Lesezeichen
 

9. Februar 2023 – Ausgabe 7

Leserbriefe zu „Grauenpower“ von Ben Jagasia

 

Ihre Entgegnung auf den Artikel von Bernhard Schlink in der vorigen Ausgabe hat mir aus der Seele gesprochen!! Ich verfolge die Debatte um ein Pflichtjahr für die Jugend und insbesondere den Beschluss der CDU unter Friedrich Merz mit wachsendem Entsetzen und mit derselben Empörung wie Sie, obwohl ich fast 50 Jahre älter bin als Sie und obwohl ich den dieser Frage zugrunde liegenden Gedanken einer Stärkung des Bezugs zur Demokratie und sozialen Gemeinschaft grundsätzlich sehr richtig finde. Sie haben darauf brillant und vor allem extrem konstruktiv mit einem sehr guten Gegenargument gekontert, nämlich dem von zwei Pflichtjahren, eins vor und eins nach der Berufslaufbahn.

Dagegen ist der populistische Ruf nach der „Jugend, die sich erst mal nützlich machen soll“ mindestens 2.000 Jahre alt und folgt immer denselben Reflexen. Noch dazu empfinde ich es als berechnend, weil man sich dabei den Umstand zunutze macht, dass 17-Jährige noch nicht wählen dürfen, wie Sie auch so scharfsinnig erkannt haben (eine weiter überholte Regelung, gegen deren Änderung in Form eines Wahlrechts ab 16 sich dieselbe Partei ja ebenfalls aus durchsichtigen Gründen verweigert). Es hat mich sehr gefreut, mit Ihrem Text einen weiteren Beleg darüber zu sehen, wie intelligent, engagiert und wohlinformiert die Jugend in großer Mehrheit heute bei uns agiert – das entspricht übrigens auch meiner praktischen Lebenserfahrung und ist ausnahmsweise wirklich mal eine sehr positive Nachricht, die uns in dieser Hinsicht hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lassen darf.

Wir haben noch so viele nützliche soziale Kräfte, die wir gemeinsam mobilisieren können. In diesem Sinne kann ich nur sagen: als Babyboomerin, die in nicht mehr ferner Zukunft selbst in Rente gehen wird, bin ich bei Ihrer Idee sofort dabei! P.S.: … Ach ja – und vielen Dank auch für den großartigen Kommentar von Peter Dausend zum CDU – Partei-Ausschlussverfahren gegen Hans-Georg Maaßen – ich wische mir gerade noch die Lachtränen weg!! Vielen Dank („you made my day”) – Anja Diete

 

Lieber Ben! Ich gestatte mir diese Anrede, da ich sie noch so gewohnt bin durch den 41jährigen Umgang mit Schülern – besonders gern mit so intelligenten in Ihrem Alter – und hoffe auf Ihre Aufmerksamkeit: Ich bin fast 64, ein Mensch, der bereits in den letzten Dienstjahren nur noch 84% der Pflichtstunden gearbeitet hat, seit 6 Monaten die Rente mit 63 nutzt und dafür Abschläge in Kauf nimmt, weil ich gern noch ein Zeitchen gesund bleiben will. Wenn Sie jetzt bissel rechnen, stellen Sie fest: Oh, die hat ja seit ihrem 22. Lebensjahr gearbeitet und – was Sie nicht wissen können – zwei Kinder geboren und groß gezogen, mit 50 nochmal studiert und erst der Mutter beigestanden in ihrer Demenz und nun dem 84jährigen Vater.

Gut, als Lehrer hat man ja einen Halbtagsjob (vormittags Recht, nachmittags frei und ansonsten Ferien), aber mit Familie und dem korrekturintensiven Fach Deutsch kam irgendwie trotzdem keine Langeweile auf. – Aber jetzt mal im Ernst: Ihr Text ist strukturell und sprachlich eine reife Leistung und prädestiniert Sie aus meiner Sicht für einen tollen Abiturabschluss und danach ein Studium – vielleicht Jura oder Medizin oder Lehramt…

Zuvor werden Sie aber sicher noch freiwillig das soziale Jahr absolvieren und sich danach vermutlich erstmal eine Auszeit in Neuseeland gönnen oder eine Reise durch Kanada. Zwischen Ihrem 20. und 26. Lebensjahr werden Sie studieren und danach mindestens 40 Jahre arbeiten. Dann sind Sie so Ende 60. Ob da Ihre Eltern noch leben werden? Sie könnten sich dann um sie kümmern. Aber vielleicht mussten Sie das auch schon eher bewerkstelligen, während Ihrer eigenen Berufstätigkeit? Na wie auch immer:

Sie werden erstmal nicht für Ihre Enkel zur Verfügung stehen, denn Sie machen ja Ihr zweites soziales Jahr zusammen mit jungen Menschen. Seien Sie nicht traurig, wenn die flotter arbeiten und mal genervt gucken, wie Sie beim Essenausgeben im Altersheim bissel trödeln. Ich gehe jetzt nicht auf Kreuzfahrt und ziehe mich auch nicht in meine Wohnung zurück, sondern schreibe noch ein paar Texte für unser Lesetheater. Dafür hatte ich den vergangenen Jahren nämlich echt zu wenig Zeit. – Kirsten Altstadt

 

Bravourös argumentiert von Ben Jagasia, allerdings bezweifle ich, dass sein Vorschlag bei denjenigen gut ankommt, die 40 Jahre lang malocht haben und / oder versuchen von einer Minirente zu leben. „Die meisten“ Ruheständler führen „ein alles andere als schlechtes Leben“, schreibt er. Von einem Elite-Internat aus sieht man die Welt durch eine hochkarätig-goldene Brille. – John Stevens

 

Das ist doch mal eine super Idee, dass auch die Rentner noch ihren Beitrag zum sozialen System beitragen können! Meine Erfahrung: Ich mache jetzt seit meinem Renteneintritt vor 15 Jahren regelmäßige Dienste an den Wochenenden in der NOtfallpraxis und vertrete hier Kollegen, die unter der Woche ihre Arbeit in der Praxis machen. Diese Tätigkeit macht sehr viel Spaß, auch wenn sie gelegentlich stressig ist.

Die jüngeren Kollegen sind froh, wenn sie am Wochenende frei haben und mir wird großer Dank und Achtung entgegengebracht von Mitarbeitenden und Patienten. Kommentare wie „toll, dass Sie hier sind und das machen“ sind doch schön! Natürlich muss man auch fachlich noch etwas dran bleiben, was auch den Geist wach hält. Das Modell kann ich empfehlen, allerdings eher freiwillig und so lange Geist und Körper mitmachen. Und, lieber Ben, schön zu sehen: Jugend hat auch soziale Bereitschaft! – Dr. Gerd Baumgartner

 

Als ich den Vorspann las, war mein erster Reflex auch, …aber die Rentner haben doch schon ihren Pflichtdienst geleistet. Beim Weiterlesen habe ich gesehen, dass der Vorschlag ein zweigeteilter Pflichtdienst ist; als junger Mensch, nach der Schule und als alter Mensch, nach dem Arbeitsleben. Das ist ein sinnvoller Vorschlag. Es würde auch alt und jung zusammenbringen. Ich bin übrigends seit 2020 Rentner. – Reimer Clausen

 

Ich (Jahrgang 1963) hatte exakt dieselbe Reaktion auf den „Gesellschaftsjahr“-Vorschlag von Bernhard Schlink. – Karin Römisch

 

Ich bin im 80. Lebensjahr und bereit, in diesem Alter noch ein soziales Pflichtjahr zu leisten! Eine tolle Idee des 17-jährigen Autors Ben Jagasia. Seinem Vorschlag für ein solches soziales Pflichtjahr – auch für Rentner (!) – ist unbedingt zuzustimmen. Mein jugendliches Pflichtjahr habe ich 1963 als Bundeswehrsoldat geleistet. Jetzt würde ich mich gern für die verschiedensten gemeinnützigen Arbeiten in die Pflicht nehmen lassen. Alle Parteien des Bundstages sollten noch in diesem Jahr nach Klärung möglicher Einschränkungen einen entsprechenden Gesetzentwurf einbringen und beschließen. – Karl Feldmann

 

Herzlichen Dank für Ihren verbindenden Beitrag zum Thema Verantwortung der Generationen füreinander und dem daraus resultierenden Vorschlag für eine Gesellschaft die miteinander ihre Probleme bearbeitet! Ihre Beispiele gehören sofort umgesetzt! Zusätzlich denke ich, es ist wichtig, soziale Gerechtigkeit durch Besteuerung von Finanzgeschäften und gleichen Lohn für gleiche Tätigkeiten, Stichwort: angestellte und verbeamtete Lehrer, bzw. Lehrer und Erzieher in unterschiedlichen Schulen und Kindergärten herzustellen. Die Bildung und Betreuung unserer Zukunft darf nicht hinter anderen Ausgaben zurückstehen und nur für finanzstarke Bürger erschwinglich sein. Sie Herr Jagosa haben das Glück eine Reformschule besuchen zu dürfen. Was gute Bildung bedeutet ist mit Ihrem Beitrag sehr deutlich geworden! – Julia Bubenheim

 

Lehrstück über den Umgang mit Alten!? Der Autor sollte als Schüler der 11. Klasse einer Eliteschule wie Schloss Salem bereits gelernt haben, wie man sich mit einem Problem oder einer komplexen Fragestellung dialektisch auseinandersetzt. Bislang scheint dieser offenbar nur von den Errungenschaften und Leistungen der sog. „Babyboomer-Generation“ profitiert zu haben. Herzlichen Glückwunsch an die Schulleitung von Schloss Salem, herzlichen Glückwunsch an die Redaktion der Zeit von einem gelangweilten, vereinsamten und sinnentleerten Edelrentner! – Ludger Maria Schäfer

 

Dass eine mögliche „Pflichtzeit“ in D auf alle „Schultern“ verteilt werden sollte ist völlig OK! Da ja auch viele „Graue“ wirklich schon diverse „Dienste“ erbracht haben (ich z. B. eine 18 monatige Wehrpflicht und damit verbunden, eine „spätere“ Ausbildung bzw. Studium – während „andere“ schon gut ausgebildet, studiert und Geld verdient hatten…), ist eher darüber nachzudenken, wie diese „Dienstzeiten“ fair und einheitlich „erfasst“ werden können…. Nennen wir es einfach: Dienst-Pflicht-Konto o. ä….

Mittels diesem „Konto“ können diverse „Dienste“ erfasst, summiert und final, z. B. bei der Berechnung der Rente, berücksichtigt werden. Auch „Dienste“ nach Renteneintritt, können z. B. alle 3 Jahre, bei der bisher jährlich anstehenden Rentenerhöhung, als Plus/Minus, berücksichtigt werden. Da viele Bürger z. B. ehrenamtlich tätig sind, kann auch das mit einbezogen werden. Dadurch werden auch diese Bürger für ihr Engagement „entlohnt“, was bisher weitgehend fehlt….

Fazit: Alles OK, wenn auch wirklich alle mit dazu beitragen. Fairness muss im Vordergrund stehen, nicht die Nutzung von „Lücken“, welche bisher leider oft auch als „easy way out“ genutzt wurden. Dann spielt auch das „Alter“ keine Rolle mehr und die alte Leier, von „Alt vs. Jung“, wird endlich beendet. – Klaus Frankenberger

 

Wie wäre es, den Sozialdienst an die Erbschaftssteuer zu koppeln? Jede und jeder, die oder der erbt und Erbschaftssteuer zahlen muss, egal, ob alt oder jung, könnte einen Teil davon „umwandeln“ in Sozialzeit, die sie oder er ableistet. Auf diese Weise wären alle, die ohnehin schon belastet sind, nicht noch zusätzlich abgestraft, und diejenigen, die sich, spätestens durch ihr Erbe, tendenziell auf der Sonnenseite der Gesellschaft befinden, würden sich genau deswegen, weil es ihnen besser geht als anderen, in die soziale Gemeinschaft einbringen. Das wäre gerecht und würde den Fokus der Diskussion auf die wahre Trennlinie lenken: wohlhabend versus benachteiligt statt jung gegen alt! – Dr. Katrin Köhl

 

„Ich räume heute die Spülmaschine aus, aber nur wenn…“ Man kennt sie ja, diese Bedingungen der lieben „Kleinen“, wenn sie für die (familiäre) Gemeinschaft tätig werden sollen. Du, lieber Ben, wärst also bereit, ein soziales Dienstjahr für die Allgemeinheit abzuleisten, „aber nur wenn auch Rentner dienen müssen“. So, so. Das sagt also ein Schüler von Schloss Salem, eine Schule, wo nur verwöhnte Kinder aus privilegierten, finanziell gut aufgestellten Elternhäusern ihr Abitur anstreben. Woher ich das weiß? Weiß ich gar nicht, aber ich haue die Behauptung mal genauso raus, wie du behauptest, dass alle Rentner nichts anderes zu tun haben und vor allem die monitären Mittel besitzen, um mit Kreuzfahrtschiffen durch die Welt zu schippern. Vielleicht solltest du mal weniger oder das Richtige googlen:

Der Begriff „Rentner“ bezeichnet genau die Menschen, die 40 Jahre und länger geschuftet haben, um – häufig mit Abschlägen – in Rente zu gehen; manche von ihnen kratzen am Existenzminimum. Kennst du denn keine Rentner, Pensionäre oder Ruheständler, die in allen möglichen Bereichen ehrenamtlich arbeiten und ohne deren Einsatz vieles nicht laufen würde? Um auf deine Frage zu antworten: Ja, es ist eine Unverschämtheit von einem 17-Jährigen ein Dienstjahr von den Alten zu fordern. Die haben nämlich bereits ihren eigenen Kindern den Hintern abgewischt und es deshalb nicht nötig, im Alter verpflichtet zu werden zum Wohl der Gemeinschaft – zumal dann, wenn sie selbst krank oder angeschlagen sind. Und: Nein, ich werde im Alter nicht mit ihm, 19, Essen für Senioren ausfahren. Meinen Lebenssinn kann ich wahrhaftig aus ehrenamtlichem Engagement ziehen, das ich mir selbst aussuche. Mir graut‘s! – Susanne Stumm

 

Zu einer guten Recherche gehört es m. E., dass man ein Thema nicht nur vom eigenen Standpunkt aus betrachtet, sondern auch andere Blickwinkel einnimmt. Dann hätte man z. B. herausbekommen können, dass es zwar möglicherweise viel Werbung für spezielle Senioren-Kreuzfahrten gibt, dass aber viele Senioren keineswegs auf den Kreuzfahrtschiffen zu finden sind sondern ihre Zeit eher mit dem Anstehen bei der Tafel verbringen. Oder sie sitzen zu Hause und denken darüber nach, wie sie angesichts der neuen Strom-Abschlagrate zukünftig noch mit ihrer Rente hinkommen.

Solche Menschen kann man im Übrigen kennenlernen, etwa bei der Caritas im Bistum Fulda (wo ich tätig bin) und sicher auch überall sonst, wenn man beispielsweise als Freiwilliger in der Wohnungslosenhilfe, in der Kleiderkammer, in der Sozialbetreuung von Senioren, Familien, Flüchtlingen oder Menschen mit Handicap mitarbeitet. Sich für hilfsbedürftige Mitmenschen engagieren – das machen übrigens auch jetzt schon viele junge Leute und auch ältere Menschen, die im Ruhestand sind, völlig freiwillig und ohne nachzufragen, ob das die Anderen auch tun oder nicht.

Noch eins: Wenn „zu wenig Party machen“ während der Corona-Pandemie das größte Unglück war, dann würde ich sagen: ist doch eigentlich gut gelaufen. Andere – alte wie junge Menschen – haben nun gesundheitliche Einschränkungen oder bezahlten sogar mit ihrem Leben. (Wieder nur so ein Beispiel für einen anderen Blickwinkel…). – Dr. Christian Scharf

 

Nach der Lektüre des Textes von Herrn Jagasia hat mich das Grauen gepackt über so viel Voreingenommenheit. Im Gegensatz zu den meisten jungen Menschen heute habe ich bei der Bundeswehr gedient und nach meinem Berufsleben ca. zwei Jahre lang ehrenamtlich für den Naturschutz gearbeitet. Ich sage das deshalb, da ich nicht der einzige unter den Älteren bin, der sein Leben mit hohem Verantwortungsbewusstsein und sozialem Engagement gestaltet hat. Herr Jagasia sollte wissen, dass sich während der Pandemie auch viele Ältere weder Party noch Urlaub gegönnt haben.

Zudem gibt es Menschen, die sich überhaupt keinen Urlaub leisten können. Ich sage das vor dem Hintergrund, dass ich zum Schluss meines Berufslebens sieben Jahre in einem Jobcenter gearbeitet habe und gemeinsam mit anderen Kolleginnen und Kollegen die Generation 50plus ( 50 – 65 Jahre) betreut habe. Dabei habe ich erfahren, was es bedeutet, mit sehr wenig Geld über die Runden zu kommen. Alleine diesen Menschen gegenüber ist es eine unglaubliche Hybris, zu behaupten, die Älteren lägen auf der faulen Haut. Zum Schluss noch eine Anmerkung zu der Generation, die in der Zeit des Wirtschaftswunders aufgewachsen ist: Das Wirtschaftswunder musste hart erarbeitet werden. Die gebratenen Tauben flogen uns nicht einfach so in den Mund. Herr Jagasia sollte sich besser informieren. – Bertram Schneider

 

Den Vorschlag von Ben Jagasia finde ich sehr gut: ein soziales Jahr für junge und (wenn noch körperlich fit) ältere Bürger. Ich (73 Jahre alt) wäre dabei. Schade nur, dass dann „meine“ Bergbauern in der Schweiz und in Südtirol, bei denen ich seit meiner Pensionierung vor 8 Jahren jeden Sommer bei der Heuernte und anderen schweren Arbeiten ehrenamtlich helfe, ein Jahr auf mich verzichten müßten. Danke, Ben für Deinen tollen unkonventionellen Vorschlag! – Björn Luley

 

Eine schöne und lesenwerte persönliche Stellungnahme von Herrn Ben Jagasia. Ich kann dem nur zustimmen. Sicher spreche ich hier nicht für alle Personen meiner Generation (ich bin Jahrgang 1956). Aber viele denken bestimmt genauso und könnten sich ein (freiwilliges) soziales Jahr -falls sie es nicht schon umsetzen- vorstellen. Als 18-jähriger habe ich meine Wehrpflicht für einen Zeitraum von 15 Monaten absolviert.

Im Sommer 2020 habe ich mein Berufsleben als Wertpapierberater einer mittelgroßen Sparkasse beendet. 48 Jahre habe ich die Rentenkasse mit meinen Beiträgen beglückt. Leider bin ich sofort zu meinem Rentenbeginn durch Corona ausgebremst worden. Einiges, was ich mir für meinen Lebensabend vorgenommen habe, war vorerst nicht umzusetzen. Dazu gehörte auch ein gemeinsames Engagement mit meiner Ehefrau in einem der in dieser Region vorhandenen Seniorenheime oder der Tafel in der angrenzenden Kreisstadt.

Nach den nun bestehenden Lockerungen haben wir uns für dieses Jahr und evtl. folgende fest vorgenommen, unseren sozialen Beitrag für unsere Gesellschaft zu leisten. Denn mit meinen 66 Lenzen bin ich noch fit und habe neben meiner Familie schöne mich erfüllende Hobbies, die mir aber noch Zeit lassen, mich sozial zu engagieren. Und etwas Gutes tun kann auch beglücken. Unser Staat sollte sich diesem Thema widmen und die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Jung und (!) Alt gemeinsam mit einem „Doppelwumms“ einen positiven Beitrag für unsere Gesellschaft leisten. Sollte dieses Engagement mit einer kleinen Entlohnung versüsst werden, umso besser. – Martin Moers

 

Ben Jagasia hat recht: drei lange Jahre wurden die Freiheitsrechte junger Menschen drastisch eingeschränkt! Wozu? Um uns Alte zu schützen! Und wie lautete unser Dank an sie? Dann kriegen sie endlich mal Party aus dem Kopf! Als ob wir nicht früher oft „bis morgen früh“ durchgemacht hätten! Wir, die wir den Jungen eine vermüllte, überhitzte Erde zurücklassen, Kriege, Völkerwanderungen, Schuldenberge, Aufkündigung des Generationenvertrags! Deshalb schlug ich in meinem Leserbrief vor einer Woche ein Pflichtjahr für Jugendliche u n d Rentner vor; darüber hinaus statt einem drei Kinder zu bekommen und großzuziehen!

Um endlich einmal zu beginnen, unser Land mit eigenen Händen wieder flott zu machen statt immer nur Einwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland zu fordern! Während dieses Pflichtjahrs sollen sich Jung und Alt begegnen – in der Schule, an den Ausbildungsplätzen, bei der Behinderten- und Krankenbetreuung, in Alten- und Pflegeheimen, beim Natur- und Klimaschutz, um nur einige personalintensive Arbeitsbereiche zu nennen! Dort sollen sie einander helfen, zuhören und besser verstehen lernen, um später ein Leben zu führen, durch das sich Solidarität wie ein roter Faden zieht! Wo die Jungen den Alten, die Alten den Jungen helfen! Wo die Generationen gemeinsam etwas für unser Land tun! Damit wir nicht ständig Angst vor der Zukunft haben (müssen)! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Die Gedanken von Ben Jagasia habe ich immer wieder, obwohl ich als Pensionär aus dem öffentlichen Dienst (83) und zeitlebens auch als freiberuflicher Gestalter mich nicht als »Risikopatient über 60« sehe. Mir geht vor allem durch den Kopf, wie lange sich eine Gesellschaft die Finanzierung des unproduktiven Lebens von immer mehr Alten leisten kann. Wie lange können (und wollen) die arbeitenden Jüngeren die notwindig steigenden Abgaben erwirtschaften? Der Vorschlag, neben den Jungen auch die Alten in die Pflicht zu nehmen, ist brillant – es gibt soviel zu tun! Kompliment nicht nur für die Gedanken, sondern auch für den Text, oder neudeutsch, das wording. – Prof. Gerd Fleischmann

 

Ein Gesellschaftsjahr für alle?! Super Idee! Wo kann ich mich melden? – M. Gorny

 

Hervorragend die Idee, die Alten in ein „Gesellschaftsjahr“ einzubinden. In das Leben von Rentner*n würde ein solches Jahr weniger eingreifen als in das junger Menschen, die nach der Schule durchstarten und studieren oder eine Lehre machen wollen. Gerade das Alter ist doch dafür da, über den Familien-und Berufshorizont hinaus zu gehen und für das größere Ganze sich einzusetzen. Viele Rentner* werden depressiv, weil sie keine Aufgabe mehr haben – und oft haben sie nie gelernt, sich selbst eine zu suchen. Aber freiwillig muss das „Gesellschaftsjahr“ sein. Anreize sind eine gute Idee. – Astrid Raimann

 

Ich gratuliere Hr. Jagasia zu seinem Weitblick. Die selbe Idee ist mir auch gekommen, er hat sie aber facettenreich zu Ende gedacht. Als ehemaliger Wehrdienstleistender (mit guter Erfahrung), als Unfallchirurg, Vater zweier Töchter und Vorstand in 2er Vereine würde ich mir diese Umsetzung wünschen. Dieser Gesellschaft ginge es viel besser, wenn durch den 2.Teil des Gesellschaftsdienstes eine Gruppe mitwirkt, die enorm viel Erfahrung und Kompetenz hat, und auch finanziell sehr viel durch ehem. Kontakt erwirken kann. Eine enorme Entlastung der weniger werdenden „normal“-Arbeitenden wäre möglich. Diese Idee wäre ein Ruck durch die Gesellschaft. Was wäre auf diese 2 Gesellschaftszeiten anzurechnen? Meine Frau empfiehlt Erziehungszeiten, Alleinerziehungszeiten und aktive Sozialtätigkeit in der Freizeit. – Heinz Rödl

 

Ihre Idee, dass Rentner und Pensionäre sich auch engagieren können und sollen, finde ich gut! Allerdings sollten Sie bedenken, wie viele dieser Menschen sich schon im Familien- und Freundeskreis einbringen. Sei es durch KInderbetreuung, Pflege und Zeit „opfern“ für nicht mehr mobile Ältere in Familien oder Nachbarschaft und so weiter.

Ich sehe aber auch, dass wir fitten Älteren uns oft noch mehr einbringen könnten. Vor allem, weil es in sozialen Einrichtungen hinten und vorne an Personal fehlt. Und etwas zur Rente dazu verdienen, tut manchem sicher auch gut, abgesehen vom guten Gefühl, etwas sinnvolles geleistet zu haben. Ich bin gerne dabei, Ihre Ideen umzusetzen. – Ursula Schäfer

 

Da kommt ein 17 jähriger „Schnösel“, verzeihen sie den Ausdruck, aus einer Schule wie Schloss Salem, die sicher nicht von Schülern aus einkommensschwachen Elternhäusern besucht werden und fordert ein Pflichtjahr für Rentner, unter Anderem. Ich nehme mal an der Junge ist wohlbehütet in einem gut situieren Elternhaus groß geworden und beklagt, daß die Rentner ein „alles andere als schlechtes Leben führen“. Hat der schon mal etwas von Altersarmut gehört, kennt er nicht die durschnittlichen Rentenzahlungen, keine Pensionen! Erstens ich habe für meine Rente Beiträge bezahlt sonst bekäme ich keine.

Es ist keine „Sozialleistung“! Im übrigen hätte ich gerne meine Rentenbeiträge bei einem privaten Anbieter eingezahlt wenn das möglich gewesen wäre. Ich habe 2 Söhne die meine Frau und ich 25 Jahre auch finanziell so unterstützt haben, bis sie mit ihrem Studium fertig waren. Dies sind mehrere 100000E. Ich werde mein Leben lang dieses Geld nicht zurückerhalten, das will ich auch gar nicht, wir haben es gerne getan. Ich möchte mir nur nicht von diesem“Wohlstandsjüngling“ der bisher vermutlich nur von seinen Eltern und der Allgemeinheit (Schulgeldfreiheit usw.) gelebt hat solche Dinge wie die in ihrem Artikel anhören. Ich würde dies ihm auch persönlich ins Gesicht sagen. – Rainer Lepold

 

Nur um zu polarisieren, muss die Zeit nicht gleich jeden Unsinn veröffentlichen – wie Artikel „Grauenpower“. – PETER KRÄUTER

 

Der liebe Ben Jagasia! Gern würde ich Mäuschen spielen, wenn er seine Eltern und Großeltern dazu auffordert, ein soziales Jahr zu absolvieren. Die junge Generation ist ja zu großen Teilen mit dem goldenen Löffel im Mund geboren, Internatsschüler allemal. Ich freue mich darauf, erleben zu dürfen, wie ein 84-jähriger mich pflegt, wenn ich mal alt bin. Muss die ZEIT eigentlich jeden Mist abdrucken, wenn ein Jugendlicher ihn verfasst hat? – Winfried Nolden

 

Schöne Idee. ich, Jahrgang 1960, wäre dabei. – Thomas Droemer

 

Props an Dich, dass Du mit siebzehn Jahren schon Deinen ersten Artikel in der ZEIT publiziert hast. Deine Klarheit der Argumente sowie Deine rhetorischen Fähigkeiten sind wirklich beeindruckend. Doch möchte ich Dich darauf hinweisen, dass Deinem Blick aus dem Elfenbeinturm am Bodensee etwas Weitsicht mangelt. Du nennst die 250.000 Tausend Deutschen, die ihre Rente im Ausland verbringen. Daraus ziehst Du die Legitimität zu sagen, dass sie dann ja auch ein Pflichtdienst noch leisten können. Nun würde ich Dich gerne auf den Armutsberiecht 2022 des Paritätischen Wohlfahrtsverbands hinweisen, der zeigt, dass die Altersarmutsquote unter Personen ab 65 Jahren zuletzt auf 17,4 Prozent angestiegen ist.

So gibt es zwar sicherlich immer noch einige, die die Sonne auf ihrer Terrasse auf Gran Canaria genießen, doch wesentlich mehr, die aufgrund ihrer geringen Rente armutsbetroffen sind. Von ihnen zu verlangen, ein weiteres Jahr mit noch weniger Einkommen zu arbeiten, halte ich für äußerst empathielos. Übrigens hilft es für eine Bekräftigung Deiner Argumente nicht, einfach mal so Kreuzfahrtangebote zu googeln. Nur weil ein Markt dafür besteht, heißt das nicht, dass dieser für die gesamte Zielgruppe attraktiv ist.

Des Weiteren wirfst Du der Generation vor, dass sie die ökologischen Kosten ihres Handelns häufig missachtet haben, weswegen ein Pflichtjahr mehr als fair wäre. Erneut handelt es sich hier um einen Trugschluss in Deiner Argumentation. Von einigen wenigen, die die Verantwortung und die Macht hatten politische Maßnahmen umzusetzen, auf die gesamte Generation zu schließen, ist schwach – nein, es ist sogar gänzlich falsch. Zudem frage ich mich, wie der Krankenpfleger oder die Handwerkerin, die ihr ganzes Leben körperlich hart gearbeitet haben, auf den Vorwurf reagieren, sie hätten nebenbei nicht auch noch die Klimakrise verhindert.

Meine Gedanken werden nicht durch einen konstruktiven Vorschlag vollständig, sorry dafür. Grundsätzlich verstehe ich Deinen Vorschlag, Ben, und insbesondere das Argument der sozialen Verbindung von Jung und Alt durch ein gemeinsames Pflichtjahr, kann ich nachvollziehen. Und dennoch bin ich der Meinung, dass man die Renter:innen-Generation etwas differenzierter betrachten sollte. – Emily Trabitzsch

 

Kompliment an Ben Jagasia für den klugen Artikel. Und Recht hat er aus eigener Erfahrung auch – Wehrdienst 1986 & Bundesfreiwilligendienst 2022. – Axel Felsch

 

Die Idee von Herrn Jagasia, auch für Rentner ein soziales Pflichtjahr einzuführen, ist schon deswegen eine Totgeburt, da das Renteneintrittsalter in den nächsten Jahrzehnten vermutlich deutlich ansteigen wird. Diese Idee und die Art, wie Herr Jagasia sie begründet. ist aber auch in höchstem Maße respektlos gegenüber der älteren Generation. „Rentnerkreuzfahrten“ und „endlosen“ Urlaub machen wohl nur die Rentner, die Herr Jagasia in dem ihm als Schüler einer der teuersten deutschen Internatsschulen vertrauten sozialen Umfeld erlebt.

Vielleicht sollte er statt „Kreuzfahrten für Rentner“ mal den Begriff „Altersarmut“ googeln. Zudem: Dass Rentner nur noch dürfen – z.B. sich ehrenamtlich sozial engagieren –, aber nicht mehr müssen, ist ein Privileg, dass sie sich durch ihre lebenslange Leistung für diese Gesellschaft, von der auch Herr Jagasia profitiert, verdient haben. Die von Herrn Jagasia angesprochene „Generationengerechtigkeit“ würde darin bestehen, dass seine Generation dafür mal eine Gegenleistung erbringt. – Dr. Klaus-Dieter Beims

 

Selbst erst 17 Jahre jung, nur bereit etwas für die Gesellschaft zu leisten, wenn Leistungen der Rentnergeneration mit einfließen! Wie vermessen und dreist ist dies und dann auch noch die Eliteschule auf Schloss Salem besuchen, deren Kosten sich Normalsterbliche nicht ansatzweise leisten können. Der „liebe Ben“ sollte bevor Forderungen an die Rentnergeneration erhoben werden, sich mit deren Biographien auseinandersetzen. Und dafür „opfert“ DIE ZEIT fast eine ganze Seite! – Klaus Schöpfer

 

Gut gebrüllt junger Löwe! Es war schon immer das Privileg der Jugend, auf tatsächliches oder vermeintliches Unrecht auch mal heftiger reagieren zu können. Als älterer Mensch muss man das ernst nehmen und nicht einfach weglächeln. Allerdings gehört zur ehrlichen Beschäftigung mit dem Thema dann gegebenenfalls auch eine Erwiderung. Hier ist sie: Mir geht die zunehmende Polarisierung in der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzung in „Alte“ und „Junge“, in saturierte Rentner im SUV und die „wache letzte Generation“ zunehmend auf die Nerven.

Ja, ich kenne die von Ihnen beschriebenen grauhaarigen Menschen meiner Generation, deren Beschäftigung im Wesentlichen darin besteht, es sich endlich einmal gut gehen zu lassen, natürlich auch. Da sind die Ideale und sozialen politischen Überzeugungen längst verschüttet unter Selbstverwirklichung und dem Ausleben der persönlichen Freiheiten. Ob man in übergroßen Wohnmobilen Europa erfährt oder sich mit Bildungs- und Flugreisen die Welt erschließt, gipfelnd in der Kreuzfahrtmanie, die nicht nur unter Umweltgesichtspunkten, sondern auch der kulturellen Okkupation jedweder Landschaft und Meeresregion und ihrer Kulturstätten durch ein finanzkräftiges Spießbürgertum, ein höchst zweifelhaftes Merkmal der westlichen Lebensart im einundzwanzigsten Jahrhundert darstellt.

Und ich verstehe die Sorge und die Wut engagierter junger Menschen, die sich nicht nur mit finanziellen Belastungen, sondern vor Allem mit fehlenden Zukunftschancen in einer Welt der Klimakatastrophe, der Kriege, des ungehemmten Kapitalismus und der Geringschätzung des menschlichen Wesens konfrontiert sehen.

Allerdings finde ich hinter dem Steuer der Autos, die mich ungeachtet von Energiekrise und Verkehrszeichen mit hohem Tempo links überholen, sehr häufig junge Gesichter , ebenso wie auf den Brettern im Skizirkus der Alpen, den Ferienfliegern in teils weit entfernte „all inclusive“ Destinationen und im enthemmten Rausch auf den anschließend verwüsteten Straßen und Parks zu Silvester oder Karneval.

Andererseits sind in meinem persönlichen Umfeld, aber auch in meiner langjährigen Berufserfahrung die älteren Menschen in der Mehrheit, die sich reflektiert und verantwortungsvoll verhalten. Unser FairCafè als sozialer Treffpunkt und Fairhandelsgeschäft wäre ohne die weit überwiegend berenteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht möglich. Die Tafel, unser Rat und die Bürgerausschüsse, Fahrten der Busse zu den inklusiven Schulen und Werkstätten, die Vereine, Pflege von Kultur und Landschaft, unsere gesamte Gesellschaft ist nicht denkbar ohne das Engagement und den großartigen Einsatz der älteren Generation.

Dass darüber hinaus die Großeltern meiner Generation in zahlreichen Fällen stark eingespannt sind in Betreuung und Versorgung ihrer Enkelkinder, sie stellen oft die ökonomischen und beruflichen Grundlagen der Familien durch ihren Einsatz erst sicher, bei manchen unter Hintanstellung eigener Entfaltungsmöglichkeiten und sogar der eigenen Gesundheit.

Ich selber habe mein Studium in den siebziger Jahren für achtzehn (!) Monate unterbrechen müssen, um meinen Zivildienst abzuleisten, im Nachhinein war die Erfahrung, „von der Pieke auf“ die Arbeit im Krankenhaus zu lernen, für mein späteres Berufsleben extrem hilfreich. Ich habe, wie viele andere Menschen in diesen Zeiten, lernen müssen, dass die Frage nach dem Militär in unserem Land nicht mit schwarz-weiß Denken zu beantworten ist. Mit einer in der Gesellschaft verankerten Armee, in der es auch Wehrpflichtige gibt, könnte ich besser leben.

Nicht vergessen sollte man auch in der Diskussion darüber, was man älteren Menschen noch zumuten darf, dass es doch sehr unterschiedliche Lebens- und Arbeitssituationen in der Republik gegeben hat und bis heute gibt. Es macht einfach einen Unterschied, ob jemand als Angestellter oder Beamter das Ersteigen des jeweiligen Stockwerkes mit seinem Büro als maximale körperliche Belastung hatte oder ob jemand seine Knie in jahrzehntelangem Fliesenlegen oder seine Wirbelsäule und seine Ohren beim nächtlichen Arbeiten auf Autobahnbaustellen ruiniert hat. Sonst wird die Betrachtung doch etwas sehr akademisch.

Zusammenfassend nehme ich wahr, was Ihren jungen Redakteur zu seinem Beitrag angestoßen hatte, halte aber die Stoßrichtung, wieder einmal im öffentlichen Disput, für falsch. Wir sind, ob alt oder jung, Verbündete, wenn wir uns für die gleiche Sache einsetzen, nur dann sind wir stark. Lasen wir uns nicht auseinander dividieren, wir Alten und Ihr Junge ! – Joachim Berg

 

Der lebensunerfahrene Ben Jagasia aus dem Eliteinternat Salem hat wegen Corona, angeblich 3 Jahre Party und Unterricht verpasst. Seine Idee: Er möchte Menschen, die nach dem Arbeitsleben in Rente gehen zu einem sozialen Pflichtjahr, genauso, wie junge Menschen verpflichten. Das mit der verpassten Bildung könnte stimmen, wenn seine doch schwer nachvollziehbaren Gedanken gelesen werden. Mit einem, im Internet gegoogelten Halbwissen und ideologischen Gedanken, wie alle Rentner machen nur noch Kreuzfahrten oder leben im Ausland ist wohl die das Ergebnis seiner elitären Herkunft. Viele müssen noch zusätzlich arbeiten um durch den Monat zu kommen. Viele haben 45 und mehr Jahre gearbeitet!

Pflegen nach dem Arbeitsleben ihre Eltern usw. oder sind in vielen Bereichen ehrenamtlich tätig. Unteranderem hat sich diese jetzt graue Generation für wichtige für Veränderungen eingesetzt, wovon die jetzt so behütete Generation Schneeflöckchen sehr profitiert. – Helmut Melber

 

Grauenpower? Nein mir graut vor der Power eines Salem-Schülers. Zu Beginn gleich ein Menetekel: Ich leiste nur etwas Soziales, wenn es auch andere tun: Soziales Engagement nur unter seinen Bedingungen. In meinem engen Umfeld kenne ich einen jungen Mann, der von sich aus ein freiwilliges soziales Jahr geleistet hatte; in einer Tagesbetreuung für demenzkranke Menschen. Auch Studenten sammeln vor Einkaufsläden für die Tafel. „Eins mehr kaufen für die Tafel“, so das Motto. Ja, die Tafel: Immer mehr hilfsbedürftige Menschen, ob alt oder jung, sind in Not. Altersarmut in Deutschland nimmt zu. Menschen, die sich die steigenden Kosten für Lebensmittel und Heizung kaum mehr leisten können. Das steht in grellem Kontrast zu den angeführten Luxusreisen von Rentner auf Kreuzfahrtschiffen. Polarisierend. Wieviel Lebenserfahrung kann man wohl behüteten Menschen zutrauen?

Seit einigen Jahren unterstütze ich ehrenamtlich als Mentor bei dem Joblingen (JOBLINGE : Gemeinsam gegen Jugendarbeitslosigkeit) Jugendliche z.B. aus 2. Harz IV-Generation dabei, in den Arbeitsmarkt zu kommen. Eines meiner Ehrenämter im Alter von jetzt 63 Jahren und voll berufstätig. Wieder ein großer Kontrast: Schul- und Internatsgeld zwischen 40- und 50 tausend Euro vs. Harz IV-Empfänger. Nicht zu vergessen die Menschen, welche die Tafel zum Überleben notwendig haben. Nicht zu vergessen die Menschen bedroht oder in Altersarmut. Das ist was ganz anderes als ein Stipendium oder wohlhabende Eltern im Hintergrund zu haben. Echtes nachhaltiges soziales Engagement, ohne Vorbedingungen? Können sich dies solche Menschen überhaupt vorstellen? Ich spreche nicht von finanziellen Almosen, die das Gewissen beruhigen. – Rüdiger Schaller

 

Bravo Ben Jagasia! Selten habe ich einem ZEIT-Artikel so uneingeschränkt zugestimmt. Und das nicht nur wegen seines Inhalts, sondern auch wegen seiner unaufgeregten, sachlichen und freundlichen Sprache, für einen 17-Jährigen nicht unbedingt typisch. Ich finde die Idee, Rentner nach Arbeitsende auch dienen zu lassen, sollte von der Regierung unbedingt aufgenommen werden, vielleicht nach einem Ruhejahr, wenn gewünscht. Ich selber, Rentnerin, bin mit meinen Altersgenossen nicht unbedingt einer Meinung. Wie Ben Jagasia schon schreibt, haben die jetzigen Rentner so eine gute Zeit hinter sich wie sonst noch keine Generation vor ihnen und wahrscheinlich auch keine Generation nach ihnen.

Frieden, Wohlstand, Freiheit, Bildung und noch wenig Einschränkungen durch Rücksichtnahme auf das Klima. Und trotzdem oder auch gerade deswegen herrscht die Meinung vor: das habe ich mir mit harter Arbeit verdient Jetzt will ich meinen wohlverdienten Ruhestand genießen. Dass ich nicht lache! Harte Arbeit, als ob Arbeit nicht seit Menschengedenken hart aber selbstverständlich wäre! Sollte man nicht vielmehr dankbar sein und versuchen, nachfolgenden Generationen das Leben etwas zu erleichtern?

Das wäre meiner Meinung nach die logische Konsequenz. Ich möchte nicht die Rentner pauschal anklagen, viele von ihnen kümmern sich sicherlich um ihre Familien und die Enkel, vererben ihnen viel und machen sich Sorgen, manche haben ein Ehrenamt und sicherlich gibt es viele arme Rentner, denen eher geholfen werden müsste als dass sie selber anderen helfen, aber in ihrer Gesamtheit mit ihren vielen Reisen, Kreuzfahrten, ihren dicken SUVs, ihrem Konsum und eben ihrem zu geringen sozialen Engagement erlebe ich viele als anspruchsvoll und selbstgerecht und dazu womöglich noch unzufrieden.

In der Ukraine ist Krieg, in der Türkei und in Syrien vernichtet ein Erdbeben Menschenleben und Unterkünfte und wir sitzen hier in warmen Wohnungen und haben genug zu essen. Das sollte doch zu denken geben. Es ist höchste Zeit, dass die Rentner, die es insgesamt so gut gehabt haben, etwas an die Gemeinschaft zurückgeben. – Adelheid Becker

 

Herr Jagasia setzt sich in seinem Beitrag höchst engagiert und interessiert mit der Art und Weise des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft auseinander und scheint auch bereit zu sein für einen, wie auch immer gearteten gesellschaftlichen Dienst zu Gunsten des Gemeinwohls. Dafür meine ehrliche Anerkennung. Seine gleichzeitig erhobene Forderung für ein verpflichtendes Dienstjahr nach dem Arbeitsleben steht jedoch auf sehr wackeligen Füssen, denn seine Aussagen über die meist gut betuchten Rentner und Rentnerinnen der Babyboomergeneration scheinen mir doch eher das Ergebnis seiner sozialen Herkunft zu sein.

Ich habe nach der Schule 16 Monate Zivildienst (damals häufig als Drückeberger bezeichnet) gemacht, eine Erfahrung die mein weiteres Leben prägen sollte. Zeit meines Arbeitslebens war und bin ich im ökologisch-sozialen Kontext tätig, in dem ich mich auch privat engagiere. Ehrenamtlich wirke ich seit Jahrzehnten im gesellschaftlichen und kirchlichen Bereich sowie als Jugendschöffe. Darüber hinaus habe ich als Vater vierer Kinder versucht, diesen die Welt schmackhaft zu machen und in ihnen eine Verantwortlichkeit für dieselbe zu verankern. Alle meine sechs Geschwister sowie die meisten Menschen meines sozialen Umfeldes sind ebenso weit über das normale Maß hinaus engagiert zu Gunsten des Gemeinwohls.

In absehbarer Zeit werde ich mit 66 Jahren mein Rentnerdasein beginnen und fast allen meiner Ehrenämter auch weiterhin nachgehen. Die zu erwartende Rente wird mir ein Dach über den Kopf und eine gewisse Mobilität ermöglichen, die von Herrn Jagasia benannte ständige Kreuzfahrt werde ich aber ganz sicher als Verzicht verbuchen müssen! Ich werde es genießen ab diesem Zeitpunkt ausschließlich selbst bestimmen zu können, wo und in welchem Rahmen ich mich dann gesellschaftlich einbringen will, hier noch einmal ein verpflichtendes Dienstjahr anzusetzen wäre kein Motivationsschub. Ich würde gerne mit Herrn Jagasia nach Erreichen seines 60. Lebensjahres noch einmal über seine Vorschläge reden, vermutlich würde er sie dann anders bewerten. Aber bis dahin werde ich ziemlich sicher jede Form von Dienst schon quittiert haben. – Thomas Bauer

 

Ich als Grauer habe zuerst einmal unter Internat Schloss Salem gegoogelt. 500 Euro monatlich private Zuschüsse ab der 5. Klasse (Entspricht ungefähr meinem Rentenanspruch). Das bedeutet für einen 17 Jährigen ca. 36 tausend Euro, die von privater Seite finanziert worden sind, wer auch immer die/der Private war, (vielleicht auch ein Grauer?) Irgendwie ist mir der Begriff der „selektiven Wahrnehmumg“ wieder hochgekommen, und dass diese Wahrnehmung nicht nur vom Wahrnehmen der fünf Sinne sondern auch auf der Basis von Wissen geschieht. Ich bin vom Jahrgang 1958 und nicht bereit noch mal eine Zeitdauer meines Lebens in den Dienst einer Gesellschaft zu stellen, die vor Undankbarkeit nur so strotzt.

Nach meiner Schulzeit, die übrigens von den Berufstätigen, die teilweise den Aufbruch aus der Nachkriegszeit in die Industrienation geleistet hat, finanziert wurde, habe ich 4 Berufe (eigenfinanziert) erlernt. Ich habe 18 Monate Grundwehrdienst, der meiner Sozialkompetenz nicht abträglich war, zur Zeit des kalten Krieges geleistet. War ab dem 44. Lebensjahr fast 19 Jahre mit meiner Frau selbsständig, wobei wir im Schnitt 3 Angestellte hatten, die mit ihren Steuergeldern und Sozialangaben alle die mit finanziert haben, die selber diese nicht aufbringen konnten oder wollten.

Aus meiner Sicht ist die Bezeichnung „Grauenpower“ , ähnlich wie Silberrücken für einen älteren Biker, eine Diskriminierung und ich würde mir wünschen, dass in einer doch so sensibilisierten Zeit, in der auf sexuelle Vorlieben, geschlechtliches Selbstverständnis und Akzeptanz derselben so viel Wert gelegt wird, Respekt gegnüber dem Alter sowie dem im Arbeitsleben Geleisteten gezeigt wird. Das Niveau, welches die Gesellschaft inclusive der Kinder sich heute bedienen darf, haben zumeist die Generationen vorher erarbeitet.

Ich empfehle dem jungen Mann für die Zeit nach der Schule ein Jahr lang das Studium der Realität, vor allem der Realität der arbeitenden Bevölkerung zur damaligen Zeit. Die Idee mit dem Austausch von Jung und Alt halte ich für sinnvoll. Schade, dass sie viel zuselten genutzt wird. Für einen Austausch stehe ich gerne zur Verfügung. – Josef Oligmüller

 

Hier darf ein „Jüngelchen“ mit vermutlich sehr wohlhabendem familiärem Hintergrund seine „Forderungen“ in der ZEIT deponieren, bei deren Erfüllung er bereit wäre, ein allfälliges „Pflichtjahr“ zu akzeptieren. Wer dem wohl dieses Entree geöffnet hat? Man darf sich jedenfalls heute schon darauf freuen, wenn er dereinst in einer, dank seiner offensichtlich elitären Zugehörigkeit eingenommenen Spitzenposition seine „Untergebenen“ an seinen weisen Entschlüssen teilhaben lassen wird.

Nebenbei sei angemerkt, dass die überwiegende Mehrheit seiner Altersgenossen ganz andere Sorgen hat und unbeschadet der erheblichen Mängel des öffentlichen Schulsystems (worüber man auch in der ZEIT lesen kann) sich bemühen muss, die für den beabsichtigten Berufseintritt oder die höhere Weiterbildung notwendigen Kompetenzen zu erlangen.

Im Übrigen nimmt die auch überwältigende Mehrheit der „leistungsfaulen Ruheständler“ schon wegen fehlender finanzieller Ausstattung nicht an „Rentner-Kreuzfahrten“ Teil, sondern unterstützt mit erheblichem Zeitaufwand (oft auch Geldaufwand) ihre Kinder bei der Betreuung der Enkel, weil nur mehr Doppelverdiener den üblich erwarteten Lebensstandart halten können. Oder sie Betreuen (manchmal auch noch zusätzlich) ihre noch älteren eigenen Eltern oder ihnen nahestehende alte Personen. Diese Aufgabenliste könnte leicht und umfassend erweitert werden. Als jahrzehntelanger ZEIT-Leser ersuche ich, künftig derartiges „Geschwafel“ nicht mehr öffentlich zu machen. – Günther Lettau

 

Danke für den Beitrag „Grauenpower“!!! Der Beitrag von Ben Jagasia ist super formuliert, bringt die Debatte auf den Punkt und entspricht genau meiner Meinung. Ich bin 54 Jahre, habe 18 Monate als Wehrpflichtiger dem Staat gedient, und sehe es also absolut zumutbar an, dass ich im Rentenalter nochmals aktiv werde. Gerade meine und die Generation davor haben es leicht gehabt gut bezahlte Arbeitsplätze zu finden und einen soliden Wohlstand aufzubauen. Vielen wurde durch Frühverrentung durch ihre Arbeitgeber, gestützt durch großzügige staatliche Transferleistungen recht früh viel Freizeit geschenkt. In dieser sich erstmals oder nochmal für den Staat und das Gemeinwohl zu engagieren macht absolut Sinn. Ben´s Generation das allein aufzubürden ist absolut unfair, zumal wir „Alten“ mittlerweile schon in der Mehrheit sind. – Martin Kadner

 

Ich finde es ausgesprochen gut, dass Sie Positionen vertreten. Besonders dann wenn es meine Generation der „Babyboomer“ betrifft. Die Forderung nach einem lebenslangen Engagement kann ich gut nachvollziehen. Sie tritt immer dann auf, wenn etwas aus dem Gleichgewicht geglitten erscheint. Ich möchte Sie mitnehmen auf eine Reise eines dauerhaften Engagements in meiner Generation und so glaube ich stellvertretend für die Generation sprechen zu können. Ich habe von der Bildungsreform Willy Brandt und Helmut Schmidt profitiert. Eigentlich hätte ich beiden immer wieder zu Dank verpflichtet sein müssen.

Die Kehrtwende kam mit dem Beschluss über die atomare Aufrüstung der 80er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland und der Ausdehnung der Wehrpflicht. Wer damals nicht zur Bundeswehr wollte musste den Dienst mit der Waffe verweigern. In der Regel hat dann ein Ausschuss über die Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer entschieden. Das Verfahren wurde ab etwa der 86er Jahre durch schriftliche Erläuterung vereinfacht. Hintergrund war eine Politik der Annäherung. Die Ostermärsche waren fester Bestandteil meiner Generation und neu in einer wechselhaften Demokratie jener Jahre. Vielen von uns gelang es den Zivildienst für 24 Monate zu leisten oder nach Westberlin abzutauchen. Hier wurde soziales Engagement per Entscheidung des Staates in Form einer Behörde produziert und gestatten Sie mir die kritische Anmerkung, Sozialverbände haben ausgesprochen gut davon gelebt.

Besonders beliebt waren Zivis mit Führerschein, die konnten gleichzeitig Einkäufe und Arztbesuche für Menschen mit Einschränkungen absolvieren. Die Wehrdienstmänner, damals gab es noch keine Frauen beim Bund, belegten die Züge gröhlend und alkoholbetäubt mit Zigarettenluft angereichert die Strecken zum Wochenende freitags Südwest und sonntags Nordwest. Und etliche von den Grundwehrdienstler haben sich Suizidiert oder zeigten andere Leiden. Die Strukturen der Bundeswehr sind heute noch undurchschaubar, sonst gäbe es keine Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung. Beide Systeme des sozialen Engagements, um es etwas diplomatisch auszudrücken, hatten keine Vorteile, da sie unter Zwang eingerichtet wurden.

Also bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als die Unzulänglichkeit einer menschlichen Spezies zu ertragen. Jede menschliche Verpflichtung 24 Monate seines Lebens für das Gemeinwohl zu dienen würde in einem Chaos münden. Es war und ist für mich immer wieder schwer auszuhalten, wenn Menschen ein positives dissozialen Verhalten zeigen, ob nun auf Kreuzfahrtschiffen, Flugzeugen oder im Auto. Um diesem Verhalten zu begegnen bedarf es gute Mobilitätsangebote, die Menschen zusammenbringen.

Dann wird das „Herdenverhalten“ sicherlich auch soziales Engagement fördern. Davon bin ich überzeugt. Und es gibt viele Menschen, die sich gegenseitig unterstützen, die Pandemie, war für mich der Beweis dafür. Es gab gegenseitige Einkaufsdienste, Besorgungen oder musikalische Unterhaltungen. Krisen sind immer der Motor der Reflexion des Selbstbestimmungsrechts seiner Bürger:innen und wirken regulierend auf eine Gesellschaft, dazu bedarf es keines Regelwerks. – Volker Schröder-Witte

 

Ich bin seit etlichen Jahren „Zeitleserin“ und verschlinge auch gerne die Leserbriefe zu den verschiedenen Themen. Noch nie hatte ich den Drang, mich zu einem Artikel zu äußern. Der Artikel „Grauenpower“ hat aber für mich den Vogel abgeschossen. Wie kann ein 17jähriger Schüler aus dem Elite-Internat Salem, der womöglich in einer finanziellen gut behüteten Blase lebt, mit seinem Artikel einen solchen Platz bekommen. Ja! Rentner dürfen nach jahrelanger Arbeit im südlichen Ausland leben, weil das Leben dort billiger ist, als in Deutschland.

Ja! Rentner dürfen sich eine Seereise gönnen, denn sie haben sich das Geld dafür jahrelang erworben und gespart. Und JA!! Rentner bringen sich schon lange in der Gesellschaft ein im Ehrenamt oder als Minijobber. Im Krankenhauswesen als Begleiter – in den Tafeln – Bürgerbus – Lesepaten in den Schulen – Hospizbegleitung – in den Kulturvereinen – im eigenen häuslichen Umfeld der Enkelbetreuung und der Pflege der Partner und betagten Eltern – der Notfallseelsorge- und Umweltpaten Sollte nur einen Tag der „Grauenpower“ streiken, wäre das ein Blackout für die Bundesrepublik! – Gabriele Maier

 

Was für ein schöner Gedanke, Sie und ich zusammen Essen verteilen bei der Tafel…… Aber eine Frage hätte ich schon noch – der Schweißer, der nach 50 Jahre in Rente geht (er fing nämlich mit 15 Jahren an zu arbeiten), nur noch im Erdgeschoß wohnen kann, weil er die Treppen in den 2. Stock gar nicht mehr schafft, oder die Alleinerziehende, die 3 Kinder mit 3 Jobs durchgebracht hat – wer entscheidet ob diese Menschen, noch in der Lage sind die von Ihnen angedachten Arbeiten zu erledigen. Ach, Sie wollen dafür eine neue Behörde?? Ach nein, das kostet ja wieder Geld – na, ja dann muss der Schweißer nach 50 Jahren am Schweißgerät nachweisen dass er keine Stufen mehr laufen kann?? Ich würde sagen, nicht ansatzweise zu Ende gedacht!!

Es reicht nicht sich die Umsatzzahlen der Kreuzfahrtunternehmen mal anzuschauen – es kommt, wie Sie sicher wissen immer auf die Bezugsgrößen an – hier der link zum statistischen Bundesamt – hilft weiter wenn Sie sich ernsthaft mit diesem Thema auseinandersetzen möchten. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/09/PD22_N061_12_13.html Sollten Sie sich diese Statistiken zu Gemüte führen, wird Ihnen schnell klar sein, dass sich der Urlaub erledigt hat – jedenfalls für den Großteil der Rentner*innen. Zudem lade ich Sie gerne ein zur Tafel, in Frauenhäuser ect. zu kommen um zu sehen, dass viele Rentner*innen genau diese Hilfestellungen bereits leisten – in den meisten Fällen ehrenamtlich.

@liebe ZEITredaktion, dies war der oberflächlichste Artikel, den ich jemals in Ihrer sehr geschätzen ZEIT gelesen habe. Es gibt so viele junge Menschen, die fundierter, reflektierter und professioneller über die unterschiedlichsten Themen (auch über dieses) aus den unterschiedlichsten Standpunkten heraus schreiben können. Dieser Artikel gehört doch eher in die Boulevard Presse, hier sind die Fakten dann eher Nebensache – eben ein „ichwillmalwichtigsein“ Artikel. Mit dem Wunsch uns mit dieser Art Artikel in Zunkunft zu verschonen: – Petra Stützer

 

Der junge Mann scheint leider nicht sehr gut informiert zu sein. Zunächst hat er offensichtlich vergessen, dass es doch wohl seine Generation ist, die mit dem unökologischen „Mama-Taxi“ nicht nur bis vor die Schultür, sondern oft auch noch zu Musikschule und Tennis gefahren wurde. Häufig sorgt die Hilfe der Großeltern bei der Betreuung der Enkelkinder dafür, dass beide Eltern arbeiten können, was nicht selten sogar notwendig ist.

Das Rentenniveau außerhalb von Schloss Salem, zumal von Frauen, lässt nun keineswegs in jedem Fall Kreuzfahrten zu. Auch unter den ehrenamtlich Tätigen bilden die Seniorinnen und Senioren eine bedeutende Gruppe und leisten damit bereits einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft. Vielleicht sollte der junge Mann einmal die Salem-Brille mit einem Blick in weniger privilegierte Gegenden unseres Landes tun. – Dr. Marhild Hoffmann

 

Mit zunehmender Fassungslosigkeit und Verärgerung habe ich den Text von Herrn Jagasia gelesen und inzwischen bin ich zusätzlich verärgert und fassungslos darüber, dass Sie diesem ahnungslosen Jüngling eine halbe Seite ZEIT einräumen. Ahnungslos zu sein ist per se ebensowenig vorwerfbar wie privilegiert zu sein. Aber warum wird ein auf Google-Reiseanzeigen und der Befragung der eigenen (vermutlich akademischen) Großeltern basierender völlig unterkomplexer Beitrag veröffentlicht? Bringt man den Schülern des teuren Bodensee-Internates Schloss Salem übrigens nicht bei, dass nicht jede und jeder so privilegiert ist wie sie und ihre Familien?

