Lesezeichen
 

2. Februar 2023 – Ausgabe 6

Leserbriefe zu „Anekdoten gegen Abgründe“ von Bernd Ulrich

 

Statt einer weiteren Eloge auf Merkel eine differenziertere Betrachtung. Das Fazit: Ihre Methode war meist richtig, die Ergebnisse eher weniger. Das Gegenmodell war bei näherem Hinsehen ihr Vorgänger im Amt Schröder. Er war zupackend und hat das getan, wovor Merkel zurückgeschreckt wäre: etwas Unpopuläres, aber Richtiges einzuleiten, von dem er ahnte, es könnte zum Machtverlust führen. Die Agendapolitik war von diesem Kaliber und zeichnet politische Größe aus. Von Merkel ist nichts Dergleichen überliefert. Sie hat regiert mit hohen Zustimmungswerten, aber ohne Fortüne. Der historische Rückblick wird ihr nicht schmeicheln. – Christoph Schönberger

 

Herzlichen Dank für den großartigen Bericht über Frau Merkel. Dem muss man nichts mehr hinzufügen. Das was Sie beschreiben, hätte ich mir gerne als Selbstreflexion von Frau Merkel während des Interviews mit der ZEIT- Nr.51/22, gewünscht. Frau Merkel fand ja vieles „alternativlos“, wahrscheinlich fand sie sich selber auch „alternativlos“, nach dem Motto:“Sie kennen mich!“ – Ute Koch

 

Bei aller berechtigter Kritik von Bernd Ulrich am 2.2. 23 an den unterlassenen Reformen und Moderniserungen in der Ära Merkel muss doch wohl das gewaltige und weitgehend erfolgreiche Aufbauprogramm Ost erwähnt werden. Aus einer maroden Infrastruktur, fast unbewohnbaren Altstädten, einer ruinierten Umwelt wurden „blühende Landschaften“. Die Arbeitslosigkeit sank von 30 auf unter 10 %. Im Ausland staunt man. – Hans-Georg Ambos

 

Methode Mutti. Tja, lieber Bernd Ulrich, wie kann das sein, so dramatisch schlechte Ergebnisse trotz herausragend guter Politik? Vielleicht liegt es ja an Ihrem Verständnis von „herausragend guter Politik“. Freundlichkeit zu fast allen, keine Skandale – das allein kann’s doch nicht sein, und bei Prädikaten wie „elegant“ und „schön“, die Sie in Ihrem Zeugnis für eine Bundeskanzlerin verwenden, fühle ich mich geradezu auf den Arm genommen.

Das Erfolgsgeheimnis der „Methode Merkel“ war doch, dem Wahlvolk nur ja nichts zuzumuten, es im Wohlergehen einzulullen und ihm das politische Denken abzuerziehen („Sie kennen mich“) – wie eine Mutter, die ihr Baby wiegt und „Alles wird gut! Wir schaffen das!“ flüstert. Politik kann da nur stören! Und wo sie’s doch einmal gewagt hat, bei der Flüchtlingswelle 2015, ist sie im Gegenwind bald wieder in Deckung gegangen und hat alles Konkrete den engagierten HelferInnen und OberbürgermeisterInnen überlassen. Nach dem Motto: Wer nichts tut, macht keine Fehler. Inzwischen lernen wir schmerzlich: Doch! – Josef Pütz

 

Bernd Ulrich kann ich beipflichten, wenn er die Verdienste und Versäumnisse der Ex-Kanzlerin auflistet und von einem Epochenwechsel historischen Ausmaßes spricht, der ein alternatives politisches Agieren verlangt. In Angela Merkels vermeintlicher Weigerung, eigene Fehlurteile selbstkritisch einzugestehen, ein Hindernis für eine flexiblere, mutigere, nachhaltigere Politik in Gegenwart und Zukunft zu sehen, wie der Text unterschwellig suggeriert, halte ich jedoch für maßlos übertrieben.

Die Enttäuschung über die bisherige Performance der Ampelkoalition mag berechtigt sein. Zumindest gegenwärtig, angesichts multipler Krisen, ist eine Politik des vorsichtigen Abwägens, wie Olaf Scholz sie betreibt, keineswegs falsch. Den Regierungschef für einen männlichen Klon Merkels zu halten, mag bei oberflächlicher Betrachtung plausibel klingen. Doch es ist verfrüht, ihn nach einjähriger Kanzlerschaft unter Extrembedingungen auf einen ängstlichen Zauderer oder staubtrockenen, arroganten Ultra- Pragmatiker ohne Visionen zu reduzieren, wie dies in vielen Leitartikeln allzu oft geschieht. – Rüdiger Paul

 

Merkel hatte den politischen weitblick eines maulwurfs. – siegfried wittmann

 

Die Assonanz in der Überschrift macht noch keinen guten Artikel. Der Verfasser arbeitet sich an dem scheinbaren Gegensatz zwischen der „großartige[n] Politikerin“ Merkel und den „verheerenden Ergebnissen“ eben ihrer Politik ab. Da hilft auch kein relativierender Rekurs auf einen wie auch immer gearteten Epochenwechsel. Der Widerspruch verschwindet jedoch, wenn man die 16 Jahre Merkelscher Kanzlerschaft als Abwesenheit politischer Weitsicht begreift.

Denn an welcher Stelle wurden strategische Weichenstellungen in der Klimapolitik eingeleitet, wo wurden in die Zukunft weisende Akzente in der maroden Infrastruktur gesetzt und wann wurden vorausschauende Konzepte in der Verkehrspolitik durchgesetzt, um nur einige Politikbereiche zu nennen. So betrachtet löst sich der Gegensatz zwischen Methode und Inhalt auf, und der kritische Zustand unseres Landes wird als das erkannt, was es tatsächlich ist: Folge eines politischen Totalversagens. – Willi Goldstein

 

Ihrer Ansicht, Angela Merkel sei eine herausragend gute Politikerin gewesen, widerspreche ich entschieden. Als Kanzlerin stand sie für „Merkel-Mehltau“, jetzt erleben wir den „Merkel-Müll“. – Dr. Gernot Henseler

 

Vielen Dank für diese treffende Analyse, die ihre Stärke aus der Loslösung vom Kleinteiligen gewinnt. Man könnte allenfalls ergänzen, dass 16 Jahre Kanzlerschaft grundsätzlich zu viele sind, selbst für eine an sich begnadete Politikerpersönlichkeit wie Frau Merkel. Man kann sich als Kanzler – bei aller Integrität und Intelligenz – aufgrund des höchst arbeitsintensiven Alltags nicht mehr in der notwendigen, auch emotionalen Tiefe mit den Notwendigkeiten eines Epochenwechsels verbinden. Nach 16 durchgearbeiteten Jahren kann man das „Alternativlose“ nur noch aus der Vergangenheit schöpfen und verpasst es – wie offensichtlich geschehen – die Politik an den Erfordernissen einer grundverschiedenen Zukunft auszurichten. Zwei Amtszeiten reichen, das könnten wir aus der Merkel-Ära endlich lernen. – Dr. Christian Voll

 

Die Auswirkungen Merkels inkrementeller Politik und die damit einhergehende Fortschreibung des jeweiligen Status Quo statt einer strategisch, vom Ende her betrachteten Entwicklung der sich seit langem abzeichnenden Megatrends wie beispielsweise Klima, Demografie oder die strukturelle Deformationen vieler Bereiche unserer Volkswirtschaft (Lieferkettenabhängigkeiten, fehlende Produktkomponenten) werden immer sichtbarer. Vorausschauendes politisches Handeln sieht anders aus, es vermehrt zu ersetzen durch situative Entscheidungen war noch nie eine gute Idee, es weiter so zu machen erst recht nicht. – Herbert Beschmann

 

Die Ambitionslosigkeit der merkelschen Politik ist durch ihren Spruch, dass sich Politik am Machbaren (statt am Erforderlichen) orientieren soll am besten ausgedrückt. Aber auch die Krisen hat sie nicht ordentlich bewältigt: Durch ihr zögerliches Verhalten in der Finanzkrise hat sie deren Kosten unnötig in die Höhe getrieben. – Rüdiger Weigel

 

Nachdem Sie die Amtszeit der Kanzlerin Merkel mit geradezu hagiographischen Texten begleitet und verklärt haben, durfte man gespannt sein, ob Sie nun auch die überwiegend katastrophalen „Ergebnisse ihres Regierens“ glorifizieren. Das Resultat ist verblüffend – Sie versuchen allen Ernstes, den offensichtlichen Widerspruch zwischen einer „herausragend guten Politikerin“ und den „dramatisch schlechten“ Ergebnissen ihrer Politik irgendwie zu verkleistern. Die Frage, warum die angeblich mächtigste Frau der Welt und Anführerin der freien Welt es nicht geschafft hat, das Komplettversagen ihrer Kabinette z. B. in den Bereichen Verteidigung, Digitalisierung und Infrastruktur zu verhindern, erklären Sie schlicht mit fehlendem „Durchgriff“!

(Wäre „fehlender Durchblick“ nicht viel plausibler?) Sie schreiben: „Merkel hat nicht 16 Jahre regiert, während Wirtschaft, Koalitionspartner, Opposition und Medien gerade im Exil waren.“ Sehr richtig – und bezogen auf die Medien im Allgemeinen und die ZEIT und den Autor Ulrich im Besonderen: Sie haben 16 Jahre lang die Kanzlerin Merkel in Watte gepackt und von Kritik verschont wie noch keinen Regierungschef zuvor. Sie haben eine Ihrer wichtigsten Aufgaben als „vierte Gewalt“ in einem demokratischen Rechtsstaat einfach nicht wahrgenommen. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Warum flieht sie in Details? In diesem Abschnitt steht ein Schreibfehler, der meine Einschätzung zur Umweltpolitik von Frau Dr. Merkel trifft: „Darauf ( auf die Beklommenheit über die Ära Merkel in Bezug zu ihrer Russlandpolitik) hat Merkel Antworten von schier unendlicher Detailliertheit parat, in der Nano-Politik ( „freudscher Verschreiber“ Nano statt NATO) jener Jahre ist sie praktisch unschlagbar, schließlich war sie immer dabei, und Einzelheiten gehören nun mal zu ihrer Kernkompetenz.“

Nano-Politik, Politik in „Nano-Schritten“ zur Verminderung, ja Verhinderung der Erderhitzung ist Ursache für meine Beklommenheit über die Ära Merkel. Der Titel ihres ersten Buches: „Der Preis des Überlebens“ Gedanken und Gespräche über zukünftige Aufgaben der Umweltpolitik. Deutsche Verlagsgesellschaft Stuttgart 1997, zeigt ja, dass die damalige Ministerin für Umwelt „verstanden“ hat und dazu stehen könnte, dass sie viel zu wenig von dem Möglichen mit ihrer Richtlinienkompetenz durch-Gesetz-that. Der Preis des Überlebens steigt weiter. – Dr. Ludwig Brüggemann

 

Bei Frau Merkel und Herrn Scholz gilt offenbar die Erkenntnis: „Was ich nicht sage, brauche ich später nicht zu rechtfertigen“. In der Rückschau ist die Bilanz der <Ära> Merkel durch einige Versäumnisse und Fehleinschätzungen geprägt und ob der schweigsame Kanzler Scholz, der „die Richtlinien der Politik bestimmt“ die ideale Besetzung ist, wird sich noch herausstellen. Generell sollten Politiker immer bedenken, dass sie vom Volk gewählt sind und dieses erwartet, dass man ihm politische Maßnahmen erklärt.

Volkmar Wissing ist hier offenbar eine Ausnahme: Er offenbart dem Wähler, warum auf unseren Autobahnen keine Geschwindigkeitsbegrenzung eingeführt werden kann, da ihm die Mittel fehlen, um die erforderlichen Schilder herstellen zu lassen. Vielleicht haben ihm seine Mitarbeiter noch nicht zugeflüstert, dass in Österreich (und nicht nur dort) generell ein Limit von 130 kmh gilt und man dafür kein einziges Schild benötigt. Die Umwelt dankt es den Österreichern. – Klaus Grieshaber

 

Bernd Ulrichs Versuch, den guten Ruf seiner verehrten Kanzlerin durch die verwegene These zu retten, sie sei unwissentlich nicht auf der Höhe der Zeit gewesen und hätte trotz exzellenter Politik keine Chance gehabt, ein annehmbares Erbe zu hinterlassen, ist der untaugliche Versuch zu vertuschen, dass er sich geirrt hat. Mitleid könnte man allen haben, die Merkel ob ihrer Regierungskunst gelobt und sich heut verwundert fragen, warum im Land das Chaos tobt. Mit Merkel haben sie gemein, dank besonderer Gaben nie fehlerhaft zu sein oder sich geirrt zu haben. Sie haben daher ein Problem:

Wie kann Merkels gute Handeln – der Euro gelte als Emblem – sich in solche Krisen verwandeln? Das die „Ehemaligen“ zu fragen, Merkels Freunde also und Vasallen, vermeidet großes Unbehagen, ist aber das bequemste von allen. Hätte man Kritiker gefragt, wäre die Antwort ergiebig. Sie hätten freimütig gesagt, Merkels Politik war zu beliebig. Sie verfolgte keine Strategie, ihre Taktik war nicht schlüssig. Sie wusste viel zu oft nicht, wie man geht, wenn der Weg abschüssig. Ihre Kunst zu adeln – „die Summe ist schlechter als ihre Teile“ – entspringt der Hemmung, sie zu tadeln. So bleibt die Welt der Verehrer heile. – Johannes Kettlack

 

Ich frage mich, warum Herr Ulrich 15 Monate warten musste – es war für mich schon lange offensichtlich, dass Frau Merkel das Land schlecht regiert hat. Sie hatte einige echte gute Augenblicke und international ein irres Standing – das hat sie sehr populär gemacht. Aber sie hat daraus nichts praktisches gemacht. Blicken wir mal ca. 10 Jahre zurück. Frau Merkel hat die Griechen klein gekriegt und in Deutschland überlegende 41% erzielt. Die FDP ist raus, die Grünen klein mit Hut. Also – alles prima.

Aber sie macht halt nichts draus: Die CSU verwaltet das Verkehrsministerium wie ein Hund einen Wurstvorrat; SPD und CDU schieben sich teure Rentengeschenke zu; Ein Digitalpakt wird viel zu kompliziert aufgesetzt – ich weiß gar nicht, ob die €5 Milliarden irgendwo wirklich geflossen sind – und wenn ja – irgendwo richtig geholfen haben; „Wir schaffen das“ – das hört sich prima an – aber vielen armen Kommunen, die schaffen es einfach nicht. Die ganze Struktur der Finanzen in Deutschland, die wird nicht reformiert; Deshalb haben wir ja eine marode Bundeswehr, kaputte Straßen und Schulen und kein vernünftiges Mobilfunknetz im Land – Schäuble freut sich an der schwarzen Null;

Der Tag des Atomausstieges kommt heran – aber es werden keine neuen Kraftwerke gebaut – Ökoenergie wird von der CDU nach Kräften bekämpft, die Umwelhilfe mit Terroristen verglichen; VW passiert nichts; Einwanderer kommen auch nicht – die Demographie schlägt erst in meiner Rente zu – Mensch, da war Helmut Schmidt ehrlicher; Und was mit Russland alles passiert ist, dass haben sie in vielen Artikeln und Podcast schon angesprochen – nur noch drei tolle Aktionen aus der Außenpolitik: Griechenland / Türkei Deal: Sollte Griechenland nicht ein vernünftiges Asylsystem aufbauen – zusammen mit Brüssel und den anderen Nachbarländern.

Da ist nichts geschehen; Minsk Prozess – Agressionen von Russland im Donbass von 2014 – Abschuss der MH Maschine – alles ohne Konsequenzen – da wird nicht nachgehakt, nicht gemacht. Klar, das kann man als Einladung für weitere Schritte verstehen. Wenn Sie als Arbeitgeber gegen einen schwachen Mitarbeiter nicht handeln (z.B. einen Alkoholiker), das wird durch Nachsicht nicht besser – ganz im Gegenteil – der / die säuft dann mehr; EU Motor Frankreich – Zusammenarbeit mit Macron – alles Fehlanzeige – Schweigen. Frau Merkel hat die EU nicht geführt, hat keine Allianzen gesucht. Orban kann bei der CSU auftreten – ich fasse es nicht;

Wir zahlen aktuell Steuern wie von Hans Eichel vorgesehen – sie hat ja nie eine Steuerreform versucht oder angedacht- Ehegattensplitting, Reichensteuer, Soli – alles einfach liegen lassen – nichts tun. Und der so gefährliche reine Alkohol – in Whisky, Bränden, Gin gerne in der 40-45% Variante enthalten, der kostet tatsächlich immer noch DM 25,50 / l Steuer – ganz wie das ihr alter Verleger Helmut Schmidt Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts, also vor 40 Jahren, festgelegt hat. Also – wie lange waren Sie auf einem anderen Planeten? Der Bürger wollte es nicht anders, er hatte Alternativen. – Stephan Siegel

 

Sie schreiben in Ihrem Artikel, „Merkel würde dem Land einen Dienst erweisen, wenn sie (…) darüber reden würde, wo die Geschichte stärker war, als sie selbst“. Merkel hat diesem Land viele Dienste erwiesen, als es ihre Aufgabe war. Und ja, es gibt für uns immer noch noch viele Herausforderungen in der Zukunft. Ich sehe aber nicht, wie dabei ein so rückwärts gewandter Artikel helfen könnte. – Björn von Lengerke

 

Sie sehen „den wohl wichtigsten Grund für die Beklommenheit im Umgang mit den Merkel-Jahren im unaufgelöösten Widerspruch zwischen ihrem doch ziemlich guten Regieren einerseits und den einigermaßen verheerenden Ergebnissen ihrer Politik andererseits“. Entschuldigen Sie bitte, aber in dieser Beschreibung besteht für mich ein nicht akzeptabler Widerspruch: wenn die Ergebnisse so verheerend waren, kann das Regieren wohl nicht besonders gut gewesen sein. Ich habe daraus bei der letzten Bundestagswahl meine persönlichen Konsequenzen gezogen. – Andreas Tiefensee

 

Ihre Aussage: Ein Jahr ist es her, dass eine andere Kanzlerin aus dem Amt ausschied. Nach 16 Jahren nahm Angela Merkel mit dem Großen Zapfenstreich Abschied vom Posten der Regierungschefin. Viele politische Beobachter waren damals überzeugt, dass Merkels Abgang eine große Leerstelle hinterlassen würde. Im Kanzleramt, in der Bevölkerung und in ihrer Partei. Nanu, wieso: selbst für Sachkenner allenfalls eher ein weiterer Beweis, dass irren menschlich ist!

Auch ein unterstelltes Urteil der BRD-Bürger hat zu ähnlichen Prognosen im Gegensatz zu sogenannten Experten meines Wissens eher gestimmt, gelegentlich temporär gepasst. Die Frage bezüglich Qualität und Nachhaltigkeit in Bezug auf unsere Exkanzlerin und deren nationale und europaweite Ein-/Auswirkungen muss heutzutage nicht nur erlaubt sein, sie ist längst überfällig. Frau Merkel als Nachfolgerin von Helmut Kohl und beider Regierungszeit einzeln wie in Summe 16 + 16 = 32 Jahre sind nahezu auf ganzer Linie eine arge, eine in vielerlei Hinsicht enorme Katastrophe für die deutschen Bürger, das Land und Europa, was deren Zukunft und Entwicklung anbetrifft.

Während H. Kohl unser geschätzter russischer ‚Freund und Geburtshelfer‘ GORBI nolens volens wohlwollend beiseitestand und ihm den Ruf ‚erfolgreicher Staatsmann‘ als Folge der Wiedervereinigung bescherte, hat Frau A. Merkel so gut wie alles gegen die Wand gefahren. Es stimmt einfach nichts, die gesamte nationale Infrastruktur ist ausnahmslos notfällig, ein nachhaltiges, ein unverkennbares Desaster. Frau Dr. A. Merkel war -aus meiner Sicht als alter Mann- eine Intrigantin, unfair, hinterhältig und krumm, ausschließlich ihren Lakaien und Stiefelputzern zugeneigt, wie nicht nur die vorgeblichen Drs. als Plagiatsfälle drastisch belegen: so Frau Anette Schavan, enge Vertraute von Bundeskanzlerin Angela Merkel im bisher berühmtesten Plagiatsfall Botschafterin und viele andere Fälle mehr.

Die Ära von Bundeskanzlerin Angela Merkel war weder zukunftsgerichtet, noch nachhaltig noch nachahmenswert, es waren insgesamt verlorene Jahre für unser Land und seine Zukunft, insonderheit für die überdimensionierte EU eine echte Belastung, die noch heute nachwirkt. So auch die bemerkenswerte Zirkusnummer, drei gewichtige Frauen auf high heels, Bundeskanzlerin mit zwei dummen Wehrministerinen in Gala-Aufmachung nebeneinander auf dem roten Teppich, Zapfenstreich, einfach sonderlich, ideenlos und plump, gefolgt von einem dressierten Hünen von Tambourmajor, dem die Peinlichkeit der Situation im Gesicht geschrieben schien.

Diese Aufmachung, ebenso toll und gestylt wie geschmacklos und demaskierend aus Bürgersicht, eben antiker, femininer Regentenstil. Derartige zeitlose Takt- und Geschmacklosigkeiten wie Frauen als Wehrministerin sind allenfalls nur noch zu toppen mit einem Mann als Familienminister, primitive Rituale statt Zukunftsperspektive! Nun ist sie weg, niemand vermisst sie! Gott sei Dank!

Die Stütze der deutschen Politik der letzten Jahrzehnte war und ist das Unternehmertum, waren die Manager aus Industrie samt Handel mit Im- und Export. Die Politik, mehr noch die Politiker und die Riesenschar derjenigen, die sich dafür hält, waren bis dato unverdient die eigentlichen Nutznießer mit Einkommen, Pension und Freizeiten ohne Ende, die Krux der stupide Verwaltungsmoloch. Es wäre die Aufgabe der Medien gewesen, auf die kuriosen wie die geschmacklosen politischen Geschehnisse zumindest hinzuweisen, besser zu kommentieren. Aber weit gefehlt, die Politiker und deren Machenschaften zu kritisieren ist zu riskant, da sind die Stories um Boris Becker u.a.m. z.B. einfacher und risikoloser für die Sorte von Medienkriecher und Nieten, die heute die Medien beherrschen. Na, dann mal weiter so nach dem Motto: Strebe nach Ruhe, aber durch das Gleichgewicht, nicht durch den Stillstand deiner Tätigkeit. meint Friedrich Schiller. Ein alter Mitbürger, der sich Kritik erlaubt, bevor die Blasen platzen. – Peter Laufenberg

 

Bernd Ulrich sorgt sich um Merkels Memoiren. Wegen ihres erfolgreichen Führungsstils wird sie weiter bewundert, und doch sind die Ergebnisse ihrer Kanzlerschaft, die Situationen in den Aktionsfeldern – Klima/Umwelt,Deutsche Bahn,Infrastruktur,Pflege,Schule,Bundeswehr,Mieten,Demoskopie und Bürokratie- desaströs.

Bernd Ulrich führt mangelnde Führungstechnik – die Methode Merkel wurde nicht an sich verändernde Gegebenheiten angepasst – als Erklärung an. Auch mangelnde Führung – sie hat die Probleme nie zu ihrer eigenen Sache gemacht – wird ihr angelastet. Stimmt das? Merkel war auch Parteivorsitzende. Noch eine Weichenstellung mehr, nach Atomausstieg und Flüchtlingsfrage, hätte die Partei zerrissen. Selbst diese Weichenstellungen werden nach wie vor von der Mehrheit

( C- Parteien, AfD,FDP) nicht geteilt. Die Gründung der AfD mit Christdemokraten fällt in ihre Amtszeit. Grundsätzlicher noch, doch vernichtend in ihrer Konsequenz, die angeführten Versäumnisse werden von besagter Mehrheit als solche nicht erkannt. Selbst heute führen die C-Parteien in Umfragen. Diese Mehrheit zeigt sich damit als nicht zukunftsfähig. Einzelinteressen dominieren Gemeinwohl . Statt wie Bernd Ulrich, Erkundungen ins Reich der Ehemaligen zu lenken, sei auf die 5 unumgänglichen Kehrtwenden in der Jubiläumsschrift für den Club of Rome „Earth for All“ hingewiesen. Sie zu diskutieren wird empfohlen. Dort wird vorgerechnet wie Gemeinwohl die Lösung der Krisen sein könnte. – Klaus Warzecha

 

Politik sehr gut, Land dafür kaputt? Es bleibt nur zu hoffen, dass diese Seite 4 der aktuellen 5. Jahreszeit gewidmet und folglich nur halb so ernst gemeint ist. Kein relevanter Bereich unserer Gesellschaft ist nach 16 Merkel-Jahren nur annähernd unbeschadet und krisenfest geblieben. Infrastruktur, Bildung, Zuwanderung, Gesundheitswesen, Rentensystem, innere und aktuelle mehr denn je äußere Sicherheit. Dabei liegen die Wurzeln des Übels noch länger zurück. 16 zähe Jahre lange Kanzlerschaft von H. Kohl haben unser Land in die Zweit- und Drittklassigkeit abdriften lassen: Kupfer- statt der bereits verfügbaren Glasfaserkabel, falsch verstandene Wiedervereinigung als ökonomische und territoriale Wiedervereinnahmung der ehemaligen DDR…

Die Folgen sind jeweils noch bis heute gegenwärtig. Das Intermezzo eines gewissen(losen) G(roßkotz) Schröder und seiner völlig unvorbereiteten SPD haben alles nur verschlimmbessert. Nur vor diesem „historischen“ Hintergrund konnte Kohl`s „Mädchen“ jemals Kanzlerin werden. Ihr physikalischer Hintergrund gab sehr bald mehr Anlass zu ernsthaften Assoziationen mit einem gleichnamigen Theaterstück von F. Dürrenmatt als zur Annahme wirklicher Führungs- und Entscheidungsqualitäten. Ihr Beitrag belegt dies vortrefflich. Zugegeben, sie mag „blitzgescheit“ gewesen sein in Sachen parteiinterner Intrigen. Aber doch nur deswegen, weil ihre innerparteilichen Gegner noch übersichtlicher befähigt waren als die später „Bundes(raben)mutti“.

Ebenso kann es sich bei ihrer involvierten Büroleitung nur um Spuren von Hochintelligenz handeln, wie bereits bei ihrem politischen Ziehvater, dessen groß angesagte politisch – moralische Wende zur kläglichen Patenthalse mutierte. Bereits die Zusammensetzung der verschiedenen Kabinette spricht Bände über Merkel`s bescheidenes Qualitätsverständnis. Nicht das Allgemeinwohl stand hier Pate, sondern der alleinige Machterhaltungswille.

Nicht einmal das höchste Amt des Bundespräsidenten in Person von H. Köhler war gefeit vor solchen parteipolitischen Machtspielchen. M.E. lautet das schlichte Schlüsselwort für Merkel`s Totalausfall „alternativlos“. Wer damit ständig kokettiert ist letzten Endes nur zu bequem über lohnende Alternativen nachzudenken. Und sie zulassen, auch wenn sie nicht dem internen Machtzirkel entstammen. – Dr. med. Christian Deindl

 

Wie erklärt sich der Widerspruch: herausragend gute Politikerin mit dramatisch schlechten Ergebnissen? Er erklärt sich durch die blinden Flecken in der Wahrnehmung der Merkel-Jahre. Beispiel Innenpolitik: seit der Agenda 2010 wurde vom Staat eine Sparpolitik betrieben, die 1. einen Personalmangel in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes geführt hat: Justiz, Polizei, Finanzamt, Jugendamt, Schulen, Kliniken in öffentlicher Hand und 2. zu maroder Infrastruktur, maroden Schulen, maroder Bundeswehr etc geführt hat. So führte die „schwarze Null“ dazu, dass der Staat weniger funktionsfähig wurde und all diese Bereiche überlastet wurden. Die Ausbeutung der Arbeitnehmer:innen wurde vom Staat vorgegeben, der Staat praktizierte Outsourcing (nur als Beispiel einer Auswirkung: der Chaos im Sommer am Düsseldorfer Flughafen), das Präkariat und Dumpinglönte entstanden.

Der Arbeitsmarkt wurde rau. 2015 war es mE richtig, die Flüchtlinge aufzunehmen, aber der kaputtgesparte, nicht mehr funktionsfähige Staat konnte die Herausforderungen nicht stemmen, weder für die Abgehängten hier eine Perspektive schaffen (zB im Osten, im Ruhrgebiet), noch die Integration zu unterstützen (zB durch Sozialarbeiter:innen an Brennpunktschulen, genügend Polizeikräfte, genügend Richter:innen, so dass Urteile schnell gefällt werden usw), so dass zum Teil rechtsfreie Räume entstanden sind, die nicht mehr durch die Polizei kontrolliert werden können – siehe Berlin). Je weniger Perspektiven, desto mehr Menschen wendeten sich den falschen Versprechungen der AFD. (Am besten gelingt es, den Stimmenanteil der AFD niedrig zu halten, indem man eine gute Politik macht, die bei den Menschen ankommt, Probleme erkennt und löst).

Zur Politikverdrossenheit gehörte nicht nur die mangelnde Perspektive durch Dumpinglöhne u Arbeitslosigkeit, sondern noch ein anderes Phänomen, auch mit einem blinden Fleck behaftet: in großen Konzernen fanden zunehmend desastruöse Management-Fehler statt, die für die Verantwortlichen ohne Konsequenzen blieben. Konzerne schrieben an den Gesetzen mit, wie es ihnen passte, es wurde im großen Stil betrogen (zB Abgasskandal, Abwanderung von Arbeitsplätzen zur Profitmaximierung, die Misswirtschaft der Banken, die in spekulative Hedgefondsprodukte setzten und die Betreuung der Kleinkunden vernachlässigten, nach der Rettung der Banken das „Dankeschön“ in Form von Cum-Cum und Cum-Ex usw). Die Verantwortlichen glänzten durch Verantwortungslosigkeit. Es fand eine Entkopplung von Macht und Verantwortung statt.

Das beschädigte die Demokratie ungemein. Moralisch und juristisch wurden die Verantwortlichen nicht belangt, Korruption spielte eine immer wichtigere Rolle. [Aus meiner Sicht führte dieses Ohnmachtsgefühl, dass Mächtige (Konzerne, Politiker:innen) nicht belangt werden konnten, dazu, dass folgende psychologische Verschiebung stattfand: die Gesellschaft konzentrierte sich darauf, Kulturschaffende zu „bestrafen“ und moralisch zu belangen. Dabei sollte die Freiheit der Kunst ein sehr hohes Gut sein, und Denken sollte in alle Richtungen erlaubt sein. Gedanken und Meinungen, zB von Intellektuellen, sollten frei geäußert werden dürfen, denn auch wenn sie falsch sind, sind aus meiner Sicht Meinungen/Positionen nie gefährlich.

Ich bin davon überzeugt, dass man vertrauen kann, dass die Gesellschaft eine intrinsische Kraft hat, eine „Mitte“ zu finden, Randmeinungen zu tolerieren, ohne sie zu übernehmen, und es daher nicht notwendig ist, Ideen zu bekämpfen. Um es kurz zu fassen: nicht Ideen sollten bekämpft werden, sondern kriminelle Taten. Nicht Kulturschaffende sollten zur Rechenschaft gezogen werden, sondern Verantwortliche der Wirtschaft und Politik, falls sie kriminell gehandelt haben. Solange die zweiten nicht belangt werden, werden stellvertretend die ersten „bestraft“ – und ja, das hat Konsequenzen für die Gesellschaft im Sinne einer Verengung des Diskurses.

Und diese Verengung führt zu weiteren blinden Flecken. (ZB in der Corona-Politik: Kollateraschäden werden zu spät wahrgenommen, wenn diejenigen, die auf sie aufmerksam machen, aus dem Diskurs ausgeschlossen werden). Wenn ich es richtig gelesen habe, hatte Fr. Merkel eine Art Briefing mit Journalist:innen veranstaltet, damit diese mit der Corona-Politik an einem Strang ziehen: warum eigentlich? Warum hat sie nicht vertraut, dass Journalist:innen sowieso den Kurs unterstützen, sofern er ihnen vernünftig erscheint, und das Recht, ja, sogar die Pflicht haben, zu hinterfragen, wenn ihnen etwas nicht gut begründet erscheint?]

Zusammengefasst, in der Innenpolitik hat Fr. Merkel folgende Probleme übersehen: 1. Eine zunehmende Ausbeutung, Arbeitsverdichtung und dementsprechend eine Reduzierung der Lebensqualität der Arbeitnehmer:innen – also eben nicht mehr das Deutschland, in dem wir gut und gerne leben, sondern in dem die Schere arm-reich weiter auseinander klafft und ein rauer Arbeitsmarkt herrscht. 2. Den kaputtgesparten Staat, der nicht mehr funktionsfähig ist und den neuen Herausforderungen nicht optimal begegnen kann. (Beispiel: Pflegenotstand, der auch nicht während der Pandemie angegangen wurde.)

3. Die Ohnmachtsgefühle der Gesellschaft, weil es aufgrund der Entkopplung von Macht und Verantwortung keine Konsequenzen für massives Fehlverhalten und für kriminelle Handlungen der Verantwortlichen gibt. Die daraus folgende Politikverdrossenheit. 4. Die daraus folgende Verschiebung zu einer moralischen Bewertung von Ideen/Positionen von Kulturschaffenden, die mit der Meinungsfreiheit kollidiert. Die Einengung des Diskurses. (Meine subjektive Wahrnehmung). Dadurch entstehen neue blinde Flecke, so dass sich das System perpetuiert.

Ich hätte gerne Fr. Merkel, die ich ansonsten schätze und für eine integre und intelligente Person halte, mit meiner Analyse konfrontiert. Wäre echt neugierig, was sie dazu sagen würde. Aber da dies unrealistisch ist, gebe ich mich damit zufrieden, wenn Sie diese Leserbrief noch an Bernd Ulrich weiterleiten könnten, den ich ebenso schätze. – C. Hegger

 

Ich bin ein adoptiertes Merkelkind. Damals hatte ich keine Wahl, wohl auch keine Ahnung, welche Tragweite diese oder jene Entscheidung mit sich bringen würde. Jetzt bin ich wohl interessierter, hinterfrage mehr. Und dennoch basieren meine Wurzeln auf ein Vertrauen, auf ein Miteinander. Das schliesst Kritik und Diskurs nicht aus, doch diese Basis gibt meinem Leben Sicherheit, da die Überzeugung, grundsätzlich in einem sehr guten System zu leben, verteidigungswürdig ist. Und das bleibt haften aus der Merkel-Epoche, wie auch derer meiner biologischen Eltern: es wurden Fehler begangen, doch immer das Gute gewollt. Das nennt sich wohl Leben. – Thorsten Dörries

 

«Angela Merkel war eine herausragend gute Politikerin, aber die Ergebnisse ihres Regierens sind dramatisch schlecht – wie kann das sein?» Bekanntlich zeichnet sich eine gute Regierungsform dadurch aus, dass sie auch dann gut funktioniert, wenn kein Top-Politiker oben steht. Wenn also im aktuellen Fall trotz Top-Spitze das Resultat schlecht ist, dann gibt’s zwei Möglichkeiten. Entweder das Resultat ist angesichts teils dramatischer Umstände doch nicht ganz so schlecht.

