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05. April 2023 – Ausgabe 15

 

Leserbriefe zu „Hauptsache, Ordnung“ von Jochen Bittner

 

Mit Recht beklagen Sie das fehlende Erinnerungsvermögen an Detsche mit Aufbruchsideen. Es war und ist des Deutschen, Ordnung vor Mut und Freiheit zu stellen. Schon kleinste ‚Zumutungen‘ z.B. beim Klimaschutz werden empört zurückgewiesen. Für einen wirklichen Aufbruch ist leider ein anderes Volk notwendig. Frei nach Herman van Veen: Fallen oder springen? – lieber zögern. – Eberhard Goette

 

Manchmal gibt es das: Eine Zeitung aufschlagen – in diesem Fall Ihre – auf einen Artikel stoßen, und dann braucht es nur wenige kurze Absätze, in denen wird ein Bogen geschlagen, werden Dinge, bislang jeweils für sich wichtig und hundert Mal getrennt bedacht, in einen bezwingenden, Augen öffnenden Zusammenhang gebracht. Wunderbar, Herr Bittner, großes Dankeschön! – Adrian Bothe

 

Kann eine junge Demokratie, deren Mitglieder sich nie gegen Tyrannei entschieden, geschweige Blut vergossen haben, deren Antegonen die Republik vielmehr gegen massiven Widerstand oktroyiert werden musste, echt sein, kann sie überdauern? Aller heteronomen Umerziehung zum Trotz müssen einer solchen Demokratie Moralismus, Verdrängung und Faschismus anscheinend notwendig inhärent bleiben. Das Verhalten des Volkes während der staatlichen Anti-Covid-Maßnahmen war dafür ein ausgesprochen eindrucksvoller Beleg; es hat dessen tief im seinem Bewusstsein verankerte Demokratie – und Freiheitsfeindlichkeit ins grellste Licht gestellt. – Andre Hempel

 

Im Großen und Ganzen herzlichen Glückwunsch für den Leitartikel von Herrn Bittner. Vieles musste gesagt, besser, geschrieben werden. In Sachen Sicherheit sind wir spät dran, die USA sind ja auch noch da, in der Ukraine waren wir unverantwortliche Nachzügler, Harbeck musste sich bei Selenskij entschuldigen, Atomkraft nein danke, aber Energieversorgung und vor allem Sicherheit, ja bitte, notfalls beziehen wir den Atomstrom dann aus Frankreich oder Polen, nur Bismarck kam etwas schlecht weg, etwas zu schlecht. Er fügte den Flickenteppich Deutsches Reich zu einem Nationalstaat zusammen, wenn auch in kleindeutschem Format, war fortschrittlich in der Sozialgesetzgebung, Sozialisten Gesetze hin, Sozialistengesetze her, Sozialdemokraten passt nicht in das Konzept des preußischen Junkers, und außenpolitisch konstruierte er ein festgefügte Bündnissystem, vor allem mit Russland, das dem Deutschen Reich eine der längsten Friedensepochen bescherte. Dem deutschen Kolonialismus stand er skeptisch bis ablehnend gegenüber, und willigte mehr notgedrungen in ihn ein. Dass ihn der unreife und paranoide Wilhelm Zwo schließlich schasste, sprach sicherlich nicht gegen ihn. – Klaus Heyder

 

Mit großer Neugier habe ich den Leitartikel von Jochen Bittner zu den bis heute wirkenden Ursachen des Scheiterns der demokratischen Revolution gelesen. Der Rückschau auf die damaligen Ereignisse, die Folgen wie die beiden Weltkriege sowie der Hinweis, daß die damaligen Vertreter eines echten Wandels bis heute nicht entsprechend gewürdigt werden kann ich nur zustimmen. Genauso wie der Folgerung, daß wer eine demokratische Moderne will, Risiken in Kauf nehmen muss, sowie daß es ohne „Gewohnheitsstörung“ weder Freiheit noch Wohlstand geben kann. Ab da jedoch gerät Jochen Bittner leider genau in das Verhaltensmuster, daß er vorher noch als Ursache des nicht erfolgten Wandels analysiert hatte, nämlich in das „Weiter wie bisher“ und des „Nichts Wagen wollen“. Die einzige Möglichkeit unsere Demokratie, den Wohlstand, das Weiterleben usw. heute noch zu ermöglichen ist nämlich gerade nicht das „Weiter wie bisher“ wie Atomkraft, das gnadenlose Ausbeuten der Natur, um unseren individuellen Wohlstand zu sichern. Revolutionär wäre ein Überdenken des eigenen Lebensstils, ein bewusster Verzicht und ggf. ein zunächst als Wohlstandssverlust erscheinender Verzicht, ohne den man diesen jedoch nicht erhalten kann. Dies wäre das tatsächliche Risiko, daß man eingehen müsste, statt die Risiken mit den wir jetzt schon leben einfach weiterzuführen mit dem Vorwand, daß nur diese einen Wandel bringen. Leider ist dies genau das Verhalten, daß auch damals schon die Revolution abgewürgt hat. Es würde mich sehr freuen, wenn sie diese Sicht als Leserbrief veröffentlichen würden, denn die Analyse von Herrn Bittner finde ich sehr gefährlich, da sie genau den aktuellen Mainstream statt eines echten Aufbruchs befördert. Na ja, diesen Wunsch äußern wahrscheinlich alle. – Claudia Plötner

 

Welch eine Gehirnakrobatik! Auf die Idee, die Ablehnung des Weiterbetriebs der Atomkraftwerke und die verbreitete Skepsis gegenüber einer militärischen Aufrüstung mit der gescheiterten Revolution von 1848 in Verbindung zu bringen, muss man erst einmal kommen! Ja, den Deutschen mangelt es an Fortschrittsrealismus. Dieser zeigt sich beim Festhalten am Verbrenner, am Widerstand gegen die Wärmewende, an der Verzögerung des Ausbaus erneuerbarer Energien, an der Fixierung auf die „schwarze Null“. Die erfolglose Bürgerliche Revolution führte in einen übersteigerten Nationalismus auf Kosten der europäischen Nachbarn und des Weltfriedens, da hat Jochen Bittner einen Punkt. Doch der Autor zieht eine Kontinuitätslinie zur Gegenwart, wähnt das heutige Deutschland unter rot-grün-gelber Führung offensichtlich in der Rolle eines bequemen Kostgängers: die USA sorgen für die militärische Sicherheit, Frankreich für sichere Energie – während man sich gleichzeitig über die so Ausgenutzten moralisch erhebt. Der Westen als Opfer deutscher Überheblichkeit – wieder einmal, so der Subtext. – Rüdiger Paul

 

Ein Volk, dass sich lange ganz untertänigst und devot durchregieren ließ, wird nicht plötzlich von heute auf morgen einen Eid auf den Geist der Demokratie schwören. Das Bismarck’sche Gespenst dreht noch immer seine Runden. Preußisch, Pickelhaube, Prügel. So ist die immer noch gegenwärtige Präsenz der German Angst auch nicht verwunderlich. Stramm stehen und bloß nicht abweichen! Sonst kommt der Lothar von Trotha und haut mit der Nilpferdpeitsche. In den neuen Bundesländern kommt noch dazu, dass sie lange Zeit in einem Überwachungsstaat lebten. Nur verkaufte man denen dieses unfreie Leben als das richtige. Die Wessis waren diejenigen, die auf der falschen Seite der Geschichte standen. Schließlich machten sie ja gemeinsame Sache mit den Kapitalisten. Während der DDR Gott sei Dank das Schicksal zuteil gekommen war, mit Großmütterchen Russland auf der Seite der Guten gelandet zu sein. Das ändert nichts daran, dass sie einst alle einem vermeintlichen Heiland aus Braunau in die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts gefolgt waren.

Wir fahren unsere AKWs herunter, weil wir hierzulande kein zweites Fukushima haben wollen, beziehen aber weiter Atomstrom aus Frankreich. Während der Fußball-WM packten wir die One-Love-Binde lieber wieder weg. Und vor den arabischen Ölmagnaten macht Herr Habeck den Kotau. Und wenn unsere Außenministerin wieder mal etwas zu weit geht, wird sie gleich wieder zurückgepfiffen. Dass sie mit Frau Roth gemeinsam beschließt, die Benin-Bronzen zurückzugeben, löst einen Eklat beim preußischen Kulturinstitut aus. Da muss erst noch was aufgebrochen werden. Wie die Schlange sich irgendwann aus ihrer alten Haut schält, oder der Schmetterling sich endlich aus seinem einlullenden Kokon befreit, so werden wir‘s auch. Ganz sicher. Irgendwann. Aber nicht plötzlich von heute auf morgen. – Michael Ayten

 

Einmal mehr die zentralen Missverständnisse unserer so kläglichen Demokratie-Versuche:

– Gustav Struve war ein Alemanne – mit dem so ganz anderen Verständnis von Teilhabe von ganz unten (b m-up) – im Kontrast zum zentralistischen, obrigkeitlichen Konzept in der Nord-Deutschen Großmächten (top-down); das hat ja bis heute eigentlich kaum jemand so richtig zu werten, einzuordnen vermocht.

-Die Paulskirche wurde dominiert von den Zentralisten – nicht zuletzt alleine schon, weil ihnen kein einigermaßen einheitliches federales Konzept der Süd-Deutschen Kleinststaaten gegenüber stand.

– Die Paulskirche koinzidierte mit – und hatte ihren stärksten Antrieb aus – einem unglückseligen nach-Napoleonischen Nationalismus. zuvor war die gerne so falsch interpretierte Erb-Feindschaft nicht eine nationale solche, sondern eine Rivalität zwischen Bourbon und Habsburg.

Deutsch…Deutschland… zu definieren, wird auch Herrn Bittner dann nicht gelingen, wenn er nicht ganz eindeutig die historische Epoche ganz klein-räumig einbezieht. Deutsch… – Deutschland… ist – historisch jedenfalls – mit kaum einer der gängigen Staats-Lehren/-Theorien, und den dort gerne festgelegten Merkmalen zu definieren. Deutsch jedenfalls ist nicht notwendigerweise alles was Deutschspricht. Und Deutsch/deutsch-sprachig war das HRR allemal nur sehr bedingt. Deutsch definiert sich als erstes noch – und seit der frühesten quasi eigenständigen Entwicklung rechts des Rheines nach Carolus Magnus durch die Ablehnung einer Zentralmacht; alle Versuche, solchen zentrifugalen Wirkungen zu mildern, misslangen – inklusive selbst der Goldenen Bulle.

– Reichs-Politik war folglich nie zentralistische angetrieben; eher öffnete das System der Wahl-Fürsten Tür und Tor den Eigen-Interessen, der Korruption, und der Korrumpierbarkeit.

– Das Wissen um diese Zusammenhänge, kombiniert mit der skrupellosen Dominanz eines schwachen, von Anfang an angeschlagenen Preußischen Königs ermöglichte Bismarck die nahezu widerstandslose Umsetzung seiner sehr einseitigen Einigungs-Propaganda – ausdrücklich gegen das weit größere, stärkere andere Deutsche Bruder-Volk am Süd-Ost Rand des damaligen Reichsgebietes.

– … das habe doch nichts mit der Paulskirche zu tun…? – solche Dialektik können wir getrost in die Mülltonne treten!

Natürlich hat es damit zu tun – nicht zuletzt gar, weil es bis heute nachwirkt… und weil wir uns weiterhin daran gehindert fühlen, über andere Formen der Selbstbestimmung nachzudenken. Die Grenzen erleben wir täglich; indes sind wir hilflos, wenn abweichende Kreativität das Patt unserer Unregierbarkeit auflösen – mindestens aber ein wenig erleichtern könnte.

– Weiterhin fühlen wir uns genötigt, unsere Verfassung als die beste aller denkbaren zu preisen; dabei steckt sie voller derart eklatanter (wenn von der Entstehung her auch erklärbarer) Schwächen – dass es einen allein deshalb wundern muss, wie hilflos wir uns den daraus resultieren Schwächen gegenüber fühlen. Wir sollten wieder glaubwürdiger werden… – Hans von Schack

 

Bereits Heinrich Heine hat 1844 in „Deutschland ein Wintermärchen“ in Caput IX erkannt: „Auch einen Schweinskopf trug man auf, in einer zinnernen Schüssel, noch immer schmückt man den Schweinen bei uns, mit Lorbeerblättern den Rüssel.“ Treffender kann man die immer noch praktizierte Verherrlichung in Denkmalen und Benennung von Plätzen und Straßen nach Reaktionären und völlig überbewerteten Personen und Figuren der Deutschen Geschichte nicht beschreiben. Ein Beispiel: Der Hauptverantwortliche, General Lothar von Throta, für den Völkermord (Genozid) an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika, im Jahr 1904, dem 60.000 bis 70.000 Menschen zum Opfer fielen hat bis heute ein „Ehrengrab“ auf einem Bonner Friedhof. Zudem gibt es in einer Münchener Kaserne noch ein „Ehrenmal für deutsche Kolonialtruppen in Afrika“. Diese Liste der Denkmale für „Unwürdige“ könnte man lange fortsetzen. Wichtiger allerdings ist die Frage: Wo sind die Beachtung, Würdigung und Wertschätzung für Vordenker, Widerstandskämpfer und Demokratieverfechter die Vorausschauend seit 1848 an Ignoranz und dem Unwillen zu Erneuerungen gescheitert sind. Dies ist der Deutschen Unfähigkeit wirklich Neues zuzulassen und vorurteilsfrei darüber in angemessener Zeit zu befinden geschuldet. Deutsche Politik ist auch heute größtenteils noch so ausgerichtet, dass jedes Anecken gegenüber ausländischen Partnern und Gegnern möglichst vermieden werden soll. Aber Demokratie und die entsprechende Politik bedürfen auch der Rückschau auf freie Geister und deren Worte und Schriften, um die Zukunft zu gestalten. Das geschieht aber lediglich, wenn überhaupt, in irgendwelchen Proseminaren. „Yes We Can“ and „Amerika First“ zu „Wir schaffen das“ und „Wer Führung bestellt, bekommt sie auch“. Hier wird überdeutlich, dass die einen voll hinter ihrer Überzeugung stehen und danach handeln. Die anderen getrieben vom Zeitgeist Floskeln absondern und sich zögernd und zaudernd in der Tagespolitik verlieren. Schade! – Felix Bicker

 

Herr Bittner kritisiert zu Recht die Fülle der Denkmale, Straßen-, Kirchen – und Platznamen in der BRD, die bis heute Regierende des ‚Kaiserreichs‘ ehren sollen. Seine Annahme, Berlin besitze mit Washington und London vergleichbare Landmarken der Demokratie schon deswegen nicht, weil es keine vergleichbare Demokratiegeschichte habe, ist dagegen fragwürdig. Immerhin kann man mit Recht eine deutsche Demokratiegeschichte mit dem 18.03.1848 beginnen lassen. Ansätze dazu sind auch schon um 1830 vorhanden gewesen. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. war zunächst äußerst zögerlich, die Kämpfer an den Barrikaden mit Gewalt niederzuringen. Für das ‚Gemetzel‘ war eigentlich sein eineinhalb Jahre jüngerer Bruder und Thronfolger Wilhelm, der Prinz von Preußen, verantwortlich. Er forderte vehement, auf das Volk zu schießen und riskierte einen handfesten Streit mit seinem Bruder. Als es für ihn gefährlich wurde, entschied der König, dass er sich umgehend nach England absetzen solle. Wilhelm floh getarnt nach London und suchte Unterschlupf bei seinen entfernten Verwandten. In Berlin wurde er nunmehr „Kartätschenprinz“ genannt. Er befehligte 1849 in Baden die Streitkräfte im Kampf gegen die unterlegenen Revolutionäre.

Dieser Mann wurde 1871 nach einem verlustreichen Krieg gegen Frankreich zum ersten deutschen Kaiser gekrönt, wobei Bismarck sozusagen der ‚Steigbügelhalter‘ war. Wilhelm I. starb 1888, sein Enkel Wilhelm II. führte Deutschland in den 1. Weltkrieg. Von 1919 bis 1933 konnten die demokratischen Ziele von 1848 verfolgt werden, es misslang jedoch, eine funktionierende Demokratie zu schaffen. Das gelang erst nach dem Ende der Nazizeit, einhundert Jahre nach dem Scheitern der 48er-Revolution. Die im Übermaß vorhanden Denkmale für Kaiser Wilhelm I. und Bismarck, sowie die zahlreichen entsprechenden Namensgebungen sollten kritisch überprüft werden. Und im neuerbauten Berliner Schloss müsste im Schlüterhof ein Denkmal für die Präsentation der toten Zivilisten aus den Barrikadenkämpfen entstehen. Dort hatte das Volk dem König zugerufen: „Hut ab! Und er hatte wirklich seine Militärmütze vor den Toten abgenommen! – Peter Paul Mintert

 

Tja, ein Denkmal für die Männer der Paulskirche – das kann man ja wohl nur begrüßen. – Verwunderlich ist jedoch der Blick auf die Geschichte, der sich an diesen Wunsch anschließt. Was hätte es denn in der Paulskirche sein sollen: die kleindeutsche Lösung mit Preußen als dominanter Macht oder die großdeutsche mit dem Einschluss von Österreich – und was wäre dann aus dem Rest der Habsburg-Monarchie geworden? Und für eine allgemeine Demokratie in deutschen Landen waren die Verhältnisse wohl noch nicht reif, weil es starke Gegenkräfte gab. – Bismarck hat zwischen den Ängsten vor einer neuen Revolution und einem Militärputsch laviert und Preußen eine Verfassung verschafft, zwar nur mit einem Drei-Klassen-Wahlrecht, aber immerhin. Im Deutschen Reich gab es ab 1871 ein allgemeines gleiches Wahlrecht, wenn auch nur für Männer, aber immerhin. – Der 1. Weltkrieg wurde nicht von Bismarck und Wilhelm Zwo verursacht, sondern durch ein Versagen der europäischen Diplomatie, so sehen das heute wohl die meisten Historiker. – Und nun der Blick auf die Länder, denen eine Vorzeige-Demokratie zugesprochen wurde: England und Frankreich haben sich ein System von Kolonien angeeignet, das fast die halbe Welt umspannte, mit schrecklichen Folgen bis heute. Die haben aber nicht nur in fremden Ländern Unheil angerichtet: England ließ 1845 -1849 beinahe halb Irland verhungern oder in die Emigration gehen. In Frankreich wurden am Ende des Algerienkrieges Algerier gefesselt in die Seine geschmissen. – Und die USA haben mit der Monroe-Doktrin von 1823 Lateinamerika zu ihrer Einfluss-Zone erklärt und dann auch mit militärischen Aktionen und wirtschaftlichen Sanktionen immer wieder Einfluss genommen; mit militärischen Spezialoperationen haben sie Spanien Florida (1821) weggenommen und im Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898 Kuba, Puerto Rico, Guam, die Philippinen und die Hawaii-Inseln unter ihre Gewalt gebracht. Und nicht zuletzt wurde zwar die Sklaverei abgeschafft, aber der Rassismus ist geblieben. Die indigene Bevölkerung wurde entrechtet und ging größtenteils zugrunde. – Also mit der Demokratie wäre alles gut geworden? – Wolf-Wedigo Wolfram

 

Der Ausspruch Friedrich Wilhelms IV., des Königs von Preußen 1840-1861 wird falsch wiedergegeben: das „Blatt Papier“ bezog sich nicht auf eine Verfassung zwischen sich und Gott, sondern auf eine Verfassung zwischen sich und seinem Volk (Zwischen mir und mein Volk soll sich kein Blatt Papier drängen – Friedrich Wilhelm IV. von Preußen – Wikimedia Commons): Der Regent wähnte sich in paternalistischer Manier eines Sinnes mit den Regierten. Dass sich das nicht so verhielt, zeigen schon die Märzereignisse 1848. In der Sache aber hat Jochen Bittner vollkommen recht: Die Deutschen haben nicht nur wegen des Wilhelminismus und Hitlerismus zu ihrer Geschichte ein gespaltenes Verhältnis. Anstatt sich darauf zu besinnen, wie die eigenen politischen und moralischen Werte sich historisch artikulieren (Gustav Struve, Friedrich Hecker, Emma und Georg Herwegh etc.), kreist das kollektive Gedächtnis nach wie vor gerade um die „Niederknüppler der Revolution“ (Wilhelm I., Bismarck etc.), deren Stadtschlösser aufwändig restauriert werden. Wenn die politische Kultur sich nur aus diesen ‚“Heldengestalten“ der Reaktion‘ speist, wird sie nur eine Demokratie ohne Demokraten hervorbringen, weil sie es versäumt hat, ein affektives Verhältnis zum geschichtlichen Gewordensein der eigenen Werte und Fixsterne zu entwickeln.

Es bleibt nicht ohne (Fern-)Wirkung, wenn ich in einer „Lüderitzstraße“ oder „Wilhelmsstraße“ wohne, oder ob ich die Straßenbahn am „Bismarckplatz“ nehme: Als Geschichtslehrer an einem Bismarck-Gymnasium habe ich in Diskussionen häufig bemerkt, wie günstig und exkulpierend das Urteil von Schülerinnen und Schülern über von Bismarck ausfällt, einfach weil sie gerne auf „das Bismarck“ gehen, weil sie sich mit Bismarck identifizieren. – Andreas Ehmer

 

Was für ein Glück! Ich staune nicht schlecht: Bei uns soll man „leider“ immer noch das Scheitern der demokratischen Revolution im Jahr 1848 spüren. Uns soll bis heute der notwendige Fortschrittsrealismus fehlen. Immer noch überlassen wir die militärische Sicherheit, die Kernkraft und die Umweltrisiken anderen. Ich höre: Wie kann man nur! Was für ein Glück, dass wir das tiefe Tal des Möchte-gern-groß-sein – Wollens bereits durchschritten haben. Dieses Lernen, dieses Guthaben haben wir in der Verfassung zum Glück abgesichert. Ich muss zugeben, bei der oft riskanten Suche nach Freiheit und Wohlstand fühle ich mich hier vor plötzlichen Abstürzen erheblich mehr geschützt als in den hoch gepriesenen USA, in Frankreich oder in England oder auch in vielen anderen Ländern. Unsere Verfassung erlaubt uns das Wunderbare, das Risiko zum notwendigen Neuland. Das Problem: Zu oft fehlt der Mut. Auf den Punkt gebracht: Wir dürfen die „Angst vor einem gewissen bisschen Ungewissen“ wagen, da uns die parlamentarische Rückversicherung wunderbar schützt. Der demokratisch immer gewünschte und auch notwendige Mut zur selbstverantwortlichen „Gewohnheitsstörung“ ist bei uns besonders gut abgesichert und keineswegs bedürftig. Was für ein Glück! – Stephan Hansen

 

Ende März 2023 besuchte ich mit Freunden den „Friedhof für die Märzgefallenen“ in Berlin, den auch der Bundespräsident anläßlich des 175. Jahrestags des Beginns der Revolution von 1848 besucht hat. Aber welcher Tourist kennt ihn überhaupt und findet ihn? Es ehrt die Bundesrepublik und das Land Berlin nicht, dass an diesem Ort nur ein verkommener Kontainer herumsteht und nur einige Info-Tafeln auf das Wichtigste über die Revolution hinweisen. Höchste Zeit, dass ein würdiges Gedenken möglich wird, und das gerade heute, wo undemokratisches Denken sich mehr und mehr verbreitet. An einer solchen Gedenkstätte könnten und müssten Schulklassen und politisch Interessierte hingeführt werden, denn die historische und politische Bildung ist m.E. ziemlich auf den Tiefpunkt angekommen. In der Schuke sind Politik und Geschichte ja nur sog. „Nebenfächer“. J. Bittner weist auf Möglichkeiten hin, wie andere Länder mit demokratischen Traditionen umgehen. So sollte es auch in Deutschland sein. Einen kleinen Beginn, mit den demokratischen Traditionen umzugehen, zeigt das Hambacher Schloss in der Pfalz, wo auf die Ereignisse von 1832 hingewiesen wird. Hoffentlich finden die Vorschläge J. Bittners ein offenes Ohr bei unseren Politikern. – Hermann Holtmann

 

Jochen Bittner hat recht: wir überlassen Frankreich das Fortschritts-Risiko der Atomkraft. Als Anwohner der Mosel wissen wir hier, dass im vergangenen Jahr von den vier Blöcken des Cattenom-Atom-Kraftwerks meist nur einer am Netz war, weil die anderen Risse hatten. Auch mehrere Dutzend weitere im Nachbarland waren abgeschaltet, weil die jeweiligen Flüsse nicht genug Wasser zum Kühlen führten. Doch Deutschland half aus – mit Elektrizität aus Windrädern. Das könnte man Fortschrittsrealismus nennen. Ostern ist das Fest der Verwandlung und des Aufbruchs – nicht der Jammerei !!! – Norbert Kneib

 

Der Meinung von Jochen Bittner in diesem Artikel kann mich fast voll und ganz anschließen. Bis zum letzten Absatz, in dem die Nutzung der Atomkraft auch als vorbildlicher Wagemut am Beispiel Frankreichs dargestellt wird. Einmal davon abgesehen, dass Frankreich wegen technischer Probleme und umfangreichen Reparaturarbeiten an den Reaktoren aktuell zum Ausgleich Strom aus Deutschland beziehen musste, sind nicht nur für mich Bau und Nutzung von Atommeilern das herausragende Beispiel für menschliche Hybris und Technikgläubigkeit ohne Folgenabschätzung bei ernsthaften Störfällen durch unterschiedlichste Einflüsse. Beispiele dafür gibt es ja leider nicht nur mit Tschernobyl, Harrisburg und Fukushima. Als Endlager für Atommüll gibt es jetzt in ganz Europa erst ein einziges in Finnland, wohin wir unseren Müll aber sicher nicht auslagern können. Allein in der Bundesrepublik laufen immer noch lediglich Untersuchungen für geeignete unterirdische Lagerstätten – Ergebnis offen. Da wir nicht einmal in der Lage sind, beim Klimaschutz die Verantwortung für die nächste Generation unserer Spezies zu übernehmen, wie können wir uns dann anmaßen, für mindestens 100.000 Jahre in der Zukunft Sicherheit vor lebensgefährlicher Strahlung und anderen üblen Schäden für Natur und Mensch zu gewährleisten? Und noch als Ergänzung: Auch wenn Atomkraft gern offiziell als CO2-frei angepriesen wird, werden bei Gewinnung und Transport von Uran außer erheblichen Umweltschäden im Bergbau auch klimaschädliche Gase wie CO2 in die Atmosphäre geblasen. – Harald Garzke

 

Dieser Artikel von Jochen Bittner in der Osterausgabe der Zeit hat mich bestärkt in dem Anliegen , falschen Weichenstellungen für die Zukunft unserer Gesellschaft entgegen zu treten. Als Wissenschaftler, der sich viele Jahre mit der Sicherheit von Kernkraftwerken beschäftigt hat, bin ich der Meinung, dass wir die Kernenergie trotz aller damit verbundenen Risiken als Technologie für die Überwindung der Klimakrise hochhalten müssen. Leute, die so denken wie ich, sind mit dieser Haltung keine Systemsprenger. Wir dürfen uns von der Reaktion, die uns insbesondere in Deutschland entgegentritt, nicht beirren lassen. Auch für spätere Generationen muss diese Technologie weiter entwickelt und verbessert werden. Es gibt technische Lösungen für alle Probleme, an denen weltweit gearbeitet wird. Ich fürchte, mit der Abschaltung der letzten 3 deutschen Kernkraftwerke Ende der Woche werfen wir eine Technologie weg, die wir lange Jahre sicher und weltweit führend in Deutschland betrieben haben. Wir stellen uns technologisch ins Abseits. Ist es nicht an der Zeit, dass wir den Fortschritt, den uns diese Technologie in Deutschland gebracht hat, realistischer betrachten und ihrer irrrationalen Verdammung und der Hybris, alle exponentiell steigenden energetischen Anforderungen mit den „Erneuerbaren Energien“ erfüllen zu können, entgegentreten. – Peter Royl

 

Wie bekannt schwappte die im Februar 1848 in Frankreich ausbrechende Februarrevolution in die südwestlichen Staaten des Deutschen Bundes über und führte dort zu der Märzrevolution und den sogenannten Märzforderungen. Ja, leider ist die demokratische Revolution mit den genannten Folgen damals gescheitert. Nun liegt es mir fern, Washington oder London mit dem beschaulichen und badischen Offenburg zu vergleichen. Ebenso gewagt scheint es, den Big Ben oder das Lincoln Memorial mit dem bei uns in Offenburg hiesigen Gedenken an die revolutionären Demokratiebewegungen auf eine Stufe zu stellen (oder vielleicht doch nicht zu gewagt?). Denn hier empfehle ich Ihnen den Besuch des Salmen in der Offenburger Innenstadt, ein historischer und zugleich moderner Erinnerungsort der Demokratiegeschichte in Deutschland, wurden hier doch u.a. die 13 Forderungen des Volkes in Baden aufgestellt. Der Salmen steht zwar nicht in Berlin, aber immerhin an einem Ort, an dem es zwar auch eine Wilhelmstraße gibt, die Namen Gustav Struve und Friedrich Hecker aber vielen Zeitgenossen ein Begriff sind. – Thomas Schmid

 

Auf Bittner ist Verlass. Merkwürdiger Artikel. Da nimmt Jochen Bittner den 1848er Paulskirchenjahrestag zum Anlass über allerlei zu klagen. Recht hat er mit seinen Aussagen, dass die „Untertanen“ oft den falschen Personen Denkmäler setzen oder Straßen nach ihnen benennen. Das hat eine lange Tradition in Deutschland. Dennoch hat der Kommentar etwas Unseriöses. Beim Lesen habe ich den Eindruck, da kommt noch was. Und zack, kurz vor Schluss bringt er es unter: „Und die Atomkraft, die Deutschland weiter bräuchte, Frankreich.“ Es gehört schon einiges an Chuzpe dazu, die Paulskirchenrevolutionäre von 1848 zu Atomkraftbefürwortern von heute zu machen. Dazu noch Frankreichs Energiepolitik als Vorbild zu preisen ist schon dreist.

Aber man könnte tatsächlich eine andere historische Spur erkennen: von den badischen Revolutionären, die in der Paulskirche gewirkt haben, bis zur Atomkraft in den 70er Jahren. Damals widersetzten sich in Südbaden „unbotmäßige Störer“ der Obrigkeit und der staatlichen Ordnung mit ihrem Widerstand gegen das geplante AKW in Whyl am Kaiserstuhl. Die Obrigkeit war in diesem Fall nicht König und Adel, sondern die baden-württembergische Landesregierung und die Atomwirtschaft. Es ist also genau andersherum, als Herr Bittner suggeriert. Im Widerstand der Bevölkerung in Whyl und anderswo ist doch eher der Geist der Paulskirchenrevolutionäre zu finden als bei den Vertretern der Obrigkeit. Bei Bittners Kommentar scheinen Thema und Zusammenhänge zweitrangig. Hauptsache man kann, bevor das letzte AKW in Deutschland abgeschaltet wird, nochmal schnell die Atomkraft als Lösung unserer Probleme unterbringen. – Heinz Schlagowski

 

Ich denke, dass der Artikel, dem ich im Wesentlichen zustimme, in historischer und psychologischer Hinsicht erweitert werden muss. Bittner bezieht sich auf die Revolution 1848 und deren Scheitern. Ok so weit, nur war da das Kind schon in den Brunnen gefallen. Der Brunnen war der 30.-jährige Krieg, in dem kein Land mehr gelitten hat als das, was wir heute Deutschland nennen. Als Beleg dafür mag Goethe gelten. Er ist u .a. deshalb so herausragend, weil er den, kriegsbedingt verzögerten, Anschluß an das europäische lit. Niveau fand. Die französische Literatur war rund 100 Jahre voraus. Diese 30-jährige Destabilisierung macht das Bedürfnis nach Ordnung zumindest verständlich (Stichwort German-Angst). Es kommt aber noch etwas hinzu, was damit zusammenhängt, und zwar Disziplin bzw. Disziplinierung, wobei innere von äußerer zu unterscheiden ist. Wenn „Außen“ vieles geordnet ist, muss ich dann noch eine innere Disziplin/Ordnung aufbauen? Eigentlich gibt es dafür keinen Grund. Die ungenügende innere Disziplin führt bei Wegfall der äußeren Ordnung/Disziplinierung zu Orientierungslosigkeit/Chaos und löst Angst aus und den Wunsch nach Ordnung, womit sich ein circulus vitiosus ausbildet. Ein Nachtrag zu Goethe: dass Goethe als Dichterfürst gilt, obwohl er doch sagte, „über den Gipfeln ist Ruh’“, und nicht der revolutionärere Schiller (z. B. Wilhelm Tell), verweist auf die Problematik. – Gerd-Rüdiger Erdmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Saubär-Debatte“ von Arno Makowsky

 

Falsche Seitenüberschrift! Bei den geschilderten Sachverhalten handelt es sich mindestens um KAPITALverbrechen! Von den bei Wikipedia aufgelisteten Verbrechen trifft wohl am Ehesten noch „Friedensgefährdende Beziehungen“ zu. Statt sich mit solchen relativ harmlosen Banalitäten zu beschäftigen, sollte nicht vergessen werden, wo die wahren WELTFRIEDENSgefährdenden (Kriegs-)Verbrecher sitzen: In Russland und in Belarus! – Thomas Manthey

 

Schade, dass Arno Makowsky zu dem eigentlich interessanten Sachverhalt, dass immer mehr Kinder (von Leuten wie ihm?) zu kleinen Prinzessinnen und Prinzen erzogen werden, nicht mehr beizusteuern hat als Bayern-Klischees aus der Mottenkiste arroganter städtischer Linksintellektueller. Was hat er denn erwartet in einem bayerischen Wallfahrtsort? Eine aufgewokte LGBTQ-Demo? – Kurt Eimers

 

Der Artikel behandelt meiner Meinung nach ein unangemessenes Urteil gegen die Busfahrerin, das vor ca. 30 Jahren so nicht erfolgt wäre und letztendlich auf der aktuellen pseudoliberalen Sicht eines falsch verstandenen Schutzes von jungen Menschen basiert. Im Zentrum der Auseinandersetzung müßte wieder der Erziehungsauftrag gegenüber Kindern und Jugendlichen stehen. Das Fehlverhalten des Elfjährigen und von Teilen seiner Wohlstandsgeneration kann man leider täglich in Deutschland im Nahverkehr beobachten. Warum wurde der beim Gerichtsverfahren in die Rolle des Opfers gestellte Jugendliche nicht streng darauf hingewiesen, dass seine trotz Warnung der Busfahrerin fortgesetzte Verschmutzung der Sitzfläche eine bewusste Beschädigung fremden Eigentums ist und andere Menschen dem Risiko der Verschmutzung ihrer Kleidung aussetzt. Ich würde das Verhalten schlicht als asozial bezeichnen.

