nur Personen befragt, denen es nach wie vor schwerfällt, einen unnötigen und zum Teil ausgrenzenden Corona-Hype gedient zu haben. Befremdlich die Aussage der Virologin Sandra Ciesek: “Das Coronavirus war ein neues Virus, über das wir nicht viel wissen“. Dazu: Jeder Medizinstudent in einem höheren Semester lernt, dass ab dem ersten gelungenen Labornachweis durch June Almeda in der Mitte der 1960iger Jahre bis zum Auftreten von SARS-1, MERS und SARS-Cov-2 schon 4-Corona-Hauptgruppen mit über 7000 Varianten nachgewiesen wurden. Dass Corona-Viren immer schon Varianten bilden ist Virologen in der Regel bekannt. Die Aufarbeitung der Coronazeit steht hoffentlich in Deutschland und Österreich schon in den Startlöchern, also in jenen beiden übrig gebliebenen EU-Ländern, in denen noch immer „wissenschaftliche“Corona-Agenten uneinsichtig agieren.

36-lange Monate musste ein überstrapaziertes und zum Teil gedemütigtes Volk nicht nur in Österreich einen staatlich organisierten Corona-Aktionismus erleiden und aushalten. Es ist der Zeitpunkt gekommen, politische Entscheidungsträger, gemeinsam mit einseitig soufflierenden Experten, wie Ärzte, abhängige Wissenschaftler und vor allem andienende Medien aus Presse, Funk und Fernsehen, zu hinterfragen

Waren die überschwänglich angekündigten und mit einem Einheitslob durch Politik und medialer Dauerpropaganda eingeleitenden Maßnahmen eigentlich ein Erfolg oder ein endendes Versagen? Am Ende wird immer die echte Wahrheit ans Tageslicht kommen, sie wird die intensiv medial befeuerte Corona-Politik enthüllen. Wie es aussieht, brechen die zerstörerischen Konzepte nach und nach zusammen, und dem Pandemie-Experten-Management bleibt nichts anderes übrig als nachzudenken und zuzugeben, dass es mit seinem fehlgeleiteten Übereifer von Beginn an falsch lag.

Seit Mitte der 1960iger Jahre sind 4 Coronastämme bekannt, die bis 2003 Medizin, Medien und vor allem die Politik wenig bis kaum interessiert haben. Warum wohl? Weil bekannt war, dass diese Coronastämme bisher keine ernstliche Bedrohung für die Gesundheit der Menschen waren, wenn die grippeähnlichen Symptome rechtzeitig erkannt und bei Bedarf ärztlich behandelt wurden. Beachtung fand das Coronavirus ab 2002, als ein medial begleiteter Hype um SARS-Cov-1 begann.

Seit dieser Zeit stehen Coronaviren im Interesse der Öffentlichkeit und ab Dezember 2019 beherrschen sie die globale Welt. Was wäre/würde geschehen, wenn •          die damaligen Regierungen in Deutschland und Österreich 2020 mit ihrem Beraterstab erkannt hätte, dass ein verbreiteter Atemwegsvirus nicht besiegt werden kann und somit jeder erneute Versuch zum Scheitern verurteilt ist, wie es bisher über 7000 –Covid-Varianten bewiesen haben?

– die Politverantwortlichen und ihre Berater einmal eingestehen müssten, dass in den letzten 3 Jahren sie mit fast allen Corona-Handlungen versagt haben? •die geförderten, einseitig und allzu politikfreundlichen Leitmedien über ihre eigene journalistische Scham berichten müssten, wie es eine bekannte dänische Tageszeitung aus Reue, wegen oberflächlicher und unkritischer Corona-Berichterstattung, getan hat? •          eine breite Öffentlichkeit vom entstandenen Desaster erfahren würde, dass eine Coronavirus- Infektion trotz jahrelanger Beobachtung und bekannter wissenschaftlicher Erkenntnisse in Wellen kommt und von selbst wieder abklingt?

– dem nicht so ist, dass jeder Rückgang einer Welle ausschließlich auf Regierungsaktionen zurückzuführen war? • man zugeben müsste, dass Massentests unwirksam waren und auch bleiben werden? •anerkannt würde, dass eine Genesung mehr Schutz bietet als ein bedingter, in der Not zugelassener „Impfstoff“? •          bekannt würde, dass nicht genesene geimpfte Personen mit höherer Wahrscheinlichkeit infizierter sein können als genesene Personen?

– früher kommuniziert worden wäre, dass Geimpfte sehr wohl ansteckend sein können? •die Annahme , eine Herdenimmunität durch eine Covid-Impfung zu erreichen, sich schon früher als eine falsche Hoffnung herausgestellt hätte? –  Programme und Personen ausgewählt worden wären und nicht Berater, denen eine mangelnde oder gar fehlende oder entsprechende Ausbildung für eine Pandemiebekämpfung fehlt? • Daten, die durch unabhängige, evidenzbasierte Recherchen und Studien erhoben und für die interessierte Öffentlichkeit transparent gemacht worden wären an Stelle einer endlosen Faselei von willkürlichen, unbewiesenen Aussagen, wie: die Impfung ist absolut sicher, schafft keine gefährlichen Nebenwirkungen und Spätschäden… •     die beteiligten Pharmaunternehmen evidenzbasierte Studien über die Wirksamkeit und Sicherheit veröffentlicht hätten?

Bis jetzt haben Impfbefürworter die Tatsache ignoriert, dass am Ende doch die Wahrheit ans Licht kommen wird. Und die wird sein, dass die verantwortliche Politik das Vertrauen einer breiten Öffentlichkeit großteils verloren hat und ihr Status als Autoritätsquelle untergraben wird. Die Wahrheit wird auch sein, dass in den letzten 3 Jahren eine Unmenge an Geld verbrannt wurde für die Angstmache in einschlägigen Medien, für ineffektive Tests, für wiederholtes destruktives Wegsperren und für vielschichtige Störungen im Lebensalltag. Und alles das geschah unter der Schirmherrschaft williger Medien. Verantwortliche Politiker und ihre Berater haben gemeinsam mit den Leitmedien •      die Bevölkerung gegeneinander aufgehetzt und eine Zweiklassen- Gesellschaft .geschaffen, •     den Diskurs polarisiert… •   Menschen, die sich gegen eine Impfung entschieden haben-ohne jegliche solide evidenzbasierte Gründe.- zu unsolidarischen Bürgern gestempelt

Die zuständigen politischen Akteure in Deutschland und Österreich förderten auf beispiellose Weise eine drakonische Politik der Diskriminierung, indem sie unbedingt und verständnislos eine unnötige Impfpflicht einführen mussten. Vergleicht man .die destruktive Politik mit der Politik vergleichbarer Länder, erkennt man deutlich, dass unser Umgang mit Corona zu viele Opfer gebracht hat und noch bringen wird, wenn der Corona- Hype vorbei sein wird. Diese Politik hat die Wirtschaft ruiniert, hohe Arbeitslosigkeit beschert und dem allgemeinen Bildungs- und Schulsystem Qualität genommen..

Resümee: der Pharmaindustrie, Teilen der Ärzteschaft und mehrheitlich Politikern würde es dringend zustehen, all ihre Aussagen und Ankündigungen zur „Game-Changer-Covid-Impfung zu überdenken und es gemeinsam mit allen Mainstream-Medien , die das Corona-Thema zu unkritisch und vor allem einseitig übernommen haben, kundzutun. – Dr. Günther Berghammer

 

Aufklärung ist kommunikatives Verhalten ist Basisdemokratie. Und alle, die sich daran beteiligen, machen einen guten, den bestmöglichen Job. Das Titelthema der ZEIT-Ausgabe 5 war somit schon allein „den Eintritt wert“. – Matthias Bartsch

 

Normalerweise verkneife ich mir Leserbriefe, aber Ihr Ansatz zum Thema ‚Was lief schief‘ ist so schief, dass ich kurz kommentieren muss. Es ist sicher löblich, dass Personen wie Frau Ciesek oder Priesemann verschiedene Schwachpunkte erkennen, aber es trifft nicht das Problem. Der Einzelne mag Fehler gemacht haben, aber was all diesen ‚Fehlern‘ unterliegt war m.E. zu jedem Zeitpunkt eine tiefliegende Verachtung der Demokratie und deren Basis, des Diskurses. Dieses galt – und gilt bedauerlicherweise immer noch – für den wissenschaftlichen als auch den gesellschaftlichen Diskurs.

Außer den Herren Kubicki, Brüggemann, z.T. auch Streeck, hat niemand auch nur eine Sekunde darauf verschwendet, andere wissenschaftliche Meinungen, innerhalb und außerhalb der Virologie, oder andere gesellschaftliche Stimmen auch nur wahrzunehmen. Vielmehr stand es jedem frei, andere zu diffamieren oder sich in Extrema zu ergehen ( Drosten über andere Virologen, Lauterbach über den ‚Mercedes‘ Drosten, der unsägliche Böhmermann in seiner Laudatio auf Drosten, …., Lauterbach, der die Unverletzlichkeit der Wohnung aufheben wollte ). Andere waren und sind nicht mehr andere, sondern befinden und befanden außerhalb der verängstigten Mehrheit, gekennzeichnet als das Böse.

Ergo: das Versagen ist das einer Gesellschaft, die offenbar genug von der liberalen Demokratie hat – und diese jederzeit bereit ist, für eine Technokratie aufzugeben. Eine solche Gesellschaft erschreckt mich.Ehe Sie sich Hoffnungen hingeben, dass das eine Querdenker oder gar Reichsbürger Meinung ist: ich habe die Impfungen alle angenommen und war zu keiner einzigen Demo ( aber es war kurz davor ). – Thomas Kunert

 

Nach dem Bundestagsvizepräsidenten Wolfgang Kubicki fordert jetzt auch der scheidende RKI-Präsident Lothar Wieler eine Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen, denn das Virus werde „nicht die letzte Krise gewesen sein“ (ZEIT v. 26.1.23). So hält dort Ministerpräsidentin Schwesig u.a. die Schließung der Spielplätze inzwischen für falsch.

Gewarnt wurde die Politik allerdings schon viel früher u.a. von Kinderärzten. In einem Interview im „Westfälischen Anzeiger“ vom 13. Dezember werfen Sprecher der Kinderärzte der Politik vor, trotz ihrer ausdrücklichen Warnungen gesundheitliche Folgeschäden durch den Lockdown in Kauf genommen zu haben, denn es habe „in der Politik und den Medien immer noch das Mantra gegolten, jede Infektion zu verhindern“.

Ich frage mich, wie die Politik in den Mantra-Modus geraten konnte und damit unberühr- und unbelehrbar war, als die Kinderärzte für das Wohl der Kinder eintraten? „Wir haben manchmal die Gesundheit über die Menschlichkeit gestellt“, bekannte der Vorsitzende des französischen Expertenrates, Jean-Francois Delfraissy. Man sei damals „von der Hysterie getrieben worden“, beschreibt es der Thüringer Ministerpräsident Ramelow in der ZEIT vom 26.1.23.

Wie aber konnte es zu diesem „Augen-und-Ohren-zu-und-durch“-Modus kommen, der Mitte März 2020 die Politik und die Medien erfasst hat? Beiden muss damals der Schreck in die Glieder gefahren sein, als sie die Bilder aus China sahen mit Menschen in Ganzkörperschutzanzügen und erfuhren, „das pandemische Virus ist…die größte Herausforderung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.“ Wenn nichts getan werde, drohe ein „Worst-Case-Szenario von über einer Million Toten im Jahre 2020 – für Deutschland allein“, heißt es unmissverständlich im Strategiepapier des BMI „Wie wir Covid-19 unter Kontrolle bekommen.“ Dieser Worst Case mußte den Leuten so „unmissverständlich, entschlossen und transparent verdeutlicht“ werden, dass „eine Schockwirkung“ entsteht.

In einer so großen Gefahr schaltet unser Gehirn in den Überlebensmodus, sagt Frank Urbaniok, ein forensischer Gerichtspsychiater, der über 20 Jahre lang Chefarzt des Psychiatrisch-Psychologischen Dienstes des Kanton Zürich war. Unser Verstand habe zwar das Potential zum logischen Denken und differenzierten Erfassen der Wirklichkeit. In einer Situation aber, wo es um Leben und Tod geht, urteilt unser Verstand schnell und eindeutig, klar und absolut, aber dafür leider auch einseitig und falsch.

Wenn „jeder Corona-Tote einer zu viel ist“, geht es um alles oder nichts. Dann kennt die Not kein Gebot und keine „roten Linien“ mehr. Wie 2008 in der Finanzkrise sahen sich die Medien wieder in der Verantwortung, diesmal um Covid unter Kontrolle zu bringen. Damit war ihnen das Alarmieren und Dramatisieren nicht nur erlaubt, sondern gleichsam zu einer staatsbürgerlichen Pflicht geworden. Mit der Folge, dass ihren Vertretern die staatlichen Maßnahmen kaum schnell, umfassend und radikal genug sein konnten, so dass sich in den Talkshows eine Art Überbietungswettbewerb um die härtesten Maßnahmen entwickelte.

In dieser Situation noch die Einwände von Kritikern zu berücksichtigen, hätte die Strategie verwässert und womöglich die Bürger verwirrt. Wer da noch differenzieren, abwägen oder eine andere Sicht einbringen wollte, wurde als Bedrohung wahrgenommen. Er musste damit rechnen, ignoriert zu werden wie die Kinderärzte oder als „fragwürdig“ und „verstörend“ (Prof. Lütge) bezeichnet bzw. entlassen zu werden. Diese Polarisierung kulminierte, als mit dem Impfstoff die Rettung in Sichtweite war. Wer Bedenken hatte, konnte Worte über sich lesen, die an Gehässigkeit kaum zu überbieten waren.

Wann jemals haben die Medien mit dem besten Gewissen eine so große Macht über die Menschen ausüben können? Und was macht das mit den Beteiligten? Werden sie diese Macht lassen können? Der Umgang mit der Ukrainekrise lässt nicht darauf schließen. Wir werden wohl damit leben müssen, dass die Komplexität einer Herausforderung, ihre Dilemmata und Ambivalenzen konsequent ignoriert werden. Wer verspricht, den Knoten zu durchhauen, wird zum Held des Tages. Doch damit sind Nebenfolgen und Kollateralschäden vorprogrammiert.

Dabei sind sie eigentlich eicht vorauszusehen und fair zu erörtern, wenn wir in dem Problem das Dilemma sehen können. So hat Gesundheit lt. WHO eine physische (Außen-) und psycho-soziale (Innen)seite, die sich gegenseitig ergänzen. Auch wenn temporär mal eine dominieren darf, darf die andere nicht aus dem Blick geraten – so, wie es in der Coronapolitik geschehen ist. Im polit-medialen Überbietungswettbewerb gibt es aber nur noch Gut oder Böse, Richtig oder Falsch, so dass wir richtig vom Leder ziehen können. Wenn wir aber Dilemma nicht mehr sehen und Widersprüche nicht mehr aushalten können, wird unsere deliberative Demokratie überflüssig. – Gerd Heistermann

 

020 haben wir den politischen Sündenfall erlebt. Es hat sich leider gezeigt,dass die Sicherungssysteme,die unsere Demokratie gegen Machtmissbrauch und zum Schutz der Grundrechte besitzt, nur unzureichend funktioniert haben. Und wir mussten bitter erleben, wie leicht sich unsere ach so aufgeklärte Gesellschaft in eine Hysterie versetzen liess, wie schnell der Ruf nach autoritären Massnahmen aufkam und wie viele Mitläufer es gab ; und nicht zuletzt :Wie hemmungslos einige dem Hass gegen „Abtrünnige“ freien Lauf gelassen haben, weil sie sich moralisch im Recht sahen…Inzwischen kommen viele Fehlentscheidungen und ihre Konsequenzen ans Tageslicht. Es stellt sich heraus, die „Verschwörungstheoretiker“ hatten leider mehr als einmal Recht!

Den politisch Verantwortlichen scheint der Ukraine-Krieg als willkommene Ablenkung nicht ungelegen zu kommen und mit dem Auslaufen der Zwangsmaßnahmen ist wohl die Hoffnung verbunden,dass alles vergeben und vergessen ist. Aber unser Land ist seitdem nicht mehr das, was es einmal war. Längst werden neue globale Krisen heraufbeschworen, Untergangsängste geschürt und dieselben Mechanismen,die schon ab 2020 verwerflich waren sollen nun mit einer neuen Agenda reaktiviert werden.

Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung,dass die Bürger eine schonungslose Aufarbeitung der „Pandemiegeschichte“ einfordern,es darf eben nicht vergessen werden, wer mitgemacht hat. Es war nichts weniger als ein Angriff auf unserern Rechtsstaat – und auf unsere Verfassung. – Oliver Stumpf

 

Viele Aussagen sprechen für sich selbst! Ich wünsche mir für uns alle und ganz besonders für die Menschen mit Entscheidungsbefugnis und medialer Reichweite, dass wir immer wieder versuchen auch Menschen außerhalb unserer „Blase“ wahrzunehmen. Sei es die „Wohlstandsblase“, die uns überrascht feststellen lässt: „Heute weiß man wie unterschiedlich arm und reich betroffen sind“, die „Altersblase“, die erst jetzt „die komplexen Krisenerfahrungen von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie“ in die Wahrnehmung rückt und auch die „Meinungsblase“, die uns glauben lässt, wir wüssten immer ganz genau, was falsch und richtig ist, „denn Wissenschaft, Politik und Gesellschaft leben vom offenen Diskurs“. – Wiebke Siebenhaar

 

Aufklärung ist kommunikatives Verhalten ist Basisdemokratie. Und alle, die sich daran beteiligen, machen einen guten, den bestmöglichen Job. Das Titelthema der ZEIT-Ausgabe 5 war somit schon allein „den Eintritt wert“. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Vertrauensfrage“ von Alice Bota

 

Wer im Ukrainekrieg einen ‚gerechten Verständigungsfrieden‘ will, braucht beide Konfliktparteien. Das Völkerrecht zu Grenzveränderungen incl. Krim ist das eine, die Selbstbestimmung der Menschen (und dabei meine ich ausdrücklich nicht die Referenden von 2014 und 2022) das andere. Weder auf der Krim noch in Donezk/Luhansk dürfte es nur von der Ukraine glühend überzeugte Bewohner geben. Umsiedlungen bzw. Verschleppungen nach Russland komplizieren das Ganze ebenso weiter wie Fluchtbewegungen innerhalb der Ukraine und nach Westen.

Für eine völkerrechtlich saubere Lösung muss letztlich dieser gordische Knoten durchschlagen werden. Ihr Motto „Die Ukraine muss siegen“ engt da ggf. nur Spielräume ein. Die Aussage „Die Ukraine darf nicht verlieren, Russland darf nicht gewinnen“ kann diese Spielräume öffnen. Sie bezieht sich im übrigen auf die Politik (!), nicht auf das Schlachtfeld. – Martin Hommel

 

Was der eine zu wenig hat, hat der andere wohl zu viel. Kanzler Scholz und Präsident Selenskyj sind völlig unterschiedliche Persönlichkeiten, das ist ganz offensichtlich. Olaf Scholz ist still und wirkt oft zögerlich, Wolodymyr Selenskyj ist extrovertiert, tritt fordernd auf. Beide kommunizieren auf eine komplett unterschiedliche Art, das ist anstrengend für alle anderen.

Selenskyj tut alles, um den russischen Angriff auf sein Land zurückzudrängen, er fordert die volle Unterstützung des Westens ein. Das ist legitim, es ist ein Überlebenskampf für die Ukraine. Scholz befindet sich in der Zwickmühle, die Ukraine muss westliche Waffenlieferungen erhalten, auch aus Deutschland. Trotzdem muss er im Auge behalten, dass die eigene Verteidigungsfähigkeit nicht aufgegeben wird. Beide wirken auf mich wie Getriebene.

Woher aber nimmt Alice Bota her, dass Olaf Scholz mit Wolodymyr Selenskyj nicht im Reinen ist, obwohl auch jetzt Leopard-Panzer aus Deutschland in die Ukraine geliefert werden sollen? Ihr reicht es offenbar nicht, dass Scholz sich „nur“ zu einer russischen Niederlage bekennt, die Amerikaner sich aber zu einem Sieg der Ukraine. Ich finde, es ist eine sehr eigenwillige Interpretation, wenn sie daraus einen Gradmesser des Vertrauens zwischen dem Kanzler und dem ukrainischen Präsidenten macht. Was zählt ist doch, das dieser fürchterliche Krieg baldmöglichst ein Ende hat. Es ist Zeit, dass sich Scholz und Selenskyj im Kanzleramt treffen, da stimme ich Alice Bota zu. Beide müssen wissen, mit wem sie es zu tun haben, und erfahren, wie verlässlich der eine für den anderen ist. – Regina Stock

 

In der aktuellen Ausgabe der ZEIT fordert Alice Bota Kanzler Scholz auf, endlich öffentlich zu erklären, dass die Ukraine „siegen“ müsse. Es wird aber nicht recht klar, ob dieser „Sieg“ sogar die militärische Rückeroberung der Krim einschlie- ßen würde. Doch der Kanzler, der schon durch seinen Amtseid dem Wohle unseres Landes verpflichtet ist, sollte dieser Aufforderung von Frau Bota auf keinen Fall folgen. Niemand kann genau wissen, wie die bedrängte Atommacht Russland bei weiteren Lieferungen von modernen Waffen reagieren würde. Zunächst wollte Deutschland nur 5000 Helme liefern, was mit Hohn und Spott kommentiert wurde. Jetzt sind es Leopard 2-Panzer, und schon fordert die ukrainische Regierung noch mehr Panzer, aber auch Kampfjets und U-Boote. Kommt es schließlich zum Einsatz von Atomwaffen, der auch Ziele in Deutschland betreffen könnte?

Während der Kubakrise bestand für die beiden deutschen Staaten die Gefahr, zum atomaren Schlachtfeld zu werden. Manche erinnern sich sicher auch noch an die Bilder und Filmchen, wie man sich bei einem Atomblitz zu verhalten hätte: Alle Schüler sollten unter die Schulbank kriechen und die Leute auf der Straße sich eine Tasche über den Kopf stülpen. Heute gäbe es zudem für die Zivilbevölkerung noch weniger Atombunker als damals. Eigentlich müssten die lauten Befürworter von immer mehr Waffenlieferungen wie Frau Strack-Zimmermann oder Anton Hofreiter gleichzeitig die Sanierung oder den Neubau solcher Schutzräume fordern, aber das könnte die geneigte Wählerschaft verunsichern und bei den nächsten Wahlen Stimmen kosten. Auch Politiker sind da nicht frei von Opportunismus. – Brigitte Schellnhuber

 

Der Ukraine-Krieg beschert uns eine besonders dankbare Form der Machtprojektion, die ideale Distanzwaffe bzw. den modernen Longbow: 100.000 Schuss Artillerie im Monat, davon immer mehr und stärkere Projektile aus unseren Waffenschmieden – und dabei ein rein slawisches Blutopfer ohne eigene Gefahr, selbst ohne nennenswerte Risiken bei kommenden Wahlen.

Kant hat in seinem „Ewigen Frieden“ vor mehr als 200 Jahren einen ebenso schmerzfreien Mechanismus sarkastisch beschrieben: ‚So gab ein bulgarischer Fürst dem griechischen Kayser, der gutmüthigerweise seinen Streit mit ihm durch einen Zweykampf ausmachen wollte, zur Antwort: „Ein Schmidt, der Zangen hat, wird das glühende Eisen aus den Kohlen nicht mit seinen Händen herauslangen.“ ‘

Kant hielt zu Recht sehr viel auf dämpfende Rückkopplung – auf Plan, Tat und Schmerz in ein und derselben Person. Massive Waffenlieferungen ohne realitätsnahe Strategie bedeuten sehr viel Schmerz anderer, open ended, und ob das Vertrauen in eine nach unserem Standard wertegeleitete Politik Kiews gerechtfertigt sein wird, das weiß derzeit niemand. (Quelle aus Kants „Zum Ewigen Frieden“: Original 1795, S. 32; in der Reclam-Universalbibliothek Nr. 1501, S. 17)

P.S.: Kant empfiehlt einen wirksamen Rückkopplungsmechanismus nochmals ausdrücklich bei der Entscheidung über den Krieg selbst. Sie erfordere die ausdrückliche „Beystimmung der Staatsbürger“, um nämlich Kriege „wie eine Art von Lustparthie aus unbedeutenden Ursachen“ bzw. nach Lust und Laune der Herrscher zu verhüten (Original S. 23f, Reclam S. 12f). – Dr. jur. Karl Ulrich Voss

 

Für den Krieg in der Ukraine gibt es 2 Szenarien: Entweder Die Ukraine verliert den Krieg nicht oder sie gewinnt ihn. Beim ersterem genügen Waffen zur Verteidigung wie PHB 2000 und Gepard, beim zweiteren braucht es Waffen zum Angriff – also Panzer, denn ohne diese können die besetzten Gebiete nicht zurückerobert werden. Scholz – und die USA – haben bis dato auf die Verteidigung – also Szenario 1 – gesetzt, bis der Druck auf Scholz zu groß wurde. Die Entscheidung für das zweite Szenario und für die Leoparden wollte er aber nicht ohne – klare – Rückendeckung durch die USA treffen, denn im Ernstfall wäre der atomare Schirm nicht aufgespannt.

Das wäre zwar gegen die NATO-Doktrin aber der Einstieg in einen atomaren Schlagabtausch ist doch noch etwas anderes als ein paar Panzer zu liefern. Die USA könnten argumentieren, dass die Lieferung der Leoparden eine rein deutsche Entscheidung sei und eine Atombombe über Berlin in den USA zunächst nur mal Achselzucken verursachen würde.

Scholz hat nun entschieden, die Panzer zusammen mit den USA und den europäischen Staaten zu liefern, da diese – nach ein wenig Druck durch Scholz auf die USA – ebenfalls zur Lieferung von schweren Panzern zu drängen – sich somit klar für Szenario 2 bekennen. Damit übernimmt Scholz in Europa souverän die Führung und lässt die schrillen Töne – vor allem aus Polen – verstummen.

Und jetzt wird man (auch Xi Jinping) sehen, was Putin noch in petto hat. Putins Dilemma ist, dass im Osten der Tiger lauert, um Sibirien zu okkupieren. Aber nach den verheerenden Verlusten in der Ukraine, fehlen Putin die notwendigen Ressourcen dort einen Angriff abzuwehren. Und Xi wartet – mit den Empfehlungen des Sun Tsi unterm Arm – derweil geduldig und schärft einstweilen seine Krallen bei Manövern um Taiwan.

Putin hat nun 2 Optionen: Entweder blutet er in der Ukraine vollständig aus und verliert auch Sibirien an China oder er streckt die Waffen im Westen, zieht sich zurück und versucht zusammen mit den USA und der EU im Osten einer chinesischen Okkupation schon im Vorfeld zu widerstehen – zumindest Sun Tsi würde Herrn Xi da empfehlen, einen Schlagabtausch nicht zu versuchen. – Holger Simon

 

Selenskyis Forderung nach mehr Waffen aller Art könnte man auch so hören: Wenn ihr uns keine Panzer und kein Kampfjets liefert, seid ihr keine Freunde der Demokratie und der Werte der Freien Welt! Dass Olaf Scholz so zögerlich ist mit der Lieferung von deutscher Rüstung, könnte sein Motiv darin haben, dass er sich dagegen wehrt , von der Ukraine in Geiselhaft genommen zu werden.

Ähnlich der aufgeregte Ruf nach Aufrüstung auch in Österreich: Wer nicht aufrüstet, der lädt Putin ein, auch unser Land zu überfallen! Das ist ja auch die kalkulierte Argumentation der Ukraine: Wenn Putin nicht besiegt wird, dann wird er auch in benachbarten Ländern einfallen. Von solchen Vorhaben dürfte dieser aber längst geheilt sein, sollte er sie je gehabt haben. – Peter Mathei

 

Der Kanzler soll sagen: Die Ukraine muss siegen? Jeder, der die Kräfteerhältnisse auch nur halbwegs realistisch einschätzt, muss wissen, dass die Ukraine allein gegen Russland nicht gewinnen kann, auch nicht, wenn sie noch schwerere Waffen erhält, sondern allenfalls, wenn andere Staaten an ihrer Seite in den Krieg eintreten. Wer erklärt, die Ukraine müsse gewinnen, spricht sich damit in letzter Konsequenz für den Kriegseintritt aus.

Es kann nicht bestritten werden, dass das am Ende den Atomkrieg bedeuten kann, und das wäre nichts anderes als die Vernichtung der menschlichen Zivilisation in Europa, die übrigens in einem solchen Krieg auch ohne den Einsatz von Atomwaffen droht. Wenn ukrainische Politiker das in ihrer Notlage in Kauf nehmen, mag das verständlich sein. Dass so viele deutsche Politiker, Medien und andere davor die Augen verschließen oder sogar weiterer Eskalation das Wort reden, ist furchtbar. – Horst F. Koops

 

Bei der ganzen Debatte pro und contra Waffen- und Kampferlieferungen ist mir aufgefallen, dass kaum zur Sprache kommt, dass Putin die Ukraine überfallen hat , sich die Ukraine aneignen oder vernichten will. Die Ukraine hat jedes Recht, sich zu verteidigen. Wenn Russland gewinnt, dringt Putin auch in die Nachbarstaaten ein und damit auch in Deutschland. Haben die Deutschen vergessen, wie die russische Herrschaft in der DDR funktionierte ?

Unser eigenes, persönliches Wohlbefinden sollte nicht im Vordergrund stehen. Ich selbst habe den 2. Weltkrieg als Kind erlebt. Die Erinnerung daran ist unauslöschlich geblieben. Was die etwaigen Vorbehalte von Olaf Scholz gegenüber Selensky betrifft, sollte nicht vergessen werden, dass Präsident Selensky Charakterstärke und Mut zeigt. Ein erfolgreicher und verlässlicher Präsident für sein Land. Wie oft flüchten Autokraten ins Ausland, wenn ihre Sicherheit stürzt. Es spielt Putin in die Hände, wenn die EU zerstritten ist. Wir sollten alles tun, damit die Ukraine siegt. Nur dann wird es Frieden geben.

P.S.: Es sollte immer wieder betont werden, dass Deutschland keine Kriegspartei ist, sondern einer überfallenen Nation hilft, ihr Recht auf Selbstverteidigung nach Artikel 51 der UN-Charta wahrzunehmen. In Russland unter Putin herrscht eine faschistische, imperialistische Ideologie. Damit wird Russland zu einer Bedrohung für ganz Europa. Was, wenn Russland gewinnt und seine Truppen an der ukrainisch-polnischen Grenze stationiert ? Wir haben gesehen, wie in jedem russisch besetzten Gebiet der Ukraine gefoltert, vergewaltigt und hingerichtet wurde. So ein Schicksal werden die Ukrainer ihrem Volk nicht hinterlassen. Verhandlungen mit Russland setzen einen vollständigen Rückzug der russischen Streitkräfte voraus.

Die von ihnen verursachten Zerstörungen müssen entschädigt, die Kriegsverbrecher bestraft werden, sowie eine Sicherheitsgarantie vor künftigen Angriffen. Die aktuellen Angriffe Russlands auf die Ukraine konzentrieren sich auf die lebensnotwendige Infrastruktur. Bomben und Kampfjets starten von südrussischen Gebieten, damit sind diese Flughäfen, Schiffe und Flugzeuge legitime militärische Ziele. Der Westen darf seine Militärhilfe nicht einschränken. Putin sagte bereits, dass er sich im Krieg mit dem Westen befindet. Putin nicht provozieren zu wollen, ist eine längst überholte Denkweise. Die Außenministerin Anna-Lena Baerbock hat also recht, wenn sie sagt, dass wir uns mit Russland im Krieg befinden.

Die Zurückhaltung der wichtigen Waffensysteme verlängert das Leiden unnötig. Putins Verbrechen am eigenen Volk wird nur übertroffen durch seinen Überfall auf die Ukraine. Die Ukraine muss schnellstmöglich Teil der EU und Nato werden. Wir können weder von der Ukraine noch von Georgien verlangen, eine für sie so unsichere Situation zu akzeptieren, ohne die Mitgliedschaft im Verteidigungsbündnis.

Aus amerikanischer Sicht stellt sich immer wieder die Frage, warum die USA die Sicherheit der Ukraine allein garantieren sollen, wenn sie das im Nato-Bündnis gemeinsam mit 31 anderen Ländern tun könnten ! Der Krieg zeigt, dass die Zukunft der europäischen Sicherheit von der Ukraine abhängt. Putin wird nicht aufgeben; nur ein geschlossenes Bündnis kann den notwendigen Druck leisten und das kann nur gelingen, wenn die Ukraine die dazu notwendigen Waffenlieferungen zügig erhält. – H. Justin

 

Sie haben Recht mit dem Vertrauen. Wenn der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz heute mit breiter Brust verkündet: „Keine Kampfjets und keine Bodentruppen“ in die Ukraine schicken zu wollen, dann glaube ich ihm das ncht. Ich habe kein Vertrauen mehr zu ihm. Er handelt nach der Theorie des kalkulierten Riskos, die er vom ehemaligen Reichs- und Kriegskanzler Theobald von Bethmann Hollweg geliehen hat. Scholz denkt, wenn Russland demnächst Berlin mit russischen Marschflugkörpern angreift, dann tritt ja der Natofall ein und die USA verteidigen mit den anderen verbündeten Deutschland.

Da es diesen Fall seit Gründung der Nato noch nicht gegeben hat, wäre das dann der erste Praxistest. Schlimmer aber ist, dass Millionen Menschen in Deutschland in Panik geraten, weil dieses Land, nicht nur das Militär, weder verteidigungsfähig noch im Ernstfall verteidigunsgwillig ist. Das wird dann von Olaf Scholz bleiben. Auch Bethmann Hollweg wollte „eigentlich “ keinen Krieg. – Dr. Detlef Rilling

 

vielleicht regt mich ab und zu die Leküre eines Artikels der “ Zeit“ mehr auf als an weil ich ihren Redakteuren mehr Souveränität und Intelligenz als anderen Journalisten zutraue. Nachdem nun Kampfpanzer geliefert werden (nimmermüde und ermüdende Forderung der gefühlt vereinigten Medien ) gehts jetzt weiter mit Forderungen und Kritik an Scholz, bis in die Diktion hinein wird ihm nahegelegt wie er zu reagieren habe, welche Arroganz! Deutschland soll auch mal so eben Szenarien für das Kriegsgeschehen und die Konsequenzen vorlegen; sind wir nun eine Supermacht mit allen Konsequenzendie daraus folgen?