Oder aber beim Verbessern der hier zur Diskussion stehenden Regierungsform besteht Luft nach oben. Vermutlich ist hier beides der Fall. Zu Entlastung Merkels sei gesagt, auch von einer Politikerin kann man nicht erwarten, dass sie hellsehen kann. Das gilt auch wenn sich Im Nachhinein herausgestellt hat, dass Merkel einige Prioritäten falsch gesetzt hat. Etwa indem in ihrer Regierungszeit die Abhängigkeit von Atomenergie ersetzt wurde durch die Abhängigkeit von russischem Erdgas. Vergleichbar war’s beim Thema Migration. Dort hat sich das teilweise Umschwenken in Richtung auf Orbans Linie als notwendig erwiesen.

Aber dieses Setzten von Prioritäten entsprach dem Willen der Gesellschaft, was ja auch zum politischen Erfolg Merkels beigetragen hat. Dass sich Putins Handeln als derart irrational entwickeln würde, war nicht voraussehbar. Das Problem bei Putin ist auch, dass einige seiner Handlungen rational waren. Seine Einflussnahme in Syrien, im Kampf gegen IS war vermutlich hilfreich (trotz schwerer Menschenrechtsverletzungen auf beiden Seiten). Vermutlich half Putins Eingreifen eine grosse Flüchtlingswelle aus Syrien zu verhindern. Dazu – nur als Beispiel – von einem syrischen Rebellenführer stammt die Aussage: die Christen gehen von alleine, die Alleviten werden vernichtet.

Von Willhelm Busch hingegen stammt folgende Aussage: «Ist der Ruf erst ruiniert, lebt man gänzlich ungeniert.» Auf Putin bezogen illustriert dies den Zielkonflikt zwischen den Alternativen Einbinden oder Ausstossen. Im Nachhinein gesehen wäre es sinnvoll gewesen, durch Beibehalten der AKWs weniger Geldströme für Putins Kriegsführung fliessen zu lassen. Jedoch, die ursprüngliche Hoffnung war nicht abwegig, dass das Geld für wachsenden Wohlstand verwendet würde und damit für eine Stärkung der Demokratie.

Aber an welchem Ziel sollte sich eine gute Regierungsform orientieren? Das wichtigste Ziel der Menschheit müsste das lange, gute Fortbestehen sein. Auch die Interpretation der Menschenrechte muss sich an diesem Ziel orientieren. So ist zum Beispiel davon auszugehen, dass die demographischen Probleme im Süden nicht von den Industrieländern gelöst werden können. Hier versagt die Eigenverantwortung. Hieraus eine Kollektiv-Schuld des Südens abzuleiten, ist trotzdem abwegig. Genauso abwegig ist es allerdings, dem Norden historische Kollektiv-Allein-Schuld anzulasten für die anderen Probleme der Menschheit.

Um Lösungen zu finden muss auf die Ursachen der Zukunfts-Probleme eingegangen werden. Diese sind das Resultat aus einer Art «Tragik der Allmend». Die Aufnahmekapazität der Erde für Konsum und Kopfzahl wird übermässig beansprucht. Ein Gegenmittel ist das Stärken der Eigenverantwortung, wobei auch das Menschenrecht auf Eigentum eine Rolle spielen sollte. Es gilt einen Zielkonflikt zu lösen. Auf der einen Seite steht das Ziel, die Menschenrechte auf Lebensunterhalt zu sichern (z.B. Asylrecht, Rechte auf Mittel zum Gründen und Versorgen auch zu grosser Familien).

Auf der anderen Seite steht das Ziel, das Menschenrecht auf den Besitz von Eigentum zu sichern. Das erfordert das Verhindern des Überlastens der sozialen Netze, das Sichern unbelasteter Natur-Räume und das Sichern stabiler Verwaltung, etc. Das Berücksichtigen dieses Zielkonflikts ist eine wichtige Voraussetzung für gutes Regieren. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Nein der Herr Ulrich so leicht sollten wir es uns nicht machen:Nur die angeblich „untergeganene Epoche..“ hat das Urteil über Merkels Politik nicht neu geformt. B. Ulrichs Artikel – wie immer brilliant geschrieben- versucht wieder einmal Merkels 16 Regierungsjahre schön zu reden.Stichwort die untergehende Epoche konnte sie nicht vorausahnen.Welch eigenartiges Bild hat Herr Ulrich von einer Führungspersönlichkeit? Sie wird von der Geschichte getrieben? Für mich erkennt eine Führungspersönlichkeit die Geschichtslinie rechtzeitig und handelt entsprechend. Sie hat diese Linien nie erkannt und wenn dann falsch gehandelt. Z.B.

1.Die Flüchtlingskrise hielt sie für ein vorübergehendes Problem. 2.Der fatale Schmusekurs mit Rußland auch noch nach dem Angriff auf Ibib -der Krim und dem Donezbecken bleibt für mich ein fataler Fehler wenn auch die Industrie ihr die Hand gelenkt haben mag . Geschichtslinie erkannt ?? 3. Der Klimakrise nicht wirklich entgegen gewirkt. 4.. die gesamte Infrastruktur verlottern lassen auch wenn ein CSU Mitglied Verkehrsminister war.Leitlinien?- wo waren sie..? 5. Die Gesundheitsreform ins Leere laufen lassen . 6. Die Bundeswehr wissentlich schändlich verlottern lassen.(Geschichtslinie nicht erkannt!!)

Ja Herr Ulrich: das alles ist Merkels Verantwortung ohne Ihre Fragezeichen und sie hatte ja auch die Macht das alles zu ändern. Aber sie erkannte die Gesichtslinien nicht!. Selbstverliebte Machtausübung – völlig aus der Zeit gefallen. Genauso wie sie jede eigenständig denkende Persönlichkeit in Ihrer Umgebung weggebissen hat.Röttgen, Merz, Koch , Weidmann , Kauder u.a. Nein Herr Ulrich die Geschichte wird über diese – sicherlich auch verdiente Frau- anders urteilen. Sie erkannte die Epochenwende an keinem Zipfel. – Dr. Wolfgang Schulze

 

Die wahre Macht oder besser Ohnmacht von Merkel hat man nie besser gesehen als in den Bund/Länder Konferenzen während der Pandemie. Die Ministerpräsidentinnen und Präsidenten waren sich nur darin einig, keinesfalls auf einen Vorschlag von Merkel einzugehen, und so kam es dann auch. Vielleicht ist dies die wahre Tragik der Regierung Merkel: Sie hat immer eine Macht vorgegaukelt, die sie gar nicht hatte, ohne eigenen Schuld übrigens. – Peter Pielmeier

 

Zunächst vielen Dank für die nüchterne Auflistung der desaströsen Bilanz zum „Zustand der Republik am Ende der Ära Merkel“. Nicht einleuchtend finde ich Ihre Beurteilung – „einfach schön“ – der „Methode Merkel“, denn es handelt sich dabei vornehmlich um Kommunikationsgewohnheiten. Frau Merkel hat lediglich unaufgeregt und effizient umgesetzt, was der politische Daseinszweck der CDU/CSU ist: die Bewahrung der Eigentümermacht und dabei insbesondere die Interessenwahrung der großen Konzerne.

Die öffentliche Daseinsvorsorge steht in allen Bereichen desolat da, weil Investitionen und Innovation hier den Profitinteressen entgegenstehen. Mit Herrn Altmaier und Frau Baumann nennen Sie nur wenige der Helfer, welche die Unionschefin bei ihrer Politik unterstützt haben – die SPD hat fleißig mitgeholfen. – Viktor Rintelen

 

Politiker*innen sind vom Volk gewählt und haben qua ihrer herausragenden gesellschaftlichen Stellung die Aufgabe, Veränderungen zu erkennen und Vorkehrungen zu treffen, um daraus resultierenden Schaden abzuwenden. Sie sollen Entwicklungen anstoßen, um die Gesellschaft „auf der Höhe“ zu halten und vor dem Entgleisen zu schützen. Die im Artikel gezogene Bilanz zeigt die diametrale Tendenz der Merkel-Ära auf.

Verwunderlich ist das, ehrlich gesagt, nicht. Frau Merkel hat sich im Laufe ihrer Kanzlerschaft nicht großartig geändert („Sie kennen mich.“). Ihre Charaktereigenschaften waren sicher ungewöhnlich für eine Politikerin, aber es ist immer ihr Stil mit ihrer Politik verwechselt worden. Und die Deutschen wollten es so! Sie wollten die aufrecht gehende und höfliche „Mutti“. Und wer so brilliant im Detail ist, muss sich ja auskennen und wissen was läuft!

Eine Kanzlerschaft (und damit ein „System“) sollte nicht 16 Jahre lang laufen. So gut kann niemand sein! Meiner Meinung nach sollte es auf 2 Legislaturperioden beschränkt werden. Es benötigt einen beständigeren, kleinteiligeren Wechsel, um die Dynamik aufrecht zu halten und um gesellschaftliche Strömungen besser aufnehmen zu können. Dann wäre z.B. das Klimathema mit Sicherheit nicht wegmoderiert worden, die Armut wäre vielleicht schon früher thematisiert worden und energiepolitische Seltsamkeiten schon früher diskutiert worden.

Die Methode Merkel hat nicht zu einer Politikverdrossenheit, sondern eher zur Politikvergessenheit geführt: Nicht dass man sich nicht beachtet fühlt, sondern eher, dass man sich nicht mehr kümmern muss und auch nichts irgendeinen Einfluss auf die eigene Lebensgestaltung hat. Dies ist nun nicht mehr möglich. – Johannes von Alten

 

Herr Ulrich legt dar, Frau Merkel hat das Klima nie wirklich zu Ihrer Sache gemacht. Nun ganz ehrlich verstehe ich den Vorwurf nicht. Herr Urlrich könnte diesen Vorwurf erzeugen, hätten die WählerInnen Herrn Trittin ein Mandat über 16 Jahre erteilt, und der Herr Kanzler Trittin hätte sich um russisches Öl und Gas gekümmert, ja dann wäre der Vorwurf nachvollziehbar. Und zur fehlenden Selbstkritik der Ex Kanzlerin, naja wie war das noch, wer soll den ersten Stein werfen? – Thomas Kroll

 

Statt zu führen hat sich unsere Altkanzlerin in vielen Dingen nach der jeweils herrschenden öffentlichen Stimmung ausgerichtet. Dies war insbesondere nach der Nuklearkatastrophe Fukushima 2011 und in der Flüchtlingskrise 2015 der Fall. Des Weiteren hat sie es zugelassen, dass entgegen dem Sinn und Wortlaut der Maastricht Verträge während der COVID-19 Krise massiv Schulden durch die EU aufgenommen und das Geld zu einem großen Teil an Staaten verschenkt wurde. Nun ist es nicht einfach immer das Richtige zu tun. Dies hat ihr Vorgänger mit seinen Hartz IV Reformen schmerzlich erfahren. Wirtschaftlich hat sie und das Land davon übrigens enorm profitiert.

Wichtige Probleme, wie starke Abhängigkeit von Russland in Sachen Energie hat sie ignoriert. Gar nicht gekümmert hat sie sich um das Thema Geburtenrückgang. Personen mit Kindern wurden und werden weiterhin finanziell stark benachteiligt, sie können z.B. schlechter Karriere machen, weniger Rentenbeiträge leisten und bekommen später niedrigere Renten. Ob die Altkanzlerin, wie es im Artikel heißt, „eine herausragend gute Politikerin war“ muss hinterfragt werden. Denn „an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“. – Ernst Lothar Helwig

 

Zu: „Angela Merkel war eine herausragend gute Politikerin, aber die Ergebnisse ihres Regierens sind dramatisch schlecht – wie kann das sein?“ Wer wollte Ulrich widersprechen, Merkel war wahrlich für die USA eine gute Politikerin, leider aber eben nicht für Deutschland und Europa… – Uwe Ladwig

 

Ganz grosses Kompliment, Bernd Ulrich, habe bisher keinen Artikel über Angela Merkel gelesen, der diese 16 Jahre so treffsicher und ausgewogen beurteilt: die richtige Methode in der falschen Zeit! Was im früheren überschaubaren Umfeld richtig gewesen wäre, generiert in der heutigen disruptiven Phase unzureichende Ergebnisse. DIE ZEIT at his best ! – Volker Ollesch

 

Mit einer in der Struktur analogen Argumentation wie in diesem Artikel hat uns Bernd Ulrich jahrelang bewiesen, wie gut und vor allem alternativlos Angela Merkels Politik gewesen ist. Mich hat daran immer die vermeintliche Zwangsläufigkeit der inhaltlichen Richtung gestört. Nun erklärt er uns, wie falsch doch alles gewesen sei – zwangsläufig falsch. Und er wundert sich über mangelnde Selbstkritik der ehemaligen Kanzlerin. Ich war nie der Bewunderer von Angela Merkel – aber jetzt frage ich Herrn Ulrich, warum sie sich, während die Welt offenbar verrückt spielt, für Entscheidungen entschuldigen soll, die sie nach Abwägung der ihr vorliegenden Fakten einmal mit gutem Gewissen getroffen hat? – Dr. Andreas Schäfer

 

Als Politikerin hat Frau Merkel wie eine Therapeutin („Wir schaffen das“, und auch gegenüber Putin) agiert und war gleichzeitig ihre eigene Supervisorin. Das konnte sie nur als Wissenschaftlerin, aus einem Pastorenhaushalt und aus der DDR stammend. Und das war wohl die Voraussetzung für ihre unprätentiöse Art. – Christoph Müller-Luckwald

 

Man kann wohl kaum von „ziemlich gutem Regieren“ sprechen, angesichts der „einigermaßen verheerenden Ergebnisse“. Erfolg wird an Fortschritten und Ergebnissen gemessen. Angela Merkels Anerkennung im Ausland beruhte vor allem auf ihrer unaufgeregten Stabilität und ihrem Beharrungsvermögen. Das hat aber im Inland zu Stillstand und Rückschritten bei Infrastruktur, Digitalisierung, Verteidigung, Wohnungsbau, Migration, Integration, Energieversorgung und Klimapolitik geführt. Zur Erinnerung: nicht das Erzählte reicht, sondern nur das Erreichte zählt. – Karl Spachmann

 

Die Ära Merkel verlangt nach Bewertung. Aber eine extreme Kontrastbildung, hier die herausragend gute, blitzkluge Politikerin, dort die abgrundschlechten Ergebnisse ihrer Regierungstätigkeit verstellt geradezu den objektiven Blick auf mögliche Umstände von politischem Erfolg und Misserfolg. Entsprechend plakativ wirkt die Darstellung der sog. Methode Merkel, die erst als unschlagbar und wenig später reichlich unbegründet als überholt, aus der Zeit gefallen hingestellt wird. Nebulös ist auch der Erklärungsversuch, Merkel sei an der Geschichte, einem hinter ihrem Rücken erfolgten Epochenbruch gescheitert.

Die Geschichte war angeblich größer als sie, ihre Intelligenz und ihre Methode. Fakt ist aber doch, dass sie viele Jahre lang als kluge Akteurin Geschichte mitgestaltet hat. Nicht die Geschichte war größer und stärker als sie, sondern die Zahl und die Macht der politischen (und wirtschaftlichen) Gegner in der zunehmend komplexeren und globalisierten Welt, aber auch, vielleicht sogar vor allem, in der kleinen Welt der eigenen Regierung und Partei. Sie hatte ein klares Bild, konnte sich am Ende aber nicht mehr durchsetzen. – Dr. Manfred Bornewasser

 

Wenn Angela Merkel eine herausragende Politikerin war aber das Ergebnis ihrer Regierens dramatisch schlecht, ist das ein Widerspruch den Bernd Ulrich mit seiner Frage „wie kann das sein“ selbst anspricht. Entscheidend für ihre gescheiterte Russlandpolitik ist ihr Verhältnis zu Putin und ihre Fähigkeit mit ihm zu reden, gleichzeitig aber scheinbar blind dafür zu sein, die negativen Eigenschaften dieser Figur der Weltpolitik so einzuschätzen um frühzeitig seine brutale Machtausübung als Gefahr für Deutschland, Europa und die Ukraine zu erkennen.

Es reicht in der großen Politik nicht aus mit allen möglichen Politikertypen geschickt und verbindlich reden zu können, wenn man deren wahre Absichten sträflich unterschätzt oder gar ignoriert. Hohe Intelligenz und geschickte Machtausübung alleine reichen nicht aus um fundierte Politik zu gestalten. Putin ist seit 1999 an der Macht und hat 2008 Georgien angegriffen, 2014 die Krim annektiert und einen verdeckten Krieg in der Ostukraine begonnen. Merkel und Hollande versuchten, zusammen mit der Ukraine und Russland, mittels Minsk I und Minsk II Einfluss auf einen Friedensprozess zu nehmen -ohne Erfolg. Schon viel früher wurde im Tschetschenienkrieg deutlich mit welcher Brutalität Putin seine politischen Ziele durchsetzt.

Im Weltbild des Diktators Putin haben Menschenleben keine Bedeutung wie sich jetzt wieder im Ukrainekrieg zeigt. Ihn interessiert nicht wie viele junge Russen in seinem Angriffskrieg verheizt werden, schon gar nicht die Opfer in der von ihm überfallenen Ukraine. Deswegen bleibt es ein Rätsel, wieso Merkel einen Gewaltherrscher wie Putin behandelte wie einen Politiker, der anscheinend nur seine Ecken und Kanten zeigte aber dessen Realpolitik wie Angriffskriege und andere Verbrechen geflissentlich übersah. War der Grund nur wirtschaftlicher Natur um mit billigem Erdgas den Bedarf der deutschen Industrie zu decken ? Oder der heruntergespielte Bau von Nord Stream II ?

Heute, nach fast einem Jahr Ukrainekrieg passt nichts mehr zum Russlandbild der Kanzlerin Merkel. Hier zeigt sich das Versagen von 16 Jahren Merkel Herrschaft und sollte auch eine Lehre sein, die Machtausübung einer Person zeitlich stärker zu begrenzen. Die Entschuldigung, dass der Koalitionspartner SPD ein noch schieferes Bild von Putins Russland hatte verfängt hier nicht. Vorkanzler Schröder, der von dem fatalen Bild seines „Freundes“ Putin nicht wegkommt zeigt nur, dass in der Politik auch die Charakterschwäche ihrer früheren Lichtgestalt der SPD schwer schadet. – Klaus Reisdorf

 

Fassungslos lese ich diese Konzentration von Geschichtsklitterung die eines stellvertretenden Chefredakteurs unwürdig ist. Hier wird die ehemalige Bundeskanzlerin mal eben so, ohne Fakten auch nur annähernd zu berücksichtigen, für alles verantwortlich gemacht was im Lande passiert ist. Die Katastrophe Im Ahrtal: Seit Jahrhunderten gab es dort immer wieder verheerende Überschwemmungen – Zusammenhang mit dem Klimawandel bzw. der Regierung Merkel: Fehlanzeige. Die Ablehnung der NATO-Mitgliedschaft der Ukraine 2008: Niemand hätte nüchtern damals und auch heute ein solch instabiles, von Oligarchen beherrschtes Land am Ende der weltweiten Korruptionsskala in eine Organisation wie die NATO aufgenommen.

Nordstream 2 wurde im wesentlichen deshalb notwendig weil die Grünen dafür gesorgt hatten, dass die CO2-neutrale Kernenergie abgeschaltet, die Förderung von Gas in Deutschland verteufelt und ebenso der Import von „bösem“ Frackinggas aus den USA blockiert wurde, während die annähernd gleiche Klientel erbittert gegen fast jedes Windrad, PV-Parks und Leitungen zum Transport der erneuerbaren Energien ins Feld zog. Was bitte sollte ein Industriestaat wie Deutschland tun – auf handgestrickte Socken aus Bio-Schafwolle umstellen?

Last not least der Überfall Russlands auf die Ukraine: Selbst bei einem mehrfach so großen Wehretat (diesbezüglich hätte der Autor auch auf die Rolle der SPD, 12 von 16 Jahren Koalitionspartner von Frau Merkel, in dieser Frage eingehen können) hätte Deutschland die Atommacht Russland nicht wirklich beeindrucken können oder sollte Deutschland den dritten Weltkrieg auslösen? Dieser Artikel hätte unter der Überschrift „Partei-Politik“ erscheinen sollen – geschrieben, soviel Transparenz sollte sein, vom Ex-Mitarbeiter der Grünen. – Hans-Jörg Lindner

 

Bernd Ulrich hat aufgezeigt, wie Entscheidungen der Altkanzlerin zwar nachvollziehbar begründet, im Zusammenhang mit dem Notwendigen, aber leider Verträumten, zu einem fatalen Ergebnis verbacken wurden. So wurde z.B. der Atomausstieg mutig datiert, der Ausbau der erneuerbaren Energien dagegen noch nicht einmal gemonitort. Bleibt zu hoffen, dass die nun in der Verantwortung Stehenden auch alle liegen gebliebenen unbequemen Themen ganz fei nach dem Motto „die schönen Arbeiten hat schon jemand anders erledigt“ nun mutig angehen. Selbstverständlich ist Ihnen dabei auch der Erlebniszauber kleiner Erfolge zu gönnen. – Berthold Söder

 

Bernd Ulrich sieht und beschreibt in seinem Artikel Ursachen, Wirkung und Ergebnisse der Politik Angela Merkels alles andere als zutreffend. Die Versäumnisse in der Umwelt- und Klimapolitik sind offensichtlich. Die Abhängigkeit von russischem Gas aber wurde keineswegs durch den Bau der Pipeline Nord Stream 2 hervorgerufen. Auch der Ukraine-Konflikt ist nicht durch den Bau von Nord Stream 2 provoziert worden, sondern eher durch den Widerstand des Westens, insbesondere der Ukrainer, Polen und der US-Amerikaner gegen diese Pipeline. Versäumt hat Merkel sicherlich auch, alternative Energien und auch weitere Gaslieferungen von anderen, sei es über Pipelines, über LNG-Terminals u.a. zu fördern und fordern.

Allerdings waren Widersacher da andere, wie z.B. Frankreich bei der Gaspipeline von Spanien über 200 km französisches Gebiet. Oder der Bundestag, der sich schon damals mehrheitlich gegen die von Olaf Scholz als Finanzminister vorgeschlagenen LNG-Frackinggas-Terminals entschieden hat. Der fürchterliche Krieg in der Ukraine ist nicht Ergebnis der Politik Angela Merkels. Eher Ergebnis der Politik der Ukrainer, der Polen und der NATO-Staaten, insbesondere der US-Sanktionspolitik. – Frithjof Neldner

 

Ihr Essay in DIE ZEIT vom 02. Februar 2023 „Anekdoten gegen Abgründe“ gehört zu den Darstellungen, wegen derer ich mein ZEITAbo seit Studentenzeiten (1960ger Jahre) aufrecht halte. Wenn ich Sie recht verstehe, geht es Ihnen weniger um Frau Merkel, sondern darum, deutlich zu machen, dass die Methode von Abwarten und Aussitzen aus der Zeit gefallen ist. Es bleibt nicht beim Lesen, es stellen sich Fragen ein:

Führt die normative Kraft des Faktischen, die zunächst in Bezug auf das soziale Zusammenleben formuliert wurde, auch dazu, dass Visionen von einer besseren Welt der Bewältigung der Gegenwart, oder der Angst vor der Zukunft geopfert werden? Konkret: Lässt die Angst vor kalten Stuben, die zunächst eine Drohung ist und noch nicht Wirklichkeit, die Vision von der Dekarbonisierung dahinschmelzen?

Gibt es zur Politik des Zuwartens und Aussitzens eine Anfrage nach Tragik, Tragik in dem Sinne, dass, welche Handlung auch getan wird, das Ergebnis unvermeidlich zum Untergang des Helden führt? Und wenn dann dem Innewohnen des Tragischen zugestimmt wird, was sorgt für die Katharsis? Und wer traut sich heran an die Rede von Blut, Schweiß und Tränen und vom Ende des Versprechens nach immer höher und weiter? – Dr. med. Wolfgang Sielemann

 

Aus meiner Sicht hat Angela Merkel ein Politikverständnis, dass ich mit folgender Definition umschreibe: „Politik ist die Kunst des Möglichen“. Dagegen wird kaum jemand Einwände haben! Man kann es auch übersetzen: „Was durchsetzbar ist, wird getan“. Daraus ergeben sich dann für eine analytisch denkende Physikerin: „Die Situation ist alternativlos!“ „Wir schaffen das!“ Ja, so hat sie ihr Verständnis von Machtausübung gesehen und umgesetzt. „Was machbar ist, das wird getan“. Vielleicht hat diese einfache Erkenntnis das langjährige Vertrauen in die Frau aus dem Osten die Bürger beruhigt und sicher „gestellt“. „Mutti“ wird das schon machen!“ Mich selbst hat diese Art manchmal erschreckt.

Die CDU-Kanzlerin hat die Ostpolitik ihres Vorgängers Gerhard Schröder „einfach“ weitergeführt; sie war ja „alternativlos“! Die Parteivorsitzende hat alles umgesetzt, was mit der großen Koalition möglich war; auch spezifisch Unionsmerkmale, wie die NICHT-Ehe für gleichgeschlechtliche Paare wurde umgesetzt. Dann kommt der Krieg (nur hat er ja schon mit der Besetzung der Krim 2014 begonnen). Plötzlich muss sich der Westen (und vor allem die Ostpolitiker der SPD und Union) fragen lassen, war das nicht vorherzusehen? Hat es nicht genügend „Hilferufe“ von den ehemaligen Ostblockstaaten gegeben?

Dennoch hatte gerade Angela Merkel und ihr Vizekanzler Scholz noch bis kurz vor Weihnachten 2021 an dieser „Abhängigkeitspolitik“ festgehalten. Meine Achtung und auch Bewunderung gegenüber Frau Merkel bekam den großen Riss, als sie öffentlich, auf die Frage, ob sie sich für die doch sehr einseitige Abhängigkeitspolitik gegenüber Russland, entschuldigen müsse, mit einer sehr flapzigen Art, verneinte: „Ich entschuldige mich nicht!“ Angesichts der vielen Toten, angesichts dieses Vernichtungskrieges Putins gegenüber der Ukraine, und angesichts dieser langjährigen Abhängigkeit eines Kriegstreibers, wird in der Tat die lange Amtszeit von Frau Merkel zumindest relativiert!? Machbare Politik, kann blind machen, vor allem wenn die Gegenseite von Politik etwas ganz anders versteht als zum Beispiel Angela Merkel! – Wolfgang Zopora

 

Die Defizite der Politik von Angela Merkel waren seit Jahren erkennbar. Dennoch wurde sie viermal zur Bundeskanzlerin gewählt. Mancher will einen starken Mann an der Spitze des Staates, die Mehrheit der Deutschen wollte anscheinend eine Mutti. Eine Mutti, die sich um alles kümmert, die nichts fordert oder gar zumutet. Uns ging es einfach nur gut bei Mutti. Da konnte man anstehende Probleme und anschwellende Krisen glatt übersehen.

Wenn für die Zukunft entscheidende Ministerien wie Landwirtschaft und Verkehr von völlig ungeeigneten Personen (Klöckner und Scheuer), die außer bella figura bei Fototerminen rein gar nichts zu stande gebracht haben, geleitet werden, ist das nicht schlimm, Mutti weis schon, was sie tut. Wir haben während der Kanzlerschaft von Frau Merkel eine neue Biedermeierzeit durchlebt. Die deutschen Wähler wollten das anscheinend so. Warum die zweifellos kluge Frau Merkel als promovierte Physikerin, aus einem christlichen Haus, mit den Erfahrungen der DDR-Zeit eine Politik betrieben hat, die die Anforderungen der Zukunft einfach ignorierte, ist mir ein Rätsel. Wir haben 16 Jahre vergeudet. – Dirk Schranz

 

Wenn aus 16 Jahren einer machtvollen Kanzlerin enttäuschende Ergebnisse verbleiben, dann ist das verwunderlich und man fragt warum. Die Antwort ist relativ einfach: Zukunftsgestaltung fand nicht statt. Im Mittelpunkt stand stets der Erhalt des Wohlstands der Industriegesellschaft. Wann immer die EU die Kfz-Abgasnormen verschärfen wollte, reiste die Kanzlerin nach Brüssel und erwirkte für die deutschen Autobauer Ausnahmeregeln.

Die Folgen sind heute zu beobachten. Ähnlich war es bei der Digitalisierung: der Weitblick der dafür zuständigen Minister (Innen und Verkehr) erklärt vieles. Wie kann es sein, dass KI und ein Catbot GPT z. Zt. einen solchen Hype in einer der weltweit größten Industriegesellschaften verursacht? Die politische Elite hatte auch dieses Thema nicht auf dem Schirm. Wie immer wollte man das Thema zusammen mit den Topmanagern ganz pragmatisch angehen.

Der Club of Rome hat schon 1972 den Klimawandel vorausgesagt, Vorkehrungen gefordert. Bedeutet hätte das Wohlstandsverzicht/-verlust. Getroffen wären ganz wesentlich die Reichen. War der Gesellschaft nicht zumutbar. Solche Themen gehören zur Zukunftsgestaltung und damit zur Machtausübung. Macht konkretisiert sich nicht im “Basta”. Machtausübung zeigt sich im recht-/frühzeitigen Einbringen von zukünftigen Schlüsselthemen und ihnen auf der Agenda die angemessene Stellung zuzuordnen. – Dr. F. Kleiner

 

Vielen Dank für Ihren interessanten Beitrag in der letzten Ausgabe von „Die Zeit“. Sie schreiben „Der liegt im unaufgelösten Widerspruch ihrem doch ziemlich guten Regieren einerseits und den einigermaßen verheerenden Ergebnissen ihrer Politik anderseits.“ Sorry Herr Ullrich, verheerende Ergebnisse einer Politik sind Ausweis schlechter Politik, und nicht guter Politik. Sie beschreiben ja die ganzen Defizite der merkelischen Politik, man könnte noch ergänzen, dass sie ein tief gespaltenes Land hinterlassen hat, politisch und sozial. Die Presse hat gerne beschrieben, dass Merkel die Dinge vom Ergebnis her betrachten würde. Und entschuldigen es mit ihrer begrenzten Macht.

Und beschreiben ihre Methode, häufig Themen treiben zu lassen, bis nur noch eine mögliche Entscheidung übrigblieb. Ja, was bedeutet das? Bis sich in einer öko-linksliberal dominierten Presselandschaft eine Meinung durchgesetzt hat, die nicht unbedingt der Mehrheitsmeinung der Bevölkerung entsprach. Kann es sein, dass sich Journalisten deshalb so schwer tun Merkel zu kritisieren, weil sie am Ende häufig die Meinung des Feuilletons durchgesetzt hat? Da müsste sich die Presse ja selber kritisieren! Warum hat die Presse nie ihre höchst demokratie-schädliche asymmetrische Demobilisierung hart kritisiert?

Wieso hat sie nicht mögliche Alternativen zur angeblichen Alternativlosigkeit aufgezeigt? Das eigentliche Problem ist doch, dass selbst die Presse in der angeblichen Alternativlosigkeit gefangen ist/war, und sich von Moden leiten lässt. In den 2000-Jahren war es die verheerende Neu-liberale Ideologie, die den besserverdienenden zugutekam. In den 10-Jahren eine Energiepolitik und eine Flüchtlingspolitik damit sich die Eliten gut fühlen können zu Lasten der „Unterschichten“ (steigende Mieten, mehr Konkurrenz um Billigarbeitsplätze, Energiepreise, PV für die Besserverdienenden aber nicht für Mieter, etc.), also wieder zu Lasten der wenig gutverdienenden Menschen.

Und die Presse feierte den Atomausstieg, ohne zu diskutieren, was das denn für den Ausbau von Erneuerbaren bedeutet. Unsere Diskussionskultur besteht ja überwiegend darin, Debattenbeiträge, die dem Mainstream nicht Folgen mit irgendwelchen Attributen zu diffamieren, und die Presse trägt leider dazu bei. Leider bemühen sich Journalisten viel zu häufig darum wie man Andersdenkende gezielt missverstehen kann, um die Person oder Meinung zu diffamieren, statt sich zu bemühen zu verstehen was jemand wirklich meint. Ich bin kein Freund von Lafontaine, aber er hatte damals in seiner Bankenkritik in Vielem Recht, und wie wurde er damals diffamiert.

Und was hat das mit Merkel zu tun: sie hat die Deutschen schön in ihrer Komfortzone gehalten und viel zu häufig Entscheidungen entlang der Meinung vom Feuilleton getroffen. Wie wäre es mal mit einer Aufarbeitung des eigenen Beitrags der Presse zu den ganzen Fehlentwicklungen der merkelischen Jahre? Wieso werden immer nur die gleichen Experten befragt, und wieso wird nicht gezielt Experten mit unterschiedlichen Ansichten mit ihren jeweiligen Argumenten gebracht?

Wir haben verlernt im positiven Sinne zu streiten, weil sich denkfaule Eliten auch in der Presse in ihrer Komfortzone eingerichtet haben, das strategische Denken verlernt haben, und statt mit Argumenten für die eigenen Standpunkte einzustehen, viel zu häufig den sehr einfachen Weg der Diffamierung anderer Ansichten wählt (z. B. ewig gestrig, Rassisst, Bellizist, rechtes Gedankengut, früher war es kommunistisch, oder geh doch in den Osten). Das trug auch zu den beschriebenen Verheerungen aus der Ära Merkel bei. – PD Dr. Kurt Möller

 


 

 

Leserbriefe zu „Gegen den Spuk im Kopf“ von Stefanie Kara und Corinna Schöps

 

Wenn unbedingt gegendert werden muss, dann bitte auch konsequent. Im Artikel ist von “ Forscherinnen und Ärzten “ die Rede, Forscher nahmen nicht teil? Oder werden diese ausgeschlossen, was ich als alter weisser Mann als weitere Diskriminierung werten könnte? Die beiden Journalierenden haben zumindest bei mir einen Heiterkeitsschub ausgelöst ob des freiwilligen ideologisch begründeten Zwanges, alles und jeden gendern zu müssen und des peinlichen Resultats. Oder waren die Journalierenden nicht der deutschen Grammatik mächtig? – Mathias Wiese

 

Ich kann mir kaum vorstellen, dass nur „Forscherinnen“ an neuen Depressionstherapie forschen. Ihr Sprachgebrauch mach dem ZEIT-Geist huldigen, er ist allerdings reichlich bescheuert und nimmt massive Verschlechterungen in der Klarheit des Ausdrucks in Kauf. Übrigens in einer Weise, die in keiner Bevölkerungsgruppe mehrheitlich goutiert wird – weder bei Frauen, noch bei Grünen; nicht einmal bei Personen, die sich als „divers“ verstehen.