Stattdessen verliert der Richter dies völlig aus den Augen, arbeitet sich an der Definition des Wortes „Saubär“ ab und erzielt den Effekt, dass der Täter zum Opfer wird! Auch die Aussage, die Nichtakzeptanz des Urteils durch viele Bürger hätte mit dem falsch verstandenen Bestehen auf regionaler Identität und Tradition zu tun kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe über viele viele Jahre in öffentlichen Verkehrsmitteln im Hamburger Raum leider beobachten müssen, dass von den übrigen Fahrgästen leider in aller Regel keine Reaktion erfolgt, wenn top gestylte Jugendliche ihre schmutzigen Schuhe auf anderen Sitzflächen abstützen. Warum fordern Erwachsene in der Öffentlichkeit nicht mehr die Einhaltung bewährter wertschätzender Verhaltensweisen ein? Diverse Urteile der Art wie im Zeit-Artikel werden leider die Haltung verstärken, lass sie machen, was soll ich mir Ärger einhandeln. – Manfred Eberle

 

„Der Saubär“ ist ein Opfer von Vernachlässigung (der Erziehung) durch Vater und Richter. Auch eine Form von Kindeswohlgefährdung. – Wolfgang Meinrenken

 

Das „Problem“ sind doch hier die klagenden Eltern. Warum wird in dem Artikel nicht deren Motivation erwähnt. Ein 11-jähriger Junge zieht doch nicht vor Gericht. Ich fühle mich nach dem Lesen dieses relativ langen Artikels nicht informiert! – Reinhard Rupp

 

Arno Mankowski scheint eine leichte Tendenz zur Schizophrenie zu haben. Bei der Verfassung seines Textes zu dem im Betreff genannten Artikel konnte er sich offensichtlich nicht so richtig entscheiden, ob er dem bei “Dschörnalisten“ bekannten und beliebten Bayern-Bashing frönen, doch eher der Beschreibung des realen Lebens den Vorzug geben soll. – Gernot Schreiber

 

Wenn wir vor Jahrzehnten, als wir noch Kinder waren, in meiner Heimatstadt Gera unsere besten Freunde trafen, dann begrüßten wir uns mit den Worten: ihr älenn Hunne (ihr elenden Hunde)! Gute Freunde lediglich mit: ihr Hunne! Wären die Saubären aus Bayern schon bis zu uns vorgedrungen, hätten wir die Hunne vielleicht durch sie ersetzt! Inzwischen haben sich solche derb-freundschaftlichen Ansprachen in ihr Gegenteil verkehrt: der Saubär, das Gegenteil von sauber, hat sich zu einem strafbaren Unwort gewandelt; der Klaps einer Frau zu einem Genickschlag! Natürliche – und Amtsautorität wird nicht mehr respektiert, und wer sie dennoch einfordert, wird bestraft; ein strafunmündiger Jugendlicher dagegen, der sie grob mißachtet, der sogar tötet, wird in Watte gepackt! Als Grundschüler mußte ich zusammen mit ein paar Kameraden jeden Tag 4km durch den Wald aus unserem Dorf zur Schule in die Stadt laufen – und mittags wieder zurück! Wenn viel Schnee lag, was damals häufig der Fall war, hätten wir zu Hause bleiben dürfen. Das aber hätte uns der größten Gaudi beraubt: auf dem Schulranzen einen steilen Hang runterzurutschen! Nie hat uns Schnee vom Schulbesuch abgehalten! Gesetzt den Fall, es hätte damals schon einen Schulbus gegeben: keiner hätte gewagt, seine dreckigen Schuhe auf die Sitze zu stellen! Der Fahrer hätte ihn am Schlawittchen gepackt und vor die Bustür gesetzt, auch mitten im Wald! Denn er wußte, den Weg zur Schule oder nach Hause kennt er ja! Dort hätte ihn eine Standpauke und mehr erwartet! Dasselbe hätte die Busfahrerin mit dem jugendlichen Flegel machen sollen! Vielleicht aber hätte er dann in seiner Verzweiflung mit einem Messer auf sie eingestochen; er war ja strafunmündig und wäre nicht zur Rechenschaft gezogen worden! Wäre er aber tatsächlich vor der Tür gelandet, dann wäre die Strafe für die Busfahrerin wegen seelischer Grausamkeit mindestens dreimal so hoch ausgefallen! Irgendwann wird sich kein Busfahrer mehr finden, und die armen Schüler müssen, wie wir früher, zu Fuß gehen! Das macht Spaß und härtet ab; mancher mag davon eine rauhe Schale bekommen, die den weichen Kern besonders gut schützt. So aber wachsen Jugendliche heran mit einer Schale aus Watte und einem Kern aus Stein! – Ulrich Pietsch

 

Nur eine Frage von „Idylle“? Der Artikel vermittelt den Eindruck, dass die Debatte um diesen Vorfall eine Frage der „Tradition“ oder der „Idylle“ in Bayern sei. Ist das so? Ein Elfjähriger ignoriert die Regeln im öffentlichen Bus und die Autorität der Busfahrerin, provoziert durch noch mehr Dreck auf Polstern. Die Busfahrerin reagiert mit einem derben, bayrischen Ausdruck, tippt den Jungen an der Schulter, wird vom Vater verklagt, muss 500 € zahlen und das Gericht findet das ok. Wie sieht denn die Alternative zur Auflösung der Situation aus? Verbal angehen ist nicht. Körperlich anfassen schon mal gar nicht. Der Junge kommuniziert nicht. Also den Regelverstoß ignorieren? Ok, die Busfahrerin macht dann vermutlich am Ende ihrer Schicht den Dreck selbst weg und Regeln gelten im Bus nur für die, die sich freiwillig daranhalten. Oder man ruft die Polizei. Aber die kommt bestimmt nicht wegen dreckiger Polster. Man kann dem Jungen auch die Weiterfahrt verweigern, dafür müsste er aber erst mal aussteigen. Ach ja, anfassen ist ja nicht. Außerdem wäre das der nächste Skandal: „Elfjähriger von Busfahrerin ausgesetzt“. Für den Folgetag die Mitfahrt verweigern? Ne, wird wohl auch nichts. Nächster Skandal. „Schüler kommt nicht zu Schule, weil er im Bus Dreck an den Schuhen hatte.“ Dann halt ignorieren. Ist ja auch nur eine Brauchtumsfrage in Bayern. Und Busfahrer, die das alles mitmachen, haben wir ja auch genug. – Wigand Maethner

 

Aus meiner Sicht weit stimmiger:

  1. 500 € Bußgeld für den Vater, der seinem Erziehungsauftrag nicht gerecht wird.
  2. 500 € Bußgeld für den Richter, der unsere Rechtsnormen auf den Kopf stellt.
  3. Der 11jährige „Saubär“ fährt zwei Wochen lang mit dem Rad, statt mit dem Schulbus, damit er lernt, dass sein Handeln Konsequenzen hat.
  4. Applaus für die Schulbusfahrerin und die Bürger von Altötting für ihre Initiative und ihr klares Gespür dafür, was sich nicht gehört.
  5. Nachhilfeunterricht für den Verfasser des Artikels, Herrn Makowsky: Es handelt sich hier nicht um ein in Gefahr befindliches oberbayerisches Idyll, sondern um die Verteidigung von Regeln, ohne deren Achtung ein gedeihliches Zusammenleben in einer Gemeinschaft nicht möglich ist. – Bruni Winkler

 

Vielen Dank für Ihren Artikel. Kleine Korrektur des letzten Satzes: Das alles spielt sich nun wirklich in Niederbayern ab und hat rein gar nix mit Oberbayern zu tun. Hätte ich auch nicht gewusst aus der Hamburger Perspektive, aber da ich da mal gewohnt habe, hat sich die Perspektive eben verändert. – Benita Hasselblatt

 

Verfehlte Justiz. Völlig unabhängig vom fehlenden Anstand und der Charakterlosigkeit der Eltern des „Rotzlöffels“, hier überhaupt Strafanzeige wegen eines solchen Bagatelldelikts zu erstatten, ist es einzig und allein die hier verantwortliche bayerische Justiz, die den Fall eskaliert hat, denn: Ein solcher Vorgang hätte niemals auf Gerichtsebene kommen dürfen. Zunächst handelt es sich um ein reines Privat – bzw. Antragsdelikt, ein Bagatellgeschehen, bei der die Staatsanwaltschaft bereits das öffentliche Interesse hätte verneinen müssen mit Verweis auf den Privatklageweg. Darüber hinaus wurde kein Täter-Opfer-Ausgleich betrieben, der hier klassischerweise zur Anwendung hätte gebracht werden müssen. Zuletzt hätte das Amtsgericht den Strafbefehl oder die Anklage gar nicht annehmen dürfen, zumal die Staatsanwaltschaft, wenn sie unbedingt das öffentliche Interesse unverständlicherweise hätte bejaht, bereits eine Einstellung des Verfahrens der Kollegin hätte anbieten müssen mit vielleicht geringer Geldauflage (500 Euro sind viel zu viel für solch ein Bagatelldelikt). Die Öffentlichkeit ist zu Recht empört über die Behandlung dieses Falles durch die bayerische Justiz, die andere, schwerwiegende Vergehen oftmals nicht zur Anklage bringt. Der Regelfall bei Schulverkehr ist im übrigen ein anderer: Die Kinder sind so gut wie immer sehr diszipliniert, hören auf das, was der Busfahrer oder die Busfahrerin sagt und machen keine Sperenzien. Jedenfalls kann ich dies für den Raum Lübeck behaupten. – Edmund Haferbeck

 

Die Kritik an der Verurteilung der Busfahrerin als Angst der exotisch bayrischen Volkseele vor Verlust der Identität hinzustellen, ist Zeitgeisterei! Als gebürtiges Nordlicht ist es mir ähnlich ergangen wie den Altöttingern, deren Dialekt schwer zu verstehen ist. Die Bezeichnung Schwein für einen Jungen, der seine dreckigen Schuhe auf die Sitzfläche in einem Bus legt ist keine Formalbeleidigung, sondern eine auf den Sachverhalt zutreffende Beschreibung. Es geht bei dem Vergehen des Jungen auch nicht um den Schutz des Eigentums des Busunternehmers wie der Autor abwiegelt, sondern um die Sauberkeit eines der Allgemeinheit durch öffentliche Gelder finanzierten Transportmittels. Kinder schlagen, geht gar nicht, da hat der Richter recht. Doch scheint diesbezüglich die Beweislage dürftig zu sein. Der Junge hatte durch sein starrköpfiges Verhalten gegenüber der Busfahrerin gezeigt, dass er seine Rechte kennt. Gestärkt den durch juristischen Erfolg seiner Eltern spricht Vieles für ein Weiter so! Die Busfahrerin, die den Jungen weiterhin transportieren muss, hat mein ganzes Mitgefühl. – Hans-Günther Vieweg

 

Sehr geehrter Herr Makowsky, Sie sind derart mit dem Nachweis beschäftigt, dass das Einfordern von gutem Benehmen Folklore sei, dass Sie ein paar wesentliche Fragen gar nicht erst stellen: Was hätte die Busfahrerin tun sollen, um das verschüchterte Kind – das offenbar aber nicht schüchtern genug war, zuzuhören und zu tun was man berechtigterweise von ihm verlangte – dazu zu bewegen, seine Schuhe vom Sitz zu nehmen? Den Bus anhalten, alle warten lassen, bis die Polizei kommt? Ein pädagogisches Gespräch im Stuhlkreis? Oder etwa die Luft anhalten, wie weiland Klein-Pepe im Asterix-Band „Asterix in Spanien“? Warum darf man jemanden, der ohne Not offensichtlich Schaden anrichtet, nicht zur Rechenschaft ziehen, insbesondere dann, wenn dabei kein Schaden entsteht? Oder wurde das arme Kind durch den „Stupser“ verletzt? Und warum ist es ein Erfolg, dem Kind die Aussage vor Gericht zu ersparen? Wäre es nicht wenigstens angemessen gewesen, dass es auch zu seinem Tun steht? Es ist ehrenwert, wenn andere sich die Zeit nehmen, in einem solchen Fall die Eltern einzubeziehen. Ist es aber recht, dies indirekt einzufordern? Und glauben Sie wirklich, dass ein Vater, der wegen dieses Vorfalls Anzeige erstattet, nicht auch hier sein Kind im Recht gesehen hätte? Letzten Endes stimmt der Artikel in ein anderes Volkslied ein, das immer öfter gesungen wird: „Ich kann tun was ich will und habe keine Konsequenzen zu befürchten“. Was diese Haltung bereits heute aber auch langfristig für unsere Gesellschaft bedeutet, möge jeder selbst beurteilen. – Gernot Schullerus

 

Dem Hohen Gericht in Altötting würde ich zwei Dinge vorschlagen :

  1. Ein paar Fahrten im Schulbus, vor allem in Stosszeiten und ein paar Fahrten mit den „Lumpensammlern“, d.h. zu später Stunde wenn die Partylaune an Bus und Fahrer/in ausgelassen wird.
  2. Als Lektüre vor ähnlichen Gerichtsverfahren „Die Dachserin“ein Kurzgeschichte von Ludwig Thoma. Diese kann ich auch Ihnen empfehlen, eigentlich habe ich eine betreffende Zitierung in Ihrem Artkel vermisst. Alles Gute der ZEIT und Dankeschön für Ihre Arbeit ! – Hanspeter Hoernstein

 

Den Artikel von Arno Makowsky, in der Rubrik „Verbrechen“, DIE ZEIT-Nr. 15, vom 5.4.2023, S. 18, finde ich befremdlich. Ebenso das Verhalten aller Erwachsenen, die in dem Artikel vorkommen: Das geht los mit dem Vater, der vor Gericht klagt, statt seinen Sohn aufzufordern, sich bei der Busfahrerin zu entschuldigen und der dafür sorgt, dass sein Kind die von ihm mit seinen matschigen Schuhen verunreinigten Sitze wieder reinigt. Dann kommt das Gericht, das so ein Thema überhaupt einer Gerichtsverhandlung für würdig hält. Danach der Richter, der die Busfahrerin verurteilt, statt den Vater auf seine Pflicht zur Erziehung des Jungen hinzuweisen. Schließlich kommt der Berichterstatter, der über den „Fall“ unter dem Titel „Verbrechen“ so schreibt, als sei es vollkommen normal, dass man im Bus die Füße auf die gegenüberliegenden Sitze legt, was schon mit ausgezogenen Schuhen nicht wirklich in Ordnung wäre. Aber wenn die Schuhe anbehalten werden und zudem von Regen und Straßendreck verschmutzt sind, ist das vollkommen indiskutabel. Bei dem Text frage ich mich: Ist unsere Gesellschaft vollkommen verrückt geworden? Wenn man einen Schaden anrichtet, und dazu gehört auch eine Verschmutzung, dann hat man das wieder in Ordnung zu bringen. Der Elfjährige hätte das bei dem Vorfall lernen können. Und im Artikel hätte dieser Aspekt im Mittelpunkt stehen müssen, nicht mal eben als Randaspekt erwähnt werden sollen. – Ursula Schwarzer

 

Der Artikel ist mindestens so ärgerlich wie der beschriebene Sachverhalt. Es geht nicht um „bayrische Traditionen“, sondern die Erziehung von Kindern zu respektvollem Verhalten und Umgang miteinander. Hat man früher Werte und Normen genannt. Hat der Vater wenigstens die Reinigung der Sitze zahlen müssen? Das wäre fair gewesen. Wie oft habe ich Kinder und Jugendliche dazu gebracht, ihren Müll aufzuheben und in den Mülleimer zu werfen. Inzwischen aber muss man sich fragen, ob man nicht nur einen dummen Spruch, sondern auch eine im wahrsten Sinne des Wortes „dicke Lippe“ riskiert oder auch einen Gerichtsprozess. Diese Entwicklung scheint den Autor zu amüsieren, ich finde diese Verrohung der Gesellschaft eher erschreckend. – Hajnalka Kovac

 

Oha, in was für heikle Zeiten im Hinblick auf Kindererziehung sind wir gelandet, wenn das Tapsen auf die Schulter und die mündliche Bezeichnung “ du Saubär“ , bei und zu einem 9 Jährigen Jungen, welcher die beschuhten Füße im Schulbus nicht vom Sitz nehmen will, von den Eltern vor den Kadi gebracht wird?. Wie hätte sich die Schulbusfahrerin bei ihrer zweiten Aufforderung dem aufs I-Pad stierenden Jungen anders bemerkbar machen sollen? Wenn hier das Gesetz – seit den 60er Jahren – aus einem nach meiner Ansicht in der Situation angemessenen Verhalten der Bußfahrerin, eine „Körperverletzung“ und „Beleidigung“ artikuliert und zulässt, dann kann doch hier etwas nicht mehr stimmen. Hier sind der Richter und die Busfahrerin in diesem lapidaren Geschehen die Leidtragenden. Der eine wie die Andere sind durch das flegelhafte Verhalten des Jungen, und die Reaktion empfindlicher, uneinsichtige Eltern, in eine missliche Situation hinein manövriert worden.

Der Richter hatte hier mit seinem Urteil vermutlich kaum Spielraum mit seinem Urteil anders zu entscheiden, oder doch?. Und die Bußfahrerin? Sie sah keine andere Möglichkeit mehr, als diese geschilderte, um ihrer Pflicht im Dienst nachzukommen. Interessant wäre zu wissen, wie die Eltern sich ihrem 9 Jährigen Sohn gegenüber verhalten würden, wenn dieser sich mit seinen Straßenschuhen an, auf dem guten Wohnzimmersessel bequem herum lümmeln würde, und er bei der zweiten Aufforderung, sie herunter zu nehmen, nicht nachkommt ? Na ja, in Altötting – und wohl nicht nur dort – sieht und hat man jetzt jedenfalls einen Grund, auch über den Begriff und die Bewertung „Königskinder-Mentalität“ nachzudenken. – Günter Heuzeroth

 

Wer denkt an die anderen Fahrgäste. Es ist nicht in Ordnung, einen anderen Menschen zu beleidigen oder sogar handgreiflich zu werden. Allerdings werden in diesem Fall die anderen Auswirkungen zu wenig beleuchtet. Wer in öffentlichen Verkehrsmitteln andere Menschen durch sein Verhalten abstößt, muss unbedingt Konsequenzen tragen. Es kann nämlich nicht sein, dass mögliche Fahrgäste den öffentlichen Verkehr nicht nutzen, weil es Menschen gibt, die sich nicht zu benehmen wissen. Wie soll sich denn ein Verkehrsunternehmen gegen den möglichen Verlust von Fahrgästen wehren, wenn seine Mitarbeiter beim Vorgehen gegen solches Verhalten auch noch bestraft werden? Um unsere Klimaziele zu erreichen, müssen viel mehr Menschen für den ÖV gewonnen werden. Dazu gehört auch sich wohlzufühlen. Verdreckte Sitze und vieles mehr gehören dann aber nicht dazu! – Gerhard Stolz

 

Vor Jahren hätte der geschilderte Tathergang auch in Bayern selbst nicht einmal zur Provinzposse getaugt. Eine derartige Alltags-Banalität wäre vermutlich überhaupt nicht justiziabel gewesen. Heute wird eine Busfahrerin zur Angeklagten, die einen störrischen Jungen rüffelt, der seine dreckigen Schuhen nicht vom Sitz nimmt. Sie wird zu einer Strafe von 500 Euro verurteilt, dazu kommen noch Gerichts – und Anwaltskosten. Die Justiz hätte den Fall wegen Geringfügigkeit ablehnen, allenfalls einen Schiedsmann empfehlen sollen – meine ich. Ich meine aber auch, daß derartige Banalitäten nicht in DIE ZEIT gehören, und schon gar nicht unter die General-Überschrift „Verbrechen“. (Es ist dies nicht der erste redaktionelle Mißgriff auf der Seite.) Mein konkreter „Vorschlag zur Güte“ hier: „Die ZEIT“ spendiert der „Täterin“ und dem „Opfer“ einige Freiexemplare – zum Lesen und auch zum Unterlegen auf die Bus-Sitze bei schmutzigen Schuhen. Vielleicht könnte die Lektüre einer im Allgemeinen ja vernunft-geleiteten Wochenzeitung auch dem einen oder anderen Organ der Rechtspflege gut tun. – Leo Voss

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „WORAUF FREUEN SIE SICH NACH DEM TOD?“ von Volker Weidermann

 

Wenn ich Monate zurückblättere, habe ich den Eindruck, Sie bedienen mehr das ZWEIFELN in Ihrer Rubrik und sind eher in Karfreitage vernarrt. Und übersehen, dass es trotz allem auch echten, zeitgemäßen GLAUBEN in österlichem Licht gibt, als Hoffnung, Trost und Ermutigung., und nicht nur den längst überholten, erstarrten fundamentalistischen. Ist Ihnen da für Ihre Oster – Ausgabe wirklich nichts ermutigendes, besseres eingefallen ?

Jeder, der da niederlag, der mag Ostern aufersteh´n, und endlich wieder Tag für Tag seine Wege weiter geh`n. – Karl Heinz König

 

Der Leser empfindet warme Solidarität mit allen Menschen, die sich solche Fragen stellen und keine schlüssigen Antworten finden (können). – Die hier aufgeworfene Frage wirkt leicht übergriffig: Wer es im Leben sehr schwer hatte, der wird sie sich stellen; wem es gut erging, den müsste man fragen, ob er Angst vor dem Sterben hat. Schriftsteller zu befragen, die als Meister des Fiktiven angesehen werden, ist Ausdruck verschämter Resignation. Sie wissen es nicht besser als andere und sie sprechen nicht vom Tod. Sie beschwören das Leben: weiterleben, friedlich leben, leichter, fröhlicher, beschwingter usw. Ist das die Rede von der Seele in seliger Zeit, wenn der Spiegel, in den wir fast ein Leben lang geschaut haben, blind geworden ist? Was der Tod ist können wir nicht wissen. Ihn sich vorzustellen als besseres Leben ist menschlich, widerspricht aber der Erfahrung mit allen, die vor uns gestorben sind. Hätte man Naturwissenschaftler gefragt, wäre die Antwort göttlicher ausgefallen: E gleich M mal C hoch zwei, Sinn ist keinerlei dabei. – Johannes Kettlack

 

Autor Volker Weidermann hat Schriftsteller gefragt nach ihren Hoffnungen auf das Leben im Jenseits. Einer ist sogar schon da gewesen. Schon mal da gewesen ? Das ist aber ein Hammer. Wo war denn im Himmel oder in der Hölle? Gute Fantasie der Mann. Aber Schriftsteller leben ja davon ,dass sie ihre Fantasien an die Verleger verkaufen. Was mich angeht will ich in die Hölle, da sind interessante Typen, mit denen ich gerne mal sprechen würde. Im Himmel ist es stinklangweilig. Man darf in die Harfe greifen oder die Posaune blasen. Chorale werden da auch gesungen . Ein Herr Bach gibt da den Ton an. Hallejulja usw. Von den Schriftstellern glaubt eine Dame an Wiedergeburt. Wahnsinn, als was wird dann wohl wiedergeboren? Lieber nicht weiter ausmalen. Einer fand es schwer aus dem kosmischen Raum zurückzufinden. Der hat sich da wohl verlaufen. So das reicht. Abwarten Leute. Eines Tages sind wir alle mal dran. Und dann wird man ja sehen ,wo man hinkommt. Man sieht sich dann vielleicht. Oder aber ins grosse Nirwana von dem Buddha spricht. Das ist die beste Lösung. Rien na va plus. Aus der Traum und endlich Ruhe in der Vergessenheit. – Hans-Emil Schuster

 

Schon diese verrückte Frage machte mich perplex. Mit dem Text kam ich auch nicht weit. So viel Irreales und Irrationales! Mir fallen einige Schriftsteller mit der Gegenposition ein. Marcel Reich-Ranicki: Der Tod ist der Schlusspunkt. Alles andere ist Wunschdenken. Norbert Elias: Der Tod verbirgt kein Geheimnis. Er öffnet keine Tür. Es ist das Ende eines Menschen. Was von ihm überlebt, ist das, was er anderen Menschen gegeben hat, was in ihrer Erinnerung bleibt. Friedrich Hebbel: Die Menschheit lässt sich keinen Irrtum nehmen, der ihr nützt. Sie würde an Unsterblichkeit glauben, selbst wenn sie das Gegenteil wüsste. Goethe: Unsterblichkeit ist nicht jedermanns Sache. Helmut Schmidt: Ich halte den Tod für endgültig. Es gibt doch das Symmetrieargument: Die Zeit vor unserer Geburt wird gleichgestellt mit der Ewigkeit nach dem Tod. (Zum Beispiel Seneca, Schopenhauer) Oder Mark Twain: Ich fürchte den Tod nicht. Ich war Milliarden und Abermilliarden Jahre tot, bevor ich geboren wurde, und es hat mir nicht die geringsten Unannehmlichkeiten bereitet. Ich weiß: Der Selbsterhaltungstrieb ist im allgemeinen so stark, dass sich die Angst vor dem Tod nicht so einfach wegwischen lässt. Zum Schluss noch Woody Allen: Ich habe keine Angst vor dem Tod. Nur beim Sterben möchte ich nicht dabei sein. Jeder Bürger hat nicht nur ein Recht auf menschenwürdiges Leben, sondern auch auf menschenwürdiges Sterben (zum Beispiel Sterbehilfe). – Ragnar Reuland

 

Nach dem Tod werde ich mich wohl auf nichts mehr freuen können. Das nur nebenbei. Aber zur Sache: „Wir wissen nichts von diesem Hingehn, das nicht mit uns teilt“. Was Rilke da sagt, ist sicher auch heute noch richtig. Wir wissen allerdings Einiges von der unendlich komplexen Struktur, ohne die es Leben und Bewusstsein nicht gibt. Und die irgendwann irreparabel zugrunde geht! Dennoch, es ist nett zu hören, was die eine oder der andere über Bewusstsein oder Existenz nach dem Ende des Lebens denkt. Wenn aber einer seine besonders intensiven Träume in einer lebensbedrohlichen Phase als Erlebnis des Jenseits ausgibt, hat er wohl geahnt, wie gut er als Schriftsteller solchen Stoff verkaufen kann. – Jürgen Schröder

 

Dieser Artikel ist in wunderbarer Weise verheißungsvoll. Das Licht, das Goethe in seiner Sterbestunde begehrt haben soll: vielleicht scheint es uns ja tatsächlich, einladend, aus dem „unbekannten Land“ jenseits des Lebens entgegen. Und das sozusagen auch noch „unentgeltlich“: ohne Vorleistung des Glaubens an Gott. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Gedenken an geliebte verstorbene Menschen. Durch die Corona-Pandemiezeit, den Totensonntag und den Volkstrauertag, sowie mehrere Gedenktage haben wir an verstorbene Menschen gedacht und erinnert. Diese Zeit hat uns sehr mit dem Tod von Angehörigen konfrontiert und uns darüber nachdenken lassen. Doch wie wird an verstorbene geliebte Menschen erinnert? Wie gehen wir mit diesem Thema in der Gesellschaft um? Wenn geliebte Angehörige versterben, hinterlassen sie Lücken in unserer Gesellschaft und fehlen uns allen sehr. Für mich ist meine Mama dieser Mensch und noch viele andere, welche in den letzten Jahren leider verstorben sind. In diesen Tagen denkt und erinnert man sich und trotz der Traurigkeit über das Fehlen des geliebten Menschen, umgreift das Herz auch die Freude, wenn an gemeinsame schöne Erlebnisse gedacht wird. In diesen Momenten sind die verstorbenen Menschen uns ganz nah.

Wenn ich an meine Mama denke, fällt mir direkt ein, dass sie der gutmütigste, herzlichste, warmherzigste und ehrlichste Mensch war, der mir je begegnet ist. Sie hat immer allen Menschen geholfen, war für alle da und hat immer zugehört. Durch ihr Strahlen und ihre warme Zuneigung fühlten sich alle Menschen bei ihr geborgen, beschützt und geliebt. Ihr Herz strahlt auch über ihren Tod hinaus diese Liebe und Wärme aus. Mir als ihre Tochter hat sie ganz viel Liebe und Vertrauen geschenkt und ein zu Hause voller Liebe, Glück und Geborgenheit. Sie hat mir alles mit auf den Weg gegeben, damit ich gut heranwachse und mich sehr gut entwickeln konnte. Dafür danke ich ihr von ganzen Herzen. Mit ihr zu lachen, zu sprechen, ihr zu zuhören, schöne Erlebnisse mit ihr zu teilen, bedeutete unglaubliches Glück. Sie fehlt, aber Sie bleibt immer in meinem Herzen, meinen Erinnerungen, Gedanken und vor allem bleibt ihre Liebe für immer. So sind meine Gedanken an meine Mama voller Liebe und genau dieses Gefühl empfinde ich, wenn ich an meine Mama gedenke. Es ist wichtig sich beim Gedenken an geliebte verstorbene Menschen immer an die schönen gemeinsamen Erlebnisse zu erinnern und wie der Mensch als Persönlichkeit war. So bleiben die Menschen und ihre Liebe für uns für immer in unseren Herzen und Gedanken bestehen. Sie bleiben ein Teil von uns, auch wenn Sie leider nicht mehr bei uns sind. Diesen Text widme ich in Liebe meiner Mama – von ihrer kleinen Tochter. – Sina Guettaf

 

Was für eine wahn-sinnig gute Idee, die Frage nach Todesfreude gerade an Literaturschaffende zu stellen, die im wesentlichen doch Fiktionen ersinnen, von denen sich wiederum so viele Leser Trost und Zuversicht erhoffen! Erstaunlich viele der Gefragten sind „gespannt“ (Kermani) auf eine Transformation, schöpfen ihrerseits Lebenssinn aus dem Vertrauen darauf, nach dem Tod in anderen Wesen weiterzuwirken. Knausgard ersinnt gar die Vision der Abschaffung des Todes; mir kommt dabei eine andere Vision in den Sinn: die Vision der Abschaffung von Kriegen. Von unzähligen gewaltsam herbeigeführten Todesarten muss die ZEIT in fast jeder Ausgabe berichten; hier wäre die Frage nach „Todesfreude“ zynisch. Aber zurück zu Weidermanns „langen Reise auf der Suche nach verlorenem Trost“ ! Möge er weiterhin in ruhigem (!) Fluge ´rumgeistern und uns in seinen Dichtertreffen Zutritt verschaffen zur Innenwelt der Dichter und Denker. Solange ist nichts verloren. – Ingeborg Lukas

 

Zu Ostern feiern wir Christen, eigentlich das Fest der Auferstehung von Jesu Christi! Aber wer feiert von uns noch wirklich diese Auferstehung? Was haben wir dagegen aus Ostern gemacht? Wir lassen Kinder Ostereier suchen und schenken ihn, sofern die Haushaltskasse das noch hergibt, allen möglichen und unmöglichen Krimskrams. Wir essen um die Wette, mal hier mal dort, langweilen uns, gehen ins vielleicht ins Fußballstadion oder lassen uns sonst wie ablenken, nur das eben keine Langeweile aufkommt. Wir haben an Ostern „osterfrei“ und diese Zeit sollen/müssen wir mit der Familie, der Verwandtschaft und irgendwelchen Menschen verbringen müssen, ob uns das passt oder auch nicht.

„Frei von Tod und Banden“ nennt die deutsche Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) ihr Ostergedicht:

„Vom Grabe ist der Herr entstanden und grüßet, die da sein. Und wir sind frei von Tod und Banden und von der Sünde Moder rein. Ich soll mich freun an diesem Tage. Ich freue mich, mein Jesu Christ. Und wenn im Aug´ ich Tränen trage, du weißt doch, dass es Freude ist.“ – Klaus P. Jaworek

 

Der Mensch ist nicht allwissend, er weiß insbesondere nicht, ob es nach dem Tod ein Jenseits gibt. Gibt es nach dem Tod nichts, besteht kein Anlass, sich darüber Gedanken zu machen. Geht man von einem Jenseits aus, möchte der Mensch wissen, was da noch kommt. Theologen, Philosophen und Schriftsteller kommen mit ihren Vorstellungen zu keinem sicheren Ergebnis. Das liegt daran, dass alle Überlegungen menschlicher Natur sind, die menschliche Natur aber mit dem Tod endet. Folglich bleibt nur eine Alternative übrig: Wenn es ein Jenseits gibt, wird es anders als alle menschlichen Vorstellungen sein, nämlich ein für uns nicht erkennbares Sein ohne Raum und Zeit. – Winfried Grabitz

 

In dem Beitrag haben Schriftsteller ihre persönlichen Ansichten darüber geäußert, wie sie sich ein Leben nach dem Tod vorstellen. Kann diese Frage überhaupt beantwortet werden, bevor klargelegt ist, woraus ein komplexes Lebewesen wie der Mensch aufgebaut ist? Sind wir nur physische Körper oder gibt es darüber hinaus Kräfte und Energien, die uns als Menschen ausmachen? Wir besitzen Empfindungen, Wahrnehmungen, Gefühle, Emotionen, Energien, Leidenschaften, Wünsche, Sehnsüchte, Gewissen, Gedanken, höheres Sehnen, Intuition und Erkenntnisfähigkeit. Diese Eigenschaften sind Teil unserer Seele und Ausdruck unseres Bewusstseins und damit von ganz anderer Beschaffenheit als unser physisches Vehikel. Sie manifestieren sich in unserem Körper, wirken bis in den Körper hinein, aber sie entstehen dort nicht. Folglich stirbt diese Seele, dieses Bewusstsein, das wir im Inneren unseres Wesens sind, auch nicht, wenn das Leben des Körpers zu Ende geht.

Unsere Seele existiert weiter und durchläuft ihre ganz individuellen nachtodlichen Bewusstseinszustände, geformt durch die Anziehungen, die wir während unseres Lebens geprägt haben. So erleben wir nach dem Tod die Wirkungen auf unser vorheriges Denken und Handeln. Ähnlich hat George Saunders sehr treffend in der ZEIT formuliert, dass es bei unseren Erlebnissen nach dem Tod vor allem darauf ankomme, was für ein Mensch man hier im Leben gewesen sei. Das Sterben ist also keine Auslöschung. Wenn der Körper zerfällt, existiert der innere Mensch, sein Bewusstsein, seine Egoität, seine höhere Seele, weiter, weil er aus verschiedenen Energien aufgebaut ist. Es sind diese inneren Kräfte, unser essenzielles Menschsein, das nun in andere Welten und Bewusstseinszustände übergeht, in ihnen weiterlebt und nach Vollendung natürlicher Zyklen in einem neuen Körper wiedergeboren wird. Wir alle haben das viele Male erlebt, auch wenn wir zu sehr irdisch gebunden sind, um uns daran zu erinnern – genauso, wie uns nicht bewusst ist, was wir nachts erleben. Doch die Essenz vorheriger Leben lebt in jedem von uns: Sie ist in unserem Charakter gespeichert und macht jeden Menschen unverwechselbar und individuell. Nur so ist der Charakter zu erklären: Er ist die Erinnerung aus vergangenen Leben. Dieses Wissen ist in vielen religiösen und philosophischen Systemen vorhanden und vor allem in der Theosophie bekannt. Durch die Wiedergeburt ist eine Evolution des Menschen möglich, die auf Erfahrungen und inneren Lernprozessen aufbaut – was wirklich Hoffnung für die Zukunft gibt. – Manola Märtens

 

Wunderbar: So viele Siege der menschlichen Glaubensfähigkeit! Nicht allein der religiösen, auch der säkularen, verbunden mit unserer Fähigkeit zur Selbstdistanzierung, humorvollen Gefühlkontrolle oder wie immer wir das nennen wollen! So lassen sich die großartigen Worte des Apostel Paulus: „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ auch ganz weltlich lesen und verstehen. Ohne die christliche Frage nach Schuld und Sühne, die selbst nach mehr als 2000 Jahren noch immer weithin unser Denken und Verhalten beherrscht. Wer allerdings daraus „Die Unsterblichkeit des Bewusstseins“ ableiten will, sollte bedenken, dass dies „Bewusstsein“ – egal ob evolutionär-natürlich entstanden oder künstlich von uns entwickelt – , soweit wir wissen, einzig im Diesseits der menschlichen Bewusstseinsfähigkei die nötige Basalnergie dafür findet. Daher ist meine Lieblingsantwort auf die obige Frage: „Gelebt zu haben.“ – Eckhard Heumann

 

Jedermann kann bekanntlich glauben was er will, jedermann kann seine Vorstellungen haben und pflegen, um mit Niklas Luhmann zusagen: „Jeder ist ein selbstreferentielles autopoietisches System. Das ist sicher Konsens in der Welt mit Ausnahme einiger Staaten wie Iran oder Saudi Arabien. Soweit so gut. Wenn aber die immer auf Ausgewogenheit bedachte Zeit so viele durchaus nette Leute zu Ihren Vorstellungen und Ansichten zum „Leben nach dem Tod“ zu Wort kommen lässt sollte die Zeit auch den wissenschaftlichen Stand dazu in der Zeitschrift bringen. Es gibt keinen Neurowissenschaftler auf der Erde der noch den Dualismus vertritt bzw. der eine Vorstellung einer Seele und Fortbestand der selben nach dem Tod für möglich hält. Die aktuelle Fachliteratur dazu haben sie sicher im Verlag. Interessant wäre es wenn sie im Nachgang zu dem guten Interview von vor Wochen mit Prof. Singer ihn dazu erneut befragen könnten. Zumindest sollten Sie einen Artikel zum Stand der Wissenschaft in diesem Feld bringen. Alle Götter, Engel, Wunder, Leben nach dem Tod ect sind „wirkmächtige Vorstellungen“, so wirkmächtig dass ständig noch Menschen dafür getötet werden oder sich töten in sinnlosen Kriegen. Auch der Ukraine Krieg hat solche Wurzeln in der Philosophie eines Dugin. – Gerd Zeilmann

 

Sorry, aber Péter Nádas ist nicht im Totenreich gewesen und nicht von dort zurückgekehrt. Er hat das Leben nie verlassen, weder sein Gehirn noch körperliche Funktionen sind dauerhaft zum Stillstand gekommen. Wenn wir gestorben sind, gibt es das nicht mehr, mit dem wir denken, empfinden, wahrnehmen – – und berichten. Ein Leben nach dem Tod wäre eins ohne Arme und Beine, ohne Zehnägel und Zähne, ohne Augen, Ohren, Nase, Zunge, Finger, ohne Neuronen und Dendriten, die Sinnesbotschaften in Wahrnehmung umwandeln. Ich halte es lieber mit Solomon, Greenberg, Pyszczynski und all denjenigen, die ein Leben nach dem Tod als Konstrukt und Krücke sehen, mit dem wir versuchen, unsere Sterblichkeit von uns fernzuhalten. Lieber stelle ich mich der harten Realität meiner Vergänglichkeit, meiner absoluten Bedeutungslosigkeit in Zeit und Raum – – und werde frei für die Millisekunde meines Menschenlebens. – John Stevens

 

Uns Menschenkindern ist es verwehrt mit den Sinnen zu erforschen, was uns nach dem Tod erwartet. Deswegen nützt es gar nichts, sich das Jenseits zu malen, wie es einem gefällt. Wir sind auf Offenbarung angewiesen. Und Christen halten die Bibel für das Buch, durch das sich Gott offenbart hat und uns auch Auskunft über die letzten Dinge erteilt. Der Hebräerbrief formuliert es denkbar lakonisch: „Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht“ (Kap. 9,27). Weil niemand den heiligen Ansprüchen Gottes in diesem Gericht standhalten kann und uns allen der ewige Tod droht, müssen wir zu Lebzeiten (wie einer der beiden Schächer so kurz vor seinem Tod) Zuflucht nehmen zu dem, der für die Schuld der Glaubenden stellvertretend gelitten hat und gestorben ist: Jesus! Man mag diese simple Botschaft heute als Satisfaktionstheorie eines Anselm von Canterbury abtun, sie macht aber den Kern des Evangeliums aus. Nach dem einvernehmlichen Zeugnis der Heiligen Schrift gibt es einen doppelten Ausgang: Himmel oder Hölle. Entscheiden Sie sich daher heute, wo Sie die Ewigkeit zubringen wollen! – Marcel Haldenwang

 

Herr Volker Weidermann hat sehr viel zum Thema geschrieben. Ich dagegen denke sehr einfach. Ich freue mich nicht auf das „Nach dem Tod“; warum sollte ich das. Für mich gibt es kein Ende des Lebens. Mein Körper geht zurück in der Naturkreislauf. Meine Seele kommt aus der Unendlichkeit und geht wieder zurück in die Unendlichkeit. Ich bin doch nur das, was ich tue. Sonst nichts ! Meine Taten haben nach dem Ursachen-Wirkungs-System unendliche Folgen. Nur das bin ich. Wenn ich verantwortungsvoll, umweltverträglich und sozialverträglich gelebt habe, also befreit von Überfluss/Luxus-Mobilität und -Konsum, dann mache ich mir keine Sorgen und Gedanken über die Zeit nach dem Tod. – Volker Freiesleben

 

Herzlichen Dank für Ihren Artikel von Volker Weidermann in der aktuellen Zeit. ‚Worauf freuen Sie sich nach dem Tod?‘ hat mit berührt und inspiriert. Als jemand, der sich im Berufsleben viele Jahre in der Suchtarbeit und Hospizbewegung engagiert hat, bin ich dankbar für die vielen Gedanken. Volker Weidermann ist es gelungen, auf positive Art und Weise (scheinbare) Grenzen überschreitbar zu machen. Ich würde den Artikel gern in verschiedenen Kontexten besprechen und diskutieren. Ist es wohl möglich, dass Sie mir diesen als PDF-Datei zur Verfügung stellen? Ich bedanke mich schon einmal im Voraus für Ihre Mühe. – Jürgen Voß

 

Spekulationen über ein Leben nach dem Tod kann man zur Kenntnis nehmen und weiter nichts, denn das einzige Kriterium das zählt scheint der Trost zu sein, den diese spenden. Das wichtigste Thema der frühchristlichen Glaubensgemeinschaft war, dass Christus auferstanden ist. Dieses Ereignis bot die Grundlage für eine Hoffnung, die einen Grund hat (den man für wahr halten kann oder nicht). Subjektive Empfindungen Einzelner mögen tröstlich sein für denjenigen, das ist aber auch alles. Ich könnte mir auch vorstellen als Hase auf einer Wiese der Teletubbi wiedergeboren zu werden – wenn`s mich tröstet, wer sollte etwas dagegen haben? Schade nur, wenn es dann nicht eintrifft. – Carmen Dallendörfer

 


 

 

Leserbriefe zu „Alt gedient?“ Streit von Bettina Polei-Stahl et.al.

