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4. Januar 2024 – Ausgabe 2

 

Leserbriefe zu „Nichts ist verloren“ von Bernd Ulrich

Habe Ihren Artikel gelesen, wundere mich aber über den Tenor. Viele Artikel der Zeit haben sich mit der AfD beschäftigt und dargelegt, wer AfD wählt. Auch in Ihrem Artikel zeigen Sie auf, dass die AfD keine Rezepte hat, die jetzigen Krisen zu lösen. Richtig, da es auch keine einfachen Lösungen gibt. Die Frage, die sich nun stellt, ist doch, warum die Deutschen, speziell in Sachsen trotzdem AfD wählen wollen? Es wird wahrscheinlich einen geben, der in Ihren Studien gar nicht thematisiert wurde. Schlecht, wenn sich Wissenschaftler immer an den einfach fassbaren Fakten orientieren und am Kern der Problematik vorbeigehen. Vielleicht sollten man die Wähler mal anders fragen, um es herauszufinden und nicht nur ‚wissenschaftliche Studien‘ zu erheben, die den Grund nicht herausarbeiten.
R. Gossen

Natürlich haben die exorbitanten Versäumnisse der demokratischen Parteien und vor allem die 16 Jahre Stillstand unter Frau Merkel einen Anteil am Erstarken der AfD. Nur glaube ich, dass das Narrativ, die meisten AfD-Wähler seien ja keine Rechtsextremen oder gar Neonazis, und würden die Partei wegen dieser Versäumnisse wählen, nicht richtig ist. Vielmehr hat ein Großteil der AfD-Wähler tatsächlich rechtsextreme Beweggründe, denn die Partei gewinnt, je mehr sie sich radikalisiert, an Zustimmung. Auch die ökonomische Lage der AfD-Sympathisanten spielt eine immer geringere Rolle. Diese Leute sind meines Erachtens für die Demokratie verloren. Nichtsdestotrotz müssen die Demokraten im Land endlich in die Offensive kommen!
Andreas Zabel

Wenn nichts verloren ist, ist logisch eben auch alles verloren. Wir leben mittlerweile in einem (rechthaberischen, fehler nicht einsehenden) parteienstaat. Der vielzahl gegenwärtiger politiker (beruf!) fehlt dabei häufig nicht nur die sachkunde, sondern – und da haben sie vollkommen recht- eine kommunikationsfähigkeit, die eben auch teil dieses leider zeitlich nicht beschränkten jobs ist. Es sind keineswegs die krisen, welche immer mehr wähler zu den „ rattenfängern“ bringen, sondern die politiker, die eine politik an einem immer grösser werdenden teil der bevölkerung vorbei machen. Und da wundert sich die presse über die umfragewerte? Kommunikation ist doch ihr! ureigenstes geschäft- nutzen sie es!
P. Roetzel

Bernd Ulrich will beim Thema „AfD“ mutig und cool sein. Okay! Dabei will ich gern helfen. Erstens sind die politischen Eliten des Landes keine „Liberalen“. Was immer sie waren, heute sind es global aufgestellte, sozial-ökologische Idealisten, die ihre Tagträume von einem hart arbeitenden Volk bezahlen lassen. Ohne jedes Erbarmen für deren Belastungen. Zwei Dinge müssten sich ändern, um die AfD oder den Ansehensverlust der Etablierten aufzuhalten. Die eigene Bevölkerung (Wählerschaft) steht an erster Stelle. Und erst wenn das für alle offensichtlich ist, nimmt sich die Politik die Freiheit, allen anderen in der Welt zu helfen. Wer den Bürgern so eine „nachrangige Ethik“ verweigern will, verabschiedet sich von Demokratie und ist auf dem Weg in eine Diktatur. Zweitens hat die Politik wieder dienende Funktion zu übernehmen. Dies gilt in Bezug auf die Wirtschaft und auf die Freiheit und Eigenverantwortung der Bürger. Die heutigen Eliten sind bevormundend, manipulativ und in ihrer Besserwisserei unerträglich. Dem Land geht es nicht mehr so gut, dass die Bürger das noch durchgehen lassen. Das sind meine einfachen und wirklich coolen Antworten. Das Uncoole aber ist, dass die Eliten des Landes hier keine Antworten sehen, sondern einen tödlichen Angriff auf alles, was sie glauben und tun. Und Gott sei Dank entscheiden diese Eliten, was Demokratie ist. Nur…, dass man die Menschen noch wählen lässt, könnte ein Problem werden. Mal sehen, was man dagegen machen kann.
Fred Klemm

Es wäre noch viel weniger verloren, wenn die Medien die AfD nicht immer so hochschaukeln würden. Einen Leitartikel in der ZEIT! Super! Mehr kann man sich als AfD-Politiker oder -Anhänger ja kaum wünschen! – Entschuldigung: Geht’s noch? Jeder kleine AfD-Provinzbürgermeister wird zum unerklärlichen Supererfolg stilisiert, jeder Wahlzugewinn von (hoffentlich demokratischen!) Journalisten extrem betreten, aber umfangreich kommentiert.  „The medium is the message“ (M. McLuhan). Schon mal gehört? Wäre mit Sicherheit hilfreich, wenn die Medien den Ball einfach mal etwas flacher halten und nicht jede Mikro-Aktion der Antidemokraten mit dem Weihrauch ihrer Aufmerksamkeit heiligen würden.
Sabrina Hausdörfer

Es sieht für mich leider so aus, als wären wir auf dem „schlechtesten“ Weg, in naher Zukunft nicht alles, aber sehr viel an Demokratie zu verlieren! Als ich 15 Jahre alt war, hatte „Das Deutsche Reich“ seinen Krieg verloren! Und das es zu diesem Krieg überhaupt gekommen ist, liegt für mich daran, dass ebenso wie heute, die Deutschen der „Lautstärke“ folgen und nicht dem „Argument“. Wie vor 1933 laufen die „Deutschen“ gern dem „Pöbel“ auf der Straße nach, der sich dann auch in den Medien breit macht. Ich kann es nicht verstehen, wenn ich das Grundgesetz richtig interpretiere, dass es nicht möglich ist, eine „Vereinigung von Menschen“, die sich öffentlich gegen unsere Grundwerte stellt, zu verbieten! Mit einem solchen Verbot würde man Wähler davor schützen, sich „vor einen Karren spannen zu lassen, von dem sie nicht wissen (wissen wollen!), was sich auf dem Karren versteckt!
Günther Kampf

Sie schreiben zurecht: Die liberale Mitte hat es in der Hand, mit einer anderen Politik das Blatt zu wenden. NUR… glauben Sie an Märchen?! Die sogenannten ,,politischen etablierten Parteien“ stopfen sich doch schon seit Jahren ihre Taschen voll und klüngeln beim Postenschacher kräftig. Darum haben wir ein ,,Zweiklassensystem“ und der kleine arbeitende Steuerzahler hat doch gar keine andere Möglichkeit seinen Frust loszuwerden, sodass er Protest wählt. Es ist traurig, aber wahr.
Herbert Loitsch

Zustimmend zitiere ich: „Die liberale Mitte hat es in der Hand, mit einer anderen Politik das Blatt zu wenden.“ und „Wie kann es, verdammt nochmal, sein, dass jenen im Westen, in Deutschland zumal, die in Politik, Wirtschaft, Bildung und Medien nach wie vor fast alle Schlüsselpositionen innehaben, ihre Hegemonie so durch die Finger rinnt.“ und „Nein, die Antwort findet sich beim Blick in den Spiegel, der liberale, vernünftige, mächtige Teil der Republik muss einiges gewaltig falsch machen.“ So weit so gut. Und dann: „Hier mal ein VORSCHLAG zur liberalen Selbstkritik: (Während die Rechten eine emotionale Antwort auf die epochalen Herausforderungen …haben) finden die vernünftigen Kräfte kaum noch Zugang zu den Gefühlen der Menschen.“ Das ist wohl vielfach so, aber soll damit gesagt werden, dass man nichts anders machen muss, außer die Gefühle der Menschen zu adressieren? Hier wieder zustimmend: „Wenn Fehler der Liberalen den Erfolg der Illiberalen erklären, dann haben sie es in der Hand, mit einer anderen POLITIK und Kommunikation das Blatt zu wenden.“ Nun meine verwunderte und enttäuschte Frage: wo bleibt der Vorschlag von Bernd Ulrich in Sachen anderer Politik. Ein paar Ideen hätte ich schon erwartet. (Oder sind alle denkbar sinnvollen Vorschläge „igittigitt“? Meine Vermutung.)
Hergen Heinemann

Ein neues Jahr, ein neuer Ansatz: Um den wachsenden Rechtstrend zu bremsen und unsere gefährdete Demokratie zu schützen, schlägt Bernd Ulrich vor, eher über uns (die liberale Mitte) zu reden als über die AfD. Denn das Reden über die AfD wertet diese Partei erst richtig auf, lenkt zugleich vom eigenen Versagen ab, verschafft uns das falsche Gefühl eines guten Gewissens und fördert so unser von falschen Hoffnungen getragenes Zuwarten. Der neue Ansatz soll mit einem schonungslosen Blick auf uns selbst das schlummernde demokratiestützende Potenzial aktivieren und ermutigen, uns zu wehren. Das ist auch unbedingt nötig. Denn nach dem kurzen Weihnachtsfrieden mit den üblichen Zusammenhalts-Gefühlswellen zeichnen sich in unserer Gesellschaft verschärfend die bekannten Kampfzonen ab: Ausgehend von den aktuellen Verteilungskämpfen mobilisieren Protestaufrufe das anwachsende Wutpotenzial, um in Deutschland eine Art Generalstreik zu inszenieren. Während der Geltungskampf der Narrative immer mehr zu einem Stellungskrieg gegen unsere Demokratie wird, will die FDP im ewig andauernden Wahlkampf ihre Sichtbarkeit erhöhen (und wird damit sich und die beiden anderen Ampelparteien weiter marginalisieren). Der Kampf um den Frieden in der Welt (zu dem auch der Frieden mit der Natur gehört) droht in der weltweiten Ausweitung der kriegerischen Kampfzonen der lange Atem auszugehen. Tatsächlich gibt es keinen Grund, fürchtend zu warten. Bereits jetzt sind alle Demokraten gefordert.
Reinhard Koine

Nein, nicht die Demokratie steht auf dem Spiel, sondern womöglich die linksgrüne Meinungshegemonie. Es sind Phantomschmerzen derjenigen, die in erhabener Attitüde und unbeirrt jahrzehntelang die Diskurshoheit für sich in Anspruch nahmen und sich dabei wie in einem geschlossenen System wechselseitig die Bälle zuwarfen. Vox populi war bei alledem eher Störenfried. Das rächt sich nun, die Mehrheit hat sich abgewendet, der moralische Baldachin stürzt ein. Aber das ist Demokratie. Krokodilstränen wären pharisäerhaft. Brandbeschleuniger ist bei alledem die ungelöste Migrationsfrage. “ Ernten, ohne gesät zu haben“, heißt die Rezeptur der AfD. Zu ändern nur durch eine Radikalreform, für die einstweilen noch Denkverbote bestehen. So gesehen ist der Zug kaum aufzuhalten, übrigens einem europaweiten Trend folgend.
Christoph Schönberger

Die Demokratie schafft sich zurzeit selbst ab. Die Koalitionäre waren von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Der Koalitionsvertrag ein erzwungener Deal, dessen Einhaltung von Beginn an von keiner Fraktion geplant war. Die Bedienung der eigenen Klientel, weicht den persönlichen Interessen und sorgt für Kompromisse, die keiner mehr versteht. Währenddessen klafft die Schere immer weiter auseinander, die obersten 20 Prozent haben das Sagen und bestimmen, was gut ist für unteren 80 Prozent, die Wirtschaftsnachrichten für die Aktionäre nehmen immer mehr Raum im öffentlich rechtlichen Fernsehen ein, die unteren Schichten, die keinerlei Vertretung in der Politischen Landschaft sehen, haben die Nase voll, sich immer wieder anhören zu müssen, wie schlecht es für gewinnexplodierende Unternehmen in Deutschland läuft, während sie selbst die Kosten für Miete,   für die Familie,  für die Bildung ihrer Kinder und für ein glückliches sorgenfreies  Leben nicht mehr aufbringen können. Die AFD treibt damit ihr perverses Spiel und gaukelt eine Änderung vor, sobald sie mehr Einfluss hat, obwohl ihr Interesse die Interessen der Reichen vertritt. Die Linke Politik ist tot. Wenn eine grundlegende Änderung in den nächsten zwei Jahren nicht erfolgt, wird der rechte Mob das Land übernehmen.
Herbert Büttner

„Dies ist die Macht des Aussprechens dessen, was ist. Es ist das gewaltigste Mittel.“ Ferdinand Lassalle vor fast 200 Jahren. Bei der Gründung der SPD. Alle große politische Aktion besteht in dem Aussprechen dessen, was ist und beginnt damit. So könnte man diesen Artikel zusammenfassen. Auch den Artikel „»Wahn­sinn. Ei­ne Rie­sen­schei­ße« “ (S. 4). Alles wäre für die Bürger glaubwürdiger und es würde Hoffnung und Halt für die Zukunft geben. Den Schwätzern würde es den Boden entziehen.
Manfred Neuber

Ich habe dem deutschen politischen Apparat seit langem „innerlich gekündigt“. Ich beobachte seit langem die Bemühungen und das Scheitern wechselnder Regierungen durch immer detaillierte Regulierung das Leben der Bevölkerung zu verbessern. Funktionierendes und Neues finde ich leider lediglich an Stellen, wo die staatliche Regulierung noch nicht stattgefunden hat oder der Entwicklung hinterherhinkt. Mein Eindruck ist, dass der Politikbetrieb vorrangig das Ziel verfolgt sich selbst durch immer detailliertere Regeln immer fester im Leben zu verankern. Selbstverständlich gibt es keinen Bürger mehr, der dieses detaillierte System der Regulierung versteht. Die Regeln werden auch immer weniger befolgt und meist ohne Konsequenz. Hieraus entsteht die verbreitete und vielerorts kritisierte Staatsverdrossenheit und Sehnsucht nach einfachen Antworten. Wenn der Volkssouverän einfache Antworten fordert, aus welchem Grund außer dem eventuellen Bedeutungsverlustes des politischen Betriebs, kann man Ihn diese verweigern. Lassen Sie mich nun konkreter werden und erklären, warum Populisten kein Monopol auf „einfache Antworten “ haben müssten.
Die Frage ist brauchen wir derart detaillierte Gesetze, wie beispielsweise eine Verpflichtung zum Einbau von Rauchmeldern in Wohngebäuden oder von digitalen Assistenten in Autos? Die Antwort ist, dass 90% der Gesetze und Verordnungen ohne signifikante negative Auswirkung gelöscht werden können. Der verbleibende Kern gäbe dem Bürger die Gelegenheit zu verstehen, wofür das Gemeinwesen vorhanden ist. Umsetzung und Durchsetzung wären ebenfalls erheblich einfacher, weil eine detaillierte Regulierung nicht nur die genaue Anleitung zur Durchsetzung, sondern auch zur Umgehung beinhaltet, wie beispielsweise bei KFZ-Abgasnormen. Um das gesagte intuitiv zu verstehen, empfehle ich: Einen John Wayne Western: Der Held ist kein politisch korrekter Mensch, aber er setzt das Gute durch und besiegt das Böse Wie lange ist die Küste von Großbritannien? – Je genauer Sie versuchen das Ergebnis zu ermitteln, desto weniger relevant und beständig ist Ihre Lösung. Also: Wenn Sie die Demokratie retten wollen, in dem oben beschriebenen Ansatz der Vereinfachung um verständlich zu werden sehe ich den Weg.
Michael Horbaschk

So gerne ich der Aussage „Nichts ist verloren“ zustimmen möchte und es sicher zutrifft, dass man „mit anderer Politik und Kommunikation das Blatt wenden kann“, so bin ich doch mehr als skeptisch, ob das gelingt. Warum? Sie schreiben, „der liberale, vernünftige, mächtige Teil der Republik muss einiges gewaltig falsch machen“. Dem ist wohl leider so. Nur, dies falsch machen, erfolgt doch schon seit Jahrzehnten. Ist dieser mächtige, vernünftige Teil denn zu einer Fehleranalyse und entsprechender Änderung fähig und willens? Letzteres wohl eher nicht, denn es geht ja schon über Jahrzehnte (Stichworte Schulausbildung/Pisa-Studie, Digitalisierung, Zustand Bundeswehr oder Bundesbahn usw.) Ein anderes Beispiel: Wirtschaftsminister Habeck wird von aufgebrachten Bauern daran gehindert, an Land zu gehen. In Berlin ist man unisono (!) empört und beklagt die Verrohung der politischen Sitten (NZZ berichtete). Nur hatte der Sprecher des Bauernverbandes dem Landwirtschaftsminister nicht öffentlich direkt ins Gesicht gesagt, dass die Luft beginnen würde zu brennen, wenn man die Streichung der Subventionen nicht zurücknehme? Also war Habeck doch vorgewarnt. War es nicht ein Wirtschaftsminister, der das Aus für die Förderung von E-Autos an einem Wochenende verkündete und ein mehr als umstrittenes Heizungsgesetz durchsetze. Schlechtester Stil.
Aber die Empörung der Bauern oder von Millionen von Hausbesitzern, die vom Heizungsgesetz betroffen sind, wird als nicht adäquat denunziert und kann deshalb ignoriert werden. Kann es sein, dass die Streichung von Subventionen einen aggressiven Akt darstellt (Stichwort „Durchregieren“), auf den mit Aggression re-agiert wird (in Frankreich wäre noch viel mehr los und würde dazu führen, dass die Politik darauf reagiert. Siehe Umgang mit den gelben Westen)? Ein Problem der deutschen „Öffentlichkeit“ ist, dass sie dies nicht erkennen kann oder will. Ihre Frage bezüglich Machtpositionen, Hegemonie und durch die Finger rinnen, ist m. E. so zu beantworten, dass viele dieser „happy few“ im wesentlichen mit sich und ihrem Fortune beschäftigt sind und ihnen alles andere ziemlich egal ist (Bsp. s. o.). Als personenbezogener Beleg möge die Aussage des thüringischen Innenministers gelten, der vor kurzem sagte, „wir (sic) schlafwandeln auf ein Desaster zu“. Wir? Nein, er und die Bewohner der Politblasen-Elfenbeinturms (aka Realitätsferne) in Berlin und anderswo. Aber wir, da hat er recht, werden es ausbaden, was wir nicht verbockt haben. Wie sagte doch Max Liebermann so treffend un-schön, ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte.
Gerd-Rüdiger Erdmann

Der Befund, dass der Höhenflug der AFD nur mit den Fehlern der Regierenden zu erklären ist, ist so richtig wie banal. Schließlich hat die AFD gar kein eigenes Programm und pendelt zwischen Wirtschaftsliberalismus und Autoritarismus, ohne sich festzulegen. Allerdings ist die Frage, welche Politik die Rechten eindämmen könnte, schon schwerer zu beantworten. Ulrich plädiert für mehr Gefühl statt Technokratismus. Aber wenn wir ins Ausland blicken, sehen wir, dass auch emotionalere Regierungschefs die gleichen Probleme haben: Macron hat zum Jahreswechsel einen Neustart als „Rendez-Vous mit der Nation“ angekündigt, Präsident Biden in den USA beschwört leidenschaftlich die Einheit der Amerikaner und hat ein Billionen schweres Konjunkturprogramm gestartet – beides bisher mit mäßigem Erfolg. Es scheint fast, dass der rechts-identitäre Autoritarismus – ähnlich wie in den 1920er und 30er Jahren – von vielen Menschen als „the next big thing“ wahrgenommen wird. Auch wenn sie selbst nicht rechts stehen, haben sie das Gefühl, dass sie gegen den Zeitgeist nichts ausrichten können.
Für mich gibt es nur eine radikale Konsequenz: Mehr Demokratie wagen! Statt von oben her die vielen Krisen immer ineffizienter zu managen, sollte den Bürgern mehr Mitsprache gegeben werden. Warum nicht zu allen wichtigen Fragen Bürgerräte einberufen, warum zum Beispiel nicht lokale Entscheidungen zu Klimapolitik und Integration von Migranten ermöglichen, die dann auch von Ländern und vom Bund respektiert werden? Dem Bund – und auch den Ländern – käme dann eher die Rolle des Koordinators und Kontrolleurs zu, der verschiedene Initiativen miteinander in Einklang bringt und globale Ziele (z.B. Reduktion von Co2-Ausstoß und Schulabbrecherquoten etc.) vorgibt und die notwendigen Finanzen bereitstellt. Klingt abwegig? Vielleicht, aber auf lokaler Ebene sind die Fronten noch nicht so ideologisch verhärtet, wenn Leute direkt miteinander reden, geht mehr als man meint. In diesem Sinne hoffe ich auf ein Jahr des Ehrenamts (das dafür natürlich auch finanziell aufgewertet werden müsste).
Dirk Kerber

„… wie kann es, verdammt noch mal, sein, dass jene in Westen … ihre Hegemonie so durch die Finger rinnt?“ Ich denke, es ist nicht nur die „Sprache der Technokratie im Stadium der Vergeblichkeit“. Es ist das Fehlen vom Bewusstsein der „Verantwortung“ für die langfristige Zukunft der Republik und dem fragwürdigen Spiel um die gegenwärtige Macht. – Die AfD muss nur warten… Nicht nur bei den Kindern, auch in der Politik herrscht Bildungsarmut…!
Klaus Busch

Auf Umwegen kommt Bernd Ulrich zur Gleichsetzung von liberal, vernünftig und Mitte, wenn diese politische Auffassungen vertritt, die zwischen gemäßigten Linken und einem gelegentlich luziden Merz verortbar seien. Dazu gehören der Verfasser und die vielen Mächtigen in der Republik. Wie könne es da sein, dass sich da eine AfD breitmacht, die doch nur über eine fadenscheinige „Patchwork-Ideologie“ verfüge? Patchwork und Ideologie passen zusammen wie Flickwerk und liturgisches Gewand. Die AfD zeigt auf, was geflickt werden muss, die so genannten Liberalen, vor allem die Grünen, stellen zur Schau, was nicht alltagstauglich ist. Um zu verstehen, was in unserem Land nicht gut läuft, hätte Ulrich bei Platon nachlesen können: Die Geisteselite ist gegen Eitelkeit und Verblendung nicht gefeit, Image und Reichtum sind ihnen wichtiger als das Gemeinwohl; Verschwendung und gleichzeitige Verarmung der Bevölkerung, Bequemlichkeit und mangelhafte Erziehung Begleiterscheinungen. Das Volk ruft nach Ordnung. Platon sieht eine Diktatur vorher. Ulrich wohl auch, ohne zu berücksichtigen, dass der griechische Philosoph kein Demokrat war, sich also die Möglichkeit der demokratischen Abwahl nicht vorstellen konnte. Die Rettung, so Ulrich, kann nur durch die Vernünftigen erfolgen. Die sollen sich wie einst Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. Nur zu! Für diese Lösung eignet sich am besten die Opposition.
Johannes Kettlack

Natürlich ist nichts verloren. Wir brauchen nur mehr Aufrichtigkeit. Unsere Eliten haben versagt. Von diesem Faktum sollte Bernd Ulrich ausgehen. Da hilft auch larmoyantes Gejammer nicht. Haben wir im Bundestag ein Antikorruptionsgesetz?  Nein! Wie arbeiten unsere Behörden, wie unsere Ampelregierung? Selbst unser Bundeskanzler hat vor dem Warburg Bank-Untersuchungsausschuss einen eher nachdenklich machenden Eindruck hinterlassen. Viel Vertrauen ging in diesem Staat verloren. Aber Vertrauen und Gerechtigkeit sind die Grundpfeiler einer Demokratie. Davon spricht doch Immanuel Kant. Nachzulesen im hinteren Teil der „Zeit“. Vielleicht sollten auch die hochbezahlten Stars unter den Leitmedien sich einfach mal unter das Volk mischen. Da hörte man so manches: Wut und Enttäuschung. Da muss man noch nicht einmal Lokführer bei der GDL sein.
Karl Pögel

Doch, die Stärke und Wehrhaftigkeit unserer Demokratie! Im Ukrainekrieg: wenn wir und alle anderen europäischen Staaten nicht endlich die Halbherzigkeit unserer Waffenlieferungen beenden und auf allen, nicht allein militärischen, Gebieten volle Solidarität mit der Ukraine zeigen, wird Putin das größte demokratische europäische Land seinem Reich einverleiben! Allein durch den gewonnenen Machtzuwachs wird er Druck auf die Nachbarstaaten ausüben, Abhängigkeiten schaffen und Vasallentum fördern. Dazu braucht er sie nicht einmal besetzen! Man erinnere sich nur an den ehemaligen Ostblock! Demokratie und Freiheit werden ganz allmählich verkümmern! Beim Klima: um unseren CO2-Ausstoß, global betrachtet 2%, auf vielleicht 1% zu drücken, müssen unsere Bürger und Wirtschaft finanziell unverhältnismäßig bluten, während anderswo Luftgroßverschmutzer gleichzeitig atomar und fossil aufrüsten! Wichtiger wäre, wenn vor allem der grüne Regierungsanteil immer und immer wieder anmahnen, sich nachdrücklich dafür einsetzen würde, dass die CO2-Senkung als globale Mammutaufgabe nur global und gemeinsam gelöst werden kann! Wenn aber plötzlich das Klima in die entgegengesetzte Richtung umschlagen sollte? Durch eine Naturkatastrophe ebenfalls globalen Ausmaßes, wie einst der Ausbruch des Krakatau? Abwegig? Fragen Sie einmal Vulkanologen! Mit einer Verdüsterung der Atmosphäre, Missernten, Kälte, kaum wärmender Sonne, geschweige denn Solarenergie! Mehr Licht und Wärme allein durch Strom aus Windkraftanlagen, nachdem atomar und fossil abgerüstet wurde?
Ob unsere Regierung etwa dafür einen Plan B in der Schublade hat, nachdem für einen vergleichsweise banalen Ersatzetat dort keiner zu finden war? Bei der Immigration: unsere Willkommenskultur hat die Grenzen weit geöffnet für Buntheit und Vielfalt. Ich verstand darunter immer das bunte Mosaik der vielen Völker und Nationen unserer Erde, nicht ein in allen Farben schillerndes kleines Land! Mit gewissen Kollateralschäden dank unserer Weltoffenheit: ein Mehr an Kriminalität, Islamismus, Antisemitismus, Bodenversiegelung, Pseudointegration. Alles mühsam zu schultern von unseren Bürgern und zu bezahlen mit ihren Steuern! Dabei sollte doch, laut Amtseid, ihr Wohl gemehrt werden! Schon jetzt bestehende Parallelgesellschaften werden größer und mächtiger, während die einheimische Bevölkerung schrumpft. Richtig zu Hause, besonders in unseren Städten, fühlt man sich auch nicht mehr! Eines schönen Tages könnten wir vor der Wahl stehen: Teufel oder Beelzebub, Skylla oder Charybdis, AfD-Regierung oder Kalifat! Unsere Regierung sollte endlich ihre rosarote Brille abnehmen, mit der sie sich unser Land und die Welt schön sieht! Sie muss jetzt entschieden handeln mit klarem Blick auf die ungeschminkte Wirklichkeit, nur dem Vernunftargument, keiner Parteiideologie, keinem Gebrüll, keinem Druck der Straße folgen, damit unsere Demokratie, Freiheit, Werte auch in Zukunft erhalten bleiben! Endlich wieder eine starke, wehrhafte Demokratie werden!
Ulrich Pietsch

Die von populistischen Mechanismen getriebene AfD ist und bleibt eine von Rechtsradikalen und Neonazis infizierte Partei deren Führungspersonal von dieser gefährlichen Mischung profitiert, auch wenn sie das nie öffentlich sagen wird. Ihre in der Mehrheit unpolitischen Wähler folgen leider nur den üblichen oberflächlichen Angriffen der AfD an die Adresse der etablierten Parteien und unterscheiden sich kaum von Trumps Sprüchen gegen Biden oder denen von Le Pen, der Galionsfigur des RN in Frankreich. Auffallend, dass die populistischen Parteien weder über eine solide Programmatik noch über regierungstaugliche Spitzenpolitiker verfügen. Das beste Beispiel war und ist Trumps Unkenntnis der weltpolitischen Zusammenhänge -was für den russischen Präsidenten Putin wieder eine Gelegenheit mehr ist, seine Großmachträume weiter zu verfolgen. Erschreckend ohnehin die unklare bis nur dürftig verdeckte Haltung der meisten populistischen Parteien Europas zu Diktator Putin. Das die Populisten von Putins Apparat auch finanzielle Zuwendungen annehmen (z.B. Le Pen) und die politisch ausgestreckte Hand gerne ergreifen ist schlicht skandalös – auch die AfD macht da mit! Erschreckend deswegen für Europa diese Erosion der Parteienlandschaft, verursacht durch den Zuwachs an rechtspopulistischen Parteien.
Es wird also höchste Zeit die Ursache dieser politischen Verschiebungen zu analysieren.  Die Basis der demokratischen Königsdisziplin Wahlen ist nun einmal die Wählerschaft. Die Wähler haben das Recht, jeder zur Wahl zugelassenen Partei ihre Stimme zu geben. Das fatale an der demokratischen Selbstverständlichkeit ist aber, dass weder Politiker noch Medien das dringend notwendige tun, um den oft desinteressierten Wähler über die Gefahren populistischer bzw. rechtsextremer Parteien gründlich aufzuklären.  Sie denken viel stärker über die Gefahr nach, die – scheinbar – ihnen selbst droht: Wähler, die aus Wut solche Parteien nicht mehr wählen, die sie nur aufklären wollen. Oder die Medien haben Angst ihrer Kundschaft zu verlieren. Nach dem Geschäftsprinzip: Der Wähler ist eine heilige Kuh den man gefälligst nicht selber abschlachtet! Würde die Öffentlichkeit über die Schiene Parteien & Medien gründlicher über die Gefahren rechtspopulistischer Parteien aufgeklärt wäre das ein enormer Gewinn für nicht wenige, der oft passiven oder gar aus politischem Frust zu einer Protestwahl neigenden Wähler. Die Kenntnis von Hitlers Verbrecherherrschaft bleibt, trotz der Einwände von Bernd Ulrich, eine Notwendigkeit. Denn hier befindet sich die wichtigste Schnittstelle zu der heute, insbesondere von Thüringens AfD Chef Björn Höcke so eifrig betriebenen Verharmlosung dieser dunkelsten Epoche der deutschen Geschichte.
Der Einwand, dass seine Bewunderer und Verehrer als Hitler-Fans das nicht interessiert, zählt weniger als der Gewinn an Aufklärung für andere, weniger radikale Gruppen. Noch eine Anmerkung zu dem oft strapazierten Begriff liberale Mitte: Die Mehrheit der deutschen Wähler kann nicht einfach in der liberalen Mitte verortet werden und damit die Hoffnung wecken, dass die deutschen Wahlen 2024 nicht in einer Katastrophe enden. Viele Wähler lesen kaum oder gar nicht „Zeit, Spiegel usw.“. Ihnen genügen „Bild“ oder die lokalen Blätter -und dort die Seite mit der großen Politik auch wenig. Diese bildungsferneren Wählerschichten aufzuklären wäre eine echte Herausforderung. Warum nicht für die „Bild“, da sie große Wählerschichten erreicht, die mit der AfD sympathisieren.
Klaus Reisdorf

