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23. Mai 2024 – Ausgabe Nr. 23

 

Leserbriefe zu „Es kostet uns den Verstand“ von Eva Menasse

Den Artikel „Es kostet uns den Verstand“ von Eva Menasse finde ich ungeheuer treffend, wichtig und aufrüttelnd. Seine Botschaft: In unserer Gesellschaft braucht es mehr Pragmatismus, Toleranz und die Bereitschaft zum fairen demokratischen Diskurs. Dieser Aufruf verdient eine weite Verbreitung. Ich würde vorschlagen, dass unser Bundeskanzler und/oder Bundespräsident den Artikel von Eva Menasse beispielsweise als Weihnachtsbotschaft vorlesen, dass außerdem die sozialen Medien ihn (natürlich mit ansprechenden Bildern geschmückt) in die Welt senden sollten. Vielleicht könnte er sogar auf Flugblättern in den Briefkästen landen. Dann würde ich mit meinen 76 Jahren gerne bei der Verteilung mithelfen.
Michaele Happich

Für diesen Beitrag gebührt Eva Menasse das Bundesverdienstkreuz.
Matthias Wagner

Haben Sie vielen Dank für Ihren wegweisenden Text in der aktuellen Zeitausgabe. Eine wesentlich gelassenere Haltung zueinander, auch bei stark konträren Positionen, halte auch ich für absolut anstrebenswert, um aus dem ewigen Teufelskreis der gegenseitigen und reflexhaften (siehe: „Hass und Hetze“) Verunglimpfung herauszukommen. In der Praxis, sprich im direkten Miteinander an Arbeitsplatz, in Familie bleibt dies dennoch sehr schwierig. Wenn man gewissen Themen nicht von vorneherein aus dem Weg geht, kommt man zu Diskussionen, in denen ein: „Ich verstehe dich, aber…“ komplett unmöglich wird. Wie soll man reagieren, wenn das Gegenüber behauptet, auf der AfD- Kundgebung, bei der er/sie war, bestimmt keine Neonazis gesehen zu haben, obwohl Nachrichtenbilder diese zeigen? Wie kann das Gespräch weitergehen, wenn erläutert wird, dass unsere Regierung das Trinkwasser mit Beruhigungsmedikamenten verunreinigt, um uns alle gefügig zu machen? Zu Corona-Zeiten riet man mir in einer Diskussion, mir mal unbedingt die Beiträge von Sucharit Bhakdi anzusehen, was ich auch tat. Damals schon erschienen mir seine Thesen komplett irreführend und wissenschaftsfeindlich, mittlerweile wird er wegen Volksverhetzung und Holocaust- Verharmlosung angeklagt. Wie kann man da miteinander weiterkommen? Muss ich mich dann tatsächlich fragen, ob ich vielleicht auf dem Irrweg bin? Bislang ging es bei mir in solchen Beziehungen nur so weiter, dass man diese Diskussionen tabuisiert, sich auf andere Aktivitäten und Gemeinsamkeiten konzentriert. Das schwelende Gefühl des Bruchs, der Entzweiung blieb bzw. bleibt aber dennoch. Die gnadenlose Polarisierung, die wir im öffentlichen Leben erleben, gut gegen böse, die Phrasendrescherei, die Sie auch ansprechen, die Abkanzelung von Positionen wie etwa Sahra Wagenknechts Haltung zum Ukrainekrieg, finde ich persönlich sehr unangebracht. Ständig sieht man sich genötigt, der Differenzierung abzuschwören, „klar“ Position zu beziehen. Der AfD wirft man vor, mit einfachen Lösungen für komplexe Probleme Populismus zu betreiben. Aber ist z.B. eine Kriminalisierung der „Letzten Generation“ von höchster Stelle aus, ein ewiges Herbeten von „Das ist nicht der richtige Weg“ nicht auch undifferenzierter Populismus?
Frank Genkinger

Was für ein wunderbarer Artikel! Sollte ich im nächsten Leben als Adam geboren werden, würde ich für Dich den Apfel pflücken und mit Dir teilen.
D. Hund

Martenstein ist der Beste, aber Sie sind gar nicht schlecht.
Stefan Heinrich

Chapeau! Was für ein Plädoyer von Eva Melasse. Frau Melasse spricht mir in allen Punkten total aus der Seele. Ich habe bereits seit längerem das Gefühl, dass viele Menschen Begriffe wie Toleranz, Gelassenheit und Mitmenschlichkeit nicht nur aus ihrem Wortschatz, sondern auch aus ihrem persönlichen Handeln gestrichen haben. Dieses Plädoyer wäre m E. geeignet als Rede an die Nation, die im frühen Abendprogramm ausgestrahlt werden sollte, damit möglichst viele Bürgerinnen und Bürger sich damit auseinandersetzen können. Nicht zuletzt würde es inhaltlich auch gerade jetzt zur 75 Jahrfeier des Grundgesetzes passen. Ich halte es für unerträglich, wie schnell und kritiklos mittlerweile viele Mitbürger parolenhafte Phrasen stereotyp einfach für sich übernehmen, ohne die Inhalte selbstkritisch zu hinterfragen. Leider passiert dies auch zunehmend von zahlreichen Politikerinnen und Politiker und auch durch die Medien. Eine wertefreie Berichterstattung wird aus meiner Wahrnehmung immer seltener. Ich würde mir daher wünschen, dass das Plädoyer von Eva Melasse bei vielen wieder zu einer Erdung und Selbstreflexion führt, die uns zukünftige Meinungsverschiedenheiten wieder unaufgeregter aushalten lässt.
Arndt Kievelitz

Ihren Artikel zu lesen, sich in Ihren Wortschöpfungen zu verlieren, aber auch Zeile um Zeile am Geschriebenen zu reiben, ist ein Genuss. Die Hauptthese, eine Verbesserung der aktuellen Situation erfordere zuallererst „verbale Abrüstung“ teile ich uneingeschränkt. Ebenso genieße ich es, dass Sie – eine berufsbedingt im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehende Person – zu den wenigen ihrer Art gehören, die für ihre Positionen streitbar einstehen, und eine bewundernswerte Shitstormresilienz zu haben scheinen. Schon im Einleitungsteil haben sie mich gepackt bekommen. Das wiedergängernde „wir“ reizt bei der Erstlektüre zwar zum Widerspruch, jedoch muss ich Ihnen nach einmal Überschlafen Recht geben: „(Wir) Alle haben mitgewirkt“ bzw „wir haben es versemmelt.“ Widersprechen möchte ich Ihnen allerdings beim Punkt „Selbstwirksamkeit“. Diesen halte ich nicht für einen Nebenaspekt, sondern für den Dreh- und Angelpunkt der aktuellen Multi-Misere: Die „Jahrzehnte des Wohlstands“ waren ein Entwicklungsprozess, der von Trümmerlandschaften zur alldurchdringenden Digitalisierung des Lebens führte. Man mag diese Entwicklung deutsch, europäisch oder im Mittel global betrachten, ein Fortschritt – wenn auch mit Nebenwirkungen – ist schwer bestreitbar. Mir selbst scheint die kontinuierliche Verbesserung der Nachkriegszeit im innersten Kern eine Versprechenserzählung zu sein: „unseren Kindern wird es besser gehen“. Es gibt lokale Abwandlungen dieser Erzählung. Sie haben für den erreichten Zustand die brillante Bezeichnung „(deutsche) Selbsterdrosselung“ verwendet.
Meine Formulierung wäre an dieser Stelle: Das deutsche Märchen einer nie enden wollenden Perfektionierung hat ein böses Ende. Offenbar sind wir in eine Divergenz hineingelaufen. Das ‚immer schöner‘, ‚immer besser‘, ‚immer moralischer‘ bekommen wir – den widrigen Umständen oder unserer eigenen Mangelhaftigkeit geschuldet – nicht mehr hin. Was nun die „Selbstwirksamkeit“ betrifft, so konnten wir uns zur Zeit eines intakten Aufwärtstrends reibungsarm selbst belügen. Es gab ja nichts wirklich Wichtiges, das uns Grund gegeben hätte, selbstwirksam dagegen anarbeiten zu sollen. Nun aber, da sich der Schnellzug – um beim Beispiel Deutschlands zu bleiben – einer Weichenstörung nähert, bricht Alarmismus aus. Und der Drang etwas (dagegen) zu tun, also die Sehnsucht nach Selbstwirksamkeit, bricht sich Bahn. Dass es um diese schlecht bestellt ist, war Corona für mich ein Schlüsselerlebnis: Quasi über Nacht griff das Unbekannte und Bedrohliche aber auch ein Gemeinwesen und seine Organe massiv in unser aller Leben ein. Was letzteres betrifft, in einer Art und Weise, wie man es zwar jederzeit autoritären oder despotischen Gesellschaftssystemen aber nicht unserem freiheitlich-westlichen Demokratiekosmos zugetraut hätte. In dieser Situation war es auf einmal keine Minderheitserfahrung mehr, sich ungehört oder unterrepräsentiert zu fühlen. Vorsichtige und Vorerkrankte wollten mehr Schutz, genervte Eltern eine Wiederöffnung der Schulen, Impfgegner eine Erhaltung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit, Lehrer einen sicheren Arbeitsplatz, mit Arbeitsverbot belegte Berufsgruppen ein wirtschaftliches Auskommen … Die zugehörigen Ausgrenzungsexzesse haben Sie ja in ihrem Artikel aufgegriffen.
Der Stresstest, welchem unsere Gesellschaft damals ausgesetzt war, hat einerseits den Glauben an die Gültigkeit der Perfektionierungserzählung erschüttert, uns anderseits jedoch unsere Selbstunwirksamkeit vor Augen geführt. Schuld daran ist die Seuche nur in erster Linie, vor allem aber die menschlichen Versuche, im Rahmen bestehender Gesellschaftssysteme der Katastrophe Herr zu werden. Im Windschatten des Geschehens mussten Fragen aufkommen: Sind in dieser Demokratie meine Interessen und Bedürfnisse repräsentiert? Kann ich über meine Wahlentscheidung dazu beitragen, dass geschieht, was ich brauche? Gibt es andere Einflussmöglichkeiten? Was (Selbst)wirksamkeit jenseits der Wahlkabinen betrifft, ist die „Letzte Generation“ für mich ein tagesaktuelles Beispiel: Die Aktivisten werden für ihr Tun durch den Hass, der ihnen aus Teilen einer ausgebremsten Gesellschaft entgegen schlägt und durch strafrechtliche Verfolgung unter nur teilweiser Berücksichtigung der höheren Ziele ihres Handelns bestraft. Als Aktivist ist dies ein Berufsrisiko, hinzu kommt im konkreten Fall jedoch das Versinken in Bedeutungslosigkeit, weil die Aufregung sich mittlerweile abgenutzt hat. Langer Rede, kurzer Sinn, ich bin zu der deprimierenden Erkenntnis gelangt, dass es schlecht bestellt ist um die Selbstwirksamkeit und habe den Verdacht, nicht der einzige zu sein.
Gute vier Jahre nach Corona beibt uns „Hass und Hetze“ als verbaler Dauerkriegszustand erhalten, und denke ich Ihre These eines „Gesellschaftkampfes“ weiter, so sind die Anfeindungen, die wir übereinander auskippen, das einzige Ventil, über das wir vermeinen, Druck ablassen zu können. Quelle desselben ist vor allem die verinnerlichte Erkenntnis bei zu vielen Menschen, eben nicht selbstwirksam den Krisen etwas entgegen setzen zu haben. Der ‚Rechtsruck‘ und die scheinbare Bereitschaft den einfachen ‚Lösungsangeboten‘ der Populisten auf den Leim zu gehen, ist für mich die traurige Konsequenz dieses Zustands. Beschließen möchte ich diese Betrachtung mit einem trotzigen Widerspruch zu ihrer Behauptung „wer sich wappnen will, hat sich schon längst arrangiert“. Nein. Es gibt Menschen, die sich in den letzten 5 Jahren nicht demoralisieren haben lassen und weiterhin für ihre Selbstwirksamkeit kämpfen.
Maximilian Trattenbach

Ein großartiger Aufsatz von Eva Menasse – gnadenlos zeigt sie die Ursachen auf für die vielen gefährlichen Risse, welche unsere Gesellschaft zunehmend durchziehen und die, setzen sie sich weiter fort, unser Land sprengen werden: Gepaart mit einer Regulierungswut, die in eine überbordende, jegliche Kreativität abwürgenden Bürokratie einmündet, breitet sich in immer stärkerem Maße Verbalaggression gegen Andersdenkende und gegenseitige Diffamierungen aus. In diesem von Menasse vorgehaltenen Spiegel erkennen sich hoffentlich auch unsere Journalisten, die dieses hässliche Spiel leider allzuoft genüsslich mitspielen. Bei aller Düsternis zeigt sie aber auch auf, wie man diese Risse wieder flicken könnte – und greift dabei auf Tugenden zurück, die ein Mann vor über 2000 Jahren schon einmal gepredigt hat: Großmut und Verzeihung, gepaart mit einer aus Respekt gegenüber der Schöpfung resultierenden Gelassenheit. Ich plädiere dafür, dass dieser Aufsatz Pflichtlektüre an unseren Schulen wird!
Manfred Hensler

Ein irritierender Beitrag von Eva Menasse. Vordergründig ein Brückenschlag, um soziale Polarisierung zu überwinden. Bei genauerem Lesen wird ein rechter Subtext sichtbar, zeigt sich eine Rechtsdrift, die rechte Diskursverschiebung unterstützt. Sie plädiert für Großzügigkeit und Gelassenheit gegenüber Russlandversteher, Coronaleugner, weiße Männer, Rassisten. Damit wird der Brückenschlag ein einseitiger – Verständnis für nachdrückliche Ukraineunterstützer (Strack-Zimmermann, Hofreiter) oder ernsthaftem Klimawandel (Heizungskeller, Energie) zeigt sich nur in Spurenelementen. Rechte Themen werden normalisiert und salonfähig im Diskursgeschehen. Im Blick auch nicht die wirklichen populistischen Spalter wie Söder, Wagenknecht, Aiwanger und Spahn, die von der schlechtesten Regierung sprechen und durch Ampel Bashing die Demokratie beschädigen. Der Diskurs wurde in den vergangenen Jahren nach rechts verschoben, angetrieben durch den Populismus der AfD und ihrem Frontmann Höcke, aber auch durch die CSU/CDU, BSW/Wagenknecht und Teilen der FDP (Kubicki). Im Vordergrund geht es Fr. Manesse um Verständnis, um Bau von Brücken, im subtextlichen Untergrund geht es um Beschwichtigung und Normalisierung rechter Narrative. Ein bisschen treuherziger Chrupalla blitzt im Text auf. So schlimm sind die doch nicht, man darf doch darüber reden dürfen. Großzügig und gelassen öffnen wir den Argumentationsraum, und wir sehen ein argumentatives trojanisches Pferd. Und Die Zeit hat dazu eingeladen!
Gerhard Wirner

Die erste Ausgabe der Zeit seit Beginn der Pandemie, die ich mal ohne größere Bauchschmerzen gelesen habe. Das ist insbesondere diesem Artikel von Eva Menasse zu verdanken. Über Jahre hinweg haben die diversen Autoren der Zeit ihre moralin-saure Überlegenheit gegenüber Impfgegnern, Querdenkern, Kriegsgegnern im Ukraine-Krieg oder pro-palästinensische Äußerungen im Gaza-Konflikt mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht. Wir haben die Wahrheit gepachtet und sind moralisch überlegen, das war die Botschaft, die sich aus unzähligen Ausgaben der Zeit ergab. Ich habe auf Helmut Schmidt hingewiesen, der sich ob dieser Botschaft im Grabe herumdrehen würde, und auf sein Zitat: „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine.“ Das ist im wesentlich an ihrer Redaktion abgeprallt. Kritische Berichte über die Wirksamkeit der Impfungen und die festgestellten Nebenwirkungen oder die Einschränkung von Grundrechten sind ausgeblieben. Auch die kritischen Stimmen zum Konflikt im Gazastreifen sind lange nicht gehört worden. Erst in der letzten Ausgabe kam der langsame Schwenk, der Kritik an Israel aufkommen ließ. Das sind aber nur zwei der vielen Themen, in denen die Redaktion wiederholt ihre moralische Überlegenheit gegenüber anderer Meinung zum Ausdruck gebracht hat und heute noch bringt, wie es auch in dieser Ausgabe noch in dem Bericht „Wie wunderbar umständlich“ gegenüber den sog. Tradwives geschieht. Meine Kritik zielt nicht darauf ab, dass eine Redaktion keine Meinung haben soll, das soll sie natürlich. Aber sie muss andere Meinungen zu Wort kommen lassen und ihre eigene nicht moralisch überhöhen. Der Bürger – gerade der jüngere – fühlt sich nicht mehr gehört, wie die Studie ´Jugend in Deutschland` belegt, und wählt dann eben rechts. Nicht weil er wirklich rechts ist, sondern aus Protest, weil man mit einer Regierung und Medien, die sich moralisch erhaben fühlen, nicht diskutieren kann und weil diese eben aufgrund ihrer moralischen Erhabenheit auch nicht zu vernünftigen Kompromissen bereit sind. Dann verschwinden lieber Studien in der Schublade, die für eine Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken sprechen, als dass man sich mit dieser Ansicht auseinander setzt, um nur wieder ein Beispiel von vielen zu benennen. Ich hoffe, dass nun eine neue alte Zeit in der Zeit anbricht und ich wieder auf vorpandemische Verhältnisse treffe.
Volker v. Moers

Vielem, was Menasse schreibt, stimme ich zu, v. a. was das Ausgrenzen wertkonservativer Auffassungen und die Diffamierung derselben als „rechts“ betrifft. Auch im Umgang mit Schülern, die auf der Suche nach ihrer Identität einmal AFD-nahe Auffassungen oder auch hochproblematische und dem Islamismus entlehnte Ressentiments äußern, gilt es als Erwachsener gelassen zu reagieren. Die Hauptursache dafür, dass dem Westen die „kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ abhanden gekommen ist, berührt Menasse allerdings nicht. Sie besteht m. E. darin, dass die in der Postmoderne gipfelnde Geistesgeschichte des Abendlandes den Wahrheitsbegriff geschliffen hat, dass uns jede Objektivität abhanden gekommen ist. Das schuf die Voraussetzung dafür, dass wir z. B. nicht mehr zwischen Männlein und Weiblein unterscheiden können, wenn es um die Geschlechter geht, oder zwischen Tätern und Opfern, wenn es um den schändlichen Angriffskrieg Putins oder den Terrorangriff der Hamas geht. Wie entgeht man nun der Indifferenz und dem Wahrheitspluralismus, ohne auf der Seite der Rigorosität vom Pferd zu fallen? Ungeachtet der o. g. ontologischen Beobachtungen zum Verlust des Wahren, Schönen und Guten sollte jeder sich bewusst sein, dass auf der Ebene der Epistemologie das Erkennen durchaus begrenz ist; gerade als Christ weiß ich um die Gefallenheit der Welt und die Begrenztheit des Menschen als Geschöpf und zwinge mich zur Demut, was die eigenen Überzeugungen in untergeordneten Fragen betrifft. Darüber hinaus müssen wir aber nicht nur leidenschaftlich in der Sache streiten, sondern stets auch darüber, wie hoch welches Thema anzusiedeln ist. Und hier hat Menasse m. E. in den letzten Monaten kläglich versagt: Dass die postkoloniale Linke keine Worte für den Terrorangriff der Hamas gefunden hat, ist nicht banal. Hier muss gerade derjenige, der um den Zusammenhalt unserer Gesellschaft besorgt ist, unübersehbare Brandmauern ziehen. Wenn es um einen so universalen Wert geht wie dem, dass das Enthaupten von Babys und Frauen schändlich und durch nichts gerechtfertigt ist, gilt, biblisch gesprochen, dass Wahrheit frei macht und Einheit schafft, nicht das Herunterspielen derselben.
Marcel Haldenwang

So sehr ich mit dem Tenor des Artikels übereinstimme, so ist der Artikel trotzdem ein Beispiel für das, what´s going wrong in this country. Warum? Da ist die Rede von „uns allen“, den „gut ausgebildeten, ausdrucks- und meinungsstarken Eliten“. Wer ist damit gemeint? Wer ist „Elite“? Gibt es die in Deutschland? Ist es vielleicht ein Teil des Problems, dass sie uns m. E. fehlt? Ein weiteres Problem des Artikels ist, dass auf Gefühle hingewiesen wird (Furor/Wut, Hass, Angst), ohne dass dies reflektiert wird. Es wird gefordert, die Emotionen runterzufahren (eigentlich geht es um angemessene Emotionen). Als wenn das so leicht wäre, gerade bei Wut. Dazu gehört auch, dass Großzügigkeit (wo soll die herkommen, wenn das „Lieblingsgefühl“ der Deutschen der (entwertende) Neid ist, wie schon Bismarck feststellte), Großmut (die Frage ist, woher kommt der Kleinmut) und Gelassenheit (wenn man sein Selbstbewusstsein aus Leistung bezieht, schwierig) gefordert werden und der Nexus zum Verstand hergestellt wird, als wenn dieser damit etwas zu tun hat. Kann jemand großzügig etc. sein, wenn er wütend ist? Wohl kaum. Insofern ist die Forderung, die Emotionen runterzufahren richtig, aber wie? Dazu müsste man sich der Entstehung dieses Gefühls bzw. dieser Gefühle widmen und genau das erfolgt nicht. Schon 1963 stellten die Mitscherlichs fest, dass das deutsche Volk nur über eine geringe psychologische Bildung verfüge. Daran hat m. E. auch der seit Jahren bestehende „Psycho-Talk“ (Stichwort toxisch) nichts geändert.
Zur Illustration: Querdenker werden in dem Artikel gelobt. Aber, was ist während Corona passiert? Anstatt so mit den Menschen umzugehen, wie die Autorin vorschlägt, hat man, „gut“ deutsch (und das ist das zugrundeliegende Problem! Beginnend spätestens mit dem „verfluchte Racker, wollt ihr ewig Leben“ Friedrich des II) entwertet (sie spricht von abgehängt, rausgedrängt). Wenn ein Mensch aber nicht ernst genommen, schlimmer noch, nicht wertgeschätzt bzw. entwertet wird, wird er irgendwann wütend. Eigentlich müsste er zornig werden anstatt wütend, aber da sind wir wieder bei dem deutschen Psycho-Problem. Irgendwann werden sich die Menschen sammeln, z. B. in einer Partei, die ihnen verspricht, ihnen Gehör zu verschaffen resp. Wert auf sie zu legen. Und wieder kommt es im Umgang mit dieser Partei zur bewährten deutschen Entwertung (Abgehängte, s. den Architekten vor einiger Zeit), was bedeutet, dass man sich mit denen nicht auseinandersetzen muss. Ein fundamentaler Irrtum (sie werden sich Gehör verschaffen. Eine Elite würde dies antizipieren und entsprechend handeln). Sprach F. Nietzsche, der das Problem erkannt hatte, nicht schon Ende des 19. Jahrhunderts (!) von der Wiederkehr des ewig Gleichen? Ja, das passiert, wenn man nicht richtig hinguckt (permanente Übertonung des Verstandes, was zum Besserwissen führt, gleichzusetzen mit Entwertung (s. z. B. die DDR) und damit die Probleme von der falschen Seite angeht, weil emotionale und ethische Aspekte nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt werden oder werden können.
Gerd-Rüdiger Erdmann

Eva Menasse listet in ihrem Artikel einige der Personengruppen auf, die häufig für den „hochdramatischen, um sich greifenden gesellschaftlichen Zerfall“ verantwortlich gemacht werden. Es sind: Rassisten, weiße Männer, Russlandversteher, Coronaleugner, Postkolonialisten und Israelhasser. Als weißer Mann fühle ich mich unangenehm angesprochen. Zwei Sachverhalte stechen mir besonders ins Auge: 1. Während die anderen Mitglieder des Schurken-Clubs aufgrund einer speziellen Handlungsweise dazugehören, also beispielweise, weil sie auf andere herabschauen, sie unterdrücken oder hassen oder gesicherte Fakten leugnen, reichen bei mir Geschlecht und Hautfarbe bereits als Negativkriterien aus, ich musss mich gar nicht anstrengen. 2. Da Rassisten oder Postkolonialisten nicht als solche geboren werden, können sie sich bessern und in ein ehrenwertes Leben zurückfinden. Dieser Weg ist mir verschlossen. Ich will mein Schicksal aber nicht dramatisieren, zumal mich das ständige Jammern der selbsternannten Opfergruppen nervt. Außerdem meint es Frau Menasse am Ende ja auch gut mit uns, wenn sie zu Großzügigkeit und Pragmatismus im Umgang aufruft. Am liebsten wäre es mir, wenn sie mich überhaupt aus dem Spiel ließe – ich bin weder Täter und noch weniger Opfer.
Hans Peter Basler

Mit Ihrem Plädoyer für Großzügigkeit, Gelassenheit und Verzeihen hat Eva Menasse erneut gezeigt, dass sie eine der klügsten und wichtigsten Analysten unserer gegenwärtigen kranken Gesellschaft ist. Danke ZEIT für diesen Artikel!
Björn Luley

Wenn frau*man für Sachlichkeit und Duldsamkeit plädiert, sollte frau*man das meines Erachtens in einem Ton tun, der Sachlichkeit und Duldsamkeit ausstrahlt. Dieser Artikel ist meinem Empfinden nach großenteils in genau jenem Ton gehalten, der in dem Artikel abgelehnt wird. Vielleicht sollten sich alle faktenorientierten Menschen zunächst einmal aus den sogenannten sozialen Medien zurückziehen, um wieder zu einer Sprache und einem Denken zurückzufinden, die/das nicht vorwiegend emotionsgesteuert ist. Die Beobachtung der sogenannten sozialen Medien sollte frau*man möglicherweise besser der Polizei und dem Staatsschutz überlassen.
Ulrich Willmes