 

Ehe die Rentner*innen mir als Nachhilfelehrer die Arbeit wegnehmen (wenn Corona wieder vorbei ist) oder auch nur dafür sorgen, dass durch ein eventuelles schlecht bezahltes Pflichtjahr mein Stundenlohn gedrückt wird, sollen sie doch, wenn sie es sich denn leisten können, lieber eine Kreuzfahrt buchen. Das beschleunigt zwar die Sintflut, aber was soll’s, dann geht halt die gesamte Menschheit auf Kreuzfahrt, am Besten über die Wupper oder die Ahr. – Thomas Manthey

 

Es war interessant zu lesen, daß die beiden Frauen drei Töchter und 2 Enkel haben. Kommt da noch Nachwuchs, der ihre Renten erwirtschaften kann? – Walter Engel

 

Der Streit „Alt gedient?“ in der ZEIT vom 5. April über die Einführung eines sozialen Pflichtjahrs für Senioren mutet mir an wie ein Glaubenskrieg. Denn die Frage nach der praktischen Umsetzung „Wie organisiert man das gerecht?“ (Bettina Polei-Stahl) wird angesichts der apriorischen Dafür und Dagegen der Gesprächsteilnehmer ( schwarz gedruckte Namen pro, rot gedruckte contra) in den Hintergrund gedrängt. Obwohl ich doch erst im Wissen, was da konkret auf mich zukommt, begründet dafür oder dagegen sein kann. Tatsächlich müsste jede Institutionalisierung eines sozialen Pflichtjahres für Senioren zunächst eine Reihe von zentralen Fragen beantworten: 1. Was bedeutet eine derartige Verpflichtung für diejenigen Bürgerinnen und Bürger, die sich bereits sozial engagieren? 2. Wann befreit der Umstand, dass jemand auch im Rentenalter noch berufstätig ist oder einfach Geld verdienen muss, von der Verpflichtung? 3. Durch welche Ämter und Maßnahmen wird die Umsetzung organisiert und kontrolliert? 4. Wie wird die Pflichterfüllung vergütet und bekommen auch Menschen diese Gratifikation, die sich bereits sozial engagieren? Mit welchen Sanktionen müssen Menschen rechnen, die sich der Verpflichtung entziehen?

Fundament jeder Institutionalisierung des sozialen Pflichtjahres müsste das bereits vorhandene soziale Engagement von Bürgerinnen und Bürgern sein. Alles Neue müsste darauf aufbauen und es schrittweise erweitern. Entscheidend wird die gesellschaftliche Anerkennung der Pflichterfüllung sein. Je höher diese steigt, desto bedeutungsloser werden finanzielle Sanktionen. Denn nur so werden auch Menschen erreicht, die es sich locker leisten könnten, durch Zahlung eines Strafmandats der Verpflichtung auszuweichen. Könnte man durch eine Art von Orden oder Diplom die gesellschaftliche Anerkennung sichtbar machen? Es liegt für mich jedenfalls auf der Hand, dass etwas geschehen müsste, um das Missverhältnis zwischen den freien Kapazitäten vieler Senioren und den zahlreichen Engpässen im sozialen Bereich abzubauen. – Lutz Hoffmann

 

Die Diskussion im oben genannten Artikel hat mich aus verschiedenen Gründen empört. Einer der Hauptgründe ist, dass derartig mit Klischees und Verallgemeinerungen begründet wird, dass die Aussagen schon dadurch an Gewicht verlieren. Rentner, die Kreuzfahrten machen und SUZs fahren und nur zu ihrem Vergnügen leben, Jugendliche die Party machen, geringes soziales Engagement, anspruchsvoll, selbstgerecht, um nur einige zu nennen. Diese Attribute treffen auf viele Menschen zu, nicht nur auf Rentner und nicht nur auf Jugendliche, aber denen wird es angekreidet. Um Gegenbeispiele zu nennen: ich kenne keinen einzigen Rentner, der Kreuzfahrten macht, alle Rentner aus meinem Bekanntenkreis betätigen sich sozial, sei es bei der Betreuung der eigenen Enkel in beträchtlichem Umfang, sei es bei öffentlichen Tafeln oder im Krankenhaus oder in der Flüchtlingsbetreuung, alles freiwillig. Und einige arbeiten auch noch weit über das Renteneintrittsalter hinaus. Und es könnte ja sein, dass viele Rentner, die das nicht tun, vielleicht doch Gebrechen haben, die es ihnen verwehren.

Da ist nämlich einer der wichtigen Gründe, weshalb der Vergleich zwischen dem Pflichtjahr nach der Schule und einem Pflichtjahr nach Renteneintritt hinkt: Jugendliche sind im allgemeinen viel gesünder! Insofern bin ich absolut für ein Pflichtjahr für alle nach der Schule! Und was macht man nun mit den heutigen Rentnern, die man ja offensichtlich als eine Form der Rache nachträglich dafür bestrafen will, dass jeder einzelne dafür verantwortlich ist, wie schlecht unsere Welt zur Zeit ist (Vorsicht, Ironie!)? Dies führt für mich zu einer Neiddebatte, die unfruchtbar ist und sicher das Verhältnis zwischen den Generationen verschlechtert, das meiner Meinung und auch Erfahrung nach gar nicht schlecht ist. – Birgit Kurz

 

Lieber Herr Ben, In den Wortbeiträgen fällt mir auf, dass das unbestimmte Zahlwort „viele“ mehrfach benutzt wird. Das macht mich immer stutzig, wer hat die Vielen gezählt? Z.B. viele Rentner gehen auf eine Kreuzfahrt, und dann viele Rentner müssen ihre Rente durch Zuverdienst aufbessern. Wenn viele dazuverdienen müssen, hat der Rest so viel Geld, dass sie sich alle eine Kreuzfahrt leisten können? Irgendetwas stimmt hier wohl nicht. Auf Ihren Artikel, Herr Ben, wollte ich eigentlich nicht antworten, jetzt geschieht es doch. Wir sind Jahrgang 1938 und 1935. aufgewachsen in Berlin und Thorn, die Frau, und bei Cuxhaven. Schulausfälle für die Frau um 1945/1946 ca ein ganzes Jahr, auf dem Lande bei Cuxhaven mehrere Monate. Wir haben unser Leben trotzdem gemeistert, zwei Töchter. Zum Thema Ehrenamt, hier eine Aufzahlung, das bereits neben dem Berufsalltag geleistet wurde: 1969 – 1979, Sprecher des Beirats einer WEG mit 269 EW, danach mehrere Jahre in gleicher Funktion für 30 Wohneinheiten, 1971 Mitbegründerin eines privaten Kindergartens, ab 1976 Organisation eines Wochenendseminars für Alte Musik 4x im Jahr mit bis zu 60 Personen, davon 10 Jahre incl. Verpflegung, 30 Jahre lang.

Ab 1987 bis 2009 jährliche Konzertreise durch Polen, baltische Staaten, Tschechien, Ungarn, Ukraine u.a. selbstorganisiert und finanziert, Ziel: Versuch zur Verständigung mit den Bürgern dieser Länder, „es gibt auch andere Deutsche“. Ab 2003 alle zwei Jahre eine Studienfahrt organisiert und kunsthistorisch geführt durch Polen und die Ukraine. Ab 1996 10 Jahre Mitarbeit im Gemeinderat einer großen Hamburger Kirche, verantwortlich für Finanzen. 1996 Gründung eines 8-tägigen Seminars, selbst finanziert, organisiert und durchgeführt für je 8 polnische Studenten in Hamburg und 8 Deutsche Studenten in Solec nad Wisla, Polen, Titel: Wer seinen Nachbarn kennt, kann auf Vorurteile verzichten. 15 Jahre lang. Dafür Verzicht auf kostspielige Urlaube. Mitglied und Mitarbeit in einem Verein mit dem Ziel, know-how Transfer von deutschen Wissenschaftlern und Mittelständlern zu Betrieben in Mittelosteuropa. 2000 Gründung eines Musikfestivals für klassische Musik in einem Dorf in Süd/Ost—Polen, vorwiegen bestritten mit Studierenden, sie kamen aus vielen Teilen der Welt. Vielleicht habe ich noch ein paar Ehrenämter vergessen, lieber Herr Ben. Meine Frau und ich sind noch immer engagiert, und wir sind gewiss keine Ausnahme. Wenn Sie ein solches Register von ehrenamtlichen Tätigkeiten dereinst aufzählen können, dann wird es hoffentlich jemanden geben, der Ihnen gratuliert. Einstweilen stehen Sie am Anfang, daher empfinde ich Ihre Forderung, wenn Junge…dann auch Rentner verpflichten…,lassen Sie es mich ruhig so ausdrücken, anmaßend. Welche Chuzpe, z.B. eine Krankenschwester oder einen Pfleger oder Altenpfleger, Altenpflegerinnen bei Renteneintritt zum „Dienst“ zu verpflichten! Haben Sie die vielen Ehrenamtlichen in Schulen(Elternvertreter), Kirchen, Sportvereinen, Schöffen und und gezählt? Man sagt, ohne die vielen Ehrenamtlichen funktionierte unsere Gesellschaft nicht. Ja, es gibt die Kreuzfahrenden, wir beide können es uns nicht leisten, dennoch, es geht uns zweifellos gut. Wir wünschen Ihnen ein spannendes, engagiertes und erfolgreiches Leben! – Heidi und Wilhelm Holzapfel

 

Dass o.g. Thema erneut behandelt wird, ist GUT! Was mir allerdings von/bei den 4 Leserbriefschreibern weitgehend fehlt, ist eine Empfehlung/Idee etc., was denn möglichst fair und umfassend, getan werden könnte? Damit könnten ggf. alle Beteiligten einen gewissen „Anreiz“ für die notwendigen Veränderungen haben bzw. verspüren… Ich hatte damals ein paar Ideen mit meinem Leserbrief genannt, welche in gerne erneut zur „Diskussion“ stelle. Im „Blog der Leser“ ist der genaue Text noch zu lesen. Er lautete:

Dass eine mögliche „Pflichtzeit“ in D auf alle „Schultern“ verteilt werden sollte, ist völlig OK! Da ja auch viele „Graue“ wirklich schon diverse „Dienste“ erbracht haben (ich z. B. eine 18 monatige Wehrpflicht und damit verbunden, eine „spätere“ Ausbildung bzw. Studium – während „andere“ schon gut ausgebildet, studiert und Geld verdient hatten…), ist eher darüber nachzudenken, wie diese „Dienstzeiten“ fair und einheitlich „erfasst“ werden können…. Nennen wir es einfach: Dienst-Pflicht-Konto o. ä…. Mittels diesem „Konto“ können diverse „Dienste“ erfasst, summiert und final, z. B. bei der Berechnung der Rente, berücksichtigt werden. Auch „Dienste“ nach Renteneintritt, können z. B. alle 3 Jahre, bei der bisher jährlich anstehenden Rentenerhöhung, als Plus/Minus, berücksichtigt werden. Da viele Bürger z. B. ehrenamtlich tätig sind, kann auch das mit einbezogen werden. Dadurch werden auch diese Bürger für ihr Engagement „entlohnt“, was bisher weitgehend fehlt…. Fazit: Alles OK, wenn auch wirklich alle mit dazu beitragen. Fairness muss im Vordergrund stehen, nicht die Nutzung von „Lücken“, welche bisher leider oft auch als „easy way out“ genutzt wurden. Dann spielt auch das „Alter“ keine Rolle mehr und die alte Leier, von „Alt vs. Jung“, wird endlich beendet. – Klaus Frankenberger

 

Wie Herr Hoppe gehöre ich zu der Generation, die bei der Bundeswehr war. Nur kann ich mich als Wehrdienstleistender noch gut daran erinnern, wie langweilig und öde es manches Mal war; beides nicht unbedingt geeignet, die Motivation zu steigern. Nur wenn sich jede(r) interessierte Senior*in eigenständig um einen Ehrenamt bemühen muss, kann das ebenso frustrierend sein. Ich stehe zwar noch im Berufsleben, habe auch schon ein Ehrenamt, nur bei der Suche nach einer weiteren ehrenamtlichen Beschäftigung nach dem Eintreten in den Ruhestand habe ich die Erfahrung gemacht, dass manche Institutionen (noch) gar nicht richtig wissen, wie sie einen interessierten und motivierten Senior einsetzen sollen. Was ich vermisse, ist eine deutschlandweite Plattform, auf der interessierte Anbieter und motivierte Nachfrager zusammenkommen können, angelehnt an den Gedanken „One face to the customer“. Wenn staatliche Institutionen, Wohlfahrts – und Wirtschaftsverbände, Kirchen und Gewerkschaften und NGOen jeder Art gemeinsam eine solche Plattform aufbauen würden, gäbe es nur einen Anlaufpunkt und zwar für beide Seiten. Und wenn dann auch noch Minijobs angeboten werden könnten oder auch zeitlich begrenzte Einsätze wie Vögel zählen im Wattenmeer oder Käseherstellen im Allgäu gegen Kost und Logis, könnte ich mir vorstellen, dass es nicht wenige geben würde, die sich unter diesen Umständen ein Engagement vorstellen könnten. Ihnen bliebe das manchmal mühevolle Suchen nach einem ehrenamtlichen Engagement ebenso erspart wie eine „Zwangsverpflichtung“. – Lutz Gieseke

 

In einer Krisenzeit wie der jetzigen, ausgelöst durch das Zusammentreffen von Krieg in Europa, Rohstoff-, Energie – und Arbeitskräftemangel, Aufkündigung des Generationenvertrags, Völkerwanderung von Süd nach Nord, Inflation, Klimaerhitzung, muß unser Volk generationenübergreifend solidarisch zusammenstehen! Nicht immer fragen, wer hat Schuld, nicht gleich Hilf(skräft)e von überallher anfordern, denn dort hat man auch mit vergleichbaren Schwierigkeiten zu kämpfen, sondern die großen Aufgaben mit unseren eigenen Köpfen und Händen bewältigen! Dazu benötigen wir eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit, ein Ja zu mehr Kindern (im Süden zu weniger!), ein Pflichtjahr für Jugendliche und Rentner (für sie vielleicht besser „in Scheiben“ als „am Stück“), in dem die Generationen zusammenarbeiten und von den Erfahrungen der jeweils anderen Altersgruppe lernen können, Übernahme von Ehrenämtern, Nachbarschaftshilfe, Bescheidenheit, Verzicht. Wenn wir damit erfolgreich sind, sollte diese solidarische Zusammenarbeit auch in ruhigeren, friedlicheren Zeiten weitergeführt werden, damit wir jederzeit für eine neue Krise gewappnet sind! „…fragt, was ihr für euer Land tun könnt!“ Es gibt so viel zu tun, packen wir ’s doch endlich an! – Ulrich Pietsch

 

Die Beiträge zur Rentenproblemtik gehören zu Schwächsten, was die „Zeit“ in den letzten Monaten veröffentlicht hat. Man könnte sich wichtigen Fragen zu widmen wie zum Beispiel: Warum sind in fast allen europäischen Ländern die Renten – zum Teil wesentlich – höher als in der Bundesrepublik Deutschland? Warum wird bundesdeutschen Rentnerinnen und Rentnern immer ein schlechtes Gewissen gemacht, sie würden der jungen Generation auf der Tasche liegen, und aus anderen Ländern hört man nichts dergleichen? Warum hat niemand kommen sehen, dass von jetzt an sehr viele erwerbstätige Personen in den Ruhestand treten und versorgt werden müssen?

Stattdessen darf ein 17-jähriger Junge aus sehr reichem Hause, dessen monatlich fälliges Schulgeld die maximal erzielbare Rente eines Promillesatzes rentenbererechtigter Menschen deutlich übersteigt, kundtun, dass er freiwillig bereit wäre, zivilen Dienst zu leisten, wenn Rentnerinnen und Rentner ebenfalls dazu verpflichtet würden. Es wäre mir wohler gewesen, wenn sich eine Schülerin oder ein Schüler aus der Mittelschicht dazu geäußert hätte und niemand, der völlig abgehoben lebt und irgendwo gelesen hat, dass es Rentnerinnen und Rentner gibt, denen es angeblich sehr gut geht. Hat er denn, nebenbei bemerkt, den finanziellen Unterschied zwischen Beamtenpensionen und Rentenbezügen überhaupt wahrgenommen? Weiß er denn, dass das Rentenniveau bei etwas über 40 Prozent des letzten Netto-Einkommens liegt? Hat er mal irgendwo gelesen, dass es Rentnerinnen und Rentner gibt, die mit Kleinstrenten auskommen müssen?

Ich warte jetzt auf das Statements eines jungen Bundesliga-Profis mit einem Millioneneinkommen, der mit der Oma gelegentlich die Fernsehserie „In aller Freundschaft“ schaut und Krankenhausärzten und Pflegekräften erklärt, dass sie sich angesichts dieser paradiesischen Verhältnisse in unseren Krankenhäusern doch überhaupt keinen Grund haben, sich zu beschweren… Übrigens gab es früher einmal Wehr – oder Zivildienst, und da wurde man nicht gefragt, ob man sich das vielleicht vorstellen könnte oder nur unter bestimmten Bedingungen dazu bereit wäre. Man wurde dazu verpflichtet! – Eberhard Fritz

 

Mein erster Leserbrief. Ich bin aufgeregt. Kann ich in Worte kleiden was mich bewegt? Ich versuche es. FSJ im Alter eine gute, soziale Idee. Wie soll es gemacht werden, wer fällt darunter usw. Es gibt immer viele Fragen und genauso viele Antworten. Gerechtigkeit, das werden wir nicht erreichen. Menschen in Rente, auch manche die noch gar nicht soweit waren, brauchen eine Aufgabe. Das liegt an jedem selbst. In meinem Leben hat sich das gezeigt als ich aufgrund von jahrelanger Diskriminierung und Mobbing die Reissleine gezogen habe. Und dann fand ich meinen Weg in der Seelsorge, in der Begleitung am Lebensende, in der Trauerbegleitung, in Selbsthilfegruppen für Trans*-und queere Menschen, deren Zugehörige und allen, die sich mit dem Thema beschäftigen wollen. Beruflich bin ich als Sitzwache im Krankenhaus. Diese Tätigkeit wird bezahlt und wenn ich nach einer Nacht nach Hause gehe, denke ich nicht ans Gekd6, es ist ein gutes Gefühl den mir anvertrauten Menschen, wenn möglich eine ruhige Nacht geschenkt zu haben. Jetzt frage ich mich wieviel Zeit bleibt mir für eine Aufgabe bei einem FSJ? Danke für die Möglichkeit meine Gedanken mitzuteilen. – Christian Schrettenbrunner

 

Wir Elterngeneration haben die deutsche Umwelt in den letzten 60 Jahren extrem gesäubert: industrielle Filteranlagen und extreme Effizienzsteigerungen, Umstellung fast der gesamten schmutzigen Industrie, Katalysatoren, extreme Gebäude – und Heizungsverbesserungen und vieles mehr. In meiner Jugend im Pott war die Fensterbank täglich schwarz, tausende von Umweltgiften prasselten auf uns nieder. Diese wurden nicht gemessen oder konnten noch gar nicht gemessen werden, schon gar nicht im milliardstel Gramm-Bereich. Auch soviel Grün und Bäume wie heute gab es in meiner Jugend nicht annähernd, beweisbar mit vielen Fotos gestern und heute! Aber was macht unsere wohl (stand) erzogene Jugend, nachdem sie mit 18a schon mehrfach extrem Ressourcen verschwendend in USA, Neuseeland, Australien, St. Moritz…. waren: beschuldigen ihre Eltern die Erde zerstört zu haben und fühlen ihr Leben durch uns bedroht. Und fordern von uns, die viel mehr und härter gearbeitet haben, und bei der Bundeswehr 1,5 Jahre Pflicht erfüllten, ein soziales Seniorenjahr. Wow! Erstaunlicherweise sind Kinder in den weniger umweltkritischen Ländern wie arabische Emirate, China, Russland…. In Dankbarkeit und Respekt erzogen und verehren ihre Eltern. Unser Erziehungs – und Verwöhnsystem ist krachend gescheitert. – Jörg Peltz

 

Ich bin irritiert, dass ich unter anderem für das Streitgespräch zum Jungen-/Alten-Dienst 6,20€ ausgegeben haben soll. Sie wählen die Diskutanten der eigenen Darstellung nach vor allem danach aus, dass sie besonders intensive Reaktionen schreiben? Ist das nicht genau die Social Media-Logik, die an anderer Stelle – mittlerweile fast beiläufig – nach der Logik verurteilt wird, dass nicht der am Meisten/das Sinnvollste zu einem Thema zu sagen hat, der am lautesten schreit? Ich hoffe, es sind noch andere Kriterien in die Auswahl eingeflossen, die Sie im Artikel nicht so stark darstellen. Und sei es nur bspw. die Bereitschaft, die eigene Position in einem Zeitungsartikel zu vertreten. Denn es hätte noch so viele andere Kriterien gegeben, nach denen ein Redaktion Diskutanten hätte auswählen können – und Vorüberlegungen, die mglw. so ein Streitgespräch durchaus interessant gemacht hätten.

Abgesehen davon, dass wegen des allgemein unterstellbaren wahltaktischen Kalküls die Partei erst einmal gefunden werden müsste, die das Thema ‚Zivildienst für Alte‘ auch nur auf die Agenda brächte, ist doch – wenn man sich ein wenig mit politischen Handeln beschäftigt hat – völlig absehbar, dass niemand der vertretenen Diskutanten in einem Alter ist, das für so einen Dienst diskutiert würde. Jedes Gesetz mit einer relevanten Auswirkung auf Bürger, Unternehmen oder andere Akteure hat doch heute eine Vorlaufphase/eine Übergangsfrist oder ähnliches. Wirklich betroffen dürften doch frühestens die heute Anfang bis Mitte Fünfzigjährigen sein. Zumal zudem wenig Neuigkeitenwert darin zu finden ist, dass sich weder eine Krankenschwester, die Zeit ihres Berufslebens sozial gearbeitet hat und das in einem wirklich schweren und zehrenden Job für sich keinen Zivildienst vorstellen kann, genauso wenig wie ein Mann, der mit 69 Jahren noch dazu verdienen muss. Dass sich dann die Argumente der Diskutanten dann vor allem um die eigene Perspektive und um Selbsterlebtes drehen („mit meinen Töchtern verstehe ich mich gut“, „im Krankenhaus haben wir die Zivis vermisst“, „Zu meinem Kundenstamm zählen fleißige Mittelständler“), was generell wenig Aussagekraft für eine Diskussion hat – aber menschlich total verständlich ist – ist dann wenig überraschend, aber natürlich ein wenig schade. An der Stelle wäre in solchen Streitgesprächen häufig ein wenig mehr journalistische Moderation wünschenswert, die mglw. ja auch hier sogar stattgefunden hat, aber im Artikel nicht erkennbar wird.

Wo ist denn die grundsätzliche Diskussion um die Verteilung von Wohlstand und um die geänderten Grundvoraussetzungen, wie/dass heute Wohlstand noch durch wen erreicht werden kann? Oder wie der Wohlstand in den kommenden Jahren/Jahrzehnten wird eingesetzt werden müssen? Kalkulieren die Diskutanten ein, dass das Rentensystem selbst bei starker Eugenvorsorge der heute jüngeren Generationen absehbar kollabieren dürfte? Das selbst gut geführte Pflegeeinrichtungen heute keinerlei Fachkräfte für die Pflege mehr bekommen? Dass die Zeitarbeit in der Pflege den Missstand massiv verschlechtert und über eine Anpassung der Spielregeln mindestens in diesem Arbeitsmarkt diskutiert werden müsste, was nicht zu erkennen ist? Dass die dt. Gesellschaft über gezielte Einwanderung und Integration (!) diskutieren und sie auch kurzfristig schon in den nächsten Jahren gestalten müsste? Dass selbst ein sofortiger Sozialdienst für die jüngeren Generationen die Löcher in der Pflege nicht mehr stopfen würde? Dass es seltsam ungerecht anmutet, wenn die jüngere Generationen auf den Einstieg in die Erwerbsarbeit für solch einen Freiwilligendienst mindestens ein Jahr verzichten soll, die ältere Generation sich das aber Mehrheitlich mit ihrem Rentenbeginn nicht vorstellen kann? Dass Generationengerechtigkeit eine riesige, super komplexe Debatte ist, selbst wenn man Umweltzerstörung/Klimawandel außen vor ließe? Dass das kein Generalvorwurf an ‚die Alten‘ ist, weil man bei allen Entscheidungen den je damaligen Wissens – bzw. Erfahrungshorizont der Handelnden einbeziehen müsste? Dass durchaus auch soziale Komponenten einbezogen werden müssen, denn ‚die kreuzfahrende Seniorengeneration‘ gibt es ja, aber eben nur in bestimmten Teilen? Dass in Teilen von jüngeren Generationen heute andere Vorstellungen von Ethik und Moral des eigenen Handelns herrschen, auch abseits von Fridays for Future und Letzter Generation? Dass also mglw. auch einfach die Frage im Raum steht, was die heute ältere Generation mit ihrem vergleichsweise großen – für nachfolgende Generationen als Ganze so nie wieder so leicht erhaltbaren – Wohlstand denn heute jetzt anstellt? Dass dabei noch gar nicht die Frage auch nur angeklungen ist, was Deutschland oder auch ‚der Westen‘ dabei noch all den weniger entwickelten Ländern, vor allem auf der Südhalbkugel schuldet?

Ok, ich bin offensichtlich ausgeufert, Sie können sich also sicherlich auf die Schulter klopfen, dass das Streitgespräch Reaktionen provoziert. Und trotzdem bleibe ich bei meinem ursprünglichen Punkt: Die Auswahl der Diskutanten und die mglw. fehlende Moderation dieses Streitgesprächs sind für mich als Leser Schwachpunkte. Vor allem warnen möchte ich vor dem Risiko, implizit Logiken aus Social Media zu übernehmen, die eigentlich doch bereits als falsch/schlecht/schädlich für Diskussionen erkannt worden sind. – Christoph Adam

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Überlebende“ von Evelyn Finger

 

Walter Benjamin hat keineswegs wie Jean Amery oder Primo Levi den Holocaust überlebt und „Jahre nach Kriegsende“ Selbstmord begangen. Er brachte sich 1940 auf der Flucht in Spanien um. – Wolf Zweifler

 

Walter Benjamin hat sich nicht Jahre nach dem Krieg, sondern 1940 auf der Flucht in Port Bou das Leben genommen. – Hildegard Schöndorf

 

Frau Finger irrt. Walter Benjamin hat 1940 und nicht „noch Jahre nach Kriegsende“ den Freitod gesucht. Auf Jean Améry trifft allerdings Fingers Darlegung zu. Er legte 1978 Hand an sich. – Werner Renz

 

Im interessanten Artikel über den Überlebenden Ilan Jacobi gibt es einen Fehler: Im Text wird Walter Benjamin neben Jean Amery als Überlebender der Shoa nach dem Krieg dargestellt. Wenn er das nur gewesen wäre! – Rainer Hofmann

 

In dem Artikel “ Der Überlebende“ von Evelyn Finger steht, Walter Benjamin sei ein Überlebender, der später Selbstmord begangen habe. Das stimmt nicht. Benjamin hat am 26. 9. 1940 auf der Flucht in Port Bou Selbstmord begangen, weil man ihm Schwierigkeiten beim Grenzübertritt machte. – Barbara Mattes

 

Sehr geehrte Frau Finger, in Ihrem insgesamt sehr interessanten Artikel über den Überlebenden Jacobi ist Ihnen ein eklatanter Fehler unterlaufen: Walter Benjamin ist 1940 gestorben in Portbou an einer Überdosis Morphium, die er nahm aus Angst vor den Nazi Häschern. Also während des Krieges!! Er ist also nicht mit Jean Améry zu vergleichen, der sich nach dem Krieg (wie auch Paul Celan später) umgebracht hat. Walter Benjamin ist auf der Flucht über die Pyrenäen gewesen. Es ist mir nicht nachvollziehbar, dass Ihnen dieser Fehler unterlaufen konnte, denn der Tod Walter Benjamins ist ja sehr bekannt. Es wäre mir wichtig, wenn das korrigiert werden würde!! – Margarete Sander

 

In besagten Artikel – 5.April, Der Überlebende, S.60, sollte ein „nahezu unerträglicher“ Satz dringend korrigiert werden: „Es waren nicht nur berühmte Überlebenden wie Jean Améry und WALTER BENJAMIN, die noch Jahre nach KRIEGSENDE SELBSTMORD begingen“…. W.Benjamin starb im September 1940 in Portbou, Spanien, unter bis heute nicht eindeutig geklärten tragischen Umständen. – Hanna Salomon

 

In Ihrem überaus verdienstvollen Artikel „Der Überlebende“ vom 5. April 2023 ist Ihnen auf S. 60 ein Fehler unterlaufen: Walter Benjamin war kein Überlebender, der „noch Jahre nach dem Krieg Selbstmord“ begangen hätte, sondern er nahm sich am 26. September 1940 in Port Bou bei einem Fluchtversuch von Frankreich nach Spanien das Leben. – Dietfried Olbrich

 

In o.g. Artikel ist Frau Finger ein fast unverzeihlicher Fehler unterlaufen: Walter Benjamin hat nicht nach dem Krieg – wegen der Last des Über – und Weiterlebens! – Suizid begangen, sondern auf der Flucht im Krieg. Auch Jean Amery hat meines Wissens eher wegen der Demütigung durch die in der Haft während des Krieges erlittene Folter Suizid begangen. Beispiele für Menschen, die an der Last des Über – und Weiterlebens zerbrachen, sind u.a. Primo Levi und etlche andere. Ich bitte Sie, den Fehler zu korrigieren und Walter Benjamin Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. – Heidi Godde

 

Nachdem man sich von den rundum geläufigen „Schattenwürfen“ auf Picasso und der fast nebensächlich behandelten Oper „Die Frau ohne Schatten“ in Baden-Baden – Probleme mit den inneren Sitzhöckern und badisch-vertrockneten Brezeln – betroffen abgewendet hat und weiterblättert zum Artikel „Der Überlebende“ von Evelyn Finger, drängt sich als Leser einem die Frage auf, wer denn da wohl eigentlich aus der Zeit“ (ZEIT) „gefallen“ zu sein scheint: „General “Picasso oder sein anfechtbares Gegenüber. Von ganz anderer Gestalt ist dagegen das Schicksal des von der Reporterin Finger mit außergewöhnlicher Sachkenntnis und Darstellungskunst dokumentierten Ilan Jacobi (1939 in Rom als Kind einer aus Deutschland stammenden Jüdin geboren und dort während des Krieges versteckt)) und seiner Familie. Wie sie schreibt, war kurz vor Ostern der 83-Jährige, noch Überlebender der Schoah, von Israel nach Rom, ins „schattige Archiv“ des Vatikans gereist, um zum ersten Mal das Original eines Bittbriefes seiner Mutter an Papst Pius XII. in Augenschein zu nehmen. Neue Welten taten sich ihm plötzlich auf: etwa, dass die Mutter ihn sicherheitshalber taufen ließ, was er nicht wusste, er also katholisch sei, was ihn wiederum gleich zögern ließ, ob er diesen Vorgang nach der Rückkehr auch seine Frau mitteilen sollte. Eine beeindruckende, auf Zeugnissen und historischer Wahrheit beruhende, selbst für künftige Generationen noch tragkräftige, tief bewegende Geschichte. Keine fabulierende oder provokativ aller Realität widersprechende Forderung: “Schluss also mit Picasso.“ Die dauerhaft überfüllten (Picasso-) Museen sprechen eine andere Sprache. – Peter Fuhrmann

 

Mit großem Interesse habe ich der ZEIT Nr. 15 den Artikel von Evelyn Finger „Der Überlebende“ gelesen. Es ist gut, dass sie sich diesen Themen annehmen. Aber leider ist in dem Artikel ein zeitlicher Fehler. Frau Finger schreibt, dass nicht nur berühmte Überlebende noch Jahre nach dem Kriegsende Selbstmord begangen hätten und nennt dabei die Namen von Jean Amery und Walter Benjamin. Der letztere hat sich aber schon 1940 (am 26.9. in Portbou) das Leben genommen. – Elke Pfeil

 

Sie schreiben in Ihrem Artikel, Walter Benjamin habe „noch Jahre nach Kriegsende“ Selbstmord begangen. Dies ist nicht korrekt. Benjamin hat 1940 auf der Flucht Selbstmord begangen, also inmitten des Krieges. Ich bitte, dies zu korrigieren und bin ein klein wenig schockiert über die fehlerhafte Darstellung. – Cilia Ebert

 


 

 

Leserbriefe zu „Erderhitzköpfe“ von Martin Machowecz

 

In Ihrem Artikel bleibt eines der wichtigsten Hindernisse für den Klimaschutz leider unerwähnt: Obwohl fast alle für ihn sind, ist fast keiner bereit, Opfer dafür zu bringen, ohne die es aber nicht gehen wird (nimb – not in my backyard). – Horst Winkler

 

Also ich habe ja das Gefühl, das hier grundlegende Arbeitsschritte einfach übersprungen werden. Zwar gibt es schon einen fixen Termin, ab wann der Umstieg gesetzlich zu erfolgen hat & ebenso ab wann der Einbau von Öl – und Gasheizung dann fortan verboten sein wird. Die Argumente jedoch, wie man die Wärmewende gedenkt herbeizuführen, sind nicht unbedingt überzeugend, geschweige denn durchdacht, vielmehr noch ziemlich schwach auf der Brust.