Die Wahl zwischen zwei Fehlern. In seinem Artikel „Nichts ist verloren“ bleibt Bernd Ulrich, die wahrnehmbare allgemeine Hilflosigkeit beschreibend, inhaltlich sehr an der Oberfläche. In einer Gesellschaft, die im Wesentlichen von einer bestandswahrenden Stabilität lebt, trifft jede Form der Veränderung, so notwendig sie auch sein mag, auf ein gehöriges Maß an Gegenwehr. Vorherrschend ist ein restriktiver Umgang mit den Ideen vom Wandel. Vieles funktioniert durch eine Struktur aus selbstreferentiellen Teilsystemen. Am Beginn eines Weges, der die Realität als das anerkennt was sie ist, stünde meiner Ansicht nach das Thema „Zumutungen“. Es braucht dazu eine Begrifflichkeit, die über das scheinbar Selbstverständliche hinausweist und die das Potential hat, sich dem um sich greifenden Vereindeutigungswahn entgegen zu stellen. Ich plädiere für eine „Kultur der Ambiguität“. Erst wenn Mehrdeutigkeiten anerkannt werden und es nicht erschreckt, wenn es zunächst nur die Wahl zwischen zwei Fehlern gibt, dann kann eine zukunftweisende Kooperation die vielen Inkompetenzen zu einer gemeinsamen Kompetenz vereinen.
Klaus Koppenberg

Eigentlich wollte ich Ihnen hier zuerst noch alles Gute für das neue Jahr 2024 wünschen. Kann ich aber leider nicht (mehr). Im Stillen nehme ich das jetzt sogar überall dort zurück, wo ich es bisher gewünscht habe. Warum? Wegen ihrer Ausgabe Nummer 2. Zuerst habe ich den Leitartikel „Nichts ist verloren“ gelesen. Die letzten Sätze von Herrn Ulrich haben mir Mut gemacht. Und dann habe ich den Artikel „Wahnsinn. Eine Riesenscheiße“ gelesen. Ich kann es nicht glauben. So viel Arroganz, Ignoranz, Überheblichkeit und Eitelkeit. Entscheidungsträger werden dafür teilweise auch noch in höhere, bessere, wichtigere Positionen befördert. Auweia!  Und damals bestand die Regierungskoalition aus nur zwei Parteien! Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie die Zusammenarbeit der Ministerien in der heute aus drei Parteien bestehenden Regierung abläuft? Meine Zuversicht ist weg! Wenn die Ministerien der Ampelregierung bei den immer größer werdenden Herausforderungen unserer Zeit vergleichbar gut zusammenarbeiten, dann läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Dann frage ich mich, wer uns durch diese immer größer werdenden Herausforderungen führen will? Und ich frage mich mittlerweile, wer hier der Totengräber der Demokratie ist? Ist es wirklich die AFD? Oder sind es nicht doch die machtverliebten und machtversessenen „Volksparteien“, die aus ihrem selbst gesponnenen Netz aus Parteizwang und Lobbyismus nicht mehr herausfinden.   Wo soll das enden? Hoffentlich nicht darin, dass nicht aus „feuchten Träumen von Umsturz“, leider heiße Realität wird. Trotzdem danke ich Ihnen für die beiden guten Artikel
Andreas Müller

In der eigenen, politisch-moralischen Komfortzone während politisch einigermaßen stabiler Phasen kann der Liberalismus ungestraft fröhliche Urständ feiern. Diese Komfortzone werden wir für einige Jahre, vielleicht Jahrzehnte des Umbruchs wegen Klima, Energie, Migration und Wirtschaft verlassen müssen. Das verunsichert Menschen zutiefst. Die Fantasien, wie Zukunft aussehen könnte, sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Das lässt sie zum „Hühnerhaufen“ werden, in dem der/die mündige Bürger*in kaum oder nicht mehr ansprechbar ist. In einem „Hühnerhaufen“ ist Liberalismus kontraproduktiv. Wir können uns den Liberalismus, zumindest den der FDP Lindner´scher Prägung nicht mehr leisten. Führung ist jetzt gefragt. Nein, bitte keine Führung in Schröders Basta- Modus oder noch schlimmer! Führung nach Erwerb von Konsens oder tragfähigem Kompromiss durch fairen, vielleicht harten, aber demokratischen Diskurs. Darin muss Staatsräson, nicht Klientelpolitik im Handeln aller demokratischer Parteien erkennbar sein. Vielleicht kann die Presse auch ihren Teil zur Abwehr der AfD leisten, indem sie darauf verzichtet, Schwächen der Politik bzw. von Politiker*innen (z.B. scheinbare Entscheidungsschwäche des Bundeskanzlers) wiederholt und zum Teil genüsslich aufbereitet. Einmal tut´s auch. Vorschläge, was man besser machen könnte, wären auch gut.
Martin Häberle

Seit Wochen überlege ich hin und her, ob ich endlich wieder eine Wahl treffen soll. Ich habe seit Jahren ungültig gewählt, mit Absicht, aber ich wollte dieses demokratische Recht und Grundsatz einer Demokratie nicht beiseite lassen. Ich sah mich weder vertreten in einer Partei noch überhaupt wahrgenommen. Mich entsetzt die Haltung von CDU und CSU – nicht alle und nicht jeder einzelne – und vielen Pressestimmen, an einer gemeinsamen Demontage von den derzeitigen Regierungsparteien zu arbeiten und das mit viel Häme, statt den wirklichen Kräften, die diese Demokratie oder deren Reste – letztlich abschaffen wollen.  Das ist für mich so beängstigend wie alle demokratiefeindlichen Bewegungen in diesem Lande. Die jahrzehntelangen Versäumnisse der CDU in der Bundespolitik, ebenso wie die der SPD in Berlin – um Beispiele zu nennen – sind nicht angetan Vertrauen in deren Demokratieverständnis zu fördern. Dennoch, und auch nach der Lektüre Ihres Artikels, tendiere ich dazu, wieder hinter einer Partei auf dem Wahlzettel ein Kreuzchen zu machen, um Schlimmeres – hoffentlich – zu verhindern. Sorge machen mir dabei vor allem jeden undemokratischen Tendenzen innerhalb dieser Parteien, die Klüngeleien, der Lobbyismus, das Pöstchenbeharren, die Unaufrichtigkeit in der klaren Benennung von Problemen und das Verharren in ideologischen Positionen. All dieses verhindert lebendige Demokratie, meiner Meinung nach, um nur einiges aufzuzählen. Nicht folgen kann ich ihrer Vorstellung, dass dies an der Verteilung von Machtpositionen nach Ost-West als Grundübel benennt. Auch das ist Ideologie. Demokratie hat niemals nach solchen Verteilschlüsseln operiert, das hat mit den bestmöglichen Optionen nichts gemein, deren Grundlagen Fähigkeit sein sollten. Im Gegenteil, im Alltag begegnet mir so viel „Osten“, dass ich mich frage, wo der „Westen“ geblieben ist.
Gudrun Wilhelmy

Es bringt nichts polemisch an die Mitte der Gesellschaft zu appellieren, dem „Hühnerhaufen“ entgegenzutreten. Zu lange schon hat deutsche Politik selbstvergessen hart erarbeitete Steuergelder nicht mehr an seine Bürger zurückgegeben. Sondern verschwenderisch in Übermaß in der Welt verteilt. Nichts, im eigenen Land funktioniert mehr, nichts wird für die Zukunft eingerichtet. Innovationen werden von den imperialen USA herausgelockt, damit wir diese später wieder zurück teuer kaufen dürfen. Welche wirkliche „Alternative“ steht dem geschändeten Wähler offen, Protest kundzutun? Parteien, mit sich selbst beschäftigt, medial ausgeweidet um die Bürger schläfrig, müde mit dem Gedanken zurückgelassen „doch egal wo ein Kreuz eingeritzt wird“ eh immer die gleiche Suppe. Die Wähler dieses Landes resignieren handlungsunfähig, wie mittlerweile die Politik auch, ohne wirkliche Visionen für eine vielversprechendere Zukunft. Im Gegenteil – Brandherde in der Gesellschaft – sind seit langem gelegt, die unserem Land nicht nur eine fortschrittliche Zukunft verwehren (auch monetär), sondern nur durch einen Funkenschlag auch die Gegenwart zerstören können. Wieviel verschwendete Kraft, um alles still zu halten. Nutzt es bürgerlichen Unmut auf die Straße zu stellen? Politik, den Bürgern verpflichtet? Doch nicht wirklich! Es wird großen Mut erfordern für ein starkes pragmatisch-effektiver geführtes Europa – unsere letzte Chance – einzutreten. Jedoch darf diese nicht durch den Trichter imperialistischen Gedankengutes gepresst erzwungen und hofiert sein. Sondern auf unsere eigene geschichtliche, kulturelle und industriell-innovative Kraft und vor allem miteinander gelebten Gemeinsamkeiten fundiert werden. Wir werden diese Suppe auslöffeln müssen, egal an welcher Ecke des Tisches wir sitzen.
Siegfried Schweizer

Nun dürfen wir uns alle mal fragen, wie es möglich sein konnte, dass die AfD so auf den Erfolgskurs kommen konnte und tatsächlich unsere freiheitliche Demokratie ins Wanken bringen kann. Bernd Ulrich ruft dazu auf, für die freiheitliche Demokratie zu kämpfen. Das ist richtig, nur, hätte das nicht schon viel früher geschehen müssen? Und von wem und wann hätte dieser Kampf beginnen sollen, und zwar bevor die AfD auf diesen Erfolgskurs kommen konnte? Die AfD ist ja nicht vom Himmel gefallen, anfangs wurde sie nicht ernst genommen, dann kamen die gegenseitigen Beschuldigungen der liberalen Mitte (speziell der etablierten Parteien). Konservative Einstellungen wurden sehr schnell als rechts (radikal) abgestempelt, häufig genug völlig zu Unrecht. Linke Einstellungen galten als elitär und weltfremd, auch häufig genug völlig zu Unrecht, und so weiter. Ein Satz wie: „Und mit `liberal` ist alles gemeint zwischen dem vernünftigen Teil der Linkspartei und, sagen wir mal, Friedrich Merz an guten Tagen“, finde ich da nicht gerade hilfreich. Bernd Ulrichs Vergleich mit der Übermacht eines Hühnerhaufens passt dann aber wieder. Bernd Ulrich beantwortet seine Frage: „Wie kann es, verdammt noch mal, sein, dass jenen im Westen, in Deutschland zumal, die in Politik, Wirtschaft und Bildung und Medien nach wie vor fast alle Schlüsselpositionen innehaben, ihre Hegemonie so durch die Finger rinnt?“ mit dieser Frage gleich selbst.
Es liegt an dieser Hegemonie. Eine demokratische Gesellschaft besteht eben nicht nur aus Politkern, CEOs, Chefredakteuren und Wissenschaftlern. Nicht nur aus Westdeutschen oder Ostdeutschen. Die Mehrheit der Gesellschaft ist nicht in Führungspositionen, hat aber die „Macht“ mit ihrer Wählerstimme dieses Gefüge ins Wanken bringen. Dass allerdings so viele Menschen ausgerechnet der AfD ihre Stimme geben wollen, hätte ich nie für möglich gehalten. Das ist tatsächlich gefährlich für unsere Demokratie und ich hoffe, dass es noch nicht zu spät ist, wenn „die“ Liberalen ihre Versäumnisse und Fehler endlich einräumen, denn die hat es gegeben und sie gibt es noch. Die Menschen wollen mitgenommen werden, vor allem von einer Politik, mit der sie sich identifizieren können. Klar, das ist einfacher gesagt als getan, mit Empathie und einer guten Kommunikation aber kein Ding der Unmöglichkeit. Resignation mag Luxus sein, eine Option ist sie in dieser Lage keinesfalls.
Regina Stock

Erfolg zeitigt Befriedigung im Sonnen der Wirkmacht auch der Selbstdarstellung. Wird Bühnen-Zutritt verwehrt, wird Zugang durch die Hintertür gesucht. Mit wachem Bürgersinn tun wir gut daran, Übergriffigkeitsschäden zu minimieren. Agieren die Podiumsinhaber in Zampano-Manier, treiben gegenagitierend den Teufel mit dem Beelzebub aus (Frieden schaffen mit Waffen; Staatsräson; Reglementierungen in Helikopter/Achterbahn-Methodik…), fühlen sich auch brave Schaffens-Bürger Klimawandel-verstört besonders durch den warmen Regen, der Nichtsnutzen zuteilwird. Sind infolge des zum Himmel stinkenden Unrats vor ihrer Haustür wider besseres Wissen sogar bereit, ins Risiko zu gehen, unter der Traufe politikdialektischer Abwässer zu landen. „Der Widerspenstigen Zähmung“ (Shakespeare) mit Zuckerbrot und Peitsche führt zu Lobhudel-Eigentoren auch deshalb, weil die verantwortlich Verantwortungslosen Wasser predigen und Wein trinken. Da ist es auch wenig vertrauenerweckend, nach dem Begrüßungs-Aperitif ohne Hauptgang auf ein verführerisches Dessert zu verweisen. „Die Botschaft hör ich wohl. Allein, mir fehlt der Glaube“, lässt uns vor Mephisto grausen.
Andreas Weng

Vermutlich unterliegt die liberale Hegemonie eben auch Abnutzungsprozessen mit der sie sich durch Abschottungsverhalten verteidigt, z.B. durch „Brandmauern“. Vermutlich wäre ein weniger alarmistischer Umgang mit den Rechten zielführender, im Sinne der Ulrichschen „Coolness“. Wenn ein kürzlich gewählter AfD Bürgermeister entgegen seiner Wahlkampfversprechen die Kitagebühren erhöht, sollten wir ihm nicht mit Häme entgegentreten, also unser Skandalisierungsbedürfnis befriedigen, sondern ihm zugestehen, dass er etwas gelernt haben könnte– nämlich dass mit dem AfD Geschwurbel keine sinnvolle, realistische Politik gemacht werden kann.
Martin Sieferle

Wie schon so oft, freue ich mich auch diesmal über die scharfsinnigen Einsichten und pointierten Formulierungen von Bernd Ulrich. Am Ende des Artikels aber fehlt mir die Kritik des eigenen Berufsstands. Die Presse (inklusive der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten) hat meiner Meinung nach viel zur gegenwärtigen Schieflage beigetragen. Ständig werden Unstimmigkeiten, Pleiten und Pannen hochgejazzt, während die unter schwierigen Umständen doch erreichten Erfolge kaum beachtet werden. Der Spruch „nur eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht“ ist einer von gestern. Wenn die Zeiten so ernst sind wie jetzt, braucht es Wegweiser statt Niedermacher. Die allgemeine Medienmüdigkeit zeigt es. Auch bei der vierten Gewalt ist ein Umdenken angesagt. Es braucht Mut zum Konstruktiven, statt wahllos draufzuhauen. Es braucht mehr Artikel, die beschreiben, wo Demokratie (von unten) funktioniert, wo es weitergehen kann. Und natürlich braucht es auch Kritik, wo Kritik angebracht ist. Aber mit dem behaglichen Rundum-Beklagen ist in der Tat nichts gerettet.
Dorothea Neukirchen

Mit großem Interesse und lange wachsender Zustimmung habe ich Ihren Leitartikel gelesen.  Ich muss ihn jedoch nun, nachdem ich in wiederholter Lektüre auch die feineren sprachlichen Differenzierungen Ihrer Darlegungen verfolgt habe, mit einem Vorschlag zu Ihrer eigenen (liberalen?) Selbstkritik ergänzen. Hätten Sie in dem Satz: „Und mit liberal ist alles gemeint zwischen dem vernünftigen Teil der Linkspartei und, sagen wir mal, Friedrich Merz an guten Tagen.“ die Formel „an guten Tagen“ ersetzt durch „an allen Tagen“, dann wäre Ihr Appell für mich insgesamt glaubwürdig. Denn auch Ihre Sprache ist leider nicht frei von diesen permanenten unwürdigen Sticheleien innerhalb des demokratischen Spektrums, die es der undemokratischen Gegenseite so leicht machen, die demokratischen Parteien in ihrer Gesamtheit zu diffamieren.  Sie liefern mit der von Ihnen gewählten Formulierung ein treffendes Beispiel für die, welche sich „moralisch und politisch so dermaßen auf der sicheren Seite“ fühlen, dass man beim Zusammenstehen eben immer noch eine kleine Lücke lassen darf. Schade! Es ist in einem demokratischen Staat nicht Aufgabe der Opposition, die Opposition zu kritisieren. Es ist aber sehr wohl Aufgabe der Opposition UND der Presse, permanent die Sinnhaftigkeit und auch die Legitimität der Handlung der Regierung zu hinterfragen.
Rudolf K. Weigand

Der Artikel enthält einige kluge Überlegungen, doch bei der Beantwortung der entscheidenden Frage, warum die etablierten Parteien erheblich an Deutungshoheit über politische Prozesse eingebüßt haben, kommt er über die gängigen Erklärungsansätze nicht hinaus. Mit einer anderen Politik und Kommunikation ließe sich das Blatt schon wenden, so Bernd Ulrich. Der „schwarze Peter“ liegt somit wieder bei den Politikern selbst, ihrem „technokratischen“ Politikverständnis – das populistische Narrativ von der abgehobenen Politikerkaste zielt genau in die gleiche Richtung und wird durch Ulrichs Argumentationslinie unbeabsichtigt auch noch veredelt. Mit derlei Ursachenanalyse ist nichts gewonnen, im Gegenteil. Die heutige Politikergeneration nimmt auf die alltäglichen Belange der Wählerinnen und Wähler ungleich mehr Rücksicht als in der Vergangenheit üblich. Die Möglichkeiten der politischen Partizipation und des Einspruchs wurden sukzessive ausgeweitet – das Brandt´sche Versprechen, „mehr Demokratie wagen“ zu wollen, ist inzwischen auf allen Ebenen eingelöst.   Warum also diese Wut, diese Unzufriedenheit? Die Ansprüche an die Politik sind inzwischen ins Unermessliche gestiegen, viele wollen ihre je individuellen Bedürfnisse eins zu eins von der Politik umgesetzt wissen, die Interessen der Anderen zählen nicht – Resultat eines ordinären egozentrischen Freiheitsverständnisses.
Was wir brauchen, ist nichts weniger als eine (neue) identitätsstiftende Erzählung. Das Konzept einer liberalen, toleranten, weltoffenen Zivilgesellschaft, das auch Minderheiten zu ihrem Recht verhilft, trägt offenbar nicht (mehr) und wird, sobald es um die Umsetzung in konkretes politisches Handeln geht, von immer mehr Menschen entrüstet zurückgewiesen. Politische Parteien können die Entwicklung eines gemeinsinnorientierten Narrativs begleiten und fördern, der Impuls muss jedoch aus der Mitte der Gesellschaft kommen.  Leider ist es bequemer, in die dystopischen Wehklagen der Populisten einzustimmen, als die mühsame Kärrnerarbeit eines neuen Gesellschaftsvertrages auf sich zu nehmen. Die von der Union losgetretene Leitkulturdebatte und ihr Rekurs auf ein „christliches Menschenbild“ ist allerdings ein untauglicher Versuch, zivilgesellschaftliches Miteinander zu organisieren – er ist rückwärtsgewandt und ausgrenzend.
Rüdiger Paul 

Aus der Geschichte lernen. Zunächst liest man die Ausführungen von Bernd Ulrich mit einem gewissen Wohlwollen. Immer wieder tauchen überzeugende Argumente und Beispiele auf.  Im Verlauf der Lektüre merkt man zunehmend, dass sich alles irgendwie wiederholt. Das hat man doch auch von anderen Seiten so schon gehört, ohne dass sich danach etwas verändert hätte. Und dann wird klar, es sind die alten Gedanken und Überlegungen zum Auftauchen rechtsradikaler Parteien.  Man hätte es doch wesentlich kürzer darstellen können.  Die einzige Lösung für das Problem AfD ist das Verbot dieser demokratiefeindlichen Partei.  Warum lernen wir nichts aus der Geschichte?  Hätte man zwischen 1930 und 1932 die NSDAP verboten, wäre Deutschland, Europa und der Welt ein grausiges Schicksal erspart geblieben. Müssen wir denn alles wiederholen?
Marcus Schlüter

In Ihrem Leitartikel meinten Sie, bei den Wahlen im Herbst 2024 stehe „die Demokratie auf dem Spiel.“ Im Artikel relativieren Sie dies etwas, wenn Sie der Ansicht sind, dass im Herbst nicht nur Parteien … zur Abstimmung (stünden), sondern ein wenig auch die Demokratie selbst.“ Haben Sie es nicht eine Nummer kleiner? Niemand sollte leichtfertig mit dem Begriff „demokratisch“ umgehen, der leicht missbraucht werden kann und konnte. Man denke nur an „Demokratische“ Republik. Heute gehört eine Partei, deren Vorgängerpartei in diesem „demokratischen“ Staat die führende Rolle einnahm, zu den angeblich „demokratischen“ Parteien. Spätestens hier wird klar, wie leicht mit Adjektiven Schindluder betrieben werden kann.
Rolf Schikorr

Seit Jahrzehnten bin ich treuer Leser der Zeit wegen ihrer glänzenden und gut recherchierten und argumentierten Artikel, die vielfach an die unvergleichlichen Beiträge des englischen Guardian heranreichen. Nur jedes Mal, wenn ich die Leitartikel von Bernd Ulrich lese, möchte ich die Zeitschrift abbestellen, was einige aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis aus demselben Grund getan haben. Ulrich ist ein Gutmensch, der einfach nicht schreiben kann. Wenn er witzig sein will, misslingt es kläglich, und seine Argumentation ist kaum einmal stichhaltig. Giovanni di Lorenzo ist auch ein Gutmensch, der allerdings glänzend schreiben kann und dem man glaubt, der eine Institution im deutschen Journalismus ist. Werden denn die Artikel von Ulrich nicht lektoriert? Oder lässt man ihn gewähren, weil er eine herausgehobene Position in der Zeit hat? In der Hoffnung auf weiterhin guten Journalismus in Ihrer Zeitschrift.
Wolfgang Müller

Nichts ist verloren? Doch. Die Orientierung. Dichter Nebel liegt über unserer Demokratie. Man kann die eigene Hand vor Augen kaum erkennen, und so dringen nur noch all jene durch, die am lautesten brüllen. Sie verheißen Orientierung, selbst wenn das Gebrüllte unverständlich ist. Ich kann Herrn Ulrich ja verstehen. Hoffnung zu verbreiten ist einfach zu verlockend und hat sich ja auch immer wieder bewährt, denn die Macht der Religionen gründet seit Urzeiten auf eben dieses Prinzip. Ja, ein selbstkritischer Blick in den Spiegel wäre toll. Folgen muss dann aber eine ehrliche und mutige Diskussion unter den Liberalen. Dass wäre ein Schritt, vielleicht sogar ein Sprung über den eigenen Schatten ihres lebensweltlichen Selbstverständnisses. Ob`s die Renitenten denn beeindruckt? Andere Politik, andere Kommunikation! Ja, gerne, aber jetzt bitte konkret. Ist der Habeck denn nicht wirklich erfrischend anders, zumindest in der Kommunikation, und dennoch, oder gerade deshalb, die Hassfigur einer kampflustigen Meute, die zudem davon überzeugt ist, selbst die Demokratie retten zu müssen? Und nicht nur die. Auch an seinen „guten Tagen“ will Friedrich Merz in den Grünen den Hauptgegner erkannt haben, und viele Konservative mit ihm. Dass sich jene zudem als die eigentlich vernünftigen Demokraten oder Liberalen verstehen, lässt mich nicht erkennen, wo hier eine Sehnsucht nach einer anderen Kommunikation und einer anderen Politik sein soll.
Die Kampf-Metaphorik ist im Kontext von Demokratie völlig ungeeignet, außer, man möchte sich als Kämpfer irgendwie stark fühlen. Auch Bernd Ulrich fragt danach, was Kämpfen überhaupt heißt, und findet heraus, dass es schmerzen muss. Echt jetzt? Der AFD-Grande Alexander Gauland hat die Kampfmetaphorik direkt an das vormenschliche Jägerdasein anschlussfähig gemacht, und vor einigen Jahren die „Jagd auf Merkel“ eröffnet. Merkel ist weg und nun wird eben „die Ampel“ gejagt. Von der Opposition, über die „Bild“ bis zu den vielen, irgendwie Frustrierten. Oder sie wird erpresst.  Aktuell, direkt und ganz unmissverständlich, vom Bauernverband. Drohen und erpressen ist in. Schon seit einiger Zeit, durch die „Letzte Generation“. Schon ziemlich lange, durch große Unternehmen mit ihren ständigen Drohungen, Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern. In diesem Kampf kann alles zur „Waffe“ werden. Der eigene Körper, der bisweilen panzergroße Traktor, die Marktmacht in Produktion, Handel oder Verkehr (Bahngewerkschaft). Und da soll „Coolness eine ganz gute Waffe“ zur Rettung der Demokratie sein? Lassen wir doch das Kampfdenken und suchen gemeinsam nach den offensichtlich vorhandenen Irrtümern im Welt- und Menschenbild des Liberalismus.
Neben dem selbstkritischen Blick in den Spiegel sollte auch eine allgemeinkritische Betrachtung einer erstarkenden Sehnsucht nach Machtausübung und autoritärer Kontrolle stehen. Ein Blick auf eine sich ausbreitende, chauvinistische Tendenz in unserem Land, die unsere Demokratie schleichend von innen aushöhlt. Bedrohlich sind daher nicht nur die AFD, oder sonst eine Hoffnungspartei, sondern vor allem jene, die in dieser Tendenz eine neue Orientierung zu finden glauben, auch wenn sie sich geschickt als die größten Demokraten verkaufen. Bleibt noch die interessante Frage, welches Gefühl, welche Stimmung, es denn braucht, um die Kurve zu kriegen, und die Demokratie zukunftsfähig zu gestalten. Kampf und Kriegsgelüste sind da wohl eher schlechte Kandidaten.
Jürgen Pilz

Als „Neuleser“ der Zeit hat mich der Artikel von Bernd Ulrich enttäuscht und verärgert, er stellt zwar Fragen, aber er bleibt die Antworten schuldig. Um Demokratie zu kämpfen, das heißt in meinem Verständnis, die Politik am Willen der Mehrheit der Bevölkerung und zu deren Wohl auszurichten, würden die regierenden Politiker dies tun, wäre die AfD im politischen Spektrum weitgehend bedeutungslos. Das Erstarken der AfD ist die rote Karte für die desolate Politik der Ampel und die der Vorgänger Regierung unter Merkel. Der politische Kommentator der Zeit will nicht anerkennen, dass die Hauptgründe für das Erstarken der AfD in der Migrationspolitik seit 2015 und in der Bevormundungspolitik der Grünen seit 2022 liegen. Und einem Kanzler, der nicht in der Lage ist, das Land zu führen. Gäbe es in Deutschland wieder eine Regierung, die das Land voranbringt und dabei die bürgerlichen Freiheiten respektiert, dann wird sich der Wähler auch von den hohlen Phrasen der AfD wieder abwenden. Die Menschen haben Sehnsucht nach einem selbstbestimmten Leben mit verlässlichen Regeln in relativer Freiheit.
Hartmut Nickel

Welche ZEIT-Leserin möchte nicht gern für die Demokratie kämpfen? Auf der Suche nach der guten Idee, einem konkreten Vorschlag, wie ich, eine Normalbürgerin, für die Demokratie kämpfen kann, habe ich den – wie immer gut geschriebenen – Leitartikel von Bernd Ulrich mehrmals gelesen. Aber leider kommt da nichts, nur die üblichen Klagen über den Zustand der Welt. Und am Schluss der bereits auch gut bekannte Vorschlag, dass die da oben, die Politiker sich und ihre Politik ändern müssen. Dabei hat Bernd Ulrich so vielversprechend begonnen, nämlich dass wir alle nun gefragt sind, unseren Vorsatz, für die Demokratie zu kämpfen, in die Tat umzusetzen. Herr Ulrich, bitte machen Sie doch konkrete Vorschläge, wie wir alle und wie Sie, die Journalisten, für die Demokratie kämpfen können. Ich möchte das gern tun.
Eva Philipps

Mit dem Artikel ist Bernd Ulrich eine grundsätzlich sehr gute Analyse gelungen, würde man den Begriff „liberal“ durch „demokratisch“ ersetzen. Bei aller Mühe würde ich selbst mit der pragmatischen Linken den Begriff liberal niemals assoziieren. Dass andererseits durch eine völlig überflüssige Bemerkung wie „Friedrich Merz an guten Tagen“ mindestens ein Drittel der demokratischen Mitte rausgekickt wird, trübt den Wert der sonst richtigen Analyse leider sehr deutlich ein. Schade drum.
Heinrich Schulz

