Lesezeichen
‹ Alle Einträge

11. Mai 2023 – Ausgabe 20

 

Leserbriefe zu „Rechtsdraußen“ von Anne Hähnig

 

Anne Hähnig spricht zu richtigen Zeit und aus einem längst gebotenen Anlass mögliche Folgen aus einem Wahlsieg der AFD im Osten an und vermeidet aber im Stil aller Parteien, die politische Sinnleere aller Parteien des Osten ebenso wie das qualitative Defizit an geeigneten Personen als zentrale Altlasten in Ostdeutschland anzusprechen. Zudem werden zutreffend dümmlichste Verhaltensweisen aus dortigen Regierungskreisen als Verweigerungen von Verantwortungen benannt, welche der herrschenden Kaste im Westen trotz eigener Krisen eine Überheblichkeit und Überlegenheit glauben lässt, national auch eine Verantwortung für den politisch „bornierten Osten“ übernehmen zu müssen. Die deutschen Parteien wurden durch eigene Prozesse, in denen man sich inhaltlicher Erneuerungen und politischer Ziele verweigert hat und sich bei einem darauf erforderlichen Personal bescheiden zeigte, eigenverantwortlich zu Zielscheiben von Populismus und Radikalen. Zudem besteht die fatale Annahme der deutschen Politik, mit exekutivem Handeln als Halluzination des Normalen politische Bedeutung erlangen zu können. Aber gerade in diesen parteipolitisch bedingten Schwelbränden kann sich sogar Dummheit als „glaubwürdige“ und stabile Mehrheit als Normalität etablieren. – Jürgen Dressler

 

Wenn die Wähler in Ostdeutschland die AfD zur stärksten Partei machen, dann ist es halt so. Warum sollen diese Wähler dümmer sein als die Wähler in Kreuzberg, die die radikalen Grünen zur stärksten Partei machten. Außerdem ist es ein Märchen, dass sich die AfD zunehmend radikalisierte. Sie wurde lediglich aus politischen Gründen zum rechtsextremistischen Verdachtsfall, weil sie aus Konkurrenzgründen immer mächtiger wurde. Wenn die Autorin Sympathien für Die Linke hat, ist das bedauerlich. Es mag zwar sein, dass diese Partei sich mittlerweile als wenig radikal gibt, aber sie steht immer noch für 40 Jahre DDR-Diktatur. Und was soll man von einer Partei halten, die noch darüber diskutiert, ob die DDR überhaupt ein „Unrechtsstaat“ gewesen ist? – Rolf Schikorr

 

Die Zustimmungswerte der AFD sind ein Reflex auf politische Leerstellen, allen voran die Migrationsfrage, bei der sich die meisten weigern, Obergrenzen ins Kalkül zu ziehen. Für Friedrich Merz eigentlich die Chance, endgültig einen Schlussstrich unter die Ära Merkel zu ziehen und versprengte CDU Wähler zu repatriieren. Doch bisher nur Lavieren. Wie beim plötzlichen Atomausstieg wird das Thema erst dann zur Ruhe kommen, wenn mit dem bisherigen System gebrochen wird. In edler Gesinnung nach dem Krieg geboren, ist das Asyl – und Flüchtlingsrecht zu einem Einfallstor für Armutsmigration geworden. Selbst Verfolgte als Hauptadressaten sind nicht unmittelbar bedroht, weil sie fast durchweg aus sicheren Herkunftsstaaten übersetzen. Ein Gemeinwesen muss in eigenem Interesse die Notbremse ziehen, wenn es dauerhaft überfordert ist. Die bittere Wahrheit, dass manches eben nicht zu „schaffen“ ist, dringt aber erst langsam durch. – Christoph Schönberger

 

In Ihrem Artikel haben sie wieder die altbekannte Attitüde gegen die AfD herunter gebetet und glauben daran, dass sie dadurch etwas erreichen können. Nein, dieser wiederholende Angstmacherkanon greift schon lange nicht mehr und wird regelmäßig von der Realität überholt. Wenn es die etablierten Parteien nicht schaffen, sich mit den Ängsten und Nöten der Menschen ergebnisorientiert auseinanderzusetzen und Lösungen durchzusetzen, dann fährt der AfD-Zug immer schneller und weiter. Am Wochenende gab es wieder ein Beispiel für großes politisches Versagen. Das Flüchtlingsproblem wurde nicht ansatzweise gelöst sondern mit einer Milliarde Euro (!) Steuergelder „zugeschüttet“. Wieder eine Steilvorlage für die AfD und eine Steigerung der Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den “ Etablierten“. – Reinhard Schmitz

 

Vielen Dank an Frau Hähnig für diesen Beitrag. Ich sehe es ebenso. Man kann von Herrn Kretschmer halten was man will & manche seiner politischen Standpunkte infrage stellen. Doch mutig ist er allemal, wenn er sich als Demokrat immer wieder aufs Neue den Rechten in den Weg stellt. Fortwährend und unentwegt. Ich finde das nur eindrucksvoll. – Michael Ayten

 

Ich bin in großer Sorge über die Tatsache, dass die in weiten Teilen rechtsextreme AfD sowohl im Osten mit 26 Prozent dominiert als auch im Westen immer mehr Zulauf erhält. Wenn sich die Entwicklung so fortsetzt, dann stehen wir hierzulande in der Tat vor einer politischen Katastrophe. Die Mütter und Väter unseres Grundgesetzes haben in weiser Voraussicht diese Republik mit Wehrhaftigkeit ausgestattet. Die AfD, und darüber kann darüber inzwischen kein Zweifel mehr bestehen, ist nichts anderes als ein bräunlich schimmerndes Sammelbecken alter und neuer Nazis. Deshalb hilft es auch nichts, diese Gruppierung mit mehr oder weniger taktischen Winkelzügen bekämpfen zu wollen. Wer sich daran erinnert, mit welchen Akteuren viele Bundestagsabgeordnete der AfD zusammenarbeiten, und an den Versuch vieler MdB-Mitarbeiter der AfD, teils mit physischer Gewalt gegen Mitglieder demokratischer Parteien vorzugehen, wer die Reden etwa von Björn Höcke sich anhört, der wird feststellen können, dass nicht nur die AfD-Jugend (JA), sondern auch der gesamte Parteiapparat dieser Organisation antidemokratische, ausländerfeindliche und minderheitenfeindliche Hasspositionen vertritt. Mir ist bewusst, dass ein Parteiverbot in unserer Republik schwierig durchzusetzen ist. Doch wer die Beobachtungen des Verfassungsschutzes ernst nimmt, der wird feststellen und einsehen müssen, wie gefährlich diese Gruppierung für diese Demokratie ist. Gerade der starke Zulauf zur AfD in Ost und West macht ihre Gefährlichkeit aus. Insofern möchte ich aufgrund der erheblichen Bedrohung unseres politischen Gemeinwesens .durch die AfD in der Tat dafür plädieren, dass von den Verantwortlichen ernsthafte Überlegungen über ein mögliches Parteiverbot dieser Neonazigruppierung angestellt werden. Deutschland kann wegen seiner Historie in dieser Situation nicht zulassen, die Sache laufen zu lassen und im Extremfall eines Morgens in der Diktatur aufzuwachen. Ja, die AfD ist eine reale Bedrohung für unseren demokratisch verfassten Staat. Deshalb besteht für Politik und Justiz akuter Handlungsbedarf. – Manfred Kirsch

 

Die sogenannten bürgerlichen Parteien, wie die CDU/CSU, SPD, FDP, die Grüne oder auch FW (Freie Wähler) vorwiegend in Bayern, alle haben irgendwie ganz jämmerlich versagt. Wer oder was bleibt dann noch übrig in der üppigen deutschen Parteienlandschaft? Die Linken sitzen auf dem absteigenden Ast, aber die AfD, die krabbelt in der Gunst des Wählers stetig nach oben, irgendwie, so glaube ich, ist das auch sogar verständlich! Wenn nichts mehr geht, dann wird nach rechts abgebogen, in die rechte Ecke, (aus)probieren geht über studieren. Andere Länder haben es bereits vorgemacht und nicht nur in Italien, wählt man jetzt immer mehr rechts! Hier bei uns in Deutschland muss man sich nicht mehr wundern, denn was bei diese unfähige Ampel-Regierung bietet, dann ist das Abdriften nach rechts, einfach nur konsequent und logisch; denn schlechter, als es diese Ampel macht, geht´s fast nimmer! – Klaus P. Jaworek

 

Das ist ja mal eine einfache Lösung. Die CDU soll sich nicht so anstellen und bei SPD, Grünen und der Linken mitmachen? Alternativ könnte man alle Parteien bitten, sich mit den Anliegen der Wähler zu befassen und mit konkreten Lösungsansätze evtl. auch die eine oder andere ideologische Hürde zu überwinden. Den letztere gibt es auch bei nicht-extremen Parteien. Nicht zuletzt trägt auch der Bund – sprich die Ampel – Verantwortung für diese Länder, auch wenn er es manchmal nicht glauben mag. – Christian Voll

 

Wen wunderts, dass eine rechtspopulistische und teilweise rechtsextreme Partei, nämlich die AfD, gerade in den östlichen Bundesländern einen Stimmenanteil von 26 % und eventuell mehr bei den kommenden Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg erringen könnte. Die Lebenssituationen, die Perspektiven, vor allem für junge Leute, sind auch nach 34 Jahren der „Wiedervereinigung“ für viele in den neuen Bundesländern immer noch, trotz Solidaritätsbeiträgen und vollmundigen Versprechen („Blühende Landschaften“) und dem Ausverkauf durch die Treuhand, schlechter als im Westen. Das führt, noch mehr als in den westlichen Bundesländern, zu Politikverdrossenheit und Abkehr von den etablierten Parteien. Wie kann es angehen, dass die Bundesregierung einen Ostbeauftragten, Carsten Schneider SPD, benötigt? Wo ist der Westbeauftragte? Das alleine zeugt davon, dass immer noch nicht ein wirklicher Zusammenhalt zwischen Ost – und Westdeutschland besteht. Genau das ist es was der AfD in die Karten spielt. Verständnis heuchelnd und die Besorgnis und Ängste schürend holt diese Partei die Wähler da ab wo CDU/CSU, SPD, Grüne, FDP und sogar die Linke sie nicht mehr erreichen und ansprechen. Das liegt unter anderem daran, dass heutige Politik ohne Rücksicht auf viele Teile der Bevölkerung gemacht wird (Gas, Benzin -und Strompreise, Heizungsgesetz zugunsten von Wärmepumpen, hohe Inflation und Kaufanreize für sehr teure E-Autos, ohne erkennbare Entlastung der unteren und mittleren Einkommen usw.). Klimaschutz mit der Brechstange und Wohlstandsverlust. Daraus ergibt sich die enorme Aufgabe aller Parteien über die möglichen Konsequenzen aus den womöglich historisch schlechten Wahlergebnissen im Osten für sich selbst und den Umgang mit der „Führungsrolle“ der AfD nachzudenken. Das betrifft nicht nur die CDU auch die SPD. Diese Parteien tun sich allerdings besonders schwer, da immer noch Bedenken an der Basis und der Führung der Parteien gegenüber den östlichen Bundesländern bestehen. Wen wundert es also, dass die AfD gerade im Osten Zuwächse hat von denen CDU, SPD und Linke nur träumen können. Planvolles und strategisch durchdachtes Umgehen mit den zu erwartenden Wahlergebnissen, mit der AfD als stärkste Kraft, muss schon jetzt, lange vor den Wahlen, beginnen. Ergo ist jede Partei, außer der AfD, ein möglicher Partner zur Regierungsbildung. Dementsprechend also auch die Linke für die CDU. Ohne demokratische Flexibilität und Anpassungsfähigkeit wird es allerdings mehr als schwierig stabile Bündnisse jenseits und gegen die AfD zu gestalten. – Felix Bicker

 

Frau Anne Hähnig stellt drei Ministerpräsident*innen in Ostdeutschland vor, die es doch glatt wagen, eine eigene Meinung zu einer Sachfrage zu vertreten. Dass dies erwähnenswert ist, beschreibt eventuell ein Problem von ganz Deutschland: Trotz kaum vorhandener Sachkompetenz agieren zahlreiche Politiker*innen viel zu oft selbstbewusst mit zumindest diskussionswürdigen Thesen, von denen sie der Einfachheit halber unterstellen, dass praktisch alle „nicht-rechtsradikalen Bürger*innen“ diesen ohne weitere Sacherklärung zustimmen müssten. Zumindest auf meinem Fachgebiet (Energiewirtschaft), wo ich mindestens zwei Jahrzehnte zu den TOP 5 in Deutschland gehörte, muss ich gestehen: Ich bekomme angesichts eines sachlich unsinnigen und ahnungslosen Schönschwätzes regelmäßig „die Krise“, weil die dort verbreiteten Botschaften und daraus abgeleiteten Politikmaßnahmen teils sinnlos oder sachlich kaum ernsthaft durchdacht und letztlich sogar höchst riskant und noch dazu teuer sind. Die von den Akteuren zugrunde gelegten „besonders guten Absichten“ rechtfertigen doch keineswegs dusselige Maßnahmen, unsinnige Zeithorizonte und Ausblendung unbequemer Fakten. These: Vielleicht haben gerade die älteren Generationen der ehemaligen „DDR“ ein berechtigtes Misstrauen gegenüber derart sachlichem „Schönschwätz“ (in quasi-stalinistischer Manier), denn diesen erlebten sie in SED-Zeiten als Kontrastprogramm zu ihrer Realität. Und wenn in den Talkshows von ARD und ZDF derartige „Diskussionsteilnehmer*innen eine Sachdiskussion mit „einer höheren Weisheit oder moralischen Überlegenheit“ ihrer Positionen „begründen“, sonst aber weder Vor – und Nachteile oder gar Funktionsfähigkeit erläutern müssen oder nicht können, dann staune vermutlich nicht nur ich.

Beispiele für „Unsinn“: So durfte Frau Kemfert (DIW) bei ZDF-WISO im Herbst 2022 behaupten: „Wir haben Stromspeicher noch und nöcher!“ womit ja die Probleme volatiler Strom-Quellen Photovoltaik und Wind locker zu beheben wären. Sachlich ist richtig: bei bestens am Vortag gefüllten Pumpspeicherwerken (9,3 GW) und derzeit recht geringen Batteriespeichern – die für das öffentliche Stromnetz verfügbar wären – können nur maximal 2,5 % einer nötigen werktäglichen Stromerzeugung abgedeckt werden. Die insgesamt 2,5 GW Kleinspeicher für individuelle PV-Anlagen nützen im Sommer etwas, nicht jedoch im Winterhalbjahr. FFF lässt sich vom „grünen“ Wuppertal-Institut ein Gutachten erstellen, wie es Deutschland möglichst schnell zur „Klimaneutralität“ schaffen kann. Dummerweise ist dort auf Seite 15 die Rede von rund 667 Mrd. kWh gespeicherten Wasserstoff H2, für dessen „grüne“ Erzeugung (Elektrolyse) fast 1150 Mrd. kWh grüner Strom notwendig wären (mehr als das Vierfache der heutigen EE-Strom-Erzeugung in Deutschland). Die 2-seitige FFF-„Zusammenfassung“ vernebelt diese Größenordnung hinter viel Geschwafel. Usw. usw. – Wolfgang Ströbele

 

Mit großem Interesse habe ich den Artikel gelesen. Egal, ob die sog. etablierten Volksparteien künftig mit der AFD koalieren (sprich: sich von einem Tabu verabschieden) oder Standpunkte der AFD in ihr Wahlprogramm übernehmen (um der AFD Wähler abspenstig zu machen), bleibt die Frage unbeantwortet, wie sich die grossen Parteien davor schützen, von Wählerinnen und Wählern, die am liebsten in Ruhe gelassen und ein bequemes Leben führen wollen, in „eine Ecke gedrängt zu werden“ (wo sie eventuell gar nicht hinwollen) ? Ohne das Gespenst vor etliche Jahrzehnten heraufbeschwören zu wollen, tendiert die Masse, dem gegenteiligen Effekt von Schwarmintelligenz folgend, dazu, denjenigen zu folgen, die bequeme und einfache Lösungen von Problemen versprechen. Dabei muss man kein Prophet sein, um klar festzustellen, dass die populistisch vorgetragenen Einwände zu einer Energie – oder Verkehrswende von fast allen Seiten die sich entfaltende Klimakatastrophe nicht im geringsten „beeindrucken“, sondern dafür sorgen wird, dass die Menschheit (hier: die Deutschen) weiter an Zeit verlieren, um noch wirksame Gegenmaßnahmen rechtzeitig einleiten zu können. In anderen Worten: Es mag schon sein, dass die Energiewende viele Menschen in Deutschland finanziell überfordern wird, aber was ist denn die Alternative ? Eine ruinierte Zukunft unserer Kinder und Enkel, weil sich die Eltern und Großeltern eine Energiewende zur Einhegung der sich entfaltenden Klimakatastrophe nicht leisten können oder wollen ? Weil sie vielleicht viel zu spät damit begonnen haben, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, weil das Leben ja ach so bequem und einfach war? – Erich Würth

 

Es gab ja auch Zeiten, in denen eine schwarz-grüne Koalition undenkbar war. Genauso war für die SPD eine Koalition mit den Linken lange ein No-Go. Das hat sich geändert und bei allen Unstimmigkeiten in solchen Koalitionen, sie können regieren, mal besser, mal schlechter. Es ist richtig, wenn Anne Hähnig bemerkt, dass die AfD in den Jahren nicht regierungsfähiger geworden ist sondern radikaler. Ich möchte mir keinen Landeschef in Deutschland vorstellen müssen, der von der AfD kommt. Eine von Wutbürgerparolen und Rechtsaußenpositionen bestimmte Politik kann jedem Bundesland nur Schaden zufügen. Die negativen Folgen würden auch die Wähler der AfD zu spüren bekommen, von den bundesweiten Auswirkungen ganz abgesehen. AfD Stammwähler ficht das nicht an, was mittlerweile bekannt sein sollte. Anne Hähnig hat recht, hier muss sich die CDU als konservative Partei bewegen, denn die AfD kann immer nur dann profitieren, wenn andere Parteien (auch intern) unsicher sind und zerstritten wirken. Eine Wir-gegen-die-Stimmung zu erzeugen, ist sicherlich nicht die eleganteste oder politisch wünschenswerteste Lösung, um die AfD aus einer Landesregierung herauszuhalten. Wenn dies aber wirkt, dann soll es so sein. – Regina Stock

 

Die Warnung vor der AFD und ihrem Anwachsen zur stärksten Partei im Osten ist einerseits richtig, lenkt aber andererseits davon ab, dass sie eigentlich zu spät kommt: Die AFD ist längst schon viel einflussreicher, als es sich in Wahlergebnissen ausdrückt: Ihr Populismus, das Suchen nach einfachen Lösungen für komplexe Probleme, die Personalisierung der politischen Debatte mit der Dämonisierung des politischen Gegners – all das ist inzwischen politischer Mainstream. In schöner „Gemeinsamkeit der Demokraten“ werden die letzten Rechte des Asylrechts entsorgt, werden dringende ökologische Notwendigkeiten, insbesondere die Abkehr von einem rein quantitativ definierten Wachstum, auf die lange Bank geschoben. Wenn Populismus bedeutet, die Wähler einzulullen und ihnen Zumutungen zu ersparen, dann sind inzwischen alle Parteien Populisten. Aus diesem Grund wird auch die von Andrea Böhm auf derselben Seite Eins geforderte neue Afrikapolitik („Hallo Nachbarn“) mit einer Reform von Asyl und Migration, die den Bedürfnissen beider Seiten Rechnung trägt, leider niemals Wirklichkeit werden. Denn dazu bedürfte es Mut, doch leider dominiert in Europa bei diesem Thema die Angst. – Dirk Kerber

 

In dem Artikel geht es um die deutlich zunehmenden Wählerstimmen der AFD, insbesondere in den neuen Bundesländern vor den anstehenden Landtagswahlen. Laut Anne Hähnig, Redaktionsleiterin der ZEIT im Osten, soll es nun die CDU richten, indem sie ihr Tabu ablegt, weder mit der Linken noch mit der AFD zu koalieren. Die CDU möge doch bitte auch mit der Linken koalieren um schwierige rot-rot-grüne Minderheitsregierungen in den Ländern zu verhindern. Die CDU hat ihren bekannten Anteil am Höhenflug der AFD, da sie in den Merkeljahren inhaltlich immer weiter nach links gewandert ist und konservativen Themen den noch weiter rechts stehenden Parteien überlassen hat. Aber der CDU ihr hartes Abgrenzen gegen extreme linke und rechte Parteien abzusprechen ist absurd. Der Schrecken, ausgelöst durch mögliche Regierungsbeteiligungen der AFD ist offenbar immer noch nicht groß genug, um die Regierenden zu einer Politik zu zwingen, die Antworten auf die drängendsten Fragen im Land zu geben: Die Abgabenlast ist in Deutschland so hoch wie in fast keinem anderen Land, berufslebenslange Einzahler in die staatliche Rente mit mittleren Einkommen fallen im Ruhestand unter die Armutsgrenze, die Inflation tut ihr Übriges. Trotzdem geht es munter weiter: Findige Umetikettierungen à la „Sondervermögen“, vermeintlich aufkommensneutrale Grundsteuer, unüberschaubares und wahrscheinlich teuer werdendes Gebäudeenergiegesetz… ich habe hier bestimmt etwas vergessen, das geht mir in letzter Zeit einfach zu schnell.

Dazu mischen sich die sehr realen Kriegsgefahren und zurück bleibt ein zunehmend ärmer werdender Bürger, der das alles nicht mehr will. Man müsste der AFD ja schon fasst dankbar sein, dass sie die verblieben Parteien immerhin dazu zwingt, die Sorgen der Bürger im Blick zu halten und nicht noch freigiebiger oder „kreativer“ mit den Staatsausgaben zu werden. Auch die Medien haben ihren substantiellen Anteil an der Situation, da sie in der jüngeren Vergangenheit „Andersmeinende“ oder „vermeintlich Falschmeinende“ zügig in die rechte Ecke schiebt. Diese, die sich vorher noch zur Mitte der Gesellschaft wähnten, finden sich auf einmal am rechten Rand wieder. Die vorher vorhandene Hemmschwelle gegenüber der AFD wurde ja schon von anderen weggerissen. Die oben genannte Forderung von Frau Hähnig ist ebenso ein Beweis, wie fest die Zeit inzwischen im linksliberalen Lager verankert ist. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden jedoch würde es der Zeit gut zu Gesicht stehen, dies auch äußerlich kundzutun, in etwa dort, wo andere Zeitungen das Sätzchen „Unabhängig und Überparteilich“ abdrucken. Das wäre uns Lesern gegenüber nur fair. – Wolfgang Kluthe

 

Schon Ihre Wortwahl lässt die Wessi-Überheblichkeit erahnen: für eine erhebliche Anzahl von Wählern ist die AfD nicht draußen, sondern aussen! Und 25 % ist NICHT vernachlässigbar, auch wenn es NUR die AfD ist. Die größte Unterstützung erzielt sie m.E. nicht einmal von einer eigenen Klientel, sondern -siehe Bremen – aus der Ablehnung der „Wessiegogie“: von der „Abwicklung“ der DDR über das Begräbnis der Solarvoltaik und die Autokratie beim RBB bis zum Kanzler mit Erinnerungslücken wie sonst nur vor Gericht! Wenn -gefühlt – 3 Oblasts in der Ostukraine sowie Uralt – Vergangenheitsbewältigung der NICHT ins Reich eingebrachten kaiserlichen Kolonialverwaltung in Südafrika wichtiger sind als das Zusammenwachsen der beiden deutschen Republiken, sollte man sich nicht wundern, daß der „Ossi“, der die Russen 50 Jahre und damit länger als alle Wessies hautnah erlebt hat, seine Aushängeschilder Kretschmer, Schwesig und Haseloff hochhält … – Franz Berger

 

Auch wenn ich der Kernaussage des Leitartikels zustimme, so möchte ich ihn doch zum Anlass nehmen, um den Gebrauch des Wortes Populistisch zu hinterfragen. Frau Hähnig spricht von „rechtspopulistisch“. Das lateinische Wort Populus bedeutet Volk. Da scheint es aber „irgendwie“ ein Problem zu geben, denn Populismus ist negativ konnotiert. Aber heißt es nicht im Artikel 20 Abs. 2 GG „alle Macht geht vom Volke aus“? Hm. Bedeutet es umgekehrt formuliert, dass, je weiter man vom Volk entfernt ist, desto weniger populistisch bin ich? Aber ist das im Ansatz nicht problematisch, im besonderen, wenn dann jemand kommt, der dem Volke nach dem Munde redet oder zumindest so tut? Sind die von der Leitartikelerin genannten Beispiele (Schwesig, Kretschmer, Haseloff) nicht Beweis genug, dass, wenn man nicht ganz so unpopulistisch ist, wie „üblich“ (vgl. Merz „teils naiv“), damit ganz gute Wahlergebnisse erzielen und die AfD klein halten kann? Wenn Sie mir den Zusatz erlauben, so meine ich, dass das Problem mit dem Populismus/Volk eine Erblast der NS-Zeit darstellt, worüber m. E. aber nicht ausreichend genug debattiert wurde/wird bzw. recht stumpf das Gegenteil zur Anwendung gebracht wurde/wird, was aber die Gefahr des Umschlags wieder ins Gegenteil beinhaltet, d. h. der Wiederkehr des ewig Gleichen. – Gerd-Rüdiger Erdmann

 