Herr Jagasia scheint nicht zu wissen , dass es in diesem Land Leute gibt, die körperlich arbeiten und nach Jahrzehnten der Berufstätigkeit auch tatsächlich an der Grenze ihrer Kräfte sind. Auch von gesundheitsschädlichem Schichtdienst hat er wohl noch nie gehört. Vielleicht spricht er mal mit dem Haus- und Küchenpersonal, den Busfahrern, den Handwerkern etc., die sein Leben auf Schloss Salem angenehm machen. Auch er hat vielleicht schon Verkäuferinnen oder Postboten in Ausübung ihrer Arbeit gesehen, von Kurierfahrern und Pizzaboten ganz zu schweigen. Offensichtlich hat er keine Ahnung, wie sich ein Arbeitstag, ein Arbeitsjahr, ein Arbeitsjahrzehnt da anfühlt. Was auch nicht vorwerfbar ist, aber dann sollte er doch zu diesem Thema mal lieber schweigen….

Es wäre schön, wenn die meisten Rentner ein angenehmes Leben führten, wie Herr Jagasia aus der Menge der auf Google angebotenen Rentnerkreuzfahrten schließt. Lernt man auf Schloss Salem, dass die Realität sich in derartigen Anzeigen abbildet? ich würde sofort das Schulgeld zurück verlangen. Vielleicht dann doch mal einen Blick in die Zahlen der Rentenversicherung werfen über die Zunahme von Altersarmut und dort erfahren, dass die durchschnittliche Rente von Frauen 2021 856 € und von Männern 1203 € beträgt und dass zunehmend Rentner mindestens einen Job annehmen, um über die Runden zu kommen.

Das ganze Weltbild von Herrn Jagasia zeigt sich in seiner Schlussfolgerung daraus, dass 250.000 Deutsche ihre Rente ins Ausland überwiesen kriegen – für ihn ein Zeichen von „endlosem Urlaub“. Dass es dabei aber vielleicht auch um niedrigere Lebenshaltungskosten geht oder dass auch Doppelstaatler nach dem Arbeitsleben zurück in ihr Herkunftsland ziehen, scheint Herrn Jagasia nicht in den Kopf zu kommen.

Es ist nicht die Position „alt gegen Jung“, die mich an diesem Text so aufregt, sondern die absolute Blindheit gegenüber der sozialen Realität. Natürlich gibt es fitte wohlhabende Ruheständler, aber das lässt sich doch nicht verallgemeinern! Es ist ja schön für Herrn Jagasia, wenn seine Großeltern dazu gehören, aber wie blind muss man als 17jähriger Gymnasiast sein um nicht zu erkennen, dass das nicht der Regelfall ist. Und dass es ist nicht zuletzt eine Frage des Berufes, den man ausgeübt hat, ist.

Zum Abschluss : die von Herrn Jagasia ausgemalte schöne Welt durch Dienst an der Gemeinschaft wird bereits auf freiwilliger Basis von vielen, die es können, realisiert. Ein Großteil der ehrenamtlich Engagierten ist Rentner. So sei – ein Beispiel unter vielen – daran erinnert dass Corona für die Tafeln auch deshalb zu einem solchen Einbruch führte, weil 2/3 der Menschen, die dort Kleinlaster fahren, Lebensmittel abholen oder Essen verteilen, im Rentenalter ist und aufgrund der Kontaktbeschränkungen/Gesundheitsrisiken während der Pandemie ausfiel. Ein Pflichtjahr ist für diese Leute ebensowenig nötig wie für die vielen Großeltern, die ihre berufstätigen Kinder bei der Nachwuchsbetreuung unterstützen. – Carola v.Paczensky

 

Eine tolle Idee von Ben Jagasia: Pflichtjahr oder Gesellschaftsjahr von den Alten nach der Rente, wenn auch die Jungen nach der Schule so ein Gesellschaftsjahr ableisten. Ich bin begeistert! Den fitten Alten ab 63 ist das durchaus zuzutrauen. Ob sie dann – wenigstens für ein Jahr – auf die Kreuzfahrtschiffsreise oder das Studium im Alter an der Uni verzichten? Es kann allerdings auch sein, dass sie dann nicht mehr ihre Enkelkinder betreuen können, wenn der Personalnotstand in Kita und Ganztagsschule das erfordert.

Oder die Arztbesuche mit dem kranken Ehemann fallen aus. Es wäre interessant, mal zu erkunden, wie viele fitte Alte schon längst ehrenamtlich in Vereinen, sozialen und kulturellen Einrichtungen, bei Hilfswerken und in der Seelsorge tätig sind. Freiwillig, weil es ihnen Freude macht und eine Resonanz erzeugt, die wechselseitig gut tut. Als verpflichtenden Dienst kann ich mir das nicht vorstellen. Ich bin 78 Jahre alt und seit 8 Jahren einmal wöchentlich als „Grüne Dame“ im Krankenhaus tätig. – Dietlind Fischer

 

Superidee: vor der Rente noch ein Jahr Dienstpflicht. Ich bin Jahrgang 59, also einer von den privilegierten Babyboomern, von denen Herr Jagasia spricht. Wir sollen der jungen Generation was zurückgeben, weil wir vom Frieden profitiert haben, Schuldenberge angehäuft haben und ökologischen Raubbau betrieben haben. Da ist man nun mit „Jute statt Plastik“- Tüten rumgerannt, hat in Menschenketten zu hunderttausenden gestanden, um gegen die Stationierung von Pershing Raketen zu demonstrieren, hat sich wacker bei jeder Gelegenheit gegen Atomkraft engagiert, längst vor Tschernobyl und Fukoshima, hat gut die Hälfte des mühsam verdienten Einkommens in Form von Steuern und Sozialabgaben an den Staat abgedrückt um Herrn Jagasias Ausbildung, Schulbus und Kindergeld zu finanzieren. Hilft alles nichts, wir sind die Bösen und müssen den Jungen was zurück geben. Also Dienstpflicht! Ich hatte mich ja damals auch für den Dienst an der Waffe entschieden, es hieß, das sei das, was man tun müsse, um den Frieden zu bewahren.

Besondere Freude hatte ich an dem Befehl „Tiefflieger von links“, dann musste sich die ganze Kompanie so schnell wie möglich auf den Boden werfen, das war auf dem geteerten Kasernenhof manchmal nicht so ohne. Bei der von Herrn Jasiga angedachten Seniorentruppe müsste dann halt immer reichlich Sanitäter bereit stehen, um den Siebenundsechzigern, die Schwierigkeiten haben, wieder auf die Füße zu kommen, tatkräftige Unterstützung zu leisten. Ich würde mich natürlich zu den Panzern melden, die werden ja heutzutage so dringend gebraucht, mal mit 1500 PS durchs Gelände düsen, ich sage nur Kraus-Maffei, aus Freude am Fahren. Volkssturm 2.0: Rentner an die Front! – Dr. med. Stephan Gerke

 

……Nur wenn auch Rentner dienen müssen….. Wieder einmal wird ein einseitiges Bild unserer Gesellschaft gezeichnet! Omas und Opas leisten schon seit Jahrzehnten soziale Dienste, denn was wären junge Familien mit berufstätigen Eltern ohne uns Omas und Opas? Wer kümmert sich, wenn Kinder oder auch ihre Eltern krank werden, wenn in den Ferien Kitas, Schulen oder der Hort geschlossen sind? Wer hütet, kocht, putzt, pflegt, liest vor, versorgt Wunden, wenn nicht die Rentner in Gestalt der Omas und Opas? Nicht jeder Alte findet Kreuzfahrten spannend! Was wäre unsere Gesellschaft ohne die ehrenamtlich Tätigen, die zu einem großen Teil aus Ruheständlern bestehen? – Dorothea Kaminske

 

Ein sehr guter und konstruktiver Vorschlag, den Ben Jagasia da vorbringt. Findet meine volle Zustimmung. Vor allem, wenn es um den sozialen Zusammenhalt von Alt und Jung und die Solidarität für alle geht. Die Umsetzung würde auch mich in ein paar Jahren betreffen. Das wäre in Ordnung. – Joachim Kubowitz

 

Immer drauf auf die „Babyboomer“. Jetzt also auch noch ein Pflichtjahr, weil es uns immer ach so gut ging (geschrieben von einem 17jährigen Salemschüler, also aus ausgesprochen priviligiertem Hause). Hier meine Argumente gegen ein Pflichtjahr für Rentner: Wir waren immer viele (können wir nichts dafür). In der Grundschule waren wir 60 Kinder in der Klasse (geschrieben wurde auf Schiefertafel), im Gymnasium dann nur noch 40. Nach der Schule Ausbildung – man musste nehmen, was man kriegen konnte; wir waren halt viele. Für die Männer Wehr- oder Zivildienst (mein Mann war 10 Jahre beim THW, um sein Studium nicht unterbrechen zu müssen).

Fernsehen bekamen wir als ich 14 war, Telefon mit 17. Handy, Computer – gab es nicht. Auto – hatten wir nicht. Urlaub – man fuhr mal mit der Bahn zu Verwandten oder in eine Kinderfreizeit im Sauerland. Party – wenn man Glück hatte, gab es vor Ort 1 x im Monat Disco im Jugendzentrum. Später dann – Kindergarten und Schule mit Ganztagsbetreuung gab es nicht. Kindergarten von 8 bis 12, da bekommt man keinen Halbtagsjob hin. Also zuhause bleiben, Kind versorgen. Nebenbei Ehrenamt, 10 Jahre Kommunalpolitik, 8 Jahre Jugendschöffe, 10 Jahre rechtliche Betreuungen, Hilfe bei Schulveranstaltungen, Basare etc., 9 Jahre Pflege von 4 gebrechlichen Elternteilen.

Zum Lohn bekomme ich eine Rente, von der ich nicht leben könnte, wenn mein Mann keine auskömmliche Rente bekäme. Wie viele Rentner und vor allem Rentnerinnen arbeiten nebenbei, weil sie von ihrer Rente auch nicht leben können. Wie viele, die damals mit 14! angefingen zu arbeiten, sind mit 65 einfach fertig und froh, ihre Ruhe zu haben. Ich bin absolut gegen ein Pflichtjahr, sowohl für die Jungen wie für die Alten. Freiwillig, o.k.; mit Zwang bekommt man niemanden dazu, sie gut einzusetzten, das ist dann einfach ein verlorenes Jahr. Lieber Ben Jagasia, komm erstmal im richtigen Leben an, ohne das Mama und Papa dir die Hand vor den Hintern halten – und ja, mach gerne ein soziales Jahr, würde dir sicher guttun. – Martina Preuschoff

 

15 Monate Grundwehrdienst abgeleistet vor Eintritt in 45 Jahre Berufsleben. Seit Renteneintritt vor zwei Jahren als ehrenamtlicher Betreuer hilfsbedürftiger Personen im Einsatz. Den Vorschlag von Ben Jagasia lebe ich bereits. Ein Aspekt fehlt mir bei den vorgetragenen Überlegungen jedoch völlig. Wie ist umzugehen mit ehrenamtlichen Tätigkeiten während des Berufslebens? 40 Jahre als Kassier (in 6 Vereinen), 33 Jahre lizensierte Jugendtrainertätigkeit und 24 Jahre Stadtratsarbeit. Gibt es Raum zur Behandlung oder Anrechnung dieser Lebenszeit? Die von mir im Übrigen nicht als Verlust von Zeit sondern als Gewinn an Qualität betrachtet wird. – Dieter Gottschling

 

Am 15. Februar 23 arbeite ich seit 2 Jahren in einem Altenheim. Angefangen habe ich als Testerin auf Corona für Besucher, Angestellte und Bewohner. Das erste Mal seit 45 Jahren wurde meine Arbeit wertgeschätzt, d.h. Ich werde bezahlt auf 450€-Basis und bin stolz auf diesen Verdienst. Ich habe mein Lebenlang gearbeitet, für die Schule meiner Kinder, für den Sportverein, für die Flüchtlingsbetreuung, nie war es auch nur annähernd auf 450€-Basis. Jetzt bin ich 70 Jahre alt, betreue Pflegebedürftige, gebe Esshilfe, singe mit ihnen, gehe mit ihnen Spazieren, gehe auf sie ein. Vor einem Jahr hatte ich einen schweren Unfall. Ich wäre nie so schnell wieder auf die Beine gekommen, wenn ich nicht im Alten- und Pflegeheim gebraucht worden wäre. – Eva Langhammer

 

Mein Mann bewarb sich mit 63 Jahren als Frührentner in einer Kita, da er etwas Sinnvolles tun wollte. Jeden Tag half er 2 bis 3 Stunden dort aus und für ihn brach eine Welt zusammen als die Behörde zu seinem 80 Lebensjahr eine Weiterbeschäftigung verbot. Heute mit 83 Jahren sagt mein Mann, es waren die glücklichsten Jahre seines Lebens. Es wäre vielleicht auch nicht ausgeschlossen, so ein soziales Jahr in der Mitte des Berufslebens einzufügen. Dann würde mancher vielleicht sogar noch einmal etwas völlig anderes machen. – Irene Zadra

 

Ich, ein echter Baby-Boomer Jahrgang 1955, höre die Signale aus dem Ponyhof Salem – Kosten interne Schüler im Schuljahr 2021/2022 zwischen 43.500 und 48.300 Euro (ohne Nebenkosten) pro Jahr. Ben Jagasias Idee teile ich. Nur, sie ist nicht neu: Schon jetzt können Rentner einen freiwilligen Dienst leisten. Und viele tun es. Somit wäre ich bei Ben Jagasias heillosen Pauschalisierungen, mit denen er seiner eigentlich richtigen Botschaft einen Bärendienst erweist: „Die meisten von ihnen führen ein alles andere als schlechtes Leben. Renteneintritt im Schnitt mit 64 Jahren (…) ständig steigende Lebenserwartung (…) schier endlosem Urlaub (…) „Rentner-Kreuzfahrten“ (…) aber das Leben ist nun mal keine ständige Kreuzfahrt, auch nicht das Leben nach der Arbeit.“

Übrigens: Dass „250.000 Deutsche ihre Rente im Ausland“ genießen, kann z.B. auch daran liegen, dass man dort a) billiger lebt und b) viele ausländische Arbeitnehmer ihren Lebensabend wieder im Heimatland verbringen. Und was kann ich dafür, dass meine Lebenserwartung steigt? Soll ich mich zu Tode saufen – mit teurem Bordeaux, versteht sich?

Besonders schlimm im Beitrag: das aktuell sehr beliebte Baby-Boomer-Bashing. Die Boomer haben „profitiert“ ohne Ende und „dabei die ökologischen Kosten ihres Handelns häufig missachtet“. Hallo? Man kann nur missachten, was man weiß. Was soll ich 1965 als 10-jähriger über die ökologischen Kosten meines Lebens wissen? Und übrigens: Wer hat eigentlich mit dafür gesorgt, dass die Ben Jagasias dieses Landes heute frank und frei sprechen und schreiben können? Dass Vergangenheit aufgearbeitet wurde und wird?

Wer hat in den 60ern und 70ern für sexuelle Freiheit gekämpft, für Emanzipation? Und wer hat später in den 80ern die Grünen gewählt (Baby-Boomer, von denen viele „Die Grenzen des Wachstums“ gelesen hatten), wer hat gegen Rüstungswahnsinn und AKWs demonstriert? Aber wissen Sie was? Eigentlich mache ich gerade den selben Fehler wie Ben. Ich begründe meine Meinung mit Pauschalisierungen und Gegenanklagen. Anstatt zielorientiert zu sein und mit Ben & Co. gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten. Aber es musste einfach mal raus. Pardon. Und jetzt an die Arbeit. – Kurt Eimers

 

Als meine Generation (Jahrgang 1948) 17 Jahre alt war, endete mit 14 Jahren die schulische Ausbildung nach der 8. Klasse an der damaligen Volksschule. Die Allermeisten hatten schon eine 3-jährige Lehre (Ausbildung) absolviert und gehörten damit zur werktätigen Bevölkerung und schon fast zum Erwachsenenleben. Der Jahresurlaub betrug 18 Tage. Kurze Zeit später dann rief die Bundeswehr oder der Zivildienst. Von 1968 bis 1970 war ich 18 Monate dabei für monatlich DM 90,00 bzw. DM 120,00. Meine berufliche Weiterbildung lag in dieser Zeit brach.

Dann wurde bald geheiratet, denn man bekam keine Wohnung ohne Trauschein. Kinder wurden geboren und es wurde viel gearbeitet, denn wir fingen wirtschaftlich bei Null an. In meinem Fall 40 Jahre Selbstständigkeit bis zum 71. Lebensjahr. Auch heute bin ich noch an 3 Vormittagen in der Woche bei meinem Nachfolger tätig. Du siehst Ben, im Gegensatz zu Deiner Generation lebte meine beinahe unbeschwert und komfortabel. Das von Dir geforderte Senioren-Dienstjahr reiss ich übrigens auch noch ab. Setz mich ein, Ben! P.S. Da die heutige Jugendzeit gefühlt bis 30 geht, hast Du gute Chancen, Deine 3 „verlorenen“ Jahre wieder aufzuholen. – Günter Erdelkamp

 

Ich bin inzwischen 80 und fühle mich für ein soziales Jahr nicht mehr fit genug. Die Idee von Herrn Jagasia finde ich dennoch gut. Dieses in der Welt Herumgereise einer sehr großen Anzahl der Rentner spricht doch für sich. Ich würde das als junger Mensch in der heutigen Zeit ebenfalls mit einigem Befremden sehen. Allerdings, es gibt auch eine andere Seite. Schon jetzt sind nahezu ausschließlich Rentner in Ehrenämtern tätig, ohne die, die gesamte Flüchtlingspolitik längst zusammengebrochen wäre. – D. Breimeier

 

Ich bin langährige Zeitleserin, in letzter Zeit aber öfter verärgert über die höufigen Modestrecken im Zeitmaazin, auch die Artikel über Helene Fischer etc. Nun las ich gerade “ Grauenpower “ erfasst vom einem Jüngling der Elite Schule Schloss Salem. Ich möchte Ben Jagasia gern in meine Praxis einladen, ich bin mit 72 Jahren selbstständige Ergotherapeutin , hier könnte er einmal erleben , wie die „Alten “ , mit vielerlei Einschränkungen sich gegenseitig helfen, wie Ehefrauen, zw. Ehemänner ihre versehrten Partner mit Hingabe pflegen mit Renten, die den Durchschnitt nicht überschreiten, ( Durchschnitt, Männer Euro 1276,- , Frauen Euro 776.-) für Kreuzreisen ist da nicht viel Geld oder Zeit übrig.

Auch in meiner Straße hier in Neckargemünd kann er sich umsehen wie das Leben bei den normalen Bürgern sich abspielt im Alter, alle hier in der Straße kümmern sich um eine 94 -jährige Nachbarin, unentgeldlich, einfach aus Nächstenliebe, einer mäht den Rasen, es wird gekocht, gebacken, geputzt über Jahre hinweg, da benötigen die “ Alten “ kein soziales Jahr, es ist selbsterständlich. Ich bin empört, dass die Zeit einem jungen Mann , sicher aus der sozialen Oberschickt kommend, eine Plattform gibt, der aus seiner “ Schlossperspektie “ das reale Leben nicht erfahren hat, sonst würde er slch einen Artikel nicht verfassen. Ich meine es sehr ernst mit meiner Einladung. – Gabriele Niebuhr

 

Dienstpflicht oder nicht? Wer mag, soll das diskutieren. Aber der Salem-Schnösel hätte vielleicht auch mal „Durchschnittsrente“ googeln können. Dann wüsste er, dass die netto 1442 € im Westen und 1422 € im Osten beträgt – vor Steuern. Nicht unbedingt üppig für „schier endlosen Urlaub“. Immerhin weiß er ja schon, dass das Leben keine ständige Kreuzfahrt ist. Aber seine Großeltern weisen ihn hoffentlich noch darauf hin, dass das Leben in den Gemäuern von Salem ein hochprivilegiertes ist. So gesehen gönne ich ihm eine Dienstpflicht. Aber bitte nicht Essenaustragen, sondern wie ich als Rettungssanitäter im Zivildienst mit Blut, Tod und vollgekotzten Betrunkenen. Bis dahin soll er mich mit seinen Elite-Weisheiten verschonen. – Rainer Eisenschmid

 

Man muß ihn mögen, den jungen Mann, der mit seltener Empathie über die Generation die ihm wahrscheinlich sein Luxuxleben in Salem ermöglicht, spricht. Für eine Gegenrede würde ich jedoch nicht meine Zeit opfern. Der Artikel regt aber an, über die ZEIT und wie ich finde, ihr Abgleiten ins Boulevardesque nachzudenken. Diese negative Qualität tritt immer öfter herovr. Ich erinnere mich an Zeiten, in denen z.B., Theo Sommer, Robert Leicht oder Theodor Eschenburg für die ZEIT schrieben.Wenn mich nicht nostalgische Gefühle beherrschen würden, hätte ich mein mehr als 50jähriges Abonnement längst aufgegeben. Vielleicht ist es für die ZEIT an der Zeit, einmal darüber nachzudenken, ob der Herausgeberrat nicht auch dem ökonomischen Erfolg verpflichtete Herausgeber weichen sollte. – Klaus Grasenick

 

Vor fünfeinhalb Jahrzehnten habe ich bei der Bundeswehr „gedient“. Ob dies gesellschaftlich sinnvoll war, dies wurde zwischenzeitlich von manchen Kräften bezweifelt, soll aber jetzt kein Thema sein. Vor 16 Jahren schied ich vorzeitig (zum Arbeitskräfteabbau) aus dem Berufsleben aus, habe seitdem aber weniger Urlaub gemacht als mancher Jugendliche, auf Kreuzfahrt war ich noch nie, von Dauerurlaub keine Spur. Ich will nicht aufzählen, was ich durch eigene Arbeitsleistung für den Erhalt und die Schaffung von Wohnraum, für die Erforschung und Veröffentlichung regionaler Zusammenhänge, Betreuung anderer Personen etc. getan habe.

Ich schweige von den vielen Stunden, die meine Frau (ebenfalls vor 16 Jahren ausgeschieden) unseren Enkeln gewidmet hat. Ich rede nicht über das Engagement meiner Geschwister nach ihrer Verrentung. Und so könnte ich die Kreise weiterziehen. Aber es gibt auch andere Rentner, die Sie wohl vor Augen haben. Doch von Schloß Salem sieht man vermutlich vorwiegend auf eine Großelternschaft, deren Kinder den Internatsaufenthalt der Enkel zahlen können müssen. Von diesem Sektor kann man nicht auf die Allgemeinheit schließen. – Adolf Ronnenberg

 

Es ist Ungewöhnlich, dass Sie mit Ihrer Grauenpower als Juli eine Replik auf Bernhard Schlink in der Zeit veröffentlichen können. Ihr Text vermittelt den Eindruck, dass Sie eine ganze Generation, Ihre Generation argumentativ vertreten wollen. Es wäre besser gewesen, wenn die „Zeit“ unter der Rubrik „Streitgespräch“ diese Diskussion geführt hätte. Ihr Diskussionspartner sollte ein Gleichaltriger sein aus der DGB-Jugend, der schon im Erwerbsleben steht.

Den Vorwurf, den man Privatschulen vom Typus Salem macht, ist kurz zusammengefasst: WIKIPEDIA “ Erlöst die Söhne und Töchter reicher und mächtiger Eltern von dem „entnervenden“ (= abgehoben-wirklichkeitsblinden) Gefühl der Privilegiertheit. Hahns erlebnispädagogischer Ansatz wird zuweilen kritisiert, da man die Gründung der ersten Kurt-Hahn-Schule auf eine politisch konservative Motivation zurückführen kann: Die Schule sollte eine neue nationale Führungselite hervorbringen, die sich durch Verantwortungsbewusstsein, Handlungsbereitschaft und Kooperationsfähigkeit auszeichnet.

Ihre Abgehobenheit ist erkennbar durch Ihren gehässigen Hinweis auf Seniorenkreuzfahrten und weiteren Unsinn, den Sie geäußert haben. Diese Alten sind die Ersatzlehrer der Nation, da sich unser Staat solche Schulen wie Salem nicht für alle Kinder ermöglichen kann. Diese Alten engagieren sich bei der Flüchtlingshilfe, in Sportvereinen und sozialen Einrichtungen. Diesen müssen Sie, der noch nichts geleistet hat, nicht erklären, was Zusammenhalt für die Gemeinschaft bedeutet. Mit Recht haben Sie in Veröffentlichungen mit den Julis auf das desolate Erbe hingewiesen, das Sie politisch meistern müssen. Ihre Schule weist im Besonderen auf den Dienst für die Gemeinschaft hin, werden Sie Ihrer Erziehung gerecht , dienen Sie ohne den Alten, die gedient haben und weiter dienen, den Respekt zu versagen. – Detlef Seidler

 

Ben Jagasia möchte also auch Rentner(innen) zu einem „sozialen Dienstjahr“ nach dem Berufsleben verpflichten. Die Gegen-Argumente der befragten eigenen Großeltern zogen bzw. überzeugten ihn nicht. Als Salem Schüler scheint man zumindest von der Rentner Realität (und auch sonst) ziemlich weit entfernt zu sein. Es gibt zahlreiche Rentnerinnen und Rentner die sich freiwillig in vielen sozialen Bereichen engagieren, die ansonsten oft gar nicht mehr funktionieren würden wie z. B. „Tafeln“, Flüchtlingsversorgung etc.

Wer 40 Jahre (und mehr) seines Lebens gearbeitet hat um endlich seine Rente zu beziehen, die dann hoffentlich ausreicht um in den verbleibenden Lebensjahren einigermaßen über die Runden zu kommen, der braucht kein soziales Dienstjahr mehr! Wer mit 64 Jahren in Rente geht, hat als Mann in D noch durchsnittlich 14 Lebensjahre vor sich (durchschnittliche Lebenserwartung 78 J.) – als Frau 17 Lebensjahre (81). Die 17 Lebensjahre hat Herr Jagasia gerade mal erreicht und hoffentlich noch ein langes, gesundes und zufriedenstellendes (Arbeits)-Leben einschließlich verpflichtendem Sozial-/Wehrdienstjahr vor sich. – Reinhard Mayer

 

Bravo! habe ich gedacht, als ich Ben Jagasias Erwiderung auf Berhard Schlink las. Der Autor könnte mein Enkel sein und ich bin sehr geneigt, ihm recht zu geben. Auch die noch unverbrauchten Rentner sollten mit einem sozialen Jahr ihren Beitrag für die Allgemeinheit leisten. Aber dann erhebt sich doch die Frage: Was macht dann die Verwaltung mit all denen, die sich, kaum dem Berufsalltag entzogen, um ihre Enkel kümmern, damit die Töchter endlich wieder ihrem Beruf nachgehen können?

Und all denen, die sich nun um ihre uralten Eltern kümmern können, damit die nicht in ein Heim müssen? Und die, die ohnehin schon regelmäßig unentgeltlich Hausaufgabenüberwachung, Sprachkurse und Flüchtlingshilfe ermöglichen oder in Kliniken für Gespräche und Mithilfe für Kranke bereit stehen? ( Das betrifft allerdings meistens die Frauen). Und was soll mit den Männern geschehen, die unverzagt ihre Forschung weiterbetreiben, ihrem Handwerk weiter nachgehen, wo die Azubis fehlen, und weit übers Rentenalter hinaus schuften?

Seit zwanzig Jahren, die ich nun nicht mehr berufstätig bin, habe ich es fast jeden Morgen bewusst genossen, nicht mehr um 6 Uhr aus den Federn zu müssen, aber von „schier endlosem Urlaub“ konnte nie die Rede sein und ich kenne keine Freunde und Kollegen mit Kreuzfahrt-Erfahrungen. Alle würden immerhin Ben Jagasia darin zustimmen, dass „das Leben nun mal keine ständige Kreuzfahrt“ ist. – Dr. Renate Marzolff

 

Bernhard Schlinks Artikel zum „Gesellschaftsjahr“ hat mich lange noch nach der Lektüre beschäftigt. Seine Ideen zum Gesellschaftsjahr für junge Leute gefiel mir sehr gut. Über die Erwiderung dazu von Ben Jagasia (17) diese Woche war ich dann sehr überrascht. Seine Aussage: „Ok, ein soziales Jahr würde ich schon machen, aber nur, wenn die vielen Rentner, die bisher meist privilegiert gelebt haben, der (gebeutelten) Jugend etwas zurückgeben, und auch so ein Jahr machen.“ Was Bernhard Schlink meiner Meinung nach als Chance für alle beschrieben hat, benennt Ben Jagasia als „erheblichen Eingriff in mein Leben“, und es klingt bei dem Jugendlichen wie eine Strafe, die nicht nur die Jungen sondern auch die Alten verdient haben. Dass die von mir so geschätzte ZEIT dem Ganzen so viel Aufmerksamkeit und Raum schenkt, finde ich allerdings nicht nachvollziehbar.

Sehr gut, wenn Schüler sich mit diesen Dingen auseinandersetzen, aber mit einer ganzen Seite in der ZEIT zu landen, dazu braucht es doch normalerweise mehr als mal kurz ins Internet zu schauen und ein paar Gemeinplätze rauszuhauen… Seit vielen Jahren engagiere ich mich bei der Flüchtlingshilfe, und die Einrichtung der Tafel ist mir wohl bekannt – alles ganz ohne Pflichtjahr. Die meisten, die dort dauerhaft ehrenamtlich tätig sind, wie überraschend, sind wie ich Rentner (die gerade nicht auf Kreuzfahrt sind.)

Der junge Mann ist sich hoffentlich des großen Glückes bewusst, dass er eine sehr privilegierte Schule besuchen darf, Schloss Salem am Bodensee – das passiert gar nicht so vielen. Bernhard Schlinks Meinung: „Bildung ist bei uns immer noch ein Privileg“. Meine Meinung: Eine privilegierte Schule allein ist noch keine Bildung. Ein Gesellschaftsjahr – und zwar nur vor dem eigentlichen Berufsleben – kann aber ein wesentlicher Teil der Lebensbildung sein. – Inge Hörauf

 

Statt Rentnerkreuzfahrt soziales Pflichtjahr? Wir „Babyboomer“ (ich Jahrgang 54), besitzen tatsächlich die Frechheit , nach einem langen Arbeitsleben ( womit wir bereits in Vorleistung getreten sind ), einfach in Rente zu gehen …Und für diesen Fauxpas sollen wir jetzt noch ein soziales Pflichtjahr dranhängen … Nicht genug damit, dass wir einfach nicht mehr arbeiten , haben wir auch noch vom „ Wirtschaftswunder profitiert , vom jahrzehntelangen Frieden in Europa, vom Ausbau des Bildungssystems und die ökologischen Kosten unseres Handelns häufig missachtet „… Der Reihe nach : Ich glaube, der junge Autor hat ein paar Fakten durcheinandergebracht !

Wir haben nicht nur vom Wirtschaftswunder profitiert , sondern wir haben es mit aufgebaut !Mit einer 6 – Tage Woche, höheren wöchentlichen Arbeitszeiten , ohne Kitabetreuung , Kindergartenplatz gabs frühestens ab 3 Jahren und wenn , nur halbtags ( in den Ferien war geschlossen) und Ganztagsbetreuung z.B. in den Schulen, war für uns ein Fremdwort. Und dass wir Gott sei Dank , so lange in Frieden in Europa leben durften, kann man uns, glaube ich , nicht zum Vorwurf machen ! Dass wir die Umwelt und das Klima damals noch nicht intensiv im Blick hatten, ist richtig ! Doch wir waren mit dem Wirtschaftsaufbau beschäftigt ( was unserer jungen Generation auch zu Gute kommt…), so dass dieses wichtige Thema leider nicht die Rolle gespielt hat, die ihm gebührt hätte !!!

Auch glaube ich , dass die Einschätzung des jungen Autors, „ die meisten Ruheständler führen ein alles andere als schlechtes Leben und es bleibt viel Zeit, dieses mit schier endlosen Urlauben auszufüllen“, nicht der tatsächlichen Wirklichkeit entspricht .Ich kenne aus meinem Umfeld eine andere Realität! Aber vielleicht ist diese Sichtweise von Herrn Jagasia dem Umstand geschuldet , dass Er die Schloss Salem Schule am Bodensee besucht – die jährlichen Studiengebühren belaufen sich laut Google auf 43000-48000€, ohne Nebenkosten-und daher evtl auf Grund dieses Privilegs nur eine gut betuchte Rentnerklientel kennt …

Noch eine Bemerkung zu den „ Rentnerkreuzfahrern“ : Ich kenne sehr Viele aus meiner Generation, die in verschiedenen Einrichtungen und Organisationen ehrenamtlich tätig sind ( ich übe seit 30 Jahren ein Ehrenamt aus)und somit wenig Zeit und auch Geld haben „ ständig Kreuzfahrten zu unternehmen …Außerdem ist durch dieses ehrenamtliche Engagement der positive Aspekt gegeben, dass Alt und Jung schon lange auf verschiedenen Ebenen gut zusammenarbeiten und damit gemeinsam der Gesellschaft etwas zurückgeben!Diese Zusammenarbeit hat ja der Autor u.a. als Grund für das „ soziale Rentnerpflichtjahr“ mit angeführt. – Renate Schnieringer

 

Ben Jagasia fordert, dass sich Rentner stärker in die Gemeinschaft einbringen sollen, denn soziales Engagement stifte auch Lebenssinn. Das haben viele Menschen im Ruhestand schon lange für sich erkannt. Sie sind es schließlich, die viele Einrichtungen am Laufen halten von den Tafeln und ehrenamtlichem Deutschunterricht bis zur Seniorenbetreuung. Annähernd 20 Prozent der Ehrenamtlichen sind über 70 Jahre alt und rund 17 Prozent über 60 Jahre: Vor allem die älteren Generationen leisten überproportional häufig ehrenamtliche Arbeit. Alle Personen zu einem Jahr sozialer Arbeit zu verpflichten, die 40 Jahre und mehr gearbeitet haben, kann nur der derjenige fordern, der noch nicht im Erwerbsleben steht.

Denn anders als die heutigen Berufseinsteiger und Young Professional hatten die „Babyboomer“ nicht die Möglichkeit, eine 4-Tage-Woche, Work Live Balance, betriebliches Gesundheitsmanagement und Homeoffice einzufordern. Vom Wirtschaftswunder, das der Autor als einen Grund dafür angibt, dass sich die „Babyboomer“ wirklich nicht beklagen könnten, profitieren eigentlich die Gen X, Y und Z. Ich, Jahrgang 1958, war als „Babyboomer“, Frau mit Beruf und jetzt Rentnerin nie privilegiert. In der Kindheit war das Nachkriegstrauma der Eltern noch präsent; mit vier Geschwistern musste auf den Pfennig geschaut werden.

Und von meiner Rente (trotz 2. Bildungsweg und akademischem Beruf) kann ich mir, anders als vom Autor angenommen, keine Kreuzfahrt leisten. Ich arbeite nebenher, bin in zwei Funktionen ehrenamtlich aktiv und beklage mich nicht. Aber die Work-Live-Balance-Generation sollte sich solange mit Vorschlägen zur gerechten Arbeitsteilung zwischen Jung und Alt zurückhalten, solange sie nicht selber auf einige Jahrzehnte Berufsleben zurückschauen kann. – Christiane Siemann

 

Ich glaube es ist genauso realitätsfremd, dass viele Rentner wochenlang auf einem Luxusschiff verbringen und dem Nixtun erliegen, wie es die Normalität ist, als 17 jähriger in die Schule am Schloss Salem zu gehen. Deutschland würde von heute auf morgen zusammenbrechen, wenn alle Rentner und Pensionäre ihren FREIWILLIGEN Dienst quittieren würden! – Christine Memmer

 

Ihre Forderung ist, dass es gerecht und fair zugehen muss. Da wird Ihnen natürlich niemand widersprechen – das wünschen wir uns alle. Lassen Sie uns gemeinsam über diese zwei Begriffe nachdenken. Sie besuchen die Schule im Schloss Salem in der 11. Klasse – das kostet fast 4.000€ pro Monat. In ganz Deutschland gab es im 2020 nur insgesamt 40 Rentner, die mehr als 3000€ monatliche Rente erhalten haben – brutto wohlgemerkt. Ist es fair und gerecht, dass nicht ein einziger Rentner Ihren Schulplatz mit seiner Rente finanzieren könnte ? (Die sogenannte Standardrente lag übrigens 2021 bei knapp 900€ für Frauen und 1200€ für Männer – man bräuchte also mehr als drei Männerrenten um ihren Schulplatz zu finanzieren).

Man könnte natürlich auch fragen, ob es fair und gerecht ist, dass ausgerechnet Sie diesen Schulplatz finanziert bekommen oder ob man das Geld nicht fairer und gerechter anlegen könnte (Stichwort: bessere Bildung für alle) Schade finde ich, dass Sie so wenig auf Fakten basierende Aussagen machen – stattdessen viele Allgemeinplätze. Von den etwa 25 Millionen Rentner*innen leben nach ihren Angaben 250 Tausend im Ausland – also etwa 1 %. Überraschend wenige, oder ? Zum leidlichen Thema Kreuzfahrt nur so viel: eine Woche Kreuzfahrt gibt es bereits ab 700€ – (für vier Wochen also unter 3000€ ) Das ist billiger als Ihr Schulplatz. Außerdem sind nur ein Drittel der Passagiere über 60 Jahre – in absoluten Zahlen sind das nicht einmal 300 Tausend – also auch hier nur etwa 1% aller Rentner *innen.

Und – nebenbei – Kreuzfahrten waren während der Coronajahre nicht möglich. …und mit diesen 1 Prozent wollen Sie belegen, dass Rentner „schier endlose“ Urlaube machen ? Ach ja – das Wirtschaftswunder und das ständige Wachstum. Umkehrschluss: in den letzten 50 Jahren (die Sie und die Rentner *innen mindestens trennen) war das „Wohlstandsniveau“ lange Jahre wesentlich niedriger als heute. Um da „gerecht und fair“ vergleichen zu können, müsste man also über die Jahre hinweg so etwas wie einen durchschnittlichen Wohlstand errechnen. Und den könnten Sie dann einfordern – allerdings würde das für Sie bedeuten, dass es für Sie schlechter werden müsste, da Sie bereits auf dem höchsten Niveau starten.

Wie Sie zu der Aussage kommen, dass „…Rentner meist privilegiert..(gelebt haben)“, kann ich anhand der mir zur Verfügung stehenden Daten nicht nachvollziehen – ich kann nur vermuten, dass Sie dabei Ihre eigenen Großeltern im Kopf hatten. Dass in der Vergangenheit die ökologischen Kosten des Handelns häufig missachtet wurden stimmt leider – anders wäre das sogenannte Wirtschaftswunder nicht möglich gewesen. Wenn Sie sich den individuellen CO2- Fußabdruck ihrer Familie und der Ihrer Mitschüler *innen mal anschauen, werden Sie sehen , dass er um ein Vielfaches über dem Durchschnitt der Bevölkerung liegt – einfach, weil Sie es sich im Gegensatz zu der Mehrheit leisten können. Finden Sie das fair und gerecht ?

Sie schreiben, dass es doch großartig sei, wenn junge und alte Menschen gemeinsam bei Essen auf Rädern arbeiten oder in der Grundschule Lesepaten sind. Nur zu – im Bundesfreiwilligendienst findet sich bestimmt ein Rentner zur Zusammenarbeit und die meisten Lesepaten sind vermutlich sowieso im Rentenalter. Warum also nicht die Chance nutzen und so lange es noch nicht Pflicht ist, ein freiwilliges Jahr für sich und die Gesellschaft absolvieren ? …. oder vielleicht für den Anfang auch nur nebenher ein paar Stunden. – Karola Nestele

 

Du hast einen prima Artikel geschrieben. Deine Argumente sind schlüssig. Besonders die Idee mit den Tandems aus Alt und Jung gefällt mir. Nur, Du rennst offene Türen ein. Was Du anregst, geschieht ja schon, es redet nur niemand darüber. Schau Dich doch mal um in Deiner Stadt, welche ehrenamtlichen Initiativen es gibt. Hier in Osnabrück git es die Freiwilligenagentur, die Leute, die gern etwas für die Allgemeinheit tun wollen, mit denen zusammenbringt, die Hilfe brauchen. Na klar, die Rentner haben Zeit. Darum sind sie es meist, die Dinge am Laufen halten: die Grünen Damen in den Krankenhäusern. Die Tafeln. Lebensmittelretter.

Ärzte im Ruhestand, die sich um Geflüchtete in Erstaufnahmeeinrichtungen kümmern. Die Obdachlosenzeitung. Und so weiter. Ich bin 68, und ich bin seit 2016 aktiv in Gesprächsgruppen für Migranten. Die meisten im Team sind 60+. Wir tun also was. Zugegeben, nicht Vollzeit, dafür aber durchaus über mehr als ein Jahr. Und wir tun es freiwillig und ohne Bezahlung. Und ja, Rentner machen auch gern Urlaub. Da kommen wir zur Freiwilligkeit:

Wer doch lieber auf Kreuzfahrt geht (und sich das leisten kann, das ist sicher nicht die Mehrheit), der findet auch Wege, sich vor einer Pflicht zu drücken, übrigens in jeder Generation. Gerechtigkeit wird man nicht erreichen. Außerdem: Ich möchte nicht gern von jemandem gepflegt werden, der oder die gezwungen-muffelig mir das Essen auf den Tisch haut, egal ob 19 oder 65 Jahre alt. Nur die freiwillig getane Arbeit wird mit Liebe getan und ist eine Bereicherung. – Roswitha Zeuner

 

Ich bin 64 Jahre alt und Pensionär. Ich habe 38 Jahre (gerechnet nach meinem Studium, gearbeitet habe ich bereits vorher und während dessen) durch meine Arbeit und die damit verbundene Verantwortung mein eigenes Geld verdient. Ich habe in dieser Zeit 3 Kinder groß gezogen, nahezu die gesamte Zeit den Höchstbeitrag für alle Sozialversicherungen entrichtet, diverse Krankheiten und gesundheitliche Niederschläge wegstecken müssen und bewerbe mich jetzt im Ruhestand für ein ehrenamtliches Schöffenamt in Niedersachsen.

Bei allem Respekt: Ich muss mir nicht von einem 17-jährigen sagen lassen, dass ich nach meiner Pensionierung noch etwas für die Gesellschaft leisten muss. Das ich jetzt „alles andere als ein schlechtes Leben führe“, habe ich mir selbst erarbeitet – mit Leistungen, Erfolgen, Niederlagen, Belastungen, Sorgen und Nöten, von denen Sie gottseidank noch nicht einmal etwas ahnen.

Die Rentner-Realität, die Sie zur Grundlage Ihres Vorschlags machen („Rentnerkreuzfahrt“, „schier endloser Urlaub“, „meist privilegiert gelebt haben“) ist einseitig und stark verzerrt. Fragen Sie bitte mal einen Rentner oder eine Rentnerin, die nach 45 Berufsjahren die deutsche Durchschnittsrente (2022 in den alten Bundesländern nach 45 Beitragsjahre für einen Mann brutto 1.664 Euro, für eine Frau brutto 1.220 Euro, wovon noch Steuern und Kranken-/Pflegerversicherung abgezogen werden; Quelle: Statistik der Deutschen Rentenversicherung) bezieht, wie dessen/deren Lebenswirklichkeit aussieht.

Selbst wenn darüber hinaus (hoffentlich) noch angespartes oder geerbtes Vermögen besteht oder zusätzliches Alterseinkommen bezogen wird: das ist Teil der vom Staat dringend gewollten und von ihm bei der Kalkulation des Mindest-Rentenniveaus eingepreisten privaten Zusatzvorsorge. Auch wenn Sie es anders beschreiben: Die Altersarmut wird in den kommenden Jahren leider zunehmen.

Ich bin sicher, alle diese Details haben Sie bei Ihrer veröffentlichten Beschreibung der deutschen Rentner-/innen-Wirklichkeit angemessen berücksichtigt. Die von Ihnen angeführten 250.000 Rentnerinnen und Rentner, die ihre Rente im Ausland beziehen, machen ja auch immerhin signifikante 1,15% aller aller 21,2 Millionen Rentnerinnen und Rentner (Stand 1.7.2021, Quelle: Deutsche Rentenversicherung) aus.

Um Ihre Frage zu beantworten: Ja, ich finde es unverschämt und überaus anmaßend, wenn ein 17-jähriger Forderungen an Menschen nach Ihrem Arbeitsleben stellt, der selbst die gesamten Belastungen seines eigenverantwortliche Lebens noch vor sich hat, auch wenn ich einigen Aspekten der von Ihnen dargestellten Belastungen der „jungen Generation“ ausdrücklich zustimme. Aus Ihrer Wortwahl könnte man zudem ein gewisses Maß an Sozialneid herauslesen, auch wenn Sie dies nicht ausdrücklich schreiben. Das stünde Ihnen bei allem Respekt wirklich nicht zu. Niemand hat sich nach seinem Berufsleben für den erarbeiteten Wohlstand zu schämen oder gar zu entschuldigen.

Das Sie sich die Frage, ob Ihre Forderung „unverschämt für einen 17-jährigen“ ist, selbst stellen, zeigt mir, dass Sie mit Ihrem Beitrag bis zu einem gewissen Grad natürlich provozieren wollen. Das ist legitim – allerdings taugt das Thema angesichts leider erwartbar steigender Altersarmut überhaupt nicht dafür. Denn sehr viele Rentnerinnen und Rentner werden in Zukunft zumindest in Teilzeit neben ihrer Rente weiter arbeiten müssen – nicht als Pflichtleistung für die Gesellschaft sondern schlicht um wirtschaftlich überleben zu können, ohne auf Sozialhilfe (Neudeutsch: Bürgergeld) angewiesen zu sein. Dienst für die Allgemeinheit hat in hohem Maße auch einen Wert für die Persönlichkeitsentwicklung und -Reifung – ein Prozess, den Sie ganz offensichtlich noch vor sich haben – unabhängig von dem, was Sie in Die Zeit veröffentlicht haben. – Hans-Hermann Gröger

 

Stark zu bezweifeln ist, dass soziale Pflichtjahre, gleichermaßen für Junge und Alte, dazu geeignet sind, den „sozialen Zusammenhalt“ zwischen Jung und Alt zu fördern, wie es Ben Jagasia in seiner Widerrede vorschlägt. Wie er selber zugibt, würde eine soziale Dienstpflicht „erheblich in sein Leben eingreifen“. Dies würde es auch für die „Alten“.

Es gibt nicht „die Alten“ und „die Jungen“, so wie er sie beschreibt. Ich weiß sehr wohl Bescheid um die Sorgen der Jugendlichen, die sie beim Start „ins richtige“ Leben mit Ausbildung oder Studium nach der Schule haben. Aber erst das Aufrechnen der Leistungen und angenommenen Privilegien „der Alten“ gegen die Startnachteile „der Jungen“ und die „Wenn-dann-Bedingung“ (soziales Jahr für beide Generationen) schaffen die „Kluft“, die ich nicht sehe. Der Autor möchte nun mit seiner „Wenn-dann-Bedingung“ die Ruheständler in die Pflicht nehmen, von denen er meint, dass die meisten von ihnen „ein alles andere als schlechtes Leben“ führen.

Ob Herr Jagusa weiß, was eine Verkäuferin, eine Erzieherin, was ein Dachdecker als Rente bezieht, zumal im Osten? Ob er weiß, wie viele beim Eintritt in die Rente erschöpft und krank sind? Ob er weiß, dass viele von diesen Rentnern dennoch ihre erwachsenen Kinder und Enkel unterstützen und dass ohne diese Unterstützung die kleinen Sozialsysteme zusammenbrechen würden? Ja, es bleiben dann noch bestimmt etliche Ruheständler übrig, die finanziell gut abgesichert und auch fit genug sind, um soziale Care-Arbeit zu leisten. Welche Kriterien setzt man jedoch an? Und wie will man diese Ruheständler herausfinden und dann „in die Pflicht“ nehmen? Wie viele von ihnen werden dann sich dieser Pflicht – juristisch abgesichert – verweigern?

Etwas ganz Wichtiges vergisst der Autor. Es ist das schon bestehende gesellschaftliche Engagement vieler heutiger Ruheständler aus unterschiedlichsten sozialen Schichten. In unserer Gemeinde – und wir sind keineswegs eine Ausnahme – gibt es einen Helferkreis für Geflüchtete und ein Begegnungszentrum für alle Generationen. Gerade viele Ruheständler bringen sich ein mit schulischer Nachhilfe oder praktischer Unterstützung für Geflüchtete, mit der Reparatur von Fahrrädern oder als Schulweghelfer, nur um einiges zu nennen.

Ich selber leiste nach meiner – nicht vorzeitigen – Pensionierung schon 8 Jahre ab, in denen ich freiwillig sozial engagiert bin, mit Nachhilfe und Beratung für Geflüchtete. Dabei ist nicht berücksichtigt, dass sich auch die Care-Arbeit in den Zeiten meiner Berufstätigkeit mit Kindererziehung und Betreuung meiner Mutter jetzt weiter fortsetzt – mit den Enkeln.

Was ich außerdem nicht möchte: Als bedürftiger alter Mensch von einem Jugendlichen nur pflichtgemäß und desinteressiert betreut zu werden. Auch findet eine Entfremdung zwischen Jung und Alt eher statt, wenn ein schlecht gelaunter Rentner in der Schulmensa Essen austeilt. Da ist es mir schon lieber, wenn er auf eine Kreuzfahrt geht, wenn ich nur nicht mit muss. Ich habe viel mehr Freude damit, mit jungen Menschen freiwillig zu „arbeiten“ und immer noch dazuzulernen. Aber ich möchte nicht zu dieser Freude verpflichtet werden.

Und wenn Sie, lieber Herr Jagusa, gerne ein soziales Jahr ableisten möchten – freiwillig, dann tun Sie es. Sie werden es nicht bereuen. Und wenn Sie es nicht möchten, dann ist es auch okay. Für die Zukunft wünsche ich Ihnen, dass Sie Ihren Mut behalten, den Sie mit dem Schreiben dieses Artikels zeigen, der meinen Widerspruch herausfordert. – Dr. Angelika Weiß-Merklein

 

Sie haben den Artikel „Grauenpower“ für „Die Zeit Nr.7“ vom 9. Februar 2023 in der Kolumne „Streit“ geschrieben. Und in diesen möchte ich gerne mit Ihnen treten, da Ihr Text bei mir sehr viele Widerstände hervorgerufen hat, die ich Ihnen gern darlegen möchte. Ich bin 1964 geboren und gehöre wie auch meine drei Brüder zur Generation der „Babyboomer“, die in Ihren Augen ja geradezu eine goldene Kindheit gehabt haben müssen und damit zugleich verantwortlich sind für die Probleme der Umweltzerstörung, des Klimawandels, des allgemeinen Unfriedens, der Spaltung der Gesellschaft…

Ja, wir „Babyboomer“ sind viele – Verhütung war noch nicht so einfach möglich wie einige Jahre später – und wir haben Dank der medizinischen und anderer Errungenschaften eine höhere Lebenserwartung als die Generationen vor uns, was ja auch in der Verschiebung des Renteneintrittsalters nach hinten ein Stück weit kompensiert werden soll. Ich bin mir noch nicht so sicher, ob ich in meinem Vollzeitberuf die noch erforderlichen 8 Berufsjahre bis zu meinem Renteneintrittsalter 67 durchhalten kann, wenn ich jetzt schon durch Schmerzen z.B. durch verschleißbedingte Polyarthrose immer stärkere körperliche Einschränkungen spüre.

Ja, wir sind die erste Generation, die in einem Land aufwachsen durfte, das 78 Jahre lang nicht unter einem Krieg im eigenen Land leiden musste. Ja, gemessen an den Zeiten davor haben viele von uns einen gewissen Wohlstand genießen dürfen. Das habe ich als Kind und Heranwachsende allerdings nicht unbedingt so empfunden, wenn ich mich für die von Geschwistern oder Bekannten aufzutragenden Kleidungsstücke und Schuhe geschämt habe, weil meine Eltern mit einem kleinen Landwirtschaftsbetrieb in Vollzeit ohne freie Wochenenden oder gar Urlaub Mühe hatten, für ein auskömmliches Leben zu sorgen.

Ich wäre auch gerne wie besser gestellte Mitschüler:innen auf Parties oder ins Freibad gegangen statt in der Sommerhitze bei der Heu- und Strohernte mithelfen zu müssen oder sonst wie in die notwendigen Arbeiten in Haus, Garten und Stall eingebunden zu sein. Ich bin meinen Eltern dankbar, dass sie uns Kindern, im Gegensatz zu ihren eigenen Erfahrungen, die freie Schul- und Berufswahl ermöglichen wollten und konnten.

Ich sehe es nicht als persönliches Versagen, dass ich in bis jetzt 35 Berufsjahren nicht genug Eigenkapital für ein Eigenheim erwirtschaften konnte. Dafür habe ich drei Kinder großgezogen und ihnen später auch als Alleinerziehende ein Studium ermöglicht. Das in der Hoffnung, dass das, was ich von meinem Gehalt zurücklegen kann, außer für Notfälle hoffentlich auch zur Begleichung meiner Bestattungskosten reichen wird. Ich werde meiner Rentenberechnung nach wohl mehr Rente haben als andere meines Jahrgangs, aber selbst dies wird den Eigenanteil für einen Pflegeheimplatz in 20, 30 Jahren nicht annähernd decken können.

Ja, insofern mögen wir „Babyboomer“ wahrlich als eine Bedrohung für Ihre Generation erscheinen, die es offensichtlich schon als massive Lebensbeeinträchtigung erlebt, in der Pandemiezeit keine Parties feiern zu können – wie zynisch das gerade im Moment für Jugendliche in der Ukraine und den vielen anderen Krisen- und Katastrophengebieten dieser Welt klingen würde, bräuchte eigentlich nicht extra betont werden. Ich bestreite nicht die Unangemessenheit von Kita- und Schulschließungen. Ich möchte auch nicht die eine Generation gegen die andere ausspielen und bemessen, welche mehr Probleme und Schwierigkeiten zu bewältigen hat – jede Generation hat ein schweres Vermächtnis zu tragen.

Aber schon unsere Kindheit und Jugend war auch bedroht durch die vielen Auswirkungen von Umweltzerstörungen – Klimawandel ist nicht erst ein neu entdecktes Problem der letzten paar Jahre. Für die Bedrohung unseres Lebensraumes durch Umweltzerstörung bin ich schon in den frühen 70er Jahren als Grundschulkind sensibilisiert worden. Ich habe die Auswirkungen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl auch bis nach Deutschland erlebt, ebenso wie Smog-Alarm in Ausläufern des Ruhrgebiets während meiner Ausbildungszeit. Und das Gefühl einer ständigen Angst vor einer – atomaren – Eskalation des damals herrschenden Kalten Krieges angesichts des wahnsinnigen Wettrüstens, auch mit Stationierung atomarer Sprengköpfe auf deutschem Boden, hat mich nachhaltig beeinflusst.

Ich nehme zum einen mit Verständnis, zum anderen aber auch mit Befremden wahr, dass sich die heutige junge Generation als die Letzte Generation bezeichnet, manche sogar als „lost generation“. Das mag wohl auf so gut wie jede junge Generation aller Epochen in ihrer jeweiligen Eigenwahrnehmung zutreffen. Und wohl jede Generation junger Menschen mag sich gefragt haben, ob es überhaupt Sinn macht und zuzumuten ist, Kinder in diese chaotische Welt zu bringen.

Wir Babyboomer mussten und müssen noch mit Eltern klar kommen, die, als zum größten Teil traumatisierte Kriegskinder, ein unheilvolles Schweigen, die Unfähigkeit zur Kommunikation über Gefühle und Ängste und die unbewusst verinnerlichte Haltung einer der NS-Zeit geschuldeten schwarzen Pädagogik bis in die 80er Jahre an uns ausgelassen haben. Mich prägt bis heute die ungesunde Haltung „Stell dich nicht so an und reiß dich zusammen!“

Das hat dazu geführt, dass ich es als normal betrachtet habe, als Kind und Jugendliche mit Problemen, Ängsten, Sorgen alleine klar kommen zu müssen, die mit eigenen existentiellen Problemen belasteten Eltern nicht auch noch damit noch mehr zu belasten. Und es erschreckt mich heute im Rückblick, wie viel davon ich unbewusst auch noch in die Erziehung meiner eigenen Kinder wider besseres Wissen hineingetragen habe und ihnen dafür eine große Abbitte schulde. Dagegen erlebe ich heute in meinem Berufsumfeld als Kitaleitung eine wie nie sonst „gepamperte“ Generation von Kindern und Jugendlichen.

Kinder, die mit 4 Jahren immer noch mit Schnuller im Mund auf dem Arm der Eltern in die Kita hineingetragen werden, aber in der Kita, wenn schon kein Mandarin, dann doch bitte schön wenigstens Englisch lernen sollen, Kinder, die keinerlei Bedürfnisaufschub mehr ertragen können und ein „nein“ als Reaktion auf einen Regelverstoß als inakzeptablen Angriff auf ihre Menschenwürde erleben, Siebt- und Achtklässler, die per Elterntaxi, nicht nur bei Regenwetter, von der Bushaltestelle abgeholt werden, weil ihnen kein Fußweg von 300 m zugetraut oder zugemutet wird und denen Mutti die ach so schwere Schultasche auf dem Weg vom Bus zum Auto auch noch abnimmt..

Die zuvor exemplarisch beschriebenen Erfahrungen aus unserer Kindheit und mit unserer Elterngeneration bringt viele meiner Generation dazu, bis zur Selbstausbeutung und zum Burnout zu arbeiten, wo man auch „mit dem Kopf unter dem Arm“ an der Arbeitsstelle erscheint und sich nicht wegen etwas Unwohlsein direkt krank meldet.