Wenn Zeitgeistmoralisten regieren, vernebeln sie den Bürgern die Gegenwartswirklichkeit und die Zukunft! Die einen bauschen sie dann zu einem Monstrum auf, die anderen schauen sie lieber durch die rosarote Brille an, um sie sich weichzuzeichnen! Auf der Strecke bleiben Verstand und Vernunft, die Gaben, die uns vor anderen Lebewesen auszeichnen: Wenn unsere Gemeinden unter der Dauerimmigration ächzen, die Mehrheit des Wahlvolks unsere Asylpolitik ablehnt, ständig Menschen aus Asien und Afrika in unsere Gesellschaft und ihre Kinder in Immigrantenklassen „integriert“ werden sollen, Parallelgesellschaften wachsen, ethnische und religiöse Konflikte ausgetragen werden, Kriminalität steigt und die Zukunft unseres Landes konsequent ausgeblendet wird – dann ruft die Vernunft: stopp! Wenn Putin jedes Verhandlungsangebot ablehnt, dann ist es die Pflicht der demokratischen Europäer, zum Schutz der Ukraine und in ihrem eigenen Interesse, den Ukrainern all die Waffen zu liefern, die sie brauchen, um den russischen Vormarsch aufzuhalten, der den Einwohnern Folter, Vergewaltigung, Tod, Vertreibung und Unfreiheit bringt und ihre Heimat verwüstet! Das verlangt die Vernunft, auf die weder Putinversteher noch -hasser hören!
„Wer das große Ganze in den Blick nehmen will, kann nicht gleichzeitig auf alle unerfreulichen Details scharfstellen.“ Hehre Visionen können an hässlichen Details scheitern! S. das GEG, ein großes klimapolitisches Projekt, dessen hochgesteckte Ziele von den Bürgern nicht anerkannt wurden, weil sie ihnen große Zusatzinvestitionen und hohe Stromkosten aufbürden, Wärmepumpen und Heizungsinstallateure fehlen. Diese „unerfreulichen Details“ bedenkt der kluge Politiker (m,w,d), bevor er zuschauen muss, wie sein Tiger als Bettvorleger landet! Die Diskrepanz zwischen großmäuliger Ankündigung und dem Mäuslein, das schließlich geboren wird, verschärfen den Ton im Wahlvolk, der dann auch bei anderen gutgemeinten Vorhaben schrill klingt, und untergraben das Vertrauen! Ich habe die erfrischende und kernige Sprache der Autorin genossen! Wie wohltuend hebt sie sich ab von den seichten Worthülsen, mit denen sonst um den heißen Brei geredet wird! Allen verantwortlichen Politikern wünscht man „Gelassenheit“ und eine ruhige Hand, die sie allerdings endlich zu klugem und beherztem Handeln gebrauchen sollten! Mit Vernunft und Weitsicht, nicht mit Zeitgeistmoral und Parteienideologie könnte es ihnen gelingen, die überhitzten Gemüter abzukühlen und die tiefen gesellschaftlichen Gräben wieder zuzuschütten!
Ulrich Pietsch

Sind wir vollkommen verkommen? Der olle Descartes ausgedient? (Ich denke, also bin ich… – hier falsch – , haha.) Urmutter Eva hat recht: Vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben …? Der ‚Verstand‘, das KONSTRUKT von EGOZENTRIK und Egomanie, die größte Ansammlung von Fehlurteilen und Missverständnissen, (frei nach C.G. Jung.) Marcuse sprach von „repressiver Entsublimierung“, Baudrillard von „Entzauberung aller Utopien“… Also doch mal „minimale Moral“ versuchen, so Adorno, wenigstens ein elastisches Normativ? Evtl. zu den Anfängen der Gattung zurück, den Urvölkern, den Indogenen, etwa zu den Hopis? Hier erscheint Wirklichkeit als Prozess, nicht als Ding. Außenwelt und Innenwelt fallen zusammen, keine Trennung von Subjekt und Objekt. Alles ist EINS, (wie im Zen). Tun und Erleiden, offen für neue Verbindungen. Kein Unterschied zwischen Innen Und Außen. Damit wird auch ZEIT hinfällig: Gegenwart und Zukunft als Gesamtgeschehen: Öffnung zur Vereinigung, die uns aus der Krise heraushilft? Glaub nicht alles, was du denkst. Kindlich-spielerisches Ausprobieren? Hinter jeden Satz ein Fragezeichen? So Ludwig Wittgenstein… – und gab seine Professur auf. Ja, die QUANTOLOGEN LESEN! Max Planck, 1900 (!): „Das Unsichtbare ist das Wahre“. Das Bewusstsein schafft das SEIN. Alles hängt mit allem zusammen. Telepathie, Telekinese, Teleportation, Magnetresonanz…, über Zeit und Raum und ‚Schulen‘ hinweg… Das waren ja keine Faktenwixer und Rechenschieber, sondern musisch- intuitive, ja magisch-mystische, oft transzendente Burschen. SEELENLEBEN, psycho-soziale Besserung ist messbar, mit MRT Im gesamten Zellsystem nachgewiesen. (Patricia Lockwood, London 2013). Also KUNST, MUSIK, LITERATUR, Philosophie, Rollenspiel, Meditation, sofort an die Grundschule! Und ohne Zensuren-wahn, der unsere Kinder zu Zahlen und Ziffern degradiert.
Niklas Delacroix

Großzügigkeit, Großmut, Gelassenheit, ja natürlich, wer sollte da widersprechen. Aber Vergessen alter Sünden? Eigentlich nur diejenigen, die bereut wurden. Querdenken, im Sinne von Hinterfragen, Abwägen, selbstverständlich. Nur zur Erinnerung: Der Begriff wurde von denen gekapert, die genau dazu nicht fähig waren. Ist es nicht so, dass gerade eine liberale Gesellschaft, wie die unsrige, Normen und Regeln benötigt, um Werte, die für uns wichtig sind, zu erhalten? Ohne Zweifel ist Toleranz von Nöten, aber diese muss immer dann eine Grenze finden, wenn wesentliche Werte in Gefahr geraten – und das lässt sich ohne Furor handhaben.
Daniel Hardt

Der beste, erhellende Artikel seit langem! Ein Dank an Eva Menasse. Es wäre zu wünschen, wenn alle, egal welcher Position sie anhängen und aus welcher Perspektive sie auf die hier brillant sezierte gesellschaftliche Lage blicken, das Plädoyer der Schriftstellerin zum Anlass für eigene selbstkritische Gedanken nehmen.
Andreas Schäfer

Eva Menasse schreibt in DIE ZEIT im Feuilleton u.a.: „Seit Jahren wird dem Furor auf unterschiedlichsten Themenfeldern und gegen unterschiedlichste Gegner gefrönt – dabei ist er ein Hauptgrund für den hochdramatischen, um sich greifenden gesellschaftlichen Zerfall…“ Das Beiwerk der textlichen Menasse-Zusatzpassagen wirkt pauschalisierend wurzellos und hierzu noch die Floskel: „Die Ignoranz unserer Mitschuld zumindest sollten wir uns nicht mehr leisten.“ Und es kommt noch heftiger in die erdrosselte Breite geschrieben: „Jahrzehnte in Wohlstand und Sicherheit haben offenbar eine so tiefgreifend moralisch-ethische Langeweile geschaffen, dass ein Gefühl von Selbstwirksamkeit nur noch im Kultur- und Gesellschaftskampf zu erreichen war. Na ja, nebenbei noch die deutsche Infrastruktur vor die Hunde gehen lassen, die Arm-reich-Schere sich weiter öffnen und die Bürokratie derart metastasieren lassen, dass man in Deutschland kaum mehr ein Mietshaus oder einen Flughaften zu Ende bauen kann. Nein, das ist keine Abschweifung vom Thema, denn die Regeln und Normen und das Rote-Linien-Ziehen bis zur Selbsterdrosselung gehören hier dazu.“ Welche Abschweifung vom wahren Thema des Jetztzustandes in der Bundesrepublik zum realen Hinschweifen des Auseinanderdriftens in unserer sogenannten Gesellschaft (nennt dies bloß nicht eine Gemeinschaft!) wäre denn gemeint, wenn Eva Menasse weithin vorbeischweift, nicht die realistische Wahrheit beim Namen nennt, nicht verdeutlicht: dass dieses Deutschland in seiner von der Majorität des Volkes: ungewollten Veränderung – sich nunmehr in einer Verfremdung befindet, die nichts aber auch gar nichts mit einer scheinbar bunten Gesellschaft zu tun hat: es von der Politik seit über einem Jahrzehnt aufgezwungene Entfremdungen sind, Millionen von Menschen aus anderen Ländern, außereuropäischen Ländern dieses Deutschland überfluten…
Holland, Dänemark – nicht nur die skandinavischen Länder, Polen, Ungarn, Spanien, Portugal, Italien und vor allem auch Frankreich: dort wollen sich die „einheimischen“ Bevölkerungen nicht mehr den Ansturm der Fremden zumuten lassen: sind daher in diesem Zusammenhang die Menschen in ihren Heimaten quasi dazu „verpflichtet“, dortige Parteien zu wählen: die ihren Volkswillen umsetzen in eine Politik der mehrheitlichen Vernunft der Volksverbundenheit – nurmehr eine kontrollierte „Einwanderung“ zu gewährleisten, je nach mentaler, merkantiler und finanzieller Verkraftbarkeit des Gesamtgeschehens in dem jeweiligen Land. Man kann doch nicht einfach als Wirtschafts-Migrant z.B. nach Deutschland kommen, absolut und total versorgt zu werden und nur mit dem Zauberwort Asyl sich (da alles schon bekannt ist, was aus diesem Land herauszuholen ist) dann ins sogenannte, scheinbare „Schlaraffenland“ einzunisten: mit allem Drum und Dran und das „für Umme“ (um es p/f/älzisch zu verdeutlichen). Und wir haben endlose Zeiten benötigt, um der Kirchenreligion ihre Macht zu nehmen, uns freier zu empfinden, vernunftvoller mit dieser Aufbürdung an religiöser Devotheit uns zu entfesseln – und dann kommt eine Menschenmenge mit ihrer eigenen Religionsauffassung, die nur zu oft fundamental sich auswirkt in einem fremden Land, dann als gemeinsame Zugehörigkeit der Muslime sich erkennbar macht – und wir Deutschen dadurch keine Gegenkonsequenz aufweisen können: nicht in dieser unmodernen Verankerung mit jetziger Vernunft uns vernunftvoll zu wehren wissen… All das wird dann doch sofort als rassistisch und islamophob und fremdenfeindlich ausgelegt – denn die Deutschen sind verfangen in der Gefangenheit der aufoktroyierten political correctness, die von den uns dressierenden Parteien angeordnet und verordnet wurde und wird… Warum schwenken denn die vielen Wählerinnen und Wähler zu den Rechtsparteien hinüber – nicht aus Lust und Laune, sondern schlichtweg aus der vorhandenen Erkenntnis heraus: dass man sich das Heimatland nicht durch diese Verfremdungen wegnehmen lassen will!
Deutschland ist doch hier nicht solo zu diesem vorhandenen Trend der Rechtsorientierung – andere Länder in Europa sind längst schon in diesen neuen Regierungen eingebunden… Man komme uns also diesbezüglich nicht mit irgendwelchen Tiraden aus der ewig schwingenden Keule zu der Nazi-Vergangenheit! Über 2850 Moscheen existieren zwischenzeitlich in Deutschland – hierzu „jede zehnte städtebaulich markant, also durch Minarett oder Kuppel als Moschee erkennbar!“ Hierin wird nicht über die Toleranz oder die „Gleichwertigkeit“ der Religionen gepredigt, sondern gilt alleine das Prinzip Allah und die hierbei unwiderrufliche Wahrhaftigkeit der Überlieferungen im Koran des Propheten Mohammed… Dadurch kann ein modernes Verständnis für die Verbundenheit der (illusorischen) Religionen nie stattfinden, auch nicht die Gegenfürsorge einer zusammenfindenden Glaubensauslegung im Sinne des Füreinander der verschiedenen Offenbarungen… Hier wendet sich der vermeintliche Gläubige gegen den vermeintlichen Ungläubigen – und diese Zustände geben keine Basis für eine Balance der gemeinsamen Verständigungen: und dies wird zu einem Pulverfass der Zukunft werden, indem der Radikalismus sich ausbreitet! All das wissen doch die Politiker in Deutschland und lassen dennoch ohne Bedenken diese Gegensätze (und nicht nur die religiösen) aufeinanderprallen, verbinden das wohlfeil wie auf einem Bazar als „bunte Republik“. Tatsache war: dass einst die Gastarbeiter nach Deutschland geholt wurden (auch aus der Türkei zuletzt), um den deutschen Arbeitern eine Konkurrenz gegenüberzustellen, damit diese durch ihre deutsche Gegenmacht an gesuchter Arbeitskraft (gegenüber dem Kapital, den Unternehmern) nicht erweiterte Forderungen stellen können – somit ihre starken Positionen durch die Importierungen an Gastarbeitern: entsprechend eingeschränkt worden sind. Und die Politik hat für die Industrien ihre anbiedernden Funktionen erfüllt… – dabei wurde aber nicht darauf geachtet, wie sich eine sogenannte Integration ermöglichen ließe: man hat diese Fremdheiten auf das deutsche Volk losgelassen und dies in den letzten Jahren noch extremer zugelassen, ja gar noch forciert. Werden denn die über 1 Million – zweihunderttausend UkrainerInnen wieder in ihr Land „zurückbeordert“, wenn der Krieg mit Russland beendet sein wird… Und bezahlt dann Russland die verursachten Kriegsschäden – oder soll Deutschland die Hauptlast dieses Wiederaufbaus tragen plus der Europäischen Union?
Das alles kann doch nicht am Volk, an den BundesbürgerInnen vorbeiregiert werden – so, als ob es die deutschen Menschen nicht gäbe, als ob Deutschland sozusagen ein Verkaufsobjekt sei: wo jeder Fremde, das Gestrige und auch die Ukraine sich bedienen können… Das deutsche Volk aber wird nicht gefragt, hat zu funktionieren und zu bezahlen – und wird zusätzlich noch durch Verordnungen und Auflagen und Verbote in den Meinungsvorstellungen manipuliert und mit einem Maulkorb stumm gehalten! Irgendwie hat Eva Menasse sich durchlaviert in ihrem Text, alles im Konfusen belassen und doch gleichzeitig auch aufbegehrt – jedoch ohne Verdeutlichungen, eher sich in Vernebelungen geäußert, denn was heißt im Originalzitat von ihr: „Es ist höchste Zeit, alles komplett anders zu denken. Die Emotionen runterzufahren genauso wie die Sicherheit im Aburteilen anderer. Mit Gewissensprüfungen bei sich selbst anfangen. Die Silbe „quer“ zu rehabilitieren, um Querfronten zu bilden ist allen Wohlwollenden, den weiterhin Mittigen und Demokratischen, egal, was sie über 20 Geschlechter denken oder die Mitschuld der Nato am Ukrainekrieg. Statt sich in den Unterparagrafen von Verbotsklauseln zu verlieren, statt akademische Antisemitismusdefinitionen zum Ausgangspunkt neuer Religionskriege zu machen, wäre das Gebot der Stunde: Großzügigkeit, Großmut, Gelassenheit. Verzeihung und ja: auch vergessen alter Sünden.“ Was aber soll dieses Pfannkuchengeplauder, dieses Streuselkuchenpalaver, der Versuch den Pudding an die Wand zu nageln – und dann doch noch im Ansatz eine Verdeutlichung von Eva Menasse, wenn sie sanft erläutert: „Denn das Denken in verfeindeten Lagern und der daraus folgende repressive Rechtsruck sind keine Naturkatastrophe, sondern so menschengemacht wie die Fehler der Migrations- und Coronapolitik, wie Klimawandel und Holocaust. Entsetzlich, dass Politiker und Meinungsführer, von der Innen- und der Bildungsministerin über Oppositionschefs, den markigen Regierenden Bürgermeister von Berlin und seinen unbedarften Kultursenator bis hin zu einem Großteil der Presse eifrig an ihm weiterstricken, am gänzlich AfD-freien Rechtsruck, weil sie ihn für den geeigneten Kampf gegen Rechtsextremismus halten.“ Und desweiteren: „Bedroht sind wir durch eigene moralische Eskalation. Dem Geschwächten sieht alles automatisch so gefährlich aus, dass nur noch harte Bandagen zu helfen scheinen: verbotene Demonstrationen, aufgelöste Kongresse, Einreiseverbote, Ausladungen, Absagen, Beugung des Rechts. Sie befördern nur die täglich anschwellende Wut. Wir müssen darauf vertrauen, dass das, was in 75 Jahren Grundgesetz aufgebaut worden ist, weiterhin funktioniert.“
Wohl auch wahr: Aber Eva Menasse findet nicht den Kern des Problems – dass ein Staat (in der Vertretung des Volkes die jeweiligen Politiker hierfür) in seinen Grenzen und Begrenzungen vorrangig für seine eigene Bevölkerung zuständig zu sein hat und deren Belange und Aufwendungen sich zuvorderst zu eigen machen muss – und nicht gegen die Mehrheit einer deutschen Bevölkerung entfremdete Politik verunstaltet, sodass quasi viele der Wählerinnen und Wähler als Bürgerinnen und Bürger sich fast schon gezwungen sehen: eine Partei zu wählen: die zumindest ihnen ein elementares deutsches Heimatrecht im Bewusstsein der Vernunft zugesteht und dies auch umsetzen will. Das ist dann kein wesentlicher Rechtsruck, sondern nichts anderes als ein menschliches (deutsches) Verhalten und Aufbegehren gegenüber diesen millionenfachen Verfremdungen und Entfremdungen… Somit mögen das dann Protestwähler sein – letztlich aber ist ein Protest in dieser Massenhaftigkeit doch nicht anderes: als dass es der Wille des Volkes sei – und genau in diesem Zusammenhang hat eine Demokratie sich als Politik der Vernunft zu verhalten- denn ES KOSTET UNS DEN VERSTAND: wenn nicht politisch mit Verstand und Vernunft gehandelt wird. „Die Gesellschaft zerbricht. Was tun? – hinterfragt Eva Menasse in DIE ZEIT. Und da gäbe es eine entscheidende Antwort: Lasst die Gesellschaft nicht zerbrechen. Tut Eure politische Pflicht – Ihr seid vom Volk gewählt: aber nicht unter den Bedingungen eines Zusammenbruchs der Gesellschaft in diesem Deutschland. Immerhin glaubt der RvM-Leserbriefschreiber an eine/seine innere Loyalität mit dem eigenen Land, empfindet für Deutschland die Zuneigung und das Gefühl der Verbundenheit – auch zu und mit den verwandtschaftlichen Generationen in der dauerhaften Anwesenheit der wesentlichen Vergangenheit und der dennoch vorhanden verbleibenden Vergänglichkeit in die Zukunft…
Was ist denn der Globalismus anderes als eine Variante von undurchführbaren Narkotisierungen gegenüber den Völkern – wohingegen sich die Welt des Business bereichert und die Normalität der Malochenden in einer Stagnation verbleibt, weil sich derartige weltläufige Veränderungen nur durch Geld in individuellen Kosmopolitismus umsetzen lassen könn(t)e… Wenn oder da ich ein Deutscher bin, habe ich meine auch individuelle Geborgenheit mit Deutschland in mir vorrätig – ansonsten könnte doch jedes Dasein austauschbar werden ohne jeden Gewinn und Verlust an Verbindlichkeit und Verbundenheit… Dafür wäre mir mein Land zu schade! Oder müsste ich noch deutlicher werden: Omnia mea mecum porto! Das Athen des Perikles aber war keine Demokratie: wurden missliebige Menschen per Scherbengericht aussortiert und des Stadtstaates vertrieben; dort in diesen Zeiten über 120.000 Sklaven als Sache gehandhabt worden sind und auch die attischen Frauen (in Athen) keinerlei politische Mitentscheidungsmöglichkeiten hatten – und das kann doch wohl kein Vorbild für eine uns ewig verdeutlichende vorbildliche Demokratie gewesen sein. All diese Manipulationen – nichts davon ist zur Verwirklichung gekommen, wie uns auch die Religionen in immer neue Kriege verführt haben… Dieser deutsche Staat sollte endlich damit beginnen: sich von dem Ballast der religiösen Verirrungen zu befreien und die antrainierten Konfessionen nur noch als Vereine sich verdeutlichen lassen… Damit wäre zudem eine Ausgeglichenheit in uns vernunftvollen Menschen vorhanden – sowie dann auch dem fremden Fundamentalismus erkennbar würde: dass diese Halluzinationen innerhalb der deutschen Grenzen keine Verführungen und Verfügungen zulassen! Das sind keine Ausgrenzungen, sondern Eingrenzungen als Vernunftbasis für die Menschen. Alles andere kostet uns (weiterhin) den Verstand! Was also soll das Plädoyer durch Eva Menasse in DIE ZEIT eingeschrieben: „Großzügigkeit, Gelassenheit und Verzeihen“ – wie soll das funktionieren bei all der Verlassenheit in die Gegenwart ohne Zukunft? „Amen?“ – zu diesen Dramen…
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

Chapeau, wieder ein selbstkritischer Beitrag im Feuilleton. Erfrischend anders als die Stimmungsmache von Peter Dausend gegen O. Scholz im Politikteil (s.u. In Deckung!). Richtig; Aggressionen werden auch von den Medien geschürt, weil man hofft, damit die Verkaufszahlen zu steigern. Unterstellungen & Mutmaßungen – wie im vorgenannten Artikel von P. Dausend bezüglich eines möglichen! Verhaltens von SPD-Abgeordneten – sind gesellschaftsfähig und werden gelesen. Auch richtig; Vertrauen muss wachsen und das erfordert sachliche & kompetente Information – gerne auch in ihrer Zeitung. Es muss erlaubt sein Fragen zu stellen wie z.B.: Hat die Nato eine Mitschuld am Ukrainekrieg (siehe dazu; Eiszeit von Prof. G. Krone-Schmalz) Sind wir ein souveräner Staat (siehe dazu; Die scheinheilige Supermacht von M. Lüders). Zu diesem Titel & Thema passt auch gut ein Zitat aus der Schullektüre, Hermann Hesse 1927, Steppenwolf.
»Nein, sagte ich, es ärgert mich nicht, ich bin längst daran gewöhnt. Ich habe ein paarmal die Meinung geäußert, jedes Volk und sogar jeder einzelne Mensch müsse, statt sich mit verlogenen politischen »Schuldfragen« in Schlummer zu wiegen, bei sich selber nachforschen, wie weit es/er selbst durch Fehler, Versäumnisse und üble Gewohnheiten mit am Kriege und an allem ändern Weltelend schuldig sei, das sei der einzige Weg, um den nächsten Krieg vielleicht zu vermeiden. Das verzeihen sie mir nicht, denn natürlich sind sie selber vollkommen unschuldig: der Kaiser, die Generäle, die Großindustriellen, die Politiker, die Zeitungen – niemand hat sich das Geringste vorzuwerfen, niemand hat irgendeine Schult! Man könnte meinen, es stehe alles herrlich in der Welt, nur liegen ein Dutzend Millionen totgeschlagener Menschen in der Erde. Und sieh, Hermine, wenn solche Schmähartikel mich auch nicht mehr ärgern können, manchmal machen sie mich doch traurig. Zwei Drittel von meinen Landsleuten lesen diese Art von Zeitungen, lesen jeden Morgen und Abend diese Töne, werden jeden Tag bearbeitet, ermahnt, verhetzt, unzufrieden und böse gemacht, und das Ziel und Ende von dem allem ist wieder der Krieg, ist der nächste, kommende Krieg, der wohl noch scheußlicher sein wird, als dieser es war. Alles das ist klar und einfach, jeder Mensch könnte es begreifen, könnte in einer einzigen Stunde Nachdenkens dasselbe Ergebnis finden. Aber keiner will das, keiner will den nächsten Krieg vermeiden, keiner will sich und seinen Kindern die nächste Millionenschlächterei ersparen, wenn er es nicht billiger haben kann. Eine Stunde nachdenken, eine Weile in sich gehen und sich fragen, wie weit man selber an der Unordnung und Bosheit in der Welt teilhat und mitschuldig ist – sieh, das will niemand! Und so wird es also weitergehen, und der nächste Krieg wird von vielen tausend Menschen Tag für Tag mit Eifer vorbereitet. Es hat mich, seit ich es weiß, gelähmt und zur Verzweiflung gebracht, es gibt für mich kein »Vaterland« und keine Ideale mehr, das ist alles ja bloß Dekoration für die Herren, die das nächste Schlachten vorbereiten. Es hat keinen Sinn, irgendetwas Menschliches zu denken, zu sagen, zu schreiben, es hat keinen Sinn, gute Gedanken in seinem Kopf zu bewegen – auf zwei, drei Menschen, welche das tun, kommen Tag für Tag tausend Zeitungen, Zeitschriften, Reden, öffentliche und geheime Sitzungen, die alle das Gegenteil anstreben und erreichen.

