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15. Juni 2023 – Ausgabe 26

Leserbriefe zu „Es hilft nichts“ von Giovanni di Lorenzo

 

Herr di Lorenzo und viele Redakteure bei der Zeit machen es sich beim Thema AfD leider recht einfach und verbleiben am liebsten in allen möglichen, mE zumeist eher intellektuell seichten oder abstrusen Gedankenkonstruktion. Der böse „Streit in der Ampel“, der Angst des Arbeiters vor migrantischer Konkurrenz um Arbeitsplatz oder Wohnung, die angebliche Hetze von Merz oder auch Sprüche des Herrn Aiwangers etc. seien Schuld am AfD Zulauf. Neulich hat der ehemalige Zeit-Mitarbeiter Martenstein die Sache in der „Welt“ viel besser und überzeugender auf den Punkt gebracht: Nichts funktioniert in D, es herrscht Behördenversagen, Bürokratieinkompetenz und -Arbeitsverweigerung, Verfall und Dreck. Gleichzeitig erlebt man Ampel wie CDU/CSU Opposition als technokratisch inkompetent, viel zu langsam, gendernd und sich um Toiletten für Diverse kümmernd, den Individualverkehr minimieren wollend und trotz Rekordsteuereinnahmen und einer Staatsquote von rund 50% noch immer nach noch mehr Steuern und Vermögensumverteilung rufend. Inkompetenz, Geldverschwendung für „Gedöns“ und Pullfaktoren plus maßloser Griff in die Taschen des Bürgers. Das sind die Ingredienzien des AfD Runs. „Entweder die Geschäfte gehen oder die Geschäftsführer gehen, heisst es in der Wirtschaft.“ in diesem Fall die Ampel nach trotzlosen Merkeljahren. Dieser Interpretation kann ich mich nur anschliessen. Man muss also gar nicht – wie stets exkulpierend „Die Zeit“ – niedere Instinkte von AfD Wählern bemühen. – Jürgen Peters

 

Lieber Herr di Lorenzo, herzlichen Dank für Ihren sehr anschaulichen Bericht über die AFD, den ich erhofft, und letztendlich auch erwartet habe. Vor allem, weil Sie bei der Langen Nacht der ZEIT während des Gesprächs mit JULI ZEH , unter anderem, auch über diese Thema gesprochen haben. Man kann als Journalist gar nicht oft genug vor der AFD warnen, bis es auch der letzte kapiert hat. Ich hoffe und wünsche mir, daß Sie und alle Mitarbeiter der ZEIT, an diesem Thema dranbleiben. – Ute Koch

 

Diese Ausgabe ist gleich im Papiermüll gelandet. – Reinhard Daeschler

 

Die AfD mit einem harten Kern im Osten ist vor allem Protestpartei . Ihre Zustimmungswerte oszilĺieren entlang der öffentlichen Erregungskurve. Markenkern und Hauptlebensader war und ist die ambivalente Migrationspolitik, jetzt garniert mit allerlei Gendermätzchen und einem Heizungsgesetz aus dem Elfenbeinturm. Jede neue Zuspitzung ein Geschenk. Sie erntet ,ohne gesät zu haben. In Analogie zum Atomausstieg wird mE Burgfrieden erst einkehren mit einem Systembruch .Was nach dem Krieg in edler Attitüde aufgelegt wurde, ist im Zeitalter der Massenmigration nicht länger haltbar. Allein in Tunesien sollen 600000 auf gepackten Koffern sitzen. Auch die neuen EU Beschlüsse sind eher Kosmetik, solange der gordische Knoten der Rückführung nicht gelöst ist. Muss die AfD erst gegen 25 % vorrücken, bevor die nötige Zäsur und der radikale Schnitt kommen? Vermutlich gäbe es im zunehmend rechts gepolten Europa dafür sogar Mehrheiten. Zuweilen hat es den Anschein, als habe sich vor allem die CDU mit Stigmatisierung der AfD behaglich eingerichtet, weil Denkverbote gewissermaßen Planungssicherheit verschaffen anstatt auf einen Wandlungsprozess a la Meloni zu setzen mit neuen Optionen im Koalitionspoker. – Christoph Schönberger

 

Es sind augenfällige und selbstverantwortete Gründe für die Stärkungen des Rechtspopulismus. Der oft beschworene Glaube an eine evidenzbasierte Politik, in dem politisches Handeln wissenschaftlich ableitbar sei, führt zu Schwelbrände, weil sich in weiten gesellschaftlichen Schichten eine Nachvollziehbarkeit nicht einstellt. Deshalb und zudem geraten politisch notwendige Veränderungen in eine dialektische Falle, weil sich das stetig vermehrende Negieren von begleitender Sachaufklärung in eine Intoleranz sogar gegen das Erforderliche wandelt. Daraus entsteht ein defätistisches Lebensgefühl, nicht mehr an eine Zukunft zu glauben, sondern gesellschaftsfähig sogar einen Zweifeln zu deuten. In der Annahme einer breit vorhandenen Bevölkerungsinfantilität führt dann die aktuelle politisch geführte diskursive Entgrenzung und kommunikative Enthemmtheit von Politikern zu dem in Kauf genommenen Risiko einer Auflösung des gemeinschaftlichen Zusammenhangs. Exakt im Sinne der AFD. – Jürgen Dressler 

 

Sie geben in den beiden Artikeln selber Beispiele, warum Wähler zur AfD abwandern könnten. Nach der Demo in Erding, zu der zunächst ein (einzelner!) Optiker und in der Folge Monika Gruber aufrief, kam in den TV-Nachrichten auf BR3 abends die Rede von Söder und die Aufforderung von Frau Gruber, doch bitte respektvoll allen zuzuhören. In Ihren heutigen Artikeln geschieht dasselbe: Außer auf Söder und Aiwanger gehen Sie nicht auf die Inhalte der anderen Redner ein, Sie erwähnen sie nicht einmal. Dabei tragen genau diese Redner vor, worauf sich „Volkes Zorn“ gründet. Wer ist nun der Feind der Demokratie? Der, der populistisch redet, oder der, der wichtige Informationen „unterdrückt“ oder weglässt? Ich persönlich schätze den Begriff „Lügenpresse“ nicht, aber von „Lenkung“ durch Vorenthalten ist bei genauem Hinschauen doch viel zu häufig journalistisches Bewerten festzustellen. Genau dies haben Sie in einer der letzten Ausgaben als journalistischen Fehler bezeichnet. – Gotthard Paulus

 

Sie führen die Resignation der Politiker an, die auf eine starke Rechte in anderen Ländern weisen. Sie führen das Hochjubeln der AFD durch andere Medien an und die Zurückhaltung, die Sie und liberalere Zeitungen dagegen üben. Aber es hilft nichts, sagen Sie und bemängeln das Rechts-Washing von Aiwanger und Co. Sie fordern: „Auf diesen verzerrenden Sound darf man sich nicht einpegeln!“ Dabei beschreiben Sie die Verunsicherung der Menschen durch die globalen Ereignisse. Sie verschweigen aber, dass gerade „Die Zeit“ fortwährend ein unterschwelliges Rechts-Washing betreibt und einpegelt auf genau den verzerrenden Sound, der AFD und Aiwanger populistisch punkten lässt. Denn die Kombination von journalistischen Fakten mit emotional aufgeladener Reklame, verzerrt den Gesamteindruck des „Medienkonsums“ in Richtung rechten Rand, verwirrt und lässt viele verunsichert zurück. Sind seriöse Journalisten nicht schon längst zu „neutralen“ Lieferanten eines „ausgewogenen“ Content degradiert? Fungiert ihre immer verzweifeltere Berichterstattung über die Klimakatastrophe nicht viel zu oft als ein bloßes „Fakten-Gerüst“? Ihr Verlag hängt darauf gnadenlos emotional auch noch die klimaschädlichste Reklame für SUVs, bedenkenlosen Luxus, Fast Fashion, werbende Beiträge kombiniert mit Reklame für interkontinentale Reisen bzw. die Zeit-Verlags Queen Mary 2 Kreuzfahrten. Damit ist die Intention Ihres verlegerischen „Brandings“ nicht ein Umdenken, das auf der Höhe der Klimaziele ist, sondern vielmehr, den Konsumenten jeden auch noch so kleinen persönlichen Verzicht auszureden. Der Rubel muss rollen und dazu gibt es keine Alternative – nichts anderes suggeriert der verlegerische Gesamteindruck Ihrer Zeitung und der aller anderen klimaschädlichen Reklamen abbindenden Medien. Nichts anderes macht das populistische Versprechen von FW und AFD groß.

Somit ist Ihre Zeitung nicht neutral, sondern höchst politisch ganz im Sinne des rechten Randes von SPD, CDU, FDP, FW und AFD, ohne es sein zu wollen und ohne dass SIE sich das selbst eingestehen. Sie liefern, wohlgemerkt nicht durch die Texte Ihrer Journalisten, die sagen schon lange das Gegenteil, sondern durch Ihr „BRANDING“ und durch die in Ihrer Zeitung abgedruckten (Reklame-)Botschaften, Aiwanger und Co. die emotionale Botschaften-Bilder-Grundlagen, die dazu führen, dass viele rechte SPD, CDU, FDP, FW und AFD-Wähler auf die Zukunft ihrer Kinder pfeifen und noch immer jegliche persönliche Konsequenz bezügliche der Klimakatastrophe ablehnen. Die vergangenen Ikonen der Zeit konnten gegen Nazis sein und Luxus verkaufen, das ging gut zusammen und war Ihr Markenzeichen. Aber jetzt sind wir in der größten von Menschen gemachten globalen Katastrophe mit den größten Verwirrungen und Irrungen. Während Ihre Journalisten immer konsequenter darüber berichten und dagegen schreiben müssen(!), können Sie nicht gleichzeitig in Ihrem Blatt dem bedenkenlosen Luxus einen Tempel errichten. Das geht nicht mehr, denn es verleugnet den Ernst der globalen Lage und ist das Wasser für die populistischen Mühlen der rechten Parteien. – Klaus Siersch

 

In Ihrem o. a. Artikel merken Sie – fast schon entschuldigend – an, dass die ZEIT das Gendern nur in vorsichtiger Form praktiziert. Damit wird man aber der eigentlichen Problematik des Genderns, als einer der vielen Erscheinungsformen der Postmodernen Philosophie, nicht gerecht. In der öffentlichen Diskussion bleibt zum größten Teil unberücksichtigt, dass Gendern die kognitiven Fähigkeiten ihrer Nutzer und deren Umfeldes negativ beeinträchtigt. Desweiteren ist unbestritten, dass die Postmoderne Philosophie nicht nur die westlichen Gesellschaften mit dem Ergebnis eines tiefgreifenden Skeptizismus dekonstruiert hat, sondern auch den Austausch freier Argumente durch einen immer aggressiver vorgetragenen Anspruch auf Deutungshoheit unmöglich macht. Im Ergebnis wird die Postmoderne Philosophie – mit ihren Unterformen – zu einer immer intoleranteren, autoritären Ideologie, die den Modernismus durch die Verwerfung bestimmter Annahmen modernen Denkens – lediglich beispielhaft sei der radikale Skeptizismus gegenüber objektiven Wissen angeführt – ablehnt. Inwieweit sich diese Entwicklung mit dem Offenheits- und Toleranzanspruch bestimmter Eliten deckt, den diese für sich propagieren, sei dahingestellt. Abschließend erlaube ich mir, auf das, im Beck-Verlag – wobei schon der Verlagsname hohe Kompetenz verbürgt – erschienene Buch von Plugstone/Lindsay „Zynische Theorien“ hinzuweisen, das diese Problematik umfassend und tiefgehend behandelt. – Helmut Stadermann

 

Dass die Rechten so stark werden, bedrückt auch mich, es ist beängstigend. Leider haben sich die freiheitlich-demokratischen Parteien, die Medien und die staatlichen Behörden/Institutionen aber das Misstrauen der Bürger über Jahre erarbeitet. Ich schätze die ZEIT sehr und lese sie online am Handy. Die ZEIT ist sehr sachlich und ich habe das Gefühl gut informiert zu sein. Zudem höre ich jeden Tag ein paar Minuten Radio und höre Vorträge/Vorlesungen/Interviews über YouTube, lese Sachbücher. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie eine Zeitung der Springer-Presse gekauft. Aber ich kann nicht behaupten, dass ich die gesellschaftlichen Ansichten/“Ziele“ der großen Mehrheit der Journalisten teile. Und Damit bin ich nicht allein. Wenn ich mit Freunden, Arbeitskollegen oder Bekannten über die wichtigsten aktuellen Themen rede, dann finden die meisten den Mainstream der Medien als reißerisch, künstlich, aufgesetzt, falsch und und und. Mich persönlich stoßen vorallem das Reißerische, das Unsachliche und die vielen Beleidigungen ab. Aber auch die flapsige Sprache im Radio, bei gleichzeitig oberlehrerhafter Attitüde und das Neusprech, das im Alltag niemand (ich meine zu 100% niemand) spricht. Zum Beispiel wird nun oft von „Forschenden“ oder „Studierenden“ geschrieben und gesprochen, wenn eigentlich Forscher und Studenten gemeint sind. Das diese Wortwahl falsch ist, wird selbst Laien klar, wenn man „Backende“ sagt, anstatt „Bäcker“. Auch das seltsame „<Pause>innen“ stört mich tatsächlich. Im Alltag ist es bedeutungslos. Ich höre es ausschließlich aus dem Radio. Ich bin sehr für große individuelle Freiheit und möchte, das so viele Menschen wie möglich ihr Glück finden, aber die Behauptung, es gäbe mehr als zwei Geschlechter, ist absurd. Ich finde, das eigene Kinder dem Leben einen Sinn geben können. Ich finde die traditionelle Familie ist eine sehr gute Einrichtung. Vielleicht gebe ich mir hier mehr Mühe, weil ich selbst als Kind und Jugendlicher keine gute Familie hatte.

Jedenfalls würden die meisten Menschen bei einem Machtgewinn der Rechten unglücklich. Da bin ich sicher. Die Rechten will ich nicht. Sie schreiben: „Diese fühlen sich von Politik und Medien majorisiert und übergangen.“ Tatsächlich ist es mit einem „fühlen“ nicht getan. Es ist eine Minderheit, die sich auf der Basis von was-weiß-ich berufen fühlt, zu bevormunden, auf leider oft arrogante, selbstverliebte Art. Sie schreiben: „Sie halten das Heizungsgesetz, allemal so, wie es ursprünglich geplant war, finanziell und technisch für eine Zumutung.“ Tatsächlich ist für mich und meine Familie, die konkret vorhandene Gefahr groß, dass uns das neue Gesetz ruiniert. Wir haben für die nächsten Jahre etwa 10.000 Euro für eine Gasheizung eingeplant und sind nun mit Beträgen bis 65.000 Euro (und mehr) konfrontiert und der Aussage, dass es für unser Haus (die meisten Häuserin der Siedlung) aktuell keine technisch machbare Lösung entsprechend neuem Gesetz gibt. Ich und viele Menschen „halten“ das Gesetz also nicht für eine „Zumutung“, sondern es ist tatsächlich eine politische Bevormundung mit der Konsequenz Familien zu ruinieren und Altersarmut zu fördern. Vermögen wird bewusst zerstört werden. Eventuell wird unser 20 Jahre altes Haus praktisch wertlos. Die Verunsicherung ist sehr groß und die Ängste sind berechtigt. Das Gefühl, dass Politiker immer nur Lösungen für Reiche und Mächtige bieten und Probleme für Arme und die Mehrzahl der Bürger, ist durchaus gut begründet.

Die Politik hat seit den siebziger Jahren geschlafen. Ich kann mich erinnern, dass ich mich bereits vor fast 50 Jahren auf dem Schulweg über den Klimawandel unterhalten habe. Und jetzt fordert man von mir und meiner Familie, das Problem zu schultern und in kürzester Zeit zu lösen. Hilfe bekommt man nicht. Ich lebe in Dortmund und habe die genannte Zuständige um Beratung und Hilfe wegen der Heizung gebeten. Ich bekomme nicht einmal eine Eingangsbestätigung als Antwort. Nachfragen werden auch ignoriert. Das ist kein Gefühl sondern eine Tatsache. Ich bin sicher, wenn ich die AFD anschreibe, werde ich eine Antwort bekommen, vielleicht sogar Hilfe. Das will ich aber nicht. Ich stelle mir beim Spaziergang vor, dass jeder Fünfte Rechte wählt. Der Gedanke ist furchtbar. Es ist platt gesagt, aber richtig. Die Bürger haben ganz andere Sorgen als die Politiker und Journalisten und Ursache für die Ängste sind eben leider auch oft die Politiker und Journalisten. Trotzdem, wie gesagt, ich schätze die ZEIT sehr. – Christian Fahn

 

Als Ex-Wähler (siehe letzte Europa-Wahl) betrachte ich das Parteiengerangel jetzt mit mehr Abstand. Der im Artikel erwähnte Aiwanger-Satz hat durchaus Gültigkeit. Es gibt weiterhin eine nicht aufgearbeitete Corona-Thematik, bei der neben dem Bundesverfassungsgericht auch die Printmedien eine unheilvolle Rolle spielten und spielen. Die AfD war in der Coronazeit die einzige warnende Partei und hatte zu oft recht. Ihr Antrag auf einen Untersuchungsauschuß zum Thema wurde naturgemäß abgelehnt. Dies nur Als Beispiel für den Zuwachs an Zustimmung. Björn Höcke kennen wohl die wenigsten. Wenn es aber zu einer Koalition zwischen der CDU-Werte-Union und der AfD käme – ich weiß nicht ob das wünschenswert ist – dann hätten die übrigen Parteien ein Problem. – Fritz Junghans

 

WIR haben es schon weit gebracht! Inzwischen sind einige zentrale Personen der Demokratie zu Krawall-Leitfiguren verkommen. Wohl dem, der die bösen Geister wieder einfängt. Das wird mühsam und langwierig und sollte für jegliches journalistisches Tun der qualitative Gradmesser sein. Denn das, was uns derzeit täglich in den Medien serviert wird, ist häufig eine Zumutung. – Harald Seidel

 

Ich danke Ihnen, dass Sie sich in dieser Ausgabe so intensiv mit dieser Thematik beschäftigen. Ich lege Wert auf die Feststellung, dass dies eine Rückmeldung zu diesem Leitartikel, den weiteren Artikeln und kein Leserbrief ist. Ich stimme Ihnen zu, dass die Medien in Deutschland die AfD nicht direkt unterstützen. Viele Medien tun dies jedoch m.E. indirekt sehr. Wenn rechtspopulistische Printmedien, populistische TV Medien und sogar öffentlich rechtliche Boulevard-Formate (TV und Radio) in Narrativ-Sprech, in Framing-Speech beispielsweise die Energiekonzerne, die deutsche Verbrenner-Automobilindustrie, den Neoliberalismus, den Gierkapitalismus bedienen tun sie das hiermit schon. Sehr. Da helfen ein Investigativ-Magazin oder eine gut gemachte Kabarett-Sendung zur „Schlafenszeit“ wenig. Beispielsweise höre ich, dass Klimaaktivist:Innen skandalisiert werden. Privatjetflieger nicht. Eine Liste dieser Beispiele würde den Rahmen eines solchen Schreibens sprengen. Ich höre und lese oft Nachrichten, ob beabsichtigt oder versehentlich, in pradadoxer Kommunikationsform (nach Watzlawick). „Eine Paradoxie ist eine Handlungsaufforderung, die befolgt werden muss, aber nicht befolgt werden darf, um befolgt zu werden.“ Das ganze wird umhüllt mit dem im Neoliberalismus völlig sinnentleerten Begriff der Solidarität. Wirklichkeit entsteht durch Kommunikation. In unserer Gesellschaft sind daran nun die Medien maßgeblich beteiligt. In dieser medialen Berichterstattung, Kommunikation lese und höre ich oft das Nichtvorhandensein von Kenntnissen der Kommunikationswissenschaften. Ausdrücklich: Nicht bei Ihnen! Das Dilemma ist nun m.E., dass wir als Gesellschaft durch diese Berichterstattung in ein Paradoxon, eine Doppelbindung durch paradoxe Kommunikation geraten sind. Eine solche Situation für eine Gesellschaft der emotionale Supergau. Ich beziehe mich hier unter anderem auf die Doppelbindungstheorie, der „Double-Bind-Communication“, die der Anthropologe Gregory Bateson in der Mitte des letzten Jahrhunderts in längeren Beziehungen erforscht, in denen solche Phänomene gehäuft auftreten. Da geht es um gemischte Signale und noch gemischtere Gefühle. Und den Wunsch etwas daraus zu machen. Wenn dann in der Politik, dadurch auch in den Medien, Gruppierungen auftreten, die schlichte „schwarz-weiß“ Antworten haben, die einfache Narrative und Framings anbieten, dann laufen wir Gefahr, wie vor 100 Jahren, dass ein Teil der Bevölkerung, und nicht nur der Schlichte, auch der gebildete Teil, den rechten Neonazis nachläuft. Als Moderator der Veranstaltung im Oktober 2015 in Lohfelden, deretwegen Dr. Lübcke ermordet wurde, weiß ich genau wovon ich rede und schreibe. Vielleicht müssen wir zur Kenntnis nehmen, „schlucken“, dass wir Berlusconismus auch ohne Berlusconi können und das dieser postdemokratische Weg ein Ergebnis unserer gelebten Prioritäten des Neoliberalismus ist. Bevor ich schließe, hier nun eine Bitte im Sinne der paradoxen Kommunikation: Bitte lesen Sie diesen Text nicht! – Michael Reuter

 

Ich stimme Giovanni di Lorenzo zu, dass die „Verrohnung des politischen Streits“ ein wesentliches Moment ist, was vor allem der AFD nützt. Warum gewinnt die AFD an Stimmen. 67% wählen sie aus Frust sagt Anna Mayr, aber auch weil sie sich in ihrem Ton diszipliniert haben! Das Gegenteil tut die Ampel und die CDU. Aus Angst vor Stimmenzuwachs der Grünen tat und tut die FDP alles um den Grünen zu schaden, die SPD schaut dabei zu, die CDU haut auf alles in abstoßender Weise noch einmal drauf. Spahn: „Dieses Gesetzt kann man nur in die Tonne kloppen“. Statt konstruktive Politik zu machen wird über einander hergefallen. Kein Wunder das viele frustrierte Wähler sich von den demokratischen Parteien abwenden. Die Aufgaben, die vor uns liegen sind zu wichtig als das wir so weitermachen können. „Die politische Mitte ist untrennbar verbunden mit dem Gebot zum Maßhalten“, sagt Giovanni und hat recht. – Michael Hopmann

 

Eine brisante Gemengelage: Der Anstieg des blauen Balkens der AfD in den diversen Umfragen zum Wählerverhalten ist besorgniserregend. Im Bund fast gleichauf mit der „guten alten Tante“ SPD. Und im Osten zum Teil stärkste Partei. Was ist da schiefgelaufen? Der zweite Leitartikel „Die Ampel im Keller“ zeigt schon einen großen Teil des Problems auf. Der gefühlte Dauerstreit der Ampelkoalitionäre bei jedem wichtigen Thema. Da „grätscht“ die AfD rein als parlamentarischer und gesellschaftlicher „Spaltpilz“ ohne Argumente nur mit der Aura einer Protestpartei. Das ist ein Hohn. Genauso wie das Programm der AfD: „Mut zu Deutschland. Freie Bürger. Wir sind Liberal und Konservativ. Keine Untertanen. Wir sind freie Bürger unseres Landes. Wir sind überzeugte Demokraten.“ Dabei trägt gerade die AfD zur Verrohung der Sprache bei und zu einem „Nazijargon“ der bei Herrn Höcke bereits bedenkliche und strafbewehrte Züge annimmt. Was tun die etablierten Parteien? Sie argumentieren leider und ziemlich durchsichtig mit ähnlichem Vokabular. Die Protagonisten der CSU tun sich hier unrühmlich hervor. Die Interessierte Wählerschaft merkt schnell, wenn sie veralbert und angebiedert wird. Eigentlich würde es reichen, wenn SPD, Grüne, FDP, CDU, CSU und die sogar die Linke sich ihrer jeweiligen Parteiprogramme und der Wahlversprechen erinnern und dann tatsächlich danach handeln. Die Ausländerfeindlichen, Antisemitischen, Russlandfreundlichen und Klimaskeptischen Narrative der AfD könnten so leicht enttarnt und als grundsätzlich falsch entlarvt werden. Aber die „Nabelschau“ der Regierungsparteien und der Oppositionsparteien nimmt bedenkliche „narzisstische“ Züge an. Der Zulauf bei der AfD hat genau hiermit zu tun. Sie holt die „kleinen“ und „zurückgelassenen“ Leute da ab, wo die anderen Parteien wegen der unverständlichen und kommunikativ verpatzten Gesetze und Verbote, von beispielsweise Heizen und Fleischgenuss, sie im Regen stehen lassen. Einsicht in eigenes Fehlverhalten und praktizierte Besserung ist der Beginn einer Lösung und könnte der Gewinn (Rückgewinn) von Wählerinnen und Wählern sein. – Felix Bicker

 

Die Analyse von Giovanni di Lorenzo bringt es treffend auf den Punkt, sieht man einmal davon ab, dass es doch richtig ist, seitens einiger Medien die hohen Umfrageergebnisse der AfD deutlich zu thematisieren, da es bereits im nächsten Jahr in Thüringen und Brandenburg Landtagswahlen gibt, wo ein Erdrutschsieg der Rechtspopulisten das internationale Ansehen von Deutschland erheblich beschädigen würde. Schließlich zeigt schon das Beispiel Italien, dass sich eine Demokratie häufig nach der alten Fußballdevise „Man spielt nur so gut, wie es der Gegner zulässt“* justiert, wo der Aufstieg der politischen Rechten eindeutig mit dem gleichzeitigen Niedergang der Linken verbunden ist und dem Gefühl vor allem von vielen einfachen Menschen, gerade von Letzteren nicht mehr ausreichend angesprochen zu werden. Deshalb helfen hier in der Tat nur offene Diskussionen auf einer sachlichen Ebene aus der Misere, wobei man im Übrigen bei der Migrationsfrage auch über erfolgreiche Modelle wie etwa die Hamburger Veddel berichten sollte, wo das Zusammenleben unterschiedlichster Kulturen sehr gut funktioniert! *Otto Rehhagel – Rasmus Ph. Helt

 

Nun haben Sie in der Zeit seit vielen Jahren pflichtgemäß und regelmäßig mit dem immer gleichen journalistischen Kraftakt in Worten und Bildern auf die AFD eingedroschen und doch nichts damit erreicht. Ihr Bestreben war es offensichtlich, die AFD zu verteufeln um Männer und Frauen davon abzuhalten sich der Partei anzuschließen. Sie haben wohl, wie die derzeitige Regierung, die Sorgen vieler Menschen in unserem Land aus der Realität verbannt. Bevor Sie wieder Institute bemühen, Philosophen befragen und tiefgreifende Umfragen auseinandernehmen, um die Wählergunst der AFD zu analysieren, sollten sie mal versuchen, die großen Ängste und Sorgen vieler Menschen ernst zu nehmen. Ich denke und hoffe, dass Sie die Antwort dann selber finden werden. – Reinhard Schmitz

 

Aufmerksam lese ich Ihre Artikel, um mir eine Meinung zu bilden. Ich meine, dass Sie selbst schon teilweise eine Erklärung für den Zuspruch, den die AfD erfährt, liefern. „ Die Themenliste der AfD ist lang“, wie Sie schreiben : Flüchtlingspolitik, Abschiebungen, härtere Strafen gegen Kriminelle, Waffenlieferungen an die Ukraine, Heizungsgesetz (GEG), Gendern ! Das sind für mich die politischen Baustellen, die ungenügend bzw. nicht bearbeitet wurden. Die Themenliste der AfD trifft den Nagel auf den Kopf. Es ist auch meine Meinung ! Irritierend für mich war, dass Sie den Begriff der Abschottung benutzen. Begriffe wie „ Festung Europa“ sind irreführend, denn wer ordnungsgemäße Papiere besitzt, reist problemlos ein und aus. Der Begriff „ Festung Europa“ wird vorwiegend von links-grünen „Populisten“ benutzt. Solange die maßgebenden Politiker die o.g. Bau- stellen nicht angehen, wird die AfD sich weiter auf hohem Niveau bewegen. Ich bin noch nicht als AfD-Wähler in Erscheinung getreten, verstehe aber all diejenigen, die aus Frust oder Enttäuschung die AfD wählen oder gewählt haben… Meine Erklärung zum möglichen Wahlverhalten : Je schlechter die aktiven Politiker, desto stärker der Zulauf zur AfD. – Jürgen Lungwitz

 

Ich glaube, Giovanni di Lorenzo hat nicht verstanden, dass die AfD auch deshalb stärker wird, weil sie in der überwiegend linken Presselandschaft immer nur dämonisiert wird. Viele Menschen sind es leid, immer nur die gleichen Phrasen über die AfD zu lesen: ihre Politiker sind stets umstritten und ihre Äußerungen rufen stets Empörung hervor, die Partei wird vom Verfassungsschutz kontrolliert – wobei jeder weiß, dass Innenminister für den Verfassungsschutz zuständig sind, d. h., dass politische Gegner bespitzelt werden – und Ähnliches. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Sarah Wagenknecht zustimmen muss, wenn sie sagt: „Früher war es ein großer Unterschied, ob Sie zum Beispiel ARD und ZDF geschaut haben, den Spiegel oder die FAZ gelesen. Heute sind diese Unterschiede nivelliert.“ – Rolf Schikorr

 

Manchmal braucht es nur wenige Worte, um eine Situation treffend zu beschreiben. Genau das gelingt Giovanni di Lorenzo mit der Unterzeile zu seinem Leitartikel. In den Umfragen erlebt die AfD gerade einen Höhenflug, der beängstigend ist. Es gibt sicherlich kein Patentrezept, um die AfD einzudämmen. Dieser Höhenflug ist aber Anlass genug, das eigene Verhalten ihr und ihren Wählern gegenüber zu prüfen. Allen anderen Parteien sollte mittlerweile klar sein, dass es ihnen mit Verbalattacken, gegenseitigen Schuldzuweisungen und Nachahmungsversuchen nicht gelungen ist, die AfD aus dem Rennen zu schlagen. Es geht darum, sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen, warum s so viele „kleine Leute“ die AfD nicht aus Überzeugung, sondern aus Protest wählen wollen. Das sind ja nicht alle Nazis. Und dazu gehört zwangsläufig, wie Giovanni di Lorenzo zu recht bemerkt, sich auch mit den Themen der AfD zu befassen. Wenn allein schon die Erörterung dieser Themen den Verdacht erwachsen lässt, Wasser auf die Mühlen der Rechten zu gießen, ist das grundfalsch. Damit erreicht man genau das Gegenteil von dem, was das Ziel einer politischen Auseinandersetzung sein muss: Die Thesen des politischen Gegners mit sachlichen Argumenten zu widerlegen. Dass ist von allen anderen politischen Parteien verpasst worden. Ein Glücksfall für die AfD, so ist eine politische Lücke entstanden, die die AfD trefflich für sich zu nutzen weiß und ein Alleinstellungsmerkmal für sich reklamieren kann, was ihr überhaupt nicht zusteht. Das geht übrigens schon jahrelang so. Die Menschen davon zu überzeugen, dass politische Lösungen manchmal nicht schnell zu erreichen sind , ist natürlich mühsam. Erklären, reden und zuhören, immer und immer wieder, nur so kann verloren gegangenes Vertrauen zurück gewonnen werden. Das ist aller Mühen wert. Und die für manche schmerzliche Erkenntnis, dass in einer freiheitlichen Gesellschaft nicht jeder einzelne seine Interessen auf Kosten der Gemeinschaft durchsetzen kann, gehört wohl auch dazu. – Regina Stock

 