Zu der Forderung, Scholz müsse sagen dass die Ukraine siegen müsse: warum zitieren „die“ Medien nach meinem Wissen fast nie den Vorsitzenden des Vereinigten Generalstabs der USA, Mark Milley, mit dem Satz, dass die Ukraine den Sieg militärisch nicht gewinnen kann? Insofern frage ich mich manchmal, ob auch die „Zeit“ sich gedrängt fühlt, dem Trend zum Spektakeljournalismus nachzugeben, oder was sonst die Ursache für solche Leitartikel sein mögen. – Margret Berendt

 

Alice Bota möchte ich in einem Punkt ausdrücklich zustimmen: Olaf Scholz sollte Wolodymyr Selenskyj nach Berlin einladen. Ansonsten geht die Argumentation der Verfasserin am eigentlichen Problem vorbei: Olaf Scholz´ verbale Zurückhaltung, einen Sieg der Ukraine als Kriegsziel öffentlich auszugeben, ist nicht etwa einem vorgeblichen Misstrauen gegenüber dem ukrainischen Präsidenten geschuldet, sondern entspricht einer realistischen Einschätzung des künftigen Kriegsgeschehens.

Ein Sieg der Ukraine wäre – sicherlich auch in Scholz´Sinne – wünschenswert, dürfte aber eher unwahrscheinlich sein. Logistische Unterstützung der Ukraine mit Munition und schweren Waffen ist geboten, selbstverständlich auch moralischer Beistand, doch Russland unnötig zu provozieren, käme einem unverantwortlichen Vabanquespiel gleich. Kaum auszudenken, wie der Kreml auf eine demütigende Niederlage reagieren würde – der Einsatz von Atomwaffen kann dann wohl kaum mit Sicherheit ausgeschlossen werden. – Rüdiger Paul

 

Die Vertrauensfrage hat noch eine weitere, gefährlichere Dimension, denn in der Ukraine blüht die Korruption, alles ist käuflich – die Meldungen dieser Tage sind nur die Spitze des Eisbergs. Und das gilt auch für militärische Geheimnisse. Die Lieferung von Leopard II an die Ukraine, gefahren und gewartet von ukrainischen Besatzungen und Technikern, wird dazu führen, dass Russland innerhalb von Wochen sämtliche Funktionen, Systeme, Fähigkeiten und Schwachstellen des Panzers erfahren wird .. da muss man sich keine Illusionen machen.

Und die ukrainischen Oligarchen werden dieses Wissen nach überallhin auf der Welt verkaufen. Der Bundeswehr, der Verteidigungsfähigkeit und der Rüstungsindustrie in Deutschland und Westeuropa wird dies schweren Schaden zufügen- der Leopard II wird strategisch nutzlos und zudem unverkäuflich. Die Amerikaner wissen sehr gut, warum sie keine ihrer besten Panzer in die Ukraine liefern, sondern ein Oldie-Modell von 1984. Alles bisher ein Tabuthema in Deutschland. – Dr. Ralph Bürk

 

Kaum sind die Leoparden zugesagt kommt aus Kiew die nächste Forderung: Kampfjets! Was bedeutet das im Zusammenhang mit dem Ausspruch, die Ukraine muss siegen? Rückeroberung der Krim, Zerbombung des Donbas? Wo bleibt da noch der Spielraum für eine diplomatische Lösung des Konflikts? Bei aller Unberechenbarkeit von Putin: wenn er sein Kriegsziel nicht erreicht und die Ukraine – auch dank der Leoparden – die russische Armee weiter zurückdrängt, sollte man die Möglichkeit von Gesprächen zwischen Kiew und Moskau nicht völlig verbauen. Wenn der Kanzler Selenskyj davon überzeugen kann, darf er in gerne nach Berlin einladen. Die vom Kanzler gezogenen roten Linien dürfen aber kein Gesprächsthema sein. Da kann es von Scholz nur eine Antwort geben: Nö! – Dietrich Briese

 

Ja, die Ukrainer*innen sollten siegen, denn sie sind schuldlos angegriffen worden und wollen zu Recht in Freiheit, Sicherheit und Wohlstand leben. Was aber, wenn ihnen der Sieg trotz aller Unterstützung nicht gelingt? Schließlich will keiner der Unterstützerstaaten eigene Truppen einsetzen. Auch will – verständlicherweise – niemand den Ukrainer*innen Atomwaffen geben, die ihnen nach dem Bruch des Budapester Memorandums durch Putin/Russland meines Erachtens wieder zustehen. Dann sollte man meiner Meinung nach wenigstens versuchen, die seit dem 24.2.2022 von russischen Truppen eroberten Gebiete zurückzuerobern und Putin/Russland wirtschaftlich und militärisch so weit zu schwächen, dass der Aggressor zu ernsthaften Verhandlungen bereit ist.

Das Ergebnis von Verhandlungen könnte z. B. sein, dass die 2014 eroberten Gebiete fünf oder zehn Jahre lang von den Vereinten Nationen verwaltet werden und anschließend Volksentscheide stattfinden, in denen die Bevölkerung selbst über die Zugehörigkeit zur Ukraine oder zu Russland entscheidet. U. a. im Saargebiet und in Schleswig gab es vergleichbare Volksentscheide schon (https://de.wikipedia.org/wiki/Volksabstimmungen_infolge_des_Versailler_Vertrags). – Dr. Ulrich Willmes

 

Unterstützende militärische Lieferungen an die Ukraine verhindern lediglich einen schnellen Erfolg der gnadenlosen Kriegsführung der Russen. Sie beenden aber nicht diesen schrecklichen Krieg. Aber genau das muss das alleinige Ziel sein! Wieviele Menschen sollen noch sterben, gefoltert, vergewaltigt, vertrieben, traumatisiert werden und die Ukraine ruinös zerstört werden?! Eine Beendigung des Krieges durch Aufgabe ist offensichtlich für die ukrainische Regierung keine Option, egal, was noch erlitten werden muss.

Ein schwer erträgliches Leben unter einer Diktatur, wie es leider in vielen Ländern der Fall ist, nicht hinnehmbar. Aber was erwartet die Ukrainer und die Ukrainerinnen und deren Kinder, wenn der Agressor seine Ziele durch Krieg doch erreicht? Gnadenvolles Verhalten? Krieg ist die schlechteste aller Lösungen! – Udo Bauer

 

Alice Bota möchte von Scholz den Satz hören: „Die Ukraine muss siegen.“ Er wird ihn nicht sagen. Weil er zu Recht nicht daran glaubt! Das militärische Geschehen zeigt, dass Russland die Eskalationsdominanz hat und in der Zukunft auch jenseits der nuklearen Option über viele Möglichkeiten verfügt, diesen Krieg weiter zu eskalieren (Mobilmachungen, Ausweitung auf Belarus, hybride Kriegführung gegen westliche Infrastruktur etc.). Auch die neue Runde von Waffenlieferungen wird daran nichts ändern.

Und die Leistungsfähigkeit der russischen (sowjetischen) Kriegswirtschaft haben schon andere unterschätzt. Scholz wird den Satz auch deswegen nicht sagen, weil er sich politisch erpressbar machen würde. Denn dann müsste Deutschland ungeachtet möglicher Folgen alles liefern, um dieses Ziel zu erreichen, auch Waffensysteme, die bisher stets ausgeschlossen worden sind, wie etwa Kampfflugzeuge etc. Auch für die Rückeroberung der Krim! Scholz hält das für Abenteuertum und unverantwortlich. Auch das zu Recht. Zu einem Sieg der Ukraine führt kein Weg. Wer es versucht, landet unweigerlich in einem Krieg mit Russland. – Dr. Mathias Siekmeier

 

Wie muss sich Bundeskanzler Helmut Schmidt gefühlt haben. Damals im Deutschen Herbst der alten Bundesrepublik, als er über das Leben von Hans-Martin Schleyer, Arbeitgeberpräsident und Entführungsopfer der RAF, befinden musste. Als er wenig später anlässlich eines Staatsaktes der Witwe des dann ermordeten Schleyer gegenüberstand und ihr sein Beileid bekundete.

Schmidt kannte Schleyer persönlich. Diese Situation und dieser Druck, der seinerzeit auf Bundeskanzler Schmidt lastete, ist durchaus mit der Situation von Bundeskanzler Scholz heute zu vergleichen. Und das waren finstere Zeiten damals. Wie hätte sich ein Bundeskanzler Scholz verhalten? Kaum vorstellbar.

Scholzs Kanzlerschaft ist einem blanken Zufall zu verdanken. Für einen kurzen Moment öffnete sich das Fenster und in diesem Moment fanden die letzten Bundestagswahlen statt, die im Ergebnis die Ampel und Olaf Scholz ermöglichten. Olaf Scholz heute ist eine Belastung für das Land, Europa und die Welt. Seine laute Unentschlossenheit hinterlässt tiefe Spuren in den Beziehungen zu wichtigen Partnern. Wer beganges Unrecht nicht verhindert ist genauso schuldig wie der, der es zu verantworten hat.

Kein westlich orientierter Mensch heißt einen Krieg für gut, will ihn führen. Aber was, wenn Du gezwungen bist dich zu positionieren und vor allem zu handeln? Die Verzagtheit des Kanzlers trägt zur Verlängerung des Krieges in der Ukraine bei. Ist indirekt verantwortlich für Tod und Verderben eines sich tapfer wehrenden Volkes. Dumm nur, Merz oder Söder wären keine wirkliche Alternative.

Vielleicht ist es jetzt langsam an der Zeit, den Grünen aus unterschiedlichen Erwägungen heraus mehr Verantwortung zuzutrauen. Nicht nur aus Gründen des Umweltschutzes oder der Klimaproblematik, sondern weil sie in der Lage sind das Notwendige zu denken und zu tun. Die Grünen nehmen innerparteilich erhebliche Konflikte in Kauf für eine Sache, die sich lohnt. Sie nehmen in Kauf, dass sie am Ende womöglich eine hohe Rechnung begleichen dürfen, indem sie nicht mehr gewählt werden. Diesen Mut muss man erst Mal aufbringen. Davor ziehe ich meinen Hut. Deutsche Dummheit könnte am Ende einen Friedrich Merz ins Kanzleramt spülen. Das wäre dann ein ähnlicher Zufall, wie die Wahl von Olaf Scholz. Kann man das wirklich wollen, Deutschland? – Michael Schmitt

 

Der Vorwurf an das ukrainische System der (geradezu traditionellen) Korruption ist berechtigt. Man denke dabei auch an die für die deutsche Justiz unerreichbaren Server in der Ukraine, über die internationale Kriminelle ihre Internetbetrügereien begehen konnten – oder noch können? – ohne eine Strafverfolgung befürchten zu müssen. Selensky allerdings vorzuhalten, dass er Schauspieler ist und sich (wie alle Politiker!) bevorzugt mit Vertrauten umgibt – siehe Frau Baerbock und ihren vom Steuerzahler zu finanzierenden Zusatztross – ist unfair, weil Selensky immerhin in einer Fernsehserie einen Staatspräsidenten „spielte“ und man dies im Vergleich zur Karriere vieler deutscher Politiker (aller Geschlechter) getrost als Lehre werten darf.

Ganz sicher hat der ukrainische Präsident dabei etwas über Denkweisen und Gepflogenheiten eines Politikers lernen müssen. Mit viel mehr Berechtigung sollte man dem deutschen System ankreiden, wie hierzulande politische Spitzenposten besetzt werden. Als Eignungskriterium gilt neben dem unvermeidlichen Parteienproporz zunächst die Frauenquote, gefolgt von Migrantenquote und in Bälde werden noch Hautfarben-, Queer-, Kinder- und … und …-quote hinzukommen. Sollte sich dabei jemand durch Fähigkeit oder gar Kompetenzverdächtig machen, muss er/sie damit rechnen, als Ehrgeizling und Blender diskreditiert zu werden. – Ernst Kaffanke

 

Da wird als Hintergrund der Zögerlichkeit unseres Kanzlers gemutmaßt, ob er mit der Korruption in der Ukraine Probleme habe, beziehungsweise das deutsche Volk vor Schaden bewahren möchte. Das hätte er schon bei Cumex oder Wirecard mal zeigen können. – Uwe Apel

 

Die von Frau Bota am Ende formulierte Forderung , der Kanzler solle sich zu dem Satz durchringen, die Ukraine müsse siegen, bedeutet konsequent zu Ende gedacht, die Bereitschaft auch zur Lieferung von Kampfjets, U-Booten und allen anderen Waffen; je schneller und mehr umso eher könnte die Ukraine siegen. Für den Frieden in der Welt aber wäre die Botschaft, keiner darf gewinnen, sicherlich dienlicher. – Dr. Dieter Fritz

 

Habemus Leopard 2 in die Ukraine! Nach langem hin und her das unausweichliche, absehbare und längst überfällige Ja-Wort des Bundekanzlers Olaf Scholz nach Abstimmung und Verstimmung der EU-Partner und der USA. Das ganze ohne jede wünschenswerte und/oder richtigstellende Erläuterung. „Unfehlbar“: Einfach so! Das ist verwirrend und irritierend für die Ampel-Parteien, die Opposition und das wissbegierige Volk. Weiterhin kommt Olaf Scholz der Satz, dass die Ukraine siegen muss nicht über die Lippen. Er nuschelt, dass es zu einer Niederlage Russlands kommen möge. Da der Bundeskanzler wohl mit sich nicht ganz im Reinen ist tut er sich auch mit dem Präsidenten der Ukraine Wolodymyr Selenskyj schwer. Ein gesundes Misstrauen ist nicht nur wegen des neuesten Korruptionsskandals in der Ukraine angebracht. Eine lupenreine Demokratie war und ist die Ukraine bis heute nicht. Gleichwohl ist das Land das von Russland überfallen wurde in jeder Hinsicht zu unterstützen. Da wäre eine vertrauensvolle Basis, von Zusammenarbeit nicht zu reden, sicherlich hilfreich. Wer an Putins langem Tisch gesessen hat sollte auch am „Katzentisch“ von Selenskyj Platz nehmen. Solch ein direktes Gespräch in Kiew oder in Berlin ist längst überfällig. Auch, um dem ukrainischen Präsidenten die roten Linien aufzuzeigen, da nach der Zusage der Lieferung von Kampfpanzern von ihm bereits Kampfjets gefordert werden. So könnten gemeinsame Vorgehensweisen und strategische Überlegungen abgestimmt werden und überzogene Forderungen würden gleich im Keim erstickt. Verhärtete Fronten müssen dem Krieg vorbehalten bleiben. – Felix Bicker

 

Die Kriegshetze der Medien ist unerträglich. Der Kanzler wird als Mensch seit Monaten durch die Presse vorgeführt. Als Zauderer und Hasenfuß, der endlich eine Strategie braucht. Meines Erachtens hat er eine Strategie, die er auch unbeirrt verfolgt. Es ist eine Strategie, die auf Deeskalation setzt, die Raum lässt für eine Lösung, für einen Kompromiss auf Verhandlungswegen. „Die Ukraine muss siegen“, das ist Kriegspropaganda, die hier 1:1 übernommen wird. – Barbara Wirth-Bauer

 

Alice Bota trifft mit ihrem Leitartikel den Kern des Problems: Es ist für die Unterstützer der bedrängten Ukraine legitim, für einen deutschen Kanzler mithin sogar verpflichtend, die Vertrauenswürdigkeit seines Partners in Kiew zu hinterfragen. Nach einem Jahr des Angriffskrieges, unzähligen Kriegsverbrechen von russischer Seite und einem rasanten Vertrauensverlust der deutschen Regierung vor allem bei unseren östlichen Nachbarn ist es aber genauso notwendig, diese Frage nun eindeutig zu beantworten.

So problematisch die jüngsten Korruptionsfälle innerhalb der ukrainischen Administration auch sind, sie sind eben nicht losgelöst vom Krieg zu betrachten: Korruption ist der Vetter des Krieges, dessen Vater aber sitzt im Kreml. Statt nun, nach dem verdrucksten Zugeständnis in der Leoparden-Debatte, neue “rote Linien“ zu ziehen und die Lieferung von Kampfflugzeugen auszuschließen – und sich damit eines erheblichen Drohpotentials gegenüber dem Kreml zu begeben -, sollte Scholz die Gelegenheit nutzen und sich eindeutig bekennen – zum Sieg der Ukraine und des Völkerrechts gegen die imperialistische Politik Russlands.

Nicht minder wichtig ist aber auch die Botschaft an die Wähler in Deutschland: Dieser Krieg ist auch unser, nicht weil wir eskalierten, sondern weil der Angriff Russlands unseren Werten gilt. Ein wenig mehr Pathos im Auftritt und Schlüssigkeit im Handel könnte nun helfen, auch die Vertrauensfrage gegenüber dem Kanzler positiv zu beantworten. – Jörg Heger

 

Frau Bota beschreibt in ihrem Artikel schon, welche Unsicherheiten Selensky und Die Ukraine erzeugen. Oligarchen Staat, im Korruptionsindex auf hohem Platz, Selensky selbst erscheint in den Panamapapers und hat wohl selbst Offshorekonten in Steuerparadiesen. Wo lebt Frau Selensky? Ich Kiew? Was ist mit den Korruptionsfällen im Verteidigungsministerium und Regionaiministerium? Außerdem wissen wir nicht, ob all die leichten und schweren Waffen wirklich dort ankommen, wo sie hin sollen. Es soll auch einen Schwarzmarkt geben …

Von daher sehe ich nicht, dass eine Einlandung Selenskys nach Berlin eine andere Einschätzung der deutschen Regierung erzeugen könnte. Die Amerikaner lieben Schauspieler und in diesem Metier macht Selensky seine Job sehr gut. Aber das ist nichts, was das Vertrauen in Deutschland beflügeln sollte. Es ist schon sehr viel Show und Propaganda dabei. Darum ist weiterhin Vorsicht geboten. – Brigitte Kamps-Kosfeld

 

In ihrem grimmigen Kriegseifer merkt die Autorin nicht einmal, dass sie selbst die besten Argumente gegen eine solche Haltung nennt. Die Aussage, dass die Ukraine, „in schier unvorstellbaren Mengen (Munition) verbraucht“ (die der Westen ihr natürlich liefern soll), zeigt deutlich, dass der Konflikt nicht durch immer mehr Waffen und Kriegsgerät gelöst werden kann und im Gegensatz zur Autorin halten wir Selenskyj auch nicht für einen Kandidaten zur Seligsprechung. – Dr. Andrea Ludwig, Thomas Kühn-Sehn

 

In ihrem Beitrag, den ich ziemlich ausgewogen finde, hat Frau Bota nicht definiert, was es bedeutet, dass die Ukraine siegen muss. Die Haltung von Olaf Scholz, die Ukraine darf nicht verlieren, soll wohl heißen, dass Russland nicht in die Lage versetzt werden darf, der Ukraine die Bedingungen nach einer Niederlage zu diktieren. Was aber soll heißen, die Ukraine muss siegen? Sie hat als ihre Ziele nicht nur die Rückeroberung der 4 Provinzen, sondern auch die der Krim benannt. Wie mir ein ehemaliges Mitglied der Bundesmarine versicherte, sei das praktisch unmöglich, selbst wenn der Westen Kampfjets und Kriegsschiffe liefert. Mit raffinierter Salamitaktik wird Präsident Selenskij von uns solange Waffen fordern, bis die Infrastruktur der Ukraine völlig zerstört ist. Dafür nimmt er nicht nur militärische, sondern auch Tausende ziviler Opfer in Kauf. – Martin Lindner

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie sensibel muss ein Buch sein?“ von Timo Posselt

 

In dem Artikel hat mir eine rote Unterstreichung gefehlt, und zwar unter dem Satz „Zumindest in Bochum“. Das könnten ca. 360.000 Menschen tatsächlich als verletzend empfinden! – Peter Eysel

 

Ich hoffe dieser Artikel ist einer ironischen, ja witzigen Laune entsprungen. Da liest eine Sensitivity-Readerin einen Artikel über einen Sensitivity-Reader Korrektur und markiert dabei die dubiosesten Sachen als „problematisch“. Doch eine Begrifflichkeit findet sie völlig in Ordnung: den alten weißen Mann. Keine Markierung, kein Aufschrei über diese offensichtlich diskriminierende, polemische Begrifflichkeit. Offenbar sind unsere Sensitivity-Reader selbst in vielerlei Hinsicht völlig unsensibel und blind. Alte schwarze Frauen? Aufschrei! Alte weiße Männer? Top! Man möchte lachen, wenn es nicht so absurd wäre. – Richard Koal

 

Mit großem Interesse habe ich das Porträt von Marius Schaefers gelesen. Dass die beauftragte Sensitivity-Leserin jedoch die längst obsolete allein männliche Form „Autoren“ in dem Text nicht anmerkt, hat mich doch irritiert. Die sonst nachvollziehbaren Anmerkungen des Sensitivity-Lektorats haben vermutlich übersehen, dass hier die weit verbreitet die inklusive Form Autor*Innen bzw. die im Artikel selbst verwendete Nennung von zwei Geschlechtern als „Autoren und Autorinnen“ in den Text gehören würde.

Vom Porträt Marius Schaefers sensibilisiert stoße ich dann in derselben Ausgabe im Artikel „Leuchtend, essbar, giftig oder heilend“ auf die Beschreibung von Mário Baniwa, der „in einem Affenzahn“ einen Waldpfad entlang läuft. Glauben Sie, nur weil Mário Baniwa oder Angehörige seines Volkes diesen Artikel vermutlich nicht lesen, dass dies weniger verletzend ist ? – Seleb R. Khu’tm

 

Ich frage meinerseits: Wie irre muss dieses woke Bessermenschentum in seiner Echokammer an sich selbst geworden sein, um ein dermaßen borniertes Sprach-Dogma zu praktizieren? Zweite Frage: Hören Sie auch das brüllende Gelächter im Kreml zu Moskau? – Kurt Eimers

 

Nachtgebet einer Leserin: Lieber Gott, bitte mach, daß endlich mit diesem entsetzlichen Gendergeschwurbel aufgehört wird! Bitte verschone uns von jenen Mitbürgern, die glauben, Alles und Jedes korrigieren und zensieren zu müssen und bitte kümmere dich darum, daß sich die Menschheit der Lösung wirklich wichtiger Probleme zuwendet. Sorge bitte auch dafür, daß sich alle Schriftsteller (egal ob weiblich oder männlich oder ganz anders) zusammenschließen und die Verlage boikottieren, die ihre Werke einem „Sensitivisten“ zur ZENSUR vorlegen. Darum bittet dich von ganzem Herzen eine Leserin, die sich viele Jahre an den Veröffentlichungen verschiedenster Literaturgattungen – mal mehr, mal weniger – erfreut hat. – Hannelore Bollwin

 

Was für ein großes Glück, dass wir vom Keller bis zum Speicher ein Haus voller Bücher haben, die weder Gendersternchen enthalten noch irgendwelcher Zensur unterworfen wurden oder gar Triggerwarnungen enthalten. Es schockiert mich, dass ausgerechnet Kinder- und Jugendbuchverlage „Sensitivity Reader“ einsetzen. Aber es passt in unsere Zeit. Ist es nicht deutlich einfacher, „saubere“ Kinderbücher zu kaufen, als sich mit dem Kind zusammen hinzusetzen und über das Buch zu reden? Fördert es Empathie, wie Herr Schaefers propagiert, Bücher umzuschreiben?

Konsequent, dass der Beruf (?!) in den USA erfunden wurde. Wenn die echten Probleme wie Gewalt nicht gelöst werden können, beackert man (!) eben andere, leichtere Baustellen. Ich persönlich wäre schon zufrieden, wenn es gelänge, die zunehmenden Druckfehler aus Zeitungen und Büchern herauszuhalten. Aber das profane Korrekturlesen verblasst selbstverständlich gegenüber den „Guten“, die uns genau sagen, was wir denken und fühlen dürfen. Liebe Leute, hütet eure „alten“, unzensierten Bücher! Ihr Wert ist unermesslich. – Simone Holzhäuser-Sutter

 

Die Verlage sollten lieber mehr (und vor allem: bessere!) Lektor*innen als „Sensitivity-Reader“ einstellen. Di fielen Väler seid ainiger Zait tuhn miehr als Lesendem fil meer wäh als örgndwelche Befindligkaitn, di evlt. ferlezt werdn köntn. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass die Verlage sich auf ihre E-Book-Leser*innen, wo man ja Korrekturen einbringen kann, als Ersatz für Korrektorat und Lektorat verlassen.

Das Schlimmste war mal ein Buch über Raketen aus dem Motorbuch-Verlag. An und für sich wäre das Buch nicht schlecht gewesen, aber das offensichtlich fehlende Korrektorat hat mir total die Lektüre verleidet. Die „schwarzen“ Abfahrten in Ihrem Reiseteil (S. 63) wären auch ein Fall für einen Sensitivity-Reader. Diese Pisten sind wohl eher schneeweiß. „Illegale Abfahrten“ wäre sensibler gewesen. Man (ist für mich nicht männlich konnotiert, sondern quasi ein Singular zu „Leute“) nehme diesen Hinweis aber bitte ironisch auf. – Thomas Manthey

 

Zunächst dachte ich beim Lesen, dass es sich um eine Persiflage oder eine Groteske handeln sollte, jetzt fürchte ich aber, dass Sie oder die Redaktion es wirklicch ernst meinen(?). Zumindest lese ich in Ihrem Artikel, dass bereits einige Verlage sich der Zensur einiger sogen. ‚Aktivisten‘ untergeordnet haben. Einige kurze Bemerkungen: 1. Wenn ich ein Buch lese, dann kaufe ich damit auch das Recht, mich über den Inhalt auslasssen zu können, d.h. mich zu freuen, zu ärgern oder auch verletzt sein zu können. Alles das ist alleine meine Entscheidung!

Wie kann es also sein, dass sich diese Sensitivity-Reader und die Verlage, die sie beschäftigen, anmaßen, diese meine Entscheidungen einzuschränken? 2. Die deutsche Sprache leidet bereits seit geraumer Zeit darunter, dass ihre Regeln oft unklar sind, sich KMK und Duden-Redaktion nicht darüber einig sind. Hinzu kommen in der Neuzeit die Gender-Aktivisten mit ihren Veränderungsforderungen, was die Situation noch verschärft. Nun kommen noch ‚Sensitiviy-Reader‘, die ganz nebenbei fordern, z.B. das Wort ‚man‘ zu streichen, angeblich wegen verdächtiger Nähe zu ‚Mann‘ (darauf kann man eigentlich nur kommen, wenn man Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache hat).

Oder es wird diktatorisch gefordert, einige Farbattribute groß zu schreiben. Also werde ich jetzt aufgewertet: Von ‚alter, weißer Mann‘ in ‚alter Weißer Mann‘ ! Das wäre ja schon ein Fortschritt, der mir aber nicht hilft, da es ja noch das Attribut ‚alter‘ gibt. 3. Welche Qualifikation benötigt man eigentlich, um sich ‚Aktivist‘ oder ‚Sensitivity-Reader nennen zu dürfen? Wenn man viel Zeit hätte, könnte man noch viele Argumente hinzufügen. Für mich gibt es eine ganz klare Schlussfolgerung: Hier handelt es sich ganz klar um den Versuch, Zensur auszuüben. – Dr. Rolf Fricke

 

Person of Sensitivity. Als sprachsensibler Mensch fühle ich mich verletzt, wenn ich Begriffe lesen muss wie „Sensitivity Readerin“, „Bürgerrechtler of Color“, „transracial adoptiert“ oder „dass es sich um eine „Race“ handelt“. Aber das ist natürlich nichts gegen die tiefe Kränkung, die manche Personen weiblichen Geschlechts erleiden, wenn sie sie sich beim Lesen des Wortes „man“ ausgeschlossen fühlen. Mannomann. – Stefan Meyer

 

Ich bin 60, habe als Kleinkind Max und Moritz und den Struwwelpeter vorgelesen bekommen, in meiner Jugend sämtliche Weke von Karl May mindestens 3x gelesen, Charles Bukowski und auch Nabokovs „Lolita“ und vieles mehr. Eigentümlicherweise bin ich dadurch weder zu einem Macho, zu einem Rassisten oder homophob geworden, im Gegenteil!

Für mein persönliches Empfinden (und auch für das meiner Frau) wird mit der „Korrektur“ durch einen sog. Sensitivity- Reader ein Text dazu „benutzt“, Ideologien und Weltanschauungen zu vermitteln, die meines Erachtens sehr wohl in der Gesellschaft diskutiert werden müssen, aber beispielweise in einem wissenschaftlichen oder journalistischen Text gerade eben aufgrund ihrer o.g. Intention nichts verloren haben. Die Autoren tun mir jetzt schon leid, deren Werke zukünftig in den Verlagen der Schönheit der deutschen Sprache beraubt und nicht mehr des unbeschwerten Lesens wert gemacht werden, sollten sich die „Sprachideologen“ dort ausbreiten. – Robert Merl

 

Wie sensibel sollte ein ZEIT Artikel sein? Ihrem Artikel über Sensitivity Reader entnehme ich, dass „alte weiße Männer“ diesen Beruf nicht ausüben. Eine große Gruppe der Menschheit wird damit ständig vollkommen unreflektiert unter einen Hut gebracht und diskriminiert. Assoziiert werden soll damit doch „rassistische, eingebildete, von ihrer Männlichkeit überzeugte Schnösel“. Die gibt es auch unter jungen und „mittelalten“ Männern. Die „alten weißen Männer“, die ich kenne, möchte ich ausdrücklich von solchen Assoziationen ausgenommen wissen. – Sabine Westphal

 

Wenn „eine Person“ bei „man“ jedesmal ein virtuelles großgeschriebenes m und ein zusätzliches n sieht, wenn das Ersatzwort zwar weiblich, aber ziemlich sperrig ist; wenn „Pünktchen, Pünktchen, Sternchen, Strich“ nicht weitergeht mit „Fertig ist das Mondgesicht“, sondern „Unsre neue Genderpflicht“; wenn nur noch Anglizismen wie Queerness, people of colour, Comingout, Genderfluid, shitstorm vom Sensivity-Reader unbeanstandet durchgewunken werden: dann ist es höchste Zeit, die Sprache unserer Dichter und Denker auf der riesigen Müllhalde der Geschichte zu entsorgen, uns selbst am besten schon bald hinterher!

Bis dahin aber müssen wir noch fleißig Englisch lernen – oder doch lieber Russisch? Von ferne höre ich ein dumpfes Grollen und Poltern; Goethe ist gerade aus seiner Gruft gestiegen und auf dem Weg zu Auerbachs Keller, wo er sich wutschnaubend volllaufen lassen will! Nach dem dritten Schoppen beginnt er, seine früheren Verse umzuschreiben: Ihr sollt beim Lesen weinen, lachen Mephisto laß ich Verse machen Die sind wie dürres Bohnenstroh Und frech hüpft drin der Genderfloh…. Danach schwankt er volltrunken zurück zu seiner Gruft, und bevor er sich dort wieder zur ewigen Ruhe bettet, lallt er noch diesen einen Vers: Heimat, mir graut vor dir! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Warum soll mensch (man) einer Person (jemandem) nicht klar machen dürfen, dass ein Sensitivity-Reader im Interesse aller ohne Unterschied (jedermanns) zu kurz gegriffen ist, wo doch die ZEIT in der Erläuterung „Was ist ein Sensitivity-Reader?“ diesen Begriff fünfmal ausdrücklich im generischen Maskulinum gebraucht? Wo bleibt hier die sensitivity für die Empfindlichkeitsleserinnen? – Ludwig Engstler-Barocco

 

Vielen Dank für den Artikel über Empfindlichkeits-Leser. Nach dem Lesen ist mir erst richtig klar geworden, wie viel Chauvinismus noch in unserer Alltagssprache steckt. daher ist es Zeit, endlich die letzte Bastion der Weißen Sprache zu schleifen – das Wort „Mensch“. Steckt nicht auch hier allein schon im Anfangsbuchstaben M die Vorherrschaft Weißer Cis-männlicher Denkart: „Mensch“ – „Mann“?. Im Englischen ist es besonders deutlich, wo „man“ sowohl Mann als auch Mensch bezeichnen kann. Ich schlage daher ein geschlechts- … pardon: gender-neutrales Wort vor. Eine Neu-Kombination aus „Mann“ und „Frau“ dürfte schwierig werden:

„Mau“ oder „Frann“ klingen nicht besonders gut, vor allem aber schließen sie nicht alle Gender ein. Es muss eine Kommission ins Leben gerufen werden, die sich mit der Findung eines neuen Wortes für den geschlechts- und genderneutralen Homo Sapiens befasst. Dabei sollten neben Sprachwissenschaftler*Innen und Vertreter*Innen aller relevanten gesellschaftlichen Gruppen auch führende Wissenschaftler*Innen auf dem Gebiet der Genderforschung mitarbeiten. An vielen deutschen Hochschulen, Universitäten und Forschungsinstituten gibt es eine große Anzahl kompetenter Personen auf diesem Gebiet. Ausgestattet mit ausreichenden Mitteln für Forschungs- und Öffentlichkeitsarbeit wäre diese Aufgabe spätestens Mitte der 2040er Jahre erledigt, so dass Mitte des Jahrhunderts Deutschland nicht nur klima- sondern auch genderneutral wäre. – Andreas Wanke

 

Vielen Dank für Ihren recht amüsanten Artikel! Ich finde es gut, wenn Autor*innen, die Angst haben, mit einem Text die Gefühle anderer Menschen zu verletzen, den Text von speziellen Lektor*innen auf entsprechende Stellen hin durchsehen lassen. Ich finde es nicht gut, wenn die Änderung von Ausdrücken oder Passagen, die irgendeinem Menschen, der in Deutschland einer Minderheit angehört, nicht gefallen könnten, zur Pflicht gemacht wird. Bei Ihrem Text zu Marius Schaefers sind meines Erachtens die meisten vorgeschlagenen Änderungen überflüssig, weil die beanstandeten Ausdrücke und Passagen niemanden diskriminieren oder verletzen sollen / tatsächlich verletzen. Das Wort „man“ z. B. ist geschlechtsneutral (vgl. https://de.wiktionary.org/wiki/man). Die Alternativen, z. B. „eine Person“, sind oft unschön.

