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18. Oktober 2018 – Ausgabe 43

Leserbrief zu „Brauchen wir Bedenkenträger?“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Danke für Ihren Artikel, er ist für mich der hermeneutische Zugang, der mir hilft, den (bis zur Schmerzgrenze einseitigen) Rest des aktuellen Zeitmagazins mit Humor zu nehmen. – Pfr. Ulrich Pohl


Leserbrief zu „Wir auch!“ von Hedwig Richter

Der Versuch von Hedwig Richter, die Einführung des allgemeinen und gleichen Wahlrechts und damit auch des Frauenwahlrechts in Deutschland aus dem Zusammenhang mit der Novemberrevolution zu lösen, führt in die Irre und setzt voraus, dass man Entscheidendes weglässt, insbesondere die konkrete Entscheidung zur Demokratisierung des Wahlrechts und deren Entscheidungsträger. Proklamiert wurde es aber nun mal am 12. November 1918 von dem aus der Revolution hervorgegangenen Rat der Volksbeauftragten, der aus je drei männlichen Vertretern von SPD und USPD bestand. Es wäre völlig verfehlt, die Bedeutung der Frauenbewegung, insbesondere der sozialistischen, für den Weg zu dieser Entscheidung kleinzureden, aber es darf ebenwo wenig unterschlagen werden (was die Autorin leider tut), dass ein allgemeines und gleiches Wahlrecht „ohne Unterschied des Geschlechts“ und darüber hinaus die „Abschaffung aller Gesetze, welche die Frau in öffentlich- und privatrechtlicher Beziehung gegenüber dem Manne benachteiligen“ seit dem Erfurter Programm von 1891 zentrale Forderungen der Sozialdemokratie waren. (Frauen war die Mitgliedschaft in politischen Parteien im Kaiserreich übrigens erst ab 1908 erlaubt.) Die von Richter eher verschämt angesprochenen Absichten von Teilen der bürgerlichen Frauenbewegung, am preußischen Dreiklassenwahlrecht und damit auch an der politischen Diskrimierung ihrer weniger wohlhabenden Geschlechtsgenossinnen festzuhalten, blieben dahinter deutlich zurück, wurden aber mit der Novemberrevolution gegenstandslos. – Dr. Jürgen Zarusky


Leserbrief zu „Farbe bekennen“ von Mariam Lau

Danke für Ihren notwendigen Artikel! Ihm schließe ich mich in Gänze an. Das Schwenken von Schwarz-Rot-Gold von diesen Rechten empfinde ich (77, DDR-Flüchtling, bekennender Wechselwähler, liberaler Scheißer 1967/68 FU Berlin) als Beleidigung. Das „unerwünscht“ von links ist mir heutzutage auch zuwider. Schätzen wir unsere liberale Demokratie!! – Dr. med. Klaus Sprenger


Leserbrief zu „Politiker-Mikado“ von Bernd Ulrich

Gelegentlich wünscht man sich eine Regierung, die wie ein intakter und gut geölter Motor geräuschlos und effektiv ihre Arbeit verrichtet. Ein Kabinett muss nicht, pardon, jeden Tag eine neue Sau durchs Regierungsviertel treiben, um seine Existenzberechtigung nachzuweisen. Aber wenn man von der aktuellen Regierung wenig hört außer gelegentlichen Lärm um nichts wie etwa im Fall Maaßen, dann ist das ein Alarmzeichen: Hier werden Jahrhunderttrends wie Globalisierung und Migration einfach verschlafen, dringliche Aufgaben wie Digitalisierung, Altersvorsorge, Pflege, Wohnungsbau, E-Mobilität und Steuerreform verschlampt. Diese nur noch recht kleine Koalition hat ihre Mehrheit zu Recht verloren. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Der Coup des Jahrhunderts“ von Manuel Daubenberger et al.

Es ist bedauerlich, dass politische Spitzenpositionen nicht nach Kompetenz und fachlicher Erfahrung, sondern in erster Linie nach macht- und partei- politischen Kriterien sowie Proporz und Quote besetzt werden. Dieses Prinzip erweist sich im Bundesfinanzministerium als besonders schädlich. Dort mag es Spezialisten für Haushaltsfragen und den Länderfinanzausgleich geben, und der ehemalige Finanzminister Schäuble, ein Jurist, rühmte sich sogar, mit den vier Grundrechenarten ganz gut zurechtzukommen, aber Expertise in Geld- und Währungspoltik oder im Erkennen von Steuerschlupflöchern auf internationaler Ebene ist eher dünn gesät. Kein Wunder also, dass die Regierung Fragen wie den Target-Salden und den Cum-cum- und Cum-ex-Geschäften sträflich wenig Aufmerksamkeit schenkt. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Macht und Sex“ von Thomas Assheuer

Im Medien-Theater ist doch jede Szene ein Klassiker, weil diese gezielt die Begriffe -Macht und Sex -als Tabubrüche nutzen und zum politischen Kalkül instrumentalisieren und inszenieren können! Diesen semantischen Bürgerkrieg kann ich nicht allein nur in den Vereinigten Staaten beobachten und allein am Kulturkämpfer und Moral-Verweigerer Trump ausmachen. Hüter der Moral und Wächter über die unbefleckte Reinheit unserer Herzen gibt es überall besonders bei den Mainstreaming Medien zu finden.(siehe dazu ME-Too-Debatte). Ich reibe mir heute die Augen. Der Jargon von Befreiung und Tabubruch im ZEIT-Feuilleton soll die Seiten gewechselt haben? Denn am Pranger steht nicht Identitätspolitik, als Ursprung großen Unfugs, allein.

An den Pranger gehört nicht nur eine egozentrische Selbstfindungsideologie, die unsere Gesellschaft zersplittert und freie Menschen mit spießigen Tabus über korrekte Erotik quält. Sondern, wir sollten uns lieber der Wahrheit stellen und uns fragen: Wann sind wir Täter und wann Opfer von Macht und Sex.? Und was, wenn wir dann auch noch entdecken, dass es mehrere Wahrheiten gibt,abhängig davon, aus welcher Perspektive wir eine Sache betrachten oder vor welchem Lebenshintergrund? Wie sich einigen auf einen Nenner der Wahrhaftigkeit, der nicht zu groß, aber auch nicht zu klein ist ? Und warum überhaupt? Es geht auch meineserachtens um den Verlust/Mangel oder das Bewahren einer harten Währung. Der einzigen Währung, mit der sich der Wert der Wahrheit gegenüber der Lüge ausdrücken lässt, der Wert der Realität gegenüber der Inszenierung von Wahrheiten, der Wert des Seins gegenüber dem bloßen Schein. Diese einzige Währung, mit der man den Wert der Wahrhaftigkeit überhaupt erfassen kann, ist VERTRAUEN.

Das Bindeglied jeder Beziehung und Grundvoraussetzung für gesellschaftliches Zusammenleben nicht allein bloß in den Vereinigten Staaten. Erst Vertrauen in die Wirksamkeit von Politik ermöglicht erst langfristiges Miteinander und Geborgenheit auch selbst im Spannungsfeld von Machtinteressen und Sex-Lust-Gebaren. Wenn wir versuchen, uns der Wahrheit allein zu stellen, geht es aber nicht nur darum, was wir (bzw Trump) tun oder getan haben. Es geht auch darum ,was wir unterlassen. Denn bereits schon wer nicht mehr wissen will, was ist, öffnet der Lüge das Tor. Und wer nicht mehr wissen will, ob etwas überhaupt stimmen kann, was stets behauptet wird, macht erst Platz für die Verlogenheit und Scheinheiligkeit. Nur wenn aber die Wahrheit über die Dinge /Begriffe abgeschafft wird, wird auch die Währung Vertrauen weich und wertlos. Dann braucht es plötzlich viele Worte, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Und wenn die nicht mehr reichen, bröckelt nicht nur die schöne Fassade-dann bricht das tragende Fundament weg.!

Letztlich ist das genau der Prozeß, der bei Donald Trump in seinem Land zu beobachten ist: Mit vielen Erklärungen und Interpretationen versucht er meist vergeblich, Vertrauen zurückzugewinnen, das im Zuge des peinlichen und nicht abreißenden Sich-öffentlich-rechtfertigen. -Müssens längst verloren gegangen ist. Es ist kein großer Skandal, der ihn letztlich zu Fall bringen kann, sondern die Summe aus den vielen kleinen Affärchen, die insgesamt eine nicht mehr tragbare Schmarotzerhaltung und Selbstüberschätzung offenbaren. Denn bei ihm rangiert Selbstsucht vor Gemeinwohl. Längst hat sich deshalb das Bedürfnis nach unmittelbar abzurufende Bewertung eingestellt, die uns übers Internet von Trump auch permanant serviert werden. Vermeintliche Kompetenzinstanzen oder die Intelligenz des Schwarmes, die in der Gefahr steht, in einem Herdentrieb der reinen Trump-Gegner abzugleiten ,werden uns schon die richtige Richtung weisen? Aber so können sich verlogene Strukturen nahezu unbemerkt in unseren Alltag einnisten. Ich halte mich statt an darwinistische und mediale Weisheiten und Geisterstunden mit Pessimisten lieber an Novalis: „Wenn man einen Riesen vor sich hat, untersuche man den Stand der Sonne und gebe Acht, ob es nicht der Schatten eines Zwerges ist.“ – Lothar Hantel


Leserbrief zu „Alle Achtung“ von Jörg Kramer

Was oft vergessen wird: Auch scheinbar mächtige Bundestrainer unterliegen den Einflüssen und Einflüsterungen zahlreicher Personen und Gruppen, darunter DFB-Funktionäre, Vereinspräsidenten, Spielerberater, Medien, andere Strippenzieher und Meinungsmacher bis hin zu Werbepartnern, Sponsoren und Ausstattern. Darüber hinaus sind sie oder machen sie sich häufig abhängig von sogenannten Führungsspielern wie Effenberg, Ballack oder Matthäus. Beckenbauer und Klinsmann waren vermutlich die einzigen Bundestrainer, die unabhängig und souverän genug waren, sich diesen Mechanismen weitgehend zu entziehen. Löw hat seit der WM 2014 viel von seiner Autorität eingebüßt, auch wegen seines dandyhaften Auftretens bei der verkorksten WM in Russland. Nun muss er sogar dem seit Monaten formschwachen, aber lobbystarken Müller durch eine sportlich sinnlose Einwechselung in der 88. Minute zu einem weiteren Länderspieleinsatz verhelfen. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Verlässt die SPD die Regierung?“ von Peter Dausend

Parteien werden dann gewählt, wenn sie ein klares Profil haben und ihre Wahlkreis- und Spitzenkandidaten dies glaubwürdig verkörpern und kommunizieren. Die bayerische SPD hat diese Anforderungen (gerade im Vergleich zur Konkurrenz) weit verfehlt und mit 9,7 Prozent und ohne ein einziges Direktmandat das schlechteste jemals von der SPD bei einer Landtagswahl erzielte Ergebnis eingefahren. Hieraus wie die meisten Kommentatoren zu schließen, dass die Partei zwangsläufig einem allgemeinen, in ganz Europa festzustellenden Trend in die Bedeutungslosigkeit unterliegt, erscheint jedoch verfehlt: Es ist gerade ein Jahr her, dass die niedersächsische SPD mit einem Stimmenanteil von 36,9 Prozent die Landtagswahlen gewonnen hat. Die gravierenden Probleme, die die Partei in vielen Ländern und auch auf Bundesebene hat, sind also möglicherweise eher auf politische Fehler und personelle Mängel zurückzuführen als auf das quasi naturgesetzliche Aussterben einer bedrohten politischen Art. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Politiker-Mikado“ von Bernd Ulrich

Der Artikel von Bernd Ulrich hat mir sehr geholfen, mich in der Situation nach der Bayernwahl zurechtzufinden. Vor allem teile ich Ihren Respekt vor einer Kanzlerin, …“die vor drei Jahren eine spektakuläre Tat vollbracht hat …“Für mich war das damalige Handeln von Angela Merkel human und zutiefst christlich. – Ursula Gleim


Leserbrief zu „Ihr seid frei!“ von Ulrich Ladurner

Die Forderung Herrn Ladurners, dass Italien die EU verlassen sollte, wenn es seine Absicht hoher Staatsverschuldung beibehält, ist sehr berechtigt. Es ist unseriös, wenn man seine Politik darauf gründet, die Steuerzahler anderer Staaten zu erpressen. Wenn in diesem Zusammenhang gesagt wird, dass auch Deutschland unter Gerhard Schröder die Maastrichtkriterien verletzt hat, dann ist das zwar formal richtig. Man sollte aber das dazusagen, was nie dazugesagt wird, weil es zu den großen Tabus gehört, die bei uns herrschen: Deutschland musste im Jahr 1990 einen ganzen bankrotten Staat übernehmen. So etwas hätte auch jeden anderen Staat ins Defizit gebracht. In der Schweiz und Österreich ist diese Tatsache unter den politisch Interessierten allgemein bekannt, nur bei uns darf sie nicht ausgesprochen werden. – Norbert Oettinger


Leserbrief zu „Die Lust, an allem schuld zu sein“ von Ulrich Greiner

Es ist nicht richtig, dass im AT nichts von Erbsünde steht, wenn auch nicht so bezeichnet. Im Dekalog, Exodus 2 heißt es, Gott werde die Sünde der Väter heimsuchen bis in die dritte und vierte Generation, aber jenen wohltun, die seine Gebote gehalten haben, bis ins tausendste Glied. Dies abgesehen davon, dass Gott nicht sprach oder spricht. Denn „Gott ist Geist“ (Joh. 4), hat also keinen Körper mit einem Mund, mit dem er sprechen könnte. Rousseau: „Wenn die Menschen nicht darauf verfallen wären, Gott sprechen zu lassen, hätte es immer nur eine Religion gegeben.“ – Christine Preyer


Leserbrief zu „Die Lust, an allem schuld zu sein“ von Ulrich Greiner

Just 8 Wochen später knüpft Ulrich Greiner dort an, wo Frau Professor Dr. Lotter in ZEIT Nr. 34 geendet hat: am intellektualisierten Ärger über ein kritisches Geschichts-und Zeitverständnis , das Beide als Schuldlust (Greiner) oder Schuldwillen (Lotter) apostrophieren, aber auch damit wird es nicht überzeugend. Es erinnert sehr an die unsägliche Altruismusdebatte der 1980er Jahre, in der von Psychologen und Soziologen den “hilflosen Helfern” ein unsinniger Eigennutz für Fürsorglichkeit und “übertriebenes” Engagement eingeredet wurde. Greiner und Lotter diffamieren eine Revisionsbereitschaft überkommener Herrschaftsgeschichte und lehnen eine Neubewertung ab, die Verantwortung und Wiedergutmachung von Schuld durch koloniale Großverbrechen und verbrecherischer Weltgestaltung in heutige Politik miteinbeziehen will. Zynisch, ironisch und philosophierend wird die Bedeutung einer verantwortungsbewußten Geschichtsdeutung abgelehnt und weggewischt, insbesondere im Hinblick auf europäisch-amerikanische Verwerfungen” des alten weißen Mannes” ; sie machen daraus ein positiv-rassistisches Projekt der Verteidigung , für die nach ihrer Sicht einseitig zu Unrecht angeprangerten Geschichtstäterschaften. Sie übersehen, daß auch frühere und heutige nicht-europäische oder hellhäutige Diktatoren und PotentatInnen ebenfalls kritisiert und angezweifelt werden, weil es eben nicht um eine selbstzerstörerische selbstkasteiende Verunglimpfung geht sondern um eine verantwortungsbewußte Neuorientierung hin zum universellen Menschen. Mögen sich Greiner und Lotter weiterhin belustigen –sie dienen mit ihren Beiträgen dieser neuen rechten Richtung von Geschichtsdeutung, die weiterhin ohne Schuldanerkennung und Verantwortungsübernahme auskommen will und derartige Aufarbeitungsprojekte am Liebsten gestrichen sähe. Ob religiös, agnostisch oder atheistisch definiert – Schuld, Gewissen und Gerechtigkeit sind auch juristische Werte, ohne die soziale Systeme im Kleinen, Großen und Globalen nicht auf Dauer funktionieren. Niemand muß sich schämen oder kleingeistig fühlen, der sich bewußt und lernbereit damit auseinandersetzt und konsequentes Umdenken einfordert. Arrogantes Wegwischen-Wollen mutet da eher bedenklich und fragwürdig an. – Gertrud Tammena


Leserbrief zu „Bleibt der Wald? Ja! Nein!“ von Lisa Nienhaus und Petra Pinzler

Im Interview mit Rolf Martin Schmitz von der RWE und Kai Niebert vom Deutschen Naturschutzring werden die wesentlichen Fakten, die hinter der Stellvertreter-Auseinandersetzung um den Hambacher Wald stehen, nur kurz oder gar nicht erwähnt.

1) Der deutsche Ausstieg aus der Kernenergie ist ein ganz wesentlicher Grund für das Nichterreichen von hohen Klimaschutzzielen. Das wird auch in der Öffentlichkeit viel zu wenig beachtet. Mit dem Ausstieg aus der Kernenergie leistet Deutschland einen eigenen Beitrag für die Sicherheit der Bevölkerung Europas – ein einseitiges Schielen auf den Kohlendioxidausstoß ist unangemessen.

2) Die Fokussierung auf die Stromproduktion ist auch unangemessen: der größte Teil des Ausstoßes von Treibhausgasen liegt in der Wärmegewinnung. Umstellung auf effiziente Gasheizungen und stärkerer Wärmeschutz sind vorrangig.

3) Um das Weltklima zu schützen, müssen Staaten wie Deutschland über die Grenzen hinweg tätig werden, speziell wenn man mit geeigneten Maßnahmen schneller, preiswerter und effizienter den weltweiten Kohlendioxidausstoß verringern kann. Und hier eignet sich der Schutz der tropischen Regenwälder hervorragend. Wenn Deutschland einen größeren jährlichen Betrag für die Pacht von Regenwäldern in Südostasien und Südamerika zahlen würde, könnte man einen wirklich effektiven (und schnellen) Beitrag zum Klimaschutz leisten. Und die Naturschützer sollten beachten, dass man hiermit zusätzlich wertvollsten Wald mit Pflanzen und Tieren in großem Ausmaß erhalten könnte. Diesen Weg hat schon vor Jahren der bedeutende Ökonom und frühere Präsident der Weltbank Nicholas Stern in einem Bericht an den Club of Rome aufgezeigt. Hiermit würde man auch in Deutschland Zeit gewinnen, unsere Energiegewinnung ohne Hektik und mit mehr Vernunft umzubauen. – Karl Enk


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Noch nie hab ich Ihr ZEIT MAGAZIN so genossen, und das nicht nur in meinem politischen, sondern auch im kulinarischen Sinne! Dazu gratuliere und danke ich Ihnen und Herbert Grönemeyer! Ja! Genossen bis zur vorletzten Zeile! In der letzten drohen sie nämlich in der nächsten Ausgabe mit wärmender herbstlicher Pilzsuppe mit Kurkuma! Und ich befürchte, daß das Rezept nicht von HG stammen wird. – Heimo H. Suntinger


Leserbrief zu „Was ist Leichtsinn?“ von Harald Schmidt et al.

Wähle aus zwischen einer „unsinnigen Leichtigkeit“ und einer „leichten Unsinnigkeit“, und das Leben könnte sich wieder sehr leicht mit Sinn anfüllen, und sich dadurch auch wieder sehr gut anfühlen! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Heute muss ich Euch sofort schreiben, weil ich soooo begeistert vom aktuellen Heft bin. In einem Zug von vorne bis hinten mit großem Genuss gelesen, geschmunzelt, fast geweint, zugestimmt…. Ein ganz großartiges Heft mit viel Stoff zum Nachdenken und mit Freunden drüber zu reden. Bitte gerne an Herbert Grönemeyer weitergeben. – Monika Müller


Leserbrief zu „Der Coup des Jahrhunderts“ von Manuel Daubenberger et al.

In der Volkswirtschaftsthese gab es die These, die Geldwirtschaft sei nur ein Schleier der Realwirtschaft (genannt: „Geldschleier“). In den letzten Jahrzehnten aber haben wir gelernt, dass die Preise für Tulpenzwiebeln, Rohstoffe, Kunstwerke und bevorzugte Immobilien in relativ kurzer Zeit beträchtlich steigen können, dass Waren beim Transport vom Produktionsland zum Verbrauchsland mehrfach verkauft, Währungsrisiken zigfach abgesichert, breit gestreute Pakete von riskanten Krediten das Ausfallrisiko beträchtlich mindern können – bis die Blase platzt. Nun erfuhr die Öffentlichkeit, dass einmal gezahlte Steuern mehrfach erstattet werden können. Dies kann man vielleicht so weit perfektionieren („Looping“), dass die erstattete Kapitalertragssteuer die zugrundeliegende Dividende, letztlich sogar die gesamten Steuereinnahmen des Staates übersteigt.