Manfred Stauss

Vielen Dank, dass Sie Frau Menasse die Gelegenheit gegeben haben ihre Analyse zu veröffentlichen. Richten Sie ihr bitte aus, sie habe mir aus dem Herzen gesprochen, oder, wie es Barack Obama sagen würde: I couldn’t agree more! You are absolutely right!
Bernd Roos

Eva Menasse ist eine kluge Frau – und eine herausragende Schriftstellerin zudem. Ihren Roman „Vienna“ kommentierte die ZEIT nach dem Erscheinen damals wie folgt: „Als wäre dergleichen eine Selbstverständlichkeit, verbindet sie das Epische, das Politische, das Humoristische und das Essayistische zu einer Brücke, über welche die halbe Wiener Gesellschaft bequem flanieren kann“. Vielleicht war diese Metapher auch ihre Intention bei Abfassung des aktuellen Essays, in dem per Überschrift zunächst konstatiert wird, dass „die Gesellschaft zerbricht“, um dann im selben Atemzug für mehr Gelassenheit und Großzügigkeit zu plädieren. Nun kann man schlecht gelassen über eine zerbrechende Brücke flanieren, es sei denn, man wäre, genau, nicht recht bei Verstand. Auch im Text findet sich keine verlässliche Statik. Querdenker waren einmal „das Salz unabhängigen Denkens“, sagt Menasse, also bitte die Silbe „quer“ rehabilitieren. Übersehen wir dabei großzügig, bitte, dass der Begriff eine nicht unerhebliche Wandlung erfahren hat, vom unabhängigen Geist zum Ignoranten wissenschaftlicher Fakten und zum Verbreiten von Verschwörungs-Hirngespinsten. Aber es sind, so die Autorin, nicht diese Wirrköpfe, Russlandversteher, AfD-Apologeten und Hamas-Verteidiger die uns bedrohen, sondern akademische Antisemitismusdefinitionen – und unsere eigene moralische Eskalation. Echt, jetzt ? So könnte man Punkt für Punkt ihres Plädoyers mit Fragezeichen versehen. Nachsicht ja, (z.B. in der Tat für die, „die sich in Ton und Vergleich vergreifen, weil ihnen „die Lage in Gaza in der Seele brennt“), aber Gelassenheit kann schnell zum Versäumnis degenerieren. Engagement, politische Wachheit, Mut und Entschlossenheit zu verantwortungsbewusstem Handeln, Empathie nicht zuletzt, das sind die Eigenschaften, derer es derzeit bedarf. Und das Verzeihen kommt danach. Das wäre die richtige Reihenfolge. We shouldn’t do it wrong.
Hans-Dieter Schabram

Ihren Artikel werde ich hinter den Spiegel stecken, besser daneben, damit ich wieder drin lese. Gerade das Bild der Windschutzscheibe finde ich äußerst einprägsam. Wie könnte die Aufmerksamkeits-Ökonomie gebändigt werden? Differenzierte Meinungen oder Zweifel, gar Befragungen der eigenen „Position“ gelten in ihr als Ladenhüter. Regeln helfen wohl nicht weiter, denn Regelverletzungen bringen am meisten ein. Und das Auseinandersetzen, Abgrenzen usw. lenkt so wunderbar davon ab, dass weder Klimaschutz noch Ungleichheit der Lebensumstände wirklich politisch angegangen werden. Tragisch finde ich, die Akteurinnen und Akteure der Zivilgesellschaft sich nun auf den Scherben sehen müssen. Dankenswerterweise haben sie Menschen und Lebensweisen ins Bewusstsein gebracht, die über Jahrhunderte und Jahrzehnte als „draußen“ betrachtet wurden, als „behindert“ abqualifiziert, als „Ausländer“ ausgegrenzt, als „Frauen“ unter gläserne Decken gedrückt usw. Es wurde ja höchste Zeit. War der Widerstand gegen ihr Engagement so mächtig, dass etliche Aktivistinnen unerbittlich wurden gegenüber allen, die nicht ganz genau die jeweilige Position einnehmen oder die bestimmte Kriterien nicht erfüllen? Meine Frage an Sie, verehrte Frau Menasse: Spielt die facettenreiche Zivilgesellschaft in Ihrem Bild von Gesellschaft eine Rolle? In den letzten Jahren der DDR meinte ich zu erleben, dass diejenigen, die heute Dissidenten, Bürgerrechtler genannt werden – ich gehörte zu einem Kreis der unabhängigen Friedensbewegung – von vielen „systemkritischen“ Intellektuellen nicht als ernstzunehmende Beteiligte an dem Bemühen wahrgenommen wurden, die DDR zu reformieren. Gerne möchte ich Ihnen einen Druck einer meiner Collagen zukommen lassen. Seit zwanzig Jahren entstehen aus durchscheinendem Papier Köpfe und Figuren, die von einem gerissenen Fetzen zum nächsten Fragment kenntlich werden. http://www.grafiker-hoffmann.de/Webseite_MH_NEU/MH_Collagen.html
Martin Hoffmann

Tu felix Austria hast noch Philosophen, die Utopien entwickeln und auf die man Eier werfen kann?! Über den von Ihnen erwähnten Rainald Goetz, der ja ein paar Seiten später auch noch einmal Thema ist, habe ich bei DLF Kultur Folgendes gehört (da hatte ich nur die Schlagzeilen zu Ihrem Beitrag gelesen, aber schon gedacht, dass ich ihn zitieren würde, ohne zu wissen, dass er bei Ihnen vorkommt): „Einerseits „zustimmungsgeneigt“, andererseits Raum für Hass und Verachtung – das ist typisch Goetz.“ (https://www.deutschlandfunkkultur.de/rainald-goetz-70-geburtstag-100.html) Er steht also nur so halb auf Ihrer Seite. Da ungefähr würde ich mich auch verorten.
Thomas Manthey

Eva Menasse beobachtet es richtig: Viele von uns haben sich daran gewöhnt in den Chor der Kritiker einzustimmen, die alles und jeden niedermachen. Eifern sei ja so schön, weil es nichts kostet – außer den Verstand, schreibt sie. Doch unsere Welt ist nicht vollkommen. Gefahren lauern allenthalben. Wenn dann die einfachen Lösungen propagiert werden – Klimawandel leugnen, Flüchtlinge aussperren, Rüstung steigern – darf man sich nicht wundern, wenn die Gesellschaft den hohlen Parolen folgt. Was wir brauchen, das sind die Querdenker des alten Stils, die ihren Menschenverstand noch gebrauchen. Dazu die Gelassenheit um die Torheiten als solche vorüberziehen zu lassen.
Werner Bohn

 

 


 

Leserbriefe zu „In Deckung“ von Peter Dausend

Volltreffer. Es macht einen fassungslos, wie Bundeskanzler Scholz sein Amt versteht. Deutschlands Sicherheit hat oberste Priorität, denn „ohne Sicherheit ist alles nichts“. Aus Scholzens Mund klingt das inzwischen hohl. Aus persönlichen, eitlen Gründen hintertreibt er unsere Verteidigung. Merkels Methode, sich etwaiger Konkurrenten zu entledigen, war subtiler. Er sollte nicht auf die nächste Amtszeit schielen, sondern mehr Realitätsbewusstsein haben und das große Ganze sehen. Mit Pistorius wäre er auch größer.
Herbert Zimmer

Die SPD hat nicht nur ein Problem mit ihren Pazifist*innen oder Fast-Pazifist*innen, obwohl doch klar sein dürfte, dass Pazifismus bei einem Feind wie Putin rein gar nichts bringt. Mahatma Gandhi war mit Pazifismus gegenüber England erfolgreich, weil es in England eine freie Presse und freie Wahlen gab. Beides gibt es in Russland nicht. Die SPD hat auch ein Problem mit Leuten, die meinen, dass die Unterstützung der Ukrainer*innen und die Wiederherstellung der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands zwecks Abschreckung – wozu meines Erachtens übrigens auch der Besitz von Atomwaffen gehören muss, wenn die Abschreckung wirklich glaubhaft sein soll – auf Kosten der Ausgaben für Soziales und Infrastruktur gehen. Das mag sogar zum Teil stimmen – aber was nützen Ausgaben für Soziales und Infrastruktur, wenn Deutschland in wenigen Jahren von russischen Bomben zerstört und von russischen Truppen besetzt wird? Was Putin derzeit mit der Ukraine macht, wird er anschließend mit NATO-Staaten machen, wenn er jetzt nicht gestoppt wird. Geld und Waffen für die Ukrainer*innen sowie Geld für den Verteidigungshaushalt sind gut angelegtes Geld. Die Dividende sind Frieden und Sicherheit. Aber weder die SPD – von Herrn Pistorius und einigen wenigen anderen Politiker*innen in der SPD einmal abgesehen – noch Herr Lindner haben das bisher begriffen. Hoffen wir, dass sie es bald begreifen oder dass sie abgewählt werden, bevor es zu spät ist.
Ulrich Willmes

Um mögliche Empörungen in der Bevölkerung zu sänftigen, werden aus existenzieller Sicht von den Großkopferten der SPD ihre Beiträge mehr den Umständen als der Wahrheit angepasst. Diese, auch in anderen Parteien vorherrschende, parteipolitische Bequemlichkeit ist das Gegenteil von den viel beschworenen Handlungspflichten zur Stärkung und Wahrung unserer Demokratie; es ist eher die weniger auffallende und sinnleere Form einer Verachtung. Dieses Verständnis fördert die wachsende Dummheit und den Populismus im Land.
Jürgen Dressler

Das von der SPD bevorzugte Konzept der vernetzten Sicherheit ist vorerst gescheitert. Denn trotz Prävention, auf die die Entwicklungszusammenarbeit setzt, hat Wladimir Putin einen Krieg gegen die Ukraine begonnen. Und der Chefdiplomatin des Auswärtigen Amts, Annalena Baerbock, gelingt es auch nicht, durch Gespräche Putin zum Kurswechsel zu bewegen. Denn Putin versteht nur die Sprache der Stärke. Und dafür ist Verteidigungsminister Boris Pistorius zuständig. Statt ihn zu bremsen, sollte Bundeskanzler Olaf Scholz ihn unterstützen und ihm das geben, was er für eine robuste Bundeswehr braucht. Denn ist Deutschland erst einmal militärisch gut aufgestellt, lässt sich Putin viel eher auf Gespräche über ein Ende des Krieges ein.
Klemens Hofmann

Pistorius hindert seine Loyalität zum Kanzler, um auf den Tisch zu hauen. Als beliebtester Politiker hätte er dafür die notwendige Autorität. Sollte er hinschmeißen, weil dem Verteidigungsetat etwa die 2 % verwehrt werden, würde das in Berlin zu einem Erdbeben führen und Scholz noch beim Letzten als Fehlbesetzung brandmarken. Zu politischer Größe führen auch Entscheidungen, die einen Karriereschnitt provozieren. Altkanzler Schröder war mit seiner unbeliebten Agenda von diesem Format, und es hat ihn sein Amt gekostet. Pistorius könnte sich ähnlich in die Geschichtsbücher eintragen. Dem Land hätte er gedient.
Christoph Schönberger

Wir leben in unübersichtlichen Zeiten: Einerseits verlangen die großen Probleme große Linien und beherztes Handeln, andererseits wird die Politik immer kleinkarierter, wo sich die Regierungsmacht in der Ampel immer weiter fragmentiert und herunternivelliert. Der zögerliche, zaudernde Zeitenwende-Kanzler ist Ausdruck dieses Auseinanderfallens von schrumpfenden Ansprüchen und wachsenden Herausforderungen. Besonnenheit hat sich als beschönigende Umschreibung hierfür etabliert. In dieser Umgebung ragt Boris Pistorius deutlich heraus, da er sich beherzt (und übrigens sehr besonnen) der Wirklichkeit stellt. Wo Boris Pistorius es ernsthaft mit den Schurken dieser Welt aufnimmt und verloren gegangenen Respekt zurückgewinnen will, inszeniert sich Olaf Scholz nun als Friedenskanzler, um sich seine persönliche Unterstützung in den eigenen Reihen zu sichern. Das Karo wird immer kleiner, wenn der Kanzler nun versucht, seinen Verteidigungsminister klein zu machen. Paradox: Je kleiner das Karo wird, umso größer und respektabler erscheint Boris Pistorius, wenn er weiter das Notwendige verfolgt. Er sollte dies unbeirrt tun und nicht in Deckung gehen. So arbeitet er weiter für unser Land, ggf. demnächst auch als starker Partner in einer künftigen von der CDU geführten Regierung.
Reinhard Koine

Oh, wie spricht mir dieser Artikel aus dem Herzen! In der Auseinandersetzung zwischen Finanz- und Wirtschaftsminister hatte ich immer den Eindruck, wenn zwei sich zanken, freut sich der Dritte. Gegen Lindner traut sich Scholz nicht – der kann ja auch nicht Kanzler – und gibt lieber Habeck zum Abschuss frei. Es ist so praktisch, wenn alle auf die Grünen einprügeln dürfen. Ich habe noch nie eine(n) so präsente(n) Außenminister(in) erlebt, der/die das Leid von Kindern und Familien so deutlich ausspricht, aber man darf sie in China als verrückt bezeichnen. Und wer stellt sich hinter sie? Ja, und jetzt Pistorius. Ach, der Kanzler, unter seiner Tarnkappe der Besonnenheit – er ist sich wohl selbst der nächste. Ich wähle ihn auf jeden Fall nicht noch einmal!
Marlies Haveneth-Paul

Peter Dausends Beobachtung ist richtig, die SPD nährt sich mehr und mehr aus dem eigenen Fleisch. In den Umfragewerten dümpelt die SPD schon lange an der Schmerzgrenze herum, was ganz besonders für die treuen Genossinnen und Genossen an der Basis schade ist. Eigentlich sollte sich die Parteispitze der SPD über die Beliebtheit ihres Verteidigungsministers Boris Pistorius bei der Bevölkerung freuen. Womöglich könnte dieser Minister noch die eine oder andere Wählerstimme für die SPD generieren; wäre da nicht die seltsame Neigung in der Führung dieser Partei, erfolgreiche Genossen ins Abseits zu stellen, wenn sie scheinbar nicht willenlos dem sozialdemokratischen Mindset folgen. Frieden will jeder vernünftige Mensch, mit Wahlslogans bekommt man ihn aber nicht automatisch. Olaf Scholz hat Boris Pistorius ins Verteidigungsministerium geholt, jetzt, unter dem Eindruck, dass Pistorius bei einigen SPDlern aneckt, lässt er ihn hängen. Hier geht Olaf Scholz (wieder einmal) der Weg des geringsten Widerstands, auch ein Grund, warum der Kanzler nicht besonders beliebt ist. Seine Parteispitze macht derweil einen eher glücklosen Job. Kevin Kühnert als schnell schmollender Generalsekretär, Saskia Eskens als Co- Versitzende, die einem längst vergangenem SPD-Ruhm hinterherhinkt, und Lars Klingbeil als zweiter Co – Vorsitzender, der sich selbst in Deckung begeben hat. Wenn Olaf Scholz es mit der Zeitwende wirklich ernst meint, muss er auch dementsprechend handeln. Ein enger Kontakt zu seinem Verteidigungsminister ist dann eine Selbstverständlichkeit. Putin will die Ukraine, und sollte ihm dieser Feldzug gelingen, wird es in Europa keine Ruhe mehr geben.
Regina Stock

Ist ja nicht ‘schwer, nach einer Verteidigungsministerin, wie Frau Lambrecht, den großen Mann zu spielen, und das noch ganz besonders mit Hilfe der Medien, die diesen Mann fast immer in Militärausrüstung in oder auf Panzern abbildet. Wir wollten ihn an den Verbesserungen und Veränderungen von Koblenz messen, aber das geschieht leider nicht.
Manfred Mengewein

Herrn Dausends persönliche Mutmaßungen über den Wahlausgang 2025 interessieren mich nicht und sind wohl auch nur wieder ein plumper Versuch die Politik zu beeinflussen, aber den Abgeordneten der SPD zu raten resp. zu unterstellen sie würden statt O. Scholz besser B. Pistorius unterstützen nur um ihren Sitz im Bundestag zu behalten „egal, wofür er steht“ ist eine Unverschämtheit!
Manfred Stauss

Dass das Amt des Verteidigungsministers gerade jetzt höchste Anforderungen stellt und schon immer als Schleudersitz galt, sollte eigentlich zu nüchterner Unterstützung von Herrn Pistorius führen. Die Bundeswehr „kriegstüchtig“ zu trimmen, sollte dabei nicht im Widerspruch zu „Frieden sichern“ stehen. Das durch Russlands machtbesessenen Taktgeber Putin hervorgerufene Spannungsfeld lässt sich nicht allein militärisch auflösen. In diesem Spannungsfeld geht es politisch auch nicht um Russland auf der einen und die vom „Westen“ unterstützte Ukraine auf der anderen Seite, sondern darum, ob Menschen grundsätzlich standardisierte Vorgaben zu ihrem Selbstverständnis und damit zu ihrem Verhalten gemacht werden, oder ihnen Freiheiten zu eigenen Entscheidungen eingeräumt werden. Perfektionistische Gesellschaftsmodelle und Patentlösungen, unabhängig davon, ob sie ideologisch, religiös oder ganz banal machtpolitisch begründet werden, haben in Staaten, die ihre Verfassungen am Menschsein, das sich nicht auf einige kontrollierbare Punkte reduzieren lässt, keinen Platz. Wenn man pragmatische Gerechtigkeit aktuell am Gleichgewicht militärischer Möglichkeiten misst, sollte der Ukraine erlaubt werden, von ihrem Staatsgebiet aus russische Waffenarsenale so weit wie möglich zu zerstören. Natürlich ist dabei Vorsicht geboten, aber wenn man Frieden nicht als romantisches Szenario versteht, sollte das, solange es keine gegenseitige Bereitschaft zu ernsthaften Verhandlungen gibt, als realistische Option in Erwägung gezogen werden.
Christoph Müller-Luckwald

Welcher rote Teufel hat bloß die Sozenhierarchie geritten, dass sie ihr bestes Pferd im Stall zur Schlachtbank führt statt zum Kanzlerkandidaten kürt? Wahlen werden nicht mit Parteiprogrammen, sondern von Personen gewonnen! Von Charismatikern oder, besser, von ehrlichen, zupackenden Politikern, die ihr Ohr nah am Volk haben. Die wie Pistorius wirkliche Probleme lösen wollen und dabei der Vernunft und nicht der Parteiideologie folgen! Solches Abweichen von der SPD-Doktrin wird von den Genossen immer äußerst kritisch beäugt. So droht Pistorius folgerichtig: „ich muss das hier nicht machen!“ Auf gut (nieder)sächsisch: macht eiern Dreck alleene! Als Olaf mich rief, stand ich wie ein alter Parteisoldat sofort auf der Matte und habe mich unverzüglich ans Aufräumen und Beseitigen von Misswirtschaft gemacht! So wurde ich der beliebteste deutsche Politiker. Wenn euch aber meine Arbeit nicht gefällt, dann verliert halt mit Olaf die nächste Wahl, schaut Merz neidisch beim Regieren zu, aber kommt nicht reumütig zu mir angekrochen! Für euch hat sich’s ausgeborist!
Ulrich Pietsch

Sie bringen keinen Hintergrundbericht eines Journalisten, den man von Ihnen als Sympathisant der SPD erwarten könnte, sondern haben eine Parteitagsrede für den Kriegsminister Pistorius gegen Scholz verfasst. Das weckt schlimme Erinnerungen an den Hurra-Patriotismus der SPD zum 1. Weltkrieg, deren Genossen bekanntlich das Kanonenfutter für die adligen Offiziere stellten, die alles andere als arbeiterfreundlich waren. Auch in der Bundeswehr hat sich daran nicht viel geändert, denn die alte Elite ist bei ihrer Gründung schnell wieder auf ihre Posten zurückgekehrt. Ihre Kriegsbegeisterung, Herr Dausend, zeugt von Geschichtsvergessenheit und Blindheit gegenüber der aktuellen Situation. Der 2. Weltkrieg wurde in Russland verloren und die Ukraine hat keine Chance zu gewinnen, selbst nicht mit den USA. Was bestenfalls zu erreichen wäre, wäre eine gute Verhandlungsposition der Ukraine, die jedoch in weiter Ferne ist. Sollte es zum Atomkrieg kommen, ist Deutschland das erste Angriffsziel, weil die CDU Adenauers unbedingt Atomwaffen auf deutschem Boden wollte. Das ganze Großmanns-Getue von Kriegsminister Pistorius scheint Sie so sehr zu beeindrucken, dass Sie gegen den Kanzler polemisieren, ihn lächerlich machen (eben kein richtiger Mann, der anpackt) und für den Krieg Partei ergreifen. Und für die Umwidmung von dringend gebrauchtem Geld für die Kriegsindustrie, die als einziger Gewinner aus all den Konflikten hervorgeht. Dabei schreiben Sie selbst, dass kaum jemand freiwillig Kriegsdienst macht. Nicht in Deutschland und nicht in der Ukraine.
Gerd Stange

Wer droht hier geschreddert zu werden? Es ist diesmal (hoffentlich) nicht der beliebte Verteidigungsminister Pistorius, der ja hoffentlich gar nicht zurücktreten will, sondern seine Partei die SPD mit diesem unsäglichen Bundeskanzler Scholz. Der scheint sich ständig in seinen politischen Schritten und Reden hinter sich selbst zu verstecken -nach dem fatalen Grundsatz, was ich ohnehin besser weiß brauche ich den Deutschen nicht auch noch erklären. Die wollen oder können das gar nicht so gut wissen wie ich! Der Verdacht gegen ihn, die Ukraine in ihrem Verteidigungskampf gegen den Aggressor Putin nur halbherzig zu unterstützen, war nie aus der Welt. Der Ewiggestrige der SPD, Fraktionschef Mützenich, der gar nicht mehr weiß wie Realpolitik buchstabiert wird oder die beiden Co-Vorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil, die krampfhaft versuchen für kommende Wahlen den Begriff Friedenpartei zu reaktivieren, beschleunigen nur den Niedergang dieser ältesten deutschen Partei. Für die kommende Europa-Wahl lohnt der Blick nach Frankreich zu dem Politiker Raphael Glucksmann. Er führt die Europawahlliste der PS an, die zur sozialistischen Parteifamilie zählt. Er, der französische Jude, äußert sich klar und deutlich zu den beiden alles beherrschenden politischen Ereignissen Ukraine- und Gaza-Krieg. Für die Palästinenser fordert er einen eigenen Staat und für die in der Defensive verharrende Ukraine mehr militärische Unterstützung als bisher. Eine ähnliche Position von Seiten der deutschen Sozialdemokraten? Nahezu ausgeschlossen.
Klaus Reisdorf

 


 

Leserbriefe zu „Rechnen wir uns arm?“ Streit von Georg Cremer und Verena Bentele

Die amtliche Definition, die Armut als gegeben annimmt, wenn das Familieneinkommen unter 60% des Bundesdurchschnitts liegt, ist tatsächlich fragwürdig. Ich stelle hierzu zwei hypothetische Szenarien vor, aus denen die Problematik ersichtlich wird: Würde sich das Einkommen aller Haushalte schlagartig verdoppeln, ginge es jedem zwar besser, die Zahl der Armen bliebe jedoch gleich. Würde die Bundesrepublik die 10 000 reichsten Bürger ausweisen, dann gäbe es zwar geringere Steuereinnahmen, die Zahl der Armen nähme jedoch ab, weil wir von einem geringeren Volkseinkommen ausgingen. Armut lässt sich so pauschal nicht definieren und man sollte die Methode deshalb nicht mehr verwenden.
Dieter Daub

Der Sozialstaat ist schon längst ein sozialistischer, sowohl in seinem Anspruch wie in seinem Unvermögen. Und den Vertretern der Sozialindustrie glaube ich kein Wort. Würden die Sozialverbände daran arbeiten, die Armut zu besiegen, müssten sie bei dem Mitteleinsatz schon seit Jahrzehnten damit fertig sein. Doch diese Verbände arbeiten nicht an der Abschaffung der Armut und damit ja auch an ihrer eigenen Abschaffung. Vielmehr wächst der Umsatz der Sozialindustrie ins Gigantische und hilft, die Armut zu erhalten. Von wegen „Menschen in der Krise“! Krise hätte die Option, dass etwas besser werden könnte. Die Verlogenheit der Argumentation wird schon daran deutlich, dass die beiden Lobbyisten kein Wort über das marode Bildungssystem verlieren. Armut dürfte für sich kein Thema sein, sondern Aufstieg und die Stärkung aller Strukturen und Instrumente, die die Menschenermächtigt und unterstützt, sich aus Armut zu befreien. Das wäre dann wieder ein Sozialstaat, wie er einst gedacht war. Daran hat dieses Monstrum, das wir heute fälschlich Sozialstaat nennen kein Interesse. Der Kollaps wird kommen und auch daran werden sie sich laben.
Fred Klemm

Herr Georg Cremer hat in vielen Punkten Recht – u.a. betr. Sozialtransfers an Eltern. Kindern aus Brennpunktvierteln ist nicht unbedingt mit einer Kindergrundsicherung geholfen – eine solche wäre gleichermaßen wenig zielführend, wie phantasielos. Ein kostenloses Vollwertessen an allen Kitas und Schulen, ist längst überfällig. Für Spielsachen, Kinderbücher und Kinderkleidung sollte keine, bzw. nur eine sehr geringe MWST erhoben werden. Selbstverständlich auch für gesunde Nahrungsmittel wie Obst und Gemüse. Und wenn die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher verkürzt-, aber inhaltlich verbessert würde, könnte auch mehr Personal für Ganztagesbetreuung gefunden werden.
Eva Gruber

