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24. Februar 2022 – Ausgabe 9

Leserbriefe zum Titelthema „Was, wenn Putin gewinnt?“ von Nanna Heitmann et al.

 

Die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine sind eine Kriegerklärung an uns alle in Europa. Es ist unfassbar, wie ein völlig „durchgeknallter“ Politiker wie Putin die ganze Welt mit seiner verbrecherischen Handlungsweise in Aufruhr versetzen kann, ohne dass die NATO darauf umgehend und hart reagiert! Auch rächen sich jetzt die Fehler der deutschen Politik aus der Vergangenheit, wo man glaubte, mit Diktatoren gute Geschäfte machen zu können.

So war das Projekt Nord Stream 2 von Anfang an eine völlig falsche Entscheidung. Die Rechnung bekommen wir jetzt und die wird sehr teuer werden, weil wir unsere Energiepolitik bisher völlig falsch aufgestellt haben. Die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen hätte man schon damals verhindern können, wenn man nicht so gierig und naiv gewesen wäre. Dafür trägt in erster Linie die Merkel-Regierung die Verantwortung, bei der nicht nur die CDU sondern auch die SPD immer brav mitgemischt hat. – Thomas Henschke

 

Hat Ihr Korrespondent in Moskau die Möglichkeit, einen Kontakt zu Michail Gorbatschow herzustellen ? Ein Statement von ihm zu bekommen ? Wie seine grandiose Leistung von 1989/1990 am Donbass zerstört wird. – Hartmut Wagener

 

Die EU ist für Putin das Ziel der Zerstörung. Die ersten Schritte sind vollzogen. Krim verhindert den Eintritt von der Ukraine in Nato. Russland lügt sich seine Rechtfertigung für die Invasion in der Ukraine. Die EU wird mit großen Gas versorgt, die über die Ukraine fließt. Die EU und NATO sind ohne Mandat nicht befugt, die Ukraine zu Verteidigen. Russland ist ein Schurkenland geworden dadurch, das ihre Truppen in ein fremdes Land eingedrungen ist. Wir brauchen aber einen Mandat.

Wenn die EU die Ukraine als Mitglied annimmt, hat die westliche demokratische Welt das Recht, die Russen zu bekämpfen in der Ukraine. Das ist unsere einzige Chance. Sonst verliert die Ukraine ihre Nähe zu Europa und wird gezwungen, den russischen Joch wieder aufzusetzen mit dem Verlust von Weizen, Gas, und dem Zuwachs von Millionen Flüchtlingen, die Europa anzunehmen gezwungen wird. – Judith Blümel

 

Am 21. Februar verfasste ich in anderem Zusammenhang die Zeilen am Ende dieses Leserbriefes, die aus meiner Sicht zwischenzeitlich nicht etwa zu modifizieren sind. Warum bloß ist es unterblieben, seitens der NATO zuzusichern, dass die Osterweiterung abgeschlossen ist? Wie es der Ukraine freisteht, einen Aufnahmeantrag zu stellen, steht es der NATO frei, sich festzulegen, dass ein solcher Antrag keinen Erfolg haben würde. 1962 zog die Sowjetunion sich von den Grenzen der USA zurück und die Welt entging dem Krieg, den US-Präsident Kennedy anderenfalls angefangen hätte (sog. Kuba-Krise)! Nun also meine Zeilen:

„Ich halte es nicht für einen Zufall, dass ich vor Wochen angefangen habe, den rund zwölfhundert Seiten starken Roman ‚Stalingrad‘ von Wassili Grossman (erschienen bei claassen) zu lesen, und jetzt auf Seite 351 die Schilderung des von der deutschen Wehrmacht erzwungenen Abzugs der – mehrheitlich aus Russen bestehenden – Roten Armee aus Kiew finde, wo es u. a. heißt:

‚(Der allgemeine Ausdruck der Trauer) war in den Augen der Soldaten, in den gesenkten Köpfen der Kommandeure, in den eingerollten Standarten, die in grünen Schutzhüllen steckten, im langsamen Gang der Pferde, im gedämpften Brummen der Motoren, im Knarren der Räder, das wie Trommelwirbel in einem Trauermarsch klang … Furchtbar war das Weinen der Frauen, war die stumme Frage in den Augen der Alten, war die Verzweiflung in den Gesichtern Hunderter Menschen.‘ Geschichtsbewusste Menschen wie Putin vergessen nicht, was gemeinsam erlebt wurde. Und Putin weiß sicher auch, was in dem Buch ‚Schlimmer als Krieg‘ von Daniel Jonah Goldhagen (erschienen bei Siedler) auf Seite 381 nachzulesen ist:

‚Als die Deutschen mit ihrem verschärften eliminatorischen Angriff auf die Juden den Einheimischen (in den besetzten Gebieten) grünes Licht gaben, ihrem Hass mit Gewalt Luft zu machen, fielen diese, teils in spontan gebildeten Gruppen, über die Juden her, die seit Generationen unter ihnen lebten, brachten sie gnadenlos um, folterten sie mit großem Vergnügen und nahmen den Deutschen so die Arbeit ab. In Ostgalizien schickten sich die Ukrainer an, die Juden in einem Dorf nach dem anderen zu ermorden.‘ Kann es nicht endlich aufhören, die Russen als die Bösen und die Ukrainer als die Guten darzustellen? Und kann nicht endlich zur Kenntnis genommen werden, dass diese verfehlte Sichtweise in erster Linie von der US-Administration propagiert wird, die nun wirklich nicht für Wahrheitsliebe und für Liebe zum Völkerrecht bekannt ist?“ – Martin Weise

 

… Und was sagt Helmut Schroeder, am heutigen traurigen Tag jede Menge Kommentare nur Gerhard Schröder und auch die SPD (außer kevin Künert bei mAischberger heute Abend) nicht . Ist Putin sein FReund oder die BRD oder die Ukraine . Aber der Einfachheithalber sagt er wohl nur: Basta ! Diese Schweigsamkeit und auch der fehlende Mut seitens der Medien und Regierung machen mich angesichts der Leiden der Ukrainischen Bevölkerung und minimal unserer wirtschftlichen Einschränkungen, die wir mit eines der reihsten Länder mit entsprecheneder Steuerung, z.B. Unterstützung der finsnziell Schwächsten, doch sehr wütend in all der Unge-wissheit , die uns auch noc hbevorsteht.

P.S.: Ich hatte mich schon mal zu dem Ukraine, jetz leider auch Krieg geäußert .Und es gibt Kommentare und Berichte ohne Ende. Aber ich finde es so “ genial“, der Einzige der bislang weder intervieewt wird oder sich selber dazu äußert ist unser u.a. ehemalige Bundeskanzler und auch SPD“ Genosse“ gerhard Schröder.?! Auch die SPD hält sich sehr zurück? – Geelke Braun

 

Dann kommt der Krieg zu dir. Hieß es doch mal. Denn das war der erste Streich und der zweite folgt sogleich. – Ich befürchte, dass Diplomatie nicht mehr das geeignete Mittel ist , um diesen intelligenten Psychopaten zu stoppen. Er hält keine Verträge ein, täuscht und tarnt, ist ohne Empathie selbst gegen das eigene Volk, be-schneidet jede Art von Freiheit, sucht die „Schuld“ beim anderen , spaltet, stellt die Dinge auf den Kopf und ist klar bei rationalem Verstand, was er tut und wie degeneriert er den Westen einschätzt.

Nachvollziehbar, dass keiner weiß, was in einem Größenwahnsinnigen durch den Kopf geht, wie es in den letzten Tagen auf dem politischen Parkett von so vielen gesagt wurde. Und doch ist es klar, was Putin denkt und tut, wenn wir akzep-tieren wie die Persönlichkeitsstruktur von Putin vermutlich ist. Ich denke wir müssten entschlossen uns unse-rer Angst stellen, dass es nicht vermeidbar seien wird, schnell und rechtzeitig unsere Stärke zu zeigen und das heißt Mobilmachung auf allen Ebenen. Gleichzeitig, was hat Putin schon zu verlieren, Hitler und Stalin sind auch aufs Ganze gegangen , würde ich hoffen, dass auf diplomatischer Ebene ein Weg gefunden wird , der Putin Gesichtswahrend vor seinem Volk die Möglichkeit eröffnet, den beginnenden Krieg und den möglichen Flä-chenbrand zu stoppen. – A. Hollekamp

 

Zur Situation in der Ukraine und in Russland: In den letzen 20 Jahren hatte ich das Privileg, ver-schiedene Regionen in Russland zu besuchen und das Land und einige Menschen kennen zu lernen. Neben der zum Teil überwältigenden Natur durfte ich überall eine herausragende Gastfreundschaft erleben. Das Land ist reich an Bodenschätzen, jedoch profitieren nur einige wenige davon. Die Mehrheit der Menschen, die ich in den Regionen mit Bodenschätzen kennen gelernt habe, leben unter für viele in unserem Land unvorstellbar bescheidenen Verhältnissen. Viele Menschen sind sich der ungerechten Verteilung des Reichtums, des Machtsystems der Oligarchen und Putins, durchaus bewußt und unzu-frieden und es war immer wieder Thema bei Begegnungen.

Allerdings konnte ich auch die Bewunderung von Wladimir Putin erleben. Gerade während des Be-ginns der Ukraine Krise in 2014 konnte man bei einigen Bürgern eine fanatische Unterstützung spü-ren, die in Gesprächen bis zur Aggression führte. Warum berichte ich über meine Erlebnisse ? Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit der Bürger Russlands den Kurs des Kremls nicht mitträgt. Ein Baustein zur dauerhaften Lösung des Konfliktes wird der Druck der Bevölkerung auf die Oligarchen und die Poli-tik sein, so schwer das auch sein mag, siehe die Geschehnisse um Nawalny oder die Niederschlagung der Aufstände in Belarus.

Und jeder von uns kann durch Blockade russischer Produkte und von rus-sisch gesponserten Produkten (z.B. durch Gazprom) einen – wenn auch kleinen – Beitrag zum Druck über die Wirtschaft auf die Oligarchen und damit letztendlich die russische Politik leisten, um diese unsägliche Verletzung des Völkerrechts, mit dem das Leid und der Tod vieler Menschen in Kauf ge-nommen wird, baldmöglichst zu beenden. – Christian Beiner

 

Deutschland quo vadis? Am Tag eins nach Ende des 75-jährigen Friedens in Zentraleuropa ist der Kriegsschreck tief in die Knochen der Deutschen gefahren, aber noch erschreckender ist die Ratlosigkeit der Leiter und Lenker unseres Landes bis hin zum Eingeständnis, dass wir blank dastünden!!

In den Diskussionen auf allen TV-Kanälen ist das bedrohliche Portrait Putins groß im Blick, es wird weiter über seine Psyche und Weltsicht fabuliert, und da man zur Zukunft nichts sagen kann, wird weiter in der Vergangenheit gekramt, wo wir etwas anders hätten machen können!! Wenn es uns nicht (bald) gelingt, unsere Wohlstandsgesellschaft auf umwälzende Veränderungen und Jahre des Verzichts einzustellen, sind eigentlich nur zwei Zukunftswege denkbar:

– sich mit einem weiter so freiwillig der Willkür eines unberechenbaren Despoten auszusetzen, um vielleicht (?) in Ruhe gelassen zu werden, wenn wir unsere demokratisch- humanen Werte -endgültig- über Bord werfen und den aufgeblähten Dominator schalten und walten lassen (wir als Kaninchen vor der Schlange) oder • beim Versuch unseres wortreichen Widerstands gegen den Aggressor krachend zu scheitern!

Bei wirtschaftlichen Beziehungen wirken sich Sanktionen immer wechselseitig aus – und sie schaden dem mehr, der mehr verliert. Aber das Empfinden von Verlust ist -solange es nicht um die bloße Existenz geht- subjektiv. Und hier kommt unsere Wohlstandsgesellschaft wieder ins Spiel – bei uns gibt es Tausende individueller Verlustängste, „angehäuft“ in der Blase von 75 Jahren ruhigen Lebens mit dem obligatorischen Wachstum (immer mehr, immer besser).

Beim Blick nach Osten muss man kein Russlandexperte sein, um zu sehen, dass die große Mehrheit der Russen im selben Zeitraum immer nur in absolut bescheidenen Verhältnissen und unter schwierigen Bedingungen gelebt hat, wobei es in der Natur der Menschen dort liegt, individuelle Defizite zu kompensieren durch ein -vermeintliches- großes gemeinsames Ganze. Diktatoren wissen genau, dass beim Wettstreit von Völkern Patriotismus eine Grundvoraussetzung ist.

Auch wir haben eine Chance in diesem Wettstreit zu bestehen, wenn es uns gelingt, uns von irrsinnigen Verlustängsten zu befreien, und auch ein gemeinsames großes Ganzes als höheres Ziel anzusehen – wir können dies Demokratie nennen, denn letztendlich geht es um nichts weniger als den Erhalt einer demokratischen Lebensordnung, die außerhalb Europas (und Nordamerikas?) schon seit längerem eine aussterbende Spezies ist!

Wenn wir aber nicht verzichten können auf unsere individuellen „Rechte“, wie beispielsweise mit Tempo 200 über die deutschen Autobahnen brettern zu dürfen, jeden Tag aus einem übervollen Nahrungsmittelkorb exquisit wählen (und wegschmeißen) zu können (Veggieday lässt grüßen), die sauer verdiente Fernreise jährlich antreten zu können…, dann kann keine Regierung nur halbwegs unabhängig gegenüber Einflüssen von außen bleiben, um gleichzeitig diese extrem übersteigerten inneren Bedürfnisse zu erfüllen. Jede materielle Bedürfniserfüllung ist mit Ressourcen und Energie verbunden – auch am Tag X+1 träumen wir aber weiter, dass wir lediglich unsere Energieimporte diversifizieren müssten, um dem Aggressor autonom die Stirn bieten zu können!?

Natürlich ist das ein Gebot der Stunde, aber das Naheliegendste – (Energie-)Sparen und Verzicht – scheint weiterhin ein Tabuthema in unserer Gesellschaft zu sein – was gleichzeitig auf der anderen Seite die größte -natürliche- Waffe im zaristischen Riesenreich darstellt. Finden sich (bald) Lenker und Leiter, die sich trauen, wirkliche Ansagen an ihr Volk zu machen (á la Churchill)? Das wäre dieser -vielzitierten- Zäsur nicht nur angemessen, sondern absolut nötig! Vielleicht sind wir Deutsche ja doch -noch- bereit, Demokratie zu wagen – und wollen auch nur klar -dahin- geführt werden?! Verzicht auf manche liebgewonnene Gewohnheit inbegriffen! – Robert Stein

 

Was haltet Ihr denn von dieser These: Aus NachbarStreitigkeiten sollte man sich tunlichst raushalten, irgendwann sind die wieder ein Herz und eine Seele und wir haben mit Beiden Streit. Anscheinend denkt die EU auch so! – W. Arleth

 

Stoppt, das Töten in der Ukraine! Ich habe in Wladimir Putin immer einen sehr loyalen, charakterstarken,verantwortungsbewussten und friedfertigen, Präsidenten der Russischen Föderation gesehen! Das was er jetzt mit der Ukraine macht ist für mich unverständlich. All die vielen unschuldigen Menschen, welche durch seinen angezettelten Krieg, jetzt ums Leben kommen, ist unverzeihbar! Obwohl es gar nicht schwer ist sich nach den Zehn Geboten zu richten, denn im 5 Gebot, steht ganz deutlich geschrieben: Du sollst nicht töten! Nachzulesen 2. Mose 20 und 5.Mose 5! Jeder Mensch sehnt sich nach Frieden, denn haben uns die letzten Jahre nicht gezeigt, dass jeder Krieg, ein Blutvergießen unschuldiger Menschen ist. – Heike Rampp

 

Sapere aude – bevor es zu spät ist An alle politischen Entscheidungsträger: Ich bin fassungslos ob der aktuellen politischen Situation, die seit Monaten, ja ich will sagen seit Jahren sich abzuzeichnen drohte. Statt 2014 den konstruktiven Diskurs mit Russland zu suchen, entschloss man sich für den Ausschluss eben genannten Landes aus den G8 Staaten, obwohl „nur“ die Verhältnismäßigkeit, jedoch nicht die Tatsache der wirtschaftlichen und politischen Relevanz eine rolle spielte. Auch in Bezug auf den Umgang mit den Aggressionen aus Ankara, Peking, Warschau, Prag und anderen wohlweislich hier nicht namentlich genannten Staaten, bleibt nicht mehr als Schimpf und Schande. Konstruktiver Diskurs wurde in ignoranter Überheblichkeit zum Ausdruck gebracht, sich anbahnende Konflikte unterschätzt und mit, wie Guido Westerwelle es wohl genannt hätte „spätrömischer Dekadenz“ begegnet.

Für mich ist das Verhalten von Präsident Putin ähnlich inakzeptabel wie für Sie, dennoch kann ich die, ob manifestiert oder nicht, Befürchtungen der russischen Föderation verstehen. Die Nato-Osterweiterung war und ist eine Provokation an die systemkritischen Staaten. Und mit jedem „pseudojuridischen“ Syllogismus wie „Jedes Land hat das Antragsrecht“ in die Nato aufgenommen zu werden, wurde nur weiteres Öl ins Feuer gegossen. Mit jeder gut gemeinten symbolischen Abwesenheit bei Olympischen Spielen und anderen Großveranstaltungen von internationalem Rang, weiter Nährstoff für internationale Konflikte geliefert, da die Tragweite von soziologisch notwendigen Interpretationsspielräumen bei entscheidenden Worten wie „Frieden, Grenzen, Moral, Gesetz“ und anderen nicht nur unterschätzten, sondern missbrauchten.

Völlig unabhängig von der juridischen Rechtmäßigkeit der Annektion der gesamten Ukraine durch Präsident Putin und damit einhergehend natürlich auch jedem aggressiven Gebaren mit performativem Charakter, der damit einhergeht und den ich zutiefst aus Überzeugung ablehne, ist es nun an der Zeit, nicht über das Ego als „Ich“ , sondern über seine utilitaristische Konkomitanz betrachten. Eine Gegenreaktion mit militärischen Mitteln würde eine Weltkriegskatastrophe herbei beschwören, die nicht damit negiert werden kann, dass dem „Gegner“ die unwiderruflichen Folgen bewusst sein müssen und somit als Option ausfallen.

Es ist das gekränkte Ego, das just auf beiden Seiten jedwede Handlung motiviert, nicht der Verstand, denn dieser würde, als „Westen“, ob genehm oder nicht, die Niederlage akzeptieren und sich diesmal konstruktiv auf den nächsten schritt vorbereiten. Für mich steht unumwunden fest, dass nur eine besonnene Nato mit vereintem Interesse aller Mitgliedsstaaten im Interesse aller Bürger, nicht kapitalistischen Potentiale, die katastrophalsten Folgen verhindern kann. GESTEHEN SIE DIE NIEDERLAGE EIN. LASSEN SIE PUTIN DEN TRIUMPF DER STUNDE, um eine Gesprächsbereitschaft für die Zukunft so wahrscheinlich wie möglich zu halten. Hören wir auf, westliche Maxime allen anderen STAATEN aufzunötigen.

Wir können nicht erwarten, dass a) jeder diese Ideale teilt b) unter der Bezeichnung der Ideale in Worten, jeder das Gleiche versteht c) und dass politische Strukturen, die sich in vielen westlichen Ländern erfolgreich etabliert zu haben scheinen, auf jede territoriale und daraus auch soziale Gesellschaft übertragen lassen. Ich will nicht sagen, dass ich mit dem Gebaren (u.a. in Bezug auf die Uiguren in China, den Kurden im türkischen Einzugsgebiet u.v.a.) einverstanden bin, -ICH VERACHTE Sie sogar, dennoch bin ich genötigt,: gewisse Umstände so zu akzeptieren wie sie sind, mir meiner Unfähigkeit zu intervenieren bewusst und mich an das zu halten, was möglich ist. Einen Weltfrieden mit einer Kriegserklärung u begegnen ist dabei nicht enthalten.

Wer Frieden will, muss friedlich handeln, auch wenn das als Etappenziel eine Niederlage bedeutet. Kehren sie zurück an den kompromisslosen Verhandlungstisch, indem Sie die Niederlage akzeptieren, auch wenn die neoliberale Logik eine andere Handlung fordert. Beharren sie nicht auf ein recht, dass als performativer Akt nur blinden Aktionismus provoziert. Wenn die Nichtaufnahme der Ukraine die Bedingung für Frieden ist, sollte dies zumindest mittelfristig dergestalt akzeptiert werden, dass einer finalen und rechtskräftige Aufnahme bis auf weiteres ausgesetzt wird. Machen sie dem gegenüber die Zukunft planbar, nehmen sie dem „Rücken zur wand“ Gebaren die Motivation. Der Westen hat sich in den vergangenen Jahren von neoliberalen Idealen blenden lassen und wundert sich nun über die abstrusen Folgen, die alle nicht prinzipiell ausgeschlossen waren.

Putin hat die „Gunst der stunde genutzt“, die Unstimmigkeiten zwischen den Nato-Staaten zu seinen Gunsten zu instrumentalisieren während wir uns in Kompetenzgeschacher und und Gesetzesinterpretationen verloren haben. Wir waren im Namen geeint aber in der Seele nicht- wir haben die Notwendigkeit der EU als Friedenspakt selbst nach dem Friedensnobelpreis 2018 nicht erkannt. Wir haben mit dem angedrohten Grexit, dem vollzogenen Brexit, dem befürchteten Polix und anderen Szenarien gezeigt, wie unfähig wir zur Einheit und deshalb anfällig wir sind. Wir haben Putin quasi zum derzeitigen Gebaren eingeladen und beschweren uns, dass er diese „Invitation“ dankend annahm. Wir haben versagt und müssen deshalb die Rechnung bezahlen. Wer spielen will muss verlieren können. Lassen sie die pseudowirksamen Sanktionen.

Seien Sie klug, so wie man es in der Erziehung von Pubertierenden von sich selbst erwartet. Begegnen sie irrationalem Handeln mit dem Willen zum Verständnis und nicht mit ablehnender Ignoranz. Nur wer Gesprächsbereit ist kann überhaupt überzeugt werden. In diesem Falle zählt nicht das Recht, sondern einzig Frieden, in seiner nicht exakt zu definierenden utopischen Qualität. Ich bin beschämt, ob der Hilflosigkeit all der Ukrainischen Opfer dieses Irrsinns. Ich schäme mich für das politische Versagen der letzten Jahre.

Bitte um Vergebung für alle, die ob meiner Empfehlung auch nur die Idee von Lebensqualität verlieren könnten, aber ist es derzeit nicht notwendig, die schlichte Potentialität von Leben überhaupt auf unserem Planeten zu erhalten, statt, aus Prinzip, inakzeptables Gebaren mit noch mehr Leid zu befeuern, indem man Gleiches mit Gleichem vergeltet. Wir nennen uns Abendland, dessen Werte christlich konnotiert sind. Seien wir einmal konsequent und halten uns an das, was auch jeder Atheist unterschreiben würde, beginnen wir keinen Kampf, den wir nicht gewinnen können, weder militärisch noch diskursiv.

Jedes Opfer, jeder Tropfen Blut, jede zerstörte Psyche sowie jede extrem motivierte politische Bewegung ist ausschließlich der Friktion von blinder prinzipieller Konfrontation geschuldet, die sich aufgrund von subjektiver Weltwahrnehmung nie vollends beheben lässt. Wir (er-)leben alle alles anders, deshalb sollten nicht zuvorderst die Gegner lernen was man alles falsch machen kann, sondern jeder für sich, was man verhindern kann: Überreden statt überzeugen Akzeptieren von unüberwindbaren Friktionen Definieren wir Maxime nicht als Maxime sondern Ihr Gegenteil, nicht was kann man vom anderen erwarten, sondern was kann man möglicherweise als ertragbar zugrundelegen, sodass möglichst viele Leben in Frieden mit und nebeneinander existieren können. – Ulf Muenstermann

 

Erschreckend, wie laut jetzt wieder die Rufe nach allgemeiner Aufrüstung oder gar einem Gewalteinsatz zu hören sind. Ja, sogar nach den schärfsten Waffen und einem Nato-Einsatz wird verlangt. Als hätte man noch immer nicht begriffen, dass Gewalt – selbst ohne Atomgefahr – noch nie eine tragbare Lösung gewesen ist. Gleichzeitig werden friedliche Lösungen mit dem Hinweis auf das derzeitige Scheitern der Gespräche diskreditiert. Scheitern tun diese jedoch nur, wenn beide Seiten kompromisslos bleiben. Es wäre also zu prüfen, inwieweit die jeweiligen Forderungen rein dogmatisch ideologisch oder faktisch begründet sind.

Angesichts der Tatsache, dass die offenbare System-Gegnerschaft zwischen West und Ost bereits ohne eine strategische Nähe selbst unter Gleichstarken eine potenzielle Gefahr für den Anderen darstellt, sollte doch verständlich sein, wenn konkrete Sicherheitszonen und Zusagen bezüglich einer Neutralität, die frei von Revisionsansprüchen sein soll, gefordert werden.

Zur ehrlichen Beweisaufnahme gehört auch die stark erhöhte Verwundbarkeit Russlands dazu, falls der Zugang zum Schwarzen Meer versperrt wäre. Nimmt man nun noch die angebliche Friedfertigkeit der westlichen Demokratien hinzu, sollte es doch ein Leichtes gewesen sein, den berechtigten Forderungen entgegenzukommen, anstatt den größtmöglichen Schaden für alle zu provozieren.

Noch eins: Sind bereits mehr oder weniger willkürlich gezogene Grenzen i. d. R. stets ein Ärgernis und ein mögliches Konfliktpotenzial, so verschärft sich die Gegnerschaft, wenn die Werte ‚Freiheit‘ oder ‚Sicherheit‘ verabsolutiert werden. Anstatt systemübergreifend gemeinsam das echte Allgemeinwohl global anzustreben, indem die für die Solidarität, das Freiheits- wie das Sicherheitsbedürfnis der Menschen sowie das Wohl der Tiere und der Umwelt verträgliche Mitte gesucht würde, zieht man es vor, Rivalität zu üben. Dies womöglich, weil man einen friedlichen Wettbewerb fürchtet, den man evtl. verlieren könnte, oder in dessen Verlauf Privilegien verloren gehen könnten. – J. Kirchhof

 

Bald schon könnten lupenreine „Wahrheits“-Medien uns beispielsweise erklären, der ukrainische Präsident sei Teil einer „jüdischen Weltverschwörung“ als Speerspitze des Westens, der schon seit 100 Jahren Russland „nationalfaschistisch unterjochen“ wolle. Die Truppenverstärkungen der NATO-Ostflanke seien Vorbereitungen eines ultimativen „Angriffskrieges“ gegen Russland. Überdies wolle der Westen mittels Sanktionen das russische Volk „aushungern“, um es „gefügig“ zu machen.

Dem unmittelbar bevorstehenden „Untergang Russlands“ müsse nun eiligst zuvorgekommen werden mittels eines „Blitzkrieges“ gegen Europa und die dahinter stehende „kriegslüsterne NATO“. Es sei sie Zeit eines „Endkampfes“ gekommen, dem sich jeder russische „Freiheits-Patriot“ anschließen möge, und wenn es das letzte im Leben sei. — Wenn niemand intern oder extern Putins Clique stoppt, könnte unsere Menscheitsgeschichte bald enden. – C. Martin

 

Was sollte Deutschland tun im Unkrainekrieg? Dass die Nato in diesem Krieg nicht militärisch eingreift, ist klar und sinnvoll. Aber sie sollte zwei Dinge tun: Die Nato (und damit auch die deutsche Bundesregierung) sollte Herrn Selenskyj davon überzeugen, dass es angesichts des übermächtigen Gegners keinen Sinn macht, die ukrainischen Soldaten in den Tod zu schicken. Stattdessen sollte er sofort kapitulieren. Das würde zigtausende Menschenleben retten.

Die Nato sollte neben den Sanktionen, vor allem über die sozialen Medien, eine mit großem Aufwand geplante Informationskampagne in Rußland starten, um erstens die Bevölkerung darüber zu informieren, wie sie von Putin belogen wird und wie schlimm dieser Krieg für die russische Bevölkerung ist. Und zweitens sollte das russische Volk aufgeklärt werden, wie gut es ihm mit einer demokratischen Regierung gehen könnte. Das würde sicher mit dazu beitragen, die Ära des altersstarrsinnigen Despoten Putin zu entmachten. Wie in jedem Krieg ist Propaganda von größter Wichtigkeit. Warum nutzt der Westen dieses Mittel nicht viel stärker? – Prof. Dr. Wolfgang Ertel

 

Was die Ukrainer brauchen sind Nachtgläser und Handgranaten um Panzer zu stoppen.Sollten Handgranaten keinen Panzer stoppen sind genügend andere Ziele da.Niemand kann mir erzählen das die NATO und damit auch Deutschland Nachtgläser und Handgranaten nicht hätte liefern können.Das sollte auch jetzt noch möglich sein.Ohne militärischen Beistand von außen ist ein Guerillakrieg die einzige Art zu kämpfen die Putin aus dem Gleichgewicht bringen kann und wird.Sanktionen zurückzuhalten um das eigene Land zu schonen ist schon wieder der falsche Weg.

Deutschland liegt ja nicht in Schutt und Asche wie nach den zweiten Weltkrieg.Dank der USA ist Westdeutschland damals aus diesen Kriege als Sieger hervorgegangen.Wie feige ist Deutschland eigentlich geworden.Ein wenig für Ukrainer zu leiden ist ja nicht mit dem Leid zu vergleichen dem Ukrainer ausgesetzt sind.Der Guerillakrieg muß besser unterstützt werden. P.S.Russland muß sich noch für die WM in Katar qualifizieren.Schmeißt Russland aus diesen und allen anderen sportlichen Wettbewerben raus.Das bekommt auch das Volk mit. – Manfred von Hassel

 

Ich habe vor Jahren einmal einen Leserbrief geschrieben, den Sie auch veröffentlicht haben. Daher wende ich mich heute wieder einmal an Sie. Es geht um den Krieg in der Ukraine. Ich schreibe Ihnen einfach meine Gedanken, bzw. Idee. Anregt hat mich u.a. der Aufruf von unserem Bundespräsidenten Herrn Frank-Walter Steinmeier. Mir als Ordensschwester in einem monastischen Kloster, werde jetzt keine großen Proteste ausrufen können… aber ich möchte einfach die Frage stellen: Was wäre, wenn Frau Dr. Merkel mit Herrn Putin sprechen würde.

Ich glaube und hoffe, sie würde vielleicht einen Zugang zu ihm finden, weil sie ihn wohl einigemaßen kennt. Solche Menschen, wie der russische Präsident, haben sich in einer Vorstellung verkantet, aus der sie nicht mehr selber hinaus kommen. Da braucht es dann einen Menschen, dem sie vielleicht noch ein wenig vertrauen können. Das kann ich mir bei Frau Dr. Merkel vorstellen. Damals als die Mauer fiel, konnten wir es auch kaum glauben, dass es friedlich geschehen ist…. Wir sollten alle Möglichkeiten ausschöpfen. – Sr. Emmanuela Köhler OCist

 

Eine Schande für die gesamte Menschheit Am Morgen des 24. Februars 2022 um 4 Uhr 33 erfolgten erste Einschläge von russischen Raketen, welche die wichtigsten ukrainischen Städte trafen. Das erinnert frappierend an den Überfall Deutschlands auf Polen am 1. September 1939 und die Rede Hitlers vor dem deutschen Reichstag „Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen!“. Der Angriff Deutschlands auf Polen war der Auslö-ser des zweiten Weltkrieges. Mit dem Krieg in der Ukraine enden 77 Jahre Frieden in Europa (1945 bis 2022). Auch das Gespenst des Atomkrieges geht wieder um.

