Lesezeichen
‹ Alle Einträge

30. März 2023 – Ausgabe 14

 

Leserbriefe zu „Eine Frage der Haltung“ von Robert Pausch und Bernd Ulrich

 

Wasch mich und mach mich nicht nass. Das weiß jedes Kind. Nur „Uns Robert“, der deutsche Vizekanzler weiß das nicht. Schade. Ich hätte ihm mehr Verstand zugetraut. Das ist so wie bei kleinen Kindern, die mögen die bittere Medizin auch nicht. Ein erfahrener Politiker wie Habeck, der sollte seine Pappenheimer schon kennen. Deutschland fehlt eine richtig kompromisslose Regierung, die die Probleme anpackt und die Übel mit der Wurzel herausreißt. Aber da kann man in diesem Land lange suchen. In Portugal wurde jetzt die Mehrwertsteuer auf die Nahrungsmittel ausgesetzt, damit die Leute sich noch etwas zu Essen kaufen könnten. Auf Wärmepumpen könnten auch die 19% Umsatzsteuer entfallen. Der Staat könnte auch die Herstellung und den Verkauf der gewünschten neuen Heizungen +übernehmen. Eine sogenannte „Volksheizung“, für jedermann und jede Frau bezahlbar. Das Volk zahlt einen Obulus – mehr nicht-dafür fehlt das Geld, heißt es dann. Aber gestern wurde der militärische Beitrag für die Ukraine von 3 auf 12 Milliarden aufgestockt. Wie wäre es mit einer Umschichtung? – Detlef Rilling

 

Eine nationale Binnensicht ,die global betrachtet aber Kirchtumsdenken symbolisiert. Es stimmt zwar, je später desto heißer. Doch alles wäre vergeblich, wenn die übrige Welt nicht oder nur halbherzig mitzieht. Denn unseren Co² Anteil von 1,8 % auf 0 gebracht, ist für das Weltklima belanglos. Und eine Vordenkerrolle zu postulieren mit den höchsten Energiepreisen und einer miserablen Klimabilanz ( auch wegen des unbedachten Atomausstiegs ) ist eher kabarettreif. Dies ist kein Plädoyer für Attentismus , sondern für eine Vorreiterrolle, aber nur im Geleitzug. Mit der einseitigen Deindustrialisierung dieses Landes wäre ökologisch nichts gewonnen außer Arbeitslosigkeit. – Christoph Schönberger

 

Die Grünen erleben nun, was die SPD in der Großen Koalition mit der CDU erfahren hat. In dieser Koalition war die SPD die produktive, vorantreibende Kraft. Die CDU hat – auf die Stimmungslage der Bevölkerung schielend – oft gebremst oder sich gerne mit fremden Federn geschmückt. Es war eine große Leistung von Svenja Schulze, ein Klimaschutzgesetz durchgesetzt zu haben, das Verantwortung für Fortschritte beim Klimaschutz in den einzelnen Sektoren verankerte, sichtbar und messbar machte und perpetuieren sollte. Dass nun ausgerechnet die FDP – angesichts des von ihr zu verantwortenden großen Versagens im Verkehrssektor – vor diesem unternehmerischen kennzahlengetriebenen Ansatz zurückschreckt, eine Umverteilungslösung fordert, um die differenzierten Klimaschutzziele quasi zu sozialisieren, ist ein kaum unterbietbares Armutszeugnis. Auch für den Kanzler, der diese Aufweichung möglich gemacht hat. Es ist den Grünen nicht vorzuwerfen, dass sie Verantwortung übernehmen, wie die SPD das in der Großen Koalition gemacht hat. Die Grünen sollten keine Angst davor haben, wenn die Umfragen jetzt ihr Handeln nicht honorieren. Olaf Scholz hat gezeigt, wie man aus der vermeintlichen Underdog-Rolle heraus Wahlen gewinnen kann. Lernen von Olaf Scholz heißt, geradlinig zu sein, eben nicht so zu sein, wie Olaf Scholz jetzt ist. Eine Frage der Haltung. – Reinhard Koine

 

Ich hatte eine Ankündigung des Artikels bereits unter zeit.de gesehen, den ganzen jedoch erst heute in der Druckausgabe gelesen. Ich bin sehr enttäuscht darüber, das nur in einem einzigen Satz ganz am Ende die Rede auf das Klima kommt; der Rest des einseitigen Artikels wird den Fehlern bzw. Problemen der Grünen gewidmet, die, solange sie pragmatisch sind und nichts fordern, eine hohe Sympathie geniessen, welche jedoch sofort schwindet, wenn es um konkrete Forderungen geht. Ich habe das dringende Gefühl, dass das Thema Klimaschutz noch längst nicht als die vordringlichste Aufgabe der nächsten Jahre angesehen wird (weil dann die sich entfaltende Klimakatastrophe sich hoffentlich noch beeinflussen lässt), sondern ein Thema unter vielen ist, ganz weit hinter dem Erhalt eines bequemen Lebens und der Sicherung des erreichten Wohlstandes. Es ist sinnlos von einer Partei, die mangels Unterstützung quasi um das politische Überleben kämpft, zu erwarten, dass sie „die Menschen zu ihrem Glück zwingt“; wer nicht gerettet werden will, wird das auch nicht zulassen. Irgendwann in naher Zukunft, wenn wir den Point of No Return beim Klimaschutz passiert haben, werden wir nur noch reagieren können, die aufgetretenen Schäden zu beheben versuchen und merken, wie die Menschheit an ihre Grenzen gerät. Dann werden sich die Themen bequemes Leben und Wohlstandserhalt von selbst erledigen, weil es nur noch um das nackte Überleben gehen wird. Die Menschen im Ahrtal, in Kalifornien, Pakistan und der Südsahara haben in den letzten Monaten und Jahren einen Vorgeschmack auf das erlebt, was bald Milliarden Menschen betreffen wird. Mehr ist dazu von meiner Seite nicht zu sagen, sonst wiederhole ich nur, was ich in vielen Büchern gelesen habe und tagtäglich in den weltweiten Nachrichten sehen kann. – Erich Würth

 

Das inzwischen vexierende Hinterfragen nach der gesellschaftlichen und politischen Redlichkeit und damit Beständigkeit im Umwelt- und Klimaschutz wird durch die wahren globalen Begebenheiten notwendig sein. Eine Reise nach Kairo vor wenigen Tagen hat eine Erkenntnis gebracht, dass dort alle 27 Sekunden ein Mensch geboren wird. Dieser, auf dem Globus vorherrschende Umstand erzeugt einen Ressourcenbedarf, der jenseits von Europa und Amerika weniger Hinterfragendes denn Benötigendes bedeutet. Gleichzeitig streben diese Lebensräume nach ökonomischen Bedeutsamkeiten mit nihilistischem Grundverständnis für Ressourcenschonungen, welches allein für Europa eine existenzielle Bedrohung darstellt. Diese Tatsache rückt ins Zentrum unserer Umweltbetrachtungen und weder die Politik, erst recht nicht Verbände können perspektivisch darauf antworten und somit wächst die Verunsicherung und der Zweifel. – Jürgen Dressler

 

Die Analyse (oder ist es ein Kommentar?) von Herrn Pausch und Herrn Ulrich fällt ausgesprochen einseitig aus. Es ist durchaus treffend, wenn auch nicht sonderlich relevant, ein paar missglückte Redebeiträge minderkompetener CDU-Abgeordneter aufzuspießen. Das Scheitern des Klimavolksentscheids in Berlin aber wird gedeutet als eine Ablehnung von Klimapolitik – falsch! Abgelehnt wurde das völlig unrealistische Ziel, Berlin bis 2030 klimaneutral zu machen. Für die Klimapolitik brachte das ebenso wenig wie die meist eher naiven Beiträge von Frau Neubauer oder die Aktionen der Klima-Kleber, und es bedarf schon einiger Voreingenommenheit, um die Nein-Stimmen nicht als Ausdruck von Vernunft, sondern als Nein zur Klimapolitik zu deuten. Es wäre zu wünschen, dass die ZEIT, anstatt mit Apokalypse zu drohen und die Moralkeule zu schwingen, anerkennt, dass es nicht nur den einen Weg in die klimaschonende Zukunft gibt, sondern mehrere. Mal ehrlich: Grün sind sie doch alle, ob CDU, FDP, Grüne oder SPD. ‚Streit‘ heißt eine interessante Rubrik der ZEIT, und mehr Streit bzw. mehr kritisch-journalistische Analyse und Abwägung anstatt Feiertagspredigten wünsche ich mir auch für das Politik-Ressort. – Norbert Stöbe

 

Bei allem Respekt vor der journalistischen Qualität der Autoren seit Jahren: Es ist eine Frage des Geldbeutels normaler Menschen, die sich oft viele Jahre gequält haben oder hatten, um sich ein Häuschen mit der vor Kurzem noch üblichen Gasheizung zu bauen oder kaufen. Und es ist auch eine Frage der globalen Einordnung: 1% der Weltbevölkerung auf 1% der Festlandfläche glauben die Welt retten zu können. Während in Ländern wie den USA darüber Deutschen-Witze gemacht werden, Frankreich weiter fest – m.E. zu Recht – zur Atomenergie steht und China uns mit dem Ausbau neuer Energiequellen davongallopiert. Wie komme ich gerade jetzt auf einen Spruch aus der Kaiserzeit und aus dem Film „Der Untertan“ : „An Deutschem Wesen soll die Welt genesen“. Das wars, liebe flackernde Ampellämpchen, ihr könnt nun weiterstreiten. – Wolfgang Frings

 

Mir geht das ewig besserwisserische Gerede der Journaille langsam auf den Keks. Selbst die Autoren der ZEIT erliegen der Versuchung, das Ringen der Koalitionäre in Berlin, um die wohl schwierigste Transformationsaufgabe unseres Jahrhunderts mit polemischer Schlaumeierei zu kommentieren. Die Spitzenpolitiker aller Parteien werden als Lobbyisten, unseriöse Gaukler, konservative Kapitalisten, Naivlinge und – im besten Falle – als Opportunisten dargestellt, denen es eigentlich nur um die Durchsetzung ihrer jeweiligen parteipolitischen Ziel gehe. In Wahrheit sei die Aufgabe doch simpel.

Die Wahrheit aber lautet: keiner kennt sie. Weder wissen wir, wie sich die Klimaveränderung in Zukunft wirklich auf unsere Umwelt auswirken wird, noch ob die Menschheit global dazu bereit sein wird, die gewünschte Klimaneutralität gegen Mitte des Jahrhunderts zu erreichen. Wir können uns klimapolitisch auf den Kopf stellen in Deutschland – und erreichen praktisch nichts, wenn nicht die große Mehrheit der Länder mitzieht. In der Globalität liegt doch die größte Herausforderung beim Klimawandel! Genau wie in der Pandemie reicht es eben nicht, wenn sich ein Land abschirmt, um die Erkrankungen von seinen Bürgern fernzuhalten.

Immerhin, Deutschland hat – trotz mehr Braunkohleverstromung – das gesetzte CO2 Ziel 2022 nur knapp verfehlt. Und (fast) alle Parteien scheinen sich darin einig, dass man hierzulande bis 2045 klimaneutral werden möchte. Allerdings, der beste, d. h. der technische, wirtschafts- und sozialverträglichste Weg ist umstritten. Keiner kennt ihn. Mir scheint aber, dass eine innovationsoffene Politik, die nur die Ziele und die Regeln vorgibt und sich dann auf die Kreativität der Menschen verlässt, der beste. Die so oft gescholtene FDP kommt m. E. diesem Weg am nächsten. – Peter Breuninger

 

Die Ampelkoalition hat über Zukunftspläne gebrütet. Dabei wurde auf Druck der FDP beschlossen, dass u.a. 144 Autobahnprojekte finanziert werden sollen. Über eine Kindergrundsicherung wurde nur am Rande diskutiert, deren Finanzierung ist nach wie vor ungeklärt. Arme Kinder interessieren offenbar die Herren Lindner und Wissing nicht; das faule Pack soll betteln gehen. – Peter Dodel

 

Zur Aufmunterung der Grünen, soweit es ihre Beiträge zur Erreichung der Klimaziele, ihre Rolle bei der Umstrukturierung des Güterverkehrs und dem angeblich unvermeidlichen Ausbau der Autobahnen geht, hätte ich folgenden kleinen Vorschlag: Die Grünen mögen zur Kenntnis nehmen, dass es nicht nur zwei Verkehrsträger – Straße und Bahn – gibt, sondern drei, die entsprechend ihrer systemspezifischen Leistungsfähigkeit und ökologischen Nachhaltigkeit herangezogen werden sollten (eigentlich fünf, wobei Luftverkehr und Pipelines für bestimmte Gütersegmente zwar eine durchaus nicht nur marginale Bedeutung haben, hier im Moment aber außen vor bleiben können) – die Schifffahrt, hier im Besonderen die Binnenschifffahrt als Nr. 3, ist nicht ein „hässliches Entlein“, eine ungeliebte Randerscheinung, sondern gehört in die vorderste Linie verfügbarer Alternativen. Die Grünen mögen also endlich damit aufhören, die Binnenschifffahrt als angeblichen Verursacher von Umweltschäden und Zerstörer der Naturnähe von Flüssen zu attackieren – wenn sie sagen, „tun wir ja gar nicht“ – tun sie doch – ich weiß, wovon ich hier in Ostdeutschland, z.B. an Elbe und Oder, rede – Herr Habeck möge sich nur mal die unsäglichen Sprüche seiner Abgeordneten im Potsdamer Landtag und seines Umwelt-Staatssekretärs anhören.

Und an die Adresse der in diesem Zusammenhang ja auch nicht sorgenfreien FDP auch noch einen Ratschlag: Die lapdare Feststellung des Verkehrsministers bei der Vorlage seiner neuen Güterverkehrsprognose 2051, „Die Binnenschifffahrt stagniert“, wird also nichts bringen, mit der Schlussfolgerung, die Autobahnen müssen weiter ausgebaut werden (weil die Bahn die in sie gesetzten Erwartungen auch nicht erfüllen wird?), sollte besser so nicht stehen bleiben – man müsste dort zur Kenntnis nehmen, dass diese Stagnation nicht eine unveränderliche Naturerscheinung ist, sondern die Folge einer jahrelangen nicht schifffahrtsfreundlichen Politik, die dringend einer Revision bedarf, um eine substantielle Verlagerung von Gütertransporten auf das Wasser, auf „Grüne“ Schiffe, zu unterstützen. – Horst Linde

 

Nach der Lektüre Ihres Artikels würde ich Ihre Haltung zur Klimakatastrophe als zynischen Fatalismus bezeichnen. Sie erkennen das Geschwätz der CDU so gut, weil Sie selbst hoffnungslose Schwätzer sind, die auch den „Gestus der Überlegenheit“, den Sie Frau Neubauer nachsagen, aus eigener Überlegenheit erkennen. Das Klima verliert auf jeden Fall, Gott sei Dank, dass wir damit nichts zu tun haben. – Harald Bost

 

Seit vielen Jahrzehnten fordert die Energiewirtschaft (Energieversorgungsunternehmen) vergeblich ein Konzept für die Verbraucher Industrie, Verkehr und Haushalt. Der Schwerpunkt der Diskussion wendet sich eben dem Heizungsbereich zu. Hierbei genannte Zielvorstellungen gehen an der Realität völlig vorbei. Wie soll in 20 Jahren ohne Einsatz der Kohle eine CO2 Freiheit erreicht werden!? Sonne und Wind können es nicht bringen, weil eine Energiespeicherung in großem Stil nicht möglich ist. Was also tun? Eine totale Umstellung auf H2 Technologie, weil man damit alle Bereiche bedienen und zudem die angesprochene Speicherung erreichen kann. Solange viele Länder (China, Indien, USA…) den CO2 Ausstoss sogar noch erhöhen, können wir uns für die Umstellung auf ein neues, stimmiges Energiekonzept etwas mehr Zeit lassen. – Helmut Kiendl

 

Ich frage mich seit langem und immer öfter: Gibt es ein Naturgesetz, dass ich möglicherweise nicht kenne, nachdem immer der grösstmögliche, machtversessene Ignorant ohne Sachverstand in Deutschland Verkehrsminister werden muss???? – Klaus J. Clemens

 

Die Breitbandkabelverlegung ist zu begrüßen(Glasfaser) Jedoch ( siehe auch PZ Bericht) die Ausführung katastrophal und dilettantisch! Es gibt moderne Horizontalbohrwerke die diese Arbeiten schnell, kostengünstig und ohne Große Schädigungen der Infrastruktur durchführen können! Auch die Beeinträchtigung des Verkehrs und der Anwohner wird minimiert! Dies muß bei den Ausschreibungen der Arbeiten unbedingt Bedingung sein! Bei der Verbindung von Ort zu Ort sollten auch gleich die Erdhöchstspannungleitungen Sowie Wasserstoffleitungen, die hoffentlich in naher Zukunft unsere Energieversorgung sicherstellen sollen ,verlegt werden. Hier wäre einer Bundesweite Koordination sehr empfehlenswert! Das spart enorme Kosten. Ebenfalls könnten solche Strommastenmonster, die hier gerade aufgestellt werden, wegfallen ( Technik aus den 50 er Jahren) Hoher CO2 Ausstoß bei der Stahl- Produktion! Man sollte dazu Kommuneneigene Wirtschaftswege nutzen dann fallen auch Bürgereinsprüche weg. Die ca. 140 neuen Autobahnausbaustellen bieten die Chance in einem Aufwasch dort die entsprechenden Kabelstrukturen in den Boden zu bringen! Spart Kosten, schont Landschaft und Ressourcen ! Den Rest der Netze von Nord nach Süd verlegt man in Flüssen und Kanälen. Deutschland hat hier extrem viele Möglichkeiten mit Verlegeschiffen das ganz schnell Und unbürokratisch schonend ohne Einsprüche und langwierige kostspielige Planungen zuwege Zu bringen! Die gegebene Infrastruktur der Gewässer zeigt uns den oder die Wege denn es gibt Viele Varianten! Wie gesagt benötigt es dazu eine übergreifende Koordination die jeder Kommune sagt Von wo nach wo die Ortübergreifenden Verbindungen verlegt werden sollen! Neben den Horizontal- Bohrwerken gibt es hochmoderne Kabelverlegemaschienen die dies in einem Aufwasch erledigen können! Man muß wenn man voran kommen will den neuesten Stand der Technik nutzen wie es andere EU Staaten Seit langem Tun! Dort lacht man über unsere Rückständigkeit! Mit Mut vorn , packen wir es an!!! – Jutta Engelsberger-Frey & Heinz Frey

 

Der ganze Artikel ist in seiner Analyse und Bewertung der 30-Stundensitzung der Ampelkoalition, den Ergebnissen und der Einbettung in die politische Großwetterlage brillant. Kompliment an die beiden Herren. – Joachim Simon

 

Während private Haushalte aufgrund der neuen Bestimmungen trotz Aussicht auf Förderung erhebliche Kosten stemmen müssen, um im vorgeschriebenen Eiltempo Klimaziele zu erreichen, hört und sieht man nichts über den Beitrag von gewerblichen Immobilien. Allerorten entstehen neue Gewerbegebiete, Wiesen und Felder werden großflächig versiegelt, darauf mehrstöckige graue Gebäude errichtet. Ich sehe keine PV-Anlagen auf den Dächern und auch keine vertikale Begrünung. Wieso werden diese Maßnahmen nicht Bedingungen für diese Gebäude? Ein Aufheizen in den Sommermonaten innerhalb dieser Gebiete könnte so ebenfalls gemildert werden. – Claudia Wagenknecht

 

Ging es bei den Verhandlungen der Koalition in erster Linie darum, wer am Ende im Vergleich zu den anderen am besten dasteht – oder nicht eher darum, wieweit die erforderlichen Maßnahmen im Umweltschutz im Vergleich zu den notwendigen beschlossen und eingeleitet wurden? Was notwendig ist, findet sich ständig in den Zeitungen, und für die Mitmenschen, die nicht so gerne lesen, fast täglich im Vorabendprogramm bei ZDF-Info, 3Sat oder Phönix. Wenn sich die Grünen in den Verhandlungen nicht genügend weit durchsetzen konnten, wenn Umweltgruppen oder Festkleber mit ihren Aktionen keine Unterstützung finden, ist das weder ein Grund zu Schadenfreude noch zur Kritik an der Vorgehensweise. Es geht nicht darum, ob die Grünen IHRE Ziele erreichen. Es sind nicht allein IHRE Ziele, es sind UNSERE – und wir alle werden die Folgen des Scheiterns auszubaden haben. Wollen wir den Umweltschützern dann vorwerfen, sie hätten sich nicht genügend bemüht, uns für IHRE Sache zu gewinnen? – Klaus Werner

 

Politik ist leider in der Tat kein Wahrheitswettbewerb, aber meines Erachtens auch nicht unbedingt ein Kampf um die „plausibelste“ Erzählung. Geglaubt werden vielmehr bezüglich des Klimaschutzes gerne jene Erzählungen, die den Wähler*innen am wenigsten zumuten, also jene, dass man das Klima schützen kann, ohne dafür selbst Geld ausgeben oder Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen zu müssen. Die meisten Wähler*innen sind halt ziemlich egoistisch und bequem und möchten Maßnahmen gegen die Klimakatastophe am liebsten künftigen Generationen – auch ihren eigenen Kindern, Enkeln und Urenkeln – überlassen. Das hätten Sie in Ihrem ansonsten inhaltlich sicher korrekten Artikel meines Erachtens ruhig noch etwas deutlicher formulieren können. – Ulrich Willmes

 

Das eigentlich Fatale an der Klimawendepolitik der aktuellen Regierung und leider auch der Opposition ist nicht die ideologische Überhöhung, nicht die aktionistischen und unausgegorenen Regelungsversuche, vermeintliche (Schein-)Lösungen oder die unklare soziale Abfederung. Es ist die Folge davon: Die Politik verliert – wieder einmal – das Vertrauen der Bevölkerung in ihre Lösungskompetenz der Jahrhundertaufgabe „Verringerung der Folgen des Klimawandels“ (so müsste es eigentlich korrekterweise heißen, denn der Klimawandel ist längst da). Damit wird die Zustimmung zur Lösung dieses Thema beseitigt, bevor sie überhaupt richtig Fahrt aufgenommen hat.

Drastisch ausgedrückt: Man reitet keinen lahmen Gaul, sondern man tötet das Pferd schon vor dem Aufsteigen. Was muss eigentlich noch passieren, bevor politische Mandatsträger begreifen, dass man mit der damit verbundenen Verantwortung so nicht umgehen darf? Wenn der berühmte Ausspruch Helmut Schmidts zu Visionen jemals Berechtigung hatte, dann jetzt bei diesem Thema. Visionen, Phantastereien oder das Verkennen von Realitäten sind das letzte, was hier weiterhilft, genauso wie die Erkenntnis, dass der politische Diskurs versagt, wenn nicht irgendwann der Kanzler mit dem Lavieren aufhört und wirklich mal führt – in dem er das tut, was seine Richtlinienkompetenz ausmacht: Eine eigene inhaltliche Position entwickelt, diese in Form von dedizierten Zielen und klaren Umsetzungsrichtlinen vorgibt und die Umsetzung überwacht und steuert – und dies notfalls mit seinem eigenen politischen Schicksal verbindet. Gerade große SPD-Kanzler haben das vorgemacht, auch wenn es sie am Ende die Macht gekostet hat. Aber das ist eine conditio qua non der mit dem Amt verbundenen Verantwortung – und eine Frage der Haltung. – Hans-Hermann Gröger

 

Wer hatte die Idee zu dem farblich genau passenden Strauß mit Tulpen, die aus besonderem Anlass die Köpfe hängen lassen ? Ampelfarbig – rot / gelb / grün oder v.v. War das ein echter Strauß, dem man frühzeitig das Wasser entzogen hatte oder ist das eine sehr gute Zeichnung Ihres Creative Dept. ? – Hartmut Wagener

 

So ganz allmählich dämmert Vielen, dass es ohne Zumutungen nicht gehen wird, wenn das gesetzlich (!) festgeschriebene Klimaneutralitätsziel bis 2045 erreicht werden soll. Und die Frage, ob die von den Grünen eigeschlagenen Pfade zum Erfolg führen, lässt sich seriös nicht beantworten. Ich habe daher ein paar Zahlen parat. Die 10 größten CO2 Sünder waren 2018 für 67,3 % der CO2 Emissionen verantwortlich. 2021 für 68,07 %. Deutschland und Kanada sind die einzigen Länder unter den 10 Schlimmsten, die es geschafft haben seinen Anteil im gleichen Zeitraum um 9 % zu senken. Der Rest legt zu oder reduziert weit weniger. Deutschland hat noch einen 1,82 % Anteil an der weltweiten CO2 Emission. Doch so viel!? Natürlich kann man immer einwenden, wir als starkes Land müssen doch vorangehen, als leuchtendes Beispiel wie die Energiewende gelingen kann. Mit Wasserstoffproduktion südlich der Sahara, Atomstrom aus Frankreich und Fracking Gas aus den USA. Das ist mit Verlaub lachhaft. Das Einzige was wirklich helfen würde, neben durchdachten und durchführbaren Alternativen (Sonne, Wind + Speicher im großen Stil) wäre ein Weniger von Allem.

Das wird nur nicht gelingen, da hier auch die Länder eingebunden werden müssten, die vom Wohlstand der westlichen Welt noch weit entfernt sind. Und solange es Standard ist, dass um nur drei Beispiele zu nennen, Wüstenstädte klimatisierte Hochhäuser in den Sand setzen, griechische Urlaubsinseln die Hälfte ihres Wassers mit Schiffen vom Festland decken müssen und gleichzeitig ein Pool nach dem Anderen an den Kraterrand gebaut wird oder die Bevölkerung Ägyptens so rasant wächst, dass man sich gezwungen sieht Satellitenstädte in die Arabische Wüste zu bauen, werden wir hier noch eine ganze Menge an Verboten ertragen müssen, nur um später festzustellen, wir allein haben es auch nicht in der Hand gehabt. Erst recht wenn wir uns in der Zwischenzeit weiter deindustrialisiert haben. Es scheint zum Verzweifeln. Allerdings lässt sich das mit den Annehmlichkeiten, wie wir sie bis heute genießen dürfen, ein ganzes Stück leichter ertragen. Also bitte Augenmaß und keine Verbote. Die Energiewende findet sonst ohne weite Teile der Bevölkerung statt. Mutter Natur ist das zwar herzlich egal, aber noch gehören wir ja auch zu dieser. – Thomas Harnisch

 

Richtiges Fazit: Verschieben und Verwässern ist nicht länger möglich: wenn das 2,5 Grad-Ziel noch eine Chance haben soll, ist von grüner Seite jetzt in der Tat Haltung gefragt, es brauch dringend Nägel mit Köpfen! Nachdem alle Einsparziele offenbar nicht reichen oder in der Koalition nicht durchsetzbar sind, muss jetzt das liberale Lippenbekenntnis zu Technologie und Ökonomie auf seine Belastbarkeit geprüft werden. Das heißt: sofortiger Einstieg in ein CO2-CCS (Carbon Capturing and Storage) auf Basis von CO2-Zertifikaten! Konkretes Beispiel Straßenverkehr: Laut jüngsten Informationen kostet die Neutralisierung eines Kilogramms CO2 mittels CCS derzeit 1 €. Weil 1 Liter Benzin bei seiner Verbrennung 2,37 kg CO2, 1 Liter Diesel aber 2,65 kg CO2, erzeugt, sind die CO2-Zertifikationsanteile in den Spritpreisen entsprechend anzuheben. Mit den Einnahmen aus den Zertifikaten werden die Kapazitäten für das CO2-Capturing aufgebaut und betrieben, idealerweise von den kapitalstarken Mineralölkonzernen. In der Zeit bis sich eine kostengünstige und CO2-neutrale Mobilität durchgesetzt hat, ist sich der durch CCS-Zertifikate ergebende Spritpreis zwischen 4 und 5 €/l sozial abzufedern, z. B. über Benzingutscheine für Geringverdiener. Die Finanzierung erfolgt über eine wie auch immer geartete „Reichensteuer“ oder, sollte das nicht durchsetzbar sein, über einen weiteren Aufschlag auf den Spritpreis, der dann vom Blockierer zu vertreten ist. Nebeneffekt: Synthetische Kraftstoffe werden konkurrenzfähig, wenn aus CO2 erzeugt und auch ein Tempolimit ist nicht mehr erforderlich.

Falls ein solches Vorgehen in der Koalition nicht mehrheitsfähig ist, heißt Haltung für die Grünen Ausstieg. – Ein 5-Grad-Ziel widerspricht allen grünen Grundsätzen und kann glaubwürdig von Grün nicht verantwortet werden. – Die Sicherung der Zukunft hat ihren Preis! – Martin Schindelin

 

„Im Heizungskeller gibt es Zoff“, schreiben Robert Pausch und Bernd Ulrich. Das ist menschlich. Keiner will im Winter im Kalten sitzen oder immer kalt duschen. Die aufgeregte Diskussion um eine klimagerechte Heizung quer durch die Gesellschaft beweist deutlich: Der Schutz unserer Umwelt ist unbequem und teuer. Billig sind nur die Sonntagreden dazu. Die vorgeschlagenen Maßnahmen haben jedoch alle einen Kardinalfehler: Energie ist nicht erneuerbar, denn Energie wird verbraucht – dann ist sie weg. Kostenlosen Nachschub liefert nur unsere Sonne. Hätten wir nur früher schon darauf gesetzt!