Was den Berliner Regierungswechsel anbelangt. Die Grünen haben hier ganz sicher eine Verzagtheit, vermutlich sogar einen schmerzvollen Stich in ihren Herzen erfahren, nun nachdem sich CDU und SPD als die neuen und vor allem führenden Klimaschutzgestalter profilieren dürfen. Das ist ja schon fast ein Affront. Erst werden sie Zeuge dessen, wie CDU und SPD sie ausbooten. Und nun legen sich diese noch den Klimamantel um. Die Grünen, gerade jene aus Berlin-Mitte werden diese Kränkung hinnehmen müssen. Dass die kürzliche Initiative, ein ins Leben gerufener Volksentscheid mit dem Slogan „Berlin 2030 klimaneutral“ total nach hinten losging, macht die Schmach nicht kleiner. Zudem war es nur peinlich. Und überhaupt nervt die grüne Anspruchshaltung nur noch, sich stets und immerwährend das grüne Superman-Cape umzuwerfen. In einer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft gibt es nicht nur grüne Superhelden. Verteidigungsminister Boris Pistorius macht es momentan ziemlich gut vor. Er ist ambitioniert, zeigt Interesse und Engagement. Und steht zudem seit Tag eins eng mit der Truppe. Und als Handyklingelton läuft bei ihm, man ahnt es bereits, richtig, der Superman-Soundtrack. – Michael Ayten 

 

Erderhitzungsstreiter laufen gewiss der Umwelt zuliebe auf Schusters Rappen zur Schule, zur Uni und zur Arbeit.Das taten wir gescholtenen Wohlstandsbegründer nämlich aus eng geschnalltem Gürtel heraus bis Mitte der sechziger Jahre. Ein eigenes Fahrrad und öffentlicher Nahverkehr erhöhten die Mobilität auf heutzutage unvorstellbar eingeschränktem Niveau. Schmalhans war Küchenmeister. In den Folgejahren sparten wir uns Kurzurlaub, Waschmaschine, Telefon und Kühlschrank vom Munde ab und rieben uns verwundert die Augen über die Zunahme an Personenkraftwagen. Versündigen wir uns, die wir heute wieder als „Friedhofsgemüse“ genügsam wie zu alten Zeiten leben über Gebühr an der Umwelt? Undank ist der Welt Lohn. Diesen Gier – und Konsum-Schuh sollten sich unsere Nachkommen anziehen, deren Fußabdruck dem eines Elefanten im Porzellanladen gleich kommt. Was hindert uns, das Verursacherprinzip neu zu beleben, der Solidargemeinschaft Gemeinsinn einzuhauchen, statt uns an der eigenen Nase zu fassen und Streit(Kultur) um des Kaisers Bart zu adeln?

„Ohne Fleiß kein Preis“ beginnt bei den Erzeugern lebensnotwendiger Ver – und Gebrauchsgüter. Von Lobhudelei und Gängelei derjenigen, die Mangel und auch Luxus verwalten und sich überaus wichtig nehmender Maulhelden wird niemand satt. Gerechte Anerkennung zwischen Arbeitern der Hand und des Kopfes tut not. Dazu braucht es eine Umgestaltung der Steuergesetzgebung und eine Halbierung der Bürokratie bei einer Aufwertung aller „niedrigen“ Tätigkeiten nicht als Vision, sondern in handfester Realisierung. Was hindert uns, Luft, Wasser und Energie dort zu erzeugen, wo der Bedarf am größten ist? Sofort umsetzbar: Ein Netzwerk vieler bis 1000 Meter hoher Abluftröhren in den Städten und Industriegebieten verbessern durch ihren Sog das Klima der Ballungsräume. Schadstoff-Aufbereitung fände so den Schub vom Forschungs-Experiment zu industrieller Nutzung. In ihrem Inneren wandeln hunderte Ventilatoren ihre Rotation in Strom um. Die Querträger-Stabilisatoren werden bestückt mit Solar-Modulen. Ergänzt durch Rotoren in luftiger Höhe brauchte es im ländlichen Raum kaum noch Windkraftanlagen.

Was hindert unsere Ministerien, dergleichen (vor allem Solaranlagen) längs und über allen Fernverkehrsstraßen und Schienenwegen zu installieren? Wie kontraproduktiv der Amtsschimmel wiehert, wird deutlich an der zähen bis unmöglichen Förderung der Installation von Solarpaneelen über bewirtschafteten Flächen. Stattdessen gibt es für die Landwirte Fördergelder, wenn sie, statt Erdfrüchte anzubauen, die Felder mit Sonnenkollektoren zumüllen. Vielleicht geschehen im derzeitigen politischen Kindergarten ja noch Zeichen und Wunder? Wäre doch manches neumodisch Populäre weniger ein handfest spürbares mehr. Dazu gehört auch unsere verfehlte Entwicklungshilfe, bei der ein Großteil der Mittel in Nahrung und Gesundheit fließen. Bildung tut nicht nur in heimischen Landen not! Den auch heute noch weißen Ausbeutern stünden Ausbildungs- und Kleingewerbe-Innovationshilfen für die Regionen der Welt nicht nur gut zu Gesicht, in denen Kinder – und Hungerhilfe kontraproduktiv (bei uns durch wachsende Migration spürbar) ist. Dann nämlich könnte es mit einer Begrenzung auf unter 10 Milliarden Menschen klappen – wobei mindestens eine Halbierung die wirksamste Hilfe gegen Erderwärmung wäre! Gepredigter Wohlstand für alle ist Augenwischerei für Toren! Dass sich mit diesem Brief die Denkweise der Leser ändert, ist illusionistisches Wunschdenken. Es sei denn, ein Entscheider macht sich die Vorschläge zu eigen. Dann wandeln plötzlich viele auf dem Königsweg…Bis dahin tagträume ich weiter. – Andreas Weng

 

Sehr geehrter Herr Machowecz, vorab und grundsätzlich, ich mag Ihre Artikel in der Zeit. Trotzdem möchte ich zu Ihrem o. g. Text etwas anmerken. Ich war zur Wende 23 Jahre alt und bin in Leipzig aufgewachsen. Ich erinnere mich noch gut, dass damals in politischen Diskussionen von den SED Schergen, wenn ihnen die Argumente ausgingen, regelmäßig der Schlusssatz formuliert wurde; Aber für den Weltfrieden sind sie doch auch, oder ?! Daran fühle ich mich heute immer erinnert, wenn in der Presse (es kommt selten genug vor) die Klimapolitik und der überbordende Paternalismus der Grünen kritisiert wird. Es folgt immer eine abschließende Rechtfertigung, dass man ja auch für Klimaschutz sei und sich eine zügige Umsetzung wünscht. So auch in Ihrer Kolumne. Warum kann man nicht formulieren, dass man die beschlossenen Maßnahmen für Unsinn hält, ohne sich danach gleich zwischen den Zeilen wieder dafür zu entschuldigen. “ Gut wäre doch, wenn alle gemeinsam das Klima retten würden“

Ich bin in der Industrie tätig. Ich habe seit vielen Jahren in der Gebäudetechnik explizit mit den Stilblüten der deutschen Klimapolitik und deren planwirtschaftlichen Eingriffen in die Bauwirtschaft zu tun. Wenn meine Kollegen und ich Herrn Habeck schwadronieren hören, wie er sich den Heizungsumbau vorstellt, kommen wir aus dem staunen nicht mehr heraus. Der Mann weiß nicht annähernd wovon er spricht. Wenn wir die tausenden Milliarden, die er für nationale Maßnahmen ausgeben möchte, in die 3. Welt transferieren würden, wäre dem Klima sofort geholfen. Für dieses Geld hätte uns Bolzenaro den gesamten Regenwald verkauft. Ich bin es leid, ich kann es nicht mehr ertragen, von Semiakademikern und Primanern in technischen Belangen bevormundet zu werden. Diese grüne Blockwartmentalität hängt mir zum Halse raus. Ich versichere Ihnen. Der Weltuntergang wird auch diesmal ausbleiben. Mit oder ohne Klimaaktivisten. Genug gemeckert. Ich wünsche Ihnen eine frohe Ostern und sein Sie weniger vorsichtig. – Matthias Rensen

 

Der Autor lässt leider nicht erkennen, dass er die Dramatik, das existenzielle Ausmaß des Klimawandels verstanden hat: Für unsere Nachfahren geht es bei Fortsetzung der aktuellen Klimaentwicklung um Sein oder Nicht-Sein: Ein nie dagewesener Zustand ! Entsprechend zeigt er kein Verständnis für die teils heftigen, mit den Maßstäben der Vergangenheit nicht vergleichbaren Reaktionen. Das Europaparlament hat im November 2019 den Klimanotstand festgestellt. Leider handelt die Bundespolitik bis heute bei weitem nicht in einer dem Notstand entsprechenden Weise. Die Eingriffstiefe müsste diejenige zu Zeiten der Corona-Pandemie bei weitem überschreiten. Es ist nicht die Zeit, die Maßnahme A oder B zu ergreifen, sondern des „sowohl als auch“: Alle Maßnahmen, die geeignet sind, zum Stoppen des Klimawandels beizutragen, ohne unverantwortlich großen gesellschaftlichen Schaden anzurichten, sind unverzüglich zu ergreifen… Gemessen an diesem Maßstab ist z.B. die aktuelle Verkehrspolitik des Herrn Wissing und der FDP (kein Tempolimit! Keine weiteren Maßnahmen zur Eindämmung des Autoverkehrs) eine klimapolitische Katastrophe! – Rudolf Menke

 

Sehr geehrter Herr Machowecz, Sie sprechen mir aus der Seele! Es ist etwa zwei Jahre her, da hatten wir die gleiche schräge Diskussionskultur beim Thema Corona wie jetzt beim Thema Klima. Die Skeptiker der radikalen Klimapolitik werden als „klimafeindlich“ bezeichnet, die Skeptiker der radikalen Coronapolitik wurden als „Coronaleugner“ bezeichnet. Beiden ist gemeinsam, dass sie in die „rechte“ Ecke geschubst werden. Nur die Mehrheitsverhältnisse haben sich geändert. Während die sog. „Coronaleugner“ in der Minderheit waren, machen die sog. „Klimaschutzfeinde“ die Mehrheit aus. Deswegen darf man heute kritische Artikel über den „Klima-Rigorismus“ schreiben, ohne dafür gesteinigt zu werden. Das war vor zwei Jahren in Sachen Corona noch ganz anders! – Martin Krivacek

 

Auch eine Luisa Neubauer und andere Klimaaktivisten müssen sich an demokratische Grundregeln halten. Die Enttäuschung über ihre Niederlage bei dem Volksentscheid in Berlin rechtfertigt nicht, gegen Kritiker und „Nörgler“ ausfällig zu werden. Ihnen zu unterstellen, die Klimazerstörung voranzutreiben ist genauso unsachlich und unverschämt, wie Berliner aus den Randbezirken als rückständig zu brandmarken. So eindimensional ist die Welt beim Klimaschutz nicht. Die Lebensumstände der Menschen sind nun einmal nicht gleich und sie dürfen auch unterschiedliche Meinungen haben. Klimaaktivisten haben das zu respektieren. Wer ernsthaft für den Klimaschutz eintritt, muss sich zwangsläufig mit der technischen Umsetzbarkeit befassen und auf Fachleute hören. Das ist natürlich mühsam und kann auch frustrierend sein, weil beim Klimaschutz auch nicht alles Handumdrehen realisierbar ist. Luisa Neubauer und viele Klimaaktivisten blenden dieses aus und damit machen sie sich für mich unglaubwürdig. „Echte“ Klimafeinde sind eine Minderheit in diesem Land, mit Ihren Aktionen erreichen Klimaaktivisten diese Leute sowieso nicht. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland ist für den Klimaschutz, ich auch, und deshalb trage ich mit meinen Möglichkeiten dazu bei. Ich lasse mir daher ungern vorschreiben, was ich zu tun und zu denken habe. Die Bevormundung und Rigorosität von Klimaaktivisten stößt vielen auf. In einer freiheitlichen Demokratie herrscht Meinungsfreiheit und jeder hat das Recht, bei Wahlen und Volksentscheidungen mitzubestimmen. Auch Klimaaktivisten stehen nicht über dem Gesetz oder haben einen Sonderstatus. – Regina Stock

 

Ich habe Ihren Artikel „Erderhitzköpfe „ aufmerksam gelesen und danke Ihnen dafür. Endlich einmal ein Standpunkt, der nicht von religiöser und ideologischer Sichtweise beeinflußt ist ! Das Wunschdenken vieler amtierender Politiker, allen voran Herrn Habecks, könnte mich beunruhigen. Man kann nicht jede Maßnahme mit dem Klimawandel begrün – den. Sachverstand und Augenmaß gehören auch dazu, aber ich bin ein alter, weißer Mann (Jahrgang 47 ), der sich von der allgemeinen Hysterie nicht anstecken läßt. – Jürgen Lungwitz

 

„Alle gemeinsam das Klima retten“. Diesem Abschlussstatement kann ich nur zustimmen. Es muss aber klar sein, dass dies bedeutet, dass wir bis 2045 kontinuierlich unseren CO2 Ausstoß auf null reduzieren müssen. Die Vorschläge aus der Bundesregierung zu den Bereichen Autoverkehr und Heizen sind daher sehr erfreulich. Sie setzen darauf Altgeräte am Ende ihrer Betriebsdauer durch CO2 neutrale Alternativen zu ersetzen. Entsprechende Ausbaupläne für grünen Strom und die Stärkung der Leitungskapazitäten liegen vor und müssen konsequent umgesetzt werden. Klar, es gibt Probleme mit der Beschaffung und dem Einbau von Wärmepumpen. Allerdings sind mir keine konkreten Vorschläge bekannt, wie Klimaneutralität leichter zu erreichen wäre. E-Fuels jedenfalls sind extrem ineffizient und damit teuer. Für das Fahren mit E-Fuels braucht man etwa fünfmal so viel regenerativen Strom wie bei einem Elektroauto, beim Heizen ist es etwa das Zahnfache gegenüber der Wärmepumpe. Das sind Ergebnisse nüchterner Überlegungen und keine wirren Ideen von Klimahitzköpfen. Wir können auch nicht darauf warten, dass eine Wundertechnologie vom Himmel fällt. Sonst werden wir alle gemeinsam das Klima – nicht retten. – Michael Ningler

 

Grundtenor des Artikels ist mehr reden bzw. erstmal reden und diskutieren bevor jetzt Entscheidungen gefällt werden. 2014 war ich zur bei meiner letzten Großdemo zum Klimaschutz in Berlin mit mehreren zehntausend Teilnehmern. Diskussion Fehlanzeige. Auch vorher nach jeder Demo fand keine grundlegende Diskussion und Berichterstattung statt. Das Thema kam erst nach den Dürresommern und den fridays for future Demos vermehrt auf die Tagesordnung. Politisch findet eine wirkliche Auseinandersetzung und tatsächliche Entscheidungen zur CO2 Reduzierung erst seit der Ampel Regierung durch die Grünen statt. Jetzt ist nicht mehr die Zeit für langatmige Diskussionen sondern für Entscheidungen und Umsetzung zur CO2 Reduktion. Die Zeit für Diskussionen wurde vertan. – Jürgen Conring

 

Danke für den Artikel. Das wichtige Thema Energie – und Heizperspektiven wird hier einmal nicht nur bipolar sondern mehrdimensional und eben auch in seiner Widersprüchlichkeit betrachtet. Hinzu kommt, dass die Wärmepumpen-Alternative ja letztendlich heißt: Wir stellen technisch relativ komplexe und aufwändige Systeme auf, die es zu produzieren gilt, die fachgerecht von Laien betrieben und von Experten häufig gewartet werden müssen. Tut man dies nicht, werden die Effekte nicht erreicht. Vergessen wird zudem, dass von dieser Technik noch vor einem Jahr von den Experten der gängigen Firmen – jetzt Lobbyisten – für Wohnungen ohne Flächenheizung dringend abgeraten wurde. Ja, es scheint derzeit hier einen rasanten technischen Entwicklungsprozess zu geben, aber genau deshalb sind die Zeitvorgaben und Fristen zu knapp, übereilt und im Grunde eben nicht nachhaltig sondern eher technikversessen. Ich selbst wandele gerade auf diesen Pfaden und habe mich umfassend damit beschäftigt. Der Wirtschaftliche, investive Aspekt wird ebenfalls sehr schlicht gedacht. „Keiner wird zurückgelassen.“ (Diese Wortfolge erinnert an U. v. Leyen bei der Einführung des Bildungspaketes.). Wir wissen genau, was nun passieren wird: Die Preise werden nicht fallen, sondern nehmen die Fördermittel mit. Aber, ein wenig geht es mir wie Ihnen. Man wird doch schnell missverstanden… Aber es gilt: Dran bleiben und den nachhaltigsten Weg finden. Ich danke der ZEIT für die Initiative. – Andreas Ehrlich

 


 

 

Leserbriefe zu „Verheizte Chance“ von Marc Widmann

 

Was ist eine Hybrid Heizung: ich benötige eine Gasheizung mit der vollen Heizleistung für das Haus. Zusätzlich benötige ich eine Wärmepumpe als „Schönwetterheizung“ um an den nicht so kalten Tagen zu heizen womit ich nur weniger als 50% meines Energiebedarfs einspare. Anstatt CO2 einzusparen, wird also für die Herstellung der Wärmepumpe zusätzlich COerzeugt, wie der Volksmund sagt ein System mit Gürtel und Hosenträger ob das wirtschaftlich sinnvoll ist?? – Dieter Fries

 

Marc Widmann hat es in seinem Beitrag hervorragend auf den Punkt gebracht. Ich selbst war erstaunt, als es hieß, dass mit dem 1. Januar nächsten Jahres bereits ein Fixtermin steht. Moment mal, wofür nochmal, ach ja, die Öl – und Gasheizungen. Und wie planten die tasmanischen Teufel das jetzt noch mal umzusetzen? Wie war eigentlich der Plan? Gibt es überhaupt einen Plan? Selbst ein Laie, der das bundespolitische Treiben für gewöhnlich nur aus ferner Distanz beobachtet, stellt doch fest, dass hier wohl oder übel einfach Arbeitsschritte übersprungen werden. Oder um es plakativ zu formulieren. Dass man eine halbgare Suppe auftischt. – Michael Ayten

 

Anfängerfehler macht jeder, man muss sie verzeihen. Das sollte ebenso für Politiker gelten und somit auch für die Ampel-Regierung, allerdings nicht für ohne Zeitnot begangene Wiederholungsfehler, wie jetzt mit dem Heizungsgesetz. Wie kann man denn ein für jeden Bürger, für die Wirtschaft insgesamt und somit für den Klimaschutz so bedeutsames Gesetz auf den Weg bringen, ohne sich die Zeit genommen zu haben, darüber mit den Betroffenen gesprochen und geklärt zu haben, bis wann und zu welchen Rahmenbedingungen das ‚Heizungsgesetz‘ überhaupt umgesetzt werden kann? Solche konzeptionellen Fehler schaffen kein Vertrauen. Sie sind letztlich auch nur eine Steilvorlage für den politischen Gegner, der allerdings gut daran täte, sich an sein eigenes Versagen zum Thema ‚Energiesicherheit‘ und somit Klimaschutz zu erinnern. – Harald Seidel

 

So klappt das mit dem Heizen…nicht. Es fehlt das Gesetz hinter dem Gesetz: Das Gesetz, das die Schaffung der notwendigen Voraussetzungen, Rahmenbedingungen und der erforderlichen Infrastruktur verbindlich regelt: Z.B. den Ausbau der Verteilnetze in den Kommunen (damit neben den Wärmepumpen auch Elektroautos ausreichend mit Ladestrom versorgt werden können), den Ausbau der nachhaltigen Energie-Erzeugung, den Ausbau der tatsächlich sicheren digitalen Infrastruktur zur intelligenten Energienutzungssteuerung, den Ausbau von Energiespeicherkapazitäten, zur Speicherung von überschüssiger Wind – und Sonnenenergie), den Auf-/Ausbau von Stromtrassen zum Transport der Windenergie, die Anpassung der Lärmschutzverordnung (Wärmepumpen stehen draußen und laufen nicht geräuschlos), etc., etc..

Und es fehlt an einer Regelung an Dingen, die sofort umgesetzt werden können und einen unmittelbaren Effekt haben: Dem verpflichtenden Ausbau von Photovoltaik – und Solarthermie-Kapazitäten wo immer das möglich ist. Und das sofortige Unterbinden von Green Washing der Industrie (Stichwort: grüne Fernwärme), z.B. von Zertifikaten für existierende Wälder, die nicht abgeholzt werden, obwohl sie jetzt schon für den Abbau von CO2 benötigt werden – verbunden mit dem Zwang zur tatsächlichen CO2-Vermeidung. So könnte es zumindest besser und für die Bevölkerung besser vermittelbar mit dem nachhaltigen Heizen klappen. – Hans-Hermann Gröger

 

Unsere Gastherme des 50 Jahre alten Reihenhauses ist ca. 25 Jahre alt. Das Haus ist bis auf die beiden Außenwände energetisch durch und bereits saniert worden (Haustüren, Fenster, Dach), dazu haben wir seit knapp einem Jahr ein kleine Photovoltaik-Anlage mit Batteriespeicher installiert. Diese Maßnahmen haben uns bereits gut 100.000 € gekostet, die über einen Kredit finanziert werden. Dank der Regierungspläne wird unsere Gastherme nun im Mai gegen eine neue Gasbrennwert-Therme ausgetauscht. Wir sparen dadurch 20-30% an unserem jährlichen Gasverbrauch ein. Mit einer Wärmepumpe hätten wir nach Angaben eines Installateurs mit einem jährlichen Stromverbrauch von ca. 7.500 kWh zu rechnen: Bei gut 50 Cent Stromkosten je kWh sind das je Monat knapp 300 Euro Stromkosten für den Betrieb der Wärmepumpe. Mit Photovoltaik lassen sich Wärmepumpen im Winter zudem überaus schlecht betreiben; im Strommix dürfte der Strom daher vermutlich aus Kohle oder Atom aus dem Ausland hinzugekauft werden müssen. Sehr klimaneutral. Würde ich die Außenfassaden dämmen lassen, um die Wärmepumpe effizienter laufen zu lassen, dürften alleine dafür nochmal Kosten in Höhe von 30-50.000 € entstehen, dazu für die Wärmepumpe nochmal Kosten von mindestens 25.000 Euro (da sind mögliche Förderungen schon abgezogen. Wieso sollte ich also 75.000 Euro investieren, um eine Wärmepumpe zu betreiben. Das rechnet sich nicht im Ansatz (die neue Gastherme kostet 10.000 € und ist selbst im Verbrauch günstiger als die Wärmepumpe). Ich bin gerne bereit etwas für die Umwelt zu leisten, aber die Heizpläne der Regierung sind mehrfach schlecht: Sie sind nicht technologieoffen, sie maßregeln Eigentümer über Gebühr, sie sind schlicht nicht bezahlbar und auch nicht wirtschaftlich, sie sind hauptsächlich ideologiegeprägt und sie führen im Ergebnis zu einem Abwenden vom Umweltschutz bei vielen Menschen. Und im Hintergrund warten schon die Pflichten zum E-Auto (wo sollen bloß der ganze Strom und die Ladesäulen herkommen?) und zur klimaneutralen Gebäudebeschaffenheit. Die gibt es bestimmt auch zum Nulltarif. Und wenn alles „verstromt“ ist, sinken sicherlich auch die Strompreise (Ironie). – Christian Cernak

 

Zum Thema Wärmepumpe fänd ich es klasse, wenn die Zeit noch ein paar weitere Infos streuen würden bzw. Experten dazu befragen würden. Ein wichtiges Thema ist der Unterschied zwischen Wirkungsgrad und Arbeitszahl. Die Arbeitszahl ist ja entscheidend für den Energieverbrauch und wird von dem Temperaturgefälle beeinflusst. Dazu wäre es sinnvoll mal öffentlich in Frage zu stellen, warum wir zwar immer wärme Flüsse und sehen haben, aus denen aber keine Energie um Heizen beziehen dürfen. Dabei würde das ja allen Beteiligten helfen! Eine andere Sahce sind die bereits vorhandenen Solarthermieanlagen. Im Winter, wenn die Solarthermie nicht so viel Wärme liefert, dass man sie sinnvoll für Warmwasser nutzen kann, könnte man sie zum Anheben der Kältemitteleingangstemperatur nutzen, und somit die Arbeitszahl erhöhen. M.E. könnte man da noch viel integrieren – vor allem bevor es jetzt los geht und viel installiert wird. Eine weitere Frage ist die Bohrlochtiefe bei Erdsonden (bzw. Felssonden). In den skandinavischen Ländern, auf die bereits mehrfach verwiesen wurde, geht der Trend zu tieferen Bohrlöchern. Das Bohrloch ist teuer, aber die Tiefe des Bohrlochs ist beim Preis eher nebensächlich. Die Wärmepumpe wird erneuert werden müssen, das Bohrloch aber nicht, daher sollte man so früh wie möglich so tief wie möglich bohren. Das Bohrloch unter unserem Haus ist 250m tief. in Deutschland beginnt ab 150m Tiefe das Bergbaurecht. Tiefer darf man nicht bohren. Ist das so pauschal eigentlich noch zeitgemäß? Das wäre eine sinnvolle Diskussion in der Öffentlichkeit, damit der einzelne Häuslebauer auch davon Bescheid weiß. – Malte Rothhämel

 

Hier haben der Oberheizer der Nation Robert Habeck und die Reg.-Ampel wirklich ganze Arbeit geleistet! Nach dem Motto „dümmer geht´s nümmer“, wird uns hier dieser unausgegorene Wärmepumpen-Wahnsinn direkt vor unsere Füße geknallt. Wie lange soll dieses Dreigestirn Ampel eigentlich noch weiter blinken? Robert Habeck, der ganz oberschlaue Kinderbuchautor a.D. will alleine von Deutschland aus, das Weltklima retten, aber das dürfte nur sein ureigener Albtraum bleiben. Die wichtigsten und größten Kontaminierer der Umwelt, die machen eh was sie wollen, die pfeifen nicht nach Habeck´s Pfeife, die lachen sich höchstens einen riesenlangen Ast, über diesen übergroßen Unfug, Made in Germany! Jetzt warnt ein dazu besorgter Habeck auch noch vor einer Torschlusspanik beim übereilten Heizungstausch. Hört er auch mittlerweile schon das grasgrüne Gras wachsen, dieser super grüne Grünspan? – Klaus P. Jaworek

 

Leider versehen Sie die Aussage der Überschrift nicht einmal mit einem Fragezeichen. Und es ist auch nicht ganz deutlich was genau Sie als „gute Klimapolitik“, als „gut vorbereitet“, als „vernünftig informiert“, als „ausreichende Verfügbarkeit“ der neuen Technologie, als ausreichende „praktische Voraussetzungen“ als ausreichend klares und verständliches Paket anerkennen würden, und wie ein Ministerium allein die Bürger*innen überzeugen soll, bei vielen einseitigen Berichten und Kommentaren der Medien, die oft illusionäre Bedingungen stellen und Forderungen, die einer Quadratur des Kreises gleichen. Für einige der Voraussetzungen braucht es ja gerade die vorherige Ansage der Regierung, derzufolge sie geschaffen werden müssen, solange wir eine Marktwirtschaft und keine Staatswirtschaft haben. Und für viele Aufklärungen und Erklärungen wie auch für Überzeugungsarbeit braucht auch die beste Regierung – – die wir derzeit wahrlich nicht haben – – die Mithilfe der Medien und nicht Medien, die fast nur das negative an überfälligen Veränderungen sehen und Bedingungen stellen, die auf einer ausreichend schnellen, aber gleichzeitig bequemen und niemanden verunsichernde ökologische Transformation bestehen, ohne irgendwelche Steuererhöhungen, ohne Eigenverantwortungen von Wirtschaft, Medien und Bürgern für genauere Wegfindung, ohne mehr Arbeit, ohne Verzichte auf irgendetwas anderes.

Ansonsten habe ich vieles bereits in der Mail vom 4.4. zur Ausgabe 30.03.23, S. 2 „Eine Frage der Haltung“ geschrieben. „Wir kriegen das nicht mit der Brechstange hin“, das entspricht etwa auch Ihrer Argumentation: Dieser Vergleich mit der Brechstange wie auch andere Argumente mit irreführender Logik (Fehlschlüssen), falschen Behauptungen und Schüren der falschen Ängste, weil auf die nahen, aber viel geringeren Risiken im Vergleich zu denen des Klimas einengend, werden ja immer wieder von Gegnern schnellerer und konsequenterer Klimaschutz-Maßnahmen angewandt. Sie verweisen z.B. auf die Kosten für Bürger und Betriebe, die billigeren Möglichkeiten gleicher Emissionsminderungen in anderen Ländern, die Fachkräftemängel, die Wünsche und Ängste von Bürgermehrheiten, drohende Wohlstands-, Freiheits- und Industrialisierungs-Verluste etc. etc. Dabei ist leider wahr, (wie angedeutet auch Sie anerkennen) dass mit jedem bisherigen Jahr des Aufschubs und der Langsamkeit, wenn nicht Verschleppung eines ausreichenden und rechtzeitigen Klimaschutzes das danach nötige Tempo und Ausmaß immer härter, teurer, einschneidender und anstrengender geworden ist. Damit diese Folgen für die Generationen nach 2030 nicht völlig ungerecht überfordernd oder gar unmöglich werden, hat ja auch das Bundesverfassungsgericht 2021 die damalige Politik in Teilen als verfassungswidrig erklärt. Die meistgeforderten längeren Übergangsfristen wären leichter und eher verantwortbar gewesen bei einem wesentlich früheren Beginn der jetzt diskutierten Maßnahmen zum Klimaschutz. Kritiker konsequenter ausreichender Klimapolitik konzedieren gönnerhaft, es sei ja unbestritten, dass „weniger CO-2 emittiert“ werden müsse, eine groteske Untertreibung, denn was nötig ist, ist nicht nur weniger, sondern soviel weniger, dass die nach dem Pariser Klima-abkommen noch erlaubte restliche Gesamtmenge an allen Treibhausgasen eingehalten wird, also ausreichender und ausreichend baldiger Klimaschutz, nicht nur mehr. Natürlich müssen die Maßnahmen wie immer wieder angemahnt, realistisch und von der Bevölkerungsmehrheit akzeptiert sein. Das Dilemma dabei: sie müssen auch mit der physikalischen Realität der – – für die Abwendung der großen Kippunkte noch) erlaubten Restmenge Treibhausgase wegen der ansonsten drohenden großen Klimakatastrophe vereinbar sein.

Dazu folgender Vergleich: Wenn ein Arzt/eine Ärztin bei einem/r Patient*in eine operationsbedürftige tödliche Krankheit feststellt, kann er/sie die – – mit Schmerzen, zeitweise Freiheitseinschränkungen und Risiken verbundene – – OP natürlich nicht aufzwingen; er muss ihn/sie aber aufklären, dass zwar die Operation evtl. schmerzhaft und gefährlich sein wird, was ihm Angst machen kann, dass aber die Gefahren und Folgen der zu wenig oder zu spät behandelten Krankheit etwas später mit Sicherheit viel, viel schlimmer sein werden. So ähnlich und vergleichbar ist es beim Klimaschutz. Der/die verantwortliche für die Beratung und Maßnahmen muss Hoffnung und Mut machen, dass man die Operation gut überstehen kann und wohl wird, aber nicht die Zuversicht vermitteln, dass mit einem (weiteren) Abwarten und Aufschieben der Operation schon alles gut gehen wird, vielleicht in der Hoffnung auf neue Verfahren, die eine wesentlich leichtere und sicherere Heilung „versprechen“, aber wenn überhaupt realistisch, bis zur Anwendbarkeit noch viel zu lange dauern werden. Vor allem aber sollte die ärztliche und andere Kontaktpersonen des/der Patient*in diese(n) nicht mit Fake-News übertriebener Risikobehauptungen über die OP verunsichern. Dem letzteren entsprechen die Gerüchte, Bürger*innen müssten sich verschulden um eine noch „funktionierende Heizung auszutauschen“, was grotesk falsch ist und den Verdacht erweckt, dass hier von welcher Seite auch immer Ängste vor der Klimaschutz-politik insbesondere des Herrn Habeck geschürt worden sind, gegen ihn, nicht durch ihn geschürt. Es wäre also sehr interessant, wer diese Horrormärchen in die Welt gesetzt hat, denn für ernsthaft informierte musste klar sein, dass es nur um Fälle neuer Heizungen ging und nie um unfreiwilligen Austausch solcher, die noch funktionieren, abgesehen von der lange eistierenden Verpflichtung schlechte über 30 Jahre existierende auszutauschen.

Es ist auch von niemand eine Bereitschaft oder gar Absicht bekannt, den Klimaschutz zu sozialen Fragen werden zu lassen, jedenfalls nicht im Sinne von Ungerechtigkeit oder sozialen Notlagen. Anders ist es allerdings, wenn durch klimaverträgliche Heizungen einige Hausbesitzer und/oder Steuerzahler weniger Geld übrig hätten für Fernflugreisen, SUVs, luxuriöse Riesenwohnungen oder private Schwimmbäder. Auch könnte es angesichts Fachkräftemangel nötig sein, dass diese weniger für solche Luxusdinge arbeiten können/dürfen und diese von daher knapper und damit teurer werden, falls keine ausreichende Möglichkeit oder Bereitschaft besteht mehr Arbeitsstunden als bisher (auch vorübergehend zur Integration und Ausbildung zugewanderter Migranten) zugunsten der Klimazukunft zu leisten. Das sind z.B. Szenarien, die das geringere Übel wären im Vergleich zur Überschreitung der 1,5 Grad oder gar 2 Grad Klimaerhitzung, und wohl irgendwo dazwischen auch der Kippunkte zum allmählichen selbstverstärkenden völligen Kollaps des Klimas und damit der Öksysteme. Die Frage ist nicht, ob die Gefahr für soziale Nöte abgewendet werden soll, sondern wie. Ob durch das (von Lindner und andere geforderte) Herunterschrauben der „Ambition“, des Tempos beim Klimaschutz, oder durch Hilfen/Zuschüsse auf Kosten von moderaten Mehr-Belastungen solcher, die die weit eher tragen können als diejenigen, die die Kosten an die Existenzminimumsgrenze bringen würden. Dass die erstere Lösung noch nicht geregelt ist, ist der FDP zu verdanken, daneben Teilen der Opposition. Auf diese wird aber durch das neue Gesetz zumindest mehr Druck aufgebaut werden als ohne dieses. Wenn wir das erste wollen und den Klimaschutz im gewohnten Schneckentempo belassen, ist das tragische dabei, dass alle so denkenden damit selbst eine „Brechstange“ einsetzen, nämlich eine Brechstange zur Zerstörung der Ökosysteme und der Zukunft unserer (und anderer) Kinder und Enkel.