In beiden Fällen argumentierten die Aggressoren mit erzwungener Selbstverteidigung. In beiden Fällen war die Entwicklung voraussehbar ja sogar angekündigt. Und in beiden Fällen führten weltweite nationalstaatliche Bestrebungen zum Desaster. Auch heute springen diese Parallelen wieder auffällig ins Auge. Nationalisten sind weltweit auf dem Vor-marsch ob in China, USA, Brasilien, Russland und auch bei uns. Nur noch 45,7 Prozent der Weltbevölkerung leben in einer Demokratie.

Diese Entwicklung die von Eigeninte-ressen der Nationen geprägt ist, führt über kurz oder lang zu territorialen Konflikten und letztlich zu Krieg. Eine friedliche Weltordnung und auch das Überleben der Menschheit ist meines Erachtens nur in einer gemeinsamen Anstrengung aller Staaten und der Weltgemeinschaft möglich. – Conrad Fink

 

Eigentlich ist es zum Verzweifeln oder gleich zum Wahnsinnigwerden! Wir haben eine UNO, damit es nie mehr Kriege gibt, höchstens Blauhelme, die in schwierigen Konflikte kriegerische Grausamkeiten verhindern. Und was tut sie im Ukrainekrieg? Nichts Wirksames und nichts mit Blauhelmen! Und wir haben ein christliches Abendland und was tun die christlichen Kirchen? Ihre Führer und Priester haben Hitler unterstützt und die millionenfache Vernichtung der Juden zugelassen – vor 80 Jahren.

Und jetzt: Papst Franziskus hat Putin zwei mal empfangen, obwohl dieser zahllose Syrer mit Bomben töten ließ. Und jetzt: Patriarch Kyrill von Moskau ist mit Putin befreundet und keine Kritik von ihm am Ukraineüberfall Putins ist mir bekannt, im Gegenteil. Überzeugende Religionsführer – sie nennen sich Stellvertreter Gottes! -müssten ihre Gläubigen auffordern, besonders als Soldaten einem gottlosen, kaltblütigen Diktator den Gehorsam zu verweigern. Und sie müssten mit gutem Beispiel vorneweg gehen und sich einem solchen Menschenfeind in den Weg stellen! Ja, sie MÜSSTEN, aber sie tun es nicht! Sie sind zu feige dafür!

Zum Schluss: Von August von Kotzebue gibt es folgendes Zitat: Es gibt keine grausameres Tier als ein Mensch ohne Mitleid. Ich finde, solch ein Mensch ist Putin. (Seit 27 Jahren schreibe ich einen Friedensbrief an die letzten 3 Päpste, an viele Bischöfe, auch an Politiker wie Saddam Hussein, Assad und Putin, in dem ich nur dazu auffordere (besonders die Kirchenvertreter), Krieg und Gewalt zu ächten und dies immer wieder laut und öffentlich zu tun. Dafür bin ich 2009 und 2013 nach Rom gewandert, um direkt zum Papst zu gelangen, was mir natürlich nicht gelang.

Vor wenigen Jahren habe ich per Leserbrief nur wenigstens einen Menschen gesucht, um nach Moskau zu Putin zu reisen und mit ihm über die Bombardements in Syrien zu reden. (Den Leserbrief druckte nur eine Zeitung.) Das alles war erfolglos, weil weder Pax Christi noch sonst eine Gruppe meinen Friedensbrief unterstützen oder unterschreiben oder mitversenden wollte. Manche hielten ihn für gut, richtig und notwendig, die meisten für naiv. Und allein bin ich 81-jähriger, unbedeutender, ehemaliger Religionslehrer natürlich ohnmächtig und wirkungslos.) – Karlheinz Fritz

 

Für Flüchtlinge, besonders Kinder, aus der Ukraine können wir räumlich im Moment noch nicht viel persönlich tun. Aber sicher die Ausrüstung der Aufnahmeläger z.B. in Polen, Ungarn, Rumänien und Versorgung dort finanziell oder mit Hilfslieferungen unterstützen. Wird DIE ZEIT wieder einen Hilfsfond für die Ukraine einrichten auf dessen Konto wir spenden können ?? – Hartmut Wagener

 

Die Aggression, die Kriegsführung durch die Putin-Regierung (Regime) gegen die Ukraine und ihre demokratisch gewählte Regierung entstammen einem „kranken Hirn“. Aus der russischen DemoKratur ist ein faschistoides System entstanden – gelenkt von einem selbstherrlichen Alleinherrscher, Putin, der nur durch Gewalt und Aggression mit seinem Mafiasystem nach innen wie nach außen regiert/regieren kann. Seine Zeit im korrupten Verwaltungssystem St. Petersburg dient ihm als Blaupause.

Daß gerade er, Putin, es ist, der Ukraine eine Art Nazi-Regime zu unterstellen, grenzt an Wahnsinn, verhält sich doch nur er selbst in der Definition dessen, was als lupenreiner Nazi, Despot, Faschist gilt, dem sein eigenes Volk egal ist – Hauptsache seine Allmachtsfantasien werden erfüllt. Und da gibt es so Einige – er mag sie Freund nennen – , die es ich ihm gleich tun: Erdogan, Assad, Maduro, Lukaschenko u.v.a. Sie verbindet nicht nur Machthunger und fehlende Empathie (Bildungsferne ?), sondern die Brutalität gegenüber dem Andersdenkenden.

Die Menschheit muss sich dieser Machtmenschen entledigen – über demokratische Wahlen wäre es ideal, aber dies ist nur Wunschdenken und leider auch unrealistisch. Ein kürzlich (25.2.22 im ZDF) wiederholter Dokumentationsfilm über den Lebensweg von Putin zeigt seine Skrupellosigkeit und seinen Werdegang als FSB (KGB)-Offizier bis hin zum Präsidenten Rußlands, dem kein Mittel Unrecht ist, selbst Eigenterror und Tote zu lancieren, um Wahlen zu gewinnen.

Putin ist ein Machtmensch, dem Menschenleben und sein eigenes Volk völlig egal sind und er „über Leichen geht“, wenn es ihm Vorteile verschafft = Tschetschenien , Ermordung/Vergiftung u.v.a. früherer Weggefährten. Für ihn ist die Demokratie, die Selbstbestimmtheit eines Volkes, der Menschen und ihre Freiheit ein Dorn im Auge oder in den Worten sinnbildlich von Erdogan: die Demokratie als Eisenbahn/Zugverbindung/Einfalltor in die Demokratie zu benutzen, um diese dann abzuschaffen. Der Diktator ist der größte Feind der Demokratie und umgekehrt. – Sven Jösting

 

Ich bin eine litauische Studierende an der Universität Heidelberg und will über die Situation in der Ukraine und im ganzen Osten, besonders der in Litauen, sprechen. Was gerade dort passiert ist grausam und unglaublich. Ja, man kann sagen, dass man es hätte erwarten können, es war klar, dass Putin einen Krieg führen wird. Ich war auch vorher der Ansicht: ein Krieg wird statt-finden, die Frage ist nur wann. Aber wenn nun man liest, dass ein Krieg wirklich so gerade pas-siert, ist das unglaublich. Ich weiß, dass Litauen noch nicht vom Krieg betroffen ist, aber man kann alles von Putin erwarten.

Es scheint, als wolle er die Sowjetunion wiederherstellen. Das darf nicht sein! Er ist eine Bedrohung für die ganze Welt und für die Werte, die uns allen so wichtig sind. Wir dürfen nicht zulassen, dass ein Mann sich so verhält. Aber was können wir tun? Es ist klar, dass mit viel Panik wenig erreicht wird. Trotzdem verstehen wir nicht, was die Ukrai-ner jetzt erleben. Ich kann nur über die Erlebnisse und Stimmung in meiner Heimat sprechen. Ich weiß nicht, ob ich in meinen Ferien zurück nach Litauen kommen kann und darf.

Für man-che Leute mag ich nun viel zu dramatisch klingen, aber wenn man Putin als Nachbarn hat, kann man nie sicher sein. Meine Familie ist bereit zu fliehen. Wohin? Das ist noch nicht klar, viel-leicht hier (nach Deutschland). Aber was kann ich gegen den Krieg tun? Kann ich mehr von Deutschland oder Litauen aus bewirken? Es wurde am Donnerstag (24.02.2022) einen Notstand in Litauen durchgesetzt, der seitdem gilt. Präsident Biden vermutet, dass Putin über die Ukrai-ne hinausgeht und zu einer Bedrohung für andere Staaten werden könnte. Und es besteht eine große Möglichkeit, dass er sich im Baltikum ausbreitet. Litauen ist ein kleines Land. Wir sind klein, aber wir sind vereinigt.

Ich weiß nicht, was später noch auf uns zukommen wird, aber ich bin auf alles vorbereitet, gegen Putin, mit meinen Brüdern und Schwestern in Litauen und an-deren demokratischen Staaten, die für die Freiheit und Demokratie in Europa stehen, und be-reit sind zu kämpfen. Habe ich Angst? Natürlich. Und ich bin nicht die Einzige. Ich weiß, dass viel leichter gesagt als getan ist, konkrete Maßnahmen zu treffen. Allerdings ist es trotzdem wichtig, seine Stimme zu nutzen, vor allem durch die (sozialen) Medien und auf die Situation bzw. den Krieg aufmerksam zu machen. Die Menge an falschen Informationen ist heutzutage im Internet größer denn je.

Wir müssen darauf achten nur die verlässlichen und seriösen Quellen zu lesen und alles immer kritisch zu bewerten und zu hinterfragen. Putin will Panik erzeugen, er will die Ukraine als schwach und alleinstehend darstellen. Das ist nicht die Wahrheit und wir dürfen das nicht zulassen. Die Ukraine ist nicht ein Teil von Russland und kein neues Land. Die Ukraine hat eine Geschichte der Staatlichkeit, die bis ins 10. Jahrhundert zurückreicht. Verbrei-tet das Wort, steht mit der Ukraine und anderen östlichen Staaten zusammen! Wir sind viele, wir sind vereint und werden uns nicht beruhigen, bis Putins Aggression aufhört.

Ich bitte um eurer Verständnis und eure Unterstützung. Wir dürfen nicht neutral bleiben oder nichts tun. Schweigen bedeutet, Putin zu befürworten. Schweigen bedeutet, das Blut der Ukrainer an den Händen zu haben. So viele Menschen wie möglich, müssen sich über die Situation informieren und die Botschaft (über die Events in der Ukraine) weiterverbreiten. Es gibt auch verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten: wir können an Unterstützungsfonds spenden (https://www.blue-yellow.lt/en/), den Flüchtlingen eine Unterkunft oder Verpflegung anbieten und mit ihnen sprechen. Wir dürfen nicht schweigen.

Wir dürfen die Ukraine nicht alleine lassen. Für mich ist es besonders wichtig, weil ich nicht allein gegen Putin dastehen will, falls er nach Litauen kommt. Und ich hoffe, dass wir gemeinsam und vereint gegen den Aggressor antreten und dem Krieg ein Ende bereiten können. Zusammen sind wir stärker. Ermutigt eure Regierung, Ent-scheidungen zugunsten der Ukraine zu treffen und Putin in jeder Hinsicht einzudämmen. Es ist zu spät für Kommunikation und diplomatische Verhandlungen mit ihm. Bleibt nicht passiv! Slava Ukraini und Vienybė težydi (Einheit blüht auf)! – Mėta Kvedaravičiūtė

 

Ungehorsam – Gehorsam Wenn Dir die Mutter sagt, ernähre Dich gesund Tust Du es dann? Wenn der Arzt Dir rät, rauche nicht dann rauchst Du noch immer? Wenn Du Dir selbst sagst, lass die Finger vom Alkohol, es bekommt Dir nicht, dann trinkst Du weiter? Wenn aber einer spricht wie ein Tyrann und demütigt andere vor aller Augen Dann bist Du stumm? Wenn dieser eine in Sicherheit sitzt und fordert von Dir durch Tschernobyl zu fahren Dann ziehst Du durch radioaktive Staubwolken? Wenn einer kommt und sagt, ziehe in den Krieg gegen Deinen Nachbarn Dann tust Du es? Wenn einer am langen leeren Tisch sitzt und von Dir verlangt, Du sollst den Bruder töten dann tust Du das?

Wie kann das sein? Dass ein einzelner so viel Macht erlangt und gegen jede Vernunft befiehlt und es wird ausge-führt von so vielen? Ein einzelnes grausames Hirn sitzt in Sicherheit mit blütenweißen Händen- skru-pellos, und viele gehorchen und an ihren Händen klebt das Blut der Brüder und Schwestern. Wenn sich die vielen umdrehen wie ein Mann und dem einen sagen: Nein, das tun wir nicht! Was kann dieser eine dann tun? Soll er selber sich in die Bresche werfen!

Soll er den giftigen Staub einatmen! Soll ihm das Blut an den eigenen Händen kleben, die Schreie der Verletzten, Verwundeten und Hinterbliebenen, sie sollen ihm Tag und Nacht in den Ohren gellen und ihm den Schlaf rauben – nicht Euch. Ich sitze hier noch in Sicherheit, habe Meinungsfreiheit und Redefreiheit – da kann ich leicht schreiben- und mir bleibt nur: Petitionen zu unterschreiben, zu hoffen und zu beten für Euch, die Ukrainer, für alle Unter-drückten , Vertriebenen und Geknechteten überall auf der Welt, dass der Mut, die Tapferkeit und die Hoffnung Euch nie verlassen. – Silke Masuch

 

Habe ich es überhört und überlesen, dass Gerhard Schröder selbstverständlich mit dem Angriffskriegs Putins gegen die Ukraine umgehend seine Ämter und Tätigkeiten für Gazprom beendet hat und ab sofort natürlich nicht mehr auf deren pay-roll steht? Nein? Wie, das hat noch nicht stattgefunden??? Ach….! Ich fass es nicht. – Susanne Walter

 

Ukrainekrise als große Chance für Umdenken und eine friedliche Lösung. Jetzt. Wir alle haben Fehler gemacht. Anstatt an Vergeltung zu denken sollten wir uns die Fehler gegenseitig verzeihen, uns besser in die Anderen hineinversetzen und am Verhandlungstisch eine akzeptable Lösung für Alle erarbeiten. Frieden ist nicht selbstverständlich, aber das einzig sinnvolle Ziel. Wir müssen lernen sensibler zu sein und Andere noch besser zu verstehen. Die Ukraine muss sich wieder, wie früher, sicher fühlen können. Russland aber auch, sonst geht das nicht. Die NATO hat seit langem keine Bedrohung mehr durch den Kommunismus zu befürchten. Russland, die USA und Europa arbeiten längst erfolgreich und friedlich an vielen Projekten in Weltraum, Wirtschaft und Umwelt zusammen. Machen wir doch den ersten Schritt.

Die Ukraine muss Verständnis dafür entwickeln, wenn die NATO im Interesse des Weltfriedens sich verpflichtet, Russland einen Puffer zuzugestehen. Alles andere ist nicht zielführend und würde im umgekehrten Fall genauso empfunden. Gleichzeitig braucht eine neutrale Ukraine von seinem sehr starken Nachbarn Garantien, sich selbstbestimmt entwickeln zu können. Am besten sind gute geschäftliche Beziehungen. Unter einem friedlichen Dach gewinnen dann alle. Die Schweiz zeigt seit langem, wie gut Neutralität auch mit verschiedenen Ethnien und sogar Sprachen funktioniert.

Besonders wir Deutsche haben durch vergangene Erfahrungen viel gelernt. Wichtige Lehrmeister waren vermeintliche Feinde die uns, selbst nach Kriegen, ohne Rache verziehen haben. Wir lieben sie heute und arbeiten gern zusammen oder besuchen uns. Davon haben alle profitiert. Heute sind wir anders. Und die Welt ist eine Andere. Auch durch Russland, welches den Zusammenschluss Deutschlands und die heutige EU erst ermöglicht hat. Friedlich und zu fairen Bedingungen. Und natürlich die Alliierten.

Lasst uns das Gelernte jetzt zum Wohl Aller einbringen. Die Rolle Deutschlands kann endlich auch einmal eine friedvolle sein. Wir wissen wovon wir sprechen und wir müssen unser Lager an ihr eigenes Erfolgsrezept wieder erinnern . Nicht Vergeltung sondern Verständnis und Versöhnung sind der Schlüssel. Wer die Klimaziele für unserer Erde ernst nimmt sollte auch aus diesem Grund alles tun, um wieder Einigkeit in Europa herzustellen. Das schließt alle Europäer ein. Alle. Diese Aufgabe werden wir garantiert nur zusammen stemmen. – Wilfried Fakner

 

Als Schweizer Bürger denke, dass wir hier und jetzt zeitgeschichtlich und dann historisch einen Schlüsselpunkt für das Selbstverständnis der Schweiz, aber auch die Einbindung unseres Landes in Europa und in der westlichen Welt erleben werden: Wenn wir jetzt keine klare Haltung einnehmen, wird das enorme Auswirkungen auf unser Land, seine wirtschaftliche Zukunft, seine Bildungsinstitutionen und sein Verhältnis zu Europa haben – und alle diese Folgen werden eintreten, ohne dass dem Entscheid (oder Nichtentscheid) ein direktdemokratisches Plebiszit des Volkes zu Grunde liegen würde.

Ich schäme mich gerade sehr, Schweizer zu sein und in einem Land mit einer bürgerlichen Mehrheitsregierung zu leben, die sich ein weiteres Mal einen Sonderweg ausbedingen will, anstatt die Sanktionen der EU und der USA mitzutragen. Dies, obwohl wir ein sehr wichtiger Finanzplatz für die Interessen des russischen Regimes sind.

Ich schäme mich, dass einmal mehr die Rohstoffhändler und deren Drehscheiben in Zug, die Banken mit ihren Vermögen russischer Oligarchen, die Gemeinden mit den reichen russischen Grundstückbesitzen und die zahleichen Anwälte und Vermögensverwalter höher gewichtet werden als ein beispielloser Bruch des Völkerrechts und innereuropäischer Verträge. Ich schäme mich, dass sich unsere Wirtschaftseliten und ihre Vertreter in Parlament und Bundesrat immer wieder auf diese Weise korrumpieren lassen, wenn es um grosse Vermögen und Wirtschaftsinteressen geht.

Nie stehen wir-ein direktdemokratisches Land-wirklich auf Seiten der Völker, die mehr Demokratie wollen und sich von ihren mafiösen Eliten zu befreien versuchen und für mehr Rechtsstaatlichkeit kämpfen. Wir kannten und kennen keine Skrupel, wenn es darum geht, das grosse Geld und das Überleben gewalttätiger und kriegerischer Diktaturen auf der ganzen Welt zu schützen. Und obwohl wir damit ein wichtiger und immer parteilicher Täter sind, bezeichnen wir uns immer noch als neutral. Wird diese Verlogenheit nie enden? – Lukas Baumann

 

Nicht „Russland“, sondern Putin ist der Aggressor. Durch fahrlässige Verwendung der Begriffe „Russland“ bzw. „Russen“ erwecken die Medien – darunter leider auch die ZEIT- den Eindruck, dass „Russland“ bzw. „die Russen“ die Angreifer seien. Tatsächlich ist Putin und sein Netzwerk, zu dem auch die Generäle gehören, der Aggressor. Wenn in der Berichterstattung klar zwischen „Russland“ bzw. „den Russen“ einerseits und Putin und seiner Clique andererseits unterschieden wird, sieht die russische Bevölkerung, dass man sie nicht pauschal als Feind betrachtet, und man hilft mit dieser Unterscheidung von Regierung und Volk auf jeden Fall der russischen Oppositionsbewegung. – Dr. Jens Lipski

 

Selenskyj hetzt sein Volk in einen nicht zu gewinnenden Abwehrkampf. Den Westen will er hineinzie-hen. Der Krieg soll eine internationale Dimension annehmen, damit Selenskyj noch eine Zeitlang in seinem Amt bleiben kann oder sein Untertauchen möglich wird. Die offengelegte Wahrheit: Ukraine wird von einem Clown regiert, den eine einfältige westliche Welt hofiert wegen der „westlichen Aus-richtung“. Die deutsche Regierung hat ihren Widerstand gegen den Ausschluss von Russland aus SWIFT aufgegeben. Man will ja nicht isoliert dastehen. Die offengelegte Wahrheit: Es sind UMFALLER. Der ukrainische Sturm im Wasserglas hat diesen deutschen UMFALLERN plötzlich die Sicht auf die Wirk-lichkeit versperrt.

Die Wirklichkeit ist, dass dieses übervölkerte Deutschland russische Rohstoffe mehr benötigt als das gute Gefühl, in die Riege von Freunden integriert zu sein. Nun schleust der Westen „Waffen“ in die Ukraine. Auch UMFALLER Deutschland. Osteuropäisches Dauer- Appellieren, doch bit-te Waffen zu liefern, ein paar erste ukrainische Abwehrerfolge und ein Sympathie schaffender Blick der westlichen Medien auf die ukrainische Zivilbevölkerung konnten den Umschwung erzeugen. Da-bei verlängern diese eingeschleusten Kleinwaffen einen aussichtslosen Abwehrkampf nur. Die offen-gelegte Wahrheit:

Auch Berufspolitiker, zumal die deutschen UMFALLER, lassen sich zu Ventilhandlun-gen verführen, zu lockenden Augenblickserleichterungen. Ventilhandlungen wie diese subversiven Waffenlieferungen wirken hilflos und sind zudem gefährlich. Sie werden den russischen Bären nötigen, nun kräftiger zuzuschlagen. Auch seine Rache am Westen wird deutlicher ausfallen. Die russische Legitimation, militärisch einzugreifen, wird nicht kleiner durch westliche Empörung: Denn die Ukrai-ne MUSS wieder als neutraler Korridor hergestellt werden zwischen den beiden hochgerüsteten Machtblöcken. – Horst Schick

 

Bei all den sich überschlagenden Ereignissen muß man -wie bzgl. des Putinkrieges und seiner / Putinschen Argumente dafür (im wesentlichen NATO-Angst und Faschismus durch die derz. Ukr. Reg.)- aufpassen, um das Wesentliche zu benennen. Die Bundestagssitzung von heute: Bis auf die AFD haben sich alle Parteien klar zur „Schuld Putins“ (oder seines Machtapparates) erklärt und auch die nun endlich angeschobene aktive Hilfe für die ukr. Armee , letztendlich für das Ukr. Volk und deren Willen zu demokrat. Verhältnissen unterstützt.

Putin ist somit unwiderruflich kaltgestellt. Am besten wäre ein Zustand in der russischen Bevölkerung, mit weiterhin stillen Protesten entscheidene Armeeführer dazu zu bewegen, das „System Putin“ aus dem Amt zu jagen wie damals Gorbatschow durch Jelzin geschehen. Weil dies unkalkulierbar ist, sollte unser komplexer Alarmzustand/ Verteidigung/ Truppenkonzentration an die russisch angrenzenden Staaten solange andauern, wie Putin /das System gedenkt. „im Amt“ zu bleiben. Auf jeden Fall muß unsere Ausrüstungs- und Wehrbereitschaft solange fortgeführt werden, bis der letzte russ. Soldat das Kriegsgebiet verlassen hat !

Nebenbei bemerkt ist eine Kriegserweiterung des „Putinschen Systemes“ auf Balten, Polen, Slowaken , Rumänen usw. unvorstellbar aber möglich. Die angedeutete atomare Anwendung durch Putin eine harsche Option …. 2 Punkte der BT-Sitzung sind herausragend gewesen: Die peinlichen Bemühungen der Impfverweigerin Weidel, dem Westen bzgl. „Putins“ Handeln des Krieges noch zumindest eine Teilschuld zu geben (Putin hat Angst vor der NATO und fühlt sich sowieso vom „westl. System bedroht) und die seltsamen Ausführungen des AFD- Redners. Der 2. Punkt geht auch zulasten der AFD:

Atomare Energiegewinnung – und das sich deckend mit den Aussagen von Dobrindt/CSU und dessen Hinweis auf den „legendären“ CSU-Supermann, dem Atomminister Strauß … Hervorragend die Ausführungen der Koalitionäre inkl besonders die Ausführungen von Lindner und Habeck/Baerbock, Habeck sich ganz klar zur massiven Nutzung der regenerativen Energie ausgesprochen hat ! Da sind die Ursachen für die Defizite der Vergangenheit leicht aufgezeigt:

Die Bundeswehr wurde schon seit den Tagen Kohls seit 1982 massiv vernachlässigt, davor auch schon, besonders ab 1990 bzgl. des Warums, des Wies usw. Die Beseitigung der Wehrpflicht wurde von Schwarz-Gelb in 2011 durchgesetzt und die regenerativen Energien sind massiv während der Merkel-Jahre ( ? ) vernachläsaigt worden wie eben die Schaffung einer glasklaren gesetzlichen Grundlage zur Errichtung dessen (8000 km²) ! – Rainer Rehfeldt

 

Wir haben weder Zeit noch Geld für Hochrüstung und Krieg! Wer das Szenario intensiv beobachtet hat, weiß: Selbst versierte Europa- und Russland-Fachleute haben kaum für möglich gehalten, was am 24. Februar 2022 mitten in Europa Wirklichkeit geworden ist. – Vollziehen wir den Weg der Welt nach dem zweiten Weltkrieg oder auch nur seit 1989 noch einmal nach, dann wird eines überdeutlich: In der aktuellen Debatte fehlt, was uns – weltweit – am meisten bewegen sollte: Wir haben weder Zeit noch Geld für Hochrüstung und Krieg!

Der fortschreitende globale menschengemachte Klimawandel ist zu einem existenziellen Risiko für das Überleben unserer „Zivilisation“ herangewachsen. Wir müssen uns entscheiden: Wollen wir über uns hinauswachsen und uns kümmern um die uns allen gemeinsame Welt? – das notwendige Wissen und Können ist vorhanden. Oder wollen wir unvorstellbare Folgen unseres jahrzehntelangen rücksichtslosen Handelns den kommenden Generationen hinterlassen – den Kindern, den süßen Enkelkindern?

Selbst in Verantwortung Stehende, die die Weltlage politisch-philosophisch-ökologisch-ökonomisch-sozial durchdrungen haben und verstehbar erklären können, denken immer noch, dass der notwendige Wandel zu Nachhaltigkeit von Oben gesteuert mit neuen Technologien gelingen kann. Das kann er nicht! Wenn wir also auf Ansagen von Oben warten, wird es zu spät sein. Deshalb: Begeben wir uns von uns aus in die globale Wirklichkeit, die es weit über fortschrittliche Politik hinaus zu bedenken gilt: Scientists for Future haben in Studien belegt, dass die Auswirkungen des Klimawandels von den Institutionen immer noch unterschätzt werden, weil schlicht das notwendige Vorstellungsvermögen fehlt. Wir haben bereits klimatische, ökologische, ökonomische Instabilität, eine Krise der politischen Legitimität, weltweite mediale Hypnose = Ablenkung vom Notwendigen, „Fake News“, …

Die JETZT anstehenden Aufgaben für eine lebbare Zukunft für die kommenden Generationen schafft keine Regierung ohne Mitwirken der Menschen, für die sie steht. Es ist keine Zeit mehr für Kalten oder Heißen Krieg, für Energieverschwendung, für ewige Debatten, für sinnlose Bürokratie, … Es braucht ein neues Demokratieverständnis und eine Staatsführung, bei der kurzfristige parteipolitische und persönliche kommerzielle Vorteile nicht mehr im Vordergrund stehen. Es geht um das Überleben unserer „Zivilisation“. Wir haben keinen Zeit mehr. Es geht JETZT darum, dass wir alle von uns aus HANDELN. Wie kriegen wir diesen Gedanken auf allen gesellschaftlichen Ebenen in die Welt? – Marlies Jensen-Leier

 

Ein kluger Kopf fehlt in diesen Tagen. Jemand der nüchtern erklärt, warum die Dinge so sind wie sie sind. Wobei das Risiko groß ist, gerade wegen dieser Rationalität nicht mehr in Talksendungen eingeladen zu werden. Man ist schlichtweg zu unbefangen inmitten der Moralisten. Sachlich jede Art von Krieg beurteilen und verurteilen, das ist zu wenig im Überbietungswettbewerb der Hobbykriegsreporter.

Aber das, was wir wissen sollten, haben wir vergessen. Das sich unter einer rot- grünen Bundesregierung Deutschland im März 1999 zum ersten Mal seit dem zweiten Weltkrieg an einem völkerrechts- und grundgesetzwidrigen Angriffskrieg gegen Serbien beteiligt hat. Wir sollten auch wissen, das Putin in seiner Rede im Bundestag im September 2001 Deutschland die Hand gereicht hat, die Frau Merkel später ausschlug. Jetzt mit Schaum vor dem Mund härteste Sanktionen zu verlangen , ist doch pure Heuchelei! – Oliver Stumpf

 

Entsetzen darüber, dass ein Land in Europa von seinem Nachbar angegriffen wird, hat wahrscheinlich kaum jemand für möglich gehalten im 21. Jahrhundert. Wir alle dachten, dass wir in Europa im Frie-den leben und sicher sind. Um das Empfinden darüber in Worte zu fassen, habe ich die beiden fol-genden Gedichte am 25./26.2.2022 geschrieben. Die Gedanken sind bei dem ukraischen Volk. Wir alle beten für ihre Zukunft in Frieden und Freiheit.

Das ukrainische Herz//Gier nach uneingeschränkter Macht,/keinen Blick dafür, welches Elend er entfacht./Gesprungen ist er mit ganzer Kraft,/ein Volk zu berauben seines Lebenssaft./Hilfeschreie gelten der gesamten Welt,/zur Rettung geschickt Material und Geld./Ohnmächtig erkannt die eigene Verwundbarkeit,/beißend die Furcht vor dem selben Leid./Hoffnung soll nicht getragen zu Grabe,/zurückgelassen haben die Menschen ihr Habe./Zuflucht finden in des Nachbarn Land,/auf sie wartet dort eine rettende Hand./Europa verwundet vom grausamen Krieg,/zu verhindern gilt der menschenverachtende Sieg./Ein Volk zerrissen von Angst und Schmerz,/doch mutig schlägt das ukrainische Herz./

Hoffnung//Einem gierigen Schlund dargebrachte Worte,/seinem grausigen Hunger zu stillen auf Morde./Keine Drohgebärde kann ihm daran hindern,/nichts entgegenzusetzen um seine Gier zu mindern./Speicheltropfend hat er seine Beute umkreist,/in der Brust sein Herz von Kälte vereist./Gesprungen ist er mit reißender Gewalt,/Zähne senken sich in des Nachbarn Menschengestalt./Mütter, die den Tod ihrer Söhne beklagen, /doch gilt es der Hoffnung nicht zu entsagen. /Hilfeschreie hallen durch die ganze Welt,/das ukrainische Volk wird zum mutigen Held. – Caroline Schreiber

 

Ich bin sehr besorgt über die sich immer weiter verschärfende Situation in der Ukraine-Krise. Ich verurteile den Krieg in der Ukraine auf das Schärfste! Allerdings sollten und müssen wir die Gespräche zu Herrn Putin immer wieder aufnehmen! Ich habe ein bemerkenswertes Video von Frau Wagenknecht zu den Hintergründen zur Ukraine-Krise gehört. Nicht, dass ich jetzt kommunistisch denkend bin. Aber wie immer hat alles seinen Hintergrund. In einem Streit gibt es immer zwei Parteien, jeder fühlt sich missverstanden.