Irrsinnig wird der Streit bei uns, wenn wir realisieren, dass rund um unser kleines Deutschland Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke neu gebaut werden und nicht nur in der Ukraine jede Menge Energie verballert werden. Das Weltklima retten wir leider nicht mit Wärmepumpen. – Werner Bohn

 

Mit ebenso drastischer wie plastischer Wortwahl beschreiben die Autoren das Dilemma der Grünen und eine resignative Überdrüssigkeit und wieder zunehmende Verdrängungneigung der Bevölkerung beim leider unausweichlichen Thema Klimawechsel: „Was Du heute kannst verschieben, das verschiebe nicht erst morgen. Von Olafus Scholzius Cunctator hatte ich Besseres erwartet. – Sven Herfurth

 

In der aktuellen Ausgabe N°14 fiel im Artikel von Robert Pausch und Bernd Ulrich ein magischer Satz. “Die Klimaziele sind soeben in der Gegenwart angekommen“. Hinter den Klimazielen, der Decarbonisierung Deutschlands bis 2045, konnte sich fast die gesamte Gesellschaft harmonisch vereinigen. Die einen konnten ihre Passivität hinter fernen Zielen verstecken, die anderen ihre Aktivität oder gar Aktivismus mit ihnen begründen. Am 1.1.2024 erreichen die gesamtgesellschaftlich gesteckten Klimaziele mit dem Heizungskeller, auch das Portmonee jedes Einzelnen. Durch den Russland-Ukraine Krieg 5 Jahre früher als gedacht und damit überraschend oder gar schockierend bald. So endet die Allianz der aktiven und passiven Klimaschützer. Letzteren sollte die Presse die Kosten des bequemen Nichts-Tuns immer wieder klar vor Augen führen. In den letzten Wochen erreichten alle Bürger*innen die Anschreiben von Stadtwerken und Vermietern, in denen die Mehrkosten der fossilen Heizungen aufgeführt waren. Oft 1000€ und mehr für 2022. In 20 Jahren ergeben sich 20.000€ Mehrausgaben fürs Weiter so. Auch der Einbau einer neuen Gasheizung kostet 10.000€. Nach Abzug der Förderungen beläuft sich die Umrüstung auf eine Wärmepumpe auf lediglich 20.000€. Zusätzlich hat die langfristig günstigere Wärmepumpe eine Friedensdividende und eine Klimaschutzdividende im Gepäck. Der Umstieg auf eine erneuerbar betriebene Heizung löst ja zwei Probleme und schiebt sie nicht nur auf die lange Bank. Russland, das von Barak Obama einst als „größte Tankstelle der Welt“ bezeichnet wurde, liefert nicht mehr. Dafür liefert ein Blick in die Nachrichten jedes Jahr verheerendere und vielfältigere Klimakatastrophen. Daher meine Bitte. Klären Sie die Bürger*innen beständig über die Kosten des Nichts-Tuns – auf allen Ebenen – auf, verhindern Sie Panikmache. Niemand hat die Absicht eine Heizung zu rauben, aber wenn wir nicht aktiv werden, rauben wir uns und unseren Kindern die Zukunft. Das Nichts-Tun kostet uns langfristig alles was uns lieb und teuer ist. – Florian Maier

 

Bei der Frage nach der „Haltung“ kommt man an der Rolle der Medien nicht vorbei. Die FDP setzt – gerne auch im Schulterschluss mit den Konservativen – immer wieder Narrative, die viel zu wenig hinterfragt werden. Mit Begriffen wie Technologieoffenheit (E-Fuels), Symbolpolitik (Tempolimit), Verbotspartei (Grüne) versucht man den eigenen Unwillen zu wirksamer Klimapolitik zu kaschieren und sich in populistischer Manier als die Vernünftigen, Mittigen zu inszenieren. Aufgabe der Medien wäre es doch, genau das zu entlarven. Dagegen übernehmen viele Zeitungen dieses Framing aber unkritisch, ganz zu schweigen von Blättern wie BILD, die noch eins drauf setzen und mit falschen Zahlen und Behauptungen Ängste bei Hausbesitzern, Mietern und Autofahrern schüren. Und schon werden Heizungsumbau und Verbrenner-Aus in Umfragen von derselben Bevölkerung abgelehnt, die sich doch ansonsten klar zum Klimaschutz bekennt. Und ein Olaf Scholz wird aus Angst vor der veröffentlichten Meinung und dem Zorn der Bürger vom Klimakanzler zum Klimazauderer.

Auch wenn Qualitätsmedien wie der Deutschlandfunk oder die ZEIT wie auch in diesem Artikel den Finger durchaus in die richtigen Wunden legen, wird man den Eindruck nicht los, dass selbst hier im Sinne einer vermeintlichen Ausgewogenheit in alle Richtungen gleichermaßen ausgeteilt wird. (In diesem Falle vielleicht, damit die konservative Leserschaft beim Namen Bernd Ulrich nicht schon wieder Schnappatmung bekommt?) Bei allen kommunikativen Fehlern, die die Grünen machen, muss doch immer wieder klargestellt werden, dass hier unter verschärften Bedingungen die Fehlentscheidungen der letzten Jahrzehnte zu korrigieren sind und dass ausgerechnet die Parteien, die diese zu verantworten haben, sich am meisten dagegen sträuben. Irgendwie erinnert mich das Ganze an die BBC und ihr krampfhaftes Bemühen um Ausgewogenheit in der Brexit-Debatte mit den bekannten Folgen. Nur: Den Austritt aus der EU könnte man rückgängig machen, die Einlagerung von Klimagasen in der Atmosphäre nicht. Auch wenn ich es schon rufen höre: Kann man doch, die Technik wird‘s richten, alles wird gut… – Wolfram Bieber

 

Das „Klimabewusstsein“ der Deutschen beruhte bisher eher auf Verkündungen seitens der „grün“-denkenden Menschen, dass die konkreten Maßnahmen technisch alle verfügbar und auch kostenmäßig vertretbar seien und zum Vorteil für Viele auch bald umsetzbar. Jetzt wird schrittweise klar, dass viele „frohen Botschaften“ schlicht erfunden waren von Leuten, die nicht einmal das Gutachten für „FFF“ vom Oktober 2020 zur Kenntnis nahmen: Sonst hätten sie schon beim Lesen der KURZFASSUNG (Seite 10 – 20) angesichts der Größenordnungen der dort genannten Aufgaben stutzig werden müssen, ganz zu schweigen von den Ausführungen über die 84 folgenden Seiten zu den einzelnen Unterpunkten. Selbst Frau Neubauer hat offensichtlich bspw. den riesigen Bedarf an „grünem“ Wasserstoff vergessen oder nicht in seiner Tragweite verstanden, der auf Seite 15 klar benannt wird. Dumm nur, dass sie derartige Zahlen nie öffentlich genannt hat.

Und wenn Journalisten und Politiker 2020 einmal über 5 Tage mit sachkundigen Ingenieuren seriöser Technischer Universitäten, mit Technik- und Handwerksberufen etc. über die Themen Strom, Wärme, Mobilität, … diskutiert hätten, dann stünden wir jetzt so blöde da. Das kommt davon, wenn gute Absichten solide Fachkenntnis ersetzen müssen. Und manchen Menschen wird auch klar, dass ein „Klimaschutz-Beitrag“ Deutschlands nichts nützt, wenn seit dem Pariser Protokoll hunderte von neuen Kohlekraftwerken in Weltregionen wie Süd-Ost-Asien gebaut wurden und bei wachsender Bevölkerung weiter werden. Letzte Anmerkung eines (auch von Ingenieuren) anerkannten Energieökonomen: Wenn künftig ab 2030 Wetterlagen wie an den drei Tagen 29.11. bis 01.12.2022 herrschen, dann geschieht nicht ein lokaler Stromausfall „für ein paar Stunden“, sondern flächendeckend als rotierende Abschaltung von rund jeweils 10- 12 Millionen Menschen für 4 – 6 Stunden über insgesamt drei Tage! Das nennt Frau Kemfert „Lastverschiebung“! Oder haben wir schon ein riesiges Backup-System? – Wolfgang Ströbele

 

Vielen Dank für den o.g. Artikel, besonders die erste Hälfte, in der viele schlagende Argumente für die neue Wärmewende und gegen die häufigen Kritiken und Scheinlösungvorschläge gemacht werden, besonders mit der „Macht der Subtraktion“, man könnte auch sagen „Macht der Logik und der Mathematik“. Wer an diese nur erinnert oder aus den Fakten logische Schlussfolgerungen zieht, wird allzu oft als arrogant, Brechstangen-Liebhaber, Überorderer oder gegen die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen agierend gebrandmarkt. Dabei ist leider wahr, dass mit jedem bisherigen Jahr des Aufschubs und der Langsamkeit, wenn nicht Verschleppung eines ausreichenden und rechtzeitigen Klimaschutzes das danach nötige Tempo und Ausmaß immer härter, teurer, einschneidender und anstrengender geworden ist. Damit diese Folgen für die Generationen nach 2030 nicht völlig ungerecht überfordernd oder gar unmöglich werden, hat ja auch das Bundesverfassungsgericht 2021 die damalige Politik in Teilen als verfassungswidrig erklärt. Die meist geforderten längeren Übergangsfristen wären leichter und eher verantwortbar gewesen bei einem wesentlich früheren Beginn der jetzt diskutierten Maßnahmen zum Klimaschutz. Kritiker konsequenter ausreichender Klimapolitik konzedieren gönnerhaft, es sei ja unbestritten, dass „weniger CO-2 emittiert“ werden müsse, eine groteske Untertreibung, denn was nötig ist, ist nicht nur weniger, sondern soviel weniger, dass die nach dem Pariser Klima-abkommen noch erlaubte restliche Gesamtmenge an allen Treibhausgasen eingehalten wird, also ausreichender und ausreichend baldiger Klimaschutz, nicht nur mehr. Natürlich müssen die Maßnahmen wie immer wieder angemahnt, realistisch und von der Bevölkerungsmehrheit akzeptiert sein. Das Dilemma dabei: sie müssen auch mit der physikalischen Realität der — für die Abwendung der großen Kippunkte noch — erlaubten Restmenge Treibhausgase wegen der ansonsten drohenden großen Klimakatastrophe vereinbar sein. Insofern ist es oft eine Verharmlosung, wenn von „Niederlage der Grünen“ oder gar „gegen die Wünsche der Grünen“ gesprochen oder geschrieben wird, während es oft bei Klimafragen in Wirklichkeit eine Niederlage des Klimaschutzes und damit des künftigen Wohls der jetzt jungen und der folgenden Generationen ist. Genau deshalb können die Grünen sich bei diesem Thema wahrlich nicht „beliebig anpassen“. einige der Widersprüche und Illusionen der Opponenten haben Sie ja sehr trefflich beschrieben.

Die von ihnen wahrgenommene Selbstgerechtigkeit der „Gegenseite“, also der Klimaschützer innerhalb und außerhalb der Grünen sehe ich allerdings nicht so durchgehend wie Sie. Leider ist ein ausreichender und noch rechtzeitiger Klimaschutz seit dem Deutlicher Werden seiner Kosten, Anstrengungen und Unbequemlichkeiten nur noch von einer Minderheit akzeptiert oder gar gewollt, während zumindest große Teile der Mehrheit eine „kumulierte Nervigkeit“ empfinden mag s.o. Die fast kompromisslose Ablehnung einer Laufzeitverlängerung selbst der noch stehenden Kernkraftwerke habe ich mit Greta Thunberg auch als vergebene Chance gesehen, ein vorübergehend geringeres Übel zu wählen im Vergleich zum Wiederanfahren von Kohlekraftwerken, so wie auch seit einem Jahrzehnt die Hinnahme des Ersatzes der Kernkraft großen Teils nicht durch Erneuerbare, sondern durch fossile Energien, was eine Art Austreiben des Teufels mit dem Beelzebub entsprach. Auch fand ich die vielen Wahlversprechen nicht einhaltbar und damit Enttäuschungen provozierend, die Rettung des Klimas und der ökologische Umbau werde durch „kluge Politik“ incl. Kreditaufnahmen ohne irgendwelche Opfer und Wohlstandseinbußen gelingen, und das sogar gleichzeitig mit viel besserer Bildung, Gerechtigkeit, neuen Fachkräften etc. Sicher wird auch die Klimafrage wie alle großen politischen Ziele auch von „sektiererischen Rändern“ oder Phantasten missbraucht.

Aber was soll nun daraus folgen? Etwa auf die klimawende verzichten oder sie so abbremsen, dass sie den Wettlauf mit den drohenden großen Kippunkten verliert und damit zu spät kommt, wenn nach dem Punkt, wo es kein Zurück mehr gibt? Das scheinen viele Vertreter der Opposition und der FDP zwar nicht direkt zu befürworten, aber doch eher in Kauf zu nehmen als Wählerstimmen zu riskieren. Natürlich sind auch grünen Politiker*innen Fehler und unvollkommene oder in Teilen nachteilige Maßnahmeplanungen unterlaufen. Aber sie haben sich zumindest als erste in Deutschland ernsthaft auf den richtigen Weg gemacht, wenngleich dieser manchmal steinig ist und Durststrecken enthält und dadurch unzufriedene Kritiker anstachelt. Das ist der Mut, der bisher meist nur von anderen gefordert wurde. Wer aber einen Weg sucht, der so langsam und gemütlich ist, dass er niemandem zu schnell ist, niemanden anstrengt und auf dem niemand an einen Stein stößt, der wird uns nicht mehr rechtzeitig vor der Katastrophe bewahren, nicht einmal mit Deutschlands Anteil daran.

Auch die immer wieder gehörte Betonung von Deutschlands nur einem % der Weltbevölkerung ist tendenziös oder ein Tunnelblick, denn unser Anteil an den Emissionen ist viel größer, und noch mehr, wenn wir die historisch angesammelten Emissionen betrachten. Dennoch ist es leider ein reales Risiko, dass die deutschen oder EU-Anstrengungen letztlich vergeblich bleiben können, falls der Rest der Welt nicht in der Summe ausreichend mitzieht. Aber: Wenn ein Schiff wegen Lecks untergangsbedroht ist, die nur durch viele zusammen repariert werden können, soll ich dann an meinem Leck die (durchaus anstrengende und unangenehme) Arbeit einstellen aus der Angst oder Ausrede heraus, dass die anderen Verantwortlichen zu faul, unfähig, schwach, egoistisch oder ignorant für ihre Anteile der Rettung sind? Die Antwort ist eher umgekehrt: Nicht nur selbst mein Leck reparieren, sondern zudem alle anderen, wenn noch nötig aufklären, motivieren und wo mir möglich ihnen helfen auch das ihre zu tun, denn wir alle zusammen sind ja auf demselben Schiff, das nur durch alle zusammen gerettet werden kann. Und es darf auch niemanden an der Arbeit hindern, falls das Leben auf dem Schiff durch die Rettung bis zu ihrem Erfolg deutlich unkomfortabler werden sollte als vorher und hoffentlich nachher, selbst dann nicht, wenn einige am Zustand des Schiffes weit mehr schuld sein sollten oder sich tatsächlich auf die faule Haut legen oder gar über die schuftenden Retter verspotten, deren Arbeit sie nicht als nötig anerkennen.

Sie schreiben am Schluss den entscheidenden Satz: „Dass das ökologische Lager so vollumfänglich in die Defensive geraten ist, beeindruckt vielleicht Politiker, nicht aber das Klima . . . “ Ich hätte in dem Satz gern noch die Medien untergebracht, die in unserer Gesellschaft eine große Mitverantwortung haben, ob die Fakten und die Wahrheit eine Chance haben, zur von den meisten Menschen akzeptierten „plausibelsten Erzählung“ zu werden. – Peter Selmke

 


 

 

Leserbriefe zu „Wird der Osten unterdrückt?“ Streit von Dirk Oschmann und Carsten Schneider

 

Auch ich habe mich gefragt, was ein „Ostbeauftragter“ tut, das wurde von Herrn Schneider in diesen Bericht immerhin erwähnt. Ansonsten bin ich mit Herrn Oschmann einer Meinung. Ich lebe an der ehemaligen Innerdeutschen Grenze, nicht nur meine Enkelkinder sondern mehrere Kinder in unserem Bekanntenkreis sind „Mischkinder“ , ich habe das Wort manchmal liebevoll gesagt, weil es die Teilung nun mal gab und Unterschiede da sind, die in unserem Kreis positiv wahrgenommen werden, auch mal verspottet. Ein Ostbeauftragter vertritt also so unterschiedliche Mentalitäten Ausgangspositionen wirtschaftliche Interessen und Wünsche von Menschen aus dem Norden, Süden und der Mitte. Diese Verallgemeinerung alleine ist unmöglich. Er sollte schleunigst abgeschafft werden, der Ostbeauftragte. Das ist mein kurzer Beitrag, ich könnte Seiten weiter schreiben. – Brigitte Faber

 

Herr Oschmann sagt, dass er einen unglaublichen Zorn über diese Ungerechtigkeiten empfindet. Rein emphatisch betrachtet, kann ich mich gut in seine Gefühlslage hineinversetzen. Nicht weil ich selbst aus Ostdeutschland komme, aber ebenso mit einem gesellschaftlichen „Stigma“ behaftet bin und hierzu auch Erfahrung mit Ausgrenzung gemacht habe. Während meiner Berufsausbildung bspw. wurde mir mal von einem Mit-Azubi die Frage gestellt, was für ein Landsmann ich sei. Ich sagte, ich sei Deutscher. Was er aber gleich verneinte. Er verfiel in lautes Gelächter und sagte dann, dass ich höchstens Plastikdeutscher sei. Für ihn war das ein herrliches Amüsement. Für mich? Ein schmerzhafter Leberhaken. Gott sei Dank sehe ich das heute anders. Zu meinem Glück habe ich im Laufe meines Lebens gelernt, mich so zu akzeptieren wie ich bin, auch wenn es etwas gedauert hat. Ich kann mich daher schlussendlich auch nur auf die Seite von Herrn Oschmann schlagen. Dem Euphemismus des Herrn Schneider in allen Ehren. Aber ich glaube, dass er diese doch ernsthafte Problematik verniedlicht, wenn nicht gar relativiert. – Michael Ayten 

 

Mit Interesse habe ich den Artikel „Wird der Osten unterdrückt“ gelesen. Schnell tauchte bei mir die Frage auf: Hätte er nicht lieber in die „Zeit im Osten“ gepasst, die treu und zuverlässig noch nach über 30 Jahren Wende erscheint? – Ina Schenker

 

Noch zu Zeiten Ludwig Thomas schaute man in Bayern mit herablassender Distanz auf Preußen und umgekehrt. Nach dem Krieg war Bayern zunächst ein wirtschaftliches Entwicklungsland am Tropf NRWs. Heute ist es eher umgekehrt. Es gab immer deutliche mentale und wirtschaftliche Unterschiede zwischen Ost und West, Nord und Süd. Aber Oschmann verfestigt überspitzt, einseitig und larmoyant nur das Klischee vom „Jammerossi“, wie man es sonst an den Stammtischen erlebt. Zum Glück gibt es im Osten auch besser informierte und differenzierter denkende Menschen, wie Carsten Schneider! – Stefan Sethe

 

Dieser Streit erscheint mir als eine gewollte Regelverletzung und spiegelt der Komik nahe Grenzphänomene des Nichtverstehens (Indianerbeauftragter) wieder. Eine ehemals nach dem Krieg räumlich zufällig als Staat bestimmte DDR zerfällt in einzelne, jede für sich unbedeutende Bundesländer und weist dabei normale Identitätskrisen, auch durch eine selbsterklärte Verzwergung auf. Weder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und erst recht nicht NRW haben sich in der Nachkriegszeit nach einem politisch bestimmten Sinnstifter gesehnt, weil ihnen mit dem Mut und der Entschlossenheit ihrer Bürger der Wiederaufbau das zentrale Ziel war. Die derzeitige soziologische und psychologische Pflege der DDR-Paranoia wird weder durch einen Betreuer noch durch eine dauerhafte Therapiesuche erreicht. – Jürgen Dressler

 

Herr Oschman hat Recht, habe das meiste selbst erlebt. Ein kleines Beispiel: Nach der Wende wurden wir Ostfrauen als Rabenmütter beschimpft weil wir unsere Kinder in den Kindergarten oder die Kinderkrippe brachten. Das war bei uns eben so üblich. Wenn jetzt Städte im Westen über fehlende Kitaplätze jammern, bin ich ein bisschen Schadenfroh und denke, richtig so. – Liane Hampel

 

Aufwachen! Seit mehr als 30 Jahren gibt es nur noch ein Deutschland. „Die Zeit“ sollte endlich „Die Zeit im Osten“ abschaffen, damit wir wenigstens das Gleiche lesen können. Ich frage mich oft, welche Besonderheiten dort verkündet und mir vorenthalten werden bzw. umgekehrt. Und vor allem: Warum? Auf der anderen Seite scheint die deutsche Geschichte bis 1990 nur in einem der beiden Deutschländer stattgefunden zu haben. Meine Kinder haben in der Schule (im Rheinland) nichts über die DDR erfahren. Meines Wissens gibt es in Deutschland auch keinen einzigen Lehrstuhl für die Geschichte der DDR. Allein die Ausstellungen im „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ (man beachte den offiziellen Namen) beleuchten in Bonn und Leipzig immer wieder auch die Gegebenheiten in der DDR. Das gilt auch für die sehr sehenswerte, aktuelle Sonderausstellung #DeutschlandDigital. – Eberhard von Faber

 

Ich habe zehn Jahre in Halle ( Saale) gelebt, und ich verbinde mit dieser Zeit zwei sehr unterschiedliche Gefühle, Kränkung, die wir erlebten, weil wir „Wessis“ waren, und tiefe Beschämung, die ich erlebte, weil ich “ Wessi“ war. Nein, der „Osten“ ist nicht der Osten, weil ihn der „Westen“ dazu gemacht hat, sondern der „Osten“ ist der Osten, weil der „Osten“ der „Osten“ sein will und sich, gekränkt gesagt, über die Abgrenzung und Feindschaft zum „Westen“ definiert. Es sind kleine Nadelstiche, die diese Feindschaft ausdrücken. „Ach, aus dem goldenen Westen“, bekam meine Schwiegertochter zu hören, als sie sich in ihrer Arbeit vorstellte und erzählte, sie sei aus Nordrhein-Westfalen zugezogen, sie wollte nur arbeiten. Schlimmer, kränkender ist die Geschichte, die meine Tochter aus der Uni mitbrachte. In einer offiziellen Veranstaltung der Fakultät sei nach Themen gesucht worden, mit denen sich die Betroffenen beschäftigen könnten. „Wir können doch mal über die Erziehung sprechen, die ich durch die Scheißwessis erfahren habe, das ist doch mal ein Thema“, Vorschlag einer Studentin. Meine Tochter sagt, sie sei aufgesprungen, habe dazwischen gerufen, die Mauer sei doch wohl gefallen ! Das Schlimme sei gewesen, dass sie daraufhin die ganze Versammlung gegen sich gehabt hätte, die hätten sich alle mit jener Studentin verbündet, meine Tochter stand allein. Denn auch der Rektor sah keinen Anlass, Stellung zu beziehen und die Bezeichnung „Scheißwessis“ zurück zu weisen. “ Sie haben Recht “ habe er zu meiner Tochter gesagt, und „Sie haben auch Recht“ zu jener Studentin. „Dabei“ , meinte meine Tochter, „ist die so jung, dass sie zur Zeit des Mauerfalls noch in der Kita gesessen hat.“ Feindschaft wird vererbt.

Ich hatte mich in Halle dem Friedensgebet angeschlossen, und da habe ich die Beschämung erlebt, die ich noch immer spüre. Die Gruppe des Gebetskreises hatte alte Zeitungsausschnitte hervorgesucht, Bilder, wie in Halle Männer mit dem Ruf “ Freiheit“ die Straße herab gelaufen sind auf die polizeiliche Absperrung zu. Die Mitglieder des Gebetskreises blätterten in liebevoller Erinnerung. Ich stand daneben und fiel gleichsam durch mich hindurch. Ich wusste, wie wir „im Westen“ diese Ereignisse wahrgenommen hatten, beiläufig, wenn überhaupt dann mit der hämischen Freude, dass dieses verhasste Regime Schwierigkeiten bekommen hatte. Dass da Menschen ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen auf‘ s Spiel gesetzt hatten, um das zu erlangen, was uns selbstverständlich ist, Freiheit, begriff ich erst in diesem Augenblick.

Ich bin inzwischen zurück in meine Heimat, in das Ruhrgebiet, gezogen. Ein Stück meines Herzens aber habe ich in Halle zurück gelassen. Ärzt*innen der Uniklinik haben mir das Leben gerettet. Und ich habe in Halle wunderbare Menschen kennengelernt, die mir ihre Freundschaft geschenkt haben. Dank und Liebe verbinde ich mit dieser Stadt. – Ursel Heinz

 

Etwa in der Mitte des Streitgesprächs dachte ich mir: Tausche das Wort ‚Ostdeutschen‘ gegen ‚Frau‘ … Der Kontext müsste an manchen Stellen vielleicht angepasst werden (Kleidung statt Dialekt), aber dann: ‚Willkommen im Leben einer Frau, die Herren‘. – Stephanie König

 

Der Thüringer ist der Übergang vom Sachsen zum Menschen“ (O-Ton meines ehemaligen baden -württembergischen Geschichtslehrers)! Das muss den beiden thüringischen Streitern doch wie Schmieröl runtergehen? Er, der vermeintliche Träger der Goldmedaille der menschlichen Spezies hat mir, der ich aus Thüringen kam, wohlwollend die Bronzemedaille umgehängt! Mein Klassenkamerad aus Großenhain dagegen erhielt nur Blech! Er wurde später ein hervorragender Physiker, während ich es bloß zum Feld-, Wald- und Wiesenarzt brachte! Soviel zum Werturteil eines Altbadeners! Ein Hauch von Überheblichkeit scheint noch immer in vielen Wessis zu spuken, die keine Verwandten im Osten hatten. Die DDR war für sie ein weißer, kommunistisch verseuchter Fleck auf der Landkarte, hermetisch abgeriegelt durch eine Grenze, wie es sie nirgends sonst in Europa gab! Als dann wider Erwarten die Mauer fiel, hofften viele auf einen deutschen Ossi-Staat; sie fürchteten Wohlstandsverlust, vielleicht auch einschneidende Änderungen im liebgewonnenen Grundgesetz. Noch heute verbringen sie ihren Urlaub lieber im Schwarzwald oder in den Bayerischen Alpen als im Thüringer Wald oder im Erzgebirge! Inzwischen aber kann Leipzig oder Dresden locker mit westdeutschen Großstädten konkurrieren, soweit es Kultur, Wissenschaft und Lebensqualität anbelangt. Längst haben sich alle Deutschen in Ost und West die Silbermedaille erkämpft, von ein paar besonderen Westdeutschen einmal abgesehen, denen die Goldmedaille allein aufgrund ihres Geburtsorts (s. o.) bereits in die Wiege gelegt wurde! – Ulrich Pietsch

 

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, der 47-jährige Carsten Schneider, erklärt im Streitgespräch mit Dirk Oschmann, dass er sich obwohl als Thüringer geboren nicht als solcher empfunden habe auf Grund der Verwaltungsstruktur der DDR. Muss nicht gerade in Thüringen die Identifikation mit der Heimat doch einfach gelingen wegen der geschichtlichen Voraussetzungen Mitteldeutschlands als Jahrhunderte alter Quell der Kultur, unabhängig von Bezirk, Bundesland oder sonst irgendeiner Organisationsform? Mit ein wenig mehr gesundem Selbstbewusstsein sollte man nach 33 Jahren diese ewige „Ossi-Wessi“ Diskussion endlich abschließen können. Ohne Mauerblick im Rückspiegel und ohne Ost-Beauftragten mit Identitätstrauma geht es bestimmt schneller, die Mauern im Kopf endlich niederzureißen. – Andreas Hoffmann

 

Nein, aber nicht doch. Jetzt, wo jede noch so kleine Möglichkeit einer industriellen und auch wissenschaftlichen Konkurrenz ausgeschaltet ist und Marktpfründe auf Dauer aufgeteilt sind, ist dieser Teil Deutschlands für den Bundesbürger als solchen und den Politiker im Besonderen so egal wie sonst kaum etwas. Halt, eine Ausnahme gibt es, immer so kurz vor Wahlen entdeckt man dann doch mal sein Herz für die lieben Mitbürger. Ansonsten wird dieser Teil der Bundesrepublik nach Kräften ignoriert, diskreditiert und als der Sumpf betrachtet aus dem das kommt was man so gar nicht haben möchte, dessen Entstehung man aber mit der eigenen Ignoranz und personellem Transfer zum guten Teil auch erst ermöglicht hat.

Unterdrückt wird nur wer dreisterweise versucht sich einen Platz in der Etage der Führungspositionen zu erkämpfen in der sich inzwischen die nächste Generation der ehemaligen „Buschzulagen“-bezieher eingerichtet hat. Vielleicht sollte man doch auch mal damit beginnen einen Teil der Energie, der aktuell darauf verwendet wird Kinderbücher aus vergangenen Jahrzehnten mit einem woken Inhalt zu verschlimmbessern, darauf zu verwenden die Sprache mit der die östlichen Bundesländer und ihre Bewohner herabgesetzt werden einer kritischen Betrachtung zu unterziehen. Dann entdecken vielleicht auch Investigativ-Reporter wie Herr Fuchs, mit einem kritischen Blick auf die Gesellschaft und einem noch kritischeren Blick auf ihren Globus von Ostdeutschland, das Greiz nicht in Sachsen-Anhalt, sondern in Thüringen liegt. Darauf einen Wildberry Lillet! – Joachim Schmidt

 

Erstaunlich bzw. gar beängstigend, dass Herr Oschmann, der aufgrund seines Berufsstands behauptet, es geschafft zu haben, sich derart mit populistischen, sachlich falschen Gegenwartsbeschreibungen für den Osten Deutschlands identifiziert. Seine Larmoyanz könnte schmelzen, wenn er zugibt, dass es nicht nur einen Wettstreit zwischen Ost und West, sondern auch zwischen anderen Regionen Deutschlands gibt. Denn auch hier behauptet ständig ein Partner (z. B. gerne die CSU) zu kurz zu kommen, nicht genügend beachtet und bedacht zu werden. Da kann ich als Hesse nur den Kopf schütteln. – Falko Radewald

 

Wenn Carsten Schneider seine Herkunft wichtig ist, warum sagt er dann nicht das er Thüringer ist. Niemand im „Westen“ käme auf die Idee zu sagen er sei Westdeutscher und stolz drauf. Ich finde diese Zuordnung, die fünf neuen Länder minus Berlin, sehr konstruiert. Wenn es kein Ost-Berlin mehr gibt, kann es auch kein Ostdeutschland mehr geben. Mehr als dreißig Jahre nach der Wende noch eine Ost-Beauftragten zu stellen, sieht mehr nach Aufrechterhaltung der Teilung, als nach Zusammenwachsen aus. – Olaf Goldschmidt

 

Ich will Herrn Oschmann gar nicht widersprechen, sondern als jemand, der den Prozeß des Zusammenwachsens dessen, was zusammengehört, seit Jahren miterlebt und distanziert beobachtet, einige meiner Erfahrungen kommentarlos mitteilen. Anfang der 1990er Jahre war ich als Mitarbeiter eines Beratungsbüros in einer mittelgroßen ostdeutschen Gemeinde für Magistrat und Stadtverwaltung tätig (und konnte meine Stellung und Kontakte nebenberuflich für ein Forschungsprojekt über die neuen Selbstständigen und die Entstehung eines neuen Mittelstandes nutzen). U.a. ist es uns gelungen, ein von der Europäischen Union gefördertes Innovation und Gründerzentrum zu errichten und ich saß im Auswahlgremium für die Besetzung des Geschäftsführers. Beworben hatten sich eine überschaubare Anzahl einschlägig qualifizierter Westdeutscher und ein ebenso qualifizierter Ostdeutscher. Ich war der einzige der für den Ostdeutschen votierte. Zunächst war ich verblüfft, weil es doch immer hieß, die Westdeutschen besetzen alle Führungsstellen, und jetzt gab es die Möglichkeit, einen Ostdeutschen zu berufen. Als ich nach dem Grund für die Ablehnung frage, kam die einhellige Antwort: der hat in Freiberg studiert (also an einer Kaderschmiede der Stasi), dem könne man nicht trauen.

