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4. Juli 2024 – Ausgabe Nr. 29

Leserbriefe zu „Was haben Sie zu verbergen?“ von Fritz Zimmermann

Das Handeln eines Ministeriums unterliegt einer umfassenden internen und externen Kontrolle: Vorgesetzte, Interne Revision, Stelle zur Korruptionsbekämpfung, Bundesrechnungshof, Vergabekammern beim Bundeskartellamt, Bundestag, vierte Gewalt. Wie kann es sein, dass vor diesem Kontrollhintergrund bei einer Vergabeentscheidung im Gesundheitsministerium keine Transparenz hergestellt werden kann? Vor allem, wo doch (vielleicht ja aus guten Gründen) von der Ausschreibungspflicht abgewichen worden ist, was eine besondere Begründung erfordert. Wenn ein Ministerium derart lügt und blockiert, muss es etwas zu verbergen geben: eine Wahrheit, die ein oder mehrere Vergehen beinhaltet. Vermutlich gibt es auch ein mächtiges Wissenskartell, das aufgrund wechselseitiger Abhängigkeiten zugleich ein Schweigekartell ist. Wahrscheinlich spielt auch ein falsches Verständnis von Fürsorge, Treue und Solidarität eine Rolle. Das Schweigen nährt den Verdacht, dass das Gesundheitsministerium unrechtmäßig gehandelt hat. Das Schweigen nährt auch das wachsende Misstrauen gegen ein staatliches Handeln, das sich von der Politik zur Unrechtmäßigkeit verleiten lässt. Beamte haben die Pflicht, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Beamte dürfen nicht lügen.
Reinhard Koine

Diese Recherche erbringt für mich zwei wesentliche Erkenntnisse: Erstens ist es wieder einmal ein Unions-Politiker, der im Mittelpunkt einer Affäre um Vetternwirtschaft und verschwendete Steuergelder steht (Andreas Scheuer lässt herzlich grüßen). Zweitens finde ich es beschämend, wie verantwortungslos Herr Spahn sein Amt ausübt und eigene Interessen und seinen Selbstschutz vor seinen Auftrag als gewählter Repräsentant stellt. Mich enttäuscht derartiges Verhalten maßlos und es muss sich wirklich niemand mehr wundern, dass das Vertrauen in die etablierten Parteien sinkt und bröckelt. Wer Extremisten aufhalten will, sollte damit anfangen, Politik im Sinne des Volkes zu machen, und nicht Parteifreunde bevorteilen und dann die Öffentlichkeit darüber belügen.
Niklas Trimborn

Fritz Zimmermann recherchiert als ZEIT-Redakteur im Bereich der organisierten Kriminalität. Sein ganzseitiger Artikel auf der Seite 3 ist großartig geschrieben und macht deutlich, wie dubios das CORONA-Maßnahmenpaket war. Der Autor beschreibt detailliert das Lügengebäude in den Chefetagen unserer politischen Führung. Hierzu fallen einem nur noch die Worte von Mark Twain ein, des berühmten amerikanischen Abenteuer-Schriftstellers Samuel Langhorne Clemens, 1835 – 1910) ein: „Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bis die Wahrheit sich ihre Schuhe anzieht!“
Roland R. Ropers

Diese politischen „Corona-Pandemie-Helden“ haben längst schon alles, nicht unter, sondern in den Teppich gekehrt! Aber, wo um Himmels Willen ist nur der Teppich abgeblieben? Wenn dieser Teppich nicht mehr auffindbar ist und das scheint ja auch der Fall zu sein, dann kann auch nichts mehr aus dem Teppich herausgeschüttelt werden. Irgendwie haben das Corona-Duo Spahn & Lauterbach ganze Arbeit geleistet und den Teppich verschwinden lassen. Somit dürften diese beiden Herren wieder einmal ganz ungeschoren davon kommen!
Klaus P. Jaworek

Danke für Ihren aufschlussreichen Bericht über die Verschleierung auf hoher politischer Ebene. Mich persönlich überrascht das Ergebnis Ihrer Recherche nicht. „Denn wenn schon bei einem Datum gelogen wird, was gibt es da noch?“ Ich vermute noch sehr viel! Stichwort mRNA-Impfstoffe und die Impfkampagne, Grundrechte, medizinische „Aufklärung“, das Infektionsschutzgesetz und das Parlament usw. Mein Misstrauen begann, als ich das Strategiepapier des BMI „Wie wir Covid-19 unter Kontrolle bekommen“, welches eigentlich nur für den Dienstgebrauch gedacht war, zu lesen bekam. Da wurde mir klar, dass nicht die Corona-Erkrankung das Hauptproblem werden wird, sondern der politische und gesellschaftliche Umgang damit! Und so kam es dann auch. Es wäre Zeit für eine zumindest Teil-Rehabilitierung der kritisch denkenden Minderheit, die während der Corona-Zeit diffamiert und ausgegrenzt wurde, weil sie damals schon misstrauisch war und Angst vor den Maßnahmen der Regierung hatte, wie z.B. der Androhung des Arbeitsplatzverlustes im Gesundheitswesen, wenn sie sich auf ihr Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit berief. Ich erinnere daran, dass bei dieser Diffamierung die Medien zum großen Teil mitgespielt haben. Aber, wie Sie bereits festgestellt haben, wird es eine Aufarbeitung vorerst nicht geben, denn in der Politik, in den Beamtenapparaten und den Redaktionsbüros sitzen immer noch die gleichen Leute!
Martin Krivacek

Mit großem Entsetzen lese ich in der aktuellen Ausgabe die entsetzlichen, für unsere Demokratie beschämenden Enthüllungen zum Betrugsskandal um die Auftragsvergabe bei den Masken um Jens Spahn. Die Weigerung von der CDU zu Transparenz und einer sauberen Aufarbeitung dessen was genau passiert ist im März 2020, unterhöhlt unser aller Wählervertrauen in die Demokratie und die Parteien. Aus meiner Sicht muss Friedrich Merz seiner Verantwortung als Bundesvorsitzender nachkommen und die Causa Spahn aufräumen, wenn Spahn es nicht seinerseits tut, wozu er offenbar (aus gutem Grund) keine Anstalten macht. Unsere Politiker bewegen sich nicht im luftleeren Privatraum, auch sie unterliegen einer Fraktionskontrolle. Wenn ein Mitarbeiter nicht sputet, muss die Führungskraft für Ordnung sorgen. Schlimm genug ist das. Dass sich Lauterbach ebenso duckt, genauso wie Scholz nicht seiner Verantwortung nachkommt, sicherzustellen, dass sein Haus, das Gesundheitsministerium offen und transparent agiert und alles tut, um die Vergabe der Millionen an Steuergeldern damals lückenlos aufzuklären und den Bundesrechnungshof maximal bei seiner Arbeit zu unterstützen, ist eine Ohrfeige für uns Wähler und die Demokratie. Solche Persönlichkeiten zerstören durch Unterlassung mutwillig unsere hart erkämpften Grundrechte. Das ist inakzeptabel. Bitte berichten Sie weiter über das Thema, unter diesen Vorzeichen sind sowohl CDU als auch SPD untragbar und unwählbar aus meiner Sicht. Es muss doch Wege geben, solche mutwilligen Lügner aus ihrem Amt zu entlassen! Mindestens ihr Leben aber richtig schwer zu machen.
Kinga Bogdain

Als Lehrer für Politik und Gesellschaft am Gymnasium ziehe ich oft Ihre Artikel zu aktuellen Themen heran. So auch diesmal wieder. Neu war mir, dass ich meinen Schülerinnen und Schülern in der sich anschließenden Diskussion keinen glaubhaften Grund geben konnte, warum ein System wie unsere Demokratie mit Politikern wie Jens Spahn als das beste gelten kann, was es gibt. In welcher Bananenrepublik leben wir mittlerweile eigentlich, wenn ganze Ministerien ungesühnt Versagen systematisch vertuschen? Will sich Jens Spahn mit seiner Günstlingswirtschaft in eine Reihe von „großen“ Unionspolitikern einreihen: Franz Josef Strauß, Helmut Kohl? Der aktuell größte Wirtschaftsverbrecher unserer Republik sitzt im Kanzleramt und hat bezogen auf seinen Cum-ex-Skandal große Erinnerungslücken. Jeder von „uns kleinen Leuten“ wird zur Verantwortung gezogen, wenn man Mist solchen Ausmaßes in der Arbeit baut. Jens Spahn polemisiert weiter in der Opposition und wird vermutlich der nächsten Bundesregierung angehören. Das kann man doch niemandem mehr erzählen! Das sind die Gründe, warum die Menschen vermehrt AfD wählen, weil sie keine Lust mehr auf solche charakterlosen Politiker haben, die kein Rückgrat zeigen bei eigenem Fehlverhalten. Hier ist eine politische Aufarbeitung dringend erforderlich – zur Glaubhaftigkeit für unsere Demokratie!
Peter Hatzl

Wenn man das liest, dann kann man nur verzweifeln an diesen Politikern. Ich kann mich erinnern, dass die Grünen und andere von Diskriminierung Sprachen, als man damals Masken mit Ablaufdatum an Obdachlose verteilen wollte, kostenlos. Heute verbrennt man die. Ich denke, es ist Zeit die Stellung des Bundesrechnungshofes juristisch aufzuwerten. Was macht das für einen Sinn hochbezahlte Leute damit zu beschäftigen Daten offen zu legen, die uns Diesen Wahnsinn vorführen, jedoch ohne jegliche rechtlichen Konsequenzen? Das ist nicht nur für uns frustrierend, sondern mit Sicherheit wohl auch für die,die all diese Dinge ans Licht bringen. Es wird Zeit, dass sich der Bundestag mit dem Thema beschafft, dem Rechnungshof mehr Kompetenz zu geben.
Manfred Mengewein

verzeihen schön und gut, aber bitte nicht inkompetenz oder korruption bzw vetternwirtschaft. eine schande, dass jens spahn seine politische karriere fortsetzen darf, gestragen von einem system, dass sich selber schützt. widerlich. bitte recherchieren sie unbedingt solange weiter, bis alle kriegsgewinnler dingfest gemacht worden sind.
philipp stampe

Sehr notwendig fand ich den o.g. Artikel.  Es gibt zwei Themengebiete, die es aufzuarbeiten gilt und die bislang nicht aufgearbeitet werden:  Zum einen die Frage, welche grundrechtseinschränkenden Maßnahmen (Ausgehbeschränkungen, Schulschließungen, Maskenpflicht, Geschäfts und Lokalschließungen etc…) richtig waren. Mit dem Ziel, es beim nächsten Mal besser zu machen.  Zum anderen aber steht aber der Unionspolitiker Spahn in der Kritik, der seine Unionspezeln trotz oder dank der Corona-Pandemie mit lukrativen Aufträgen versorgt hat. Das ist völlig unethisch. Eine seriöse Partei sollte so einen Klüngel-Politiker mit Schimpf und Schande vom Hof jagen, anstatt ihm neue Posten zu geben, von denen er auch keine Ahnung hat. Aber die Union ist diesbezüglich eben nicht seriös.  Es ist mir aber auch unverständlich warum auch seitens der anderen Parteien keine Aufklärung gewünscht ist. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Corpsgeist parteiübergreifend. Pfui!  Wenn es die Politik nicht macht, warum dann nicht eine konzertierte Aufarbeitungsaktion seitens der seriösen Presse?
Adam Romoth

Es macht mich fassungslos: Konzertierte Maßnahmen aller Beteiligten zur Ruhigstellung von Presse und Bevölkerung, Vetternwirtschaft im King- Size Format (üb Aug’ und Hand fürs Münsterland), Vertuschung und Urkundenfälschung zur Aufrechterhaltung der Intransparenz: Hier geht es doch längst nicht mehr um ein paar zu viel bestellter Masken, hier werden Milliarden Euro an Steuergeldern schlichtweg vernichtet, so wie es auch im Fall des bayerisch- Scheuerschen Maut- Desasters der Fall war! Warum nur haben Bundesrechnungshof wie auch der Parlamentarische Untersuchungsausschuss keinerlei disziplinarischen Durchgriff in unserem Land? Es muss frustrierend sein, Vorgänge wie die des Gesundheitsministeriums aufzudecken, um sie dann im Archiv für schwere Fälle verschwinden zu lassen. Wie definiert man mittlerweile „politische Verantwortung“ in Deutschland? Es ist diese unbeschreiblich dickfellige Gleichgültigkeit einiger Politiker im Umgang mit Milliarden Steuergeldern, die unser Land hinsichtlich politischer Ethik auf das Niveau einer Bananenrepublik zurückgeführt hat.
Michael Deil

Mit wachsendem Entsetzen habe ich Ihren Artikel gelesen. Fakt ist, dass man korrupte Politiker nicht wählen muss. Bei Beamten sieht es schon anders aus. Eine Lüge mag nicht sanktionsfähig sein. Mit meinem laienhaften juristischen Verständnis handelt es sich bei der Rückdatierung aber um Urkundenfälschung. Und hier versteht die Bundesrepublik Deutschland gemeinhin keinen Spaß. Hatten Sie das geprüft?
Till Borchert

Ein erneut schönes Beispiel für politisches Getrickse! Dass anscheinend nicht einmal vor dem Fälschen von Datumsangaben, sofern sich das so wohl bestätigt, seitens eines Bundesministeriums Halt gemacht wird, ist wirklich beschämend und in der Tat erschreckend.
Thomas Stähler

Vielen Dank für den informativen Artikel. Ich möchte allerdings zwei Punkte anmerken. Der Autor bemerkt, dass AfD und BSW mit ihrer Kritik an den Maskendeals etc. Wahlerfolge feiern und dass ein ernsthafter Aufarbeitungsversuch nicht unternommen würde, wobei das Gesundheitsministerium im Fokus steht. Nach meinem Demokratieverständnis kontrolliert das Parlament die Exekutive (hier das Gesundheitsministerium). Ist der eigentliche Skandal nicht der parlamentarische Unwillen aufzuarbeiten (was Wasser auf die Mühlen extremer Parteien gießt)? Zimmermann schreibt „denn Beamte lügen nicht. Oder?“. Abgesehen davon, dass ein Beamter Dokumente fälscht, ohne dass es Konsequenzen für ihn hat, gibt es ein (sehr altes) Gerichtsurteil (NB von beamtetem Richter), ich glaube es ging um ein Verkehrsdelikt und die etwas zweifelhaften Aussagen der beteiligten, beamteten Polizisten, in dem festgestellt wurde, dass es für die Beamten keinen Grund gegeben habe zu lügen, weil sie davon nichts hätten. Eine bestechende Logik, nicht wahr?
Gerd-Rüdiger Erdmann

Dass Politiker*innen Parteifreund*innen oder Verwandten oder Unternehmer*innen, speziell Parteispendengeber*innen, ohne Ausschreibungen Aufträge zuschanzen, ist wohl leider nicht so ungewöhnlich. Und wenn Herr Lauterbach in seinem Ministerium personell nicht ausgemistet hat, ist es auch nicht verwunderlich, dass dort die Machenschaften des Herrn Spahn nach wie vor verheimlicht werden. Schockierend finde ich, dass Lügen von Beamt*innen, und zwar auch solche, die darauf zielen, Unrecht zu verschleiern, „nicht strafbar“ sind, wie Sie schreiben. Dabei sind es neben den objektiven Einschränkungen, die u. a. die notwendige Bekämpfung der Klimakrise, die notwendige Ertüchtigung der Bundeswehr, die notwendige Unterstützung der Ukrainer*innen und das notwendige Streben nach größerer wirtschaftlicher Unabhängigkeit von Diktaturen wie Russland und China und vielleicht bald auch den USA mit sich bringen, vor allem die öffentlichen Lügen, insbesondere auch in den sogenannten sozialen Medien, z. B. TikTok oder YouTube oder Facebook oder Instagram, die zur Verunsicherung und Unzufriedenheit der Bürger*innen und zum Aufstieg der AfD beitragen. Hoffentlich erkennen die demokratischen Parteien noch rechtzeitig die Gefahr und gehen mit überzeugenden Worten und Taten in die Offensive, anstatt weiterhin nahezu tatenlos zuzusehen, wie Propaganda und Desinformation aus Russland, China, sonstigen Diktaturen und von der AfD den Wähler*innen die Demokratie madig machen.
Ulrich Willmes

 


 

Leserbriefe zu „In die Offensive“ von Carsten Brosda und Benjamin-Immanuel Hoff

Carsten Brosda und B.-I. Hoff erkennen den Webfehler unserer Demokratie, der sie verletzlich macht, nicht. Darum sind ihre Offensivbemühungen wirr. Eine wirklich liberale Demokratie erfährt ihre Resilienz aus ihrem konzentrierten Staats-und Politikverständnis. Der Staat hat die Rahmenbedingungen des gesellschaftlichen Lebens und die staatlichen Kernaufgaben zu garantieren. Die Politik hat den Staat dabei behutsam zu führen und ordentlich zu kontrollieren. Was die Bürger aus diesem freiheitlichen Rechtsrahmen machen, ist deren Sache. „Fortschritt“ ist nicht Sache von Staat und Politik! Wirtschaft und Moral, die über die Grundsätze des Rechtsstaates hinaus geht, ist nicht Sache von Staat und Politik. Das gesellschaftliche Leben innerhalb des gesetzten Rahmens ist allein Sache bürgerlicher Freiheit und Eigenverantwortung. Erst wenn sich Staat und Politik anmaßen, der bestimmende Faktor für das Leben der Menschen zu sein, werden Staat und Politik interessant für Extremisten. In einem freien Land, einer wirklich liberalen Demokratie mit dem Gewicht auf dem eigenverantwortlichen Bürger, verlaufen sich extremistische Bemühungen. Sie müssten „viele Burgen“ einnehmen und hätten doch wenig davon. Wir haben dagegen ein zentralistisches und maßloses Staats-und Politik-Verständnis. Wenn die „eine Burg“ fällt, ist es um Alles geschehen. Es gehört zur Wirklichkeit des Lebens, dass es herausgefordert wird. Beständig ist nur der Wandel. Und keine „Burg“ widersteht alle Zeit. Wenn die Autoren einen freien Geist hätten, müssten sie inzwischen erahnen, worauf ich hinauswill. Nicht Extremisten bedrohen unsere Demokratie. Das gehört einfach zum Geschäft. Unser Staats-und Politikverständnis lädt geradezu zum Umsturz ein. Und um das zu verhindern, werden die „Burgherren“ selber zu Extremisten, vernageln die Freiheit und beklagen sich über das Wählerverhalten und schreiben abstruse Artikel über Resilienz. Was die Autoren unter Resilienz verstehen? So von einem Erfolg zum nächsten stürmen, dass die Menge vergisst zu atmen. In der Sesamstraße mag das funktionieren. Grobi fällt dann immer in Ohnmacht…
Fred Klemm

Dieser Artikel der beiden praktizierenden Politiker Brosda (SPD und Hoff (Linke) enthält viele Kernsätze, die man nicht allein unseren Politikern, sondern auch den Publizisten ins Stammbuch schreiben möchte, beispielsweise „Die Demokratie verdient neben guter Abwehr im eigenen Strafraum auch ein beherztes Offensivspiel.“ – „Der Rückschritt beginnt, wenn niemand mehr vom Fortschritt spricht.“ Wo waren z.B. die Politiker und Publizisten, die sich bei der leider vorerst abgeschlossenen Reform über das Wahlrecht für ein Konzept wie das der „Wertstufendemokratie“ mit der seit über 20 Jahren erhobenen Forderung nach „Sachparteien statt Machtparteien“ stark gemacht haben, also für einen nach den systemischen Bereichen Wirtschaft, Politik im engeren Sinn, Kultur und Grundwerten gegliederten Parlamentarismus? Man kann zum Stichwort „Wertstufendemokratie“ zwar im Internet einiges nachlesen. Doch auch in der ZEIT vermisse ich eine solche Diskussion bzw. eine Einladung dazu, ähnlich wie in der Migrationsfrage jahrzehntelang die falsche Alternative von „jus sanguinis“ (blutmäßige Abstammung) und „jus loci“ (einzig das Geburtsland entscheidet) gepflegt und ein „jus culturae“, also kulturpolitische Fragen ignoriert wurden. Lange schien der sogenannte Verfassungspatriotismus zu reichen – als brauchten wir z.B. kein Kulturparlament für die Fragen der Einwanderungsgesellschaft. Heute wären wir schon froh, wenn wir uns auf das Minimum der politischen Verfassung (also den Verfassungspatriotismus) verständigen könnten. Das ist die Folge, wenn Entwürfe im Sinne einer konstruktiven „Offensive“ zur grundsätzlichen Weiterentwicklung der Demokratie übergangen werden! Kurz: die jetzige AfD ist das Produkt einer mangelhaften Weiterentwicklung unserer Demokratie, eines oberflächlichen „Diskurs“-Geredes.
Johannes Heinrichs

Zwei auf Länderebene tätige Regierungsmitglieder – der eine in Hamburg von der SPD, der andere in Thüringen von der Linken – haben einen Artikel geschrieben, der die Grundlage für eine letzte Kraftanstrengung der Ampelregierung in Berlin sein könnte, nein: Sollte! Sie gehen davon aus, dass unsere Gesellschaft zu praktischer Solidarität fähig ist, wenn der erforderliche Kraftaufwand zu Fortschritt im Sinne einer Veränderung der Verhältnisse zum Besseren führt. Ähnlich haben wohl die GRÜNEN gedacht, als sie im letzten Bundestagswahlkampf mit dem Slogan „Wir sind bereit, weil ihr es seid!“ um Stimmen geworben haben. Zum Leidwesen vieler Bürger hat sich dann die Ampelkoalition aber darauf beschränkt, die Verwaltung des status quo als primäres Ziel ihres Handelns zu betrachten. Wie die 16 Jahre Merkel-Regierung gezeigt haben, wäre auch von der CDU/CSU nichts anderes zu erwarten und so bleibt die Frage, mit welchen Parteien sich ein politisches Projekt realisieren ließe, das die kulturelle Hegemonie gegenüber ausgrenzenden Weltbildern und libertärem Autoritarismus rechter Populisten behauptet.
Wolfgang Fischer

Brosda und Hoff regen zu Recht die Wiederentdeckung einer Res publica an, die für eine gelingende Demokratie unerlässlich sein dürfte. Wir alle sind für deren Pflege, das Gemeinwohl und Gemeinwesen verantwortlich. Diese Erkenntnis begleitet uns nach der Grundlegung im modernen Republikanismus und Belebung durch Brandt erneut spätestens seit der Wiedervereinigung. Bereits im Jahr 1994 machte Schachtschneider wegweisend mit seiner Schrift „Res Publica – Res Populi“ darauf aufmerksam. Gleichzeitig dürfte aber auch für die gesunde Demokratieentwicklung nach wie vor auf Art. 38 GG – Abgeordnete sind nur ihrem Gewissen unterworfen – hinzuweisen sein, der die Parteien, welche zu Recht außerhalb parlamentarischer Institutionen zur politischen Willensbildung beizutragen berufen sein sollen, zurückdrängt und Fraktionszwang und Fraktionsdisziplin verfassungswidrig erscheinen lassen. Nur freie Willensbildung in Parlamenten und die freie Wahl von Abgeordneten in diese lassen eine echte Demokratie Wirklichkeit werden! Lasst uns für diese einstehen und Parlamentarismus durch Teilnahme am öffentlichen (auch institutionellen) Leben aktiv zur Rettung der Demokratie (mit-)gestalten!
Ralf Dresel