Als vor 20 Jahren Putin in Deutschland seine bemerkenswerte Rede hielt, streckte er Deutschland die Hände aus.Er war für die Abrüstung! Die Nato rückt ihm aktuell immer weiter auf die Pelle, sein Land zerbricht, das will er nicht. Die USA ist Partner der Nato. Putin wollte damals als Freund Russlands zur EU dazugehören. Russland hat auch zugelassen, dass die DDR friedlich vereint wurde. Bedenken Sie bitte, was in Russland vorgeht… Sie fühlen sich verraten von der westlichen Welt!

Ich verurteile die aktuelle Politik von Putin aufs Schärfste, ich bin für die Meinungsfreiheit! Aber was ist mit Putin in all den Jahren geschehen? Er ist ein frustrierter, gekränkter alter Mann, der nichts mehr zu verlieren hat. Zudem ist er hochintelligent und vielleicht auch aktuell nicht mehr im Besitz seines realen Verstandes. Eine hochgefährliche und brisante Mischung. Mir kommen aktuell die Gedanken zu dem hochintelligenten aber kranken Germanwings Piloten in den Kopf, der alle Passagiere mit in den sinnlosen Tod nahm. Was wenn Putin so frustriert und gekränkt ist, dass er den Tod des verachtenswerten Westen einfach in Kauf nimmt, unabhängig davon, dass auch dann er und Russland tot ist. Ein gekränkter Mann, der realitätsfern seine Regierung als Untergebene eiskalt und frustriert lenkt!!

Daran denke ich!! Nehmen Sie die Gespräche mit ihm auf, es gibt sicherlich genügend Psychologen, die in der Gesprächstaktik behilflich sein können. Je mehr Putin in die Enge getrieben wird, umso mehr wird er völlig realitätsfern und gekränkt sinnlos reagieren! Ich habe große Angst, wir leben hier in Rheinland Pfalz, mitten unter den Amerikanern, wir sind direkt ein Ziel, der Truppenübungsplatz ist nicht weit weg. Bedenken Sie bitte alle, wir haben nur diese eine Welt, es wäre unfassbar, dass diese zerstört wird! Die Politik muss auf Putin zugehen, daher mein Appell an die Nato, an die UNO, an die leitende Politiker:

Gehen Sie bitte auf Putin zu, sprechen mit ihm, seien Sie der Klügere, sehen Sie in ihm den enttäuschten Menschen, verhandeln Sie mit ihm!! Die Freiheit geht über alles- bedenken Sie auch, es gibt nicht immer die Guten und die Bösen, die Ukraine ist nicht 100 Prozent gut und Russland nicht 100 Prozent schlecht, auch in der Ukraine gab es Korruption!! Bitte bitte, drängen Sie Putin nicht in die Ecke, er wird irrational handeln, verhandeln Sie klug!! Ich bitte Sie inständig! Eine besorgte Ehefrau, Mutter von zwei Kindern, die bitte noch eine Zukunft haben sollen ohne Krieg in Europa!! – S. Mittelstädt

 

Trotz allem müssen wir jetzt ruhig Blut bewahren. Wenn sich im Westen Medien, Bevölkerung und Politik gegenseitig emotional hoch putschen, kommt es zu einem Weltenbrand, an dessen Ende die noch Lebenden auf einem atomaren Trümmerfeld sitzen würden. Es muss auch klar sein: In der Ukra-ine wurde eine Russland-freundliche Regierung gestürzt, durch einen Putsch rechtsradikaler Kräfte und unzufriedener Bürger, die es überall gibt. Im neuen Buch von Klaus von Dohnanyi lautet ein Kapi-tel ‚Die Fortsetzung der Nato-Osterweiterung als Gefahr für Europa‘.

Der Westen hat Zusagen bezüg-lich der Nicht- Erweiterung der Nato ignoriert und dann eiskalt erklärt, dass das nur mündlich und nicht schriftlich war. Nato- Staaten haben sich am völkerrechtswidrigen Zweiten Irakkrieg mit hun-derttausenden zivilen Opfern beteiligt. Trump hat den ABM- Vertrag gekündigt. Weiß der sprunghafte Herr Biden, dass Russland im Ernstfall auch seine atomaren U-Boot- gestützten Hyperschall- Raketen einsetzen wird? – Hans Oette

 

Ich habe einen Traum, dass die christlichen Kirchen zum internationalen Friedenskongress in Kiew aufrufen und ihre Bischöfe schicken. Ich habe einen Traum, dass sich Prominente aus anderen Reli-gionen, aus Politik, Kultur, Wissenschaft, Sport etc. anschließen und sich in der Ukraine einfin-den. Ich habe einen Traum, dass im Internationalen Messezentrum in Kiew ein Schutzschild für den ukrainischen Präsidenten gebildet wird und dass auch die russische Kirche dazu eingeladen ist – mit einer persönlichen Einladung für den orthodoxen Christen Wladimir Putin.

Ich habe einen Traum, dass sich von diesem Kongress aus Züge des Friedens in die umkämpften Regionen aufmachen, beglei-tet von internationalen Medien. Ich habe einen Traum, dass alle dort so lange den Frieden diskutie-ren und leben, bis die Waffen schweigen und Ukrainer und Russen sich die Hände reichen. Ich habe einen Traum, dass mitten durch Europa eine neutrale Zone geht, in der weder Soldaten noch Raketen stationiert sind. Ich habe einen Traum, dass wir endlich anfangen, einander als Schwestern und Brü-der zu sehen. Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen. (Mt 5,9) – Dr. Christian Schwarz

 

Letzten Herbst traff ich in Odessa eine junge, gebildete Ukrainerin. Sie hatte ihr Studium in Deutschland beendet und kam zurück um bei dem Wiederaufbau des Landes zu helfen. Sie gab mir einen tiefen Einblick in die Ukraine: Gorbatschov ist nur im Ausland beliebt, im Innland wirft man ihm vor, die Sowietunion zerschlagen zu haben.

Maria sagte wörtlich: wir sind nun frei, aber arm und ohne Hoffnung . Unter dem Sowietregime waren wir zwar nicht frei, aber versorgt. . Die Bevölkerung hat in den neuen Präsidenten Selensky alle Hoffnung auf einen Aufschwung des Landes gesetzt, es hat sich aber nichts geändert. Die Korruption ist noch immer hoch. So zeigte sie mir große Apartment Komplexe, wo eine Wohnung 1200 Euro Miete pro Monat kosten wird und das bei einem durchschnittlichen Einkommen von 600 Euro/Monat. Es werden aber dringend bezahlbare Wohnungen gebraucht.

Die ärztliche Versorgung ist am Boden . Als ich im September in Odessa war, hatte der Großteil der Bevölkerung schon eine Corona Infektion hinter sich, Geld für Impfungen ist nicht vorhanden. Die Jugend verlässt das Land , vor allem nach Österreich und Deutschland und versucht in Pflegeberufen unterzukommen. Niemand glaubt, dass die Krim an die Ukraine zurückgegeben wird. Auf der Fahrt zum Donaudelta kamen wir durch endlose Felder, wir sahen aber nur 4 Kühe – die Bauern haben kein Geld um Vieh zu kaufen.

Am deprimierensten war aber „das Venedig der Ukraine“ Vylkove, ein einst blühendes Dorf, von Wasserwegen durchzogen. Zu Sowietzeiten wurden diese Wege jedes Jahr ausgebaggert, jede Familie hatte zwei Boote und der Überschuss in der Landwirtschaft wurde nach Russland verkauft. Heute sind diese Wasserstrassen von Unkraut überwuchert, es fahren keine Boote mehr , nachdem die Grenze nach Russland geschlossen ist, werden die Ernten ins Schwarze Meer geworfen und die Bauern sind ohne Einkommen. Auch hier sagte mir eine Frau: wir sind zwar frei, aber arm ohne Aussicht auf eine Besserung. Unter der Sowietunion waren wir zwar nicht frei, aber versorgt.

Als ehemalige Geschäftsfrau sträuben sich meine Haare wenn ich höre, dass Deutschland 18 Billionen Euro an die Ukraine gezahlt hat. Das Geld kommt nicht beim Volk an sondern verschwindet in den Taschen von Funktionären. Es kann nicht sein, dass ein Projekt finanziert wird ohne dass die Ausgaben auf das Strengste kontrolliert werden- nicht nur nach Abschluss des Projekts sondern auch während der Laufzeit von einem unabhängigen „Buchhalter“. So, wie die Lage jetzt gehandhabt wird, ist das alles hinausgeworfenes Geld.

Die Ukrainer waren immer ein fleißiges Volk, die Ukraine die Kornkammer Russlands.Wenn sich aber die Lage nicht ändert, die Korruption nicht unterbunden wird, wird Putin es leicht haben , das Land in Besitz zu nehmen. Das Gleiche gilt auch für alle armen Satellitenstaaten. Ich bin erstaunt und sehr erfreut über den Widerstand der Ukrainer gegen Puten. Nach allem, was ich gehört und gesehen habe, habe ich das nicht erwartet. – Heide Hettler

 

Der russische Präsident Putin hat mit dem Überfall auf die Ukraine die Welt an den Rand eines globalen Konfliktes gebracht dessen Gefahr noch lange nicht gebannt ist. Die Menschen in der Ukraine wurden damit mit einem unsäglichen Leid überzogen. So etwas kann und darf die Weltgemeinschaft weder akzeptieren noch tolerieren. Aber die politischen Verantwortungsträger Deutschlands, egal ob in der Regierung oder in der Opposition, sollten sich immer ihrer Position bewusst sein. Unser kleines, durch zwei verlorene Angriffskriege auf ein Minimalmaß geschrumpftes Land, ist und bleibt ein wirtschaftlicher Gigant, ein politischer Zwerg und eine militärische Bienenelfe.

Die Bienenelfe ist der kleinste Vogel der Welt. Diese Konstellation schränkt den Handlungsspielraum der Regierung stark ein, droht dem Land doch im Falle weiterer gravierender Fehlentscheidungen der endgültige Untergang. Erinnert sei hier an ein Zitat von Bertolt Brecht aus dem Jahr 1951: Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.

Daran sollten vor allem auch die Politiker denken, die in den vergangenen 16 Jahren total versagt und eine damals noch mögliche verteidigungs- und außenpolitische Kurskorrektur versäumt oder gar bewusst unterlassen haben. Allen voran diese undurchsichtige Frau aus der Hamburger Uckermark, Ex-Kanzlerin Angelika Merkel. Für ihre Politik des Aussitzens bekommen wir schon lange die Rechnungen präsentiert. Jetzt folgt die Endabrechnung. – Claus Reis

 

Ja, das Titelbild! Das mit Putin darauf vor einigen Wochen mochte ich nicht einmal anfassen und habe es am Kiosk hängen lassen. Dieses der jetzigen Ausgabe hat mich in der Reha erreicht. Ein weinender alter Mann. Wen da kein Mitgefühl erfasst, muß sich fragen, was er unter Menschsein versteht! Und dies sind bei gewaltsamen Auseinandersetzungen immer die Vergessenen: Die alten Menschen, die nicht mehr weglaufen können, die niemand mitnimmt, die niemand „haben“ will – weil sie als Arbeitskräfte nicht mehr zu gebrauchen sind, das Gesundheitssystembelasten – nur das Gewissen anderer scheinen sie nicht zu belasten. – Gudrun Wilhelmy

 

Russland hatte im Februar 2022 den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat. Während einer Sitzung dieses höchsten „Welt-Rates“ greift Russland die Ukraine an. Der russische Botschafter in Schweden sagt sinngemäß „wir scheißen auf Eure Sanktionen“. Interessant, dass der chinesische Verteidigungsminister auf der Münchener Sicherheitskonferenz (per Video zugeschaltet) vom Selbstbestimmungsrecht der Ukraine sprach und sich China beim späteren Votum des UN-Sicherheitsrates zur Verurteilung des russischen Einmarsches immerhin enthielt.

Präsident Xi ist wohl der einzige Mensch auf dieser Erde, auf den Herr Putin zzt hören würde. Warum versuchen wir Europäer denn nicht, China um Vermittung zu bitten ? Wenn eine Alternative der dritte Weltkrieg sein könnte, muss man auch das Undenkbare denken und tun! – Volker Ollesch

 

Konsequenz Wie ernst meint Putin, was er sagt? Kann man es sich leicht machen und seine vorgebrachten Gründe als reine Pro-paganda abtun? Rein logisch lässt sich ja manches nicht nachvoll-ziehen, wenn man versucht seine Gedanken zu Ende zu führen. Die Argumentation Putins, z. B. die Krim betreffend, kann man doch nur so verstehen: „Die Krim war so lange russisch, da haben wir doch das Recht sie uns zurückzuholen.“ Wenn man dieses Argu-ment aber weiterdenkt, dann kann das Ergebnis Putin nicht gefal-len, Die Krim gehörte, bevor die Russen sie stahlen, jahrhunderte-lang den Tataren. Nach dieser Überlegung müsste sie diesen zu-rückgegeben werden.

Wo ist der Fehler bei dieser Analogie? Ist das nicht eine – für Putin – gefährliche Argumentation, wenn er die ukrainische Armee auffordert zu meutern? Die russischen Offiziere müssen doch damit rechnen, dass sie eines Tages gefragt wer-den:“Was habt Ihr eigentlich unternommen, als Putin Russland ins Unglück gestürzt hat?“ Wenn Putin Glück hat, wird er dabei nicht getötet sondern nur zur ärztlichen Behandlung gebracht. In die-sem Teil Europas muss sich doch jeder von Putin beleidigt fühlen, er muss uns wohl für extrem dumm halten. wenn er uns zumutet, derart absurde Begründungen für seine Handlungen zu glauben. Nun, von solchen Emotionen sollte man sich nicht leiten lasse, Pu-tin selbst ist ja das abschreckende Beispiel dafür, was geschehen kann, wenn man ungehemmt seinen Emotionen nachgibt. – Dr. G. Zeyer

 

Wir sind entsetzt und hilflos angesichts der Situation in der Ukraine. Meine 16-jährige Tochter Alison hat ein Bild gemalt: Der Adler, das ist in ihren Augen die große innere Kraft, der Mut, die Stärke, die in der kleinen blau-gelben Taube versteckt sind – das, was die Ukraine gerade der Welt zeigt. Wir hoffen und bangen mit der Ukraine für das, was Alison unter das Bild geschrieben hat – Freiheit, Frieden, Stärke. – Sandra Spencer

 

Seit heute ist der nachfolgende Offene Brief russischer Wissenschaftler und Wissenschaftsjournalisten gegen den Krieg mit der Ukraine in unseren deutschen Wissenschaftsgemeinschaften in Umlauf. Recht wahrscheinlich sind diese sehr mutigen und klaren Worte unserer Kolleginnen und Kollegen in Russland bei Ihnen heute auch bereits über viele weitere Kanäle eingetroffen.

Wir alle in der deutschen Wissenschaft können diesen großen Mut und die klare Aussagekraft unserer Kolleginnen und Kolleginnen in Russland nur bewundern. Ich wünsche mir daher sehr, dass dieser Offene Brief auch für Sie eine redaktionelle Verwendung finden kann. Er hat uns Wissenschaftler*innen hier in Deutschland in diesen dunkelsten Tagen heute einen ersten Hoffnungsschimmer auf eine letztliche Entwicklung hin zu mehr Freiheit in Russland gegeben.

Wir alle hoffen sehr darauf, dass es dem Putin-Regime nicht gelingen wird, all´ diese vielen mutigen russischen Wissenschaftler*innen und Wissenschaftsjournalist*innen über leider jederzeit zu befürchtende Maßnahmen der zunehmend ausgeübten Gewaltherrschaft mundtot zu machen. – Christian Alexander

 

Die derzeitige Situation droht zu eskalieren. Atomstreitkräfte wurden in Alarmbereitschaft verlegt. Eine militärische Aufstellung an den Grenzen zur Ukraine und eine defensive Haltung den Russen gegen-über ist und kann nicht die Lösung für den anhaltenden Krieg sein. anbei versende ich Ihnen eine kleine Niederschrift meiner Gedankengänge an diesem heutigen Abend. Es regt vielleicht den ein oder anderen im politischen Wesen dazu an, den Ernst der Lage mit Lösungsansätzen gegenüberzu-stehen. Anders zu denken als es Putin erwartet.

Der militärische Weg würde das Ende bedeuten. Wir brauchen einen Weg in den Kopf Putins. Wie meine Musiklehrerin vergangen Donnerstag meinte: Diese Menschen müssen einfach mehr Musik hören, ins Konzert gehen. Wir benötigen dringenst ei-nen Weg, Putin in Person gegenüberzutreten, sein Gewissen zu aktivieren und ihm den Blickwinkel zu erweitern. Ich wende mich an Sie, da ich in den letzten Tagen meine Gedanken von diesem un-fassbar schlimmen Ereignis nicht mehr wegbekomme. Doch ich sehe noch den Weg zu einer Lösung, dieser Weg ist äußerst steil und alles andere als geradlinig, doch wir müssen versuchen diesen Weg freizubekommen und ihn anzutreten. Halten wir zusammen und versuchen wir in die Gedanken von Putin zu kommen.

Wir müssen seine Gedanken klar auf uns richten und vorallem sie zu Vernunft bekommen. Die Lösung wird rein durch die Psyche wirken. Krieg in der Ukraine. Wie kann man Putin die Begriffe Vernunft und Menschlichkeit näherbringen – die Lösung des Krieges I. Meine Gedanken zur momentanen Situation: Das schlimmste zu dieser Stunde ist, dass niemand sich vorstellen kann was es heißt: wir werden vielleicht alle sterben; alles wird weg, tot und erloschen sein. Jede Techno-logie, jeder menschliche Gedanke… alles für nichts.

Jede Denkweise, die man hat, befindet sich noch auf einer anderen Ebene, jedes Aufregen oder Streiterei ist absolut kleinlich, denn das Ende kann be-reits zu sehen sein und das kann keiner begreifen. Wenn man danach geht, würde ich meine Sachen packen und nach Südafrika fliegen oder dorthin, wo ich weg vom Geschehen bin. Alles was wir Men-schen gerade machen; unseren Alltag leben. Es scheint wie ein Spiel, wie Figuren in einem Modell. Das kann beendet werden, von einem einzigen Mann. Und ja wir können rein gar nichts tun, wir ha-ben 0,0 Gewissheit. Wenn wir in die Zukunft blicken wollen, wissen wir nicht wie lang diese eigent-lich noch ist.

Morgen, übermorgen, ein paar Monate? Oder werden wir doch ein langes Leben führen können? Allein diese paar Gedanken können Lebensweisen komplett ändern. Was gehört zum Leben, was ist die Erde? Allein, dass ich dir das Schreibe und wie wir leben, all das scheint nichts zu sein, im Vergleich was bald passieren kann. Das klingt schlimmer als alles was ich je als schlimm bezeichnet habe. Es tut mir sehr leid, dass ich das so schreibe. Ich sag schon kaum was meiner Familie oder Freunden, weil ich nichts schwarzmalen möchte, aber ich kann nur noch weinen, da der Blick in die Zukunft mir schwarz erscheint.

Wegen eines einzigen Mannes, der eine gestörte Wahrnehmung unse-ren Lebens hat, der ein dermaßen eingeschränktes Blickfeld hat und über alles was wir als ALLES be-zeichnen können bestimmen kann. Es ist so surreal was hier gerade passiert. Ich werde, solang ich lebe, es nie vergessen was mir gerade durch den Kopf geht. Wie eine neue Abteilung im Gehirn, die die Metaperspektive einnimmt und das Leben als ein solches zeigt, wie wertvoll es ist mit all seinen Fassetten. Es gibt nur noch ein paar Dinge an denen man sich bzw. Ich mich gerade festhalte: Zum einen Hoffnung. Hoffnung auf Vernunft eines Mannes, der für dieses Wort blind ist. Hoffnung auf Zu-kunft. Und zum anderen Ablenkung, solange es noch geht. #socialsociety #weareallhuman #lifeisall-wehave – Jean Louis Bruchmann

 

Ob von der Leyen, Kramp-Karrenbauer oder jetzt Lambrecht. Ich frage mich schon lange, warum man im Verteidigungsministerium Personen ohne jedwedes Hintergrundwissen der Substanz, für die sie zuständig sind, installierte. Und ab sofort soll es zudem um die sinnvolle Anwendung von 100 Milliarden zur Neuaufstellung unserer Bundeswehr gehen! Warum nicht gleich einen Kellner fürs Justizministerium und einen Frisör für die Landwirtschaft …?

Ob nun Emanzipationsgedanken, strategisches, politisches Denken oder taktisches Präsentieren der Parteien: Ein geordnetes Einsetzen von Ressourcen, eine zweckmäßige Aufgabenvergabe von Posten und die Fähigkeit vom sinnvollen Augenmaß für das jeweilige Mandat sollten auf jeden Fall die dominanten Aspekte für unsere Sicherheit und Aufteilung von Steuergeldern sein. – Kurt (Curd) Nickel

 

„Es gibt kein Recht, Gesetz oder Befehl, das einer Person die Verantwortung für die eigenen Taten abnimmt. Es gibt in dem Sinne kein Recht auf blinden Gehorsam.“ (Immanuel Kant/Hannah Arendt) Ein weiteres, sehr deutliches Signal sollte an die hohen russischen Mlitärs gerichtet werden. Niemand soll sich auf den Befehlsnotstand berufen können, weder jetzt, noch nach einem, hoffentlch sehr baldigen Kriegsende.

Wer zivile Einrichtungen und Opfer unter der Bevölkerung zu verantworten hat, sollte wissen, dass ein Internationaler Strafgerichtshof in Den Haag (nach Vorbild ICTR, ICTY) sie für Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich halten wird und auch „In absentia“ verurteilen wird, was bedeutet, dass sie, international zur Fahndung ausgeschrieben, bei jeder Auslandsreise riskieren, verhaftet zu werden. – Christoph Doelz

 

Ich weiss, dass Sie Helmut Schmidt sehr bewundert haben, ich auch. Dieser kluge Mann hat 2014 in einem Zeit Interview angedeutet, dass man die Annexion der Krim wohl akzeptieren muesse. Nun sind viele Jahre vergangen und wir sind auf keine Forderung Praesident Putins eingegangen und nun gibt es Krieg. War es das wert? Und wie rechtstaatlich agiert ein Praesident Zelensky, der jungen ukrainischen Maennern das Recht auf Kriegsdienstverweigerung abspricht und sie an den Grenzen zu den Nachbarlaendern abfaengt? Es gab einmal den Spruch: Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin. – Maud Dowds

 

Anmerkungen zum Drama um die Ukraine: Bei der gegenwärtigen, scheinbar lokalen Krise um die Ukraine handelt es sich um eine Herausforderung, die wesentlich komplexer und schwerwiegender ist als es auf den ersten Blick scheint! Zur selben Zeit, in der sich der Konflikt um die Ukraine so dramatisch zuzuspitzen begann, las ich einen aktuellen Bericht zur Lage der globalen Finanzmärkte. Der dort herrschende, unglaubliche, stellenweise fast irrwitzig große private Reichtum, der im globalen Finanzsektor die Richtung vorgibt, ist derart haarsträubend und schwindelerregend groß, dass hinter dem hohen Einfluss dieser oberflächlich sehr noblen Zentren der monetären Macht die Frage auftaucht, ob dieses sehr schwerwiegende Feld nicht auch als Konfliktquelle maßgeblich mit bedacht werden müsste.

Solange diese nobel glänzende Form von Macht nicht an die Zügel der wirtschaftlichen, politischen und vor allem auch der kulturellen Vernunft gelegt wird, werden sich solch archaische Spannungen wie die aktuellen um die Ukraine nur noch weiter verschärfen. Die wachsenden Fluchtwellen sind nur eines der auffälligsten Symptome dieses himmelschreienden Dramas. – Karlheinz Gernbacher

 

Ich möchte hier direkt sagen, dass ich für die Ukraine und immer gegen Krieg bin. Für die Ukraine heißt, die Menschen sollen weder nach West noch nach Ost gezogen werden, sondern selbst frei entscheiden dürfen und vielleicht auch in der Mitte stehen bleiben. Es wird sicherlich eine einfache Lösung geben. Die Frage ist nur, ob beide Seiten das wollen. Es gab jedenfalls Zeiten,da hat es richtig gut funktioniert.

Vitali Klitschko war eins meiner Idole. Wie er damals unter Buhrufen in Las Vegas gegen Lennox Lewis einmarschierte und wie er anschließend mit einem völlig zerstörten und blutüberströmten Gesicht dem Ringrichter sagte, er will weitermachen…er wird niemals aufgeben. Las Vegas und die ganze Sportwelt der USA hat ihn danach gefeiert. Nun tut es mir sehr weh zu sehen, wie er für die Interessen der USA sein Leben geben und die Drecksarbeit an der Front erledigen muss. Ja, es war seine freie Entscheidung. Nein, er kann nun nicht mehr umkehren und abhauen. Ich bin sicher das niemand diesen Weg wählt, wenn man Familie hat und weiß, das das Ende die Frontlinie ist. Die Leute, die ihn dazu gedrängt haben und die ihm zum Bürgermeister verholfen haben, wussten vorher was auf ihn zukommt. Aber sie brauchten einen Helden wie ihn. Er wurde ausgebeutet, denn darin kennen sich die Amerikaner ja aus.

Mein Familien-Stammbaum gehört, wie bei einigen Millionen in Deutschland, zu den Russland-Deutschen. Eine Oma aus Odessa, Eltern aus Sibiren, weitere Verwandte aus Kasachstan usw. Vor über hundert Jahren von Deutschland nach Russland ausgewandert und zwischen 1977 und 1994 zurückgekehrt. Immer alle zusammen. Der Familienzusammenhalt war immer sehr groß…zumindest dachte ich das. Doch dieser Konflikt treibt überall einen Keil hinein. Es ist wie ein Gift, dass sogar zu radikalen Auseinandersetzungen meiner Eltern führt, und zwar nicht einmalig, sondern wann immer das Thema auf den Tisch kommt.

Deshalb fühle ich mich diesem Thema stark verbunden und das nicht erst jetzt, sondern immer schon. Ich habe den Krieg, der mittlerweile acht Jahre andauert, regelmäßig verfolgt. Ich bin ein Doku-Junkie. Mal mehr, mal weniger. Zu Corona-Zeiten war kaum etwas zu lesen, aber die Kämpfe gingen weiter. Ich vermute, dass die ’ukrainischen Nazis’ (wie Putin es nennt) in der Zeit sehr gewütet haben, weshalb dieser Mann solche Gegenmaßnahmen gestartet hat. Man kann ihn nicht als Unmenschen bezeichnen, der daran Spaß hat, denn er ist immerhin schon seit über 20 Jahren das Oberhaupt des mit Abstand größten Staates der Welt und im Vergleich zu den USA war Russland an wesentlich weniger Kriegen beteiligt, und bis auf Afghanistan und Georgien niemals ein Aggressor.

Wenn ich in eine Suchmaschine ASOW eingebe und dann auf Bilder klicke, sehe ich sehr verstörende Bilder. Radikale ukrainische Kämpfer, zum Teil mit Hakenkreuzen, die stark an Al Kaida und den IS erinnern….. Die wurden Anfangs doch auch von amerikanischen Geldern finanziert und haben heimlich deren Interessen vertreten, oder???…. Dies sind also die Nazis, wie von Putin beschrieben. Finden für diese Leute die ganzen Friedensbekundungen statt?

Wenn ja, dann mache ich nicht mit! Eigentlich eine gute Sache, solche Truppen, denen sich viele europäische Rechte und White Power Mitglieder aus den USA angeschlossen haben, zu bekämpfen. Aber auch als Außenstehender liege ich mit der Behauptung wohl richtig, wenn ich sage, dass Putin nie sagt, was er meint und denkt. Immer eine Verhandlungsposition im Ärmel, nennt der ehemalige KGB-Spion nie genau das, was er eigentlich aussprechen will. Er denkt, dass ist seine große Stärke, wie beim Pokern oder Schach. Ich finde, das ist sein große Schwäche.

Ich habe diese Woche eine Doku über einen Oligarchen gesehen. Es war ein streng gläubig orthodoxer Oligarch in St. Petersburg aus adeligem Hause. Schwer reich, versteht sich. Er sagte, Kiew sei immer schon die Mutter aller Städte in der orthodoxen Welt, also in der ehemaligen UDSSR wie ich es verstehe. Zufälligerweise hat drei Tage zuvor Putin in seiner Kriegserklärung genau dasselbe über ‘Kiew,als Mutter aller Städte’ gesagt. Dieser Zufall geht mir nicht mehr aus dem Kopf und im Fluge einer kurzen Kaffeepause kam mir folgender Tagtraum:

Wie schön wäre es eigentlich, wenn Putin mal ausspricht, worum es hier geht. Er hält eine Ansprache an die ganze Welt und sagt: “Wir wollen euch, unsere Brüder, nicht verlieren. Eure wunderschöne und historische Hauptstadt ist ein Teil von uns allen. Wir wollen mit euch zusammen leben und euch nicht an die andere Seite der Welt verlieren. Lasst uns nicht allein! Erinnert euch an die schönen und lustigen Ausflüge und Saufabende im hippen Kiew. Bleibt bei uns, verzeiht uns die Fehler der Vergangenheit. Wir wollen zeigen, dass wir es besser können, auch ohne Mauern und Abhören.”

Leider eine Illusion. Selbst wenn es so sein sollte, so schafft es Putin nicht seinen narzistischen und von Machogehabe geprägten Schatten zu überspringen. Er wird diese Worte niemals sagen und sie mit ins Grab nehmen. Wieso sagt sowas kein Politiker offen heraus, im Wohle des Volkes, wozu sie ja alle unter Eides berufen wurden? Was hätten solche Worte wohl für Auswirkungen auf unsere Welt? – Christian Heer

 

Ich möchte mich heute an Sie als besorgter Bürger dieses Landes, als Rechtsanwaltskollege und nicht zuletzt als Vater und Ehemann wenden. Wir alle verfolgen in den letzten Tagen fassungslos den brutalen Angriffskrieg Russlands gegenüber dem souveränen Staat und dem Volk der Ukraine. Wir alle konnten und wollten uns nicht vorstellen, dass die komplizierte politische Situation derart eskalieren könnte. Ungeachtet dessen, dass in den letzten Jahren von allen politischen Akteuren nicht alles richtig gemacht wurde, sollte jeder europäische Patriot alles in seiner jeweiligen Macht stehende unternehmen, damit dieser Krieg ein Ende findet.

Ich gehe davon aus, dass Sie möglicherweise von allen deutschen und europäischen Politikern die persönlichere Kontaktmöglichkeit zu Herrn Putin haben. Verdeutlichen Sie ihm bitte die Sinnlosigkeit dieses Krieges. Er verspielt das Ansehen Russlands und des heroischen Verdienstes seiner Väter und Großväter bei der Zerschlagung von Nazideutschland und der Befreiung von Europa vom Joch eines Regimes, welches u.a. für 20 Millionen Tote der Völker der damaligen Sowjetunion verantwortlich war. Wir alle stehen auf der Verliererseite des derzeitigen Krieges. Ich habe durchaus Ihre Veröffentlichungen und Stellungnahmen im Internet gelesen, insbesondere was Sie auf Linkedin posteten. Aber reicht das?