Mit wachsendem Entsetzen habe ich diesen, jeglicher journalistischer Objektivität und Neutralität Hohn sprechendem Artikel gelesen. Das die AFD nichts weiter als das Produkt des 40 jährigem „linken“ Faschismus der SED ist, wird wie in besten Propagandazeiten der national-sozialistischen stalinistischen Faschisten und Massenmörder verschwiegen. Der einzige wirkliche Unterschied zwischen „Rechts“ und „Links“ ist in den letzten hundert Jahren der Menschheit doch nur gewesen, dass die „roten Linken“ Millionen und aber Millionen mehr Menschen ermordet haben als ihr sozialistischer „rechter brauner“ Parteigenosse. Aus dessen Partei sind Millionen Mitglieder in die SED – neudeutsch „Die Linke“ – eingetreten und haben das rechtsradikale Faschistensystem bis zum Freikauf der DDR-Bürger durch die BRD fortgesetzt. Heute ist offenbar die Gesinnung der ewig gestrigen des SED-Faschismus von der nachfolgenden Generation übernommen worden und das üble Geschwafel der braun/roten Konsorten wird im neuen Gewand weiter verbreitet. Die AFD ist nur die idiologische Schwesterpartei von „Die Linke“ politisch und von der Gesinnung unterscheiden sich beide Parteien wenig. Die größte Gefahr für unsere Demokratie ist doch die Verniedlichung der SED-Nachfolger und deren noch im „Amt und Würde“ befindlichen Genossen. Wenn die SPD in Meck.Pomm. mit ehemaligen Mitarbeitern der SED Gestapo/Stasi koaliert, wir deutlich wo die eigentliche Bedrohung unseres demokratischen Rechtsstaates liegt. Es ist enttäuschend, dass Ihre Zeitung offenbar jegliche demokratische Glaubwürdigkeit verloren hat. – Georg Sittig

 

Wenn man mit älteren Skandinaviern, die den 2. Weltkrieg mitgemacht haben, spricht, wird man häufig zu hören bekommen: Die Deutschen – verallgemeinert – wollen nicht selbst denken, sie brauchen einen Führerfigur, einen Leithammel, die ihnen den Weg wo sie zu gehen haben zeigen. In den 30er Jahren Adolf-Nazi, heute Björn-Neonazi. Auch den skandinavischen Ländern haben ihre rechtslastigen Parteien, aber keine so rechtslastig wie AfD. Die Entschuldigung, dass die Leute aus Protest AfD ist nichts als Entschuldigung über ihr eigenes Versagen. Wenn man das Vokabular was CDU/CSU und DIE LINKE gegenüber der Koalition verwendet liest/hört, wundert mir den Zulauf an AfD nicht, Personen die am „Kipppunkt“ stehen, werden da in ihrer Meinungen bestätigt hören. Wenn man viele den „Sprüche“ von CDU/CSU sich anhören, bekommt man den Eindruck, dass sie vom heiligen Geist auserkoren sind die Regierungen zu führen. – Stein Erik Greter

 


 

 

Leserbriefe zu „Schon wieder Krimi?“ Streit von Reiner Haseloff und Christine Strobl

 

Mich ärgert die Inkonsequenz der Diversitäts-Verpflichtung, die Frau Strobl proklamiert. „Blind ermittelt“ ist das beste Beispiel, weil der Hauptdarsteller in Wirklichkeit gar nicht blind ist. Dann wird andernorts darauf hingewiesen, das bestimmte Begriffe empfindliche Gemüter schockieren könnten, in Tatort-Krimis Mordperversionen ohne Vorwarnung freien Lauf haben. – Peter Birkholz

 

Ein national unbedeutender, auch eher unbekannter Ministerpräsident und jemand unterhalb der feigen Intendantenebene rechtfertigen sich, angefeuert von einem fragwürdigen medialen Streitdurst und wöchentlichen Umfragen institutioneller Bedeutungslosigkeiten, aus ihrer jeweiligen Berufung. Deshalb bildet dieser Streit weder bestehende gesellschaftliche und politische, noch mediale Lebenswelten ab, sondern kündigt einen längst bekannte Beharrungszustand zum Nachteil des Souveräns Gebührenzahler an. Man muss auch seitens der ZEIT die Souveränität aufbringen, auf einen, von wenig Substanziellen getrübten Streit zu verzichten. – Jürgen Dressler

 

Die ARD geht scheinbar nur mit der Zeit, indem sie ihre Leute viel zu gut bezahlt, die Altersversorgung dann .. ein Skandal ! Was gibt’s dafür: Krimis, täglich läuft irgendwo ein Tatort, endlose Labersendungen mit meistens den gleichen Dauergäst:innen und Wiederholungen. Und dann die schlechten Kopien vom Privat TV, da wird dann auch aus ‘jetzt’ .. nach der Werbung. FrühstücksTV, auch abgekupfert .. mit diesen nervigen ‘Sponsoren’ als Trick uns doch Werbung zu zeigen .. und dann dieses Rumgelabere, gruselig. Sowas wie Babylon .. das entspricht mal dem Bildungsauftrag, kommt aber leider viel zu selten. Das man dafür noch mehr zahlen soll .. ist kaum zu vermitteln. Fernsehen ist out, ist von vorgestern. Wir sind ganz woanders, nur die finanzierte ARD eiert noch im letzten Millennium rum, auch die Homepage ist umständlich, very German halt .. kopfig. ZDF site ist einfacher zu navigieren, schneller. Die dritten, da gibt’s noch gute Sachen. Aber auch bedeutend weniger als früher zu Zeiten mit Sendeschluss. – Christoph Schediwy

 

Oh, wie schön wäre Kultur – besonders Literatur! Nicht nur zu nachtschlafender Zeit ( das Literarische Quartett), nicht nur, wenn man sich Sonntag morgens noch den Schlaf aus den Augen reibt ( Druckfrisch, Erlesen, Literaturclub – alles bei 3 sat)! Leider werden die 3 sat Angebote nicht mehr in Programmzeitschriften abgedruckt – dort startet man mit Angaben für das kommende Programm erst mittags , wohl in der Annahme, dass man erst ab 12 Uhr aufnahmefähig ist. Ein Trauerspiel !!! Es werden Perlen verschüttet ,denn die genannten Programme zeigen uns die Welt der Literatur in allen Fassetten, diskutiert von rhetorisch versierten Kritikern und Kritikerinnen. Oder Absicht: wozu braucht man noch Bücher zum Lesen? Steht doch alles im Netz!! Wenn man möchte, dass Bücher gekauft und gelesen werden, dann bitte mehr und besser platzierte Sendungen!! – Inge Daniels

 

In allen Ehren für Frau Strobl, dass Sie so leidenschaftlich ihren Standpunkt vertritt. Irgendwie macht sie das nur sympathisch. Es hat aber leider auch etwas von gewollt, aber nicht gekonnt. Jetzt gibt es also ernsthaft einen blinden Ermittler aus Wien. Wegen der Diversität? Das schießt doch übers Ziel hinaus. In einigen Punkten würde ich Herrn Haseloff zustimmen. Die Auswahl ist schlicht und ergreifend zu groß. Erst neulich zappte ich von einem Angebot zum anderen, ohne mich am Ende dann für etwas entschieden zu haben. Und jetzt will man noch mehr Geld? Puh, Leute, wie wär’s erstmal mit einem Frühjahrsputz? Tabula Rasa, wie mein ehemaliger Chef zu sagen pflegte. Es wäre gut, wenn sich die öffentlich-rechtlichen Anstalten vordergründig darum bemühen würden, ein gutes Angebot an Bildung, Information, Aufklärung und Kultur zu liefern, wie es Herr Haseloff ebenfalls erwähnte. Was die Filme angeht. Lieber wenige und dafür gute als unzählige Trash-Soaps und B-Krimis. Wie soll sich da einer denn noch zurecht finden? Das ist doch nur noch ein Kuddelmuddel.

Gleichwohl frage ich mich, was es für einen Unterschied macht, wie die öffentlich-rechtlichen Sender programmtechnisch strukturiert sind. Ich meine, es gibt ebenso einen beträchtlich großen Teil von Menschen in diesem Land, die einfach kein öffentlich-rechtliches Fernsehen schauen, geschweige denn überhaupt fernsehen. Manche tun‘s nicht, weil sie vielleicht ihr Leben lang ohne Fernsehen aufwuchsen und es nie eine besondere Rolle spielte. Andere wiederum verzichten womöglich aus anderen Gründen wie Mental Health, Digital Detox etc. Es ist verrückt. Aber vor ein paar Stunden traf ich in der Trierer Innenstadt auf einen ziemlich aufgebrachten Bürger. Wie sich herausstellte, war der Herr nicht nur ein glühender Rassist, nein ebenso ehemals aktiver Soldat in den Balkankriegen. Dabei wollte ich mir eigentlich nur etwas beim Vietnamesen zum Essen besorgen. Als wir aneinander vorbeiliefen, merkte ich, dass er was Übles, Beleidigendes gesagt hatte. Ich blieb sofort stehen und stellte ihn zur Rede, was diese unfreundliche Geste solle. Der Kerl war groß, trug eine Lederjacke, Bürstenschnitt, dicke Totenkopfringe an den Fingern und hatte stahlblaue Augen. Wir standen uns direkt gegenüber. „Ich bin Ungar!“, sagte er mir laut und ausdrücklich. Und dann erging er sich in Hasstiraden über Muslime im Allgemeinen und über uns verweichlichten Deutschen. Ich will an dieser Stelle den genauen Wortlaut nicht wiedergegeben. Es war stellenweise nur widerlich und zutiefst menschenverachtend. Irgendwann begriff ich, dass es keinen Sinn machen würde, in einen Dialog mit ihm zu treten, also ließ ich ihn reden und hörte ihm nur zu. Er wollte angehört werden, wurde mir dann klar. Diese Menschen wollen, dass man ihnen zuhört. Am Ende hatte er sich mehr oder weniger das Meiste von seine Seele geredet. Ich sagte ihm zum Schluss, dass er sich seine Laune nicht verderben solle & versuchen solle, sich trotzdem ein schönes Wochenende zu machen. Er war zum Schluss wie ausgewechselt, lächelte, winkte mir zum Abschied zu und wünschte mir einen guten Appetit. Ich blieb stehen und schaute ihm eine kurze Weile nach. Da wurde mir klar. Der hatte sich von der Gesellschaft längst gelöst. – Michael Ayten

 

Bezüglich ihres Artikels „Schon wieder Krimi “ möchte ich anmerken, dass in der Kostendiskussion bei ARD/ZDF, in dem Artikel, überhaupt nicht die Anzahl bzw. Reduzierung der Landesrundfunk-Anstalten thematisiert wurde. Hier liegt, meiner Meinung nach, ein großes Einsparpotential! – Günter Richter

 

Ehrlich gesagt frage ich mich, was streitgespräche wie „schon wieder krimi“ für einen erkenntnisgewinn bringen sollen, wenn die die meist medienerfahrenen „duellanten“ sich in ihren repliken sofort mit nebenkriegsschauplätzen beschäftigen um so um die konkrete stellungnahme/meinungsäußerung herumzukommen. zieführender wäre es, den verantwortlichen konkrete fragen zu stellen und beharrlich zu bleiben, wenn sie versuchen, ausweichende antworten zu geben. beispielsweise, wenn frau hasselhoff, die penetranterweise die vermeintlichen highlights des programms erwähnt und so tut, als wären die gefährdet, wenn die gebühren sinken würden anstatt auf die tausenden stunden flachster unterhaltungsformate einzugehen, um die es in der frage nach einem zu hohen unterhaltungsanteil eigentlich geht um dann im nächsten schritt plötzlich grundsätzlich über den begriff unterhaltung zu reden und sich zu beschwerden, dass der negativ belegt wird (usw) … wtf? oder die gradezu lächerliche frage, ob das öffentlich-rechtliche nur deswegen nicht mit netflix konkurriert, weil das budget kleiner ist … hallo? warum lassen ihre journalisten sowas durchgehen, anstatt das vernünftig zu moderieren und den beteiligten ihre fluchtwege abzuschneiden? und warum geht es nicht überhaupt grundsätzlich um die frage, wozu es zwei öffentlich-rechtliche subventionsempfänger gibt, deren programm sich praktisch nicht voneinander unterscheidet, von den unzählichen dritten mit ihren identischen formaten mal ganz abgesehen? die antwort möchte ich hören, die nachvollziehbar darlegt, wie das zu rechtfertigen ist und warum man da nicht im großen stil einsparen und am ende die gebühren wahrscheinlich sogar senken könnte! wie auch immer: in der gegenwärtigen form können sie diese rubrik am besten gleich ganz weglassen, denn so ist das lesen (leider) nichts als verschwendete zeit! btw: schön, gleich nebenan einen gastbeitrag zu bringen, in dem genau das gefordert wird! – Philipp Stampe

 

Herrn Haseloffs kritischer Feststellung, im „Öffentlich-Rechtlichen“ gebe es eine „übergroße Zahl an Krimis, in jeder Stadt eine eigene Soko“, stimme ich nachdrücklich zu! Öffentlich-rechtliche, mithin auch von mir mitfinanzierte TV-Sender eifern privaten Anbietern zunehmend nach bei der Ankündigung und Ausstrahlung von – teilweise drei aufeinanderfolgenden – Krimis, in denen immer kreativere Varianten des lustvollen, akribischen Tötens von Menschen durch Menschen zelebriert werden. Diese Art von inzwischen allabendlicher Gewaltinszenierung und -zelebration dient keineswegs der Aufgabe und Funktion etwa der ARD, „den Zusammenhalt des Gemeinwesens … zu fördern“; sie unterstützt stattdessen die Ex – und Intensivierung des vom Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter vor bereits drei Jahrzehnten beklagten gesellschaftspaltenden „Stärkekult“, also die Normalisierung von Stärke und Gewalt in unserer Gesellschaft: Abgesehen von vielfältigen Varianten der Ausübung körperlicher Gewalt und der darüber umfänglichen öffentlichen Berichterstattung werden schlichte Tomaten und Joghurts von Lebensmitteldiscountern als „Knaller“ angepriesen. Möbelmärkte propagieren ihre Sofas und Sessel als „Kracher“, garniert mit dem Konterfei eines maulaufreißenden Brüllaffen, der bei näherem Hinsehen als irgendein Promi auszumachen ist. Und auf unseren Straßen sitzen immer mehr CO2-effiziente SUVs und Trucks Radfahrern und normal geschnittenen PKWs drohend im Nacken, um noch möglichst rechtzeitig das Kind in der offensichtlich nur auf diesem power-mobilen Wege erreichbaren Schule abzusetzen, etc. … Zur Abschwächung dieser verhängnisvollen Entwicklung sollten wir alle uns aktiv wie auch rezeptiv stärkekultkritisch im Alltag verhalten. So könnten wir u.a. durch krimiabstinentes TV-Zuschauerverhalten an den üblichen „Mordsabenden“ die Programmentscheidungen der öffentlichen Sendeanstalten beeinflussen; denn sinkende Einschaltquoten dürften die Programmverantwortlichen allemal beeindrucken. – F. Klaus Koopmann

 

Ich habe gerade das Interview mit Herrn Haseloff zur Anmeldung einer „moderaten“ Erhöhung des Rundfunkbeitrags gelesen und stolpere über den Interviewer der Zeit der Herrn Haseloff Chuzpe unterstellt, da es ja nur um eine moderate Erhöhung der Gebühren ginge und er ja nicht wüsste, ob nicht die Mehrheit der Beitragszahler mit gut 2% einverstanden wären. Ich kann Ihnen versichern, dass in unserem Bekanntenkreis kein Mensch auch nur einen Gedanken an eine Gebührenerhöhung verschwendet und dass ganz andere Fragen auf der Tagesordnung stehen; der Zwangsbeitrag der auch von Nichtnutzern des ÖRR geleistet werden muss, die politische Ausrichtung der Sender (versuchte Gehirnwäsche) und Programmgestaltung mit einer Ratesendung zur nächsten. Das wäre doch mal ein kritischer Beitrag zum ÖRR. Aber die Zeit ist der Zeit voraus, es sollte nicht gemeckert, sondern gezahlt werden. Was ist das für ein Journalismus? – Hartmut Nickel

 

Herr Haseloff spricht mir aus der Seele. Es gibt nur noch ganz wenige anspruchsvolle Sendungen, die den Rdfk-Beitrag wert sind. Wenn Frau Stroble meint, mit Plattheiten die Jugend gewinnen zu wollen, dann unterschätzt sie die jungen Menschen. Und wenn sie dann noch behauptet, die vorwiegend älteren Zuschauer:innen fürsorglich im Blick zu haben, dann sollte sie vielleicht einmal realisieren, dass mit dem Eintritt in das Rentenalter nicht automatisch der Verstand auf der Strecke bleibt. Nun gibt es auch Dokumentationen, die sehenswert sind. ABER: wer hatte eigentlich im öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Idee, inzwischen jede Dokumentation, jeden Reisebericht mit Musik zu unterlegen? (so z.B. gestern Abend die Doku im ZDF-info Sender über Ausgrabungen in Ägypten). Es gibt inzwischen so gut gut wie keine Sendung mehr , die den Zusehenden/Zuhörenden nicht eine Menge abverlangt. Sehen und Doppelhören (linkes Ohr Musik, rechtes Ohr Kommentar); also die Fähigkeit zum menschlichen Multitasking. Wobei die Musik oft das gesprochene Wort übertönt. Selbst Nachrichten werden schon mit Musik unterlegt. So z.B. die „Aktuelle Stunde“ im WDR. Auf meine Anfrage beim WDR, wer die Idee zu den „musikalische Untermalungen“ hatte, wurde mir lapidar geantwortet, das Schreiben werde man an die Redaktion weiterleiten. Das war es dann. Hat ZEIT-Redaktion eine Möglichkeit, etwas zu diesem Thema zu sagen? Das würde mich freuen. – Jutta Bautz

 

Oma runs the Vodoo down – schon wieder Krimi… Dass die Produktion eines Tatortes 1,5 Millionen Euro kostet ist für mich an sich schon eine Leistung, die in keinem Verhältnis zur Lebenswirklichkeit der meisten Menschen steht, die brav ihren Rundfunkbeitrag zahlen – müssen. Die Darstellung von Gewalt ist normal geworden, auch da die wiederholbaren Erzählstrukturen dieser Formate, im Gegensatz zu anspruchsvollerer Unterhaltung, einfach und so am laufenden Band hergestellt werden können. Wie auch die Produzenten der Nachrichten auf die letzten Dramen und Schießereien leichter zugreifen können, als komplexe Inhalte zu recherchieren oder zu erstellen. Das scheint mir ursächlich auf eine gewisse intellektuelle Faulheit der in den öffentlichen Medien agierenden Personen hinzuweisen. Es ist natürlich reiner Wahnsinn, ganzen Bevölkerungen ein derartig schräges Bild unserer Wirklichkeit zu präsentieren. Die Folgen sind klar. Der Rundfunkbeitrag wäre nur dann einigermaßen akzeptabel, wenn wenigstens in der Berichterstattung, egal von welchem öffentlichen Sender, das ganze Spektrum an internationalen Nachrichten ausführlich und gut recherchiert angeboten würde. Stattdessen reden die immer gleichen Leute das immer gleiche Zeugs. Und zwar endlos. Interessant wäre im obigen Zusammenhang auch die Frage, wo und wie manche Politiker, übrigens eher aus dem rechten Spektrum, die in den Interviews und Talkshows in ewiger Wiederholung regelrecht „rattern“, ihre Taktik des, wenn wir es nur oft genug sagen, dann glauben es die Leute schon, eigentlich her haben. Wenn diese Politiker bei Ron DeSantis in Florida in die Lehre gehen und dann ungehindert im Öffentlich-Rechtlichen ihre dort eingeübte Tiraden-Taktik á la Trump einsetzen, sollten dann nicht alle Alarmzeichen auf Rot stehen, und darüber auch ausführlich berichtet werden? Stattdessen in den Nachrichten die „Mittendrin – Bauchnabelshow“. Echt jetzt?! Hinzu kommt die deutlich wahrnehmbare Haltung der Medienschaffenden, die meinen mit „wir müssen das den Leuten besser erklären“ irgendwie punkten zu können. Das dadurch vermittelte Bild an die Zuschauer, diese seien irgendwie nicht ganz schlau, ist zumindest irritant und lässt ernsthaft fragen, wer hier eigentlich nicht so schlau ist bzw. in einer hochbezahlten Blase sitzt, aus der man sich verständlicherweise, siehe die so erwirtschafteten Gehälter und Pensionen, offensichtlich nicht gerne verabschiedet. Ich aber muss mir gezwungenermaßen in international agierenden Sendern und Zeitungen aus aller Welt ein Gesamtbild verschaffen. Jeder Rundfunkbeitrag ist mir so aufgrund der unzureichenden Informationsdichte einfach zu hoch. Von der Website der Bundeszentrale für politische Bildung: „Aus dem Grundversorgungsauftrag des Rundfunks kann ein Anspruch der Bürgerinnen und Bürger auf umfassende Wissensvermittlung abgeleitet werden.“ … „die Sicherung einer umfassenden Berichterstattung“… und … „einen umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen.“ Die BBC arbeitet mit ihren 20 000 Mitarbeitern mit einem Etat, der im Gegensatz zu dem, was unsere öffentlich-rechtlichen 30 000 Mitarbeiter so verbraten, nur halb so groß ist. Und das Ansehen des BBC steigt, während das des Öffentlich-Rechtlichen kontinuierlich sinkt. – Eva-Maria Mehrgardt

 

Mir scheint, Herr Haseloff hat sich schon lange Zeit keine Tatortfolge mehr angesehen, denn sonst wäre ihm aufgefallen, wie wenig die einzelnen Sendungen noch mit einem Krimi zu tun haben. Vielmehr handelt es sich vielfach um Sozialdramen, bei denen nur zufälligerweise Kommissare oder Kommissarinnen auftreten, die sich aber sowieso stärker um ihre eigenen Befindlichkeiten kümmern als um den Kriminalfall. Eigentlich sollten nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 18. Juli 2018 die Gebührengelder dazu dienen, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu befähigen, wirtschaftlich unter anderen Entscheidungsbedingungen zu handeln als die privaten Sender. Tatsächlich nähern sich ARD und ZDF mit ihren Folgesendern immer stärker den privaten Anstalten an, indem sie sich an Einschaltquoten oder heute an Sehgewohnheiten orientieren. Sie zerstören Kultur und betreiben Zensur: Denn sie kürzen bei Spielfilmen, Serien und Fernsehspielen den Abspann und enthalten damit dem Zuschauer die dafür komponierte oder arrangierte Musik vor und diskriminieren auch die Filmschaffenden, die lange für die Nennung ihre einzelnen Tätigkeiten im Abspann gekämpft haben. Die öffentlich-rechtlichen Sender behaupten von sich, sie würden Wert auf Diversität und Respekt vor dem Anderen oder der Anderen legen. Aber dieser Anspruch wird ignoriert, wenn es um die Filmschaffenden geht. Zudem wird auch so der Zuschauer bevormundet: Die öffentlich-rechtlichen Sender sagen einfach, du brauchst dir den Abspann nicht anzuhören oder anzusehen, der hat dich nicht zu interessieren. Selbst wenn ich mir den Abspann nicht ansehe oder anhöre, habe ich nicht die Freiheit, dies selbst zu entscheiden? Diese Freiheit nehmen mir die öffentlich-rechtlichen Sender.

Angefangen hat mit dieser Unsitte zuerst das ZDF, das anfänglich zumindest in der Wiederholung eines Spielfilms nach Mitternacht den Abspann noch sendete. Dies hat der Sender schon lange aufgegeben. Die ARD ist ihm dann gefolgt und verzichtet z. T. auch auf den Abspann und zwar immer häufiger. Dies soll dann Qualitätsfernsehn sein. Früher haben ARD und ZDF schon einmal Spielfilme, die im Kino um Szenen gekürzt worden waren, liebevoll restauriert. Tempi passati. Lieber wird vor allem beim ZDF ein Spielfilm nach dem anderen zu gewissen Zeit abgenudelt, um das Publikum zu bespaßen. Am Rande sei nur vermerkt: Durch die Nichtsendung des Abspann müssen die Sender zusätzliches Material produzieren oder kaufen. Über ein Jahr verteilt treten so erhebliche Kosten auf, die eingespart werden könnten. Frau Strobl setzt sich für die Stärkung der Mediatheken ein. Aber dies ist nicht sehr umweltfreundlich und kostenintensiv, da der Endverbraucher zwar kaum die Kosten bemerkt, wohl aber der Anbieter, da die Bereitstellung der Sendungen sehr viel Energie verbrauchen. Dafür werden Gebührengelder abgezogen, um dann im linearen Programm noch häufiger Wiederholungen senden zu können. Eigentlich wären durch diese ständigen Wiederholungen in den einzelnen Programmen Mediatheken überflüssig. Zudem wäre zu überlegen, ob nur Benutzer der Mediatheken nicht an den Kosten, die sie für diese Bereitstellung verursachen, durch zusätzliche Gebühren beteiligt werden könnten, vor allem bei Sendungen, die eigens für dieses Medium produziert werden oder früher als im linearen Fernsehen zu sehen sind. Hier sind offensichtlich die privaten Sender kein Vorbild. Zudem besteht die Tendenz, Mediatheken zu Gräbern für Filme, Serie etc. umzugestalten: So hat ARTE, einen Sender, den ich sonst schätze, weil er Filme mit Abspann zeigt, Serien und Filme in der Mediathek gehortet, aber nicht im linearen Fernsehen gezeigt. – Franz-Josef Kos

 


 

 

Leserbriefe zu „SCHÖN WÄR’S“ von Max Hägler et.al.