Es wird Zeit, dass den Finanzjongleuren das Handwerk zumindest erschwert, die Freiheit im Finanzwesen weiter eingeschränkt wird. Mein Vorschlag: Aktiengesellschaften dürfen Dividenden für nummerierte Aktien nur auszahlen, wenn ihnen ein Besitztitel (in Papierform oder als pdf-Datei) spätestens einen Tag vor dem Auszahlungstermin und die Steuer-ID des Zahlungsempfängers vorliegt; eventuelle Steuererstattungsansprüche werden nur bei der jährlichen Einkommensteuer- bzw. Körperschaftssteuerveranlagung berücksichtigt – es sei denn, es liegt eine Nichtveranlagungsbescheinigung vor; eine Datenbank der Finanzverwaltung prüft die Datenströme. Dies wird einige hochbezahlte Arbeitsplätze kosten, der Absatz von Luxuswaren, -autos, -villen etc. wird zurückgehen. Aber dem Staat verblieben mehr Einnahmen, die er sinnvoll verwenden (z.B. Bildung, Schuldentilgung…) oder auf die kleinen und mittleren Steuerzahler verteilen kann. Die „Wohlfahrt“ stiege im Staat sicher an. – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zu „Politiker-Mikado“ von Bernd Ulrich

In Berlin wird nichts passieren. Heute nicht, morgen auch nicht Und wenn, dann ist das wieder verkehrt. Seit Jahren predige ich die Unfernunft der Regierung in Berlin und in den Bundesländern. Nur Bayern mit Söder und Seehofer könnte es tun. Aber das wird von den Medien nach wie vor verhindert. Ihr Autor schreibt mal dieses und mal jenes. Deutschland kann nur wieder stabil werden, wenn der Islam aus unserem Land geworfen wird. Das geht alles nicht, wie ich immer hören kann. Eines Tages muß es aber gehen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Die Lust, an allem schuld zu sein“ von Ulrich Greiner

Die Lust am Schreiben
Gott sei Dank gibt es (deutsche) Journalisten, die aus reiner Lust am Formulieren die Feder fließen lassen, und so (unbewusst) die ungeschminkte Wahrheit sagen. Nie habe ich einen besseren Artikel über die Schuld des ausbeuterischen Westens an der heutigen Weltsituation sowie über die Sünde im Paradies, die bewirkte, dass der Stärkere stets den Schwächeren benutzt, gelesen. Und das wird dann auch noch mit der Aussage „Der Nachbar ist immer der Böse“, sprich es ist immer der Nächste, den wir als Christen angeblich lieben sollen, unterlegt. Einfach Klasse! – Ruth Gehring


Leserbrief zu „Gehört mein Bauch mir?“ von Stefanie Flamm

Danke für Ihren Beitrag, und: Bitte schreiben Sie weiter! Wenn wir die Debatte um die Entscheidung über eine Abtreibung von Föten mit unerwünschten genetischen Merkmalen nicht jetzt und lautstark beginnen, dann werden wir sie später noch viel schmerzhafter führen müssen, dann nämlich, wenn immer neue Charakteristika des Menschen genetisch diagnostizierbar werden. Nur sollten wir die Diskussion um eine „Abtreibung mit Indikation“ nicht mit der um Abtreibung allgemein vermengen. Die Abtreibung eines Kindes weist allgemein ein Kind zurück, die Abtreibung eines Kindes mit genetischen Auffälligkeiten aber ein bestimmtes Kind. Hier beginnt Diskriminierung im Wortsinn: Es wird ein (tödlicher) Unterschied gemacht. Sie haben Recht, dass wir die Abtreibung von Föten mit Behinderung diskutieren müssen und eine wichtige Entscheidung nicht allein überforderten Eltern in einem sehr verletzlichen Moment ihres Lebens zumuten dürfen. Jenseits ethischer Erwägungen können wir dabei handfest auf die UN-Konvention verweisen: In ihr einigen sich die unterzeichnenden Staaten darauf, Behinderung als Element des sozialen Lebens vollumfänglich anzuerkennen.

Davon ableiten könnten wir eine Praxis, die das grundsätzliche Recht der Eltern auf Abtreibung nicht in Frage stellt, wohl aber auf die besonderen Umstände einer Abtreibung mit Indikation hinweist. So könnten wird z.B. die Beratung in der gynäkologischen Praxis auf Standards verpflichten. Eine Grundfrage wie: „Sie erwarten ein behindertes Kind. Wollen und können Sie sich das zumuten?“ setzt einen emotionalen Rahmen, aus dem man nicht mehr leicht herauskommt (Daniel Kahnemann zeigt die Macht dieser Rahmen eindrucksvoll in Thinking, fast and slow): Die Abwägung einer „Zumutung“ wird zum Anker der Entscheidung. Eine Frage wie : „Sie erwarten ein Kind mit Behinderung. Gibt es gewichtige Gründe, die gegen die Geburt des Kindes sprechen?“ regt zu anderen Überlegungen an. Wer, wenn nicht wir im reichen Deutschland, könnten die Rahmung für Behinderung verändern? Wir sind in der Regel nicht gezwungen, in allererster Linie ökonomisch zu argumentieren. Wir brauchen allerdings parallel dazu viel mehr Bilder von Menschen mit Behinderung in unseren Köpfen, nicht nur positive, aber auch; nicht nur süßliche Stereotypen, aber auch nicht nur Horrorszenarien. Fragen Sie weiter und halten Sie dieses verschwiegene Problem bewusst! Es muss sein. – Prof. Dr. Susanne Hartwig


Leserbrief zu „Macht und Sex“ von Thomas Assheuer

Herr Assheuer kann den von ihm selbst benannten Widerspruch, warum die konservativsten Teile der amerikanischen Wählerschaft – nämlich weiße Evangelikale und Katholiken – „ihrem obszönen Präsidenten“ die Treue halten, nicht erklären. Stattdessen verliert er sich im „dyonysischen Urgrung“ , dessen Kräfte angeblich eine „Gesellschaft zur alten Größe“ befreien können. Da kann die Überhöhung Trumps auch nicht mehr verwundern: „Trump beschreibt den Kapitalismus so präzise wie ein Marxist als Naturzustand…“ Nur zwei kleine Anmerkungen:Wer etwas über die emotionale Bindungen der Wähler an Trump wissen will, der lese Arlie Russel Hochschild. Zweitens ging es Marx gerade darum, Gesellschaft als Gesellschaft und NICHT „als Naturzustand“ darzustellen. – Detlef Umbach


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Was für ein wundervolles, berührendes, erkenntnisreiches und auch witziges ZEITmagazin, das zum Innehalten einlädt. Vielen Dank Herbert Grönemeyer! Und Danke an die Macher für diese schöne Idee. – Ute Meyer


Leserbrief zum Titelthema „Die Macht der Gene“ von Ulrich Bahnsen

Der Artikel zum Titelthema ist schlecht. Das ist „Mythenpresse“. Vom Mythos einer „Macht der Gene“ ist der Autor überzeugt. Im Selbstversuch begibt er sich in die führenden deutschen Labors der angebeteten Technologie. Keine Fragen an kritische Wissenschaftler der Molekulargenetik und auch anderer Fachgebiete. Kein Blick, der über die eigene Überzeugung hinaus weist. Gene steuern nicht. Sie agieren interaktiv mit der sie umgebenden Matrix. Es gibt keine einfache Kausalität vom Gen zum Phän. Die Wechselwirkungen zwischen Genotyp und Phänotyp sind „selbstorganisiert“ und komplex. Es ist diese Komplexität, die unser Denken herausfordert. Man muss sie „denken“ wollen. Erst dann erschließt sich eine mögliche Bedeutung der vielen Millionen statistisch aufbereiteten Computerdaten. Dem „gemeinen Wutbürger“ wird vorgehalten, er würde sich der Komplexität unserer Zeit nicht stellen. Vormachen wäre eine Möglichkeit. Statt dessen geben Sie sich diesem Mythos hin, ordnen mit ihm die Welt und „orakeln“ selbstgewiss, dass alles nur so kommen kann. Nicht nur die Politik, auch die Wissenschaft muss sich um Glaubwürdigkeit kümmern. Denn diese liegt nicht in „der Macht der Gene“ sondern im Ermessen von Menschen. – Jürgen Pilz


Leserbrief zum Titelthema „Die Macht der Gene“ von Ulrich Bahnsen

Wenn die Guten von der Macht der Gene sprechen, dann haben sie recht. Wenn ’s aber der böse Sarrazin tut, dann muss man ihn bekämpfen! = die Wahrheit ist teilbar in unsrer Republik ! – Christine Kliefoth


Leserbrief zu „Farbe bekennen“ von Mariam Lau

Das ganze Drama ist doch die Berliner Politik. Die scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Warum setzt man sich nicht mit dem Feind auseinander. Ich vermute, daß sie dabei nur der Verlierer sein können. Was wollen sie denen den Vorwerfen? Vielleicht ihre Heimatliebe. Oder die Kritik an der Masseneinwanderung. Oder die Zustände an den Schulen. Nein, die haben sich selbst in den Schlamassel reingeritten. Jetzt ist Holland in Not und ich sehe auch keinen Grund die Bundeskanzlerin noch weiter zu unterstützen. Weg mit ihr! – Gunter Knauer


Leserbrief zum Titelthema „Die Macht der Gene“ von Ulrich Bahnsen

In dem Artikel „Was wird aus mir?“ schreiben Sie, „Jeder Mensch besitzt eine Disposition für (…) Autismus oder Extrovertiertheit.“ Ich bin zwar keine Expertin, befasse mich aber aus privatem Interesse intensiv mit dem Thema Autismus. Deshalb möchte ich anmerken, dass Autismus nichts ist, das man wie die anderen besprochenen Dispositionen durch seinen Lebenswandel irgendwie beeinflussen könnte. Es ist eine angeborene, genetisch disponierte Charaktereigenschaft. Per se ist Autismus jedoch keine Krankheit, sondern nur eine vom „Normalmenschen“ abweichende neuronale Verknüpftheit, die sich oft in als unsozial wahrgenommenem Verhalten äussert. Durch Therapie oder Lebenserfahrung kann man lernen, gut damit umzugehen, so dass der Autismus nicht zu Leid führen muss. Es gibt wahrscheinlich sehr viele nicht diagnostizierte Autisten, die in ihrem Leben keine oder wenig Probleme haben. ( Allerdings gibt es sicher auch viele nicht diagnostizierte Autisten, für die die Diagnose eine Hilfe oder Erklärung wäre)

Mir wäre es aufgrund der gesellschaftlichen Stigmatisierung von Autisten lieber gewesen, wenn Sie Autismus wie Haarfarbe oder Größe behandeln würden, statt im Kontext von Schizophrenie und Diabetes. Ansonsten ist der Artikel sehr informativ und hat mir gut gefallen. Die angesprochene Implikation der genetischen Einteilung könnte man noch vertiefen. Warum nicht Kinder gleich nach der Geburt in die passende Schulform einteilen? Das würde vielen Grundschülern viel Stress ersparen. Wichtig ist ja nur, dass kein Genmerkmal ein Grund für Abtreibung sein darf. Aber das ist ein anderes Thema. – Ilona Mennerich


Leserbrief zu „Politiker-Mikado“ von Bernd Ulrich

Bravo, Bernd Ulrich, für diesen Aufmacherbeitrag „zwischen den Wahlen“! Großartig, scharfsinnig und wortgewaltig das Dilemma der Volksparteien beschrieben und mit dem Finger im die Wunde gebohrt! Bundespolitiker der großen Koalition: lesen und abtreten. – Sabine Longerich


Leserbrief zu „Der Coup des Jahrhunderts“ von Manuel Daubenberger et al.

Wer plündert, Ich glaube eher die Politiker sind die Plünderer. Darüber schweigen die Presseorgane. So gut wie nichts liest man davon. Der Bundesrechnungshof, ohne Vollmacht, beklagt das schon seit Urzeiten. Die Verschwendung geht in die Billionen. Solange diese Institution keine Vollmacht hat wird sich auch nichts ändern. Hinzu kommt die hohe Steuerprogression. Sobald sich ein Bürger bewegt, steht der Finanzbeamte vor der Tür. Der Bundestag ist auch nicht in der Größe notwendig. Mehr Beamte, mehr Gesetze und Verordnungen. Die selbst ernannte Gehaltsstruktur ist auch beklagenswert. Und was gar nicht gehen sollte, ist die Besserstellung der Beamten. Nur bei hoheitlichen Aufgaben würde das Sinn machen. Warum muß zum Beispiel ein Professor Beamter sein.? – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Wer trickst hier wen aus?“ von Mark Schieritz

Es gibt wieder viel zu kritisieren. Italien soll wieder an der Leine geführt werden. Das ist ein Witz. Die verschwenden das Geld nicht wie in Deutschland. Die investieren für die Zukunft ihres Landes. Das ist der feine Unterschied. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Wir doch nicht!“ von Alice Bota

Vielen Dank für solche Fake-News! Wenn Sie schon so rumpoltern, sollte das wenigstens qualifiziert erfolgen! Im Fall Skripal gibt es mehr logische Lücken als in Grimms Märchen. Falls Sie nicht selbst drauf kommen, zähle ich sie Ihnen gerne auf. Bei der Ukraine/Krim werden grundsätzlich die CIA-finanzierten ukrainischen Milizen „vergessen“, die nicht Bestandteil des Minsker Abkommens sind. Ebenso wird die große US-Marinebasis nahe der Krim unterschlagen, die, wäre die Krim nicht an Russland angeschlossen worden, heute in Rufweite der Basis der russischen Schwarzmeerflotte wäre. Kennedy hatte 1962 noch den Finger auf dem roten Knopf bei so was. An dem Spruch „Die Russen wollen Krieg! Seht mal, wie nahe sie ihr Land an unsere Militärbasen geschoben haben!“ ist ziemlich viel dran (die Karte ist ziemlich unvollständig). – Gilbert Brands


Leserbrief zum Titelthema „Die Macht der Gene“ von Ulrich Bahnsen

Meine Söhne würden Ihre Hingabe für das Thema Genealogie mit einem einfachen Kürzel belegen: wtf – what the fuck? Ich meine, ein anderes Wort wäre angemessener: Agenda-Setting. Fragt sich also: Was bewegt Sie, „die Macht der Gene“ so nachhaltig herbei zuschreiben? Nur um all jenen Lesestoff zu liefern, die die Welt so artenrein wie möglich sehen wollen? Ich freue mich auf Ihren Artikel über den Missbrauch von Genen. Gott spielen wollten schon viele, wir wissen, wie das ausgeht. Reaktionär, weltoffen, aufgeklärt, als diskussionsoffene Antipode zu sozialliberalen Denkschulen – so sah ich Ihr Medium. Sind Sie das noch? – oder schon am Weg zu what the fuck? – Jörg Schorn


Leserbrief zum Titelthema „Die Macht der Gene“ von Ulrich Bahnsen

Was früher der Glaube an eine von Gott gegebene Gesellschaftsordnung war, ist in neuerer Zeit – seit einigen Jahren wieder zunehmend – der Glaube, dass die Gene den Menschen ihre Rolle im Leben zuweisen. Zwar relativiert ein Humangenetiker das enttäuschend ausgefallene Gentest-Ergebnis zur Intelligenz des Autors: „Noch sind IQ-Scores wenig mehr als Kaffeesatzleserei.“ Gleichzeitig verkündet der Autor aber unbeirrt, dass man menschliche Eigenschaften demnächst mit Punkte-Bewertungen der Genausstattung („Genome-wide polygenic scores“, GPS) werde ausrechnen können. „Tatsächlich“, malt er z.B. aus, „könnten IQ-Scores irgendwann einmal helfen, sehr begabte Kinder zu identifizieren, die von einer Förderung besonders profitieren würden, sie aber in Schule oder Kita niemals bekommen.“ Da gäbe es eine weitaus bessere Investition: Aufmerksame Förderung für jedes Kind, mit genügend gut qualifiziertem und unterstütztem Personal – jetzt.

Zu der Behauptung, „80 Prozent“ der Intelligenzunterschiede bei Erwachsenen seien erblich, verweise ich auf eine zusammenfassende Darstellung des Psychologen Christian Rupp, die ich mit seiner Zustimmung hier gekürzt wiedergebe:
„In der Regel wird als Anhaltspunkt die so genannte Heritabilität berechnet, welche zweifelsohne zu den Messgrößen gehört, die am häufigsten falsch und vor allem überinterpretiert werden. Meistens wird die Heritabilität auf Basis von Zwillingsstudien berechnet. Wenn man die der Berechnung zugrunde liegende Formel einmal übersetzt, so handelt es sich um nicht mehr als ein Verhältnismaß, das die genetische Varianz in einer Stichprobe ins Verhältnis setzt zur Umweltvarianz (also der Unterschiedlichkeit der Umweltbedingungen) in derselben Stichprobe. Das bedeutet, die berechnete Heritabilität (Erblichkeit) ist von beidem abhängig. Wenn die Umweltvarianz sehr gering ist (weil sich in der Stichprobe z.B. nur nordamerikanische Männer aus der Mittelschicht befinden, die alle unter ähnlichen Umweltbedingungen leben), dann wird die Heritabilität zwangsläufig hoch ausfallen, weil die genetische Varianz dann stärker zum Tragen kommt. Dieser Umstand führt oft zu seltsamen Phänomen. So kam es z.B. bereits vor, dass Regierungen durch diverse Maßnahmen die Chancengleichheit von Kindern verbesserten und somit quasi die Umweltvarianz reduzierten, weil sich die Bedingungen, unter denen die Kinder lebten, dadurch ähnlicher wurden. Wenn dann z.B. durch Schultests der Bildungserfolg der Kinder gemessen und damit die „Heritabilität des Bildungserfolgs“ berechnet wird, kommt natürlich ein hoher Wert dabei heraus – der dann von (dummen) Politikern dahingehend fehlgedeutet wird, dass das Schaffen von Chancengleichheit völliger Quatsch ist, da der Bildungserfolg ja offenbar doch nur von der genetischen Ausstattung der Kinder abhängt. Ein Beispiel für einen grandiosen Fehlschluss.“ Selbst wenn die der Behauptung zugrunde gelegten, ausgewählten Studien keine anderen gravierenden methodischen Schwächen hätten (was sie aber haben), ist  die Aussage, 80 Prozent der Intelligenzunterschiede bei Erwachsenen seien erblich, nach meiner Übersicht über die Literatur unzutreffend und irreführend. – Dr. Heide Richter-Airijoki


Leserbrief zu „Der Coup des Jahrhunderts“ von Manuel Daubenberger et al.