Ich möchte sie deshalb persönlich bitten, alles zu tun, was Ihre Möglichkeiten hergeben, Herrn Putin darzulegen, dass sowohl das ukrainische als auch das russische Volk auf der Verliererseite dieses Krieges stehen. Rufen sie ihn an, fahren Sie hin und/oder erheben Sie Ihre gewichtige Stimme in Europa, damit auch Sie den für Sie möglichen Beitrag leisten, damit diese kriegerische Auseinandersetzung ein Ende findet. Ich denke, dass ein Bundeskanzler a.D. sich im vorgenannten Sinne mehr engagieren sollte, auch und weil Sie in gewissen Gremien Ihren Sitz haben. Mir steht es nicht zu, darüber moralisch zu befinden. Zeigen Sie Deutschland und dem Rest der Welt Ihr Engagement, um dem Krieg ein Ende zu setzen. – U. Drendel

 

Meine Mutter (1932) kann kaum noch schlafen, möchte ihre Konten in Bargeld auflösen und erinnert sich noch allzu genau, wie russische Soldaten 1945 in das Haus ihrer Familie in einem ehemals deutschen, heute polnischem Dorf kamen. Ihre damals bereits 16-jährige Schwester wurde von denen verschleppt und kam erst Tage später frei. Und sie war danach nie mehr dieselbe. Die Traumata durch Flucht und Vertreibung und die grausamen Erfahrungen auch meines damals 18-jährigen und danach kriegsbeschädigten Vaters gingen an meiner und meiner Schwester Kindheit beileibe nicht spurlos vorüber.

Insofern bleibe ich nicht ganz so entspannt angesichts der medial überwältigenden (Kriegs-)Berichterstattung und der überraschten Hilflosigkeit der Welt; zumal die Krim seit 2014 russisch annektiert ist, zumal solch menschliche Rohrkrepierer wie Gerhard Schröder – ein Parteigenosse und amtlicher Vorgänger der derzeitigen Bundeskanzlerin – dem Putin und dessen Haupteinnahmequelle starrsinnig nach dem Munde reden, und zumal es doch eigentlich so sehr akute Probleme wie Klimawandel, Pandemie, Flucht und Faschismus bereits schon gab. Nun haben wir in Europa wieder Krieg und abermals ist völlig unsicher, wie die Lage in zwei drei Tagen, Wochen, Monaten ist. Es ist mir eine Schande, welch real gewordene Dystopie wir den nächsten Generationen überlassen.

Eine mögliche schadensbegrenzende Massnahme zu Erhaltung der eigenen Verfasstheit ist: 1. : Fernseher aus, Internet aus, Radio aus. Und ab ins Theater. So geschehen am Freitag , 25. Februar im Schauspielhaus mit dem wieder mal grossartigen Clemens Sienknecht und Ensemble. Eigentlich war es sowohl zum Davonlaufen lustig – musikalisch, sprachlich, sartirisch genial! – als auch zum Niederknien furchtbar – Glitzershow-Kostüme, Frisuren, Krawatten: Gefahr von Augeninfarkt! – und der Saal war voll und mehr als nur bereit, befreit zu lachen. Im Anschluss wurden von den SchauspielerInnen Texte aus der Ukraine zum russischen Überfall verlesen, und schon war das Publikum wieder mit beiden Beinen knietief in der Realität.

2. : Siehe 1. und: Sonntag in die Musikhalle. Das Konzert begann mit einer Ansprache des Intendanten, der aber sehr klug und eloquent nicht direkt auf den Krieg einging, sondern das Programm, welches bereits Monate vorher geplant war, erläuterte als eine wichtige Sichtweise auf den Sinn und die Bedeutung menschlicher Existenz: Auszug aus Haydns Die Schöpfung, Edgar Varèse : Desert und Mahlers Das Lied von der Erde. Insofern auch ein Bezug zur aktuellen Lage. Hoffen wir das beste und verzichten wir bloss nicht auf die Kultur – ein wahrer Balsam – in Zeiten des Krieges. – Hardy Koch

 

Mit diesem Schreiben möchte ich allen von Ihnen danken, die dazu beigetragen haben, den großen Nebel aufzulösen aus Illusionen und Desinformation, zu Deutsch Lügen, Verdrehungen, Verleumdungen und Märchenerzählungen, die alle mit der Vorbereitung des Völkerrechts-Bruchs in der Ukraine mindestens seit 2014 einhergingen, all denen, die endlich diese Lügen, Verleumdungen und Verdrehungen beim Namen genannt haben: Die nicht mehr gesagt oder geschrieben haben „Russland sieht sich bedroht durch dieses und jenes, sondern die es endlich unverblümt verdeutlicht haben „das Putin-Regime lügt seinem Volk und anderen Völkern vor, sein Land sei bedroht, während seine eigentliche Sorge einer Ausbreitung von Demokratie und Korruptionskritik in sein eigenes Land gilt, kaum eine Gefahr für sein Volk, nur für seine immer selbstherrlichere Herrschaft“.

Endlich wird auch nicht mehr gesagt, „er sieht die russischsprachigen der Ukraine als von Faschisten bedroht und verfolgt an“, sondern „Er und sein Apparat erzählt eine Lügengeschichte und präsentiert inszenierte Filme, die vortäuschen, es sei so“. Endlich wird auch die Legende von den gebrochenen Neutralitätsversprechen entlarvt bzw. einem Check der historischen Fakten unterzogen und hingewiesen, dass er es war, der schon 2014 die Neutralität und die auch von Russland im Budapester Vertrag unterschriebene Sicherheits-Garantie der Ukraine und den Frieden gebrochen hat wie auch etliche andere Verträge und das Völkerrecht.

Ich danke auch den neuen Friedens-Demonstranten, die nicht von den überfallenen gefordert haben, schnellstens durch Unterwerfung den Frieden wiederherzustellen, sondern den Rückzug der Angriffstruppen gefordert haben und damit nicht nur für den Frieden, sondern auch für die Demokratie, Menschenwürde, Freiheit, Sicherheit und Selbstbestimmung der überfallenen.

Damit widersprechen sie endlich auch dem unsäglichen Satz des Angreifers: „du wirst dich fügen müssen, meine schöne“, der klingt wie das Wort eines Zuhälters an seine Sex-Sklavin. Auch Robert Habeck hat dankenswerter Weise in der Bundestags-Sitzung mit vollem Recht betont, dass auch der passive und bequem untätige Zuschauer eines Angriffs und einer Vergewaltigung sich schuldig macht. Antworten wir doch dem Zyniker: „Nein, du darfst Dich wehren, schöne, demokratische und heldenhafte Ukraine, und du hast das Recht auch Hilfe dafür zu fordern. Nicht die Abwehr eines Überfalls ist der Bruch des Friedens, sondern der Angriff“.

Und wir können auch nicht mit einem Friedhofs-Frieden zufrieden sein, wenn dieser nur dadurch eintreten sollte, dass der Aggressor — vorerst — gesiegt, seine Marionettenregierung installiert und seine (vermeintlichen) Gegner inhaftiert, vertrieben oder getötet hätte. Nein, ein wirklicher Frieden setzt einen vollständigen Rückzug aller Vergewaltiger und eine Entschädigung der Opfer voraus, eine Situation, bei der keinerlei Gewinn mehr – netto – für den Aggressor übrig bleibt. Es reicht nicht, wenn er auch nur einen Teil seiner Ziele als Frucht seiner Gewalt erreicht oder gar anerkannt bekommt.

Ich ziehe auch meinen Hut vor allen, die öffentlich zugegeben haben, sich mit ihren Einschätzungen und Haltungen geirrt zu haben, z.B. dass man den Frieden immer sichern könne allein durch Gespräche, Respekt und – zumutbares – Entgegenkommen. Die bereit sind sogar Belastungen und Risiken auf sich zu nehmen, um dem deutlich gewordenen kalten Boden der Tatsachen gerecht zu werden.

Bei all dem ist aber wichtig zu unterscheiden zwischen Ländern, Völkern und Regierungs-Regimen: Deshalb höre ich ungern „Russland hat …. getan“, was missverstanden werden könnte, als sei das ganze Volk verantwortlich. Besser wäre die Wortwahl „das Putin-Regime hat dies oder das getan oder entschieden“, denn wir wissen ja, dass es auch dort Kritiker und sogar heldenhaft mutige Demonstranten gegen Korruption und vor allem den Krieg der herrschenden gibt.

Eigentlich noch wichtiger als der aktuelle Krieg ist das in Wirklichkeit noch größere und bedrohlichere Problem, dass schon durch die Pandemie und nun erneut durch die Kriegs-Sorgen droht in den Hintergrund gedrängt zu werden: Die Klimakrise, die keine Rücksicht darauf nimmt, dass wir uns ja schon mit den 2 anderen über-reichlich ausgelastet fühlen, abgesehen von allen bekannten sozialen Problemen. Es hängt ja wieder so vieles mit so vielem zusammen:

Auch der Klimaschutz wurde ja schon vor längerem vom Putin-Regime aufgegeben und verraten, wie auch de fakto von seinem Allianz-Partner, der chinesischen Führung. Beiden ist der Klimaschutz offensichtlich zu teuer und aufwendig und auch damit hinderlich für ihre imperialen und Größen-Ambitionen. Auch diese Krise beansprucht schier unendliche Mengen an Arbeitskraft, Forschung, Ressourcen, Umdenk-Bereitschaften und Geld, alles in Konkurrenz zu den neuen Sicherheits-Erfordernissen und den schon alten sozialen Erfordernissen. Deshalb war auch der Hinweis im Bundestag wertvoll, dass die erneuerbaren Energien auch „Freiheits-Energien“ sind.

Was fehlte war allerdings der Hinweis, dass dazu auch noch viele Speicherkapazitäten gehören, um die im Sommer viel reichlichere Solar-Energie teils bis zum Winter mit seinem zusätzlichen Bedarf aufzusparen. Und nicht nur die „letzte Generation“, sondern auch der neue Weltklimarats-Bericht weist gerade darauf hin, dass sich in Sachen Klima das gerade noch offene Fenster der Lösungs-Möglichkeiten und der Chancen der Abwendung der ganz großen Katastrophe immer schneller schließt, wir also nicht mehr viel Zeit haben, ehe die Kippunkte und die völlige Selbst-Verstärkung der Erderhitzung endgültig beginnen und fast alle Anpassungsbemühungen zum Scheitern verurteilen.

Deshalb müssen wir alle unser äußerstes tun, um vor allem diese Krise weltweit bewusst zu machen, gerade auch in den Ländern, die freie Informationsflüsse dort behindern oder unterdrücken. Sonst bringen die dortigen Führungen am Ende auch viele ihrer eigenen Kinder und Enkel um, falls wir anderen in den westlichen Industriestaaten und den Waldvernichtungs-Ländern das nicht schon ohne sie schaffen.

Bei diesem Punkt und den noch lange nicht ausreichend vorhandenen Anstrengungen und Ressourcen zur Gefahren-Abwendung vermisse ich aber immer noch andere nötige Ehrlichkeiten: Dass wir diese neuen Belastungen nicht so wegzaubern oder abwälzen können oder dürfen, dass erstmal fast niemand davon etwas merkt. Ich meine damit, dass alle Belastungen und Leistungen immer noch allein durch nochmals zusätzliche neue Schulden bezahlt werden sollen. Diese sind aber nicht der Weg ohne Belastungen, sondern verschleiern und verschieben diese nur:

Es werden nicht wie bei progressiven oder Verbrauchssteuern vornehmlich vermögende, vielverdienende, viel konsumierende, viel emittierende oder reiche besteuert, sondern auf Dauer alle Inflationsopfer, die ohnehin schwer gebeutelten künftigen Generationen und/oder die Besitzer irgendwann wertgeminderter Staatsanleihen, während Sachwert- und Aktien-besitzer verschont oder sogar gepäppelt werden, weil sich ihre Schulden dadurch real vermindern, während die Aktien umso mehr steigen.

Das ist alles andere als verantwortungsvoll oder gerecht. Ansonsten wird auch alles Geld der Welt nicht ausreichen, wenn nicht einige wichtige Verhaltens- und Lebensstil-Änderungen dazukommen: In den wohlhabenden Ländern vornehmlich das Konsum- und planetare Gemeinwohl-Verhalten und in den armen Staaten eher das Reproduktions-Verhalten und in beiden — z.T. auch dadurch — der Umgang mit den noch vorhandenen oder reparierbaren Natur-Flächen.

Deshalb wird es auch höchste Zeit, Steuerbetrüge, Steuervermeidungen und Steueroasen stärker zu entlarven und bekämpfen und gleichzeitig viele Steuern oder sonstigen Abgaben deutlich zu erhöhen, vor allem auf hohe Einkommen und Vermögen, wenigstens so weit, dass alle noch zusätzlichen neuen Schulden wenigstens von der jetzigen Generation noch abgetragen werden, denn die nachfolgende ist durch die Folgen all unserer schon bisherigen Hinterlassenschaften schon mehr als genug belastet. Das Recht auf Leben der nächsten Generationen zählt so viel mehr als ein — vermeintliches — Recht auf Urlaubs-Flüge, Riesenfleischportionen, Kreuzfahrten, Luxus-Yachten, Hochfrequenz-Mode oder SUVs, um nur einige Beispiele für die luxuriöseren Anteile unseres Wohlstandes zu nennen, die vielleicht nicht ganz abgeschafft werden müssen, deren Nutzer aber mindestens deutlich stärker mit Gemeinwohl- und Zukunfts-Abgaben zu einem Lastenausgleich beitragen müssen. – Dr. Peter Selmke

 

Der Irakkrieg begann eine Woche nach dem Attentat auf zoran Dzincic dem Jugoslawischen Premier am 12. März 2003. Also, soweit ist es klar, der Angriff Russlands erfolgte nach der Anerkennung von Donezk und Luhansk als unabhängige Gebiete… Das war am 21. Februar 2022… Einen Tag später ( 22.02.2022 ) wurde der russische Einmarsch in die Ukraine befohlen, um die unabhängigen Gebiete zu schützen…vor der Ukraine, um den Separatismus zu schützen, der pro russischen Separatisten.… in der Ukraine,zu schützen, deren Teil Donesk und Luhansk bis dahin waren… Niemand hat die russischen Streitkräfte gerufen, kein Präsident Selensky, auch keine internationale Gemeinschaft, die die prorus-sischen Separatisten und ihre Linie unterstützen würden – denn heute ist es die Ukraine und morgen ist es der Separatismus anderswo, wie in München, der Freistaat Bayern erklärt sich für unabhängig.

…Russland als Nachbar der Ukraine, ist der einzige – aber auch gewichtige -Unterstützer der Separatis-ten. Es wäre daher auch diplomatisch zu lösen gewesen, mit der Ostukraine. Das Angriffsdatum je-doch ist bewusst der 22. Februar in Anlehnung an den Irakkrieg von George W. Bush, der am 20 März begann. Der jugoslawische Premier, Zoran Dzincic – ( Nachfolger von Milosevic, der gestürzt und ver-haftet worden war) wurde am 12. März 2003 erschossen, eine Woche vor dem Beginn der Irakkriegs 2003. George W. Bush entsendete seine Truppen und Streitkräfte gegen den Irak und seinen Präsi-denten Saddam Hussein, um Bagdad zu erobern… Dieses Datum spielt auch 2022 eine Rolle, nur ist es Wolodomir Selensky und nicht Saddam Hussein, und es ist Kiew und nicht Bagdad…

Das Angriffsda-tum wurde bewusst von Russland auf den 22. Februar gezogen, einen Tag, nach der Anerkennung von Donesk und luhansk als unabhängige Staatsgebiete… Der Irakkrieg der Familie Bush spielt in den russi-schen Überlegungen eine Rolle. Des weiteren ist es für Moskau besser, die eigene Partei in Washing-ton zu wissen, im weißen Haus…. wie die Ultra rechten unter Donald Trump, die große Bewunderer von Wladimir Putin sind…Alexej Nawalny, Anna Politkowskaja, Memorial, Sacharow Stiftung… wenn im weißen Haus in Washington, DC Bewunderer von Putin sitzen würden,…wäre das große Ziel Moskaus doch erreicht. – Stefan Vollmershausen

 

Zum bewaffneten Ukraine Konflikt wäre zu sagen, dass wir einen klaren Kopf behalten sollten. Und eine friedliche Rhetorik nach Mashall Rosenberg, friedliche Kommunikation. Was sind die Gesichts-punkte der einzelnen Politiker und Länder? Was ist deren Emotion? Was ist deren (berechtigtes) Inte-resse? Es wäre wünschenswert, einmal eine Recherche zu machen, in der die Wesentlichen Akteure friedlich zu Wort kommen. Im Sinne von #Ukraine_verstehen oder #Außenminister*innen_verstehen. [Und dann die Leser einladen, kreativ zu werden und Gesicht wahrende Lösungen zu finden und anzu-denken!] – Cornelius Michael Oette

 

Berichterstattung zum Überfall auf die Ukraine Eine Schande für die gesamte Menschheit Am Morgen des 24. Februars 2022 um 4 Uhr 33 erfolgten erste Einschlä-ge von russischen Raketen, welche die wichtigsten ukrainischen Städte trafen. Das erin-nert frappierend an den Überfall Deutschlands auf Polen am 1. September 1939 und die Rede Hitlers vor dem deutschen Reichstag „Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen!“. Der Angriff Deutschlands auf Polen war der Auslöser des zweiten Weltkrieges. Mit dem Krieg in der Ukraine enden 77 Jahre Frieden in Europa (1945 bis 2022). Auch das Ge-spenst des Atomkrieges geht wieder um.

In beiden Fällen argumentierten die Aggresso-ren mit erzwungener Selbstverteidigung. In beiden Fällen war die Entwicklung voraus-sehbar ja sogar angekündigt. Und in beiden Fällen führten weltweite nationalstaatliche Bestrebungen zum Desaster. Auch heute springen diese Parallelen wieder auffällig ins Auge. Nationalisten sind weltweit auf dem Vormarsch ob in China, USA, Brasilien, Russ-land und auch bei uns. Nur noch 45,7 Prozent der Weltbevölkerung leben in einer De-mokratie. Diese Entwicklung die von Eigeninteressen der Nationen geprägt ist, führt über kurz oder lang zu territorialen Konflikten und letztlich zu Krieg. Eine friedliche Welt-ordnung und auch das Überleben der Menschheit ist meines Erachtens nur in einer ge-meinsamen Anstrengung aller Staaten und der Weltgemeinschaft möglich. – Conrad Fink

 

Die Wirtschaftssanktionen der EU können ihre volle Wirksamkeit nur entfalten und zu Frieden verhelfen, wenn auch ausdrücklich bekannt gegeben und betont würde, bis wann sie laufen. Die EU müsste beschließen und verkünden, dass die Sanktionen so lange laufen, bis der letzte russische Soldat die Ukraine verlassen hat. Was bedeuten würde, dass selbst wenn Russland die Hauptstadt erobern und eine Stellvertreter- Regierung in der Ukraine installieren würde, die einen für Russland günstigen ‚Frieden‘ mit entsprechenden Grenzverschiebungen aushandeln würde, die Sanktionen der EU weiterlaufen. Eine derartige Verkündung würde der russischen Öffentlichkeit verdeutlichen, dass selbst ein militärischer Sieg in der Ukraine unnützlich wäre. – Tana Blaze

 

Die Geschichte zeigt, dass es seit mehr als 100 Jahren das große machtstrategische und politische Anliegen gibt, eine Kooperation zwischen Russland und Europa (insbesondere mit D) zu verhindern. Wer die Fachliteratur zum WW1 kennt, der weiß das. Dieses politische Anliegen von UK und den USA ist heute genauso aktuell wie vor 100 Jahren. Siehe ua: Brzezinski-Zbigniew. Vielleicht möchten Sie daran mitarbeiten aus Ö, aus D, aus F, etc. souveräne Staaten zu machen und zB auf (fremdgesteuerte) US-Truppen (die uns gefährden) in Europa zu verzichten. – Heinz Blumauer

 

Der RUSSE: mein polnisch-ukrainischer Großvater ODER „Wie ein bösartiger Russe mich das Füh-len lehrte“ Ich möchte euch berichten, nicht aus der Ukraine, dem Kriegsschauplatz, sondern von mir, der Enkelin eines Ukrainers (Polens), einer waschechten Österreicherin. Über mich und mein Erle-ben mit meinem zutiefst traumatisierten und nicht existenten Großvater und vor allem über sein „Erwachen“, das Erwachen eines Toten, dessen Traumen sich offenbarten, nachdem der eiserne Vor-hang fiel. So lehrte mich ein „Toter“, nach dem ich suchte, wieder auf mein Fühlen und Spüren zu vertrauen.

Das ist sein Erbe, bei all der Verwirrung und Wut, die er in meine Familie brachte. Ein Erbe fernab von Geld, Reichtum und Heldenglanz. Er war ein „Böser“ für unsere Familie. Und auch jetzt noch spüre ich, wie gut es war, dass mein Urgroßvater ihn davonjagte, als mein Vater drei Jahre alt war. Mein Urgroßvater setzte ein Signal für meine Großmutter (seine Tochter). Sie erbte das Haus, mein Vater sollte das Haus nach ihr unbeschadet und unbelastet erben und nicht ein Russe (nach dem 2. Weltkrieg waren für meinen Urgroßvater alle Osteuropäer Russen). Wir leben in einer Zeit, wo das Expertentum in eine göttliche Instanz gehoben wird.

Wo der „Glaube an den rationalen Intellekt“ als Basis für gute Entscheidungen völlig autark, ohne hinterfragt zu werden, wirken darf. Wo mitfühlende, feinfühlige Menschen nicht ernst genommen werden, sogar unser Fühlen entwertet, verdammt und als „Frauenhysterie“ abgetan wird. Wo Gefühllosigkeit salonfähig wurde und als höchstes zu errei-chendes Gut in der menschlichen Entwicklung angesehen wird.

Wo bleibt die Erkenntnis, dass es ein-fach keine rationalen Entscheidungen gibt? Weil immer beides parallel existiert, weil jeder Mensch Gefühle hat, jeder Journalist, jeder Politiker, jeder Wissenschaftler, jede Verkäuferin, jede Psycholo-gin, jeder einzelne? Und – jeder seine (zumindest transgenerationalen) Traumen hat, die die persönli-chen Ängste schüren. Und da sind wir gelandet: in einer Welt, die spaltet, weil wir die Angst nicht spüren dürfen… noch immer nicht, obwohl wir fast 80 Jahre in Sicherheit leben. Im Reiseführer „Kul-turschock, Ukraine von 2006, S. 126 steht folgendes geschrieben:

„Die Ukrainer, bei welchen im Un-terschied zur westlichen „Ratio“ der emotional-sinnliche Faktor die Überhand nimmt, können auf der Suche nach der „Seele ihres Volkes“ auf unzählige Legenden und Mythen zurückgreifen, von denen es in ihrer Geschichte und ihrer Literatur mehr als genug gibt.“ Ich liebte sie immer schon die Geschich-ten, die Geschichte und die Sagen und Mythen. Und da bin ich, hier steht es schwarz auf weiß: Ein Viertel von mir ist „Ukrainerin“ und doch scheint nicht nur ein Viertel von dem, was mich ausmacht, emotional-sinnlich zu sein.

Ich bin zutiefst intuitiv und muss aufpassen, dass ich nicht die Ratio aufs tiefste verdamme, denn sie bedroht immer wieder meinen Zugang zu meinem Großvater, zu meiner ukrainischen Seele. Und mittlerweile, nach all den Jahren der inneren Reflexion, nach unzähligen Tränen, nach heftigster Wut und dem Spüren von Scham, bin ich STOLZ, stolz darauf, keine waschechte Österreicherin zu sein. Sondern eine Europäerin. Vielleicht ist dieser Krieg ein Kampf um das „Emoti-onal-Sinnliche“? Vor allem ukrainische Frauen und Kinder flüchten zu uns in den „Westen“. Wir soll-ten uns bewusst sein, was das bedeutet. Sind wir im „Westen“ wirklich bereit für so viel Emotionen und sinnliche Reize? Ich spreche es bewusst an.

Denn, auch wenn es die wenigsten zugeben, das Image ukrainischer Frauen hier im Westen ist in höchstem Masse gespalten. Nämlich in das, was sie sind (selbstbewusste Frauen, die trotz gewalttätiger Ehemänner ihren Weg finden) und dem, wofür wir sie benutzen (als Sklavinnen). „Sie hatte die Liebe nur eine kleine Weile genossen, nur in der ersten Hitze der Leidenschaft, nur in der ersten Hitze der Jugend – dann ließ ihr rrauer Erwählter sie oft allein, um des Säbels, um der Gefährten, um der Zechgelage willen.“ (Nikolaj Gogol, „Taras Bulba“) Und vielleicht agiert Putin derzeit nicht nur aus Machtgeilheit sondern aus Angst, aus Angst, seine europäische Seele zu verlieren, indem er die Ukraine verliert, so wie ich.

Das mitfühlende, liebevolle in ihm macht ihm sicherlich genauso viel Angst wie jedem anderen Europäer – und er ist Europäer. ER ist uns ähnlicher, als wir in unserem Denken zulassen können. Er ist ein „Nachkriegskind“ so wie der Großteil unserer Väter. Dessen sollten wir uns bewusst sein. Ich verherrliche ihn genauso wenig und verurteile ihn genauso wenig wie jeden europäischen Mann! Denken wir an seine Rede im Bundestag in Deutschland, 2001, ich bin überzeugt, er meinte es ernst: „… ohne dieses Vertrauensklima ist kein einheitliches Großeuropa möglich.“ Das klingt nicht nach Eroberung, es klingt nach Zusammenarbeit und gegenseitigem Respekt und damals sicherlich noch nach gegenseitiger Wertschätzung.

Doch wo ist unsere Wertschätzung, Andersdenkenden gegenüber, der emotional-sinnlichen Seite, die vor allem Frauen zeigen? Das Emotional-sinnliche, das sicherlich nicht nur das „Gut“ der Frauen in der Ukraine ist, lässt mich spüren, wer er war, mein Großvater, den ich nicht kannte. Und wie kann ich mich er-kennen, wenn ich nicht auch etwas von ihm in mir sichtbar werden lasse. Bei all der Brutalität, die er verkörperte? Es existieren Geschichten und Legenden über ihn, meist eher Gruselgeschichten anstatt heilvoller, stärkender… denn er war eben nicht existent. Etwas anderes ließ er nicht wirken. Aus den Erzählungen entsprach er eins zu eins dem, was man so über den typischen „Russen“ erzählt. Alkoholi-ker und Aggressor. (Anmerkung: Putin ist kein Alkoholiker).

Dabei sagte mein Großvater angeblich über sich selbst, er sei Pole gewesen, angeblich, um sich selbst zu schützen. Wie kompliziert ist nicht die Geschichte der Ukraine – der emotional-sinnlichen Europäer? Ukraine – Land meiner Vorfahren? Ukra-inisch – Muttersprache meines Großvaters? Er wuchs auf als Angehöriger einer ruthenischen (ukraini-schen) Minderheit in Polen. Das Dorf wurde 1944 ausgelöscht, von den Russen (wie schlimm musste es für ihn sein, als „Russe“ bezeichnet zu werden?), geflutet wurde das Dorf, vernichtet. So wie er, nicht existent, aber er hinterließ einen See voller Tränen. Heute kann man in diesem See inmitten einer wunderschönen Landschaft baden. Nichts lässt darauf schließen, dass einst Menschen, wie mein Großvater, dort herumspazierten. Vielleicht ist das auch gut, denn so kann zumindest die Landschaft heilen.

Und ich kann heute hinspüren, wer er war, wie es gewesen wäre, wenn er mein Großvater hätte sein dürfen, das Väterchen Frost (der Weihnachtsmann). Und doch sehe ich gleichzeitig die Wahrheit. Gut und Böse vereint. In den Geschichten und in den Träumen leben die Menschen. Fried-lich ist es dort auch noch heute, am Kriegsschauplatz von gestern. Die Familie konnte fliehen, aber sie wurde gespalten, jeder ging seiner Wege, mein Großvater kam über Deutschland nach Österreich, die Frauen wurden in ein russisches Arbeitslager in der Ostukraine geschickt, seine Mutter (meine Ur-großmutter) und ihre Tochter (meine Großtante) wurden auf Linie gebracht, sie sprachen ukrainisch. Nach ihrer Entlassung wurden die beiden Frauen am jüdischen Friedhof in L´viv (ehem. Lem-berg/Westukraine) sesshaft.

Sie lebten am jüdischen Friedhof, die toten Juden bereicherten ihr Le-ben, obwohl sie keine Juden waren. Meine Urgroßmutter starb auch dort. Vielleicht war es aber auch ein geeigneter Ort, um wieder ins Leben zu finden, in welches Leben auch immer. Denn zu betrauern, gab es viel. Vielleicht weinte es sich leichter am Friedhof. Mein Großvater wurde mir jahrelang ver-schwiegen. Er wurde von meinem Urgroßvater aus unserer Familie vertrieben, als mein Vater 3 Jahre alt war (1949), weil er ein massives Alkohol- und Aggressionsproblem hatte. Danach wohnte er in der gleichen Stadt, mein Vater und seine Familie waren aber für ihn nicht existent. Das typische Schicksal eines Geflüchteten eben. Und daher war er auch für mich nicht existent.

Solange, bis er wirklich tot war und nach der Ostöffnung mein Vater begann, sich auf die Spuren seines verstorbenen Vaters nach Polen und in die Ukraine zu begeben. Ich spürte keinen Verlust, denn ich wuchs in einer Großfamilie mit einem echten Großvater auf. Dieser „Echte“ war mein geliebter Urgroßvater, die mütterliche Linie meines Vaters, derjenige der meinen Großvater (den „Russen“) aus dem Haus jagte.

Er war für uns alle der Fels in der Brandung. Er hatte als 17-Jähriger in Serbien gekämpft, in den Bergen, im ers-ten Weltkrieg, daher blieb er im 2. Weltkrieg verschont. Natürlich war auch er ein Täter, er redete nicht über das Morden, aber darüber, wie es war, im Krieg. Und er fand die Liebe wieder, zu meinem Vater, zu meinem Bruder, zu mir. Das heilte vieles und für mich ist der Täteraspekt an ihm in den Hin-tergrund getreten, der Liebe willen. Und ich spüre noch immer die durch seine „Ratio“ gestärkte Le-bens- und Überlebenskraft, die er auf mich übertrug. Sie sehen, ich verdamme die Ratio nicht, ganz im Gegenteil.

Aber es braucht beides, um seelisch zu heilen. Es ist die Kraft der „Ratio“, die Kraft der Gegenwart, die Kraft das Leben zu leben, wie es ist, auf der einen Seite und es braucht die Verbin-dung zur anderen, mitfühlenden, liebenden, verrückten und wilden Seite. Jener der weiblichen Kraft. Nur dann, wenn man mit beidem gut verbunden ist, hält man es aus, sie zu spüren, die Traumadämo-nen eines Kriegsüberlebenden. Und dann kann man sie in Gedanken von einem Körper lösen und sich vorstellen, dass sie an einen Ort der Veränderung/Heilung gelangen.

Die Experten sitzen da immer in der Natur der Heimat. Und: ich lernte sie kennen die Traumadämonen der verschiedenen Nationen, jene in China, wo ich 1 ½ Jahre lebte, jene in Pakistan, wo ich ein halbes Jahr lebte und jene aus Af-ghanistan, Tschetschenien, dem Irak, aus Bangladesch, Albanien und der Ukraine – durch meine Arbeit als Traumatherapeutin mit Kriegsüberlebenden in Wien, bei der Caritas. Was machten die Menschen früher, bevor die Ratio begann es zu verhindern? Sie kämpften einen inneren Kampf, im besten Fall übernahm diese Tätigkeit ein Schamane. Wenn ein Stamm von einem Dämon attackiert wurde, ging man zum Experten für Dämonenbekämpfung, dem Schamanen und eine ganze Nacht lang wurden die Energien herausgefordert und mit ihnen verhandelt – der Schamane wurde dabei im Kreis um ihn vom gesamten Stamm unterstützt.