Vielleicht wird deshalb ein wenig verständlich, warum ich Ihre Forderung nach einem zweiten sozialen Pflichtjahr im Anschluss an das Berufsleben sowie Ihre Ausführungen über Ihre pauschale Wahrnehmung dessen, wie der Großteil der Rentner:innen heutzutage angeblich in Dauerurlaub, womöglich noch auf ungezählten Kreuzfahrten, lebt, als ungeheuerlich anmaßend empfinde und Ihren moralischen Impetus als völlig inakzeptabel.

Achtung, jetzt werde ich moralisch: Wer wie Sie das Privileg genießen darf, ein Internat zu besuchen, das pro Monat rund 3900 € Schulgeld kostet, täte gut daran, mal außerhalb der Wohlstandsblase zu schauen, wie es einem Großteil der Rentner:innen hierzulande wirklich ergeht, bevor Sie Ihre Forderungen nach einem Pflichtjahr für Menschen nach dem Berufsleben in den Raum werfen und sich darüber auslassen, was Ihrer Meinung nach den Renter:innen gut tun würde – das wissen diese wohl selbst am besten.

Zumal Sie sich im Eingangsteil Ihres Artikels umgekehrt gegen eine Bevormundung der jüngeren Generation durch Ältere verwehrt haben. Wir können gerne über das Ansinnen eines Pflichtjahres streiten, wenn ich auch die Verpflichtung als solche für schwierig halte. Aber wir sollten dann wenigstens Menschen ausklammern, die ein solches Pflichtjahr unangemessen zusätzlich belasten würde oder es eigentlich schon längst in anderer Form absolvieren:

–          Da sind die Menschen, die überJahrzehnte ihre Körper kaputt gearbeitet haben oder es noch tun, z.B. unter Tage, im Straßenbau, auf Baustellen, im Handwerk, in der Kranken- und Altenpflege etc. –         Da sind Menschen, die den Generationenvertrag durch Betreuung und Erziehung eigener Kinder und Ermöglichen von deren Ausbildung und/oder Studium schon erfüllen oder erfüllt haben.

–          Da sind Menschen, die Angehörige aufopfernd selbst pflegen und damit den Sozialstaat entlasten. –        Da sind Menschen, die sich, viele von ihnen zusätzlich zu ihrer Vollzeitarbeit, jahrelang ehrenamtlich engagieren, z.B. bei Rettungs- und Hilfsdiensten, bei der Feuerwehr, beim Deutschen Roten Kreuz, den Maltesern, Johannitern, bei den Tafeln, in Schulen als Bildungspaten, in der Unterstützung von Obdachlosen oder Geflüchteten, in Hospizen bei der Sterbebegleitung, in Umwelt-,Natur- und Tierschutzverbänden, in Verbänden der Kinder- und Jugendarbeit, in Kirchengemeinden etc etc.

–          Da sind Menschen, die aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen schlichtweg nicht arbeitsfähig sind. –        Da sind Menschen, die sich selbst nach 40 Beitragsjahren mit einer Rente unterhalb oder knapp oberhalb der Armutsgrenze abfinden müssen und durch Minijobs oder durch Flaschensammeln ein paar Euro zusätzlich verdienen, um am Ende des Geldes nicht zu viel Monat übrig zu haben. Dies wären eine Art von im Laufe des Lebens erworbenen „social credit points“, die in Berechnungen von Forderungen nach Pflicht-Beiträgen zum gesellschaftlichen und sozialen Engagement mit einfließen sollten.

Dann blieben sicherlich noch so einige Menschen übrig, die sich in keiner Weise ehrenamtlich engagieren, die ihren Wohlstand nicht aktiv selbst erarbeiten, sondern durch Erbschaft bekommen, die sich nicht um eigene Kinder oder pflegebedürftige Angehörige kümmern brauchen, die von erwerbsbedingten Gebrechen verschont geblieben sind, die noch nie selbst eine existentielle Notlage erleben mussten – ja, für diese Menschen wäre ein soziales Jahr in einer gemeinnützigen Einrichtung sicherlich wertvoll zur Erweiterung des persönlichen Werte- und Erfahrungshorizonts. – Frauke Leist

 

Aus den Treffern einer einzigen Google Recherche („Rentner-Kreuzfahrten“) schließt der Autor auf ein überbordendes Konsum-Verhalten der älteren Generation (Lebens als „ständige Kreuzfahrt“). Über die Dauer des ehemaligen Zivildienstes zeigt sich Herr Jagasia dagegen weniger informiert. Aktuelle Rentnerjahrgänge haben z.B. 20 Monate abgeleistet. Wäre Herr Jagasia wohl bereit, 20 Monate seiner Jugend zu „opfern“, wenn ihm dafür nur 4 Monate für´s Rentenalter übrigblieben? Die aktuellen Rentenjahrgänge haben zudem eine niedrigere Lebenserwartung als die Kohorte, der Herr Jagasia angehört. Auch das ließe sich durch einen Korrekturfaktor (zuungunsten des Herrn Jagasia) ausgleichen, oder?

Kein Wort zudem über die sozialen Funktionen der Rentner bei der Unterstützung ihrer Familien oder in anderen, oft ehrenamtlichen Funktionen. Die Tatsache, dass Deutschlands Reiche immer reicher, Deutschlands Arme aber immer ärmer werden, hat nichts mit dem ohnehin relativ hohen Renteneintrittsalter in Deutschland zu tun. Die Überalterung der Gesellschaft ist zudem kein unendlich fortschreitender Prozess. Es dauert noch wenige Jahrzehnte, und der bis dahin noch steigende Anteil der über 65-Jährigen wird auf ca. 33% verharren (heute 23%). Der Anteil der unter 14-Jährigen wird dagegen selbst bei Berücksichtigung der Migration leicht sinken, aber das kann man nun wirklich nicht den Rentnern anlasten.

Herr Jagasia sollte sich der Komplexität der Materie stellen und wäre dann evtl. in der Lage, sich konstruktiv in die Debatte einzubringen, anstatt derart dilettantisch zu versuchen, einen für ihn bedrohlich erscheinenden Vorschlag mit einem ohnehin aussichtslosen, whataboutistisch motivierten Gegenvorschlag zu blockieren. – Dr. Christian Voll

 

Es gäbe bestimmt etliche Details zu klären, aber um es kurz zu machen: ich bin 62 Jahre alt und finde ein soziales Pflichtjahr für Rentner gut und wäre dabei. Ich selbst war vier Jahre bei der Bundeswehr, weil ich mir keinen Zivildienst vorstellen konnte. Auch heute wären mir Altenheime und Krankenhäuser unangenehm. Hausaufgabenbetreuung, Mithilfe im Jugendheim oder bei der Essensausgabe der TAFEL könnte ich mir hingegen sehr gut vorstellen. – Frank Hoppe

 

Ich vermute, dass zahlreiche Zeitleser*innen auf diesen Artikel reagiert haben. Der Junge, der eine teure Privatschule besucht, lebt vielleicht in einer „Bubble“ und ist dadurch von der Realität des Renterdaseins verblindet. Wie viele Rentner haben im Lauf ihres aktiven Berufslebens auf vieles verzichtet, um die Erziehung und Ausbildung ihres Kindes zu finanzieren? Haben sie nicht Recht darauf, eine Kreuzfahrt oder den Besuch von Konzerten oder Ausstellungen ( die übrigens, anders als in vielen Ländern, in Deutschland nicht mit einem Rentnerrabatt unterstützt sind) zu erleben? Wenn sie es leisten können, dürfen Rentner nicht eine neue Sprache lernen, Volksschule Kurse besuchen, ein Instrument, das sie vielleicht früher gespielt haben, wieder widmen, Fitnesstraining machen?

Aber wie viele Rentner in Deutschland müssen fast an die Armutsgrenzen leben? Dazu, nicht alle Rentner sind „rustikal“ und körperlich in der Lage, sich für soziale Projekte und Tätigkeiten zu engagieren. Sehr viele ehrenamtlich tätige Personen sind Rentner, die die Zeit und körperliche Voraussetzungen besitzen, sich für solche Aktivitäten zu engagieren. Ich glaube nicht, dass es notwendig ist, einen Pflichtdienst für Rentner zu etablieren. Sie haben 2-4 Jahrzehnten gearbeitet, Steuern bezahlt und den Staat genug bedient. Diejenigen, die es leisten können, dürfen ihren Ruhestand so gestalten, wie sie möchten; die Rentner, die von einer sehr bescheidenen Rente leben müssen, sollten nicht zusätzlich belastet werden. – Dr. Diana Sims-Silbermann

 

Eine Replik auf das sehr wichtige Thema“Dienstpflicht/Dienstjahr“ sollte in diesem Umfang nicht einen 17 jährigen Schüler einer „Eliteschule“ vorbehalten sein, der sehr Unsinniges (Kreuzfahrten der Senioren) von sich gibt. Dieser Jüngling kann auch nicht beanspruchen für die (deutsche) Jugend zu argumentieren. Dazu fehlt ihm jegliche Legitimation. Ich wünschte, dass dieses Thema in der Rubrik „Streit“ von zwei Jugendlichen aus unterschiedlichen sozialen Milieus diskutiert worden wäre, in dem Herr Jagasia die Abwandlung des Westerwelle Zitats von der „spätrömischen Dekadenz“ nicht unwidersprochen hätte fabulieren können. Ansonsten interessiert mich, wie es dazu kam, dass ausgerechnet Herr Jagasia für die Replik ausgewählt wurde. – Detlef Seidler

 

Ich bin nicht mehr 17, habe meine Lebensarbeitszeit abgeschlossen und bin jetzt auch ein „Rentenschmarotzer“. Woher nimmt ein 17 jähriger Schüler eines Eliteinternats diese Weisheiten? Die Recherche zu diesem Artikel ist für mich mangelhaft. Über die Aktivitäten der Luxusrentner hat der Schüler ausführlich berichtet, aber wer zur Zeit die Arbeit der Tafel stemmt, fehlen die Informationen.

Das jedes Jahr ca. 70.000 Jugendliche ohne Abschluss die Schule beenden und ein Teil von ihnen in Ausbildungsplätzen mit Nachhilfeunterricht unterstützt werden ist auch nicht berücksichtigt worden. Vom SES, Senior-Expert-Service hat er der Schüler auch noch nichts gehört. Auch die vielen Senioren und Seniorinnen die Menschen der eigenen Altersgruppe unterstützen, weil es Menschen im Rentenalter gibt, die nicht mehr ihren Alltag allein meistern können, davon bekommt man in einem Eliteinternat natürlich

nichts mit. Es gibt auch Großeltern die Hunderte Kilometer mit der Bahn oder dem Auto fahren, um die Enkelkinder zu betreuen, weil die Eltern manchmal beruflich so stark eingespannt sind. Fast alle dieser Personengruppen leisten diese Tätigkeiten ehrenamtlich ohne Aufwandsentschädigungen. Jugendliche bekommen dagegen ein Entgelt, das höher ist als eine Aufwandsentschädigung. Die Jahre zwischen 14 und 17/ 18 fallen unter das Jugendschutzgesetz, da sollte das „Party machen“ auch schon eingegrenzt sein. Leider wird dieses Gesetz sehr lax angewendet. – Sigrid Pfaffel

 

Die selbstverliebte und paternalistische Attitüde unseres Bundespräsidenten in Bezug auf das freiwillige soziale Jahr fand und finde ich unerträglich – ganz zu schweigen von Friedrich Merz und Konsorten. Daher kann ich Ben Jagasias‘ Artikel „Grauenpower“ nur beipflichten: wenn es um gesellschaftlichen Zusammenhalt gehen soll – und nicht um billige Arbeitskräfte, die die Sozialkassen entlasten sollen –, dann sollten jung und alt, reich und arm gemeinsam daran arbeiten! – Hans-Peter Griewatz

 

Ein junger Mensch hat sich Gedanken zu einem wichtigen Thema gemacht und eine Schlussfolgerung gezogen, der kaum etwas hinzuzufügen ist. Ja, warum nicht auch ein Pflichtjahr für Rentner? Es muss ja nicht gleich ein kalendarisches Jahr sein. Denkbar wäre auch die Verteilung auf mehrere Jahre an ein, zwei oder drei Tagen pro Woche. In Summe ein Jahr; wer will, darf sich darüber hinaus engagieren. Unsere Gesellschaft als Ganzes wäre der Gewinner. Ich bin 60 Jahre alt, habe gedient und nicht mehr allzu weit bis zum Ruhestand. Ich bin dabei! – Raimund Hils

 

Man muß dem Bengel seine Unerfahrenheit zugute halten. Er sollte sich einmal vor äugen halten, dass Millionen Deutsche Militärdienst (ich selbst 18 Monate) bzw. Zivildienst geleistet haben, im jungen Alter. Der soll erstmal seine schule beenden und dann nach dem Studium 30-40 Jahre arbeiten. Vielleicht will er ja dann, mit 70, seine Rentnerzeit genießen und nicht mehr müssen sondern noch wollen. Da gibt es dann genügend Möglichkeiten wie er selbst beschreibt.

Ich würde gerne wissen, ob dieser Schnösel bereits heute etwas für’s Gemeinwohl tut, Sportverein, Altenhilfe etc.? Das wäre ein Anfang, natürlich freiwillig. Grundsätzlich sollten alle ein Pflichtjahr absolvieren, nicht nur Jungen sondern auch Mädels oder besser Männer und Frauen. Viele lernen dann schon einmal für’s Leben, rechtzeitig aufstehen, nicht nur feiern usw. Also ran an die Buletten und helfe Menschen, die dich brauchen. – Klaus Nielsen

 

Weißt Du eigentlich, wie viele alte oder auch ältere Menschen nach ihrem Arbeitsleben froh sind, ihre Rente – in Österreich sagt man Pension – noch einigermaßen Er-Leben zu können? Ich habe in meinem Leben nicht nur oft viel, sondern auch schwer gearbeitet. Am 23. Dezember letzten Jahres war die finale Operation an meiner Lendenwirbelsäule; den Heiligen Abend habe ich auf der Intensivstation zugebracht.

Mein Partner und ich sind vor nunmehr neunzehn Jahren nach Österreich ausgewandert; wir hatten damals keine Chance, in Deutschland eine adäquate Arbeit zu finden. Mir wurde oft sehr deutlich zu verstehen gegeben „Zu alt“. Hier habe ich eine meinen Erfahrungen und Kompetenzen einigermaßen entsprechende Anstellung gefunden; für meinen Partner war es durch seine akademische Ausbildung einfacher, eine ihm entsprechende Stelle zu finden.

Nun – jetzt gibt es eine ganz andere Situation in den Unternehmen, im Dienstleistungsbereich, bei sozialen Einrichtungen. Jetzt wirbt man um die Alten, dass sie doch bitte weitermachen sollen, um ihrer Kompetenz und um ihrer Erfahrungen willen. Doch meinst Du, dass es viele Unternehmen gibt, die auf die Kompetenz, auf die Erfahrungen älterer, vielleicht kranker Menschen mit Arztterminen, Terminen beim Physiotherapeuten oder der Möglichkeit, aus medizinischen Gründen hin und wieder auszufallen gierig zurückgreifen wollen? Selbstverständlich denke auch ich, dass Menschen, die nach ihrem Arbeitsleben noch fit und gesund genug sind, „eine Dienstzeit in sozialen Einrichtungen, in der Flüchtlingshilfe, für den Umwelt- Klima- oder Katastrophenschutz“, nicht aber für die Bundeswehr (sic!) sinnvoll auszufüllen in der Lage sind.

Lieber Ben, weißt Du, wie viele das auch jetzt schon tun und sich mächtig einbringen in das System der sozialen Arbeiten? Keine Tafel, keine Suppenküche würde funktionieren ohne diese Menschen, die freiwillig oft schwere Arbeiten übernehmen. Die Begleitung alter, kranker Menschen, die in Pflegeheimen leben müssen und ein wenig spazieren gehen möchten funktioniert ohne diese freiwillige Hilfe oft älterer Menschen kaum. Und weißt Du, wie viele Familien ohne diese sogenannte „Care“-Arbeit der Älteren nicht mehr funktionieren würden? Du musst hier eben differenzieren: Auch soziales Engagement erfordert Zeit und Kraft, die sehr viele nach einem anstrengenden Arbeitsleben nicht mehr haben.

Urteilst Du möglicherweise aus einer etwas privilegierteren Sichtweise heraus? Du bist Schüler einer – ich sage es bewusst so – privilegierten Bildungseinrichtung, einer Schule, in die nicht Jede, nicht Jeder kommen kann. Denn dazu gehört ein anderer familiärer Hintergrund als der in den meisten Familien dieses Landes Und genau da fängt die Segregation schon an! Wie viele Kinder und Jugendliche bleiben schon in ihren jungen Jahren ausgegrenzt durch ihre Geburt, durch die Lebensumstände ihrer Familien.

Und genau da liegt der Grund für derartige destruktive Äußerungen mancher Politikerinnen und Politiker. Sie sehen die Abgehängten, die Auffälligen, die Aufmüpfigen, die „Asozialen“ und wollen diese Menschen mit aller Macht einbinden. Die Argumente und Lösungsansätze sind selbstverständlich oft genug hanebüchen, total daneben und oft genug regelrecht diskriminierend. Soziale Kompetenz, Weltoffenheit und Entwicklungsfähigkeit beginnen nicht während eines „Sozialen Jahres“, sondern müssen schon im Elternhaus, in der Schule angelegt werden.

Und da liegt der sprichwörtliche Hase im Pfeffer! Denn die Schulen können mit ihrer Ausstattung an Kompetenz, Mitteln und vor allem an Menschen, die das alles wollen, diese heroische Aufgabe nicht leisten. Die Schule kann keine dysfunktionale Familie ersetzen; sie kann, natürlich nur bei entsprechender Ausstattung, nur versuchen, grobe Fehlentwicklungen etwas auszugleichen. Ich denke, ich liege richtig, wenn ich Dir unterstelle, in einer alles andere als dysfunktionalen Familie aufgewachsen zu sein.

Schau, ich bin in einem im Nachhinein als relativ gut bewerteten Bildungssystem unterwegs gewesen. Die Schulen in der DDR haben uns wirklich ein breites Wissensspektrum geboten und das nach meiner Sicht auch recht effizient vermittelt. Da gab es keine Fächer, die man abwählen konnte wegen Desinteresse. Doch soziale Kompetenzvermittlung fand da nicht wirklich statt. Das geschah dann höchstens in den vor- und außerschulischen Möglichkeiten. Und eben diese Möglichkeiten fehlen jetzt in einem besorgniserregenden Ausmaß. Und eben daraus resultieren dann die unsäglichen Statements mancher Politikerinnen und Politiker, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch privilegierte Bedingungen während ihrer Kindheit und Jugend hatten.

Ich bin in einer armen Familie aufgewachsen, war ein mittelprächtiger Schüler. Aber ich hatte Eines: Für mich gab es Bücher seit ich buchstabieren konnte! Und die daraus resultierende Neugier. Was wäre denn mit mir geschehen, mit Fernsehen, Internet und Smartphone? Ich wage keine Prognose. Und nun wieder zurück zu diesem ominösen „Sozialen Pflichtjahr“. Wenn die RICHTIGEN Pädagogen und Pädagoginnen die RICHTIGEN erzieherischen Ansätze realisieren können, vermittelt so ein Jahr in einer Gemeinschaft, aus der man nicht so einfach ausbrechen kann, mit Sicherheit einen großen sozialen Kompetenzgewinn. Es muss eben RICHTIG gemacht sein! – Matthias Lohse

 

Der Schüler spricht mir aus dem Herzen. Ich – selbst über 50 – habe mich schon öfters gefragt, warum Politiker immer nur die junge Generation im Blick haben, wenn es um das soziale Jahr geht. Wahrscheinlich traut man sich junge Menschen etwas vorzuschreiben, den älteren aber nicht. Gesellschaftlicher Zusammenhalt funktioniert aber nur auf breiter Ebene.

Insofern kann ich den Vorschlag voll unterstützen, dass wenn eine Gruppe ein Pflichtjahr absolvieren muss, dann bitte alle. Eine Ausnahme hätte ich jedoch. So lange die Kinderbretreuung in unserer Gesellschaft problematisch ist und die meiste Carearbeit von Frauen übernommen wird, würde ich das Pflichtjahr in jungen Jahren für junge Frauen streichen, da sie ansonsten in zeitliche Bedrängnis mit Ausbildung, Einstieg ins Berufsleben und Familiengründung kommen. – Friederike Hönecke

 

Wir wohnen in einer Kleinstadt mit einer Bürgerstiftung Wiesloch getragen von ca. 250 Ehrenamtlichen, die 25 bis 30 unterschiedlichen Programme abdecken. Es gibt eine Tafel, eine Beschäftigungsinitiative mit Kleiderladen und Gesmischtwaren und viele Ehrenamtliche in den Vereinen. Der überwiegende Teil der Menschen, die sich dort engagieren, ist im Rentenalter. Es ist wohl ein offenes Geheimnis, dass ohne diese Menschen an vielen Orten unser soziales Leben zusammen brechen würde.

Nun ist es durchaus richtig, dass manche ältere Menschen ein Teil ihrer Zeit im Ausland oder auf Kreuzfahrten verbringen, genauso, wie manche Schulabgänger, so sie denn von einem Elternhaus unterstützt werden können, ein Jahr in der Welt herumreisen. Eine “Stärkung des sozialen Zusammenhalts“ beginnt meines Erachtens im Denken und Wollen, nicht in der Ausgrenzung, im Finden von Gemeinsamkeiten, nicht von Unterschieden. – Dr. Lilo Krieg-Sieber

 

Aus der Echokammer Salem lässt es sich wunderbar lästern über die „Grauen“-Power auf Kreuzfahrtschiffen. Noch kein Schmutz unter den Fingernägeln, aber gute Ratschläge erteilen, auf die die Gesellschaft so dringend gewartet hat. Hallo Ben, gehe hinaus in die nicht privilegierte Welt und schau‘ genau hin, wie die meisten Menschen hier arbeiten und leben. Warte nicht, wie die Politik entscheidet, sondern tu‘ jetzt etwas für den Zusammenhalt in der Gesellschaft. (zwischen Jung und Alt, aber auch zwischen arm und reich/sehr sehr reich. Und übrigens: es heißt Herr Merz. So viel Höflichkeit muss sein. – Silvia Zimmermann

 

Ich bin 57 und mein Arbeitspensum fällt mir zusehens schwerer. Ich freue mich auf die Zeit in der ich nicht mehr täglich zur Arbeit muss, trotz einer erfüllenden Tätigkeit. Im Artikel steht zur Stärkung des sozialen Zusammenhalt sollten Alt wie Jung ran müssen. Obwohl viele auch nach anstrengenden 40-50 Jahren zu verbraucht sind finde ich die Idee sehr erfrischend und würde eine solche Regelung mit Ausnahmen begrüßen. Die Ansicht hat in meinem Umfeld schon zu ein paar Diskusionen geführt, aber bei immer mehr Rentnern die auch immer älter werden muss eine Lösung her. Die sozialen Bereiche leiden seit Jahren unter Personalmangel. Wäre schön wenn dadurch mehr Zeit für Humanität und Empathie entsteht, davon profitieren alle Altersgruppen. – Alexandra Mertesdorf-Schmitz

 

Wäge deine Worte und prüfe deine Aussagen auf Genauigkeit und Vollständigkeit. Der Wehrdienst der männlichen Ruheständler bzw. derjenigen, die jetzt dem Ruhestand entgegengehen, dauerte 15 bis 18 Monate, der Zivildienst länger. In vielen Fällen erbringen Ruheständler bzw. Ruhestandsaspiranten seit Jahren familiäre Pflegedienstleistungen. So mancher Verein wird nicht unwesentlich von Senioren getragen. Ich fühle mich unangenehm angefasst, wenn mir ein siebzehnjähriger Salemer Schüler erklären möchte, dass ich im Ruhestand gesellschaftlichen Dienst leisten solle.

Viele Angehörige meiner sog. Boomergeneration wuchsen mit körperlicher Arbeit schon als Grundschüler auf – quasi ein „Müssen“ schon von klein auf. Zusätzlich leisteten viele von uns Boomern, männlich wie weiblich, Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr bis zum 45 Lebensjahr (Freikauf war möglich gegen Leistung einer Feuerschutzabgabe), beim Roten Kreuz oder beim THW. Lieber Ben, gehe du mit den Angehörigen deiner Generation demütig in Vorlage und leiste, in welcher Form auch immer, Dienst an der Gesellschaft. Danach treten wir wieder ins Gespräch. – Albert Kaifer

 

Lebenslanges Lernen . Und Selbsterfahrung im Miteinander – und zwar für alle Menschen gleichermaßen. Eine Ergänzung zu Ben Jagasia und Bernhard Schlink. Lassen Sie uns einen Schritt weitergehen und die Idee des sozialen Pflichtjahres modifizieren: Wie wäre es, wenn jüngere, ältere und Menschen mittleren Alters – und damit eigentlich jeder Mensch – sich im Laufe des Lebens regelmäßig im sozialen oder ökologischen Bereich betätigen würden?

Dieses quasi Pflichtangebot würde dazu führen, dass beispielsweise auch Manager oder Politiker bestimmte Abläufe hautnah und vielleicht zum ersten Mal erleben, Kontakt zu Menschen in Bereichen aufnehmen, über die sie normalerweise entscheiden. Es würde ihnen helfen, die Probleme nicht nur rein theoretisch, sondern auch ganz praktisch zu durchdringen. Von solch einem gesamtgesellschaftlichen Projekt des Mitwirkens und Teilhabens ist zu erhoffen, dass es niemanden zurücklässt und selbst Randgruppen integriert.

Und beispielsweise Menschen, die Bürgergeld beziehen, sich hier in verschiedenen Aufgabenbereichen ausprobieren, Ideen und Selbstvertrauen in das eigene Schaffen gewinnen und sich über ihr Teilzeit-Engagement hinaus vielleicht sogar einen Job kreieren. Ganz davon ab würden sie der Gesellschaft und dem Staat, von dem sie schließlich Geld beziehen, etwas zurückgeben. Eine soziale, ökologische oder sonst wie nachhaltige Arbeit wäre folglich der Kitt, um das Auseinanderdriften der Gesellschaft zu reparieren, sich vom Egozentrismus zu befreien und auf das Gemeinsame zu besinnen – und zwar nachhaltig.

A propos Reparieren: Ich stelle mir vor, dass es Orte gibt, wo junge und ältere Menschen zusammenwirken und auf diese Weise direkt voneinander lernen. Ganz nebenbei würde das Crossover der Generationen dazu führen, Verständnis und Empathie für die Situation des anderen zu entwickeln. Schluss mit dem nutzlosen Dasein im dauerhaften GReiseleben, Schluss mit der dauerhaften Langeweile vor Fernseher, Computer und Co.! Sich Einbringen in Gemeinschaft bedeutet nicht nur Stiften von Sinn, sondern auch ein direktes Erschließen von Welt und Resonanz.

Meiner Ansicht nach lohnt es sich für den Staat, in den Aufbau von Strukturen zu investieren, die soziales und solidarisches Arbeiten ermöglichen: Denn sie stärken den Respekt für seinen Nächsten und in das demokratische System. Es existieren bereits zahlreiche solcher Projekte – einige davon haben sich übrigens erfolgreich als länderübergreifendes Netzwerk in dem Verein Neulandgewinnen zusammengeschlossen. Von solch innovativen, non-konformistischen, solidarischen und nachhaltigen Projekten ließe sich einiges abschauen. Wenn auf persönlicher oder/und staatlicher Ebene Wille und Neugierde vorhanden wären. In diesem Sinne wünsche ich allen Bereitschaft, umzudenken und neugierig zu bleiben – lebenslang! – Andrea Keil

 

„Super Idee“, habe ich spontan gedacht. Warum sollen sich Ältere nicht noch weiter einbringen (können) in unsere Gesellschaft. Ist man in Rente, hat man doch Zeit. Zeit wofür? Jeden Tag Golf spielen, den ganzen Tag Fernsehen, nur Spazierengehen – das ist auch nicht die Lebenserfüllung. Habe zwar schon 18 Monate Bundeswehr in meinen Jugendjahren hinter mir. Aber warum nicht jetzt doch noch etwas Vernünftiges, etwas Sinnvolles tun? Selbst bin ich zwar vielfältig unterwegs, aber ich finde die Idee einfach klasse. Sollte unbedingt verfolgt werden. Danke an den jungen Schüler für seine ausgefallene Idee. Wird zwar auf Widerspruch stoßen. Aber das darf nicht aufhalten! Bin begeistert. – Herbert Müller

 

Als „Babyboomer“, der sich kürzlich mit 67 Jahren in den Ruhestand verabschiedet hat, habe ich verblüfft den mit erfrischender Chuzpe verfassten Artikel „Grauenpower“ gelesen. Darin fordert der 50 Jahre jüngere Autor im Sinne der Generationengerechtigkeit, die Einrichtung eines sozialen Pflichtjahrs nicht nur für junge Erwachsene, sondern auch für Rentner zu prüfen. Er verweist auf Privilegien der Babyboomer Generation, steigende Lebenserwartung, Alterswohlstand, endloser Urlaub und steigende Marktanteile von Rentnerkreuzfahrten. Auch empfiehlt er die Vorzüge eines Sozialdienstes für Ruheständler zur Sinnstiftung und als Mittel gegen die Alterseinsamkeit.

In provokanter Weise spiegelt der 17jähriger Autor den oft anmaßenden Diskurs der älteren Generationen, die unter sich ausmachen wollen, was gut für die Jugend, die gesellschaftliche Entwicklung und den sozialen Zusammenhalt sei. Wir haben uns daran gewöhnen müssen, dass aufgrund der demographischen Entwicklung und des Arbeitskräftemangels immer wieder eine Erhöhung des Renteneintrittsalters gefordert wird. Vor diesem Hintergrund ist die Diskussion eines alternativen Sozialdienstes nach Abschluss des aktiven Erwerbslebens gar nicht so abwegig, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. – Dr. Thomas Briebach

 

Ich muss voranschicken, dass ich bei einem Kommentar zu diesem Beitrag nicht ohne Polemik auskomme. Sodann bin ich gerührt von Ben Jagasias konditioneller Bereitschaft, dem Gemeinwohl seine Dienste anzubieten. Diese Form jugendlicher Arroganz kannte ich bislang nur aus englischen Romanen, in denen Schüler der Eliteschulen Eton und Harrow vorkamen. Woher weiß dieser „Naseweis“, dass zwischen den als „Risikiopatienten“ klassifizierten alten Menschen und der „Partyjugend“ eine Entfremdung stattgefunden hat? Aus seiner höheren Warte? Von seinen vier Großeltern? Wir haben fünf Enkel (zwei nur unwesentlich älter als er), die gern Vorsicht für sich und Rücksicht auf ihre Großeltern haben walten lassen.

Darum sind wir in der Corona-Zeit (auch mit Hilfe der un-social Media) eher enger zusammengewachsen. Auch sonst vermag ich die Bruchstelle in der wohl eher im familiäre Bereich stattfindenden Verbindung zwischen Alt und Jung nicht zu entdecken. Ich hoffe, die „Kluft“, von der Ben spricht, hat sich nicht in seiner Familie aufgetan. Was die Dienstverpflichtung der Rentner angeht, empfehle ich ihm, sich einmal die Altersstruktur bei den Ehrenamtlichen und NGO’s anzusehen. Nach meiner subjektiven Wahrnehmung (in über 25 Jahre) rekrutieren sich die Helfer zu 90% aus nicht- Kreuzschiff- fahrenden Rentnern. Es fehlt in der Freiwilligenarbeit fast überall der jugendliche Nachwuchs!

Zum Schluss: Ben Jagasia stellt selbst die Frage: „Ist es unverschämt von mir, einem 17-jährigen, so etwas zu fordern?“ Die Antwort auf diese Steilvorlage ist ein eindeutiges „JA“; und wenn ein Privatschüler des Eliteinternats Schloss Salem von „Entbehrungen“ spricht, dann kommen mir (Kriegs- und Nachkriegsjugend) die Tränen. Es sei denn, er meint die Trennung von seinen Großeltern. – Sven Herfurth

 

Als frische Rentnerin von gerade 64 Jahren stimme ich Ihnen in allen Punkten zu! Und ich wünsche mir, dass endlich junge Menschen ab 16 wählen dürfen. Sie tragen schließlich, wie Sie völlig korrekt darstellen, die Folgen der Politik, die von der Generation „Weiter-So“ beschlossen wird. Jugendliche aller Länder, wehrt Euch! Schreibt, protestiert, klebt Euch fest, nutzt alle friedlichen Mittel, um auf Euch aufmerksam zu machen. Freiwillig werden Euch die Politiker nicht zuhören, die immer nur auf die größte Wählergruppe schielen. – Petra Lauriolle

 

Mit großem Interesse habe ich Deine Erwiderung auf den Artikel von Bernhard Schlink gelesen. Ich fand es auch großartig, dass Du Dich als junger Mensch mit dem Thema eines sozialen Pflichtjahres so intensiv auseinandergesetzt, und sogar eine eigene Lösung dazu erarbeitet hast. Um es vorwegzunehmen, ich bin gegen ein verordnetes Pflichtjahr für junge Menschen. Zu den Gründen komme ich später noch. Spätestens bei Deiner Beschreibung von Ruheständlern habe ich jedoch schlucken müssen: „Die meisten von ihnen führen ein alles andere als schlechtes Leben. Renteneintritt im Schnitt mit 64 Jahren und ständig steigende Lebenserwartung – da bleibt viel Zeit, die viele nach dem Ende des Arbeitslebens mit schier endlosem Urlaub ausfüllen“ … und sich auf Rentnerkreuzfahrten amüsieren.

Es mag sein, dass es eine Gruppe von Rentnern gibt, auf die deine Beschreibung zutrifft. Ich vermute mal, da du auf die Schule „Schloss Salem“ am Bodensee gehst, dass deine Beobachtungen vorrangig aus einer bestimmten gesellschaftlichen Kohorte stammen. Die Lebenswirklichkeit von vielen Rentnern sieht jedoch anders aus. 1.    Finanzielle Rahmenbedingungen. •        Die aktuelle Höhe der durchschnittlichen Altersrenten nach Jahr des Zugangs (2000 -2021) bei Männern in D-West schwankte zwischen 1.438 € (2000) – 1.218 € (2021), bei den Frauen in D-West zwischen 581 € – 809 €.

– Von 17,6 Mio. Rentnern bezogen nur ca. 3,2 % eine Rente von mehr als 2.100 €. Selbst wenn man berücksichtigt, dass ein Teil der Rentner zusätzlich noch eine betriebliche Altersversorgung erhält, und einige auch ein kleines Häuschen ihr Eigen nennen, dürfte damit kein Leben in Sauss und Braus und mit ständigen Urlaubsfahrten möglich sein. Ein nicht gerade kleinerer Teil der Rentnerinnen und Rentner lebt in prekären Verhältnissen. Die Gruppe der ca. 1,3 Mio. Pensionäre in Deutschland erhält zwar deutlich höhere monatliche Zahlungen vom Staat durchschnittlich zwischen 2.318 – 4973 €, wobei jedoch die Mehrheit der Ruhegeldempfänger eher im unteren Einkommenssegment anzusiedeln ist.

2. Belastungen durch Familiengründung. Viele Rentnerinnen und Rentner haben in ihrer aktiven Arbeitsphase eine Familie gegründet und Kinder großgezogen und deren erste Berufsqualifikation finanziert, bis hin zur Beendigung ihrer Ausbildung oder ihres Studiums. Sie haben also zur Finanzierung ihrer Kinder vielfach finanziellen Verzicht geübt. Es gibt Berechnungen, die davon ausgehen, dass die Finanzierung eines Kindes bis zum 25. Lebensjahr ca. 230.000 € kostet. Diese Lebensleistungen sollten bei der Frage der Generationengerechtigkeit auch berücksichtigt werden. 3.Aktivitäten im Ruhestand.

Grauenpower gibt es schon längst bei uns. In den letzten Jahren haben sich ca. 15 – 17 Mio. Personen in Deutschland auf sehr unterschiedlichen Aktionsfeldern ehrenamtlich engagiert. Von der zur Verfügungstellung von Freizeit bis hin zur Übernahme von Verantwortung in Einrichtungen und Gremien. Diese Menschen machen das aus freien Stücken und weil sie unserer Gemeinschaft etwas zurückgeben wollen. Natürlich geht es auch darum einen Teil seiner freien Zeit sinnvoll zu nutzen, und vielleicht irgendwann mal auch eine Kreuzfahrt zu machen. Ohne dieses freiwillige Engagement würde viele Aufgaben in Deutschland nicht oder anders erledigt bzw. finanziert werden müssen.

Fazit: Ich glaube nicht, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse durch die gesetzliche Verpflichtung von jungen Menschen zur Ableistung eines sozialen Pflichtjahres wesentlich verbessert werden könnten. Zum einen fehlt die notwendige Infrastruktur und zum anderen bei dem einen oder anderen auch die notwendige Motivation. Zwang hat noch nie eine Bewusstseinsänderung herbeigeführt. Diejenigen jungen Menschen, die für sich nicht erkennen können, welchen Nutzen sie aus einem sozialem Engagement für die Gemeinschaft und für sich selbst ziehen können, insbesondere auch für ihre eigene Entwicklung als Persönlichkeit, werden dies auch unter Zwang nicht tun.

Noch weniger ist der Generationengerechtigkeit genüge getan, wenn nun auch alle Rentner und Pensionäre zu diesem sozialen Engagement gezwungen werden sollen. Auch hier wäre Einsicht und soziale Verantwortung besser als Zwang. Wir sollten in unserer Gesellschaft dafür werben, dass viele Menschen – ob jung oder alt – nach ihren Kenntnissen und Möglichkeiten sich freiwillig für unseren Zusammenhalt sozial engagieren. Frei nach dem Motto von John F. Kennedy: „Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann – fragt, was ihr für euer Land tun könnt.“ – Kurt-Werner Mosert

 

Glückwunsch zu Ben Jagasias originellem Vorschlag, dass Rentner*innen auch ein soziales Jahr absolvieren sollten! Es würde nicht nur manche Lücken in überlasteten Sektoren schließen helfen, sondern dem Generationen übergreifenden Zusammenhalt der Gesellschaft zugute kommen. – Lony Hoffmann

 

Zum o.a. Artikel erwidere ich als Leserbrief wie folgt : „Ein privilegierter junger Mann (Besuch der Schule Schloss Salem am Bodensee) will mir – wenig differenziert – vorschreiben, ein soziales Pflichtjahr als Pensionär zu leisten? Ich habe der Bundesrepublik Deutschland 42 Jahre als Berufsoffizier treu gedient. Das dürfte wohl reichen!“ – Alfred Schmitz

 

Grauenpower 2.0. Eine Erwiderung auf eine Erwiderung. Ich weiß nicht, ob die Dachzeile mit dem Helmut-Schmidt-Zitat (*) von dir oder der Zeit-Redaktion stammt, aber ich steige als Babyboomer gern in den Ring und streite mich mit einem Vertreter der Generation Z.

Du schreibst, dass ein soziales Pflichtjahr erheblich in dein Leben eingreifen würde. Dein „erheblich“ scheint dabei eher negativ konnotiert. Hast du dir mal die Frage gestellt, ob sich diese Zeit nicht eher „erheblich positiv“ auf dein Leben auswirken könnte? Und zwar egal ob mit oder ohne Senioren-Co-Worker? Ich kenne deine sozialen Verhältnisse nicht, aber ich vermute mal, dass der überwiegende Teil deiner Klassenstufe auf der Schule Schloss Salem kein Stipendium erhält, sondern die 47.100€ Schul- und Internatsgeld oder 22.020€ Gebühren für Ganztagsschüler:innen von wohlhabenden Eltern bezahlt werden, die später dann vielleicht auch zur von dir beschriebenen Gruppe der Rentner-Kreuzfahrer stoßen.

Nur leider muss der weitaus größte Teil deutscher Rentner mit erheblich weniger Geld auskommen als eure Eltern in ein paar Jahren. Die Durchschnittsrente 2021 lag nach den üblichen Abzügen bei 1.059,50€ (Quersumme Regelaltersrente Ost/West/Männer/Frauen). Laut Bundessozialministerium muss ein Fünftel aller Rentner:innen mit weniger als 500€ im Monat auskommen. So viel als Antwort auf deine Behauptung über die „Ruheständler“: „Mal ehrlich: die meisten von ihnen führen ein alles andere als schlechtes Leben.“

Womit wir auch bei deiner Polemik gegen deutsche Rentner:innen im Ausland wären: „Da bleibt viel Zeit, die viele nach dem Ende des Arbeitslebens mit schier endlosem Urlaub ausfüllen.“ Hast du mal darüber nachgedacht, dass deren steigende Anzahl auch mit dem besseren Gegenwert für eine schmale Rente zusammenhängt? Bei einer kleinen Recherche zu genau diesem Thema stößt man sehr schnell auf Deutsche, die in Polen, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, aber auch in Griechenland oder der Türkei durch die niedrigeren Lebenshaltungskosten der sicheren Altersarmut in Deutschland entgehen wollen. Und frag mal deren Kinder und Enkel, ob sie glücklich darüber sind, wenn sie Eltern oder Großeltern aus diesem Grund nur noch ein-, zweimal im Jahr sehen.

Und da deine Erwiderung auch impliziert, dass die Babyboomer vor langer Weile und Einsamkeit den ganzen Tag nicht wissen, was sie tun sollen, hier noch ein paar Fakten zum Thema Ehrenamt. In deiner Altersgruppe der 14- bis 19-Jährigen üben 16% ein Ehrenamt aus, in meiner der 60- bis 69-Jährigen sind es 21,44%.

Nur damit wir uns richtig verstehen – ich finde es gut, dass du dich mit deinen 17 Jahren in öffentliche Diskussionen einmischst. Aber vielleicht überlegst du dir demnächst etwas genauer, was du da schreibst und wie das bei einer Generation ankommt, deren Situation du vorgibst, einschätzen zu können. Drei Mausklicks und die Befragung deiner Großeltern als Recherche zum Befinden der „Ruheständler“ sind auch nicht besser als die von dir geäußerte Kritik, dass Friedrich Merz die Stimmung in der jungen Generation aus der Zustimmung seiner Besuchergruppen zieht.

Ich habe viel Respekt, was Kinder und Jugendliche durch Corona erleiden mussten, hab du bitte etwas mehr Respekt vor dem, was wir Babyboomer geleistet haben, ohne uns nur auf Umweltsünden und lotterhaftes Rentnerleben zu reduzieren. (*) Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine. – Michael Beck

 

Auf den ersten Blick scheint die Idee ja bestechend ….., ABER Beim Lesen dieses forschen Textes machte sich in mir ein Gefühl wachsender Ablehnung breit. Dieser junger Mann, auf der Sonnenseite des Lebens (Internat Schloss Salem), hat wohl keine Kenntnis davon, wie und was die überwiegende Mehrheit der Menschen arbeitet. Viele sind am Ende ihrer Berufstätigkeit körperlich und psychisch ausgelaugt, insbesondere all jene, die in sozialen Berufen gearbeitet haben. Wie stellt er sich denn bloß die Integration von fachfremden Personal in laufende Betriebe vor? Quereinsteiger im Lehrerberuf machen zum Teil mehr Arbeit als dass sie entlasten. Welche nicht funktionierender Bürokratie soll das organisieren? Wenig durchdacht! Vielleicht macht er selbst erstmal ein Praktikum an einer Brennpunktschule! – E. Ohlendorf

 

«Ich bin 17 – und bereit, ein soziales Pflichtjahr zu leisten. Aber nur, wenn auch Rentner dienen müssen!» sagt Ben Jagasia, «Schüler in der elften Klasse in der Schule Schloss Salem am Bodensee.» Zufall oder nicht, in derselben Zeit-Ausgabe beginnt der Abschnitt «Wirtschaft» mit einem Text, der die halbe Seite einnimmt: «NON AUX 64 ANS». Der Text bezieht sich auf den Widerstand gegen das Erhöhen des Rentenalters in Frankreich von 62 auf 64 Jahre. Das Beispiel Frankreichs zeigt, auch in Deutschland dürfte es schwierig sein, das Rentenalter anzuheben – etwa von 65 auf 67 – um die Folgen der erhöhten Lebenserwartung zu kompensieren.

Dazu noch ein Pflichtjahr anzuhängen dürfte daher kaum realisierbar sein. So gesehen ist die Forderung von Jagasia eine kluge Methode, sich aus der Affäre zu ziehen. Sinngemäss etwa so: «Ich würde ja gerne Zivildienst machen. Doch leider verlangt mein Gerechtigkeitssinn, dass auch alle Pensionierten angefangen bei Angela Merkel, Gerhard Schröder, emeritierte Professoren, etc. ihr Pflichtjahr nach der Pensionierung absolvieren müssen. Klappt das nicht, bin ich nicht in Stimmung, Zivildienst zu leisten.»

Die Aufzählung der Personen verweitst auf eine Schwierigkeit beim Durchsetzen des Pflichtjahrs für Pensionierte. Denn da gibt es eine Ungleichheit der Pensionisten in Bezug auf ihre berufliche Vorgeschichte. Dazu kommen die gesundheitlichen, finanziellen und familiären (Enkelkinder, pflegebedürftige Partner) Unterschiede. Daher muss es Ausnahme-Regelungen geben. Dabei sind diejenigen im Vorteil, die über ausreichende Mittel für Rechtsbeistand verfügen. Das Know How vom Besuch einer Schloss Schule dürfte dabei nicht von Nachteil sein. Pflichtjahrbetroffen wären daher eher Putzfrauen und Handwerker.

Die Argumentation von Jagasia erinnert an eine Schwierigkeit beim Bekämpfen des Klima-Wandels. Es gibt da eine Art «Schwarze Peter Spiel». Politisch korrekt müsste man «Weisses Peter/Petra Spiel» sagen. Es geht da um gegenseitiges Schuldzuweisen über die weltweiten demographischen und ökonomischen Gräben hinweg. Die einen betonen die Gefahr durch zu hohen Fussabdruck, die anderen die Gefahr durch zu hohe Geburtenraten. Beide Seiten fordern Vorleistung von den Anderen als Voraussetzung für eigene Beiträge.

Doch Jagasia will mit seinem Vorschlag auch den Graben zwischen den Generationen überbrücken. Ein gutes Ziel. Eine diesbezügliche Tätigkeit von Pensionisten ist das Kinderhüten. Frage: Soll das Platz haben im Pflichtjahr? Platz haben soll jedenfalls eine von Jagasia vorgeschlagene Tätigkeit zum Überbrücken des Grabens zwischen Immigranten und Nicht-Immigranten (auch ein gutes Ziel): Pensionisten könnten Immigranten beim Ausfüllen der Steuererklärung helfen. Beide Tätigkeiten haben mit der gemeinsamen Zukunft zu tun haben. Diesbezüglich wäre vielleicht auch Platz für eine andere gemeinsame Tätigkeit von Jung und Alt, nämlich Gedankenaustausch über das Finden eines guten Wegs in die Zukunft.

Ein Beitrag der Alten könnte sein, zu schildern, wie früher Einschränkungen normal waren, die heute – in etwas anderer Form – notwendig sind, um die Klima-Krise zu lösen. Dieses Thema war auch ein Grund für mich (Jahrgang 1941) ein Buch zu schreiben: «Die Technik reicht nicht, Was ist nötig, damit die Menschheit noch lange gut fortbestehen kann.» (BoD, 2016). – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Da verschlägt es mir als Ruheständler (jetzt ausnahmsweise gerade Mal nicht auf Kreuzfahrt oder in meinen Luxusresort meine Rente verprassend!) glatt die Stimmung und mich packt ein Power-Grauen! Dieser junge Schnösel erdreistet sich, die Generationen zu kritisieren, die mit dafür gesorgt haben, daß er von einem Elite-Internat aus seine Ergüsse los werden kann. Auf wessen Schultern steht denn dieser Rotzlöffel wenn er auf die Rentner blickt, die sich Ihren Ruhestand sauer verdient haben?

Was bitte tut er denn mit seinen 17 Jahren für die Gemeinschaft? Hier könnte er doch schon vorab wirksam werden und für eine soziale Einrichtung arbeiten, auch ohne vom Staat eine Pflicht dazu auferlegt zu bekommen. Und dann noch das jammern über nicht statt gefundene Partys. Hat dieses Bürschlein eine Vorstellung davon, worauf die Kinder bedürftiger Eltern verzichten mussten und welchen Preis die Alten zahlten mussten, die nicht mit Privilegien gesegnet sind? Seinen Lehrern kann ich nur empfehlen, dem Jüngling beizubringen was der Generationenvertrag festschreibt und welche Intension dahinter steht. Ich bin auch gerne bereit, meinen Dienst bei der Tafel in Lahr mit ihm zu teilen. Das wird ihm zeigen, daß nicht alle Rentner auf Kreuzfahrt sind! – Josef Obert

 

Vielen Dank für diesen Artikel. In der Rubrik „Streit“ ist er meines Erachtens genau richtig positioniert. Meine Bitte als langjährige Abonnentin: Lassen Sie zukünftig sehr viel häufiger junge Menschen in der ZEIT zu Wort kommen, denn es geht schließlich um deren Zukunft. – Heidi Janke-Mohr

 

Es ist banal und klingt zugegeben abgedroschen. Die Jugend weiß vermeintlich viel, versteht aber noch wenig, weil einfach die Lebenserfahrung fehlt. Ben Jagasia will Gerechtigkeit und nur für die Gesellschaft etwas tun, wenn auch die Alten nach ihrem Berufsleben in die Pflicht genommen werden. Doch was haben diese bis dahin der Gesellschaft bereits gegeben! Zunächst über ihre berufliche Tätigkeit, von der die Gemeinschaft entweder direkt durch die ausgeübte Profession oder indirekt über das Zahlen von Steuern profitiert. Des Weiteren von vielen Bürgerinnen und Bürgern, die sich neben ihrer beruflichen Tätigkeit (und oft darüber hinaus), zusätzlich ehrenamtlich engagieren. Wer kümmert sich zudem in der Familie um die gesundheitlich schwächer werdenden betagten Alten?

Die 17 jährigen Enkel, oder die gerade in die Rente eintretenden Kinder mit 65? Hier die Leistungen an und für die Gesellschaft aufzurechnen führt jedoch in die Irre und ist wahrscheinlich auch ungerecht. Denn mit dem Gesellschaftsjahr verbinde ich eigentlich etwas ganz anderes. Aus meiner Sicht dient es dem Zweck, einen anderen Blick auf das Leben zu bekommen. Es soll Facetten dessen erleb- und erfahrbar machen, von denen man ansonsten womöglich vollkommen unberührt geblieben wäre. Ja, dieses Gesellschaftsjahr dient auch einer gewissen“Erdung“, zum ersten und vielleicht einzigen Mal in seinem Leben, für andere, schwächere und ausgegrenzte Menschen unserer Gesellschaft direkt etwas zu leisten, daran menschlich zu reifen und diesen Erfahrungsschatz für das weitere eigene Leben nutzbar zu machen. – Ralf Schröter

 

Der Inhalt dieses unausgegorenen Artikels trieb mir die Zornesröte ins Gesicht. Dem jugendlichen Autor halte ich nur seine fehlende Lebenserfahrung zugute, dass er so einen allen Ernstes dummen Vorschlag unterbreitet. Was in aller Welt treibt die Redaktion der „Zeit“ um, diesen abstrusen Gedankengang abzudrucken? Will sie damit den Generationenkonflikt befeuern? Zum Thema: 1954 geboren, habe ich acht Jahre die Volksschule besucht und bei jedem Wetter das ganze Jahr über zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Schule gefahren. Mit vierzehn Jahren suchte ich mir selbst eine Lehrstelle als Schriftsetzer.

Seit nunmehr 56 Jahre arbeite ich ohne Unterbrechung, ohne Sabbatical, ohne Bummeln oder ausgedehnten Globetrotter-Weltreisen vor oder nach einem Studium. Mit 50 Jahren machte ich mich selbständig und habe bis dahin jedes Jahr, also 36 Jahre mehr als gesetzlich vorgeschrieben, in die Rentenkasse einbezahlt. In Kürze werde ich 70 und arbeite immer noch halbtags, weil die gesetzliche Rente nicht ausreicht. Mit 52 absolvierte ich neben meinem Beruf ein Fachhochschulstudium und denke, in meinem Leben nun mehr als genug gearbeitet und meinen Beitrag für die Gesellschaft geleistet zu haben.

Dem Autor dieses Artikels ist sicher nicht bewusst, wie gut es ihm geht und wo und durch wen der Wohlstand, den er offensichtlich täglich genießt, entstanden ist. Seiner Generation fehlen 3 Jahre ohne Party und Gemeinschaft?! – Soll man angesichts solch eines Arguments lachen oder weinen? Er sollte seinen Blick nach Israel richten, hier leisten Jugendliche beiderlei Geschlechts gesetzlichen Wehrdienst, ohne zu jammern. Also lieber Ben – wenn du den wohlgehüteten Kokon deines Internats verlässt – leiste erstmal das in deinem Leben, was die große Mehrheit der Rentner in ihrem arbeitsreichen Leben bereits erbracht haben, bevor du so einen Schmarren entlässt und die Nachkriegsgeneration zu einem „solidarischen“ Pflegejahr aufforderst! – Franz Brunngartner

 

So geht also Solidarität? Da sind die „vergessenen“ Jugendlichen, die durch Corona um Bildung und Party gebracht wurden, aber die trotzdem bereit sind, etwas für die Gemeinschaft zu tun. Dort sind die 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner, von denen doch tatsächlich über 1% ihre Altersbezüge im Ausland verzehren und die sich im Übrigen mit „Rentnerkreuzfahrten“ die Zeit vertreiben.

Letztere müssen natürlich auch ihren Pflicht-Beitrag leisten – und wenn nicht, dann eben gar keiner! So einfach geht Solidarität. Ein paar Klischees über das sonnige Leben der Babyboomer und fertig ist das „solidarische“ Junktim. In der Tat, ein Leben in Gemeinschaft greift ins Leben ein. Bei mir begann es mit dem Wehr- bzw. Zivildienst, aber das soll ja kein Argument sein, weil die Jungen auch „zweimal ran müssen“. Nein, müssen sie nicht!

Lassen wir sämtliche übrigen freiwilligen Dienste für die Allgemeinheit während der 45 Berufsjahre weg. Und dann? Unzählige Großeltern kümmern sich um Angehörige und (Enkel-)Kinder. Die typische pflegende Person (inzwischen immerhin ein Drittel Männer) ist 61 Jahre alt. Was ist mit den ehrenamtlich Tätigen im sozialen, kirchlichen und politischen Bereich, die ihre häufig während des Berufslebens übernommenen Tätigkeiten fortführen, intensivieren oder neue Aufgaben übernehmen? Und davon gibt es wahrlich aktuell mehr denn je. Wir tun, was wir können, dazu braucht es kein Pflichtjahr, damit die Jungen „ins Boot kommen“.

Sie sollten kommen, weil sie sich verpflichtet fühlen (vielleicht auch verpflichtet werden müssen), der Sozialgemeinschaft selbstlos etwas zu geben, ohne auf andere zu zeigen, die dann aber auch etwas geben müssen. Ganz besonders, wenn sie aufgrund von Herkunft und Bildungsstand zu den Privilegierten gehören, werden sie das zu schätzen wissen und es wird ihnen und der Gesellschaft gut tun. Wenn das gelingt, wissen sie spätestens mit 65, wie wichtig Solidarität und Mitgefühl sind und brauchen kein Pflichtjahr. Sie werden dann, genau wie wir Älteren heute, ihren Beitrag leisten. Davon bin ich überzeugt. – M. Herold

 

Herr Jagasia schreibt mir mit seiner Antwort aus der Seele! Ich (68Jahre, seit 1 Jahr in Rente) wollte schon auf den ersten Artikel von Bernhard Schlink antworten: Da fehlen doch wir Senioren! Es sind alle Argumente aufgeführt und wenn unsere Gesellschaft das Miteinander stärken will, ist ein gemeinsames soziales Jahr der beste Weg. – Wolfgang Koerfer

 

Soll dieser Artikel – als Replik auf Bernhard Schlink – eine Debatte anstoßen? Worüber? Etwa über die Ergebnisse der Google-Recherche eines privilegierten Teenagers? Vielleicht würde es diesem Jungen für sein Verständnis helfen, wenn ihm jemand erläutern würde, welche Generation dafür verantwortlich zeichnet, dass er, zum Beispiel, das renommierteste Internat des deutschsprachigen Raumes besuchen kann. Mir scheint dies eine Lücke im Bildungskanon von Schloß Salem. – Kirstin Stark

 

Die Idee zweier Pflichtjahre für Jung und für Alt finde ich sehr überzeugend. Ich bin 70 Jahre alt und habe Wehrdienst auf einem Leopard Bergepanzer geleistet. Ich werde meine Stimme der Partei geben, die diesen Vorschlag von Ben Jagasia aufgreift. – Dr. Karl-Ernst Brauner

 

Zitat : Schier endloser Urlaub nach dem Arbeitsleben. Zitat Ende. Mit Mitte 60 Freunde, Familie, Zuhause verlassen ist nicht immer ein Spaß, sondern die Möglichkeit , mit 1200 Euro Rente andernorts einen etwas größeren finanziellen Spielraum zu haben. Vielleicht sollten Sie, lieber Ben, sich ein wenig besser umschauen. Rentner organisieren vielerorts nicht nur die Tafeln, sondern arbeiten dort und halten sie am Leben. Rentner organisieren oftmals die Flüchtlingshilfe, bringen sich als Nachhilfe-und Deutschlehrer ein und nehmen auch geflüchtete privat bei sich auf. Rentner engagieren sich in Sportvereinen, im Alpenverein, in Schulmensen, sind Lesepaten in Bibliotheken und Schulen.