Das Großschreiben der Adjekte „weiß“ und „schwarz“ ist meines Wissens schlichtweg grammatisch falsch. Literatur- und Geschichtsverfälschung ist es meines Erachtens, historische Texte von Schriftsteller*innen zu „korrigieren“. Solchen Texten kann man (oder frau*man oder „eine Person“) ein erklärendes Vorwort voranstellen oder zur Not auch Anmerkungen/Kommentare hinzufügen. Die Lesefreude werden solche Anmerkungen/Kommentare allerdings wohl nicht erhöhen. Wer z. B. Karl Mays Texte nicht ertragen kann, sollte sie meiner Meinung nach halt nicht lesen. Eine Abwertung/Diskriminierung der indigenen Völker Amerikas war meines Wissens nicht Karl Mays Absicht. – Dr. Ulrich Willmes

 

Die deutsche Sprache ist äußerst geeignet, präzise das Gemeinte, das Gewollte, das Gewünschte, etc. auszudrücken. Es ist sehr wohl ein semantischer Unterschied, wenn ich „man“, „jemand“ oder „eine Person“ schreibe. Es gibt auch einen elementaren Unterschied der Begriffe „Norm“ (das, was sein soll) und „normal“ (das, was ist). Aus Letzterem kann das Erste nicht schlüssig abgeleitet werden. Ich wünsche mir sehr, dass die „Wächter“ einer sprachlichen Sensibilität selbst sehr sorgsam mit der Sprache umgehen. – Rainer-Christoph Bartl

 

Wie bitte? Wir sollen nicht mehr „man“ schreiben, stattdessen „mensch“? Ist nicht „mensch:in“ korrekter? Im Ernst, zum Thema Gendern: „Ich finde, kein halbwegs selbstbewusster Mensch leidet unterm generischen Maskulinum.“ (Zitat aus dem tollen Roman „Mon chéri und unsere demolierten Seelen“ von Verena Rossbacher, 2022). – Manfred Lauffs

 

Nach vielen Jahren in der Buchbranche bin ich nun sehr erleichtert: Wenn ich diesen Unsinn lese – jugendliche Studienabbrecher maßen sich an, ein Urteil über die Arbeit der Autoren und Autorinnen, der Redaktionskonferenzen und des Lektorats abzugeben – bin ich doch froh, meinen geliebten Beruf nicht mehr ausüben zu können (aus Altersgründen). Unsensible, kalte, leidenschaftslose Sprache, keine Rücksicht auf unterschiedliche Meinungen, Herkünfte, Bildungsstände, historische Hintergründe etc. pp., alles nur noch platt gewalzt oder gestelzt ausgedrückt, alle schwarz/weiß – das soll in Zukunft (deutschsprachige) Literatur sein?

Schade um die vielen guten Bücher, die nun nicht mehr erscheinen dürfen, weil „empfindsame Leser“ geschockt sein könnten. Dabei kann jeder ein Buch beiseite legen, wenn es ihm oder ihr nicht gefällt. Eigentlich ziemlich unverschämt von diesen S-Readern, uns ihre Zensur aufzudrängen, ziemlich feige von den Verlagen, sich diesem Diktat zu unterwerfen. In Zeiten wie diesen! – Afra Margaretha

 

Vielen Dank für die Glosse auf Seite 58 der letzten Ausgabe (Sensitiv-Readerin). Wir konnten allerdings nicht mehr lachen. Besteht doch die Gefahr bei einer solch kommentarlosen Darstellung, daß einige Leser diesen Beitrag ernst nehmen. – Dr. Ulrich Stötzner

 

„Willkommen bei Neusprech 2023 !! Beim Lesen der Anmerkungen des „Sensitivity Readers“ zu o.g. Artikel erfüllte es mich mit Freude, dass 1984 mit „NEUSPRECH“ doch noch nicht vergessen ist. Sind wir denn wieder soweit, dass es -bislang noch- halbamtliche Schnüffler gibt wie weiland die Kaffeeriecher beim Großen Friederich, die dabei helfen, unsere ohnehin verhunzte Deutsche Sprache noch weiter zu verderben?( Nein, ich wähle n i c h t AfD).

Da werden alltägliche Wörter wie „man“ und „jemand“ auf einmal verdächtigt, weil sie zu Verwechslungen mit dem biologisch definierten „Mann“ in Verbindung gebracht werden könnten, und damit sexistisch zu sein. Dann bitte aber auch mangels ,manchmal, Mangrove u.a.“ zu verteufeln, wenn wir schon dabei sind. Empfohlen wird zu „man“1x in „Kluge- Wörterbuch der Etymologie“ nachlesen: “Abschwächung des Wortes „Mann , Mensch“ zum unpersönlichen Pronomen…man“. ..

Wenn anstelle des inkriminierten „man“ als Ersatz “die Person“ angeboten wird – ja wo bleibt denn da die Konsequenz? Auf einmal ist das grammatische Geschlecht aus der Verbannung zurückgerufen? Übrigens fühle ich mich als Mann diskriminiert, wenn ich in einer Kartei als „das Mitglied“ geführt werde. Ich bestehe darauf , dass ich der Mann bin, mit Glied. – Miriam Friedmann, Dr. Friedhelm Katzenmeier

 

Selten so gelacht – und gleichzeitig entsetzt und wütend. Niemand kann verstehen, daß jemand als „jemensch“ bezeichnet werden sollte. Muss „niemand“ dann gendergerecht „niemensch“ heißen? Gott bewahre uns – und die ZEIT – vor Sprachverbesserern, denen das menschliche Sprachverständnis zu fehlen scheint. – Dr. Klaus-Günther Borchers

 

Ach herrje, echt jetzt? Soweit sind wir nun, dass selbst ein solch ausgesuchter Text, wie der ihre, nicht frei von diverse “Randgruppen“ (dieser Begriff ist nur auf ihre zahlenmäßige Geringfügigkeit zu verstehen, keinesfalls, dass sie als am Rand stehend zu betrachten wären) diskriminierenden Wörtern und Satzstellungen ist, meint zumindest ihre Co-Sensitivity Readerin. Ich würde sagen: „Ihr habt doch nicht mehr alle …… am …. .“ Mag sein, dass es in einigen Fällen heute nicht mehr zeitgemäße Formulierungen und Wörter gibt, die notwendig zu korrigieren sind.

Aber ganz ehrlich, wenn es so weit ist, dass sogar möglichst einfache Ausdrucksformen gewählt werden, oder ein einfaches man als Mann umgedeutet und zu passivieren ist, weil es ja missverstanden werden könnte, ja dann stimmt es mit dem „Untergang des Abendlandes“ wohl doch. Gegen die inzwischen grassierende, erst recht abwertende und verletzende Bezeichnung „alte weiße Männer“ hat ihre Namenlose Co-Readerin allerdings keinerlei Einwände – ganz im Gegenteil, diese Personengruppe ist ja ihr Feindbild schlechthin.

Aber ich möchte ihr natürlich nicht zu nahe treten, sie ist bestimmt ganz nett, aber das darf ich eigentlich auch wieder nicht schreiben, es verletzt sie bestimmt, denn im ‚ganz‘ steckt doch schon wieder eine ungebührliche Begrenzung ihrer Nettigkeit. Warum sollten wir alten weißen Männer für eine solche Person Empathie entwickeln, sie tut es doch auch nur für Ihresgleichen, oder? – Thomas Harnisch

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Preis der Rache“ von Michael Thumann

 

Eine großartige Analyse sowohl der Putin´schen Weltsicht als auch der bedrückenden Gegenwart und voraussichtlichen Zukunft Russlands, doch beileibe kein Grund für unser aller erleichtertes Aufatmen oder gar für Schadenfreude. „Putins Erbe dürften vor allem Abbruch und Asche sein“, so der Autor. Doch einen entscheidenden – zutiefst verstörenden – Gedanken spart Michael Thumann aus: Könnte Putin, tief gekränkt ob der Misserfolge seiner Armee, seinen bisher nur propagandistischen Rachefeldzug gen Westen nicht doch in einem Akt der Verzweiflung mit einem Atomschlag krönen? Wenn schon Zerstörung, dann konsequent? – Rüdiger Paul

 

Der Autor versucht, den Motiven Putins für sein unsägliches kriegerisches Handeln mit dem Begriff der Kränkung näher zu kommen. Dies erinnert an den vor kurzem erschienen hervorragenden Beitrag Bernd Ulrichs und seines Sohnes, in dem der Bogen von den großen Kränkungen der letzten Jahrhunderte zur Klimakrise geschlagen wurde. Die Kränkungen, die Putin meint erlitten zu haben, werden von M. Thumann als eingebildete Kränkungen eingeordnet, für die er einige treffende Beispiele anführt.

Allerdings vergisst er zu erwähnen, dass es auch tatsächliche Kränkungen Putins gab. Eine sehr bekannte ist die 2014 vom damaligen amerikanischen Präsidenten auf dem Gipfel zur Atomsicherheit in Den Haag getroffene Aussage, Russland sei nur eine Regionalmacht, die nur ihre unmittelbaren Nachbarn bedrohe und vor der sich die USA nicht fürchten müssten. Wenn man so etwas einem aus prekärem, gewalttätigem Milieu emporgewachsenen Parvenü entgegnet, der gern von den Großen und Mächtigen als gleichwertiger Partner respektiert werden und mit ihnen am Tisch sitzen möchte, könnte Rachsucht eine nahliegende Reaktion sein, verbunden mit aufschneiderischem Verhalten, wie dem Protzen mit einer Armada neuester Waffensysteme im Manegesaal des Kreml im Jahr 2018.

Vermutlich sind tatsächliche Kränkungen nicht der primäre Antrieb für Putins Aktionen; stärker wirken sicher ideologisch geprägte revanchistische Wunschträume nach Wiederherstellung eines Groß-Russlands oder das Abwehren als gefahrvoll für die eigene Existenz angesehener demokratischer Tendenzen an den Außengrenzen. Allerdings sollten außenpolitisch tätige Politiker sich bemühen, empfindliche, aber im Besitz tödlicher Waffen befindliche Personen nicht durch eine kränkende Sprache zu reizen. Auch eine diplomatischere Sprache kann deutlich genug sein. – Dr. K.-P. Franz

 

Die „Schlafwandler“ sind wiederauf dem Vormarsch. Der deutsche Bundeskanzler Scholz lustwandelt auf den Spuren des unglückseligen Theobald von Bethmann Hollweg .Der erlitt mit der von seinem Berater Kurt Riezler entwickelten „Theorie des kalkulierten Risikos“, die er in der Juli-Krise 1014 anwandte, Schiffbruch und führte damit im Ergebnis ganz Europa in die Katastrophe des Ersten Weltkrieges.

Nun werden die Panzer flottgemacht, die Kampfjets stehen startklar in den Depots, die Nachschublinien mit Mann und Maus werden „flursaniert“, damit sie dann zu Pfngsten in die Frühjahrsoffensive „geschmissen “ werden können. Im Herbst sind dann „normale“ Kampftruppen der Bundeswehr dran. Wenn es dem „Rächer “ Putin dann zuviel wird, dann wird ein Torperdogeschwader Dresden und Potsdam aufs Korn nehmen. Die deutsche Bevölkerung lauscht weiter den Worten ihre Kanzlers, der im Fersnhen bei „Was Nun, Herr Scholz ? verkündet: „Vertrauen Sie mir“. – Dr. Detlef Rilling

 

Eine offene Frage bleibt: Wer wird – als zweiter Bruno Ganz – die Hauptrolle im Film „Der Untergang – Putin und das Ende des russischen Imperiums“ spielen`? Und schreibt Michael Thumann schon am Drehbuch ? – Martin Hommel

 

Für Russland kann der Krieg tatsächlich tragisch enden. Mittelfristig droht Russland in die politische und ökonomische Abhängigkeit von China zu geraten. Langfristig könnte China in Folge des Klimawandels, der Südchina zunehmend unbewohnbar machen dürfte, sich gar Sibirien bemächtigen. Am Ende ist Russland dann auf die Hilfe Europas und der NATO angewiesen. Welch Ironie. – Till Borchert

 

Vielen Dank für Ihren sehr interessanten Artikel aus der aktuellen Ausgabe der Zeit. Ich habe eine Frage: Sie sprechen in Ihrem Artikel davon, dass Russland – abseits von Belarus – heutzutage keine Verbündeten mehr in Europa hätte bzw. gänzlich isoliert dastünde. Wie sehen Sie die Rolle Ungarns und auch Serbiens in diesem Zusammenhang? Sind sie als wankelmütige Opportunisten, jedoch nicht als „Vollzeit Verbündete“ zu sehen? Ihnen ist ein sehr eindrucksvoller Artikel gelungen, danke dafür. – Daniel Drexlin-Runde

 

Putin hat sein persönliches Kränkungsgefühl in eine Staatsideologie transformiert. Es ist ihm gelungen, diese Staatsideologie immer breiter und tiefer zu etablieren, um das von ihm aus subjektiven Gründen ausgelöste faktische Geschehen nach Bedarf als Wirken von Schicksalsmächten umdeuten zu können. Eine solche Staatsideologie erlaubt: Kollektivierung und Mobilisierung, Täter-Opfer-Umkehr, Brutalisierung und Totalisierung des Krieges, Todeskult.

Das Gefühl der Kränkung ist nicht stillbar. Es wächst unweigerlich durch die selbst verursachten erneuten Kränkungen, allein schon, wenn ein Opfer sich erfolgreich wehrt. Dass der Untergang von Putins Regime längst begonnen hat, ist vor diesem Hintergrund isoliert betrachtet keine beruhigende Botschaft. Wie sieht das Finale aus? Auch im Untergang ist das Gefühl der Kränkung noch lebendig, wird nicht plötzlich von Rationalität und Einsicht abgelöst. Es kommt also darauf an, dass Putin den eigenen Untergang nicht bemerkt (cooking-the-frog). So ist die Aussage des Bundeskanzlers, dass die Ukraine diesen Krieg nicht verlieren darf, sehr vernünftig. – Reinhard Koine

 

Ein ausgezeichneter Artikel, der den wahren Charakter von Putin und dessen Konsequenzen aufzeigt. Im Prinzip auch die richtige Antwort auf die Einlassungen von Franz Alt in der Sendung von Maybritt Illner vom Donnerstag den 26.1.2023. Immerhin erkennt der erklärte Pazifist angesichts des brutalen Angriffskriegs von Putin auf die Ukraine die Notwendigkeit eines kriegerischen Pazifismus an, was jetzt auch die Entsendung von Leopardpanzer rechtfertig. Doch er gibt indirekt der Arroganz des Westens die Schuld, dass aus dem „friedfertigen“ Putin, der 2001 dem Bundestag Honig ums Maul schmierte, ein „böser“ Putin geworden ist.

Der einzige, der damals Putin richtig erkannte war der kürzlich verstorbene Werner Schulz, der aus Protest gegen Putins Bruch des Friedensabkommens von Chassawjurt nach dem1. Tschetschenienkriege den Bundestag verlies, da Putin 1999 in Tschetschenien einmarschiert war. Putin ist getrieben von einem perniziösen, neurotischen Stolz, der für ihn einerseits lebenswichtig ist, anderseits sehr verletzlich für Kränkungen macht. Die Gründe dafür sind im Artikel von Michael Thumann dargestellt. Die wirkungsvollste Antwort auf solche Kränkung ist für die Demütigung Rache zu üben. Rachsucht kann aber auch noch ein Mittel der Selbstrechfertigung sein. „Das setzt allerdings den Glauben voraus, dass unser eigner Stolz wiederaufgerichtet wird, wenn wir uns an dem Missetäter rächen.

Das Ziel neurotischer Rachsucht ist nicht „mit gleicher Münze heimzuzahlen“, sondern durch härteres Zuschlagen zu triumphieren. Nur ein wirklicher Triumph kann die imaginierte Großartigkeit wiederherstellen, auf die der Stolz sich bezieht. Diese Möglichkeit, den Stolz wiederaufzurichten, gibt der neurotischen Rachsucht ihre unglaubliche Zähigkeit und erklärt ihren zwanghaften Charakter.“ (Karen Horney, Psychoanalytikerin) Mit andern Worten, diesen Charakter hatte Putin schon immer! Er hat sich in Grosny, Aleppo und nun in der Ukraine gezeigt. Selbst wenn er sich narzißtisch, charmant und freundlich vor dem Bundestag präsentierte, die Demütigung durch den Westen, dass die Sowjetunion durch deren Einhegung zerbrach, war stets seine Triebfeder, die bis heute den rachsüchtigen Triumph über den Westen sucht!

Dafür ist er wie Michael Thumann zeigt notfalls bereit „den Petro-Wohlstand von Russland in diesem Krieg zu verbrennen“. Der Westen sollte nicht den Fehler machen notwendige Waffenlieferungen für den Sieg der Ukraine zu lange hinauszuzögern. Wir sollten nie vergessen, dass das ukrainische Volk die Hauptlast dieses Krieges für Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung trägt. – Dr. Michael Hopmann

 

Putin in blutrot mit Kreuzen, das ist Bildzeitungsniveau. Es gibt ähnliche Bilder von Hussein und Gaddafi vor ihrer Ermordung. Warum eigentlich nicht von Reagan, Busch, Clinton? Mit der Zahl der Toten können die Letztgenannten spielend mithalten, allein im Irakkrieg waren es über 500.000! Das die Demontage Europas begonnen hat wissen wir spätestens seit Frau Nuland vom Maidan zurückgekommen ist, den Ukrainern fuck the EU angeboten hat und der Geheimdienst Nordstream 2 gesprengt hat.

Putins Behauptung „der Westen will Russland eindämmen“ kann man in den Gründungsakten der Nato nachlesen und ist auch jetzt das erklärte Kriegsziel der USA, und wenn man wissen will, warum Putin Angst vor der Nato hat, muss man sich nur die über 800 Militärstützpinkte der USA auf der Landkarte anschauen. Beim Stichwort Rachefeldzug fällt mir als erstes nicht Nawalny sondern Assange ein. Das wars, meine Zeit mit der Zeit ist vorbei bis sie zu ihren Grundsätzen wie Meinungsvielfalt und Erklärung komplexer Zusammenhänge zurückfinden.

P.S.: Ich frage mich, ob sie sich ihrer Verantwortung bewußt sind, wenn sie mit ihren Artikeln die Stimmung aufheizen und die Politiker vor sich her treiben. ! Das die Demontage Europas begonnen hat wissen wir spätestens seit Frau Nuland vom Maidan zurückgekommen ist, den Ukrainern fuck the EU angeboten hat und der Geheimdienst Nordstream 2 gesprengt hat. Putins Behauptung „der Westen will Russland eindämmen“ kann man in den Gründungsakten der Nato nachlesen und ist auch jetzt das erklärte Kriegsziel der USA, und wenn man wissen will, warum Putin Angst vor der Nato hat, muss man sich nur die über 800 Militärstützpinkte der USA auf der Landkarte anschauen. Beim Stichwort Rachefeldzug fällt mir als erstes nicht Nawalny sondern Assange ein. – Manfred Stauss

 

Man hat so das Gefühl, dass immer noch eine westliche Arroganz in den Medien Den grössten Platz im Zusammenhang mit Putin steht. Es war und ist ein Fehler, Putin Aus dem G8 Gremium rauszuwerfen, zumal ja alle Medien überzeugt davon sind, dass Putin leicht gekrängt ist und schnell Rachegelüste hegt. Auch ist es wohl ein Fehler, wenn Wir Reisen von russischen Bürgern in die EU nicht mehr zulassen wollen. Das führt zu Distanzen, deren Folgen wir nun wirklich nicht absehen können. Überhaupt sollen und dürfen wir den Dialog mit Russland auf keinen Fall abreissen lassen, denn ob wir das wollen oder nicht, Russland gehört zu Europa zumindest geographisch. – Manfred Mengewein

 

Seit Februar versuchen die westlichen Medien uns davon zu überzeugen, dass Putin den Krieg quasi schon verloren hat, dass ihm die Luft ausgeht, dass er keine Raketen mehr hat und dass er schwer krank ist, besessen davon, „den Westen in die Knie zu zwingen“ (s.Michael Thumann). Ein typischer Fall von medialer Realitätsverweigerung. Vielleicht ist es doch eher so, dass die amerikanische Nomenklatura, die Falken, davon besessen ist, Russland zu schwächen und zu zerstückeln. Leider geht diese Rechnung des Westens bislang nicht auf. Ein schneller ukrainischer Sieg ist nicht in Sicht. Laut US-Generälen (Milley, MacGregor) pfeift die Ukraine momentan auf dem letzten Loch. Daran werden auch die Panzerlieferungen nichts ändern.

Die Menschen werden nur als Kanonenfutter in einem Heiligen Krieg gegen Russland verheizt und gleichzeitig machen die US-amerikanischen und europäischen Rüstungskonzerne riesige Gewinne. Die Ursachen für den Krieg in der Ukraine sind komplex und es ist zu simpel, sie auf die Person Putin zu reduzieren. Dass der Grundstein für die Eskalation in der Ukraine bereits mit dem von den USA und europäischen Ländern unterstützten Maidan-Putsch (und auch schon früher) gelegt wurde und Kiew seine Truppen gegen die Zivilbevölkerung des Donbass, die sich mit dem Maidan-Putsch nicht abfinden wollte, in Marsch gesetzt hat, ist allgemein bekannt, auch wenn dies konstant von den westlichen Medien verschwiegen wird. – Herbert Freyaldenhoven

 

Eine sehr gründliche und zutreffende Analyse. Dem ist eigentlich wenig hinzuzufügen. Es ist aus meiner Sicht keine Kränkung, die ihn antreibt, sondern die Unabhängigkeit und die Selbstbestimmung der Nachbarländer der russischen Föderation. Die Geschichte Russlands ist gekennzeichnet vom imperialen Streben nach Macht und Verbreitung der „russischen Welt“. Peter I. erklärte Schweden 1700 den Krieg, um einen Zugang zur Ostsee für das russische Reich zu erobern.

Beim Rückzug aus den baltischen Ländern wurden die Einwohner nach Russland verschleppt und als Arbeitskräfte auf den Landgütern eingesetzt. Die Dörfer wurden niedergebrannt. 1768 begann Russland den Krieg gegen die Osmanen. Das russische Reich wollte einen Zugang zum Schwarzen Meer erobern. Im 20. Jahrhundert versuchte Russland mit der Kommunistischen Internationale die Welt zu verändern. 1945 bis 1990 bestimmte Russland die Politik seiner geographischen Nachbarn ( DDR, Polen, Ungarn, Tschechoslowakei)

Im 20. Jahrhundert war die UdSSR eine Union sehr unterschiedlicher Republiken und Völker. In dieser Zeit wurde die Russifizierung der Unionsrepubliken in Europa und Asien vorangetrieben. Das russische Großmachtdenken und die Überlegenheit der russischen Kultur wurden so gefördert. Die nichtrussischen Völker nannte man abschätzig „Sojusniki“. Ukrainer wuren die „Zopfträger“ bezeichnet. Dieses Streben nach Hegemonie spiegelt sich u. a. auch in seinem Bericht zur „Lage der Nation“. Schließlich ist Russland kein Nationalstaat, sondern eine Föderation sehr verschiedener Völker.

Wie in der Geschichte benutzt Russland die „geeinte“ orthodoxe Kirche der Christen, um seinen Herrschaftsanspruch zu unterstützen. Wir kennen das aus unserer eigenen Geschichte („Für Gott, Kaiser und Vaterland“). Angesichts dieser Tatsachen kann ich keine Kränkung erkennen. Vielmehr bestehen die Ukrainer, Esten, Letten, Polen aus bitterer geschichtlicher Erfahrung auf ihre Freiheit und ihre Selbstbestimmung. Nie wieder soll an einer Schule in Warschau ein Schriftzug mit kyrillischen Buchstaben („Schkola“) zu sehen sein.

Wenn ich mich an die Geschichte Russlands und an Putins öffentlichen Auftritte der letzten Jahre erinnere, erkenne ich, dass er nicht gekränkt ist, sondern dass der Anspruch seiner Nachbarländer auf Selbstbestimmung seinen politischen Zielen im Wege stehen. Deshalb spricht er den Ukrainern ihre Identität, Ihre Kultur und ihre Sprache ab. Er erklärt sie zu Klein- bzw. zu Beuterussen und schreibt ihnen die russische Sprache vor. Faschistischer Nationalismus, Chauvinismus und Rassismus sind bei der Beurteilung unserer Gegenwart offensichtlich ein Tabu. – R. Renaux

 

Bitte ergänzen Sie die Schilderungen vom Angriff Russlands auf die Ukraine und dem Leiden der Menschen dort um die Frage, welche Rolle das russische Volk spielt und welche Folgen der Angriff für es haben wird. Während sich die Frauen im Iran in großer Zahl seit Wochen trotz schlimmster Bedrohungen gegen die Missstände in ihrem Land wehren, erkennen die russischen Männer in dem menschenverachtenden Angriff auf die Ukraine keinen Handlungsbedarf und verfolgen ihn vom sicheren Sofa aus. Auch als sie selbst an die Front sollen, gehen sie nicht etwa auf die Straße, sondern machen sie sich vom Acker. Nur einige russische Frauen begehrten auf. Auch die Geflüchteten oder Ausgewanderten sehen keinen Grund, von sicherem Boden aus gegen den verbrecherischen Angriff ihres Geburtsland zu protestieren.

Nach dem 1. Weltkrieg haben es alle europäischen Länder geschafft, zu Demokratien zu werden, manche mehr, andere weniger, einige mit Unterbrechungen oder fremder Hilfe. Nur Russland nicht, dort geben sich seither die Diktatoren die Klinke in die Hand. Liegt das vielleicht gar nicht am besonderen Geschick der Machthaber? Was ist das für ein Volk, das 80 Jahre, nachdem es selbst Opfer eines brutalen Angriffskrieges geworden war, allein durch staatliche Propaganda dazu gebracht werden kann, wie Nazi-Deutschland auf einen Nachbarn einzudreschen? Nein, diese Russland gehört nicht zu Europa, vielmehr sind wir gut beraten, uns solange vor ihm schützen, bis es sich seiner Verantwortung bewusst geworden ist und seine Vergangenheit aufgearbeitet und seine Schuld beglichen hat. – Klaus Werner

 

Wenn Putin schon 2005 den Zerfall der Sowjetunion als „die grösste geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ angesehen hat, finde ich es sehr erstaunlich, dass er dann bis zum 24.Februar 2022 mit seinem „Eroberungskrieg“ gewartet hat. Zu einem Zeitpunkt als die Ukraine das militärisch hochgerüsteste Land in Europa ist, nahezu alle Staaten der ehemaligen Sowjetunion in NATO und/oder EU eingetreten sind, diese Staaten immer mehr bewaffnet sind und auch die Ukraine sich um den Beitritt in die westlichen Bündnisse bemüht.

Ein Beitritt, durch den Russland endgültig jeden Zugang zu seiner Schwarzmeerflotte verlieren würde. Die Wichtigkeit der Häfen für den Export haben wir gesehen und dies gilt für die Ukraine, aber auch für Russland. Ich glaube, die wahre Kränkung für Putin wäre es, den Krieg gegen die Ukraine zu verlieren. Darum muss für einen dauerhaften Frieden verhandelt werden – unter Berücksichtigung der geopolitischen Situation. – Stefanie Braasch

 


 

 

Leserbriefe zu „Mit dem Leo ins Risiko“ von Peter Dausend et al.

 

Als ich dieser Tage zum ersten Mal in einer Talkshow die Bezeichnung „die Leos“ für Kampfpanzer hörte, wollte ich meinen Ohren nicht trauen. Jetzt lese ich den Begriff sogar in der Überschrift ihres Artikels. Bei dem Wort „Leo“ denke ich an ein niedliches Plüschtier, vielleicht auch an einen possierlichen, kleinen Panter. Welche Wirkungen Sprache haben kann und wie mit ihr das öffentliche Bewusstsein beieinflusst wird, sollte Ihnen klar sein, ohne dass Leser Sie darauf hinweisen müssen – es sei denn, diese Verniedlichung ist beabsichtigt. – Dr. Ulrike Bona

 

Wenn schon so hochintellektuelle Illustrationen wie der Schwanz eines Leoparden den Artikel verzieren sollen, dann bitte auch den richtigen Schwanz nehmen. Was hier abgebildet wurde, ist der Schwanz eines Geparden… – Norbert Wimmer

 

Neben allem Krieg, Panzern und mehr gehen einige Fragen ganz unter. Alle Welt, Völker, Osteuropa scheint in größter Solidarität mit allen Mitteln bereit für Ukraine, ukrainisches Volk dessen Freiheit, Demokratie, Menschenrechte zu verteidigen, dafür auf das Schlachtfeld zu gehen, sich zu opfern. Ein heldenhaftes ukrainisches Volk scheint mit Siegeswillen sein Land und Leben in der Ukraine mit allem zu verteidigen was sie verfügbar haben. Wie passt das zu allen Realitäten in Ländern wie Ukraine, Bulgarien u.a., die zu den ärmsten der Welt, den korrupptesten mit schlimmsten Lebensbedingungen gehören?

Ein Volk kämpft für Menschenrechte gegen Putin und Russland, die im eignem Lande bekanntlich skandalöse Formen an „Menschenrechten“ erleben.. Der Putin ist an allem schuld, an Lebensverhältnissen in Ukraine, Bulgarien u.a., was aber kaum glaubhaft zu machen ist. Menschenhandel u.v.m. gehört zu den ärmsten Ländern, die sich heute aufopferungsvoll gegen Russland in den Krieg schicken lassen? Da sollte es schon Fragen geben , wofür für welches Leben, oder für wessen Interessen sie heldenhaft kämpfen nach mehr und mehr Krieg und Waffen rufen. Welche Klientel ukrainischer Kämpfer und Helden ist es die für mehr Krieg, Panzer, Jagdflugzeuge bald wohl Soldaten demonstrieren vor dem Bundestag und anderswo?

Sind dabei auch alle ukrainischen Arbeitsmigranten, die „solidarisch“ in aller Welt und Deutschland ausgebeutet werden, Pflegearbeit, Erntearbeiten machen? Bringt Krieg und Sieg gegen Russland alled ie Freiheiten, Demokratie und Menschenrechte, Wohlstand und lebenswertes Leben, was in der Ukraine, Bulgarien, Rumänien, usw. vielen fehlt? Dürfen wir das auch wissen? Gehört das noch zur Meinungsfreiheit heute? – Roland Winkler

 

Ein grosser Teil der deutschen Bevölkerung betrachtet die Lieferung von deutschen Kampfpanzern des Typs Leopard-2 an die Ukraine skeptisch. Deutschland wird vor allem auf Drängen der Grünen und der Union zunehmend in diesen russisch-ukrainischen Krieg hineingezogen. Unsere Freiheit und unsere Demokratie wird jedoch nicht in der Ukraine verteidigt. Putins Cyberkrieger stehen bereits Gewehr bei Fuss und drohen damit, Deutschland wirtschaftlich und infrastrukturell lahmzulegen. Es ist zu befürchten dass es nicht bei Drohungen bleibt. Deutschland entwaffnet sich bis zur völligen Wehruntauglichkeit für ein Land, in dem Korruption kein Fremdwort ist. Der ukrainische Präsident Selenskyj ist ein Büttel der milliardenschweren ukrainischen Oligarchen.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Ich verurteile den russischen Überfall auf die Ukraine auf das Schärfste. Putin und seine Schergen sind zweifelsohne Kriegsverbrecher, die zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Aber ich hege auch immer weniger Verständnis für den ukrainischen Präsidenten, der, kaum dass die Panzerlieferungen durch Kanzler Scholz genehmigt wurden, die Lieferung von Kampfflugzeugen fordert. Der Grad zwischen einem reinen Verteidigungs- hin zu einem Angriffskrieg wird zunehmend schmäler.

Und Deutschland droht dazwischen zerrieben und gesellschaftlich zerrissen zu werden. Die sogenannten Bündnispartner verstecken sich auf eine feige Weise hinter Deutschland. Die Grünen haben unter ihrer Aussenministerin Baerbock offensichtlich ihren Faible für unbegrenzte Waffenexporte an die Ukraine entdeckt. In der Politik und bei den wirtschaftlichen Eliten zeigt kaum jemand Bereitschaft, ein deutliches Signal gegen diesen Wahnsinn von Tod, Zerstörung und Vertreibung zu setzen. Die konsumverwöhnte grüne Jugend besetzt in Lützerath Bäume ohne zu ahnen dass die letzte Generation nicht auf dem Altar des Klimawandels geopfert wird. – Alfred Kastner

 

Die Mehrzahl der deutschen „Leitmedien“ scheint sich als Akteur im derzeit tobenden Informationskrieg zwischen Russland auf der einen und „dem Westen“ auf der anderen Seite zu verstehen. Dementsprechend fallen die Kommentare zum Ukraine-Konflikt aus, nämlich unausgewogen, kriegsbegeistert, unsachlich und auf das Schüren von Emotionen gerichtet. Die Artikel sind oft von erschütternder intellektueller Schlichtheit, zeugen von völliger Unkenntnis des in Jahrhunderten gewachsenen komplexen Beziehungsgeflechts der am Konflikt beteiligten Völker bzw. Staaten (Ukraine, Russland, Polen, Lettland) und ignorieren die unheilvollen Wirkungen von unbedachten Worten und Taten auf das „kollektive Unbewusste“. („Die Vergangenheit ist nicht vergangen…“)

Leider ist die „ZEIT“ da keine Ausnahme. In der letzten Ausgabe (Nr. 5/2023) endet der Leitartikel auf Seite 1 mit der Forderung, der „zögerliche“ Bundeskanzler Scholz müsse sich endlich zu dem Satz durchringen, „Die Ukraine muss siegen!“ In einem weiteren Artikel auf Seite 2 heißt es dann, nur die Ukraine, nicht etwa Berlin oder sonst wer in Europa, könne bzw. dürfe Ziele in diesem Krieg definieren. Konkret bedeutet dies, dass Selenskyi uns sagt, wann er glaubt, gesiegt zu haben! Hat er gesiegt, wenn er den Donbas „heim ins Reich“ geholt hat? Oder erst, wenn auch die Krim wieder zu seinem Herrschafts­gebiet gehört? Vielleicht wird er aber den Endsieg auch erst verkünden, wenn der Einfluss der ukrainischen Kultur, Geistlichkeit (und letztendlich auch Politik) in Moskau wieder eine ähnliche Bedeutung erlangt hat wie im 17. Und 18. Jahrhundert?

Natürlich bleibt es einem souveränen Staat unbenommen, seine politischen Ziele zu definieren und aktiv zu verfolgen! Aber für mich stellt sich die Frage, inwieweit wir verpflichtet sind, uns diese Ziele zu eigen zu machen und für deren Realisierung das Risiko des eigenen Untergangs einzugehen. Ich bin froh, dass Bundeskanzler Scholz sich ähnliche Fragen zu stellen scheint und sich an den weisen Spruch der alten Römer erinnert, „Was immer du tust, tue es mit Bedacht und bedenke das Ende!“ Ich würde es begrüßen, wenn auch die Autoren der ZEIT künftig erst denken und sorgfältig recherchieren, bevor sie schreiben! – Dr. Wolfgang E. Fischer

 

Es braucht Druck für Verhandlungen. Waffen,Waffen,Waffen und Europa wird zum Schlachtfeld. Keine Seite kann diesen Krieg militärisch gewinnen,daher„muss“ der Westen die ukrainische Regierung massiv zum Verhandeln unter Druck setzen,welche sich aber bislang dagegen sperrt,und dem Anschein nach lieber fanatisch Waffen im Katalog bestellt und sich immer mehr verrennt alles im Kugelhagel zu lösen. Kaum werden Panzer zugesagt,wünscht sich die Ukraine Bomber,etc,.Die Waffenindustrie macht Rekordgewinne,wo sind denn deren Spenden,geschweige moralischer Kompass Leben zu retten?…in den Taschen Kriegs geiler Politiker?