Ich hielt dagegen, dass die Westdeutschen die Stelle nur als Sprungbrett benutzen würden und schnell wieder weg wären. Außerdem sollte man dem Ostdeutschen trotz seiner Vergangenheit eine Chance geben. So kam es dann auch und kurze Zeit später wurde der Ostdeutsche berufen. Kürzlich erzählte mir die Nichte meiner verstorbenen Frau, die nach ihrem Bachelor als Kindergärtnerin trotz finanzieller Einbußen eine Stelle in einer entsprechenden anthroposophischen Einrichtung in Görlitz angenommen hatte, über die verstörende Erfahrung mit dem distanzierten Verhältnis der privilegierten ostdeutschen Eltern zu ihren Kindern, was mich an ein Interview mit einer (nicht nur) zu DDR-Zeiten alternativ eingestellten Mutter aus dem genannten Forschungsprojekt erinnerte, die vom staatlichen Krippen- und Kindergartenwesen nur verächtlich als „Kinderabwurfstelle“ sprach. Über mir wohnt ein Ehepaar, das in den 1980er Jahren einen Ausreiseantrag gestellt hatte und mit Tochter und Sohn in die Bundesrepublik übersiedelte. Mit den Ostdeutschen wollen sie nichts mehr zu tun haben. Gleichzeitig reden sie fast nur über ihr ehemaliges Leben dort, wo sie beide beruflich äußerst erfolgreich waren. Die Familie ist auseinandergebrochen. Die Kinder fragen die Eltern vorwurfsvoll, warum sie die Heimat verlassen hätten? Beide Kinder sind übrigens mit Migranten verheiratet. Es scheint, dass es Gräben nicht nur zwischen Ost- und Westdeutschen gibt und Wunden, die noch nicht verheilt sind. Die DDR bestand vierzig Jahre. Einer meiner akademischen Lehrer, dessen Vater als angeblicher thüringischer Junker im Stasigefängnis starb und der mit seiner Mutter und Schwester von den Kommunisten in Buchenwald eingekerkert wurde und nur knapp dem Tod entkam, sagte mir – mit Blick auf den Unterschied zwischen Süd- und Nordstaaten in den USA –, die Annäherung werde mindestens drei Generationen dauern. – Dirk Tänzler

 

Nach dem Mauerfall haben mein Mann (West) und mein Vetter (Ost) miteinander telefoniert, und als der Vetter sagte: jetzt werdet Ihr uns ja ein bißchen helfen müssen, hat mein Mann geantwortet: Wollt Ihr das denn? Offenbar wollten es viele. Sie wollten zum Westen, sie wollten zur DM, zu den vollen Geschäften, bei denen man nicht Schlange stehen mußte. Sie wollten nicht auf den Ruinen der DDR einen eigenen Staat aufbauen, wozu es ja durchaus Ideen und Bestrebungen gegeben hatte. Und die Westdeutschen haben die Ärmel hochgekrempelt und geholfen. Dabei sicherlich viele Fehler gemacht, denn wer im Westen kannte die DDR, wußte um die bankrotte Wirtschaft, hatte die ruinierten Städte und Landschaften gesehen (die beileibe nicht nach fünf Jahren geblüht haben, wie Kanzler Kohl vollmundig und ahnungslos versprochen hatte). Und weil das schwierig und ungerecht war, auch schmerzend, kippte bald die Stimmung und gipfelte in Unzufriedenheit und Aggressivität – bis heute, eine Stimmung, gegen die Vernunft und Nachdenklichkeit nicht mehr ankommt. Der arme benachteiligte Osten und der böse überhebliche Westen! Das Selbstmitleid trieft, schuld ist nur der Westen, und AfD wird nur gewählt, um den Westen zu ärgern, und Höcke sei ja schließlich aus dem Westen gekommen. Ist das denn ein Gütesiegel? Jubelt man ihm also nur seiner Herkunft wegen in Thüringen zu? Der Gipfel dieser unverbesserlichen Attitüde ist (wie es der Buchautor Dirk Oschmann aus Leipzig meint wiederholen zu müssen), daß der Osten schließlich auch Solidaritätszuschlag gezahlt habe! Was ist das denn für ein Argument? Ist damit gemeint, daß nur der Westen den Soli hätte zahlen sollen, für den „Aufbau Ost“? Und dieses Barmen um die Biografien, die der Westen nicht respektiere! Respektiert denn der Osten die Biografien im Westen? Die der Menschen zum Beispiel im Ruhrgebiet, die doch auch Grund hätten, Solidarität zu beanspruchen aufgrund von wirtschaftlichen Problemen und Veränderungen?

Schade ist, daß sich der Ostbeauftragte Carsten Schneider bei diesem Interview nicht einer Erkenntnis erinnert hat, mit der er vor einiger Zeit zitiert worden ist, daß „viele Menschen…1989 auf die Straße gegangen“ seien und „damit die friedliche Revolution erst möglich gemacht“ hätten, „aber die demokratische Praxis des Aushandelns von Kompromissen“ sei ihnen „fremd geblieben“. Ein Beleg dafür, daß – Willy Brandt in allen Ehren – eben nicht ganz selbstverständlich zusammengewachsen ist, was (mal) zusammen gehörte, und daß noch viel Kraft und Einsicht nötig ist, um wieder e i n Land zu werden, mit allen regionalen Unterschieden, die ja nicht nur den Osten vom Westen trennen, sondern auch den Norden vom Süden. Zusammenkommen, aber mit Verstand und Verständnis, und nicht mit Behauptungen wie der, daß „der Osten eine Erfindung des Westens“ sei. Bücher solchen Titels werden sich gut verkaufen, hilfreich aber für ein friedliches Miteinander in diesem Land sind sie nicht – damit werden nur ostdeutsche Vorurteile zementiert! – Christine Plagemann

 


 

 

Leserbriefe zu Kunst-Feuilleton mit Hito Steyerl

 

Was habt Ihr Euch bloß bei dieser Feuilletonausgabe gedacht? Schon die halbierte erste Seite macht ein vernünftiges Lesen ohne Papiersalat unmöglich; hilft nur durchreißen und in Einzelblätter zerlegen! Aber dadurch wird der Inhalt leider auch nicht weniger sperrig. Schade, sonst lese ich das Feuilleton immer zuerst. In der Hoffnung, dass es wieder anders wird, bleibe ich bei meinem Abo. – Jörg Haunert

 

Laut Definition ist das Feuilleton der „unterhaltende Teil einer Zeitung, der sich mit Themen aus Kultur und Literatur beschäftigt“. Wenn das Veröffentlichte in Ausgabe 14 inhaltlich nur unterhaltend wäre, hätte ich damit kein Problem. Ich denke aber das Thema ist kein fiktiver und unterhaltender Blick in die Zukunft sondern überholt Politiker, Juristen und eigentlich uns alle auf der falschen Spur. Im Grunde bestätigt das die Visionen von Yuval Noah Harari (Eine kurze Geschichte der Menschheit, Homo Deus, 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert). Vielleicht sind wir Älteren (Ü70) zu naiv, was die Geschwindigkeit dieser Entwicklungen angeht. Ich möchte gar nicht daran denken, was sich auf dem Gebiet der Biotechnologie / Gentechnik zur Optimierung des Menschen schon möglich ist, wenn auch im Geheimen. -Das wäre auch mal eine Recherche und Veröffentlichung wert- Meine Hoffnung auf eine halbwegs lebenswerte Zukunft für unsere Kinder und Enkel basiert auf dem enormen Energieaufwand, den eine solche Technologie benötigt. Und die Energie wird man nicht haben, denke ich. Leider ist der Text des Energieteils (Seite 52) der HIDDEN LAYERS (durch KI-Layout?) unleserlich gemacht worden. Vielleicht darf man den Text in einer der nächsten Ausgaben der Zeit noch vollständig lesen. Die Hoffnung stirbt zuletzt… – Volker Barthel

 

Wie auch in ihren eigenen Arbeiten ist dieser Beitrag dank H.S. profundem Wissen wieder ein Schockerlebnis. Welch ein Horrortrip, die Einsicht in die Layers dieser kriminellen Machenschaften. Danke der Redaktion für die einmalige Initiative. Und überall wird 5G eingeführt, weil wir ja unbedingt selbstfahrende Autos brauchen. Bei DEM Energieverbrauch der Rechner und Clouds können wir uns doch die Zwistigkeiten im Kabinett um die neue Verkehrsregelung sparen. Ein Vielfaches an Energie wird uns das kosten. Woher nehmen wir die dann? Wie sauber? – Marianne Bernecker

 

Ich möchte bitte, bitte, bitte das alte Feuilleton wiederhaben!! Sind Sie noch zu retten?? Wo bleiben Berichte und kluge Analysen zu Kunst, Literatur, Musik und zur allgemeinen Kulturszene des Landes? Sollen wir das alles (bis auf einen schäbigen Rest) der KI opfern? Machen Sie einen getrennten Teil für diesen sicher wichtigen Teil unserer Zivilisation für die, die das verstehen, aber zerstören Sie dafür nicht für alle anderen diese zum Überleben in einer schwierigen Zeit notwendige Insel des Nachdenklichen und die Tiefendimensionen der Kultur. Wie überflüssig muss man sich als alter Mensch in diesem Lande eigentlich noch fühlen? Die mehr oder weniger Blabla-Artikel im Teil „Entdecken“ dürften dafür gerne etwas reduziert werden. Wir brauchen Kommentare, die Substantielles zu Kultur, Philosophie, Literatur, Kunst (Museen z. B.) aussagen und die Hintergründe im Bereich Politik und Gesellschaft beleuchten. – Ingrid Rumpf

 

AI ist ein epochales Unternehmen, kein Zweifel. Spätestens seit November 2022 beschäftigen sich auch unschuldige Außenstehende wie ich damit. Aber, bitte: Bleiben Sie bei diesem Thema da, wo es hingehört: WISSEN. Ich lese die ZEIT seit 40 Jahren, regelmässig. Ich musste die ZEIT gelegentlich gegenüber Freunden als seriöse Wochenzeitung verteidigen. Bleiben Sie, bitte, seriös! Ihr Ausflug mit Frau Steyerl hat nicht zu Ihrem Renommé beigetragen. – Franz-Josef Vollmer

 

Leider war es mir – langjährigem Abonnenten der ZEIT – diesmal nicht möglich, das Feuilleton, den mir meist wichtigsten Teil der ZEIT, zu lesen, zu aufdringlich und hässlich schob sich die dilettantische und willkürliche Gestaltung durch Tito Steyerl zwischen den geneigten Leser und den vermutlich ganz interessanten Inhalt. Zum wiederholten Mal misslingt Ihnen der zeitgeistige Ausflug in die Bildenden Kunst… Schuster, bleib bei Deinem Leisten ! – Klaus Armbruster

 

Wenn ich Installationen, auch die von Frau Steyerl, sehen möchte, gehe in Ausstellungen, wenn ich eine Zeitung, auch die ZEIT, kaufe, suche ich kein “kreativ” zusammengebasteltes neuronales Netzwerk mit Textkästen und den zig-mal gleichen Bildern, sondern sachkundige, in einem logischen Zusammenhang zu lesende Beiträge von Experten und Spezialistinnen (Soziologen, Psychologen, Philosophen, Kommunikationswissenschaftlern und, natürlich, den Schöpfern der KI, alle auch die weibliche Form inkludierend). – Michaela Böhmig.

 

Künstliche Intelligenz sollte ein Hilfsmittel sein, die Probleme der Menschheit zu lösen und nicht zu vergrössern. Doch da sieht’s schlecht aus. Zunächst mal liegt das Problem der Menschheit nicht daran, dass es ihr an Intelligenz fehlt. Die Spezies der Schildkröten zum Beispiel war schon vor den Sauriern da, hat deren Jahrmillionen dauernde Anwesenheit überlebt und existiert immer noch. Dies, während berechtigte Zweifel daran bestehen, dass die Menschheit noch die nächsten Jahrhunderte einigermassen gut überleben kann. Das Fortbestehen der Schildkröten-Spezies wurde nicht durch Intelligenz sondern durch die Evolution abgesichert. Das der Menschheit bis vor Kurzem übrigens auch. Dies indem die Evolution bis vor wenigen Jahrhunderten in der Lage war, zu verhindern, dass bestimmte Grenzen überschritten wurden. Dies durch zum Teil brutale Methoden: Seuchen, Revier-Kämpfe, Naturkatastrophen. Wenn nun Künstliche Intelligenz die Aufgabe der Evolution erfolgreich übernehmen könnte, wäre das ja zu begrüssen. Nur für diese Übernahme fehlen die Konzepte und ein Übergang ohne solche würde wohl eher den Niedergang der Menschheit beschleunigen.

Es gibt da eben mehrere Probleme. Zum ersten: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.» Er braucht auch Perspektiven, und die sucht er sich leider auch indem er zum Wachstum von Konsum und Kopfzahl beiträgt. Letzteres wäre erst recht der Fall, wenn künstliche Intelligenz wesentlich Perspektiven etwa in den Bereichen Bildung, Medizinische Diagnose und Beratung, Architektur, Technik, Justiz, Kultur etc. übernehmen würde. Dann fehlten diese Perspektiven und würden wohl ersetzt durch Perspektiven, die zum Wachstum von Konsum und Kopfzahl beitrügen. Es wäre mehr Zeit und Musse für ein Familienleben mit vielen Kindern verfügbar, für Fern-Reisen, für sonstige Mobilität, für Einkaufs-Bummel vielleicht bis London und New York. etc. Alles zum Nachteil des Klimas. Dazu kommt, dass sich dadurch die ökonomischen und demographischen Gräben innerhalb der Menschheit vergrösserten. Das Prinzip «The Winner takes it All», das bereits bisher durch den technischen Fortschritt gefördert wurde, lässt grüssen. Der Mangel an Perspektiven und das Wachsen der Gräben ist in der Lage daraufhin zu politischer Instabilität zu führen. Zur Stabilisierung durch Überwachung bietet sich dann wieder die Künstliche Intelligenz an. Das Mitspracherecht bei politischen Entscheidungen wird dadurch immer mehr eingeschränkt, was wiederum eine Reduktion von Perspektiven bewirkt. Das Leben der Menschheit gleicht sich dann im besten Falle dem von gut betreuten Haustieren an.

Ideal wäre natürlich, wenn Ersatz-Perspektiven gesucht würden beim Kleingärtnern, in der Hausmusik oder im Sportverein. Auch die immer noch verfügbaren Berufs-Perspektiven in Pflegeberufen, Bildung, Handwerk, Verwaltung wären ein wichtiger Faktor. Persönliche Initiativen bei Aufbau, Betreuung und Förderung dieser Bereiche stünden dann in Konkurrenz zu staatlich geförderter Einmischung von Künstlicher Intelligenz, die die Interessen der Machthaber im Auge hat.

Fazit: Vielleicht ist die Menschheit noch nicht reif genug für den breiten Einsatz von künstlicher Intelligenz. Es fehlen Konzepte. Dieses Fehlen müsste Anreiz sein, solche Konzepte zu entwickeln, die dann auch in anderen Problem-Bereichen (etwa bezüglich der erwähnten Gräben) vorteilhaft angewandt werden könnten. Zum Schluss noch ein Hinweis: Im Artikel «Data management by exception, Die Anwendung eines Managementprinzips auf die Arbeitsteilung zwischen Mensch und Computer» (OUTPUT N.3/1978, Goldach) schlug ich ein Konzept vor, angewandt auf Textverarbeitung. Ein ähnliches Konzept könnte auch im Falle der Künstlichen Intelligenz von Nutzen sein. – Gernot Gwehenberger

 

Das etwas anders als sonst (befremdlich) aufgemachte Feuilleton dieser Woche hat mich auf die Frage gestoßen, ob die Redaktion tatsächlich AGI/Sam Altman mit seiner inhaltlichen und auch formalen Gestaltung beauftragt hat. Das ist natürlich Quatsch, aber die Möglichkeit hätte schon (oder noch nicht?) bestanden. Sowas kommt in absehbarer Zeit sicher auf uns zu. Und wie gehen wir dann damit um, v.a. wenn darauf nicht einmal mehr hingewiesen wird. Dann würde zu klären sein, wie man einen KI- AI- AGI-Text von einem von Menschen gemachten HI-Text unterscheidet. Schon jetzt gibt es Probleme, wenn etwa Lehrer Schüler-Aufsätze diesbezüglich beurteilen müssen. Dabei sind die entsprechenden Programme oder Algorithmen noch längst nicht am Ende ihrer Fähigkeiten. Brauchen wir dann staatlich geprüfte Fachleute, die das können, zumal die Programme selbst aufgrund der Vielschichtigkeit der Prozesse nicht mehr wissen(?) können, wie sie ihre Texte generiert haben. Und wenn die Fachleute nicht verlässlich sind oder gar bestechlich? Und wenn der entscheidende Unterschied darin besteht, dass die humane Intelligenz ein existentielles Loch hat, und dass es keinen Begriff, kein Wort für diese Unfähigkeit, die realen Dinge vollständig zu begreifen, für diesen Seinsmangel hat, in der positiviert ausgerichteten KI, AI, AGI aber kein Platz für diesen Mangel frei ist? Wenn man sie befragt, würde sie fragen: ein Loch?, wo soll da ein Loch sein? Dann würden wir schon irgendwie auf dem Schlauch stehen, oder? Welche öffentlichen Texte, insbesondere in den Medien, sind dann noch verlässlich, selbst wenn die Verlässlichkeit immer wieder beteuert wird? Ein Horrorszenario! – Gerd Schillmöller

 

Vertikale oder schlangenförmige Textzeilen, mehrere Textspalten arrangiert und deformiert zu einem ,,Bild“, und nun sechs Seiten ,,anders gestaltetes“ Feuilleton – sehr unruhig und inhomogen. Diese vor einigen Jahren begonnene und in der letzten Zeit zugenommene ,,Ver-Designung“ des Textes macht das Lesen oft sehr mühsam, und lenkt vor allem von dem Ursprünglichen einer Zeitung, dem journalistischen Inhalt, ab. Ein sorgfältig recherchierter Artikel oder ein analytisch tiefsinniger Aufsatz bedarf keiner solch massiven Design-Unterstützung. Er steht mit seiner journalistischen Qualität für sich allein. Leider verdrängt dieser Zeit-Geist immer mehr den ZEIT-Geist.“ – Rolf Schilling 

 

Großen Dank für den hochinformativen INPUT Artikel zur „MASCHINELLEN ZUCHT“ (MZ) Ich beschäftige mich bereits eine Weile mit MZ und bin dankbar, dass Sie – ganz im Sinne Konfuzius‘ „die Begriffe müssen mit ihrem Inhalt übereinstimmen “ – diese vermeintliche Künstliche Intelligenz in ihrer Bauart und Wirkungsweise so gut beschreiben. Auch ihr Layout unterstreicht perfekt den Inhalt. Abschaffen können wir diese kapitalistische willkürliche Gewinn-Maximierungsmaschine nicht mehr, aber könnten sich die Medien nicht darauf einigen, dieser Bewegung (?) die klangvolle Begrifflichkeit von Kunst und Intelligenz begründet zu entziehen? Vielleicht könnte man das mit einer Umfrage machen: „Jetzt, wo sie wissen, was die sogenannte Künstliche Intelligenz in Wirklichkeit ist, für welchen Begriff entscheiden Sie sich in Zukunft?

  1. beschleunigte Statistik
  2. fortgeschrittene lineare Regression
  3. maschinelle Dressur
  4. maschinelle Zucht

Für Ihre Beteiligung bedanken wir uns bei Ihnen mit einem nachmittäglichen Kaffetrinken in den Gruppen des gleichgewählten Begriffes.“ Ja, wir wollen Menschen, die sich gegenseitig bestätigen und miteinander schmecken und reden und ansehen und leibhaftig ihr Mitmensch-Sein erleben. Noch einmal Dank für ihren Artikel! – Elisabeth Scherf

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Was war da?“ von Bastian Berbner

 

Diese Erkenntnis des Titelthemas ist nun wirklich nicht neu. Aber der hier ausführlich dargestellte Fall ein besonders interessantes, auch emotional berührendes Beispiel dafür, wie menschliches Erinnerungsvermögen „funktioniert“. Nach allem, was wir inzwischen wissen, wurde dies Vermögen in einem unvorstellbar langen Prozess entwickelt, um bewusstseinsfähigen Lebewesen bessere Überlebenschancen zu ermöglichen. Insbesondere angesichts der klaren Mängel, die mit der Entwicklung solcher Lebewesen verbunden waren und sind. Also immer bezogen auf die besonderen Bedürfnisse dieser Einzellebewesen. Die sich aber nicht nur aus ihrer jeweils eigenen „Individualität“ ergeben, sondern stets auch aus den besonderen Möglichkeiten ihrer jeweiligen Umwelt. Dies erfordert eine nahezu unbegrenzte Anpassungsfähigkeit unseres Erinnerungsvermögens an hochspezifische individuelle, ort- und zeitgebundene Bedürfnissituationen. Damit entzieht sich unser Erinnerungsvermögen „absoluter“ menschlicher Wahrheitssuche und damit auch „restloser“ wissenschaftlicher „Aufklärung“. Weil uns eine vollständiger Bewusstseinskontrolle, die wirklich alle Beweggründe unseres Verhaltens erfasst, fehlt – angesichts von geschätzten 56 Milliarden Nervenzellen, die in der Lage sind, ein Vielfaches dieser Zahl an Neuronenverbindungen herzustellen. Außerdem würde unser Erinnerungsvermögen genau jene Offenheit und Flexibilität verlieren, für die sie entwickelt wurde, ihre Anpassungsfähigkeit, die das Überleben der von ihr „betreuten“ Individuen ermöglicht. (Dies unterscheidet sie von allen „berechenbaren“ KI-Möglichkeiten. Und ist vielleicht der wirklich entscheidende Unterschied zwischen der spezifisch menschlichen „kulturellen“ Evolution, die von einer einzigen menschlich steuerbaren Energiequelle abhängig ist, und der „natürlichen“ Evolution, die ihre Energie aus einem unüberschaubar wechselwirkenden Stoffumwandlungsprozess bezieht.) – Eckhard Heumann

 

Elisabeth Loftus will verhindern, dass Unschuldige verurteilt werden. Das ist ein Anliegen, das ich teile. Es steht außer Frage, dass das Gedächtnis trügen kann und dass Menschen anfällig für Suggestionen sind. Jeder kann sich aber selbst einmal fragen, wie es ihm damit ginge, wenn die Außenwelt grundsätzlich seine Erinnerung anzweifelte. Was macht es mit unserer Identität, wenn die von uns als wahr angenommene Vergangenheit infrage gestellt wird? Vor Gericht soll gelten: im Zweifel für den Angeklagten. Im persönlichen Umfeld finde ich es extrem verletzend die Erinnerungen eines Menschen, insbesondere eines traumatisierten, so grundsätzlich in Frage zu stellen. Herr Berbner schreibt: „Vielleicht liegt in der Erkenntnis, dass traumatische Erinnerungen falsch sein können, auch etwas Befreiendes – man ist ihnen nicht ausgeliefert.“ Das Problem bei traumatischen Erlebnissen ist weniger die Erinnerungen selbst, sondern vielmehr ihre Folgen mit einer breiten Palette an Symptomen – aber vielleicht sind die ja auch nur eingebildet.

Bei dem pathetischen Satz „Elisabeth Loftus oberstes Ziel ist die Wahrheit.“ bin ich dann raus. Sie sagt selbst, es gibt keine Möglichkeit, echte von falschen Erinnerungen zu unterscheiden. Ihr Anliegen scheint mir, klar zu machen, dass Erinnerungen alleine nicht ausreichend für einen Schuldspruch sein können. Ob sie wahr sind, scheint dabei für sie keine große Rolle zu spielen. Insgesamt finde ich den Tenor des Artikels ärgerlich. Wissenschaftliche Studien darzustellen ist das eine – in einer Zeit, in der viele Betroffene von Missbrauch endlich ihr Schweigen brechen, vermutlich der Auflage willen, reißerische Schlagzeilen zu produzieren (nicht: „Die Erinnerung kann täuschen“, „Die Erinnerung täuscht“) und zudem noch die Verwendung von sexuellem Missbrauch als illustrierendes Beispiel einer traumatische Erinnerung im Text ist für mich ein Schritt in die falsche Richtung. – Sandra Baldauf

 

Den Artikel zu lesen, war ungemein interessant: Er zeigt, wie fragil und trügerisch unsere Erinnerungen sein können, aber auch wie konstruktiv und schöpferisch. Die Geschichte von Nicole Kluemper ist ein exemplarischer Fall, aber auch ein tragischer: Am Ende lässt das Zusammenwirken aller Beteiligten sie zweifeln – sie kann ihren Erinnerungen nicht mehr trauen und wenn das alles zu Bruch geht, muss sie sich den Schuldgefühlen gegenüber der Mutter stellen und womöglich ihre Lebensgeschichte neu schreiben. – Ronald Eis

 

Eine spannende Spurensuche. Und leider auch wieder nur eine Kriegsgeschichte. Ein Krieg zwischen zwei wissenschaftlichen Lagern und ein Frauenkrieg. Dabei verfolgen alle das gleiche Ziel, mehr Gerechtigkeit für Opfer und Täter. Wenn zwei Seiten sich bekämpfen die im Grunde das Gleiche wollen, liegt es nahe zu vermuten, dass sie auch den gleichen Fehler im Denken begehen, oder dass sie den gleichen Vorstellungen anhängen. Es könnte die Vorstellung von unserem Gedächtnis sein, die Suche nach der „Fehlsteuerung“ im verdinglichten, reduktionistischen Menschenbild. Auch wenn sich in der Forschung das Modell „ des rekonstruktiven Gedächtnisses“ durchzusetzen beginnt, die Fähigkeit von Personen sich erinnern zu können, wird weiterhin auf eine Funktion des Gehirns reduziert, und selbiges stellt man sich dann vor, wie eine computerähnlich arbeitende Steuereinheit. Doch Gehirne erinnern sich nicht, sie missbrauchen Niemanden und sie erfinden weder Traumata noch schreiben sie Dossiers über spannende, wissenschaftliche Themen. Es sind immer Personen in ihrer je eigenen Lebenswelt, mit ihrer individuellen Persönlichkeit, ihren Erfahrungen, ihren Motiven und ihren Vorstellungen über die Welt und sich selbst. In diesem Verständnis liegt der Schlüssel zur Tür nach draußen für mehr Gerechtigkeit und er passt nicht zur eisernen Luke, die – so sagt man – in das dunkle Verließ eines Unterbewussten führen soll. (Lit-Empfehlung: Thomas Fuchs. Verteidigung des Menschen. Suhrkamp 2022) – Jürgen Pilz

 

Erinnert sich noch jemand an die “Wormser Prozesse” vor fast 30 Jahren? Ich war in diesen Jahren als Psychiater tätig und von dieser Tragödie sehr erschüttert. In Wikipedia kann man dazu lesen: „Als Wormser Prozesse werden drei von 1994 bis 1997 andauernde Strafprozesse vor dem Landgericht Mainz bezeichnet, in denen 25 Personen aus Worms und Umgebung des massenhaften Kindesmissbrauchs im Rahmen eines Pornorings angeklagt wurden und die mit dem Freispruch aller Beschuldigten endeten. Die Aussagen der vermeintlichen Opfer wurden als Erinnerungsverfälschung und Konfabulation eingestuft, hervorgerufen durch grob fehlerhafte Befragungsmethoden… die Folgen für die fälschlich Angeklagten und ihre Familien waren verheerend.” – Michael Woernle

 

Danke für die Zusammenstellung. Das erste, was ein Richter während seiner Ausbildung lernt: „Er lügt wie ein Augenzeuge.“ – Hartmut van Meegen.