Scheint Ihnen völlig egal zu sein, solange Sie so tun können, als wären Sie mit dieser Intoleranz gegenüber Mehrheiten noch in den Gruppen, die Sie vorgeblich besonders freundlich behandeln wollen, moralisch überlegen. Früher habe ich Ihre Zeitung gerne gelesen und mich selbst für linksliberal gehalten. Heute bekomme ich – entschuldigen Sie die unzensierte Wortwahl – nur noch das Kotzen, wenn ich solche Überschriften lese. – Stefan Beher

 

Ich bin ein mehrfach Betroffener, habe zwei Klinikaufenthalte und mehrere SSRI-Behandlungen hinter mir, ohne dass diese mich von einem Suizidversuch abgehalten oder — nachweislich — zur Gesundung geführt hätten. Ich vermisse im Dossier eine Darstellung sowohl weiterer Forschungsansätze als auch weiterer Therapien. Erwähnenswert ist z.B. der Ansatz, Depression werde bei manchen PatientInnen durch eine Aktivierung des Immunsystems hervorgerufen (s. Edward Bullmore, “Die Entzündete Seele”). Man hätte auch die zentrale Erkenntnis der Forschung mehr hervorheben können, dass „die“ Depression ein äußerst komplexer Zustand ist, bei dem eine ganze Reihe Botenstoffe und neuronaler Strukturen eine Rolle spielen können – was wiederum erklärt, warum einer Patientin Medikament / Methode X, einer anderen Medikament / Methode Y hilft.

Bei den Therapien vermisse ich die Behandlung mit psychedelischen Substanzen (magic mushrooms), die seit mehreren Jahren u.a. an der Universität London verfolgt wird. Mir hat etwas ganz anderes geholfen: die häufig verunglimpfte Methode der Aufstellung. Diese ist sowohl extrem kostengünstig als auch extrem kurz, wird aber nicht von den Krankenkassen bezahlt. (Warum eigentlich? Ist die Lobby der staatlich Examinierten zu stark?) Nach drei Aufstellungen à ca. 45 Minuten über einen Zeitraum von einigen Monaten verteilt war ich erlöst, ich, der ich zuvor über mehr als ein Jahrzehnt jedes Jahr mehrere Monate hatte abhaken müssen, weil sich eine erneute Episode einstellte. – John Stevens

 

Zunächst finde ich es sehr mutig von Ihnen, dass Sie sich an das Thema Depressionen überhaupt ran trauen. Ihr Mut wurde aus meiner Sicht mit Ihrem Artikel nicht wirklich belohnt. Und das kann er wohl auch nicht. Depressionen können so unterschiedlichen Ursprungs sein, können so unterschiedlicher Natur und Ausprägung sein, dass alleine ihre Definition schon äußerst schwierig erscheint: so mag eine Dysthymie sich sehr stark in ihrer Ausprägung von einer situativ bedingten Depression, die möglicherweise eine ganz „normale“ Traurigkeit ist, stark unterscheiden. Einige Fachkreise behaupten sogar, dass eine Dysthymie wenig Chancen auf Heilung hat.

So mutet die Überschrift „Was hilft wirklich gegen Depressionen?“ für einen Betroffenen fast anmaßend an. Zumal ich für meine Dafürhalten nicht wirklich eine Antwort bekommen habe. Ja, Therapien insbesondere mit der Kombination von Antidepressiva sind ein Weg der Heilung, aber nicht immer und vor allem oft nicht ausreichend. Wir müssen konstatieren, dass die Heilung der Seele ein noch immer unzureichend erforschtes Gebiet ist. Wunderbar, dass sich Ärzte, Wissenschaftler und viele andere Menschen zunehmend dem Thema widmen und dies auch zunehmend interdisziplinär. Dadurch alleine wird das Thema Depression gesellschaftsfähiger.

Zu behaupten, dass die Serotonin-Hypothese falsch ist, halte ich für sehr kritisch und hoffentlich nehmen Betroffene Ihre Aussage nicht zwingend zum Anlass, ihre Tabletten abzusetzen. Ketamin hat vielen hinten raus auch nicht die erwünschte Heilung gebracht. Es gibt übrigens auch Ärzte, die ihre depressiven Patienten mit Rheumamitteln sehr erfolgreich behandeln. Unter der Annahme, dass Entzündungen im Körper Depressionen auslösen. Und was ein Ungleichgewicht im Darm möglicherweise mit der Seelenlage anrichten kann, füllt mittlerweile hunderte von Büchern.

Aber was weiß ich schon? Ich bin kein Arzt, kein Psychologe und habe keine wirklichen Fachkenntnisse. Als ein Mensch, der seit über dreißig Jahren an Depressionen leidet, beschäftige ich mich viel mit dem Thema, habe aber auch noch keine wirkliche Antwort gefunden. Jedoch weiß ich mittlerweile, was mir am meisten hilft. Ein sehr liebevoller Umgang mit mir selber. Manchmal denke ich, dass was die Menschen am meisten heilt, ist die uneingeschränkte Selbstliebe. Aber das müssen wir wohl noch vielen Menschen beibringen. – Matthias Zillmer

 

Im Artikel heißt es „Immerhin: abhängig machen die Mittel nicht.“ Und im darauffolgenden Absatz wird beschrieben, wie die Patientin mehrfach erfolglos versucht, das Antidepressivum abzusetzen. Die düsteren Gedanken, die jedesmal folgten, nennt man Entzugssyndrom, häufig begleitet von anderen psychischen und körperlichen Begleiterscheinungen. Es müsste korrekt heißen, dass Antidepressiva keine psychische, wohl aber eine körperliche Abhängigkeit verursachen können vermittelt durch neurobiologische Anpassungsreaktionen des Gehirns, die nicht selten ein Absetzen unmöglich machen. Zunehmend wird zurecht auf die lange überschätze Wirksamkeit von Antidepressiva hingewiesen, leider werden die Folgen einer langfristigen Einnahme dieser Medikamente noch untersucht und werden nach wie vor sehr verharmlost. – Dr. med. Gerald Böhm

 

Schon der Titel ist irreführend und (sicher unbeabsichtigt!) spöttisch. Und dann noch dieses Bild von den verwickelten oder gar verlorenen Fäden im Gehirn, die sich der Kontrolle entziehen? Werden da nicht mystische (Spuk) und chemische und physikalisch-mechanistische (Transmitter, Hirnplastizität, Nervenfäden) Vorgänge vermischt und einfach auf seelische Gegebenheiten übertragen? Hauptsache man hat etwas irgendwie Greifbares in der Hand. Was bei einer reaktiven Depression als ursächliches Konfliktgeschehen erkennbar werden kann, ist psychotherapeutisch leichter zugänglich und damit weniger problematisch. Das gilt aber nicht so ohne weiteres für die sogenannte endogene Depression (niemand weiß genau, woher sie kommt, wenn sie einen anfällt), bei der man zwangsläufig im Dunklen tappt.

Angenommen, die Seele ist nicht organischer sondern eher sprachlicher Natur, letztlich aber nicht zu fassen. Angenommen, der Mensch ist existentiell einer Insuffizienz ausgesetzt und kann nie ganz begreifen, wie der Hase des Lebens läuft. Angenommen, ihm wird von Anfang an eingetrichtert, dass es keine unbeantwortbare Fragen gibt, dass alles machbar, zu erlernen, zu waschen und zu kontrollieren ist (Ingeborg Bachmann: „sei ohne Sorge, sei ohne Sorge, …auch wenn Totenstille eintritt?“). Angenommen, trotz all dieser Vorsorgemaßnahmen merkt er etwas von diesem wesentlichen Mangel, dieser Blöße, die die meisten um ihn herum tot schweigen, mit der man auch nicht unbedingt „sozial brauchbar ist“ (Grit Rosbach) und Geschäfte machen kann.

Angenommen, schon die diffuse und wirklich schwer zu verbalisierende Ahnung von dieser elementaren Lücke, über die niemand gerne spricht, weil alle Angst davor haben, nennt man dann Depression oder „negative Prägung“, die auf irgendeine Art therapierbar, also wegzumachen ist. Was wäre dann zu pathologisieren? Die grundlegende menschliche Insuffizienz des Menschen angesichts seiner Lebenswelt? Oder der Versuch, einem an sich doch naheliegenden Diskurs darüber von Kindheit an, wie ich den Vorschlag von Gerd Schulte-Körne direkt nach dem Artikel „gegen den Spuk im Kopf“ auszuweichen oder gar zu verhindern?

Wenn die Seele tatsächlich eher sprachlicher Natur ist, dann sollte man es ihr doch erleichtern, zur Sprache zu kommen, und zwar von Kindheit an, und ohne ihre diesbezüglichen Versuche zu behindern, selbst wenn sie stümperhaft und unzulänglich erscheinen. – Gerd Schillmöller

 

So wichtig es ist, das Thema Depression immer wieder auf die Tagesordnung zu setzen, hat mich doch der Tenor des Artikels als Psychotherapeutin geärgert. Dass im Sinne der Patient:innen noch mehr über den jeweiligen Tellerrand der eigenen Schule oder Auffassung geschaut werden sollte, wäre einen Artikel wert, aber bitte nicht mit solchen irreführenden, vermeintlich neuen Informationen. Eine „Revolution“ ist die in Ihrem Artikel dargestellte Methode CBASP nicht. Längst sind alle dargestellten Methoden dieses Ansatzes bereits in der Psychotherapieausbildung beider großer Schulen (Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie) State of the art: auf die Patient:innen zugeschnittene Behandlungen durch Ergänzung der Methoden, individuell abgestimmte medikamentöse Behandlung als Begleitung zur Psychotherapie, Kommunikation zwischen den Fachleuten (Psychiater:innen, Psychologische Psychotherapeut:innen).

Wie wir in die Therapien eigene Erfahrungen und Wahrnehmung einbringen können, ist durch die Arbeit an der Übertragung und Gegenübertragung und durch die Gestaltung der therapeutischen Beziehung methodisch gut ausgearbeitet und erforscht. Imagination, aktives Erinnern und Wachrufen der verschütteten oder abgespaltenen Emotionen sind schon sehr lange Herzstück vieler Therapien, auch der Verhaltenstherapie, und sollten keinesfalls in einem Satz mit „esoterischen“ Methoden erwähnt bzw. damit verglichen werden (sehr ärgerlich!). Revolutionär wäre allenfalls die konsequente Umsetzung der wissenschaftlichen Untersuchungen der Behandlung, um sie immer wieder an den Verlauf und die Fortschritte anzupassen.

Das ist wünschenswert und sollte zum Standard werden. Wichtige Personen aus dem Umfeld der Patienten mit in die Behandlung einzubeziehen, sollte selbstverständlicher werden, kann aber nur dann für Patienten hilfreich sein, wenn dies mit einer größeren allgemeinen gesellschaftlichen Akzeptanz für psychische Störungen einhergeht. Nur dann trauen sich Erkrankte, ihr Leiden öffentlich zu zeigen. Davon sind wir leider sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld noch weit entfernt. Das Wichtigste allerdings wurde wieder einmal nicht deutlich genug gesagt: dass es sehr viel Zeit und Kraft, sowohl vom Patienten als auch vom Therapeuten, benötigt, in einer Therapie frühe Schädigungen durch entgleiste Bindungen freizulegen und den Patienten wieder in die Lage zu versetzen, sein eigenes Kraftwerk zu werden.

Auf die unterschiedlichen Formen und Schweregrade von Depressionen wird in dem Beitrag gar nicht eingegangen, etwa zwischen einer „depressiven Episode“ und einer tiefgreifenden Persönlichkeitsstörung. Bei schweren Erkrankungen geht es ja um fest etablierte innere Strukturen des Selbst, die nur gegen großen und auch berechtigten Widerstand verändert werden können, denn sie bieten eben auch eine – wenn auch dysfuntionale – Stabilisierung. Die Kraft, die gute frühe Bindungen uns ein Leben lang geben, kann eine Therapie oder Medikation nur schwer ersetzen. Dies mag für Patient:innen entmutigend klingen. Der Artikel schürt aber nach meiner Meinung bei Erkrankten falsche Hoffnungen und entwertet die schwere Arbeit in den Therapien, die von Patient:innen und Therapeut:innen schon seit langem geleistet wird. Methoden integrierendes, eklektisches Arbeiten sind inzwischen in Therapien eher die Regel als die Ausnahme. All das wird in diesem Artikel klischeehaft ignoriert und zeugt von geringer Sachkenntnis.

Es geht nicht darum, „einen Schalter umzulegen“, allenfalls sehr viele. Vergleichen würde ich es eher mit einem Austauschen oder Umsortieren vieler Mosaiksteine, um ein neues Bild von sich als Person zu erlangen. Das brauchen wir in der Gesellschaft auch, um psychisch Erkrankte nicht unnötig zu diskriminieren. Das X-te Heilsversprechen, das jahrzehntelange Psychotherapietheorie- und Forschungsarbeit sowie Praxis ignoriert, brauchen wir nicht! – Sabine Lellek

 

Der Artikel verdeutlicht eindringlich die Misere der deutschen Universitätsmedizin respektive der Psychiatrie. Ausgeführt wird, dass eine Kombination von verschiedenen Psychotherapieverfahren gesucht bzw. versucht wird. Nun, seit vielen Jahren ist es verbindlich, dass werdende Psychiater beide großen Verfahren lernen. Ohnehin zeugen die Aussagen in dem Artikel von einer Unkenntnis der Praxis niedergelassener Psychotherapeut:innen, und das ist ein Teil des Problems, denn kaum jemand in diesem Bereich wendet noch reine Verfahren an, vielmehr ist ein „Mischmasch“ üblich mit einem Schwerpunkt. Natürlich gibt es unterschiedliche Depressionen:

Bis zu Ablösung des ICD 9 (International Classsification of Diseases) durch den ICD 10 gab es noch die der europäischen Psychiatrietradition entsprechende nosologische Einteilung in reaktiv, neurotisch, endogen und organisch. Zwar beinhaltet der ICD 10 noch Anteile davon, aber im Wesentlichen wird deskriptiv vorgegangen und nicht mehr nach der Nosologie, also dem Ursprung, gefragt. Problematisch an der alten Einteilung war, dass jede Erkrankung verschiedene Anteile aufweist und es reine Formen eigentlich nicht gibt, weshalb man diesen Ansatz verließ. Der neue ist aber nicht wirklich besser. Sehr vereinfacht gesagt, bedeutet die nosologische Einteilung für die Therapie: Reaktive Depressionen regeln sich zumeist von alleine, Hilfestellung ist aber empfehlenswert.

Neurotisch bedeutet, es treten situationsinadäquate Verhaltens- oder Erlebensmuster auf. Psychotherapie ist empfehlenswert, ggfs. in Kombination mit Medikamenten. Hierbei handelt es sich aber nicht um eine Prägung, wie der Artikel suggeriert. Psychotherapeut:innen behandeln (hoffe ich) keine Graugänse (K. Lorenz). Endogene Depressionen sind wesentlich mit Medikamenten zu behandeln plus Psychotherapie. Es gibt im Gehirn ungefähr 8000 Neurotransmitter. Wer glaubt, dass nur Serotonin verantwortlich ist, betreibt einen unverantwortlichen Reduktionismus. 95% aller Patienten werden von niedergelassenen Ärzt:innen, Psychotherapeut:innnen behandelt.

Die Universitätskliniken sehen im Verhältnis nur sehr wenige Patienten und zumeist auch noch besondere Fälle. Diese Exklusivität ist ein weiterer Teil des Problems universitärer Einrichtungen. Dass diese, wie kürzlich zu lesen war, „ihre“ Medizin zum Standard machen wollen, geht an der Realität der meisten Patient:innen schlicht vorbei.

Erwähnt wird, dass Antidepressiva (AD) nicht abhängig machen. Das ist falsch, wie auch an dem geschilderten Fall deutlich wird: Die Patientin hat Angst, dass das depressive Erleben wieder auftaucht, wenn sie das AD absetzt. Sie ist zwar nicht körperlich abhängig, aber psychisch. Hilfreich wäre es, wenn die Universitätsmedizin ihren Elfenbeinturm verließe und mehr Kontakt zur „Versorgungsbasis“ herstellen würde. – Dr. med. Gerd-Rüdiger Erdmann

 

Schon die Lektüre der nationalen Versorgungsleitlinie zur Thematik hatte mich erstaunt bis erzürnt. Wenn ich mich recht erinnere, wirken körperliche Bewegung und das Werken mit den Händen antidepressiv. Eine Gesellschaft, die beides vernachlässigt, darf auf diese therapeutischen Ergänzungen hingewiesen werden. Erfreut hat mich, dass die Psychotherapie sich der Evidenzfrage stellt. Immerhin gilt es, unser bisheriges, eher klimaschädliches Gesundheitssystem an die Notwendigkeiten des 21.Jahrhunderts anzupassen. Wenn Menschen weniger häufig erkranken und wir besser wissen, was wirkt und was nicht, so haben wir ein weiteres „Antiapokalypticum“ in Händen. – Sigrid von Eckardstein

 

Was für ein Titel! – Mit Corona hat es den Schub erhalten. Und nun hat die Lobby der Psychotherapeuten die Medien fest im Griff. DIE ZEIT ist ihnen willfährig gefolgt. Über viele Monate perpetuierte Kolumnen bis hin zu Titelthemen, wie dem jüngst erschienenen, machen uns Glauben, dass unser (fast) Aller psychische Labilität therapeutischen Beistands bedarf. Da kann der Berufsstand dann schon einmal ein Eigenlob wie dieses unter’s Publikum streuen: „Wir sollten anerkennen, dass Psychiater und Psychotherapeuten gute Arbeit machen.“

Und das, obwohl deren Wirkung von anderen Einflüssen nicht zu trennen ist und folglich auf bloßer Vermutung basiert. „Die schönste Erfahrung“, so wird eine Therapeutin zitiert, „sei es, wenn ein Patient die Schwere verliere.“ Sollten die Bekundungen in (den auch in dieser Zeitung veröffentlichten) Bekanntschaftsanzeigen einen Querschnitt der bundesdeutschen Verfasstheit darstellen: da wimmelt es geradezu von vorgeblichen Frohnaturen. Von Menschen, die „mit beiden Beinen fest im Leben stehen“ – und jeden tieferen Gedanken wie den Teufel fliehen.

Eine schöne Erfahrung? Das ist es wohl eher, wenn man – abseits vom sattsam durchpflügten Feld psychischer Befindlichkeiten – erfährt, dass jemand eine schwierige Zeit durchsteht und daraus – eben wegen des Verzichts auf einschlägige Hilfestellung – gestärkt hervor geht. Aber das hört die Branche nicht so gern. Gute Patienten sind treue. Und ein Therapeut ist – umgekehrt – einer, der da ist – wo sonst womöglich nur ein Smartphone. Fürwahr, dieses Leben ist ein von krankhaftem Spuk durchwirktes. – Christian Schlender

 

Menschen behandeln statt Krankheiten. Bereits seit 1995 ist durch Meta-Studien belegt, wie wichtig die individuelle Beziehung(-sgestaltung) für den Therapieerfolg ist. Unsere kulturelle Dominanz von alles wissenschaftlich einzuordnen lässt Interventionen mit dem Ziel korrigierender Erfahrungen von Kindheitserleben esoterisch anmuten, obwohl sie sich in der Praxis und durch Studien hochwirksam und effektiv zeigen.

Hinter depressiv versteckt sich meist mangelnde (Selbst-)Beziehungsfähigkeit – wie im Beispiel Frau Rossbach die fehlende Selbstfürsorge, die in Überforderung mündete. Die Nachfrage von Das innere Kind muss Heimat finden (seit Jahren unter den Top-10-Sachbüchern) ist erfreuliches Anzeichen, das sich mehr Menschen bewusster werden, was der Seele hilft zu heilen – auch in Anbetracht fehlender Therapieplätze. Bis heute haben die zugrunde liegenden humanistischen Therapiemethoden – im Gegensatz zur Schweiz und Österreich – in Deutschland keine (Kassen-)Anerkennung. – Eckart Völger

 

Ich bedanke mich für Ihren Artikel „Gegen den Spuk im Kopf“. Aus meinem familiären Umfeld kenne ich das Thema Depression seit meiner frühen Kindheit. Nachdem ein Freund akut vor vielen Jahren erkrankte, recherchierten wir parallel zu den üblichen Behandlungen nach weiteren Hilfen. In Ihrem Artikel haben Sie nach meiner Wahrnehmung die wirksamen Hilfen sowie deren individuellen Wirkmöglichkeiten sowie die Grenzen zur Behandlung von Depression gut aufgezeigt. Der Fall der betroffenen Patientin Rossbach ist sehr gut gewählt und vermittelt wichtige Fakten und Verläufe. Anmerken möchte ich jedoch wie folgt:

Wir behandeln bei Depression bisher nur die seelischen Auswirkungen, nicht jedoch die gleichfalls bestehenden körperlichen Auswirkungen einer Depression. Wir erreichen über den Umweg allein der Behandlung der seelischen Auswirkungen oft auch eine Genesung der körperlichen Symptome, wie Antriebslosigkeit und Müdigkeit. Jedoch nicht bei jedem Patienten sowie nicht bei jedem vollständig und sodann erst nach zu langer Dauer. Eine wesentliche Hilfe für eine gezielte und schnelle Behandlung von Depression, liegt in der Gabe von wirksamen (!) Darmflora Kapseln, parallel zu den anderen Behandlungen, wie Medikament und geeignete Psychotherapie.

Ich bin Privatperson. Habe keine wirtschaftlichen oder familiären Verbindungen in keine der genannten Behandlungen oder zu Darmflora Präparaten oder ähnlichem. Meine Information ziehe ich aus den Recherchen des Freundes und aus eigenen Recherchen. Es gibt zu dem Thema Darm- Hirnverbindung wissenschaftlich basierte Texte im Internet. In den USA wird zum Thema Darm-Hirnverbindung seit ca. 20 Jahren Erfahrung gesammelt. Selbst wenn es nur wenigen an Depression Erkrankten helfen sollte, so möchte ich diese für den Freund wertvolle Information an Sie weitergeben. – A. Bärenfänger

 

Seit etwa einem Jahr bin ich Abonnentin der Zeit. Jeden Donnerstag freue ich mich auf ausgewogenen Journalismus. Besonders gut gefällt mir die Rubrik „Streit“, weil dort oft aktuell relevante Themen kontrovers diskutiert werden. Im Vergleich zum Meinungseinheitsbrei so mancher bekannter Tageszeitungen ist diese Rubrik sehr erfrischend. So wünsche ich mir das.

Auch auf das Titelthema dieser Woche habe ich mich besonders gefreut, denn Psychologie hat mich schon immer interessiert. Neue Behandlungsmethoden gegen Depressionen; das klingt spannend, dachte ich. Während der Lektüre musste ich allerdings feststellen, dass ich vom eigentlichen Thema dauernd abgekommen bin, denn ich empfand es als extrem irritierend, dass ständig von Psychologinnen gesprochen wurde, obwohl Psychologen gemeint waren. Schon der Untertitel auf der Titelseite klang irgendwie komisch für mich: „Forscherinnen und Therapeuten erklären…“ Gibt es in der Psychologie denn nur noch weibliche Forscher und weibliche Psychologen?

Diese Frage drängte sich mich auf. Im Laufe des Artikels wurde mir klar: Da experimentiert jemanden mit der so genannten gendergerechten Sprache. Oh je! Jetzt also auch die Zeit! Bitte, muss das sein? Das macht den Eindruck eines schlechten Lektorats. Ich habe die Zeit-Mitarbeiter bisher für Profis gehalten.

Heute schreibe ich zum ersten Mal in meinem Leben an die Zeit-Redaktion, denn ich hatte heute zum ersten Mal den Gedanken, mein Abo wieder kündigen zu wollen. Bitte bleiben Sie bei der deutschen Rechnung und nutzen Sie nicht ihre Zeitung als Experimentierfeld für Gender-Mainstream. Mich jedenfalls verlieren Sie dadurch und ich nehme an, zahlreiche weitere bisher treue Leser auch. – Alexandra Czarnecki

 

Zitat:“… speziell für Patienten, die ihre Depression nicht loswerden. Das ist etwa bei einem Drittel der Fall….“ Nö es sind mehr. 1/3 bis 1/5 aller die jemals in ihrem Leben eine Depression erleben sind innerhalb von 12 Monaten bahndlungbedürftig erkrankt. Dazu kommen eben noch die, die eh einen phasenhaften Verlauf haben und auch mal einige Jahre aussetzten. Latenz gehört zwar auch zu Remission ist aber nicht gleichbedeutend mit einer besiegten Erkrankung. Zitat:“… Diese Idee Serotonin-Hypothese genannt ist falsch.“

Nö ist sie nicht. Sie ist auch nicht richtig. Es ist eine Hypothese die werde bewiesen ist noch widerlegt. Der Hinweis auf Ketamin ist als „Nachweis“ ist nun völlig daneben. Zum einen wirkt Ketamin auch bei weitem nicht bei jedem. Allerdings wie geschrieben, wenn dann durchaus spektakulär. Zum anderen ist der Mechanismus wie Ketamin wirkt ungeklärt. Vor relativ kurzer Zeit habe ich irgendwo gehört das Ketamin wie eine Art reset an diversen u.a. auch 5ht Rezeptoren wirkt. Keine Ahnung was da dran ist, aber selbst, wenn die antidepressive Ketaminwirkung nur auf Ampa, nmda und GABA Rezeptoren beschränkt wäre, wäre das noch keine Widerlegung. Denn das Gehirn ist eine komplexe Maschine alles beeinflusst sich mittel und unmittelbar.

Da jetzt zu sagen, dass häufig verwendete Serotonin nichts mit Depressionen zu tun hat ist einfach nur Bullshit. Ja vielleicht wird irgendjemand das mal beweisen, bis jetzt aber hat das noch niemand geschafft. Würde ja evtl. einen Nobelpreis bringen. Und das AD und Psychotherapie besser als alleine wirken stimmt so auch nicht. Man muss nach Schweregrad und Symptomen unterscheiden. – T. Klups

 


 

 

Leserbriefe zu „Sie wollen hier nicht weg“ von Andrea Böhm

 

Eine kleine Recherche im Internet zeigt, das unter den schlimmsten Gefängnissen im internationalen Vergleich Tansania nicht aufgeführt wird, wohl aber mehrmals die USA. Man wird sicher einen Häftling in Alcatraz finden, der eine Schweinestall-Analogie herstellt. Dass ein solches Zitat bzgl. den USA ebenfalls für eine „Schweinestall-Schlagzeile“ herausgepickt würde bezweifle ich jedoch. Ein „elender afrikanischer Knast“, ein „verschmutzter Eimer“, „gegessen wurde im Dreck“, „Insekten im Essen“ … das Vokabular würde auch in die deutsche Kolonialzeit Tansanias passen. Die Hauptstadt des Landes ist übrigens nicht Dar es Salaam sondern Dodoma. Offensichtlich kennt sich der Autor nicht besonders gut aus in Tansania. Im gleichen Heft gibt es eine Karte Tansanias, die dies korrekt darstellt.

Und in diesem anderen Artikel über den Konflikt zwischen indigener Bevölkerung und Naturschutz von Andrea Böhm werden die abwertenden Äußerungen von Grzimek gegenüber Afrikanern beschrieben. Vielleicht hätte Herr Willeke diesen Artikel vorher lesen sollen. Sicher kann man die Verhältnisse in tansanischen Gefängnissen kritisieren, aber nicht mit diesen rassistisch belegten Begriffen. – Helga Schneider

 

Wir waren 2021 in 6 Nationalparks: Lake Nakuru, Maasai Mara, Serengeti, Ngorongoro, Tarangire und Amboseli. Unvergeßlich! Aber auffallend war der krasse Unterschied zwischen Nationalparks und „draußen“, also dem richtigen Leben. Im Park die heile Welt der „wilden“ Tiere für die weißen Touristen (am auffälligsten in Lake Nakuru, das in etwa die Größe von Wiesbaden hat) und außerhalb die Armut und das karge Leben der Einheimischen, auch gerade der Maasai, die ihre Weiden bis an die Grenzen der Nationalparks und darüberhinaus vortreiben, um in der mehr und mehr kargen Landschaft (kein Regen – hallo Klimawandel) etwas Gras zu finden.

Ngorongoro Reserve hat in etwa die Größe von München. Im Ngorongoro leben etwa 110.000 Maasai in München etwa 1,4 Millionen Deutsche aller Herren Länder. Welches Recht haben wir oder die UNO, der BUND etc. Tansania „vorzuschreiben“ wie sie dort die Natur schützen? Wieviele Luchse leben in Deutschland in Freiheit? Wieviele Wisente? Wieviele Wölfe? Vergleichbar könnte man sagen, dann müssen eben 5000 Landwirte und 50.000 Menschen aus Brandenburg umgesiedelt werden, damit der Wolf dort wieder sein Habitat hat und ein Nationalpark eingerichtet werden kann. Welch ein Aufschrei! (und den gibt es ja jetzt schon, wenn mal 5 Wölfe auftauchen).

Oder warum wird München nicht geräumt, damit der Wolpertinger endlich sein natürliches Habitat wieder einnehmen kann? Spaß beiseite. Wir sahen Löwinnen in der Serengeti, die offensichtlich ihre Jungen aufgegeben hatten, weil in der Trockenheit keine Gazellen zum Jagen da waren. Unser Guide erzählte, daß bei großer Trockenheit Gazellen die Achillessehnen durchtrennt werden und sie zu den Löwen geworfen werden, die zu schwach sind zu jagen, aber kein totes Fleisch essen. Das alles nur, damit der Tourist sein Foto von Löwen bekommt?

Andere guides treiben anscheinend mit den Jeeps die Gnus zusammen und jagen sie über die Flüsse, damit der Tourist ein Bild bekommt wie die „Herden“ über die Flüsse ziehen. Aber die Maasai müssen weg. Ein unlösbares Problem. Ein Problem, dem sich die ganze Menschheit stellen muß: was heißt Natur? Wie kann sich der Mensch in die Natur einreihen? Denn das Konzept „macht sich die Welt untertan“ ist ja offensichtlich kläglich gescheitert. – Wolfgang Michel

 

Danke für den sachlichen Artikel, nur ist die Sit4uation nicht so einfach zu lösen: „Die Massai“ können nicht in ihrer alten Kultur weiter so leben (siehe Artikel „eine Familie mit 32 Kindern“), auch ist ihre Situatiuon auf dem Gesundheitsfaktor anders als dargestellt wird: Frauen sind nichts wert … und die Kindersterblichkeit ist sehr hoch … soll dies so bleiben? Ein Beispiel; Eine Waise wird – mit Patenamt – von Deutschland unterstützt, macht sogar Abitur … wird schwanger. Die Frau muss – Tradition – in einer Boma gebären.

Dort gibt es keinen Arzt: Die Tradition der Massai sagt: Damit das Kind nicht mit einem zu großen Kopf im Mutterkanal stecken bleibt, muss die Mutter die letzten Wochen hungern (kleinerer Kopf), und dann muss der „Kanal“ gereinigt werden: Die Mutter muss heißes Schafsfett trinken. Das Ergebfnis: Die Mutter stirbt, eine neue Waise ist da .. und wer sorgt sich um sie? Ihre „ererbte“ Tradition hat keine Zukunft. Das lernen die Massai in den letzten vielen Jahrzehnten mit viel eigener Mühe (übrigens: Die tansanische Regierung hat nicht viel Intersse ihnen zu helfen). Die Lae der Massai ist schiereiger … Ich hoffe, es gelingt ihren Führern eine Zukunft zu finden, nur alles bleibt wie bisher … da haben sie keine Zukunft: Und das wissen sie. – Klaus-Dieter Eichner

 

Vertreibung aus der Heimat ist schrecklich, hier trifft es 80000 von 110000 Maasai. Auch wenn alte weiße Männer, insbesondere solche mit NSDAP Vergangenheit, an vielem Schuld sind, hier verschließt Andrea Böhm ihre Augen vor dem Offensichtlichem: Wenn 4 Frauen 32 Kinder zur Welt bringen, dann hat die Folgegeneration 4 mal so viele Menschen. Die nächste Generation hat dann 16-mal und die übernächste 64-mal so viel Individuen.

Seit dem Wirken von Herrn Grzimek in Afrika, das auch zeitlich mit dem Ende der Kolonialzeit zusammenfällt, haben ungefähr diese 3 Generationen die Gelegenheit versäumt ihre Fortpflanzungsrate den begrenzten Ressourcen anzupassen, ganz ohne Kolonialherren, Sklaverei und politische Unterdrückung durch die Europäer. Kein Wunder, wenn der Platz nicht reicht. – H.U.Wagner

 

…. Meshuko Dorop, die Haare kahl geschoren, wie es üblich ist bei den Frau­en hier, trägt eine Kaskade von Perlenketten. In ihren Ohrlöchern baumelt…. Es ist doch ein besonderes Volk, die Massai. Sie scheren sich die Haare kahl. Der Rest der Menschheit schert sich sich den Kopf! Nichts für ungut. – Klaus-Peter Kraemer

 

Die „weiße Industrie“ (= Tourismus) im Allgemeinen, der „Ökotourismus“ im Besonderen sind nicht per se unschuldig, also gut. Auch dies lehrt Ihre ausgezeichnete Recherche. Eine kleine Korrektur: Tansania ist erst 1964 aus der Vereinigung der 1961 unabhängig gewordenen britischen Kolonie Tanganyika und dem 1963 unabhängig gewordenen Sansibar (inklusive Pemba) entstanden. Beide Regionen waren zwichenzeitlich deutsche Kolonie gewesen, Sansibar war aber 1890 im Helgoland-Sansibar-Vertrag mit Großbritannien gegen Helgoland getauscht worden. (Siehe z.B. Brockhaus-Lexikon)

Eine Ergänzung: Bernhard Grzimek war als Tiermediziner während der NS-Zeit als Sachverständiger bzw. Referent bzw. Regierungsrat nacheinander im Preußischen Landwirtschaftsministerium, im Reichsnähstand, im Reichslandwirtschaftsministerium tätig und dort etwa für Geflügelkrankheiten, Lagerung von Eiern etc. zuständig. Seine Habilitationsschrift über die Eierlagerung wurde als unzureichend bewertet (nach Wikipedia). Mir liegt „Das Eierbuch, ein Handbuch für Eierfachleute, Kennzeichnungsstellen und Geflügelzüchter“ von „Tierarzt Dr. Bernh. Grzimek, Berlin-Johannisthal“ vierte umgearbeitete Auflage vom Frühjahr 1938 vor.