(Anmerkung: Hat sich jemals jemand gefragt, warum der Film „Ghost Busters“ dermaßen viele Menschen beGEISTERTE und warum „Harry Potter“ auch bei Erwach-senen auf größte Sympathie stößt? Wir haben einen Sehnsucht nach dem „Emotional-sinnlichen“, vor allem die Männer im Westen. Befreit euch vom Zauber der „Verführung“ und nähert euch wieder der echten Emotionen. Vor allem der Angst, dann können wir gemeinsam in die Zukunft blicken. Einer ZUKUNFT des Lebens und Leben Lassens. Wie Putin sagte: „Ohne dieses Vertrauensklima ist kein ein-heitliches Großeuropa möglich.“ Ich meine damit nicht, dass nun jeder Putin lieben muss.

Auch ich liebe ihn nicht. Aber ich sehe ihn, von beiden Seiten. Ich liebe auch nicht meinen Großvater, er hat zuviel Dämonenkraft, auf die ich Acht geben muss, aber trotzdem bin ich stolz, seine Enkeltochter zu sein. ABER: Wir müssen uns reflektieren, damit die Muster der Vergangenheit nicht zum zig-tausendsten Mal wiederholt werden. Das Verehren der Helden und das Entehren des Emotional-sinnlichen muss ein Ende haben. Ebenso wenig hilft es uns weiter, wenn wir das „Emotional-sinnliche“ (die Ukraine) emporheben, wie wir es gerade tun und auf die Ratio (die Geschichte und die Realität) vergessen.

Die Helden der Kriege haben uns noch nie geholfen. Im Gegenteil: Was kam nach Sieg-frieds heldenhaften Kampf gegen den Drachen? Es folgten Kriege, Kriege und nochmal Kriege – und er, der Held? Ein Lindenblatt (die Linde steht für die Liebe) verhinderte, dass er unsterblich wurde, mit all dem Blut über seinem Körper! Der Drache steht oft für das „Weiblich-intuitive“, ein Zufall?? Beenden wir den Kampf, besinnen wir uns und verhindern wir, dass die Traumadämonen sich im Blut der nächsten Generation einnisten. Vertrauen wir auf die Kraft des „Weiblichen“, auch in Putin, er hat zwei Töchter und ich denke, er liebt sie. Maria (die Heilige) und Katarina (die Große – die Echte war übrigens eine Deutsche), warum diese Namen?

Sind sie seine und auch unsere Rettung? Die Kraft der Frau und die Deutsche? „Am Himmel gingen die Sternchen auf. Aus der Schlucht kam der dunkle Abend, ein freundlicher Großvater, alt, zottig, ganz strubblig. Mit einem Stöckchen. Er ging zum Dorf und trat in die Häuser. Er nimmt die Kinder in seine warmen, weichen Hände. Dann wollen die Kinder schlafen. Sie träumen süß.“, erzählt Babusja, löscht das Licht und beginnt mit liebkosender Stimme ein Wiegenlied zu singen. (Kulturschock Ukraine, S. 212) – Claudia Füreder

 

Einheitliche Verteidigung Für Europa / Europäische Union Die schlimmen Ereignisse, eines an 1939 erinnernden Überfall Adolf Hitlers und seinen Gehilfen auf Po-len, durch den russischen Diktator Putin, zeigen auf wie anfällig bzw. hilflos die Europäische Verteidi-gungsstrukturen und im besonderen wie schlimm es um die deutsche militärische Verteidigung steht. Evtl. liegt hierin auch eine Chance für einen radikal überdachten Neuanfang für ein Europäisches Ver-teidigungssystem, dass über die bis dato vorherrschende Kleinstaaterei in Europa hinausgeht. Wie könnte eine einheitliche Verteidigungsstruktur für die Europäische Union aussehen? Wie wäre es, wenn kein EU-Mitgliedsland eine eigene nationale Arme, Luftwaffe und Marine mehr unterhält? Klingt im Anbetracht der aktuellen Lage erst mal völlig absurd, oder?

Na gut, dann lass sie uns das Thema etwas weiter stricken. Es gibt anstelle von nationalen Militär ein Europäischen Verteidigungsbund und hier ist nicht die NATO gemeint sondern eine Europäische Armee, Luftwaffe und Marine, die wiede-rum Bestandteil des Nordatlantik Bündnisses ist. Wie sieht diese Europäische Armee aus? Sie würde sich aus allen Mitgliedsländern der Europäischen Union zusammensetzten. Dies kann z.B. nach einem Verteilungsschlüssel der Bevölkerungsstärke der einzelnen Länder erfolgen. Die Zusammensetzung des EU Militärs wird aus Frauen und Männern in Form eines Pflicht-EU-Militäreinsatzes absolviert plus einen Anteil an Berufs-EU-Militärs. Die Dauer des Pflichteinsatzes kann sich in einem Zeitraum von 12 – 18 Monaten beziehen.

Für die Rekruten würde ein Pflichteinsatz in Blöcken von jeweils 3 Monaten in immer einen anderen EU-Land (Standort) erfolgen (ausgenommen dem eigenen Heimatland). Dies führt, je nach Gesamt Einsatzzeitraum, zu 4 bis 6 Ausbildungsländern / Standorten pro Pflichteinsatz. Die Finanzierung würde ebenfalls über einen Verteilungsschlüssel pro Mitgliedsstaat erfolgen. Die Leitung könnte ebenso wie der EU Sitz in Belgien liegen. Die Vorteile sind ein Kennenlernen der Eu-ropäischen Partner und ein kultureller Austausch über Ganz Europa hinweg.

Ein gegenseitiger Angriff einzelner Länder auf andere EU-Länder ist so nicht möglich und ein Zusammenrücken der Europäi-schen Jugend und die Etablierung europäischer Freund- und Kameradschaften sind ein weiterer posi-tiver Aspekt. Ein Ansatz über den man durchaus nachdenken kann – oder? In Summe müssten die Gesamtkosten für jedes Land geringer werden. Speziell wenn das EU Verteidigungsbündnis Bestandteil der NATO ist, somit dürften die Beiträge für die NATO auch fallen, da das EU-Verteidigungsbündnis wie schon beschrieben eben Bestandteil der NATO ist. – Gerhard Keller

 

Haltet inne! Ich habe sehr großes Verständnis für die Menschen in der Ukraine und deren Freiheitswillen. Ich habe überhaupt kein Verständnis für die Gewalt , die Putin gegen die Ukraine begeht! Alle Verhandlungen zuvor sind gescheitert aufgrund von Fehlern auf beiden Seiten! Um weiteres menschliches Leid zu verhindern wäre Nachgeben im Augenblick die bessere Variante , wenn der Gegner übermächtig ist. Wenn dann die Waffen schweigen und die internationale Gemeinschaft den Druck auf Russland beibehält oder sogar erhöht kann es noch zu einem guten Ausgang für die Ukraine kommen . Zu kämpfen, „ vaterländisch , bis zum letzten Blutstropfen „ zerstört alles! – Hans-Werner Lupp

 

Der Gedanke meines Briefes muss von Kriegsführenden als defätistisch beurteilt werden und ich würde dafür eingesperrt! Putin fordere als Bedingung für den Frieden: Entmilitarisierung der Ukraine, also staatlich verfasste Neutralität und Anerkennung der Krim. Mein „unmöglicher“ Gedanke: Warum nicht? Warum sollte die Ukraine diese Bedingen nicht annehmen? Warum nicht eine neutrales Ukraine und warum an der Krim hängen bleiben, die doch nie mehr ukrainisch werden wird? Oder ist es rationaler, womöglich noch tausende Ukrainische Söhne zu opfern und Kiew zu einem Schutthaufen werden zu lassen?

Besser alles zerstört – als neutral und ohne Krim?! Weil Putin triumphieren würde und so weitermachen? Nein, würde er nicht, weil das eigentliche Ziel seines Kriegs erreicht wäre: Der deutliche Puffer zwischen Europa und Russland. Der emotional verständliche Ruf der Ukraine geht allerdings in die Gegenrichtung: Außerordentliche Aufnahme unter den Schutzmantel der EU – so schnell wie möglich! Mein verrückter Gedanke stammt natürlich aus der Bergpredigt: „Wenn dir einer den Mantel wegnehmen will, gib ihm auch das Hemd.. Und wenn einer eine Meile mit dir gehen will, dann geh fünf mit ihm.“ Warum? fragen wir. Antwort: Weil diese Welt nicht das Ziel der Menschheit ist. Aber könnte es jemals auch eine Politik der „Schwäche“ geben? – peter mathei

 

Ja der Irakkrieg, das amerikanische Desaster. Jeder weis heute, dass da keine Atomwaffen waren. Und – klar – die Schlauen wussten es schon vorher, allen voran unser Held Gerhard Schröder, der Kumpel vom Mörder Putin. Nur: Saddam war ein bestialischer Tyrann und er hat gegen mehrere UN-Resolutionen verstoßen. Und wie kann man sich sicher sein, wenn keine Kontrolleure in’s Land dürfen? Ja- die USA haben uns angelogen aber es ist für mich immer noch ein Unterschied ob man gegen einen bestialischen Tyrannen ins Feld zieht oder einem solchen, wie dem Syrer Assad dabei hilft die eigene Bevölkerung zu massakrieren.

Die große moralische Verurteilung der USA kam mit der Aufdeckung der Lügengeschichten und der sogleich entstandenen Erzählung, dass alle schon immer gewusst hätten, dass da nix war, man also Recht gehabt hatte mit der Verweigerung dem „Kreis der Willigen“ beizutreten. Was für ein Fest für alle, die schon immer gegen die USA waren. und in Afghanistan Solidarität zeigen mussten! Obama hat sich das dann so zu Herzen genommen, dass er dem russischen Diktator das Feld überließ. Das war der Grund warum Pütin nicht mehr in den Westen und die Nato eingebunden werden konnte: Weil er sich vom „lupenreinen Demoraten“ zum Diktator entwickelt hat.

Entscheident dabei war unter anderem die Auseinandersetzung mit den Konkurrenzoligarchen (vor allem Chodorowski), die er nicht mehr demokratisch sondern nur mit Einsatz seines Gemeihmdienstes gewinnen konnte.Die Erfahrung, dass man in einer Demokratie die Macht auch wieder verlieren kann hat ihn zum Diktator gemacht und nicht die fehlende Anerkennung des Westens.Sicher haben Sie mit ihren Interpratationen über den Fortgang der Entwicklungen in Nah-Ost zum Teil Recht aber alles auf die bösen USA zu schieben ist dann auch wieder einseitig. Die verschiedenen verfeindeten Staaten, Gruppierunge und Religionsgemeinschften (Sunniten versue Schiiten) tragen ein gehörig Maaß dazu bei.

Ich habe gegen die USA demonstriert als sie in Südamerika, Iran und Vietnam Diktatoren implementiert haben und ihnen beim foltern und ermorden der eigenen Bevölkerung halfen. Der Irakkrieg war etwas anderes und Putins Krieg im Gefolge des Irakkrieges zu sehen ist ein unsinniges Konstrukt. Die Hauptgefahr für die Menschheit idt der durchgeknallte (größenwhansinnige) Tyrann (je mächtiger je gefährlicher). Kim Jon Un, Assad., die Mullas, Putin und -?? Xi Jinping (ist erschon durchgeknallt??). (Bush war eine Kathastrophe, genau wie Trump! Aber beide sind erst mal weg – Demokratie) – Dieter Herrmann

 

Wenn ich derzeit (fast) überall in Politik und Medien als Hoffnung lese „Russland steht mit dem Rücken zur Wand“, sehe ich darin eher einen Selbstzerstörungswillen, der durch Politik & Medien vorangetrieben wird. Sollte es wirklich dazu kommen, dass diese Aussage stimmt, geht die Welt in einem Atomkrieg unter. Politik und Medien sollten stoppen, das herbeizureden und sich um einen schnellstmöglichen Frieden mit wenig vorherigem Leid und danach um eine langfristige und ehrliche Friedensordnung mit Russland bemühen.

Die Empörung über den Krieg ist unglaubwürdig und ebenso menschenverachtend, wenn man diesen möglichst blutig ausdehnen möchte, um ihn medial und politisch für eigene Interessen nutzen zu können. Je heroischer die Ukrainer kämpfen, desto zerstörter wird ihr Land, ihre Infrastruktur und die Verluste (insbesondere auch die zivilen) sein. Mehr Waffen ist in dieser Situation komplett das Falsche. Wer das Leid wirklich reduzieren möchte, sollte für den schnellstmöglichen Waffenstillstand sein und dann klären, was vor dem Krieg alles schief gelaufen ist und wie es im Rahmen der Friedensverhandlungen besser gemacht werden kann.

Aufgrund meiner oben dargestellten Unzufriedenheit und auch als thematische Anregungen (Kritikpunkte) habe ich ein eigenes Video erstellt und mit den Begleitinformationen auf folgender Website eingebettet: https://lebenswertes-chemnitz.actchange.com/stoppt-den-ukraine-krieg-sofort-kerze/ Es wäre schön, wenn Sie wenigstens einige Aspekte daraus in Ihrer zukünftigen Arbeit und Positionierung berücksichtigen. Bitte. – Dirk Liesch

 

Als jahrzehntelanger ´´Zeit´´ Leser habe ich zwischenzeitlich vieles vergessen was über Putin berichtet wurde. Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn Sie einmal in kurzer, tabellarischer Form über die vielen von Putin verbreiteten Lügen der letzten Zeit berichten würden. Ich vermute, dass es viele weitere Leser an einer Auffrischung ihres Gedächtnisses interessiert sein könnten. – Uwe Angerer

 

Klar ist, das Putin&Co eine Diktatur zum Nutzen einer Elite errichtet haben, die jede Art von Greuel bis zum Massenmord ausübt. Wir sind längst Opfer seiner Cyberattacken, er mordet in unserem Land. Nun hat er uns gesagt, wie er auch unsere Welt ordnen will, weil er sich sicher fühlte, nachdem er uns alle jahrelang heimtückisch belogen hat. Deshalb muss die Bundeswehr adäquat werden, die Soziopathen dieser Welt interessieren sich nicht für unsere Werte, da muss man gerüstet sein.

Es geht nicht um die dumme Idee, gegen Russland Krieg führen zu können, aber ich schäme mich dafür, das wir als drittgrösste Volkswirtschaft von Allen profitieren, uns bei der Nato unterstellen und dann den Pazifisten geben, obwohl wir geizig waren und deshalb einfach nichts hatten als 5000 Helme. …und dann besteht unser Krisen-Beitrag zur Nato aus 350 Mann, die sich das Equipment zusammen leihen müssen, auch im Ausland…. also nicht mal den Natobeitrag können wir… ohne Worte.

Putins Nuklearnummer ist bloss stillos, wie alles, denn zuletzt sind alle strategischen Waffen in Russland und USA immer alarmbereit und wenn er sterben wollte, würde er uns nicht dauernd damit erpressen wollen, so sind sie doch alle. Aber das hört nicht einfach auf mit Waffenstillstand in der Ukraine o.Ä.. Wir müssen jetzt sicher stellen, das russische Grossmachtsträume real nachhaltig beendet werden. Also jetzt für die Ukraine frieren ist der niedrigste Preis, wenn wir uns nicht ins Joch begeben wollen.

Ich bin für den kompletten Abbruch aller Beziehungen, seine Unterschrift ist eh nichts wert. Bloss nicht wieder Verständnis zeigen ….. diese pazifistische Schönrederei in einer Welt, die nicht frei von Gewalt ist, ist Beihilfe zur Gewalt, da kann auch der olle 2. Weltkrieg und die beliebte büssende Selbsterniedrigung nichts dran ändern. Es geht bei Vergangenheitsbewältigung auch nicht um Selbsterniedrigung oder Bussgefühle, sondern das man den nächsten Hitler erkennt und es besser macht. Also um Putin und jetzt! – Thomas Niederhausen

 

Ist die Beziehung, gar Freundschaft zwischen Putin und Schröder Zufall oder erklärbar? Der mitleidsvolle Umstand, daß sich beide qua ihrer geringen körperlichen Größe Auge in Auge unterhalten können, weist auf ein vielfach bestehendes Defizit hin: die fehlende persönliche Souveränität, welche durch die bekannten Sonderbarkeiten beider im privaten und öffentlichen Verhalten und durch ihre penetranten Versuche, sich insbesondere auf Kosten und zum Schaden Dritter Geltung verschaffen zu wollen, deutlich werden.

Die WirtschaftsWoche erwähnte in einer Aufzeichnung „zwergenhafter“ Staatsführer Schröder und Liliputin schon 2012. Dass dabei auch u.a. Gestalten wie Berlusconi erwähnt wurden, gestattet den Hinweis auf Zweifelhaftigkeiten von Politikern allein wegen ihrer Körpergröße. Dass diese Regel auch ihre Ausnahmen besitzt, ist unstrittig. Wegen seiner fünf Ehen können bei Schröder auch noch hormonelle Gründe für seine Sonderbarkeiten in Betracht gezogen werden. Damit darf eine Anamnese für einen pathologischen Narzissmus bestehen. – Jürgen Dressler

 

Ukrainekrieg was passiert weiter? Geht Deutschland in die Ukraine-Falle? https://chute.rocks/cH3oEMrc8LTG Interessante Bewertung der Lage. Will Russland Deutschland zum Bruch des Waffenstillstandes von 1945 bringen? Feindstaatenklausel wurde nie aufgehoben. Eine alte Weisheit sagt: Meide den Ort wo zwei sich streiten. Es gibt auch andere Möglichkeiten als diese. Russsland ist eine Macht mit Atomwaffen. Was passiert wenn sich das Land oder Putin in die Enge ge-drängt fühlen? Darf man da eine unberechenbare Reaktion riskieren?

Wenn die erste Raketen in Rich-tung der Ballungsräume Berlin, München, Hamburg, Ruhrgebiet oder Köln fliegen ist es zu spät. Not-wendig wäre Diplomatie statt Waffen. Alte Fernsehbeiträge zeigen, dass in der Ukraine Nazis agieren, in Kooperation mit der Regierung. Die internationale Gesellschaft für Menschenrechte beklagt, dass es 2020 erhebliche Mängel bei Gerichtsverfahren gab: https://www.igfm.de/ukraine-das-recht-auf-ein-faires-verfahren/ Am 18.01.2022 schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/ukraine-neues-sprachgesetz-soll-das-russische-zurueckdraengen-17736397.html „Das Russische abwürgen“

Fakt ist, in der Ukraine gibt es viele Ge-biete, wo Russisch immer schon die Sprache war und es gibt durch die lange Zugehörigkeit zu Russland überalle lange eingesessene russische Minderheiten. Da wäre ein Modell Schweiz mit vielen gliechbe-rechtigten Sprchen ein Weg, zu deeskalieren, statt mit so einem Gesetz die Lage anzuheizen. Gnaz nebenbei, dieses Gesetz schadet Medien, die kritiscxh zu Putin sind und deshalb versuchten aus der Ukraine heraus zu agieren. Es kommt hinzu dass Kiew für Russland so wichtig ist, wie Straßburg für Frankreich.

Denn in Kiew kam es zur Taufe der Russ. Darauf baut die ganze orthodoxe Kirche Russlands auf. In Straßburg wurde erstmals die Nationalhymne Frankreichs gesungen. Da wäre es gut, wenn der Westen hier sehr behutsam mit dem Thema Ukraine umgeht und nach einer Lösung sucht, die die Türen nach Westen offen hält, ohne dass sich Russland verdrängt oder verraten fühlt. Wenn man meint, Russland hat mit der Angst vor dem Westen eine Paranoia, eine Angst wider den Verstand, dann muss man Russland die Zeit geben, dies abzubauen durch ein lange anhaltendes vorbildliches Verhalten des Westens. Aber es muss alles vermeiden werden, was zu einem Krieg führen könnte.

Und hier habe ich die Sorge, dass es nicht nur von Putin eine Falle für den Westen gibt mit der Ukrai-ne-Krise. Nein, die Geheimdienste wissen was droht und Putin sagt es ganz offen. Und genau das wol-len die, die einen Krieg wollen. Die wollen Russland da rein ziehen, um das Land klein zu bekommen, dass es gefügig wird. Die Schäden so eines Krieges haben nicht diese Hintermänner, sondern vor allem wir in Deutschland. Selbst wenn Putin ein Teufel wäre, wäre es besser mit einem Teufel zu leben, als hier die ganze Hölle des Krieges ausbrechen zu lassen.

Wobei: Krieg haben wir schon lange, ein Krieg der Regierigen gegen die Menschen im Land. Die ganze Corona-Hysterie ist ein Paradebeispiel dafür. Der berühnte Gesundheits-Prophet Karolus Lauterdamus sagte gegen Ende 2021: „Bis März 2022 wer-den alle geimpft, genesen oder gestorben sein.“ Also wenn alle Ungeimpften jetzt tot sind, sofern die die Krankheit nicht überstanden haben, gibt es keinen Grund mehr für irgerndwelche Maßnahmen oder Impfungen. Lauterdames sagte auch im Sommer 2021: Boostern für alle sei nicht notwendig und sinnlos.

Kurz darauf sagte er: Wir wissen schon seit Monaten dass wir alle boostern müssen. Wer sich in so kurzer Zeit so dermaßen widerspricht, hat seine Unfähigkeit so deutlich gezeigt, dass man nur noch mehr Unfähigkeit zeigen kann, indem man so eine Person zum Gesundheitsminister ernennt. Warum wütete Corona so sehr in Altenheimen und bei älteren Menschen? Es war überwiegend nicht das Alter, sondern es war etwas, was im Alter öfter vorkommt: Eine multiple Merdikation, deren Aus-wirkungen auf den Bedarf an Mikronährstoffen wider vorhandenes Wissen nicht beachtet wird. Ich habe dazu schon auf einem Kongress für orthomolulare Medizin um 2005 Vorträge gehört.

Ärzte be-kamen da für die Teilnahme Punkte von der Krankenkasse. Der der Referent, der Apotheker Dr. Uew Gröber spricht hier in Videos zum Thema, die Sie sich unbedingt ansehen sollten und an ihren Arzt oder Apotheker weiter leiten sollten: https://www.youtube.com/watch?v=fCWv9jJYqtc&list=PL3gBvFPuuI9yQGqaBpiltqt-FHPlm2lVw Millio-nen Menschen leiden und sterben vorzeitig, weil das nicht beachtet wird, das ist in der Summe schlimmer als viele Kriege und das schon seit vielen Jahren.

Vereantwortlich dafür, dass dies nicht Kassenmedizin ist sind die bestechlichen Mafia-Gruppen, die in Deutschland unter den Namen CDU, CSU, FDP, SPD und Grüne wirken. Wer diese Gruppen irgendwie unterstützt, schießt sich damit letzt-lich ins eigene Knie. CDU-Europa-2019-Frieden-selbstverständlich.JPG Zukunft oder Vergangeheit auf der linken Bildhälfte? Wenn Frieden nicht selbstverständlich ist, ist gute Diplomatie gefragt und kein hinschlittern in einen Weltkrieg. — Signatur-Anhang an alle Mails:

Meine digitalen Netzwerke, bitte anmelden und folgen: Twitter https://twitter.com/FJStaratschek Linkedin https://www.linkedin.com/in/felix-staratschek-b7a13110b/detail/recent-activity/ Youtube https://www.youtube.com/channel/UCEVhzsU0p33Z0zjMscIoqVQ Bitchute https://www.bitchute.com/channel/jpgOUrDd3rzd/ (bisher keine Zensur) Gloria-TV https://gloria.tv/Felix%20Staratschek (Videos und Texte, bisher keine Zensur) Politik warnt bereits vor Corona-Wellen ab Herbst 2021! Herbst ist Coronaviren-Zeit, wenn getestet wird ist die Welle siche-rer, als das Amen in der Kirche. Wenn die Bundestagswahl vorbei ist, wird Schluss mit lustig sein, dann wird die Welt syn-corona-isiert.

Bis zur Wahl wollte man keine Proteststimmung fördern, die sich im Wahlergebnis niederschlägt. Aber bei der Wahl wurden die Zeugen Coronas bestätigt und so dürfte es weiter gehen mit den Maßnahmen. Nur wenn viele bei künftigen Wahlen sonstige Parteien wählen kann der Protest fruchten. Nur wenn Sie das mit allen Bekannten besprechen und digital dafür wer-ben, kann dies eine Massenbewegung werden. Nur wer gültig eine gute sonstige Partei für seinen konstruktiven Protest wählt, kann sagen, dass er keinen Anteil an dem hat, was die Politik im Land anstellt. Wahlenthaltung und ungültige Stimmen lassen die Mächtigen alleine durch ihre eigenen gül-tigen Stimmen weiter agieren. Nur gültige Stimmen können diese entmachten, so dass wir es bei je-der Wahl erneut versuchen müssen und unsere Stimme gültig einsetzen.

Informieren Sie sich über Die Basis https://diebasis-partei.de/ und andere Parteien. Denn mit einer Stimme für CDU, CSU, SPD, FDP, Linken, AfD und Grünen, der Wahlenthaltung oder ungültigen Stimmen haben wir alle verloren, weil das dazu dient, das die Kräfte weiter agieren, die unser Land mit Panik überziehen und den Auf-bau eines menschlichen Gesundheitswesen unterlassen. Weitere Infoseiten zu Corona sind unter Videos von mir auf Bitchute verlinkt. https://www.bitchute.com/channel/jpgOUrDd3rzd/ – Felix Staratschek

 

Der Überfall der Putinisten auf die Ukraine ist ein abscheuliches Verbrechen. Dieser Krieg ist durch nichts zu rechtfertigen. Es ist die dunkelste Stunde für Europa seit dem Überfall Hitlers auf Polen 1939. Dieser Angriff auf die demokratische Ukraine ist zugleich Putins Kriegserklärung an die Demokratie in Europa. Wir müssen alles tun, um dem tapferen ukrainischen Volk und seiner demokratisch gewählten Regierung zu helfen. Putins Armee darf Kiew nicht erobern. Die europäische Demokratie wird zur Zeit in Kiew verteidigt unter Einsatz des Lebens ukrainischer Menschen. Es darf uns nichts zu teuer sein, um die Unabhängigkeit der demokratischen Ukraine zu verteidigen. Wenn das starke Einschränkungen für uns selbst bedeutet, dann müssen sie eben sein.

Das dient der Sicherung eines Friedens in Freiheit in Europa. Rationieren wir den Öl- und Gasverbrauch in Deutschland sofort. Unterstellen wir die deutschen Gasspeicher der Kontrolle der Bundesregierung. Werfen wir die russischen Gasprom-Vertreter aus Deutschland raus. Kappen wir die russischen Gaslieferungen. Stellen wir alle Warenlieferungen und alle finanziellen Transfers an Putin-Russland sofort ein.

Koordinieren und verstärken wir die Waffenlieferungen und die Lieferungen nötiger Hilfsgüter an die Ukraine. Bauen wir Strukturen an der europäischen Außengrenze auf, um geschlagenen ukrainischen Kämpfern Schutz, Erholung und die Möglichkeit zur Wiederherstellung ihrer militärischen Schlagkraft zu bieten. – Dirk von Holt

 

Ich schätze Ihre Zeitung sehr und lese sie gerne. Damit dies so bleibt, bitte ich darum, in Artikel wie diesem (siehe: https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-02/russland-ukraine-konflikt-begriffe-erklaert?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE ) die Fakten , z.B. zu Minsk II vollständig darzustellen und bei Quellenangaben (wie z.B. zu Minsk II diese in Deutsch vorzulegen, damit die Prüfung Ihrer Angaben einfacher ist.

Leider fehlen bei Ihrem o.g. Artikel zu den Inhalten von Minsk II all die, die die Ukraine und deren Zuständigkeit betreffen. Dies wäre z.B. die zugesagte Verfassungsänderung bis Ende 2015 sowie die Neuregelung der regionalen Rolle der beiden Separatistengebiete gewesen. Genau diese beiden wichtigen Vertragsinhalte, die Präsident Putin u.a. als Grund für seine aggressive – und natürlich falsche – Politik angibt, unterschlagen Sie. Die ist schade und einer guten Zeitung wie der Ihren nicht würdig. – Joachim Schwister

 

Vielleicht sollten Herr Kermani und Herr Thumann untereinander klären, ob der Westen bezüglich der NATO-Osterweiterung ein Versprechen gebrochen hat oder nicht. Beide machen historisches Wissen geltend, aber während Herr Thumann das angeblich gebrochene Versprechen als instumentalisierte Legende enttarnt (und das auch schlüssig darzustellen weiß), lässt Herr Kermani eben dieses gebrochene Versprechen als selbstverständliche historische Tatsache in seinen Text einfließen. Falls es zu diesem Thema noch mehr zu sagen gibt, wäre ich dankbar für weitere Analysen oder ein direktes „Streitgespräch“ in bewährter ZEIT-Manier. – Dr. Christian Voll

 

Seit Jahren schätze ich den DLF für Nachrichtensendungen und Hintergrundberichtserstat-tung. Der Ukrainekrieg ist wohl leider auch ein Krieg der Informationen geworden (und das mitten in Deutschland?) – ist das die Demokratie, die wir „westliche Welt“ nun Putin´s Dikta-tur entgegensetzen? Denn in allen Nachrichten des heutigen Tages werden alle Anrainer namentlich aufgezählt, welche Flüchtlinge aufnehmen – bis auf Ungarn. Ungarn wird „einfach ausgelassen“. Auch in Ungarn sind inzwischen ca. 100.000 Flüchtlinge angekommen.

Diese werden durch die freiwilligen Helfer des Malteser Ordens, des Johanniter-Ordens und dive-rerse private Organisationen/Zusammenschlüsse versorgt. Täglich kommen LKW´s und Klein-busse mit Sachspenden und Nahrungsmittel an, die überwiegend von Privatpersonen und caritativen Einrichtungen gespendet und transportiert werden. Viele Ukrainer haben in Un-garn Verwandte – alle Flüchtlinge dürfen (seit gestern schon) umsonst die öffentlichen Ver-kehrsmittel benutzen. Dass Ungarn im Kontext der int. Hilfsaktionen „einfach nicht erwähnt“ wird, ist ein Schlag ins Gesicht des ungarischen Volkes. Keine Frage:

Herr Orban ist zweifels-frei ein Opportunist, der erheblich und im großen Stil öffentliche Gelder veruntreut (seit Jah-ren schon – dies ist allen in der EU übrigens auch schon seit Jahren bekannt, nur hat sich noch keiner die Mühe gemacht ernsthaft Einhalt zu gebieten). Und auch das ist richtig: das ungarische Volk hat es in all den Jahren nicht geschafft Herrn Orban, der lügt und sich wie ein kleiner wichtigtuerischer Giftzwerg aufführt, mit demokratischen Mitteln „zum Teufel zu ja-gen“ – er und „seine Freunde“ schaden nicht nur Ungarn, sondern auch der EU. Und auch ich schäme mich inzwischen wegen der „politischen Elite“ in meinem Geburtsland, die diese Be-zeichnung eigentlich gar nicht verdient. Aber die Ungarn auf diese Art und Weise mit Igno-ranz zu bestrafen, weil sie keine Waffenlieferungen an die Ukraine durchlassen wollen (was ich persönlich zu tiefst bedauere) – lässt tief blicken.

Und ich hoffe, dass Hr. Orban dies nicht für sich mal wieder „ausschlachtet“ – in Ungarn ist derzeit Wahlkampf. Eine solche Berichtser-stattung bzw. Nicht-Berichtserstattung schadet nicht nur unserer Demokratie – viel schlimmer ist noch, dass dem Orban-Regime damit auch noch in die Hände gespielt wird. Ich war bis-lang wohl naiv zu denken, dass Nachrichten (zumindest bei uns im „Westen“) kein Politikum sind. Erstaunlich wie sich unsere Rhetorik und Berichtserstattung binnen Tage geändert hat. – Christina Galambosi

 

“Hungerstreik als Aufruf zum Stopp von russischen Gas, Öl, Kohle”: Der russische Präsident Putin hat am 24.02.2022 einen Vernichtungskrieg gegen Ukraine und die ukrainische Bevölkerung begonnen. Mit ca. 150.000 Soldaten, Tausenden Panzern und Raketen bombardiert und tötet er nicht nur die ukrainische Armee, die ukrainischen Städte, sondern auch zivile Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten. Bis jetzt wurden mindestens 352 Zivilisten, darunter 22 Kinder, getötet. Ich höre jetzt von vielen in Deutschland, dass sie helfen wollen, aber wissen nicht, was sie beitragen können, damit der Krieg in der Ukraine aufhört.