Ihr Artikel über die Frage der „Pflicht“ guter politisch verantwortlicher, begeisternde „Visionen“ zu bieten, dürfte stellvertretend für viele Gedanken und Philosophien in unserem Land und viele demokratischen Medien und Denkschulen stehen, die oft auch mindestens kurzfristige Erfolge in Wahlen oder gesellschaftlichen Entwicklungen ergeben haben. Vieles ist richtig oder halb richtig; aber ich möchte hier einige Fragen stellen und den Blick weiten auf die oft sehr unterschiedlichen bis widersprüchlichen bis mit Dilemmas geladenen Zusammenhänge, Risiken, Bedingungen und Nebenwirkungen von vermeintlichen oder wirklichen „Fortschritten“ oder „progressiven“ Kämpfen und Zielen. Dass Vorwärts-Schritte nicht unbedingt gut sein müssen, belegte ja eine sarkastische Anekdote über A. Pinochet, der gesagt haben soll: „Gestern standen wir am Rande des Abgrundes; heute sind wir schon einen Schritt weiter“. Ähnliches könnte man auch über Lenin/Stalin, über Hitler, Mao und andere mit ihren Regimen sagen: Sie haben ihre Länder und selbst viele ihrer Anhänger vom Rande eines Abgrundes mit ihren „Visionen“ und „Versprechen“, die für viele eher Drohungen waren, in den Abgrund mit Millionen Leiden und Todesopfern geführt. Ähnliches könnte man auch von manchen technologischen oder politischen „Fortschritten“ sagen wie dem anfangs scheinbar wunderbaren und fast unbegrenzten Energie-Gewinn durch fossile Energieträger und die auf ihnen beruhenden Technologien. Regelmäßig zeigen sich auch nach demokratischen Macht-Gewinnen die Kehrseiten, Widersprüchlichkeiten und Realitätsmängel von Versprechungen und Visionen, die oft nicht auf „Genialität“, sondern eher auf Großmäuligkeit, Tunnelblicken und guten Gefühlen statt auf guter faktischer Langfrist-Grundlage beruhen, insbesondere wenn die „Visionäre“ glauben, nur ihre „kluge Politik“, ihr „besseres System“ bringe das Heil und nicht vernünftiges, verantwortungsbewusstes oder gar gemeinsinniges bis altruistisches Verhalten möglichst vieler, am besten aller.
Ob „Visionen“ oder „utopischer Überschuss“ ärztliche Behandlung erfordern, freundliche Aufklärung des Visionärs oder seiner Zuhörer/Follower über Widersprüche zu mathematischen oder Naturgesetzen oder zur Rücksichtnahme auf damit benachteiligte auch noch gar nicht wahlberechtigte, oder eine Qualifikation sind für Regierungsämter, für Schulunterricht, für Medien-Botschaften oder schlimmstenfalls für Gerichte, das kommt immer drauf an und ist im Einzelfall zu prüfen. Keinesfalls ein Beweis für die Berechtigung ist ein gutes Gefühl, dass die „Vision“ ggf. erzeugt, denn das taten auch viele später schiefgehende oder katastrophale „Visionen“, sei es in Wirtschaft, Religion oder Politik. Sie nennen die „gute Gesellschaft“ als „Pflichtziel“. Hier wäre entscheidend für eine Bewertung, ob diese versprochen oder nur als Chance angestrebt werden soll, ob absolut oder unter der Bedingung, dass alle, die auch Einfluss auf das Gelingen oder Misslingen haben, ihren Teil beitragen, oder aber schlicht den Erfolg abwarten oder gar dagegenarbeiten durch ihre Propaganda oder Verhaltensweisen oder Lobbys. Ferner kommt es darauf an, wie hoch die Latte für die Qualifikation einer Gesellschaft als „gut“ gelegt wird: Muss sie nur schlimmes oder böses verhindern, Fehlentwicklungen bestmöglich entgegenwirken oder sich deutlich verbessern, gar so, dass jeder in dieser Gesellschaft sie toll findet? Und wie soll gesichert werden, dass evtl. Verbesserungen nachhaltig sind und nicht wie bei Schneeballsystemen oder zu vielen auf Dauer benachteiligten den Keim eines künftigen Crashs in sich tragen.
Wegen all dem sind geringe Erwartungen meist völlig berechtigt, außer vielleicht wenn die vorherigen Verantwortlichen eindeutig grottenschlecht gewesen sind, und das nicht nur in der Propaganda der Gegner. Ein Wahlkämpfer soll zwar Ziele nennen und Chancen darstellen, aber nicht so tun, als könne er allein das Heil bringen, allein durch seine „Genialität“ oder „Heiligkeit“, ohne die Mit- und Zuarbeit ganz vieler. Natürlich muss „Fortschritt erarbeitet werden“, (soweit er nicht die Wundergrenze überschreitet) wie Sie schreiben, und zwar nicht allein von der Regierung und ihren Parteien, sondern von sehr vielen, auf die es immer mit ankommt, manchmal sogar kommt es auf Menschen außerhalb des eigenen Landes an. So war das „Peace in our time“ von Chamberlain in den 1930er Jahren ein gutes Ziel, aber versprechen hätten es nur alle Konfliktparteien zusammen, und mehr als versprechen: nämlich einhalten. Da hatte er die Rechnung leider ohne den Herrn des damaligen Deutschlands gemacht, der eben nicht durch Diplomatie, gute Worte und zumutbare Anreize zur Friedensliebe geführt werden konnte oder wollte. Wie damals sind Ängste oft durchaus berechtigt, sonst hätte die Evolution sie ja auch nicht so stark entwickelt. Aber es kommt auf das Maß an und auf die Art des Umgangs, die die realen Gefahren oft noch verschlimmert oder durch andere Gefahren ersetzt, statt sie zu bannen. Das ist die Sünde oder Propaganda der Extremen und Populisten: nicht, dass sie auf Gefahren hinweisen, sondern dass sie die ganz verkehrten, teils irrsinnigen Umgänge mit diesen Gefahren anbieten, und gleichzeitig oft Tunnelblicke praktizieren, mit Kaninchenblick auf die eine Schlange, während sie den Blick auf viel schlimmere Monster ausblenden und für andere zu versperren versuchen. Gegen diese Manipulationen von Propaganda gilt es tatsächlich in die Offensive zu gehen, statt nur zu beschwichtigen, zurückzuweichen und zu versuchen, die „Visionen und Versprechen“ der Gegner durch eigene Wohlfühl-Visionen und -Versprechen zu kontern. Letzteres glaubt man jemand in Regierungsverantwortung nach einigen Jahren nicht mehr, wenn mehr und mehr sichtbar wird, dass die Wahlkampfversprechen auch schon nicht „gehalten“ worden sind, vor allem dann, wenn diese Wahlkampfversprechen alle Kosten, Mühen und Verzichte und Bedingungen wie das nötige „Mitspielen“ vieler verschwiegen haben.
Mit dieser Offensive gegen Manipulationen/Irreführungen kann nicht früh genug begonnen werden, möglichst schon in der Grundschule, mit Erklärungen der Tricks von unfairer Propaganda, die auch häufige Logik- und Denkfehler und Wunschdenken nutzt oder gar den Appell an den inneren Schweinehund und die Denkfaulheit und Emotions-Kritiklosigkeit der angesprochenen. DAs alles zu erlernen wäre wirklich kritisches (damit auch selbstkritisches) Denken, worunter sonst oft lediglich Kritikfähigkeit gegenüber Regierenden verstanden wird. Auch in der Politik gelten manchmal Prinzipien wie in ärztlichen Behandlungen: Erstes Pflichtgesetz ist, vor allem nicht zu schaden; zweites ist Ehrlichkeit/Aufklärung bzgl. der Bedingungen wie auch Kooperation des Patienten und Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs. Und nur selten kann in Aussicht gestellt werden, dass dem Patienten nach der Behandlung ein deutlich besseres Leben in Aussicht steht als vor der Krankheitskrise. Schließlich gehört auch Aufklärung dazu, was — auch seitens Patient*in — zu tun ist, damit nicht dieselbe oder eine andere Krankheit früher oder später erneut zuschlägt, auch was an anstrengendem, verzichtsträchtigen oder kostspieligen nötig ist, und nicht nur „Versprechen“ auf rein angenehme Art alles gut werden zu lassen. Und was wäre ein „Rückschritt“? Wäre jedes Ende von angenehmen, aber vielleicht nicht nachhaltig möglichen Annehmlichkeiten ein „Rückschritt“? Jeder Abschied von bisherigen Illusionen? Jeder Weg von einem Abhang zum Abgrund weg, der aber zunächst steinig, eng und mühsam ist und auf dem es erst einmal keine Leckerlis mehr zu finden gibt, bis das Ziel erreicht ist? Wie viel muss ein Bergführer können, in allen Situationen und unter allen Umständen? Muss der Bergführer die schwachen allein über einen reißenden Bach tragen, oder darf er erwarten, dass auch andere kräftige gesunde in der Gruppe sich für diese Aufgabe anstrengen, auch wenn sie vielleicht nur Vergnügungsurlaub gebucht haben, und noch andere erst einmal warten, bis auch die schwachen sicher über die Gefahrenzone gebracht sind? Und, falls das nicht möglich scheint, ehe die ersten verloren gehen, muss man es so lange versuchen, bis auch den ersten gesunden die Kräfte ausgehen weiterzumarschieren? „Darf“ man es nie so sehen, dass nur noch eine Dilemmasituation, eine Wahl zwischen Pest und Cholera besteht? Oder zumindest nur noch ein sehr schmerzlicher Weg zum rettenden Ziel?
Ob die kommenden Generationen es deutlich schlechter haben als wir heute oder gar unendlich leiden, das kann passieren, und es hängt von uns heute ab, wir entscheiden es, damit, wie wir heute mit den „Herausforderungen“ umgehen, ob wir nur das kurzfristig drohende, anstrengende oder kostende sehen und minimieren, oder ob wir eine Balance finden zwischen den „Opfern“ der Gegenwart und den ggf. alternativen Leiden in der mittleren und ferneren Zukunft. Gerade diese Zukunft unserer Kinder und Enkel muss oft erarbeitet, bezahlt und teils durch Gegenwartsverzichte ermöglicht werden, und nicht nur ideologisch „beschlossen“. Ob man eine auch langfristig gute Zukunft — nach einer Legislaturperiode „versprechen“ darf, sei dahingestellt, aber für sie arbeiten und zahlen muss man, müssen fast alle, ganz sicherlich, und das Ziel einer langfristigen Zukunft gleichwertig mit der Gegenwart oder eher nahen Zukunft ist absolutes Pflichtziel, auch nach dem BVG-Urteil von 2021, das zwar mit Worten anerkannt, aber seither sträflich vernachlässigt wurde. Dieses PFLICHTZIEL einer zumindest gleich guten Zukunft für unsere Kindern und Enkel sollte vorrangig sein, auch über zeitnahe „Verbesserungen“ auf Kosten von Substanz, Nachhaltigkeit und Zukunft. Angesichts der gegenwärtigen düsteren Zukunftsperspektiven der Kinder wäre dies auch ein Fortschritt, so wie es auf der Titanic relativ zum drohenden Schicksal ein Fortschritt gewesen wäre, wenn alle heil zuhause ankommen, auch ohne zusätzliche Annehmlichkeiten auf dem Weg dahin. Nur wenn dieses Pflichtziel gesichert ist, kann und darf man prüfen, ob zusätzlich Verbesserungen für die nahe Zukunft möglich sind, oder gar ohne — für viele — zusätzliche Anstrengungen, Zahlungen oder Verzichte in der Gegenwart.
Natürlich muss „wer morgen sicher leben will … heute für Reformen kämpfen“. Die Frage ist nur, für welche Reformen, welche nötig sind und welche nur wünschenswert, ob sie ganz bequem und für die Wähler gratis kommen „müssen“ oder auch Anstrengungen, Kosten und erstmal Verzichte für viele mit sich bringen dürfen. Seit Willy Brand hat es ja schon eine Reihe Reformen gegeben, die betroffene eher als Rückschritte empfunden haben, andere aber als nötig oder langfristig lohnend, um geänderten Umständen und Verhältnissen gerecht zu werden. Sie haben völlig Recht, dass „eine Zukunft, in der Hochwasser, Dürreperioden, und überhitzte Städte nicht zum Alltag werden, in der gute Arbeit, Selbstverwirklichung und sinnerfülltes Leben möglich sind … in sich ein Fortschritt“ ist. Nur gibt es diese Zukunft nicht bequem und gratis, allein von einer Regierung oder Partei geliefert, dafür braucht es viele: Die Fortschritte — ggf. auch solidarische ohne Eigennutz — auch erkennen und wahrnehmen und wertschätzen, auch wenn sie nicht bequem und gratis sind wie im Schlaraffenland, mit einer angemessenen Lebensphilosophie und Lebenskunst, mit Bereitschaft zu Mitverantwortung und — ausreichender — Mitarbeit und Mit-Kostenübernahmen. John F. Kennedy ist wohl immer noch bekannt mit seinen berühmten Worten „fragt nicht (nur), was Euer Land für Euch tut, sondern (auch), was ihr für euer Land tun könnt“. Er meinte damit sicher nicht nur fordern und Demonstrieren, sondern auch arbeiten. Heute könnte man noch besser sagen “ … was ihr für den Planeten und die Menschheit tun könnt oder müsst!“ Auch Winston Churchill hat nach der Niederlage bei den westeuropäischen Überfällen der Nazis eine sehr ehrliche, fordernde und zumutungsreiche Rede gehalten mit „Blut, Schweiß, Mühsal und Tränen“ in Aussicht statt angenehm erfreulicher Fortschritte und dennoch oder gerade deshalb ausreichende Akzeptanz und Unterstützung seiner Landsleute und letztlich Erfolg geerntet. Es sollen als erste Befürworter seines Kurses ganz einfache Leute in einer U-Bahn gewesen sein, die er befragt hatte, was in der Lage zu tun und zu entscheiden sei. Heute ist es zum Glück für uns — noch — nicht derart schlimm. Aber unsere Politiker wagen fast gar nichts mehr an Appellen an die Verantwortung, Vernunft und Solidarität auch ihrer Wähler, schon gar nicht, wenn irgendwer die als „Zumutungen“ empfinden könnte, egal ob die nötig sind, um viel schlimmere Zumutungen für die Zukunft der Kinder und Enkel zu vermeiden. Lieber ergeht man sich in vagen „Visionen“ oder Hoffnungen auf das Heil allein durch neue Technologien oder „Kredite“ oder „Systeme“ und erspart sich und den Zuhörern Klarheit, wer dann letztlich mit den Kosten und Folgen umgehen muss.
Peter Selmke

Carsten Brosda und Benjamin-Immanuel Hoff antworten in der ZEIT auf Andreas Reckwitz, dass die Zukunft der Demokratie mehr braucht als inkrementellen Fortschritt. Sie braucht Visionen, sagen sie, deswegen sei der Anspruch auf Resilienz zu klein. Ich halte eine vermeintliche Trennung dieser demokratiepolitischen Konzepte jedoch für gefehlt. Im Gegenteil, ihre Verbindung führt zu Resilienz. Was ist demokratische Resilienz? Darauf gibt es für mich zwei Antworten. Die eine ist systemisch und sagt, eine Demokratie ist resilient, wenn sie
1. demokratische Kernelemente trotz Krisen bewahrt
2. wehrhaft ist gegenüber zersetzenden Kräften im Innen und Außen und
3. Lernfähigkeit besitzt.
Pragmatismus und Kleinschrittigkeit gehören also dazu, denn sie gewährleisten Stabilität und Flexibilität. Aber auch Offenheit und Neugierde sind für den Erhalt gebraucht. Lernfähigkeit geht mit Fallibilitätsbewusstsein und Experimentierfreude einher. Die Aufarbeitung der Coronapolitik zum Beispiel wäre aus demokratiepolitischer Sicht nicht durch die Schuldfrage getrieben, sondern durch einen Lernwillen. Dem Einsatz von Bürgerräten muss keine Wirkungsgarantie vorausgehen, sondern eine Lernoffenheit. Vielleicht würden Brosda und Hoff sagen, dass Lernfähigkeit zu wenig ist und Imaginationskraft und Zukunftsstreben die Demokratie auszeichnen. So würde ich künftig von 4. Imaginationskraft sprechen. Die andere Antwort auf die Frage, was demokratische Resilienz erzeugt, lautet, es sind nicht die Gesetze und Institutionen, es sind die Menschen. Eine Demokratie ohne Demokrat:innen ist morgen keine mehr. Wir sind es, die die Demokratie kennen, schätzen, kritisieren und verteidigen müssen. Zu diesem zweiten Verständnis, welches Passion und Einsatz erfordert, führt einzig und allein Überzeugung und die kann man zwar versuchen zu lehren, (klassische politische Bildung) im besten Fall aber entsteht sie durch eigene Erfahrungen. Wenn ich demokratische Werte und Regeln als positiv erlebe, werde ich für sie eintreten. Auch deshalb sind Initiativen wie „Aula“ von Marina Weisband an Schulen so wichtig. Sie kreieren kein einmaliges Erlebnis als Ausnahmefall, sondern etablieren demokratische Mitwirkungsmöglichkeiten (inklusive der damit einhergehenden Verantwortung) in Regelstrukturen. Es mag je nach gesellschaftspolitischer Atmosphäre, eine Zeit für pragmatischen Inkrementalismus und eine für leidenschaftliche Visionen geben. Demokratiepolitisch schließen sie sich nicht aus, sondern erzeugen gerade zusammen Resilienz.
Paulina Fröhlich

Mit Sachverstand wird die Thematik „Mehr als Resilienz für die Demokratie“ angegangen, immer wieder mit Herzblut genährt, weltweit gelungene Erfahrungswerte zukunftsweisender Demokratien eingebracht, mit Zitaten (gleich „Zutaten“) geziert, kurzum Mut und Lust versprüht an Gestaltung von Demokratie, sprich Gesellschaft, teilzunehmen. Einfach danke!
Georges Heck

Eine theoretische Abhandlung über den „demokratischen Fortschritt“, der uns zum „buono stato“, einer „guten Gesellschaft“ führen soll mit dem „Versprechen einer Veränderung zum Besseren“. Er steht im Gegensatz zu „rechten Rückschrittsfantasien“. Doch, welches Ziel soll er erreichen, welches Gesicht soll er haben? Darüber schweigen die Autoren. Das aber würde das Wahlvolk gerne wissen, denn es möchte über seinen buono stato selbst (mit)bestimmen! Ist unbegrenzte Dauerimmigration und Verzicht auf Abschiebung ein Fortschritt, mit der Folge, dass sich unser Land allmählich in Klein Afri(kaa)sien wandelt und Deutschland, ein winziger Stein im großen bunten Mosaik der Völker und Nationen, dort bald nicht mehr erkennbar ist? Ist die mit gewaltigen Kosten und Belastungen verbundene „Wir schaffen das-Pseudointegration“, im Gegensatz zur gelungenen Integration, bei der sich eine kleine Minderheit in eine große Mehrheit eingliedert, ein Fortschritt für unser Land, wenn große Parallelgesellschaften entstehen, Kriminalität steigt und ethnische und religiöse Konflikte ausbrechen? Wo keinerlei Anreiz erkennbar wird, dass Immigranten später einmal die Erfahrungen des hier Erlernten, vielleicht sogar mit der hiesigen Demokratie, in ihren Heimatländern vor Ort einbringen sollen! Ist es ein Fortschritt bei der Bekämpfung der Erderwärmung, wenn das Volk, das 2% des weltweiten CO2 ausstößt, weit überproportional, auch finanziell, belastet wird, während kleine, vertretbare Einschränkungen für alle Menschen unserer Erde zur Reduzierung des Kosmopoliten CO2 wesentlich wirksamer zur Abkühlung des Weltklimas beitrügen?
Ist es ein Fortschritt, immer mehr und mehr Wohnungen zu bauen, dadurch immer mehr wertvollen Bodens zuzubetonieren und Naturraum zu „kultivieren“ – für immer mehr Menschen und zur Produktion von immer mehr  Nahrungsmitteln – statt endlich im „globalen Süden“ die Geburtenrate drastisch zu senken, um die weitere Bevölkerungsexplosion zu stoppen, die Vermüllung, Vergiftung und Überhitzung unserer Erde zu verringern und den ständig schrumpfenden Naturraum für die vom Aussterben bedrohte Flora und Fauna  wieder zu vergrößern!  Führt immer mehr Aufrüstung zu immer größerer Sicherheit? Solange sich Atomwaffen in den Händen unberechenbarer Machthaber befinden, so lange sie nicht bis auf die letzte Rakete verschrottet sind, bleibt Sicherheit eine Illusion und das Auslöschen des Lebens auf der Erde denkbare Realität! Dabei drohen uns doch schon ganz natürliche Endzeitszenarien: eine irdische Katastrophe durch einen gewaltigen Vulkanausbruch und eine extraterrestrische durch einen Asteroideneinschlag! Dies zu verhindern sind wir leider noch nicht fortschrittlich genug! Wirklicher Fortschritt ist nur erreichbar, wenn Zeitgeistmoral und Ideologien aus unseren Köpfen verbannt werden und stattdessen Vernunft und Klugheit einziehen!
Ulrich Pietsch

Sie schreiben: „Aber es ist nicht leicht, eine bereits mutwillig beschädigte Rechtsstaatlichkeit mit demokratischen Mitteln wiederherzustellen.“ Wenn das Scheitern der westlichen liberalen Demokratien an ihrem gesellschafts- und weltpolitischen Narzissmus, d.h. an ihrer eigenen Selbstüberschätzung als DAS Fortschrittmodell, folgenlos bliebe, dann wäre dieser Satz nicht wahr. Wäre er wahr, dann wären die westlichen Demokratien in ihrem aktuellen Selbstverständnis eine Fehlkonstruktion. Denn dies würde bedeuten, dass diese Gesellschaftsform kein Produkt des Wollens einer Mehrheit ist. Auch avantgardistischer Aktivismus könnte diesem Grundproblem der Legitimität demokratisch organisierter Macht nicht abhelfen, denn für diese gilt ganz besonders: Sie erwächst aus einem Bedürfnis der mehrheitlichen Mitte der Gesellschaft. Oder sie erwächst gar nicht. Mir erscheinen die wesentlich bescheideneren Überlegungen von Herrn Reckwitz plausibler, und auch stringenter dargelegt, was das Verhältnis von Wünschbarem zur Realität menschlicher Lebensentwürfe anbetrifft.
Matthias Wagner

Carsten Brosda und Benjamin Immanuel Hoff erklären „warum Resilienz für die Zukunft der Demographie zu wenig ist.“ und kritisieren damit ein Plädoyer des Soziologen Andreas Reckwitz, der feststellt, „es brauche keine kühnen Zukunftsvisionen und auch keinen Glauben an gesellschaftlichen Fortschritt, es genügten demonstrative politische Demut und pragmatische Arbeit an aktuellen Problemen.“ Beide Parteien haben Recht. Jeder Mensch, dessen Verhalten irgendwie die Zukunft der Menschheit beeinflusst, sollte verpflichtet sein, sich mit einer Vision zu beschäftigen, die beschreibt, wie ein langes gutes Fortbestehen der Menschheit gelingen könnte. Dabei gilt: Eine Vision, die vor allem auf ungleicher Verteilung der Verantwortung beruht, ist abzulehnen. Abzulehnen ist auch eine Vision, die nicht auf einer fundierten Analyse der verfügbaren Mittel beruht, die nötig sind, das Ziel zu erreichen. Man befindet sich heute in einer Situation, die Helmut Qualtinger treffend beschrieben hat. Er lässt einen seiner „Helden“ die Worte sagen lässt: «I hab zwar keine Ahnung wo i hinfahr. Aber dafür bin i früher durt.» Ein anderes Zitat von Qualtinger: «Wenn keiner weiss, was geschehen soll, sagen alle, es muss etwas geschehen.» Eine erste notwendige Grundlage für Zuversicht wäre demnach, dass man weiß, was die Mittel sind, um dieses Fortbestehen zu ermöglichen. Eine zweite Grundlage wäre, dass man weiß, wie man diese Mittel erlangen kann. Im Übrigen, es gibt keine kühnen Visionen. Es gibt nur realistische und unrealistische. Das Problem ist nur: Je realistischer eine Vision ist, desto kühner erscheint sie und desto mehr erschreckt sie und weckt Widerstand. Im Folgenden eine realistische Vision über den weiten Rahmen, in dem die Menschheit ihr Fortbestehen sichern kann.
Zur Frage «was ist realistisch?» gibt es zwei Vorbilder aus dem Tierreich, die zwei Extreme darstellen. Man kann sie durch eine Linie verbinden und erhält damit einen Bereich, in dem eine realistische Lösung für Fortbestehen der Menschheit liegen kann. Wenn jemand findet, das sei nicht akzeptabel, dann soll er zeigen, dass es genauso realistische Lösungen gibt, die außerhalb dieser Linie liegen. Hier also eine Beschreibung der Linie und ihrer Endpunkte mit zwei Beispielen aus dem Tierreich. Ein Endpunkt ist definiert durch das Verhalten der Sibirischen Schneeeulen. Der andere Endpunkt ist definierbar durch die Situation der Berberaffen am Affenberg von Salem. Die Sibirischen Schneeeulen haben weniger Küken, wenn es weniger Lemmingen gibt. Sie passen also ihr Reproduktionsverhalten den begrenzten Ressourcen an. Nun zum anderen Endpunkt. Den Berberaffen in Salem geht es beneidenswert gut. Sie leben ihr Sozialverhalten ähnlich aus wie ihre Artgenossen in freier Wildbahn. Auf dem 20 Hektar großen Affenberg herrscht ewiger Frieden zwischen den drei Affen-Gruppen. Der Grund für den Frieden ist wohl eher menschenunwürdig. Um Inzucht und zu hohe Kopfzahl zu vermeiden, wird die Reproduktion der Affen über Chips mit Hormonen gesteuert. Die genannte Linie steht für den Bereich zwischen den Zielen «Zukunft durch Eigenverantwortung» und «Zukunft durch Umsetzung des Zwangs der Realität.» Irgendwo dazwischen müsste eine Lösung machbar sein. Interessant wäre eine Umfrage: Wer würde lieber auf einem Planeten leben, auf dem dank der Salem-Methode (oder einer ähnlichen Methode) ewiger Frieden herrscht? Und wer lieber auf einem Planeten, der wegen ungesteuertem Wachstum vor die Hunde (Klima, Kriege) zu gehen droht? Grund zur Zuversicht ist gegeben, wenn es eine akzeptierte Antwort auf die Frage gibt: «Was ist nötig, damit die Menschheit noch lange gut fortbestehen kann?» Die Frage ist auch Untertitel meines Buchs «Die Technik reicht nicht» Bog 2016.
Gernot Gwehenberger

Sowohl Reckwitz als auch Brosda/Hoff stimmen der Analyse zu, dass „der geschichtsphilosophische Glaube an eine vermeintlich automatische Entwicklung zum Besseren wohl endgültig aufzugeben ist.“ Laut Reckwitz ist „Fortschritt möglich, aber er bleibt prekär.“ Bei Reckwitz geht es nicht um „stures Standhalten“, sondern um „Transformation“: klimapolitisch, sicherheitspolitisch, ökonomisch… Voraussetzung für die Transformation ist aber, „dass die Gesellschaft die Fähigkeit entwickelt, mit Verlusten umzugehen.“ Fortschritt kann in diesem Sinne bedeuten, reale Verlusterfahrungen offen zu verhandeln. Die „Utopie“ wäre dann eine „Gesellschaft, die an Reife gewinnt.“ Reckwitz verzichtet nicht auf eine Zukunftsidee, sondern er analysiert die Voraussetzungen für eine realistische Utopie.  Die Fortschrittsidee von Brosda/Hoff:  „Eine Zukunft, in der Hochwasser, Dürreperioden und überhitzte Städte nicht zum Alltag werden, in der gute Arbeit, Selbstverwirklichung und ein sinnerfülltes Leben möglich sind, ist in sich ein Fortschritt“ ist kein Widerspruch zu Reckwitz. Wir müssen uns Gedanken darüber machen, was wir aktuell unter Fortschritt (mit Verlusterfahrungen), Freiheit („Bleibefreiheit“, Eva von Redecker) und Solidarität verstehen und darüber hinaus Utopien für eine lebenswerte Zukunft entwickeln.
Andrea Klick

 


 

Leserbriefe zu „Elektrisierend“ von Stefan Schmitt

Es ist mit Sicherheit ein politischer und technischer Erfolg, dass in Deutschland im ersten Halbjahr rund 60 % des Stroms von Kraftwerken mit erneuerbaren Energieträgern erzeugt werden konnte. Aber zu welchem Preis? Der Strompreis stieg in den letzten zwei Jahren um ca. 40% und er wird weiter steigen. Warum, wo der Strom aus Erneuerbaren doch so günstig (laut Grünen praktisch umsonst) sein soll? Der Grund liegt schlicht darin, dass wegen der Unberechenbarkeit von Wind und Sonne man etwa doppelt so viel Kraftwerksleistung installieren muss, um die Megawattstunden zu erzeugen, die wir brauchen und – wenn kein Wind bläst und wenig bis keine Sonne scheint – der Strom irgendwo herkommen muss. Dafür halten wir superteure (fossile) Kraftwerke vor, die nur hochgefahren werden (dürfen), wenn die Erneuerbaren nichts liefern. Die Frage lautet: wer investiert in Kraftwerke, die fast 90 % der Zeit nur rumstehen? Und wer bezahlt das? Die Antwort: wir, mit dem Strompreis! Noch folgende Überlegung: wenn wir theoretisch einmal 100 % unseres Stroms erneuerbar erzeugen können, dann bräuchten wir für die sogenannte Dunkelflaute fast 100 % Kraftwerksleistung auf Standby! Zumindest, solange wir nicht Strom aus in windigen und sonnigen Tagen erzeugtem Wasserstoff herstellen können. Aber auch dafür braucht es Kraftwerke, die noch gebaut werden müssen – und das wird noch lange dauern. Also: die Freude des Autors an der positiven Statistik ist nur die eine Seite der Medaille. Die Kehrseite ist, dass das Hochfahren der Erneuerbaren einen Preis hat – und zwar einen sehr hohen.
Peter Breuninger

Thema verfehlt! Bei der Erderwärmung geht es leider nur unter anderem darum den Strom möglichst aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. Vielmehr geht es zuvorderst darum den Primärenergiebedarf aus erneuerbaren herzustellen. Laut de.statistica.com betrug der Primärenergieverbrauch in Deutschland 2023 10,7 Exajoule. Umgerechnet 2,8 .1013 KWh. Der Anteil der erneuerbaren Energie betrug dabei 20 Prozent. Um eine Vorstellung davon zu bekommen was nötig ist, um dorthin zu gelangen 2 Zahlen: 1 Windrad im Meer erbringt jährlich 456 .103 KWh. 1 Kernkraftwerk – soll kein Plädoyer sein – bringt nur 12.106 KWh. Von den Leitungen, um die Energie dorthin zu bringen, wo sie benötigt wird sowie von der Beseitigung des bereits in der Atmosphäre befindlichen CO2 ganz zu schweigen. Es liegen gigantische Anstrengungen noch vor uns.
Franz Holzner