 

Ich kondoliere aufrichtig zu dem Dossier ›Erinnerung und Trauma‹. Was für ein unfassbar tendenziöser und unzureichend recherchierter Artikel. Für den Anfang könnten Sie sich mit dem Phänomen auseinandersetzen, dass Untersuchungen von Elizabeth Loftus nicht replizierbar waren und wissenschaftlich widerlegt wurden (z.B. ‚Lost-in-the-mall: False memory or false defense?‹ von Ruth A. Blizzard und Morgan Shaw (2019)). Oder Sie stilisieren Frau Loftus weiter als engagierte Wissenschaftlerin, die auf Wahrheitssuche ist. Dann sollten Sie sich allerdings fragen, was für eine Art Zeitung Sie sein wollen. – Chris Habermann

 

Habe ich da etwas nicht verstanden? M.E. hätte sich der Informationswert des Dossiers in einem 2-spaltigen Artikel vermitteln lassen. So fühlte ich mich an Regenbogenpresse erinnert. Schade um meine Zeit! – Manfred Buck

 

Scheinbar sind alle Zusammenhänge der (eigenen) späteren Verhaltensstrukturen (des Erwachsenen) auf die Kindheit zurückzuführen, werden wir lebenslang an/in diese Frühzeit psychologisch angefesselt…? „Authentizität“ als persönliche Selbsterkenntnis scheint illusorisch in den „wesentlichen“ (alternden) Veränderungen der eigenen Person auf der Suche nach „m/einer Persönlichkeit“ – Illusionen sind daher die Täuschungen gegen die stets vorhandenen Enttäuschungen (zu jener Kindheit) in mir und aus mir selbst heraus! Eigene Erinnerungen (als Wehrhaftigkeit für und Abwehr gegen die „Zukunft“) haben keinen wirklichen rückwärtigen Zeitwert – und ganz allgemein wohl kann man niemals irgendwelche (un/übertragenen) Erinnerungen von anderen Menschen (und seien es die des Vaters oder die der Mutter oder die der Geschwister und anderer naher Verwandter) von sich: über die persönliche Vergangenheit zu sich selbst finden wollen, sein (wahres) Bild, Bilder als laufenden Film zu einbringbaren Ergebnissen zusammen(er)finden! Je weiter die Kindheit aus der sich doch stets verwandelnden Person entfernt hat, desto nebulöser trennt der persönliche Zeit-Verbrauch den eigenen Versuch: aus dem kaum vorhandenen „Bewusstsein“ des bewertenden Bewusst-werdens nun ein wahrzunehmendes Gewesen-Sein (hinsichtlich) dieser oder jener abgelebten Vergangenheit, zu ergründen… René Descartes’ „Cogito ergo sum“ – gilt nur für den kaum vergangenen Moment der Anwesenheit und kann nicht als Summe aller scheinbaren Erfahrungen sozusagen in persona „dauerhafte vernunftvolle Gültigkeit“ beanspruchen…

Denn schon im nächsten Augenblick der eigenen (geisteskranken?) Verirrungen kann ich (nicht nur im Affekt) zum Mörder, zur Mörderin werden. Die menschlichen Emotionen und Aggressionen erobern immer wieder die nur antrainierte Vernunft, den simulierten Verstand: und wir Menschen werden zum komplizierten Experiment unserer gefährlichen Entfesselungen ohne fundamentales Ichselbst-Sein… (Sei dem so? – hinterfragt und befragt der RvM sein ihm kaum selbst vertrautes Gehirn, dem er wann denn überhaupt trauen kann! Wer bin ich von Drogen beeinflusst – welche Rückbesinnung auf mein „Ich-Sein“ erkennt mich dann noch…? Warum also erinnern wir uns nicht (furchtbar unausweichlich) an unser traumatischstes Erlebnis: die Geburt – an diese schmerzvolle und unerträgliche-wahnsinnige Herauspressung aus dem Gefängnis des Mutterleibes durch die Vagina in eine andere Anwesenheit außerhalb dieser sogenannten „heimeligen“ Fruchtblase: in der wir etwa 9 Monate zudem in unseren Ausscheidungen (Mutterkuchen benannt) herumwaberten, vorerst winzigstes Produkt von zwei unbekannten Menschen, die zumeist nur in sexueller Begierde uns Werdende zeugten, kaum wirklich sich dessen bewusst wurden: welches neue Leben sie in den künftigen Tod produzieren…

Warum erinnern wir uns nicht an jene doch lange Zeit in dieser Menschfrau, die ihre Mutterschaft (als eingeforderte menschliche Überhöhung) jedoch auch nur tierhaft austrägt – und wir Glück oder Pech hatten, nicht körperlich abgetrieben worden zu sein. Jetzt hineingepresst in dieses andere Dasein zum „natürlichen“ Tode hin, hier unfreiwillig die bereits abgezählte Zwischenzeit erleben müssend ohne vorgewarnte Erfahrungen nun unser Leben bis zum Ende bewirkungsleer (?) verlebt zu haben… Wir reden und schreiben hierzu nicht von den vorhandenen Zuständen und Umständen – sondern sind in dieser (je nach den Un-Erträglichkeiten) vorüberfliegenden Kindheit in einer oft undeutlichen Abhängigkeit, können wir weder frühest uns selbst sein, noch uns gegen die Manipulationen jedweder auch späteren äußeren Unstimmigkeiten, wehren, empfinden vielleicht tief innerlich: dass wir nicht jenen Personen angehören (wollen) – die sich ohne bewährende Verantwortung Vater und Mutter benennen und uns in eine Umwelt hineingezwungen haben, die auch nicht unseren Erwartungen entsprechen kann… Warum wird uns Kindern zwanghaft das angetan! Wir sind die Reproduktionen in den Tod!

Egal wie unser Gehirn sich scheinbar „vorentwickelt“ hätte – was mit den Genen (auch aus den ferneren Generationen zuvor) als Vererbung zu tun haben solle…: das grundierte Lallen findet vielleicht nie die Sprache der Menschwerdung vor/zu so viel umgebender Primitivität im Prekariat dieser Massenhaltungen an Menschenmaterial. Denn entscheidender wird es sein: in welcher sozialen, unkulturellen, dumpf- ungebildeten Umgebung wir aufzuwachsen haben – als Kind uns ohne jedwede Gegenwehr trainieren lassen (müssen!) von solchen personenbezogenen negativen, dumpfen Voraussetzungen… Plato(n)s Philosophie der Seelenwanderungen: dass die Seelen schon alle/s Wissenswerte in sich tragen und nun noch individuell die entsprechende jeweilige Kindwerdung aufgefunden wird, um als Seele in einer neuen Körperlichkeit sich somit zu entfalten – darf als die pseudoreligiöse Phantasie dieses Philosophen verwundert zwar bewundert werden, mehr dazu leider auch nicht vernunftvoll erwägbar in der Übertragbarkeit an unzumutbaren Vermutungen, trotz dessen so berühmten Namens aus der Antike… Der Mensch hat keine definierte/definierbare Seele – er wird durch die fortwährenden Manipulationen allmählich vom Tierhaften in die Menschenanmaßungen umfunktioniert… Denn ergo: im Wald als Baby von einer Wölfin evtl. adoptiert, nähme es die Überlebensstrategien einer Wolfsidentität an – „Romulus und Remus“ entfernten sich aus dieser Naturhaftigkeit, kamen dann zu den Menschen: wurde daraus die Tragik eines imperialen Roms;

kausal dies zur Unterdrückung der Völker „vorgeplant? Mythologie als unweigerliche Ursprungsfantasterei in den Ballast des Daseins? Homo homini lupus! Und nun lesen wir von Bastian Berbner in der Unterbeschreibung zur Überschrift des Titelthemas „DIE ERINNERUNG TÄUSCHT“, unterschwellig: „Warum wir uns oft weniger zuverlässig erinnern, als wir glauben- sogar an Dinge, die uns im tiefsten Inneren erschüttert haben…“ Welche erschütterbaren „Verlässlichkeit“ erwartet denn der Autor zu all den lebenslangen Verdrängungen, die grundsätzlich doch schon im Mutterleib vorhanden sein müssen, damit solch eine Gefangenheit überhaupt zeitlich so ertragen werden kann… – und woher wissen wir denn, was in dem werdenden Kindchen sich abspielt, wenn es in dieser Brühe verfangen/gefangen bleibt bis zu dem Moment der Wehen, der eigenen und der tierhaften Schmerzensschreie der Mutter! Nie aber wird das Kindchen bemitleidet und leidend „hinterfragt“, wenn es raus muss durch diese erweiterbare Vagina, was wir medizinisch den Geburtskanal benennen. (Das kluge Huhn hingegen: legt anstatt dessen ein fast „schmerzfreies“ Ei!) Hierzu wird doch hoffentlich absolut verdeutlicht, dass wir Menschentiere sind, und wir somit auch jenes Gebären (auf beiden Seiten) als pure Natur ungöttlich zu verkraften und wahrheitsgemäß zu „interpretieren“ hätten… – späterhin ebenso auch das belogene Kind in der Fortsetzung bis hin zum „vergeblichen“ selbstständigen Erwachsen-werden sich als Naturprodukt erkennbar auffinden muss: ohne die menschlichen Überheblichkeiten zu den religiösen Angeboten, die Krone der Schöpfung zu sein…

Wahrscheinlich muss(te) jene früheste Verdrängung stattfinden, um diese urnatürliche Katastrophe des Gebärens für das kleine Wesen als „ungeschehen“ zu empfinden – oder bleibt doch diese Traumatisierung unterbewusst ein Lebenlang existent und überbringt uns die permanente Todesangst in diesen Verlebensrhythmus an verlierender Zeit; und hinzukommend: dass die scheinheilige Überhöhung im kultischen Verhalten nichts mit der wahren Menschwerdung zu tun haben kann – wir uns von der Natur immer mehr absondern, zu eingeordneten irdischen Marionetten werden ohne jedweden Bezug zu einer belebenden Naturhaftigkeit… Heinrich Heine beschreibt sich selbst ebenso erkennbar und diesen triebhaften Beginn (ohne Verhimmelung) mit der verdichteten Verdeutlichung: „Was der Mensch benutzt zum Seichen, damit schafft er Seinesgleichen!“ Mehr tierische Natur kann durch diesen Dichter ansonsten nicht noch vermittelbarer werden! Haben wir das verstanden?!? Kindheit kennt keine ichbezogene disziplinarische Verantwortung zu der Begrifflichkeit der manipulierenden Erwachsenen – im befreitesten Möglichen aber wäre die Kindheit ein Spiel der Momente und Augenblicke an Geborgenheit, Freude, Lust am kindlichen Dasein, an einem liebevollen Tagesablauf: um in der erholsamen Nachtruhe sich träumend auf den nächsten Tag zu freuen… Schiller beschreibt im Jahre 1795 in seinem 15. Brief an seinen Mäzen, den Prinz/Herzog von Augustenburg: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

Auf Tahiti in den vorkolonialen Zeiten: gab es die Kindergemeinschaften, in denen die Kinder der Insel zusammenlebten, umsorgt von den erwachsenen Menschen; wo jeder der Vater sein konnte und es daher keine individuellen Besitzansprüche an die Kinder gab, auch für die Mutter und Mütter: alle Kinder eine Gemeinschaftlichkeit waren, insgesamte positive Verantwortung übernommen wurde… Wir aber sperren unsere Kinder in die seltsame Einrichtung des „elterlichen“ Besitzanspruches ein, erleben diese kleinen Kreaturen in Betonsilos nur zu oft diese beengenden (zudem unwohnlichen) Vereinnahmungen! Konrad Lorenz nannte dies: …eine unnatürliche isolierende Massenhaltung von Kindheitstragiken… Aber weichen wir nicht aus zu den Verantwortungen eines Staates, der letztlich aber nichts anderes will (in dieser Unterordnung gegenüber den mächtigen kapitalistischen Industrien, des arrangierten Marktes): als kontrollierbare Menschen zu produzieren, die ihre (so oft unmenschlichen) Funktionen in den Arbeitsprozessen zu erfüllen haben als die „Sklaven der Moderne“. Kein Staat in massenhafter Unübersichtlichkeit der Massenware Mensch, kann sich in den Produktionsbedingungen von Herstellung und Konsum: allgemein gebildete und eine bewusst gewürdigte intellektuelle Vielheit an Menschen zugestehen! Das gesamte Prinzip der Unterteilungen an Menschenmaterial in die sozialen Schichtungen würde im Kapitalismus zusammenbrechen, gäbe es diese Vorhandenheit der (allgemein) gebildeten Massen: die sich dann nicht mehr in den arbeitstechnischen Unterbringungen eines Menschenverbrauchens der Industrien, anfesseln lassen würden… Somit setzt die Unfreiheit der Erwachsenen immer auch die verplante Vorprogrammierung des unfreien Kindseins mit voraus: die Vorvergangenheit plus der Großeltern und Eltern: sind ja schon entsprechend in das Funktionsprinzip eingeformt worden! Und auch nur so konnte der (nicht ausschließlich) deutsche Faschismus: ein (vortrainiertes) Volk für sich dressieren!

Zum Ende des ZEIT-Textes ist zu vernehmen: „Nicole Kluempers oberstes Ziel ist die Gesundheit ihrer Patientinnen und Patienten. Sie unterstützt sie, auch wenn sie manchmal Zweifel hat an dem, was sie erzählen. (Gedächtnisforscherin) Elizabeth Loftus oberstes Ziel ist die Wahrheit. Auch wenn die manchmal wehtut.“ – Welch ein fataler Unsinn zu beiden Aussagen – wenn doch erkannt werden müsste: dass der Mensch nur durch die Verdrehungen des „Vorhandenen“ und mit den „eigenen“-überlieferten Lügen gegen die permanenten Verlogenheiten der Menschenwelt so sich letztlich nur wehren kann und situationell abwehren muss: und damit überhaupt ein massenhafter Menschenmarkt irgendwie erst funktioniert! Denn, jede wirklichen selbstverbindlichen Offenbarungen würden diese unfreiwilligen Verfangenheiten in sich zusammenbrechen lassen, gäbe es kein Auskommen „voneinander“ im Gegeneinander… Und nur die gegenseitigen Lügen und Verdrängungen überbrücken die Vorhandenheit unserer eigentlichen Unaushaltbarkeiten zu all diesen ewig befremdenden Menschenanonymitäten! Unausweichlich trifft es dadurch zu: „Jeder ist sich selbst der Nächste!“ Abblendung – Ausblendung des Sigmund Freud.

Dem RvM sind die Experimente der sogenannten („beseelten“) Wissenschaftler relativ gleichgültig, ob nun eine junge Forscherin z.B. vom Verkehrsministerium Geld auftreibt, um in einem Experiment zu beweisen, wie unterschiedlich Menschen das Video eines Verkehrsunfalls zur jeweiligen Wahrnehmung,- widerspiegeln: und ob eine Gruppe im Vergleich eine um knapp 15 Kilometer pro Stunde höhere Geschwindigkeit des verursachenden Unfallautos, hierbei falsch wahrnimmt. Und es heißt hierzu in dem ZEIT-Text: Alle haben dasselbe Video gesehen! Die vorherrschende Meinung war zu jener Zeit: Das menschliche Gedächtnis arbeite wie ein Videorekorder, unbestechlich zeichnet es die Wirklichkeit auf und speichert sie als Erinnerung im Gehirn ab. Auch wenn man später nicht mehr auf alles Zugriff hat – jene Dinge, an die man sich erinnert sind ein akkurates Abbild vergangener Erlebnisse…“ So what?: Wir wissen doch, dass es den Phantomschmerz gibt – dass ein amputiertes Bein oder ein Arm (usw.) weiterhin schmerzt, obwohl jeweils nicht mehr vorhanden. Warum ist das so? Weil das Gesamt-Gehirn nicht registriert hat, dass dieses Bein oder der Arm nicht mehr im Insgesamten existiert und somit auch der Phantomschmerz anwesend bleibt… Erst durch die Nacktdarstellung des amputierten Körpers vor dem aufgestellten Spiegel in der nackten Gesamtheit, wird es ermöglichen können, dass unser Gehirn diese Amputation evtl. registriert und somit der Phantomschmerz beendet wird oder entsorgt wäre… Somit hat das trügerische Gehirn doch keine wirklichen konzentrischen Erinnerungen oder wahrnehmbaren Speicherungen, doch nur programmiert in irgendwelcher Diaspora der Unwirklichkeiten als (körperbesetzte) Scheinanwesenheit… Man kann seinem Gehirn auf keinen Fall trauen – im nächsten Moment schon könnte man zur persönlichen Zeitbombe werden: ein Adolf Hitler, ein Stalin: zu diktatorischen Massenmördern (mit Volksanhang!) Was war denn los mit deren Gehirnen – wer/was programmierte deren Hirne zu solchen Monstern…

Wir Menschen sind ein zufälliger Fehler der ansonsten rationalen-evolutionären Natur! Und somit müsste es doch (nur menschlich) zu unserer begreifbaren Homo-Sapiens-Evolution möglich sein, die seelischen negativen Bewirkungen aus der Kindheit persönlich zu registrieren und uns dieser auferlegten Nachverantwortung zu stellen, diese Erlebtheit eventuell damit zu positionieren und abschließend zu bewahrheiten: dass es hierbei die Überforderung der eingestandenen Erlebnishaftigkeit in den schlimmsten Rückbesinnungen zu den notgedrungenen Verdrängungen geben muss – wie sonst auch sollte ein Mensch das alles aushalten können… Im ZEIT-Text wird erlesbar: „dass eine Frau behauptete, sich zu erinnern, dass sie als Baby von ihrem Großvater auf dem Wickeltisch missbraucht wurde – dabei sind Babys neurophysiologisch gar nicht in der Lage, Erinnerungen zu formen, die bis ins Erwachsenenalter bleiben…“ Der RvM weiß von einer Frau (zwischenzeitlich an die 60 Jahre), die seit dem zweiten bis zu ihrem 16 Lebensjahr von ihrem Vater sexuell mißbraucht wurde, und sie später als erwachsene Frau jahrelang in psychologischer Betreuung: schwarze Bilder malte, immer wieder und wieder dabei diese Vergangenheit einschwärzte… Welch entsetzliche Zerstörung eines Menschenlebens – doch hierbei muss hinterfragt werden: was in solch einem Mannmensch innerlich abläuft, der sein eigenes Kindchen, das Kind, die Jugendliche sexuell mißbraucht und aus welchen Urtiefen der (eigenen) Vergangenheit kommen diese schrecklichen Veranlagungen, was geht und ging in diesem Unmenschen/Missbrauchenden vor sich? Wer und was verantwortet solch ein unfassbares Verhalten – und hierbei hat(te) die Mutter dieses Kindes und Mädchens jene Vergewaltigungen (ihres Ehemannes) wissentlich miterlebt und über so viele Jahre bis heute noch verdrängt… Diese Frau „rächt“ sich an sich selbst, indem sie ihre Sexualität an den vielen nebenbei vorgefundenen Männern, mit zur Selbstbestrafung erweitert…

Der Leserbriefschreiber kann diesen Wahnsinn nicht erfassen, versteht das Hirn-System in solchen Menschen nicht! Und welche Verantwortlichkeit muss hierzu psychisch aufgefunden werden: ist das ein Monster, „nur“ ein triebhafter Verbrecher am eigenen Kind noch dazu…? Wie reagiert hier die (wissenschaftliche) Psychologie? Cogito ergo sum? Die auch daraus erfolgende Erkenntnis: dass wir keine göttlichen Wesen sind, sondern in den Trieben gefangene und verfangene Menschentiere, die sich in ihren unfassbaren Phantasien als sexuelle Monster aufzeigen können, sexuelle suchtkranke Figuren außerhalb jeder Kontrolle – und ist das die Bewahrheitung einer Massenansammlung in der anonymen Massenhaltung der Milliarden von Menschen… Auf Tahiti (vor der Kolonialisierung) wäre so etwas niemals möglich gewesen, schon in der wahnsinnigsten Vorstellung nicht – andererseits war der Kannibalismus auf manchen Südseeinseln gegenüber dem Feind eine Normalität, etwas allgemein Praktiziertes wohl ohne jedwede seelischen Hinterfragungen… Somit – vergesst die Seele, dieses menschenverirrende Hirnkonstrukt ohne Begreifbarkeit einer verinnerlichten gleichheitlichen Gegenkontroll-Instanz!

Versuchen wir dennoch einen Adolf Hitler zu analysieren, der vier Jahre im I. Weltkrieg in dem mörderischen Schlachten der gegenseitigen Vernichtungen mittendrin war, dessen brutale Vernichtungs-Verrohung – wie die der vielen Millionen Soldaten auf allen Seiten der antrainierten Feindschaften – (staatlicherseits befohlen) eingefordert wurde, für möglichst viele Ermordungen die entsprechenden Orden zugereicht worden sind, Hitler das EK I mit Stolz trug: er als der verlässliche Meldegänger im mörderischen jeweiligen Umfeld. Wird von solch einem traumatisierten Soldatenmenschen dann später eine friedliche Persönlichkeit erwartet – netterdings in den Zeiten zwischen den Kriegen? Es waren doch auch die Millionen Soldaten, die dann von diesem einen mörderischen Gefreiten (zu seinen diktatorischen Anmaßungen) wiederum in den II. Weltkrieg zum Morden befohlen wurden – jene Massen, die doch das Mordhandwerk im zuvorigen Krieg erlernt hatten und ihre entsprechenden Auszeichnungen dafür erhielten: und jene allgemein stolz in und mit sich (vor-)trugen… Diese Eskalationen erweiterten sich zum schrecklichen, furchtbaren Ermorden von Millionen ziviler Menschen, die als Feinde und Untermenschen deklariert wurden: jüdische Menschen, Sinti und Roma, weitere Menschenopfer zu diesen unfassbaren Verfolgungen bis in die massenhaften Tode… Woher kommen denn jene Mordvorhandenheiten in den Menschen und (auch) in dieser damaligen Nazi-Zeit zu jenen geplant industriellen-mörderischen Massenvernichtungen des Unvorstellbaren? Und wer hat denn das Zyklon B hergestellt für die Konzentrationslager des Wahnsinns? Im Austausch dieser realen Vortäuschungen wird ein ganzes Volk getäuscht – oder hatte sich täuschend ähnlich verhalten? In der Geschichte der Menschheit gibt es keine Schuld des ungeborenen Menschen als Vorprogrammierung des Bösen, sondern die Verschuldung des programmierten Menschseins in der globalen Anwesenheit der Schrecklichkeiten des Vorhandenen, der jeweiligen jetzigen Existenz ebenso in diesem Zusammenhang… Hierzu gibt es keine „Täuschungen der Erinnerungen“ – da sind unendlich viele Versuche unternommen worden, diesen Wahnsinn auch wissenschaftlich in eine „Vorstellbarkeit“ erklären zu können: zu diesem Vernichten von Millionen von Menschen in den Konzentrationslagern und den anderen Vernichtungsstätten. Und das ist nicht typisch deutsch oder österreichisch (Hitler wurde in Braunau an der Grenze zwischen Österreich und Deutschland geboren) – sondern wuchert in uns Menschentieren als ein unberechenbares Vorhandensein, weil wir aus den Tierarten der Natur des überlebensnotwendigen Fressen und Gefressen- werdens: zusätzlich mit (dem Willen zur bedachten Vernichtung) herausgewildert wurden, zu Lebewesen: die jederzeit und überall sich gegen das mögliche (gute und gütige) doch vorausschaubare Menschwerden (im ethischen Sinne) verweigern können… Somit auch nicht nur auf Befehl wiederum zum Morden sich kollektiv soldatisieren lassen: die dann nicht mehr als potentielle Mörder und Verbrecher benannt werden, sondern die Uniform des jeweiligen Morde-befehlenden Staates, un/willig tragen… Wiederum traumatisch erkennbar und vorhanden im Krieg des Putin-Russlands gegen die Ukraine mit all den beidseitigen Ermordungen und Verbrechen, den Zerstörungen und Vernichtungen… Nur unser Gehirn kann diese furchtbaren Voraussetzungen erfinden und (durch Helfershelfer) ausführen lassen – und nur dieses Zentrum (in der Undurchschaubarkeit des Menschen) ermöglicht die Hölle auf Erden!

In diesem ZEIT-Text ist erlesbar: „…dass das Gehirn ein hochgradig komplexes Neuronenmuster wäre – und man unter anderem deshalb so instabil sei…“ Sind WIR also ohne selbstverantwortliche Schuld – weil durch die komplexen Neuronenmuster: instabil? Wir haben keine Gegenkontrollen in einem zweiten oder dritten Gehirn aufzufinden – somit sind unsere bedenklichen (aber nicht löschbaren Hirnfunktions-) Vorhandenheiten ebenso auch dazu fähig, jedwede Art von Vernichtungen programmieren zu können – und diese späteren Erinnerungen (auch in der Geschichte) dann als Täuschungen jeweils auszutauschen. Wenn ein Philosoph äußert: „Beweint nicht die Verstorbenen, sondern die Kinder die geboren werden!“ – wird dies zu einer Erkenntnis, die unsere Menschenwelt nicht verändern kann, aber aufzeigt: dass die Produktion von Menschen keine göttliche Fügung sein kann, sondern wir uns kollektiv gewarnt vorbereiten müssten: wie mörderisch gefährlich WIR gegeneinander dressiert werden können, da das entsprechende entsetzliche Potential permanent in uns leidvoll vorhanden ist. Diese auch gegenwärtigen (gewordenen und werdenden) Erinnerungen aus den jeweiligen Anwesenheiten und Vergangenheiten der Menschendramen aber täuschen uns hoffentlich auch nicht zu (nationalen) Vortäuschungen, so wir denn in der jeweiligen Augenblicklichkeit die entsprechende aufklärende Rückschau er/halten! „Omnia mea mecum porto“ – war die solitäre Erkenntnis des Philosophen Bias von Priene. Wiederum Platon hat sich in seiner Disziplin unausweichlich zur Bewertung des Lebens der Menschen geäußert: „Philosophieren heißt sterben lernen…“ und Spinoza erkannte ähnlich übertragbar: „…die Weisheit erfordert nicht ein Nachsinnen über den Tod, sondern über das Leben.“ – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 

Als seit 20 Jahren im ambulanten Setting tätige Traumatherapeutin habe ich Ihr Dossier zu „False memories“ in der Zeit 14/2023 aufmerksam gelesen und mich mit meiner Schwiegertochter, die mit traumatisierten Patient*innen im stationären Setting gearbeitet hat, ausgetauscht. Das sehr tendenzielle und undifferenzierte Dossier lässt uns fassungslos und kopfschüttelnd zurück, wobei wir keinesfalls die Existenz von „false memories“ bezweifeln. Im Zusammenhang mit traumatisierten Patient*innen aber von einer Regelmäßigkeit zu sprechen, mag für diese wie ein Schlag ins Gesicht und retraumatisierend wirken. Ohne Flash backs, Albträume, Trigger oder verwirrende Körpersymptome, möglicherweise auch Diagnosen wie Depression, Panikstörungen oder Autoimmunerkrankungen, kommt keine Person auf die Idee, sich in Traumatherapie zu begeben, zumal die Zugänglichkeit zu diesem therapeutischen Angebot in Deutschland sehr begrenzt und mit langen Wartezeiten verbunden ist. Neben einer soliden traumatherapeutischen Weiterbildung verfügen Traumatherapeut*innen über valide Screening- Instrumente, um ein entsprechendes psychisches Störungsbild zu diagnostizieren.

Sicher gibt es auch unprofessionelle Therapeut*innen oder Strukturen, die die Möglichkeit statt gehabter sexueller Gewalt instrumentalisieren. Aus unserer Erfahrung sind dies absolute Ausnahmen und nicht, wie man nach dem Lesen Ihres Dossiers vermuten könnte, die Regel. Der Suizid der Mutter von Frau Loftus war mit Sicherheit ein traumatisches Ereignis in deren Lebensgeschichte. Wie sie dieses verarbeitet hat, hängt von ihrer Resilenz und weiteren Faktoren ab. Die nachgerade besessen erscheinende Wahrheitssuche dieser Forscherin und die Liste, der Klient*innen, die sie vertreten hat, spricht jedoch eine eigene Sprache und könnte ein Hinweis auf abgewehrte negative Gefühle durch den Verlust der Mutter sein. – Ines Richter-Kuhn

 


 

 

Leserbriefe zu „Über Impfschäden und eine private Corona-Bilanz“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

DIE ZEIT besteht aus mehr als 300 bedruckten A4 Seiten. Und wegen 1 dieser Seiten warte ich jede Woche gespannt auf DIE ZEIT. Danke, Herr Harald Martenstein! – Ernst Ringler

 

Sehr geehrter Herr Martenstein, in Ihrer Kolumne vom 30.3.2023 mit dem Titel „Über Impfschäden und eine private Corona-Bilanz“ auf S. 7 des Zeit-Magazins desselbigen Datum schreiben Sie, dass es keine Impfpflicht gegeben hätte („Wenn es eine Impfpflicht gegeben hätte, viele lechzten ja danach, dann wären Menschen vom deutschen Staat gegen ihren Willen zu einem körperlichen Eingriff genötigt worden, den einige von ihnen nicht überlebt hätten.“). Natürlich gab es keine Impfpflicht im eigentlichen (gesetzlichen) Sinne. Das ist mir genauso wie Ihnen klar. Nur bin ich der Meinung, dass ein kritischer Kolumnist, der Corona im Rückblick behandelt, auch wenn es eine private Bilanz ist, einen derartigen Satz nicht schreiben sollte oder sogar nicht schreiben darf.

Denn hätte ich mich nicht impfen lassen, dann hätte ich ab dem Moment, als die negativen Tests nicht mehr ausreichten (das war etwa ab November 2021 und lief bis ca. Juli 2022), weder am sportlichen (Schwimmbad, Sportverein) noch am kulturellen (Oper, Konzerte usw.) Leben teilnehmen dürfen. Zudem hätte ich auch in der Arbeit Nachteile und Ärger gehabt. Um sozial, kulturell und sportlich partizipieren zu dürfen, musste ich mich impfen lassen. Kein Zwang per Gesetz, aber doch ein Zwang. Mal ganz abgesehen davon, dass man als jemand, der Pro und Contra bezüglich der Impfung sachlich und ruhig abwägen wollte, in der Regel niedergebrüllt wurde. Ich habe in dieser Zeit gelernt, meinen Mund zu halten, da ich mich nicht alle fünf Minuten mit irgendjemandem streiten konnte und wollte. Ich habe auch Menschen kennengelernt, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen konnten und dies dann penibel in der Arbeitsstelle verheimlichten aus Angst vor blöden Bemerkungen und bösen Kommentaren von Kollegen. Wer hat schon Zeit und Lust, sich den ganzen Tag zu streiten? Das ist schließlich kein Beruf, für den man bezahlt wird. Außerdem ging es einem in der Regel sehr an die Nieren, wenn andere Menschen über einen herfielen, das konnte sich niemand dauerhaft zumuten.

Dass es ein Leben ohne Risiko nicht gibt, ist klar. Ich stimme Ihnen jedoch nicht zu, wenn Sie pauschal sagen, dass die Impfung das kleinere Risiko ist. Wenn man an die Sache mit Logik herangeht, dann ist die Impfung für jeden sinnvoll, für den die Krankheit ein größeres Risiko als die Impfung darstellt. Für alle die Menschen, für die hingegen die Impfung ein größeres Risiko als die Krankheit bedeutet, ist sie nicht sinnvoll. Eine medizinisch fundierte Beratung durch die Ärzte dahingehend hat mir in der Corona-Zeit gefehlt. Wahrscheinlich wäre dies aus Zeitgründen den sowieso schon überlasteten Ärzten nicht möglich gewesen. Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass für jeden Menschen aufgrund seiner körperlichen Konstitution, Fitness, (Vor)Erkrankungen usw. eine Entscheidung hätte getroffen werden können und müssen, was medizinisch gesehen sinnvoll gewesen wäre. Dass es dem Staat und den meisten Menschen nicht gelungen ist, ruhig zu bleiben, sich die Sache einmal mit Logik zu durchdenken, sondern sich hysterisch der Angst vor einer anfangs kaum untersuchten und zunächst wenig bekannten Krankheit hinzugeben, habe ich als fatal empfunden. Ich könnte noch einige Dinge hinzufügen, die hinsichtlich der Kinder und Jugendlichen auf eine äußerst bedenkliche Weise schief gelaufen sind, möchte Sie aber nicht mit meiner privaten Corona-Bilanz langweilen.