Die Ukraine ist nach wie vor eines der korruptesten Länder der Welt,was natürlich das Verhalten Russlands in keiner Art und Weise rechtfertigt.Die NATO als Kriegspartei kann nicht im Interesse Deutschlands sein.Warum hat die USA 1945 die Atombombe eingesetzt und warum sollte jetzt nicht eine der Kombattanten mit ähnlichen Argumenten fundieren.Heute 80 Jahre nach den Bomben in Japan,ist eines gewiss..so wie wir jetzt auf den Mond fliegen,Penicillin,Viagra und das Internet nutzen,wurden auch Atomwaffen perfektioniert,mit apokalyptischer Wirkung,gegenüber der unausgereiften Prototypen in Hiroschima und Nagasaki. – Enrico W.Arndt

 

Knapp vorbei ist manchmal auch daneben. Das von Ihnen gezeigte Hinterteil einer Raubkatze zeigt keinen Leoparden, da deren Fell Rosetten aufweist (sofern sie keine Panther sind) und keine Flecken, wie zum Beispiel das Fell eines Geparden. – Dr. Gerrit Praefcke

 

In genanntem Artikel reden ihre Autor*innen „…von einem Kursschwenk: Nach Späh und Spürpanzern werden nun auch Kampfpanzer geliefert,…“ als ob bisher keine Kampfpanzer geliefert wurden. Späh und Spür klingt nicht nach Panzerhaubitze 2000. Späh und Spür klingt nicht nach ‚einem der modernsten Artilleriegeschütze‘ kling nicht nach ‚Die Wunderwaffe aus Deutschland (Bild)‘. Und es soll offensichtlich nicht danach klingen. Es soll nach spähen und spüren klingen und nicht nach feuern und vernichten. Damit verharmlost ihre Sprache absichtlich und wird Durchhaltepropaganda. – Hans Fleischmann

 

Olaf Scholz verfolgt die Theorie des kalkulierten Risikos. Wenn es schiefgeht, es uns „an den Kragen“ geht und Putin seine Marschflugkörpernach Berlin schickt, dann stehen uns wenigstens die USA bei. Soweit so schlecht Der Bundeskanzler hätte lieber über einen alten Ausspruch Otto von Bismarcks nachdenken sollen, der sagte 1867: “ Stecken wir Deutschland, so zu sagen in den Sattel. Reiten wird es schon können“. Er hättte also sagen müssen: „Stecken wir die Ukraine in den Sattel“, dann wäre ihm der zweite Halb- sat von Bismarck im Hals stecken geblieben; denn Reiten wird es nicht können, ohne dauerhafte Alimentierung des Westens. Damit wäre der Käse gegessen und einPolitkumschwung dringlich geboten. – Dr. Detlef Rilling

 

Der Artikel scheint mir einer parteiinternen Auseinandersetzung zu dienen, was der Sache schadet. Ich war nie in der SPD (noch weniger DKP), habe unter Olaf Scholz in Hamburg gelitten und seine Position zu Russland heftig kritisiert, aber halte sein Zögern vor der Panzerlieferung für die einzige Möglichkeit, aus der Eskalations-Spirale herauszukommen. Es gibt kein Kriegsende ohne Verhandlung. Dann ist es besser zu verhandeln, um den Krieg zu beenden. Weil jede weitere Eskalation die Gefahr eines neuen Weltkrieges auf europäischem Boden vergrößert.

Ich bin 1944 in Hamburg geboren und weiß, dass Russland nicht weit entfernt ist. Ich weiß auch, dass Russland der Hauptfeind der Nazis war, denn es ging ihnen darum, die minderwertigen „Slawen“ zu vertreiben und Raum für das germanische Volk der Arier zu erobern. Die Zahl von 6 Millionen ermordeten Juden ist erschreckend, aber durch den Kalten Krieg entstand die Illusion, die USA hätte uns im Westen vor dem Kommunismus gerettet, und die mehr als 20 Millionen ermordeten „Slawen“ wurden nie ein Thema wie der Holocaust, nur die von russischen Soldaten vergewaltigten Frauen.

Was die deutschen Soldaten „slawischen“ Frauen angetan hatten, wurde verschwiegen. Dass die „Slawen“ auch Ukrainer waren und deutsche Besatzer bis auf die Krim kamen: Wer spricht heute davon? In Westdeutschland wurde diese historische Schuld nie bearbeitet, so dass „der Russe“ als Feindbild intakt blieb. In Ostdeutschland wurde sie mit der unverbrüchlichen Freundschaft zweier Bruderstaaten verkleistert.

Selbst die jüngste Geschichte seit dem Zerfall der UDSSR wird kaum reflektiert. Wer spricht heute davon, dass Deutschland den Plan der USA, Russland nach dem Zerfall der UDSSR zu umzingeln und mit der NATO eine geschlossene Bedrohungs-Grenze zu schaffen, fast vollkommen realisiert hat? Die Ukraine ist der letzte Baustein. Die Umsetzung des Planes lief per EU-Mitgliedschaft und wurde systematisch verfolgt hat, völlig unpolitisch scheinbar und neutral: mit der deutschen Methode wirtschaftlicher Zusammenarbeit.

Deutschland ist das US-Bollwerk, der verlässliche Vorposten seiner Macht in Europa, und wäre das erste Opfer eines ausgeweiteten Krieges. Olaf Scholz weiß das. Aber Sie könnten es sich auch an zwei Fingern abzählen. Frankreich hat selbst Atomraketen und zögert mit Eskalationsschritten (zum Beispiel Panzerlieferungen!). Deutschland ist das zweite Land mit Atomraketen und dahinter steht die USA. Wen würden Sie an Russlands Stelle als erstes angreifen? Frankreich nicht, denn das hat seine Atomraketen, die nach Moskau zielten, in den 90er Jahren abgebaut.

Olaf Scholz hat jetzt schon das erste Wirtschaftstreffen zum Wiederaufbau der Ukraine organisiert, die 100 Milliarden Rüstungsgüter, die politisch aus dem Steuersäckel bewilligt wurden, sind ein gefundenes Fressen für die Kriegsindustrie. Die Panzerlieferung erhöht die Kosten. Das Thema Ressourcenverschwendung und Umweltzerstörung durch Krieg gibt es nicht. Die grüne Außenministerin kämpft wie einst Joschka Fischer vorne mit, und der Wirtschaftsminister freut sich über die Förderung unserer Waffenlieferanten („nicht in Kriegsgebiete liefern“ galt früher).

Der Hintergrund des Konfliktes ist ein christliches Denken, das im deutschen Volke tief verankert ist: BRD oder DDR, Teufel oder lieber Gott, Gut oder Böse, Ja oder Nein, Ost oder West… Russland (wie die Türkei) war immer Ost und West. Alles was wir ausgrenzen und verdrängen schlägt auf uns zurück. Früher oder später. Es wäre Aufgabe Deutschlands, vorurteilslos nach einer gemeinsamen Lösung mit beiden Seiten zu suchen, bei der keine Seite gewinnt und keine verliert.

Es kann also nicht darum gehen, die Ukraine in die EU oder die Nato zu bekommen. Das muss von allen Beteiligten ausgeschlossen werden (auch den Ukrainern). Die ukrainische Führungselite hat inzwischen Ukrainisch gelernt, und Zweisprachigkeit wäre ein Ausweg. Und Neutralität. Und Volksabstimmungen unter UNO-Schirmherrschaft in umstrittenen Gebieten… Wenn die ZEIT in dieser Auseinandersetzung die historischen Zusammenhänge aufarbeiten und politische Neutralität wahren würde, statt immer wieder Kriegstreiberei zu befördern, wäre das ein Silberstreif am finsteren Horizont. – Gerd Stange

 

Haben Sie es wirklich nötig, im Stil von „Bild“ und „Bunte“ auf Seite 2 Ihrer letzten Ausgabe einen Leopardenschwanz abzubilden . . . ?!? . . . Wer gibt bei Ihnen zu einer solchen niveaulosen Darstellung sein/ihr „ok“ . . . ? . . . Stellen Sie sich mal vor, dieses Niveau würde bei Abituraufsätzen Einzug halten . . . ! . . . (bin kein Lehrer . . ) . . . – Dr. Wilhelm Boes

 

Die entscheidende Aussage: Putin handelt und rüstet für eine Frühjahrsoffensive. Würde der Westen tatenlos zusehen, wäre das eine Einladung zu weiteren Abenteuern . Und die Nukleardrohung sollte nicht überbewertet werden. Putin ist bei aller Irrationalität nicht Hitler, sondern seine Generäle wissen, dass der Zweitschlag ihr Ende bedeuten würde. Das Nuclearszenario ist ein Popanz, die westliche Gesellschaft zu spalten. Wer sich darauf einlässt, sollte eher weiße Fahnen liefern. Die Ukraine allein definiert die Intensität ihres Verteidigungswillens. – Christoph Schönberger

 

Mehr Frieden durch mehr Waffen, Krieg mit Bellizismus bekämpfen? Diese Rechnung geht gewiss kaum auf, denn: „Was man mit Gewalt gewinnt, kann man nur mit Gewalt behalten“ (Mahatma Ghandi). Und doch präferiere ich – auf Basis des gegenwärtigen Kriegszustandes und aufgrund der Überzeugung, dass jedwedem Machtmissbrauch Einhalt geboten werden muss – die Unterstützung der Ukraine hin zu mehr Wehrhaftigkeit der eigenen, völkerrechtlich zugesagten Souveränität und infolgedessen hin zu mehr Verteidigungs- und Hinderungspotenzial gegenüber den fortwährenden Aggressionen Russlands.

Weil wir Menschen, unsere Nationen bzw. unsere nationalen Vertretungen ganz offensichtlich nicht in der Lage sind, wirklichen Frieden aus gegenseitiger Anerkennung und Akzeptanz heraus zu wahren. Und weil die Abwesenheit von Krieg und Gewalt hiernach am „sichersten“, wenn nicht gar ausschließlich, durch glaubwürdige Abschreckung mittels Androhung äquivalenter Gegenmaßnahmen und sodann der Wert des (ge-)rechten Wortes hin zu einem fruchtbaren Dialog erreicht werden kann. Bedenken wir dabei freilich die genuine Option eines jeden Menschen, Vernunft walten zu lassen, waren, sind und bleiben Gewalt, Terror und Krieg, nicht nur die „Fortsetzung gescheiterter Politik“, sondern vollends die Pervertierung alles Menschlichen. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich bin toxisch«“ von Stefan Willeke

 

Herr Warnig kann seinem Sohn das Eis nicht mehr bezahlen. Mir kommen die Tränen! Was war denn das für ein Dossier, in dem ein Multi-Millionär-Täter zum Opfer verklärt wird? In Zeiten, in denen gelernte Lügner wie Putin die Ukraine mit Krieg überzieht und ein Mann, der „mit einer gewissen Leidenschaft“ als Stasi-Spitzel tätig war und in jedem politischen System oben schwamm wie Fett auf dem Wasser, wird er über drei Seiten zum Opfer verklärt. Man erntet, was man sät. Wo hat sich Herr Warnig überall noch die Finger schmutzig gemacht? Antworten auf diese Frage erwarte ich in einem Zeit-Dossier. Wo sind die Stimmen seiner Stasi- und anderer Opfer? – Jürgen Kuhr

 

Was für ein Dossier. Über einen charakterlosen Opportunisten, der schon als jugendlicher seine Freunde an die Stasi verriet. Des Brot ich ess, des Lied ich sing. Mit dieser Einstellung braucht er sich um seine Zukunft keine Sorgen machen. – Hobert Grof

 

Ihr Artikel über Matthias Warnig, Chef von „Nordstream 2“ beleuchtet auch einen Aspekt der moralischen Verfassung Putins: Erkaufen von Freundschaften und Unterstützung durch Einsatz von Geld und materiellen Dingen in absurden Dimensionen. Die andere Seite der Medaille ist die Vernichtung potentieller „Feinde“ aus sicherer Entfernung und unter breiter Zustimmung der unterdrückten und einseitug durch die Staatsmedien unterrichteten Heimatbevölkerung. Die Basis beider Aspekte ist ANGST. Angst vor dem Verlust von Freunden, Anerkennung, Bedeutung und des eigenen Lebens. Eine wahrhaft toxische Mischung! – Rainer Stahl

 

Wer als wendig-windiger Typ mit Bloodymir Putin den Fahrstuhl hinauf fährt, fährt mit ihm auch hinab. Kein Mitleid mit Warnig, schon gar nicht von einem Schalkefan! Und wie kann man sich eigentlich (Hans-)Detlef als Tarnnamen zulegen (der Name taucht ja auch in Ihrem Özdemir-Porträt auf Seite 3 auf)? Ein Detlef war zu meiner Schulzeit in den 80ern quasi so etwas wie später ein Kevin.

Dass Schröder Thatcher als Vorbild zitiert, wundert mich übrigens nicht. Und hatte sich Putin nicht auf Seite 5 noch über westlich-„schwule“ Austern (und Gänsestopflebern) ausgelassen? Ganz so asketisch, wie er immer tut, scheint er auch hinsichtlich des Alkohols nicht zu sein. Bitte recherchieren Sie im Zuge Ihrer Alkoholwochen doch mal, ob Putin ein Quartalssäufer ist. Völlig abstinent, wie die Kremlpropaganda uns gerne weismachen möchte, ist er laut Netz offenbar nicht. Der im Artikel erwähnte Schwerverbrecher Hanebuth passt zu diesen Kreisen. – Thomas Manthey

 

Ich habe Ihren Artikel bis zum Ende gelesen, bleibe aber einigermaßen ratlos zurück. Dass sich Menschen in ihrem Leben verirren und falschen Propheten hinterher rennen, kommt immer wieder vor, insbesondere in solchen Zeiten. Was aber ist ihre Botschaft? Was ist andererseits die Motivation von Hr. Warnig an die Öffentlichkeit zu gehen? Will er Anerkennung für seine Lebensleistung? Oder ersucht er um Absolution von den Menschen, die er verraten hat? Meine folgende Aussage mag zwar ungerecht klingen, aber wer immer sich auf Putin eingelassen hat, konnte schon 2008, aber spätestens 2014 wissen, dass hier Ungemach droht. So gesehen, habe ich mit Hr. Warnig kein Mitleid. – Till Borchert

 

Nach der Lektüre dieses Dossiers ist mir endgültig klar geworden, dass wir ’normalen Menschen‘ für alle darin genannten Personen nicht so viel Wert sind, wie Dreck unter dem Fingernagel. Für Menschen dieses Schlages – und das gilt weltweit – ist es völlig egal, wie viele zigtausend Menschen getötet, verstümmelt oder wohnungslos werden, wie viele Wohngebiete und Infrastruktur zerstört werden, solange diese ihre Rückzugsorte in der Schweiz oder sonstwo auf der Welt haben und ihre Finanzen in trockenen Tüchern sind. Da wird das Geschwätz von der Verteidigung der Demokratie zur Farce. Derlei Eliten ist jedes politische System opportun, solange sie davon profitieren. Und der Rest der Menschheit ist nur Manövriermasse. – Joseph Zenz

 

Im Dossier“ ich bin toxisch“ hört es sich so an, als habe der arme Herr Warnig Putin erst 1991 in Petersburg getroffen. Das liest sich bei Katherine Belton in “ Putins Netz“ aber ganz anders. Da ist von Kontakten in den 80er Jahren in Dresden die Rede: ich zitiere auf Seite 49:“ zu den Stasi-Leuten ,mit denen Putin eng zusammenarbeitete, gehörte ein kleiner Deutscher mit rundem Gesicht, Matthias Warnig, der später eine wichtige Rolle im Putin-Regime übernehmen sollte. Warnig war Teil einer KGB-Zelle in Dresden, die Putin unter dem Deckmantel einer Unternehmensberatung gegründet hatte,“.. Da hatte der Herr Warnig wohl einige Erinnerungslücken, aber ein Stasi-Mann muss ja nicht unbedingt die Wahrheit sagen. – M. Schlegel

 

Ich habe mich als langjähriger Zeitleser über den Artikel sehr geärgert. Über Putins erfolgreichen Agenten in Deutschland eine freundliche „homestory“ zu schreiben erscheint mir nicht angemessen. Er hat die norddeutsche Sozialdemokratie von Schröder, über Schwesig(Stichwort Stiftung), Platzeck bis Weil Niedersachen eingebunden. Die Genossen haben erfolgreich 20 Jahre alte Planungen eines LNG Terminals in Wilhelmshaven vereitelt, um die Gaslieferungen von Gazprom zu sichern. Viele Politiker wurden über Redehonorare der Petersburger Gespräche bezahlt und Putin-freundlich gestimmt. So erfolgreich war Herrn Warnig! – Edo Lübbing

 

Herr Willeke hat viele Infos zusammengetragen, interessant ist der Text schon, nur wirkt die stetige Suche nach Metaphern zu bemüht; so kenne ich die tapsigen ersten Versuche von uns bei der Textanalyse im Germanistikstudium (tapsig, weil wir noch so jung waren, wie Welpen, verstehste). – Polina Dekarz

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die Kunst ist mächtiger denn je«“. Gespräch mit Markus Gabriel und Wolfgang Ullrich geführt von Peter Neumann und Hanno Rauterberg

 

Das Gespräch über Kunst zwischen dem Kulturwissenschaftler Wolfgang Ullrich, dem Philosophen Markus Gabriel und den ZEIT-Redakteuren Peter Neumann und Hanno Rauterberg ist zwar interessant, doch wird hier über Kunst geredet, ohne dass geklärt würde, was Kunst eigentlich ist.

Wolfgang Ullrich vertritt einen merkantilen Standpunkt, er ist für „Fortschritt“ und „Mächtigkeit“ der Kunst, sowie für „Demokratisierung“. Deshalb ist er auch für „Teilhabe“ des Betrachters, wie sie „aktivistische“ Kunst fordert, aber auch dafür, dass Kunst sich „anpasst“. Woran soll sie sich anpassen? An moralische und sonstige gesellschaftliche Regeln. Klar, sonst klappt es mit der Demokratisierung, Teilhabe und „Identifikation“ nicht wie gewünscht.

Der Philosoph hält Kunst immerhin für autonom. Er plädiert für eine Autonomie, die etwas mit dem eigentlichen „Wesen“ von Kunst zu tun hat, ist andererseits aber auch für eine moralische, kritische Funktion der Kunst. Hochgradig berechtigt ist daher die Frage der Zeit-Journalisten, die gegen Ende des Gesprächs gestellt wird, nämlich die Frage nach der eigenen Logik der Kunst, die eben nicht „Gründe“ und „gute Absichten“ braucht.

Hier wagt nun Markus Gabriel ein Bekenntnis zur Autonomie von Kunst, in dem er von „anderer Wirklichkeit“ und sogar „Offenbarung“ spricht. Endlich blitzt in diesem Gespräch etwas von der Magie auf, über die große Kunst – sagen wir ruhig, geniale Kunst, auch wenn der Geniebegriff in diesem Gespräch verächtlich behandelt wird – verfügt und deretwegen wir uns ihr immer noch aussetzen. Was keiner sich zu sagen traut: Dass Kunst immer Feier des Sehens und der Schönheit ist, letztere quasi verstanden als Sichtbarmachung einer als metaphysisch empfundenen Schönheit.

Unübertroffen hat dies der brillante britische Philosoph Roger Scruton formuliert: „We sense the reality of something precious and mysterious, which reaches out to us with a claim that is in some way not of this world. That is the experience of beauty.“ Darum geht es in Kunst, und wenn Kunstwissenschaftler, Kunsthändler und Künstler sich dem „Fortschritt“ und dem Markt unterwerfen, so mag das zwar lukrativ sein, degradiert aber Kunst zum Mittel des Geldverdienens und zerstört sie. – Dr. Lore Brüggemann

 

Vielen Dank für Ihr Interview zu Aktivismus und Design: „Die Kunst ist mächtiger denn je“ in der Zeit vom 25.1.2023. Sind Kunst und Design eine Phrase, mit der sich Umsätze generieren lassen oder tragen sie Werte, die uns die Welt schöner, heiterer, klarer und besser machen?

Für unseren Lebensstil und Wohlstand stürzten 1958 MI6 und die CIA die demokratisch und fair gewählte Regierung des Iran, um den Schah auf den Thron zu setzen und damit an billiges Öl zu kommen. Als der von Chomeini abgelöst wurde, unterstützten wir den irakischen Diktator Saddam Hussein, dann Putin, 1960 stürzten Belgische Regierung und deren Minengesellschaft die fair und demokratisch gewählte Regierung des Kongo und ermordete deren Premierminister um an billige Rohstoffe zu komme, usw. Unsere eigenen Werte und die Menschenrechte der Anderen waren und sind uns einerlei, solange wir an billige Energie kommen.

Ist es dann nicht geradezu vorbestimmt, dass das fossile Ende mit genauso viel Gewalt einhergehen wird? Wie sagte Lindner: „Grüne Energien sind Friedens Energien“. Nach außen wie nach innen, möchte man daran am liebsten hinzufügen. Den jungen Klimaaktivist*innen geht es nicht um billige Energie, sondern um ihr Leben. So ernst ist ihre Lage laut der Wissenschaft schon. Sie möchten lieber Leben schützen anstatt grenzenlosen Zugang zu billiger Energie. Alleine schon darum werden sie nie so gefährlich sein, wie wir es bereits mit unserem Energiehunger für andere sind. Wie verhält sich Kunst und Design dazu? Noch gar nicht bzw. viel zu wenig.

Dabei wuchsen unsere Großeltern noch ohne Heizung oder Badezimmer auf und Reisen waren für sie beinahe unmöglich. Trotzdem haben sie sich für uns bis ins Grab krumm gemacht und uns dahin gebracht, wo wir heute sind. Dazu haben sie uns auch noch verwöhnt und ein gutes Leben bereitet. Viel zu viele der glücklicheren heutigen Generationen fragen nicht, was sie für den Staat oder unsere Zukunft tun können, sondern stellen ins Absurde gestiegene Ansprüche. Sie verlangen von der Politik immer mehr grenzenlosen Konsum, größere Autos, breitere Straßen, mehr und billigere Flüge, um über hunderte Kilometer zur Arbeit oder ins Ferienhaus pendeln zu können, und Sie fordern immer mehr und immer billigere Energie. Überall, jetzt und sofort.

Ihnen ist es erst mal egal, ob dafür 3 oder 4 Erden nötig sind, um dies zu bewerkstelligen, wenn dies alle Menschen auf der Erde täten. Ich lebe hier, ich kann, ich darf und ich will das jetzt. Das ist ihre kindlich egozentrische Perspektive auf ihr Dasein auf dieser Erde. Wie heiß und trocken müssen die Sommer noch werden, wie viel Wald muss noch verbrennen, wie warm und schneelos muss der Winter noch werden, bevor die Zeit ein „Spezial“ macht über die gerade stattfindende größte Erdgeschichtliche Veränderung seit der Kreidezeit?

Abgehoben von der Wirklichkeit wirbt die Zeit mit hedonistischen Inhalten um Umsätze zu steigern. Dafür macht sie Werbung für immer mehr Konsum, Reisen und Luxus. Sehen Sie bitte die Zeit-Magazine über Mode und Design-Spiegel und die Reiserubrik „1.000 Euro unter dem Meer“. Die Zeit gibt uns damit das gute Gefühl: „Das Fest geht weiter“ und gleichzeitig wirbt sie neue Kund*innen für ihre Inserent*innen und die Verlagseigenen Zeit-Reisen.

Sie macht, gewollt oder ungewollt, Journalist*innen zu Diener*innen eines unzeitgemäßen, rückständigen, die Zukunft unserer Kinder verratenden Kommerz. Die „Zeit“ gräbt sich damit selbst zu Grabe, bzw. buchstäblich unter die Fluten des steigenden Meeresspiegels. Ich erwarte da mehr von Ihnen als Redaktion, Herausgeber und Verlag! Wir und unsere Kinder haben in diesem Punkt eine bessere „Zeit“ verdient. Sehen Sie das nicht oder haben Sie diesbezüglich schon selbst die Schere im Kopf bzw. wurde Ihnen von Ihren Investoren nahegelegt, das nicht zum Thema zu machen?

Davon, dass jeder Mensch eine Verantwortung hat für alle Menschen auf dieser Erde, für unsere Natur und den darin lebenden Tiere, davon wollen wir heute anscheinend nichts mehr wissen. Darauf sollten, nach der Meinung vieler Menschen, wir keine Rücksicht nehmen und unser Staat, ungeachtet seiner Größe, Reichtums und Macht auch nicht. Wir sind doch besser als das. Wo ist unser feines Gespür für die großen Zusammenhänge, die Unterdrückten und unsere blinden Flecken, wenn es um unausgesprochene Tabus geht. Sie wissen, alle wissen:

Unser Wohlstand beruht auf der Ausbeutung von Tieren und Ressourcen mit Hilfe von Unrecht und Sklaven ähnlicher Arbeit, er wächst auf Kosten des Klimas, der Artenvielfalt und des zukünftigen Meeresspiegels. Die Gründer der Zeit kämpften mit klarem Blick auf die aktuelle Lage für eine gerechtere und für alle humanere Welt. Dafür stand einmal die Zeit. Wofür steht Sie jetzt? Die Zeit-Gründer sahen die Nöte der Zeit und reagierten darauf. Die Zeit könnte heute so viel mehr tun, um ihrem Andenken zu genügen. Worauf wartet sie? Es wäre nicht einmal zu Ihrem Schaden.

P.S. Die Klimawissenschaftler wissen, dass wir selbst 2 Grad nicht schaffen. Vor allem weil unsere Regierung fossilen Strukturen massiv ausbaut, Deutschen Autobauer, ähnlich wie beim Diesel, auf die technologische Sackgasse immer größerer SUV ́s setzt und weil wir immer mehr Natur zerstören damit 0,5 MIlliarde reiche Menschen immer schneller, immer weiter und immer luxuriöser mit Auto, Zug, Schiff oder Flugzeug Reisen können. Sie fliehen vor der Infrastruktureinöde zu Hause und schaffen somit den Bedarf für noch mehr Infrastruktur.

Warum lobt die SZ dennoch in Reklamen und Artikel, bzw. bieten Sie genau die Produkte und Reisen an (SZ- Geschenke und Leserreise), die am schlimmsten für unsere Zukunft sind? Warum setzen Sie sich als Verlag und Medienschaffende nicht konsequenter für eine gute Zukunft unserer Kinder ein? Warum drucken Sie nicht mit Ökostrom auf Umweltschutzpapier? Warum fordern Sie Ihre Konkurrenten und Leser nicht zu einem „Sustainability Challenge“ heraus, wie ihn die Luftfahrt bereits tut?https://www.youtube.com/watch?v=_tAyLoJBp_o Es wäre eine Reklame für Sie und ein starkes gesellschaftliches Signal, dass Sie die Mahnungen der Wissenschaftler nicht nur abdrucken, sondern auch verstehen und ernst nehmen.

Die Menschen warten auf eine solche durch Ihre Autorität bekräftigte Bestätigung des unheimlichen Gefühls, dass eine*n jede*n von uns angesichts dieses milden Winters beschleicht! Ich bin selbst Flugkapitän und profitiere massiv von der Steuerfreiheit des Fliegens, aber ich finde diese mehr als unzeitgemäß. – Klaus Siersch

 

Kunst gibt sich als Kunst auf, wenn in der Gestaltung der Bezug auf eine bejahte Wirklichkeit den Bezug auf das Andere vollständig ersetzt. Kunst mutiert dann zu Design von Objekten und Events. Diese Form der Gestaltung sucht den Kunden, den Markterfolg. Um sich auf dem Markt durchzusetzen, muss die Gestaltung innovativ sein, eine Alleinstellung bieten, aktuelle Bezüge aufweisen, um als relevant und anschlussfähig wahrgenommen zu werden. Diese Gestaltungen sind dann eher Ausdruck des Marktgeschehens und zeigen z.B. Sättigungstendenzen oder Trends an.

Dabei lässt Provokation als Mittel der Gestaltung noch keine Kunst entstehen. Auch wo Gestaltung wichtiger ist als die Funktion und der gestalterische Mehrwert ein Angebot für die Identität des Kunden beinhalten soll, geht es um Design und nicht um Kunst. Nur weil ein Künstler derart etwas gestaltet, ist das Ergebnis nicht Kunst. Der scholastische Ansatz, zu behaupten, überall sei Kunst und Kunst sei mächtiger denn je, soll die Kunst in ihrem Untergang retten. Nebst allen Jobs, die an dem Begriff Kunst hängen. – Reinhard Koine

 

Wer latscht denn mit einer derart überdimensionierten „Hand“tasche auf eine Party? Bzw. welche seltsame Art von Party soll das sein? Eine Bunkerparty in der Ukraine (S. 62, passt auch zu den Alkoholwochen in der ZEIT) vielleicht?

Zum Thema Luxus / heutiger Kulturbetrieb empfehle ich die Schriften von Metz / Seeßlen zum kapitalistischen Surrealismus und Neoliberalismus. Die sind aufschlussreicher als Ihr abgedrucktes Gespräch. Die Tasche passt auch ganz gut dazu: Angeblich „Luxus“ (von Koons bzw. Vuitton) und gleichzeitig sieht das Ding total billig wie eine Aldi-Einkaufstasche aus. Metz / Seeßlen bezeichnen das als „Luxese“. Ob dem Presserat wohl die Vuitton-Anzeige in Ihrem ZEIT-Magazin auffällt? – Thomas Manthey

 

Was ist Kunst, existiert sie? Unter dem Titel „Die Kunst ist mächtiger den je“ befragen die beiden Journalisten Peter Neumann und Hanno Rautenberg zwei deutsche Kunstexperten nach ihrer Meinung zur Entwicklung der Kunst in den zurückliegenden Jahren. Die Frage über was überhaupt diskutiert wird, wird nicht gestellt: Was ist Kunst? Wenn Denken in Bilder, Linien, Punkten, Flächen oder Farben umgesetzt wird entsteht Kunst, je nach Begabung des Einzelnen Kunstschaffenden für die Gesellschaft ein wertvoller oder weniger wertvoller Beitrag, der zur geistigen Weiterentwicklung beitragen kann.

Dass, die „Kunst mächtiger ist, denn je“ ist falsch. Sie ist in den letzten Jahren zu einem Spielball von allzu mächtiger Galerien, Museen oder Kunstexperten und seit kurzem von Marketingorganisationen wie Louis Vuitton (Mode) geworden. Die Museen und Galerien sind im Vergleich zum letzten Jahrhundert, trotz riesigem Medienaufwand und Internet, leerer an Betrachtern. Ein Bild wie Guernica von Picasso würde keine Schlagzeilen induzieren. – Pierre-François Bocion

 

Das Interview enthält interessante Passagen, doch vielleicht wäre es spannender geworden, wenn Personen mit unterschiedlicherer Meinung gesprochen hätten. Okay, es ging primär um Aktivismus und Design; aber wie kann man das Thema Kommerzialisierung von Kunst fast komplett links liegen lassen? Schöne Grüße und Dank für anhaltend gute ZEIT-Qualität! – Jörn Bullwinkel

 

Zum Amüsieren. Ein Philosoph und ein Kunsthistoriker reden über Kunst. Zwei Wissenschaftler, jedoch eine Definition des Sujets unterbleibt (trotz späterer Zwischenfrage des Reporters in Bezug auf mögliche Maßstäbe für Kunst bzw. Nicht-Kunst). Es wird ein Gespräch von der Seitenlinie. Man unterstellt der Kunst (laut Markus Gabriel) Autonomie, mangelnde Ausdrucksfähigkeit bzw. die Möglichkeit zur Missinterpretation, versagt ihr individualistisch oder eigennützig zu sein, gibt ihr aber das Recht zur Provokation und fordert von ihr moralischen Fortschritt.

Laut Wolfgang Ullrich ist Kunst, wenn nur fürs Museum geschaffen „unterkomplex“, da ein realitätsnaher Existenzberechtigungsnachweis unterbleibt. Darüber hinaus zeigt Kunst sich vielfach postautonom, zunehmend angepasst, will Teil der Gesellschaft sein, ist zwar frei, aber muss Höflichkeitsregeln befolgen und sich der normativen Ordnung unterwerfen. Für eine Ausstellung werden spezifische Orte und eine daraufhin abgestimmte Aussage, d.h. mehr Hinweise, Kontextualisierung verlangt.

Artikel 5.3. des GG soll die Freiheit Kunst auszuüben (neben Wissenschaft und Lehre) garantieren, kann aber natürlich nicht unterstellen, dass das Ergebnis dieser Tätigkeit „Kunst“ sein muss. „Kunst“ ist das Ergebnis einer individuellen geistigen Leistung. Alle o.g. Kriterien beziehen sich auf die geistige Leistung des jeweiligen Kunstschaffenden (im Sinne des GG), also nicht auf „Kunst“. Wenn aber „Kunst“ nicht definiert werden kann oder soll, wer anstelle der „Kunst“ ist denn mächtiger denn je? Der Kunsthandel? – R. Kaplan

 


 

 

Leserbriefe zu „Japan hat autofrei“ von Felix Lill

 

Vielen Dank für Ihren Artikel über Verkehrspolitik: Japan hat Autofrei, in der Zeit vom 25.1.2023. Japan hat die Verkehrswende, die wir noch dringend brauchen. Hoffentlich nehmen sich unsere Städte daran ein Vorbild. Wir wollen immer öfter, immer schneller und immer weiter weg. Warum? Weil uns wegen der vielen Neubaugebiete, Autobahnen, Straßen, Bahn- und Stromtrassen sowie Ein-und Abflugschneisen die Orte, an denen wir wohnen und arbeiten, immer weniger gefallen.

Also bauen wir noch schneller noch mehr Infrastruktur. Dieser Teufelskreis führt ins Absurde, oder wie Paul Watzlawick schon 1987 sagte: „Wenn die Lösung das Problem ist! https://www.youtube.com/?app=desktop&hl=de&gl=DE.. Wie zum Hohn und Spot bietet mir mein Browser für diesen Artikel Werbung für Flüge €361,- mit Lufthansa in die USA an!