Wer war zuständig für die Kontrolle dieser Finanzjongleure, der Minister? der Staatssekretär? der Bund der Steuerzahler? der Bundesrechnungshof? die Finanzämter? Es stellt sich einfach die Frage nach der Haftung für diesen Schaden. Wir Steuerzahler erbringen eine Leistung für das Gemeinwohl und der Staat lässt sich bestehlen. Jede Hebamme muss eine Haftpflichtversicherung abschließen, jeder Politiker kann Steuergelder verschleißen. Im Fernsehen war es toll zu sehen wie Steffi Graff ( u. Vater ) Boris Becker, F. Beckenbauer, Ulli Hoeneß uns betrogen haben. Eigentlich ging es nur um Milliarden Steuergelder. Meyer-Vorfelder war nie dabei. Im digitalen Zeitalter kann man das keinem mehr erklären. – Dr. Klaus Kern


Leserbrief zu „Der letzte Filou“ von Hanns-Bruno Kammertöns

Die Vielfalt der Themen in ihrer Zeitung sind wirklich beeindruckend. Als Handwerker bin ich jeden Tag auf Baustellen unterwegs und habe oft einen Teil der ZEIT dabei. Nun kann ich beim Frühstück auf die häufige Frage ,,was liest`n da für`n Scheiß?“ antworten: ,,So`n Scheiß“ und den Bericht über Max Kruse rumreichen. Sollte dieser Bericht nur Information aus der Parallelwelt Fußball sein oder Leser verärgern oder was? Sind Bezeichnungen wie „Vollpfosten“ und „Hummeldumm“ eigentlich Begriffe aus dem Fußballlexikon? – Peter Weckmüller


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Vielen Dank für die Grönemeyer Sonderausgabe. Ein Mensch, der in alle Richtungen strahlt. Pure Bewunderung. – Daniel Fleischmann


Leserbrief zu „Ihr seid frei!“ von Ulrich Ladurner

Sehr viel mehr Richtiges kann man in einem Artikel kaum schreiben. Die EU-Kommission (und vor allem die starken Nationen der EU, also ganz vorn Deutschland) muss einsehen, dass die EU erst bereit sein muss, zu schrumpfen, bevor sie wieder strahlen kann. Und dazu gehört die Bereitschaft, vorrübergehend Wohlstandsverluste hinzunehmen und nationalistische Wirrköpfe auf den nicht durch Dritte geschützten Boden ihrer jeweiligen Länder zu schicken. – Tim Böger


Leserbrief zu „Die Lust, an allem schuld zu sein“ von Ulrich Greiner

Was für ein schamloser Artikel, der die verstaubte Wahrnehmung des Autors par excellence vorführt. Herr Greiner relativiert unter anderem kolonialistisches Unrecht (“Oftmals jedoch wurden aus den ehemaligen Verlieren die Sieger von morgen”) und erlöst die westliche Hemisphäre von ihrer Schuld. Um seine rückständigen und längst überholten Theorien herum konstruiert er einen Text zur christlicher Sündengeschichte, der die eigentliche Botschaft des Artikels aber nie verdeckten darf: Seine Machtposition des “weißer alter Mann” wird angegriffen und deshalb ist er beleidigt! Dabei ist sich der Autor nicht einmal zu schade dafür, diese seine privilegierte Rolle im intellektuellen Zirkus dafür zu nutzen, seine Macht auszuspielen und die Unterdrückten zu verunglimpfen. So zeigt der Artikel, warum das arrogante und strukturelle Unrecht dieser Zeit noch immer salonfähig ist und bleibt. Wer Macht vererbt, der vererbt auch Unrecht. Denn Unrecht bleibt Unrecht bleibt Unrecht. – Niels Pohl


Leserbrief zu „Willkommen zurück“ von Yassin Musharbash und Holger Stark

Nachdenklich lese ich diesen Artikel mehrmals. Jeder hat das Menschen-Recht, Fehler zu machen und daraus< zu lernen<. Reue ist erst der Anfang. Sie sprechen hier von einem 39 j. Mann und nicht von einem beeinflussbaren Jugendlichen, den die Fremdenlegion oder das Abenteuer Krieg – wie zu allen Zeiten der Geschichte der Menschheit – verführt. Menschen, die dazu noch Anschläge im eignen <Vaterland< mitverantworten, sind nicht fehlgeleitet. Das war zielgerichtet. Es geht darum die Verantwortung für seine, ihre Taten, Handlungen zu übernehmen, die letztendlich nur vor Ort wieder gutgemacht werden können. Und nicht im Sozial und Gesundheitsstaat Deutschland!!!! womöglich auf Kosten der Steuerzahler. Wie? Genau dazu muss für die <Zukunft <neuer Raum geschaffen werden. Kein Niemandsland und Rückführung. Der letzte Abschnitt würde mich als Geschworene zur freien Gewissensbildung doch sehr beeinflussen. Eine zu liberale Haltung treibt die Wähler immer mehr in die <KOPFAB<Parteien. – Petra Osternack


Leserbrief zu „Über Kindlichkeit“ von Antonia Baum im ZEIT Magazin

Im Zeit-Magazin hat die Autorin gezeigt, wie es um die Medien bestellt ist. Alle müssen in eine Richtung laufen – in ihre Richtung – dann wird alles gut. Was für ein Quatsch. Genau so werden die Bayern auseinander genommen. Die Printmedien, vom Fernsehen will ich gar nicht erst reden, sind großartig in falschen Behauptungen und wo die Hunde mit dem Schwanz bellen. Und von Demokratie verstehen sie fast nichts. Da wäre Nachhilfeunterricht angebracht. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Kinder für die Macht“ von Xifang Yang

Sie beziffern die Geburtenrate für China auf 1,3 Kinder pro Frau und stellen dem eine deutsche Geburtenrate von 1,6 Kinder/Frau und eine US-amerikanische Geburtenrate von 1,7 Kinder/Frau gegenüber. Die World Population Prospects 2017 der UN weisen China für den Zeitraum 2010-2015 eine Geburtenrate von 1,6 Kinder pro Frau zu. Seit dem Zeitraum 1995-2000 ist die Geburtenrate Chinas laut UN außerdem minimal zunehmend. Für Deutschland wird sie von der UN mit 1,4 Kinder pro Frau angegeben. Bei der UN bekommen chinesische Frauen also mehr Kinder als deutsche Frauen. Die Geburtenrate der USA liegt laut UN bei 1,9 Kinder/Frau

Wenn Sie stark von den allgemein verwendeten Quellen abweichen, könnte es sinnvoll sein, die Diskrepanz zu kommentieren. Warum trauen Sie den Vermutungen von Herrn Huang mehr als den UN-Zahlen? Wenn Sie Anhalt dafür haben, dass die UN-Zahlen so grob falsch sind, wie Sie es letztlich behaupten, so sollten Sie diese Anhaltspunkte zumindest andeuten. Es macht sich jedenfalls nicht gut, nur die Zahlen zu nennen, die in´s eigene Konzept passen. Auch für Deutschland und für die USA scheint die UN nach Ihrer Ansicht grob falsch zu liegen. Ein Unterschied von 0,2 ist hinsichtlich der Geburtenrate recht bedeutsam. Das wird spätestens bei der +0,5 Kinder/Frau-Projektion der UN deutlich. Liebe Zeit, gibt es bei Ihnen eine Art Faktencheck für solche Zahlen in Ihren Artikeln? – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „Verschwörung gegen das Auto“ von Marc Brost

Beim Thema Auto machen es sich die ZEIT-Redakteure seit Monaten zu einfach: Anstatt tatsächlich mal tiefer zu recherchieren und mit Ingenieuren und Experten zu sprechen, wird in der ZEIT immer wieder in neuen langatmigen Beiträgen das gleiche Mantra wiederholt: „Die deutschen Autobauer haben den Trend zur Elektro-Mobilität verpennt.“ Oder: „Der Diesel ist eine veraltete Motorentechnik.“ Beide Thesen sind bei genauer Betrachtung kaum haltbar, schon gar nicht in dieser absoluten Form. Und wenn dann doch mal ein Experte gefragt wird, der dann auf die Komplexität der Materie hinweist und sich dafür vier Stunden Zeit (!) nimmt, wird dieser Mensch als Repräsentant „des deutschen Ingenieurs“ zum Problem erklärt, weil er realitätsfremd in alten Denkmustern verharre, wo doch alles so einfach sei: Die deutschen Autohersteller sollen bitteschön nur noch teure E-Autos bauen, die ihnen die Kunden freudig aus den Händen reißen werden, und alles wird gut. Mit dem dadurch massenweise verdienten Geld können die deutschen Konzerne (die ausländischen Diesel-Autos waren ja alle super-sauber) dann locker alle ihre Euro-5-Diesel mit SCR-Technik nachrüsten, die Kosten von rund 20 Mrd. Euro (plus Nachforderungen der Kunden wegen veränderter Eigenschaften) werden ihnen schon nicht schaden. Hand aufs Herz – diese mit moralischer Überlegenheit verbrämte Naivität ist nicht nur eines Qualitätsblattes unwürdig, sondern auch gefährlich. Wie wäre es mal mit einer Energieträger-basierten Analyse, welche Technologien neben der E-Mobilität gebraucht werden, damit der Verkehrssektor seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann? – Ben Schubach


Leserbrief zu „Werdet endlich eine Marke“ von Thomas Kralinski und Dirk Schrödter

Man könnte eher sagen: Werdet endlich neutraler. Ich habe eher den Verdacht, die Autoren wissen nicht wovon sie reden. Sich neu zu organisieren wäre ja nicht verkehrt. Viel wichtiger wäre wieder eine faire Berichterstattung, die sie nicht sehen oder hören wollen. Ich bin ein ausgesprochener Radiomensch. Fernsehen ist mir zu schlecht, ausser den Reiseberichten. Sonst gucke ich so gut wie kein Fernsehen. Mein Heimatsender ist der WDR, der grundsätzlich einseitig politisiert. Die Konservativen werden in Schutt und Asche diffamiert. Die Realität ist eine andere. Die „Linke“ ist das eigentliche Monstrum und die Versager in der Politik. Ich frage mich, wann sie überhaupt Radio hören? Ihr Haussender ist der NRW, der nicht viel besser ist als der WDR. Ehe sie an eine Umorganisierung denken, sollten sie lieber dafür Sorge tragen, das die Redaktionen interdisziplinär besetzt werden. Die sehen ihre Aufgabe eher im skandalisieren und moralisieren. Die verletzen ständig ihre eigentliche Aufgabe. Das wäre viel wichtiger. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Die schon wieder!“ von Jörg Lau et al.

Es ist ja leider nicht neu, dass Staatsterrorismus zuweilen direkt, zumeist aber indirekt (und selbstverständlich wegen bereits erfolgter Zusagen zu profunden Wirtschaftsdeals) westliche Unterstützung findet. Was also regen wir uns auf über einen einzigen weiteren Toten, der für den Versuch, Wahrheiten aufzudecken und bekanntzumachen, sterben musste? Abseits dieses einzelfallbezogenen Zynismus aber sollte sich die hehre, so genannte westliche Welt endlich ernsthaft darüber verständigen, wie sie – mit Verlaub – verdammt noch mal zukünftig mit ihren deklarierten Werten umzugehen gedenkt.

Entweder sie hält ihre Regeln hoch und verzichtet auf schmutzige Deals, oder sie mischt sich in innere Angelegenheiten nicht mehr ein und predigt dafür nicht das Blaue vom Himmel. Denn für die eigene Verlogenheit werden wir immer wieder mit weiteren „gewaltigen“ Missverständnissen und Terrorismus bezahlen müssen. Oder anders gefragt: Wann ist für uns der Break-Even-Point pro Menschenrechte contra Merkantilität erreicht? – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Bleibt der Wald? Ja! Nein!“ von Lisa Nienhaus und Petra Pinzler

Leider hat Herr Niebert in seinem Interview/Gespräch mit Herrn Schmitz von RWE einen wichtigen Grund den Hambacher Forst zu schützen, vergessen:
Der Hambacher Forst ist einer der letzten Mischwälder auf europäischem Boden. Vielleicht nicht der größte seiner Art, wie manche behaupten, aber dennoch wichtig. Seine Artenvielfalt und seine Biotope sind damit besonders schützenswert, denn diese kann RWE nicht durch Aufforstung an anderer Stelle oder durch Renaturierung wiederherstellen. – Denis Seidel


Leserbrief zu „Was ist denn hier BIO?“ von Magdalena Hamm

Die Spielsteine der Firma Lego sind aus ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol), besitzen eine Dichte von 1,05 g/cm³ und sind somit schwerer als Wasser und werden daher wohl kaum am Strand angespült. Der Ersatz von fossilen Kunststoffen durch Biokunststoffe aus Zuckerrohr – im gegenständlichen Fall durch Green-PE der brasilianischen Firma Braskem – ist nicht nur aufgrund des ökologischen Fußabdrucks sinnvoll, sondern reduziert Europas perverse Abhängigkeit von islamischen Terrorstaaten allen voran Saudi Arabien. Mit jenem Geld, welches wir für fossile Treibstoffe an arabische Länder bezahlen, kaufen sich diese peu a peu unsere Industrie. In der Kunststoffbranche sind es neben der Borealis in Österreich (vormals die staatliche PCD – Petrochemie Danubia) heute im Besitz von IPIC – dem Staatsfonds der VAE, die Sabic in den Niederlanden (vormals DSM Chemie, ebenfalls Staatsbetrieb) nun im Besitz der Saudis. Erst kürzlich wurde eine 25% Beteiligung von Sabic an der Schweizer Clariant (vormals Ciba) bekannt. Ciba setzte über viele Jahrzehnte als Hersteller von hochwertigen Additiven für Kunststoffe (UV-Schutzmitteln, Hitzestabilisatoren, u. a.) Standards in dieser Industrie. Der Ausverkauf einer Innovationsikone.

Anders als Palmöl in Indonesien wird für brasilianisches Zuckerrohr kein Regenwald gerodet, da die Anbaugebiete in ganz anderen Klimazonen – 2.500 km vom Regenwald entfernt – liegen. Von der in Brasilien verfügbaren landwirtschaftlich nutzbaren Fläche wird 2,5% für den Anbau von Zuckerrohr verwendet. Braskem verwendet für Green-PE gerade mal 0,02% dieser Fläche. Industriedünger, sowie Pflanzenschutzmittel werden weltweit auf allen landwirtschaftlichen Flächen – ausgenommen in der Biolandwirtschaft – verwendet um die Erträge zu steigern. Das nur bei Zuckerrohr für Biokunststoffe zu kritisieren ist einseitige Polemik. Ein Großteil des in Brasilien produzierten Bioethanols wird dort übrigens in Fahrzeugen anstatt Diesel oder Benzin verbrannt. Auch hier ist eine Elektrifizierung des Verkehrs dringend anzuraten. Polyethylen aus Zuckerrohr, bzw. Zuckerrüben ließe sich ebenso in Zentraleuropa herstellen, insbesondere in Zeiten in denen der Zuckerpreis stark gefallen ist. Der lange Transportweg von Brasilien könnte vermieden werden und für die Rübenbauern entstünde eine neue Einkommensquelle.

Biobasierte, nicht-abbaubare Polymere wie das Green-PE sind eine Zwischenlösung. Mittlerweile existieren hochwertige Biokunststoffe aus Milchsäure (PLA), pflanzlicher Glucose (PBS), sowie Abwasser (PHA), welche gleichwertige Eigenschaften wie fossile Kunststoffe besitzen, eine lange Lebensdauer aufweisen und nach deren Ablauf kompostiert werden können. Allerdings sind diese Biokunststoffe wesentlich teurer als jene aus Erdöl und die Industrie wehrt sich bisher dagegen sie einzusetzen. Nur dort, wo der Staat eingreift und Verbote erlässt (Italien, Frankreich, Spanien gegen Tragetaschen aus fossilen Kunststoffen) können sich Biokunststoffe durchsetzen. Die EU wäre hier gut beraten geeignete Schritte zu setzen. – Helmut Hassek


Leserbrief zu „Der Coup des Jahrhunderts“ von Manuel Daubenberger et al.

Zuerst einmal vielen Dank für diesen Artikel, bei dem ich endlich mal – wenigstens einigermaßen – verstanden habe, was es mit dieser Sache auf sich hat – zumindest was die „Cum-Cum“-Geschäfte betrifft. Einige Fragen sind bei mir allerdings dennoch geblieben (betrifft nur die „Cum-Cum“-Geschäfte):
1. Wenn ein ausländischer Investor (Aktienbesitzer) von einer deutschen AG die Dividende ausgezahlt bekommt, werden dann die 25 % Kapitalertragssteuer auf jeden Fall sofort an den Staat abgeführt (wie eine Quellen- oder Abgeltungssteuer)? Oder ist das unterschiedlich, je nachdem, ob es mit dem „Heimatstaat“ des Investors ein Doppelbesteuerungsabkommen gibt oder ob der Investor in der EU ist oder nicht?
2. Die deutsche Bank zahlt auf den Gewinn, den sie durch die Dividendeneinnahme tätigt, 15 % Körperschaftssteuer. Warum bekommt Sie dann die gesamten 25 % Kapitalertragssteuer zurück und nicht nur die 15 %, die sie bereis als Körperschaftssteuer bezahlt hat? – Herbert Rein


Leserbrief zu „Macht und Sex“ von Thomas Assheuer

Vorausgesetzt, dass die Würde des Menschen unantastbar ist, gilt das möglicherweise selbst für Playmates. Deswegen wünsche ich mir, dass das nächste nächste von Ihnen abgebildete Playmate nicht nur mit Vor-, sondern auch mit Nachnamen in der Bildunterzeile erwähnt wird. Vielen Dank. – Julia Weigelt


Leserbrief zu „Wir doch nicht!“ von Alice Bota und zu „Die schon wieder!“ von Jörg Lau et al.

Die Gegenüberstellung der Artikel “Wir doch nicht!” und “Die schon wieder!” ist unter vielen Gesichtspunkten aufschlussreich. Der erste Artikel ist eindimensionaler Journalismus mit monokausalen Schuldzuweisungen, nicht weit entfernt vom Niveau des “Reader’s Digest” der Jahre des kalten Krieges, der zweite ist anspruchsvoller Journalismus, der die Sachlage in allen Details durchleuchtet und auf überzeugende Weise die verschlungenen Wege der Verbindungen, Interessen und Widersprüche aufzeigt.
Aus dem Vergleich geht auch ganz klar die Haltung des Westens hervor, die sich an der italienischen Redensart orientiert, die da sagt, dass es nur darauf ankommt, aus welchem Stall die Kühe kommen, soll heissen: Dieselben Dinge, sind sie dem “Stall” A zuzuschreiben, werden erst gar nicht näher analysiert, sondern gleich aufs Schärfste verurteilt oder ins Lächerliche gezogen, kommen sie hingegen aus “Stall“ B, wird versucht, sich mit ihnen irgendwie zu arrangieren, auch wenn die Tatsachen genauso schwerwiegend und z.T. sogar gravierender sind. Es wäre einem besseren, absolut nicht unkritischen Verständnis einer komplizierten Wirklichkeit sehr dienlich und würde viel zu einer im allgemeinen Interesse wünschenswerten Objektivität beitragen, wenn endlich auch einmal zu Russland differenzierte Berichte und nicht nur voreingenommene Reportagen erscheinen würden. – Prof. Michaela Böhmig


Leserbrief zu „Farbe bekennen“ von Mariam Lau

Der ausgewogwene Artikel zeigt, wie erfolgreich sich hundert Jahre aliierte Propaganda in deutsche Hirne eingebrannt hat. Die Übernahme der Allein- und Kollekktivschuld an zwei Weltkriegen mit sämtlichen Gräueln sind den Deutschen noch im 2+4 Vertrag zur Wiedervereinigung behördlich vorgeschrieben. Deshalb floß wohl auch „… was deutsche Soldaten im zweien Kriegen getan haben…“ der Autorin aus der Feder. Hier kann man das „deutsche“ getrost streichen, alle Kriegsparteien haben Gräuel begangen, in Deutschland die Aliierten auch noch nach Kriegsende. Völkerrecht galt für alle, außer für das zu bestrafende Deutschland. Unsere Soldaten waren weder am Vietnam-, Golf- oder Irakkrieg beteiligt, trotzdem mussten wieder Zivilisten unsäglich leiden. Siebzig Jahre nach Kriegsende ist in linksliberalen Kreisen die schwarz-rot-goldene Bundesfahne als Symbol des Deutschtums verfemt, da dieses bekanntlich Schuld an fast allen Übeln dieser Welt trägt. – Dr. Reinhold Ritter


Leserbrief zu „Gehört mein Bauch mir?“ von Stefanie Flamm

Sie schreiben in ihrer Betrachtung zur Abtreibung, welche sich vor allem auf Behinderte Föten betrifft, Alls ein Artzt zu Ihnen sagte “ups da ist uns wohl einer durchgerutscht, eine Frechheit sondergleichen, das sie das sehr gekränkt hat und sie es als würdelos ihrem Baby im Arm empfunden haben. Und genau um diese Würde welche vom Anbeginn bis zum Ende unantastbar ist geht es, und solange man einseitig nur der die sprechen und sich verdeitigen kann diese Würde zuerkennt, soweit gehend, den auch da sind die medizinischen Erkenntnisse viel weiter als bei Einführung dieses Paragraphen, damals konnte man vieleicht noch streiten ob das überhaupt leben ist das weggenommen wird, soweit gehend also das man die Würde des einen so auslegt das er dem anderen leben keine zuerkennen muss, brauchen wir auch keine moralisch aufgeladenen Debatten führen was mit einer Gesellschaft los ist in der die meisten behinderten Föten getötet werden. Über all diesen Debatten steht das gesetzlich festgeschriebene recht, wen auch mit einem Feigenblatt versehen in Deutschland, ein werdendes leben zu beenden.