Haben Sie schon von den Grünen Damen ( und Herren ) gehört ? Sie helfen ehrenamtlich pflegebedürftigen und kranken Menschen in Pflegeheimen und Krankenhäusern. Kennen Sie Omas und Opas gegen Rechts ? Vielleicht einmal googeln. Es gibt auch Omas for future. Ganz besonders sollten wir an die Senioren denken, die sieben Tage pro Woche Angehörige pflegen. Deutlich über 70% der pflegebedürftigen wird zu Hause gepflegt. So etwas sollte man wissen. Auch die Kommunalpolitik wird von Senioren mitgestaltet. In den Stadträten und Parteien wird ehrenamtlich gearbeitet. Ebenso in der Nachbarschaftshilfe und in Repaircafes.

In unserer Jugendzeit wurde Greenpeace gegründet. Der BUND 1975, die Biolandwirtschaft, etc.etc. Senioren helfen beim Vogel-und Insektenschutz, auch bei Wanderwegebegehungen oder Renaturierungen. Sie, lieber Ben, brauchen Senioren nicht zu erklären, daß soziales Engagement Lebenssinn stiftet und Kontakte gegen Einsamkeit helfen. Diese Arroganz sollten Sie sich verkneifen. Bevor Sie so einen Brief verfassen, sollten Sie die Kluft zwischen Alter und Jugend überbrücken, indem Sie aus Ihrer „ Blase“ in der Sie leben heraustreten und sich informieren.

Unwissenheit vergrößert eine Kluft. Übrigens, eine Kreuzfahrt spart man sich auch mal zusammen, oder läßt sie sich schenken. Vielleicht sitzen auf diesem Schiff reiche Senioren, die viel Geld spenden, oder Patenschaften übernommen haben. Wir wissen es nicht, oder ? Es gibt sie, die Senioren, ob arm oder reich, die nicht über den Tellerrand schauen. Ihnen wünsche ich für Ihre Zukunft, daß Sie es schaffen. – Bettina Polei-Stahl

 

– Grauenpower – was für eine doppeldeutige Formulierung. Neuerdings macht sich eine neue Form von Diskriminierung breit, die sich stillschweigend auch in den Medien etabliert hat. „Rentner-Bashing“. Unseren Ruheständlern wird pauschal unterstellt, ihr restliches Leben in Form von Dauerurlauben, als Kreuzfahrtdinosaurier und Flugscham-Ignoranten zu verbringen. Gesundheitlich topfit und mit genügend Kapital ausgestattet. Erworben durch die Nutznießung des Wirtschaftswunder-Deutschland unter Missachtung aller ökologischen Grundsätze.

So muss ich mit sehr viel Verwunderung den Artikel eines 17jährigen Schülers auf Seite 11 ihres Magazins lesen. In diesem hat er sich sehr ausführlich zu seiner Meinung nach fehlender Generationengerechtigkeit ausgesprochen. Anknüpfungspunkt ist die in der Politik diskutierte „allgemeine Dienstpflicht“ für Schulabgänger. In der die jungen Erwachsenen Selbstständigkeit, Teamfähigkeit und Einfühlungsvermögen lernen können.

Hier die Forderung aufzustellen, dafür als ausgleichende Gerechtigkeit die Senioren vor ihrem Eintritt ins Rentenalter auch zu verpflichten, zeigt, wie wenig dieser junge Journalist Zugang zu der Lebenswirklichkeit der heutigen Rentner hat. Die meisten deutschen Rentner haben ihren Wehrdienst (12/18 Monate) oder einen alternativen Zivildienst abgeleistet. Ihnen zuzumuten, dass sie nach einem meist langen Berufsleben ein Pflichtjahr für die Allgemeinheit abzuleisten hätten, ist ein Affront für den langersehnten Ruhestand und die Würdigung ihrer Lebensarbeitszeit.

Gerade die heutige „Rentnergang“ muss selbstverständlich, wie keine der vorherigen Rentnergenerationen, ihren Beitrag zum Funktionieren unseres gesellschaftlichen Miteinanders beitragen. Dies z.B. in Form von Einkommensteuer, Krankenkassenbeiträgen und Kirchensteuer. Und das, bei einem Rentenniveau, das bei höchstens 49,4% des durchschnittlichen Arbeitsentgelts, im europäischen Vergleich deutlich im unteren Drittel angesiedelt ist. Immer mehr Rentner müssen dazuverdienen und immer mehr Rentnern droht die Altersarmut. Da bleibt für den zitierten Seniorentourismus nicht viel Spielraum.

Zu berücksichtigen gilt auch die Mehrzahl aller Rentner, die sich ehrenamtlich (50,5% ab 65 Jahren) engagieren. Und dies in der Regel jahrelang und nicht nur begrenzt auf einen kurzen Zeitraum. In den meisten Fällen auch unter Einsatz von eigenen Mitteln zum Wohle der Allgemeinheit, ohne Aufwandsentschädigung und mit wenig öffentlicher Anerkennung. Selbst steuerlich sind eigene Aufwendungen nicht absetzbar. Es bleibt nur anzumerken; einseitige Sichtweisen tragen nicht zur gewünschten Generationengerechtigkeit bei. – Gisela Schöttler

 

Ein ausgezeichneter Vorschlag, lieber Ben! Ich bin Babyboomerin und habe als Frau logischerweise noch nicht gedient. Da haben zwei deiner vier Großeltern beim Argumentieren „geschummelt“. Allerdings merke ich, wie meine Kräfte mehr und mehr schwinden. Einen 8-Stundentag würde ich schon lange nicht mehr schaffen. Aber für einen stundenweisen Einsatz bin ich bereit! – Christiane Müller

 

Vielen Dank für Ihren Artikel. Der Gedanke, alt und jung zu mischen und sich gemeinsam für das „Gesellschaftsjahr“ zu engagieren, ist eine geniale Idee. Nicht nur familiären Kontakt zu haben mit den Großeltern und Enkeln, sondern auch einmal fremde Menschen kennenzulernen, kann doch für beide Generationen interessant und belebend sein. Wie bei allen aus der Norm fallenden Ideen kann man nur hoffen, dass die Politiker sie aufnehmen und umsetzen. – Marianne Klemm

 


 

 

Leserbriefe zu „DIE VERTRAUENSFRAGE“ von Robert Pausch und Holger Stark

 

Olaf Scholz hat wie die vielen Bundeskanzler vor ihm zentrale Aufgaben des Außen- und Verteidigungsminsteriums im Bundeskanzleramt platziert. Er sieht die gegenwärtige Außenministerin in der Traditon der Staatssekretäre des Auswärtigen Amtes. So musste der von 1913-1916 agierende Staatssekretär Gottlieb von Jagow auch dem damaligen Reichskriegskanzler Theobald von Bethmann Hollweg zuarbeiten. Von Jagow stützte Betmanns Kurs in der JUlikrise 1914, obwohl er nicht zu den Kriegstreibern gehört.

Genauso eine Verhaltsensweise wünscht sich Scholz nun von Frau Baerbock. „Gerade in der Krise, muss man zusammenhalten“. Das ist des Kanzlers Credo, Frau Baerbock kann diesem Ansinnen des Bundeksnazlers nichts abgewinnen. Aber letztlich stellen die Grünen vornehmlich aich wegen Frau Berbocks politischer Irrfahrten im Sommer 2021 nicht den Baundeskanzler oder die Bundeskanzlerin. – Dr. Detlef Rilling

 

Exzellente Chronologie und Hintergrundinformation. Die Strategie von Scholz in der Panzerfrage erinnert an das alte SPD Mantra: Wandel durch Annäherung. Übersetzt heißt das, erst mit dem lustlos, gereizten Einlenken der USA kam Bewegung in das Thema. Doch diese Rezeptur war kein Spiel oder Ringen auf diplomatischer Bühne, sondern war mE eher der Erpressungsversuch oder die Hinhaltetaktik der Riege um den einflussreichen SPD Fraktionsvorsitzenden, der noch immer gefangen ist in der Brandt’schen Friedensformel. Die aber schon lange mutiert war zu: Wandel durch „Anbiederung“ ( Volker Rühe ). Die eigentliche “ Zeitenwende „, die der Kanzler noch bestehen muss. – Christoph Schönberger

 

Welch rührende story über den ehestreit in der ampel – ich traue den top politikern baerbock/scholz viel eher eine good cop bad cop inszenierung zu, um ein ansehnliches ergebnis im weltpolitischen theater durchzusetzen. ansonsten: lang lebe die laienspielgruppe! – Thomas Kober

 

Ich wohne in einer sehr bürgerlichen Gegend in Köln. Das Unverständnis über die Außenministerin Baerbock ist in den letzten Monaten unglaublich gewachsen. Ich höre immer wieder: Die treibt uns noch in den Krieg mit Russland. Ich bin sehr froh, einen abwägenden Bundeskanzler zu haben. Soll doch Frau Baerbock das Amt abgeben, wenn sie sich nicht der Kompetenz des Kanzlers unterwerfen will. – Gustav Adolf Schröder

 

Na, die Herren Pausch und Stark sind ja wohl in Analena verknallt. – Heinz Heienbrok

 

Er glaubt, wenigstens der Intelligenzia die Vertrauensfrage innerhalb der Schöpfung Dornenkrone stellen zu können, sollte sich über Sophokles und Goethes Statement über des Menschen Wahn, des schlimmsten aller Schrecken eines Besseren besinnen. Haben Sie, die angesehenen Journalisten der ZEIT nichts aus dem Völker-Morden und ihrer Entstehungsgeschichte der Vergangenheit gelernt? Warum machen Sie sich gemein mit den irrsinnigen Ahabs gegen „feindliche“ Moby Dicks dieser Welt und verunglimpfen die Stubbes und Starbucks? Treiben als zeitgeistige (Ver)Führer die vor Ihnen her, die immer schon gefolgschaftswillige Steigbügelhalter waren?

Für welche Doktrin, wessen Patriotismus oder Nationalismus, für welche Art von freiheitlicher Überzeugung lassen Sie und wir uns instrumentalisieren zu Hass und Gegengewalt wider vernünftige Verständigung auf Basis friedfertiger Gesinnung? Im Krieg schweigen nicht nur die Gesetze (Churchill), sondern Moral, Wahrheit und Menschlichkeit! Schuldig und verdammungswürdig sind diejenigen, die sich, aus Selbstbefriedigung oder anderer unsäglicher Beweggründe brüsten, agitierend die Toren dieser Welt zu Faustrecht animiert zu haben. Wann dürfen wir bei Ihnen, verehrtes Politik-Ressort der ZEIT auf weises Denken und Lenken hoffen? Mit der Hoffnung auf vorhandene und praktizierte Weisheit, trotz der damit verbundenen Risiken grüße ich sie herzlich aus Mannheim! – Andreas Weng

 

Wieder ein gut recherchierter Artikel der Zeit. Doch verrät dieser Artikel Wahrheiten, die dort nicht ausgesprochen werden! Erste Wahrheit: Der Artikel macht klar, dass es das Misstrauen von Scholz und Biden in Selenskyj ist (er könnte mit Panzern Russland angreifen) was dazu geführt hat, dass die Kampfpanzerfrage um ein halbes Jahr verschleppt wurde und zweite Wahrheit, dass ohne den Mut der Außenministerin Annalena Baerbock Druck auf Scholz über die Bande zu machen die Lieferung von Kampfpanzern noch heute in Frage stehen würde. Wem fehlt hier Vertrauen in wen? Wieviel Leben und Häuser hat das gekostet?

Einer der letzten Sätze im Artikel könnte anders formuliert werden: „Da ist eine Frau mit Überzeugungen, bewegt vom Schicksal der Menschen in der Ukraine,“ die sich dem Kanzler Gott sei Dank nicht untergeordnet hat. Auch Selenskyj ist ein Mann mit Überzeugungen, bewegt vom Schicksal der Menschen in der Ukraine. So eindeutig erlebe ich das bei Scholz nicht. Mein Vertrauen hat er nicht und seine „Besonnenheit“ entpuppt sich als misstrauisch, überkontrollierte Vorsicht, die nicht realistisch genug die Kriegslage in der Ukraine erkennt und die notwendigen Konsequenzen ergreift. – Dr. Michael Hopmann

 

Als Sympathisant von Baerbock und Zweifler von Scholz erfahre ich derzeit von Bekanntschaften im nahen und fernen Ausland, dass die moralisch begründete Außenpolitik eher als ein neuer Versuch der dem Kolonialismus ähnliche Bevormundung des Westens angesehen wird. Der Pragmatismus von Scholz und Habeck wird zunehmend mehr als vertrauenswürdig angesehen. – Jürgen Dressler

 

Beim Blick auf den Kanzler beschleicht mich zunehmend die von Barack Obama gestellt Frage: „What if we were wrong?“ Was, wenn hinter der Scholzomat-Fassade eben nicht kluges Abwägen und kühle strategische Planung stehen, sondern vielmehr Planlosigkeit oder, noch schlimmer, Inkompetenz?

Scholz’ royale Attitüde und die Tatsache, dass sein engster Beraterkreis aus „Jüngern“ zu bestehen scheint, die ihm bedingungslos folgen statt ihm Kontra zu geben, findet man sonst eher in autoritären Systemen, ebenso wie die Forderung an die Bevölkerung, dem Mann an der Spitze blind zu vertrauen. Als kritische Bürgerin stehe ich an der Seite der Außenministerin: Annalena Baerbock geht ins Risiko, sie macht sich angreifbar. Aber bei ihr weiß ich immerhin, woran ich bin. Und sollte Putin am Ende triumphieren, muss sie sich nicht vorwerfen lassen, nicht alles versucht zu haben, um diesen Alptraum zu verhinern. – Dr. Katrin Köhl

 

Es ist unerträglich, wie die deutsche Außenministerin die besonnene Politik des Kanzlers hintertreibt. Olaf Scholz sollte A. Baerbock unverzüglich entlassen. – Inge Lore Busch

 

Der Artikel, obwohl gut dokumentiert, zeichnet im Subtext dennoch ein klischeehaftes Bild der Protagonisten: Da ist der nüchterne, gefühlskalte, misstrauische Regierungschef, umgeben von kühl kalkulierenden Männern im Kanzleramt, die ihn in seinem Handeln bzw. Nichthandeln bestärken. Er trifft auf eine empathische und zugleich toughe Außenministerin, der – vom Entscheidungsprozess der Männerrunde ausgeschlossen – nichts anderes übrig bleibt, als ihren Chef auf der internationalen Bühne mit weiblicher List zu hintergehen. Und schließlich kommt ein amerikanischer Präsident mit ins Spiel, gemütlich und alterssenil, der sich aus Sorge um die transatlantische Partnerschaft auf die Seite des Kanzlers stellt, ganz gegen den Rat seiner Experten. – Rüdiger Paul

 

Sie haben den Konflikt zwischen Annalena Baerbock und Kanzler Scholz treffend beschrieben. Frau Baerbock ist zweifellos eine talentierte Politikerin, aber offensichtlich mit deutlichen charakterlichen Defiziten. Sie ist nicht in der Lage ihren persönlichen Ehrgeiz für die Sache – und die ist komplex genug- zurückzustellen. Eine Analyse des Verhältnisses Robert Habeck zu Annalena Baerbock käme zu dem gleichen Ergebnis – die Außenministerin verhält sich zu ihren Partei- Kabinettskollegen intrigant und rücksichtslos. Ihre Ziele sind klar: Die bessere Kanzlerin zu zeigen bzw. ihre Anwartschaft langfristig vorzubereiten. In jedem gut geführten Unternehmen gibt es in einer solchen Situation für den CEO nur EINE Entscheidung: Entlassung der illoyalen Mitarbeiterin. – Jürgen Scheele

 

Die Recherche zeigt das Bundeskabinett als Team mit einem großen Entwicklungsbedarf: Vertrauensschäden, Rollenkonflikte, Mobbing, versteckte Agenden, gezielte Demütigungen, schwere Kommunikationsmängel. Beziehungsthemen überlagern Sachthemen und belasten die Sacharbeit. Ein menschengemachter Klimaschaden im Bundeskabinett. Da der Kanzler ein ganz wesentlicher Teil des Problems ist, scheidet er als Problemlöser aus. Wenn es keine Teamentwicklung gibt, laufen wir von einer Beziehungskrise in eine Staatskrise. Eine externe Unterstützung wird gebraucht. Wer kann das für eine solche Gruppe leisten? Der Bundespräsident? Aus berechtigter Sorge um Deutschland?

Chefs sind oft beratungsresistent. Haben sie doch die angestrebte Position erlangt, wo sie endlich so sein dürfen, wie sie sind. In der erlangten Machtposition meinen manche, Unzulänglichkeiten endlich frei auszuleben zu können. Olaf Scholz scheint sich außerdem in einem exklusiven Bund mit der Vernunft zu sehen. Er tut das Notwendige (wo Angela Merkel das Mögliche tat). Er tritt auf wie der verschmitzte Vollstrecker des Weltgeistes. Warum soll er bei der Lösungssuche die Gedanken anderer mit einbinden, wenn er diesen direkten Draht zur absoluten Vernunft hat? Ein Kanzler, der die Beziehungsarbeit derart vernachlässigt, schadet auf Dauer Deutschland. Alle Welt schaut zu. Es ist zum Fremdschämen! Ein einfacher Tipp: Miteinander reden kann helfen. – Reinhard Koine

 

Jetzt scheint es, dass das von Scholz bewusste Zögern rechtzeitig Kampfpanzer etc. die Ukraine zu liefern aufgeht und Russland in die Hände spielt. Den Tod von UkrainerInnen wird bewusst im Kauf genommen. Um nach etwa 100 Jahren (UdSSR), etwa 80 (Deutschland) und jetzt (Russland mit „Hilfe“ von Deutschland/Scholz) scheint das Genick von Ukraine endgültig zu brechen. Es würde mich nicht wundern, dass Scholz als Grunde der Verzögerung sein ewiges Anspielung auf Atomkrieg vorschiebt und statt ein verspätete Molotow-Ribbentrop-Pakt bekommen wir einen Putin-Scholz-Pakt. In dieser Zusammenhang zweifeln nicht nur viele Norweger an die NATO-Bündnistreue Deutschlands.

Falls irgendeine NATO-Land nachher überfallen wird, findet Scholz irgendeine Grund (Atombombe) um sich zu drucken, denn er hat sein Versprechen gegenüber die Ukraine schnell vergessen! Wenn Deutschland überfallen wäre sieht es natürlich ganz anders aus! Wenn es hart-auf-hart kommt wird er an partikuläre Gedächtnisverlust leiden! Noch eine Sache, Scholz sollte endlich aufhören das Märchen über den deutschen Unterstützung zu erzählen, bezogen auf BSP oder Einwohner liegt Deutschland beschämend, nein absichtlich, weit hinten, hier läuft alles nach dem Motto, „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“! Wie sagt man, „wenn man solche Freunde hat, braucht man keine Feinde!“ – Stein-Erik Greter

 

Zunächst danke für den sehr lesenswerten Artikel. Dennoch habe ich einige Kritikpunkte, die unbedingt hätten, noch aufgenommen werden müssen. Leider erwähnen Sie mit keinem Wort, dass Olaf Scholz ein Getriebener seiner „SPD-Putin- Versteher-Gruppe“ um Mützenich und Stegner ist. Zumindest diese beiden scheinen so viel Druck auf Scholz auszuüben, dass er nicht nur mit seinen Ampel Koalitionären Missklang in Kauf nimmt, sondern sogar Verstimmungen mit dem amerikanischen Präsidenten Biden riskiert, um nicht die dringend benötigten Leopard Panzer zu liefern, denn nur die sind geeignet, der ukrainischen Armee nachhaltig zu helfen.

Andererseits kritisieren Sie Baerbocks Verhalten, nicht im Einklang mit Scholz zu agieren. Wenn Menschen so unterschiedlicher Temperamente sich so verhalten wie „Kühlschrank“ zu „warmer Tasse Tee“, dann muss jedem Temperament konzediert werden, sich nicht zu verbiegen. Denn schließlich wird auch eine Frau Baerbock nicht von Scholz-Anhängern gewählt. – Holger Saß

 

Ich muss schon sagen, die Entscheidung, den Konflikt Baerbock-Scholz auf die Titelseite zu packen, nachdem in der Türkei und in Syrien diese schrecklichen Erdbeben passiert sind, kann ich bei bestem Willen nicht nach nachvollziehen. – Anna Krämer

 

„Baerbock und Scholz – das sind zwei Politikertypen, die kaum zusammenpassen“ … Diesem Satz folgen jedoch mit Nichten Argumente dafür, dass die „sich berühren lassende“ Baerbock und der „sich nicht ergreifen lassende“ Scholz kaum zusammenpassen. Ich lese daraus Argumente dafür, dass sich die beiden hervorragend ergänzen – Stephanie König

 

ZEIT-Riss. „Die Vertrauensfrage“ überschreiben die ZEIT-Autoren Robert Pausch und Holger Stark eine auf zwei ZEIT-Seiten ausgebreitete Geschichte über einen „Riss“ zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Die Grünen). „Entzweit“ seien die beiden in Sachen Panzerlieferungen an die Ukraine titelt das Blatt und treibt auch optisch einen Keil zwischen die beiden, zerreißen den Vorhang oder das Tischtuch. Was Wladimir Putin nicht schafft, nämlich den liberalen Westen zu spalten und auseinanderzutreiben; der ZEIT versucht es mit einer aufgemotzten Recherche mit dem einzigen Zweck, die Ampel mit dem Spaltpilz zu impfen. Und ich frage mich: Was soll das?

Und warum gibt sich eine Zeitung wie die ZEIT dafür her, sich ausgerechnet in diesem Fall über „Loyalität“ und das „Verhältnis zwischen Politik und Moral“ in dieser Weise auszubreiten? Nun, das Ampel-Bashing ist in Mode gekommen in deutschen Medien. Wohl weil sich die Koalition vorgenommen hat, Interna als solche zu behandeln. Mag sein, ja es ist sogar wahrscheinlich, dass es zwischen den beiden Dissens gibt, dass zwischen Kanzler und Außenministerin so etwas wie Sprachlosigkeit herrscht. Das Blatt, das ich seit 50 Jahren abonniert habe und lese, mokiert sich aber darüber hinaus, wie „überkontrolliert Scholz Politik betreibt“.

Und beruft sich ausgerechnet auf Baerbocks Käfigrede zur Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst in Aachen, um den so groß aufgemachten „Riss“ zu belegen. Die Außenministerin scheine die Autorität des Kanzlers nicht anzuerkennen und stelle ihren Chef bloß. Baerbock hatte unter der Narrenkappe gescherzt, sie wäre ja als Leopard verkleidet nach Aachen gekommen, wenn sie nicht Sorge gehabt hätte, das Kanzleramt erteile ihr wochenlang keine Reiseerlaubnis. Ja, Herrgott Jokus. Daraus leiten zwei versierte Journalisten ab, Baerbock erwecke den Eindruck, die Politik des Bundeskanzlers zu „hintertreiben“. Ich behaupte: Hier über- und hintertreiben zwei. Die ZEIT-Autoren. Dreifaches Helau und Narrhallamarsch. – Reiner Trabold

 

Vielen Dank für Ihren hervorragend recherchierten Artikel. Leider hebt sich DIE ZEIT hier in keiner Weise von der völlig fehlgeleiteten Diskussion bzgl. der Frage der Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine in ALLEN deutschen Medien ab … und spielt mit dieser letztlich unangemessenen Überhöhung Putin in die Karten: Deutschland möchte 14 – in Worten vierzehn (!) – Leopard-Panzer an die Ukraine liefern. Diese ist 1,7 mal so gross wie Deutschland.

Bezogen auf die Fläche Deutschlands will Deutschland der Ukraine also 8,2 Kampfpanzer liefern. Können Scholz und Baerbock uns erklären, welchen Einfluss Deutschland mit der lächerlichen Anzahl von 14 Kampfpanzern in der Ukraine auszuüben gedenkt? Diese einfache Fragestellung wird in Deutschland in keinem einzigen Medium ernsthaft diskutiert und zeigt, in welch völlig „verschrobener“ und pseudo-akademischer Art und Weise dieses wichtige Thena derzeit in der westlichen Welt verhandelt wird. – Jörg Mirbach

 

In einer Zeit großen Informationsbedarfs über die allgemeine politische Lage wundere ich mich sehr über das Titelthema der letzten Ausgabe der ZEIT. Ich frage mich, welchen Sinn oben genannter Artikel hat, und welchen Zweck die Autoren mit seiner Veröffentlichung verfolgen. Mit akribisch anmutender Recherche wird hier ein Riss in der Regierung herbeigeredet. Was erhoffen Sie sich von dieser Art der Berichterstattung? Ich möchte einmal an die drei Siebe des Sokrates erinnern: Ist es wahr? Ist es gut? Ist es notwendig? – Bärbel Kappe

 

Die Grünenpolitikerin Annalena Baerbock wäre die bessere Option für das Kanzleramt gewesen. Energisch, konsequent, frisch, zupackend. Dagegen der dröge Olaf Scholz mit zerknittertem Ausdruck? Er brachte das Merkel-Denken mit Aussitzen von Problemen und umstrittener Russland-Politik mit, um es im ´Scholzism´ zu perfektionieren. Sie spricht Tacheles und prescht nach vorne. Zum Leidwesen des größten Zauderers aller Kanzler: >>Meine Damen und Herren, das ist das richtige Prinzip<<. Nein, das falsche.

„DER RISS“ geht übrigens quer durch die gesamte deutsche Gesellschaft, befördert vom Denken des Kanzlers, sich in der Ukraine-Frage im Schneckentempo voran arbeiten zu müssen. Während Putin Raketen, Drohnen, Bomberjets, Panzer und Artillerie unter Beihilfe der aus Zuchthäusern rekrutierten Wagner-Mördersoldaten auf Städte, Siedlungen und Dörfer, Zivilisten, alte Menschen, Frauen und Kinder herunterhageln und schießen lässt, saß der Kanzler hinter wohlbehaglichen Berliner Mauern und zögerte mit Lieferungen schwerer Waffen. Ah, „keine Kriegsbeteiligung riskieren wollen“, die sie längst schon ist? Na denn, hätten die Alliierten im 2. Weltkrieg so gezaudert mit schweren Kriegseinsätzen und Waffen gegen Hitlers Armeen und Waffen-SS-Schergen, säße Olaf Scholz dort heute nicht. – Axel Spellenberg

 

Wir lesen: Hier ein „sturer“ Kanzler Scholz, der „trotzig“ voller „Unberührtheit“ mit „sturköpfigen“ Positionen, „starrsinniger“ als andere Kanzler auftritt sowie „bockig“ und „überkontrolliert „ „hinter der Barrikade“ den „widerborstigen“ Deutschen gibt. Schlimm das Ganze. Aber was für ein Glück, dass jenseits des Atlantik ein US-Präsident der deutschen Regierung aus reiner Menschenfreundlichkeit ohne geostrategische Ziele voller „altersmilde“, „als Freund der guten alten transatlantischen Partnerschaft“ und „ungewöhnlich kompromissbereit“ dem Kanzler mit einem „ungewöhnlichen Geschenk“ (Panzern) aufwartet und dabei „Vertrauen schenkt“ und den armen Deutschen „aus der Patsche hilft“, weil ihm die „Solidarität“ mit eben jenen wichtiger ist. Ernsthaft? – Andreas Phieler

 

Auch wenn die Auswahl Ihre Leserbriefe die Vermutung zulässt, der Souverän würde keinen Beistand für ein bedrängtes Land wünschen, das Signal an demokratische, besonders europäische, Staaten ist das von Putin gewünschte. In jeder Firma gibt es Führungspersonal um das herumgearbeitet werden muss. Fr. Baerbock tut das in aller Konsequenz. Sie hat meinen vollen Beistand! Es wird Deutschland nicht helfen wegzusehen, der bereits angerichtete Schaden wird Jahrzehnte nachwirken und die von Putin angestrebte Spaltung der westlichen Staaten, ohne Gegenmaßnahmen, wahrscheinlicher machen. Zur Stärkung europäischer Staaten gehört unbedingt auch eine gemeinsame Entwicklung und Beschaffung von Militärequipment. – Harald Kirchner

 

Ich hatte einen Traum … dass jemand den Leserbrief liest. … Ende Februar, ein Jahr nach Kriegsbeginn, hatte sich eine Mehrheit für Frieden entschieden. Es wurde eine neue Zeitenwende verkündet: Man sprach und schrieb nicht mehr nur über noch mehr Waffen. Nachdem man eingesehen hatte, dass der Krieg nicht zu gewinnen ist, durften die Diplomaten endlich einen Waffenstillstand vereinbaren. Der Wettbewerb um noch mehr Waffenlieferungen wurde abgesagt. Osnabrück und Münster gewannen im Jubiläumsjahr 375 Jahre Westf. Frieden den neuen Wettbewerb um den besten Ort für Friedensverhandlungen.

Dort passte nicht nur der geforderte lange Tisch in den Saal, sondern man erinnerte sich daran, dass dort damals die Verhandlungspartner als gleichberechtigte Staaten am Tisch saßen, unabhängig von der tatsächlichen Macht. Die Verhandlungen können gern wieder so lange dauern, zwischenzeitlich kann ja schon mal mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Ein Teil des Milliarden – Sondervermögens wird dort jetzt nachhaltig in echtes Vermögen zum Wohl der Menschen umgesetzt. – Leo Schwarte

 

Im Artikel in DIE ZEIT fehlt aber dieser Riesen-Riss zwischen Außenministerin Baerbock und Kanzler Scholz: Eine Außenministerin Baerbock, die einfach mal per Rede am 24.1.2023 bei der parlamentarischen Versammlung des Europarats in Strasbourg einem anderen Staat, hier Russland, öffentlich den Krieg erklärt und sich so über den Bundeskanzler und Bundestag und das Grundgesetz, also über alles stellt, agiert wie in eine Diktatorin. Sie setzte die deutsche Verfassung zum Verteidigungsfall im Alleingang außer Kraft. Sie sprach zudem von „Wir“ und meinte damit offenbar die 46 Staaten des Europarats, die angeblich Krieg gegen Russland führen. Sie agierte also gemeingefährlich und verfassungswidrig.

Hoffentlich entlässt der Bundeskanzler dieses Sicherheitsrisiko Außenministerin und hebt der Bundestag ihre Immunität auf. Hoffentlich wird der Rechtsstaat die Gefährdung Deutschlands und des Weltfriedens durch sie beenden und bestrafen. Nothilfe und Friedensverhandlungen für die Ukraine ja, aber nicht als Kriegspartei Deutschland. Glück im Unglück, dass Baerbock, eine „Parteisoldatin“ ohne die nötige Erfahrung in Diplomatie, nicht Bundeskanzlerin wurde. – Dr. Georg Löser

 

Herr Scholz wirbt um Vertrauen für eine Außenpolitik, die in der Ukraine-Frage weder seine Auenministerin, noch Deutschlands Verbündete und die Mehrheit der Deutschen verstehen. Der auch in anderem Zusammenhang immer wieder von ihm bemühte Satz: „Vertrauen Sie mir“ hat nicht nur in diesen Tagen, sondern insbesondere auch aus dem Mund eines Mannes, der in dem Cum-Ex-Skandal im Finanzausschuss des Bundestages sowie vor dem Hamburger Untersuchungsausschuss nachweislich gelogen hat, einen besonderen Klang.

Wer sich durch seine Lügen erpressbar und durch seine fadenscheinigen Argumente bei der Verweigerung der Genehmigung zur Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine verdächtig macht, verdient kein Vertrauen, sondern höchstens unser Misstrauen. Und wer nicht mit seiner Außenministerin spricht oder ihr wichtige Informationen über die zu dieser Frage geführten Verhandlungen vorenthält, der hat auch keine Loyalität seiner Außenministerin verdient. Ich bin gewiss kein Freund von Annalena Baerbock, aber finde es mutig und ehrenwert wie sie für ihre Überzeugung kämpft und sich nicht durch die Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers einschüchtern lässt. Wohin Willfährigkeit und blinder Gehorsam führen, haben wir Deutsche in unserer Geschichte nur allzu leidvoll erfahren müssen. – Dr. Günter Schlosser

 

Ich finde Ihre Hintergrundberichte immer wieder sehr aufschlußreich. Sie sind für mich der Hauptgrund eine Wochenzeitung zu abonnieren. Allerdings hinterlassen mich die letzen drei Berichte zum Thema Ukraine eher ratlos. So geht mir das nicht nur mit den Artikeln Ihres Blattes, sondern auch mit bestimmten offenen Briefen, den Talk Shows und der Berichterstattung über die Ukraine in den „Leitmedien“. Was ich vermisse sind die Gründe für das Handeln der Beteiligten – speziell unserer Regierung, oder genauer, des Kanzleramts. Immer wenn die Diskussion oder das Interview einen gewissen Punkt erreicht hat, werden die interessanten Fragen nicht gestellt. Der weiße Elefant im Raum wird nicht angesprochen. Warum versiegt her die journalistische Neugier so eklatant?

Ist die Motivation des Kanzlers den Journalisten nur allzugut bekannt, und stimmen sie dieser zu, weil sie dem eigenen Weltbild entspricht? Man kommt offenbar nicht auf die Idee diesen Konsens Außenstehenden erklären zu müssen. Oder versetzt das Geraune aus Moskau über Eskalationsmöglichkeiten die Entscheidungsträger regelmäßig in Schockstarre. Ich kann das nicht glauben. Putin hat auf die Beschwichtigungsversuche des Westens nicht reagiert und er wird auch nicht die scheibchenweise Vorsicht des Westens bei der Unterstützung der Ukraine honorieren. Wenn er eskaliert, dann folgt er seiner eigenen Logik (wie Sie richtig bemerkt haben). Er stellt sich als Opfer dar, und als solches hat er alles Recht alle Mittel einzusetzen, die ihm zur Verfügung stehen. Es ist also höchste Zeit sich auf die nächsten Eskalationsstufen vorzubereiten!

Ihre Schilderung des Konfliktes zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Kanzleramt, geht haarscharf an interministeriellem Klatsch vorbei. Ich entnehme ihr nur wenige Informationen über die Motivlage der Beteiligten. Frau Baerbock wird als emotional beschrieben. Auch die Begriffe „wertebasiert“ und „feministische Außenpolitik“ wurden schon mit Ihrer Person verknüpft (der Artikel über die feministische Außenpolitik in ihrem Blatt hat allerdings keine Definition derselben enthalten – auch hier war ich nach der Lektüre ratlos).

Herr Scholz wird als der kühle Realpolitiker dargestellt, der sich nicht gerne zu bestimmten Entscheidungen drängen lässt. Aber was genau treibt ihn, beziehungsweise lässt ihn zögern? Der Verweis auf den Amtseid ist mir da zu ungenau. Realpolitiker denken in der Außenpolitik in Einflusszohnen. Die Ukraine hat bis zur orangenen Revolution sicherlich zur Einflusszone Russlands gehört. Wer hätte dieses korrupte Land vorher zum Westen gezählt? Das hat sich durch die russische Aggression und den Widerstandsgeist der Ukrainer fundamental geändert.

Nun gab es da vorher ein Angebot von Bush Junior die Ukraine in die NATO aufzunehmen. Das haben die deutsche und die französische Regierung damals abgelehnt. Aus guten realpolitischen Gründen. Man wildert nicht im Revier einer anderen Atommacht, wenn man nicht auf Ärger aus ist. Oder anders ausgedrückt: Man reizt den russischen Bären nicht ungestraft. Ein wertebasierter Politiker hingegen kann die Reise der Ukraine in den Westen nur unterstützen, und hätte smartere Wege gefunden als den Bären zu reizen.

Allerdings, kann sich „der Westen“ eine Realpolitik leisten, in der bestimmte Länder der Willkür einer Großmacht überlassen werden, nur weil sie zu deren gefühlter Einflusssphäre gehören? Damit würde sich die freie Welt vollständig unglaubwürdig machen. Es hätte andere Mittel gegeben den Weg der Ukraine gen Westen zu fördern als den NATO-Beitritt. Liegt hier die Zurückhaltung von Herrn Scholz begründet? Die Amerikaner rühren einen Konflikt an, dessen Folgen die Europäischen Staaten nun ausbaden müssen?

Sie berichten von einem gemeinsamen Mistrauen der Herren Scholz und Biden gegenüber Präsident Selenskyj. Darüber hätte ich gerne mehr erfahren. Die Begründung, die beiden hätten Angst davor die Ukraine würde die gelieferten System für Angriffe auf das Russische Territorium „missbrauchen“, halte ich für eine Beleidigung der Intelligenz des Publikums. Die Ukraine hängt vollständig am Tropf des Westens. Und da soll es keine Handhabe geben das gewünschte Verhalten einzufordern? Wo also liegt genau der Grund für das Mistrauen gegenüber der ukrainischen Regierung? Ich vermute es gibt eher ein tief sitzenden Misstrauen des Kanzlers gegenüber der amerikanischen Außenpolitik der letzten Jahrzehnte (beginnend mit Bush Junior und endend mit dem Abzug aus Afghanistan). Ich teile dieses Misstrauen vollumfänglich.

In Ihrem Artikel „Mit dem Leo ins Risiko“ (Die Zeit No. 5) haben Sie dieses Misstrauen angesprochen, dann aber nicht weiter präzisiert. Wo kommt es her? Wenn das Misstrauen so tief sitzt, dann wäre doch eine Konsequenz sich schleunigst aus der militärischen Abhängigkeit zu befreien und die nötigen Schritte dafür einzuleiten. Nach allem was man erfährt wären die Amerikaner einem militärisch stärkeren Europa durchaus zugeneigt. Was der Außenstehende beobachtet ist „sholzing“ (siehe unten).

Zweifelt der Kanzler am nötigen langen Atem der US-Regierung? Wenn ja, trägt die Lieferung von Abrams-Panzern dazu bei diese Zweifel zu zerstreuen? Wohl kaum? Was also ist der tatsächliche Grund für des Kanzlers Taktieren? Mit der Zeitenwende hat er das Narrativ vom Wandel durch Handel abgeräumt. Auch der Versuch Russland durch Einbindung von revanchistischen Träumen abzuhalten ist Vergangenheit. Wirkt der Konsens, keine Waffen in Krisengebiete zu liefern, trotzdem nach? Was genau versteht der Kanzler unter einem „Bellizisten“?

Sie berichten in einem anderen Artikel, so habe er die Befürworter von Waffenlieferungen genannt. Inwieweit lässt sich der Kanzler von den Umfragen beeinflussen, die eine geteilte Bevölkerung abbilden? Besteht Führung nicht auch in dem Willen auch unangenehme Maßnahmen durchzusetzen und die Bevölkerung dafür zu gewinnen? Eine Zeitenwende zu postulieren ist das eine, die nötigen Konsequenzen daraus zu ziehen offenbar etwas ganz anderes (siehe den Beitrag von Carlo Masala).

Wie, um Himmels Willen, sollen die Republikaner auf die Idee kommen, Biden lasse sich von Scholz in einen europäischen Konflikt ziehen? Es war ein republikanischer Präsident, der den Konflikt eher angeheizt als de-eskaliert hat. Putin sieht die NATO (USA) als wahren Gegner. Putin will mit Biden reden, nicht mit den Europäern oder Ukrainern. Die beiden Herren als Experten im Fröschekochen darzustellen halte ich für geradezu lächerlich. Wer hat denn den Westen jahrelang abgekocht? Und wer tut es noch immer? Vladimir der trickreiche! Inwieweit steckt dem Kanzler die deutsche Geschichte in den Knochen? Lehnt er die „Führungsrolle in Europa“, die ihm angetragen wird, ab, weil „man es nur falsch machen kann“ wenn immer mal wieder Reparationsforderungen erhoben werden, sobald es politisch opportun erscheint?

Welchen Einfluß hat das Mantra „Nie wieder Krieg!“ Angeblich gibt es einen tief sitzenden Pazifismus in der deutschen Bevölkerung. Ist der nicht reine Bequemlichkeit? Warum Geld für Sicherheit ausgeben, wenn man doch so schön auf dem Trittbrett der Amerikaner mitfahren kann? Erklären Sie mir bitte die Logik der Pazifisten, die einen sofortigen Waffenstillstand fordern, und damit dem Aggressor die Beute überlassen, und das Ganze dann auch noch als Erfolg der Diplomatie verkaufen wollen. Für mich ist es eine Frage der Selbstachtung der westlichen Demokratien, Länder zu unterstützen, die sich gegen die Einschränkung ihrer Souveränität durch große Nachbarn wehren – auch wenn das mit einem Risiko für die eigene Sicherheit verbunden ist.

Im Falle von Russland hat man es seit Jahren versäumt der dortigen Regierung die Grenzen aufzuzeigen. Dialogbereitschaft und Verständnis für die „Sicherheitsinteressen“ der Großmacht wurden von dieser als Schwäche ausgelegt. Und damit hat sie recht! Es gehört sicherlich zu den schwierigsten Entscheidungen im politischen Tagesgeschäft zu entscheiden wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist von Beschwichtigung auf Abschreckung umzuschalten. Die Historiker haben es da einfacher.

Wir haben es versäumt den Anfängen zu wehren, umso konsequenter müssen wir jetzt handeln, und die damit verbundenen Kosten in Kauf nehmen. Welches Menschenbild hat die Bundesregierung? Glaubt sie, ohne zu fragen, dass den Bürgern diese Kosten zu hoch sein werden? Es wäre einen Versuch wert eine Strategie zu entwickeln, dafür zu werben, sie in der Öffentlichkeit zur Diskussion zu stellen und sie dann zügig umzusetzen. Das wäre keine einfache Aufgabe. Auch ich bin krisenmüde. Aber ich kann durchaus die Ursachen der Krisen auseinanderhalten, die uns in den letzten Jahren so mürbe gemacht haben.

Der Artikel von Carlo Masala spricht mir aus dem Herzen. Auch hier die Frage, steckt hinter dem Zeitlupentempo Unfähigkeit oder politischer Wille? Was könnten die Gründe sein sich derartig lächerlich zu machen? Glaubt man, das Problem würde sich durch Abwarten von selbst erledigen? Heute hört man, es gäbe Absprachen mit der Rüstungsindustrie Munition für die Geparden zu produzieren. Jetzt schon – nach knapp einem Jahr! Es ist unglaublich!

Zu guter Letzt. Warum genau hakt es im deutsch-französischen Verhältnis? Sind die Egos der beiden Chefs die Ursache allen Übels? Kaum zu glauben bei Politprofis. Oder geht es vielmehr um fundamental unterschiedliche Weltanschauungen? Die Franzosen sind gute Geostrategen. Da müsste es doch Berührungspunkte mit dem Realisten Scholz geben. Oder nerven die Franzosen nur mit ihrem Führungsanspruch? Genau wie Putin und die Briten haben auch die Franzosen Phantomschmerzen wegen verlorener Größe. Das stelle ich mir anstrengend vor. Auch hier wünsche ich mir mehr Hintergrundinformationen. Dabei ist es für mich irrelevant wer wen zu etwas nicht einlädt, übliche Treffen absagt, oder zu spät informiert. Mich interessieren die Ursachen, nicht die Symptome. Da hat sich etwas aufgestaut. Ich vermute ich bin nicht der Einzige dem das so geht. Bitte klären Sie auf! – Bernd Roos

 

Nun ja, das, was Bundeskanzler Scholz mit Führung meint bzw. nicht meint, ist inzwischen durchaus klargeworden: Abwarten, bis andere (Nationen) Verantwortung übernehmen, nicht zuletzt für deutsche Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen. So bleibt Deutschland zumindest weiterhin eine wesentliche Abhängigkeit erhalten: Die vom „großen westlichen Bruder“, der (womöglich) so altruistisch gar nicht ist, es nie war. Daran ändert zugegebenermaßen auch der bislang politisch proaktivere Gegenpol in Gestalt von Außenministerin Baerbock nicht viel. – Matthias Bartsch

 

Wer realpolitisch denkt, der weiß, dass die Ukraine in diesem Krieg Russland militärisch nicht wird besiegen können, besiegen in dem Sinne, dass sie als militärisch überlegene Partei Russland seine Bedingungen wird diktieren können. Die USA wissen es, Kanzler Scholz weiß es, die NATO weiß es, die EU weiß es (hoffe ich), Präsident Selenskyj weiß es (hoffe ich sehr), Frau Baerbock weiß es (auch wenn sie es nicht glauben will), Frau Strack-Zimmermann weiß es (will aber mit strammem Auftreten politisch punkten), nur Frau Esken weiß wie so oft nicht, wovon sie redet.

Die militärische Einschätzung ist ein gesellschaftliches Tabu, sie widerspricht dem Fortschrittsglauben und dem Zeitgeist, also windet sich die Politik. Da man das Volk nicht belügen möchte, sagt man eher – nichts. Ich verstehe dies, alles andere käme einer öffentlichen Kapitulationserklärung des Westens gleich. Die Welt danach wäre tatsächlich eine andere. Soweit, so nachvollziehbar, aber nicht: so gut.

Denn machen wir uns nichts vor: Die Ukraine ist praktisch ausgeblutet, ihre materiellen und menschlichen Ressourcen sind erschöpft, und ohne den Einsatz amerikanischer weltraumgestützter Aufklärungs- und Feuerleitsysteme (was faktisch einer direkten Kriegsbeteiligung der USA entspricht) wäre sie nur noch zu einer Art Partisanenkrieg fähig. An dieser Einschätzung werden einige Dutzend westliche Panzer nichts Grundsätzliches ändern. Die Panzer hätten diese Entwicklung auch nicht verhindert, wenn sie bereits vor Monaten auf dem Schlachtfeld erschienen wären.

Auch westliche Panzer sind nicht immun gegen russische Abwehrwaffen, selbst wenn in den Medien von selbsternannten Experten à la Herr Hofreiter billiger Optimismus verbreitet wird. All die Thesen „…hätte man doch früher…“ sind nichts weiter als Behauptungen, zum politischen Eigennutz in die Diskussion geworfen von Leuten, die entweder keine Vorstellung von den historisch mehrfach bewiesenen, durch Russland mit langem Atem mobilisierbaren Ressourcen haben, oder die auf ein politisches Wunder in Russland hoffen. Wenn der bulgarische Präsident formuliert „Ich höre immer seltener Aufrufe zum Frieden, und nur zum Sieg, ohne dass irgendwo irgendjemand definiert hat, was Sieg bedeutet“, dann beschreibt dies den geopolitisch-moralischen Morast, in den der Westen von Russland gelockt wurde.

Die Kernfrage lautet doch, wie man Russland dazu bewegen, oder zwingen kann, sich an den Verhandlungstisch zu setzen. Die Zuversicht von Selenskyj, mit einer Rückeroberung aller besetzten Gebiete genügend Druck auf dem Schlachtfeld aufbauen zu können, erscheint mir illusionär. Die Kräfte dafür hatte er nie, und nach einem Jahr Krieg hat er sie noch weniger. Selenskyj weiß das. Also fordert er von den westlichen Verbündeten erst Artillerie, dann Panzer, jetzt Kampfflugzeuge, Langstreckenraketen und – man höre und staune – Schiffe. Bis zur Anforderung von Bodentruppen ist es dann nicht mehr weit, es wäre nur konsequent.

Wenn nicht er persönlich, dann wird uns sein Mann für’s Grobe, Herr Melnyk, oder sein Meister rhetorischer Irreführung, Herr Podoljak, diesen Wunsch offenbaren. Das heißt im Klartext: Man wird verlangen, dass die NATO in den Krieg eintritt. Die Rechtfertigung dafür bildet ein seltsames Argument: Wir vertreten Eure Interessen. Wirklich? Es wäre wahrhaft eine furchtbare Ironie der Geschichte, wenn eine höchst fatale, unüberlegt öffentlich ausgesprochene Äußerung von Frau Baerbock im Wortsinne wahr werden würde: Wir führen Krieg gegen Russland. Moment mal, hat uns Russland angegriffen?

Natürlich nicht, aber dies ist die schreckliche Logik eines Krieges, der von Russland strategisch langfristig angelegt und zynisch auf die totale Erschöpfung der von der Ukraine und dem Westen mobilisierbaren Ressourcen ausgerichtet wurde. Er ist mit einer Politik der maßvollen Eskalation, wie sie der Westen in m.E. (noch) vertretbarer Weise betreibt, nicht zu gewinnen. Russland ist zu groß, und die dieses Land seit dem II. Weltkrieg stützenden Kriegshelden-Narrative sind immer noch zu wirkmächtig. Russland hat es seit jeher verstanden, militärische Irrtümer mit schwersten Verlusten in Heldenepen zu gießen.

Wie weit werden die USA und Westeuropa mitgehen? Für welche Kriegsziele? Für welche Eigen- und für welche Fremdinteressen? Also zusammengefasst: Für welche geopolitische Endkonstellation? Und was darf der Preis sein? Einmal Afghanistan? Fünfmal? 1 Billion $ oder doch eher 5 Billionen? Werden wir – für mehrere Jahre – die Leopard-Produktion auf einige Dutzend pro Monat hochfahren? Welchem Politiker wird eine Begründung für eine faktische Kriegsführung einfallen, die von der Bevölkerung eines Landes, das nicht direkt angegriffen wurde, über Jahre hingenommen werden würde?

Selenskyj vertrauen? Die Korruptionsvorgänge bis hinein in höchste ukrainische Regierungskreise hätten in jedem anderen Staat im Kriegszustand Anklagen wegen Hochverrats nach sich gezogen. Seltsamerweise nicht so in der Ukraine: Hier finden lediglich undurchsichtige Rochaden innerhalb des Selenskyj-Zirkels statt. Dies und die Tatsache, dass mit Melnyk eine Person, die immer wieder unglaubliche Hasstiraden gegen Deutschland und die EU ausstößt, nicht etwa entmachtet, sondern ins Außenministerium befördert wurde, zeigen mir: Im Hintergrund agieren noch ganz andere, mächtige Interessengruppen, die sogar den Kriegszustand zur persönlichen Bereicherung nutzen oder politisch von der Tragödie profitieren wollen. Was also sind Selenskyjs Aussagen zur Ge- und Entschlossenheit des gesamten ukrainischen Volkes wirklich wert? Ich habe Zweifel.

Und meine Zweifel wachsen: Selenskyjs demonstrativ breitbeiniger Auftritt in den USA, seine perfekt inszenierte schauspielerische Leistung vor dem Kongress, seine enthusiastischen Referenzen an die USA (mit einigen Randnotizen zur EU, vor deren Haustür doch dieser Krieg tobt) lassen mir angeraten sein, gebührenden Abstand zur ukrainischen Führung und ihren Narrativen zu wahren. Auch in den meisten nicht-europäischen Ländern von einigem Gewicht, um deren Unterstützung Scholz energisch, aber so mühsam ringt, ist der fast exklusive Schulterschluss der Ukraine mit den USA – gelinde gesagt – nicht gerade wohlwollend zur Kenntnis genommen worden.

Der inzwischen festgefahrene Konflikt erinnert mich in fataler Weise an den Weg der USA in den Vietnamkrieg: fehlerhafte Annahmen über geopolitische Szenarien (Dominotheorie), fatale Irrtümer bzgl. der Beweggründe der südvietnamesischen Führung (Korruption ließ schon damals grüßen), und die seltsamerweise von den wachsenden amerikanischen Verlusten unbeeinflusst kultivierte Illusion, durch massive militärische Eskalation (sowohl qualitativ als auch geografisch) zu einer schnellen Beendigung des Krieges zu kommen. Meine Prophezeiung hinsichtlich der Ukraine ist, dass uns ein ähnliches Desaster bevorsteht, und dass wir das Schlachtfeld als geprügelter Hund verlassen werden.

Allen euphorischen Versprechungen zum Trotz wird es, wie weiland in Vietnam, eine Kompromisslösung geben. Zurückbleiben werden ein bis auf den Grund zerstörtes Land, eine umherirrende Gesellschaft, und unübersehbare Berge militärischen Geräts, von dem man Teile wahrscheinlich irgendwann auf eBay wird erwerben können. Dazu geopolitisch eine europäische Version des Nahost-Konfliktes: Eine bewaffnete russische Separatistenbewegung in der Ost-Ukraine, mit nuklearer Rückendeckung und mit den täglichen Raketen aus Russland oder dem Donbass in das ukrainische Kernland hinein.

Lassen wir mal die heroischen Narrative der ukrainischen Führung beiseite, die sich sowieso nur die Männer und Frauen an der Front verdient haben: In diesem Krieg werden letztendlich alte und – als Spätfolge die Anfang der neunziger Jahre hinzugefügten – Rechnungen des II. Weltkrieges beglichen. Die Hauptbeteiligten sind: Russland (als kriegsverbrecherischer Angreifer), die Ukraine, Deutschland, und nicht zu vergessen – Polen. In der Dreiecksbeziehung Russland-Ukraine-Polen spielen Nationalismen und gegenseitige Vorwürfe bzgl. der Kollaboration mit Nazideutschland und der Beteiligung am Holocaust eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Es geht um Kohle und Erz im Donbass, es geht um die ukrainische Kornkammer, es geht um den Zugang zum Schwarzen Meer, es geht um den fragilen de-facto Status-quo der russischen Schwarzmeerflotte, und es geht um tatsächlich und vermeintlich erlittene historische Demütigungen. Um die (Über-)Lebensinteressen und das Wohlergehen des multi-ethnischen Volkes der Ukraine geht es dabei eher am Rande, sonst hätte Selenskyj bereits im Vorfeld der offenen militärischen Auseinandersetzungen 2014 eine klügere Politik im Ostteil seines Landes betrieben, und er hätte dem Minsker Abkommen mehr Bedeutung beigemessen.

Selenskyjs Kalkül war, sein Projekt einer ‚Führung der Ukraine nach Westen‘ mit der militärischen und wirtschaftlichen Rückendeckung durch die USA und die EU, ohne Beachtung der von Russland mehrfach ausgesprochenen Warnungen, durchhalten zu können. An Ermunterungen durch USA und EU hatte es nicht gefehlt, es war nicht zuletzt auch ihr eigenes Projekt. Allein, diese Idee war zu einer Zeit entstanden, als sich der Westen, nach seinem Sieg im Kalten Krieg Anfang der neunziger Jahre, noch als Nabel der Welt betrachteten konnte, in selbstüberschätzender Verkennung dessen, was 1989 eigentlich passiert war.

Erinnern wir uns, es war wie im Rausch: Der Kalte Krieg war gewonnen, was also sprach dagegen, immer weiter zu siegen? Mit dem Zerfall der Sowjetunion war Russland doch morsch! Und heißt es nicht „Was morsch ist wird fallen, und was fällt muss man stoßen“? Für viele überraschend kam es jedoch ganz anders. Entgegen jeder Vorhersage wollte das Morsche nicht fallen. Der prognostizierte Siegeszug der Demokratie westlicher Prägung blieb aus.

Mit dem Aufstieg neuer Groß- und Mittelmächte und dem von innenpolitischer Erosion begleiteten Abstieg des Westens war diese Idee nicht nur nichts mehr wert, sie begann geopolitisch destabilisierend zu wirken. Nach dem Stoß kam der Rückstoß, und mit der Besetzung der Krim durch die Russen wurde die Idee lebensgefährlich. Das als Gemeinschaftsprojekt angelegte Unternehmen ‚Weg der Ukraine nach Westen‘ begann, mittlerweile aus der Zeit gefallen, furchtbar schief zu laufen.

Heute wird gern erzählt, dass in der Ukraine die Freiheit des Westens verteidigt werde. Für diese These mag es gute Gründe geben, aber möglicherweise geht es inzwischen für uns nur noch darum, den bislang furchtbarsten Konsequenzen unserer Hybris zu entkommen, mit der wir die Vorstellung von der ‚richtigen‘ Gesellschaft, der Demokratie westlicher Prägung, selbstgewiss als Exportschlager deklarieren. Ukrainischen Müttern, die mit ihren Kindern in Luftschutzkellen sitzen, ist ein solcher Anspruch fremd. Sie wollen nicht nach Westen, sie wollen zu Hause bleiben und in Frieden leben. Ob oder ob nicht in einer westlich-liberalen Gesellschaftsform, ist den meisten von ihnen letztendlich egal.

Man wird mir entgegen: Niemandem wird unser Gesellschaftssystem aufgezwungen. Nun, das haben die Russen 1962 auch betont, als sie Atomraketen in Kuba stationieren wollten. Die USA sahen das damals anders, sie stellten ein Ultimatum, und sie hatten dafür gute Gründe. Konnte man nach dem Zerfall der Sowjetunion wirklich glauben, dass Russland die mit massiver westlicher Unterstützung vor sich gehenden Entwicklungen vor seiner Haustür mit einem Schulterzucken quittieren würden? Was für eine Naivität.

Zugegeben, ich habe keine Lösung für das Dilemma, in das der Westen mit seinem ‚Projekt Ukraine‘ und mit seiner Selbsttäuschung über die eigene Rolle im 21. Jahrhundert geschlittert ist. Aber die Hysterie so mancher Reaktion auf die Aufrufe von Frau Schwarzer, vorgetragen von Grünen und SPD-Linken, die weiland gegen die Stationierung von amerikanischen Mittelstreckenraketen auf die Straße gegangen waren, zeigt mir, dass viele mit dem Nachdenken noch gar nicht begonnen haben und auch die furchtbare Bilanz des zurückgelegten Weges nicht selbstkritisch sehen wollen.

Wahrscheinlich wird der Westen in der Geschichte des Konfliktes zurückgehen müssen, um die Weggabelung zu finden, an der er falsch abgebogen war. Mein persönlicher Lichtblick sind die unübersehbaren Anzeichen dafür, dass mit dem Ende der Panzerdebatte, da es nun zum Schwure gekommen ist, die großen Töne führender Apologeten verstummt sind und so mancher kalte Füße bekommen hat.

Die Euphorie ist verschwunden, denn der so gewiss geglaubte Sieg über den Aggressor will sich partout nicht einstellen, nicht militärisch, nicht wirtschaftlich. Ich tippe darauf, dass sich mit der nächsten, bereits losgetretenen, Debatte über die Bereitstellung von Kampfflugzeugen die Geister im Westen weiter scheiden werden, was die Sinnhaftigkeit weiterer Eskalation anbetrifft. Vielleicht könnte man doch irgendwann zu Ansätzen für eine Konfliktbefriedung gelangen, die ohne den gebetsmühlenartigen Gebrauch der Worte ‚Sieg‘ und ‚unverhandelbar‘ auskommen.