Kurz gesagt: Sarkasmus und Witz sind eine feine Sache, aber gerade bei Corona vergeht mir – auch im Rückblick – das Lachen. – Gerhild Bär

 

Wie singt da der völlig unterbewertete Sänger und Songschreiber Dirk Busch (*1951) in seinem Lied „Horoskope sind in“: „Sag mir deinen Namen und ich sag´ dir wie du heißt!“ oder anders ausgedrückt: „Hinterher ist man immer schlauer!“ Die sogenannten „Querdenker“, vermutlich sind da ausschließlich alle ungeimpften Menschen gemeint, die alles in Zweifel gestellt haben, was diese Allwissenden aus der Pandemie-Verwaltung uns ständig an Corona-Zwangsmaßnahmen auferlegt haben. Ich muss mich da nur sehr stark wundern, dass es noch Millionen von ungeimpften Menschen im Lande geben soll, die diese verordnete Pandemie mit alle diesen Horrormeldungen seitens der gewählten Volksvertreterschaft, so ohne weiteres überleben konnten. Ungeimpft und trotzdem noch am Leben, diese Tatsache sollte doch auch mal zu (quer)denken geben! – Klaus P. Jaworek

 

Sehr geehrter Herr Martenstein, nach der Lektüre Ihres Beitrages im Zeitmagazin dieser Woche habe ich soeben beschlossen, dass es jetzt so weit ist. Ich werde Ihre Artikel einfach nicht mehr lesen. – Wolfgang Lummer

 

Ist der Philosoph John Rawls ein bedeutender Philosoph so wie der mit dem Satz, wie man zur Maxime für die Handlungen aller kommt? Ich war ja fast versucht, Sie nach dieser Glosse vom Sonnendeck auch als Philosophen anzusehen, wenn der nicht auf der untersten Stufe der Leiter stünde und schweigte. Sie wissen, si tacuisses… – Harald Bost

 

Sie sprechen mir aus der Seele! Wir hatten einen handfesten politischen Skandal in der Coronazeit. Sie schreiben: „Wenn es eine Impfpflicht gegeben hätte….“. Es gab sehr wohl eine Impfpflicht! Im Gesundheitswesen wurde ein Berufsverbot angedroht! Das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit war nicht das einzige, das mit Füßen getreten wurde. An einer juristischen Aufarbeitung ist natürlich niemand interessiert, denn es würde fast jeden der politisch Verantwortlichen treffen! Wenn die überwiegende Mehrheit Unrecht begeht, dann wird es zu Recht. Eine traurige Bilanz der letzten Jahre, die mich erschüttert! Man muss den Menschen Angst machen, dann kann man auch heute alles mit ihnen machen. Wir haben nichts dazu gelernt! – Dr. med. Martin Krivacek

 

Lieber Harald Martenstein, seit vielen Jahren lese ich jetzt schon Woche für Woche Deine Kolumne. Bisher fast immer mit großem Vergnügen. Aber ich stelle fest, dass wir uns langsam auseinanderleben. Zu Deiner „privaten Corona-Bilanz“: „Impfschäden“ hat es gegeben. Das heißt, es gibt sie. Schlimm genug. Hätte man deshalb nicht Impfen sollen? Welch querer Gedanke. Sich aus mehreren Aussagen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach den Reim zu machen, dass mit den Regeln „Demonstrationsverbote begründet und Leute ihrer Grundrechte beraubt“ worden seien, macht mich betroffen. Regeln wie Masken- aber auch Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen waren in Monaten, in denen Intensivstationen keine Patienten mehr aufnehmen konnten und vor allem ältere Menschen zu Tausenden starben, das Gebot der Stunde. Das war übrigens nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt so. Dass Deutschland im Moment so tut, als sei die Seuche vorbei, hat übrigens zur Folge, dass die Krankenhäuser wieder volllaufen. Die Infektionszahlen sind so hoch wie selten zuvor, die Inzidenzen sind niedrigen, weil kaum noch einer testet. Der Krankheitsverlauf ist auch dank Impfungen glücklicherweise mild. Gleichzeitig aber schlagen noch die Erreger zu, die wegen der Hygienemaßnahmen drei Jahre lang Pause hatten: Grippe, Noro, Erkältungskrankheiten. Mit der Behauptung, Menschen seien „gegen ihren Willen“ zum Eingriff genötigt worden und „einige von ihnen“ hätten ihn nicht überlebt, manövrierst Du Dich in die Ecke der Verschwörungstheoretiker. Fürs „nächste Mal“ sollten wir gelernt haben, dass Impfen (mit Ausnahme absoluter Isolation) für Menschen der einzige wirksame Schutz vor Viren ist. Nur so waren Pocken, Pest und Cholera auf der Welt zu bekämpfen. Schützende Masken sollten künftig ausreichend vorrätig sein. – Reiner Trabold

 

Ihre Guillemets um das Wort „Schwurblerin“ gehören in Anführungszeichen, denn Lisa Fitz ist tatsächlich eine. Minus mal minus ergibt plus. Mein Mitleid mit ihr, weil der SWR und 3sat sie nicht mehr zeigen, hält sich in Grenzen. Nach der Depublizierung ihres Auftritts war sie immer noch im Nachtprogramm bei einer „Spätschicht“ zu sehen. Unter anderem der WDR und der DLF senden sie weiterhin im Radio. Beim „Politischen Aschermittwoch“ war sie letztes Jahr jedenfalls dabei, weswegen ich mich bei diesen Sendern beschwert habe. Über den Friedrichstadt-Palast wurde ich an Arnulf Rating als Veranstalter weitergeleitet, der für „Meinungs“freiheit plädierte. Ich sehe das in diesem Fall anders. Frau Fitz‘ antikapitalistisches Querfrontgezeter mag beim nicht selbständig denkenden „linken“ Publikum vielleicht noch ankommen, besonders lustig ist sie jedenfalls nicht mehr. Satire darf bekanntlich alles, nur unlustig darf sie nicht sein, denn dann ist es keine Satire mehr.

Horst Janson und Reiner Schöne stehen bei mir ebenso auf der Schwarzen Liste, weil sie Hörbücher für einen in der Szene recht bekannten Lügenmärchenerzähler eingelesen haben. Und beim tak (Theater am Küchengarten) in Hannover habe ich mich auch schon beschwert, weil dort ein weitgehend unbekannter „Kabarettist“ (dessen Namen ich nicht erwähne, um nicht unnötig Werbung zu machen) eingeladen war, der auf dem Ticket einer rechten Splitterpartei für den Bundestag kandidierte und wie Frau Fitz von Corona herumgeschwurbelt hat. – Thomas Manthey

 

Sehr geehrter Herr Martenstein, Ihre Kolumne lese ich immer mit großem Interesse und Vergnügen, aber gestatten Sie mir die Bemerkung, dass es auch in Deutschland Pflichtimpfungen gibt = Bürger werden genötigt. – Tullio Zangrando

 

Covid-19-Impfungen – und deren (verheimlichten) Auswirkungen und Nachwirkungen? Aber der Staat, die entsprechenden involvierten Politiker: garantier(t)en die Verträglichkeit (der Unverträglichkeit) durch den Ausschluss der Risikohaftungen: gegenüber den Herstellern dieser Impfstoffe. Und nun konnten dadurch die hergestellten Milliarden-Profite aus dem Volk mit staatlicher Garantie dem Volk eingeimpft werden! Es ist schon erstaunlich, dass eine sogenannte (beherrschende) Pandemie nach dem fast schon diktatorischen Machtwort des eskalierenden Gesundheitsministers Lauterbach im Angesicht der aufgescheuchten Regierungskoalition: dann zu einer möglichst allgemeinen Volksimpfungs-Vereinnahmung deklariert wurde – und zeitverschoben mit Lauterbachs abschließendem Machtwort diese wohl übersichtliche Corona-Apathie des manipulierten Volkes: als nunmehr medizinisch sowie politisch terminlich „ausgestanden“:-festgelegt wird! Somit darf mit einer Corona- „Erkältung“ – wie bei einer ganz gewöhnlichen Grippe auch – derjenige/diejenige Angesteckte/Ansteckende an den Arbeitsplatz kommen, ohne oder mit Maske ihrem/seinem Job nachgehen: als ob jetzt dieser gleiche Virus (wie zuvor drastisch hochansteckend deklamiert) keine gefährliche-gefährdende Bedeutung mehr habe… Warum diese Umwandlung der früheren Erkenntnisse gegenüber dieser zuvorigen angeblich hochgefährlichen Virus-Inflation und seiner eher jetztzeitlich erkannten grippalen Ansteckungs-„Alltagstauglichkeit“? Und da hört man hierzu: dass der Großteil des deutschen Volkes ja durchgeimpft sei und somit diese Massen an geimpften Menschen (vorgeblich) weitestmöglich resistent wären gegen volksverbreitende weitere heftig bewirkende Ansteckungen/Auswirkungen… So wird einem hörigen Volke dies von der hohen Regierungswarte her doch untergejubelt – was vorher aber staatliche Androhung war, reglementierende Einschüchterungen gegenüber den Menschen, die sich nicht impfen ließen: auch aufgrund deren berechtigter Angst vor den durchaus gefährlichen Nebenwirkungen… Und dann wurden die Kinder noch mit einbezogen in den Versuch einer kollektiven Impferzwingung – obwohl doch medizinisch verdeutlich war, dass diese jüngsten Menschen kaum einer Gefahr der erweiterbaren Ansteckungsfolgen unterlagen/unterliegen… Nein: der Staat wollte Macht ausüben und „sein Volk“ an die Kandare nehmen, es in eine kollektive Zwangsjacke stecken!

Nun behauptet zudem noch Karl Lauterbach, dass er „schwere Impfschäden“ nie bestritten habe? Dies mit Abstrichen scheinbar vermerkt in seinen so hysterischen Volksansprachen mit einer öffentlichen Mimikry und Mimese zum finanziellen Wohle der Impfindustrie, und dabei agierend: als ob der Weltuntergang bevorstünde! Die eingehamsterten Milliarden- Gewinne eines Ugur Sahin-und-Impfstoff-Konsorten verschwanden in den Privatschatullen – all diese unfreiwilligen Ausbeutungen löhnte der Steuerzahler, hat(te) das Volk zu finanzieren! Und es ist doch geradezu unfassbar, dass ein deutscher Staat dem Hersteller dieses (Ugur)-Impfstoffes (usw.) zudem eine Garantie verfügt: dass alle Risiken (evtl. Folgeschäden) zu den Verimpfungen außerhalb der Hersteller-Haftungs-Verantwortung festverfügt sind – und dies wurde seitens des Staates vertraglich unterzeichnet! Obwohl diese Impfmittel keine wirklichen wissenschaftlichen Kontrollzeiten als Abwägungen über/zu den Folgen der Impfungsnachwirkungen dadurch aufweisen konnten – man hat diese Impfbrühen schnellst-möglichst auf die Bevölkerung losgelassen: die deutlichen Warnungen anderer Wissenschaftler und Ärzte wurden nicht berücksichtigt! Der Staat, die Profitierenden haben alle diesbezüglichen Warnenden quasi an den öffentlichen Pranger gestellt, sie in ihrer dementsprechenden Mitverantwortung reduziert auf ein Querulantentum, jene ins (beruflich wie persönlich auch bewirkende) Abseits gestellt!

Zu der Hochphase der staatlicherseits aufoktroyierten Emotionalität ins Volk: wurde jedwede Übersicht zu den Auswirkungen nicht berücksichtigt: Hauptsache die Masse der Menschen wurde möglichst mehrmals zu den Impfungen aufgefordert und eingefordert: es war eine bewusst inszenierte (unverantwortliche körperverletzende) Massenabfertigung – und nun: sind die (noch nicht veröffentlichten) Folgen an Hundertausenden Menschen mit zum Teil schweren Nachwirkungen, erkennbar; und wieviele Todesopfer dadurch (noch) zu registrieren sind (?)… Dem Volk wird es verheimlicht, die entsprechenden Ärzte und Ämter, Institutionen tarnen sich hinter den Begriffen, wie: Vorerkrankungen, Altersbedingtheit, körperliche Kompliziertheiten usw. … Über 192 Millionen Dosen der Impfstoffe wurden in Deutschland „verabreicht“, 63,6 Millionen Menschen sind damit grundimmunisiert. Im Infektionsschutzgesetz ist zu vernehmen: „Kommt es zu gesundheitlichen Schäden nach einer Corona-Impfung, steht den Betroffenen eine Entschädigung zu!“ Doch tatsächlich wird den Geschädigten der Nachweis zu den Folgeschäden der Impfung so sehr erschwert: um eine allgemeine Abschreckung dadurch zu gewährleisten. Die Hersteller der Impfstoffe sind von den finanziellen Konsequenzen nicht betroffen, werden auch moralisch sich nicht verantwortlich empfinden: die Profite sind einkassiert, der Reibach wurde gemacht! Hierbei sei an die Tragödien der Contergan-Folgen für die Betroffenen und Familien, erinnert – und wie verschleppend das Profit-System diese Zusammenhänge von Contergan zu den Fehlbildungen von Gliedmaßen und Organen bei Neugeborenen, zudem verheimlichte und auch lange Zeit nicht an/erkennen wollte…

Harald Martenstein schreibt zu den Nachwirkungen der Corona-Impfungen zwar übervorsichtig, dennoch aber insgesamt weitsichtiger in seiner Kolumne: „Obwohl heute klar ist, dass die Impfungen Nebenwirkungen haben, die manchmal sogar tödlich sind, würde ich es heute wieder genauso machen. Es gab die Wahl zwischen zwei Risiken. Die Impfung war das kleinere. Ein Leben ohne Risiko gibt`s halt nicht. Wir würden aber heute das Kind nicht noch einmal impfen lassen. Das Virus war für Kinder nahezu ungefährlich, es gab keinen Grund, ihnen das Impfrisiko ans Bein zu binden. So sehe ich das. Andere dürfen es gern anders sehen, und werden trotzdem nicht beschimpft, großes Ehrenwort“. Im Februar 2022 sagte Lauterbach bei Anne Will: „die Impfung sei mehr oder weniger nebenwirkungsfrei“ Die Europäische Arzneimittelagentur hat etwa 5000 Impftote als registriert veröffentlicht. Aber es handele sich hierbei lediglich um Verdachtsfälle im Zusammenhang mit den Covid-19- Impfungen im zeitlichen Zusammenhang… Registrieren die Menschen in Deutschland eigentlich deutlich: dass pro Jahr etwa 20.000 (vorwiegend alte) Menschen an schweren Grippe-Folgen versterben. Wird das (auch von Herrn Minister Lauterbach) als deutsche Normalität zur Regel des Daseins, statistisch vermerkt und abgebucht?

Man muss sich nur vorstellen wollen: der Staat hätte eine allgemeine Impf-Pflicht befohlen – welche diktatorischen Auswirkungen dies zur Folge gehabte haben würde: die Polizei, das Militär (?) wären eingesetzt worden, um die Impfgegner Und Impfunwilligen entsprechend einzufangen und abzuführen: zur Vollstreckung des staatlich angeordneten Impfzwangs! Nun aber gilt es öffentlich mit aller Wahrheitsfindung, zu registrieren: wieviele Menschen an den Folgeschäden der Impfungen erkrankt sind, welche Todeszahlen dadurch verursacht wurden – wie den Folgeschäden-Erkrankten geholfen werden kann und wer die entsprechenden Kosten insgesamt übernimmt… Es kann nicht sein, dass die Hersteller des Impfstoffes sich aus jeder (auch finanziellen) Verantwortung herausgeschlichen haben – und nun das geimpfte Volk nicht nur die gesamten Impfkosten und Profite zu bezahlen habe und hatte, nein: zudem auch noch die Folgeschäden der Impfungen mit auf diese Volks-Gesamtrechnung hinzuaddiert werden… Die Nebenwirkungen dieser Ausbeutungen bedeuten: dass diese sogenannte Demokratie immer mehr in Verruf gerät, da sich hierbei wiederum aufzeigt: dass dieses System letztlich nur den Interessen des Kapitals dient – und somit dieser Turbokapitalismus weiterhin vor nichts zurückschreckt! Unter dem Motto: Gewinne werden privatisiert – Verluste sozialisiert! Auch das wird dem Volk permanent eingeimpft! Wann endlich erkennen wir auch diese Nebenwirkungen zu den Seelen und Körpern der Menschen nicht nur in Deutschland, sondern weltweit in diesen Auswirkungen! – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 


 

 

Leserbriefe zu „»Glück kann man trainieren«“ von Constantin Schreiber

 

Glück ist kein Zustand. Glück ist ein Moment. Und deshalb ist Glück auch Glückssache. Danke Constantin Schreiber für diesen Beitrag! Es tut so gut, sich bewusst zu machen, dass wir in Deutschland auf einer Insel der Glückseligen leben. Trotz aller Krisen und trotz aller schlechten Nachrichten. Schreiber empfindet Dankbarkeit und Demut. Und er traut sich, dies auch zu formulieren. Das ist ein Glücksfall und ich bin der ZEIT dankbar, dass sie dafür eine ganze Seite zur Verfügung stellt. Einen Aspekt kann ich aus persönlicher Erfahrung bestätigen: Ich habe vor Jahren im Alter von 60 den Klavierlehrer von meiner Tochter „übernommen“, ein neues Klavier gekauft und meine verstaubten Fähigkeiten aus der Jugend wieder aufpoliert. Mit wechselhaftem Erfolg, aber mit großer Freude. Musizieren ist wie eine Therapie, auch wenn es die Krisen nicht beendet. Es macht auf jeden Fall glücklich. Und man kann selbst für diesen Moment sorgen… Danke für die neue Ausgabe der ZEIT und bitte geben Sie auch weiterhin den positiven Aspekten des Lebens den Raum, den sie verdienen. – Thomas Meichle

 

Das ist das erste Mal, dass ich auf einen Artikel in der ZEIT reagiere, obwohl ich gestehen muss, dass es schon lange in mir gärt: Wie bei so manchem anderen Text in der Vergangenheit habe ich mich auch bei diesem Text mit der Überschrift: Glück kann man trainieren von C. Schreiber geschämt beim Lesen. Wie kann die Zeit nur einer solch überflüssigen, weil tausendfach besprochenen „Glückssuche“ einen derartig großen Platz einräumen!? Life-Style-Getue, dessen Flachgang schmerzt. – Lisa Berger

 

Hier meine Glücksbuchstaben. Nie allein kommt das Glück, es ist immer unterwegs , immer , es lauert uns auf , wartet auf die Gelegenheit , ist auf dem Sprung . Unsichtbar ohne Geschmacksstoffe , ohne Konservierungsmittel , nie zu kaufen wie zu verkaufen . Steckt aber in Jedem , läßt sich nehmen, formen , tauschen , und vor allem verschenken , verschenken , verschenken! Zum Tausch- wobei es sich am wohlsten fühlt , gehören mindest Zwei . Welche dann dessen Bewahrer sind , es hegen , Nahrung geben . Glück liegt vor hinter über und in uns , es ist der Wille des Suchens , die Geduld , die Ausdauer , das Feingefühl , nie aufzugeben jedes noch so kleinste Zipfelchen zu entdecken , zu fassen und zu verteidigen und sei es mit Krallen und Zähnen ! Das Wunderbare , ich Du , wir sie es , wir alle können es , brauchen nichts und Niemanden , nur vor uns zwei leuchtende Augen . (EKKY van de VARE) – Eckhard Ulrich

 

Der Artikel von Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber legt nahe, dass der Mensch sein Glück selbst gestalten, ja es geradezu trainieren kann. Und Redensarten wie „Jeder ist seines Glückes Schmied“ scheinen das zu bestätigen. Aber für mich und die Menschen in meinem Umfeld ist Glück kein Dauerzustand, den ich erreichen könnte, wenn ich mich nur tüchtig anstrenge. Das wäre dann ein langweiliger Zustand, bei dem nichts Beglückendes mehr geschieht, nichts Überraschendes sich ereignet. Doch es gibt im Leben eher Glücksmomente, die sich plötzlich einstellen, wenn ich gar nicht damit gerechnet habe. Ja, Glück ist ein Geschenk, etwas, das unerwartet von außen auf mich zukommt oder mich überfällt. Ich denke, es ist so wie mit der Liebe: Glück und Liebe kann ich nicht machen, sie machen eher etwas mit mir: Sie überfallen mich , überraschen mich. Es gibt zwar Trainer-Glück (wie jetzt bei Thomas Tuchel in München), aber von – erfolgreichen – Glücks-Trainern habe ich noch nicht gehört.

Das Hochgefühl beim Gang entlang der Meeresbrandung oder angesichts eines Bergpanoramas kenne auch ich wie Herr Schreiber. Musik kann mich in ihren Bann schlagen und mich den Alltag vergessen machen, aber auch das kann ich nicht trainieren. Ich wünsche Constantin Schreiber und allen, die meinen, sie könnten sich das Glück erarbeiten, dass sie hin und wieder einen Zipfel vom Glück erhaschen bzw. davon ergriffen werden und dankbar dieses Geschenk annehmen. – Günther von Boetticher

 

Todesurteile im Iran. Ein grauenhafter Krieg mitten in Europa. Selenskyj hält übertragen eine Rede im österreichischen Parlament, die Hälfte der sozialdemokratischen Abgeordneten sind nicht anwesend. Unfassbar! Die Grundwerte der Sozialdemokratie, Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Brüderlichkeit, sind im Sumpf der ewig zerstrittenen SesselkleberInnen versunken. In Niederösterreich bildet die `christlich soziale` ÖVP eine Regierung mit radikalen Rechtsaußen. Ich schäme mich Österreicher zu sein. Zunehmend hoffnungsloser nehme ich DIR ZEIT zur Hand und entdecke auf Seite 60 den Beitrag „Glück kann man trainieren.“ von Herrn Constantin Schreiber. Zeile für Zeile lese ich ihn. Ein Glücksfall! Ich merke, sein Denken erfasst mich und wird Teil meine Zukunft sein. Er macht mein Leben wieder reicher . Vielen Dank Herr Schreiber! – Anton Dieter Macek

 

Danke für den feinen Bericht, bitte mehr davon! Für mein Empfinden gibt es zu viele Beiträge mit Weltanschauungen von Leuten, die nie die Welt angeschaut haben. – Reinhard Lekar

 

Herrn Schreiber finde ich durchaus sympathisch und seine persönlichen Schilderungen kann ich mit Interesse lesen, aber braucht es deshalb noch einen „Glücksratgeber“ mehr, auf einem Markt von tausenden solcher Missionierungsbücher? Wer befindet, dass sich die großen Philosophen an der Glücksfrage seit Jahrhunderten „abgearbeitet“ hätten, und „manche Menschen nur glücklich sind, wenn sie nörgeln“, betrachtet die Welt wohl von sehr weit oben. Genau das macht mich an solchen Büchern wütend. Diese, mit der Bedeutung von Wissenschaft aufgeladene Diagnostik an persönlichen Mängeln (Verbitterungsstörung, „Doomscrolling“, „News-Fatigue“), die den Einzelnen als gestört, unfähig oder krank hinstellen. Im vorliegende Beitrag auf den Punkt gebracht in der Überschrift“ Glück kann man trainieren“, was nichts anders aussagt, als: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Klar, wenn ich dann als Maria 2.0 Mitstreiterin an der Betonmauer männlicher Machtvorstellungen zerschelle, oder als Armutsgefährdeter an der Tafel anstehe, weil ich nicht weiß, ob das Geld bis zum Monatsende reicht, dann habe „ich“(!) es nicht geschafft. Das Subjekt als zentraler Urheber und Problemlöser von allem. Und dann sollen Überforderung, Enttäuschungen, und Verbitterung als unerwünschte Gefühle in ein individuelles Glücksempfinden transformierbar sein? Hat irgendein Gott jemals solche Anforderungen an seine „Schäfchen“ gestellt?

Die Überforderung des Subjekts ist die „Ich-Falle“ der Selbstoptimierung einer auf Individualisierung fixierten Konsumkultur. Daran kann die einzelne Person nur scheitern. Zu meinen, zum „bösen Spiel“ – und Klimawandel, Kriege, Hunger und die autoritäre Demontage von Demokratien sind Realität – auch noch eine „gute Miene“ machen zu müssen, muss jeder für sich entscheiden dürfen. Statt dem „Inschallah-Prinzip“ zu folgen, kann ich gut mit Menschen leben, denen man ihre Angst, Enttäuschung und Wut auch ansieht (auch Tagesschausprechern). Und die sich weder einreden lassen, dass sie für alles verantwortlich seien, noch, dass sie so gut wie nichts in der Welt verändern könnten. – Jürgen Pilz

 

Auch wir haben uns schon oft gefragt, wieso wir uns das täglich antun: die Nachrichten sind voll von Tod, Zerstörung, Hass. Warum schauen wir uns die trotzdem an? Weil irgendwann (morgen, übermorgen, nächste Woche …) die Meldung kommen wird, dass Russland kapituliert hat oder Putin von seinen Landsleuten am nächstbesten Baum aufgeknüpft worden ist. Und diese eine Nachricht ist es uns wert, jeden Abend die Nachrichten anzuschauen. Einfach um sich zusammen mit einem lange geknüppelten und gedemütigten Volk freuen zu können. – Andi Pfaff

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist der Haftbefehl gegen Putin richtig?“ von Michael Thumann

 

Herr Thumann redet von Dimensionen in der Bewertung von Kriegen und überfrachtet das Thema sogleich mit einer weiteren Vokabel “Vernichtungskrieg”. Aus deutscher Sicht wäre hier Zurückhaltung, gar doch Demut ! angebracht statt dieser gleichsetzende Begriffsverwischung ,denn es war doch Nazi-Deutschland, also das Vorgängerregime der BRD, das einen Vernichtungskrieg gegen die ehemalige Sowjetunion (damit u.a. auch gegen die Ukraine ) angezettelt und geführt hat mit der Maxime der Auslöschung der dort lebenden Bevölkerung. Der bewußte Einsatz von Anstiftung zu innerörtlichen Pogromen, die Durchführung der sog. Sondereinsatzgruppen im Schatten und mit Hilfe der Wehrmacht von Massakern, lebendigem Verbrennen, verhungern lassen, Seuchenfolgen,… und die nachträglichen Leichenauflösungen mit der mörderischen “Operation” 1005 erreichte die unsägliche Zahl von 27 Mio. so vernichteten Opfern aus der Bevölkerung der damaligen Sowjetunion – ein ungeheures kollektives Massenverbrechen mit weitreichenden Folgen der Verluste bis ins Jetzt mit der Bürde der Verantwortung für auch für die Nachfolgegenerationen des Täterstaates.

Wir haben ebenso eine Verantwortung gegenüber Israel als Zuflucht der verfolgten Juden und deren Staat; wir haben als Nachfolgegenerationen aber auch eine Verantwortung gegenüber den Nachfolgestaaten der deutschen Massenverbrechen Osteuropa wahrzunehmen und uns daher billiger Geschichtsklitterung und vermessener moralinsaurer Empörung auf den Zuschauerrängen dieses mit Waffen beförderten Nachbarländerkrieges zu enthalten. Vernichtungskrieg zur Auslöschung eines Volkes ist in diesem Zusammenhang ein so vollkommen unangebrachter Begriff. Es wäre angemessen, wenn DIE ZEIT und viele Medien sich bemühen würden, Propagandismus und Kriegsrhethorik aus ihren Verlautbarungen zu verbannen und ebenso sollten verantwortliche Bundespolitiker für agitatorisches Kriegsgehabe zurechtgewiesen werden. Sonst weitet sich dieser Wörterkrieg mittels Verrohung und Fehldarstellungen immer weiter aus. – Gertrud Tammena

 

Der Haftbefehl gegen Putin ist durchaus richtig, aber darum geht es hier nicht primär. Ein richtiger Haftbefehl verliert dadurch seine Wirksamkeit, dass man an anderer Stelle richtige Haftbefehle vermeidet, weil sie nicht in die Staatsräson passen. Ein Gerichtshof muss neutral und objektiv sein, sonst macht es sich unglaubwürdig! – Martin Krivacek 

 

Wladimir Putin hat sich vermutlich einen ganz, ganz langen Ast gelacht, als er von diesen Haftbefehl gegen ihn aus Den Haag gehört hat. Höchst wahrscheinlich musste er dabei sofort an einen windigen Papiertiger denken, der ihn ganz fürchterlich mit seinen Papierzähnchen anfletscht. Ein sogenanntes, internationales Weltstrafgericht, dass nur von einem Teil der Welt als solches überhaupt anerkannt wird, das ist schon eine extrem starke Lachnummer für sich! Der Schauspieler Selenskyj jubelt indes trotzdem in höchsten Tönen, was man so hören und auch lesen kann, aber was soll(te) er sonst auch anderes tun, wenn ihm das Drehbuch vorschreibt, dass er einfach nur ganz natürlich jubeln soll! – Klaus P. Jaworek

 

In seiner Entgegnung auf Wolfgang Bauers Kritik an dem Haftbefehl des ICC gegen Putin wegen dessen Einseitigkeit und Doppelmoral gelingt es Michael Thumann in bestechender Weise, die Feststellungen Bauers zu bestätigen und zu untermauern. So begründet Thumann die Richtigkeit des Haftbefehls damit, dass zwar auch die USA Kriegsverbrechen begangen hätten. Diese seien aber weniger schlimm als die Putins. Übersetzt auf unsere Rechtsprechung heißt das, dass ein Gericht einen Mörder, der mit 30 Messerstichen einen Menschen umbringt, diesen Täter verurteilt, einen Mörder, der sein Opfer mit einem Pistolenschuss umbringt, nicht anklagt mit der Begründung, dass der zweitgenannte Mord weniger grausam sei. Ein Gericht muss jede Gesetzesverletzung anklagen. Für eine differenzierte Beurteilung der Tat ist in unserem Rechtssystem das Strafmaß vorgesehen, das je nach Schwere der Tat unterschiedlich hart sein kann. Klagt also das ICC die Kriegsverbrechen der USA nicht an, so handelt es einseitig und verletzt in nicht hinnehmbarer Weise seinen eigentlichen Auftrag, Gerechtigkeit ohne Ansehen der Person herzustellen. Herrn Thumann kann man nur wünschen, dass er persönlich nicht an die Praxis eines Gerichts wie der des ICC gerät. – Peter van der Kemp

 

Ich finde sowohl Wolfgang Bauer als auch Michel Thumann haben recht. Der Haftbefehl zeigt Doppelmoral, ist aber trotzdem richtig. – Volker Wulf

 

Thumann hat recht, man kann die Kriegsverbrechen der USA mit den Kriegsverbrechen der Sowjetunion nicht vergleichen. Allein der völkerrechtswidrige Krieg gegen den Irak hat wesentlich mehr tote Zivilisten gefordert (ca. 500000 lt. US Studie), und dass, obwohl – wie er sagt – die USA keine umfassenden, systematischen Angriffe auf die zivile Infrastruktur geführt hat. Und ja, die USA haben das Land nicht annektiert, sie haben nur die Ölquellen besetzt und einige der weltweit über 800 Militärbasen errichtet (wie u.a. auch im Kosovo). Weiter sagt er „Es wurden einigeTäter (Anm. er meint Kriegsverbrecher!) verurteilt, wenn auch leider nicht die politisch Verantwortlichen“ Frage: hört sich M. Thumann eigentlich mal selber zu? – Manfred Stauss

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Was für ein Volk!“ von Sascha Chaimowicz

 

Die Stärkung der Legislative, wie es die derzeitige Regierung Israels auf den Weg zu bringen gedenkt, muss nicht automatisch zu einer Schwächung der Demokratie führen, wie es in dem Beitrag reflektiert wird. Israel hat bekanntlich kein einheitliches Verfassungsdokument wie z. B. die Bundesrepublik. Gerade auf der Berufungsebene ist das faszinierende Land an der Levante deshalb im besonderen Maße dem Risiko einer politisch motivierten und damit fehlgeleiteten Rechtsprechung ausgesetzt. Wenn es keine einheitlich konsistente Rechtsnorm gibt, auf die sich ein oberstes Gericht berufen kann, ist die Machtfülle in den Händen einer sehr kleinen Elite, also der Richterinnen und Richter wegen der erheblichen Interpretationsspielräume in der Entscheidungsfindung besorgniserregend groß. Die leider auch hierzulande anzutreffende parteipolitische Einflussnahme im Ernennungsverfahren zur Besetzung des höchsten Gerichts tut ihr übriges die Waage des demokratischen Kräfteverhältnisses aus dem Lot zu bringen.