Die erste Auflage war vom Spätsommer 1934, die 2.Auflage vom Winter 1934/35, die 3.Auflage vom Frühjahr 1936, jeweils ergänzt, neue Forschungsergebnisse eingearbeitet. Der Text ist sehr sachlich, kein Anflug von NS-Ideologie, noch nicht einmal „Erzeugungsschlacht“, „Autarkie“ oder Ähnliches – auch wenn dieses Fachbuch in die Ziele des Staates eingebettet war. Dazu noch eine Anmerkung: Auf 12 Seiten (von 138 Seiten) werden zig Verfahren zur Haltbarmachung der Eier über Monate dargelegt. Dies ist verständlich, weil damals in „der Mehrzahl der bäuerlichen Betriebe“ die Hühner in den Monaten März bis Juni 70% (von 80) der Eier eines Jahres legten, in den Monaten Okt. bis Febr. nur 10% der Jahresleistung.

Selbst in den fortschrittlichsten Betrieben legten die Hennen im Frühjahr zweieinhalb mal so viele Eier pro Monat wie im Winter. Wer im Winter mal ein Ei essen wollte, musste entweder schon im Frühsommer dieses Ei in die Vorratskammer legen oder mindestens den doppelten Preis zahlen. Vielleicht denkt man heute bei den Klagen über die Intensiv-Tierhaltung auch einmal daran. – Adolf Ronnenberg

 

Danke für die Perspektive auf Problematik des an vielen Stellen aufflackernden Konflikts zwischen Naturschutz und menschlicher Nutzung. Gerade durch einige aktuell kursierende Statistiken die eine starke Verbindung zwischen echtem Naturschutz und dem Bewohnen und dadurch aktiven Schutz durch indigene Völker, ist das Thema hoch im Rennen (Beispiel WWF: „Nur 1,4% der Entwaldung fand auf indigen bewohnten Territorien statt WWF – Amazonien – Indigene schützen vor Abholzung) . Durch bahnbrechende internationale Abkommen wie das von Ihnen besprochene von Montreal, wird das Thema auch die nächsten Jahre nochmal einen weiteren Stellenwert einnehmen.

Gerade deshalb enttäuscht mich Ihr Artikel auf ganzer Linie – da ein fundamentaler Fakt einfach (oder bewusst) außer Acht gelassen wird: die Anzahl der Menschen gerade im Gebiet des Ngorongoro. Jeder Naturschützer wird Ihnen bestätigen, dass gerade trockenes und karges Hochland wie das im Norden Tansanias eine sehr begrenzte Tragfähigkeit hat. Differenziert nachzulesen, bspw. in der LeMonde: In Tanzania, the Maasai are evicted from their land in the name of wildlife protection and tourism – June 2022. So stieg die Zahl der in der NCA lebenden Massai von 8.000 (1959) auf ~100.000 (2022); die damit einhergehende Anzahl an Weidetieren noch viel schneller, mit einer Weiteren Explosion in den letzten 5 Jahren von 260,000 in 2017 auf mehr als 1 Millionen in 2022!

Daneben ist ihre verklärte durchschimmernde Meinung, dass eine selbstregulierte Nutzung ggf. besser funktionieren würde auch ohne jegliche Nachweise eines überlegenen Systems. Ein (Negativ-)Beispiel ist ein „paar“ Kilometer weiter über der Grenze in Kenia zu beobachten: Die hier ebenfalls ansässigen Massai haben das Land mit einem engen Geflecht aus Safari-Lodges und Zäunen überzogen – bei gleichzeitiger Bevölkerungsexplosion. Alles nachzulesen im deutschen National Geographic Magazin 12/2021.

Ich würde mir bei so heiklen Themen weniger Romantisierung wünschen, sondern mehr harte Fakten die zeigen, warum ein Umdenken nötig ist. Dass die Durchführung gemeinsam mit den Landbewohnern abzustimmen ist, sollte bei aller Komplexität natürlich selbstverständlich sein. P.S.: ich habe selbst in Tansania gelebt und reise viel in Afrika und anderen Kontinenten. – Alexander Ingelheim

 

In dem sehr lesenswerten Artikel fehlen zwei klare Aussagen: – Der Lebensraum der Maasai ist keine „unberührte Natur“, sondern altes Kulturland, in dem es den Maasai in einzigatiger Weise gelungen ist, in Koexistenz mit einer artenreichen Tierwelt zu leben. Es ist eine grandiose Landschaft, aber eben keine wilde Natur! – Auch ich habe in jüngeren Jahren mit Begeisterung die Sendungen von Grzimek gesehen und bin seiner Romantisierung und Verherrlichung der Natur verfallen. Heute meine ich, dass man ihn ganz klar als Ökofaschisten bezeichnen muss, der seine Auffassung der Natur ohne und sogar gegen die betroffenen Menschen durchsetzen wollte. Ortswechsel: Zum Scuhtze der Natur, insbesondere des Wolfes, werden die Bewohner der Lüneburger Heide umgesiedelt.

Dann kann endlich auch der Wisent zurückkehren, der unzweifelhaft genau wie der Wolf nach Norddeutschland gehört. Dann kann sich eine wilde, unberührte Natur entwickeln. Es dürfen nur einige Schäfer mit ihren Schnucken bleiben, vielleicht auch ein kleines Heidedorf mit einer Heidekönigin und einer Volkstanzgruppe in alter Tracht, die noch Plattdeutsch spricht und singt: Zur Unterhaltung der Touristen, um sie das traditionelle Leben in der Heide erleben zu lassen. Eine Bomain in der Seengeti mit einigen Maasai zur Belustigung der Touristen unterscheidet sich nicht von Volkerschauen, wie sie um 1900 in Hagenbecks Tierpark gezeigt wurden und mit Recht heute bei uns nicht mehr vermittel wären. – Dr. Artur Behr

 

Danke für dieses Dossier. Ich bin in Afrika (ZAR und Kamerun) aufgewachsen und habe immer noch viel Kontakt. Ich habe mich bei Berichten über Afrika in Deutschland oft gefragt: Wo sind die Menschen!? Mir war die ganze Zeit bewusst, dass die Filmenden halt die Kameras nur auf die Tiere gerichtet haben, die Menschen die ganze Zeit trotzdem aber da waren, aber vielen anderen ist das nicht so bewusst. Danke, dass Sie die Menschen ins Bild gerückt haben. – Silvia Grimmsmann

 

Eines vorweg: Ich war noch nie in Tansania. Aber ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren, zunächst als Wissenschaftler und mittlerweile für die deut- sche Entwicklungszusammenarbeit, vorrangig auf dem afrikanischen Kontinent mit den Themen (Agro-)Pastoralismus, Nachhaltiges Ressourcenmanagement und Naturschutz und habe insbesondere in Kamerun und Madagaskar über längere Zeiträume sehr eng mit (agro-)pastoralen Gemeinschaften (Mbororo- Fulani und Mahafaly) zusammengearbeitet und zum Teil auch -gelebt. Ich ken- ne den Kontext also recht gut, wenn auch nicht explizit in der beschriebenen Region. Trotzdem, oder gerade deshalb, hat mich Ihr Artikel betrübt. Trägt doch auch er dazu bei, die grundsätzlich guten Intentionen des internationalen Naturschutzes ebenso grundsätzlich zu hinterfragen und damit ihre Umsetzung zu erschweren.

Nachdem sich beispielsweise der WWF in den letzten Jahren wiederholt dem Vorwurf ausgesetzt sah, in einigen seiner Projekte Menschen- rechtsverletzungen wissentlich zu dulden, woraus sich zeitweise eine wahre „Hexenjagd“ gegen diese Natur- und Umweltschutzorganisation entwickelt hat (die natürlich auch nicht frei von Fehlern ist), bewegt sich die Konnotation Ihres Beitrags in eine ähnliche Richtung, indem internationale Natur- und (Groß- )Gebietsschutzbemühungen als ein vorrangig von westlichen („weißen“) Inte- ressen getriebenes und die Belange der lokalen Bevölkerung nicht hinreichend berücksichtigendes post-koloniales Relikt dargestellt werden.

Und so endet der Artikel zu diesem in seiner komplizierten und komplexen Vielschichtigkeit nur unzureichend wiedergegebenen und zunehmend hochkonfliktiven Thema dann auch mit dem heutzutage beliebten „Totschlagargument“ vieler Menschen- rechtsaktivisten und Gegner „klassischer“ Schutzgebietspolitik, dass die Men- schen (u. a.) auf dem afrikanischen Kontinent „keine Weißen brauchen, die selbst eine gewaltige Zerstörung der Natur angerichtet haben und uns jetzt er- klären wollen, wie man sie schützen muss.“

Gut, dann brauchen sie auch nie- manden, der ihnen vermittelt, wie man die Rechte von Frauen stärkt, in die Bil- dung von Kindern investiert, Konflikte möglichst friedlich und diskursiv löst (was die Massai wie so viele andere pastorale Völker in ihrer Geschichte eher selten getan haben) und die hygienischen Verhältnisse nebst medizinischer Grundversorgung verbessert – die jetzt von der tansanischen Regierung im konkreten Fall wieder eingeschränkt wird (nicht zuletzt auch, weil sie erfah- rungsgemäß dazu beiträgt, bereits bestehende menschliche Siedlungsstruktu- ren in dafür offiziell eigentlich nicht vorgesehenen Gebieten weiter zu verfesti- gen und auszudehnen).

Genauso gut könnte man auch dagegen argumentieren: Gerade weil Menschen im Globale Norden die Natur dort in den letzten Jahrhunderten oder gar Jahr- tausenden kontinuierlich ausgebeutet und unwiederbringlich geschädigt ha- ben, ist es geradezu „unsere“ Pflicht dafür zu sorgen, Menschen in den zunehmend weniger werdenden Regionen, in denen noch halbwegs intakte großflä- chige und/oder mit einer einzigartigen Artenvielfalt ausgestatteten Ökosyste- me zu finden sind, vor den gleichen Fehlern zu bewahren und ihnen gleichzeitig ein Verständnis für den Wert der Natur und insbesondere ihres Erhalts (und nicht nur ihrer Ausbeutung) zu vermitteln.

Wohlgemerkt, ein solches Verständ- nis hat sich auch bei „uns“ erst vor relativ kurzer Zeit, also viel zu spät, entwi- ckelt – und ist bis heute mehr theoretische Fassade als gelebte Praxis geblie- ben. Die Entwicklungen (nicht nur) auf dem afrikanischen Kontinent spätestens seit Beginn der dortigen staatlichen Unabhängigkeitsbewegung zeigen leider, dass der Wert der Natur, den fragwürdigen Idealen des westlichen Turbokapi- talismus folgend, dort bis heute vor allem in ihrer Ausbeutung (und damit un- wiederbringlichen Zerstörung) gesehen wird – und zusätzlich bei vielen das (oftmals religiös begründete) Verständnis vorherrscht, dass der Reichtum der Natur unendlich ist und man sich diese beliebig zu Untertan machen kann.

Es ist eine Tatsache, dass die kläglichen Reste an noch halbwegs intakten Ökosystemen, die unsere Spezies bis heute noch (!) nicht nachhaltig geschädigt oder zerstört hat, nur dann für die Zukunft (ihrer selbst – nicht zukünftiger menschlicher Generationen wegen, die diese Systeme in erster Linie weiter ausbeuten werden) erhalten werden können, wenn man sie zumindest teilweise völlig frei von menschlichen Einflüssen hält – seien dies nun Einflüsse in Form intensiver Landwirtschaft, extensiver Viehhaltung, von Bergbau und Ölindustrie, von luxuriösem Safaritourismus (in der Tat ein sehr fragwürdiger Auswuchs des Entdeckungsreisens) oder selbst von Forschungsaktivitäten (wobei irgendeine Form von regelmäßigem Monitoring schon erfolgen sollte). Und hierzu gehören auch großflächige Systeme wie die Serengeti und die daran an- grenzenden Gebiete, da nur noch hier saisonale Wanderbewegungen großer Wildtierherden und die damit einhergehende Vernetzung von Lebensräumen sowie der genetische Austausch zwischen Populationen möglich ist.

In solchen Gebieten muss die Natur notfalls auch durch „Festungsnaturschutz“ geschützt werden – vor uns Menschen, nicht vor sich selbst. Dies hat Bernhard Grzimek, und viele engagierte Naturschützer vor und nach ihm, bereits zu einer Zeit er- kannt, als die Wildtierbestände u. a. in Ostafrika zwar auch schon nur noch ein Schatten früherer (nicht allzu lange zurückliegender) Zeiten, die menschliche Bevölkerungsdichte dagegen noch so gering war, dass ein „nachhaltiges“ Zu- sammenleben unter bestimmten Voraussetzungen für beide Seiten denkbar gewesen wäre.

(Auch wenn es schon immer eine Sache war, Rinder friedlich neben Zebras grasen zu lassen oder in der Nähe von Löwen oder Elefanten…) Mittlerweile sind die meisten Wildtierbestände weitgehend kollabiert – während über die aktuelle (und auch für die Zukunft weiterhin prognostizierte) Entwicklung der menschlichen und Nutztierbestände hier nicht weiter gespro- chen werden muss. Ohne Grzimeks unermüdlichen Einsatz, und den vieler an- derer, für den Schutz von Serengeti, Ngorongoro und anderer Gebiete würde es dort heute vermutlich bereits genauso aussehen, wie in mittlerweile so vielen Teilen auch des afrikanischen Kontinent: zersiedelt und weitgehend ausge- räumt.

Und auch wenn der ökologische Fußabdruck eines einzelnen traditionell lebenden Massais (deren junge Generation sich immer mehr von genau diesen Leben abwendet und die eigene Kultur bestenfalls noch dann als eine Form der Folklore und des im Artikel angesprochenen „kulturellen Tourismus“ betreibt – zumindest so lange damit Geld zu verdienen ist) vergleichsweise gering sein mag, so nimmt sein Gewicht durch die schnell steigende Zahl dieser Bevölke- rungsgruppe (und nicht zuletzt ihrer noch schneller anwachsenden Nutztier- herden) auf die von ihnen beanspruchten Lebensräume stetig zu – auch diese Entwicklung war zu Grzimeks Zeiten bereits absehbar. Vielleicht sind 32 Kinder heute nicht mehr die Regel – zwei sind es aber (nicht nur bei den Massai) mit Sicherheit auch nicht…

Ja, das Erbe und die Kultur der Massai (und aller anderen sogenannten „indige- nen“ Völker – ein in der aktuellen Debatte zunehmend diffuser Begriff) ist abso- lut schützens- und bewahrenswert und einige (aber längst nicht alle!) Aspekte ihres traditionellen Umgangs mit der Natur sollten anderen als Vorbild dienen – auch wenn diese sich im Laufe der Jahrtausende weniger aus Überzeugung und Verständnis (für die Natur), sondern vielmehr aus der schieren Notwendigkeit eines Lebens in einem extremen und, für die menschliche Spezies, extrem res- sourcenarmen Umwelt entwickelt haben. Nicht nur mit Blick auf die dramatisch schwindenden natürlichen Ressourcen, sondern auch auf den wohl nicht mehr umkehrbaren gesellschaftlichen Wandel, ob man diesem nun eher positiv oder negativ gegenübersteht, werden sich auch die Massai den veränderten tatsäch- lichen Gegebenheiten anpassen müssen – hoffentlich, ohne dabei ihre Identität und ihr kulturelles Erbe vollständig zu verlieren geschweige denn freiwillig auf- zugeben.

Bei mittlerweile mehr als acht Milliarden Menschen auf diesem Planeten, Ten- denz insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent weiterhin steigend, müs- sen wir ein klares Bekenntnis ablegen, ob wir wirklich auch zukünftig ernsthaf- ten Naturschutz betreiben wollen oder uns am Ende dann doch jeder einzelne Mensch wichtiger ist („leave no one behind“) – beides zusammen ist nicht (mehr) möglich, und war es vielleicht auch nie. Eine Beteiligung der lokalen Be- völkerung an der Planung von und natürlich auch an den Einnahmen aus Schutzgebieten ist absolut geboten und für die dauerhafte Akzeptanz auch zwingend erforderlich. Aber man sollte sich von dem Irrglauben verabschieden, dabei alle Wünsche (und die sich ebenso entwickelnden Begehrlichkeiten) er- füllen und zufrieden stellen zu können – und nicht durch Beiträge wie diesen den illusorischen Eindruck erwecken (und gleichzeitig das neue entwicklungs- politische Narrativ zu unterfüttern), dass dies bei einer weniger „weißen“ Na- turschutzpolitik möglich ist. – DR. TOBIAS FELDT

 

Als ob die Massai ein friedliches Volk gewesen wären. Mit dem Gott Engai war das Glück eines männlichen Massai direkt mit dem möglichst maximalen Besitz von Rindern verbunden, mit allen, auch kriegerischen Konsequenzen. Wenn, wie berichtet, Moses Oleshangai 32 Kinder hat, und damit vielleicht 16 davon männlich und diese Männer alle eine Herde von mindesten 50 Rindern mit weiteren vier Frauen haben wollen, sollte eigentlich jedem klar werden, dass in ein paar Generationen der Ngorongoro Krater voll mit Rindern wäre und die Gnus und Zebras, Büffeln, Elefanten, Löwen et al, sowie die momentan (Stand August 2022) letzten 16 Nashörner aufgegessen, verhungert oder verkauft sind.

Hinter diesem regionalen Konflikt steht doch das globale Problem, natürlich auch in Deutschland, wie und wo wir vom Menschen weitgehend unberührte Natur noch erhalten und finanzieren können. Vielweiberei und Genitalverstümmelung der Frauen (durfte die Berichterstatterin mal mit einer Massai-Frau alleine sprechen?) haben jedenfalls darin nichts zu suchen. – Dr. Bernd Langer

 

Mich stört im Tenor des Artikels, dass „indigen“ mit „gut“ gleichgesetzt wird. Menschen können in intakten Ökosystemen nur existieren, wenn die Bevölkerungszahl konstant um einen die Kapazität nicht überfordernden Mittelwert schwankt. Trotz hoher Kindersterblichkeit und AIDS haben sich die Maasai – wie die Bevölkerung Afrikas insgesamt – stark vermehrt. Stolz und Reichtum der Maasai messen sich an der Zahl der Rinder. Um eine Ehefrau zu ernähren, rechnet ein männlicher Maasai mit 20 Rindern.

Ein schöner Grund, viele Rinder zu halten……die das Ökosystem irreversibel zerstören. Andere Gebiete im Norden Tansanias haben das bereits erfahren. Auch wenn die staatliche Tourismuspolitik an mehreren Stellen zu kritisieren ist – Prof. Grzimek hatte Recht mit seinen Prognosen. Und dass ein einzelner studierter Maasai die Macht hat, die Traditionen seines Volkes zu ändern, halte ich für eine Illusion. – Hans-J. Jäger

 


 

 

Leserbriefe zu „Was uns zusammenhält“ von Bernhard Schlink

 

Es sei in diesem Zusammenhang an das „Böckenförde dictum“ erinnert: „Der freiheitlich säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann“. Angesichts der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung scheinen sich diese Voraussetzungen aufzulösen. Der Zusammenhalt über Ideen und Werte geht verloren. Die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht für Frauen und Männer , ähnlich dem service national universel in Frankreich, könnte zu neuem Zusammenhalt führen. – Dr. W. Mittag

 

Welch eine Zumutung, Jugendlichen nach Schulabschluss etwas zuzumuten! „…fragt, was ihr für euer Land tun könnt“ forderte mal ein kluger Präsident. Aus Solidarität dem Land etwas zurückgeben für all das, was es bislang für junge Menschen getan hat! Als Hausarzt wurde ich von jungen Eltern hin und wieder gefragt: sollen wir noch ein drittes Kind bekommen? Was werde ich wohl geantwortet haben? Immerhin haben wir noch eine Schule im Dorf! Pflichtjahr und drittes Kind, zwei hausgemachte Ideen gegen den Arbeitskräftemangel statt der gebetsmühlenartig wiederholten Forderung, Arbeitskräfte immer nur aus dem Reservoir des Auslands abzuschöpfen!

Bevor unser Kanzler je einen solchen Appell ans Volk richten würde, schlössen sich seine Lippen eher zu einem noch schmaleren Strich! Dabei wird uns schon so manches zugemutet: Waffenexporte in Kriegsgebiete, Dauerimmigration, Pandemieeinschränkungen, Klimaerwärmung, Inflation, unpünktliche Züge,…! Was ist dagegen schon ein Jahr in einem immer länger währenden Leben? Eine dritte hausgemachte Idee wäre ein Pflichtjahr für Rentner, nicht am Stück, sondern in seniorengerechten Häppchen über einen längeren Zeitraum:

Azubis Erfahrungen vermitteln, Kniffe und Tricks lehren, eine Richtung work verschobene work-life-balance ohne Burnout zu überstehen, Handys und Computer nicht als Lebensmittelpunkt zu betrachten! Stundenweise Behinderten, Kranken, Dementen Gesellschaft leisten, sich mit Kindern beschäftigen, um Angehörige und Eltern zeitweise zu entlasten! Ehrenämter ausüben! Kurz: Pflichtjahr für junge Menschen am Stück, für Rentner in Scheiben! Damit Solidarität kein Fremdwort bleibt, sondern als Gemeinsinn fest im Volk verankert wird! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Vielen Dank für den sehr guten Beitrag. Was mir aber auffällt: es sollen nur die jungen Erwachsenen einen freiwilligen Dienst und dann gleich für ein Jahr leisten. Ich sehe hier gewisse (Gerechtigkeits-)Probleme. Erstens nimmt die Zahl der jungen Erwachsenen stark ab und gleichzeitig sollen sie die in Rente/Pension gehenden älteren in deren Jobs ersetzen. Ebenso werden die jungen Erwachsenen von den Babyboomern einige (von denen auf die lange Bank geschobene) massive Lasten zu tragen haben.

Daher folgender Vorschlag: Orientierung und gesellschaftlicher Zusammenhalt ist nicht nur am Beginn des Erwachsenenlebens erforderlich sondern oft auch in der Mitte oder beim Weg in den Ruhestand. Daher wäre es für alle besser, wenn z. B. 3 Mal ein halbes Jahr Freiwilligendienst Pflicht wäre. Das erste Mal als junger Erwachser mit 18 bis 25 Jahren, das zweite Mal in der Zeitspanne 35-45 Jahre und das dritte Mal im Alter zwischen 63 und 70 Jahren. Wichtig wäre, dass es erst mal grundsätzlich für alle Pflicht ist. Ausgenommen wären dann in den jeweiligen Lebensabschnitten immer nur die Personen, die gerade Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre im Haushalt haben oder sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern müssen.

Damit wären diejenigen, die sich ohnehin um das Fortkommen der Gesellschaft und die Entlastung des Sozialstaats kümmern nicht benachteiligt. Alle anderen würden von den neuen Impulsen profitieren und es würde somit auch mehr Änderungsbereitschaft in die Köpfe der Menschen kommen. Und nebenbei würden alle sehen, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt nur gemeinsam klappen kann und das sich keiner rausziehen kann oder auf seinen (vermeintlich) geerntet Loorbeeren ausruhen kann. – Stefan Thurner

 

Genauso wie keine „Konstante Kosmologie“ im Weltall und in den „Universen“ denkbar sich bestätigt hat – und Einstein diese persönlichen Gedankeneinfindungen zu (seiner damals begrenzten) Phantasie „als meine größte Eselei“ bezeichnete; ist die Bezeichnung von Bernhard Schlink als Überschrift „WAS UNS ZUSAMMENHÄLT“ zu seinem Artikel: eine Klaustrophobie zur Unwirklichkeit der Aushaltbarkeit im Massenmenschendasein…

Es gilt hierbei nicht, die verschiedenen (vergangenen und noch energetisch kausalen) politischen Systeme gegeneinander in Aufstellung zu bringen und unterm addierten Strich in einer Revue sozusagen als (nun) sogenannte Demokratie zu sanktionieren – nein: wir haben diesen extrem existierenden Kapitalismus als Ausgeburt einer Ausbeutung der Massenmenschen zu erkennen und zu verdeutlichen, und uns darin bewusst zu werden: dass wir Menschenmassen die „Sklaven der Moderne“ sind… Kapitalistische Ausbeutung bedeutet doch, dass eine vorgetäuschte Demokratie dafür herhalten soll und muss: damit extrem Ausbeutende an der Masse der Menschen (z.B. in der Bundesrepublik Deutschland) sich hier hemmungslos bereichern können – und dies beständig unter dem Deckmantel des ausbeuterisch verlässlichen „Aushängeschildes Demokratie“.

Irgendwie gefühlt wird das zwar von vielen Menschen, nur sind sie in ihrer Ohnmacht „als Volk“ nicht in einer Volksherrschaft (Demos – Volk, kratie – Macht) und einer Gesellschaft unter Gleichen oder Gleichberechtigten, wobei Gleichheit immer auch als Definition in einer Masse an Volk sowieso ad absurdum zu verstehen sein muss… „Mallem hic primus esse quam Romae secundus.“ – „Lieber in diesem Dorf der Erste, als in Rom der Zweite!“

Salve Caesar, Viva il Duce, Heil Hitler, und ebenso euphorisiert dieser Massenmörder Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili, genannt Stalin– das anteilige jeweilige Volk kennt diese verführerischen Steigerungen und hat jene Männer entsprechend hochgejubelt… Konkret erkennbar: Einem Volk kann man nicht trauen und vertrauen! Nicht einmal sich selbst in den Konfrontationen eines persönlichen Egoismus zu den Verwerfungen im kapitalistischen System.

Es klingt somit (wahrscheinlich bewusst) nett und kuschelig gemeint von Bernhard Schlink, dessen Besichtigbarkeiten zu diesem BRD-System textlich dies mit einläuten: „Wenn Gesellschaft und Demokratie funktionieren sollen, genügt es nicht, dass alle rechtlich frei und rechtlich gleich sind. Sie müssen einander als Freie und Gleiche anerkennen und einander mit einem Mindestmaß an Vertrauen, Verantwortungs- und Hilfsbereitschaft begegnen. Das ist Solidarität oder Brüderlichkeit. Je schwieriger der Zusammenhalt über Ideen und Programme ist, desto wichtiger ist der über Solidarität.“ Ja wat denn nu zu dieser erschriebenen Weichspülerei? Und wo bleibt hierbei die (Schlink-vergessene Schwesterlichkeit) im allzu gesellschaftlichen Vielerlei ohne Gleichmacherei?

Der ganze weitere schriftliche Hokuspokus der folgenden Zeilen in dessen klischeehaftem Artikel bestätigt doch geradezu (unbeholfen) zwischen den Zeilen diese kapitalistische Zuverlässigkeit der Ausbeutungen – und nebenbei von ihm erwärmend erwähnt die Gegenwärtigkeit: „…dass sich die Schere zwischen Reich und Arm weiter öffnet.“ Welch ein banaler Kotau vor diesem System in „DIE ZEIT“ zu diesen Zeiten der Berauschungen an Besitztum und Wohllebe der Superreichen und Reichen. „Après nous le déluge“ –

Nach uns die Sintflut: ist doch die Bewahrheitung zu deren Verhaltensstrukturen – und genau beobachtet: wird in dieser sogenannten Demokratie auf Teufel komm raus das Volk gemolken und nichts existiert außer dem Reibach: „was denn die kapitalistische Welt im Innersten zusammenhält.“ Unser aller Goethe schon war ein Feind der Demokratie-Gedanken inmitten der „feinen“ kleinen Weimarer Hofgesellschaft: nahest-fern und doch ringsum die Armut des Pöbels; selbst sein Adlatus (und ihm stets gefälliger anbiedernder Freund) Johann Peter Eckermann hatte in finanzieller Ärmlichkeit und Demut sich zu verhalten, schien Seine Exzellenz wenig Anteil an dessen (von JWvG mitverschuldeter) Lebenseinengung sich vorgenommen zu haben… Jedenfalls war damals das Feindbild Adel und (komplizierter erkennbar) Kirche/n deutlich im zentralen Lebensgeschehen – die Französische Revolution

(also der radikale Wille des Volkes) hatte zeitanteilig aufgeräumt mit diesem adeligen und geistlichen Ausbeutungstheater, um alsbald einen Despoten wie Napoleon dann zu bejubeln… Vive l ́Empereur! Aber bringen wir es auf einen zeitanteiligen Nenner: die Masse des „Volkes“ (in der BRD etwa 84 Millionen Menschen) müssen irgendwie ins Überleben gebracht werden – daher auch die sozialen Tarnungen durch die sogenannten Hartz-Leistungen oder das evtl. zukünftige „Bürgergeld“! All das sind aber nur Ruhigstellungen für Millionen Menschen, die ansonsten auf die Barrikaden sich stellen würden und den Reichen ihre Villen ausplünderten – und genau das wissen jene arroganten „Abgehobenen“: dass sie drankämen, wenn nicht der korrupte (am Nasenring des Kapitalismus dressierte) „Staat“ hier die Stillhaltegelder zahlte, sozusagen das wenige Geld pro Person zur äußeren Friedlichkeit der insgesamten Millionen an Unzufriedenen…

Und außerdem (cui bono) hat die Polizei den Reichtum der Reichen vor dem Volk zu beschützen! Kommen wir also zur Sache: die scheinbare (aber nie vorhandene) „Idealität“ als deutsches Volk ist uns (auch durch die brutale Geschichte der eigenen Schuld) ausgetrieben worden – letztlich sind wir als Massenmenschen nur noch brauchbar für die Industrien (das Großkapital) als Verbraucher und Konsumenten – die zudem das herstellen, was sie wiederum einkaufen (können). Inhaltlich gelten hierbei die absoluten arroganten Unterschiede zwischen: Unternehmern und Unterlassern!

Und nun kommt man mit der Vorstellung einer Dienstpflicht an der Gesellschaft – und dies fände (lt. B. Schlink) in der deutschen Öffentlichkeit immer mehr Aufmerksamkeit und Zuspruch!? Hallo – das hatten wir doch schonmal im sogenannten Dritten Reich: Ein Volk-ein Reich-ein Führer! Ein Volk-ein Brei-ein Rührer. Was breit sich denn da nun evtl. wieder zusammen?

Aber zurück ohne Rückblick in die Gegenwart: Und das ist doch eine Übertünchnung der wahren Verhältnisse in diesem kapitalistischen System – nun vielleicht auch noch die irgendwie untergebrachte Jugend zu einem Dienstpflichtjahr außerdem einzuberufen, während die Reichen sich in ihrer Wohllebe aalen und über diese evtl. Maßnahme hemmungslos grinsen: für wie dumm dieses manipulierende System das „Volk“ verkaufen kann! Ach ja, Herr Schlink ist Staatsrechtler und Mitinitiator der von der Hertie-Stiftung in Auftrag gegebenen Studie „Ein Gesellschaftsjahr für alle.“

Er sollte sich zuvor als „Staatsrechtler“ doch mögliche Gedanken machen: in welchem System dieser Staat seine Massenmenschen dressiert und gleichzeitig in dieser Erkennbarkeit dokumentieren: dass dieser Staat keine Demokratie repräsentiert, sondern vom Kapital und den Industrien absolut manipuliert wird. Wie kommt also Bernhard Schlink auf die erweiterte Besichtigung, indem er beschreibt: „Wie weit der Zerfall einer westlichen Gesellschaft gehen kann, bis er Bürger und Parteien schließlich keinerlei Gemeinsamkeiten mehr finden lässt, zeigt der Blick auf Amerika.“ Meint er damit die USA?

Somit wären wir im Kern der Verursachung von menschlicher Unfreiheit ohne Ideale und Ethik: der Kapitalismus in den USA ist und bleibt der Untergang der Freiheit und der Menschlichkeit – in solch einem System wird der jeweilige Mensch in seinen Schwächen (mehrheitlich als Verlierer) zum Spielball der Starken bzw. der Hemmungslosen und der Ausbeutenden! Wie nannte es der Evolutionär Charles Darwin: „Survival of the fittest!“ Und in der Quintessenz hierbei das befreiende Erkennen, dass wir ohne jedwede göttliche Wahrheit existieren (müssen)! Jedenfalls: Was uns im Innersten zusammenhält – ist nicht diese Ideologie der kapitalistischen Welt! Wir Menschen haben uns zwar selbst in dieses Dilemma hineinmanövrieren lassen – also müssen wir da (gemeinsam) wieder selbst herausfinden.

Und diesmal sollte die wahre Revolution nicht ihre (unsere) Kinder fressen! Ob uns das dann als Volk, als Völker eines Planeten Erde gemeinsamer zusammenhält? Davon wird der Staatsrechtler Bernhard Schlink nicht einmal zu „träumen“ wagen – wenn er doch „unseren“ Staat als Demokratie so brüderlich (ohne das schwesterliche) gesellschaftlich hochbeloben mag… Cogito ergo sum: Herzhaft Willkommen in der egoistischen Wirklichkeit auf Seiten des Unrechtes eines Staates, dessen auch politisch korruptes System in keinster Art und Weise einer wahren Demokratie entspricht! – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 

Der Beitrag von Herrn Schlink zu einem Gesellschaftsdienst ist lesenswert, die Argumente für einen obligatorischen Dienst nicht ausreichend. Leider fehlt in der gesamten Diskussion, so weit ich sie verfolgen konnte, auch bei Herrn Schlink, völlig der Nutzen eines Bürgerdiensts, der auch beim Militär einen Unterricht über Demokratie, unsere Verfassung und Europa enthalten sollte, für die Integration der Einwanderer und Asylanten. Im Übrigen sind Herrn Lindners Argumente der schroffen Ablehnung eines Bürgerdienstes nicht nachvollziehbar. Er schrieb mir vor einiger Zeit, man stehle den jungen Menschen ein Lebensjahr. – Prof. em. H. Schneider

 

Ein für meine Einschätzung excellenter Beitrag in Analyse, Aufzeigen der Optionen und letztlich Lösungsvorschläge. Als die Wehrpflicht seinerzeit ausgesetzt wurde, gab es dafür sicherlich gute Gründe . Die immer deutlicher werdende Wehrungerechtigkeit und die zunehmende Zahl nicht ungefährlicher Auslandseinsätze ließen eine Berufsarmee sinnvoll erscheinen. Mir kam damals gleich der Gedanke wieso eigentlich kein “ soziales“ ( unter Einbeziehung auch eines Militärdienstes ) Jahr für Männer und Frauen als Dienst an der Gesellschaft und zur eigenen Orientierung zwischen Ausbildung und Beruf.