Dabei wuchsen unsere Großeltern noch ohne Heizung oder Badezimmer auf und Fleisch essen und Reisen waren für sie beinahe unmöglich. Trotzdem haben sie sich für uns bis ins Grab krumm gemacht und uns dahin gebracht, wo wir heute sind. Dazu haben sie uns auch noch verwöhnt und ein gutes Leben bereitet. Viel zu viele der glücklicheren heutigen Generationen fragen nicht, was sie für den Staat oder unsere Zukunft tun können, sondern stellen ins Absurde gestiegene Ansprüche. Sie verlangen von der Politik immer mehr grenzenlosen Konsum, größere Autos, breitere Straßen, billiges Fleisch, mehr und billigere Flüge, um über hunderte Kilometer zur Arbeit oder ins Ferienhaus pendeln zu können, und Sie fordern immer mehr und immer billigere Energie.

Überall, jetzt und sofort. Ihnen ist es erst mal egal, ob dafür 3 oder 4 Erden nötig sind, um dies zu bewerkstelligen, wenn dies alle Menschen auf der Erde täten. Ich lebe hier, ich kann, ich darf und ich will das jetzt. Das ist ihre kindlich egozentrische Perspektive auf ihr Dasein auf dieser Erde. Wie heiß und trocken müssen die Sommer noch werden, wie viel Wald muss noch verbrennen, wie warm und schneelos muss der Winter noch werden, bevor die Zeit ein „Spezial“ macht über die gerade stattfindende größte Erdgeschichtliche Veränderung seit der Kreidezeit?

Abgehoben von der Wirklichkeit wirbt die Zeit mit hedonistischen Inhalten um Umsätze zu steigern. Dafür macht sie Werbung für immer mehr Konsum, Reisen und Luxus. Sehen Sie bitte das Zeit-Magazin über Design-Spiegel und die Reiserubrik „1.000 Euro unter dem Meer“. Die Zeit gibt uns damit das gute Gefühl: „Das Fest geht weiter“ und gleichzeitig wirbt sie neue Kund*innen für ihre Inserent*innen und die Verlagseigenen Zeit-Reisen.

Sie macht, gewollt oder ungewollt, Journalist*innen zu Diener*innen eines unzeitgemäßen, rückständigen, die Zukunft unserer Kinder verratenden Kommerz. Die „Zeit“ gräbt sich damit selbst zu Grabe, bzw. buchstäblich unter die Fluten des steigenden Meeresspiegels. Ich erwarte da mehr von Ihnen als Redaktion, Herausgeber und Verlag! Wir und unsere Kinder haben in diesem Punkt eine bessere „Zeit“ verdient. Sehen Sie das nicht oder haben Sie diesbezüglich schon selbst die Schere im Kopf bzw. wurde Ihnen von Ihren Investoren nahegelegt, das nicht zum Thema zu machen?

Davon, dass jeder Mensch eine Verantwortung hat für alle Menschen auf dieser Erde, für unsere Natur und den darin lebenden Tiere, davon wollen wir heute anscheinend nichts mehr wissen. Darauf sollten, nach der Meinung vieler Menschen, wir keine Rücksicht nehmen und unser Staat, ungeachtet seiner Größe, Reichtums und Macht auch nicht. Wir sind doch besser als das. Wo ist unser feines Gespür für die großen Zusammenhänge, die Unterdrückten und unsere blinden Flecken, wenn es um unausgesprochene Tabus geht. Sie wissen, alle wissen:

Unser Wohlstand beruht auf der Ausbeutung von Tieren und Ressourcen mit Hilfe von Unrecht und Sklaven ähnlicher Arbeit, er wächst auf Kosten des Klimas, der Artenvielfalt und des zukünftigen Meeresspiegels. Die Gründer der Zeit kämpften mit klarem Blick auf die aktuelle Lage für eine gerechtere und für alle humanere Welt. Dafür stand einmal die Zeit. Wofür steht Sie jetzt? Die Zeit-Gründer sahen die Nöte der Zeit und reagierten darauf. Die Zeit könnte heute so viel mehr tun, um ihrem Andenken zu genügen. Worauf wartet sie? Es wäre nicht einmal zu Ihrem Schaden.

P.S. Die Klimawissenschaftler wissen, dass wir selbst 2 Grad nicht schaffen. Vor allem weil unsere Regierung fossilen Strukturen massiv ausbaut, Deutschen Autobauer, ähnlich wie beim Diesel, auf die technologische Sackgasse immer größerer SUV ́s setzt und weil wir immer mehr Natur zerstören damit 0,5 MIlliarde reiche Menschen immer schneller, immer weiter und immer luxuriöser mit Auto, Zug, Schiff oder Flugzeug Reisen können. Sie fliehen vor der Infrastruktureinöde zu Hause und schaffen somit den Bedarf für noch mehr Infrastruktur.

Warum lobt die SZ dennoch in Reklamen und Artikel, bzw. bieten Sie genau die Produkte und Reisen an (SZ- Geschenke und Leserreise), die am schlimmsten für unsere Zukunft sind? Warum setzen Sie sich als Verlag und Medienschaffende nicht konsequenter für eine gute Zukunft unserer Kinder ein? Warum drucken Sie nicht mit Ökostrom auf Umweltschutzpapier? Warum fordern Sie Ihre Konkurrenten und Leser nicht zu einem „Sustainability Challenge“ heraus, wie ihn die Luftfahrt bereits tut?https://www.youtube.com/watch?v=_tAyLoJBp_o Es wäre eine Reklame für Sie und ein starkes gesellschaftliches Signal, dass Sie die Mahnungen der Wissenschaftler nicht nur abdrucken, sondern auch verstehen und ernst nehmen.

Die Menschen warten auf eine solche durch Ihre Autorität bekräftigte Bestätigung des unheimlichen Gefühls, dass eine*n jede*n von uns angesichts dieses milden Winters beschleicht! Ich bin selbst Flugkapitän und profitiere massiv von der Steuerfreiheit des Fliegens, aber ich finde diese mehr als unzeitgemäß. – Klaus Siersch

 

Erlauben Sie mir einige Anmerkungen zu Ihrem interessanten Artikel in der „ZEIT“ vom 26. Januar. Erstens: Dass in Japan die Bahn dem Auto vorgezogen wird, mag an deren Zuverlässigkeit liegen. Testen Sie doch mal in deutschen Großstädten den ÖPNV in den Morgenstunden. Oder versuchen Sie einen Termin via ICE sicher zu erreichen. Wer dreimal zwei oder mehr Stunden zu spät ankam, steigt halt wieder aufs Auto um.

Zweitens: Die Idee, eine Autozulassung an den Nachweis eines Parkplatzes zu knüpfen klingt logisch, hat aber Tücken. Stellen Sie sich bitte vor, was bei einer derartigen Regelung hierzulande los wäre: Privilegien für Reiche, die über Häuser, Garagen und Parkplätze verfügen! Diskriminierung von Mietern und „Laternenparkern“, die aufs Auto angewiesen sind…

Und drittens: ich würde mir von der „ZEIT“ wünschen, dass sie nicht dem stereotypen SUV-Bashing folgt. Auch ein kompakter Skoda oder VW kann als SUV gelten. Auch ein schlichter Golf oder Opel Corsa kann den Gehweg zuparken. Oder wie würden Sie reagieren, wenn Ihr Produkt permanent als linksgrünes Mainstream-Medium bezeichnet würde? Vielen Dank fürs Lesen und für eine wie immer lesenswerte „ZEIT“ – Thomas Meichle

 

Hoffentlich haben Sie dafür gesorgt, dass der lehrreiche Artikel auch von unserem Verkehrsminister studiert wird. Wir Deutsche treten ja gern als die Lehrmeister in der Welt auf, meist absolut unberechtigt. Von Japan lernen scheint im Verkehr besonders dringend. Die ZEIT sollte überhaupt eine regelmäßige Seite “ Von anderen Ländern lernen” haben. So ein Teil täte einer deutschen Zeitung gut! – Klas Koch-Weser

 

Dieser Artikel hätte interessant werden können, wenn er besser geschrieben worden wäre. Solche Sätze wie „Mehr Menschen auf engem Raum bedeuten also nicht zwangsläufig mehr Stau“ sind doch Nonsens. Nur „mehr Autos“ können auch mehr Stau erzeugen. Etwas weiter im Text wird ja dann auch angedeutet, daß es im Raum Tokio deutlich weniger Autos pro Einwohner gibt als beispielsweise in Berlin. Ein Grund dafür wird auch genannt: Um in Tokio ein Auto zulassen zu dürfen, muß man einen festen Stellplatz für das Fahrzeug nachweisen. Dies ist leider der einzige konkrete Grund, der für die geringere Autodichte in Tokio genannt wird. Ansonsten bleibt der Artikel leider im ungefähren Blabla.

Richtig unseriös sind die Ausführungen zu den Verkehrstoten. Da heißt es, daß die Zahl der Verkehrstoten in Japan 2021 mit 2636 Toten auf dem niedrigsten Niveau seit 1948 waren. Daß dies auch in Deutschland der Fall war – wenn auch auf etwas höherem Niveau – wird nicht erwähnt. Dann werden die 2,7 Verkehrstoten pro 100.000 Einwohner im Jahr 2020 erwähnt. Bei 125 Mio Einwohnern ergäbe das rund 3.375 Verkehrstote im Jahr, also deutlich mehr als 2021. Dann wird noch erwähnt, daß es in Deuschland und anderen europäischen Ländern relativ mehr Verkehrstote gäbe als in Japan. Warum stellt man nicht für mehrere Jahre (wobei die Jahre 2020 und 2021 wegen der Corona-Lockdowns nicht sehr aussagekräftig sind) die genauen Zahlen dar ? War das zuviel Aufwand ? – Herbert Rein

 

Danke fuer den Artiikel ueber Japan Aber nach 32 j in Berlin ich sehe kein Grund dass die Autofahrer in Deutschland ihre autos zuhause lassen sollen Ich meine ..die haben es SEHR gut hier Erstens Autofahrer haben die vorfahrt ueber fussgaenger wo es keine ampel gibt Fussgenger in Berlin bleiben zurueck ! und sie muessen auch allerdings so es ist besser fuer die wirtschaft selbtsvertaendlich und besser fuer die umwelt auch wenn Autofahrer nicht lange auf fussgaenger warten muessen…lautete Berlins Verkehrministerin mal es ist in Japan auch so? Zweitens es gibt auf der Autobahn kein tempolimit in Deutschland..teilweise jedenfalls besser fuer die Autoindustrie natuerlich und besser fuer Tourismus in Deutschland auch Ich geh davon aus dass Japan nicht einen von 3 laender auf der welt ohne tempolimit ist

Drittens Autofahrer in Berlin koennen ihr auto im parkverbot parken direkt hinter ein Polizeiwagon MIT jemand drin sogar austeigen, und zum ziel laufen hin und zurueck und werden kein Strafzettel bekommen weil die Autofirmen in Deutschland haben die politik ueberzeugt dass Falschparken eine Ordnungswidrikeit ist und soll vom Ordnungsamt kontrolliert werden und weil ie Polizei toleranz die autofahre gegenueber zeigen Muessen ! Haende weg vom unserem Autofahrer !!! lautet der FDP Autominister in Deutschland Selbtsverstaendlich..viel besser fuer Autofahrer ! waere es auch so in Japan ?? Mit freundlichen Gruessen aus Berlin wo Zebrastreifen auf der strasse einfach nicht noetig sind ! – Brian Agro

 

Ach wie schön wäre das, wenn deutsche Autofahrer*innen so vernünftig und rücksichtsvoll wären wie japanische! Und die Unterschiede in der Verkehrspolitik liegen tatsächlich nicht allein an der Autolobby und den Politiker*innen der „Auto-Parteien“: Wenn die Deutschen nur Kleinwagen kaufen würden, hätte die Autoindustrie die dicken Protzer schon längst aus dem Programm genommen. Die Unterschiede liegen wohl eher an der Kultur und Mentalität: In Japan werden die Menschen offenbar zu Rücksichtnahme und vernunftgemäßem Handeln erzogen, in Deutschland zu Ellbogengebrauch und Prestigedenken. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbriefe zu „Womit keiner rechnet. Einweg-Kapseln gelten als Umweltsünde. Nun zeigt eine Studie: Espressokocher schaden dem Klima mehr. Was steckt dahinter?“ von Ruben Rehage

 

Heute ist ein sehr kommunikativer Tag. Diesmal habe ich noch eine Anmerkung zum Artikel „Einweg-Kapseln gelten als Umweltsünde“. Ich verwende tatsächlich eine Edelstahlkapsel für meine Kaffeemaschine, die ich mit frisch gemahlenem Kaffee befülle, um eben den Müll durch Einweg-Kapseln zu reduzieren. Inzwischen wiege ich dafür auch noch den Kaffee ab. Den Kaffee entsorge ich dann im Restmüll und spüle die Kapsel mit etwas kaltem Wasser aus. Das ist zwar alles sehr aufwändig, hat aber auch den weiteren Vorteil, dass ich vor dem Kaffeegenuss noch das Aroma frisch gemahlenen Kaffees genießen kann. – Denis Seidel

 

Am Ende Ihres Artikels empfehlen Sie der Umwelt zuliebe, das Kaffeewasser möglichst langsam zu erhitzen. Das kommt mir kontraintuitiv vor, deshalb habe ich mal nachgerechnet. Gegeben sei ein Wasserkocher mit 135 mm Durchmesser, einer Höhe von 185 mm und einer Wandstärke des Galsgefäßes von 2,5 mm. Das dürfte viele Wasserkocher repräsentieren. Darüber hinaus habe ich vereinfachend angenommen, dass der Wärmeübergangs-Koeffizient von Glas an Luft konstant sei und nicht mit zunehmender Konvektion sogar noch ansteigt.

Die Umgebungstemperatur sei 20°C. Daraus ergibt sich für die Aufgabe, 1l Wasser von Wasserhahntemperatur auf 100°C zu erhitzen folgendes: 1000 W Heizleistung => 6,9 Minuten und 85.800 kJ elektirsche Energie, 500 W Heizleistung => 17 Minuten und 261.300 kJ elektrische Energie, 100 W Heizleistung => nach ca. 2 Stunden erreicht das Wasser die Grenztemperatur von 48,5 °C nach über 2 Mio. Joule elektrischer Energie. Die Aufgabe wird nicht erfüllt. Wie kommt es dazu? Das Wasser hat eine Wärmekapatzität, die eine Mindestenergie erfordert, um die gewünschte Temperatur zu erreichen.

Daneben hat der Wasserkocher Wärmeverluste, die proportional zur Temperaturdifferenz zwischen innen und außen und proportional zur Dauer dieser Temperaturdifferenz sind. Mit steigender Temperatur nehmen also die Wärmeverluste pro Sekunde zu. Je mehr Sekunden für die Zieltemperatur benötigt werden, desto mehr Wärme geht verloren. Ist die Heizleistung geringer als die Wärmeverluste schon unterhalb der Zieltemperatur, dann wird diese nie erreicht, egal wie viel Energie sie noch in das System stecken.

Meine Empfehlung daraus ist, das Wasser so schnell wie möglich zu erhitzen, damit die Wäremverluste so gering wie möglich bleiben. Alterntive: Verwenden Sie einen Wasserkocher, der so gut isoliert ist, dass auch über lange Zeit die Wärmeverluste vernachlässigbar sind. Dann können Sie beliebig lang auf Ihren Kaffee warten, der Energiebedarf ist immer der gleiche. Allerdings bezweifle ich, dass so ein Wasserkocher käuflich zu erwerben ist. Warum? Weil so ein Ding sehr unhandlich wäre. – Hans List

 

Schade! In Ihrem Artikel wird der Vergleich zwischen einer Maschinenzubereitung mit Kapseln und manuellen Kaffeezubereitungen beschrieben. Ich habe eine Maschine, in der die Kaffeebohnen im ganzen und ohne Verpackung hineinkommen. Zur Zubereitung wird in der Maschine dann soviel Kaffee gemahlen und Wasser erhitzt, wie in der Tasse gewünscht wird. Warum haben Sie diese Variante nicht mit in den Müll – Umweltvergleich einbezogen? – Georges Wilkerling

 

Neben den im Artikel bereits genannte Einwänden gegen die Grund-Annahmen der Studie scheint mir noch, dass der CO2–Ausstoß, der durch die Herstellung des teuren Kaffee-Automaten erfolgt, gar nicht berücksichtigt wurde. Ich frage mich deshalb: Wer hat die Forschung bezahlt? bzw.: Wer erweist sich später als dankbar? Würden Sie das bitte noch recherchieren. – Hansjörg Hahn

 

Mit sehr großem Erstaunen und Bedauern haben wir festgestellt, dass DIE ZEIT nun auch zu einem der Qualitätsmedien gehört, die auf die „Studie“ zu den ökologischen Auswirkungen von Kapselkaffee im Vergleich zu anderen Brühmethoden aufspringt. Eine der Höhepunkte als Leser, war für uns die berechtigte Kritik an der Berichterstattung des MDR über eine Studie eines Mitarbeiters der Charité über Impfnebenwirkungen, die Dinge behauptet, die durch keinerlei Daten belegt werden, auch nicht jene die hierfür als Quelle angegeben werden. Das war eine Sternstunde des Wissenschaftsjournalismus und Ihrer Wissenschaftsredaktion gebührt dafür viel Respekt. Leider scheint jene Redaktion beim Artikel Womit keiner rechnet von Ruben Rehage völlig versagt zu haben.

1. Es handelt sich um keinerlei Studie. Der Artikel wurde in The Conversation veröffentlicht, trotz dem Anspruch wissenschaftlicher Strenge und journalistischem Flair handelt es sich hier um keine Studie, bei der Daten erhoben wurden, Quellen zitiert und benannt werden oder der Peer-Review Verfahren durchlaufen wurde. Die gezeigten Daten sind in keinerlei Weise belegt oder in irgendeiner Form nachvollziehbar gemacht. Dass dies nicht erwähnt wird, sondern dieses opinion piece (für mich eher reine Fiktion) als Studie kanadischer Wissenschaftler*innen bezeichnet wird, finde ich enttäuschend und ist schlichtweg falsch.

2. In Ihrem Artikel sprechen Sie vom Espressokocher (Mokka-Kanne), dabei wird mit keinem Wort in dem Artikel „Espresso“ erwähnt. Im Gegenteil es geht um den konkreten Vergleich von Filterkaffee, Kapselkaffee, French Press und löslichem Kaffee. Ihrerseits wurde vermutlich fälschlicherweise der Begriff coffee maker mit Espressokocher übersetzt. Diese besitzen aber keinen Filter.

3. Die in dem Artikel gemachten Angaben sind schlichtweg falsch. Ein traditioneller Filterkaffee wird nicht mit 25 g Kaffee auf 280 ml Wasser gebrüht (fast 90 g/l), sondern meistens mit 60g/l (vielleicht mal 65 g/l), dies lässt sich in zahlreichen Empfehlungen von Röstereien, Brew Championship Gewinnern, als auch wissenschaftlichen Arbeiten überprüfen: https://ift.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/1750-3841.15326?casa_token=QrXBj0J5RLQAAAAA%3AoCuCXvnf2r0etqUznX4Psb4wELFdNwuQbJ-BZTMclB9wRidlzziSxq-Mq1OEGicD0BCBvKL_WK7Lu0k, https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-319-23413-7_36 Somit wäre die korrekte Dosierung für 280 ml 16,8 g und nicht 25 g und damit die CO2-Äquivalente für traditionellen Filterkaffee wohl eher der des French Press Kaffees entsprechend.

4. Wasser und Kaffeemehrverbrauch: Die unpräzise Verwendung von Wasser und Kaffee mag einen realistischen Bezug haben, ob die doppelte Menge Wasser und 20 % mehr Kaffee der Realität entsprechen darf stark in Zweifel gezogen werden. Insbesondere wenn wir von einer klassischen Filterkaffeemaschine sprechen. Das Wasser, das in sie gefüllt wird, wird ja auch zum Brühen verwendet, also 560 ml Wasser (280 ml x 2) und 30 g Kaffee (25 g + 20 %) mag das so einer realistischen Extraktion entsprechen, das darf man dann aber doch nicht mit einer Tasse (280 ml) gleichsetzen.

Wird mehr Kaffee in die Filtermaschine eingefüllt und die Maschine nach erreichen der 280 ml ausgeschaltet (unrealistisch, aber es ist in dem Artikel völlig unklar, was mit der doppelten Wassermenge impliziert wird), dann verbleibt im Tank kaltes, nicht erhitztes Wasser. Wird der Kaffee gemahlen verbleibt je nach Mühle eine Kaffeemenge als Retention zurück, dies liegt aber bei weit unter 20 %. Wird also davon ausgegangen, dass einfach eine (noch) stärkere Tasse getrunken wird oder werden 20 % des Kaffees verschüttet, weggeworfen etc.? Ich möchte es Ihnen nicht empfehlen, aber wenn Sie 30 g Kaffee mit 280 ml Wasser brühen, werden Sie schnell und eindeutig feststellen, dass dies nicht der Kaffee ist der durchschnittlich getrunken wird.

5. Unterstellt man eine klassische Kafffeezubereitung als Handbrühung (z.B. V60 pour over), dann benötigt man lediglich einen Filterhalter und Filterpapier. Ggf. kann noch eine Kanne nützlich sein, ein Wasserkocher ist meistens sowieso vorhanden, sodass die Emissionen des Geräts nur minimal sind, dafür eine realistischere Gefahr zu viel Wasser zu erhitzen, dies ist aber vergleichbar mit einer French Press Zubereitung. Der Vorteil einer Filtermaschine ist, dass sie das Wasser nicht bis zum Sieden erhitzt, sondern bei niedrigerer Temperatur brüht, hochwertige Wasserkocher können dies ebenfalls. Im Vergleich zur French Press wird also lediglich ein Filter benötigt der zusätzliche Produktions- und Entsorgungsemisisonen verursacht, es gibt allerdings auch wiederverwendbare Filter aus Metall oder Stoff.

Gleichzeitig fällt das insbesondere in Alberta als emissionsintensiv angesehene Reinigen der French Press entweder komplett weg oder ist mit wiederverwendbaren Filter deutlich einfacher. Bleibt der Kaffee nicht stundenlang auf der Heizplatte der Filterkaffeemaschine stehen oder wird von Hand gebrüht, ist eine sehr ähnliche, wenn nicht sogar bessere (insbesondere im Bezug auf Gegenden mit CO2-intensiver Energiebewirtschaftung) Emisisonsbilanz des Filterkaffees im Vergleich zum French Press Kaffee anzunehmen und somit bereits besser oder ungefähr äquivalent zur Kapselmaschine.

6. Bei den Emissionen der Kapselmaschine wird das Recycling nicht bedacht, sondern nur die Emissionen der Mülldeponie, die angeblich sehr ähnlich zu Entsorgung von reinem Kaffee (French Press) oder Kaffee im Filter sein soll. Da allerdings absolut keine Daten angegeben werden, sondern diese lediglich anhand eines Diagramms abschätzbar sind, kann dieser Punkt nicht überprüft werden. In Ihrem Artikel lassen Sie zumindest berechtigte Kritik zu Wort kommen, dass die Kapseln oft verbrannt werden und der Kaffee (ggf. mit Filter) im Biomüll kompostiert werden kann.

Dass dies zu den selben Emissionen führen soll, ist absolut unschlüssig. Ebenfalls wird nicht bedacht und bewertet, dass im Fall eines Recyclings die Wiedergewinnung und Aufbereitung von Kunststoff und Aluminium sehr energieintensiv ist und da meist durch Gasöfen betrieben, ebenfalls hohe Emissionen entstehen. Gleichwohl werden die Auswirkungen auf die Umwelt von nicht korrekt entsorgtem Müll nicht mit in die Berechnung mit einbezogen. Hier verrottet der Kaffee (ggf. inkl. Filter) einfach und schnell, was man von der Kapsel nicht behaupten kann.

7. Es wird der Tatsache kaum Rechnung getragen, dass Kapselmaschinen oft sehr billig und einfach gebaut sind und aufgrund des hohen Drucks der bei einer Brühung entsteht auch wesentlich anfälliger für Defekte sind. Leider habe ich dazu keine Daten gefunden und kann nur anekdotisch berichten, dass ich viele Menschen mit Jahrzehnte alten Filterkaffeemaschinen kenne und ich das von Kapselmaschinen nicht behaupten kann.

8. Obwohl die Kaffeeproduktion den größten Anteil der Emissionen ausmacht, wurde der Aspekt Kaffee überhaupt nicht beleuchtet. Bei Kapselkaffee handelt es sich nahezu ausschließlich um auf den Weltmarkt gehandeltem Industriekaffee (teilweise mit Fairtrade und Biosiegel). Beim Kauf von gemahlenem Kaffee (oder noch besser ganzen Bohnen) hat man deutlich mehr Auswahl und kann mit direkt gehandeltem Kaffee mit hohen Sozial- und Umweltstandards (deutlich höher als Fairtrade, äquivalent oder höher zu Bio und oft sehr gut kontrolliert durch Importeure und Röstereien) die deutlich nachhaltigere Entscheidung auch in einem ethischen Kontext treffen. – Nikolas Dörr & Chris Wesch

 

Zu Ihrem Artikel über diese „Drecks“ Kaffee-Kapseln, fällt mir eine Studie von vor x Jahren ein, wo der Nachweis geführt werden sollte, dass Milchflaschen ganz bäh sind und Tüten super. Hier meine Art für den Milchkafee, von dem ich morgens zwei brauche. Ich habe eine kleine Inductions Kochplatte. Die nehm ich aus dem Regal und stelle sie auf den Herd. Meine Cafetiera (Schraubkanne) aus Edelstahl macht zwei Espressi. Ich mach das Sieb aber nicht ganz voll. Geschmackssache. Wasser bis kurz unter das Messing Ventil, wie immer. Die Kanne bei 1200 auf die Platte. Heiß wird nur die Fläche unter dem Kannenboden. Ca 90 Sekunden später brodelt es.

Wenn das leise wird abschalten. Restwärme kann man vernachlässigen. Der kaffe ist so heiß, dass die Milch dazu sofort Trinkfähigkeit herstellt. Wem es nicht langt kann sie ja in der noch heißen Kanne wärmen. Wenn ich Capucino will, geh ich in die Bar, oder erfreue meine Juppifreunde,wenn sie mir ihre tollen Maschinen erklären dürfen. Die Kochplatte wieder hochkant ins Regal. Das Sieb am Komposteimerchen aufklopfen. Gut is. Kaffeemaschinen müssen immer aufgeheizt werden. Egal welche Sorte. Wer es nicht glaubt, kann sich ja mal am eigenen Rumsteherchen die Finger verbrennen. (Ach ja: Cafetieras mit angeschweißtem Griff halten ewig) – Oswald Baumeister

 


 

 

Leserbriefe zu „»Hallo, ich bin Ronni Zeppelin«“ von Moritz von Uslar

 

Vielen Dank für ihren „Dialog mit den jungen Leuten: „Hallo, ich bin Ronni Zeppelin“ 25.1.2025. 1958 stürzten MI6 und die CIA die demokratisch und fair gewählte Regierung des Iran, um den Schah auf den Thron zu setzen und damit an billiges Öl zu kommen. Als der von Chomeini abgelöst wurde, unterstützten wir den irakischen Diktator Saddam Hussein, dann Putin, 1960 stürzten Belgische Regierung und deren Minengesellschaft die fair und demokratisch gewählte Regierung des Kongo und ermordete deren Premierminister um an billige Rohstoffe zu komme, usw.

Unsere eigenen Werte und die Menschenrechte der Anderen waren und sind uns einerlei, solange wir an billige Energie kommen. Ist es dann nicht geradezu vorbestimmt, dass das fossile Ende mit genauso viel Gewalt einhergehen wird? Wie sagte Lindner: „Grüne Energien sind Friedens Energien“. Nach außen wie nach innen, möchte man daran am liebsten hinzufügen. Den jungen Klimaaktivist*innen geht es nicht um billige Energie, sondern um ihr Leben. So ernst ist ihre Lage laut der Wissenschaft schon. Sie möchten lieber Leben schützen anstatt grenzenlosen Zugang zu billiger Energie. Alleine schon darum werden sie nie so gefährlich sein, wie wir es bereits mit unserem Energiehunger für andere sind.

Dabei wuchsen unsere Großeltern noch ohne Heizung oder Badezimmer auf und Reisen waren für sie beinahe unmöglich. Trotzdem haben sie sich für uns bis ins Grab krumm gemacht und uns dahin gebracht, wo wir heute sind. Dazu haben sie uns auch noch verwöhnt und ein gutes Leben bereitet. Viel zu viele der glücklicheren heutigen Generationen fragen nicht, was sie für den Staat oder unsere Zukunft tun können, sondern stellen ins Absurde gestiegene Ansprüche. Sie verlangen von der Politik immer mehr grenzenlosen Konsum, größere Autos, breitere Straßen, mehr und billigere Flüge, um über hunderte Kilometer zur Arbeit oder ins Ferienhaus pendeln zu können, und Sie fordern immer mehr und immer billigere Energie.

Überall, jetzt und sofort. Ihnen ist es erst mal egal, ob dafür 3 oder 4 Erden nötig sind, um dies zu bewerkstelligen, wenn dies alle Menschen auf der Erde täten. Ich lebe hier, ich kann, ich darf und ich will das jetzt. Das ist ihre kindlich egozentrische Perspektive auf ihr Dasein auf dieser Erde. Wie heiß und trocken müssen die Sommer noch werden, wie viel Wald muss noch verbrennen, wie warm und schneelos muss der Winter noch werden, bevor die Zeit ein „Spezial“ macht über die gerade stattfindende größte Erdgeschichtliche Veränderung seit der Kreidezeit?

Abgehoben von der Wirklichkeit wirbt die Zeit mit hedonistischen Inhalten um Umsätze zu steigern. Dafür macht sie Werbung für immer mehr Konsum, Reisen und Luxus. Sehen Sie bitte die Zeit-Magazine über Mode und Design-Spiegel und die Reiserubrik „1.000 Euro unter dem Meer“. Die Zeit gibt uns damit das gute Gefühl: „Das Fest geht weiter“ und gleichzeitig wirbt sie neue Kund*innen für ihre Inserent*innen und die Verlagseigenen Zeit-Reisen.

Sie macht, gewollt oder ungewollt, Journalist*innen zu Diener*innen eines unzeitgemäßen, rückständigen, die Zukunft unserer Kinder verratenden Kommerz. Die „Zeit“ gräbt sich damit selbst zu Grabe, bzw. buchstäblich unter die Fluten des steigenden Meeresspiegels. Ich erwarte da mehr von Ihnen als Redaktion, Herausgeber und Verlag! Wir und unsere Kinder haben in diesem Punkt eine bessere „Zeit“ verdient. Sehen Sie das nicht oder haben Sie diesbezüglich schon selbst die Schere im Kopf bzw. wurde Ihnen von Ihren Investoren nahegelegt, das nicht zum Thema zu machen?

Davon, dass jeder Mensch eine Verantwortung hat für alle Menschen auf dieser Erde, für unsere Natur und den darin lebenden Tiere, davon wollen wir heute anscheinend nichts mehr wissen. Darauf sollten, nach der Meinung vieler Menschen, wir keine Rücksicht nehmen und unser Staat, ungeachtet seiner Größe, Reichtums und Macht auch nicht. Wir sind doch besser als das. Wo ist unser feines Gespür für die großen Zusammenhänge, die Unterdrückten und unsere blinden Flecken, wenn es um unausgesprochene Tabus geht.

Sie wissen, alle wissen: Unser Wohlstand beruht auf der Ausbeutung von Tieren und Ressourcen mit Hilfe von Unrecht und Sklaven ähnlicher Arbeit, er wächst auf Kosten des Klimas, der Artenvielfalt und des zukünftigen Meeresspiegels. Die Gründer der Zeit kämpften mit klarem Blick auf die aktuelle Lage für eine gerechtere und für alle humanere Welt. Dafür stand einmal die Zeit. Wofür steht Sie jetzt? Die Zeit-Gründer sahen die Nöte der Zeit und reagierten darauf. Die Zeit könnte heute so viel mehr tun, um ihrem Andenken zu genügen. Worauf wartet sie? Es wäre nicht einmal zu Ihrem Schaden.

P.S. Die Klimawissenschaftler wissen, dass wir selbst 2 Grad nicht schaffen. Vor allem weil unsere Regierung fossilen Strukturen massiv ausbaut, Deutschen Autobauer, ähnlich wie beim Diesel, auf die technologische Sackgasse immer größerer SUV ́s setzt und weil wir immer mehr Natur zerstören damit 0,5 MIlliarde reiche Menschen immer schneller, immer weiter und immer luxuriöser mit Auto, Zug, Schiff oder Flugzeug Reisen können. Sie fliehen vor der Infrastruktureinöde zu Hause und schaffen somit den Bedarf für noch mehr Infrastruktur.

Warum lobt die SZ dennoch in Reklamen und Artikel, bzw. bieten Sie genau die Produkte und Reisen an (SZ- Geschenke und Leserreise), die am schlimmsten für unsere Zukunft sind? Warum setzen Sie sich als Verlag und Medienschaffende nicht konsequenter für eine gute Zukunft unserer Kinder ein? Warum drucken Sie nicht mit Ökostrom auf Umweltschutzpapier? Warum fordern Sie Ihre Konkurrenten und Leser nicht zu einem „Sustainability Challenge“ heraus, wie ihn die Luftfahrt bereits tut?https://www.youtube.com/watch?v=_tAyLoJBp_o Es wäre eine Reklame für Sie und ein starkes gesellschaftliches Signal, dass Sie die Mahnungen der Wissenschaftler nicht nur abdrucken, sondern auch verstehen und ernst nehmen.

Die Menschen warten auf eine solche durch Ihre Autorität bekräftigte Bestätigung des unheimlichen Gefühls, dass eine*n jede*n von uns angesichts dieses milden Winters beschleicht! Ich bin selbst Flugkapitän und profitiere massiv von der Steuerfreiheit des Fliegens, aber ich finde diese mehr als unzeitgemäß. – Klaus Siersch

 

Absolut ärgerlich, diese Folge von „Dialog mit den jungen Leuten“. Allein schon diese Überschrift lässt anklingen, dass etablierte Erwachsene, vermutlich schon fortgeschrittenen Alters hier mit jungen Leuten reden, als kämen die von einem anderen Stern, wie seltsame Tierchen, die sich auch etwas absonderlich benehmen, seltsam aussehen und merkwürdige Ticks haben, als ob das in irgendeiner Weise wichtig oder erzählenswert wäre.