Viele Deutsche sprechen von Hilflosigkeit, wenn sie die schrecklichen Bilder aus der Ukraine sehen. Ich möchte in diesem Artikel schildern, wie jeder Deutscher einen bedeutenden Beitrag dazu leisten kann, damit dieser Krieg so schnell wie möglich aufhört. Deutschland – und somit jeder Deutsche indirekt – finanziert diesen Krieg jeden Tag mit. Allein 2020 kauften die EU-Länder in Russland Gas, Öl und Kohle für ca. 67 Milliarden Dollar. Umgerechnet zahlt EU an Russland ca. 183 Million Dollar jeden Tag, während Russland mit diesem Geld ukrainische Kinder und Frauen tötet. Jetzt hat die EU “mit der linken Hand” zwar Sanktionen gegen Russland eingeführt, aber “mit der rechten Hand” finanziert die EU diesen Krieg weiter mit.

Umgerechnet zahlt EU innerhalb von 7 Tagen Krieg, während Putin die Zivilisten in der Ukraine tötet, bereits 1,3 Milliarden Dollar. Damit ist der Westen und die EU leider ein starker Mittäter in diesem Krieg. Der polnische Präsident sagte am 26.2.2022 dem deutschen Bundeskanzler Scholz, dass durch die russische Gas-Pipelines nach Deutschland das Blut ukrainischer Kinder, Frauen und Männer nach Deutschland fließt. Und so eröffnet sich eine historische Möglichkeit für jeden Europäer, diesen Krieg schnellstmöglich zu stoppen.

Und zwar können Deutsche von der Regierung fordern, sofort den Kauf von Gas, Öl und Kohle in Russland zu stoppen. Dann geht Putin das Geld für diesen teuren Krieg sehr schnell aus. Als Deutsche kann man statt Gasheizung zur Not mit Elektroheizung heizen. Steigende Energiepreise kann die Regierung auch mit verschiedenen Mitteln kompensieren. Das würde auch den Umstieg auf erneuerbare Energien start beschleunigen und unser Klima retten. Ja, als Deutsche müsste man dann mehr Geld für die Strom-/Heizrechnung ausgeben. Jetzt stellt sich die Frage vor jedem Deutschen, ob er diese Mehrausgaben bereit ist zu tätigen oder mit dem ukrainischen Blut “weiter heizt”.

Und an der Stelle möchte ich an die historische Verantwortung Deutschlands erinnern – gerade vor der Ukraine. Nazideutschland hat die Ukraine zweimal mit Panzern hin und zurück überrollt und mit heftigen Kämpfen zerstört. Im Zweiten Weltkrieg hat die ukrainische Nation (damals Ukrainische Sowjetrepublik als Teil der Sowjetunion) die allermeisten Menschen verloren und den allermeisten wirtschaftlichen Schaden erlitten als jede andere Nation. Es sind ca. 8 Millionen Ukrainer durch Nazideutschland gestorben bzw. getötet worden.

Das sind mehr als Russen, Weißrussen oder Polen oder andere. Daher hat Deutschland die allergrößte historische Verantwortung gerade vor der Ukraine und nicht vor Russland. Und jetzt ist der historische Moment diese Rechnung zu begleichen. Dafür unterzeichnen Sie bitte meine online-Petition zum sofortigen Stopp von Kauf von russischen Gas, Öl und Kohle unter diesem Link: https://weact.campact.de/petitions/importstopp-von-russischem-gas-jetzt-keine-finanzierung-von-putins-kriegsmaschinerie-mehr?from_action_confirmation=true Es ist keine Bitte an Deutsche. Es ist ein Angebot, eine Wahl zu treffen.

Durch diese Wahl bekennt jeder Deutsche, an welcher Seite er steht: an der Seite eines Kriegsverbrechers Putin, der ein friedliches Land mit Panzern überrollt und dort Frauen und Kinder tötet? Oder stehen Sie an der Seite der Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung? – Andriy Lysenko

 

Höchste Zeit den europäischen Stier bei den Hörnern zu packen! Wer hätte das gedacht? Ein juristisch ausgebildeter Schauspieler und Synchronsprecher kämpft einen Kampf für seine Nation, für unsere Demokratie und belebt das was Europa einst war: Die Mythologie einer „weiten Sicht“, der Stier und die Frau die visionär für Freiheit und Kraft standen. Der überlegene Potentat ist wütend geschlagen in der Allmacht seiner krankhaften zaristischen Träume. Zeit läuft nur nach vorne und es ist Zeit für Putin, Lukaschenko, aber auch für Biden und Trump der Zukunft Platz zu machen.

Wer hätte das gedacht: Republikaner stehen applaudierend auf hinter einem demokratischen Präsidenten der geschwächt gescheitert ist sein Volk zu einen. Eine grüne deutsche Außenministerin zeigt Rückgrat und bringt frischen Wind in die Debatten, die einst endlos zäh waren und jetzt schneller verfliegen als Viren die fast vergessen sind. Weltsport, der nicht nur Bälle und Milliarden Euro schiebt, sondern sich zu politischen Verantwortung inmitten seiner Fans bekennt. Es ist eine neue Zeit, die neuen Mut, neue Entschiedenheit und neue Ängste gebiert. Und all das hängt zusammen, vergossenes Blut setzt ungeahnte Kräfte frei.

Wir dürfen nicht inne halten in der Wirrnis der Informationen. Putin hat bereits verloren, aber das Bild von David und Goliath ist märchenhafte Illusion. Es ist nicht nur unsere Aufgabe die Ukraine zu unterstützen, die diesen großen Kampf auch für uns und unsere Werte führt. Es ist nicht nur Aufgabe Waffen zu liefern, andere kämpfen zu lassen, Flüchtlinge aufzunehmen – es ist unsere Pflicht die Werte für die Selenski kämpft auch wieder mit seinen Augen zu sehen und zu beleben. Schluss mit Kleinklein der Bürokraten, endlosen Debatten die die Bevölkerung zermürben, Mut rauben und Potentaten in China und Russland lachen lassen. Demokratie muss wehrhaft sein – Punkt. Man kann mit Staatsfeinden die Kriege führen nicht verhandeln. Das gilt auch für Feinde der Demokratie im Inneren.

Die EU muss ihre jetzige Handlungsfähigkeit jederzeit wiederholen können. Eine Woche Zeit um einen Vormarsch zu stoppen muss auch für eine Revolution im Klimawandel reichen. Vorbild sein für alle, die Demokratie wollen, zeigen wie wir friedlich und vielfältig man schnell und entschieden Ziele erreicht und Unglaubliches schnell umsetzt – wehrhaft, abgewogen und ohne bürokratische Trägheit. Selenski zeigt, wer anpackt erreicht mehr Unterstützung als selbst Visionäre sich vorstellen konnten. Muss die lebensbedrohende Not erst durch die Tür sein um erst dann Unmögliches möglich zu machen?

Die Kraft des europäischen Stieres reicht nicht aus um Aggressoren zu stoppen. Es braucht Waffen und Ausrüstung die ihr Ziel erreichen – nämlich ihren Einsatz niemals notwendig zu machen. Funktion und Kampf, statt romantischer Illusion und Dekadenz. Europa darf nicht zurückfallen und warten dass Trump und andere den Rettungsschirm entziehen und die Nato entzweien. Wer Demokratie will und Gräben schließen muss sich auch von bequemer Arroganz und Selbsteinschätzung trennen und zugeben dass Trump auch Recht hatte.

Europa war bequem, hat Verteidigungslasten den Amerikanern aufgebürdet, diese dann für ihre Machtbestrebungen kritisiert und von der billigen Hängematte einer maroden Bundeswehr transatlantisch gespottet. Damit muss Schluss sein und dafür braucht es nicht nur den Mut zu 100 Milliarden. Kriegsgefahr ist kein Finanzproblem sondern alltägliche Auseinandersetzung mit neuen Realitäten. Linke europäische Friedenspolitiker brauchen rechte amerikanische Unterstützer Wir alle brauchen neue Allianzen für den Frieden ohne Trump und Putin.

Es ist eine verwirrende Zeit. Die Falschen können noch bittere, ungerechte Siege erringen. Aber es entsteht eine neue Klarheit alter Werte. Denen sind wir verpflichtet und werden auch mit Niederlagen gewinnen. Denn die Zeit kennt nur die Richtung nach vorne. Selbst wenn Selenski stirbt wird er die Zeit prägen die nach dem Tod von Putin kommt. Wir sollten sie jetzt gestalten. – Peter Vongehr

 

Sehr geehrter Herr Schröder, während Putin die Bewohner der Ukraine massakrieren und jetzt wie in Syrien sogar Krankenhäuser bombardieren lässt, arbeiten Sie noch immer für den wohl größten euro-päischen Kriegsverbrecher seit Adolf Hitler. Alle anderen westeuropäischen Aufsichtsräte russischer Kon- zerne haben ihre Ämter niedergelegt, jetzt auch Ihre eigenen Mitar- beiter. Die Konzerne BP und Shell haben ihre Anteile an Rosneft und Gazprom mit riesigem Verlust verkauft. Nur Sie halten an Ihren Ämtern fest und kassieren von Putin Millionen Euro, die man nur noch als Judas- Lohn bezeich-nen kann.

Schon seit Ihrer Übernahme diverser Ämter in Russland bereits kurz nach Ihrem Ausschei-den im Kanzleramt frage ich mich, was der Grund war für diese doch etwas merkwürdige Hast. Waren Sie etwa schon als Bundeskanzler ein Interessenvertreter von Putin? Waren Sie etwa schon damals ein Lobbyist von Rosneft, Nord Stream und Gazprom? Waren Sie Putin etwa schon damals in einer Art und Weise verbunden und verpflichtet, dass Sie diese Ämter über- nehmen mussten? Und ist das vielleicht auch der Grund dafür, dass Sie jetzt nicht wie alle anständigen Menschen die Beziehung zu Putin ab-brechen und ihre Ämter niederlegen? Auf alle diese Fragen hätte ich gerne eine Antwort. – Hans Neuber

 

Putin wird mit seinem Krieg viel mehr erreichen, als uns derzeit klar ist. Er tritt eine Flüchtlingswelle los, die jetzt Europa erreicht. Damit ist die nächste Flüchtlingskrise seit 2014 da. Und die Politik war darauf in keinster Weise vorbereitet. So leid mir die Ukrainder tun, aber sie treffen hier auf vollkommen überlastete Sozialsysteme, eine Infrstruktur, die vielerorts auf dem allerletzten Loch pfeift und Populisten, die aus dieser Krise Kapital schlagen werden und die Gesellschaft weiter spalten – die Folgen der Flüchtlingskrise von 2014 soind noch lange nicht verwunden.

Putin gelingt es alos indirekt, die EU zu destabilisieren. Man sieht, dass Putin ein gewiefter Fuchs ist, dem unsere Politiker nichts entgegenzusetzen haben. Es tut mir leid um unser Europa, dass sich von einem Herr Putin so vorführen lässt, was unseren unfähigen Politikern zu verdanken ist. – Toni Vollmer

 

Gerne lese ich wöchtentlich soviel ich (ZEITlich) vermag Ihre anregenden Artikel. Mit dieser Notiz möchte ich Sie gern darauf aufmerksam machen, wie sich der Krieg in der Ukraine unmittelbar bei uns auswirkt und was wir hier auch ganz konkret für den Frieden leisten können – über Spenden und Wohnungsangebote hinaus. Das Bewusstsein dafür, ganz konkret selbst etwas tun zu können, hilft, die bedrückenden Nachrichten zu verarbeiten.

Zum Hintergrund: Ich arbeite als Lehrkraft an einer Fachschule für Sozialpädagogik im – sonst zu Karneval so ausgelassenen – Rheinland. Die angehenden Erzieherinnen und Erzieher haben ihren Dienst nach dem Wochenende am Dienstag wieder angetreten, bevor wir uns heute, Mittwoch, in der Schule wiedergesehen haben.

Im intensiven und auch sehr persönlichen Austausch wurde u.a. deutlich: In den Grundschulen und Kitas treffen Angehörige beider kriegführenden Parteien aufeinander, auch Angehörige anderer Nationen haben eine Position, die sie heftig gegenüber der anderen vertreten, es kommt also zu Konflikten und Ausgrenzung v.a. russischstämmiger Kinder. Eine russischstämmige Studierende berichtete, dass ihre eigenen Kinder (9 und 12 Jahre alt) heute nicht in die Schule gehen wollten aus Angst vor diesen Ausgrenzungen.

Auch Lehrpersonal kann mit wenig durchdachten, polemischen Äußerungen dazu beitragen (z.B. mit der Aussage: „ich hasse alle Russen.“) Die Studierenden berichteten, dass innerhalb des Kollegiums/Teams finden Ausgrenzungen oder auch peinliche Befragungen russischstämmiger Menschen statt („und, was hältst du von Putin?“) In der persönlichen Betroffenheit wird vor den Ohren der Kinder in eskalierender Sprache über die politischen Ereignisse gesprochen.

Mein Fazit: Getroffen sind alle, die über „Putins Krieg“ in Konflikte mit Freund*innen, Bekannten, Kolleg*innen ausgegrenzt werden oder ausgrenzen. Sprache trägt erheblich zur Verschärfung des Tons im Umgang miteinander bei. Der soziale Frieden ist kostbar und will aktiv erarbeitet werden. Hier kann und sollte jede*r einzelne einen wichtigen Beitrag leisten, besonders auch pädagogisches Personal. – Dorothee Wesselmann

 

Für all die tapferen Frauen, die in der Ukraine für ihr Land kämpfen. Der Krieg in der Ukraine lässt längst überwunden geglaubte Rollenbilder wiederaufleben. „Frauen und Kinder zuerst“ – dieses Motto erfährt gerade eine Renaissance, die damit verbundenen Geschlechterzuschreibungen werden unterschwellig auch in den Medien übernommen. Dabei verteidigen auch viele mutige Soldatinnen und zivile Widerstandskämpferinnen ihr Land. Und der Aufruf „Frauen und Kinder zuerst“ war von jeher falsch und sexistisch.

In den letzten Tagen kamen immer mehr Geflüchtete an den Außengrenzen der EU an. Es sind größtenteils Frauen und Kinder, Männer im wehrfähigen Alter dürfen die Ukraine nicht verlassen. An dieser Regelung durch die ukrainische Regierung wird es zumindest teilweise liegen, dass die alte Rollenverteilung des Krieges auch in den Medien zunehmend klar abgebildet wird: die Männer verteidigen das Land, Frauen und Kinder sind auf der Flucht. Dieses Narrativ zieht sich zunehmend durch die Berichterstattung: es wird in Reden der Politiker*innen aufgegriffen – ich habe es gestern sogar in einer Rede von Annalena Baerbock gehört, die sonst für dieses Thema sehr sensibel ist.

Zitat: „Mütter lassen ihre Ehemänner zurück. Kinder ihre Väter. Freundinnen ihre Freunde. Weil die Männer ihr Land verteidigen.“ Und heute stand in der Zeit: „Frauen und Kinder zuerst – außer sie sind schwarz“. In dem Artikel wurde auf Rassismus in Bezug auf Flüchtlinge hingewiesen, ein sehr wichtiges Thema. Und doch fragte ich mich mal wieder, ob niemand den Sexismus wahrnimmt, der in diesem Titel steckt und unkritisch stehen gelassen wird. Dieser Titel impliziert meiner Ansicht nach nicht weniger als folgendes: Frauen und Kinder gehören zuerst gerettet, sie sind die hilflosen, die wehrlosen. Dabei werden Frauen mit Kindern indirekt auf eine Stufe gestellt, als ob eine Frau der Selbstverteidigung und Selbstbehauptung nicht besser fähig wäre als ein fünfjähriges Kind.

Ich kann und will gar nicht abstreiten, dass die Mehrheit der ukrainischen Soldat*innen und freiwilligen Kämpfer*innen Männer sind. Doch definitiv nicht ausschließlich: in einem Artikel des mdr von Anfang Februar 2022 steht, dass in der Ukraine rund 32.000 Soldatinnen derzeit „ihren Dienst an der Waffe“ tun. Und auch in Berichten über den Widerstand der Zivilbevölkerung, nachdem sich die Menschen zum Basteln von Molotowcocktails treffen oder zum ersten Mal in ihrem Leben selbstorganisierte Schießübungen absolvieren, sind Frauen dabei. Es ist also mitnichten so, als ob alle Frauen aus dem Land geflüchtet wären und die Verteidigung der Ukraine nur den Männern überlassen hätten.

Um es deutlich zu sagen: ich verurteile niemanden, der angesichts eines Krieges flüchtet, erst recht nicht, wenn man noch Kinder oder andere Familienangehörige hat, die man schützen möchte. Aber ich verurteile die Darstellung, in der die Flucht von Frauen als notwendig und wünschenswert verkauft wird, als selbstverständlich. „Frauen und Kinder zuerst“ – dieses Motto verbinde ich mit der Titanic und einer längst vergangenen Zeit, damals schon genauso unsinnig wie heute: nur weil ich eine Frau bin, heißt das nicht, dass ich hilf- oder wehrlos bin. Nur weil ich ein Mann bin, heißt das nicht, dass ich ein starker Held bin. Meiner Meinung nach sollte es daher heißen: Kinder und schutzbedürftige Menschen zuerst – darunter fallen für mich zum Beispiel alte, körperlich oder geistig eingeschränkte und kranke Menschen. Diesen Satz würde ich sofort unterschreiben.

Frauen aber können genau solche starken, tapferen und fähigen Soldatinnen und Widerstandskämpferinnen sein wie Männer. Ihre Leistungen und ihre schiere Beteiligung dürfen nicht unter den Tisch fallen, sie müssen anerkannt werden. Und die alte, traditionelle Rollenverteilung und Geschlechterzuschreibung, die mit „Frauen und Kinder zuerst“ zum Ausdruck kommt, muss zumindest in der Politik und den Medien vollständig überwunden werden – damit dies irgendwann auch in den Köpfen der Menschen geschieht. – Monique Kuhlenkamp

 

Schwerter zu Pflugscharen sind in der heutigen Zeit etwa so selten wie ein Einhorn auf dem Roten Platz, oder einem „lupenreinen Demokraten“ im Kreml. – Raffaele Ferdinando Schacher

 

Es sind weniger die Russen, die das furchtbare Leid über die Ukraine bringen, sondern ein durchgeknallter Scherge aus dem Kreml und seine Bande. Ich selbst hatte noch vor kurzem ein gewisses Verständnis für Putin und seiner Sorge davor, von der Nato eingekreist zu werden, gehabt. Ich muss zugeben, mich geirrt zu haben, indem ich Sorge mit Größenwahn verwechselte. Ich bin erschüttert und hege Besorgnis davor, dass der Mann völlig außer Kontrolle gerät und sich an Nuklearwaffen bedient. Denn eine Ratte, die man in die Enge treibt, springt einen an! – Kurt (Curd) Nickel

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Gendertrouble“ von Alice Schwarzer

 

Ich schätze Die Zeit sehr. Jedoch fällt mir vermehrt auf das sie transfeindlichen Personen eine Plattform geben. Alice Schwarzer ist mit ihrer queerfeindlichen, transfeindlichen und sexarbeitfeindlichen Haltung seit jahrzehnten keine feministische Instanz mehr. Nach dem Artikel in der Emma über Tessa Ganser und der Reaktion in der Community müsste dies eigentlich längst klar geworden sein. Es ist natürlich wichtig, dass eine Zeitung ein Thema von verschiedenen Seiten her beleuchtet. Doch Alice Schwarzer und ihre Verbündete haben längst die Grenze zwischen legitimer Meinung und Hass überschritten. Ich würde mir Wünschen wenn Die Zeit nicht denselben Weg geht wie z.B. die NZZ welche gerade mit solchen Themen auf click Jagd geht.

Angesichts jetzt auch den Ereignissen in der Ukraine wäre es wichtig, dass eine seriöse Zeitung wie Die Zeit ein Bollwerk gegen Fehlinformationen und Hass darstellt. Beides ist bei TERFS/SERFS im übermass vorhanden. Ebenso ist der Kampf gegen eine „Genderideologie“ teil des Diskurses von Wladimir Putin und anderen totalitären Machthabern und wird als Waffe eingesetzt, um ihre Macht zu legitimieren. Menschen wie Alice Schwarzer sind auch hier Steigbügelhalter von solchen Ideologien. Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie dieses Mail an die zuständige Stelle weiterleiten würden. – Jonas Wittwer

 

Ich finde es sehr erschreckend mitzubekommen dass Menschen wie Alice Schwarzer von ihnen eine Plattform geboten bekommen. Alice Schwarzer fällt schon sehr lange mit ihrem Magazin ,,Emma‘‘ durch transphobe aussagen auf. Sie spricht damit unzähligen Menschen ihre Identität sowie Erfahrungen ab. Sie haben aufgrund ihrer großen Reichweite eine enorme Verantwortung solchen menschenverachtenden

Ideologien keinen Raum zu bieten. Wenn sie die Thematik zur Diskussion bringen möchten gibt es genug andere Möglichkeiten z.B mit betroffenen zu sprechen oder mit Psychologen die sich auf dem Gebiet auskennen. Stattdessen bieten sie einer NICHT betroffenen Person eine Plattform, die nachweislich Transphobe Ideologien verbreitet um darüber zu schreiben. Ich bin einfach nur fassungslos. – Michelle Grimm

 

Beim lesen des Artikels Gendertrouble fragen wir uns, wie man auf die Idee kommen kann, einen derart trans*feindlichen Artikel unkommentiert, ohne Einordnung zu veröffentlichen. Bei kaum einer anderen marginalisierten Gruppe ist das heutzutage noch „gesellschaftsfähig“.

Alice Schwarzer ist selbsternannte Expertin für das Thema trans* und das war es auch schon. Sie kann nicht in Anspruch nehmen, für die Mehrheit der Feministinnen zu sprechen, noch hat sie Hintergrundwissen bei Trans* in Medizin und Sozialrecht. Das wird aus dem Beitrag überdeutlich. Sie benutzt ihren Bekanntheitsgrad bei einem Thema bei dem die Menschen um die es geht, meist nur als Einzelschicksal aber nicht als Ganzes betrachtet werden. Während man z.B. beim Thema Produktqualität gerne auf Verbraucherschützer zurück greift, kommen Verbandsvertreter*innen der trans* und inter* Community extrem selten zu Wort, und schon gar nicht mit der Gelegenheit einen Meinungsartikel abzugeben.

Stattdessen wird hier wieder mal Dr. Alexander Korte hervorgeholt, der bei der Anhörung im Bundestag zum Selbstbestimmungsgesetz wesentliche Fragen zu den Quellen seiner Meinungen schuldig geblieben ist. Höchst bedenklich ist, dass die Fachgesellschaft DGSMTW, der führendes Mitglied Korte ist, noch 2019 verlangt hat, das Gesetz zum Verbot von Konversionsbehandlung sollte bezüglich geschlechtlicher Identität wieder aufgehoben werden.

Der Beitrag Gendertrouble ist voll von Halbwahrheiten und Umkehrungen der Realität, die eines Mediums wie der Zeit unwürdig ist. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns die Gelegenheit zu einer Gegendarstellung geben würden. https://dgti.org/2022/01/26/solidaritaetmittessa/, https://dgti.org/2022/02/01/emma-ein-brandgefaehrlicher-totalschaden-fuer-den-feminismus/, https://dgti.org/2021/08/12/zahlenspiele/Petra Weitzel

 

Es war mit Enttäuschung, dass ich den Artikel „Im Gendertrouble” von Alice Schwarzer heute gelesen habe. Als Britin bin ich leider schon gut vertraut mit Transfeindlichkeit (nicht nur) in der Presse. Die Hetze und Radikalisierung, zu der die Medienlandschaft da beiträgt, macht das alltägliche Leben von trans Personen, was ohnehin schon viel Diskriminierung und strukturelle Benachteiligung enthält, noch schlechter auszuhalten. Ich kann nur hoffen, dass die Entscheidung, solche Inhalte auch hier in Deutschland zu publizieren, nur daran, mit einem “culture war” Thema mehr Clicks und Geld zu bekommen. In dem Falle hoffe ich, dass Sie sich das nächste Mal davor überlegen, was für eine Auswirkung die Verbreitung von Hass tatsächlich haben kann.

Und falls die Redaktion Alice Schwarzer wirklich zustimmt, bitte ich Sie, ein Paar Artikel über Schwule oder Lesben zu lesen, die vor 30-40 Jahren erschienen sind, und zu überlegen, welche Ähnlichkeiten Ihnen auffallen. Die Transfeindlichkeit von heute hat nichts Neues zu sagen, nur sind es halt heute die trans Menschen die vermeintlich Jagd auf Kinder machen, eine extremistische Agenda pushen und so weiter und so fort, und nicht mehr die Schwulen und Lesben.Ich hoffe, Sie werden sich in Zukunft überlegen, wer davon profitiert, wenn Verleumdungen über eine bereits marginalisierte Gruppe verbreitet werden, und wer darunter leidet. – Alexandra Fosså

 

Ich möchte gerne Bezug zu ihrem Artikel „Im Gendertrouble“ nehmen. Hierbei handelt es sich um ein Interview mit Alice Schwarzer, in dem meiner Ansicht nach transfeindliche Aussagen abgedruckt wurden. Passagen wie „Trans ist Trend“ oder „Irritationen der Geschlechterrollen“ mit einer tatsächlichen Geschlechtsdysphorie zu vergleichen, setzt meiner Meinung nach jede Trans* Identität in einen unwürdigen und nicht ernst zu nehmenden Zustand.

Nicht beachtet wird meines Erachtens nach, dass es sich bei Trans* Personen um ganz normale Menschen handelt, die meines Erachtens schon längst Teil der Gesellschaft sind und keine Personen, die solch eine Diskriminierung zu erdulden und zu erfahren haben. Somit ist für mich dieses Interview längst überholt und höchst unangebracht. Natürlich sollte man verschiedene Meinungen, Sichtweisen und Quellen heranziehen, dann aber bitte diskriminierungsfrei. Deshalb möchte ich Sie darum bitten, besagtes Interview nochmals zu prüfen und gegebenenfalls zu ergänzen oder verändern. Zudem möchte ich Sie darum bitten, das Interview auch im Sinne der Medienethik in Augenschein zu nehmen. Besonders an die Medienethik möchte ich appellieren! – T. Haas

 

Ich bin Mutter eines kleinen Transjungens. Schon sehr früh signalisierte unser Kind, dass es im falschen Körper steckt. Als biologisches Mädchen geboren fühlt sich unser Kind als Junge und möchte als ein solcher auch von seinem Umfeld wahrgenommen werden.

Wir haben daher große Hoffnung, dass dass für die Betroffenen höchst erniedrigende Transsexuellengesetz endlich gekippt und dass ersehnte Selbstbestimmungsgesetzt verabschiedet wird. Es muss fad Recht eines jeden einzelnen sein, selbstbestimmt leben zu dürfen. Können Sie sich vorstellen, welche seelischen Qualen es verursacht im falschen Körper gefangen zu sein? Ich sehe jeden Tag, wie sehr mein Kind leidet.

Umso wütender macht es mich, wenn ich Interviews, wie heute in der ZEIT lese. Im Interview “Im Gendertrouble“ wurden diverse falsche und ideologisch Aussagen Schwarzers von Ihnen einfach unkommentiert abgedruckt. Das hat für mich nichts mit freiheitlichem Journalismus zu tun, sondern mit Respektlosigkeit und Intoleranz. Sie sollten sich schämen. F. Randelli

 

Was Frau Schwarzer in ihrem Interview unkommentiert äußern durfte, ist in meinen Augen eine glatte Bloßstellung ethischen Journalismus. Meinungsfreiheit ist ein hohes und kostbares Gut, das steht außer Frage! Seine möglichen Buchverkäufe anzukurbeln, indem man das Selbstbewusstsein und Selbstbestimmungsrecht einzelner so eklatant in Frage stellt ist schlicht unerträglich. Gerade von einer Zeitschrift wie der ZEIT habe ich mehr Courage erwartet. Zumindest einige kommentierenden Zeilen wären zu erwarten gewesen. Aber nein. Das hatte BILD-Niveau. – Matthias Förster

 

Beim Lesen dieses Artikels ist mir heute ehrlich gesagt die Luft weggeblieben und ich bin immer noch empört. Das Thema Transsexualität ist wahrlich kein leichtes – und zwar in erster Linie für die Menschen die es betrifft. Ich denke niemand kann nachvollziehen wie schrecklich es ist im falschen Körper zu leben und dies jede Sekunde lang auch deutlich zu fühlen. Warum Menschen darunter leiden, welche Ursachen es dafür gibt – hier steht die Wissenschaft noch ganz am Anfang.

Was jeder Einzelne von uns aber tun kann ist etwas das kein Geld kostet, den Betroffenen unheimlich hilft und das Natürlichste auf der Welt sein sollte – den Anderen als das anzuerkennen was er in seinem Inneren ist und sein will. Dazu gehört auch, daß wir anerkennen das jeder sich selbst am besten kennt und damit frei entscheiden kann mit welchem Geschlecht er leben will und wie er angesprochen werden möchte. Nicht anderes fordert das Selbstbestimmungsgesetz um das nun leider schon wieder gekämpft werden muß.

Und ausgerechnet Frau Schwarzer die doch eigentlich selbst am besten wissen müsste wie wichtig das Recht auf Selbstbestimmung ist da sie ja jahrzentelang für die Gleichstellung von Frauen gekämpft hat, verzapft einen solchen Mist ? Schwadroniert über ein Thema von dem sie offensichtlich NULL Ahnung hat und zitiert krude Thesen die man sonst in Ihrer mentalen Bräsigkeit nur von der katholischen Kirche oder der AFD kennt ? Das ist wirklich der Gipfel.

Schlimmer als dieses Geschwurble ist allerdings der Fakt, daß als „Experte“ für dieses heikle Thema von Ihrem Team kein Arzt, Psychotherapeut oder Wissenschaftler ausgewählt wurde der etwas wirklich relevantes dazu sagen und Menschen denen dieses Thema fremd ist entsprechend aufklären könnte. Mir kommt es hingegen so vor als wollten Sie mit Frau Schwarzer genau das erreichen was Ihnen mit Sicherheit gelungen ist : nämlich Ängste, Vorurteile und Hass gegen Transgender Betroffene schüren weil das ja mehr Quote bringt als eine vernünftige pragmatische Sicht der Dinge. Das widerspricht jeglicher Ethik. Ich bin zutiefst empört und werde diese Art von Journalismus nicht unterstützen. – Sandra Friedrich

 

Wieso wird einer ewig gestrigen Alice Schwarzer erlaubt so öffentlich zu einem Thema Stellung zu nehmen, von dem sie – ganz offensichtlich – nicht nur keine Ahnung hat, sondern geifernd vor Hass ihre Scheinargumente vorträgt. Wer sich in eine Liga mit den Äußerungen der afd stellt, sollte sich in meinen Augen automatisch selbst diskreditieren, in den Augen ihrer Redaktion offenbar nicht. Trans* ist keine Mode, sondern eine Lebensrealität, die momentan für viele trans* Personen unter dem TSG eine entwürdigende Behandlung bedeutet.