Warum sollen denn diese drei Landtagswahlen in den neuen Bundesländern so heikel sein? Vielleicht übernehmen dort jeweils die AfD dort das Kommando, na und, abwarten und…! Nachdem die berühmten 100 Tage vorbei sind, erst dann können wir uns ein Fazit erlauben, ob die Lage tatsächlich heikel geworden ist! Ich finde, dass die Lage im jetzigen Ampel-Deutschland schon mehr als heikel ist; diese noch toppen zu wollen, da gehört schon einiges dazu. Die grünen Ampelmännchen schauen anscheinend immer nur nach rechts, denn dort scheinen sie die größte Gefahr zu wittern. Wie wäre es, wenn sie auch mal auf die linke Seite sehen würden? Eventuell könnten auf der linken Seite nur in einer Reihe von Spiegel blicken und könnten dabei ziemlich erschrecken, dass sie selbst in den Spiegeln zu sehen sind, das heißt, die Gefahr von links, die ist auch nicht so ganz ohne! Sämtliche Krisen, die wir zurzeit im Lande haben, die tragen allesamt einen grünen Fingerabdruck; gut, nicht der russische Angriff auf die Ukraine, aber die Sanktionen, die gegen Russland verhängt wurden, die treffen mit großer Wucht nur Deutschland selbst, und die haben Deutschland, so gut wie „kampfunfähig“ gemacht.
Klaus P. Jaworek

Wer sich offen zur Unbegrenzbarkeit der illegalen Migration bekennt (ohne etwas Substanzielles gegen die eigentlichen Fluchtursachen zu tun), wer meint, durch die Nationalisierung der Energieproduktion das Weltklima zu retten (ohne erkennbar ein funktionales globales Konzept anzustreben), und wer der Sprache pharisäerhaft perseverierend die erdrückende Last der (narzisstischen) Gerechtigkeit aufbürden will, der darf sich weder über die AfD noch über Herrn Trump noch über deren Wähler wundern. Probleme zu priorisieren und umfassend abzuarbeiten ist in Kombination mit guter Kommunikation und einem ordentlichen Schuss Humor der einzige Weg, den wohlwollenden (aber derzeit hilflosen) Kräften das Vertrauen der Mehrheit zu erhalten.
Christian Voll

Nein – Demokratie wird nicht verteidigt, sondern praktiziert. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner. Es braucht kein Heldentum, sondern Überzeugungen, die überzeugen. Alles weitere regelt das Grundgesetz. Nehmen wir die Flüchtlingsfrage: Die Position der AFD ist abscheulich, der Beschluss der EU ist beschämend: soviel Verzagtheit, sowenig Stolz und Temperament und der gleiche Glaube an Abschreckung und Kujonierung. Wír driften nach Rechts, weil Links kein Zug mehr drauf ist. Weil uns eine Welt jenseits des Kapitalismus unverstellbar geworden ist, zerlegen wir uns in Opferkonkurrenz. So fehlt es gegenüber den Rechtsparteien nicht an Gegnerschaft, sondern an Gegenkraft!
Ingo Klamann

Ich hab „die Zeit“ noch gar nicht zu Ende gelesen, da will ich Ihnen schon mitteilen, wie wichtig und inhaltlich bedeutend ich den Beitrag von Bernd Ulrich „Nichts ist verloren“, das ausgezeichnete Interview „DerZuhörer“ (ich war 28 Jahre Bürgermeister meiner Heimatstadt Teterow, der Besuch der ehemaligen jüdischen Bürgerin unserer Stadt, Frau Gerda Shenfield, geb. Samuel, Jahrgang 1921, erst im Alter von 89 Jahren aus London anreisend, gehört zu meinen prägendsten Erfahrungen) und die enthüllende, scharfzüngige Analyse von Christian Schweppe finde! Ich lese Ihre Zeitung jede Woche, ausführlich!
Reinhard Dettmann

Sie lassen mich mit Ihrem Leitartikel ziemlich ratlos zurück. Dem Beginn konnte ich zwar noch folgen, ihre Schlussfolgerungen habe ich dann aber, trotz mehrmaligen Lesens nicht wirklich verstanden, außer dass Sie eine andere Politik mit einer anderen Kommunikation fordern. Das wird aber gefühlt schon seit Monaten gefordert, auch von den Politikern selbst. Wie sollte das aber in einem demokratischen System mit unterschiedlichen Meinungen, zumal in der aktuell vom Souverän herbei gewählten politischen Landschaft, die keine klare Richtung vorgibt, denn gehen? Und wenn die Mehrheit der Wähler der Meinung ist, Demokratie, d.h. das stete Verhandeln um die beste Lösung, ist zu mühsam und bringt nichts, dann hilft hier allein auch keine bessere Kommunikation. Im Gegenteil: Es hilft allein der emotionslose Hinweis, dass man die Demokratie zwar abwählen kann, der Weg zurück aber ungleich mühseliger ist. Es wäre in der aktuellen Lage schon hilfreich, wenn sich Politiker, die sich selbst als demokratisch verstehen, sich auch an die entsprechenden Gepflogenheiten halten würden. Eine Opposition in der Regierung, und damit meine ich nicht nur diverse Bundesminister, sondern auch den einen oder anderen Ministerpräsidenten, respektive Landesminister, nützt niemanden. Es ist aber offensichtlich einfacher zu polemisieren und daraus kurzfristig politisches Kapital zu schlagen, als verantwortungsvoll und diszipliniert zu handeln.
Till Borchert

 


 

Leserbriefe zu „Über Kontext, Verhältnismäßigkeit und die Hoffnung auf ein Wunder“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Hoch erfreut möchte ich ausrufen: „Ausgerechnet Martenstein!“ Vielen Dank für diesen klaren, unverschwurbelten, differenzierten und doch eindeutigen Text. In der ZEIT gab es davon wenig.  Es hat mich richtig bewegt, wie unmissverständlich eine Haltung zum Hamas-Massaker und zum Krieg gegen sie, begründet und formuliert werden kann. Danke, Martenstein.
Karl Giebeler

Lassen Sie dieses Thema lieber – es wird nicht besser, auch bei einem dritten Kommentar nicht. Bin ich sonst seit Jahren fast immer „bei Ihnen“ in Ihrer Glosse und Ihren Ausführungen, trifft dies hier gar nicht zu. Bei dem Thema kann man übrigens aktuell auch fast nur „unter die Räder kommen“! Glauben Sie denn allen Ernstes, das Leid eines unschuldig in den Tod gebombten Gaza-Kindes und seiner Familie (von bislang Tausenden!) ist nur einen Deut weniger „schwerwiegend“, weniger tragisch, weniger skandalös? Und anders ethisch zu beurteilen als das der israelischen Opfer am 7. Oktober? Jedes Menschenleben ist gleich viel wert, vor Gott allemal! Und das mutwillige Auslöschen desselben „schreit zum Himmel“! Was seit Wochen in Gaza passiert, dafür finde ich eigentlich nur den Begriff „Massenmord“, an Abertausenden Unschuldigen. Und mit Massenmördern werde ich sicher nicht „meine Solidarität erklären“, wie das so viele Politiker tun- und Sie indirekt in Ihrem Artikel eben auch. Dass Ihre Kollegin E. Finger vor einer Woche auf Seite 1 den Papst kritisierte für seinen leidenschaftlichen Appell zu Weihnachten für ein Ende des Blutvergießens, das war für mich ein Tiefpunkt in moralischer und journalistischer Hinsicht in der ZEIT in Jahrzehnten, solange ich eben schon Abonnent bin – ich habe es in einem Leserbrief deutlich gemacht.
Wenn man übrigens nur ein bisschen verstehen will, statt nur entsetzt zu starren, dann kommt man eben – auch mit Blick auf mögliche Lösungen in der Zukunft, so „unmöglich“ sie aktuell auch scheinen, NICHT vorbei an einer jahrzehntelangen ungehinderten, konsequenten und rücksichtslosen Politik der Besatzung und Demütigung, unter Missachtung des Völkerrechts und der Menschenrechtsstandards, und wer hier die „Täter“ sind und wer die „Opfer“ sollte sich schnell erschließen! Das Versagen der internationalen Politik auf diesem Feld seit Jahrzehnten gebiert jetzt die katastrophalen Folgen, die wir sehen.  Die Einseitigkeit der Berichterstattung, auch in den öffentlich – rechtlichen Medien bei uns, ist ebenfalls empörend für mich. Ich führe das Ansteigen des Antisemitismus bei uns übrigens auch darauf zurück, weil immer mehr Menschen dies bemerken und darauf reagieren, manche eben leider auch in „antisemitischer“ Form. Aber von nichts kommt nichts!  Ihren Beitrag empfinde ich also als leider überhaupt nicht hilfreich – eher im Gegenteil – schade um die Seite im aktuellen ZEIT-Magazin.
Karl-Heinz Grau

Ich danke Ihnen für Ihre deutliche Stellungnahme zum Nahostkonflikt und für Ihre klugen Gedanken und Einordnungen.
Marina Sossidi

Seit vielen Jahren lese ich Ihre Kolumne im Zeit Magazin, meist als Erstes, oft mit einem Schmunzeln, fast immer mit Zustimmung. Ihr letzter „Martenstein“ aber spricht mir besonders aus dem Herzen.  Solche Wahrheiten, sind in dieser Zeit besonders wichtig. Leider gehört wieder einmal Mut dazu. Herzlichen Dank, dafür!  Ich werde diese Zeilen kopieren und jedem, auch ungefragt, unter die Nase halten.
Bernhard Jung

Um mit Michelangelos Bild mit Gottvater & Gottsohn den Kontext zu illustrieren: ein neugeborener Messias sollte den Götterfunken zwischen Gottvater & Gottsohn in Sprache fassen können, um eine neue Weltwirtschaftsordnung zu konstituieren. Es kann nicht sein, dass im 21 Jahrhundert ein demokratisches Parlament folgendes Fazit trifft: „ein höherer Preis für Kohlenstoffemissionen wäre sinnvoll, schadet aber dem Wettbewerb.“ Wenn Sie also das Werden aus dem Nichts in der Vergangenheit betrachten, ist ein chemisch-physikalisches Akkumulationssystem für die Willensbildung relevant – und nicht Zukunftserwartungen als monetäres Anreizsystem. Der Gottesstaat „Israel“ ist im ursprünglichen Sinn nicht nur ein geografisches Territorium; sondern ein Bezugssystem zwischen Gott & Schöpfung, was auch einen territorialen Verlust oder den Tod nach selbstbestimmter Wahl durch Menschen beinhaltet. … Nüchtern bilanziert der IPCC-Bericht unseren kollektiven Willen mit Artensterben, u. U. inkl. Mensch.
Matthias Losert

Sorry, Herr Martenstein, aber das war Ihre dümmste Kolumne, die ich je gelesen habe! Und ich lese jede, meist (nicht immer) mit großem Genuss! Aber diesmal: schlimm. Glauben Sie eigentlich selbst an das Märchen, im gegenwärtigen Krieg Israels gegen die Palästinenser (nicht nur im Gazastreifen, sondern auch im besetzten Westjordanland) kämpfe Israel „um sein Überleben“? Ein Staat mit der stärksten, am besten ausgestatteten, modernsten Armee im gesamten Nahen Osten, mit einer sehr starken Panzertruppe, eine der modernsten Luftwaffen der Welt und mit dem schier unbegrenzt Waffen und Munition liefernden logistischen Nachschubpartner und Beschützer USA im Rücken, im Überlebenskampf gegen Kämpfer, die mit Handgranaten, Kalaschnikows und ein paar tragbaren Panzerfäusten auf Mopeds oder zu Fuß daherkommen? Gehen Sie nochmal in sich und fragen sich, ob Sie Ihren Lesern wirklich solch einen Unsinn glauben vorsetzen zu dürfen.
Björn Luley

Anlässlich des Konflikts im Nahen Osten frage ich mich, wie es so vielen Intellektuellen und intelligenten Leuten, die sich für das Weltgeschehen interessieren, passieren kann, dass wesentliche Teile einfach ausgeblendet werden. Geschieht das unbewusst, oder bewusst? Mir scheint jedenfalls: Es geschieht, um eine vorgefasste Meinung unbedingt zu bestätigen. Ein sehr einfaches Mittel der Irreführung und Verdrehung besteht darin, wesentliche Teile des Gesamtbildes wegzulassen, und nur die „Puzzleteile“ anzusprechen, die die eigene Meinung bestätigen und zur gewünschten Schlussfolgerung führen. Das ist dann aber nicht mehr Information, sondern Propaganda. Wer nur die Opfer bei den Palästinensern und die Attacken der Israelis anspricht und den vorangegangenen überraschenden Überfall der Hamas auf arg- und wehrlose internationale Jugendliche auf einem Musikfestival und das geplante Abschlachten von Alten, Frauen, Kindern und auch Männern in israelischen Siedlungen verschweigt, zeigt damit eine Gesinnung, für die mir die Bezeichnung Antisemitismus noch geschönt erscheint, die aber auf jeden Fall als zutiefst unmenschlich bezeichnet werden muss.
Bernhard Bohne

„Schuster bleib bei deinen Leisten!“, möchte man Harald Martenstein zurufen, nachdem man seine Kolumne gelesen hat. Also: „Bleiben Sie bei Ihren um Witz und Originalität krankhaft bemühten Glossen zu Themen wie Wokeness, Gender-Sprache oder Cancel-Culture, aber lassen Sie die Finger von ernsthaften politischen Themen!“ Denn auf das Wiederkäuen inzwischen sattsam bekannter Klischees zum Israel / Palästina-Konflikt kann ein ZEIT-Leser verzichten! Wer sich seriös zu dem komplexen Thema äußern will, müsste sich der Mühe unterziehen, die Geschichte und die vielfältigen Ursachen dieses Konflikts zu verstehen, die nicht zuletzt auf die Kolonialpolitik europäischer Mächte im Nahen Osten zurückzuführen sind. Martensteins Argumente zum Thema „Verhältnismäßigkeit“ sind ebenfalls einigermaßen schlicht:  Er plappert die wohlbekannte These nach, die Existenz des Staates Israel sei durch ein paar tausend wildgewordener Terroristen ernsthaft gefährdet, eines Staates, der über eine der hochgerüstesten Armeen und einer der effizientesten Geheimdienste verfügt! Allerdings hätte er dann im gleichen Atemzug anfügen müssen: Und über eine der rassistischsten, machthungrigsten, unfähigsten und skrupellosen Regierungen, die Israel nicht verdient hat und gegen die zahlreiche Juden in der ganzen Welt ihre Stimme erheben. Wir Alle, auch Herr Martenstein, sollten uns fragen: WELCHES Israel wollen wir bedingungslos unterstützen, das demokratische, friedensliebende, die Menschenrechte achtende Israel – oder die vom palästinenserfreien Groß-Israel träumenden Faschisten in der gegenwärtigen Regierung?
Wolfgang Fischer

Das „Wunder“, das einen jahrhundertealten, völlig verhärteten Dauerkonflikt aufbrechen soll, müsste wohl inzwischen ein Asteroideneinschlag sein! Er würde den Überlebenden das Brett vorm Kopf wegsprengen und Mitgefühl in ihr Hirn einbrennen! Kleiner Nebeneffekt: der menschengemachte Klimawandel wäre vom Tisch, da jetzt allgemacht! Die Verantwortung trägt das Universum! Und die Moral von der Geschicht: Sitz sie aus, doch lös sie nicht! Bevor du löst all die Probleme dieser Welt,  Wart lieber, bis ein Wunder hoch vom Himmel fällt!
Ulrich Pietsch

Da ich Ihrem Jahrgang zugehörig bin, erlaube ich mir, Ihnen mit einer ähnlichen Lebenserfahrung, auf ihren Beitrag im letzten ZEIT-Magazin zu antworten. Antworten ist nicht ganz richtig, zu reagieren wohl. Hätten Sie nur geschwiegen, zumindest als Verfasser dieser, wie Sie doch richtig anmerken, nicht politischen Kolumne. Ich bin schlichtweg erschrocken über eine Wortwahl von Ihnen: „jeder Krieg ein Fleischwolf, durch den die Unschuldigen…“ Ihre gute Absicht sei Ihnen unterstellt, aber dieser Begriff „Fleischwolf“ ist, gestatten Sie, unmenschlich, den vielen Opfern nicht gerecht. Mein Enkel, 14 Jahre, dem ich die Politik über die ZEIT nahebringen möchte, merkte an, dass er bei diesem Begriff an das Flugblatt aus der „Aiwanger-Geschichte“ mit den Schornsteinen oder Kaminen denken muss. Herr Martenstein, dieser Begriff mit dem „Fleischwolf“, nein, das geht nicht.
Horst G. Weller

Ihrem Text „Über Kontext, Verhältnismäßigkeit und die Hoffnung auf ein Wunder“ kann ich mich vollständig anschließen. Sie haben es mal wieder auf den Punkt gebracht! Möge sich die Hoffnung auf ein Wunder erfüllen.
Peter Ewert

Im derzeitigen ZEITmagazin habe ich auch „Ihre“ Seite gelesen. Sie treiben also die fürchterlichen Taten der Hamas um, wie viele andere auch. Beispiellose Geschichte, aus den Lehrbuben der Nazis scheinen die Meister geworden zu sein, denn dass hatten diese Gruppierungen und ihre Vorläufer den Nazis doch immer vorgeworfen, dass sie nicht alle Juden umgebracht haben. Sie schreiben von einer Menschheit mit mehreren Milliarden Menschen, und niemand ist bereit jüdischen Menschen, den sechs Millionen in Israel, aktiv beizustehen. Das alles nach der Shoa. Ein größeres Armutszeugnis kann man dieser Menschheit kaum bescheinigen – jedenfalls in meinen Augen. Ein Rabbiner wurde einmal gefragt, ob er in ganz wenigen Worten die Lehre der Thora zusammenfassen könne. Die Antwort lautete wie folgt: Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem anderen zu. Diese im Aktiv formulierte Antwort birgt in sich auch eine passive: Wenn du nicht willst, dass man dir nicht hilft, dann unterlasse keine Hilfe.
Sie hoffen also auf einen Messias? Ich erinnere mich vor sehr vielen Jahren, als ich noch einen Fernseher hatte, an eine Dokumentation über Israel, wo ein kleiner Junge von ca. 12 Jahren, befragt über Lösungsmöglichkeiten der Lage in Israel fast weinend sagte: Nur der Messias kann helfen. Und das sagen Sie nun? Ich selbst bin liberal und im Liberalen Judentum (immer noch die Mehrheit der Juden weltweit), sprechen wir von einer messianischen Zeit, die kommen wird und die wir erwarten. Dahinter steht aber die direkte Aufforderung und Erwartung (Gottes), dass wir Menschen diese Welt, in der wir leben, die wir bestimmend verändern und prägen, so gestalten, dass eine Welt entsteht, in der es keine Feindschaft mehr gibt. Erst, wenn die dafür notwendigen Schritte erfolgt sind, ganz zum Schluss, kommt diese messianische Zeit, mit anderen Worten: Wir beginnen die Welt zu verbessern, wir beginnen alle und jeder einzelne Mensch daran zu arbeiten, aber „es ist uns nicht gegeben, dieses zu vollenden, dass allein ist Gott vorbehalten.“ Und das wäre dann „Schalom“ – die Befriedung der Welt und der Menschheit. Es gibt viel zu tun, packen wir’s an. „Niewiederistjetzt“.
Gudrun Wilhelmy

Ich lese ab und zu die Zeit, besonders gerne das ZEITmagazin, und auch Ihre Artikel. Ihr Artikel vom 4.1.24 trifft genau meine Meinung. Nur, leider erwähnen auch Sie nicht, dass auch wir Deutsche darauf drängen sollten, dass das gesamte Westjordanland mitsamt den Siedlungen an die Palästinenser übergeben werden muss, mit Brücke zum Gazastreifen, wenn man überhaupt an Frieden denken möchte. Biden hat offenbar die selbe Idee, aber wegen des nahenden Wahlkampfes muss er sich zurückhalten. Nicht erwähnen muss man, dass die anfallenden Kosten alle von den arabischen „Bruderstaaten“ zu tragen wären, da Europa + hoffentlich weiterhin die USA genug mit Europa (Ukraine) zu tun haben. In Parenthese: es gibt ein Land in vielfach ähnlicher Situation wie Israel: Armenien. Nur hilft denen keiner, früher waren da wenigstens Russland und Leute wie Aznavourian.
Cordula Lüddeke

Seit Jahren lese ich Ihre Kolumne, sie ist immer als erstes dran, wenn ich die ZEIT aus dem Briefkasten hole. Ich lese sie und andere Artikel der ZEIT auch manchmal auf ZON, um die Kommentare der Mitleser zu studieren. Zu Ihrem letzten Beitrag vom 4. Januar gibt es bis jetzt noch keinen Kommentar. Und ich bin geneigt zu behaupten: weil dieser Text so gut ist, dass kein Kritiker ein adäquates Widerwort entgegnen kann. Ich möchte mich ausdrücklich bei Ihnen bedanken. Endlich, endlich, endlich spricht jemand aus, was auch ich denke. In dieser irrsinnigen Situation seit dem 7. Oktober waren bis dato kaum klare Statements zu hören. Relativierung all over – unerträglich! Ich danke Ihnen für Ihre Courage, Ihre Haltung und Ihr journalistisches Vermögen, hier genau die richtigen Worte zu finden. Dieser Beitrag ist meines Erachtens eine Meisterleistung und ich hoffe, Sie werden nicht gezwungen, ihre Aussagen zu relativieren.
Stefanie Büchele

Danke für ihre klugen Gedanken zum Nahostkonflikt und dessen Lösung. Sie sagen, dass die Hamas und ihre Verbündeten den Staat Israel ausradieren wollen. Und dass Israel nicht alle Araber ermorden will. Beides ist meines Erachtens richtig. Richtig ist aber auch, dass Israel auch nur die Idee eines Staates Palästina ausradieren möchte und diesen Staat gar nicht erst entstehen lassen will. Israel hatte die Möglichkeit, den Terrorangriff der Hamas zu verhindern. Die derzeitige Regierung hat hier täglich versagt, weil sie die Armee beauftragt hat, die Sicherheit für extrem religiöse Israelis zu gewährleisten, die Palästinenser gewalttätig und völkerrechtswidrig ihres Eigentums und ihres Grund und Bodens zu berauben. Der Gegenangriff Israels auf den Gazastreifen ist also keineswegs ein „sich Wehren“ oder Selbstverteidigung, sondern eben ein Gegenangriff. Das Kalkül der Hamas bei ihrem Terrorangriff war es meines Erachtens nicht, den Staat Israel möglichst weit auszulöschen, sondern einen möglichst großen Gegenschlag Israels zu provozieren. Und darauf ist die israelische Regierung hereingefallen. Für jeden bei diesem unklugen Gegenschlag getöteten Menschen werden sich mehrere traumatisierte junge Palästinenser finden, die die diese Tode rächen wollen. Denn die Möglichkeit, der Sinnlosigkeit dieser Tode durch Initiativen der Versöhnung und der Zusammenarbeit zu begegnen, entzieht die militärische „Lösung“ den Boden.
Und trotzdem kommen Sie, Herr Martenstein, wie auch schon vor einiger Zeit der ebenso ratlose Navid Kermani auf die richtige Lösung dieses Religionskonfliktes: Frieden! Es darf nicht mehr wie im Alten Testament heißen: Auge um Auge, Zahn um Zahn (und am besten den Gegner ganz auslöschen) sondern wie unserer Messias, Jesus Christus es vorschlägt: Wenn Dir einer auf die rechte Wange schlägt, halte ihm auch die Linke hin. Mindere den Hass Deines Gegners, gib ihm und Dir die Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft. Hätte sich Israel auf den Terroranschlag der Hamas nicht mit einem noch stärkeren Gegenschlag „gewehrt“, sondern hätte es einfach die vernachlässigten Sicherheitsvorkehrungen wieder Instand gesetzt; und hätte es den Friedensprozess hin zu einer Zweistaatenlösung wieder angestrebt und in Gang gebracht, wäre das meines Erachtens keine Ermutigung für weitere Terroranschläge gewesen, sondern hätte den Terroristen die Macht mehr und mehr genommen. Dies kann ich mir nun nicht verkneifen: Würden auf der ganzen Welt nur Frauen die Macht in Händen halten, sie wäre deutlich friedlicher. Und dahin, dass bei uns die Macht eben einfach nur zur Hälfte in den Händen der Frauen liegt, gelangen wir schneller, wenn wir sie in unserer sich immer weiter entwickelnden Sprache ehren. Indem wir sie dort ebenso sichtbar machen wie die Männer, bester Herr Martenstein. Niemand will uns Männern damit etwas wegnehmen, sondern nur unsere Gemeinschaft stärken. Niemand verbietet das Nicht-Gendern, aber Sachsens Kultusminister und irgendwelche AFD-Nazis in Sachsen-Anhalt und Thüringen verbieten das Ändern!
Sebastian Koerner

In der Vergangenheit war ich nicht immer einer Meinung mit Ihnen! (muss ja auch nicht sein!) Für Ihren Beitrag bedanke ich mich ausdrücklich. So stelle ich mir journalistischen KLARTEXT vor.
Dieter und Doris Mutschler

Ein herzliches Dankeschön für den Kommentar von Harald Martenstein „Über Kontext, Verhältnismäßigkeit und die Hoffnung auf ein Wunder“.  Ich habe seit dem 7.1.0. schon sehr viel gelesen und gehört; sehr gutes, gutes und auch nicht so gutes, aber dieser Kommentar ist fast schon eine andere Liga: wie scharf analysiert, wie gut formuliert und wie wahr dieser Artikel ist, übertrifft vieles Geschriebene und Gesagtes bei weitem! Ein wahres Meisterstück; nicht nur journalistisch, sondern vor allem auch inhaltlich!
Mirjam Eisele

Ja, ein Wunder ohne -täter täte not. Es gibt sie, dauernd, soweit man nicht dran glauben muss (‚wer glaubt, heißt es, erlebe keine Wunder; wer nicht an Wunder glaube, sei kein Realist‘): ich hab’s mal eingesungen, hier ist der Link: https://www.youtube.com/watch?v=zWxy-NnQexw, Hoffnung nicht als – auf, sondern als Haltung. Vielleicht hilfts. Wohl bekomms.
Ludger Iske

Danke, Herr Martenstein, für diese klaren Gedanken und Einordnungen. Schreiben Sie gern gelegentlich eine politische Kolumne. Das ersehnte Wunder wünsche ich Israelis und Palästinensern von Herzen.
Almut Stribeck

Harald Martenstein bringt die derzeit sehr wortreich diskutierten Nahostthemen um Verhältnismäßigkeit, Kontextualisierung und Kalkül der Hamas in wenigen Sätzen präzise auf den Punkt. Danke!
Ernst Kunas

Meinen großen Respekt! Der Konflikt Israel-Hamas ist extrem emotional aufgeladen. Trotzdem haben Sie es sich getraut, über dieses Minenfeld zu laufen. Dazu gehört der Mut, den nicht viele haben. In meinem Umfeld spreche ich über dieses Thema nie, weil es garantiert irgendeiner in den falschen Hals kriegt. Heute gibt es leider nur noch wenige mit Mut, Verstand und Ausdruckskraft.
Stefan Heinrich

Herr Martenstein relativiert die Verhältnismäßigkeit zwischen 1200 ermordeten Juden und tausenden oder womöglich Zehntausenden Palästinenser. Dass nicht nur von Herren Martenstein die These vertreten wird, dass allein die Hamas schuld sei, ist auch die Haltung der israelischen Regierung. Wenn aber so viele Unschuldige in so kurzer Zeit sterben, nennt man das Kollateralschaden? Man spricht also immer noch von jemand der sich wehrt? Von Überlebenskampf einer Nation? Jede einzelne Bombe auf ein Gebäude voller Zivilisten mit eventuell ein paar Hamas Kämpfer ist eine Bombe zu viel. Wenn der Kampf so ausgesehen hätte, dass Israel das Tunnel System infiltriert und die Hamas konfrontativ bekämpft hätte ich es verstanden. Aber diese Vorgehensweise ist genauso ein asymmetrischer Mord und gehört vor das Kriegsgericht. Südafrika klagt zurecht meiner Meinung nach.
Leith Salem

Könnten Sie bitte Herrn Martenstein meinen herzlichen Dank ausrichten für seine kraftvolle Stellungnahme zur Situation Israels in der Kolumne „Über Kontext, Verhältnismäßigkeit und die Hoffnung auf ein Wunder“? Ich bin um jeden froh, der der entsetzlichen Relativierung des Massakers an Jüdinnen und Juden mit einer angemessenen Darstellung der Gefahr, in der Israelis leben, entgegentritt. Dass Herr Martenstein seine Meisterschaft, Dinge auf den Punkt zu bringen, hier für die Verteidigung von 6 Millionen oft diffamierten Menschen einsetzt, ist ermutigend. Und ich freue mich einfach über Herrn Martensteins Mitgefühl. Wie oft hat er mich erheitert – diesmal hat er mich tief berührt.
Susanne Schwendtke

 


 

Leserbriefe zu „Eine Riesenscheiße“ von Christian Schweppe

Eine Sternstunde des Journalismus! Christian Schweppes Überschrift „Wahnsinn. Eine Riesenscheisse“ passt treffend zu dem, was sich die damals Verantwortlichen der deutschen Politik geleistet haben. Mir stellen sich noch viele Fragen, die wohl mit Masse nicht mehr beantwortet werden. Aber zwei stellen sich mir besonders: Womit hat es die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland verdient, dass im Kanzleramt und mehreren Ministerien Personen in führenden Positionen arbeiteten, die offensichtlich desinteressiert, inkompetent und arrogant waren und auch ihren Eid offensichtlich längst nicht mehr kannten. Und dann: Haben die Verantwortlichen von heute etwas aus dieser Katastrophe gelernt? Zweifel sind wohl leider angebracht. Vielen Dank für die großartige Recherche!
Micha Luber

Herzlichen Dank für diesen informativen Bericht! Ich hoffe sehr, dass er Folgen hat und die verantwortlichen Personen – wenigstens einige davon – Konsequenzen zu spüren bekommen. Was ist unser Rechtsstaat wert, wenn gelogen wird, dass die Balken biegen, die besten Leute beschimpft werden (AKK) und einige Verantwortungsträger für eine Misere dieses Ausmaßes in der nächsten Regierung mit Aufstieg belohnt werden. Wundert sich da noch jemand über Politikmüdigkeit und Protestwähler? Dieses Beispiel ist ja leider keine Ausnahme.
Sibylle Riffel

Für den umwerfenden Afghanistan-Artikel von Christian Schweppe müsste eine dem Dönhoff-Preis ähnliche Auszeichnung erfunden werden. Der volle Text könnte mit entsprechendem Bildmaterial in eine Sonder-Edition der ZEIT einfließen und den Bundestag befähigen, die Kommunikation bei den Entscheidungsträgern zu verbessern.
Dietrich Bauer