Warum fokusiert die Berichterstattung nicht stattdessen auf deren wichtigstes Anliegen, nämlich den Fortbestand einer lebenswerten und gerechten Welt? Meine Tochter war auch in Lützerath, wochenlang. Auch deswegen macht es mich besonders wütend, wenn die Medien vor allem die unsägliche Diskussion um Gewalt gegen die Polizei, sowie die persönlichen Eigenheiten der Aktivist:innen in den Vordergrund stellen, anstatt diese mutigen und zum Teil verzweifelten Menschen in ihrem politischen Anliegen wirklich ernst zu nehmen. – Christiane Hasselmeier

 

Ich muss mich schon sehr über den leicht herablassenden Ton wundern, mit dem Sie über die Klimaaktivisten schreiben, die nach wie vor in Keyenberg ausharren. Es ist offenbar aus Ihren Augen schon anrüchig, dass Sie „nur“ Sprecher*innen der Bewegung interviewen können (als ob RWE unvorbereitete Mitarbeiter für den Job schicken würde) und dann konfrontieren Sie eine normale Frau mit der komplexesten Frage unserer modernen Gesellschaft (was, zur Hölle, machen wir jetzt nur mit diesem Kapitalismus, von dem wir abhängen und der gleichzeitig so eine zerstörerische Kraft entfaltet?) und belächeln ihren „Dogmatismus“.

Was erwarten Sie? Eine Abhandlung über Graeber? Der Mut und das Durchhaltevermögen dieser Menschen, sich einem Konzern und der Staatsmacht gleichermaßen entgegenzustellen ist Ihnen gerade mal ein bisschen bürgerliche Nachsichtigkeit wert, dabei tun sie für uns alle, wofür wir in Wirklichkeit zu bequem sind. Herr von Uslar hat ja wohl auch keinen Bock auf Campen im kalten Nieselregen. Bei der Frage, ob das wohl auch ein bisschen Party sei, musste ich mich schon fragen, ob er den Schlag nicht gehört hat.

Denn die Fakten liegen auf dem Tisch: Die Studie der Europa-Universität Flensburg, der TU Berlin und des DIW Berlin ist eindeutig. Der Kohleausstieg 2030 kommt mit Hintertürchen und kann bis 2033 verlängert werden (nachzulesen z.B. in der Rheinischen Post vom 19.1.23). Die Fördermenge und das damit zu verfeuernde Volumen ist ein viel wichtigerer Faktor, als die Zeit, in der gefördert werden darf. Und jetzt will RWE aus reiner Kleinkariertheit auch noch ein paar Kröten Schadensersatz aus den Aktivisten pressen, nachdem sie sich jahrzehntelang auf Kosten unserer Gesellschaft schamlos bereichert haben. Wo bleibt da Ihre Empörung? Aber das rosa Fahrrad war wohl zu gut, um es nicht unerwähnt zu lassen.

Der „Kompromiss“ zwischen RWE und der Regierung ist ein fauler und wir alle werden den Preis dafür zahlen, dass wir (mal wieder) RWE haben davon kommen lassen und uns stattdessen mit Schnappatmung darüber ergangen haben, ob sich hier eine Bewegung vielleicht radikalisiert. Wir alle wissen, wer hier radikal ist und es ist nicht Ronni Zeppelin und ihre Mitstreiter*innen. Sie haben mehr von uns verdient, als so von oben herab von einem intellektuellen Blatt beurteilt zu werden. – Anne Keller

 

Realiter ist „Klimaschutz“ bei Richtung 10 Mrd. Menschen wachsender Erdbevölkerung und weiterer Zerstörung von Wäldern und anderen CO2-Senken schwer möglich. Auch die deutsche Energiewende kann ohne kompetente Ingenieure und Riesenmengen benötigten Wasserstoffs in den nächsten 15 – 22 Jahren nicht gelingen etc. Auch wenn „FFF“ dank des Wuppertal-Gutachtens von Oktober 2020 dies alles wissen könnte, ist es wohl bequemer, der „störrischen Regierung“ alle Schuld zuzuweisen.

Auch eine „fortschrittliche Systemänderung“ wie von Robert Mugabe (Simbabwe) oder des Familienclans der Ortegas (Nicaragua) könnte die deutsche Bevölkerung eher verstören. Diese wünscht sich eher Sachkompetenz zu Energie und Umwelt – keine sachlich ahnungslosen „Schönschwätzer“! – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbriefe zu „»Es gab nie nur die Alternative: Entweder wenige Tote oder Schulen offen halten«“. Gespräch mit Lothar Wieler geführt von Tina Hildebrandt und Anna-Lena Scholz

 

Die nachfolgenden Zitate fielen mir besonders ins Auge: Zitate Lothar Wieler: (1) Anfangs lautete die Hypothese, dass dieses Virus nur durch kranke Menschen übertragen wird. Sie beruhte auf den Erfahrungen mit dem ersten Sars-Coronavirus, das wir aus der Pandemie 2002/03 kannten. (2) Wir haben immer Empfehlungen abgegeben, mit denen man den Betrieb in Schulen und Kitas hätte laufen lassen können, wenn auch unter Anstrengung. Es gab nie nur die Alternative: Entweder wenige Tote oder Schulen offen halten, sondern es gab und gibt immer Alternativen. Der vorhandene Spielraum ist während der ganzen Pandemie nicht ausreichend mit der nötigen Sorgfalt, Ruhe und Sachlichkeit betrachtet worden.

(3) ZEIT: Muss es eine Aufarbeitung der Pandemie geben? Wieler: Unbedingt. Als Wissenschaftler will ich wissen: Welche Maßnahmen waren adäquat, welche Kosten-Nutzen-Effekte gab es? Aber das muss fundiert geschehen, als saubere Analyse, denn wir müssen ja daraus für die Zukunft lernen. Zitat Andreas Sendtker: „Das ist für mich ei­ne zen­tra­le Leh­re der Co­ro­na-Pan­de­mie: Auch wenn erst ein­mal al­le – ich als Bio­lo­ge be­son­ders – ge­bannt auf das Vi­rus star­ren, wir dür­fen die Men­schen nicht aus dem Blick ver­lie­ren.“

Zitat Eli­sa­beth Rae­ther: „ich le­be okay mit der Er­kennt­nis, dass der Wunsch der Men­schen, es sich gut ge­hen zu las­sen, nicht ver­schwin­det. Dass Po­li­tik, die et­was än­dern will, wohl oder übel da­mit ar­bei­ten muss.“ ++++ Sehr geehrter Herr di Lorenzo, werte Damen und Herren Redakteure, als Alter Herr mit 4 Enkeln schreibe ich diese eMail in ungefragter Stellvertretung für alle Leser:innen von ZEITonline. Wir alle sind die unmittelbar Betroffenen – gesundheitlich, sozial, bildungs- und entwicklungsbezogen, wirtschaflich und als Staatsbürger.

Betroffen durch das Virus selbst, und durch die >Nebenwirkungen< der Abwehrmaßnahmen – wäre es angesagt, uns ebenfalls zu befragen. Darauf komme ich abschließend zurück. Meinen Rückblick auf Ihre beiden Artikel verbinde ich mit dem Zitat WIELER (3) – mit zwei Punkten: # Das Totaldefizit bei allen Beteiligten – inkl. Leserkommentaren: die gesamte Vorarbeit der Fachleute im BA für Bevölkerungs- u. Katastrophenschutz zu genau einer solchen luftübertragenen Viruspandemie bleibt außen vor – zugunsten der definitiv selbsterzeugten >Überraschung< Jan/Feb 2020.

WIELER bezieht sich in Zitat(1) auf 2002/03 – aber 2012 lag dem Bundestag eine detaillierte Ausarbeitung der BA-Fachleute zu Analyse und Handlungsempfehlungen vor, 2017 wurden sie in einem weiteren BT-Dokument im Wortlaut zitiert. Danach verschwand alles in den gesamten Amtsschubladen auf Bundes-, Länder- und Kommunalebene. Und die Medien?! Tatsächlich bis heute? # Wenn eine derartige Missachtung zentral bedeutsamer Informationen möglich war – was sollen aufmerksame Bürger:innen dann noch an Vertrauen aufbringen für eine >saubere Analyse<, und für einen daraus folgenden Lernprozess >für die Zukunft<?!

Im Interesse meiner Enkel hoffe ich noch immer … und habe seit Miterleben ihrer verschlossenen Türen von Kita und Schule das überlegt, was Lothar WIELER in Zitat (2) anspricht: „den Betrieb in Schulen und Kitas [hätte] laufen lassen können, wenn auch unter Anstrengung“. Wie muss eine Kita und eine Schule organisiert sein, um pandemiefest zu funktionieren – diese Frage hat mich im März 20 umgetrieben, im April hatte ich auf Basis meiner früheren Studien und Berufserfahrungen ein erstes Konzept.

Es folgte den Einsichten, die in den og. Zitaten von SENDTKER und RAETHER angesprochen werden = Virus und Menschen konzeptionell wahrnehmen – seinerzeit eben die Kinder und ihre Familien. Und weil Kitas u. Schulen im IfSG als >Gemeinschaftseinrichtungen< geführt werden – zusammen mit weiteren, ähnlich strukturierten Einrichtungen – lag es nahe, alle diese tatsächlich weiterlaufen zu lassen – mit angepassten amtlichen Hygiene-/Schutzkonzepten (Hyg.SchK) Im Dez. 20 wurde der Geltungsbereich solcher Hyg/SchK ausgeweitet auf alle EInrichtungen mit geregelten Strukturen – die unter Maßgabe dieser Vorgaben eben nicht geschlossen werden sollten. Dass dies trotzdem weiterhin geschah, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben.

Jedenfalls war damit klar, dass Kitas u. Schulen im Blick auf die Virusabwehr als pars pro toto gelten können, für alle Bereiche der organisierten Gesellschaft mit vergleichbarer Regelungsdichte. Damit ergab sich eine Parallele zur Impfstrategie = das Virus kommen lassen, und es dort bekämpfen, wo die Abwehr am effektivsten ist, nämlich im Immunsystem der biologischen und der >sozialen Körper<. Der angestrebte Erfolg für die Öffentliche Gesundheit ergibt sich in beiden Fällen durch die zusätzliche Außenwirkung der Immunisierung der Vielen – die im Fall der >Sozialkörper< Chefs und Mitarbeitende sowie Nutzer sind.

Auf dieser Grundlage musste ich nun klären, was – über die Hygienemaßnahmen hinaus- die gemeinsamen Schutzmaßnahmen sein sollten, die der Mahnung von LASCHET gerecht wurden, bloß eine Regelungswut zu vermeiden. Und hierbei half die Erkenntnis der Aerosolfoschung weiter – öffentlich dargelegt im April 21: in bewegter Außenluft unter freiem Himmel wird das Virus zerstreut, und damit auch die Ansteckungsgefahr. Demgegenüber ist stehende Luft im Innenbereich ein Sammelmedium für eine zunehmende Viruslast, durch den Atem der anwesenden Personen. Wer also seine nichtprivaten Türen öffnen will für Leute, braucht ein effektives LUFTmanagement – egal, warum diese Leute anwesend sind.

Und ein solches LUFTmanagement ist dann auch fixiert im amtl. Hyg/SchK für die entsprechenden Innenräume und ihre Eigentümer. Nehme ich LASCHET und RAETHER zusammen, dann muss dieses Luftmanagement einfach, zuverlässig und kostengünstig sein – also automatisiert = selbstgesteuert. Klimaanlagen bräuchten ein passendes Filter, für alle anderen nichtprivaten, stationären und mobilen Innenräume haben zwei Max-Planck-Institute eine einfache Automatische LuftAUSTAUSCHtechnik entwickelt und vergleichend ausgetestet. Bitte nehmen Sie Einblick in https://www.mpic.de/5043150/ventilator-fensterlueften-gegen-covid-19?c=3477744 . In NRW wird dieses System öffentlich gefördert.

Der Einsatz kann gebunden werden an die Zahl der C-19-Erkrankten unter den Daueranwesenden = auf stand-by bei Null Neufällen, danach Dauerbetrieb – und bei zunehmenden Fällen zusätzlich Mindestabstand oder MNS, und zuletzt zusätzlich Mindestabstand und MNS. Die Messzahlen sind mit dem Gesundheitsamt vereinbart und im HygSchK fixiert. Symptomfrei Infizierte beliben mit MNS am Arbeitsplatz. Und wie kann der Vollzug angesichert werden? (a) Alle staatl. FInanzhilfen werden gebunden an ein Hyg/SchK; (b) Verzicht auf Betriebsschließungen seitens der Behörden; (c) Ergänzung der Arbeits-/Dienst- und Nutzungsverträge um die Mitwirkungspflicht – insbesondere C-19-Angabe in der Krankmeldung.

Werte Herr di Lorenzo, werte Damen, werter Herr, vielleicht fällt Ihnen auf, dass die die Privatwohnung von Kontrolle frei bleibt, deren Bewohner jedoch außer Haus umso dichter unter Aufsicht stehen – sobald sie Innenräume betreten. Und das tun sie freiwillig, auf Basis von Privatrecht. Damit hat sich das drastische Kontrolldefizit der Öffentlichen Administration erledigt – ohne einen bizarren Urwald von Zugangserlaubnissen samt Ausnahmen. Vor allem aber ohne den gesamten Rattenschwanz, der sich aus selektv-pauschalen LockDs ergibt, nicht zuletzt für Familien mt Kindern und Großeltern.

Sie werden als Mitglieder der organisierten Gesellschaft zu aktiv Mitwirkenden, statt zu duldsamen Opfern mit Stillhalteentschädigung. Die gesamte Grundrechtediskussion erübrigt sich. Damit komme ich abschließend zurück auf meine og. Erwartung, dass ZEITonline auch die Sicht der einfachen Bürger:innen abrufen möge. Dass dies nicht im schlichten Jammern verbleibt, rege ich an, die Vorbereitung auf eine künftige Pandemie zugrunde zu legen – und diesen Strategieansatz beim LUFTmanagement für Innenräume zur Diskussion zu stellen. – Dieter HEINRICH

 

Mein Herz sprang wie eine Gazelle vor lauter Freude über dieses Interview, insbesondere deshalb, weil sich darin jemand outet und (zumindest am Anfang) nur Deutsch spricht. Im dritten Jahr der Pandemie, in einer Zeit und in einem Land und in einer Wochenzeitung, in der jeder mit Anglizismen versucht, seine eigene Bedeutung zu steigern, da ist es mir eine Freude zu lesen, dass Herr Wieler von «physikalischer Distanzierung» spricht.

Das ist exakt der richtige Begriff. Das bisher verwendete bedeutungsgeschwängerte «social distancing» ist nicht nur linguistisch falsch, sondern auch qualitativ. Es informiert nicht richtig, und es verschandelt unnötigerweise unsere schöne Sprache, genauso wie die Begriffe «home schooling», «tracking und tracing» oder «long Covid». Leider gings im Anschluss mit «Containment» schon wieder in die falsche Richtung. Wer ein bisschen Englisch gelernt hat, ist aber auf jeden Fall «save». – Andi Pfaff

 

Unsere Corona-Fehler Bekenntnisse von Wissenschaftlern und Medizinern, Politikern und Journalisten Wer schreibt in der ZEIT seine Bekenntnisse? Es sind die Berufenen, deren Entscheidungen unser Leben in der Pandemie dirigiert haben. Wenn wir Leser und Leserinnen genau hinschauen, bekommen wir ein Bild der Blase, in der die Entscheidungen diskutiert und gefällt wurden. Es ist eine kuriose Auswahl, die unser Pandemie-Erleben dirigiert hat. Sieht man ab von den Politikern, die von Amtswegen entscheiden, und den Journalisten, die für Öffentlichkeit sorgen müssten, findet sich unter den Beratern kein Ökonom, Soziologe, Pädagoge, Psychologe, Altenpfleger …

Wir bekommen einen ersten Eindruck von den Fehlern, wenn wir genau hinschauen, welche Auswahl von Berufenen hier in der ZEIT bekennt Entscheider: 6 Politiker Berater: 6 Mediziner (2 Virologen, 1 Onkologe, 1 Mikrobiologe, 1 Radiologe, 1 Medizinethikerin) 2 Theoretiker (Physiker und Physikerin) Propagandisten: 4 Journalisten 1 Künstler Der Künstler gehört nicht zur Blase, er hat nur versucht, sie anzustechen, und ist dafür in einen Shitstorm geraten.

Die Politiker hatten keine Ahnung von Pandemien und waren auf wissenschaftlichen Sachverstand angewiesen. Sie haben sich schnell entschlossen, die Virologie als einzige Wissenschaft zu befragen, was der größte Fehler war. Dazu später mehr. Aber in der Virologie gab es tatsächlich ja schon Erfahrungen, nur gelang es Christian Drosten, sich mit medialer Unterstützung zum einzigen Sprachrohr des Faches zu machen und die beiden jetzt nachträglich befragten Virologen aus dem Feld zu drängen. Drosten wurde nicht zu seinen Fehlern befragt, obwohl (oder weil?) er seine Strategie radikal verändert und dem Robert-Koch-Institut RKI angepasst hat. Anfänglich hatte er für Durchseuchung gesprochen. Während die erste Welle 2019/20 harmlos verlief, war die zweite Welle 2020/21 heftig.

Jedenfalls wurden alle anderen Virologen, die sich kritisch zur verfolgten Strategie äußerten, des Feldes verwiesen und zu den Corona-Leugnern geschickt. War es die Angst vor der unbekannten Gefahr? Oder war es die Angstmache der Medien mit schrecklichen Bildern? Jedenfalls ging ein Riss durch die deutsche Gesellschaft, der Diskussion unmöglich machte. Wer die politischen Maßnahmen hinterfragte, war ein Corona-Leugner. Das hat nicht nur mit Corona zu tun, denn in Frankreich gab es diesen Riss nicht. Es kommt aus einem tief verankerten Schwarz-Weiß-Denken in Deutschland.

Die Haupt-Rolle erhielt ein Mikrobiologe vom RKI, der fleißig die Ansteckungszahlen verkündete, aber nicht wusste, dass er am falschen Platz war, denn eine Pandemie ist ein vielschichtiges medizinisches, soziales, psychisches, ökonomisches … Problem, das ein Einzelner nicht lösen kann, und mit Sicherheit kein Mikrobiologe. Er gibt auch zu, dass er nicht unabhängig von seinen politischen Vorgesetzten war. Die entscheidende Weichenstellung wurde von ganz wenigen Menschen gestellt, zu denen auch die Theoretiker gehörten. Ausgehend von Chinas Strategie, alle Anstrengungen darauf zu verwenden, die Ansteckung durch das Virus zu verhindern, kamen die theoretischen Modellierer zum Zug.

Mit medialer Unterstützung durch die ZEIT kam Viola Priesemann in den inneren Entscheidungskreis, weil sie behauptete, ihre Modelle könnten das Chaos der Ansteckungen eindämmen. Das ist jämmerlich gescheitert, auch bei ihrem Vorbild China. Das ist nicht der Fehler dieser jungen Forscherin, sondern einer Weltauffassung, die immer weiter trotz besseren Wissens behauptet, die Natur sei beherrschbar. Die Chaostheorie, zu der sie forscht, hat zwar bewiesen, dass Wetter und andere natürliche Systeme nicht berechenbar sind. Aber die Physik forscht weiter daran, wie die Natur bezwungen werden kann, und begreift nicht, dass eine Pandemie gerade die Antwort auf diese Physik ist. China hat seinen Urwald gerodet, einen gewaltigen Staudamm am Fluss oberhalb von Wuhan gebaut und eine 10-Millionen-Stadt dort hingestellt.

Ein gefundenes Fressen für Viren. Die Auffassung, das Infektionsgeschehen sei kontrollierbar, hat alle Energien und Aktivitäten dahin gelenkt. Sie hat verhindert, dass sich um Risikogruppen gekümmert wurde, und sie hat den jungen Menschen nachhaltig geschadet. Insbesondere hat sie das Konsumverhalten hin zur virtuellen Kommunikation schädigend beeinflusst. Statt in die Natur zu gehen, um die Immunabwehr zu stärken, wurden die Menschen zum Chips-Essen animiert. Die Menschen in den Großstädten haben keine Immunität, ernähren sich schlecht, sind übergewichtig oder chronisch krank und stecken sich schnell an. Die Todesrate ging systematisch zurück, je weiter man von der Großstadt entfernt wohnte. Das Corona-Virus betrifft anders als die Grippe keine jungen Menschen (es sei denn, sie sind übergewichtig, haben Bluthochdruck, Diabetes oder chronische und auto-immunitäre Krankheiten).

Der größte Risikofaktor ist die Fettleibigkeit und betrifft die armen Bevölkerungsschichten in den industrialisierten Staaten, allen voran die USA und ihren Nachbarn Mexiko mit der hohen Zahl von Toten. Statt sich um Risikogruppen zu kümmern, hat man sie in beengten Wohnverhältnissen oder Altersheimen eingesperrt und dem Tode geweiht. Aber die Totenzahlen wollte die Politik gar nicht wissen, weil es ihr um die Ansteckung ging, vor der die Angst geschürt werden musste. Dafür war Personal zu gewinnen, nicht nur bei der Polizei. Jeder Kellner konnte Feldwebel werden. Da waren die Medien ein hervorragender Verstärker. Erst wurden Bilder aus Wuhan gezeigt, dann kamen die Bilder aus Bergamo, wo neben Mailand in der ehemaligen Sumpflandschaft der Po-Ebene früher ebenfalls ein Seuchenherd erzeugt wurde.

Die Elendsviertel der Megalopolen sind die Brutstätten der Viren, um sich zu verbreiten. Das Virus zeigt gnadenlos auf, wo Elend herrscht (Altersheime, Krankenhäuser), wo schlechte Lebensbedingen sind (Slums, Bidonvilles, Behelfsunterkünfte), schlechte Luft herrscht und falsch gelebt wird … Selbst die Reste von Natur in den Städten wurden gesperrt, obwohl es sich um eine Atemwegserkrankung handelt. Jetzt gibt es noch immer Jogger und Radfahrer, die sich maskieren. Angstmache und Einsperren verstärken die Probleme und sorgen für mehr Todesfälle. Das Aller-Schrecklichste ist das „Weiter so“, vor dem schon der ZEIT-Kollege Bernd Ulrich warnte.

Es wurde aber von Anfang an alles dafür getan, hinterher weiterzumachen wie vorher, weil nur das Ansteckungsproblem bekämpft wurde, statt nach den Ursachen zu suchen und die „moderne“ Lebensweise in Frage zu stellen. Warum? Warum wurde alles getan, um die Maschine weiter laufen zu lassen (Spargelplantagen, Schlachthöfe, Alten-Aufbewahranstalten…)? Genau: das Bruttosozialprodukt. Für die kleinen Betriebe und Selbständigen gab es sogar Corona-Soforthilfe, die jetzt von denen, die nicht pleitegingen, zurückverlangt wird. Warum hat die Politik beschlossen, nicht zu unterscheiden zwischen Todesfällen an Corona oder mit Corona?

Das ist doch eine der wichtigen Fragen nach den Ursachen der Pandemie! Und man könnte vergleichen, ob die Tabakindustrie vielleicht noch gefährlicher als Corona ist. Die offizielle Statistik https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/_inhalt.html sagt: Unter den krebsbedingten Todesfällen stellt der Lungen- und Bronchialkrebs die häufigste Todesursache dar – rund 44.800 Menschen starben 2019 daran. Sonstige chronische obstruktive Lungenkrankheit 31.372  Pneumonie, Erreger nicht näher bezeichnet 18.071

Also fast 100.000 Tote durch Lungenkrankheit vor Corona! Es wurde verschwiegen, dass gleichzeitig mit Corona eine Weltwirtschaftskriese verlief, die insbesondere für die deutsche Automobilindustrie bedrohlich war. Sie war das Hauptproblem und musste durch technologische Erneuerung gelöst werden. Das Homeoffice im Lockdown war ein Schritt in diese Richtung. Der Digitalisierungsschub hat zwar einen neuen Aufschwung vorbereitet, aber auch Arbeitsplätze beseitigt, vor allem den Energiebedarf erhöht. Der Wachstumsfetischismus verlangt: weiter so! Same procedure as every year. – Gerd Stange   

 

Prima, dass Sie nicht meckern, es werde zu viel gemeckert, sondern mit positivem Spirit ihre Leser und die Amtsseite informieren, was wir für den Fall kommender Pandemien vorbeugend besser machen können. Aus direktem Mailverkehr mit einem der Experten/Doktoren des RKI zu Beginn der Pandemie sowie aus Beobachtungen in anderen Ländern schließe ich als Mitglied der Europa Union u.a. auf folgende drei Aspekte von Optimierungspotential: 1. Die Beachtung bestehender Bestimmungen zur Bevorratung von Masken können besser kontrolliert werden. 2. Falls dennoch wieder mal versehentlich nicht genügend Masken bevorratet sind, sollten die mehrlagigen Stoffmasken, die – besser als nichts – qua Eigeninitiativen sofort privat gesponsert/genäht wurden, weder von der Amtsseite noch von einem Repräsentanten der Ärzteschaft als „lächerlich“, „nutzlos“ oder gar „schädlich“ abqualifiziert werden.

3. Wenn/sobald es ausreichend FFP 2-Masken(gemäß Aktion der Bundesregierung ohne Ventil) hat, sollte dieser Maskentyp vom Sprecher der Bundesregierung et al nicht irrtümlich als „medizinische Maske“ bezeichnet werden im Kreis der Amtsseite sowie der Ärzteschaft nicht irrtümlich publiziert werden, diese Maske diene nicht dem eigenen Schutz, sondern lediglich dem Schutz anderer die starke Motivation, sich auch selbst (!) zu schützen, schneller/mehr mit staatlicher Subvention qua Gratismasken/verbilligten Masken gefördert werden. nicht nur der Bundesgesundheitsminister bei Auftritten im Fernsehen als „Vorbild“ die FFP 2-Maske tragen (auch hohe Repräsentanten des RKI et al sollten sich stets derart vorbildlich zeigen). – Frank Müller-Thoma

 


 

 

Leserbriefe zu „@SophiePassmann. Dieser Account existiert nicht“ von Sophie Passmann

 

Ein Artikel für Menschen „die im weitesten Sinne irgendwas mit Medien machen“ und dabei so tun, als ob das relevant sei. So weit so richtig. Aber wen interessiert’s? Warum also muss ich lesen, was lediglich sogenannte Eliten für relevant halten? In der ZEIT will ich etwas über wirklich relevante Themen lesen. Deaktiviert euren Account, liebe ZEIT-Journalisten! – Karl Giebeler

 

Oweia, Sophie Passmann verlässt Twitter – und 220 000 Follower traurig zurück! Diesem Ereignis widmet das Feuilleton eine ganze Seite; es hätten zwei Zeilen genügt. Aber so müssen wir larmoyant und redundant erfahren, dass Twitter böse ist, Sophie aber fortan gut sein will. – Kerstin Möller

 

Eigentlich bin ich überzeugt davon, dass die Nutzung „sozialer“ Medien einem modernen Massenwahn gleichkommt – man pustet etwas von sich in die Welt hinaus, hat keine Ahnung, wo es landet und bei wem, aber man bekommt – möglicherweise – Antworten darauf, die man unmöglich wahrnehmen kann, weil ein Tsunami von Antwortenden das Gleiche tut wie ich. Mit „sozial“ hat das nichts zu tun.

Aber dass es bei Twitter nur um Hass geht, wie die Seite von Sophie Passmann anschaulich schildert, kann ich nicht nachvollziehen. Bei Twitter ist jeder selbst verantwortlich für das Umfeld, in dem er sich bewegt, und das ist sehr simpel: Wer Haß braucht, erzeugt ihn und erwidert ihn. Wem das nicht zusagt, kann Hasser entfollowen oder gar blockieren, schon sind sie weg. Aber offenbar wird zu vielen Nutzern, wie man bei Sophie Passmann sieht, das Leben zu langweilig ohne Hass.

Ich bin kein Fan sozialer Massenmedien. Ich bin bei Twitter in einem ausgesprochen netten Umfeld mit nordamerikanischen Indianern. Hass kenne ich nicht von ihnen – und nicht von mir. Und langweilig ist es dort auch nicht. Ich lerne: Inuktitut, Lakota, Ojibwe. Ich lerne ihre Geschichte, ihr Denken, ihren Kampf ums Überleben in einem Land, dessen mentale Zerrissenheit wir uns als Mitteleuropäer kaum vorstellen können. Hass ist dort das Metier weißer MAGA-Leute in der Nachfolge von Donald Trump. Niemand in „meiner“ Bubble käme auf die Idee, Trump und seinen Adepten zu followen. Wir sind ja keine Masochisten. Make America Native again … – Dr. Christel Heybrock

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist da noch was drin? “ Gespräch mit Thomas Grube und Pia Schulze geführt Mona Berner und Marcus Rohwetter

 

In letzter Zeit habt ihr es drauf erstaunlich offensichtliche Antworten abzufragen, die man in maximal 3 kurzen Sätzen geben kann. Jüngstes Beispiel: „Soll man Lebensmittel aus dem Supermarkt-Müll fischen dürfen?“ Ja, natürlich! Wer das nicht will, sollte Supermärkten verbieten genießbare Lebensmittel überhaupt da reintun zu dürfen. Dafür braucht es keinen ganzen Artikel. Bei so einer geschlossenen Frage verbietet es sich eigentlich mehr als ein Wort zu antworten, aber wir wollen ja mal nicht päpstlicher sein, als der Papst. Für Händler sollte es unter Strafe verboten sein essbare Lebensmittel im Müll zu entsorgen, und zwar bei einer Haftstrafe bei Wasser und Brot.

Vielleicht haben sie dann mehr Interesse daran hungernden Menschen mit ihren Mitteln effektiv zu helfen. P.S. Das Streitgespräch habe ich natürlich nicht mehr gelesen. In dieser Frage gibt es keine andere Meinung, die auch nur annähernd mit Menschlichkeit zu tun haben dürfte. – Denis Seidel

 

Gegen die grundlose Vernichtung von Lebensmitteln also Containern? Klingt vernünftig und ethisch vertretbar. Doch jeder Jurist kennt die Ambivalenz von sog. Präzedenzfällen. Da wird eine Art Entscheidungsmuster geliefert, das Appetit machen könnte auf mehr, zB. auf Straffreiheit von Schwarzfahren , kleineren Diebstählen, Handel mit Drogen oder leichteren Körperverletzungen. Wo liegen die Grenzen?

Containern erfüllt jetzt den Straftatbestand des Hausfriedensbruchs (meist) und des ( besonders schweren ) Diebstahls. Das sind keine Kavaliersdelikte. Abgesehen von den Umsetzungsproblemen und der kaufmännischen Seite. Nicht alles, was für legitim ( oder ethisch vertretbar) gehalten wird, sollte in populistischer Attitüde legalisiert werden. Sonst ist der Rechtsstaat am Ende .Also wehret den Anfängen! – Christoph Schönberger

 

Noch haben wir hier in Deutschland ein großes Angebot an Lebensmitteln, Tag für Tag viel mehr, als wir eigentlich konsumieren können, ein klassisches Überangebot! Diesen Zeiten des überbordenen Überflusses könnten bald nur noch schnöde Vergangenheit sein, falls sich diese Ampel weiterhin so laienhaft anstellen sollte; diese gewählten Volksvertreter sollten eigentlich uns vertreten und nicht nach irgendwelchen anderen Pfeifen tanzen!

Stichwort Ukraine und der Krieg dort; dieser Konflikt könnte sich bald über halb bzw. ganz Europa ausdehnen, dann wird es nur noch Knappheit pur geben, dann wird es auch kein Containern mehr geben, denn dann werden keine Lebensmittel mehr in Containern entsorgt; spätestens dann ist Schluss mit lustig und auch dem Containern! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Armut der Kleinsten“ von Kolja Rudzio

 

Seit Jahrzehnten werden die Geldzahlungen an arme Familien mit Kindern erhöht. Allerdings ist den Kindern in Familien, in denen Alkohol, Gewalt oder Drogen usw. an der Tagesordnung sind, damit überhaupt nicht geholfen. Warum wird das Geld nicht in den Ausbau der Infrastruktur (Ausbau der Kindergärten und der Ganztagsbetreuung, kleinere Klassen, bessere Schulen usw.) gesteckt? Die Antwort ist simpel: Die gutsitsuierte Bürerschicht ist eher bereit, die Transferzahlungen an die bildungsfernen Schichten zu erhöhen als das Bildungsprivileg zu teilen. Sie möchte nicht, dass sich ihre Abkömmlinge der Konkurrenz begabter und aufstiegswilliger Kinder aus der Arbeiterschicht/Unterschicht auf dem Arbeitsmarkt stellen müssen. Wie lange kann sich Deutschland die Verschwendung der Talente der Kinder aus armen Familien noch leisten? – Dr. Hermann Nanz

 

Der gut recherchierte Artikel von Dr. Kolja Rudzio enthält eine gravierende Lücke, den wichtigsten Aspekt überhaupt. Er hat eine Gruppe von Kindern in dieser Republik vergessen: Nämlich die Kinder von Eltern, die von Sozialhilfe leben müssen. Genau dieser Kreis von Betroffenen bekommt – bis heute – das Kindergeld gegengerechnet. Es wird sozusagen und virtuell vom „Einkommen“, sprich von den geleisteten Transferleistungen, gleich wieder abgezogen. Einfach gesprochen: Es kommt nicht zur Auszahlung. Noch deutlicher: Ganze Generationen von „Sozialhilfe-Kindern“ müssen (seit Jahrzehnten), ohne Kindergeld aufwachsen.

„Trösten“ Sie sich, das geht allen prämierten, versierten, anerkannten, angesehenen Tages- und Wochenzeitungen, genauso. Keiner recherchiert tiefer, keiner möchte es wissen, viele schauen gerne weg, andere hören nicht hin, gelebte Praxis, et cetera pp. Wer es nicht glauben möchte, kann beim hiesigen Sozialamt seines eigenen Wohnortes gerne einmal nachfragen. Und eine halbe Seite im Ressort Wirtschaft reicht nun einmal nicht aus, wenn ein Autor gründlich und umfassend über Armut in Deutschland schreiben möchte. Die Armut bei vielen Menschen ist noch viel größer, als wir alle glauben; auch wenn wir sie (noch) nicht tagtäglich an jeder Sraßenecke erkennen können.

Daher kann der Appell an Frau Ministerin Paus und an die gesamte Bundesregierung nur lauten: Bitte vergessen Sie nicht, in diesem neuen, so wichtigen Gesetzesentwurf der „Kindergrundsicherung“, für diese Gruppe von Kindern den Baustein „Kindergeld ohne Wenn und Aber“, fix in das Gesetz mit hinein zu schreiben. Das wäre mein Wunsch. – Olav Garz

 

Kinderarmut ist wohl ein Wort, das besonders Mitleid erregen soll. Es gibt weder Kinderreichtum (im monetären Sinne) noch Kinderarmut. Wir sollten uns von diesem Begriff verabschieden, der, zumindest aus Meiner Sicht, nicht korrekt ist. Richtiger ist wohl Familienarmut, dieses Wort schliesst alle Familienmitglieder automatisch mit ein und dürfte Wohl sprachlich richtig sein. – Manfred Mengewein

 


 

 

Leserbriefe zu „Frisch erforscht. Ein Tempolimit schützt das Klima besser als gedacht“ von Dirk Asendorpf

 

Vielen Dank für Ihren Artikel Tempolimit: Ein Tempolimit schützt das Klima besser als gedacht in der Zeit vom 26.1.2023. Es müsste zusätzlich noch heißen: „und die Menschen auch“. Dabei würde Tempo 100 km/h und 80 auf der Landstraße sogar noch mehr bringen und die Reichweite von E-Autos enorm verbessern. In den USA, dem größten Flächenstaat, der ähnlich Auto versessen ist wie Deutschland, gelten solche Einschränkungen schon seit der ersten Ölkrise. Danach traute sich kein Politiker mehr, diese zurückzunehmen, da die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle auch drastisch zurückging. Wie rückständig und egoistisch ist doch das Verteidigen der „freien Fahrt für freie Bürger“.