Die Fragen und Anwürfe, die den Personen auf dem Weg zu einer Personenstandsänderung begegnen sind so herabwürdigend, überaus intim und unangenehm, dass es fast ein Wunder ist, dass sich Menschen dem unterwerfen. Das Selbstbestimmungsgesetz hilft Menschen ihre Geschlechtsidentität auf dem Papier ihrer realen Geschlechtsidentität anzupassen und ist dringend überfällig! Dem Hass von TERFs wie Alice Schwarzer und den Rechtkonservativen Raum zu geben, ihn populär zu machen für Schlagzeilen und Clicks schafft ein noch gefährlicheres Klima für die sowieso schon vulnerable Gruppe der trans* Personen.

Wir sehen in England gerade zu welchen Ergebnissen solch noch angefachter Hass führt. Eigentlich sollten die Zeitungen doch aus der Pandemie gelernt haben, kleinen, aber lauten und aggressiven Gruppen nicht einen übermäßig großen Raum in der Berichterstattung einzuräumen. Aber offenbar sind Clicks wichtiger. Das enttäuscht mich, erwarte ich solches Verhalten doch eher bei der Springer-„Presse“. – Friederike Sonnenberg

 

Medien schaffen heißt Verantwortung haben. Mit der Veröffentlichung von völlig unwissenschaftlichen, verletzenden Meinungen auf Kosten von Minderheiten kommen Sie dieser Verantwortung nicht nach. Mich entsetzt, wie dem offensichtlich trans Menschen diskriminierenden Text von Alice Schwarzer bei Ihnen Raum gegeben wird. Menschen, die Trans sind, sind eine der verletzlichsten und suizidgefährdensten Menschengruppe. Gerade junge Menschen vertrauen sich oft lange niemandem an und lesen diese Texte alleine.

Das ist nicht „eine Meinung haben“, das ist gefährliche Stimmungsmache auf Kosten einer sehr kleinen Minderheit. Schalten Sie den Artikel offline, veröffentlichen eine Richtigstellung/Entschuldigung (auf wissenschaftlicher Basis!) und hören Sie auf, auf Kosten einer kleinen, kleinen Gruppe Klicks zu generieren. Sie sollten sich schämen, dass Sie sogar das offensichtlich falsche Gendern – und damit Aberkennen des Geschlechts – durch Ihre Redaktion gewunken haben. Ich habe Angst davor, was diese Stimmungsmache auf Dauer mit trans Menschen macht, vor allem jungen Menschen. Nehmen Sie Ihre Verantwortung war! – Judith Schumacher

 

Ich bin betroffen von der Veröffentlichung von Beiträgen in ihrer Zeitschrift, die suggerieren, dass Trans Trend sei. Als Vater eines Transmannes, kann ich mir nicht vorstellen, dass irgendje-mand diesen Weg ohne tiefes inneres Bedürfnis wählen würde: Es ist ein schwerer Weg, voll von Hindernissen, Selbstzweifeln bis hin zur Verzweiflung, gesellschaftlichen Ächtung, Spott, Anfeindungen. Unreflektierte Veröffentlichung von Beiträge wie der von Alice Schwarzer er-schweren den Weg von Trans Personen, da sie einerseits die Selbstfindung zur eigenen Ge-schlechtsidentität verzögern (können) und andererseits – und dass ist für mich der Hauptpunkt – die ohnehin niedrige gesellschaftliche Akzeptanz weiter absenken, indem vermittelt wird, das Trans Sein nicht ernst zu nehmen sei, da nur Modetrend.

Meinen Sie , dass eine 5 Jährige, die plötzlich zu Feiertagen ihr „schönes buntes Festtagskleidchen“ nicht mehr anziehen mag, eine 8 Jährige, die, obwohl zuvor eine absolute „Wasserratte“ , plötzlich nicht mehr ins Schwimmbad gehen mag (da, wie ich später herausfand, sie sich ihrer Brüste wegen schämte), dass dieses Kind über viele Jahre hinweg seinen Weg vorbereitet um mir mit 21 Jahren, einem Trend folgend, zu sagen, er sei ein Mann? Es ist kein Trend. Es ist, als ob viele Puzzleteile, die ich irgendwie wahrgenommen aber ignoriert habe, plötzlich zusammenpassen und ein Ganzes ergeben. Und die Erkenntnis kommt, dass das kleine süße Mädchen, das ich kannte, niemals da sondern nur eine Illusion war.

Dass er immer schon ein Mann und ich zu blind war dies zu sehen. Rückbli-ckend kann ich mich nur schämen, dass ich solange gebraucht habe, ihn als denjenigen wahrzu-nehmen, der er ist und ihn auf seinem Weg zu unterstützen. Es gibt leider viele Eltern die nicht unterstützen wollen, denen ihre Illusion wichtiger ist als ihr Kind. Solchen Eltern helfen „Nur-ein-Modetrend“-Aussagen den wahren Seelenzustand ihres Kindes weiterhin ignorieren und den Leidensdruck unter dem betroffene Kinder stehen, aufrechtzuerhalten.

Ein Konflikt um die eigene sexuelle Identität kann nicht langfristig bestehen bleiben. Er muss gelöst werden. Wenn dies nicht geschieht, steht in vielen Fällen ein Selbstmord am Ende des Weges. Sie sollten als renommierte Zeitschrift dies nicht unterstützen und ich würde mich freuen wenn Sie sich im Nachgang von trans-ignoranten Beiträgen klar distanzieren würden. Danke. – Michael Lehmann

 

Es ist in meinen Augen nicht akzeptabel, wenn Menschen wie Alice Schwarzer in Ihrem Medium die Möglichkeit erhalten, undifferenziert ihre einseitigen Ansichten zu Themen wie Selbstbestimmungsrecht für Trans-Menschen darzulegen. Von einem angesehenen Medium wie ihrem würde ich erwarten, dass journalistisch sauber gearbeitet wird und die Ansicht der Betroffenen angemessen dargestellt wird. Andernfalls machen Sie sich meines Erachtens der Diskriminierung und des Rassismusses mitschuldig. – Michael Bächle

 

Ich will mal nichts langes zu dem Schwurbel- Machwerk der verurteilten Straftäterin A. Schwarzer schreiben, das lest ihr sowieso nicht. Aber: wann genau bekommt jemand, der wissenschaftlich fundierte Aussagen zum Thema machen kann, die Chance auf eine Replik? – Wiebke ter Lichten

 

Es ist unglaublich, dass den Befürworter*innen der „Anti-Trans-Bewegung“ soviel Raum in Ihrer Berichterstattung bekommen. Bleiben Sie fair und geben Sie den Betroffenen die gleiche Plattform qualitativ und quantizativ. Dabei sollten diskriminierende Beiträge und/oder Worte und Begriffe nicht abgedruckt werden. – Elke Keil

 

Psych. Psychotherapeutin Sabine Mauer hat es auf Twitter auf den Punkt gebracht: “Wieso darf Alice Schwarzer in der @DIEZEIT zu trans empiriefrei rum“debattieren“? Haben Medien nichts gelernt aus Corona & Klima, was die Auswahl von Expert*innen bei sehr komplexem, hochspezifischem Fachwissen angeht? Medienethik? False Balance? Minoritätenstress?” Beatrice von Storch, Schwarzer, Stock und Co. sprechen trans Personen ihr Existenzrecht ab, der Hass in den sozialen Medien und im realen Leben droht in Folge zuzunehmen. Ich will nicht, dass die Medien hier in Deutschland die trans Debatte nur aus Profitinteresse ausschlachten. Ich will nicht, dass die Debatte in Deutschland so ausartet wie in Großbritannien. Ich will die selben Rechte für alle Menschen! Ohne Verurteilung! Ohne Hass! Ohne Leid! Ich will Frieden! – Stefanie Schmidt

 

Sie haben in ihrem Artikel die Befürchtung geäußert, dass jetzt sehr viele Menschen in die Männerrolle flüchten wollen, da diese mehr Vorteile bietet, und nicht tatsächlich an einer wie Sie es nennen Dysphorie leiden. Das nennt sich übrigens Dysmorphophobie, im ICD-10 heißt es hierzu, dass Menschen Angst haben, eine falsche Figur zu haben, Dysmorphophobie übrigens auch bei Magersucht, was bedeutet, dass eine Körperschemastörung vorliegt. Die Kassen zahlen deswegen die Operationen einer Transformation, da der Mensch ja dadurch geheilt wird, dass der Körper seinem echten Geschlecht angeglichen wird.

Es handelt sich hier also nicht einfach um ein Problem der Emanzipation, dass Frauen nur mehr Männer Rechte haben müssten, und dann keine Männer mehr werden wollten. Davon abgesehen, dass natürlich alle Menschen die gleichen Rechte haben müssen, und auch etwas männlichere Frauen, um mal diese blödsinnige Bezeichnung zu verwenden, Ihre Frauenrolle nicht bei Kindern, Küche und Kirche ausleben möchten, ist natürlich wichtig. Ich selbst habe dieses Problem nicht, mich im falschen Körper zu sehen. Ich hatte aber einmal eine Medikation, bei der mir ein männlicher Haarwuchs entstand, was bei mir extremsten Ekel verursacht hat, und ich annähernd mitfühlen kann, wie er sich anfühlt, wenn da etwas etwas wächst, was da nicht hingehört. Es geht also nicht darum, wenn ich doch ein Mann wäre, ging es mir besser.

Dies ist traurig genug, dass es Menschen gibt, die das fühlen, was zeigt, wie ungerecht unsere Welt ist. Dennoch gibt es Menschen, die sich im Kern als dass einige schlecht fühlen, außen herum aber das Gefühl haben, etwas ganz anderes zu sein. Im Gehirn ist wahrscheinlich das Körperschema schlichtweg ein anderes als das, was sie außen herum um sich haben. Sie stecken also im falschen Raumanzug. Ich hoffe also, dass diese unsäglichen Aktionen von wegen, es wird jetzt in Mode, transsexuell zu werden, und alle machen es, weil man es kann, aufhören. Niemand treibt ab, weil Frau es kann, niemand lässt sich umwandeln, weil er oder sie es kann, sondern früher war das ein Tabuthema, und heute ist es möglich, das zu tun.

Das selbstverständlich sorgfältig psychische Störungen ausgeschlossen werden, wenn zb jemand aufgrund einer Borderline-Persönlichkeitsstörung seine Geschlechter in diese Zeit permanent wechselt, oder in der Jugend jemand sich mal wünscht, lieber ein Mann zu sein, ist klar. Ich habe mich als Kind auch häufig als Junge gefühlt, das ist eine normale Phase, aber man kann das durchaus heute unterscheiden, trauen sie doch den Psychiater No psychiaterinnen mal was zu. – Dorothee Feuerstein

 

Danke für diesen ausgezeichneten Artikel. Die Politik macht es möglich , dass Jugendliche ohne Einwilligung der Eltern sich mit Hilfe von Chemie und dem Messer einer Umwandlung unterziehen , die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Sogar eine Beratung, die dem jungen Menschen nahelegt sich diese Umwandlung und Konsequenzen gut zu überdenken , kann schon als strafbar betrachtet werden . Die Grünen haben mit einer Sozialpolitik die Sex zwischen Erwachsenen und Kindern propagierte , viel Unheil angerichtet. Wurde jemals öffentlich dafür Verantwortung übernommen? Natürlich nicht. Alice Schwarzer war vor Jahrzehnten das enfant terrible für uns konservativ erzogene Jugendliche . Heute sage ich: Brava, Alice! Danke für Dein Engagement, Mut und Klugheit! – Marianne Werner

 

Es wäre wirklich in der heutigen Zeit endlich an der Zeit, dieses wichtige Thema menschenwürdig anzugehen! Es geht nicht um Quote oder Verkaufszahlen! – Simone Schwartz

 

Ich bin sehr enttäuscht darüber, dass Sie Frau Schwarzer ein Forum in ihrer Zeitung bieten. Für mich bedeuten ihre Aussagen, dass sie kein Verständnis für das Leben von Transgender Menschen hat. Sie steckt für mich in „alten“ Rollenbildern von weiblich und männlich gedanklich fest. Für sie gibt es nichts dazwischen. Es kommt für sie nicht in Frage, dass es auch mehr als diese beiden Geschlechter geben könnte. Es gibt sie aber.

Darüber hinaus kann man den Menschen nicht nach seinem Geschlecht beurteilen. Ihr Fehler ist es, Feministin zu sein. Alle Menschen haben ein Recht auf Leben, gleich welches Geschlecht sie haben oder nicht. Es ist auch keine „Modeerscheinung“, wenn man sich nicht in seinem Körper als Frau oder Mann wohlfühlt, und dies ändern möchte. Hier ist wohl ein humaner Umgang von uns allen angebracht. Ihre Ansichten passen nicht mehr in die Zeit und das meine ich zweideutig! – Bettina Huxel

 

Es ist wenig verwunderlich das ein Gesetzentwurf wie das Selbstbestimmungsgesetz medial aufgearbeitet wird. Jedoch wenn die mediale Aufarbeitung einseitig und unreflektiert geschieht dann hat man bei der journalistischen Arbeit nicht nur geschlampt sondern dies vermutlich aus einem Bedürfnisse nach Schlagzeilen absichtlich so gestaltet. Ich dachte eigentlich es existiere ein Medienethos, damit nicht wie vor 80 jahren Minderheiten in der öffentlichen Meinung ihre Rechte und Existenzen abgesprochen bekommen.

In diesem Falle ist es also relativ einfach die Zeit und ihre politische Richtung ein zu ordnen. Darf man damit rechnen das sie aus ihren Fehlern lernen und in Zukunft vielleicht auch Mitglieder der queeren Community zur Stellungnahme bitten um verschiedene Meinungen und Aspekte in ihre Artikel einfließen zu lassen, schließlich sollte nicht nur eine Seite gehör zu einem solchen Thema finden. Oder wird man damit rechnen können das sie sich weiterhin mit ihren Interviewpartnern dafür stark machen das „geistig verwirrte“ Menschen wie ich bald wieder in Konzentrationslager gesteckt werden? – Rachel Cassandra Appel

 

Mit großem Befremden habe ich den Artikel „Im Gendertrouble“ gelesen, der von einer sehr einseitigen und transsexuellenfeindlichen geprägt ist. Ich würde darum bitten, dass zu diesem Thema auch Stimmen in der „Zeit“ zu Wort kommen, die eine diffenrenziertere und objektive Sicht zu dem Thema vertreten und das der Text um Stellungnahmen von Betroffenen und fach-lich qualifizierten Personen, die sich mit diesem Thema auf medizinischer und psychologischer Ebene wirklich auskennen und auseinandersetzen, erweitert erneut publiziert wird, M. E. wäre es bei so diffizielen Themen wie diesem hilfreicher FAchleute, die sich jenseits von ideologi-schen Standpunkten mit diesem Thema befassen , zu befragen, an Stelle von Personen, die bei diesem Thema wenig bis keine wissenschaftliche Qualifikation haben, dafür aber umso populisi-tischer agieren. – B. Haydn

 

Ihr Interview über Ängste zu lesen war recht amüsant, jedoch schürt dies auch bei anderen Menschen eine unberechtigte Angst vor diesem neuen Gesetz. Es ist schlicht und ergreifend unverschämt diese Aussagen einfach unkommentiert im Raum stehen zu lassen. Diese Zeilen sind Menschenfeindlich und verletzen Artikel eins der Grundrechte: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. „

Ich bitte Sie inständig die Veröffentlichung derartiger Artikel mit menschenfeindlichen Aussagen zu unterlassen. Wenn Sie dies ignorieren, erklären Sie sich also damit einverstanden, Menschen die sich in ihrem Körper mehr als unwohl, um nicht zu sagen falsch, fühlen über Dinge wie ihr Masturbationsverhalten und ähnliches auszufragen, damit diese überhaupt die Chance auf eine Behandlung haben. – Zane Dexter Schmidt

 

Ursprünglich hatte ich ein Abo der ZEIT abgeschlossen in der Hoffnung auch in schwierigen Zeiten guten Journalismus zu unterstützen. Zunehmend allerdings macht mir Angst, was für wenig faktenbasierende und Ressentiment-mit-anheizende Artikel im Namen der ZEIT erscheinen.

Die Hofberichterstattung um Wolfgang Thierse fand ich, gelinde gesagt, bestürzend. Es fehlte Einordnung, er wurde hofiert mit einer Art Homestory, während kritische und differenzierende Stimmen kaum bis gar nicht zu Wort kamen. Der Fokus lag auf Wolfgang Thierse und seine inhaltlich weitgehend leere und von Strohmännern getragene Kritik, was denn alles Identitätspolitik wäre. Für eine differenzierte und produktive gesellschaftliche Debatte war da kaum Raum – dabei wäre sie dringend notwendig.

Zunehmend scheint sich die ZEIT aber auf trans Personen einzuschießen. Als Mitglied des Fachbeirates der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld und als Vorstandsmitglied des Schwulen Museums Berlin, dem weltweit größten Archiv und Museum zur Geschichte, Kultur und Alltag queerer Menschen, bin ich nur noch erschüttert. Der Berichterstattung der ZEIT über die Causa Kathleen Stock, inklusive des Interviews mit ihr, fehlt es weitgehend an kritischer und differenzierter Einordnung der Debatte, an ernsthaft kritischen Nachfragen.

Der heute erschienende Gastbeitrag von Alice Schwarzer reiht sich hier mit ein. Sich selbst in minimalen Teilen auch selbstkritisch zeigend, ist er vor allem eine Aneinanderreihung von bekannten Strohmännern und Scheinargumenten. Das Ganze noch unter einer zutiefst schwierigen Unterüberschrift. Gleichzeitig hat der Artikel scheinbar keine Prüfung auf die Richtigkeit der Inhalte der dort genannten Aussagen erfahren. So schreibt Schwarzer: „1981 erließ Deutschland als zweites Land der Welt nach Schweden ein Gesetz, das bei der medizinischen Diagnose Transsexualität den Personenstandswechsel und auch die hormonelle und operative Angleichung an das andere Geschlecht legalisiert“

Das ist in mehrfacher Hinsicht falsch: 1.) Das von Schwarzer angeführte Gesetz wurde 1980 erlassen, nicht 1981. 2.) Nicht „Deutschland“ hat es erlassen, sondern die BRD. In der ZEIT im Osten gibt es hin und wieder kleine Lichtblicke, die auf eine differenzierte Berichterstattung über Ost-West bestehen und eine Reflexion von „Deutschland“ einfordern, das scheint aber weiterhin nur ein Funken zu sein. 3.) Damit war die BRD nicht das zweite Land, wie es Schwarzer behauptet – die DDR hatte bereits in den 1970ern in einer Verfügung einen Personenstandswechsel legalisiert. Nach Schweden, vor der BRD. (Siehe dazu beispielsweise Forschung von Ulrike Klöppel.)

Gleichzeitig wird deutlich, wessen Geistes Alice Schwarzer ist wenn man sich anschaut, welche Begrifflichkeiten sie nutzt und wie sie bspw. das Buch von Abigail Shrier anführt. Der Gebrauch von „Transsexualität“ macht deutlich, dass sie eher in einem Diskurs verhaftet scheint, der Jahrzehnte zurück liegt. Und nicht umsonst gab es umfassende Kritik aus der Wissenschaft an Shriers Buch.

Wie Jack Turban schreibt, der als Wissenschaftler in Stanford dezidiert zum Thema trans und gender diverse Kinder und Jugendliche forscht: „I recognized the book as bizarre and full of misinformation“. Das Buch widerspricht u.a. in Teilen den Empfehlungen von Fachverbände wie u.a. The American Psychiatric Association, The American Academy of Pediatrics, The Endocrine Society, The American Academy of Child & Adolescent Psychiatry, und The World Professional Association for Transgender Health.

Was Alice Schwarzer allerdings macht, ist ein Ressentiment anheizen, was schwere gesellschaftliche und politische Folgen haben kann. Gerade erst hat der texanische Governeur verfügt, dass im Grunde Kinder und Jugendliche, die trans sind, geoutet werden müssen und Eltern, die ihre Kinder in ihrer Identität annehmen (wie es die entsprechenden medizinischen Fachverbände empfehlen), Kindesmissbrauch betreiben würden.

Beobachter:innen befürchten nun, dass dies ein Schritt sein könnte mittelfristig Eltern von trans Kindern diese wegzunehmen. Für eine differenzierte und wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung ist der Artikel von Alice Schwarzer nicht geeignet. Wofür er sich allerdings gut eignet, ist bereits marginalisierte Personen weiter zu marginalisieren und gesellschaftliches Ressentiment zu schüren. Und reiht sich damit ein in die Berichterstattung zu Kathleen Stock, der kürzliche Artikel von Mariam Lau, und weitere.

Sowohl als Sozialwissenschaftler, als Vorstandsmitglied des zwar namentlich noch Schwulen, aber eigentlich Queeren Museums, als auch als Mitglied des Fachbeirates des Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, betrachte ich die Berichterstattung der ZEIT zu dem Thema als fragwürdig bis besorgniserregend. Wünschen würde ich mir hingegen wissenschaftlich fundierte, ernsthafte Berichterstattung (warum beispielsweise nicht einmal vorher genannten Jack Turban anfragen?). Die Mehrzahl der Beiträge der ZEIT zu diesem Thema sind für eine produktive gesellschaftliche Debatte fernab von Misinformation und Ressentiment leider derzeit nicht geeignet. – Heiner Schulze

 

Wie viele Personen, die sich zum LGBTQ+ Spektrum zählen, nebst deren Angehörigen und Freunden, bin auch ich bestürzt darüber, auf welch unterirdischen Niveau Ihre ansonsten so renommierte Zeitung mit dem trabsfeindlichen Artikel gegen die Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer gesunken ist. Angesichts der globalen Lage, in der seit mindestens 2 Jahren klar erkennbar ist, wie wichtig die Auswahl von Autor*innen gerade bei einem gesellschaftlich und politisch so brisanten Thema wie die Frage der Selbstbestimmung von Transpersonen in unserem Land ist – und das schon allein aus ethischen und dem AGG abzuleitenden Gründen.

Ihr Artikel verletzt das Diskriminierungsverbot und ist de facto einem Zwangsouting gleichzusetzen; und das bei einer demokratisch in den deutschen Bundestag gewählten Abgeordneten. Sie stellen sich damit in eine Reihe mit den Hetzreden einer Frau von Storch und mit einem wütenden Mob vor den Häusern von Politikern. Wie Frau Ganserer mit Ihrem und anderen Angriffen auf ihre Person und ihre Rechte umgeht, verdient allerhöchsten Respekt. Sie ist aber keinesfalls allein. Hinter ihr steht eine große Community, die nichts weiter einfordert als Respekt und Toleranz gegenüber den ohnehin schon marginalisierten Gruppen in unserer Gesellschaft.

Die Suizidrate bei jugendlichen Transpersonen ist vielfach höher als im Durchschnitt – wie glauben Sie, werden Artikel wie dieser auf junge Menschen wirken, die ohnehin schon im Alltag mit vielen Hürden kämpfen, die Cispersonen nicht kennen? Ich fordere Sie hiermit höflich dazu auf, sich zu dem Artikel zu positionieren. Das Mindeste wäre eine Entschuldigung an Frau Ganserer; wichtiger für Sie scheint mir aber zu sein, den angerichteten Schaden für den Ruf Ihrer Zeitung durch eine Klarstellung und hoffentlich einem besseren urtwilsvermögen bei der Auswahl ihrer „Expert*innen“ /Autor*innen an den Tag zu legen. – Eva-Maria Müller

 

Ich habe gestern Ihren Beitrag von Alice Schwarzer gelesen und bin schockiert. Nicht über Schwarzers menschenfeindliche und antifeministische Meinung (Schwarzer verbreitet übrigens auch Hass gegenüber Muslim*innen), diese ist ja schon hinreichend bekannt sondern über Ihre Zeitung und dass sie solch einer Person Ihre Plattform bieten. Frau Schwarzer ist offensichtlich in weißen pseudo-feministischen Debatten der 1970er Jahre stehen geblieben und spricht in keiner Weise für die vielen intersektionalen Feminist*innen, die es auch in Deutschland gibt.

Warum geben Sie Ihre Plattform nicht an Menschen, die selbst betroffen sind und an Menschen, die Expert*innen für das Thema sind. Und nicht an Alice Schwarzer, die einfach, ohne jede Evidenz, ihre menschenverachtende Meinung kundtut. Und damit Menschen verletzt. Ich bin schockiert darüber, dass Sie offensichtlich auch aus dem Umgang mit der geflüchteten Bewegung 2015 oder der Corona-Krise nichts gelernt haben und weiterhin menschenfeindlichen Aussagen einzelner „prominenter“ Personen eine medienwirksame Plattform bieten. – Carolin Reiß

 

Der als “Debattenbeitrag” untertitelte Artikel “Im Gendertrouble”von Alice Schwarzer ist wohl kaum als solcher zu benennen. Wäre er nämlich ein ernst gemeinter Beitrag zu einer würdevoll ausgetragenen Debatte, hätte man die wenig kaschierten transfeindlichen Aussagen, das völlig verzerrte Welt- und Menschenbild, die angstschürenden Parolen dieser Frau nicht unkommentiert gelassen. Wer sich nur ein bisschen mit diesem Thema auskennt, identifiziert schnell die abgedroschenen Argumente eines “Feminismus”, der schon lange keiner mehr ist und die wahre Bedeutung dieses Wortes durch den Schmutz zieht.

Schwarzer wendet eine nur zu bekannte rhetorische Strategie an: Sie entzieht jungen Transmännern ihre Glaubwürdigkeit, ihre Unabhängigkeit und ihre Stimme, indem sie sie als “Mädchen”, als hilflose Opfer des Patriarchats darstellt; sie wirft Trans*-Personen Aussagen vor, sie würden eine biologische Realität leugnen, obwohl das nie der Fall gewesen ist; sie steigt ein in den Opferkult selbsternannter Feministinnen, die sich in ihrer Meinungsfreiheit mutiliert fühlen, wenn man ihre transphoben Aussagen als solche identifiziert und es wagt, ihnen zu widersprechen.

Mit dieser Rhetorik, mit diesem Stil der Panikmache hinterlässt dieser Artikel eher einen faulen populistischen Nachgeschmack als einen Eindruck von qualitativ hochwertigem Journalismus. Insgesamt fällt dem/der gut informierten Leser*in auf, dass dieser Beitrag keinen neuen Inhalt in die Debatte bringt. Jedes einzelne Argument kann man in identischer Ausführung bei britischen TERFs nachlesen, selbst die 4000%-Statistik bezieht sich vermutlich nicht auf Deutschland, sondern auf das vereinigte Königreich. Es ist zu bezweifeln, ob hinter dem Artikel mehr steckt als eine mäßig gelungene deutsche Adaptation des britischen Originals.

Trans*-Personen erleben im vereinigten Königreich aktuell einen Aufschwung der Transfeindlichkeit, die mehr ist als nur unbegründeter Hass, sondern nichts anderes als eine “radikal-feministische” Ideologie. Nicht zuletzt konnte es nur so weit kommen, weil den lautesten Vertreterinnen im Rahmen der “beidseitigen, neutralen Berichterstattung” immer wieder eine mediale Plattform gegeben wurde. Man kann nur hoffen, dass die Redaktion der ZEIT die Entscheidung, diesen Artikel zu veröffentlichen und der offensichtlichen Transfeindlichkeit nicht nur die Tür zu öffnen, sondern sie auch gleich herein und ans Rednerpult zu bitten, noch einmal überdenkt. – Laurentien Jungkamp

 

Ich verbringe viele Stunden am Tag damit, mich über die Welt zu wundern. Ich finde es naheliegend. Bedauerlicherweise haben auch Sie mit einem ihrer Artikel dazu beigetragen. Gestern haben Sie einen Beitrag von Alice Schwarzer veröffentlicht. Dem welken Treibholz eines Feminismus aus den 70ern. Das alles ohne Einordnung, ohne Kommentar, ohne jegliche Zügel.

Alice Schwarzer darf in diesem Beitrag, offensichtlich eher emotional als mit Ahnung und Expertise, darüber schwadronieren, warum trans Menschen in ihren Augen den Untergang der Welt herbeiführen werden. Sie hätte sich viel Arbeit sparen und einfach schreiben können: Ich finde trans Menschen scheiße, weil ich sie scheiße finde. Stattdessen erbricht sie sich seitenlang mittels irgendwelcher Fetisch-Phantasiegebilde. Ich bin großer Fan der Meinungsfreiheit. Wenn aber eine große deutsche Tageszeitung einer Person, die nicht im Ansatz vom Thema betroffen ist, die nur hetzt, die keinen konstruktiven Beitrag zur Debatte leisten will, ohne Einordnung eine Plattform geben, dann ist das schlicht falsch und brandgefährlich.

Lassen Sie mich raten: Die Sehnsucht nach Klicks, nach Reichweite, nach ein bisschen Kohle durch die Verbreitung populistischer Aussagen. Wie einfach. Wie fatal. Haben Sie auch nur den Hauch einer Ahnung, was sie mit derlei Schnodder-Journalismus anrichten? Statt Menschen zu Wort kommen zu lassen, die Aufklärungsarbeit leisten, um ihren Leser:innen ein realistisches Bild von trans Menschen zu vermitteln, wählen Sie die fleischgewordene Vergangenheit Alice Schwarzer.

Was denken Sie, warum die Gewalt gegen trans Personen zunimmt? Warum uns so viel Hass entgegenschlägt? Warum einige von uns den Tod wählen statt in einer Welt, wie der, die von ihnen miterschaffen wird, zu leben? Hätten Sie sich auch nur den Bruchteil einer Sekunde darüber Gedanken gemacht, statt mit feuchten Händen begeistert Öl ins Feuer zu schütten, wäre Ihre Entscheidung möglicherweise eine andere gewesen.

Aber was weiß ich schon? Ich bin nur einer dieser verrückten trans Männer, die Alice Schwarzer so anstrengen und auf irgendwelchen Klos rumlnungern, weil es so wahnsinnig trendy und spaßig ist, nicht wahr? Personifiziertes magisches Denken. Ein lustiges Fabelwesen, über das man sich erheben und spotten kann. Das kriminalisiert und mit Verbrechern in einen Topf geworfen werden kann. Krise und Bedrohung in einem. Klar. Wie so viele andere, hätte ich gerne einfach meine Ruhe. Ich würde irrsinnig gerne den ganzen Tag lang Brot backen ohne jemanden zu behelligen oder selbst behelligt zu werden. Dank Medien wie Ihnen bleibt das eine Utopie. Danke für nichts. Einfach. Menschen. – Henri Maximilian Jakobs

 

Vielen Dank für die schöne präzise Beschreibung der aktuellen Trans-Problematik. Ich sehe seit einiger Zeit bestürzt zu, wie die Generation meiner 16jährigen Töchter sich eher die Zunge abbeißen würde, als das Unbehagen an der female-to-male-Welle zuzulassen. Das Wort „Homosexualitäts-Verhinderungs-Programm“ , dass eine der mehreren Tragiken der Entwicklung so treffend beschreibt, disqualifiziert in dieser Altersgruppe als Gesprächspartnerin, da es erstens nicht woke ist und zweitens immer das Mitgefühl mit bekannten FreundInnen gefühlt in Frage stellt – ein verständliches Dilemma.

Was mir Hoffnung macht: Dass sich bei den jungen Leuten die Selbstbezeichnung non-binary immer häufiger findet. Das ist noch nicht unbedingt eine Akzeptanz des eigenen biologischen Geschlechts, aber doch die Erkenntnis, dass die neue Schublade auch nicht besser ist als die alte. Ein Anfang. Hoffen wir weiter – Alix Kokula

 

Ihrem in der heutigen Ausgabe der ZEIT erschienen Text mangelt es sowohl formell, als auch inhaltlich an Respekt, Reflexion und Moral. Zunächst eine Anmerkung zu Ihrer Verwendung des Wortes “transsexuell”, einem Begriff, der eine Pathologisierung impliziert, die gelinde gesagt fehl am Platz ist. Und um ehrlich zu sein bereits ihr Unverständnis zur dieser Thematik widerspiegelt. Wenn bereits der Duden das Adjektiv “trans” anerkennt, dann sollten sie es auch tun und keine veralteten, aus Krankheitskatalogen stammenden Begrifflichkeit verwenden.