Auch die immer wieder gehörte Betonung von Deutschlands nur einem % der Weltbevölkerung ist tendenziös oder ein Tunnelblick, denn unser Anteil an den Emissionen ist viel größer, und noch mehr, wenn wir die historisch angesammelten Emissionen betrachten. Dennoch ist es leider ein reales Risiko, dass die deutschen oder EU-Anstrengungen letztlich vergeblich bleiben können, falls der Rest der Welt nicht in der Summe ausreichend mitzieht. Aber: Wenn ein Schiff wegen Lecks untergangsbedroht ist, die nur durch viele zusammen repariert werden können, soll ich dann an meinem Leck die (durchaus anstrengende und unangenehme) Arbeit einstellen aus der Angst oder Ausrede heraus, dass die anderen Verantwortlichen zu faul, unfähig, schwach, egoistisch oder ignorant für ihre Anteile der Rettung sind? Die Antwort ist eher umgekehrt: Nicht nur selbst mein Leck reparieren, sondern zudem alle anderen, wenn noch nötig aufklären, motivieren und wo mir möglich ihnen helfen auch das ihre zu tun, denn wir alle zusammen sind ja auf demselben Schiff, das nur durch alle zusammen gerettet werden kann. Und es darf auch niemanden an der Arbeit hindern, falls die genaue Art der Reparatur sich bei der Durchführung teils noch herausstellen muss, und falls das Leben auf dem Schiff durch die Rettung bis zu ihrem Erfolg deutlich unkomfortabler werden sollte als vorher und hoffentlich nachher, selbst dann nicht, wenn einige am Zustand des Schiffes weit mehr schuld sein sollten oder sich tatsächlich auf die faule Haut legen oder gar über die schuftenden Retter verspotten, deren Arbeit sie nicht als nötig anerkennen. – Peter Selmke

 

„Es wird nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird“. Das Heizungsgesetz ist noch gar nicht verabschiedet, geschweige denn im Bundestag beraten. Dass es aber einer „Revolution im Heizungskeller“ bedarf, ist doch allen Beteiligten klar. Dass es nicht nur im Austausch mit Fachleuten entsteht, sondern auf dem Schlachtbrett der Machtpolitik zerhackstückelt wird, ist doch auch allen klar. Ein modernes Heizungsgesetz gibt es im Südwesten seit vielen Jahren. Ein etabliertes Verfahren mit vielen Erfüllungsoptionen und Ausnahmetatbeständen. Nicht orientiert am gegriffenen Alter, sondern an der finanziellen Situation. Es ist zu hoffen, dass sich der Bundesgesetzgeber auf der Zielgeraden noch an diesem Landesgesetz orientiert. Der mediale Aufschrei „Gasheizungsverbot“ sollte dem Appell „fit für erneuerbare Energien“ weichen – von allen Zeitungen mit vier Großbuchstaben! – Berthold Hanfstein

 

Lieber Herr Widmann, nun haben Sie wieder so richtig schön dagegen sein können – das ist ja der neue Volkssport: Dagegen sein! Aufgabe der Politik, ausgeübt durch die – übrigens von uns – gewählte Regierung, ist es aber nicht, bei jeder ihrer Entscheidungen völlig deckungsgleich mit der Meinung der Bevölkerung zu sein. Wohin das führt, schreiben Sie selbst: Die Bevölkerung wurde in dem Glauben gelassen, dass die Klimakrise woanders stattfindet, und die Heizungsinstallateure haben brav eingebaut, was ihre Kunden haben wollten. Dabei gibt es Wärmepumpen schon seit Ende der 90er Jahre! Nur wurde diese Technologie damals nicht nennenswert nachgefragt und demzufolge nicht in großen Stückzahlen produziert. Und genau da setzen die Vorgaben der Regierung für zukünftiges Heizen an: Menschen lassen sich, wenn es um das eigene Porte­mon­naie geht, nicht von vernünftigen Argumenten überzeugen. Zumal sehr sehr viele Hauseigentümer ihre Finanzierung so „auf Kante genäht“ haben, dass Investitionen in dieses Eigentum wirklich schmerzhaft sein können. Nun ja, Eigentum verpflichtet. Durch das Verbot neuer energiefressender Geräte mit veralteter Technologie – nicht sofort, sondern ab dem nächsten Jahr – wird endlich (ENDLICH!) umgesetzt, was mit milden Worten schon seit vielen vielen Jahren vorsichtig jedoch erfolglos angemahnt wurde.

Politik funktioniert eben mitunter rückwärts: Hersteller stellen ihre Produktion auf neue Technologien nur um, wenn die neuen Produkte am Markt auch nachgefragt werden. Sie können sich nicht darauf verlassen, dass sich die Bevölkerung erstmal (wie lange?) überzeugen lässt und dann vielleicht irgendwann (Nur kein Zwang!) neue Technik haben will. Dieses unternehmerische Risiko kann sich kein Hersteller leisten! Die Nachfrage nach neuen Produkten, z.B. nach Wärmepumpen, entsteht also nicht durch ein weiter vorsichtiges Überzeugen der Bevölkerung, wie Sie, Herr Widmann, das vorschlagen. Sondern die Nachfrage entsteht erst dann, wenn der Einbau der preiswerten bewährten Gas – und Öl-Heizkessel nicht mehr möglich, weil nicht mehr erlaubt, ist. DAS ist die Chance für die längst überfällige Änderung! Ihre Überschrift (oder die der Redaktion gewählte Überschrift zu Ihrem Artikel) ist leider nur eine Zuarbeit für Populisten, denen Sie mit Ihren Begriffen wie „Überrumpelungstaktik“ und „verwirrendes Paket an Vorschriften“ ordentlich zugearbeitet haben. – Sibylle Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Sind wir denn dumm?“ von Peter Neumann

 

„Für Panik hingegen, geschweige denn für ein mal eben einberufenes Moratorium, sind wir gegenwärtig noch zu klug.“ Ich sehe das pessimistischer. Dass Wissenschaftler, Entwickler und Erfinder mit Schrecken sehen müssen, was andere aus ihrer geistigen Leistung gemacht haben passiert nicht zum ersten Mal. Ich glaube nicht, dass individuelle Menschen klug genug sind, die Folgen einer Idee oder Folgen ihrer Handlungen auf die Menschheit als Ganzes zu übertragen. Das wäre neu. Was ich irritierend finde, ist, dass scheinbar niemand über KI in Waffen nachdenkt. Ich denke dabei an eine KI kombiniert mit einem Roboter. Darüber wird gar nicht geschrieben.

https://m.youtube.com/watch?v=-e1_QhJ1EhQ (ein Werbevideo der Fa. Boston Dynamics) Warum wird tatsächlich ein Moratorium gefordert? Ich glaube nicht, dass die vorgeschobenen Gründe, die tatsächliche Intentionen widerspiegeln. Was wäre aus Hitler geworden, wenn er die Atombombe gehabt hätte? Was wird aus Putin und den anderen Autokraten, die gerade einen, in vielen Staaten gesellschaftlich Aufschwung erleben. Es wird nichts geben, dass von KI nicht beeinflusst wird. Innehalten und nachdenken wäre klug, es wird aber nicht passieren. Das glaube ich deshalb, weil es das erste Mal wäre. – Christian Fahn

 

Kann KI intelligenter sein als der Mensch? Diese Frage ist eindeutig mit ’nein‘ zu beantworten. Die Begründung erfolgt in drei Schritten. Erstens: KI ist im eigentlichen Kern nichts weiter als ein Tool, mit dem vom Menschen vorgegebene Muster erkannt werden. Dieses geschieht nur mit solch großer Geschwindigkeit und Kapazität, dass die menschlichen Fähigkeiten dabei weit übertroffen werden. Wenn menschliche Intelligenz nichts weiter wäre als ein solches Erkennen von Mustern, dann wäre KI ohne Frage schon jetzt intelligenter als der Mensch.

Zweitens: Wäre aber menschliche Intelligenz auf ein solches Erkennen von Mustern beschränkt, könnte die bisherige geistige Entwicklung der Menschheit nur als ein Ausrichten an sich selbst erfolgt sein. Echte geistige Erneuerungen wären in diesem Drehen um sich selbst unmöglich. Menschliche Intelligenz muss also mehr sein als das (KI-typische) Erkennen vorgegebener Muster.

Drittens: Menschliche Intelligenz ist als eine unhintergehbar körperlich Gebundene (embodied cognition) ein Instrument zur Sicherung dieser körperlichen Existenz, das ist ihr evolutionärer Auftrag. Die Veränderungen äußerer Bedingungen mit ihrem Drohpotential für diese Existenz sind dabei der Motor neuer intelligenter Antworten, zu denen eine KI niemals fähig wäre, denn ihr kann es niemals um die Sicherung einer eigenen Existenz gehen.

Fazit: Nur menschliche Existenz als eine körperlich gebundene ist zu echten, neuen intelligenten Antworten fähig und wird damit immer uneinholbar vor der KI liegen. Ein beredtes Beispiel für diese Differenz geben die ein Moratorium fordernden Warner selbst: ihnen geht es um die Folgen der KI für unser Leben; die KI selbst würde und könnte sich darum nie ‚eigene Gedanken machen‘. Der uneinholbare Vorsprung menschlicher Intelligenz stellt im übrigen nicht in Abrede, dass KI auch auf dem jetzigen Stand ein potentiell gefährliches Werkzeug ist, dessen Anwendung schon jetzt kontrolliert und geregelt werden muss. – Roland Schürmann

 

Von künstlicher Intelligenz verstehe ich nicht viel. Nur eins, sie wird die Zukunft mitbestimmen. Dass die KI die Menschheit beherrschen könnte oder die Menschen sich von ihr beherrschen lassen wird, scheint keine Utopie mehr zu sein. Es ist überaus bemerkenswert und ein Novum, wenn führende Vordenker und Tech-Giganten vor den Risiken der KI warnen. Eine unerschöpfliche Datenmenge und Algorithmen sind das Futter der KI, wie sie genutzt wird, liegt (noch) in der Hand der Menschen selbst. Es muss Regularien geben! Internet und soziale Medien haben längst einen Vorgeschmack darauf gegeben, wenn alles möglich ist. Bei allen Vorteilen, die sie bieten, und auch vor dem Hintergrund, dass sie nicht mehr wegzudenken sind, es gibt eben auch die dunkle Seite. Fake News, Shitstorms, Hackerattacken, Gewalt und Pornographie, alles von Menschenhand gemacht. Ich finde, man sollte die Warnungen derer ernst nehmen, die wirklich etwas von künstlicher Intelligenz verstehen, den Profis. Wenn am Ende nur wenige von ihr profitieren und es für den Rest womöglich heißt:“ Big Brother ist watching you“, gestützt auf modernster sich selbst weiterentwickelnder Computertechnologie, kann man ihr nicht freien Lauf lassen. Menschen sind nicht dumm, sie sind aber schnell verführbar. – Regina Stock

 

Ich denke, dass Medien jeglicher Art die Menschen schon jetzt warnen sollten. Warnen davor, dass die bisherigen Enkeltrick-Betrüger neuerdings auch die KI-Masche für ihre schändlichen Taten einsetzen werden. So könnte es sein, dass angerufene, nicht nur ältere Personen, erschreckende Fotos auf ihren Handys erhalten und darüber in Panik geraten. Genau diese Panik nutzen die Betrüger aus. Sie fordern unmittelbar Geld, um dem Angerufenen vor Ort zu helfen. Daher mein dringender Appell an alle Medien, beizeiten aufklärende Artikel schreiben. – Hans Gamliel

 

Die Tatsache, dass die künstliche Intelligenz zu neuen, bisher nicht vorstellbaren Lebensgewohnheiten führen wird, weist eigentlich auf eine evolutionäre Normalität hin. Veränderungen, gar Verluste haben die Menschen immer dann getroffen und erfahren, wenn sie versuchten, neue Ressourcen für sich zu erschließen. Waren es bisher als einflussreiche Faktoren Katastrophen, Krankheiten und Kriege, so sind es heute auch die selbstverantworteten technologischen Entwicklungen, welche als prägende Neuerungen im Lebenswandel ein hohes, teilweise unkalkulierbares Risiko bilden. Erstmalig werden technologische Einflussfaktoren wie die künstliche Intelligenz sich in der Evolution als mitverantwortlich erweisen. Es muss uns bewusst sein, dass diese als Vorteile erdachten und unumkehrbaren Entwicklungen teuer erkauft werden, weil gemessen an der heutigen globalen Einwohnerzahl nur wenige Menschen diesen „evolutionären Schock“ überstehen werden. Vielleicht tragen wir aber mit der KI besonders zum Überleben unserer Erde, weniger der Menschheit bei. – Jürgen Dressler

 

Nein, wir sind nicht dumm und künstliche Intelligenz wird niemals allumfassend intelligenter sein als der Mensch. Diese Barriere hat die Natur eingebaut. Mindestens u.a. auf Grund der gigantischen Energiemengen, die eine KI verschlingt. Das menschliche Gehirn arbeitet um ein vielfaches effizienter. Intelligenz ist die Fähigkeit, sich eine eigene Vorstellung von der Welt zu schaffen. Einen Deutungsrahmen. Der Abstand zu diesem Niveau, einer Human-Level-KI, ist noch groß. Eine, im mathematischen Sinn, infinitesimale Näherung an diesen Punkt werden wir vielleicht schaffen. Den Punkt überwinden nicht. Bei der hohen Schlagzahl an disruptiven Entwicklungen, ist die „Pausetaste“ ein guter und angemessener Ansatz. Weiterentwicklung, Fortschritt ist in der Natur vorgesehen. Nur nicht in diesem Tempo. Neuerungen, Errungenschaften müssen verarbeitet werden, in einem ausreichenden zeitlichen Rahmen, im wörtlichen Sinne ‚errungen‘. Derweil sollten wir uns auf unsere Stärken fokussieren. Die Vielfalt der Fähigkeiten in einem einzigen Organismus. Die Maschine hat es weit gebracht die menschliche Hand zu ersetzen und doch sind wir in der Vielfältigkeit immer noch überlegen. So wird es auch mit KI sein, die sich anstellt den menschlichen Kopf zu ersetzen. – Klaus Sommer

 

Natürlich sind wir nicht dumm. Aber wir werden immer dümmer, seit unvordenklicher Zeit. Noch der Vetter aus dem Neandertal hatte ein komfortableres Hirnkammer-Volumen und nach gefestigten anthropologischen Daten schrumpft unser Denkstübchen zusehends weiter – seit der festen Siedlungsbildung vor ca. 10.000 Jahren und wegen der dann zunehmenden Arbeits- und Denk-Teilung. Für manche noch gruseliger: Laut zuletzt norwegischen Erhebungen schwächelt jetzt auch unser Intelligenzquotient. Unsere unzähligen digitalen Orientierungs- und Erinnerungs-Helferlein machen es wohl möglich. Künstliche Intelligenz dürfte da nichts so Neues sein. Allerdings mag sie unsere Fähigkeit stärken, die Welt unbedacht aus den Angeln zu heben – grundstürzend oder neudeutsch: disruptiv. Dort sehe ich drei zentrale Risikobereiche: Gen-Engineering, Geo-Engineering und Policy-Engineering, also den Versuch, mit Stabilbaukasten-Mentalität unsere Erbanlagen, unser Geosystem oder unsere bürgerliche Kontrolle manipulativ zu „optimieren“. Auch ein Moratorium macht wohl wenig Sinn – die Dienste dieser Welt sind unseren bürgerlichen Phantasien typischerweise weit voraus. Wie setzte es eine Schlagzeile schon beim Brexit zurecht: „The Bots Want to Leave Europe!“ – Karl Ulrich Voss

 

Die Analyse von Peter Neumann greift zu kurz. Zum einen dürfte die Warnung der großen Tech-Giganten über die potentiellen Gefahren von KI eher einem cleveren Marketinggag entsprechen, um einmal mehr in der Öffentlichkeit das Bild von ihren Projekten als angeblichen revolutionären Wunderwerkzeugen zu pushen. Zum anderen ist die Technologie wie etwa bei dem derzeit durch fast alle Medien nahezu durchgängig umjubelten ChatGPT nicht einmal wirklich neu, da es bereits in den 1960er Jahren mit dem Chatbot ELIZA des Forschers Joseph Weizenbaum ein recht ähnliches Programm gegeben hat, das darauf basierte, Menschen mit eloquenten Antworten vergessen zu lassen, dass sie gerade nur mit einer Maschine kommunizieren. Deshalb sollte man hier in jedem Fall den Ball etwas flacher halten, zumal zu einer echten Intelligenz immer ein reflektiertes Denken zählt, das aber Algorithmen, die lediglich die statistische Wahrscheinlichkeit eines nächsten Wortes aus vergangenen Daten ausrechnen können, überhaupt nicht besitzen können! – Rasmus Ph. Helt

 

Im Westen nichts Neues. Die „Big Five“ der Tech-Giganten sind die neuen Feldherren der modernen Informationskriege und sie haben ihre Waffenschmieden auf den neusten Stand der Technik gebracht. Die KI ist die neue Wunderwaffe. Die Bajonette – der unbeirrte Glaube, das technisch Machbare umzusetzen – sind aufgepflanzt. Das Volk, eine konsumorientierte und infantile Spaßgesellschaft, wurde durch eine geschickte Gehirnwäsche auf Kurs gebracht, jedoch ohne das wahre Kriegsziel zu erkennen. Die Zeit schaltete Werbeanzeigen für Meta, die öffentlich rechtlichen Sendeanstalten zeigen berauschende Bilder einer schönen, neuen Welt. Man kämpft für die gute Sache. Medizin und Forschung bekämen unverhoffte Chancen.

Die Majestäten und die Regierenden aller Länder wollen auch ihren Platz an der Sonne. Mit lautem Hurrageschrei geht es in die Katastrophe. Zuckerbergs Metaversum verführt mit Bildern einer heilen Welt wie eine Dauerdroge, Elon Musk ist es mit seiner Firma Neuralink gelungen, durch die Einpflanzung eines Chips eine Verbindung zwischen Mensch und Maschine zu schaffen. Die Kontrolle und Macht ist perfekt geworden. In den Schützengräben der Kritiker und Warner ist endlich Ruhe eingekehrt. Die atomare Softwarebombe ist gezündet und sie hat ihr Ziel nicht verfehlt. Der Absolutismus wurde wieder hergestellt, Demokratien wurden abgeschafft. Google, Amazon, Meta, Apple und Microsoft haben die Welt unter sich aufgeteilt. Aber der Kampf auch untereinander geht weiter. In naher Zukunft kann es nur einen geben, der alles regelt. Im Westen nichts Neues. – Andreas Löbbers

 


 

 

Leserbriefe zu „Mein Name ist Andrew Tate“ von Simon Langemann

 

Anders als es der Autor suggeriert, abonnieren nicht nur « internetferne« Tagesschau-schauende Leser die Zeit, sondern auch Menschen, die es abscheulich finden, wenn Andrew Tate eine ganze Seite 3 (!) gewidmet wird. Inhaltlich beschreibt der Autor dann nur beweihräuchernd die frauenfeindlichen Äußerungen und das Aussehen Tates. Auch die einseitige Wiedergabe der Verteidigung gegenüber in Zweifel gezogenen Punkten und mit den Comic-Figuren ins Lächerliche gezogene Anklage Tates ist bedenkenswert. Waren die Bekanntheit Tates unter den U25-Jährigen der Zeit-Redaktion keine Auseinandersetzung wert, dass diesem Menschen auch nicht mit einem sachlicheren Artikel so viel undifferenzierte Aufmerksamkeit zu schenken ist? – Louisa Schierbaum

 

Mit großer Verwunderung las ich Ihren einseitigen Artikel über Andrew Tate . Nicht nur, dass Sie diese Person für eine Berichterstattung wichtig finden, sondern diesen Bericht auch noch im politischen Teil bringen, hat mich sehr irritiert! M.E. der ZEIT unwürdig! – Dorothee Ensinger

 

Warum verdient dieser Beitrag eine ganze Seite im Politikteil in Ihrem bisher anspruchsvollen Blatt? Wer bedarf heute noch einer seltsam ausgeschmückten Beschreibung eines Zuhälters, der es auf kriminellen Wegen zu Millionen brachte. Ich war ein Leben lang Polizist und suche und bezahle nicht Beiträge dieser Art über Kriminelle. – Adolf Sautter

 

Ach du liebe ZEIT! Eine ganze Seite über Andrew Tate? Echt jetzt? Und was bitte hat dieser frauenverachtende Möchtegernmacho mit Politik zu tun? Einfach nur peinlich! – Jürgen Hilleke

 

Für mich ist es eine Frechheit, dass eine bedeutende Zeitung wie Sie diese Ausarbeitung auf Seite 3 bringen anstatt z.B. den Artikel von Seite 5. Ihnen sind anscheinend Begriffe wie „seriös“, Anstand, verloren gegangen. Es ist das zweite Mal, dass Ihre Zeitung Inhalte veröffentlichen. Ich trage mich mit dem Gedanken nach jahrelangen Bezug mein Abonnement zu kündigen. – Lutz Hoffmann

 

Mich wundert das nicht, dass in einer Welt, in welcher ein vollendeter Feminismus der nichts mehr außer kämpfen kann, und sich deshalb ständig neue Mücken sucht, die zu Elefanten aufgeblasen werden und dies noch zur Staatsreligion erklärt wird, junge Männer sich einem ebenso gewalttätigen Gegenpol zuwenden. Denn was ist das ständig und auf allem rumhackende, wo überall männliche Unterdrückung und das Pressen in Opferrollen gesehen wird anderes, als Emotional missbräuchliches und gewalttätiges Verhalten? – Joachim Maulbetsch

 

Auf S. 3 Eurer Osterausgabe wollt Ihr Eure Leserschaft über ein Medienphänomen informieren. Der Bericht ist getragen vom Bemühen, zu verstehen und nicht zu verurteilen. Doch der Artikel wirkt verharmlosend. Ein Mann, der ein Vermögen mit sexueller Ausbeutung von Frauen verdient hat, verkauft zusätzlich Coachings mit misogynen Inhalten an Männer, die sich auf solche Weise aufgewertet sehen möchten. Seine Strategie, junge Frauen über psychische Abhängigkeit zu kontrollieren, hat Folgen für ihr weiteres Leben, die nicht beschrieben werden. Justizsysteme verschiedener Länder scheitern an den Winkelzügen von Anwälten, die sich mit dem leicht verdienten Geld pornographischer Geschäfte kaufen lassen. Der leichte Ton des Texts steht im Missverhältnis zu den geschilderten Missständen. – Tonia Ackermann

 

Eine ganze Politik-Seite für den superstarken Mann. Und was habe ich jetzt gelernt? – Rosemarie Ziegler

 


 

 

Leserbriefe zu „Ich kann das …“ von Maximilian Probst

 

Bei der von Ihnen wiedergegebenen Umfrage muss man wohl auch die genaue Wortwahl achtern: Die negative Meinung der Menschen zur Wirksamkeit der Klimaschutzpolitik bezog sich auf die derzeitige war lt. Zitat nicht allgemein gemeint, sondern für die „derzeitigen politischen Maßnahmen“, vermutlich selbst so nicht absolut gemeint, sondern als nicht ausreichend wirksam. Leider ging aus der Beschreibung nicht hervor, ob sie mit Wirksamkeit des eigenen klimafreundlichen Verhaltens ein theoretisches wünschenswertes Verhalten meinen oder das bisher tatsächlich praktizierte eigene Verhalten, was ja erfahrungsgemäß oft oder gar meist weit auseinanderklafft. Ich befürchte nach etlichen persönlichen Gesprächen, dass viele Menschen sogar das letztere reale Verhalten bei sich für ausreichend halten, selbst wenn dies nur eins von Milliarden ist, die alle zusammen und gemeinsam mit den verschiedenen Regierungsmaßnahmen der Welt derzeit das Klima gegen die Wand fahren. Der Satz „auf den einzelnen kommt es an, nicht auf Lindner, Wissing, Habeck etc etc….“ wird erst richtig, wenn man zwei kleine Worte hinzufügt: „Auch auf den einzelnen kommt es an, nicht nur auf Lindner, Wissing, Habeck, Scholz etc. etc.“ Frau Betsch hat natürlich Recht mit ihrem Befund der „Individualisierungsfalle“ und der Verkennung der Bedeutung wichtiger politischer oder gesetzgeberischer Klimamaßnahmen, und dass es auch dadurch (zu) wenig Anreiz für viele politisch tätige gebe, sie durchzusetzen. Das wird für beide Seiten noch dadurch gefördert, dass der Mensch meist bestrebt ist sich kurzfristig wohlzufühlen und zu dem Zweck unbequemes zu vermeiden, oft selbst dann, wenn es dringend nötig wäre. Und um diese Tendenz vor sich und anderen kognitiv dissonanzfreier zu machen bzw. zu rechtfertigen, werden die Bewertungen und Sichtweisen eben dementsprechend angepasst, bei den einfachen Menschen und bei der Politik, die sich darin noch gegenseitig bestärken.

Bei der Geschichte des „Individuellen Klima-Fußabdrucks“ ist ja auch nicht dieser an und für sich das falsche oder schlimme, sondern der quasi Tunnelblick, nur diesen Ausschnitt der Realität zu sehen und die anderen wichtigen Teile auszublenden. Dieser geschürte Tunnelblick erklärt ja auch das besondere Interesse der fossilen Industrie am Individuellen Fußabdruck; dazu kommt noch der Effekt der Heuchelei, dass man ja selbst am Klimaschutz interessiert und darum bemüht sei, was ja ansonsten mehr durch Greenwashing verkauft wird. So ist auch die Darstellung der individuellen Verantwortung auch der Individuen durchaus berechtigt, nur nicht der Schwerpunkt darauf und noch weniger, damit von den eigenen Verhaltensweisen der Wirtschaftsbetriebe oder auch der Politik abzulenken. dies trifft nicht zuletzt auch auf Herrn Lindner zu: Zwar haben tatsächlich viele Bürger selbst das ihnen individuelle mögliche verfehlt, aber das rechtfertigt in keinster Weise, dass Lindner, Wissing und andere sich darauf ausruhen. Sie haben schließlich nicht im Amtseid geschworen alle Wünsche der Bürger nach niedrigen Steuern, maximalen (auch anderen schadenden) Freiheiten und Bequemlichkeiten und Konsum zu erfüllen oder zu fördern, sondern ihr „Wohl zu mehren, Schaden von ihnen zu wenden“. Das kann gelegentlich auch bedeuten, dafür die Wiederwahl und vorher Umfrage-Ergebnisse zu riskieren oder gar zu opfern, um Schlimmeres für alle abzuwenden.

Sie kennen vermutlich auch den neuen Klima-Appell „UnsereGenerationUnserJob“, der an die Regierung, nicht oder weniger an die Bürger gerichtet ist. Besonders gut fand ich, dass die Autoren einiges genannt haben, das sonst selbst von Klima-besorgten eher vernachlässigt wird, so z.B. die „verschwindend wenig“e Zeit, die uns noch bleibt, die drohende Überschreitung der Kippunkte zu den selbstverstärkenden Prozessen oder „unumkehrbaren Kettenreaktionen“ und resultierendem Kontrollverlust, die implizite Kritik am Aufbauschen und Ablenken durch die Diskussionen über das „Klimakleben“ (bei Vernachlässigung von Aufmerksamkeit für die Verstöße gegen das Klimagesetz und das zugrunde liegende Verfassungsgerichtsurteil zur Klimapolitik), die implizite Kritik an den lange praktizierten „Halbherzigkeiten“ und „Nebelkerzen“ und Aufschieberitis, die Erwähnung vieler bereits gesehener „Vorboten-„Katastrophen, und die Betonung, dass das Klima kein „Thema“ (gemeint wohl unter gleich wichtigen anderen Themen) ist, die Verantwortung aus unserer Geschichte und wirtschaftlichen (bisherigen) Stärke, das dringend nötige „enorme Zulegen an Tempo“, die neben EE auch nötigen Speicher wegen deren so wechselndem Angebot, die auch gebrauchte „gesellschaftsweite Diskussion“, um alle „im Handeln“ (nicht nur im Wünschen und Reden) mitzunehmen, und schließlich die erklärte Bereitschaft, „wirksame Klimapolitik mitzutragen und zu verteidigen“.

Die letzten beiden Punkte halte ich für die ganz entscheidenden, ohne die auch der/die beste Kanzler*in und die beste Regierung nicht allzu viel ausrichten könnte, wobei die Bedeutung dieser impliziten Selbstverpflichtung leider nur sehr vorsichtig angedeutet ist, denn sie bedeutet letztendlich mitzutragen und zu verteidigen, wenn es nicht nur die Regierung, sondern auch viele Bürger mehr kostet, als die meisten bisher gedacht haben, nicht nur an Geld, sondern auch an „Freiheiten“ des Konsums, Reisens und Verhaltens, an Unbequemlichkeiten, an Arbeit bis hin – – angesichts des Fachkräftemangels – – zu evtl. mehr Wochen – und Lebens-Arbeitszeiten. Es bedeutet auch gerade in dieser Hinsicht Toleranz bzgl. der Nebenwirkungen und auch Fehler, die eine so großes angehende Regierung unvermeidlich produzieren wird bei einer so riesigen Aufgabe, so riesig auch angesichts der Jahre bisheriger Vernachlässigungen und Verzögerungen.

Ich fürchte, nicht nur die Lobby-Einflüsse, sondern auch die Angst vor Stimmenverlusten oder gar Gelbwesten artigen Aufständen, Demos und Streiks haben viele Regierungen bisher davon abgehalten, konsequenten Klimaschutz zu betreiben, denn bei allzu vielen Bürgern, Wählern und Medien war bisher der drohende Ärger über Steuererhöhungen und sonstige Kosten, Änderungen, Anstrengungen, neue Regeln wahrscheinlicher als Ärger und Protest über Verschlechterung des Klimas und/oder Ausbleiben von dessen ausreichendem und noch rechtzeitigem Schutz. Dem liegt immer noch ein unausgesprochener Mythos zugrunde, nämlich dass es einen Klimaschutz-Kurs gibt oder dieser geschaffen werden „muss“, der niemandem unter den Menschen nennenswertes abverlangt, weil er fast vollständig von Regierung und Staat geleistet wird oder werden muss, verkennend, dass „der Staat“ ja auch aus normalen Menschen besteht, die bereits bisher eigentlich ausgelastet sind und andere Aufgaben meist nicht einfach liegen lassen können und deren Zahl angesichts unserer Demographie nicht beliebig vermehrt werden kann, selbst wenn der Staat das Geld dafür hätte, dessen Auftreibung aber auch immer kontrovers und irgendjemand belastend wäre. Dazu kann der Staat ja vieles nur erreichen, indem er die Bürger dazu verpflichtet. Selbst Anreize bedeuten meist, dass andere für die Anreize zahlen oder arbeiten müssen. Aber selbst wenn die von den Unterzeichnern quasi verheißene „Stabilisierung unseres Wohlstandes“ nicht so 100%ig gelingt und Teile davon zur Abwendung der großen Katastrophe und für Hilfen für das nötige auch im globalen Süden geopfert werden müssten, muss das ja keine schlimmes Unglück sein, denn Gesundheit, Lebensqualität und Wohlergehen werden durch einige Formen des Wohlstands ja kaum gefördert, oder sogar eher beeinträchtigt, selbst ohne die längerfristigen Klimaerhitzungsphänomene.

Es kann nicht die Frage sein, ob Klimaschutz eine Verantwortung des Staates oder der Wirtschaft oder der einzelnen Bürger ist, sondern nur alle zusammen können es noch schaffen, zumal die Bürger ja meist auch Wähler, Medien schaffende oder konsumierende, sonstige Konsumenten, Kritiker an Regierungshandeln und/oder gelegentlich protestierende, Streikende oder demonstrierende sind. Ähnliches hat wohl auch Greta Thunberg in einer ihrer Reden gemeint, als sie so weise formulierte „Jeder zählt, alles zählt“. Das alles soll nun keinesfalls heißen, doch (in der Politik oder sonstwo) auf die Bremse zu treten oder dafür Absolution zu erteilen. Aber es bedeutet, dass wir Klimaschützer nicht nur an die Regierung appellieren und bei dieser mehr fordern müssen, sondern auch bei Steuerzahlern und Bürger*innen für mehr Verständnis und Bereitschaft werben müssen, vielleicht oder eher wahrscheinlich unvermeidliche Kosten und Nebenwirkungen und Belastungen durch einen noch ausreichenden Klimaschutz „mitzutragen“ oder sogar durch eigenes Handeln zu unterstützen, ähnlich wie in den Flüchtlingskrisen vieles erst durch freiwillige Mitarbeit und Engagement der Bürger möglich wurde, wo „der Staat“ allein überfordert war oder gewesen wäre. Sehr viele Bürger handeln und denken ja auch bereits in diesem Sinne, auch weil sie sehen, dass Wohlergehen, Lebensqualität und „Glück“ auch ganz anders als durch materiellen Konsum erlebt und erarbeitet werden können und dass langfristig bestmögliches Regieren uns allen auch etwas wert sein muss, mehr als nur fordern; aber leider sind die so denkenden und handelnden noch lange nicht genug, wie die massiven Kritiken und Proteste angesichts der jüngsten Klimabeschlüsse in Deutschland zeigen, die zwar nicht der Weisheit letzter Schluss sein mögen, die aber wenigstens den nötigen Weg beginnen, während das Aufschieben bis zur Findung eines „Idealen Weges“, der niemanden beunruhigen und alle zufriedenstellen würde, sicher so lange bräuchte, dass er in die Katastrophe führt, selbst falls es so einen Weg überhaupt gibt und er nicht die berüchtigte Quadratur des Kreises sein sollte. – Peter Selmke

 

„Es ist nicht der Verkehrsminister, der die Klimaziele im Verkehr nicht erreicht, es sind die Bürgerinnen und Bürger“. Was für ein Offenbarungseid des Bundesfinanzministers, eines Spitzenpolitikers. Ein anderer Spitzenpolitiker äußerte vor kurzem, dass es kühn sei, die Energiewende politisch zu gestalten und er sich dieser Verantwortung bewusst sei. Der Staat hat gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, innerhalb derer eine Gesellschaft sich gedeihlich entwickeln kann. Innerhalb dieser Leitplanken haben sich die Bürgerinnen und Bürger ordentlich zu bewegen – und am Tempolimit zu orientieren. Alles andere ist verantwortungsloses laissez-faire. Auf deutsch: Liberale Individualisierungsfalle. Oder: „Freie Fahrt für freie Bürger“. Von welcher Lobby wird dieser Spruch seit langem prominent propagiert? – Berthold Hanfstein

 

Demokratien brauchen meistens etwas länger. Weil sie vor Beschlüssen oftmals erst noch langwierige Debattenrunden bewältigen müssen. Das ist im Kern nur richtig. Und darum auch bewahrenswert. Andernfalls könnten sich womöglich autoritäre Tendenzen entwickeln. So wie man es neuerdings dem französischen Präsidenten im Zusammenhang mit seiner Rentenreform nachsagt. Doch weiter. Der Individualismus in unserer Gesellschaft, so wichtig wir ihn auch preisen, kann auch ins Kontraproduktive führen, wenn Menschen sich beispielsweise ganz selbstzufrieden in ihren Blasen einrichten. Da braucht der mächtigste Mann Asiens nur einmal mit den Fingern zu schnippen und es bewegen sich sogleich Millionen von Chinesinnen und Chinesen. Ganze Völkerschaften werden innerhalb kürzester Zeit auf einen Schlag mobilisiert. Dies ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass in China das Gemeinwesen bzw. die Gemeinschaft einen höheren Stellenwert einnimmt als der/die Einzelne. Dementsprechend existiert ein viel ausgeprägteres Kollektivbewusstsein, ein viel stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl. Während wir in Deutschland immer noch damit fremdeln, Ostdeutsche für vollwertige Bürger der Bundesrepublik ernst zu nehmen, stampfen chinesische Städtebauer in einem Rahmen von zwanzig Jahren Megametropolen aus der Erde, in denen vollelektrifizierte Busse fahren, und die Menschen mit einer einzigen biometrischen App nahezu alle alltäglichen Transaktionen abwickeln. Das spart nicht nur Zeit. Es ebnet ihnen auch sodann den nächsten Schritt Richtung Digitalisierung. China marschiert geradewegs in die vierte industrielle Revolution. Und wir, wir schauen vom Spielfeldrand nur zu. Auch wenn das auf den ersten Blick paradox klingen mag, so beschleicht mich dennoch das heimliche Gefühl, das ausgerechnet der größte CO2-Emittent der Erde, namentlich die Volksrepublik China schon in absehbarer Zukunft uns allen den Rang ablaufen und als erste Nation klimaneutral wird. Klimaneutral, als Erstes, richtig gelesen. – Michael Ayten

 

An Pfingsten fliege ich nach Athen: Wenn ich nun den Direktflug von München nehme, zahle ich 600, – Euro, wenn ich aber vorher einen Kurzstreckenflug mit Zwischenlandung in Düsseldorf nehme und dann nach Athen fliege, zahle ich für den gesamten Flug 300, – Euro. Ich fliege also 500 km in die Gegenrichtung und nutze den schädlichen Kurzstreckenflug. Für dieses klimaschädliche Verhalten werde ich finanziell belohnt. Bereits vor 30 Jahren habe ich mit Freunden darüber gesprochen, dass Inlandsflüge durch die Bahn ersetzt werden sollten. Obwohl die Bahn seitdem allein massiv die ICE-Strecken zwischen den deutschen Zentren gefördert hat, ist in all den Jahren nichts geschehen, um die schädlichen Inlandsflüge zu vermeiden und auf die Bahn umzusteigen. Herr Christian Lindner irrt komplett, dass die Politik hier nichts zu tun hätte: Sie sollte diese absurden Verhältnisse unterbinden und vernünftige Rahmenbedingungen schaffen! Das öffentliche Verkehrsnetz, welches in den letzten 30 Jahren zurückgebaut wurde und heute schlechter funktioniert, wäre auch gar nicht dazu in der Lage, den ganzen Pendlerverkehr in den Metropolregionen aufzunehmen. – Theo Sarikas

 

„Städte so gestalten, dass es den Menschen leichter fällt, mit Rad, zu Fuß oder ÖPNV unterwegs zu sein.“ Wo bleibt das motorisierte Zweirad? Ich fahre seit Jahren eine 250er Honda, Verbrauch 3 l Sprit auf 100 km. Seit den 60ern haben wir zwar Auto und Krad, das Auto stand meiner Frau zur Verfügung. Ich fuhr meist mit der Honda zur Schule, 40 Jahre lang. Immer war ich der Einzige mit Motorrad. Das war mein persönlicher Beitrag zur CO2 Ersparnis. – Manfred Henning