Für mich persönlich und ich bin in dem Punkt bei weitem kein radikaler Vertreter einer Meinung ist dieser Praxis in der Form eine Katastrophe. Bei uns in Österreich wurde diese Praxis in den Siebzigern gesetzlich festgeschrieben, und die christliche Bevölkerung war angeblich nicht in der Lage oder Willens es zu verhindern, das Atomkraftwerk Zwentendorf wurde damals auf Druck aus der Bevölkerung verhindert, weil man Angst vor einer Katastrophe hatte, die andere Katastrophe welche gesetzlich festgeschrieben ein paar hunderttausend leben seitdem gekostet hat wird von der Mehrheit als große Errungenschaft und Freiheit vorallem für die Frau gesehen – Mayrhofer Herbert


Leserbrief zu „Die Lust, an allem schuld zu sein“ von Ulrich Greiner

Der Autor übersieht – wie sehr viele! – dass der angebliche Ungehorsam von Adam und Eva zu einem Zeitpunkt erfolgt, zu dem sie zur Erkenntnis von Gut und Böse noch gar nicht in der Lage waren und folglich auch nicht das „Böse“ ihrer Handlung erkennen konnten. Wer sich das klar macht erkennt, dass die Lutherische Lehre von der Erbsünde eine Freiheitsbotschaft ist: Verfehlungen gegen den göttlichen Heilsplan sind uns von unserem Schöpfer mitgegeben, sie gehören zum Menschsein untrennbar dazu. Und wenn ich weiß, dass ich nicht fehelrfrei sondern höchstens fehlerarm leben kann – einfach weil Gott Fehlerfreiheit nicht vorgesehen hat! -, kann mit großer Zuversicht auf Gnade und Vergebung trauen. Simul iustus et peccator sunt – wir sind Gerechte und Sünder zugleich, drückt der Reformator das aus. – Holger App


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Was für eine tolle Werbung, für den Platten-Millionär Herbert Grönemeyer, das Zeit-Magazin gestalten zu dürfen. Wenn Sie unbekannteren Künstlern dies anbieten, sehr gerne! Aber beim erfolgreichsten Musiker aus Deutschland, dann ist das nur noch platte Werbung für die bevorstehende Veröffentlichung der neuen Platte. Und genauso platt wurde das Heft. Grönemeyer war noch nie jemand, der wirklich was zu sagen gehabt hat. Und dem narzissten Grönemeyer nur bei seiner Selbstdarstellung zuschauen, ist mir zu wenig und zu anstrengend. Welchem Platten-Millionär bieten Sie denn als nächstes Ihr Heft an: Helene Fischer? – Christian v. Appen


Leserbrief zu „Verschwörung gegen das Auto“ von Marc Brost

Ist diese Offensichtlichkeit schon Satire? Der in seiner Schreibe durchweg gut fundierte, kritische Artikel muss sich eine ganze Zeit-Seite zur Hälfte mit einer Anzeige und der dreisten Werbebotschaft >Weiter so< von BMW teilen. Wie ist das eigentlich redaktionell zu vertreten, sich über die Auto-Konzerne derart zu äußern und gleichzeitig mit diesen zwielichtigen Betrüger-Vereinen Geschäfte zu machen? Ein schaler Nachgeschmack bleibt.
P.S. Den >Spiegel< habe ich deshalb übrigens abbestellt, denn der konnte das präsentieren mit seinen Auto-Hochglanz-Klappentext-Seiten gleich hinter dem Titel-Cover auf unerträgliche Weise noch viel besser. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Das ist ja schwer erträglich, wie viel Raum Sie diesem vermeintlichen Gutmensch Grönemeyer einräumen, einem alten Herrn mit seinen Ängsten und seiner lehrerhaften Besserwisserei („editorieren ist schon mal falsch“). Unsere Demokratie wird eine AfD und ein paar Flüchtlinge überstehen. Aber die Welt übersteht möglicherweise nicht den Leichtsinn eines Grönemeyers als Autonarr und Pendler zwischen London und Berlin (sicher im Flugzeug und nicht im klimaneutralen Zug). Durch das unreflektierte Verhalten von Menschen wie Grönemeyer handeln wir uns erst riesige Probleme ein, beispielsweise durch Klimaflüchtlinge. Herr Grönemeyer, Sie sind nicht Lösung des Problems, sondern Teil des Problems (eines riesigen Problems, das Sie vermutlich noch nicht einmal wahrnehmen). Liebe Magazinredaktion, bitte in Zukunft nicht mehr solche selbstverliebten Selbstdarsteller aus vergangenen Zeiten einladen, die hinzu nur Werbung für ihre neue CD machen wollen. – Achim Michael


Leserbrief zu „»Ich bin der Papa«“ von Hannah Knuth

Ein Schulleiter sollte kein „Papa“, sondern der Koordinator spezialisierter Organe sein. Bei unserem Nachbarn Frankreich kann das Portrait des Herrn Bruns nur auf Unverständnis stoßen – liegen die Aufgaben der Schulleitung dort doch klar im Bereich der Verwaltung. Unterricht gehört nicht zu ihren Aufgaben; ebenso wenig ist es dort Aufgabe der Lehrer oder der Schulleitung, zu Seelsorgern von „Problemschülern“ zu werden. Der unklaren Arbeitsteilung ist es wohl geschuldet, dass hierzulande kaum jemand diese „Papa/Mama für alles“-Aufgabe übernehmen möchte. – Jacob Fast


Leserbrief zum Titelthema „Die Macht der Gene“ von Ulrich Bahnsen

Besten Dank für Ihren Artikel zur Macht der Gene, den ich mit Interesse gelesen habe. Was wissen wir also 199 Ihrer Dollar, zahlreiche Bahnfahrten und unzählige Milliarden von Forschungsgeldern später? Wer ein erhöhtes Herzinfarktrisiko aus seiner Familie kennt, ist gut beraten, Sport zu treiben, auf sein Gewicht zu achten und nicht zu Rauchen. Ebenso sollten auch jene, deren familiäres Risiko niedrig ist, sich gesund ernähren und ausreichend bewegen, um das genetisch niedrige Risiko voll auszukosten. All das sind nun keine Erkenntnisse, die Ihnen nicht auch jede Medizinstudentin kostenlos hätte geben können. Noch einige? Rauchen erhöht das Risiko für Lungenerkrankungen, die meisten Männer sterben mit, aber nicht an Prostatakrebs, Frauen sollten zur Selbstuntersuchung ihrer Brust angeleitet werden, Süssigkeiten erhöhen das Kariesrisiko. Bitteschön.

Ich bin durchaus dafür, aus reinem Erkenntnisinteresse das humane Genom zu beforschen, genauso wie ich es richtig finde, Sonden zum Merkur zu senden. Allerdings sollten wir hinterfragen, ob der immense Aufwand, den wir in diese biomedizinische Forschung stecken, in einem angemessenen Verhältnis zu ihrem Nutzen steht und sie ihre Heilsversprechen auch nur annähernd erfüllt. Viele andere drängende Forschungsfragen könnten schon mit einem Bruchteil des Budgets untersucht werden – und viel konkreter die Gesundheit der Bevölkerung beeinflussen. Beispielsweise ist eine von zehn medizinischen Diagnosen falsch. Wir haben aber keine Vorstellung davon, welche kognitiven Prozesse in der Diagnosefindung ablaufen oder wovon sie beeinflusst werden. Patienten erinnern sich eine Stunde nach ihrem Arztbesuch an weniger als 10% des Gesagten. Warum das so ist, und wie Ärzte und Patienten also kommunizieren sollten, wissen wir kaum. Mehr als zwei Drittel aller HIV-Schwerpunktpraxen und –Beratungsstellen können Ihren Patienten nicht korrekt sagen, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie tatsächlich infiziert sind, wenn der HIV-Schnelltest positiv ist. Forschung zur Frage, wie man bedingte Wahrscheinlichkeiten so darstellen kann, das Menschen sie auch anwenden können: Fehlanzeige. Bei aller verständlichen Begeisterung für die Genetik: sehr viel Nützliches ist von der bench bisher an der bedside nicht angekommen. Wir sollten deshalb eine Diskussion darüber führen, welchen Teil ihrer Förderung wie besser anderweitig investieren. Gerade von der Zeit hätte ich etwas weniger unkritischen Fortschrittsglauben erwartet. – Priv. Doz. Dr.med. Wolf Hautz


Leserbrief zu „Die Lust, an allem schuld zu sein“ von Ulrich Greiner

„Die Lutherische Erbsündenlehre war insofern fair, als sie keine Unterschiede machte.“ Dieser Satz des Autors sollte genauer betrachtet werden, denn so wenig wie diese Lehre dazu führen sollte, „im schieren Dasein des Menschen ein Übel“ zu sehen, was zu omnipotenten Lusträuschen, „an allem Schuld zu sein“ führen kann, lassen sich aus ihr auch positive Aspekte ableiten: Wir Menschen sind alle herausgefordert, mit den dualen Gegebenheiten unserer Existenzbedingungen so umzugehen, dass wir uns dadurch keine vermeidbaren Schäden zufügen. Es gehört zu unseren Gemeinsamkeiten, dass wir nicht in einer heilen Welt leben. Betrachtet man die Erbsündenlehre als Konzept, dann beinhaltet das, dass sich keiner wertvoller als andere wähnen sollte. Sonst könnten die gesellschaftlichen Zusammenhänge unseres Miteinanders nicht konstruktiv erhalten werden. Die im Gedanken der Erbsünde verankerte Gleichheit der Menschen öffnet den Raum für Toleranz. Nicht ein ultimatives Lebenskonzept gilt es zu finden – und sich darüber zu streiten – sondern unterschieliche Erfahrungen und Sichtweisen abzuwägen, zu hinterfragen und, wie es in Demokratien sein sollte, zu Kompromissen, die allen Beteiligten nützen, zu kommen. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zum Titelthema „Die Macht der Gene“ von Ulrich Bahnsen

„was wird aus mir “ – anscheinend nur das, was ich arbeite, Ihrer Bildauswahl nach zu urteilen. Bilder, 8 Berüfe. Wie kreativ, wie originell, wie (sorry) langweilig. Niemand mit einem interessanten Hobby oder Leidenschaft ? 8 Bilder, 7 Promis, 1 Normalo. Naja, wahrscheinlich brauchen wir Leser den Promizucker, damit wir nicht gleich weiterblättern, dämlich wie wir nun mal sind. Aber wie wär´s mit einem Bild von einem jungen Elton John und den Satz „Blumenliebhaber“. Dann hätten wir unseren Promizucker durch´s Umblättern verdient und hätten auch eine Ahnung, daß Menschen aus mehr als nur ihren Beruf bestehen und die Freude, an einem Quiz teilzunehmen. – Clive Kewell


Leserbrief zu „Die Lust, an allem schuld zu sein“ von Ulrich Greiner

Um mal eine Metapher, ich glaube von Enzensberger, aufzugreifen: Man sitzt am Strom der Geschichte und schaut zu, wie sich, die Ambivalenz menschlicher Natur ignorierend, immer wieder neue Projekte vom ‚Guten Menschen‘ im Fluss der Geschichte stromaufwärts kämpfen und wie sie, ebenso wie ihre erschöpften Apostel samt ihrer erlösungsheischenden Gefolgschaft, im besseren Fall folgenlos nach ein, zwei Generationen, im schlimmeren Fall nach der nächsten gesellschaftlichen Katastrophe, ausgelaugt stromab wieder vorbeiziehen. Wenigstens sitzen Sie und ich nicht alleine da (ich sehe da mindestens noch Thea Dorn & Richard Wagner, Richard Schröder und wohl auch John Gray).

Was bleibt für uns? Wenn ich mein Leben (Jahrgang 56, DDR-Kind) und das meiner Eltern und Großeltern überblicke, offenbar nur eine Art von Optimismus, die vielen unserer Weltprojekt-begeisterten Zeitgenossen befremdlich erscheinen wird: Auch diese Utopien menschlicher Vollkommenheit werden mit ihren Verfechtern vergehen, und es bleibt wohl lediglich zu hoffen, dass die Summe der mit solcherart – wohl ebenfalls in der menschlichen Natur gründenden – Irrtümern beschädigten Lebensentwürfe im Laufe der Geschichte kleiner werden möge. Und, so oder so: der Erde, um die es vorgeblich immer geht, ist das alles herzlich egal. – Matthias Wagner


Leserbrief zu „Bleibt der Wald? Ja! Nein!“ von Lisa Nienhaus und Petra Pinzler

Danke für dieses sehr gute Interview. Ein paar Aussagen des bewundernswert eloquenten RWE-Chefs reizen mich zu Anmerkungen. Die RWE tun in der Tat schon wahnsinnig viel. Das ist auch sehr gut. Aber das Problem Klimawandel wird leider von ihm unterschätzt. Es muss noch viel mehr getan werden. Ich bin dankbar für das was getan wird. Ich bin auch dafür dankbar, dass RWE in NRW immer eine verlässliche Stromversorgung gewährleistet hat. Ich will die Lebensleistung der vielen Mitarbeiter nicht schmälern. Aber die Klimaziele sind nicht verschiebbar, sie sind im tiefen Sinne elementar. Die Aussage: „Man hätte das Ziel revidieren sollen.“ ist nicht hinzunehmen. Die Klimaziele greifen jetzt schon für viele zu kurz. Der Meeresspiegel und küstennahe Grundwasserspiegel ist jetzt schon 30 cm höher und das hat dieses Jahr schon Naturkatastrophen deutlich verstärkt. Der Klimawandel wartet nicht.

Seine Aussage, dass die RWE das Recht respektiere ist billig. Es dürfte kaum einen Konzern in Deutschland geben, der so tief mit der Politik verflochten ist, wie die RWE. Das Recht, besonders in NRW, wird letztendlich an die Bedürfnisse der RWE angepasst. Dadurch ist es für die RWE leicht, es zu respektieren. Das Wohl der Mitarbeiter ist ein hohes Anliegen. Ein Stellenabbau wird kommen, das ist jedem klar. Im Interesse der Mitarbeiter wäre der Stellenabbau jetzt, denn jetzt ist der Arbeitsmarkt aufnahmefähig. Wer jetzt geht, kann sich seinen Arbeitsplatz aussuchen. In der erwartbaren nächsten Konjunkturdelle wird das schwieriger. Dann wird auch bei RWE weniger Geld verdient und ein Goldener Handschlag fällt knapper aus. Ein Verzögern des Unvermeidlichen dient also weder Umwelt noch Mitarbeitern. Das Argument Mitarbeiterwohl wirkt deshalb vorgeschoben. – Ulrich Karthäuser


Leserbrief zum Titelthema „Die Macht der Gene“ von Ulrich Bahnsen

Wann, so frage ich mich zuweilen, wagt es Mensch wieder sich seiner zu besinnen und sich darin zu üben, worin wohl Sokrates als Meister galt: Im nicht wissen … können, weil’s eine Kunst ist. Warum will Mensch immer schon heute wissen, was übermorgen ist? Anscheinend gibt ihm das Sicherheit. Deswegen baut er auch Maschinen, die bestens rechnen, also wohl: vorausberechnen, und nennt diese dann: „Künstliche Intelligenz“, weil er meint, diese Maschinen könnten etwas.

Und wer meint, alles liege in den Genen, der sei an die geborene Pianistin erinnert, die in einer Umgebung aufwächst, in der sich kein Klavier, und also auch nicht jemand, der Klavier spielen könnte, findet, wo die Idee des Klaviers gar nicht zu Tage tritt: Das größte angeborene Talent bleibt unentdeckt, trifft es nicht auf dazu passende Bedingungen. Der Same des schönsten und mächtigsten Baums bleibt unerweckt und stirbt ab, trifft er nicht auf eine ihn nährende Umgebung. Ein „Um“, das ihm geben kann. Und das beste „Um“ hat keine Wirkung, wenn der Same ein anderes „Um“ benötigt. – Volker Homann


Leserbrief zu „Der Coup des Jahrhunderts“ von Manuel Daubenberger et al.

Drei kostbare Zeit-Seiten wird über die Steuerräuber berichtet, kaum ein Wort über die Hehler / Banken ! Die (Banken), mit denen sich die Räuber die Beute geteilt haben, werden mal wieder vergessen oder sind unantastbar ?! Ein Schelm, der sich jetzt an die sozialisierten Verlust aus den Banken-Krise erinnert oder an den Milliardenbetrug von Seiten der Autoindustrie. Raub, Betrug und Hehlerei sind Straftaten. Auf welcher Seite steht „unsere“ Regierung ? – Ralf Brinkmann


Leserbrief zu „Der Coup des Jahrhunderts“ von Manuel Daubenberger et al.

Ihrem aufschlussreichen Artikel meine einhellige Anerkennung, meinen Respekt für Ihren Mut und Ihre Fantasie, der parasitären und skrupellosen Gier Einhalt zu gebieten. Sie werden in vorbildlicher Weise Ihrer selbst auferlegten Verantwortung für das Gemeinwohl gerecht und zwingen so die Politik, das Ihre zu tun. Ihre Aktivitäten weiß ich um so mehr zu schätzen, als dass ich unlängst durch Beharrlichkeit und mit Hilfe engagierter portugiesischer Journalisten den Vorstandsvorsitzenden einer hiesigen Aktiengesellschaft hinter Gitter bringen konnte. Er hatte sich über eine Million europäischer Fördergelder durch Scheingeschäfte in die eigene Tasche gewirtschaftet …. – Karl Hellmut Jaensch


Leserbrief zu „Verlässt die SPD die Regierung?“ von Peter Dausend

Es ist der SPD hoch anzurechnen, dass sie die Kanzlerin in den Schicksalsentscheidungen (Energiewende, Flüchtlingsnothilfe) gestützt hat. Sie verdient auch entschiedene Anerkennung dafür, dass sie in die Koalition eingetreten ist, nachdem die FDP aus der Verantwortung geflohen war – wohl wissend, was auf sie zukommen würde. Den Dauerbeschuss der Kanzlerin durch eine regierungsinterne Opposition haben Sozialdemokraten in keiner Weise zu verantworten. Ich hoffe sehr, dass sie ihre konstruktive Linie – bei aller Verzweiflung – weiter durchhalten! Auf Deutschland werden nicht nur innenpolitisch, sondern auch europapolitisch schwere Belastungen zukommen, wie sich mit der weiteren Verschuldung Italiens und dem Handelskrieg in u s – amerikanischer Regie abzeichnet. Wenn sich dann auch noch eine Edelmafia Steuern („cum ex“) und EU-Subventionen aneignet und Neonazis auf den Straßen angreifen, kommt es für demokratische Parteien zu aller erst auf eines an: zusammen zu halten! – Roland Eckert


Leserbrief zu „Politiker-Mikado“ von Bernd Ulrich

Bayern hat gewählt, und Deutschland wartet ab! CSU und SPD wurden in Bayern ordentlich gerupft, dennoch startet die CSU mit „FW-Slicks*)“, von der bayerischen Poleposition aus! Hessen hat noch nicht gewählt, und Deutschland wartet immer noch ab. CDU und SPD könnten in Hessen ähnlich auf die „bayerische Art“, gerupft werden. „Abwarten und Tee (mit Strohhalm) trinken“, scheint im Augenblick die Option der Stunde zu sein, als sich beim Mikado völlig sinnlos auszupowern!
*) FW (=Freien Wähler) – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Könne Sie regieren?“ von Martin Klingst

Adios SPD; in Bayern bleibt alles beim alten, alles (fast) wie immer! Die „Freien-CSU-Wähler“ machen einfach „absolut“ weiter. Das (un)erwartete Desaster ist vorsichthalber ausgeblieben, nur die Sichtweisen haben sich leicht verschoben. Und die „Grünen“ strahlen über ihre stolzen Prozentzuwächse, und sehen weiter alles durch ihre „Grüne Brille“; viel gewonnen, aber „absolut“ nichts errreicht! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Verlässt die SPD die Regierung?“ von Peter Dausend

Die SPD will die Gunst des Augensblicks „eiskalt“ für sich ausnützen, um weiter in der Regierung bleiben zu können; obwohl die Reise mit dem „Zug nach Nirgendwo“ schon längst gebucht worden ist! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Bleibt der Wald? Ja! Nein!“ von Lisa Nienhaus und Petra Pinzler

Junge Menschen setzen sich für den Hambacher Forst ein. Ein sicherlich zuvorderst symbolischer Protest. Bei dieser Symbolik geht leider leicht verloren, dass für Windenergieanlagen in unseren deutschen Wäldern jährlich Zigtausende Hektar teils wertvoller Wald gerodet wird. Protest ? Fehlanzeige. Diese jungen Leute wissen das vielleicht gar nicht, weil sie es nicht wissen sollen ! Ich als 66-jähriger Zeitgenosse versuche den wahren Sünden dieser Welt Einhalt zu gebieten: der Regenwaldzerstörung rund um den Äquator; hier werden – stündlich- Wald-Flächen der Vernichtung preisgegeben, die den Hambacher Forst als Schrebergarten ausweisen. Durch das Abbrennen der Wälder weltweit kommen CO2-Emissionen (sowie weitere schädliche Gase) in einer Größenordnung hinzu, die dem äquivalenten Ausstoß unserer deutschen Emissionen eines halben Jahres entsprechen! Diese Dimensionen an Resourcenzerstörung, denen durch die deutsche Politik so gut wie nichts entgegengesetzt wird (Tropenholzimport, Verzicht auf die Forderung nach Bevölkerungskontrolle, etc.) sind das eigentliche Fanal zukünftiger Generationen. – Thomas Schröder


Leserbrief zu „Warum darf Seehofer bleiben?“ von Robert Pausch

„Abschied scheint doch ein scharfes Schwert“ zu sein, und Berlin liegt vielleicht sehr viel näher an München, als so machner ungläubige CSU´ler gar glauben möchte! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Politiker-Mikado“ von Bernd Ulrich

Die alten Volksparteien haben mit politischen Grundwellen zu kämpfen, die sie selbst gar nicht in den Griff bekommen können, auch wenn sie entschlossener und geschickter agierten. Die Etablierung einer echten Rechtspartei war ein aus der Flüchtlingskrise resultierender Unfall, der jetzt, nachdem er passiert ist, nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Denn ein Teil der Wählerschaft war schon immer für rechte Denk- und Verhaltensmuster empfänglich, ihm fehlte nur eine einigermaßen wählbar scheinende Rechtspartei. Ansonsten ist vielen Menschen in Europa einfach das Vertrauen in den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt abhanden gekommen, ohne den eine Partei wie z.B. die SPD nicht gedeihen kann. Die aus diesen Ereignissen und Entwicklungen resultierende Krise des Parteiensystems müssen wir nun wie eine Krankheit durchleiden, bevor die politischen Kräfte sich neu sortieren. Und die heutigen Akteure werden die Erneuerung wohl nicht mehr erleben, geschweige denn steuern können. – Axel Lehmann


Leserbrief zum Titelthema „Die Macht der Gene“ von Ulrich Bahnsen

Die Gen-Analytik ist nur da Naturwissenschaft, wo sie definitive Gen-Defekte oder hoch wahrscheinliche und oft bestätigte Prognosen feststellen kann. Die eher weichen, in späterere Zukunft weisenden Prognosen sind heikel wie die Mammographie: Sie können Verunsicherung stiften, können falsch sein und umgekehrt Sicherheit vortäuschen. Die genealogische Bestimmung der Vorfahren (historic routing) ist sicher eine interessante Information der Genomanalyse – die prognostische Determiniertheit von schweren Krankheiten kann man bestreiten.