Es ehrt Sie, daß Sie sich unaufgeregt mit dem Schmuddelkind der deutschen Politik beschäftigen, der AfD, ohne sie gleich zu verteufeln! In politischen Diskussionen wird sie ausgegrenzt wie ein Paria! Vertreter aller Schattierungen der Linken dagegen können in Talkshows regelmäßig ihr unausgegorenes Politgebräu über die Fernsehzuschauer ausschütten! Selten findet man dabei ein AfD-Mitglied, und wenn doch einmal, dann wird es von allen Gesprächsteilnehmern in eine dafür vorgesehene Ecke gedrängt! Sei’s drum, wer sich nicht mit rationalen Argumenten wehren kann, wird halt gnadenlos bloßgestellt! Doch sind nicht alle AfD-Mitglieder und -Wähler „Höcker“! Unter ihnen sind Patrioten, die ihre Heimat lieben und bewahren wollen, die eine grenzenlose Völkereinwanderung nach Deutschland ablehnen, die die Wärmepumpe nicht für das Goldene Kalb halten, um das die Klimapolitik kreisen soll, die Krieg verabscheuen und lieber heute als morgen der Ukraine Frieden wünschen! Warum verhandeln wir, ganz selbstverständlich, mit Meloni und Orban, während eine Zusammenarbeit mit der AfD tabu ist? Immerhin repräsentiert sie fast 20% der Wahlbürger! Hört man sich einmal in der „schweigenden Mehrheit“ um, hat sie eine weit höhere Zahl Sympathisanten! Polen, Tschechien, Ungarn sind christlich geprägte Länder wie die meisten Europas, doch sie lehnen die Asylpolitik Deutschlands ab. Sollten wir uns nicht einmal eingehend mit ihren Gründen dafür befassen statt beim Blick durch unsere rosarote Moralbrille die Schattenseiten unserer Weltoffenheit stets auszublenden? Hat man in den genannten Ländern je von einer Großdemonstration für mehr Immigration gehört? Wenn wir weiterhin nur auf unsere lautstarken, schrillen Zeitgeistmoralisten hören, wenn wir nicht bereit sind, aus den Äußerungen der politischen Gegner auch das eine oder andere Körnchen Wahrheit herauszuhören, dann wird uns nie ein fruchtbarer gesamtgesellschaftlicher Dialog und die Überwindung der Spaltung unseres Volkes gelingen! – Ulrich Pietsch 

 

Es ist gut, dass sich die ZEIT in ihrer aktuellen ausgabe der afd widmet, aber wie sie es tut, verwundert doch etwas, leider. In ihrem leitartikel zB benennen sie einige positionen der afd, denen sie ganz offenbar nicht folgen. In einer demokratie darf (& sollte) man unterschiedliche meinungen haben. Letztlich ist es ein wettbewerb um die „ richtige“ meinung, welche von der mehrheit der bevölkerung – ach nein, es ist ja diejenige der polit. parteien!- gewählt wird. Mittlerweile haben knapp 20% der wahlberechtigten offenbar zu div. punkten eine andere meinung als die mehrheit der anderen parteien. Trotzdem ignoriert die polit. mehrheit diese 20%, auf nahezu jeder polit. entscheidungsebene bis hin zu talkshows. Man könnte es fast ideolog. arbeitsverweigerung nennen. Leider finden und geben sie in ihrem leitartikel auch keinen inhaltlichen kompass zu dieser zu führenden auseinandersetzung ( zB integrieren & reformieren oder sachpolitisch überzeugen durch zusammenarbeit oder oder) , sondern beklagen – sorry etwas weinerlich- den ton der auseinandersetzung. Denken sie noch manchmal an strauss, an wehner oder an willy brandt? Der entwurf des heizungsG von hr habeck, der wochenlang kursierte, war nicht nur ein „ hammer“, sondern blanker und unausgegorener unsinn. Auch führte er dazu, dass vor! der verabschiedung des gesetzes in welcher form auch immer, die preise von immobilien um bis zu 20% sanken. Das ist nicht nur ein „ hammer“ sondern polit. dilettantismus pur. – Patrick Roetzel

 

Der derzeitige Zuspruch am rechten Rand ist in der Tat paradox und riskant zugleich. Trotz der Ampelmisere kann die Union nicht wirklich punkten, gleichzeitig wirkt der ‚Ekelfaktor‘ gegenüber den ‚Blauen‘ nicht mehr. Die Alternative für Deutschland, die sich in den letzten Jahren fast ausschließlich durch verstörende Schwurbelthemen hervorgetan hat, findet ein außergewöhnliches Maß an Zuspruch, dessen Ursprung leider nicht nur im kruden Protestverhalten des Wahlvolks verortet werden kann. Die Vermutung drängt sich auf, dass die AfD gerade jetzt von ihrem eigentlichen Gründungszweck profitieren darf. Sie konnte sich vor fast zehn Jahren etablieren, als die Vorgängerregierung der öffentlichen Debatte um die besten Lösungen ein abruptes Ende bereitete. Merkels Narrativ der Alternativlosigkeit, zunächst in Fragen der europäischen Währungspolitik ausgerufen, war im Laufe ihrer langen Regierung auf andere Politikfelder fast widerstandslos ausgeweitet worden. Die Politisierung des Euros (die uns jetzt in kürzester Zeit in die Hochzinsphase geführt hat), die Versäumnisse in so ziemlich allem, was für ein Land und die Menschen wichtig ist, hat Deutschland traumatisiert. Habecks Heizungsgesetz, gewiss kein Hammer, aber doch in der Kommunikation der Veränderung und in der fehlenden Mitnahme der Menschen behämmert, hat bei vielen einen Hebel im Sinne von ‚Ihr könnt mich mal‘ umgelegt. ‚Wir werden uns einmal viel verzeihen müssen‘, sagte Spahn prophetisch während der Pandemie. Gerade heute wäre es an der Zeit an einer Versöhnung zwischen den Menschen und der etablierten, gemäßigten Politik zu arbeiten. Einsicht, ein faires ‚give and take‘, was so viel heißt wie ‚Leben und Leben lassen‘ ist auf beiden Seiten gefragt. Einfache Lösungen gibt es nicht, wohl aber die Einsicht und Fähigkeit der Menschen sich selbst innerhalb politisch weise abgesteckter Handlungskorridore zu optimieren und dabei dem Gemeinwohl zu dienen. Diese Kunst, die ist uns leider abhandengekommen ist, gilt es wieder zu beleben. Die Zeitenwende ist schonmal ein sehr guter Schritt in diese Richtung. Es ist eine Reise, die spannend und gewinnbringend sein kann, wenn wir es nur wollen. – Johannes Warbeck 

 

Bemerkenswert, dass sie der AfD 2 S. widmeten. In Bezug auf Migration – war Scholl-Latour ein rechtsradikaler der sagte: Nimmst du Kalkutta, hast Du Kalkutta! Jeder klardenkende Mensch weiß, dass ungebremste Zuwanderung ein Land radikal verändert und nicht nur fiskalisch in die Knie zwingt. Kriminalität zu ahnden und zwar im angemessenen Maß, was in D. nicht der Fall ist! Abschiebung sollte Normalität sein. Migration nach der Genfer Konvention, die hier nicht beachtet wird. Die korrupte UKR zu unterstützen war ein gravierender Fehler. Wer Familie und sein Land ehrt, ist im heutigen Sinne rechtsradikal, weil er dieses Woke Gendergaga und all diese neuen ideologischen Verwerfungen nicht mittragen will. Was früher normal war ist heute rechts! Das die AfD wie die Schweiz Referenden möchte ist legitim und dies scheut man bei den AP. Warum wohl? Wenn doch alles angeblich so toll ist, obwohl es seit Jahren nur eine Richtung gibt und zwar den Niedergang und seit 3 J. wurde die Demokratie zu Grabe getragen! Warum erfolgt keine Aufarbeitung wie in der Schweiz mit dem C? Warum gesteht man sich nicht die gravierenden Fehler mit den fatalen Folgen für die Bürger ein? Im Gegenteil man holt noch die WHO, die über die Nation bestimmen soll. Welch ein fataler Fehler, die aus privaten Schatullen finanziert wird und in keiner Weise legitimiert ist und uns jeglicher Freiheit nach Gusto berauben und fiskalisch dazu ausplündern darf! Diese WHO hat das C unter falscher Flagge ins Leben gerufen und wie viele Leben und Schädigungen hat das gekostet! Alle AP haben dieser WHO zugestimmt, dass die den Fuß hier in die Tür bekommt, was das Leben zum Alptraum werden lassen kann und die Politiker wissen es! Eine Oligarchie bestimmt mit fatalen Zwangsimpfungen demnächst über die Bürger! Die AfD hat diesem Kartell nicht zugestimmt und zurecht! Was haben die AP für die Bürger bisher getan, außer ihnen ständig Vorschriften bis ins Private, Gängelungen bis zur Nahrung, Verbote, bedroht mit Enteignungen usw.? Demokratie sieht anders aus. Die AfD wird ausgegrenzt, so viel zum demokratischen Verständnis! Vernünftige intelligente Menschen reden miteinander – aber was im Bt sitzt zeigen z.B. die Grünen unmissverständlich durch ihre ungebildete Art und Wissen. Besetzen Posten für die sie völlig ungeeignet sind und die restl. AP folgen auch noch dieser idiotischen, ideologischen Linie! Merz, ein Wolf im Schafspelz (Blackrock) will mit grün (Wirtschaftsministerium Elga Bartsch, Blackrock) daher koalieren. Das wird der endgültige Ausverkauf des Landes sein! Diese andere Resterampe kann man vergessen!

Die AfD ist das einzige Bollwerk auf verfassungsrechtlichen Füßen, sonst wäre sie gar nicht im Bt. Sie hat die höchste Quote mit 7,8 % Migranten und Juden in ihren Reihen. Wo ist sie da rechts? Außerdem sind viel aus den AP dort Mitglieder und alle auf einmal über Nacht rechts geworden? Die AP haben ihre konservativen Werte und Moral aufgegeben und ich behaupte inzwischen linksextrem. Haben an exponierten Stellen Leute sitzen ohne jegliche Fachkenntnis, die ungeheuren Schaden anrichten. Ein mit krimineller Energie besetzten Kanzler und ebenso die Außenministerin! En Kinderbuchautor als Wirtschaftsminister der ein affines Verhältnis zu China hat. Kriegstreiber en mas. Die Altparteien haben sich selbst verraten und merken es nicht einmal! Sie haben eine übersteigerte Machtgier – was sich beim C herausspiegelte und sind wie die Erde vom Mond entsprechend von der Basis des normalen Bürgers entfernt. So etwas ist unwählbar weil auch nichts reflektiert wird und einsichtig ist. Es werden keine Fehler korrigiert und man bleibt auf völlig falschen Kurs was das Land ausnahmslos ruinieren wird! Abwanderung der Unternehmen/Fachkräfte und Einwanderung einer Kultur, die niemals kompatibel sein wird und das scheint auch noch gewollt es sei denn, man macht so größenwahnsinnig weiter wie damals. Wir sind wieder einmal in einer sehr dunklen Zeit und daher ist das einzig wahre die konservative AfD, die noch für Land und Bürger steht. Hätten die Bürger niemals den Mut gehabt, hätten wir heute wohl noch einen Kaiser. Ich frage mich, warum die Blätter und Journalisten weiterhin die fatalen AP noch befeuern. Auch ihre Existenz wird eines Tages in Frage gestellt sein. Man scheint in der Journalistenschule Köln wohl was falsch gemacht zu haben – oder sind es die Zuwendungen die man gibt, dass immer noch die Keule zu Unrecht ausgegraben wurde. Ich hoffe, dass die konservative AfD ans Ruder kommt und diesen ganzen Wahnsinn ein Ende bereitet. Seit 2013 wähle ich die AfD und habe schon gesehen, wohin uns diese fatale Merkel-Ära führt! Die Ampel mit den unfähigen Protagonisten macht die Fehlerserie noch schlimmer weiter. Das zu toppen kann man nur unter geistigen Durchfall erklären! – Renate Helbing

 

Übles Verschweigen von Bekanntem und Nicht-Wahrnehmung von Realität und „Kungelei“ in den oberen Etagen befördern zu Recht den Wählerverdruss: Exemplarisch seien dazu „FFF“-Kommunikation mit glattem Verschweigen wichtiger Zahlen und mäßige Fachkompetenz und „Schönschwätz“ sowie „Clan-Politik“ im BMWi genannt. Deshalb zwei Ergänzungen (zu Ihrem Artikel:

1)         Die „FFF“-Spitze gaukelt den Medien vor, dass Deutschland sowohl alleine das Weltklima retten kann, als auch mit zügigem Ausbau von Photovoltaik und Windenergie das Wichtigste geschähe. Sie verschweigt leider wichtige Punkte im Gutachten des tiefgrünen Wuppertal-Instituts (Seite 15) für „FFF“ von Oktober 2020 zum Gebäudemodernisierungs- und zum riesigen Wasserstoff-Bedarf. Faktisch gibt es dann keine „schnellen Lösungen“ – was jeder in Deutschland seit 2 Jahren wissen könnte!

2)         Nach dem Abgang des auch fachlich dubiosen Staatssekretärs Dr. Graichen tauchen erhebliche Zweifel an der Qualität dessen Arbeit auf. Was geschieht bspw. 2035 bei 18 Millionen E-Autos und 8 Millionen Wärmepumpen verschiedenster Größenordnungen bei wiederholt jeweils 3 Tagen „Dunkelflaute“ und Temperaturen unter -5 °C im Dezember oder Januar, wenn die Windkraftwerke über 72 Stunden mit durchschnittlich unter 7 % ± 1 % der Kapazitäten verfügbar sind – wie dreimal im Winter 2022/23 geschehen – was jeder Windmüller miterlebt hat? Wenn die Bürger sich so „veräppelt“ fühlen, dann gilt nur noch: „Wer nicht hören will, soll fühlen!“, erst recht „die Regierung“! – Wolfgang Ströbele

 

So so, Friedrich Merz will sich also abgrenzen, die“ linke“ Ampel ist nicht sein Ding und die „rechte“ AfD mag er auch nicht so gerne! Mit Begriffen, wie links oder rechts kann ich einfach gar nicht anfangen! Was soll denn das überhaupt? Die von uns gewählten Politiker wollen doch nur ihre Machtspiele spielen, das lästige Volk darf manchmal wählen, mehr demokratische Einmischung oder gar noch eine politische Mitbeteiligung, das wird eigentlich nicht so sehr gerne gesehen. Im Augenblick kann Herr Merz nur lästern, aber so richtig vom Leder abziehen, das macht er dann auch wieder nicht, dafür braucht er dann doch die AfD und hin und wieder mal die „noch linke“ Frontfrau Sahra Wagenknecht. – Klaus P. Jaworek

 

Das Hauptproblem unserer Parteien scheint mir zu sein, dass sie sich zu wichtig nehmen; Populismus ist ihnen nicht fremd: „opportunistische Politik, die die Gunst der Massen zu gewinnen sucht“(Duden). Dabei weist ihnen das GG eine bescheidene Rolle zu: „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. . . „. Wenn sich die Politfürsten entschließen könnten, Parteien nicht als Machtinstrumente Einzelner, sondern zum Wohle Deutschlands und seiner Gesellschaft zu nutzen, also sachbezogen zu arbeiten, würden es ihnen viele Bürger danken — und Protestwahl wäre überflüssig . – Ursula Augener

 

Die Anhänger von Diktatoren seien es die Verbrecher Putin und Hitler wird man schwerlich zurückgewinnen können. Hier sind die Höckes nicht zu verdrängen. Anders vielleicht aber die Klimaverharmloser. Wenn ihr gepflegter Rasen wegen Wasserknappheit vertrocknet, weil ihre Ortschaften wegen zunehmender Waldbrände geräumt werden müssen. Gefordert aber ist vor allem die SPD. Die Vorsitzenden und der Generalsekretär müssen Olaf Scholz dazu bewegen, seine Politik an den Bedürfnissen jener (Mittelschicht und noch weitaus Ärmere) auszurichten. Ihnen seinen Respekt (seine Wahlkampfaussage) zu zollen, die von der Inflation am stärksten betroffen sind. Dazu wäre auch das eine andere Machtwort (= Richtlinienkompetenz) gegen Lindners FDP (mehr Schiene, weniger Autobahn, Tempo 100) nötig. Die Grünen würden sicher mitziehen. Dass die FDP dann die Koalition verlässt, ist eher unwahrscheinlich. Welche Alternativen hätte sie denn? – Dietrich Briese

 

Beide Beiträge verkennen, dass die AfD die Morde jüdischer Menschen, die bewussten zivilen Morde im 2. Weltkrieg durch die Nazis leugnet. Die einen in der AfD leise, die anderen dreist und vollmundig. Alleine diese Tatsache muss betont werden. Björn Höcke dient nur als der personifizierte „böse Bube“, der in der AfD „nur geduldet“ ist. In Wahrheit ist die Partei ziemlich weit vom Grundgesetz entfernt. Man muss der AfD nur wiederholt die Maske vom Gesicht ziehen. Eine „Protestpartei“ die Holocaust bestreitet ist keine Protestpartei, sondern eine politische Gefahr. Das muss auch Protestwählern klar sein. – Wolfgang Schweikert

 

In Ihrem Artikel über die AfD schreiben Sie u. a., dass die AfD das Gendern – so wie es auch im der ZEIT (in vorsichtiger Form) praktiziert werde, als Bevormundung ansehe. Was Sie als „vorsichtiges Gendern“ bezeichnen, löst bei mir eine ganze Reihe von Fragen aus. Ein Beispiel: DIE ZEIT Nr. 25 Seite 7 „Arbeitet nur die Hälfte aller Geflüchteten?“ Dort heißt es u. a. „Deutliche Differenzen zwischen Geflüchteten und Deutschen gibt es bei der Erwerbsbeteiligung von Frauen. Nur 20 Prozent der geflüchteten Frauen waren fünf Jahre nach ihrer Ankunft in Deutschland erwerbstätig, im Vergleich zu 64 Prozent bei den Männern.“ Zwei Abschnitte später heißt es: „Die Bundesagentur für Arbeit teilt Berufe nach ihren Anforderungsprofilen in vier Kategorien ein: Helfer, Fachkraft, Spezialist und Experte. Von den erwerbstätigen Geflüchteten arbeiten rund 60% als Fachkraft, Spezialistin oder Expertin und etwa 40 Prozent als Helfer. Bei den Beschäftigten mit deutscher Staatsangehörigkeit beträgt der Helferanteil 13 Prozent. „Das sind ganz erstaunliche Tatsachen. Die nach fünf Jahren 20% erwerbstätiger Frauen arbeitet anscheinend vorwiegend – genaue Zahlen werden leider nicht genannt – als Spezialistin und Expertin, höchstens noch als Fachkraft, auf keinen Fall jedoch als Helferin. Wenn DIE ZEIT von Expertinnen und Spezialistinnen spricht, obwohl sie genau weiß, dass zu einem bestimmten Kreis nicht nur Frauen, sondern auch Männer gehören (mir ist ein ähnliches Vorgehen schon öfter aufgefallen), dann habe ich nach möglichen Gründen dafür gesucht:

  1. DIE ZEIT versucht, das generische Femininum einzuführen.
  2. DIE ZEIT gendert mit Quote. In einem Artikel sollen demnach möglichst ebenso viele Feminina (natürlich nur mit positivem Bezug) wie Maskulina erwähnt werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich tatsächlich um Frauen oder Männer handelt.
  3. DIE ZEIT hat erkannt, dass ein hundertprozentig gegenderter Artikel jede Leselust im Keime erstickt und gendert daher nur mal hie und da zugunsten der Frauen.
  4. DIE ZEIT möchte das Geschlecht divers behandeln, indem sie mal von „Expertin“ und mal von „Helfer“ schreibt, um das wahre Geschlecht zu verschleiern.

Welcher der vier Punkte trifft zu? Da bin ich wirklich wahnsinnig gespannt. Gegenderte Texte machen den Lesestoff jedenfalls nicht leichter. Ein Beispiel: Erläuterung zu Zitat 2 auf der Seite von Stopantisemitismus: https://www.stopantisemitismus.de/. Solche Texte, so gut der Inhalt auch immer sein mag, verleiden mir das Lesen. Ich hoffe, dass das „vorsichtige Gendern“ der ZEIT nicht die Vorstufe zu solchem „unvorsichtigen“ Gendern ist. – Elisabeth Buchholz 

 

Wenn ich mir im Dossier die Auswahl der Leserbriefe ansehe, denke ich an TorfquatoTasso: „So fühlt man Absicht und man ist verstimmt“. Aber nun zum Anlaß meines Leserbriefes: Ihr Leitartikel „Es hilft nichts“. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn die Medien (wer immer das ist) sich argumentativ mehr mit der Rechten befaßt hätten als zu versuchen, sie totzuschweigen. Den Aiwanger-Auftritt in Erding hätte ich etwas weniger kategorisch mit rechten Hetzern gleichgesetzt. Zum Thema dieser Tage : Gendern. As Freund der deutschen Sprache und ihrer Grammatik kann man das Gendern, mittlerweile zu einer Ideologie verkommen, eigentlich nicht akzeptieren. Hoffentlich bleibt es bei der ZEIT bei der vorsichtigen Form, wenn überhaupt. – Klaus Grasenick

 

Ich habe mich bei den Artikeln von Herrn Di Lorenzo und Herrn Schieritz gefragt, ob es eine Alterserscheinung bei mir sei, dass ich die Artikel nicht verstehen würde. Dann habe ich meine Frau gefragt, wie sie den politischen Teil gefunden habe. Antwort: Den Artikel von Herrn Di Lorenzo habe sie nicht verstanden, auch den Artikel von Herrn Schieritz habe sich nicht verstanden. War es in Hamburg schon zu heiß? Oder werden die Artikel von den hohen Herren nicht lektoriert? – Christoph Zahrnt

 

Der gewöhnliche Vorteil eines jeden populistischen Politikers, einer jeden populistischen Partei ist freilich die menschliche Dummheit, über die bereits Einstein alles Zutreffende und Schmerzliche gesagt hat. Die Hoffnung, zumal in einer Demokratie, dass die Mehrheit der WählerInnen gleichwohl politisches Geschrei und Phrasendreschen zumindest hinterfragen, möglichst aber inhaltlich demaskieren möge, wird regelmäßig bei jedem Urnengang auf eine harte Probe gestellt. Am Anfang wie am Ende hilft in der Politik nur der stets offene und sachliche Dialog; und dass das, was versprochen auch gehalten wird. Denn mit der Gestaltung von komplexer Realpolitik und konstruktiver Lösungsorientierung haben es die Populisten „naturgemäß“ nicht so. – Matthias Bartsch

 

Ganz rechts – Ganz blöd. Dem Artikel von Herrn Giovanni di Lorenzo kann ich voll zustimmen. Aber: Eine Partei die ausschließlich für einfache Parolen auf Biertischniveau votiert wird bei eben diesen, dort auf diesem Niveau diskutierenden Bürgern, leicht Zustimmung finden. So ist dieser Lorenzo-Artikel auch wieder einer, der ein akademisches Publikum anspricht, von den vermeintlichen AfD-Wählern aber weder gelesen oder verstanden wird. Man muss diesen Menschen einfach sagen, dass sie blöd und dumm sind und so auf jeden Rattenfänger reinfallen. Und ein solcher Artikel wäre allerdings wirksamer in der BILD-Zeitung. – Wolfgang Clausmeyer

 

Diesen Leitartikel habe ich mit Interesse gelesen. Die Reaktionen auf die AfD waren m. E. von Anfang an h in der Sache- tatsächlich hilflos. An Stelle einer breiten inhaltlichen Debatte über Tatsachen blieb es bei der Gegenüberstellung von moralischen Vorstellungen und Ideologien. Vorurteile, Hetze und herabwürdigende Meinungen gegenüber Menschengruppen sollten nicht diskutiert werden, sondern die scheinbaren Begründungen. Mit sachlichen Argumenten (für jedermann sichtbare Tatsachen) sollten wir uns jedoch auseinandersetzen. Die offene Debatte, das Grundelement der Demokratie, darf kein Tabu sein. Wer Vorstellungen und Menschen aus der Gesellschaft aussperrt, nährt deren Vorstellungen. Offensichtlich ist das Vertrauen in die Kraft der Vernunft im Sinne der Aufklärung des 18. Jahrhundert verloren gegangen. Probleme werden nicht mehr „bis zum Ende“ durchdacht. Nicht zu akzeptierenden Ideologien wird mit gegensätzlichen Ideologien begegnet. Tatsachen als Argumente bleiben unerwähnt. Ist es Bequemlichkeit oder Selbstzensur? Die von Joachim Gauck angesprochenen Grenzen der Aufnahmefähigkeit von Migranten werden in der öffentlichen Debatte ausgeblendet. Sie scheint es nicht zu geben. Wer der Spaltung der Gesellschaft entgegen wirken will, kommt um eine Sachliche Auseinandersetzung mit der AfD nicht herum. Das sollte uns die geschichtliche Erfahrung in der Weimarer Republik lehren. – R. Reiger

 

Ich freue mich sehr über den letzten Absatz im Leitartikel „Es hilft nichts“ der dieswöchigen Zeit und möchte Herrn Di Lorenzo beipflichten: Wir müssen in der Sache hart streiten. Für ein Argument kann man auch überspitzen. Wir dürfen es jedoch nicht übertreiben. Wenn Christian Lindner die Steuerpläne der Union an die DDR erinnern ist das übertriebene künstliche Empörung und das ist destruktiv und unredlich. Es gibt genügend Menschen die sich empören müssen um gehört zu werden und genügend Situationen über die es sich zu empören lohnt. In allen anderen Fällen gilt es sein/ihr Privileg zu nutzen und besonnen, differenziert und konstruktiv zu streiten. Wir brauchen mehr wohlwollende Interpretation für eine bessere Diskussionskultur. Künstliche Empörung polarisiert und befeuert Pupulist:innen. – Milan Kielstein

 

Letztlich beschreibt der Autor die Misere recht gut…aber zwischen den Zeilen. Was heißt denn, man möge sich die Demokratie zurückholen? Wer hat sie weggenommen? Hatte ich sie je? Das Sündenregister dieses Staates (wobei es sich ja letztlich immer um handelnde Menschen handelt) ist so unglaublich lang und seine Repräsentanten sind so wenig kritikfähig und noch weniger reformfähig bzw. -willig (Bundestags- oder Wahlrechtsreform mögen als aktuelle Beispiele dienen). Was hinterlässt es für einen Eindruck beim viel beschworenen Souverän, wenn eine Kanzlerin zweimal das Grundgesetz missachtet, ohne das es (negative) Konsequenzen für sie hat? Haben sie mal falsch geparkt? Frau Merkel bekommt später noch die höchste Auszeichnung, sie bekommen ein Ticket (bedeutet nichts anderes, als das die StVO über dem GG steht. Petitessen). Wo sind die Parlamentarier, die sich nicht mit geschwärzten Seiten zufrieden geben (TTIP)? Wo sind die unabhängigen Sonderermittler, wie in Frankreich, Italien oder den USA, die nicht so schnell aufgeben? Wo ist die Presse (die vierte Gewalt), die hartnäckig am Ball bleibt und es nicht bei einer ein- oder zweimaligen Berichterstattung belässt? Die AfD muss doch gar nichts machen, die anderen Parteien „liefern“ eine Steilvorlage nach der anderen. – Gerd-Rüdiger Erdmann

 

Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Veränderungen, für das Individuum, für Teile der Gesellschaft oder für die gesamte Gesellschaft. Manche sind zu verhindern, andere nicht. In allen Fällen sind sie mit Zumutungen verbunden. Deren Schwere ist von der Vorbereitung auf diese Veränderung abhängig. Liegt die Veränderung nicht im privaten Bereich, ist die Politik für die Vorbereitung auf die Veränderung verantwortlich. Sie entwickelt die erforderlichen Regeln und Konzepte. Das bedeutet konkret: Veränderung müssen erkannt und benannt werden, dazugehörige Bewältigungskonzepte formuliert und kommuniziert werden, um sie in der Bevölkerung mehrheitsfähig zu machen. Dabei gilt allerdings die Sorge: “Werde ich, werden wir beim nächsten mal wiedergewählt”? Die AfD negiert den Klimawandel, Zuwanderung soll in ihrem Verständnis nicht stattfinden, Waffenlieferungen an die Ukraine sind grundsätzlich falsch etc. Zumutungen für die Bevölkerung werden so vermieden. Wähler sind zufrieden. Die Konsequenzen dieser Haltung werden nur deutlich, wenn die anderen Parteien sie offensiv darstellen, sich damit identifizieren. Um Abstrafungen durch den Wähleraus dem Weg zu gehen, hat schon die letzte Regierung unter Frau Merkel dafür 2 Lösungswege beschritten, die die jetzige Regierung beibehält: man kompensiert Zumutungen mit Steuergeld und/oder verschiebt die Finanzierung in die Zukunft, auf die Schultern unserer Kinder. Das finden große Teile der Gesellschaft nicht überzeugend. Das ist allerdings zu oberflächlich gedacht. Große gesellschaftliche Gruppen sträuben sich gegen Veränderungen: Kirchen, insbesondere die katholische, Gewerkschaften (neben Lohnerhöhungen hat Jobsicherheit absolute Priorität. Man bereitet nicht auf berufliche Veränderung vor), Verwaltungsstrukturen etc. Das gesellschaftliche Potential gegen Veränderungen ist riesig. Hinzu kommt, dass sie in der Regel sehr komplex und schwer durchschaubar sind. Solange die handelnden Parteien nicht offensiv mit den anstehenden Veränderungen umgehen, wird der Zustrom zu denen, die keine Veränderung wollen, nicht versiegen. Das ist langfristig keine Perspektive. Etwas prosaischer ließe sich sagen: sobald es um Wohlstandsverlust geht, sind Veränderungen inakzeptabel. Der Artikel 1 des Grundgesetzes sollte umgeschrieben werden: “Der Wohlstand der Bürger ist unantastbar”. Es ist aber ganz sicher, dass der Rest der Welt diese Haltung fürchterlich bestrafen wird. – Frank Kleiner

 

Die „große Erzählung der AFD“ handelt vom totalen Versagen der jeweils Regierenden, umso mehr, als seit dem 24.02.22 -dem Beginn des Vernichtungskrieges von Putin gegen die Ukraine ungeachtet eigener massiver Tote- ganz massiv unser Wirtschafts- und Versorgungssystem wg. Bezuges von Gas, Öl und anderen Rohstoffen von „Putins Rußland“ auf NULL heruntergebrochen werden mußte gem. dem Motto: Wir finanzieren nicht Putins Kriegskasse ! Damit hat die Regierung nicht nur unfaßbar viel in kürzester Zeit leisten müssen und noch muß, sondern hat auch generell einen guten Job gemacht inkl. „unvermeidbar üblicher“ Handlungsfehler. Die AFD der ersten Stunde, also vor ca. 12 Jahren war fokussiert auf den Austritt aus dem EURO-System, aus der EU, aus der NATO usw. (Steuersystem – das einzige, womit man sympathisieren kann) – Hinwendung zu Putins Rußland ! Da waren Leute bei der AFD, d.h. Wähler und auch Angeworbene, die absurderweise selbst bei bester Versorgung durch diesen Staat (bestens bezahlter Arbeitsplatz und Rente) dies toll fanden. Gänzlich zu verstehen war dieses damals schon nicht, abgesehen von vielen Fehlern in allen Sektoren politischen Handelns der damaligen Regierenden, allen voran die Unionspolitiker – auf dem desolaten Verkehrssektor fast ausschließlich die CSU. Was sich ab dann, ab dem Rausschmiß des Gründers der AFD und anderer Geschaßter, getan hat, sucht seinesgleichen, zumindest in unserer Demokratie – nämlich eine komplett perfide und zerstörerische Grundhaltung zu unserer Demokratie und eine Sympathie selbst seit dem 24.02.22 gegenüber Putin, einem Kriegsverbrecher, der an den Galgen auf dem Roten Platz in Moskau aufgehängt gehört im Beisein von der AFD und Genossen und (leider auch) vom pervertierten Gerhard Schröder, Ex-Kanzler in Deutschland. Und so eine Partei wie die AFD (es ist ja mehr eine Bewegung) steht angeblich für Gerechtigkeit, für Freiheit, für Wohlstand … in dem man soviel dummes Zeug erzählt und zerstören will … „Neuwähler“ der AFD, anscheinend überwiegend eh. selbst problembehaftete lust- und frustvolle Nichtwähler, finden in der AFD ein für sie gut nutzbares Ventil gem. dem Motto: Zerstört, was Euch zerstört … – Rainer Rehfeldt