„Hurra, wir sind fast angekommen in der elektrisch getragenen Zukunft – und diese soll von Nebenfolgen frei sein? Als um 1860 herum die Herren Volta, Faraday und Hertz den Weg in eine „saubere“, elektrische Gesellschaft öffneten konnten sie nicht wissen, dass dieser Zukunftspfad sogenannte Nebenfolgen haben wird, die uns nun mehr und mehr auf die Füße fallen – sie müssen ausgesprochen werden: Mit diesem elektromagnetisch getragenem Weg geht – und das sind Nebenfolgen – ein Anstieg der Krebstoten einher, steigt die Verkrebsung der weltweit immer mehr von künstlich-technisch erzeugten Energie abhängigen Wachstumsgesellschaften.“
Otto Ulrich

Dummerweise benötigt ein Elektrizitätssystem (mit Wechselstrom à 50 ± 0,2 Hz in Deutschland) nicht nur Stromerzeugung in jedem Augenblick passend zur aktuellen (schwankenden) Nachfrage, denn „Strom“ in relevanten Mengen ist nicht „speicherbar“, sondern auch ein gut ausgebautes Stromnetz (überregionale Stromtrassen bis zu lokalen Verteilnetzen) und recht bald ein riesiges Backup-System auf Basis Wasserstoff, denn je nach Jahreszeit und Wetterlage sind erneuerbare Systeme tatsächlich schwankend verfügbar! Sollte Deutschland im Jahr 2040 je 280 GW PV- und Windkraftwerke haben, dann gilt mit den Prozentanteilen von 2023:
– Von der jährlichen PV-Erzeugung (940 Voll-Laststunden) mit 263 Mrd. kWh fallen 10 % in den Monaten Jan, Feb, Nov, Dez an: 220 Mill. kWh täglich vor allem von 10 – 16 Uhr.
– Wenn dann bspw. wie in den letzten beiden Wintern die WKA nur 7 % über einige zusammenhängende Tage (historisch 2 – 5) verfügbar sind, erzeugen diese 470 Mill. kWh täglich. Zusammen mit Wasserkraft, Strom aus Biomasse o.ä. von optimistisch rund 160 Mill. kWh pro Tag ergeben sich ca. 0,85 Mrd. kWh EE-Strom bei einem Bedarf wegen Wärmepumpen und E-Autos von rund 1,9 Mrd. kWh täglich. Damit decken die erneuerbaren Stromerzeuger bei blöden Wetterlagen selbst bei sehr starkem Ausbau ca. 45 % des (werktäglichen) Strombedarfs im Winter. Dummerweise gibt es im Winter nicht nur eine Mittags-, sondern auch eine zweite Abendlastspitze; künftig bald nahe 100 GW. Als „Ausgleich“ haben wir im Sommer bei Sonnenschein und gutem Wind viel zu viel Strom, was auch Probleme macht, usw. usw. Dazu im Anhang eine etwas differenziertere Überblicksfassung „Einiges zur Klimapolitik und Energiewende“ vom ersten Berater der BNetzA in Bonn, Tulpenfeld für das Fach Energiewirtschaft ab 10-2005 bis 12-2014 (neben je einem Energie-Ingenieur und einem -Juristen).
Wolfgang Ströbele

Auf Seite 1 der aktuellen Ausgabe im Artikel ‚Elektrisierend‘ wird mehrmals über ‚Billionen‘ in den USA gesprochen. Sind das US-Billions, oder Millarden bei uns?
Klaus Brunswicker

Ich frage mich schon immer, wie wohl dieser Weltklimarat IPCC (?) gerade auf diese willkürlich, Pi mal Daumen, festgelegten 1,5 Grad Erderwärmung gekommen ist? Weiter geht dieser Weltklimarat davon aus, dass diese 1,5-Grad-Grenze wohl zwischen 2030 und 2052 (?) überschritten werden könnte! Ja, und was wäre dann? Angenommen diese willkürlich festgelegten 1,5 Grad würden bereits morgen schon überschritten? Vermutlich würde auch nichts Dramatisches passieren, denn die Erde musste im Laufe ihrer langen Geschichte schon mit ganz anderen Temperaturschwankungen und sonstigen Ereignissen fertig werden! Diese Erde kann nichts erschüttern! Nun zum Strom, der bei uns meist aus der Steckdose kommt! Ob dieser Strom nun angeblich sauber und unsauber erzeugt wurde, das dürfte immer die Frage aller Frage sein! Ich kann das nicht feststellen! Wer produziert(e) eigentlich die ganzen Windräder und die Sonnenkollektoren, die nur für Deutschland bestimmt sind und die hier am Netz sind? Nehmen wir einmal an, dass die meisten Windräder und Sonnenkollektoren in China hergestellt wurden und auch weiter hergestellt werden. Verfügen die Chinesen überhaupt über diese „sogenannte saubere“ Energie? Gut, China grenzt nicht gerade an Deutschland und China dürfte diese ideologisch-deutsch-hausgemachte Bevormunderei nicht die Bohne jucken! Übrigens, ohne CO2 würde es keinerlei Leben auf dieser Welt geben!
Klaus P. Jaworek

Ein bisschen geschummelt wird im Leitartikel schon: wenn die Produktion des Produzierenden Gewerbes/Bauindustrie in Deutschland in 2024 absinkt, sinkt auch der Energiebedarf. Vielleicht kann D seinen Strombedarf zu 100% aus Erneuerbaren decken, wenn die (Industrie)Produktion auf null steht…Die Berliner Windkraftziele gelten als wenig realistisch, die geplanten 30 Gaskraftwerke als Pufferkapazitäten als kürzerfristig nicht realisierbar. China baut Erneuerbare, aber auch Fossile weiter aus.
Frank Püllen

Es ist ein wahrer Segen für die Ökologie, wenn die steigende Stromgewinnung aus erneuerbaren Quellen zu einem reduzierten Kohlendioxidausstoß führt. Die Fokussierung auf erneuerbare Energiequellen hat jedoch auch gravierende ökonomische Vorteile. Die Vorkommen von Erdöl und Kohle sind begrenzt. Jeder Wirtschaftsstudent im ersten Semester weiß, was bei sinkendem Angebot und gleichzeitig steigender Nachfrage passiert: Die Kosten der Energieerzeugung aus fossilen Energieträgern werden immer weiter steigen. Sonne, Wind und Wasser stehen uns hingegen auch noch in ferner Zukunft in ausreichender Menge kostengünstig zur Verfügung. Daher erscheint es unverständlich, dass die Regierungen – anstatt die Energieerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern noch schneller als bislang voranzutreiben – die Fossilbranche mit einem unfassbaren Betrag in Höhe von jährlich sieben Billionen US-Dollar unterstützen. Der Ausbau der Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen ist – neben ökologischen gerade auch aus ökonomischen Gründen – das Gebot der Stunde.
Michael Pfeiffer

Der Leitartikel würdigt die bisherigen Leistungen beim Ausbau der EE zu Recht. Mit den Aussagen “ …. einer immer -weiter -Kurve. Sie zeichnet den Weg der Volkswirtschaft weg vom Kohlendioxid, dem treibhausgasförmigen Atmosphärenmüll“ beginnt eine weit verbreitete Fehlinterpretation. Beim bisherigen Ausbau der EE konnte nahezu aller erzeugte Strom vom Netz aufgenommen werden. Der Volatilitätsausgleich erfolgte durch fossile Kraftwerke. Damit ergab sich eine Proportionalität von Ausbau der EE zu erzeugter Energie und CO2-Reduzierung.Wirkungsgrad gelieferte Energie der EE zu installierter Leistung ca. 20 %. Beim weiteren Ausbau der EE wird zunehmend Überschussstrom erzeugt der nur über aufwendige Zwischenspeicherung über den Weg der Wasserstofferzeugung über Wasserelektrolyse und Wiederverstromung dem Netz in Bedarfszeiten mit Wirkungsgraden von ca. 30 % und hohen Kosten zur Verfügung gestellt werden kann. Gesamtwirkungsgrad dann ab installierter Leistung EE ca. 6%. Eine Extrapolation der bisherigen Ergebnisse des EE-Ausbaus auf das zukünftig zu erwartende Szenario ist daher aus Sicht der Energieverfahrenstechnik und volkswirtschaftlich nicht zulässig. Das der „…erfreuliche deutsche Rekord… in einem historischen Kontext steht “ ist in Anbetracht des weltweit defizitären Ausbaus der EE bezogen auf Wind und PV mit einen Anteil  an der Primärenergie mit nur ca. 2,5% zweifelhaft. Der Weg des Energiesystems in eine CO2-arme Erzeugung bedarf einer komplexeren Betrachtung und alternativer Konzepte. Diese werden aktuell in der Fachpresse beschrieben und diskutiert, d.h. die Informationen sind verfügbar.
H.-J. Maaß

Lenin hätte seine wahre Freude gehabt. Frei nach den Worten des Gründers der mittlerweile untergegangenen Sowjetunion sei der Kommunismus nämlich nichts anderes als Elektrifizierung und Sowjetmacht.  Es ist in der Tat paradox. Die Menschen hierzulande wollen einfach nicht auf den Elektrohype aufspringen und das, obwohl wir nun bei 60 Prozent erneuerbarer Energie angelangt sind. Es ist eines der wenigen Politikfelder, vielleicht das einzige aus der Vorgängerregierung, das nicht an die Wand gefahren wurde und wo die Ampel nahtlos aufsetzen könnte. Was ist also nur los mit uns? Strom ist und bleibt hierzulande im internationalen Vergleich zu teuer, die eigene Solaranlage bei der Zinslage obendrein finanziell unrentabel. Stromer-Vehikel sind ebenso zu kostspielig und eignen sich meist nur als Zweitwagen für kurze Distanzen, alles andere muss geplant werden. Strom muss billiger werden, viel billiger. Die Menschen müssen in die Lage versetzt werden ihren eigenen Strom zu Hause aus der Sonne zu ziehen und zu speichern. Eigentlich ganz einfach, meinte Lenin damals vielleicht auch, nur hat er den Menschen als freien wirtschaftlichen Akteuren nichts zugetraut.
Johannes Warbeck

 


 

Leserbriefe zu „Gekommen, um zu bleiben“ von Hanno Rauterberg

Über den Artikel „Gekommen, um zu bleiben“ kann man unterschiedlicher Meinung sein. Ob so viele Anschläge notwendig sind, einen einzigen, nicht besonders gehaltvollen Gedanken aufzuschäumen? Das ist Geschmackssache. Komplett daneben allerdings ist die Bebilderung: Wenn ich mir vorstelle, wie viele ahnungslose Menschen jetzt Jagd auf Tigerschnegel machen werden, weil sie diese nicht sehr häufigen und dafür sehr nützlichen Tiere mit Nacktschnecken verwechseln, gruselt es mich. Der Begriff „Text-Bild-Schere“ hat dank dieser Layout-Fehlleistung eine ganz neue Bedeutung bekommen. (Da hilft auch die winzige BU nicht – oder glauben Sie, die Mehrheit Ihrer Leser:innen macht sich die Mühe, das Kleingedruckte zu studieren???) Echt ärgerlich.
Andrea Teupke

erst mal großes Kompliment. Über diese ekligen Zeitgenossen einen so tollen Artikel zu schreiben – Hut ab! Dann jedoch meine Frage: Stimmt die Bildredaktion die Fotos zu den Artikeln mit deren Verfassern ab? Ich fürchte, nein. Denn in diesem Fall hätten Sie garantiert bemerkt, dass hier dem freundlichen Tigerschnegel ein Bärendienst erwiesen wurde. Denn dieser ist ja einer der wenigen natürlichen Feinde der Spanischen Wegschnecke!!! Zitat Wikipedia: „Sie ernähren sich unter anderem von anderen Nacktschnecken. Der Tigerschnegel kann dabei Exemplare überwältigen, die ebenso groß sind wie er selbst. Weil Schnegel, unabhängig von ihrer Größe, die Eier anderer Schnecken und deren Nachkommen fressen,[5] werden sie vor allem in Gemüsegärten als Nützlinge und nicht als Schädlinge angesehen. Jetzt steht dieser Nützling groß über Ihrem Artikel über die Fieslinge, und was macht der gemeine Gärtner, der dessen Nutzen nicht kennt? Genau, er meuchelt ihn auch. So schade.
Charlotte Schaffarz

Nun hat der Zahn der Zeit ein weiteres Gesicht bekommen: die Nacktschnecke. Viele Freunde hat die Nacktschnecke nicht, viele Feinde aber auch nicht: Laufente und der Tigerschnegel, der gerne Nacktschneckeneier frisst. Der größte Feind ist aber der Mensch, der mit ein paar klimawandelbedingten Hitzejahren das großflächige Aus für die Nacktschnecke bald bewirkt haben dürfte. Unsere Liebe zur Natur war schon immer ausgrenzend (z.B. Unkraut, Schädlinge, Raubtiere), heuchlerisch-romantisierend, wo wir doch die beherrschte Natur zum Teil unserer Kultur machen, selbsttäuschend, wo wir uns selbst nicht als Teil der Natur verstehen. Wir sehen die Natur als Feind, den wir bekämpfen zu müssen glauben. Wir bekämpfen damit aber auch uns selbst im irrigen Glauben, auf diese Weise unser Bleiben zu sichern. Aber: Nichts bleibt. Das ist das gnadenlose Prinzip der Natur. Alles vergeht, alles ist Teil des Wandels. Die Nacktschnecke ist nur ein Agent dieses Prinzips: Sie verwandelt raspelnd alles in Schleim und Kot. Nicht viel anders als wir.
Reinhard Koine

Das Bild zu Ihrem zugegeben sehr gelungenen Artikel über die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) hat mich empört. Vermutlich aus bildästhetischem Grund ist hier der richtig bezeichnete Tigerschlegel abgebildet, eine sehr hübsche, aber vollkommen harmlose Schneckenart.

Wer nun Ihren Artikel nicht aufmerksam liest, könnte den Schlegel für die gefräßige Wegschnecke halten und als Gärtner in den Vernichtungskrieg gegen ihn ziehen. Das wäre fatal, gilt doch der Tigerschlegel als möglicher Helfer bei der Bekämpfung der Invasion der Wegschnecke. Er soll die Schnecke im Gegensatz zu vielen anderen Schneckenvertilgern trotz des bitteren Geschmacks auf seinem Speiseplan haben!
Irina Kunz

Herzlichen Dank an Ihren Autor für diesen tiefsinnigen, humorvoll-ironischen Essay über das menschliche Leben, ja, über die Absurdität allen organischen Lebens. Ich schreibe Ihnen als Betroffener! Meine Frau und ich haben in einem Kreuzberger Innenhof ein Gärtchen- eine Mischung aus Wildnis und Kultur, angelegt, an den wir und unsere Nachbarn sich seit vielen Jahren erfreuen. Jedes Jahr verteidigen wir diese Idylle gegen die „Rote Invasion“, und es ist uns immerhin gelungen, den Status Quo, wenn auch mit leichten Verlusten, aufrechtzuerhalten. Als Assistent der Gärtnerin obliegt mir die Aufgabe des „Schneckenexekutors“: Einsammeln der Exemplare (oft hunderte), der Eier im Herbst und „Vernichten“. Dabei gerate ich oft in einen wahren Furor, aber immer gepaart mit einem Gefühl des Bedauerns für meine Opfer, diesen schleimigen, schlüpfrigen Wesen. Die Vergeblichkeit meine Tuns ist mir wohl bewusst. Ersetzen Sie den Stein des Sisyphos durch die Nacktschnecke und Sie haben ein aktualisiertes Sinnbild für die Eitelkeit allen menschlichen Tuns. Goethe hat das Alles schon gewusst und unübertrefflich in seinem Faust-Drama in Verse gesetzt:
Faust. Nun kenn ich deine würdigen Pflichten!/ Du kannst im Großen nichts vernichten/ Und fängst es nun im Kleinen an.
Mephistopheles. Und freilich ist nicht viel damit getan./ Was sich dem Nichts entgegenstellt, / Das Etwas, diese plumpe Welt, / So viel als ich schon unternommen, / Ich wußte nicht ihr beizukommen, /
Mit Wellen, Stürmen, Schütteln, Brand- / Geruhig bleibt am Ende Meer und Land! / Und dem verdammten Zeug, der Tier- und Menschenbrut, / Dem ist nun gar nichts anzuhaben: / Wie viele hab ich schon begraben! Und immer zirkuliert ein neues, frisches Blut. / So geht es fort, man möchte rasend werden! / Der Luft, dem Wasser, wie der Erden/ Entwinden Tausend Keime sich, /Im Trocknen, Feuchten,
Warmen, Kalten! / Hätt ich mir nicht die Flamme vorbehalten, / Ich hätte nichts Aparts für mich.“ Goethe Faust I, Verse 1359-1378
Jürgen Straßburg

Dass der „Kosmos Rauterberg“ selbst auf dem Gebiet der Naturkunde Überraschendes und Faszinierendes zu bieten hat, wundert den regelmäßigen Leser seiner Feuilletons nicht. Aber dass er sich mit seiner famosen Hommage auf die Nacktschnecke als ein wahrer Buffon unserer Zeit erweisen würde, war gleichwohl nicht zu erwarten. Es wird deutlich: Vom Menschen lässt sich diese hochgradig resiliente Tierart – im bisherigen Sinn des Wortes – nicht „zur Schnecke machen“. Dieser Ausdruck hat ausgedient. Die Schnecke verwandelt sich in der Epoche sinnloser Raserei immer mehr in ein ideales Lebewesen, das unseren Respekt verdient.
Ludwig Engstler-Barocco

Herzlichen Dank für den gelungenen Artikel von Hanno Rauterberg über die (un)geliebte Nacktschnecke. Ein guter Text, der amüsiert und gleichzeitig nachdenklich stimmt. Mit viel Ironie, Witz und Tiefgründigkeit spiegelt er unsere Zeit wider und führt uns Menschen unser eigenes Verhalten vor Augen.
Vera Kuhlmann

Danke an Herrn Rauterberg für diese interessante philosophische Betrachtung des Aufkommens der Nacktschnecke. Das dazugehörige Bild zeigt nun jedoch keine Nacktschnecke, sondern – wie auch erwähnt – den schönen Tigerschnegel. Leider ohne weiteren Kommentar, was vermuten lassen könnte, dass auch der Tigerschnegel zu den lästigen „Fresslingen“ gehört und bekämpft werden sollte. Dabei gehört der Tigerschnegel zu den nahezu einzigen Fressfeinden der Nacktschnecken! Tigerschnegel fressen nämlich die Eier anderer Schnecken und deren Nachkommen sowie durchaus auch mal eine erwachsene Nacktschnecke. Daher kann er durchaus als Nützlinge und nicht als Schädling angesehen werden. Dies sollte doch unbedingt erwähnt werden, damit die schönen Tigerschnegel nicht ohne jeden Grund ihr Leben lassen müssen – in Schleswig-Holstein wird der Schnegel bereits als „potenziell gefährdet“ eingestuft. Wie schade – wurde dieser Nützling doch im Jahr 2005 sogar schon zum „Weichtier des Jahres“ gekürt.
Karin Balster

Mit großem Vergnügen haben ich Ihren Beitrag „Gekommen, um zu bleiben“ gelesen, dem sie das schöne Bild eines – wie Sie richtig geschrieben haben – Tigerschnegels vorangestellt haben. Leider sind Sie bei Ihren Ausführungen nicht auf die nützlichen Eigenschaften der Tiger-Schnegel eingegangen. Diese sind keine Pflanzen-Schädlinge, sondern fressen ihrerseits Schnecken, sind also unsere „natürlichen“ Verbündeten im Kampf gegen die Gartenschnecken. Es wäre sehr schade, wenn nun der Tiger-Schnegel aufgrund des Fotos und der fehlenden Charakterisierung der besonderen Nachstellung durch uns Menschen zum Opfer fallen würde.‘
Ingeborg Pallaske

In Ihrem Artikel behaupten Sie, dass die Nacktschnecken vor dem Fall der Mauer im Osten – ich nehme an, Sie meinen damit auch die DDR – unbekannt waren. Haben sie Belege dafür? Ich persönlich kenne Nacktschnecken aus meiner Kindheit und Jugend (1960/1970er Jahre), und erinnere mich noch sehr lebhaft an eine Nacktschneckeninvasionen in den 1980er Jahren auf der Insel Rügen: Nach Regenfällen lagen Sie in Massen z.B. auf Geh- und Radwegen, was das Fahrradfahren zu einem besonderen Erlebnis machte…
Andreas Wanke

 


 

Leserbriefe zu Titelthema „Die Gefahr des großen Egos“ „Größe und Wahn“ von Heinrich Wefing

Obwohl ich Ihren Unmut nachvollziehen kann, möchte ich jedoch auf eine von Ihnen nicht erwähnte Tatsache hinweisen: Präsident Macron wird mit einer selten da gewesenen Inbrunst gehasst. Dass die Franzosen kaum regierbar sind, ist ein bekannter Fakt. Aber das zweite Mandat war eine einzige Reihe von Misserfolgen auf der nationalen Ebene. Es wurde damals gegen Le Pen gewählt, nicht für Macron. Wie dem auch sei, Macron hat mit seiner Handlung Mut bewiesen. Dass er nicht mehr regieren kann, war vor seiner Entscheidung schon der Fall. Die so freiheitsliebenden Franzosen sind für diesen Debakel verantwortlich.
Nathalie Meinecke

Den Kampf zwischen Gut und Böse gab es schon immer. Relativ neu ist die Frage, ob individuelle Rechte auch daran gemessen werden müssen, ob sie die Schlagkraft und Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft, also eines Staates, erhöhen. Denn das war die Grundidee nicht nur der französischen Revolution. Solange schon allein diese Frage tabuisiert wird, werden es die Protagonisten des „Guten“ schwer haben, die Ansprüche der Illusionisten zu befriedigen. Und irgendwann kulminiert droht dieser Konflikt in einer Alles-oder-nichts-Frage zu kulminieren.
Christian Voll

Instabilität – das ist es, was Putin zur Stabilisierung seiner Herrschaft anstrebt. Die Achillesferse des wirtschaftlich weit überlegenen globalen Westens ist die wachsende politische Instabilität in unseren Demokratien. Wir haben eine Krise, die darin gründet, dass die Politik auf dem Wege, die Wachstumsmöglichkeiten der globalisierten Wirtschaft zu sichern, die Loyalitätsreserven bei den Menschen immer mehr aufzehrt. Wo die Lebensverhältnisse der Menschen tatsächlich, gefühlt und perspektivisch immer prekärer werden, kündigen sie die Loyalität zur Demokratie auf und driften nach rechts zu Parteien, die die Instabilität weiter befeuern. Der demokratische Machtablösungsmechanismus funktioniert in der Glaubwürdigkeits-, Vertrauens- und Zuversichtskrise unsere Demokratien nicht mehr reibungslos. Es sind nicht nur persönliche Eigenschaften und Fehler, an denen Politiker wie Joe Biden und Emmanuel Macron scheitern. Es sind vor allem die übergroßen Herausforderungen, die übermenschliche Größe verlangen. Hoffen wir auf Polen, auf England, auf die normative Kraft der EU und darauf, dass unsere Bundesregierung nun endlich das Zeitenwende-Format findet, eine Verbindung zu den Menschen in unserem Land herstellt und als eine zukunftsfähige Koalition, die sich nicht länger durch Eitelkeiten blockiert, überzeugt. Das wäre ein starkes Zeichen. Dann schaffen wir das.
Reinhard Koine