 

Welch Unverfrorenheit! Ausgerechnet Lindner, dessen Partei das Tempolimit verhindert hat, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung dafür ist, schiebt der Bevölkerung jetzt die Schuld für ihre verfehlte Verkehrspolitik in die Schuhe?!? Außerdem kann man die Umfrage auch so interpretieren, dass die Befragten die derzeitigen politischen Maßnahmen für nicht wirksam halten, weil sie nicht geeignet und unzureichend sind siehe z.B. kein Tempolimit etc. – Hajnalka Kovac

 


 

 

Leserbriefe zu „Wann bin ich alt, Herr Kruse?“ Gespräch mit Andreas Kruse geführt von Anant Agarwala und Jeannette Otto

 

Das ist das Beste, was ich seit langem über das Alter(n) gelesen habe. Vielen Dank dafür! Ich selbst bin 85 und kann vieles bestätigen, was Andreas Kruse so anschaulich verdeutlicht hat. Und ehrlich: Ich habe mich nie jünger gefühlt. Die Neugierde, der wunderbare Jungbrunnen, und die Fähigkeit zu staunen, haben nicht nachgelassen. Die Möglichkeiten, die eigene Kreativität auf Trab zu halten, sind auf vielen Gebieten, die nicht gerade mit großer körperlicher Anstrengung verbunden sind, nahezu unbegrenzt. Political correctness: dieser verdrießlichen Gouvernante mit der hochgeschlossenen Bluse (sie ist echt alt!), zeige ich den Einstein. Vögel und Blumen, Berge und Meer, Bücher und Bilder und so vieles mehr begeistert mich wie eh und je, und für all das Schöne und Gute in der Welt, namentlich für die kleinen Dinge, bin ich dankbar. Und mich begeistern von Herzen die vielen jungen Leute, die die von uns Alten ruinierte Erde mit solch heiligem Eifer zu retten versuchen. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Wie gut, dass Professor Kruse die besonderen Probleme von Demenzkranken anspricht und für sie „entsprechende Bedingungen“ in der Pflege fordert. Demenzkranke leben im normalen Altenheimbetrieb wegen ihres Kontrollverlustes unter unzumutbaren Bedingungen. Sie laufen weg, sie fallen aus dem Rollstuhl, sie kommen mit den üblichen Mahlzeiten nicht zurecht. Wer setzt sich für bessere Bedingungen ein, wenn nicht diejenigen, die in Zukunft betroffen sein können, die noch fitten Senioren? ( Ich, 74 Jahre, versuche das ein wenig.) Professor Kruse hätte bestimmt sehr gute Ideen – die ich gern in der „ Zeit“ lesen würde – und sogar Umsetzungsmöglichkeiten für „entsprechende Bedingungen“ in den bestehenden Altenheimen. Denn dort landen Demenzkranke, nur wenige haben das Glück, in besonderen „Vorzeigeprojekten“ ein angemessenes Leben zu finden. – Annette Lukat

 

Auf diese Frage gab mir neulich ein amerikanischer Freund eine sehr passende Antwort: „I’m not old. I have just been young for a very long time!“ Er ist 85. Ich finde, man ist nicht so alt, wie man sich fühlt, sondern wie man sich anfühlt! – Björn Luley

 

Die Zuversicht des Herrn Kruse ist beachtenswert, wenn er zum Ende sagt, dass ein Leben im Heim für ihn kein Problem darstellen würde. Allein wenn ich das Wort höre, bekomme ich gleich Gänsehaut. Regelmäßig gibt es Berichte darüber, wie Pflegekräfte mit zu wenigen Kolleginnen und Kollegen zu viel Arbeit leisten müssen und dafür am Ende zu wenig Geld ausgezahlt bekommen. Es hapert also an den Rahmenbedingungen. Hier wären dringend echte Reformen angebracht. Aber wahrscheinlich wurde das bereits schon tausendfach gefordert und gesagt. Für den gegenwärtigen Zustand nur bezeichnend, dass bis heute gruselige Berichte im Umlauf sind. Darüber zum Beispiel, wie unflätig, ja unwürdig manche Senioren betreut werden. Wenn man hier dann überhaupt noch von „Betreuung“ sprechen kann. Da wird mancher auf der Toilettenschüssel zurückgelassen, andere wiederum liegen unendlich lange in ihrer eigenen Soße. Ich für meinen Teil werde alles in meiner Macht Mögliche tun, um später als betagter Mensch nicht in so einer Anstalt zu landen. Das habe ich mir selbst längst versprochen. – Michael Ayten

 

Vielen Dank für das wunderbare und ermutigende Interview mit Prof. Dr. Andreas Kruse zum Älterwerden und seiner Idee, wie ein gutes Altern gelingen kann. Besonders gut haben mir seine Äußerungen zu der Lebenssituation von Menschen mit einer Demenzerkrankung gefallen. Ich habe beruflich mit diesem Thema zu tun und ich ärgere mich so oft über die negativen Stereotypen, mit denen die Erkrankten entpersonalisiert und ausgegrenzt werden. Wer mit offenen Augen und Ohren zuhört, liest oder fernsieht, wird schnell fündig. Aussprüche wie: „Leere Hülle“, „da wäre ich lieber tot“, „am Ende war er nur noch wie ein Möbelstück“ oder ähnliches fallen leider viel zu oft. Prof. Kruse bietet eine andere Logik an, wenn er sagt, „dass eine Demenz ganz anders ausgehalten werden könnte, wenn wir entsprechende Bedingungen in der Pflege schaffen würden.“ Mit anderen Worten: Wir, die Menschen, die noch keine Demenz haben, sollten Menschen mit einer Demenz wertschätzen und mit Respekt und Achtung begegnen. Zu erleben, dass Menschen mit einer Demenzerkrankung weiterhin ein wertgeschätztes Mitglied der Gesellschaft bleiben, reduziert die Angst vor einer Demenzerkrankung bei denen, die noch nicht erkrankt sind. – Barbara Klee-Reiter

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Chebli-Effekt“ von Antonia Baum

 

Ablehnung, vielleicht auch Missgunst gegenüber dem Medienstar sind nicht primär Reaktionen der Zukurzgekommenen, das wäre sogar verständlich. Es ist das Gefühl, dass da eine Person parvenühaft und aufgesetzt mit seiner Herkunft kockettiert und diese karrierefördernd einsetzt. Eigentlich kein Qualitätsmerkmal, aber unter cancel cultur eher positiv konotiert. Warum hat sie sich nicht für die Integration und den Spracherwerb ihrer palästinensischen Eltern engagiert, fragen sich manche. Wäre ein nützlicher gesellschaftlicher Beitrag gewesen, freilich weit weniger öffentlichkeitswirksam. – Christoph Schönberger

 

Ich habe gestern den oben genannten Artikel gelesen. Trotz dessen Länge habe ich vor allem eine Vorstellung von der Gefühlslage der Autorin erhalten. Wenn Frau Baum Courage gehabt hätte, wäre diese entsetzliche Gefühlsduselei uns erspart geblieben – den Job sollte Sie nämlich abgegeben haben. Was aber noch schlimmer ist: wie kommt ein derart unprofessioneller Text in eine Ausgabe Ihrer Wochenzeitung. – Reiner Menge

 

Bis gestern hatte ich nur ein unruhiges öffentliches Rumoren vernommen, wenn es um Frau Chebli ging. Das Interview mit ihr hinterlässt den Eindruck einer intelligenten, gut aussehenden, ehrgeizigen Frau, die mit dem Land, das ihr Asyl geboten hat, den Schulen und der Universität, die sie gefördert haben und Politikern, die sie – wahrscheinlich – auch wegen ihrer Herkunft bevorzugt haben, sehr unzufrieden ist. Viele der Angriffe in den sozialen Medien, die ich nicht kenne, sind sicher gemein und unverantwortbar, aber dass auch Frau Chebli ihre Defizite hat, scheint auch mir offensichtlich. Ich komme auch aus einfachen Verhältnissen, sprach Plattdeutsch besser als Hochdeutsch, habe seit der 11, Klasse und während des Studiums in den Semesterferien gearbeitet und dennoch einen Studienkredit aufgenommen und zurückgezahlt. Ich bin meinem Land dankbar, dass es diese Möglichkeiten gab. Auch Frau Chebli stünde ein wenig Dankbarkeit gut zu Gesicht; dann bliebe immer noch genug Gelegenheit, ihr Deutschland zu kritisieren. – Johannes Kettlack

 

Irgendwann ist immer das erste Mal. Heute schreibe ich meinen ersten Leserinnenbrief an DIE ZEIT. Ich habe zum Frühstück im Feuilleton den Artikel „Der Chebli-Effekt“ gelesen und möchte ein paar Fragen stellen und Gedanken äußern, die zwischen den Zeilen stehen könnten: Kann es sein, dass die Autorin Antonia Baum, ein Problem mit Frau Chebli hat, weil sie sie als mögliche Konkurrenz sieht für einen Posten, den sie bestimmt auch innehat, weil der eigene Bildungsweg nichts anderes vorsieht? „Jetzt schreibt die auch noch ein Buch, dessen Schema ich komplett durchschaut habe.“ Kann es sein, dass Frau Baum Frauen, die selbstbewusst, klug, redegewandt und meinungsbildend für ein Leser*innensegment sind, zu dem sie selbst wenig Bezug hat, als laut und irgendwie nervig empfindet, ohne zu reflektieren, dass sie selbst möglichicherweise nie laut und nervig sein musste, weil ihr immer zugehört wurde? „Jetzt produziert die sich dauern auf Twitter und ist vor allem Sawsan Chebli.“ Kann es sein, dass Sawsan Chebli im Gespräch mit der Autorin genau das „spürt“, was Menschen aus anderen Herkunftsfeldern (z.B. Arbeiter*innenkinder, Kinder aus geflüchteten Familien, die Abitur machen) spüren, wenn sie mit denjenigen sprechen, die im Feuilleton Meinung bilden? Die Beweggründe laut sein müssen oder mehr leisten zu müssen, weil etwas Fundamentales fehlt, können diejenigen, denen nie etwas gefehlt hat, leider nicht nachvollziehen und das wird dann eben abgewehrt oder problematisiert. „Jetzt nervt das aber wirklich irgendwie, am Anfang war das ja noch interessant und man mochte von ihr gemocht werden.“ Jene, die in den Feuilletons sitzen, haben Angst, dass ihre angestammten Plätze bald nicht mehr so sicher an ihresgleichen vergeben werden, weil da laute, selbstbewusste Menschen/Frauen* nachkommen, die die „Sachbearbeiterin aus dem deutschen Feuilleton (…) für alt und weiß“ hält. Da muss man sich natürlich abgrenzen. Mir hätte es gefallen, wenn das im Artikel mehr thematisiert worden wäre und nicht Frau Cheblis Verhalten problematisiert worden wäre. Das wird zwar am Ende kurz angedeutet, aber kommt zu kurz. Es würde manchen Autor*innen der ZEIT gut stehen, in sich zu gehen und eigene Rollenbilder und Ängste bezüglich Sichtbarkeit von Menschen zu hinterfragen, die in ihrem Feuilleton möglicherweise unterrepräsentiert sind und wenig reflektiert Artikel schreiben. Dann bleibt das auch mein erster und letzter Leser*innenbrief. – Andrea Wagner

 

Wenn ich den Artikel richtig verstehe, wird frau*man in dem Buch mehr oder weniger deutlich aufgefordert, sich in den sogenannten sozialen Medien gegen Rassismus, Diskriminierung, soziales Unrecht usw. zu engagieren, um den Hater*innen nicht das Feld zu überlassen. Allerdings habe ich nicht die geringste Lust, Facebook, Twitter, YouTube usw. zu nutzen und damit die Gewinne der entsprechenden Unternehmen und ihrer Besitzer*innen zu erhöhen. Ich schlage stattdessen vor, zum einen die sogenannten sozialen Medien – also die Unternehmen bzw. deren Manager*innen und Eigentümer*innen – für die Inhalte, die sie verbreiten, zivil – und strafrechtlich in weitaus höherem Maße als bisher bzw. überhaupt erst einmal haftbar zu machen und zum anderen öffentlich-rechtliche Alternativen zu schaffen. Die Verbreitung von Lügen, Hass, Hetze usw. lohnt sich derzeit für die Unternehmen finanziell und deshalb gehen sie allenfalls halbherzig und gezwungenermaßen dagegen vor. Das ließe sich durch die Androhung und Verhängung von entsprechend hohen Geldstrafen bzw. in extremen Fällen auch von Gefängnisstrafen ändern. Sie sind SPD-Politikerin, Frau Chebli, und die SPD regiert zusammen mit FDP und Grünen im Bund. Sie könnten sich entsprechend engagieren, anstatt Strafanzeigen zu stellen, die in den meisten Fällen zu keiner Bestrafung führen. – Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbrief zu „Möhren“ von Stefanie Flamm

 

„Und so richtig gerne isst sie eigentlich niemand. Wenn ich meinen Kindern morgens Möhren in die Frühstücksbox gebe, kann ich davon ausgehen, dass sie abends noch drin sind.“ Das stimmt aber nicht. Meine Kinder nehmen oft Möhren mit zur Schule und Uni. Ich selbst liebe Möhren und meine Frau mag auch Möhren. Möhren liegen bei uns oft im Kühlschrank und werden selten alt. – Christian Fahn

 

Oh, oh Frau Flamm. Es ist zwar schön und amüsant von Ihren vielen Fehlversuchen in Ihrem kleinen Hobby Garten zu lesen. Weniger schön und etwas anmaßend erlauben Sie sich aber ein Urteil über eines der bei uns am meisten angebauten Gemüse, die Möhre. Von wegen nur Füllmittel in Rezepten und nur farbenfrohe Alternative unter den Wurzelgemüsen, die eigentlich niemand mag…. Hätten Sie in Ihrem Umfeld jemals feine Möhren probiert hätte sich dieses vernichtende Urteil in die reinste Schwärmerei für eines der feinsten bei uns angebauten Gemüse, das sich durch eine Vielzahl filigraner Aromen auszeichnet, gewandelt. Da Sie ja anscheinend, wie beschrieben, auch nur billige Möhren kaufen können Sie nicht in den Genuss von köstlichen Möhren kommen, deren Anbau sich immer lohnt, auch in jedem Hausgarten. Es gehört natürlich viel mehr dazu als nur Säen und dann ernten wollen…. Gerne bieten wir Ihnen an die Vielfalt der möglichen Aromen feinster Möhren hier bei uns in unserem Bioland Betrieb zu probieren. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und die anschließende Revidierung Ihres Urteils. – Mathias Paul

 

In Ausgabe 15, vom 5.4. habe ich mich, als gelernte Gemüse-gärtnerin, über die Garten-Kolumne Möhren von Stefanie Flamm geärgert! Sie kann nicht viel Ahnung von Gemüse haben! wie kann man/frau so abwertend über ein fantastisches Lebensmittel schreiben!? Wenn sie bisher nur fade Karotten gegessen hat, dann liegt das am industriell produzierten Gemüse, bei dem mehrheitlich F1-Hybrid-Saatgut verwendet wird: dabei geht es wenig um Geschmack sondern um Gleichförmigkeit und Schnellwüchsigkeit! für ein positives Geschmackserlebnis lohnt es sich samenfeste! Sorten auszusäen! (zB von Bingenheimer Saatgut) oder auch solche zB im Bio-laden zu kaufen. Genauso verärgert war ich über die Kolumne Der grosse Gurkentest von Marcus Rohwetter: ebenfalls scheint er keine Ahnung zu haben wie viel Arbeit der Gemüse-anbau macht! wenn er den lächerlichen Preis von 2,99€ als „Frechheit“ bezeichnet! solch ein Preis kann nur durch Anstellung von Billig-lohn-Arbeitskräften innerhalb einer industriellen Produktion entstehen, den es leider auch im Bio-Anbau gibt weil die KonsumentInnen wenig bereit sind faire Preise zu bezahlen! Sein Ratschlag bei gleichem „Preis-Leistungs-verhältnis“ zum billigeren Produkt zu greifen ist in diesem Fall (2,99 oder 1,69€) nur eine Wahl zwischen „Pest und Cholera“. Fair angebautes Gemüse, im besten Fall noch biologisches, muss deutlich mehr kosten, aber so dass der Mehrpreis auch beim/bei der ErzeugerIn ankommt und nicht im Zwischenhandel steckenbleibt! – Kristina Fennekohl

 

Liebe Frau Flamm, Ihre Gartenkolummne lese ich immer mit großem Vergnügen und lerne dazu. Bei den Karotten, die niemandem schmecken neige ich zu Widerspruch. Abgesehen vom üblichen Karottensalat mit Äpfeln und Zitrone sowie Öl und ein paar Walnüssen habe ich hier etwas Leckeres, das durchaus als Tapa beim sommerlichen Buffet glänzen kann: Karotten in Scheiben schneiden und etwa 20 Minuten in Gemüsebrühe köcheln, nicht zu weich. Dann die Karotten aus der Brühe nehmen, mit Salz, Pfeffer, Zitronensaft und Olivenöl sowie einigen kleingeschnittenen Knoblauchzehen( Menge nach Geschmack) und ggfs noch ein wenig von der Brühe mindestens 3 Stunden durchziehen lassen. Löst bei Gästen zunächst Verwunderung dann Begeisterung aus( zumindest bei meinen). Uns begegnete dies erstmals in Portugal und auch meine halbwüchsigen Jungs waren damals sehr angetan und lieben diese Variation. Vielleicht geht es Ihren Kindern ähnlich? – Cornelie Brena

 


 

 

Leserbriefe zu „Diesen Text schrieb der US-Reporter Evan Gershkovich, bevor er in Russland verhaftet wurde“ von Jochen Bittner

 

Gershkovich und Kantchev werten in ihrem Text nicht unnötig, sondern beschreiben in angenehm sachlicher und fundierter Weise die gesamtwirtschaftliche Lage Russlands. Hier haben wohl auch die Wirtschaftsexperten des Putin-Regimes eine wahrheitsgemäße Darstellung der Realität erkannt. Die Verhaftung Gershkovichs ist eine Schande. Umso wichtiger ist die Veröffentlichung seiner Arbeit in der ZEIT als Zeichen der Solidarität. Hoffen wir, dass in möglichst vielen Staaten dieser Welt andere Zeitungen das Gleiche tun! – Matthias Traub

 

Da könnte man ja den Eindruck gewinnen, als säßen in Russlands Wirtschaft Marodeure an den Hebeln und Schaltern. Dass Journalistinnen und Journalisten diese Tatbestände durch ihre Arbeit lediglich aufdecken, macht sie selbst zur Zielscheibe. Das nenne ich bedauernswerte Rahmenbedingungen. Welch ein trauriges Ausmaß das Mundverbieten dort doch angenommen hat. Russland tat und tut sich bis heute mit dem Aussprechen der Wahrheit schwer. Von einem Land, das seine eigene Vergangenheit nie so wirklich aufgearbeitet hat, über Stalins Verbrechen bis heute lieber hinwegschweigt oder sie schlimmer noch, als notwendiges Übel schönredet, relativiert und so verklärt, wird man nicht erwarten können, dass es als Hüter von Recht und Wahrheit auftritt. Stattdessen inszeniert man den russischen Menschen bis heute als den heldenhaften Patrioten, den Bewahrer von Großmütterchen Russland und vor allem als den Sieger über den Nationalsozialismus. Man steht also auf der richtigen Seite der Geschichte. Kritische Selbstreflexion ist daher nicht notwendig.

Die Babushkas vom Lande, die mit ihren pelzbesäumten Kapuzenjacken ständig nur die Staatspropaganda wiedergeben und gefangen in ihrer eigenen Verblendung, die auf fehlende Bildung sowie ihrem eigenen Chauvinismus, also ihre göttlich verliehene Überlegenheit anderer Ethnien gegenüber, zurückzuführen ist, trifft man im ganzen Land. Die alten Griechen bezeichneten die Völkerschaften außerhalb ihrer Grenzen als Barbaren. Für sie waren sie roh und unzivilisiert. In unserer heutigen Welt ist Russland das moderne Barbaricum. Hands down. Da werden Gefängnisinsassen kurzum als Söldner rekrutiert, Massaker an ukrainischen Zivilisten verübt, und zähnefletschend antiwestliche Ressentiments geschürt. Von den selbstzerstörerischen Männerbünden, die sich wochenends in ihren Kellern treffen, um eine Wodkaflasche nach der anderen in sich hineinzuspülen, will ich jetzt mal absehen. Natürlich kann und darf ich all die Menschen nicht über einen Kamm scheren, das ist mir schon klar. Aber aus ganz eigener Lebenserfahrung kann ich doch sagen, dass viele Russen einen gänzlich anderen Standard pflegen, was höflich kultivierten Umgang, den Respekt für andere und vor allem Wahrung der Würde anderer angeht. So ist es dann auch nicht besonders verwunderlich, wenn dieser nihilistische Machoismus für viele in die Welt der Verbrechersyndikate führt. – Michael Ayten 

 

Journalismus in Feindesland ist immer auch investigativ, und war zu allen Kriegszeiten mit hohen Risiken behaftet. Bietet doch Akkreditierung keine Immunität und schützt vor Strafe auch dann nicht, wenn die Anschuldigungen konstruiert sind. Übrigens: Den Amerikanern und ihren NATO-Partnern genügen weit geringere „Vergehen“ (siehe die Huawei-Vorständin), um Inhaftierung anzuordnen. Wäre reisende Korrespondententätigkeit in der Ukraine ohne Zensur vorstellbar? Also bitte keine Krokodilstränen über einen als Wolf im Schafspelz Beschuldigten. – Andreas Weng

 


 

 

Leserbriefe zu „Fragt endlich nach dem Geld!“ von Vanessa Nakate und Luisa Neubauer

 

Fatalerweise wird in der Klimadebatte über das als denkbare Diskussionsgrundlage durchaus nützliche Wuppertal-Gutachten von Oktober 2020 für „FFF“ kaum gesprochen. Bisher hat sich auch Frau Neubauer öffentlich nicht laut über den „grünen“ Wasserstoffbedarf für Deutschlands-Klimaneutralität von jährlich rund 20 Millionen Tonnen H2 in gespeicherter Form (bspw. Seite 15 des Wuppertal-Gutachtens für FFF) geäußert. Auch wenn das FFF lieber „totschweigt“: Ausreichend H2 ist ein Schlüsselelement für eine gelingende Energiewende. Ein jeder kehre erst einmal vor seiner eigenen Tür! – Wolfgang Ströbele

 

Die von den Aktivistinnen und Sozialunternehmerinnen behauptete Schuld Deutschlands an 5% „historischen“ CO-2-Emissionen ist wohl eher eine schlichte Milchmädchenrechnung. Der jahrzehnte lange Exportüberschuss von Industrieanlagen, PKW`s u.LKW`s, Kunststoff – und Werkzeugmaschinen ,Edelstahl, hochwertigen Haushaltsgeräten, Walzwerken ,Gas – und Dampfturbinen etc.etc. ist verbunden mit CO-2 Produktionen, die aber exportiert wurden und werden. All diese Güter wollten oder konnten die Empfänger selbst nicht realisieren und haben sich auch deshalb zu hoch verschuldet und zeigen nun mit Ausgleichsforderungen auf Deutschland, das ja sooo reich ist. Bei Sri Lankas Bankrott-Verschuldung sollte man übrigens mal bei chinesischen Banken nachfragen. Hans Gerster

 

Es hat mich gefreut, dass die ZEIT diesem Appell eine Seite gewidmet hat, zumal ja die Fragen des Geldes, der Kosten, der Träger dieser Kosten und der Sicherung ihrer Verwendung vor Missbrauch oder Verschwendung ganz zentrale sind im Rahmen der global schicksalhaften Klimakrise. Ich habe mal ausgerechnet, wieviel die angeführten gebrauchten 125 Billionen (Dollar) Kosten der globalen Klimainvestitionen bis 2050 heruntergebrochen auf den einzelnen Weltbürger im Durchschnitt bedeuten würden: Es waren ca. 15 000 pro Person. Wenn man grob annimmt, dass ca. ein Viertel der Menschen überhaupt zahlungsfähig sind, wären das auf die verteilt ca. 60.000, wenn man von deren Ländern noch die Kinder und Armen herausrrechnet, vielleicht noch einmal doppelt so viel, also 120 000 pro Steuerzahler in den zahlungsfähigen Ländern, wenn nicht mehr. Pro Jahr wären das „nur“ noch ca. 5 000 Dollar, also auch einige Tausend Euro. Diese Summen können sicherlich nicht mehr unauffällig als Schulden oder „digital erschaffenes Geld“ aufgebracht oder eher verschleiert werden und von den Steuerzahlern oder deren Staaten nicht ohne mehr Arbeit oder Verzichte auf anderes geleistet werden. Gleichwohl ist die Rettung des Klimas das wert, und ich wäre selbst auch bereit einen meinen Einkünften und Ersparnissen angemessenen Anteil daran zu leisten. Allerdings halte ich die Bezeichnung „Investitionen“ hier für evtl. irreführend, da dieser Begriff suggeriert, sie würden sich selbst bezahlt machen durch zusätzliche Einnahmen oder gleichwertige Vorteile in der Zukunft. Beim Klima geht es aber ganz überwiegend nicht um Steigerungen der Einkünfte oder des Wohlstandes (sei es individuelle oder staatliche) in der Zukunft, sondern um die Abwendung von Minderungen von Lebensgrundlagen und Leben bis hin zu Katastrophen globalen Ausmaßes. Wir werden durch die Früchte dieser „Investitionen“ sicher nicht – – materiell gesehen – – reicher und besser verdienend sein als bisher, sondern besten Falls nicht ärmer oder eher weniger „ärmer“ als ohne diese „Investitionen“. Es sind also eher Erhaltungs-Investitionen als Verbesserungsinvestitionen im Vergleich zum (materiellen) bisherigen. Wenn ich an einem Haus Ausgaben tätige, die etwa bei Schäden oder Ende der Lebensdauer von Bestandteilen diese erneuern/reparieren, kann ich nicht erwarten, daraus in Zukunft mehr an Einnahmen (bei Eigennutzung Ersparnis von Ausgaben) zu erzielen als bisher. Ich muss die Ausgaben also aus den üblichen oder angesparten bisherigen Einnahmen tätigen, und falls ich die schon anderweitig verplant habe, muss ich dafür auf anderes verzichten oder mehr arbeiten, egal, ob ich sofort oder nach Kreditaufnahme später ratenweise bezahle. (Bezahlen durch immer neue Kredite wäre ein Schneeballsystem).

Und besonders wenn mich das an den Rand meiner Möglichkeiten bringt, muss ich sehr genau aufpassen, dass dieses Geld zielgerichtet und effizient ausgegeben wird, durch Kontrolle der Handwerker oder Firma, die die Arbeit macht, und ich muss sehr gut mich beraten lassen und prüfen, wie die Reparatur und Erhaltung nachhaltig gestaltet wird, damit das ganze mühsam erarbeitete und angesparte oder zurückzuzahlende Geld nicht in eine Art „Fass ohne Boden“ geht. Was das nun für die Klimainvestitionen bedeutet? Selbst ich als leidenschaftlicher Klimaschützer, der trotz Erleben der weltweiten Ignoranz und Gruppen – oder Generationen-Egoismen noch nicht aufgegeben hat, würde besorgt sein und auf Kontrollen drängen, dass durch Verzichte auf anderes aufgebrachte Steuern nicht in den vielfach leider vorhandenen dunklen Kanälen von Korruption, Misswirtschaft, Fehlinvestitionen, Angriffskriegen etc. versickern, und auch, dass mühsam erarbeitete und bezahlte THG-Minderungen bis zu hoffentlich Klimaneutralität nicht zunichte gemacht werden durch weitere Opferung von Wäldern und Mooren, sei es für Profite oder schlicht für Wohnraum und Ernährung von noch zu lange zu stark weiter wachsenden Bevölkerungen.

Ich glaube, es wird nicht reichen, durch ein paar Zahlenveränderungen und Beschlüsse in den Finanz-Instituten alles zu bezahlen, sondern es wird Schicht mehr für die Rettung des Klimas gearbeitet und anderes hintangestellt werden müssen, denn die immer knapperen Fachkräfte zumindest bei uns können nicht an der Klimaeffizienz und gleichzeitig an Luxus-Projekten arbeiten, insbesondere an den ganzen berüchtigten bisher nur fossil möglichen Dingen wie Fleischbergen, Fernflugreisen, Straßenbauprojekten, Fast Fashion, SUVs etc. etc., die ja meist noch ganz anders dem Klima schaden als durch Verbrauch von Arbeits- und Fachkräften. Um das besser akzeptabel zu machen, brauchen wir eine ganz neue Lebensphilosophie, mit der wir das Glück und Wohlergehen eines Volkes nicht mehr am BIP messen, sondern an einem kollektiven Glück oder Wohlergehen, das auch durch Beziehungen, Toleranz, Gesundheit, Mindestmaß an Gerechtigkeit und positivem prosozialen Denken (auch für nach uns lebende) bestimmt wird, also Dinge, die gelernt werden können, ohne nennenswert materielle Ressourcen oder Energie kosten zu müssen. Ohne eine solche neue Philosophen werden wir weder die Bereitschaft zur Aufbringung der nötigen Mittel noch die Fähigkeit erreichen, dennoch ein etwa gleich gutes Leben wie bisher zu führen. – Peter Selmke

 


 

 

Leserbriefe zu „20 Geschwister…“ von Jenny Weber

 

Ich frage mich, wie ich mich als ein – oder mehr-, gar vielfacher Samenspender fühlen würde, wenn das eine oder mehrere, vielleicht viele Samenkinder auf mich zukämen, um mir ihr Leid in dieser Welt, in die ich geholfen habe, sie zu setzen, zu klagen. Welch eine unfassbare menschliche Tragödie! Ich glaube, ich würde verrückt in so einem Fall. Welche Gedanken bewegen die Spender vor der Spende? Ist ihnen bewusst, welche unüberschaubare, unbeeinflussbare Kausalkette sie da in Gang setzen? Mir wird schwindlig, wenn ich das weiterdenke … – Ludwig Engstler-Barocco

 

Künstliche Befruchtung hat an sich schon etwas Unheimliches. Wenn da jetzt wie in dem einen beschriebenen Fall 107 Frauen bei dem ein und dem selben Reproduktionsmediziner auf der Liege ganz nach Fließband-Art abgearbeitet respektive abgefruchtet wurden, erinnert mich das schon etwas an landwirtschaftliche Tierhaltung. So makaber das jetzt auch klingen mag. Bei einer Künstlichen Befruchtung nimmt der Mensch zu einem gewissen Grad die Rolle eines Schöpfers ein. So meine Meinung zumindest. Und darum löst dieses Thema auch ein mulmiges Gefühl bei mir aus. Ich werde jetzt noch einen Schritt weitergehen. Erschrecken Sie darum bitte nicht. Aber wenn wir uns mal ehrlich machen, hat das doch schon eine leicht mengel‘sche Konnotation. Der Lagerarzt von damals, der medizinische Experimente an Insassen vorgenommen hatte, hätte solch gegenwärtige Behandlungen, wie sie heute in den Reproduktionskliniken stattfinden, mit aufrichtigem Interesse verfolgt. Da bin ich mir sicher. Ich denke, Frauen, die nicht gebären können, sollten dazu stehen. Genauso wie zeugungsunfähige Männer zu ihrer Impotenz stehen sollten. Es gibt ja alternativ zum Beispiel auch die Möglichkeit, Waisenkinder zu adoptieren. Leonie M. wünsche ich abschließend alles Gute. – Michael Ayten

 

Warum nicht Samenspende nur einmal nach jeder Blutspende!? Guter IQ-Test wäre auch nicht schlecht. – Thomas Jenßen

 


 

 

Leserbriefe zu „Meine liebste Demonstration“ von Maxim Biller

 

Was will Biller denn nun? Einerseits bezeichnet er Menschen, die „keinen Unterschied zwischen Israelis und Juden machten“ als „Judenhasser“, und einige Abschnitte weiter erinnert er sich an eine Demonstration gegen Antisemitismus, an der er mit seinem Vater in Berlin teilgenommen hat, bei der es schließlich „ja auch um unser Israel“ ging. Die Ergüsse Billers werden immer hasserfüllter (gegen Deutschland) und undifferenzierter. Es wäre an der Zeit, den ZEIT-Lesern zu ersparen, an Billers inneren Konflikten, was seine Loyalitäts – und Identifikationsprobleme hinsichtlich seiner Religionszugehörigkeit und seinem Verhältnis zu Deutschland und Israel betrifft, teilhaben zu müssen. Sie sind schlichtweg uninteressant und gelegentlich auch ärgerlich! – Björn Luley

 

Lieber Herr Biller, ich möchte mich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie mich als Leser darauf aufmerksam gemacht haben, dass man im Berliner Adlon Sachertorte essen kann. So nehme ich mir vor, bei meiner nächsten Reise ins Berlin‘sche Land beim genannten Hotel Halt zu machen, um mir diesen leck‘ren Schmaus nicht entgehen zu lassen. Falls die Kleidervorschrift verlangt, dass der Besucher doch bitte im Frack erscheinen möge, so wird sich das natürlich einrichten lassen. Mit Daumen und Zeigefinger an der Zylinderkrempe verbleibe ich Ihnen mit freundlichen Grüßen und wünsche einen guten Tag. – Michael Ayten

 

Geistige Freiheit (ohne Gott-Götter-Religionen) als Autonomie eines bewusst denkenden und erkennenden Subjekts zu diesen ansonsten religiösen Anfesselungen –oder auch nur jeweils als eine verrückte Idee des von Neuroglia und Neuronen durchwirrten Gehirns? Sind es Programmierungen ohne gegenkontrollierbares Selbst-Bewusst-SEIN jener jeweiligen Menschenanmaßungen, manipuliert durch Menschen wie die KI (Künstliche Intelligenz)? Um es zu verdeutlichen: Künstliche Intelligenz ist nichts anderes: als das menschliche Gesamtpotential der Jahrzehntausende zu erfassen und programmatisch zu komprimieren, das unendlich angesammelte Wissen zu speichern und abzurufen – gefühlvolle Emotionen sind auf Roboter nicht übertragbar, auch wenn sie noch so schreien sollten vor eingespeicherten „Schmerzen“, da im System eine Schraube locker wäre… Ohne Energie sind diese mechanischen Figuren nichts als ein Haufen Schrott – austauschbare Ersatzteile zur Ausschlachtung! Wenn Menschen hierbei irgendwelche mitleidenden Regungen zeigen sollten, sind sie irgendwann die Sklaven dieser mechanischen Roboterarmeen. Doch wir Neugeborenen kommen ohne objektive Wahrnehmung, ohne Kenntnisse, ohne jedes Wissen, ohne bewusste Vergangenheitsempfindung, ohne Selbstbewertung mit hirnleerer Abwesenheit zur Anwesenheit in jene Menschenwelt dieses einsamen Planeten: und werden von den vorhandenen Manipulationen und Illusionen, (religiösen) Phantastereien geprägt und in Zustände der Unmündigkeit verführt… Es existiert keine Bewahrheitung – denn: nicht die Lügen sind die Feinde der Wahrheit, sondern die (antrainierten) Überzeugungen! Maxim Biller verfällt scheinbar in diese Retorte seiner ihm auferlegten geburtlichen Anwesenheit – und erstrebt nicht als Mensch die Strukturen einer neutralen, bewußten Übersichtlichkeit des (freien) Schriftstellers und abwägenden Zeitungs-Kolumnisten…

Das Judentum ist doch auch nur eine der „Welt“-Religionen mit einem fantasierten Gottprinzip – und durch diesen (wohl ältesten) Monotheismus dennoch ebenso wenig glaubwürdiger als es die Götterkulte der Antike waren: die durch das Christentum als Ableger des Mosaischen Glaubens, zur Zerstörung kamen; daraus in einer Art von religiösem Eklektizismus der Islam entstand… Wir wollen das nicht als „Tumbling dice“ tragisch vertiefen – im Klartext aber muss verdeutlicht werden: alle diese Heilserwartungen basieren ausschließlich in der Phantasie der Menschen – die unfreiwillig diesen Illusionen unterliegen, soweit sie eingefangen in ihrer avisierten Hoffnung (auf ein Weiterleben nach dem Tode) sich von den Religionsanstiftern (jeglicher Couleur und Zeit) haben verführen lassen und weiterhin verführt werden… Juden aller Länder vereinigt Euch, Christen aller Länder vereinigt Euch – Muslime aller Länder vereinigt Euch – Buddhisten – Hinduisten – Shintoisten usw. vereinigt Euch: je nach Euren Glaubensvereinnahmungen… Doch wohin soll das weiterhin führen – immer zu den Ausgrenzungen der jeweiligen anderen Religionen, und das bedeutet: Unduldsamkeiten, Disharmonien, Entfremdungen, Entwürdigungen, Feindschaften, Verfolgungen, Kriege, Vernichtungen… Sind wir denn weiterhin noch immer die religiösen Sklaven der Moderne – dann doch lieber einen Joint: als „das Opium fürs Volk“.