 

Wirtschaft ist kein Perpetuum mobile, das einmal in Fahrt wie durch Geisterhand ewigen Wohlstand schafft. Ausgaben für den Umweltschutz etwa für neue Heizungen sind zunächst einmal Kosten, die das sonstige Einkommen schmälern. Auf Anbieterseite entstehen zwar Arbeitsplätze und werden Einkommen generiert. Das aber nur ,wenn die Produktion im Inland stattfindet. Bei Solarpaneelen etwa profitiert fast ausschließlich China, unter dem Strich also ein Verlustgeschäft für die Volkswirtschaft. Ähnlich bei der Windkraft. Wie die causa Viessmann ausgeht, ist noch ungewiss. Auch die Stilllegung zuverlässiger Energiequellen wie Kohle oder Atom schmälert die Bilanz. Eine ökologische Vorreiterrolle zB mit höheren Energiepreisen und Standards schmälert den Wohlstand, solange die meisten anderen weniger ambitioniert sind. Klimaschutz ist eben eine globale Herkulesaufgabe. Alleingänge sind kontraproduktiv, der Hauptvorwurf an die Adresse grüner Propheten. – Christoph Schönberger

 

Olaf Scholz verspricht ein Wirtschaftswunder durch Klimaschutz, aber irgendetwas scheint in diesem Bild nicht zu stimmen. In Ihrem Artikel decken Sie geschickt die unterschiedlichen Führungsstile in deutschen Unternehmen auf: diejenigen, die Probleme lösen und Chancen ergreifen wollen, und diejenigen, die sich nur auf Probleme konzentrieren und auf politische Lösungen hoffen. Das Hauptproblem sind nicht die Bedingungen oder die Konkurrenz aus China, sondern viele Führungskräfte in den Konzernen, die zwar verwalten können, aber Schwierigkeiten haben, Erfolge anzusteuern. Olaf Scholz übersieht, dass das Wirtschaftswunder Teil eins nur möglich war, weil wir einen unternehmerischen Pioniergeist in den Unternehmen hatten. Es ist wichtig, diesen Schwung in Unternehmen und an der Konzernspitze erneut zu entfachen. – Alexander Gorjinia

 

Die 15-jährige Aufbauphase nach 1949 nannte man „Wirtschaftswunder“. Statt fleißiger und qualifizierter Arbeitskräfte mit durchschnittlich 42,5 Stundenwoche haben wir heute Fachkräftemangel, und jeder sechste junge Erwachsene ist ohne Berufsausbildung: Viele wollen eher 36 Stunden/Woche arbeiten. Anstelle einer Wirtschafts- und Sozialpolitik (Lastenausgleich u.ä.) mit Augenmaß ersticken wir heute an Bürokratie und einer Steuer- und spendablen Sozial-Politik, die jedes Lebensrisiko „abfedern“ will. Infrastruktur wurde damals neu aufgebaut – heute ist sie extrem reparaturbedürftig. Die damals kostengünstige Energie- (vor allem Öl bis 1973) und stabile Strom-Versorgung wird bald teurer und unsicherer – da von Wetterlagen abhängig. Herr Scholz und Herr Habeck werden bald aufwachen und mit der Wirtschaft Ihr „blaues Wunder erleben“, statt das „Wirtschaftswunder alter Art“.

Schlussbemerkung: Für „Grüne“ zählen allein die CO2-Emissionen (das wichtigste von insgesamt von sieben Treibhausgasen) und auch nicht die Zerstörung von CO2-Senken, auf der Klimakonferenz CoP 7 in Marrakesch 2001 als „changed land use“ bezeichnet. Als Ersatz für ihre fachliche Inkompetenz zu Energie – und speziell Elektrizitätsfragen pflegen sie gute Absichten. Nur dafür wurden sie in ähnlich inkompetenten Medien gefeiert. Selbst dann wünschten sich viele Bürger anstelle Einflüsterungen dubioser Berater*innen und erkennbarem „Schönschwätz“ eine Politik basierend auf Fachkompetenz in (faktisch recht komplexen) Sachfragen der „Energiewende“. Davon werden in den nächsten Jahren weit mehr auf den Tisch kommen – bedenkt man die nötigen Wasserstoff-Mengen um 667 Mrd. kWh H2 jährlich gemäß Wuppertal-Gutachten für „FFF“ vom Oktober 2020 (Seite 15). Weiter einfach vorzutäuschen, dass dies einfach, kostengünstig und schon übermorgen ginge, reicht längst nicht mehr aus! Und „die Welt retten“ geht bei globalen Problemen auch nicht! Wärmepumpen auf geeigneten großen Grundstücken können funktionieren – wenn sie denn jederzeit genug grünen Strom bekommen – auch bei 3 Tagen Dunkelflaute im Winter. Vermeintlich einfache „grüne“ Rezepte für den wichtigen Wärmemarkt entpuppen sich jedoch in vielen Stadtteilen (wie in der Altstadt meiner derzeitigen Heimatstadt Lübeck) bzw. Industrien als technisch kaum möglich, ökologisch fragwürdig oder sehr teuer. Manche Bürger bezweifeln auch inzwischen glatt angesichts von Nachrichten aus der Bundesnetzagentur über denkbar nötige Reihum-Strom-Abregelungen der Aufladungen von E-Autos, dass die Stromversorgung mit Basis PV und Windkraft bei blödem Wetter (Dunkelheit, Kälte, Schneefall etc. über zwei bis drei Tage) ohne Backup-Systeme gesichert ist. Davon redet man doch nicht! Die deutsche Wirtschaft und Bevölkerung bezahlen jedoch beim eintretenden Brown-out (= stundenlange Rundum-Abschaltung von jeweils 5 – 10 Millionen Stromkunden) den hohen Preis. – Wolfgang Ströbele

 

„Viele Ökonomen und Unternehmer glauben nicht daran, dass Klimaschutz ein neues Wirtschaftswunder befördern kann.“ Viele Ökonomen haben auch trotz gegenteiliger Erfahrungen im Ausland prophezeit, dass eine spürbare Erhöhung des Mindestlohns zu einem signifikanten Anstieg der Arbeitslosigkeit führen wird – und einige behaupten das noch immer, obwohl der Arbeitsplatzabbau auch in Deutschland ausblieb. – Stefan Müller

 

Vielen Dank für den o.g Artikel, der eine Art Realitäts-Wermut in den Wein der ökologischen Wirtschaftswunder-Transformation unserer Wirtschaft gießt und mahnt, keine unrealistischen quasi paradiesischen Erwartungen an die Energiewende zu knüpfen. Ähnlich habe auch ich trotz oder gerade wegen meines Klima-Engagements mehrfach gewarnt, sofort und gleichzeitig mit der Transformation weitere Wohlstandssteigerung, viel mehr „Gerechtigkeit“ und sonstige Verbesserungen, vielleicht sogar das „bedingungslose Grundeinkommen“ zu erwarten oder gar großmäulig zu versprechen. Tröstlich und beruhigend kann aber sein, dass die Kosten und Nebenwirkungen der Transformation bei weitem nicht so schlimm sind, wie die Gegner und Bremser es oft darstellen. Übertrieben positive „Visionen“ können vielleicht kurzfristig Begeisterung und Wählerstimmen generieren, aber mit dem Risiko einer massiven Enttäuschung und Gegenreaktion bei oder nach der Umsetzung und Verwirklichung der „Visionen“ oder auch nur dem Versuch. Ich hatte auch mehrfach gewarnt, dass die trotz allem dringend nötige Energiewende nicht nur Demonstrationen, gewonnene Wahlen und „kämpfen“, sondern auch viel – zusätzliches – Geld und zusätzliche Arbeit erfordert, was nicht bequem und schnell von mehr Migration oder den verbliebenen Arbeitslosen erwartet werden kann. Das müssen uns unsere Kinder und Enkel aber wert sein, weniger für ein „besseres Leben“ in der Zukunft, jedenfalls nicht im Vergleich zum jetzigen, sondern zur Verhütung massiver Verschlechterungen in der Zukunft, weit schlimmer als alle Kosten und Unbequemlichkeiten, die die Wende jetzt mit sich bringen kann. Wegen diesem Fakt ist es auch irreführend, von den nötigen „Investitionen“ eine Rendite in der Zukunft zu erwarten, durch die sich die Rückzahlung aufgenommener Kredite quasi mit links bewältigen lasse. Es mag die zwar geben, sie sind aber keinesfalls größer als die dann wegfallenden bisherigen Renditen der fossil getriebenen Wirtschaft, deren Wegfall zwar teilweise, aber nicht völlig und schon gar nicht mehr als aufgewogen werden kann durch die Renditen in EE und zugehöriges, jedenfalls nicht für die gesamte Gesellschaft.

Damit sind auch viele Erwartungen Illusion, staatlich geförderte Wende-Investitionen kosten die Bürger nichts, denn sie zahlen dann als jetzige oder künftige Steuerzahler statt als Konsument oder Unternehmer, und beim „digitalen Erschaffen“ und teils auch beim Leihen von Geld zahlen sie als Sparer und sonstige Inflationsopfer. Die noch lange zu erwartenden Knappheiten und damit auch (noch höheren) Kosten der Erneuerbaren Energien („EE“) werden allerdings massiv verschlimmert durch die bekannten Widerstände gegen die Anlagen, seien es Windräder oder Stromkabel, die deswegen kostenträchtig und Genehmigungs- und Bauzeit verlängernd in den Untergrund verlegt werden mussten. Wichtig der Hinweis, dass der gepriesene günstige Preis besonders der PV wesentlich höher ausfällt, wenn über den Preis einmal auch die Speicheranlagen und deren Füllung mit grünem Wasserstoff bezahlt werden müssen. Bei der Umwandlung des Stroms in H-2 geht bekanntlich etwa die Hälfte der eingesetzten Energie verloren, bei E-Fuels flüssiger Art ist es noch weit ungünstiger. Dennoch werden diese Speicher für die dunkle Jahreszeit, noch mehr für Dunkelflauten dringend nötig sein, weil Erdgas als „Lückenbüßer“ für solche Zeiten nicht nur gerade viel teurer geworden ist, sondern auch auf dem ganzen Weg von der Förderung bis zur Verbrennung ca. 1/5 des Methans in die Atmosphäre entweichen lässt, welches bek. ein bis zu 80 x schlimmeres THG ist als CO-2. Rechnerisch ist also das Erdgas als THG zu bewerten, als ob zum Abgas der Verbrennung noch einmal das ca. 80 / 5fache CO-2 dazu käme, also das 16-fache. Mit der Berücksichtigung dieses besonders beim Fracking-Gas und LNG bestehenden Nachteils ist Erdgas keinesfalls mehr besser als Kohle und ein äußerst schlechter „Lückenbüßer“. Es kann also auf Dauer kein Weg vorbeiführen an Wasserstoff als Speicher für Strom in längeren Dunklen Zeiten und besonders Dunkelflauten, und zudem natürlich als Gas – und Kohle-ersatz in Stahl-, Chemie – und anderen Industrien und für schwere Fahrzeuge oder lang fliegende Flugzeuge, soweit beides an Verkehr nicht durch mehr Regionalität und Saisonalität auch bei Urlaubsreisen hoffentlich entbehrlicher wird, denn der Wasserstoff wird noch lange hinter der Nachfrage herhinken und ganz sicher nicht ausreichen um E-Autos überflüssig zu machen.

Aber Sie haben Recht, dass es trotz allem keine Deindustrialisierung geben muss, sondern eher eine „Um-Industrialisierung“ und vielleicht eine mit geringeren Renditen, geringeren Export-Erfolgen, höheren Preisen und damit auch geringeren realen Lohnsteigerungen als bisher. Alles natürlich weit weniger schlimm als die künftigen Folgen einer Klimakatastrophe. Das große Problem bei der ganzen Energiewende ist, dass die Kosten der Umstellung weitgehend bei den Wende – bzw. Öko-staaten und deren jetziger Generation liegen, während die Früchte des jeweiligen Klimaschutzes allen jetzigen Kindern, Jung-erwachsenen und kommenden Generationen auf der Welt zugute kommen, und selbst das nur, wenn ausreichend viele mitmachen. Das ist der Grund, dass die Rettung des Klimas wahrscheinlich kaum ohne verbindliche globale Abkommen gelingen wird; und an dieser Verbindlichkeit hat es bekanntlich beim Pariser Abkommen gemangelt wie auch der der Definition, was beim Ziel von 1,5 Grad unter „möglich“ zu verstehen ist. Bisher scheinen die allermeisten nur das als „möglich“ anzuerkennen, was ohne nennenswerte Verzichte, Netto-Kosten und Netto-Mehrarbeit oder Zurückstellung/Aufschub sonstiger Ziele und Wünsche möglich ist. Eine größere Weitsicht, Gemeinsinn und „Planeten – und Kinder-liebe“ haben anscheinend bisher kaum irgendwelche Wahlkämpfer*innen ihren Wählern zugetraut und deshalb lieber unwahrscheinliches als „Visionen“ vorgestellt oder gar versprochen. Nach diesen Phantasien oder gar Wahlversprechen ist es wenig erstaunlich, wie viel Widerstand es z.B. gegen die neuen Energiewende-Vorschriften gibt, seit sich deren Kosten und Beschaffungsanstrengungen und -probleme herumgesprochen haben. Herr Habeck kann nichts dafür, dass es so schwierig und teuer wird und trotzdem so schnell, weil lange überfällig, kommen muss. Aber er und etliche andere hatten im Wahlkampf nicht genug von dem immer geforderten Mut, diese Unbequemlichkeiten und Kosten anzukündigen, sei es für die Konsumenten, Hausbesitzer oder Steuerzahler. Dass letztere, besonders die Vielverdiener und vermögenden unter ihnen sich immer noch so wenig beteiligen müssen, ist allerdings weit mehr FDP und Opposition zu „verdanken“ als den Grünen. – Peter Selmke

 

Danke für Ihren Artikel, ich stimme Ihnen zu. Die Energiewende wird als neues Wirtschaftswunder beworben, denn es die vielleicht einzige Chance, Bürger und Wähler für das Projekt zu gewinnen. Klimaschutz / Energiewende sind aber kein Wirtschaftswunder, sondern langfristige und aufwändige Vorsorgemassnahmen, damit Wohlstand und letztlich Lebensgrundlage in 20 bis 60 erhalten bleiben. Dies ist vergleichbar mit einer privaten Altersvorsorge, in die man 40 Jahre lang unter Konsumverzicht einzahlt, um im Alter den Wohlstand zu halten. Mit dem großen Unterschied, dass Privatrente ausschließlich persönlich zugutekommt, Klimaschutz aber nur kollektiv und weltweit. Und da hört die Solidarität bei den allermeisten Menschen auf. Dann doch lieber bei zunehmend häufiger eintretenden Klimakatastrophen nach „unbürokratischen Soforthilfen“ rufen, bis der Geldtopf leer ist. Keine schönen Aussichten. – Wolfgang Reisdorf

 

Völlig unberücksichtigt in Ihrem Artikel ist das eingesparte Geld, dass wir nicht ins Ausland für die fossile Energie überweisen müssen. Dieses Geld bleibt bei im Inland erzeugter Energie, in unserem Wirtschaftskreislauf. Als Beispiel möchte ich unsere Energieversorgung darstellen. Seit Ende 2013 habe ich die Energieversorgung unseres Einfamilienhauses (einschließlich PKW) schrittweise umgestellt. Zuerst mit einer Photovoltaikanlage, dazu mit einem Akku als Speicher, einem Elektro-PKW mit Wallbox und zuletzt mit einer Wärmepumpe. Sicherlich war das zunächst eine relativ hohe Investition. Nach einem Jahr zeichnet sich ab, dass wir “nur“ noch 4000 KWh vom Versorger pro Jahr dazu kaufen müssen. So hoch war früher alleine der Verbrauch für den Haushaltsstrom, ohne Heizung und PKW. Unser Kostenvorteil zur Zeit vor der Umstellung, beträgt bei den derzeitigen Konditionen am Markt ca. 7000 Euro pro Jahr. Damit spielt die hohe Anfangsinvestition eine zunehmend kleinere Roller. – Jürgen Conring

 

Die Frage ist: Was brauchen wir für ein gutes Leben? Der Schlüssel zum Transformationsprozess ist geistiges Wachstum! – Walter Moritz

 

Und wieder heißt es eher beiläufig: „Um auch dann Energie zu haben, wenn die Sonne nicht scheint und kein Wind weht, BRAUCHEN WIR SPEICHER UND W!ASSERSTOFF, ABER DIE INFRASTRUKTUR IST NOCH GAR NICHT VORHANDEN!“ Dabei handelt es sich um den wichtigsten Satz des Artikels, denn seine Aussage ist evident, während die meisten der sonstigen Prognosen auf Annahmen basieren, die sich als falsch erweisen könnten. Ohne Stromtrassen und Großspeichera sind die Etappenziele der Dekarbonisierung nicht zu erreichen. Und DAS sollte das zentrale Thema sein, wenn es „nicht um kurzfristige Gewinne, sondern um die langfristige Bewahrung der Lebensgrundlagen – und damit auch des Wohlstands“ geht, was in der Zukunftsbetrachtung am Rande auch erwähnt wird. – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Hallo, Nachbarn!“ von Andrea Böhm

 

Verantwortlichkeiten richtig benennen! Ich wage mal die Vermutung, dass die Autorin des Artikels noch nie einen Fuß nach Afrika gesetzt, geschweige denn dort gelebt oder recherchiert hat. Wieder mal werden die Verantwortlichkeiten grotesk verdreht, wird das Narrativ gefüttert, dass der Westen an allem Schuld ist und die armen (offenbar total unmündigen) Afrikaner missbraucht und ausgebeutet wurden und immer noch werden. Der Westen nimmt sich was er will und verkauft in Afrika was er anderswo nicht loswird, so die These. Offenbar gibt es in Afrika weder Regierungen noch Gesetze noch (afrikanische) Unternehmen noch Einfuhrbestimmungen oder –zölle. Nehmen wir doch mal ein konkretes Beispiel zum Thema „Tankstelle des Westens“: Die fossilen Ressourcen Algeriens werden von der staatlichen Öl – und Gasgesellschaft Sonatrach gefördert. Algerien bestimmt, wem es sein Öl und Gas verkauft und zu welchem Preis. Und wohin das ganze Geld fließt, das der Westen für diese Rohstoffe zahlt, das wäre mal eine nette Rechercheraufgabe für ein paar wahrheitsinteressierte Journalisten. Die Phosphatvorkommen in Marokko werden ebenfalls von einem staatlichen Unternehmen ausgebeutet, das die Bodenschätze ganz gewiss nicht verschenkt. Und wo das Geld bleibt? Auch diese Frage könnte man mal stellen.

Und dann das leidige Thema Migrationspolitik. Der Westen ist an der Migration schuld, der Westen muss ihre Ursachen bekämpfen. Gleiche Frage: Gibt es keine Regierungen vor Ort, die eine Verantwortung haben für ihre Bevölkerung, der sie aber nicht nachkommen, weil sie sich in weiten Teilen schon immer vor allem damit beschäftigt haben, sich die Taschen zu füllen? Sollte man nicht zumindest mal Stichworte wie „gute Regierungsführung“, „Korruption“ oder „Misswirtschaft“ nennen, wenn man von Afrika redet, sollte man vielleicht mal der Realität ins Auge sehen, dass vielen afrikanischen Eliten ihre Bevölkerungen sch …-egal sind, und deshalb die Jungen schon seit Jahrzehnten nur eins wollen: Weg, nach Europa! Es gab kürzlich in der ZEIT einen sehr schön recherchierten Artikel zum Sudan, da konnte man wunderbar nachlesen, worum sich Verantwortliche in Afrika häufig vor allem kümmern – und worum nicht. Und wenn man dem Stichwort „Korruption“ endlich mal die Bedeutung schenken würde, die es verdient hat, wüsste man auch, warum Russland und China in Afrika so erfolgreich sind, und der Westen nicht. Dass es ein hübsches Narrativ braucht, um die wahren Interessen zuzukleistern, ist ja klar.

Natürlich braucht Afrika Arbeitsplätze. Aber warum wird fas alles importiert (übrigens hergestellt mit den Ressourcen, die vorher den Afrikanern abgekauft wurden), warum gibt es kaum produzierendes Gewerbe? Auch hier ist wieder nur der Westen schuld. Auch hier gibt es offenbar keine Regierungen vor Ort, die bestimmen, was eingeführt werden darf, die Zölle festsetzen und die eine heimische Wirtschaftsförderung betreiben und einen afrikanischen Binnenmarkt schaffen könnten, statt Importe im großen Stil zu erlauben. Und auch hier würde es sich wieder empfehlen, mal genau zu analysieren, wer woran verdient – und zwar vor Ort -, sodass vielleicht gar kein Interesse daran besteht, ein stabiles Investitionsklima zu schaffen und lokale Betriebe aufzubauen! Und wenn dann noch die Kolonialzeit als Ursache heutiger Übel ausgegraben wird, wäre es vielleicht auch mal erlaubt, zu fragen, was mit dem Geld, das der Westen für die Bodenschätze Afrikas in den letzten 60 (!) Jahren bezahlt hat, gemacht wurde. – Michael Molter

 

DANKE! Seit langem habe ich keinen so eindringlichen, ehrlichen und aufrüttelnden Leitartikel in der ZEIT mehr gelesen. Möge das in Zukunft jede Woche so sein. – Sibylle Riffel

 

Ich war erstaunt wie sie es schafften in so wenigen Zeilen so viel, so gut verständlich zusammenzufassen. Kein einfaches Thema, aber in der Tat, ist es höchste Zeit, dass sich die deutsche Öffentlichkeit ihrer Kolonialvergangenheit und -gegenwart bewusst wird. Sehr gefreut habe ich mich auch über die Nennung des Paradigmas der „Entwicklungshilfe“, denn ich bin immer wieder erstaunt mit welcher Selbstverständlichkeit und sogar Anerkennung, selbst Abiturienten sich im Namen der „Entwicklungshilfe“ auf den Kontinent begeben (welches Land genau „gerettet“ wird, weiß man jetzt gerade nicht, halt irgendwo in West-Afrika). Eindeutig hat es höchste Dringlichkeit, dass das Thema in der Öffentlichkeit wie auch in Schulen und an den Universitäten besprochen und aufgearbeitet wird, damit es dann hoffentlich auch mal zum Umdenken und Handeln in der Politik und Wirtschaft kommt. – Glen Homann

 

Zur Erinnerung: Unser ehemaliger Bundespräsident Horst Köhler hat sich in seiner Amtszeit stark gemacht für Afrika, Teile der Presse gaben ihm den Namen Afrika-köhler. In meiner Erinnerung ist er in seiner zweiten Amtszeit vorzeitig zurück getreten. Gehen sie mal ins ARCHIV. – Edgar Oberkehr

 

Die To-Do-Liste, die Sie der Politik nahelegen, bedarf vorab einer gründlichen Vorbereitung in den Köpfen der politischen Entscheiderinnen und Entscheidern in Europa. V.a. wir Westeuropäer schaffen es immer noch nicht unseren afrikanischen Nachbarn auf Augenhöhe zu begegnen. Entweder sind wir immer noch gefangen in einer verkappten Form postkolonialer Überlegenheit, als wären wir auf ewig durch die Abenteuer von ‚Tim und Struppi im Kongo‘ geprägt worden. Oder wir sind dermaßen demütig und voller Gewissensbisse, dass sogar unsere Außenpolitik auf den alten Trick mit dem in einer afrikanischen Zentralbank beschäftigten nigerianischen Prinzen hereinfällt, indem sie die ‚Bronzen aus Benin‘ scheinbar ungewollt aber dafür umso leichtgläubiger in adeligen Privatbesitz in Nigeria überführen lässt (wohl gemerkt auf deutsche Staatskosten und auf Nimmerwiedersehen). Afrika hat v.a. eines verdient, Respekt und kein bzw. viel weniger Mitleid. Es gibt keinen Grund die polnischen Reparationsforderungen an die Bundesrepublik zur Wiedergutmachung des durch uns verursachten Unheils während des Zweiten Weltkriegs anders zu bewerten und zu behandeln als diejenigen Ansprüche, die in der leidvollen Kolonialgeschichte unseres Landes und Europas wurzeln. Wenn Polen bei uns auf Granit beißen muss, dann sollte das auch für die ehemaligen Kolonien gelten.

China und Russland haben freilich den Vorteil, dass sie historisch weitgehend unbelastet in den Riesenkontinent gehen dürfen. Wir können daraus lernen, indem wir unsere historischen Hypotheken anders bedienen, so dass beide Seiten nachhaltig profitieren, wo wir bei der eingangs zitierten To-Do-Liste angekommen sind. Es ist absolut richtig, dass wir unsere Handelsbeziehungen nach den Prinzipien Fairness und Augenhöhe ausrichten. Wir müssen jedoch auch wählerischer bei unserer Partnerwahl sein. So traurig es klingen mag, auch in Afrika gibt es Staaten, die für uns als verloren einzustufen sind. Es bringt z. B. absolut nichts Truppen nach Mali zu entsenden. Auch unsere Entwicklungshilfe kann dort allenfalls die Not lindern, etwas bewegen oder gar zum Guten verändern, kann sie leider nicht. Vielmehr sollten wir unsere wirtschaftlichen Beziehungen mit einigen wenigen Potentialstaaten ausbauen, z. B. mit Tunesien, Kenia oder mit Botswana. Diese Staaten verfügen über Strukturen, die für eine ordentliche langfristige zwischenstaatliche Zusammenarbeit im wirtschaftlichen wie auch im gesellschaftlichen Bereich geeignet sind. Die Deutsch-Französische Freundschaft könnte als Vorbild dienen ein gänzlich neues Kapitel mit unseren südlichen Nachbarn aufzuschlagen. Dazu braucht es einen humanistischen wie auch strategischen Weitblick und natürlich weniger überkommener Tropenhelmromantik. – Johannes Warbeck

 

…da mussten 20, 30 Jahre Zeit-Abo ins Land gehen, bevor ich meinen ersten Leserbrief schreibe… Aber ich bin von Ihrem „Hallo, Nachbarn!“-Aufsatz so angetan und berührt, dass ich kurz schreiben muss. Sie haben etwas in mir bewegt, meine Sichtweise und Einstellung zu diesem Kontinent (ich bin dort mit meinem Motorrad rumgekurvt…) auf dem Hintergrund deutscher „Aktivitäten“ verändern sich, und ich denke, Sie haben mit Ihren zukunftsbezogenen Überlegungen den Nagel auf den Kopf getroffen. Ohne eine afrikabezogene, würdigende Einbeziehung und „Verarbeitung“ unserer kolonialen Vergangenheit auf diesem Kontinent ist jedes Engagement heuchlerisch. Danke dafür. – Thomas Franke

 

Wie kann man / Frau einfach so über AFRIKA schreiben, wie wenn dies etwas Homogenes wäre? Ein riesiger Teil von „Afrika“ braucht ganz einfach Grundnahrungsmittel (z.Bsp. aus Russland oder der Ukraine), die die ggw Mächtigen (und viele Menschen in Europa) lieber an die Schweine in Spanien verfüttern. Wie sollten Gesprächspartner in Kenia, Äthiopien oder anderswo dem deutschen Kanzler auch nur minimalen Glauben schenken, wenn deren Botschaften berichtet haben, dass dessen berufliches Erinnerungsvermögen keine 5 Jahre hält, und das Aussenministerium nicht weiss, wo Benin lag und liegt?? Und die zugehörige Justiz dies weitgehend akzeptiert hat? Die Liste physischer und psychischer Untaten reicht bis ins Heute; da hilft keine Restitution vergangener Untaten, wenn schon die Gegenwart nichts bringt. Themen der G20 helfen maximal den 1% der „westlich orientierten Elite“, vor Ort -wie die vergangenen 200 Jahre – als Kollaborateure bewertet. Aus solcher mangelnden Glaubwürdigkeit ziehen die politischen Wettbewerber ihre Vorteile. Geliefert von Scholz und Baerbock Höchstgebot! – Franz Berger

 

«Die deutsche Politik beginnt zu verstehen, wie wichtig Afrika ist. Aber für einen echten Neustart tut sie noch zu wenig» Andrea Böhm sagt weiters: «Europas grösstes Problem in Afrika ist der wohlverdiente Ruf, seine wertebasierte Ordnung immer so hinzubiegen, wie es dem eigenen Vorteil dient.» Begründet wird dies mit dem Verhalten Europas in den Bereichen Migrationsabwehr, globale Impfgerechtigkeit und Energie-Knappheit. Dies seien die grösseren Probleme verglichen mit den Problemen «China, das seit Jahrzehnten erfolgreich auf dem Kontinent investiert. Auch nicht Russland, das dort mit oft haarsträubender Propaganda und Waffenlieferungen expandiert.» Interessant in dem Zusammenhang ist die Zusammenarbeit mit China im Bereich Migration. Die chinesische Firme Alibaba liefert Schlauchboote, deren Insassen dann von Schiffen gerettet werden, die Europa finanziert werden. Umgekehrt ertrinkt kein Migrant im Südchinesischen Meer. Auch hat China keine Schwierigkeiten mit Rückführungs-Abkommen. Aber ist das der Grund warum China nicht im Rufe steht «seine wertebasierte Ordnung immer so hinzubiegen, wie es dem eigenen Vorteil dient»? Europas Staaten waren teilweise Kolonialmächte. China und Russland sind’s noch. Die Vorstellung, dass Flüchtlinge z.B. Rohingyas aus Myanmar in Schlauchbooten, die in Europa gekauft wurden, im Südchinesischen Meer von chinesischen Schiffen gerettet würden, ist undenkbar.