„Größe und Wahn“-Vorstellungen: Die Gegenwart ist immer nur ein Abziehbild der Vergangenheit – ohne die Idee und Idealität für oder gegen eine Zukunft. Wir Menschen sind belanglos-banal vergänglich in unserem Massensterben – und wollen daher aus dem zeitlich begrenzten Lebenszyklus das jeweils mögliche Machbare egoistisch herausholen: je nach persönlicher Beschaffenheit in den (oft kaum selbstbezogen erkennbaren) Eingrenzungen! Deswegen sind Millionäre und Milliardäre zumeist unsere (vorgefertigten manipulierten) Vorbilder dieses Systems – weil wir selbst sehnlichst doch so reich(lich) mitspielen woll(t)en! Anders aber würde der Kapitalismus nicht funktionieren! Dieses System ist wahrlich ein Monopoly-Spiel – und wir alle spielen mit und werden systematisch ausgespielt… Platon (ein Aristokrat aus der Elite Athens) war ein purer Antidemokrat, sein phantasierter „Staat“ sollte von aristokratischen Philosophen regiert werden, autokratisch im Sinne einer Elite: die (damalige) Weltpolitik arrangieren könnte – die dadurch aus sich selbst heraus nur die Beste aller Politiken sein kann, da diese Politiker vom philosophisch Feinsten seien und somit nichts Vergleichbares dagegensprechen könne… Platon war der Schüler des Sokrates und wiederum Aristoteles der Schüler von Platon. Was gebiert sich also aus solch einer Kettenreaktion an philosophischen Größenordnungen der Aneinanderreihungen: einen Aléxandros ho Mégas (356-323 v.u.Z.), uns geläufiger als Alexander der Große. Auch ein Napoleon und Hitler hatten sich diesen „Welteroberer“ zum Vorbild genommen – und scheiterten an den Dimensionen dieses alexandrinischen Größenwahns, der sich als Sohn des Zeus (bzw. Amun-Re) ansah und so vergöttert werden wollte… Doch beginnen wir mit dem undemokratischen Selbstverständnis jenes Sokrates, der da seine philosophische Meinung über die (damalige) Mehrheit des Volkes in Athen äußerte: „Die Menge ist leider nicht fähig, das größte Übel zu bewirken – denn dann würde sie auch das größte Glück bewirken können.
Aber, da sie vernunftlos sei, werden sie nur vom Zufall getrieben.“ Und dann erweitern wir diese deutliche Erkenntnis des Sokrates – die auch in der Apologie der ersten und zweiten Rede nur allzu drastisch verewigt wird: dass im übertragenen Sinne eine so genannte Demokratie in der Wirklichkeit: die Mehrheit der ungebildeten, unkultivierten, primitiven Masse darstellt – damals nicht anders als auch in die heutige Zeit einzubeziehen: ob in den USA, in Deutschland oder in Frankreich oder (nicht nur) auf das gesamte Europa übertragbar… Man stelle sich doch nur vor, ein Volk (wie das in Deutschland) bestünde aus 83 Millionen (in der Erweiterung des Heranwachsens) hochbegabten gleichwertigen Geistes-„Verwandten“ – wie bitte sollte sich dann für die „niederen“ Arbeiten bereitgefunden werden… Hitler hat das schlau den Menschen untergejubelt: indem er „die Arbeiter der Faust und die Arbeiter des Geistes“ sozusagen „gleichwertig“ als ein jeder an seinem Platz: tätig sei für das Volk und Deutschland… Das funktioniert nur, wenn ein System die Volksgemeinschaft zum Wert des Daseins deklariert – und im Gegenbild zum Kommunismus hatte der Faschismus die Reichen nicht ärmer gemacht, obwohl es doch so faschistisch verlautbart wurde: Gemeinnutz geht vor Eigennutz! Alles nur Propaganda, um das Volk zu hypnotisieren! Der Kapitalismus folgt in ähnlichen Dimensionen diesem Zustand der Volksmanipulationen!
Entweder hat die Masse des Volkes als Mehrheit der WählerInnenschaft jeweils eine Regierung verdient, die sie gewählt hat – oder aber eine Minderheit der Gebildeten und Herausgehobenen (aus dieser Primitivität der Masse) versucht durch eine entsprechende Gegenbewirkung: diese Massen-Demokratie auszuhebeln und ihrerseits eine regierende Kraft zu bilden… Das muss keine Diktatur sein, kann sich in der Übergangszeit als eine positive Bewilligung seitens des Volkes dann herausheben zu dem Verständnis: dass diese kompetente Erwählung gut für das Land und das Volk sind – schon alleine aus der Erkenntnis: diese Männer und Frauen sind uns überlegen und dadurch bedachte Menschen für das Allgemeinwohl, für die Wohlfahrt der Nation… Wie aber käme diese „Erwähltheit“ zustande? – durch die vernunftvolle evolutionäre Selbstfindung der Auslese von besonderen Menschen zum Wohle der Allgemeinheit. Also auch keine Diktatur des Geistes, sondern die BeGEISTerung für eine unübertreffliche Einsicht in das absolute positive Machbare aus der Besichtigung dieser philosophischen Elite in ihrer Übereinstimmung – und somit doch wiederum eine „demokratische“ Gemeinsamkeit des Unaustauschbaren… Geradezu wird doch signifikant erkennbar, dass (nicht nur) in dieser Ampel-Regierung: Menschen am (unerträglichen) Werke sind, die von ihrer (erwartbaren) Führung her leider auch fachlich keine Ahnung haben, und sozusagen von fachlich versierten Untergeordneten ihre Funktionsbewirkungen in den Mund gelegt bekommen: letztlich nur zum Schein sich im Vordergrund gegenüber der Öffentlichkeit (dem Volk) als scheinwissend nurmehr (schauspielerisch je nach Niveau) so darstellen… Das hat doch nichts mit einer Demokratie zu tun, wenn jede/r Unwissende sich auch noch eines Ministeriums bemächtigt – je nach den Regien in der Parteihierarchie und den entsprechenden Koalitionsverhandlungen… Unter dem Motto des Ämtergeschachers: du bekommst für Deine Partei jene Ministerien – und ich bekomme für meine Partei diejenigen Ministerien. Die Baerbock wird Außenministerin, der Habeck wird Wirtschaftsminister und als Schmankerl noch Vizekanzler… Scholz wird Kanzler und Lindner Minister für die Finanzen… Und dann bestätigt (nicht nur) die Opposition diese Unfähigkeiten der einzelnen Minister bzw. der Gesamtregierung! Wie soll denn da das Volk sein Vertrauen gegenüber diesen PolitikerInnen auffinden können…
Aber abgesehen von dieser Demokratie-Verunsicherung – wie kann es sein, dass gewählte Präsidenten überhaupt solch eine Macht auf sich und ihre Person vereinigen können – wie z.B. Joe Biden in den USA und Emmanuel Macron in Frankreich. Das sind doch fast diktatorische Positionierungen – Machtverfügungen, die in einer, für eine Demokratie: geradezu widersprüchlich sind, bezogen auf diesen Mechanismus der Machtbeanspruchung… Der Bundespräsident in Deutschland hat keinerlei Machtbefugnis, er ist mehr oder weniger ein Repräsentant der netten deutschen Etikette an Harmlosigkeit: und das ist gut so nach diesem Hindenburg, und der Person Hitler in mehrfacher Verfügungsgewalt: Kanzler, Führer, Reichspräsident in einer diktatorischen Person! Aber weichen wir nicht aus – und bedenken uns eines möglichen Präsidenten Donald Trump – eines omnipotenten Machtmenschen in seiner Regie des „America first“. Joe Biden wirkt da wesentlich harmloser, gleichwohl in seiner Altersbedingtheit geradezu unfähig geworden: diese höchste politische Position in den USA als noch Weltmacht Nr. 1, zu aktivieren bzw. zu stabilisieren… Nein: dieser Joe Biden hat altersbedingt sich nicht zu einer Neuwahl als Präsident zu veräußern – seine Zeit ist abgelaufen! Und wenn er das nicht selbst erkennen kann – und auch seine Frau ihn dabei nicht mit unterstützt: muss die Partei ihn deaktivieren! Zum Wohle des Volkes – und schnellstens einen kompatiblen Kandidaten, eine Kandidatin aus dem Hut zaubern: vorhanden sind einige Vorzeigbare aus der demokratischen Partei. Andererseits: warum lässt das Volk solche Machtspiele überhaupt mit sich veranstalten? Vollgepumpt mit Manipulationen aus allen Medien der unterschiedlichen Ähnlichkeiten des USA-Kapitalismus: wird das Volk immer nur in einer allgemeinen Narkose sich in dieser kapitalistischen Hysterie einverfangen, so schafsherdisch verhalten.
Macron hat sich selbst ins Abseits gestellt, in seiner präsidialen Überheblichkeit geglaubt: die Franzosen würden seine Vorstellungen von Politik per Neuwahlen dann majorisieren… Heinrich Wefing schreibt hierzu sehr konzentriert: „Das Parlament wäre blockiert, der Präsident ohne Unterleib, kurz, alles liefe auf Instabilität, Durcheinander und Unsicherheit hinaus, vielleicht auf abermalige Neuwahlen im kommenden Jahr, bei denen der RN weiter zulegen dürfte. Denn eine absolute Mehrheit der Linken oder der Macronisten scheint, wenn nicht noch ein Wunder geschieht, fast ausgeschlossen. Sofern er nicht noch einmal alle überrascht, diesmal mit seinem Rücktritt, wird Macron Präsident bleiben, bis zu den Wahlen 2027. Aber Frankreich wäre auf absehbare Zeit innenpolitisch handlungsunfähig. Der Macronismus ist implodiert, so oder so.“ Doch warum wird hierbei nicht an das Volk, an Frankreich gedacht – und die eigenen persönlichen Interessen diesem Wohl des Landes, ehrenhaft untergeordnet! Im Kapitalismus gibt es keine Demokratie (keine Herrschaft des Volkes oder eine „Diktatur des Proletariats) – bestimmend ist ausschließlich die Macht der Nomenklaturen und der Oligarchien, die Antriebskraft des Geldes: Pecunia non olet. Die Politiker und Politikerinnen haben zu funktionieren nach dem Prinzip einer Rangordnung dieser kapitalistischen Aufstellungen – wo wäre denn da ein Volkskanzler der zum Wohle des Volkes seinen Ministerien die öffentliche Aufgabe stellt: alles für das Wohl des Volkes zu tun. Letztlich aber werden die Gewinne privatisiert und die Verluste sozialisiert! Das ist das Prinzip des Kapitalismus. Im antiken Athen wurde Sokrates von einer Stimmenmehrheit der 501 Volksvertreter: zum Tode verurteilt – und jede/r demokratisch orientierte Mensch sollte die Apologien (die beiden Verteidigungsreden) des Sokrates (durch Platon ihm wohl schriftstellerisch in den Mund gelegt) für sich lesen, um daraus zu erkennen: wie die attische sogenannte Demokratie durch die Manipulation der Volksvertreter in die Ungerechtigkeit entrechtet wurde…
Zum Abschluss des Titelthemas „GRÖßE und WAHN“ erkennt Heinrich Wefing in seinem fast schon philosophischen Beitrag sehr weltbewegend: „So ist jetzt also die Lage: Frankreich und die Vereinigten Staaten, zwei der ältesten Demokratien der Welt, durch eigenes Verschulden paralysiert, am Rande der Regierungsunfähigkeit. Und die Feinde der Freiheit, in Russland und in China, im Iran und in Nordkorea, können sich zurücklehnen und zuschauen.“ Frankreich und die USA als zwei der ältesten Demokratien der Welt zu erkennen – dazu gehört schon eine Menge an Unverständnis für eine wahre demokratische Vorbildlichkeit. Heinrich Wefing vergaß hierbei aufzuschreiben: Die USA gelten als die älteste Demokratie der modernen Welt. Doch dann des Weiteren folglich (im Verlauf der Geschichtsverdrehungen) sich zu den verlogenen Hervorhebungen nun uns im Volk einreden zu wollen, dass die Attische Demokratie des 5. Jahrhunderts ein frühestes Beispiel einer positiven Demokratie gewesen sei, entspricht doch der Wirklichkeit gegenüber nurmehr als Hohn und Zynismus: Im damaligen Athen waren über 120.000 Menschen versklavt, galten nur als Sache ähnlich den Tieren! Die Frauen hatten keinerlei politisches Mitspracherecht. Der Reichtum der Eliten, der Aristokratie distanzierte wie heute im Kapitalismus: das Volk von den Geld-Mächtigen… Heinrich Wefing schreibt als Untertitel zu „Größe und Wahn“: „Über die selbst gemachten Krisen freuen sich die Feinde der Freiheit.“ – Könnte man nicht eher hinterfragen: „Worin besteht denn die Freiheit des Volkes im Kapitalismus – wenn das Volk doch unterteilt wird in Unternehmer und Unterlasser, wenn die Ausbeutung so offensichtlich wird, dass die von Heinrich Wefing benannten „Feinde der Freiheit“ nicht mehr als solche erkannt werden, sondern sich die Energie des Kapitalismus gegen die Idee der Demokratie verhängnisvoll ausrichtet und all diese extremen Benutzer nur noch nach der Devise sich ausleben: „Après nous le déluge“ (Nach uns die Sintflut).
Und das ist letztlich die Katastrophe unserer zukünftigen Menschen-Zeit der hemmungslosen Ausbeuterei bis in den fast schon logischen Untergang der Menschheit – oder zwangsläufig zuvor doch dieses Systems. Und was kommt dann? – wir kennen das Spiel der Wiederholungen: „Die Revolution frisst ihre Kinder!“ Denn die Evolution kennt keine Rücksicht auf Verluste! Dieser Planet besteht aus universeller Gleichgültigkeit im System der Unendlichkeiten an Universen und Endlosigkeiten… Und wir Menschen sind auf diesem Planeten nichts anderes als Ballast für die Natur – bringen den „ganzen Laden“ nur aus dem natürlichen Gleichgewicht des Fressens und Gefressenwerdens; müssen die Tiere (unsere Mitgeschöpfe) in unvorstellbaren Massen züchten: die wir dann abschlachten lassen und in/zu unserer Übergewichtigkeit auffressen… Das ist der wahre Größenwahn unserer Spezies „Mensch“. Gott oder Götter können solche Kreaturen nicht erschaffen haben – hier ist die Natur aus der Rolle gefallen und gebar (evolutioniert) eine Bestie! Oder sind wir „Menschen“ eher getarnt in einer Art von Bestiarium – aus dem wir scheinbar nicht herauskommen, und unsere „Selbstfindung“ nur eine unvollkommene Distanzierung zur Tierwelt darstellt, in der wir miteinander gemeinsam gefangen verbleiben. Und sich auch die Philosophie nur als eine Erscheinung unserer Tarnung gegenspiegelt. Quod erat demonstrandum.
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

Vielen Dank für diese Betrachtung dieser beiden mächtigen Männer in der Welt. Sehr gut ist die Herausstellung, wie Männer in diesen Positionen die erlangte Macht als eigenste Errungenschaft interpretieren.  In völliger Selbstherrlichkeit und aus tiefstem Egoismus meinen sie agieren zu können, ohne die durchaus globale Komponente der Tragweite ihrer Handlungen zu berücksichtigen. An ihrem Wesen soll die Welt genesen! Am Artikel vermisse ich die Betrachtung, wie diese Männer ihre Macht erlangten. Sie sind Angestellte von uns, den Wählern!  Wir haben ihnen die Macht übertragen mit dem Anspruch, dass sie zu unser aller Wohl damit umgehen. Wir erwarten, dass sie frei von Egoismen und in Verantwortung mit uns kommunizieren und sich der Kontrolle durch uns unterwerfen. Egoismen wie Selbstüberschätzung, Machtspiele und auch ein uns ignorierendes „Nö“ sollten wir Wähler zur gegebenen Zeit abstrafen.
Rudolf Tischner

Ihren Artikel in der jüngsten ZEIT-Ausgabe habe ich erst heute – nach dem zweiten Wahlgang in Frankreich – gelesen. Sie waren zu pessimistisch. Der Durchmarsch von Marin Le Pen hat nicht stattgefunden. Und auch wenn Macron keinen Sieg schaffte, es war kein Absturz. So viel zu den Fakten. Tatsache ist auch, dass Ihr Beitrag trotzdem nachdenklich stimmt. Allerdings nicht, weil ein trotziger Alter oder ein abgehobener Egomane zu hoch pokern, sondern, weil heute Menschen vor Programmen und Inhalten kommen. Trump ist ein Produkt der Medien. Biden ist ebenfalls eine Inszenierung. Bewusst als ruhiger Gegenpol zum schillernden Polterer aufgebaut. Wen wundert es, dass es den Ikonen von TV und Internet schwerfällt, sich aus dem Rampenlicht zu verabschieden? Es gibt keinen Grund zur Verzweiflung. Wir sollten allenfalls unsere modernen Helden früher vom Sockel holen und dankbar sein, um unsere drögen und wenig charismatischen Kandidaten wie Scholz und Merz. Bei keinem besteht die Gefahr, dass ein Medien-Star entstehen könnte! Danke für Ihren Artikel und danke für die ZEIT, die mich wieder gut und unterhaltsam informiert hat.
Thomas Meichle

Ich bin seit vielen Jahren Leser Ihrer Zeitung und habe selten einen so einseitigen Artikel gelesen wie den über Emmanuel Macron und Joe Biden. Was Macron angeht, so war seine Reaktion auf die Europawahlen zwar riskant, letztlich aber hat er seinem Volk zwei Dinge klargemacht: wer die Demokratie erhalten will, der muss sein Wahlrecht wahrnehmen, und dass die sogenannten „Protestwahlen“ in der heutigen Zeit gefährlich sind. Joe Biden wirft Herr Wefing vor, das Feld durch Festhalten an seiner Kandidatur den Rechten zu überlassen. Dieses Urteil ist nicht nur ungerecht, sondern geht an der Realität vorbei. Joe Biden war der einzige Kandidat, der Trump 2020 schlagen konnte. Auch jetzt gibt es zu ihm, trotz seines Alters, leider keine Alternative. Was in Ihrem Artikel nicht steht: die Demokratie in den USA ist längst von den Rechten gekapert worden. Dieser Umstand ist vor allem den Republikanern zu verdanken, die an einem vorbestraften Präsidenten festhalten, der zweimal ein Amtsenthebungsverfahren gegen sich ergehen lassen musste (Erpressung der Ukraine und Aufforderung zum Sturm auf das Capitol). Was ist das für eine Demokratie, in der das „Supreme Court“ mit Trump-Anhängern besetzt ist und es bis heute noch nicht geschafft hat, auszusprechen, was alle wissen, nämlich, dass auch der amerikanische Präsident nicht über dem Gesetz steht? Wieso können TV-Sender wie „Fox News“ ungestraft Lügen verbreiten? Interessiert es wirklich niemanden, ob ihre Kinder und Enkelkinder in einem Land leben werden, wo Wahrheit und „Fake News“ nicht mehr zu unterscheiden sind? Jo Biden hat immer wieder versucht, die Republikaner in seine Entscheidungen einzubeziehen. Ein Ergebnis ist das mehrmalige Verzögern weiterer Militärhilfe für die Ukraine etc. Das amerikanische Volk muss entscheiden zwischen einem korrupten Vorbestraften und notorischen Lügner, vor dem fast alle seiner ehemaligen Mitarbeiterinnen im Weißen Haus gewarnt haben und einem alten Mann, der zwar seine Aussetzer hat, aber verzweifelt um seine Kandidatur kämpft, nicht aus Überheblichkeit, sondern weil er ahnt, was passiert, wenn Trump wiedergewählt wird.
Karl Mattner

Und dann sind die Seiten 4 und 5 Ihres Politikteils plötzlich nur noch Makulatur!   Wie kann man nur die wirklich hochproblematische Situation in den USA mit der in Frankreich unter Macron vergleichen?! Anders als Biden ist Macron schon mit seiner Entscheidung für Neuwahlen „über sich hinausgewachsen“, wie es Cohn-Bendit ihm prinzipiell zwar zutraut, aber real dann doch nicht. Da war aber die Entscheidung der 2. Runde noch nicht gefallen. Und alle rechneten mit Marine Le Pens Sieg. Und beschossen Macron: „Größenwahn“, „Egoist, der an seiner Unfähigkeit, auf die Menschen zuzugehen, gescheitert ist. An seiner wahnwitzigen Idee, ich kann alles allein“. „Der Macronismus ist implodiert“! Und doch muss Macron wohl eine Ahnung davon gehabt haben, dass dem Volk nach der Europawahl mit dem desaströsen Zuwachs des RN die Gefahr von rechts auf drastische Weise so bewusst werden konnte, dass es sich deutlich für das kurzfristig zustande gekommene Linksbündnis entschied. Doch ein Wunder?! Auch wenn es nun nicht zu einer absoluten Mehrheit reicht, und auch wenn die Regierungsbildung schwer und sich hinziehen wird. Mit der Linken, die selbst ihre Probleme hat mit dem Antisemiten Mélenchon, lässt sich eher verhandeln und ein demokratischer Kompromiss finden als mit LE Pen. Und warum sollte im nach wie vor demokratischen Frankreich keine Koalition möglich sein? Die politische Tradition der Franzosen ist eben doch viel verwurzelter als die der Amerikaner. Da haben die Amerikaner und speziell die Demokraten mit Biden und Trump und mit der Demokratie überhaupt tatsächlich viel größere Schwierigkeiten.
Gerd Schillmöller

 


 

Leserbriefe zu „Gott spricht zu uns“. Gespräch mit Rabbiner Avraham Broide geführt von Jan Ross

Die Frage, welche wie der „rosa Elefant“ im Raum steht wurde nicht gestellt: Wie sichern/verteidigen sich die Ultraorthodoxen gegen äußere Angriffe? Oder würden sie solche Angriffe, wie die Antworten von Avraham Broide nahelegen als gottgewollt hinnehmen?
Thomas Steinbach

Sehr anschaulich, wie das Interview die Gedankenwelt eines geschlossenen Systems verdeutlicht. Danke dafür. Als Ergänzung empfehle ich einen Film, den ich neulich zufällig sah. Ein nicht ganz koscheres Restaurant. Ein Araber hilft einem in der Wüste gestrandeten New Yorker Orthodoxen Juden zu überleben und führt ihm sehr humorvoll seine Widersprüche vor Augen, wie mit Heute mag dein Gott mein Brot. Einfach köstlich.
Marlies Haveneth-Paul

Vielen Dank – „Ohne die … [Thora-Gelehrten und Religionsschüler]… sind wir wie jede andere Nation auch.“ Dieser Glaube an die Exzeptionaliät ist genau das Problem. Ob Israels Haredim und ihr Auserwähltenglaube oder Amerikas Rechte und ihr Größenwahn oder in letzter Konsequenz überhaupt der Glaube an die nationale Idee. Let’s move on.
Sven Prevrhal

Der Glaube steht nicht über den allgemeinen staatlichen Gesetzen – die Trennung von Staat und Kirche ist in modernen Gesellschaften West – Europas vollzogen. „Gott schweigt- denn nur der Mensch spricht allein – in Wort und Tat. Religiöser Fundamentalismus spaltet eine Gesellschaft überall in der Welt sichtbar in Israel und Amerika. Krieg ist die endgültige Zuspitzung von Gewalt- ein Blutvergießen menschlicher Opfer tötet jede Moral und Gewissen- du sollst nicht töten.
Thomas Bartsch Hauschild

In dem Artikel über die Begründung der Verweigerung der Haredim zum Militärdienst eingezogen zu werden wäre es sehr interessant gewesen, wenn der Autor Jan Ross dem Rabbiner Avraham Broide eine weitere Frage gestellt hätte. Ich zitiere zunächst eine Aussage des Rabbiners – “ …. die Existenz des jüdischen Volkes in diesem Land davon abhängt, dass es dem Weg der Thora, der göttlichen Gesetzgebung, folgt …“ und an anderer Stelle “ Weil die Nation Menschen braucht, die völlig frei und verfügbar sind, um Gott zu dienen und sich mit nichts anderem zu beschäftigen.“ Eine wichtige Frage an Avraham Broide wäre m.E.: Sollten alle jüdischen Menschen aufhören, das Land zu verteidigen gegen den ungeheuerlichen Überfall der Hamas und die Vernichtung, Ermordung tausender Menschen, indem alle gemeinsam mit den Haredim den Militärdienst verweigern, und sich nicht mehr mit Waffengewalt wehren, sondern und nur beten und die Thora befolgen?
Rosmarie Christl

Einige verschrobene Ansichten hat er ja schon, der alte Herr. Der Stamm Levi ist also verantwortlich für die einzigartige Rolle des Volkes Israel. Sehen das die anderen Stämme genauso? Und wie die anderen Völker? Insbesondere wenn man bedenkt, dass Levi niemals mit der Sicherung des Lebensunterhalts zu tun hatte! Solche Leute werden schon mal Schmarotzer genannt. Dann folgendes: als Begründung, den Dienst an der Waffe zu verweigern, führt er an, ein Mensch kann in der feindlichen Umgebung des Militärdienstes nicht überleben. Womit er nicht den Kampfeinsatz meint, sondern Flüche und sexuelle Anspielungen auf dem Kasernenhof. Wer will die leugnen? Nur, leben die ultraorthodoxen Siedler in friedlicher Umgebung? Dann sollte das Militär die okkupierten Siedlungen sich selbst überlassen.
Werner Warmbier

Nun sollen also nach dem Willen der Regierung auch ultraorthodoxe Juden in Israel zur Armee eingezogen werden können. Faktisch geht uns das hier nichts an, die Begründung der Ablehnung dieses Ansinnens durch den Rabbiner Avraham Briode lässt allerdings an dessen Religionsverständnis zweifeln. Die in der Thora dargestellten Erzählungen der Anfänge des Judentums sind keine Tatsachenberichte, sondern dienten zur Zeit ihrer Verfassung der Ertüchtigung der Juden zu ihrer Existenzsicherung. Das war legitim. Heutzutage aber darin noch seine spirituelle Orientierung zu suchen und darauf zu beharren, weist darauf hin, dass Religion hier als statisch und der Gottesbezug als absolutistisch verstanden wird. Leben, und damit soll Religion ja zu tun haben, ist dynamisch, vielfältig und sich immer wieder erneuernd. Und so muss man leider sagen: Je frommer orthodoxe Juden sich wähnen, desto mehr Realitätsverweigerung betreiben sie und desto weniger verstehen die ihre eigene Geschichte und den Sinn des Religiösen.
Christoph Müller-Luckwald

 


 

Leserbriefe zu „Das geht uns alle an“ von Andrea Böhm

Der Siegeszug der Erneuerbaren in Deutschland ist beeindruckend, so die Botschaft. Doch stehen wir global betrachtet erst am Anfang. Marktwirtschaft verläuft nämlich anders. Da hatte Hans Werner Sinn Recht. Erwartbare Preissenkungen bei sinkender Nachfrage garantieren das Fortleben der Fossilen, nicht im Westen, der ja die Welt retten will, aber in weniger begüterten Landstrichen. Wer will es Indien verdenken, die vorindustrielle Etappe mit billiger Energie im Interesse einer Milliardenbevölkerung schnell zu überwinden? Selbst Deutschland hatte seinen Wohlstand noch bis vor kurzem mit billigem Russengas gesichert. Wer im Glashaus sitzt…Bis wirklich keine Energierechnungen mehr dank Wind und Sonne fällig werden, muss noch viel passieren.
Christoph Schönberger

Andrea Böhm spricht davon, dass im Sudan Hunger als Waffe eingesetzt werde. Das hat man schon mal gehört: von Israel in Gaza. Israel wird deshalb sogar eine Verurteilung vor dem Internationalen Strafgerichtshof angedroht. Allerdings hat die ZEIT darüber nicht derart ausführlich berichtet, und schon gar nicht im Sinne einer moralischen Verurteilung oder eines Hilferufs. Weil das anscheinend zur als legitim deklarierten Selbstverteidigung Israels gehört und von uns nicht zu hinterfragen ist. Andrea Böhms Appell wäre immens glaubwürdiger und wirkungsvoller, wenn da nicht mit doppeltem Maß gemessen würde.
Wilhelm Otto Deutsch

In Ihrem Artikel schreiben Sie: „“Die ist kein Plädoyer für einen humanitären Einsatz der Bundeswehr oder einer anderen Kavallerie zur Rettung der Sudanesen.“ Nehmen Sie, bitte, zur Kenntnis, dass die Bundeswehr keine „Kavallerie“ ist!!! Oder sollten Sie Ihr Deutsch verbessern und das Wort „anderen“ weglassen?
Hanno Lülwes

Geld, Rohstoffe, seltene Erden und Waffen regieren die Welt. Die sogenannte „Dritte Welt“ und vor allem die Kriege in Afrika stören die Geschäfte und das Wachstum, das „Goldene Kalb“, der sogenannten „Ersten Welt“. Die EU, auch Deutschland, beschäftigen sich vor allem mit sich selbst und mit dem Ukrainekrieg und dem Konflikt im „Nahen Osten“. Israel und Gaza sowie die Ukraine sind uns näher als Afrika mit seinen Kriegen und Hungersnöten. Im Sudan ist ein Genozid im Gange. Wo bleibt die Anklage von Südafrika beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag? Das, was im Sudan, in Äthiopien, im Kongo und an vielen anderen Schauplätzen auf dem afrikanischen Kontinent passiert ist etwas was jeden fühlenden und denkenden Menschen angeht. Wo ist das energische Eingreifen der Politik, der Kirchen und der Zivilgesellschaft? Das ungenügende Verhalten hat mit Humanität und Menschlichkeit rein gar nichts zu tun. Dieser Leitartikel zu der humanitären Katastrophe und dem Fingerzeig auf die Kriegstreiber und Kriegsgewinnler ist einer der wenigen zu diesem wichtigen Thema. Chapeau. Der Sudan ist aus dem kollektiven Gedächtnis gestrichen. Es gibt medial immer wichtigeres; die EM, den Bundeshaushalt und der Zustand der Ampel, das nächste Urlaubsziel und, und, und. „Wer nicht am Tisch sitzt, steht auf der Speisekarte“.
Felix Bicker