Die Erinnerung an meinen eigenen, damals noch 1 1/2 jährigen Wehrdienst sind dabei keineswegs nur positiv : i. G. untaugliche Vorgesetzte und Stubenkameraden, um die ich normalerweise einen sehr großen Bogen gemacht hätte, haben mir meinen Wunsch nach einer u.U. militärischen Karriere gründlich vermiest. Trotzdem möchte ich die dabei gemachten Erfahrungen keineswegs vermissen, man kann sich im Leben nicht nur immer die schönen Dinge aussuchen, sondern muss sich auch mit weniger schönen irgendwie arrangieren.

Zum Beispiel werde ich nie vergessen, dass eine für einen Abiturienten völlig normale sprachliche Ausdrucksweise von anderen als Arroganz empfunden wurde, die Distanz schafft, die weder beabsichtigt noch vorteilhaft war. Aber eine verlorene Zeit, wie immer wieder zu hören ist, war das überhaupt nicht, vielmehr möchte ich sie nict vermissen. – Joachim Menzel

 

Ja wir brauchen eine solche Pflichtzeit, aber anders, nicht nur nach Wahl und Wohlgefallen, sondern nach den Bedürfnissen in unserer Gesellschaft. Deshalb sollte jede und jede einie Zeit bei den Notleistungsdiensten Feuerwehr, THW und Rettungsdiensten verbringen, im weiteren bei kommunalen Dienstleistern von Parkpflege bis zum Recyclinghof, städtischer Gärtnerei und Bauhof, Straßenmeisterei und Abfallversorgung. Schließlich einige Wochen in Naturschutz und Krankenpflege oder Nachbarschaftshilfe. Erst diese Vielfalt erweitert die Kenntnis über unsere Gesellschaft. Und das ist dringend und sollte auch ordentlich etwa wie der Zivildienst finanziert werden. – Helmut Staudt

 

Für mich, seit längerer Zeit, einer der strukturiertesten knapp-luziden substantiell gehaltvollsten Beiträge in der „Zeit“, der ich (persönlich unbedeutend) inhaltlich vollumfänglich zustimme! Um die Glaubwürdigkeit nicht zu dämpfen, etwa durch Kritikerinnen und Kritiker, bleibt zu hoffen, dass der brillante Autor zu seiner Zeit auch einen Dienst geleistet hat! Denn, „Beispiel geben“ ist das Eigentliche, wie Ihr großer Schmidt häufiger gesagt hat! – Holger Wirkus

 

Vielen Dank für die verschiedenen Erörterungen zu einem Gesellschaftsdienst. Ob freiwillig oder verpflichtend, in beiden Fällen muss der Dienst sehr attraktiv gemacht werden. Angebote sollten in allen Bereichen angeboten werden und es bedarfs einer angemessenen Bezahlung. Ebenso gehört eine deutliche Bevorzugung der Dienstleistenden bei weiteren Bewerbungen hinzu. Ich denke mit einer komfortablen Ausstattung eines Dienstes werden nicht nur die Dienstleistenden profitieren, sondern es wird ein Erfolgsmodell für die gesamte Gesellschaft. Ich selbst habe , damals hieß es Wehrdienstverweigerer, über meine Zivildienstzeit beim DRK meinen Traumberuf Arzt gefunden. Damalige Sanitäts- Kollegen und Ausbilder waren lebenslang Vorbilder. Ein Glücksfall, der mit Sicherheit kein Einzelfall sein muss. – Dr. Peter Buckenmaier

 

Herrn Schlinks Artikel, Gedanken zum „Gesellschaftsdienst“, stimme ich voll zu. Ich möchte einen weiteren wichtigen Aspekt anfügen: Es wäre dies eine dringend nötige Chance für unsere Gesellschaft, in der Zeit von „Echokammern“ in Internet und sozialen Medien, sowie von Abgrenzung nach Art der „Cancel-Kultur“, Räume für eine physische Begegnung der Bürger zu schaffen und echte, mündliche Gespräche zu ermöglichen. Die Erfahrungen meiner 4 Kinder, damals mit dem „sozialen Jahr“, bekräftigen dies! – Gerhard Utz

 

In Ihrer Ausgabe vom 02.Feb.23 Seite 11 steht unter Punkt 4 des Artikel „Was uns zusammenhält“ :“wer partout nicht dienen wollte, konnte sich der Pflicht entziehen“. Aus eigner Erfahrung kann diesem Satz nur zugestimmt werden, wenn Haftstrafe oder Strafzahlungen als Wahlmöglichkeit bzw. Folge einer damals so genannten „Totalverweigerung“ mit ergänzt werden. Mein Vorschlag: „…konnte sich der Pflicht mit Antritt einer Haftstrafe oder Zahlung einer hohen vierstelligen Summe entziehen“. Quelle ist das Einberufungsschreiben meines damaligen besten Freundes André welches ich mit eigenen Augen gelesen habe, mir aber heute nicht mehr 100% sicher darüber bin ob die verbrieften Folgen seiner beabsichtigen Totalverweigerung ein halbes Jahr Haft oder die Zahlung von 5000DM waren. Aus diesen Grund führe ich Sie nich präzise an. Denn, als DDR Sprössling weiß ich wie wichtig es ist, das in der Zeitung nichts falsches stehendarf!

Das ist der einzige Grund warum ich Ihnen diese Mühen mache, ich bitte um Entschuldigung, -ich kann nicht anders. P.s. Herrn Schlinks Roman „der Vorleser“ war seinerzeit für mich das beste Buch meiner Schulzeit, als Pflichtliteratur für alle 9.Klässler böte es aus meiner Sicht den idealen Einstieg für eine breite und tiefe Diskussion um den persönlichen Einsatz eines jeden zum vorab gemeinsam verhandelten Wohle aller (Staatsbürger). – Gunther Fleischmann

 


 

 

Leserbriefe zu „»Sehr auffällig«“ von Christoph Heinemann und Tom Kroll

 

Genauso waren meine Reaktionen bei der Lektüre o.g. Artikels! Ich stelle lediglich 2 Fragen: 1. Werden die Psychiater, die Ibrahim als ungefährlich eingestuft haben, zur Verantwortung gezogen? Leider lautet die Antwort Nein. 2. Warum wächst europaweit die Tendenz zum Rechtsextremismus? Die Antwort befindet sich in Ihrem Artikel “sehr auffällig“. – Nathalie Meinecke

 

Die Geschichte von Ibrahim A ist eine Katastrophe. Vor allem, weil er 2 junge Menschen umgebracht hat. Aber auch, weil er in Deutschland durch alle sozialen Sicherungsmöglichkeiten durchgefallen ist. Und daran ist unsere Gesellschaft schuld. Warum bekommt er nur Bewährungsstrafe bei schwerer Körperverletzung? Warum ist in der Untersuchungshaft keine intensivere Betreuung möglich, die nach der Entlassung sowohl mit Unterstützung als auch mit Auflagen verbunden ist. Warum wissen die Behörden nicht voneinander? Warum wird nur 1x im Jahr kontrolliert, was aus einem Straftäter geworden ist. Hatte er einen Bewährungshelfer?

Was sind das für Psychiater, die in einem solchen Fall die Gefährdung nicht sehen. Werden sie für Fehlurteil zur Verantwortung gezogen. Warum gibt es in der JVA Medikamentenmissbrauch (Methadon)? Werden die zuständigen Ärzte dafür zur Rechenschaft gezogen? Usw. Mit Integration hat das nichts zu tun. Ibrahim A wurde auch durch seine Lebensumstände erst zum Gefährder und dann zum Täter. Menschen müssen vor ihm geschützt werden. Dafür braucht es Geld, Personal, Zeit, bessere Kontrolle, angemessene Strafen und vor allem Hilfe für Ibrahim A. Abschiebung wäre an sich natürlich die einfachste aber nicht die humanste Lösung. Dass das bei staatenlosen Menschen schwierig ist, wusste man die ganze Zeit. Der deutsche Staat hat hier versagt. Und leider ist das zu allem Übel auch noch Wasser auf die Mühlen der AFD. – Petra Harink

 

Nicht nur der Täter von Brokstedt scheint mir sehr auffällig zu sein, sondern auch das wiederholte Unvermögen von Politik, Justiz, Sozial-und Gesundheitsbehörden, einen psychisch labilen und mehrfach straffällig gewordenen Täter wirksam „aus dem Verkehr zu ziehen“, sodass er der Zivilbevölkerung erstmal nicht mehr gefährlich werden kann. Mir geht es in diesem Zusammenhang nicht um plump-reaktionäres Politik-und Justizbashing nach dem Schwarz-Weiß-Prinzip. Aber ich denke, es ist durchaus angemessen, als einigermaßen fassungslose*r Bürger*in (und nicht als Bundesinnenministerin) zu fragen, wie es denn bitte sein kann, dass schon wieder ein psychisch durchgedrehter Krimineller mit Asylhintergrund unkontrolliert herumlaufen und Menschen abstechen konnte?

Zumal das Muster bei vielen Fällen ähnlich erscheint: Obwohl betreffende Personen haufenweise Straftaten ansammeln, teils auch schwere, den Justizbehörden im Vorhinein also mehrfach in Erscheinung getreten sind, landen sie nur begrenzte Zeit im Gefängnis und werden dann ohne konkrete Nachsorge wieder entlassen. Das deutet für mich auf ein massives Behördenversagen hin! Und zwar, wie der Artikel nüchtern zusammenfasst, von allerlei Seite. Bams, Gerichte, Justizvollzugsanstalten, Psychiater*innen, Asylbewerber*innen-Heime usw. – niemand war scheinbar in der Lage zu erkennen, dass dieser Mensch langfristige Hilfe benötigt und zum Schutz der Öffentlichkeit zunächst einmal weggesperrt gehört.

Wie kann es sein, dass jemand in 7 Jahren 25 Delikte begeht, aber trotzdem nicht mal länger als 1 Jahr im Gefängnis sitzt? Wieso haben im Vorfeld bereits allerlei verschiedene Behörden schon mal irgendwie Probleme mit ihm gehabt, aber niemand hat dann ernsthaft durchgegriffen? Für mich geht es da auch nicht um die Frage von möglicher Abschiebung (das verlagert ein Problem nur woanders hin) oder ob man solche Taten überhaupt verhindern kann (gänzlich wohl nicht), sondern darum, wie eine Einwanderungsgesellschaft, zwischen den Polen von „Weg-organisieren“ und Resignieren, denn gedenkt, konkret mit solch auffälligen Menschen umzugehen ?

Eine Antwort scheint sie bisher nicht zu haben, wenn betraute Behörden zum wiederholten Male offenbar nicht in der Lage sind, Alarmsignale richtig zu deuten und entsprechend danach dann auch zu handeln. Stattdessen versandet das Problem irgendwo im deutschen Zuständigkeitsdschungel und am Ende wird von jeder Stelle behauptet, man habe da nicht mehr machen können, man habe Dinge nicht gewusst/geahnt (Warum informieren sich die Behörden denn nicht mal wirksam gegenseitig?). Was bleibt: Es sterben deswegen Menschen. Mag sein, dass der justizarische Fall des Täters von Brokstedt komplexer liegt, als „Wegsperren oder Freilassen“, aber das angeblich „harte Durchgreifen“, was die Vorsitzende des deutschen Richterbundes ihrem Personal neulich bei „Markus Lanz“ attestiert hatte, sehe ich da leider überhaupt nicht gegeben.

Stattdessen ließ man gerichtlich scheinbar zum wiederholten Male Milde walten (erkennt man da nicht irgendwann ein Muster beim Täter?), versagte in der psychiatrischen Prognose, in der Gefängnisverwaltung (jemandem Medikamente zu verabreichen, die er nicht braucht, ist auch eine Straftat), in der sprachlichen Integration, der Nachsorge, der Prävention, einfach überall. Auch, wenn manche dieser Punkte komplexer sein mögen, als hier dargestellt, eine Ausrede kann das auch nicht immer wieder sein. Es kommen eben auch Straftäter*innen ins Land, Traumatisierte, Kriminalisierte und Radikalisierte. Mit diesen importierten sozialen Herausforderungen, wie auch mit den hausgemachten, kommt Deutschland scheinbar nicht wirklich zurecht.

Da müssen politische Antworten her, anstatt nur Fragen zu stellen (s.o.). Das Sozialsystem und auch das Einwanderungssystem unseres Landes gehört endlich grundlegend modernisiert und reformiert! Sonst passieren solche Fälle nach dem immer „gleichen“ Muster wieder und wieder. Und als Bürgerin, die wie viele andere auch im Regionalexpress herumfährt oder in eine deutsche Innenstadt geht, fühlt es sich nicht wirklich gut an zu erahnen, dass die deutschen Behörden einen potentiell gefährlichen Straftäter möglicherweise nicht wirklich dahin bringen, wo er hingehört. – Julia Molina

 

Kurz gesagt: es sind zu viele Immigranten, und viele von ihnen passen nicht zu uns! Sie binden und überfordern Polizisten (m,w,d), Justizbeamte, Lehrer, Verwaltungsangestellte, Sozialarbeiter, (Migrations)Beauftragte in großer Zahl, die für sinnvollere und dringendere Aufgaben in unserem Land gebraucht würden! Von den Kosten einmal ganz abgesehen! Man gewinnt manchmal den Eindruck, daß unsere Regierung Flüchtlingen mehr Aufmerksamkeit schenkt als ihren Bürgern, für deren Wohlergehen sie einen Eid geleistet hat! Mit ihrer „wir schaffen das“-Hybris hat sie sich längst mit der „Integration“ einer nach oben offenen Asylbewerberzahl völlig übernommen und die Hauptlast dafür ihrem Wahlvolk aufgebürdet!

Statt Zeitgeistmoral sollte sie endlich einmal Härte zeigen: die Immigration stoppen, bis zwischen allen europäischen Ländern ein gerechter Lastenausgleich erreicht ist! Doch, mit einem solchen Ansinnen wird sie wohl auf Granit beißen, denn die Länder der „Unwilligen“ hören Tag für Tag von den Kollateralschäden der deutschen Asylpolitik: Kriminalität, Verachtung der Bewohner des Gastlandes, die man auch als Rassismus bezeichnen könnte, terroristische Anschläge, Morde, wie in diesem Beitrag geschildert, der sich allerdings fast ausschließlich mit dem Täter beschäftigt und das Schicksal der jungen Opfer lediglich kurz und emotionslos streift!

Unsere Regierung muß notfalls allein oder zusammen mit den Ländern der „Willigen“ mit beharrlichem Druck erreichen, daß asiatische und afrikanische Flüchtlinge in Staaten Vorder- und Mittelasiens und Afrikas aufgenommen werden (wie ukrainische Flüchtlinge ganz selbstverständlich in den angrenzenden Ländern Europas)!

Dort erhalten sie Hilfe von uns, müssen nicht „integriert“ werden und leben in der Nähe ihrer Heimatländer, in die sie ja irgendwann zurückkehren sollen!? Gelingt uns das nicht, nehmen wir weiter unbegrenzt Immigranten auf (2015 darf sich nicht wiederholen!?), lassen wir sie alle Instanzen durchlaufen, die unsere antiquierten, für eine Völkerwanderung untauglichen Asylgesetze ermöglichen, nehmen wir nicht konsequent gerechtfertigte Ausweisungen vor – dann wandelt sich Deutschland, mitten in Europa gelegen, in ein Klein-Afrasien, während die angrenzenden Länder der „Unwilligen“ ihr europäisches Gesicht bewahren! Soll so das Europa der Zukunft aussehen? – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Wiedermal ist die Aufregung sehr groß. Dabei ist doch seit langem in Deutschland zu beobachten das hier Täterschutz vor Opferschutz kommt, besonders wenn es bei den Tätern um Migranten geht. Viele der sehr links gestrickten Journalisten geben dann noch ihre Belehrungen dazu weil sie denken wir Leser und Fernsehzuschauer sind ein bisschen naiv. Das stimmt aber nicht denn so doof sind wir wirklich nicht. Wir regen uns nur nicht mehr soviel auf und werden in dieser Sache wahrscheinlich immer Gleichgültiger. – L. Hampel

 

Die Frage ist doch nicht, warum Ibrahim A. nicht abgeschoben werden konnte (löst eine Anschiebung das Problem?), sondern warum unsere Behörden offenkundig psychisch total verwirrte, drogenabhängige, nicht austherapierte Personen immer wieder auf die Gesellschaft loslassen. Und warum lassen sich diese Behörden und die Mediziner*innen, die die Lage begutachten, eigentlich immer wieder so leicht blenden? Fast parallel dazu verlief die Story mit dem verwirrten / schizoiden (?) Marokkaner auf S. 58, der in Spanien einen Küster ermordet und einen Pfarrer verletzt hat.

In meiner Nachbargemeinde Harsum (Landkreis Hildesheim) terrorisiert ein stimmenhörender Psychopath (anders kann man das nicht nennen) schon seit Längerem das Dorf. Er stand zwischenzeitlich sogar unter Verdacht, Gullydeckel von einer Autobahnbrücke geworfen zu haben (zwei lebensgefährlich Verletzte), der Verdacht hat sich aber wohl nicht erhärtet. Freiheit ist eines der allerhöchsten Güter dieses Landes, aber wenn andere Menschen bedroht werden, muss eingeschritten werden. Therapieplätze scheinen leider rar zu sein oder will man diese Leute etwa gar nicht therapieren, weil das Geld kosten und die „Schwarze Null“ gefährden würde? – Thomas Manthey

 

Lernt man in der Journalistenschule nicht, dass der Ausdruck ‚durch einen Rost fallen‘ heute obsolet ist??? – Dr. Heinz Hundsdorfer

 

Der Artikel unter der Eingangsfrage „Warum konnte Ibrahim A. nicht abgeschoben werden?“ – in zwei Sätzen zu beantworteten – wirft durch seine Darstellung der Vorgeschehnisse eigentlich eine andere Frage auf: warum lassen Behörden und Justiz im Vorfeld einer Tat Menschen fallen und versagen auch im Nachgang, etwa beim Umgang mit Strafgefangenen? Durch die richtigen Hilfestellungen wären wohl keine zwei Todesopfer zu betrauern und letztlich drei Leben gerettet worden. Wer hingegen „Menschen wie A. loswerden“ und „unliebsame Menschen fortschaffen“ möchte, sollte sich fragen, wohin solche Gedanken führen und ob das wirklich ein Ort ist, an den Deutschland (wieder) kommen möchte. – Mariam Dettmar

 


 

 

Leserbriefe zu „Gar nicht so übel“ von Mariam Lau

 

Der entscheidende Satz in dem Leitartikel von Frau Lau ist der letzte. Die CDU und Herr Merz haben nichts Funkelndes, keine Idee von der Zukunft, keine Vision. Und wohin genau das führt, wird ein paar Seiten später von Herrn Ulrich fein säuberlich seziert, wenn er den desolaten Zustand des Landes nach 16 Jahre unter Frau Merkel bilanziert. Obwohl, eine Idee von der Zukunft hatte sie schon: nämlich den Machterhalt für die CDU und für sich. Diesem Ziel musste eben alles andere untergeordnet werden und das hat ja auch funktioniert. Nur um welchen Preis? – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl-Inform. Andreas Zabel

 

Ein vergiftetes Lob. Merz also kein Rechtsaußen? Doch geht es nicht um einen Schönheitswettberb auf linksgrünem Parkett. Der Mann soll Stimmen holen. Ob das mit einem “ mittigen, schwarz-grünen“ Kurs gelingt, kann man bezweifeln. Vordergründig zwar Wahlsiege, aber stärkste Fraktion in NRW waren die Nichtwähler ( 45 % ). Darunter sicher viele verprellte CDU Anhänger. Zu vermuten ist eher, wer mit Softgrün liebäugelt, wählt gleich das Original. In Europa sind dagegen die Konservativen auf dem Vormarsch, zuletzt in Italien oder Österreich. Das ist der Trend und nicht der penetrant verbreitete Gender- oder Ökowahn. Fraglich, ob Deutschland dabei eine Insel der Glückseligkeit bleibt. Dazu gehörte freilich der ( überfällige) Bruch mit Merkel. Ob dafür die Kraft reicht? – Christoph Schönberger

 

Nun gut, für einen Rechtsschwenk der CDU steht der Mann nicht, auch wenn er sich in der Migrationsdebatte mit populistischen Aussagen hervortut, die nach rechtsaußen anschlussfähig sind. Wer schrille Töne auf der Linken, besonders in Eigentumsfragen, verabscheut, findet in Friedrich Merz gewiss einen verlässlichen Gesinnungsfreund. Doch die Antwort auf einen aus dem Ruder gelaufenen Finanz-Kapitalismus, vor allem zu besichtigen auf dem überhitzten Immobilienmarkt, kann wohl kaum lauten: „Mehr Kapitalismus wagen!“ Oppositionsführer zu sein in Zeiten multipler Krisen ist durchaus ein dankbarer Job – auf einen streitbaren Politiker wie Friedrich Merz genau zugeschnitten.

Da mag es auch nicht verwundern, dass Mariam Lau ihm, trotz einiger genannter Schwächen, ein alles in allem gutes Zeugnis ausstellt. Aber die entscheidende Frage bleibt (vorerst) ausgespart: Kann Friedrich Merz auch Kanzler? So ganz abwegig sind solche Überlegungen nicht, denn die CDU stünde jederzeit für ein Jamaika-Bündis bereit, sagt zumindest Thorsten Frei, Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag. Allerdings ist mit einem baldigen Regierungswechsel wohl kaum zu rechnen. Es ist allemal an der Zeit, dass sich die versammelten Hauptstadt- journalisten zu einem ähnlich milden Urteil über den fortgesetzt kritisierten und (bewusst?) missverstandenen Kanzler Olaf Scholz durchringen könnten: „Gar nicht so übel.“ – Rüdiger Paul

 

Nach der Lektüre des Leitartikels „Gar nicht so übel“, stelle ich mir die Frage, was der Konservatismus der CDU eigentlich genau sein soll. Schaut man in die Gründungsgeschichte der CDU stößt man u.a. auf folgenden Text: „Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. .. Durch eine gemeinwirtschaftliche Ordnung

soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert.“ Das ist aus dem Ahlener Programm der CDU von 1947. Vergleicht man das mit dem, was man heute so von Herrn Merz hört, dann ist es offensichtlich, dass die CDU unter Merz mittlerweile sehr viel rechter und kapitalistischer ist, als zu ihrer Gründungszeit.

Wenn Frau Lau also fragt, ob rechts von der SPD nun gar nichts mehr akzeptiert werden könne, dann muss man fast mit „ja“ antworten. Denn was konkret, das frage ich mich, ist denn eine substanzielle konservative Position, die ernsthaft als Alternative und Kontrapunkt zu den Vorhaben der SPD und allen Parteien weiter links diskutiert werden könnte? Die Antwort bleibt Frau Lau selber schuldig, sie attestiert der CDU sogar, dass ihr eine „zündende Idee für die Zukunft“ fehlt. Aber genau das ist doch der Kern-eine Philosophie und ein daraus resultierender Plan, wie man durch unsere Realität manövrieren kann und die Zukunft für kommende Generationen einigermaßen sichert. Ohne eine Philosophie hat man auch keine Substanz.

Natürlich darf Herr Merz auch mal Fehler machen, so wie alle. Wenn sich aber zeigt, dass nicht mehr viel dahinter steckt, dann wird es grenzwertig. Ich erwarte von einer Volkspartei inmitten mannigfaltiger Krisen, dass sie mehr anzubieten hat, als ungeschickt formulierte talking points zum Thema „Jugendliche an Sylvester“ oder „Wir machen das mega mit unserer Vergangenheitsbewältigung“, nur um dann die Konsequenzen aus ihrer eigenen Energiepolitik der aktuellen Regierung in die Schuhe zu schieben, aber sich auf Landesebene gerne hinter den Grünen verstecken, wenn es um das Klima geht.

Also, was haben die CDU und Herr Merz anzubieten auf dem Gebiet der Familien-, Bildungs-, Arbeits-, Klima-, Agrar-, Wirtschafts- oder Finanzpolitik, was ein zeitgemäßer, wahrhaftiger Plan wäre, der dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert?

Ich weiß nur eines: Mit dem Festhalten am Hergebrachten kommt man in Zeiten großer Umbrüche, Verwerfungen und Veränderungen nicht unbedingt gut durch. Daher muss der Konservatismus der CDU sich vielleicht auf seine Wurzeln besinnen und einen neuen Weg beschreiten. Das erfordert Mut, Haltung und eine echte Philosophie. Ein Konservatismus, der nur noch Phrasen, Reaganomics und Regierungsschelte enthält, ist einfach nur bedeutungslos. Übrigens fast witzig, dass Lindner auf der nächsten Seite das Hohelied der Angebotspolitik singt, als ob es 2008 nie gegeben hätte. – Anne Keller

 

„Die Quadratur des Greises oder Von einem der auszog das opponieren zu lernen“ könnte als Überschrift über ein Jahr Parteichef und Oppositionsführer Friedrich Merz stehen. Einerseits ist Herr Merz ein alter „Haudegen“ andererseits ein frischgebackener „Querredner“. Reden ist Silber Schweigen ist Gold. Manchen Ausspruch hätte Merz sicher erstmal auf die Goldwaage legen sollen, z. B. Sozialtourismus, kleine Paschas etc. Aber insgesamt steht die CDU als Partei, auch in der Wählergunst, gar nicht so schlecht da. Trotz oder wegen Friedrich Merz?

Wenn er nun noch klare Trennungslinien zur AfD innerhalb der konservativen Kräfte in der CDU aufzeigt und dies innerparteilich durchsetzt, kann das ein gangbarer Weg zurück zur christlichen Volkspartei werden. Gleichzeitig müssen zukunftsorientierte Ideen in den bisher vernachlässigten Themenbereichen (Klima, Digitalisierung, Bildung und Bürokratieabbau) in den politischen Mittelpunkt gestellt und auch Vorschläge zur konstruktiven Umsetzung gemacht werden. Herr Merz darf, wie im Übrigen alle Politiker, nicht vergessen, dass ein Mandat immer nur auf Zeit durch den Souverän vergeben ist. – Felix Bicker

 

Chefdiplomat könnte Friedrich Merz jedenfalls nicht werden, ihm fehlt das Fingerspitzengefühl (und das nicht zu knapp). Aber das will er ja auch gar nicht, er strebt das Kanzleramt an. Seine verbalen Aussetzer sind natürlich Steilvorlagen für seine politischen Gegner. Ihn aber als „NPD-nah“ zu diskreditieren ist indiskutabel und schon sehr durchschaubar. Rechts neben der SPD kann es sehr wohl die CDU geben, als Vertreterin der konservativen Mitte, rechts neben der CDU aber keine Partei mehr.

Ich glaube nicht, dass eine Kampagne gegen Friedrich Merz, die sich nur an seinen verkorksten Wortmeldungen nährt, Erfolg haben wird. Die Gesellschaft ist weit vielschichtiger, als sich der Politbetrieb wohl vorstellen kann. Ich bin mir sicher, dass die Bevölkerung durchaus zwischen Form und Inhalt unterscheiden kann, vorausgesetzt, sie interessiert sich für ein Thema. So werden auch die Silvester- Ausschreitungen in Berlin-Neukölln nicht einfach vergessen, obwohl der Aufschrei nach Merz´ Pascha- Äußerung zunächst groß war.

Mariam Lau hat natürlich recht, eine Gesellschaft, die über „toxische Männlichkeit“ reden mag, muss es ertragen können, wenn verächtliches und respektloses Verhalten gegenüber weiblichen Autoritätspersonen durch migrantische Jugendliche zum Thema wird. Alles andere wäre scheinheilig. Vielleicht muss sich die CDU ja gar nichts Funkelens mehr einfallen lassen und nur ihren alten Muff und alte Reaktionäre loswerden. Die sogenannte Werte Union mit ihrem Hans-Georg Maaßen gehören dazu. Friedrich Merz als Person muss da gar nicht so sehr funkeln. – Regina Stock

 

Die Aussage von Mariam Lau, dass Friedrich Merz´ Kommentar zu „den kleinen Paschas“ von der Gesellschaft eigentlich ertragen werden müsse, kann ich nicht teilen. Ich finde dieses rassistische, anit-muslimische Framing einer einflussreichen Person im öffentlichen Fernsehen unerträglich. Und sicherlich wurde er nicht missverstanden. Herr Merz ist ein erfahrener Rhetoriker, der seine Worte in der Öffentlichkeit sehr bewusst setzt. Zur Silvesterdebatte hier auch der Kommentar der Antidiskriminierungsbeauftragten des Bundes: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ataman-silvester-krawalle-migration-diskriminierung-100.htmlMaike Caiulo-Prahm

 

Die wohlwollende Beurteilung von Friedrich Merz als CDU-Vorsitzender und Fraktionschef ist nachvollziehbar. Für eine funktionierende Demokratie ist eine gut aufgestellte Opposition wichtig. In dieser Rolle könnte Merz beweisen, ob er das Zeug zum Kanzler hat. Apropos Kanzler: Es stünde der ZEIT gut an, wenn sie dem amtierenden Kanzler Scholz ein ähnliches Maß an Wohlwollen entgegen bringen würde, statt dauernd an ihn herum zu mäkeln. – Dietrich Briese

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich möchte Ihnen jetzt ungern die Überschriften des kalten Neoliberalen liefern«“. Gespräch mit Christian Lindner geführt von Mariam Lau und Mark Schieritz

 

daran, dass es lokale Tageszeitungen mit dem Gebrauch korrekter deutscher Sprache nicht mehr so ernst nehmen, habe ich mich fast schon gewöhnt. Die (grammatikalisch falsche) Unterzeile Ihrer Überschrift auf Seite 2 vom 2.2.2023 entspricht allerdings eben dieser gedankenlosen Schrudlichkeit. Das ist kein gutes Vorbild für Leser und für andere Zeitungen, leider. – Willi Feldgen

 

Das Interview mit Herrn Lindner endet für mich etwas abrupt. Wer sind am Ende „diejenigen“, die sich „aus dem Wirtschaftsleben oder gar dem Land insgesamt verabschieden“? Sind es Wirtschaftsflüchtlinge, Steuerflüchtlinge, Aussteiger, Weltenbummler, global player… Wer ist das, für den bei der harten Umverteilungspolitik nichts mehr abfällt? Sollte es die FDP und ihre Klientel sein, hätte ich nichts dagegen. Man dürfte sie aber auch nicht mehr ins Land zurücklassen. – Harald Bost

 

Christian Lindner spricht von der notwendigen Wende hin zu einer angebotsorientierten Politik und der Stärkung der Wachstumskräfte. Es scheint fast so, als wäre die Politik lange Zeit in den Händen von linken Kräften gewesen. Ist es nicht eher so, dass alle Regierungsparteien der Mitte in den vergangenen Jahrzehnten eine Kostensenkungs- und Privatisierungspolitik betrieben haben, um die Illusion eines kontinuierlichen Wohlstandszuwachses zu erzeugen. Deutschland hat tatsächlich aber von der Substanz gelebt.

Diese ist nun aufgezehrt (Bahn, Bundeswehr, Infrastruktur, Daseinsvorsorge, Arbeitskräftenachwuchs) und notwendige Modernisierungen (u.a. Digitalisierung, Einwanderung, ökologiascher Umbau) sind ausgeblieben. Der nicht nachhaltig gewachsene Wohlstand lässt sich so logischerweise nicht halten. Zugleich haben wir die Transformationsaufgabe hin zu einem klimaneutralen Leben und Wirtschaften. Wir brauchen eine Zeitenwende, die für das Politikfeld Wirtschaft und Finanzen mit „transformativer Angebotspolitik“ doch ganz gut auf den Begriff gebracht ist.

Wir brauchen eine Regierung, die ehrlich, ernsthaft und mutig ist und sich nicht ständig in kleinteilige Befindlichkeiten verstrickt. Zur Ehrlichkeit gehört, dass sich unser Wohlstand bei dem über Jahrzehnte angewachsenen riesigen Investitions- und Entwicklungstau und der gegebenen weltpolitischen Lage nicht halten lässt. Vielmehr ist eine Politik, die das Wohlstandsversprechen unverändert aufrechterhält, unseriös. – Reinhard Koine

 

Christian Lindner: Bei der Bildung oder bei der Qualität der Infrastruktur sind wir nicht mehr Weltklasse, der Fachkräftemangel nimmt zu. Deshalb muss die Ampelkoalition die Wende hin zu einer angebotsorientierten Politik schaffen. ZEIT: Was verstehen Sie unter einer angebotsorientierten Poltik? Herr Lindner nennt einige Angebote. Leider nennt er kein Angebot zur Verbesserung der Bildung. Schade, dass ihm zu diesem wichtigen Thema kein Angebot einfallt. – Regina Somann

 

Die FDP pflegt auch in diesem Interview wieder den Mythos, dass sich „individuelle Leistung lohnt und zu sozialem Aufstieg führt.“ Fakt ist, dass sich in Deutschland der größte Teil des Vermögens in den Händen relativ weniger reicher Erb*innen befindet und immer mehr konzentriert. Es lohnt sich also weniger individuelle Leistung als vielmehr, in ein reiches Elternhaus hineingeboren zu werden. Die FDP will daran auch nichts ändern.

Fakt ist ferner, dass viele Menschen in Deutschland zwar hart arbeiten, aber trotzdem kaum über die Runden kommen, weil sie im Niedriglohnsektor arbeiten (müssen). Auch daran will die FDP meines Wissens nichts ändern. Sie plädiert vielmehr ständig dafür, die Löhne niedrig zu halten. Mit dem richtigen Beruf und individueller Leistung kann man in Deutschland allerdings tatsächlich wohlhabend, wenn auch in der Regel nicht reich werden. Ausnahmen wie Uğur Şahin und Özlem Türeci bestätigen die Regel. – Dr. Ulrich Willmes

 

Herr Lindner spricht im Interview davon, dass die Politik Prioritäten setzen müsse, nicht alles Wünschenswerte könne umgesetzt werden. Warum beherzigt er das nicht selbst? Wenn es ihm wirklich um die Verbesserung des Investitionsklimas geht – warum kämpft er dann für die Abschaffung des Solidaritätszuschlags für die oberen 10 Prozent der Einkommensskala, die sowieso schon nicht mehr wissen, wo sie ihr Geld investieren sollen? Wenn es ihm um Bürokratieabbau und einen schlanken Staat geht – warum verkämpft er sich für die Atomkraft, eine Technologie, die ohne eine riesige Bürokratie und aufwändige Sicherheitsüberprüfungen nicht zu haben ist?