 

Titelthema und Leitartikel weisen die richtige Tür zu einer demokratischen Zukunft unserer Gesellschaft in Zeiten multipler Krisen. Doch noch scheint diese Tür nur einen kleinen Spalt weit geöffnet. Im Kern sind die „Autoritären für Deutschland“ konformistische Rebellen, die grundsätzlich gegen politische und wissenschaftliche Eliten wettern, nur um sich dann im Fall einer Machtüberahme, der von IHNEN ersehnten Führung anzudienen. Darin liegt das Bedrohliche. Es sind nicht die Themen, die sie besetzen, sondern die Vorstellungen auf welche Art und Weise Lösungen herbeigeführt werden sollen. Ob die „Mitte“ nun Maß hält, oder die AFD-Abgeordneten gelernt haben was öffentlich sagbar ist, garantiert weder ein demokratisches Grundverständnis, noch schützt es Individuen von Minderheiten davor, eines Tages angeprangert oder gar „gejagt“ zu werden. Es muss auch interessieren, was diese (Mitte-)Menschen denken, und mehr noch, was sie zu tun bereit sind, wenn sie einmal die Macht besitzen werden. Und – hochbrisant – was sie denken, wenn sie schon mit Machtfülle ausgestattet sind, wie der ZEIT-Beitrag über Matthias Döpfner vom 13.April 2023 in bedrückender Weise offen legt. Deshalb täuscht das Framing von „Maß“ und „Mitte“ einen sicheren Nestplatz, weitab vor den jäh abstürzenden Rändern, nur vor. Diese Idee von einem richtigen Platz, einer guten Verortung verstellt den Blick auf diejenige Polarität, die uns so sehr herausfordert. Das Spannungsfeld zwischen Abgrenzung und Offenheit. Es markiert den Bereich, in dem sich Entwicklung vollzieht, in dem das Gestalten von politischen Veränderungen demokratisch möglich wird. Dazu braucht es die Kraft für den Erhalt des Bewährten genauso wie den Mut, Entwicklungen mit Offenheit zu begegnen. Weder eine autoritäre Fixierung auf eine Sicherheits- und Ordnungsperspektive noch das Festhalten an einer „guten Mitte“ können dem gerecht werden. Mir scheint es, dass die herkömmlichen Narrative nicht dazu geeignet sind, den Prozess vom Sein zum Werden einer modernen Demokratie in geeignete Frames zu überführen, die es den politischen Gestaltern ermöglichen, ein Ziel anzustreben, aber den Weg dorthin nicht mit Macht erzwingen zu wollen. – Jürgen Pilz

 

Die AfD ist wie ein hybrides Wesen aus der Retortenwelt der politischen Schöpfungen. Nach außen wie das gutmütige freundliche Schaf, aber im Kern das Raubtier Wolf. Unentschlossene und politisch naive Wähler fallen auf den Schwindel herein und glauben, aus Protest gegen die etablierten Parteien mit der Wahl der AfD eine demokratisch vernünftige Entscheidung getroffen zu haben. Wähler, die dieser Partei ihre Stimme geben wollen sollten nicht vergessen, dass die NSDAP unter Hitler ähnlich lackiert war aber in ihrer Grundierung rechtsradikal und rassistisch blieb. Das gleiche gilt für die französische RN unter Le Pen (die früher Front Nationale hieß). Die Ähnlichkeiten der beiden rechtsradikalen Parteien zeigt sich auch bei ihrer Einschätzung Putins und seines grausamen Krieges gegen die Ukraine : Indifferent und verharmlosend. Bekanntlich sieht man die unter dem Lack verborgene Grundierung erst wenn Kratzer sie freilegen. Diese Aufgabe, die Grundierung der AfD sichtbar zu machen, ist eine Anstrengung, die unsere etablierten Parteien verschlafen bzw. sträflich vernachlässigt haben. Unterhalb der schönen Lackschicht tummeln sich in dieser, verkürzt populistisch genannten Partei, Neonazis, Rassisten und verblendete Nationalisten. Ihr Aushängeschild und Schutzherr sind der Thüringer Fraktionsvorsitzende Björn Höcke. Wann endlich starten unsere „Altparteien“ einen Frontalangriff mit einer Munition die das das verlogene Schutzschild der AfD wegsprengt um ihren wahren Charakter zu entlarven ? – Klaus Reisdorf

 

Sie fragen sich, woher die zunehmende Unterstützung der AfD in den Umfragen kommt. Eine Antwort auf diese Frage würde mich auch sehr interessieren, leider habe ich sie in ihren Artikeln nicht gefunden. Also mache ich mir mal meine eigenen Gedanken. Von Kurt Tucholsky stammt der Satz: „Das Volk ist doof – aber gerissen“. Könnte es sein, dass diesem gerissenen Volk allmählich aufgeht, wie die gegenwärtige Bundesregierung das Land gegen die Wand fährt? Könnte es sogar sein, dass dieses Volk allmählich erkennt, dass die gegenwärtige Bundesregierung noch nicht einmal die alleinige Schuld daran trägt, dass wir vor die Wand fahren, sondern dass sie das Erbe von Frau Merkel antreten musste, die mit ihren unbegreiflichen Fehlentscheidungen Deutschland auf Talfahrt geschickt hat? Die CDU darf sich bei ihrer ordenbehängten Altkanzlerin dafür bedanken, dass sie in den Umfragen keine Schnitte bekommt. Könnte es also sein, dass das Volk überhaupt keine andere Alternative sieht als eben d i e Alternative? Ich wage sogar die Hoffnung, das Volk könnte trotz jahrelanger Verdummungspolitik erkannt haben, dass diese so genannte Energiewende nichts anderes ist als ein gigantischer Volksbetrug. Hat vielleicht Frau Bärbock unbewusst erkennen lassen, was das eigentliche Ziel der grünen Politik ist, als sie uns ausgerechnet Kenia als leuchtendes Beispiel für eine gelungene Energiewende vorgestellt hat, ein Land das bereits 90% seiner Energie aus erneuerbaren Quellen bezieht (und das eines der ärmsten Länder auf dieser Erde ist)? Und hat nicht Frau Göring-Eckardt uns einen neuen Wohlstand versprochen – einen Wohlstand des Weniger? Die Grünen waren schon immer industriefeindlich und wissenschaftsfeindlich eingestellt, jetzt haben sie die Macht bekommen ihre Ideologie mit der Besessenheit einer religiösen Sekte quasi zur Staatsreligion zu erheben. In ihrem Furor kommen sie gar nicht auf die Idee zu fragen, was sich eigentlich ändern würde, wenn Deutschland unter großen Mühen und um den Preis der Zerstörung seiner Wirtschaft die Klimaziele halbwegs erreichen würde. Ja, es würde sich etwas ändern: Die Lebensgrundlage unserer Kinder – auch der jungen Leute der „Letzten Generation“ – wäre auf lange Sicht kaputt. Aber weder wird der Himmel über Deutschland ein Jota weniger Kohlendioxid enthalten als der Rest der Atmosphäre noch wird der Klimawandel einen Bogen um Deutschland machen und uns mit der so genannten Klimakatastrophe verschonen, was immer das sein soll. Der Weltuntergang werden wir nicht erleben. Das Volk – gerissen wie es ist – fragt sich vielleicht, ob die Regierung einen Gedanken daran verschwendet, wie man das Land vor den Folgen der zu erwartenden Katastrophen schützen könnte. Ob es z. B. klug ist, die zerstörten Häuser an der Ahr genau an der gleichen Stelle wieder aufzubauen und in Ruhe die nächste Flut abzuwarten. Oder ob man Städte an der Küste nicht lieber evakuieren sollte. Mit solchen Überlegungen könnte sie Punkte sammeln, denn auf diese Frage hat die AfD garantiert keine Antwort. Übrigens wäre die Klimapolitik etwas glaubwürdiger, wenn ihre Protagonisten nicht zum Mittel der Lüge und Verdummung greifen würden wie es z. B. Frau Göring-Eckardt tut, wenn sie uns einen ausgedienten Truppenübungsplatz in Brandenburg als Beleg für die beginnende Wüstenbildung in Deutschland vorführt. Vera****en kann sich das Volk selbst. Ach ja: Ist das schon rechte Hetze und bin ich jetzt ein Nazi? – Gerhard Ballé

 


 

 

Leserbriefe zu „Mitten durch“ von Ruben Rehage

 

Weil der eine das Krebsgeschwür, das alles zersetzt, schon hat, wünscht er es auch dem anderen. Anstelle es zu bekämpfen und so umzugestalten, dass ein Leben damit erträglicher wird, drängt man auf immer mehr und größere Metastasen. Damit geht immer schneller immer mehr lebensnahe hochwertige Natur und die damit verbundene Erholung verloren, so dass immer mehr Menschen immer öfter immer weiter weg flüchten. Ob mit dem Auto, Bahn oder Flugzeug, dieser ungebremste Zuwachs an Mobilität braucht immer mehr betonierte Infrastruktur, bei uns und anderswo. Immer weniger Natur und die damit verbundene Erholung- und CO2-Leistung bleibt in unserer unmittelbaren Umgebung und in der Ferne erhalten. Allein die Produktion des benötigten Stahlbeton und Asphalt wird so viel CO2 verursachen, dass die Atmosphäre- und damit die Gletscher-Erwärmung das Versinken Norddeutschlands und damit der A20 in 75 Jahren, oder noch früher, wahrscheinlich macht. Keine der Parteien muss sich sorgen, denn die Zukunft der A20 steht schon jetzt fest: unter Wasser. Grundgesetz, Parlament und Regierung garantieren den Schutz des (jetzt noch ungeborenen) Lebens und den Erhalt unserer heimatlichen Lebensgrundlagen. Die Politik verspricht Fortschritt, aber in welche Richtung? Immer mehr, immer schneller und immer häufiger überall hinzukommen oder mehr Ruhe, Erholung und Gesundheit Zuhause? Jetzt brennen wieder die Wälder, die Oder kippt und wir erwarten wiederum viele Dürre- und Hitzetote. 2011 war das noch weit weg. Vielleicht sollte statt der A20 lieber ein Naherholungs-Plan mit Radschnellwegen entstehen. Eine Autobahn, die selbst dazu beiträgt, dass sie und die damit angeschlossenen Städte untergehen, ist doch eine höchst zweifelhafte Investition. – Klaus Siersch

 

Bei der Beschreibung der verschiedenen Ansichten zur geplanten A20 fehlt leider noch eine Kleinigkeit. Auf der Karte, auf der Sie den Verlauf eingezeichnet haben, ist nur die A20 und der geplante Abschnitt eingezeichnet. Es sieht ein bisschen so aus, als ob das die einzige Autobahn in Norddeutschland ist. Es wäre noch interessant gewesen, die schon bestehenden Autobahnen einzuzeichnen, dann kommt heraus, dass mit der A1 und der A 28 schon eine Autobahntrasse existiert die fast parallel zur A20 läuft. Dann würde auch noch die Kleinigkeit herauskommen, dass die geplante A20 die Elbe stromabwärts von Hamburg queren muss. Der geplante Elbtunnel zwischen Glücksstadt und Drochtersen wird sicher ein spannendes Projekt. – Richard Bolek

 

Zur A20 kann man nach Lektüre des spannenden Dossiers durchaus geteilter Meinung sein. Wirklich problematisch finde ich, dass genau die im Artikel benannten Methoden der kleinteiligen Klagen auch benutzt werden, um weitaus weniger fragwürdige Infrastrukturmaßnahmen, wie etwa Bahntrassen, Windräder und Stromleitungen, wenn schon nicht zu verhindern, dann doch auf Jahre hinaus zu verzögern. Darüber hinaus sollte man den Bewohnern von Bad Segeberg ehrlicherweise klar sagen, dass wenn die A20 nicht kommt, sie weiterhin jahrelang mit dem monströsen Verkehr in ihrer Stadt leben müssen. Es ist vollkommen utopisch zu glauben, ein Umstieg des Güterverkehrs auf die Schiene oder eine Reduktion des privaten PKW-Verkehrs würde in den nächsten Jahrzehnten erfolgen. – Andreas Zabel

 

Eine Autobahn durchs Moor in Niedersachsen führen müssen, damit Bad Segeberg in Schleswig-Holstein endlich seinen Stau los wird? Der Autor ist, trotz schöner Zusammenfassung, etwas kurz gesprungen. Das Projekt hat eine größere Historie. Baltische Magistrale, Küstenautobahn, Nordwestumfahrung Hamburg: So schwammig wie die wechselnden Titel sind seit jeher die Begründungen für den Weiterbau der A20, und der Boden in Moor- und Marschland. Mal durchaus sinnvoll als transeuropäische Ost-West-Achse gedacht, dann zur Hafenanbindungstrasse herabgestuft, und nun zum Autobahnring für Hamburg verzwergt. Der Nutzen-Kosten-Faktor ist klein. Als notwendig, also um Not abzuwenden, erweist sich der A20-Weiterbau nicht. Die A20 westlich von Lübeck ist eine „Nice-to-have-Autobahn“. Sie wurde in den drei Jahrzehnten fehlerhafter und verschleppter Planung von der Klimakrise eingeholt. Und die Ruhe des staugeplagten Bad Segeberg am losen Ende der A20 geht in die ewigen Jagdgründe am Kalkberg ein. – Gerrit Sponholz

 

Man merkt Ihrem Beitrag ab, dass Sie sich bemühen, alle Seiten des Problems zu beleuchten. Bei den Bildern zeigt sich allerdings eine sehr viel deutlichere Haltung: Je ein Bild von Menschen auf beiden Seiten, drei Natur(?)bilder, ein Bild einer weitgehend leeren Autobahn, das durchaus den Eindruck vermitteln kann, die Autobahn werde bei so wenig Verkehr doch wohl nicht wirklich gebraucht. Das passt nicht so ganz zu den 30000 Fahrzeugen pro Tag in Bad Segeberg – ein Bild der Kaufland-Kreuzung wäre m.E. passender gewesen. Ich fand es auch schade, dass keine AnwohnerInnen aus Bad Segeberg zu Wort kamen(es sei denn der Bürgermeister gehört zu dieser Gruppe), die hätten vermitteln können, wieviel Lärm, schlechte Luft und auch Gefahren/Einschränkungen für Kinder und ältere Menschen 30000 Fahrzeuge am Tag bedeuten. In jedem Falle hätte mich interessiert, wie die beiden Seiten die Kritikpunkte der jeweils anderen Seiten lösen würden – zum einen den Naturverbrauch und die CO2 Emissionen durch den Bau der Strasse, zum anderen die psychische und physische Belastungen der Menschen in Bad Segeberg in der jetzigen Situation. So sind sich die Menschen in Bad Segeberg wahrscheinlich mit Frau Erwentraut einig, dass Ruhe ein hohes Gut ist. Und daher wäre es interessant zu wissen welche Vorschläge z.B. Frau Erwentraut zur Lösung der derzeitigen Probleme machen würde. Und ebenso wie die Bad Segeberger die negativen Auswirkungen auf Natur und Klima minimieren würden. Die Erwähnung am Ende, dass die die A20 das Land eines Bauern zerschneiden würde, klingt zunächst nach einem weiteren Beispiel für Verlust von Artenvielfalt und erhöhte CO2 Emissionen. Was aber, wenn genau dieser Bauer vielleicht ein glühender Anhänger der industrialisierten Landwirtschaft ist, die erhebliche CO2 Emissionen erzeugt und schlecht für die Artenvielfalt ist? Beides gilt auch für die A20, aber vielleicht ist der Unterschied nicht so extrem wie das Beispiel zunächst suggeriert? Lassen Sie mich nach all dem Genörgel nochmals sagen, dass ich Ihr Bemühen um eine ausgewogenen Berichterstattung zu schätzen weiss – kritisieren ist im Regelfalle einfacher als besser machen! – Sabine Moehler

 

Der Bus kommt nicht bis ins letzte Dorf. Die Autobahn aber schon? Lasst uns doch Deutschland flächendeckend asphaltieren, dann ist die Verkehrsanbindung überall gewährleistet. Außerdem schafft eine Zunahme der Autoverkäufe Arbeitsplätze. Lebensmittel wachsen sowieso im Supermarktregal. Und das bisschen Natur kann ich mir im Urlaub irgendwo auf der Welt anschauen. – Olaf Goldschmidt

 

Es ist ein planungslogisches Dilemma, sich zwischen der kleinen Wirkung auf das große Problem und der großen Wirkung auf das kleine Problem entscheiden zu müssen. Das laufende Planungsverfahren für den Ausbau der A20 ist für diese Entscheidung nicht geeignet. Nur die Politik kann diese Entscheidung treffen. Die Erfahrungen mit der Ampel lassen hier allerdings nichts Gutes erwarten: Während die FDP den GEG-Entwurf mit 101 Fragen lange verzögert hat, den Verkehrssektor im Klimaschutzgesetz von verbindlichen CO2-Einsparzielen entlasten möchte und sich zugleich für eine natur- und artenschutzrelativierende Beschleunigung der Planungsverfahren stark macht, verweigert Volker Wissing die Beantwortung von ein paar Fragen der ZEIT. Den Planungsprozess ungehindert weiterlaufen zu lassen ist zwar durchaus legal, aber längst nicht mehr legitim. Veränderte Prioritäten (Klimawandel, Mobilitätswende, Natur- und Artenschutz) verlangen neue Weichenstellungen. Auch, um den Menschen in Bad Segeberg rasch eine konkrete Lösung des örtlichen städtebaulichen und verkehrsplanerischen Problems bieten zu können. So wie es jetzt läuft, wird das A20-Projekt immer teurer, immer weiter verzögert, um dann am Ende doch nicht realisiert zu werden. So blockiert die FDP nicht nur das große Transformationsprojekt in Berlin, sondern auch die zielgerichtete Lösungsfindung für ein akutes Problem in Bad Segeberg. – Reinhard Koine 

 

Also ich habe da ja so meine Bedenken, gerade weil auch ich ein Naturfreund bin. Irgendwo sollte man auch eine Grenze ziehen, sonst wird unser Land eines Tages nur noch von Autobahnen durchzogen sein. Die Versiegelung von Flächen hat, wie wir wissen, negative Auswirkungen auf den Boden und das Klima. Durch versiegelte Böden kann das Wasser nicht mehr in den Boden eindringen und das natürliche Wasserkreislaufsystem wird gestört. Zum Thema Wasser verweise ich an dieser Stelle gerne auf die letzte Sendung von Markus Lanz, in der Hydrologe und Umweltforscher Dietrich Borchardt zu Gast war und hierzu einen spannenden und aufschlussreichen Bericht abhielt. Doch weiter. Aufgrund von Versiegelung kann es zu Problemen wie erhöhter Oberflächenabfluss und Überschwemmungen kommen. Zudem kann der Boden kein CO2 speichern, was negative Auswirkungen auf den Klimawandel haben kann. Versiegelte Flächen nehmen die Wärme stärker auf und tragen zur sogenannten „städtischen Wärmeinsel“ bei, wo sich in städtischen Gebieten die Temperaturen erhöhen können. Dadurch geht die natürliche Kühlung durch Verdunstung verloren, was das städtische Klima weiter aufheizt. Es ist daher von großer Bedeutung, bei der Planung von Siedlungen und Infrastrukturmaßnahmen umweltfreundliche Ansätze zu verfolgen. Dies beinhaltet die Berücksichtigung von Grünflächendie Schaffung von Durchlässigkeit des Bodens für Wasser und die Förderung von nachhaltigen Bau- und Siedlungskonzepten. Nur so können wir den Schutz der Natur und ebenso die Artenvielfalt gewährleisten. – Michael Ayten

 

Lückenschlüsse zwischen Bad Segeberg und A7 oder der Elbunterführung bei Glückstadt (leider wurde zu dessen Stand und ökologischen Kosten nichts im Artikel gesagt) machen durchaus Sinn. Aber eine Monstertrasse für den Schwerlastverkehr durch sensible Gebiete durchzuziehen ist in Zeiten von Klimakrise und Artensterben völlig verfehlt. Nachdem jahrzehntelang einseitig der Straßenbau subventioniert wurde, muss das Geld dringend in die Schiene und intelligente Logistik investiert werden, auch im liberalen Sinne einer freien Verkehrsmittelwahl. – Adalbert Pollerberg

 

Sie berichten im Umfang von 2 ½ großen Zeitungsseiten in ausführlichem Klein-Klein über jede Kontroverse bzgl. des „unvollendeten Autobahnausbaus“, der 2011 geplant wurde und das Ende der Belastung der Bürger von Bad Segeberg durch zu viel Autoverkehr in der Stadt bringen soll. In 4 ganz kurzen Absätzen erwähnen Sie, dass es 2 Denkschulen gibt bzgl. Verkehrsberuhigung, nämlich auch eine die auf Mehrung der Schienenverkehrs setzt statt auf mehr Straßen, die erwiesenermaßen wenn fertig gestellt allein durch ihre Existenz wieder noch mehr Autos anziehen. Leider wird mit keinem Wort erwähnt, welche Pläne es gibt, den Verkehr in Bad Segeberg zu beruhigen durch Reduzierung des Autoverkehrs durch vermehrte Angebote für öffentlichen Personen-Nahverkehr und Verlegung von Gütertransporten auf die Schiene! Gibt es Pläne? Wer macht sie und fordert deren Umsetzung? Mehr als dass es Menschen gibt, die die geplante Autobahnfertigstellung als „Monster“ bezeichnen gibt es nicht im monströs langen Artikel. Schade, ist das Absicht? Und was hat das mit dem Begriff „Dossier“ zu tun? – Gisela Krug

 

Ich kenne keinen Menschen und Sie vermutlich auch nicht, der sich ein Auto kauft, weil in seiner Nähe eine Autobahn verläuft oder gebaut wird. Wenn der Verkehr zunimmt, dann aus wirtschaftlichen und mehr noch aus gesellschaftspolitischen Gründen. Denn die Bevölkerung Deutschlands nimmt so unkontrolliert zu, wie in den Ländern der Sahelzone. Mit dem Unterschied, dass die dortigen Menschen erst gar nicht von Nachhaltigkeit und Rücksichtnahme auf die Umwelt schwadronieren. Abgesehen von den übergeordneten Problemen Klimaschutz, Umweltverschmutzung und Ressourcenschonung, die sowieso nur in globaler Anstrengung zu lösen wären, wird diese A20 objektiv Vorteile bringen. Wie die schon existierenden Autobahnen wird auch die A20 viele Autos aus den nahe gelegenen Städten und Dörfern ableiten. Dadurch passieren weniger Verkehrsunfälle (Autobahnen sind statistisch sicherer als die anderen Verkehrsstraßen), wird die Luft in den entlasteten Ortschaften “gesünder“ und kommen die Autobahnnutzer schneller und weniger gestresst an ihr Ziel. Ob nun die schöne Wiese unter der Autobahn verbuddelt wird oder unter der Infrastruktur komplett neuer Siedlungen, welche für die Millionen legaler und illegaler Zuwanderer gebaut werden müssen, ist der Natur so oder so kein Trost. Der von den Regierungsverantwortlichen und da insbesondere von den grünen Heilsbringern beschworene Erhalt der restlichen Naturflächen unterliegt dem Primat der massenhaft fehlenden Wohnungen, und daran wird auch die sich bereits einstellende Trinkwasserknappheit (vorerst) nichts ändern. Ganz im Gegenteil, zur Verstärkung der Problematik jetten die rastlos globetrottende Außenministerin Baer- bock und der Bürgergeld-Verteilminister Heil um die Welt, um Arbeitskräfte = Autofahrer = spätere Bürgergeldempfänger anzuwerben. – Ernst Kaffanke

 

Im Artikel „Mitten durch“ schreibt Rüben Rehage auf Seite 14: „Am Ende des Prozesses (der Planung) steht der sogenannte Planfeststellungsbeschluss, der publik gemacht wird, damit sich die Öffentlichkeit damit auseinandersetzen und Fehler suchen kann.“ Meines Erachtens wird die öffentliche Einbindung/Auseinandersetzung als Planfeststellungsverfahren bezeichnet. Das Planfeststellungsverfahren mündet, also endet, mit dem Planfeststellungsbeschluss (= Baurecht). (vgl. https://www.juraforum.de/lexikon/planfeststellungsverfahren). Nach Planfeststellungsbeschluss sollten alle Fehler ausgeräumt sein. – Florian Soldner

 

Das grundlegende Problem ist, wie im Artikel diskret angedeutet, das Verkehrsministerium. Es heißt zwar so, ist aber keines. In Wahrheit handelt es sich dabei schon seit Jahrzehnten um ein Marionettentheater, in dem unsichtbare Protagonisten der Auto- und LKW-Branche die Fäden ziehen. Nach außen wird zur Unterhaltung und Ablenkung des Publikums das immer gleiche Kasperletheater gegeben: gegen den zunehmenden Verkehr hilft nur zunehmender Straßenbau. Nur der Kaspar wird gelegentlich ausgetauscht, sonst bleibt alles, wie es war und ist, und deswegen auch immer sein wird. Zeitenwende? Kein Hauch von Änderung weht hier, es ist eine selige Insel der Kontinuität, egal ob der Hauptdarsteller gerade von der CSU oder FDP gestellt wird. – Wolfgang Heckl

 

In m.E. nach ganz wichtiger Aspekt ist im Artikel überhaupt nicht zur Sprache gekommen. Hamburg wird in den kommenden Jahren/Jahrzehnten durch den schon heute völlig überlasteten A7 Elbtunnel und die LKW Verkehre und CO zwei ersticken! Die A20 soll die A7 und A23 kreuzen und LKW Verkehre aus Skandinavien Richtung Westen ableiten. Die Träume der Grünen: „Güter gehören auf die Bahn“ werden Wunschträume bleiben. Man ist sich ja bis heute nicht einmal über die Trassenführung der Entlastungsstrecke Richtung Süden bei der Bahn einig! Wenn dann doch irgendwann einmal wird es Jahrzehnte dauern. – Jörn Josephi

 


 

 

Leserbriefe zu „Ampel im Keller“ von Mark Schieritz

 

Die Opposition außerhalb und innerhalb der Regierungskoalition hat es im Verein mit der Boulevardpresse mal wieder geschafft: Nicht nur im Verkehrssektor (wo selbst ein Tempolimit tabu ist), sondern auch bei den Gebäudeheizungen wird in den nächsten Jahren nichts passieren. Zusätzlich hat sie geschafft, dass viele Hausbesitzer in Panik geraten intakte Gasheizungen durch neue ausgetauscht haben. Nur die Industrie hat die Zeichen der Zeit erkannt und reduziert die Nutzung fossiler Energie. Besonders absurd ist die Anerkennung von Gasheizungen als „klimaneutral“, weil sie dereinst mit Wasserstoff betrieben werden könnten. Mal abgesehen davon, dass der knappe und teure Wasserstoff dringend für CO2-freie Stahlerzeugung sowie den Flug- und Schiffsverkehr benötigt wird, wäre das die ineffizienteste Art zu heizen: Da der „grüne“ Wasserstoff mit hohen Verlusten aus Strom erzeugt wird, benötigt man zum Heizen mit Wasserstoff doppelt so viel Strom wie für eine Strom-Direktheizung (Heizlüfter) und etwa sechsmal so viel wie für eine Wärmepumpe. Das Zeitfenster für die Energiewende schließt sich derweil: In wenigen Jahren wird unser CO2-Budget zum Einhalten des 1,5-Grad-Ziels aufgebraucht sein – nach diesen Beschlüssen geht es noch etwas schneller. – Rutger Verbeek

 

Die Disruptionen in der Ampel sind nur vordergründig Folge des misslungenen Heizungsgesetzes, das Klima leidet unter der grün gefärbten Themendominanz ( kräftig flankiert wird von den Sendeanstalten). Dass eine Partei zB jemanden zur Antidiskriminierungsbeauftragten kürt, die nur Hohn und Spott für die Mehrheitsbevölkerung übrig hat, verrät ein bizarres Demokratieverständnis , diskreditiert die gesamte Regierung und ist Wasser auf die Mühlen der Rechten. Offenbar sind SPD und FDP mit dem Koalitionsvertrag einer vermeintlich progressiven, aber nicht konsensfähigen Linie auf den Leim gegangen, die sie nun aus dem Wachkoma reißt angesichts eines rapiden Ansehensverlustes. Gelingen wird das nur mit Eindämmung grüner Vorherrschaft, die ja selbst nur eine kleine elitäre Minderheit bedient. – Christoph Schönberger

 

Der Schlussfolgerung „So regieren kann man auf Dauer trotzdem nicht“ von Mark Schieritz unterstellt, dass eine Regierung besser – oder auch nur weniger geräuschvoll – handeln – am besten ohne Öffentlichkeit hinter verschlossenen Türen – und damit das Volk vor vollendete Tatsachen mit möglichst nicht mehr diskutierbare Entscheidungen stellen sollte: Friede, Freude, Eierkuchen überall. Das kann doch wohl nicht sein! Vielmehr sollten wir uns freuen, dass es in dieser doch so komplizierten Gemengelage vorwärts geht (wer hätte das überhaupt sonst erst angepackt???), dass wir als Betroffene davon überhaupt erfahren, über Probleme unterrichtet, Beteiligung zur Meinungsbildung (auch über die Medien) möglich ist und damit ein besseres Gesetz entsteht. Offenheit und Transparenz führen damit erst zur Akzeptanz. Und daran sollten Entscheider arbeiten: rechtzeitig Erklärungen für das eigene Ziel und Handeln zu geben und ehrlichen Willen zur Unterstützung durch Meinungsbildung in der zu zeigen Öffentlichkeit. Schlagzeile neu: „So dilettantisch Betroffene einbeziehen kann man auf Dauer nicht!“ – Joachim Weier

 

Die gestiegene Anziehungskraft der AfD hat nach meiner Erfahrung zwei Hauptgründe: das teilweise undemokratische Verhalten der etablierten Parteien und eine gewisse Trotzhaltung gegenüber einer zunehmend rechthaberischen Klasse, die sich als linksliberal, tolerant und immer auf der Seite der Guten darstellen will. In Deutschland wird viel über Bürgerbeteiligung gesprochen, die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen, auf Augenhöhe sprechen, demokratische Werte schützen. Aber wenn man sich engagiert, merkt man schnell, dass davon sehr wenig realisiert wird. Als Beispiel, in München gab es ein Bürgerbegehren für den Schutz von Grünflächen. Das wird vom Stadtrat schlicht ignoriert. Oder aber das Tempolimit und die Kernenergie, laut glaubhafter Umfragen ist eine Mehrheit dafür. Die Ampel ignoriert das, obwohl das Tempolimit von der SPD und den Grünen im Wahlkampf versprochen worden ist. Auch das Gendern wird von der Mehrheit nicht befürwortet, trotzdem setzt es sich durch. Die AfD hat also manchmal recht. Das mag vielen nicht recht sein, aber man kann eine Partei nicht als das ausnahmslose Böse und Schlechte hinstellen. Genau das geschieht aber und bewirkt oft das Gegenteil von dem, was man erreichen will. – Sabine Kiermaier

 

Ihr ansonsten recht guter Artikel verschweigt zwei zentrale Punkte der Ampel-Debatte zum „GEG“:

1)         Kann man tatsächlich 95 % der neu zu bauenden oder zu ersetzenden Heizungssysteme – ob auf dem Dorf, in einer Kleinstadt oder Großstadt mit unterschiedlicher Bebauung und Wärmebedarf (EFH, Wohnungen, Büros, Schulen, Kliniken, …) – kurz- bis mittelfristig mit „klimaneutralem Anteil von über 65 %“ technisch überhaupt umsetzen? Man lese dazu das (bisher gerne verschwiegene) Gutachten des tiefgrünen Wuppertal-Instituts (Seite 15) für „FFF“ von Oktober 2020 zum enormen Gebäudemodernisierungsbedarf und zum riesigen Wasserstoff-Bedarf.