Vielen Dank für diesen kommentarischen Artikel, indem Sie angesichts der Zustände im Sudan einmal nicht nur die Regierenden „in die Pflicht“ nehmen oder ermahnen, sondern uns alle in der EU, von denen die Regierungen ja nicht unabhängig sind. Sie selbst sind dabei mit gutem Beispiel vorangegangen, den „Schalter“ für das „grelle Licht“ auf die Kriegsverbrechen, diesmal im Sudan, zu betätigen. Allerdings reicht für einen nachhaltigen Effekt wohl nicht nur die Betätigung des „Schalters“, sondern es braucht auch bildlich die Versorgung des Schalters mit Strom/Energie, und die Bereitschaft die Reaktionen derer auszuhalten, die das Licht lieber gelöscht lassen oder haben wollen. Schließlich braucht es letztlich auch mehr als grelles Licht und Empathie, nämlich auch eine wirksame Behinderung der Täter und ihrer Helfer und Finanziers, vielleicht sogar ein aktives Sich-Wehren der Opfer und der mit ihnen fühlenden. Denn nicht alle Opfer aller Aggressoren und brutalen Macht-Konkurrenten in der Welt können als Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen werden, dafür sind es leider viel zu viele und viel zu wenige Länder, die zu solchen Aufnahmen bereit sind. Wenn die Täter nicht gestoppt werden können, ist es allerdings immer noch eher möglich, eine Aufnahme und Versorgung in der Umgebung — mit — zu finanzieren. Dass solche Hilfen 2015 halbiert wurden, war meines Wissens der Startschuss für den Aufbruch so vieler in die EU und insbesondere nach Deutschland. Ich plädiere allerdings auch für Nachsicht gegenüber unserer Außenministerin, die derzeit mit so vielen schlimmsten Krisen und Dilemmas gleichzeitig und mit so vielen Widerständen gegen eine wünschbare wertegeleitete Außenpolitik konfrontiert ist, dass es schlicht — besonders für eine einzelne Person — unmöglich ist allen Idealen und Wünschen gerecht zu werden. Auch sie ist eben nur ein Mensch und keine „Superwoman“ und kein Gott.
Peter Selmke

Was mir bei diesem Artikel von Frau Böhm auffällt, ist mal wieder die Tatsache, dass wir spenden sollen und helfen sollen. Klar, darauf wird es hinauslaufen. Es ist meiner Meinung höchste Zeit, auch endlich mal den Kontinent Afrika In die Verantwortung zu nehmen. Wir rufen immer nur zu finanziellen Hilfen Für diesen Kontinent auf und für die hungernden Menschen. In TV sieht man dann Immer notleidende Kinder, mit denen um Spenden geworben wird. Sprechen wir doch mit den Regierenden der anderen afrikanischen Staaten, damit die sich dort mehr engagieren. Wir sollten davon ausgehen können, dass die dort Etwas mehr Einfluss haben. Nein, stattdessen rufen wir zu Spenden auf, die Dann irgendwo versickern, die uns aber nach der Spende eine gutes Gewissen Geben, dass wir gespendet haben. Es wird Zeit, dass hier ein anderes Denken Platz bekommt.
Manfred Mengewein

 


 

Leserbriefe zu „Mich wird niemand abschieben“ von Anastasia Tikhomirova

Unsere offene Gesellschaft und die demokratischen Parteien fördern das Prinzip der Zugehörigkeit. So kann für alle das Gefühl entstehen, selbstverständlich dazuzugehören. Die AfD etabliert das Prinzip der Ausgrenzung. So entsteht die Angst, möglicherweise nicht dazuzugehören. Aus dieser Angst kann ein Überanpassungs-Bedürfnis entstehen, bei dem vorauseilend das AfD-Prinzip übernommen wird, um in der Ausgrenzung von „Fremden“ sich der eigenen Zugehörigkeit zu versichern: Ich jedenfalls bin nicht gemeint! Die Anderen sind gemeint! (Übrigens: Auch beim Stockholm-Syndrom identifiziert man sich mit dem Aggressor, um das eigene Überleben zu sichern.) Wo das Ausgrenzungsmuster immer tiefer in die Gesellschaft einsinkt, weicht korrespondierend die offene Gesellschaft immer weiter zurück und die Menschlichkeit wird schwächer. In einem solchem Klima ist die fortlaufende Radikalisierung der Zugehörigkeitsfrage angelegt. Wenn sich am Ende ein Ausgrenzungsregime fest etabliert hat, ist es der Willkür der dann Herrschenden überlassen, Zugehörigkeit zu attestieren oder zu entziehen. Dies zeigt auch die deutsche Radikalisierungsgeschichte, die in den Nationalsozialismus mündete. Paradoxe Anpassungsleistungen schützten nicht vor Verfolgung. Es lohnt sich, menschlich zu bleiben und sich für die offene Gesellschaft zu engagieren.
Reinhard Koine

Entlarvend die Momentaufnahmen. Aber schlüssig, dass Migration nicht ein homogener Block ist. Verbindendes Element ist vielfach die religiöse Prägung. Doch selbst Rechtsaußen hetzt nicht gegen den Islam allgemein, sondern nur gegen den Islamismus mit seiner betont antiwestlichen, illiberalen Attitüde. Und das zu Recht. Dass rechte Gruppierungen dabei Bundesgenossen selbst in muslimischem Milieu finden, sollte ermutigen. Denn es wäre ein Bekenntnis zu unserem Wertekanon in einer demokratischen Partei, selbst wenn die AfD heißt. Dass die Altparteien dabei alt aussehen, ist selbst verschuldet. Deren Ambivalenz in der Migrationsfrage seit 2015 war der Turbo für sie.
Christoph Schönberger

Schade, dass der Interviewpartner Ali von der Autorin nicht gefragt wurde, ob ihm bekannt ist, dass die Vergraulung, Enteignung, Vertreibung und schließlich massenhafte Tötung der Juden im Dritten Reich ganz unabhängig von Staatsangehörigkeit, Verwurzelung in Deutschland über Generationen oder Erfüllung staatsbürgerlicher Pflichten erfolgte. Wenn niemand aus der Geschichte etwas lernt, ist die Menschheit nur zu bedauern.
Maria Faltermaier-Temizel

Alle vier Befragten sind Deutsche und ihre Migrationsgeschichte ist natürlicher Teil Ihrer Identität, das ist gut so, denn das eine schließt das andere nicht aus. Wie bitter, dass ausgerechnet diese Menschen einer von Rassismus und Ausländerfeindlichkeit geprägten Partei ihre Stimme geben wollen. Entscheidend für ihre Wahl ist aber die eigene Lebensgeschichte. Alis Familie hat in Deutschland keine staatlichen Transferleistungen erhalten, sich den Wohlstand selbst erarbeitet, Nadira hat aus guten Gründen Angst vor dem Islamismus, Swetlana lebt in einer Stadt, in der der soziale Abstieg täglich merkbar und kein Gespenst mehr ist, Ionut sieht sich besonders von der Grünen-Politik bevormundet und nicht ernst genommen. Auch die irreguläre Migration ist immer wieder Punkt zur großen Besorgnis.  Ihre Stimme für die AfD kommt nicht aus Überzeugung, was die Sache nicht besser macht, verdenken kann ich es diesen vieren nicht. Es ist nur ein weiterer Beleg dafür, was passiert, wenn Regierungen gebetsmühlenartig beteuern, sich der Ängste und Sorgen der „kleinen“ Leute zu widmen – und sich nicht genug tut oder das Versprochene seit Jahren auf sich warten lässt. Die AfD nährt diese Ängste und präsentiert sich als die einzige Heilsbringerin. Wie kann man da denn erwarten, dass Deutsche aufgrund ihrer Migrationsgeschichte nun unbedingt anders wählen „müssen“ als solche ohne? Besondere Enttäuschung gilt der SPD und einer von Ideologie verbohrten Linken, wenn ich mir die Aussagen von Ali, Nadira, Swetlana und Ionut durchlese, wundert mich das nicht.
Regina Stock

Wie hieß doch noch gleich der Spruch von den Kälbern, die ihre Metzger selber wählen? Oder, nein, trifft wohl doch nicht ganz zu. Die im Artikel vorgestellten deutschen Staatsbürger mit Migrationsgeschichte haben natürlich dieselben Sehnsüchte, Wünsche und Ängste wie jene ohne (zeitnahe) Migrationsgeschichte. Sie werden ihre Gründe haben. Aber ob sie die geeignete politische Heimat gerade in der AfD finden, ist doch recht zweifelhaft, bezeichnete die Co-Vorsitzende Alice Weidel doch Deutsche mit Migrationshintergrund als „Passdeutsche“, und somit in Abgrenzung zu den anderen Staatsbürgern letztlich als Bürger zweiter Klasse. Das sollte Ali, Nadira und Swetlana doch nochmal zu denken geben, ansonsten … es gibt da so ein Sprichwort. Aber vielleicht ist ja auch Alice Weidel Staatsbürgerin zweiter Klasse, verfügt sie doch über eine Lebensweise, über die die grünste der Grünen, auch wegen Weidels geheimer Toleranz für Migranten, geradezu verzückt ins Schwärmen geraten könnte. So eine Geschichte kann man sich gar nicht ausdenken: Eine lesbische, deutsche Migrantin (Weidel in der Schweiz) liebt eine aus Sri Lanka stammende Migrantin, ist mit ihr verheiratet, zieht gemeinsam deren Kinder auf und leben – auch – in der Schweiz. Der Wohnsitz z. T. im Ausland und der Parteivorsitz (einer nationalistischen in Teilen als rechtsextremer Verdachtsfall geltenden Partei) in Deutschland. Zum Piepen. Wenn es nicht so irritierend wäre. Wasser predigen und Wein trinken? Nee, passt wohl nicht so ganz das Bild. Aber ob sie scheinheilig ist, kann jeder für sich selbst beurteilen, auch ihre homophoben und Migranten weniger zugeneigten Parteifreunde. Man kann sich nur wundern. Alice im Wunderland.
Bei Äußerungen ihrer Parteikollegen muss man jedoch annehmen, dass diese offensichtlich nichts von dem Lebensstil ihrer Vorsitzenden wissen. Dringen doch immer wieder auch homophobe Äußerungen aus der Partei hervor nebst rechtspopulistischer Hetze gegen Migranten. Zudem vertritt die Partei eine Familienpolitik wie sie vielleicht anno dazumal en vogue war. So forderte bspw. der Co-Vorsitzende Chrupalla wiederholt mehr Geburten deutschstämmiger Babys, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Das muss man sich mal praktisch vorstellen. Oder lieber doch nicht. Jedenfalls kann man dann ziemlich lange auf die Fachkräfte warten. Ich schätze das Chrupalla und Weidel zu den ersten gehören die nach ausländischen Fachkräften rufen, wenn zu Hause der Wasserhahn tropft oder im hohen Alter deren Bettpfanne geleert werden muss, da der deutsche Baby-Boomer-Nachwuchs noch in den Kinderschuhen (fest)steckt.
Reiner Gorning

Anastasia Tikhomomirova geht der Frage nach: «Warum Deutsche mit Migrationsgeschichte die AfD wählen». Auf den ersten Blick ist das nicht leicht zu verstehen. Für Deutsche ohne Migrationsgeschichte wecken die ausländerfeindlichen Sprüche der AfD böse Erinnerungen. Wehret den Anfängen, diese Forderung ist logisch und auch berechtigt. Doch für Deutsche mit Migrationsgeschichte gibt es auch andere Erinnerungen, nämlich an die Zeit vor der Migration und an die Gründe für ihre Migration. Deutschland war ein Land, in dem die Probleme, die zur Migration veranlassten, nicht vorhanden waren. Es müssen nicht mal Probleme gewesen sein, es gab einfach auch die besseren Entwicklungs- und Verdienstmöglichkeiten. Die aktuellen wirtschaftlichen Probleme und Belastungen in den Bereichen Medizin, Schule, Justiz etc. sind auch durch zu hohe Migration entstanden. Das weckt die Furcht vor weiterer Verschlechterung. Was die Furcht vor Abschiebung betrifft, so ist diese Furcht wegen der aktuellen ökonomischen, demographischen und politischen Situation unbegründet. Diese Situation ist grundverschieden von der Situation etwa im Jahre 1933. Die Demonstrationen gegen Rechts sind diesbezüglich ein deutliches Signal. Irgendwie paradox wäre es, wenn die Demonstrationen dazu führten, dass sie von Deutschen mit Migrationsgeschichte als Entwarnung vor der Gefahr durch eine Machtübernahme der AfD interpretiert würden und dies das Vorhaben bestärkte, die AfD zu wählen.
Gernot Gwehenberger

 


 

Leserbriefe zu „Gott lacht“ von Evelyn Finger

Meine erste Reaktion: ich glaub’s nicht. Ist aber leider wahr. Abgestandene Witze, einer schlimmer wie der andere. Dazu abonniere ich nicht Die Zeit. Demnächst eine ganze Seite Putin oder Trump Witze. Ich nur sagen: Schade um den Baum und das Papier.
Jo Tradt

Wo bitte schön ist der Witz Am deutschen Stammtisch: „Das ist mal wieder typisch. Bloß weil man den Holocaust anzweifelt, ist man gleich Antisemit.“ Ja genauso ist es aber – ohne Witz.
Reinhard Kehr-Ritz

Ich finde Ihre Witze so schön, dass ich mir erlaube, noch ein paar hinzuzutun:
Ein katholischer Pfarrer kommt zu seinem evangelischen Kollegen:“ Sagen Sie mal, Herr Bruder, Sie hatten doch auch Fledermäuse in der Kirche, wie haben Sie die weggekriegt?“ – “ Och, ganz einfach“, antwortet der evangelische Pfarrer “ zuerst habe ich sie getauft, dann habe ich sie konfirmiert, und dann waren sie weg.“
Ein Mann steckt im Moor fest. Ein Spaziergänger kommt vorbei, sieht den Mann: “ Hören Sie, fassen Sie meinen Spazierstock, und ich ziehe sie da raus.“ – “ Nein, danke,“ sagt der Mann, “ Gott wird mir helfen.“ Der Spaziergänger geht weiter. Nach einer Weile kommt ein Auto, hält. Der Mann im Moor ist inzwischen schon über die Kniee eingesunken. “ Ich habe ein Abschleppseil im Auto. Sie fassen das, und das Auto zieht sie raus.“ – “ Nein, danke“, sagt der Mann, “ Gott wird mir helfen.“ Das Auto fährt weg, doch der Fahrer ist unruhig und sagt der Feuerwehr Bescheid. Die Feuerwehr rückt an. Der Mann ist inzwischen bis zur Brust eingebunden. “ Haben Sie keine Angst, geraten Sie nicht in Panik. Wir haben Spezialgerät dabei, wir holen Sie da raus,“ sagt der Einsatzleiter des Feuerwehrzuges. “ Nein, danke, “ sagt der Mann, “ Gott wird mir helfen.“ Der Mann versinkt und kommt zu Gott. “ Nun sag mal, Herr, ich habe so auf dich vertraut. Warum hast du mir nicht geholfen?“ – “ Verdammt noch mal“, antwortet Gott, “ ich habe dir einen Fußgänger, ein Auto und schließlich noch die Feuerwehr vorbei geschickt. Was bitte schön hätte ich denn noch mehr tun sollen?!“
Ein Pfarrer steht auf der Kanzel und liest den Predigttext: “ Und Adam nannte seine Frau Eva, damit sie wurde die Mutter aller, die da leben.“ Der Pfarrer ist einen Augenblick unaufmerksam, und ein Luftzug blättert seine Bibel weiter. Er liest: „. und verpiche sie innen und außen. Und mache sie so ‚dreihundert Ellen lang, fünfzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch. ‚. Also, liebe Gemeinde, dass Eva dreihundert Ellen lang, fünfzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch war, das können wir uns gut vorstellen, denn die war ja unser aller Mutter. Aber innen und außen verpicht mit Teer, das können wir nur glauben.“
Karl Barth [zur Erklärung: der große Theologe, der die evangelische Kirche als Bekennende Kirche durch den Nationalsozialismus gebracht hat, zum Schrecken aller Theologie Student* innen der Autor eines 12-bändigen Werkes, das möglicherweise Prüfungsstoff war] war gestorben und musste vor dem Eingang in den Himmel zum Check beim Heiligen Geist. Er kam in ein großes Wartezimmer, gefüllt mit allen möglichen Menschen, vor allem mit kirchlichen Würdenträgern. “ Pst“ flüsterte ihm jemand zu, “ da ist gerade Papst… drin.“ Es dauerte, es dauerte, schließlich öffnete sich die Tür, heraus kam eine schlotternde Gestalt: war der Papst, war durchgefallen. Und so weiter [ ich verkürze, man muss es spannend erzählen: Päpste, Kardinäle usw. alle müssen zum Heiligen Geist, die Prüfung dauert, bis sich die Tür öffnet und die jeweils schlotternde Gestalt rauskommt]. Schließlich war auch Karl Barth dran. Und wenn das Gespräch schon bei allen anderen Prüflingen lang und länger gedauert hatte, jetzt schien es endlos. Schließlich als alle Wartenden rumrutschten und nicht mehr sitzen konnten, öffnete sich die Tür, und heraus kam eine schlotternde Gestalt: war der Heilige Geist, war durchgefallen.
Zwei Chassidim unterhalten sich über die Vorzüge ihrer Rabbis. “ Stell dir vor“, sagt der eine, “ Da fing es an zu regnen. Und was machte der Rabbi? Breitete seinen Mantel aus, rechts war Regen, links war Regen, in der Mitte fuhr der Wagen.“ – “ Das ist doch gar nichts, “ darauf der andere, “ stell dir vor, da waren wir in der Stadt und hatten uns verspätet, und der Sabbath brach an. Die Frauen jammerten, ein paar Kinder weinten. Was tat der Rabbi? Er bestieg den Zug, breitete seinen Mantel aus, rechts war Schabbes, links war Schabbes, in der Mitte fuhr der Zug.“ Wenn Sie gelacht haben, habe ich mich für mein Lachen bedankt.
Ursel Heinz

Da Gott wirklich gerne lacht und viel Humor hat, (bei unserer Weltlage könnte ihm dieser jedoch abhanden kommen, wenn er nicht Liebe wäre) bin ich über der Rubrik „ Gott lacht“ wirklich gestolpert. Die Witze sind zum größten Teil so platt, dass ich mich frage, was der Redakteur überhaupt unter Humor versteht. Darunter die Meinung des Papstes so zu setzen, als ob er diese größtenteils Geschmacklosigkeiten absegnen würde, fand ich einfach nur schrecklich.
Claudia Maria Förster

Auch witzig? „Nach vielen Jahren treffen sich zwei ehemalige Bekannte wieder. Einer ist Pfarrer geworden und fragt den anderen, ob er nach langer Zeit nicht Interesse daran hätte, mal wieder zum Gottesdienst zu kommen. Okay, macht der, und als der Pfarrer mit der Predigt anfängt, schläft er ein. Wieso bist du denn eingeschlafen? War meine Predigt so schlecht? Und die Antwort des Angesprochenen: Nein, nein, Herr Pfarrer, ich hatte volles Vertrauen zu Ihnen.“ Na ja, den ersten Satz der Bibel „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ kann man heutzutage natürlich auch als Witz verstehen – also als einen guten Witz, wenn man in bester Absicht drüber lacht oder zumindest schmunzelt.
Christoph Müller-Luckwald

Allmächtiger! Scherze auf Kosten des Allwissenden – kann das gut ausgehen? Dass er sich als gewalttätig, jähzornig, eifersüchtig, rachsüchtig, mitleidlos, maßlos, eitel und unzuverlässig zeigte, ist belegt, dafür bürgt seine „Heilige Schrift“. Aber hat er auch Sinn für Humor? Um Leib und Seele der verantwortlichen RedaktionsmitgliederInnen ist zu fürchten, denn als Grundgütiger zeigte der Herr sich selten.
Ulrich Müschen

 


 

Leserbriefe zu „Viel Spaß mit dem Klima“ von Uwe Jean Heuser

Vielen herzlichen Dank für Ihren tollen und sehr lesenswerten Beitrag im heutigen GREEN: „Viel Spaß mit dem Klima!“ Sie sprechen mir sehr aus dem Herzen. Bitte bringen Sie mehr davon! Es ist schwer, die Welt ehrenamtlich zu retten, solange die Journalistik versucht, nur ein Ebenbild unserer Gesellschaft und ihrer Position in der Welt zu sein. Bitte haben Sie wieder den Anspruch, die Avantgarde der Gesellschaft zu sein, zu sehen und zu benennen, was wichtig für unsere Zukunft ist. Denn gerade darum lese ich Sie so gerne. Nach der abgrundtiefen Talsohle der Ausgabe DIE ZEIT von letzter Woche war Ihr Artikel eine Wohltat!
Klaus Siersch

Ein bisschen Spaß muss sein, die anstrengenden Zeiten von Corona- der Krieg in der Ukraine, im Ahrtal ist der Wiederaufbau nach 3 Jahren immer noch nicht vollständig abgeschlossen. Die Staatshilfen sind befristet, nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das Klima macht nicht glücklich, Überschwemmungen und totale Ernteverluste treiben den Landwirt in den finanziellen Ruin. Dieses Jahr sind die Niederschläge in vielen Regionen zu hoch, die Wiesen und Weiden sind für Kühe nicht begehbar. Das Klima ist im Jahresverlauf unberechenbar, zu nass oder zu warm- diese extreme bedeuten den Verlust an Einkommen und Preisstabilität. Wie gut das wir einmal darüber geredet haben.
Thomas Bartsch Hauschild

Nichts motiviert den Menschen so nachhaltig wie sein Gefühl, richtig und gut zu handeln. Ich halte seit über einem Jahr in meinem Auto freiwillig Tempo 30 innerorts ein, auch im Ausland. Ich bin die Avantgarde, dass weiß ich genau. Und jetzt kommt für Dich, lieber Leser, die beste Nachricht von allen: Du kannst das auch. Auch Du agierst einfach smarter, als es der Staat Dir vorschreibt. Geringere Kosten, weniger Lärm, Feinstaub und Unfälle gibt’s zu Deinem feinen Bürgersinn obendrauf.
Lars Meinhardt

Als ehemalige Grünen und SPD-Wählerin will ich Sie in einigen Punkten widersprechen: als ich die Grünen gewählt habe, ging es mir nicht um Verzicht, ich verzichte auf rein gar nichts und bin weder Veganerin noch Vegetarierin. Dass ich bei der Europawahl die Grünen und die SPD abgewählt habe, hat etwas damit zu tun, dass ich sie weder als umweltfreundlich noch sozial erlebe, auch da ging es mir nicht um Verzicht. Herr Habeck spricht davon, dass es für alle bis zur Schmerzgrenze gehen muss, nur geht es wohl kaum um seine eigene. Das Tempolimit auf den Autobahnen ist gestrichen, dafür wurde die Landwirte mit der Streichung der Dieselsubventionen zur Kasse gebeten. Dass sie Diesel ja weiter nutzen müssen und für ihre Produkte von Lebensmittelkonzernen weniger bekommen als sie aufwenden, interessiert die Grünen kaum. Kurz vor der Wahl hat Herr Habeck noch schnell das Verbuddeln von Co2 abgenickt, kurz nach der Wahl das Lieferkettengesetz um 2 Jahre ausgesetzt. Übrigens: Ich verzichte nicht auf ein Auto, ich habe einfach keins. Dafür kann ich es mir als Krankenschwester leisten im Bioladen einzukaufen. Ärgerlich ist nur dass ich dafür in meiner Stadt kilometerweit laufen muss. Das gilt auch, wenn ich ein Paket von der Post abhole.
Ärgerlich ist auch dass die Züge, die mich zur Arbeit bringen fast immer proppenvoll sind und oft Verspätung haben. Erfreulich ist das Deutschlandticket, leider ist davon die Rede, dass es teurer werden soll, dann kann ich es mir als Rentnerin im nächsten Jahr vielleicht nicht mehr leisten. Ärgerlich ist auch dass die Vermögenssteuer für Superreiche abgeschafft wurde (1%) während ich mir ab den nächsten Jahr von meiner ohnehin nicht hohen Rente eine Steuer vom Munde absparen muss. Dafür leisten sich dann Politiker*innen Visagisten für 100000 Euro im Jahr und raten mir mich mit dem Waschlappen zu waschen. Ich verzichte auch nicht auf das shoppen oder Schnäppchen machen, mache es aber lieber bei Oxfam oder kaufe im Weltladen, manchmal auch in Bio-Geschäften soweit verfügbar. Manchmal hilft nachdenken. Gern würde ich eine Tierwohlabgabe auf tierische Produkte zahlen, wenn gesichert wäre, dass sie 1:1 bei den Landwirten ankommt und wirklich dafür zweckgebunden ist. Schön fände ich es auch dass es eine Luxussteuer auf SUV und Porsche gäbe und auf Kreuzfahrten, um damit z. B. die Bahn zu sanieren. Solange alles darauf hinausläuft, dass die Reichen sich die Taschen füllen und unbehelligt ein Luxusleben führen während überall bis an die Schmerzgrenze gespart werden soll, sind Grüne und SPD nicht glaubwürdig. Gern würde ich ihnen bei der nächsten Bundestagswahl eine Chance geben, sie geben mir aber keine.
Ramona Hey

Da gibt es einige Menschen, die unken den ganzen Tag über etwas von der Erderwärmung und von einem globalen Klima, von einem CO2-Ausstoß, der exorbitant hoch sein soll! Ich merke hier in Deutschland nichts davon, weder von dieser Erderwärmung noch, dass mir das zu viel an CO2, irgendwie den Atem raubt. Ich weiß wirklich nicht, was ich von dieser einseitigen Angstmacherei halten soll.! Es gibt sicherlich auch noch andere Wissenschaftler, die diese tagtägliche Angst- und Panikmacherei nicht teilen, aber diese kommen in den meisten Medien, erst gar nicht zu Wort, aber Gott sei Dank gibt es auch noch andere Kanäle und Quellen, wo sie ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema Klima kundtun können. Wie viel CO2 wird denn im Krieg in der Ukraine in die Luft geblasen und wie sieht es dort mit der Umweltzerstörung aus; von den Menschen, die dort täglich ihr Leben auf dem Schlachtfeld lassen müssen, erst gar nicht zu reden!?
Klaus P. Jaworek

 


 

Leserbriefe zu Titelthema „Die Gefahr des großen Egos“ „Dann lässt er dich fallen “ Gespräch mit Daniel Cohn-Bandit geführt von Tina Hildebrandt und Matthias Krupa