Als ich die Seite 4 der Ausgabe der ZEIT vom 4.1.2024 aufschlug und die Überschrift „Wahnsinn. Eine Riesenscheiße“ las, hatte ich den Eindruck, ein niveauloses Presseerzeugnis mit wenig gepflegter Sprache vor mir zu haben. Ich habe daraufhin diese Seite auch nicht gelesen. Ich fände es besser, wenn ich mich ohne Ärger über ungepflegte Sprache an gut formuliertem Text erfreuen könnte.
Gerhard Rosier

Das Desaster beim Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan hat hoffentlich Konsequenzen bei allen in Ihrem Bericht aufgezählten Ministerien und den beteiligten Personen, und zwar anders als bei den Herren Plötner und Berger. Es ist ein Skandal, wie solche unfähigen Politiker nach einem solchen Versagen auch noch die Karriereleiter hoch stolpern! Das Beamten-Mikado und das Wegducken der Kanzlerin ist genauso beschämend. Die hat doch bei dem ganzen Afghanistan-Einsatz, der zusätzlich zu den toten Soldaten eine Unmenge an Geld verschlungen hat, nur Däumchen gedreht.
Bernd Schorr

Danke für diesen Artikel! Er lässt mich tief erschüttert zurück – woher soll noch ein Funken Vertrauen in die Politiker unserer Regierung kommen? Wir werden mit Fehlern und Schweigen als Bürger für dumm verkauft; hochbezahlte Beamte werden für massives Versagen (siehe Artikel) nicht zur Verantwortung gezogen. Wen oder was soll man ohne Vertrauen noch wählen? Gibt es keinen, der diesen anscheinend beratungsresistenten, arroganten Beamten ihre Unfähigkeit bescheinigt – wo bleiben in Berlin die Psychologen????? Muss denn erst alles an die Wand gefahren werden?
P.S. Weder AfD noch Pegida gehören zu meinem Gedankengut, auch wenn ich Dresdnerin bin!
Anne Knöfel

Ich möchte mich bei Ihnen für den hervorragend aufbereiteten und deutlichen Artikel „Wahnsinn. Eine Riesenscheiße“ bedanken. Ich habe ihn mit großem Enthusiasmus und Entsetzen gelesen. Möge der Bericht die Wellen schlagen, die er verdient.
Tim Kühne

Vielen Dank an Herrn Schweppe für diese gründliche Recherche bezüglich des Versagens der Bundesregierung bei der Ausreise von Ortskräften nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan am 15.8.2021 Ich betreue ehrenamtlich Geflüchtete und kümmere mich seit Dezember 2021 um eine 7-köpfige Familie aus Afghanistan, die im Zuge des Ortskräfteverfahrens nach Deutschland kam. Die Mutter war Köchin für die deutschen Soldaten. Die GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) organisierte den Flug von Kabul nach Islamabad und danach nach Deutschland für das Ehepaar und 5 Kinder. Ein Junge, körperbehindert und gerade 20 Jahre alt geworden, durfte nicht mit ausreisen. Neun Monate versteckte sich der Junge (eigentlich Student) alle paar Tage bei wechselnden Bekannten, bis er mit einem Visum nach Islamabad (Pakistan)fliegen konnte, um dort bei der deutschen Botschaft den Termin zur Anhörung für eine Familienzusammenführung wahrzunehmen.
Seine Vorabzustimmung der Ausländerbehörde wird nicht gesehen, seine Behinderung nicht erkannt, der Junge ist aufgeregt. Nach 5 Minuten kann er wieder gehen und bekommt später eine Ablehnung der Ausreise. Das Außenministerium in Berlin rät uns zu einer Demonstration, die auch erfolglos bleibt. Danach nehmen wir einen Anwalt, der Klage erhebt. Siebzehn Monate lebt der Junge jetzt in einer kleinen Pension, finanziert durch die Eltern, die an allen Ecken und Enden sparen. Er hofft, dass die Klage Erfolg hat, und er endlich zu seiner Familie kommt.  Warum reißt der deutsche Staat Familien auseinander? Glaubt man wirklich, dass Integration und das Erlernen der deutschen Sprache gelingt mit der ständigen Sorge um sein gefährdetes Kind? Es gibt leider viele afghanische Familien in Deutschland, denen es genauso geht, die ihre Jungen in Afghanistan lassen mussten. Da hört man leider in den Medien nichts von.  Nach dem Lesen Ihres Artikels ist mir klar geworden, wie dieses Politikversagen zustande kam, keiner wollte Entscheidungen treffen.  Das Schicksal der Ortskräfte, die ja Menschen sind, war ihnen nicht so wichtig.
Susanne Wöhlke

Ich schäme mich und ich bin entsetzt. Was haben wir da für Leute in Amt und ‚Würden‘? Machterhalt, Vertuschung, Ränkekämpfe zwischen Ministerien und ganz oben Kanzlerin Merkel. Keine Verantwortung für keinen! Bis heute. Moral und Menschlichkeit: Fehlanzeige (außer bei Frau Kramp-Karrenbauer). Dieser Artikel beweist sehr gut bezahlte Unfähigkeit von höchsten und bestbezahlten Staatsbeamten. Immer wieder taucht das Wort Urlaub, Wochenende oder nicht am Platz auf, für die Ortskräfte lebenswichtige Dokumente bleiben tagelang liegen. Und alle Staaten um uns herum wussten Bescheid und bereiteten sich auf Evakuierung vor, nur wir nicht. Ein jämmerliches Bild machtversessener Politiker, die über Leichen gehen, damit bloß keine Einwanderungsdiskussion vor den Wahlen aufkommt. Eine Riesensch….
Peter Hofstätter

Die in dem Artikel aufgeführten Probleme ziehen sich längst wie eine Bandbreite durch sämtliche offiziellen Stellen. Es herrschen in großem Maße eine gewissenlose Verantwortungslosigkeit gepaart mit Geldgier und Gleichgültigkeit vor. Im Artikel sind diverse Ministerien, Staatssekretäre, der BND und die Bundeswehr betroffen. Ich kann Ihnen aber aus meiner beruflichen Tätigkeit versichern, daß sich Behörden (Finanzämter, Jobagentur), das BKA, Kommunen und zu meinem großen Bedauern die gesamte Justiz in weiten Teilen nicht mehr anders verhalten. Der Appell an das richterliche Verantwortungsgefühl gegenüber dem rechtssuchenden Publikum ist in meinen Schriftsätzen leider an der Tagesordnung. Der verantwortungsbewusste und engagierte Mitarbeiter ist die Ausnahme geworden und am Ende wie in Ihrem Artikel oftmals noch der Dumme. Und das ist das eigentliche Problem, weshalb wir möglicherweise die Demokratie verlieren, denn der Bürger merkt das natürlich und wendet sich ab (siehe Wahlumfrageergebnisse).
Volker v. Moers

Ein gut recherchierter Artikel über politische Inkompetenz, aber: Wundert das tatsächlich irgendjemanden? Man nennt das auch Peterprinzip: Angestellte werden bis zum Level ihrer eigenen Inkompetenz befördert, auf dem sie dann stehen bleiben. Dazu kommt noch, das nur aufsteigt, wer gelernt hat Verantwortung weg zu delegieren. Und im Staatsdienst werden unangenehme oder gar inkompetente Mitarbeiter ab einer bestimmten Besoldungsstufe bei höheren Bezügen an (vermeintlich) ungefährlichere Positionen versetzt. Dann kommt am Ende genau sowas dabei raus – Deutschland hat an der Stelle ein systemisches Problem…
Jan Faszbender

In diesen Zeiten muss der/die ZEIT-Lesende stark sein, zu viel Negatives prasselt auf einen ein. Weil ich aber nicht die Augen verschließen möchte, vor dem, was in der Welt passiert, denn dadurch wird es nicht besser, kämpfe ich mich sozusagen durch all das Schlechte dieser Welt. Normalerweise ertrage ich das dabei „still“. Als ich allerdings Ihren Artikel über den Abzug der Deutschen in Afghanistan gelesen habe, habe ich es vor Scham und Wut nicht mehr ausgehalten und will das zumindest nicht nur mit einem ungläubigen Kopfschütteln hinnehmen und meine Meinung dazu sagen. Vorweg: Vor Fehlern und Fehleinschätzungen ist niemand gefeit. In Afghanistan ging es um Menschenleben und sogar um Schutzbefohlene – ich denke, wir sind uns also alle einig: Es waren schwerwiegende Fehler, die offensichtlich durch alle Institutionen und alle Hierarchien hinweg, passiert sind. Laut Ihres Artikels waren es Fehler aus Leichtfertigkeit, Inkompetenz, Desinteresse oder sogar niederen Beweggründen. Nun müssten eigentlich die Verursachenden Verantwortung übernehmen, was sie offensichtlich nicht getan haben oder nicht tun. Verantwortung für Fehler übernehmen, den Opfern damit zumindest Abbitte zu leisten und letztlich auch aus Fehlern zu lernen, damit sie sich nicht wiederholen, sollte in unserer Gesellschaft eigentlich selbstverständlich sein. Deshalb müsste jetzt unser Rechtsstaat Rechenschaft von diesen Personen verlangen. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit befürchte ich, wird dies wieder nicht geschehen. Also werden die Verursachenden weitermachen wie bisher, es wird für andere „Leichtfertige“ oder „Skrupellose“ in ähnlichen Situationen beispielgebend sein, und damit werden sich weiterhin solche Geschehnisse wiederholen und im schlimmsten Fall, Menschen dafür mit ihrem Leben bezahlen. Dies ist ein beschämender Kreislauf. Es mag für einige in diesem Land erträglich sein, da die Opfer ja meist nicht in den eigenen Reihen zu beklagen sind – für mich ist es das nicht!
Barbara Delvalle

Das BMI sei bestrebt, möglichst wenig Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen, hieß es intern! Das ist Politische Arbeitsverweigerung erster Klasse mit Ansage. Totale Ignoranz. Statt einer “ NEUEN -positive Haltung „findet immer mehr Spaltung und Ohnmacht statt. Ein „wir schaffen das“ ist längst vorbei! Diese Ignoranz spürt man überall in deutschen Amtsstuben!
Thomas Schlömp

Auswärtiges Amt, Verteidigungsministerium, Kanzleramt, BND, Ortskräfteverfahren, Innenministerium – alles Totalausfall, teilweise mit Beförderungen – von der Leyen lässt grüßen und löschen! Jedes Organ ist zu komplex, zu kompliziert. Die Kooperation und das Ergebnis/der Erfolg dieser nichtfunktionierenden Organe ist daher übersichtlich. Die Personen und Systeme sind obendrein auch noch von der Realität und den Aufgaben entkoppelt. Etwas sehr Komplexes kann man zu 99,99 % nicht mehr vereinfachen. Jede kleinste Änderung kann ungeahnte riesige, nichtbeabsichtigte Auswirkungen haben. Eine Eibe ist da schon schlauer! Wenn es nicht mehr geht, dann fängt diese, aus sich heraus, völlig neu an und lässt das Alte zu Recht sterben. Die alten Vehikel sind irreparabel und somit obsolet. Allein einfache, mutige Neuanfänge würden funktionierende Lösungen/Reformen bringen.
Curt Urban

Liest man die hervorragende Recherche zum totalen Versagen unzähliger Regierungsbeamter unseres Staates im Zusammenhang mit der Evakuierung von Deutschen und deren afghanischen Mitarbeitern aus dem von den Taliban zurückeroberten Kabul im Jahre 2021, ergreift mich nur Wut und Ungläubigkeit über das fehlende Verantwortungsgefühl all der hochdotierten, aber ganz offensichtlich völlig unfähigen Staatsdiener von Militär, Geheimdiensten und Politik. Und das Schlimmste: keine(r) wurde je für sein/ihr Unvermögen zur Verantwortung gezogen. Warum ist Deutschland so auf den Hund gekommen? Wir verspielen immer mehr unseren einst guten Ruf in der Welt.
Björn Luley

So braucht denn jedes Land sein Gate. Für Deutschland jetzt das KABULGATE. Mit einem anderen Slogan aus 1962/1963: Bei dem Kompetenz-Wirrwarr und Schlendrian der Bürokratie bis hinauf in die höchsten Stellen: Bedingt abwehrbereit!
Hartmut Wagener

Vielen Dank für diesen aufklärerischen Artikel. Allerdings unterläuft dem Autor ein überaus verständlicher Fehler, weil er, mit normalem Menschenverstand begabt, davon ausgeht, dass man das Ziel hat, nämlich den geordneten Abzug der Bundeswehr und der Ortskräfte. Als Hinweis auf das von ihm nicht wahrgenommene Problem mag die Aussage gelten, dass die Amerikaner und die Briten „längst Evakuierungen angeordnet“ hatten. Warum früher? Kann es sich bei diesen Ländern um Länder handeln, in denen (Eigen-)Verantwortung einen höheren Stellenwert hat als in Deutschland? Gibt es in Deutschland eine (letztlich negative) Wechselwirkung zwischen struktureller organisierter und individueller Verantwortungslosigkeit? Zwei historische Beispiele: Wir erinnern uns, dass es nach dem 8. Mai 1945 keiner gewesen war. Bei der Hamburger Sturmflut übernimmt jemand die Verantwortung.  Wenn der Autor also vom „ganzen Ausmaß des Versagens“ spricht, dann bezieht sich das auf Afghanistan und der Autor hat, mit „normalen“ Maßstäben (s. o.) gerechnet, recht. Nur darum geht es nicht. Das System der organisierten Verantwortungslosigkeit (Ignoranz, Kompetenzgerangel) hat sich bewährt, man vertuscht. Keiner war es. Ggfs. wählt man die seitliche Arabeske, heißt, hoch und weg (Botschafter in London). Der Senator aus Hamburg mit seinem gutem, aber angstmachenden Vorbild (besser nicht nachahmen) wird zwar später Kanzler, von seiner Partei nicht gemocht und irgendwann „abserviert“. Die Kanzlerin, die mit dem freundlichen Desinteresse und der Schädigung des Ansehens, bekommt später den höchsten Orden der BRD. Noch Fragen?
Gerd-Rüdiger Erdmann

Der Abgleich meiner Erinnerungen an die medialen Darstellungen jener Ereignisse mit den Ausführungen Ihrer Journalisten bestätigt meine damals bereits vorhandene Ahnung eines Staatsversagens. Ein Blick auf aktuelle „Versagensthemen“ auf allen Ebenen zeigt, dass die Exekutive auch heute noch konsequent an ihren gesellschaftlichen Aufgaben vorbeiarbeitet.
Ralf Moritz

Ich hätte zu diesem Artikel nur drei Fragen: Was machen unsere Geheimdienstleister eigentlich hauptberuflich? Ist das Bundesinnenministerium doch nur ein Antiausländerministerium? Wie sollen wir mit solchen Strukturen die Zukunft bewältigen?
Raimund Poppinga

Herzlichen Dank für Ihren Artikel, der die Ereignisse des Sommers 2021 sehr gut zusammenfasst. Es ist und bleibt eine Schande. Fassungslos macht mich, dass die verantwortlichen Protagonisten trotz des Regierungswechsels noch in Amt und Würden sind. Den Herren Berger und Plötner wäre mit einem Amt auf St. Helena allemal gedient. Ist die Bundesregierung wenigstens auf eine mögliche weitere Präsidentschaft Trump mit all ihren Unwägbarkeiten in Bezug auf die Sicherheit Deutschlands vorbereitet? Allein nach diesem Artikel fehlt mir das Vertrauen.
Till Borchert

 


 

Leserbriefe zum Titelthema „Wie geht Frieden, Immanuel Kant“, „Peace“ von Peter Neumann

Immanuel Kant ist ein Gigant und was der Mensch für den Frieden tun kann, das hat er erforscht.  Doch keine Friedensphilosophie kommt gegen die Seele, das Wesen des Menschen an. Kain erschlägt Abel aus Dummheit, aus Eifersucht, aus Missverständnis, aus Ehrgeiz, aus Gier, aus was auch immer. Der Krieg kommt aus Ungerechtigkeit, aber wenn’s daran fehlt auch aus Gerechtigkeit, aus Liebe und Freundlichkeit, aus Rassismus und Antirassismus, aus Misstrauen ebenso, wie aus Vertrauen. Jeder Mensch ist „Teilnehmer eines ewigen Krieges“! Der Krieg hört erst auf, wenn der letzte Mensch nicht mehr ist.  So lange will keiner warten. Also lasst uns dieses kriegerische Wesen hinhalten und betrügen, so lange und so gut, wie möglich.  Lasst alle Mächte gut bewaffnet sein, damit sie sich gegenseitig im Schach halten. Aber keine Friedensordnung, keine Philosophie, macht aus dem Menschen ein Lamm. Der einzig erfolgreiche Versuch endete, wie wir wissen, am Kreuz.
Fred Klemm

Herzlichen Dank für den Artikel. „Frieden muss [vorausschauend] gestiftet, gehütet und abgesichert werden.“ IST KRIEG EINE BLOSSE FORTSETZUNG VON WIRTSCHAFTSPOLITIK MIT ANDEREN MITTELN? War Willy Brandt ein Träumer? War Henry Kissinger ein Glücksritter? War Michail Gorbatschow ein Versager? War Jesus ein Irrer? Zugegeben, sie hatten Akzeptanzprobleme durchzustehen. Zugegeben, die Logik des Friedens ist manchmal spekulativ-idealistisch. Es ist ein leichtes sie zu widerlegen, sie als absurd, ja weicheiig-realitätsfern abzutun. War also Napoleon Bonaparte ein Held? Oder Caesar, Alexander …? Die Logik des Krieges ist einfach, griffig … und falsch. Bedeutet das „Konservative“ mit seinem Ringen um die Macht (sie nennen es Ordnung und meinen das Geld) am Ende immer Krieg (vgl. Geschichte Europas)? Hat vielleicht das Erstarken der Sozialdemokratie Europa eine lange Friedensperiode bewirkt?
Michael Scheppler

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) mögen sich redlich auf Kant berufen – ihre Möglichkeiten aber sind endlich. So sollten wir Menschen in diesem Land und darüber hinaus, das Wenige tun, was wir tun können. Wir könnten die uralte Tradition des Betens wiederbeleben, nämlich: „Herr, gieße deinen Geist in den Menschen des Nahen Ostens, der Ukraine und überall auf der Welt aus. Damit sie sich für den atemberaubenden Gedanken begeistern, Frieden, statt Krieg zu stiften.“ Das ist nicht viel, aber vielleicht hilft es ja.
Klemens Hofmann

Bei allem Respekt vor Kant, aber seine Idee vom Frieden bezieht sich auf die ‘weiße Rasse’. Es gibt bemerkenswerte Aussagen von Kant, der Königsberg nie verlassen hat, über die Faulheit und Dummheit der Neger und dass die Indianer noch dümmer wären als Hunde und zu nichts zu gebrauchen seien. Den Negern könne Mensch wenigstens das Arbeiten beibringen. Bezüglich Kolonialismus hatte er auch keine Einwände. Und leider habe ich auch ein Problem mit dem Narrativ der friedlichen Zeit nach 1945. Vietnam, Kambodscha, viele Kriege in Afrika, Jugoslawien Krieg, 6 Tage Krieg, Besetzung der Krim usw. So friedlich, wie wir uns das vorgaukeln, waren unsere letzten Jahrzehnte wirklich nicht. Ich finde, wir haben die Pflicht heute mit unserem Wissen und mit all den Möglichkeiten zur vielfältigen Recherche die Geschichte neu zu betrachten, sogar zu ergänzen bzw. neu zu schreiben. Perspektiven von Frauen und Unterdrückten würden uns ein objektiveres Gesamtbild zeigen, von dem wir möglicherweise wirklich lernen können.
Denise Parizek

Wie soll Frieden möglich sein angesichts der allgemeinmenschlichen Bedürfnisse nach Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung und Selbstwirksamkeit? Bedürfnisse, die Konkurrenz- und Dominanzverhalten nach sich ziehen, das wiederum Macht benötigt, die zum Missbrauch verleitet, je mehr von ihr zur Verfügung steht. Der dadurch entstehende Wettbewerb wird durch den starken Wunsch nach individueller Freiheit nun noch mehr befeuert. Während die Natur Grenzen setzt und Regeln braucht, neigt der Mensch bekanntlich zur Grenzüberschreitung. Hinzu kommt: Wie soll Frieden angesichts der Gefühle des Zukurzgekommenseins, der Ungerechtigkeit, der Kränkung sowie aller vermuteten Bedrohungen des eigenen Lebens oder des vermeintlich zustehenden Wohls realisierbar sein? Diese Gefühle mögen sehr unvernünftig sein, und doch neigen sie zur Selbstgerechtigkeit und zum Kampf – auch in Sachen Moral. Unterschiedliche Wertvorstellungen rechtfertigen nun gegenläufige Perspektiven. Bösesein ist also fakultativ – d. h. wir alle sind schicksalsabhängig gut oder böse. Dieses Spiel endet nicht durch Kampf, sondern allenfalls durch Freiheit, Sicherheit und Wohlstand für alle.
J. Kirchhof

Vielen Dank, dass Sie Kant zum Titelthema Ihrer letzten Ausgabe gemacht haben! Er ist geeignet wie kaum ein anderer, Klarheit zu schaffen, in welch einer verrückten Situation wir uns mit Russland befinden und wie verdreht die Ansichten Putins sind. Dabei ist es ganz einfach – der kategorische Imperativ Kants sagt alles. Einfach formuliert lautet er: „Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu.“ Diesen Satz sollte man zum Leitspruch erheben in diesem ungerechten Krieg, aber auch im täglichen Leben. Wenn sich jeder daran hielte, sähe die Welt sicher viel besser aus!
Susanne Schnädelbach

Als ich in der Vorschau las der Leitartikel betrifft Kant, da dachte ich: ah der König hat sich erhoben.  Aber weit entfernt. Nun mag man ja Habermas für einen großen Philosoph halten. Muss man deswegen gleich soweit gehen ihn mit Kant in Verbindung zu setzen? Die ‚ kritische Theorie‘ hat zwar die intellektuelle Bundesrepublik gegründet (eigen Zeugnis) was allerdings nicht bedeutet, dass man dadurch dem großen Kritiker folgt. Wenn man in Mainz Erziehungswissenschaft studiert, was bekommt man zu Gehör? Zuerst Platon und dann Metaphysik und Theologie. Das mag ja nun sehr erbaulich sein aber mit Kant hat das nichts zu tun. Ein anderes Beispiel. Habermas hat sich mit Ratzinger getroffen. Er als Hegelianer sagt er sei religiös unmusikalisch. Das mag ja witzig sein aber in der Sache ist es falsch. Es konnte daher auch kein Wunder sein, wenn sich Metaphysiker und Theologe verstanden. In welcher Disposition muss sich jener Theologe befinden, der das Gespräch auf Papyrus brannte, wenn er seiner Meinung Ausdruck verlieh Habermas sei ebenso liberal (Liberalismus) folglich ein Anhänger von Weber und als sei dies noch nicht genug stellt er ihn auch noch neben Voltaire. Nun erinnert man sich bestimmt noch an Adorno. Er erwähnt Horkheimer der in einem Aufsatz auf einen erneuten Angriff auf die Metaphysik hingewiesen hatte. Und wie er darauf verwiesen hat, dass um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert die Fischtische Wissenschaftslehre und die Hegelsche Wissenschaft der Logik geschrieben wurde als metaphysisch dialektische Aufklärung. Das mag man so glauben aber mit Kant hat das eben nichts zu tun. So wie Kant Fichte am Backen hatte, hatte Nietzsche Heidegger am Backen. Wie sagte Kant: Gott bewahre mich vor meinen Freunden mit meinen Feinden komm ich allein zurecht. Hegel der Philosoph der Freiheit und die sittliche Weltordnung. Naja Die ist ja auch so etwas wie eine Friedensordnung.
Wilhelm Arnet

Ich verstehe nicht mehr, was Ihr Haus mit diesen neuerlichen Falschaussagen bewirken möchte. Es macht den Eindruck als soll hier die Mär aufgebaut werden, dass die westlichen Staaten nach dem 2. Weltkrieg eine friedliche Weltordnung ohne Kriege aufgebaut haben, die durch die Beendigung des kalten Krieges manifestiert und jetzt von Putin durch den Einmarsch in die Ukraine zerstört wurde. Das ist so grundfalsch wie die Behauptung, es habe in Europa seit 75 Jahren keinen Krieg mehr gegeben. Das mag für den Blick aus dem alsternahen, weltabgewandten Büro nach Westen gelten, aber wenn wir uns ein wenig auch nach Osten und Süden in Europa orientieren, dann ist an dieser Behauptung nichts mehr dran. 1953 rollten sowjetische Panzer durch Ostdeutschland, 1968 durch die damalige Tschechoslowakei (bekannt als Prager Frühling) und ab 1991 fanden jahrelange Unabhängigkeitskriege auf dem Balkan statt. Noch 1999 intervenierte dort die NATO – also acht Jahre später. Schließlich sind die Russen im Jahre 2008 nach einer georgischen Offensive in Südossetien und Abchasien einmarschiert. Der kalte Krieg war damals auch bereits längst beendet. Ein friedliches Europa seit 75 Jahren sieht anders aus. Aber auch weltweit gab es seit dem Jahr 1945 diverse kriegerische Invasionen, wie z.B. zweimal in Afghanistan, in Vietnam, im Irak, in Tibet, um nur einige zu nennen.
Beteiligt waren diverse Aggressoren so u.a. die USA, die Sowjetunion und China. Eine friedliche Weltordnung hat es weder nach der Gründung der Vereinten Nationen noch nach dem Ende des kalten Krieges niemals und nirgendwo auf der Welt gegeben. Der Einmarsch in ein fremdes Territorium war immer die ultima ratio regis. Putin hat durch seinen Einmarsch in die Ukraine nichts geändert und nicht Neues oder international Geächtetes getan. Noch im Jahre 2003 sind die USA mit breiter Unterstützung des „friedlichen“ Westens im Irak einmarschiert und haben diesen vollständig besetzt. Neu ist im Ukraine-Krieg nur, dass nicht Goliath gegen David kämpft, sondern jemand, der sich für Goliath gehalten hat, in einen Staat einmarschiert ist, den er für David gehalten hat und die Auseinandersetzung nun andauert. Wäre die Ukraine im Herbst 2022 schon vollständig russisch besetzt gewesen, würde heute kein Hahn mehr danach krähen und die Sanktionen würden spätestens im Jahre 2025 aufgehoben. So wünschenswert ein dauerhafter und beständiger Frieden auf der ganzen Welt ist, so wenig realistisch erscheint er angesichts der Menschheitsgeschichte. Daran ändern auch die letzten 75 Jahre nichts, sondern sind vielmehr eine Bestätigung. Kants Frieden ist wohl ebenso utopisch wie Marx’ Kommunismus. Von einer wirklichen Zeitenwende sind wir meilenweit entfernt.
Volker v. Moers

Krieg in der Ukraine, Krieg im Nahen Osten, wohin schlingert die Welt im neuen Jahr? Kant hätte nach Auswegen gesucht. So tun es auch die Menschen, die bei ihm nachlesen wie Herr Peter Neumann, der Verfasser dieses Artikels, und sie werden fündig: Es gibt nur diese eine Menschheit“, und daraus ergibt sich für unsere Zeit die „Utopie für Israel“, dass Juden und Palästinenser in einem gemeinsamen Staat zusammenleben. Und Putin sei an das erinnert, was er selbst gesagt hat: “ Ich erinnere daran, dass Kant kategorisch dagegen war, zwischenstaatliche Meinungsverschiedenheiten durch Kriege zu lösen“.  Was Kant vor nahezu 300 Jahren gesagt hat, gilt auch noch heute!  Dem Autor des Artikels sei gedankt, hoffentlich liest Putin ihn auch.
Gabriele Fink

„Über Kant hinaus – Nachhaltigkeit und Frieden“. Kants Erkenntnisse sind nun über 200 Jahre in der Welt, lange genug, um auch bei jedem vernünftigen Menschen anzukommen; trotzdem tut man sich immer noch schwer. Verschärfend kommt hinzu, dass wir heute ja über Kant hinausgehen müssten. Auch wenn Kant seine Argumentation vielfach an den ‚Mechanismen der Natur‘ festmacht und Krieg als ‚die Umkehrung des Endzwecks der Schöpfung selbst‘ ansieht, ist heute zu konstatieren, dass die anthropogenen Rückwirkungen die Menschheit zum Erhalt ihrer natürlichen Lebensgrundlagen mehr und mehr zwingen, sich und die Welt auf einen nachhaltigen Pfad zu bringen, der nur gemeinsam – kooperativ und im Frieden – zu erlangen ist. Die Natur hat zwar keine Stimme, aber sie hat gleichwohl das Sagen! Dieser zum Frieden zwingende Druck der Natur, ist bei Kant zwar angelegt, aber wäre aktuell viel stärker herauszuarbeiten. Der einzige Hinweis im Feuilleton-Titel findet sich bei Neumann, der kurz den indischen Historiker Dipesh Chakrabarty erwähnt. Die Realisierung des Leitprinzips der Nachhaltigkeit setzt einen globalen Frieden und umfassende Kooperation voraus. Insofern ist die Staatengemeinschaft aktuell aufgerufen runterzurüsten, und darf sich nicht durch irgendwelche randalierenden Autokraten in eine erneute Spirale der Gewalt treiben lassen. Hier ist größte Coolness angesagt, ansonsten würde die Menschheit – wahrscheinlich zum letzten Mal – falsch abbiegen.
Wolfgang Wieweg

Zunächst noch meine besten Wünsche für ein friedlicheres 2024. Schon der Artikel auf S.1 zum Kampf um die Demokratie ließ leider jede ernsthafte Analyse vermissen. Das Problem mit der AFD ist nicht deren rechtsradikales Profil, sondern dass sie die einzige Partei ist, die die Probleme der Bevölkerung wahrnimmt. Sie hat natürlich keine Lösungen und geht in eine völlig falsche und gefährliche Richtung, aber sie kann erfolgreich den Anschein erwecken, sich kümmern zu wollen. Das liegt nicht an der AFD, sondern an den anderen Parteien, die – alle – bei den wesentlichen Themen: Zuwanderung, Sicherheit – in Bezug auf Kriminalität und wirtschaftlich – und soziale Gerechtigkeit, und zwar für die bei Aldi an der Kasse und in der Pflege etc. im Vergleich zu denen, die einfach nicht arbeiten, nicht bereit sind, diese Probleme überhaupt anzuerkennen, sondern sie beharrlich leugnen und alle, die sie ansprechen als AFD und rechtsradikal denunzieren. Aktuelles Beispiel dafür die „Unterwanderung“ der Bauern-Proteste, die jeder mit einem Rest Realitätssinn hätte voraussagen können. Zurück zu Kant: Hier frage ich mich auf welchem Planeten der Autor in der letzten Zeit die „globale Einigkeit…“ erlebt hat, die – Überraschung – jetzt wieder vorbei ist. Die Zeiten sind wirklich zu ernst, um aus solchen Tagträumen seine Argumente abzuleiten.
Frank Scholze