Selenskyj vertrauen hieße für mich auf die Zukunft zu wetten. Vielleicht haben wir Glück, und es läuft wie erhofft. Vielleicht irre ich mich mit meinen Thesen und Prognosen. Aber ich wette nicht auf den Gang der Geschichte. Und schon gar nicht gegen eine Nuklearmacht. Man möchte es kaum glauben: Wir diskutieren individuelle Befindlichkeiten bis zur totalen Erschöpfung, so als ob es um das physische Überleben der Kontrahenten ginge, aber wir sind nicht in der Lage, lebensbedrohliche Interessenkonflikte in unserer Nachbarschaft bei klarem Verstand zu analysieren, ohne eine andere Antwort darauf als eskalierenden Krieg zu finden. Mein Gott, wo sind wir bloß hingekommen! – Matthias Wagner

 

Robert Pausch und Holger Stark fragen sich, ob das Vorgehen Baerbocks in der Kampfpanzerfrage „kluge Taktik“ oder „Diplomatie hinter dem Rücken des Chefs“ ist. Das ist sehr freundlich formuliert, denn eigentlich nennt man so etwas eine Intrige. Eine Außenministerin, die hinter dem Rücken des Kanzlers mit den Bündnispartnern konspiriert, um dessen Richtlinienkompetenz zu konterkarieren, ist untragbar. Der von den beiden Autoren zu Recht konstatierte Riss im Verhältnis zu Scholz dürfte denn auch nicht mehr zu kitten sein.

Im Übrigen wirft die Erzählung von der rein wertegeleiteten Außenministerin Baerbock einige Fragen auf. Gegenüber dem äthiopischen Präsidenten Abiy Ahmed, neben dem eritreischen Diktator Afwerki Hauptverantwortlicher für mindestens eine halbe Million Tote in Tigray, betreibt Frau Baerbock ganz nüchtern Realpolitik. Aus Tigray werden allerdings auch nicht täglich Handyvideos in die deutschen Wohnstuben geschickt. Das Grauen bleibt wesentlich anonym, Wut und Empörung im Vergleich zur Ukraine entsprechend gedämpft. Mir scheint, die wertebasierte Außenpolitk findet sehr selektiv statt. – Dr. Mathias Siekmeier

 

In Sache „Ukraine“ handelt der Bundeskanzler Scholz überlegt, abwartend (was ihm ja fälschlicherweise als „Merkeln“ angelastet wird), rational, klug und gut. Insbesondere überlegt und abwartend gem. dem Kanzler-Eid: Schaden von Volk und Land abzuwenden. Das ist gar nicht hoch genug zu werten. Ganz sicher ist die ganze Regierung seit anbeginn gefordert, zuerst wg. Corona, dem Klimawandel und neuer politischen und wirtschaftlichen Ausrichtung. Seit Beginn des Putinschen (nicht dem der Russen) Überfalles auf die Ukraine insbesonders wg. der Wehrhaftigkeit und der Energiefrage. Da macht doch das Kabinett eine super Arbeit. So etwas hat es doch seit dem 8. Mai 1945 nicht mehr gegeben. Putin hätte doch schon in NATO-Länder übergreifen können; und dann ?

Insbesondere Putin: Er ist ein Idiot besonderer Güte, einer, der sich barer „Männlichkeit“ lächerlich zur Schau stellt, andererseits er seine jungen unerfahrenen Soldaten „einfach so“ ins Messer laufen läßt. Das ist pure leninsche und noch mehr stalinsche Aktion in brutalster Manier: Menschenleben zählen nicht; das , was zählt, ist Machtzuwachs, Völker auslöschen und – Lügen über Lügen. Dabei kommt ihm der „glorreiche Sieg über Hitler“ und das Bekämpfen des NAZI-haften sehr zu paß. So wird aus einem jüdisch geprägten Silensky ein Nazi ? Wie verrückt ist das denn? Idiotisch ist Putin deshalb, weil er die „neue Welt“ nicht versteht. Er hätte ohne Mühe „sein“ Rußland dank der immensen Rohstoffe zu einem sehr wohlhabenden und anerkannten Land machen können. Er entschied sich anders und ist dem „Weltmachtdünkel“ verfallen und immer mit der Paranoia:

Der Westen will uns was Böses. Auch die Chinesen, d.h. die Clique um XI, wird sich noch ändern müssen. Leider hängen wir über die vernetzte Wirtschaft „voll mit im Boot“, nicht gewünscht, aber scheinbar unabänderlich. Das haben wir der gierigen Wirtschaft zu verdanken und einer vergangenen Politik, die denen den Weg geebnet haben. Das hat ja „bemerkenswerterweise ein geistig umnachteter“ Alt-Kanzler Schröder im Falle Putin getan. – Rainer Rehfeldt

 

Fangen wir mit dem Ende an: Frau Baerbock sagt …sie ist dankbar, dass sie in einem Land Ausenministerin ist, in dem man zeigen kann, dass uns das Leid, das wir sehen, nicht kalt lässt. Es ist auch für uns Bürger ergreifend daran teilzuhaben. Sollen wir froh sein, dass Olaf Scholz die Arbeit macht, die diese Teilhabe für Frau Baerbock und uns möglich macht.

Will man den Ablauf des Geschehens vestehen muss man weiter zurück gehen bis in die Zeit als Olaf Scholz Finanzminister war. Er fasste den waghalsigen Entschluss ein globales Mindeststeuersystem für Unternehmen zu schaffen. Es wurde Wirklichkeit, 130 Nationen haben zugestimmt. Aber so richtig wurde das Ereignis in den Medien nicht dargestellt. Sehr schade. Er fasste einen weiteren waghalsigen Entschluss, er wollte mit seiner 15 % SPD Bundeskanzler werden, alle haben gelacht. Aber es wurde Wirklichkeit.

Das alles zeigt, dass Olaf Scholz nicht unbedarft und zögerlich ist, sondern sehr zielstrebig komplexe Aufgaben adäquat lösen kann. Dies gilt besonders für den Ukrainekrieg. Als erstes hat er den chinesischen Präsidenten davon überzeugt, dass Drohungen mit Atomwaffen nicht akzeptabel sind. Der hat das dann auch als seine Position übernommen und ihm folgten dann auch die G 20 Präsidentn. Putin hat dann auch nicht mehr mit Atom gedroht. Daraus folgte eine stark risikominimierende Wirkung die erst weitere Waffenlieferungen zu vertetbarem Risiko möglich machte Bei der Umsetzung der Maßnahmen hat er sich strikt an das 3er-Konzept gehalten (völlig richtig wie der Verlauf zeigt). Er hält Putin auf Distanz. Der Panzerstreit mit den Amerikanern war essentiell notwendig. Nun weiß Putin, dass da einer in Europa ist, der die Zügel in der Hand hält komme was da wolle. Die Amerikaner werden das noch schätzen lernen.

Die Ukraine bekommt jetzt zuerst!!! Leo 2 Panzer, vermutlich um Putin zu zeigen was noch alles kommen kann, Dann die Leo 1 Panzer. Es macht einen bedeutenden Unterschied ob Putin nicht gewinnt oder ob er verliert. Wenn er nicht gewinnt muss er mal verhandeln, damit ist einigermassen Stabilität in Russland gewährleistet. Wenn er verliert kann in Russland ein Machtkampf der Eliten (und Nationen) ausbrechen. Dies wäre der Anfang vom Ende Europas. Bitte nicht. – Alois Mieslinger

 

Der Bundeskanzler sollte von seiner Richtlinienkompetenz auch gegenüber seiner Außenministerin Gebrauch machen, bevor diese mit unbedachten und unbedarften Äußerungen irreparablen Schaden anrichtet. Mit den in dem Artikel dokumentierten Alleingängen und Eigenmächtigkeiten hat sie nicht nur die Grenzen der Loyalität getestet, sondern mehrfach überschritten. Insbesondere ihre Aussage vor dem Europarat, wir (Deutschland, Europa, die NATO?) befänden uns im Krieg gegen Russland, war brandgefährlich und kann auch nicht nachträglich als böswillige Fehlinterpretation abgetan werden. Auch ihr Agieren und Taktieren in der Frage der Panzerlieferungen war geeignet, die Verhandlungsposition der Bundesregierung zu schwächen und den Bundeskanzler unter Druck zu setzen. Ob beabsichtigt oder fahrlässig – einer solchen Außenministerin kann man nicht vertrauen. Eine solche dilettantische Außenpolitik hat es weder bei Willy Brandt noch bei Hans-Dietrich Genscher, auch nicht bei Joschka Fischer gegeben. – Prof. Dr. Jürgen Kohl

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Zeitlupenwende“ von Carlo Masala

 

Vielleicht haben Sie ja recht mit Ihrem Anliegen. Grundsätzlich. Aber, Ihre BEISPIELE: also Entschuldigung, die glauben Sie doch hoffentlich selber nicht. Oder? Deutschland wird sich NIEMALS (in den nächsten Jahrzehnten) so ausstatten, dass es glaubhaft drohen könnte, die iranischen Nuklearanlagen militärisch zu zerstören. Das weiß auch jeder, und deswegen wäre es höchst kontraproduktiv – nämlich gefährliche Großsprecherei – so zu tun als wolle/werde man „das in Erwägung ziehen“.

Und es sei beklagenswerter Bürokratismus, dass man nicht „einfach mal so und auf die Schnelle“ bewaffnete Truppen in das Gebiet eines anderen Staates entsendet, sondern auf dessen Aufforderung („Einladung“) dazu wartet? Doch nicht Ihr Ernst. Das ist (wäre) ja nun schlicht nichts weiter als eine Invasion. Wenn es EIN absolutes no-go im internationalen Verhältnis gibt, dann doch wohl dieses. So ein BIßCHEN Völkerrecht darf man schon beachten im Recht der internationalen Beziehungen. – Dr. Christian Naundorf

 

Es ist wirklich kaum mehr auszuhalten in welcher Lockerheit, Leichtigkeit und Ungehemmtheit im medialen Diskurs (von dem Masalas Artikel nur ein Beispiel ist) mit der Sprache umgegangen wird. Wir befinden uns in Kriegszeiten liest und hört man immer wieder. Deutschland handle so, als würden Friedenszeiten herrschen, schreibt Masala. Wie bitte? Ist Deutschland etwa im Krieg? Hab ich etwas verpasst? Entschuldigung, aber Deutschland ist nicht im Krieg! Hier herrschen nach wie vor Friedenszeiten und wir sollten alle hoffen, dass dem so bleibt.

Als in Syrien, in Afghanistan, im Irak ein Krieg tobte, da sprach kein Mensch davon, dass in Deutschland die Friedenszeiten vorbei seien. Im Jemen tobt seit Jahren ein Krieg, und trotzdem herrschen in Deutschland Friedenszeiten. Wie kommen Sie auf die Idee, dass in Deutschland die Friedenszeiten nur deshalb vorbei sind, weil in der Ukraine ein Krieg herrscht? Weil die Ukraine zufällig auf dem europäischen Kontinent ist? Macht das irgendeine neue Qualität gegenüber dem Grauen des Nahen Ostens?

Mein Gott, achten Sie doch endlich auf Ihre Sprache! All das ist doch Zeugnis davon, dass in ihren Köpfen Deutschland längst bereits im Krieg tief drinsteckt. Sie haben doch keinerlei Distanz mehr zur Regierung Selensky und der Ukraine. Die Ukraine ist kein deutsches Staatsgebiet, das wir um jeden Preis zu verteidigen hätten. In erster Linie haben wir dafür zu sorgen, dass das deutsche Staatsgebiet nicht auch zum Kriegsschauplatz wird!

Alles andere ist dem hinten anzustellen. Bei allem emotionalen Engagement, das Sie komischerweise für die Ukraine haben (das Sie im Jemen nie hatten): Bedenken Sie, dass in Deutschland keine Kriegszeiten angebrochen sind und tun Sie journalistisch alles dafür, dass das so bleibt! Momentan tut die ZEIT hier wie alle anderen Medien genau das Gegenteil. Die Hälfte der Bevölkerungsmeinung kommt in Ihren Leitartikeln und Expertenartikeln einfach nicht vor. Sehen Sie sich als Journalisten oder als Propagandisten? – Richard Koal

 

Masala hat ins Schwarze getroffen. Außer Rhetorik nichts geblieben von der Zeitenwende. Aber Politik ist keine Wohlfühlveranstaltung. Da war Schröder aus anderem Holz geschnitzt. Er hat gegen großen gesellschaftlichen Widerstand seine Reformagenda durchgesetzt ,wissend, dass sie notwendig war, ihn aber sein Amt kosten könnte. Das ist politische Verantwortung. Von diesem Format ist Scholz Lichtjahre entfernt. – Christoph Schönberger

 

Dem Verfasser ist insoweit zuzustimmen, als Verteidigung mehr ist als lediglich der Einsatz militärischer Macht. Doch ansonstern enthält der Artikel einige höchst problematische Gedankengänge. Einerseits sieht Carlo Masala in der ausgebliebenen breiten parlamentarischen Debatte über die Auslandseinsätze der Bundeswehr ein schweres Versäumnis, andererseits moniert er, dass man nach dem 27. Februar, dem Tag der Zeitenwende-Rede, „den üblichen Prozess der Verfassungsänderung, der ausführlichen parlamentarischen Beratung und Entscheidung eingehalten hat“.

Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine herrscht in Osteuropa Krieg, klar, Deutschland ist jedoch nicht Kriegspartei und schon gar nicht in einem militärischen Ausnahmezustand, der rasches Handeln ohne gesellschaftliche Debatten und parlamentarische Kontrollen erzwingt. Dass einige Verfahren, insbesondere das Beschaffungswesen der Bundeswehr betreffend, beschleunigt werden müssen, steht außer Frage. Sicher ist es auch wünschenswert, einige Entscheidungen, die im Verteidigungsministerium gefällt werden, an die Truppe zu delegieren, doch die Gefahr, dass die Armee „einen Staat im Staate“ bilden könnte, ist nach den bisherigen historischen Erfahrungen nicht ganz von der Hand zu weisen.

Carlo Masala fordert nichts weniger als einen Paradigmenwechsel in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik. Eine „Drohung mit dem extremsten Mittel“ verhilft aber nicht zwangsläufig der Diplomatie zum Durchbruch, sondern erhöht realiter die Kriegsgefahr. Was bedeutet eine so verstandene „Zeitenwende“ in der politischen Praxis? Wollen wir zurück zur Kanonenboot-Politik des beginnenden 20. Jahrhunderts und beispielsweise Kriegsschiffe vor der marokkanischen Küste patrouillieren lassen, als effektive Drohkulisse, um die dortige Regierung zur Rücknahme abgelehnter Asylbewerber zu zwingen? Ein absurder Gedanke, aber folgerichtig, wenn man sich auf die angemahnte Doktrin einlässt. Ich befürworte eine bessere Ausstattung der Bundeswehr, aber lehne eine Militarisierung der Zivilgesellschaft und außenpolitische Muskelspiele entschieden ab. – Rüdiger Paul

 

Obwohl ich den Aussagen des Artikels überwiegend zu stimme, ist m. E. einiges zu hinterfragen. Der Autor spricht davon, dass das „System“ agieren würde, als befände man sich in Friedenszeiten. Was ist das System? Es gibt Abwassersysteme oder solche für die Elektrizität etc., aber gibt es auch ein Verteidigungssystem? Handelt es sich nicht immer um handelnde oder nicht handelnde Menschen/Personen? Dient die Benutzung des Begriffs System nicht indirekt der Verschleierung der „organisierten Verantwortungslosigkeit“? Weiß die Verwaltung der Bundeswehr überhaupt, wozu sie da ist? Hat sich an der „bedingten Abwehrbereitschaft“ (Spiegel, 1962) in 50 Jahren etwas geändert? Offensichtlich nicht.

Viel ist in dem Artikel vom Bundeskanzler und dem Parlament die Rede, okay, aber hatte Winston Churchill, der Premierminister Grossbritanniens während des Zweiten Weltkriegs, nicht auch ein ihn kontrollierendes Parlament und einen Verteidigungsminister, mit denen er sich abstimmen mußte, wie er in seiner Geschichte des Zweiten Weltkriegs (1948/53) immer wieder betont? Bedarf es in bestimmten Situationen nicht eines Kriegers oder von Kriegern (Churchill war ein solcher, s. dazu auch H. Lethen, 1997)? Gemeint sind weder Sold-aten noch Wehr-pflichtige. Und überhaupt der Zweite Weltkrieg! Ist das aktuelle Problem nicht auch die Folge dieses Krieges? Der Autor erwähnt, den „Einsatz militärischer Macht als Ultima ratio“ (und nennt als Bsp. die USA, als wenn die BRD mit irgendwas drohen könnte).

Nun, das bezieht sich doch wohl, obwohl nicht genannt, auf Carl von Clausewitz (Vom Kriege, 1832). Clausewitz war preußischer Generalmajor und Militärreformer. Aber ist Preußen bzw. der preußische Militarismus nicht das Böse schlechthin (s. die Debatte um die Umbenennung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz)? Müsste die Debatte nicht viel breiter angelegt werden? Der Krieg in der Ukraine deckt recht erbarmungslos die jahrzehntelangen Schwächen des deutschen Diskurses über Krieg, Frieden und Militär auf. Die damit verbundene Chance gilt es zu nutzen. – Dr. Gerd-Rüdiger Erdmann

 

Es ist unerträglich, wie Aufrüstungs- und Kriegsrhetorik hoffähig gemacht wird! Gut, dass Herr Masala weder Außen- noch Verteidigungsminister ist und Kanzler Scholz bei seiner Zeitlupenpolitik hinsichtlich der Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine bleibt. Wenn die Empfehlung des Autors heißt, Deutschland müsse auf die „Überholspur“ und wenn nötig, müsse auch „dreckig“ gehandelt werden, ist die Grenze des Erträglichen erreicht! – Prof. a. D. Dr. Hildegard Maria Nickel

 

Danke an Herrn Masala für seinen Einwurf zu „Amtsschimmel in Kriegszeiten“. Das Verteidigungsministerium agiert so langsam und bedächtig, weil es Angst vor dem Bundesrechnungshof hat? Da sollten sich die Beteiligten ein Beispiel an der Fraunhofer Gesellschaft nehmen. Die hat diese Ängste nicht. – Dr. Jörg Baumann

 

Carlo Masala zeigt sehr überzeugend, weshalb wir von einer Zeitenwende im politischen Raum nichts merken: Es fehlt die Kraft, eine Vision zu entwickeln und diese auch entsthaft umsetzen zu wollen. Wir fahren weiter auf Sicht und kommen im Nebel keinen Millimeter weiter. Dabei kennt Deutschland doch große Projekte, wo es eine politische Kraft zur Veränderung des eingeschwungenen Systems, den Mut zum Risiko und die Bereitschaft zu integriertem Denken und Handeln gab. Beispiele: Postreformen, Deutsche Einigung, auslaufend auch noch die Flüchtlingspolitik 2015.

Bürokratische Systeme können sich nicht aus sich heraus ändern. Die Angst vor dem Bundesrechnungshof ist nur ein Symptom. Eine politische Kraftanstrengung ist nötig, damit die Systeme im Sinne der Zeitenwende geändert werden. Wenn diese Regierung die Kraft dazu nicht aufbringt, dann brauchen wir eine neue Regierung. Denn eine Zeitenwende ist alternativlos, auch im Bereich der Außen-, Verteidigungs- und Sicherheitspolitik. – Reinhard Koine

 

Herr Masala optiert in seinem Artikel “ Die Zeitlupenwende” in der Zeit Nr.7, 2023 für die Einführung militärischer Machtoptionen in politisches Handeln deutscher Politiker. Es ist ja Karneval im Land derzeit. Vielleicht hat er nur launig sein wollen. Dann bin ich es auch, “Herr Kasalla”. Kasalla bedeutet hier im Ruhrgebiet “Krach, Krawall”. Gewiss, es ist nicht schön, mit einem Namen zu spielen. Masala heißt der Mann. Dafür kann er nichts. Er wurde in diesen guten Namen hineingeboren und in seine damit verbundene Familiengeschichte. So wie wir Nachgeborenen des 2. Weltkrieges in die Grundbedingungen dieser Republik. Sie ist die Haut unseres Staates: “Nie wieder Krieg”, stand darauf unauslöschlich wie ein Tattoo.

Gemeint damit war nicht, dass die Deutschen nach der schockierenden Niederlage im 2.Weltkrieg nun als Friedensengel durch die Welt reisend überall den Krieg abschafften. Mit welchen Mitteln auch? Gemeint war, dass von Deutschen nie mehr Krieg als Mittel der Politik verwendet werden würde. Damit waren Jahrhunderte preußisch-deutscher Geschichte an ein Ende gebracht. Dieser Grundimpetus entwickelte sich in der dt. Außenpolitik und trug schließlich wesentlich mit dazu bei, eine Ost West Annäherung zu realisieren.

Nun ist auch die Geschichte und die Republik muss sich mit neuen Machtkonstellationen auseinandersetzen. Richtig Herr Masala, dass Sie darauf hinweisen, dass eine rein auf Waffensysteme begrenzte Debatte und darauf bezogene Strategie in dieser Debatte um die Neuausrichtung zu kurz greift. Zurecht bringen Sie Vernetzung als zentralen Begriff einer neuen Handlungsstrategie in die Debatte. Richtig, dass sie die überall sich breit machende Lethargie beklagen. Viel Richtiges, dass ich bei Ihnen lese und mit Kopfnicken registriere. Dann aber entdecke ich, was in Ihrer Vernetzung versteckt wird, zumindest darin eingekleidet ist:

”Etwas völlig anderes ist es, wenn der Einsatz militärischer Macht nicht als das letzte, sondern als das extremste Mittel der Diplomatie verstanden wird, das gleichberechtigt neben den anderen Instrumenten wie Sanktionen, Verhandlungen und ökonomischen Anreizen steht.” Allen Ernstes fordern Sie, dass deutsche Politik, militärische Gewaltanwendung als ihr schärfstes Mittel wieder benutzen soll? Ihr Artikel ”Die Zeitlupenwende” versteckt also hinter viel Richtigem die zentrale Botschaft, uns eine andere Republik mit anderer Verfasstheit zuzulegen. Wollen wir das im Ernst? Und wollen wir das Schlachten wieder als Mittel deutscher Politik?

Wollen wir wieder, dass nur KanzlerIn werden kann, der/die die Unterstützung des Militärs und der Rüstungslobby hat? Wollen wir diese dazu nötige Gehirnwäsche der Bürger? Krieg ist das größte Unglück. Das im Ernst als Mittel der Politik zu rehabilitieren, macht mich fassungslos. Masala statt Kasalla. Ja, bleiben wir bei diesem guten Namen. Ihr Artikel könnte die Debatte in dieser Republik würzen. Stünden da nicht diese umstürzenden Sätze. Kasalla aber hat nichts mit Ratio zu tun. Auch nicht mit deren äußerster. Ist bloß Krawall. – Axel Emmrich

 

Die Menschen in Deutschland davon zu überzeugen, dass die militärische Hilfe für die Ukrainer*innen notwendig und im eigenen Interesse der Bevölkerung Deutschlands ist, erweist sich manchmal als ziemlich undankbares Vorhaben, und ich kann gut verstehen, dass viele Politiker*innen sich davor drücken. Ich selbst habe schon Leserbriefe an die hiesige „Neue Westfälische“, mehr oder weniger ein SPD-Blatt (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Westf%C3%A4lische), geschrieben und den Sachverhalt zu erklären versucht.

Die Reaktion war jeweils eine Reihe von konträren Leserbriefen, in denen nicht etwa Herr Putin, sondern die Nato – besonders die USA – für den Krieg gegen die Ukrainer*innen verantwortlich gemacht wurde. Dass Herr Scholz und andere Politiker*innen vor allem der SPD bei der Ukraine-Hilfe so zögerlich agieren, hat meines Erachtens weniger mit der Angst vor Herrn Putin als mit der Angst vor den eigenen Genoss*innen zu tun. Die russische Propaganda scheint bei etlichen Genoss*innen leider „bestens“ zu wirken. – Dr. Ulrich Willmes

 

Ist das lustig gemeint: Olaf Scholz „im Schlamm des Berliner Politikgefechtsfeldes“? Sind „der übliche Prozess der Verfassungsänderung, die ausführliche Beratung und Entscheidung“ Schlamm? Masala mit Hang zum Extremismus hätte es gerne „wenn nötig auch dreckig“. Die Verfassung will er außer Kraft setzen, „formale Einladung“, „geregelter Gang“, „Budgetrecht des Parlaments“, alles hinderliche „labyrinthische Prüfschleifen“. In einem hat Herr Masala recht: „Die Begriffe sind wichtig.“ Ob der Bundeswehrprofessor der richtige ist, um Soldaten über „Innere Führung“ und „Staatsbürger in Uniform“ zu unterrichten, bezweifele ich. Und die ZEIT sollte sich fragen, ob es richtig war, die Schlammmetapher ins Inhaltsverzeichnis zu übernehmen. – Axel Hennies

 

Herr Masala stilisiert sich als jemand, der angesichts der deutschen „Zeitlupenwende“ nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine Fragen stellt, die bislang „niemand zu stellen wagt“. Seine angedeuteten Antworten sind in hohem Maß verantwortungslos und demokratiefeindlich. Auf der einen Seite reicht ihm die einfache Aufrüstung der Bundeswehr nicht aus, sondern er propagiert ein neues, umfassendes Verständnis von militärischer Macht und Verteidigung. Es soll alle staatlichen und privaten Akteure miteinander „vernetzen und sie als Elemente einer umfassenden Wehrhaftigkeit des Staates“ begreifen.

In diesem Sinne sollen alle Akteure überdies “miteinander üben“. Eine solche autoritäre Groß-Phantasie gab es in Deutschland zuletzt beim Konzept der „formierten Gesellschaft“ von Ludwig Erhard Mitte der 1960er Jahre. Andererseits – bei der praktischen Politik in Krisenzeiten – fordert Herr Marsala zum Rechtsbruch auf, wenn er die Budgethoheit des Parlaments in Frage stellt und zur sofortigen, eigenmächtigen Bestellung von Waffen durch die Bundeswehr und das Verteidigungsministerium rät.

Überflüssig war es in seinen Augen auch, dass die deutsche Bundesregierung eine Einladung der Regierung Litauens zum Verlegen einer Brigade der Bundeswehr nach Litauen abgewartet hat. Vermutlich stellt er sich vor, dass die deutschen Einheiten einfach auf einem litauischen Flugplatz hätten landen und ihr Gerät ausladen sollen. Dass Herr Masala seine abstrusen, demokratiefeindlichen Vorstellungen bei der Ausbildung von Offizieren, an der Bundeswehrhochschule München, vertreten könnte, erweckt nicht gerade Vertrauen. – Prof.i.R. Dr. Wulf Hopf

 

Von einem Dozenten an der Bundeswehr-Universität kann man, leider, wohl keine andere Geisteshaltung erwarten, aber ich finde es zutiefst verstörend, sie in aller Breite und Offenheit in der „Zeit“ lesen zu müssen. „Wehrhafter werden“ bedeutet also „die (angeblichen) Fehler der vergangenen Jahrzehnte“ (die bekanntlich vergleichsweise friedlich waren) zu beseitigen. „Verteidigung“ (und alle damit zusammengesetzten Begriffe) muss auch in Deutschland wie bei den US-Amerikanern als Drohung und falls als nötig oder opportun betrachtet als Durchführung eines Angriffskrieges geplant, vorbereitet und eingesetzt werden.

Verfassung und Demokratie („übliche Prozesse der Verfassungsänderung und parlamentarischen Beratung“) müssen abgeschafft oder missachtet werden, statt dessen müssen „Überholspuren…wenn nötig auch dreckig“ geschaffen werden. Militärische Einheiten müssen selbst in verbündete, kleinere Staaten schneller und eigenständiger verlegt werden können (nicht erst „die formale Einladung abwarten“). Ja, uns machen einige Nachbarn und Verbündete in der NATO vor, wie man „wehrhafter“ und effizienter wird. Die Herren Orban, Kaczynski, Erdogan lassen grüssen. – Hans-Henning Günther

 

In der Tat, Deutschland muss wehrhaft werden. Wenn jetzt eine Umfrage ergab, dass nur jeder Zehnte der Bevölkerung dieses Land bereit wäre zu verteidigen, dann sagt das alles. Dann würde ja auch nur jeder Zehnte in der Bundesregierung unser Land verteidigen. Blieben der Verteidigungsminister Boris Pistorius und KGE ( karin Göring-Eckardt) als Vertreterin des alten Luthertums. Sie fragen, was ist mit Strack-Zimmermann von der FDP?.

Bach jüngsten Durchstechereien aus dem FDP-Vorstand hatte Lindner sie nach dem Desaster bei der Berlin-Wahl persönlich wegen ihres Husarenrittes gegen Freidrich Merz gerügt und schon intern kaltgestellt. Dito Anton Hofreiter bei den Grünen. Pistorius lehnt dessen Einsatz im Kampfgebiet ab. „Der wirbelt zuviel Staub auf, das ist schlecht für fier Deckung im Feld“. Tja, das sind keine rosigen Zeiten für die bevorsthende Verteidigung unseres Landes. Gegen wen auch immer. – Dr. Detlef Rilling

 

Herr Masala präsentiert uns sein Wunschbild von einer politischen Zeitenwende in Deutschland. Er kritisiert, dass das außen-, sicherheits- und verteidigungspolitische System unseres Landes agiert, als ob wir uns in Friedenszeiten befänden. Er bedauert, dass die Bundesregierung im Hinblick auf die nicht geringe Summe von 100 Milliarden Sondervermögen für die Bundeswehr den gesetzlich vorgesehenen Prozess der Verfassungsänderung, der ausführlichen parlamentarischen Beratung und Entscheidung eingehalten und das Budgetrecht des Parlaments nicht angetastet hat.

Zum Glück aber befindet Deutschland sich nicht im Krieg. Der Verteidigungsfall wurde nicht ausgerufen. Eine Notstandsgesetzgebung oder ein Kriegsrecht sind nicht in Kraft. Auch wenn die Stimmen der Falken den Mainstream in den Medien unseres Landes prägen, darf bezweifelt werden, dass die Bevölkerung auf die von Herrn Masala skizzierte Zeitenwende wartet und sich ein Deutschland wünscht, das militärische Macht als gleichberechtigtes Mittel zur Durchsetzung seiner Interessen neben Sanktionen, Verhandlungen und ökonomischen Anreizen einsetzt, wie er es nahelegt. Soll Deutschland der Atommacht Russland mit der Bundeswehr drohen? – Michael König

 

Carlo Masalas Ungeduld ist ja nachvollziehbar, das Verteidigungsministerium sicher an vielen Stellen reformbedürftig, aber seine Aussagen sind in einigen Punkten doch höchst irritierend. Was z.B. bedeuten seine Überlegungen zum Einsatz militärischer Macht als extremstes (nicht als letztes) Mittel der Diplomatie? Ja, es geht ihm erst mal nur um die Drohung damit, und dann? Aber es ist doch klar, dass man bereit sein muss, notfalls eine Drohung auch umzusetzen, wenn man am Ende nicht als großmäuliger Depp dastehen will.

Soll die Bundeswehr dann wirklich von Fall zu Fall „Sonderoperationen“ in anderen Staaten durchführen, als extremstes Mittel der Diplomatie? Und wenn Carlo Masala ernsthaft kritisiert, dass die Umsetzung des Sondervermögens verfassungsgemäß durchgeführt wurde oder die Verlegung eines Brigadeelements nach Litauen erst mit dessen Zustimmung erfolgte, dann macht mich das fassungslos. Ich empfehle, demokratische Regeln und Völkerrecht zu respektieren. – Peter Stoltenberg

 


 

 

Leserbriefe zu „Rettet unsere Alten!“ von Tanja Stelzer

 

Rettet unsere Alten, so die Überschrift des Artikels von Tanja Stelzer. Und weiter, „was tun wir eigentlich alten Menschen an?“ Frau Stelzer sitzt im ICE oder im TGV, und ist auf Urlaubsreise nach Frankreich unterwegs. Zur selben Zeit geht ihre an Demenz erkrankte Mutter im Krankenhaus, wohin sie vernehmlich vollkommen alleine und orientierungslos hingebracht wurde, verloren.

Bereits während des ersten Absatzes verspüre ich große Irritation und frage mich ob Frau Stelzer an schizoiden Symptomen leidet? Wer ist gemeint mit WIR? Sind das Ärzt*innen,Pfleger*innen, Politiker*innen, oder spricht sie Herrn Lauterbach persönlich an? Frau Stelzer berichtet detailliert, in Teilen bestürzt und sicherlich authentisch über die würdelose Situation in die ihre eigene Mutter geraten ist, und beschreibt auch ihren eigenen inneren Konflikt die Urlaubsreise eventuell abbrechen zu können, um Mutter zu Hilfe zu eilen, was wohl keine ernstgemeinte Option ist, und sie es scheinbar nur mittels Telekommunikation versucht. Vieles von dem was Frau Stelzer zu sagen hat trifft punktgenau auf die Situation vieler älterer Menschen zu, und ebenso auf die der jüngeren Kinder, sowie dem Zustand unseres auf Profit ausgelegten Systems.

Und ja, sie liegt auch vollkommen richtig, wenn sie den Artikel mit dem Hinweis schließt „ihr alle, werdet auch alt werden“, „denkt ruhig darüber nach“. Tatsache ist es allerdings, dass als ich meine eigenen Eltern in den neunziger Jahren pflegte, die Situation in Kliniken nicht grundsätzlich anders war. Auch meine Eltern bedurften während Klinikaufenthalten meiner engmaschigen Betreuung und Fürsorge. Das Klinikpersonal war auch damals mit medizinisch fachlichen Arbeiten ausgelastet.

Die Auflösung meiner Irritation finde ich letztlich durch Refraiming. Frau Stelzer hat ein gesellschaftlich höchst relevantes Thema benannt, sie spricht gar nicht über sich selbst, und auch nicht über eine real erlebte Situation ihrer eigenen Mutter. Frau Stelzer nutzt diese fiktive Geschichte lediglich um die tiefen inneren Widersprüche ganzer Kinder Generationen aufzudecken, und die wahre Anspruchshaltung von uns allen „Kümmert ihr Euch! Und zwar richtig und gut.“ Andere Lesarten wären mir unerträglich, würden sie doch den vollkommen abgespaltenen Gemütszustand und Werteverlust unserer Gesellschaft deutlichst vor Augen führen, und mich um den Schlaf bringen, ganz so wie 2004 nach der Lektüre „Das Methusalem-Komplott“ von Frank Schirrmacher. – Charlotte Paltzer

 

Ich kann nur hoffen und wünschen, dass Ihre ICE-TGV-Geschichte vielen Lesern die Augen öffnet! Aber ehrlich gesagt, habe ich meine Zweifel. Ich gehöre zur Altersgruppe Ihrer Mutter, erfreue mich aber meiner Gesundheit, von einigen gut überstandenen „Schicksalsschlägen “ mal abgesehen. Zusätzlich liegt ein langes Berufsleben im Gesundheitswesen hinter mir. Anfangs galt noch die Regel, die Kassenbeiträge an die entstandenen Kosten für die Versorgung der Versicherten regelmässig anzupassen , das war Ende der 1970er Jahre, in Sonntagsreden galt das (bundes-)deutsche Gesundheitswesen als bestes der Welt. Aber das liegt ja schon ein halbes Jahrhundert zurück.

Danach kamen Jahrzehnte der sog. Sparpolitik, nachdem man den Kostenanstieg nicht mehr als natürliche Folge von Alterung der Bevölkerung und Fortschritt der Medizin verstand, sondern zur „Kostenexplosion“ erklärte und den unerbittlichen Kampf absagte. Und von Jahr zu Jahr hatte man nichts Besseres zu tun, als an den „Kostenfaktoren“ herum zu schrauben. Dass die Ausgaben für das Gesundheitswesen, einen der grössten Zweige der deutschen Wirtschaft und grössten Arbeitgeber, viel eher als Investitionen denn als Kosten zu sehen sind, war den Politikern nicht verständlich zu machen.

Und weil die Einschränkungen über viele Jahre und an vielen Stellen wirksam wurden, bei einem so umfangreichen und komplizierten System, konnte man lange den haarsträubenden Vorwurf erheben, die vielen beteiligten Interessen seien Schuld an den hohen Kosten- und nicht der medizinische Bedarf. Also „dokterte man an den Symptomen“, änderte Abrechnungssysteme, machte Berufsbilder unattraktiv und wundert sich über Ärzte-Pflegekräfte-Klinikbetten-und Medikamentenmangel. Mich wundert das überhaupt nicht ! – J L Neumann

 

Ich möchte Frau Stelzer danken. Dass sie das mit ihrer Mutter Erlebte niedergeschrieben hat, berührt mich sehr. Als junger Mensch kenne ich den Frust über die Alten, den auch ich gelegentlich zu Themen wie Klimakrise oder strengen Corona Auflagen abließ. Aber ich kenne auch die Ungerechtigkeit, auf der Kardiologie zu liegen, neben einer dementem Dame, die nachts schreit und weint, weil sie nicht weiß wo sie ist. Und niemand kommt und beruhigt sie. Die aus ihrem Bett zum Essen gehoben wird, ihr bei diesem aber nicht geholfen wird. Vergessen wird, sie wieder in das Bett zu bringen. Zu mir jedoch kamen mehrmals am Tag die Ärzte, wollten wissen, ob ich denn etwas brauche. Zu ihr, wenn sie bemerkt wurde.

Schließlich fütterten meine Zimmerkollegin und ich sie, beruhigten sie, wann immer sie weinte. Auch wenn das geholfen hat, wenigstens etwas für sie zu tun, habe ich mich als junger Mensch schlecht und oft schuldig gefühlt. Ich merkte: ich anstatt sie, denn sie ist als Kinderkrankenschwester längst in Rente, ich kann es noch werden. Wie Frau Stelzer schrieb: Das Übersehen ist fürchterlich, der wirtschaftliche Hintergrund allerdings die finale Perversion. Seitdem hüte ich mich davor, “ über die alten Zerstörer“ zu reden. Ich sehe Rosa vor mir, die Kinderkrankenschwester war, soviel tat für die Gesellschaft und so viel mehr einfach Mensch ist und frage mich, wie es ihr geht. – Anina Englert

 

Ohne genaue Kenntnis dieser speziellen Situation stellt sich mir die Frage, war es sinnvoll den Rettungsdienst zu rufen und die Patientin ins Krankenhaus zu bringen? Es wird eine schwer demente Frau geschildert, völlig auf Hilfe angewiesen, die immer unabhängig sein wollte. „Wenn ein Mensch wie meine Mutter einen Schlaganfall erleidet, bedeutet das oft, das man nicht viel tun kann und mit dem was man tut nicht viel erreicht.“

Wenn zusammen mit dem Hausarzt und den Pflegefachkräften zuvor besprochen wird, in welchen Situationen eine Krankenhauseinweisung sinnvoll ist und wann sie lieber unterlassen werden soll, hat das Pflegepersonal in akuten Notfallsituationen abgesprochene Anweisungen nach denen es seine Handlungsentscheidung treffen kann. Dies würde den schwer kranken Menschen viele unnötige Belastungen ersparen und die Notaufnahmen würden entlastet. Diese könnten sich dann besser um die Patienten kümmern, denen sie wirklich helfen können, auch den schwer dementen unter ihnen. – Antje Pauly

 

Wenn doch nur mehr Leute ihre Horrorerlebnisse im Gesundheitswesen anprangern würden! Leider schrecken viele Betroffene oder Angehörige vor Beschwerden oder Klagen zurück aus Angst, im nächsten Krankheitsfall deswegen noch schlechter behandelt zu werden. Oder man will sich einfach, der Hölle entronnen, nicht mehr damit auseinandersetzen. Das ist menschlich verständlich, führt aber nicht weiter. Die schlechte Lobby der Kundschaft wider Willen manifestiert die Misere unseres Gesundheitswesens.

Eine andere Frage ist, ob man das geschilderte Negativerlebnis nicht von vorneherein hätte vermeiden können. Wie sinnvoll es ist, Patienten in dem beschriebenen Zustand überhaupt aus dem Pflegeheim ins Krankenhaus zu schicken. Wenn die Patientin eine solche Tortur überlebt, kann sie so krank kaum gewesen sein. Hätte es vielleicht gereicht, den Hausarzt zu rufen? Mir ist nicht so ganz klar, vor wem die Autorin die Alten retten will. – Susanne Sänger

 

Also, wenn die Geschichte stimmt und kein Fake ist, finde ich es umso erstaunter, dass Sie der Schreiberin für Ihr enervierendes Geplapper soviel Platz in Ihrer Wochenzeitung zur Verfügung gestellt haben. Der Artikel beinhaltet eine einzige Anklage gegen das deutsche Gesundheits-system; um es noch klarer auszudrücken: Sie, die Verfasserin, projiziert ihr eigenes schlechtes Gewissen auf das Krankenhaus, die Ärzte, Pfleger:innen und entspr. bestehende Strukturen, weil sie auf keinen Fall ihre Fahrt in den Urlaub unterbrechen will.

Da sie sich im Zug kurz vor Kassel befand, hätte sie dort aussteigen und einen Zug nach Hamburg nehmen können (max. 2,5h), um sich dann vor Ort um ihre kranke demente Mutter zu kümmern anstatt das Krankenhaus-personal pausenlos zu ‚beschäftigen’ und dann auch noch die 17jährige Tochter, die zu Hause in Hamburg geblieben war, aufzufordern, sich um die kranke Oma zu kümmern. Für eine solche Tochter würde ich mich ,bedanken‘. – Barbara Becker

 

Zwar beschreibt die Autorin detailliert den konkreten Fall ihrer Mutter, die Überschrift (vermutlich nicht von ihr) „Rettet unsere Alten!“ erscheint mir (79 und einigermaßen gesund) aber allzu pauschal und ich möchte aus dem Grund auf einen anderen, quasi entgegengesetzten Aspekt aufmerksam machen: Es gibt auch unheilbar kranke und alte Menschen, die man vor den Versuchen Einiger – wem auch immer –, sie am Sterben zu hindern, retten sollte. – Christoph Müller-Luckwald

 

Tanja Stelzer beschreibt im diesem Artikel die Odyssee ihrer demenzkranken Mutter, die mit Schlaganfallsymptomen vom Pflegeheim ins Krankenhaus eingewiesen werden musste. Die Beschreibung der Vorgänge offenbaren in eklatanter Weise die Zustände in Krankenhäusern, die leider traurige Realitäten sind. Als Krankenschwester mit 46 jähriger Berufserfahrung kann ich dies sehr wohl beurteilen.

„Ihre Mutter ist nicht mehr hier, im PC -System leider nicht auffindbar“! Die Tatsache, nicht zu erkennen, dass schwer demente Menschen sich in der Regel nicht melden können, ist sicher kein Kompetenzproblem der Pflegerinnen und Ärzten. Bei nur sechs Mitarbeitenden, ÄrztInnen und PflegerInnen bei den genannten 70 Patienten in der Notaufnahme, ist dies dem Personalmangel geschuldet. Da ist es nicht mehr möglich, auf alte höchst pflegebedürftige Menschen adäquat eingehen zu können.

Dieser Bericht offenbart mit erschreckender, weil realistischer Klarheit die Schizophrenie unseres Gesundheitssystems und offenbart welche falschen Weichen Bundesgesundheitsminister Lauterbach mit seiner angedachten „Revolution“ im Gesundheitswesen plant. Genau solche, wahrscheinlich die sprichwörtlich „kleinen Krankenhäuser“, oftmals noch in kommunaler Hand, stehen auf der Agenda der Gesundheitsreform, ihnen spricht man die Existenzberechtigung ab. Dabei sind es genau diese „Häuser der Grundversorgung“, die mit ihren Diagnosemöglichkeiten zum Ausschluss z. B. eines Schlaganfalles die Patienten bestens versorgen und behandeln könnten.

Dazu braucht es nicht die hohe universitäre Versorgungsstufe. Denn für die daraus resultierenden Patientenanstürme sind diese nicht gerüstet. Dann stehen nicht 70 Patienten in der Notaufnahme, sondern vielleicht 150, bei mutmaßlich gleichbleibender Anzahl der Angestellten. Also wer wagt den Aufschrei? Wer stoppt den Wahnsinn der „Revolution im Gesundheitswesen“? Soviel ist sicher, diese Reform darf so nicht kommen! Der Umbau des Gesundheitswesens lässt genau diese Menschen als „non winning case“ zurück. Will die Gesundheitspolitik dies wirklich den vulnerablen, weil alten und hilflosen Menschen antun? – Anneliese Röhrl

 

Wir leben in einer Gesellschaft, die das Leben um jeden Preis verlängern, die Kosten für ein menschenwürdiges Dasein im hohen Alter bzw. bei entsprechender Pflegebedürftigkeit aber oft nicht tragen (bzw. immer weiter absenken) will. Angesichts solcher Zustände kann ich nur hoffen, dass mir (und allen Mitmenschen, die sich dafür entscheiden) beizeiten das Recht gewährt wird, sich friedlich einschläfern zu lassen. – Thomas Movtchaniouk

 

Wie schön, dass auch Stimmen wie die von Tanja Stelzer in der Zeit auf Seite 58 erscheinen. Respekt und Würde, verdienen alle Menschen aber bei „den Alten“ sinkt aktuell nach meinem Eindruck in unserer Gesellschaft das Niveau. Demütig mit den Leistungen der Ur-, Groß- und Eltern umzugehen wird offensichtlich wenig vermittelt. Der Aufsatz eines 17-Jährigen auf Seite 11 ist für mich ein Beispiel. Hier wird gefordert, statt mal voranzugehen und andere anzustiften. Ich habe beide Artikel gelesen und mich an John F. Kennedy erinnert, der sagte:

„Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst“. Ich bin im 77ten Lebensjahr und habe während der Schul- und Studienzeit im Ehrenamt – Sport, Jugend- und Altenarbeit – gewirkt. Aktuell bin ich als ausgebildeter ehrenamtlicher Hospiz-Begleiter tätig. Danke, liebe Tanja Stelzer, das Sie aus persönlicher Betroffenheit so anschaulich, empathisch und neutral den Sachverhalt geschildert haben. Ich bin gespannt, wie sich die Prioritäten verändern werden. Politisch scheint die Lage nicht überall erkannt zu sein, wenn ich es an den Aktivitäten messe. – Jörg Puttfarken

 

Ich habe lange nicht mehr einen solchen arroganten Artikel zu diesem Thema gelesen. Liebe Frau Stelzer, seien Sie froh, dass Sie überhaupt eine Antwort auf Ihre Frage im TGV mit Richtung Avignon erhalten haben. Ich hätte Ihnen keine Auskunft geben können, denn in der Notaufnahme ist die Hölle los. Ich hätte Ihnen bestätigt, dass Ihre Mutter im Haus ist und Sie gebeten, sich auf den Weg zu machen, egal ob Sie privat oder gesetzlich versichert sind. – Wolf Pracht

 

Der Bericht von Tanja Stelzer hat mich sehr berührt und an den Tod meines Vaters vor 10 Jahren erinnert. Auf dem Weg zu ihm rief mich eine Pflegerin des Pflegedienstes an um mir mitzuteilen, dass mein Vater gerade als Notfall von Sanitätern abgeholt wurde. Er selbst habe sie gerufen und den Pflegedienst gebeten, auf meine demente Mutter aufzupassen bis ich komme. Auf seinem Telefon sah ich, dass er auch versucht hat, mich zu erreichen. Er hatte sich aber verwählt. Die Pflegerin wusste nicht, in welches Krankenhaus er eingeliefert wurde. Sie erinnerte nur daran, dass sie eigentlich seit einer Stunde nicht mehr im Dienst sei. Wie sich herausstellte, wurde mein Vater in Mechernich eingeliefert. Auf der Notfallstation wollte mir eine Schwester nur mitteilen, dass ein Herr Mai eingeliefert wurde.

Meine Fragen, wie es ihm geht, ob er bei Bewusstsein ist und ob ich ihn jetzt besuchen kann wurden mit der Begründung abgelehnt, es könne jeder behaupten, der Sohn zu sein. Vielleicht bin ich ja nur der neugierige Nachbar! Auch mein Hinweis, dass er erst vor drei Tagen aus einem anderen Krankenhaus nach einer Krebsoperation entlassen wurde, interessierte nicht. „Kann jeder behaupten!“ So hätte man von der anderen Klinik erfahren können, warum mein Vater plötzlich zusammengebrochen ist. Schließlich durfte ich ihn später doch noch besuchen. Am kommenden Tag, in der Nacht vor Heiligabend, verstarb er. Im „System“ war er übrigens auch nicht vorhanden: Man hatte seinen Namen falsch geschrieben.

Auch meine Mutter wurde zuvor zweimal wegen Verdacht auf Schlaganfall in ein Krankenhaus eingeliefert. Auch hier wurde mir einmal telefonisch jede Auskunft über ihren Zustand verweigert. Warum eigentlich? Wieso muss man immer persönlich im Krankenhaus vorbeikommen, um zu erfahren, wie es seinen Eltern geht? Welche Vorschriften stehen dem entgegen? Wer wägt den Datenschutz ab gegen die Sorgen der Angehörigen, die weiter entfernt wohnen? Durch ein paar Fragen könnte man auch telefonisch klären, ob wirklich ein besorgter Sohn oder ein Paparazzi anruft.

Im Krankenhaus musste ich dann sehen, dass meine Mutter den ganzen Tag noch nichts getrunken hatte. Man hatte ihr einfach eine Wasserflasche neben das Bett gestellt, die sie aber mit ihrer gelähmten Schulter nicht öffnen konnte. Keinem ist das aufgefallen. Auch ihre Demenz nicht. Man sei schließlich in der „Stroke Unit“. Ist lange her, aber Ihr Beitrag hat alles noch einmal in Erinnerung gebracht. – Prof. Dr. Manfred Mai

 


 

 

Leserbriefe zu „Ende einer Luftfahrt“ von Paul Middelhoff

 

Wen interessieren Größe +Gewicht dieses Ballons? Viel interessanter wäre die Frage, was zur Hölle den Chinesen einfällt, einen Spionageballon über die USA hinwegfliegen zu lassen? Und noch VIEL interessanter wäre die Frage, warum Creepy Joe den Ballon nicht SOFORT abschießen ließ? Biden ist entweder ein Verräter- oder beängstigend inkompetent! Testen die Chinesen die USA? Schwächlinge werden nämlich gerne überfallen! Auf die inferioren Obama-Jahre, in denen ua. Russland die Krim militärisch annektierte und die Ostukraine infiltrierte und destabilisierte, folgten in der Trump-Amtszeit Jahre der Lethargie Putins..

Auf das kriminelle Debakel der Biden’schen US-Army in Afghanistan folgte der Überfall Russlands auf die Ukraine.. Wer weiß, was den Chinesen auf das absurd zögerliche Verhalten des alten Windbeutels im Weißen Haus so alles einfallen könnte? Während Obamas obszöner Amtszeit eskalierte die Situation in Afghanistan, im Irak, in Syrien, entstand der IS, erlebte der Iran seine kernnukleare+terroristische Renaissance, begann China aufzuwachen, überfiel Putin die Ukraine- möglicherweise erleben wir unter dem damaligen Vize- und mittlerweile Präsidenten Biden eine weitere Eskalation?

Ein Dauerkrieg im Osten Europas mit einer ausblutenden Ukraine, einen chinesischen Angriff auf Taiwan, ein (absolut legitimer!!!) Verzweiflungsangriff Israels auf den kernreaktionären islamfaschistischen Iran? Joe „empty suit“ Biden ist ein Garant für „interessante Zeiten“! – Matthias Urban

 

In der Zeit steht über den chinesischen Spionageballon: „Die Ladung des Ballons habe die Größe eines kleinen Passagierflugzeugs und wiege einige Tausend Tonnen.“ War in den Agenturmeldungen nicht von „several thousand pound“ die Rede? – Peter Häußermann

 

Das Luftschiff Hindenburg wog gerade Mal 220 to. – Markus Harder

 

In dem Artikel beschreiben Sie die Ladung des Ballons mit der Größe eines kleinen Passagierflugzeugs. Das Gewicht mit einigen Tausend Tonnen. Offensichtlich fehlt dem Autor jegliches Gefühl für physikalische Größe. Ein Airbus a380 wiegt voll aufgetankt gerade mal etwas über 500 Tonnen. – G. Scheuring

 

Ich beziehe mich auf Ihren Artikel „Ende einer Luftfahrt“ in der aktuellen Ausgabe der ZEIT auf Seite 7. Dort schrieben Sie u.a., der Ballon, bzw. seine Ladung wiege einige Tausend Tonnen. Mein Sohn befindet sich in der Ausbildung zum Zivilpiloten in Mülheim an der Ruhr. Mit ihm habe ich das besprochen, er hat recherchiert, dass von einer Größe von ca. 60 Meter dieses Ballons ausgegangen wird u. bei dieser Größe sei es unmöglich, eine Nutzlast dieser Größenordnung zu transportieren, z.B. ein Airbus A 380, ein riesengroßes Flugzeug, hat bereits eine Startmasse von knapp über 500 Tonnen. Daher meine Frage, meinten Sie vielleicht einige tausend „Kilogramm“ statt Tonnen, bzw. welche Anhaltspunkte haben Sie für Ihre Angabe? – Martin Heymann

 

Wenn es der Ballon, der kommend vom Reich der Mitte über den Pazifik bis in die Vereinigten Staaten von Amerika geschafft hat, ist das natürlich schon mal eine erfolgreiche Nachricht für Peking. Wenn er dazu noch mehrere Tausend Tonnen gewogen hat, ist dies nur umso beachtlicher. Vermutlich schlagen junge Mönche schon aufgrund dieser feierlichen Meldung Ziegelstein um Ziegelstein mit der Handkante entzwei. Und in der Pause schlägt man zur Erholung sechsfache Salti. Aus dem Stand. Seitwärts.

Ich nehme mal an, dass es sich hierbei um einen Flüchtigkeitsfehler handelt. Zum Vergleich. Ein Leopard 2 wiegt circa 60 Tonnen. Eine Boeing 747 ungefähr 180 Tonnen. Und unsere Erde 5,972 Trillionen Tonnen. Gut, das wirkt jetzt irgendwie nicht sonderlich hilfreich. Aber wo ich beim Googeln war, dachte ich, ich nehm‘s mit rein. Das wäre natürlich avantgardistisch. Als Nächstes flöge Xi Jinping dann ähnlich wie Tao Bai Bai als Himmelskönig auf einer Wolke. Mit verschränkten Händen auf dem Rücken. Und begutachtendem Blick auf die Welt, die er alsbald gedenkt, seinem Reich einzuverleiben. – Michael Ayten

 

Im Artikel schreiben sie, der Ballon habe eine Ladung von einigen Tausend Tonnen gehabt. Woher stammt diese völlig utopische Zahl ? Mit so einer Last bliebe der Ballon sicher am Boden. Ich habe von evtl. 900 kg gehört, was mir realistischer erscheint. – Birgit Stengel

 

Auf S 7. Nr 7 vom 9.2.2023 „Ende einer Luftfahrt“ findet sich: „ Die Ladung des Ballons habe die Größe eines kleinen Passagierflugzeugs und wiege einige Tausend Tonnen.“ Ohne beckmesserisch zu sein: Das Maximalstartgewicht eines Jumbo Jets liegt bei rund 378 Tonnen – Wikipedia. – Dr. Karl Schön

 

Dass die jüngere Generation nicht mehr weiss, was ein Dutzend oder ein Zentner ist, kann man verkraften. Dass in der «Zeit» der Satz «am Ballon hängen einige Tausend Tonnen» einfach so ungeprüft durchgeht, das würde ich schon dramatisch nennen. Ein in diesem Zusammenhang genanntes «kleines Passagierflugzeug» wiegt vielleicht hundert Tonnen, der voll beladene A380 gerade mal über 500 Tonnen. Und nun hängt China das Gewicht von mehreren A380 an einen Ballon und lässt ihn über den Atlantik, Alaska, Kanada und die USA schweben?

Ein normaler Wetterballon kann ca. 3 kg tragen, ein Heissluftballon insgesamt ca. 1000 kg. Wenn Sie also einige Hunderttausend Heissluftballons zusammenbinden würden, dann könnten sie unten dran einige A380 hängen (Google is your friend). Und wenn etwas aus 18 Tausend Metern Höhe runterfällt, dann ist es ziemlich wurscht, ob unten dran eine Steinwüste ist oder weiches Wasser. Ab 50 Metern Höhe wirkt beides beim Aufschlag wie Beton, und bei 18 km freiem Fall auf Wasser wird ein Forensiker genau so wenig sichern können wie beim Absturz auf den Walmart-Parkplatz. – Andi Pfaff

 

In dem Artikel wird im Absatz-3- geschrieben die Ladung des Ballons wiege einige Tausend Tonnen ??? Dies kann ich mir nicht vorstellen. Bitte um Aufklärung wie es zu diesen Angaben kommt. Vielen Dank. – Karl Willi Müller

 


 

 

Leserbriefe zu „Rundum blind“ von Florian Zinnecker

 

Leider scheint der Autor des Beitrages sich die sonst in der „Zeit“ kaum vertretene populistische Sichtweise zu eigen zu machen, wonach man ein gewünschtes Ergebnis – insbesondere im Nachhinein – mit „einfachen“ Mitteln erreichen könnte bzw. erreichen können. Sicher wäre zu begrüßen, wenn staatliche Stellen immer – nicht nur bei Ausländern – besser kooperieren würden.