Dem Parlament das Recht einzuräumen Entscheidungen des obersten Gerichts zu relativieren, erscheint vor diesem Hintergrund weniger verwerflich, als wie es gerne dargestellt wird. Jüngst hat beispielsweise das deutsche Bundesverfassungsgericht entschieden, dass Kinderehen nicht grundsätzlich zu verbieten seien, weil dies gegen das Grundgesetz verstoße. Sicherlich lässt sich die dazugehörige Entscheidungsfindung sauber herleiten. Das Signal, das von ihr ausgeht, ist jedoch unserer demokratischen Gesellschaftsform abträglich, denn wenn Kinderrechte kompromitiert werden können, läuft etwas – einfach gesprochen – vielschichtig schief. Gerade in solchen Fällen könnte ich besser schlafen, wenn ich wüsste, dass ein vom Volk demokratisch gewähltes Staatsorgan, nämlich das Parlament, zumindest korrigierend auf das Gericht einwirken könnte. Eine Volksweisheit besagt zwar richtigerweise, dass nur das Recht uns Freiheit geben könne. Gerade diejenigen, die das Recht in letzter Instanz auslegen dürfen, müssen daher einer ständigen Neutralitäts- und Unbefangenheitsprüfung unterzogen werden. Diese edle Aufgabe dem Parlament zu übertragen, zeigt einen hohen Grad an emanzipatorischer und damit zeitgemäßer Reife einer Gesellschaft. – Johannes Warbeck

 

Eine Frage an Herrn Netanjahu: „Wie kann man nur so unmelodisch und rücksichtslos auf sein eigenes Volk bzw. auf die Demokratie pfeifen, obwohl die Bevölkerung in Israel gar nicht mit ihm mit pfeifen möchte?“ Ein großer Teil der israelitischen Bevölkerung lässt sich diesen völlig undemokratischen Regierungsstil nicht mehr länger gefallen und geht deshalb auf die Straße. In Deutschland wäre das wiederum ganz unmöglich, hier muss eine Demo schon Wochen vorher angekündigt und auch noch genehmigt werden. In einem Land der bürokratischen Bürokratie, da braucht alles seine lange, lange Zeit; ich wundere mich daher schon sehr lange, dass hier in Deutschland überhaupt noch etwas abgeht! – Klaus P. Jaworek

 

Nach übereinstimmender Auffassung in der internationalen Menschenrechts-Community ist Israel ein Apartheidsstaat. Abgesehen davon, dass das Prädikat „Demokratie“ für einen solchen Staat, nimmt man den Tatbestand der Apartheid gegen die Palästinenser ernst, angezweifelt werden muss, so irritiert mich doch sehr die vorherrschende Perspektive: Würden unter den Folgen der Justizreform nicht zu allererst die Palästinenser leiden, die mit keinem Wort erwähnt werden, und nicht die vermeintlich einzige Demokratie im Nahen Osten? – Fabian Lang

 

Zu nächst sollten wir festhalten, dass „Was für ein Volk“ der Regierung Netanjahu bei der letzten Parlamentswahl eine für israelische Verhältnisse üppige Mehrheit beschert hat. Ich denke es ist vernünftig anzunehmen, dass sich die Teilnehmer der Demonstration gegen die Justizreform in erster Linie aus dem unterlegenen Teil der Bevölkerung rekrutieren, der jetzt versucht der Mehrheit ihren Willen aufzuzwingen. Mittlerweile demonstrieren auch Befürworter der Reform. Der Autor mag durchaus die Meinung dieser Minderheit teilen. Doch wir Deutsche sollten bei der Beurteilung des Falsch und Richtig in anderen Ländern ein wenig Zurückhaltung an den Tag legen. Hier ist es in erster Linie Sache der Israelis, was sie tun. Die Welt wird nicht am Deutschen Wesen genesen. – Dirk Hoppe

 

An einem einzigen Wort lässt sich die weit nach rechts gerückte Politik der israelischen Regierung festmachen: ultrareligiös. Zwar muss es Begriffe zur Einordnung von Parteien und gesellschaftlichen Gruppen geben, Religionen sind aber über konfessionelle Grenzen und historische Entstehungsgeschichten hinweg ihrem Wesen nach immer universell. Ultrareligiosität ist eine nicht zutreffende, separierende Bezeichnung. In den 70ern habe ich zwei Jahre in Israel gelebt, und die sich jetzt immer deutlicher abzeichnende Entwicklung bei einem Teil der israelischen Bevölkerung war schon damals spürbar. Je fundamentaler sich diese Gruppen als religiös definierten, desto mehr hoben und heben sie von den Lebensbedingungen auf dem Planeten Erde ab.

Was könnte zu einer gerechten innerstaatlichen und darüber hinaus gehenden Lösung der momentanen Konflikte führen? Die Erkenntnis und das Eingeständnis, dass ein wesentlicher Teil klassischer jüdischer Identität auf einer zwar genialen, aber keineswegs Tatsachen abbildenden Erzählung beruht: der Auszug aus Ägypten. Die Befreiung aus der Knechtschaft der Abhängigkeit von den dualistischen Gegebenheiten unseres Seins ist ein hehres Motiv, aber kein dauerhaft erreichbares Ziel. Die geografische Bezeichnung Ägypten kommt im Urtext der Tora im Übrigen gar nicht vor. Würde sich diese Erkenntnis durchsetzen, wäre damit jeglicher Fanatismus und Rassismus ad absurdum geführt. Das säkulare Judentum würde wahrscheinlich nicht nur zahlenmäßig stärker und die Chance, bei demokratischen Verhältnissen zu bleiben, größer. – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Mehr Scholz gewagt“ von Tina Hildebrandt

 

Dieses ständige Abreiben an den eigenen Koalitionspartnern nimmt mittlerweile nur noch ungesunde Züge an, wie ich doch finde. Die Ausmaße der Streitereien untereinander zeigen längst, wie stark der Dissens im politischen Regelbetrieb inzwischen geworden ist. Der Einigkeit nicht willens, fern von Konsens und Kompromissbereitschaft. Das ist ein zur Schau gestellter clash of cultures. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn die restliche Legislaturperiode von solch parteipolitischen Grabenkämpfen gekennzeichnet sein wird, dann wird allen drei Parteien irgendwann der Saft ausgehen. – Michael Ayten

 

Unklug, wenn sich der Kanzler auf die Seite der FDP schlägt und es zu einer zwei-zu-eins-Situation kommen lässt. Eine Synthese hätte drei Gewinner produziert. So gibt es zwei scheinbare Gewinner und einen echten Verlierer. Das treibt den Preis für künftige Kompromisse in die Höhe, erschwert das Regieren der Ampel nachhaltig und senkt die Möglichkeitsschwelle für andere Regierungskonstellationen ab. Unklug auch, das Klimaschutzthema immer mehr den Grünen zuzuschieben. Klimaschutz müsste Chefsache sein und von allen in der Regierung aktiv betrieben werden. Indem der Kanzler die Grünen zusammen mit dem Klimaschutz ausgrenzt, bietet er der Bevölkerung eine breite Identifikationsmöglichkeit für die Haltung an, nicht mitmachen zu müssen. Warum sollen wir bei der nächsten Katastrophe weiter zusammenstehen, wenn die Koalition beim Klimaschutz nicht zusammensteht? Ab jetzt werden Appelle der Bundesregierung eher ins Leere laufen. Freie Fahrt für Eigennutz! Unsere Regierung ist doch nicht dazu da, die Stimmungslage der Bevölkerung abzubilden, sondern durch Regieren Aufgaben zu erledigen. Bei großen Aufgaben kommt es sehr auf einen klugen Kanzler an. Sehr unklug, dem menschengemachten Klimawandel Zeit zu geben, sich weitgehend ungebremst weiter zu entfalten. Sehr sehr unklug. – Reinhard Koine

 

Triumvirate „Dreimännerbund“ haben schon im antiken Rom (1.Caesar, Pompeius und Crassus sowie 2.Marcus Antonius, Octavian und Lepidus) nicht gut funktioniert und endeten jeweils tragisch und teilweise blutig. Ein solches Ende ist bei dem Dreierbündnis der Ampel nicht zu befürchten. Aber die Frage nach einem guten Ausgang darf man stellen, da solche Konstellationen mit drei so unterschiedlichen Parteien eigentlich unbeherrschbar sind. Die Frage nach dem wer mit wem gegen wen ist jetzt in einer der längsten ungewollten Nachtsitzung „par ordre du Mufti“ herbeigeführt worden und nicht durch Überzeugung. Es scheint, dass die wichtigsten Punkte im Hinblick für die Erreichbarkeit der Klimaziele nicht so recht konsensfähig waren: Heizungsarten ohne fossile Energie gegen Autobahn-Ausbau, Verbrenner-Motoren gegen Elektro-Mobilität, LKW-Maut für Ausbau von Bahnstrecken gegen Tempolimit, Industriestandort gegen ökologische Landwirtschaft und so weiter. Aber es ist unabdingbar, dass Änderungen und Neuerungen so schnell als möglich und so sozial abgefedert wie nötig politisch umgesetzt werden.

Da müssen Grüne schon mal Kröten (Autobahnausbau) schlucken, groß wie Ochsenfrösche. Da müssen Gelbe schon mal Steuerpolitik gegen ihr Klientel machen und Arbeitgeber sowie Reiche in die Pflicht nehmen. Da müssen Rote ihrer eigentlichen D N A gerecht werden (soziale Marktwirtschaft, arbeitnehmerfreundliche Volkspartei) und so handeln wie es dafür notwendig ist. Schlagworte wie: Zeitenwende, Wärmewende und Deutschlandtempo sind alleine und für sich nichts anders als Plakative Floskeln des Olaf Scholz in einer „Fortschrittskoalition“. Wir können uns allen, dem Kanzler, dem Wirtschaftsminister, dem Finanzminister sowie der Außenministerin nur wünschen das Deutschland für die Klimaneutralität, dem Industrie -und Wirtschaftsstandort, dem Sozialen Gleichgewicht und dem Ansehen in Europa und der Welt Rechnung trägt und die guten Absichten mit entsprechenden Gesetzen, Verordnungen und Durchführungsbestimmungen und dem dafür erforderlichen Handeln alsbald in vorzeigbare Taten umsetzt. Bürokratische Hürden und fehlende Digitalisierung sollte es hierfür eigentlich nicht mehr geben. Dem ewigen Gerede vom Beschleunigen der Genehmigungen für Wohnungsbau, Photovoltaik -und Windradausbau etc. müssen nunmehr mal echte Aktionen folgen. Bis jetzt heißt es: „Wer Butter vom Amt will, muss Milch auf den Dienstweg schicken!“ – Felix Bicker

 

Abenddämmerung über Energiewende und ChatGPT. Wie nicht anders zu erwarten wenn Regierungskoalitionäre gegen 20:30 Uhr über dringende Probleme zu tagen beginnen, kommt trotz Kaffee und Cola nur der miefige Nachtschweiß disruptiver Traumwelten zu Tage. Jenseits von Gut und Böse, quacksalbert nicht allein die Ampel dem einen übergeordneten Wahn hinterher: die Rettung des globalen Klimas. Ja, das Klima wandelt sich. Und ja, dies hat durchaus mit einer menschlichen Entwicklung und Fortschrittsgläubigkeit zu tun, die seit der industriellen Revolution vor 150 Jahren ihren Lauf begann und vielfältige Antriebe hat.

Fatalistisch ausgedrückt, ist das Kind längst in den Brunnen gefallen. Doch die schwarz-rot-grüne Weltrettungshybris versteigt sich in ihrer Realitätsferne in immer weitere Irrwege und Widersprüche. Den unerreichbaren Klima-Zielen werden nun nicht nur wichtige Naturschutzrichtlinien und wirtschaftliche Grundlagen geopfert, sondern der soziale Frieden bis zum Bersten überfordert. Doch was noch mehr zu denken gibt ist, dass während versucht wird den Senf wieder in die Tube zurück zu drücken, eine tatsächlich handhabbare Schadentwicklung im Form von „Künstlicher Intelligenz“ rasant an Macht gewinnt. Im Windschatten einer irrealen Energiewende wird also eine krebsartig wuchernde Digitalisierung forciert, deren exorbitanter Rechenenergiebedarf die damit einhergehenden Schäden zusätzlich potenziert. Die Folgen von ChatGPT und Co. sind so umfangreich gesellschaftsschädlich, dass ein Vergleich mit dem Klimawandel durchaus gegeben ist. Und wieder nimmt kein Verantwortlicher in Politik und Wissenschaft diese Entwicklung warnend ins Visier.

In weniger als 150 jähren werden wir dann erneut vor irreparablen Schäden stehen und den Geist nicht mehr in die Flasche zurück bekommen. Aber was kann man schon erwarten von politischen Traumtänzern, die zum angeblichen „Schutz des menschlichen Lebens“ in der Pandemie ganze Volkswirtschaften ruinieren, aber gleichzeitig das Töten ungeborener Menschen im Mutterleib erleichtern. Wenn im Großen und Ganzen der innere Kompass fehlt, und die elitäre Klasse durch sämtliche Widersprüche irrlichtert, herrscht dauerhafte Abenddämmerung auch und erst recht im Berliner Tal der Ahnungslosen. – Martin Hartmann

 

Taktieren gehört zum politischen Geschäft, das ist ja nicht neu. „Alle Probleme, die das Land hat, hätte es auch in einer anderen Koalition…“ schreibt Frau Hildebrandt. Da stimme ich ihr zu. Die Frage ist aber, wie die Ampel mit den Problemen umgeht und zu Lösungen kommt. Ein dauerhaftes Gegeneinander reibt die Koalition auf, das ist kontraproduktiv. Der Koalitionsausschuss wäre vielleicht nicht einmal nötig geworden, wenn Bundeskanzler Scholz früher dazu übergegangen wäre, Stellung zu beziehen. Schließlich hat er die Richtlinienkompetenz und die darf auch mal nach außen dringen. Die Zeit läuft.

Die FDP ist sichtbar angeschlagen, für Olaf Scholz ist es damit folgerichtig, dass er ihr entgegenkommt, denn ohne sie kann er auch nicht regieren. Wenn Olaf Scholz die Grünen und Robert Habeck nicht als große Konkurrenz bei der nächsten Bundestagswahl sehen würde, wäre er blauäugig. Das ist er nicht und ich möchte trotzdem nicht glauben, dass er gerade Robert Habeck absichtlich demontieren will. Die Ampel -Koalition wird nur Bestand haben, wenn sie schnellstmöglich lernt, vertrauensvoll miteinander umzugehen und sich nicht in irrwitzige „Grabenkämpfe“ verbeißt. Da gehört dann auch dazu, dass Gesetzentwürfe solange in der Schublade bleiben, bis sie zur Abstimmung gebracht werden. – Regina Stock

 


 

 

Leserbriefe zu „Über die grüne Grenze“ von Jens Marco Scherf

 

Was für ein Glück, daß ich als alter (weißer) Mann keinen Karriereknick mehr befürchten muss, wenn ich sage und schreibe, was ich denke, selbst wenn es zeitgeistgemäß politisch unkorrekt ist! Wie muss es im Inneren des Miltenberger Landrats gebrodelt haben, wenn er sich erst mit seinen grünen Parteioberen zerstritt, dann Hilfe beim Kanzler suchte, der wie üblich stumm blieb, bis er sich mit einem Anflug von Zorn an die Öffentlichkeit wandte! Wie weit abgehoben sind doch die Berliner Entscheidungsträger; überall haben sie ihr Ohr, nur nicht nah am Volk! Prangt nicht am Eingang zum Reichstag “ Dem deutschen Volke“? Sollte da nicht besser stehen: “ Allen Bürgern unserer Welt“? Als Landrat von Miltenberg würde ich folgenden Appell an unsere Regierung richten: “ Das Maß ist voll! Aufnahmestopp für Immigranten im Kreis Miltenberg! Allen, denen es in unserem Land immer noch nicht kunterbunt und weltoffen genug ist, sollen künftige Immigranten in ihre, meist geräumigen, Häuser aufnehmen, zusätzlich ihre Keller und Dachkammern zu Wohnungen umbauen, Zelte in ihren Gärten errichten! Sie sollen sich um Verpflegung, Kleidung, Hygiene, Arztbesuche, Ausbildung, Sprachunterricht ihrer neuen Mitbewohner kümmern, ihnen unsere Regeln und Gesetze erklären! Dadurch entlasten sie Kindergärten, Schulen, Sozialarbeiter und -ämter und den Finanzminister! Unzählige Beauftragte können sinnvollere Aufgaben übernehmen, und unser knapper Boden muss nicht weiter zubetoniert werden! Früher oder später wird all unseren Willkommenskulturlern die rosarote Brille von der Nase rutschen, und zum ersten Mal sehen sie die raue Wirklichkeit. Ihr Koordinatensystem verschiebt sich von Zeitgeistmoral Richtung Realität. Jetzt sollen sie einen Augenblick innehalten und einen Blick in die Zukunft werfen: soll unsere Heimat in wenigen Generationen noch Deutschland heißen oder wirklichkeitsgetreuer Klein-Afrasien? Wenn ich jetzt wieder auf taube Ohren stoße, dann kündige ich auf Unterfränkisch mit den Worten, die auf Sächsisch lauten: macht eiern Dreck alleene!“ – Ulrich Pietsch

 

Landrat Scherf hat mein Mitgefühl. Es steht unter großem Druck und nicht einmal in seiner eigenen Partei wollte man ihm Gehör verleihen. Es ist doch beschämend, dass er erst bei Markus Lanz sein Leid klagen musste, damit er bei den Grünen wahrgenommen wird. Und es kommt noch schlimmer für ihn: Einfach nur gemein, wenn ein Parteikollege den Landrat danach als menschenverachtend diskreditieren mag, ihn in AfD – Nähe verfrachtet und ihm nahe legt, die Partei zu verlassen. Dieses Vorgehen erinnert mich an jene Betonkopfpolitiker aus sozialistischen Ländern, die auch nur Erfolgsmeldungen aus den unteren Ebenen verkraften konnten, sich von Problemen aber nur belästigt fühlten. Das nennt man dann Ideologie, die keinen Platz für Realitäten zulässt, und/oder den Versuch, sich aus der eigenen Verantwortung zu verabschieden.

Ich finde dies schade und hätte gedacht, man hätte aus dem Jahr 2015 mehr gelernt. Nun steht Deutschland 2023 wieder vor einem immensen Zustrom von Flüchtlingen und Asylsuchenden. Hilfebedürftigen Menschen die Hilfe zu verweigern, ist tatsächlich menschenverachtend. Wie sieht es aber aus, wenn die Hilfeleistung die Grenzen der Belastbarkeit überschreitet und irgendwann einfach nur noch unzureichend oder gar nicht mehr möglich ist, weil keine menschenwürdigen Unterkünfte mehr zur Verfügung stehen, die Kindergartenplätze besetzt sind, das Gesundheitswesen nicht mehr nachkommen kann etc. ? Der massive Zustrom von Flüchtlingen ebbt nicht ab. Es ist kein Zufall, wenn in diesen Tagen Joachims Gauck Worte aus 2015 „Unser Herz ist weit, doch unsere Möglichkeiten sind endlich“ häufiger zitiert werden als Angela Merkels berühmtes „Wir schaffen das“. – Regina Stock

 

Jens Marco Scherf schreibt «Wie ich als bayrischer Landrat versuche, meine Grünen für eine realistischere Flüchtlingspolitik zu gewinnen – aber kaum gehört werde.» Ursache des Hilferufs sind wachsende Engpässe bei Wohnraum, ärztlicher Versorgung, Schulraum, Betreuern, die die Grenzen des Erträglichen übersteigen. Wäre die Ursache der Überlastung eine Naturkatastrophe oder „nur“ die Katastrophe des Kriegs in der Ukraine, dann könnte man von einer Durst-Strecke sprechen, die wegen der Menschenrechte durchgestanden werden muss. Leider ist dem nicht so. Es geht um ein wachsendes, grundsätzliches Problem. Es beruht auf einem Zielkonflikt bei der Realisierung der Menschenrechte auf Lebensunterhalt einerseits und dem Menschenrecht auf Eigentum andererseits. Zu den Rechten auf Lebensunterhalt gehört das Asylrecht aber auch das Recht, die Familiengrösse unabhängig von den eigenen Ressourcen zu gestalten. Die zu starke Inanspruchnahme dieser Rechte muss zwangsläufig zum Konflikt mit dem Recht auf Eigentum führen. Zu letzterem gehört auch das Recht auf das ausreichende Vorhandensein von Wohnraum, ärztlicher Versorgung, Schulraum, Verwaltung, etc..

Dieser Zielkonflikt war 1948 bei der Deklaration der Menschenrechte nicht absehbar. Einige Jahrzehnte später dann schon. Letzten Endes beruht z.B. die Klimakrise auf Plündern, was man mit den Worten «Tragik der Allmend» charakterisieren kann. Ein notwendiges Mittel dagegen ist auch das Einfordern von demographischer Eigenverantwortung, unter Hinweis auf eine faire Formulierung des Menschenrechts auf Eigentum. Die Notwendigkeit entsprechender Massnahmen wäre schon vor Jahrzehnten sichtbar gewesen. Es geht darum Kopfzahl und Konsum an die Ressourcen anzupassen. Und dafür ist, falls Eigenverantwortung nicht genügt, Zwang nötig. Das belegen «kollektive Erfahrungen» wie die folgenden: Gesellschaftlichen Zwang gab’s z.B. auf der Insel Tikopia (vgl. das Buch «Kollaps»), aber auch in buddhistischen Dörfern (vgl. Buch «Das alte Ladakh»). Dort durfte nur der älteste Sohn Kinder haben. Ähnliches gab’s in weiten Teilen Europas, wo die Geschwister des Hoferbens kinderlose Dienstboten wurden oder ins Kloster gingen (vgl. das Buch «Die Technik reicht nicht»). Die tiefen Geburtenraten in Industrie-Staaten beruhen ebenfalls auf Zwang durch die Konkurrenz bei Bildung und Beruf. Der Zwang ist so stark, dass z.B. in Südkorea Nachhilfeunterricht nach 22 Uhr verboten ist, um Gesundheitsschäden vorzubeugen.

Zum Thema Zwang noch folgendes Beispiel: Einerseits kann unser Weltbild von jungen (und auch älteren) Männern fordern, unter Einsatze ihres Lebens, eben diese Weltbilder zu verteidigen. Dies ist die Grundlage für die Ausreisesperre aus der Ukraine. Andererseits ist es nach diesem Weltbild nicht zumutbar, von allen Menschen weltweit zu verlangen, diejenigen Grenzen einzuhalten bezüglich Geburtenraten und Konsumverhalten, die notwendig sind, damit unsere Spezies langfristig fortbestehen kann. Dies obwohl das Einhalten der Grenzen nicht den Einsatz des Lebens verlangt.

Eine Schwierigkeit beim Lösen des Problems ist, dass das Einfordern von demographischer Verantwortung tabu ist. Dies obwohl auch in Europa diesbezügliche Erfahrungen, auch zum Thema Zwang vorhanden sind. Zum Beispiel, meine Grossmutter väterlicherseits musst als Magd ihre beiden unehelichen Kinder abgeben, bevor sie mit 28 Jahren (anno 1912) meinen damals 58 Jahre alten Grossvater heiraten konnte. Dieser hatte erst in diesem Alter als nicht erbberechtigter Bauernsohn die nötige Grundlage sich schaffen können. Vorher ging’s nicht wegen des weit verbreiteten faktischen Heiratsverbots für Dienstboten und Arme. Eine andere Schwierigkeit ist: Diejenigen Eliten im Norden, die Verantwortung für die Probleme tragen, sind von den besagten Problemen nicht betroffen und nehmen den Eliten des Südens die Verantwortung ab. – Gernot Gwehenberger

 

Die unmittelbaren Auswirkungen auf der kommunalen Ebene sind das Ergebnis einer Entwicklungspolitik, die diese Bezeichnung seit Jahrzehnten nicht verdient und es bis heute trotz aller Alarmzeichen in den von Hunger, Wassermangel und Hitze schwer getroffenen Ländern bis heute versäumt hat, auch nur bescheidene Beiträge zu substantiellen Bleibe- und Überlebensvoraussetzungen zu leisten. Nur wenn Entwicklungspolitik endlich Teil der deutschen Staatsräson wird (und nicht weniger!), wird am Ende eine tragfähige und von der Bevölkerung akzeptierte Einwanderungs- und Migrationsstrategie stehen können. – Herbert Beschmann

 

Die Kritik an den Grünen lässt sich ungefähr in drei Worten zusammenfassen: zu viele Linkspopulisten! Die Weigerung vieler Grüner, über die Migrationspolitik zu diskutieren, wird die Rechtspopulisten weiter stärken. Desgleichen die nicht selten vertretene Haltung, Personen als Faschisten zu diffamieren, die diesbezüglich eine pragmatischere Sichtweise fordern. Falls die AfD bei den nächsten Wahlen wieder hinzugewinnt, wird von den Grünen entweder heuchlerisch oder aus Naivität erneut gefragt werden, wie das passieren konnte. Ich werden mein Kreuz mit Sicherheit nicht bei den Isolationsnostalgikern der AfD setzen, bei den weltfremden Grünen allerdings auch nicht mehr. – Jörg Weddigen

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer kommt mit?“ von Arnfrid Schenk

 

Danke für diesen Artikel! Ich selbst erinnere mich an eine Podiumsveranstaltung von und für Sinti und Roma in der Jüdischen Akademie des Jüdischen Museums. Dort sagte eine noch recht junge Frau: „Nicht zur Schule zu gehen, ist Teil unserer Kultur“ mit dem Unterton „lustig ist das Z…leben“. Das hat mich erschüttert. Es gab aber auch andere, die sehr wohl ein Studium abgeschlossen hatten. Ich denke, wenn die Eltern nicht aktiv oder wenigstens passiv (nicht verhindernd) die Bildungschancen zulassen, die möglich sind, ist dies immer der erste Ansatz. Denn wenn es von zu Hause aus nicht gewollt ist oder gleichgültig, fehlt die Motivation, fehlt das bißchen „Hast du schon deine Hausaufgaben gemacht?“. Und dies denke ich, ist vergleichbar mit allen Familien aus Familien, wo das Geld knapp ist und der Zuverdienst der „Kinder“ wichtig.

Lehrmittelfreiheit ist ein wichtiger Ansatzpunkt, Geld für Lernmittel aber ebenso, ich sehe es an der Dankbarkeit der Eltern/Großeltern bei der Berliner Tafel, wenn es einmal im Jahr einen Beutel für die Erst-Klässler, aber auch für die schulpflichtigen Geschwisterkinder gibt: Sponsor waren die Rotaries. Wenn das Kind dann ermuntert wird durch den Lehrkörper, Anschluß findet, wird es leichter seinen Weg gehen können. Diese Menschen sind doch keine Nomaden mehr und Hilfe für Kranke könnte auch anders organisiert werden, wenn dies Abwesenheitszeiten hat.

Was fehlt ist vielleicht ein Vertrauenslehrer oder -lehrerin, eine Vertrauensperson an der Schule, wo Kinder offen sprechen können, über alle Art von Bedrückungen und man sich bemüht, Lösungen zu finden. Vor Jahren begegnete ich einer berufstätigen, alleinerziehenden Mutter. Die Tochter hatte einen Hortplatz. Das sie dort über eine Woche gar nicht auftauchte, war offensichtlich kein Anlaß, die Mutter zu benachrichtigen! Das halte ich für eine Verletzung der Aufsichtspflicht. Organisation von Lerngruppen bereits in den Schulen, nicht nur als AG (Arbeitsgruppe) in der Uni, ist möglicherweise auch eine Chance für diese Kinder und alle anderen, die das benötigen. – Gudrun Wilhelmy

 

Zu den Diskriminierungen in den Grundschulen sollte man wissen, daß Kleinigkeiten in dem Alter ausreichen für Hänseleien und Mobbing. Man darf das nicht überbewerten. Kinder können grausam sein, ich kenne das auch aus jahrzehntelanger Hausarzttätigkeit. Erschreckend finde ich, daß Sinti- und Romaeltern Kinder nicht zur Schule schicken in Zeiten, wo z. B. im Iran, Afghanistan und anderen religiös-ideologisch geprägten Ländern Kinder, insbesondere Mädchen, vom Schulbesuch ausgeschlossen werden oder im Kampf um das nackte Überleben zum Arbeiten gezwungen sind und keine Schule besuchen können.