Kant ist zu seiner Zeit der Meinung, Frieden sei machbar. Wenn das damals machbar gewesen sein könnte, dann sollte es auch heute gehen. Das sieht aber nicht so aus. Es scheint an guten Willen zu fehlen. Immer ist irgendwo Krieg, Krawall, Streit mit Nachbarländern, Vertreibung und Völkermord. Es wird zwar versucht, aber misslingt. Das Kantdenkmal in Königsberg wurde beim Einmarsch der Russen zerstört. Ein Kollateralschaden kann man sagen. Putin später ließ es wieder genau kopieren und auf seinen Platz stellen. Da hieß Königsberg Kaliningrad so wie jetzt auch noch. Der Kremlchef hätte Kant gern als Russen vereinnahmt. Na, warum denn nicht? Da war doch mal was mit Hegel und Marx und Vereinigung. Na bitte, darauf einen Wodka.
Hans-Emil Schuster

Der Artikel „Wie geht Frieden, Immanuel Kant?“, zeigt die Notwendigkeit nach Optionen mit einem „Urgedanken“ zu suchen, der den Frieden festigt. Er erscheint in einer Zeit, in der unsere Gesellschaft durch die Anfechtung des Friedenszustandes beunruhigt ist. Das 300. Kant-Jubiläum lädt uns ein, dieses Gefühl für die Demokratie weiterzuentwickeln. Was wir heute sehen und was uns der Artikel über diejenigen, die Frieden wollen und diejenigen, die ihn nicht wollen zeigt, sind polarisierte wirtschaftliche Interessen. Wieder einmal zwingt die Dialektik ihre Wahrheiten auf? Aber die Wahrheiten sind bereits bekannt. Was in unserer heutigen Welt neu ist, sind konkurrierende Wirtschaftsmächte. Der Ausweg liegt in der KULTUR, aus der tiefe Gefühle der FREIHEIT strömen; sie bewirkt die menschliche Entwicklung, die der brasilianische Neokantianer und Philosoph Tobias Barreto (1839-1889) in seinem Kulturalismus ergänzt, indem er zeigt, was „ursprüngliches Denken“ ist. Der deutsche Kant (Kultur) und der brasilianische Barreto (Kulturalismus) ergänzen sich im Dialog, wenn sich Hindernisse auftun. KUNST ist die kantianische und neokantianische Antwort. Gäbe es Kant, hätte er dieselbe Antwort, wie der Kategorische Imperativ, zur Beendigung von Kriegen gegeben: die Vereinigung der Nationen. Wir haben die Europäische Union: Die transzendentale kritisch-praktische Philosophie funktioniert so gut, wie sie kann. Wir brauchen kein „Zurück zu Kant“, um zu erkennen, dass die Dialektik der Konfrontation nicht funktioniert. Die Geschichte hat uns gewarnt. Warum sollte man eine Dialektik der Konfrontation zwischen den Verbänden der Länder schaffen? Ein Paradox! Aber wozu dient die Kunst? Sie dient dazu, einen „Urgedanken“ zu schaffen, das heißt, eine Kultur zu schaffen, um die Gesellschaft zu entwickeln, einschließlich der Kunst des Dialogs: die Kultur des Dialogs.
Roberto Da Silva

Ich weiß nicht, ob Sie in Abonnentenmassen schwimmen und Ihnen das alles egal ist. Ich wollte Ihnen dennoch kurz mitteilen, dass ich häufig ans Abbestellen denke. Z.B. bei solchen Storys wie jener über Kant. Bereits der zweite Absatz hat mich rausgeworfen. „Die friedlichste Ära in der Geschichte der Menschheit ist vorbei. Wladimir Putins Angriff auf die Ukraine hat den Krieg wieder zum Mittel der Machtausübung gemacht.“ Soll ich mich von so einem Autor in Geschichte belehren lassen? Wir hatten irakische Flüchtlinge bei uns im Haus, deren Land sich in Folge des US-Angriffskriegs in einen von Willkür und Warlords dominierten Schreckensstaat entwickelt hat. In Lybien, Syrien, Afghanistan und vielen weiteren Angriffszielen der USA hat sich eine ähnliche Lage ergeben mit Millionen von Menschen, die in die Flucht getrieben wurden. Dass die Terroraktionen der USA in Ihrem Blatt stets sakrosankt sind, beschönigt oder vertuscht werden, ist auf die Dauer unerträglich.
Bert Ehgartner

Vielen Dank für das hochinteressante und lesenswerte Titelthema „Wie geht Frieden, Immanuel Kant?“. Ergänzend möchte ich noch auf den folgenden Aspekt hinweisen: Um1760 beginnt die Wendung zur kritischen Philosophie mit der Kant die Aufklärung philosophisch vollendete und überwand. In transzendentaler Analyse des menschlichen Erkenntnisvermögens gewinnt Kant die Einsicht, dass Erkenntnis aus einer anschaulichen und einer gedanklichen Komponente besteht. Jede Anschauung ist als bereits durch die „reinen Anschauungsformen“ Raum und Zeit und die Kategorien bestimmt aufzufassen. Das Problem der „Anwendung“ der Kategorien „auf Erscheinungen“ löst Kant durch die Angabe von Regeln oder Konstruktionsverfahren in der „reinen Anschauung“. In dieser konstruktiven Theorie der Erfahrung haben Gott, Welt, Seele als „Ideen“ einen praktischen Charakter. Als „Postulate der praktischen Vernunft“ führen sie zur menschlichen Freiheit und zu einer weltbürgerlichen Ordnung, die den „ewigen Frieden“ sichert.
Roderich Buhlheller

Das Kant-Zitat im ersten Absatz erinnert sehr stark an Martin Luther King: „Injustice anywhere is a threat to justice everywhere.“ Von dem Rassisten Kant hätte ich das nicht erwartet. Es ist die Frage, wen er zu den „Völkern der Welt“ dazuzählte und wen nicht. Vermutlich war der Grad der „Zivilisation“ für ihn entscheidend. Kant bzw. MLK sind immer wieder aktuell, leider auch heute noch. Ohne Frieden keine Gerechtigkeit, ohne Gerechtigkeit kein Frieden und ohne Freiheit ebenfalls nicht.
Thomas Manthey

„Sapere aude“ – „Habe den Mut: Deinen eigenen Verstand zu benutzen“ – und somit bringt Peter Neumann unsere Hirnzellen mit seiner Übersicht zu Immanuel Kant in Schwingungen zu Hochfrequenzen! Ob damit aber dieser Königsberger Philosoph zu den Erkenntnissen seiner Menschenübersichten bezüglich des Weltfriedens „aktueller denn je“ sich einfände, beweist doch wiederum: dass fast 220 Jahre nach seinem Tod am 12. Februar 1804 – wahrlich keine Resonanz zum Friedenswillen „als Wille zur Macht des Friedens“ seither vorzuweisen sei… Ganz im Gegenteil: die Brutalität zu der Aggressivität des Menschen (als furchtbarstes, mörderischstes Raubtier auf diesem Planeten) beweist sich im 20. Jahrhundert grausamst bis in die jetzige Zeit… Bedeutet dies „unverständlich“: dass die Philosophen nicht gelesen werden, oder aber von den Mächtigen nicht verstanden worden sind bzw. der hierbei „entscheidende“ Mensch keinen Verstand zur Vernunft aufzeigen kann…  Kants „Kategorischer Imperativ“ beinhaltet doch die „Gebrauchsanweisung“ für das Menschentum und die Mitmenschlichkeit!
Warum also haben Kant und all die Philosophen aus den Jahrtausenden – das kriegsbrutale 20. Jahrhundert nicht verhindern können? Es gibt (cogito ergo sum: summa summarum) doch nicht die „Freiheit der Vernunft“ (lt. Kant) – nurmehr ein vernunftvolles Erlernen an Freiheiten zur abhängigen Vernünftigkeit aus den Manipulationen heraus! Immanuel Kant nannte sich zwar einen Weltbürger (dennoch voller rassistischer Ressentiments gegenüber „Negern“, „Indianern“ und Juden) – und war (jenseits jeder Verständlichkeit) in seiner philosophischen Komplexität doch in allem Schreibvolumen, dennoch weltweit entfernt vom Volk in seinem Elfenbeinturm seines unnahbaren Denkens für den einfachen, schlichten Mitmenschen! Friedrich Schiller musste erst durch langes Eindringen in diese philosophische Materie: seinen Kant in seinen Denkhorizont kompliziert ermöglichen – und hatte seinem geistigen, dichterischen Mitbruder Goethe von dem Königsberger Philosophen, vorgeschwärmt… Doch den Kant´schen Perfektionsgrundsatz zur Pflicht (ohne Neigungen) lehnte Schiller wohl kategorisch ab, sah darin eine Disharmonie für das Menschsein… (Aber das nur nebenbei in diesem Menschen-Einerlei!)
Schon der „undemokratische“ Plato/n argumentierte mit seiner vielseitigen Konzentration des Bedenkens zur Beobachtung des Menschendaseins: „Der Staat sollte von Philosophen regiert werden.“ Kant hat sich explizite gegen die Diktatur einer Monarchie nie geäußert – damit wäre er seinen Lehrstuhl an der Universität zu Königsberg losgeworden. Der Philosoph Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) hatte dieserhalb in seiner Kritik an der Monarchie und als beobachtender Sympathisant zu der Französischen Revolution: seine Professur an der Universität Jena (per Dekret des Herzogs von Weimer in ausführender, diesbezüglich zudem eingeforderter Oberaufsicht von Goethe: dann durchsetzend) aufgeben müssen… Warum aber berufen wir uns heute in den Katastrophen des kriegerischen Unmenschseins nach den zwei Weltkriegen – auf einen Philosophen, der vor dreihundert Jahren geboren wurde, und sei es auch „nur“ dieser (womöglich) universelle Denker Kant. Haben wir nicht herausragende Philosophen des auch frühen 20. Jahrhunderts: die vor diesen grauenvollen Menschenabschlachtereien, dem Holocaust, der anteiligen Zerstörung Europas und der Sowjetunion, der mitbeteiligten Welt: den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki – den Weltfrieden einforder(t)en, war nicht ein (späterer) Mahatma Ghandi der friedliebendste Mensch und Politiker und Philosoph der Mitmenschlichkeit… Und können wir heute diesen John Lennon nicht als einen der ganz großen Friedensphilosophen des Rock ’n’ Roll verifizieren und identifizieren…
Darf ein Staat überhaupt: Menschen zum Krieg einziehen, indem er Menschen als Militärpersonen zum Krieg erziehen will, der Staat diese Uniformierten zum Töten und Morden ausbildet, dressiert und manipuliert – gleichzeitig aber erwartet, dass deren „Moral“ sich „nur“ darauf beschränkt: dass im Kriegsfall diese Dressierten morden sollen und zwar möglichst viele andere „gegnerische“ Menschen in Uniformen (die ebenfalls so von ihrem Staat dressiert werden…). Und dass jene befohlenen Tötenden je nach Ausmaß des staatlich sanktionierten Mordens an den Fronten: dann dekoriert werden mit Orden und anderen „Tapferkeits“-Auszeichnungen und gar als Helden gelten bei möglichst hoher Tötungsrate und Mord-Qualität. Wiederum aber die Soldaten-Menschen erkennen sollen, dass ihr Staat mit seiner Ideologie der „gute Staat“ sei, wenn es z.B. galt: im Sinne und Wahnsinn der Ideologien des Faschismus, Nationalsozialismus, Kapitalismus, Kommunismus (Monarchien) gegeneinander zu kämpfen, sich als Menschen gegenseitig abzuschlachten… Welche Bedeutung hat eine Ideologie (und deren Gesetze) für das Bewusstsein des Menschen in der Masse als Volk, und wo ist die gute Seite gegenüber der nichtguten Seite zu verifizieren innerhalb der un/erkennbaren Machtstrukturen im gesamten Bereich der (vorgeschriebenen) „Bereicherungen“ auf welchen innerstaatlichen Gebieten auch immer… Welche denkerischen Maßstäbe werden angelegt, um die „dressierten“ Menschen der jeweils anderen Seite zu strafen, obwohl sie doch eigentlich nicht selbstständig dachten und handelten, eben weil sie nie kritisch gelernt haben darüber nachzudenken: eben weil sie dressiert waren (und es weiterhin sind) in ihrer Funktion als letztlich doch nur manipulierte Nummerierungen in den Systemen… Der Philosoph G.W. Friedrich Hegel (1770-1831) erkannte: „Aus der Geschichte der Völker können wir lernen, dass die Völker aus der Geschichte nicht gelernt haben.“ Und schon ein antiker Philosoph wußte zu erkennen: „Aus ihren Tragödien hat die Menschheit nichts gelernt!“
Haben wir hierbei einen Anhaltspunkt des vorstellbaren Vertrauens gegenüber uns (als Einzelperson) oder „dem Staat“ an sich – oder sind das nur irgendwelche provisorischen Lebens-„Richtlinien“, die immer wieder infrage gestellt werden können und müssen… Hat die andere Seite hierbei dann ein Recht die gegnerische Ideologie zu zerstören, gar zu vernichten und hierzu auch jene Menschen, die mit zu den verschiedensten Abstufungen der Protagonisten zäh(t)len. Wir haben in Deutschland in mehreren Zeitphasen (kurz aufeinanderfolgend: Monarchie – Revolutionsdemokratie – Faschismus/Nationalsozialismus – Besatzungsdiktat – Kapitalismus-Oligarchie getarnt als so genannte Demokratie) diese Problematik der gegensätzlichen Ideologien bis in die heutige Zeit (persönlich?) zu verantworten. Die wirtschaftliche Kapitulation der sowjetisch geprägten DDR gegenüber der amerikanisch orientierten kapitalistischen BRD – zeigte doch dann auch im Zerfall des sowjetischen Imperiums: dass die kapitalistischen Westmächte politisch nicht in der geistigen Phase des (philosophischen) Nachdenkens (bereit) waren: dass sich ein gefährliches zukünftiges Vakuum zu der Zerstörung eines Imperiums bilden würde, das sich dann irgendwann auswirken musste (z.B.) in einem Diktator Putin: der sich (wie viele Russen auch in ihrem imperialen politischen Niedergang dies vorstellten) evtl. kriegerisch einige Anteile dieses Imperiums sich wieder zurückzuholen…
In dem Hitler-System war die Masse der Soldaten überzeugt von ihrer soldatischen Funktion des Gehorsams für den eigenen Staat (auch) im Angriffskrieg gegen den sowjetischen Kommunismus, von Hitler und seiner Politik deklariert: als Präventivkrieg gegen dieses kommunistische System: das dann irgendwann in naher Zeit dieses nationalsozialistische Deutschland angegriffen haben würde… Diese Massenmörder Hitler und Stalin waren die furchtbarsten Mörder-Verbrecher aller Zeiten – und Stalin hatte durch die Proklamation des „Großen Vaterländischen Krieges“ genau noch zur höchstgefährlichsten Zeit des Untergangs seines kommunistischen Imperiums: diese „nationale Offensive“ propagiert, um sein System zu retten… Hätte Hitler ausschließlich seinen Angriffskrieg gegen den Kommunismus ausgerufen und nicht die „unterdrückten Völker“ des Kommunismus als Untermenschen deklariert: wäre das kommunistische System in sich zusammengebrochen… Die Menschen dort wollten nicht in diesem Zwangssystem leben – wenngleich sich dieser Nationalsozialismus ebenso doch nur getarnt hatte als eine belebbare Lebensgemeinschaft des Volkes: doch der Ver-Führer und die Anführer (bis in die unteren Hierarchien): die Unmenschlichkeit bis zum Massenmord in ihrem wahnsinnigen Programm verfügt hatten… Wir müssen den Philosophen Kant nicht im Detail verstehen können – dazu ist die geistige Substanz im deutschen Volk nicht trainiert (worden), soll das Volk möglichst unwissend und ungebildet gehalten werden: um die Funktionen als „die Sklaven der Moderne“ im ausbeutenden Kapitalismus zu garantieren… Gleichwohl hat dieses heutige Deutschland in den letzten Jahrzehnten (seit Beendigung des II. Weltkriegs) eine derartige Friedlichkeit erreicht, dass selbst die Verteidigung des Landes nicht mehr gewährleistet ist, die Bundeswehr sicherlich keine Abwehrkraft gegen einen mächtigen Feind haben würde… „Si vis pacem para bellum“ – wir wissen jetzt und heute umso deutlicher seit dem Angriffskrieg des Putin-Russland auf die Ukraine: dass ein Staat ohne die Macht der Verteidigung und vor allem der militärischen Abschreckung: zudem keinen weltpolitischen Einfluss hat und eher am Rande des Geschehens eine unbedeutende Mitsprache vorfindet – nicht aber das militärische Argument einer Friedensorientierung mit Waffen gegen die Bedrohlichkeit eines eventuellen Aggressors… Putin vermeint, in den sogenannten westlichen Demokratien keine Bereitschaft zum Krieg vorzufinden – und genau aus diesem diktatorischen Bewusstsein von autoritärer Macht: wird der Aggressor zum Okkupanten eines anderen Landes… Doch warum können einzelne Menschen sich immer noch zum Diktator aufspielen – und andere Menschen folgen solch einem Machtmenschen in seinen verrückten Befehlen und tragischen Auswirkungen…? Ist dieser Adolf Hitler nicht das schrecklichste Menschenabbild eines tyrannischen Diktators und abschreckend für alle Zeiten und Menschen!
Wir berufen uns immer wieder auf den Stadtstaat Athen im 5. Jahrhundert v.u.Z. – und wissen doch eigentlich ganz genau, dass dies keine Demokratie war und Perikles (als agitatorischer Volksredner) ein eher diktatorischer Beherrscher des Volkes in Athen gewesen ist: der diesen Staat durch seine Hegemonialpolitik in das Chaos stürzte, dem militärischen Sparta (und Allianzen) dann unterliegen musste… Außerdem war dieses Athen (nicht nur des Perikles) ein Sklavenstaat, der um 450 (v.u.Z.) über 120.000 Sklaven sich hielt… –Es ist also schon erstaunlich: dass immer noch dieses antike Griechenland, besonders der Stadtstaat Athen: so demokratisch als Vorbild unserer „Demokratie“ herhalten soll… Wir sollten nunmehr diesen Trugschluss endlich begreifen und dieses Geschichtsbild demontieren – wie auch die Franzosen (und die Staatsrepräsentanten) ihren Napoleon I. aus ihrem („Grande Nation“)- Nationalbewusstsein entsorgen mögen, diesen Kriegstreiber im Nimbus eines Übermenschen…
Zurück zu Kant: Der „Kategorischer Imperativ“ produziere laut Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) nur „Tautologien“ – was als Intervention des unterschiedlichen Denkens und Bedenkens so zu interpretieren sei: „…da die Vernunft mit dem Kategorischen Imperativ nur ihre Selbstgewissheit zum Kriterium der Moralität machen könne, ließen sich beliebige Willensbestimmungen als moralisch beurteilen, solange diese mit der Vernunft selbst verträglich erscheinen.“ Belassen wir es bei dieser Besichtigung zweier großen Philosophen – und verstehen wir in der Verantwortung als Menschen (in der Selbstbewertung einer friedlichen Existenz) im Erkennen dieses einen (jeweils einmaligen Lebens) den Wertbestand des Daseins als Anwesenheit zur Abwesenheit. Unser Problem des Daseins ist die Tragik der Sinnlosigkeit der Sinnsuche nach diesem Zustand des Ich-Seins mit welchen Unausweichlichkeiten der Wahrheitsfindungen bis hin zum endgültigen (unausweichlichen) Tod… Und dieses Wissen um die Evolution (seit Darwin), hat uns zurückgeworfen in die Deutlichkeit unserer Abstammung vom Tier als Tiere, einst aus dem Meer gekommen und an Land uns entwickelt bis hin zum Homo sapiens… Doch all diese Fortentwicklungen sind nichts anderes als die Veränderung einer ähnlichen Form des „nackten Affen“: aus dem wir auch bei scheinbar aller Vernunft, uns nicht von den Aggressionen loslösen können – besonders bedingt durch den sexuellen Konkurrenzkampf zwischen den Männern und den Begehrlichkeiten der Frauen gegenüber starken (sexuell potenten) Männern. Das ist der wahre Krieg zwischen den Menschenfiguren ihrer sexuellen, hemmungslosen Abhängigkeiten!
Kant hat das in seinen philosophischen Denkmustern miterwogen, war er doch eher ein bewusst sexuelles Neutrum und dadurch wohl eher eine sehr friedliche Gesamterscheinung… Seine kategorische Aussage als rationaler Imperativ „ohne Eier“: „Wer sexuell begehrt, macht sich zum Gegenstand der Befriedigung tierischer Triebe.“  – zeigt einen friedliebenden Kant auf… – Und wir andersgearteten Männer (mit den „Hunden im Souterrain“ – lt. Thomas Mann) wissen doch, welche Gefährlichkeiten wir als Konkurrenten uns gegenseitig antun könn(t)en! Der Krieg ist nicht der Vater aller Dinge, sondern wird bereits zum Krieg unter den Männern, wenn sie in ihrem Trieb zum Antrieb der Gefährlichkeiten gegen das Menschsein: unberechenbar werden. Das aber hat mehr mit der Psychologie zu tun, als mit der auslegbaren Philosophie… Immanuel Kant hat hierbei keine Zuständigkeit aufzuweisen – er war wohl nie im sexuellen Kriegszustand! Zitat: „Der Mensch macht sich selbst zum konsumierbaren Objekt. Indem er den Körper eines anderen zur Befriedigung seiner eigenen animalischen Triebe benutzt, verletzt der Mensch die Pflicht gegenüber dieser Person als vernunftbegabtes Wesen. Wer sich andererseits als solches Mittel zur Verfügung stellt, verletzt die Pflicht, die er gegenüber sich selbst hat. In beiden Fällen wird dadurch, dass die eigene Rationalität – die Fertigkeit, die den Menschen von den Tieren unterscheidet – verleugnet wird und den tierischen Trieben gefolgt wird, die Menschheit in der eigenen Person geschädigt.“  Der Großvater (er war ein Kantianer) des RvM-Leserbriefschreibers (der wird am 10. Januar 2024 – 75 Jahre auf diesem Planeten anwesend sein) sagte als pensionierter Generalmajor zu seinem Enkel: „Unterhalb des Bauchnabels ist der Soldat privat!“ Der Krieg aber spricht da eine ganz andere brutale Sprache!  Der (Peace)-Enkel hat den Militärdienst bei der Bundeswehr verweigert – heute weiß er längstens: mit Wattebäuschchen kann man sich gegen einen Kriegs-Aggressor nicht verteidigen! Somit: Si vis pacem para bellum!

Jedoch trifft die Vorstellung des Peter Neumann in der Vorbereitung zu seinem Artikel „PEACE“ sicherlich nicht zu: „Wer die Kriege der Welt beenden will – muss seine (Kants) Bücher lesen…“ Das kann man philosophischen „Bücherwürmern“ erzählen, nicht aber (z.B.) einem Diktator wie Wladimir Putin – der doch als deutschsprechender einstig in der DDR agierender sowjetischer Geheimdienstler, wissen müsste: welchen Wahnsinn ein Diktator Hitler (und Stalin) dem Menschsein, der Menschheit angetan haben… Aber Tolstois „Krieg und Frieden“ wäre doch ausreichend gewesen, um diesen Menschen Putin: zur antikriegerischen Vernunft zu bringen!
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

Unterm Bild von Immanuel Kant ist zu lesen: «Wer die Kriege der Welt beenden will, muss seine Bücher lesen: Der Philosoph Immanuel Kant, geboren vor 300 Jahren – aktueller denn je». Aber warum herrscht auch nach 300 Jahren kein Frieden? Warum gibt es die Kriege in der Ukraine oder im Nahen Osten? Wo doch Putin sich in seiner Rede anno 2005, am 750. Jahrestag Königsbergs folgendermaßen zu Kant bekannte: «Wir müssen seine Lehre über die Lösung von Streitigkeiten auf der internationalen Bühne mit friedlichen Mitteln in die Tat umsetzen.» Und wo doch die Vereinten Nationen, also eine Organisation, die den Frieden sichern sollte, für die Errichtung zweier Staaten auf dem Territorium Palästinas gestimmt hatten. Umgekehrt gibt es Frieden und Wohlstand in Gebieten, wo es berechtigte Gründe gegeben hätte für Konflikte. Ein Beispiel: Im Artikel wird der amerikanische Präsident Woodrow Wilson erwähnt, der «fast selbst wie der Königsberger Philosoph von einem Völkerbund» sprach «der das Ziel habe, die territoriale Unverletzlichkeit kleinerer und größerer Staaten zu garantieren.» Trotzdem wurde mit Zustimmung Wilsons das deutschsprachige Südtirol an Italien übergeben, ohne Volksabstimmung. Auch in Elsass und Lothringen fanden keine Volksabstimmungen statt. Heute gibt es dort keine Konflikte, es geht den dortigen Menschen gut und die Staaten, die von Grenz-Verschiebungen betroffen waren, haben harmonische Beziehungen.
Es sieht also so aus, als würde das bloße Reklamieren von Friedens-Absichten nicht immer auch zu Frieden führen. Andererseits gibt es offensichtlich Gründe für Frieden, die wirksam sind, auch wenn gerechtfertigte Mittel zur Friedenssicherung, wie etwa Volksabstimmungen nicht angewandt werden. Der Unterschied lässt sich mit drei Begriffen erklären: Wohlstand, Perspektiven, Demographie. Im Nahen Osten ist es vor allem das hohe Bevölkerungswachstum, das zu hoher Jugendarbeitslosigkeit und damit zu Perspektivlosigkeit führt. Im Krieg in der Ukraine ist eine der Ursachen, dass in Russland und der Ukraine unterschiedliche Perspektiven verfügbar sind. In der Ukraine betreffen sie Wohlstand nach westlichem Muster. In Russland betreffen sie die Idee von der nationalen Größe, dies auch wegen dem Mangel an Perspektiven durch Teilhabe am technischen Fortschritt.
Die Beispiele zeigen, wenn man die «Kriege der Welt beenden» will, muss man auf die tieferen Ursachen eingehen, die sich mit den genannten drei Begriffen (Wohlstand, Perspektiven, Demographie) erklären lassen. Es gilt, die Menschen davon zu überzeugen, dass es im langfristigen Interesse aller ist, einen guten Weg in die Zukunft zu finden. Dazu ist nötig, dass Perspektiven gesucht und genutzt werden, die Nachhaltigkeit ermöglichen. Dies letztlich, um das exponentielle Wachsen von Kopfzahl und Konsum zu beenden. Dabei sollte der kategorische Imperativ nach Kant maßgeblich sein, etwa in der Version: „Handle so, dass es eine gute Zukunft gäbe, wenn alle so handelten wie du“. Das betrifft den Konsum aber auch die Demographie und das Versprechen von nationaler Größe.
Gernot Gwehenberger

 


 

Leserbriefe zu „Wird schon schiefgehen“ von Peter Dausend

Schade, dass Peter Dausend in seinem Absatz zu Wagenknecht nur „Wortmeldetisch“ erwähnte. Er hatte doch bereits den neuen Parteinamen für die „Wagenknechte“ auf der Feder: <Die Wagen-Knechte> = D-W-K Alles Gute für 2024
Karl HeinzStoll

Das war also das letzte ironische Feuerwerk, das auf DIE ZEIT-Leser niederprasselte? Und jetzt? Wie sollen wir all die schweren, voluminösen Artikel Ihrer Autorenkolleg(inn)en verdauen ohne DDD (Dausends Dopamin Dessert)? Habe ja selbst schon erlebt, dass die intellektuelle Strahlkraft mit dem Eintritt ins Senium verblasst. Dann machen Sie ’s doch wie GREEN: ein Dausend-Blitzlicht alle 4 Wochen! Oder besser: finden Sie sich mit drei weiteren Kolleginnen zusammen, wie in ENTDECKEN, die ähnlich schräg wie Sie auf die Welt blicken! Konkurrenz fördert die Textbrillanz! „Dausend Prozent“ ist nicht gleich 1000%, nicht mal 1%! Ein Rückzug vom Rückzug ist daher ohne Gesichtsverlust möglich! Mir jedenfalls 1000-mal lieber als ein „Rückzug vom Rückzug des Rückzugs vom Rückzug“ … des „Wetten, dass“-Gottschalks!
Ulrich Pietsch

Selten war eine ZEIT-Überschrift so zutreffend wie diese. Ja, es wird da etwas schiefgehen, wird etwas fehlen, etwas Großartiges – zu Dausend Prozent übrigens, also mit vielfacher Sicherheit. Das wird passieren, wenn wir Leser diese Lücke bei der Lektüre der nächsten Ausgabe spüren, eine Lücke, um einen altbekannten Kalauer etwas schief zu bemühen, die diese Kolumne ganz bestimmt nicht ersetzen wird. Da fühlt sich gar nichts glücklich an. Und es bleibt nur vage zu hoffen, dass der Kolumnist schon ein neues Projekt in der Schublade hat, dass selbst Dausend Prozent in den Schatten stellt. Für diesen Fall ist es dann aber auch schon fast egal, ob Deutschland am Jahresende einen anderen Kanzler hat, sich nach der Gruppenphase mit der Gastgeberrolle der Fußball-EM begnügen muss und Gottschalk mit neuem Format irgendetwas aufblasen lässt. Nur ein weiteres Erstarken von politisch Randständigem könnte einem dann doch noch absolut die Freude am neuen Jahr verhageln – Dausend-prozentig und mehr!
Rainer Friedrich Schütz