Nur: was dies im konkreten Fall gebracht hätte, lässt der Verfasser leider im Bestreben, Kritik um jeden Preis zu üben, offen. Sein einziger Vorschlag, der Täter hätte in Hamburg eine höhere Strafe erhalten müssen, ist zum einen schon insoweit bedenklich, als die Erhöhung einer schuldangemessenen Strafe nur wegen potentieller Gefährlichkeit eines Täters im Strafrecht nicht vorgesehen und rechtsstaatswidrig ist, zum anderen wäre damit das Problem ja nur verschoben worden:

Der Täter hätte nach seiner dann nur späteren Entlassung zwar nicht die gleiche, aber eine andere vergleichbare Tat begehen können. Ein dauerhaftes „Wegschließen“ in Form von Sicherungsverwahrung wäre nach den geltenden Gesetzen nicht möglich gewesen, da hierfür im konkreten Fall nach allem, was bisher bekannt ist, nicht möglich gewesen. Die zur Hamburger Justiz im Artikel enthaltene Passage „Kaum zu verstehen ist auch, dass nicht einmal klar ist, ob die Instanz, die A.s Entlassung verfügte,überhaupt die Gerichtsakte, geschweige denn die Einschätzung des Gefängnispsychiaters kannte. Konnten

die Behörden nicht kooperieren, oder wollten sie gar nicht ?“ ist eine rein polemische Unterstellung, die mit den gesetzlichen Vorgaben gerichtlicher Entscheidungen nichts zu tun hat. Natürlich kennt ein entscheidendes Gericht die Akten ! Die Entlassung von U-Häftlingen, die bereits fast die gesamte verhängte Strafe als U-Haft verbüßt haben, ist zwingend geboten, eine andere Entscheidung wäre auch nach Anhörung des Gefängnispsychiaters nicht möglich gewesen.

Kaum zu verstehen ist auch, dass nicht einmal klar ist, ob die Instanz, die A.s Entlassung verfügte, überhaupt die Gerichtsakte, geschweige denn die Einschätzung des Gefängnis-Psychiaters kannte. Konnten die Behörden nicht kooperieren, oder wollten sie gar nicht?Kaum zu verstehen ist auch, dass nicht einmal klar ist, ob die Instanz, die A.s Entlassung verfügte, überhaupt die Gerichtsakte, geschweige denn die Einschätzung des Gefängnis-Psychiaters kannte. Konnten die Behörden nicht kooperieren, oder wollten sie gar nicht?

Dass eine Abschiebung nicht erfolgen konnte, sieht der Verfasser selbst. Was also bleibt von den großspurigen Ankündigungen, aufzeigen zu wollen, wie die beteiligten „Stellen“ es hätten besser machen können, übrig ? Nichts ! Fazit: Leider ein unqualifizierter Artikel, den ich als langjähriger Abonnent nicht erwartet hätte und erhoffe, derartiges in Zukunft auch nicht nochmals lesen zu müssen. – Thomas Knötel

 

Sicherlich lethargische Routine. Man sollte diese Verhalten der Behörden und seiner Verantwortungsträger einmal ernsthaft unter strafrechtlichen Gesichtspunkten prüfen. Immerhin ist ein strafrechtlicher „Erfolg“ eingetreten, der Tod zweier junger Menschen. Die Rundum-Absicherung der Staatsdiener erzeugt Schlafwagen-Mentalität. – Helmut F. Schade

 

Rundum blind? Herr Zinnecker zeigt Möglichkeiten auf, von denen er meint, dass dadurch das Attentat von Brokstedt hätte verhindert werden können. Aber sind denn solche Maßnahmen überhaupt gewollt? Auch wenn Migranten überproportional an Straftaten beteiligt sind, so wird doch stets moralisch gefordert, dass das Einbeziehen dieser Tatsache nicht erfolgen dürfe, dies wäre rassistisch.

Ob es das Verhalten des Täters im Gefängnis ist oder die Beurteilung durch den Gefängnis – Psychiater, die Einschätzung betrifft einen Migranten und kommt somit allein schon aufgrund ihrer statistisch überproportionalen Häufigkeit in Strafsachen mit unserer neuen Moral in Konflikt. Wer schützt denn die Instanz, die eine Entlassung nicht verfügt, anschließend vor dem Vorwurf einer rassistischen Entscheidung? Vermutlich niemand. Ergo, kaum eine Behörde wird sich trauen, diese vorgeschlagenen Maßnahmen umzusetzen, da sie hierdurch moralisch angreifbar wird. – Heidereich v. Biedersee

 

Im Grunde bin ich da selbiger Meinung wie Herrn Zinnecker. Ich für meinen Teil mache mir ja mittlerweile Gedanken, welcher Gefahr ich mich da eigentlich aussetze, wenn ich mit der Deutschen Bahn zu reisen plane. Sollte ich mich jetzt am besten immer wieder mal umschauen, wenn ich so dasitze? Wie würde ich mich gegen einen Axtkämpfer zur Wehr setzen? Ich reise immer ohne Waffe. Soll ich mir jetzt ein Bear-Spray zulegen?

Sie sehen, Fragen über Fragen. Was die Behörden anbelangt. Unsere Beamten gehen in erster Linie wie die meisten einer Acht-Stunden-Tätigkeit nach. Und nach den vollbrachten 8 Stunden ist dann Feierabend. Man tut soviel wie nötig und nicht mehr. A job is a job. Quiet Quitting lässt grüßen. Am Ende erhält man dann seine wohlverdiente Pension. Darauf arbeiten die meisten doch zu. Machen wir uns ehrlich.

Wen von denen juckt denn ernsthaft sowas wie „Bemühung um Wahrung des gesellschaftlichen Friedens“? Unsere Demokratie ist eine beispiellose Errungenschaft, auf die wir stolz sein können, gar keine Frage. Doch verdankt sie ihre Existenz nicht irgendwelchen bürokratischen Beamten*innen, die am Ende des Tages nur ihren Rollen als Oompa Loompas nachkommen. – Michael Ayten

 

In Ihrem Artikel machen Sie es sich sehr leicht. Vermeintliches Behördenchaos (oder Staatsversagen, wie Sie es nennen) im Nachhinein zu kritisieren kommt immer gut an. Allerdings scheinen Sie gar keine Informationen aus dem von Ihnen so geschmähten Behördenapparat zu haben. Schon die Behauptung, die Tat von Brokstedt wäre durch Behörden zu verhindern gewesen, ist durch nichts belegt. Die von Ihnen dargestellten Möglichkeiten entsprechen in Ihrer Einfachheit höchstens einem Stammtischgespräch.

„Man hätte ihn schärfer verurteilen müssen“: Geht’s noch? Was wissen Sie über die der Verurteilung zugrundeliegende Tat? Was hätte er für eine Strafe bekommen sollen? 5 Jahre? Oder 10? Mit welcher Begründung? Wenn Sie sich die Mühe gemacht hätten, sich über ein Strafverfahren zu informieren, wäre Ihnen klar, dass die Strafe dem Unrecht der abzuurteilenden Tat gerecht werden muss. Es handelte sich nicht um ein Sicherungsverfahren, bei dem es um die Gefährlichkeit vermindert schuldfähiger oder schuldunfähiger Täter geht. Was hätte eine etwas längere Haftstrafe denn bewirkt?

„Man hätte sein Verhalten im Gefängnis in den Blick nehmen müssen“: Was soll das bedeuten? Wenn die Strafe verbüßt ist – hier wohl schon durch die U-Haft – muss er entlassen werden. Punkt. Es gibt keine Regeln zum dauerhaften Einsperren gefährlich erscheinender Personen ohne entsprechende Anlasstat. Was ist daran schwer zu begreifen, wie Sie schreiben? Es gab für das entscheidende Gericht auch keinen Anlass, sich mit der Einschätzung des JVA-Psychiaters auseinanderzusetzen. Einfach weil es darauf für das Ende der U-Haft nicht ankam. Und was wäre das Ergebnis gewesen, wenn alle Behörden den Aufenthalt des Täters erfahren hätten? Als staatenloser Palästinenser wäre er wohl kaum abgeschoben worden. Auch wenn es schmerzt: Solche Taten sind in unserem freiheitlichen System kaum zu verhindern.

Ich bin selbst Staatsanwalt und habe nicht selten mit Kriminalität von gefährlichen Personen oder Gefährdern zu tun. Die personellen Ressourcen und rechtlichen Möglichkeiten des Rechtsstaats sind auch in diesem Bereich begrenzt. Ich bin sehr skeptisch, ob die ZEIT sich zum Sprachrohr für die Ausweitung von Befugnissen der Sicherheitsbehörden oder für die Einführung dauerhafter Freiheitsentziehungen für gefährlich oder unheimlich erscheinende Personen machen möchte. – Nils Delius

 

Niemand kann in den Kopf eines Menschen hineinsehen, auch keine Behörde. Dass Ibrahim A. gewalttätig und brandgefährlich ist, war behördlicherseits bekannt und damit ändert sich alles. Es ist geradezu haarsträubend, wie die Aneinanderreihung von Zuständigkeiten, mangelnder Kommunikation und Formalismus ein konsequentes Einschreiten, um Ibrahim A. festzusetzen, verhindert hat. Ich habe den Eindruck, dass man den „Fall“ Ibrahim A. möglichst schnell loswerden wollte, selbst bei seiner Entlassung aus der JVA. Welchen Wert hat das Gutachten eines Gefängnispsychologen, wenn keiner es lesen will? Keinen.

Hier „nur“ von einem Behörden- oder Systemversagen zu reden, reicht mir einfach nicht aus. Der Behördendschungel ist in Deutschland ziemlich undurchdringlich und wird immer dichter. Man sollte erwarten, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Behörden durchaus in der Lage sind, über den eigenen Tellerrand hinauszusehen und ihre Arbeit engagiert anzugehen. In der Regel ist das ganz bestimmt der Fall, trotzdem kommt es immer wieder zu eklatanten Fehlentscheidungen. Arbeitsverdichtung, chronischer Personalmangel oder innerbehördliches Kompetenzgerangel spielen sicher eine Rolle, erklären aber nicht immer alles. Ein verspätet ausgestellter Personalausweis mag ärgerlich sein, so etwas kann man aber noch durchgehen lassen. Einen brandgefährlichen Mann wie Ibrahim A. wieder auf freien Fuß zu setzen, eben nicht.

Insofern ist es schon richtig, dass auch über den Rücktritt der hamburgischen Justizsenatorin diskutiert wird. Immerhin ist sie die politisch Verantwortliche, denn zu ihren Aufgaben gehört, dass sie das Funktionieren ihrer zugeordneten Behörden gewährleistet und kontrolliert. Natürlich darf sich die Diskussion nicht nur auf den Rücktritt einer Politikerin konzentrieren, denn sie allein als Person ist nicht in der Lage, solche Attentate zu verhindern oder eine komplette Sicherheit der Menschen zu garantieren. Irgendeine Institution, die sich irgendwie zuständig fühlt, aber auch nicht. Spätestens seit Anis Amris Attentat am Berliner Breitscheidplatz hätte es klar sein müssen, dass ein „Hopping“ von Gefährdern zwischen verschiedenen zuständigen Behörden dazu führen kann, dass sich am Ende niemand mehr zuständig fühlt und keiner mehr eingreift.

Zwei junge Menschen haben ihr Leben verloren, etliche wurden verletzt, weil Ibrahim A. mit dem Messer auf sie losgegangen ist. Daran sind nicht die Behörden und auch nicht die hamburgische Justizsenatorin schuld. Sie sind aber mitverantwortlich dafür, dass Ibrahim A. auf freien Fuß kommen konnte. Die Konsequenzen in Politik, Justiz und Behörden müssen folgen und spürbar sein, damit sich solche Attentate nie mehr wiederholen können. – Regina Stock

 

Hauptverantwortlich für diese und ähnliche Morde sind unsere Regierungen seit Angela Merkel! Mit ihrer Hybrisparole: Wir schaffen das! hat sie 100000e Flüchtlinge aus Asien und Afrika unkontrolliert in Deutschland aufgenommen und ihre alleinige Verantwortung damit auf uns alle abgewälzt! Denen, die Einspruch erhoben, rief sie zu: Dann ist das nicht mehr mein Land! Richtig, es ist unser aller Land, nur hat sie uns nie nach unserer Meinung gefragt!

Inzwischen sind aus den 100000en Millionen geworden, obwohl sich 2015 nicht wiederholen durfte; durch weiter fortdauernde Immigration, durch Familiennachzug und -nachwuchs, durch spärliche Abschiebung. Die „Integration“ dieser Masseneinwanderung sollte von Institutionen (Verwaltungen, Justiz, Polizei, Schulen, „Beauftragten“) bewerkstelligt werden, deren Personalbestand schon damals für uns Einheimische viel zu knapp war! So versuchte man auf die Schnelle, Mitarbeiter zu finden, bei denen es mehr um Quantität als Qualität ging. Erschwerend war, daß Menschen aus unterschiedlichen Kulturen unsere Sprache, Regeln und Gesetze, Rechte und Pflichten vermittelt werden mußten!

Da die Immigration andauert, mußte8 irgendwann die überzogene Mammutaufgabe, „Integration“ zu vieler mit zu wenigen, scheitern! So entstanden in vielen Stadtteilen Parallelgesellschaften mit eigenen Regeln und Gesetzen, Nährboden für Kriminalität. Spätestens nach dem ersten Mord, der von einem Asylbewerber begangen wurde, hätte Frau Merkel zurücktreten, hätten unsere Asylgesetze endlich geändert werden müssen! Denn die Kollateralschäden unserer derzeitigen Asylpolitik treffen nicht den Reichstag; sie werden dem Wahlvolk zugemutet: Pöbeleien, körperliche Gewalt, Terrorakte, Morde! Dabei haben sich unsere Minister mit ihrem Amtseid verpflichtet, den Nutzen des deutschen Volkes zu mehren und Schaden von ihm zu wenden!

Wieviele Bürger sind es wohl inzwischen, die mit einem mulmigen Gefühl ein öffentliches Verkehrsmittel betreten, in dem „arabisch“ aussehende Männer sitzen? Das sind weder Ressentiment noch Rassismus, sondern Negativerfahrungen aus vergangenen Jahren! Gebranntes Kind scheut das Feuer! Wie werden unsere notorischen Beschwichtiger und Relativierer toben: Auch Deutsche haben Messer…! Frau Merkel hat bei ihrer, von der Zeitgeistmoral geprägten, von öffentlichen Elogen begleiteten Flüchtlingspolitik einen viel zu selten beachteten, zeitlosen Leitsatz vergessen: was auch immer du tust, tu es überlegt, und bedenke das Ende!

Eine starke deutsche Regierung stoppt die Dauerimmigration, schiebt ausreisepflichtige Asylbewerber auch gegen äußere Widerstände unverzüglich ab, erreicht mit politischem und wirtschaftlichem Druck, daß Flüchtlinge aus Asien und Afrika in asiatischen und afrikanischen Staaten aufgenommen werden, wie ukrainische Flüchtlinge in europäischen Ländern! Eine schwache deutsche Regierung schaut mit offenen Augen durch eine rosarote Brille zu, wie Deutschland, einst ein mächtiger Staat in Mitteleuropa, nicht militärisch, sondern geistig, kulturell, wissenschaftlich, sich in einem Klein Afrasien verliert! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Fehlerkultur in Deutschland: Einen Fehler gemacht zu haben, gibt man nicht zu, weil man sich damit klein macht und seine Karriere beendet. Man benennt aber auch keinen Fehler beim Gegenüber, weil man sich damit selbst zum Verräter brandmarkt. Ganz schnell werden sich alle darin einig, „es wurden Fehler auf beiden Seiten gemacht“, und dann werden Fehler im Prozess benannt, für die vermeintlich keiner etwas kann. Als Lösung wird der Prozess mit neuen Vorschriften noch komplizierter gemacht, sodass alle Beteiligten zukünftig weiter höchst sorgfältig darum behmüht sind, keinen sichtbaren Fehler zu machen. Aber die organisierte Verantwortungslosigkeit hat sich dadurch nicht verändert.

Das Hauptproblem im Umgang mit psychopathischen und dissozialen Menschen liegt darin, dass wir uns nicht vorstellen wollen, dass es Menschen gibt, die einer Besserung nicht zugänglich sind, und dass sich keiner traut, sich initiativ und mutig solchen Aggressoren entgegenzustellen. Polizei- und Vollstreckungsorgane werden von vielen Richtern schon vorab der Rechtsbeugung verdächtigt und mit den Intensivtätern alleingelassen, anstatt sie als Partner bei der gemeinsamen Aufrechterhaltung von Recht und Sicherheit anzusehen. Wir brauchen keine „Richter Gnadenlos“, aber wir brauchen „Richter Verantwortungsvoll“. – Christoph Kerner

 

Wenn das Netzwerk, das man heutzutage braucht, um ein Auto zu bauen, so wäre, wie das Netzwerk, um bedürftigen Menschen zu helfen, gäbe es Unfälle ohne Ende, die meisten Karren würden nutzlos den Straßenrand säumen, wenn sie überhaupt fertig geworden wären. Jedes Produkt im Regal egal welchen Ladens wird sorgfältiger überwacht und evaluiert, als die Probleme von Menschen mit Unterstützungsbedarfen. Es gibt Runde Tische, Controlling oder Case Management quer durch alle Industriezweige, bei psychisch kranken Menschen hat schon der nächste Arzt keine vollständigen Unterlagen. Und das, obwohl die Gesetze und Leitlinien zur Inklusion, Teilhabe und Versorgung vorzüglich, ja beinahe visionär sind.

Sämtliche Vorgaben z.B. des Entlassungsmanagement einer beliebigen psychiatrischen Klinik spiegeln diesen Geist. – Passieren tut nahezu nichts davon. Beschwerden, Klagen oder gar strafrechtliche Versuche, die Missachtung von Gesetzen zu ahnden, die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben einzufordern, verlaufen ins Leere, mit teilweise absurden Begründungen. Wer sich dagegen diese Zahnlosigkeit von den Behörden erhofft, die ein unbezahltes Parkticket eintreiben sollen, sitzt selbst nach drei ungemeldeten Umzügen bald in Erzwingungshaft oder vor einem gepfändeten Konto. Perfekt effektiv! Geht nicht, gibt´s also (wieder mal) nicht. Oder: wo ein Wille ist, wäre ein Weg. – Udo Beissel

 


 

 

Leserbriefe zu „Lieb oder liberal?“ Streit von Gerhart Baum und Linda Teuteberg

 

Verbohrte teuteberg!! klug und altersmilde baum!! warum soll man diese FDP noch wählen??? nur noch apparatschiks auf pöstenchenjagd!!! – klaus j clemens

 

Das Problem der FDP sind so selbstsichere PolitikerInnen wie Frau Teuteberg. In keiner ihrer Aussagen ist ein Hauch von Selbstzweilfel oder Änderungsbereitschaft zu erkennen. Im Gegensatz dazu der 90 Jähriger Herr Baum, der versucht der geänderten Weltlage Rechnung zu tragen. – Oliver Wedlich

 

Die im Streitgespräch sich zeigende Ausschließlichkeit irritiert. Muss doch eine Partei, die erfolgreich sein will, durch den Einsatz aller verfügbaren Mittel Wähler gewinnen. Also nicht entweder durch Eigenständigkeit oder durch ein emotionales Angebot, sondern durch beides. Außerdem: Sie muss den Nerv der Zeit treffen. Sie muss durch das Spitzenpersonal glaubwürdig und attraktiv in Erscheinung treten, durch Männer und Frauen. Und noch vieles mehr. Selbstverständlich wissen Gerhard Baum und Linda Teuteberg dies alles. Ihre jeweiligen Positionen sind nur verständlich, wenn sie als je eigene indirekte Kritik an Christian Lindner gelesen werden.

Denn in dieser Ein-Mann-Partei darf es eine direkte und offene Kritik an ihrer exklusiven Ausrichtung auf die Eigenschaften und Einstellungen von Christian Linder nicht geben. Christian Lindner ist gemeint, wenn Gerhard Baum die Wähler auch emotional mitnehmen möchte. Christian Lindner ist gemeint, wenn Linda Teuteberg einen eigenständigen Kern einfordert, für den in der prinzipiellen Gültigkeit auch andere Personen aus der Partei stehen könnten. Unter absolutistischen Verhältnissen erscheint Kritik an einem Alleinherrscher schon auch mal im Kleide eines Streitgesprächs. – Reinhard Koine

 

Die vorgebrachten Ideen zur Präzisierung der liberalen Position der FDP sind aus meiner Sicht zu kleinteilig und den potenziellen Wählergruppen nicht als ein in sich schlüssiges Gesamtkonzept vermittelbar. Ein ungenanntes Hauptproblem der sinkenden Wählergunst ist die Tatsache, dass die FDP als kleinster Ampel-Koalitionspartner zu Kompromissen bereit sein muss, die bei ihren Wählern als Verrat an liberalen Grundpositionen gewertet werden könnten. Und nur darauf zu verweisen, dass die Entscheidungen ohne Beteiligung der FDP noch schlechter geworden wären, reicht nicht aus. – Jochen Gintzel

 

Eine klare, gelungene Gegenüberstellung eines völlig konträren liberalen Selbstverständnisses innerhalb der FDP. Gerhart Baum, der letzte Liberale seiner Art, der letzte fortschrittliche und wählbare Liberale in seiner Partei, der die Mindermeinung der FDP repräsentiert, liegen die Menschen und die Gesellschaft als Ganzes am Herzen.

Demgegenüber die nicht einmal halb so alte Linda Teuteberg, spürbar anders sozialisiert, individuelle Anspruchsbefriedigung als höchster Wert, linientreue Technokratin und Verfechterin eines libertär-feudalen Freiheitsverständnisses, das dem Einzelnen in der Gegenwart großzügig die Freiheit gewährt, die Freiheit der Allgemeinheit und die Freiheit nachfolgender Generationen einzugrenzen bzw auszubeuten und dabei selbst Entscheidungen des Verfassungsgerichts zum Klimaschutz für auslegungsfähig erklärt. Hauptsache die feudalen Freiheitsprivilegien der FDP-Kernklientel bleiben erhalten.

Der von Teuteberg vorgetragene Verzichtslosigkeitsfetischismus („Wir sollten nicht so tun, als seien Verbote die neue Freiheit“) zeigt die tiefsitzende parteiprägende Ideologie einer vergangenen Epoche, der Epoche vor dem Anthropozän. Die überkommene FDP-Ideologie ignoriert, daß das Prinzip der Freiwilligkeit in den letzten 50 Jahren komplett versagt hat. Stattdessen wurden wir Zeuge von Emissionsexessen, globaler Ressourcen,-Naturausbeutung, von Artenausrottung sowie immer weiter zunehmenden Überflußkonsumansprüchen mit jährlich früher erreichtem earth-overshoot-day (Erdüberlastungstag). Nein, Verbote sind nicht die neue Freiheit, ein „Weiter-So-wie-bisher“, ist Teuteberg´s Antwort auf die anstehende gesellschaftlich-ökologisch-ökonomisch-digitale Transformation.

„Liberale und Konservative geraten immer aus dem Häuschen, wenn etwas verboten oder verteuert werden soll, dies sei ein Angriff auf die Freiheit. Das stimmt, es geht tatsächlich um die Freiheit: Karl Marx hat dazu eine Geschichte geschrieben: Ein Yankee kommt nach England und wird durch den Friedensrichter daran gehindert, seinen Sklaven auszupeitschen und ruft entrüstet: „Nennen Sie das ein freies Land, in dem ein Mann seinen Neger nicht durchprügeln kann ?“ Die Befreiung der Sklaven verringerte die Freiheit ihrer Herren. Die Arbeits- und Sozialgesetze verringerte die Freiheit der Unternehmen.

Der Kündigungsschutz verringert die Freiheit Arbeitnehmer grundlos zu entlassen. Der Mindestlohn verringert die Freiheit Arbeitnehmer auszubeuten. All diese Gesetze, diese Verbote und Verteuerungen haben die Freiheit des Menschen, andere Menschen auszubeuten, eingegrenzt. Nun geht es darum die Ausbeutung der Erde zu reduzieren. Auch das wird kaum möglich sein, ohne die Freiheit des Menschen ein wenig zu mindern“ (Wolfgang Uchatius). Davon ist die FDP Lichtjahre entfernt. Die FDP ist oberster Beschützer der feudalen Freiheits- und Verschmutzungsprivilegien. Wer mehr verschmutzt als andere, liebt nicht die Freiheit, sondern seine feudalen Privilegien (Bernd Ulrich).

In diesem Sinne ist die Teuteberg-FDP eine Feudale Demokratische Partei. Dies wird auch durch die Steuerideologie des Parteivorsitzenden, Christian Lindner, evident. Lindner fördert nicht nur fossile, also klimaschädliche Subventionen, er verteidigt sie auch mit Klauen und Krallen. Bespiel Dieselsteuer: warum ist der Besteuerung des Dieselkraftstoffes um ca. 20 ct/ liter günstiger als die Steuer auf Benzin ? Warum fördert er weiterhin das Dienstwagenprivileg ? Hier versucht er sogar die Wählerschaft im diesbezüglichen Diskurs bewußt zu täuschen, indem er die steuerliche Subventionierung der Besserverdienenden kurzerhand zu einer effizienten Pauschalbesteuerung deklariert und den Eindruck erwecken will, er verteidige einen steueradministrativen Geniestreich, den die anderen nur noch nicht verstanden haben.

Feudale Arroganz 1st, Gemeinwohl 2nd. Die Verweigerung zu einem Tempolimit kostet ihn weitere Steuermilliarden, die für einen nachhaltigen Klimaschutz verloren sind – alles zugunsten von feudalen Privilegien. Lindners Feudale Demokratische Partei verhindert nicht nur einen nachhaltigen Klimaschutz, nein er trägt mit Steuermitteln sogar noch bewußt dazu bei, daß die Natur weiter zerstört wird.

„Nachhaltigkeit ist primär eine Strategie der Selbstbeschränkung, der unbedingten Einhaltung von planetarischen Grenzen. Sie erfordert vor allem Rückzug, Rückbau, Aufgeben von nicht-nachhhaltigen Praktiken“ (Club of Rome). Oder aber auch, aus philosophischer Perspektive, im Sinne der Kant´schen Kritischen Vernunft: übermäßiger Ressourcenverbrauch ist falsch. Wähle einen Konsumpfad, von dem du „wollen kannst“ daß ihn 8,0 mrd Menschen auf diesem Planeten auch wählen. Mit soviel Vernunft, Ethik und Verantwortung dürfte die Feudale Demokratische Partei von Linda Teuteberg und Christian Lindner schlicht überfordert sein – und damit nicht zukunftsfähig und nicht regierungsfähig.

Die rückständige Ideologie der Feudalen Demokratischen Partei unter Christian Lindner leistet keine Beitrag zur Lösung der wichtigsten Zukunftsfragen der Deutschen auf diesem Planeten. Und Gerhardt Baum steht in der FDP zwar auf der richtigen Seite, aber allein auf weiter Flur. Darum hat Gerhart Baum Recht, daß viele Liberal in der Lindner-FDP keine Heimat mehr sehen und ihre Stimmen anderen Parteien geben. Und das alles zum Schutz von feudalen Privilegien. – Hans-Jörg Glass

 

Wie schade, soviel Platz für zwei prominente Liberale – und so wenig Inhalt! Auch C. Lindner kann – eigentlich noch besser – reden, doch TUN? Wir haben eine bunte, junge, dynamische Regierung gewählt, die anfangs gewillt schien, über ihre ideologischen Schatten zu springen, um zu gemeinsamen, pragmatischen Lösungen zu finden. Das scheint mir die Aufgabe der Regierenden zu sein! Doch nun gibt es wieder Wahlkämpfe und das Wohl der Partei wird wieder wichtiger als das Wohl Deutschlands und der EU. Deutschland hat sich sehr verändert: Zuviele haben sich während der Coronazeit angewöhnt, Entscheidungen für ihr Leben vom „Staat“ zu fordern, so ist es vordringliche Aufgabe gerade der FDP, die Eigenverantwortlichkeit der Bürger zu reanimieren.

Ja, die Regierung sollte regieren (s.o.); die Exekutive (die meiner Meinung nach lahmt oder sogar häufig nicht vorhanden ist) sollte die Vorgaben der Regierung konsequent und zeitnah umsetzen; die Jurisdiction sollte Recht sprechen und nicht – in den unteren Ebenen – sich in Vergleichen erschöpfen und in der oberen Ebene sich für eigentlich politische Entscheidungen missbrauchen lassen. Und die Bürger?

Sollten von diesem schwachen Staatsgebilde verlangen, dass die Drei Gewalten die im GG vorgesehenen Aufgaben kompetent erfüllen, und dass die Vierte Gewalt, die Medien, sich ihrer Verantwortung bewusst werden! Freiheit in einer Gesellschaft gelingt nur mit der Übernahme von Verantwortung jedes einzelnen auch für die Gesellschaft! Welche Steilvorlage für die FDP mit ihrem Justizminister. – Dr. Ursula Augener

 

Die Freiheit des Einzelnen und der Unternehmen scheint mir Frau Teuteberg deutlich über die Verantwortung für die Gemeinschaft bzw. das Gemeinwesen zu stellen. Das ist auch der Eindruck, den ich generell von der FDP der Herren Lindner, Kubicki, Wissing und Buschmann habe. Der Einzelne und die Unternehmen sollen selbst dann (fast) alles tun und egoistisch handeln dürfen, wenn sie damit anderen Menschen und künftigen Generationen massiv schaden. Damit sind die Wähler*innen der Grünen natürlich nicht einverstanden, wie Herr Baum richtig erkannt hat. – Dr. Ulrich Willmes

 

Die Wahl in Berlin vorbei, die FDP draußen. Trost von der ZEIT mit einem Interview Gerhart Baum – Linda Teuteberg. Seitenüberschrift „STREIT“. Gewisse Erwartung. Aber nach dem Lesen muss man sagen: Die beiden verstehen sich gut. Wo ist der angekündigte Streit? Die beiden Moderatoren finden kaum was zum Schlichten. Ist der Streit gemeint, den die FDP mit anderen führt? Mhm. Mit den gemeinsamen Regierungspartnern versteht man sich offenbar menschlich gut. Auch hier werden die Debatten nie hitzig, partnerschaftsgefährdend.

Der Kompromiss-Modus läuft gut. Also muss der sachliche Selbst-Check gemeint sein: was an der Partei suboptimal und verbesserungsfähig ist. Und da geben sich beide FDP-Repräsentanten Mühe und spielen das ganze Themenfeld durch. Der Leser, der Laie merkt: Beide sind juristisch geschult und geprägt, gehen mit Worten und Begriffen entsprechend um, sind in der Abstraktion zuhause.

Um den einen oder anderen Punkt herauszugreifen: Kulturtechniken lernen. Natürlich. Sprache. Aber sich in die Kultur unseres Landes einfinden, sie zur eigenen machen, wäre noch besser. Aber dann landet man bei der mitgebrachten, hochgehaltenen Kultur, dem nicht mit dem GG kompatiblem eigenen Rechtssystem, dem unterschiedlichen Verhalten der Zuwanderungsgruppen. Aber Vorsicht: Hier beginnen Tabuzonen! Differenzierung von Asyl und Arbeitsmigration, von weiteren Bewegungsgründen. Ein Feld medial-politischer Begriffsverwischung. Medien liefern kein komplettes Bild der Realität. Eines des Felder, die das Vertrauen der Gesellschaft in die Politik zerstören.

„Freiheit“ – viele können nichts damit anfangen, fürchten sich davor, bauen darauf, dass der Staat in Krisen niemand allein lässt. Sicherheit zählt in einer wohlstandsverwöhnten Gesellschaft – nein, ich zitiere jetzt nicht Westerwelle – zählt mehr als Freiheit. Weshalb eine liberale Partei nicht besonders gefragt ist. Vor allem, wenn sie ihren besonderen Nutzen nicht durch wahrgenommene positive Taten und klare, vertrauensbildende Kommunikation vermitteln kann. Das momentane Reden über „Profil schärfen“ ist weniger als eine abstrakte Analyse und nicht praxistauglich.

Immerhin wird auch das Thema „Wirtschaft“ gestreift. Nein, ich zitiere jetzt auch nicht Ludwig Erhard. Noch funktioniert die eigentliche, die bisherige Stärke unseres Landes einigermaßen. Aber was FFF, was die Last Generation dazu sagen – sofort hart regulieren, teilweise abschaffen – findet mehr Interesse und Glaubwürdigkeit. Von der internationalen Debatte über die Krise von Kapitalismus und Liberalismus, über Demokratie und Autokratie ganz zu schweigen. Utopischer Gedanke: Die FDP macht mit allem, was sie sagt, Ernst. Da würde ja die Ampel in Schwierigkeiten kommen. – Hubertus J. Müller

 


 

 

Leserbriefe zu „Trümmerpolitik“ von Michael Thumann

 

Präsident Selenskyj geht auf Europatournee und bittet und bettelt dabei um noch mehr Waffen. Er will mit Waffen Frieden schaffen, wie das gehen soll, bleibt mir rätselhaft! Und er wird dort von allen Seiten hofiert, dass das an Peinlichkeit leider nicht mehr zu überbieten ist, mir wird/ist schlecht davon! Das Erdbeben in der Türkei und in Syrien mit all den vielen Todesopfern, das scheint diesen egoistischen Schauspieler nicht zu tangieren! Anscheinend sind Selenskyj & Co diese überlebenden Erdbebenopfer völlig wurscht, so ist mein Eindruck, Hauptsache ist der Krieg in der Ukraine steht weiter auf dem „Spielplan“! – Klaus P. Jaworek

 

Fatale Folgen des Bebens. Mit dem schreckliche Geschehen wurden auch unzählige Arztpraxen, Anwalts- und Notariatskanzleien, Bankfilialen u. a. m. völlig zerstört. Mit diesen sind durch das Beben dort vorhandene lebenswichtige Dokumente und Beweismaterialien unwiederbringlich für immer vernichtet worden. Wie sieht bloss die Zukunft der davon betroffenen Menschen aus, mit dieser Gewissheit weiterleben zu müssen? Haben gerade Erdogan und Assad die richtigen Antworten hierfür? – Hans Gamliel

 

Recep Tayyip Erdoğan ist die Allegorie eines Vulkans. Mal ist er ruhig, mal brodelt er, und mal bricht er aus. Und das wiederholt sich dann in ständiger, fast schon absehbarer Regelmäßigkeit. Wir dürfen nicht vergessen, dass besonders das türkische Temperament ein höchst aufwallendes ist. Die Regierung wird von der Launenhaftigkeit ihres heißblütigen Präsidenten gelenkt und gesteuert. Doch, doch, ein Funken Wahrheit haben diese Zeilen. Und das wissen wir alle nur zu gut. Wenn das Ganze wieder vom Tisch ist, wird er weitermachen, wo er aufgehört hat. Der Hitzkopf vom Bosporus wird jetzt kein geläuterter werden, nur weil ein gewaltiges Erdbeben für einen Augenblick die Welt der Menschen auf den Kopf gestellt hat. Das hier ist nur eine kurze Atempause. Danach geht’s dann wie gewohnt weiter. Die Kurden haben keine Hoffnung. – Michael Ayten

 

Im Grunde fehlen mir angesichts der furchtbaren Bilder des Erdbebenunglücks in der Türkei und in Syrien die Worte. Die Zahl der Todesopfer steigt täglich, aktuell auf mehr als 23.000. Ich möchte meinen tiefen Respekt vor den Bewohnern dieser Region ausdrücken, die diesen unfassbaren Schicksalsschlag mit einer bewundernswerten Geduld ertragen. Ich möchte an dieser Stelle auch den Rettungskräften vor Ort, viele aus Deutschland, meine höchste Anerkennung aussprechen. Was sie leisten, sprengt alle Dimensionen. Dafür werden sie mit wundersamen Rettungen von tagelang Verschütteten belohnt.

Dieses über die Bewohner der Region völlig überraschend hereingebrochene Unheil sollte uns in Mitteleuropa und Deutschland daran erinnern, dass wir vergleichsweise privilegiert in einer von derartigen schweren Naturkatastrophen weitgehend verschonten Region der Erde leben. Mehr Dankbarkeit im Alltag wäre daher angebracht. Stattdessen werden zum Teil ehrenamtlich tätige Rettungskräfte, die in dem Erdbebengebiet gerade Übermenschliches leisten und von der dortigen Bevölkerung hochgeschätzt werden, hierzulande bei ihren Einsätzen behindert, beleidigt, bedroht, bespuckt und, wie auch in der letzten Silvesternacht, sogar in gefährliche Hinterhalte gelockt.

Das gleiche gilt für die Polizei, die für die Sicherheit der Bevölkerung sorgt und regelmäßig erleben muss, dass sich Straftäter mit einem medienwirksamen Victory-Zeichen der Haft entziehen. Mit notorischen Unfall-Gaffern habe ich nach der Veröffentlichung eines kritischen Leserbriefes vor wenigen Jahren schlechte Erfahrungen machen müssen. Einigen Leuten geht es offensichtlich viel zu gut in diesem Land. Die Polizei sorgt auch für den Schutz der Menschen mit jüdischem Glauben, die seit einigen Jahren ausgerechnet in Deutschland zunehmend bedroht werden.

Ich bewundere die Ordnungshüter, dass sie sich trotzdem tagtäglich dem Kampf gegen das Verbrechen stellen und nicht aufgeben. Doch es wird für sie zunehmend ein Kampf gegen Windmühlen. Denn die Justiz ist leider häufig nicht mehr Freund und Helfer der Polizei. Ich kann der Bevölkerung dennoch nur empfehlen, alle Straftaten zur Anzeige zu bringen, auch wenn diese in den Justizmühlen versanden, um wenigstens die Kriminalitätsstatistik in ein gerades Licht zu rücken. Ehrenamtliche Feuerwehrleute werden sich künftig überlegen, ob sie eine äußerst übergewichtige Person mit einer Schleifkorbtrage aus dem Haus bergen, weil sie im Falle eines möglichen Fehlers von der Staatsanwaltschaft verfolgt werden könnten.

Wie unter diesen Umständen noch ehrenamtlicher Nachwuchs rekrutiert werden kann, der sich in seiner Freizeit für den Schutz der Bevölkerung engagiert, wird künftig zu einer großen Herausforderung werden. Zumal eine materiell verwöhnte, sich langweilende Jugend lieber Straßen blockiert um diejenigen aufzuhalten, die das Ganze noch am Laufen hält. Strafmaßnahmen müssen sie kaum fürchten. – Alfred Kastner

 

Albtraumhaft, entsetzlich und eine Tragödie. Die betroffenen Menschen waren schon vor dem fürchterlichen Erdbeben isoliert, verfolgt und Diktatoren in dieser türkischen und syrischen Region ausgeliefert. Dazu noch Teil eines Stellvertreterkrieges. Recep Tayyip Erdogan und Baschar al-Assad sowie Wladimir Putin sind die „Rädelsführer“. Assad hat Anfang 2011 einen Bürgerkrieg in Syrien begonnen der unvermindert anhält. Unterstützt wird er militärisch, vor allem durch Flugzeuge von Putin. Durch den unseligen Überfall Putins auf die Ukraine sind andere Krisengebiete, wie vor allem Syrien, aus dem Blickfeld geraten.

Erdogan nutzt die Situation in Syrien aus um gegen Kurden auf eigenem und syrischem Gebiet mit großer Härte vorzugehen. Immerhin oder leider ist die Türkei Nato-Mitglied und Gott sei Dank kein EU-Mitglied. Wo sind die Nato und die EU dieses kriegerische und verbrecherische Vorgehen der Türkei zu missbilligen oder gar zu sanktionieren? Dagegen spricht ja das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei. Das ist zutiefst beschämend. Leidtragende sind wieder mal unschuldige Erbebenopfer. Dringend benötigte Helfer und Hilfsgüter werden an der syrischen Grenze durch Rebellen aufgehalten, die Grenzübergänge sind geschlossen und die notwendige schnelle Hilfe muss über Umwege türkische Grenzen nutzen. In diesen Gebieten Syriens gibt es vielfach kein Strom und kein Internet.

Einen Großteil an Infrastruktur haben russische Bomber dem Erdboden gleichgemacht. Den Rest hat jetzt das Erdbeben erledigt. Assad sind seine kurdischen Bürger egal. Erdogan ist ebenfalls unfähig schnelle und zielgerichtete Hilfe anlaufen zu lassen. Die internationale Hilfe ist schnell und präzise auf den Weg gebracht worden. In einer solchen Katastrophenlage haben politisches Kalkül und persönliche Animositäten hintenan zu stehen. Humanität, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft sind die Zauberwörter und das was jetzt einzig und allein wichtig ist.

Aber zu befürchten ist, dass Erdogan und Assad dieses Erdbeben, seine Opfer und die Überlebenden für ihre Propaganda und zum reinwaschen ihres Images und zum Händewaschen, ihrer bluttriefenden Hände, in Unschuld nutzen werden. So werden zutiefst menschliche Werte verhöhnt. Von dem größten Kriegsverbrecher der Zweitausender Jahre, dem menschenverachtenden größenwahnsinnigen Wladimir Putin, in diesem Zusammenhang, zu schweigen. – Felix Bicker

 

Es ist eine Tragödie, die sich im syrisch – türkischen Erdbebengebiet abspielt. Sie trifft (wieder einmal) Menschen, die ohnehin schon geschwächt und teils von Flucht, Terror und Krieg gezeichnet sind. Warum nur? Die Bilder von den traumatisierten Menschen zwischen Hoffnung und Verzweiflung, den zerstörten Häusern, sind erschütternd, kaum auszuhalten.

Kein Mensch kann ein Erdbeben verhindern, das wissen auch die Präsidenten Erdogan und Assad. Und weil es ihnen in erster Linie um das eigene Wohlergehen, den Machterhalt geht, interessieren sie sich auch nicht für Präventionsmaßnahmen, die Menschen in den von Erdbeben gefährdeten Gebieten hätten schützen können. Dass Erdogan sich nicht schämt, die Erdbebenkatastrophe für seinen Wahlkampf zu instrumentalisieren, war vorhersehbar. Ich hoffe, dass er damit nicht durchkommt und abgewählt wird. Politisches Kapital aus einer Katastrophe zu schlagen, ist einfach nur ekelhaft.

Putins heuchlerisches Hilfsangebot empfinde ich als obszön. Denn er ist mitverantwortlich für das Leid in Syrien und verantwortlich für das Leid, das er mit seinem Angriffskrieg auf die Ukraine anrichtet. Tod und Zerstörung, tagtäglich. In der Ukraine (und nicht nur dort) sind ihm Menschenleben egal, auch das der eigenen Soldaten. So ist die Denkweise von Autokraten wie Putin, das eine Menschenleben zählt, das andere eben nicht. Abscheulich! – Regina Stock

 

In seiner pietätlosen Fortsetzungsreihe „Gegen Russland“ glänzt Haltungsjournalist M. Thumann in Sachen Stalingrad mit Einzelheiten, um wie üblich auch bei längeren Abhandlungen in den deutschen Medien das e n t s c h e i d e n e „Münchner Abkommen“ zu unterschlagen, in dessen Folge Polen Teile der Tschechoslowakei besetzte. Weiterführende Details, die das Verhältnis der Russen zu Polen verdeutlichen könnten, kommen erst recht nicht zur Sprache. Da wären u.a. der Überfall Polens 1919 auf das am Boden liegende vorsowjetische Gebiet durch Staatschef Pilsudski, der als erster 1/1934 mit Hitler einen Vertrag abschloss. Nach Pilsudski wurde dessen Plan einer gegen Russland gerichteten Frontlinie von Skandinavien bis zum Schwarzen Meer benannt. Könnte nach ca.100 Jahren in Erfüllung gehen.

Für das „Münchner Abkommen“ wurde Stalin ausgeladen, das „Minsker Abkommen“, dessen Nichterfüllung (von wem?) ein Sanktionsgrund gegen Russland war, erscheint im neuen Licht. Nach den Verlautbarungen der vier (4) Staatschefs Merkel, Hollande, Poroschenko und inzwischen auch Selenskyj, der wegen seines Friedensversprechen 2019 gewählt wurde, müsste es eigentlich einen Aufschrei geben, man greift eher zur „Haltet den Dieb“-Methode ! In Syrien soll Russland nicht helfen. Sicher ist Herrn Thumann nicht bekannt, dass Russland viel später eingriff, ab 30.09.2015 ( also nach den ersten syrischen Flüchtlingen bei uns) seine Bomben auch auf Al-Kaida- und IS-Kämpfer warf , die CIA aber bereits 2012/2013 im Rahmen des Proramms „Timber Sycamor“ extremistische Islamisten mit Waffen ausstattete (inzwischen bombt NATO-Partner Türkei weiter).

In Afghanistan versprach Trump seinen Truppen den Abzug „…übrigens auch aus Syrien, aber das Öl dort schnappen wir uns. “ Dieser Raub hält nach wie vor an, obwohl u.a. Treibstoffe für Lebensmitteltransporte durch Sanktionen fehlen. Bereits vor der Erdbebenkatastrophe hat die UNO – Berichterstatterin die Aufhebung der menschenrechtsverletzenden westlichen Sanktionen gefordert, die Gesundheit und Ernährungssicherheit gefährden sowie bewusst den Wiederaufbau des geschundenen Landes verhindern.

Welche Bedeutung wird in der dollardiktierten Weltunordnung eigentlich einer einzigen Person namens Assad beigemessen, die es „wert“ ist, aus ideologischen Gründen Millionen Menschen existenziell leiden zu lassen. Seit der „Holodomor-Debatte“ wissen wir, dass geschichtspolitische Bewertungen durch Mehrheitsverhältnisse mittels Parlamentsentscheid festgelegt werden und einigermaßen objektive Historikerkommissionen außen vor bleiben. Jounalisten der „Leitmedien“ bestimmen einheitlich das Framing . Auch syrische extremistische Islamisten werden als „Rebellen“ bezeichnet. Dieser Begriff der „Rebellen“ wäre doch auch für die ostukrainischen Maidanputschgegner geeignet.Mit Sicherheit werden wir nicht eines Tages von den „proamerikanischen Separatisten aus Taiwan “ reden. – Dieter Beuschel

 


 

 

Leserbriefe zu „Mein Schöffe“ von Thomas Melzer

 

Der Beitrag des Herrn Richters Melzer über „seinen“ Schöffen mag ja einigen LerserInnen ganz amüsant erscheinen, klingt aber durchaus nicht nach Respekt und Augenhöhe. Mit meinen mehrjährigen Erfahrungen als Schöffin am Landgericht stimmt das Dargelegte jedenfalls weitgehend nicht überein. Dass SchöffInnen im Gerichtssaal ihre Befindlichkeiten darlegen, habe ich nie erlebt und auch Beratungsgespräche verliefen in aller Regel nicht so emotionsgeladen wie geschildert. Dass selbst drei BerufsrichterInnen einer Großen Strafkammer zwei einige SchöffInnen nicht überstimmen können, war allen LaienrichterInnen bekannt und wiederholt in Beratungen der Kammern spürbar.

Worüber Herr Melzer leider schweigt, sind die Zumutungen, die den immerhin ehrenamtlich tätigen SchöffInnen – zumindest am hiesigen Landgericht – zugemutet werden: Termine weichen regelmäßig eklatant von den zu Jahresbeginn genannten ab und werden den SchöffInnen erst nach Abstimmung mit allen andere Verfahrensbeteiligten eher kurzfristig mitgeteilt (ZeugInnen wurden vereinzelt schon zwei Monate früher geladen). In der Ladung erfahren SchöffInnen weder die Kammer noch wer ihr vorsitzt und schon gar nicht, um welchen Strafvorwurf es geht.

Hat die Kammer, z.B. zur Fristwahrung, eine sehr kurze Verhandlungsdauer eingeplant, erfahren SchöffInnen das erst am Tag ihres Einsatzes, müssen sich aber prophylaktisch den ganzen Tag frei halten. Schließlich gibt es nicht einen einzige Aufenthaltsraum, den LaienrichterInnen in Verhabndlungspausen nutzen könnten und selbst de Nutzung der den Gerichtsbeschäftigten vorbehaltenen Toiletten ist ihnen verwehrt. Leider fühlen sich nicht wenige SchöffInnen angesichts dieses Umgangs eher als Verfügungsmasse denn als geschätzte Mitwirkende der Rechtsprechung.

Die Tätigkeit, das möchte ich abschließend betonen, ist unbestritten interessant, gelegentlich anspruchsvoll und erweitert sicher den Horizont. Die nicht kalkulierbaren Einsätze machen das Ehrenamt allerdings schwer vereinbar mit anderen regelmäßigen Engagements. Ich werde mich deshalb nicht für die neue SchöffInnenperiode bewerben. – Hildegunde Krawinkel

 

Vielen Dank für den Artikel über das Schöffenamt, das ich nur jedem ans Herz legen möchte, der – wie ich – diese Errungenschaft der Französischen Revolution für sehr wichtig halte, nämlich die Beteiligung der Bürger an der Rechtsprechung zu sichern. Nachdem Jahrhunderte lang die Rechtsprechung das Privileg von Klerus und Adel war, kann nach 1789 endlich auch „das Volk“ an der Rechtsprechung mitwirken.

Und es kommt übrigens nicht selten vor, dass die beiden Schöffen (also die „Laienrichter“) den Berufsrichter bzw. die Berufsrichterin bei der Urteilsfindung überstimmen, denn jeder hat nur eine Stimme. Nach 5 Jahren Schöffendienst beim Landgericht München in den 1990er Jahren und 4 Jahren seit 2019 beim Landgericht Frankfurt/M endet im Dezember diesen Jahres meine insgesamt 10 jährige Schöffentätigkeit, die eine große Bereicherung meines Lebens war und ist. – Björn Luley

 

Wie wunderbar: letzte Woche das Zeit-Magazin als Modeheft für die Frau, diese Woche für den Mann. Nächste Woche dann bitte eins für die Katz‘, um gerne danach auf den Hund zu kommen oder was vom Pferd erzählen zu lassen. Reihenfolge egal. Es gibt ja nichts Schöneres als bunte Bilder aus der Welt der Mode. Und gleichzeitig wächst mit jeder Ausgabe auch noch die Vorfreude auf Reportagen zu all den anderen Themen! – Detlev Lipphard

 

In aller Regel ist es ein Vergnügen, die heiteren anekdotischen Schach-Kommentare von Helmut Pfleger zu lesen. Der Kommentar in Nr. 7 (2023) bezieht sich auf die Quantenphysik und ist leider irreführend. Albert Einstein hat sich nicht etwa „gegen die Quantenphysik verwahrt“, wie Pfleger schreibt, er hat im Gegenteil – mit der Erklärung des photoelektrischen Effekts (Nobelpreis 1905) – eine der Grundlagen für die Quantenmechanik geschaffen. Er konnte nur mit der Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik (Heisenberg, Bohr u.a.) nicht viel anfangen, ähnlich übrigens wie Erwin Schrödinger. – Prof. Dr. Ulrich Trottenberg

 

Danke für den Artikel. Nicht nur Ihre Themen sind ansprechend und interessant, Sie schreiben auch gut. – Hartmut van Meegen

 

Der Artikel wäre weniger ärgerlich gewesen, wenn der Volljurist Thomas Melzer den Respekt und die Zeit aufgebracht hätte, den von ihm als „einfachen Mann“ identifizierten Schöffen mit „Herr Thieme“ oder „Jörg Thieme“ im Text zu benennen und anzusprechen. Pfui, Melzer! – Karen Diederichsen

 


 

 

Leserbriefe zu „High nun“. Gespräch mit Hanif Abadi et al. geführt von Simon Langemann und Khuê Pham

 

Ich persönlich bin hin- und hergerissen, ob ich eine Legalisierung von Cannabis in Deutschland befürworten soll. Erhoffte Vorteile (Schwarzmarkt austrocknen) wie Nachteile (Sucht, Psychosen, Schäden an jugendlichen Gehirnen) wirken auf mich einleuchtend und nachvollziehbar.

Was mich jedoch auch an den vier interviewten Kiffern stört, ist der permanente Vergleich zum Alkohol. Ist Alkohol ungesund? Absolut. Ist Alkohol trinken sogar schädlicher als Kiffen? Womöglich. Ist es also ein Argument eine Legalisierung aus „Fairnessgründen“ zu fordern? In keiner Weise! Nur weil Deutschland schon die Probleme mit dem Alkoholkonsum nicht in den Griff bekommt, ist es noch lange kein Grund sich auch noch die Probleme mit der nächsten Substanz aufzuladen. – Dirk Hösch

 

Warum nur mit den ewigen „Anderen“ wie USA und NL vergleichen, deren Regelungen nicht funktionieren oder halbherzig sind? Warum nicht mit den gelungenen Regelungen eines kleinen Staates, der auch in anderen Bereichen Bemerkenswertes geschaffen hat wie z.B. den Zugang zu Wasser als verfassungsmässiges Grundrecht ? Ich empfehle als Vorbild für Vieles: URUGUAY!! – Ursula Pleschke

 

Anders als dem Interview „High nun“ (Seite 3 in der Ausgabe vom 09.02.23) vorangestellt geht es bei der geplanten Legalisierung nicht um die Schaffung eines „Kifferparadieses“ in Deutschland, sondern um eine längst überfällige Korrektur der gescheiterten restriktiven Drogenpolitik der letzten Jahrzehnte mit all ihren negativen Folgen: Jeden Tag werden Existenzen zerstört, Autos und Wohnungen durchsucht, Menschen diskriminiert und zu Kriminellen erklärt – und alles nur, weil sie die Wirkung der Droge Cannabis der des (in meinen Augen sehr viel schädlicheren) Zellgifts Alkohol vorziehen.

Selbst bei verantwortungsvollem, gelegentlichem Konsum ist der Führerschein von Cannabis-Konsumenten auch in völlig nüchternem Zustand in Gefahr (und damit oft auch der Arbeitsplatz oder die Möglichkeit, am sozialen Leben teilzunehmen), weil der viel zu niedrig angesetzte Grenzwert von 1 ng THC/ml Blutserum sowie der noch lange Zeit nach dem letzten Konsum mögliche Nachweis des (von der Rauschwirkung her inaktiven) Abbauprodukts THC-COOH einer Nulltoleranz gleichkommt und die Führerscheinstelle sogar bei Delikten ohne jeden Zusammenhang mit dem Straßenverkehr häufig die Fahreignung anzweifelt und eine MPU anordnet. Hier wird offenbar davon ausgegangen, dass jeder Cannabiskonsument grundsätzlich unzurechnungsfähig ist und im Straßenverkehr nichts verloren hat.

Zwar löst auch eine Legalisierung sicherlich nicht alle Probleme, bietet gegenüber der unhaltbaren und logisch kaum nachvollziehbaren aktuellen Gesetzeslage aber viele Vorteile, würde den Konsum deutlich sicherer und unsere Gesellschaft freier und gerechter machen. Viele Medien betonen in der derzeitigen Debatte leider dennoch vor allem die Gefahren (z.B. das Risiko für Psychosen bei entsprechend veranlagten Personen, was offenbar in keinem Artikel fehlen darf um die gewohnte Verteufelung von Cannabis weiterzuführen und das Verbot trotz fehlender wissenschaftlicher Grundlage zu rechtfertigen) und reden somit den ewiggestrigen Gegnern der Pläne der Ampelkoalition das Wort.

Obwohl im vorliegenden Artikel „High nun“ begrüßenswerterweise immerhin mal Konsumenten selbst zu Wort kommen und auch ein paar interessante Themen angerissen werden macht „Die Zeit“ hier keine Ausnahme: ein seriöser Vergleich von IST-Zustand und möglicher Zukunft nach der Legalisierung findet nicht statt und die Überschrift auf der Titelseite („Der Staat, mein Dealer“) empfinde ich als reißerisch, tendenziös und unsachlich.

Schon allein die Wahl des Fotos (ein dicker, ungesund qualmender Joint) zeigt übrigens, wie klischeehaft das Thema durch die Presse behandelt wird und wie viel Unwissenheit offenbar immer noch im Spiel ist: mit einem (im Interview ja auch erwähnten) Vaporizer, mit dem die Blüten sehr viel lungenschonender verdampft werden, kann Cannabis heutzutage ohne die Teerbelastung eines klassischen Joints und ohne den früher üblicherweise beigefügten Tabak konsumiert werden, der ein erheblich höheres Suchtpotenzial besitzt als Cannabis pur. – Peter Müller

 

Der längstens ernüchterte Leserbriefschreiber RvM (damals 17 Jahre jung) erinnert sich noch im Augenblick dieses Beschreibens, dass in Stuttgart im Jahre 1966: Mannschaftswagen mit Polizisten vorfuhren und uns (zu diesem Zeitpunkt etwa 60) Jugendliche auf dem Kleinen Schlossplatz als funktionierende Uniformierte, umzingelten, in ihre Mannschaftswagen einpferchten und zur Polizeiwache (dem sogenannten „Cafe Silber“ – der ehemalige Nazi-Gestapo-Zentrale) verbrachten und uns dort „durchleuchteten“… Man ging grob mit uns um, ebenfalls wurde auch geschlagen, mich drangsalierten damals vier Polizisten und einer riss mir ein Büschel meiner langen Haare aus – übergriffige weitere Leibesvisitationen zudem mit einem eigenartigen Hass auf das Anderssein zu der eingefangenen „Jugend“… Auch hieß es nicht selten in der Öffentlichkeit zu den Bemerkungen im Vorübergehen der Erwachsenen gegenüber unserem Äußeren: „Ihr gehört doch vergast!“

Immer wieder mussten wir auf diesem Kleinen Schlossplatz, dem Treffpunkt der entsprechenden Jugendlichen (auch Gammler oder Hippies benannt), damit rechnen, dass wir dieser polizeilichen Prozedur und Willkür ausgeliefert wären, keinerlei Rechte hatten, ganz im Gegenteil: fast wie Kriminelle behandelt wurden… Die Polizei war wie manisch dressiert gegenüber uns langhaarigen Jugendlichen, die ja beständig dort im Verdacht standen, Cannabis/Haschis bei sich zu haben und es auch zu „konsumieren“, sich reinzuziehen bzw. vielleicht sogar damit deal(t)en… Ja – es schien wie eine Hetzjagd auf unser jugendliches Dasein zu sein – und ganz richtig: dort wurde auch Haschis geraucht und mancher Joint drehte die Runde und klar doch, dass von irgendwoher auch der Stoff kommen musste, es wurde dort im kleinen Rahmen ebenso unter der Hand „gedealt“: grammweise – „schwarzer Afghane“, „roter Marokkaner“, grüne Haschischkrümel…

Eher zudem eine kollektive zusätzliche Gockelei im Gehabe des Andersseins – wenn auch die relative Berauschung letztlich keine wirklichen (vorerst erkennbaren) Schäden verursachte: es sei denn, dass unser auffälliges Nichtfunktionieren im Rahmen der gesellschaftlichen Einforderungen dem Verhalten zum Konsumzwang entgegenwirkte, vielleicht eine Art von Rebellion – die aber im Schwäbischen nicht zu einer möglichen Revolution sich hochsteigern konnte… Diese heftigen Versuche kamen später ab den 68-Jahren zu den Studenten-„Unruhen“ gegenüber dem Establishment!