Sachlichkeit bei der Besprechung sozialer Themen! Danke, dass Sie mit Georg Cremers Aussagen oft formulierte und gefühlte Behauptungen widerlegen. Nein, die Schere geht seit Jahren mit einigen Ausnahmen jährlich nicht weiter auf, dank staatlichen Einflusses im Genteil. Aber selbst wenn, dann hat das nichts mit Armut zu tun, sondern mit Ungleichheit (z.B. messbar durch den Gini Index der Nettoeinkünfte einschließlich Transfers). Die im Sozialbereich (unter anderem beim Bürgergeld) schon lange existierende Definition von Bedürftigkeit über einen definierten Warenkorbbegriff ist gut geeignet, um Armut zu bewerten (der gilt keineswegs nur für „existentielle“ Grundbedürfnisse!) Der hier beschriebene „offizielle“ Armutsschwellenbegriff mit Bezug auf das mittlere Nettoeinkommen der Bevölkerung hingegen beschreibt die Bedürftigkeit nicht. Steigen Bedürfnisse dadurch, dass andere mehr haben? Nein, aber Erwartungen vielleicht. Es ist wenig hilfreich, dass die offizielle Armutsschwellendefinition eine vergleichende ist, wie Herr Cremer treffend beschreibt. Die Ungleichheits-Debatte selber ist natürlich ebenfalls berechtigt – aber bitte nicht unter begrifflicher Vermengung mit dem Armutsbegriff. Armut im Sinne von Bedürftigkeit lässt sich u.a. durch Transfers ausgleichen. Auch Ungleichheit ist durch Steuern und Transfers beeinflussbar, aber in bedeutend kleinerem Maße. All das geschieht in liberalen/sozialen Staaten bereits und ist sicher ausbaubar. Der Schwerpunkt weiterer staatlicher Bemühungen sollte aber natürlich auf Bedürftigkeit liegen. Ungleichheit ist ein weites Feld.
Jürgen Knopp

Mit Euphemismus und Schönreden löst man keine Probleme, sondern mit der richtigen Einschätzung und Gewichtung von Problemzonen. Das Sozialsystem basiert auf Grundlage von Versicherungsmechanismen, was bedeutet, dass man bei Zahlung regelmäßiger „Prämien“ gegen existentielle Risiken wie Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Altersarmut abgesichert ist. Dieser Grundsatz, der hierzulande auch in entsprechende Gesetze gegossen und damit rechtlich abgesichert ist, kann nur in einem geschlossenen System funktionieren und ist primär für jene da, die im Sinne des Reziprozitätsprinzips auch Beiträge geleistet haben. Wenn immer weniger Menschen einzahlen und sich umgekehrt immer mehr Menschen ohne Einzahlung und praktisch ohne Anspruchsberechtigung aus dem Topf bedienen, kippt das System. Präsentiert man sich weiterhin weltweit als Vollkaskoversorger ohne jede Gegenleistung, wird man solange Menschen anlocken, bis das System in der bisherigen Form nicht mehr funktioniert, wobei der natürliche Feind des Sozialstaates die offene Grenze ist.
Martin Behrens

«Nach Daten des Statistischen Bundesamtes ist jeder fünfte Deutsche von Armut betroffen.» Eine solche Aussage hängt bekanntlich davon ab, wie Armut definiert wird. In meiner Jugend gab es eine Definition, nach der meine Eltern nicht arm waren. Denn wir hatten kein Armutszeugnis, das zum kostenlosen Besuch des Gymnasiums berechtigt hätte. Wir hatten aber ein Mittellosigkeitszeugnis und mussten nur einen stark reduzierten Betrag zahlen. Es gab bei uns aber auch schon mal die Frage: Schwimmbad oder ein Kilo Äpfel? Im Schwimmbad gab es Kurse, in denen man auch Kraulen lernen konnte. Einmal durften die Besucher der Kurse jemanden mitnehmen. Und so lernte ich die Anfangsübungen fürs Kraulen, mehr war nicht drin. Vorm Heimgehen fand ich bei meinen Schuhen einen Zettel, ich sollte sie das nächste Mal ordentlich hinstellen. Mir war klar, ein zweites Mal würde es nicht geben. Vater war Schuhmacher und machte zuletzt in diesem Beruf wunderbare handgefertigte Schischuhe für ein bekanntes Sporthaus. Später war er Handelsangestellter und zeitweise auch arbeitslos. Aber wir hatten später einen Schrebergarten und zwei Fahrräder für fünf Personen. Schön wäre es, wenn auch heute jede Familie einen Schrebergarten hätte. Aber man kann jeden Quadratmeter nur einmal nutzen. Damit wären wir bald einmal beim Thema Bevölkerungsdichte.
Aber auch jeden Euro kann man nur einmal ausgeben und so kann es geschehen, dass eine Gemeinde das Schwimmbad schließen muss, um die Sozialleistungen zu stemmen. Die einen haben dann Glück, wenn ein See in der Nähe ist. Die anderen können auch mal ans Meer fliegen. Fair und gut fürs Klima – aber wohl utopisch – wäre es, wenn durch eine geeignete Besteuerung genug Geld für den Bau von Schwimmbädern da wäre und weniger Geld für Flugreisen. Nicht gut ist es, wenn der Gemeinde das Geld für ein Schwimmbad fehlt, aber andererseits auch ein Einkommen unter der Armutsgrenze (60% vom Durchschnitt) für den Flug ans Meer ausreicht. Das erinnert an einen Witz aus der UdSSR: Gibt’s in Leningrad grad mal keine Nähnadeln, dann kann jede Hausfrau schnell mal zum Einkaufen nach Moskau fliegen. Damals war allerdings Klima kein Thema. Aber das Thema Armut hat auch noch einen demographischen Aspekt. Noch in den 30er Jahren gab’s in Österreich 300 000 Dienstboten. Im Dorf, in dem mein Vater geboren ist, gab’s zeitweise im grössten Bauernhof 21 Dienstboten (14 Knechte, 7 Mägde). Arme und Dienstboten konnten damals keine Familie gründen. Ein Kind erbte den Hof, seine Geschwister hatten oft nur die Wahl zwischen Kloster oder ein Leben als Dienstbote. Damals war eine solche Geburtenregel nahezu notwendig, wegen der begrenzten Ressourcen.
Heute bewirkt Leistungstransfer von Reich nach Arm den umgekehrten Effekt. Denn ein solcher Transfer verringert die demographische Eigenverantwortung. Hohe Geburtenraten bewirken hohe Jugendarbeitslosigkeit. Ersatzperspektiven bieten Migration und Beitragen zu hohen Geburtenraten. Im Gazastreifen werden Ersatzperspektiven beim Bau von Raketen und Tunnels genutzt. Interessant wäre die Frage, ob höhere Beträge für die Bekämpfung der Armut, dazu führen würde, dass die Tafel weniger überlastet ist. Oder ob eher mehr Geld in den Süden transferiert wird, wovon auch das Milliardengeschäft der Schlepper profitiert. Ganz generell ist zu sehen, dass Armutsbekämpfung eher hohe Geburtenraten bewirkt. Länder die unterstützt werden haben hohe Geburtenraten (etwa im globalen Süden zum Teil über 6), Länder die nicht unterstütz werden haben tiefe Geburtenraten (Iran 1.68, Italien 1.25, usw.). Zum Beispiel in Italien führt Armut dazu, dass viele Jugendliche bei den Eltern wohnen bleiben und keine Aussicht auf Familiengründung haben. Der Gazastreifen hat bei 2 Millionen Einwohnern eine Geburtenrate von 3.5, Italien mit 59 Millionen eine Rate von 1.25. Bei Fortsetzung der Entwicklung hätte der Gazastreifen nach 4 Generationen mehr als doppelt so viele Einwohner wie Italien (18.9 gegenüber 9 Millionen). Die Entwicklung von ähnlichen Gräben ist auch innerhalb von Staaten feststellbar. Solche Entwicklungen sind langfristig eine Bedrohung für alle Menschen global und lokal. Es wäre daher notwendig, nicht nur Armutsbekämpfung zu thematisieren, sondern auch die mit ihrem verbundenen Fragen, etwa zu den Themen Eigenverantwortung, früherer unfaire Lösungen (Dienstboten), Klima.
Gernot Gwehenberger

Mich erfüllt schon seit geraumer Zeit die Diskussion über die Art die Armut definiert wird in eine gesteigerte Wut. Ich bin 83 Jahr alt, geboren 1941. Meine Mutter musste 4 Jungen alleine großziehen. Wir lebten in Jahre in einer ca. 46-qm großen Wohnung mit einer Gemeinschaftstoilette im Hausflur, die wir uns mit ebenso großer Familie teilen mussten (nachts, ohne Beleuchtung und das Kriechen der Ratten zu hören). Wir lebten armselig, sehr arm, lebten von der „Wohlfahrt“, heute Bürgergeld genannt. Aber wir hatten diesen Zustand nicht als „arm, oder armselig“ verstanden. Im Gegenteil, wir waren in unserer Jugend glücklich. Uns reichten die Erbensuppe, die Bratkartoffeln, das Schmalzbrot oder das Brot mit Rübenkraut. Wir spielten draußen im Park oder unter den Autobahnbrücken Fußball, bauten uns im Wald Hütten und waren mit 8 – 9 Jahren beim Bauern zum Kartoffellesen oder Rüben zu verziehen. Was war ich z.B. stolz, als ich meiner Mutter von meinem erstverdienten Geld (hier durch das Steineklopfen und Sortieren der Steine zur Wiederverwendung)) einen „Hundekuchen“, so nannte man in der Zeit Plätzchen mit dazwischen gelegter Schokolade, kaufen konnte. Wir Vier mit vielen anderen Jugendlichen wollten schon in frühester Jugendzeit Geld verdienen. Das war für uns Selbstständigkeit, Selbstverantwortung. Heute würden die Medien, die Politiker von Ausbeutung, Ausnutzung sprechen, Ich sehe schon Überschrift vor mir „Mutter“ sorgt für die Ausbeutung ihrer Kinder, damit sie sich täglich Zigaretten leisten kann. Das war die eine Seite unserer Jugend.
Die andere Seite unserer Jugend war, dass wir uns als Familie fühlten, dass wir uns geborgen fühlten. Entscheidend war nicht, wie voll die täglichen Teller waren oder wieviel Brote die Mutter schmieren konnte, um uns satt zu machen, sondern die familiäre Zufriedenheit. Ich denke nur, an die vielen gemeinsamen Spielstunden, an den gemeinsamen Sport, an das gemeinsame Essen und an Lauschstunden von amerikanischer Musik oder Krimistunden im Radio. Dieser familiäre Aspekt spielt heute in der Diskussion keine Rolle mehr; die Politiker überbieten sich mit Hilfspaketen, mit noch mehr Geld, und noch mehr Geld. Für mich sind das reine Alibidiskussionen, um von Versäumnissen anderer Art abzulenken, wie z,B, fehlende Kitaplätze, Verkümmerung der schulischen Ausgestaltung (fehlende Lehrkräfte) usw. Dieses Herunterdeklinieren auf Geld, Geld, Geld, zerstört m.E. die in den meisten Kindern vorhandenen Fähigkeiten sich selbst zu entwickeln. Auch wird das familiäre Zusammenleben nur noch auf die finanzielle Seite der Familie, der Kinder, reduziert. Kinder, deren Zuhause und Familie schon heute das Internet ist.
Gert Lahnstein

 


 

Leserbriefe zu „Ich konnte das Chaos kaum fassen“ von Matthias Irminger Sonne

ich freue mich über jeden Menschen, der in Berlin ohne Auto auskommt. Ich halte es allerdings für arrogant und anmaßend, wenn der dänische Journalist Mathias Irminger Sonne der Ansicht ist, dass sich alles im Alltag locker mit dem Fahrrad erledigen ließe. Sehr viele Menschen in Berlin und anderswo sind aus den verschiedensten Gründen häufig auf ein Auto angewiesen. Schön, wer es nicht ist.
Rolf Schikorr

Welch gute Idee einen solch wichtigen Artikel, die Mobilitätsfrage betrifft ja nicht nur Berlin, sondern jede Stadt in unserem Land, von einem Dänen schreiben zu lassen, und somit den Blick von außen zu erhalten. Damit wird den hiesigen Autofreunden gleich das wichtigste Argument, das gerne kommt, genommen: die linksgrüne Fahrradcommunity hier zu Lande möchte des Deutschen liebstes Ding – das Auto – diskreditieren oder am besten gleich ganz abschaffen. Wer mal in Kopenhagen war, weiß wie entspannte urbane Mobilität mit Fahrrädern bestens funktioniert. Jedem Stadtrat-/parlament sollte dieser Artikel als Whitepaper dienen.
Florian Brausewetter

Sie haben in allem, was Sie schreiben, vollkommen Recht. Einen Satz würde ich sogar noch verschärfen: „… wie das Fahrradfahren … identitätspolitisch dämonisiert wird: So etwas fährt ja nur das rotgrünverwöhnte Biobürgertum, …“ So denken und schreiben nicht nur „gewisse Teile der deutschen Presse“, dies ist die Überzeugung eines großen Teils der Bevölkerung. Zu der Frage, warum das auch und gerade in Berlin so ist, muss man zwei Dinge beachten: Berlin und sein Speckgürtel sind derart ausgedehnt – von Spandau nach Marzahn z. B. sind es 26 km Luftlinie -, dass trotz des guten Angebots des ÖPNV viele Berufstätige und Gewerbetreibende auf ein Auto nur schwer verzichten können. (Auch jemand, der z. B. am Prager Platz in Wilmersdorf wohnt und an der Schützallee in Dahlem arbeitet (Luftlinie nur 7 km), braucht mit Bus und U-Bahn von Tür zu Tür mindestens eine Dreiviertelstunde, in der Regel aber länger.) Zum anderen – ein großer Teil der Berliner Ü 60 (und erst recht Ü 70) ist nie im Leben Fahrrad gefahren! Das sind 25 Prozent der Bevölkerung, die leider großenteils auch wie „gewisse Teile der deutschen Presse“ denken.
W.-R. Heilmann

ICH KANN DAS CHAOS NICHT FASSEN- KRÄNKUNGS-KONFRONTATION der Radfahrer mit Fußgängern bleibt unerwähnt – Fassungslos war ich. dass selbst ein dänischer Radfahrer die Fußgänger-Gefährdung in Berlin nicht erwähnt. Im Berliner Verkehrschaos sind Fußgänger ohne Lobby. Folglich finden Radfahrer und E-Roller es als selbstverständlich, Gehwege zu übernehmen. Hier einige Beispiele für das Chaos, in dem sich Fußgänger bewegen müssen. Fußgänger werden offensichtlich und übel in Berlin durch „Fahrrad-Terroristen“ auf Gehwegen gejagt und genötigt, – aggressiv und respektlos von Gehwegen abgeklingelt und verscheucht, – bei vollen Bushaltestellen mit dicht vorbeigelegten Fahrradwegen bewusst durch dichtes Vorbeifahren belehrt und damit gefährdet, – Und wehe dem Hundehalter mit einem hoffentlich angeleinten Hund: Radfahrer wissen nicht, dass Hunde selten linear laufen; sie rasen auf dem Gehweg vorbei. – Und wehe dem Fußgänger, der unwissend (Tourist) oder aus Versehen (an Bushaltestelle) den Radfahrweg betritt. Nicht selten wird er belehrend angefahren. – Eine Vorteilsrechnung: Rad vs. Fußgänger bzw. vs. Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel habe ich vermisst.
Alexander Paufler

Danke für Ihren Artikel über das Fahrradfahren in Berlin. Als ich noch dort wohnte – von 2007 bis 2016 – erlebte ich das Fahrradfahren als einzig erträgliche Fortbewegungsmöglichkeit und es tut fast schon weh, zu lesen, dass sich dies so negativ verändert hat. Seit 2016 wohne ich im Ruhrpott, seit einigen Jahren in Gelsenkirchen und hier empfinde das Fahrradfahren als wirklich gefährlich. Es gibt kaum Fahrradwege und Autofahrer geben mir das Gefühl eine ungewollten Verkehrsteilnehmerin zu sein: sie überholen zu dicht, zu schnell und oft hupen sie dabei und schreien mich aus dem offenen Fenster an. Ich bin überzeugte Fahrradfahrerin, es ist die schönste Sache der Welt, und über die Situation hier ziemlich traurig. Aber traurig möchte ich meine Nachricht nicht schließen. Falls Sie sich für Fahrrad-Kurzfilme interessieren, kommen Sie gerne hier vorbei, das macht total Spaß:
https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fcyclingfilms.de%2F&data=05%7C02%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C3214a4123e0342c3c1db08dc7cab081d%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C638522321948947114%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C40000%7C%7C%7C&sdata=hT2OF6l0NZVsrpvRqrJbRDf0tbuFaK8pYvzAkqkgdPk%3D&reserved=0
Virág Wawrzyniak

Der Artikel „Ich konnte das Chaos“ kaum fassen hat mir sehr gut gefallen, da er mir aus dem Herzen spricht. Die Erfahrungen, von denen Mathias Irminger Sonne berichtet, kann man auch an vielen Städten und Orten in Deutschland machen, wenn man täglich mit dem Fahrrad unterwegs ist. Es ist sehr schade, dass für großartige Autokreuzungen ein Vermögen ausgegeben wird, für gut befahrbare Fahrradwege, die deutlich günstiger wären, kein Geld zur Verfügung gestellt wird. Die Vorzüge von Kopenhagen als Fahrradstadt durften wir im letzten Jahr genießen und waren davon begeistert. Klare Verkehrsregelungen und Wege nur für Radler sowie eindeutige Zeichen machen es möglich, sich auch unter so vielen Radfahrern sehr sicher zu fühlen. Dieses positive und angstfreie Gefühl kann man auch jederzeit in den Niederlanden erleben, wo Radwege nicht urplötzlich aufhören, sondern auch bei Kreuzungen extra Überwege für Radfahrer angelegt werden.
Petra Rosenow

Die Leiden des dänischen Radfahrers – ja – in allen Ehren wahrgenommen. Und nun das Aber. Aber es gibt ja auch noch Fußgänger – die für Fahrer auf Rädern aller Art  ein unliebsames Hindernis zu sein scheint. Bleiben wir bei den Radfahrern, Rollerfans, Brettkurver. Sie fordern uns Fußvolk schon von Weitem zu hellseherischen Bemühen heraus um zu ergründen, wohin will der jetzt abbiegen? Denn Zeichen geben ist nicht mehr in. Im letzten Moment kann man nur springen -Kinder mit raffen – Hund zur Seite zerren und mit ein bisschen Glück hat man sich  hoffentlich für das richtige Ausweichmanöver entschieden. Wenn nicht – erntet man vernichtende Blicke oder wird angefahren – oder man fährt einem wartenden Hund über den Schwanz – wie mir passiert. Ich wünschte mir wir würden uns alle wieder etwas mehr gegenseitig wahrnehmen.
Gisela Rasch

 


 

Leserbriefe zu „Die verlorenen Kinder“ von Lena Niethammer im ZEIT Magazin

Mich verwundert, dass in dem langen Artikel die familiengerichtlichen Verfahren nur beiläufig erwähnt werden, und nur solche 1. Instanz. Von Familien-Fachanwälten ist gar keine Rede, auch nicht von den Verfahrenspflegern, die kraft Gesetzes speziell für die Kinder zu bestellen sind. Jugendamtsmitarbeite/innen mögen unerfahren sein, Familienrichter/innen an den Amtsgerichten sind sind es anfangs auch, aber die Richter/innen an den Oberlandesgerichten sind es nicht: diese wissen beispielsweise von dem skandalösen Mainzer Verfahren vor wenigen Jahren, in dem die Kinder erwiesenermaßen suggestiv befragt wurden. Kraft Gesetzes sind Kindschaftssachen vorrangig zu bearbeiten. Betroffene Eltern sollten sich also nicht an Journalisten/innen wenden, sondern an Fachanwälte/innen, die für eine richtige Bearbeitung ihrer Anliegen sorgen.
Friedrich Schweikert

Ihr Artikel beschäftigt mich sehr. Ich bin eine Pflegemutter, die vor 14 Jahren ein Neugeborenes vom Jugendamt vermittelt bekam. Seither lebt der Junge bei uns – mit Unterbrechung. Und darum geht es. Auch uns Pflegeeltern wurde das Kind für fast 2 Jahre weggenommen, mit fadenscheinigen Begründungen seitens Schule und Ämtern. Er musste in eine pädagogische stationäre Einrichtung, wo er sich nicht wohl fühlte und heim wollte. Aus Kummer darüber wurde ich körperlich sehr krank. Wir hatten aber das Glück, unser Pflegekind wenigstens an Wochenenden und in den Schulferien bei uns haben zu können. Trotzdem kämpfte ich mit einem Anwalt um baldige Rückführung unseres Pflegekindes, die Behörden sind aber übermächtig. Und diese KiD Einrichtung hat wohl auch sehr viel Macht. Suspekt ist mir aber auch, dass die Eltern der 6 Kinder jahrelang in Deutschland leben, und immer noch schlecht deutsch sprechen. Dass deren Kinder Verhaltensauffälligkeiten zeigen, rechtfertigt meiner Meinung nach aber nicht, sie den Eltern wegzunehmen. Sie dürfen ihre Kinder ja nicht einmal regelmäßig sehen. Das macht mich doch stutzig, vor allem, dass ihnen auch das Sorgerecht für alle abgesprochen wurde. Trotzdem sind sie Eltern dieser Kinder und alle haben das Recht, regelmäßig (unter Aufsicht??) Kontakt zu haben. Ich bin dafür, dass pädagogischen Einrichtungen und den sogenannten Experten für Kinderpsychologie mehr auf die Finger geschaut wird, bzw. deren Arbeit hinterfragt werden kann. Und dass solche Eltern (Pflegeeltern) wirklich kompetente Hilfe in Sachen Rückführung bekommen. Ich wünsche den 6 Kindern trotz aller Widrigkeiten alles Gute.
Ursula Schäfer

Der Artikel beschreibt einen Skandal. Kinder kommen und verbleiben in Einrichtungen, selbst nachdem zahlreiche Ermittlungen den Verdacht „Kindesmissbrauch“ nicht bestätigt haben…… Für die Kinder des Paares sicherlich tragisch. Sie können einem nur leid tun. Andererseits wirft der Artikel Fragen auf bezüglich wie unser Staat „funktioniert“ bzw. nicht. Bis zur Geburt von Ewa war die Mutter wohl ausschließlich damit beschäftigt ein Kleinkind aufzuziehen bzw. wieder schwanger. Ging also bis dahin aufgrund der großen Familie wohl keiner Arbeit nach. Der Artikel beschreibt die Mutter: Volksschulabschluss und des Lesens fähig Der Vater: offensichtlich Analphabet, mit wenig Deutschkenntnissen, offensichtlich arbeitslos (abgesehen von der Arbeit/Betreuung der vielen Tiere…) Nachdem dem Paar die Kinder entzogen wurden und sie dann eine Tätigkeit auf einem Bauernhof angenommen hat erwerben sie ein Haus. Verlangt eine Bank nicht Sicherheit, geregeltes Einkommen? Gut, das Haus liegt außerhalb, ist sicherlich auch nicht auf dem neuesten Stand aber die Bilder zeigen doch innen einfache, aber gepflegte Zimmer. Als normaler Bürger stellt sich da doch die Frage: wie geht das? Hören wir nicht immer das Bürgergeld reicht mal gerade fürs Nötigste (Raten für die Finanzierung des Hauses von wem bezahlt?). Ich möchte hier klarstellen, dass mir die Kinder und auch deren Eltern leid tun da man ihnen offensichtlich nicht erlaubt als Familie zu leben aber irgendwie passt der Rest nicht mit der Wirklichkeit zusammen. Man kann unter den genannten Umständen keinen Kredit zum Kauf eines Hauses bekommen und einen „Job“ auf einem Bauernhof finanziert ebenfalls keinen Kredit. Wer auch immer für den Artikel verantwortlich ist, letztendlich schadet er mehr als er gut tut ob der Ungereimtheiten. Oder habe ich etwas übersehen?
D. Creuzberger

Vielen Dank an Frau Niethammer und Frau Sellmann für diesen außergewöhnlichen und aufwühlenden Artikel im Zeit Magazin. Als Vater zweier kleiner Kinder kann ich den Schmerz fast körperlich spüren der entsteht, wenn einem die eigenen Kinder weggenommen werden. Sicherlich beschäftigen sie dich in dem Artikel mit einem der kompliziertesten Rechtsfragen überhaupt. Der Schrei der Menschen, wenn doch solche Straftaten von den Behörden und der Polizei zu spät „gesehen“ werden, ist sicherlich immer riesig. Schnell ist man versucht zu schreien: besser einmal zu viel die Kinder aus den Familien nehmen, als irgendein Risiko eingehen. Und doch MUSS in einem Rechtsstaat IMMER zunächst die Unschuldsvermutung gelten. In meinen Augen ist sie das höchste Gut in unserem Rechtssystem. Prüfungen von Anfangsverdachten sind immer erstmal IN den Familien und „von außen“ möglich. Dazu brauchen die Ämter natürlich eine gute und qualifizierte Personalausstattung. Auch darüber muss man reden. Wir müssen uns das leisten. Und sollte es doch mal notwendig sein, Kinder von ihren Eltern zu trennen, so müssen die Überprüfungen und die Entscheidungen so schnell wie möglich getroffen werden. Ist erstmal ein kleines Kind ein paar Jahre von den Eltern getrennt, so ist die Beziehung auf lange sich gestört, wenn nicht sogar zerstört. Bitte berichten sie wie es mit dem umstrittenen KiD und den zwei Familien weitergeht. Stark preisverdächtige Reportage in meinen Augen.
Julian Praetorius