Das Interview mit Daniel Cohn-Bendit hat einen entscheidenden Grund für das Erstarken des Rechtspopulismus frei gelegt. Cohn-Bendit sagt über seinen ehemaligen Favoriten: „Macron hatte die wahnwitzige Idee: Ich kann alles allein.“ Diese Erfahrung, trotz Wohlwollen, zu dem Mächtigen nicht mehr vorzudringen, hat Cohn-Bendit verbittert. Und genau diese Erfahrung machen seit Jahrzehnten alle Menschen in den westlichen Demokratien mit ihren politischen und medialen Eliten. Seit Jahren machen kluge und gutwillige Ratgeber auf Versäumnisse in Fragen von Migration, Verteidigung, Struktur-und Sozialpolitik aufmerksam. Ohne geringste Resonanz. Jetzt kommen die Folgen dieser unheimlichen Ignoranz beim Wähler an und neue Parteien, die ihre arrogante „Gehörlosigkeit“ noch nicht ausleben konnten, profitieren. Für diese Wähler ist die Brandmauer gegen Rechts nur die Fortsetzung dieser Ignoranz. Die politischen Parteien der Mitte haben ihre Brandmauern schon längst auch gegen die eigenen Kommunalpolitiker errichtet. Ganze CDU-Kreisverbände haben Merkel um Erklärung angefleht und nicht einmal eine Antwort bekommen. Die Parteien sind weithin taub für die Probleme des normalen Lebens, auch wenn sie mit schönen Worten anderes beschwören. Diese Parteien haben sich den Staat unter den Nagel gerissen und jede Partei weiß von den „Leichen im Keller“ der anderen. Sie haben aus vielen Gründen nicht mehr die Freiheit, auf die Wirklichkeit angemessen zu reagieren. Die Parteien der Mitte haben sich die Opposition für viele Jahre redlich verdient. Nur hier können sie sich erneuern. Wenn unsere Form der Parteiendemokratie es sich nicht leisten kann, dass sich diese Parteien erneuern, wird das Land keine gute Zukunft haben. Ohne echte Wahl und Abwahl keine Demokratie. Es geht nicht nur um das Ego von Präsidenten, sondern um ganze Parteien, die sich im eitlen Spiel der Macht verloren haben und mit Sicherheit alleine keinen Ausweg mehr finden.
Fred Klemm

Ich vermute, dass Herr Cohn-Bendit unter „Links“ etwas anderes versteht als viele andere, kein „Linker“ ist oder ein mangelndes Urteilsvermögen hat. Geblendet von dessen inhaltsloser Eloquenz und oberflächlichen Eleganz konnten oder wollten es offensichtlich die meisten vor und beim Amtsantritt Macrons nicht sehen, so auch Herr Cohn-Bendit, wie er selbst andeutet. Macron idealisierte seinerzeit seine Politik als neue Politik, jenseits von links und rechts. Was damals schon unsinnig war. Wer genauer hinschaute, zudem sein Handeln als Wirtschaftsminister unter Hollande berücksichtigte, ahnte: Nach Macron kommt Le Pen. Stark ausgeprägte wirtschaftsliberale (neoliberale) Politik, die große Teile der Wählerschaft unter Druck setzt, begünstigt letztlich Rechtspopulisten und Rechtsradikale, obwohl die auch keine passenden Rezepte zur Beseitigung oder Abmilderung der Probleme haben. In Deutschland erleben wir gerade Ähnliches: Die mitregierende wirtschaftsliberale Oppositionspartei FDP blockiert soziale und ökologische Vorhaben, hält an der törichten Schuldenbremse fest und verhindert damit notwendige Investitionen. Wie ihr Bruder im Geiste, Macron, wird auch sie nach der nächsten Wahl vermutlich im Orkus der Geschichte landen. Als eine Art, noch, hellbraune FDP wird sich die AfD darüber freuen.
Reiner Gorning

Wenn es Cohn-Bendit nicht gäbe, müsste man ihn erfinden, um die beiden Nachbarländer Frankreich und Deutschland besser verstehen zu können und wie und wo sie sich gleichen oder so verschieden bleiben. Und er kann, aus eigener Erfahrung, beruhend auf seinen jüdischen Wurzeln, sehr wichtig, als Beobachter von Deutschland und auch Frankreich eine distanzierte Position einnehmen. Seine Geschichten als „Altlinker“, oder damals eher Linksradikaler, Arm in Armt mit Joschka Fischer oder auf der anderen Seite des Rheins aktiv in der französischen Studentenrevolution, sind ja hinreichend bekannt. Im französischen Fernsehen tritt er fast jeden Sonntag als Diskussionspartner des ehemaligen konservativen Ministers und Philosophen Luc Ferry auf. Und jetzt die von Staatspräsident Macron politisch viel zu früh initiierten Neuwahlen des französischen Parlaments zum 30.Juni und 7.Juli. Schon der erste Wahlgang brachte den RN von Marine Le Pen auf fast 33 % der abgegebenen Stimmen, bei einer ungewöhnlich hohen Wahlbeteiligung. Macrons Regierungsbündnis sackte auf den 3.Platz ab, hinter dem Linksbündnis NFP unter Melenchon. In der Stichwahl am 7.Juli wird also nur noch zwischen dem RN mit Bardella / Le Pen und der NFP (Nouveau Front populaire) unter Melenchon gewählt. Das besondere an den französischen Parlamentswahlen ist die Splittung in 2 Wahlgängen. Da am Sonntag, also heute, nur noch die beiden stärksten Parteiengruppierungen antreten, muss der Wähler in dieser „Stichwahl“ überlegen, welche von den beiden verbliebenen Parteien er jetzt wählt. Es kann nämlich sein, dass die Partei, der er im 1.Wahlgang seine Stimme gab, diesmal gar nicht mehr zur Wahl steht. Er könnte nur noch einer Partei seine Stimme geben die er ursprünglich gar nicht wählen wollte! Wollte er die absolute Mehrheit des RN verhindern, müsste er diesmal der NFP seine Stimme „leihen“. Wie er wirklich wählt, ist aber völlig offen da eine Wahlempfehlung der Parteien natürlich unverbindlich bleibt.
Würde man das französische Wahlverfahren auf Deutschland übertragen kämen wahrscheinlich folgende Ergebnisse, z.B. bei vorgezogenen Bundestagswahlen, heraus: 1.Wahlgang -wie durch Umfragen vorhergesagt : CDU/CSU, AfD, Grüne usw. 2.Wahlgang : CDU/CSU und AfD Der Teil der deutschen Wähler also, die vorher Grüne, SPD, FDP, Linke oder sonst was gewählt haben könnte sich in der „Stichwahl“ entweder für die Konservativen (CDU/CSU) oder die populistische und rechtsradikale AfD entscheiden. Wahrscheinlich würde die CDU/CSU das Rennen machen. An dem Beispiel zeigt sich sofort, wie unterschiedlich die politischen Landschaften beider Länder sind. Und sie machen deutlich, wie gefährlich eine französische Regierung unter der europaskeptischen Le Pen für Europa werden kann. Die italienische Ministerpräsidentin Georgia Meloni kann da sicherlich mäßigend auf die französische Wahlsiegerin einwirken – wie es Cohn-Bendit treffend bemerkt. Es zeigt aber auch, dass in Deutschland eine linke Gruppierung politisch zurzeit undenkbar ist, da von niemandem erwünscht. Eine eindeutige Schuldzuweisung trifft hier die SPD. Mit ihrem Einbiegen in eine politische Sackgasse wie der merkwürdigen Verherrlichung eines Russlandbildes, das historisch so falsch wie gefährlich war da es auf Sentimentalität gründete. Es bleibt also bis heute Abend extrem spannend für das Schicksal Europas wie sich die Franzosen bei der Wahl des neuen Parlaments entscheiden. Eilig hat sich ja der ungarische Ministerpräsident Orban schon zu Putin aufgemacht, um ggf. europäische Festlegungen für den Ukrainekrieg infrage zu stellen. Sehr zu befürchten ist, dass Le Pen in die gleiche Kerbe schlägt und damit Putin einen riesigen Gefallen täte, ohne jede Gegenleistung! Sieht das der französische Wähler ebenfalls kritisch wird er sicher auch denken, dass nur ein starkes vereintes Europa etwas gegen die Machenschaften eines Kriegsverbrechers tun kann.
Klaus Reisdorf

Vielen Dank für das in der Betreffzeile genannte Gespräch zur Lage in Frankreich mit Daniel Cohn-Bendit. Vor dem Hintergrund eines möglicherweise vom Front National gestellten Ministerpräsidenten befürchtet Cohn-Bendit, dass bei Verhinderung des Präsidenten der Ministerpräsident über die atomaren Codes verfüge. Dies ist falsch. Bei Verhinderung des Staatspräsidenten übernimmt der Präsident des Senats vollumfänglich dessen Befugnisse bis zur Neuwahl eines Präsidenten. Dies ist im vergangenen Jahrhundert zwei Mal geschehen; 1969 nach dem Rücktritt de Gaulles und 1974 nach dem Tod Pompidous. Beide Male hat Alain Poher die Staatsgeschäfte interimistisch geführt. Ich komme nicht umhin, meiner Verwunderung angesichts dieser Unkenntnis zum Ausdruck zu bringen; war doch Cohn-Bendit in dieser Epoche selbst ein bekannter Akteur und Zeitzeuge. Stichwort: Mai-Unruhen in Paris 1968! Höflichst bitte ich, Herrn Cohn-Bendit über diesen Sachverhalt zu infomieren – vielleicht kann er dann beruhigter schlafen.
Thomas Sarholz

Ich wünsche mir, dass Herr Cohn-Bendit, scharfsinniger Analytiker französischer Verhältnisse, erkennt, dass er als „Bobo urbain“, der mal eben so um 150 Flaschen Champagner wettet und sich nicht scheut, dass auch öffentlich zu bekennen, Teil des Problems der gesellschaftlichen Spaltung ist.
Herbert Zemke

 


 

Leserbriefe zu „Sollen Beamte zum Verfassungs-Check?“ Streit von Katja Meier und Josef Franz Lindner, moderiert von Eva Ricarda Lautsch und Stefan Schirmer

Leider fand kein echtes Streitgespräch zwischen Sachsens Justizministerin und dem Juraprofessor statt, denn ihre Auffassungen glichen sich im Wesentlichen. Interessant ist aber, wie Katja Meier verharmlosen will, dass sie als Bassistin beim Lied „Advent, Advent, ein Bulle brennt“ mitgespielt hat. Sie sei damals „16, 17 Jahre alt“ gewesen und es sei dabei um eine „musikalische Auseinandersetzung mit dem Rechtsradikalismus“ gegangen. Da das Lied im Jahr 1979 gespielt wurde, war sie wohl schon 18, was allerdings auch entschuldbar wäre, wenn die Grünen nicht so eine schreckliche Doppelmoral an den Tag legen würden. Bei sich selbst entschuldigen sie alles, bei anderen fordern sie Berufsverbote.
Rolf Schikorr

Frau Katja Meier möchte ich wissenlassen: Ich bin ein ehemaliger Pfarrer aus Thüringen im Ruhestand. Die Ministerin ist so alt, wie meine Tochter. Vieles, was die Ministerin sagt, macht mich alten Mann nur sauer. Und wenn sie von Kitas spricht, wo sie „früher ansetzen“ will, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Ich verschwende nicht meine Zeit, zu glauben, ich könnte zu dieser illiberalen Ministerin durchdringen. Aus vielen Jahrzehnten ist mir diese Dynamik aus dem Machtapparat so was von vertraut. Ich will nur darauf hinweisen, was so einen alten, friedlichen Ruheständler wirklich sauer macht, wird große Teile der Gesellschaft gewiss nicht freundlich stimmen. Die Ministerin bringt mit großer Energie und Überzeugung genau das hervor, von dem sie behauptet, dass sie es bekämpft. Gruselig, dieses alte Muster. Mein freundlicher Gruß an Herr Josef Franz!
Fred Klemm

Auf dieses Gespräch zwischen Eva Ricarda Lautsch und Stefan Schirmer mit Katja Meier und Professor Josef Franz Lindner, passt für mich ein Zitat des deutschen Schriftstellers, Zeichners und Malers Wilhelm Busch (1832-1908), wie die Faust aufs Auge:
„Wer andern gar zu wenig traut, hat Angst an allen Ecken. Wer gar zu viel auf andre baut, erwacht mit Schrecken. Es trennt sie nur ein leichter Zaun, die beiden Sorgengründer. Zu wenig und zu viel Vertraun sind Nachbarskinder.“
Klaus P. Jaworek

ich möchte der Idee einer radikalen-kontrolle widersprechen. sich gegen rechts zu positionieren, indem man ebenfalls radikal wird (und die meinungsfreiheit einschränken will), kann ja wohl kaum der richtige weg sein, denn damit legitimiert man quasi den extremismus, den man eigentlich verhindern will und zeigt, dass man als vermeintliche alternative auch nicht viel mehr zu bieten hat, als ausgrenzung. alle, die sversuchen, soetwas mit dem argument, dass die demokratie sich wehren muss, zu legitimieren, können sicher sein, damit lediglich zu erreichen, dass sich die fronten noch weiter verhärten und die gesellschaft sich weiter spaltet. angesichts der hohen umfragewerte der afd sollte man anfangen, diese unangenehmen Ansichten als unsere neue realität zu akzeptieren und sich inhaltlich mit bestimmten ideen und gedankengut auseinandersetzen und gemeinsame kompromisse auszuhandeln, so schwer das auch fallen mag. die arroganz der herrschenden klasse, sich als alternativlos zu empfinden, wird uns sonst noch alle (einmal mehr) in den untergang führen. und wie überheblich und abgehoben diese politische kaste inzwischen ist, lässt sich daran ablesen, wie oft sich politiker neuerdings erdreisten, richtersprüche und strafmaße in frage zu stellen und sich anmaßen, das gesetz in die eigenen hände zu nehmen. auch dafür würde man sich eine alternative für deutschland wünschen, die nicht afd heisst.
philipp stampe

 


 

Leserbriefe zu „Warum ausgerechnet sie?“ von Tanja Stelzer

Mittlerweile habe auch ich Frau Swifts Status in der Popmusik mitbekommen, (was immer das auch bedeutet). Nun ist aber auch mal gut denke ich, aber weit gefehlt. Gefühlt ungefähr jeden Monat werden Artikel über sie in meiner bevorzugten Wochenzeitung oder deren Magazin publiziert, als gäbe es nichts anderes. Sollten für dieses Jahr von ihrer Seite noch weitere Aufsätze über diese Dame geplant sein, veröffentlichen Sie sie doch in der Bravo.
Andreas Schötz

Es kommt natürlich öfter vor, dass DIE ZEIT und die SZ sich dieselben Themen vorknöpfen, und sie spielen in derselben Liga. Sie ergänzen einander, aber noch nie habe ich gefunden, dass eine von beiden dabei die andere qualitativ “schlägt”. Diesmal jedoch ist es passiert, und das derartig drastisch, dass ich Ihnen schreibe: Lesen Sie doch bitte, was die SZ da geleistet hat! Buch Zwei (S. 11 – 13) vom 6./7. Juli. Einfach fabelhaft! Was “die Sache selbst” betrifft, um Längen interessanter, informativer, “erhellender” als das einschlägige DOSSIER der ZEIT vom 4. Juli. Das hat einen anderen Fokus und was diese Performerin eigentlich zu Gehör bringt, erfährt man nicht. “Populäre” Musik interessiert mich zwar nicht als solche, wohl aber die Frage, womit da die Massen ins Delirium getrieben werden. Ich selbst habe kein einziges Stück von denen im Ohr, die heute angeblich JEDER kennt. Da fand ich schon in jungen Jahren anderes unendlich viel spannender. (Haben Sie mal den harmonischen Aufbau einer Motette von Gesualdo da Venosa verfolgt? Da fällt man vom Hocker!!!) Jedoch: Interessant bleibt die Frage, was für einen Schrott eine Figur wie Taylor Swift da eigentlich zelebriert. Was die Leute bejubeln: Harmonisch nichts als Tonika, Subdominante, Dominante und, Höhepunkt der “Verfremdung”, Mollparallele. Das ABC für musikalische Analphabeten. Dazwischen mal die Oberdominante, gar ein Sprung in die Terzparallele, und sie wären überfordert – und Taylor Swift nicht Milliardärin. Was die SZ nicht analysiert: Die Texte. Die hätten gewiss eine Bloßstellung derselben Qualität verdient wie die Harmonik. Ich schlage hiermit der ZEIT vor, Texte Taylor Swifts ausführlich und genüsslich zu zitieren und zu analysieren (Übersetzungen können Sie sich gewiss sparen – wenn das Niveau des swiftschen Vokabulars dem ihrer Harmonik entspricht, was zu vermuten steht, reicht das Englisch eines jeden ZEIT-Lesers zum Verständnis). Sie müssen sich phantastisch für einen sachlichen, aber eben dadurch hintergründig hohntriefenden und sehr amüsanten Beitrag eignen. P.S. Sicherheitshalber: Ich bin weder Musikerin noch Literaturwissenschaftlerin, nur eine langjährige gründliche Leserin von ZEIT und SZ, die weder ein Smartphone noch einen Fernseher besitzt – Zeitfresser, denen ich mich verweigere.
Thelma von Freymann

Warum ausgerechnet Sie? Perfekte Selbstvermarktung bzw. das Talent, sich die richtigen Leute dafür zu suchen – anders ist diese Karriere mit banalen Texten und ebensolcher Musik einer mittelmäßigen Sängerin nicht zu erklären.
Eva Tophoven

Es scheint für die ZEIT schwer zu sein, zwischen der Person Taylor Swift und dem Produkt Taylor Swift (TS) zu unterscheiden. Dabei sehen wir schon lange nicht mehr die Person, die Romantik ist vorbei. Ihr Output an wohlproduzierten Songs mit wohldurchdachten Texten ist zu groß und zu schnell, als dass dies eine einzige Person bei diesem anspruchsvollen Tourneeplan mit anspruchsvoller Choreographie und Präsenz auf allen medialen Kanälen bewerkstelligen kann. TS wird Text- und Melodieideen haben, welche dann von einem hochprofessionellen Team zu Songs weiterverarbeitet und vorproduziert werden. TS kommt dann nur noch am Ende dieses Prozesses ins Studio. Die Musikindustrie in Nashville hat denselben Standard, Expertise und Kreativität wie die Autoindustrie. Aber irgendwann wird TS nicht mehr können, denn wir kochen alle nur mit Wasser.
Bernd Langer

 


 

Leserbriefe zu „Womit keiner rechnet: Die Bahn soll vom Bund Geld bekommen…“ von Mark Schieritz

Achtung Suggestivfrage: „Haben Sie schon mal ein Apple-Handy gesehen?“ Wenn meine Tochter wissen will, wo ihr Kind herumspringt, klickt sie auf ihr Handy, es erscheint ein Stadtplan, mittig darin ein kleines Bild ihrer Tochter. Fertig. Warum macht die Bahn das nicht genauso? Auf jede Lokomotive ein Apple-Handy, die Software existiert bereits und ist ausgetestet, an die Stelle des Stadtplanes kommt ein Gleisplan und das Bild des Kindes wird ein Bild des Triebzugkopfes. Warum macht die Bahn das nicht genauso? Dann könnten keine 20 Milliarden Euro Staatsknete abgezogen werden. Dann könnten keine 20 Milliarden Euro Staatsknete in dubiosen Uraltschrott versenkt werden. Dann wäre die Neubaustrecke Wendlingen Ulm nicht notwendig gewesen, denn die neue Handy-Technologie hätte die Leistungsfähigkeit der alten Strecke um den Faktor 10.000 erhöht. Also warum nicht? Wegen den Provisionszahlungen, die beim Bau dieser Neubaustrecke in die Taschen der Begünstigten versickert sind: Bahntunnel haben doch Gegenverkehr, warum da zwei Tunnel? Die sind doppelt so teuer, da fließen doppelt so hohe Provisionen. Brücken gibt es doch mit Gegenverkehr, warum also über die Fils zwei Brücken? Die sind doppelt so teuer, da fließen doppelt so hohe Provisionen. Weiteres Beispiel gefällig? Die Bahn leistet sich ein eigenes Bahnnetz mit 16 Hz Netzfrequenz, eine Energieverschwendung gigantischen Ausmaßes. Warum eigentlich? Alles ist nun mal nur die Spitze des Eisberges, die Überschrift eine meterlange Liste von öffentlicher hemmungsloser Geldvernichtung.
Ulrich Bosshammer

Das Gesetz zur Umsetzung der Schuldenbremse https://www.gesetze-im-internet.de/g_115/BJNR270400009.html definiert eindeutig: „§ 3 Bereinigung um finanzielle Transaktionen Aus den Ausgaben nach § 2 Absatz 1 erster Halbsatz sind die Ausgaben für den Erwerb von Beteiligungen, für Tilgungen an den öffentlichen Bereich und für die Darlehensvergabe herauszurechnen“. Damit fallen Kredite für Beteiligungsgesellschaften wie Bahn AG, Autobahn GmbH nicht unter die Schuldenbremse. Warum spricht der Autor dann von „Denn die Schuldenbremse steht zwar, aber faktisch dribbelt man sie im Interesse des Koalitionsfriedens (wieder einmal) aus.“ Die Frage muss lauten, warum nutzen unsere Politiker die gesetzlich gegebenen Rahmenbedingungen für Investitionen in Deutschland nicht aus? Und warum kennen Journalisten diese Rahmenbedingungen nicht und stellen deshalb die falschen Fragen?
Dominik Brammen

Sauber herausgearbeitet, was vor dem Hintergrund vorgeblichen Einhaltens der sog. Schuldenbremse faktisch dann wieder rein nur politisches „Geschäft“ ist und wie bei alledem die Reisenden als zahlende „Bahnkunden“/Pendler (zugleich Steuerzahler) auch diesmal also das Nachsehen haben.
Thomas Stähler

Was ihr schönes Beispiel noch zeigt: nicht nur das Bürokratiedesaster hemmt unser Land, nein auch diese unsägliche Konstellation dreier Parteien, die eigentlich Bestes wollen, aber dank eigener Profilierungssucht und feinster Klientelpolitik oft das glatte Gegenteil erreichen. Wohin dann die Starrsinnigkeit einer verzwergten FDP führt, ist an der Idiotie dieses Geldgeschachers exemplarisch abzulesen. Was beim Bürger hängenbleibt, dieses Dreierbündnis ist und bleibt dysfunktional. Gruselig.
Thomas Harnisch

 


 

Leserbriefe zu „Leiden, wo andere Urlaub machen“ von Johanna Jürgens und Jonas Schulze Pals

Ihr Artikel in der jüngsten Ausgabe der ZEIT beschreibt eine Situation, die ich schon länger mit folgender Formel beschreibe: Wenn alle immer überall und jederzeit alles erreichen und besuchen können, kommt es zum Kollaps. Warum es dennoch „erstrebenswert“ sein soll, sich mit Touristenmassen durch die Gassen einer Altstadt zu schieben, ist mir ein Rätsel. Man wird irgendwann darauf kommen, vorab Eintrittskarten zu verkaufen und zur Hauptsaison die Einwohner der geplagten Hotspots in Reservate umsiedeln. Vielen Dank für Ihren Beitrag. Genau das richtige Thema zum Start der Hauptreisesaison.
Thomas Meichle

Gestatten Sie mir bitte darauf hinzuweisen, dass der links oberhalb Ihres Artikels wiedergegebene Landkartenausschnitt fehlerhaft ist, da der Neum-Korridor nicht wiedergegeben u. stattdessen der Eindruck erweckt wird, die Küstenlinie sei durchgängig kroatisches Territorium. Dies ist jedoch nach meiner persönlichen Kenntnis nicht zutreffend. Bitte vgl. Sie ggf. Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Neum-Korridor
Martin Heymann

In der jüngsten Ausgabe lese ich den Artikel „Leiden, wo andere Urlaub machen“ über Massentourismus in Südtirol, Dubrovnik und andernorts. Dabei erfahre ich, dass in Dubrovnik das Verhältnis zwischen Einwohnerschaft und Besuchern 1:36 beträgt – „nirgendwo in Europa ist das krasser“, so die Autoren. Naja. Klingelt was bei Hallstatt? Liegt in Österreich, also schon irgendwie in Europa. Hallstatt hat ungefähr halb so viele Einwohner nicht wie Dubrovnik, sondern wie dessen Altstadt, nämlich nicht einmal 800 Seelen. Auf diese treffen jährlich rund 1 Million Besucher (bei ca. 150.000 Übernachtungen). Dubrovniks Verhältnis von 1:36 pro Jahr wird in Hallstatt zu Spitzenzeiten an einem verlängerten Wochenende übertroffen. Also, beim nächsten Mal vielleicht kurz googlen und dann erst schreiben.
Stefan Metzler-Dinhobl

 


 

Leserbriefe zu „Menschen wollen beides, billiges Benzin und Klimaschutz“ Gespräch mit Stephen Fisher geführt von Ricarda Richter

vielen herzlichen Dank für Ihren tolles und sehr lesenswertes Interview im heutigen GREEN: „Menschen wollen beides: billiges Benzin und Klimaschutz“. Bitte bringen Sie mehr davon! Es ist schwer, Klimagesetze durch die Parlamente zu bringen, solange die Journalistik versucht, nur unser Ebenbild zu sein. Bitte haben Sie wieder den Anspruch, die Avantgarde der Gesellschaft zu sein, zu sehen und zu benennen, was wichtig für unsere Zukunft ist. Denn gerade darum lese ich Sie so gerne. Nach der abgrundtiefen Talsohle der Ausgabe DIE ZEIT von letzter Woche war Ihr Artikel eine Wohltat!
Klaus Siersch

Leider muss ich schon wieder einmal feststellen, dass sogenannte Experten anscheinend nicht wirklich wissen, wovon sie sprechen. Sollte das Zitat stimmen, dann ist es unglaublich, wenn ein Soziologieprofessor aus Oxfort (Stephen Fisher) es für erstrebenswert hält, dass Solarflächen auf Ackerstandorten errichtet werden sollen. Wir sollen alle auf pflanzenbasierte Ernährung umstellen und dann werden aber die Äcker erst mal mit Solaranlagen zugepflastert. Damit verlieren wir – auch im besten Fall einer Agriphotovoltaikanlage – einen nicht unerheblichen Fall der stark begrenzten Ackerflächen! Es wäre an der Zeit, die doch wesentlich komplexeren Zusammenhänge richtig darzustellen: Solarflächen gehören maximal auf Marginalland (das dann Grünland ist) und idealerweise auf alle bereits versiegelten Flächen. Diesbezüglich werden leider viel zu wenig Anstrengungen unternommen. Der Fleischkonsum muss – alleine schon aus gesundheitlichen Gründen – stark reduziert werden, aber wir müssen weiterhin Wiederkäuer und die Milchprodukte von ihnen, also Rind, Schaf oder Ziege essen, da sie das Grünland (und den Feldfutterbau) verwerten. Was wir nur noch in geringen Mengen erzeugen können, ist Schweinefleisch, Geflügel und Eier, da diese Tiere direkte Nahrungskonkurrenten zum Menschen sind. Entsprechend muss deren Konsum sehr stark reduziert werden.
Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Nahrungsmittelverschwendung, hier muss dringend angesetzt werden, d. h. Es dürfen keine genießbaren Lebensmittel -und zwar in allen Verarbeitungsstufen- weggeworfen werden. Hier ist insbesondere der LEH und die Außerhausverpflegung dringend gesetzlich -mit drakonischen Strafen bei Verstößen- zur Verantwortung zu bringen. Weiterhin müssen wir dringend die Stoffkreisläufe konsequent so organisieren, dass alles was essbar ist vom Mensch verwertet wird, dann die Reste, die noch als Futter verwertbar sind, in die Tierhaltung gehen (und hier kommen dann wieder ein paar Schweine und Geflügel ins Spiel), sowieso die nicht essbare Biomasse aus Gras usw. als Wiederkäuerfutter (und in gewissen Teilen kann diese auch für Schwein und Geflügel genutzt werden) verwertet wird und dann wiederum alle Restbiomasse zur Produktion von Biogas vergärt wird, bevor die Nährstoffe zurück auf den Acker/das Grünland als Dünger kommen und genutzt werden. Daneben gibt es dann noch viel mehr komplexe Zusammenhänge, aber wenn es gelänge die Story mal an der dargestellten Linie aufzubauen, wären wir einen entscheidenden Schritt weiter und insbesondere auf dem Boden der Tatsachen.
Leider ist es unglaublich ignorant, z. B. die Maximalforderung vom Fleischverzicht in Form veganer Ernährung dauernd zu propagieren, damit werden wir nie die Menschen auf dieser Erde ernähren und v. a. ist es auch noch gesundheitlich höchst bedenklich. Zudem wissen die meisten Menschen eben doch, dass dies kein nachhaltiger Weg der Landwirtschaft und Ernährung ist. Also sollten wir die Menschen nicht mit unrichtigen Forderungen indoktrinieren und so auf Dauer irgendwann ganz für die Politik und Veränderungen verlieren – unrühmliche Glanzleistungen wurden uns hier ja von den Grünen bzw. der Ampelregierung jüngst vorgeführt. In diesem Sinne wünsche ich mir mehr wirklich kompetente Experten, die wenigstens die Grundprinzipien von Landwirtschaft, Tierhaltung und Lebensmittelerzeugung sowie der Kreislaufwirtschaft kennen, damit wir endlich weg kommen von den unqualifizierten Simplifizierungen, die am Ende sogar kontraproduktiv sind. Echte didaktische, auf Basis korrekter Voraussetzungen gemachte Vereinfachungen sind natürlich nötig, aber es kommt schon drauf an, dass dann der Inhalt immer noch fachlich korrekt wiedergegeben wird. Und die Menschen können auch mit komplexeren Darstellungen was anfangen, es braucht daher nicht unbedingt nur die einfachen Parolen.
Stefan Thurner