Das Judentum in seiner unduldsamen Ausschließlichkeit: sich als das auserwählte Volk (ihres Gottes) zu empfinden, hat sicherlich auch dadurch in den „Gastländern“ der anderen Religionen, keine (interreligiösen) Zusammenfindungen bewirken können, kam es (in den Zeiten) zu den Verfolgungen und den Pogromen, den Vernichtungen… Aus der Geschichte der Insel Kreta weiß der RvM, dass einem griechischen Freiheitskämpfer, der von der osmanischen Besatzungsmacht gefangengenommen war, das Angebot kam, zum muslimischen Glauben zu konvertieren – ansonsten er am nächsten Morgen bei lebendigem Leibe gehäutet würde… Dieser Kreter starb diesen schrecklichen Tod – blieb in seinem Glauben fest. Warum aber sollte ein Gott dies zulassen wollen, sich als gläubiger Mensch in solch einer Schrecklichkeit eines falschen Martyriums sich enthäuten zu lassen… Diese Gott-Götter sind doch von den Menschen so furchtbar fantasierend erhöht worden, sodass der eigene schreckliche Tod diesen religiösen Wahnsinn sozusagen göttlich auch noch gerechtfertigt. Welch eine unfassbare Tragik zu all diesen unglaublichen hirnzerstörerischen Verführungen! Auf diesem furchtbaren Planeten des Fressen-und-Gefressenwerdens! Als verinnerlichter (oder: bewusster) Atheist – und diese Auswirkungen bedeuten für den Leserbriefschreiber RvM die innere und äußere Freiheit vor/zu den Manipulationen der Menschenanmaßungen, die weiterhin aus den endlosen Vergangenheiten in der Jetztzeit ebenso diese: „Gott“-Götter“-Kulte den Erdenanwesenden unterjubeln sollen mit den jeweiligen Methoden ihres religiösen geistigen Besetzen-wollens bis hin zum Fanatismus der Gegenwart… Wir müssen nicht die Menschheitsgeschichte der Religionen und deren Machtansprüche, die Religionskriege, die Leiden, Foltern, Zerstörungen, Inquisitionen, Vernichtungen von vielen Millionen Menschenopfern, anführen – eine furchtbare, schreckliche, entsetzliche (gewesene) Wirklichkeit bis in die Jetztzeit: all dieser Wahnsinn kann nur bei klarem Verstand und nachdenklicher Vernunft dazu führen, von diesen wahnhaften Irrationalitäten und Illusionen sich nicht länger verführen zu lassen! Zudem kann dieses geistige Verirrt-Sein zu einer scheinbaren Tröstung im Leben gegenüber dem individuellen, tatsächlich aber kollektiven Tod: kein realer Trost sein. Die Götter der (griechischen und römischen usw.) Antike sind auf dem Marmormüll entsorgt worden – auch dieses Wegwerfen an Götterkulten und Traditionen wurde durch neue Religionsgründer quasi ersetzt bzw. in jenen kultischen Fanatismen mit einbezogen: Jesus von Nazareth will die Orthodoxie der jüdischen Hohepriester durch eine modernere „Reformation“ im Volk verkünden: vielleicht aber auch im Untergrund den Versuch unternehmen, die Römische Okkupationsmacht allmählich zu schwächen, mit seinen Predigten das jüdische Volk friedlich für diese Befreiung zu sensibilisieren. (Steter Tropfen höhlt den Stein!). Jener Jesus von Nazareth aber hatte nie einen „eigenen Gott“ erfinden wollen, sondern glaubte an den jüdischen Gott Jehova bis zu seinem Tod am Kreuz. Wir wissen von der Befreiung Indiens, dass Mahatma Ghandi nur mit friedlichen Mitteln und Botschaften und Demonstrationen: die britische Okkupationsmacht von dem Subkontinent vertreiben konnte – dies zur Erinnerung: was mit konsequenter Friedlichkeit für eine notwendige Idee der Freiheit, erreichbar sein kann! Das Christentum spaltet sich vom Judentum als der wohl ältesten monotheistischen Religion, ab – wie dann auch Mohammed als Prophet sich auf dieser Grundlage beider Religionen: seine eigene Idee von einem Islam erweitern kann und ebenso dadurch sich diese Einblendung zu einer Weltreligion entwickelte. Diese gegenseitigen fanatisch-religiösen Abwehrmechanismen sind durch das Leiden der Menschen in all den Kriegen und Verfolgungen, der Tode von so vielen Millionen Menschen: grauenvoll dokumentiert!

In dem (Nr.14) ZEIT-Artikel von Norman Domeier „Ein vergiftetes Versprechen“ – wird der deutsche Kaiser Wilhelm II. als Antisemit wiederum „entlarvt“, gleichwohl er sich auch am 28. Oktober 1898 in Mikwe bei Jaffa mit Theodor Herzl, traf: um über eine jüdische Heimstatt in Palästina zu sprechen, für die sich der Kaiser (auch international politisch) einsetzte… Doch diese Befürwortung durch Wilhelm II. wird ihm zudem in diesem ZEIT-Text, ausschließlich so ausgelegt: als ob er damit die Juden aus dem Deutschen Kaiserreich loswerden könne und wollte… Und nun wird in der Kolumne des Maxim Biller von ihm verdeutlicht: „Die Demonstration (RvM: in Berlin) war eine Idee der Leute vom Zentralrat gewesen, weil damals immer mehr Israelhasser auf ihren eigenen Demonstrationen keinen Unterschied zwischen Israelis und Juden machten. Am Ende – es regnete ein bisschen, es war grau, aber nicht kalt – standen auf einer Tribüne hinter dem Brandenburger Tor die mächtigsten deutschen Politiker von Merkel bis Steinmeier und sagten ihr antiantisemitisches Gebet auf. Ich glaubte ihnen kein Wort…“ Dieser unterwühlende jüdische Maxim Biller agiert unzweideutig hasserfüllt in dem Land der Täter mit seiner Phobie gegen ein sich (aus seiner unheimlichen Sicht) nie verändernden Deutschlands der Deutschen!

Die entsetzliche deutsche Schuld aus der vergangenen Nazi-Zeit, überträgt sich auf die vielen nächsten Generationen – wird immer wieder neu als unauslöschliche Mitschuldigkeit auf die jungen deutschen Menschen übertragen, die heute 78 Jahre nach dem Ende des II. Weltkriegs, ihr Dasein erleben und stets als die (nachgeborenen Söhne und-Töchter der früheren Generationen), die Enkel, Urenkel und Ururenkel: als ewige „Mitschuld“ belastet bleiben sollen… Maxim Biller bezichtigt indirekt Angela Merkel und Walter Steinmeier der innerlichen Unverantwortung zu ihrem antiantisemitischen Gebet auf der Tribüne hinter dem Brandenburger Tor. Hierbei Maxim Biller zitiert: „Ich glaubte ihnen kein Wort!“ Was eigentlich sollen die Deutschen (auch als SteuerzahlerInnen dieser vielen Milliarden an Geldmengen für die sogenannten „Wiedergutmachungen“) und den finanziellen Mitaufbau Israels, noch alles tun, sich politisch zudem für das Land einsetzen, beschützende Garantien geben und immer wieder höchste Beträge an Israel überweisen… In Deutschland wird (nicht nur in der Presse, den Medien) den deutschen dementsprechenden Meinungen ein Maulkorb auferlegt, damit bloß keine Kritik an der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern aufkommt – die Deutschen mit ihrer „ewigen Schuld“ wie angekettet dieses schwierige Israel zu verteidigen haben! In der Realpolitik aber wäre längst schon eine Verhandlungsbasis zwischen Israel und den Palästinensern eingefordert worden, um endlich einen Anteil des Weltfriedens in dieser Region erwarten zu können! Okkupation und Besetzung einer Region, eines Landes und die Vertreibung und Unterdrückung der anstämmigen Bevölkerung: wird nie friedlich beigelegt werden – wahrscheinlich sind hierbei die politischen (auch international mit einbezogenen) Verhandlungen auf ein erträgliches „Gegeneinander“ zwischen Israelis und Palästinensern irgendwie auszubalancieren… Die Politik alleine kann keine fundamentalen diesbezüglichen Verbindungen schaffen – die Menschen gemeinsam müssten aufeinander zugehen, sich friedlich arrangieren: Leben und leben lassen! Wer aber trägt wessen Schuld in der gegenseitigen Anklage zum Schuldigen und Schuldigern – wieviele Generationen werden noch darunter leiden müssen?

Wiederum erkennt der Atheist RvM, dass grundsätzlich zudem diese zwei Religionen gegeneinander scheinbar unverträglich sind – das religiöse Judentum und der Islam. Und auch das muss verdeutlicht werden: wenn in den verschiedenen Ländern der „Diaspora“ die jüdischen Menschen (vor allem in/aus den „fernen“ Vergangenheiten) ihren Gott Jehova (YHWH) als den einzig wahren Gott proklamieren und die religiösen Mehrheiten dieser Länder als Ungläubige (Goj-Gojim) abwerten – sich selbst aber als das auserwählte Volk darstellen: können dadurch sicherlich keine andersreligiösen Befreundungen entstehen, fühlen sich die so betitulierten Ungläubigen mehr als beleidigt! Und so dramatisiert sich der Religionskontrast zwischen diesen drei Religionen (Judentum-Christentum-Islam) bis in die heutige Zeit zu Gegensätzen und Befremdungen und auch Feindschaften zwischen den Menschen als jeweilige Gläubige… Woher aber kommen deren „Beglaubigungen“? Der Leserbriefschreiber (RvM) hatte in einem Traum quasi einen Film erlebt: in dem alle Menschen dieser Welt wie aus einer langen Ohnmacht aufwachten und alle Religionskulte aus deren Gedächtnissen verschwunden waren, und dadurch dann auch der unnötige Begriff Atheismus! Und es war zu einer weltweiten Friedlichkeit gekommen – die verschiedenen Kulturen religionsfrei miteinander bereichernd sich auswirkten und eine neugewonnene Freiheit das Mensch-Sein durchströmte… Dann war der RvM wieder in die Realität aufgewacht, mitten in diesen manipulierten Lebensbetrug, und in dieser Verdeutlichung: zu den egozentrischen Ansprüchen der Religionen, dass nur ihr Gott der wahre Gott sei und die Andersgläubigen somit (menschenunwürdige) Ungläubige… – kann diese Ausschließlichkeit jemals den weltweiten Frieden auf Erden zulassen… Hinzu kommt, dass wir Menschen nicht begreifen wollen: dass WIR sterbliche Lebewesen sind, die mit dem Tod dann sich verlebt haben, und dieses Lebensende keine weiteren Hoffnungen zulassen kann – wir zuvor doch nur den Manipulationen der religiösen Illusionen und Phantastereien unterlagen!

Maxim Biller kann nun im Luxushotel Adlon zu Berlin über seine Mitwelt bei einer Tasse Tee und der Sachertorte, zukunftsvoll nachdenken – vor allem auch darüber, dass, wenn dieses Deutschland einstens entgermanisiert sei durch die Einwanderungen der Europäer und den Hinzuströmungen der außereuropäischen Migranten (bisher haben schon 29 Prozent der inländischen Bevölkerung einen Migrationshintergrund): die ursprünglich zugeordnete ewige SchuldHAFTUNG der Deutschen sich damit erledigt habe und keine weiteren Forderungen somit anfallen (auch nicht mehr im moralischen Background einer biodeutschen -„verwandtschaftlichen“ Berücksichtigung…) Jude kann man nur sein, wenn eine jüdische Mutter dieses jüdische Kind gebiert – der Vater spielt nur eine zeugende Rolle! Ein Kind aber ist keine Jüdin oder ein Jude, wenn der Vater jüdisch wäre und die Mutter aber nicht jüdisch… Will von außen mann/frau dennoch Jude oder Jüdin sich benennen, muss die komplizierte religiöse Barriere überwunden werden – einfach so aus dem spontanen Gefühl heraus zu konvertieren oder sich dorthin orientieren zu wollen, funktioniert nicht: die jüdische Religion hat kein Interesse an Missionierungen. Man will unter sich bleiben im auserwählten Volk – verbunden mit etwa 14 Millionen jüdischer Menschen weltweit. Ansonsten wäre es ja keine „Auserwähltheit“ mehr, sondern ein beliebiges Erwählen einer konvertiblen Religionsübernahme ohne die Bedeutung der „ewigen“ jüdischen Vergangenheit! Wenn das nicht einen puren Religions-Rassismus darstellt!

Zu besichtigen sei un/wohl: Maxim Biller traut der deutschen politischen Führung nicht, grundsätzlich auch nicht den Deutschen im Land der (gestrigen) Mörder und Mörderinnen, und anscheinend meint er damit das fast gesamte deutsche Volk? Doch um ihm die Besichtigbarkeit des Leserbriefschreibers zu verdeutlichen, der als Atheist keinerlei (religiöse) Ressentiments haben will und kann, muss nochmals klargestellt sein: dass es nicht der deutsche Homo sapiens war, der diese Massenvernichtungen der jüdischen und anderer Menschen, strukturiert emotional-bestialisch verursachte: sondern die in uns Menschen existierende verhaftete Menschenart, die zu Aggressionen und Vernichtungen, Morden und Massenmorden programmiert bleibt – jederzeit überall ausbrechen kann… Bedenken wir das Massaker von Katyn an polnischen Offizieren, Politikern, Beamten, Adeligen, Geistlichen, Besitzenden, Intellektuellen – und von den über 14.000 Ermordeten hatte davon alleine ein einzelner NKWD-Mann in einem der dafür eingerichteten Hinrichtungskeller über 3400 Menschen mit seiner Pistole (einzeln) per Kopfschuss in einem hinterhältigen Zeitrahmen, erschossen, ermordet… Dieser russisch/sowjetische NKWD-Massenmörder wurde vom Stalin – Staat mit hohen Orden ausgezeichnet und bekam eine Staatspension! Stalin hatte diese Katyn – Massenmorde befohlen!

„Right or wrong – my country?“ Israels unausweichliche Selbstschutz-Politik basiert auf dem militärischen Prinzip einer Selbstverteidigung dieses okkupierten Landes – die vertriebenen Palästinenser und ihre Nachkommen wollen das revidieren: zurück in ihre Heimat. Die jüdischen Menschen in der freiwilligen „Diaspora“ dieser Welt: sehen zumeist Israel als ihr Land an, ihren Zufluchtsort im Falle einer da-und – dortigen lebensgefährlichen Bedrohungs-Eskalation. Maxim Biller erkennt ganz richtig: „…dass man sich im KZ bei einem Problem nicht an den Kommandanten wendet, sondern lieber einen Aufstand macht.“ Im Warschauer Ghetto hatten sich zuletzt die Juden gegen die Nazi-Mörder zur Wehr gesetzt, viele dieser Menschen sich dafür geopfert. Es zentriert mit die Geschichtlichkeit der Morde, Massenmorde und Kriege der Menschen, des von der Evolution der Natur distanzierten Homo sapiens – der letztlich zur Bestie wird und es werden kann. Wenn dann aber Maxim Biller dem deutschen Staatspräsidenten Walter Steinmeier (nicht nur zwischen den Zeilen) einen scheinbaren Antisemitismus zu unterstellen versucht, ihn offenbar so angreifen will: „Einer der Ersten, die versprachen, den ungezogenen Bibi (Netanjahu) in Berlin Mores zu lehren, war ausgerechnet der Steinmeier meines Vaters vom Brandenburger Tor 2014. Er, der Ex-Linke und gescheiterte Iran-Diplomat, kündigte dem Oberisraeli schon mal vorab eine kleine Lektion in Demokratie – Fragen an. Dann outete er sich zum tausendsten Mal als „enger Freund“ Israels, und das klang natürlich mehr nach Don Corleone als nach echter Liebe.“

Wir Deutschen müssen die Juden und Israelis nicht lieben – das wäre geradezu so sinnlos, als wenn ein Hai einen Delphin lieben sollte und umgekehrt (Sorry für diese Metapher) – nein: eine Distanz für alle Zeiten muss schon deswegen vorhanden sein, weil diese Vernichtung von Millionen jüdischer Menschen niemals verziehen werden kann, auch nicht durch irgendwelche hohen Summen an sogenannten „Wiedergutmachungen“ oder sonstigen „käuflichen“ Umkehrungsversuchen hin zu einer „Aussöhnung“… Dennoch: haben die jüdischen Menschen weltweit und die Israelis zu erkennen: dass spätestens besonders auch die jetzige junge deutsche Generation keinerlei (an/haftbare) MITschuld an irgendwelchen Vergangenheiten trägt oder er/tragen muss… Nun wird das schreckliche Gewesene zur furchtbaren Geschichts-Vergangenheit des Menschen und der Menschheit, der verbrecherischen, mörderischen Art des Homo sapiens! Damit kommen wir zu der Tatsache unserer Menschenprogrammierung – und damit auch in die Erkenntnis: dass ein Gott oder Götter niemals diese derartigen Menschen haben erfinden oder auffinden können… Auch alle Religionen dieser Menschenwelt können keinen Himmel und kein Paradies erfinden, die irgendwelche Entschuldungen und Sündenvergebungen anbieten! Lasst letztlich alle Menschen in der Hölle schmoren – es trifft immer den/die Richtige/n! Und steckt mich Atheisten und Vegetarier mit dazu: mich gottloses Individuum ohne Zuspruch und Fürsprache! Kein Amen zu diesen Dramen! Maxim Biller sollte sich auch auf Hebräisch für die „De-mo-kra-ti-a“ in Israel einsetzen: und unser oder s/ein Deutschland nicht ständig an den Pranger stellen – schriftlich wie mündlich! Sein Herz kann nicht für dieses Land sich erwärmen – die Nazi-Vergangenheit läßt das nicht zu, auch wenn der Homo sapiens Adolf Hitler ein Österreicher war und bleibt! – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 


 

 

Leserbriefe zu „In Flammen“ von Merlind Theile

 

Ein sehr gutes Beispiel für symptomatischen Aktionismus. Der Ursprung des Problems liegt doch nicht bei der Ignoranz der Landwirte oder der Nachlässigkeit in der Überwachung. Noch strengere Auflagen und noch mehr Bürokratie lösen die Misere nicht. Wären die Margen in der Landwirtschaft nur halb so groß wie in der Automobilindustrie könnte auch in der idyllisch romantischen Landwirtschaft – nicht zu verwechseln mit der Agrarindustrie – mehr in die „work-life-balance“ aller am Hof beteiligten Lebewesen investiert werden. Vielleicht wäre auch die Priorisierung der Bedürfnisse der Endverbraucher, nämlich zu Gunsten der Existenziellen, ein guter Lösungsansatz hin zu mehr Sozialverträglichkeit, Umweltverträglichkeit, Gesundheitsverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit in der landwirtschaftlichen Urproduktion. – Fee Schmitt

 

Nun haben wir seit Dezember 2021 einen grünen Landwirtschaftsminister, der angeblich angetreten ist, die Zustände in der deutschen Landwirtschaft zu verbessern. Mehr Tierwohl sollte es geben, kleinere Tierbestände, besserer Umgang mit den Tieren und den landwirtschaftlichen Flächen. Was hat sich geändert? Es brennen regelmäßig Ställe, es verbrennen und ersticken die Tiere, eine grauenvolle Vorstellung. Außer Ankündigungen und einem geradezu lächerlichen „Tierwohllabel“, das keine Verbesserung der Tierhaltung bewirkt, ist nicht viel passiert. Grüne Landwirtschaftsminister können es offenbar nicht besser als ihre Vorgängerinnen und Vorgänger, von denen allerdings im Tierschutz nichts zu erwarten war. – Sabine Kiermaier

 

Vielen Dank für Ihren Artikel über Herrn Steins Engagement für einen besseren Brandschutz in der Massentierhaltung. Jürgen Kunkelmann von der Forschungsstelle für Brandschutztechnik am KIT hat das Problem bereits 2016 ausführlich analysiert: https://www.ffb.kit.edu/download/IMK_Ber._Nr._178_Kunkelmann_Brandschutz_bei_Massentierhaltung.pdf

Das zeigt, dass die Problematik, wie Sie schreiben, in der Tat bestens bekannt ist und macht die Untätigkeit der Verantwortlichen bei den zuständigen Stellen um so skandalöser. Diese Untätigkeit spricht für eine Ignoranz gegenüber den zahlreichen, mitunter qualvoll verendenden Tieren ebenso wie gegenüber den sich mit der Materie befassenden Experten und den bei Einsätzen gefährdeten Einsatzkräften. Möge Ihr Artikel einen Beitrag leisten, eine Verbesserung der Situation zu erreichen. – Tadashi Makabe

 


 

 

Leserbriefe zu „Unser König“ von Elisabeth von Thadden

 

In Ihrer letzten Ausgabe war ein Artikel über König Charles, der mir zu denken gegeben hat. Ich habe lange in London gelebt, meine Kinder gingen auf eine Privatschule ,zum Glück ,und haben dann in London studiert. Auch wenn wir finanziell und gesellschaftlich in einer anderen Situation gelebt haben, habe ich England beobachtet. Dem gewöhnlichen Engländer ging es wirtschaftlich nie gut, ob vor oder nach dem Brexit, mit oder ohne Thatcher, Cameron, Johnson, May oder Sunjak. Und jetzt haben sie noch ihren zukünftigen König, der angeblich mit seinem eigenen Toilettensitz fliegt, seine erste Ehefrau permanent betrogen hatte und das Tampon seiner zweiten sein wollte oder will. Die Zeiten ändern sich . Er kam zu uns nach Deutschland . Frankreich war zu gefährlich. Einige wenige haben ihn begrüßt. Hätten sie auch bei den Geissens, Wollnys und wem auch immer getan. Unser König wird er deswegen bestimmt nicht. Auch wenn er ab und zu etwas Umweltfreundliches sagt, was die Presse hochstilisiert. Jegliche erschöpfte Demokratie ist mir lieber als dieser königliche Mummenschanz. Ihren Artikel können sie in der Bunten veröffentlichen, für die Zeit ist er zu wenig. – Marita Fietje

 

Mit König und ZEIT gegen „demokratisch legitimierten Ringkampf“. Eine Hymne auf den britischen König auf Deutschlandbesuch. In des Wortes wahrster Bedeutung gipfelnd in der Überschrift: „Unser König“. Und endend damit, dass „unser König“, der, wie geradezu devot bewundernd beschrieben, alles besser kann und weiß, am 6. Mai gekrönt wird, während „erschöpfte Demokratien“ darüber entscheiden, wie es auf der Welt weitergehen soll. Und dazwischen: „Die … Monarchie wirkt durch Charles wie geerdet.“ … „und zur selben Zeit zerlegte sich der demokratisch legitimierte Koalitionsausschuss beim Ringkampf um den Klimaschutz in Brösel“ Genau das war er doch, der O-Ton der reaktionärsten Gegner der Weimarer Demokratie. Die ZEIT im Gleichschritt mit den „Reichsbürgern“ in Sachen Demokratieverachtung und der Sehnsucht nach der heilen Welt der Monarchie. Ich fasse es nicht! In einem Punkt hat die ZEIT aber zugegeben Stil bewiesen. Eine „von Thadden“ durfte diesen reaktionären Reichsbürgerschwulst unter dem Deckmantel des Klimaschutzes absondern. – Ulrich Henke

 

Elisabeth von Thadden erzählt uns ein Märchen. In König Charles Heimat haben derzeit Millionen von Menschen nicht genug zu heizen und nicht genug zu essen. Dies hat nicht er zu verantworten, es ist das Werk einer Serie von Tory-Regierungen mit ihrer neokapitalistischen Wirtschaftspolitik. Und doch thront „der“ König (inzwischen ist er für nur eine Minderheit junger Briten „unser“) bequem auf der Seite der Wohl-Habenden. Erst kürzlich hat die britische Guardian ausgerechnet, was die Monarchie den hungernden Briten kostet, die sich von Dosenfutter aus den Discountern ernähren und sich teures Biozeug von schicken alternativen Märkten nie werden leisten können. Es sei denn, es kommt eine ganz andere Revolution auf der Insel, die ihn wegfegt. – John Stevens

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie ernst nimmt China das Klima?“ von Uwe Jean Heuser und Xifan Yang

 

Im Reich der Mitte, da nimmt man das mit dem Thema Klima nicht so richtig biererst, wie hier in Deutschland. Die grüne Habeck-Partei würde jetzt von gleich aus, lieber alles sofort abschaffen, was überhaupt CO2 verbrauchen könnte, ohne Rücksicht auf Verluste. In China hingegen, da sollen noch cirka 200 Kohlkraftewerke gebaut werden, und dem zufolge auch ans Netz gehen. In China zählt eben der Wettbewerb eine klitzekleine Kleinigkeit mehr, als hier bei uns, trotzdem soll nur von Europa aus das Weltklima oder was man so alles drunter verstehen soll und will, auf Teufel komm raus, gerettet werden. Dieses Ding der Unmöglichkeit wird in Deutschland als ein Ding der Machbarkeit angesehen, und das obwohl wir alle Dinge, die wir dazu brauchen, um doch noch von hier aus das Klima retten zu können, wiederum zum größten Teil aus dem Reich der Mitte, nämlich aus China kommen, und die bauen wie schon beschrieben ihre Kapazitäten weiter aus. Umweltfreundlichkeit, hin oder her!? – Klaus P. Jaworek

 

Vielen Dank für den interessanten Artikel zum Thema der Klimaschutzbemühungen in China. Zwei Freunde und ich haben (mehr oder weniger) gerne die eine oder andere Diskussion zum Thema Klimaschutz. Jonathan sagt oft, dass Beschränkungen im Konsum und Verkehr in Deutschland nichts großartiges bewegen würden, wenn der mit Abstand größte Umweltverschmutzer der Erde nun einmal das Land China sei. Einschränkungen in Deutschland würden daher nichts bringen. Eure Grafik mit dem CO2-Verbrauch pro Kopf musste ich ihm natürlich direkt schicken – dort sieht man ja recht deutlich, dass wir Deutschen praktisch doppelt so viel CO2 verbrauchen wie der durchschnittliche Weltbürger und praktisch gleichauf mit China liegen. Dies hat natürlich erneut zu einer kleinen Diskussion geführt: Jonathan mag der Grafik leider nicht so ganz glauben. Schließlich wisse man ja gar nicht, wie der CO2-Verbrauch in anderen Ländern und insbesondere China berechnet werden würde und was vielleicht alles nicht mit in der Statistik eingeflossen sei. Eine wirklich interessante Frage, weshalb ich zu Jonathan gesagt habe, dass ich ja mal einen Leserbrief schreiben könnte. Unser Freund Lennart hat sich leider nicht wirklich zu dem Thema geäußert, er geht solchen Diskussionen in unserer Whatsapp-Gruppe gerne mal aus dem Weg und hat nur mit einem allgemeinen Kapitalismus-Zitat geantwortet und ein Foto von seiner Freundin und sich beim Kajak-Fahren gesendet. Das ist aber ein anderes Thema. Wie genau wird denn der C02-Verbrauch in den verschiedenen Ländern der Welt berechnet und wie verlässlich sind die Angaben? Woraus setzt sich der Verbrauch zusammen und wird z.B. berücksichtigt, dass wir viele unserer Konsumartikel, die wir in Deutschland nutzen, in China produzieren lassen? – Julian Zander

 

In Ihrem letzten Satz begehen Sie den typischen Fehler, indem Sie denjenigen, die auf China verweisen, vorhalten damit ihr „Nichtstun“ zu rechtfertigen. Trotz gewisser Veränderungen dort ist China immer noch kein leuchtendes Beispiel für Umweltschutz. Und diejenigen, die darauf hinweisen, wollen die Frage stellen, ob die Gefahr des Niedergangs der hiesigen Industrie und des drohenden massiven Rechtsrucks in der Gesellschaft nicht ein zu hoher Preis für Umweltpolitik mit der Brechstange ist! Es geht also nicht ums „Nichtstun“, sondern um ein Vorgehen mit Hirn und Verstand! – Martin Krivacek

 


 

 

Leserbriefe zu „Ab aufs Gleis“ von Jonas Schulze Pals

 

Es ist erstaunlich, mit welcher Beharrlichkeit an das Märchen „Güter gehören auf die Schiene“ geglaubt wird und dies auch noch von Politikern und Journalisten verbreitet wird. Fakt ist: Das bestehende Schienennetz ist marode. Zusätzliche Mittel für Digitalisierung sind nicht in ausreichendem Umfang im Haushalt eingeplant. Es fehlen schon jetzt die nötigen Lokführer. Bestrebungen autonom fahrenden Schienenverkehr zu etablieren, scheinen an starken Gewerkschaften zu scheitern?! Für die notwendigen Kapazitätserweiterungen (Infrastruktur und rollendes Material) fehlt selbst bei einer Beschleunigung des Planungsverfahrens sowohl das Kapital als auch die Zeit und Personal Ressourcen. Der Güterstruktureffekt (Güter werden immer eiliger und kleinteiliger) passt nicht zu den Stärken des Verkehrsträgers Schiene ( Transport von schweren Massengüter). Das Ziel bis zum Jahr 2030 25% der Güter auf der Schiene zu transportieren, bedarf einer Kapazitätserweiterung von 70 % beim Verkehrsträger Schiene. Dies in 7 Jahren zu erreichen, ist absolutes Wunschdenken.

Ich wünsche mir, dass die ZEIT mal Prof. Engelhardt und Herrn Urs Maier einlädt und über die obige Thematik diskutieren lässt. Herrn Blüms Aussage: „Die Rente ist sicher“ glaubt auch niemand mehr, geschweige denn wiederholt das ernsthaft in Debatten. Beim Klimawandel haben wir nicht die Zeit und Ressourcen, weiterhin an Märchen zu glauben. – Armin Klein

 

Bei Ihrem kurzen und, wie ich finde, insgesamt guten Artikel fehlt mir ein sehr wichtiger Aspekt: Die Maut soll und sollte auch immer ein Instrument sein, unnötige Transporte zu verteuern – und damit mittel – bis langfristig zu vermeiden. Mit einer relativ stark gestiegenen Maut wurde der Kilometerpreis von den im Artikel genannten 2,5 Cent (pro 40-Tonner) steigen auf wie viel? Das würde einen Weihenstephan-Joghurt, der von Bayern nach Hamburg gefahren wird (oder einen von Lünebest nach Bayern – man verzeihe die Nennung von Marken?!) um wieviel Hundertstel Cent verteuern? Da wäre m.E. noch (CO2 freiere) Luft nach oben … – Michael Koehn

 


 

 

Leserbriefe zu „Außer Kontrolle?“ von Arnfrid Schenk

 

Ein Kind, welches am Morgen die Grenzen der Eltern überschreitet (verbal oder körperlich), geht mit herabgesetzter Hemmschwelle in die Welt und macht genau das an anderer Stelle wieder. Je weniger unsere Eltern heute ihre Kinder erziehen bzw. diese liebevoll, wertschätzend und konsequent an Grenzen sättigen, je mehr müssen die Kinder in der Öffentlichkeit, daher im Kindergarten und in der Schule nach Grenzen suchen. Ein Kind, welches schon ganz früh die Achtung vor einem Marienkäfer anderen Menschen, Tieren und Gegenständen erlernt, wird niemals in der Pubertät einen bestialischen Mord zu begehen (Fall Louisa). Vor vielen Jahren war es das Schlimmste, wenn ein Kind auf dem Schulhof seine Bananenschale nicht in den Mülleimer, sondern auf den Schulhof geworfen hat. Heute wollen immer mehr Grundschulen in Ihre Hausordnung schreiben, dass die Kinder keine Waffen und keine spitzen Gegenstände mit zur Schule bringen. Daraus resultiert, dass unsere Kinder heute, müssen sehr weit gehen müssen, um eine Grenze zu erfahren. Immer mehr Lehrer, welche von den Eltern bedroht und angezeigt werden und immer mehr ErzieherInnen, welche das Handtuch schmeißen und sagen, dass sie in ihrem Beruf nicht bleiben werden (Fachkräftemangel).

Die Eltern erziehen ihre Kinder zunehmend weniger und diese kommen entsprechend entgrenzt und grenzüberschreitend in die Kita oder Grundschule sind von den ErzieherInnen / LehrerInnen kaum noch zu halten/aufzuhalten. Immer mehr Träger sprechen sich dafür aus, dass Kinder nicht mehr angefasst werden dürfen. Daraus resultiert: Wenn ein Kind auf meine Worte nicht reagiert und ich es auch durch die Begrenzung mit meinen Händen nicht sanft aufhalten darf, ist für alle anderen Kinder Gefahr in Verzug. Wir müssen Kinder lieb halten, wir müssen sie festhalten, wenn sie vom Bordstein abgehen und wir müssen sie an Raum begrenzen, wenn sie die Grenzen von anderen überschreiten. Vor etwa 10 Jahren erhielt ich die Rückmeldung aus den Kitas, dass die BetreuerInnen von zwei auffälligen Kindern in Atem gehalten wurden. Heute ist die Rede von zwei ruhigen und fröhlichen Kindern in der Gesamtgruppe. Ich spreche nicht von den zunehmenden Kinderkrankheiten, sondern behaupte, wenn unsere Kinder heute an irgendetwas erkrankt sind, dann an der Unsicherheit unserer Gesellschaft, der Unsicherheit ihrer Eltern, einer falsch verstandenen Partizipation hinsichtlich dessen, was ist wichtig und was benötigt ein Kind, um sich gesund zu entwickeln und was benötigt das Kind an dieser Stelle nicht. Nach meinen 15 – jährigen Kurserfahrungen mit Eltern, geht es meistens darum, mit gutem Gefühl Grenzen zu setzen, leise, freundlich und wertschätzend und immer die Persönlichkeit des Kindes unversehrt lassen, in dem Wissen, dass wir mit jeder gesetzten Grenze, dem Kind ein Stück weit Liebe, Halt und Orientierung geben, welche es benötigt, um sich gesund entwickeln zu können.

Wird ein Kind heute in der vollstationären oder professionellen Jugendhilfe untergebracht wird, ist die Sicherheit eines Kindes nur dann gewährleistet, wenn jeder Mitarbeiter, jedes Kind zu jeder Zeit halten kann. Überschreitet ein Kind die Grenzen eines Erwachsenen, überschreitet es immer auch die Grenzen eines anderen Kindes, eines jüngeren Kindes oder eines schwächeren Kindes. In der bayrischen Einrichtung hat es vermutlich genau daran gefehlt: Im Heim war vermutlich Gefahr in Verzug! Ein Kind, welches ein anderes Kind tötet, überschreitet erstmals lange Zeit zuvor andere Grenzen: Alles an Verhalten fängt klein an und wächst. Im Rahmen meiner Fortbildungspraxis habe ich in den vergangenen Jahren nicht nur das Handwerkzeug entwickelt, um entgrenzte Kinder wieder in den Erziehungsrahmen zu holen, sondern auch die Erklärung für den aktuellen Zuwachs an gesellschaftlicher Gewalt.