Normalverteilungen sind bei Vorgängen zu beobachten, bei denen Abweichungen von einer angestrebten oder unterstellten Größe durch Zufälligkeiten zustande kommen. Würde man die Störgröße kennen, die zu Abweichungen führt, kann man sie direkt untersuchen und möglichst ausschalten. Bei den abgebildeten Wahrscheinlichkeitsverteilungen handelt es sich nur im Kasten, in dem das verwendete Prinzip erklärt wird, um eine Normalverteilung – um die Glockenkurve von Carl Friedrich Gauß. Alle anderen Kurven weichen von der Idealform ab. Statistisch wird das mit Begriffen wie Schiefe (rechts oder links), durch die Spitzigkeit (höhere oder niedrigere Anzahl um die Sollstelle) und Ausprägungen an den Flanken (seltene, extreme Häufungen). Angelsachsen haben eine besondere Zuneigung zur Normalverteilung, der „Bell Curve“. Spitze Verteilungen wie die zur „Schlauheit“ werden als „leptocurtic“ eingestuft, Extrema an den Seiten als „fat tails“. Das sind dann „Anomalien“. Wie Extreme entstehen können, sieht man an der Statistik tödlicher Verbrechensopfer: 2017 wurden sowohl die Opfer des Eurowingsabsturzes als auch die Massen-Tötungen in einem Pflegeheim gezählt, weil da die Untersuchungen beendet waren: über 200 Fälle! Die Renditen der London Interbank Offered Rates (LIBOR) zeigten „fat tails“. Dann kam heraus, dass Absprachen bei der täglichen Festlegung durch ein Bankengremium dazu führten. Schon die Verteilung zum Herzinfark-Risiko ist schief mit höheren, also besseren Wahrscheinlichkeiten in Nähe des Durchschnittswert auf der rechten Seite. Über dessen Bestimmung wird wenig gesagt. Alle anderen Verteilungen zeigen Abweichungen und sind eben nicht „normal“! Je weiter man rechts liegt, wie der Autor, bei einer Verteilung über unangenehme Risiken wie hier beim Herzinfark desto sollte man sich auf defensive Verhaltensänderungen einstellen – oder auch nicht. Bei der Schlauheit, ein positive, anzustrebende Eigenschaft sollte man für sich eher rechte Positionen erhoffen. Man kann eine ähnliche Entwicklung in der Finanzbranche betrachten: Die Elemente sind da Aktien, Indizes und Wechselkurse. In einem idealen Gleichgewichtsmarkt würden sie – nur Zufälligkeiten zulassend – nach der Formel von Black und Scholes, die auch auf der Normalverteilung der Renditen aufbaut, „berechenbare“ Kurse, also ihre „Zukunft“, anstreben.

Die Formel baut auf einem Gleichgewichtsmodell auf. Hier wäre der Mensch als Investor in einer besseren Position: Er könnte die Finanztitel, die den besten Erfolg versprechen, auswählen. Das Marktgeschehen zeigt aber alles andere als Gleichgewicht. Nachrichten über Firmen, politische Ereignisse, uam. „stören“ ständig das Gleichgewicht. Die B-S-Formel setzt aber „normale“ Verteilung der Renditen und gleichbleibende Volatilität voraus – Eigenschaften, die bei allen bekannten Kursen nicht vorliegen. Trotzdem wird die B-S-Formel angewendet. Sie ist so eindrucksvoll, wird oft noch erweitert und dadurch noch komplexer, dass die Frage nach der mathematischen Zulässigkeit nicht mehr gestellt wird. Wie geht die Genforschung vor? Sie sammelt Stichproben aus bislang über einer Million Gentypisierungen. Estland – ein Sonderfall – strebt die Untersuchung von einem Drittel seiner 1,3 Millionen Einwohner an. Dann werden aus zur Zeit aus unterschiedlichen 1.200 (bald vielleicht 100.000 oder mehr) für eine Eigenschaft typischen Gen-Positionen, Single Nucleotide Polymorphism (SNPs) Einstufungen in die „normale“ jeweils erarbeitet Wahrscheinlichkeitsskala vorgenommen. Dazu wird man aus dem bereits analysierten Genproben die günstige und ungünstige Eigenschaften ausgezählt haben. Die Wahrscheinlichkeit der Zugehörigkeit ergibt sich je nachdem, wie „stramm“ man mit dem Gen-Format für eine Eigenschaft korreliert. Das ist der Knackpunkt für die Kritik: Korrelationen liefern Hinweise aber keine Erklärungen.

Die Ergebnisse der Gen-Analysen sind Hypothesen, die man überprüfen müßte, um ihre Richtigkeit zu bestätigen. Das ist bei der Schlauheit möglich – beim Autor offensichtlich ohne befriedigende Bestätigung. Die hypothetischen Prognosen kann man erst überprüfen, wenn sie eintreten oder eben nicht eintreten. Dann ist es aber im individuellen Fall zu spät und kann nur zur weiteren Überprüfung der Prognose verwendet werden. Fraglich ist auch die Übernahme von Hypothesen aus fremden Stichproben. Das führt wieder zu den Kursen auf vollkommenen Märkten (efficient markets). Sie wären statistisch besser zu greifen, aber dann kommen Dieselskandale, Kriege, Trump, Computerhandel und Klimaveränderungen und die schöne Mathematik ist im Eimer. Dass sich GlaxoSmithKline, Bristol-Myers Sqibb ua. in der Gen-Analyse engagieren ist verständlich, stimmt aber nicht hoffnungsvoller. Mit den Prognosen wird viel Geld umgesetzt. Es fehlt noch, dass Facebook & Co. ihren Datenbestand mit den Gen-Datenbanken verproben. Die Qualifizierung der Genom-Prognosen als „rocket science“ ist witzig: “Once the rockets are up, who cares where they come down That’s not my department,” says Wernher von Braun. – Gerhard Schroeder


Leserbrief zu „Wir doch nicht!“ von Alice Bota und zu „Die schon wieder!“ von Jörg Lau et al.

Ich glaube sie haben hier alle amerikanischen Präsidenten mit ihren blutbesudelten Händen ( Vietnam, Afghanistan, irak) in den offenen Konflikten und die vielen verdeckten kriege vergessen. Herr Obama hat das morden im Jemen genauso gefördert, wie es die westeuropäischen Nationen getan haben. Die Herren Blair, Mitterand, sakorzy gehören auch hier aufgezählt. Wenn mein Sohn das liest, was soll ich ihm sagen, er fragt stimmt das, ja aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Das weglassen von Informationen ist nicht hilfreich. Obama, Trump führen seit Jahren überall krieg in der Welt. Wieviele Militärstützpunkte haben die USA, wer gibt hunderte Milliarden für Rüstung aus, wer bombardiert und sendet seine Drohnen überall hin? Die Aufzählung könnte noch weitergehen, ob krieg, wirtschaftlich Unterdrückung…. ein Wort noch zu Herrn joffe nur schräg und scheinbar ach so frech die westliche Werte hoch zuhalten reicht heut nicht mehr! Journalismus bedeutet für mich unvoreingenommen Informationen zu erhalten. Kein thinktank-gedönns. Die Menschen/ Wähler spüren die Unwucht! Machen sie es besser! – Thomas Krause


Leserbrief zu „Macron bleibt sich treu“ von Georg Blume

Noch ist nicht aller Abend. Macron hat seinen sturen Weg noch nicht gewonnen. Ich höre ständig Stimmen in Frankreich, die sich von Macron nicht führen lassen wollen. Er wird noch viel Kritik einstecken müssen. Die EU stärken geht gar nicht. Spätestens dann wird es ernst. Dann tauchen die Kritiker auf und werden das Volk mitnehmen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Gehört mein Bauch mir?“ von Stefanie Flamm

Ein seltsames Rechts-Verständnis verbreiten Sie mit dem Artikel. Wieso missbraucht jemand ein Gesetz, wenn er dessen Einhaltung einfordert und auch einklagt, wie es Frau Flamm K.G. Annen vorwirft? Ist es nicht eher Missbauch eines Gesetzes, wenn dieses erlassen wird, ohne für die Einhaltung des Gesetzes zu sorgen, wenn es anscheinend nur erlassen wurde, um Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen und sich ein moralisches Mäntelchen umzuhängen? – Tilmann Cremer


Leserbrief zum Titelthema „Die Macht der Gene“ von Ulrich Bahnsen

Gerne würde ich im Folgenden den Optimismus, der aus dem Artikel von Herrn Dr. Bahnsen spricht, etwas relativieren und um einige kritische Anmerkungen und Gedanken ergänzen.

Genom-Scores im Zentrum der Aufmerksamkeit
Fest steht: Der breite Nutzen von Genome Scores (= PRS = Polygenic Risk Scores) für eine verbesserte medizinische Diagnostik und Prävention ist zur Zeit relativ gering. Und es ist davon auszugehen, dass sich dies mittelfristig nicht grundlegend ändern wird. Auch wenn seit Mitte August das Thema Genome Scores ein breiteres mediales Echo erfahren hat, sollten wir nicht der Annahme verfallen, dass wir durch Genom-Scores nun an der Schwelle einer neuartigen medizinischen Revolution stehen (so berichteten beispielsweise The New York Times und Forbes, kurz nachdem der Nature-Artikel „Genome-wide polygenic scores for common diseases identify individuals with risk equivalent to monogenic mutations“ in diesem Sommer veröffentlicht wurde, sehr eifrig). Doch nicht alles, was analysiert und in einem Score verpackt werden kann, ist sinnvoll. Der Grund hierfür liegt in den Voraussetzungen, auf denen derartige Scores bestimmt werden.

Genomische Variationen als Basis für Genem-Scores
Die Idee, Variationen im Genom mit anderen messbaren Parametern wie dem Auftreten bestimmter Erkrankungen zu korrelieren, ist nicht neu und wird seit Jahren unter dem Label der Genome Wide Association Studies (= GWAS) auf Basis der im Artikel erklärten Single Nucleotid Polymorphisms (= SNPs) durchgeführt. Hinter diesem Ansatz steckt die Erkenntnis, dass die wenigsten Erkrankungen und Gesundheitsstörungen durch Defekte in Einzelgenen verursacht werden und daher nicht den geradezu klassischen Prinzipien derjenigen Genetik folgen, die Georg Mendel in seinen Kreuzungsexperimenten an Erbsen vor gut 150 Jahren zu etablieren begonnen hat. Wenn nicht ein Einzelgen hinter einer Erkrankung steckt, muss es stattdessen Kombination verschiedener Gene und ihrer Produkte sein, so die Überlegung, von denen einige mehr und andere weniger Einfluss auf die Ausbildung von Merkmalen (= den Phänotyp) haben; oder in unserem Fall: auf das Entstehen einer Erkrankung. Schauen wir uns die Ergebnisse von Genomweiten Assoziationsstudien (= GWAS) an, wird schnell klar, dass der Einfluss einzelner Varianten im Genom auf die Ausbildung eines Merkmals, zum Beispiel einen manifesten arteriellen Bluthochdruck, erschreckend gering ist und nicht zur Vorhersage taugt. Oder in der Sprache der Statistik formuliert: Jeder einzelne Genort hat eine nur geringe Effektgröße, die zu gering ist, als dass sich mit ihrem Vorliegen ein gescheites Auftrittsrisiko für die meisten Erkrankungen verknüpfen ließe. Daher wurde lange Zeit der Nutzen von GWAS für die diagnostische medizinische Praxis als gering bis vernachlässigbar eingeordnet, zumal erst vor wenigen Jahren bei Gen- und Genomanalysen ein Preisverfall eingesetzt hat, der zum gegenwärtigen Aufwind der klinischen Genetik und genomischen Forschung beiträgt.

Statistik und Wahrscheinlichkeiten als Grundlage der Genom-Scores
Wie kommen nun Genome Scores zustande, wenn die Ergebnisse genomweiter Assoziationsstudien besagen, dass Einzelvarianten kaum etwas zu der Einschätzung eines Erkrankungsrisikos beitragen? Der elegante und zugleich schlichte Gedanke, der hinter den Genome Scores steckt, ist folgender: Wenn jede SNP-Variation und bestimmte Genvarianten für sich genommen nur einen marginalen Einfluss haben, dann müssen sich ihre Einflüsse doch immerhin aufaddieren und in der Summe ein besseres Maß geben als eine Einzelvariante für sich genommen. Das eingangs genannte Nature-Paper zeigt in der Tat, dass sich mittlerweile durch geeigneten Scores relativ verlässlich vorhersagen lässt, wie sehr das Vorliegen einer bestimmten Variantenkombianation mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten einer bestimmten Erkrankung gegenüber dem der restlichen Population verknüpft ist. Angegeben wird das ganze in sogenannten Odds Ratios und ließt sich zum Beispiel so: „2,3 % der Bevölkerung haben die genomische Variante XYZ. Und das Vorliegen dieser Variante geht mit einem 4-fachen Risiko für das Auftreten von Herzkranzgefäßerkrankungen (= Herzinfakrkte, Angina Pectoris…) einher.“ Relativ neu an der ganzen Sache ist, dass mit dieser und anderen Publikationen gezeigt wurde: Derartige Risikoangaben sind nun auch für Erkrankungen möglich, an denen viele verschiedene Parameter im Genom beteiligt sind (= polygen bedingt). Bisher waren verlässliche Angaben nur für Risiken möglich, die mit der Erkrankung von einzelnen Genen assoziiert sind (= monogen bedingt). Grundlage hierfür sind Weiterentwicklungen der Bioinformatik und Data Science, potente Hochdurchsatzanalyseverfahren und immens große Versuchsgruppen, die untersucht wurden.

Wie sicher kann eine Vorhersage sein?
Bei all den Neuerungen und vielversprechenden Ergebnissen muss in aller Deutlichkeit gesagt werden: Wir sprechen hier über Risiken, über Wahrscheinlichkeitsangaben und aus ihnen abgeleitete statistische Maßzahlen, die aus Beobachtungen von Gruppen stammen, die bestimmte Merkmale gemeinsam haben. Sie sind in ihrer Eindeutigkeit eher mit einer Wettervorhersage vergleichbar als mit einem individuellen Fingerabdruck, wenn es um die Beantwortung von Fragen geht wie: „Werde ich einen Herzinfarkt erleiden?“. Der Grund hierfür liegt in der Komplexität biologischer Systeme, die nicht allein auf den Einfluss von Genen reduziert werden kann. In unseren Körpern interagiert vieles miteinander. Unser Genom, unser Stoffwechsel und das Immunsystem. Diese Systeme sind durch ihre wechselseitige Beeinflussung miteinander so eng verflochten, sodass man mit dem Griff nach dem einen unweigerlich auch die beiden anderen in der Hand hat. Und auch dies ist nur eine modellhafte Vereinfachung, die ganz mutig weitere bedeutungsvolle Subsysteme wir etwa die Besiedlung unseres Körpers mit Mikroorganismen (= das Mikrobiom) außer Acht lässt. Nun ist die Aufgabe eines guten Modells ja gerade die Vereinfachung und nicht die Abbildung der bestehenden Zustände. Wie weit dabei der betrachtete Wirklichkeitsausschnitt bei der Beantwortung der Frage nach unseren Erkankungsrisiken aber reduziert werden kann, ist ein großes Thema und viele Antworten stehen aus. Sicher ist jedoch, dass mit Blick auf die meisten Erkrankungen der Blick auf SNPs in nicht-gencodierenden DNA-Abschnitten alleine nicht genügt; besser, es werden Genvariantenanalysen hinzugenommen und noch näher an die Wirklichkeit heran kommen wir mit der Hinzunahme epigenetischer Informationen, also des Codes, der gewissermaßen auf oder um die DNA herum gebaut ist. Auch für den Fall, dass all dies gegeben ist, werden die individuellen Analyseergebnisse noch immer ausschließlich ein Werkzeug der Risikoeinschätzung sein und keine finale Antwort auf die Frage „Werde ich an XYZ erkranken?“, liefern.

Das mag in der Theorie richtig sein, bringt aber nichts für die Praxis…?
Bringen genomische Risk-Scores dann überhaupt etwas? Ja: Ihr Nutzen liegt in der Prävention. Bestimmte Gruppen und gefährdete Individuen lassen sich mit ihrer Hilfe herausfiltern — vom Prinzip her nicht anders als das, was mit Hilfe von Blutdruckmessungen, EKG und der Laboruntersuchung von Blutproben jeden Tag unzählige Male bei Checkup-Untersuchungen in hausärztlichen Praxen geschieht. Auch hier helfen die Untersuchungs- und Messergebnisse, ein bestehendes Risiko zu erkennen. Nur wir bekommen von unseren Hausärzt_innen in der Regel keine Glockenkurve mit…

Der weitere Weg für die Genome Scores als Anwärter für verlässliche Marker in der Krankheitsprävention ist somit der gleiche, der vor allen neu auf den Markt kommenden molekularen Markern liegt: Sie müssen sich mit den bestehenden Verfahren messen und besser sein als sie, wenn sie überleben wollen; das heißt spezifischer, sensibler oder kostengünstiger bei mindestens gleicher diagnostischer Qualität. Per se brauchen dabei unsere konventionellen nicht-genombasierten Methoden den Wettbewerb mit ihren genombasierten Kollegen nicht scheuen. Schauen wir exemplarisch auf das maßgeblich lifestylebedingte Volksleiden des Diabetes mellitus Typ II: Ja, wir können ohne Zweifel eine Genomanalyse vornehmen, um ein individuelles Erkrankungsrisiko zu errechnen. Wir können aber auch Gewicht, Bauchumfang und Nüchternblutglucose bestimmen, was ohne Stundenlohn um die drei Euro Kosten dürfte (die Anschaffungskosten für Maßband und Waage beiseite gelassen) und damit den genomischen Ansatz um Längen schlagen. Dies ist ein schönes Beispiel, weil in diesem Fall auch probate Therapiemethoden und vorbeugende Strategien zur Verfügung stehen. Anders könnte es im Fall erhöhter Cholesterinspiegel zur Einschätzung des Atheroskleroserisikos sein. Hier ist gut denkbar, dass eine genomische Analyse noch vor pathologischen Laborbefunden anschlägt, zu einem Zeitpunkt also, an dem schon erste Schäden am Gefäßsystem aufgetreten sein können oder im Begriff sind, sich zu manifestieren. Selbstverständlich müssen wir darüber nachdenken, was wir in alle den Fällen tun, wo wir ein hohes Erkrankungsrisiko diagnostizieren aber in das offene Messer unseres Genoms rennen, weil keine präventiven oder therapeutischen Mittel zur Verfügung stehen; wo wir nur abwarten können, ob und in welchem Ausmaß wir betroffen sein werden. Doch diese Zwickmühle ist keine Eigenheit genomischer Analysen, auch „konventionell“ Laborwerte und teilweise auch bildgebende Verfahren stellen uns hier vor die Grenzen unserer Einflussmöglichkeiten auf unser durchkalkuliertes Schicksal.