Und vom Subventionsabbau redet die FDP, seit es sie gibt – in Jahrzehnten als Regierungspartei hat sie dabei aber keine Akzente setzen können, ganz im Gegenteil – die Mövenpick-Prämie für das Hotelgewerbe ist allseits noch in guter Erinnerung und bis heute nicht abgeschafft. Bei mir hat sich der Eindruck festgesetzt, dass die oberste Priorität von Herrn Lindner eher die eigene Partei und ihre noch verbliebene Stammklientel unter den Spitzenverdienern ist, die hauptsächlich an sich selbst denkt. – Dr. Dirk Kerber

 

Der Tenor der Fragestellungen und Gegenpositionen in dem Text zeigt eine Verhaftung in der Ideologie des Wohlfahrtsstaates. Sämtliche Klischees aus dem Repertoire des Korporatismus werden ausgekramt. Schon peinlich erscheint die vorgebrachte Assoziation der Eigenverantwortung mit neoliberalem , also aus sozialistischer Sicht anstößigem Gedankengut. Hier stellt sich eher das Problem einer „neuen sozialen Frage“, sollten solche Vorstellungen weiter die Wirtschaftspolitik bestimmen. Wo bleibt die liberale, an einer wahrhaft sozialen Marktwirtschaft orientierte Position ihrer Redaktion? – Dr. med. Hermann Bach

 


 

 

Leserbriefe zu „»Vertrauen Sie mir!«“ Streit von Anna Sauerbrey und Patrik Schwarz

 

Kann man dem Kanzler vertrauen? Nicht ohne Anstrengung und nicht blind: Beide Autoren liegen in ihren Statemets nicht weit auseinander. Die Frage ist aber doch eher: Darf der Kanzler diese Art von Vertrauens-Frage stellen? Und wenn ja, macht dies nicht eher misstrauisch? In einer Regierungsbefragung geht es darum, den Abgeordneten des Bundestags Rede und Antwort zu stehen. In seinen einleitenden Ausführungen am 25. Januar wandte Olaf Scholz sich mit dem Appell „Vertrauen Sie der Bundesregierung, vertrauen Sie mir!“ im Hinblick auf die Frage der Leopard-Lieferung vom Bundestag ab und praktizierte im Bemühen um Legitimität virtuell ein bisschen direkte Demokratie. Damit missbrauchte er die Bühne, die ihm der Bundestag bietet.

Und er stärkte sich mit einem Hauch von Präsidialdemokratie innerhalb der Ampel-Regierung und im Verhältnis zu allen Abgeordneten. Zugleich wechselte der Kanzler mit diesem Appell auf eine persönliche und emotionale Ebene, womit er sich entlastete, auf einer sachlichen Ebene für die Einzelheiten der Entscheidungsfindung detailliert rechtfertigen zu müssen. Es scheint alles sehr professionell kalkuliert zu sein und erweckt den Eindruck einer langfristig angelegten Imagekampagne. Mein Fazit: Vertrauen ist gut, Kontrolle – insbedsondere durch den von uns gewählten Bundestag – ist besser. – Reinhard Koine

 

„Vertraut mir, vertraut der Regierung“, so wirbt der Kanzler vor dem Parlament, als der Volsvertretung , für seine Politik. So kann ein gütiger Vater sein Handeln gegenüber seinen unmündigen Kindern rechtfertigen, weil er ja über das höhere Alter und damit über das größere Wissen und die größere Erfahrung verfügt. Für einen Kanzler gegenüber einer mündigen demokratischen Gesellschaft ist das zu wenig, es klingt eher nach Besserwisserei und Überheblichkeit. Hier gilt nämlich: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Und Kontrolle, also auch Bewertung des politischen Tuns, kann nur ausüben, wer transparent und umfassend informiert, also aufgeklärt wird und nicht blind vertrauen muss! – Dr. Artur Behr

 

Vertrauen ist mehr als nur Glaube oder die Hoffnung, Olaf Scholz möge in der Ukraine-Krise richtig handeln, Vertrauen benötigt immer eine Grundlage. Und Grundlage jedes Vertrauens sind Integrität, Absicht, Fähigkeiten und Ergebnisse. Olaf Scholz Integrität anzuzweifeln ist möglicherweise zu hart. Ganz sicher aber lässt er die Bürger im Unklaren über die Absicht seines Handelns, das Ziel seiner Ukraine-Politik: Darf Russland nicht gewinnen oder soll die Ukraine nicht verlieren?

Und was bedeutet das eine bzw. das andere Ziel? Was könnte das Ergebnis des einen oder anderen Ziels sein? Und welche Taten führen wohin? Wenn mir als Bürgerin die Ziele unseres Bundeskanzlers nicht vermittelt werden, kann ich seinem Handeln nicht vertrauen. Das wäre blindes Vertrauen. Und einem Politiker blind zu vertrauen wäre der wohl größte Fehler, den ein Land machen kann. Von daher: Punkt für Anna Sauerbrey. – Dorothea Meyer

 

Wenn Länder sich bekriegen, können wir Waffen liefern. Das eine neutrale Land wurde angegriffen, das andere Land vergeht sich an Menschenrechte. Da gibt es keine Frage. Die Kohl/Merkel-Politik war absolut diplomatisch, für Kriegszeiten ungeeignet. Ein Schlachtfeld ist kein Schachbrett. Es geht um 1000te Soldaten auf beiden Seiten, Menschenleben von Frauen und Kinder. – Roland Besendorfer

 

Menschen leiden ob der Ungewissheit darüber, welchen Verlauf der Krieg im Osten Europas nehmen wird. Ich erlaube mir das Urteil: Bundeskanzler O.Scholz ist nicht die “Hellste Kerze auf der Torte”. Gründe für meine Einschätzung entnehme ich dem Beitrag von Herrn P.Schwarz, Ihrem Beitrag zum Streit und eigener Wahrnehmung des allwissenden Strate-gen. • Sprache: Politiker sprechen von Problemen, für die sie Lösungen suchen. Binse: Es gebe “in diesen Dingen” keine “mathematischen Gewissheiten”.

– Reduktion von Ungewissheit: 1. Eigene Ziele formulieren, Szenarien analysieren, Abwägen. 2. Muster der gegnerischen Propaganda erkennen und nach Mustern im Verlauf vergangener Konflikte suchen. 3. Dass sich Entscheidungen unter Ungewissheit auch sachfremde Momente (Parteipolitik, Geltungsbedürfnis …) überlagern, wird man hinnehmen müssen. – P.S. Auch Mathematiker leben mit Ungewissheiten. Man denke an Wetterprognosen, Klimamodelle, selbst wenn sie mit mathem. Meth oden angegangen werden. – Dr. Klaus Miltenberger

 

Der „Kanzler der Herzen“ verspricht so einiges, ob sich dieser Kanzler überhaupt noch an alles, was er da je versprochen hat, nach kurzer Zeit erinnern kann? Wenn ich mir das so recht überlege, dann komm ich zum Entschluss, dass ich diesem Olaf Scholz weder trauen, noch vertrauen kann! Eine Person zu der ich vollen Vertrauen haben könnte, die sehe ich zur Zeit, nicht im aufgeblähten Bundestag zu Berlin sitzen! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Gegner steht rechts“ von Thomas Assheuer

 

Ihre informative Zusammenfassung (und spärliche Kritik) von „Die Wiederkehr“, der neuen Streitschrift von Patrick Bahners, reicht, um sich seiner unrühmlichen Rolle als FAZ-Mitarbeiter bei der Hetzjagd auf den damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff zu erinnern. Dazugelernt hat er offenbar nicht. Gern würde man einer direkten Diskussion zwischen Bahners und einem seiner vielen Abgeurteilten beiwohnen. Würde er sich da bewähren? – Johannes Kettlack

 

«Patrick Bahners, Feuilletonist bei der „Frankfurter Allgemeinen“ analysiert auf 500 Seiten minutiös und rücksichtslos den Aufstieg er AfD – und wer daran schuld ist». Schuldig sind laut Bahners mehrere bekannter Medien-Leute und Politiker. Aber die tiefere Ursache für den Erfolg der AfD ist letztlich ein ungelöster Widerspruch innerhalb der Menschenrechte, aus dem sich ein Zielkonflikt ergibt. Bei diesem Konflikt stehen auf der einen Seite die Rechte auf Lebensunterhalt.

Diese Rechte betreffen vor allem: Asyl, Nahrung und das Recht die Familiengrösse zu bestimmen auch unabhängig von den langfristig verfügbaren Ressourcen. Auf der anderen Seite wäre da das Recht auf Eigentum. Das hohe Wachstum von Kopfzahl und Konsum in den letzten Jahrzehnten verschiebt den Punkt, an dem sich ein gutes Gleichgewicht beim Suchen nach einem akzeptierbaren und für eine gute Zukunft nötigen Kompromiss einstellt.

Zu diesem Gleichgewicht folgendes: Letztendlich beruht das Schlamassel der Menschheit auf einer Art «Tragik der Allmend». Lebensnotwendige Ressourcen, die niemandem gehören, werden bis zur Erschöpfung geplündert. Ein Mittel dagegen ist das Recht auf Eigentum, bzw. die Zuteilung von Eigentumsrechten – eventuell eine Art Rationierung – soweit, dass die Ressourcen langfristig ausreichen. Letzten Endes geht’s ums Einfordern von Eigenverantwortung in Bezug auf das Nutzen beschränkter Ressourcen. Das betrifft die Themen Demographie, Ökonomie und Ökologie. Zu den geplünderten Ressourcen gehört – pauschal gesagt – die Aufnahme-Kapazität der Erde in Hinblick auf Kopfzahl und Konsum.

Diesen Zielkonflikt kann man nicht durch Verrenkungen lösen, etwa indem man das Recht auf Asyl nur denjenigen zuteilt, die unterstützt von einer Milliarden-Industrie (Schlepper) den lebensgefährlichen Weg durch Wüsten und Meere geschafft haben. Das Problem dabei ist, dass der Gerechtigkeit wegen, alle Menschen in prekären Situationen den gleichen Rechtsanspruch auf Asyl (und das Recht, dieses Recht zu missbrauchen) haben sollten und nicht nur diejenigen die Mittel und Kraft haben, den genannten Weg zu nehmen. Das wären aber so viele Menschen, dass dabei die Sozial-Systeme zusammenbrächen.

Das Problem mit vielen Exponenten der AfD ist, dass diese Situation missbraucht wird zum Verweisen auf angebliche kulturelle und intellektuelle Überlegenheit der eigenen Gruppe und zur unberechtigten Abwertung der potentiellen und realen Migranten. Das ist schon deshalb inakzeptabel, weil es im Bereich der genannten Themen (Demographie, Ökonomie und Ökologie) ungelöste Probleme gibt, die nur gemeinsam gelöst werden können. Gemeinsam von Nord und Süd, also von Menschen auf beiden Seiten der demographischen und ökonomischen Gräben.

Aber auch gemeinsam von Rechts und Links. Links stehen die Menschen, die vor allem die Bedeutung der Menschenrechte auf Lebensunterhalt betonen. Rechst stehen die Menschen, die Eigenverantwortung und demnach auch das Recht auf Eigentum für entscheidend halten. Dieses Eigentum besteht auch aus ausreichenden Sozialen Netzen, langfristig gut funktionierender Verwaltung und geschützten ausreichenden Natur-Räumen. Für die einen steht der Gegner rechts, für die anderen links. Gegnerschaft gegen extreme Ansichten ist nötig. Es ist aber auch nötig, das wesentliche gemeinsame Ziel zu verfolgen, das Sichern des langfristigen guten Fortbestehens der Menschheit. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Die AfD ist nicht der „Gegner“, sondern der FEIND, der nicht „rechts“ steht, sondern rechtsAUSSEN! Das hat sie mittlerweile zur Genüge unter Beweis gestellt. Aber (mindestens) genauso schlimm sind die Rechtsextremisten der „Mitte“. Das geht bis hin zum Pseudogrünen Boris Palmer. („Wie isses nun möööglich?“ – Bin beim Surfen von Luisa Neubauer in nur wenigen Schritten zu „Tadellöser & Wolff“ gelangt. Sollte mal wieder im TV als Lehrbeispiel für den „bürgerlichen“ Alltagsfaschismus gezeigt werden. Alexander Gauland hätte sehr gut in diese Familie gepasst.) – Thomas Manthey

 

Kritik an Kernthemen der Linksliberalen wie Flüchtlingspolitik, Gendern, Identitätspolitik etc. ist schuld am Aufstieg der AfD. So einfach geht politischer Journalismus heute. Ich bin sicher, auch die Rechte könnte ChatGpt einen solchen Erkenntnisknaller schreiben lassen – nur halt eben mit umgekehrten Vorzeichen. – Hans-Jörg Lindner

 

Wie Herrn Assheuers Rezension zu entnehmen ist, scheint Patrick Bahners in seinem Anti-AfD-Buch wieder einmal zu polemischer Hochform aufgelaufen zu sein: In einer Art Rundumschlag tritt er – Bahners – auch noch gegen Eric Gujer von der „in der rechten Ecke installierten“ NZZ sowie die Islamkritiker Seyran Ates und Hamed Abdel-Samad nach, dass es einen graust! Legen eben Genannte doch bereits seit Jahren den Finger in genau die migrationspolitische Wunde, die von Bahners und anderen nach wie vor in „ideologischem Starrsinn“ (Eric Gujer über die in zahlreichen Messerattentaten kulminierende Migrationspolitik à la Merkel & Nachfolger) verdrängt wird.

Ates und Abdel-Samad wirft Bahners also vor, durch ihre Vorträge „rechte Organisationen“ zu „beliefern“: Kontaktschuldvorwurf in Reinkultur, da sich beide immer wieder von AfD und Konsorten nachdrücklich und glaubhaft distanziert haben! Beide scheinen eben über ein liberaleres Verständnis von Meinungsfreiheit als der FAZ-Autor zu verfügen.

Wohingegen Bahners andererseits in nicht nachvollziehbarer Weise von „Fake News zum Ende der Meinungsfreiheit“ schreibt: Hier seien er und sein braver Claqueur Assheuer („Bahners schreibt brilliant“) bspw. an Prof. Susanne Schröter von der Goethe-Uni Frankfurt verwiesen, die am eigenen Leib erfahren musste, wie linksideologische Cancel Culture bereits im akademischen Milieu um sich greift. Und Schröter ist alles andere als ein Einzefall.

Assheuers Rezension macht einmal mehr in erschreckender Weise den blinden Fleck großer Teile des linksliberalen Milieus deutlich, das den eigenen Anteil am Aufstieg der AfD permanent ausblendet. Solange die Kriminellen der Berliner Silvesternacht oder gewalttätige Messerattentäter nicht als das benannt werden dürfen, was sie sind, nämlich Angehörige eines Kulturkreises, in dem Verachtung freiheitlicher Werte und damit auch der deutschen Gesellschaft mit der Muttermilch aufgesogen wird, dürfte sich auch wenig an dieser unheilvollen Symbiose zwischen Rotgrün und Blaubraun ändern! – Michael Haß

 


 

 

Leserbriefe zu „Einmal tief einatmen?“ Gespräch mit Torsten Bauer geführt von Viktoria Morasch

 

In Ihrem Interview mit dem Facharzt für Pneumologie Torsten Bauer ist die Rede von Teilungsstelle (branching) und Baumstruktur (treestructure). Mit diesen Begriffen hantieren Mathematiker. Das angehängte Bild, eine rekursiv erzeugte Struktur, kann, was in Rede steht, visualisieren. Je feiner die Verästelung um so höher die Anzahl der Bläschen, in denen Austausch erfolgt. – Dr. Klaus Miltenberger

 

Vielen dank Dr Bauer Aber bitte wo ist die luft sonnst schlecht? wie waere s imInsomnia or Berghain? oder das Hotel Marriott…die haben eine Bubble fuer raucher eingerichtet oder das Restaurant um rund die ecke von mir mit dem raucherzeld beim eingang fuer raucher oder das zimmer hinten im Wettbuero um rund die ecke von mir fuer raucher oder die Bar um rund die ecke von mir wo ab 9 uhr morgens es wird getrunken und geraucht In einem land wo das Rauchen muss man sagen, gut fuer die wirtschaft ist Ich lese einen Artikel uber die Lungen und sehe kein wort ueber die Tabakindustrie in Deutschland sehe??? bestimmt schickt die Tabakindustrie ein paar kunden rueber..oder? doch hab ich ueber die Lungen was gelernt und bin dankbar dafuer. – Brian Agro

 

Ein schönes Interview mit einem der wenigen Ärzte, die während der Coronazeit den klaren Durchblick nicht verloren haben und der allgemeinen Angstneurose nicht erlegen sind. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Vielen Dank für diesen gut recherchierten Sachartikel. Leider wurde die häufigste Ursache für Lungenerkrankungen völlig unterrepräsentiert behandelt: das Rauchen! Die Folgen des Nikotinkonsums sind die fast völlige Lähmung des Flimmerepithels, das für den Abtransport der eingeatmeten Schadstoffpartikel zuständig ist. Da nachts der Gehalt an Nikotin im Blut reduziert wird, fängt man morgens an zu husten (Flimmerepithel fängt wieder an zu arbeiten-Dreck wird aus dem Körper entfernt) Daher ist die Morgenzigarette des Rauchers angenehmste Lösung.

Leider bleiben die Schadstoffe dann wieder in der Lunge liegen. Wer einmal eine Raucherlunge in der Pathologie gesehen hat, wird dies nie mehr vergessen. Dieser Dreck, der viele chemische Schadstoffe enthält, ist verantwortlich für viele Lungenschäden bis hin zum Krebs. Sollte man zum Schaden der Tabakindustrie und zur Warnung an jugendliche Raucher nie unerwähnt lassen! – Hans Stegemann

 

Wie sang Reinhard Mey schon so treffend: „Es gibt keine Säbelzahntiger mehr.“ – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich bring dich um, ich bring dich um!«“ von Julia Macher und Antonia Schaefer

 

„Zahl der Katholiken in Spanien mit 18 Prozent auf einem historischen Tiefstand“ lese ich. Das ist sehr ungenau. Die meisten Spanier sind Mitglieder der katholischen Kirche. 18 Prozent sind wahrscheinlich die praktizierenden Katholiken. – Norbert Ortgies

 

In „Glauben & Zweifeln“ vom 2. Februar 2023 lese ich, dass „die Zahl der Katholiken in Spanien mit 18 Prozent auf einem historischen Tiefstand ist“. ich bin erstaunt. Was ist mit den 82 Prozent der Übrigen, wie teilen sie sich auf? Ich bin interessiert, auch als evangelischer Christ. Möglicherweise können Sie mir helfen. – Karl Ludwig Kohlwage

 

In dem Artikel „Ich bring dich um, ich bring dich um“, schreiben Sie: Auch wenn die Zahl der Katholiken in Spanien mit 18 Prozent auf einem historischen Tiefstand ist: Hier feiert man täglich die Messe. Stimmt das wirklich? 18% erscheint mir viel zu niedrig und lt. Wikipedia sind es 73,1%. Wie kommen Sie auf 18%? – Thomas Ebben

 

Ich finde es sehr wertvoll, dass die Autorinnen die persönlichen Hintergründe des Mörders und die prekäre Situation der ohne gültige Papiere in Spanien Lebenden ausführlich beleuchten, so dass nachvollziehbar wird, wie die Summe solcher Probleme in Verbindung mit islamistischer Hetze dazu führen kann, dass jemand eine solche Tat verübt. Ich finde auch wichtig, dass die vielfältigen muslimischen Stimmen aus dem Umfeld des Täters im Blick auf seine Tat und ebenso die der Repräsentanten der muslimischen Gemeinden im Zusammenhang mit der Trauerfeier für das Opfer zu Sprache kamen, die sich ja einhellig von einer solchen – im Namen des Islam verübten – Tat distanzierten.

So wird deutlich, dass ein solches Verbrechen nicht dem Islam als solchem zuzurechnen ist, auch wenn es punktuelle Verbindungen gibt. Dazu nun zunächst eine etwas allgemeine Wahrnehmung nach jahrelanger wöchentlicher ZEIT-Lektüre (Ausgabe mit „Christ und Welt“): Wenn über christliche Täter berichtet wird, konkret z.B. über katholische Priester, die sich des Verbrechens sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen schuldig gemacht haben, wird fast nie so differenziert berichtet: Hier sind es fast immer die kirchlichen Strukturen und die katholische Lehre, welche als (allein) ursächlich angeprangert werden, während der konkrete Täter kaum einmal als individuelle Person in den Blick kommt, sondern immer nur als Vertreter des kirchlichen Systems.

Wenn man diese Denk- und Darstellungsweise auf den Mord von Algeciras angewandt hätte, hätte man schreiben müssen: „Der Islam ist die Ursache dieses Mordes.“ Das aber ist weder richtig noch würde ein*e seriöse*r Journalist*in so etwas schreiben noch eine seriöse Zeitung so etwas drucken. Daher meine erste Anregung: Könnte man bitte auf von Christen oder konkret von katholischen Priestern begangene Verbrechen dieselben Sorgfaltskriterien anwenden, die im Blick auf muslimische Täter selbstverständlich sind?

Ein zweiter Gedankengang bezieht sich auf einige Passagen in dem Artikel, in welchen sehr subtil eine christliche Mitschuld suggeriert wird, wo also de facto eine Täter-Opfer-Umkehr geschieht. Dazu drei Beispiele bzw. Beobachtungen: (1) Als Tatort wird in Spalte 1 unten eine Kirche „mit ihrem Glockenturm im Kolonialstil“ genannt: In Wirklichkeit ist es schlicht und einfach eine Kirche im spanischen Barockstil des 17./18. Jahrhunderts, welche in Spanien steht. Als Bauten im „Kolonialstil“ werden sachlich solche Bauten nur bezeichnet, wenn sie sich in damaligen spanischen Kolonien befinden, also z.B. in Südamerika.

Mit der sachlich falschen Verwendung dieser Stilbezeichnung wird daher suggeriert, dass es sich bei Andalusien um eine spanische Kolonie handelt, das also Spanien widerrechtlich die Provinz Andalusien besitzt. Das aber ist weder für das 17./18. Jahrhundert noch für die Gegenwart richtig, da die Zugehörigkeit Andalusiens zu Spanien seit dem 16. Jahrhundert und auch heute unbestritten ist, auch wenn dort seit dem 8. Jahrhundert bis ins 15. Jahrhundert muslimische Fürstentümer bestanden. In anderen Teilen der Welt sind allerdings Grenzen aus dem 15. Jahrhundert auch nicht maßgeblich … In manchen muslimischen Communities wird allerdings „Al Andalus“ bis heute als widerrechtlich von Spanien besetztes muslimisches Gebiet verstanden, also quasi als eine Kolonie, die es zu dekolonisieren gilt.

Das aber hätte zur Folge, dass der Mord an Diego Valencia quasi eine legitime Widerstandsaktion eines unterdrückten arabischen Andalusiers gewesen sei, dass mithin das Opfer als Mitarbeiter der katholischen Kirche als Teil des spanischen kolonialen Systems selbst schuld sei, ermordet worden zu sein. (2) Bei der Beschreibung der Mordwaffe fällt in Spalte 1 der Satz: „Während der Glaubenskriege der spanischen Reconquista wurden ähnliche Waffen von muslimischen wie christlichen Kämpfern verwendet.“ Hier wird unterschwellig suggeriert, dass der Mord auch heute Teil eines bewaffneten Kampfes zwischen Christen und Muslimen sei, wodurch wiederum den Christen – also in diesem Fall dem Opfer – eine gewisse Mitschuld zugeschrieben wird.

(3) Aus der Trauerfeier wird über den Ermordeten in Spalte 5 oben ausführlicher als andere Aspekte zitiert, dass der ermordete Küster „wehrhaft“ gewesen sei, dazu das Beispiel, dass er einmal einen Dieb aus der Kirche gejagt habe. Auch hier wird suggeriert, dass es sich ja auch bei dem Opfer um einen zur Gewalt neigenden Menschen gehandelt habe – also auch irgendwie nicht ganz unschuldig … Natürlich kann man beim ersten Beispiel auch von einer schlichten kunsthistorischen Unwissenheit der Autorinnen ausgehen und bei dem zweiten und dritten um Zufälligkeiten. Aber man kann darin auch Mikroaggressionen gegen Christen und speziell Katholiken sehen.

Oder man kann diese drei Beispiele in einem einzigen Text auch als Ausdruck einer größeren Geschichte lesen, welche kurzgefasst lautet: „Christen sind immer irgendwie (mit)schuld.“ Wollen die Autor/innen und die Verantwortlichen der ZEIT eine solche Geschichte schreiben? Sicher klingen meine Wahrnehmungen ein wenig erbsenzählerisch. Ich habe mich dennoch ermutigt gefühlt, diesen Leserbrief zu schreiben, durch einen Artikel in der ZEIT in der vorangegangenen Ausgabe 05/2023:

Darin ging es um Sensitivity-Reader*innen, die Texte auf Inhalte und Wortwahlen durchsehen, welche auf bestimmte Menschengruppen verletzend wirken. Es sind jeweils Menschen, die zu solchen Menschengruppen gehören und daher eine erhöhte Sensibilität für Verletzendes haben. Vielleicht könnte man Texte mit kirchlichem oder christlichem Bezug auch einmal durch entsprechend sensible und informierte Sensitivity-Reader*innen gegenlesen lassen. – Michael Gehrke

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Ende unserer Herrschaft“ von Uwe Jean Heuser

 

Ja, ich stimme Jeremy Rifkin zu, dass der „Mensch nur eine Zukunft hat, wenn er sich als Teil der Natur versteht“. Aber Nein, ich stimme ihm nicht zu darin, dass Gott dem Menschen alle Herrschaft über die Erde gegeben hat, nachdem sie vom Baum der Erkenntnis gegessen habe. Die Reihenfolge ist genau umgekehrt. Die sogenannte Herrschaft wurde dem Menschen vor dem Ereignis am Baum der Erkenntnis übergeben (1. Mose 1,27), also da, wo sie noch in engem vertrautem Verhältnis mit Gott, der in Liebe und viel Kreativität die Schöpfung angestoßen hat, gelebt haben. Als sein Ebenbild erhielten wir das Mandat, die Erde im bewahrenden und fürsorglichen Sinne im Besitz zu nehmen (dazu auch 1. Mose 2,15). Leider wird seit ewigen Zeiten aus diesen ersten Seiten der Bibel die Ursache für die Zerstörung der Erde erklärt oder auch legimitiert.

Nachdem der Mensch mehr sein wollte als Gottes Ebenbild, nämlich Gott selber, verloren sie die korrigierende Nähe ihres Schöpfers und Lehrers. Gott nahm das großzügige Mandat nicht zurück, aber er begrenzte es (der Mensch durfte nicht mehr ewig leben, Sprachverwirrung beim Turmbau zu Babel etc.). Und in seinem eigenen Sohn schenkte er dem Menschen die Möglichkeit, wieder in seine Nähe zu kommen, das ewige Leben zu haben und im guten Sinne seine Welt der Zukunft zu gestalten. Mit ihm zusammen wird’s gehen. Wir Menschen allein schaffen es nicht, wie ein Blick in die Geschichte zeigt. – Inge Westermann

 

„Empathie und sinnstiftende Wirkung des Miteinanders. Der mitfühlende Impuls ist in unserem Gehirn verankert! . . . die schnelle Wende kann nur gelingen, wenn sich die praktischen Veränderungen und ein neues Bewusstsein über das, was der Mensch ist und soll, gegenseitig verstärken.“ Danke, daß Sie dies in Ihrer Rezension herausgestellt haben! – Walter Moritz

 

«Nur wenn der Mensch sich als ein Teil der Natur begreift, hat er eine Zukunft, schreibt der US-Visionär Jerm Rifkin.» Aber reicht es, dass sich der Mensch der Natur anpasst? Man könnte es zunächst mal meinen. Zum Beispiel, die Spezies der Schildkröten hat hunderte Millionen Jahre überlebt. Sie überlebte auch die Saurier und die lebten schliesslich auch zig Millionen Jahre lang. Es gibt allerdings mehrere Gründe dafür, dass das im Falle unserer eigenen Spezies nicht reicht. Ein Grund steht schon in der Bibel: «Der Mensch lebt nicht von Brot allein» Er braucht auch Perspektiven.

Und die Suche nach Perspektiven führte zur eigentlichen Ursache unseres Schlamassels. Es geht um eine Art «Tragik der Allmend». Es geht also um Ressourcen, die niemanden gehören und die daher bis zur Erschöpfung übernutzt werden. Die kritische Ressource ist vor allem die Aufnahmekapazität der Erde in Bezug auf Kopfzahl und Konsum. Die Suche nach Perspektiven ist letztlich auch die Ursache der ökonomischen und demographischen Gräben innerhalb der Menschheit, die das Finden von Lösungen erschwert.

Die Spezies der Schildkröten – um beim Beispiel zu bleiben – hat da offensichtlich keine Schwierigkeiten. Die Natur sichert ihr Überleben, auch ohne, dass sich die Schildkröten ausdrücklich als Teil der Natur begreifen. Der Mensch hat die Grenzen gesprengt, die die Natur setzte und die lange Zeit sein Überleben sicherten. Der Mensch muss sich nun selbst Grenzen setzten. Die ökonomischen und demographischen Gräben erschweren das. Naturnähe reicht da nicht, denn die Anwendung von Pille und Kondom ist nicht naturnah. Allerdings kennt die Natur auch was Ähnliches. Zum Beispiel, die Schneeeulen richten die Zahl der Jungen an der Verfügbarkeit von Lemmingen aus.

Das Sprengen der Grenzen führte zum Überlasten der Aufnahmekapazität der Erde für Kopfzahl und Konsum. Beschreiben lässt sich die Wirkung mit dem Begriff «Tragik der Allmend». Ein Mittel dagegen ist das Wahrnehmen des Rechts auf Eigentum. Das entspricht einer naturnahen Methode (Reviere von Raubtieren). Im frühen Mittelalter wurde dieses Recht drakonisch durchgesetzt. Es musste sicher gestellt werden, dass sich das Bestellen von Feldern und das Züchten von Vieh lohnt und nicht das Plündern. Wer etwas klaute, was mindestens so wertvoll war wie ein Strick, riskierte die nähere Bekanntschaft mit einem solchen.

Heute muss sich das Einhalten der notwendigen Grenzen lohnen und nicht das Überschreiten derselben. Denn nur so kann erreicht werden, dass das Wachstum von Kopfzahl und Konsum die notwendigen Grenzen einhält. Diese Grenzen sind durch die Endlichkeit der langfristig verfügbaren Ressourcen bestimmt. Die im Artikel erwähnte «Empathie und die sinnstiftende Wirkung des Miteinanders» müssen eingesetzt werden, um dieses Ziel zu erreichen. Sie dürfen nicht eingefordert werden, um sich über die genannte Forderung hinwegzusetzen. Eine Richtlinie beim Einhalten der Grenzen könnte sein: Wir sind nur Gast auf diesem schönen Planeten und sind als Gegenleistung für dieses Privileg verpflichtet, dafür zu sorgen, dass dieser Planeten unseren Nachkommen unversehrt übergeben werden kann. Das betrifft Demographie, Ökonomie und Ökologie. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Vielen Dank für Ihren interessanten Artikel. – Michael Scheppler

 


 

 

Leserbriefe zu „»SPEZIALOPERATION«“ von Viktor Jerofejew

 

In dem Artikel ist von „LGBTQ-Anhängern“ und „Anhängern der gleichgeschlechtlichen Liebe“ die Rede. Das halte ich für unglücklich formuliert, denn als Anhänger*in entscheidet man sich in der Regel bewusst für eine Gruppe, Person oder Ideologie. LGBTQ-Personen entscheiden sich aber ebenso wie alle anderen Menschen nicht bewusst für ihre sexuellen Empfindungen und Bedürfnisse, sondern sie sind einfach so. Ferner weiß ich nicht, was eine „homosexuelle Zivilisation“ sein soll. Selbst in Staaten, in denen LGBTQ-Personen unbehelligt leben können, sind sie doch eine kleine Minderheit, die sich kulturell und im Alltag nicht wesentlich von ihrer Umwelt unterscheidet und nicht die Zivilisation prägt. – Dr. Ulrich Willmes

 

So dekadent wie die bekannten verkommen-nuttigen russischen Oligarchenschlampen kann „der Westen“ gar nicht sein! Am verkommensten aber sind die Oligarchen selber. Traditionelle russische „Werte“: Saufen und Menschen foltern! Es reicht übrigens nicht, dass Putins Terrorregime nicht gewinnt, wie es Scholz wohl gerne hätte, es muss (und wird!) verlieren! Und zwar auf ganzer Linie!

Und mit der „armen Anna (Netrebko)“ auf der nächsten Seite oder irgendwelchen russischen Kinderbuchautor*innen (S. 57) habe ich auch kein Mitleid. Mitgehangen, mitgefangen. Wer sich nicht klar und eindeutig von Putin distanziert, hat im freien Teil Europas und in internationalen Organisationen nichts verloren! Schlimm genug, dass das IOC wieder russische und belarusische Athleten zulassen will. Es wird Zeit, dass ein antifaschistischer Schutzwall gegen Russland errichtet wird. Finnland hat ja schon einen Anfang gemacht. – Thomas Manthey

 

Fürwahr ist es äußerst bitter, dass Politik auch im 21. Jahrhundert wie ehedem funktioniert: Halte das Volk möglichst dumm und uninformiert, halte es sonach emotional empfänglich und formbar. Gäbe es nur aufgeklärte Menschen mit gleichen Rechten und Pflichten, gäbe es wohl kaum Hass, Gewalt, Diktatur und Krieg. Wir Menschen würden verstehen, dass wir nicht gegen „Mensch und Natur“ handeln können, ohne dabei nicht zumindest in gleichem Maße gegen uns selbst zu handeln und zu richten. Und nein, damit ist nicht (zusätzlich) der Glaube an Gott gemeint. Sondern die Überzeugung, dass wir Menschen uns bei all unseren genuinen Schächen auf unseren Verstand und die dementsprechend ganzheitliche Verständigung besinnen und uns dabei gegenseitig unterstützen müssen. – Matthias Bartsch

 

Es ist begrüssenswert, dass Putin-Gegnern, die sich nie scheuten, ihre kritische Meinung zu äussern, nun in Deutschland Asyl gewährt wird. Weniger verständlich erscheint es, warum die ZEIT eine ganze Seite zur Verfügung stellt, damit Herr Viktor Erofeev unzusammenhängende, westliche Klischees bedienende Gedanken artikulieren kann. Es ist doch ein Schlag ins Gesicht der Tausenden von Opfern, wenn erklärt wird, dass Putins Anti-LGBT-Kampagne und die Homophobie der russischen Gesellschaft die Begründung für diesen schrecklichen Krieg in der Ukraine sein sollen.