Grundsätzlich ist es vorstellbar, dass im Dreierbereich von Kinderbetreuung, Jugendämtern und Jugendrichtern mafiöse Strukturen bestehen. Ich bin ja hinlänglich als Nestbeschmutzer bekannt und kann daher durchaus darauf verweisen, dass solche mafiaähnlichen Strukturen im Justizbetrieb sowohl in Insolvenzsachen als auch in Betreuungssachen durchaus bestehen. Die Durchsuchung meines Privathauses wegen ähnlicher Aktivitäten von mir habe ich auch bereits hinter mich gebracht – auf eine mehr oder weniger kommt es dann auch nicht an. In beiden Fällen besteht ein ungutes Dreiecksverhältnis zwischen Rechtsanwälten als Insolvenzverwaltern oder Betreuern einerseits, zuständigen Richtern andererseits und zuständigen Rechtspflegern zuletzt. Oftmals handelt es sich jahre- oder jahrzehntelang um dieselben Personen in allen drei Ecken des Geflechts, die sich gegenseitig in ihrer Tätigkeit und Auswahl stützen und unterstützen. Eine effektive Kontrolle der Tätigkeit des Betreuers bzw. Insolvenzverwalter durch den Richter findet nicht statt. Immerhin hat er die Person ja selber ausgewählt und würde sich bei einer Auswechslung eine eigene schlechte Auswahlentscheidung bescheinigen.
Der Rechtspfleger im Regelfall überfordert und juristisch weniger gut ausgebildet, lässt den vom Richter ausgewählten Anwalt – Organ der Rechtspflege – gewähren. Er weiß um die Unterstützung des ihm übergeordneten Richters für die ausgewählte Person. Eine irgendwie geartete übergeordnete detaillierte Kontrolle des Richters findet wegen dessen Unabhängigkeit auch nicht statt. Hier wird also quasi im rechtsfreien Raum agiert. Grundsätzlich ist eine solche Konstellation auch in Kinder- und Jugendsachen denkbar. Da ich Herrn Gollmann nicht persönlich kenne, kann ich nicht beurteilen, ob er tatsächlich das Wohl des Kindes im Auge hat oder seine Aussagen eigentlich nur schönes Gerede für die Journalistin sind. Insoweit er von der herrschenden Auffassung von anderen Fachleuten abweicht, sollte das allerdings aufhorchen lassen. Zu bedenken ist weiter natürlich, dass seine Gesellschaft ca. 45 Mitarbeiter im Jahr 2022 beschäftigt und ca. € 60.000,00 Verlust ausgewiesen hat. Es müssen also schon ständig Einnahmen in beachtlicher Höhe realisiert werden, dafür sind längere Betreuungszeiten von Kindern mutmaßlich erwünscht. Das kann aber auch ein Einzelfall sein, in dem es einfach mies gelaufen ist; auch das kommt in der deutschen Justiz vor.
Volker v. Moers

Danke für den ausführlichen und gute recherchierten Artikel über diese schwierige Materie des sexuellen Missbrauchs. Er hat mich in meiner Haltung, mit diesem traurigen komplexen Thema differenziert umzugehen, bestätigt. Seit 1989 habe ich mich immer wieder damit beruflich auseinander gesetzt. Es bleibt ein lautes und leises Thema, das leider immer zwischen Skandalisieren und Verschweigen pendelt, zu Lasten der Betroffenen. Solange wir nicht kompetent ausgestattete Institutionen (Jugendämter) haben, die nicht nur chronischen Mangel verwalten, wird es sich nicht ändern. Um die Dynamik von dysfunktionalen Familien zu erfassen und ihnen dann effektiv zu helfen, braucht es viel Personal mit viel Erfahrung. Das kostet Geld. Der tragische Fall, den sie darstellen, ist vermutlich ein Beispiel für innerlich heimatlose Eltern (fachlich strukturschwach genannt), die sich durch ihre Kinder stabilisieren und fehlgeleiteter Fachlichkeit seitens KiD. Solchen Kindern droht viel Gefahr, nicht immer ist es sexuelle Gewalt.
Sabine Lellek

Mit anfänglich großem Interesse habe ich o.g. Artikel gelesen. Zum Inhalt kann und werde ich mich nicht äußern. Zweierlei ist mir aber aufgefallen. Das beschriebenen Ehepaar lebt seit ca. 20 !!!! Jahren in Deutschland und kann sich nicht in deutsch verständigen??? Ja, Hallo !!!!! und Sie engagieren dann eine Übersetzerin. Ja geht es noch???? Und diese bezahle ich mit meinem ZEIT-Abo???!!!! Ja, wo sind wir denn??? Es denkt sich mit meiner beruflichen Erfahrung. Menschen kommen hier her und können nach über 20 Jahren nicht mal an einem Elterngespräch teilnehmen ohne Übersetzer. Ja, HALLO! (Zumindest berichten sie in ihrem Artikel darüber und verschweigen diesen unsäglichen Zustand nicht) Punkt 2. Ich frage mich, wie Analphabeten sich ein Haus kaufen können? Nicht dass ich Menschen, die nicht lesen und schreiben können, das abspreche. Ich frage mich nur wie hat das Ehepaar die finanziellen Mittel dafür aufgebracht hat ??? Liegt da nicht der Verdacht nahe, dass 6x maliges Kindergeld zur Finanzierung herangezogen wird. Auch das habe ich in der alltäglichen, beruflichen Praxis, besonders von nicht alphabetisierten Eltern erlebt. Braucht man Geld, Kindergeld wird als „Verdienstmöglichkeit“ herangezogen. Darüber würde ich mir einen ZEIT Artikel wünschen, der sich mit der perfiden Ausnutzung unseres gut gemeinten Sozialsystems beschäftigt, welches von sehr vielen Eltern NICHT ausgenutzt wird, aber doch immer von einer bestimmten Gruppe.
Gisela Schmidt

 


 

Leserbriefe zu „Recht, das schmerzt“ von Anna Sauerbrey

Israel kämpft gegen seine Auslöschung und hat einen einzigartigen Ruf in der Welt. Wer Israel in seiner Existenz angreift, wird zerstört. Israel ist davon überzeugt, wenn es diesen Ruf verliert, ist es verloren. Und ich gebe Israel darin recht. Dazu kommt, dass sich die Feinde Israels an keinerlei Recht halten. Wenn die deutsche Staatsräson zur Sicherheit Israel irgendeinen Wert haben sollte, dann muss dies alles bekannt und akzeptiert werden. Not kennt kein Gebot! Zur Klarheit. Alle Beteiligten tun, was sie tun müssen. Der politische Islam hasst. Israel verteidigt sich kompromisslos. Der internationalen Gemeinschaft ist Israel eine Belästigung, der man keine Träne nachweint. Die USA passen auf. Nur Deutschland hat ein Problem. Es will gleichzeitig das internationale Recht und Israel verteidigen. Ich hab das Gefühl, die Sache mit der Staatsräson wird in Zukunft nicht mehr so oft erwähnt. Noch eine Zeitenwende!
Fred Klemm

Es ist wirklich eine schwierige Situation und um so mehr man drüber nachdenkt, wird sie komplexer. Ich spreche den Teil mit der persönlichen Verantwortung an. Kriegsherren und dann runter bis zum mitkämpfenden Zivilisten müssen sich bei Verbrechen der Verantwortung stellen. Was ist aber mit uns Zuschauern? Täglich kommen die Gräuel des Gaza-Krieges in unsere Wohnzimmer, inklusive der meinungsbildenden Kommentare der hiesigen und auswärtigen Politiker plus der Medienschaffenden. Wir Deutschen sind ja mit dem ‚das-haben-wir -nicht-gewusst‘ unserer Verwandten und Landsleute aufgewachsen. Jetzt sehe ich seit Monaten fast täglich die Raketen, Granaten im Gaza-Streifen einschlagen, sehe das Elend der Menschen und höre von zehntausenden Toten und Verletzten und der katastrophalen Versorgung. Ich fühle eine Verantwortung in mir. Ich bin wissend. Ich sage ganz klar, die israelische Führung muss sofort einen Weg finden, das zu stoppen. Ich nehme sie als Ansprechpartner, da sie eine Demokratie ist, genau wie wir. Die Hamas ist eine terroristische Organisation. Ich sage auch ihr (bei einer Anti-Kriegs-Demo), hört auf, stellt euch, dann ist Ruhe. Da komme ich mir aber sehr naiv vor. Mir klingt diese ‚warum-habt-ihr-damals-nichts-getan‘ als das in den 30ern mit den Juden in Deutschland los ging, in den Ohren. Das war eine andere Zeit, sagten die Alten. Jedes Mal, wenn ich die Seite der Zivilisten-im-Gaza-Streifen ergreife, werde ich von einigen angefeindet, dass ich gegen Israel und für die Hamas oder die Palästinenser wäre. Die Ersteren sind Verbrecher, aber die Zweiten nicht. Sie wollen das gleiche wie wir, aber das ist seit Jahrzehnten dort unten offenbar nicht möglich.
Leute wie Netanjahu haben da wesentlich zu beigetragen. Ich komme mir sehr hilflos vor. Ich schaue einem Big Game zu, in dem sich ein provinzieller krimineller Präsident durch Koalition mit Leuten, die hier rechtsaussen wären, an der Macht halten muss, ausgerechnet mit dem Versprechen die Hamas zu besiegen. Drumherum die USA, Russland Iran, Syrien, Türkei, alle arabischen Staaten, die Jahrzehntelang das alles je nach Gusto und Weltlage finanzieren. Immer schön für die, welche Waffen verkaufen (geht es darum)? Auch die Israelis können sich doch auf Dauer nicht wohl fühlen, als, ja was eigentlich, Besatzungsmacht, Autonomie-Staat-Bewacher oder? Dadurch, dass die Palästinenser nie einen Staat hatten, hatten sie auch keine reguläre Armee und keine reguläre Verhandlungsmöglichkeit in Konflikten mit dem Staat Israel. Jede bewaffnete Aktion der Palästinenser war Terrorismus. Unter Staaten können Kriege, aber auch Verhandlungen ausgetragen bzw. eingefädelt werden. Wenn ich die Geschichte dieser Terroristen richtig verstanden habe, gab es immer wieder viele Gruppen, die von verschieden Staaten drumherum zu diversen Aktionen angestiftet bzw. bezahlt wurden. Motive gab es wohl genug. Angefangen von der völkerrechtswidrigen Vertreibung 1948 bis zu den Siedlungsbauten auf autonomen Palästinensergebieten, dann noch viele religiöse Gründe und viel Hass. Durch die kämpferische Situation gab es zu wenig Investitionen und damit auch zu wenig Bildung. Keine Investoren. Ein guter Boden für Extremisten. In den letzten Jahrzehnten war ich immer Zuschauer und freute mich 1967 und 1973 als jeweils Israel gegen die Nachbarn gewonnen hatte. In den letzten 50 Jahren konnte ich mich nicht mehr freuen. Angefangen hatte das mit den Gräueln im Libanon-Konflikt Anfang der 80er, Scharon und Co. Als Mensch bleibt die Tötung von Zivilisten immer ein Verbrechen, ganz egal, was in hoch formulierten Gesetzen steht oder was die Befehlshaber befehlen. Ich hoffe, dass die israelischen SoldatInnen das verstehen, auch wenn ein Befehl ein Befehl ist. Viele werden darunter leiden, weil sie wissen, dass von Opfern eigentlich keine Gefahr ausging bzw. dass diese keine Chance hatten. Der 7.Oktober ist eine brutale Katastrophe gewesen, aber die Reaktion darauf scheint nicht ins Gute zuführen. Dass heute in Gaza viele Terroristen von morgen heranwachsen, ist auch eine weitere Seite dieses Krieges. Mir bleibt die Hoffnung, dass sich vernünftige Kräfte auf allen Seiten durchsetzen, sodass die Chancen auf langfristigen Frieden und ein normaleres Leben für Israelis und Palästinenser ergeben.
Peter Hofstätter

Anna Sauerbrey bedauert, dass, rechtlich gesehen, zwischen den Tätern einer demokratisch gewählten Regierung (Kriegskabinett Netanjahu) oder eines Terror-Regimes (Hamas) bzw. einer Diktatur (Putin) kein Unterschied gemacht wird. Für Gesetze mit weltweiter Bedeutung wie hier des Internationalen Strafgerichtshofs bleibt der Täter aber der Mensch -egal ob politisch oder unpolitisch, ob straffällig geworden in einer Demokratie oder Diktatur. Der Begriff politisch ist hier für die Justiz unerheblich und genau das ist es, was Israel so verstört. Die Verbrechen der Hamas vom 7.Oktober 2023 an unschuldigen israelischen Bewohnern nahe der Grenze zum Gaza-Streifen war in seiner Unmenschlichkeit und Grausamkeit ein Schock für den jüdischen Staat. Die militärische Reaktion des Kriegskabinetts unter Netanjahu erschien zunächst völlig legitim da die Hamas auch noch israelische Geiseln verschleppt hatte. Die öffentlich verkündete Strategie von Ministerpräsident Netanjahu stützte sich auf zwei Ziele: Befreiung der Geiseln und die Vernichtung der Hamas und des palästinensischen islamische Dschihad.
Beide radikale Gruppierungen werden auch noch von Iran unterstützt. Nur je länger die Vernichtung von palästinensischen Wohngebieten und der Vernichtung von Leben (35000 Tote) im Gaza-Streifen durch Flächenbombardierung und Geschützfeuer der Israelis andauerte, desto klarer wurde, dass so die Hamas nicht zu vernichten war. Und auch die Geiseln ließen sich nicht durch diese fürchterliche militärische Logik befreien. Netanjahu ließ die palästinensische Zivilbevölkerung in ihrem höllischen Kriegsalltag mit Flucht und Vertreibung alleine leiden und blockierte auch noch humanitäre Hilfe von außen. Und hier setzt der Chefankläger des ICC an um Netanjahu und seinen Verteidigungsminister, politisch vielleicht ungeschickt, aber juristisch unbedenklich, anzuklagen. Genauso wie die Täter der Hamas. Es ist zu befürchten, dass sich der fürchterliche Konflikt Israelis und Palästinensern fortsetzt, auch weil es Netanjahu mit seiner Strategie weder gelang die Geiseln zu befreien noch die Hamas zu vernichten. Das politische Scheitern Netanjahus ist offensichtlich und es wird höchste Zeit für das demokratische Israel sich eine neue Regierung zu wählen.
Klaus Reisdorf

Die Situation in Israel und Palästina ist seit 1948 hinlänglich bekannt. Den Palästinensern wird seit Gründung des Staates Israel von Kindesbeinen an in Koran-Schulen, in der Schule und in Moscheen die Notwendigkeit der Vernichtung des Staates Israel und seiner Bevölkerung als Glaubensbekenntnis abverlangt. Palästinische Mütter sind froh, wenn ihre Söhne im Kampf gegen Israel umkommen, weil sie auf diese Weise ins Paradies gelangen. Die Haltung und das Streben der ultraorthodoxen Juden und der Zionisten, deren Träume von einem Groß-Israel sollten ebenfalls bekannt sein, wenn es um Israel und Palästina geht. Rechtfertigt das Streben nach Vernichtung Israels die Verdrängung der Palästinenser aus ihren Siedlungsgebieten, die Vernichtung von Menschen, quill diese verdächtigt werden, Terroristen zu sein?
R. Reiger

Die Autorin Anna Sauerbrey und die ZEIT verdienen Anerkennung für den differenzierten Kommentar zur Beantragung von Haftbefehlen gegen drei Anführer der Hamas und gleichzeitig gegen den israelischen Ministerpräsidenten und seinen Verteidigungsminister durch den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC). Zu Recht erinnert der Kommentar daran, dass die Figur der Justitia, des Sinnbilds der Gerichtsbarkeit, als blind dargestellt wird. Denn sie soll Verstöße gegen Recht und Gesetz unabhängig davon abwägen, wie sehr wir uns mit der Identität derjenigen identifizieren, die sie begehen. Das muss auch für das Völkerrecht gelten, wenn wir den Anspruch einer regelbasierten internationalen Ordnung ernst nehmen.
Heide Richter-Airijoki

„Israel hat das Recht sich zu verteidigen, aber auch diesem Recht sind Grenzen gesetzt. Wer sie gezielt übertritt, trägt Verantwortung.“ Nimmt Israel und seine Justiz als einziger demokratischer Rechtsstaat im Nahen Osten dieses Recht nicht wahr? Was die Hamas betrifft, sind die Vorwürfe Genozidabsicht, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit eindeutig bewiesen. Hat Israel Genozidabsichten gegen die Palästinenser? Dann könnte Israel bei über einer Millionen Palästinensern in Israel damit beginnen. Gibt es Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit? Sie kommen vereinzelt vor, doch in Israel gibt es eine Gerichtsbarkeit, die diese verfolgen kann und wird. Joshua Rotzenberg hat in seinem Emailbrief:“Punctuatet with doubt“ klar darauf hingewiesen, dass Kriegsverbrechen von der israelischen Justiz untersucht werden und solange dies nicht ungenügend geschieht kein Anlass besteht, dass der ICC eingreift. Doch es ist schwierig, wenn als Frauen verkleidete Hamaskämpfer israelische Soldaten in einen Hinterhalt locken, die Hamas sich unter Krankenhäusern verschanzt, ihre Führer in Wohneinheiten der Palästinenser sich verstecken. Wie die Uno feststellt sind die Angaben der Hamas bezüglich der Kriegstoten unter Palästinensern zu halbieren. Die Hamas okkupiert die Nahrungsmittel, die nach Gaza hereingebracht werden und hat im Verkauf zu überhöhten Preisen 500 Millionen € verdient. Um weiter Raketen auf Israel zu schießen. Haben im zweiten WK die Alliierten über Verhältnismäßigkeit nachgedacht, als flächendeckende Bombenteppiche über Deutschland zur Zermürbung der Zivilbevölkerung stattfanden (was nichts half), statt die Bahnlinien für Judentransporte nach Ausschwitz zu bombardieren! Abgesehen von zwei Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, die den Einsatz mit möglicher Todesfolge eigner Soldaten den USA ersparen sollte. Alles, was ich wahrnehmen kann ist die Anklage und Vorverurteilung von Israel trotz Fluchtrouten für Palästinenser, Flugblattabwürfen, Telefonanrufe für bedrohte zivile Häuser ein Ausdruck des Antisemitismus, der in erschreckenden Maße um sich greift und den Juden in Israel noch deutlicher macht, dass sie ganz auf sich gestellt sind.
Michael Hopmann

 


 

Leserbriefe zu „Was Muslimen in Deutschland passiert“ von Johannes Böhme et al.

Ihre zwei Seiten zum Thema Islamfeindlichkeit lassen mich einigermaßen ratlos zurück. Was wollen Sie damit bezwecken? Ein Gegengewicht schaffen zu der Berichterstattung über antiisraelische und antijüdische Vorfälle in den (nicht erst) letzten Wochen? Wenn ich die Auswahl richtig verstehe, etabliert sich gerade der Davidstern als das neue Hakenkreuz… Beabsichtigen Sie künftig die noch fehlende dritte Auflistung zum Thema „Was Christen passiert ist“ zu veröffentlichen – nur aus Gründen der Ausgewogenheit, versteht sich –, dann brauchen Sie diesmal nicht Ihr siebenköpfiges Rechercheteam zu bemühen. Fragen Sie gleich bei mir an. Meine (Lehrer-)Notizen füllen bislang locker drei Seiten.
Michael Neuner

Ich bin ja nicht ohne Grund ZEIT-Leser und Abonnent: Sorgfältige und intelligente Artikel, eine gute Variation von Themen und Rubriken, die sich nicht durch Einseitigkeit, sondern Vielfalt auszeichnen, auch in der Meinung – was mich meist freut, oft bewegt, manchmal überrascht und selten ärgert oder sogar wütend macht. Aber seis drum, die ZEIT ist mittlerweile eigentlich meine Hauptnachrichtenquelle, sonstige Printmedien konsumiere ich nicht mehr und TV/Rundfunknachrichten schalte ich schon lange nicht mehr an bzw. sofort weg. Aber meine erste Reaktion auf diesen doppelseitigen Titel war zunächst einmal: „WAS WIRD DAS DENN JETZT ???“ Ich habe dann darauf verzichtet, den Teil „Entdecken“ gleich (mit Rücksicht auf einen ruhigen Schlaf zumindest aber nicht abends) zu lesen und habe mich erst Sonntagmorgen dazu durchgerungen. Die Leserbriefe zum Thema „Falsch verstandene Toleranz (gegenüber dem Islam)“ in derselben Ausgabe, die hundertprozentig meine eigene Meinung wiedergeben, hab ich allerdings noch am Donnerstag gelesen. Ich hatte mich zwischenzeitlich auch an Ihren gleichartigen Artikel von vor einigen Wochen „Was den Juden seit dem 07.Oktober passiert ist“ erinnert und in meinem Ablagestapel nachgesehen, ich hatte ihn noch. Ich dachte mir dann, na ja, das neue ist wohl aus Gründen der Ausgewogenheit entstanden, die ich von der ZEIT ja kenne und schätze, kannste dir ja mal anschauen.
Ok, hab ich getan. Im Gegensatz zu dem Artikel „Was Juden passiert ist“ habe ich die einzelnen Inhalte aber nicht gelesen. Und zwar aus folgenden Gründen. Meines Erachtens messen Sie mit zweierlei Maß bzw. verkennen die Fakten. Sie schreiben darüber, was Juden seit dem 07.10. passiert ist (fast sechs Monate später). Zunächst einmal ist den Juden bereits (und nicht erst) am 07.10. etwas so Schlimmes passiert, dass das praktisch jede israelische Aktion rechtfertigt. Und Israel verhält sich hier in jeder Hinsicht nahezu vorbildlich. Ab dem 07.10. hat das linksradikal-islamistische Affentheater zwar nicht erst angefangen, aber ging erst richtig los. Die Aktionen wurden lange politisch unter dem Mäntelchen der Toleranz, der Vielfalt und der Meinungsfreiheit, geduldet, entschuldigt, erklärt, verharmlost und quasi umfänglich unterstützt. Noch in Ihrer Ausgabe Nr. 21 darf sich eine Islamistin (ich sage das bewusst) ausgiebig hierzu verbreiten, schließlich tut sie das auf dem Boden des – nein, ich sage nicht Grundgesetz- politischen Mainstreams, der so schön insbesondere von unserer Innenministerin Faeser ungehemmt praktiziert wird.
Wie Sie aus den Leserbriefen zu dem Artikel sehen, lassen sich die Leute aber nicht mehr für dumm verkaufen. Die Differenzierteren schreiben dazu. Die nicht so „Differenzierten“ äußern sich anders und scheren Islamisten und Muslime über einen Kamm, und das steht dann als „islamophob“ und „Anfeindung “ in den Medien und nun schreiben Sie auch genauso darüber. Mit Ausgewogenheit hat das nichts zu tun. Das eine (Artikel vom 04.04.24) ist eine angemessene Mahnung gegen die linksradikal-islamistische „Hexenjagd“ auf Juden. Das vom 23.05.24 liest sich einmal mehr wie ein Aufruf, sich zurückzunehmen, Mäßigung und Toleranz zu zeigen. Die Leserbriefe vom 23.05.24 könnten Sie hier auch mit auflisten. Sie verwechseln Ursache und Wirkung. Einerseits 04.04.24: Die Ausuferung eines bereits gegenüber einem Volk „historisch-kulturell“ bestehenden Hasses, der sich ungebremst nach einem „erfolgreichen“ Überfall, auf alle Angehörigen dieses Volkes ausweitet. Andererseits 23.05.24: Die allgemeine Reaktion auf diese Hassäußerungen (insbes. von radikalen Muslimen/Islamisten), die umso stärker und -leider- undifferenzierter- ausfällt, je länger diese Allgemeinheit von ihren Regierenden zu falscher Rücksichtnahme, Respekt und Toleranz gegenüber Bevölkerungsteilen genötigt wird, die das für sich in keinster Weise für nötig halten.
Die Beschwichtigungs- und Laissez-Faire-Politik fing zwar nicht erst 2015, ab da aber massiv an und wurde seither immer schlimmer. Parallelgesellschaften, Ruf nach Kalifat und Scharia, ständig gefühltes Zuruckweichen(müssen). Lauthalse Forderung nach Respekt, der aber selbst nicht gewährt wird. Hören Sie sich mal die Berichte von Lehrern in Schulen mit 70% Migrantenanteil an. Oder gehen Sie mal durch manche Gegenden in Köln, Duisburg oder Essen. Da kommt was auf uns zu, dass wir wohl nur noch schwer werden eindämmen können. Und da höre ich eine Frau Faeser oder Herrn Steinmeier nur labern und labern. Und die „Rechtsextremen (wer soll das überhaupt sein?) sind die größte Gefahr“? Es wäre zum Lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre. Und dann sowas wie dieser Artikel? Mit welcher Begründung bzw. Berechtigung? Im Jahre 2011 in der Ausgabe 25 stand in der ZEIT ein Artikel von Georg Bossong: „Al-Andalus, goldener Traum“ über die gemeinsame Geschichte von Muslimen, Christen und Juden in Europa. Und den Mythos von der Toleranz des Islam gegenüber den „anderen“ Schriftreligionen. Ob her Bossong den Artikel heute noch so schreiben würde – aber lesenswert, wie alles zu diesem „Toleranzmythos“ (und mehr als ein Mythos ist es nicht), ist es allemal und eine Empfehlung für alle „Toleranzphantasten“ und die Autoren des ZEIT-Artikels vom 23.05.24. Es würde zu weit führen, dazu mehr zu sagen (über die historischen Fakten kann sich ja jeder, der das möchte selbst informieren), aber trotzdem soviel: Die Trennung von Kirche und Staat ist eine der größten Errungenschaften überhaupt. Wie schlimm die katholische Kirche bis in nicht allzu ferner Vergangenheit ohne diese Trennung gewütet hat, ist bekannt. Dem Islam ist die Trennung von Kirche und Staat grundsätzlich fremd.
Auch wenn man meint, die Schriftreligionen (bes. Juden- und Christentum) würden vom Islam akzeptiert, ist das keinesfalls richtig. Der Islam duldet diese als „sekundäre Buchreligionen“, sie sind also zweitrangig wie die Angehörigen dieser Religionen. Selbst wenn sie konvertieren, bleiben sie zweitrangig. Sie sind und bleiben „Dhimmis“, geduldete Menschen zweiter Klasse mit eingeschränkten Rechten, die des Schutzes der muslimischen Obrigkeit bedürfen – und dafür zu bezahlen haben, nämlich eine Kopfsteuer (Dschizya). Die Ausübung ihrer Religion ist zwar erlaubt, aber nicht öffentlich ebenso wie das öffentliche Begehen entsprechender Feiertage. Der Islam ist die einzige unverfälschte Schriftreligion, sein Anspruch absolut und es ist einzig die Unterwerfung, die zählt.
Und es gilt grundsätzlich die Scharia, die nur ein wenigen mehrheitliche muslimischen Staaten (Beispiel: Türkei). – ausnahmsweise – nicht gilt. Und der Islam ist seit Al-Andalus im Prinzip bis heute darin stecken geblieben bzw. wollte da gar nicht raus. Und nicht nur das, es wird offensichtlich ständig wieder extremer und dieser Prozess weiterhin kleingeredet, abgewiegelt und vernebelt. Hallo??? Absolutheitsanspruch! Unterwerfung! Überlegenheitsverständnis über „zweitrangige“ Kulturen, Religionen und Menschen! Ich denke das reicht, oder? Wollen wir da wirklich (wieder) hin? Mein Empfinden ist: Wir sind da ganz „gut“ unterwegs!
Frank Hiller