Ich werde Ihre Kolumne vermissen. Sie war immer wieder sehr, sehr schön. Apropos vermissen: Ich vermisse unter „F“ Ihre Deutung, inwieweit die Spielweise der Nationalmannschaft 2014 (Sie erinnern sich: 7:1 gegen Brasilien und dann Weltmeister gegen Argentinien.) den damaligen Zustand unseres Landes widerspiegelte. Was die EM 2024 betrifft, so gibt es in der Tat (Ich verzichte hier bewusst auf das Wort „tatsächlich“.) interessante Übereinstimmungen zwischen dem Geampel in der Regierung und dem Gehampel auffem Platz.
Kurt Eimers

Ich bedauere es sehr, dass Herr Dausend seine letzte Kolumne geschrieben hat. Sie war für mich immer ein Highlight der Zeit- Lektüre. Sehr, sehr, sehr schade. Ich werde sie vermissen.
Dorothea Arend

Mit großem Bedauern musste ich von Herrn Dausend lesen, dass die Kolumne „Dausend Prozent“ eingestellt wird. Humorvolle und gut geschriebene Kolumnen in diesen düsteren Zeiten können kurzweilig sein und kurzzeitig erhellen! Bereits die Kolumne „Das Letzte“ habe ich schmerzlich vermisst. Und wo sind die erheiternden Cartoons verblieben? Ist der Verzicht auf Humoresken in der ZEIT dem Zeitgeist geschuldet? Das fragt sich eine langjährige und treue ZEIT-Leserin und hofft, dass nicht auch noch die „Torten der Wahrheit“ im Magen der zunehmenden Banalitäten verschwinden.
Helga Schönemann

Schade, 99 % der ZEIT- Leser wird die Umfragen – Kolumne vermissen (mindestens!). Ich auch. Tausend Dank an Peter Dausend für seine tollen und aufschlussreichen Kolumnen. Ich habe mich immer wieder auf sie gefreut und mich königlich über Peter Dausends fantasievollen Wortspiele amüsiert. Tja, und welche Hoffnungen für das Jahr 2024 erfüllt werden, wird sich zeigen. Ich glaube, dass die Ampel am 31.12.2024 noch regieren wird, die Fußballnationalmannschaft die Vorrunde der EM mit Krampf überstehen kann, ich hoffe, dass Thomas Gottschalk nicht als Moderator von „Wetten, dass…?“ zurückkommt (ich mochte die Sendung nie und Gottschalks Geplapper auch nicht), ich glaube, dass Sahra Wagenknecht der AfD Stimmen abjagen kann und ob ich am Ende des Jahres ein glücklicher Mensch sein werde, ja, darüber mache ich mir keine Gedanken.
Regina Stock

Lieber Peter Dausend, schade, sehr schade! Ob ich mich in den kommenden Wochen des Jahres 2024 glücklicher fühlen werde als durchschnittlich im Jahr 2023, hängt davon ab, was ich in Zukunft von Ihnen zu lesen bekomme. Ich hoffe weiterhin Ernstes mit Einfallsreichtum, Witz und Ironie vorgetragen.
Sven Herfurth

Das etwas verspätete Gottschalk-Bashing des Autors könnte man getrost als Nachtreten empfinden, es stellt sich alleine die Frage des warum. Ist der Autor noch immer enttäuscht vom Fernsehvolk, welches der letzten Wetten-dass-Show und dem unveränderten Moderator mal wieder Einschaltquoten der Superlative bescherte?
Christian Voll

Nit Vergnügen habe ich in der ZEIT vom 4. Januar die Dausend Prozent Umfragenkolumne gelesen. Ich habe jede einzelne in de ZEIT genossen und fand sie jedes Mal intelligent, pfiffig und unterhaltsam. Um so trauriger bin ich über den letzten zeit am 4. Januar: „Dies war die letzte ihrer Art.“ Schade! Ich werde sie vermissen. Vielleicht meldet sich Herr Dausend doch ab und zu bei seinen Fans! Alles Gute für ihn.
Mariele Egberts

 


 

Leserbriefe zu „Ein weites Feld“ von Markus Rohwetter

Haben Sie ihre Pauschalbehauptung zu dem „Dienstwagenprivileg“ mal nachgerechnet? Für ein Auto mit einem Listenpreis von 30.000 € wird ein geldwerter Vorteil von 300,- € je Monat angesetzt (bleiben wir beim Verbrenner). Ein größeres Auto wird auch höher versteuert. Bei einem Kilometerpreis von 0,30 € entspricht das 1.000 privat gefahrener Kilometer je Monat, 12.000 km/a. Wenn man nicht aus Jux und Tollerei zwischen Hamburg und München hin und her rast, würde man bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h jeden Monat 20 Stunden seiner freien Zeit im Auto verbringen. Das ist doch Unsinn. Wo ist das Privileg?
Karlheinz Martín

Es ist merkwürdig still geworden um die Einsparungsliste. Lediglich der Agrardiesel rollt derzeit noch wie ein Tsunami durchs Land und hätte um ein Haar den Wirtschaftsminister samt seiner Fähre verschlungen. Ein unrühmlicher, ja (lebens-) gefährlicher Akkord auf der Klaviatur derer, die noch nie Lösungen hatten, weil diese ihr Geschäftsmodell Chaos zerschlügen. Die deutsche Hamas. Aber vielleicht kommt der Schauplatz Bauernproteste gar nicht so ungelegen. Weiß noch jemand, dass Intel für seine Chip-Fabrik in Magdeburg 10 Milliarden Euro Subventionen bekommen soll? Plus jahrelange Garantie eines niedrigen Strompreises, also noch ein paar Milliönchen. Der dickste Subventionsbrocken. Schleicht man sich im Hintergrund heimlich still und leise zum Förderbescheid à la Andreas Scheuer durch? „Wenn man doch über andere Förderungen auch so streiten würde.“ Richtig liebe ZEIT. Dazu müsste man das Streiten aber erst einmal publik machen. Also bitte, warum fragt ZEIT nicht jede Woche: „Wo sind die 10 Milliarden Subvention für die Chip-Fabrik in Magdeburg als Streichposten auf eurer Einsparungsliste?“ Der Haushalt 2024 wäre schlagartig ausgeglichen. Die Schuldenbremse wäre eingehalten und es blieben sogar noch ein paar Milliarden für die Ertüchtigung von Deichen übrig. Den nicht stattfindenden Streit beklagen, selbst aber schweigen? Keine gute Presse.
Wolfgang Pilz

„Was alle angeht, können nur alle lösen. Jeder Versuch eines Einzelnen oder einer Gruppe, für sich zu lösen, was alle angeht, muss scheitern“, diese weisen Worte stammen vom Schweizer Schriftsteller, Dramatiker und Maler Friedrich Dürrenmatt (1921-1990). Wir, das Volk dürften auch im Jahr 2024 von der Ampel, wie die berühmte Weihnachtsgans gerupft und ausgenommen werden, damit diese ihre planwirtschaftlichen Pläne weiter vorantreiben und auch verwirklichen können. Im Land der nicht mehr ganz dichten Denker, haben jetzt die Bauern die Schnauze randvoll. Sie sind bereits auf der Straße, um zu demonstrieren, denn die Bauern haben dieses räuberische Verhalten dieser grün lackierten Ampel mehr als satt. Wir sollten uns den Landwirten anschließen, um damit auch diese Ampel endlich vom Hof jagen zu können!
Klaus P. Jaworek

Proteste mit Verkehrsblockaden erfolgreich. Während andere Protestierer, welche den Verkehr blockieren, kriminalisiert werden und hohe Geld- und Freiheitsstrafen erhalten, drückt man bei den Bauern schon gern mal ein Auge zu. Denn wieder sind sie mit ihren dicken Traktoren unterwegs, um ihre Ziele zu erzwingen. Dass sie dabei den Verkehr blockieren und gefährden, kümmert in diesem Fall aber niemand. Im Gegenteil: Mit dem Druckmittel Verkehrsstau konnte die Agrarlobby durchsetzen, dass ihre Privilegien unangetastet bleiben. Jetzt hat sie erreicht, dass die geplanten Kürzungen von Subventionen – in diesem Fall des Dieselprivilegs, zurückgenommen werden. Diese staatlichen Geschenke kommen in erster Linie den großen Agrarfabriken zugute. Wie auch in diesem Fall hatten die bundesweiten Proteste mit den Schlepperblockaden Erfolg. Nur nebenbei – auch der „Agrardiesel“, der für die Demos verbraucht wurde, und die PS-starken Trecker sind mit Steuergeldern subventioniert – also unterstützt hier auch der Steuerzahler. Der Agrarsektor verfügt über eine der mächtigsten und einflussreichsten Lobbyvereinigungen in Berlin und Brüssel. Diese setzen sich zusammen aus sehr gut organisierten Führungskräften und bezahlten Lobbyisten der Bereiche Agrochemie, Agrohandel, Finanzwirtschaft und Deutschem Bauernverband (DBV). Der DBV ist eng verwoben mit CDU/CSU und der Europäischen Volkspartei (EVP). So ist es nicht verwunderlich, dass das gefährliche Pflanzentötungsmittel Glyphosat der Firma Monsanto von der EU auf weitere 10 Jahre zugelassen wurde.
Die bundesweiten Kundgebungen und die Lobbyarbeit der angeschlossenen Organisationen zielen auf die Beibehaltung des Status quo ab. Im Klartext heißt das: Weiterhin Agrarsubventionen, Agrar-Gifte, Glyphosat, Massentierhaltung und Tierquälerei, Insektenvergiftung, Vogelsterben, CO2-Belastung, Nitrat im Grundwasser und gleichzeitig auch Bauernsterben. Die Landwirtschaftspolitik vor allem unter CDU und CSU hat dazu geführt, dass zwischen 1975 und 2020 von rund 900 000 landwirtschaftlichen Betrieben rund 647 200 wegrationalisiert wurden. Die kleineren Familienbetriebe sind verschwunden und mit ihnen auch die Artenvielfalt. Übrig bleiben langfristig nur riesige Agrarfabriken, die für den Weltmarkt produzieren und das, obwohl die genannten Parteien über Jahrzehnte den bäuerlichen Familienbetrieb propagiert haben. Unsere Landwirtschaft produziert nicht für uns, sondern für den Weltmarkt und das mit allen Mitteln. Das mit der sogenannten „Selbstversorgung“ ist ein Werbegag, der jeglicher Grundlage entbehrt. Die o. g. Lobby verhindert die dringend notwendige Agrarwende. Verlierer sind die Konsumenten, die Umwelt, unsere Gesundheit und die kleinen bäuerlichen Familienbetriebe, die nach dem Motto „Wachse oder weiche“ in den Ruin getrieben werden.
Conrad Fink

Die Anliegen unterschiedlicher Gruppierungen möchte ich nicht bewerten. Ich denke allerdings, dass in unserem Lande die Wahrnehmung etwas geschärft werden muss und wünsche mir für das Neue Jahr, dass wir alle insofern ein Stück vorankommen: Wenn eine Handvoll junger Leute sich auf dem Straßenasphalt festkleben, spricht man von Klimaterroristen. Wenn bundesweit riesige Traktoren Autobahnauffahrten blockieren, wird von berechtigten Protesten gesprochen. Wie passt das zusammen.
Heinz Pilartz

Sie verpesten die Böden mit Unkrautvertilgungsmittel, sie verseuchen das Grundwasser durch Schweinegülle, sie halten Tiere unter qualvollen Bedingungen, sie rotten unsere Insekten aus, und die Hälfte ihres Einkommens erhalten sie aus Steuermitteln. Die Bauern in Deutschland sind ein echtes Problem. Und dann fahren sie mit ihren überdimensionierten und überteuerten Traktoren auf Autobahneinfahrten, um den Verkehr lahmzulegen, weil ihre Einkünfte ein wenig beschnitten werden sollen. Das ist schon kaum zu ertragen. Völlig unerträglich ist es jedoch, dass Staat und Länder widerstandslos vor den ungesetzlichen Handlungen kapitulieren. Es hätten Tausende von Anzeigen erstattet werden müssen wegen Landfriedensbruch und anderer Delikte. Wenn sich jedoch ein junger Mensch am Asphalt festklebt, um ohne jeglichen Eigennutz gegen die zunehmende Zerstörung unserer Umwelt zu protestieren, dann wird er kriminalisiert und unbarmherzig verfolgt. Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.
Thomas Weise

Es geht darum Steuern einzunehmen. Die Landwirte sind auf der Straße zum Protestieren.  Der CO2 Preis ist seit Januar um 15 Euro je Tonne gestiegen. Das macht allein von den Privathaushalten etwa 7,5 Milliarden Euro mehr in der Bundesfinanzkasse. Nochmals! Dem Bund werden etwa 43 Milliarden Euro fehlen, wenn nur noch Elektro PKW und Wasserstoff PKW auf Deutschlands Straßen unterwegs sind. Die Treibstoffsteuer ist dann ganz einfach weg.  Steuern müssen vom Bund eingenommen werden, das ist zweifellos wohl jedem klar. Aber woher nehmen. Es geht auch darum Steuerforderungen auf alle Bürger zu verteilen egal welcher Religion oder politischen Richtung man sich zugehörig fühlt. Da ist zum Beispiel die Mehrwertsteuer von 7% auf Nahrungsmittel. Ich bin der Ansicht, um der immer wieder geforderten Transparenz Genüge zu leisten, sollten wir auch sachlich korrekt Steuern bezahlen. Das heißt am aktuellen Beispiel der Bauernproteste: Ich halte es für sachlich korrekt, dass der Agrardiesel nicht mehr subventioniert wird, diese Mehrkosten der Landwirte aber ohne Wenn und Aber auf die Nahrungsmittelpreise umgelegt werden sollen. Dann wäre der Bund möglicherweise mit 10 Euro CO2 Preiserhöhung klargekommen.
Der Bund sollte möglichst darauf achten, dass man Steuern nicht erhebt um sich als Sozialstaat zu präsentieren der möglichst viele Sozialleistungen bringt, sondern um Notwendigkeiten zu bezahlen. Am Beispiel meiner Zwei-Zimmerwohnung hier in Fürth ist zu sehen, was ich meine. Ich habe hier Nachtspeicheröfen zum Heizen. Allein die EEG-Umlage war so hoch wie der Heizkostenzuschuss, den ich bekam. Aber dieses Problem gab es eben schon in der CDU geführten Regierung der Angela Merkel. Der Staat darf sich nicht an den Notwendigkeiten seiner Bürger bereichern. Steht das nicht auch so im Grundgesetz? Deshalb war es notwendig und richtig, dass die KFZ-Steuer für Landwirtschaftliche Fahrzeuge gecancelt bleibt. Aber auch wenn man die Fahrzeuge besteuern würde und auch diese Mehrkosten auf den Lebensmittelpreis im Supermarkt draufschlägt wäre das eine gerechte Steuer, die einfach jeden trifft. Es ist eine Zwickmühle. In einer vor kurzem geschriebenen Mail erklärte ich, dass wer gegessen hat dem Gott und dem Landwirt ein Danke sagen soll. Es war 1978 im Oktober, als ich gefragt wurde zu wem ich bete.  Da ich selbst der allmächtige Erschaffer und Friedensengel bin bete ich nicht. Aber bei jeder Mittagsmahlzeit rede ich ein Dankeschön für die Bauern und an alle aus der Lebensmittelbranche. Ihr in der Ampelregierung! Lasst euch nicht entmutigen. Herr Kubicki wurde vor kurzem im Internet erwähnt, dass wir darstellen müssen, dass die Regierung der Angela Merkel schlecht war.  Ich sage euch: „Wir schaffen das“. Der allmächtige Erschaffer und Friedensengel Pharao Ri Streb.
Johann Thomas

Die Landwirte wollen sich nicht ausnehmen lassen wie Weihnachtsgänse! Während die Chemische Industrie Erdöl steuervergünstigt erhält, um daraus Chemieprodukte zu machen und die Lufthansa ihr Kerosin KOMPLETT energiesteuerbefreit erhält, um damit Leute umherzufliegen, ist schon bisher hochgradig unfair, dass AUSGERECHNET Landwirte für den Diesel, mit dem sie NAHRUNGSMITTEL erzeugen, Energiesteuer zu zahlen haben. Aber jetzt noch mehr? (Energiesteuer 47 statt 26 Cent/l) Das ist überhaupt NICHT hinnehmbar. Natürlich auch nicht, wenn das Paket bloß ein klein wenig aufgeschoben wird, aber die fleißigen Ernährer dennoch trifft.
Andreas Gerner

Einer Generalmobilmachung gleich holen sie ihre Panzer aus den Kasernen, um die Regierenden und den Rest der Bevölkerung in die Knie zu zwingen, als wäre der über das gesamte Jahr hinweg zu ertragende Gestank von Gülle und der Lärm ihrer Höllenmaschinen nicht Demonstration genug. Kein Berufsstand erfährt mehr Subventionen als die Bauernschaft, eine Unterstützung entsprechend ihrer Flächengröße, eine lebenswichtige Infusion. Der Bauer von heute hat längst seine Souveränität eingebüßt, um sich der Großindustrie anzudienen, um in Massen zu produzieren und Tier- und Naturschutz zu übergehen. Im Protest eingepreist ist die gefühlte Gängelung bei Vorgaben zur Rettung der Artenvielfalt, des Gewässerschutzes und einer tiergerechten Haltung von Schwein und Vieh. Die Milchleistung einer Turbokuh mit 30 L täglich hat längst den Tatbestand der Tierquälerei erfüllt. Doch wer ausschert ist nicht mehr konkurrenzfähig, es sei denn er bemüht sich auf einer Nebenschiene, ethische Werte zu bedienen. Die Biolandwirtschaft und Eigenvermarktung fordern ein erhöhtes Maß an Engagement, aber beruhigen das Gewissen für unsere Geschöpfe. Diese Überlegung lässt allerdings die Donnerbolzen kalt in deren Hamsterrad. Umdenken ist nicht Sache von Stolz und Anmaßung. Die Selbstüberschätzung des Bauern geht einher mit einer Hofierung durch die Politik und das Umschmeicheln dieser Wählerschaft. Die fehlende Analyse lässt den Bauer zum Opfer verkommen, allerdings nicht wegen des Dieselpreises.
Thomas Hauer

Das Aufbegehren der traditionellen Bauern geht nicht nur gegen den Verlust von Vergünstigungen, sondern auch gegen das von einer lobbygesteuerten Politik seit Jahrzehnten verdorbene System der Förderung nach dem Gießkannenprinzip. Wer hat, dem wird gegeben. So werden von Kapitalanlegern vor allem im Osten betriebene Agrarfabriken zum Nachteil kleiner Familienbetriebe mit Millionensubventionen gemästet. Besser als lineare Subventionen wären gerechte Preise. Ernährung ist viel zu billig. Sieht man der übergewichtigen Bevölkerung an. Es muss aber Hilfen geben für Bergbauern und die Natur- u Landschaftspflege kleiner Familienbetriebe. Derzeit ist das Gegenteil der Fall. Ganz vergessen wird die heilige Kuh Mobilität. Alleine der Luftverkehr wird in Deutschland mit jährlich fast 13 Milliarden Steuergeld gefördert. Die geringfügige Erhöhung der Luftverkehrssteuer hat keinerlei Lenkungswirkung.
Hartmut Willibald Rencker

 


 

Leserbriefe zu „Wind machen“ von Marc Widmann

Vorweg eine Anregung zu Ihrer inhaltlichen Gliederung: Dieser Artikel gehörte eigentlich in ein Fach „Technik“, das Sie zusätzlich einführen könnten, und nicht zur Wirtschaft. Hier geht es um das richtige technische Konzept….Positiv halte ich in Ihrem Artikel den Hinweis auf den sinnvollen Ausbau bei der direkten Nutzung der Sonnenenergie und die geplante Anwendung des „grünen Wasserstoffs“.  Die Energiewende in der noch immer angestrebten Form ist ein Irrweg, was auch dadurch unterstrichen wird, dass weltweit kein Land diesen Weg eingeschlagen hat. Der Hauptgrund liegt wohl darin, dass die Sonne in unseren Breiten ungefähr 1500 Stdn. scheint und der Wind ebenso lange bläst – bei einer Jahresstundenzahl von 8760. Woher beziehen wir den Strom in der übrigen Zeit? Besonders dann, wenn über einen längeren Zeitraum weder Sonnenstrahlen noch Wind in Sicht sind. Wir brauchen also Energiespeicher. Von einem Regierungsmitglied kam der Hinweis, den Strom in den Stromleitungen zu speichern. So wird die Unkenntnis energetischer Vorgänge bei politischen Entscheidungsträgern auf den Punkt gebracht. Der derzeit einzige technisch und wirtschaftlich sinnvolle Weg sind Pumpspeicherwerke, den wir in Deutschland aus vielen Gründen nicht gehen können. Wir haben bereits eine hohe Kapazität an Windrädern, weshalb ein weiterer Ausbau ohne geeignete Stromspeicherung nichts bringt. Gehen wir nicht den falschen Weg „Wind machen“, sondern stoppen umgehend den weiteren Ausbau der Windkraftanlagen !!
Helmut Kiendl

In Ihrem Artikel „Wind machen“ vom 4.01.2024 in „DIE ZEIT“, Ausgabe N*2, Seite 17, fehlen die hier wesentlichen Fakten zur Energiepufferung und der damit verbundenen Einsparungen bei Leitungsnetz und Back-Up-Kraftwerksbedarf. Die Batterien der Elektromobilität, mit ihren circa vier Terawattstunden im Endausbau, machen viel Aufwand überflüssig, wenn wir nur dafür sorgen, dass sie überwiegend schnellwechselbar ausgeführt werden! Weder heutige Energie-, noch Autokonzerne oder Versorgungsnetzanbieter haben daran kurzfristig wirtschaftliches Interesse. An weiteren Subventionen für Ladenetz, Anlagen-, Leitungs- und Kraftwerksbau verdient sich heute am leichtesten. Subventionen der automotiven Batteriefertigung sitzen ebenso kontraproduktiv locker. Übrigens verhindert wohl süddeutsche Interessenlage, dass Strom im Norden billiger genutzt werden kann. Denn das würde energieintensive Betriebe dorthin führen. Ganz im Sinne der zügig machbaren Energiewende zur Nachhaltigkeit verbleibe ich
Hans-Jörg von Lücken

Endlich ein sachlich kompetenter Überblick zum Elektrizitätssystem und dem derzeitigen Stand der „Energiewende-Politik“! Niemand würde in ein halb-fertiges Haus ohne Wasserleitungen und drei noch nicht eingebauten Fenstern einziehen. Zu lange durften in der ZEIT „Schönschwätzer*innen“ bzgl. „Energiewende“ zu Worte kommen, die derlei vorschlugen. Der auch fachlich gute Artikel von M. Widmann stellt klar: Für eine einigermaßen funktionierende Energiewende ist ein komplexes Gesamtsystem zu bauen. Niemand weiß, ob dies 2039 fertig ist. Hauptsache ist: Die letzten Kohlekraftwerke sind bis dahin abgeschaltet!
Wolfgang Ströbele

Egal, der CO2-Ausstoß muss auf null oder sogar auf unter null unter, gedrückt werden, sonst schmollt ein Robert Habeck auf ewig weiter in seinem selbst gebastelten grünen Schmollwinkel! Dieser hausgemachte, Marke Eigenbau, eben auf dem eigenen Mist gewachsene, selbst eingebrockte und selbst verschuldete Irrweg, um diese CO2-Ideologie, der ist in den Köpfen dieser Grünen, wie fest betoniert. Apropos Beton, wie viele Tonnen Beton braucht eigentlich der grüne Windrad-Pflanzer, um ein grünes Windrad in Grund und Boden zu betonieren?
Riggi Schwarz

Der Umbau unserer Energieversorgung auf Erneuerbare Energien ist ein Wettlauf mit der Zeit. Er wird sämtliche Lebensbereiche durchdringen und gleichzeitig die bedeutendste Gelegenheit bieten, die Erderhitzung einzudämmen. Es ist bedauerlich zu beobachten, wie sich globale Energie-Monopolisten seit Jahren darauf vorbereiten, bei dieser umfassenden Umgestaltung eine maßgebliche Rolle zu spielen. In dem Artikel von Marc Widmann mit dem Titel „Wind machen“ wird über den Vorstandsvorsitzenden des Energiekonzerns EnBW sowie die Herausforderungen des Übertragungsnetzbetreibers Amprion berichtet. Auch die Umstellung auf ein Wasserstoff-Kernnetz für energieintensive Industrien wird thematisiert. Bedauerlicherweise werden Bürgerinnen und Bürger in diesem Kontext hauptsächlich als Störfaktor wahrgenommen, sei es aufgrund von Widerständen gegen Windräder oder dem Bau von großen Stromtrassen.
Dabei bieten die Erneuerbaren die faszinierende Möglichkeit, die Energieversorgung der Zukunft vernetzter, dezentraler, flexibler, widerstandsfähiger und partizipativer zu gestalten. Durch den Abbau von Bürokratie, umfassende wirtschaftliche Förderungen, Unterstützung von Wohnungseigentümern und Mietern beim Bau von Solaranlagen an und auf Mehrfamilienhäusern und Balkonen können die Erneuerbaren Energien in die Hände der Menschen gelangen. Die vorhandenen Flächen, sei es auf Industriegeländen, Dächern oder für Bürgerwindräder und Agro-PV vor den Toren der Städte, bieten ausreichend Potential. Energy Sharing, der Handel mit Nachbarschaftsstrom und Quartierspeicher können dazu beitragen, viele Menschen am nachhaltigen Energiewandel teilhaben zu lassen. Leider sind wir noch weit von einer solchen Realität entfernt. Die Schaffung von Akzeptanz für diese notwendige Umgestaltung und die Dringlichkeit im Kampf gegen die Klimakrise erfordern einen deutlichen Wandel in unserer Denkweise und Handlungsweise.
Susanne Jung

Es wird in dem Artikel „Wind machen“ als Erfolg gepriesen, dass viele Hausbesitzer und andere Investoren in die Photovoltaik gewaltig investiert haben. Es wird zwar darauf hingewiesen, dass die Module fast nur aus China importiert werden, aber es wird nicht berücksichtigt, dass für die Herstellung und den Transport erheblich Energie benötigt wird, d.h. es wird gewaltig CO-2 emittiert. Diese Menge müsste der gepriesenen CO-2-Reduktion gegengerechnet werden, denn für die Klimaveränderung spielt es keine Rolle, an welchem Ort auf der Erde die Emission erfolgt. Nicht erwähnt wird bei den gepriesenen Windrädern, dass meist noch Schwefelhexafluorid zum Einsatz kommt, eine Substanz, die erheblich stärker als das CO-2 unser Klima beeinflusst, wenn es langsam austritt. Die Lücken bei der Stromerzeugung mit Wind und Sonne werden erwähnt, doch abgesehen davon, dass der benötigte klimaneutrale, grüne Wasserstoff noch längst nicht ausreichend zur Verfügung steht, wird sich kein Investor für die Finanzierung der neuen Gaskraftwerke finden, die nur an wenigen Tagen im Jahr den fehlenden Strom liefern sollen. Die Abschreibungen und die Personalkosten aber fallen das ganze Jahr über an, und der grüne Wasserstoff dürfte auch nicht gerade preiswert sein, wenn er dann irgendwann in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Diese unvermeidlichen Stromlücken dürften ein gewaltiges Problem werden, insbesondere da der Stromverbrauch gewaltig ansteigen wird, durch e-Autos und Wärmepumpen, besonders bei niedrigen Außentemperaturen.
Wolfgang Picht

Es ist sicher richtig, in diesen schwierigen Zeiten auch das mal hervorzuheben, wo es vorangeht, wie es Marc Widmann in einer Zwischenbilanz zur Energiewende macht. Allerdings ist schade, dass zwei wichtige Felder für ein Gelingen der Energiewende in der Bilanz nicht erwähnt werden: Maßnahmen zur rationellen Energienutzung (z.B. Wärmedämmung von Gebäuden) und vor allem ein in sich stimmiger Gesamtplan für die zueinander passenden Maßnahmen beim Umbau des Energiesystems einschließlich realistischer Einschätzung des Investitions- und Zeitbedarfs. Gerade bei letzterem hapert es nämlich massiv, da wird weiter mit dem Wunschdenken gearbeitet, die Energiewende würde sich quasi selbst finanzieren. Tatsächlich aber zeigen Abschätzungen der benötigten Investitionen für energetische Sanierung von Gebäuden, den Bau von Gaskraftwerken, den Aus- und Umbau der elektrischen Netze, den Aufbau von Wasserstoffnetzen und Wasserstofferzeugungsanlagen und die großtechnische Speicherung elektrischer Energie, dass bis in die 2030er Jahre von Staatsseite jährlich 70 Mrd. € zusätzlich zu investieren wären. Und es gibt bisher keinen Plan, woher diese Gelder kommen sollen.
Ulrich Waas

 


 

Leserbriefe zu „Das gibt Trost!“ von Anselm Grün

Dieser Beitrag von Pater Anselm Grün sind wahrlich keine frommen Worte, vielmehr zeigt er ein Stück weit auf, welche unschätzbaren und leider oft verkannte Werte im Christentum verborgen sind und die ausnahmslos jeder in Anspruch nehmen darf. Für sich selbst und für seinen Nächsten.
Roland Schütze

Nach all der schweren Kost – Afghanistan, Julian Assange, Israel, El Salvador – der wunderbar tröstende Artikel von Anselm Grün. Auch ohne Gottesglaube. Vielen Dank!
Elke Woertche

Es überrascht nicht, dass der Benediktinermönch Anselm Grün nach einigen Wendungen letztendlich dann doch bei seinem Gott als dem „Gott allen Trostes“ landet. Er ist sich auch sicher, dass Gottes Liebe befähigt, andere zu lieben. Dieser Gnade scheint der von Pater Anselm mit sieben Tröstungen zitierte Thomas von Aquin nicht teilhaftig geworden zu sein. Dieser „Heilige“ rechtfertigte die Haltung von Sklaven und die Todesstrafe für Häretiker, lieferte den theoretischen Unterbau für die mittelalterliche Inquisition und begründete den Hass auf Juden theologisch. Von guten Geistern verlassen muten seine Einlassungen zum weiblichen Geschlecht an:
„Die Frau ist ein Missgriff der Natur […] mit ihrem Feuchtigkeits-Überschuß und ihrer Untertemperatur körperlich und geistig minderwertiger […] eine Art verstümmelter, verfehlter, mißlungener Mann […] die volle Verwirklichung der menschlichen Art ist nur der Mann.“
Immerhin machte sich Thomas von Aquin wohl um die Lehre von den Engeln verdient. Ein Gott als der „Gott allen Trostes“ müsste wohl allwissend, allmächtig und allgütig sein. Die Realität des Leidens und der Not in der Welt, nicht zuletzt durch die christliche Kirche selbst verursacht, spricht gegen seine Existenz.
Ulrich Müschen