2)         Nach dem Abgang des (nicht einmal energiewirtschaftlich besonders kompetenten) Staatssekretärs Dr. Graichen tauchen erhebliche Zweifel an zentralen Sach- und Zeitfragen zurecht auf. Was geschieht bspw. 2035 bei 18 Millionen E-Autos und 8 Millionen Wärmepumpen verschiedenster Größenordnungen bei 3 Tagen „Dunkelflaute“ und Temperaturen unter -5 °C im Dezember oder Januar, wenn die Windkraftwerke über 72 Stunden mit durchschnittlich rund 7 % ± 1 % der Kapazitäten verfügbar sind? – Wolfgang Ströbele

 

Die Ampel hat es wieder einmal vollends drauf! Nachdem die Schulden zu Sondervermögen umdeklariert worden sind, folgt nun der nächste Streich! Jetzt soll das sogenannte Heizungsgesetz durch den Bundestag gejagt werden, ein Gesetz, das keiner, außer der Ampel-Regierung selbst, haben will. Im Deutschen Bundestag verfügen die Ampel (SPD, die Grüne und FDP) über 416 von 736 Sitze, alle zusammen nenne sich unsere Volksvertreter. Was das Volks wirklich will und braucht, das interessiert in diesem „Heizungs(über)fall-Desaster“ diese Ampel-Regierung nicht die Bohne! – Klaus P. Jaworek

 

Es mag ja sein, dass im Entwurf des GEG die Nutzung von 65% erneuerbarer Energien für die prospektive Heizung – unabhängig von der Heizungsart – festgeschrieben war. De facto ist in den vergangenen Monaten aber von den Initiatoren des GEG, die Wärmepumpe als „DIE“ Zukunftsheizung gebetsmühlenhaft durch die Medien propagiert worden. Deshalb gehört auch zu den „Mythen“, die Verknüpfung von 65% erneuerbarer Energieleistung mit der Wärmepumpe und erst kürzlich auch die Wiederentdeckung der Fernwärmeversorgung. Eine Wärmepumpe wird mit elektrischen Strom betrieben, Fernwärme wird normalerweise durch die kostengünstige Abwärme von Gas- und Kohlekraftwerken erzeugt. Ergo, ein Bauherr, der sich in 2024 eine Wärmepumpe installieren lässt, kann die 65% erneuerbare Energie nur nachweisen, wenn er einen Stromliefervertrag mit einem Versorger abschließt, der den Strom in der geforderten Magnitude aus Erneuerbaren liefern kann. Weiterhin erzeugen viele Stadtwerke und EVU Strom aus der Gas- und Kohleverstromung oder kaufen importierten EU-Atomstrom zu. Ein Fernwärmeanschluss wird auch in absehbarer Zukunft primär mit der Verfeuerung von fossilen Brennstoffen verbunden sein. Heißt: Der Mythos bedingt sich auch durch eine nicht fundierte Koppelung von Energieerzeugung und Heizungsart! – Bernd Tiefenbach

 

Zur „Ampel im Keller“: vielen Dank für diese erhellende Klarstellungen; der entscheidende Satz ist wohl: “ . . . Verbot für … Gasheizungen greift erst, wenn klar ist, dass kein Anschluss an ein Fernwäremenetz oder klimaneutr. Gasnetz erfolgen kann“ und „Dass das nicht längst überall geschehen ist, ist das eigentliche Problem“. Die vielen Beispiele von Ländern, die uns hier Jahrzehnte voraus sind, sollte allen in unserem Land, die jetzt meinen, die Wärmewende dürfe erst nach Fertigstellung der Wärmepläne oder gar der fertigen Netze beginnen, die Schamröte ins Gesicht treiben, ganz besonders denjenigen, die seit diesem Jahrtausend die Möglichkeit gehabt hätten, dies zu tun oder auch als Medien zu fordern, wenn ihnen nicht Wahlgeschenke, Steuersenkungen und sonstiges immer wichtiger gewesen wären, bis jetzt die verbleibenden Jahre bis 1,5 Grad eher deutlich weniger sind, als die Jahre, die für Wärmepläne und danach noch Planung und Erstellung der Netze und ihrer Klimaneutralen Energiequellen zu erwarten sind. Diese klimaneutralen Netze sind schön und gut, aber nur für die nach ihrer Erstellung kaputtgehenden Heizungen, nicht um bis dahin fossil zerstörerisch weiterzumachen. Ihre Argumente, sich auch ohne Verbot keine fossile Heizung mehr zu kaufen, jedenfalls nicht ohne Not, ist ja sehr berechtigt. Sehr zu befürchten ist aber, dass, wenn es soweit ist, dass die stark erhöhten Emissionspreise kommen, dass dann dieselben zukunfts-vergessenen „Lebens-Realitäts-Verkünder“ auch eine Abschaffung dieser Bepreisungen oder Emissionsbeschränkungen fordern werden, wenn nicht sogar Subventionen für diese Energien, sollten sie aus anderen Gründen wie Sanktionen gegen Lieferländern knapp werden. Auch die zwei umlaufenden „Lesarten“ lassen in der Zukunft erneute Konflikte und Blockaden befürchten und sollten eigentlich dringend geklärt werden. Aber das wird wohl die Angst um das Ende der Koalition oder die Angst um einen Aufstand der jeweiligen Basis verhindern, sei es bei den Grünen oder der FDP. Was „die Ampel“ eigentlich will, ist so ein Widerspruch in sich, denn die beteiligten wollen sehr unterschiedliches, zumindest mit sehr unterschiedlichen Prioritäten, und werden das auch weiter wollen, trotz des Koa.vertrags und trotz der Absprachen im Koa.-Ausschuss im März, der ja von Herrn Schäffler mangels Gegenwehr der FDP-Führung quasi beerdigt wurde, wie Sie in einem anderen Artikel so schön erklärten. Und Sie haben völlig Recht: „So kann man nicht regieren“ und „wie sollen die Leute Parteien vertrauen, die sich untereinander so sehr misstrauen“. letzteres würde ich allerdings bei den Grünen umformulieren: “ . . . die so viel von dem mitmachen und so viel denen nachgeben, die sich so absprache-unzuverlässig erwiesen haben und die ihnen derart wenig Entgegenkommen gönnen und die außerdem bereit sind das Klima auf dem Altar ihrer Klientele zu opfern“. Zumindest die Klima-NGOs werden jetzt massiv an Vertrauen verloren haben, mindestens teilweise auch gegenüber den Grünen, und ich fürchte bei manchen von diesen droht Resignation und Enthaltung bei den nächsten Wahlen, statt sich weiter für eine grüne Partei einzusetzen, von der sie derart enttäuscht sind.

Auch Frau Prof Grimm kritisierte kürzlich heftig die „Idee, sich von den Sektorzielen des Klimaschutzes zu verabschieden, ohne einen wirksamen Emisssionshandel zu verankern“ (Wirksam wäre hier wesentlich schnellere und höhere Bepreisung als die FDP meint oder bereit wäre Verantwortung zu übernehmen). Auch die Evaluation durch den Expertenrat für klimafragen werde so schwieriger, wegen Unklarheit über die Sektorziele und „Diffusion der Verantwortung“. Das Risiko unproduktiven Streitens steige immens. Warum die Grünen das mitmachen sei ihr völlig unklar. Zu „Glotzt nicht so romantisch! . . . „: ES wäre interessant zu erwähnen, ob diese Rede und andere Worte von Herrn Habeck vor oder nach dem letzten vereinzusetzenwässernden GEG-Kompromiss gewesen sind. Auf jeden Fall klingen seine Worte bereits nach der Bereitschaft oder Verteidigung dieses „Kompromisses“, den viele Grüne und erst recht Klimaschutz-NGOs eher als Heizungs-Gesetz-Kapitulation empfinden. Ich möchte gern wissen, welche Aufklärung denn in Gefahr ist „hintergangen“ zu werden. Und welcher „moralische Rigorismus“ denn bei den Grünen noch drohen könnte, nach allen Nachgiebigkeiten und Kompromissen, auf die sie sich inzwischen eingelassen haben. „Eine positive Geschichte vom Gelingen erzählen, statt sich die Laune von grünen „Untergangsszenarien verderben zu lassen“. Solche Haltungen und Äußerungen kenne ich sonst eher von Klima-Ignoranten oder konservativen Wohlstand-zuerst-Propagandisten oder Fossil-Lobby-Verbündeten, für die der Klimaschutz immer noch viel Zeit hat, für die der Klimawandel „auch Chancen“ bedeutet, für die es ja erst nahe 2045 mit dem Klimaziel ernst wird, lange, nachdem lt. IPCC beim Ist-Kurs 2030 die 1,5 Grad überschritten werden und nur etwas weniger lange, nachdem die gefürchteten Kippunkte völlig überschritten werden. Das „besser wissen“, welches die Gegner und Fossil-Lobbyisten den Grünen propagandistisch-populistisch-polemisch vorwerfen, ist jedenfalls beim Klima das bessere Wissen der Wissenschaft und die logischen Konsequenzen, wenn man denn vor der Gefahr einer vollen globalen Katastrophe Hunderte Millionen oder eher einige Milliarden Menschen bewahren will, deren Lebens-Erträglichkeit, vielfach sogar Leben selbst dann bedroht sein wird. Ist eine Rücksichtnahme auf diese unzähligen Menschen teils der Gegenwart und teils in den nächsten Jahrzehnten „Moralischer Rigorismus“ oder „ökologischer Dogmatismus“ oder „Besserwisserei?“. Ja, ich weiß, die anderen meinen, sie würden die Katastrophe genauso verhindern, nur eben viel sanfter, bequemer, billiger, ohne irgendwelche „Zumutungen“. Schon in einem Leserbrief zur Ausgabe 4.8. und 21.7.22 habe ich an Sie geschrieben „Die angeblichen genialen Klimaheiler, die das bequem ohne Abstriche bei anderem hinkriegen wollten, haben lange genug ihre Chance gehabt. Es wird Zeit sich darauf einzustellen, dass vielleicht auch höhere Kosten, Mühen, und Einschränkungen nötig sein werden als Mehrheiten bisher gewählt oder akzeptiert haben.“ Diese Aussage haben direkt oder indirekt auch kundige Kolleg*innen von Ihnen geteilt, und das hat indirekt 2021 auch unser Bundesverfassungsgericht gefordert, in dem es das von einer parlamentarischen Mehrheit beschlossene bis damals gültige (bequemere) Klimagesetz für z.T. verfassungswidrig erklärte. Ist das BVG denn nun „ökologisch dogmatisch“? oder „moralisch rigoristisch?“ Vielleicht ist es das samt unserer Verfassung und manchen Aktivisten in anderen Bereichen. Nicht aber hier, wo es lediglich um Rücksichtnahme auf die Freiheits- und Lebens-Grundrechte der nachfolgenden Generationen geht, von denen einige von den FFF seinerzeit geklagt hatten. Viele der Ängste, Wut und Ansprüche, denen der letzte GEG-„Kompromiss“ jetzt nachgibt, sind vorher von der fossilen Lobby und Partei-Machtstrategen populistisch geschürt worden u.a. mit Formulierungen wie „Brechstange“ und anderen Verdrehungen und Übertreibungen. Die jetzt die „Lebensrealität der Menschen“ anmahnen, ignorieren völlig die vielfach schlimmer bedrohten Lebensrealitäten in den nächsten Jahrzehnten, und weigern sich auch, ihrer besserverdienenden oder vermögenderen Klientel nennenswerte neue Beiträge „zuzumuten“, um die Zumutungen für die schwächsten sozial abzufedern.

Luisa Neubauer, die Herr Habeck indirekt kritisiert, sieht wie die Klima-NGOs mit Recht in den jüngsten Entscheidungen mehr „Machtpolitik“ als „Realpolitik“ (eine, die die Realität der drohenden Zukunft mit ihren Klima-Opfern ignoriert, kann auch keine wirkliche „Real“-Politik sein), dass es in der Kommunikation wichtig sei sich ehrlich zu machen, wie politisch auch das private im eigenen Haus geworden sei, dass es Ehrlichkeit brauche, dass ein großer Eingriff in bisherige Ansprüche und Gewohnheiten beginne(n müsse), die Idee der „Zumutungsbefreiung“ nicht aufgehe, und dass jeder gebraucht wird, nicht nur Herrn Habecks To-do-Liste. Dass die Menschen sich gar nicht vorstellen können, wo der Preis der fossilen Energien in ca. 4 Jahren stehen wird (und wohl nur deshalb vielfach den Verfechtern des Emissionshandels anstatt Ordnungsrecht nachlaufen). Es habe auch schon viel mehr Ehrlichkeit gegeben mit einem Aussprechen der beginnenden Katastrophe. – Peter Selmke

 

In den letzten Wochen ist auch in Ihrer Zeitung immer wieder ausführlich über das geplante neue Gebäudeenergiegesetz – auch sehr kritisch – berichtet worden. Im Wesentlichen geht es bei der journalistischen Berichterstattung ebenso wie in der politischen Debatte in erster Linie um Fragen der Finanzierbarkeit und der sozialen Tragbarkeit eines künftigen Heizungsaustauschs sowie um die Schnelligkeit und die Kapazitäten für einen zügigen Wechsel von Heizanlagen in den nächsten Jahren. Mit der neuesten Vorlage wird der Zeitplan in Hinblick auf eine zuvor notwendige kommunale Wärmeplanung nun voraussichtlich gestreckt. Dabei fehlt in der Diskussion eigentlich durchgehend die Frage der technischen und rechtlichen Machbarkeit in bestimmten Bauformen: Dies betrifft in erster Linie Reihenhäuser, die einen nicht zu vernachlässigenden Anteil am Eigentumsbestand ausmachen. Wie von der Energieberatung der Verbraucherzentrale neben zahlreichen Handwerkern bestätigt, lassen sich dort aufgrund der geltenden Abstandsreglungen in den Bauordnungen wegen Lärm- und Brandschutz keine Wärmepumpen aufstellen und auch Photovoltaik auf den eher schmalen Dächern kann deswegen keine nennenswerte Rolle spielen. Hier bleiben bei Ausfällen von Heizungsanlagen die Alternativen völlig im Unklaren, abgesehen von einem kurzzeitigen Ersatz durch gebrauchte Anlagen – es ist kaum zu erwarten, dass in solchen Wohngegenden kommunale Fern- und Nahwärmenetze angedacht werden und die Beimengung alternativer Kraftstoffe im Gasnetz ist für die weitere Zukunft unrealistisch. Dies ist jedoch nun ein Hauptgrund, und weniger das Finanzielle, dass viele Eigentümer noch rasch neue Gasthermen einbauen lassen, auch wenn ihnen dies aus ökologischen Aspekten eigentlich widerstrebt. Ähnliche Fragen ergeben sich in Eigentumswohnanlagen oder auch in größeren Mietwohnungsobjekten, in denen beispielsweise Gasetagenheizungen in Gebrauch sind – was sind die Alternativen nach Havarie einer einzelnen Heizung; muss dann die gesamte Immobilie auf ein zentrales Heizsystem umgestellt werden? Das sind jedoch wenig thematisierte, aber wesentliche Fragen, die das neue Gesetz offensichtlich nicht berücksichtigt und nicht machbar regelt, auch wenn natürlich der Stoßrichtung der energetischen Erneuerung grundsätzlich zuzustimmen ist. Über eine wiederholte kritische Begleitung des Gesetzgebungsprozesses hierzu und eine entsprechende Berichterstattung würde daher nicht nur ich mich freuen. – Steffen Wippel

 


 

 

Leserbriefe zu „An der Grenze des Machbaren?“ Streit von Rasmus Andresen und Jens Spahn

 

Ich stimme Herrn Spahn zu, dass ein Eingreifen notwendig ist, insbesondere weil wir als Gesellschaft bereits an den Grenzen des Machbaren angekommen sind. Gleichwohl ist der humanitäre Faktor, den Herr Andresen anspricht ebenso zu berücksichtigen. Die aktuellen Statistiken zeigen, dass die Bundesrepublik Deutschland mit 237.691 Asylsuchenden weltweit an vierter Stelle steht. Die Türkei steht mit 294.078 an dritter Stelle, Peru ist mit 536.965 auf Platz zwei, und die USA führen mit 1.439.653 Asylsuchenden die Liste an. Diese Zahlen beziehen sich alle auf das Jahr 2022 und stammen von statista.de. Deutschland ist mit etwa 353 Millionen US-Dollar im Jahr 2022 das größte Geberland für gemeinsame Fonds für humanitäre Hilfe. Dies zeigt, dass Deutschland in Bezug auf die Bereitschaft zur humanitären Verantwortung wegweisend ist. Es ist kein Zufall, dass viele Flüchtlinge gerade deshalb in die Bundesrepublik kommen möchten. Deutschland als ein Hort der Hoffnung, ein helles Licht der Welt. Dennoch ist es wichtig, die Realität und die damit verbundenen nackten Zahlen anzuerkennen. Eine kontrollierte Einwanderung halte ich für sinnvoll und sogar geboten. – Michael Ayten

 

Die Argumente beider Politiker sind nicht wirklich neu. Es ist absehbar, dass auch diese Reform bzw. Verschärfung des Asylsystems eine unwürdige Scheinlösung für Europa ist und das Sterben im Mittelmeer nicht beenden wird. Im Gegenteil! Je härter, restriktiver und drakonischer die Abschottung gegen Schutzsuchende auch ausfällt, die irreguläre Migration wird sie nicht aufhalten. Auch hier wird das Gegenteil eintreten. Die verzweifelten Menschen, für die die Flucht alternativlos ist, werden ein noch höheres Risiko eingehen. Dabei gibt es echte Alternativen und Modelle. Doch solange kein echter politischer Wille vorhanden ist und nur 16 von 27 Mitgliedstaaten an der Umverteilung beteiligen, ist die „Grenze des Machbaren“ noch längst nicht erreicht! – Franz Josef Dorn

 

Asylzentren nicht außerhalb, sondern innerhalb der EU ist gewiss von edler Gesinnung getragen, doch ist das Kurieren an Symptomen. Der gordische Knoten ist die Rückführungsproblematik. Solange die Herkunftsländer von den Überweisungen der hier Gestrandeten profitieren, wird das deren Kooperationsbereitschaft schwerlich beflügeln. Auch der neue EU Fahrplan wird den Zustrom kaum bremsen und den Verdruss weiter steigern. Die Lösung wird vermutlich wie beim Atomausstieg nur in einem radikalen Systembruch liegen, mit dem alle bisherigen Regularien zunächst außer Kraft gesetzt werden. Die nötigen verfassungsändernden Mehrheiten würden sich finden, sobald die AfD auf 25 % und mehr vorrücken sollte. Das käme zwar einer Bankrotterklärung gleich, sich quasi das Heft des Handelns nehmen zu lassen, aber Not kennt kein Gebot. – Christoph Schönberger

 

Ein Grüner Junge im klimatisierten Brüsseler Elfenbeinturm, der sein bisheriges Leben theoretisierend in einer Politblase verbracht und seine Heimat Deutschland aus den Augen verloren zu haben scheint, will gestandene Gemeindeoberhäupter dazu verdonnern, keine Immigrantenobergrenzen festzulegen und zur Bereitstellung immer weiterer Asylunterkünfte zu zwingen! Geht ’s noch? Wie wär’s, wenn er und seine ähnlich denkenden grünen Genossen ihre Häuser und Wohnungen für die Aufnahme aller künftigen Immigranten zur Verfügung stellen und die Kosten für ihre Unterbringung, Verköstigung und Ausbildung selbst übernehmen würden? Dann lernten sie neben der heiligen Theorie auch die schnöde Praxis kennen! Oder, theoriebeschlagen, wie er nun einmal ist, ändert er endlich das inzwischen völlig aus der Zeit gefallene Asylgesetz, das die Mütter und Väter des GG zu einer Zeit ersonnen, als die letzte Völkerwanderung 1 1/2 Jahrtausende zurücklag und eine künftige noch nicht erahnbar war? Wozu er sich auch entscheiden mag: etwas früher oder eben etwas später wandelt sich Deutschland in Klein-Afri-sien! Wenn ihm das vorschwebt, ist er mit seiner Zeitgeistmoralpolitik auf dem richtigen Weg! – Ulrich Pietsch 

 

Jens Spahn spricht das zentrale Problem der Flüchtlingspolitik an: Im Nahen- und Mittleren-Osten und in Afrika gibt es viele Millionen Menschen, die Grund haben, nach Europa und speziell nach Deutschland zu kommen, Rasmus Andresen weigert sich hier einfach, darauf zu antworten, natürlich weil er auch keine Antwort weiss. – Peter Pielmeier

 

Ihr Kinderlein kommet, oh kommet doch all´l, nach Deutschland her kommet, in diesen Wärmepumpen-Stall, und seht, was in dieser scheinheiligen Nacht, die Berliner Ampel uns viel Freude bringet und macht! (ganz frei nach dem Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet“, Text von Christoph von Schmid) – Klaus P. Jaworek

 

Im Interview bei dem Jens Spahn (Bundesgesundheitsminister) und Rasmus Andresen (Sprecher der deutschen Gruppe der Grünen im EU-Parlament) beteiligt sind, sagt Andresen: «Ja, ich würde sagen, dass sich viel zu viele Menschen auf der Flucht befinde. Wir müssen deshalb über Fluchtursachen sprechen – aber wir können die nicht kurzfristig verändern.» Der letzte Teil dieser Aussage ist typisch für die Ursache der gegenwärtigen Situation. Denn er besagt, wir können das langfristig verändern und wir sind daher auch zuständig und verantwortlich fürs Verändern. Und daher sind wir auch verantwortlich für die Fluchtursachen. Diese Aussage grenzt an Grössenwahn. Denn die Fluchtursachen können nicht ohne wirksame Teilnahme des Südens beseitigt werden. Das demographische Problem des Südens ist eine wesentliche Ursache für die Krisen, die die Flucht auslösen. Dafür muss der Süden, müssen die Eliten des Südens zunächst die Verantwortung übernehmen. Unsere Verantwortung liegt vor allem darin, auf diese Situation hinzuweisen.

Der besagte Satz wirft die Frage auf, wie könnten wir die Fluchtursachen langfristig verändern? Üblich ist der Vorschlag, wir müssten für mehr Bildung und für mehr Wohlstand als Voraussetzung für Bildung im Süden sorgen. Zu diesem Vorschlag folgender Einwand: Am 15.6.2023 kam in «SRF news» ein Bericht aus China, in dem am Beispiel eines arbeitslosen jungen Informatikers über die dortige hohe Jugendarbeitslosigkeit berichtet wurde. Diese beträgt für 16 bis 24-Jährige über 20%. Die Ursache ist eine wirtschaftliche Flaute verbunden mit der Situation, dass viele bestens ausgebildete Jugendliche neu auf den Arbeitsmarkt drängen. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, mit welchem Aufwand an fossiler Energie Chinas Regime sich bemüht, der Bevölkerung Perspektiven zu bieten. Diese werden auch als Ersatz genutzt für Perspektiven, die mit hohen Geburtenraten verbunden sind. Es stellt sich die Frage, welcher Aufwand an grüner Energie nötig ist, um durch das Anbieten von neuen Perspektiven, die Geburtenraten in Afrika auf ein Niveau zu senken, das – neben vielem Anderem – nötig ist, um den Klimawandel zu begrenzen. Dabei sind die Voraussetzungen in China um Größenordnungen besser, schon wegen der Auswirkungen der Ein-Kind-Politik, der florierenden Wirtschaft und der Motivation der Menschen.

Der Westen ist also weder verantwortlich für die Fluchtursachen, noch ist er in der Lage, dieses Ursachen zu beheben. Andresen erwähnt zweimal unsere, Aufgabe bestehe auch darin, Leid zu verhindern: «Wenn wir Asylrechte einschränken, führt das zu mehr illegaler Migration und zu mehr Leid.» Es ist aber zunächst Aufgabe der Eltern, Leid ihrer Kinder zu verhindern, indem sie nicht mehr Kinder in die Welt setzten als ihre eigenen Ressourcen langfristig zulassen. Wir dürfen etwa mit dem Hinweis auf die Menschenrechte keine Erwartungen wecken, die langfristig nicht erfüllbar sind. Der Widerspruch innerhalb der Menschenrechte zwischen den Rechten auf Lebensunterhalt und dem Recht auf Eigentum muss gelöst werden. Dies muss geschehen durch Interpretationen der genannten Rechte, die mit dem übergeordneten Ziel «gutes, langes Fortbestehen der Menschheit» vereinbar sind. Geschieht das nicht, wird Leid entstehen, das bedeutend grösser ist, als das von Andresen angesprochene Leid. – Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „DIE ANGST VOR KI“ von Hanno Rauterberg

 

»Sie wissen alles, auch das, was sie nicht wissen.« steht da über Textgeneratoren, womit das Kind zugleich beim Namen genannt wird: Die Texte werden nicht kreiert, sondern generiert. Weswegen eine Begrifflichkeit wie „Halluzination“ für das Phänomen einer dargestellten Möglichkeit, die sich statistisch nun mal ergeben kann, weil die Wahrscheinlichkeit für eine Fotografin Franzi Faberland nun mal, über Zeit und Raum hinweg, nicht gleich 0 ist, zu den Anthropomorphisierungen einer Technik gehört und sich nun mal, wie „Intelligenz“ auch, besser verkaufen lässt denn Begriffkonstruktionen aus der bunten Welt der Statistik. Und wenn etwas halluzinieren kann, verfügt es ja wohl über Vorstellungskraft. Und eine solche spreche ich dieser Technologie ab, nicht aber ihren Kontrukteur_n und Verkäufer_n und eben auch Sokrates nicht: Der wusste, Platons Bekunden nach, dass er nicht weiß — mithin sich also genau dies vorstellen konnte. Und wer über Vorstellungskraft verfügen kann, wird wohl auch das Vermögen der Urteilskraft sein eigen nennen können — doch Urteile können, sind die Gesetze bekannt und maschinengerecht aufgearbeitet, eben auch technisch produziert werden. Deswegen verfügt eine Maschine noch nicht über Urteilskraft. Auch wenn man es sich noch so sehr wünscht vom Fluch der eigenen Fehlurteile endlich befreit zu sein. Oder endlich auch als Richter_n die vier-Tage-Woche zelebrieren zu können und überhaupt von den Aktenbergen befreit zu werden.

Die Technologie ‚KI‘ weiß gar nichts. Sie produziert etwas auf dem für sie von Menschen bereitgestellten Datenmaterial nach von Menschen erdachten, kreierten, statischen Methoden mittels von Menschen erdachten und materiell realisierten physikalischen, mechanischen, chemischen Kompositionen, vulgo: Maschinen. Mensch nun lässt sich leicht dazu hinreißen, dieses Etwas mit „Wissen“ zu titulieren. Es ist letztlich indes ein Produkt, gefertigt von einer Maschine. Im Prinzip wie der Joghurtbecher auch, den eine Maschine nach Eingabe von Plastikmaterial auszuspucken im Stande ist — und für viele ist das Innenleben einer solchen Maschine eben eine Blackbox. Und baut man in eine solche Maschine ein wenig Zufall ein, voilà, schon gibt’s unterschiedliche Becher. Und wie wir den Zufall halt untersucht und mithin verstanden haben, verteilen sich die Variationen nach der berühmten Gauß’schen Kurve. Ein Wunder! Die Maschine ist intelligent! Sie kann denken! Will alles meinen: Nur weil man glaubt oder glauben mag, man verstehe nicht, was man gebaut habe, sollte man dieses Produkt menschlicher Kreativität eben nicht als intelligent auffassen. Wer das macht, muss auch einen sechsseitigen Spielwürfel als intelligent bezeichnen — vor allem dann, wenn er just im rechten Augenblick eine 4 anzeigt und keine 24 (ja, ja, eben das ist der Konstruktion nach eben nicht möglich, die Wahrscheinlichkeit mithin 0), was den Gegner auf dem »Mensch ärgere dich nicht«-Spielfeld von seinem Platz kurz vorm Ziel kickt (und die zigmale, wo eben genau das nicht passiert ist, fleißig dem Vergessen anheim fallen angesichts des Triumphes): Im Würfel muss eine Blackbox sein, die wir als Hersteller des Würfels nicht verstehen! Und alles Dunkle ist gefährlich! (Und lässt sich prima verkaufen; die christliche Kirche hat’s mit dem Teufel ja quasi vorgemacht, wie das marketingtechnisch funktioniert.) Dann macht halt das Licht an, ihr … – Volker Homann

 

Meine Angst vor natürlicher Dummheit ist deutlich größer als die Angst vor künstlicher Intelligenz. – Udo Wolter

 

Solange der KI der Zugriff auf die physikalische Welt der Waffen, Kraftwerke, Labore usw. verwehrt wird, sehe ich keine große Gefahr der Vernichtung der Menschheit durch KI, so ärgerlich es ist, dass KI derzeit faktisch eine Blackbox ist. Die Gefahr unkontrollierter – auch politischer – Einflussnahme ist dagegen sehr real, solange die KI munter fabuliert und viele Menschen das Fabulierte glauben. Es scheint mir dringend geboten, die KI so umzuprogrammieren, dass sie – wahrheitsgemäße – Nachweise / Quellenangaben für ihre Behauptungen liefern muss bzw. dann, wenn sie keine Quellen findet, das dann auch kundtun muss und nicht phantasieren darf. Meine alltägliche Angst / mein Ärger angesichts der zunehmenden Herrschaft des Digitalen ist freilich viel grundlegender: Von der Bank – und von manchen Veranstaltern – werde ich zum Online-Banking gedrängt, obwohl das durchaus nicht vollkommen sicher ist, von Krankenkasse / Finanzamt / Zeitung / Stadtverwaltung / Bahn / Rentenversicherung usw. dazu, doch gefälligst alles digital abzuwickeln. Bald wird aus dem Drängen wohl generell ein Zwang werden, weil die analogen Alternativen nach und nach abgeschafft werden. Diese schleichende Einschränkung der Wahlfreiheit – und zumindest beim Online-Banking auch der Sicherheit – sollte DIE ZEIT meines Erachtens auch einmal thematisieren. – Ulrich Willmes

 

Ich tagträume ja oft von einer Welt ohne Internet, so schrecklich dies jetzt für manche Menschen auch klingen mag. Aber wenn ich mir beispielsweise anschaue, wie gut doch die Menschen in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gekleidet waren, besonders in den 20er, 30er und 40er Jahren, da überkommt mich doch zuweilen das Gefühl, dass ich zu spät in der falschen Zeit geboren wurde. Ganz dandyhaft würde ich auf dem Hollandrad zum Zeitungsstand radeln und mir für 20 Pfennig eine Zeitung kaufen. Anderntags spazierend mit Schirm und Melone an belebten Cafés vorbeischlendern und mich an der mondänen Schönheit prachtvoller Bauten ergötzen. Hier würde ich kurz Halt machen, um einen Blick auf meine Taschenuhr zu werfen, die ich dann kurz darauf wieder in meiner Westentasche verschwinden ließe. Nur das mit dem Dritten Reich wäre so ein Problem. Ob ich mich dann wieder wegbeamen könnte, sobald die ersten Braunhemden auf den Straßen auftauchten? Und könnte ich Heinrich Himmler noch vorher in den Fluss schubsen? Alternativ würde ich dem ersten SA-Mann mit der Spitze meines Derbyschuhs gegen das Schienbein treten. Das Lied des Horst Wessel erstürbe. Aus den Kehlen, die noch eben die Parteihymne in den Himmel sangen, würden jetzt stattdessen Ihm nach! oder Packt ihn! erschallen. Die Flucht würde ich ergreifen, ganz in Indiana-Jones-Manier. Und dann, wenn mir die Puste ausginge, würde ich mich wegbeamen. So wie die Altherren-Helden aus der Star-Trek-Serie. Wobei ich an dieser Stelle ganz ausdrücklich bemerken möchte, dass ich mich selbst im Star-Wars-Lager verorte. Das ist der Weg. Doch zurück in die Zukunft.