Genauso absurd ist die Behauptung, dass es in Russland bis zu Putin auch Zeiten relativer Toleranz gegenüber Homosexuellen gegeben haben soll. Man denke nur an das Schicksal Tschaikowskys! Und wenn der relativ marginale Schriftsteller Kuzmin als Beweis für eine gewisse Liberalität zitiert wird, braucht man nur den viel bedeutenderen Djagilev dagegenzuhalten, der in Russland auch wegen seines Lebensstils angefeindet wurde, um zu ganz anderen Schlüssen zu kommen. Eine etwas differenziertere und kenntnisreichere Berichterstattung wären wünschenswert, anstatt eines Artikels mit den zur Genüge bekannten Gemeinplätzen. – Prof. Michaela Böhmig

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist das Müll?“ von Fabian Franke

 

Der Autor sollte sich einmal winnowsolutions.com ansehen und darueber berichten, wieviel bereits schon daran gearbeitet wird überflüssiges Essen zu minimieren…eine Erfolgsstory! – H. Peter Krebs

 

Politik auf dem – statistisch gesicherten – Holzweg? Wenn die angeblichen 59% privater Lebensmittelmüll (sollte das etwa gleichgesetzt werden mit „Biomüll“/ Inhalt der Biotonne), dann spricht schon die tägliche Erfahrung dagegen: was meinen Biomüll ausmacht, sind Kaffee- bzw. Teereste, Gemüseschalen bzw. Stängel, Obstkerngehäuse, Nussschalen. Keine essbaren Lebensmittel!

Sollten meine Erfahrungen nur mit der Hälfte aller Mitbürger übereinstimmen, und das scheint mir sehr pessimistisch, verliert die Konzentration der Politik auf die individuelle Ebene angeblicher Lebensmittelverschwendung jede Berechtigung: entscheidend sind alle Grossverbraucher, der Handel – und dort müssen Regeln, Gesetze und Abläufe verbessert werden, Anreize gesetzt, gute Beispiele nachgeahmt werden. Dieser Ansatz verdient viel mehr Aufmerksamkeit, statt immer die gleich fragwürdigen Zahlen zu zitieren. – J L Neumann

 

Ihr Autor schreibt einen Artikel über Lebensmittelverschwendung und beklagt, Lebensmittelretter gebe es wenige. Wir sind seit 30 Jahren die größten Lebensmittelretter Deutschlands. Jährlich retten wir 265.000 t Lebensmittel vor dem Müll und geben sie an ca. 1,6 Mio. arme Menschen ab. Immerhin – oder? – Barbara Beckmann

 

Nein, es ist kein Müll, aber es wird von uns wie Müll behandelt; ab damit in die (Bio)Tonne, die dann nach Santa Nirgendwo abgekarrt wird! Bei uns hier in Deutschland muss keiner Hunger leiden, so heißt es von offizieller Seite, nachweisbar ist diese Aussage nicht. Weltweit hungern viele Menschen und viele Menschen verhungern und wir stopfen fleissig all das noch Essbare, das nur „unschön“ aussieht, sofort in die Tonne! Es gibt kein „weg“. Wenn wir etwas wegwerfen, muss es irgendwo hingehen (Annie Leonard, *1964, US-amerikanische Kritikerin, Filmemacherin & Direktorin von Greenpeace USA) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „WARUM NICHT JETZT, Frau Neubaur?“ Gespräch mit Mona Neubaur geführt von Laura Cwiertnia und Uwe Jean Heuser

 

Was für ein Gesülze der grünen NRW-Ministerin Mona Neubaur, warum sie Politik betreibt. Warum nennt sie nicht einfach das Motto von Frank Zappa: We´re only in it for the money? – Rolf Schikorr

 

. . . Herausfordernd taffe Fragen und klare selbstbewußte Antworten – ein bemerkenswert gutes Interview! – Walter Moritz

 

Endlich werden mehr Licht und Aufmerksamkeit auf die wirklichen Probleme unserer Zeit gelenkt. Die Deutschen sind so stolz auf ihre „christlichen Werte“ , offenbar alles nur Selbstbetrug und Lüge. Ich stimme mit Ihnen überein: Großreinemachen in den Köpfen ist angesagt, wenn die Menschen auf dieser Erde weiterleben wollen. – Dr. Annebärbel Jungbluth

 


 

 

Leserbriefe zu „grundlegende (…)“ von Peter Neumann

 

Die Frage ist nicht, ob neue Lyrik so schwer sein muss, sondern ob das noch Lyrik ist und ob die ZEIT für einen solchen Unsinn so viel Zeit und Raum in Großschrift verbraucht. Je obskurer desto preiswürdiger? Da lobe ich mir einfach Goethes „Wanderers Nachtlied“ und „Ein Gleiches“. – Gérard Carau

 

(Moderne) Lyrik: Selber schuld, wer sich das antut. Die einzigen Bücher mit Gedichten, die ich besitze, sind „Der ewige Brunnen“ (zum Nachschlagen und Rumblättern), ein wenig Morgenstern und die „Selected Poems“ von John Hewitt, weil mich eines seiner Gedichte über die „Troubles“ in Irland in der Schule mal sehr beeindruckt hatte.

Meiner aktuellen Lieblingsband, den Jezabels aus Sydney, wurde auch schon vorgeworfen, einige der Texte seien eine zufällige Aneinanderreihung von Wörtern. Das mag vielleicht sogar so sein, wenn man nur den Text betrachtet. In Verbindung mit der Musik („Lyrik“ bzw. „lyrics“ kommt von der „Lyra“, deswegen funktioniert sie mit Musik meistens besser. Und Theaterstücke gehören auf die Bühne und nicht eingezwängt in Reclamhefte und in den theoretisierenden Schulunterricht!) stimmt das aber nicht. Hayley Marys Texte mögen manchmal ein wenig kryptisch sein, sie sind aber nie hermetisch, sondern immer offen für verschiedene Deutungen, andererseits aber auch nicht so beliebig, dass man alles hineininterpretieren könnte.

So ist mir das am Liebsten, wenn man nämlich im Laufe der Zeit immer wieder etwas Neues entdecken kann. Beispiel U2: Die „seven towers“ aus „Running To Stand Still“ habe ich zuerst naiv wörtlich genommen. Später, als ich mich mit der Band etwas besser auskannte, dachte ich, dass sei eine biblische Anspielung. Und noch sehr viel später erfuhr ich, dass es ganz banal eine Hochhaussiedlung (Ballymun Flats, mittlerweile wohl abgerissen) in Dublin war, wo Drogen („poison rain“) ein großes Problem waren. Aber letztendlich komme ich mit allen Interpretationen klar.

Das Gedicht, was Sie da abgedruckt haben, ist mir ein ziemliches Rätsel, aber so wichtig, dass ich mich darüber aufregen würde, ist es dann wiederum auch nicht. Nur die „grundbucheintragungen“ triggern mich ein wenig (Stichwort: Grundsteuererklärung). Vielleicht muss man auch die Biografie der Autorin für ein besseres Verständnis kennen. Andererseits gibt es Literaturschulen, die genau das ablehnen und verneinen. Dort zählt einzig und allein der Text. Manchmal hilft auch lautes Lesen beim Verständnis, aber Verständnis ist auch nicht alles. Die Stärke von Gedichten ist, dass auch Gefühle transportieren können. Das ist aber zugleich auch das Problem, weil nicht jeder den Zugang zu diesen Gefühlen hat oder findet. – Thomas Manthey

 

Wir müssen uns keine ernsthaften Sorgen um unsere Sprache machen, denn sie lebt schließlich durch- und in uns Menschen ständig weiter. Sorgen mache ich mir um die Diskussionen darüber, was Lyrik in gewissen Fällen sein soll – oder im schlimmsten Fall sein darf. So wieder einmal geschehen. Dieses Gedicht kommt nur ein wenig – liebäugelnd – an den Dadaismus heran. Wo es doch offensichtlich die konventionelle Kunst der Literatur abzulehenen scheint. Kurt Schwitters mag ich in diesem Kontext nur kleinlaut erwähnen, weil er ein wahrer Meister der Sprachkunst war und ich ihn post mortem nicht erzürnen will. Wie dem auch sei: MIt gut gesetzten Lauten, Geräuschen und Sprachverfremdungen warten diese Zeilen nicht auf. Tut mir leid für dieses Gedicht, ich verstehe sein Geschwurbel nicht. Nein, nein, ich bin nicht frustriert, als Literat, der es nur in Literaturzeitschriften geschafft hat. Ich bin alarmiert. Wir müssen mit den Leuten reden, die dieses Gedicht auszeichnen. – Bernhard W. Rahe

 


 

 

Leserbriefe zu „Tschechow hat immer recht“ von Peter Kümmel

 

Vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel von Peter Kümmel über den wunderbaren Anton Tschechow. Obgleich er kurz vor seinem Tod sagte: „Alles, was ich geschrieben habe, wird in wenigen Jahren vergessen sein“, ist Anton Tschechow längst unsterblich, werden seine Geschichten gelesen und seine Stücke gespielt wie eh und je. Die Figuren erscheinen so lebendig, als lebten sie heute mitten unter uns, unsere Gefühle unterscheiden sich nicht von den ihren. Und mit Tschechow verbleibt uns die kleine Hoffnung, dass alles sich noch zum Guten wenden lässt. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Schon wieder Mode und noch immer Prüfers Töchter … Kümmel über Tschechow: es heißt d i e Großmut (Duden) – sollte ein Literaturkritiker eigentlich wissen! Neulich schon bei Handke: es heißt d a s Scheit (Duden), nicht der (auch Kümmel?) – Ulrike Schieckel

 

Grossartige Artikel, vergnüglich, informativ, neugierig machen und entschädigend, wenn man nicht in der Nähe lebt! Vielen Dank! – Peter Früh

 


 

 

Leserbriefe zu „Verehrte Damen und Herren, die Welt geht unter“ von Paul Middelhoff

 

90 Sekunden bis zum Weltuntergang?! Ich hoffe, das hat der kürzlich vorgestellte Werbefuzzi mit seiner Countdown-Uhr mitbekommen. Da kann er jetzt wohl einpacken. In der Zeit bekommt man die nicht mehr verkauft. 90 Sekunden lassen sich viel einfacher und billiger messen. Auch für das Pflanzen eines Apfelbäumchens dürfte es knapp werden. Wenn die Menschheit schon den Bach runtergeht, dann soll sie wenigstens mit einem großen Knall abtreten und noch eine gute Show mit viel Feuerwerk abliefern, anstatt einfach nur sang- und klanglos zu verschwinden.

„And the cities of Europe have burned before / And they may yet burn again / And if they do I hope you understand / That Washington will burn with them / Omaha will burn with them / Los Alamos will burn with them“. Billy Braggs Liedtext („Help Save The Youth Of America“) möchte ich noch mit Moskau, Peking, Pjöngjang, London, Paris, Neu-Delhi, Islamabad ergänzen. Eventuell auch noch mit Jerusalem bzw. Tel-Aviv und Teheran. (Immerhin stimmte diesmal das Datum mit der ersten Atom(versuchs)bombe.) – Thomas Manthey

 

„Welch klischeehafte und polemische Verdrehung der „Doomsday Clock“-Veröffentlichung ! Es geht hier um die akute Gefahr einer neuerdings breiten nuklearen Aufrüstung von USA, Russland, China, Nordkorea und Indien bei unterlassenen Friedens- und Abrüstungsverhandlungen und sehr bedrohlichen realen (von uns oft übersehenen) Klimaszenarien außerhalb von Europa, um staatlich kaum mehr kontrollierbare globale Pandemie- und Umweltgefahren, letztendlich um das globale „failure of leadership“ in demokratischen wie despotischen Staaten.

Diese komplexe toxische Mixtur als das menschliche, institutionelle und politische Versagen weltweit ist die Ursache für die wenigen verbleibenden Sekunden auf der metaphorischen Weltuhr. Im Übrigen machen die Autoren des „Bulletin of the Atomic Scientists“ auch einen klaren Appell an USA, Nato und Ukraine, mit Dialog die Uhr zurückzudrehen. Sie sollten die „etwas eigentümliche(n) Leute“, wie Sie die ehrwürdigen Autoren bezeichnen, nicht diffamieren, Herr Middelhoff, sondern sie sehr ernst nehmen! Alles gut nachlesbar in der Original-PR-Darstellung der Autoren: https://thebulletin.org/2023/01/press-release-doomsday-clock-set-at-90-seconds-to-midnight/ Vielen Dank. – Wolfgang Neidnig

 

In dem Artikel wird von Hrn. Middelhof beschrieben, dass aufgrund des Krieges Russlands gegen die Ukraine mehr Kohle, Gas und Öl verbrannt wird. Warum Gas? Wird nicht das russische Gas durch Gas anderer Herkunft ersetzt? Führen die steigenden Energiepeise nicht zu einem Sparen und vermehrten Bemühungen nachhaltige Energiequellen zu fördern? – Greiner Ralf

 


 

 

Leserbriefe zu „Von der Hoffnungsträgerin zur Nebendarstellerin“ von Rieke Havertz

 

Gerade habe ich den Artikel über Kamala Harris gelesen, eine insgesamt interessante Analyse. Es irritiert mich nur, wenn Frau Harris als Afroamerikanerin und schwarz bezeichnet wird. Afrikanisch ist ihre Herkunft ganz sicher nicht (wie Text erwähnt, Jamaika und Indien) und entsprechend auch ihre Hautfarbe nicht schwarz. „People of color“ ist passend nur sprachlich nicht durchzuhalten. Es wäre aber hilfreich hier nicht der Schwarz/Weiß Malerei der angeblich antirassistischen Aktivisten zu folgen, die nur Weiß (europäisch und verwerflich) und Schwarz (alle anderen und gut) kennen. Nur durch Anerkennung der Vielfalt (Anerkennen setzt Erkennen voraus) kann man Rassismus wirklich überwinden. – Frank Scholze

 

Artikel: von der Hoffnungsträgerin, Präsident Biden inzwischen 81Jahre alt ist nicht mehr der Fitteste, Biden wurde im Dezember 1942 geboren. Harris spürte schnell und schmerzhaft. Dass sie in dem Land, in dem die Bürger nach vierJahren OBama 4 Jahre Trump gewählt hatten. Artikel: Ich bring dich um, ich bring dich um Auch wenn die Zahl der Katholiken in Spanien mit 18% auf einem historischen Tiefstand ist. Spanien ist ein erzkatholisches Land mit ca. 80% Katholiken. Diese Fehler sind mir aufgefallen. – Reiner Windrich

 

Wozu die Kritik über eine Politikerin, die ihr Amt mit angezogener Handbremse ausübt; nicht, weil sie es nicht kann sondern weil sie es muss! Vizepräsidentin oder -präsident haben nur eine primäre Aufgabe: Sicherzustellen, dass der Präsidentschaftskandidat seine Wahl gewinnt. Diesen Job hat sie seit zwei Jahren hinter sich und sie hat ihn mit Erfolg erledigt. Ihre Nominierung zur schwarzen Vizepräsidentin war ein äußerst geschickter Schachzug ohne den die knappe Mehrheit wohl nicht zustande gekommen wäre.

Der ‚Rest‘ der Legislatur ist ein streng verordneter Ruhemodus und, wie beschrieben, sorgt Joe gründlich dafür, seine Vize überwiegend mit innenpolitischen Aufgaben zu versorgen, bei denen kein Blumentopf zu gewinnen ist. Es bleibt abzuwarten, wie sich der jetzige Amtsinhaber entscheidet. Sollte er nicht für ein zweite Kandidatur antreten, wird sie sicher noch den Turbo zuschalten. – Michael Deil

 


 

 

Leserbriefe zu „Mit Dach und Krach“ von Ruben Rehage

 

Erstens möchte ich mich stellvertretend entschuldigen für die Elterngenerationen, die glaubten ihren Kindern müsse es besser gehen. Eltern, die ein Abitur und ein Studium dafür als Mindestvoraussetzung hielten. Das führte dazu, dass unsere Kinder nun lieber Work-Life Balance und Purpose in einem Berliner oder Münchner Start-Up oder bei einem der Konzerne mit wohlklingenden Namen suchen, als auf der Brücke über die Varreler Bäke. Und wenn es schon „Arbeit“ sein muss, dann mit einem guten IG-Metall Tarif in der Industrie.

Zweitens müssen wir uns bei der eigenen Nase fassen. Den Mangel an Handwerkern und deren vergleichsweise schlechte Bezahlung zu beklagen, aber dann eine alternative, nachbarschaftliche oder gar steueroptimierte Lösung zu suchen, wenn der Elektriker, der Installateur oder der Dachdecker vernünftig kalkulierte 75 Euro netto in der Stunde verlangen müssen, ist auch nicht hilfreich. Drittens ist erfreulich, dass der Nachwuchs anscheinend wieder bereit ist, eine Handwerksausbildung aufzunehmen. Vielleicht haben einige erkannt, dass der Installateur, der in Zukunft die defekte Toilette repariert, denselben Stundenlohn erhalten wird, wie ein Rechtsanwalt! – Bernhard Seilz

 

Worin unterscheidet sich der Fachkräfte-Markt von der Börse? Z.B. durch dieses Plakat an der Handwerkskammer, drei Stockwerke hoch, „Sei schlau, lern am Bau!“ In den späten ‘80ern. Und dann kamen die ‘90er und ‘00er. Da haben genau die Leute ihre Erfahrungen gemacht, die jetzt von den Schulabgängern gefragt werden, wie es denn weitergehen könnte. Das ist die Ausgangslage, von der aus nun der Nachwuchs gesucht wird, von dem man nicht erst jetzt weiß, dass er drei Jahre lernen und zehn Jahre lang Erfahrung sammeln muss, bis er voll einsatzbereit ist. Den Personalengpass haben sich die Handwerksfirmen von vorne bis hinten selber gebastelt. – Hans List

 

Herr Rehage hat in der Sache völlig recht. Dumm nur, wenn bspw. im Bericht der BNetzA und fast allen Nachrichten dazu die frohe Botschaft verkündet wird, dass auch ein vorzeitiger Kohleausstieg vor 2038 (etwa 2030) möglich sei. Dummerweise findet sich auf Seite 8 ein bis 2031 dafür notwendiger Zubau ab sofort für jedes Jahr von 28.500 MW Kapazitäten in PV- und Windkraft-Anlagen. Sind alle Medienvertreter sachlich so „schräg“, dass sie diese notwendige (nicht einmal hinreichende siehe unten folgende Ergänzung!) Bedingung nicht zumindest überschlägig auf ihre Realisierungs-Chancen mit verfügbaren Fachkräften etc. überprüfen? – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbriefe zu „Taumelndes Einhorn“ von Tin Fischer und Hannah Knuth

 

Pippi Langstrumpf hat viel mit dem globalen Kompensationsmarkt zu tun: Beide machen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt – und leben gut damit. Globale Kompensation ist nicht WIE Ablasshandel, sondern es IST Ablasshandel: Man glaubt daran, dass andere ganz weit weg etwas Gutes tun, oder noch abstruser: Etwas Schlechtes nicht tun, und zahlt dafür. Dabei beginnt der Weg zur Klimaneutralität vor der eigenen Haustür, indem man (nicht nur Energie-) Verbräuche vermeidet (gelber Sack!), reduziert oder mittels erneuerbarer Energieträger bereitstellt.

Kompensation sollte letztlich nur vor Ort erfolgen, dann muss es mensch nicht nur glauben, sondern kann es auch eigenständig verifizieren. Beispiele für heimische Kompensationsprojekte gibt es genug, wie beispielsweise Photovoltaik- und Windenergieanlagen oder die Renaturierung von Mooren. Lokale Finanzierung erhöht auch die Akzeptanz solcher Vorhaben. Pippi wäre sicherlich auch von dem ein oder anderen peppigen Projekt begeistert und würde es ihren Freunden Annika und Tommy gerne zeigen. Ganz CO2-neutral mit dem Pferd, versteht sich. – Berthold Hanfstein

 

Mit grossem Interesse habe ich Ihre Artikel gelesen !Das Problem ist immer das gleiche: sobald Zertifikate ein Geschäft für dazwischen geschaltete Trittbrettfahrer werden, ist der Betrug nicht zu vermeiden. Warum machen sich die Firmen nicht die Mühe direkten Kontakt mit Waldschutz- oder Wiederbewaldungsprojekten zu knüpfen ? Weil viele dieser vielschichtig kontrollierten Projekte keinen „Gold-Standard“ aufweisen ? Eben dieser Standard wird wieder von Zertifizierern vergeben , die die Projektkosten in die Höhe schnellen lassen und sich die kleineren Betreiber nicht leisten können und wollen. Gut, für freiwillige CO2-Kompensation sind diese Standards nicht notwendig und doch ,keine angesehene Firma, die selbstverständlich in ihren Produktions -und Lieferketten massiv CO2 erzeugt will betrogen werden.

„Klimaneutral produzieren“ ist ein übler greenwashing Slogan , den kein vernünftiger Konsument glauben kann. Übrigens sind auch pestizidverseuchte Monokulturen (zB Ölpalmen, Teakholz,etc) CO2- Senken. Wer will so etwas als klimaneutral bezeichnen ? Sehen Sie sich doch einmal Folgendes an : https://www.lagamba.at/cobiga/ Seit über 20 Jahren speichern wir CO2, erhöhen die Biodiversität, unterstützen die nötige Forschung , sind in enger Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung und den örtlichen Authoritäten…und das i-Tüpfelchen : die Kooperation mehrerer Universitäten sichert den Standard !

Es ist für aktive Fachleute immer übel, wenn man sich, nach korrekten Recherchen wie der Ihren, pauschal verteidigen muss, dass ja „Bäume pflanzen bzw. Wald schützen eh nur Ablasshandel“ wäre … Unser kleiner, luxembourgischer Verein ist 100% iger Kooperationspartner dieses Vorzeigeprojekts. Gerne informieren wir Sie intensiver. In einer 2.mail sende ich Ihnen noch wiss. Daten. – Dr. med. vet. Vroni Fischbach

 

Das einzig Erstaunliche an der weitgehenden – wenn nicht totalen – Wirkungslosigkeit des „freiwilligen“ CO2 – Handels ist das Erstaunen der Initiatoren (in dem Begriiff verbrirgt sich das Wort „Toren“) und Betrachter. Mich erstaunt, dass diese Form des Ablasshandels erlaubt ist. Es handelt sich m. E. um eine Betrugsmasche, die das Klima nicht ein Yota voranbrint. Nach den negativen Erfahrungen mit den CO2 – Zertifikaten der Vergangenheit hätte man es bresser wissen müssen. Hat Freiwillgkeit vonseiten gewinnorientierter Unternehmen jemals etwas gebracht, wenn geforderte Maßnahmen Geld gekostet haben? – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Brandstifter, viele Hintermänner“ von Vicky Bargel und Simon Langemann

 

Unsinnige Information. Ich war schon ärgerlich, als ich die Bilder der Koranverbrennung in den Nachrichten sah. Nun also auch „DIE ZEIT“ mit einem Photo des provokanten Vorgangs. Wenn nun schon bekannt und bewusst ist, dass diese Geste ein absolutes Tabu für Muslime ist und man erkannt hat, dass es um publikumswirksame Provokation geht : Warum druckt man dann so ein Bild ab? Das hat mit Informationsgebot und Pressefreiheit nichts zu tun, das ist einfach unbedacht und unnötig. – C. Stellmacher

 

Die Koranverbrennung durch einen extremistischen Idioten nutzt Erdogan (und Co.) für seine exklusivistischen Interessen. Warum ist er da nicht gelassener? Die Werte des Isalm werden doch als unendlich und unzerstörbar hingestellt. Statt dessen Instrumentalisierungen, die seine absolutistische Weltanschauung unterstreichen sollen. Allerdings widerspricht dieser Absolutismus jeglichem wahrhaftigen Religionsverständnis, denn das beinhaltet, dass wir Menschen mit Grundwerten nicht so umgehen sollten, um uns über unsere Lebensbedingungen wie z.B. Vielfalt, Dynamik und Dualismus hinwegsetzen zu können.

Herr Erdogan, setzen Sie sich zur Ruhe und lassen Sie sich über konfessionsübergreifende Botschaften und Bedeutungen der Religionen informieren. Dann werden Provokationen an Ihnen abprallen und Sie können über ihre eigenen Instrumentalisierungsversuche nur noch lächeln. Und was lernen wir alle daraus? Extremisten sind immer Idioten, sozusagen Extremioten. – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbriefe zu „Warnung vor dem Gummibären“ von Marcus Rohwetter

 

Der Standpunkt macht es, Junkfood ist absolut nützlich! Fragen Sie Ihren Hersteller und dessen Lobbyisten, die Werbeverbote für wirkungslos halten, sicher aber schädlich für die Konzernbilanz. Werbung für Müllfressen ist Körperverletzung! – H. Giller

 

Ich denke, die Zielgruppe etwa für Kinderschokolade sind nicht Kinder, sondern Erwachsene, die ein Mitbringsel suchen. Entsprechend fehlerhaft sind die Überlegungen. Warum versucht man es nicht mit Warnhinweisen wie bei Zigaretten oder mit Vorschriften über den Zuckergehalt. Zucker macht süchtig, das ist das Problem! – Johannes Barth

 


 

 

Leserbriefe zu „ZEIT für Geld“ von Rüdiger Jungbluth

 

Die Frage heisst „Kann man eine Rente beziehen und trotzdem weiterarbeiten?“ Da ist zu klären,ob man weiterarbeiten will oder muß,weil es Hinten und Vorne nicht reicht.Im Mußfall kommt das Sozialamt.Das werden wir hier nicht weiter erörtern. Man will also weiter arbeiten. Das Extrageld nicht aufs Sparbuch,die Zinsen tendieren gegen Null. Dann also mit dem Extrageld mal so richtig auf die Pauke hauen. Reisen,Klamotten,eine bessere Wohnung,usw. Da lacht das Finanzamt,Rente versteuern und die Weiterarbeit auch. Dumm gelaufen,es gibt keinen Rat. – Hans-Emil Schuster

 

Ich möchte Ihnen zu der Kolumne „Zeit für Geld“ auf Seite 25 der letzten Ausgabe schreiben. Die Kolumne ist leider für dieses individuell sowie gesellschaftlich relevante Thema nach meinem Geschmack etwas zu kurz und ich denke, dieses Thema verdient weit mehr Beachtung in den Medien. Leider haben Sie einen wie ich finde, erheblichen Punkt nicht erwähnt, nämlich die nach hiesigem Wissen vorhandene zwingende Vorschrift, dass Altersrentner, die neben dem Bezug der Altersrente weiter arbeiten zwar zur weiteren Zahlung von Beiträgen in die Rentenversicherung verpflichtet sind.

Die festgestellte und bezogene Rentenhöhe wird jedoch nicht entsprechend der weiteren Einzahlungen angepasst. Diese Beiträge werden damit dem Zahler nicht zugerechnet und allein dieser Umstand führt bei manchem arbeitswilligen Rentner zu Unverständnis. Der Gesetzgeber täte möglicherweise gut daran, weniger Appelle, Belehrungen und Vorschriften über der Bevölkerung zu ergießen, sondern seinen eigenen Instrumentenkasten auf Sinnhaftigkeit, Anreize und Nebenwirkungen zu überprüfen. – Thomas Schreiber

 


 

 

Leserbriefe zu „»Am Ende auch mit Pfeil und Bogen!«“ Gespräch mit Erik Lesser geführt von Tammo Blomberg

 

Die Artikel ›› Der Schneemeister ‹‹ von Niclas Seydack und ›› Am Ende auch mit Pfeil und Bogen ‹‹ von Tammo Blomberg greifen für mich zu kurz. Leider arbeiten die gängigen Schneekanonen nur mit einem hohen Wasser- und Energieverbrauch und erzeugen zudem keine natürlichen Schneekristalle (auch ohne chemische Zusätze), so dass deren Tauvorgang verzögert ist mit negativen Auswirkungen auf Umwelt und Natur. Und es ist sicher ein Unterschied, ob wir in der Vergangenheit nur eine Basisstruktur mit den Schneekanonen auf den Loipen erzeugt haben oder nunmehr wegen des Schneemangels vollständige Loipen aufwendig präparieren.

Ich stimme Herrn Lesser aber zu, dass wir uns diese „Kultur“ aber solange wie möglich erhalten sollten, aber dazu braucht es innovative Verfahren zur ökologischen Schneeerzeugung. Und diese muss man nur weiterentwickeln, Ansätze gibt es genug. Anmerkung: Ich habe dieses Thema erst kürzlich in meinem Wissenschaftsroman Eiskristalle 2.0 behandelt, auch wenn die Geschichte fiktiv ist, die Ansätze zur umweltverträglichen Schneeerzeugung sind es nicht! – Matthias Rischer

 

Wintersport ohne richtigen Winter (nicht nur vor Ort, sondern auch bei uns in der norddeutschen Tiefebene) macht einfach keinen Spaß! Ich war seit Peter Angerer immer großer Biathlonfan, habe aber die letzten Jahre kaum noch die Wettkämpfe verfolgt, was nicht nur am fehlenden Winter, sondern auch an immer weniger Identifikationsfiguren liegt. Mittlerweile konzentriere ich mich nur noch auf ein paar wenige Highlights, wozu natürlich immer noch die Vierschanzentournee und die Streif gehören. Aber im Wesentlichen war es das dann auch schon. Sport generell hat früher mehr Spaß gemacht. So tolle Spiele wie in Lillehammer ’94 werden wir wohl nie wieder bekommen. Das war wirklich ein Traumwinter, sowohl in Norwegen als auch bei uns. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbriefe zu „Selbst macht klug“ von Ulrich Schnabel

 

Schade, dass Sie uns so lange im Ungewissen gelassen haben, was KI bedeutet. In Abkürzungen sind wir noch nicht so fit, 70 plus, 80 plus. Aber mit der Idee :selbst macht klug ! haben wir dann doch selbst durchgeblickt . Ihren Artikel finden wir sehr interessant und wir haben die gleiche Sichtweise. – Werner und Christel Schröder

 

Wenn ich richtig verstehe, kann die KI-gesteuerte Software wissenschaftliche Arbeiten und was weiß ich noch alles für Texte für uns „verfassen“. Der „Autor“ muß nur die richtigen Fragen eingeben und schon wird der Turbo für seine berufliche oder private Karriere gezündet. Er muß „seine“ Arbeit wohl nicht einmal mehr lesen – immerhin ein Vorteil. Wie mir jetzt klar wird, habe ich meine Promotionsarbeit Ende der 60er Jahre in einer anderen Welt geschrieben. Ausgefallenere Literatur-Quellen mußte ich damals über die Fernleihe der Universitätsbliothek bestellen und die kiloschweren Folianten im Rucksack in meine Studentenbude schleppen – ein Auto hatten ja nur die wenigsten. Und die Fotokopie stand noch lange nicht überall zur Verfügung.

Langsam hat sich dann die komfortablere Technik der Mikroverfilmung eingeführt, dann konnte ich die Kitteltaschen-tauglichen Filme mithilfe eines umgebauten Diabetrachters lesen. Da mich mein Thema (Alkoholiker) immer mehr in seinen Bann zug, sind meine Recherchen bald weit über die Grenzen der ursprünglichen Fragestellung hinausgewachsen und ich habe mich mit vielem befaßt, das später keinen Eingang in die Arbeit fand, aber trotzdem für mich zur Bereicherung wurde. Es gab z.B. auch einen Block mit Patienten-Interviews, bei denen ich über den Umgang mit Menschen für immer gelernt habe. Manchmal erhielt ich allerdings auch Resultate, nach denen ich gar nicht gesucht hatte.

So entdeckte ich auch, wie unerwartet weit verbreitet Plagiate und schlampiger Umgang mit Daten schon damals waren. Unter dem Strich habe ich durch die nur von „natürlicher Intelligenz“ gestütze Abfassung der Promotion für mich persönlich unendlich viel gelernt. Mein ganzes Leben habe ich davon profitiert. Wenn die Text-KI sich für die heutige Generation so durchsetzt, wie manche zu glauben scheinen, werden ihre Nutzer wohl nicht einmal mehr merken, was ihnen alles entgeht. – Dr. med. Dieter Hörz

 


 

 

Leserbriefe zu „Große Klappe“ von Mona Berner et al.

 

Das Bild der taumelnden Tech-Riesen, denen die eigene Erfolgsgeschichte zum Verhängnis wird, erscheint anziehend. Die Autorinnen suggerieren ein Ende des Aufstiegs von Google, Amazon & Co. und begründen dies mit dem massiven Stellenabbau. Wieso aber sollten die gewöhnlichen Gesetze der Märkte für die beschriebenen Unternehmen denn nicht gelten? Und ist der Stellenabbau nicht eine völlig nachvollziehbare, der Logik von Angebot und Nachfrage folgende unternehmerische Anpassung?

Klar, das Ausmaß und die Skrupellosigkeit schocken, insbesondere den durch umfassenden Kündigungsschutz verwöhnten deutschen Arbeitnehmer. Aber wirklich überraschend ist das nicht. Dass die Tech-Riesen tatsächlich fallen könnten, wäre eine naive Vorstellung. Wer sich anschaut, auf wie vielen Endgeräten Windows weltweit läuft, welcher Anteil der weltweiten Suchanfragen auf Google entfällt und welche ungebrochene Marktmacht Amazon besitzt, verschiebt diese Vorstellung ziemlich schnell in den Papierkorb kapitalismuskritischer Märchen. – Tobias Weng

 

Die Einseitigkeit des Artikels ist beschaemend: Nur beiläufig wird erwähnt, dass zB allein Amazon in zwei Jahren ca. 750.000 neue Arbeitsplätze schuf und eine dr genannten Techfirmen auf $ 300.000 durchschnittliches Jahresgehalt aller Mitarbeiter kam. Dagegen gilt 99 % des Artikels gerade einmal ca. 50.000 Entlassungen,was beim Beispiel Amazon “nur” etwas mehr als 1 % der Belegschaft bedeutet.