Sie versäumten leider auf die enormen finanziellen Anreize hinzuweisen, womit der Staat dafür wirbt, dass wir möglichst viel Zeit im Verkehr verbringen. Pendlerpauschale, steuerfreie Flugtickets und Flugware sowie der subventionierte Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, wodurch Fußgänger*innen und Radfahrer*innen in Ihren Möglichkeiten beschnitten werden. Immer mehr Menschen wohnen und arbeiten neben immer größeren Straßen mit immer mehr Verkehr oder gar unter einer Einflugschneise. Abgestoßen von ihrer asphaltierten und betonierten Umgebung fliehen sie immer öfter, immer weiter weg von den Orten, an denen sie arbeiten oder wohnen müssen. Dafür muss wiederum mehr Infrastruktur gebaut werden. Dieser Teufelskreis verstärkt sich selbst und lässt irgendwann alle Natur, saubere Luft, frisches Wasser und ausreichende gesunde Lebensmittel für alle verschwinden.

Eigentlich haben wir noch gar nicht angefangen, an die Verkehrswende zu denken, die wir brauchen. Unser Wille zum Ewigen immer mehr, immer luxuriöser, immer schneller und immer billigerer Verkehr ist ungebremst. Daran, dass dies so ist und bleibt, haben leider unsere Medien großen negativen Einfluss. Bitte sehen sie unter P.S. Wir nehmen keine Notiz von den uns allen unmittelbar wohltuenden Alternativen wie z.B. im folgenden Artikel beschrieben: https://www.zeit.de/2023/02/stadtgruen-pflanzen-klimawandel-cassian-schmidt Bitte sehen Sie die Beilage über Pendler und die Gefahr der Luftfahrt schon bald in einer ähnlichen Sackgasse zu landen wie der Diesel. Ich bin selbst Flugkapitän und genieße einen wunderbaren Beruf, aber die Steuervorteile fürs Fliegen finde ich höchst unzeitgemäß!

P.S. Das CO2 ist schon in der Luft, der Rest ist Physik, die wir immer noch zu schlecht verstehen. Aber die Klimawissenschaftler wissen, dass wir selbst 2 Grad nicht schaffen. Vor allem weil unsere Regierung fossilen Strukturen massiv ausbaut, Deutschen Autobauer, ähnlich wie beim Diesel, auf die technologische Sackgasse immer größerer SUV ́s setzt und weil wir immer mehr Natur zerstören damit 0,5 MIlliarde reiche Menschen immer schneller, immer weiter und immer luxuriöser mit Auto, Zug, Schiff oder Flugzeug Reisen können.

So wie Milliarden Menschen noch heute, wuchsen unsere Großeltern ohne Heizung und Badezimmer auf. Reisen waren beinahe unmöglich. Seitdem sind unsere Ansprüche ins Absurde gestiegen und wir verlangen von der Politik, dass es immer noch mehr, unser Konsum immer grenzenloser wird. Dabei fordern auch bei uns die Klimakatastrophen immer mehr Opfer. Vor allem wir industrialisierte Länder, unsere Großeltern, Eltern und wir selbst verursachen diese, töten mit unserem kurzsichtigen egoistischen Verhalten. Tödliche Hitze, Dürren und Fluten nehmen zu. Wir können den Tsunami an Klimakatastrophen, den die Wissenschaft vorhersagt, nur noch mit drastischsten Maßnahmen aufhalten.

Jetzt haben wir die Wahl: Entweder reagieren wir nach jeder Katastrophe mit immer härteren Notmaßnahmen oder wir geben uns schon jetzt freiwillig die größte Mühe zu sparen, zu verzichten, schlauer, besser und gesünder für uns selbst, die Erde und unsere Kinder zu Leben. Über deren Dank und Anerkennung dürfen wir uns schon jetzt freuen. Denn ihnen blühen andernfalls noch viel drastischere Freiheitseinschränkungen. An Energie, Fleisch, Reisen und Luxus zu sparen ist jetzt wichtig. Für die Menschen der Zukunft möglichst viel motivierendes Mitleid zu empfinden und dementsprechend verantwortungsvoll zu handeln, noch viel mehr!

Warum lobt die Zeit dennoch in Reklamen und Artikel, bzw. bieten Sie genau die Produkte und Reisen an (Zeit- Geschenke und Leserreise), die am schlimmsten für unsere Zukunft sind? Warum setzen Sie sich als Verlag und Medienschaffende nicht konsequenter für eine gute Zukunft unserer Kinder ein? Warum drucken Sie nicht mit Ökostrom auf Umweltschutzpapier? Warum fordern Sie Ihre Konkurrenten und Leser nicht zu einem „Sustainability Challenge“ heraus, wie ihn die Luftfahrt bereits tut?https://www.youtube.com/watch?v=_tAyLoJBp_o Es wäre eine Reklame für Sie und ein starkes gesellschaftliches Signal, dass Sie die Mahnungen der Wissenschaftler nicht nur abdrucken, sondern auch verstehen und ernst nehmen.

Die Menschen warten auf eine solche durch Ihre Autorität bekräftigte Bestätigung des unheimlichen Gefühls, dass eine*n jede*n von uns angesichts dieses milden Winters beschleicht! Ich bin selbst Flugkapitän und profitiere massiv von der Steuerfreiheit des Fliegens, aber ich finde diese mehr als unzeitgemäß. – Klaus Siersch

 

Es braucht keine Gründe mehr für ein Tempolimit, es ist die Frage, wie lange konnte sich eine monsterstarke Lobby gegen eine absolut simple, kostengünstige und sinnstiftende Vorgabe wehren. Es sinken durch ein Tempolimit nachweislich die Unfallzahlen mit Todesopfern, es sinkt der Stressfaktor auf Autobahnen (vgl. sämtliche Urlaubsfahrten auf ausländischen Autobahnen!), es sinkt enorm – und das sollte das völlig ausreichende Argument sein – der Energieverbrauch eines jeden Fahrzeugs!!! Aber wir haben uns in Politik und Wirtschaft voll auf die Größe CO² eingeschossen, die komischerweise in ganz Deutschland für die ganze Fahrzeugflotte eines Autobauers mit durchschnittlich 120 Mikrogramm-CO²-Ausstoß Vorschrift wurde, aber dann innerhalb weniger Monate total verwässert wurde und heute keine Rolle mehr spielt!

Für mich ganz fundamental: Der Autobau könnte sich langfristig durch das europaweite Tempolimit dramatisch in eine sinnvolle Richtung verändern: Wir bauen leider in Deutschland keine umweltschonenden Autos, sondern Geschosse (auch E-Autos!) mit 500 kW und 300 km/h Höchstgeschwindigkeit. Modelle, die Energie sparen und geringe Abgasmengen produzieren? Fehlanzeige! Die großen Unternehmen haben sich eher ganz vom Markt der Alltagsautomobile verabschiedet und konzentrieren sich auf die Luxussegmente, da ist mehr verdient. (Der Name „Volkswagen“ hat endgültig ausgedient!).

Eine ganze Industrie geht freiwillig gemeinsam in eine Sackgasse: Macht ja nichts, jetzt wird Reibach gemacht und im Notfall bekommen wir schon wieder Umweltprämien vom Staat…!! Es muss auch für die Autoindustrie klare Regeln und Verbote für sinnvolle Produkte für den allgemeinen Straßenverkehr geben! Wir müssten auch dringend aufhören die E-Mobilität als umweltschonend zu verkaufen, denn es gibt bisher kein umweltschonendes Straßenfahrzeug – außer das klassische Fahrrad! – Markus Lacher

 

Ich habe Ihren Artikel „Ein Tempolimit schützt das Klima besser als gedacht“ gelesen und habe eine Bitte an Sie. Was hab ich in den letzten Jahrzehnten nicht alles schon für Artikel gelesen in denen ein totales Tempolimit gefordert wurde; verrückte, unlogische Geschichten. Auch „Die Zeit“ war auch immer mal wieder mit dabei. Was mich allerdings wundert und inzwischen sehr ärgert ist, wie mit dem Begriff des Klimaschutzes umgegangen wird.

Klimaschutz ist nach meiner Meinung eines der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste Thema mit dem wir uns alle beschäftigen müssen. Und zwar in nahezu allen Bereichen unseres Lebens. Und daher sollten wir nicht so fahrlässig mit diesem Thema umgehen. Als Ursache für den Klimawandel wird unter anderem immer wieder der CO2 Ausstoß verantwortlich gemacht. Kann ich nachvollziehen, Treibhauseffekt und so, Sie wissen schon.

Aber nie, wirklich nie lautete das Problem km/h. Wie kann das sein? Leider geben auch die von Ihnen zitierten Auszüge aus der Studie des UBA keine Erklärungen. So bleibt die Diskussion um eine totales Tempolimit eine Ersatzhandlung, die wir uns aufgrund der Dringlichkeit nicht leisten können. Und bin, auch das sei hier gesagt, den Politikern dankbar, die sich auf solches nicht einlassen. Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig meine Sicht auf dieses Thema darstellen und frage Sie als Schreiber Ihres Artikels: Warum? Ich verstehe es wirklich nicht. – Thomas von der Wall

 


 

 

Leserbriefe zu „ZEIT für Geld“ von Mona Linke

 

Ich möchte zwar nicht noch mehr Salz in ihre sicherlich vorhandene Wunde streuen, aber was Sie in Ihrer Kolumne am 26.1.23 geschrieben haben ist großteils so grotesk falsch, das ich es doch muss. Die Systematik von Nachlassinsolvenzverfahren scheinen sie nicht zu verstehen und das der Staat nach Beendigung eines Nachlassinsolvenzverfahrens die Restschulden begleicht ist so ein Unfug, das mir die Worte fehlen. Ich hoffe ihre nächsten Kolumnen sind besser recherchiert. – Volker Marx

 

Sie sollten derartige Artikel von Personen schreiben lassen, die über die notwendigen Grundkenntnisse der Materie verfügen! Ihre Autorin Mona Linke ist jedenfalls von insolvenzrechtlichen Grundkenntnissen nicht getrübt : die Aussage, dass bei einer Nachlassinsolvenz der Staat, also der Steuerzahler die restlichen Schulden, die der Insolvenzverwalter nicht befriedigen kann, begleichen muss, ist – wohlwollend ausgedrückt – grober Unfug. Die Nachlassgläubiger, die aus der Nachlassmasse nicht befriedigt werden können, fallen mit ihrer Forderung genauso aus wie alle Gläubiger bei einem normalen Insolvenzverfahren. Es wäre wohl auch niemandem außer Ihrer Autorin zu vermitteln, dass der Steuerzahler für alle nicht gedeckten Verbindlichkeiten Verstorbener aufkommen muss. – Gernot Lorenz

 


 

 

Leserbriefe zu „Bitte versumpfen“ von Christiane Grefe und Dirk Asendorpf

 

Als ich vor einiger Zeit las, die Hochmoore in Schottland sollten gewässert werden, damit sie wieder CO2 speichern könnten, fand ich die Idee gut. Wenn ich jetzt lese, dass auch bei uns Gebiete, die einst Moore waren, wieder versumpft werden sollen, um darin CO2 zu speichern, kann ich mir vorstellen, dass diese Idee nicht allen Menschen gefällt, zumindest nicht denen, die aus den entwässerten landwirtschaftlich genutzten Flächen ihren Lebensunterhalt beziehen oder auf diesen Flächen wohnen. Akzeptanz wird die Idee, solche genutzten Flächen wieder in ihren Urzustand zu versetzen, erst gewinnen, wenn klar wird, dass es nicht anders geht: dass wir der beginnenden Klimakatastrophe nur entgehen, wenn wir jede hilfreiche Maßnahme, die es gibt, nutzen, jede, um den Ausstoß von CO2 zu stoppen.

Der Kampf gegen den Klimawandel ist eine globale Aufgabe, doch sie beginnt im Bereich unserer Verantwortung, und da kann sie nicht einzelnen Bevölkerungsgruppen überlassen werden, die zufällig in dem Gebiet, wo Wälder, Äcker und Wiesen wieder Moore werden sollen, wohnen, und zufällig diejenigen sind, die von der ehemaligen Trockenlegung dieser Flächen profitieren. Die Renaturierung solcher Gebiete unseres Landes ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, und sie kann nur gelingen, wenn die Last auf viele Schultern verteilt wird. Modelle für eine solche gesamtgesellschaftliche Verteilung gibt es: In meiner Kindheit waren es die „Nothilfe für Berlin“ und der „Lastenausgleich“, und jetzt war es der „Solidaritätszuschlag“. Unsere Politiker* innen (aller Parteien) sollten aufhören, die Schlafpille herumzureichen:

„Natürlich werden wir den Kampf gegen die Klimakatastrophe angehen, der ist schließlich wichtig, aber Opfer, Opfer, werden nicht nötig werden: wir werden unseren Wohlstand behalten !“ Das ist ein schöner Traum, nur leider eine Schlafpille ! Unsere Politiker* innen sollten verstehen, dass sie die Verantwortung haben, uns, ihr Wahlvolk, aufzuwecken: uns die Wahrheit zuzumuten, dass wir nur überleben werden, wenn wir alle Kraft, eben auch unser Geld, in den Kampf gegen die Klimakatastrophe einsetzen. Und unsere parlamentarischen Institutionen müssen diese Einsicht dann festschreiben. Anders geht es leider nicht. – Ursel Heinz

 

Bitte etwas genauer recherchieren. Im ersten Absatz des Artikels liest man : Eisvögel nisten im Totholz. Im Totholz können zwar einige Vogelarten nisten, aber keine Eisvögel, die mit dem Schnabel und den Krallen eine bis zu 1 Meter lange Röhre in steile Lehm – oder feste Sandwände graben und am Ende dieser Röhre in einem kleinen Kessel die Eier ablegen. – Hans-Michael Lange

 


 

 

Leserbriefe zu „Männer glücklich machen“ von Andrea Petcović

 

Andrea Petkovic möchte sich ein wenig über die Nerdigkeiten von vorwiegend Männern mittleren Alters lustig machen und kokettiert mit Ihrer Ahnungslosigkeit. Gerne würde ich Navid Kermanis Leserbrief hierzu lesen. Sein Buch der von Neil Young Getöteten wäre zur Vorbereitung sicher hilfreich gewesen. Ich überlasse aber meine Antwort anderen „Nerds“: Tocotronic Ich wünschte ich würde mich für Tennis interessieren. Das Spiel ist sicherlich nicht schwierig zu kapieren. Ich wäre ganz bestimmt ein anderer als ich’s jetzt bin.

Es wäre unbedingt ein Leben mit mehr Sinn. Es ist schon seltsam daß ich jetzt so etwas von mir lasse. Gerade weil ich doch schon immer alle Ballsportarten hasse. Doch ich muß meine alte Meinung revidieren. Ich wünschte ich würde mich für Tennis interessieren Es ist besser vor dem Stumpfsinn zu kapitulieren. Ich wünschte ich würde mich für Tennis interessieren Und ich bin gespannt auf die nächste launige Kolumne, vielleicht berichtet Boris Becker von seinem Besuch einer Konferenz englischer Steuerrechtler. – Georg Kuhn

 

Zweifelsohne war die geilste Zeit für die Musik und für mich, die Zeit kurz vor und kurz nach 1970, da erkannte man schon nach den ersten Takten eines Musikstücks, wer da gerade rockte, der da gerade am rocken war! Heutzutage gibt der Einheitsbrei den Ton in der Musik an. Alles wird in einen großen Tontopf geworfen und was man dann da heraus angelt, das sind dann die berühmten Töne aus dem Topf der Töne. Zurück zu Neil Young, David Crosby und zu Stephen Stills, zu diesen Musikern, die aus der Zeit vor 1970 kommen, da kann und werde iund kann ch nichts negatives schreiben, da bin ich einfach zu befangen! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik „Die Baustelle“ von Hauke Friederichs (Recherche) und Matthias Schütte (Infografik)

 

Im Oktober 1960 (die Spiegel-Affäre) titelte DER SPIEGEL „Bedingt abwehrbereit“. Betrachtet man den heutigen Zustand der Bundeswehr, so wäre „Bedingt abwehrbereit“ schon fast ein TOP-Zustand. Womit haben sich, z.B. in den 16 Merkel-Jahren, die Damen und Herren aus dem Ressort Verteidigung, so den ganzen Tag beschäftigt? „Schiffe versenken“ wäre dem Ressort angemessen und würde auch passen. Die Schamröte müsste dunkelrot sein. – Richard Grabinski

 

Ob unser neuer Verteidigungsminister Boris Pistorius wohl schon seinen ersten Schuss aufs kleine Schwarze abgefeuert hat? Den Weg zum Truppenübungsplatz Altengrabow (Sachen-Anhalt) scheint er anscheinend auf Anhieb und ziemlich mühelos gefunden zu haben, ganz ohne großes Tamtam und Tralala. Das wäre doch schon mal einen ganz dicken Pluspunkt wert, das ist ein Pfund, mit dem er ordentlich wuchern kann.

Jetzt müssen ihm seine Untergebenen nur noch zeigen, wo sie die Zielscheibe versteckt haben, und was man damit so alles anfangen kann. Irgendwie bin ich bei diesem Boris im Augenblick, noch ganz guter Dinge, wenn da bloß nicht diese Sache mit dem Leoparden wäre, der jetzt unbedingt in der Ukraine ausgewildert werden soll! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Anna Mayr entdeckt: Mut zur Größe“ von Anna Mayr

 

«Es sitzen mehr Abgeordnete im Bundestag denn je. Das muss sich dringend ändern, da sind sich alle einig.» Fast alle, denn Kolumnistin Anna Mayr ist anderer Meinung. Damit schneidet sie ein wichtiges Thema an. Es geht um die Aufgabenteilung zwischen den Institutionen des Staates und den Abgeordneten. Zu dieser Aufgabenteilung zunächst mal folgende Anekdote: Ein Bauer wurde mal gefragt, warum er immer noch Monarchist sei.

Er meinte, er habe die Erfahrung gemacht, dass eine fette Sau weniger frässe als 12 magere. Dieser Bauer (als Steuerzahler auch aus Kostengründen) befürwortet offensichtlich den schlanken Staats, der mit wenig Regierungs-Personal auskommt. Personal wird vor allem benötigt, um die Institutionen am Laufen zu halten, die nötig sind, um die Bedürfnisse des Bürgers zu erfüllen. Das wären etwa Sozialämter, Schuldenberatung, Arbeitsämter, Fürsorge für Alte und Kinder, Kliniken etc.

Mayr beginnt ihre Kolumne mit den an sie herangetragenen Problemen einer Frau die «durch jedes Netze gefallen ist.» Sie empfiehlt in einem solchen Fall den Kontakt zu «Bundes- oder Landtagsabgeordneten ihres Wahlkreises. Also an Leute, die dafür verantwortlich sind, Gesetze zu erlassen und zu verbessern.» Doch wenn die staatlichen Institutionen gut funktionieren, dann sind individuelle Kontakte zu Abgeordneten nicht nötig. Für den Fall, dass sie ihre Aufgaben nicht erfüllen, müsste eine Ombudsstelle vorhanden sein. Für den Fall, dass eine Institution aus prinzipiellen Gründen nicht gut funktioniert, müssten – etwa auch auf Gesetzes-Ebene – Änderungen vorgenommen werden, die dann aber in allen Wahlkreisen wirksam werden müssen. Da dies grossen Aufwand benötigt, dürfte die genannte Frau in einem solchen Fall erst nach längerer Zeit profitieren.

Problematisch wäre es, wenn ein Abgeordneter die Rolle des Ombudsmannes übernehmen würde, dazu fehlt meist die Kompetenz. Ebenso problematisch wäre es, wenn er individuelle Problemfälle lösen könnte, dafür fehlen ihm die Mittel. Im besten Falle könnte er auf staatliche Beratungs-Stellen verweisen. Es sollte nicht so sein, dass die guten Beziehungen zum Abgeordneten darüber entscheiden, ob es einem gut geht.

Und es sollten nicht nur die guten Beziehungen des Abgeordneten zur Regierung entscheiden, ob es seinem Wahlkreis gut geht. Die beanspruchten Leistungen sollten allen in gleichem Masse offen stehen. Dadurch, dass es mehr Abgeordnete gibt, die sich um individuelle Belange kümmern, stehen ja nicht mehr Mittel zur Verfügung. Im Gegenteil, die Verwaltung wird grösser, die Zahl der individuellen Anträge nimmt zu und andere wichtige Aufgaben des Staates treten in den Hintergrund

Einige Entwicklungsländer liefern diesbezüglich schlechte Beispiele. Die Politik darf sich nicht beschränken auf den Kampf um die Macht, um seiner Gruppe möglichst viel Mittel zu sichern. Im Vordergrund muss die Entwicklung und Unterstützung von Institutionen stehen, die allen nützen und die dem Land und darüber hinaus der Menschheit eine gute Zukunft ermöglichen. Und da gibt es bekanntlich die Zielkonflikte in Bezug auf die lokalen und globalen Probleme. Und um die lang- und kurzfristig wirksamen Problemlösungen.

Im 700-Seiten-Wälzer «Kollaps: Warum Gesellschaften überleben oder untergehen» von Jared Diamond wird am Ende die Frage gestellt, was der Einzelne tun könne in Bezug aufs Thema des Buches. Und es wird Kontaktnahme zum lokalen Abgeordneten empfohlen. Diesbezüglich wäre es gut, wenn die Menge der Abgeordneten ein breites Spektrum von Know How verkörperten: Techniker, andere Wissenschaftler, Schweinezüchter, Lehrer, Mediziner, Journalisten, etc. Viele Wege führen nach Rom, aber man muss ankommen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Seit Jahrzehnten streiten sich die Parteien über das Thema Größe des Bundestages und Direktmandate, ohne Einigung, obwohl mehrfach das Bundesverfassungsgericht eine Reform angemahnt hat, die die festgelegte Zahl der Abgeordneten garantiert. Ein wenig Nachdenken legt klar, dass die drei Festlegungen, die es gibt, sich nicht in jeder Konstellation der Wahlergebnisse gleichzeitig erfüllen lassen. Diese Festlegungen sind:

Die Zahl der Abgeordneten beträgt 598, und das sind doppelt so viele wie Wahlkreise. Die auf die Parteien entfallende Zahl der Abgeordneten ergibt sich aus dem Ergebnis der Zweitstimmen und spiegelt daher die vom Wähler gewollten Mehrheitsverhältnisse. Aus jedem Wahlkreis zieht der/die Kandidat*in mit der höchsten Stimmenzahl in den Bundestag ein.

Seit der Bundestag nicht von den zwei großen Parteien dominiert ist, zeigt sich, dass diese Forderungen nicht alle erfüllt werden können. Ein denkbares Ergebnis wäre: Es gibt fünf Parteien, die stärkste Partei 1 erhält 30% der Stimmen. Die anderen teilen sich den Rest fast zu gleichen Teilen, also alle rund 17,5% . Partei 1 erringt alle Direktmandate erringt und stellt somit die Hälfte der insgesamt vorgesehen Abgeordneten, fast doppelt so viele als nach dem Zweitstimmenanteil. Um das mit Ausgleichsmandaten zu heilen müsste der Bundestag fast verdoppelt werden.

Die Logik erzwingt das Eingeständnis, dass mindestens eeine der drei Forderungen nicht oder nur teilweise erfüllbar ist. Der bisherige Weg, die Zahl der Abgeordneten durch Ausgleichsmandate unbegrenzt zu erhöhen, wurde vom Verfassungsgericht ausgeschlossen. Also lautet doch klar und unabweisbar der Auftrag an die Parteien, sich zunächst zu einigen, bei welchem der beiden übrigen Punkte der Respekt vor dem Wählerwillen wichtiger wäre.

Es braucht wenig Nachdenken, um zu dem Schluss zu kommen, dass Forderung 2, den Bundestag nach dem Anteil der Zweitstimmen zusammenzusetzen, mit hoher Wahrscheinlichkeit eine große Mehrheit erhielte, wenn man in einer Volksbefragung danach fragte. Ich finde, dass die Volksbefragung ein einfacher Weg aus dem Dilemma wäre, nachdem sich die Parteien in all den Jahrzehnten nicht den Gesetzen der Logik gebeugt haben. Leider ist nicht erkennbar, dass der Bundestag mit Mehrheit willens ist, ein Gesetz zu beschließen, das in dem oben beschriebenen Fall zu korrekten Ergebnissen führen würde.

Ich hätte mir gewünscht, dass das Verfassungsgericht beschlossen hätte, den Parteien zwei Jahre Zeit zu geben, ein stimmiges Wahlrecht zu beschließen, und dass anderenfalls eine Kommission ein Wahlrecht formuliert, das ohne sich widersprechende Bedingungen funktioniert. Vorschläge dazu gibt es genug. Oder dann das Volk zu befragen, indem man die Frage reduziert auf die Alternative: Nur Wahlkreisabgeordnete, oder reine Verhältniswahl.Die komplizierte und für Neuwähler verwirrende doppelte Wahl mit Erst- und Zweitstimme wird dann aufgegeben. – Dr. Manfred Mahnig

 


 

 

Leserbriefe zu „»Seit ich das Grab meiner Mutter kenne, hat sich meine Wut in Trauer verwandelt«“ von Christian Pfeiffer

 

Ein sehr persönlicher und mich berührender Artikel von Christian Pfeiffer, der auf etwas Allgemeines verweist: Um im eigenen Leben ankommen zu können, ist Erinnerung notwendig. Ich gehöre zu dem Teil der Enkelgeneration, der nicht weiß, ob die Großeltern Schuld auf sich geladen haben. Es wurde viel geschwiegen. Ich habe nicht gefragt, als noch Antworten möglich gewesen wären. Mit dem Älterwerden wird das Nicht-Wissen immer spürbarer, werden die Fragen immer drängender. Vielleicht kommt eines Tages ein Brief, der Antworten gibt. Vielleicht kann sich dann meine Trauer endlich in Wut wandeln. – Reinhard Koine

 

Ich möchte mich für diesen Artikel bei Ihnen bedanken. Die Gedenktage haben doch einen Sinn, wenn solche Geschichten aus der Unterwelt des Bösen, des Faschismus ans Tageslicht der Geschichte und der Gegenwart geholt werden. Ich habe ein Buch geschrieben, „Nur niemals aufgeben“, das auch die Geschichte der ungarischen Juden, die meiner Familien wiedergibt. Ihr Artikel motiviert mich, auch nach dem Verbleib meiner Oma zu recherchieren. Vielleicht gibt es da auch einen Grab? Grossen Dank an Christian Pfeiffer und an die Zeit, die diesen Artikel ermöglicht hat. – Rodika Rosenbaum

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ernsthaft beunruhigt«“ von Tin Fischer und Hannah Knuth

 

Wir menschen stehen alle vor der gleichen herausforderung:plötzlich haben wir die chance leichtes geld zu verdienen u halten uns nicht an die von uns zuvor erwünschten moralischen kriterien oder andere innder senkel zu stellen ist leichter als selbst gut zu handeln. die zweite ungerechtigkeit aber ist,dass trotz sozis u grünen in der regierung der immobilienverkauf nach 10 jahren steuerfrei ist(obwohl die kosten steuerlich abgesetzt wurden). dies gilt nicht für die rente – daran sieht man,dass der normale arbeitnehmer keinen interessenvertreter hat. – georg seyfarth

 

Die Aufklärungsarbeit zur missbräuchlichen Nutzung von CO2-Kompensationszertifikaten ist extrem wertvoll. Eigentlich wusste ja auch jeder, der sich ein wenig damit befasst hat, dass hier geschwindelt wird. Die Reaktionen der Unternehmen, die sich damit einen grünen Anstrich geben wollen, waren nicht anders zu erwarten: Nun sind sie also „ernsthaft besorgt“, aber natürlich ohne Schuld, da ja „selbst abhängig von den am Markt etablierten Standards und darauf angewiesen, dass diese kritisch betrachtet werden“.

Gehts noch? Das einzige, was hier hilft: die Unternehmen, die vom grünen Image profitieren, auch rechtlich in die Pflicht zu nehmen. Nur wenn die Unternehmen ein Risiko spüren, dass Missbrauch zu empfindlichen Strafen führen kann, werden sie sich vor(!) solchen Imagekampagnen intern kritischere Fragen stellen. Wäre das nicht eine gute Aufgabe für die Legislative? – Dr.-Ing. Martin Fischer

 


 

 

Leserbrief zu „Dunkle Erinnerungen“ von Lale Artun und Martin Nejezchleba

 

Eine Bemerkung vorweg: Relativieren – ein beliebtes Mittel, nicht in diesem Beitrag, mit dem man (Gewalt)Taten, begangen von Mitgliedern eines Milieus, mit ähnlichen eines anderen vergleicht, um zu beweisen, sie seien in allen Milieus gleichermaßen üblich. Letztlich werden sie dadurch (bewußt) verharmlost! Selbst in der ZEIT stößt man immer wieder in Beiträgen und Interviews auf Relativierer! Deshalb sage ich klipp und klar: die massive Gewalt, die einem jungen Syrer von einem Jungnazi in Halle angetan wurde, ist ein abscheuliches Verbrechen, das hart geahndet werden muss! Durch die Schlamperei der Justiz wurde dem Opfer ein weiteres psychisches Trauma zugefügt.

Da DIE ZEIT sich einer ausgewogenen Berichterstattung verpflichtet fühlt, erwarte ich allerdings einen mindestens ebenso ausführlichen Beitrag über den Mord an zwei jungen Menschen in einem Zug in SH, begangen von einem Palästinenser, der schon zuvor straffällig geworden war und längst hätte abgeschoben werden müssen! Dabei darf ruhig ein Seitenhieb gemacht werden auf die deutsche Asylpolitik, die kein Bürger mehr verstehen dürfte! Der für diesen Artikel Auserkorene sollte dabei kein beschwichtigendes Feigenblatt vor den Mund nehmen! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Hidden Cempion“ von Merlind Theile

 

Ganz schön unterschwellig und überraschend, nach dem positiven und scheinbar wohlwollenden Artikel, Herrn Özdemir dann im vorletzten Absatz zu unterstellen, er würde als Landwirtschaftsminister entgegen seinen Grundsätzen handeln, nur aus Berechnung Ministerpräsident werden zu wollen. – Georg Kuhn

 

Gewiss gibt Herr Özdemir ein gutes und damit erfreulicherweise wohltuendes Bild in der Ampel ab. Es drängt sich nur leider der schleichende Eindruck auf, dass er gerade dort hineinregiert, wo es eigentlich gar nicht mehr so viel zu tun gibt. Bio und Öko, z. B., sind mittlerweile gut in der Gesellschaft angekommen und angenommen worden und zwar so gut, dass immer mehr Menschen auf dieses Siegel aus eigenen Stücken achten. Ein Blick in die Kantinenlandschaft zeigt zudem, dass Bio, Vegan und Co seit langem und richtigerweise zum festen Bestandteil der Menüauswahl geworden sind.

Anstatt dort politisch zu brillieren, wo es eh schon läuft, sollte das ernährungspolitische Augenmerk auf zweierlei Dinge gerichtet sein: Zum einen gibt es leider viel zu wenige Kantinen, also Orte, wo Menschen gleich welcher Beschäftigung eine ausgeglichene und gesunde und dabei bezahlbare Küche genießen dürfen. Ebenso darf bei all dem Öko und Bio die Ertragslage bei der pflanzlichen und tierischen Agrarerzeugung nicht vernachlässigt werden. ‚Food Security‘ ist ebenso wie der Klimawandel einer der großen Herausforderungen unserer Zeit. Dazu hört man leider viel zu wenig aus ‚Cems‘ Ministerium. Die derzeitig vordergründig sichere Versorgung mit Nahrungsmitteln könnte dann ein ähnliches Schicksal erleiden wie die Entwicklung der Energieversorgung der letzten 15 Monate. – Dr. Johannes Warbeck

 


 

 

Leserbrief zu „Wenn die Herde durchgeht“ von Katharina Teutsch

 

Wo bleibt die Sorgfalt: Juli Zeh schreibt nicht in Unter Leuten von einem „habituierten Nazi“ sondern in „Unter Menschen“…. – Norbert Wimmer

 

Der traditionelle Provinzler „Gote“ – der sich selbst ironisch als „Dorfnazi“ vorstellt – erscheint als Protagonist nicht in Juli Zehs Unterleuten, sondern in Über Menschen. Mit Blick auf das Thema Stadt-Land ein sprechender Fehler: Rezensenten sollten das kennen, was sie kritisieren! – Dr. Andre Hempel

 


 

 

Leserbrief zu „Bei den Unversöhnlichen“ von Ulrich Ladurner

 

„110 Länder der Welt haben das Kosovo anerkannt, unter jenen, die das nicht tun, sind 5 Mitgliedsländer der EU. Der EU-Beitrittskandidat Serbien verweigert ebenfalls die Anerkennung.“ Warum benennen Sie nicht konkret die EU-Staaten: Griechenland, Rumänien, Slowakei, Spanien und Zypern? Sie wollen über Serbien und das Kosovo berichten, dann gehört für mich die konkrete Info dazu, welche EU-Staaten Kosovo nicht anerkennen. – Klaus Rozinat

 


 

 

Leserbrief zu „»Das Label ist im Grunde tot«“. Gespräch mit Raoul Roßmann geführt von Astrid Geisler und Hannah Knuth

 

Die Aussage von Herrn Rossmann, dass er auf den Energiemix in Deutschland und Europa mit einen Drittel Kohleverstromung angewiesen ist, stimmt nicht. Wir als Privathaushalt beziehen seit vielen Jahren Strom aus ausschließlich erneuerbaren Energien. Und solche Stromanbieter haben auch Extratarife für Firmen. Wie kommt es, dass dieser Aspekt im Interview unterschlagen wird? – Rüdiger Weis

 


 

 

Leserbrief zu „»Bist du der mit der Patek?«“ von Ingo Malcher und Marcus Rohwetter

 

Luxusuhren scheinen mir eine Obsession der ZEIT zu sein. Warum die Hersteller es nötig haben, überhaupt Werbung (vornehmlich bei Ihnen) zu betreiben, wenn die Uhren angeblich so begehrt sind, ist mir ein Rätsel. Ebenso: Wie kann man in Wolfsburg, einer Kleinstadt mit hässlicher Fußgängerzone (okay, der Betriebsausflug, der Grundlage für meine Beurteilung ist, ist schon über 20 Jahre her, aber soviel wird sich da nicht geändert haben und die Hildesheimer Fußgängerzone ist auch nicht besser), an dem der ICE ständig vorbeifährt, spielen und um seinen Status besorgt sein?