Angelina ist biologisch zur Hälfte Sinteza zur anderen Hälfte urbadisch. Ihr Vater ist mein Patensohn, die Mutter alteingesessene integrierte Sinteza. Ausgrenzungen sind auch bei den Vorfahren väterlicherseits nicht fremd: Die noch lebende 80jährige Oma wurde unehelich geboren, kannte keinen Vater, in dem damals noch erzkatholischen Renchtal kein leichtes Leben. Es ist Angelina hoch anzurechnen, daß sie versucht, die Diskriminierungen von Sinti und Roma abzubauen. Wichtig ist aber die Mitwirkung der Betroffenen. Hier steht ein Schulabschluß an oberster Stelle, siehe Werdegang von Angelina. Wie soll eine Integration gelingen, wenn Sinti- und Romaeltern, wie eingangs im Artikel geschildert, ihre Kinder nicht in die Schule schicken? – Eugen Vogt

 

Die Verbrechen der Nationalsozialisten an den Sinti und Roma sind unbegreiflich und zu verabscheuen. Was haben diese Taten aber mit dem Umstand zu tun, dass sich weit nach 1945 geborene Sinti und Roma nicht an hier geltende Gesetze, Werte und Normen halten wollen, obwohl sie hier leben? Wie sehr diese Eltern ihre Kinder von deren Bildungsmöglichkeiten fernhalten, kann man auch nicht mit Diskriminierung begründen. Die Verbrechen der Nazis hängen mit der Bildungsferne der heute lebenden Sintis und Roma nicht zusammen. – Christian Merten

 

Lieber Herr Schenk, ihr Artikel ist wunderbar differenziert und zeigt so die unglaubliche Bandbreite an Problemen, die die hier lebenden Sinti und Roma mit sich bringen oder nach Meinung der Diskriminierungsaufspürer solche, die erst durch das Verhalten der Mitschüler und letztlich der Gesellschaft entstehen. Ich sehe das ähnlich wie die, die mit den alltäglichen Problemen umgehen müssen, es sind die überkommenen Patriachatstrukturen, die es so erschweren, dass von Sinti und Roma allmählich ein besseres Bild entstehen kann. Dies gepaart mit einem auf größtmögliche Freizügigkeit ausgelegten EU-Recht mit ungerechtfertigter, bedingungsloser Teilhabe an unseren Sozialsystemen, scheint der Nährboden für Ressentiments auch für die nächste(n) Genration(en) bestens gedüngt. Es hat sich schon immer bewährt, wenn sich Zugezogene an Grundregeln des neuen Heimatlandes zu halten haben, geschieht das im übergroßen Maß nicht müsste eher die Aussicht auf Rückkehr in das Herkunftsland in den Vordergrund rücken. Die Frage muss doch erlaubt sein, warum ausgerechnet immer wieder die Sinti und Roma auch in ihren Heimatländern zu den Ärmsten der Armen zählen. Mit Diskriminierung und Rassismus ist das sicher nicht hinreichend zu begründen. – Thomas Harnisch

 

Ihr Artikel beschreibt schlimme Zustände, schwierig, in vielen Fällen wohl hoffnungslos. Nun ist das Thema Roma von der Vergangenheit belastet. Dennoch fragt man sich, wo kommen die vielen rumänischen Roma her und wie kommt das, daß in Gelsenkirchen derart viele Roma in einer Klasse sind? Die Familien haben doch kaum einen Zugang zum Arbeitsmarkt. Können sie einfach nach Deutschland kommen, das für sie wohl die Funktion einer Sozialstation hat? Ungeachtet dessen wird wohl kaum ein vernünftiger Mensch annehmen, daß die Zugehörigkeit zu einer Ethnie etwas mit dem intellektuellen Potential zu tun hat. Deren gute oder schlechte Anpassungsfähigkeit aber sehr wohl. – Walter Engel

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Wirklichkeit hinter der Tür“ von Paul Middelhoff

 

Der Wacko Trump (samt Anhang) in Waco. Einen passenderen Ort könnte es nicht geben. – Thomas Manthey

 

„Sie bleiben Teil der Gesellschaft, werden wählen und dürfen halb automatische Sturmgewehre besitzen.“. Was bitte ist an dieser Aussage so sonderbar und erwähnenswert? Rechtsradikalismus ist mit fast stets gleicher Bedeutung und Umfang ein realer Umstand seit Beginn räumlich-gesellschaftlicher Prozesse. Zudem stimmt dieses Zitat auch für Deutschland, ansonsten man die Absichten der deutschen Innenministerin auf erhebliche Einschränkungen im deutschen Waffenrecht nicht nachvollziehen kann. Viel begründeter wäre die journalistische Recherche über diejenigen Republikaner, welche mehrheitlich zivilisatorische Grundsätze ihr Eigen nennen und welche politische Relevanz besteht. Der Glaube an diese Existenz von Vernunft bezieht sich auf die Zögerlichkeiten von weiteren Kandidaten der Republikaner und ihr nachvollziehbares Abwarten um das Geschehen um Trump. Ich erkenne überhaupt keine Notwendigkeit für die stetige Wiederholung, von Trumpschen Idiotien und dem pathologischen Gesindel um ihn herum zu berichten; erst recht nicht bei der ZEIT. – Jürgen Dressler

 

Wenn, dann hat dieser Donald Trump mehr mit Worten, als denn mit Taten die Umwelt „verschmutzt“! Die wahren und lupenreinen Despoten, wie Wladimir Putin (Russland) und Baschar al-Assad (Syrien), die setzen tatsächlich dazu, als Krönung ihrer Politik, auch noch Waffen ein. Donald Trump mag vielleicht der erste Ex-Präsident der USA sein, der für irgendetwas angeklagt wird, aber er ist bleibt auch der erste Präsident, der während seiner Amtszeit keinen Krieg in irgendeinem Land der Welt angezettelt hat. Dafür vergebe ich an Donald Trump einen dicken Pluspunkt , der soviel gilt, wie der berühmte Stein im Brett! – Riggi Schwarz

 

Lieber Herr Middelhoff, als ich Ihren Satz „… tut sich in der Wirk­lich­keit, wie die New York Times, die Wa­shing­ton Post und auch die ZEIT oder die BBC – über­haupt die li­be­ra­len Me­di­en – sie be­schrei­ben, ei­ne Tür auf“ las, hoffte ich auf einen Moment kritischer Selbstreflexion. Darauf, dass wir Liberalen uns fragen, wie weit weg wir mittlerweile sind von den Sorgen und Wünschen arbeitender Menschen. Wie fremd ihnen unsere woke Achtsamkeit erscheinen muss. Wie diskriminierend die umständlichen Sprachregeln sind, die jeden Gedanken in geschlechtsspezifische Verästelungen ausfransen und den ins Abseits stellen, der ihnen nicht folgen kann oder mag. Wie selbstgerecht diverse Gruppen Respekt von ihnen fordern und mit Freiheit stets nur die eigene meinen. Wie blöd man sich vorkommen muss, wenn man Kräder und Mädels und seine Familie einfach gut findet und gerne Dosenbier trinkt.

Aber dann schloss sich die Tür. Statt der „anderen Wirklichkeit“ zerrten Sie die blödesten Verschwörungstheorien und die abgeranztesten Trump-Fans hervor. Und wir alle nicken dazu, seufzen und fühlen uns gut. Wir müssen begreifen, dass wir mit dieser Haltung beste Werbung für die Trumps, Orbans und Netanjahus dieser Welt machen. Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden. Punkt. – Ingo Klamann

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir haben nicht genug Geräte«“. Gespräch mit Dirk Jänichen geführt von Mark Schieritz

 

Ich möchte wirklich nicht pessimistisch klingen, gerade weil uns Leserinnen und Lesern hier ein recht informatives und lesenswertes Gespräch geboten wird. Doch als ich zu Ende lese, merke ich doch, wie sich ein gewisses Herrjemine in meine Gedanken schleicht. Aber nicht nur. Auweia und Au Backe. Und ebenso Ach du liebe Neune.

 

Das, meine verehrten Damen und Herren, hört sich im Großen und Ganzen nach einer superzähen und langwierigen Transformation an. Wird dem Wärmepumpen-Umstieg womöglich am Ende das gleiche Schicksal blühen wie einst dem BER? Wir hantieren hier in Deutschland noch immer mit Begrifflichkeiten wie Wartezeiten oder Fachkräftemangel herum. Wie lange soll das eigentlich noch so gehen? Wann wollen wir endlich mal Taten sprechen lassen? Zudem nehme ich in der Gesellschaft noch immer kein Gefühl von echtem Aufbruch wahr, so leid es mir tut. Und das obwohl unser Kanzler gleich einem Herold mit der Fanfare die Ära des neuen Deutschland-Tempos ausgerufen hat. Da kann er sich noch so sehr den Winden und Wassern der rauen Nordseeküste entgegenstemmen. Wir sind schlicht und ergreifend einfach noch viel zu lahm! Während wir durch lange Toilettengänge und häufige Raucherpausen Arbeitszeit schinden, und auf dem Nachhauseweg noch beim McDrive vorbeischauen, stecken die pflichtbewussten Chinesinnen und Chinesen die Köpfe in ihre Porzellanschalen und schlürfen inbrünstig die letzten Nudeln hinunter, um sogleich darauf, nach der zwar knappen, jedoch wohlverdienten Pause erneut die Ärmel hochzukrempeln. Von Quite Quitting weit und breit keine Spur. Das, meine verehrten Damen und Herren, das nenne ich Aufbruch. – Michael Ayten

 

„Schaffe, schaffe Häusle baue und ned nach de Mädle schaue“ damit konnte der Sänger Ralf Bendix (sein bekanntester Hit: „Babysitter-Boogie“) im Jahr 1963 einen Hit landen! Dieses Lied finde ich immer noch ganz witzig, Hausbesitzer vermutlich eher nicht! Was diese Regierungs-Ampel aus Berlin so macht und tut, das ist aberwitzig, diese Ampel ist und bleibt für mich eine himmelschreiende Zumutung! Dieses sogenannte rot-gelb-güne Bündnis regiert im Grunde ständig am Volks vorbei! Eine Horror Meldungen jagt derzeit die nächste und das, obwohl sich Karl Lauterbach relativ ruhig verhält! Diese Ampel müsste schnellstens abgeschaltet werden! Wie wäre es, wenn wir die komplette Ampelschar einfach als Wiederaufbau Helfer in die Ukraine schicken, den Weg dorthin werden sie wollen noch finden können!? – Klaus P. Jaworek

 

Sauteuer und trotzdem nicht warm. Unsummen für energetische Sanierung mit neuer Heizung zahlen und danach in seiner Wohnung trotzdem frösteln. Das droht nach der Einigung der Ampel-Regierung für Heizungen. Wenigen schon ab nächstem Jahr, aber das Ungemach fängt an zu rollen. Da wäre synthetisch und umweltfreundlich hergestelltes Heizöl schon ein richtiges Schnäppchen, selbst wenn der Liter über drei Euro kosten würde. Unserem Wirtschaftsminister Habeck scheint der Gedanke an wirtschaftlich orientiertes Herangehen an die Lösung der Klimaaufgabe im Gebäudesektor fremd zu sein. Zugestimmt haben aber alle Koalitionspartner. – Ulrich Schlenker

 

Der Artikel vom 30.03. „Wir haben nicht genug Geräte“ beleuchtet nur einen sehr begrenzten Ausschnitt der Debatte um die notwendige Heizungssanierung. Auch die Gespräche im Presseclub am Sontag (2. April) habe ich mit Unbehagen verfolgt. In der Presselandschaft wird der riesige Umfang der Transformation nicht erfasst und dargestellt, besonders der große alte Wohnungsbestand kommt kaum vor. Für mich als altgedientem Sachverständigen, in dessen Zeit als Ingenieur der CO2-Pegel um über 27% anstieg, ist dies beunruhigend. Deshalb anbei ein Vorschlag für einen Leserbrief. Undifferenzierte Heizungsdebatte für den Wohnungsbestand. Die Debatte über die Reduzierung des Heizenergieverbrauchs im gesamten Bestand und die daraus notwendige Sanierung läuft undifferenziert. Der dickste und schwerfälligste Brocken sind die WEG‘s. Die Besitzer von Einfamilienhäusern sind vielleicht die Lautesten aber zählen nicht zu den Ärmsten. Der Geschosswohnungsbau befindet sich zu deutlich über 50% im Bereich der Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG’s), gebaut von Bauträgern die über Jahrzehnte i.d.R. nur den energetischen Mindeststandard (Feuchteschutz n. DIN 4108) eingehalten haben. In den letzten Jahren habe ich für über 60 große WEG’s Gutachten zur Sanierung der Heizungen und Wassererwärmungen erstellt und zum großen Teil auch die Sanierungen begleitet. Nur bei zwei Objekten, 60+105 Wohnungen ca. 50 Jahre alt, lag der Jahreswärmebedarf bezogen auf die beheizte Wohnfläche deutlich unter 100 kWh/m²a (< 10 l Heizöl/m²a). Der Zielwert 2045 für klimaneutrale Beheizung liegt bei 15 kWh/m²a. Erst die am 1.1.1995 in Kraft getretene Wärmeschutzverordnung sicherte einen brauchbaren Energiestandard (Genehmigung nach diesem Termin).

Der zweite Problembereich besteht in den hohen Vorlauftemperaturen der Heizungen. Bis ungefähr 1995 wurden die Heizflächen bei der Normaußentemperatur für eine Vorlauftemperatur von 90°C ausgelegt; Bauträger haben immer gespart. Bis heute werden im Geschosswohnungsbau noch Heizflächen für 70°C Vorlauftemperatur ausgelegt. Flächenheizungen mit Vorlauftemperaturen bis 50°C und kontrollierte Wohnungslüftungen bei dichten Fenstern sind noch keine Selbstverständlichkeit. Erst danach stellt sich die Frage wie die Heizwärme erzeugt wird. Nur eines kann sicher gesagt werden, eine Gasheizung für energetisch unsanierte Wohngebäude wird es nach 2045 nicht mehr geben können, dafür reicht weder der Wasserstoff noch das Biogas. Weiter in Frage kommt Fernwärme mit 75-90°C, auch Fernwärmeleitungen haben Wärmeverluste. Bei Wärmepumpen mit der Umkehrung des Prozesses, der vom Kühlschrank bekannt ist (ohne F-Gase), wird die Temperatur mit dem Einsatz von elektrischer Energie von einer Wärmequelle auf ein ca. 50°C höheres Niveau für die Heizung angehoben. Ein höherer Hub erhöht die Stromkosten (Physik); auch Strom ist nicht unbegrenzt für alles verfügbar. Die ungünstigste Wärmequelle ist die Außenluft (-12°C). Weitere Wärmequellen sind das Erdreich, Flüsse und Seen; auch Abwärme aus Industrie und Gewerbe kann über „kalte Fernwärmeleitungen“ eine geeignete Wärmequelle sein. Alte, große Öltanks mit Wasser gefüllt die Solar nachgeheizt werden, können als Wärmequelle eingesetzt werden. Holz- und Holzpelletsheizungen erfordern einen hohen Bedienungsaufwand und sind nur für kleine Anlagen geeignet. Um alte Wohnungsgebäude mit Wärmepumpen ohne Erneuerung der Heizflächen (bei WEG’s im Sondereigentum) beheizen zu können, muss der Jahresheizbedarf durch energetische Gebäudesanierung um 50 bis 70% reduziert werden. Hier muss die Beratung und Förderung einkommensdifferenziert ansetzen.“ – Ulrich Soller

 


 

 

Leserbriefe zu „Mama“ von Malin Schulz

 

Liebe Frau Schulz, danke für den sehr berührenden Abschiedsbrief über Ihre Mutter, an dem ich teilhaben durfte. Sie konnten während eines längeren Zeitraumes Abschied nehmen und Ihre Mutter loslassen. Die Erinnerungen an Ihre Mama kann der Tod Ihnen nicht nehmen, denn die bleiben für alle Zeiten. Mein Mitgefühl gilt Ihnen und Ihrer Familie. – Ute Koch. 

 

Der persönliche Bericht von Malin Schulz „Mama“ hat mich zutiefst berührt. Beschreibt die Autorin doch dicht und authentisch das große Geheimnis unseres Lebens, Werden und Vergehen. Beginn und Ende eines Menschenlebens, aus ihrer Perspektive- als gebärende Mutter und trauernde Tochter. Auf den Punkt gebracht in einer unglaublichen Direktheit. „Es gibt nichts Intimeres als Sterben, sagt die Ärztin“. Das stimmt. Danke dafür. Es könnte auch mein Erfahrungsbericht sein. – Andrea Jung-Roediger

 

Selten habe ich einen berührenderen Text gelesen. Vielen Dank, Frau Schulz. – Daniela Flemming

 

Sehr geehrte Frau Schulz, so was Großartiges habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Danke. – Michaela Edelmann

 


 

 

Leserbriefe zu „»… und die hören nicht zu!«“ von Matthias Krupa

 

Um dem demografischen Wandel entgegen zu wirken, oder besser gesagt, ihm eine gesunde Richtung zu verleihen, werden Macrons Rentenpläne wohl oder übel unabdingbar zum Zuge kommen müssen. Von daher kann ich die Reformpläne des französischen Präsidenten auch nur nachvollziehen. Dass da jetzt Randalierer und Vandalen auf den Protestzug aufspringen, um ihrem grundsätzlichen Unmut freien Lauf zu lassen, war nur eine Frage der Zeit. In Frankreich ist es längst nichts mehr Neues, wenn anfangs friedliche Demonstrationen mit dem Zustrom der gesellschaftlich Abgehängten und Unzufriedenen aus den Banlieues dann in Gewaltexzesse ausarten. Das Recht auf Versammlungsfreiheit wird oft einfach missbraucht. Machen wir an dieser Stelle Halt und werfen einen Blick auf die andere Seite.

Der gegenwärtige französische König Emmanuel Macron. Inzwischen könnte man selbst hier in deutschen Landen glatt den Eindruck gewinnen, dass der französische Präsident Beschlüsse und Gesetzesvorhaben einfach über die parlamentarischen Köpfe hinwegdirigiert. Ganz beherzt, vor allem aber auch ganz allein. Tut er dies im Élysée-Palast, vielleicht etwa zur Morgenstunde, wenn das erlesenste Feingebäck aus den Pariser Patisserien zum Frühstück serviert wird? Nun, das wird wohl nicht so wichtig sein. Der Mangel an Empathie für die eigene Bevölkerung, den man Präsident Macron anlasten kann, ist aber kaum zu übersehen. Wenn der Draht und Dialog zur eigenen Bevölkerung am Ende ganz abreißen sollte, wird die restliche Amtszeit des Präsidenten zu einer mühevollen Plackerei werden. Es ist angenehmer zu regieren, wenn man sich mit den Bürgerinnen und Bürgern auf einen gemeinsamen Konsens verständigen kann. Der ist, ganz offensichtlich, momentan nicht existent. Dagegen muss Macron etwas unternehmen. Sonst zieht am Ende womöglich ja noch der Wolf im Schafspelz an ihm vorbei. Marine Le Pen lauert im Hintergrund und hält sich bedeckt. Sie wird aber, wenn sie ihre Chance wittert, diese gleich beim Schopf ergreifen.

Was meine Wahrnehmung anbelangt. Ich kann mich natürlich auch irren. Vielleicht handelt es sich ja auch nur um ein mediales Zerrbild, von welchem ich mich da in die Irre führen lasse. Und in Wahrheit herrscht in Paris gar kein Tarquinius Superbus. Dennoch wäre Emmanuel Macron vermutlich nur gut geraten, sich seiner selbst wieder zu besinnen. Er ist das Staatsoberhaupt der Französischen Republik, nicht aber Alpha und 𝝮. – Michael Ayten

 

Der Protest entzündete sich an der Anhebung des Rentenalters von 62 auf 64. Klingt für uns wie aus der Welt gefallen, wo die Debatte sich an die 70 heranrobbt. Aber Halt! Die grande nation ist Deutschland in einem voraus, sie hat mehr Kinder: jede Frau 1,8 gegenüber 1,53 ( 2020, Weltbank ) hierzulande. Vor wenigen Jahren sogar eine ausgeglichene Demographie. Wenn genug Kinder nachrücken, schließen sich die Reihen und zerrinnt das Arbeitskräftepotential nicht wie im Falle unserer Babyboomer. Dann kann man sich eben mehr leisten. Man hat eben einiges besser gemacht. – Christoph Schönberger

 

Es ist alles richtig, was der Artikel beschreibt, leider vergisst er den wirtschaftlichen Hintergrund. Letztes Jahr hat Frankreich ein neues Rekorddefizit im Außenhandel erreicht, mit mehr als 120 Mrd € und einem Haushaltsdefizit von mehr als 160 Mrd €, die französische Industrie ist notorisch unterfinanziert, was auch daran liegt, dass sie ca. 42 % der Sozialabgaben aufbringt, die Arbeitnehmer nur 22 %. Und zur Forderung, über die Rentenreform zu diskutieren: seit 1997, als der Ministerpräsident Alain Juppé zurücktreten musste musste wegen einer missglückten Rentenreform, diskutiert man darüber, ohne Erfolg. – Peter Pielmeier

 


 

 

Leserbriefe zu „Helfen Verbote?“ von Jan Schweitzer

 

Nach meinem Sprachgefühl heißt es „im UK“, nicht „in UK“. Gibt es da je nach Land Unterschiede zwischen den Coca-Colas, was den Zuckergehalt angeht? Ich hätte gedacht, dass das eine international einheitliche Rezeptur ist. Ich trinke grundsätzlich nur zuckerfreie Limonaden. Mittlerweile schmecken viele dieser Sorten genauso gut wie welche mit Zucker. Leider muss ich aber hin und wieder auf zuckerhaltige Limos ausweichen, weil das Angebot des hiesigen dörflichen Supermarkts nicht ausreicht. Mir geht es aber mehr um meine Zähne als um Diabetesgefahren oder Übergewicht. Eistee kommt mir nicht mehr in meinen Einkaufswagen. Eigentlich recht erfrischend im Sommer, aber das Zeug hat wirklich üble Auswirkungen, was Karies angeht. – Thomas Manthey

 

Also wenn Sie mich fragen, ist ein solch politischer Eingriff schon längst überfällig. Der Ernährungsindustrie müssen definitiv gesetzliche Rahmenbedingungen vorgegeben werden. Unser Essen darf nicht ein Spielball von Kapitalsten sein, die vordergründig erst mal Profit machen wollen. Es reicht hierzu nur mal ein kurzer Blick in unsere Supermärkte. Da ist ja gefühlt nahezu jedes zweite Produkt mit Zucker versetzt. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass in deutschen Supermärkten heutzutage mehr Produkte existieren, die der Gesundheit abträglich als förderlich sind. Dass hier von Seiten der Lebensmittel-Lobby mit Geschmacksträger- oder Konservierungsgründen argumentiert wird, ist klar. Dass es aber vor allem auch eine gesundheitliche Gefährdung für Verbraucher darstellt, darüber wird meines Erachtens zu wenig gesprochen. Es kann und darf nicht sein, dass Lebensmittel zu bloßer Handelsware verkommen. – Michael Ayten

 

Neue Information über s Gehirn, und auch über die Wirkung Werbung haben kann darauf kommt jeden Tag. Mal sehen was gemacht damit wird. In 1962 neue Information über s rauchen und die Verbindung mit krebs usw. mam ein bisschen später nach Deutschland….und andere Länder auch natürlich danke eine SEHR erfolgreiche Arbeit der Tabaklobby hier… public health landete…. sag mal so……,am zweiten Platz. So mal sehen was die Lebensmittelindustrie hier erlaubt wenn es um eine Einschränkung ihre recht durch Werbung das Volk zu gehirnwaschen und programmieren…unter andere Sachen was sie fast unverhindert jahrzehntelang gemacht wird. public health vs…………….die Wirtschaft. publich health/profit meine ich……vs profit und konsumieren. Danke für den Artikel. – Brian Agro

 


 

 

Leserbriefe zu „HALLO, IHR LIEBEN“ von Emilia Smechowski im ZEIT Magazin

 

Wenn sich der exhibitionistische Narzissmus lohnt, dann nur finanziell ! – Thomas Walter.

 

Selten habe ich mich nach Lesen eines Artikels so hohl gefühlt. Ich hoffe für Sie, keinen allzu großen Schaden von diesem Jahr Begleitung davongetragen zu haben. Bemerkenswert, dass man mit so wenig Content so viele Menschen binden kann. Das Wort Influencer bewirkt bei mir nun einen leichten Würgereiz und Fluchttendenzen. – Ingrid Riemann

 

Das ist das beste und fairste Promi-Portrait, das je im Magazin erschienen ist. Und es ist deshalb so großartig, weil die Autorin ständig ihre Beobachtung und Beschreibung reflektiert. Und wenn es etwas im deutschen Journalismus gibt, was es gar nicht gibt, ist es kritische Selbstreflektion (sonst sähen die Medien anders aus). Also mehr von Frau Smechowski, viel mehr! – Rolf Platho

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Muhnarch“ von Patrik Schwarz

 

Gibt es so etwas, wie den „längsten Prinzen“ der Welt oder was soll das überhaupt sein? Prinz Charles musste sehr lange darauf warten, um die Rolle von „King Charles 3“ spielen zu können, fast unmenschlich lange! Nun hat er diese Rolle doch noch bekommen; zwar ist seine Krönung erst im Mai 2023, aber was soll´s, nun ist er da, in Good Old Germanyund Frau Camilla ist auch mitgereist! Über die Kosten, die dadurch für das deutsche Staatssäckel entstanden sind, da will ich mich erst gar nicht sonderlich aufregen. Ja vielleicht sollten wir auch wieder einen „Kini“ haben, der in einem Schloss wohnt, vorerst haben wir nur unseren Frank-Walter Steinmeier, in der Rolle des Bundespräsidenten, aber in einem Schloss wohnt er Gott sei Dank auch! – Klaus P. Jaworek

 

Was macht eigentlich King Charles III tagsüber, wenn er nicht gerade zum Bummeln in Berlin weilt? Von seiner Dienerschaft wird er wahrscheinlich eh den ganzen lieben langen Tag, von vorne bis hinten bedient und hofiert werden!? Sonst herrscht das große Schweigen im Walde, nur was unbedingt die Presse erfahren muss, das wird die Presse, und somit auch wir, erfahren! Ja, das Königsein, das kann ganz schwer sein, geübt hat dieser Charles sein ganzes Leben lang für diesen Posten, dass er dann doch noch einmal ran darf, das dürfte ihn so plötzlich, wie der besagte Blitz aus heiteren Himmel getroffen haben. Die Queen ist tot, es lebe der King, und da die gesamt Brexit-UK anscheinend immer noch Geld wie Heu hat, da kann man sich doch wohl einen König plus Anhang locker leisten. Man gönnt sich ja sonst nicht all zu viel! – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „Veni, Ver.di, Vici“ von Mona Berner und Carla Neuhaus

 

Maßvoll(er) müsste das alles sein, so in etwa spricht der große und steinreiche Friedrich Merz (Möchtegern-Kanzler). Für den CDU-Boss dürfte die Maß immer randvoll sein und auch bleiben, für die hier streikenden Menschen dürfte die Maß sogar nach einem einigermaßen guten Tarifabschluss, dennoch mehr halbleer bis weit unter diesem Pegelstand bleiben. Solche Besserwisser, wie Herr Merz einer ist, die reden oft sehr altklug daher, denn damit kann er genügend Stimmung im Lande gegen die hier streikenden Menschen erzeugen, um diese, wie die Buhmänner und die Buhfrauen der Nation aussehen zu lassen. Was ist denn nun so dramatisch daran, dass man an diesem „Streik-Montag“ mal nicht „Öffentlich“ fahren kann? Dieser Friedrich Merz & Co. dürfte davon überhaupt nicht betroffen sein; deshalb ein dreifach „Buh“ auf den Merz! – Klaus P. Jaworek

 

Verkehrswende. Ein Güterzug transportiert 200 Neuwagen einer bekannten Automarke in die eine Richtung. Ein anderer Güterzug transportiert 200 Neuwagen einer ebenfalls bekannten Automarke in die andere Richtung. – Alexander Grimm

 


 

 

Leserbriefe zu „Da kippt was“ von Anna-Lena Scholz

 

Frau Scholzens Hang zur wohlfeilen Rhetorik ist nun weithin bekannt. Wenn es der Sache dienlich ist, mag man es ihr zugestehen. Wenn sie im aktuellen Artikel allerdings allzu lässig behauptet, Wissenschaftler wollen „nine-to-five“ und gleichzeitig „Professorenglanz“, so greift sie schlicht daneben. Erstens besteht die Inneneinrichtung der meisten Professorenbüros im 21. Jahrhundert nicht aus Glanz, sondern aus Leitz-Ordnern. Zweitens, um es kurz zu sagen: Niemand von uns protestiert für einen Nine-to-Five-Job. Dafür sucht man sich andere Berufe aus. Aber jeder von uns möchte gern seine Miete bezahlen und seine Kinder ernähren und das gern auch noch in 10 Jahren. Jeder von uns hat ein Bedürfnis nach Anerkennung, gerade wenn die Woche 50 Stunden und mehr hatte, man zwei Lehrveranstaltungen abgehalten hat, mit 15 verschiedenen Studierenden ihre jeweiligen Prüfungsordnungen durchgegangen ist, ein Kapitel der Doktorarbeit für eine Publikation überarbeitet, 3 Forschungspapiere gelesen, der Rückerstattung von privat vorgestreckten Dienstreisekosten hinterhertelefoniert, in mehreren Sprachen Vortragstermine mit ausländischen Instituten koordiniert und den verzweifelten Kollegen getröstet hat, dessen Antrag auf Anschlussfinanzierung für sein Projekt nach anderthalb Jahren Bearbeitungszeit ohne Begründung abgelehnt wurde. Und 91% von uns – alle, die befristet beschäftigt sind – haben Angst, in vier Monaten oder einem Jahr oder in zwei oder drei Jahren bei der Arbeitsagentur zu landen, um zu erfahren, dass gerade niemand nach PD Dr. Hanna Musterberg sucht. Auch wenn PD Dr. Hanna zwei bis drei Bücher geschrieben, Arbeitsgruppen geleitet, Preise gewonnen, Vorträge im In- und Ausland gehalten und dutzende Studierende für Industrie und schulisches Lehramt ausgebildet hat.