Für wen gilt der Score eigentlich?
Was mit Blick auf die Genome Scores auf jeden Fall noch gefragt werden sollte ist: In welchen Populationen funktionieren unsere Scores eigentlich und tragen dienliche Informationen zur Gesundheitsversorgung bei? Eine übergewichtige Person mit geringem genetischen Risiko-Score für einen Diabetes Typ II wird trotz ihrer günstigeren genetischen Disposition eher erkranken als eine schlanke Person mit höherem genetischen Risiko-Score. Oder anders gesagt: Eine Risikoeinschätzung auf alleiniger Basis des Genoms verliert den bestehenden Phänotypen (= die ausgeprägten Merkmale) aus dem Bild und auch all die anderen klinisch relevanten Faktoren, die ein Mensch mit sich trägt, wie bestehende Infektionserkankungen und vieles mehr. Daher dürften Genome Risk Scores, wo sie sich durchsetzen, in den meisten Fällen nur sinnvoll als Bestandteil eines Diagnostikprozess im Konzert mit anderen Parametern und Werten zu verstehen sein und weniger als ein eigenständiges Verfahren, das im Alleingang die relevanten Informationen liefert.

Die wichtigsten Gedanken zusammengefasst
-Die Ermittlung eines Genome-Scores (oder PRSs wenn nur der Einfluss von Polymorphismen auf die Krankheitsentstehung untersucht wird) ist nur sinnvoll, wenn wir die nicht-genomisch analysierbare Gesundheitskondition des Status quo des Menschen, den wir analysieren, mit berücksichtigen.
– Ein Genom-Score macht als Produkt der Biostatistik eine Aussage über ein bestimmtes Kollektiv und die aus ihm gezogenen Stichproben. Viele der verfügbaren Scores sind (noch) nicht für eine breite Anwendung geeignet, wie wir es von vielen labormedizinischen Parametern schon kennen.
– Genomische Scores treten eher als eine Alternative zu bestehenden Loboranalysewerten auf, gegen die sie ihren Nutzen zu beweisen haben, indem sie zeigen, dass sie aus einem Kollektiv verlässlich die Personen mit hohem Erkankungsrisiko herausfiltern können.
– Genome Scores sind nichts grundlegend Neues und taugen wenig zur persönlichen Zukunftsvorhersagen, genau wie das Testergebnis eines leicht erhöhten Cholesterinspiegels bei unserem Check-up. Beide können mir nicht sagen, ob ich, ganz speziell ich, in den nächsten fünf Jahren ohne Herzinfarkt davonkomme oder nicht.
– Die Einführung von Genom-Scores in die diagnostische Praxis ist Teil des Wandels hin zur individualisierten Präzisionsmedizin aber nicht ihre Ankunft; sie sind nicht das gelobte Land der vollen Kontrolle über unsere Gesundheit und Krankheit.
– Die Aussagekrakft von Scores hat Grenzen, die durch ihre statistische Natur bedingt sind: Alles, was sich im weitesten Bereich der Glockenkurve abspielt, ist für eine Risikoeinschätzung im Grunde unerheblich. Doch an den Rändern der Verteilung spielt die Musik, das heißt, es geht am ehesten um die fünf Prozent, die sich durch ihre besonders risikoassoziierten Genomvarianten von den übrigen 95 % der Population unterscheiden. – Julius Josef Kaminski


Leserbrief zu „»Präzision reicht nicht«“ von Christiane Grefe

Wenn der Mensch ständig an der „Weltschraube“ schrauben muss, dann wird es immer nur Verlierer geben können. Die Welt geht einfach flöten, und der flötenspielende Mensch, der will nichts davon wahrhaben. Was schon im kleinen schiefgehen muss, das wird auch im großen nur schiefgehen können! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Bleibt der Wald? Ja! Nein!“ von Lisa Nienhaus und Petra Pinzler

Wenn es nicht so seltsam traurig wäre, dann würde ich mich wohl aus totaler Verzweiflung auch noch in meinen „Allwertesten“ beißen wollen, um wenigsten ein „Spürlein“ Lächeln in die traurig dreinschauende Gesichter zaubern zu können. Es geht munter weiter in der „Kollektivverliererei“, dank unserer heimischen Braunkohle, und unseren Klimarettern von RWE! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Die Lust, an allem schuld zu sein“ von Ulrich Greiner

Lieber, als alter, weißer Mann, mit ungeschliffenen, manchmal unpassenden Worten warnen und sich wehren – als sich auf ein hohes moralisches Roß zu setzten, zu glauben, eine ererbte Schuld dauerhaft sühnen zu müssen und deshalb einfach widerstandslos hinzunehmen: daß Europa sich allmählich wandelt in Klein-Asien und Klein-Afrika! – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Politiker-Mikado“ von Bernd Ulrich

Herrr Ulrich, Sie haben ja so recht! Ich frage mich nur, warum kapieren das ganz viele Menschen in unserem Land aber offensichtlich unsere führenden Politikerinnen und Politiker nicht? Kein Wunder, dasss immer mehr Vertrauen in unsere Demokratie verloren geht. – Rolf Schneider


Leserbrief zu „Bleibt der Wald? Ja! Nein!“ von Lisa Nienhaus und Petra Pinzler

Ihr Interview mit Herrn Schmitz und Herrn Nienhaus zeigt, dass man mit Ideologen wie Herrn Nienhaus, dem jedes Mittel Recht und Recht letztlich egal ist, erst dann diskutieren kann, wenn sie selbst entlassen werden oder der PC mangels Strom nur noch 2h am Tage funktioniert. Es zeigt auch, wie fehlbesetzt diese ganzen Kommissionen in Berlin sind. Die sollen ja im Prinzip zunächst einmal die möglichen Handlungsoptionen auflisten. Das kann nicht funktionieren, wenn solche Ideologen bereits im Vorfeld alles torpedieren, was ihnen nicht in den Kram passt. Energie, Verkehr, Bildung, Digitaltechnik – wie lange soll die Hybris eigentlich noch anhalten, dass Deutschland etwas darstellt? Für die Asiaten und US-Amerikaner gehören wir längst eher zu den Schwellenländern – mit der Tendenz zum Entwicklungsland. Und wenn wir Leute wie Herrn Nienhaus so weiter machen lassen, werden wir auch bald dort ankommen. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Gehört mein Bauch mir?“ von Stefanie Flamm

In diesem Artikel wird deutlich, wie durch die phänomenalen Möglichkeiten der Pränatalen Diagnostik immense moralische Dilemmata in werdenden Eltern ausgelöst werden. Und zu dieser Entwicklung gehört die ethische Auseinandersetzung mit „Abtreibung“ in der Öffentlichkeit untrennbar zusammen. Ja, nicht Eltern sollten diese Entscheidung allein für sich entscheiden müssen oder dürfen, sie brauchen dringend eine öffentliche Diskussion dazu! Werdende Eltern dürfen damit nicht alleine gelassen werden, auch wenn die letzte Entscheidung immer bei der Mutter liegt! Denn in den meisten Fällen ist Abtreibung eher ein Thema der Bewältigung der psychosozialen Belastung der Eltern, und weniger das „Risiko“ des Kindes. Dazu mein Beitrag, der aus meiner Sicht viel mehr „auf Podium“ gezerrt werden sollte:

Ethik Unterricht 9. Klasse, der Lehrer will den Jugendlichen in erster Linie die Freiheit der Frau in der Entscheidung „Abtreibung ja oder nein“ nahe bringen und diskutiert mit den Jugendlichen die Gründe für eine Abtreibung. Es meldet sich ein 15jähriges Mädchen, aus ehemals schwierigsten sozialen Verhältnissen, vom Jugendamt Inobhut genommen, nun lebt es in der Jugendhilfe: „Meine Mutter hätte damals vor 15 Jahren jeden Grund gehabt abzutreiben: Risikoschwangerschaft, kein Geld, psychisch krank, Gewalt in der Familie, … ABER: Sie hat mich bekommen! Und darüber bin ich froh und ihr hoffentlich auch!“

Geben wir Eltern doch bitte viel mehr Beispiele und vor allem Hilfen für gelungenes Leben und überlassen wir die Risiken den Ärzten. Dann wird die Diskussion um „Schaffe ich die Belastung eines (solchen) Kindes?“ authentischer und der Druck „abtreiben zu müssen“ kleiner! – Magdalena Vallendar


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Ich lese euer Magazin immer total gerne. Zu der Ausgabe von und mit Herbert Grönemeyer muss ich jetzt sogar mal schreiben, weil ich sie so wunderbar finde! Diesen Künstler auszusuchen, ihm dieses Magazin als Platz zur Darstellung zu geben, klasse! Und wie Herbert Grönemeyer das genutzt hat, große Freude! – Gerlinde Hullmann


Leserbrief zum Titelthema „Die Macht der Gene“ von Ulrich Bahnsen

Schon im zweiten Artikel in Folge suggerieren Sie dem nicht sachkundigen Leser, dass die Zukunft des Menschen überwiegend von seinen Genen bestimmt ist. Die Schlussfolgerung dazu lautet dann: egal was das Kind in seinen ersten Lebensjahren erfährt, welche Erziehung es genießt und wie es betreut wird, seine Zukunft ist sowieso vorherbestimmt. In Zeiten, in denen endlich die Erkenntnisse der Bindungsforschung mehr ins Bewusstsein der Gesellschaft treten sollten, halte ich solche Botschaften – auch noch vertreten durch meine Lieblingszeitung – für absolut brandgefährlich und kontraproduktiv. Die Ergebnisse der Bindungsforschung belegen, dass ein Kind in den ersten Lebensjahren ein Urver- aber leider auch ein Urmisstrauen ausbilden kann. Diese Erfahrungen von feinfühliger Betreuung auf der einen und liebloser oder unsicherer Zuwendung auf der anderen Seite sind dann der Grundstein für Resilienz und Lebensfähigkeit auf der einen und möglicher Sucht oder Depression auf der anderen Seite. Natürlich spielt die Disposition des jeweiligen Kindes eine Rolle, aber eben nicht ausschließlich. Der Schlüssel für psychische und damit auch somatische Gesundheit ist eine sichere und liebevolle Bindung, die das Kind z. B. auch in einer Krippe mit einer Erzieherin und maximal 2-3 weiteren Kindern aufbauen kann. Oder mit Eltern, die sich die Betreuung in der ersten Lebensphase teilen. Mit der Aufmachung und Betitelung Ihres Artikels wird der Beliebigkeit und auch Sparsamkeit jedes Trägers von Betreuungseinrichtungen, aber auch jedes Elternpaares Tür und Tor geöffnet. Wie verheerend! – Anke von Skerst


Leserbrief zu „Der Coup des Jahrhunderts“ von Manuel Daubenberger et al.

Ich hääte da eine Verständnisfrage zur Grafik „Wie funktioniert ein Cum-Cum-Geschäft: Wenn die Bank in Deutschland z. B. 100.000 Euro Kapitalertragsteuer abführt, 100.000 Euro rückerstattet bekommt und von der Rückerstattung die Hälfte, also 50.000 Euro an den ausländischen Investor weitergibt, dann hat sie nach meiner Rechnung 50.000 Euro miese gemacht. Oder anders ausgedrückt: Wenn ich 100.000 Euro bezahlt habe und 100.000 Euro zurück bekomme, dann habe ich nichts, was ich verteilen könnte. Könnte ein Experte der von mir geliebten ZEIT meine Verständnislücke ausfüllen? – Sven Herfurth


Leserbrief zu „»Ich bin der Papa«“ von Hannah Knuth

Ein ganz, ganz dickes Lob für Ihren glänzend recherchierten und geschriebenen Artikel zur Schulleitungsproblematik in Deutschland. Als ehemaliger Schulleiter darf Ihnen sagen, dass der Bayerische Schulleitungsverband (BSV) seit Jahren um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Schulleitungspersonen kämpft. Ihr Artikel ist eine fundierte Argumentationshilfe, um die Missstände deutlich anzuprangern. Danke, Herr Bruns spricht uns aus der Seele! – Peter O. Chott


Leserbrief zu „Der Sommer ist schuld“ von Ulrike Gastmann

Frau Ulrike Gastmann lässt sich in ihrer Kolumne dazu herab, stellvertretend für diejenigen ihrer Schüler zu trauern, die in ihren Ferien keine Fernreisen unternehmen oder die gar noch nie eine Flugreise unternommen haben, wenngleich die Schülerinnen und Schüler selber, wie sie offensichtlich überrascht anmerkt, darunter „nicht sonderlich zu leiden scheinen“. Sie bejubelt all jene, die auch in den Herbstferien nochmal geflogen sind, wohin auch immer. Ob diese Lehrerin schon mal darüber nachgedacht hat, ihren Schülerinnen und Schülern den Begriff des ökologischen Fußabdruckes zu erläutern? Insbesondere nach diesem Hitzesommer könnte man ja doch mal darüber nachdenken, ob diese Kinder nicht eher deshalb zu betrauern sind, weil sie die zunehmende Wucht des Klimawandels ertragen werden müssen, die ihre Eltern und Großeltern mit der hemmungslosen Inanspruchnahme aller sich bietender Vergnüglichkeiten noch beschleunigt haben. Ich erwarte von manchen Kolumnen nicht allzuviel Tiefgang. Aber soviel Oberflächlichkeit wird weder der Zeit noch Der ZEIT gerecht. – Carola Windfuhr


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Danke für dieses wunderbare Magazin, es wird viele der „alten“ Fans begeistern und zu Herbert zurückführen. Das habt ihr toll gemacht! – Karin Fahrenkamp


Leserbrief zu „Falsches Echo“ von Christine Lemke-Matwey

Mußte dieser Artikel sein? Es gibt viel schlimmere TV-Veranstaltungen, z.B. der unerträgliche Schlager-Wettbewerb im Mai; lassen Sie sich darüber auch öffentlich aus? Thomas Gottschalk`s „Witzle“ über den Orchester-Graben war witzig und dem Puplikum hat es gefallen. Warum müssen Sie darauf rumreiten? Was haben Sie gegen T. Gottschalk? Lassen Sie doch den Mann in Ruhe – zumindest öffentlich! Warum lassen Sie sich nicht mal öffentlich über die anderen „Showgrößen“ im TV aus???? Vielleicht sind Sie ja schon eine ältere Frau – und wenn nicht – werden Sie auch älter und werden irgendwann verstehen, daß man noch etwas tun möchte, ja, auch mit 68)T. Gottschalk). Er hat seine Sache gut gemacht, versteht was von Klassik; also, wo ist Ihr Problem?. Ein völlig unnötiger Artikel, der halt darauf abziehlt, Ihre persönliche Aversion gegenüber T.G. auszuleben. – E. Mattmüller


Leserbrief zu „Gehört mein Bauch mir?“ von Stefanie Flamm

Was mich schon lange stört ist, wenn sich Abtreibungsgegner selbstherrlich „Lebensschützer“ nennen, vom „Marsch für das Leben“ reden oder sogar – wie Herr K. G. Annen – dabei fanatisch werden. Finden diese Leute keinen ausreichenden Lebenssinn in ihren eigenen alltäglichen Aufgaben? Schließlich gibt es genug zu tun, beispielsweise in Bezug auf vernachlässigte, nicht ernst genommene und unter sexueller und anderer Gewalt leidende Kinder. – Roswitha Lörsch


Leserbrief zum Titelthema „Die Macht der Gene“ von Ulrich Bahnsen

Das wäre natürlich toll, wenn ich mir einen Großteil der diversen Vorsorgeuntersuchungen sparen könnte und nur noch zu jenen müsste, die für mich meinem genetischen Risiko nach wirklich relevant sind! Andererseits würde ein pränataler Genomtest wahrscheinlich zu wesentlich mehr Abtreibungen führen – und zwar wohl gerade nicht von gefährlichen oder verbrecherischen Menschen wie Donald Trump, Wladimir Putin oder Matteo Salvini. – Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Wider den Zeitgeist“ von Hartmut Soell

Das Misstrauen (zwischen Helmut Schmidt und der Friedensbewegung) beruhte auf Gegenseitigkeit. Der Nato Doppelbeschluss von 1979 mag im Nachhinein durch seinen Erfolg als kluger Schachzug bewertet werden, aber vielen Bürgern war er mit Recht zu riskant. Vor allem: Man tut der Sache Unrecht, wenn man die Rolle der Friedensbewegung bei dem erfreulichen Ausgang unerwähnt lässt. Nicht nur Helmut Schmidt durfte sich bestätigt fühlen durch Aussagen Gorbatschows. Ich erinnere mich noch sehr deutlich, dass Gorbatschow auch sagte, ohne die Friedensbewegung im Westen hätte er die Abrüstung und Glasnost in der Sowjetunion nicht durchsetzen können. Es waren also durchaus auch die Flügel des Zeitgeistes am Werk. Ja, und wir waren viele. 100 Jahre Helmut Schmidt könnte ein Anlass sein sich darauf zu einigen, dass wir es gemeinsam geschafft haben, Pershing 2 und SS20 abzurüsten und Europa von atomaren Mittelstreckenraketen zu befreien. Ob sich so ein Glücksfall der Geschichte wiederholen lässt, wenn Putin und Trump nun das Rad der Geschichte zurückdrehen? – Hedwig Maier


Leserbrief zu „Gehört mein Bauch mir?“ von Stefanie Flamm

In der heutigen Zeit ist die Gesellschaft falsch unterwegs. Daß das überhaupt ständig diskutiert werden muß ist schon schlimm genug. Niemand hat das Recht infrage zu stellen. Der Bauch gehört mir, aber nicht ein werdendes Leben. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Die Lust, an allem schuld zu sein“ von Ulrich Greiner

Völlig richtig: Zwar ist es gut, die Vergangenheit zu erinnern, damit – bestenfalls – die gleichen Untaten nicht noch einmal begangen werden, aber verantwortlich sind die heute lebenden Menschen – also auch die heute lebenden Deutschen – für die Verbrechen von Menschen, die vor ihnen gelebt haben, logischerweise nicht. Ich schreibe das übrigens als auch schon nicht mehr ganz junger weißer Mann, der allerdings einer diskriminierten Minderheit angehört und deshalb von allen gutmeinenden Mitmenschen Wohlwollen erwarten darf. – Ulrich Willmes


Leserbrief zu „»X sagt Bäh. Y sagt Buh. Komplett überflüssig«“ von Felix Dachsel und Johannes Gernert

Der Tagesschau-Sprecher hat genau die Vorstellung die ihm von der Redaktion eingebläut bekommt. Das hat Methode. Er sollte sich an seinen früheren Kollegen erinnern, wenn er ihn überhaupt kennt. „Der Journalist Hans-Joachim Friedrichs sagte: „Die Journalisten dürfen sich mit keiner Sache gemeinmachen, sei sie noch so wertvoll und edel.“ Das wird heute ersetzt im skandalisieren und moralisieren. Das hat alles Methode. Man kann auch sagen: Eine Mischpoke! – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Die Lust, an allem schuld zu sein“ von Ulrich Greiner

Ein Leitartikel, der diesen Namen verdient! Chapeau, Herr Greiner! Ja, es gibt viel neue Religiosität in der Welt. Eigenartig ist, dass die neuen Religionen zunächst einmal daran arbeiten, einen Haufen von neuer Schuld aufzutürmen. Sie suchen Menschen, die schuldig sein wollen, wissen aber nicht, wohin mit ihrer Schuld – weil sie nicht mehr von dem zugleich gerechten wie gnädigen Gott wissen, der in Jesus Christus selber Sühne für die Schuld der Menschen leistet. Nichtsdestotrotz: Der ewige Gott wartet auch heute auf Menschen, die ihre Schuld – mehr noch als die ökologische die individuelle Schuld, die wir alle auf uns laden – bei ihm abladen. Man könnte den derzeitigen Zuspruch der Grünen und die moralische Aufladung der ökologischen Debatte auch mit Charles Taylor als Reaktion auf das „Unbehagen an der Immanenz“ deuten: „Das Bedürfnis nach Sinn kann man also durch eine Wiederbelebung der Transzendenz stillen, aber man kann auch versuchen, das ‚Eine, was nötig ist’ rein immanent zu bestimmen, beispielsweise durch das Projekt, eine neue Welt der Gerechtigkeit und des Wohlstands zu schaffen“ (Ein säkulares Zeitalter, S. 525). Ich sage das nicht abwertend, denn das Ziel etwa der Energiewende ist ein hehres. Es sollte nur das „Eine, was nötig ist“, die Frage nach Gott und dem eigenen ewigen Wohl und Wehe, nicht verdrängen!