Manchmal glaube ich, dass uns die ganze Technik eines Tages noch um die Ohren fliegen wird. Und dabei dreht sich die Welt schon schnell genug. Wir als Mensch des Anthropozäns, als homo oeconomicus, nehmen uns selbst schon lange nicht mehr wahr, spüren uns höchstens nur noch, wenn fremde User auf Instagram unsere Stories liken und dabei die begehrten Herzchen aufsteigen. Wie sollen wir da noch imstande sein, ein Gefühl für unsere Umwelt aufzuweisen? Die Moderne macht einen kirre und konfus. Und die momentane Hitzewelle ist unerträglich. Es gibt Waldbrände und Dürreperioden. Und doch verständigt man sich darauf, das Autobahnnetz noch weiter auszubauen & somit mehr unserer natürlichen Böden zu versiegeln. Es wäre nicht verwunderlich, wenn irgendwelche Geeks aus Kalifornien eines Tages die Weltherrschaft an sich reißen würden. Supernerds wie Mark Zuckerberg, der ja schon ziemlich alienhaft daherkommt, wenn wir mal ehrlich sind. Aber auch ein Bill Gates, der sich ja für viele Schwurbler bereits als hornbrillentragender Luzifer qualifiziert hat. Ach ja, und nicht zu vergessen, seit Neuestem dabei, der CEO von OpenAI, Sam Altman. Wenn jetzt noch ein Phantast wie Wladimir Putin mit seinen überspannten Ideen ebenso daran interessiert ist, mit einem langanhaltenden Vermächtnis ins Weltgedächtnis einzugehen, weil er meint, er sei der moderne Peter, stattdessen aber die ganze Zeit ein kollektives Desaster anrichtet, gerät die Welt vollumfänglich aus den Fugen. Himmel Herrje, wo führt das bloß hin? – Michael Ayten

 

Was hat die Digitalisierung an sich, oder E-Mail und Mobilfunk mit der KI im Allgemeinen und ChatGPT im Besonderen zu tun? Es sind doch Blogs, YouTube-Videos, Tweets, Messages von TikTok, Facebook, WhatsApp, usw. was die meisten Menschen die meiste Zeit benutzen. Es ist den Mobilnetz-Betreibern zu verdanken, die Konvergenz der bestehenden Medientechnik, sogenanntes „Triple-Play“: Internet, Telefon und digitales TV, einführten und dann haben uns die Firmen Google, Amazon, Microsoft und vor allem Facebook und Twitter verändert, wir sind in völlige Abhängigkeit von ihnen geraten. Google kaufte YouTube, Facebook kaufte WhatsApp und Instagram, Microsoft kaufte Skype, Twitter kaufte SnappyTV, Twitpic, TellApart, Magic Pony Technology. Und dann kam noch ByteDance mit TikTok dazu. Die Digitalisierung macht das Leben bequemer, durch arbeiten zu Hause im Home-Office und durch das On-line-Shopping oder durch das Streaming von Videofilmen. Wie z.B. Ezra Mishan, damaliger Professor der Ökonomie an der London School of Economics, bereits 1971 in seinem Buch „The Cost of Economic Growth“ im Kapitel mit dem Titel The Cult of Efficiency schrieb: “Jeder Schritt vorwärts im technologischen Fortschritt transferiert, besonders in den sehnlichst erwarteten Dingen – …depersonalisierten Services, den ganzen Tasten-Komfort und rund um die Uhr synthetische Unterhaltung… – in wirksamer Weise unsere Abhängigkeit von anderen Menschen zur Abhängigkeit von Maschinen”.

Das Problem mit der „KI-Blackbox“ wird vom US-Militär gelöst. Man arbeitet schon an dem Problem, dass je komplexer ein KI-System wird, desto schlechter beherrschbar und schwerer verständlich wird es. Die US-Militärforschungsorganisation DARPA arbeitet am Projekt „Explainable Artificial Intelligence“ (XAI). Man hat sich offensichtlich gefragt, wie ein künstliches neuronales Netz zu seinen Entscheidungen bei militärischen Anwendungen kommt. Inzwischen gibt es Waffensysteme, die ohne menschliche Hand, autonom, agieren. XAI ist ein quelloffenes Framework, über das Verfahren und die Methoden für die Erklärbarkeit und Nachvollziehbarkeit von KI-basierten Handlungsempfehlungen verfügbar gemacht werden. Die US Army hat schon die „Robotic and Autonomous System Strategy“ herausgebracht. Und jetzt hat die US-Militärforschungsorganisation DARPA die „AI Next“, eine $2 Mrd. Kampagne, aufgelegt. DARPA will „kontextuelle“ KI bauen, die die Welt versteht. DARPA arbeitet auch an selbst-reparierenden und selbst-lernenden Robotern. Wo ist der Unterschied, ob Menschen im Web Fotos piratieren, dabei ignorieren sie das Copyright, und verändern sie dann mit Photoshop oder Picsart, oder die KI macht es? Das Gleiche kann man sagen, wo ist der Unterschied, ob Menschen Hoax, Fake News oder Desinformation in den sozialen Netzen verbreiten oder macht es die KI? Lange vor den sozialen Netzen und vor der KI, der U.S. Sozialkritiker Theodore Roszak hat in dem U.S. Magazin Digital Media vom 05.06.1995 einen Artikel „The virtual duck and the endangered nightingale“ geschrieben: „In einer Kultur, die sich sehr rapide zu einem dekonstruierten Chaos von Pixels und Soundbytes verwandelt, ist die einfache Fähigkeit, sich auf etwas zu konzentrieren, was länger als ein paar Sekunden dauert – einen Satz nach dem anderen zu verfolgen, den Anfang mit dem Ende eines Arguments zu vergleichen, zwischen einem Fakt, einer Meinung und einer Interpretation zu unterscheiden – diese fundamentalen intellektuellen Fähigkeiten können eine tödliche Degradierung erleiden.“ Welche Chance haben Menschen jetzt, um unterscheiden zu können, ob etwas ein Mensch oder eine KI-Software geschrieben hat? Herr Rauterberg beendet seinen Beitrag: „Von Auslöschung zu sprechen ist ganz gewiss übertrieben. Nennen wir es Selbstentmächtigung.“ Nur ist es keine Selbstentmächtigung im herkömmlichen Sinn, da die Mehrheit der Menschen keinen Einfluss auf diese Entwicklung hat. Der Mathematiker Norbert Wiener (verstorben im 1964), der Begründer der Kybernetik, meinte: „die eigentliche Gefahr der KI ist, dass solche Maschinen…von Menschen oder Gruppen dazu benutzt werden können, ihre Kontrolle über die Spezies zu vergrößern…“ Und jetzt passiert genau das, wie es Wiener beschrieben hat. Und wenn die Dinge einmal existieren, kann man sie nie wieder loswerden. – Igor Fodor

 

Die durch KI geschürte «Furcht vor drohender Hilflosigkeit» ist berechtigt und gibt doch Hoffnung. Denn die Erkenntnis der Hilflosigkeit muss ermutigen, nach den tieferen Gründen unserer Hilflosigkeit zu suchen. Und diese Gründe liegen nicht bei der KI. Die Ursache der Hilflosigkeit ist die Tatsache, dass kein Weltbild vorhanden, das geeignet ist, erfolgreich auf das anstehende von der Realität erzwungene Ende des exponentiellen Wachstums von Kopfzahl und Konsum zu reagieren. Gäbe es ein solches breit akzeptiertes Weltbild, dann wäre auch die «Angst vor KI» unnötig. Denn diese Angst ist insofern berechtigt, als die ungelösten Probleme von Regimes oder anderen Organisationen genutzt werden können, sich mit Hilfe von KI ungerechtfertigte Vorteile zu verschaffen. Rautenberg schreibt: «Das zentrale Versprechen der Computerpioniere war Souveränität. Die Digitalisierung sollte das Leben freier machen, maximal selbstbestimmt. Jetzt, im Angesicht der jüngsten KI-Wunder zeigt sich, dass es mit der Selbstbestimmung nicht weit her ist.» Aber es ist auch ohne KI nicht weit her mit der Selbstbestimmung. Die Ursache des Schlamassels ist das exponentielle Wachstum von Kopfzahl und Konsum der Menschheit. Nach der letzten möglichen Verdoppelung beider Grössen geht’s nicht mehr weiter und es wäre eventuell sogar angebracht, die letzte Verdoppelung rückgängig zu machen. Die Grundlagen dafür zu liefern, wäre auch eine Aufgabe für KI. Notwendig ist eine moralische und wissenschaftliche Begründung dieser Grundlagen. Die tiefere Ursache fürs Schlamassel steht schon in der Bibel: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein» Er braucht auch Perspektiven und die findet er entweder im Beitragen zur Produktion (Wirtschaftswachstum) oder aber im Beitragen zu hohen Geburtenraten. Letztere Perspektiven werden genutzt, wenn die erstgenannten Perspektiven nicht vorhanden sind, oder aber wegen fehlender Ausbildung nicht genutzt werden können 

Eine wichtige Aufgabe von KI müsste auch sein, herauszufinden, welche mit Nachhaltigkeit vereinbaren Perspektiven geboten werden können, als Ersatz für Perspektiven, die mit zu hohem Wachstum verbunden sind. Es geht auch um Ersatz für Perspektiven, die dadurch verloren gehen, dass KI Arbeitsplätze vernichtet. Solche Perspektiven sollten verbunden sein mit der Zuteilung von Verantwortung für den Weg der Menschheit in die Zukunft. Auch KI kann nicht eine Fortsetzung des exponentiellen Wachstums von Kopfzahl und Konsum erzwingen. Sie kann und muss aber helfen, die sich daraus ergebenden Einschränkungen verständlich zu machen und helfen, die entsprechenden Verantwortungen und Aufgaben zu begründen und zu verteilen und nicht helfen, die Menschen zu entmündigen. Die entsprechende Aufgabenstellung muss sich an folgendem orientieren: Wir sind nur Gast auf diesem schönen Planeten und müssen somit dafür sorgen, dass dieser Planeten unseren Nachkommen unversehrt übergeben werden kann. Das betrifft Ökonomie und Ökologie aber auch die Demographie. – Gernot Gwehenberger

 

Fazit Ihres Artikels, dessen Argumentation und Schlussfolgerungen ich absolut teile, KI verbieten, ebenso alle Anwendungen, alle Forschungen sofort einstellen und alle Forscher einsperren! Da das illusorisch ist, offenen Auges in die Katastrophe marschieren!? Erinnert an die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts als namhafte Forscher vor der Entwicklung der Atombombe warnten! Vergebens! Seitdem schwebt das eine Schwert des Damokles über uns! Nun kommt ein zweites hinzu! Eines wird doch wohl mal treffen und es wird müssig sein, darüber nachzudenken, welches, denn dann gibt es niemanden mehr dafür! Keine schöne Vorstellung! – Wolf Günther 

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Recht nett“ von Anna Mayr

 

Warum die AFD im Aufwind ist fragt Ihr? Das kann ich Euch sagen: Politik und „Zeitgeist“ entfernen sich immer mehr von den Sorgen und Nöten der „kleinen Leute“. Es wird über LGBT und Gendern schwadroniert, die vermeintlich xenophoben Menschen werden mit Ihren Sorgen nicht nur nicht ernst genommen, sondern zu Dummköpfen und ewig Gestrigen erklärt. LGBT und Gendern interessieren die große Mehrheit der Leute nicht. Vor der Zuwanderung haben die Menschen Angst, auch wenn man ihnen noch so oft sagt, dass das unnötig ist. Außerdem haben die Menschen den Eindruck, dass die politischen Parteien vorwiegend um sich selbst kreisen, vor allem die, die eigentlich für die „kleinen Leute“ da sein sollten, wie die SPD oder die Linken. Ich glaube sofort, dass 67% der AFD-Wähler (wahrscheinlich sogar mehr) keine Rechtsradikalen oder gar Nazianhänger sind. Sie fühlen sich vernachlässigt. Die Arroganz der „Eliten“ und der Politiker treibt die Leute in die Arme der AfD. So einfach ist das. – Wolf Bruns

 

Meine Meinung zum Erstarken der AFD habe ich zum Artikel von Di Lorenzo abgegeben. Ich möchte Sie auf eine unnötige Interpretation in Ihrem Artikel hinweisen. Sie schreiben, „dass 67 Prozent der potenziellen Wähler die Partei aus Frust wählen wollen,…“ Meine kritische Tochter hat dieses zu ihrem Erschrecken so gelesen, dass es der Prozentsatz aller Wahlberechtigten ist. Auch wenn man in Ihren nachfolgenden Sätzen eine gewissen Klarstellung erfährt, erkennen Sie, dass durch eine, Ihnen eigentlich nicht unterstellte Nachlässigkeit, Fehleinschätzungen möglich werden. – Jürgen Dressler 

 

Es ist zu begrüßen, dass sich DIE ZEIT mit der Problematik zur AfD auseinandersetzt. Vielen Dank dafür. Es ist notwendig. Sie sprechen richtigerweise die bevorstehenden Wahlen an. Ihr Beitrag „Recht nett“ von Anna Mayr bringt es auf den Punkt. Ihre Situationsbeschreibungen lassen sich wie Schablonen auf viele Regionen der beigetretenen Bundesländer legen. Scheinbar macht die AfD eine gute strategische Arbeit, ist gerne ansprechbar und geht auf die Leute zu. Einfach nett. Nun können das natürlich andere Parteien wie CDU/CSU auch. Aber die Nähe der Auseinandersetzung zur AfD bzw. die direkte Auseinandersetzung mit dieser Partei stagniert oder fehlt teilweise ganz. Ist es der fehlende Mut oder kennt man sich vor Ort und will diesen Streit nicht wegen der Nachbarschaftspflege? Manchmal können Erklärungen so einfach sein. Ich werde oft auf Programme und Strategien der AfD angesprochen. Ja, ich bin der Überzeugung, über diese könnte und muss die AfD gestellt werden, soweit es über ihre Polemik hinaus überhaupt Programme der Regionalverbände gibt. Gewinnt die AfD Plätze in den regionalen Parlamenten auf Grund ihrer erfolgreichen Polemik werden sie auch ein beachtenswerter Entscheidungsträger vor Ort. Und schwuppdiwupp wird so mancher Mittelständer oder auch Wirtschaftskapitän seinen Umgang mit dem für ihn zuständigen „AfD belasteten kommunalen Parlament“ neu prüfen. Hier gelten halt andere Mechanismen als im Deutschen Bundestag oder auch Landesparlamenten. Was wünsche ich mir als Wähler? Die demokratischen Parteien sollten ihre Erfolge für die Menschen gut und verständlich verkaufen und nicht in den Sumpf von Streit, ich meine nicht den demokratischen Streit, versinken. Richtig ist, nachdem CDU und CSU sich wieder zusammengerauft haben, sind die AfD – Werte gesunken. Setzen wir uns mehr mit der AfD – Programmatik auseinander und befähigen wir dafür vor allem Politiker aller demokratischen Parteien vor Ort. Die AfD muss ernst genommen werden. Lobenswert, dass es DIE ZEIT tut. – Ulf Leisner

 

Übt die AfD auf manche Wähler:innen der Mitte wirklich eine große Anziehungskraft aus oder liegt der Grund für den Erfolg eher darin, dass die CDU/CSU zu sehr den Eindruck einer „Soft-Opposition“ macht und deshalb nicht überzeugt? Denn das neue Heizungsgesetz löst erhebliche Existenzängste aus. Wer beispielsweise auf dem Land wohnt kann eben nicht mit einem Angebot für einen Fernwärmeanschluss rechnen, sondern muss besonders als Rentner oder auch als Schwerbehinderter oder als nicht so gut Situierter damit rechnen, dass man keinen Kredit erhält, um die Vorgaben des Gesetzes zu erfüllen. Deshalb räumen immer mehr Wähler:innen mittlerweile sogar offen ein, was mir vor kurzem jemand ins Gesicht schleuderte: „Ich wähle bei der nächsten Wahl aus Protest AfD. Es reicht mir jetzt. Jetzt muss endlich etwas passieren!“ Hätten die demokratischen Oppositionsparteien die Ampel-Regierung besser kontrolliert und klarer und schärfer darauf hingewiesen, beim Erreichen von Klima-Zielen müsse die Bevölkerung verantwortungsbewusst mitgenommen und dürfe nicht abgeschreckt werden, wären zumindest aufgrund dieses Themas nicht so viele Stimmen zur AfD abgewandert. Butterweiche Opposition mit dem Ziel, sich es mit ROT oder GRÜN nicht zu verscherzen, weil man ja zu hoffe, mit einer der beiden Parteien wieder in eine Bundesregierung eintreten zu können, ist die falsche Strategie und schadet der Demokratie insgesamt. – Johann Rentz 

 

Wer in der Lebenswelt der Menschen vor Ort etwas sucht, findet immer Normalität. Diese Normalität sieht sich immer mehr umzingelt von unerbetenen Veränderungen. In dieser „bedrohten“ Normalität stößt Anna Mayr auf eine AfD, die die Menschen da abholt, wo sie stehen. Bei der Gestaltung und Umsetzung der Veränderungen braucht die Verantwortung tragende Politik heute die Menschen mehr denn je, und zwar als aktive Partner, nicht nur als passiv mittragende Bürger. Das war schon bei Corona so und das ist nun noch mehr so bei der Klimawende, etwa beim Thema Heizen. Ohne die Menschen geht nichts. Die AfD bestätigt die besorgten Bürger nun darin, wenn sie nicht mitgehen wollen, wenn sie in ihrer Normalität bleiben wollen. Während die Parteien der Mitte ideologisch aufrüsten und polarisieren, präsentiert die AfD sich vor Ort als ruhige konservative Partei. Wo im fernen Berlin die regierenden Parteien und die CDU Maß und Mitte verlieren und alles Vertrauen verspielen, sammelt die AfD vor Ort das verlorene Vertrauen ein und bietet sich als anschlussfähige Partei an. Wohl immer mehr auch für die Politik auf kommunaler Ebene, wo es gemeinhin nicht um ideologische Auseinandersetzungen geht, sondern eher um gute praktische Lösungen. Offenbar stehen Schutz der Normalität und Schutz unserer Lebensgrundlage mit den dafür notwendigen Veränderungen gegeneinander. Auflösen lässt sich dieses Gegeneinander nur, wenn es gelingt, aus Betroffenen Beteiligte zu machen. Giovanni di Lorenzo hat recht: Wir sollten die Themen der Menschen nicht ignorieren. Vielleicht sind die von den Klimaaktivisten geforderten Räte gar nicht so schlecht? Keimzellen für solche Räte gibt es in vielen Gemeinden schon. – Reinhard Koine

 

CDU/CSU habe seit deren Gründung keine Probleme gehabt sich rechts zu zeigen, man braucht nur an Globke, der Marinerichter (MinP), Strauß, Kopf-ab Jaeger oder Dregger und viele andere zu denken. Wie war es mit der Fluchthilfe aus dem Gefängnis in Landsberg wo eine Menge Nazigrößen saßen? Wie schwierig war es nicht für Nicht-konservative die gegen Adolf-Nazi gekämpft hatten, anerkannt zu werden. Ich verstehe den Frust bei der CDU/CSU, denn die meinen sie sind von Gott auserwählt Deutschland zu führen. Heute wenn man z.B. Merz oder insbes. Spahn und Söder hören, ist deren Wortwahl oft denen der AfD kaum zu unterscheiden. Warum sollen da rechtslastige Wähler da nicht gleich AfD wählen, wenn man überlegt, unterscheiden sich beide Parteien bei vielen Fragen sehr wenig!

Hör bitte endlich auf mit der Verniedlichung der Leute die AfD wählen! Wer AfD wählt weiss, dass er eine Partei wählt, wo viele Hitler und Putin bewundern und, dass diese Partei keine Skrupel habe die Demokratie abzuschaffen. NSDAP hatte auch mit ein paar wenigen angefangen und wir alle wissen, was für Folgen, das hatte. Damals marschierten und stimmten die Leute auch nur aus Protest mit. AfD sagt zu alles etwas, was kein Zuhörer weh tut, sie legen ihre Köder so geschickt aus, dass selbst linke Personen es nicht merken und in die Falle landen. Da zusätzlich „konservative“ Politiker, ohne sich zu schämen die AfD-Sprache verwenden haben die AfD-Wähler ein gutes Gewissen, wenn sie sagen, dass sie nur das Original wählen. – Stein-Erik Greter

 


 

 

Leserbriefe zu „Das wird mir langsam zu Dorf“ von Mark Schieritz

 

Ich bin – wie der Autor – auf dem Dorf aufgewachsen. Ich weiß deshalb, wie sehr man dort auf das Auto angewiesen ist und welche riesige Freiheit der Führerschein bedeutet, wenn man diesen mit 18 endlich nutzen kann. Trotzdem kann ich nicht verstehen, warum es bei der Forderung nach autofreien Städten diesen Beißreflex gibt. Anstatt als Außenstehender den Städtern die Ruhe und Lebensqualität einer autofreien Innenstadt zu gönnen, wird mit einer Mischung aus Egoismus und Angst reagiert. Dabei geht es doch gar nicht darum, das Leben auf dem Land zu verändern, sondern das Leben in der Stadt zu verbessern. Ein noch größeres Privileg ist es, im Speckgürtel einer Großstadt zu leben: das ruhige, geräumige Wohnen dort, kombiniert mit der Pro Kopf deutlich teureren Infrastruktur. Wenn man dann trotz dieser Privilegien fordert, dass auch noch die Vorzüge des Stadtlebens in wenigen Minuten mit dem Auto erreichbar sein sollen, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Vor allem, weil dieser Autoverkehr eine wissenschaftlich nachgewiesene immense Belastung für die tatsächlich dort lebenden Menschen ist. Egoismus pur. Als letzter Appell: Besuchen Sie doch mal die Friedrichstraße und schauen Sie sich an, wie viel entspannter die Leute dort schlendern und die Zeit genießen, trotz der noch ausbaufähigen Straßengestaltung. – Thomas Meyer

 

Echt jetzt? Widerworte aus der Provinz. Natürlich macht Stadtluft frei und die Doofen im Dorf sehen nur „die Miste“ vor der eigenen Haustür. Dennoch erlaube ich mir das großzügige Angebot des Autors, dessen Kenntnisse über „das“ Dorfleben offensichtlich von alten Jugenderinnerungen dominiert werden, abzulehnen: no deal! Was ich dagegen fordere: autofreie Dörfer durch Verlagerung des lästigen Schwerverkehrs, der über Bundes(!)-, Land(!)- oder Kreis(!)-Straßen ungebremst und laut durch die Dörfer brettert, z.B. auf die Schiene. Ausbau des Nahverkehrs auch auf dem Land, sodass auch wir im Dorf vom Deutschlandticket profitieren, falls wir doch einmal Stadtluft schnuppern wollen, um unseren Horizont zu erweitert; oder umgekehrt die Städter, wenn sie zur Zerstreuung am Wochenende raus ins Grüne fahren, nicht mehr auf Autos angewiesen sind. Ferner eine digitale Infrastruktur, die dem Vergleich mit der Stadt Stand hält: genauso gut, genauso günstig(!). Eine zuverlässige Postzustellung, und zwar an 5 Tagen der Woche. Eine kommunale Energieversorgung (Strom und Wärme!), damit wir endlich nicht mehr im Wald Holz fällen und/oder Öl verfeuern müssen. Die Liste ließe sich fortsetzen um viele andere Leistungen, die zu einem guten Teil aus Steuergeldern finanziert werden. die – sieh an! – auch in Dörfern erhoben und von Dörflern bezahlt werden. Oder irre ich mich? Stadt und Dorf sind doch längst nicht mehr durch Stadtmauern und Zollschranken voneinander getrennt, sondern eng miteinander verwoben. Ich kenne weder „Gallische Dörfer“ noch „Bullerbüs“, die vermutlich nur in den Landlust-Fantasien von Städtern existieren? Niemand im Dorf schreibt „den Städtern“ irgendetwas vor – man gewinnt nur leider tatsächlich zu oft den Eindruck, dass man im Dorf an einem Ort lebt, „der nicht zählt“ und das Interesse in Bund und Land vorrangig der „idealen Stadt“ (und dem idealen Städter?) gilt? Wie wäre es also, wenn wir den infrastrukturellen Wandel in Stadt UND Dorf gleichermaßen vorantreiben. Also autofreie Dörfer und Städte, eine gute Infrastruktur allerorts und für alle Bundesbürger. Deal? – C. Gutekunst

 

Der Stadt-Land-Konflikt ist so alt, wie es Städte gibt. Lange haben die Städte eine große Anziehungskraft auf das Land ausgeübt: Arbeit, Freiheit, Aufstieg, ein besseres Leben. Heute sind die Lebensverhältnisse in Land und Stand weitgehend gleichwertig. Und viele ländliche Regionen können inzwischen ihrerseits mit Arbeit, Freiheit, Aufstieg und einem besseren Leben locken. Außerdem gibt es eine starke Durchmischung. Viele arbeiten in der Stadt, bevorzugen aber das Leben auf dem Land. Und umgekehrt. Bei diesen Entwicklungen verwundert es nicht, wenn das Phänomen der moralischen Überheblichkeit inzwischen in Land und Stadt gleichwertig verbreitet ist. Wie auch die Unsicherheit, die ja die Quelle für moralische Überheblichkeit ist. Wir leben in Stadt und Land in derselben unsicheren Zeit, in der sich die Frage nach dem richtigen Leben objektiv und subjektiv durchaus drängend stellt. Da schießen die Überzeugungen wie Pilze aus dem Boden, gerne auch dominierend. Mit diesem unhaltbaren Überzeugungsüberschuss soll die jeweilige Unsicherheitslücke geschlossen werden. Das klappt aber nicht, auch nicht durch ständiges auftrumpfendes Wiederholen. Denn es gibt kein richtiges Leben im falschen, weder in der Stadt noch auf dem Land. Sag ich mal so als Städter, der auf dem Land lebt. – Reinhard Koine 

 

Kann es sein, daß in unserer Gesellschaft gerade jeder mit Eifer dabei ist, mit aller Macht seine Meinung durchzusetzen? Jede Ansicht zu jedem Thema wird sofort zur Ideologie erklärt und somit ist ein Kompromiss von vornherein in weite Ferne gerückt. Ob Klima, Wärmepumpe, Verbrennermotor, Corona, ja selbst bei des Deutschen liebstem Hobby, dem Fußball, gibt es nur noch Schwarz oder Weiß. Vielleicht täte ein bisschen „Laissez faire“ uns allen ganz gut, damit die Gemüter sich somit wieder auf einen erträglichen Stand einpegeln. – Roman Beck

 

Mit Bedauern musste ich feststellen, dass Mark Schieritz in der letztwöchigen Ausgabe meinen zugegebenermaßen recht ländlich geprägten Heimatlandkreis Erlangen-Höchstadt falsch geschrieben hatte. Das konnte ich natürlich nicht unkommentiert lassen. – Jonathan Willner

 

Lasst die Kirche und die Autos im Dorf. Dorfbewohner können gern fordern, das Autofahren müsse in der Stadt überall möglich sein, so wie auf dem Land gewohnt, Tags und während der Ruhezeit des Nachts. Der mitgebrachte Autolärm ist dann aber kein Ausdruck von Urbanität. Die Städter müssen sich mehr wehren, insbesondere autofreie, innenstadtnahe Wohngebiete einfordern, wo es die Mehrheit der Bewohner will. Und keine so bezeichneten „autoarmen“ oder Anlieger-frei-Mogelpackungen. In Mittelstädten sollte es autofreie Neubaugebiete geben, weil in der Bestandsquartieren die Mehrheit der Einwohner mit den Autos einverstanden ist und der Bedarf an autofreien Wohnmöglichkeiten anders nicht gedeckt wird. – Joachim Falkenhagen

 


 

 

Leserbriefe zu „FRIEDRICH WIRD VOLLJÄHRIG“ von Florian Jaenicke im ZEIT Magazin

 

Ich habe nicht nur aus beruflichem Interesse, sondern auch mit dem Mitgefühl einer einstmals betroffenen Mutter (lange Geschichte…) ihre Bilder und Berichte über und mit Friedrich in den letzten Jahren verfolgt und kann vielleicht helfen: es gibt tatsächlich immer mehr Institutionen (nach BTHG: „andere Wohnformen“) wo die Individualität des von einer komplexen Behinderung betroffenen Menschen, seine Wünsche und Interessen und sein Lebensglück im Mittelpunkt des Bemühens steht und nicht seine Diagnose. Mit vielen Menschen mit und ohne Behinderung habe ich in den letzten Jahren forschen dürfen, oft ging es um die UN Behindertenrechtskonvention, aber auch um musikgestützte Kommunikation (wäre das vielleicht was für Friedrich?), um Leben in der eigenen Wohnung, um vieles mehr. Wenn Sie möchten, können Sie mir gern schreiben, vielleicht finden wir einen Weg, gangbar für die Familie. Eine Möglichkeit vielleicht: www.die-robben-wulfsdorf.de. – Christiane Drechsler

 

Dieser Artikel hat mich sehr bewegt und ich kann den Eltern die Sorge gut nachfühlen. Auch ich habe einen schwerstbehinderten Sohn, jetzt 40 Jahre alt. Nach der Schule besuchte er eine Tagesstätte in Hamburg von Leben mit Behinderung Hamburg. Seit 15 Jahren lebt er in einer Einrichtung in Mölln. Und dort geht es ihm sehr gut. Es ist sein Zuhause geworden. Falls Friedrichs Eltern dies lesen: halten Sie durch, sie werden für ihn das richtige finden! – Brigitte Büttner 

 

Vor gut zwei Jahren habe ich Ihnen schon einmal einen Leserbrief geschrieben zu Ihrem Artikel „Härtefall“ in der SZ. Nun lese ich im Zeit Magazin erneut von Ihrer Familie und stolpere vor allem über die Tatsache, dass Sie genau das beschreiben, was seit einigen Jahren unser „großes Thema“ hier in Soest – einer Kreisstadt in NRW – ist: Der eklatante Mangel an adäquaten Wohneinrichtungen für Menschen mit schwersten Behinderungen sowie die Tatsache, dass von uns Eltern ganz selbstverständlich angenommen wird, dass wir natürlich hunderte Kilometer pro Strecke fahren, um unsere schwerstbehinderten Kinder zu sehen oder auch mit ihnen gemeinsam den Wohnort wechseln. Kein Aufschrei in der Bevölkerung, kein Aufschrei in der Politik. Altersheime gibt es in Soest wie Sand am Meer. Niemand würde erwarten, dass alte Menschen aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen werden und gut 60km oder mehr entfernt in ein Altenheim ziehen. Auch mit Kindergärten ist unsere Stadt sehr gut versorgt. Was wird als erstes gebaut, sobald ein neues Wohngebiet entsteht: Der Kindergarten. Auch wir haben einen schwerstbehinderten Sohn mit Pflegegrad 5, Jahrgang 2005. Unser Sohn Felix ist allerdings bereits vor gut vier Jahren in eine Wohneinrichtung für Kinder und Jugendliche mit Behinderung in das gut 60km entfernte Bigge/Olsberg gezogen, weil wir vor allem die intensive Nachtbetreuung nicht mehr leisten konnten. Es war eine sehr schwere Entscheidung, doch unser einziger Ausweg, um weiterhin gesund durchs Leben zu gehen und für unsere Kinder da zu sein. In Bigge befindet sich die nächstgelegene Einrichtung von Felix‘ Heimatstadt Soest aus gesehen. Seit gut vier Jahren fahren wir also tausende Kilometer im Jahr, um unserem Sohn den Familienanschluss zu ermöglichen (Er hat noch zwei gesunde Geschwister, 10 und 14 Jahre alt) und um ihm eine gute Zeit zu bescheren. Das ist eine enorme Belastung für die gesamte Familie und war für uns nie eine Option auf Dauer.