Wir kennen den Film „Systemsprenger“. Die Filmemacher hatten vermutlich keine pädagogischen Fachkenntnisse, daher im Fokus lag immer auf dem kleinen Kind, welches den Namen Systemsprenger erhielt. Ein System kann man nur sprengen, wenn es sich sprengen lässt, daher, wenn das Team nicht, wie ein fester Lattenzaun zusammen steht. Kinder zeigen immer wie auf einem Foto, was wir leben (gleiche Schulkasse, bei einem Lehrer springen die Kinder über Tische und Bänke, bei dem anderen nicht) und es wurde gar nicht hinterfragt, warum ist das Kind, welches in der professionellen Jugendhilfe untergebracht ist, immer noch verhaltensauffällig und wie kann es denn sein, dass wir Eltern ihre Kinder fortnehmen und feststellen, dass diese nicht zur Erziehung fähig sind und das Kind landet in der Jugendhilfe und verweigert weiter seine Hausaufgaben, den Schulbesuch usw. Das führt man in der Regel auf die frühkindlichen und traumatischen Erfahrungen im Elternhaus zurück, nicht aber auf die Fachlichkeit der Mitarbeiter, also ganz konkret darauf: „Wir haben euch ein Kind anvertraut“, welches bei euch durch korrigierende Erfahrungen, sich in einem geschützten Lebensrahmen auf den Weg machen sollte, sich gesund zu entwickeln. Stattdessen wurde dieses Kind immer wieder fallengelassen und musste somit in jeder folgenden Einrichtung lauter Fragen (noch mehr provozieren, noch mehr anstellen, noch mehr Grenzen überschreiten..), um herauszufinden: „Haltet ihr mich mit allen Konsequenzen“? Das ist die Frage, welche von einer Jugendhilfeeinrichtung beantwortet werden muß. – Marion Milbradt

 

Nach meiner Meinung sehen wir die Folgen einer völlig verfehlen Bildungs- und Erziehungspolitik. Diese ist geprägt von der Erziehung zu Egoisten! Die Menschenwürde gilt nur für mich selbst! Die Kinder dürfen alles – schalltes uns oft entgegen, wenn wir anmahnen, dass fremdes Eigentum nicht zerstört werden soll, dass nicht alles einfach fallen gelassen wird usw. Wenn dann Straftaten geschehen kommen hochgebildete Pädagogen und Psychologe die den Straftätern eine schlechte Kindheit bescheinigen und Verbrechern den Freigang ermöglichen, damit diese die nächsten Verbrechen begehen können. Jetzt alles auf die Corona-Zeit zu schieben ist einfach lächerlich. Es schafft nur Alibis wenn keine Grenzen eingehalten werden, andere Menschen nur als Spielzeug und Abfall betrachtet werden mit dem man machen kann was man will. Das Bildungssystem, die Erziehung und die Strafverfolgung ist in Deutschland ein Lacher – die ganze Welt verspottet uns. – Rolf Geyer

 


 

 

Leserbriefe zu „Oper ohne Schmelz“ von Christine Lemke-Matwey

 

Seit Jahren ärgere ich mich über die Kritiken von Frau Lemke-Matwey, aber die Rezension von Frau Lemke-Matwey über die „Frau ohne Schatten“ in Baden-Baden ist die Krönung! Man kann natürlich über die Interpretation(Inszenierung, Besetzung) verschiedener Meinung sein, aber das Werk an sich so abschätzig und arrogant zu beurteilen zeugt von Unwissenheit und ist eine Beleidigung für deren Schöpfer. Mich interessieren nicht ihre Befindlichkeiten wie sie z.B. aus Langeweile auf den inneren Sitzhöckern herumrutscht oder in der Pause am Buffet eine trockene Brezel erstanden hat, sondern eine fachkundige Besprechung der Aufführung. Wenn Frau Lemke-Matwey meint, man kann den Plot der „Frau ohne Schatten“ nicht ansatzweise nacherzählen und selbst konventionellste Aufführungen an dem Stoff scheitern dann hat die Dame keine Ahnung von dieser Oper und der Aufführungsgeschichte. Das Datum der Uraufführung 1919 in Wien hat sie ja noch getroffen, aber dass die beiden größten Sängerinnen der damaligen Zeit Maria Jeritza und Lotte Lehmann die Interpretinnen der Hauptrollen waren, hätte vielleicht auch eine Erwähnung verdient.

Diese Oper, ein Meisterwerk von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal wurde nach dem Krieg zur Eröffnung des Münchner Nationaltheaters und der Wiener Staatsoper gegeben. 1966 wurde sie zur Eröffnung der neuen Metropolitan Opera in New York unter Karl Böhm mit Leonie Rysanek, Christa Ludwig, Irene Dalis, James King und Walter Berry aufgeführt. Sie wurde ein Triumph und sozusagen fast ein „Broadway Hit“ sodass sie in den Folgejahren mehrmals wiederholt wurde. In dieser maßgebenden und bis heute unerreichten Besetzung (später wurde die Amme mit Ruth Hesse besetzt) setzte sie den Siegeszug fort. 1972 Paris, 1976 San Francisco usw. In einer Musterinszenierung von G. Rennert 1974 zum 80. Geburtstag von Karl Böhm war sie bei den Salzburger Festspielen so erfolgreich, daß die Produktion spontan 1975 wiederholt wurde. Rennert hatte zu ersten Mal die riesigen Ausmaße der Bühne im großen Haus bewältigt mit denen noch heute manche Regisseure zu kämpfen haben.1976/77 kam zu dem bekannten Team Birgit Nilsson als Färberin dazu, zu hören in einer großartigen CD-Einspielung der Deutschen Grammophon. Ich habe viele dieser Aufführungen erlebt. Und Ihre Kritikerin meint im Schluß – Resumee man solle dem Stück eine längere Schonfrist verordnen. Ich würde Frau Lemke-Matwey empfehlen, wenn sie diese Oper nicht mag oder keine Ahnung davon hat, nicht darüber zu schreiben oder zur Boulevard -Presse zu wechseln, dort ist ihr Rezensions-Stil besser aufgehoben. – Ingo Penzenstadler

 

Dass die Rezensentin mit diesem herausragenden Werk der Opernliteratur nichts anzufangen weiß, den „Plot der Frau ohne Schatten leider nicht ansatzweise“ nacherzählen kann und den „…Verquastheitsgrad des Hofmannsthalschen Märchens…“ für so hoch hält, „…dass man schon eine verdammt gute Idee haben muss, um ihm beizukommen“ mag ja sein; Das eigene Unvermögen aber zum Maßstab einer Neubewertung dieser Oper zu machen, zeugt von maßloser Arroganz. Nur gut, dass die Rezensentin nach ihrem „passiv aggressiven“ Hinausstolpern in die badische Nacht sich selbst eine längere Schonfrist vorordnet hat – hoffentlich auch was ihre Beiträge anlangt! – Robert Schönmayr

 


 

 

Leserbriefe zu „Francesco Giammarco entdeckt: Sitzgenuss“

 

Ich bin Vater eines nicht ganz 7-jährigen Kindes. Ich gehe lieber mit ihm zusammen ins Kino als alleine! Was ich an Kindern liebe ist ihre Ehrlichkeit! Wenn er einen Film nicht mag sagt er mir das nach den ersten 10 Minuten, Erwachsene würden den ganzen Film lang nach einem tieferen Sinn suchen auch wenn es (möglicherweise) keinen gibt!! Er liebt Sponge Bob und ehrlich gesagt, Sponge Bob ist intelligenter als 99% des niveaulosen Idiotenprogramms von Idioten für Idioten, das Orf, Ard, Zdf, Pro7, Rtl2, Nitro, Kabel1 @ Co insgesamt bieten. (Gehirnwäsche durch dümmliche kommerzielle Medien-Scheiße müsste eigentlich unter Strafe stehen – Böhmermann, einer der wenigen wirklich intelligenten deutschen TV-Moderatoren, wird mir recht geben!!) Natürlich hat mein kleiner Sohn auch Glück dass sein Papa kein bildungsloser kleinbürgerlicher Vollarsch mit einem großen Brett vor dem Kopf ist sondern ein richtiger Kumpel, mit wenigen Erwartungserwartungen!!

Was ich eigentlich damit sagen will ist dass Kinder häufig intelligentere und intellektuellere Kinopartner (oder überhaupt Gesprächspartner) sind als 95% der Erwachsenen, denen die abgestumpfte Smalltalk-Scheiße nur so in Strömen aus dem Mund quillt ohne dass die meisten dieser Menschen nur irgend etwas relevantes zu sagen hätten. (was ja auch kein Wunder ist bei Kleidung von der Stange, Job von der Stange, Haus von der Stange, Frau/Mann von der Stange, Urlaub von der Stange, Musikgeschmack von der Stange, kulinarischen Geschmack von der Stange, Lebensentwurf von der Stange, uswuswusw…!) Vielleicht hab ich einfach nur Glück keine direkten Nachbarn und keinen Chef zu haben..! Und täglich von Singvögeln geweckt zu werden. Und nicht morgens aufstehen zu müssen und idiotisches für irgend einen asozialen Arschlochkonzern produzieren zu müssen dass in Wirklichkeit keiner wirklich braucht und unseren Planeten noch mehr vermüllt sondern eher das Gefühl zu haben dass das was ich mache Sinn macht…! By the way, als Soziologe finde ich die Überschrift in Ihrem Artikel bedenklich, als Psychologe würde ich Sie als Kunden mit Gesprächsbedarf begrüßen! – Gernot Schaumberger

 

Francesco Giammarco veranschaulicht in einem philosophischen Referat, wie wichtig und richtig, wie gut und wohltuend ein Kinobesuch allein doch sein kann. Für einen vom Kind gestressten Partner kann solch ein Besuch Stresslinderung und Abschalten vom lauten Alltag bedeuten, gewiss. Entkommt man so doch zumindest für eine kleine Zeit den quengelnden Zwergen & Quälgeistern, die zuhause bereits wieder auf einen warten & einem das Leben nur schwer machen. Darum möchte ich an dieser Stelle Herrn Giammarco meine volle Empathie zuteil kommen lassen, besonders für jenen Augenblick, als er sich dessen wieder gewahr wurde, und sich nach Ende des Film widerwillig auf den Nachhauseweg aufmachte. Doch weiter.

Auch für Solitärs, gerade den kinderlosen -ätschibätsch – stellt der alleinige Kinobesuch ebenso eine kleine Verheißung dar. Wenn ich beispielsweise an einem Dienstagnachmittag, sagen wir gegen 15 Uhr in das größte Kino der Stadt spaziere, am Schalter ein Ticket für den neuen John Wick-Film erwerbe und dann mit sorgenfreier Leichtigkeit zum menschenfreien Kassentresen flaniere, um dort angekommen, dann bei der netten Popcorn-Dame warmes und süßes Popcorn im Jumbo-Eimer zu ordern, dann hat das etwas von tiefer existentieller Lebenszufriedenheit. Es ist ein Momentum völliger Glückseligkeit. Freude durchströmt meinen ganzen Körper, mein Gemüt ist voll der Heiterkeit. Wenn der Heilige dieses Lichtspieltheaters, Sankt Cinematus, mir jetzt dazu auch noch ein nahezu gänzlich leeres Kino 1 zur Verfügung stellt, so ist meine Dankesfreude kaum zu halten. Ich sitze also dann da, in der allerobersten Reihe, mit mir nur zwei andere Menschen im Vorführraum, lege meinen Mantel auf den Nachbarssessel, stütze meine Ellbogen ganz selbstverständlich und wettbewerbsfrei auf die Sessellehnen (Plural!) und führe mir dann, triumphierend und ganz im Reinen mit mir selbst, das süße und warme Popcorn in mein lächelndes Mündlein. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbriefe zu „Über den Berliner Klima-Volksentscheid und die Idee, die Hauptstadt nach Mallorca zu verlegen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Großartig, einfach großartig!!!! – Lothar Kopp

 

Liebe Zeit, ich lese euch gerne und häufig. Deshalb fällt es mir schwer zu verstehen, wie Ihr die Kolumne von Martenstein weiter im Magazin bringen könnt. Die letzte Kolumne über das Referendum in Berlin zeigt mal wieder eindringlich wie vermeintlicher Humor genutzt wird, um Initiativen zu diskretieren unter völlig verdrehten und einseitigen Darstellungen. Kosten werden ohne voraussichtliche Kosten und Nachteilen fürs Nichtstun in den Raum gestellt. Unmöglichkeit wird unterstellt, weil von einen nicht veränderbarem Status Quo ausgegangen wird. Genauso viel, genauso wie immer, genauso alles fürs Auto, nur halt jetzt elektro. Wer darüber hinaus nicht denken kann, steht natürlich vor sehr hohen Kosten, die dann als Argument gelten, lieber erstmal nix zu machen. Nur wenn Männer wie Martenstein weiter die Öffentlichkeit so prominent beeinflussen dürfen, werden wir es nicht schaffen mit klugen Ideen uns zügig weiterzuentwickeln. Denn ich glaube, dass wir damit nicht nur Folgekosten und Katastrophen vermeiden, sondern insgesamt zufriedener und gesünder leben werden. Weniger und anders ist mehr. Bitte schickt Martenstein endlich in den Ruhestand. – Tim Schober

 


 

 

Leserbriefe zu „Me, myself and Ei“ von David Hugendick

 

Bitte nicht in den Fluss, ich kann nicht schwimmen! – Uwe Wüst

 

Da David Hugendick sowohl den Namen Lennart, als auch Millennials als auch alle Wörter die mit Schm anfangen nicht ausstehen kann, wollte ich ihn nur wissen lassen, dass ich anscheinend sein wahr gewordener Albtraum bin. Hätte er sein Ei nach mir benannt, hätte es wahrscheinlich nicht die Zeit überstanden. – Lennart Schmidt

 


 

 

Leserbriefe zu „So klappt das mit dem Heizen“ von Carlotta Böttcher

 

Schön wärs, wenn das so funktionieren würde. Unter Punkt 7 nähern Sie sich einem Kernproblem, leider jedoch nur sehr unvollständig. Wie wir wissen und Sie auch richtig darstellen, funktioniert die Klimaentlastung nur, wenn die Wärmepumpen mit “Ökostrom” betrieben werden. In ihren Betrachtungen fehlt schlichtweg der durch den Einsatz der Wärmepumpen resultierende Mehrverbrauch an Strom. Hierzu sind die Ausbaupläne der Regierung und das bisher erreichte Niveau der Stromversorgung beispielsweise durch Windkraft völlig unzureichend. Lassen Sie sich doch mal eine geplante Energiebilanz für beispielsweise 2045 für Deutschland zeigen. Kurzum, das wird so nicht klappen. Entweder kommt der erforderliche Strom aus Kohlekraftwerken oder Deutschland kauft ihn in den Nachbarländern ein oder wir heizen nicht! – Timon Gruber

 

Vielen Dank für diesen Artikel, der sich wohltuend abhebt von etlichen gelesenen und gehörten abfälligen oder einseitig kritisierenden Kommentaren zu den neuen Bestimmungen zu Hausheizungen, nach dem Motto „weiter so lange dran arbeiten und perfekte Lösungen suchen, bis niemand mehr an etwas Anstoß nimmt und niemand irgendeinen Nachteil sieht“, wobei bis dahin das Klima 3x gekippt sein dürfte. Allerdings habe auch ich immer wieder für Ehrlichkeit hinsichtlich der Kosten gemahnt wie auch davor gewarnt, diese über Schulden einseitig den Inflationsopfern oder kommenden Generationen aufzubürden, die ohnehin mehr als genug gebeutelt sein werden von verschiedenen unserer Hinterlassenschaften, sei es Umwelt, Klima, Finanzen, Demografie, Infrastruktur, Bildung oder sonstigem. Ökologisch unschädliche wärme ist sowohl besonders schwierig als auch besonders wichtig. Sehr wahr, dass die Fernwärme wie auch Strom-energie nur soweit nützen, wie sie jeweils erneuerbar erzeugt wurden, wobei das sogenannte „Biogas“ wie auch sonstige Agrartreibstoffe nur dann wirklich gut sind, wenn sie aus Abfall – und Reststoffen stammen und nicht aus extra angebauten Pflanzen, auf Kosten von Wäldern, Mooren und sonstigem, mit denen der Kohlenstoff nicht nur kurz bis zur Verbrennung gebunden würde.

Aber das macht Wärmenetze ja nicht wertlos, sondern zeigt nur die nötige Ergänzung durch eine klimaneutrale Quelle der Wärme. Hierbei wird etwas bisher eher vernachlässigt, nämlich die Solarthermie und deren energiespeicherung vom Sommer für den Winter mit Hilfe von Wassertanks, die pro Kubikmeter mit steigender Größe immer besser und günstiger zu isolieren und zu bauen sind, da mathematisch das Volumen mit der 3. Potenz des Durchmessers wächst, also viel schneller als die Oberfläche mit der 2. Potenz, die für die Masse an Maier – und Isolationsmaterial und -arbeit maßgebend ist. Deshalb ist dies ein klassischer Fall für Gemeinschafts-, Quartiers – oder Kommunale Lösungen, egal ob von der öffentlichen Hand oder privat oder genossenschaftlich finanziert. Prinzipiell könnte die Wärmeleitung in den Netzen sogar in beiden Richtungen betrieben werden, so dass die Hausbesitzer ggf. überschüssige Solarwärme durch Nutzung des gemeinsamen vorteilhaften Riesenspeichers ihre eigene Sommerwärme für den Winter aufsparen könnten, wofür ein eigener Haus-Speicher zu teuer wäre. Auch ließe sich die Solar-wärme gut mit anderen Prinzipien kombinieren, z.B. mit Wärmepumpen, welche die Ausbeute noch stark vergrößern könnten. Die Verlässlichkeit von Beschlüssen für die Hersteller sollten sich alle Parteien als wichtiges Kriterium merken. Deshalb sind Beschlüsse und deren Verlässlichkeit ja gerade die Voraussetzung für die Anpassung der Industrie und des Handwerks an die neue Mengenanforderungen, nicht umgekehrt, als ob man von denen ausreichende Kapazitäten erwarten könnte, ehe sie aufgrund der Gesetzeslage wissen, dass sich die vielfachen Investitionen und Fortbildungen lohnen.

Sie haben auch Recht, dass die Förderungen für gering verdienende oder vermögende noch steigerungsbedürftig sind, zur Not auf Kosten von Förderungen für solche, die es nicht so brauchen, wenn wir nicht die Kosten letztlich auf Inflationsopfer oder kommende Generationen abwälzen wollen. Das ganze wäre auch mehr Steuern und Abgaben oder Abbau von fossilen Subventionen wert, was allerdings leider wohl an der FDP scheitern wird. die Kosten für den Staat sollten auch ein Argument für Verdi und andere Gewerkschaften sein, es mit den geforderten Tariferhöhungen nicht zu übertreiben mit ihren Forderungen noch über den inflationsausgleich hinaus, während viele andere sich nicht einmal den inflationsausgleich erstreiken können und die Profiteure der Preissteigerungen großen Teils im Ausland sind und der Staat eher Verluste als Gewinn durch die Krisen hat.

Leider ist die Staffelung der Zuschüsse nach Einkommen und Vermögen wohl mit viel Bürokratie verbunden, die einen großen Teil der aufgewendeten Gelder kosten und die Bewilligungszeiten verlängern dürfte. Bürokratie-Abbau wird immer wieder von fast allen gefordert, aber kaum jemals geschafft. Warum nicht, und ob es hier eine Lösung gäbe, wäre mal einen eignen Artikel wert. Vielleicht müssen wir un s dazu von der Bedingung einer perfekten gerechtigung und perfekter Berücksichtigung von allem und jedem verabschieden, so wie einst Gustav Stresemann die Inflation nur dadurch in den Griff bekam, dass er die „heilige Kuh“ des staatlich subventionierten „Ruhrkampfes“ geopfert hat. Leider fürchte ich, dass selbst in Fall eines abgebauten Bürokratiemonsters die FDP immer noch eine relative Mehrbelastung für besser verdienende ablehnen würde. – Peter Selmke

 


 

 

Leserbrief zu „PROMINENT IGNORIERT. Jugendfunk“ von USTO

 

Ich muß Sie korrigieren, auch von den 65 jährigen und älter (ich bin 70) gucken viele kein oder selten ZDF, Terra X kann man z.b. gucken. Zum Glück gibt es ja noch ein paar andere Sender und vor allem Netflix und amazon prime. Die beiden letzten werden von meinem Mann und mir stark frequentiert! – Ulrike Baumklopfer

 


 

 

Leserbrief zu „Groko in Berlin. Was verspricht Schwarz-Rot?“ von Miriam Lau

 

Mariam Lau mag vielleicht nicht ganz Unrecht haben wenn sie zum Abschluss ihres Artikels davon schreibt, dass in Bezug auf die sich jetzt wohl bildende große Koalition in Berlin immerhin eine echte Verwaltungsreform herausspringen könnte, die Berlin dann recht sein könnte. Doch ich möchte darauf hinweisen, dass Franziska Giffey und die SPD vielleicht auch gute Gründe haben können, um eine große Koalition in Berlin zu bewerkstelligen, was auch für die CDU zutreffen könnte. Doch die Gründe sind meines Erachtens nicht gut genug. Für mich als Sozialdemokrat gilt immer noch, dass nur in einem außergewöhnlichen Notstand große Koalitionen zu rechtfertigen sind. Ich bin prinzipiell ein Gegner großer Koalitionen weil die Demokratie immer unter diesen Konstellationen leidet. In Berlin liegt sehr vieles im Argen und ein „weiter so“ darf es nicht geben. Doch die Wählerinnen und Wähler haben immerhin noch die bisherigen Koalitionspartner in die Lage versetzt weiter Verantwortung in Berlin zu tragen. Man muss schon sehr verwegen sein, um mit einer CDU, die einen aus meiner Sicht Ausländer – und minderheitenfeindlichen Wahlkampf geführt hat, ins Koalitionsbett zu steigen. Die Situation in der Hauptstadt ist eben nicht so, dass ein außergewöhnlicher Notstand vorliegt, und von großen Koalitionen haben sowohl auf Bundesebene als auch in vielen Ländern niemals die Sozialdemokratie sehr wohl aber die Konservativen profitiert. Berlin braucht mutige Entscheidungen, insbesondere im Hinblick auf die Wohnungspolitik und den sozialen Ausgleich sowie auch auf die innere Sicherheit. Mir sind jedenfalls die Gedankengänge großer Koalitionäre nicht eingängig und auch nicht nachvollziehbar. Ja, ein rot-grün-rotes Bündnis wäre eine Reformkoalition, die die Stadt Berlin nach wie vor nach vorne bringen könnte. Auch eine SPD in der Opposition wäre in der Lage, Alternativen aufzuzeigen und dann mittelfristig auch wieder eine Politik im Interesse der Armen und Schwächsten in der Gesellschaft in der Hauptstadt möglich zu machen. – Manfred Kirsch

 


 

 

Leserbrief zu „»Wir wurden an die Front geworfen«“ von Olivia Kortas

 

De Bericht war wirklich bedrückend. Natürlich, was kann man anderes aus einem Kriegsgefangenen – Lager erwarten. Es ist richtig, daß die Ukraine nicht nur der UN sondern auch Reportern*innen einen Einblick in die Läger gibt. Die ersten Sätze zu dem folgenden Bild sind allerdings widersprüchlich: Die Gefangenen stehen „nicht mit dem Rücken zu Wand “ sondern „mit dem Kopf zur Wand….. und sollen zur Wand schauen …Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbrief zu „»Hier geht es um die Seele Amerikas«“. Gespräch mit John Michael Luttig geführt von Paul Middelhoff und Johanna Roth

 

Hat sich denn an der amerikanischen Gesellschaft irgendetwas geändert, seitdem Trump nicht mehr Präsident ist? Ich glaube nicht und deswegen halte ich einen Bürgerkrieg in den Divided States of America immer noch für möglich und sogar für wahrscheinlich. Die Voraussetzungen sind alle gegeben. Waffen sind ausreichend vorhanden. Red Corner versus Blue Corner. Ich hoffe, die blaue (demokratische, wahlweise mit einem großen oder kleinen „d“) Ecke ist ausreichend gewappnet gegen die gewaltbereite, von Multimilliardären gekaufte, vom Hateradio (wie in Ruanda) und Lügensendern wie Fox News verhetzte republikanische Redneck-White-Trash-Ecke, die weiß oder zumindest ahnt, dass ihre Zeit abgelaufen ist, da helfen auch die Verschwörungsmärchen vom „Großen Austausch“ nichts mehr. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „Bill Gates von Indien“. Gespräch mit Nandan Nilekani geführt von Ann-Kathrin Nezik

 

Angst und Scham treiben mich um, nachdem ich das Interview mit Nandan Nilekani gelesen habe. Angst, weil das Interview in beängstigender Weise offenbart, wie stümperhaft sich die so vermeintlich kompetente BRD den weltweiten, digitalen Herausforderungen stellt und damit Zukunftschancen in sträflicher Weise vertan werden. Das Interview belegt, dass es mit der erforderlichen, zukunftsorientierten Einstellung der Politik und den richtigen Leuten gelingt, ein 1,4 Milliardenvolk, dem wir uns doch so überlegen fühlen, die digitale Welt nahezubringen. Ich vermisse bei uns das Bewusstsein um die dringende Notwendigkeit, sich jenseits von fadenscheinigen Datenschutzargumenten und Verweis auf Länderzuständigkeiten auf höchster Regierungsebene der Thematik anzunehmen. Geschieht das nicht, werden uns sog. Drittländer, wie Marokko, die Philippinen und weitere bald zeigen, wo es langgeht. Womit wir bei dem Thema Scham gelandet wären, das sicher nicht nur mich umtreibt. – Harald Seidel

 


 

 

Leserbrief zu „Hightech im Sturm“ von Sophie Neukam

 

Der Saugpropeller von Aeromine. Als Ingenieur hat mich der Text stutzig gemacht. Auf der Internetseite des Herstellers findet man nur wenige Informationen, hauptsächlich tolle Versprechungen. Aber das Arbeitsprinzip erschien mir für solch optimistische Angaben doch etwas gewagt. Im Internet wird diese Technologie begeistert gelobt, aber es gibt auch einen Artikel von einem Professor an der Hochschule Bremen. Und dessen Faktencheck kann ich gut nachvollziehen, es bleibt von den Versprechungen nichts übrig, was mich nicht überrascht hat. Man sollte versuchen zu überprüfen was im Internet gehypt wird bevor man es veröffentlicht. – Niels Jätzold

 


 

 

Leserbrief zu „Profit für die Natur“ von Carolin Wahnbaeck

 

Ich habe selten einen Artikel mit so viel positivem mit soo einem negativen ton gelesen. Stellen sie sich vor, dass denken von Patagonia würde sich verbreiten u wir hätten mehr solch fortschrittliche unternehmen! Aber ihr Fazit ist: Aktionen wie diese zeigen, wie zweischneidig der Versuch eines ökologischen Kapitalismus ist. Aber in der eigentlichen Verantwortung ist der einzelne – der Konsument. Wir fliegen wieder wie die Weltmeister, fern u Schiffsreisen kein Problem, nehmen Flüchtlinge auf und der satt will nicht bezahlen Und wer kümmert sich um die Integration?? Da ist nun jemand, der über den Tellerrand schaut – ihr Kommentar ist einfach … – Georg Seyfarth

 


 

 

Leserbrief zu „Mond der Begierde“ von Stefan Schmitt

 

Aber ist es tatsächlich richtig, dass Johannes Kepler die Jupitermonde nach der griechischen Mythologie benannt hat? Ich habe gelesen bzw. gehört, dass der Namensgeber der Astronom Simon Marius war. Florian Freistetter nennt Simon Marius als Namensgeber in seinem Podcast „Sternengeschichten“, auch auf der nachstehenden Homepage ist der Namensgeber Simon Marius: https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.astronews.com%2Ffrag%2Fantworten%2F1%2Ffrage1334.html&data=05%7C01%7CLeserbriefe%40zeit.de%7Cfae9c812fd6e47ce5f4708db39f6b2bd%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C1%7C0%7C638167503964761780%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000%7C%7C%7C&sdata=OHRWiPPg%2BJUF3Ub2tGr247O%2Fpnu4BzVKGCGgeEE8gFc%3D&reserved=0 Elisabeth Buchholz

 


 

 

Leserbrief zu „Houllebecq doch kein Pornostar?“ von Alexander Cammann

 

Ohne Bodyshaming betreiben zu wollen, glaube ich, dass Monsieur Houellebecq sich wegen seines Pornoauftritts keine großen Sorgen machen muss: Die Anzahl der Leute mit einem derartigen Fetisch dürfte gegen Null tendieren. Selbst Sartre war sexier. Scham war ja gerade erst großes Thema in der ZEIT. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „Mutter bei die Fische“ von Martin Machowecz

 

Wenn jemand entbunden werden sollte, dann Söder! Und zwar von seinem Amt! Und was reimt sich auf Söder? Schröder! Diese ideologisch verbohrte Dame (was man kürzlich auf Ihrer „Streit“-Seite wieder einmal bestätigt bekam) ist natürlich auf die Kampagne mit draufgesprungen. So kommt sie wenigstens mal wieder in die Blödzeitung, was sie über ihren Bedeutungsverlust kurzfristig hinwegtrösten mag. Wäre ich eine Frau, würde ich sagen, Kristina Schröder geht mir auf den Entbindenden – bzw. Mutterkuchen! Ich weiß, ich weiß: „Play the ball, not the player!“, aber Frau Schröder steht bei mir an dritter Stelle im Ranking meiner unbeliebtesten deutschen Politikerinnen (nur noch getoppt von Julia Klöckner, aber nicht so sehr wegen ihrer Lobbyarbeit, sondern wegen ihres mehr als peinlichen Auftritts bei „Wer wird Millionär?“ Und davor bzw. darunter dann nur noch Angelika Beer, von der man zum Glück aber nichts mehr hört. Letztere hat ein noch schlechteres Benehmen als der Saubär“verbrecher“junge von S. 18). – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „Picasso, der General unter den Künstlern, ist aus der Zeit gefallen“ von Hanno Rauterberg

 

„Wenn ich wüsste, was Kunst ist, würde ich es für mich behalten!“ (Pablo Ruis Picasso, 1881-1973, spanischer Maler, Grafiker & Bildhauer)

Er hatte ein sehr, sehr langes Leben gelebt, und trotzdem bleibt es für mich sehr wundersam, dass sein Gesamtwerk aus cirka 50.000 Gemälden, Grafiken, Zeichnungen, Plastiken und Keramiken bestehen soll. Wenn man sich für Kunst interessiert, so befasst man sich auch mit dem Künstler; wie hier im Falle mit Pablo Picasso. Pablo Picasso soll die Frauen sehr geliebt haben, und die vielen Frauen auch ihn; er war halt so etwas, wie ein Frauenversteher, aber wie viele Frauen er im Laufe seines Lebens verstanden haben soll, und die Frauen vielleicht auch ihn, das dürfte weiterhin, das große Geheimnis in seinem Leben bleiben. Dieses Geheimnis hat dieser Mann und große Künstler, vor einem halben Jahrhundert leider mit in sein Grab genommen.

„Hinter jedem großen Mann stand immer eine liebende Frau und es ist viel Wahrheit in dem Ausspruch, dass ein Mann nicht größer werden kann, als die Frau, die er liebt, ihn sein lässt.“ (Pablo Ruis Picasso) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Brüder, zur Freiheit“. Gespräch mit Oskar und Hans Lafontaine geführt von Stefanie Flamm und Mark Schieritz

 

Ich lese regelmäßig DIE ZEIT. Wenn Hans Lafontaine von Einheitsbrei spricht, kann ich das so nicht unterschreiben, weil es schlicht und ergreifend nicht stimmt, so leid es mir auch tut. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „WORTSCHATZ. desselbigengleichen“ von Isabel Pawletta

 

Mit evangelischer Liturgie und deutscher Sprache kennen sich die Redakteure wohl nicht gut aus, sonst könnten sie nicht Isabel Pawlettas Wehklage darüber veröffentlichen, dass das Wort „desselbigengleichen“ durch „ebenso“ ersetzt worden wäre. Seit 1999 heißt es im Evangelischen Gottesdienstbuch „desgleichen“. „Ebenso“, was sie „in vielen evangelischen Kirchen“ gehört haben will, ertönt seit 53 Jahren in den Hochgebeten der römisch-katholischen Messe – auch keine ungewöhnliche Neuerung mehr. Das frühneuhochdeutsche „desselbigengleichen“ ist so ausgestorben, dass das Rechtschreibprogramm meines Computers mir vorschlägt, es durch „geschlechtsangleichenden“ zu ersetzen. Martin Luther hat das Wort in seiner Bibelübersetzung 37mal verwendet. An keiner dieser Stellen hält es heute noch irgendwer für angebracht. Nur dem Abendmahl soll es angemessen sein, wenn beschrieben wird, dass Jesus nach dem Brot auch den Kelch mit seinen Jüngern teilt? Der „besondere Moment“ dieses an sich selbstverständlichen Essens und Trinkens ist die Botschaft, die Jesus damit verbindet, nicht irgendwelche magischen Wörter. Dass die Sprache altertümelnd sein müsse, damit ein Gottesdienst „feierlich“ sein könne, möchte ich bezweifeln. Warum dann nicht zum lateinischen Formular zurückkehren? Im Sinne Luthers, der den Grundsatz vertreten hat, man solle sich in der Kirche am aktuellen Sprachgebrauch orientieren (den Leuten „auf das Maul sehen“), ist das nicht. – Jürgen Thiede

 


 

 

Leserbrief zum Wochenmarkt „WACKELNDE GEWISSHEITEN“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Liebe Frau Raether, ich bin seit zwei Jahrzehnten ein treuer Anhänger Ihrer Wochenmarkt-Rezepte und ganz besonders auch der wortwitzigen, pointierten Textgestaltung ihrerseits als Ein – und Überleitung zum eigentlichen Rezept. Vielen Dank und großes Kompliment dafür. – Clemens Sillaber

 


 

 

Leserbrief zu „VERSTEHEN SIE REIS?“ von Khuê Pham im ZEIT Magazin

 

Ich sinniere, was ich mit den 400 ml Wasser tun soll, das laut Rezeptangaben für Mujadara Reis mit Linsen übrig bleibt, wenn ich von vorgegebenen 1,8 l Wasser einen Liter für die Linsen und dann später nochmal 400 ml benötige. Evtl zum Händewaschen oder zum Essen dazu trinken? Ansonsten aber ein dickes Dankeschön für die wirklich interessanten Rezepte, bis auf das koreanische und mexikanische werde ich sie ausprobieren. Ich genieße das ZEIT Magazin jede Woche, vor allem, weil es so schön „menschelt“. – Rositta Rosbund-Kübler

 


 

 

Leserbrief zu „TAHDIG! DIESER DUFT! DIESE KRUSTE!“ von Mariam Lau im ZEIT Magazin

 

Großartig! Einfach nur großartig! Ihr Artikel über den persisch gekochten Reis hat mir beim Lesen ein breites, tiefes Lächeln ins Gesicht gezaubert. Was für ein Gottesgeschenk, so schreiben zu können!

Da macht es gar nix, wenn es mit der goldenen Kruste am Topfboden nicht ganz so klappen sollte… Ich habe mal in einem persischen Kochkurs bei der Volkshochschule zugeschaut, wie so eine Kruste entsteht. Wir haben auch dünn geschälte Kartoffeln genommen, aber ich kann mich nicht erinnern, dass wir verzückt vom Ergebnis gewesen wären. Aber dass die Köchin verheiratet war, das weiß ich. Zusätzlich zu dem wunderbar locker flockigem Ton passen aber auch Layout und die runde Optik total gut zum außergewöhnlichen Artikel und machen neugierig auf ’s Lesen. „Natürlich ist es irgendwie okay, Risotto zu essen“, aber Tahgdig probiere ich ganz bald einmal aus. Zunächst mal im stillen Kämmerlein, sprich alleine für mich, und wenn ich mich dann doch mal traue, Gäste dazu einzuladen, dann nur solche, die weder Ihren Artikel, noch den Mythos um Tahgdig kennen… – Almuth Orth-Wilke 

 


 

 

Leserbrief zu „»TELAVIV WAR SIN CITY, DIE STADT DER SÜNDE«“. Gespräch mit Hagai Levi geführt von Ilka Piepgras im ZEIT Magazin

 

Das Interview, das Ilka Piepgras mit Hagai Levi führte, war hochinteressant, zeigte es doch, wie gespalten die israelische Gesellschaft ist. Ich fand es sehr bemerkenswert, dass bei den großen Demonstrationen der liberalen, säkularen und teilweise auch „linken“ Israelis gegen Netanjahus Politik so gut wie nie auf die nunmehr seit über einem halben Jahrhundert dauernde brutale israelische Besatzung der palästinensischen Westbank und Ostjerusalems hingewiesen wurde. Dieses Thema wird in Israel offenbar völlig verdrängt, obwohl es dasjenige ist, das die Gesellschaft langsam aber sicher von Innen zerfrißt. Es ist zu hoffen, dass immer mehr Israelis zu der Einsicht kommen, dass Demokratie und die Unterdrückung eines anderen Volkes unvereinbar sind und internationales Völkerrecht auch für Israel bindend sein sollte. – Björn Luley

 


 

 

Leserbrief zu „Was ich gern früher gewusst hätte“ von Doris Dörrie im ZEIT Magazin

 

Ich bin auch kein großer Fan vom Bügeln, aber deshalb muss ich nicht gleich das Bügeleisen abschaffen. Ersten besitze ich kein derartiges Plättgerät, die Partnerin jedoch schon, aber das ist ihr Ding, und zweitens finde ich, könnte ich es mir selbst auch ohne weiteres wieder erlauben, sehr ungebügelt aus der Wäsche zu gucken und vielleicht würde es niemanden stören, dass ich ungebügelt aus der Wäsche gucke. Es gab Zeiten, da ging ich immer ungebügelt aus dem Haus, jetzt sind die meisten Dinge, die ich am eigenen Leibe trage, gebügelt, aber nach wie vor nicht von mir. Ich kann mir trotzdem gut vorstellen, dass ein Leben ohne Bügeleisen machbar ist, und falls das mit diesen grünen Ampel-Spinnereien so weitergehen sollte, dann muss man irgendwann, z.B. aus Gründen, um das (unrettbare) Klima doch noch ein bisschen retten zu können, sowieso gänzlich auf das Bügeln und wohl auch ganz auf das Bügeleisen verzichten! – Klaus P. Jaworek