In dem Supermarkt am Stuttgarter Schlossplatz aber konnten die Weinflaschen und Schnapsflaschen in jeder Menge gekauft werden – diese allgemeine Droge war legal erhältlich, der Staat hatte sein Steuermonopol zu diesem Drogenmarkt, genauso wie die Droge Nikotin versteuert durch die Lungen gezogen wurde: alles legal und vom Staat als „Hehler“ gewinnbringend durch die „Verbraucher“-Steuern eingetrieben. Damals schon war manchen Bewussten klar geworden, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, dass auch irgendwann die Droge Cannabis legalisiert würde – das Problem schien dabei eher die komplexere Steuereintreibung zu sein, als dass sich der Staat (zur Gesundheit der Menschen?) Gedanken machen wollte, auch wie nun die legal Bekifften „scheinbar in ihrer Umgebung ja „zugedröhnt“, sich dennoch an das gültige System anpass(t)en…

Und genau diesen Zusammenhang zu besichtigen als damaliger Jugendlicher mit dem regelmäßigen Erkennen der erwachsenen Angetrunkenen und Besoffenen im alltäglichen Alltag – egal wo man hinkam und indirekt mitbeteiligt war durch das unausweichliche Saufen im Menschendasein… Und damit kämen wir zur Realität unserer Existenz, einem permanenten Wissen um die (persönliche) tödliche Anwesenheit auf diesem Planeten – rundum das tragische Sterben von Großeltern, Eltern, Verwandten, nahen Menschen, Bekannten – und nur durch das absolute Verdrängen aushaltbar, oder aber durch Zudröhnen des Gehirns: um das alles irgendwie ausschalten zu können…

Woher kommen denn all die Depressionen und „Verhaltensstörungen“, die seelischen Verdunkelungen, die Abstürze und Suizide…? Warum schlucken Millionen Menschen Valium und andere Antidepressiva! Nicht etwa, weil das Leben einen mit den Schönheiten und dem ethischen Reichtum überschüttet, quasi in einer durchgängigen Regelmäßigkeit voller Lebensfreude: sondern eben die Wirklichkeiten einem das Bewußtsein verdunkeln, die Trostlosigkeit zum Fatalismus eine permanente Begleitung bleibt – und wie sonst kommt man da raus aus diesem Wahnsinn dieser Realitäten des abgründigen Verlebens?

Und da gibt es dann die massenhaften Leute, die sich mit den Religionen ihr Hirn „zukiffen“, sich high machen an den Illusionen einer unfassbaren (zudem aggressiven) Märchenwelt voller Lügengestalten und Betrugsvarianten – doch auch nur, um dieses irdische Dasein aushalten zu können, selbst wenn alles tägliche Widersprüchliche daraus abgeleitet werden sollte: jedoch die Droge Hoffnung stirbt zuletzt. Für einen nüchternen (oder ernüchterten) Menschen ist dieser religiöse kontinuierliche Fanatismus (oder in abgewandelter Form – Sucht nach den manipulierten Erwartungshaltungen) geradezu schmerzhaft unerträglich und beinhaltet in der Gegenwehr nur die beständige Vernunft zur Gegenwart in eine

unüberschaubare Zukunft. Aber lassen wir diese unfassbaren Selbstüberhöhungen derjenigen Menschen-(Euphorien), die sich den Himmel als Paradies an Frieden, Freude, Eierkuchen vorstellen und unsterblich dereinst sich verwandelnd und wandelnd jedwedem Negativen, glauben: entkommen zu können…

Im vernunftvollen Klartext: Alles, was ich meinem Körper und Geist an Drogen zufüge, hat letztlich keine wirkliche Bewirkung zu einem freien Denken und Bedenken, zu einer Selbstfindung der bewussten Verinnerlichungen – wird immer nur persönliche Zudröhnung sein, setzt unnötigen, gefährlichen Konsum voraus, der in uns chemische Veränderungen bewirkt: ob nun Alkohol, Nikotin, Cannabis und andere (religiöse) Drogen reingezogen werden… Nüchtern m/eine Menschenwelt zu ertragen, ist für meine Person sehr schwierig zu verinnerlichen – weil ich auch die andere Verdrängungsrealität kennengelernt habe und ich glaubte, darin eine jeweilige Erlösbarkeit finden zu können? Doch immer sind es Menschen, mit deren (und der eigenen) Unberechenbarkeit wir (ich) umzugehen haben – wir auch durch die sogenannte (austauschbare Wortfindung) Liebe vermeinen, nun die Offenbarung des Daseins „erfunden“ und gefunden, bestätigt zu wissen.

Wahr aber ist es, dass diese Gehirn-Verfügungen genauso den Manipulationen unterliegen, die Droge Sexualität uns im permanenten Griff hat: ja man könnte diese sexuelle Sehn-Sucht als die unausweichlichste Droge in unserem Menschendasein darstellen – und aus diesem unausweichlichen Verlangen kommt letztlich niemand wirklich raus. Die menschliche Gier an der Lust zum körperlichen Orgasmus und Höhepunkt hält uns ein „vitales“ Leben lang in der Gefangenschaft und bringt hierbei die unglaublichsten Varianten an Suchtverbrauch mit ins ominöse Spiel, plus der Erwartungen zudem auch noch geliebt zu werden…

Ein Herr „Schmidt“ argumentiert in dieser ZEIT-Befragung: „Ich wohne in einer Weinregion, und wenn da irgendwelche Feste sind, dann trinken die Leute halt Alkohol. Aber wenn ich eine Flasche Wein trinke, dann bin ich am nächsten Tag ganz anders drauf, als wenn ich zwei, drei Pfeifen rauche. Wenn ich jetzt die Wahl hätte, würde ich mich auf jeden Fall fürs Kiffen entscheiden, das zerstört mich nicht so wie Alkohol.“

Somit sei dieser verbeamtete „Herr Schmidt“ doch befragt, warum er nicht mit und aus sich selbst heraus: ein ganz lockeres Dasein ohne Droge beleben kann? – und man liest zuvor im Vorspann dieser Veröffentlichung: er sei ein deutscher Beamter seit 35 Jahren, noch dazu soll hierbei nicht sein wahrer Name in dem ZEIT-Artikel aufgeführt werden… Also bleiben wir bei dessem (Pseudo-)Namen Schmidt (macht mit) – und zudem: der Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt und späterer Herausgeber von DIE ZEIT: war süchtig nach Nikotin, rauchte an die hundert Zigaretten pro 24 Stunden des Tages und der Nacht.

Wenn man ihm so zusah, wie er z.B. im Theater bei einer Diskussion auf dem Podium in dieser Stunde etwa 10 Zigaretten Kette-geraucht hat, eine nach der anderen sich anzündete: mochte man doch sehr ins Zweifeln kommen, ob dieser Schmidt, Helmut als Mensch und besonders als Bundeskanzler seine sieben Sinne, den Verstand und die Vernunft beisammenhaben könne, sich doch in solche Suchtabhängigkeiten zu veräußern.

Somit wäre mir persönlich am Vernünftigsten: wenn wir frei wären von all den drogisierenden Süchten und uns auf die erHASCHbare Liebe und die Sehnsucht nach körperlichen Erfüllungen konzentrieren wollten – doch wahrscheinlich gehört das als Vorspiel mit zu all dem Budenzauber und hierbei gleichwohl auch die zuvorigen Antörnungen. Wie auch immer – der Körper und der Kopfinhalt haben es auszuhalten und ein entsprechendes Nachspiel hat es allemal: wenn wir unsere Körperlichkeit wie eine Müllhalde behandeln und nicht wie einen natürlich Tempel – auch mit den zuvor abzuwägenden Verinnerlichungen!

Für was denn wären ansonsten die tausenden Jahre alten Philosophien da – wenn wir nicht aus ihnen das Positivste herausangeln wollten! Jedoch oder auch nur angedacht: die Happy-Pills forever – laaangweilig! Es lebe eher die Achterbahn des Lebens – wir müssen so oder so da durch! Und keiner kommt hier lebend raus! Ob nun mit High heels, an High noon oder legalisiertem High nun. Der antike Philosoph Epikur (341-270 v.u.Z) brachte all das auf einen beweisbaren Nenner: „Die Lust ist der Ursprung und Ziel des glücklichen Lebens.“ – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 

Anstatt „Gras-Liebhaber“ zu fragen, die ihren Konsum im Griff haben, sollte DIE ZEIT doch lieber abhängige Jugendliche fragen: Die, die Schulden machen, um an das Zeug zu kommen und dann keine Wohnung mehr finden. Die, die ihre Ausbildung verlieren, weil sie in falsche Kreise kommen. Die, die erpresst werden oder als Vermittler tätig sind. Die, die anschließend deshalb im Gefängnis saßen. Die, deren Kinder in Obhut genommen wurden, weil sie sich unter Drogeneinfluss nicht mehr kümmern konnten.

Die, die die aufgrund des Konsums unter Psychosen leiden. Ganz zu schweigen von denen, die sich prostituieren, um ihren Suchtdruck zu bedienen. Nach Legalisierung einer gesellschaftlich und gesundheitlich hochriskanten Droge zu schreien und dabei immer wieder den frei verfügbaren Alkohol zu zitieren (für dessen restriktiveren Verkauf es durchaus auch gute Argumente gäbe) kann ich mir nur damit erklären, dass – wie im Interview geschehen – mal wieder die falschen Leute befragt wurden. – Hannah Schwind

 

Ich bin Abonnentin von der Zeitung und freue mich oft, ihre Artikeln zu lesen. Der Artikel von letztem Donnerstag „Hight nun“über die Legalisierung von Cannabis fande ich sehr informativ. Diese Problematik verursacht nach wie vor viel Diskussion in der Gesellschaft. Ob sie erlaubt sein soll oder nicht, unter welchen Regeln, welche sind die Konsequenzen, usw. Und ich finde sehr wichtig, dass die Medien als Aufklärungsträger darüber schreiben. Es gibt aber Themen, die nicht um eine Genehmigung oder Verbot der Gesellschaft fordern, sondern Aktion. Und das trifft Ihnen als wichtige Akteur*innen voll zu. Zum Beispiel, Rassismus. Dass die Befragten das Wort „Schwarzmarkt“ noch verwenden, ist bitter aber toleriert. Aber die Zeit bzw. ihre Jornalist*innen?

„Schwarzmarkt“ (besonders noch Drogen im sozialen Kontext?), „Schwarzarbeit“, „Schwarzfahren“… ist Ihnen noch immer nicht über die negative Wirkungen die solche Begriffe bei BIPoC Menschen auslösen? Liegt diese Debatte immer noch auf Ihrem Schreibtischen? Haben Sie immer noch nicht genug darüber recherchiert? Wenn Sie, renomierte Zeitung, solche Begriffen als Hauptinformationsquelle vieler Menschen weiter anwenden, klar – werden sie normalisiert und grenzenlos in dem Alltag wiedergeholt. Wir würden uns echt freuen, wenn Journalisten in Deutschland auch ihre Verantwortung übernehmen und rassismuskritisch bzw. diskriminierungsfrei schreiben. Vielleicht schaffen wir so gemeinsam eine Migrationsgesellschaft (real). Decolonize, bitte. – Luisa Prado

 


 

 

Leserbriefe zu „NON AUX 64 ANS*“ von Matthias Krupa

 

Das wesentlich höhere Rentenniveau in Frankreich ist eine Sache. Davon zu trennen ist das Eintrittsalter von 62, demnächst 64 statt 67 hierzulande. Klingt fast bizarr, aus der Welt gefallen. Doch besteht ein wesentlicher Unterschied: die grande nation hat mehr Nachwuchs, fast eine ausgeglichene Demographie, während hier die Bevölkerung ( Zuwanderung ausgeklammert ) schon seit Jahrzehnten schrumpft. Man hat eben manches richtig gemacht und kann sich entsprechend mehr leisten. Wenn genug Kinder nachrücken, schließen sich die Reihen auch bei frühem Renteneintritt anders als hier. So einfach ist das. Das sollte man unseren Nachbarn nicht zum Vorwurf machen. – Christoph Schönberger

 

Ein Rentenbeginn von 40 Jahren und eine tägliche Arbeitszeit von 2 (ZWEI!) Stunden sind machbar, das zeigen moderne Produktionsanlagen, auch die künstliche Intelligenz, falls man sie mal machen ließe. Ich, Rentner, habe meine Lebensarbeitszeit als Softwareentwickler verbracht, und habe dabei einige zehntausend menschliche Arbeitsplätze entbehrlich gemacht, indem ich die anfallende Arbeit von Heinzelmännchen in Form von Mikrochips erledigen ließ.

Und diesen meinen privaten Wettlauf für einen frühen Feierabend und einen frühen Rentenbeginn habe ich krachend verloren, für jeden Arbeitsplatz den ich einen Mikrochip erledigen ließ, sprossen zehn neue Arbeitsplätze in Behörden und Verwaltung aus dem Boden, Arbeitsplätze wo mit Papier geraschelt wird, wo ein PC nur zur Dekoration dient, Arbeitsplätze wo menschliche Arbeitskraft sinn und zwecklos vergeudet wird, verbrannt wird.

Beispiele? Diese Liste ist Meterlang! Das Tarifautonomiestärkungsgesetz (allgemeinen Mindestlohn, MiLoG), oder die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), berüchtigt ist das Gesetz zur Reform des Grundsteuer- und Bewertungsrechts, Grundsteuer-Reformgesetz (GrStRefG) mit dem locker einige Millionen menschliche Arbeitsstunden verheizt werden. Für was eigentlich? Ich wünsche den Franzosen viel Erfolg bei ihrer Aktion! – Ulrich Bosshammer

 

Bei der aktuellen Auseinandersetzung um die geplante Rentenreform steht auf der einen Seite Präsident Macron, der von vielen Franzosen als selbstgefälliger Sonnenkönig wahrgenommen wird und auf der anderen, ein Großteil der Franzosen – laut Umfragen wollen die meisten Bürger die geplante Reform nicht – die sich in ihrer Einigkeit vermutlich fühlen, wie die tapferen Bewohner des berühmten kleinen gallischen Dorfes. Das Zauberelexier, die Antriebskraft ist die gemeinsame Überzeugung, dass gegen die Mehrheit des Volkes nicht regiert werden darf.

Beharrt Macron auf seiner Reform, läuft er Gefahr die Demokratie zu beschädigen und bei der nächsten Wahl zum Geburtshelfer einer Regierung unter Führung von Marine LePen zu werden. Die Auseinandersetzung wirft nebenbei ein Schlaglicht auf das unzulängliche Modell des Mehrheitswahlrecht. Der Mangel an Repräsentation ist systemimmanent. Selbst wenn man im ersten Wahlgang zur Präsidentenwahl bspw. nur etwas mehr als ein Viertel der Wählerstimmen bekommen hat, wird ein Kandidat nach dem zweiten Wahlgang Präsident, ausgestattet mit einer unverhältnismäßig großen Machtfülle.

Die im Artikel benannte durchschnittliche Lebenserwartung der Kanalarbeiter (61 Jahre) ist ein Beispiel für die Ungerechtigkeit eines allgemeinen Renteneintrittsalter. Arbeiter haben in der Regel eine geringere durchschnittliche Lebenserwartung als Beamte und Angestellte. Unter Berücksichtigung dessen, könnte ein differenzierteres Renteneintrittsalter auch eine Lenkungswirkung entfalten und dem Fachkräftemangel in einigen Berufen entgegenwirken. Auch für Deutschland ein zielführendes Modell. – Reiner Gorning

 

Dass die Franzosen da gleich auf die Barrikaden gehen, ist in mancher Hinsicht schon verständlich. Wie sollen sie ihrem Savoir-vivre nachgehen, wenn sie zeitlebens ackern und schuften müssen? Oder sich an der Schönheit ihrer Stadt Paris erfreuen, wenn ihnen dazu die Zeit genommen wird? Da ist die Rente mit 62 doch irgendwie ein guter Kompromiss. Ganz anders aber, wenn diese nun angehoben werden soll. Ich persönlich finde ja eh, dass wir Menschen der Moderne es mit dem Arbeiten etwas übertreiben. In Paris sollten die Menschen in erster Linie nicht arbeiten, sondern leben. – Michael Ayten

 

Vive la France! Uns droht man mit der Rente ab 70, in Frankreich gehen die Menschen gegen eine Rente ab 64 auf die Straße, und das ist schön. Ja, die Rentenkasse ist leer. Ja, die demografischen Fakten sprechen eine klare Sprache. Und hierzulande fällt der Politik nichts ein, als die kleinen Leute länger arbeiten zu lassen? Verbessern wir doch besser die Einnahmeseite. Weg mit Steuerprivilegien, Beitragsbemessungsgrenzen, wir brauchen mehr Beitragszahler für die Rentenkasse. Geld ist für alles da, 100 Milliarden für die Bundeswehr waren eine Frage von Tagen. Politik ist für die Menschen da. Und nicht umgekehrt. Sorgen wir für die richtigen Prioritäten. Und wehren uns. Möge der Michel von Marianne lernen. – Heiko Fengels

 

Der „Istzustand in Frankreich“ wird sehr gut beschrieben, ohne Hinweise auf bessere Anpassungen von Rentensystemen an den demographischen Wandel, weltweit. Meines Erachtens bieten Wissenschaft und gesunder Menschenverstand Lösungen in folgender Richtung: 1. Mit Hilfe von Daten der Renten- und Krankenversicherungen müßte man Cluster von Rentnen (ähnlich den Gruppen aus Sinus-MilieuStudien) bilden können, die unterschiedlich behandelt werden müßten. 2. Die Gruppe der Kanalarbeiter mit durchschnittlicher Lebenerwartung von 61 Jahren müßte großzügiger behandelt werden, als das andere Extrem „Wohlhabende mit gesunder Lebensführung“ 3. Für alle Gruppen sollte es Anreize und Leistungsabzüge in Abhängigkeit von Einflußgrößen geben, die man zunächst grob festlegen, und später wissenschäftlich präzisieren könnte.

4. Als Sohn einer Kriegswitwe und Vertriebenen mit 5 Kindern mußter ich mich während meiner Lehrzeit als Maschinenschlosser in einem Elektrotechnik-Unternehmen auf das Abitur als Externer in 12 Fächern vorbereiten, konnte dabei über 2 Jahre hinweg nur 4 Stunden/Nacht schlafen, bei einer 6 Tagewoche mit 52 Stunden Arbeit/Woche. Das verschaffte mir 1954 ein Stipendium an der TH München. 5. Als 1999 meine Rentnerzeit begann, konnte ich noch bis 2010 als Berater (Industrial Engineering) arbeiten. Ab 2010 ging es mit ehrenamtlichen Sozialprojekten bis heute (89) weiter. Obwohl ich nicht zu den Wohlhabenden gehöre, hätte ich durchaus zu jenen gehören können, die eine längere Arbeitszeit bis zum Renteneintritt gut vertragen hätten. – Diether Sieghart

 


 

 

Leserbriefe zu „Hier läuft was VERKEHRt“. Gespräch mit Brigitte Knopf geführt von Stefan Schmitt

 

Klimarettung über preisgesteuerte Ressourcenverknappung ?. Unabhängig von der konkreten Wirksamkeit wird hier ein deutliches Beispiel für den fatalen Glauben an die ‚Wissenschaft‘ präsentiert. Das Plädoyer für 6 Cent Maut statt Tempo 120 verdeutlicht, dass die jeweiligen Aussagen aus der eingeschränkten Fachsicht sicherlich wirken, die Konsequenz wäre aber, dass der durchschnittliche Fahrzeugbetreiber sicherlich die Geschwindigkeit reduziert, die Spitzenverdiener hingegen brettern weiterhin mit 250 über die Straße.

Die deutlich erhöhte Unfallgefahr wird hier erst gar nicht wahrgenommen, Kollateralschäden einer CO2 Reduktion. Die Folge der Kostenfixierung ist, dass die reichen Deutschen (mindestens 1 Mio. Menschen) sich die eigene Ressourcenverschwendung erkaufen können. Auch wenn Tempo 120 oder ähnliche Einschränkungen etwas weniger Einsparung bringen könnten, es gilt für alle gleichermaßen. Wenn über Co2 Einsparung im gesellschaftlichen Kontext nachgedacht wird, dann doch eher im Sinne eines personenbezogenen Kontingents, hier wäre ausnahmsweise mal der Begriff ‚gerecht‘ einzubringen. – Bernd Hadowski

 

Zunächst möchte ich voranstellen, dass sowohl der Ausdruck Dienstwagenprivileg als auch Dieselprivileg irreführend sind. Ein Privileg würde ja bedeuten, dass etwas bezuschusst wird, de facto ist das Gegenteil der Fall, da sowohl der Dienstwagen als auch der Diesel besteuert werden. Dann spricht Frau Knopf von den unterschiedlichen CO2 Mengen zwischen Diesel und Benziner ohne dabei zu berücksichtigen, dass ein Diesel PKW bei gleicher Fahrweise in der Regel mit niedrigerem Verbrauch auskommt.

Dass Dienstwagen außerdem massiv zur Verjüngung der hiesigen Fahrzeugflotte beitragen wird ebenfalls außer Acht gelassen. Am Ende – und das sagt Frau Knopf ja auch zwischendurch ganz en-passant – geht es ihr darum dass die Menschen weniger Autofahren. Dass sich dadurch nicht nur der allgemeine Wohlstand reduziert, sondern auch starke Ungerechtigkeiten zwischen Stadt und Land geschaffen werden, lässt sowohl Sie als auch der Fragesteller leider unerwähnt.

Vor dem Hintergrund, dass die Reduzierung des Wohlstands zur CO2 Reduktion beiträgt (was auf der Hand liegt), könnte man aber auch viel grundsätzlicher fragen, ob durch die Einbeziehung internationaler Flüge oder des internationalen Schiffsverkehrs in den Verkehrssektor nicht viel einfacher und vor allem fairer CO2 eingespart werden kann?

Last but not least – warum sprechen immer alle vom Umstieg auf die Schiene, wo jedem der Beruflich großräumig durch Deutschland zwischen Städten hin- und herfährt schmerzlich bewusst wird, dass die Schiene schlicht nicht zuverlässig funktioniert (und auch keine Kapazitäten hätte). Also erstmal Alternativen schaffen, die keinen Rückschritt bedeuten. Dann werden diese automatisch angenommen. – Stefan Neises

 

Frau Knopf übersieht (neben einigen anderen) zwei Argumente: –          Im Jahr 2021 erzielten die Mineralölsteuer sowie die Mehrwertsteuer auf Kraftstoff um 40 Milliarden € Staatseinnahmen als „Ersatz“ für die Straßenbenutzungsgebühr. Die E-Autofahrer bezahlten pro 100 km deutlich weniger: Wovon werden demnächst Straßen, Brücken etc. bezahlt ?

–          Wenn künftig ein Drittel von 18 Millionen E-Autos an einem Tag aufladen müssen und davon gleichzeitig abends 7,5 % eine niedrige durchschnittliche Ladeleistung von 40 kW benötigen, stiege die Abendspitze im Winter von heute nahe 80 GW zusammen mit den Wärmepumpen auf über 100 GW. Selbst bei 2032 installierten 200 GW (Wind, Wasserkraft, Biomasse, …) hülfen „Lastverschiebung“ oder ähnliches bei anhaltend schlechtem Wetter über 15 oder mehr Stunden mit Verfügbarkeit der Erneuerbaren von unter 20 % faktisch nichts. Es fehlen auf Dauer erhebliche Staatseinnahmen wegen Wegfall der Mineralölsteuer-Einnahmen und bei „ungünstigem Wetter“ über 2 – 3 Tage mit miserabler Verfügbarkeit der EE-Anlagen (bspw. 29.11. – 01.12.2022) einfach genügend Stromerzeugung – nicht nur für E-Autos! Das müssten die Autofahrer halt als naturgegeben hinnehmen? – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Letztlich den Jubel über das zwischenzeitlich beschlossene Verbot für den Verbrennungsmotor in Europa vorwegnimmt. Doch bei genauerem Hinsehen läuft es auf die drastische Reduzierung des Individualverkehrs schlechthin hinaus. Denn wer soll sich die weiter steigenden Preise für einen PKW und nicht zu vergessen den irrwitzigen Strompreis zum Laden, zukünftig noch leisten können? Die wesentlichen Rohstoffe für die Batteriefertigung befinden sich leider außerhalb unseres Kontinents und werden unseren Individualverkehr in gleiche Abhängigkeiten stürzen, wie bisher auch, nur zu welchem Preis?

Zugleich richtet China seine ganze Kraft auf den Export von Elektro Fahrzeugen und die Nutzung von Verbrennungsmotoren im eigenen Land. D.h., die Bedrohung der einheimischen (Auto)- Industrie nimmt weiter zu und die wachsenden Flotten in China und anderswo werden mit Verbrennungsmotoren bestückt. Wir beziehen den Strom mangels ausreichendem Zubau von Wind und Solaranlagen, von den Speichern ganz zu schweigen, aus AKW made in France und Kohlekraftwerken aus Polen. Schöne neue Welt. Warum sagt man dem Bürger in unserem Land nicht die Wahrheit über die scheinbar alternativlose Verkehrswende, fahrt weniger, am besten gar nicht mit dem Auto sondern mit dem ÖPNV und dem Lastenrad. Macht Spaß, wenn die Gewerbegebiete möglichst weit entfernt von den Wohnorten der Beschäftigten sind.

Die Lebenswelten zwischen Großstadt und Land sind schlicht Lichtjahre entfernt, gerade im Bezug zum vorhandenen Verkehrsangebot. Ein Beispiel: der Kampf um einen schlichten Radweglückenschluss von 3,3 km dauert nun bereits 20 (in Worten Zwanzig) Jahre, damit man nicht länger gezwungen ist die Bundesstraße zu nutzen. Haben unsere europäischen Volksvertreter die Realitäten vor Ort auch nur ansatzweise im Blick? Kurz: nichts gegen die Elektromobilität aber alles gegen eine Verteufelung von Diesel und Co. – Thomas Harnisch

 

Die Wissenschaftlerin Brigitte Knopf stellt sehr gut dar dass 97 % der CO2-Emissionen des Verkehrs aus dem Straßenverkehr kommen. Ergo: mit Bahn, Schiff und Flugzeug zu befassen lohnt nicht. 60 % der Verkehrsemission sind vom PKW davon handelt der gesamte Artikel. Und der LKW, den gibt es nicht?! Was ist das für Wissenschaft? Wird der geschont weil die Bahn mittlerweile Güterverkehr verlernt hat und dss so bleiben soll? Ergänzung: Ich muss auch fragen was ist das für eine Berichterstattung, für die der LKW nicht existiert? – H. Giller

 

Tempo 100 km/h und 80 auf der Landstraße würde sogar noch mehr bringen und die Reichweite von E-Autos enorm verbessern. In den USA, dem größten Flächenstaat, der ähnlich Auto versessen ist wie Deutschland, gelten solche Einschränkungen schon seit der ersten Ölkrise. Danach traute sich kein Politiker mehr, diese zurückzunehmen, da die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle auch drastisch zurückging. Wie rückständig und egoistisch ist doch das Verteidigen der „freien Fahrt für freie Bürger“.

Alle Anreize möglichst viel Zeit im Verkehr zu verbringen gehören abgeschafft: Dienstwagen, Pendlerpauschale, steuerfreie Flugtickets und der subventionierte Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Fußgänger*innen und Radfahrer*innen werden immer mehr in Ihren Möglichkeiten beschnitten. Immer mehr Menschen wohnen und arbeiten neben immer größeren Straßen mit immer mehr Verkehr oder gar unter einer Einflugschneise. Abgestoßen von ihrer asphaltierten und betonierten Umgebung fliehen sie immer öfter, immer weiter weg von den Orten, an denen sie arbeiten oder wohnen müssen. Dafür muss wiederum mehr Infrastruktur gebaut werden. Dieser Teufelskreis verstärkt sich selbst und lässt irgendwann alle Natur, saubere Luft, frisches Wasser und ausreichende gesunde Lebensmittel für alle verschwinden.

Eigentlich haben wir noch gar nicht angefangen, an die Verkehrswende zu denken, die wir brauchen. Unser Wille zum Ewigen immer mehr, immer luxuriöser, immer schneller und immer billigerer Verkehr ist ungebremst. Daran, dass dies so ist und bleibt, haben leider unsere Medien großen negativen Einfluss. Ständig werben sie für Flugreisen, SUVs usw. Wir nehmen keine Notiz von den uns allen unmittelbar wohltuenden Alternativen wie z.B. im folgenden Artikel beschrieben: https://www.zeit.de/2023/02/stadtgruen-pflanzen-klimawandel-cassian-schmidt

Bitte sehen Sie die Beilage über Pendler und die Gefahr der Luftfahrt schon bald in einer ähnlichen Sackgasse zu landen wie der Diesel. Ich bin selbst Flugkapitän und genieße einen wunderbaren Beruf, aber die Steuervorteile fürs Fliegen finde ich höchst unzeitgemäß! Bitte berichten Sie auch einmal über: Flugreise, Steuerflucht für Arm und Reich? Die Flugstrecke beträgt z.B. Hin- und Zurück ca. 20.000km. Bei einem Verbrauch von 3,8 Liter je Passagier auf 100 km entspricht das 760 Liter Kerosin. https://www.lufthansagroup.com/de/verantwortung/klima-umwelt/klimaschutzziele.html

Es fällt keine Energiesteuer auf das verwendete Kerosin an. Fällt dieser Flug unter das EU-Emission Trading System (EU-ETS), entfällt nur ein Beitrag von €0,065 je Liter an CO2-Abgabe. Für internationale Flüge entfällt sogar die Mehrwertsteuer auf den Ticketpreis! Nur für den Abflug aus Deutschland wird pro Passagier einmal eine Luftverkehrsabgabe im Wert von €12,73, €32,25 oder €58,23 fällig. Weder die Fluggesellschaften noch die Passagiere zahlen irgendwelche weiteren Steuern im Zusammenhang mit dem Verbrauch von Kerosin oder dem Ausstoß von Klimagasen. Sie tragen also so gut wie nichts bei, um den angerichteten Klimaschaden aufzufangen und uns besser gegen zukünftige Klimakatastrophen zu wappnen. Falls Sie diese Reise zu viert unternehmen, beträgt die Summe des verbrauchten Kerosin 3.040 Liter. Die erlöste, Luftverkehrsabgabe betrüge in diesem Fall €232,92.

Angenommen Sie fahren, wiederum zu viert, die gleiche Strecke mit einem Diesel SUV, dann verbrauchen Sie für die gleiche Wegstrecke für Hin- und Rückfahrt im günstigsten Fall 1000 Liter Diesel. Dafür zahlen Sie aber nach deutschen Preisen ca. €0,80 je Liter Steuern. https://www.adac.de/verkehr/tanken-kraftstoff-antrieb/tipps-zum-tanken/7-fragen-zum-benzinpreis/ Die dadurch erlöste Steuer beträgt ein vielfaches: nämlich €800,-. Hätten Sie gar 3.040 Liter Diesel verfahren, betrüge die Steuer sogar €2.432,-, also mehr als das 10-fache! Der Ausstoß von CO2 und Ruß von Flugzeugen ist wegen der großen Höhe, in der er stattfindet, viel schädlicher als der am Boden. Darum ist der Flug mehr als 3 mal so klimaschädlich wie eine entsprechend lange Autofahrt!

Die im Durchschnitt eher vermögenden Fernreisenden geben ihr Geld häufig außerhalb der EU aus und profitieren von den niedrigeren Preisniveaus im Ausland. Das kommt der dortigen Bevölkerung zugute. Ärmere bzw. umweltbewusste Autofahrer bekommen wegen des höheren Preisniveaus im Inland bzw. innerhalb der EU weniger Waren und Dienstleistungen für ihr Geld, fördern die EU-Wirtschaft und zahlen dafür auch noch viel mehr Steuern für den viel geringeren Klimaschaden. Während also Reiche steuerfrei luxuriöse und äußerst klimaschädliche Flugreisen unternehmen, zahlen Ärmere immer mehr an den Staat für ihr viel umweltfreundlicheres und die EU-Länder unterstützendes Verhalten. Dies ist weder klimagerecht noch sozial. Bleibt das so, wird dies unsere Gesellschaft zutiefst spalten.

Ab spätestens 2035 werden Verbrenner Autos verboten. Flugzeuge werden aber noch in Jahrzehnten mit fossilem Kerosin betrieben werden. Nach CORONA ist das Wachstum der Luftfahrt geradezu explosiv, Airlines machen Milliarden Rekordgewinne und erwarten noch höhere, denn sie können wegen des knappen Angebots ihre Ticketpreise verdoppeln und verdreifachen. Nach Plänen der EU bleibt die Nutzung von Kerosin auf Flüge in Nicht-EU-Länder weiterhin steuerfrei. Dabei verursachen diese Flüge ca. 80% der klimaschädlichen Emissionen der EU-Luftfahrt. Weltweit finden ca. 60% der besonders klimaschädlichen Interkontinentalflüge von und nach Europa statt.

Steuerfreie Luxusflüge für Reiche, Milliarden Rekordgewinne für Airlines: alles gefördert durch die noch immer steuerfreie Nutzung von Kerosin! Ihre Verantwortung: Ich lese seit meiner Kindheit die Zeit. Sie stand für mich immer für das Gute, Richtige, die Gesellschaft in eine humane Richtung Weisende. Jetzt steht sie im hinteren Drittel und bremst eher, als dass sie hilft, die Zukunft meiner Kinder zu verbessern. Der Kern der Marke „Die Zeit“ geht verloren und damit auch (für mich) ihr Wert.

Das Einordnen, Versachlichen und Lösungswege diskutieren passiert unpassend langsam und unnötig kontrovers obwohl die Wissenschaft schon längst viel weiter ist. Wird das dann auch noch mit die Klimakatastrophe anheizenden Artikeln, Werbung und Aktionen des Verlages garniert, führt die Zeit sich selbst und unsere Kinder an der Nase herum. Sie macht dann Journalisten zu bloßen Dienern eines unzeitgemäßen, rückständigen, die Zukunft unserer Kinder verratenden Kommerz. Die Zeit gräbt sich damit selbst zu Grabe, bzw. buchstäblich unter die Fluten des steigenden Meeresspiegels. Ich erwarte da mehr vom Verlag! Wir und unsere Kinder haben eine, in diesem Punkt bessere, Zeit verdient. – Klaus Siersch

 


 

 

Leserbriefe zu „Gibt es Weisheit im Krieg?“ von Aleida Assmann

 

Nur die, keinen Krieg zu führen! Wie kann es gelingen, die Menschheit davon zu überzeugen, dass Krieg immer Gewalt, Machtmissbrauch und Unmenschlichkeit, und Frieden eine ganz natürliche, erstrebenswerte, individuelle, lokale und globale Verhaltensweise ist? Nur durch Aufklärung und Bildung! Deshalb sind wissenschaftliche, philosophische, soziologische und anthropologische Analysen über Fragen, wie Kriege entstehen, wie sie verhindert, wie sie beendet werden können, notwendig und nützlich. Es sind die verschiedenen Strategien, die sich in den Parolen ausdrücken: „Frieden schaffen ohne Waffen!“ – „Krieg durch Krieg beenden!“ – „Waffenstillstand!“ – „Den kategorischen Imperativ anwenden!“ …

Was aber ist, wenn Kriegstreiber und Kriegsverbrecher gar nicht bereit sind, von kriegerischer Gewalt Abstand zu nehmen, sondern Krieg nur als ein anderes Mittel zur Durchsetzung ihrer Meinung und Politik verstehen? Denn dann endet das Menschenrecht auf Meinungsbildung, und Macht und Gewalt sind die einzigen Mittel! In der Verfassung der UNESCO ist die Erkenntnis formuliert, weil Kriege im Geiste der Menschen entstehen, müssen auch Bewusstsein und Wille zum Frieden in ihrem Geiste verankert werden. Analysen und Appelle sind nicht genug! Wir brauchen endlich eine humane, gerechte, demokratische Weltregierung, die in der Lage ist, eine friedfertige Welt zu schaffen, und ein Weltgericht, Krieger zu bestrafen.

Dafür gibt es nur eine Einrichtung, die dies ermöglichen könnte: Die Vereinten Nationen, die in ihrer am 26. 6. 1945 beschlossenen Charta beschlossen haben, „zukünftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren…(und) den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren…“. Wir sollten alle unsere Möglichkeiten einsetzen, die UNO zu stärken und endlich instand zu setzen, dass Frieden auf der Erde herrscht! – Dr. Jos Schnurer

 

Danke für die Ehrenrettung der Weisheit als Mittel für den Frieden. Nur folgendes noch: Der Satz: „Und doch lässt sich mit der Weisheit keine gerechte Gesellschaft begründen.“ drückt zwar zu Recht den Gegensatz von Theorie und Praxis aus, doch zugleich schwächt er die Wirkkraft der konsequent angewandten Weisheit. Genau genommen wird mit dieser Relativierung die Unabänderlichkeit der gängigen Machtpolitik sowie der Größenwahn und die unendliche Gier festgeschrieben. Würde man hingegen die ernsthafte und rechtzeitige Anwendung der Weisheit durchsetzen können, wäre Frieden nur logisch. Damit dies eines Tages möglich sein könnte, müsste man nach den Ursachen ihrer Nichtanwendung fragen.

Mir scheint, so sehr der Mensch auch evolutionär auf Icherhaltung und Icherweiterung ausgerichtet ist, um so mehr scheint darüber hinaus noch die je verfügbare Machtfülle zu Hochmut und Kampfbereitschaft zu verführen. Neben dieser Quelle für die außerordentliche Gier nach Ruhm und Reichtum sehe ich einen weiteren wesentlichen Grund für das aggressive Verhalten. Das ist die Sorge vor dem Verlust der Würde oder gar die Angst vor der Existenzbedrohung.

Dementsprechend fände ich es ratsamer, anstatt auf Krieg, Sieg und einen gelingenden Wiederaufbau zu setzen, eine global effektive und sinnvolle Machtbeschränkung anzustreben. Denn während diejenigen, die auf Sieg setzen, nur das verheerende Schema der Konfliktlösung mittels Gewalt prolongieren, kennt Weisheit einen Wohlstandsgewinn, der aus Friedfertigkeit, Kooperation und Gerechtigkeit kommt. – J. Kirchhof

 

Man muss Frau Assmann für ihren Artikel dankbar sein. Sie erinnert an simple Erkenntnisse: Jeder Mensch kennt und anerkennt die goldene Regel und wendet sie im persönlichen Umfeld auch (weitestgehend) an. Aber was ist mit „unseren Machthabern“, unseren sogenannten verantwortlichen Politik- und Wirtschaftsbossen? Für sie gilt die goldene Regel, wie Frau Assmann leider anmerken muss, offenbar nicht, weil sie sich jeder Verantwortung enthoben fühlen.

Die Ethik gilt nur für den „kleinen Mann“, in seinem privaten Bereich, also für den wahrhaft Weisen, nicht für „die da oben“ in ihren politischen und wirtschaftlichen globalen folgenschweren Entscheidungen, wie der putinsche Überfall auf die Ukraine beweist. Frau Assmanns kluge Anmerkungen sind (wieder einmal) ernüchternd. Was wird daraus folgen? Wie immer: nichts… – Gérard Carau

 

Ausgeschlossen ist nur, dass Putin als Kriegsverbrecher jemals weise handeln kann. Diese stark verharmlosende Verbindung zwischen total sich widersprechenden Begriffen wie brutaler Angriffskrieg und Weisheit führt in die schreckliche Leere zwischen menschlichen Verbrechen und positiven Entscheidungen zugunsten menschlichen Lebens. Putins Überfall der friedlichen Ukraine mit teils pseudonationalen Lügen und die religiöse Verklärung durch die Russisch-orthodoxe Kirche, die sich als sein „Kriegskumpel“ anbiedert, ist in ihrer Absurdität und Abartigkeit einmalig in der jüngeren Geschichte Europas und Russlands. Es fällt selbst schwer der angegriffenen Ukraine Mut zu weisen Entscheidungen zu wünschen -die Frage ist nämlich welche denn ? Wenn die Menschen dort gezwungen sind tagtäglich um ihr nacktes (Über-)Leben zu kämpfen, ihre Wohnungen und Häuser vernichtet werden und ihre Zukunft völlig ungewiss ist.

Kein Platz mehr für irgendwelche Weisheiten ! Es stimmt schon, die Weisheit ist eine freundliche Umschreibung der Summe von guten Handlungen der Menschen, wenn sie in ungeklärten aber auch ungefährlichen Situationen die richtigen Entscheidungen fällen, oder anders ausgedrückt – nur für menschliche Schönwetterperioden. Der Krieg der zurzeit in der Ukraine tobt eignet sich absolut nicht für eine Sicht mit menschenfreundlichem Anstrich und dem Wunsch nach Weisheit. Das müsste gerade die philosophische Sicht auf Tod und Verbrechen des Krieges deutlich machen. – Klaus Reisdorf

 

Da hat Frau Assmann der ZEIT (wieder mal) ein „Highlight“ beschert, das mit Sicherheit zu jeder Menge Leserbriefe Anlass geben wird – zu den unterschiedlichsten Gesichtspunkten. So auch zu diesem, der sich (notgedrungen) auf einen beschränkt. Frau Assmann wird sich freuen über die (von den ZEIT-Lesern zu erwartende positive) Resonanz. Dass ihr Artikel politische Konsequen¬zen haben wird, ist leider nicht zu erwarten. Frau Assmann hat es in aller Deutlichkeit aus¬gesprochen: o Wir, und wir stellen die überwiegende Mehrheit, sind Opfer von aufgeblähten Egos, die von Größen¬wahn, Gier, Lüge und Gewalt“ getrie¬ben sind.

o          Aber nicht nur! Diese krankhaften „Egos“ brauchen auch jene, die zwar nicht ganz an dieses „Format“ heranreichen, die aber doch „deren Verhalten“ stützen – wahrscheinlich –         weil sie sich an den Leiden der Opfer weiden wollen –   und außerdem hoffen, von der „Beute“ ein paar Brocken abzubekommen. Wir anderen sind aber auch nicht (ganz) unschuldig. Haben wir doch „denen“ mit viel Geduld und Zögern freie Bahn gelassen. Zu unserer Entschuldigung können wir höchstens anführen: o         Wir sind ein Leben lang damit beschäftigt, uns die von Frau Assmann analysierte „Weisheit“ anzueignen, o   und brauchen (mehr oder weniger) viel Lebenszeit, um zu erkennen: Es gibt auch „die anderen“! Gehen wir doch von uns aus und rechnen nicht mit deren grundsätzlicher Bosheit.

o          Und dann: Wenn wir die entsprechenden Erfah¬run¬gen gemacht haben – wie sollen wir uns wehren? In jedem Einzel¬fall ist das zwar mög¬lich, aber auch die Gegen¬wehr muss gelernt und eingeübt werden. Das dauert! o Zuletzt stellt sich die „Kardinalfrage“: Wie sol¬len wir an die herrschenden Struktu¬ren heran-kommen und an denen etwas ändern? Sind diese doch – mithilfe derer aus der zweiten oder dritten Reihe – auf jede erdenkliche Weise abgesichert. (Siehe Beispiel „Russland und Putin“!) o         Außerdem: Sind nicht auch wir „korrumpier¬bar“? Wir wissen es nicht und werden die Frage erst dann beantworten können, wenn sich Situation ergibt.

Fazit: Wir „anderen“ werden den o.g. „aufgeblähten Egos“ immer unterlegen sein, denn deren Gewalt¬potential ist jederzeit abrufbar, während unsere Gegenwehr immer ein Nachdenken, eine Entscheidung voraus¬setzt, bevor wir handeln. All dies braucht Zeit, und dann kann es schon zu spät sein. Wilhelm Raabe hat es in einem seiner Romane … (ich glaube, es war im „Schüdderump“, aber ich kann das nicht mehr nachprüfen) … folgendermaßen ausgedrückt:

„Der liebe Gott hat die bösen Menschen viel stärker gemacht als die guten. Dafür hat er von den guten aber viel mehr geschaffen!“ Damit hat er vielleicht Recht gehabt, obwohl es auch schon zu seiner Zeit nicht mehr als eine Hoffnung, bzw. Ausrede aus Resignation war: „Es werden halt viele Menschen darunter leiden müssen, aber grundsätzlich ändert sich nichts.“ Heute kann es allerdings den Untergang der Spezies „Mensch“ bedeuten. Aber nicht nur der, sondern auch …! (387) – Hans Contier

 


 

 

Leserbriefe zu „Gründlich verpennt“ von Christian Endt und Petra Pinzler

 

Was schaffen unsere Ministerien, oder doch richtiger deren lobbyistische Einflüsterer für Regelungsmüll. Wenn das Gesetzesziel, hier Co2-Reduktion vorgibt, kann es doch nicht sein, dass irgend eine Schlafmütze im Amt mit einer fehlenden Formalie, hier eine Mitteilungan die EU, das Ganze endgültig aushebeln kann? – H. Giller

 

„Die dauerhafte Stillegung von Kohlekraftwerken im Jahr 2021 hat die Emissionen nicht gemindert – weil Habecks Ministerium eine Meldung nach Brüssel versäumt hat.“ Bis Dezember 2021 war das aber Altmaiers Ministerium. So ehrlich sollten Sie schon sein. – Hans List

 

Mit erneuerbaren allein geht es nicht. Weg von fossilen Brennstoffen und Atomkraft hin zu CO2-freien klimaneutralen erneuerbaren Energien, – das ist in absehbarer unmöglich . Gegenwärtig decken die erneuerbaren Energien: Windkraft, Solar-/ Bioenergie und Wasserkraft in Deutschland 16% des Bedarfs . (1,2). 84% steuern fossile Brennstoffe und Atomenergie bei. Der größte Teil unserer erneuerbaren Energie fließt in die Stromversorgung. Der Anteil im Strommix erreichte 2021 46%. Dies heben die Klimaaktivisten gern hervor und vermitteln so den Eindruck, dass unsere Energieversorgung auf der Basis regenerativer Energien kein Problem sei.

Selbst wenn wir den Anteil von Windkraft- und Solarenergie verdoppeln, verbleibt noch eine Lücke von ca. 70%, die nur durch fossile Energieträger und Atomkraft geschlossen werden kann. Solange die Wissenschaft keine neue klimaneutrale Energiequellen gefunden hat, benötigen wir weiterhin für die Energieversorgung fossile Brennstoffe und Atomstrom. Weitere Quellen : 1).www.umweltbundesamt.de/daten/ Primärenergieverbrauch nach Energieträgern 2021, Erneuerbare 16% insgesamt , Windkraft 8,9% 2). https://Strom-report.de/strom Frauenhofer ISE 2021, 46% des Stromes kam 2021 aus Erneuerbaren Energien – Dr. K-.A. Hahn

 

Vielen Dank für Ihren Bericht zum Kohleausstieg: Gründlich verpennt, in der Zeit vom 9. Februar 2023. Bitte sehen Sie: Trotz Rekord-Waldbrände, Rekord-Dürren, Rekord-Fluten und dazu das Artensterben erkennen wir noch zu wenig, dass wir mit der Natur leben müssen, sie fördern und zum Erblühen bringen müssen, um ein gutes Leben zu haben. Arbeitsplätze, Billigfleisch, Autotrassen, Fliegen und Luxus sind nichts, wenn es uns an frischer Luft, sauberem Wasser, naher Zugang zu erholsamer Natur und ausreichend gesundem Essen für alle fehlt.

Warum verstehen wir das nicht? Weil die Zeit über „Kohleausstieg und Klimawandel“ schreibt, als ob es etwas freibleibendes und neutrales ist, was uns was angehen kann, aber nicht muss. Dabei sind wir schon mitten in einer Katastrophe. Das, was gerade real in der Natur, in den Medien und in der Politik stattfindet, müssen wir jetzt auch eine „Katastrophe“ nennen. Denn so werden wir es schon bald selbst sehen.

Darüber hinaus macht sich die Zeit viel zu oft zum Brandstifter der Arten- und Klimakatastrophe durch werbende Artikel für Flugreisen, SUVs etc. Oder sie stellt sich als Biedermann neutral auf, indem sie, wie in diesem Artikel, kritisch über die Arten- und Klimakatastrophe berichtet. Mit diesem sowohl als auch folgt sie zu sehr HJ Friedrichs Forderung: „sich ja nicht mit einer Sache gemein zu machen, auch nicht mit einer guten“. Dabei verrät sie ihre eigenen und die Interessen unserer Kinder. Vermutlich dreht sich HJ Friedrichs jedesmal im Grabe, wenn in seinem Namen die Arten- und Klimakatastrophe verharmlost oder geradezu befeuert wird. Denn als Kind des Nationalsozialismus wusste er, dass angesichts einmaliger Vorgänge ganz besonders gilt: „Wer versucht, unpolitisch zu sein, ist politisch ohne es zu wollen“, (Rosa Luxemburg). Vielen Dank, dass Sie mit diesem Artikel Stellung bezogen haben.

Die Zeit hat den Anspruch, Ihren Lesern zu dienen, sie zu warnen und möglichst vollumfänglich aufzuklären. Aber leider verschleiert sie oft den Ernst der Arten- und Klimakatastrophe bzw. fördert einen unrealistischen Blick auf die Wirklichkeit. Denn sie wirbt für schädlichen Luxus und die verschwenderische Nutzung fossiler Energie, während alle Klimawissenschaftler, die EU und die UNO auf einen sofortigen Ausstieg drängen. Ich weis, die Zeit muss zündeln, um wirtschaftlich zu sein. Aber wenn Sie weiterhin Biedermann und Brandstifter zugleich spielen, verlieren sie und damit auch ihre Journalisten den Kern ihrer eigenen Identität. Ich hoffe, Sie finden bald den Mut unserer Gesellschaft auf der von Ihnen und von HJ Friedrichs angestrebten verantwortungsvollen Weise zu dienen.

Bitte berichten Sie auch einmal über: Flugreise, Steuerflucht für Arm und Reich? Die Flugstrecke beträgt z.B. Hin- und Zurück ca. 20.000km. Bei einem Verbrauch von 3,8 Liter je Passagier auf 100 km entspricht das 760 Liter Kerosin. https://www.lufthansagroup.com/de/verantwortung/klima-umwelt/klimaschutzziele.html

Es fällt keine Energiesteuer auf das verwendete Kerosin an. Fällt dieser Flug unter das EU-Emission Trading System (EU-ETS), entfällt nur ein Beitrag von €0,065 je Liter an CO2-Abgabe. Für internationale Flüge entfällt sogar die Mehrwertsteuer auf den Ticketpreis! Nur für den Abflug aus Deutschland wird pro Passagier einmal eine Luftverkehrsabgabe im Wert von €12,73, €32,25 oder €58,23 fällig. Weder die Fluggesellschaften noch die Passagiere zahlen irgendwelche weiteren Steuern im Zusammenhang mit dem Verbrauch von Kerosin oder dem Ausstoß von Klimagasen. Sie tragen also so gut wie nichts bei, um den angerichteten Klimaschaden aufzufangen und uns besser gegen zukünftige Klimakatastrophen zu wappnen. Falls Sie diese Reise zu viert unternehmen, beträgt die Summe des verbrauchten Kerosin 3.040 Liter. Die erlöste, Luftverkehrsabgabe betrüge in diesem Fall €232,92.

Angenommen Sie fahren, wiederum zu viert, die gleiche Strecke mit einem Diesel SUV, dann verbrauchen Sie für die gleiche Wegstrecke für Hin- und Rückfahrt im günstigsten Fall 1000 Liter Diesel. Dafür zahlen Sie aber nach deutschen Preisen ca. €0,80 je Liter Steuern. https://www.adac.de/verkehr/tanken-kraftstoff-antrieb/tipps-zum-tanken/7-fragen-zum-benzinpreis/ Die dadurch erlöste Steuer beträgt ein vielfaches: nämlich €800,-. Hätten Sie gar 3.040 Liter Diesel verfahren, betrüge die Steuer sogar €2.432,-, also mehr als das 10-fache! Der Ausstoß von CO2 und Ruß von Flugzeugen ist wegen der großen Höhe, in der er stattfindet, viel schädlicher als der am Boden. Darum ist der Flug mehr als 3 mal so klimaschädlich wie eine entsprechend lange Autofahrt!

Die im Durchschnitt eher vermögenden Fernreisenden geben ihr Geld häufig außerhalb der EU aus und profitieren von den niedrigeren Preisniveaus im Ausland. Das kommt der dortigen Bevölkerung zugute. Ärmere bzw. umweltbewusste Autofahrer bekommen wegen des höheren Preisniveaus im Inland bzw. innerhalb der EU weniger Waren und Dienstleistungen für ihr Geld, fördern die EU-Wirtschaft und zahlen dafür auch noch viel mehr Steuern für den viel geringeren Klimaschaden. Während also Reiche steuerfrei luxuriöse und äußerst klimaschädliche Flugreisen unternehmen, zahlen Ärmere immer mehr an den Staat für ihr viel umweltfreundlicheres und die EU-Länder unterstützendes Verhalten. Dies ist weder klimagerecht noch sozial. Bleibt das so, wird dies unsere Gesellschaft zutiefst spalten.

Ab spätestens 2035 werden Verbrenner Autos verboten. Flugzeuge werden aber noch in Jahrzehnten mit fossilem Kerosin betrieben werden. Nach CORONA ist das Wachstum der Luftfahrt geradezu explosiv, Airlines machen Milliarden Rekordgewinne und erwarten noch höhere, denn sie können wegen des knappen Angebots ihre Ticketpreise verdoppeln und verdreifachen. Nach Plänen der EU bleibt die Nutzung von Kerosin auf Flüge in Nicht-EU-Länder weiterhin steuerfrei. Dabei verursachen diese Flüge ca. 80% der klimaschädlichen Emissionen der EU-Luftfahrt. Weltweit finden ca. 60% der besonders klimaschädlichen Interkontinentalflüge von und nach Europa statt. Steuerfreie Luxusflüge für Reiche, Milliarden Rekordgewinne für Airlines: alles gefördert durch die noch immer steuerfreie Nutzung von Kerosin!

Ihre Verantwortung: Ich lese seit meiner Kindheit die Zeit. Sie stand für mich immer für das Gute, Richtige, die Gesellschaft in eine humane Richtung Weisende. Jetzt steht sie im hinteren Drittel und bremst eher, als dass sie hilft, die Zukunft meiner Kinder zu verbessern. Der Kern der Marke „Die Zeit“ geht verloren und damit auch (für mich) ihr Wert.

Das Einordnen, Versachlichen und Lösungswege diskutieren passiert unpassend langsam und unnötig kontrovers obwohl die Wissenschaft schon längst viel weiter ist. Wird das dann auch noch mit die Klimakatastrophe anheizenden Artikeln, Werbung und Aktionen des Verlages garniert, führt die Zeit sich selbst und unsere Kinder an der Nase herum. Sie macht dann Journalisten zu bloßen Dienern eines unzeitgemäßen, rückständigen, die Zukunft unserer Kinder verratenden Kommerz. Die Zeit gräbt sich damit selbst zu Grabe, bzw. buchstäblich unter die Fluten des steigenden Meeresspiegels. Ich erwarte da mehr vom Verlag! Wir und unsere Kinder haben eine, in diesem Punkt bessere, Zeit verdient. – Klaus Siersch

 


 

 

Leserbriefe zu „Dann ist es wieder still“ von Antonia Baum

 

…Er hat sie erschossen, weil „sie nicht aussahen, wie er sich Deutsche vorstellte…“ Sehr geehrte Frau Baum – so einfach ist das?! Na dann ! Die Weihnachtsmarkt-Besucher sahen nicht aus wie Herr Amri, überhaupt die Christen sehen in moslemischen Ländern nicht aus wie Moslems u.s.w.! Diese Art von Journalismus ist wirklich schwer auszuhalten ! Ich finde, als ZEIT-Redakteurin machen Sie sich schuldig mit Ihrer Banalisierung eines tatsächlich großen, weltweiten Problems! – Dieser allseitige Fanatismus ist ohne Frage verbrecherisch – hat aber seine wirkliche Ursache natürlich nicht im „Aussehen“ – wie auch Sie wissen! – Dr. R. Patschan

 

Vor wenigen Jahren stieß in Frankfurt ein Mann eritreischer Herkunft einen 8jährigen vor einen einfahrenden Zug. Resigniert mußte die Gesellschaft es hinnehmen, dass der Täter aufgrund einer psyschischen Erkrankung schuldunfähig war. Die Mutter des Kindes, die selbst nur knapp dem heimtückischen Anschlag entgangen war, ist längst vergessen, ebenso wie die Angehörigen der drei Frauen, die annähernd zeitgleich in Würzburg dem Messer eines psychisch Erkrankten nichtdeutscher Herkunft zum Opfer gefallen waren. Was das mit Hanau zu tun hat? Ein Umstand, der gerade bei deiser Tat öffentlich kaum Beachtung fand und den auch von Frau Baum nicht für erwähnenswert hielt: der Täter litt an einer chronifizierten paranoiden Psychose.

Sein spezifischer „Verfolgungswahn“ bezog sich auf – für ihn unerreichbare – „Geheimdienste“ und auf – leider erreichbare – Menschen „fremdländischen“ Aussehens. Weit entfernt von jeder Krankheitseinsicht, suchte der Täter nach einem durchaus nicht seltenen Muster seinen Ausweg in einem „erweiterten Selbstmord“ – dem „großen Abgang“. Alljährlich fallen zahlreiche Menschen psychisch erkrankten Tätern/innen zum Opfer, ohne dass dagegen viel auszurichten ist. Wird den Kranken – glücklicherweise! – der Zugriff auf Schusswaffen verwehrt, dann greifen sie eben zum Küchenmesser oder setzen sich – auch sehr „effektiv“ – in ein Auto, wie z.B. in Trier oder Volkmarsen. Der Täter von Hanau entzog sich der Veranwortung durch Selbsttötung.