Eine wesentliche Leistung Europas müsste sein, ein Weltbild zu propagieren, das eine geeignete Grundlage für eine gemeinsame gute Zukunft bildet. In diesem Weltbild muss auch das Thema Demographie seinen Platz finden. «Afrika braucht jährlich mindestens zehn Millionen neue Arbeitsplätze.» Aber würden selbst diese reichen fürs Einleiten einer demographischen Wende? Wie können die nötigen Ressourcen klima-neutral beschafft werden? Wie kann mehr Geld die nötige demographische Wende herbeiführen? Im genannten Weltbild müsste eine Lösung enthalten sein für einen ungelösten Zielkonflikt, der durch folgendes Beispiel illustriert werden kann: Greenpeace stellt fest: «Deutsche Verbraucher kaufen im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr – tragen diese allerdings nur noch halb so lang wie vor 15 Jahren» Ein Resultat sind riesige Altkleiderhalden in Chile und anderen Entwicklungsländern. Auf der anderen Seite werden in Bangladesch 80 Prozent der Exporte in der Textilindustrie erwirtschaftet. Trotzdem sind die Arbeitsbedingungen zum Teil katastrophal, auch weil es ein Überangebot an Arbeitskräften gibt. Der Zielkonflikt zwischen Naturschutz und Senkung der Armut ist also beim Beispiel weitgehend ungelöst. Ähnliches gilt für andere Zielkonflikte. Etwa beim Ferntourismus, denn Fliegen schadet dem Klima, gibt aber Arbeit auch in Afrika. Dann wäre da auch der Konflikt zwischen dem Ziel, die ökologische Landwirtschaft zu fördern, um den Rückgang der Artenvielfalt, etwa bei den Insekten zu stoppen und dem Ziel, die Ernährung für immer mehr Menschen zu sichern.

Demnach ist es vermutlich nötig, direkt Einfluss zu nehmen auf das Bevölkerungswachstum durch Propagieren eines realistischen Weltbildes (und nicht nur indirekt durch Bildung etc.). Lösungen gab’s z.B. auf der Insel Tikopia (vgl. das Buch «Kollaps»), aber auch in buddhistischen Dörfern (vgl. Buch «Das alte Ladakh»). Dort durfte nur der älteste Sohn Kinder haben. Ähnliches gab’s in weiten Teilen Europas, wo die Geschwister des Hoferbens kinderlose Dienstboten wurden oder ins Kloster gingen (vgl. das Buch «Die Technik reicht nicht»). Die tiefen Geburtenraten in Industrie-Staaten beruhen ebenfalls auf Zwang durch die Konkurrenz bei Bildung und Beruf. Der Zwang ist so stark, dass z.B. in Südkorea Nachhilfeunterricht nach 22 Uhr verboten ist, um Gesundheitsschäden vorzubeugen. – Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Hinterfragt die Forscher forscher!“ von Alexander Kekulé

 

Der Herr Kekulé hat also alles schon vorher gewußt. Hätten wir mal alle auf ihn gehört, dann wäre es jetzt nicht zur großen Generalabrechnung mit Politik, Medien und Kollegen gekommen. – Roman Beck

 

Ich begrüße sehr eine kritische, objektive Auseinandersetzung des Umgangs mit der Coronapandemie in Deutschland um daraus für zukünftige Pandemien zu lernen. Der Beitrag von Herrn Kekulé gehört meiner Ansicht nach leider nicht dazu. Ein Grund ist, einige Argumente schlicht im Kontext fehlleitend sind. So sind die Länder, die in Sachen Todesfälle als Vorbilder genannt werden mit Japan, Taiwan und Südkorea allesamt einigermaßen gut abschottbare Insel – bzw. Halbinselstaaten. Daten zur Übersterblichkeit sind äußert unsicher, was in mehreren Beiträgen und revidierten WHO Zahlen hervorgeht. Hinzu kommt, dass das mediane Alter in Deutschland deutlich höher ist, z.B. in Schweden und die altersbedingt steigenden Mortalität des Coronavirus berücksichtigt werden müssten. All dies lässt Herr Kekulé außen vor und beschreibt stattdessen einige seiner Vorschläge, mit der Deutschland seiner Ansicht nach besser durch die Pandemie gekommen wäre: Die Einreise frühzeitig aus China zu kontrollieren klingt zwar primär sinnhaft, verschweigt aber, dass die meisten Infektionen nicht aus China eingeschleppt wurden, sondern von europäischen Nachbarländern. Davon wäre wenn überhaupt nur eine leichte Verzögerung der Corona-Schutzmaßnahmen möglich gewesen. Inselstaaten hatten es hier deutlich einfacher und der Vergleich hinkt. Das zweite Beispiel ist das von Herrn Kekulé im vorgeschlagene SMART Konzept, was zunächst einmal gut klingt, aber zu einem so frühen Zeitpunkt in der Pandemie völlig unrealistisch war. Zum einen gab es zu wenige Masken, selbst für medizinisches Personal. Zum anderen waren die Schnelltests noch gar nicht auf dem Markt. Aus Zeitgründen will ich auf die weiteren Vorschläge von Herrn Kekulé nicht eingehen, aber hier kann man auch Kritik üben. Der Beitrag hinterlässt bei mir den Eindruck, dass der Autor nicht an einer objektiven Aufarbeitung interessiert ist, sondern im Nachgang versucht wird andere Wissenschaftler zu diskreditieren und nachzukarten. Dieser Intention einen so großen Platz einzuräumen finde ich kritisch. – Nico Fischer

 

Ja, die Pandemie ist vorbei aber mein persönlicher Frust nicht. Endlich kommt ein Betrag von dem besonnenen Virologen Kekulé. In der Coronazeit wurden erstens fast schon selbstverständlich Grundgesetze außer Kraft gesetzt und zweitens positiv besetzte Begriffe wie „Wissenschaft“ oder „Impfung“ völlig entwertet. Evidenz – ein Fremdwort. Wissenschaft lebt vom Zweifel und Impfung bringt Immunität und Fremdschutz. Profilierungssüchtige „Experten“ und Medien wurden zu Entscheidungsträgern. Alle anderen, die warnten, wie Prof. Bhakti, Dr. Wodarg, Ulrike Kämmerer, Prof. Hockertz uam. wurden verunglimpft, dafür durften völlig Fehlbesetzte, wie Prof. Melanie Brinkmann oder Alena Buyx (Ethikkommision) eifrig hetzen. Brinkmann warnte erst kürzlich (März 23!) vor der Vogelgrippe. Zur „Therapie“. Wer hätte sich gerne einer Gen-Impfung unterzogen? Ist das noch Rechtsstaatlichkeit, wenn der Verfassungsgerichtspräsident den Impfunwilligen einen Berufswechsel empfiehlt ? Es ist blanker Zynismus. Eine echte Aufarbeitung muß vom Klicken der Handschellen begleitet sein, anders geht es leider nicht. Ich nehme Herrn Prof. Kekulé ausdrücklich aus – er ist auch in der Hall of Shame des Dr. Frank nicht erwähnt. – Fritz Junghans

 

Wenn man ein gewisses Quantum an Egozentrik des Verfassers herausrechnet, dann bleibt eine nahezu perfekte Verlaufsanalyse vom Anfang der Pandemie bis zu deren offizieller Beendigung. Epidemiologisch in der neueren Medizingeschichte ein fast ebenso einmaliges wie unerhörtes Ereignis, bei dem medizinische Laien und politisch ausgepuffte Medienprofis sehr schnell die Meinungshoheit erringen und die wissenschaftlichen Kompetenzträger in den Hintergrund sowie für ihre politischen Zwecke instrumentalisieren konnten. Kaum ein/e Ministerpräsident:in ohne eigene/n Hofvirologen/in. Zuletzt dürfte eine solche fatale Fehlentwicklung vor 20 Jahren zu BSE-Zeiten stattgefunden haben, als z.B. Bayern offiziell zum BSE-freien Territorium erklärt wurde bei gleichzeitig 100 bekannten BSE-Fällen. Tragischerweise fallen solche Menschen pathogene Ereignisse in Zeiten mit Kanzlerwahlkämpfen, was den Grad an medienwirksamen Fehlentscheidungen nur noch erhöht und das spätere Erinnerungsvermögen dafür umso mehr schmälert. In Wahrheit wurde bereits jahrzehntelang im Vorfeld von Pandemien gesundheitspolitisch am Gesundheitssystem so lange Kosten minimisierend manipuliert, bis schließlich jeglicher Handlungsspielraum aufgebraucht war. Etwaige Lerneffekte lassen bisher auf sich warten, die nächste Epi- bzw. Pandemie allerdings nicht. – Christian Deindl

 

In dem eigentlich sehr guten Beitrag von Herrn Kekulé zur kritischen Hinterfragung von falschen Beurteilungen durch den etablierten Wissenschaftsbetrieb fällt mir besonders ein Nachtreten gegenüber demselben auf, besonders gegenüber bestimmten Kollegen. Hinterher weiß man immer alles besser. Herr Kekulé wusste aber nicht alles besser, sondern er hatte nur eine Meinung unter vielen. Vielleicht schwingt auch etwas Neid bei ihm mit, dass nicht er, sondern Herr Drosten für den NDR Podcast eingeladen war. In den Medien wurde das Thema der Corona-Pandemie jedenfalls sehr breit diskutiert. Das brisante im Pandemie-Management war eigentlich die Umsetzung richtiger Maßnahmen unter Annahmen und noch nicht fundiertem Wissen, da dieses noch in Entwicklung war. Für diese Umsetzung waren die Politiker verantwortlich, deshalb müssen deren Handlungen kritisch hinterfragt werden. Haben sie versäumt, Pandemie-Forscher anzuhören? – Martin Grau

 

Kekulés Plädoyer ist freilich ganz grundsätzlich notwendig und richtig. Denn ohne die fortlaufende Auseinandersetzung und Bewertung von (vermeintlichen) Erkenntnissen und Parametern kann keine Wissenschaft nachhaltig gelingen. Dem rechtsstaatlich zugesagten Vorteil des Widerspruchs und der Aufklärung sollte sich unsere Gesellschaft auch daher – im Gegensatz zu autokratisch geführten Staaten und Systemen – zugunsten eines ganzheitlichen, gleichberechtigten Wohls keineswegs berauben. – Matthias Bartsch

 

Wir leben in einer wissenschaftlich geprägten hyperkommunikativen Welt, in der uns vermeintlich Information bzw. Aufklärung an den TV-Abenden beschert werden soll. Wir hören und sehen Politiker, Stars und Sternchen, junge Menschen, die das Leben zu kennen glauben. Wir sehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in den Talkrunden ihre Erkenntnisse in Kurzform zu vermitteln trachten. Information kann funktionieren, wenn die Medienanstalten ihren Journalisten in den entsprechenden Formaten eine nachhaltige und weniger reißerische Berichterstattung erlauben. In aufgeheizten – hohe Einschaltquoten verlangenden – Gesprächsrunden kommt es aber auch zu Ungenauigkeiten und Verwerfungen im Streben nach Wahrheit, sofern es diese in ihrer Absolutheit überhaupt gibt. „Überinterpretierte Halbwahrheiten“ bahnen sich ihren Weg durch die Sendeanstalten und Printmedien, direkt hinein in die Köpfe der nach Wahrheit und Aufklärung suchenden Konsumenten. Der sogenannte „aufklärende Journalismus“ hat in den letzten Jahren einen großen Stellenwert bekommen. Polit-Talks wie Maischberger, Lanz, Will, Illner und ehemals Plasberg – boomten geradezu in der Corona-Pandemie. Natürlich waren Virologen dabei, die Rede und Antwort stehen sollten, auch wenn sie (noch) keine Antwort auf die sich wiederholenden bohrenden Fragen der Journalisten geben konnten. Ein solches Szenario schürt neben tatsächlicher Aufklärung ungewollt Ängste, Beunruhigung, Verwirrung und wachsende Kritik gegenüber den TV-Chefs. Mich interessiert die Frage, ob ein Wissenschaftler, der z.B. von Herrn Lanz „verhört“ wird und permanent Unterbrechung erleiden muss, mehr und mehr zum Erhalter von Einschaltquoten instrumentalisiert wird. Der, so könnte man argwöhnen, nicht vorrangig in das Studio eingeladen wurde, um den Leuten vor den TVs Wissen und Aufklärung zu vermitteln. Wissenschaft schafft Wissen, überwiegend und unbestritten. Wenn aber Forscher in den Medien unqualifizierte Fragen beantworten sollen, wird „aufklärender Journalismus“ zur Strafe und es sollte den Zuhörerinnen und Zuhörern, statt ihnen vom Bezahlfernsehen Geld abzuknüpfen, eine Entschädigung angeboten werden. So bin ich der Meinung, wir könnten als Konsumenten von Informationen “forscher“ gegenüber den Medien und ihren hochbezahlten Chefs und Vorständen sein. Will sagen: Hinterfragen, was bestimmte Formate in der Medienlandschaft (noch) zu suchen haben. – Bernhard W. Rahe

 


 

 

Leserbriefe zu „SCHULD UND SÜHNE“ von Jana Simon

 

Kennen Sie das Interview von Roger Köppel? Besser kann es nicht werden. Mit Verlaub, das ist nichts gegen Sie, nur vor einem Jahr und heute…..? – Sylvia Beretta

 

Wer spricht von Schuld und Sühne? Der ach so tragische Held Melnitschenko ist noch ein schillerndes Beispiel für die jahrhundertealte stumpfe Apathie, Hierarchiegläubigkeit , das larmoyante Selbstmitleid der Russen. Das Recht des gerade Stärkeren gegen die zufälligen underdogs. Zaren, Revolution, Stalin, Kommunismus, Raubtierkapitalismus, immer Terror und immer Angst. Immer failed. Arbeiten Sie sich daran ab, Herr Melnitschenko! – Dagmar Hahn

 

Was mich freut zu lesen: die Sanktionen sind vielleicht doch wirksam und auch die Schlupflöcher schließen sich mehr und mehr. Und: mein Mitleid ist gewiss. Offensichtlich ist Herr Melnitschenko völlig unschuldig in diese Misere geraten und kann seinen Reichtum nur noch eingeschränkt genießen. Der Arme… Wohl hat er nur noch wenige seiner vielen Milliarden zur persönlichen Verfügung. Mir kommen die Tränen… Bitte unbedingt mehr von solchen Schicksalen. – Claus Schüßler

 

Ich bin entsetzt, dass die ZEIT diesem Günstling eine 2 ½ Seiten lange Bühne bietet, um sich und seine Machenschaften einschl. seiner verwöhnten Gattin, in einem günstigeren Licht dastehen zu lassen – unglaublich. Was für ein Schlag ins Gesicht, angesichts des entsetzlichen Ukraine-Kriegs, wenn man liest, dass dieser Oligarch nicht versteht, wie ihm geschieht, weil er angeblich von den Ereignissen völlig überrascht gewesen wäre und der Westen halte ihm mit den Sanktionen eine Pistole an den Kopf. Das sei politischer Terrorismus! Er habe in Europa an den Rechtsstaat geglaubt!!! Dabei ist es völlig durchsichtig, dass es ihm weiterhin nur um den Erhalt und Ausbau seiner Geschäfte, seines Vermögens und Statuses sowie der Freiheiten für ihn und seine Sippe geht. Warum wird hier ein Artikel veröffentlicht, der zwar auch die zwielichtigen Geschäfte, Verbindungen zu Putin, seine Lügen sowie die kritischen Einschätzungen von EU und Journalist*innen benennt aber offensichtlich doch suggeriert, so schlimm ist der Herr Melnitschenko und seine Geschäfte doch gar nicht, er kann ja quasi gar nichts dafür … „Weil sie Vegetarierin ist, könne sie nicht aushalten, wenn Tiere getötet werden, geschweige denn Menschen.“ Das ist die Begründung von Aleksandra Melnitschenko über ihr Entsetzen, dass Russland die Ukraine angriff – wie dekadent, naiv und verächtlich ist das denn? Ich kann es gerade auch nicht aushalten so etwas ausgerechnet in der ZEIT zu lesen (deshalb dieser Leserbrief, übrigens der erste den ich bisher geschrieben habe)!!! – Kathrin Kirschner

 

„Mitleid haben wir nicht“. Ja, die erste Million ist die schwerste…. aber das war für den jungen Herrn Melnitschjenko im Moskau der 90er Jahre offenbar kein Problem. Ausgestattet mit hoher Intelligenz, guten Verbindungen und ausreichend krimineller Energie ging der Weg für ihn nur nach oben. Und jetzt versteht er ob der Sanktionen gegen ihn die Welt nicht mehr, wo er doch nur einer der russischen Superreichen ist, die sich vom Warlord Putin gelegentlich einladen lassen. So richtiges Mitleid haben wir nicht mit dem heimatlosen Pendler zwischen den politischen Blöcken, der seine Jacht und sein Schweizer Refugium nicht mehr betreten darf. Warum seine Geschichte aber ganze zwei Seiten eines Zeit-Dossiers ausfüllen muss, bleibt rätselhaft. – Thomas Rutt

 

UNGLAUBLICH – was für ein widersprüchlicher Artikel !!! Mir drängt sich der Verdacht auf, Herr Melnitschenko lädt Jana Simon rund um die Welt ein, um seine Geschichte – auch noch mit schönen Bildern unterlegt – erzählen zu können. Warum gibt die ZEIT für solche „Propaganda“ Geld aus? Am Anfang des Berichtes steht, man wolle Herrn Melnitschenko keine Plattform bieten, um sich nicht in einem besseren Licht darstellen zu können. Warum werden es dann 2 1/2 Seiten, in denen man eben genau das tut? Und suggeriert Andrey Melnitschenko sei doch gar nicht so schlimm und er darf sich als Opfer der momentanen Lage darstellen, obwohl doch es doch auf der Hand liegt, dass ihm das alles ohne das Regime Putin gar nicht möglich wäre. Er will doch nur weitermachen wie bisher – ohne Putin kein Oligarch!!! Ich werde mir überlegen, ob ich das ZEIT-Abo behalten will. – Hans Kirschner

 

Mit großeme Interesse habe ich Ihren Artikel über Andrej Meinitschenko gelesen (sein Name ist übrigens Tarnung: er beschenkt sich sehr wohl auch selber). Besonders hat mir gefallen, dass Sie Hintergrundwissen vermitteln und keine bewertende Haltung einnehmen. Damit bleibt es den Lesern überlassen, auf welche Seite sie sich schlagen. (bzw. bemerkt vielleicht, dass es überhaupt nicht eine eindeutige Seite gibt) Das ist für mich guter Journalismus. Der Bericht zeigt aber aus meiner Sicht auch noch etwas anderes, wichtiges: Die Unberechenbarkeit unserer Gesellschaftssysteme. Wir fühlen uns als intelligente Wesen, die mit Vernunft und Logik Probleme lösen können, verfahren uns aber immer mehr im Labyrinth der Interessen und der für niemanden mehr überschaubaren Entscheidungsstrukturen. Berechenbar oder Zufall? Scheinbar Berechenbares führt uns in Sackgassen, wird vielleicht durch einen unberechneten Zufall zu einer unplanmäßigen Lösung geführt. Ob Corona, Klima, soziale Verwerfungen – wir fühlen uns am Höhepunkt unserer Wissenschaften und schaffen es doch maximal halbwegs, mit den Krisen fertig zu werden. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich intensiv mit einer regionalen Katastrophe, die sich bei uns in Ostholstein mit dem Bau des Tunnels zwischen Dänemark und der Insel Fehmarn und den daraus resultierenden Folgen für uns anbahnt. Und ich habe lange gebraucht, um eine Idee davon zu bekommen, dass und warum es keine „nachhaltigen“, keine Lösungen im Sinne des „Gemeinwohls“ gibt. Die Begriffe stehen überall in den Planungspapieren und in den Versprechen von Wirtschaft und Politik. Aber sie werden nicht umgesetzt, weil konkurrierende Interessen, überholte Gesetze und ein nicht mehr durchschaubarer Verwaltungs- und Ordnungsapparat ein Eigenleben führen, auf das der Zufall mehr Einfluss hat als jede Wissenschaft. Hier bestätigt sich Albert Einsteins Einschätzung: „Planung ersetzt den Zufall durch Irrtum.“

Ich schicke Ihnen mit dieser Mail noch drei Anhänge (unterschiedlich lange Zusammenfassungen der Sitzung des Wirtschaftsausschusses SH am 26.4.2023 in Oldenburg/H.) zu diesem Thema mit Bezug auf die „Feste Fehmarnbeltquerung“, ein Projekt, dessen mögliche Entwicklung dem Disaster von S21 ähnlich werden könnte. Allerdings nur in dem Teil, der auf deutschem Boden und mit deutscher Planung gebaut wird. Bei den Dänen ist mir nicht bange, dass sie den Tunnel und ihre Anbindungsstrecken konstruktiv einwandfrei und im Zeitplan schaffen. Abgesehen, dass der Tunnel für die Ostsee ökologisch nicht verantwortbar ist (dafür hält die EU ihren Kopf hin, der auf sicheren Gesetzen gebettet ist, und der Staatsvertrag sowie das Bundesverwaltungsgericht geben grünes Licht, das nicht durch ökologische oder klimawandlerische Gewissensbisse verschattet wird), abgesehen von diesem Drama, sind die Dänen eindeutig sauberer und perfekter in der Planung und Ausführung solcher Projekte. Das liegt einmal daran, dass Dänemark erheblich weniger dicht besiedelt ist und alle Verkehrsprojekte nicht so viele Reibungspunkte haben wie bei uns. Außerdem sind die Panungsverfahren schlanker, die Politik hat (berechtigterweise) mehr Vertrauen in der Bevölkerung. Lolland ist sehr dünn besiedelt und als Urlaubsregion wenig attraktiv. Das ist in Ostholstein ganz anders: wir brauchen keine Gewerbegebiete zum „Überleben“, wir haben Vollbeschäftigung. Und alles, was wir brauchen, ist ein guter ÖPNV. Aber genau das werden ausgebaute Straßen – und Schienenanbindung nicht leisten. Im Gegenteil, sie werden den gewachsenen und soliden Wirtschaftszweigen Tourismus, Gesundheitseinrichtungen, Landwirtschaft und Kleingewerbe nur schaden. Deshalb und weil wir nicht zu einer verlärmten Durchfahrtschneise verkommen wollen, regt sich bei uns der Widerstand. Ahrensburg, Rahlstedt und Nordheide sind die nächstgelegenen, von Ausbauwütung betroffenen Regionen, mit der Bedrohung von Zerstörung besonders schützenswerter Natur – und Historik-Gebiete und von Verlärmung von Wohngebieten. An mehr als 30 Orten in Deutschland regt sich inzwischen massiver Widerstand dagegen, dass Deutschland aus allen Richtungen per Straße und Schiene mit Hochgeschwindigkeitsstrecken durchkreuzt wird und immer mehr Menschen gesundheitliche Schäden davontragen. – Wolfgang Debus

 


 

 

Leserbriefe zu „»Diese Debatte regt mich auf. Was heißt denn progressiv?«“. Gespräch mit Franziska Giffey geführt von Jana Hensel und Tina Hildebrandt

 