Sowohl in der Politik als auch in der Bevölkerung fehlt es an kreativem Bewusstsein! Warum leisten wir uns nicht den Luxus – da, wo es möglich wäre – kein Auto zu haben, oder es zuhause stehen zu lassen, oder nur dann zu fliegen, wenn es Sinn macht … oder … oder … Das Leben würde sich einfacher, entspannter und zufriedener gestalten. Weniger ist oft mehr! Ökologisch nachhaltiges Verhalten könnte zusätzlich durch steuerlichen Ausgleich belohnt werden!
Walter Moritz

 


 

Leserbriefe zu „David Hugendick entdeckt: Wombatweh“

Ich bin auch vom Wombatweh ergriffen und komme in diesem Leben nicht mal mehr bis Australien. Aber zum Trösten gibt es ein wunderbares Büchlein von Jackie French und Bruce Whatley: Tagebuch eines Wombats, Gerstenberg Verlag, 4. Auflage 2010. Viel Spaß!
Gertraud Bissinger

Mein Mann und ich haben vor knapp 25 Jahren Ihren Traum vom Wombat Walking – ungeplant – verwirklicht. Wir besuchten den „Wild Park“ (Nähe Launceston), in dem ich einige Jahre zuvor ungefragt einen Wombat in den Arm gelegt bekommen hatte. Seitdem ist der Wombat „mein“ Tier. Im Wild Park wurden wir gefragt, ob es uns etwas ausmachen würde, wenn uns innerhalb des umzäunten Geländes (außerhalb leben Känguruarten im Wald) ein Wombat begleiten würde. Natürlich gefiel uns das sehr – und ein freundliches Wombatweibchen trippelte neben uns her. Sie würde das immer gern machen, erklärte man uns. Wir sollten nur darauf achten, dass sie innerhalb des umzäunten Geländes blieb und die Tür gut schließen, wenn wir es verließen. Eigentlich haben wir dann von den vielen Tieren des „asyls“ gar nicht viel mitbekommen, ja die Koalas natürlich – aber unsere Aufmerksamkeit galt unserer Gefährtin, an deren Namen ich mich leider nicht mehr erinnere. Fliegen Sie nach Tasmanien – es ist ein Paradies, nicht nur für Wombats. Aber die gibt es dort wirklich in echt!
Ingrid Dieterle

1….2….3. Mary, die jetzige dänische Königin, stammt aus Tasmanien. Als sie einst ihren Henrik sah, damals noch Prinz, ähnelte er vielleicht in seiner hyggeligen Art einem Wombat, so dass sie ihm blindlings bis ins ferne Dänemark folgte. Inzwischen zum König aufgestiegen, hat er sich möglicherweise zum Tasmanischen Teufel gemausert; man sagt ihm die eine oder andere Affäre nach, die man einem gemütlichen, behäbigen Wombat eher nicht zutrauen würde. Aber das geht mich überhaupt nichts an, sind bloß Gedanken eines alten Knaben, der noch viel weniger als Sie die Gelegenheit haben wird, jemals in Tasmanien auf Wombatwe(h)gen zu wandeln!
Ulrich Pietsch

 


 

Leserbriefe zu „Eine Welt ohne Krieg?“ Gespräch mit Yuval Noah Harari, geführt von Katrin Hörnlein und Josefa Raschendorfer in ZEIT leo, die Seite für Kinder

Im oben genannten Titel der Zeit vom 4. Juli wir der Geschichtsforscher Yuval Harari interviewt. Im 3. letzten Abschnitt sagt er erst, es sei „ein gutes Kennzeichen, dass Staaten Geld fürs Militär ausgeben.“ Im letzten Absatz eröffnet er dagegen die Möglichkeit „künftig wieder mehr Geld in Krankenhäuser und Schulen, statt Panzer zu stecken“. Wie soll man diese sich widersprechenden Aussagen verstehen? Ich bin 64 und bringe die beiden Aussagen nicht zusammen. Wie sollen Kinder (sie sind die Zielgruppe dieses Artikels) das verstehen???? Ich fände es gut, diesen inhaltlichen Part zu diesem so wichtigen Thema nochmals klarzustellen!
Sabine Vliex

Demokratien bekriegen sich nicht gegenseitig. Wenn alle Staaten Demokratien wären, gäbe es keine Kriege. Lehrt bitte Eure Kinder, demokratisch zu denken, zu handeln und zu leben. Sicher ist der Weg, überall Demokratien zu bilden, noch sehr weit. Ihn zu gehen würde sich aber lohnen.
H. Höllein

Der o.g. Beitrag von dem von mir sehr geschätzten Yuval Noah Harari hat mich sehr erstaunt. In dem Artikel wird ein Beispiel aus dem Schulalltag geschildert, in dem ein größerer Schüler einen kleineren Schüler schlägt. Wenn der „Schläger“ nicht gestoppt und bestraft wird, gibt es neue Regeln an der Schule. Man kann andere schikanieren und bekommt keinen Ärger. Danach folgt ein weiteres Beispiel: wenn Putin in der Ukraine machen kann, was er will, werden wir immer mehr solche Konflikte erleben. Seit wann ist es zielführend, wenn man zwischenmenschliche Konflikte in der Schule als Beispiel nimmt für Geopolitische Konflikte? Im Weiteren wird Putin unterstellt, die Ukraine angegriffen zu haben, weil er mehr Land braucht, obgleich er doch genug Land hat… Für dieses Motiv des Krieges gibt es keine belastbaren Belege. In der Vorgeschichte des Krieges seit 2014, in den Vereinbarungen in Minsk und in den Friedensverhandlungen März/April 2022 ging es stattdessen ausschließlich um die Sicherheitsinteressen von Russland. Die territoriale Integrität der Ukraine in ihren alten Grenzen sollten bestehen bleiben. Voraussetzung: die Ukraine bleibt neutral, wird nicht Mitglied der Nato und für die russisch-sprachige Bevölkerung werden Garantien für besondere Rechte für eine autonome Verwaltung vereinbart.
Für diese Version über die Motive von Russland zum Krieg in der Ukraine:  Sicherheitsinteresse statt Landnahme, gibt es genügend belastbare Belege. Deshalb finde ich es unverantwortlich, wenn „der berühmte Geschichtsforscher Harari“ (ZEIT-Überschrift) in dieser schlichten Form (böser Russe führt grundlos Krieg, weil es kann) versucht, Kinder zu beeinflussen, statt sie zum selbständigen Nachdenken anzuregen. Zielführender wäre es gewesen, wenn er den Kindern (und Erwachsenen) erklärt hätte, dass jeder Konflikt eine Ursache hat. (UN-Chef Guterres: „…das Hamas-Massaker geschah nicht im luftleeren Raum – es gibt eine Vorgeschichte von 56 Jahren“. Jemanden zu bestrafen, ohne die Ursache seiner Tat zu kennen, schafft nur kurzfristig Erleichterung und ist ein Scheinfrieden. Der völkerrechtswidrige Krieg und die Annexion von ukrainischem Gebiet ist erst die Folge der Missachtung der Sicherheitsinteressen Russlands. Wären diese spätestens in den begonnenen Friedensverhandlungen im März/ April 2022 weiterverhandelt worden, hätte der Krieg mit Sicherheit verhindert werden können. Erst wenn durch diplomatische Verhandlungen ein Interessenausgleich stattfindet, dem beide Parteien zustimmen, wird langfristiger Friede möglich sein.
Dieter Frowein

 


 

Leserbriefe zu „Das Haferdrink-Rätsel“ von Carolin Jackermeier

Leider wird im Beitrag suggeriert, dass ein Haferdrink vergleichbar mit Kuhmilch ist. Dies entspricht keineswegs der Realität! Ein einfacher Blick auf die Inhaltsstoffe, insbesondere die Aminosäurenzusammensetzung, zeigt dies deutlich. Der Preis für Hafermilch ist auch deshalb so hoch, weil hier dauerhaft irreführende Werbung betrieben wird, die alleine durch die Verwendung des Begriffs Hafermilch suggeriert, dass der Haferdrink Milch ersetzen könnte. Das dies immer noch nicht untersagt wird, wie in Frankreich z. B., ist ein riesiger Skandal! Und daher orientieren sich die Preise am Preis für Premium-Milchprodukte. Zudem wird leider dauernd übersehen, dass Hafer nicht ganz so einfach zu produzieren ist wie man meint. Hafer weist eine Selbstunverträglichkeit auf, daher kann er maximal alle 5 Jahre, besser nur alle 6 Jahre in der Fruchtfolge stehen. Zudem sind die Erträge i. V. zu z. B. Weizen oder Mais vergleichsweise niedrig. Damit ist er zwar eine gut zu gebrauchende Feldfrucht, wenn man es aber rein aus Effizienzsicht, also der Mengenproduktion pro genutztem ha sieht, dann steht er nicht an vorderster Stelle. Ebenfalls gänzlich unerwähnt bleibt in Ihrem Beitrag, dass nur ein Fünftel des geernteten Hafers tatsächlich in der Form eines Haferdrinks in den menschlichen Verzehr geht. Bei Haferflocken sind dies dagegen weit über 2/3. Der Rest, also 4/5 sind Schweinefutter. Haferdrinks sind daher nur effizient und nachhaltig im Sinne der Kreislaufwirtschaft, wenn dann auch die entsprechende Menge an Schweinefleisch dazu gegessen wird. Solche entscheidenden Dinge können in einem solchen Beitrag nicht unerwähnt bleiben! Aus meiner Sicht entspricht auch das Verschweigen von Zusammenhängen dem Tatbestand der Irreführung.
Stefan Thurner

Fr. Jackermeier stellt die richtige Frage „Warum kostet der Getreidesaft oft mehr als Kuhmilch? und bleibt die Antwort schuldig. Wo entstehen denn nun die angeblich hohen Kosten? Der Text besteht aus nichtssagenden Storys über Haferpioniere, kein einziges Argument wieso der Liter denn 2€ und mehr kosten soll oder muss. Mein Eindruck bleibt, die Hersteller bedienen ein ökologisch motiviertes Publikum mit Luxusgutpreisen. Es wird versucht ein überteuertes Markenprodukt zu etablieren, denn die ökologisch so wertvolle Hafermilch darf doch deutlich teurer sein als die schlechte Kuh-Milch? Nur leider schmeckt auch Billigmilch immer noch um Klassen besser als das Haferzeugs.
Dieter-Josef Walter

Ich habe den Artikel ganz gelesen, aber keine Antwort auf die Kernfrage gefunden. Lese ich schlecht, oder steht es nicht drin? Warum kostet Hafermilch denn nun mehr als Kuhmilch (außer 19% vs. 7% Mehrwertsteuer)? Ich bin wirklich neugierig
Carola Kamuff

 


 

Leserbriefe zu „Bio, Mathe, Bundeswehr“ von Hauke Friedrichs

Man mag es Äußerlichkeiten nennen, aber sind Sie eigentlich sicher, dass dort ein echter Marineoffizier auftrat? Ich mache meine Zweifel es an Äußerlichkeiten fest:
-Seiner Erzählung nach hat er u.a. Dienst an Bord seegehender Einheiten absolviert, er trägt aber kein entsprechendes Abzeichen (s.g. Seefahrerabzeichen), dass ihn entsprechend seiner Zeit an Bord auszeichnet bzw. kennzeichnet…
-Seiner Erzählung nach musste er auch schon einmal „seiner Mannschaft befehlen die Waffen an Bord durchzuladen und sich für ein Gefecht bereit zu machen“. Das macht an Bord eines Kriegsschiffes der Kommandant, er trägt aber nicht den „Seestern“ (Aussehen wie der Stern, der zu den Dienstgradabzeichen gehört) eines ehemaligen Kommandanten auf der Uniform…
Diese beiden Anmerkungen kann man allerdings abtun mit dem Hinweis, dass das Tragen solcher Anzeichen keine Pflicht ist. Was aber gar nicht geht ist der offensichtliche Verstoß gegen die Anzugsordnung der Marine, die wie folgt anzusprechen ist: Die im Artikel gezeigte und als „seine“ bezeichnete Mütze, die offenbar während seines Aufenthaltes in der Schule vor ihm auf dem Tisch lag, ist die Mütze, die Stabsoffiziere der Marine vom Dienstgrad Korvettenkapitän bis Kapitän zur See tragen. Die Dienstgradabzeichen des gezeigten Offiziers weisen diesen allerdings aus als Kapitänleutnant. Dieser Dienstgrad entspricht dem eines Hauptmanns, und das ist kein Stabsoffizier. Wie gesagt, Äußerlichkeiten…
Eberhard Brumm

Mit Interesse habe ich Ihren interessanten Artikel über den Besuch von Jugendoffizieren an Schulen gelesen. Vorweg möchte ich anmerken, dass es mich erschüttert, wenn es von Berufsorganisationen oder Schülervertretungen nicht gewollt ist, dass Vertreter einer Parlamentsarmee in Schulen und Bildungseinrichtungen auftreten. Dies wäre doch genauso, als ob man kein Interesse hätte, wenn Beamter der Polizei, der Feuerwehr oder des Rettungsdienstes über ihre Aufgaben berichten würden. Die Verteidigung und damit der Schutz unseres Landes und damit auch unser aller umfangreichen Grundrechte, erfolgt sicherlich nicht durch Stuhlkreisdiskussionen mit totalitären diktatorischen Staaten. Ihr Artikel erwähnt sehr wohltuend differenziert die von Kapitänleutnant Rohmann geäußerten formal rechtlichen Grenzen seiner Aufgabe und seiner Möglichkeiten sich zu äußern. Was dem geneigten Betrachter aber sehr schnell ins Auge fällt, ist der Wiederspruch zwischen dem Dienstgrad und der abgebildeten Mütze. Ausweislich des Textes und der getragenen Uniform handelt es sich bei Herrn Rohmann um einen Kapitänleutnant der Bundesmarine, im Dienstrang vergleich mit einem Hauptmann des Herres bei der Bundeswehr. Das Foto der abgebildeten Mütze zeigt aber mit dem Eichlaub auf dem Schirm eine Mütze eines Stabsoffiziers bei der Bundesmarine beginnend ab dem Dienstgrad Korvettenkapitän (beim Herr: Major). Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diesen Wiederspruch/Sachverhalt aufklären könnten, oder handelt es sich bei dem kleinen Bild etwas um ein Foto aus einer Datenbank, das gar nichts mit dem Artikel und Herrn Rohmann zu tun hat?
Arndt Brücker

 


 

Leserbriefe zu „Ich wollte dieses Kind“ von Hanna Grabbe

Es ist ein wunderschöner Morgen in Toronto. Ich lese ihren Artikel und muss weinen, bitterlich weinen. Vor elf Jahren haben wir unser Kind in der elften Schwangerschaftswoche verloren. Wir hatten drei Wochen zuvor geheiratet und waren die glücklichsten Menschen auf der Welt. Einige Wochen nach der Fehlgeburt wurde ich sehr krank und habe mich davon auch nie wirklich erholt. Man arbeitet und lebt weiter – immer weiter und trägt die Trauer in sich. Herzlichen Dank für ihren Beitrag man kann nur hoffen das zumindest für Frauen Mutterschutz bei einer Fehlgeburt ab der sechsten Schwangerschaftswoche zugestanden wird. Denn diese Frauen und das sind sehr viele jedes Jahr leiden sicherlich noch viel stärker. In dieser Zeit hätten die Frauen die Möglichkeit sich körperlich zu erholen und sich über mögliche Hilfe zu informieren das wäre das mindeste an Anstand des Staates/der Gesellschaft gegenüber den betroffenen Frauen.
Hans-Jürgen Pfisterer

Vielen herzlichen Dank für den Artikel „Ich wollte dieses Kind“. Es ist so wichtig, dass das Thema Sternenkinder bzw. Sternenkindfamilien in der Gesellschaft nicht totgeschwiegen wird. Ich bin selbst nicht betroffen. Vielmehr habe ich sogar vier Kinder an der Hand (beim letzte Wunschtöchterlein hat sich Mutter Natur einen Scherz erlaubt und mir die echten, brüllenden, männlichen Kessler-Zwillinge beschert, welche mit den singenden und tanzenden Kessler-Zwillingen Alice und Ellen aus München-Grünwald und aus einer ganz anderen Zeitepoche nicht verwandt sind). Eine Bekannte, nunmehr gute Freundin, musste am 16.5.21 ihr drittes Kind, Jakob, am Tag seiner Geburt plötzlich und unerwartet still gebären. Mein damaliges Angebot, Eier an die Kirchenmauer zu werfen (sitze an der Quelle – habe selbst Hühner), hat die Mama von Jakob dankend abgelehnt. Stattdessen fand ich mich kurze Zeit später am Dorffriedhof in der Kindergräberecke knieend und Unkraut zupfend wieder. Die Mama von Jakob, Sarah Wanner, hatte nach der ersten Schockstarre eine unbändige Energie entwickelt und wollte etwas verändern. So kam es, dass wir am Dorffriedhof einen Gedenkbaum für GROSSE und kleine Sternenkinder errichten konnten sowie neben manchen Verschönerungen am Friedhof auch ein Sternenkindersammelgrabfeld zugewiesen bekamen.
Dort hat unsere Sternenkinder-Initiative Meitingen, welche bewusst kein Verein ist und keine Spendengelder sammelt und unverändert aus zwei Familien besteht, bereits drei Sternenkinder kostenfrei für die Sternenkinderfamilien beigesetzt. Dies konnte nur aufgrund Zusammenarbeit mit Kliniken, Gemeinde, Bestattungsdienst, Pfarreiengemeinschaften, Floristen und Musikern ermöglicht werden. Der Weg dorthin, also dass zwei Privatleute ein Sternenkinder-Sammel-Grab organisieren und die Beisetzungen koordinieren sowie die Überführungen selbst mit Privat-Pkws übernehmen, war gar nicht mal so schwer. Man muss nur gut informiert und etwas hartnäckig sein sowie sich Abends statt vor den Fernseher ins real life stürzen bzw. in abendfüllende Gemeinderatssitzungen als Zuschauer setzen. Den gestaffelten Mutterschutz würde unsere Initiative für all die künftigen Sternenkindfamilien auch sehr begrüßen. Schließlich bekommen wir so oft mit, wie Sternenkindfamilien in unserer Gesellschaft behandelt werden und wissen aus unserer dreijährigen Tätigkeit in der Initiative, wo noch Verbesserungen vorgenommen werden müssen. Demnächst dürfen wir an einer Pflegefachschule einen Vortrag zum Thema Umgang mit Sterbenden und Kommunikation mit Sternenkindfamilien halten. Wir hoffen, dass wir dort dem ein oder anderen Schüler (m/w/d) die Angst vor der Begegnung mit Sternenkindern und deren Familien nehmen können und somit etwas verbessern. Bleiben Sie bitte dran an dem Thema „gestaffelter Mutterschutz“ und verwaiste Eltern.‘
Nicole Kessler

 


 

Leserbriefe zu „In Zeiten harter Auseinandersetzungen muss man sich auch mal ein Glas Rotwein reindrehen“. Gespräch mit Claus Weselsky geführt von Martin Machowecz und Jeannette Otto

Claus Weselsky ist ein Gewerkschafter vom alten “ Schlag“, hart im Austeilen, für die Interessen seiner GdL-Mitglieder zu streiten. Das einzige Mittel der Wahl ist der Streik – das muss weh tun, um die Kompromissbereitschaft der Arbeitgeber Bahn in Bewegung zu bringen. Der Kompromiss beginnt am Verhandlungstisch – nach dem erfolgreichen Streik. Es liegt in der Natur der Sache, dass Bahreisende davon negativ betroffen sind, das ist jedoch kein Grund, auf ein Maximum an Tariferhöhungen zu verzichten.
Thomas Bartsch Hauschild

Natürlichkeit und Offenheit, mit denen sich Herr Weselsky äußert, finde ich bewundernswert. Als Dirigent (Alte-Musik-Branche) habe ich nach der Wende viel mit MusikerInnen aus dem Osten gearbeitet, was vor allem „menschlich“ bestens war: Alle hatten diese im besten Sinne natürliche, unverstellte Wesensart (wie Herr Weselsky) fern von Eitelkeit.
Hermann Max

 


 

Leserbriefe zum Wochenmarkt „Jetzt auch mit Schnittlauch – Linguine“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

Danke für Ihre wöchentlichen Rezepte, die auch immer wieder zu kreativen Änderungen anregen. Doch erlauben Sie mir doch bitte, eine kleine Kritik beizufügen: Seien Sie mit den Gewichts- und Mengenangaben nicht so eng und einfach etwas lockerer. Beispielsweise Ihre letzten Angaben zum Linguine-Pesto. Wozu die Einengung beim Schnittlauch auf ungefähr 25 g, ein Bund ist ein Bund und ein paar Gramm mehr oder weniger sind doch schnuppe. Sie geben ja auch 2 – 3 Personen an und nicht zwei oder drei. Dadurch erübrigen sich doch exakte Mengenangaben, je nachdem wieviel Esser es sind. Oder 80 Gramm bei den Nüssen und dem Parmesan. Nicht jeder Leser hat eine Küchenwaage zur Verfügung. Beim Olivenöl geben Sie ja auch keine Menge an und überlassen das dem Geschmack des Kochs. An anderer Stelle empfehlen Sie 150 ml Kochwasser, eine Tasse Kochwasser trifft es doch auch und wäre einfacher. Ich lese immer wieder gerne Ihre Rezeptvorschläge und es würde mich freuen, wenn Sie meine kleine Kritik ein wenig verstehen könnten.
Jürgen Hodske

Nach einer beruflich wie emotional außergewöhnlich anstrengenden Woche finde ich mich am Sonntagmittag allein zu Hause, der Tag ist leer, zum Glück. Der Kopf auch. Und irgendwann auch der Magen. Wo war noch gleich das ZEITmagazin? Es ist alles da: Schnittlauch im Hochbeet satt, weil wochenlang ignoriert, Cashews immer, weil Zwischenmahlzeit, Parmesan und Spaghetti auch, weil Parmesan und Spaghetti. Nach einer Viertelstunde ist alles zubereitet, nach einer weiteren Viertelstunde bin ich satt, zufrieden und zuversichtlich – auch dahingehend, dass ich beim nächsten Mal den Schnittlauch etwas korrekter abzuwiegen schaffe. Bisschen blass, meine Variante. But then again, ich bin auch nicht Silvio Knezevic. Danke für Ihre absolut lebenstauglichen Rezepte!
Katrin Düringer

 


 

Leserbriefe zur Infografik „Bildung“ von Pia Bublies (Infografik) und Martin Spiewak (Recherche)

Ich fand die Art der Aufbereitung der Statistikzahlen in obigem Artikel sehr gut, weil gut lesbar und übersichtlich. Auch der Schluss, dass man in Deutschland, wenn man aus einer Akademiker Familie kommt mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Akademiker wird ist richtig (trifft in meiner Familie nicht zu, 3 Kinder von 6 sind Akademiker geworden hier hat vielmehr das Thema Gender zugeschlagen). Die Frage derer sich eine Zeitung wie die Zeit widmen sollte ist doch viel mehr die:  Wieviel derer die Akademiker geworden sind leisten in der gewählten Studienrichtung (staatlich finanziert) einen Beitrag z.B. gemessen an der Steuer. Eine sinnvollere Wertung überlasse ich gerne Ihnen. Basierend auf der Tatsache, dass Deutschland ein duales Ausbildungssystem hat, das es so nur noch in Österreich und der Schweiz gibt, bleibt dabei vollkommen auf der Strecke. Dabei wäre es doch viel wichtiger wie viele Nachkommen von Akademikern und nicht Akademikern vor bzw. nach dem Abitur eine Berufsausbildung machen z.B. im Handwerk. Die dadurch geschaffene Wertschöpfung/Steuereinnahmen im Vergleich sind glaube ich deutlich größer. Auch das Weiterbringen Deutschlands im internationalen Vergleich war bisher zu einem großen Anteil genau dieser Gruppe in Deutschland zu verdanken. In den klein- und mittelständischen Unternehmen und im Handwerk wird ein Großteil der Wertschöpfung erarbeitet. Das geht aber nur, solange wir diesen Ausbildungszweig der Dualen Lehre nicht unterschätzen und vor allem die Wertschätzung entgegenbringen, die sie und die Mitarbeitenden verdienen. Mit Ihrer sehr engen Sicht auf die Statistik betonen Sie für mich das Thema Akademiker zu stark! Sollte es allerdings daran liegen, dass die überwiegende Leserschaft, sich aus dieser Gruppe zusammensetzt wäre das verständlich.
Werner Müller