Da es keine adäquaten Wohneinrichtungen hier in der Gegend gibt und die zuständige Behörde den eklatanten Bedarf leugnete, haben mein Mann und ich unser Schicksal selbst in die Hand genommen und den Bedarf durch Mund-zu-Mund-Propaganda selbst erhoben und dem LWL, der zuständigen Behörde, vorgelegt. Bisher haben wir 25 Familien gefunden, die ihren Bedarf angemeldet haben. Wir haben einen Förderverein gegründet (https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=http%3A%2F%2Fwww.lebenstraum-soest.de%2F&data=05%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C1738a6709279466cd06708db6e744467%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C638225218435793104%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C2000%7C%7C%7C&sdata=YXMvFKZGwUtqnVhu%2FpUxFKx8lgAywxLMc3M4VkpQq0I%3D&reserved=0), einen Träger gefunden und nun die Zusage, dass die Wohneinrichtung in unserer Stadt für zunächst 33 Bewohner realisiert werden soll (Wenn alles nach Plan läuft, sollen die Räumlichkeiten 2026 bezugsfertig sein). Mein Mann und ich sind entsetzt, dass uns als Eltern eines schwerstbehinderten Kindes neben allen Formularen, Bittsteller-Briefen und dem ganz normalen Alltag auch das noch auferlegt ist: Uns selbst um Wohnraum für unser Kind zu kümmern. Doch es gibt keine Stelle, die unser Anliegen wirklich ernsthaft aufgreift. Und was nützt das Klagen. Wir sehen, dass sich Hartnäckigkeit auszahlt. Das gibt ein gutes Gefühl. Wir möchten unserem Sohn unsere Lebenszeit schenken, und das geht nur, wenn er vor Ort ist. In der Wohngruppe fühlt er sich allem Anschein nach wohl (äußern kann er sich nicht) und er wird dort – insgesamt – auch gut versorgt. Doch Sie bleiben als Eltern immer „dran“, Sie müssen präsent sein. Und das ist auf eine solch große Distanz anstrengend (Stellen Sie sich schonmal darauf ein!). Hier vor Ort können wir die langfristige Betreuung von Felix deutlich besser „einstielen“. Wir als Eltern können nicht ewig für unsere Kinder da sein. Auch wir werden älter, die Belastungen nehmen zu. Außerdem haben auch wir Eltern nur ein Leben. Es ist nur fair unseren Kindern gegenüber, wenn wir ihnen früh genug ermöglichen, sich an das Leben in einer anderen Umgebung zu gewöhnen. Das macht sie auch flexibel und muss nicht immer schlecht sein. – Katja Tappesser

 

Ich weiß, daß ich die Berichte und Bilder von Familie Jaenicke und ihrem Sohn Friedrich, immer mit großer Anteilnahme verfolgt habe. Der Bericht über eine „staatlich verordnete“ Zäsur, 18 Jahre, war wieder sehr berührend ! Ich habe ein bisschen Hintergrundwissen. Ein von mir seit 2017 ehrenamtlich betreuter West-Afrikaner (23) hat eine Ausbildung als Pflegekraft, schulisch und in der Praxis, mit Erfolg abgeschlossen. Und als er fertig war, hat er sich spontan entschlossen, in einer Einrichtung für geistig und teilweise körperlich stark behinderter Menschen zu arbeiten. Und das macht er mit unverminderter Empathie seit nunmehr 3 Jahren. Ich würde gerne eine Anregung an Familie Jaenicke weitergeben: Ob sie demnächst einen Beitrag über den Bruder, sein Verhältnis zu, seine Arbeit für ihn, schreiben könnten ? In Erinnerung an den Film Rain Man von 1988, zugegeben hollywoodesk aufgemacht, andere Situation, war es doch ein Film über Bruderliebe. Tom Cruise war, wie üblich, schön. Der Schauspieler in dem Film war Dustin Hoffman. – Hartmut Wagener

 

Ich wüsste, was ich dem Staat, also wahrscheinlich Herrn Steinmeier als höchstem Repräsentanten, zu dem etwas mehr als einen Euro Aufwandsentschädigung pro Tag sagen würde, aber das ist nicht zitierfähig. Nur soviel: es geht um einen Körperteil und das Verb „schieben“. Auf diesem Körperteil sitzen einige unserer Bürokraten und hören während ihrer „Arbeits“zeit Bon Jovi in dröhnender Lautstärke. Gratuliert der bayerische Ministerpräsident eigentlich allen Einwohner*innen zu ihrer Volljährigkeit? Mit der Behinderung Ihres Sohns hat das wohl nichts zu tun, wenn man die Standardphrasen aus diesem Nullachtfuffzehn-Brief so betrachtet. Die Liebe, die Sie, Ihre Frau und Ihre Familie Friedrich entgegenbringen, war schon in Ihrer Kolumne spürbar. – Thomas Manthey

 

Ihr Beitrag listet Probleme, auf, doch er tut dies nicht in einem jammernden Ton. Zeitweise scheint die Frustration über die Verwaltungssituation durch, die eine ohnehin belastende Situation noch schwieriger macht, doch sie äußert sich nicht in heftigen Vorwürfen, sondern eher in Erschöpfung. Es ist auch schwer verständlich, warum mit dem 18. Geburtstag sich aus Sicht des Staates so viel ändert, obwohl Ihr Sohn diesen Geburtstag nicht als solchen wahrnehmen kann und sich für ihn nichts ändert. Ich bewundere die Geduld und die Liebe, die Sie und Ihre Familie in diesem Umfeld aufbringen, und wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie eine Lösung finden, mit der alle gut leben können. – Sabine Moehler

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Extrem normal?“ in Politik

 

Finde es sehr fragwürdig, der AFD mit Titelthema die Bühne zu bieten dazu noch mit Titelbild von Frau Weidel. Politik und die gesamte Mediengemeinde machen ja grade nichts anderes – und nun auch noch DIE ZEIT. Dürfen uns nicht wundern, warum die AFD nun solch hohe Zustimmung bekommt. Schade, dass DIE ZEIT nun da auch mitmacht. – Christoph Ammon

 

Man bekämpft die AfD, indem

– der Kanzler nicht phlegmatisch-schmallippig Papiere vorliest, sondern seine Politik mit Klarheit und Leidenschaft erklärt (Pistorius!)

– die grüne Basis ein Stück weit auf ideologischen Ballast und Randthemen verzichtet und ihre Regierungsmitglieder bei deren lobenswertem Ankommen in der Realität unterstützt

– die FDP, bei aller Notwendigkeit, immer den liberalen Ansatz mitzudenken, endlich die Dringlichkeit von Umweltpolitik und nötigen Normsetzungen anerkennt

– die CDU/CSU sich als sachbezogene Opposition darstellt und auf Schreihalsigkeit oder gar Patriotismus -Schwurbeleien verzichtet

– die Medien ihre Lust an katastrophischen Headlines zügeln, welche das Weiterlesen eines vielleicht erklärenden Artikels eher verhindern

– alle Diskursteilnehmer zu einer angemessenen Sprache zurückfinden, in der Sache (!) hart streiten, übereinkommen, dass wir in einer Umbruchzeit leben, die Opfer von allen erfordert, aber dabei auf persönliche Angriffe verzichten. Sicher kein Patentrezept, aber es wäre ein guter Anfang! – Peter Schiel

 

Plötzlich scheint die AfD für viele wählbar geworden zu sein, „weil die Funktionsträger disziplinierter geworden sind und nicht mehr Erschießungskommandos an der Grenze fordern“. Diese Feststellung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich hinter den meisten dieser Funktionsträger Wölfe im Schafspelz verbergen. Wie die NSDAP am Ende der Weimarer Republik besetzt die AfD heute Themen, die der Bevölkerung auf den Nägeln brennen, um sie in ihrem Sinne zum Angriff auf die Demokratie zu missbrauchen. Beispiel Klimawandel: Wegen des Theaters um das Heizungsgesetz greifen Demonstranten gerne das von der AfD kolportierte Argument auf, wonach „unser kleines Land“ den CO 2-Ausstoß vermindern will, während andere Staaten sich einen Dreck darum scheren. Falsch: Deutschland ist mit seiner Einwohnerzahl das weitaus größte Land in Westeuropa und kann durch seine Klimapolitik sehr wohl den anderen Staaten, von denen die meisten nur die Größe unserer Bundesländer haben, ein Vorbild sein. Ähnlich ist es mit dem Narrativ, dass wir von einer Öko-Diktatur gelenkt würden. Entlarvend war in diesem Zusammenhang, dass viele AfD-Abgeordnete bei der Feierstunde zum 17. Juni 1953 die mahnenden Worte des Bundespräsidenten, wonach die Menschen damals gegen eine wirkliche Diktatur rebellierten, mit einem breiten Grinsen quittierten. – Christian Merl

 

In Ihrer aktuellen Ausgabe haben Sie sich mit Ihrem Titelthema der allgemeinen Überraschung über den Erfolg der AfD angeschlossen. Warum dieser so unerwartet kommt, leuchtet mir jedoch auch nach der Lektüre der Artikel nicht ein, im Gegenteil: Sie drucken ja selbst ein Diagramm ab, aus dem hervorgeht, dass die Partei im Jahr 2018 schon einmal bei 18 Prozent war – nach Jahren der Empörung gibt man sich nun also plötzlich überrascht. Was jetzt auf einmal anders ist, das müssten Sie mir noch erklären. Antworten auf die Frage, warum die AfD so erfolgreich ist, bekommt man in den Artikel freilich wieder nicht. Neben vielen irrelevanten Details wie den schlecht eingestellten Mikrofonen und genauen Beschreibungen des Verhaltens der Reporterinnen kommen die Wähler der AfD nur sehr knapp zu Wort – wenn man sich wirklich für deren Beweggründe interessiert hätte, hätte man sie ausführlicher zu Wort kommen zu lassen. Im zweiten Artikel zum Titelthema geht es schießlich um mögliche Wege, AfD-Wähler „zurückzugewinnen“. Es geht um Strategie, es wird in Wahrscheinlichkeiten gesprochen, vage Empfehlungen gegeben, wie dass die Politiker „auf Unsicherheiten eingehen“ sollten. Auf eine Idee kommen die beiden Autoren freilich nicht: Nämlich, dass es auch einfach an den getroffenen politischen Entscheidungen liegen könnte. Anstatt von Wählern wie von Kunden zu sprechen, die man irgendwie dazu bringen muss, Ihr Kreuz im richtigen Kästchen zu machen, sollte man sie als Bürger ernst nehmen und in Betracht ziehen oder wenigstens so tun, als ob sie Ihre Wahlentscheidung auch aus inhaltlichen Gründen treffen. Ansonsten fühlen sich die Leute möglicherweise und absolut zurecht von Ihnen nicht ernst genommen. Eine bessere Reportage zum gleichen Thema findet sich ausgerechnet auf dem YouTube-Kanal von „Achtung, Reichelt!“. Was wurde hier besser gemacht? Man hat mit Wählern ausführlich gesprochen, kritisch nachgefragt und siehe da, es zeigen sich verschiedene Gründe, warum die Menschen die AfD wählen und warum sie dies trotz rechtsextremer Tendenzen in der Partei tun. Ich bitte Sie: Überlassen Sie die guten Reportagen nicht der (insgesamt natürlich deutlich weniger seriösen) Konkurrenz! – Valentin Glaser

 

Die von uns Menschen wahrnehmbare Wirklichkeit besteht immer aus einem Zusammenspiel von Verfügbarem und Unverfügbarem. Das gibt uns einerseits die Freiheit, Entscheidungen bezüglich unserer Lebensgestaltung treffen zu können, andererseits liegt darin die Herausforderung, eben solche Entscheidungen treffen zu müssen, obwohl wir über optimale Lösungskonzepte für alle Zeiten und Situationen nicht verfügen. Praktisch heißt das, dass totalitäre Lebensentwürfe keine Gültigkeit haben – auch dann nicht, wenn sie als idealisierte Verklärungen, radikale Entwürfe oder exklusive Glaubensvorgaben ideologischer oder religiöser Art daherkommen. Es ist also unsere Aufgabe, Hinterfragungen und Perspektivwechsel zum allseitigen Nutzen zuzulassen. Natürlich sollen Meinungen aufgrund von Erfahrungen zugelassen werden. Aber dabei darf es nicht bleiben. Die Begründungen unter Einbeziehung größerer Zusammenhänge sind ausschlaggebend. Wer bei punktuellen Weltsichten bleibt, ignoriert seine eigenen Talente. Und das sollte nicht zum Programm irgendeiner Partei oder sonstigen Gruppierung gehören. – Christoph Müller-Luckwald

 


 

 

Leserbriefe zu „Investier in dich!!!“ von Caroline Drees

 

Wir haben in den letzten Jahren eine Affinität zum „Coach“ entwickelt, die beängstigend ist. Diese Leute haben einen Einfluss auf viele Lebensbereiche, der mir Sorgen macht. Sie sind clever und ausgebufft um sich und ihre Masche als extrem wichtig darzustellen. Da kann man nur staunen, wie willig Tausende diesem Trend folgen. Eine traurige und gefährliche Entwicklung. – Manfred Mengewein

 

Unglaublich, wie sich manche Menschen vor- und verführen lassen! Ich habe mir seine Homepage angeschaut und direkt Angst bekommen. Jeder einigermaßen bei Sinnen scheinende Mensch muss doch merken, dass der Mann an dein Geld will. Danke, dass „Die Zeit“ diese Machenschaften recherchiert hat. Unsere heutige Zeit bringt leider viel Unsicherheit im Leben mit sich, und darauf spekulieren solche Geschäftsleute. – Ursula Schäfer

 

Coaching in der Ecke der Scharlatane. Enttäuschung bis Entsetzen, wie stümperhaft, unfair, unpräzise den vermeintlich professionellen Journalistinnen der Bericht über die Profession qualifizierter Coaches missraten ist. Da wird ein in der Tat Schaumschläger der Branche hergenommen und als quasi Standartenträger des seriösen Coachinggeschäftes auf einer ganzen Seite ins Rampenlicht gestellt. Das, was da analog oder digital auf reißerische Art und Weise praktiziert wird, hat mit ziel- und lösungs- orientierten Coachings aber auch gar nichts zu tun. Werte wie Respekt, Würde, Empathie, Wechsel- spiel aus Nähe und Distanz werden von Coaches Land auf Landab als oberste Maxime hoch gehalten. Es wird eben nicht manipuliert, „gepusht“, gedrängt. Schwarze Schafe gibt es in jeder Branche. Diesen aber einerseits die große Bühne zu bieten, die sie suchen und andererseits damit einer seriösen, sensiblen Arbeit flächendeckend den Schwarzen Peter zuzuschieben, ist schlechter Stil und dilettantischer Journalismus. – Georg-W. Moeller

 

Es wurden teils extreme Manipulationstechniken angewendet, um die Teilehmer:innen ungeachtet ihrer finanziellen Situation zu einem sofortigen Vertragsabschluss zu bewegen. Meine Bewertung wurde nicht veröffentlicht (bzw. gelöscht). – Jörg Behlert

 

Das ist der xte Artikel über unseriöse Coaches. Ich bin auch Coach – und ich fühle mich ehrlicherweise auf den Schlips getreten. Ich habe mehrere Ausbildungen bei sehr seriösen Ausbilder:innen gemacht. Zu klaren Konditionen ohne weitere Gegenleistung. Ich begleite gerne Teams und Einzelpersonen bei ihren Sorgen und in ihren Entwicklungen. Ich verdiene damit kein großes Geld, aber ich mache das einfach gerne. Und alle meine Coach-Kolleg:innen, die ich kenne, ebenfalls. Lange Rede: ich finde Ihren Artikel zu einseitig, denn es gibt sehr viele Menschen, die Coaches sind und einen hervorragenden Job machen. – Carolin Haußühl

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir stehen am Vorabend eines Krankenhaussterbens«“. Gespräch mit Susanne Johna und Karl Lauterbach geführt von Tina Hildebrandt und Carla Neuhaus

 

Herr Prof. Lauterbach behauptet, dass aus ökonomischen Gründen in Deutschland zuviele Patienten eine kathetergestützte Klappenersatz erhalten und dass die „erste Generation der Patienten“ einen hohen Preis dafür gezahlt habe. Er stellt damit die Tatsachen auf den Kopf, denn für seine sogenannte „erste Generation der Patienten“ gab es keine Behandlungsalternative. Leider hat Frau Johna nicht scharf genug widersprochen. Herr Prof. Lauterbach nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau. Er ist eingeladen sich mit mir um diese schwerkranken Patienten zu kümmern. – Michael Patten

 

In Ihrem Interview mit Herrn Lauterbach gibt es einige Begriffe die nicht neu sind und leider auch Begriffe die stiefmütterlich behandelt werden. Z.B die Eingruppierung von Krankenhäusern. Die Einstufungen in Stufen 1-3 gibt es bereits seit langem wie etwa für die Traumaversorgung. Weiterhin wird von 128 Leistungsgruppen gesprochen die zertifiziert sein müssen. Gerade die Zertifizierungsprozesse verschlingen Unmengen an Zeit, Personal und überdimensionale Bürokratie und Dokumentationsanforderungen und das jedes Jahr oder spätestens jedes Zweite für die sog. Rezertifizierungen. Die Qualitätssicherung und damit auch der Nachweis einer Behandlungsqualität ist ebenfalls zeitaufwendiger und bindet Personal aller Berufsgruppen innerhalb einer Klinik wieder mehr an den PC als an den Patienten. Ich lade sie gerne ein diese Prozesse einmal in Echtzeit in meinem Krankenhaus zu erleben. – Toni Fischer

 

Es geht immer wieder um dieselbe Sache, aber leider wird der Fokus nur auf die Krankenhäuser gelegt. Ich glaube, wir sollten mal grundsätzlich das Ganze System auf den Prüfstand stellen. Besonders auch mal die Verwaltungen. Brauchen wir wirklich die Kassenärztliche Vereinigung mit einem riesigen Verwaltungs- Apparat? Und brauchen wir wirklich so viele diverse Krankenkassen, die alle Landesfürsten Und landeseigene Verwaltungen haben? Ich bin kein Experte, aber ich bin sicher, dass hier Allein bei diesen zwei Themen viel Geld eingespart werden kann, aber leider sieht man Das wohl in der Politik nicht. Da ist es doch einfacher die Beiträge zu erhöhen. – Manfred Mengewein

 

Bitter ist das Eingeständnis von Karl Lauterbach, dass eine wirklich gute Krankenhausreform an den Sparzwängen des Bundesfinanzministers scheitert. Sollte uns unsere Gesundheit nicht so viel Wert sein, dass wir alles tun, „whatever it takes“, um eine flächendeckende Versorgung zu sichern? Lauterbach sagt, er will einen Systemwechsel, aber er traut sich nicht, die aktuellen Finanzierungsregeln grundsätzlich in Frage zu stellen. Klar, das scheitert an der FDP, wie derzeit alle tiefgreifenden Reformen . Dabei hat die von Olaf Scholz augerufene „Zeitenwende“ zum Beginn des russischen Angriffskriegs gezeigt, dass es auch anders geht. Warum soll eine solche Zeitenwende nur fürs Militär, nicht aber für die Gesundheit (und die Bildung, die befindet sich ja in einer ähnlichen Krise) möglich sein? – Dirk Kerber

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Vielen Dank für den Artikel von Herrn Dausend. Die moralische Überlegenheit vieler Leute nervt mich unglaublich. Die Vorverurteilung der Band Rammstein in den Medien finde ich sehr bedenklich. Man muss sich nur mal zurück erinnern, was mit Herrn Kachelmann passiert ist . Bis nichts bewiesen ist, sollte man sich einfach mal zurück halten. – Ulrike Kitzing

 

Sie also auch, in’s Schmuddel-Lindemann-Horn tutend; ich mach mit. Angenommen man würfe Lindemann in den Nolde-Polanski-Bach-Topf und rühre ihn nicht um, bliebe Schmuddel-Linde obenauf, schön sichtbar … Ihre Hinterfrage müssten Sie sich doch bitteschön selber beantworten können -oder ? Die besagten Topfhüter haben schon lange das Zeitliche gesegnet, ihre Werke sind nur ohne ihre Künstler zu bestaunen., schön getrennt von ihren Kunst-Urhebern. Man betrachtet also isoliert/getrennt. Zum Rammstein Konzert ohne Herrn Lindemann zu gehen, ist zzt. unmöglich, bzw. es wäre kein Rammsteinkonzert. Über Kunst lässt sich bekanntlich streiten, ich kann Rammstein nicht ab. Ihre Seitenhiebe auf andere Künstler betrachte ich als spaltenfüllenden Kokolores. Warten wir doch einfach ab, was sich i.S. Rammstein/Missbrauchsvorwürfe final ergibt, dann lohnt sich auch das Kolumnistendasein; übrigens auch wieder in klingender Münze … auch für schöne und weniger nützliche Dinge. In diesem Sinne und mit Hochachtung/Respekt vor allen Frauen. – Ralf Wollenberg

 

Lustig, dass Sie Roland Kaiser erwähnen. Laut Wikipedia hat Till Lindemann tatsächlich schon einmal für ihn geschrieben. Allerdings nicht „Warum hast du nicht Nein gesagt“. Eine Rammstein-Version dieses Liedes böte sich an. – Thomas Manthey

 

Zuerst möchte ich mich bei Ihnen und der Zeit für die differenzierte Berichterstattung über die Ereignisse, die sich so wohltuend abhebt von der anderer Presseorgane, bedanken. Letztlich handelt es sich, wenn überhaupt, um einen Fall Lindemann (wobei ja wohl noch die Unschuldsvermutung gilt) und nicht um den Fall Rammstein. Ich möchte mit einer Frage beginnen. Was hat W. G. Sebald mit Rammstein zu tun? Viel. W. G. Sebald fragte in Literatur und Luftkrieg, warum der Luftkrieg gegen Deutschland kaum literarisch aufgearbeitet wurde. Nun, wurde die Flugshowkatastrophe von Ramstein künstlerisch aufgearbeitet? Rammstein haben es getan. Wer hat sich an den kannibalistischen Mord herangewagt? Rammstein. Sie benutzen Motive aus dem Goethes Erlkönig (Dalai Lama) oder spielen mit der deutschen Sprache resp. lösen entsprechende Assoziationen aus (Du hast…). Rammstein singen in „Los“ „ihr werdet lautlos, uns nie los…das gehört zensiert…ging ein Sturm los“. Setzte Frau von der Leyen nicht ein Album auf den Index? Ist es nicht auch eine Aufgabe von Kunst zu provozieren? Nein. Provokation ist in Deutschland nicht mehr angesagt (erinnert sei diesbzgl. an Bertolt Brecht oder Walter Hasenclever u. a.). Eine „Houellebecq-Kultur“ wie in Frankreich gibt es in Deutschland (leider) nicht (mehr). Sie wollten und haben die Ruhe gestört (Ramm4). Der deutsche Michel möchte aber, dass über den Gipfel ruh’ ist (Goethe). Wer die Ruhe stört, über den bricht irgendwann der Sturm los. Der „Fall Rammstein“ ist eigentlich (sehr verkürzt) ein „Fall Deutschland“. Aber die Chance diese (Provokations-)Problematik wenigstens zu thematisieren oder gar aufzuarbeiten, wird mit Sicherheit nicht wahrgenommen werden, womit ich wieder bei W. G. Sebalds letztlich fruchtlosem Vorstoß angekommen bin. – Gerd-Rüdiger Erdmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Vor dem Hitzschlag“ von Katja Trippel et.al.

 

Vor allem die Armen und unsere Kinder trifft der Hitzschlag. Sie müssen in der Hitze zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlich zur Arbeit, in die Schule oder nach Hause bzw. in der Hitze draußen arbeiten. Sie werden vor allem die durch die Hitze bedingten höheren Preise für die Güter und Dienstleistungen des Alltags bezahlen. Reiche stört die Hitze viel weniger. Sie fliegen schnell dahin, wo die Natur noch in Ordnung bzw. wo es kühler ist, Sie können sich einen Umzug leisten und die höheren Preise fürs tägliche Leben sind für sie kein Problem. Oft verdienen sie sogar noch an den durch die Hitze entstehenden Schäden als Anteilseigner oder Unternehmer durch höhere Versicherungsprämien oder durch die anfallenden Preissteigerungen. Ja, der Schaden für die Gesellschaft ist enorm, dennoch an einem die Hitze hoch treibenden „immer weiter so“, hängen noch viel mehr finanzielle Interessen. Sehen Sie doch nur, selbst der Verlag „Die Zeit“ wirbt noch immer für die klimaschädlichsten Produkte, SUVs, Flugreisen, Zeit-Leser-Kreuzfahrten mit der Queen Mary 2, usw. Die Zeit hat bisher kein einziges Mal veröffentlicht, wie sie selbst je klimaneutral werden will oder ob sie auf 100% Ökostrom umsteigt. Noch hat „Die Zeit“ je thematisiert, dass es einen Konflikt zwischen der von ihr abgedruckten Werbung und dem Interesse der Gesellschaft gibt, jegliche Werbung für klimaschädliche Produkte zu verbieten. Ja, trotz aller gesellschaftlichen Schäden, und den vielen rührenden Berichten von Ihnen und Ihren Kollegen, der Verlag „Die Zeit“ hält stramm am „immer weiter so“ und seinem aufheizenden Kurs fest. – Klaus Siersch

 

So sehr ich Ihre Zeitung schätze, so sehr ärgert es mich, wenn in selbiger Banales, Fragwürdiges oder gar Falsches Verbreitung findet, besonders im „WISSEN“-Teil. In dem Schaubild „Sicher durch den Sommer“ werden 8 Empfehlungen zum Schutz vor Hitze gegeben. Die ersten vier (Wetterbericht / luftige Kleidung / viel Trinken / Vorhänge zuziehen), sind Allgemeinplätze, mit denen Sie aus meiner Sicht vielleicht noch Grundschüler beeindrucken können; bei normalbegabten Erwachsenen halte ich dieses Wissen für selbstverständlich. Bei Tipps für besseres Einschlafen würden Sie ja auch nicht „geschlossene Augen sowie eine liegende Körperhaltung sind von Vorteil“ empfehlen. Zurück zur Hitze: ab Schaubild 5 „…bei großer Hitze Fenster geschlossen halten“ wird es jetzt ärgerlich. Jeder, der z.B. schon einmal Afrika bereist hat, wird bestätigen, dass Querlüftung das A und O für ein angenehmes Raumklima ist, da die Luftfeuchtigkeit ständig abgetragen wird und im besten Fall ein leichter Luftstrom zusätzlich kühlt. In einem ungelüfteten Raum hingegen kann die Luftfeuchtigkeit bis ins Unerträgliche bzw. sogar bis ins Lebensbedrohliche ansteigen. Schaubild 6 „Eimer voll Eiswürfeln vor dem Ventilator“ bringt nach meiner Einschätzung in normal dimensionierten Aufenthaltsräumen so gut wie nichts (außer einer saftigen Stromrechnung). Schaubild 7 „Teppiche wegräumen“ halte ich für Quatsch, es sei denn „Die Zeit“ verweist auf eine wissenschaftlich belegte empirische Studie hierzu. Schaubild 8 „Sprühflasche mitnehmen“ ist für die Kurzstrecke vielleicht OK, nach einiger Zeit nimmt das Wasser jedoch die Umgebungstemperatur an und wer würde sich „zur Erfrischung“ schon 30°C warmes Wasser ins Gesicht sprühen? Hätte man mich gefragt (was Die Zeit Redaktion leider unterlassen hat), hätte ich aus eigener Erfahrung stattdessen z.B. folgende Tipps gegeben:

– Halten Sie sich unter Bäumen auf. Die Lufttemperatur im Schatten des Laubdachs ist um einige Grad kühler als in der Umgebung.

– Wärme steigt nach oben, Kälte sinkt herab. Schlafen Sie und halten Sie sich deshalb in Gebäuden möglichst weit unten auf, im Idealfall im Keller. 

– Stellen Sie sich mehrmals täglich für eine halbe Minute mit minimalem Wasserstrahl unter die Dusche. Die Temperatur des Wassers in der Steigleitung hat sich jeweils von allein auf eine ausgesprochen angenehme Temperatur erwärmt. Der gesamte Körperschweiß wandert in den Ausguss.

– Stecken Sie sich für unterwegs ein kleines Frottee-Handtuch ein, mit dem Sie sich bei Bedarf Gesicht, Arme und Nacken trocknen können.

– Nehmen Sie sich einen großen weißen Regenschirm als Sonnenschutz für Ihren Spaziergang unter freiem Himmel mit.

– Benutzen Sie nachts ein Leinen- oder Baumwolllaken (vom Flohmarkt oder aus der Aussteuerkiste ihrer Urgroßmutter) als Zudecke.

– mehr davon? Ich arbeite dran… – Stefan Büchner

 

Richtig. Der Klimawandel gefährdet unsere Gesundheit. Danke für gute Informationen zum Schutz unserer Gesundheit. Furchtbar, die Anzahl der Toten als Folge der Hitze nur in Deutschland. Der Artikel beschreibt einige Folgen des Klimawandels. Warum nicht die Ursachen ? Die Zeit kann bei den durchschnittlichen Lebensstilen der Industriestaaten, also auch Deutschland, niemals reichen, um unseren Enkeln/Urenkeln ein Leben in Würde bzw. ein Überleben zu ermöglichen. Daher erlaube ich mir, den Artikel um 7 Fragen zu ergänzen.