Außer natürlich, man hat eine ziemliche Menge zu kompensieren. Die Werbefuzzi-Countdown-Uhr von vor kurzem ist ja dagegen vergleichsweise ziemlich billiger Plastikmüll. Meine Welt ist Pattex (bzw. eigentlich lieber Uhu) und nicht Patek. Ist übrigens auch trendiger als Luxusuhren, Stichwort „Klimakleber“. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „Der Stoff, den alle wollen …“ von Marc Widmann

 

Unterschlagen wird der wichtigste Aspekt : der Preis. Die Vision vom Wasserstoff als grüner Energiequelle hat Chancen nur bei einem vernünftigen Preis im globalen Maßstab. Das einzig erprobte Verfahren ist die Elektrolyse. Bereits im Umwandlungsprozess gehen aber 3/4 des Energieeinsatzes verloren. Nach der Verflüssigung dasselbe noch einmal. Und auch beim Transport verpufft einiges, abgesehen davon, dass die Infrastruktur bis zur Endnutzung sehr aufwendig ist. Selbst wenn der benötigte Strom in SaudiArabien oder Namibia für 2 ct. verfügbar wäre – in Deutschland illusorisch – wird zB die Stahlindustrie trotzdem kaum wettbewerbsfähig bleiben, solange andere weiterhin Kohle einsetzen. Und der angedachte Grenzausgleich zum Schutz ist aussichtslos. Fazit: Eine grünes Märchen, das sich nicht getraut, das Land auf eine schleichende Deindustrialisierung einzustimmen. – Christoph Schönberger

 


 

 

Leserbrief zu „Abschwung“ von Benedikt Herber

 

Vielen Dank für Ihren Reisebericht Skifahren in Kärnten: Abschwung in der Zeit vom 23.1.2023

Warum machen Sie so einen „Teaser“ für die Skiindustrie? Wie lange wollen Sie das noch machen? Wie lange wollen Sie bei Ihren Leser*innen den letzten Gletscher bzw. die letzte Paradiese anpreisen und damit genau den Massentourismus befeuern, der unwiederbringlich unsere Kinder in den immer größer werdenden Abgrund der Klimakatastrophe stößt?

P.S. Ich lese seit meiner Kindheit die Zeit. Sie stand für mich immer für das Gute, Richtige, die Gesellschaft in eine humane Richtung Weisende. Jetzt steht sie im hinteren Drittel und bremst eher, als dass sie hilft, die Zukunft meiner Kinder zu verbessern. Der Kern der Marke „Die Zeit“ geht verloren und damit geht auch (für mich) ihr Wert verloren.

Wenn das Einordnen, Versachlichen und Lösungswege diskutieren unpassend lange und unnötig kontroversen passiert obwohl die Wissenschaft schon längst viel weiter ist und das auch noch mit die Klimakatastrophe anheizende Artikeln, Werbung und Aktionen des Verlages garniert wird, führt die Zeit sich selbst und unsere Kinder an der Nase herum. Sie macht dann Journalisten zu bloßen Dienern eines unzeitgemäßen, rückständigen, die Zukunft unserer Kinder verratenden Kommerz. Die Zeit gräbt sich damit selbst zu Grabe, bzw. buchstäblich unter die Fluten des steigenden Meeresspiegels. Ich erwarte da mehr vom Verlag! Wir und unsere Kinder haben eine, in diesem Punkt bessere, Zeit verdient.

P.P.S. – Wir alle müssen uns mal von unseren Kindern fragen lassen, wo wir standen. Auf der Seite derjenigen, die nichts getan haben und damit ihre Zukunft verschlechtert haben oder auf der Seite, die alles versucht hat, die Katastrophe, die wir nach dem Stand der Wissenschaft schon haben, zu verhindern. Wir alle sind vor allem Mensch und daher sind wir weniger HJ Friedrichs verpflichtet, sondern vor allem unser Menschsein und das so menschlich möglich, so human möglich Handeln. Dafür stand einmal Die Zeit.

– Medien berichten getreulich über die verschiedensten Teilaspekte der Klimakatastrophe, sind aber gleichzeitig ihr größter Beschleuniger, denn sie berichten unterschiedslos über alles, was auf der Welt passiert, was Menschen irgendwie interessiert und was sich gut am Medienmarkt verkaufen lässt um damit möglichst attraktiv bei Leser*innen und ihren Inserenten zu sein. Dadurch wird ein mediales Bild erzeugt, das zwangsläufig die Klimakatastrophe viel unschuldiger aussehen lässt, als sie tatsächlich ist. Dadurch handeln weder wir noch die Medien gemäß der gebotenen Dringlichkeit.

Kein einziges Medienunternehmen glaubt selbst an die Klimakatastrophe, denn sie verwenden weiterhin massenweise fossile Energien und machen dafür Reklame. Unsere Kinder werden im Rückblick sagen: „Die Katastrophe begann 1970 oder 1990, aber selbst 2020 haben alle Medien noch riesige Reklamen geschaltet für luxuriöse Langstreckenflüge, Kreuzschifffahrten, SUVs und alles mögliche andere womit viel zu billig fossile Energie für Luxus verbrannt wurde. Was waren unsere Vorfahren verantwortungslos!“

– Wir haben den Faden des Damocles Schwertes bezüglich der Klimakatastrophe schon durchgeschnitten, aber anstatt den Fall des Schwertes abzubremsen, beschleunigen wir diesen, indem wir so weitermachen wie bisher. Wie bei einem amerikanischen Chicken-run (Rebel without a cause, 1955 mit James Dean) wo niemand der erste sein will der bei der rasenden Fahrt Richtung Abgrund als Feigling bremsen will, so fahren wir alle auf den immer tieferen Abgrund Klimakatastrophe zu aber keiner, und schon gar nicht die Medien und die Politik will der erste sein der bremst bzw. sagt: „Wir müssen jetzt aussteigen!“ Lieber tanzen wir alle weiter um unsere „goldenen Kälber“: mehr Konsum, Mobilität und Luxus und ja keine Verzicht. – Klaus Siersch

 


 

 

Leserbrief zu „Häuserkampf“ von Ingo Malcher und Charlotte Parnack

 

Missstände aufdecken, so soll Journalismus sein. Sehr geehrte, liebe ZEIT-Redakteure, machen Sie bitte weiter so, hören Sie nicht auf, in dieser Form zu berichten. Vielen Dank für den super recherchierten Bericht, noch viel größeren Dank für die beschriebenen Tricks, beschrieben absichtlich oder unabsichtlich, im Text oder zwischen den Zeilen, Tricks wie die Einkommensteuer auf Mieteinnahmen fast legal und vollkommen Risikolos auf Null gerechnet werden kann, und als Nebenprodukt, als Beifang wird aufgezeigt, wie einfach es ist, die komplette Mietgesetzgebung ad absurdum zu führen. Sehr geehrte Frau Parnack, sehr geehrter Herr Malcher, bekommen Sie Ärger, wenn Sie Missstände aufdecken? Erhalten Sie Unterstützung von Ihren Kollegen? Wie ist die Stimmung in Ihrer Redaktion?

Sollen Missstände aufgedeckt werden oder soll eher im Feuilleton über Literatur geschwafelt werden? Die Z3 war der erste funktionsfähige Digitalrechner weltweit, er wurde 1941 vorgestellt. Er wurde in elektromagnetischer Relaistechnik ausgeführt, es kam nie zu einem Routinebetrieb, da war die analoge Technik zu unzuverlässig. Der 4004 ist ein 4-Bit-Mikroprozessor der 1971 auf den Markt kam. Die California Department of Motor Vehicles (DMV) verwendete diesen Chip zur Steuerung von Verkehrsampeln und stellte ab 1974 komplett auf digitale Technik um. Warum ist in 70619 Stuttgart Heumaden, Kreuzung Kirchheimer Straße / Bockelstraße, die Ampel in ur ur uralter analoger Technik ausgeführt?

Juristen mögen zur Wahrheitsfindung gerne einen „rauchenden Colt“ sehen, Wissenschaftler argumentiere anders: es wird eine Hypothese aufgestellt „hier ist Korruption im Spiel“, und dann werden Argumente gesammelt die diese Hypothese bestätigen oder widerlegen. Die Elbphilharmonie war 8 (acht) mal teuerer als geplant, da kann man Korruption vermuten.

Bei den zwei mannshohen Schaltschränken die die Bockelstraße verschandeln, die tausend mal teuerer sind als notwendig, ist zu 100,0 % Korruption im Spiel. Wissenschaftlich erwiesen. Auch hier gibt es einen Beifang: die zwei uralt-Kästen verbraten auch eine Million mal mehr Strom als notwendig, nur für die Steuerung der Ampel. Während sich unsere Enkel auf der Straße festkleben, wird diese unnötige gigantische Energievergeudung kritiklos beibehalten. … – Ulrich Bosshammer

 


 

 

Leserbriefe zu „Über das schwierige Vorhaben, ein Auto zu kaufen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Vielen Dank für Ihre Kolumne „Ist der Autokauf das nächste gesellschaftliche Tabu?“ vom 25.1.2023. Ja, das ist es. Denn die Welt dreht sich weiter. Lernt alte Muster, die immer schlechter funktionieren, abzulegen. Wir Alten, bin selbst Jahrgang 66, tun uns schwer damit, aber die Jungen wissen: es muss sein. Ihnen macht es Angst alte Privilegien und Sicherheiten aufzugeben. Das ist immer so. Wir Menschen sehen vor allem immer erst den Verlust und noch nicht das, was wir an seiner Stelle an Positivem zurückbekommen. Sie sind viel zu clever, um zu den Menschen zu gehören, die sich eine andere Welt nicht vorstellen und manchmal auch wünschen können. Träumen Sie doch bitte mal mit den Jungen mit.

P.S. Wir wollen immer öfter, immer schneller und immer weiter weg. Warum? Weil uns wegen der vielen Neubaugebiete, Autobahnen, Straßen, Bahn- und Stromtrassen sowie Ein-und Abflugschneisen die Orte, an denen wir wohnen und arbeiten, immer weniger gefallen. Also bauen wir noch schneller noch mehr Infrastruktur. Dieser Teufelskreis führt ins Absurde, oder wie Paul Watzlawick schon 1987 sagte: „Wenn die Lösung das Problem ist!“ https://www.youtube.com/?app=desktop&hl=de&gl=DE..

Ohne Ziel und Plan wird gebaut. Ballungsgebiete wuchern und verdichten weiter, ohne dass die bestehenden Naherholungsgebiete mitwachsen können. Dabei bluten strukturschwache Regionen immer mehr aus oder werden zu Rückzugsgebieten von Autoafinen Individualisten wie Sie. Anstatt energiesparender und umweltfreundlicher Mehrfamilienhäuser zu bauen, setzte der Markt auf die renditestarken Luxusresidenzen. Der Verbrauch von Fläche und Ressourcen sowie die durch die Gebäude entstehenden Emissionen gehören aber auf ein Minimum reduziert. Es ist dringend eine Bundesbaupolitik nötig, die diese Herausforderungen sieht und entsprechend eingreift. – Klaus Siersch

 

Selten so einen Schwachsinn gelesen wie ihre Kolumne über den Autokauf. Mit ihrer 130 km entfernten Datscha haben sie wirklich eine veritable Entschuldigung dafür, weiter durch die Gegend zu dieseln, und ihr Hinweis darauf, dass solange die Kohlekraftwerke weiter die Luft verpesten, die Autos ja nicht so schlimm sein können, ist selbst als schlechter Scherz noch unerträglich.

Das was sie da Schreiben ist kein bischen witzig, und für mich ein ernsthafter Grund mein Zeit Abo zu kündigen. Nennen Sie es Cancel Culture, das ist ja gerade bei Autoren vom Schlage Fleischauer und Broder ziemlich en vogue. Vielleicht geht’s aber auch ein wenig darunter, nämlich, dass ich einfach keine Lust mehr habe für mein gutes Geld auch noch meine Intelligenz beleidigen zu lassen. – Dr. Ulrich Storz

 

Martenstein´s „Alt-Männer-Gejammere“! Nichts mehr funktioniert wie früher: Verwaltung, Post, Supermärkte, die Bedienung im Restaurant. Die die Polizei und die Feuerwehr werden gejagt wie die Hasen. Das Langzeitgedächtnis ist doch die Stärke von uns alten Männern. Erinnern wir uns: naßgespritzt bei Demos gegen den Vietnamkrieg, gegen fürchterliche Nazi-Richter, gegen Fahrpreiser- höhungen, gegen den § 218 STGB. Ab und zu wurde dabei auch geknüppelt. Die Züge waren Rumppelkisten, der VW-Käfer frass 12 Liter verbleitest Benzin und es stank nach Abgas. Die RAF mordete grundlos.

Nicht wir Alten, unsere Kinder/Enkel kleben sich heute mutig für eine lebenswerte Zukunft fest und müssen sich von geschichtslosen, ewig Gestrigen beschimpfen lassen als die „neue RAF“. Lieber Herr Martenstein, nicht nur der Schwarzwald, auch Brandenburg und der Rest von Deutschland ist heut noch schön, vielleicht sogar schöner. Ich rufe Ihnen/uns zu: „Auf geht´s, Alter“, nicht nur jammern. Tun wir jetzt was für die Jungen, auch weil es uns über Jahrzehnte unverschämt gut ging! – Hubert Seiter

 

Schenken Sie uns doch bitte ein Photo, wie Sie mit dem Apfelbäumchen im Messerschmitt Kabinenroller fahren. – Prof. Dr. T. Hildebrandt

 

Angeregt von einem Vorwort im Zeitmagazin, lass ich als Gen Z auch mal Martensteins Kolumne nicht unbeantwortet: Blick aus dem Hamsterrad. Schneller Blick aus dem Rad – keine Zeit für die Zeit. Vor einem Jahr noch füllte sie Stunden und aufgeklappt perfekt den Platz zwischen Bett und Schrank. Ein Jahr später im ersten Job ist der Raum groß – häusliches Update lässt Grüßen, doch keine Zeit diesen zu füllen. Keine Zeit für die Zeit, aber fürs Zeitmagazin reichts. Martenstein schreibt, ich hätte kein Lust, keine Motivation und es stimmt, meine Arbeitsstunden stehen nicht schwarz auf weiß, beweisen nicht meinen Fleiß.

Sie ruhen auf der Basis Vertrauen. Die madige Tochter hipper Unternehmensberatungen, die ihre Mitarbeitende anders kontrollieren und zu sehr viel mehr als 8 Stunden arbeiten „motivieren“. Ein Jahr zu spät geboren und schon Gen Z. Von allen belacht, generell faul und reich beerbt durch Boomer Jobs – so einfach hatte es noch keine Generation, ruft man mir zu, einen tollen Beruf zu finden, während ich mich durch das fünfte Praktikum winde und mich nun in einem befristeten Arbeitsverhältnis befinde.

Gleichzeitig hör ich Fachkräftemangel, denn die Boomer gehen nur in Rente und nicht von dannen und brauchen viel von Pflege bis hin zur Überrepräsentanz in unserer Demokratie. Blick aus dem Hamsterrad, wo ist die Motivation. Rente ist weg, Planet geht kaputt und das Z meiner Generation steht leider nicht für die Zeit, die uns bleibt. – Ann-Kathrin Schnelle

 

Wenn ein Autor einen Propagandaartikel für die Autoindustrie einreicht, ist es so, den aber noch zu drucken… Was Harald Martenstein schreibt und nur mäßig als Satire tarnt, ist Aufruf zur Verweigerung von Klimaschutz. Der Artikel strotzt nur so vor Falschaussagen und Verknappungen, die gerade bei so einem heiklen Thema, bei dem es nicht weniger als um den Erhalt des Planeten geht, auch bei einer satirisch geschriebenen Kolumne wohl überlegt sein müssten – gerade weil jeder und jede Leser:in weiß, Klimaschutz ist bei Martenstein nicht prioritär.

Martenstein verhält sich wie ein Ladendieb, der kein Geld für die schicke neue Armbanduhr hat, aber er muss ja wissen wie spät es ist, also klaut er sie eben. Oder wie jemand der im Wald sein Stullenpapier hinter sich wirft – in seiner Blickrichtung bleibt der Wald ja sauber, was nach ihm kommt, wen interessiert’s.

Ja, es ist ein Fehler gewesen, ein Ferienhaus weit ab von öffentlicher Verkehrsinfrastruktur zu kaufen. Kann man rückgängig machen oder Kompromisse suchen. Ich weiß zufällig wo es steht. Die Verbindung Zug und E-Rad wäre ein Kompromiss. Martenstein donnert jedoch lieber die Behauptung raus, ohne Auto existiert nur der Verzicht auf Mobilität. Aber das ist sowieso müssig jemandem zu sagen, der auch in der Stadt mit dem dichtesten ÖPNV in Deutschland die ganze Zeit das Auto nutzt.

Martenstein ist nicht nur dem Bart nach wie die Newton-Physiker aus dem 19. Jahrhundert, die gegen Einsteins Relativitätstheorie polterten. Erst als diese wegstarben, konnte sich die Relativitätstheorie durchsetzen. Wahrscheinlich ist es genauso beim Klimaschutz. Erst wenn Menschen wie Martenstein Geschichte sind, wird sich der Klimaschutz wirklich durchsetzen. Eines erhellte der Artikel jedoch: Die Leserschaft der ZEIT weiß nun, wohin die Einnahmen der riesigen, zweiseitigen Verbrennerautowebungen in der ZEIT fließen. – Achim Michael Hasenberg

 

Zu Ihrer Kolumne „Schwieriger Autokauf“ gestatten Sie mir eine Anmerkung. Ausgesprochen schade finde ich es, dass der Erwerb eines umweltfreundlichen CNG-Autos auch von Ihnen nicht angesprochen wird. Keine Akkus, kein Lithium, kein Atomstrom, kein enormer Wasserverbrauch in den Ländern der Lieferkette, keine neu zu erschaffende Infrastruktur dafür aber Gas aus vorhandenen Bioabfällen mit deutlich weniger CO2- Ausstoß. Ein Kreislauf, bei dem aus Bioabfall Energie erzeugt wird und die dabei entstehenden Produkte für die Landwirtschaft sogar wieder als Dünger nutzbar sind.

Dänemark soll mittlerweile 40% seiner Haushalte mit Gas aus großen Anlagen versorgen; in Deutschland werden vorhandene CNG-Tankstellen geschlossen. ( in meiner Region 2 Tankstellen in den letzten 5 Monaten). Es wird fleissig ausschließlich Werbung für E-Mobilität gemacht, die nicht unproblematisch ist. Ich würde mich freuen, wenn es Ihnen gelingen würde, über den Kauf eines durch CNG angetriebenen Autos nachzudenken und vielleicht dies sogar einmal in Ihrer Kolumne zu erwähnen. – Dr. Karin Soppart

 


 

 

Leserbriefe zu „»IN DER KNEIPE IST MAN IMMER EIN GENIE«“ von Johannes Dudziak im ZEIT Magazin

 

Ich habe es geschafft zwei Seiten Ihrer Arroganz zu ertragen. Mein Tipp: Weitertrinken bis zum Absturz. Ich wünsche Ihnen dieses Erlebnis. Am besten sämtliche Reaktionen Ihres Köpers ignorieren, denn wird es früher oder später so weit sein. Der Moment ist großartig. Tipp an die Redaktion: Es gibt in Deutschland eine Vielzahl interessanter Menschen für ein Gespräch. Warum ausgerechnet Herr Haußmann??? – Wolfgang Marx

 

Nach den Raucherwochen gehen also auch die Alkoholwochen bei DER ZEIT weiter. Ich kann Leute einfach nicht begreifen, die ihren „Horror vacui“ vor dem Leben bzw. der Langeweile stopfen müssen: Entweder mit dem Lückenbüßer Gott oder eben mit Alkohol wie Leander Haußmann in seinem früheren Leben. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Alkohol künstlerisches Schaffen in irgendeiner Weise positiv befördert …

Vielleicht liegt es daran, dass ich als Einzelkind mit Langeweile immer ganz gut umgehen konnte. Meine Kindheit ist allerdings schon über 40 Jahre her. Das waren andere Zeiten. Da gab es nachmittags noch Testbilder im TV-Programm. Wenn man Glück hatte mit Musik statt mit einem fiepsenden Testton. Wie kann man heutzutage überhaupt noch Langeweile haben, egal ob als Kind oder als Erwachsener? Dass die Russen sich mit Wodka zu Tode saufen (S. 5, „Der Preis der Rache“ und „Das Rote Imperium“, Das Erste vom 25.1.2023), kann ich gut verstehen und nur begrüßen. Da hau ich mir lieber Gänsestopfleber und Austern rein.

Herrn Haußmann wünsche ich, dass er durchhält und genügend bessere Möglichkeiten als Alkohol findet, seine Freizeit zu gestalten. Falls ihm Ekstase fehlen sollte, so empfehle ich Konzertbesuche, am Besten eignen sich Melt Banana. Ich hatte an anderer Stelle ja schon einmal beschrieben, dass an ein Konzert der japanischen Hardcoreband keine Droge herankommen kann. Der Artikel bestätigt meine Theorie, dass hinter vielen Alkoholsüchten Depressionen und ADHS stecken, die mit dieser Droge „therapiert“ werden. Ist ja auch viel einfacher, als mal zum Arzt zu gehen und sich was Besseres verschreiben zu lassen. – Thomas Manthey

 

Sonst heißt es bei Euch immer, dass ihr wenig Platz für einzelne Artikel habt. Bei dem gespräch mit Leander Haussman investiert ihr nun neben dem Titelblatt noch ein paar Bildseiten und dann fünf Seiten Gesprächstext / Frage und Antworten) des Regisseuras über sein „Trinkerleben“. Also künstlerisch nichts Neues. Dafür Einlassungen über Jugend, Elternhaus und das Leben mit einem guten Schluck. Sei es ihm gegönnt. Aber – ob das für den Rest der Welt so interessant ist.? Ich kann es mir kaum vorstellen. – Dr. Detlef Rilling

 

Ihr Interview mit Herrn Haußmann hat mich beeindruckt. Fragen wie Antworten sind sehr ehrlich und ringen auf sehr gute Art und Weise um Differenzierung beim Erörtern des oft heiklen Themas Alkohol, ohne zu beschönigen oder zu relativieren. Genau dadurch ist es dann garnicht heikel sondern bekommt eine angenehme “ Nüchternheit“, Klarheit……beides bringt man mit dem Alkohol eher nicht in Verbindung. Einen Tipp hätte ich noch für Herrn Haußmann, der ja einen schmackhaften alkoholfreien Wein sucht…..er möge Kolonne Null versuchen, in Berlin kein Problem zu finden. Ist eine sehr gelungene Alternative ! – Birgit Finken

 

Sorry, was soll das sein, dieses glamourös klingende Bekenntnis einer mit Narzissmus getränkten Künstler-Sucht-biografie? Allein diese Euphemismen: Trinken ist für Bohèmiens, Saufen für Chlochards? Die Begrifflichkeit adelt die Sucht? Am Ende ist es dieselbe chemische Formel, die Leber, Hirn und ganze Familien zerstört. Es ist sicher wahnsinnig spießig und humorlos, aber aus der Perspektive einer Betroffenen aus einer Alkoholikerfamilie, deren traurige Geschichte ihre Schatten weit bis in zukünftige Generationen wirft, ist dieses Interview ziemlich unerträglich und zynisch. Der Tod durch Sucht eines jeden Menschen ist immer nur das: tieftraurig und tragisch, für die hinterbliebene Familie beginnt die Trauerarbeit mit besonders schwerer Hypothek. Denn in Suchtstrukturen stecken Familienthemen, die Arbeit geht dann erst richtig los. Ja, es ist wahr:

die Allianz von Kunst und Rausch ist eine ganz alte Geschichte, ein Mythos noch aus dionysischer Zeit, man nehme nur die illustre Liste des Club 27, oder Whitney Houston mit der Engelsstimme, deren Leben in der Badewanne endete. Aber leider schaffen es nur ganz wenige, so elegant am Abgrund zu balancieren wie Martha Graham, die große alte Dame des Modern Dance, die jahrzehntelang gesoffen hat, die Kurve kriegte und weit über 90 Jahre alt wurde. Wahrscheinlich wegen ihrer Selbstdisziplin als Tänzerin: „he (the acrobat) is practicing living at that instant of danger. He does not choose to fall“ Es ist eben wesentlich unspektakulärer und macht mehr Arbeit, mit klarem Geist in andere Bewusstseinsebenen vorzudringen. Dafür muss man halt länger üben… Der eigentlich interessante Aspekt des ganzen Interviews ist aber folgender:

Herr Hausmann wurde offenbar sehr spät mit ADHS diagnostiziert und DAS wäre die eigentlich wichtige Geschichte: wie viele nicht diagnostizierte Erwachsene mit unerkannter ADHS herumlaufen, die ihre Neurodiversität verzweifelt mit Alkohol und Drogen selbst medikamentieren, wie viele Diagnosen wie Depressionen, Suchterkrankungen eigentlich Co-morbiditäten von nicht erkannter ADHS darstellen und wie viel Leid wir verhindern könnten, wenn es in diesem Land mehr Fachärzte geben würde, die Erwachsene mit ADHS diagnostizieren und mit gezielter Medikation behandeln. Wahrscheinlich ist das aber finanziell nicht lukrativ genug. Prost! – Ursula Frühe

 

Herr Leander spricht mit zu respektierender Offenheit über sein Trinken, ganz im Gegensatz zu Ihrem Reporter, der grenzüberschreitend frotzelnd pubertär und provozierend fragt. Was soll das? Muss man „saufen“ sagen, um sich selbst herabzuwürdigen? Entschuldigung: eine Proletenfrage! Alkoholabhängigkeit in jeder Couleur wird immer noch diskriminiert anstatt darin eine psychische Erkrankung zu sehen. Dazu brauche ich nicht Ihr Magazin lesen. – Dr. Manuela Torelli

 


 

 

Leserbriefe zum Wochenmarkt „SELTSAM GROSSARTIG“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Wie immer erst mal vielen Dank für Ihre Kolumne und Ihre sonstigen Äußerungen in der ZEIT, immer ein Gewinn (auch wenn ich angesichts Ihrer so realistischen wie schrecklichen Bilanzierung der Corona-Zeit erst mal ein Glas Rotwein brauchte). Sie verwenden regelmäßig Tomatenmark für Ihre Rezepte. Meine Schwester bekommt allerdings seit Jahren Schnappatmung, wenn ich ihr von meinem Ansinnen erzähle, es Ihnen gleich zu tun. Dieses sei so ziemlich der größte „Abfall“, den man zum Kochen verwenden könne, das wisse doch nun wirklich jeder, dass das aus verschimmelten, schadstoffbelasteten Tomaten gemacht werde. Was mach ich denn jetzt, das Rezept klingt so dermaßen gut?! – Dr.med.Agnes Maria Bitterlich

 

Ich habe das Rezept aus Ihrem Rezept nachgekocht. Wenn Ihr mein Foto vergleicht, dann entdeckt Ihr sicherlich Ähnlichkeiten, nun gut, ich habe Penne genommen anstatt Spaghetti. Nur ich habe mir die Freiheit genommen, so wie Ihr sicherlich auch(!!), darauf zu verzichten, die Nudeln in einer Pfanne braun werden zu lassen, wer ißt schon gerne braune Nudeln? Aber im Rezept habt Ihr es so vorgeschlagen: “ …legt sie in einen anderen Topf, um sie, ja, anbrennen zu lassen. Sie sollen sich dunkelbraun färben“

Und dann habt Ihr es auch nicht gemacht, wie Euer Foto beweist: Eure Nudeln strahlen so hell wie auch meine Nudeln! Nix von wegen braun gebrannt. Oder war hier Claas Relotius am Werk, der es ja bekanntlich mit den Worten nicht so genau nimmt? Trotzdem: hat lecker geschmeckt. Danke Euch – H.-G. Rehberg-Pawlowski

 

„Wieder lässt man die Spaghetti einen guten Augenblick einfach liegen, bis sie fast anbrennen. Sie dürfen, ja müssen dunkelbraun werden.“ – das das den Geschmack hebt, glaubt man gern. Es dürfte aber auch die Anleitung zur Herstellung einer Acrylamid-Quelle sein. Ein Warnhinweis wäre das Mindeste, was Sie dem Anspruch Ihrer Zeitschrift schuldig sind. Mit der Überschrift „Killer-Spaghetti“ allein ist es nicht getan. Sicher ist nicht alles gesund, was schmeckt– aber gesundheitsschädlich sollte es nicht sein. Bitte beziehen Sie diesen Aspekt künftig ein. Sie haben eine Verantwortung gegenüber Ihren Lesern. – Ute Meyer

 

Da hat uns Elisabeth wieder schön reingelegt, mit ihrem absichtlich (?) missverständlichen bzw. fehlerhaften Rezept! Gemüse(?)brühe sucht man bei den Zutaten vergeblich. Wie sollen die Spaghetti in der Tomatensauce „anbrennen“ (man muss sie am besten getrennt anbraten). Macht man es im Knoblauch/Chili, brennt das an! Das Tomatenmark kommt im Rezept nicht mehr vor! Ich hab es trotzdem hingekriegt (mit Tofu und Veggie-Saiten) , mich aber über diese Larifari-Haltung geärgert. – Ulrich Tangl

 


 

 

Leserbriefe zu „Was ich gern früher gewusst hätte“ von Noel Gallagher im ZEIT Magazin

 

Die neue Seite “Was ich gern gewusst hätte” finde ich gut, aber dafür die “Hilfe”-Interviews wegfallen zu lassen finde ich sehr schade. Ohne zu übertreiben: das was die Seite der ZEIT, die ich bei einer neuen Ausgabe immer zu erst gelesen habe. Die Interviews waren immer interessant und oft so hilfreich, dass ich die Seite aufgehoben habe.

Warum haben sie nicht die oft unerträgliche Seite von Harald Martenstein weggelassen. Er schreibt doch seit letztem Jahr in der “Welt am Sonntag” wo er mit seinen Meinungen auch besser passt und sicher viel mehr Zuspruch und Applaus als bei der ZEIT bekommt. – Niels Miller

 

Von Oasis weiß ich nur, dass ihre Tonträger, wie geschnitten Brot verkauft wurden und dass die Gallagher-Brüder immer dann die Öffentlichkeit suchten, wenn beide Lust auf Streitereien verspürten. Die neue Single „Easy now“ habe ich noch nicht gehört, aber die Textzeilen, dass es nur bei „U2“ demokratisch zugeht, weil jeder der Band-Mitglieder dachte, dass er der Chef ist, und die Zeile dass man die Musik von Phil Collins meiden sollte, da diese mit den Jahren auch nicht besser wird. Vielleicht meinte auch jeder der Gallagher-Brüder, dass er und nur er der Boss ist, aber ob die Musik von Oasis mit den Jahren besser wird, das wäre dann wohl schon die nächste Frage!? – Klaus P. Jaworek

 

Wir sind seit Jahren Abonnenten der Printausgabe der ZEIT, vor allem auch wegen des ZEIT-Magazins. Wir haben dort vor allem die Beiträge zum Themenbereich Psychologie sehr geschätzt. Umso entsetzter sind wir, was nun aus der letzten Seite des ZEIT-Magazins geworden ist und was von den tollen Artikeln und Interviews nun noch übrig geblieben ist – nämlich ein Lücken- und Seitenfüller, der absolut uninteressant und aus unserer Sicht völlig überflüssig ist. Die vielen Leerzeilen allein lasen darauf schließen, dass es sich hier um eine Einsparmaßnahme handeln muss, die große Enttäuschung hervorruft… :-(( Was Prominente erst spät begriffen haben??? Wen interessiert denn das??

Und dann auch noch im Tausch mit den hochwertigen, inhaltlich so interessanten Interviews?? Hier haben Sie einen Wechsel von anspruchsvollem, hochwertigem Content zu absolut Banalem, Oberflächlichen vollzogen…. Wir stehen kurz davor, das Abo zu kündigen, so entgeistert sind wir. Was können Sie uns in Aussicht stellen, wird es wieder eine inhaltsreiche Seite zum Thema Psychologie im Heft geben oder war es das jetzt? – Ann-Katrin und Heiko Kutzner

 

Ich lese regelmäßig und gerne das Zeitmagazin. Vor allem wenn auf der letzten Seite an Artikel vom Kinderarzt Herbert Renz-Polster habe ich mich sehr gefreut. Ich finde es sehr schade, dass diese Seite zu „was ich gerne früher gewusst hätte“ geändert wurde. – J. Plein

 


 

 

Leserbrief zu „MONSTERBALL“ von Lea Marlen Balzer im ZEIT Magazin

 

Leider machen Sie Schleichwerbung in diesem Magazin auf Seite 24. Es gibt so viele andere Suchmaschinen. Muss das denn sein? – Petra Niggemeier

 


 

 

Leserbrief zu „TADAA!“ von Martin Machowecz im ZEIT Magazin

 

Frau Reschke muss sich keine Sorgen machen: Die Leute, die zu faul zum Nachdenken sind, schalten zur Primetime um 20:15 Uhr ein, wenn die entsprechenden seichten Sendungen laufen. Wenn „Reschke Fernsehen“ läuft, haben die längst abgeschaltet, weil sie viel zu müde sind und weil ihnen das zu anspruchsvoll ist. Das wirklich gute Fernsehen beginnt eh erst frühestens ab 21:45 Uhr.

Auf jeden Fall freue ich mich schon auf ein neues Latenight-Format. Ich hoffe, Frau Reschke hat mehr Erfolg als Anke Engelke (der ich auch „Wetten, dass..?“ zutrauen würde, aber sie selbst ist da wohl skeptisch). Wenn ich das richtig verstehe, läuft „Reschke Fernsehen“ nur einmal pro Woche. Finde ich für Latenight eigentlich zu wenig, aber erstmal sehen, wie sich das Ganze entwickelt … Berlin wäre übrigens auch eine „low hanging fruit“. Very low indeed. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „FRIEDRICH UND DAS LEBEN“ von Florian Jaenicke im ZEIT Magazin

 

Vielen Dank für Ihren wichtigen und berührenden menschlichen Beitrag. Für mich ist das die menschlichste, wärmste und humanistische Seite der gesamten Zeit. – Klaus Siersch