Auch Christen und sogenannte „Biodeutsche“ erleben ebenso wie säkulare Muslime oder Juden in Deutschland unschöne Begegnungen mit einer bestimmten Gruppe von Muslimen. Da es wohl in jeder Bevölkerungsgruppe Extremisten gibt, wäre im Sinne der Ausgewogenheit ein Artikel mit der Überschrift „Was Christen und Biodeutschen in Deutschland passiert“ wünschenswert – es fehlen hierzu eventuell jedoch Meldestellen und Meldungen, denn eine Meldung könnte den Melder sofort zum Rassisten stempeln.
Helga Mühleck

Sylt und Sylter Klientel ist nicht der Osten. Es ist wohl gern herbeigelogen worden, dass alles Braune, Naziumtriebe und Faschistisches aus dem Osten gekommen sei. Vielen im Osten ist die bundesdeutsche Geschichte und ihre Eliten nach 1945 nicht ganz unbekannt. Ob Ost oder West, Ausländer raus und alles faschistische Gegröle ist zum einem mehr als beschämend, es ist nicht zu verwunderlich und vor allem sollte in Erinnerung gerufen werden, was 1989 und davor gegrölt, gefordert, geschrien wurde. Welche Freiheiten und Freizügigkeiten wurden herbeigeschrien und bedient? Sind heute nicht viele von denen dabei, die damals wie heute ihre Parolen schreien? Was haben sie 1989 gemeint, welche Grenzen für wen offen sein sollen und wer alles das Recht haben solle in aller Welt seinen Wohnsitz zu wählen? Der MDR brachte gestern in den Nachrichten, dass künftig die Jugend viel mehr als bisher lernen, hören und vermittelt bekommen solle, wie das Leben in der DDR gewesen sei. Es heißt sicher, wie grauenvoll es gewesen sein soll. Gefallsüchtige hat es genug gegeben, gibt es, die sich dafür hergeben. Meinen Enkeln und Kindern konnte ich bei bestem Willen nicht über das pure Grauen, Verbrechen, Knast, Zwang und Schlimmeres berichten. Die Bildungs-eliten mögen das doch bitte richtigstellen, damit mir Kinder und Enkel erzählen können, wie ich mit meiner Frau und Kindern gelitten habe. Bitte aber auch nicht vergessen wer 1989 und Jahre davor ganz anderes fordernd geschrien hat und heute Grenzen schließen will, Flüchtlinge nicht wie Menschen sehen will, sie verfolgen will, abschieben und mehr im Namen der Menschenrechte zu tun gedenkt.
Roland Winkler

Sie sollten auch mal eine Dokumentation über Anfeindungen, Diskriminierungen ,Beleidigungen gegen die “ sogenannten“ Ungläubigen ( also wir, die Christen und Juden ) ,die von Muslimen in Schulen, Universitäten und jüdischen Einrichtungen ausgeübt werden, teils auch mit Gewalt, machen. Erstaunlich ist, wie viel linke Genossen und Genossinnen da mitmachen und einverstanden sind. Es ist auch eine Schande, dass Hamed Abdel-Samad sich in Deutschland nur mit Polizeischutz bewegen kann!
Michael Ferner

Da werden angebliche Vorfälle aufgeführt, ohne genauer zu recherchieren. Das, was aufgezeigt wird, ist quantitativ sowie qualitativ kein Vergleich dessen, was vor allem Deutschen bzw. Nichtmuslimen an Miss- und Verachtung, Hass und Bedrohung, Betrug, Gewalt, Kapitalverbrechen, Integrationsunfähigkeit und -unwilligkeit entgegengebracht wird. Und nicht nur in diesem Land. Warum werden von der SZ nicht auch solche Verhältnisse abgebildet, indem man z. B. Abgeordnete Lamya Kaddor bezüglich des eigenen, schon fragwürdigen Verhaltens konfrontiert – aktuelles Beispiel ihr absichtlicher Angriff auf CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz im Bundestag, um mit hetzender Demagogie ihn vorgeblich als eine „Gefahr für Muslime“ letztlich doch nur zu kriminalisieren, umso mehr politisch mundtot machen zu wollen? (Nebenbei erwähnt: der von ihm formulierte Vorwurf des Asyl-Tourismus sowie die Formulierung „Pascha“, seitdem ab links der SPD polemisch unter Dauerfeuer genommen bis sich beides doch als Tatsache bestätigt hat, ging aber journalistisch auch in der SZ völlig unter.) Etwa aus Furcht vor Kritik, Nötigung, Ächtung und direkter Bedrohung selbsternannter Anführer muslimischer Communities einer „Allah-gewollten“ Strafe zu entgehen?
Lutz Koester

 


 

Leserbriefe zu „Ist Sport die beste Medizin, Herr Froböse?“. Gespräch geführt von Hella Kemper und Urs Willmann

ich möchte das flammende Plädoyer von Ingo Froböse für mehr sportliche Bewegung durch einen weiteren Aspekt ergänzen. Forscher um den australischen Professor Emmanuel Stamatakis haben im November 2016 im British Journal of Sports Medicine die These veröffentlicht, dass Sportler länger leben: Tennisspieler im Schnitt 9,7 Jahre länger als Menschen, die vor allem sitzen. Radfahrer (plus 3,7 Jahre), Schwimmer (plus 3,4 Jahre) und Jogger (plus 3,2 Jahre). Die höhere Lebenserwartung von Tennisspielern liegt auch daran, dass sie nicht nur Kraft, Ausdauer und Koordination trainieren, sondern auch durch ihre Lebensweise und Ernährung bestens für sich sorgen. Dänische Mediziner haben dagegen in einer Langzeitstudie (Copenhagen City Heart Study) mit mehreren tausend Joggern ermittelt, dass bei einer wöchentlichen Laufdosis von ein bis zweieinhalb Stunden, verteilt auf zwei bis drei Laufeinheiten, Joggen sogar mit einer durchschnittlich sechs Jahre höheren Lebenserwartung einhergeht. Froböses Appell kann also höchst erfreuliche Auswirkungen haben!
Hans-Henning Koch

Herr Froböse ist 67 emeritierter Professor an der deutschen Sporthochschule in Köln. Was soll er dann wohl was anderes sagen, „Sport ist die beste Medizin“ Da mache ich nicht mit. Für mich gilt der alte Spruch, „Sport ist Mord und Leistungssport ist Selbstmord“. Wer Froböses Empfehlungen mit machen will, soll er. Ich bin fast 90 Jahre alt und geh am Stock. Das reicht mir als Bewegung.
Hans-Emil Schuster

Mit großer Aufmerksamkeit und zunehmenden Bauchschmerzen habe ich das Interview mit Ingo Froböse gelesen. Betroffen gemacht hat mich die inhaltliche Tendenz der Wirkung von Sport gegen die Entstehung von Krebs. Explizit ist hier von Brustkrebs die Rede. Mir ist bewusst, dass Übergewicht und Bewegungsmangel als erhebliche Risikofaktoren (neben der genetischen Disposition, Rauchen und einigen offenbar noch nicht vollständig erforschten Faktoren) gelten. Mich selbst hat es „aus dem vollen Lauf“ erwischt. Keiner der Risikofaktoren waren bei mir nachweisbar. Laufen, Schwimmen, Radfahren, ein bisschen Zumba, Zirkeltraining, der Garten, Musizieren und viel Zeit in der Natur prägten meine Freizeit. Nun könnte man sagen, dass die Ausnahme die Regel bestätigt. Rückblickend war die Zahl der zeitgleich betroffenen Frauen in meiner Klinik, die (ich überspitze) übergewichtig, rauchend und sportfeindlich, in der Chemotherapie waren, aber nicht hoch. Mir schien eher das Gegenteil der Fall zu sein. Der Anteil der schlanken und gesundheitsbewussten Frauen war erschreckend hoch, wenn auch nicht die Mehrheit. Vor einigen Jahren ist eine gute Freundin von mir, topfitte Triathletin, in der glücklichsten Phase ihres Lebens an Brustkrebs erkrankt und innerhalb kürzester Zeit gestorben. Ich persönlich glaube nicht (mehr) daran, dass Ausgeglichenheit, gesunde Ernährung und Sport eine Brustkrebserkrankung verhindern können. Bis hierher decken sich meine Erfahrungen nicht mit denen von Herrn Froböse. Es gibt aber noch einen Punkt, denn was mich auch erschütterte, war die Aussage von Herrn Froböse, dass er bereits 1986 (ich musste es mehrfach nachlesen), eine Sportgruppe für Brustkrebs-Patientinnen initiiert hat. Ein großartiges Projekt!
Als Sportlerin konnte man in meiner zertifizierten Klinik 2022 (!) mit sportlichen Frauen gar nichts anfangen. Man hat Sportlerinnen schlichtweg gar nicht auf dem Schirm. Auf meine Frage zum Sport hieß es: Nordic Walking geht. Die Chemo startete aber mit herztoxischen Medikamenten und mehrmonatigem absolutem Sportverbot (Für mich direkt aus dem vollen Training). Nach wenigen Wochen habe ich mich mitten in dieser hoch herztoxischen Chemo mit Corona infiziert und landete mit schweren Herzrhythmusstörungen inklusive dichter Notarzt-Betreuung in der Kardiologie. Das ist sehr weit weg von dem, was man als eben noch topfitte Sportlerin erwartet. Plötzlich ist man gefühlte Vollinvalidin, die an unzähligen Apparaturen hängt, die in kurzen Abständen lautstarke Alarmsignale aussenden. Später erklärte man mir, dass nur meine mitgebrachte Fitness schwere Folgeschäden verhindert haben. Mitunter hieß es: Ohne Ihr Sportlerherz wären sie tot. Ich würde Herrn Froböse daher sehr gerne zustimmen, aber so einfach scheint es mir wirklich nicht. Sport mag das Risiko von Krebs minimieren, aber auch Sportler erkranken an Krebs und es sind keine Einzelfälle. Hinzukommt, dass die Kliniken Sport nicht auf dem Schirm haben oder keine Kapazitäten, Sportler zu betreuen. Außer vielleicht in Köln. Herztoxische Chemotherapien, die über Monate verabreicht werden, zwingen jeden Sportler in die vollständige Inaktivität. Ein zusätzliches Horrorszenario für unsereins. Herr Froböse spricht immer wieder davon, wie sehr ihn der Sport befreit. Dann mag er sich nicht vorstellen können, wenn ihm ein Arzt von heute auf morgen jede sportliche Aktivität verbietet, und dass in der schlimmsten Stresssituation, die man sich vorstellen kann. Dann war es das nämlich mit der Kompensation. Wie man damit umgeht, bleibt jedem in voller Konsequenz selbst überlassen.
Carola Schiller

Eine entspannte Ärztin bespricht mit ihrer Patientin Möglichkeiten zur Lebensstiländerung, weil sich ihr Blutdruck erhöht hat, eine gelassene Krankenschwester plaudert mit einem Patienten. Ärzte und Pflegekräfte haben Zeit, weil es viel weniger kranke Menschen gibt. Der Zusammenhang zwischen Lebensstil und Krankheiten muss endlich klar benannt werden, dann kann sich das realisieren. Herr Froböse zeigte, wie sehr sich Bewegung auf die Gesundheit auswirkt. Bewegungsmuffel schädigen nicht nur sich selbst, sondern durch die von ihnen immensen verursachten Kosten auch die Allgemeinheit. Genug damit, Menschen zu mehr Bewegung verführen zu wollen. Es klappt nicht. Wir brauchen jetzt andere Instrumente. Dann gibt es auch viel weniger übergewichtige Menschen, denn ein mehr an Bewegung verbessert auch automatisch die Ernährung.
Aelin Galan

Ein aus den vielen Gesundheitsinformationen herausragender Artikel, unbeeinflusst von Modetrends, Werbung und der übermächtigen Gesundheitsbranche. Das Bewegungs- und Ernährungsmuster der frühen Menschen hat in abertausenden Jahren einen Körperbau und die zugehörigen Steuersysteme hervorgebracht, die ihn rundum gesund, überlebens- und handlungsfähig werden ließen. Couchpotatoeske Lebensweise, wie Wellness und körperliche sowie geistiger Stillstand machen dieses Wunderwerk der Evolution nun kaputt. Die Resultate sind allerorten  unübersehbar: zunehmende Bewegungsunfähigkeit, Krankheitsraten, ins unermessliche steigende „Gesundheitskosten“, stagnieren oder bald wieder abnehmende Alterserwartung, abnehmender IQ …
H. Giller

 


 

Leserbriefe zu „Besser wird’s nicht“ von Matthias Krupa

Es geht um Artikel 1. Seite von M. Krupa: Bitte versuchen Sie doch bitte künftig den Bundeskanzler nicht als Brötchen zu bezeichnen. Das ist meiner Ansicht nach Bildzeitungssprech und hat finde ich in einem seriösen Blatt wie Ihrem nichts zu suchen. Es fällt mir in letzter Zeit sehr oft auf, dass diese Art und Weise der Formulierung in ihren Artikeln einfließt, insofern ist der o.g. Fall als Beispiel zu verstehen und betrifft nicht nur den einen Kollegen.
Romy Bretfeld

Romanische Kultur ist von Rationalität geprägt. Was Macron etwa zum Einsatz von Soldaten in der Ukraine vorgeschlagen hatte, war genau richtig. Mützenich und Scholz servieren Putin dagegen mit ihrer Rhetorik frei Haus Argumentationshilfe, die er postwendend an die deutsche Bevölkerung adressiert und in Schockstarre versetzt. Allerdings sollte man das französische Sendungsbewusstsein nicht unterschätzen. Die Grande Nation wähnt sich noch immer in einer längst vergangenen Liga. Das hindert sie oft an vernünftigen Kompromissen etwa bei Rüstungskooperationen. Doch die unverblümte Attitüde in Paris ist oft der nötige Weckruf, das hebt Macron heraus.
Christoph Schönberger

Im Gegensatz zu Scholz musste Macron sich die Verachtung der Franzosen „ehrlich“ erarbeiten! Standhaftigkeit in seinen Reformen, Umsetzungsstärke, kein Wanken gegenüber rechten Populisten und Linksextrem popularisierenden Gewerkschaften, klare Kante mittels Police- National gegenüber jedem muslimischen Terror, langfrist- Strategien in Landesverteidigung und Energiewirtschaft, u.v.m. führten dazu, dass er bei Rente, im Sozialbudget und insbesondere bei der Re-Industrialisierung große Erfolge erzielt. Dagegen, Scholz wird nicht verachtet, nein, er hat sich leider nur der Lächerlichkeit überlassen. Gefundenes Fressen für Kabarettisten, Satiriker, Stammtische und Koalitionspartner. Attribute wie Vergesslichkeit, arrogante Maulfaulheit, Sprunghaftigkeit, rein / raus bei jedem Politikansatz, zeichnen dieses obige Bild. Wer glaubt das würde in Europa und insbesondere in Frankreich nicht gesehen, muss schon ganz schön blind sein. Wie will dieser „arme“ Mensch auf Augenhöhe mit solch einem starken Präsidenten reden. Trotzdem und immer gerne: „Bienvenue Monsieur Präsident Macron“. Zeigen Sie den Super-Demokraten in Berlin, wie’s geht.
Kurt Schwan

Früher war doch einiges besser. Zumindest im Verhältnis zu französischen Präsidenten: Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, Georges Pompidou und Willy Brandt, Giscard d´Estaing und Helmut Schmidt, Francois Mitterand und Helmut Kohl, Jaques Chirac und Gerhard Schröder, Nicolas Sarkozy und Angela Merkel. Mit Emmanuel Macron und Angela Merkel sowie Olaf Scholz ist das gute Einvernehmen und das gegenseitige Vertrauen irgendwie und irgendwann abhandengekommen. Das, obwohl Macron erkennbar ein Freund der Deutschen ist und gleichzeitig ein überzeugter Europäer. In Berlin glaubt die Regierung das Macron zu viel, viel zu viel spricht und zu wenig bewirkt. Der Widerpart, Herr Scholz, redet wenig, viel zu wenig und erreicht nicht viel. Merke: „Wer im Glashaus sitzt sollte mit seinen Argumenten nicht um sich werfen.“ Der erste offizielle Staatsbesuch eines französischen Präsidenten seit 24 Jahren sollte zum Auftakt einer neuen Annäherung von Kanzler zu Präsident werden. Olaf Scholz muss seine hanseatische Zurückhaltung aufgeben und aktiv auf Emmanuel Macron zugehen. Zur Feier zum 75. Geburtstages des Grundgesetzes ist Macron der einzige ausländische Staatsgast. Diese symbolische Bedeutung ist Grund genug gemeinsame deutsch/französische Ziele (Ukraine, Europa und Erneuerung der Freundschaft) zu definieren und mit neuem Leben zu füllen. Da kann auch ein „Feinschmeckergipfel“ wie im Oktober 2023 mit Fischbrötchen helfen. Im Mai 2024 hat es daraufhin ein privates Abendessen (Rendezvous) mit den Ehefrauen in Macrons Pariser Lieblingslokal „La Rotonde“ gegeben. Vielleicht stimmt es ja, dass Liebe (zumindest Zuneigung) durch den Magen geht.
Felix Bicker

Großen Applaus und standing ovations für die beiden heutigen Leitartikel, wirklich sehr gut, vielen Dank aus Wien!
Christina Vossoughi

 


 

Leserbriefe zu „Über die niederträchtige Behauptung, man müsse Politik nur besser erklären“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Vielen Dank für Ihre obigen Gedanken, die mir schon seit Jahren durch den Kopf gehen, da offenbar keinen daran Anstoß nahm. Vielleicht noch eine Ergänzung zu Ihren Argumenten: Diese Aussagen “ Mengen verstehen unsere Politik nicht“ zeigen auch, dass diese Politiker kein Funken Einsicht zeigen, dass ihre Politik vielleicht falsch sein könnte und sie Alternativen anbieten sollten.
Klaus Engelfried

Es hat ja einige Zeit gedauert, bis Herr Martenstein sich getraut hat, in den anschwellenden Chor der Steinmeier-Schmäher einzustimmen, und er nimmt auch in dieser Kolumne einen ziemlich langen Anlauf, bis er endlich zur Sache kommt. Leider ist dieser Anlauf so ungeschickt, dass auch Absprung und Landung danebengehen müssen: Sind es doch gerade Journalisten aller Couleur (und nicht nur Rot-Grün-Fresser à la Martenstein), die z. B. dem Bundeskanzler immer wieder vorwerfen, er kommuniziere schlecht, er müsse seine Entscheidungen besser erklären – es gibt sogar schon eine Bezeichnung für diesen vermeintlichen Mangel: Scholzigkeit. Wenn Herrn Martenstein also speiübel wird (wie auch manchen beim Lesen seiner Kolumnen), dann sollte er in erster Linie seine Journalistenkollegen dafür verantwortlich machen. Manche seiner Kolumnen gerieten vielleicht besser oder würden ganz unterbleiben, wenn er sich Politik „besser erklären“ lassen würde. Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben.
W.-R. Heilmann

Der deutsche Literaturwissenschaftler Georg-Wilhelm Exler (*1960) sagt dazu ganz kurz und schmerzlos: „Erklärungen sind keine Klärung.“ Ich will keine großen, aber auch keine kleinen Erklärungen, ich will nur eines, dass die von uns gewählten Volksvertreter ordentlich für ihr Volk da sind und nicht ständig gegen das Volk regieren, dann braucht es auch keine großen oder kleinen Erklärungen. Nein, meine Suppe ess´ ich nicht, und wenn ich meine Suppe nicht essen will, dann will ich mich nicht (groß oder klein) dazu erklären. Mir muss auch niemand erklären wollen, was mir da entgehen könnte, wenn ich gar so stur meine Suppe nicht essen will.
Klaus P. Jaworek

Am Beispiel der Stromdiskussion in der gleichen ZEIT-Ausgabe kann Herr Martenstein erkennen, dass die Politik manchen praktizierten Unsinn besser nicht erklärt: Sonst bekämen zu viele Bürger das blanke Entsetzen! Im Sommer zu viel PV-Strom mit gesichert hohen Subventionen auch bei „Stromvernichtung“. Ab Mitte November gibt es hingegen sehr wenig PV-Strom-Erzeugung: Dank der um 20 % höheren Stromnachfrage sehr gute Preise auch um die Mittagszeit – leider ab 16:30 Uhr keinen PV-Beitrag mehr zur abendlichen zweiten Spitzenlast im Winter. Dann müssen die „Stromkonzerne“ auch die EFH-Besitzer mit PV-Anlage mitversorgen, deren Eigenerzeugung ab 15 Uhr abschlafft.
Wolfgang Ströbele

 


 

Leserbriefe zu „Die charmante Postfaschistin“ von Moritz Aisslinger

Wie ein Menetekel die Frage im Subtitel: Zeigt sie ihr wahres Gesicht? Selbst wenn sie im Kern die Hardcore Postfaschistin geblieben wäre, allein Taten zählen. Hitler hatte sich z. B. zu keiner Zeit verstellt (Mein Kampf). Und wurde trotzdem gewählt. Meloni bleibt in Europa geachtet, weil sie eine Metamorphose durchlaufen hat. Das ist der Unterschied. Entdämonisierung durch Einbindung ist der Schlüssel.
Christoph Schönberger

Markus Söder (CSU) hat sich schon mit Giorgia Meloni getroffen und wurde dafür sehr harsch kritisiert. Olaf Scholz (SPD) war auch schon bei Giorgia Meloni, und auf einmal alles ist gut. Giorgia Meloni geht anscheinend auch nur den Weg des geringsten Widerstands und macht überall auf „Lieb Kind“, und das kommt an! Mit Glück bleibt sie bis 2027 die italienische Ministerpräsidentin, aber das ist noch eine verdammt lange Zeit. In Italien, da ticken die Uhren zwar etwas südlicher als bei uns, aber was soll´s! In Italien ist man dafür auch schneller weg vom politischen Fenster, als einem lieb sein kann, da nützt dann auch diese ganze auf „Lieb-Kind-mach-Methode“ nichts mehr!
Riggi Schwarz

Hallo, vielleicht kennen Sie das: je näher man sich an etwas heranbewegt, umso schöner wird das Betreffende. Oder anders gesagt: Schmerzen, die man bewusst wahrnimmt, werden weniger. Jedenfalls die kleinen. So sind Sie auch Meloni nahe gekommen und dass Sie die Brisanz Ihres Antritts, Italien in einen faschistischen und undemokratischen Staat zu verwandeln, nur mäßig herausgearbeitet haben. Der Hinweis, beim FS-Sender RAI, dort die Posten mit eignen Leuten zu besetzen fehlte nicht. Aber der Kontext dazu, dass Orban genauso in Ungarn vorgeht, wie auch Erdogan in der Türkei, wäre hier wichtig gewesen. Ja, Sie haben alle Faktoren, die diese Entwicklung unterstreichen, erwähnt, doch es fehlt der Schwerpunkt: dass Meloni z. B. alte Staatsmänner, Scholz, Biden um den Finger wickelt, weil sie sich moderat gibt und ihre Nähe zum Faschismus unter den Tisch kehrt. Dies als ein Muster zu bewerten wäre notwendig gewesen. Sie kann anscheinend gut mit alten Männern. Dann der Umstand, dass Ihnen, unserer wichtigsten und einflussreichsten Kulturzeitung in Deutschland, ein Interview verwehrt wurde, hätte auch Raum für Interpretationen gelassen: Ihre Fragen hätten das aufdecken können, was Frau Meloni verbergen möchte: die Bildung eines faschistischen Staates in Italien, in dem es nicht um das Wohl der Menschen geht, sondern nur um Macht.
Auch dieses Verhalten, der liberalen Presse keine Interviews zu geben, ist ein Muster von Faschisten! Die Headline zu Ihrem Artikel wäre besser die: Die Wölfin im Schafspelz. Mir geht es darum, dass wir mit allen Mitteln unserer Intellektualität dem Faschismus entgegen treten müssen, um diese Entwicklungen zu stoppen. Sonst sind wir bald wieder da, wo wir vor einigen Jahren waren und das endete gar nicht gut. Sorry für diese kritischen Worte, aber wat mut dat mut. PS: was ist der Elefant ohne seine Stoßzähne? Warum ist in Ihrem Artikel nichts über die Mafia und das Verhältnis zu den Faschisten berichtet worden? Vergangenheit und Heute. Italien und seine Politik ohne einen Blick auf die Mafia ist sehr unvollkommen, gar eine sträfliche Vernachlässigung. Ich möchte wetten, dass Sie bei entsprechender Recherche Brisantes gefunden hätten. Sicherlich auch ne Menge Ärger.
Rehberg-Pawlowski, Rostock

 


 

Leserbriefe zu „Im Reich der Unersättlichen“ von Johanna Jürgens et al.