Ich bin seit mehreren Jahren treuer Leser der Zeit – auch wenn ich nicht jede Ausgabe lesen kann, schätze ich die redaktionelle Aufbereitung der Themen sehr. So sehr mir viele Ihrer Artikel zugesagten haben, so gibt es nach meiner Einschätzung nach jedoch zu der im Betreff genannten Infografik einige Aspekte, die ich zur Diskussion stellen möchte: Der Untertitel beginnt mit der Frage „Wer kommt nach oben“ Aus dem textlichen und grafischen Kontext schließe ich, dass mit „oben“ nach Ihrer Auffassung das Gymnasium und die Hochschule gemeint ist. Demzufolge wären andere Einrichtungen, wie Meisterschulen des Handwerks oder andere Bildungseinrichtungen „Mitte/Durchschnitt“ oder „unten“. Auch der zweite Satz Ihres Untertitels stellt darauf ab, dass die Zukunft eines Kindes maßgeblich von einem Studium abhängt. Auch die Tatsache, dass von 80 Akademiker-Kindern, die ein Gymnasium besuchen, 78 ein Studium aufnehmen, bedeutet nach meinem Verständnis nicht „oben“ angekommen zu sein. Ebenso sind beispielsweise Handwerksmeister einem Studenten gegenüber prinzipiell nicht schlechter gestellt. Übernimmt oder gründet ein junger Meister einen Betrieb ist dieser nach meinem Verständnis ebenfalls „oben“ angekommen. Insbesondere im Hinblick auf den allgegenwärtigen Fachkräftemangel, der sich nicht ausschließlich auf Akademiker bezieht, würde es mich sehr freuen, wenn Sie die von Ihnen getroffenen Aussagen im Zusammenhang dieser Infografik nochmals kritisch prüfen würden.
Daniel Wirz

 


 

Leserbrief zu „Wortschatz: blutt“ eingesandt von Nina Olschowka

In der Schweiz sagt man, Bluttschneckli‘ Zur Nacktschnecke. Gelernt !! von: . ..das hat mein Leben reicher gemacht von Leonie 5 meiner Enkelin zu höre: “ Oma guck ä Bluttschneckli“ …
Elisabeth Wahl

 


 

Leserbrief zu „Die neue Angst vor der Kunst“ von Tobias Timm

Der Allround-Künstler und Kunst-Professor Joseph Beuys (1921-1986) lebt schon lange nicht mehr, aber seine in Kassel gepflanzten „Documenta-Eichen“, die leben weiter und zeigen eine interessante und sehr naturverbundene Spielart in der Kunst. Wir haben uns im Jahr 2022 die documenta 15 angesehen und wir waren von dem Gezeigten und dem ganzen Drumherum in Kassel sehr angetan! Mich würde nun mal interessieren, was Joseph Beuys zur documenta 15 gesagt hätte. „Die Zukunft, die wir wollen, muss erfunden werden, sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen.“ (Zitat von Joseph Beuys)
Klaus P. Jaworek

 


 

Leserbrief zu „Jetzt mal was anderes: Peter Dausend über den Joe Biden des Fußballs – und die Belgier der deutschen Politik“

Wie schön. Wie zutreffend. Wie humorvoll. Wie unterhaltsam. Das macht mein Wochenende schöner. Danke and Die Zeit. Auch für das Hoffnung machen, im letzten Satz, nämlich die Aussicht auf das Ausscheiden der Feudalen Demokratischen Partei (FDP) aus dem Deutschen Bundestag nach der nächsten Wahl 2025.
Hans-Jörg Glaß

 


 

Leserbrief zu „Stimmt’s? Kopfbälle sind schädlich fürs Gehirn“ von Christoph Drösser

Auf den Bolzplätzen spielen die Kinder die gefährliche Füllkrug-Droge. Auch Flankengott Raum wird nachgeahmt. Wer stoppt sie? Die Verantwortlichen haben fast alle bis auf die Akademiker-Kinder die Birne hingehalten, ohne zu wissen, dass ihr Bildungsaufstieg ungleich schlecht ist (Siehe Seite 42). Nur durch Zufall könnten sie ihren Broterwerb im Fußball finden und auf Kopfball-Torprämien hoffen, während die Studierten prächtige Statistiken fertigen. Noch nicht erforscht sind die Flugkopfbälle, die in gefährlicher Nähe der Eisenstollen stattfinden. Es gibt also noch viel zu erzählen, um die Zeitung zu füllen.
Manfred Mönig

 


 

Leserbrief zu „Teures Raumwunder“ von Sophie Neukam

Wow, da hat die Ökotesterin ein kleines leichtes bescheidenes Fahrzeug niedergemacht. Green, für Menschen, die nach Lösungen suchen, geschrieben von Menschen ohne Fantasie?
Wolfram Mathijssen

 


 

Leserbrief zu „Hi, Cousine!“. Gespräch mit Frido Welker geführt von Ulrich Schnabel

Die Ähnlichkeiten zwischen uns „Sapiens“ und unseren nächsten Verwandten unter den „Homo“s haben mich schon lange fasziniert, zumal, wie Sie schreiben, es „keine großen Verhaltensunterschiede und auch physiologisch keine „enormen“ Unterschiede gegeben zu haben scheint. Die Zauberformel für das bessere Überleben der Homo sapiens war also die viel größere Netzwerkbildung dieser Spezies oder Rasse, die ja im Genom je ein paar Prozent der Neandertaler und der Denisovas integriert haben, so dass diese nicht so ganz ausgestorben sind. Daraus können wir oder könnten wir auch heute lernen, denn in den gegenwärtigen Krisen insbesondere des Klimas kommt es einmal wieder auf riesige — globale — Kooperations-netzwerke an, um die drohenden — noch schlimmeren — Katastrophen zu überleben oder gar noch abzuwenden, als eine Art gemeinsamen lebensbedrohenden Feind, statt dass Völker sich gegenseitig als Feinde betrachten oder gar angriffs-aggressiv verhalten. Auch das voneinander lernen ist immer noch überlebenswichtig. Diese Haltung und Betrachtung allerdings ausreichend vielen und/oder mächtigen nahezubringen, scheint derzeit eine Herkulesaufgabe zu sein oder ein politisches „Genie“ oder „wunder“ zu erfordern. Aber wir müssen darum „kämpfen“, auch wenn die Chancen derzeit weit, weit unter den 50% zu liegen scheinen. Faszinierend wäre auch die Frage, wie es mit den Menschenrechten dieser Cousins und Cousinen aussähe, falls sie heute irgendwie wieder auftauchen sollten: Ich glaube, es wäre nicht ohne Widersprüche oder gewaltige Konflikte auch innerhalb unserer Sapiens-Gruppe möglich ihnen Menschenrechte zu verweigern; ein selbst gesteigerter „Tierschutz“ würde wohl nicht ausreichen, logisch nicht, ethisch nicht und politisch nicht, zumal schon jetzt viele ihrer Gene in (vielen von) uns weiterleben.
Peter Selmke

 


 

Leserbrief zu „Wenn einem jeden Tag alles gelingen würde, wüsste man nicht, was Glück ist“. Gespräch mit Iris von Arnim geführt von Karin Ceballos Betancour und Evelyn Finger

Iris von Arnim – eine in jeglicher Hinsicht gewiss bewundernswerte Dame, obgleich natürlich der berühmte geschichtsträchtige Name hier letztlich den Geschäftserfolg nicht unerheblich mit befördert haben dürfte.
Thomas P. Stähler

 


 

Leserbrief zu „Was heißt es, gesund zu sein, Herr Maio?“. Gespräch mit Giovanni Maio geführt von Harro Albrecht und Hanna Grabbe

Möglichst gesund zu sein oder es zu bleiben, bedeutet: wesentlich im innen und außen gesundheitlich(er) zu leben. Das Beispiel belegt vielleicht dieser Witz: „Ein schlanker Mann klingelt an einer Villapforte: ihm wird die Haustür von einem schweren, fetten, schwitzenden Mann geöffnet… Der schlanke Mann sagt zu dem fetten Mann: „Ich habe heute noch nichts gegessen!“ – und ohne ihn weiterreden zu lassen, antwortet dieser ihm: „Seien Sie doch froh, dass Sie heute noch nichts gegessen haben! Schauen Sie sich doch mal an, wie schön gesund schlank Sie aussehen! Und schauen Sie mich dagegen an, ich: ein fetter schwitzender Mensch, der zudem Kreislauf- und Herzprobleme hat.“ Seien Sie doch dankbar für ihre schlanke Gesundheit!“ Und machte die Haustür zu!“ Eine wahre Begebenheit, die mir von einer Bekannten mitgeteilt wurde, war: dass in einer Reha-Klinik etwa 60 Personen zusammenkamen: die alle Kreislauf-, Bluthochdruck-, Gicht– und Rheumaprobleme aufwiesen, auch meine Bekannte darunter… Nach genau 6 Wochen Klinikaufenthalt mit diätetischem Essen: ohne Fleisch, ohne Milchprodukte, ohne Alkohol, ohne Kuchen und Süßigkeiten – nurmehr die Ernährung mit Gemüse und Obst, wenig Kartoffeln, Suppen und verschiedenen Fruchtsäften und vielem Wassertrinken sowie Bewegungen in der Natur: konnten fast alle „Patienten“ ihre Medikamente absetzen, waren der Kreislauf, der Bluthochdruck im normalen Bereich, die Gichtknoten, die Gicht– und Rheuma-Probleme verschwunden, ein allgemeines Wohlbefinden vorhanden. Meine Bekannte hatte zuvor auch Gichtknoten, Gicht- und Rheumaschmerzen, Bluthochdruck sowie Kreislaufprobleme – all dieses Krankheitssymptome waren nach diesen 6 Wochen des speziellen Reha-Aufenthaltes entsorgt worden! Und nunmehr seit über 9 Jahren: lebt diese 72jährige Frau nach diesem Diätplan, geht viel Spazieren, hat Freude an der Natur, fühlt sich putzmunter!
Und sie erzählte mir des Weiteren: dass ihr gesamtes Umstellen auf eine gesunde Lebensweise ebenso auch ihr psychisches Wohlbefinden mit einbezieht, zudem sie nun auch geistig ihr Interesse an den kulturellen Vielseitigkeiten entdeckt hat! Mens sana in corpore sano!
Wenn der Leserbriefschreiber als Vegetarier, Nichtkaffeetrinker, Nichtraucher usw.: mit 75 Jahren oft eine Joggingstrecke von 10 Kilometer locker durchläuft, jeden Tag seine Gymnastikübungen, Karatetraining und Hantelkraft absolviert – ist das für ihn keine Belastung, sondern positive körperliche Empfindung und ebenso Dankbarkeit für die Erkenntnis durch eine Yoga-Lehrerin: seither täglich 50 mal die Katzenübung (also den biegsamen „Katzenbuckel“ für den Rücken, die Wirbelsäule) zu wiederholen… Ich hatte nämlich von Geburt an eine sehr verkrümmte Wirbelsäule, litt dabei an Schmerzen, lag lange Zeit in einem Gips-Bett, sollte mir als Jugendlichem dieserhalb die Wirbelsäule operiert werden – bis ich dann noch rechtzeitig jene Yoga-Lehrerin antraf, die mir „nur“ diese eine Wirbelsäulen-Übung beibrachte, die ich seit Jahrzehnten nun schon beibehalte… Fazit: Meine Wirbelsäule ist biegsam, ganz gerade geworden und ich habe dadurch nie mehr Schmerzen empfunden! Traurig macht es mich, wenn ich durch die Gegenden Deutschlands komme, und ich sehe die Menschen (oft dabei noch junge Leute): die schon vom ersten Anblick her, ungesund daherkommen, krank aussehen, in ihrer Mimik und Gestik, in ihrem Gesamteindruck: mit ihrem Körper und sich selbst hadern, unzufrieden wirken. Ganz schlimm empfindet es der RvM-Leserbriefschreiber: wenn er die dicken und fetten Menschen in der Öffentlichkeit vorfindet, die hierbei fast schon watschelnde Gangarten aufbringen müssen: so unvorteilhaft sind jene Personen mit ihrem Körper umgegangen. Es ist zum Verzweifeln! Und es könnte sich doch alles damit ändern, indem mit dem aufzufindenden Selbstbewußtsein eine persönliche Veränderung stattfinden sollte – was schon nach wenigen Wochen des anderen Sein-Verhaltens sich doch positiv bemerkbar machen würde!
Und zu diesem erkennbaren Erfolg an Leib und Seele – käme dann auch die Erweiterung einer bewussteren Lebenseinstellung, gar einer Lebensphilosophie fast automatisch hinzu… Und auch die Umwelt würde diese deutlichen Veränderungen bemerken, so dass ein erweiterbares Selbstwertgefühl hinzukäme – ganz abgesehen von den Möglichkeiten, die sich dann ergeben können aus dieser Neugestaltung des eigenen Belebens und Bestrebens… Wie nannte es Hermann Hesse zutreffend und selbstvergewissernd: „In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…“ – und selbst ist man vielleicht mittendrinne! Nun führen Hanna Grabbe und Harro Albrecht mit dem Arzt, Philosophen und Ethiker Giovanni Maio (Autor des Buches: „Mittelpunkt Mensch“) ein sehr bewusstes und wesentliches Gespräch zu dem Thema: „Was heißt es, gesund zu sein, Herr Maio?“ -. und stellen ihm unter anderen interessanten Fragen, die folgende: „Die Weltgesundheitsorganisation definiert Gesundheit so: ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen. Lässt sich dieser Anspruch überhaupt erfüllen?“  Und der Arzt, Professor sowie Philosoph am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität Freiburg, antwortet: „Man muss bedenken, dass diese Definition 1948 entstanden ist, nachdem man im Nationalsozialismus eine entmenschlichende Medizin erlebt hatte, die den Menschen auf die reine Biologie reduziert hatte. Aber sie macht den Fehler, Gesundheit auf das Wohlbefinden zu beschränken. Sie hat Gesundheit mit Lebenszufriedenheit oder Glück gleichgesetzt und damit Erwartungen geweckt, die illusorisch sind. Dennoch sehe ich darin einen Meilenstein, denn man hat versucht, die Tendenz aufzuheben, Gesundheit auf eine Reihe von Parametern zu reduzieren.“ Doch im Laufe des Interviews wird mehr auf die Labortechnik eingegangen, die vielleicht übersteigerten Erwartungen an die Aussagekraft von Labordaten – was auch bedeutet könnte, sich auf solche Erkenntnisse sein Leben „aufzubauen“, nämlich auch eine zu „extreme Vorsorge“ zu treffen, wie dies im Interview genauer erwähnt wird… Prof. Dr. Maio erklärt: „Das Problem ist hierbei, dass der positive Gentest keine Sicherheit gibt, ob man tatsächlich erkranken wird, er sagt nur etwas über die erhöhte Wahrscheinlichkeit aus. Damit wird der Gentest zu etwas Ambivalentem. Er kann einerseits helfen, noch engmaschigere Vorsorgeuntersuchungen vornehmen zu lassen, andererseits verändert er aber auch das subjektive Empfinden.“
Als extreme Folgerung aus einem Gentest (betrefflich auch zu dem Vorkommen in der Familie bezüglich des Brustkrebses) könnte man durchaus die Vorsorge der Schauspielerin Angelina Jolie benennen, die sich zu einer beidseitigen Brustamputation entschlossen hatte – um den womöglichen Brustkrebs auszubremsen, der vielleicht sie betroffen hätte aufgrund der Gen-Daten und zu jenen Krebs-Erkrankungen in den Familienbeteiligungen… Es ist tragisch: in dieser Schlussfolgerung dann diese Entscheidung zu treffen – andererseits ist der Brustkrebs eine der häufigsten Krebserkrankungen in unserer Menschenwelt. Eindeutig aber ist erkennbar, dass in unserer Industriewelt: die Masse der Menschen sehr ungesund leben, wenn man dann nur mit ansieht: was sich die Einkaufenden in den Supermärkten in ihren Wareneinkaufswagen hineintun: vorwiegend industrielle Ware, die kaum mehr einen gesunden Ernährungswert beinhaltet, letztlich nur noch Überlebensmittel und keine wirklichen Lebensmittel sind! Dicke und fette Menschen stapeln in ihren Einkaufswagen in den Supermärkten dieses Junkfood, die gesüßten Limonaden, die Cola-Getränke – und ganze Meter entlang sind es die Regale mit Süßigkeiten, die meterlangen Regale voller Alkoholika, die Entwertung des Unverwertbaren – aber immerhin wenigstens existiert noch eine Abteilung mit Obst und Gemüse… Schon vom Gebiss her und von den Abläufen an Unbeweglichkeit der puren Mensch-Natur sind wir doch erkennbar nicht geeignet mit unserer rein körperlichen Verfassung: irgendwelchen Tieren hinterherzujagen – ganz im Gegenteil: Mit unserer puren nackten Vorhandenheit wären wir in der wilden Natur nichts als Jagdbeute und Fressmaterial…
Davon müssen wir ausgehen, wenn wir uns ganz realistisch betrachten – und hierbei gleichzeitig dann miterkennen könnten: dass wir uns „von unserer gegebenen Natürlichkeit her“, tatsächlich vegetarisch ernähren sollten… Das sagt uns alleine doch wohl schon die logische Erkennbarkeit – und bewiesen ist schließlich auch: wie lange die tierischen Leichenanteile, die wir aufgefressen haben: in unserem Darm rumliegen und darin schwer verdaut werden, gar anfangen zu verwesen… Man muss sich das nur mal verdeutlichen: was wir an tierischem Fleisch auf(fr)essen sind Leichenteile – auch die „Frutti di Mare“ (wie das so tarnend nett umschrieben wird). Wenn schon Klartext im RvM-Leserbrief, dann bitte auch diesbezüglich ungetarnt dies verdeutlicht – und gleichwohl sollten wir doch daran denken, dass die Tiere eben auch unsere Mitgeschöpfe sind! Gesundheit kommt nicht von innen, sondern sie wird von außen (von uns selbst) in unseren Körper entweder einverleibt oder eben das Ungesunde in uns hineingefressen. Wir haben selbst die Wahl – ganz ohne Qual. Klar, kann ich auch drei große Stücke Schwarzwälder Kirschtorte mir nacheinander reinziehn, eine gegrillte Schweinshaxe mit Knödeln und eine Maß Bier vertilgen, Curry-Würste und Wurstsalate mir einverleiben, Pommes frites mit Ketchup und Mayonnaise und zum Nachtisch eine große Portion Eis… Why not – es verbietet uns niemand, auch nicht das eigene (ungesunde) Empfinden: aber irgendwie haust Du dir das alles in Deinen Körper rein, letztlich wie in einen lebenden Mülleimer… Dabei sollte doch Dein Körper eigentlich Dein Lebenstempel sein, in dem Du und Deine Seele lebenslang wohnen mögen, möglichst gerne und gesund und im Wohlbefinden… Am Alter kommen wir zwar nicht vorbei – es sei denn wir wollten uns „freiwillig“ aus derartiger Anwesenheit verabschieden… Manche Philosophen sehen das Alter als eine allgemeine Krankheit des Verlebens an – man könnte das so philosophisch besichtigen mit dem persönlichen Mut zur Wahrheit. Gleichwohl wäre der Tod doch langweilig, wenn wir ihm nicht zäh die entsprechende Alterszeit auch abringen können. So leicht wollen wir es ihm dann doch nicht machen – diesem unvermeidlichen Massenmörder an uns insgesamten Lebewesen an Flora und Fauna und des irgendwie Homo sapiens (wenn überhaupt: sapiens – „einsichtig-vernünftig“) auf diesem Planeten der „ewigen“ Anwesenheiten und Abwesenheiten… Aber gesund zu sterben – ist ja auch nicht das „Gelbe vom Ei in diesem (faszinierenden) Erden-Einerlei…
Jawoll: der RvM-Leserbriefschreiber wird jetzt dafür wohl auch gehasst, falls dieser Text in die Öffentlichkeit kommt – aber Hand aufs verfettete Herz: leuchtet dieses Beschreiben nicht irgendwie doch ein, gibt es nicht einen kleinen Schwung fürs eigenen Bewusst-SEIN… Nein, der RvM-Leserbriefschreiber ist kein Rat-SCHLAG-Gebender – hat am eigenen Leibe und in der Seele erlebt, dass er als einstiger Alkoholiker, Zigarettenraucher und Fress-Süchtiger ohne Sinnfindung und Verstandesharmonie: gegen sich und seine Verinnerlichung brutal vorgegangen ist – und spät aber nicht zu spät: kam dann diese Erkenntnis… Auch mitgeholfen hat meine werte Mutter, die als kundige Heilpraktizierende (auch im privaten Bereich) mir allmählich dann doch das Erkennen-müssende zur persönlichen Erkenntnis nahe brachte… Gedauert hat es seine Zeit zu diesen Abhängigkeiten – ansonsten wäre ich längst im Nichts verschwunden; denn den Atheisten in mir kann keine nochwie oder sonstwie geartete Predigt aus meiner Innenwelt verbannen – diese freiwillige Vernunft empfand ich schon ab dem 14 Lebensjahr. Aber kommen wir auf das Interview von Hanna Grabbe und Harro Albrecht mit Prof. Dr. Giovanni Maio zurück, und zu der Feststellung: dass in dem Arzt Dr. Maio nicht nur der Professor, der Philosoph und Ethiker eindrucksvoll zu Wort kam, die wertvollen Fragen nicht nur ihre wesentliche Berechtigung aufzeigten – sondern dass sich auch der Mensch im Giovanni Maio (textlich) verinnerlicht aufzeigte: der auch in die Seele des Menschen sich vertieft und keine Moralpredigten hielt, sondern neugierig auf sein Buch „Mittelpunkt Mensch“ uns zudem ins vieldeutige Vertrauen zieht…
Wir müssten uns wahrlich umstellen, nicht nur der körperlichen Gesundheit zuliebe, sondern in der Erkenntnismöglichkeit: dass in unserem Tempel Körper eine Seele vorhanden lebt, die geliebt werden will von einem selbst erstmal, um dann auch von außen geliebt zu werden…  Die positive Sexualität ist da heftig mit einbezogen – denn mal ganz ehrlich: mit einem gesunden Körper macht doch der Sex eine Menge mehr Spaß und lustvolle Freude… Voila – nicht mehr ran an den Schweine-Speck, sondern weg vom Speck und all den fettmachenden Gelüsten: wetten, dass ihr in wenigen Wochen schon Eure persönlichen Erfolge vorfinden könntet! Egal, welchen Alters: schnappt Euch die Joggingschuhe und seit fit wie Turnschuhe, lauft Walking oder etwas schneller und naturbewusster, und versucht Euer Gehirn von der (zumeist permanenten) Langeweile zu erlösen: das wartet nämlich auch auf ganz viel geistreiche Aufregung und Anregung mit ner Menge Anspruch an (von) Euch selbst…  Cum grano salis -hohl in der Birne zu sein, (be)zeugt garantiert nicht von einer inneren Besichtigung nach außen, und nicht nur von außen nach innen ohne diese durchaus notwendige vorab wesentliche, erkennbare Selbstbesichtigung zur anteiligen Selbstbezichtigung – Summa summarum! Und wie fragte zum Abschluss DIE ZEIT den Arzt, Professor, Philosophen und Ethiker und Menschen Giovanni Maio: „Ein Mensch kann also gesund sein, selbst dann, wenn er nicht mehr so funktioniert, wie früher – solange er nur einen Umgang damit findet?“ Und die Antwort kommt prompt eher philosophisch angehaucht: „Wenn wir Gesundheit fördern wollen, müssen wir die Menschen dazu befähigen, mit den Schwankungen des Lebens zurechtzukommen und in eine gelingende Interaktion mit der Welt zu treten. Jeder Mensch hat grundsätzlich das Potenzial dazu.“ Aha – so könnte das auch verstanden werden vom „Geringsten“ unter uns im allgemeinen Menschendasein… Aber lassen wir doch noch einen anderen Philosophen, nämlich Epikur (341-270 v.u.Z) zeitlos mit zu Wort kommen, der da(mals) unvergänglich kundtat: „Es gibt auch in der Schlichtheit eine Vornehmheit. Wer sie nicht beachtet, erleidet ähnliches wie jener, der in die Grenzenlosigkeit des Genusses verfällt.“ Und um noch auf die Völlerei (in seinem Namen) zu kommen: „Unersättlich ist nicht der Bauch, wie die Masse behauptet, sondern die trügerische Meinung vom unbegrenzten Fassungsvermögen des Bauches.“ (Tja – da haben wir den – antiken – Salat!). Cogito ergo sum – Simsalabim.
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 


 

Leserbrief zu „Über die Diktatur der Tiere und die Corona-Maßnahmen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Dieser Beitrag des Kolumnisten Harald Martenstein trifft absolut ins Schwarze. Eine wohltuende Abrechnung mit Falschheit, Unaufrichtigkeit, Egoismus, Ideologismus, Konformismus und Machtmissbrauch.
Martin Krivacek

 


 

Leserbrief zu „Tut mir leid“ von Dmitrij Kapitelman im ZEIT Magazin

Danke! Lange nicht so durchgehend geschmunzelt. Aber im Ernst: das geradezu epidemische Nuscheln i. S. der krampfhaft zusammengeklemmten Kiefer verdirbt mir immer öfter den entspannten Konsum von TV-Ereignissen wie auch persönlichen Gesprächen. Während glücklicherweise die – seltenen – professionellen Sprecher aller Geschlechter weiter in der Lage sind, artikuliert und in sinnvollem Tempo zu reden, so dass man ihnen folgen kann, breitet sich die unverständliche Nuschelei zusammen mit irrwitzigem Sprechtempo und schwer erträglichen Redundanzen (von ah, hm, äh, zu genau, sicher, natürlich) immer weiter aus. Offensichtlich kommt es diesen Nuschlern nicht auf Verständlichkeit bzw. Kommunikation an, sie wollen nur beeindrucken oder gar überwältigen – sprachlos machen. Schade, wo doch gerade verständliche Sprache solche Bedeutung haben könnte. Das Thema verdiente, weiter verfolgt zu werden.
J. L. Neumann

 


 

Leserbrief zu „Gesucht“ von Hauke Friedrichs

Wäre ein solcher Werbetext für die Arbeit in Unternehmen, die todbringende Technik entwickeln und herstellen, geschrieben worden, wenn Menschen sich nicht immer noch schämen würden/ müssten dort zu arbeiten? Wollen wir diese Zeitenwende zur Akzeptanz der Zerstörung hinnehmen wie eine brave Herde Tiere oder wie klug denkende Menschen? Vor ein paar Monaten gab es ein Dossier der Zeit, in dem zahlreiche Journalisten über ihre eigenen Fehleinschätzungen schrieben. Ich wünsche Ihnen eine Fehlerkultur, die bereits jetzt bedenkt, welche Auswirkungen unsere Worte haben können. Ich wünsche mir sehr, dass aus dem kulturellen Bereich Initiativen kommen, die dazu beitragen, dass der Jahrestag, der sich im nächsten Jahr zum 80. Mal jährt in Europa für eine Kultur des friedfertigen Umgangs miteinander stehen kann. Nie wieder soll Krieg von deutschem Boden ausgehen!
Maria Nitsche

 


 

Leserbrief zu „PROMINENT IGNORIERT. Schräge Vögel“ von Judith Liere

Unter oben genannter Rubrik vermutet JULI, dass diese Woche demnächst vielleicht Basstölpel eine Eisdiele entern. Das erinnerte mich direkt an einen Besuch in Straßburg (Stadt der Störche), bei dem uns eine Eisdieleninhaberin erzählte, dass sie regelmäßig Besuch von dem Storch erhält. Also: zwar keine Basstölpel aber ein Storch.
Jutta Nieder Mettmann