Nach der Lektüre dieses Interviews komme ich nicht umhin, mich darüber zu äußern, welchen Eindruck dasselbe bei mir hinterlassen hat. Als langjähriger Leser der ZEIT habe ich den Mut, mich meines eigenen Verstandes zu bedienen, um mir eine Meinung zu bilden. Dazu brauche die Darstellung der Wirklichkeit, wie sie ist. Haltungen der Berichterstatter sind hier fehl am Platze. Dazu gehören tendenziell Fragen wie z. B. ZEIT: „Wollen Sie mit Schwarz-Rot auch beweisen, dass man progressive Politik ohne die Grünen machen kann?“ Hierzu gehört ebenso das Einbringen von Allgemein-Plätzen wie „Wir werden alle ärmer werden.“ von Robert Habeck in das Interview. Die Sinnhaftigkeit dieser Feststellung erschließt sich mir nicht. Trotzdem gelang es Frau Giffey, ihren Standpunkt klar darzustellen. – R. Reiger

 

Ich habe eine Anmerkung zum Artikel „Diese Debatte regt mich auf. Was heißt den progressiv?“ in der aktuellen Ausgabe der Zeit. Dabei geht es um Franziska Giffey. Dort heißt es direkt im ersten Satz: „Sie hat als erste Frau Berlin regiert.“ Darüber kann man sich nun streiten weil eigentlich Louise Schroeder die erste Frau im Amt der Berliner Oberbürgermeisterin war. Das war zwar nur kommissarisch von 1947-1948. Allerdings finde ich es sehr schade, wenn man sowas vergisst. – Arvid Woityczka

 

Auch ich habe das Berliner Wahldebakel mitverfolgt und zuweilen auch Kritik geäußert. Heute aber möchte ich mal zum Ausdruck bringen, wie bemerkenswert doch die Unerschütterlichkeit Franziska Giffeys während all dieser Zeit doch war & noch immer ist. Hut ab. – Michael Ayten

 

Die wichtigste Frage haben Sie nicht gestellt: Frau Giffey, hätten Sie nicht nach dem schlechtesten Wahlergebnis der SPD in Berlin von allen Ämtern zurücktreten müssen? – Rüdiger Weigel

 

Über Franziska Giffey schreiben Sie: „Sie hat als erste Frau Berlin regiert.“ Das stimmt nicht. Louise Schroeder (SPD) übernahm das Amt des Berliner Oberbürgermeisters am 08. Mai 1947 und übte es bis zum 07. Dezember 1948 aus. In Ettlingen erinnert eine Straße an die Frau, die als Reichstagsabgeordnete gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt hat. – Helmut Barié

 

Ich möchte Sie, zur historischen Einordnung, auf einen Fehler im redaktionellen Vorspann des interessanten Interviews mit Franziska Giffey hinweisen. Dort heißt es: „Sie (gemeint ist Franziska Giffey) hat als erste Frau Berlin regiert“. Diese Aussage ist nicht korrekt. Die erste Frau an der Spitze Berlins – im Vorfeld der Teilung der Stadt im Zuge des Kalten Krieges – war die Sozialdemokratin Louise Schroeder (mit Unterbrechungen Oberbürgermeisterin von Mai 1947 – Dezember 1948). Louise Schröder war auch bis 1933 Reichstagsabgeordnete für die SPD und stimmte mit ihrer Fraktion gegen das Ermächtigungsgesetz vom 24.März 1933. – Michael Ertel

 


 

 

Leserbriefe zu „Mit ein paar Pizzen fing es an“ von Jan Schweitzer

 

Mirjam Blumenthal (SPD) nach der ersten, später für ungültig erklärten Berlin-Wahl 2021 änderte sich fast alles. Impfen und Testen wurden Savaskan untersagt, die Inhalte des Podcasts mussten mit der Pressestelle des Bezirksamts abgestimmt und die Zugangsdaten zu den sozialen Plattformen an die Pressestelle übergeben werden, es wurde dem Gesundheitsamt verboten, seinen Instagram-Kanal weiter zu bespielen, weil er „nie genehmigt war und das Bezirksamt einheitlich kommuniziert“, wie Christian Berg sagt, der Pressesprecher des Bezirksamts Neukölln. Die Gängelei durch die Politik hat in der Corona-Krisen-Zeit offensichtlich keine Grenzen gekannt. Ich habe mich bei manchen unsinnigen Regeln gefragt, ob im Gesundheitsamt keine Fachleute sitzen. Offensichtlich habe ich mich geirrt. Der Unsinn war politisch gewollt. Wie konnte man nur ruhigen Gewissens Fachleute daran hindern, Sinnvolles (Aufklären, Testen, Impfen) zu tun? Statt aufzuklären wurde über Impfpflicht diskutiert, was der Sache eher geschadet hat, aber gut politisch mit starken Sprüchen ausgenutzt werden konnte. Vertrauen wurde verspielt, aber vermutlich benötigen Politiker das gar nicht. – Christian Fahn

 

In ein politisches Amt kann jede/jeder gewählt werden, wenn die Anzahl der Wählerstimmen reicht. Fachliche Kompetenz für die spätere Aufgabe ist nicht Voraussetzung. Ganz anders sieht es aus, wenn jemand Leiter/in eines Gesundheitsamtes wird. Diese Person hat ein Medizinstudium hinter sich gebracht und, was zu hoffen ist, die Qualifikation als Behördenleiter/in. Mirjam Blumenthal ist das traurige Paradebeispiel dafür, wie politisches Machtgehabe dem Gemeinwohl nachhaltig schadet und ohne persönliche Konsequenzen bleibt. Besonders fatal, wenn so etwas in einer Ausnahmesituation wie der Corona-Pandemie vorkommt. Der Leiter des Gesundheitsamtes Berlin-Neukölln dagegen wurde vom Dienst suspendiert, weil er kein williger Erfüllungsgehilfe sein wollte. Das schreit zum Himmel. Fast noch schlimmer, dass in diesem Zuge viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gekündigt haben. Das wiederum spricht Bände über deren Arbeitssituation und sollte ein Alarmsignal für die politisch Verantwortlichen sein. Erfahrungsgemäß wird es leider aber keines sein. Es fällt mir schon länger auf, dass behördliches Handeln in Deutschland zunehmend politisiert wird, insbesondere auf kommunaler Ebene. Ein Gesundheitsamt ist auch eine Behörde, es soll die Aufgaben der öffentlichen Verwaltung wahrnehmen und hat sich dabei an die geltenden Rechtsvorschriften zu halten. Politik hat da nichts verloren. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es aussähe, wenn alle Behörden und deren Mitarbeiter ihr Handeln stets nach dem jeweils politisch wehenden Wind auszurichten hätten. Dann würde wohl gar nichts mehr laufen und das gilt nicht nur für die ärztlichen Belange in einem Gesundheitsamt. – Regina Stock

 

Herr Tinnemann mahnt, dass wir „die ärztliche Unabhängigkeit der Gesundheitsämter … unbedingt erhalten müssen.“ Der Artikel zeigt, dass es diese Unabhängigkeit in der Praxis nicht gibt, sondern dass Politiker*innen nahezu nach Belieben Amtsleiter*innen unter fadenscheinigen Vorwänden entlassen können. In meinen Augen haben Frau Blumenthal und Herr Hikel schwere Schuld auf sich geladen: Wie viele Erkrankungen und Todesfälle hätten wohl verhindert werden können, wenn sie Herrn Savaskan und seine Mitarbeiter*innen einfach hätten machen lassen? Warum nur haben sie deren Engagement nach Kräften behindert bzw. sogar verboten? Meiner Meinung nach haben Frau Blumenthal und Herr Hikel sich der vielfachen Körperverletzung – häufig wohl mit Todesfolge – schuldig gemacht. Wenn Deutschland ein Rechtsstaat ist, müssten sie dafür strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Und die SPD sollte sich fragen, welchen Personen sie Verantwortung über Leben und Tod überträgt. – Ulrich Willmes

 

Man kann um Konflikte auch „herumschwurbeln“. Soweit es im Konflikt um das Gesundheitsamt Neukölln zentral um Impffragen ging, sollte Herr Schweitzer dies auch klar so benennen. Die Passage „Man kann den Konflikt aber auch noch ganz anders denken … „ ist in der Form leider reine Spekulation ohne wirkliche Substanz. Mangelnde Konfliktbereitschaft liegt ggf. auch darin, dass Herr Schweitzer die SPD-Parteizugehörigkeit von Bezirksbürgermeister Hickel beim finalen „Anschwärzen“ übergeht. Mir ist unverständlich, wie das bei der internen Qualitätskontrolle von Artikeln durchgehen kann. – Martin Hommel

 

So geht es leider zu oft in der Politik: Sinn=0 – Verstand=0 – Wichtigtuerei und Macht = 100%. Der Staat und die Bürger = unwichtig. – Hans Giller

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Haus für Haus, Garten für Garten“ von Olivia Kortas

 

Müsste es nicht heißen „Was riskieren die Ukrainer und Ukrainerinnen?“ oder „Wie weit wird die Ukraine gehen?“ Es handelt sich nämlich NICHT um einen „Konflikt“ zwischen Putin und Selenskyj und NICHT um eine „komplizierte Situation“ (s. Sichtweise der AfD) ! Die wohlfeilen Vereinfachungen für Denkfaule (oder -ungewohnte) suggerieren, Selenskyj sei das Gegenstück zu Putin. Aber Putin ist tatsächlich als Person, als Akteur, der Geschichte schreiben will, in der Verantwortung ( und alle seine Unterstützer mit ihm!) während Selenskyj quasi zufällig im Amt war, als die Ukraine überfallen wurde. Genausogut hätte eine anderer Präsident oder eine Präsidentin im Amt sein können, als Putin in das Land einfiel. Die ZEIT beteiligt sich leider auch an der Relativierung und Umdeutung des Horrors, der mitten in Europa stattfindet mit dummen (was noch freundlich ist!) Aufmachern wie „Verhandeln?“ (ZEIT Nr. 18) oder jetzt mit der Frage nach Selenskyjs Durchhaltevermögen (ZEIT 20). Als ob es nicht um das ukrainische Volk ginge! Es ist erschreckend, was derzeit mit unserer Sprache geschieht und damit mit unserem Denken. Die Inhalte zum Aufmacher finden sich dann erst ab Seite 4 – davor ist eine ganze Seite Platz für Befindlichkeiten einer Frau Giffey sowie eine Seite für Probleme mit Disney World … Die ZEIT sollte sich endlich zur Wohlfühl- und Feuilletonzeitung bekennen und den politischen Anspruch aufgeben! – Kilian Rinne

 

Im Wohlgefühl gekünstelten Erregungsmitleids sind wir, die Konsumenten, geschwisterlich vereint mit Ihnen, den journalistischen Aufbereitern schlechter Nachrichten, denen wir offensichtlich zuneigen, um dem drögen Alltag einen Kick zu geben. Mögen Unglück, Rache und Verzweiflung stets die uns Fernen treffen, deren Leid uns unser Glück bewusst macht (machen sollte auch dann, wenn wir unsere Hände in Unschuld waschen). Steckt nicht in jedem von uns – falls wir, reizaffin, die ausgleichende Mitte verlassen, teuflische Engelsgleichheit poliger Parteilichkeit? – Andreas Weng

 

Am 14. Mai soll in Aachen der „Internationale Karlspreis“ an Wolodymyr Selenskyj verliehen werden. Zur Geschichte des Karlspreises empfehle ich Ihnen folgenden hervorragenden Artikel: https://www.nachdenkseiten.de/?p=97458. So ein aufklärender guter Artikel hätte auch der ZEIT gut gestanden! Nach der Lektüre gibt es eine doppelte Sichtweise auf die Verleihung: Hat er den Preis verdient oder nicht? – Klaus Prinz

 

Und der Präsident sagt der ZEIT: „Wir holen alles zurück.“ „Ich hole alles zurück,“ ist der wohl häufigste Spruch in den Casinos dieser Welt. – Wolfgang Burkhardt

 


 

 

Leserbriefe zu „Was ist eine Mutter?“ von Tina Hildebrandt und Elisabeth Raether

 

Eine Mutter ist ein meist 6-eckiges Ding mit Gewinde, welches man auf eine passende Schraube drehen kann. Alternativ ist sie eine Frau, die ein Kind geboren hat. Oder irgendwas dazwischen. – Christian Voll

 

Die “entbindende Person“ ist die Hebamme oder der Entbindungspfleger. Wer das Kind zur Welt bringt ist die “gebärende Person“. Begriffliche Genauigkeit ist wichtig, sonst macht man sich leicht lächerlich. – Wolfgang Klein

 

Es ist eine Sache, wenn ein Mann oder eine Frau nicht in das Geschlecht passt, mit dem er oder sie geboren ist. Eine Situation, die von Betroffenen und Beteiligten Toleranz und Güte erfordert – Nächstenliebe halt. Es ist etwas anderes, wenn eine Frau ein Kind bekommt und von diesem ‚Vater‘ genannt werden will. Die Dissonanz zwischen seiner Wahrnehmung und dem Selbstbild der Mutter wird Dein Kind spätestens in der Pubertät in Stücke reißen. Also bitte Julian, lass den Quatsch, Zeit für’s Coming Out! – Ingo Klamann

 

Muss das sein? Müssen wir jeden noch so hirnrissigen Vorschlag aufgreifen und darüber diskutieren? Es ist gut und an der Zeit, dass auch gleichgeschlechtliche Ehen und eheähnliche Lebensgemeinschaften akzeptiert und gesellschaftsfähig werden, aber muss deswegen gleich der „Normalfall“ der heterogenen Ehe in Frage gestellt werden? Kaum ein Tag vergeht, indem sich nicht irgendein Hersteller oder Anbieter berufen fühlt, sein Produkt oder Angebot mit einem Werbespot zu bewerben, um zu zeigen, wie hip und zeitgemäß sein Unternehmen ist. So sieht man derzeit im TV immer öfter zwei sich küssende Männer mit Baby, in dem sich einer der beiden gerade verabschiedet, der andere passt hingegen auf das gemeinsame Baby auf und hütet die Wohnung. So war der Schritt nicht mehr weit, die seit Anbeginn der Menschheit existierende Mutter zu einer „entbindenden Person“ zu degradieren. Lasst mal gut sein mit eurem Gegendere und die Mutter weiterhin die Person sein, die im „Normalfall“ die Kinder auf die Welt bringt. Jeder nach seiner Fasson, aber versucht nicht aus jeder Ausnahme eine neue Regel hinzubasteln und alle heterogenen Ehepaare als Exoten hinzustellen! – Franz X Brunngartner

 


 

 

Leserbriefe zu „Damit müssen wir leben“ von Ijoma Mangold

 

Respekt für diesen kenntnisreichen und differenzierten Beitrag zu der Diskussion um die Restitution der Beni -Bronzen. Allerdings kann ich nicht verhehlen, dass ich diese Gedanken gern früher in der ZEIT gelesen hätte. In Erinnerung ist mir noch Ihr Artikel anlässlich des Besuchs der Ministerinnen Baerbock und Roth in Nigeria, der in seiner peinlichen Distanzlosigkeit einschließlich der Schilderung einer fröhlich mit den Gastgebern tanzenden Claudia Roth hart an der Grenze zur Hofberichterstattung lag. Der Vorwurf des moralischen Triumphalismus fällt auf Sie selbst zurück. – Holger Grünewald

 

So, so, Herr Mangold Sie finden also, dass wir uns mit korrupten afrikanischen Machteliten abfinden müssen. „Die sind halt noch nicht so weit…“, würde man am Stammtisch sagen… Und dann wären Sie vermutlich der erste, der die Aussage als rassistisch abstempeln würde. Kann es zudem sein, dass Sie ein treuer Wähler der Grünen ist und deshalb so viel Milde walten lassen, um Frau Bärbock nicht gar so schlecht dastehen zu lassen? Sie hat ja eine ähnliche Haltung zu Afrika, wenn sie erklärt, wo in einem nigerianischen Dorf das Klo gebaut werden muss. Und noch was lieber Herr Mangold: Ich hoffe, dass sie bei zukünftigen Artikeln auch schreiben, dass es sich um einen fetten, hässlichen alten Mann gehandelt hat, wenn ein Protagonist einer Geschichte alt und korpulent ist und damit offensichtlich nicht Ihrem persönlichen Geschmack entspricht. Eben genauso wie Sie den Kronprinz aus Benin als „bestrickend gut aussehende Jünglingsgestalt“ beschreiben. – Norbert Wimmer

 

Die Argumentationsfolge von Herrn Mangold vergisst einen wichtigen Teil: Verträge sind einzuhalten. Wenn die Restitutionspolitik so endet, ist dies ein Bärendienst für alle weiteren Bemühungen, auch bei Verhandlungen anderer ehemaliger Kolonien mit europäischen Ländern, koloniales Diebesgut wieder zurückzugeben. Was will denn eigentlich der Oba mit den vielen Preziosen anfangen? Baut er jetzt selbst ein Museum? Oder wird der Oba-Clan nach Einbehalt der schönsten Exemplare den Rest zur Kompensation kolonialer Gräuel auf den Antiquitätenmarkt loslassen? – Bernd Langer

 

Die dortige Sicht ist m.E. etwas einseitig geraten. Mit einer schlichten Täter – Opfer – Sicht wird man dem komplexen, vielschichtigen Thema nicht gerecht. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn mein nachfolgender Leserbrief zu der anderen dunklen Seite des Komplexes veröffentlicht werden könnte. 18% der von Europäern nach Amerika verbrachten und dort ausgebeuteten afrikanischen Sklaven stammen aus dem historischen Benin, dort gejagt und gegen Manillas verkauft von den Vorfahren des jetzigen Oba ( König ). Diese Manillas, Blutgeld – Ringe aus Messing oder Bronze, waren der Rohstoff für die berühmten Benin – Bronzen. Als die Briten 1897 die Benin – Hauptstadt im Rahmen einer Strafexpedition eroberten, nachdem zuvor eine friedliche britische Gesandschaft mit einer dreistelligen Zahl Afrikaner massakriert worden war, wateten sie im Blut rasch zuvor getöteter Sklaven. Die Briten hatten übrigens Jahrzehnte früher in ihrem Herrschaftsbereich die Sklaverei abgeschafft. Warum seitens Deutschlands, das in keinerlei koloniale Aktivitäten in Nigeria, geschweige denn in Missetaten wie in Namibia oder Tansania verwickelt war, angesichts dieses Teils der Vorgeschichte eine uneingeschränkte Bringschuld bestehen soll, bleibt rätselhaft. In Anbetracht dieser komplexen Vorgeschichte, der sich Viele in Nigeria nicht stellen wollen, wäre eine umfassende, internationale, wissenschaftliche Aufarbeitung auch unter Einbeziehung der Nachfahren der Sklaven angezeigt. Erst dann kann m. E. ein fairer Interessenausgleich zwischen Nigeria incl. Benin, den Nachkommen der Sklaven und deutschen Museen erzielt werden. – Ulf Doepner

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich bin keine verkappte Rechte!«“. Gespräch mit Susanne Schröter geführt von Evelyn Finger

 

Ich bin froh, dass Sie Frau Schröter unter dem Podcast GLAUBEN & ZWEIFELN so eingehend auf einer Seite das Wort erteilt haben. Will sie doch deutlich machen, wie schwierig es heutzutage sein kann, Gehör zu finden, bevor gleich, oft nur auf ein Stichwort hin, protestiert und noch schlimmer reagiert wird. Augenblicklich wird nervös „aufgebraust“, statt dem Gegenüber zuzuhören, bis es fertig ist, und ernsthaft auf dessen Argumentation einzugehen. Lässt sich doch dann oft erst beurteilen, ob Rassismus im Spiel ist. Wer sich einer vertiefenden Erörterung heikler Angelegenheiten von vornherein verweigert, bereitet Extremismus den Mutterboden. Ein gefährliches Manko unserer gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation. Es schürt Hass und erstickt echte Probleme im Keim. – Gisela Wohlgemuth

 

Bei dem Artikel kann man wirklich vom Glauben abfallen und verzweifeln. Es kann nicht sein, daß irgendwelche Studenten bestimmen, wer hier wo eingeladen wird und welche Themen korrekt sind oder nicht. Diese Leute haben ihr bisheriges Leben auf Kosten von Eltern und Allgemeinheit verbracht und wollen jetzt verdiente Politiker wie Herrn Palmer und andere sowie verdiente Wissenschaftler‘ innen aus der öffentlichen Diskussion verbannen. Ein paar unglückliche Äußerungen können Karrieren zerstören das war damals bei Herrn Sarrazin genauso. Man muss nicht alles mögen was diese Leute von sich geben aber man kann vieles argumentativ nachvollziehen. Es gibt in diesem Land noch ein paar Millionen Eingeborene, deren Themen und Bedürfnisse nicht mehr vorkommen. Wenn das so weitergeht werden immer mehr Menschen politikverdrossen und wenden sich schlimmstenfalls den falschen Parteien zu. Es kann nicht nur immer um Migranten Flüchtlinge, Vegetarier, Veganer und LGBTQ und Transmenschen gehen, es gibt noch viele andere Probleme. Dafür brauchen wir erfahrene Leute und können es uns nicht leisten, gute und gebildete zu verbannen. – Ralf Faeckenstedt

 

Mit Verlaub: Der Gebrauch des Wortes „Neger“ ist nicht per se rassistisch, Frau Finger! Es ist nicht zu glauben und zum Verzweifeln, dass auch Sie – und Die Zeit – dies behaupten und damit sich leider nicht mehr von „alle(n) Medien“ (Palmer hin oder her) unterscheiden, die dies auch so sehen würden, wie Sie behaupten. Der Vorwurf fällt auf die zurück, die ihn erheben: Wer das Wort rassistisch gebraucht, ohne auf den Kontext zu achten, denkt rassistisch! Die Zeit muss sich nicht an jedem shitstorm beteiligen! – Christoph Scheilke

 

Puh, das ist schon hart, was da für eine Verleumdungskampagne gegen Frau Schröter gefahren wird. Der Begriff des Rassisten*in verkommt allmählich zu einer inflationären Floskel. So in meiner Wahrnehmung zumindest. Überhaupt finde ich den menschlichen Umgang miteinander heutzutage einfach nur verstörend. Da braust einem eine absolute Ablehnung entgegen, nur weil man bei bestimmten Themen anderer Meinung ist. Das hat dann auch nichts mehr von einem friedfertigen Dialog. Den Menschen geht’s in Wahrheit dann auch schon lange nicht mehr ums Argumentieren, sondern ums schlichte Übertönen und Obsiegen über den anderen. Ich kann Frau Schröter darum nur viel Glück wünschen, dass sie da heil aus der Sache kommt und es nicht noch schlimmer wird. Deutschland befindet sich in einem Kulturkampf und sie ist mitten drin, im Auge des Sturms. Noch habe ich ja die Hoffnung, dass der German Clash of Cultures dennoch in einem relativ moderaten Bereich bleibt. Wenn ich mir im Vergleich dazu mal die amerikanischen Zustände ansehe, wird mir gleich schon viel mulmiger. Gerade schaue ich mir nochmals die vergangenen Präsidentschaftsdebatten zwischen Donald Trump und Joe Biden aus dem Jahre 2020 an. Da geht es zu wie im Wilden Westen. Anstand und Respekt sind teilweise gänzlich abhanden gekommen. Das ist dann nur noch ein bloßer Kulturkampf in seiner reinsten Form. Das Aufeinandertreffen von zwei Machtblöcken. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbriefe zu „Anna Mayr entdeckt: Opernwohnungen“

 

Vielen lieben Dank für deinen Artikel in der Zeit zum Thema Wohnungsleerstand. Immer wieder greifen die Medien das Thema Wohnungsleerstand auf, jedoch unternimmt die Politik einfach nichts. Das Gegenteil ist eher der Fall: In Hessen wurde 2004 unter Roland Koch das Zweckentfremdungsgesetz von Wohnraum außer Kraft gesetzt. Ich wohne im erweiterten Frankfurter Speckgürtel. Hier kostet mittlerweile eine 3-Zimmer Wohnung über 1000 Euro kalt. Unser Landrat war im Februar bzgl. eines anderen Themas in der Sendung von Markus Lanz und hat erwähnt, dass auch wir einen enormen Wohnraummangel in Landkreis haben (Minute 8:00). Dabei haben wir einen Wohnungsmangel, weil der Wohnraum künstlich knapp gehalten wird. Im Mai 2022 habe ich das erste Mal den Landrat angeschrieben, um zu erfahren, was das Landratsamt gegen Wohnungsleerstand unternimmt. In deinem Artikel erwähnst du die Eigentümer, die ihre „Ferienwohnung“ in der Stadt nicht vermieten (wollen). In den Medien wird oft das Problem des Wohnungsleerstands auf Investoren geschoben. Ich sehe jedoch die größte Schuld bei den Eigentümern, die ihr Haus geerbt haben. Diese sind entweder zu faul das Haus des Vererbers auszuräumen, um dies dann zu vermieten; haben keine Lust auf Mieter, weil Mieter einfach Stress bedeuten; oder oder oder.

In meiner Nachbarschaft steht ein riesiges Haus, das leer steht. Der ca. 80-jährige Eigentümer hat das Haus von den eigenen Eltern geerbt und möchte, laut seiner Aussage, das Haus an seine 7 Enkelkinder vererben. Dabei ist das älteste Enkelkind erst 20 Jahre alt. In diesem Fall finde ich es krass, dass der jetzige Eigentümer momentan keine Einkommenssteuer abgeben muss, weil er keine Mieteinnahmen durch eine Vermietung erzielt. Er sorgt für eine künstliche Verknappung von Wohnraum, sodass Miet- und Immobilienpreise in die Höhe steigen; neue Grünflächen werden durch Neubauten versiegelt; Infrastruktur muss aufgrund von Neubauten hergestellt werden etc.. Und das krasseste ist, wenn dieser Eigentümer irgendwann pflegebedürftig wird und in eine Pflegeeinrichtung zieht, muss sein Vermögen (und dazu zählen auch Immobilien) für den Eigenanteil des Platzes in der Pflegeeinrichtung dran glauben. Wenn dieses Vermögen jedoch verbraucht wurde, die Rente des Eigentümers nicht ausreicht, die Kinder des Eigentümers nicht für die Kosten für die Pflegeeinrichtung aufkommen müssen, dann muss das Sozialamt die Kosten übernehmen – also der Steuerzahler!