Diese Wahrheit wird bezeichnenderweise natürlich nicht erwaehnt, damit der durschnittlich informierte deutsche Leser “so richtig geschockt wird”! Warum kein Artikel ueber deutsche Firmen die 1-2 % der Mitarbeiter entlassen? Grund: Die sich ergebene Personenzahl ist eben nicht so publikumswirksam! Der Artikel kam nahe an BILD-Qualität….dafür sollte sich die Wirtschaftsredaktion zu schade sein oder vielleicht bei BILD anheuern. – H. Peter Krebs

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Erst einmal ganz herzlichen Dank für viele Jahre Amusement über Ihre wunderbare Kolumne, auf die ich mich jede Woche freue. Zur letzten: Ich bin seit vielen Jahren nicht mehr Zug gefahren, deshalb weiß ich nicht, ob mein Tipp noch aktuell ist. Früher gab es jedenfalls sog. Ruhe-Abteile, in denen ein Schild den Reisenden ruhiges Verhalten und Rücksichtnahme nahelegte. Hat auf meinen Fahrten immer geklappt.

Gegen Wurst- und Käsebrotesser hilft das natürlich nicht. Kleiner Kreativ-Tipp: Führen Sie für diesen Fall ein mit Ihrem Lieblingsduft getränktes weißes Tuch mit sich – Augenlöcher nicht vergessen! Im Bedarfsfall wird damit das Gesicht abgedeckt. Sie reisen olfaktorisch angenehmer, die gruseligen Esser haben eine Ihrer Tätigkeit entsprechende Aussicht. Viel Erfolg! – Dr. Sabrina Hausdörfer

 

Ich nominiere Peter Dausend für den Deutschen Kleinkunst (Kabarett)-Preis. So schön/drastisch hat er die Ess-Kultur in den Zügen der DB geschildert. Ich habe bei vielen Formulierungen herzhaft gelacht – und es nicht übertrieben beschrieben. – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbrief zu „PROMINENT IGNORIERT. Liebeshunger“ von USTO

 

Dass Ihnen das passiert ist, erstaunt uns beide schon sehr! So ein geschmackloser Ausrutscher darf einer ZEIT einfach nicht passieren! Seit über 40 Jahren Abo sind wir nicht so verletzt worden, wie jetzt! In der Hoffnung, dass Sie Ihr Niveau nicht grundsätzlich verloren haben, warten wir auf die nächste Ausgabe: – Gudrun und Horst Köppl

 


 

 

Leserbrief zu „Womit keiner rechnet. Die Bundesnetzagentur sucht einen neuen Fax-Dienstleister. Denn viele Deutsche nutzen im Jahr 2023 noch Fernkopien. Äh, wie bitte?“ von Leon Berent

 

Rechtssicher Geschäftsverkehr scheint Ihnen fremd zu sein? Einzig gerichtsfeste Datenübertragung war lange der Brief allein, dann kam das Fax dazu. Es gibt Kleinfirmen in denen noch heute kaum einermit Mails umgehen kann. Wenn der Gesetzgeber versucht den gerichtsfesten (D-) Mailverkehr einzuführen parallel zum Faxverkehr kann das nicht gutgehen. Diese Leute steigen nicht um auf D-Mail. Dem Faxverkehr hätte nach einer Übergangsfrist die Zulassung als gerichtsfeste Übertragung entzogen werden müssen, dann hätte das funktioniert.

Mittlerweile wird die D-Mail wieder aus dem Verkehr gezogen. Der Vorgang stinkt nach versteckter Subvention für die Telekom. Im Gegensatz zur Mail ist für ein Faxgerät ein Festnetzanschluss nötig, das sind in der BRD sicher 8 Mio Anschlüsse à 30 € i. Mittel… Das sind 240 Mio € je Monat plus viele sonstige Gebühren, Nebenkosten. Das ist also eher eine Frage der gegenseitigen Dinosaurierhilfe, denn des Fortschritts. Nachtrag: Nicht zu vergessen die ca. 12 Mio Menschen, die kein Fax haben oder haben wollen, die müssen rechtssicher oder gerichtsfeste Post per Einschreiben mit Rückschein versenden. Nochmal einige hundert Mio € im Jahr. Solidarität unter Dinos. – H. Giller

 


 

 

Leserbrief zu „Krosse Preise“ von Kolja Rudzio

 

Sich über 5 Euro für ein belegtes Brötchen aufzuregen ist schon einmal ein guter Ansatz. Aber wie passt das zu dem teuren Valentinstagstinnef, den Ihre Zeitung verhökern möchte? Für das angebotene Armband könnte man sich ca. 60 Brötchen leisten und es bliebe sogar noch Geld für ein gutes Buch übrig. Dafür müsste man allerdings Prioritäten setzen. Man kann sich übrigens Brötchen auch selber schmieren und dabei eine Menge Geld sparen. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „Verzollen oder verärgern“ von Thomas Fischermann

 

Zu Mercosur- Abkommen. Zitat des Brasilianischen Agrarministers im BR Interview vor ca. 2 Jahren: „ Am Ende geht es bei Mercosur um Rindfleisch gegen Autos“. So klar, so einfach. Um europäische Industrieprodukte zu bezahlen, müssen uns die Mercosur Staaten Nahrungsmittel verkaufen. Dafür muss man der heimischen Agrarproduktion das Rückgrat brechen, wie in der Schweinehaltung bereits geschehen. Den Menschen hier kann man das nicht so einfach auftischen also erfindet man immer neue Auflagen für Umwelt- und Tierschutz. Nicht alles ist falsch daran, trotzdem handelt es sich bei dem weitaus größten Teil um Heuchelei.

Das gleiche Klientel, das die Beibehaltung der Kernenergie (viel zu teuer, Kühlwasserprobleme) und billiges russisches Gas (Bayern 90% abhängig) gefordert hat, will jetzt das Mercosur Abkommen erreichen. Inzwischen leuchtet zumindest dem Bundesagrarminister wohl ein, dass leere Stallungen sich an keine Auflagen halten müssen. Wundern Sie sich nicht, wenn bald chinesisches Schweinefleisch in deutscher Verarbeitung auftaucht. Mercosur wird sich wohl nicht mehr aufhalten lassen. Besonders die Vorgängerregierungen von sowohl Brasilien als auch Deutschland haben viel dafür getan. Diese Art von Klugheit ist wohl nichts anderes als Schwarmintelligenz. – Anton Hofmann

 


 

 

Leserbrief zu „Mut zur Gruppe“ von Corinna Schöps

 

Ernsthaft?! – Lange Wartezeiten für Patienten wegen „Kleinstpraxen (…), die wenige Patienten pro Jahr betreuen und daher in der Versorgung keine entscheidende Rolle spielen können.“ -> Die Vergabe der Erlaubnis, als approbierte(r) PsychotherapeutIn mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen zu können, ist bedarfsgesteuert! Wer einen sogenannten Kassensitz (so nennt sich diese Erlaubnis im Fachjargon) erwirbt, geht damit eine Verpflichtung ein, eine bestimmte Anzahl PatientInnen zu behandeln und ist an diese Zahl (nach oben und unten) gebunden!

Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) steuern die Anzahl der Kassensitze in den jeweiligen Bundesländern durch eine Bedarfsplanung. Es soll keine Überversorgung von Patient:innen (z.B. in Ballungsgebieten, Großstädten), aber auch keine Unterversorgung (in ländlichen Regionen) geben. Die Zulassung ist daher immer an einen Ort gebunden. Sind in einem Gebiet genügend Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen vorhanden, werden keine Kassensitze mehr vergeben. Man kann dann nur Sitze von aus dem Beruf ausscheidenden KollegInnen übernehmen.

Das Argument, sich als „Teilzeit-Therapeut einer größeren Praxis anschließen“ erhöhe das Kontingent, verstehe ich nicht. Auch wenn man als angestellter Psychotherapeut arbeitet (z. B. für einen Kassensitzinhaber, die damit einen Teil des Kontingents outsourcen), gibt es Plausibilitätsgrenzen bei der Abrechnung mit den Krankenkassen. An diese Plausibilitätsgrenzen ist der (arbeitgebende) Kassensitzinhaber trotzdem gebunden. Es sei denn, für die in Mode kommenden MVZ’s verhält es sich anders… – Karo Köhler

 


 

 

Leserbrief zu „Schwieriger Patient“ von Anna-Lena Scholz

 

Danke für Ihren Einblick in die Pläne für ein neues Gesundheitsinstitut. Es leuchtet mir nicht ein, was ein Konkurenzinstitut zum RKI bewirken soll, außer, dass es enorm viel Geld zusätzlich kosten wird. Eine Institution kann nur vernünftig arbeiten, wenn die Führung dieses Instituts kompetent ist und den nötigen politischen Spielraum bekommt, den es für eine gute Arbeit braucht. Beides war während der Coronazeit nicht vorhanden! Der Leiter des RKI verabschiedet sich gerade, und die Verantwortlichen in der Politik wollen ihren Kopf aus der Schlinge ziehen. Verantwortungsvolle Politik im Sinne der Gesundheit der Menschen und im Sinne ihres Geldbeutels sieht anders aus! – Dr. med. Martin Krivacek

 


 

 

Leserbrief zu „Die Stadt, die dem Hurrikan trotzte“ von Heike Buchter

 

Nach der Lektüre des Artikels ist mir zwar zugegebenermaßen allenfalls ansatzweise klar, warum die Stadt dem Hurrikan getrotzt hat, aber auf jeden Fall freut es mich, dass sicheres, ökologisches und bezahlbares Bauen offenbar miteinander vereinbar sind, zumindest in Florida. Mich würde interessieren, ob Vergleichbares auch in Deutschland existiert oder in Planung ist. Schließlich ist sicheres und ökologisches Bauen auch in Deutschland notwendig, wie u. a. die Überflutungen im Ahrtal zeigen. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbrief zu „Oder doch lieber ’nen Hund“ von Marcus Rohwetter

 

Ein elektrisches Heizkissen zum Wärmen bei um 1 Grad reduzierter Raumtemperatur? Gas zum Heizen ersetzen durch Strom, der durch das Verbrennen von Gas erzeugt wird? Ziemlich ineffizient. Eine einfache Wolldecke, ganz ohne Strom, tut es auch. Kombiniert mit einem 2.Pullover, einer langen Unterhose… so sind auch um zwei Grad verringerte Raumtemperatur erträglich, besonders wenn man mit einem Partner kuscheln kann (wie sang Gunter Gabriel? „Komm unter meine Decke…“). Die verbesserte körpernahe Dämmung verringert die durch die Nahrungsaufnahme erzeugte innere Wärme von nahe 37Grad. Geringe Investitionskosten, auch für Wohnungsmieter machbar. Bitte testen Sie weiterhin. – Adolf Ronnenberg

 


 

 

Leserbrief zu „Das Politische ist auf klimaschützende Weise privat geworden“ von Thomas E. Schmidt

 

Welcher Spaß: Frau Neubauer erzählt Herrn Klamroth von der Größenordnung des für Klimaneutralität benötigten Wasserstoffs in den nächsten 15 Jahren dank des Wuppertal-Gutachtens von Oktober 2020 für „FFF“ (rund 20 Millionen Tonnen H2 jährlich ) und dass die meisten Bürger Deutschlands davon bisher gar nichts mitbekommen haben. DAS wird sicher recht lustig! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbrief zu „»Das ist in meinem Blut«“ von Jan Roß

 

Ursache aller Gewalttaten zwischen Palästinensern und Israelis ist doch Israels Angriffskrieg auf benachbarte Staaten im Jahre 1967 mit der anschließenden völkerrechtswidrigen Annektierung der syrischen Golanhöhen und des ägyptischen Sinai sowie der ebenfalls völkerrechtswidrigen Ausübung eines Besatzungsregimes im Gasastreifens und im Westjordanland. Im weiteren Verlauf wurde der Gasastreifen in eine Art Freiluftgefängnis verwandelt und das Westjordanland entgegen der 5. Genfer Konvention von jüdischen Israelis besiedelt.

Noch kein Volk hat sich mit einer kolonialen Besatzung durch einen fremden Staat abgefunden. Deshalb ist es verständlich, daß es immer wieder zu gewaltsamen Widerstand, vergleichbar mit der französischen Résistance gegen die deutsche Besatzung, kommt, der dann von noch mehr Gewalt der israelischen Besatzer unterdrückt wird. So geht die Gewaltspirale immer weiter. Nach dem ansonsten so viel beschworenem Völkerrecht dürfte es keinen bewaffneten Israeli im Westjordanland geben, genauso wenig wie einen russischen Soldaten in der Ukraine. Aber solange Israel seine Herrschaft der Stärkeren über die Schwächeren nicht ändert, wird es weiter Tote und Verletzte auf beiden Seiten geben, natürlich vor allem auf Seiten der Palästinenser.

Als am 4. September 1997 die israelische Professorin an der Hebräischen Universität in Jerusalem, Nurit Peled-Elhanan ihre dreizehnjährige Tochter Smadar durch einen palästinensischen Selbstmordanschlag verlor, machte sie dafür nicht die Palästinenser, sondern die führenden israelischen Politiker und deren Politik gegenüber den Palästinensern verantwortlich. Später wurde sie Mitbegründerin des Kreises der trauernden israelischen und palästinensischen Eltern, die Kinder durch die israelische Besatzung im Westjordanland und ihre Folgen verloren hatten.

Im Jahre 2001 wurde Frau Peled-Elhanan mit dem Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments ausgezeichnet. Ihr Mann Rami Elhanan und ihr jüngerer Bruder Miko Peled engagieren sich ebenfalls für Recht und Gerechtigkeit in Palästina. Nurit Peled-Elhanan belegte wissenschaftlich, wie schon in den israelischen Schulbüchern die jüdisch-israelischen Kinder zum Haß auf die Palästinenser erzogen und auf den Wehrdienst vorbereitst werden. Aber in Deutschland wird ihr und allen anderen Vertretern des humanistischen Judentums keiu Gehör geschenkt. – Siegfried Ullmann

 


 

 

Leserbrief zu „»Manche Erkrankung könnten wir verhindern«“. Gespräch mit Gerd Schulte-Körner geführt von Johanna Schoener

 

Ich zitiere mal „…denn eine Depression verläuft in Phasen und wird zwischendurch auch mal wieder besser…“ sowie“… da wirken verschiedene Faktoren zusammen. Genetische Veranlagung….bestimmte Umweltfaktoren… “ Hr Schulte-Körne wenn Sie keine Ahnung haben, einfach Klappe halten und keinen Mist von sich geben!

Weiter oben haben sie sich doch richtigerweise beschwert das noch im letzten Jahrtausend Depressionen bei KuJ unterschätzt, verleugnet wurden. Und jetzt machen Sie genau das Selbe NACHSCHLAGEN: 6a80.2 . Erst wenn ICD 11 gültig wird, wird es endlich ein eigene Codierung für Dauerdepressionen geben. Die sich eben nicht Phasenhaftverhalten sondern für immer sind im Zweifel auch ohne Schwereveränderung! DSM V hat das schon immer. Persistierende MDE genannt. Auch voher hätte man das über .9er Nummern codieren können, hat man nur nicht, weil man ja inkompetenterweise immer von Phasen/Episoden ausgeht. Das ist überwiegend der Fall aber eben nicht bei Allen!

Desweiteren tut ICD 11 noch etwas was, was schon immer so war, es wird eine eigene Codierung für Depressionen als dirkete Folge von anderen Erkrankungen geben. Schon mal erlebt wenn die Nebenschilddrüse enfernt wird und sich die Depression schlagartig erledigt? Oder bei Testosteronmangel? Verdammt. – T. Klups

 


 

 

Leserbrief zu „Zufallsbefund (4/6). Abriss mit Folgen“ von Ragnhild Schweitzer

 

Unbemerkt verblieben? Wenn das wirklich ein Zufallsbefund war, muss da zuvor so einiges schief gelaufen sein. Bei einem chirurgischen Eingriff mit dem einzigen Ziel, einen irgendwann mal implantierten Gegenstand wieder zu entfernen kann man diesen dann ja nicht im selbigen Eingriff wieder vergessen. Man kann höchstens sein Ziel verfehlen und sollte dann fachkundige Hilfe holen (Radiologen können solche abgetrennte Katheter ganz gut wieder rausfischen).

Entweder der Operateur hatte also keine Vorstellung davon, was er eigentlich entfernen sollte (dann sollte er lieber mit dem operieren aufhören) oder er hat bei dem Eingriff den Katheter (der normalerweise fest mit dem Port verbunden ist) versehentlich durchtrennt (was passieren kann) und hoffte dann, das merke ja vielleicht keiner. Oder vielleicht war die Geschichte doch ganz anders, nach einer Lungenentzündung sieht das auch nicht richtig aus. – Christian Troje

 


 

 

Leserbrief zu „Warum Marcel sich selbst verleugnet“ von Ijoma Mangold

 

Kann es sein, dass Sie etwas verwechselt haben? Das Haus, von dem in der Recherche die Rede ist, ist das Haus von Prousts Tante Elisabeth (Leoni) Amiot in Illiers-Cambray und nicht das das Haus seiner jüdischen Verwandten (nicht der Mutter) in Auteuil. Oder täusche ich mich da? Ein sonst guter Artikel von Ihnen, auch Martin Ebel hat am 9.12. 2022 „Der Elefant im Raum“ Im Zürcher Tages Anzeiger mit dem Autor besprochen. – Jochen Wagner

 


 

 

Leserbrief zu „WÄRMEWELLE“ von Anna-Elisa Jakob

 

Im Winter zum Heizen eines Außenpools Bäume zu verbrennen und das ganze noch als besonders ökologisch zu verkaufen, kann man machen. In der Zeit würde ich mir in Zeiten von Ressourcen-Knappheit und Klimawandel aber eine kritischere Betrachtung erwarten. – Reinhard Gruber

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Die unheimliche Freiheit der Künstlerin Anne Imhof – ein Modeheft“ von Christoph Amend im ZEIT Magazin

 

…Und wieder – m. E.! – ein überflüssiges (aber wahrscheinlich für Sie einträgliches!) Modeheft! Was ist nur aus dem ZEIT Magazin geworden? Vielleicht könnte sich ja jemand z. B. um die S. 10 („Heiter bis glücklich“) kümmern, die mich wahrhaftig auch selten weder heiter noch glücklich stimmt: Rechte Spalte oben: Schon in den 1950er-Jahren, als „Hula Hoop“ bereits einmal in Mode war, brachte uns unser Englischlehrer unmissverständlich bei, dass „Hula Hoop-Reifen“ „doppelt-gemoppelt“ ist! – Editha Rochow

 

Was hilft wirklich gegen Depressionen? Das Tragen von teuren Designer-Klamotten wohl eher nicht. Die meisten Models im Magazin sehen so lust- und freudlos aus, dass man sie am liebsten zum Therapeuten schicken möchte. – Doris Schleithoff

 

Mein erster Eindruck bei der letzten ZEIT-Ausgabe (siehe Foto, leider vertikal): Da haben die beiden Teams der ZEIT ihr Hauptthema mal gut aufeinander abgestimmt: Der Wissen-Teil beschäftigt sich mit Therapiemöglichkeiten für die ständig zunehmenden Depressionen, und das ZEIT-Magazin bringt auf dem Cover Fotos einer schwer depressiven, nahezu suizidal wirkenden Frau.

Ich schlage das Magazin auf und sehe, es handelt sich um ein „Stylo-Foto“ der Künstlerin Anne Imhof, und, weit gefehlt, das Thema ist nicht DEPRESSION, sondern MODE mit zahlreichen ganzseitigen Werbefotos der Toplabels. Mit diesen Fotos konterkarieren Sie den Beitrag im Wissen-Teil auf fast zynische Weise. Erst bei genauerem Hingucken sieht man: Hier geht es nicht um einen Menschen, der psychisch am Abgrund steht, sondern, s.o., um ein Fotoshootingfür ein Modeheft. Sagen Sie mal: GEHT’S NOCH? – Kathrin Goddemeyer

 

Als jahrzehntelanger Abonnent der Zeit, wollte ich Ihnen bereits wegen mehrerer Ausgaben, die Sie mit Modemüll „gestaltet“ haben, sagen, dass ich diese „Beiträge,“ gemessen am Niveau der ZEIT, intellektuell für anspruchslos bis unterirdischund damit für eine Zumutung halte! Darüberhinaus halte ich es in Zeiten von Papierknappheit und anderer Materialien für eine unverantwortliche Verschwendung, zweiundfünzig!!! Seiten für solche sinnenfreien Fotos und Texte zu vergeuden! Wenn die Redaktion keine Ideen für anspruchsvollen Journalismus (mehr ) hat, das Zeitmagazin einstellen, wie es vor ein paar Jahren schon mal der Fall war. Ich werde es auf jeden Fall mit Ausgaben wie 2.2.2023 nicht vermissen! – Hans-Joachim Vogel

 

Bäh! Schon wieder ein Modeheft. Ist das noch die gute alte Tante ZEIT, oder doch schon eher die „Brigitte“ oder die „Vogue“? Mode macht (bis auf wenige Ausnahmen) anscheinend mürrisch und depressiv, wenn man die Gesichtsausdrücke der Models so sieht. Passt ganz gut zum Titelthema „Depressionen“ und zu Frau Lemke-Matweys Kolumne zur Garstigkeit auf Seite 50. Wer so verdrossen guckt wie Frau Imhof, muss sich nicht wundern, dass ihr der „böse Blick“ unterstellt wird. Aber okay, vielleicht hat sie gerade ihre Mutter beerdigt. Ich werde ihr jedenfalls nicht vorschreiben, dass sie lächeln soll. (Kleine Anspielung auf „Smile“ von den Jezabels.) Sonst boxt mich der Tygrrrrrrr womöglich noch k.o.

Oh. Als ich das schrieb, hatte ich noch nicht den übernächsten Artikel gelesen. Monsieur Jacquemus hat ja tatsächlich seine Mutter verloren. Aber deswegen muss man noch lange nicht sein Lächeln aufgeben. Er scheint eine Menge Humor zu haben und wenigstens bei ihm geht es auch um Spaß an / bei / in der Mode. Das gefällt mir grundsätzlich besser. – Thomas Manthey

 

Auf dem hintergründig wirren Titelbild ist die Künstlerin Anne Imhof zu besichtigen und in den „fortlaufenden Werbe-Bildern“ (die sicherlich teuer bezahlt werden) die jeweiligen Mode- Häuser Gucci, Dior, Fendi, Dolce&Gabbana usw. – all das moderiert einen an wie aus einem Panoptikum der Eitelkeiten und Arroganz einer Mode-Elite, die sich in unverschämter Verachtung der Anwesenheit von „Normalität“ gegen jede Verwirklichung des massenhaften Lebens, aufstellt und hierbei glaubt: der kultivierte extravagante Nabel der Welt zu sein.

Was soll das alles genau irdisch-elementar darstellen – diese abgehobenen, illusionistischen Verkleidungen, letztlich untragbar für den allgemeinen Lebensbetrieb, zudem getarnt als Kunst um sich selbst zu verdeutlichen: in welch einem Narzissmus sich diese dezentrierte Ichsucht bewegt… Ja doch – ich weiß: jedem Tierchen sein Plaisierchen! Und somit Oskar Wilde zitiert: „I ́m a man of simple tastes. I ́m always satisfied with the best.“ – „Ich habe den einfachsten Geschmack. Ich bin immer nur mit dem Besten zufrieden.“

Was und wen soll denn diese (mit dunklem Haaransatz) blondverfärbte Frau auf der Doppelseite für Dolce&Gabbana repräsentieren – ein Luxusweibchen, das in eine scheinbare Gegenwart augenblickt, umgeben von Welt und Geld im enganliegenden Lackzeug, irgendwie scheinbar verheißungsvoll das Zukünftige erhaschen wollend und einfordernd…? Und dann wird vor der Werbung mit MaxMara in weiten Klamotten zur Erstarrung des Daseins: vom sich bescheiden gebenden (klug-listigen) Harald Martenstein über den „Musikgeschmack von Dieben“ aus seinem ach so alten verbeulten Auto heraus, geschrieben – gar einem Dieb mit Musikverständnis, der Dylan, Patty Smith und Carlos Santana mitlaufen und anderes Musikalisches liegen ließ… Daran erkennt dann der wohl auch cosmopolite Harald: „Unsere Berliner Diebe sind eben etwas Besonderes.“

Desweiteren – linke Seite: „Bodysuit und Hose mit integrierten Stiefeln von Balenciaga.“ – erkennbar die Anna kleidsam mit Hund und ihrem tragischen Blick in die Modekamera… Und noch auffallender wird einem bei der sich mystisch und isoliert-entfernt gebenden Künstlerin Anne Imhof – wie banal klischeehaft doch deren Beantwortungen auf die immer gleichen Fragen der allgemeinen Kunstbefragungs-Wiederholungen sich auswirken… Und weiterhin wird blaue Farbe über eine Anna unterm Regenschirm vergossen und Imhof herself steht darunter und findet sich dolle gut in dieser Blickausrichtung… All das wirkt doch verdammt gestellt und zeitgeistig ins Lächerliche sich „vertiefend“!

Alleine schon diese Frage von Christoph Amend: „Wie finden ihre Eltern eigentlich ihre Kunst?“ – Woraufhin Tochter Anna antwortet: „Das weiß ich gar nicht genau. Sie ist ihnen fremd, glaube ich, aber sie können mit den Themen, die ich behandele, schon sehr viel anfangen. Sie kommen und schauen sich die Stücke an, ich bin dann immer ziemlich aufgeregt. Und sie sind besonders kritisch. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass meine Kunst so persönlich ist und mein Leben so ganz anders ist als ihr Leben.“

Da haben wir es also: „…ihre Kunst ist so persönlich – und das Leben der Eltern so ganz anders als ihr Leben. Und die Eltern sind besonders kritisch und die Künstlerin dabei immer ziemlich aufgeregt…“ Auf der gegenüberliegenden Seite gaffen einen zwei Mädchen in buntem Styling mit endlos langem Faltenrock von Marccain an und halten in der Stellung aus, die ihnen der Fotokünstler eingetrichtert hat. Junges blühendes Dasein in grotesker Haltung und Erhaltung!

Und dann der eigentliche Schock: Alexandra Bondi de Antoni fotografiert ihre Großmutter, ein auch optisch uraltes Reptil (leider muss ich das als alter Mann so definieren), zeigt sie diese oldest Lady auch im Bikini mit all dem Verfall an Zeit und Endlichkeit – und hierbei muss weiterschauend vermerkt werden, dass auch die Haute Couture (zur Schönheit der Geste im Alter?) nichts mehr an dem optischen Untergang retten kann: nein – es ist geradezu ein erschreckender Kontrapunkt, genauso: wie auch der drapierte Schmuck nicht vor dem Verwelken (uns Betrachtende) täuschen kann… Diese zudem ganzseitige uralte Mensch-Maske mit Sonnenbrille läßt mich selbst schon grauenvoll an mein unansehnliches

Veraltern denken, wenn ich denn in diese Schildkrötenhaftigkeit des eigenen Anblicks mich veräußern muss… Danke Natur für diese nahe Zukunft – und jetzt erkenne ich auch (philosophisch) immer deutlicher, warum sich Marylin Monroe frühzeitig genug verabschiedet hat, um diese Tragik des kaputten Altseins an sich nicht selbst miterleben zu müssen…: wo sich doch eine alte Marlene Dietrich in ihrer Wohnung in Paris versteckte und alle Spiegel abhängen bzw. verdecken ließ… Dies bitte zu verstehen: es sind keine Beleidigungen gegenüber denjenigen Menschen, sondern im Kontrast zu den Hochglanz-Entwirklichungen dieser Modewelt eine mitbeteiligte Traurigkeit ins Ungewisse und allerdings hoffentlich auch menschenmitfühlend so zu verstehen…

Aber beschrieben werden: muss es! Unter den überdimensionalen Strohhut, kreiert von Jacquemus für Frau(en), passen im Umkreis mindestens drei Sonnensysteme mit Ausstrahlung in diese Welt des Scheins und manchmal auch des erkennbaren Seins – und zugleich verdeutlicht „Der Mann fürs Grobe“, der populäre Strafverteidiger Benjamin Brafman: wie sehr gewandt und sprachlich gekonnt mit aller überdrehten schauspielerischen Rhetorik so mancher Gauner und Verbrecher durch ihn, ganz günstig bei den Schöffen freigesprochen wurde! Egal, welche Tat und Taten dieser Jenige wahrlich getätigt habe…

Da wird jener Brafman auch noch vom ZEIT-MAGAZIN irgendwie mit bejubelt, der doch auch einen Dominique Strauss-Kahn und anteilig Harvey Weinstein mandantlich vertreten hatte… Ebenso waren Mafia-Bosse mit auf seiner Vertretungsliste – z.B. Gerlando Sciascia: FREISPRUCH! Solch ein Anwalt kann im Big Apple New York zur prominenten (für Normalbürger unbezahlbaren) Mode werden und hat vielleicht dadurch eine Art von Narrenfreiheit gegenüber dem Gesetz und den Schöffen und Richtern. „Right or wrong – my country!“

Voila – das ZEIT-MAGAZIN ist nun fast durchgeschaut: ohne den eigentlichen persönlichen (jedoch aufgescheuchten) Durchblick bzw. eher Anblick – und zum vorletzten Schluss bekommt man noch eine Weisheit von Anna Maria Mühe mit auf den mühevollen oder mühelosen Weg: „Eine Trennung ist nicht immer so existenziell“ – und: „Alleine sein macht nicht unbedingt einsam.“ Und zuletzt auf dem Rückcover verabschiedet einen aus dem Hause Prada ein blonder etwas verwirrter Mädchentyp, hält eine lila sehr lange Prada-Tasche fest umklammert – weil sie diese wahrscheinlich nach dem Fotoshooting wieder abzugeben hat. Und man sieht ihr vielleicht an, dass sie das schon im Voraus zu wissen scheint! Und innerlich darüber weint…

Insgesamte Einbildung des Beschauenden und Lesenden? Tja – nachzulesen ist außerdem sonstwo: dass gebrauchte Hermès-Taschen anteilig über 50.000 Euro kosten können und entsprechend durch die Nachfrage in Auktionshäusern bieterisch höchst gebieterisch versteigert werden… Wird frau dann zur Königin der Nacht – und wieviel (an was) hat der Mann mit beizutragen bei all den Accessoires auf und an dem Luxus-Leib der Begehrten und Begierigen? Zählt all das letztlich mit zum Vorspiel?! Der längere Blick in dieses ZEIT-MAGAZIN verrät jedenfalls einiges aus dem Inhalt dieses und jenes Lebens und Erlebens aus der weiten Welt der menschlichen Eitelkeiten! Auch das ist schon eine unheimliche Freiheit! – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 


 

 

Leserbriefe zum Wochenmarkt „EIN NEUER ZOPF“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

Ich bin eine leidenschaftliche Hobby-Bäckerin und ich liebe Hefezopf. Allerdings war ich echt skeptisch….ohne Butter…..aber als ich gestern das Magazin als Nachtlektüre mit ins Bett genommen habe, ist mir beim Anblick Ihres Zopfes das Wasser im Mund zusammen gelaufen. Heute habe ich ihn sofort nachgebacken und was soll ich sagen? Sauguad ist er – habe ihn noch lauwarm mit Aprikosenmarmelade genossen. Laut Ihren Aussagen soll er ja morgen dann noch besser sein – ich freu mich drauf. Danke für das super Rezept. – Sibylle Appoltshauser

 

Über vegan müssen wir nochmal reden, denn nur weil man die Butter weglässt beim Hefezopf von Matthias Stolz (Zeitmagazin 6/2023), ist dieser noch lange nicht vegan (weitere Zutaten sind Eier und Milch). Empfehlen kann ich das Rezept trotzdem. Lange nicht solch ein genüssliches Sonntagsfrühstück gehabt. Und Redaktionen dürfen ja auch mal irren … – Sabine Dorry

 

Endlich einmal etwas anderes, als immer nur dieser Krieg in der Ukraine und diesen ständigen Forderungen des Schauspielers und Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach immer noch mehr Waffen. Auch die Sache mit diesem abgeschossenem chinesischen Spionage-Ballon über den USA, dem wird wieder mal auf ätzender Weise viel zu viel Aufmerksamkeit geschenkt! Diesen Hefezopf ohne Butter, mit dem werde ich meinen Lebenspartner überraschen! Ich werde noch einige Rosinen in den Teig mischen, und fertig ist eine Süßigkeit für ihn. Mit etwas Marmelade auf jeder Scheibe Zopf, schmeckt dieser bestimmt nochmal so gut! – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „Was ich gern früher gewusst hätte“ von Anna Maria Mühe im ZEIT Magazin

 

Ich bin sehr traurig, dass die Therapie-Kolumne „Hilfe!“ eingestellt wurde. Für mich war das der letzte Inhalt des Magazins, der mich noch wirklich interessiert hat, mit allem anderen kann ich meist überhaupt nichts anfangen und ärgere mich darüber, dass ich als Zeitabonnentin auch dieses Magazin bezahle. Und dann wird die Seite auch noch mit Weisheiten von irgendwelchen Promis ersetzt. Deren Sichtweise der Welt ist ja nun wirklich nichts, was mir weiterhilft. Noel Gallagher bekräftigt mein Argument gleich im 1. Beitrag: „Vergiss Gemüse, es ist letztlich ungenießbar.“ Was für ein dämlicher Stuss. – Milena Grünewald

 

Die „Hilfe“-Interviews aus ihrem Programm streichen – das können Sie doch nicht machen! – Britta Jocham

 

Wie unendlich schade, dass die interessante Interviewrubrik „Hilfe“ ersetzt wurde – leider nicht durch etwas Gleichwertiges, sondern durch eine Seite überflüssiger und nichtssagender Binnenweisheiten irgendwelcher Promis. Sicher preiswerter als die alte Rubrik, aber wer will das lesen? Ich und sicher viele andere erwarten vom ZEITmagazin wenigstens ein Mindestmaß an Qualitätsanspruch. Es gab vor einiger Zeit eine Leserumfrage zu gewünschten Themen, das wird doch nicht etwa das Ergebnis gewesen sein? – Dr. Cornelia Napp

 


 

 

Leserbrief zu „Über den Musikgeschmack von Dieben, die CDs aus Autos stehlen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Wie lange will Ihr Blatt mich und uns alle noch mit einer mir früher sehr lieb gewonnenen Seite der Kolumne im Zeitmagazin quälen?? (aktuell: Diebstahl von CD`s aus dem Auto) Diese doch längst völlig antiquierten Ansichten eines alten weißen Mannes sind von mir, einer Person des geburtenstärksten Jahrganges, schon seit Jahren nicht mehr gelesen worden. Was wohl all die nach mir geborenen über solche Artikel denken?? Lesen wird das ja wohl keiner. Meiner Meinung nach seit Jahren eine vergebene Chance mit guten Kolumnen uns auf zu wecken. Nieder mit der Macht des alten weißen Mannes!!!! Junge Leute an die Macht. – E. Schulenberg