Ihre Frage, Wer bezahlt dafür, dass Sie so billig sind. Bitte ersetzen Sie billig mit günstig. Ihre Überlegung hat seine Berechtigung. Um nicht als abgehoben, zum besseren sozialen Kreis zu gehören müssten Sie auch fragen. Wo würden die Leute mit sehr kleinem Einkommen einkaufen, um sich das zu leisten?
Julius Müller

Sie beschreiben u.a. die schwache Position der Landwirtschaft als Rohstofflieferant gegenüber den Handelskonzernen. Seit Jahrzehnten versuchen die Landwirte durch Bildung von Genossenschaften, Betriebszusammenschlüsse, Erzeugergemeinschaften ihre Marktposition zu verbessern. Dabei geht es neben der horizontalen auch um die vertikale Integration (z.B. gemeinschaftliche Vermarktungseinrichtungen). Aber trotz der Aufgabe von etwa 90% der Höfe seit etwa 1950: Auch im Handel erfolgte in der selben Zeit eine rasante Konzentration. Immer noch steht einer Vielzahl von landwirtschaftlichen Betrieben (= Polypol) eine geringe Zahl von Handelskonzernen (= Oligopol) gegenüber. Wollte die Landwirtschaft gleichziehen, so müsste zumindest die gesamte landwirtschaftliche Erzeugung der norddeutschen Bundesländer gemeinsam angeboten werden – bei gleichzeitiger Kooperation mit anderen Regionen in der EU und weltweit. Aber dies ist wohl eine Illusion, unter anderem auch, weil die Kartellämter dem wohl nicht zustimmen würden. Warum eigentlich?
Adolf Ronnenberg

Oh ja, die Discounter sind recht preisgünstig. Aber auch die Qualität stimmt. Findet man in den Supermärkten oft nur Produkte der Klasse II, liefern Discounter sehr oft Klasse I. Wenn sie Produkte günstiger, da effizienter, herstellen können, dann sollten sich mal die Markenfirmen Gedanken machen, ob man sich weiterhin seinen Namen bezahlen lassen soll? Und ich bevorzuge die Discounter, weil sie ökologisch fortschrittlicher sind, denn Lidl bietet seine Heidelbeeren in einer Verpackung aus Pappe an. Genauso wie Aldi seine Eigenmarke der Erdbeeren. Abgesehen davon, dass diese Sorten auch noch viel aromatischer sind. So gesehen machen die „Unersättlichen“ uns viel besser satt und haben ihre Marktdominanz durchaus verdient!
Andreas Tangermann

 


 

Leserbriefe zu „Deutsch für Anfänger“ von Astrid Herbold

Der detailreiche Artikel über die Deutschkurse für Ausländer geht von einer Prämisse aus, die einer Recherche wert ist. Vor Beginn der Berufstätigkeit muss das Sprachniveau Deutsch B2 erreicht werden, sonst wird nicht in Arbeit vermittelt. Das im Artikel beschriebene Beispiel einer nicht vermittelten medizinischen Laborlaborantin eignet sich gut: Können wir nicht davon ausgehen, dass in einem Labor medizinisch-technische Fachbegriffe, die international üblich sind, gebraucht werden? Und wäre nicht auch Verständigung auf Englisch möglich? Ich unterrichte ehrenamtlich seit Jahren Deutsch für Geflüchtete und weiss, dass in den Unternehmen gesuchte Fachkräfte nicht vermittelt werden und die Fachkräfte ihre Zeit mit Warten auf Deutschkurse verbringen. Schließlich: Wer legt fest, dass ein Sprachniveau B2 erforderlich ist? Ist dies ein Bundesgesetz? Steht das in Tarifverträgen? Ist dies eine Festlegung der Agentur für Arbeit? Wer über Fachkräftemangel klagt, sollte die Hürde Deutsch B2 rasch abräumen.
Jörg Höhne

Um den Misserfolg der gängigen Deutschkurse für Zuwanderer zu verstehen, muss man sich die Methoden und ggs. Situation zwischen Lehrenden und Lernenden vor Augen führen: Sprache lernen gelingt am Ehesten durch Integration, angstfreie Kommunikation, Anregung, einheimisch-muttersprachliche Vorbilder, Verstehen, Verständnis, Interesse und Empowerment. Die gängigen Sprachlernmethoden holen die ausländischen Lernenden nicht in ihren Wirklichkeiten ab sondern konfrontieren sie unter Druck (Zeitrahmen, Prüfung, Fehlerunkultur bei Perfektionsanforderung) mit dem schwer nachvollziehbaren kolossalem grammatischen Regelwerk der Deutschen Sprache als eine vielfach hochgelobte Bildungskultur: deren fehlerfreie Beherrschung ist mitentscheidend über die Zulassung zur Einbürgerung und zum Zutritt für den Arbeitsmarkt. Das bewirkt Versagensängste , mindert die Motivation und wirkt sich herabsetzend und verunsichernd auf das Selbstbewusstsein aus. Dazu kommen Textbeispiele, Begrifflichkeiten, Routinen und Aufgaben aus dem hiesigen modernen bereits als bekannt vorausgesetzten bürgerlichen deutschen Alltag, was auf noch darin Ungeübte befremdend und entmutigend wirkt.
Das Durchfallen bei der Prüfung bedeutet eine große Entmutigung und Rückschritt durch die verpasste Chance für weitere Möglichkeiten. Es entsteht ein ungutes hierarchisches Gefälle zwischen Wissensvermittlern, Bewertenden und Kursteilnehmern, das dem Lernen nicht förderlich ist. Manche verzweifeln oder resignieren, manche weichen auf Sprachvermittlung bei TikTok o.ä. aus (bei welchen Inhalten?) , viele können ihre behördlichen Angelegenheiten nicht selber regeln, viele fehlen auf dem Arbeitsmarkt oder gehen prekäre Beschäftigungsverhältnisse ein… Wieviel gelingender wäre es doch, integrative kommunikationsfördernde Basissprechkurse einzuführen mit weiteren fachbezogenen Ausbaumöglichkeiten….Sprache als miteinander auf Augenhöhe , nicht als hierarchisches Sozialkonstrukt…
Gertrud Tammena

Ihr Artikel in der Zeit Nr. 23: „Deutsch für Anfänger“ hat mich sehr berührt, da ich seit 7 Jahren ehrenamtlich eine zugewanderte Familie aus dem Iran betreue. Ein kleiner Teil meines Engagements für diese Familie bestand vor 2 Jahren in der Betreuung der 40-jährigen Frau und Mutter-(abgeschlossenes Hochschulstudium Geologie im Iran) während ihrer Deutsch-Kurse (A1-B2/ C1). Sie, liebe Frau Herold, sind Autorin und haben wichtige Bücher geschrieben. Ihr aktueller Bericht in der Zeit zeigt meiner Meinung nach allerdings nur einen kleinen Teil der Wahrheit!: Nämlich das Scheitern der sehr kostspieligen Sprachkurse! Welche Fragen fehlen? 1.Mit welchen Büchern soll der Stoff vermittelt werden? 2. Wie ist die Qualität dieser Bücher? 3.Wer bestimmt diese wichtigen Merkmale, damit die Erfolgsquote positiv ist? Ich bin kein Sprachwissenschaftler, sondern Ärztin. Aber ich will helfen. Daher fragte ich die sehr ehrgeizige Iranerin nach ihren Erfahrungen und Vorschlägen: Ihr Fazit: Man lernt in den Kursen nicht die Alltagssprache. Man wird mit Grammatik geradezu vergrault. Man liest sehr uninteressante Texte. Man kann Text und Grammatik nicht „zusammenkriegen“. Was fehlt?: Es fehlen die Dialoge zwischen den Menschen! („Bitte um Dialogbücher mit Alltagssprache“.) Es fehlen die Beschreibungen von Situationen im Alltag. Was mich total erschütterte und wütend machte: die Prüfungsaufgaben waren in jeder Stufe ein Beschwerdebrief (z. B. wegen einer Falschlieferung im Internet und wie man das Geld zurückfordert!) – unsinnig?… Frage: Was sagen die Dozenten zu dem Programm???? Inzwischen ist die Iranerin mit meiner Hilfe in einer Ausbildung zur Kinderpflegerin im SOS Kinderdorf und sehr glücklich damit. Ich halte nun meine freiwillige Arbeit für „einen Tropfen auf einen heißen Stein“…..
Christine Pfeifle

 


 

Leserbriefe zu „Der Mensch ist ein Tier, das Kleider trägt“ von René Schlott

Eine falsche Betitelung des Menschen! Der Mensch trägt Kleider, um sich von einem, sich sozial verhaltenden Tier zu unterscheiden. Man darf auf die „Sorge“ führender KI-Forscher hoffen, dass KI den Untergang der Menschheit bedeuten kann. Mit einem Pantoffeltierchen kann dann die Evolution neu gestartet werden.
Jürgen Dressler

Bitte hier keine Vergleiche zum Tierreich. Das hat das Tier nicht verdient.
Barbara Schroeder

Warum mussten Sie unbedingt dieses Zitat von Aleksander Edelmann zur Überschrift machen? Tiere sind die besseren Lebewesen. Nie würden sie etwas tun, was den vielen Schrecken der Welt auch nur vergleichbar wäre.
Marita Kruckewitt

 


 

Leserbriefe zu „Macron für Einsteiger“ von Matthias Krupa

Wie wohltuend erfrischend muss es sein, ein Staatsoberhaupt mit der Wortwahl des französischen Präsidenten zu haben. Diese Wörter klingen nach Aufbruch, Anpacken, Lösungen und vor allem suggerieren sie aus dem Munde dieses Mannes, es gibt Visionen, folgt mir. Diese schlaftrunkene und schlapprige Besonnenheit seines deutschen Pendants klebt den Zuhörer am stillstehenden und sich nicht regenden Stuhl fest.
Klaus Mairhöfer

Dieses „Lexikon“ offenbart aus meiner Sicht nicht nur das Denken von Emanuel Macron, sondern die Bedeutung der Renaissance, der Aufklärung und der Revolution in der französischen Kultur. Die Bedeutung der Renaissance im 18. Jahrhundert, le siècle des lumières, war Voraussetzung für die Aufklärung und diese wiederum Voraussetzung für die Entwicklung der Demokratie.
R. Reiger

Unser Europa wird leben, wenn wir die richtigen Entscheidungen treffen! Davon hat Macron m. E. hauptsächlich gesprochen! Ich sage es ohne böse zu kritisieren: Eine solche Überschrift hätte Ihrer Zeitung besser zu Gesicht und dem Inhalt von Macrons Rede allemal näher gestanden. Ewig diese Betonung auf das Bedrohliche, Bedenkliche, Arge in den deutschen Medien, ich kann es nicht mehr hören, sehen, lesen. Wen eigentlich wollen Sie erreichen, mit einer solchen Sicht sprich Haltung auf die und zur Welt. Die Jugend bestimmt nicht! Und die Alten wie mich auch nicht. Sehen sie sich die Rede doch bitte noch einmal an und achten Sie darauf, an welchen Stellen Macron beklatscht wurde, insbesondere von jungen Leuten.
Peter Lang

 


 

Leserbriefe zu „Der Strafgerichtshof geht ein hohes Risiko ein“. Gespräch mit Kai Ambos geführt von Eva Ricarda Lausch und Heinrich Wefing

Dieser Artikel bedient gleich beides, was ich vom Zeitunglesen erwarte: Information und eine gute verständliche Erklärung. Vielen, vielen Dank an Frau Lautsch, Herrn Wefing und Kai Ambos.
Marlies Haveneth-Paul

Ich habe die Antwort auf Ihre 14. Frage (Israel erkennt …) so verstanden, dass der ICC nur Haftbefehle aussprechen kann, wenn mindestens einer der beteiligten Staaten (in diesem Fall Palästina) sich seiner Jurisdiktion unterworfen hat. M.W. haben weder Russland noch die Ukraine das getan. Wie kommt es dann zum Haftbefehl für W. Putin?
Ingo Klamann

Im Gegensatz zur Bewertung der Vorwürfe gegen die Hamas-Führer ist eine juristische Bewertung der Vorwürfe gegen Netanjahu und Galant vor dem Hintergrund der Notwehr beziehungsweise Verteidigung sicherlich schwierig. In einem anderen Licht erscheint die Rolle der beiden, wenn man auch Ereignisse vor dem 7.10.2023 in den Blick nimmt. Benjamin Netanjahu sagte, zum Beispiel, in einer Rede im März 2019 vor der Likudfraktion: „Wer auch immer die Gründung eines palästinensischen Staats verhindern möchte, muss unsere auf eine Stärkung der Hamas und auf Geldtransfers an die Hamas ausgerichtete Politik unterstützen. Das ist Teil unserer Strategie, die Palästinenser in Gaza von jenen im Westjordanland zu isolieren.“ (The Guardian 20.10.2023 zitiert in LMd 10/2023) Im Mai 2019 hat Netanjahu diese Strategie gemäß Avigdor Lieberman vor der Parlamentsfraktion seiner Partei Jisra’el Beitenu bekräftigt. Daher, so Netanjahu damals, sei es richtig, finanzielle Zuwendungen aus Katar in den Gazastreifen zu lassen. (Zeit 16.11.2023). Bereits mehr als ein Jahr vor dem 07.10.2023 gelangen israelische Geheimdienste an einen Angriffsplan der Hamas, Codename „Mauer von Jericho“, wie israelische Medien sowie die New York Times berichten. Darin ist der am 7.10.2023 durchgeführte Terrorüberfall detailliert dargestellt. Aufklärungseinheiten, die Gaza beobachten, berichteten später, dass die Hamas genau zu den beschriebenen Szenarien aufwendige Übungen durchführt. (Der Spiegel 16.12.2023). Vielleicht lautet die Anklage gegen Netanjahu am Ende: Aktive Unterstützung einer terroristischen Organisation zum Schaden des israelischen und des palästinensischen Volkes.
Jörg Grossmann

 


 

Leserbriefe zur Infografik „Weg damit!“ von Cyprian Lothringer (Infografik) und Dirk Asendorpf (Recherche)

Die im Betreff genannte Infografik reiht sich ein in eine Folge von Beiträgen in Ihrem Blatt, die die CO2-Speicherung als Lösungsoption für den ansteigenden Anteil von CO2 in der Atmosphäre und den Meeren darstellen. Nur am Rande, in Nebensätzen, scheint die Realität durch. In der nun veröffentlichten Infografik fehlt dieser Bezug zur Realität vollständig. Ich verstehe, dass die Infografiken nicht geeignet sind ein Thema kritisch zu beleuchten. Mich stört allerdings die Kontinuität, mit der in Ihrem Blatt diese Technik dargestellt wird. Beim Leser bleibt hängen: Es gibt eine technische Lösung das überschüssige CO2 loszuwerden. Tatsächlich handelt es sich um Selbstbetrug, wenn man es glaubt, und Betrug, wenn man es propagiert. Um meine Einschätzung zu untermauern, verweise ich auf meinen Leserbrief vom 14. Dezember letzten Jahres. Man möchte sich ja nicht ständig wiederholen. Es scheint aber nötig zu sein. Meinetwegen kann die Bundesregierung die CO2-Verpressung im Meeresboden erlauben. Sie darf dafür aber keinen einzigen Cent an Steuergeld ausgeben. Darum geht es nämlich bei der Propaganda für diese Technik: Forschungsgelder und Subventionen. Das wäre die Art von Information, die dem Thema angemessen begegnen würde.
Bernd Roos

Die schön gestaltete Grafik stellt ein Wunschbild dar. Informationen zu den mit der Verpressung von CO2 in den Untergrund verbundenen Risiken fehlen. Hier ein paar Beispiele:
– Verwerfungen treten nicht nur im tiefsten Untergrund auf, sondern können auch bis nahe der Oberfläche reichen.
– Festgesteine sind von feinen und gröberen Klüften durchzogen. Diese können durch den Verpressvorgang „aktiviert“ werden und bilden dann möglicherweise eine Wegsamkeit durch das Barrieregestein dar.
– Bohrungen sind nicht per se dicht. Der sogenannte Ringraum zwischen dem Bohrlochausbau (in der Grafik als „Innenrohr“ bzw. „Metallverkleidung“ bezeichnet) und dem umgebenden Gestein muss nach Abschluss der Bohrung abgedichtet werden („Zementverkleidung“). Dabei können Fehler passieren. Außerdem steht hinter der Langzeitstabilität der Abdichtung (> 1000 Jahre?) ein deutliches Fragezeichen. Das gilt auch für den metallischen Ausbau („Metallverkleidung“) und die die Verpressbohrung abschließende Versiegelung („Stopfen“).
Das als Quelle angegebene Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz stützt sich bei geologischen Fragen auf Experten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Das ist die gleiche Fachbehörde, die die Endlagerung von radioaktivem Müll im Salzstock Gorleben oder der Asse als sicher bezeichnet hat. Über den Schlamassel in der Asse wurde in den letzten Wochen wieder berichtet. Die BGR trat auch bis Ende der 2000er Jahre als Verbreiter von so genannten klimaskeptischen Thesen in Erscheinung. Ein Rechercheverbund von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung enthüllte fragwürdige finanzielle Verflechtungen der BGR mit wirtschaftlichen Interessengruppen.
Jörg Grossmann

Hallo Herr Dirk Asendorpf, weil ich ihre Zeitschrift aus Hamburg! gern lese, möchte ich Sie zur Korrektur ihrer Recherche auf die Website der norwegischen Firma equinor.de (ehemals Statoil) verweisen, die so seit 25 Jahren das Kohlendioxid industriell entsorgt.
D. Boße

 


 

Leserbriefe zu „Die Kaiserin in frischen Kleidern“ von Tobias Timm

„Warum lassen sich berühmte Frauen nahezu nackt durch die Straßen führen?“ Um die Frage zu beantworten, muss man den Artikel nicht lesen. Die Antwort ist einfach: Weil man so in die Medien kommt.
Christian Fahn

Ziemlich nackte, ziemlich berühmte, Frauen angeblich berühmter Männer, oftmals Rapper, werden durch die Straßen geführt? Und Sie wollen weiter „berichten“ (komische Auffassung von Berichterstattung)? Ochnee, muss nicht sein, das fällt für mich in die Kategorie „Sommerloch“, genau wie dieser angebliche „Beef“ zwischen irgendwelchen Rappern. Ausnahme: Falls diese Frauen durch den Iran oder Afghanistan geführt werden.
Thomas Manthey

 


 

Leserbriefe zu „In Untiefen“ von Evelyn Finger

Es geht um den Segler Knut Pfeiffer der auf seinen Törns immer öfter Probleme mit Orcas bekommt. Und wie er auf dem Atlantik Gott näher kommt. Das ist klar, auf Hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand weiß der Volksmund. Herr Pfeiffer meint, Orcas seien eigentlich friedlich. Aber jetzt nicht. Na so was. Die Orcas haben wohl erfahren, dass die Kollegen Haifische gefangen werden und aus ihren Flossen Suppe gekocht wird. Essen kann man Orcas und Haifische wohl auch. Die Jagd auf sie ist verboten. Nur die Japaner ermorden Haifische, zu Forschungszwecken wie die Japaner der Welt beruhigend erzählen. Da kommen die Orcas als maritime Kampfgruppe und verjagen Knut Pfeiffer. Beissen können sie sicher auch. Und sie Herr Pfeiffer segeln sie lieber auf dem Wannsee, da sind nur kleine Fische im Wasser.
Hans-Emil Schuster

Vielen Dank für Ihr Interview mit Knut Pfeiffer. Was die schönen Erlebnisse auf dem Meer betrifft, kann ich Herrn Pfeiffer aus vollem Herzen zustimmen. Auch ich mag lange Schläge auf dem Wasser, auch wenn meine längsten bisher nicht mehr als drei Segeltage dauerten. Aber zu den Orca-Begegnungen habe ich noch viele Fragen: 1. Greifen die Orcas vor allem Segelboote an? Oder auch Motorboote? 2. Wenn Motorboote, sind das dann vor allem Fischerboote oder Motoryachten. 3. Greifen die Orcas vor allem segelnde Segelboote an oder auch unter Motor fahrende? 4. Herr Pfeiffer hatte sich nach seiner Aussage einen Piepser besorgt, der die Orcas abschrecken sollte; dieser zeigte keine Wirkung. Wäre vielleicht das Gegenteil besser, nämlich möglichst lautlos zu segeln, mit ausgeschaltetem Echolot? 5. Wie halten es die Orcas aus, mit Karacho Segelyachten zu rammen? Also ich stelle mir das für die Orcas als sehr schmerzhaft vor. Bekommen die denn davon keine Blutergüsse? Die meisten Orca-Attacken kommen ja tatsächlich vor der Küste Portugals und in der Straße von Gibraltar vor. Aber leider sind auch Attacken vor der Bretagne bekannt – und da möchte ich nächstes Jahr hinsegeln. Die dortigen Gewässer sind mit Ihren starken Strömungen, Untiefen und großen Tidenhüben schwierig zu besegeln; immerhin kann man sich auf diese Schwierigkeiten einstellen. Sollte allerdings mein Boot unter diesen schwierigen Bedingungen durch eine Orca-Attacke manövrierunfähig werden, dann wäre die Not groß.
Martin Blanz

 


 

Leserbriefe zu „Serge, altes Haus“ von Matthias Krupa

Schon wieder ein Klasse-Artikel aus Ihrer Schreibe! Diesmal meckere ich aber nicht an Ihrem Vokabular herum – vielen Dank für Ihre freundliche Antwort (es ging um sog. Museums-„Wärter“), sondern ich möchte Sie darauf hinweisen, dass es von „Je t’aime … moi non plus“ durchaus auch eine Version von Gainsbourg und Bardot gibt, die allerdings irgendwie direkter, geiler, schlüpfriger klingt. Frohes Vergleichen
Burkhart Lauterbach

„Man kann von einer Frau alles bekommen, wenn man nichts vor ihr haben will.“ (Zitat von Serge Gainsbourg, 1928-1991) Mit seiner Partnerin, der Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin (1946-2023) konnte er wohl mit „Je t´aime…moi non plus“ seinen allergrößten Hit landen. Hier wurde zwar mehr gestöhnt als gesungen und in einigen Länder stand dieses „Chanson“ sogar auf dem Index. Ich war noch niemals in Paris, aber falls ich doch mal nach Paris fahren sollte, dann werde ich diese „Hütte“ von Serge Gainsbourg einen Besuch abstarten; abwarten, kommt Zeit kommt Rat! „Ich mag die Nacht, ich habe klarere Ideen im Dunkeln“, das ist noch so ein Spruch von Serge Gaingsbourg, der Schriftsteller, Komponist, Chansonnier, Filmschauspieler und weiß Gott noch was, alles in einer Person gewesen war.
Klaus P. Jaworek

 


 

Leserbriefe zu „Frisch erforscht: Neues vom Beginn des Lebens“ von Ulrich Bahnsen

Interessant, was Magdalena Zernicka-Goetz da herausgefunden hat. Es spricht alles dafür, dass das menschliche Leben keinen Moment später als mit der Vereinigung von Samen- und Eizelle beginnt. Angesichts dieser biologischen Befunde gilt es den Juristen, die derzeit § 218 schleifen und in Deutschland eine postchristliche Kultur des Todes implementieren wollen, dezidiert zu widersprechen und dem Embryo von Beginn an das volle Personsein und damit ein uneingeschränktes Lebensrecht zuzugestehen!
Marcel Haldenwang