Sowohl in den Emails, als auch in einem Gespräch mit dem Landrat habe ich mitgeteilt bekommen, dass es Aufgabe von Gemeinden ist für Wohnraum zu sorgen und somit auch den Wohnungsleerstand zu beseitigen. Jedoch sitzen in den Gemeinderäten diejenigen, die entweder selber für den Wohnungsleerstand verantwortlich sind oder jemanden kennen, der für diesen Leerstand verantwortlich ist. Sich selber oder Bekannte möchte man ja durch seien Funktion im Gemeinderat eher schützen. Deshalb finde ich es falsch, dass das Problem des Wohnungsleerstands von denjenigen gelöst werden soll, die dafür verantwortlich sind. Wohnungsleerstand verursacht enorme externe ökonomische und gesellschaftliche Kosten. Zwar handeln sich folgende Auswirkungen um Annahmen, jedoch erscheinen diese plausibel:

  • Künstliche Verknappung von Wohnraum führt zu Neubauten auf der „Grünen Wiese“, was zu Versiegelung von Grünflächen führt. Versiegelung führt wiederum dazu, dass Regen nicht versickern kann und somit steigt die Hochwasser-Gefahr immer weiter. Hochwasser führt wiederum zu Einsätzen von Feuerwehr, Katastrophenschutz, etc. die durch Steuern finanziert werden.
  • Künstliche Verknappung von Wohnraum führt zu Neubauten auf der „Grünen Wiese“, sodass zusätzliche Infrastruktur (Anbindung von Neubauten an Kanalisation, Energieversorgung etc.) notwendig ist, was durch Steuergelder finanziert wird.
  • Dem Staat entgehen Einnahmen durch Einkommenssteuer-Abgaben, da Eigentümer durch Leerstand keine Mieten einnehmen und somit keine Einkommenssteuer abgeben müssen. -> Schizophren finde ich hier, dass Finanzämter Vermieter bestrafen, wenn diese zu einem günstigeren Mietpreis vermieten als üblich, aber das nicht-vermieten nicht bestraft wird. Siehe hier: Steuerrecht: Finanzämter gehen bundesweit bei billigen Mieten gegen Vermieter vor (augsburger-allgemeine.de)
  • Höhere negativen externe Effekte durch Neubauten als Sanierung etc. von Altbauten, da Neubau ein relevanter Verursacher von Treibhausgasen ist.
  • Künstliche Verknappung von Wohnraum führt zu höheren Miet- und Immobilienpreise. Dies führt dazu, dass die Transferleistungen (Wohngeld, Bürgergeld, Unterkunftspauschale im BAföG-Satz) langfristig steigen, die durch Steuergelder finanziert werden.
  • Einige Eigentümer heizen auch ihre leerstehenden Wohnräume im Winter, um Rohrbruch, Schimmel, etc. zu verhindern. Der Energie-Verbrauch pro Kopf steigt in Deutschland und durch die höhere Nachfrage nach endlicher Energie steigen die Energiepreise.

„Das Wohnproblem wie das Klimaproblem: Man will da nichts mehr drüber lesen.“, weil der kleine Bürger sich einfach machtlos fühlt. Die Politik ist hierbei gefragt. Jedoch fühlt sich der kleine Bürger von der Politik hintergangen, weil die Politik Teil des Problems ist, jedoch das Zepter in der Hand hat. Ich würde mich freuen, wenn du das Problem des Wohnungsleerstandes weiter thematisierst! – Sozdar Özmen

 

Anna Mayr trifft den Nagel auf den Kopf, wenn sie den längerfristigen Wohnungsleerstand als merkwürdiges asoziales Mietmarkt-Phänomen bezeichnet und dafür den Begriff „Opernwohnungen“ vorschlägt. Der Begriff könnte zutreffen auf einen Modeschöpfer, der wie Lagerfeld in Rom, Paris und sonstwo Wohnungen unterhält, die er identisch ausstattet, aber nur in Teilen des Jahres nutzt. Selbst fühlt man sich ungern als unsozialer Zeitgenosse, wenn man (wie ich)in einem Mietshaus 2 Töchter großzieht(1964/1966 geboren) und in zweiter Ehe 2 Söhne(1980/1982 geboren) ,ohne in der Zeit zwischen den Ehen das Haus mit ca 150 Quadratmetern Wohnfläche und ca.800 Quadratmetern Gartenland aufzugeben. Doch ein flotter Spruch in der Straßenbahn(„Gib deinen Sitzplatz dem, der ihn nötiger hat“) führte zum Umdenken und Umzug in ein kleineres Haus ohne Garten, aber mit Fahrstuhl und altersgerechter Dusche, wo wir jetzt zu zweit auf einer Ebene leben können, während unsere Wohnungsnachfolger im alten Haus zu fünft ihr Leben auf 4 Ebenen gestalten. – Dietrich Bauer

 

Vielen Dank an Frau Mayr für diesen doch wichtigen Appell, der sich vordergründig an die faulen Schnösel und Snobs, die Politiker, Lehrerinnen und DJs, Operngänger, Juristen und Journalistinnen richtet. Ich sehe es ganz ähnlich. Ein gesundes Maß an Eigenverantwortlichkeit wäre hier an dieser Stelle nur angebracht. Vorausgesetzt, die Menschen schaffen es mal aus ihrer Blase heraus. Der gelebte Individualismus, der hier in den westlichen Ländern vordergründig vorherrscht und im Beitrag gut beschrieben wird, verdrängt den Gemeinsinn immer mehr. So zumindest meine Theorie. In Berlin ist er besonders gut ausgeprägt, wie ich doch finde. Bei meinem letzten Besuch in Parvenupolis flanierte ich auf der Prenzlauer Promenade. An einer Fußgängerampel, die dann endlich auf grün umschlug, überholte mich eine junge Dame. Sie trug einen Jutebeutel. Und auf dem stand: Sei, wer du sein willst. Aha, dachte ich mir. Klingt sehr nach Philosophie aus dem Second-Hand-Store. But anyway. Die Monopoly-Mentalität, vieles und alles um jeden Preis besitzen zu wollen, stößt bei mir nur auf Unverständnis. Nahezu täglich liest man in den Nachrichten und Gazetten dieses Landes, dass es an Wohnraum mangelt. Und in der urbanen Gesellschaft hat man nichts besseres zu tun, als sich an seine Habseligkeiten, seine vielen Häuser und den materiellen Wohlstand zu klammern, anstatt den ungenutzten Wohnraum lieber bedürftigen Menschen zu überlassen. Das ist schwach und charakterlos. Was die Solidarität und das Einstehen füreinander anbelangt, möchte ich dennoch zuversichtlich bleiben. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. #Wohlstandsverwahrlosung #Hopedieslast – Michael Ayten

 

Brächte man einmal die beiden Hauptdarsteller Ihres Beitrags zusammen, stapelte man Klopapier in leerstehenden Wohnungen: es wäre geradezu die Koloratursopranarie für die Opernwohnungen! Einmal angenommen, die nächste Pandemie würde ein Virus auslösen, das nicht (nur) im Respirations-, sondern (auch) im Gastrointestinaltrakt wütet: das Horten von Klopapier gliche dann der segensreichen Bevorratung von Masken während der letzten Pandemie! Die Besitzer leerstehender Wohnungen bei gleichzeitiger Wohnungsnot bräuchten kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, im Gegenteil: als Dank für ihren Präventivbeitrag zur Volksgesundheit würde ihnen Herr Lauterbach die rote Fliege am Band verleihen! In seinen Altkleidern verstecken sich sicherlich noch ein paar davon! – Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Über das Ende der christlichen Feindesliebe“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Sie schreiben über den Wangenstreich im Neuen Testament (im Kontext der Bergpredigt). Sie machen dabei etwas echt Protestantisches in der Tradition von Martin Luther: Sie fangen an, mit dem eigenen Kopf zu denken. Gut so. Wenn rechts, dann erst recht auch links. Die Idee dabei ist das Durchbrechen der Spirale der sich steigernden Gewalt. Und die sofortige Entscheidung. Dieser Deutungs-Strang hat sich in christlicher und evangelischer Tradition fort gesetzt. Wenn man genau hinschaut – und das sollte man – , dann trifft man (Rechtshänder vorausgesetzt) zuerst die linke (!) Wange. Die rechte Wange wäre ein Schlag mit der Rückhand, was auf eine andere Deutungslinie, eine jüdisch-rabbinische, führt. Da in der Synagoge jeder sprechen darf, ist klar, dass ein Gemeindevorsteher auf die Bandbreite der akzeptablen Deutungen achten – und eine zu stark abweichende sanktionieren muss. Jetzt ist eigentlich Schluss mit dem unendlich friedlichen Verstehen, will sagen: Wenn du für deine Meinung die unterste Form der Synagogen-Strafe hinnehmen musst, dann nimm diese an, überleg dir deine Meinung, begründe sie und bleib dabei. Das dahinter liegende Problem besteht darin, dass Jesus zu Leuten in jüdischer Tradition spricht, dabei die alten Begriffe benützen u n d diese umdeuten muss, weil er etwas Neues sagen will, sozusagen auf den begrifflichen Schultern der alten Lehre stehend. Ich selbst habe in der Uni Konstanz die Seminare von David Daube aus Berkeley mit gemacht. Dieser, gest. Ende des 20. Jahrh., wurde einmal als ‚greatest Jewish lawyer‘ bezeichnet. – Friedrich Gerber

 

Weckruf (Pamphlet/Traktat) an alle nach 1980 Geborenen. Wir Kinder der Aufbaugeneration altern in Würde, Dankbarkeit und Demut. Ihr Urenkel und Enkel erntet nicht nur die Früchte, indem ihr die guten ins Kröpfchen steckt, sondern lebt dabei derart exzessiv (und reklamiert Nachhaltigkeits-Notwendigkeiten), bis die Übernutzungs-Überdüngung zur Bedarfsdeckung, nebst der dilettantischen Eingriffe in die Natur droht, auch dem letzten, Vielfalt-erhaltenden (Un)Kraut den Garaus zu machen. (Die meist übertönten, oft resigniert verstummten Ausnahmen bestätigen die Regel). Insofern sind wir, Herr Martenstein, peripher in Ritterlichkeit seelenverwandt – trotz Altersunterschied. (Bitte nicht verwechseln mit dem Ritter ohne Fehl und Tadel, der seinen Interessen auf Kosten anderer frönt!) Was piekst euch, eurer Eltern und Großeltern Fürsorge, die euch trotz aller, den Zeitläufen geschuldeter Probleme ein bestelltes Haus hinterließen, als Anrecht verwöhnter Blagen zu sehen und in einem Atemzug den Ahnen zu attestieren, zu vieles falsch gemacht zu haben, indem sie falschen Herren gefolgt sind? Welche Götter rieft ihr? Welcher Großtaten rühmt ihr euch? Noch stehen die Beweise aus, ob ihr nicht auf Sand gebaut habt. Geht euch doch so langsam der Baustoff aus, die tönernen Füße zu stabilisieren, auf die ihr eure Hoffnungen und Träume setzt.

Wenn Unwissenheit nicht vor Strafe schützt: Warum sind Täter des Wortes davon ausgenommen? Braucht´s eine neuerliche Katastrophe, damit ihr zur Besinnung kommt, dass weder neunmalkluge Zungenfertigkeit noch Geistes – und Ökonomie-Fertigkeiten allein satt machen? Sticht euch der Hafer, 70 Jahre Friedensbemühungen in Bausch und Bogen zu verunglimpfen aus keinem anderen Fakt heraus, dass ihr es zugelassen habt, disharmonischen Klassenclowns eine Bühne zu geben, in deren Dekoration ihr degeneriert seid zu pubertierenden Spießgesellen? (Herr Gauck sieht sich wohl schon als Gesinnungs-Enkel von Bischof Müller?) Wenn ihr schon die gute Kinderstube vergessen habt: Sind euch die Holzwege, beginnend mit fehlinterpretiertem Christentum, sich daraus entwickelndem feudal-klerikalem Untertanengeist, der nicht nur altem Wissen und historischen Bräuchen den Garaus machte, sondern dank der Bulle Gregors IX. jahrhundertelangen Hexenwahn begünstigte und um „wahren Glauben“ ringendes Blutvergießen förderte, derart liebgeworden, dass ihr sie förmlich heraufbeschwört? Wer Streit-(Un) Kultur im Blitzlicht-Gewitter frönt, neumodischen Meinungsterror treibt, findet gewiss auch in den nahezu 500 Jahren des finsteren Mittelalters Nachahmenswertes. Habt ihr, die ersten in nie gehoffter Freiheit Aufgewachsenen überhaupt eine Vorstellung davon, was es heißt, sich gegen schamfreie Obrigkeiten durchzuwursteln? Merkt ihr nicht, wie ihr auf dem besten Wege seid, mit euren geerbten Freiheiten nichts besseres anzufangen, als alternativlos zukunftsfähigem, scheinhumanem Gesinnungsterror höhere Weihen zu geben, der in unseren Breiten mit dem sowjetisch geprägten Herrschaftsanspruch verstorben schien? Nur frühpubertäres Unsinns-Typen-Gehabe ist in Maßen entschuldbar. Stimmführer-Animationen zu folgen, die außer großem Mundwerk und Scharlatanerien nur Zerstörerisches vorzuweisen haben, ist sogar mit spätadoleszenten Anwandlungen ein Verbrechen gegen den Anspruch, als Erwachsener ernstgenommen werden zu wollen. Basieren doch Wesensmerkmale von „edel, hilfreich und gut“ nicht auf Glaubensüberzeugungen, Ideologien oder Erziehung, auch nicht auf Erfolgsnachweisen, sondern neben ererbten, prägenden Charaktereigenschaften auf Wertgehalt-hinterfragendem wägen, was stetes bejahen oder verwerfen erfordert.

Beherzigen wir das nicht, produzieren wir höchstwahrscheinlich mehr Unsinn als Sinniges. So speichert der eine auf seinem Kerbholz Untaten, und der andere seine wechselseitig erquicklichen Wohltaten. Warum nur neigen so viele, statt zugegeben flüchtiges Glück in zugeneigtem Freude-teilen, in Leistungsoptimierung und/oder möglichst schmerzhafter Verletzung des Gegenübers zu suchen? Vermutlich liegt es auch am gepflegten Egoismus, der Mitfühlendem keine Tiefe lässt. Auch stirbt die Generation der fatalistischen Dulder aus, denen „Der Herr hat´s gegeben, der Herr hat´s genommen, der Name des Herrn sei gelobt“ sich ein hoffendes „und dennoch!“ entrang, wenn in den Kriegs – und ersten Nachkriegsjahren der Tod mal wieder reiche Ernte hielt. Heutzutage erscheint schon alles dunkel und trübe, wenn eine Chat-Verbindung abreißt. Derartiges als Drama oder Tragödie zu empfinden, berührt nicht tiefer als tägliche Horrormeldungen, die uns anspringen wie kurzzeitig berührendes Mitleid, das uns schnell zur Tagesordnung übergehen lässt. Unsere Generation zog die Lehren aus der Vergangenheit, machte aus der Not eine Tugend (wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert)! (nicht nur die meisten Politiker tun so, als ob), lernte von überzogenen Erwartungen, kostete auch kleinste Erfolge aus und beschied sich letztendlich mit dem Erreichten. Unsere Nachkommen hingegen beklagen, ohne rückblickend zu rekapitulieren, die ungewisse Zukunft und verkennen die beste Ausgangslage, die, seit Menschengedenken, je eine Generation hatte. Dergestalt dystroph zukunftsaffin zu denken, hindert sie zwangsläufig am Wohlbefinden eines Ist-Zustandes, der bewahrt gehört und nicht mit der vorrangigen Suche nach Missständen in Misskredit gebracht werden dürfte.

Vermutlich sind wir so gestrickt, dass wir einen „Garten Eden-Zustand“ nicht ertragen können. Bedächten wir, dass Licht der Bruder der Dunkelheit ist, Genaues relativ und Ungefähres Standard, ließe sich jeder Streit um des Kaisers Bart vermeiden – hin zu friedlich-tolerantem Verstehenwollen, bei dem Unverstand kein Beinbruch ist. „Heinrich! Der Wagen bricht!“ zeigt auf, wie zu allen Zeiten aus Horrorvorstellungen Erleichterung wurde. Wer sich der Komplexität der Dinge annimmt, vermeidet Scheinwirklichkeiten von Holzwegen. Liebt er hingegen den Irrwitz, täten seine Gläubigen gut daran, ihm nicht zu folgen. Besteht doch wahre Freiheit in der Reduktion von Abhängigkeiten, dem freigiebiger Austausch folgt. Ist doch Glück schmieden nicht selten eine schweißtreibende Angelegenheit. Das Erarbeitete garantiert wertvoller erachtet als ein geschenkter Gaul. Blutet Unwertes unkontrolliert mit Wertem aus (das Kind mit dem Bade ausschütten), wird der Aderlass tödlich enden. Da es kein Wenn ohne ein Aber gibt, bei Schatten irgendwo ein Licht sein muss, verbietet sich jedwede Überhöhung und Verherrlichung ohne Warnung vor deren Nachteilen. Opfern wir also engstirnigem Recht Gerechtigkeit, geben wir Reglementierungen Raum, die unsere Souveränität beschneiden mit scheinargumentativen Notwendigkeiten einer Reglementierung, die vorgibt, dem Gemeinwohl zu dienen, sind wir über die Maßen indoktriniert, Sklaven in vorauseilendem Gesinnungs-Gehorsam höheren Mächten (und sei es nur dem Geschrei der Straße) gegenüber. Folgt doch das sinnen und trachten der herrsch-Affinen lediglich den Erfahrungen der Tier-Domestizierung, was ihnen geschickte Konditionierung von Gefolgschaftswilligen ermöglicht, die, um der Belohnung willen Ihresgleichen solange zu Haufen treiben, bis sie ihr Korral-Dasein als einzig wahres Zuhause loben. So nimmt´s nicht wunder, dass besinnender Frieden mittels überbordendem Hass und Verunglimpfung proklamiert, in dieser generalisierten Menschenwelt diktierend gelenkt wird und wir gegenüber allem fremdeln, was sich außerhalb unseres Zauns abspielt. So ist auch Dünkel, ob mit Mimikry des sozialen Darwinismus, jedweder Überlegenheit wie individueller Wichtigtuerei eine ausgrenzungsfördernde Einhegung, die zwangsläufig zu Inakzeptanz, aus knechtischer Gewohnheit heraus entwickelt, nichts anderes als ein aus Überheblichkeit geborenes Unterdrückungswerkzeug, dem wir uns strikt verweigern sollten.

Erst dann, wenn wir bereit sind, uns selbst zu zensieren, entsteht basisfreiheitliche Gesinnung in Würde und Rücksichtnahme. Streben wir nach Anerkenntnis, laufen wir Gefahr, jemandem gefallen zu wollen, den wir als durchsetzungsstärker erkennen. Dem kleinen Finger folgt die Hand. Um dem Strudel von Befehl und Gehorsam zu entgehen, ist es geboten, der Verlockung mit aller gebotenen Energie solange zu widerstehen, bis sie auf Herz und Nieren geprüft und für gut befunden wurde. Ist unser Wille mit gezielter Manipulation doch schneller brechbar, als wir glauben. Gesteht nicht auch ein Delinquent das, was Folterer von ihm hören wollen? Wir müssen uns nur selbstkritisch analysieren: Gegen Unseresgleichen sind wir zu selbstlosem Opfer wie zu unvorstellbarer Grausamkeit in der Lage. Im Erhöhen und Erniedrigen sind wir unschlagbar. Beweisen uns stetig als Gottes Dornenkrone der Schöpfung. Überkämen uns nicht gelegentlich Sehnsüchte nach dem Kramladen des Glücks (Glücksdiebe wittern hindert uns an Aufnahmefähigkeit, Hingabe und Mehrgewinn-Teilung), vergällten wir uns unser Dasein, anstatt uns mit guten Taten, geboren aus eigenliebender Toleranz zu beschenken. (Schon ein bejahender, in aller Regel dankbar erwiderter Blickkontakt lässt uns innerlich jubeln!) Sind doch notorische Stinkstiefel in ihrer narzisstischen Blase nie partnerschaftsfähig. Sitzen, Steine werfend im Glashaus und beklagen den Retourkutschen-Totalschaden. Jeder Hegemon, ob König oder Vereinsmeier, wird´s nur mit Gefolgschaftswilligen. Um diese bei der Stange zu halten, schart er elitegeile Garden um sich, die sich befleißigen, dem vermuteten Willen ihres Herrn und Meisters Gewicht zu verleihen. In diese wechselbeziehende Abhängigkeit hat sich der Untertänige oft selbst hineinmanövriert und darf sich nicht wundern, zum Bauernopfer zu werden.

Systemisch ist die Gesellschaft, in Kopie vormalig orientalischer Sesshaftwerdungs-Zentren im Auf und Ab ideologisch geprägter Abwandlungen in Gewohnheitsrecht verfangen, was auch die beste Demokratie nicht aus der Welt schaffen will und kann. Müssten wir doch ansonsten unser gesamtes Rechtssystem, angefangen bei der durch Aneignung verlorenen Almende (auch Gemeindeeigentum war ursprünglich Verwaltungs-Oblast), bis hin zu Dauer-Arbeitnehmer-Verhältnissen und Obrigkeits-Anmaßungen, (quasi unsere gesamten eingespielten Systeme von Staat und Gesellschaft), bei denen sich der Arbeitswillige, respektive der delegierende Auftraggeber (hat sich nicht die katholische Kirche als einflussreichste Organisation an Haupt und Gliedern schuldig gemacht, die ehemals Freie, ob Kelten, Slawen oder Germanen, weltweit Stämme und Völkerschaften unter das Joch des Glaubens zu Unfreien degradiert zu haben, die sich noch brüsten, für ihre Unterdrücker zeitlebens in Lohn und Brot zu stehen?), bescheidet, Bittsteller statt Aufsichtsorgan zu sein. Führten nicht alle Verdingungsabkommen, spätestens mit dem römischen Recht, zu einer Zementierung von Oben und Unten, an der auch der loyalste Arbeitgeber wenig ändern kann? Diese Freiheit des Christenmenschen, mit Ge – und Verboten gespickt, gestattet uns notorischen Sündern zumindest, dankbar zu sein, wenn unsere Herren, sich spendabel gebend, für unseren Unterwürfigkeitseifer Trostpflaster verabreichen. Kopieren wir nicht auch heute als wackere Demokraten diesen vom Heidentum zu errettenden Missionseifer, geradezu verachtungswürdigen Autokratien unsere zivilisatorischen Segnungen, wenn nötig, mit Gewalt aufzuzwingen? Wie tröstlich für uns, wenigstens ein klein wenig Mitbestimmung ertrotzt zu haben. Das kratzt allerdings bestenfalls marginal an der Oberfläche der Bestimmerstrukturen, weil die Wenigen, die Laut geben, in konträrer Bipolarität risikoarm ihrem Ego frönen. Ihnen die große Mitte, eher vom Regen in die Traufe gestellt, ähnlich schnuppe ist wie einem Revolutionär, der Freiheit und republikanische Gesinnung predigt und eine Diktatur der Aufsteiger meint.

Wir, die Schildträger, haben es nicht besser verdient, wenn wir zudem noch von oben herab abgekanzelt werden – oder, noch perfider: Uns Kalfakter aus den eigenen Reihen drangsalieren. Erstaunlicherweise funktionieren die geerbten Systeme, in denen die Zwischenhändler den Erzeugern sowie den Verbrauchern Preis, Menge und Qualität diktieren, abgesehen von gelegentlichen Schluckaufs gut. Strebt doch ein jeder, sich den gegebenen Umständen entsprechend der Devise: Nur keine Pferde scheu machen! anzupassen auch dann, wenn derzeitige Lenkungskader geradezu unverantwortlich experimentieren und unverfroren Tafelsilber verscherbeln unter fadenscheiniger Rechtfertigung, Fehler der Vorgänger reparieren zu müssen. Dazu passt auch das scheinbare Paradoxon, dass Unfähige Fähige der Unfähigkeit zeihen; Die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln ernten; Faule Fleißige zu Leistung bewegen; Zungenfertigkeit höher im Kurs steht als Handfertigkeit (sie brauchen schließlich ihre Konzentration für Perfektion) und, ein Unglück kommt selten allein: Wer irgend einen Zwang und übergroßes Leid erfahren hat, ist offensichtlich dermaßen konditioniert, nach oben zu katzbuckeln und nach unten zu treten, dass sich aus dieser Klientel die erfolgreichsten Sklaventreiber rekrutieren lassen. Das erklärt wohl auch die Paralyse, in die Unsereins bei Androhung von Gewalt verfällt. Statt Mut zu wagen, was dem mutwillig Übermütigen den Schneid abkauft, lassen wir uns von Ängsten beherrschen und ermutigen mit sich daraus ergebendem Opfer/Fluchtverhalten den Aggressor zu noch mehr Dreistigkeit. So brüten wir in Unwissenheit Kuckuckseier aus, verzehren uns an diesen Vielfraßen in Brutpflege, und, um das Maß voll zu machen, neiden wir den Familien ihr Glück, die Ruhephasen und Kontaktpflege ohne Streit genießen. Für einen gepflegten Umgang miteinander gibt es bessere Methoden (z. B. Wind aus den Segeln nehmen), als die andere Wange hinzuhalten. Läsen wir die Bibel richtig, würden wir nämlich verstehen, dass deren Schreiber nicht von Gottes Worten inspiriert wurden, sondern für alle zwischenmenschlichen Topfgrößen den passenden Deckel konstruierten – nebst alternativer Inhalte, deren Würze und Garmethoden mal mehr, mal weniger Feuer unter den Hintern machten. Prägte nicht alle Presbyter die Hoffnung, es möge Segen auf ihnen und der Gemeinde ruhen und den Rauch des Baals-Priester-Opferfeuers in Flatulenzen ersticken lassen?