Der moderne, aufgeklärte Mensch spüre in sich die Erkenntnis, keinen Grund zu haben, da zu sein, auf der Welt zu sein. Pater Grün begründet mit diesem Fremdzitat unser stetes Bedürfnis nach Trost, vor allem in den labilen Phasen unseres Lebens. In der Folge konzentriert sich Grün auf die mannigfaltigen Möglichkeiten, von Dritten getröstet zu werden. Ich möchte eine von ihm leider gar nicht erwähnte Abhilfe hinzufügen, die noch dazu den unschlagbaren Vorteil hat, dass der Trostsuchende sie eigenständig verwirklichen kann. „Tue Gutes, und es geht auch Dir gut.“ Diese Erkenntnis in die Tat umzusetzen könnte in den nächsten Jahrzehnten für Millionen Menschen eine Art Rettungsring darstellen. Die Baby-Boomer gehen in den Ruhestand und suchen händeringend nach ihrer individuellen Daseinsberechtigung. Wenig anderes stiftet mehr persönliche Zufriedenheit, als anderen Menschen zu helfen. Schüler brauchen Nachhilfe, Flüchtlinge sehnen sich nach einem Ortskundigen im Regelgestrüpp, Greise sind dankbar für jeden Gang und jede Verhandlung mit dem Handwerker, den/die sie nicht absolvieren müssen. Probieren Sie es doch gleich heute einmal aus und werfen dem Straßenmusiker fünf Euro in seinen Hut oder tragen Ihrer Nachbarin den Einkaufskorb die Treppe hoch.
Lars Meinhardt

Der ganzseitige Artikel des 79-jährigen Benediktinermönchs und Autors von fast 20 Millionen verkauften Büchern, Dr. Anselm Grün, ist für Mainstream-Leser sicherlich beeindruckend, offenbart aber bedauerlicherweise ein fragwürdiges Glaubens- und Gebetsverständnis. Wenn der Herr im Himmel, „der Gott des Trostes“ wäre, hätten wir in Krisenzeiten nichts zu befürchten. Der immer noch verherrlichte männliche Gott ist eine Illusion. Die Zuflucht, das Refugium, liegt im Innersten eines jeden Menschen. In diesem heiligen Raum – das Neue Testament spricht vom „Tempel des Geistes“ –spielt sich das Ewige Leben ab. Für die Erfahrung bedarf es einer authentischen spirituellen Wegbegleitung, die niemals nach außen, unten oder oben, gerichtet ist. „Das Königreich Gottes ist inwendig in Euch“ (Lukas-Evangelium 17,21).
Roland R. Ropers

Wunderbare Idee, Anselm Grün in diesen Zeiten zu Rate zu ziehen, sehr schöner Artikel. Auch an die alten Mystiker sollten wir uns wieder mehr erinnern, das sind Kraft spendende Quellen. Bei Franz Alt fand ich diese Tage in seinem älteren Buch „Liebe ist möglich“ die goldene Regel aller Religionen, an die ich an dieser Stelle erinnern möchte: Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst behandelt werden wollt. Das kann eine Basis für Friedensgespräche schaffen. Vielleicht auch mal interessant, Franz Alt zu befragen? Es gibt ja auch inzwischen eine Neuauflage von „Frieden ist immer noch möglich“, auch inspirierender Trost.
Inge Armschat

 


 

Leserbriefe zur Infografik „Was wir brauchen“ von Carolin Eitel (Infografik) und Urs Willmann (Recherche)

Schon wieder. Laut der Grafik konsumiert ein Bürger 6400 kW Strom; kW ist Einheit für Leistung. Gemeint ist wahrscheinlich kWh. Dies ist die Einheit für Energie, Arbeit. Diesen Fehler finde ich oft in dieser Zeitung, bevorzugt bei Artikeln mit PV-Anlagen, Windkraftanlagen etc. Dort wird munter Leistung und Jahresertrag durcheinander geschrieben und falsch verglichen. Könnt ihr Euch keinen technischen Sachverstand leisten?
Dieter Braun

Ich habe folgenden Hinweis zur Infografik in der aktuellen Ausgabe. Beim Angabe des Stromverbrauchs hat sich ein Fehler eingeschlichen. Der Stromverbrauch wird mit der Einheit kWh angegeben. Verwendet man nur kW, handelt es sich um die elektrische Leistung und nicht um einen Verbrauch.
Michael Anis

In der oben genannten Infografik vom 4.1.24 scheint mir ein erheblicher Fehler zu stehen: Der Stromverbrauch wird dort mit 6400 kW pro Person und Jahr angegeben. Ich vermute, es soll kWh, also Kilowattstunden heißen, denn das ist die übliche Messgröße. Aber auch die Zahl kann wohl nicht stimmen. Pro Person werden in Deutschland in anderen Quellen etwa 1300 kwh angegeben. Da der Unterschied schon sehr groß ist, sollten das korrigiert werden.
Heinrich Zankl

Ist denn das so schwer zu verstehen??? Die Menge an elektrischer Energie („Strom“-Energie) wird in kWh (Kilowattstunden) angegeben, während kW eine Angabe der elektrischen Leistung ist, die besagt, wie viel „Stromenergie“ pro Zeiteinheit verbraucht wird. Ihre Infografik soll doch zur Bildung beitragen, und nicht in der Bevölkerung gängige Fehler reproduzieren! Im Prinzip könnte Ihre Angabe von 6400 kW für den Verbrauch von Strom ja sogar eine sinnvolle Angabe sein, denn die Infografik informiert ja über den Verbrauch der Bundesbürger, also Menge/Zeit. Aber da alle anderen Angaben Menge pro Jahr bedeuten, ist anzunehmen, dass Sie 6700 kWh/Jahr meinen, was einer Leistung von 6700 kWh/(365*24 h) = 0,76 kW entspricht. Wenn Ihre Angabe mit 6700 kW pro Bundesbürger richtig wäre, dann betrüge der Verbrauch 540 TeraWatt. Dann bräuchten wir ca. 200.000 Atomkraftwerke zum Decken unseres Strombedarfes. Auch in anderen Artikeln der Zeit (und vieler anderer Medien) taucht immer wieder dieses ärgerliche Missverständnis auf. Vielleicht weisen Sie einfach mal alle Zeitautoren darauf hin, dass sie bei Angaben zum Stromverbrauch bitte genau darauf achten sollen, ob sie über Strommenge oder über Leistung sprechen wollen.
Andreas Klamt

Etwas ironisch: Druckfehler oder Unwissen? Die Angabe 6.400 kW Strom kann als ‚Verbrauch‘ nicht korrekt sein. Die Einheit kW ist eine Leistungseinheit und keine Energieeinheit. Bei einem Auto mit 100 kW wird keine Energie umgesetzt, wenn es steht. Erst durch die Multiplikation der Leistung mit einer ‚Zeitspanne‘ ergibt sich die umgesetzte Energie. Wenn das Auto 3h mit dieser Motorleistung unterwegs ist: 100 kW  * 3 h = 300 kWh.
Albrecht Blattner

 


 

Leserbriefe zum Wochenmarkt „Sonne im Bauch – Tagliatelle mit Orange“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

Ich habe mit großer Aufmerksamkeit das Rezept zu den o.g. Tagliatelle im Zeit Magazin gelesen. Gedanklich hatte ich auch schon die Zubereitung durchgespielt, jedoch fällt auf, dass eine Hälfte der geriebenen Schale der Orangen übrigbleibt. Im Rezept steht;   „Schale der Orangen fein abreiben. Die Hälfte mit 1Essslöffel Butter in der Pfanne anbraten bis die…“ Am Ende des Rezeptes dann:  „Pasta auf den Tellern anrichten und etwas von der in Butter gerösteten Orangenschale über die Nudeln…“ Daraus ergibt sich die Frage, Was mache ich mit der 2.Hälfte der geriebenen Orangenschalen??
K.Dittus

Habe heute wie so oft versucht Ihr neues Rezept (Tagliatelle mit ORANGE) nach zu kochen. Was mir auch irgendwie zur Zufriedenheit meiner Frau gelungen ist. Was mich tatsächlich irritiert hat, waren die 50% Orangenschalen, die am Ende übrig waren, da es im Rezept für deren Nutzung keine Anweisung gab. Also zwei Bioorangen abgehobelt, davon bleibt die Hälfte dann über? Aber vielleicht habe ich ja auch etwas überlesen? Jedenfalls habe ich diese mit in die Soße geworfen, was dieser nicht geschadet hat. Unklar blieb auch der Saft der Früchte. Aus Gründen der Nachhaltigkeit haben wir diesen dem Campari – Soda zugefügt, der als Begleitgetränk sehr zu empfehlen ist.
Wolfgang Walter

Ich wünsche Ihnen ein gesundes, erfolgreiches neues Jahr. Ihr Rezept “Tagliatelle mit Orange“ im neuesten ZEITmagazin hat mich sofort angesprochen. Ich habe dann auch heute Abend gleich losgelegt. Am Schluss ist allerdings die Hälfte der Orangenschalen übriggeblieben. Die andere Hälfte hatte ich ja angebraten und die sollte am Ende über die Nudeln gegeben werden. Über einen Tipp, wann die andere Hälfte verarbeitet wird, würde ich mich sehr freuen.
Georg Erhardt

Nach vergeblichem Rätseln über das Rezept (man reibe die Schale von 2 Orangen ab und verwende dann die Hälfte davon) möchte ich nun doch nachfragen: reicht dann doch eine Orange oder wurde vergessen, die Verwendung der übrigen Orangenschale zu erwähnen? Oder habe ich etwas nicht verstanden? Ich bin gespannt!
Christina Röhl

 


 

Leserbriefe zu „So rot wie nie zuvor“ von Stefan Schmitt

Ihr o.g. Artikel reiht sich ein in viele, die immer wieder bestätigen, dass die Klimakrise noch schlimmer und noch dringender ist als jeweils zuvor gedacht. Was spielt es noch für eine Rolle, ob ein Teil der Klimaforscher tatsächlich überrascht ist, nachdem bereits seit längerem der IPCC die Einhaltung der 1,5 Grad-Grenze fast aufgegeben hat? Das, obwohl immer mehr Befunde belegen, dass spätestens kurz danach auch die ersten Kippunkte völlig überschritten werden, und damit immer mehr selbstverstärkende Prozesse zu den Untaten der Menschheit dazukommen, das Klima noch weiter zu zerstören.  Immer noch fragen sich allzu viele Menschen – wenn sie die Szenarien überhaupt zur Kenntnis nehmen, überhaupt drüber nachdenken – „Was heißt das für die Zukunft?“, statt zu fragen „Was müssen wir tun, um überhaupt noch eine lebenswerte Zukunft insbesondere für unsere Kinder und Enkel zu haben?“  Immer noch haben Mehrheiten bei uns mehr Angst vor Klimaschutz-Maßnahmen mit ihren evtl. Konsum-Verlusten als vor der ohne sie drohenden klimabedingten Zukunft.  Immer noch starten Aggressoren Angriffskriege, statt sich mit den Gegnern gegen die Klimagefahren als gemeinsamen Feind fast aller zu verbünden.  Immer noch werden im globalen Süden Wälder geopfert auf dem Altar der Wohlstands-Steigerung, oft eher für Reiche als für die meisten, und statt einer internationalen Aufklärungs- und Motivationskampagne wird von vielen fast als gegebenes unveränderliches Faktum gesehen, dass Deutschland und die EU mit allen Klima-Anstrengungen allein bleiben und sich so nutzlos abmühen werden.
Immer noch investieren die ölreichen Wüstenstaaten und Energiekonzerne Unsummen in weitere Erschließungen von fossilen Energien, statt sich auf Produktion von grünem Strom und Wasserstoff zu konzentrieren.  Immer noch haben Menschen viel mehr Verständnis für Straßenblockaden durch Landwirte oder Streiks im ÖPNV als für solche durch Klimaschützer, weil die ersteren als Vertreter von Bedürfnissen der „Lebenswirklichkeit“ empfunden werden und die letzteren als „elitär abgehoben“.  Denn unter „Lebenswirklichkeit“ verstehen die allermeisten nur die gegenwärtige Lebenswirklichkeit, nicht aber die einer mittleren oder ferneren Zukunft, ungeachtet, dass unsere Kinder und Enkel in dieser Zukunft werden leben müssen. Deren künftiges Leben, Lebenswirklichkeit und Lebensqualität verteidigen und propagieren die Klimaschützer, gegen Einflüsse, Beeinträchtigungen und Gefahren, verglichen mit denen die Belastungen aller heute meist demonstrierenden, streikenden und Internetkommentare postenden eher ein laues Lüftchen sind.  Wenn aus wiedervernässten Moor-Flächen kein gleichgroßer kurzfristiger Gewinn gezogen werden kann wie aus den trockengelegten, wird von „ideologischer Überreaktion“ gesprochen und für selbstverständlich gehalten, dass dann die Produkte von weit her importiert würden und der Klimagewinn zunichte gemacht würde.   Die begrenzten Flächen der Forst- und Landwirtschaft sollen für alles Gewünschte herhalten, incl.  für „Biogas“,  Holz-Pellets, „Biodiesel“ und weltweit immer mehr Fleischkonsum, künftig wohl auch für grüne Wasserstoff-Produktion.
Immer noch wird als Vorbedingung für jeden Klimaschutz und für „gute Politik“ gefordert, nicht dass die langfristigen Beeinträchtigungen und das langfristige Wohlergehen der Menschen optimiert werden, sondern, es dürfe  auch der Durchschnitt — natürlich wieder gegenwärtig —  keinerlei Einbußen an irgendwelchen gewohnten „Freiheiten“, Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten  hinnehmen müssen, weder an Fleischkonsum, noch an Fast Fashion, noch an Flugreisen, noch an SUV-Gebrauch, etc. etc.    Das ist besonders angesichts der wenigen verbleibenden Jahre Zeit die Forderung nach Zauberei, besonders wenn dabei noch die „gerechten“ Hilfen und Entschädigungen für die Menschen des globalen Südens gestemmt werden sollen, damit die ihre Nachhaltigkeit überhaupt schaffen können.   Diese Zauberei können auch die besten angebotenen Technologien samt Wasserstoff-Wirtschaft nicht in der Rest-frist schaffen.  Denn der Strom für grünen Wasserstoff braucht noch mehrfach große Flächen wie für die gleiche Strom-energie, Flächen, die jetzt schon für fast alles knapp sind, und/oder riesige Transport-, Süßwasser- und Speicherkapazitäten, wenn er aus den Wüsten kommen soll.
Es kommt schon lange nicht mehr darauf an, die Zukunft zu analysieren und zu rätseln, wie schlimm es kommen wird oder wieviel Hoffnung noch besteht. Mit falschen illusionären Hoffnungen kann man Menschen auch vergiften.  Es kommt darauf an zu handeln und die Zukunft energisch und realistisch erträglich zu gestalten. Allzu viele Bedingungen daran können wir uns, kann sich die Menschheit nicht mehr leisten. Im Buch „Vom Ende der Klimakrise“ von Luisa Neubauer und Alexander Repenning lehnen die Autoren es ab zwischen Optimismus oder Pessimismus hinsichtlich der Zukunft der Klimakrise zu wählen.  Sie erklären sich als „Possibilist*Innen“.  Ob sie optimistisch in die Zukunft blicken, beantworten sie mit „ja und nein“, ob die – noch vorhandenen – Chancen und Möglichkeiten verwirklicht werden „hängt von jedem von uns ab“, wie sie sagen.   Ich würde es so ausdrücken:
Traum oder Zukunft? Freud‘ oder Leiden? / Wir, tun und lassen, solln‘s entscheiden;
Abwarten, Grübeln werden‘s nicht ergründen / das schafft nur unser Tun, in global‘n Bünden.
Peter Selmke

Eine Jahresmitteltemperatur oder ein globales Klima, wenn ich das schon immer höre und lese, dann muss ich mich jedes Mal fragen, wo soll es das eigentlich geben!? Für mich zählt nur diese Temperatur, die ich am Thermometer ablese, von mir aus auch mehrere Male am Tag. Bei meinem Thermometer kann ich keine Tagesmitteltemperatur ablesen. Ich weiß wirklich nicht, wo es dieses globale Klima geben soll. Für mich existiert zwar das Klima, doch dieses Klima findet überall auf der Welt, aber örtlich immer unterschiedlich statt. Wenn ich dann lesen muss, dass das Jahr 2023, das wärmste Jahr seit der Messung gewesen sein soll, dann könnte ich sofort im Dreieck springen. Wo bitte sollte das hier in Deutschland gewesen sein? Irgendwie kommt mir da sofort dieser Karl Lauterbach in den Sinn, der uns heuer auch den heißesten Sommer seit Menschengedenken aufschwatzen wollte. Wie war das gleich mit Karl Lauterbach und mit dem Cannabis? Es soll sehr viele unterschiedlich Studien zum Klimawandel geben, aber über viele dieser Studien, kann ich leider nur bei „YouTube“, „Apollo-News“ & Co. etwas dazu erfahren. Eine wirklich offene Diskussion, dieser doch sehr unterschiedlichen Ergebnisse, die findet hier in Deutschland leider nicht statt. Noch zum Thema Hochwasser, Hochwasser hat es schon immer gegeben und Hochwasser wird es auch weiterhin geben.
Riggi Schwarz

Rauch und Asche sind nicht die Hauptursache für den kühlenden Effekt großer Vulkanausbrüche. Vielmehr sind hierfür die dabei ausgestoßenen mit Luftfeuchtigkeit (Wasserdampf) Aerosole bilden Schwefeloxide verantwortlich, die einen Teil der Sonnenstrahlung in den Weltraum reflektieren. Im Falle des untermeerischen Ausbruchs des Hunga Tonga wurden diese Gase wohl im Meerwasser und den in die Atmosphäre mitgerissenen größeren Wassertröpfchen gelöst, die rasch absegneten. So blieb der kühlende Effekt bei diesem Vulkanausbruch aus.
Exkurs: Den Effekt der Schwefeloxide zeigt auch die im Artikel beschriebene Schwefelreduzierung (i. e. Schwefeloxidreduzierung) des Schiffsverkehrs. Die Reduzierung der Schwefeloxide erhöht die Temperatur, eine Erhöhung senkt sie. Außerdem wurde durch die außergewöhnlich starke Eruption Wasserdampf in die Stratosphäre verbracht, in der er wegen des geringen Massenaustauschs mit der darunter liegenden Troposphäre einige Jahre bleiben wird. Wasserdampf ist wie Kohlenstoffdioxid und Methan ein „Klimagas“. Deshalb trägt dieser Vulkanausbruch zur Erderwärmung bei. Wir müssen abwarten, wie nachhaltig dieser Effekt ist. Ergänzung durch einen Schlauschwätzer: Rauch ist der Oberbegriff für kleine in einem Gas verteilte Feststoffpartikel. Insofern sind kleine in Luft verwirbelte Aschepartikel Rauch.
Dirk Hoppe

 


 

Leserbriefe zu „Nur ein Traum“ von Mariam Lau

Am Epiphanias-Morgen ein Blick auf Israel 2024. Seit über drei Monaten kämpfe ich (mit nachlassender Verve) mit der Flut von Informationen und Meinungen zum neuen Nah-Ost-Krieg. Weit- und Kurzsichtiges, dem allgemeinen und dem partiellen Interesse Geschuldetes, Gefühlvolles und Strategisches ist darunter. Von abwägenden Politikern, klugen Historikern, wortgewaltigen Feuilletonisten, resoluten Moralisten – und von (mehr oder weniger) guten Kollegen und Freunden. Warum diese Verve? Vor über 50 Jahre, genauer: am 6. September 1972, behandelte Miriam*, eine aus Nazi-Deutschland nach „Palästina“ – so hieß das damals – geflohene Berliner Jüdin meine Beinwunde im Kibbuz Ayeleth Hashahar in Obergaliläa, am Fuße der Golanhöhen, im Norden Israels. In der folgenden Woche sollte die „Assifa“ – das Kibbuzparlament – darüber abstimmen, ob mir ein Angebot unterbreitet werden sollte, „Chaver“ (Bruder) und damit Mitglied im Kibbuz zu werden. Während Miriam, die zusammen mit ihrem Mann meine Mitgliedschaft beantragt hatte, mich verarztete, brachte das Radio die Meldung von der Ermordung (u.a.) der 11 israelischen Sportler, Geiseln des Schwarzen September, in Fürstenfeldbruck.
Aus der lähmenden Betroffenheit heraus entspann sich dann aber, fast folgerichtig, ein Gespräch: Ich hatte im Jahr zuvor als Wehrdienstverweigerer bei der „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“ ein Jahr in Jerusalem und in einem sog. deutschen Kibbuz verbrach. In diesen war ich nun zurückgekehrt, um als junger Deutscher nun auch selbstbestimmt friedliche Versöhnung zu leben. Im Verlauf des Gesprächs brachen sich zunehmend, auf beiden Seiten, Emotionen ihre Bahn. Meine Bemerkung, die im Folgenden Hin und Her fiel und dann mein Leben auf grundsätzliche Weise verändern sollte, dürfte nicht nur, sondern ist mit Bestimmtheit in ihrer vermittelnden Hilflosigkeit nach dem 7. Oktober 2023 von zahllosen Mitleidenden auf beiden Seiten der Kriegsparteien mit umgekehrten Vorzeichen gedanklich oder wörtlich wiederholt worden: „Aber man muss auch die andere Seite, die der Palästinenser, bedenken!“ Miriam beendete die Behandlung und schickte mich weg. Am nächsten Tag wurde „mein“ Antrag von der Agenda der Assifa genommen. Eine Woche danach saß ich im Flugzeug nach Frankfurt. Erst viele Jahre später kehrte ich wieder, als Besucher, nach Ayeleth zurück, nun als Islamwissenschaftler, der seine neue intellektuelle Heimat gefunden, aber seine emotionale und spirituelle „Heimstätte“ verloren hatte. Der Artikel aus „Die Zeit“ (2024/2, S. 2) setzt meinem Kampf ein ebenso überraschendes wie erlösendes Ende: Mariam Lau gelingt es – ohne darüber Worte zu verlieren –, dem 7. Oktober seine Zeitlichkeit zu nehmen: Es gibt ihn (mindestens) seit einem halben Jahrhundert. Sie wählt eine zunächst scheinbar minoritäre und enge Perspektive, um aus der Sicht von Kibbuznikim eine Landschaft von Überzeugungen, Hoffnungen und Gefühlen freizulegen, die jedoch alles enthalten, aus welchem sich dieses perpetuum bellum nährt. Es ist diese Perspektive, welche mir mit diesem allegorischen Blick zurück eine klare Aussicht auf eine friedliche Zukunft wiedergibt. Es sind immer dünne Strahlen, die sich zu Licht bündeln.
Ulrich Rebstock

In Nr.  2 “ Nur ein Traum?“ der Satz von Frau Lau „Inzwischen hat sich in Israel quer durch alle Milieus die Überzeugung breitgemacht, dass die Weltgemeinschaft nun ausschließlich auf die Zivilisten in Gaza schaut und den 7.Oktober vergessen hat.“ ist vermutlich schwer nachzuprüfen – aber er trifft für „die Weltgemeinschaft“ nicht zu. Zu danken ist der ZEIT“, dass sie den Artikel „Der Zuhörer“ veröffentlicht hat mit u.a. den Sätzen: „Ich glaube nicht, dass es etwas Angeborenes gibt, das Menschen unausweichlich zu unvorstellbar bösen Taten treibt….. Hoffnung bedeutet, dass es eine Möglichkeit für das Gute gibt.“  Es werden also durch bestimmte Umstände die Weichen für das Böse, aber auch das Gute gestellt. Die US-Vietnam-Krieger“ waren bereit, ihr Verhalten kritisch zu hinterfragen…und sich zu ändern“, so der Psychiatrie-Forscher. Die Redaktion möchte ich in dem Zusammenhang noch auf einige mutmachende Artikel zum NAHOSTKRIEG in dem Newsletter der Böllstiftung hinweisen in
https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.boell.de%2Fde%2Freferat%2Fnaher-osten-nordafrika&data=05%7C02%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C16fa5f37582e42824a1f08dc10623dad%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C638403261349072830%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000%7C%7C%7C&sdata=82e6msgPcOcMTCyH6P2JDRaLyBdob5fmP0Vnojy6w%2Fs%3D&reserved=0 . Vielleicht finden Sie auch Stoff für Beiträge.
Walther Moser

Wie sollen sich die Juden in Israel sicher fühlen, wenn die israelische Armee mit ihren Aktionen gerade neue Mitglieder für die Hamas Krieger rekrutiert? Wie soll man Juden in Deutschland respektieren, wenn Herr Dr. Schuster in der FAZ die Kultur-Staatsministerin auf fordert, das Grundgesetz zu verletzen, um nur judenfreundliche Kultur zuzulassen? Meine Fragen zu der Problematik an Dr. Josef Schuster und Dr. Meron Mendel sind bisher unbeantwortet geblieben.
Dieter Willich

 


 

Leserbriefe zu „Da will ich hin!“ von diversen Autoren der ZEIT Redaktion

Wären Sie 2005 mit mir auf eine ZEIT-Reise von Danzig über die Masurischen Seen bis auf die Kurische Nehrung im Kaliningrader Gebiet gefahren. Die Reise war ganz in Erinnerung an Gräfin Dönhoff eingerichtet. Möglicherweise hätten Sie dann dort auf einer Düne sitzend, aber nicht in den kalten Monaten November, Januar etc., auf die Ostsee schauen können. Frühsommer macht in dieser Landschaft das ruhige Schauen in die Vergangenheit ‚gemütlicher‘. Und Sie hätten in Kaliningrad (ex Königsberg) an einer bekannten Kirche das Standbild Ihres aktuellen ‚Titelhelden‘, Immanuel KANT, betrachten können, welches von Gräfin Dönhoff gestiftet war. Irgendwann kommt man auch mal wieder in das Kaliningrader Gebiet…….
Hartmut Wagener

Ihren Neujahrsreiseartikel „Da will ich hin“ würde ich gerne einmal zum Anlass nehmen, Ihnen ein paar Gedanken zum Thema Reisen (insb. Fliegen) in Zeiten der Klimakrise und Ihre Berichterstattung in diesem, ganz konkreten Zusammenhang zu übermitteln. Ich bin immer wieder entsetzt, wie unkritisch auch in Ihrer Zeitung – die ich seit Jahrzehnten überzeugt lese – mit dem Thema Reisen in der Klimakrise umgegangen wird. Von den Anzeigen reden wir mal nicht. Da wird das Thema Klimakrise im Ressort Wissen behandelt – dabei ist es doch ein Querschnittsthema, für das die Menschen systematisch auch in ihrem Alltagsverhalten sensibilisiert werden müssten – so wie es den dramatischen Zeiten mit ständigen Klimakatastrophen entspricht! Und diese werden ja nicht weniger in Zukunft, nein! Ich selbst bin in meinem Leben immer gerne, auch mal fern gereist – aber mittlerweile stelle ich das angesichts der ständigen Horrornachrichten regelmäßig infrage. Natürlich wollen die Menschen nach der Pandemie gerne wieder reisen! Aber doch nicht irgendwie und irgendwohin! Aber Egoismus geht bei den meisten vor! Dabei müssten wir alle unsere Alltagsemissionen radikal senken, insb. was die Frage der Mobilität angeht, auch wenn Minister Wissing meint, sein Ressort könne leider nichts zu dem Thema beitragen, allen Umfragen und Berechnungen zum Trotz, dank der Einflüsterungen der Autolobby.
Ich persönlich beachte jetzt mein eigenes Tempolimit. Sollen die anderen Autofahrer machen, was sie wollen! Mit Karacho in den Abgrund! In Ihrem o.a. Artikel basierend auf einer Umfrage Ihrer Kollegen werden nun ja allerhand Reisen angesprochen, wobei ich mich im Wesentlichen auf die Flugreisen konzentrieren möchte, die bekanntlich besonders schädlich für das Klima sind. Das ist ein sensibles Thema, nicht zuletzt auch, weil viele Menschen in fernen Ländern vom Tourismus leben. Aber Wochenendflüge und Inlandsflüge sind inzwischen wirklich out of time. Was mich ebenfalls schockiert, ist der völlig unreflektierte (Fern)Tourismus von Sektoren wie Sport, Kultur und Wissenschaft, Meisterschaften über mehrere Länder, muss das sein?! Darüber spricht niemand! Mittlerweile sind doch Videokonferenzen erfunden und stärker verbreitet, dank Pandemie. Alles vergessen? Ich weiss, die Wirtschaftsinteressen sind sehr/zu mächtig…Vielleicht mögen diese Gedanken Sie ein wenig anregen, das Thema Reisen in der Klimakrise anders zu betrachten.
Barbara Werner

Seit vielen Jahren freue ich mich, wenn ich Ihre Beiträge zu Umwelt- und Klimathemen lese. Oder Sie in einer Fernsehdiskussion erlebe. Sehr schön finde ich auch, dass und wie Sie über Ihr Familienexperiment zu einem klimagerechteren Leben geschrieben haben. Aber dann das: Ausgerechnet Sie werben für eine Traumreise nach Sansibar. Zwar kann ich nachvollziehen, dass auch Sie sich nach vielleicht etlichen Jahren der privaten Flugabstinenz mal einen großen Traum verwirklichen wollen. Dennoch war ich mir zunächst ziemlich sicher, dass es beim „imaginären Fluchtpunkt“ bliebe, gerade weil Ihre Sehnsucht durch Anderschs wirklich großartigen und fantasievollen Roman geweckt wurde. Aber dann kamen Ihre beiden letzten Sätze. Auch wenn Sie tagträumend im Vagen bleiben, fürchte ich, dass andere Ihr Sehnsuchtsziel kapern. Um vor Ort festzustellen, dass die Realität weit hinter der Fantasie zurückbleibt. Und die Jagd nach dem nächsten Traumurlaub die persönliche Klimabilanz einmal mehr kräftig verhagelt.
Detlev Lipphard

 


 

Leserbriefe zu „Selbst Grundschüler kritzelten Hakenkreuze“. Gespräch mit Markuls Mandel geführt von Jeanette Otto