  1. Warum reicht nicht private Mobilität mit Bahn-Bus-Fahrrad-Taxi ? Taxi ist ÖPNV.
  2. Warum reicht nicht eine Wohnung in Nähe des ÖPNV? Erreichbar mit Fuß/Fahrrad.
  3. Warum reicht nicht Tourismus mit Bahn-Bus-Fahrrad ?
  4. Warum reicht nicht vegetarisches Essen aus der Region ?
  5. Warum reicht nicht (von Mode unabhängige) langlebige Qualitätskleidung ?
  6. Warum reicht nicht Ökostrom und proWindgas; z.B. von Green Planet Energy eG (Greenpeace) ?
  7. Ist ein konsequent umweltverträglicher und sozialverträglicher Lebensstil ein Verzicht oder ist ein solcher Lebensstil Freiheit mit der notwendigen Verantwortung ? – Volker Freiesleben

 

„Bäume, Sträucher und Grünflächen kühlen Städte an Hitzetagen effektiv.“ Richtig. Ich würde unbedingt ergänzen: Ungemähte Grünflächen! Eine einfach umzusetzende Maßnahme, die nicht nur kostenlos ist, sondern sogar Kosten für Strom, Verschleiß und Arbeitskraft einspart: Hört auf, Wiesen zu mähen, wo es nicht unbedingt nötig ist! (Wann ist es unbedingt nötig?) Die Temperatur auf ungemähten Flächen liegt bis zu 20 Grad niedriger als auf kurzgeschnittenen, die sowieso nach kurzer Zeit gelb sind. – Claudia Stursberg

 


 

 

Leserbriefe zu „DER ANGEKLAGTE“ von Khuê Pham im ZEIT Magazin

 

Ein Zeitgenosse erklärt hier: „Ich habe wirklich versucht, kein Arschloch zu sein“ Dieser Aussage widmet DIE ZEIT fast das ganze Magazin Heft. Das interessiert doch Niemand, die Versuche kein Arschloch zu sein. Mit dieser Arschlochphobie muss er selbst fertig werden. Viel Glück und Erfolg. Irgendwann wird es gelingen. – Hans-Emil Schuster

 

Lt. Pham soll bei Filmaufnahmen ein Tesla in einen 10 qm großen Raum gestellt worden sein. Ein Tesla Model S hat eine Länge von 5021 mm und eine Breite mit Außenspiegel von 2189 mm; ergibt eine Fläche von 10,990969 qm, passt also gar nicht in so einen kleinen Raum. Für wie doof hält Pham ihre Leser? Und dass die ZEIT keinen Lektor haben kann, ist sowieso klar bei der katastrophalen Interpunktion und der ebensolchen Orthographie: wie-Vergleiche werden immer in Komma abgetrennt, auch wenn es kein ganzer Satz oder ein Partizip ist; Plural von story ist stories, von community: communities, nicht „ys“. Und dafür bezahle ich mein Geld. – Detlef Rein

 

Mein Abonnement habe ich aus verschiedenen Gründen kürzlich gekündigt. Was sich jedoch in aktuellen Ausgabe des Magazins lesen muss, übersteigt meine schlimmsten Erwartungen bezüglich Ihrer Zielgruppe. In Zeiten, in denen sexuelle Gewalt an Frauen in jeglicher Form endlich mindester Sprache kommt und unter dem Einfluss der ungeklärten causa Rammstein, bekommt die Reportage über Kevin Spacy riesigen Raum in Ihrer Ausgabe. Was erwarten Sie, wenn Sie eine junge unbedarfte Reporterin (warum erlaubt er wohl ausgerechnet dieser Frau ein Interview??) in das Gespräch mit einem der besten Schauspieler unserer Zeit schicken? Wäre ein Interview mit den Opfern von solchen Übergriffen nicht das angemessenere Thema? Ich bin entsetzt, meine Töchter sind es auch und ich bin nochmal froh, nicht mehr Abonnent zu sein. – Andrea Griebel

 

Ich bin langjährige Zeit-Abonnentin, aber die Inhalte der letzten Monate im ZEITmagazin machen mich manchmal echt sprachlos, entsetzt, fassungslos. Erst ein reißerischer (fragwürdig motivierter) Artikel über Jessie Weiß, bei dem man sich fragt, was die Autorin dem Leser eigentlich mitteilen möchte? Und jetzt auch noch einem mutmaßlichen Straftäter diese Bühne bieten. Zu diesem Zeitpunkt diesen Artikel veröffentlichen, wo mehr denn je klar ist, wie wichtig es ist, dass die Opfer gehört werden müssen. Ich könnte das noch ewig ausführen, wie unzeitgemäß, kontraproduktiv und unangemessen diese Art von Artikeln sind. Das neue Chefredakteur-Team ist offensichtlich ein absoluter Fail! – Nina Martin

 


 

 

Leserbriefe zu „Schlechter Stil“ von Ingo Malcher

 

„Dior, Prada oder Chanel haben ihr Russlandgeschäft drastisch reduziert- bei Hugo Boss ist das anders. Man habe alle eigenen Läden in Russland geschlossen beteuert der Modehersteller Hugo Boss. Trotzdem ist der Wert der dorthin gelieferten Ware seit Kriegsbeginn höher als im Jahr zuvor“ erklärt der Autor Ingo Malcher. Die Chose läuft doch so. Ob Krieg oder nicht, der russische Gentleman kleidet sich gern elegant. Auch bei einer drastischen Vollsperre wird er das Gewünschte erhalten. Eben dann vielleicht über den Zwischenhandel. Das wird teurer, aber dem Gentleman ist es das wert. Das beigefügte Foto zeigt einen Jackettträger mit einem schicken Taschentüchlein in der Brusttasche. Mit russischen Nationalfarben. Na dann, stolzes Flanieren auf dem Roten Platz. – Hans-Emil Schuster

 

Hugo Boss hat schon mit den Nazis florierende Geschäfte gemacht (nachzulesen bei Wikipedia). Wundert es Sie dann noch, dass die Firma mit Sowjetfaschisten Handel treibt? Die Letzte Generation könnte ja auch mal in Moskau Aktionen gegen Symbole des modernen Reichtums starten. – Thomas Manthey

 

… schlechter Stil ist auch dieser Artikel, der eine deutsche Firma wegen angeblichen Fehlverhaltens an den Zeitungspranger stellt. Ich frage Sie: haben Sie deutsche Firmen auch an den Pranger gestellt, als diese während völkerrechtswidriger Angriffskriege der USA in die USA lieferten? Oder herrscht bei Ihnen zweierlei Moral? – Dirk Engelhardt

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum berührt uns Literatur, Herr Martínez?“. Gespräch mit Matías Martínez geführt von Yannick Ramsel und Anna-Lena Scholz

 

Nicht nur Literatur berührt uns und lässt uns eintauchen in die Gefühle anderer, auch das Lesen einer Zeitung nimmt uns mit auf eine Reise in die Denkwelt und Bedürfnisse anderer. Nicht nur die Artikel lösen in uns Bedürfnisse und ein Verlangen aus, auch die in den Medien abgebildeten Reklamebilder und Werbetexte prägen unseren Eindruck am Ende der Lektüre. Der so gewonnen „Gesamteindruck“ entscheidet über unsere weiteren Wünsche und Handlungen. Das Abbilden von SUV, Luxus und Reisen Reklame hat leider weitreichende Folgen, ob wir die Informationen über Klimakatastrophen ernst nehmen, oder durch die „Du darfst weitermachen wie bisher“ Reklame es ablehnen, uns einzuschränken. Neue Erzählungen täten da dringend Not! Sehen Sie doch nur, selbst der Verlag „Die Zeit“ wirbt noch immer für die klimaschädlichsten Produkte, SUVs, Flugreisen, Zeit-Leser-Kreuzfahrten mit der Queen Mary 2, usw. Die Zeit hat bisher kein einziges Mal veröffentlicht, wie sie selbst je klimaneutral werden will oder ob sie auf 100% Ökostrom umsteigt. Noch hat „Die Zeit“ je thematisiert, dass es einen Konflikt zwischen der von ihr abgedruckten Werbung und dem Interesse der Gesellschaft gibt, jegliche Werbung für klimaschädliche Produkte zu verbieten. Ja, trotz aller gesellschaftlichen Schäden, und den vielen rührenden Berichten von Ihnen und Ihren Kollegen, der Verlag „Die Zeit“ hält stramm am „immer weiter so“ und seinem aufheizenden Kurs fest. – Klaus Siersch

 

Auch wenn der Schwerpunkt dieses sehr interessanten Interviews ein anderer war, möchte ich doch nachfragen (denn dies haben die Interviewer leider nicht getan), was der „Chauvinismus von Faust“ sein soll. Die Gretchentragödie in Goethes „Faust“, die in der Urfassung noch herzergreifender war und bei der Goethe die Partei der Kindsmörderin ergreift, offenbart die geradezu feministische Seite dieses großen Dichters. Solche unkommentierten Bemerkungen haben die Wirkung kleiner Handgranaten und befördern das fehlende Interesse an wertvoller Literatur. – Michael Patten

 

Immer wieder wird Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ in den Mittelpunkt einer Gefühlswelt erhoben, die uns bis heute betroffen machen möge – und müssten doch erkennen können: dass dieser Lebensroman in Briefform ganz bewusst auf (jugendlichen) Liebesschmerz arrangiert war, Goethe mit diesem Szenarium auf die Tränendrüsen des jungen Publikums in seiner Zeit sich werblich-dramatisch hervorheben wollte… Sehr zeitnah erklärt Prof. Matias Martinez: „Das Buch war ein großer Bestseller seiner Zeit, aber höchst umstritten – weil Goethe einen Selbstmord präsentiert, ohne ihn theologisch oder moralisch zu verurteilen. Vor allem befürchtete man, dass Werther als schlechtes Beispiel dient und Leser ihm nachfolgen in den Suizid. Doch es gibt nur einen einzigen belegten Fall unter den Zeitgenossen: Eine junge Frau hatte sich getötet – und in ihrer Tasche fand man das Buch. Daraus wurde später der Werther Effekt.“ – übrigens wurde dieses Mädchen (Christiane Henriette Sophie von Laßberg) mit dem Werther-Band (an/in der Ilm zu Weimar) am 16. Januar 1778 durch ihren Suizid, dort aufgefunden. Goethe schreibt später sinngemäß in „Dichtung und Wahrheit“: …Ich verwandelte Wirklichkeit in Poesie – wohingegen andere meinten, Poesie in Wirklichkeit verwandeln zu müssen. Zum Treffen Napoleons mit Goethe in Erfurt am 2. Oktober 1808 hatte sich der Dichter geehrt zu fühlen gehabt: der Usurpator und Imperator kannte „seinen Werther“ in und auswendig, konnte Passagen daraus fast wörtlich zitieren, ja ließ Goethe wissen: dass er diesen Briefroman sieben Mal gelesen habe und ihn stets bei sich mittrage… „Vous etes un homme!“ – bestätigte dieser selbstgekrönte Napoleon seinem Gegenüber und ließ ihm einen Orden verpassen, den auch Christoph Martin Wieland sich anhängen durfte… Mit diesem Dichter Wieland aber hatte sich Napoleon über eine Stunde unterhalten, ausdrücklich herbeibefohlen vom „Weltgeist zu Pferde“ zu einem Abend im Weimarer Schloss, wohingegen Goethe eher doch nebenbei vom größenwahnsinnigen Korsen „besichtigt“ wurde…

Weltbewegende Auswirkungen hatte Goethes „Werther“ jedoch nicht – ganz anders die philosophischen Schriften des Karl Marx aus Trier: dessen Ideologie wahrlich die Menschenwelt veränderte, da die Interpretationen der irdischen Machtinhaber zu dieser Idealität des Philosophen: nur zum Machtmissbrauch führten und die anteilige Menschheit in ein wahnsinniges Chaos plus der Kriege zur Lebenshölle werden ließ… Adolf Hitlers „Mein Kampf“ wäre ohne den Kommunismus als primäre Feindschaft des späteren Diktators und ebenso Größenwahnsinnigen und Massenmörders – nie geschrieben worden, hätte es jenen Unbekannten aus Braunau am Inn, niemals in dieser furchtbaren Positionierung gegeben! Somit können in unserer Menschheitstragödie letztlich nur vier schriftliche Bewirkungen als unerträgliche tragische Welt-Literatur hervorgehoben werden: die Bibel (inclusive mit Jesus von Nazareth), der Koran, die Mao-Fibel, das Werk von Karl Marx und Hitlers „Mein Kampf“. Ebenso aber verhält es sich antik mit Homers „Odyssee“ und der „Ilias“ – diese Werke „Alexander – genannt: der Große“ auf seiner „Welteroberung“ stets bei sich trug, ihm ein Leitstern waren, die Abschriften er unter seinem Kopfkissen auch im Schlaf stets mit „inhalierte“… Aristoteles als Lehrer seiner Philosophie: sollte sich schämen über diesen doch so mörderischen Lehrling aus seinem Geiste! Aber kommen wir zu einem sogenannten Skandalbuch „Gebrauchsanleitung zum Selbstmord – Eine Streitschrift für das Recht auf einen frei bestimmten Tod“ aus dem Jahre 1982, das im damaligen Robinson- Verlag in Frankfurt erschienen war: der Verleger Dr. Frank Brunner ganz bewusst dieses Thema verifizierte und hierzu präzise Handhabungen aufgeführt sind, um Selbsttötungen zu brutalsten Selbstzerstörungen mit zu vermeiden. Das Buch kam auf den Index – und durch klarsichtige Artikel in DIE ZEIT, dem SPIEGEL und anderen Medien: wurden dann zehntausende Exemplare direkt beim Verlag bestellt, immer mit der brieflichen inhaltlichen Bitte: doch diese Postzusendung anonym (ohne Verlagsbenennung) zu versenden. Das waren sicherlich keine Kandidatinnen für ihren Suizid, sondern Menschen: die sich informieren wollten und im extremen Falle einer absoluten Unaushaltbarkeit des Lebens – um hierbei schmerzfrei eine lebensbeendende Rezeptur vorfinden zu können… Prof. Martines erweitert dieses Programm zum erschreckenden Welttheater des Daseins, indem er im Interview mit Yannick Ramsel und Anna-Lena Scholz eher pauschalisierend zu erkennen gibt: „Die Weltliteratur ist ja voller Schrecklichkeiten! Mord, Vergewaltigung, Tod. Die Tendenz, die wir an den US-amerikanischen Universitäten, aber mehr und mehr auch bei uns beobachten, ist: Der akademische Unterricht soll ein „safe space“ sein, ein sicherer Ort. Entsprechend lautet die Erwartung, vor dem Seminarbesuch vor möglicherweise anstößigen Inhalten zu warnen.“

Manches Klischee wird in diesen Fragestellungen und Antworten in DIE ZEIT dann doch zu häufig bedient und wahrscheinlich ist hierbei auch nicht anders verlautbar, auszuweichen – als eben Pauschalisierungen mit einzubauen… Doch viel deutlicher sollte vermerkt worden sein, dass Literatur dadurch auch ihre Wirkung erhält, indem die entsprechenden Beschreibenden ein ganz außergewöhnliches Leben vorzuweisen hatten/haben: mit allen Höhen und Tiefen und oft auch nur in den fatalen Abstürzen in ihren eigenwilligen, getriebenen Anwesenheiten: Villon, Baudelaire, Rimbaud, Verlaine, Georg Trakl, Heinrich von Kleist, Paul Zech, Hanns Henny Jahnn, Che Guevera (in der Umsetzung von Theorie zur Praxis des revolutionären Menschen) – aber auch Martin Luther (in seinem unverändert religiösen Wahn); und sicherlich die Standardgrößen Goethe und Schiller als fast schon „trojanische Pferde“ für die deutsche Literatur: wie dies durch Christian Dietrich Grabbe so benannt wurde! Da durch diese beiden Großschriftsteller dann mit und nach ihnen alles bewertend bemessen wurde, was auf den Buchmarkt kam… Der „Pabst“ Marcel Reich-Ranicki unter den Kritikern hatte sich ebenfalls hierzu geäußert, indem er (selbst ein „trojanisches Pferd“ der Kritikerzunft) kundtat: „Unter Goethe, Schiller und Thomas Mann mache ich es nicht…“

Somit kommen dann diese Missachtungen und gar Verpachtungen im Literaturbetrieb zustande, wenn ein einzelner Großkritiker sich anmaßt, über Autoren und Autorinnen zu richten: wobei u.A. anfänglich hierbei Peter Handke, Martin Walser und Thomas Bernhard zu benennen wären – wohingegen eine Ulla Hahn als Dichterin (vom MRR liebevoll und liebestoll?) in den Himmel gepriesen wurde… Wir könnten Henry Miller als den Veränderer zur öffentlichen Lust und Laune auf den massiven Sex erkennen wollen, sicherlich ein Prophet der befreienden Sexualität – seine Bücher hatten Signalwirkungen gegen diesbezügliche Verklemmtheiten und sind ganz bestimmt keine unliterarischen Pornographien! Anais Nin wäre hierzu mit aufzuführen – auch eine Ingeborg Bachmann als herausragende Beschreiberin ihres eigenwilligen und schwierigen Lebens, was und mitempfindend mitbetroffen macht! Überhaupt ergänzen sich die Künste wie in einem Rausch des Lebens und Verlebens – sind die Briefe des Vincent van Gogh ebenso voller Farben und Flammen wie seine Bilder und diesbezüglich ebenso die Schriften des Paul Gauguin, dessen Bilder aus der Südsee seine Verachtung gegenüber der sogenannten Zivilisation, verdeutlichen… Das könnte vielfach erweitert werden zu den Schriftstellerinnen und Schriftstellern der Jahrtausende, zu den KünstlerInnen: die in ihrem Leben nach Wahrheiten und Entsorgungen von Lügen und Verlogenheiten suchten: und dafür ihr Dasein (tödlich) mit riskierten: körperliche, geistige, seelische Abstürze inclusive und zudem die anteiligen Verachtungen bis in den Rufmord – um hierbei auch Oskar Wilde zu benennen.

Und dann wird da eine ZEIT-Frage gestellt „Berührt uns Literatur heute zu sehr“ – die nun wirklich fehl am Platze ist und Prof. Martinez fast schon scheinbar weichgespült darauf antwortet: „Ich glaube tatsächlich, wir leben in einem neuen, sensibilisierteren Zeitalter. Und wünschen uns von der Literatur, dass sie uns moralisch festigt.“ Woraufhin die ZEIT nachhakt: „Ihnen scheint das nicht zu behagen.“ – und Prof. Martinez konsequenter verdeutlicht: „Meine Sympathie gilt einem anderen Literaturverständnis. Der spanische Philosoph José Ortega y Gasset hat 1925 einen Essay geschrieben mit dem Titel „Die Enthumanisierung der Kunst“. Ortega sagt, dass der künstlerischen Ausstellung des Leidens fiktiver Figuren etwas Inhumanes innewohnt. Sie sind zur Beobachtung freigegeben – das hat etwas Voyeuristisches, sogar etwas Sadistisches. Literatur löst auf diese Weise Schocks aus, sie stellt moralische Gewissheiten infrage und überschreitet unsere inneren Grenzen. Darin liegt für mich eine große Leistung von Literatur. Wir sollten sie nicht in den Giftschrank verbannen.“ Womöglich so übertragbar und dennoch läuft das ganze Menschenspiel an Dramen nicht ohne diejenigen, die uns die Anstöße geben: um durch Rebellion und Revolution den Zustand der Menschenwelt zu verändern: die mit ihrem Gefühls-und-Kopfinhalt die Phantasien in die Wirklichkeit veräußern, um vielleicht eine Menschenveränderung zu bewirken, in jedem von uns durch das Vorhandensein dieser Personen aus den Vergangenheiten und in der/die Gegenwart. Wie sagte es Karl Marx unumstößlich: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern.“ Gift wird mit Gegengift behandelt – doch was ist letztlich das Serum für ein Menschenparadies auf Erden – dafür aber haben wir den religiösen Himmel (der Lügen) uns erfinden lassen! Welch ein Wahnsinn! Doch dagegen haben wir die uns verändernde Literatur, die Kunst: besonders aber hoffentlich den persönlichen Verstand und die Vernunft zur eigenwilligen Verfügung. Wehret nicht mehr den „Anfängen“, sondern in der Gegenwart das Bewusstsein für die befreiende Zukunft unseres jeweils zeitlich begrenzten Menschen-Daseins… „Ein Volk, ein Brei, ein Rührer“ – Vergangenheit? Schon wieder sind Diktatoren in dieser Menschenwelt hochkatapultiert und führen Kriege, warten auf den Moment ihrer „Machtvollkommenheit“, um die Welt in einen Untergang zu bestimmen, mit dem Risiko sich selbst zu eliminieren: geisteskranke Wahnsinnige? Oder aber im Spektrum des Menschenmöglichen dies dann furchtbar Ausreizende bis in die absolute atomare Katastrophe einer diktatorischen Vollendung der Auslöschung allen menschlichen Lebens. Warum also – Herr Professor Martinez – verführt und berührt uns die Literatur nicht zur absoluten Vernunft? – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Angstfreie“ von Jörg Lau

 

Da scheint Reibung vorprogrammiert zu sein, wenn die riesige Bürokratie des Bundesministeriums für Verteidigung auf die Energie und den Tatendurst des Boris Pistorius trifft. Reformen wären da wohl nur einleuchtend. Andernfalls sähe sich das Ministerium weiterhin kursierenden Gags und Jokes ausgesetzt, wie zum Beispiel der verbreiteten Auffassung, dass es sich beim BMVg in erster Linie um eine Verwaltungsbehörde mit angeschlossenem Streitkräftebetrieb handelt. Doch ich bin da recht guter Dinge, weil unser Verteidigungsminister doch einen außerordentlich guten Eindruck bei der Bewältigung seiner Arbeiten macht. Da ist es ihm auch verziehen, wenn bei einer Pressekonferenz sein Handy auf einmal zu klingeln beginnt und wir alle erfahren, dass als Klingelton der Superman-Soundtrack läuft. War das herrlich, als ich dies zum ersten Mal sah und hörte. Das tat der Sympathie aber keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Es zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. – Michael Ayten

 

Wenn ausgerechnet beim Militär, das doch durch ein Befehls- Gehorsamsdenken geprägt wird, die Idee auftaucht „Grundsätzlich soll auf den unteren Ebenen entschieden werden, was immer geht“, dann klingt das erstmal gut und sinnvoll. Unteren Ebenen mehr Verantwortung zu geben, deren Fähigkeiten abzurufen, was würde dagegen sprechen. Genau das: Es ist ziemlich realitätsfern zu glauben, so ginge das. Zu den vielen Erlassen, Anordnungen, Weisungen und ein verinnerlichtes Gehorsamssystem kommt eine neue Anordnung dazu, evtl. auch als Erlass: „Ich verordne euch mehr Selbstständigkeit.“ Das ist natürlich kontraproduktiv. Statt mehr Verantwortung und Selbstständigkeit zu gewähren, ja zuzulassen, im Alltag zu praktizieren, also eine neue Anordnung. „Top-down“, wie es im Artikel heißt, das soll der Minister anordnen. Wie wäre es, anstatt eines weiteren Befehls einfach mal das Befehls- Gehorsamsdenken in Zweifel zu ziehen, Untergebenen wesentlich mehr Freiraum zu verschaffen, indem man so manche Weisungen schlicht abschafft? Das wäre dann ein Prozess, der erfolgsversprechender ist als – mal wieder- eine Anweisung von oben. – Wolfgang Gurtner

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Rauf runter rauf“ von Simon Langemann und Robert Pausch

 

Hat schon mal jemand validiert, ob die AfD womöglich neuerdings dazu aufruft an diesen Umfragen teilzunehmen oder gar BOTs eingesetzt werden? Der plötzliche ‚Sprung‘ der AfD wirft Fragen auf; die dadurch (erwartungsgemäß) entstandene mediale Präsenz könnte ein Schachzug sein, um als ‚normal‘ und wählbar dazustehen. – Stephanie König

 

Nachdem seit einiger Zeit die Anglomanie Besitz von den Halbgebildeten ergriffen hat, hat sie seit Längerem auch die `Zeit` erreicht. An so seltsame Begriffe wie `Podcast`, Influencer` etc. hat man sich gewöhnt, was aber bedeutet `Wokenes`? – Hans Ernst

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wenn ihr Trump kriegen wollt«“ von Paul Middelhoff

 

Der Artikel läßt einen ratlos zurück. Es scheint, als impliziere der Autor, daß die juristische Verfolgung Trumps nicht gut sei für die US-amerikanische Gesellschaft. Oder zumindest wirkt er hilflos angesichts der kritiklosen Gefolgschaft Trumps. Letztlich sind die Anklagen gegen Trump wohl Ausdruck des Versagens der US-Gesellschaft (und wenn man eine Seite zum Berlusconiartikel zurückblättert auch der europäischen). Wie kann es soweit kommen, daß rechtmäßige Anklagen von schweren Verbrechen gegen das „Wohlbefinden“ einer Gesellschaft aufgewogen werden? Wie konnten Parteien (hier wie dort), Journalisten und die breite Öffentlichkeit es zulassen, daß einzelne (sehr reiche) Menschen das System vorführen und unter Applaus dieses (rechtsstaatliche und demokratische) System unwidersprochen und womöglich ungestraft angreifen? Der Aufstieg Trumps (Berlusconis) ist die Kehrseite der Medaille des Versagens der westlichen, freiheitlichen Gesellschaften. – Wolfgang Michel

 

Bitte, welche Alternative gibt es dazu, die berechtigten Gerichtsverfahren gegen Trump zu verfolgen? Gegen den Mann, der den Sturm auf den Kongress geradezu befohlen hat – was hoffentlich bald zur Anklage kommt. Er ist nicht weniger als ein Scharlatan und Lügner, der nicht ins Weiße Haus gehört sondern in ein Gefängnis. Warum räumen ihm Medien weltweit so viel Raum zur Verbreitung seiner Lügen ein? Ist es zu anstrengend, seinen falschen Aussagen immer und immer wieder zu widersprechen? Wieso lassen Sie z.B. die Verunglimpfung des Sonderermittlers Jack Smith unkorrigiert stehen? Haben Sie die Anklageschrift gegen Trump einmal ganz gelesen? Sie liest sich spannend und einfach wie ein Roman von John Grisham und beschreibt im Detail die Denk- und Handlungsweise von Trump. Gibt es sie eigentlich in deutscher Übersetzung? Und nur zur Erinnerung: Joe Biden wurde von 81 Mio. Menschen gewählt, Trump von 74 Mio. Die amerikanische Justiz muss die Integrität des Rechts wieder herstellen. Dafür müssen Prozesse geführt werden, ohne vorauseilenden Rabatt für einen (betrügerisch handelnden) ehemaligen Präsidenten. Und Wähler werden erkennen müssen, daß sie die Werte von Moral, Recht und Fairness, die sie grundsätzlich anerkennen, aufs Spiel gesetzt haben, aber dadurch ihr Land und die westliche Welt gefährden. – Christoph Damm

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik „Kachowka-Flut“ von Cyprian Lothringer (Infografik) und Urs Willmann (Recherche)

 

In vielen Berichten über die Zerstörung des Kachowka-Staudamms wird angeführt, dass dies ein Kriegsverbrechen darstelle, auch nach Völkerrecht. Im Textteil der Infografik wird an die Bombardierung deutscher Talsperren (Möhntalsperre, Edertalsperre) durch britische Flieger 1943 erinnert mit vielen toten Zivilisten durch eine Flutwelle. Dieses Verbrechen wurde nie verfolgt, da der Sieger des Krieges das ablehnte. Nur wenn Russland den Ukrainekrieg verliert, wird diese Untat verfolgt werden, ansonsten bleibt sie einfach nur eine Fußnote in den Geschichtsbüchern. – Wolfgang Hachtel

 

Die Infografiken auf Seite 40 in der Ausgabe vom 15. Juni fand ich sehr anschaulich und informativ. Sie hat einen guten Überblick über die Region und die Folgen der Zerstörung des Kachowka-Staudamms gegeben. Gestört hat mich allerdings die kleine Ukraine-Karte unten rechts in der Ecke. Die ukrainisch-kontrollierten Gebiete sind grau und die von Russland kontrollierten Gebiete orange hinterlegt. Soweit korrekt. Aber warum ist die Krim als einziges Gebiet noch ein Mal zusätzlich auf der Karte benannt? Bei mir entsteht sofort der Eindruck, als sei sie ein eigenes Gebiet besonderer Bedeutung – nicht ukrainisch-kontrolliert, zwar russisch-kontrolliert aber irgendwie auch die Krim mit eigenem Status. Damit wird grafisch das russische Narrativ gestützt, dass es einen Unterschied zwischen der Besetzung der Krim und anderer Gebiete der Ukraine gäbe. Die gesonderte Nennung der Krim wäre vielleicht noch angemeßen gewesen, wenn in der Grafik die gefährdete Trinkwasserversorgung der Halbinsel genannt würde. Das ist aber nicht der Fall. Ich bitte sie darauf für zukünftige Grafiken zu achten. – Robert Werner 

 


 

 

Leserbriefe zu „Das große Husten“ von Peter Kümmel

 

Als erheblich leidende „Theater-Konzert-Husterin“ und zu allem Übel auch noch Hausärztin ,fühle ich mich doch verpflichtet eine paar Worte zu äußern. Immer ist es peinlich peinlich, ich muss meinen Platz immer am Gang einnehmen. Ja ich habe ein „hyperreagibles“ Bronchialsyndrom, was sehr weit verbreitet ist und dank ungünstiger Umweltbedingungen auch noch stetig zunimmt. Ich huste, wenn die Luft zu trocken oder rauchig oder…oder … ist. Die Konzert-Theater -Problematik führe ich auf zu geringe Luftfeuchtigkeit hin. Insbesondere im Winter wird kurzfristig hochgeheizt.. Und : sowohl Pflanzen …als auch große Fenster zum Lüften fehlen … Erbarmen für die Husterer ! – Gabriele Boehm-Schmitz

 

Im aktuellen Tagesgeschehen, in dem es so gut wie nichts zu lachen gibt, haben mich der Artikel von Peter Kümmel “Das große Husten”, aber auch die einzelnen “Erlebnisberichte” der Autoren Matwey, Jessen, Baum, von Uslar immer wieder so herzhaft auflachen lassen, wie schon lange nicht mehr. Da mich gerade ein ziemlicher, stets unvermutet auftauchender Hustenreiz plagt, bin ich am Übererlegen, in welches Konzert ich gehe, um mir endlich auch einmal vor kompetenten Auditorium Gehör zu verschaffen. Danke, Herr Kümmel, Sie haben mir heute zu wirklich guter Laune verholfen. Danke für Ihren Humor, den ich voll teile. – Regina Krüger

 


 

 

Leserbriefe zu „Glotzt nicht so romantisch! Wie der Philosoph Robert Habeck einmal deutlich Nein sagte“ von Peter Neumann

 

Statt der „ökologischen Bibel“ könnte Frau Neubauer auch das Gutachten des (recht grünen) Wuppertal-Instituts „CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines deutschen Beitrags zur Einhaltung der 1,5-°C-Grenze“ vom Oktober 2020 (!) in die Kamera der Journalisten halten: Darin findet sich dummerweise (auf Seite 15) ein sehr hoher Wasserstoff-Bedarf (rund 20 Millionen Tonnen gespeichertes H2 jährlich ) und ein enormes Gebäude-Modernisierungstempo als wichtige Bausteine. Aber wer will denn schon über reale Größenordnungen reden? Unangenehme Fakten stören doch sehr! Am Ende zweifeln die Bürger*innen an der Umsetzung der „Weltrettung“. – Wolfgang Ströbele

 

Bitte bitte nicht schon wieder so eine überflüssige Story mit diesem Robert Habeck, dem Kinderbuchautor und diesem Wärmepumpen-Philosophen aus der Vetterswirtschaft an der Ecke! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Stevie Nicks, die Betrogene“ von Andrea Petković

 

Die beste Coverversion von „Silver Springs“ stammt übrigens von Angie McMahon. Ihr Lieblingslied nach eigenen Angaben. Und der Saturn bewegt sich gerade in die richtige Konstellation zu Sonne, Mond und Sternen (kleine Anspielung auf Angies gerade auf YouTube veröffentlichtes Lied „Saturn Rising“). Ich finde das Cover sogar noch besser als das Original, aber ich bin als McMahon-Fan natürlich befangen. Von „Everywhere“ gibt es ebenfalls eine sehr hübsche McMahon-Version. Auch Kelly und Thomo von Camp Cope haben eine Affinität zu Fleetwood Mac, aber das scheint bei sehr vielen Australier*innen der Fall zu sein. Die Band war Downunder extrem erfolgreich. Von Kelly-Dawn Hellmrich gibt es auch einen Podcast bei einer Radiostation, wo sie sich mit Fleetwood Mac beschäftigt. Thomo trug schon einmal ein Fleetwood-Shirt und outete sich dadurch als Fan. – Thomas Manthey

 

Leider ist der Artikel schlampig recherchiert und weist einige Fehler auf: Der Song Silver Springs wurde nicht „auf die B-Seite des berühmten Rumors-Albums gepackt“, sondern auf die B-Seite der Single Go Your Own Way. Dass eines der wichtigsten und erfolgreichen Alben der 70er Jahre im Artikel falsch geschrieben wird (es heißt natürlich Rumours, also mit „ou“) spricht Bände. Spätestens jetzt rollen sich jedem echten Fleetwood Mac-Fan bereits die Fußnägel auf. Zudem wird auf eine Szene aus einem Livekonzert verwiesen. Gemeint ist wohl das Konzert in Burbank vom Mai 1997, zu dem es einen grandiosen Mitschnitt gibt. Ob die darin von der Autorin vermeintlich wahrgenommene Wut in den Blicken Stevie Nicks ihrem Ex-Partner Lindsey Buckingham gegenüber echt ist oder schlicht eine Show-Einlage von Vollprofis, können wohl nur die Protagonisten selbst wirklich beurteilen. Auch dass es sich bei Silver Springs um „den besten Song der Band“ handelt, ist eine absolut subjektive und schlichtweg falsche Behauptung. Das Sujet des Artikels ist zweifellos interessant, etwas mehr Sorgfalt beim Verfassen und Lektorieren wären aber durchaus wünschenswert. – Stefan Büchner

 


 

 

Leserbriefe zu „Von der Gefahr, eine Frau zu sein“ von Antonia Baum

 

Ich möchte heute endlich mal Frau Baum meinen Respekt aussprechen für ihre klare Sprache und die Klugheit mit der sie gesellschaftliche Prägungen benennt ohne ins Jammern zu verfallen, und wie sie dabei aufzeigt, dass wir alle sowohl Opfer derselben als auch Teil des Problems sind. Bitte weiter so, wir sind noch lange nicht fertig damit! – Franziska Becher

 

„Was der Mensch benutzt zum Seichen, damit schafft er seinesgleichen…“ – (Heinrich Heine). Schöne Frauen sind begehrt, weil doch relativ selten auf dem Jahrmarkt der (somit optisch hierarchisch eingeteilten) Eitelkeiten – und benutzen ihre Optik ebenso auch gerne für ihre Anziehungskraft auf Männer und wenn möglich auch fürs kausale Durchsetzungsvermögen, Geschäftliche und Monetäre… Heidi Klum und Tochter Hand in Hand mit (nett?) animierenden Dessous überall in deutschen Landen auch auf den Plakatsäulen zu besichtigen – Grace Jones in zusätzlicher Übergröße prall und schwarz ihr weißes Negligé anpreisend mit weitgeöffnetem Mund wie zum Orgasmus zur verführerischen Unnahbarkeit, und Lily-Rose Depp spielt den Männern ein laszives frühreifes Wunschbild vor Augen… All das nur im Blick der Männerwelt als deren geile Ansichtssache? – oder doch aufputschende gewollte strategische Energie der Werbebranche, um die Phantasien der Männer zur Erregung zu bringen, diese auch psychologisch kontrastreichen Umsetzungen sich verkäuferisch jeweils dann monetär-gewinnbringend auswirken: klar doch, dass alles in der verallgemeinerten Menschenpsyche letztlich berechenbar/errechenbar ist und die Männer durch die Erektionen (nicht nur im Kopf startend) geradezu kapitulieren müssen vor ihrer männlichen begierigen Natur… Und selbstverständlich wollen (Kundinnen)-Frauen dann auch das Gefühl bei sich vorfinden, dass sie durch diese beworbenen Dessous sich besonders begehrt fühlen könn(t)en – alles letztlich doch eine Anmache zu welchem Niveau (in der Sozialisation) auch immer: überall „Feuchtgebiete!“ All das muss zusammenpassen und begleiten. Einerseits Beherrschung des Herrchens ohne Ende im dann wirklichen Gegenüber von kaum bekleideten Frauen in ihren sexuellen öffentlichen Bewerbungen – sicherlich nicht irgendwo für den „dahergelaufenen“ Mann von Sonstwoher, aber dennoch grundsätzliches Signal für den dann möglichst vorhandenen „Auserwählten“: und in dieser Zwischenzeit eben diese sexuelle Aufmachung für die dadurch erwünschte (scheinbar wesentliche) zukünftige Begegnung… Dem RvM-Leserbriefschreiber saß eine Frau von etwa 40 Jahren im ICE gegenüber, tief ausgeschnittenes Dekolleté, mit kurzem Rock und keinem Slip darunter, die Muschi mit dunklem Haar aufgelockt – jawoll ja: das hat der RvM vom Buchlesen (Anais Nin-Tagebücher) aufschauend erblickt und nochmals mehrmals hingeblickt, und dann irgendwie etwas verschämt (abgelenkt) so getan als ob er „konzentriert“ weiterlese… Und wir kamen dann ins Gespräch, beginnend damit befragt: was ich denn da lesen würde…? Die blickfänglich so freizügig Gegenübersitzende kannte diese amerikanische Schriftstellerin, hatte von ihrer sexuellen Beziehung mit Henry Miller einiges gewusst – wir plauderten also angeregt und ich fragte sie dann direkt: warum sie keinen Slip trüge? Überhaupt nicht genant, bekam ich die Antwort: Das täte sie nie und zweitens sei die Außenhitze und Innenhitze da und sie wolle auch damit die Männer heiß machen – wobei ihr dieses Weglassen von Unterhöschen schon manchen Blickfang und Fang eingebracht habe, generell sie keine Laune auf irgendwelche Verklemmtheiten wolle: pure fleischliche Direktheit sei ihr Credo! Dennoch wundere sie sich immer wieder, dass der Blick auf eine un/behaarten Muschi die Männer so verrückt machen könne – wir Männer müssten schon eine Menge Phantasie hierbei mitbringen können über den Blick-Moment hinaus… Und sexuelle Treue sei doch eine Illusion – wenn eine Muschi in (solch einer) Sicht sei! So der Gesprächsinhalt mit dieser vielleicht doch positiv hemmungslosen Frau.