Ihrer Kritik an Augustinus Erbsündenlehre stimme ich zu. Der Ausweg ist aber m. E. nicht Flucht in die katholische Tauflehre, durch die sich so unzählige Katholiken in einer falschen Sicherheit wägen, sondern ein an Römer 5 orientiertes b i b l i s c h e s Verständnis der Erbsünde. Bezeichnenderweise wird hiernach niemand aufgrund der S ü n d e – verstanden als Prädisposition zu sündigen – gerichtet, sondern „… weil sie alle gesündigt haben“, d. h. aufgrund von konkreten S ü n d e n. – Marcel Haldenwang


Leserbrief zu „Universität braucht Freiheit“ von Frank-Walter Steinmeier

Unser Bundespräsident gebraucht das Wort Demokratie und Freiheit zu oft. Er vergisst dabei, wie viele Politiker das auch tun, das im Zuge der Globalisierung der Rechtsstaat schwer verletzt wird. Es ist ja nicht verkehrt damit gute Absichten zu verbinden, wenn nicht ständig das Gegenteil dessen der Bürger erfahren muß, was der Gesagte eigentlich nicht wollte. Das wird von der Politik immer wieder unterdrückt. Terror, Verrohung und andere Missetaten sind dem Staat aus dem Ruder gelaufen. Warum wird dann nicht ehrlicher Weise den Angehörigen der Toten in Berlin gesagt: das ist unserer Demokratie geschuldet – das muß der Bürger halt aushalten……. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Herbstlich kühle Goldglut“ von Florian Illies

Habe den Artikel mit Interesse gelesen. Da ich zu den Krümelkackern gehöre, eine kurze Anmerkung zu Hauptmann: Warum verlegt Illies Erkner in den Norden von Berlin? Der Ort liegt meines Wissens immer noch ganz im Südosten hinter der Stadtgrenze, Richtung FfO. Vielleicht läßt es sich bei der nächsten Auflage korrigieren. – Rainer Lüdigk


Leserbrief zu „Der letzte Filou“ von Hanns-Bruno Kammertöns

Das ist einer der unserer ganzen Gesellschaft die Zunge zeigt. Die blassen Jasager haben wir in Hülle und Fülle. Nicht nur im Fußball. Die Medien tragen mit dazu bei. Das konnte jetzt wieder in allen Facetten mit Bayern beobachtet werden. Die Medien sind dagegen sehr dünnhäutig wenn sie kritisiert werden, was sie jetzt wieder den Bayern vorgeworfen haben. Kruse hat fast immer nationalreif gekickt. Ergebnis: Keine Einladung vom DFB oder Trainer. Und nur weil er ein Querdenker ist. Daran scheitert auch unsere Politik, die nur aus Jadenkern und dummen Entscheidungen besteht. Und wenn man nicht so denkt wie die Medien, ist man abgemeldet. Unsere Pressefreiheit wird wie eine heilige Kuh behandelt. Das gibt es sonst in keinem Land. Es wäre überfällig denen die Grenzen aufzuzeigen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Die Lust, an allem schuld zu sein“ von Ulrich Greiner

Verantwortung statt Schuld
Was will uns Ulrich Greiner denn nun mit seinem Essay sagen? Ich habe es nicht verstanden – und ich denke nicht, dass das an meiner mangelnden Intelligenz liegt. Der verquaste Text klingt ein bisschen nach einem Sektenprediger, der den Satan „Die Grünen“ bannen will. Es klingt nach einem Konvertiten, der ehemals ein Linker war, dem aber der Mut und die Energie fehlte, die Welt zu verändern. Und der jetzt ein rechter Konservativer ist und eine Ausrede sucht, die Hände in den Schoß zu legen. Greiner behauptet, eine breite gesellschaftliche Strömung zu beschreiben. Die AfD nennt das „Mainstream“. Den beschriebenen Menschenschlag kenne ich aber nur als vereinzelte Aluhütchenträger, als verschrobene Eremiten. Die meisten Menschen, die ich kenne, gehen nicht in Sack und Asche und sie gewinnen auch kein Lustempfinden aus Selbstkasteiung. Die meisten Menschen, die ich kenne, haben einfach die Ärmel hochgekrempelt und versuchen, tatsächlich die Welt zu retten. Und das ist ja wohl unbestritten und dringend geboten! Das machen übrigens nicht nur „die Bewohner der westlichen Welt“, wie Greiner behauptet, das machen die Menschen überall auf der Welt, die sich ein bisschen Verantwortungsgefühl für Ihre Mitmenschen bewahrt haben. Von dieser Verantwortung hat sich Greiner ganz offensichtlich längst verabschiedet. Dabei hat die Bekämpfung z.B. der anthropogenen Klimakrise überhaupt nichts mit einer Schuldkultur zu tun (auch wenn die AfD das gern herbeireden möchte), sondern schlichtweg mit tätiger Nächstenliebe, also mit gelebtem Christentum – unabhängig von einer Kirchenzughörigkeit. Liebe und nicht Schuld ist das Motiv. Wir kämpfen, weil wir das Leben lieben. – Volkmar Heitmann


Leserbrief zu „Politiker-Mikado“ von Bernd Ulrich

Langsam scheinen Neuwahlen das Beste zu sein um die Lähmung der deutschen Politik zu beenden -vorher muss natürlich die Grosse Koalition beendet werden. Aber bitte im Wahlkampf dazu endlich einmal konsequent die AfD bekämpfen! Hier hat die SPD bisher kläglich versagt (einzige Ausnahme Exkanzlerkandidat Schulz) obwohl gerade sie während der Hitler-Herrschaft auf das schlimmste gedemütigt und ihre Politiker verfolgt wurden. Sie kann nicht vergessen haben, mit welchem Hohn und Spott etwa Reichstagspräsident Göhring sie als urdemokratische Partei verunglimpfte. Heute im Bundestag benimmt sich die mittlerweile im Osten durch Neonazis kontaminierte Partei nicht viel anders als die NSDAP damals. Warum haben unsere „Altparteien“ bisher bei den Entgleisungen der „Volkspartei“ (so der Spiegel) weggeschaut und dem SPD-Bundespräsidenten fiel dazu so gut wie nichts ein ? Wenn CDU/CSU, SPD, Grüne und FDP hier nicht schleunigst kompromisslos Front gegen die AfD machen kann es passieren, dass sie bei Neuwahlen die grossen Verlierer werden und eine rassistische, ausländerfeindliche und damit neonazistische Partei weiter an Zustimmung gewinnt. Man dacht bisher, dass so etwas in Deutschland nach der Hitler-Katastrophe nie mehr passieren könnte. Traurige Erkenntnis : Aus Geschichte lernen fällt nicht wenigen Deutschen besonders schwer. – Klaus Reisdorf


Leserbrief zu „Wir doch nicht!“ von Alice Bota und zu „Die schon wieder!“ von Jörg Lau et al.

Glückwunsch zu der gelungenen Zusammenstellung der beiden Artikel „Wir doch nicht“ und „Du schon wieder“. Die Frechheit, mit der von Putin und den Saudis die Wahrheit verdreht und mit brutalen Mitteln gemordet wird, sollte Anlass zur Sorge geben. Aber bei der Aufregung über diese Vorgänge wird leider ein entscheidender Punkt unter den Teppich gekehrt: Es ist unsere Abhängigkeit von Ihren Energieressourcen, die diese Frechheit und Brutalität finanziert. Und es sind nicht die Einzigen. Die Situation mit dem Iran, Venezuela und Libyen ist vergleichbar. Der Westen hängt an der Nadel einer billigen Energieversorgung, und wer diese Ressourcen kontrolliert, bekommt einen moralischen Freibrief. Erst wenn der Westen mit Mut die ohnehin notwendigen Entscheidungen zur Reduktion von Öl- und Gasverbrauch trifft, wird sich das ändern. Wer Putin und MBS etwas entgegensetzen will, der braucht Flugbenzinsteuern, höhere Abgaben für SUV-Fahrer und eine kontinuierliche steigende Belastung von Öl und Gasverbrauch. Die Diskussion über einen Verzicht auf den Waffenexport hilft emotional und moralisch, aber ist politisch kaum effektiv. Die offene Gesellschaft macht Ihre größten Feinde reich und mächtig, durch Bequemlichkeit. – Prof. Dr.Tilman Eichstädt


Leserbrief zu „Bleibt der Wald? Ja! Nein!“ von Lisa Nienhaus und Petra Pinzler

Ihr Artikel in Interviewform in der letzten Ausgabe der Zeit über den Hambacher Wald war interessant, aber etwas wäre richtigzustellen. Ich habe leider den Namen einer engagierten Naturschützerin vergessen, die die ganze Verteidigung des Waldes mitinitiiert hat, Vorname Andrea? Im Gesprächsdialog tauchen zwei Herren auf, wobei der Verantwortliche des Energiekonzerns RWG die Naturschützer beschuldigt, Drohungen in Bezug auf die Wohnungen der Konzernangestellten ausgestoßen zu haben. Fakt jedoch ist etwas ganz anderes. Die Frau (Name?) wurde tatsächlich vor ihrem Wohnhaus von Konzernangestellten bedroht. Verkehrung der Tatsachen, die vielleicht zu einer kleinen Ergänzung zum Artikel in der nächsten Ausgabe führen kann? Oder soll ich mich direkt an die Redaktion wenden? – Andrea Hanke


Leserbrief zu „Falsches Echo“ von Christine Lemke-Matwey

Ihr Kommentar zum Opus-Klassik ist vernichtend. Wie kann TV die Utopie der Klänge fördern? Rollando Villazon hat das vorgemacht, ich habe seine Sendungen selten verpasst, wie komme ich als Klassik-Liebhaber denn an neue Künstler heran? Und deswegen habe ich mich gefreut, dass endlich wieder neue Künstler vorgestellt werden. Diese haben keinen Einfluss darauf, wie die Sender das rüberbringen, sie haben überzeugend ihr Bestes gegeben, das ich dankbar genossen habe, sowie ich auch Ihre Kritiken mindestens zweimal lese, um Ihre – meist positiven Kritiken – nachvollziehen zu können. Ich störe mich auch nicht an einer weiblichen Dirigentin, Gottschalk hat nichts falsch gemacht, er hat sich aus der Musik rausgehalten und die vorgelesenen Einführungen sind für neue Klassik-Hörer wichtig. Einige persönliche Worte der Schweizer Sängerin stören mich nicht. Sie haben recht, dass Frau Ludwig und Frau Fassbänder einen eigenen Abend verdient hätten, aber den müssten Sie oder Frau Büning oder Herr Kersting moderieren . Als Frau Ludwig jetzt 90 Jahre alt wurde, habe ich die dreistündige Radio-Sendung genossen, besonders die dann folgende vierte Stunde, in der Frau Ludwig eine der Cherubino – Arien sang. Diese habe ich von vielen Sängerinnen schon gehört, aber Frau Ludwigs Interpretation stellt alles in den Schatten. Mein TV-Programm höre ich über meine Stereoanlage und bin dankbar für jede Sendung über klassische Musik. Gestern in ARDAlpha die Sendung mit Karajan und Menuhin war eine Sternstunde, davon mehr bitte. Haben Sie konstruktive Vorschläge für ähnliche TV Sendungen? Vor Jahren hat ARTE mal einen ganzen Tag Schubert Musik aus Frankreich übertragen, vieles nahm ich auf. Auch Joachim Kaisers Beethoven Zyklus der Jahrhundertwende, der wiederholt wurde, habe ich fast vollständig aufgenommen, ebenso sein Schubert Sendungen. Wer kann die Lücke füllen? Ich freue mich auf weitere Artikel von Ihnen in der ZEIT – Reinhard Knull


Leserbrief zu „Ihr seid frei!“ von Ulrich Ladurner

Auch wenn ich die Meinung von Ulrich Ladurner in seinem Artikel zur italienischen Regierung und der EU weitgehend teile: Solange Journalisten neoliberalen Propaganda-Sprech übernehmen, wie beispielsweise in Bezug auf Italien „…könnte durch die Märkte gezähmt werden“, ist das Wasser auf die Mühlen von Populisten wie Salvini. – Rudolf Wagner


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Ein ganzes Heft über und mit Grönemeyer? Dieser Herr spricht über Identität und identifiziert sich mit Rüpeln und Schlägern! Zitat: „Ich hoffe, ich gebe meine nicht allzu nervig preis.“ Doch das hat er, schauen Sie sich den kurzen Film an! Sie müssten ihn kennen, der Film ist ein Jahr alt. Haben Sie nicht gut recherchiert oder trauen Sie sich nicht, auch diese Seite des feinen Herrn aufzuzeigen? – Michael Wach


Leserbrief zu „»X sagt Bäh. Y sagt Buh. Komplett überflüssig«“ von Felix Dachsel und Johannes Gernert

ZEIT: In den Wochen, in denen Sie nicht moderieren – machen Sie Detox und halten sich fern von Nachrichten? Zamperoni: Ein bisschen. In den Sendewochen ist es 24/7. Du wachst am Morgen auf und scannst sofort die Nachrichten-Apps. Für LeserInnen, die nicht dem Metier angehören, vielleicht zu viel Chiffre? – Günther Dressler


Leserbrief zu „Die Lust, an allem schuld zu sein“ von Ulrich Greiner

Über die Erbsünde lässt sich trefflich streiten und spekulieren. Ulrich Greiner unterlässt den Hinweis, dass bei den Protestanten die Erbsünde durch die Taufe nicht getilgt wird. Hier war Luther dem katholischen Urgestein Augustinus näher, der fest an die Erbsünde glaubte. Im Nachhinein erscheint es erstaunlich, dass die eher dogmatische katholische Kirche auf dem Konzil von Trient von der Lehre ihres hochverehrten Kirchenvaters Augustinus Abschied nahm. Arme Protestanten also, die im Gegensatz zu den Katholischen weiter unter der Schmach der Erbsünde leiden müssen. Man glaubt fast, den lebensfroheren Katholiken fällt es deswegen leichter zu sündigen als den gehemmten Protestanten. Ersparen wir den Evangelischen den Seelenschmerz indem wir einfach annehmen, dass Adam und Eva Neandertaler waren. Diese Entwicklungslinie der Menschwerdung ist bekanntlich ausgestorben und damit auch die Erbsünde. – Klaus Reisdorf


Leserbrief zu „Der Coup des Jahrhunderts“ von Manuel Daubenberger et al.

Die 55 Milliarden werden sich nicht in Luft aufgelöst haben, sondern sind wohl in irgendwelchen Taschen verschwunden. Die Finanzämter sollten eigentlich herausfinden können, in welchen. Alles kann ja nicht auf den Konten der Herren Berger und Shah gelandet sein. Mich wundert, dass ich darüber in der ZEIT nichts lese. Auch vermisse ich die Namen der (deutschen) Personen, Firmen und Banken, die sich da bereichert haben. Das kann doch wohl nicht dem Steuergeheimnis unterliegen, hier handelt es sich um Verbrechen! – Dr. Peter Dodel


Leserbrief zum Titelthema „Die Macht der Gene“ von Ulrich Bahnsen

Kann man dem Journalisten einen Vorwurf machen, der bei Dutzenden hoch ausgewiesenen Wissenschaftlern recherchiert und aus deren, einen „Trip in die Zukunft“ verheißenden Studien eine Titelgeschichte macht? Wohl kaum, er hat alles richtig gemacht und schließlich ist er nicht selbst Wissenschaftler, er sollte sich auf diese verlassen können. Leider sind auch Wissenschaftler nur Menschen, interessengeleitet und lassen Fehlinterpretationen ihrer Arbeit gerne zu, wenn sie ihren Interessen dienen, sprich mehr Forschungsgelder in ihre Institute spülen, mehr öffentliche Aufmerksamkeit produzieren und insgesamt ihren Status erhöhen. Der „Trip in die Zukunft“ verheißt nichts weniger als dass letztlich alles, von physischen Merkmalen der Person, über Krankheiten, bis zu Bildungserfolg und Intelligenz durch das Genom in hohem Maße determiniert, also vererbt ist und damit schon bei der Geburt vorhergesagt werden kann.

In den Fachpublikationen dagegen müssen die Wissenschaftler Fehlinterpretationen ausschließen. So der von Ulrich Bahnsen in der ZEIT als Begründer der mathematischen Grundlagen des „Genorakels“ zitierte Peter Viesscher und seine Kollegen, welche über diese Methode (im Beispiel angewendet auf die Körpergröße) klarstellen: „Die von uns präsentierte Methode könnte als Methode zur Messung der Vererbbarkeit der Körpergröße fehlinterpretiert werden.“ (Yang et al. 2010, meine Übersetzung). Das Ausmaß der Vererbbarkeit wird dagegen in anderen Studien, primär den berüchtigten Zwillingsstudien festgelegt, über die in der vorhergehenden Ausgabe der Zeit ebenfalls übermäßig euphorisch berichtet worden war, was auch von ZEIT-Lesern und Leserinnen (besonders Barbara Epple) zu recht kritisiert wurde. Dieses Ausmaß der Vererbbarkeit ist bei physischen Merkmalen natürlich sehr hoch, wenn es aber um kognitive Leistungen wie Intelligenz oder Bildungserfolg geht, dann sind Aussagen wie sie Bahnsen übernimmt, höchst fragwürdig und halten keiner rigiden wissenschaftlichen Prüfung stand: „Misst man die Intelligenz bei Erwachsenen, sind 80 Prozent der Unterschiede ererbt“. Zwar sagt der Genetiker in seinem Beitrag „wir können bisher beim IQ keine zehn Prozent der Unterschiede zwischen den Menschen erklären“, gleichzeitig Hoffnung auf Mehr andeutend: „Wir stehen wirklich am Anfang“. Sollten dieser Prozentsatz in der Zukunft erhöht werden, dann mit Sicherheit, weil man sogenannte „Gen-Umwelt Interaktionen“ mit einrechnet, welche die Forscher in ihren Fachpublikationen ebenfalls anerkennen, ohne den Umweltanteil herausrechnen zu können. Solche „Gen-Umwelt Interaktionen“ sind vielfältig. So wissen wir seit langem, dass Männer mit überdurchschnittlicher Körpergröße (vererbt) signifikant bessere Chancen auf Führungspositionen (und andere gesellschaftliche Vorteile) haben. Würde man also eine Studie von der Art, wie sie in dem Artikel vielfältig zitiert werden, über den Zusammenhang zwischen dem Genom und „Führungsfähigkeit“ machen, dann würde ein hoher Anteil an Vererbbarkeit suggeriert werden. Einfach ausgedrückt: eine Scheinkorrelation, weil der Zusammenhang zwischen Genom und Führungsfähigkeit über jenen mit der Körpergröße (ein gesellschaftliches Phänomen) zustande kommt. All dies wäre kein besonderes Problem, wenn nicht mit solchen Scheinkorrelationen sehr viel Geld gemacht, Menschen verunsichert oder auch in einen Fatalismus getrieben würden, was bei genauer Betrachtung jeder Grundlage entbehrt. – Dr. Johannes M. Lehner