Lässt nicht unser Verhalten zu allen Zeiten tief blicken, wenn die Glaubensverkünder Jesus sagen lassen: „Brüder, macht halblang. Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ – und die Euphorie-Bremse derart nach hinten los geht, dass seine Verehrer postwendend umschwenken auf „kreuziget ihn!“? Wären wir von ganzem Herzen gönnerhaft, fiele uns teilen, mit der Wahrscheinlichkeit erhöhten Gewinns leicht. Da wir aber nun mal zu Schlechtigkeitsannahmen neigen, üben wir uns in intriganter, bocksbeiniger Unberechenbarkeit, was sich als Echo natürlich prompt als angemessen bestätigt. Immerhin veranlasst uns dieser Neid-Rostfraß, stetig zu flicken und unablässig die Schuld bei anderen zu suchen. Bedarf es einer besseren Bestätigung, handfesterer Belege der notwendigen Vertreibung aus dem Paradies, als dass wir Menschen paradiesische Zustände nicht ertragen könnten? Lieber eine Hölle auf Erden schaffen, indem wir unser Glücklichsein wie Licht unter dem Scheffel halten, um keine missgünstigen Neider auf den Plan zu rufen? Schade, dass derartige Überlegungen von den scheinbar überlegenen Machern, die bedenkenlos Ratschläge in den Wind schlagen, nicht nur nicht verstanden werden, sondern sie sich in ihrer Arroganz auch weigern, überhaupt zu lesen, was die Stunde geschlagen hat.

Insofern dräut größeres Ungemach als zu alten Zeiten, als der Rat der Alten noch Einfluss genug hatte, die überbordendsten Aktionen ihrer Unterführer zu untersagen. Scheinen doch heutzutage Erweckungs- und Neuerungsgifte auch manch altes Hirn zu vernebeln, der Weisheit Viren zusetzen, die Torheiten Tür und Tor öffnen. Wäre ich in irgendeiner Form glaubensüberzeugt, müsste ich ausrufen: „Gnade uns Gott!“ Wäre ich mir meiner Sache weniger sicher, müsste ich Sie, Herr Martenstein, wegen meinem übergriffigen Textbombardement um Verzeihung bitten. Da aber auch bei mir Hoffart zuletzt stirbt, Grüße ich sie in aller gebotenen Achtung herzlich aus Mannheim! – Andreas Weng

 

Neben der Kolumne von Harald Martenstein und der Zeichnung von Martin Fengel (zu der das Böse und Schreckliche wohl besänftigend zur Friedlichkeit umarmt sei…?) wird ganzseitig in einer Anzeige mit einem Gemälde von Jean-Michel Basquiat (1960-1988) durch die Firma Swatch beworben, ein Auszug dieses Bildes in einer Swatch-Uhr verkünstelt – letztlich sicherlich nicht für diese ZEIT-anteilige Kundschaft vermerkt: dass der Künstler mit 28 Jahren an einer Überdosis Heroin am 12. August 1988 verstarb… Martenstein und Fengel haben höchstwahrscheinlich von dieser ZEITMAGAZIN-Werbenachbarschaft nichts gewusst oder geahnt, sonst wäre vielleicht eine abgestimmtere Kolumne angedacht worden – möglicherweise aber passt dann doch die Headline „Über das Ende der christlichen Feindesliebe“ zu diesem drogisierten sch(l)ußendlichen Abgang des Jean-Michel Basquiat: war er doch im monetär-kriegerischen New York mit seiner Haiti-afroamerikanischen Optik eigentlich nicht gerade für den großen Start ins turbokapitalistische USA-Leben vorgemerkt – konnte jedoch mit seiner Kunst (in der Gier des Kunstbusiness) und auch zu der künstlerischen Kollaboration mit Andy Warhol: dann weltweit auf dem Kunstmarkt etabliert werden – kaum eines seiner schnellen Bilder gemalt, angefertigt: schon wurden diese von seinen (wechselnden Galeristen) teuer verkauft, z.B. das Bild „Untitled“ für über 110 Millionen Dollar von Sotheby ́s versteigert… (Kunstankauf als arrogantes Prestige zum persönlichen Machtanteil des mächtigen Geldes!) – „Pecunia non olet?“ Oder was sonst stinkt auf Erden zur kapitalistischen Verhimmelung auf diesem Planeten der menschlichen Künstlichkeit. Und außerdem – um die entsprechende Hierarchie einzuhalten: Judas Iskariot war im klassischen Sinne unseres seltsamen Verständnisses: kein Verräter – da ihn ja der Christengott angeleitet haben muss, um damit die gesamte Jesus-Inszenierung so auch in die Verwirklichung zu ermächtigen… Ein „Verräter“ im verratenen Sinne? – Cum grano salis?

Der RvM-Leserbriefschreiber korrigiert sich nach zweimaligem Lesen der Martenstein-Kolumne und sieht (auch) in der Martin Fengel Zeichnung: nunmehr das Schreckgespenst der Gott-Religion(en), das dennoch von den manipulierten Gläubigen trostsuchend umarmt und liebkost wird – denn die (Uhr-)Zeit verrinnt „unharmonisch“ gegen die allzu nüchterne Realität der Atheisten und gibt jenen wahrlich keine Hoffnung fürs Überleben nach dem Ableben: Ätschebätsche! Jawoll Harald Martenstein – richtig erkannt: ohne die unendlich wiederholten Offenbarungen und Aufbereitungen der weltlichen Priester und Pfaffen vom jeweiligen Paradies und dem zuständigen Himmel und der Unsterblichkeit plus der Auferstehung von den Toten und der dann alsbaldigen erneuten Menschwerdung auf Erden am jüngsten Tage – hätten diese Gott – Religionen keine Anhänger einfangen können: sind durch diese märchenhaften christlichen-(islamischen) Offenbarungen (je nach manipuliertem Zeitgeist) die antik-griechischen, antik-römischen und germanischen Götterwelten auf den Zeitenmüll entsorgt worden, zur Zerstörung gekommen und in kultische Vergessenheit geraten… Damals geschlechtlich gesehen, hatten die antiken Griechen freie Fahrt für ihre homosexuellen Bedürfnisse nach Lust und Laune – und da war es wohl gleichgültig, wie sich ein Jüngling oder junger Mann innerlich unorientiert fühlte, er hatte dem Älteren die Stange zu halten und ihm den Gáidaros hinzuhalten, die „männliche Vagina“ oder im homosexuellen heutigen Jargon: die Arschfotze… Bei den antiken Römern war das dann auch Sitte oder Unsitte geworden – hier aber hieß Gáidaros auf lateinisch: Asinus. In summa: die antiken Römer hatten sich an den antiken Griechen kulturell und sexuell ausgerichtet – und nun in der Moderne: etwa 6 % der Männer und Frauen der BRD – gaben bei einer Umfrage an, sich selbst als homosexuell zu empfinden, insgesamt verdichtet sollen die lesbisch-schwul-bisexuell, trans – inter-oder-queer-Empfindenden in Deutschland bei etwa 7 Prozent sich befinden… Eigentlich aber geht es doch immer allen Menschen darum, dass jeweils die Lust und Liebe ausgelebt wird – und ebenso dieser Lustanteil an jenen (anders gepoolten) Menschen (vielleicht) auch heiratet und in die ähnlichen oder selben Fehlermuster mit einsteigt bis hin zu den Scheidungen – wie die sogenannten Heterosexuellen… Das ganze gleiche Theater – nur eben auf einer anderen Bühne! Vorhang auf – Vorhang zu in dieser gemeinsamen Melodramatik.

Wenn Jesus von Nazareth ein Schwarzer gewesen wäre – war er denn etwa weißhäutig und blond oder eher semitisch aussehend, und die Europäer haben ihn dann verweißlicht an ihre endlosen Kreuze in den Kirchen und auf den Abbildungen (und/oder Sonstwo) dargereicht – andererseits (auch in den unheiligen Hallen) der entkolonialisierten Kirchen, dieser Jesus schwarz und kraushaarig an den Kreuzen angebracht ist, damit hier eine verbindliche Gegenüberstellung zur dunklen Gemeinde stattfinden kann. Harald Martenstein versucht einen angeblichen Streit zwischen den Scholastikern zu deuten: „Wieviele Engel auf eine Nadelspitze passen.“ Wir wollen diese ungeschlechtlichen Ephemerischen nicht auf die (Nadel)-Spitze treiben, die ja keinen Trieb haben – gleichwohl können doch Alice Schwarzer und die Harry Potter-Rowling (unbelästigt von Andersdenkenden) für sich selbst klarstellen: dass nur zwei Geschlechter in der menschlichen Natur existieren! Aber was sind denn dann nun Hermaphroditen – vom medizinischen Orientierungsblick her ist das dem RvM bekannt, jedoch nicht von der Natur aus in der jeweiligen Bestimmung zur Unbestimmtheit? Oder ist es dann doch nur ein eben kleines Penisle, was diese Bezeichnung Hermaphroditismus herleitet unter Berücksichtigung der dennoch voll entwickelten Hoden wie auch der Eierstöcke… (Den Begriff „Eierstöcke“ fand der RvM immer irgendwie sprachlich unfreudig!) Diese „Zweigeschlechtlichkeit“ ist vorhanden, existierte schon vor der Antike – und somit menschlich an Bord mit uns Menschen auf diesem Planeten. Wenn ausgewachsene Mannsbilder sich plötzlich als Frauen empfinden und auch ihre Seele nach körperlicher Umwandlung aufschreit – die Körperbehaarung, der Bart heftig vorhanden ist, muss zudem die hormonelle Behandlung her, die Bass-Stimme höher beprobt werden: all diese Veränderungen zur optischen Darstellung eines althergebrachten Frauenbildes (mit möglichst großen Brüsten?). Kann dann aber eine umgestülpte („entwurstete“) Penishaut als Vaginaersatz eingefügt, fungieren – und wo wird „die Klitoris“ zur Wollust und zum Orgasmus mit eingebaut: Fragen über Fragen für einen unwissenden männlichen RvM-Heterosexuellen mit einem (gerne etwas massiverem) Geschlechtsorgan…. Klar wird dem RvM auch weiterhin nicht, in welcher Abstammung zu Adam und Eva sich die gesamte Menschheit befindet – denn, das sind ja lt. der Bibel die beiden binären ersten Menschen gewesen und aus dem Paradies vertrieben worden – in das die Gläubigen dann allesamt wieder eindringen dürfen…

Anzunehmen wäre doch auch, dass dieser Jesus aus Nazareth zum Obergrund seiner Predigten im Untergrund ein Aufwiegler und Rebell gegen die Römische Okkupationsmacht war, der allmählich das Volk zum Aufstand gegen diese Besatzungsmacht bewegen wollte mit seinen eigenen sprachlichen Verwirrungen und Offenbarungen… Und tatsächlich ist ja dessen Person und Idealität, verfremdend dazu benutzt worden, um in den Jahrhunderten nach ihm: dann das Römische Imperium zu unterwandern und letztlich auch zu stürzen, wie auch in diesem Zusammenhang die antike griechische Götterwelt… Ebenso Wotan und seine Walhalla-Kumpane mussten dran glauben, fiel mit der christlichen Axt die Wotaneiche und mit ihr der Glaube an diese germanischen Götter – ja selbst der Prophet hat von dieser christlichen Religion sich seine prophetischen Plagiate abgeleitet! Harald Martenstein fühlt sich heutzutage wahrscheinlich (zur Namensangleichung) wie ein rollender Stein, eher wohl auch atheistisch unterwegs – und manchmal in die Zeit als frommer Junge rückschauend, als ihn die christliche Idee der Feindesliebe faszinierte… Atheisten neigen sicherlich zur Friedlichkeit, wenn man ihnen nicht ihren Frieden nimmt – und geradezu schrecklich vertrauensunwürdig war jener Adolf Hitler: als Atheist, Vegetarier, Antialkoholiker und Nichtraucher. Man schämt sich ja geradezu, sich in diesen Einstellungen als strikte Einhaltung mit einzubefinden! Um das mal klarzustellen – cui bono?

Martenstein als Jahrgang 1953 – hat keinen Krieg persönlich miterleben müssen, kennt keine nahen militärischen Feinde, war Kriegsdienstverweigerer und führt sicherlich auch keine privaten Waffen bei sich – wie also soll man ihm „nahetreten“, nein: nahekommen dürfen im Labyrinth seiner intellektuellen allwöchentlichen Mutmaßungen an menschlich-allzu-un/menschlichem: und mit welcher Konsequenz ist die Feindesliebe das Ende des christlichen Unverständnisses – wenn plötzlich der Feind vor der Tür stünde und eine gutaussehende feindliche junge Generalin den Kolumnisten vergewaltigen wollte… Hört dann die Nächstenliebe auf oder wird mit ähnlicher Waffe gegenreagiert ohne das Blut fließen muss… Jedenfalls ist der Krieg der Männer immer auch im Unterbewusstsein damit verbunden, dass ein Mann als sexuelle Konkurrenz und Feind ausgeschaltet, getötet werden sollte – es sei denn, die beiden Heere würden die Waffen gleichzeitig wegwerfen und homosexuell orientiert übereinander/untereinander/nebeneinander lustvoll aufeinander herfallen und dann befriedigt ihren gemeinsamen Frieden finden… Das wären Zeiten – fast wie im antiken Griechenland zu den Zeiten des Theaterdichters Aischylos (525-456 v.u.Z.): dort soll es sich so zugetragen haben in einer seiner geistvollen Dramenakrobatiken – oder wars ein Sophokles, ein Euripides!? Jedenfalls wurde Sokrates mehrfach als ein tapferer Hoplit ausgezeichnet – der seinen späteren Geliebten Alkibiades vor der Todesgefahr in einer Schlacht, todesmutig errettet hatte… Philosophen an die Front? Übrigens war Aischylos als Soldat in der Schlacht bei Marathon gegen die Perser beteiligt und auch als Bewaffneter auf einem Kriegsschiff an der griechisch siegreichen Schlacht bei Salamis, zugegen… Ernst Jünger beschreibt über seinen Einzug als Soldat in den I. Weltkrieg: „In einem Regen von Blumen waren wir hinausgezogen, in einer trunkenen Stimmung von Rosen und Blut, voller Sehnsucht nach dem Ungewöhnlichen.“ Tatsächlich wurden die ausmarschierenden deutschen Soldaten zur Front: vom Volk mit Hurra und Blumen verabschiedet! Der Leserbriefschreiber RvM (Jahrgang 1949) war nur zeitanteilig ein Hippie, ein unbraves Blumenkind – hatte aber auch von Baudelaire „Les Fleurs du Mal“ – „Die Blumen des Bösen“ damals gelesen und empfand sich durchaus nicht im entgeisterten „Stahlgewitter“. Wie mal beschrieben, war er zwar Kriegsdienstverweigerer, jedoch behördlich nicht anerkannt, aber dann doch nach zweiwöchiger Grundausbildung – dabei unterschwellig stets dahingehend rebellierend – unehrenhaft aus der Bundeswehr als „RvM-Eulenspiegel“ entlassen… Und weiterhin scheitert meine Feindesliebe an keinen Feinden! – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 

Die christliche Feindesliebe beschränkt sich offenbar auf die Tat-Feinde, denen man bereitwillig auch die andere Wange hinhält. Zum Ausgleich dafür drischt man umso heftiger auf die Wort-Feinde ein. Was soll man ihnen auch entgegen halten? Die Bibel? Darin aber findet man keinen Hinweis etwa auf unendlich viele Geschlechter! Höchste Zeit also, die Bibel zeitgeistgemäß umzuschreiben! Doch, da haben Sie vollkommen recht: lesen wird die keiner! – Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zu „UNFASSBAR!“ von Jörg Burger im ZEIT Magazin

 

In der Tat unfassbar. Zwölf arg bebilderte Seiten mit zwölf Texten auf Focus-Niveau. Warum keine mehrteilige Reihe mit zwei, drei Seiten pro Thema und ausführlicheren Beschreibungen? An den befragten Wissenschaftlern lag es sicher nicht. – Michael Redmann

 

2 ist keine Primzahl. – Hildegard Schöndorf

 

Eine wunderbare, zielführende Idee, Wissenschaftler nach „großen ungelösten Fragen ihres Fachgebiets“ zu befragen, um zu erfahren, in „welche Zukunft uns der wissenschaftliche Fortschritt“ führt! Eine Befragung, die jedoch nicht nur auf die „zwölf renommierten Wissenschaftler“ beschränkt bleiben muss, von denen man gern wüsste, wer sie, wie und warum ausgewählt hat? Z. B. nach dem Zufalls – und/oder Verfügbarkeitsprinzip? Und/oder auch nach allgemeinmenschliche Existenzfragen bzw. Überlebensbedürfnisse, denen ja der „wissenschaftliche Fortschritt“ dienen soll? Eine Anordnung und damit Steigerungsfähigkeit nach der jeweiligen Bedeutsamkeit auch für Durchschnittsleser hätte ich hilfreich gefunden. Dennoch haben mich alle Beiträge interessiert. Auch und gerade der letzte und längste Artikel mit der scheinbar überflüssigsten Frage in der aktuellen KI-Diskussion: Wen interessiert schon, ob „Maschinen leiden, wenn sie Bewusstsein entwickeln“? Doch die so aufgeworfenen Folgefragen sind vom Menschen her gedacht und für ihn von existenzieller Bedeutung. Deswegen allerdings, hätte ich gern gewusst, weshalb Herr Metzinger, der sich da doch auskennt, in dem vorliegenden Beitrag jedenfalls nicht die entscheidende Frage nach den Unterschieden der Genese von Bewusstsein bei Mensch und Maschine stellt. Wenn bei uns „das Gehirn den Geist hervorbringt“, wie der inzwischen verstorbene „Hirnforscher“ Gerhard Roth annehmen muss, weil alle Bewusstseinsäußerungen (auch die hier vorgetragenen) an körperliche Hirnprozesse gebunden sind, dann sind sie sterblich wie unser Körper. Die hier beschworene Überlegenheit oder Gefährlichkeit einer Bewusstseinsentwicklung bei Maschinen erweist sich als eine menschlich erdachte und damit genauso vergängliche bzw. begrenzte. Selbst dann, wenn wir im Körper „nie (einen genauen Ort für) Bewusstsein entdecken, es … für uns immer unsichtbar bleiben“ wird. Das mag zu weiteren und noch wilderen Spekulationen führen. Aber höchsten zu einer Modifizierung der Faktenbasis. Solange die „Spekulationen“ wissenschaftliche Kriterien beachten. – Eckhard Heumann

 

Wie immer ist es interessant, das ZEIT-Magazin zu lesen, also vorab erst einmal mein Dank und Glückwünsch für ihre beständig gute journalistische Arbeit. Obwohl ich weiß, daß Sie selbst nicht für die 12 Fragen verantwortlich sind, sondern ja lediglich ausgewählt haben und berichten, möchte ich aber auf ein schwerwiegendes und weitreichendes Problem hinweisen: Die Frage von Prof. List („Können wir den Klimawandel aufhalten, indem wir Kohlendioxid in seine Elemente aufspalten?“ und sie dann z. B. wieder als Kohle im Ruhrgebiet vergraben?) wirft sehr grundsätzliche Probleme auf, die dringend tiefer diskutiert werden müssen. Sie ist in etwas anderer Form auch in „Bild der Wissenschaft Spezial ‚Rohstoffe‘ Sommer 2023“ in dem Artikel „Heute Übeltäter, morgen Held“ (ohne Fragezeichen) gestellt, genauer: beantwortet worden: nämlich so, also ob es nur eine kleine Frage des Geldes sei (zuerst in Form von mehr Forschung, dann indem man für die Produkte „etwas mehr“ bezahle, dafür aber „auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit punkten“ könne, siehe Anlagen). Wir benötigen dringend in den Medien eine naturwissenschaftlich fundierte Diskussion dieses Themas, und dabei kommt man um den Begriff „Entropie“ (siehe P.S.) nicht herum, in vereinfachter Form: um eine Energiebilanz. Denn: Was soll es für einen Zweck haben, CO2 in C und O2aufzuspalten, wenn es genau deshalb entstanden ist, weil wir C und O2 in CO2 umgewandelt haben und dabei Energie verfügbar gemacht haben, und – wegen der Entropie! – nicht einmal so viel, wie es an chemischer Energie theoretisch freisetzen könnte. Wir müssen also mindestens genausoviel Energie hineinstecken und – nochmals wegen der Entropie! – weit weit mehr, als die Bildung von CO2 aus C und O2theoretisch chemisch freisetzen könnte.

Wenn Sie bzw Prof. List bzw. Bild der Wissenschaft glauben, daß dies mit „regenerativer Energiewandlung“ möglich und nachhaltig wäre (halt nur ein bißchen teurer), muß ich Sie enttäuschen (wegen der Entropie): Wir benötigen regenerative Energie (v.a. aus Wind und Sonne, wie nachhaltig Wasserkraft ist in punkto Biodiversität, möchte ich bezweifeln) für unseren ganz normalen Energiebedarf und haben bei weitem nicht genug Wind – und Sonnenenergie; wenn Sie oder andere meinen, so etwas wie Fotosynthese (nur eben künstlich) sei doch auch denkbar, antworte ich: ja, aber warum aber nicht mittels PV direkt Strom machen und den nutzen? Warum die nachhaltig gewonnene Energie damit verschwenden, um CO2 wieder in C und O2 aufzuspalten und das C in Form von Kohle zu verbuddeln? Warum wollen wir nicht die Pflanzen und Algen CO2 verwerten und umwandeln lassen, a) für Lebensmittel und b) für lebendige Ökosysteme zum Erhalt der Biodiversität? – Bernhard Weßling

 


 

 

Leserbriefe zum Kultursommer

 

Öffentliche Klohäuschen als Kunstwerke japanischer Architekten: das lenkt die Gedanken sofort auf die berühmten vespasiennes im Paris des 19. Jahrhunderts, die schmucken gusseisernen Erleichterungstempel, die in die Werke von Marcel Proust, Jean Genet und Roger Peyrefitte Eingang fanden. Doch während diese dekorselige patriarchalische Errungenschaft ausschließlich männlichen Stehpinklern vorbehalten war, stehen die schönen und eleganten neuen Ab-und-zu-Orte allen Menschen offen nach dem Goethe’schen Motto: „Freudig trete herein und froh entferne dich wieder!“ – Ludwig Engstler-Barocco

 

Frau Passmann, ich stimme Ihnen zu. Zuhausebleiben hat tatsächlich etwas Herrliches an sich. Für mich persönlich gibt es nichts Besseres auf der Welt als an einem freien Wochenende meine Zeit zuhause zu verbringen. Da koche ich mir dann Linguine mit selbstgemachter Tomatensoße und schenke mir schon mal ein Glas spanischen Rotwein ein. Im Hintergrund läuft auf der Schallplatte das Stück Tarantella von Nino Rota. Was gibt’s da Besseres? Wenn die Pasta al dente ist, wird serviert. Dann halte ich den Grana Padano und die Käsereibe über den Teller und reibe eine ordentliche Portion darüber. Und zum Schluss verteile ich dann noch ein paar Basilikumblätter oben drauf und gib dem Ganzen noch mal einen kleinen Schuss Olivenöl. Bellissimo! Mein Glas gehoben, Ihnen zuzwinkernd und mit freundlichen Grüßen. – Michael Ayten

 

Ruppigkeit mag’s überall in Deutschland geben, in Norddeutschland ist sie uns noch nicht besonders aufgefallen. Auch richtig sture Hesseköpp haben wir kennenlernen dürfen, schnörkellos sind wir ohne Zweifel – unaufgesetzte Herzlichkeit ist auch hinter den Schörkeln etwas verborgen. Wenn sie durchschlägt, dann bleibt sie aber lebenslang. Ansonsten gut verträglicher Artikel mit einem Lächeln im Abgang. – Jürgen Mülling

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Kampf um die Freunde“ von Jan Ross et.al.