Wenn die vorhandenen schlechten Arbeitsbedingungen wirklich die wissenschaftliche Exzellenz fördern würden, wie so oft von der Politik behauptet in den letzten Jahren, dann würde das deutsche Hochschulsystem im internationalen Vergleich platzen vor lauter Exzellenz. Tut es nur leider nicht. In der Sache selbst ist Frau Scholz weitgehend auf Stand, wenn sie die wesentlichen Punkte benennt, die wir als betroffene Arbeitnehmer so dringend brauchen: Transparente Anforderungsmodelle, eine verbindliche Feedback-Kultur, die den Namen verdient und allen voran eine langfristige Finanzierungsstrategie der Länder, die dafür Sorge trägt, dass wir nicht über Jahre und Jahrzehnte auf Abruf Höchstleistungen bringen, um dann bei nächster Gelegenheit fallengelassen zu werden. Auf diese Eckpunkte konnten sich übrigens alle Teilnehmer der Diskussionsrunde im BMBF am letzten Donnerstag weitgehend verständigen. Verschiedene Positionen gab es bezüglich der Details zur Ausgestaltung dieser Eckpunkte. Die von Frau Scholz aufgeworfene Frage nach dem politischen Willen zu echter Verbesserung des Systems scheint daher nur umso dringlicher, wenn im Statement des Staatsekretärs zum Abschluss der Diskussion die Betonung nicht etwa auf der breiten Einigkeit im Großen liegt, sondern auf den „zahllosen“, für das Ministerium offenbar von vornherein unüberwindlichen Schwierigkeiten im Kleinen. Wäre ja auch langweilig, wenn Innovation einfach wäre. – Hanna Musterberg

 

Was gekippt ist, ist das Verständnis von der Arbeit, die an Universitäten anfällt und getan werden muss. Drittmittel verwalten, Labors organisieren, Sicherheitsdatenblätter überprüfen, Lehrpläne organisieren, Seminare halten: wenn man der derzeitigen Argumentation folgt, könnte man meinen, dass das entweder nur ProfessorInnen selbst oder PostDocs tun müssten. Dabei gab es mal eine Berufsgruppe, die genau diese Kärrnerarbeiten tat, ohne auf eine steile Wissenschaftskarriere zu schauen: den akademischen Mittelbau. Die Arbeit ist nach wie vor da, bloss hat man die Stellen wegdefiniert. Wer also den PostDocs wieder Karriereentwicklung ermöglichen möchte und den ProfessorInnen die Freiheit der Wissenschaft sichern, täte gut daran, hier zu investieren: in den akademischen Mittelbau. Langfristig angestellte, motivierte MitarbeiterInnen, produktiver und organisationserfahrener als alle drei Jahre neue PostDoc, dabei aber preiswerter als ProfessorInnen. Das aber würde Geld kosten und langfristige Finanzierungszusagen. Vielleicht sogar das Ausarbeiten entsprechender Karrierewege an den Universitäten. Und das ist eine sehr unpopuläre Erkenntnis. – Christof Lenz

 


 

 

Leserbriefe zu „Hinaus ins Unbekannte“ von Urs Willmann

 

Das Unbehagen des Direktors kann ich gut nachvollziehen. Werden Begriffe wie germanisch oder national doch seit jeher mit einer düst‘ren Zeit in Verbindung gebracht. Dass das Museum dann auch noch ausgerechnet auf dem ehemaligen Parteigelände in Nürnberg steht und der gute Mann mit Nachnamen Heß Hess heißt, macht die ganze Sache auch nicht besser. – Michael Ayten 

 

Ihr Artikel hat mich neugierig gemacht, auch wenn Nürnberg weiter weg ist.
Sie sehen die Migration als einen für Innovation positiven Effekt. Da fällt einem natürlich gleich Nordamerika ein. Die Migration der Europäer war für die Indianer nicht positiv. Sie wurden mit den Feuerwaffen der Invasoren vernichtet und mit ihnen eine Lebensart, die den Planeten weniger schädigte. Dasselbe gilt wahrscheinlich auch für die Kolonisierung Afrikas. – Walter Engel

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Position: Physiotherapeuten gehören an die Hochschule“ von Hilke Hansen

 

Als Logopädin, die sich 30 Jahren für die hochschulische Ausbildung ihres Berufes einsetzt, spricht mir der Beitrag von Hilke Hansen aus der Seele. Unser Beruf wurde 1923(!) als universitärer Beruf ins Leben gerufen, kam durch den Nationalsozialismus zum Erliegen, wurde nach dem 2. Weltkrieg in den beiden deutschen Staaten „neu erfunden“: In der BRD als „Heil-/Hilfsberuf“ und in der DDR in Form unterschiedlicher Studiengänge an der Humboldt-Universität und in Halle. Nach der Wiedervereinigung wurden die hochschulisch ausgebildeten Kolleg*innen in der bundesdeutsche Gesetzgebung „integriert“ und erlebten einen finanziellen und reputativen Absturz (sie waren vorher mit den Medizinern gleichgestellt!). Schon 1980 spielte bei der Verabschiedung des Logopädengesetzes die Qualität der Versorgung eine untergeordnete Rolle, da ging es auf einmal um die Chancen der mittleren Bildungsebene (bei damals ca. 450 zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätzen bundesweit!), heute scheinen die Interessen privater Anbieter Vorrang zu haben vor allem anderen. Zur Historie: Schrey-Dern & Macha-Krau (2021). Emanzipationsgeschichte der Logopädie in Deutschland. Idstein: Schulz-Kirchner-Verlag

Fakten 2023: 95% der Berufsgruppe weiblich; Abiturquote in der Logopädie: 90%; >30% aller Behandler*innen mit Hochschulabschluss (obwohl der nicht verlangt wird und sie in der Eingrupppierung nach TVL nicht davon profitieren!) mit steigender Tendenz! 57 Studiengänge bieten eine Bachelorqualifikation im Bereich Logopädie an! Besonderheit in der Logopädie/Sprachtherapie: 12 unterschiedlich ausgebildete Behandlergruppen, davon 10 hochschulisch qualifiziert! Alle 12 Behandlergruppen, die Dozent*innen an Berufsfachschulen und Hochschulen, die Studierenden an Berufsfachschulen und Hochschulen fordern die hochschulische Ausbildung und haben sich dazu zum Arbeitskreis (AK) Berufsgesetz zusammengeschlossen (https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=http%3A%2F%2Fwww.arbeitskreis-berufsgesetz.de%2F&data=05%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C9a8dda7716df4eab924308db31c93a2e%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C1%7C0%7C638158512570270236%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000%7C%7C%7C&sdata=90JlfBxwfH3SCMygcq9DLhbIfl0YSHUjcyOP4nUeQ3Y%3D&reserved=0).

Alle genannten Fakten und Grundsatzpapiere des AK sind dem BMG bekannt. Man gewinnt den Eindruck, dass durch das Hinauszögern der längst überfälligen Neufassung des Berufsgesetzes die von den Berufsangehörigen aus eigener Kraft vorangetriebene Weiterentwicklung des Berufes aufgehalten werden soll, gemäß dem Motto „Was nicht sein kann, das nicht sein darf“. Dabei könnte das BMG durch die Etablierung der hochschulischen Ausbildung in der Logopädie/Sprachtherapie nicht nur einen 1980 begangenen Fehler korrigieren sondern auch die evidenzbasierte Versorgung im Bereich Logopädie/Sprachtherapie langfristig sicher stellen und den Beruf auf europäischer und internationaler Ebene gleich stellen, hier ist die hochschulische Qualifikation eine Selbstverständlichkeit. – Dietlinde Schrey-Dern

 

Gegenposition: Die gute Vernetzung von Theorie und Praxis an Berufsfachschulen bringt fachkompetente Physiotherapeuten hervor, denen der Weg an die Hochschule offensteht. Frau Professor Hansen verweist in ihrem Artikel auf die Aussage eines Physiotherapie-Auszubildenden, der angibt am besten zu lernen, Menschen praktisch zu helfen „mit möglichst viel Praxis, nicht in einem Hörsaal“ und kommentiert, dass diese Aussage „aus dem Mund einer Medizinstudentin…undenkbar“ wäre. Dem widerspreche ich als ehemalige Medizinstudentin, mittlerweile seit 30 Jahren promovierte Ärztin und seit 25 Jahren als Dozentin an Physiotherapie-Fachschulen tätig, entschieden. Die „Hands on“ Physiotherapie wird von der Autorin des Artikels diskreditiert, obwohl seit vielen Jahren im Medizinsektor die Erfahrung gemacht wird, dass es an Händen (und Gesprächen) fehlt, was für die meisten jenseits der Universitäten und Fachpraxen tätigen Ärzte und Patientinnen unbefriedigend und frustrierend ist.

Die von Frau Hansen als gering eingestufte Qualität der durch Berufsfachschulen vermittelten Diagnostik und Therapie kann ich aus den Erfahrungen mit unseren motivierten Auszubildenden in den Staatlichen Abschlussprüfungen nach dreijähriger Ausbildung nicht bestätigen. Vielmehr erlebe ich diese Berufsanfänger in der Physiotherapie als patientenzentrierter und praxistauglicher als viele Ärzte nach 6 Jahren im Hörsaal zu Beginn ihrer Berufsausübung. Selbstverständlich lernt man dort wissenschaftlich fundierte Medizin auf dem neuesten Forschungsstand und ist bei Verlassen der Universität ein umfangreich akademisch gebildeter Mediziner, aber längst kein kompetenter Arzt, denn den Umgang mit den Patienten und die Gegebenheiten unseres Gesundheitssystems erlernt man größtenteils erst nach dem Studium, verbunden mit viel Desillusionierung und Frustration. Akademisierung allein hebt nicht das Niveau dieses Berufes, wie wir von einzelnen Schülern hörten, die im Ausland ein Physiotherapiestudium absolviert hatten und an unserer Schule ihre großen Defizite in der praktischen Ausbildung realisierten. Frau Hansen unterstellt dem VDP (Verband deutscher Privatschulen) außerdem pekuniäre Interessen, da er gegen die Vollakademisierung votiert. In meiner langjährigen Dozententätigkeit an Berufsfachschulen habe ich noch nie an einer so gut ausgestatteten und engagiert geführten Privatschule wie das Kybalion (meiner jetzige Arbeitsstelle) unterrichtet, wo die mittlerweile erfreulicherweise vom Staat übernommenen Schulgelder unbürokratisch reinvestiert werden und z.B. in Coronazeiten eine rasche Digitalisierung des Unterrichtes vollzogen wurde– vom Zwischenmenschlichen ganz zu schweigen.

Hingegen erhoffen sich ja die Befürworter der Vollakademisierung eine finanzielle Höherstufung … Mein Studium der Humanmedizin fand in überfüllten Hörsälen in anonymer Atmosphäre bei Professoren mit guter Reputation, aber begrenztem Interesse an Lehre und persönlichem Kontakt zu Studierenden statt. Nicht über die Akademisierung, sondern über die gesellschaftliche Aufwertung und Bereitschaft zu besserer Bezahlung medizinischer Fachberufe sollte die Attraktivität dieser Berufe aufgewertet werden, wozu ja glücklicherweise in der Coronapandemie erste Schritte unternommen wurden. Allerdings nicht in der Physiotherapie, dem wohl am schlechtesten bezahlten medizinischen Fachberuf ohne Verdienstmöglichkeiten während der Ausbildung, anders als bei Krankenschwestern. Auch der erhobene Vorwurf der „Elite-Bildung“ durch die Teilakademisierung überzeugt nicht. Angesichts des in Deutschland eklatanten Fachkräftemangels im medizinischen Sektor den jungen Menschen mit einem Hauptschulabschluss den Zugang zu einer qualifizierten Ausbildung zu versagen, halte ich für falsch. Hauptschüler*innen können durch die Massage-Ausbildung einen die Mittlere Reife erwerben, der ihnen den Zugang zur Physiotherapie und dadurch zu einem Hochschulstudium ermöglicht. Dieser Weg steht interessierten Auszubildenden jetzt (noch) offen.

Mit Blick auf die Situation der Ärztinnen in Deutschland behaupte ich: So wie wir Universitätsmedizin und Allgemeinmedizin für eine gute umfassende Patient*innenversorgung brauchen, so benötigen wir auch in der Physiotherapie PraktikerInnen am/an Patient*innen und in der Prävention und Forschende und Akademiker*innen in diesem Sektor. Der Blick auf die ärztliche Versorgung (großer Mangel an Allgemein- und Krankenhausärzten im Vergleich zu Facharztpraxen und Unikliniken) in unserem Land spricht dafür, die jetzige qualitativ hochwertige Berufsschulausbildung mit Teilakademisierung (10-20%) beizubehalten. – Cordula Flechtner

 


 

 

Leserbriefe zu „Stoppt endlich das Zelebrieren von Gewalt gegen Frauen“ von Hannah Schmidt

 

Der Forderung Hannah Schmidts nach neuen Narrativen kann ich vieles abgewinnen. Andernfalls hieße das Stillstand. Und das wäre unserem eigenen Interesse nach Fort- und Weiterentwicklung nur abträglich. Wenn ich eine Begebenheit schildern darf. Am Wochenende war ich im Kino gewesen. Es ging in den vierten Teil von John Wick. Ich bin nicht unbedingt Fan dieser Reihe. Aber es läuft momentan nun mal nichts besseres. Und außerdem stellt für mich persönlich das süße, warme Popcorn aus dem Jumbo-Eimer meistens das eigentliche Highlight dar. Der ausschlaggebende Grund, wieso ich überhaupt ins Filmtheater gehe. Aber zurück zum Film.

Nach unzähligen Kills, Multiple Kills und Headshots, die im Grunde genommen den Wesenskern dieses Films ausmachen, muss der Protagonist John Wick, gespielt vom mittlerweile 58-jährigen Keanu Reeves, im letzten Abschnitt noch die unzähligen Treppenstufen zum Sacré-Cœur hinaufsteigen. Doch wie man bereits ahnt, warten ihm da schon all die Pariser Kopfgeldjäger auf. Ich mache es an dieser Stelle kurz. Am Ende sind all seine Widersacher tot. Ein Auftragskiller, der zum Ende des Films John in seinem Kampf unterstützt, erlegt kurzum den Anführer der Kopfgeldjäger-Gilde, indem er ihm – während er bereits besiegt mit dem Rücken auf dem Boden liegt – mit einem schweren Gewehr eine Kugel in den Kopf schießt. Brutal, ich weiß. Jetzt kommt aber das i-Tüpfelchen. Der Schäferhund dieses befreundeten Killers hebt das Bein und uriniert auf den Kopf des Toten. Als Krönung sozusagen. Ziemlich platt, wie ich ja fand. Im Kinosaal bricht sich auf einmal große Heiterkeit Bahn. Ein regelrechter Fluss der Freude. Darauf war ich absolut nicht gefasst. Die Menschen lachen laut auf. Alle sind gelöst. Huch, denke ich mir. Sich lustvoll an Gewaltfilmen zu weiden, ist ja längst nichts Neues in unserer Gesellschaft. An Totenschändung auch nicht. Das habe ich nun dazugelernt. – Michael Ayten

 

Großer Dank an Frau Hannah Schmidt für ihren Artikel „Stoppt endlich das Zelebrieren von Gewalt gegen Frauen“ in der ZEIT v. 30.3.23 – sie schildert die Opernszene… Doch was geschieht anderes in all den Krimis, die derzeit das TV beherrschen? Zu ca. 85 % Frauenleichen, zu ca. 97 % entführte Mädchen ! Entführte Buben kommen praktisch nicht vor, dafür grauenhafte Darstellungen von Gewalt gegen Frauen, ob lebendig oder als Tote…. Und dann wird empört mehr Geld für Gewaltprävention von der Politik verlangt angesichts von rapide steigenden Femizid-Zahlen! Die Einen vermuten sie ausschließlich im Migrantenmilieu, die Anderen im „Versagen der Gesellschaft“, wer immer das sein soll. – Und wo bleibt die Verantwortlichkeit eines jeden von uns, für sich selber, für die anderen? Ein behutsamer Umgang mit dem Gewalt –Gemeinten statt dem Gewalt -Drastischen, die gewollte Vermeidung solcher „Vorbilder“ für nur allzu Willige? Und dabei sprechen wir noch nicht von all den Frauen, denen solche Darstellungen abverlangt werden, in Oper und Krimi – im Namen der Kunst! – Margarete Reisch

 


 

 

Leserbrief zu „»Was wird dann aus uns?«“ von Paul Middelhoff

 

Vielen Dank für den erhellenden Artikel von Paul Middelhoff über Juden in New York, den ich als Deutsch-Israelin mit großem Interesse gelesen habe. Nur zwei Wünsche hätte ich noch gehabt: Es ist verständlich, dass liberale und israelkritische Juden am ausführlichsten zu Wort kommen, da diese in New York vermutlich in der Mehrheit sind. Dennoch hätte ich es fair und überdies interessant gefunden, hätte der Autor auch mit einem/r orthodoxen Vertreter/in gesprochen. Es ist vermutlich etwas schwieriger, in der orthodoxen Gemeinde Kontakte zu finden, aber unmöglich auf keinen Fall, das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Außerdem finde ich es schade, dass Professor Alterman nicht nur als Interviewter, sondern im gewissermaßen auch als Israelexperte zu Wort kommt. Seine Aussagen stehen im Text unwidersprochen, dabei sind mehrere davon ungenau oder sogar fehlerhaft. Z.B. die Behauptung, in Israel würden LGBT-Rechte eingeschränkt. Das stimmt so nicht. In der aktuellen Regierung sitzen zwar mehrere Minister, die offen LGBT-feindlich sind und diese Rechte gewiss gern einschränken würden. Möglicherweise (Gott bewahre) wird das auch noch geschehen. Aber noch ist es das nicht, und DIE ZEIT sollte m.E. auch nicht fälschlicherweise diesen Eindruck erwecken.

Auch zu den Orthodoxen sagt Professor Alterman ein paar seltsame Dinge. Ich kann die Furcht verstehen, dass die Orthodoxen Israel in eine Theokratie verwandeln wollen. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Viele Orthodoxe in Israel erkennen den Staat überhaupt nicht an und wollen vor allem eins: von ihm in Ruhe gelassen werden. Auch das könnte sich in Zukunft ändern, aber – noch einmal – auch das wissen wir nicht. Trotzdem: ein sehr schöner und ungewöhnlicher Text, den ich trotz dieser Kleinigkeiten sehr gern gelesen habe. Danke dafür! – Mia Betzar

 


 

 

Leserbrief zu „Gefährlicher Tanz“ von Ann-Kathrin Nezik

 

Sehr geehrte Frau Nezik, Ihre Annahmen und Behauptungen sind diejenigen eines technischen Laien. Selbstverständlich ist TikTok -so wie übrigens fast jeder andere App-Hersteller- in der Lage, Bewegungsdaten zu korrelieren und weiterzugeben, die durch seine App aufgezeichnet werden. Wohlgemerkt, obwohl die App für die eigentliche Funktion gar kein GPS benötigt. Die App könnte sogar das Mikrofon einschalten, wenn gerade ein wichtiger Politiker mit einem chinesischen Dissidenten sprechen würde – vorausgesetzt, beide nutzen TikTok. Über die Online-Korrelation der Positionsdaten ist es ein Kinderspiel, das festzustellen, und was die App im Hintergrund für Daten empfängt oder sendet, das weiss aufgrund der Verschlüsselung keiner. Und einen klaren Beleg dafür, dass Daten nach China weitergegeben werden, den werden Sie vermutlich auch nie finden. Oder wie wollen sie nachweisen, dass TikTok-Analysten die Daten auf einen USB-Stick kopieren, welcher per Diplomatengepäck nach China reist, zu wem auch immer? Wir wissen, dass es möglich ist und dass es genutzt wird. Der eine oder andere will das aber einfach nicht wahrhaben. – Andi Pfaff

 


 

 

Leserbrief zu „»Alles wird gut«“. Gespräch mit Philip Lane geführt von Kolja Rudzio

 

Kein Wort der Demut von Philip Lane, dem Chefvolkswirt und Vordenker der Europäischen Zentralbank (EZB), über die Fehler der Vergangenheit der Notenbank, zu denen seine fehlerhaften Analysen und Szenarien in erheblichem Maße beigetragen haben und die das Vertrauen in die Geldpolitik der EZB unter der umstrittenen Ägide von Christine Lagarde schwer erschüttert haben! Einer seiner Vorgänger im Amt, Jürgen Stark, hat dieses Fiasko kürzlich so beschrieben: „Die neuen Strategien haben versagt. Die Zentralbanken wurden von der Inflation überrascht. Sie handelten zu spät mit nicht unerwarteten Folgen für die Märkte“. Und jetzt in der von den US-Banken und der Credit Suisse ausgelösten Bankenkrise wird laut Philip Lane alles wieder gut, denn einen Zielkonflikt zwischen Inflation und Finanzstabilität wird es nach seiner Meinung nicht geben, und die Inflation soll bis Ende dieses Jahres auf 2,8 Prozent „und dann weiter in Richtung des Inflationsziels von 2 Prozent sinken“.

Die Inflation ist zwar derzeit in Deutschland und im Euroraum rückläufig, verharrt aber noch auf einem nicht akzeptablen hohen Niveau, so dass der EZB-Rat weiter gegensteuern muss. Und die Kerninflation ist ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Nahrungsmittelpreise auch im März noch auf 5,4 Prozent gestiegen. Zwar haben wir bisher keine Lohn-Preis-Inflation, aber es ist unbestritten, dass die Löhne nach den laufenden Tarifverhandlungen weiter steigen werden. Möge Philip Lane mit seinem Optimismus wenigstens diesmal rechtbehalten, obwohl die Wahrscheinlichkeit nach seinen bisherigen Irrtümern eher gering ist und seine Kollegen im EZB-Rat zuletzt darauf gedrungen hatten, seine langatmigen Referate in den Ratssitzungen auf ein Mindestmaß zu verkürzen! Es wird jedoch noch lange Zeit brauchen, um das in die EZB und ihre Politik gesetzte Vertrauen der Öffentlichkeit wiederherzustellen, die mit ihrer viel zu lang anhaltenden Politik des billigen Geldes in großem Ausmaß zu den heutigen Krisensymptomen im Bankensystem und an den Finanzmärkten beigetragen hat. – Hans-Henning Koch

 


 

 

Leserbrief zu „Wir müssen draußen warten“ von Bettina Schulz

 

Ich weiß, und möglicherweise weiss das auch die Verfasserin des Artikels, dass hier die Zukunft des deutschen Versorgungssystems verblüffend klar und noch ohne genaue Zielbezeichnung beschrieben ist. Auch bei uns bestimmen Nicht-medizinische Spezialisten (Kaufleute und Juristen, schlimmstenfalls sich heraufgelesen habende Politiker), was dem System, nie dem Kranken, guttut. Wie auch im britischen NHS ist der Kranke unwichtig, nur die Verteilung von Geldern, die anderswo (wo ??) nötiger sind. Auch bei uns ist der Vorteil eines privaten Versicherungsstatus in der alltäglichen Organisation beweisbar. Alle die Abhilfe schaffen wollen, müssten sich durch einen Gürtel sog. Fachleute kämpfen, um dann festzustellen, dass die noch-gesunden Entscheidungsträger letztlich nur an der Bilanz und nicht am Leid interessiert sind. – Günter Theis

 


 

 

Leserbrief zu „Wieder hier“ von Oliver Fritsch

 

Diese Überhöhung des Fussballtrainers Tuchel ist vollkommen deplatziert. Sie stellen die Frage, ob der Mann nicht zu gross für die „provinzielle“ Bundesliga ist. Ich bezweifle, dass Sie wissen, wovon Sie hier schreiben. Vielleicht mag es für einen Zeit-Redakteur in Hamburg so erscheinen, als sei da, wo die Millionen unkontrolliert zum Fenster rausgeschmissen werden, die grosse Welt. Sie meinen, Gijon und La Coruna oder Newcastle und Leicester oder Rennes und Nantes seien die grosse Welt des Fussballs, während Mainz und Freiburg nur einen provinziellen Abklatsch davon darstellen ? In welcher Welt leben Sie ? Würde das Sportmagazin Kicker solch einen Unsinn schreiben, würden sie denen die Bude mit einem Shitstorm zumüllen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass bei der Klientel, die Ihren Artikel liest, lediglich eine Augenbraue nach oben zuckt. – Boris Bogunovic

 


 

 

Leserbrief zu „Klangräume (6/6). Mitten im Pfeifenwald“ von Gesa Graumann und Johanna Schoener

 

Wir sind total begeistert von den Artikeln Klangräume, die Fotos sind echte Kunstwerke, so sieht man ein Instrumente nie. Und die Berichte von den Instrumentenbauern sind dann auch immer sehr interessant, das weiß keiner, wie es innen aussieht, eine hohe Kunst. Ja und eigentlich geht es ja um den Klang, wie inspirierend darüber nachzudenken, vielen Dank. – Petra Finkbeiner

 


 

 

Leserbrief zu „»Es wird zu viel operiert und zu wenig gesprochen«“. Gespräch mit Jürgen Windeler geführt von Jan Schweitzer

 

In einem Artikel der „ZEIT“ vom 30. 03, 2023 interviewt Ihr WISSEN- Redakteur Jan Schweitzer Herrn Prof. Dr. Jürgen Windeler, in den Ruhestand scheidender Chef des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, durchaus ausgewogen und fachlich korrekt über den Nutzen innovativer Therapien, was nicht verwundert, ist er doch nicht nur Journalist sondern auch Mediziner. Verwundert bin ich jedoch über die Selbstverständlichkeit, mit der die Titel von Herrn Prof. Windeler in diesem Artikel sowohl in der Überschrift wie auch in der Anrede nicht ein einziges Mal genannt werden. Dies ist in unserer Medienlandschaft leider zunehmend zu beobachten und ich frage mich, weshalb? Ist es denn nicht auch ein Zeichen von Anerkennung und Respekt, Titel wenigstens in einer ankündigenden Überschrift oder bei der ersten Anrede zu verwenden? Gibt es diesen Respekt in der heutigen Mediengesellschaft nicht mehr?

In einem vorangehenden Artikel der gleichen Ausgabe in der Rubrik WISSEN wird die zunehmende Abwanderung forschender Akademiker aus Deutschland wegen schlechter Arbeitsbedingungen zu Recht beklagt. Verantwortlich hierfür seien insbesondere die Flut an Zeitverträgen und fehlende Dauerverträge für unseren wissenschaftlichen Nachwuchs. Auch dies nicht gerade ein Zeichen von Wertschätzung! Es stellt sich die Frage „Wie gehen wir mit unseren Eliten um und was muss sich ändern, diese auf Dauer im Land zu halten?“ Da ist eine respektvolle Anrede sicher die kleinste Übung. – Gernot Hoffheinz

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Weg damit!“ von Cypbrian Lothringer (Infografik) und Dirk Asendorpf (Recherche)

 

Könnten Sie noch darüber aufklären, weshalb das 2080 MW Zion in den USA in „nur“ ca. 20 Jahren für 1 Milliarde Euro zurück gebaut werden konnte, z. B. 670 MW Würgassen in Deutschland für die gleiche Summe einen nicht genannten längeren Zeitraum benötigt oder Greifswald gar 6,5 Milliarden Euro kostet und annähernd 60 Jahre benötigt? – Walter Conrad

 


 

 

Leserbrief zu „Der Staub auf den Pixeln“ von Florian Eichel

 

Der dritte Teil dieser Spielereihe mit dem Beinamen Nemesis flößte mir damals ungeheure Furcht ein. Ich weiß noch, welch große Begeisterung dieses Spiel bei meinen Nachbarskindern auslöste. Das war für mein zartes Gemüt dann doch zu viel des Guten, dachte ich mir, während ich mit dem Saum meines T-Shirts die CDROM von Final Fantasy 8 säuberte und gerade davor stand, ein unglaubliches Abenteuer fortzusetzen. – Michael Ayten 

 


 

 

Leserbrief zu „Unzeitgemäßes Schmachten“ von Sophie Passmann

 

Wann ist aus dem Feuilleton der ZEIT eigentlich ein Dossier für misandrische Auslassungen der Sophie Passmann geworden? Jede Woche aufs Neue lese ich einen Artikel von ihr und frage mich nach spätestens 3 Absätzen, was diese polemisch-feministischen Einschübe in den Artikeln zu suchen haben – es ginge auch ohne oder zumindest in angemessener Form und an angemessener Stelle. Wie Sophie Passmann aber Woche um Woche primitive Männer-Beschimpfungen in ihre Zeilen steckt, ist unter dem Niveau einer Feministin, der es um die Sache gehen sollte und unter dem Niveau der ZEIT sowieso. – Ingo Dammasch

 


 

 

Leserbrief zu „Wie wird ein Hype gemacht?“ von Christian Fuchs

 

Sehr geehrter Herr Fuchs, als Investigativjournalist ist Ihnen leider entgangen, dass die Stadt Greiz in Thüringen liegt und nicht in Sachsen-Anhalt! – Jürgen Lungwitz

 


 

 

Leserbrief zu „Ein stolzer Ort“ von Claudio Rizzello

 

Ein Dankeschön an Claudio Rizzello, dass er uns mit seinem wundervollen Beitrag ein Stück an der mediterranen Sonne teilhaben lässt. Da bekommt man gleich Lust, nach Napoli zu fahren. Morgens zum Frühstück ein Cornetto. Oder besser noch ein Cannolo mit süßer Ricotta und Pistazien. Und dazu natürlich Un caffè. Und anschließend dann eine Tageswanderung zum, am und auf den Vesuv. Italia ti amo! Eigentlich wollte ich das Land ja schon längst zu Fuß bereist haben. Doch pilgerte ich zunächst von Deutschland durch Frankreich und weiter bis ins spanische Santiago de Compostela. Das musste zuerst getan werden. Ich höre wie Italien zu mir spricht und mich deswegen vorwurfsvoll anblickt. Genauso wie Don Corleone Bona Sera vorwurfsvoll anblickte, und dann sprach: »Warum gehst du nach Spanien? Warum kommst du nicht gleich zu mir?« – Michael Ayten