Leserbrief zu „Gehört mein Bauch mir?“ von Stefanie Flamm

Dass Stefanie Flamm meint, sich für ihre Meinung rechtfertigen zu müssen, steht repräsentativ für die Forderung, die sie stellt. In der Debatte gibt es nur Ja oder Nein, nur rechts oder links, nur richtig und falsch, jedes Zugeständnis scheint Verrat zu sein. Deshalb möchte ich einen Anfang machen. Ja, ich bin für Abtreibung. Ja, ich bin dafür, dass sich Frauen informieren können, wie und wo sie die Abtreibung durchführen lassen können. Aber Nein, ich bin nicht dafür, dass ein Kind kein Wünschenswertes zu sein scheint, nur weil es nicht den Erwartungen der Eltern entspricht. Nein, ich bin nicht dafür, dass Kinder als anormal und „schwierig“ gelten, nur weil sie nicht in das Bild passen. Sollten wir sonst auch Gentests durchführen, um Kinder mit Hang zu Gewalt oder Faulheit auszusortieren? – Ein/e Leser/in


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Am Morgen im Bett vor dem Aufstehen das Zeit-Magazin „Was soll das“ gelesen. Jede Seite genossen, großartig. Nur weiter so. Beide. Herbert Grönemeyer und Zeit-Magazin. Übrigens mein erster Leserbrief, obwohl ich Zeit-Leser bin seit über 40 Jahren. – Wolfgang Bürger


Leserbrief zu „Die Lust, an allem schuld zu sein“ von Ulrich Greiner

Der Gedanke, sündhaft und an allem schuld zu sein, bringt nicht nur masochistische Lust. Er ist andererseits auch eine geniale Ausrede dafür, nicht nachdenken zu müssen. „Wir sind von der Erbsünde geprägt und wir können nur auf Gnade und Vergebung hoffen.“ Dabei lehrt uns seit mindestens 150 Jahren die Psychologie, dass es für menschliches Verhalten – auch und gerade für das sogenannte sündhafte, schuldvolle Verhalten – Ursachen gibt, über die der Mensch eigentlich nachdenken könnte, wenn er den Mut dazu hätte. Er könnte diese Ursachen verstehen und sein destruktives Verhalten ändern. Wenn er aber weiter dem Schuldgefühl huldigt, kann er sich diese Mühe sparen und so weitermachen wie bisher. – Albrecht Hauter


Leserbrief zu „»Sensation aus dem Gartenhaus«“ von Christoph Dallach

Im Vorspann des Interviews schreiben Sie, dass D. Bowie „an einem unentdeckten Herzfehler“ gestorben sei. Die bei Wikipedia zugänglichen und für mich authentischen Quellen überliefern jedoch Leberkrebs als Todesursache. – Volker Morstadt


Leserbrief zu „Farbe bekennen“ von Mariam Lau

Vielen Dank für die längst überfällige Klar- und Richtigstellung zur demokratischen Tradition unserer schwarz-rot-goldenen Nationalflagge vom freiheitlichen Aufbruch beim Hambacher Fest über die Revolution von 1848. Ein Hinweis auf die Weimarer Republik, die diese Farben zum Staatsemblem machte, hätte den Veranstaltern der „ünteilbar-Demonstration“ vielleicht noch etwas deutlicher vor Augen führen können, dass es an der Zeit ist, diese Farben nicht denen zu überlassen, die die Demokratie vernichten wollen, was ihre Altvorderen, die Nationalsozialisten, unter ihrer Herrschaft mit beiden – der Flagge und der Demokratie – vorexerziert haben. – Josef Croonenbroeck


Leserbrief zu „»Ich bin der Papa«“ von Hannah Knuth

Vor einiger Zeit fiel mir beim Aufräumen ein seltsames Dokument in die Hände, die Mitschrift der Ergebnisse einer „Zukunftswerkstatt“ von 1996. In diesem Jahr habe ich mit Bernd Bruns zusammen das Referendariat begonnen. Zur Intensivphase am Anfang gehörte der dreitägige Workshop zur Verarbeitung der eigenen Vorstellungen von der eigenen Rolle im System Schule.. Unsere noch von keiner Praxis beeinflussten Vorstellungen haben wir in ein ungewöhnliches Bild gekleidet, das wir nach Supermans Heimatplanet die „Krypton-Utopie“ nannten. Dort sei die Gesellschaft bereit, „Lernen an sich“ als „hohes Gut“ anzusehen – im Gegensatz zu unseren eigenen Erfahrungen mit der Schule und ihrer öffentlichen Wahrnehmung. Lernprozesse, so formulierten wir 1996, entfalteten auf Krypton ganz von selbst ihre „praktischen und persönlichkeitsbildenden Eigenschaften“. Um dies zu erreichen, müsse ein Lehrer allumfassend „integer“ sein. Als zentrale Werte tauchten im Koordinatensystem der Integrität neben der Fachkompetenz Einfühlungsvermögen, Begeisterung und Gerechtigkeit auf.

Bernd Bruns in der ZEIT wiederzubegegnen, war auch eine Wiederbegegnung mit der Krypton-Utopie. Er scheint sie zu leben. Nähe zu den Mitgliedern der Schulgemeinschaft, Bereitschaft und Zeit auch zu spontaner Kommunikation, mittendrin statt einsam im Elfenbeinturm: Das scheinen mir die Eigenschaften zu sein, die die Schulpolitik für Leitungspersönlichkeiten einfordern und fördern sollte. Gleichzeitig sollte man diskutieren, welche Aufgaben von ihren Schultern zu nehmen sind. Nur dann dürfte das Interesse am Leiten wieder erwachen. – Philipp Schmidt-Rhaesa


Leserbrief zu „»Ich bin der Papa«“ von Hannah Knuth

Bei diesem Artikel dachte ich sofort: Dieser Mann muss geklont werden. Super, wie er die Probleme anpackt – das sind noch unsere wenigen Vorbilder die wir haben. Zum anderen ist mir noch ein anderer Gedanke gekommen: 709 Bundestags-Abgeordnete -inkl. dem ordentlichen Mitarbeiterstab- könnten doch alle mal als „Seiteneinsteiger“ die fehlenden Schulleiterposten übernehmen. Wir haben ja alle nach der Bundestagswahl ein halbes Jahr ohne funktionierenden Bundestag leben können. Und ich wette eine wunderbare Flasche Champagner, dass in Zukunft die deutsche Wirtschaft auch ohne einen einzigen Bundestagsabgeordneten weiterlaufen wird. Wäre doch mal ein Denkansatzpunkt und ich stehe gerne für ein tiefgreifendes Interview -mit einem 10 Punkteplan zur Veränderung der politischen Landschaft, zur Verfügung. – Peter Paul Wiesner


Leserbrief zu „Die Lust, an allem schuld zu sein“ von Ulrich Greiner

„Für die unchristlichen Erben des christlichen Abendlandes besteht das gute Gewissen darin, ein schlechtes Gewissen zu haben.“ Eine fulminante Formulierung! Büchmann-reif! Ich werde sie auswendig lernen und bei Gelegenheit Sonntagsrednern entgegenschleudern. Und wie steht’s um mein Gewissen? – Ich stelle fest, dass mit Hilfe von unbedeutenden einschlägigen Einsätzen (nicht mit dem Ziel, aber mit dem Nebeneffekt) mein Gewissen etwas weniger unerträglich wird. Aber ein gutes Gewissen durch das schlechte? Geht irgendwie nicht! Trotzdem gelingt es mir, Schönheit und Annehmlichkeiten der Welt ohne Vorbehalt zu genießen, aber ohne Not, Elend und Schuld völlig auszublenden. Macht mir nun dies mitschwingende schlechte Gewissen ein gutes Gewissen? Ich weiß nicht! Dennoch und im Ernst: Der Spruch oben ist wirklich genial. Seine Botschaft gilt … hier und da. – C. Lorenzen


Leserbrief zum Titelthema „Die Macht der Gene“ von Ulrich Bahnsen

Der Artikel zum Titelthema Was wird aus mir? ist hervorragend recherchiert und geschrieben. Trotzdem finde ich ihn beängstigend, auch wenn Ignoranz bestimmt keine sinnvolle Alternative ist. Aber was sind alle möglichen Prognosen oder Orakel, wie der Autor sie nennt, wert, wenn ein Unfall Ihr Leben innerhalb von Sekunden völlig verändert? Von mir nur so viel: Vor 53 Jahren habe ich in einem Kleinwagen gesessen, einem Lloyd Alexander, hinten rechts, und der hat gebrannt, nachdem er von der Straße abgekommen war. Verbrennungen an Kopf, Händen, Beinen. 20 Monate Erstversorgung. Rekonstruktion der Hände. Danach immer wieder Aufenthalte in Kliniken, zusammen nicht ganz vier Jahre, immer wieder Operationen, bis jetzt 51, überwiegend an den Beinen. Ob das in meinem Genom irgendwo vorgesehen war? Vielleicht eher, dass ich mein Studium als Maschinenbauer nach einer Unterbrechung von zwei Jahren wieder aufgenommen und abgeschlossen habe. Dass ich einige Jahre später promoviert wurde, einen anständigen Beruf ausüben konnte und das allerbeste: auch eine gute Frau gefunden habe, mit der ich bis heute verheiratet bin. Im Text ist mir ein Lapsus aufgefallen, im ersten Abschnitt, wo es um das Risiko für einen Herzinfarkt geht. Wenn Sie als Suchwort „gestrichelt“ eingeben, sind Sie schon vor Ort. Es heißt da: „Ziemlich weit rechts vom Durchschnittsgipfel … wird die Glocke von einer senkrechten gestrichelten Linie durchschnitten. Das bin ich.“ Im Diagramm sieht es anders aus: Da markiert die gestrichelte Linie den Durchschnitt.

In dem besagten Artikel ist mir später noch etwas aufgefallen. Deshalb der Nachtrag. Es geht wieder um den ersten Abschnitt über den Herzinfarkt. Wenn Sie das Suchwort „Zehntausende“ eingeben, kommen Sie an die betreffende Stelle: „Komplexe Eigenschaften … werden durch Tausende, oft Zehntausende Stellen im Erbgut bestimmt.“ Sollten Tausende bzw. Zehntausende als Adjektive nicht klein geschrieben werden? Im Abschnitt über Schizophrenie und Depression gibt es einen ähnlichen Fall. Das Suchwort „Zehntausende“ bringt Sie wieder hin. „Dafür haben die riesigen Datensätze von Zehntausenden Patienten, …“ Ich bin mir nicht sicher, aber sollte es nicht eigentlich auch klein geschrieben werden? Dann gibt es noch die Sache mit den Hunderttausenden an zwei Stellen – einmal im Abschnitt über Diabetes, dann im Abschnitt über Depression. Im ersten Fall heißt es: „Man macht mit einer sehr großen Zahl Freiwilliger … und stellt den Genotyp von Hunderttausenden SNPs … fest.“ Im zweiten: „Es ist ein Treffen von Wissenschaftlern, die gigantische Datenberge aus den Genomen Hunderttausender Probanden betrachten.“ Auch da bin ich mir nicht sicher, würde aber Hunderttausende eher klein schreiben. Übrigens kommt der Lapsus mit der gestrichelten Linie noch einmal vor, im ersten Absatz vom Abschnitt über Diabetes: „Die gestrichelte Linie zeigt auch diesmal wieder mein Risiko.“ Es tut mir (fast) Leid, dass ich Ihnen schon wieder auf den Wecker falle und bleibe doch – Hans-Georg Imhof


Leserbrief zu „Die Lust, an allem schuld zu sein“ von Ulrich Greiner

Greiner stellt in Bezug auf die Kategorien wie Schuld, Sünde, Sühne etc. fest: „Doch weil ihnen der Gottesbezug abhandengekommen ist, fehlt ihnen die letzte Begründung, und folglich werden sie ideologisch.“ Nun dachte ich bislang, eine Weltanschauung auf unbewiesene und letztlich sogar unbeweisbare Annahmen zu stützen, entspreche der klassischen Definition von Ideologie. Wenn man einen Gottesbezug dafür bemüht, dann bekommt solches Tun zwar den Nimbus einer höheren Weihe, und man nennt es Glaube. Aber wo ist da der Unterschied? – Hermann Engster


Leserbrief zu „Die Lust, an allem schuld zu sein“ von Ulrich Greiner

Bitte… dieses Argument der Vegetarier müßte sich über die Anbaubedingungen von Soja schuldig fühlen (so ähnlich wurde das ja vor Wochen beim „vegetarischen Kapitalismus“ (was eine unsinnige Verbindung in dem Lachs Artikel) schon mal behauptet. Bitte recherchieren Sie für Ihre Weiterbildung wie viel Anbaufläche von Soja auf das Konto der Fleischesser geht. Und…. wenn man seinen Eiweißbedarf vegetarisch deckt dann spart das ca. 8/10 der Anbaufläche … weil über den Umweg Tier wesentlich mehr Futter benötigt wird um eine für den Menschen verwertbare Kalorie zu erzeugen. so was ist ziemlich gedankenlos daher geschrieben… darf gerne besser werden. – Ralf Steinbrenner


Leserbrief zu „Gehört mein Bauch mir?“ von Stefanie Flamm

Mit diesem Artikel hat die Autorin eine Thematik, die, wie sie selbst sagt, heutzutage viel zu selten öffentlich thematisiert bzw. diskutiert wird, neu aufgegriffen. Abtreibung ist in Deutschland und vielen anderen Ländern ebenso, seit Jahrzehnten legal, doch wird sie heute oftmals aus vielfach anderen Gründen durchgeführt als noch vor 30 Jahren. Der eigentliche Kern hinter diesem Recht findet heutzutage im Feld der Pränataldiagnostik seinen Ursprung. So wurde auch ich als angehende Mutter bzw. wir als angehende Eltern allzu früh mit der Entscheidung für oder gegen jene bespielhaften Untersuchungen der Pränataldiagnostik konfrontiert. Wobei Entscheidung noch einen demokratischen Schein wahrt bzw. verspricht, der in unserem Falle weit über einen gemeinsamen, autonomen und konsensorientierten Entscheidungsfindungsprozess hinausgeht. Denn unsere Frauenärztin stellte in diesem Zusammenhang eine Entscheidung gegen pränatale Untersuchungen im Laufe der Schwangerschaft immer wieder in Frage. Ob man sich denn die Broschüren genau durchgelesen habe und, warum man sich grundsätzlich dagegen entscheiden würde? Sie hatte natürlich auch eine Kooperation mit einem Spezialisten ganz in der Nähe anzubieten. Das Gefühl wurde mich nicht los, dass ÄrztInnen, zumindest diese eine ganz sicher, vor bewusster Erzeugung von Unsicherheit gegenüber deren PatentInnen nicht zurückschrecken, wenn ein neuerlicher Gehaltszuschuss damit gesichert wäre. In Bezug auf diesen Artikel bin ich demnach der Meinung, dass die Thematik der Pränataldiagnostik hinsichtlich der Entscheidung zu einer Abtreibung in Zukunft ein viel größeres Thema im öffentlichen Diskurs spielen muss. Frühzeitiges Erkennen einer Behinderung eines neuen Lebens: gut. Der medizinische Fortschritt der dies ermöglicht: wunderbar. Doch Aufklärung und Empathie hinsichtlich Frauen und angehenden Familien und deren jeweiligen Situationen, sollte oberste Priorität haben. Was den Paragraph 219a betrifft, so sollte dieser in jedem Fall abgeschafft werden, da mit der Empfehlung einer Pränataldiagnostik ebenfalls in einem gewissen Ausmaß Werbung für Abtreibung gemacht wird. – Johanna Zeiringer


Leserbrief zu „Falsches Echo“ von Christine Lemke-Matwey

Ihre Beiträge zur Musikszene sind immer lesenswert, auch wegen der sprachlichen Form. Ihrer im oben genannten Beitrag geäußerten Meinung zur wirklich schaurigen Echo-Verleihung im Berliner Konzerthaus stimme ich vollkommen zu. Ich finde aber, dass Sie auf Ihren Seitenhieb hinsichtlich der „…Bühne des Berliner Konzerthauses…, so quietschig-kitschig, als sei in der DDR doch nicht alles schlecht gewesen“ getrost, wenn auch wegen der schmissig-pointierten Formulierung sicher mit Bedauern, hätten verzichten können. Eine ähnlich niveaulose Veranstaltung, was Inhalt und Form angeht, hätte es, das kann ich nach 40 Jahren DDR-Leben sagen, in Verbindung mit klassischer Musik in der DDR nicht gegeben. Schade um das beim „Echo“ verbratene Konzerthaus-Orchester, das hoffentlich finanziell profitiert hat. – Karl-Ludwig Otto


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Danke für die von Herbert Grönemeyer gestaltete Ausgabe! Sie ist für mich mit der Thematik „Leichtsinn- leichter Sinn“ und den Beiträgen dazu ein Leckerbissen und hat mir viel Freude bereitet. Ich wurde von einem Ihrer Titelbilder vor Ende des Jahres 2017 inspiriert und hatte es mir aufgehoben. So entstand Anfang 2018 eine „De-Collage“ und der Beginn einer Geschichte, die eigentlich verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten haben sollte: Tragödie? Komödie? Satire? oder…? Letzten Endes gab ich dem Bedürfnis nach, etwas banal „Erbauliches“ damit zu machen. Dunkle Schatten gab es und gibt es schon genug. Jetzt habe ich mich entschlossen, Ihnen meinen Versuch zu schicken. Viel Freude und Erfolg beim Erstellen des Magazins auch weiterhin, das nicht nur mich bereichert! – Verena Péquignot


Leserbrief zu „Gehört mein Bauch mir?“ von Stefanie Flamm

Vielen Dank Ihnen und Ihrem „durchgerutschten“ Sohn für diesen mutigen Artikel. Eine Gesellschaft, in der den Wehrlosen nur dann geholfen wird, wenn die Inhaber der Meinungshoheit Beifall klatschen, ist wohl kaum menschenfreundlich zu nennen. Wir sollten uns ehrlich machen und unseren Egoismus bekennen, dessen Fliehkräfte gerade unsere Gemeinschaft zerlegen. Wer aber gehört sich wirklich selbst, wenn er die ersten zwanzig Lebensjahre auf Kosten seiner Eltern und die letzten zwanzig auf Kosten seiner Kinder lebt und ohne schlechtes Gewissen die kulturelle und materielle Infrastruktur seiner Vorfahren ausbeutet? Außerdem: Ist nicht der kriminelle Finanzjongleur, der Steuerbetrüger, der Abrechnungsbetrüger im Gesundheitswesen etc. etc. eine wesentlich größere Bürde für die Allgemeinheit als ein behinderter, aber häufig dadurch auch anders begabter Mensch? Die ersten Studien haben gerade erst den „sozialen Wert“ der lange überflüssig geglaubten Großeltern entdeckt, von vergleichbaren Studien zu Behinderten habe ich noch nichts gehört. Mich erschüttert die Zahl von 100.000 Abtreibungen in unserem Land, einem der reichsten der Erde, und ich kann mir kaum vorstellen, dass in jedem einzelnen Fall das Austragen des Kindes zu unerträglichen Leiden geführt hätte. Dagegen kenne ich Fälle in meinem Bekanntenkreis, in denen die schwere Entscheidung für das Kind trotz aller Probleme zu einer Art „posttraumatischem Wachstum“ und unerwarteter Bereicherung geführt hat. Wenn wir eine echte Willkommenskultur für das ungeborene – auch das nicht normgerechte – Leben hätten, würden wir vielen Eltern schreckliche Entscheidungen ersparen. Ihr Artikel scheint mir ein großer Schritt zu einer solchen Kultur. – Andreas Goletz-de Ruffray


Leserbrief zu „Die Lust, an allem schuld zu sein“ von Ulrich Greiner

Ein wunderbarer, kenntnisreicher Artikel, der elegant den Bogen vom Alten Testament zur Gegenwart spannt und aus kleinen Übersetzungsfehlern gravierende Irrtümer (“Erbsünde”) entlarvt; der uralten und auch modernen Verurteilungsdrang aus alten Quellen plausibel herzuleiten weiß. Jedoch ist ein grotesker Fehler zu monieren – undenkbar, dass er von U. Greiner selber stammt – die Überschrift: “Die Lust, an allem schuld zu sein” , durch keine Zeile zu belegen! Greiners letzte Sätze: “Für das Böse, das es seltsamerweise immer noch gibt, muss irgendjemand verantwortlich sein. Wenn es nicht der Teufel ist, muss es der Nachbar sein.” – Nicht wir! Also nicht masochistische Lust, an allem schuld zu sein, sondern die böse sadistische Lust, den Nachbarn verantwortlich zu machen und zu beschuldigen, nicht uns selbst. Zu allem Übel: Warum über diesem geistvollen Artikel das unsäglich geistlose Bild zu plazieren? Unsere biblischen Urahnen: ein beziehungsloses apathisches (bekifftes? Paar! O Michael Triegel! – Gerd Erdmann