 

Herr Thumann, bleiben Sie doch weiter in den Talkshows denn was wirklich abgeht in der Ukraine wissen Sie nicht. Sie folgen dem Mainstream. Vier Wochen bevor dieser Krieg begann habe ich ihnen eine Mail geschrieben auf ihren damaligen erschienen Artikel in dem Sie meinten Putin beginnt nicht diesen Krieg. Ich habe ihnen daraufhin geschrieben Putin kann nicht mehr zurück sonst verliert er sein Volk. Und heute ist es doch so, Putin muss diesen Krieg für sich entscheiden, glauben Sie etwa die Chinesen verbünden sich mit einem Verlierer und wer bezahlt dann den Wiederaufbau der Ukraine, die Presse samt den westlichen Politikern unterstützen eine verlorene Ukraine denn es ist doch eine Auseinandersetzung der USA mit Russland und im Hintergrund mit China, wobei doch der Auslöser dieses Kriegs die NATO war. Afrika, Indien, Südamerika halten sich doch weitgehendst aus dieser Auseinandersetzung raus. das schlimme ist jeden Tag sterben unschuldige Menschen solange der Westen die Ukraine unterstützt. – Edgar Oberkehr

 

Die Kriegslogik, die in den Beiträgen skizziert wird, ist intellektuell nicht schwer zu verstehen. Es geht letztlich darum: Der stärkere siegt. Was fehlt, sind Schilderungen zu dem grausamen „Kriegsalltag“, dem was die Soldaten/innen täglich durchmachen, ertragen, unfreiwillig. Kriegsdienstverweigerung ist in der Ukraine eine Straftat. Wie leben die Menschen an der Front? Wo schlafen sie, in Schützengräben, Ruinen? Verbringen ihre die Nächte schlaflos, frierend, alptraumhaft? Wer spendet Trost? Wo waschen sich die Soldaten, wechseln die Wäsche, haben sie überhaupt saubere? Was essen und trinken sie? Wie werden sie versorgt und von wem? Was fühlen sie außer Angst? Dann, wenn sie töten, um nicht getötet zu werden? Wie werden sie damit fertig? In dieser unmenschlichen Realität. Wer kümmert sich um die Schuldgefühle, die wohl jeder Mensch hat, wenn er tötet, töten muss? All dieses Grauen, das den Krieg auch ausmacht, das wird an keiner Stelle angesprochen – und so verfestigt sich der Eindruck, dass nur Gebietsgewinne durch mehr Waffen und Tote Verhandlungslösungen denkbar machen. Ist das wirklich die einzige Wahrheit? – Ursula Reinsch-Brandes

 

Im Artikel „Kampf um die Freunde“ wird die heikle politische Beziehung eines brutal überfallenen Landes zum unterstützenden Westen wie Europa, USA, Kanada usw. beschrieben. Wird die Ukraine mit ihrer Offensive in die Rolle des militärisch überlegenen Verteidigers bzw. Angreifers wachsen um auch russisch besetzte Gebiete zu befreien oder wird Russland als Aggressor seine bisherigen Schwächen überwinden und in diesem Stellungskrieg langfristig als Gewinner aus seinem Vernichtungskrieg hervorgehen ? Die Ukraine ist immer mehr auf moderne Waffen aus dem Westen angewiesen. Den Preis muss der Westen bereit sein zu zahlen, wenn man nicht hinnehmen will, dass Putin mit seinem verbrecherischen Krieg gegen die Ukraine gewinnen sollte -und in Folge mit verheerenden politischen Verwerfungen für Europa und Amerika. Putin in seinem diktatorischen Wahn scheren weder eine von Raketen und Drohnen zerstörte Ukraine noch der Tod hunderttausender Ukrainer und Russen. Menschliches Leid kümmert ihn genauso wenig wie wirtschaftlicher Zusammenbruch und die Entvölkerung zerstörter Städte und Landstriche. Im Artikel „Haus für Haus, Garten für Garten“ wird das Kein-Klein der Vorbereitung von kriegerischen Handlungen wie Training an Waffen und die Minensuche beschrieben. Es werden -aus verständlichen Gründen – die Folgen der Zerstörung von menschlichem Leben an dieser Stelle nur am Rande erwähnt und über den Verlauf der noch in der Zukunft liegenden militärischen Erfolge oder Niederlagen, basierend auch auf den oben beschriebenen Vorbereitungen, weiß man natürlich nichts. Der Krieg an sich ist so furchtbar, dass es einfacher ist, über die Munitionsknappheit oder der Beschaffung überlegener Waffensysteme zu reden als Bilder von zerfetzten menschlichen Leibern zu zeigen. Auf allen Fernsehkanälen sieht man meistens bestens ausgerüstete Soldaten, technisch hochqualifiziert und Waffen -egal ob Geschütze, Mehrfachraketenwerfer, Panzer oder Jagdbomber -weniger oft zerschossenes Kriegsgerät. Denn dann müsste man ja auch die vielen gefallenen Soldaten abbilden die dazugehören. Und der Satz „Wenn du keine Angst hast, bist du eine Leiche“ passt besser zu den menschlichen Tragödien. Der Irrsinn des Krieges kennt nur den Zusammenhang : Je besser die Waffen desto mehr zerstörte Leben und verwüstete Städte wie Landschaften. Leider folgt dieser Logik der verbrecherische Angriff genauso wie die Verteidigung als Reaktion darauf. Nur Ursache und Wirkung dieses menschlichen Wahnsinns sind klar verteilt : Putins Willen ist die Keimzelle des Krieges gegen eine friedliche Ukraine. – Klaus Reisdorf

 


 

 

Leserbriefe zu „Das letzte Mittel“ von Carla Neuhaus

 

Armes Deutschland bzw. Europa! Gibt es nicht mal mehr genügend (Fach-)Übersetzer*innen, die einen schnöden Beipackzettel übersetzen können? Oder liegt es am Druck der Zettel? Ist Papiermangel der Grund? Online stellen lassen sich solche Zettel wohl auch nicht? – Thomas Manthey

 

…das Problem ist aber eben auch, dass bei einer Mittelohrentzündung regelhaft kein Antibiotikum erforderlich ist, aber leider immer noch viel zu häufig verordnet wird. – Rudolf Herbst

 

Landauf, landab heißt es, der Preisdruck sei schuld an den Lieferengpässen bei einigen Pharmaprodukten, so auch bei Antibiotikasäften. Nun berichtet die ZEIT, dass der Hersteller von den 13,60 €, die ein solcher Saft in der Apotheke kostet, 1,65 € erhält. Da stellt sich natürlich die Frage, wo landen die „restlichen“ 11,95 €? Der Apotheker dürfte knapp 4 € erhalten – und wieviel der Lohnfertiger und wieviel der Großhändler? Könnte es sein, dass das Wehklagen aus einer Branche kommt, in der Umsatzrenditen von über 20% keine Seltenheit sind? – Stefan Müller

 


 

 

Leserbriefe zu „Bitte recht klimafreundlich!“ von Dirk Asendorpf

 

Unter dem Adjektiv „klimafreundlich“ steht im Duden geschrieben: „wenig oder keinen schädlichen Einfluss auf das Klima und seine Entwicklung habend“; Stichwort: klimafreundliche Energie“; alles klar oder…!? Klimafreundlich in einige andere Sprachen übersetzt:

– klimatski prihvatljiv (bosnisch)

– klimavenlig (dänisch)

– climate friendly (englisch)

– respectueux du climat (französisch)

– amico del clima (italienisch)

– pogodan zu klimu (kroatisch)

– climate amica (latein)

– klimaatvriendelijk (niederländisch)

– klimavennlig (norwegisch)

– przyjane dla klimatu (polnisch)

– prientenos cu clima (rumänisch)

– amigable con el clima (spanisch)

– iklim dostu (türkisch)

– klima barát (ungarisch)

– klimaat freonlik (westfriesisch) u.s.w.

Wie soll das eigentlich nun gehen, dass man klimafreundlich lebt und sich klimafreundlich benimmt? Wer sagt am Ende oder am Anfang, wie das wirklich gehen soll, dass man klimafreundlich lebt, sich klimafreundlich benimmt! Zurück zum Duden und zum Stichwort: Klima….! – Klaus P. Jaworek

 

Es beweist wieder mal, daß die Österreicher nichts vernünftiges zustande bringen. Man müßte unseren Verkehrsminister mal nach Wien schicken. Er käme zu folgender Beurteilung: Eine Fokussierung auf die Bahn ist aus verkehrspolitischer Sicht abzulehnen:

-keine Technologieoffenheit

-Innovationen nicht möglich/erwünscht

-ungesunde Verengung der Mobilisationspfade

-de fakto Verbot von privaten PKW

-Autobahn fehlt

-Bahn ist bekanntermaßen unzuverlässig

(Ironie aus) – Peter L. Decker

 


 

 

Leserbriefe zu „»Kiwi ist in der Nase erkennbar«“ von Michael Allmaier und Gero von Randow

 

Nutriscore E! Danach wollte ich kürzlich schon mal googeln. Das Schlimmste, was mir bei meinen Einkäufen bisher untergekommen ist, war Nutriscore D für Kartoffelchips. Lustige Verkostung im Übrigen. Tritop habe ich allerdings vermisst, aber es ging wohl nur um Getränke, die man nicht erst noch selber mischen muss. – Thomas Manthey

 

Ich sitze nach einem längeren Abend mit sehr leckerem Bier und noch besserem Rum morgens über Ihr Experiment gebeugt am Küchentisch und amüsiere mich wahrlich köstlich. Im doppelten Wortsinn kann ich die Geschmacksexplosionen förmlich aus Ihren Worten herauslesen. Besonders gelacht habe ich über die vermeintliche Barbie und die Barrique-Limo. Mit über 40 trinke ich übrigens immer noch am liebsten Bier und entdecke immer wieder neue Sorten und Geschmäcker. Als Wahlpfälzer bleibt der Wein meinem Gaumen trotzdem fremd. Herzlichen Dank für Ihren Wagemut und die Leichtigkeit im Artikel. – Lothar Glasmann

 


 

 

Leserbriefe zu „DADDY UNCOOL“ von Annabel Wahba im ZEIT Magazin

 

Ich könnte jetzt was Schlaues schreiben und mich an meiner Pointiertheit ergötzen, aber ich sage lieber stattdessen schlicht: Danke! Dass Frau Wahba sowohl genau das Gefühl beschreibt, das frau hat, wenn gerade jemand von der Arbeit anruft und das Kind eben „präsent“ ist (die Situation mit der Flucht ins Schlafzimmer ist mir sehr, sehr oft passiert, auch weil Multitasking eine Bitch ist: Es ist für eine Frau peinlich, wenn man beim Telefonat raushören könnte, dass sie auch Mutter ist, UND, bei aller Liebe, Kinder sind sooo gut im Ablenken, die Evolution wollte das so), so, langer Satz (aber schlicht!), als auch mir noch mal vor die Augen führt, dass bei den Vätern selbst im Home-Office ganz andere Standards gelten als bei Müttern (Mütter sind eh immer Arschlöcher, is so; ich weiß das, ich bin selber eine, siehe oben). Es ist wichtig, dass darüber gesprochen wird. Das Mental Load-Thema ist nicht das einzige „je ne sais quoi“ im Alltag aller, die Care-Arbeit und Beruf erfolgreich (hahahaha, der war gut!) unter einen Hut bringen. – Polina Dekarz

 

Das Leben einer Feministin wird nicht leichter, wenn die Feinde ausgehen. Was, wenn Ihnen der Chef des Medienkonzerns nicht verübelte, das Kinder in die Video-Konferenz platzen? Was, wenn Ihre achtjährige Tochter und ihr sechsjähriger Sohn Sie auch ohne abgesperrte Tür in Ruhe ließen, wenn Sie es ihnen einfach erklären würden? Was, wenn die Bewunderung Ihrer Mutter für die hauswirtschaftlichen Leistungen Ihres Mannes keinen Affront gegen Sie, sondern freundlichen Respekt vor neuen Rollenverteilungen ausdrückt, die ihr fremd sind? Was, wenn die Gleichberechtigung da ist, die Türen weit offen stehen und Sie sich einfach nicht trauen, andern zu trauen (insbesondere Männern). Was, wenn Sie einfach das Risiko scheuen, das Robert Kelly eingegangen ist, und sich ein Herz fassen. – Ingo Klamann

 


 

 

Leserbrief zu „Fridays for Friedrich“ von Mariam Lau

 

Wahrscheinlich ist Frau Friedrich nicht die einzige, die den Klimawandel ernst nimmt und doch in vielen Punkten anders tickt als die Grünen. Klimaschutz ist längst keine parteipolitische Frage mehr. Jeder, der die existentielle Bedeutung erfasst hat, ist willkommen – in jeder Partei. – Christian Voll

 


 

 

Leserbrief zu „Wer wohl am besten sänge“ von Matthias Krupa

 

Vielleicht muss man ja nur mal eine Münze in den Scholzomaten werfen, damit dieser zum Leben erwacht. Vielleicht erwacht er aber auch nur nachts, so wie die Gargoyles. Sobald der Tag anbricht, werden diese nämlich gleich wieder zu Stein. Was die Aufnahme der EU-Anwärter-Länder aus dem Balkan angeht, so denke ich auch, dass es höchste Zeit wird, diese in den Staatenverbund der EU einzugliedern. Auch wenn der Kosovo aber auch andere Länder dieser Region noch gravierende Probleme in der Korruptionsbekämpfung aufweisen & der Drogenhandel immer noch so stark floriert, halte ich die Maßnahme doch für notwendig. Denn jetzt und heute, wo sich das internationale Machtgefüge immer mehr verschiebt, China als tragendes Beispiel seine wirtschaftlichen Einflusssphären kontinuierlich ausbaut, werden wir nicht drum herum kommen, dem wirksam entgegenzutreten. Peking hat sich bereits auf der Balkanhalbinsel festgesetzt und führt hier ganz entscheidend einige, wichtige Infrastrukturprojekte voran, nennenswert hier beispielsweise der Ausbau der Budapest-Belgrade-Skopje-Athens-Railway. Darüber hinaus haben sie bereits mit dem griechischen Hafen von Piräus ihr Einfallstor zu Europa. Und weitere Häfen werden folgen, da bin ich mir sicher. Erst neulich hat der Kanzler der chinesischen Reederei Cosco die Erlaubnis zur Beteiligung erteilt. Somit hält China bereits Anteile an den drei größten europäischen Häfen, namentlich Rotterdam, Antwerpen und Hamburg. Nun könnte ich die Liste noch fortführen, denn ja richtig, es sind noch so einige darunteri! Aber ich belasse es an dieser Stelle mal dabei. China, Wettbewerber, Partner, systemischer Rivale und die mächtigste Seehandelsmacht der Erde. Die chinesische Armada bahnt sich seinen Weg in das 21. Jahrhundert. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Gegen die Maschinen“ von Heike Buchter

 

Ich halte den Streik der amerikanischen Writers Guild für eine gute Nachricht. Von mir aus könnten sie für immer streiken. Das würde uns eine Menge Serienschrott und die immer gleichen Superheld*innengeschichten ersparen. Dann hätte auch die einfallslose Sequel-, Prequel – und Spinoffinflation (z. B. Star Wars, Fast and Furious) ein Ende. Und dann behaupten diese Autor*innen auch noch, sie seien „kreativ“. Lachhaft. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „China kann kaum alleine Chips herstellen. Warum ist das Riesenland so erstaunlich abhängig vom Westen ?“ von Max Hägler

 

Ein toller und lesenswerter Artikel von Max Hägler, zumal mich das Thema China ebenso wahnsinnig interessiert. Darum zunächst einmal vielen Dank an den Autor für diesen Beitrag. Den Untersuchungsergebnissen vom Institut der deutschen Wirtschaft würde ich zustimmen, wenn es darin heißt, dass China sich derzeit in manchen Bereichen noch schwertut. Gleichwohl würde ich aber auch ergänzen wollen, dass die China Eastern Airlines erst neulich das erste Exemplar eines vollständig in China entwickelten Flugzeugs vorgestellt hat. Was ich damit sagen möchte: Sie sind auf dem Weg. Weil China in bestimmten Bereichen noch Lücken und Defizite aufweist, investiert das Land gerade darum massiv in seine eigene Grundlagenforschung. Wenn wir bloß mal an Shenzhen denken, dem asiatischen Pendant zum Silicon Valley, dann bekommt man ein ungefähres Gefühl dafür, wie die Städte der Zukunft aussehen könnten. Shenzhen ist sowas wie eine Blaupause künftiger Tech-Metropolen & gehört weltweit zu den am schnellsten wachsenden Städten. Die erfolgreichsten chinesischen Elektronik-, Telekommunikations – und Hightech-Unternehmen haben ihren Sitz dort. Dazu zählen unter anderem: ZTE, Huawei, BYD, Hasee, Skyworth, Xunlei oder Dingoo. Daneben sind in Shenzhen zahlreiche ausländische Firmen angesiedelt. Ein Beispiel ist das weltgrößte IT-Unternehmen Foxconn, das im Stadtbezirk Longhua in der sogenannten iPod City iPods für Apple sowie Bauteile für Nintendo, Sony und Hewlett-Packard herstellt. Foxconn hat laut Wikipedia, Stand 2020 1.290.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ist einer der größten Arbeitgeber der Welt sowie der größte private Arbeitgeber in China und rein nach Umsatz das 20-größte Unternehmen der Welt. Um es am Ende vielleicht noch einmal kurz auf den Punkt zu bringen. Ja, China ist in gewissen Bereichen (noch) abhängig von uns. Ja aber auch, China tüftelt und forscht darum bereits umso mehr. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „»Vertrauen, mehr will ich nicht«“ Gespräch mit Max Kruse geführt von Jörg Kramer

 

Was für eine erbärmliche Vorstellung von Max Kruse: Schwankend zwischen Edith Piaf („Non, je ne regrette rien!“) und Erich Mielke („Ich liebe Euch doch alle!“) gibt sich der früher so kaltschnäuzige Ego-Profi als geläuterter Sportsmann, der nur gern noch ein wenig Fußball spielen möchte. Und wird, wie die Erfahrung lehrt, damit auch Erfolg haben: Es gibt immer wieder Vereine, die aus schierer Not nach dem Strohhalm eines vermeintlichen „Unterschiedsspielers“ greifen und einen, pardon, geldgeilen Querulanten bekommen. – Wolf-Rüdiger Heilmann

 


 

 

Leserbrief zu „Versuchskaninchen“ von Hanna Grabbe

 

Falls die Versuchskaninchen ausgehen sollten oder eine Alternative dazu gesucht wird, böte sich vielleicht eine ZEIT-Autorin an. Ich fand es empörend, wie jüngst in der ZEIT ein Medikament als Lifestyle-Mittelchen verharmlost wurde. Im Magazin war ja ein Foto von Frau Raether zu sehen. Medikamentenmissbrauch wegen mageren vier Kilogramm Gewichtsabnahme, wobei ich nicht weiß, ob das ein Vorher – oder Nachherfoto war. Frau Raether sieht so oder so nicht danach aus, dass sie solche Mittel nötig hätte, adipös wirkt sie jedenfalls nicht. Und was sind das eigentlich für Ärzte, die sich auf so etwas einlassen? Jeder Mensch sollte froh sein, wenn er mit möglichst wenigen Medikamenten, am Besten natürlich mit gar keinen, auskommt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das Medikament besonders nachhaltig ist. Solchen Quatsch überlassen Sie bitte Herrn Jenke und dem Kommerzfernsehen. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Entkoppelt“ von Matthias Schütte (Gestaltung) und ZEIT Online (Recherche)

 

Da klaffen Lebensverhältnisse in D doch deutlich auseinander. Dabei sind diese Daten schon veraltet und nur auf Großstädte bezogen. Noch krasser sind die Verhältnisse, wenn man den Stadt-Land-Unterschied anschaut. Aber in keinem Tarifabschluss wird das berücksichtigt. Stattdessen wird gejammert, dass man in Tübingen und anderswo keine Erzieher, Krankenschwestern, etc. findet. Stattdessen wird die Lösung in Instrumenten wie Wohngeld und Sozialwohnungsbau gesucht mit aufwendiger Verwaltung, begrenzt auf einen definierten Personenkreis – wer nur knapp drüber liegt, geht leer aus (bei der Förderung und bei der Wohnungssuche). Warum nur muss ein Erzieher in Jena dasselbe verdienen wie in München? – Wolfgang Stohrer

 


 

 

Leserbrief zu „Was wird aus Israel?“ von Omri Boehm

 

So wichtig die Forderung von Omri Boehm nach dem Zusammenfinden von Recht und Philosophie in einer an der Allgemeinen Menschenrechtserklärung für den Staat Israel auch ist, es sollte ein weiterer grundsätzlicher Wert dazukommen: Dass die in der Tora beschriebene archaische Geschichte der Juden keine Tatsachenberichte sind. Von den Schöpfungsberichten bis zu Abraham und seiner Familie ist das noch leicht nachzuvollziehen, aber auch der Auszug aus Ägypten, auf den sich vornehmlich fromme Juden so gern beziehen, hat in der dargestellten Form nicht stattgefunden. Kann so gar nicht stattgefunden haben, denn soll sich eine so große Menge Menschen mit allem Dazugehörigen 40 Jahre im Sinai aufgehalten haben, ohne archäologisch nachweisbare Spuren zu hinterlassen? Auch die in diesem Zusammenhang erwähnten Zahlen sind rein symbolischer Natur. Es wäre also die Aufgabe der Juden, diese Narrative aufzuarbeiten. Erst dann kann der eigentliche Gehalt der Erzählungen des Judentums zu gültiger Bedeutung kommen und die Tür zu einer Antwort auf die Frage, was aus Israel werden könnte, öffnen. Gegenwärtige Erfahrungen einschließlich dem Umgang mit einem säkularen Wirklichkeitsverständnis bei gleichzeitigem Erinnern an religiös geprägte Traditionen sind dazu unerlässlich. – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbrief zu „»Es sind Ausnahmen«“ von Katja Nicodemus

 

Die Äußerungen, „Filmsets sind nun mal hierarchisch….“ und „Aber es sind Ausnahmen“ können aber trotzdem keine Ausrede dafür sein (denn Ausreden sind diese Aussagen), daß man es nicht so genau nehmen müsse. Wenn man akzeptiert, daß Filmsets (und Opernsets und Ballettsets etc.) hierarchisch sind, dann erwächst daraus erst Recht eine besondere Verantwortung des leitenden Personals sensibel in dieser Situation zu agieren. Diese neue Art von Führungsverantwortung kann man im 21. Jh. nicht nur erwarten, sondern voraussetzen! Wer’s nicht kann, hat in Führungsverantwortung nichts zu suchen. – Wolfgang Michel

 


 

 

Leserbrief zu „Die Wimper im Abseits“ von Peter Kümmel

 

Kompliment zu einem wunderbar formulierten Fußball-Artikel. Nüchtern betrachtet, kann man die Dinge aber auch so bewerten: Die VAR-Überprüfung einer Abseitsstellung wird heute von allen Beteiligten (auf und neben dem Rasen) klaglos hingenommen. Auch wenn es um Zentimeter geht. Abseits ist Abseits. Dass es dauert, bis die sogenannte „kalibrierte Linie“ gezogen wurde, ist eben so. Es geht schließlich um eine wichtige Sache: Tor oder nicht Tor? Ein Weitspringer, der den Balken um einen Zentimeter übertritt (Kamerabild!) hat einen Fehlversuch. Auch wenn es ein Weltrekord wäre. Die Torlinientechnik ist ebenfalls unumstritten, weil sie eindeutige Bilder liefert. Auch wenn dadurch das „Dritte Tor von Wembley“ verhindert worden wäre und der Fußball eine Legende weniger zu erzählen hätte… Anders sieht es bei Hand oder nicht Hand, Foul oder nicht Foul aus. Für die Verwirrung beim Handspiel (speziell im Strafraum) kann der VAR nichts. Hier sind die Regelhüter, bzw. FIFA und UEFA gefragt, die das strafbare Handspiel eindeutiger definieren sollten. Dass Spieler Rote Karten durch vermeintliche Tätlichkeiten provozieren, mit Flugeinlagen Elfmeter schinden oder Gegenspieler absichtlich verletzen ist schlicht unsportlich. Hier kann der VAR für Klarheit und Gerechtigkeit sorgen. Das ist nur fair. Und schließlich: Rudelbildung und Diskussionen mit den Schiedsrichtern gab es schon immer. Auch vor dem VAR. Derartige Szenen müssten schon lange durch eine klare Regeländerung unterbunden werden: Mit dem Schiedsrichter sprechen nur die Mannschaftskapitäne. Sonst niemand. Fazit: Die Schiedsrichter werden durch die „kalte Technik“ eher geschützt als überwacht. Denn wie peinlich ist es für den Mann mit der Pfeife, wenn er ein Tor gibt, obwohl der Torschütze im Abseits stand und alle Welt sieht es, dank der Fernsehbilder mit Standbild und Zeitlupe? Dann lieber um eine Wimper exakter! – Thomas Meichle

 


 

 

Leserbrief zu „Die hellhörige Stadt“ von Peter Kümmel

 

Was oder wer in Stuttgart hat Peter Kümmel so geärgert, dass er trotz des berechtigten Lobes über die Jazz Open so über seine Geburtsstadt herzieht? ‘Es ist schon fast böswillig zu behaupten, das überall Schutt, Abraumberge und Verwüstung zu finden sind. Richtig, Stuttgart 21 ist eine riesige Baustelle, die den Bahnhof zwar fit machen soll, aber viele Peinlichkeiten bietet. Aber fertig werden soll er in etwa 2 Jahren, so lang ist das nicht mehr. Und dass seine Grundstücke für Immobilienspekulanten Eurozeichen in die Augen treiben, ist zwar eine schöne Mär, stimmen tut sie trotzdem nicht, denn die Stadt hat die Grundstücke aufgekauft! Eben dass es keine Spekulation gibt. Das grandiose Festival Jazz Open für ein derartiges Stuttgartbashing – das Zentrum liegt in Trümmern – zu missbrauchen, ist schon fast perfide. Es leben die alten Vorurteile. – Hans H. Pfeifer

 


 

 

Leserbrief zu „AM GRAB VON NELLY MANN“ von Karin Ceballos Betancur

 

Ich bin immer wieder überrascht, welch eine menschenfeindliche Gehässigkeit das intellektuelle Bildungsbürgertum, die Intelligenzija, imstande ist, an den Tag zu legen. Nichtsdestotrotz las ich den Beitrag sehr gern. Vielen Dank darum an die Autorin. Mit inbrünstiger Hoffnung, dass die Blumen gedeihen. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Was für eine Kruste!“ von Matthias Krupa

 

Ein wundervoller Beitrag von Matthias Krupa, der zum Träumen einlädt. Jetzt am liebsten flanieren in der schönsten Stadt der Welt, so gerne jetzt wandeln auf dem französischen Trottoir, eine Boulangerie betreten, mich am Anblick der erlesensten Pariser Patisserie erfreuen und natürlich, richtig, ein Baguette ordern. Une tradi s’il vous plait! – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zum Wochenmarkt „DER 23. RISOTTO“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Vielen Dank für das tolle Risotto Rezept. Obwohl ich den Risotto ein bisschen anders gemacht habe, also ohne Wein und ohne Minze – Blätter, war er richtig köstlich. Die alte Methode den Risotto langsam mit der Brühe zu kochen, benutze ich nicht mehr. Nach dem Rösten wird der Reis sofort mit der Brühe ( Pulver aus dem Glas) abgelöscht und 15 Minuten im geschlossenen Topf gekocht. Ich benutze Carnaroli Reis und der gelingt immer. Zu dem Reis habe ich einen Salat mit dem Rest von dem gekochten Spinat und zwei geriebenen Karotten serviert. Die Vinaigrette für den Salat: Rapsöl( Bio und kaltgepresst), aceto balsamico und Kräutersalz. Auch sehr lecker. Ich habe Ihr Rezept für zwei Personen gemacht. – Gianna Wollek

 


 

 

Leserbrief zu „FALSCHE FREUNDE“ von Luisa Hommerich im ZEIT Magazin

 

mit großem Erschrecken und tiefer Betroffenheit habe ich soeben Ihren Artikel „Falsche Freunde“ (Zeit Magazin, 11.5.2023 N20) gelesen. Ich habe mich gefragt, ob es möglich ist, Herrn William Gensee eine Spende zukommen zu lassen (und ggf. einen kurzen Text?). Mir ist klar, dass dies keine Wunden heilen kann. Dennoch würde ich Herrn Gensee gerne eine Geste des Mitgefühls übermitteln, sofern möglich. Danke, dass Sie diese Geschichte öffentlich gemacht haben. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich der „Verein“ auflöst und die Mitarbeitenden eines Tages zur Rechenschaft gezogen werden. – Leonie Mette