Vielen Dank für diesen Artikel. Bitte berichten Sie weiter über die Entwicklung an dieser Schule. Ich habe vor kurzem von einer Schule in Hessen erfahren, an der es ganz normal war, dass „Du Jude“ als Schimpfwort benutzt wurde, Hakenkreuze auf Tische gekratzt oder auf Hefte gemalt wurden und gesagt wurde, wie schade es sei, dass damals nicht alle Juden vergast worden seien. Eine Schülerin hat das der Klassenlehrerin erzählt, die meinte, „das ist doch nicht so schlimm“. Das war’s.
Sibylle Riffel

Ein ermutigendes Gespräch: Auch in einem schwierigen Schulumfeld sind Veränderungen möglich, die ein weiteres Abdriften in die Verwahrlosung beenden und wieder positive Entwicklungen ermöglichen. Ein personeller Neuanfang auf der Ebene der Schulleitung kann ein sehr wirksames Zeichen sein, das in alle Richtungen wirkt: Schüler, Lehrer, Eltern – und Gesellschaft und Politik. Von dem neuen Schulleiter können wir lernen: Die Prinzipien von Demokratie und Menschlichkeit müssen sichtbar und im persönlichen Umgang klar spürbar sein, um anschlussfähig sein zu können. Immer direkt ansprechen, wenn etwas auffällt. Ein Wegschauen, das Räume für eine Entfaltung von Demokratiefeindlichkeit ermöglicht, darf es nicht geben. Alle Lehrer müssen mitmachen. Ein großer Auftrag, diese Arbeit am Puls unserer Zeit (um nicht zu sagen „am offenen Herzen“). Diese Arbeit verdient den großen Respekt der Gesellschaft. Und die Politik muss diese Arbeit konkret stärken.
Reinhard Koine

Dem ach so demokratiebewussten Wohlstandsbürger scheinen die Gäule durchzugehen, wenn er sich jetzt schon Kindern gegenüber systemlinientreu, wild wie ein Neukonvertit gebärdet. Verordnete Authentizität spottet jeder Souveränität. Oder befinden wir uns in einem Umerziehungs-Fortsetzungsroman? Die Schule hat ein ideologiefreier Raum zu sein, mit vorbildhafter, gleichheitsgrundsätzlicher Lenkung zu Humanität in Mitmenschlichkeit und Lernort, zu lernen, wie man lernt. Wenn so demokratielehrend staatsbürgerkundliche Solidarisierung daherkommt, folgt den Kaderschmieden bald Kadavergehorsam, hin zu Kanonenfutter! Zur Faktencheck-Erinnerung: Unter dem hoch ge- und verehrten lateinischen Kreuz-Symbol dauerte das Völkerschlachten 1200 und nicht 12 Jahre wie unter dem geächteten Hakenkreuz – mit dem gravierenden Unterschied, Judenverfolgung und -Mord nicht fabrikmäßig organisiert zu haben! Gelegentlich sollten sich Lehrkräfte Märchen zu Gemüte führen: Darin stecken fast alle haptischen und gefühligen Lebensweisheiten der so abschätzig behandelten Volksseele.
Andreas Weng

 


 

Leserbriefe zu „Mein Bruder“ von Wolfgang Bauer, Autor im ZEIT Magazin, Fotos Andy Spyra

Danke für Ihren Essay im Magazin vom 4. Januar. Ich habe mein Antwortbild auf diese Brudergeschichte gefunden: Die Kinder, die in diesen Tagen das Friedenslicht aus Bethlehem weitertragen und dem Stern folgen, der – wie es Kurt Reuber auf seine Kohlemadonna im Kessel von Stalingrad einst schrieb – für Licht, Leben und Liebe steht. Krieg zerstört unzählige Menschenleben. Was für Trost schenken uns dagegen die Sternsinger mit ihrem Segen für ein neues Jahr des Heils: „Christus mansionem benedicat!“ Wider alle Hassbotschaften bringen diese Kinder das Friedenslicht aus Bethlehem und den Segen aus der Krippe in jedes Haus; wider alle Kälte tragen sie Wärme in jede Wohnung; wider jedes Misstrauen trauen sich die Sternsinger in fremde Häuser und klingeln voller Zutrauen. Verkleidet sind sie nicht; vielmehr offenbaren uns diese Königskinder, worum es in der Weihnachtszeit geht: Gott entäußert sich all seiner königlichen Gewalt samt Kleidung, wird elend, nackt und bloß und schenkt seine Herrschaftsinsignien jedem neu geborenen Kind. Jeder Kinderwagen wird zu einer Krippe. Danke für dieses Trostbild den Sternsingern.
Friedrich Faber

Afghanen verstehen –, dank des toll beobachtenden Textes gelingt mir das ein wenig mehr…, und dann wow, die Fotos, kleine Meisterwerke der Komposition, ich bin in einem Film und den Brüdern nahe. Danke.
Ellen El Malki

Wolfgang Bauer greift in seinem Artikel eines der großen Themen unserer Zeit auf: Die weltweite Migration und was sie für die betroffenen Menschen bedeutet. Die sorgfältig recherchierte Reportage ist glänzend, sensibel und mit viel Empathie geschrieben. Als Jemand, der mehr als 10 Jahre seines Lebens in Ländern des globalen Südens verbracht hat und nun versucht, von dort Geflüchteten beim Ankommen in Deutschland behilflich zu sein, würde ich mir wünschen, dass Bauers Artikel in vielen Familien und vielen Schulen gelesen und diskutiert wird. Das könnte einiges zum gegenseitigen Verständnis in unserer zunehmend multi-kulturellen Gesellschaft beitragen. Dank und Anerkennung also für diesen Artikel!
Eberhard W. Fischer

 


 

Leserbriefe zu „Der Zuhörer“ von Amrai Coen

Dies sind die Erkenntnisse des Psychiaters Robert Lifton aus seinen Studien zu den großen menschlichen Katastrophen seit Auschwitz: Das Böse ist Normalität. Es gehört zur Menschheit. Und es gibt bei den Menschen, diesen sinnhungrigen Kreaturen, den Wandel vom Bösen zum Guten. Seine normative Aussage: Wir müssen diese Katastrophen sehr gründlich betrachten und akzeptieren, um ihre Wiederholung vermeiden zu können. Raum für Hoffnung erwächst aus der Möglichkeit des Guten. Ja, es ist wichtig, aus den vergangenen Katastrophen zu lernen, gerade auch wenn wir auf die sich abzeichnende Klimakatastrophe schauen (Hochwasser, Wassermangel, Hitze, Dürre, Großbrände, Erosion, Ernteausfälle, Migration). Neben den vielen Kriegen ist der Klimawandel für viele Menschen auf dem Globus bereits eine existenzielle Katastrophe. Zugleich erleben wir, dass eine Politik, die diese Katastrophen abzuwenden versucht, starke Abwehrreaktionen provoziert. Es scheint, als wenn viele Menschen sich lieber an eine untergehende Normalität klammern, als die Anstrengung auf sich zu nehmen, die Katastrophe abzuwenden. So ist der vermeintlich gesunde Menschenverstand, der sich tief in dieser Normalität verankert sieht, durchaus ein Anzeichen dafür, wie wenig resilient und gesund unsere Gesellschaft ist. Der Bund mit der Normalität schlägt ins Böse um, wenn es ernst zu werden droht. So ist es sehr wichtig, dass nur solche Menschen Zugang zu politischer Macht bekommen, die verantwortlich mit den vielen Katastrophen unserer Zeit umgehen wollen und können.

Reinhard Koine

Herzlichen Dank für Ihren interessanten Artikel.
Michael Scheppler

 


 

Leserbriefe zu „Heiliger Bimbam“ von Susanne Mayer

Wie froh, wie entschieden Ihre Rezension des Buches „Engel & Heilige“ endet! Auch ein wenig bockig, nicht wahr? Gebildet wie Sie sind, gnädige Frau, wissen Sie oder mindestens ahnen Sie, dass es bei Weinbergers Thema (das ja lustigerweise kürzlich auch Thema der ZEIT war) letztlich um den Sinn für das Absolute geht. Künstler, Sportler, Heilige und dergleichen kennen sich da aus. Jeder, der sich auf etwas Absolutes einlässt und einigermaßen Verstand hat, wird um die Gefahren seines Weges wissen, für ihn persönlich, noch mehr für Beziehungen, Gemeinschaften und die Gesellschaft insgesamt. Er wird nachdenken über Einsamkeit und Resignation. Wird er aber, die Gefahr erkannt, doch lieber zu Aktien und Toskana-Rotwein übergehen? Hoffentlich nicht. Die Qualen, die ein Tour-de-France-Radler oder ein Ballett-Tänzer auf sich nehmen, finden alle richtig. Sobald es aber um die Religion geht, reichen sie sich froh, entschieden und bockig die Hände und publizieren Missbilligung. Ich verstehe das gut: Nichts brächte das Leben einer Bürgersfrau gefährlicher in Unordnung als der sens de l’absolu. Und im Gegensatz zum Leistungssport und der Bühnenkunst wird die Religion irgendwann halt mal sehr persönlich. Also fernhalten! Da hat die ZEIT dank Ihres Artikels einen Punkt gemacht. Bravo.
Christoph Martin

Als Buchstabensammler bin ich nicht auf der Suche nach Buchstaben. Die Anzahl der Buchstaben, die dürfte hier in Deutschland bekannt sein; die Kombination, wie die Buchstaben angeordnet sind, das ist für mich die spannende Frage. Diese Worte „Heiliger Bimbam“ oder wie der Englishman dazu sagt „Holy Cow“, das hat doch was ! „Heiliger Bimbam“ sagt man als Ausruf des Erstaunens oder auch vor Schreck; irgendwie finde ich das liebenswert und geistreich zugleich. Der Autor Eliot Weinberger will uns in seinem Buch „Engel & Heilige“, die durchgeknallte Welt der Engel und der Heiligen näher bringen, das klingt doch sehr verlockend; Heiliger Bimbam!
Klaus P. Jaworek

 


 

Leserbriefe zu „Regierender Böllermeister“ von Martin Machowecz

Ist es wirklich einen Leitartikel, auf der ersten Seite, wert, eine halbwegs funktionierende Verwaltung zu beschreiben und als Erfolg des Regierenden Bürgermeisters und seines Senates zu feiern? Der Staat, hier der Stadtstaat Berlin, galt, nein gilt, eigentlich als unregierbar. Was ist erreicht worden? Eigentlich nur, dass die Krawalle in der Silvesternacht 2023 auf 2024 weniger waren als im Jahr davor. Durch ein massives Polizeiaufgebot. Also ein erwartbarer Lernprozess aus dem Jahr zuvor. Wer kommt für die enormen Mehrkosten letztendlich auf? Die Bürger/innen mit ihren Steuergeldern.  Kein weiteres Problem: Wohnungsnot, Migration, Infrastruktur, Digitalisierung und so weiter ist auch nur annähernd gelöst. Es bleibt dabei, leider nicht nur in Berlin: „Wer Butter haben will, muss Milch auf den Dienstweg schicken“. Die Lobhudelei für Herrn Wegner ist verfrüht. Erst mal sehen was sich machen lässt, dann machen was sich sehen lässt. Also: Wiedervorlage in einem Jahr.
Felix Bicker

Ich bin wie Sie froh, dass es dem Staat unter dem Regierenden Bürgermeister Wegner gelungen ist, in der Neujahrsnacht einigermaßen die Kontrolle zu behalten, auch wenn ich es erschreckend finde, wie erheblich weiterhin die Gewaltbereitschaft in Teilen der Gesellschaft zu sein scheint. Was mich allerdings schockiert, ist dass Sie, bei aller Differenziertheit Ihrer Betrachtungen auf kleinstem Raum (Respekt dafür!) zum Schluss dann doch in eine meiner Meinung nach unverzeihliche Verharmlosung der Wegnerschen Aussage zur „Nacht der Repression“ einstimmen. Stellen Sie sich mal vor, diese Aussage wäre aus einer politischen Richtung gekommen, die man nicht zur politischen „Mitte“ zählt, dann hätte es schlimmste Kritik gehagelt. Herrn Wegner lässt man diese verbale Entgleisung und die Verrohung des politischen Diskurses aber ganz nonchalant durchgehen …  Hier das, was beispielsweise der Duden als Definition von Repression aufführt:
[gewaltsame] Unterdrückung von Kritik, Widerstand, politischen Bewegungen, individueller Entfaltung, individuellen Bedürfnissen. Oder Wikipedia:
Unterdrückung ist die einem Individuum, einer Gesellschaft oder Menschengruppe leidvoll zugefügte Erfahrung gezielter Willkür, Gewalt und des Machtmissbrauchs. Als Synonym wird oft hierfür auch der Begriff Repression verwendet. Ich finde es sehr bedauerlich, dass Sie das, wenn auch nur für eine Nacht, offenbar in Ordnung finden. So könnte man letztlich alles legitimieren – z.B. auch eine Diktatur am ersten Tag einer möglichen zweiten Amtszeit wie Herr Trump.
Uwe Altrock

 


 

Leserbriefe zum Titelthema „Wie geht Frieden, Immanuel Kant?“ „Kant ist unser“ von Michael Thumann

Mit großem Interesse und zunehmender Trauer habe ich Michael Thumanns interessanten Artikel gelesen. Er bestätigt meine Befürchtungen hinsichtlich meiner Geburtsstadt Königsberg, dass sich seit Putins Angriffskrieg auf die Ukraine auch dort alles wieder verändern wird. Ich habe das heutige Kaliningrad im Frühsommer 2014 besucht und damals eine völlig andere Erfahrung gemacht, als man sie durch den Artikel, speziell durch die zitierten russischen Äußerungen, gewinnt. Dass ich bei meinem Besuch kaum Bekanntes, geschweige denn Vertrautes finden würde, darauf war ich gefasst. Was ich aber nicht erwartet hatte, war, dass mir ausgerechnet die russische Stadtführerin mit ihrem so selbstverständlichen Wissen um die einstigen historischen Plätze der Stadt helfen würde, meine schwachen Erinnerungsbilder wiederzufinden, ob am ehemaligen Paradeplatz oder anderswo, und dass gerade sie aufgrund ihrer Verbundenheit mit dem Ort und seiner Geschichte in mir ein Gefühl von Versöhnung auslösen würde. Selbstverständlich gehörten Kants Grabmal wie auch das kleine Kant-Museum im Dom zum Besichtigungsprogramm.
Doch was uns dort erzählt wurde, war keineswegs russisch eingefärbt, lediglich ein gewisser Stolz war aus den Worten herauszuhören, Stolz auf diesen Genius loci. Das Museum enthielt nichts Spektakuläres, ein paar Büsten, alte Ansichten, ein Gemälde, das die Gelehrtenrunde um Kant darstellte, viel interessanter ein Modell des alten Königsbergs. Nichts zu Kant Erfundenes, keine Computeranimationen und schon gar keine Umdeutung von Kants Verhalten während der vierjährigen russischen Besatzung im 7jährigen Krieg! – Vor dem Kant-Denkmal ereignete sich folgende kleine Geschichte: Unsere russische Stadtführerin wies auf einen kleinen Buben unter Passanten und meinte, das sei die vierte Generation von Kaliningradern, die sich noch stärker mit der Stadt und ihrer Geschichte, zu der auch die Jahrhunderte deutscher Geschichte gehörten, identifizieren würde. Ganz offensichtlich herrschte vor 10 Jahren noch der Geist der Perestroika und der Wunsch nach Aussöhnung, Toleranz und Weltoffenheit in einem nicht uminterpretierten Kant‘schen Sinn. Mir haben diese Erlebnisse damals geholfen, den Begriff Heimat zu relativieren, ein freundschaftliches Miteinander für die Zukunft zu erhoffen, was ich auch in meinem Buch über diese Reise zum Ausdruck gebracht habe. Der Geist der Aufklärung scheint leider erneut vertrieben worden zu sein, noch dazu aus der Geburtsstadt ihres größten Vertreters.
Ilse Gottschall

Was Michael Thumann in seinem Gespräch über Kant vom Kaliningrader Philosophieprofessor Leonard Kalinninkow berichtet, kannte man schon aus Sowjetzeiten: die Umdeutung von glasklaren Sachverhalten durch hoch geachtete akademische Kreise zur Legitimierung der Ideologie. Im Falle von Kant betreibt Gospodin Kalinninkow noch zusätzlich eine hanebüchene unrechtmäßige kulturelle Aneignung. Im Kantjahr sollte unser Außenministerium dazu ein paar Worte verlieren.
Dagmar Hahn

 


 

Leserbriefe zum Nachruf Wolfgang Schäuble „Ich werde meinen guten Freund vermissen“ von Christine Lagarde

In einer nicht für möglich gehaltenen Weise ist in der Vergangenheit gegen die Vorschriften des Parteiengesetzes und gegen die Prinzipien von Transparenz und innerparteilicher Demokratie verstoßen worden“, sagte Wolfgang Schäuble am 16. Februar 2000 auf der Bundespressekonferenz. Obwohl selbst nicht tangiert war er in den Strudel der Parteispendenaffäre, die Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl im Dezember 1999 den Ehrenvorsitz der CDU kostete, geraten. Wolfgang Schäuble war damals Vorsitzender der CDU und einer der loyalsten Mitarbeiter von Kohl. Am 16. Februar 2000 gab er auf der Bundespressekonferenz in Berlin seinen Rücktritt bekannt. Partei und Fraktion, so erklärte er, brauchten einen Neuanfang. Schäuble bewies damals Charakter. Eine Eigenschaft die in der heutigen „Spitzen“politik schmerzlich vermisst wird. Kurz darauf wurde er von der bis dahin unscheinbaren Physikerin Merkel, die ihre Chance witterte, brutal kaltgestellt.
Die äußerst machtbewusste spätere Kanzlerin Merkel speiste das begnadete Politikgenie Schäuble mit Brosamen als Bundesminister ab. Nur um ihre eigene Machtposition zu sichern, band sie ihren Intimfeind Wolfgang Schäuble in das Bundeskabinett ein. Zumal Schäuble ihr zu jeder Zeit gefährlich hätte werden können. Merkels chronisches Misstrauen gegenüber allen Menschen in der Politik außerhalb ihres „Girls Camp“ ist legendär. Der Merkelsche Nachruf auf Schäuble ist meiner Meinung nach pure Heuchelei. Wolfgang Schäuble war ein Arbeiter im Weinberg der parlamentarischen Demokratie der Bundesrepublik Deutschland. Während Helmut Kohl die Lorbeeren einheimste, war er war der eigentliche Konstrukteur der deutschen Einheit. Schäuble wäre für das Kanzleramt geschaffen gewesen wie kein anderer. Er ist nicht nur für mich der Bundeskanzler der Herzen.
Mit ihm als Regierungschef hätte es den Reform- und Investitionsstau wie unter 16 Jahren Merkel nicht gegeben. Die Bundesrepublik stünde nach Schäuble heute nicht vor einem K1 der Probleme. Mit Wolfgang Schäuble verabschiedet sich auch die parlamentarische Demokratie, wie wir sie in den vergangenen nahezu 75 Jahren erleben durften. Denn jene, die sich selbst als die einzig „wahren“ Demokraten bezeichnen, sind in Wahrheit Wölfe im Schafskleid der Demokratie. Denn sie lassen nur Meinungen zu, die sie in ihrem eigenen ideologisch fundamentalistischen Weltbild bestätigen.
Alfred Kastner

Die Deiche kaputt, Brücken auch, Straßen desolat, Schulen reparaturbedürftig, die Bundeswehr nicht einsatzfähig — aber Hauptsache die schwarze Null stand! Ich weiß nicht, warum er so bedingungslos gelobt wird !
Volker Passing

 


 

Leserbrief zu „Arbeit im Akkord“ von Adrian Breitling

Ich kann jetzt mit der Band von Frau Brockhoff mitfühlen, aber auch darauf hinweisen, dass jemand, der etwas für andere produziert und anbietet, sich im klaren darüber sein muss, dass das Angebot auch ausgeschlagen werden kann; ein Vorgang, der jedem Produzenten blüht. Das gilt für Musik, Backwaren, Metallartikel etc. Eine angedeutete Larmoyanz ist hier fehl am Platz.
Alois Lienhard

 


 

Leserbrief zu „Die Position: Digital geht nur gemeinsam“ von Matthias Graf von Kielmansegg

Als Vertreter der Vodafone-Stiftung ist Herr von Kielmansegg natürlich an frischem Geld interessiert. “Wir müssen Veränderungen kritisch hinterfragen”, heißt es auf der Homepage seiner Stiftung gleichwohl. Und in Schweden hat man inzwischen erkannt, was für ein teurer Irrweg die Digitalisierung des Unterrichts war. Hoffentlich stellt sich auch in Deutschland bald Vernunft ein, was die milliardenschwere Überflutung der Schulen mit digitalen Endgeräten betrifft – und das Verheizen der Lehrer, was den „First-Level-Support“ für diese Endgeräte betrifft. Eigentlich hat uns Maryanne Wolf schon vor Jahren in ihrem fulminanten Buch „Reader, Come Home“ darauf hingewiesen, dass wir diesseits und jenseits des Atlantiks eine Bevölkerung heranziehen, die zu einem Großteil als funktionale Analphabeten zu bezeichnen ist. Und sie hat uns auch nicht verschwiegen, dass eine gehörige Mitschuld daran die digitalen Medien tragen, die den Leseschaltkreisen unseres Gehirns alles andere als zuträglich sind, und die dramatische Dopamin-Sucht vieler Jugendlicher nur verstärkt. Was also ist zu tun angesichts des „garstigen Grabens“ zwischen den Menschen, die des Lesens noch mächtig sind, und denen, deren Gehirne die Leseschaltkreise bereits nicht mehr ausgebildet haben? Nicht Laptop- oder iPad-Klassen bilden und den Teufel mit dem Beelzebub austreiben wollen, sondern Buchklassen bilden und lesen, lesen, lesen! Vielleicht lassen sich auf diese Weise noch einige der zuständigen Synapsen retten, bevor sie irreversibel zerstört sind.
Marcel Haldenwang

 


 

Leserbrief zu „Frau am Fenster“ von Henning Sußebach

Un saludo,
Christian Schilling

 


 

Leserbrief zu „Kriegsbereich zum halben Preis“ von Hauke Friedrichs

Der Artikel ist gut, enthält aber einen großen Fehler. Stahl wird unter großer Hitze und/oder Druck zusammengefügt. Ein Auseinanderschweißen ist deshalb technisch nicht möglich. Richtig muss es deshalb „trennschneiden“ heißen.
Karl Willi Müller

 


 

Leserbrief zu „Das haben jetzt alle – Medisana Körperanalysewaage BS445“ von Daniel Haas

Der deutsche Schauspieler Gerd Fröbe (1913-1988) hat das mit dem Gewicht so gesehen: „Man ist niemals zu schwer für seine Größe, aber man ist oft zu klein für seine Gewicht!“ Wir machen Fitness im Fitnesscenter, und da drehen wir zuerst eine Pflichtrunde, dann kommt die Kür und meine Kür ist u.a. der Sandsack, den ich nach Leibeskräften und Herzenslust malträtiere, bis dieser alte Sack malträtiert aufgeben muss. Natürlich gibt es im Fitnesscenter auch eine Körperanalysewaage, aber ehrlich gesagt und geschrieben, halte ich von diesen Wiegeaktionen nichts. Falls sich jedoch ein Speckröllchen irgendwo am Körper zeigt, dann lasse ich dem Speckröllchen diese kurze Freude, aber irgendwann werde ich das Speckröllchen dezent auffordern, wieder die Fliege zu machen!
Klaus P. Jaworek

 


 

Leserbrief zu „Frisch erforscht: Googeln hilft nicht gegen Fake-News“ von Stefanie Kara

„Die Wahrheit hat nichts zu tun mit der Zahl der Leute, die vor ihr überzeugt sind.“ (Zitat von Paul Claudel, 1868-1955, französischer Schriftsteller, Dichter & Diplomat) Wer bitte soll mir in dieser Zeit dieser Informationsfluten noch erzählen wollen, was fake und was nicht fake ist? Oh, vielleicht weiß es ja die KI, aber ob die KI es wirklich weiß, wer weiß; dieses olle Online-Orakel-Dingsbums!
Klaus P. Jaworek

 


 

Leserbrief zu „Das ewige Schniefen: Eine schrecklich nervige Familie“ von Jan Schweitzer

Wer sich nerven lassen will, der soll sich nerven lassen! Ich mache bei diesen unsinnigen Corona-Spielchen jedenfalls nicht mit. Falls es mich heuer mit einer Grippe oder einer Erkältung erwischen sollte, dann erwischt es mich eben, und ich mache in dieser Phase eben nur das, was ich h machen kann. Einen sogenannten Corona-Test, den werde ich jedenfalls nicht machen, denn was soll mir das Ergebnis sagen, dass ich Viren im Körper habe, die hab ich auch ohne Testung in mir; ob und wie gefährliche diese für mich sein könnten, das kann mit dieses Testergebnis nicht mitteilen, deshalb pfeif´ ich gleich drauf!
Riggi Schwarz

 


 

Leserbrief zu „Gute Zeiten in Graceland und ganz schlechte Zeiten mit dem King“ von Thomas E. Schmidt

Sofia Coppola hat einen Film gemacht über Priscilla Presleys Zeit mit Elvis. Hoffentlich hat Frau Coppola nicht vergessen, dass Elvis zu Armee eingezogen wurde. Er hätte sich drücken können. Tat er aber nicht. Er zog das durch und brachte es bis zum Sergent. Dieser Titel wird bei der US-Army nicht verschenkt. Auch nicht, wenn man Elvis heißt. Bravo Elvis.
Hans-Emil Schuster

 


 

Leserbrief zu „Hält blaues Licht wirklich wach?“ von Harro Albrecht

was für ein Blödsinn! Eine „Studie“ mit gerade einmal 16 Proband*innen wird durch DIE ZEIT auf netto einer halben Seite zu ernsthafter Wissenschaft aufgeplustert. Bei den beiden anderen „Studien“ haben Sie sicherheitshalber die Zahl der Proband*innen gleich ganz weggelassen.
Thomas Manthey

 


 

Leserbrief zu „Ich bin einfach nur ein Mann… aber ich bin auch eine Frau“ von Gero von Randow

„Und jetzt bitte küssen.“ Nach „bitte“ sieht das nicht gerade aus. Eher nach dem Versuch Depardieus, aus Isabelle Huppert eine zweite Jennifer Hermoso zu machen. Mich würde ja mal interessieren, ob es ihm danach noch „geglückt“ ist. Ganz so rabiat wie Luis Rubiales hält er seine Filmpartnerin nicht am Kopf fest. Die von mir eigentlich verehrten Carla Bruni und Boualem Sansal, dem ich schon zweimal persönlich auf Lesungen begegnet bin, haben durch die Behauptung, mit Depardieu werde die Kunst selbst angegriffen, ein paar Minuspunkte bei mir gesammelt. Man sollte schon wissen, mit welchen Rechtsaußen man sich mit seiner Unterschrift gemein macht. Das soll keine Entschuldigung sein, ganz im Gegenteil: Ich glaube, dass der Alkohol ganz erheblich zu den Enthemmungen Depardieus beitragen, laut https://lematindalgerie.com/boualem-sansal-cosignataire-de-la-tribune-pro-depardieu/ hat er sich gegenüber einigen Hostessen bei der Vorpremiere zu „Astérix aux jeux olympiques“ völlig unangemessen (Griffe an die Pobacken) verhalten, so dass diese in Tränen aufgelöst waren. Gegen seine Körperfülle fällt es natürlich auch schwer, sich zu verteidigen. Im Zweifel helfen aber immer noch gezielte Tritte. Man muss nur mal kurz die „Sittsamkeit“ und ihre Dressuren hinter sich lassen. Ich finde das durchaus angemessen, wenn sich jemand so unsittsam wie Depardieu benimmt. Nadine Trintignant gehört offenbar auch zu den Unterzeichnern des Pro-Depardieu-Appells. Das empört mich ja nun ganz besonders. Gerade Nadine Trintignant sollte wissen, was Männergewalt anrichten kann …
Thomas Manthey

 


 

Leserbrief zu „Brauchen wir mehr Verbote, Herr Pfister?“. Gespräch mit Roland Pfister geführt von Sarah Koldehoff und Martin Spiewak

Instinktiv loten wir in allen Erlebnisbereichen Grenzen aus. Halten sie möglichst ein, wenn es weh tut, der Schaden auf dem Fuß folgt.  Nicht anders verhalten wir uns im Miteinander und Gegeneinander, solange der gebotenen Fairness nicht Strafen und Verbote aufgepfropft werden, was den Reiz zu Übertretung enorm steigert. Dann nämlich regt sich Entrüstungs-Protest, je nach Druck und Duckmäusertum (Spießbürger) auswachsend zu hinterhältiger Rebellion (Räuber und Gendarm-Spiel) oder offenem Aufruhr, der nur mit rigoroser Gewalt gebrochen werden kann. Wenn schon der Allmacht Gottes Detailteufel Schnippchen schlagen, schafft es staatliche Gewalt nicht einmal mit überfüllten Gefängnissen – es sei denn, die Obrigkeiten zaubern einen gemeinsamen Feind aus dem Hut, um die Reihen fest zu schließen. Na dann Prost, alle miteinander!
Andreas Weng

 


 

Leserbrief zu „WIE ES WIRKLICH IST … eine fast ausgestorbene Sprache zu sprechen“ aufgezeichnet von Sebastian Dalkowski

Sie schreiben über eine „fast ausgestorbene Sprach“ das Saterfriesisch. In Gießen und Wetzlar hat sich die Sprache “ Manisch “ erhalten, die auf ein von reisenden Händlern, Gauklern und wahrscheinlich auch Kleinkriminellen gebrauchtes Idiom zurück geht. Benutzt sicherlich zum Schutz vor der Obrigkeit. In Schulen werden die noch bekannten Ausdrücke nicht mehr verwendet. Warum nicht? „Tschü Lowi“ d.h. Kein Geld.
Wulf Köster

 


 

Leserbrief zu „OHNE STROM. Organizer UTEN.SILO“ von Mirko Borsche im ZEIT Magazin

Vielen Dank für Ihre Hommage für das Utensilo – meins begleitet mich zeit meines (Erwachsenen-) Lebens – ich bin 76 Jahre alt – und hatte bis heute in jeder der vielen Behausungen (s)einen Platz. Ihre Rezension zu lesen war – wie immer – amüsant.
Klaus Lampe