Ich habe gerade mein Abo wieder aktiviert, weil ich diesen Text lesen wollte und war dann sehr enttäuscht. Der Inhalt ist etwas „dünn“. Zudem ist der Text am Ende sehr unsachlich formuliert. Das ist ärgerlich. Durch die sicher gut gemeinte Verwendung unwissenschaftlicher Sprache und falscher Analogien und Vereinfachungen macht man es wissenschaftlich vorgebildeten Lesern schwer zu verstehen, was wohl eigentlich gesagt werden sollte und wissenschaftlich nicht vorgebildete Leser lernen Falsches. In Lebewesen gibt es keine „Installation“ eines „Uhrwerks“, keine „Batterien“ für einen „ominösen Taktgeber“, kein „App“ usw. Folgender Satz ist völlig sinnlos: ‚Bis dahin waren die elterlichen Erbanlagen ja noch auf die Funktion „Ich bin ein Spermium“ und „Ich bin eine Eizelle“ geprägt – und nicht auf „Ich bin ein Embryo“.‘ Ich kann mir denken, was gemeint sein könnte, aber auch das wäre falsch: Ein Spermium hat keine Proteinbiosynthese, es transportiert das elterliche Erbgut solange die mitgegebene Energie reicht. Das elterliche Erbgut hat damit nichts mehr zu tun. Es gibt keinen entsprechenden Stoffwechsel. Ob das bei einer Eizelle auch so ist, weiß ich nicht. Die Bildung der „Zitate“ in der Ich-Form ist irreführend, da hier kein Bewusstsein handelt. In den Kommentaren zu dem Artikel habe ich gelesen, dass jemand von Metaphysik schreibt. Das ist eine Folge von diesen unschönen Vereinfachungen. Sie wollen etwas Gutes damit erreichen, aber das funktioniert so nicht.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das die Wissenschaftler in ihrer Veröffentlichung so formuliert haben. Klar müssen Sie vereinfachen und Bilder finden, die auch Laien verstehen. Aber man sollte in diesen von Irrationalität geprägten Zeiten darauf achten, dass über Naturwissenschaften so berichtet wird, wie es Naturwissenschaftler tun würden. Wichtig ist, dass Vereinfachungen und Analogien stimmen. In der politischen Berichterstattung setzen Sie ja auch auf einem höheren Niveau an. Sie würden einen politischen Artikel auf diesem Niveau sicher als populistisch bezeichnen. Oder? Ein Beispiel, wie falsche Analogien dazu führen, dass spätere Entwicklungen nicht mehr gut verstanden werden: Nach der Erfindung der Festplatten haben viele Menschen gesagt, „das habe ich auf meiner Festplatte im Kopf“. Diese Analogie schien zu erklären, wie sich ein Gehirn etwas merkt. Die Analogie ist völlig falsch. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die sich so ein Gedächtnis vorgestellt haben, heute Probleme haben, sich die Funktionsweise eines neuronalen Netzes vorzustellen. Mit der Folge, dass ein völlig falsches Bild von KIs vorhanden ist.
Christian Fahn

 


 

Leserbriefe zu „Womit keiner rechnet: Fußballfans hoffen auf ein neues Sommermärchen“ von Jonas Schulze Pals

Im Artikel über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Fußball-EM steht folgender Satz: „Selbst wenn der deutsche Einzelhandel im Sommer Waren im Wert von einer Milliarde Euro zusätzlich verkaufen würde, stiege das nominale Bruttoinlandsprodukt nur um rund 0,005 Prozent.“ Diese Rechnung kann ich nicht nachvollziehen. 0,005 Prozent sind als Faktor bezogen auf 1 gleich 0,00005. Das wäre also als Bruch 1/0,00005 = 20000. Nach den Daten vom Statistischen Bundesamt betrug im Jahr 2023 das BIP ca. 4126 Milliarden Euro. Natürlich geht der Wert verkaufter Waren nicht 1:1 ins BIP ein, sondern mit einem Faktor > 1, weil das alles produziert, verwaltet, transportiert und verkauft werden muss. Dass dieser Faktor aber ca. 5 sein soll (20000 / 4000) kommt mir ein bisschen groß vor. Da der Anteil von Dienstleistungen sowieso ca. 2/3 des gesamten BIP ausmacht, bleibt für den Warenwert noch weniger übrig. Kann es sein, dass in der Rechnung ein Komma verrutscht ist, oder wurde als Bezugswert etwas anderes als ein ganzes Jahr gewählt?
Hugo Pfoertner

Wie in Die Zeit in letzter Zeit häufiger zu lesen, beklagen auch Sie „Deutschland befindet sich gewissermaßen im Abstiegskampf. Um mickrige 0,2% dürfte die Wirtschaft in diesem Jahr wachsen …“  Zwei Punkte irritieren mich: 1. Je höher das Basisniveau, desto schwerer ist ein weiterer Zuwachs und umso höher ist auch der absolute Betrag des Zuwachses – selbst bei einem prozentual geringen Zuwachs. 2. Mir fehlt die Vorstellungskraft, um zu verstehen, wie ein permanentes Wachstum auf einem endlichen Planeten mit mittelfristig schrumpfender Bevölkerung umsetzbar sein kann?  Ist der BIP denn wirklich die einzige sinnvolle Kennzahl zur Erfassung des wirtschaftlichen / gesellschaftlichen Entwicklung? Gibt es denn realistische Konzepte, mit denen permanentes BIP-Wachstum für alle Menschen dieser Erde möglich wird? Falls ja, würde ich gerne in einer der nächsten Ausgaben darüber lesen. Falls nein, wäre es schön, darüber zu lesen, wie wir gesellschaftsverträglich die Spur wechseln können, um unser Wohlergehen nachhaltig zu sichern.
Thomas Schwerdtner

 


 

Leserbriefe zu „Kommentar“ „Klima? Das regeln die Richter“ von Maximilian Probst

Wo gehobelt wird da fallen nun mal sehr viele Späne an und ein gewisser CO2-Ausstoß, der lässt sich nun mal auch nicht vermeiden! Sollen diese „Luftverschmutzer“ wohl das Produzieren hier in Deutschland ganz aufgeben, um sich danach ins Ausland zu verkrümeln? Die CO2-Bilanz dürfte sich dadurch kaum verbessern, denn fast 95 Prozent des CO2 produziert die Natur selbst. Falls diese Deindustriealisierung in dieser rasanten Geschwindigkeit so weitergehen sollte, dann dürfte bald der letzte „Luftverschmutzer“ in Deutschland seine Schotten dicht gemacht haben! Und was kommt dann? Vermutlich nichts mehr!
Riggi Schwarz

Das Seegerichtsurteil ist richtig und begrüßenswert, hilft wohl auch, reicht aber keineswegs aus, auch nicht mit allen anderen Urteilen zusammen, um die Wende der weltweit mangelhaften Klimaschutzmaßnahmen zu einem guten oder auch nur ausreichenden Kurs noch rechtzeitig hinzukriegen. Schon in der Ausgabe meiner Tageszeitung vom 17.5.24, war unter dem Titel „Die Karibik hofft auf Rettung aus Hamburg“ zu lesen, wie schwer betroffen einige Staaten des globalen Südens bereits heute durch die Klima-Krise sind: Die kleinen Inselstaaten der Karibik und Südsee, die schon 2015 in Paris auf das damalige Klimaabkommen am meisten gedrängt haben, fürchten jetzt bereits regelrecht ihren Untergang, damit um ihr Überleben, und klagen deshalb beim internat. Seegericht in Hamburg auf endlich auch rechtsverbindliche Verpflichtungen und Maßnahmen, statt der immer wieder „leeren, nicht eingehaltenen Versprechungen“. Der Artikel konstatierte allerdings bereits, dass das Ergebnis „formal nicht bindend ist“, das nicht ganz unwahrscheinlich erhebliche Zahlungen und Maßnahmen der verantwortlichen Treibhaus-Verursacher-Staaten beinhalten wird. Nur leider wird kein dadurch ausgelöster moralischer oder politischer Druck die Regierungen der verantwortlichen Länder mehr beeinflussen als der befürchtete Unwillen ihrer Medien, Gewerkschaften und Wähler, die schon die Nichteinhaltung des formal viel verbindlicheren bisherigen Klimaschutzgesetzes und damit des Klima-Verfassungsurteils von 2021 mehrheitlich geduldet haben, wohl auch um ihre gewohnten „Freiheiten“ und Besitzstände oder moderaten Steuersätze nicht zu gefährden.
Dabei wird – leider eher von Gegnern des Klimaschutzes – immer wieder hingewiesen, wie klein der Anteil Deutschlands oder selbst Europas an den Gesamt-Emissionen der Welt ist. Dieser Anteil dürfte durch Bevölkerungs- und Wohlstandswachstum im globalen Süden noch weiter abnehmen bei gleichzeitiger Abnahme der dortigen Wälder. Eine gute Konsequenz aus diesem Fakt müsste aber das umgekehrte des von den Klimaleugnern gewollten sein: Eine große internationale Kampagne mit Diplomatie, Druck, Anreizen und Hilfen, damit genug Länder der Welt sich am Nötigen beteiligen und teilweise überhaupt beteiligen können. Die Anreize und Hilfen sind dabei zusätzlich zu den schon teuren Maßnahmen der landeseigenen Klimaneutralität noch einmal sehr teuer und anstrengend, und müssen natürlich durch Kontrollen und Sicherungen gegen Missbrauch und Korruption begleitet sein, damit die Mittel wirklich in Klimaschutz und Klima-Anpassung für die dortigen Menschen gehen und nicht in die Steigerung des Luxus der dortigen Machthaber und ihrer Unterstützer. Auf jeden Fall sind die eigentlich nötigen Maßnahmen sind noch unbequemer und teurer als schon die Klimaneutralität im eigenen Land. Nun feiern die bedrohten Inseln ihren Erfolg“. Ich freue mich für die Menschen dieser Inseln, allerdings sehr verhalten, weil die allermeisten Regierungen wie beschrieben viel mehr Angst haben werden vor enttäuschten Gegenwarts-Ansprüchen ihrer Wähler als vor einer Nichtbeachtung dieses ohnehin formell nicht bindenden Seegerichtsurteils. Es wird wie immer ein paar Lippenbekenntnisse und unverbindliche Floskeln geben, aber wohl nichts, was irgendwie für die Wähler anstrengend oder teuer ist oder „Verzichte“ oder „Verbote“ bedeutet. Damit wird in der Folge allerdings in Kauf genommen solche Inseln und viele und vieles andere in der weiteren Zukunft in den Untergang zu treiben.
Es gibt ja einige Beispiele besonders in Deutschland, wo viel verbindlichere Gerichtsurteile nicht oder nicht ausreichend beachtet wurden: So das Urteil des BVG von 2021, was zur Verbesserung des Klimaschutzgesetzes führte, welches nun aber nicht einmal von einer Bundesregierung mit Grünen-Beteiligung eingehalten wurde und stattdesssen nur verwässert und entkernt werden soll. Kürzlich wurden vom Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg Forderungen für einen verbindlicheren Klimaschutz gestellt, indem besonders das Verkehrsministerium für die Nicht-Beachtung des bisherigen noch gültigen Klimaschutzgesetze verurteilt wurde, obwohl gleich vier Bundesministerien versuchten das Gericht davon zu überzeugen, dass weder die DUH als Klägerin klagebefugt sei, noch dass sie ihr Klimaschutzprogramm für die Jahre bis 2030 um konkrete Maßnahmen wie etwa ein Tempolimit, Stopp der Klimakiller-Dienstwagen-Subventionierung oder die energetische Sanierung von Schulen und Kindergärten nachbessern müssten. Die Vorsitzende Richterin eröffnete die Verhandlung mit dem Hinweis, wie bedeutend diese Klage für den Klimaschutz in Deutschland sei. Und dass es in dieser Verhandlung darum gehe, die Grundrechte von vielen hunderttausenden Kinder und Jugendlichen zu schützen, die das aktuell geltende Klimaschutzgesetz über den von der DUH unterstützten Entscheid des Bundesverfassungsgerichts im April 2021 erkämpft haben. Ich konnte es kaum glauben, fürchte aber immer noch bei konkreten Maßnahmen, wenn die kommen, dann doch Shitstorms und Streiks zu erleben, die es einer Regierung sehr schwer machen, das Urteil einzuhalten, falls sie es überhaupt versucht.
Entscheidend für den Erfolg solcher Urteile ist wohl vor allem die auch in den Medien immer wieder behandelte Frage der „Leistbarkeit“ des – ausreichenden und rechtzeitigen – Klimaschutzes für die Bürger. Dazu kommt es auf zwei Dinge an: Erstens darauf welche Bürger man meint oder ggf. ob es sich um die Leistbarkeit für die Gesamtheit der Bürger handelt, und zweitens, ob man das sich Leisten können nur kurzfristig meint oder auch, ob die künftigen Bürger, die jetzt noch jung oder im Kindesalter sind, sich die getroffenen Entscheidungen in einigen Jahrzehnten noch leisten können. M.E. müssen auch die gerecht und fair berücksichtigt werden, auch ohne sie für alles zusätzlich Nötige nur selbst bezahlen zu lassen, indem wir durch noch mehr Schulden die Rechnungen auf sie abwälzen. Denn sie werden die Rechnungen viel schwerer begleichen können als wir Durchschnittlichen heute, die wir ihnen schon jetzt mit all unseren Hinterlassenschaften ein schweres Erbe hinterlassen. Außerdem ist es recht schwer objektiv zu messen, wer sich welche Maßnahmen leisten kann, weshalb Angaben großteils wohl nach subjektiven Angaben erstellt wurde. Die hängen wiederum auch davon ab, ob sich jemand die Klimaschutz-Maßnahmen leisten will oder aber die Bedingung stellt noch Geld für Dinge zu haben, die objektiv zwar entbehrlich, aber subjektiv als eine Art Menschenrecht empfunden werden, wie Flugfernreisen zwecks Urlaub, SUVs, große Fleischmengen, schnelle Modewechsel, nur neue Möbel und Klamotten statt etwa auch gebrauchte und damit billigere und nachhaltigere etc. etc. Aber sicher gibt es auch etliche Menschen, die sich auch bei kritischer Prüfung die nötigen Klimaschutzmaßnahmen nicht leisten können.
Eigentlich können wir natürlich den Menschen der Zukunft, wozu auch die jetzigen Kinder und Enkel gehören keine noch weitere Vernachlässigung des Klimas zumuten, denn die können sich ein kollabiertes Klima noch viel weniger leisten als wir heute die Klimaschutzkosten. Hier das „Engagement des Staates“ zu fordern, ist zwar richtig, aber vielfach auch beschönigend, nämlich wenn man so tut, als könne „der Staat“ das alles zusätzlich zu den vielen anderen immer neuen Aufgaben, ohne dann anderen als den unterstützten Bürgern mehr an Geld oder Arbeit oder Verzichten auf sonstiges abzuverlangen. Zur „genialen Zauberlösung“ der – weiteren – Kredite s.o. Sie mögen teilweise und zeitweise kaum vermeidbar sein, aber nicht einmal bei zynischen oder illusionären Inkaufnahmen aller Risiken und Nebenwirkungen für eine vollständige derzeitige Krisenbewältigung ausreichen, schon gar nicht für alle zusammen, wie die Erfahrungen etlicher Länder mit teils verschleierten Staatsinsolvenzen und auch die ultrakurze Karriere von Lizz Truss als britische Premier-Ministerin belegen. Als einer von nur wenigen hat der Ex-SPD-Chef von SH Herr Losse-Müller hat schon länger den Mut und die Fairnes gezeigt, deutlich mehr Verantwortung und Leistungen der jetzigen Generation zu fordern als Konsequenz unserer Vernantwortung für gleich mehrere derzeitige Krisen und ihre Ausmaße und längere Verschleppung. Deshalb fordert er völlig richtig auch „sozial gerechte Steuererhöhungen“. Selbst zusammen mit einer noch verantwortbaren begrenzten Lockerung der Schuldenbremse können die machbaren und realistischen Steuererhöhungen, die die zahlenden nicht überlasten oder in andere Länder vertreiben, aber nicht alle Wünsche und dann noch Tarifforderungen erfüllen, weshalb auch bei Gewerkschaften und anderen ein Maß halten bei der Erzwingung von „Verbesserungen“ zu fordern ist, damit die nötige Arbeit und Sachleistungen auch für den besten Staat noch bezahlbar bleiben oder werden.
Peter Selmke

 


 

Leserbriefe zu „Analyse: Der Sonnenstich“ von Marc Widmann

Für eine Analyse ist der Bericht zu einseitig. Ja, wir bekommen teilweise viel Solarstrom produziert, was ich ausdrücklich begrüße (ich bin selber daran beteiligt); im Mai immerhin schon an sechs Tagen (Stand: 24. Mai 2024) an die 40 Gigawatt. Heute sieht es allerdings in Köln eher bewölkt aus und da dürfte die Solarstromproduktion deutlich hinter den 40 Gigawatt zurückbleiben. Das Fraunhofer-Institut veröffentlicht online tagesaktuelle Zahlen unter energy-charts. Allerdings hat uns die Abschaltung der Kernkraftwerke auch zu einem Stromimportland gemacht. Das sollte an der Stelle nicht verschwiegen werden. Während wir zur Zeit der angeblichen Energiekrise im Jahr 2022 sogar noch mehr Strom nach Frankreich exportieren konnten als umgekehrt, hat sich dieses Verhältnis nun gedreht. Wir beziehen aus Frankreich und auch aus Norwegen, Schweden und Dänemark deutlich mehr Strom als wir in diese Länder exportieren, was Deutschland zum Netto-Stromimportland gemacht hat. Noch vor wenigen Jahren hat die Bundesregierung mit der sog. Zeitenwende die Unabhängigkeit von Drittstaaten in den Fokus gerückt, das war aber wohl nur Schaumschlägerei, denn de facto sind wir nun täglich abhängig von Drittstaaten, weil die eigene Stromproduktion nicht mehr ausreicht.
Volker v. Moers

Der angerissenen Thematik in einem Artikel so kurzer Länge gerecht zu werden, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Bitte geben Sie dem superspannenden Thema „Strommarktdesign, EEG, Energiewende“ doch in einer der kommenden Ausgaben einmal ausreichend Platz, zum Beispiel in einem Dossier. Vermutlich bin ich nicht der einzige Leser, der sich darüber freuen würde. Zwei wichtige Ergänzungen hätten jedoch auch im gegebenen Umfang Platz gehabt: Die Einspeisevergütung ist ein wesentlicher Grund, dass eine private PV-Anlage als Investition auf mindestens 20 Jahre gerechnet wirtschaftlich Sinn machen kann. Will man einen Speicher ins System integrieren, sollte genug Spielgeld vorhanden sein oder ausgeprägte Prepper Mentalität, am besten beides. In der Konsequenz sind aktuell trotz rekordniedriger Großhandelspreise für Solarmodule die Zubauraten privater Anlagen eingebrochen. Nach dem Ukraine Schock haben sich die Warteschlangen geleert und es gilt, „nun haben alle, drum will keiner mehr“. Aktueller Zubau von PV findet bei Großanlagen statt. Hier wäre es von Interesse gewesen, aufzudröseln, welcher Anteil gefördert wird und welche Projekte sich auf dem freien Markt durch den Verkauf von Strom eigenständig refinanzieren wollen.
Maximilian Trattenbach

 


 

Leserbrief zu „Täuschend echt, authentisch falsch“ von Anant Agarwala

Wir erleben eine Umwertung unserer Werte, wenn Täuscher und Fälscher stolz ihr Unternehmen der Öffentlichkeit präsentieren und mit Aufträgen von Staaten, Regierungen und Parteien rechnen können. Wo Täuschung eine straffreie und marktgängige Leistung wird, verliert Wahrheit an Wert. Täuschung konkurriert mit Wahrheit, indem sie sich bemüht, mit dem Anschein von Wahrheit besser, glaubwürdiger und dienlicher als diese zu werden. Es ist zu befürchten, dass die konstruierte Wahrheit durch ihren höheren Nutzwert im Konkurrenzkampf einen hohen Marktwert erreichen und immer größere Marktanteile gewinnen wird. Das lässt für die Wahrheit und in der Folge auch für unsere mühsam errungene Freiheit Schlimmes befürchten. Allein die Kennzeichnungspflicht von KI-generierten Täuschungen und Fälschungen wird uns nicht schützen. Betrug muss strafbar sein. Und das Strafmaß muss sich an der Größe des tatsächlichen bzw. möglichen Schadens bemessen.
Reinhard Koine

 


 

Leserbrief zu „Stimmt’s? Die Erde hat einen zweiten Mond“ von Christoph Drösser

Vorweg eine Klarstellung. Es ist nicht Herr Drösser der behauptet, dass die Erde einen zweiten Mond hat. Herr Drösser ist mehr so was wie ein Berichterstatter, der Neuigkeiten über den Mond und den zweiten Mond dem Publikum nahebringt. Die Sache mit dem zweiten Mond kommt aus China. China ist ein großes Land. Nur ein Mond? Das geht gar nicht. Es müssen mindesten zwei sein. Die Chinesen sind ein schlaues Volk und neigen dazu andere Völker zu belehren, was Sache ist. Ich habe selber mal in der Branche Astronomie gearbeitet und weiß zu was für Ideen meine Kollegen fähig sind. Aber die Erde mit einem zweiten Mond? Einer hat uns völlig gereicht. Er war ja auch ein guter Geselle. Für Mutter und Kind waren es Einschlaflieder, auf maritimem Gebiet war er bei Ebbe und Flut tätig und der ganzen Welt für Sonnen und Mondfinsternisse ein nützliches Utensil. So wandert er auf seinem Orbit wie es die Götter wollten. Bei den Göttern ist es LUNA die römische Mondgöttin, im antiken Griechenland hiess sie SELENE, die Strahlende-Leuchtende (laut Google). Unser Mond zeigt uns immer die gleiche Seite, wegen der gebundenen Rotation. Die Chinamänner wollen Roboter auf die unsichtbare Rückseite schicken, um Geröllproben zu erbeuten Ein ungeheurer Aufwand und sehr teuer. Und es soll da ein ganz großes Loch geben. Aus dem Brocken, der da mal drinnen war ist dann der zweite Mond erstanden. Sagen die Chinesen und die Welt staunt.
Hans-Emil Schuster

 


 

Leserbrief zu „Bug vorn, Heck hinten“ von Niko Kappel

gratuliere zum bestandenen Bodenseeschifferpatent. Nur eine Kleinigkeit: Bei einer Patenthalse schwenkt der Baum nicht von rechts nach links, sondern natürlich von steuerbord nach backbord.
Volker v. Moers

 


 

Leserbrief zu „Am heiteren Gipfel“ von Jens Balzer

auch ich finde das neue Album von Billie Eilish ein Meisterwerk, ich liebe wirklich alles daran. Aber wann können wir aufhören, Frauen über andere Frauen zu stellen? Kann Billies Album nicht einfach für sich stehen und gut sein, ohne besser oder schlechter als das von anderen Künstlerinnen zu sein? Kann es nur „die eine“ geben? Würde das Album eines Mannes auch mithilfe der Abwertung anderer Künstler gelobt werden? Hierfür auch gerne mal den Song „Clara Bow“ von der referenzierten Taylor Swift anhören.
Janina Lambrich

 


 

Leserbrief zu „Was gibt’s denn hier zu lachen?“ von Daniel Haas

Es gab mal eine Zeit (zwar nicht in den USA, aber dieser Rückgriff passt trotzdem), in der im Theater oder Konzertsaal – sozusagen für die Werkeinführung – ein SA-Mann die Bühne betrat. Suchte sich – vorzugsweise bekannte – Juden aus den Aufführenden oder aus dem Publikum heraus, um auf deren Kosten mit Stereotypen zu spielen, was von großen Teilen des Publikums gedankenlos bis dankbar angenommen wurde. Auch signalisierte das Publikum gern mal Zustimmung zur Feststellung, dass dieser oder jener eigentlich kein Recht hätte, auf der Bühne zu stehen oder vorn im Saal zu sitzen. ‚Spaß‘ à la Dirty Comedians. Allerdings trug man den oder die Angesprochenen damals nicht in eine andere Reihe, wie in Ihrem Beitrag episodenhaft geschildert. Man warf sie brutal hinaus, denn der angemessene Ort für sie war die Straße, um dort mit der Zahnbürste den Gehsteig zu putzen. In solchen Augenblicken sahen viele im Publikum dann doch betreten zu Boden, denn ihnen war klar, dass dies kein Spaß mehr, sondern öffentlich praktizierte Unmenschlichkeit war. Ich bin mir sicher, dass auch heute vielen klar ist, dass die beschriebene Art Comedie längst keine Comedie mehr ist, und schon gar nichts mit der vom linksliberalen Milieu geheiligten Achtsamkeit zu tun hat. Es ist öffentlich demonstrierte Überlegenheitsideologie sich liberal dünkender Schauspieler (im schlechten Sinne des Wortes) und schmierigste Publikumsverachtung. Solcherart ‚Kunst‘ hat bisher nichts weiter geleistet, als zur mittlerweile erschreckenden Verwüstung zwischenmenschlichen – wenn man so will gutbürgerlichen – Anstandes in den westlichen Demokratien beizutragen. Man sage nicht, dass dieses Phänomen beim Versuch den Atlantik zu überqueren, an der moralischen Festung Deutschlands zerschellen wird. Es ist längst angekommen, nur die Aufführungsformen sind anders: Was in Sylt geschah, ist lediglich der im Suff manifestierte, ganz und gar kunstfreie Ausdruck dafür. Ich hätte nach der ersten von Ihnen geschilderten Episode den Saal verlassen. Meine Hoffnung ist, dass ich nicht der Einzige geblieben wäre.
Matthias Wagner

 


 

Leserbrief zu „Schluss gemacht mit Tinder“ von Heike Buchter

Wie bitte!? 499 Dollar pro Monat für eine etwas exklusivere Variante von Tinder?! Wie verzweifelt / verrückt / reich müssen manche Leute denn sein …? Soviel Geld lässt sich leichter verjubeln, zur Not auch im Bordell.
Thomas Manthey

 


 

Leserbrief zu „Gibt es einen reinen Blick auf Literatur?“ von Ijoma Mangold

Leute, die Texte mit vielen Rechtschreibfehlern einreichen (ich gehe davon aus, dass das kein bewusstes Stilmittel ist), dürfen sich Hoffnung auf Literaturpreise machen und deren Texte können angeblich dennoch großartig sein? Ziemlich merkwürdig … Einen gewissen Mindeststandard, was die Form angeht, erwarte ich schon. Es gibt übrigens viel zu viele Literaturpreise. Die meisten sind doch nichts wert. Ob dieser Internationale Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt (dreifacher Genitiv) dazugehört, kann ich nicht beurteilen. Wenn Sie nicht über diesen Eklat berichtet hätten, wäre dieser Preis mir völlig unbekannt geblieben.
Thomas Manthey