Ich (in Stuttgart eingestiegen) hatte in Augsburg auszusteigen, sie aber fuhr weiter nach München in die bajuwarische Metropole der Lust (wie sie dies benannte!) – Telefonnummern wurden nicht ausgetauscht; sie gab mir jedoch mit auf den Weiterweg ihre fast philosophische Grundsätzlichkeit: „Ihr Männer seid doch allesamt geile Böcke – und wenn Euch der Schwanz steht ist doch sowieso Euer Verstand im Arsch!“ Wohl unwidersprechlich wahr: denn das ist wahrlich nicht abzustreiten – also könnte somit auch die Quintessenz aus den Büchern der Anais Nin und des Henry Miller so herauszulesen sein… – quod erat demonstrandum bzw. deutlicher aufgeführt: – was nicht erst (durch eigene sexuelle Abhängigkeiten) zu beweisen wäre! Männer sind geile Böcke – und wie sang und singt es (unvergänglich und unwiederholbar) die Marlene (mit dem „Dietrich“ für Männer) so überdeutlich als einst angehimmelte Frau: „Ich bin von Kopf bis Fuß/ Auf Liebe eingestellt,/ Denn das ist meine Welt./ Und sonst gar nichts./ Das ist, was soll ich machen,/Meine Natur,/ Ich kann halt lieben nur/ Und sonst gar nichts./Männer umschwirrn mich,/ Wie Motten das Licht./ Und wenn sie verbrennen,/ Ja dafür kann ich nicht.“ Oder so ähnlich auf das allgemeine Liebesleben beider Geschlechter zu übertragen – wenn mann/frau dies alles doch hemmungslos jederzeit und überall durcheinander vermischt lustvoll ausleben wollten! Antonia Baum schreibt über die Serie „The Idol“ in kurzverteiltem Hinweis: „Die Serie zeigt Frauen also weiter auf jene bekannte, entwertende Weise, die dem entspricht, was allgemein als Männerfantasie gilt, will aber dabei nicht so daherkommen. Nein, sie möchte im Gegenteil als progressiv verstanden werden, woraus folgt, dass man Misogynie weiterhin gut verkaufen kann, wenn man sie nur problematisiert – und natürlich kann man diesen Twist als Antwort verstehen, als Backlash nach „zu viel Feminismus“, ja, es wirkt stellenweise wirklich, als breche sich hier irgendetwas Angestautes Bahn.“ Was soll konzentrisch das Spiel mit Worten – wenn textlich noch vermittelnd hinzugefügt wird: „… es dazu gehöre, dass die zentrale sexuelle Fantasie mit Gewalt und Vergewaltigung zu tun hat…“ Kommen wir doch auf des Pudels geilen Kern – Sexualität hat aus unserer Naturhaftigkeit heraus mit animalischer, manipulativer Enthemmtheit zu tun, und genau das ist unsere menschliche Diskrepanz: einerseits (seit Darwin) wissentlich entfremdete Tiere aus dieser Natur zu sein und andererseits uns vorspielen zu wollen: wir seien göttliche Wesen, jenseits aller animalischen (weiterhin verwandtschaftlichen) sexuellen Triebe und unter dem Himmel unserer wahnhaften religiösen Vorstellungen des Auserwähltseins unter den Arten dieser Erde oder dieses Planeten in den Universen des Chaos…

Jawöhlchen: es gibt hierbei auf Erden den Kuschelsex – wie aber ebenso auch die (hoffentlich dann) beidseitig erwünschte härtere Variante vorkommt und zudem im Labyrinth der sexuellen Veräußerungen alles Unvorstellbare kaum vorstellbar zu sein scheint… Nicht wenige Männer oder Frauen aber sexuell „als Schlaftabletten“ (auch in ihrem Umfeld) von den scheinbar „Ausgeschlafenen“ gedemütigt werden! Und hierzu auch die Männer mit den kleinen Schwänzchen mit einbezogen, die deswegen von Frauen zur Auslachung und Verächtlichmachung „verurteilt“ sind!!! (Das muss hier ebenfalls deutlich betont sein!) Ja, was denn nun: wie hätten es denn die Damen und Herren jeweils auf der gegenüberliegenden Geschlechterseite gerne und beteiligt ausgleichend orgiastisch in der dadurch angestrebten Vervollkommnung der eingeforderten Orgaaasssmeeen!!!! Drunter nicht mehr verhandelbar: wäre es dann doch nur noch laaangweilig und nicht mehr für die Wiederholung geeignet – der Austausch der Person muss her: wir wollen das pralle sexuelle Leben bis zum letzten Abgang ins Nirwana. Nochmals in aller Deutlichkeit geäußert: die beidseitige Freiwilligkeit in der dann jeweils „ausübenden“ Sexualität immer zuerst vorausgesetzt – und hierbei nicht diesen Rammstein zum Übermotiv vorab als evtl. Sexmonster angeprangert, wenn es denn da so gedeutet werden sollte im ZEIT-Text von Antonia Baum: „Und an dieser Stelle wird mein Text nicht nur etwas uferlos, sondern auch gefährlich, wenn man die falschen Schlüsse daraus zieht. Zunächst: Eine kulturell geprägte, zigfach wiederholte sexuelle Fantasie ist etwas vollkommen anderes als ihre konkrete Umsetzung. Und natürlich ist ein Blick, der bescheuerte berühmte kurze Rock, die Entscheidung auf eine Aftershow-Party von Rammstein zu gehen keine Sex-Bereitschaftserklärung.“ Aber auch keine Verklärung der sexuellen Vorfindbarkeit – denn davon lebt ja schließlich auch der manipulative Rock  ́n ́Roll, der sexistisch durch und durch aufgeladen ist und bleibt: und dadurch erst eine weltweite heiße Musik-Nummer wird durch die aufgeforderte Fantasie und Energie für Männlein und Weiblein zum Sex…

Und auch Paulina Unfried meint löblich zusammenhängend-wohlfeil zu ihrem Text in DIE ZEIT: „Sogenannte Awareness-Teams sollen in Clubs Übergriffe verhindern. Sie sind Garanten der Freiheit.“ Wenn hunderte und tausende von Menschen in solchen Clubs, teilweise mit Ecstasy, Alkohol und anderen Drogen bedröhnt: hier sich austoben wollen und selbstverständlich die Sexualität eine vorderste Rolle spielt – muss zwangsläufig auch eine Kontrolle von außen diese Überdrehtheiten regulieren und entsprechend eingreifen, wenn da und dort jemand durchdreht und die Grenzen „der dennoch eingeforderten Anständigkeit“ überspringt… Erstaunlich dennoch, dass Paulina Unfried in der Masse von erregten Menschen an dieser katalogisierten Einhaltung von Verhaltensnormen sich schriftlich ereifert, moralisch beschreibt: „Diese beinahe kindergartenpädagogische Wiederholung der Verhaltensregeln mag ein bisschen lächerlich wirken. Schließlich sollten derartige Prinzipien doch eigentlich Common Sense sein. Doch die meisten Partygänger haben eine Awareness-Schulung bitter nötig, das weiß jeder, der schon einmal beim Feiern ständig irgendwelche Hände am Po hatte. Oft sind Clubs noch immer Orte längst überwunden geglaubter Übergriffigkeiten – die neue Awareness erobert sie jetzt als Freiraum zurück…“ Fragt doch mal in die massenhafte Runde, was unter einem „Common Sense“ verstanden werden könnte… Damit meint der Leserbriefschreiber nicht die Verständigung zwischen den Belesenen des ZEIT-Niveaus. Ach je, ist das höflich einfältig bedacht und nett gemeint: Die Masse der Menschen (freiwillig „triebhaft“) zusammengepfercht mit Alkohol, Drogen und Musik zugedröhnt: wollen letztlich dann auch möglichst (im Anschluss) kopulieren, ficken, sexuell die Sau rauslassen, und es könnte zudem zu Massenorgien kommen… Steht der Schwanz, ist der Verstand im Arsch – und diesselbe gilt ebenso für die lustbegierigen „Feuchtgebiete“… Da erscheint es fast schon als ein „Gang nach Canossa“, wenn in DIE ZEIT von der Autorin textlich behauptet wird: „…die Awareness-Teams seien die Garanten der Freiheit.“ Genau das Gegenteil ist doch der Fall: Ohne diese Truppe könnte die (sexuelle) Freiheit wohl primitivst grenzenlos sein, wenn es da nicht „die Unfreiheit“ der notwendigen Einhaltungen zu unseren tierischen/animalischen Naturhaftigkeiten gäbe – durch eine Art von Hilfspolizei als Awareness-Teams getarnt. Eine Gottesanbeterin (Mantis religiosa) fragt doch nicht, ob sie das Männchen auffressen darf – tätigt es sexuell-mörderisch bis zum nächsten gierigen Appetithappen! Und steht trotz ihrer tödlichen, brutalen Vorgehensweise gegenüber dem (schwächeren) Männchen beim gemeinsamen Geschlechtsverkehr: zudem noch unter dem besonderen Protektorat des deutschen Bundesnaturschutzgesetzes der Bundesartenschutzverordnung! (Welch eine im übertragenen Sinne gefahrvolle Metapher auf unsere sexuellen Begierden!) – Die europäische Gottesanbeterin wurde sogar zum Insekt des Jahres 2017 erklärt. Da kommt einem normal-normierten Menschen dann doch schon die Erklärung abhanden, warum solch eine mörderische Draufgängerin auch noch besonderen Schutz erhält. Errare humanum est – und im übertragenen Sinne haben wir menschlichen Männchen auch keine ungefährlichen Positionen – wenn wir uns auf das Weibchen einlassen: kurzfristig und langfristig zu betrachten und aus der Sicht der sexuellen Abhängigkeit mit zu inventarisieren. Wie schon beschrieben: Steht der Schwanz, ist der Verstand im Arsch! Wo aber verbleibt da die Vernunft gegenüber den „Feuchtgebieten“ – indem es gleichberechtigt warnend doch auch diesbezüglich aufzeigen sollte: Von der Gefahr, ein Mann zu sein! – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 


 

 

Leserbriefe zu „Als die Teufel auf Pferden kamen“ von Issio Ehrich

 

Das kann man sich gar nicht vorstellen, in einer Situation zu leben, die sich so schlagartig verändern kann, dass plötzlich die eigene menschliche Existenz von Mord und Totschlag bedroht wird. Solche Zustände sollte es auf unserer Erde nicht geben. Jeder Mensch verdient ein Leben in Achtung und Würde. All das unermessliche Leid, das uns tagtäglich vor Augen geführt wird, all die Kriege, ob im Jemen, im Sudan oder der Ukraine, stimmt einen nur traurig. – Michael Ayten

 

Die Situation der Landwirte in Dafur ist schlimmer als die der Menschen in der Ukraine. Der Angriffskrieg gegen die Ukraine wird ein Ende finden. Danach wird es ein einigermassen erträgliches Leben geben. Der Konflikt im Dafur hingegen beruht auf einem Angriffskrieg, dessen Ende nicht absehbar ist. Der Name Dafur besagt, dass das Gebiet ursprünglich vor allem von einer schwarzafrikanischen Bevölkerung, insbesondere den Fur, bewohnt wurde. In dieses Gebiet sind arabische Viehzüchter eingedrungen, wobei es lange Zeit eine einigermassen friedliche Koexistenz gab. Unter anderem durch zu hohes Bevölkerungswachstum hat sich die Situation gewandelt. Ein anderer Grund ist, dass die Invasoren, die «Teufel auf Pferden» Araber sind und daher vom Regime unterstützt werden. Eine Delegation afrikanischer Staatsoberhäupter hat sich nach Kiew und Moskau begeben, um eine Friedenslösung für den Ukraine-Krieg zu finden. Das ist an sich zu begrüssen. Ein Grund für diesen Besuch ist die Abhängigkeit afrikanischer Staaten von Getreidelieferungen aus der Ukraine und Russland. Die Notwendigkeit dieser Lieferung kommt auch vom hohen Bevölkerungswachstum und von der Vernachlässigung der eigenen Landwirtschaft. Wären die Lieferungen nicht möglich, müssten die Anstrengungen verstärkt werden, mit den eigenen Ressourcen auszukommen, die eigene Landwirtschaft zu fördern. Die Staatsoberhäupter müssten sich daher auch aus diesem Grund für Friedenslösungen im Dafur einsetzten, um dort zumindest die landwirtschaftliche Selbstversorgung wieder zu ermöglichen. Darüber hinaus ist die Entwicklung im Dafur ein Alarmsignal für die Notwendigkeit das Bevölkerungswachstum zu begrenzen. Dies insbesondere dort, wo die Ressourcen, auch die landwirtschaftlichen langfristig nicht ausreichen. Die gängigen Alternativen für diese notwendigen Bemühungen führen langfristig zu Katastrophen. Diese Alternativen sind (fürs Klima negative) Perspektiven durch Ausbeutung der Ölvorkommen und Perspektiven durch Teilnahme am Kampf um den Besitz derselben. Auch die Perspektiven durch Migration sind bei Weitem nicht ausreichend. Es liegt auch am Westen, die Grundlagen für ein an der Realität orientiertes Weltbild zu liefern, das notwendig ist für eine gute Zukunft. Dies als notwendige Ergänzung zur Unterstützung der Flüchtlinge aus dem Dafur. – Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „»Hier geht viel mehr in Flammen auf«“. Gespräch mit Jesko Hirschfeld geführt von Marcus Rohwetter

 

Es geht vor allem der Wohlstand und die Gesundheit der Armen und unserer Kinder in Flammen auf. Diese müssen die höheren Preise für die Güter und Dienstleistungen des Alltags bezahlen. Sie müssen in der verbrannten Luft zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlich zur Arbeit, in die Schule oder nach Hause bzw. in der verbrannten Luft selbst löschen oder arbeiten, um die Schäden zu beheben. Der Wohlstand der Reichen nimmt eher zu. Wenn es wo brennt, fliegen sie schnell dahin, wo die Natur noch in Ordnung ist, können sich einen Umzug leisten und die höheren Preise fürs tägliche Leben sind für sie kein Problem. Oft verdienen sie sogar noch an den höheren Versicherungsprämien, den Reparaturen oder durch Brände ausgelöste Preissteigerungen als Anteilseigner oder Unternehmer. Ja, der Schaden für die Gesellschaft ist enorm, dennoch am „immer weiter so“ hängen noch mehr finanzielle Interessen. Sehen Sie doch nur, selbst der Verlag „Die Zeit“ wirbt noch immer für die klimaschädlichsten Produkte, SUVs, Flugreisen, Zeit-Leser-Kreuzfahrten mit der Queen Mary 2, usw. Die Zeit hat bisher kein einziges Mal veröffentlicht, wie sie selbst je klimaneutral werden will oder ob sie auf 100% Ökostrom umsteigt. Noch hat „Die Zeit“ je thematisiert, dass es einen Konflikt zwischen der von ihr abgedruckten Ihrer Werbung und den Interessen der Gesellschaft gibt, jegliche Werbung für klimaschädliche Produkte zu verbieten. Ja, trotz aller gesellschaftlichen Schäden, und den vielen rührenden Berichten von Ihnen und Ihren Kollegen, der Verlag „Die Zeit“ hält stramm am „immer weiter so“ und seinem zündelnden Kurs fest. – Klaus Siersch

 

Wir Menschen übertreiben es so ziemlich. Ich verstehe bspw. nicht so recht, wie man in einem Waldgebiet, das zudem brandgefährdet ist, Munition im Boden hinterlassen kann. Hätte die Bundeswehr bei Abbruch des Lagers nicht dafür Sorge tragen können, dass all die Patronen aufgesammelt werden? Zudem beschleicht mich ein unangenehmer Gedanke, wenn ich mir vorstelle, wie man mit lauten Schusswaffen die Ruhe des Waldes penetriert. Ich meine, ist das nicht verantwortungslos? Im Grunde genommen ist das doch jetzt die Retourkutsche, die Rechnung, die uns gemacht wird für all unser gedankenloses Handeln in der Vergangenheit. Als Gesellschaft vernachlässigen wir zu oft unsere ökologischen Grundlagen, um wirtschaftlichen Interessen gerecht zu werden. Das Ausmaß der Dürren und andere Umweltprobleme sind deutliche Anzeichen dafür, dass wir einen nachhaltigeren Ansatz verfolgen müssen. Ganz offensichtlich haben wir aber nichts Besseres zu tun, als weiter neue Autobahnen zu bauen, die noch mehr unserer natürlichen Böden versiegeln und so die Wärmespirale weiter ankurbeln werden. Das ist ein Teufelskreislauf, in dem wir uns da befinden. Unserer Umwelt täte eine Pause mal gut. Doch als viertgrößte Wirtschaftsnation der Erde habe ich meine Zweifel, ob eine „Pause“ wirklich realisierbar wäre, geschweige denn auf eine mehrheitliche Akzeptanz stoßen würde. Wir Deutschen müssen ständig machen, schaffen und produzieren. Das kann doch auf Dauer nicht gut gehen, zumal die Rohstoffe auf der Welt auch nur endlich sind! – Michael Ayten

 


 

 

Leserbriefe zu „WAS IST GLÜCK?“ von Evelyn Finger und Martin Machowecz

 

Als Hamburgerin kann ich sagen, dass jede*r hier ein Plätzchen findet an dem man sein darf wie man sein mag – und das macht glücklich. – Stephanie König

 

Im ersten Artikel über die Städte Hamburg und Leipzig ist die Rede von „zwei Elbstädten“. Also bitte… Vielleicht ist neben Hamburg Dresden gemeint, oder Magdeburg? Aber Leipzig als Elbstadt zu bezeichnen, ist schon arg großzügig ausgelegt, wenn ich auf die Karte gucke (als Magdeburgerin). – Claudia Langner 

 


 

 

Leserbriefe zu „ZUG UM ZUG“ von Niclas Seydack

 

Schade. Unter dieser Überschrift hätte ich lieber etwas über Herrn Pflegers Benefizschachturnier vom vorletzten Samstag gelesen als über eine Sauftour durch Tschechien. – Thomas Manthey

 

Haha, super! Endlich mal ein Artikel, der allen warnenden Hinweisen zum Trotz (aus medizinischer Sicht scheint es wohl keine „unbedenkliche“ Menge Alkohol zu geben) den fröhlichen Schwips feiert. Als ob es die letzten 50 Jahre Gesundheitsarbeit, zahllose Tote jedes Jahr und den immensen körperlichen und seelischen Schaden, den Alkohol Tag für Tag anrichtet, nie gegeben hätte. Sehr erfrischend – nicht nur für Bierliebhaber. Danke dafür und wohl bekomm’s! – Peter Zimmer

 


 

 

Leserbrief zu „Jagd auf den König“ von Santiago Wills

 

In der Volksrepublik China existiert eine Vielfalt an Religionen respektive religiösen Strömungen, die das riesige Reich zu einem Hort von Spiritualität und Gläubigkeit machen. Gleichwohl gibt es aber auch die KP, also die Kommunistische Partei Chinas. Und die KP hat mit Religion oder heiliger Achtung vor bedrohten Tierarten absolut nichts am Hut. Vielmehr macht sie sich durch ihren ostentativen Nihilismus bemerkbar. Im Reich der Mitte steht und fällt vieles mit der Wirtschaft. Ihr wird ein bedeutender Wert zugesprochen und für sie ist man bereit, so einiges in Kauf zu nehmen, beispielsweise der kollektiven Erziehung der eigenen Bevölkerung. Und dies bereits im Kindesalter, wenn Schülerinnen und Schülern Stirnbänder umgeschnallt werden, die mithilfe von KI feststellen können, ob sie gegenwärtig fokussiert ihren Schulaufgaben nachgehen oder nicht. Hört sich gruselig an? Finde ich auch. Ferner Umweltkatastrophen, gelbe Flüsse, die voll sind mit Chemikalien oder feuchte Tiermärkte, bei denen andere Vorstellungen von Hygiene an den Tag gelegt werden. Ich sage das jetzt mal überspitzt und bewusst provokativ. Vielen Chinesen fehlt es offenbar an Ehrfurcht vor dem Schöpferischen. Ich meine, wie kann man einen Jaguar tagelang in einem Kessel kochen lassen? Das ist doch so weit weg von einem gesunden Menschenverstand. Die betonte Gleichgültigkeit hinsichtlich der Schöpfung, ihrer Natur und Lebewesen, ist bei den Nihilistinnen und Nihilisten besonders stark ausgeprägt. Überhaupt ist der Nihilismus eng mit der Arbeitswelt verflochten. Einige Unternehmen und Industrien in China haben in der Vergangenheit mit Techniken und Vorgehensweisen auf sich aufmerksam gemacht, die durch eine eiskalte Rücksichtslosigkeit bestachen, nur um hier die wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Ich möchte keinesfalls ein ganzes Volk über einen Kamm scheren oder pauschalisieren. Dies wäre nämlich nicht gerecht. Denn auch in Deutschland gibt es noch immer die systematische Schlachtung von Abermillionen Tieren, ob Geflügel, Schweine oder Rinder. Wie, frage ich mich bis heute, kann man Küken einfach in einen Schredder hineinrutschen lassen? Das ist rohe Grausamkeit. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus lässt grüßen. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „BLINDER GLAUBE“ von Sonia Phalnikar

 

„In Indien ist Okkultismus weitverbreitet- und Mittel zur Ausbeutung „. Was genau ist jetzt der Unterschied zu „Essen von SEINEM Leib und Trinken von SEINEM Blut? “ – Wolfgang Burkhardt

 


 

 

Leserbrief zu „Die Position: Grundlagen bleiben wichtig!“ von Jutta Geldermann

 

Unsere Wirtschaftswissenschaft ist eine axiomatische Geisteswissenschaft – keine Naturwissenschaft. … Grundlagen sind wichtig; noch wichtiger wäre eine wissenschaftsübergreifende Plausibilitätsprüfung von wirtschaftswissenschaftliche Axiome. Nehmen Sie die Währungsdefinition; dort gewähren wir nur monetäre Transfers ortsbezogen. … Im Grunde erleben wir durch den Klimawandel; dass die Natur unsere Kohlenstoffemissionen zu einem kollektiven Willen als unsichtbare Hand im Gütermarkt aufsummiert. Der Vater der VWL, Hr. A. Smith, transformierte den religiösen Begriff einer unsichtbaren Hand Gottes in unsichtbare Hand vom Markt. … Diese Unkenntnis der Wurzeln führt bei Nachfolgern zu Fehlinterpretationen; sie glauben, dass unsere konstituierende Marktwirtschaft nur mit monetären Transfers geht. Naturwissenschaftlich kann auch mit „thermodynamische Transfers“ ein anderes marktwirtschaftliches Akkumulationssystem konstituiert werden. Wenn Sie das Wort Gott als Axiom für einen unerklärbaren Anfang vom Werden vor unserem naturwissenschaftlichen Anfangsverständnis akzeptieren, leben wir in einem axiomatischen Gottesstaat, wo Gott Satzungsgeber, der Mensch die Exekutive ist und durch aufsummierte Transfer-Entscheidungen gerichtet wird. … De facto eine naturgegebene Demokratie. … Allerdings mit thermodynamischen Transfers; und nicht monetären Transfers. Grundlagen sind wichtig; aber welche? – Matthias Losert

 


 

 

Leserbrief zu „Um der Gottesanbeterin willen“ von Hannah Schmidt

 

Kurz nachdem ich den obigen Beitrag gelesen hatte, habe ich die Natur-Theater-Wanderung vom renommierten Theater Lindenhof (Burladingen-Melchingen) „Auf offener Lichtung“ erlebt. Nach den kritischen Anmerkungen zur Stuttgarter „Pilgerreise“ in Ihrem ZEIT-Beitrag wirkte diese Theater-Wanderung umso eindrücklicher in positiver Hinsicht. Den letzten Aussagen in Ihrem Beitrag wird hier vollkommen entsprochen. Und mit welch einem Füllhorn von Ideen, aktuellen Bezügen, Überraschungen, Spielfreude und Ernsthaftigkeit! Alle Mitwanderer und Zuschauer wirkten sehr stark beeindruckt. Vielleicht können Sie auch auf ein so positives, wenn auch kleines regionales Beispiel, hinweisen? Ich wünsche es den engagierten Lindenhof-Theaterleuten und weiteren Akteuren! – Doris Goebel

 


 

 

Leserbrief zu „David Hugendick entdeckt: Alleinsitzende“

 

Es geht um alleinsitzen bei Tischgesellschaften. Wenn man eingeladen ist ,privat bei Freunden und dem Gastgeber sagt, ich will alleine sitzen, dann geht das bestimmt nicht. Da hilft nur ,zu keiner privaten Einladung mehr zu erscheinen. Und zu Hause essen. Das führt zu einem schlechten Ruf und kann Freundschaften zerstören. Also im Restaurant essen. Ist der Essschuppen leer ,geht das ohne Probleme. Die leere Esshalle spricht aber nicht für die Qualität des Hauses. Ist aber die Bude gerammelt voll, weil man da lecker speisen kann, was soll das Personal dann machen? 3 oder 4 Gäste rauswerfen, weil einer alleine sitzen will. Na viel Erfolg damit. Da hilft nur eins. Die Tischgenossenphobie vergessen. Und dann, reinhauen, die Teller leer putzen und guten Appetit. Dann klappt es auch privat bei Freunden wieder. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Mehr weniger“ von Alice Bota

 

Nachdem ich den Artikel zu Ende gelesen habe, bin ich voll des Fernwehs. Ich muss unweigerlich an mein nächstes Reiseprojekt denken: Eine Fußreise nach Italien. Den ganzen Stiefel durchqueren. Bologna, Florenz, Siena. Auf der Via Francigena bis nach Rom, dabei die ganze Zeit draußen im Zelt schlafen. In der Hauptstadt mindestens zwei Wochen in einem Backpacker-Hostel verbringen. Nur ein Cornetto & ein Espresso, dann raus in die hell erstrahlte Stadt. Tagsüber im Park Villa Borghese lustwandeln, den Ausblick auf die Kuppel des Petersdom genießen und im Anschluss Gelato essen. Hach, wie ich bei den Gedanken zergehe… Irgendwann dann angekommen in Kalabrien, von der Sonne braun geworden wie noch nie. Süditalienische Lebensfreude, Roller düsen an mir vorbei, in einer engen Straße streiten sich die Nachbarn lautstark und liebevoll. Wildes Gestikulieren, Vaffanculo inklusive. Übersetzen nach Sizilien, Kaffee und Cannoli frühstücken, den Ätna bewundern und die Insel bewandern. Von Messina nach Palermo durchschlagen, weiter nach Trapani und Marsala, nach Agrigento, Caltanissetta, Syracuse und Catania. Es gibt keine bessere Sonne als die mediterrane und nichts Passenderes, als dabei unter einem Olivenbaum zu liegen und zu dösen. Mein Fernweh, ich sollte es behandeln. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Über den Cancelwahnsinn“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Wie gut, dass ich mich auf den woken Zeitgeist erst gar nicht einlasse. Da bekommt man doch nur Kopfschmerzen. Es gibt ja tatsächlich Menschen, -oder sollte ich vorsichtshalber Menschinnen sagen? Will ja nichts verkehrt machen- die behaupten, dass es -Achtung, jetzt festhalten- ganze 72 verschiedene Geschlechter gibt. Wenn dem so ist, dann war ich wohl die ganze Zeit über ein Narr gewesen, ernsthaft zu glauben, es gäbe nur Männlein und Weiblein. In Amerika nimmt der clash of cultures noch einmal eine ganz andere Dimension ein. Der Kulturkampf in den USA gleicht mittlerweile einer schrägen Show, einer Schmierenkomödie, einer Farce, ja, einer comichaften Surrealität. Um ehrlich zu sein, geht mir Donald Trump inzwischen nur noch auf die Nerven. Seine erratischen und exzentrischen Auftritte, sein falsches Haar sowie seine Unfähigkeit für Mitte und Maß & eine saubere Sprache. Er ist wie ein Elefant im Porzellanladen, dazu noch Großmeister im Dirty Talk. Auf der Gegenseite sieht’s aber auch nicht besser aus. Wir wollen hoffen, dass Großvater Biden bei den derzeitigen Temperaturen keinem Hitzeschlag erliegt. Ferner würde ich Alexandria Ocasio-Cortez nur ungern in einer Bar begegnen wollen. Die bessere Alternative wäre, dass ich mein Bier am Tresen in Ruhe austrinken kann, um anschließend nach Hause zu gehen und mich zu fragen: Wieso können die für einen Moment nicht mal chillen? So wie der Dude. Dann wäre die Welt schon gleich eine weitaus erträglichere! – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „MITGEHÖRT“ von Annabel Wahba im ZEIT Magazin

 

Danke, danke, danke für diese Rubrik! Für genau solche Sachen liebe ich die ZEIT: Man taucht ein in Situationen, mal komplett aus der anderen Welt (Berlinale), mal vertraut, fast banal, aber genau deswegen urkomisch, und amüsiert sich jedes Mal herrlich. – Polina Dekarz