Die Angehörigen und viele Journalisten waren getrieben von dem Wunsch, lebende Menschen aufzufinden, die für die Untat haftbar werden konnten – und gar die „Mehrheitsgesellschaft“ insgesamt zur Verantwortung zu ziehen. Mit tiefster Unzufriedenheit beklagen sie den Umstand, dass – wie in unserer Rechtsordnung glücklicherweise allgemein vorgesehen – nur erwiesene Tatsachen Grundlage einer Ahndung gemacht werden dürfen. Subjektiv durchaus verständlich, aber ich sehe keinen Grund für Ausnahmen von einem unverzichtbaren Prinzip.

Die Unterscheidung zwischen „Opfern erster Klasse“ (die für besonders schützenwert gehalten werden) und solchen „zweiter Klasse“ (wie z. B. die eingangs erwähnte Mutter) mag vertretbar sein. Gewiss auch die Überzeugung, der „Kampf gegen Rechtsextremismus“ könne einen Geisteskranken beeindrucken, der am Schluss auch seine eigene Mutter umbringt. – Friedrich Schweikert

 

Ganz treffend geschrieben. Vor allem die letzten zwei Sätze. Die deutsche Perspektive ist in der Tat meist auch eine chauvinistische. Ohne das jetzt wertend zu meinen. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass wir die größte Volkswirtschaft der Europäischen Union sind, und gleich nach den USA, China und Japan die viertgrößte der Welt. Und die Dinge gerade darum immer gut und besser gemacht werden müssen. Die Schraube muss halt richtig sitzen. Ganz im Sinne des deutschen Machergeist. Dennoch, Sie sprechen auch ein Stück Wahrheit an, liebe Frau Baum.

Meiner Person geht es da im Alltag mitunter nicht anders, wobei ich mich mittlerweile damit abgefunden, ja, angefreundet habe, den Paria zu geben. Und trotzdem bin ich immer leicht unangenehm berührt, wenn ich merke, dass manch bio-deutscher Mitmensch unsicher & befangen wird, sobald ich die Postfiliale betrete. Leicht aufgescheucht würde ich fast schon sagen. Die lockere Atmosphäre ändert sich schlagartig. Von rechts weht ein Heuballen ins Bild. Und ich stehe da, mit meinen Zalando-Paketen. Die alle in die Retoure gehen, versteht sich. Hey Leute, ich bin unbewaffnet. Ich wiederhole, ich bin unbewaffnet. Ich trage keinen Revolver und gehöre keiner Bande von Postkutschenräubern an. Auch überfalle ich keine Postfilialen. Ganz im Gegenteil, ich bin ein ehrbarer und unbescholtener Bürger. Jetzt spricht der Dandy aus mir. Beim nächsten Mal komme ich mit Schirm und Melone.

Zurück zur Geschichte. Der Herr vor mir ist endlich fertig geworden. Er verabschiedet sich von der Dame und läuft an uns vorbei, zur Tür hinaus ins Freie. Nun bin ich dran. Ich gehe nach vorne zu der Dame, öffne den Mund und beginne zu sprechen: „Hi,ich habe drei Retouren dabei und ein Kuvert zum Versenden.“ Am Schalter entsteht ein Hauch von Irritation. Der Kerl spricht fließend und akzentfreies Deutsch höre ich die Menschen denken. „Prio oder Einwurfeinschreiben?“ „Ähm, Einwurfeinschreiben klingt gut“, sage ich, bezahle Porto, kaufe noch eine Packung blaue Airwaves und bin dann fertig.

Ich gehe wieder nach Hause, setze mich vor meinen Computer und starte eine Unterhaltung mit ChatGPT über die Deutschtümelei. Waren es meine schwarzen Haare, mein Dreitagebart oder am Ende dann doch nur meine tolle Ausstrahlung, was die Menschen dazu bewegte, so zu reagieren, wie sie nun mal reagierten. – Michael Ayten

 

Ich hab eine kurze Frage an Sie: Ich hab Ihren Artikel „Dann ist es wieder still“, Zeit Nr. 7 vom 9.2.2023 gelesen, anschließend die Sendung Markus Lanz vom 10.1.2023 geschaut und dann nochmals Ihren Artikel gelesen. Sie schreiben „…. hatte Friedrich Merz bei Markus Lanz die Söhne von „Migranten“ als „kleine Paschas“ bezeichnet.“ Und leider mußte ich feststellen, dass Ihre Behauptung nicht stimmt. Auf der einen Seite finde ich es natürlich gut, dass er eine solch pauschalte Aussage nicht getätigt hat. Andererseits bin ich völlig ratlos, warum Sie Ihm dann diese Worte in den Mund legen. Ich hoffe auf eine Antwort und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. – Thomas von der Wall

 


 

 

Leserbriefe zu „Hilf mir mit dem Finanzamt, bitte!“ von Yves Bellinghausen

 

Dieses ChatGPT macht mir Angst. Was für eine elende Schleimscheißerprosa wird da produziert! Und wie mag das Ergebnis aussehen, wenn für den Gebrauch in den sozialen Medien Hardcore-Verunglimpfungen und –vernichtungsdrohungen erbeten werden? Generell sollte der Einsatz von künstlicher Intelligenz für persönliche Gefühlsäußerungen verboten werden. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Der o.g. Artikel bereichert Ihre Artikel zum Thema KI/AI um eine weitere Facette. Hierzu möchte ich einige Gedanken meinerseits beitragen: Ob wir wollen oder nicht, allgemeine KI-Anwendungen wie ChatGPT oder LaMDA & Co. werden tief in unsere private und Berufswelt eindringen und diese massiv verändern. Es geht nicht mehr um das OB, sondern das WIE und WIE WEIT. Jetzt ist die KI also beim Endnutzer bzw. Nicht-Experten angekommen. In der Spieleindustrie (z.B. Schach), in der Medizintechnik (Diagnose), im Recht (Urteilsrecherche) oder Industrie 4.0 – um nur einige Anwendungsbereiche zu nennen – gibt es eine spezielle KI schon seit geraumer Zeit. Jetzt geht es um die Meinungsführerschaft, um die Referenz im allgemeinen Leben. Und ja, da ist noch einige Luft nach oben.

Die angeführten Bedenken, wie eingefrorener Wissensstand, Ungenauigkeiten, etc. werden dauerhaft gelöst – ganz sicher oder sagen wir mal lieber so weit, dass 99,9x% der Menschen damit gut leben können. Die Technologie- und damit Meinungsführerschaft liegt mal wieder in den USA. Wird es jemals eine europäische KI-Lösung mit „Wums“ bzw. Durchschlagkraft geben? Ich fürchte nein, da bereits sehr spät und teuer. Bleibt also nur zu hoffen, dass wir hier partizipieren und nicht nur konsumieren … wie so häufig. Die heutigen KI-Lösungen spucken also US-lastige Antworten aus.

Es ist die US-amerikanische Sprache, Höflichkeit und Denke sowie das US-Wertesystem, die hier verbaut sind (Zweig: „ChatGPT formuliere dermaßen höflich bis euphorisch, weil die meisten Trainingstexte amerikanisch gewesen seien“; Metzinger: „… stromlinienförmige Scheissfreundlichkeit … auf amerikanischen Servern“). Ist nicht schlimm, aber ist so. Und ich bin froh, dass diese KI-Anwendungen aus den USA kommen und nicht aus China, Indien oder Russland. Datenwissen ist die wertvollste Ware des 21. Jahrhunderts. Das wissen wir spätestens seit Cambridge Analytica, Alphabet, Amazon, Meta etc. Die wesentliche Wertschöpfung von der Hardware über Betriebssysteme, Virtualisierungsoftware, Anwendungssoftware bis hin zur KI sind in der Hand von US Tech-Konzernen.

Die KI-Welt (ohne China und Russland) wird durch US-Firmen weiter globalisiert, harmonisiert, normalisiert, Verzeihung amerikanisiert werden, so wie bereits in den oben genannten unteren Bereichen des „Wertestacks“ oder auch in der Investment-, der Verteidigungs-, der Musikbranche, in der Sportvermarktung etc. Damit können und müssen wir gut leben. Auch wenn damit unsere Gesellschaft immer weiter in Wissende sowie Erfolgreiche und weniger Wissende und Abgehängte aufgespreizt wird. Hier sind noch viele wichtige ethische, soziale und gesellschaftliche Aspekte in Sinne des Gemeinwohls zu behandeln sonst entwickelt sich das Ganze zu einem Pulverfass. – Werner Rosar

 

Das ist ein schöner Artikel :-) ChatGPT kann auch Handwerkern. Ich (zwei linke Hände) renoviere gerade ein Bad. Die Anleitung wie das geht, sowie benötigte Werkzeuge und Materialien kommt von ChatGPT. Fliesen verlegen, wie funktioniert ein Fliesenschneider, Wasserhahn anschließen, was ist eine Mischbatterie (ich wußte gar nicht was das ist) … Das iPad liegt daneben, wenn ich nicht weiter weiss frage ich Chaty :-)

Kannst Du mit für eine Badrenovierung Tips geben? Ja, ich kann dir gerne ein paar Tipps für eine Badrenovierung geben. Hier sind einige Dinge, die du beachten solltest: Setze dir ein Budget: Bevor du mit der Renovierung beginnst, solltest du ein Budget festlegen. Es ist wichtig, dass du deine Ausgaben im Auge behältst, um sicherzustellen, dass du nicht mehr ausgibst, als du dir leisten kannst. Planung: Eine sorgfältige Planung ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass deine Renovierung reibungslos verläuft. Überlege dir im Voraus, was du erreichen möchtest und wie viel Zeit und Geld du dafür benötigst. Es kann auch hilfreich sein, einen professionellen Badplaner zu konsultieren. Funktionale Gestaltung:

Denke darüber nach, wie du dein Bad funktional gestalten möchtest. Möchtest du beispielsweise eine separate Dusche oder eine Badewanne, wie viel Stauraum benötigst du und welche Art von Beleuchtung ist am besten geeignet? Materialien: Wähle Materialien aus, die langlebig und leicht zu pflegen sind. Fliesen sind eine gute Option für den Boden und die Wände, da sie wasserbeständig und leicht zu reinigen sind. Überlege dir auch, welche Art von Armaturen und Accessoires du möchtest. Farben: Überlege dir im Voraus, welche Farben du verwenden möchtest. Helle Farben können ein kleines Bad größer erscheinen lassen, während dunkle Farben ein großes Bad gemütlicher machen können.

Vermeide jedoch zu grelle Farben, da sie auf Dauer unruhig wirken können. Beleuchtung: Die Beleuchtung ist ein wichtiger Faktor, der nicht vernachlässigt werden sollte. Überlege dir, welche Art von Beleuchtung am besten geeignet ist, um die verschiedenen Bereiche deines Badezimmers zu beleuchten. Du kannst zum Beispiel eine Kombination aus Deckenleuchten, Spiegelleuchten und indirekter Beleuchtung verwenden. Handwerker: Wenn du kein erfahrener Heimwerker bist, ist es ratsam, einen professionellen Handwerker zu engagieren, um sicherzustellen, dass deine Renovierung ordnungsgemäß durchgeführt wird. Ich hoffe, dass diese Tipps dir bei deiner Badrenovierung helfen. – Stephan Klevenz

 

Ein toller und amüsanter Beitrag, den Yves Bellinghausen da verfasst hat. Ich habe gestern selbst noch etwas mit ChatGPT geplaudert. Ich erzählte dem Bot von meinem damaligen Besuch im portugiesischen Lissabon. Darüber dass mir abends ein Drogendealer Kokain verkaufen wollte. Und schilderte dann ein fiktives Szenario. Ob es denn bei einem Überfall auf eine alte Dame, geboten sei, den Kampfkünstler Steven Seagal darüber in Kenntnis zu setzen. Den hätte ich nämlich kurz bevor sich der Überfall ereignete, rein zufällig in einem Kaffeehaus sitzen sehen.

Ich konnte die Antwort kaum abwarten. Was würde ChatGPT darauf antworten? Alle Welt weiß schließlich, dass Steven Seagal ein begnadeter Kampfsportler ist. Und darüber hinaus sogar noch der „Russische Sonderbeauftragte für die humanitären Beziehungen mit den USA“. Danke Wikipedia. Was ich sagen will, Herr Seagal ist geübt in Martial Arts, verfügt aber offenbar auch über diplomatische Kompetenzen. Ich war daher guter Dinge, dass mir ChatGPT grünes Licht hierzu geben würde. Aber es kam anders. Ich solle zunächst die Polizei oder die örtlichen Behörden einschalten, bevor ich solche Risiken eingehe. Als ich die Antwort las, war ich enttäuscht. ChatGPT hatte mir einen Dämpfer verpasst. Meine Fantasie kam zum Erliegen.

Nachtrag: Mir ist bei ChatGPT aufgefallen, dass der Bot dazu neigt, mich aufzumuntern und mir außerdem Mut zuspricht, sobald ich Zweifel äußere. Das heißt, dass er auch sowas wie einen tröstenden und Zuversicht spendenden „Charakterzug“ aufweist. Was für gerade einsame oder depressive Menschen einen womöglich positiven Effekt haben könnte. Auch wenn es sich bei ChatGPT nicht um ein menschliches Wesen handelt, gibt es einem doch eine gewisse Art von Bestätigung. Auf die wir Menschen als soziale Lebewesen ja hin und wieder doch angewiesen sind. ChatGPT ist schon jetzt eine bahnbrechende Errungenschaft! Sam Altman ist der Mann der Stunde. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbriefe zu „Gigant des Jetzt“ von Hanno Rauterberg

 

Ich habe soeben Ihren Beitrag zur Vermeer-Ausstellung im Rijksmuseum gelesen und würde dringend raten, dem Verfasser*in einen Besuch der Ausstellung zu ermöglichen, um fantasievolle Interpretationen auszuschließen (z. B. lesende und schreibende Frauen). Ich habe gestern die Ausstellung besucht und war beeindruckt, wieviel Sachverstand und Mühe man dieser Repräsentation gewidmet hat. – Margit Gilbert

 

Das Private in Vermeers Bildern steht im Kontrast zur damaligen höfisch und kirchlich geprägten Öffentlichkeit und ist ein zentraler Aspekt der sich entfaltenden Bürgerlichkeit. Das Bürgerliche ist schon immer verknüpft mit der Erfahrung des freien Raums der Innerlichkeit, des Subjekts. Nach Ludwig Wittgenstein gehört das Subjekt nicht zur Welt. Es ist vielmehr eine Grenze der Welt, hinter der das Unaussprechliche beginnt, das sich als das Mystische zeigt.

Wo die Kunst sich in den Dienst des Hofes und der Kirche stellte, um den erhebenden Schein zu erzeugen, geht Vermeer mit seiner freien Kunst genau an die Grenze der Objektivität und öffnet mit den gemalten Lebensmomenten den Raum zum Unaussprechlichen. Das macht die Bilder von Vermeer auch heute wieder sehr modern, wo wir in der Illusion leben, den Raum der Innerlichkeit vermessen und objektiviert zu haben und mit Authentizität besetzen zu können. Langeweile und Geschwätzigkeit machen sich breit. Wir ahnen, dass Vermeer in seinen Bildern der Wahrheit näher ist, indem er die Grenze respektiert und das Unaussprechliche unausgesprochen lässt. – Reinhard Koine

 

Danke für diese wunderschöne Laudatio für einen genialen Maler. Die gesamte Historie ( von Wheelock ) konnte ich anhand des Ausstellungskatalogs von 1996 des Mauritshuis / National Gallery of Art noch vertiefen. Großbürgerlich aufgewachsen, künstlerisch früh sehr eigenständig und anerkannt, Vorsteher der Lukasgilde 1662/63 und 1671/72. Kunstexperte für italienische Malerei in den Haag. Tragisch sein früher Tod und dass die Kriegswirren und der wirtschaftliche Niedergang des Landes auch ihn wirtschaftlich ruiniert haben. – Hans-Christian Berlimont

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Beben vor derWahl“ von Issio Ehrich

 

Ich habe in der aktuellen Ausgabe den Artikel „das Beben vor der Wahl“ gelesen. Ein spannender Artikel. Das Schicksal der Waisenkinder hat mich wirklich berührt. Ich wollte fragen, ob Mahmoud Dahi ein Spendenkonto für sein Waisenhaus besitzt? Diese Kinder haben Sicherheit verdient und einen Ort an dem sie das Lachen wieder lernen können. Herr Dahi bietet diesen Ort. Es klingt aber so als ob das Haus nun nicht mehr stabil ist. Ich würde ihn gerne bei der Instandsetzung und Versorgung der Kinder unterstützen. Vielleicht haben Sie ja entsprechende Informationen. Ich würde mich sehr freuen. – Kerstin Hagemann

 

Der Bericht über die syrischen Waisenkinder hat mich sehr erschüttert und ich wollte anfragen, ob Herr Ehrich ein Spendenkonto nur für dieses Waisenhaus initiieren kann. Ich möchte nicht in den „großen Topf“ spenden weil ich bezweifle, dass dann die Spende dort ankommt wo sie besonders gebraucht wird. Obwohl natürlich überall großer Bedarf ist. Ich bin überzeugt, dass dieses Waisenhaus noch mehr Kinder aufnehmen wird. – Sigrid Pfaffel

 

Zwei Fragen stellen sich mir: Hat schon jemand die iranisch-russische Marionette Assad im Erdbebengebiet gesehen? Wann hat man diesen Verbrecher überhaupt zuletzt außerhalb seines Rattenlochverstecks gesehen? Und warum gehen die Spenden in den Aufrufen, die ich im Fernsehen gesehen habe, gemeinsam an Syrien und die Türkei? Die Türkei ist schon korrupt genug, hat aber immerhin noch Strukturen, die man unterstützen könnte.

Syrien hingegen ist ein Fass ohne Boden. Und warum soll man beim Wiederaufbau überhaupt helfen, wenn Erdoğan eh beabsichtigt, alles platt zu machen? Wahrscheinlich macht es aus seiner Sicht aber weniger Spaß, Dinge zu zerstören, die längst schon kaputt sind. Diese Heuchelei geht mir auch auf den Geist: Staaten, die sich ansonsten spinnefeind sind, machen plötzlich einen auf „Erdbebendiplomatie“. Istanbul kann sich jedenfalls jetzt schon mal bei der Baumafia und den korrupten Politikern bedanken und sich auf etwas gefasst machen. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbriefe zu „Altpapier“ von Hannah Knuth

 

Dies ist mal eine erfreuliche Nachricht: Da werden fast zwei Dutzend Zeitschriften eingestellt – bei einem einzigen Verlag! Andere Verlage werden wohl nachziehen. Warum das positiv zu bewerten ist? Gehen Sie mal in einem beliebigen Supermarkt am Zeit-schriftenregal vorbei. Nicht ganz zehn Meter lang ist es, aber fast. Suchen Sie mal ein bestimmtes Heft, womöglich eins „von Qualität“. Sie werden fünf Minuten brauchen, bis Sie es gefunden haben. Wenn überhaupt! Erste Folgerung: Es gibt zu viele davon. Leider ist das meiste Ramsch, die guten Sachen „gehen unter“.

Leider werden wir niemals erfahren, was davon verkauft, und was remittiert wurde. Ich vermute: Ein Großteil wird „entsorgt“. Das Geld „sitzt nicht mehr so locker“ bei vielen Menschen, und so verzichten sie auf Überflüssiges – und ein Großteil der Zeitschriften ist nun mal nutzlos. Die meisten Zeitschriften haben (nach meinem Eindruck) ja auch gar nicht den Zweck, die Leute mit (wichtigen) Informationen zu versorgen, sondern Werbung „an den Mann zu bringen“. Der Textteil dient dann nur als Verpackung. Werbung wirkt aber gleichzeitig nicht mehr in gewohntem Maße, da immer mehr Leute wieder „mit dem Pfennig rechnen müssen“. Werbekunden merken das, fallen als Geldgeber aus.

Zweite Folgerung: Die Zeitschriften werden eingestellt nicht nur wegen fehlender Nachfrage, sondern auch wegen ausbleibender Annoncen. Dritte Folgerung: Es werden tatsächlich weniger Zeitschriften verkauft und der ganze Aufwand der Herstellung und Verteilung lohnt nicht mehr. Das ist aber nichts anderes als eine „Marktbereinigung“. Es gibt allerdings auch wichtige und qualitativ wertvolle Zeitschriften. (Ich erspare es mir auch in diesem Falle, Beispiele aufzuzählen – obwohl es mir schwerfällt.)

Aber so wie mir dürfte es auch anderen Lesern ergehen: Vieles wird, obwohl mit großen Erwartungen gekauft, wenig gelesen abgelegt, beansprucht dafür Platz, der zunehmend knapp wird. Mit der Folge: Irgendwann kommt es zum Altpapier. Warum nicht weitergeben? Versuchen Sie mal, etwas auf dem Flohmarkt zu verkaufen. Und verschenken? Das bedeutet nur: Ein anderer wird es wegwerfen. Dem widerspricht eine entgegengesetzte Lebenserfahrung: Fast alles, was wir gelesen haben, vergessen wir wieder. Das ist wegen der Fülle der Informationen unvermeidlich. Wollen wir diese aber immer parat haben, müssen wir die Sachen aufheben, und zwar so, dass sie jederzeit aufzufinden sind. Eine Aufgabe, die nahezu unlösbar ist.

Bleibt noch der Hinweis, dass immer mehr Menschen das Internet als Informationsquelle nutzen und meinen, sie können auf Informationen aus Zeitungen und Zeitschriften verzichten. Dass das Internet mehr und mehr zur Des-Informationsquelle wird, werden sie vielleicht (!) irgendwann merken. Ich vermute, dass das Internet seinen Höhepunkt als gesellschaftliches Phänomen bereits überschritten hat. (Vielleicht zum Nutzen von Zeitungen und Zeitschriften.)

Vierte Folgerung: Auch der „bewusste Leser“ gibt irgendwann auf und verzichtet auf jeden Neukauf. Bleiben noch die Betroffenen, nicht nur die Journalisten, sondern auch die vielen Dienstleister, die unverzichtbar sind für die Herstellung und den Vertrieb. An dieser Stelle möchte ich mich jedoch auf die Journalisten beschränken, und zwar deshalb, weil ich vor mehr als 50 Jahren auch gerne einer geworden wäre. Da ich wusste, ich bin nicht gut genug, um (zum Beispiel) bei der ZEIT anzukommen, habe ich einen anderen Beruf gewählt.

Durch den ungeheuren gesellschaftlichen Wandel, der seither sich vollzogen hat, ist die Zahl der Journalisten enorm gewachsen. Das ist kein Zufall! Unterliegen (oder unterlagen) viele doch der naiven Vorstellung, das sei ein Beruf, in dem man all das schreiben könne, was man immer schon sagen wollte; in dem man außerdem noch die Möglichkeit habe, politisch Einfluss aus¬zuüben. Welch eine Illusion!

Als alter Mann, der auch viel gesammelt hat und immer wieder in den alten Sachen blättert, muss ich (resigniert) anerkennen: Alles, was „die Politik“ in den zurückliegenden Jahrzehnten „vermasselt“ hat, ist immer schon, und das nicht nur im Nachhinein, sondern „zeitnah“ von Journalisten, und zwar prominenten und „einflussreichen“ ausgesprochen worden. Kein Politi¬ker, kein Abgeordneter, kein Beamter in entscheidenden Positionen kann sich herausreden: „Das habe ich nicht gewusst!“ Ich behaupte: Sie wussten noch (viel) mehr als ich und die informierte Öffentlichkeit! Wenn wir trotz¬dem vor dem Kollaps, um nicht zu sagen „vor dem Untergang“ stehen, dann hat das andere Gründe, über die ich mich aber hier nicht auslassen werde.

In der Rückschau kann ich den betroffenen Journalisten zwar mein Mitgefühl ausdrücken (und es werden noch viel mehr dazukommen), aber sie nicht wirklich bedauern. Allzu viele Journalisten fallen durch ungebührliches Benehmen auf, maßen sich Rechte an, die ihnen nicht zustehen. (Stichwort „Boulevardjournalismus“) Außerdem: Bei ihren Qualifikationen dürfte es ihnen nicht schwerfallen, in sogenannten „Mangelberufen“ unterzu¬kommen. Beispielsweise werden die Kultusministerien bald soweit sein, sie mit Kusshand als „Seiteneinsteiger“ im Schuldienst aufzunehmen. (Der Begriff „Seiteneinsteiger“ wird, vor allem von Lehrern, gerne in abwertendem Sinne gebraucht. Ich meine das aber nicht so, sondern würde mich freuen, wenn möglichst viele Journalisten für neuen Schwung in den Schulen sorgen würden. Das nötige Engagement besit¬zen sie genauso wie das nötige Wissen. Was ihnen noch fehlt, lässt sich problemlos nachholen.)

Postskriptum: Auch in der ZEIT kriege ich nur wenige Artikel gelesen, vermute aber, dass mir nichts Wichtiges entgeht. Manches lese ich erst dann, wenn die Leserbriefe erscheinen, anderes noch Wochen später. Auch unsere Kinder, die selbst schon Eltern sind, lesen nur wenig. Sie stecken bis über die Ohren in Arbeit und investieren ihre „freie“ Zeit in „Events“. Wenn ich das ZEIT-Abo dennoch nicht kündige, dann auch aus Solidarität; hat sie mich doch mehr als ein halbes Jahrhundert durchs Leben begleitet und mich vor mancher Dummheit bewahrt. – Hans Contier

 

Warum die „GEO Epoche“ eingestellt werden soll, ist mir ein völliges Rätsel. Zum Glück wächst der Widerstand bei den Belegschaften und bei Twitter (angeführt vom sehr interessanten @VerrückteGeschichte-Account), außerdem gibt es ja noch Ihre (auch diese Woche sehr interessante) Geschichtsseite und Ihre Spezialhefte „ZEIT Geschichte“. Aus welchem Verlag „11 Freunde“ kommt, ist mir relativ egal. Hauptsache, das Magazin existiert weiterhin. E-Paper sind bei Zeitschriften für mich keine Option, obwohl sich so Einiges bei mir als Vielleser stapelt. Bei Zeitungen mache ich schon einmal eine Ausnahme, weil ich nicht für einzelne Ausgaben ständig nach Hildesheim oder Hannover fahren kann und will.

Als Abonnent betrifft es mich jetzt nicht mehr, aber es wäre schön, wenn es DIE ZEIT auch auf den Dörfern geben würde. Bis auf wenige Ausnahmen hat unser örtlicher Supermarkt nur Plunder (für Senioren, Frauen und Kinder) im Zeitschriftenangebot. Und die Tageszeitungen gibt es auch nicht immer zuverlässig bis zum Ladenschluss. Da müssen sich die Verlage nicht wundern, dass sie Miese machen. Besser wäre es, man würde diesen Murkssender RTL einstellen. Der geplante Kahlschlag bei den Gruner-und-Jahr-Zeitschriften könnte leider auch das Startsignal für andere Verlage sein.

Den großen Reibach macht demnächst Andreas Gabalier mit seinem eigenen Magazin. Universal hat angeblich schon Anzeigen für die befreundete Thüringer Band Weimar geschaltet. Neonazis, Antisemiten und andere „Volksrock’n’roller“ fühlen sich im Red-Bull-Blatt bestimmt wohl. Wie bei Musk und den Koch Brothers führt allzu großer Firmenreichtum ganz offensichtlich zu Schäden im Hirn. Reaktionärer, sexistischer Müll scheint im Schlager derzeit sehr angesagt zu sein. Die „Künstler*innen“, die Anja Reschke in ihrer Sendung zeigte, würden ebenfalls gut zum Hakenkreuzturner Gabalier passen. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbriefe zu „Putins bester Schurke“ von Andrea Böhm und Michael Thumann

 

Schreiben Sie über ein Document Center. Das ist falsch. Es heisst Dossier Center. – Heidi Lewis

 

Ich stelle mit immer größeren Unbehagen fest, dass sie Spekulationen bis hin zur Verschwörungstheorien (z.B. was verhandelte Scholz im Geheimen mit Putin) im Rahmen von Meinungsvielfalt Platz in Ihren Leserbriefspalten einräumen. Da bin ich gerne auch dabei, ich darf Sie daher freundlich um die Veröffentlichung des folgenden zugegeben spekulativen Leserbriefs zum Artikel „Putins bester Schurke“ bitten:

Wenn man die historische Parallele mit den Opritschniki zu Ende denkt, landet man bei der Smuta, der Zeit der russischen Wirren 1598-1612. Incl. Zarenmorde, politischen Hochstablern (Falsche Dmitri’s), Bojarenkämpfen, Volksaufständen etc. . Also bei „Wladimir, dem schrecklich Gescheiterten“.. Nur stehen diesmal nicht Polen oder Schweden vor den Toren Moskaus, sondern eher China. Keine guten Aussichten für Putins Russland und die Weltgemeinschaft. – Martin Hommel

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die Gewalt in der Auseinandersetzung ist absolut unakzeptabel«“. Gespräch mit Markus Krebber geführt von Uwe Jean Heuser und Marc Widmann

 

Ich war während meines Berufslebens Mitte der 1960 Jahre bis Anfang der 2000 Jahre im Kraftwerksbereich tätig. In dieser Zeit wurden Gasturbinen kleiner Leistung bis sehr großer Leistung auf Basis der sich ständig verschärfenden Umweltanforderungen erfolgreich entwickelt und ich kann nicht verstehen, warum es hier nicht so weiter geht. Ich wiederhole meine Vorschläge zu folgendem Vorgehen: der bei der Elektrolyse entstehende Wasserstoff und Sauerstoff wird direkt vor Ort der Windkraftparks verflüssigt und gespeichert.

Bei Bedarf wird eine verdichterlose Gasturbine direkt mit Wasserstoff und Sauerstoff gestartet und der produzierte Strom in die vorhandenen Stromleitungen eingespeist. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, dass nur Wasser entsteht, keine zusätzliche Energie für den sonst üblichen Luftverdichter verloren geht, die Anfahrleistung und Anfrahrzeit gering ist. Damit ließe sich zudem die Stromerzeugung bei mitlaufenden Gasturbinen konstant halten. Leistungsgrößen der Gasturbinen von bis zu 1.000 MW sind machbar.

Mir ist bewusst, dass hier neben neuen Anpassungen einiges von den Entwicklungs-Ingenieuren abverlangt wird wie zum Beispiel Wassereinspritzung als Ersatz der Luft und zur Kühlung wichtiger Komponenten der Gasturbinen. Entwicklung von Elektrolyse-Anlagen, die unter hohem Druck arbeiten, um durch Entspannung die Verflüssigung von Wasserstoff und Sauerstoff mit geringerem Aufwand zu erreichen. Die Herausforderungen zu meiner Zeit waren wohl kaum kleiner als mit unserem heutigen, viel größerem Wissen. Ich kann noch bei diesen Themen beratend mitwirken und würde mich über eine positive Resonanz von RWE freuen. – Burkhard Zelter Weinheim

 

Hr. Markus Krebber outet sich als empathieloser Narzist, der die RWE darstellt als die einzig wahren und klugen Klimaschützer, als ob die RWE mit dem ungezügelten CO2 Ausstoß bisher nichts zu tun gehabt hätte. Er ist klug, aber auch gewissenlos. – H. Giller

 


 

 

Leserbriefe zu „Kleines Abenteuer mit Maispoularde“ von Maxim Biller

 

Wieder mal ein typischer Maxim Biller! Einfach ärgerlich! Zwar kann er selbst intellektuell dem australischen Historiker A. Dirk Moses nicht im Geringsten das Wasser reichen, diskreditiert ihn aber trotzdem unverschämt als „antisemitisches, postkolonialistisches Kind von Edward Said“ und „linken Shoah-Neurotiker“, nur weil Moses – anders als Biller – eben kein bedingungs- und vorbehaltsloser Unterstützer der völkerrechtswidrigen israelischen Politik ist. Ich empfinde Billers Arroganz mittlerweile als eine Zumutung für ZEIT-Leser. – Björn Luley

 

Seeßlen und Biller auf einer Seite. Den einen habe ich kürzlich dem ZDF als Mitglied eines „Filmquartetts“ vorgeschlagen, was leider abschlägig beantwortet wurde. Die „Filmgorillas“ würden ausreichen. (Die Franzosen von TV5 Monde bekommen es hin, dass zwei Stunden angeregt über Filme geplaudert wird, aber das Kino hat in Frankreich auch einen anderen Stellenwert als bei uns. „KinoKino“ ist ganz okay, aber die letzte richtig gute Kinosendung war „Apropos Film“. Seriengequatsche bei One brauche ich hingegen nicht.) Beim anderen bin ich, ehrlich gesagt, ganz froh, dass er wenigstens im „Literarischen Quartett“ nicht mehr rumnervt. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbriefe zu „Aussage gegen Aussage“ von Ingo Malcher und Jens Tönnesmann

 

Wieder einmal konnten wir einen sehr aufschlussreichen und interessanten Artikel unseres hochgeschätzten saarländischen Landsmannes Peter Dausend in DIE ZEIT lesen – mit der Überschrift: ‚Die Zukunft ist ein Saarländer‘. Doch möchte ich ihn als Ensdorfer Bürger auf einen sachlichen Fehler hinweisen: Kanzler, Vizekanzler, der Vorstandsvorsitzende des Halbleiterherstellers Wolfspeed sowie viele andere hochgestellte Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft kamen letzthin zur feierlichen Verkündung der chipbefeuerten Zukunft unseres Ortes nicht auf das ‚Werksgelände des stillgelegten Bergwerks Ensdorf‘, sondern sie sahen sich das direkt am Ensdorfer Saarufer befindliche ‚Kraftwerksgelände‘ an, wo bald die größte und innovativste Siliziumkarbid-Chipfabrik der Welt gebaut wird. – Hermann Josef Hiery

 

Bei der Deutschen Bank gehört es offenbar bereits zur Tagesordnung, ja zur Normalität, dass dort hinter den Kulissen dubiose Machenschaften ihr Unwesen treiben. Es ist äußerst auffällig, wie oft dieses Haus doch negative Schlagzeilen macht. Ist das eigentlich noch eine Bank für ganz normale Menschen oder längst schon und nur noch die Zockerbude des Frankfurter Bankenadels? Gordon Gekko lässt an dieser Stelle grüßen. Suspekt, wenn ich zum Schluss so sagen darf. Einfach nur suspekt. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbriefe zu „Sein Herz“ von Volker Weidermann

 

Ein Fan von FC Bayern München bin ich wahrlich nicht, ich halte stets für die, die einer Niederlage gegen den fast immerwährenden Siegerverein zu entkommen trachten. Doch M. Neuer, ein Sohn des Ruhrgebietes, ist immer schon etwas von bloßer Vereinsmeierei Abgehobenes gewesen. Ich sehe ihn vor mir: im ärmellosen Shirt, gelassen, keine Angst des Torwarts vor dem Elfmeter derjenigen, die ihm „Verrat an den Werten“ des Vereins vorwerfen, kaum dass er sich offen und ehrlich und verletzbar gezeigt hat.

Der Verfasser bringt es mit dem zweimal verwendeten Wort „irgendwie“ präzise auf den Punkt: man weiß natürlich und Gottseidank nie 100prozentig, was im Kopf Neuers vorgeht, der „in einem unbeobachteten Moment aus der Überwachung geschlüpft“ (Weidermann) ist. Aber irgendwie eröffnet gerade dies den Raum für Projektionen. Eben einer, der „seit so vielen Jahren …das deutsche Tor bewacht“, „unter unser aller Augen“ und doch „einsam auf weiter Flur“, wie das Foto zum Artikel so schön vermittelt. – Ingeborg Lukas

 

Neben seinem sportlichen Niedergang wird der deutsche Fußball immer stärker zu einer Halluzination von Normalität, weil sich seine Protagonisten immer mehr mit einem erkennbar hohen Maß an Bevölkerungsinfantilität einer Phantasie als der Realität bedienen. Neuer selbst steht dabei für eine unfreiwillig komische Aufmerksamkeit, die seinem fußballerischen Amt zu verdanken ist und eigentlich ihm als Amtsinhaber nützen soll. Aber die neue Generation von Fußballern betont ihre Abstammung ohne Evolutionsschritte. – Jürgen Dressler

 


 

 

Leserbriefe zu „Problem: Bär“ von Fabian Franke

 

Das Miteinander von Menschen und Tieren muß reguliert werden, damit die Artenvielfalt erhalten bleibt und der Mensch keinen Schaden nimmt. Dies geschied in Deutschland durch die kontrollierte Jagd und unkontrolliert durch die Autofahrerinnen und Autofahrer. Nimmt eine Wildart über Jahre zu , in Deutschland die Wölfe, in Rumänien der Braubär, dann werden zunächst Zahen über den Bestand und den Vorbestand gesammelt. Die Ergebnisse werden dann politisch (!) ,ohne Sachverstand, ausgewertet. Das Ergebnis sind Diskussionen ohne Ergebnisse. In Rumänien haben Praktiker ( in diesem Fall die Schafhalter) eine Lösung gefunden. Sie gießen Honig auf die Eisenbahnschienen. Im letzten Jahr wurden soviel Braunbärn vom Zug getötet wie nie zuvor. – Reinhard Schmitz

 

Ich gab diesen Artikel meiner Buchhändlerin. Ihre erste Heimat ist Rumänien. Sie ist „Augenzeugin“ der Beschreibungen Ihres Redakteurs. Auf einer Wandertour während Ihrer Ferien war Sie in der beschriebenen Gegend. Wurde vieleitig „vor dem Bär“ gewarnt. Hat die offenen Abfalltonnen gesehen, aus denen sich der Bär „verköstigen“ kann. In ihrem Ort gab es auch schon einen Besuch des Bärs auf einem Friedhof ! – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbriefe zu „NACHRUF. Jähzornig, autoritär, ungerecht, unverschämt und fantastisch!“ von Daniel Barenboim et al.

 

Gedankenlos, verantwortungslos, hirnlos und im äussersten Mass widerlich ist es, dass die Feuilletonredaktion im Nachruf auf Jürgen Flimm dem Schröder, dessen Name längst zum Synonym für Schande geworden ist, die Möglichkeit gibt, seine Schnorre zu öffnen. Die Schuhputzer von Putins Arschputzer, die dafür verantwortlich sind – egal ob Chef des Feuilletons oder Lehrling oder Putzequipe – haben sich von der Schande Schröders ein grösseres Stück für sich selber abgeschnitten. (Gestrichen habe ich in diesem Satz vorläufig die Ergänzung „sind ein ehrloses Gesindel“.)

Ich lasse das bestehende Abonnement der ZEIT auslaufen und werde es nicht erneuern. Die Kündigung kann zurück genommen werden, wenn im Feuilleton eine deutliche Entschuldigung dafür erscheint, dass dem Schröder im Nachruf auf Jürgen Flimm Platz eingeräumt wurde. Die Entschuldigung muss mindestens eines der oben verwendeten Adjektive enthalten. – Hans Ulrich Müller

 

Da wird der ehemalige Bundeskanzler sicherlich eine kleine Verzagtheit in seinem Herzen verspüren, wenn er feststellt, dass seine klitzekleinen Abschiedsworte ans hintere Ende gesetzt wurden. Das ist so, wie wenn man durch die Innenstadt läuft und dann von irgendeiner alten Bekanntschaft aus der Ferne eigenen Namen zugerufen bekommt. Und man erst überlegen muss, wer denn da solche Anstalten macht. Am Ende hebt man dann zaghaft die Hand, trotzt sich ein kurzes verklemmtes Lächeln ab und geht dann Gott sei dank weiter. So empfand ich nämlich, als ich das Nachrüfchen erblickte. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbriefe zu „Was ist nur aus ihm geworden?“ von Kerstin Kohlenberg

 

Das mag vielleicht ein Klischee sein, aber was soll schon aus einem Achtjährigen werden, der Krawatte trägt? Für eine Kommunion (einzige Ausnahme, die ich für ein solches Outfit gelten lassen würde) sind acht Jahre wohl zu wenig. Das Bild erinnert mich an Aufnahmen, die ich vom jungen Putin gesehen habe. Wieso wurde eigentlich so ein Bohei darum gemacht, dass Musk bei der Gerichtsanhörung einen Schlips umgebunden hatte?

Reichtum macht elend! Und absoluter Reichtum verelendet das Gehirn absolut. Gilt auch u. a. für die Koch Brothers (Lektüreempfehlung: „Dark Money“ von Jane Mayer). Die Geschichte mit dem angeblichen Serienmörder im Nahverkehr passt zu der Paranoia, die unter diesen Leuten verbreitet ist. Was Sie da als „Industrie-Tycoons“ bezeichnen, halten manch Andere für „Robber Barons“. – Thomas Manthey

 

Schon erstaunlich, dass die Wirtschaftsredaktion Aussagen wie “zehn mal billiger” durchgehen laesst: Man braucht kein Abitur, um zu wissen, dass dies mathematisch unmoeglich ist. Ein mal (also 100%) billiger bringt den Preis bereits auf Null. Ueber 100% oder zehn mal = 1000 % geht nicht. Nur Umgekehrt wird ein Schuh draus: Der Shuttle- Preis war zehn mal teurer als SpaceX. Wer kontrolliert diese Sachaussagen? – H. Peter Krebs

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik „Durchblick“ von Cyprian Lothringer (Infografik) und Urs Willmann (Recherche)

 

Vorab: Ich bin ein grosser Fan Ihrer informativen und zugleich faszinierend gestalteten Infografiken. Da es der ZEIT-Verlag in drei Anlaeufen nicht geschafft hatte, wie ich es von mehreren anderen Abos gewohnt bin, die ZEIT spaetestens am Erscheinungstermin unversehrt zuzustellen (max. 4 von 6 im sog. Probeabo), kaufe ich die ZEIT jeden Donnerstag im Laden. Mein erster Blick in WISSEN gilt dann nicht selten der letzten Seite mit der aktuellen Infografik. Li. unten zitieren Sie eine hauefig zu findende Abbildung ‚Elektromagnetisches Spektrum‘. Beim Laien kann das Bild den Eindruck erwecken, der Unterschied von Gammastrahlung und Roentgenstrahlung bestuende in der kuerzeren Wellenlaenge (0,0001 nm) als bei der Roentgenstrahlung (0,01 nm). Das mag vor langer Zeit zutreffend gewesen sein.

Heute wissen wir, dass es sehr energiereichere (also kurzwelligere) Roentgenstrahlung gibt und sehr energiearme (also langwelligere) Gammastrahlung gibt. Im Wikipedia-Artikel inzwischen zutreffend beschrieben https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6ntgenstrahlung Der wesentliche Unterschied zwischen diesen beiden ionisierenden Strahlenarten besteht in der Entstehung, die Sie fuer die Roentgenstrahlen (in Bild darueber) zutreffend beschrieben haben. Gammastrahlung in eine ‚Kernstrahlung‘. Es gibt auch extrem ‚weiche‘ Gammastrahlung, z.B. J-125 mit 35 KeV, also einer Wellenlaenge, wie sie z.B. UV-Strahlung hat. – Prof. Dr. Horst Kuni

 

Leider bin ich erst heute auf die Infografik No. 711, vom 09. Februar 2023, gestoßen und möchte Ihre Aufmerksamkeit darauf lenken, dass der dort verwendete Begriff „Radioaktive Strahlung“ irrtümlich für die aus Elektronen bestehenden Katodenstrahlung verwendet wurde. Der Deutsch-Schweizerische Fachverband für Strahlenschutz e.V. ( https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.fs-ev.org%2Fhome&data=05%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C59990f97526246bd9bb008db10460d4c%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C1%7C0%7C638121665286164852%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000%7C%7C%7C&sdata=TPFyhMqX4AoNExhseJ17zwHMMqgA5o7i%2FXlsNnPHN6k%3D&reserved=0 ) hat z.B. den unsachlichen Gebrauch dieses Begriffes bemängelt und festgestellt, dass er sich leider schon weit eingebürgert hat.

Ungeachtet dessen sollte man stets darauf achten, dass „radioaktive Strahlung“ immer (!) an einen Stoff gebunden ist, der die Eigenschaft hat, radioaktiv – d.h. strahlungsaktiv – zu sein. Einen solchen Stoff nennt man daher auch „radioaktiver Stoff“ (siehe auch https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2FRadioaktivit%25C3%25A4t%23Begriffsverwendungen&data=05%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C59990f97526246bd9bb008db10460d4c%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C1%7C0%7C638121665286164852%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000%7C%7C%7C&sdata=k5RP%2FvM4%2B5jV1ps6GXyqg4GKgziKS5fddLtTAj4wfII%3D&reserved=0 ).

Crookes hatte mit Katodenstrahlen experimentiert, und diese Strahlen sind Elektronenstrahlen. Sie stammen nicht von einem radioaktiven Stoff ( https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2FWilliam_Crookes&data=05%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C59990f97526246bd9bb008db10460d4c%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C1%7C0%7C638121665286164852%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000%7C%7C%7C&sdata=jBYLRoOjLFyjNviub9uuS8jNsnQK%2BsFlW7yVaMz8%2B5o%3D&reserved=0 ). Daher verbietet sich der Name radioaktive Strahlen an dieser Stelle. Wenn denn aus Ihrer Sicht „radioaktive Strahlung“ tatsächlich als eigenständige, d.h. nicht an einen radioaktiven Stoff gebundene Strahlung in der Natur vorkommen würde, warum ist sie dann nicht bei Ihrer Darstellung des elektromagnetischen Spektrums zu finden? – Dietmar Zappe

 


 

 

Leserbrief zu „PROMINENT IGNORIERT. Wurstlos“ von USTO

 

Was ich immer als Erstes lese, wenn ich mir die neue „Zeit“ am Kiosk hole? Prominent ignoriert! Aber: Nicht abgeholter Lottogewinn – weil keine Lottofee – oder dann doch … Gemüse – Schröder – Currywurst – artgerechte Haltung … Hm, früher war mehr lustig, besser ausgesucht und immer ein Anlass zum Schmunzeln. – Robert Bähring

 


 

 

Leserbrief zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Auch nicht schlecht war ja „Ich sehe mich als Realisten an, der geerdet ist und nicht im Elfenbeinturm lebt.“ Fürchterlich ungelenk, wie er sich ausdrückt, ich kann es einfach nicht anders sagen. Fast schon bäurisch. Wie ist der eigentlich Präsident des Verfassungsschutzes geworden? – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zum Titelthema „DER RISS“ von Robert Pausch und Holger Stark

 

Sie konstatieren einen Riss zwischen Bundeskanzler Scholz und der Außenministerin Baerbock. Ich sehe da keinen Riss. beide sprechen sich dafür aus Waffen in die Ukraine zu liefern. Einen Riss sehe ich ganz wonanders. Das Tischtuch in Europa ist zerschnitten. Denn auch Russland gehört ja mit einem Gutteil zu Europa. Was sit passiert? Ein zwar großes, aber unterm Strich betrachet, kleines und überschaubares Land, die Ukraine, hat dafür gesorgt, dass die europäische Ordnung ins Wanken geraten und im Endeffekt zerstört wurde. Stabil erscheinen im westlichen Europa die Staaten von Spanien.

Frankreich, Deutschland, die Nordländer und Großbritannien. Italien ist auch stabil. Dann kommt ein halb stabiler Balkan mit Sprengsatz im Kosowo. Zwischen Türken und Griechen gärt und brodelt es. Die Polen und Balten wollen die neuen Musterschüler Amerikas sein. Dann beginnt der Kladderradatsch. Sie Nachwehen des Osmanischen Reiches, des alten Österreichs und Österreich-Ungarns, Bulgarien und Rumäniens treffen sich in der Ukraine, wo sie auf Russlands Macht- und Hegemonieanspruch treffen. Insoweit hat sich hier seit dem Krim-Krieg 1853-1856 nur unwesentrlch etwas geändert.

Feste Pole scheint es in der Region nicht mehr zu geben, denn ansonsten wäre das Ganze nicht so ins Rutschen geraten Die deutsche Bundesregierung meint nun diese Probleme eines halben Kontinents mit Waffenlieferungen in die Ukraine ( zur Selbstverteidigung) gegenüber dem Agressor Russland lösen zu können. Mir scheint da keine Lösung in Sicht. Die Instabiltät Europas wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen. – Dr. Detlef Rilling

 


 

 

Leserbrief zu „»Alle lästern, aber alle wollen hierher«“ von Mariam Lau

 

Der Beitrag zeigt ganz gut, dass Berlinerinnen und Berliner augenscheinlich in ihrer ganz eigenen Blase leben. Fashion Week, Frau Bürgermeisterin, ist was genau? Und nein, das dürfen Sie glauben, nach Berlin will längst nicht jeder. Die Stadt redet sich selbst schön, wenn ich das mal behaupten darf. So toll ist sie eigentlich nicht. Bodenständigkeit? Bescheidenheit? War noch nie die Stärke dieser Stadt oben rechts irgendwo bei Brandenburg.

Im Tiergarten läuft man Gefahr, von irgendwelchen Nike-beschuhten Parias angepöbelt zu werden, im Lustgarten warten Bettlerverbände mit Kindern als Rekruten als Wegelagerer auf und am Kottbusser Tor herrscht der Ekel in Ästhetik. Vielleicht ruft die UNESCO den Ort ja zu einem besonderen aus. Scheint ja irgendwie hip zu sein, heutzutage förmlich alles und jeden als kulturelles Erbe auszurufen. Willkommen in der Postmoderne. Die sich selbstbeweihräuchert. Anyway. Kottbusser Tor? Für mich persönlich The Ugliest Place On Earth. Period.

Und auch die Gleichgültigkeit wird sie nicht ablegen. So denke ich zumindest. Sie gehört zur Stadt wie die derbe Unfreundlichkeit ihrer Berliner Schnauze. Doch ich würde lügen, wenn ich sagte, ich führe nicht gerne nach Babylon. Doch, doch, dann und wann statte ich ihr auch einen Besuch ab. Aber dann bin ich Besucher oder Tourist. Nie aber würde ich dort leben wollen. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Queen of House“ von Jens Balzer

 

Ich habe gerade in der „Revue de la presse“ vom November 2018 einen Nachruf auf Charles Aznavour gelesen. Seine Liedtexte schnitten hin und wieder sehr kontroverse Themen an. Darunter auch Homosexualität. Aber von exploitativer „kultureller Aneignung“, weil ein nicht-homosexueller Künstler ein Lied aus Sicht eines Homosexuellen singt, war damals noch nicht die Rede. So weit war man damals noch lange nicht. Die Presse war regelrecht schockiert, vor allem, als er verkündete, er würde dieses Lied selber singen.

Man kann Aznavours Courage nur bewundern. Ich glaube nicht, dass Beyoncé heute noch so viel Mut braucht. Die aktuelle Popmusik ist ohne Campness ja gar nicht mehr vorstellbar. Ehrlich gesagt: Mir ist das manchmal zuviel des Guten (und auch des Klischees). Ich bin kein allzu großer Freund von Kitsch und Künstlichkeit. Dann doch lieber Campingsendungen im TV (aber bitte nicht in Überdosis auf allen Kanälen). – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „Kämpfer und Romancier“ von Alexander Cammann

 

Den Standpunkt von Frau Ronya Othmann kann ich gut nachvollziehen. Immerhin hat sie einen teils jesidischen Background. Und Jesiden*innen sind bis heute seitens muslimischer Nachbarn systematischer Diskriminierung ausgesetzt. Soviel mal dazu. Ich schließe mich daher der Meinung von Frau Othmann vollumfänglich an. Es ist anmaßend, dass Herr Slahi jetzt den Kurator gibt. Er sollte lieber in der Suppenküche einer Haftanstalt arbeiten, wo er radikalen Islamisten den Schwachsinn ausredet. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Frisch erforscht. Bote des Verlangens“ von Harro Albrecht

 

Harro Albrecht berichtet in seinem Beitrag „Frsch erforscht: Bote des Verlangens“ über die Forschungen zu dem Hormon Kisspeptin. Er betont: „Die Vorsilbe Kiss ist kein zotiger Einfall eines Wissenschaftlers“. Was, bitteschön, wäre daran zotig, wenn hier der Kuss Pate gestanden hätte? Was wäre daran derb, obszön, anstößig?? – Michael Serrer

 


 

 

Leserbrief zu „Francesco Giammarco entdeckt: Fantasieweh“ von Francesco Giammarco

 

„Fantasieweh“: schönes Wort – mit Ausnahme des Umstandes, dass Phantasie mit „F“ geschrieben ist: eine der Todsünden der Rechtschreibreform, dir mir (gleichfalls einem „Münchner in der Fremde“, wie Karl Valentin sich ausgedrückt hätte) immerwährendes „Phantasieweh“ bereitet. – Ludwig Engstler-Barocco

 


 

 

Leserbrief zu „RICHTIG GUTE LEUTE. In dieser Woche freuen wir uns über: Mala Emde“ protokolliert von Stefanie Witterauf

 

Auch ich freue mich über die junge Schauspielerin Mala Emde und ihr Glück, in Paris zu leben (trotz der Luftverschmutzung). Ja, es ist schön, die Möwen am Morgen schreien zu hören und dieses ozeanische Kitzeln im Bauch zu spüren. – Ludwig Engstler-Barocco

 


 

 

Leserbrief zu „Gefährten des Zorns“ von Tobias Timm

 

AFDler*innen schlüpfen ja ziemlich oft in die Rollen unkultivierter Rohlinge, wenn ich das mal so ganz unverblümt sagen darf. So ganz roh und ungeschlacht zu sein, indem man einer Frau in den Arm beißt, ist daher auch nicht sonderlich überraschend. Wir brauchen nur mal einen Blick nach Sachsen zu werfen. Da wird das Regieren ja zu einem regelrechten Spießrutenlauf. Man kann von Herrn Kretschmer denken, was man möchte. Mutig ist er! – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Größer als das Leben“ von Ijoma Mangold

 

Dem Mann sollte man für seinen Mut und für seine weiterhin währende Standhaftigkeit einen Preis verleihen. Auch wenn er bereits Nobelpreisträger ist, finde ich trotzdem, dass er uns kleinen Lesern und Schreiberinnen eine wahrhafte Lobby gibt, die uns mit Stolz und Demut erfüllen sollte. Jetzt würde eigentlich der Part kommen, wo ich aus Solidarität Kritik gegen das Land übe, dass einst eine Fatwa über Herrn Rushdie erlassen hat. Aber so groß ist mein Mut dann doch nicht. Die Gefahr, dass mir eventuell ein Meuchelmörder auflauern könnte, ist mir dann doch zu groß. Der persische Arm reicht weit, wie wir sehen. #BeAwareOfAssassins #Bountyhunters #Menschenjagd #Kopfgeldjäger – Michael Ayten

 


 

 

Leserbriefe zu „Über die Frage, ob man im Büro noch nett und höflich sein kann, ohne die Karriere zu gefährden“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Gerne und regelmäßig lese ich Ihre Essaychen aus Ihrem All- und Vatertag. Manchmal würde ich gerne auch noch „mein“ Martensteinchen dazu tun. Erst recht dann, wenn Sie ausdrücklich darum bitten, wie zuletzt. Also: „Unverzichtbar“ sind Martenstein-Antworten eigentlich nie: Vollwertig ersetzbar sind sie glücklicherweise immer – auch ohne Nudelgericht. Selbst bei der Frage: „Gibt es ein Leben nach dem Tod? – „Mal sehen!“ – Dr. Hansjörg Bessler

 

Das war die witzigste Kolumne seit langem – sehr lustig und auch scharfsinnig. (Ich sehe das so – was meinen Sie?) – Andrea Teupke

 

Ich habe Tränen gelacht! Wie immer einfach toll diese Kolumne!! – Sibille Haag

 


 

 

Leserbrief zu „ICH VERSUCHE, DEN SCHMERZ DURCH HUMOR ZU LINDERN“. Gespräch mit Paul Rudd geführt von Johannes Dudziak im ZEIT Magazin

 

Zunächst eine kleine Spitzfindigkeit: Auf Seite 22 zitieren Sie Herrn Rudd: „Viele Filme, die ich am lustigsten finde, sind als Dramen eingestuft, und einige der dramatischsten Dinge passieren in Komödien.“ Beides ist richtig. Sowohl Komödien, als auch Tragödien sind Dramen, wenn mich meine Erinnerung an die Schulzeit nicht täuscht! Drama ist also der Oberbegriff. Nun etwas Ernstes: Ich finde es bedenklich, dass Sie im Zeitmagazin immer wieder Werbung (hier Gucci etc.) in Berichte und Interviews einbauen. – Dirk Hoppe

 


 

 

Leserbrief zu „Was ich gern früher gewusst hätte“ von Ian McEwan im ZEIT Magazin

 

Dazu ist es leider jetzt zu spät! Die Hauptsache ist doch, dass man es jetzt weiß. Ob dann dieses „zu späte“ Wissen überhaupt noch „Spiel entscheidend für das weitere Leben ist, dass ist wiederum eine ganz andere Frage. Ich kann auch ohne Hund ganz gut schreiben. Früher als wir ab und zu einen „Leihhund“, kurz und nur für eine ganz gewisse Zeit hatten, da ging mir das Schreiben nicht so flott von der Hand, denn der Hund wollte ständig mit mir Gassi gehen und dann waren wir ständig an der frischen Luft. Gut das tat tut, jetzt schreibe ich und gehe ohne Hund Gassi, das tut auch ganz gut, das fließen mir, nur so die Ideen, völlig ungehemmt und vollkommen zügellos im Kopf hin und her! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zum Wochenmarkt „DIE KÖCHIN, DAS HUHN, DIE VANITAS UND DIE KARTOFFEL“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Mmmhhh, lecker! Verbrannte und zermatschte Blutorangen mit Beilage (etwas weniger verbrannt). Sieht eher nach einem Schlachtengemälde aus. Erstaunlich, dass doch so viele Ihrer Leser*innen diese kulinarischen Köstlichkeiten nachkochen (und sich hinterher über Acrylamide beschweren, sind aber nunmal Acrylfarben). – Thomas Manthey