Trans sein als einen Trend zu bezeichnen ist eine unfassbare Dreistigkeit, die von der Realität ferner kaum sein könnte. Der Umstand, dass es zunächst gesellschaftlich nicht möglich war offen trans zu leben und sich dies nun zum Glück ändert, (auch wenn ihre Arbeit nicht dazu beiträgt) ist nichts, das angeprangert, sondern befürwortet werden sollte. Es wird Menschen endlich möglich gemacht offen sie selbst zu sein. Eine Abstufung zum Trend zeigt nicht nur Ihr mangelndes Verständnis, sondern auch Ihren mangelnden Respekt trans Menschen gegenüber. Die von Ihnen angesprochene Solidarität mit “ihren Schwestern” suche ich vergebens. Texte wie ihre sind alles andere als solidarisch, sie sind gefährlich und verletzend.

Auch der Umstand, dass ein Selbstbestimmungsgesetz dafür sorgen würde trans Menschen zu schützen, scheint an Ihnen vorbei gegangen zu sein. Das Hinterfragen dieses Gesetzes ist nicht transphob, ihm die Wichtigkeit abzusprechen jedoch schon. Das ist ein feiner, aber sehr wichtiger Unterschied, Frau Schwarzer. Sie verkennen diesen Unterschied.

Auch die Annahme trans sein, sei eine “Flucht ins Mannsein” ist eine Abwertung der Realität und respektlos. Denken Sie wirklich es ist einfacher in Deutschland trans, als eine Frau zu sein? Ist Ihnen bewusst, wie viel Diskriminierung trans Personen ausgesetzt sind? Ist es erforderlich, dass Ihnen jemand die Suizidrate von trans Personen auf den Tisch legt?

Und noch eine Sache zum Abschluss, um es ganz klar zu formulieren: trans Menschen fühlen sich nicht “als Mann” oder “als Frau”. Trans Frauen sind Frauen, trans Männer sind Männer. Das mag für Sie schwer zu verstehen sein, aber als die reflektierte Person als die sie sich selbst gerne darstellen, würde ich Sie dazu anregen über Ihre veralteten und respektlosen Ansichten nachzudenken. – Sophia Emmerich

 

Mir ist bewusst, dass Anzeigenkunden abhängige Unternehmen gehalten sind, deren Interessen weitmöglich nicht zu bruskieren, in dem man Minoritäten eine zu große Plattform gibt, Verunsicherungen zu bewirken Dem lässt sich entgegenwirken, in dem festgestellt wird, das Diversität keine Verluststrategie darstellt, sofern Mehrheits-identitäten dabei grundsätzlich nicht in Frage gestellt oder bewertet werden.

Es gibt z. B eine absolute Mehrheit an Menschen in Deutschland, die nicht der Dalai Lama sind und trotzdem fühlt sich diese Mehrheit nicht in ihrer Identität bedroht, wenn er in eurer Zeitung interviewt oder über ihn berichtet wird. Es gäbe aber ein paar Menschen mehr in Deutschland und wo immer ihr gelesen werdet, die sich glücklicher fühlen werden, wenn ihr Identitäts-bedürfnis von euch so selbstverständlich gehandhabt wird wie das des Dalai Lama und wenn euch nicht gelingt, eure Anzeigenkunden davon zu überzeugen, dann solltet ihr vielleicht jemand einstellen, dem so was gelingt als Anforderungsprofil („..souverän im Umgang mit Meta-Ebenen) – Oliver Mende

 

Als langjährige ZEIT- Leserin möchte ich Ihnen danken, dass Sie der notwendigen Debatte über das geplante Selbstbestimmungsgesetz der Koalition einen Raum in Ihrer Zeitung einräumen, angefangen bei dem Artikel von Mariam Lau vom 27.1.22, differenziert und informativ! Und gut, dass der Artikel von Carolin Wiedemann vom 17.2.22 nicht das letzte Wort zu diesem Thema war, sondern in der jetzigen Ausgabe Alice Schwarzer in einem klugen Artikel die problematischen Dimensionen des sicher gut gemeinten Gesetzes (aber das ist eben manchmal das Gegenteil von gut) aufzeigen konnte! Solche Aufklärung über das neue Gesetz und die Folgen und eine breite Debatte sind dringend, und das ohne Ideologie, die kritische Stimmen gleich der Transphobie verdächtigt. – Sibylle Biermann-Rau

 

why? warum bietet ihr alice schwarzer und ihren transphoben, kruden & überkommenen ansichten eine bühne/ zeitungsraum? die welt dreht sich, auch weiterhin & ist nicht im third wave feminism stecken geblieben. deadnaming ist nicht cool. ich bin jedenfalls heilfroh und gehe davon aus, dass es ein — längst überfälliges — gesetz zur geschlechtlichen selbstbestimmung geben wird. und freu mich auf & über smartere kommentator:innen & innovativere themen in der zeit. – nika pfeifer

 

Als 78-Jähriger an öffentlichen Diskussionen Interessierter verfolge ich auch die Auseinanderset-zungen um Trans-Personen in der Presse. Die ZEIT hat bei mir durchaus eine Wertschätzung über einen langen Zeitraum, vor allem seit des Streits um die neue Ostpolitik Willy Brandts. Aktuell frage ich mich, welche Qualifikationen Beatrix von Storch und Alice Schwarzer mit bringen, um ihnen als qualifizierte Teilnehmer*innen an einem Diskurs über sexuelle Orientierung, speziell über Trans-Personen, eine Bühne zu geben.

Da ich als Vater einer Tochter, die zu einer Minder-heit von anders Orientierten gehört, die leidvollen Erfahrungen erlebt habe, die solche Men-schen mitmachen müssen, kann ich das nicht nachvollziehen. Eher halte ich es als eine Aufgabe einer seriösen Presse, die Motive der selbsternannten Schiedsrichter*innen zu problematisie-ren, die sich über Menschen mit anderen sexuellen Orientierungen populistisch äußern, welche auch immer diese seien. In der Hoffnung auf ein Nachdenken in der Redaktion. – Heinz Renz

 

Als Abonnent Ihrer Zeitung muss ich zutiefst mich schockiert wundern, dass Sie gegen Transrechte schreiben. Ich lese Ihre Zeitung sehr gerne, auch wenn ich mit manchen Artikeln inhaltlich nicht mitgehen kann. Aber die Tatsache, dass Sie Alice Schwarzer als größte Verfechterin der Anti-Transbewegung (sog. TERFs) schreiben lassen, ist für alle trans Menschen und deren Allys gefährlich und diskriminierend. Dieser Debattenbeitrag ist nicht nur sachlich falsch, sondern gespickt mit Aussagen voller Hass. Hass, der in unserer Gesellschaft nicht gebraucht werden kann.

Ich brauche Ihnen nicht zu erklären, wie das Transsexuellengesetz Diskriminierung schafft und wir auf ein Selbstbestimmungsgesetz warten. Ich bitte doch inständig für die nächste Ausgabe zumindest einen Debattenbeitrag für Transrechte schreiben zu lassen. Ich kann Ihnen auch eine ganze Menge an trans Menschen empfehlen, die das gerne tun würden. Ich bitte um eine Rückmeldung ihrerseits, wie Sie mit dieser Tatsache umgehen gehen werden. Ansonsten muss ich überlegen, ob ich nicht mein Abonnement kündigen werde. – Daniele Cipriano

 

Ich finde die Stellungnahme von Alice Schwarzer zu diesem Thema überheblich.Wenn eine Person sich im angeborenen Geschlecht nicht wohl fühlt, dann ist das klar ernst zu nehmen, egal wie alt die Person ist. Bei jungen Mädchen oder jungen Männern wird, zum Beispiel in der Schweiz im Universitätsspital psychiatrisch abgeklärt , wie tief der Leidensdruck ist und ob dieser Wunsch nur eine pubertäre Phase ist. Sollte es sich nach genauer Abklärung dann zeigen, dass ein langer Leidensdruck besteht, wird mit einer Behandlung begonnen, wenn der Wunsch da ist.

Woher nimmt Frau Schwarzer die Sicherheit einzuschätzen, dass Mädchen wenn sie z.Bsp.: gegen ihre Frauenrolle rebellieren ,der einzige Grund für eine Geschlechtsumwandlung ist? Als alte Feministin kann Sie nur so denken, vermutlich. Aber wenn ich an die Ausgrenzung von Homosexuellen und Lesben denke, dann wäre mehr Vorsicht angebracht. Sie wurden Jahrzehnte diskriminiert bis es endlich zum Wandel in der Gesellschaft kam. Ich bin gegen jegliche Diskriminierung. Wir wissen heute noch zu wenig über diese Entwicklung und es ist fortschrittlich, dass ich heute zur Gemeinde gehen kann und sagen kann, ich heisse neu Herr ….! – Perdita Baumgartner

 

Die aktuelle Berichterstattung in Ihrem Blatt – insbesondere die letzte Kolumne aus der Feder von Alice Schwarzer – zum Thema Selbstbestimmung für trans Personen ist, in einem Wort, beschämend. Die transfeindliche Mär, das Schreckgespenst, dass transmaskuline Menschen sich aus der Misogynie rausidentifizieren wollen ist grober Unfug. Transphobe sogenannte Feministinnen wollen Ängste schüren, es gingen uns Frauen verloren – ähnlich der abscheulichen Panikmache, dass „gute Lesben abwandern“ nach dem Coming Out von Elliot Page. Es haut alles in dieselbe Kerbe wie die anti-trans Panik in den USA und England.

Dass auch die ZEIT diese Ressentiments schürt und transfeindliche „Debatte“ durch reaktionäre Feminist:innen wie Alice Schwarzer zulässt, ist für mich – wie für viele andere – ein deutliches Warnsignal. Ich unterstütze das Selbstbestimmungsgesetz und die Abschaffung des TSG. Ich erwarte von Journalist:innen und Zeitungen wie Ihrer, dass sie aus dem Fenster sehen und gucken, ob es wirklich regnet. Denn zu Schwarzers Kolumne kann ich nur sagen: Don’t piss down my neck and tell me that it’s raining. – Andrea Abel

 

Ich lese gerne die Zeit, aber seit einiger Zeit, beobachte ich eine gewisse Vorliebe für das Thema „Transmenschen. In der neusten Ausgabe gibt Alice Schwarzer ihren Senf dazu. Ich bin so wütend das ich die Zeitung in tausend Stücke reissen möchte. Warum erscheint bei ihnen nie ein Artikel in dem Transmenschen selbst zu Wort kommen. So wurde über die Grünen Abgeordnete Tessa Ganserer geschrieben, sie selbst wurde allerdings nicht befragt. Ich bin selbst betroffen und könnte einfach nur kotzen, denn wir sind die Gruppe Menschen die am häufigsten von Diskriminierung betroffen sind. Transgegener wollen am liebsten das Transfrauen auf eine Herrentoilette gehen und umgekehrt, was dazu fühen sich körperlicher Gewalt auszusetzen. Verdienen wir keinen Schutz?

Bevor ich Weiterschreibe und mich dabei in Rage gerate, beende ich diese Email mit der eindringlichen Bitte ein Interview mit einer betroffenen Person zu führen.Denn in unserer Community, stellen wir diese besorgniserregend Entwicklung fest, die Sie mit zu verantworten haben. Der Hass auf Transgender nimmt zu, durch solche Idioten wie Schwarzer, die bewusste Falschaussagen treffen und aus der Luft gegriffene Studien veröffentlichen. Also Schluss damit. – Christin Bergmann

 

Es kommt nicht oft vor, dass ich Alice Schwarzer zustimme, aber in der Beurteilung des geplanten Gesetzes zur geschlechtlichen Selbstbestimmung hat sie m. E. recht. Wer daran zweifelt, dass die von den Grünen propagierte Toleranz in der Trans-Politik nur eine scheinbare ist, wie illiberal, ja beinahe totalitär die Transgender-Ideologie ist, bedenke, was Beatrix von Storch am vergangenen Donnerstag im Bundestag widerfahren ist. (Und ich schreibe das als jemand, der sich die AfD ansonsten auf große Distanz hält.)

Es ist doch absurd, was gerade in Deutschland geschieht: Die, die den Querdenkern (zurecht) Wissenschaftsleugnung vorwerfen, machen sich der „Biologieleugnung“ schuldig. Denn das Verneinen der Tatsache, dass es zwei biologische Geschlechter gibt, beruht m. E. auf reiner Dekonstruktion. Simpelste biologische Tatsachen werden abgestritten und ein biologischer Mann zur Frau erklärt. Wer das anders sieht, äußert sich „menschenverachtend“ und wird niedergemacht. Das eigentlich Erschreckende – und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass mir das als Beschäftigter im öffentlichen Dienst existentiell Angst macht -, ist das Phänomen, das Lauterbach ansprach, nämlich dass tatsächlich sämtliche Fraktionen außer der AfD der Intervention Hasselmanns applaudiert haben, zum Teil stehend!

Der Verstand des gefallenen Menschen ist wahrhaft verfinstert. Die Bibel prophezeit eine solche Entwicklung und spricht vom „Geist des Irrwahns“. Das Zauberwort der indoktrinierenden Gehirnwäsche der Gegenwart heißt „Wokeismus“, der auch einen Großteil der Parlamentarier des Deutschen Bundestages vernebelt hat. Ich fühle mich tatsächlich erstmal sehr fremd im eigenen Land. – Marcel Haldenwang

 

Ich bin erst seit Kurzem Abonnentin der Zeit und ich überlege ernsthaft, mein Abonnement direkt wieder zu kündigen. Ich bin mir sicher, dass sich bereits viele Menschen bei Ihnen wegen der Berichterstattung, die zuletzt über trans Personen in der Zeit stattgefunden hat, beschwert. Ich ärgere mich darüber wirklich sehr, und zwar aus mehreren Gründen.

Zunächst das Offensichtliche: Ich sehe absolut keinen Mehrwert darin, über die Existenz einer marginalisierten Gruppe von Menschen „diskutieren“ zu wollen. Und dann auch noch nur eine der „Seiten“ zu Wort kommen zu lassen. Ich verstehe auch wirklich nicht, warum die Zeit sich mit all ihrem Prestige von A. Schwarzer vor den Karren spannen lässt. Dass sie im Vorfeld der Veröffentlichung ihres Buches die Werbetrommel rühren will, indem sie sich mit Anti-Trans-Hetze wieder ins Gespräch bringt, ist doch offensichtlich. Trans Personen heilen? In welchem Jahrzehnt leben wir denn bitte gerade?

Auch, dass die Zeit Frau Stock eine unkritische Plattform gegeben hat, hat mich sehr irritiert. Ich frage mich, ob in der Redaktion nicht verfolgt wurde, wie in den letzten Jahren in Großbritannien von verschiedenen Medien regelmäßig gegen trans Personen angeschrieben wurde, in der Regel an aller Forschung und allen gesicherten Fakten vorbei. Sollte es der Fall sein, dass dieser Trend von der Zeit-Redaktion nicht bemerkt worden ist, dann wäre ich doch arg verwundert.

Wenn Sie die Berichterstattung in UK, die zunehmend gegen trans Personen gerichtete Meinungsmachte in Osteuropa und den USA allerdings bemerkt haben, dann frage ich mich ernsthaft, warum man prominenten Anti-Trans-Aktivist_innen in der Zeit eine Bühne gibt. Der für mich naheliegende Schluss ist, dass man bei der Zeit durch Polarisierung und Hetze Klicks und damit Werbeeinnahmen generieren will. Dass ein politisches Interesse an der einseitigen Darstellung von Trans-Thematiken besteht, möchte ich lieber nicht annehmen. Aber auch Hetzte gegen Marginalisierte für Klicks auszuschlachten, ist nicht wirklich ein nobles Unterfangen, oder?

Lassen Sie sich doch bitte nicht so einfach für diese Anti-Trans-Kampagnen instrumentalisieren. Die Zeit soll doch bitte nicht das Medium der Wahl für Anti-Trans-Diskurs werden! Zumal wir alle sehen können, wohin diese Hetze führt: In Ungarn und Polen werden die angeblichen „Gefahren“, die von trans Personen ausgehen, zum Startpunkt genommen, um die Rechte von LGBTQ-Personen und schließlich die Rechte aller Frauen zu beschneiden. Auch dass die Nachrichten aus Texas nur eine Wegmarke sind auf dem Weg, die Rechte von allen LGBTQ-Personen und Frauen um 70 Jahre zurückzudrehen, ist doch offensichtlich. Ich verstehe wirklich nicht, was die Zeit damit bezwecken möchte, hierzu eine angeblich ausgewogene Debatte darzustellen.

Noch haben Sie die Möglichkeit, sich auf die richtige Seite dieser „Diskussion“ zu stellen. Trans Personen hat es schon immer gegeben und es wird sie auch immer geben. So zu tun, als wäre ihre Existenz eine Bedrohung oder als wäre sie alle nur verwirrt, ist absurd. Und Menschen ein Sprachrohr zu geben, die behaupten, dass es zu einfach wäre, in Deutschland zu transitionieren? Ich bitte Sie. Ich bin wirklich der Meinung, dass man guten Journalismus mit Geld unterstützen sollte. Aber transfeindliche Hetze nicht. – Lisa Dücker

 

Ich erwarte von der Zeit seriösen Journalismus und so habe ich diese Wochenzeitung in den vergangenen Jahrzehnten auch wahrgenommen. Das schließt durchaus kontroverse Meinungen und Themen ein, die aber immer journalistisch bearbeitet sein sollten. Wenn Sie trans- und sexarbeitsfeindlichen Radikalen eine Bühne bieten wollen, dann zumindest journalistisch gefiltert (in Form eines Interviews zum Beispiel). Nicht erwarte ich dagegen den unüberarbeiteten Abdruck von transfeindlichen Texten radikaler Feministinnen wie Alice Schwarzer. Es reicht, dass sie die EMMA als Bühne für ihre trans- und Sexarbeitsfeindlichen Texte hat. Ich möchte nicht dafür mit meinem Zeit-Abo bezahlen. – Johannes Beck

 

Ich schreibe Ihnen, weil auch ich schwer enttäuscht davon war, dass Sie unkommentiert Aussagen über trans Menschen und das trans-Sein veröffentlichen, die jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entbehren. Alice Schwarzer sorgt sich um junge cis Frauen und Mädchen, deren Unwohlsein mit dem eigenen Geschlecht sie in transgender Identitäten drängen könnte. Und ungeachtet der Tatsache, dass genau dieses Unwohlsein schon seit Jahrzehnten in der Psychologie diskutiert wird und bisher noch keine massenhafte “Genderflucht” beobachtet wurde, sieht Schwarzer doch das Problem in der Existenz von trans Männern, anstatt – das wäre wohl zu schwierig – im Fehlen einer ernsthaften Anstrengung, dieses Unwohlsein zu lindern (indem man zum Beispiel der massiven verbalen sexuellen Gewalt entgegenwirkt, mit der pubertierende Mädchen immer noch konfrontiert sind, oft genug von erwachsenen Männern).

Die Sorge um die (meist weiße) cis Frau, die Jungfrau in Nöten, dient bei sehr vielen Themen als einfache Basis für billige Argumente. Typisch ist dabei – wie auch in Ihrem Beispiel zu sehen – dass die tatsächlichen Bedürfnisse dieser Frauen komplett ignoriert werden, “zu deren Schutz”, versteht sich. Das Bild hingegen, das mit Aussagen wie denen von Schwarzer transportiert wird, hinterlässt seine Spuren hier draußen, in der echten Welt: Die bekannte Sorge vor der trans Frau auf der öffentlichen Toilette, die soziale Abwertung von trans Menschen und die Scham, die sich damit oft bei Angehörigen einstellt. Öl ins anti-trans Feuer hilft nicht nur dabei, Familien zu zerrütten, sondern auch ganz bedeutend dabei, trans Menschen zu leichten “Zielen” zu machen für Gewalt jeder Art.

Und wofür? Für Klicks? Um Alice Schwarzer das Gefühl zu geben, dass man auf dem eigenen Gebiet noch relevant sein kann, auch ohne die eigenen Standpunkte irgendwie belegen zu können? Als Zeitung erreichen Sie echte Menschen und beeinflussen echte Meinungen. Und viele von uns sind darauf angewiesen, dass diese Meinungen nicht von unfundierten Mutmaßungen und aus der Luft gegriffenen Ängsten geformt werden, damit wir unser Leben in Frieden verbringen können. – Janna Verthein

 

Hiermit möchte ich darum bitten, etwas sensibler mit Themen zu Transmenschen, Queerthematiken usw. umzugehen. Meines Erachtens kann nur jede Person selbst fühlen, was für ein Geschlecht, welche sexuelle Ausrichtung, oder vielleicht auch je verschiedene sich für sie richtig anfühlt. Dies kann auch schwanken und sich verändern. Schade, wenn den Menschen dieses abgesprochen werden soll, lächerlich gemacht und nicht ernst genommen wird. – Maria Schwietering

 

Das angeborene Geschlecht eines Menschen ist keine „soziale Konstruktion“, sondern schlicht eine biologische Tatsache. Eine soziale Konstruktion ist jedoch die Sozialisierung von Mädchen und Jungen in der Geschlechterrolle. Es ist bemerkenswert, dass sich heutzutage vermehrt junge Mädchen und Frauen von einer Geschlechtsumwandlung angesprochen fühlen. Ich halte es auch für möglich, dass der Wunsch zur Geschlechtsumwandlung einem Gefühl der Ohnmacht geschuldet ist und mit der Rolle von Mädchen und Frauen in unserer Gesellschaft zu tun hat. Häufig genug noch eine untergeordnete Rolle. Das Internet wirkt einmal mehr als Katalysator.

Die überwiegende Mehrheit der Menschen fühlt sich in dem angeborenen Geschlecht zu Hause. Der Kampf um die Gleichberechtigung der Geschlechter ist noch lange nicht ausgefochten und scheint offenbar eine ganz neue Wendung zu nehmen. Jene Transfrauen, die in alle geschützten Räume biologischer Frauen vordringen möchten und sogar so weit gehen, biologischen Frauen abzuerkennen, sich als solche zu bezeichnen, gehen eindeutig zu weit.

Ihr Bestreben nach Gleichberechtigung ist legitim, darf aber nicht mit einem Machtanspruch über biologische Frauen einhergehen. Das ist die Scheintoleranz, wie sie Frau Schwarzer so treffend beschreibt. Ohne Zweifel ist es ein großer medizinischer Fortschritt, dass sich Menschen einer Geschlechtsumwandlung unterziehen können, wenn sie sich im „falschen“ Körper gefangen sehen. Nur sie können ja beurteilen, wie sich dieses anfühlt. Niemand sonst.

Mit einem „Selbstbestimmungsgesetz“ will die Politik schon 14 Jährigen die Möglichkeit zu einer Geschlechtsumwandlung eröffnen, im Ernstfall durch Gerichtsbeschluss auch gegen den Willen der sorgeberechtigten Eltern. 14 Jährige stecken mitten in der Pubertät und ich habe große Zweifel daran, dass sie wirklich in der Lage sind, die Tragweite einer Geschlechtsumwandlung und die lebenslangen Folgen davon beurteilen zu können. Jugendliche, Mädchen wie Jungen, brauchen Zeit für ihre Entwicklung und Zeit, den eigenen Weg zu finden.

Das muss auch ohne Messer und Skalpell gehen, denn die Geschlechtsumwandlung ist ein irreversibler Eingriff in die körperliche Unversehrtheit eines Menschen. Die Zeit bis zur Volljährigkeit ist eh nicht lang und ich verstehe die Eile der Politik nicht. Ich stimme Frau Schwarzer zu, eine Geschlechtsumwandlung darf nicht zur gesellschaftlichen „Problemlösung“ werden und gerade junge Mädchen und Frauen sollten darin bestärkt werden, ihre Freiheiten und Rechte so leben zu können, wie alle anderen Menschen auch – gleich welchen Geschlechts. – Regina Stock

 

Alice Schwarzer sei ein herzlicher Dank für ihren sehr wichtigen Debattenbeitrag zur geschlechtlichen Selbstbestimmung. Schon das Foto dieser brustamputierten jungen Frau? oder: dieses jetzt jungen Mannes? ist erschreckend. Die Seele, das Ich im falschen Körper! Was für eine Vorstellung steckt dahinter. „Die Zahl der medizinisch aktenkundigen jugendlichen Transsexuellen hat sich innerhalb weniger Jahre in der ganzen Welt um den Faktor 40 gesteigert.“, sagt Alice Schwarzer. Das hat doch etwas zu sagen.

Aber was sagt man einem jungen menstruierenden, einem jungen ejakulierenden Menschen, wenn sich beide in der Pubertät mit der Frage nach der eigenen Identität herumquälen und an (oder in) ihrem Körper keine annehmbare Antwort finden? An wen sollen/können sie sich mit dieser Frage denn überhaupt wenden? An die Familie, die Gesellschaft, das Parlament, die Justiz, die Kirche oder gar an die Polizei? Eiern nicht all diese Instanzen bei der Beschäftigung mit dieser Frage herum? Man könnte den Jugendlichen sagen, dass ihre Frage die elementare Not des homo sapiens widerspiegelt, seit er in die Sprachwelt eingetreten ist. Dass es keine letzte Antwort auf diese Fra-ge gibt, und dass man miteinander darüber reden muss, solange man lebt, sozusagen endlos?

Dass dieses gemeinsame Gespräch das tragende Element der menschlichen Gesellschaft ist? Auch wenn einem manches absolut nicht passt! „Ich“ bin nicht in meinem richtigen „Körper“! Mein Körper passt mir nicht! Als ermögliche einem der Körper eine Identität. Le corps c’est moi! Das klingt nach „l’etat c’est moi!“ Das Ich und sein Körper. Das Ich ist eine Fiktion, das nicht einmal „Herr in seinem eigen Haus ist“, wie es bei Freud heißt. Und wie bitte soll dieser haltlos schwimmende Korken, die-ser Nebelhauch bei solch einer Fragestellung nach der eigenen, existentiell instabilen Identität eine nachhaltige Antwort finden? Und zudem bleibt der Körper letztlich einem jeden fremd.

Oder weiß jeder genau, wie die Bauchspeicheldrüse oder die Epiphyse oder die neuronalen Vernetzungen im Gehirn funktionieren? Da steht sogar die Wissenschaft auf dem Schlauch, wenn z.B. ein Krebs oder -aktuell- ein Virus alle vertrauten biochemischen und physiologischen Gegebenheiten völlig durchei-nanderbringen kann? Der Körper bleibt fremd, anders, „real“, wie Lacan sagt. Vor dem Fremden, dem Anderen sollte man Respekt haben, sagen manche. Das Fremde ist gewissermaßen das Heilige.

Das Heilige begründet seine unantastbare Würde. Und jetzt soll ein Gesetz zur geschlechtlichen Selbstbestimmung die Frage dieser jungen Menschen auf sie selbst zurückwerfen? Wenn Dir an Dei-nem Körper etwas nicht passt, frag nicht uns sondern bestimme selbst Dein Geschlecht! Zur Not nimm morgen Deine Entscheidung zurück! Das ist beliebig. Du kannst auch eine Münze werfen, völlig egal. Du kannst Deinen Körper auch verändern, operativ, hormonell. Greife nur in Deinen Kör-per ein, so kannst Du ihn dir passend aneignen.

Dass so ein junger Mensch allein gelassen wird mit seiner „Wer und Was bin Ich-Frage“, ist ein Skandal, das eigentliche Skandalon aber ist doch die-se pervertierende Antwort, dass er mit dem Geschlecht seines Körpers machen kann, was er will, weil man sich nicht selbst mit dieser verstörenden Frage immer wieder neu herumplagen will. Der junge Mensch, menstruierend oder ejakulierend, ist doch mit dieser Frage, oder besser mit dem Zwang, eine Antwort darauf zu finden, was der ganzen Menschheit bisher nicht gelungen ist, völlig überfordert. Und das will man auch noch gesetzlich verankern. Nur machen es die „Erwachse-nen“ nicht genauso:

„Im Dialog bleiben bei solch elementaren Fragen, bringt doch nichts!“ „Acta non verba!“ heißt es beim Militär, und schon ist die Grenze der Ukraine überschritten, und man macht sich die dortige Volksvertretung gefügig bzw. gliedert Land und Volk in das eigene Territorium, zu-mindest in die eigene Einflussphäre ein. Der Westen ist diesbezüglich auch nicht besser als der Osten. Und die jungen Menschen? Wer soll ihnen das permanente demokratische Gespräch als unumgäng-lich vorschlagen, wenn sich sowieso keiner überzeugt und überzeugend daran hält?

Leichter scheint das „Machen“ zu sein. Das Problem dabei ist allerdings, dass die Dinge nach einer Aktion häufig irre-versibel bleiben. Klar gibt es im Leben immer wieder diesen „Point of no return“, häufig genug je-doch ist immer noch genügend Zeit da, um miteinander zu reden. So auch jetzt! Wenn man will. Oder? – Gerd Schimöller

 

Eine sehr vernünftige Darstellung, die mein Zustimmung findet. Sie kritisieren, meiner Meinung nach zu recht, in diesem Beitrag ebenfalls (zu anderen Themen) Politiker der Grünen und der FDP, Amtstex-te und Therapeuten. Ich schreibe hier eine Kritik an einem Ausspruch von Alice Schwarzer, den ich ihr lange nachgetragen habe und der mir feministische Literatur jeglicher Art total verleidet hat. Versöhnt mit Ihnen als Autorin hat mich erst das Porträt der Marion Gräfin Dönhoff. Vor vielen Jahren war von Ihnen zu lesen:

Schwangere Frauen bewegen sich, als wären sie krank. Vielleicht gab es in Ihrem Umfeld, genau wie überall, Schwangere mit geschwollenen Füßen oder Ischias-Schmerzen. Die allermeisten in meinem Umfeld waren flott unterwegs, Bäuerinnen und Arbeiterfrauen früherer Zeiten würden diese Zeilen auch mit Befremden gelesen haben. Ein weiterer Punkt, der mich an Feministinnen befremdet, ist der Umgang mit alleinerziehenden Frauen. Sie scheinen alle bedau-ernswert zu sein.

Der Weg alleinstehender Frauen, die sich für ein Kind entscheiden, obwohl es un-gewollt passierte, ist nach wie vor weniger interessant, als ein Artikel über 0,002 Prozent der Bevöl-kerung. Die freie Entscheidung über eine Schwangerschaftsunterbrechung und zwar ohne Beratung ist für mich wichtig, dennoch hätte unter meinem Bild als einziger nicht gestanden „Ich habe abgetrie-ben“ sondern ich habe ein sogenanntes uneheliches Kind bekommen und es war die beste Entschei-dung meines Lebens, 1977. In meinem Umfeld gibt es alleineerziehende Frauen, die gesellschaftlich anerkannter sind, als Single. – Brigitte Faber

 

Zunächst spreche ich Frau Schwarzer meinen aufrichtigen Respekt für ihre Lebens- leistung als Denkerin des modernen Feminismus aus. In ihrer großenteils präzisen Analyse zum Thema Gendertrouble geht sie sich aber selbst auf den Leim, weil sie in ihrer Schlussfolgerung unterstellt, dass der Transsexualismus nichts als eine Antwort auf die patriarchalen Strukturen sei.

Ich beschäftige mich ebenso lange mit dem Phänomen der Trans-Identität wie die Autorin, komme aber zu ganz anderen Schlüssen. Wenn Trans-Identität eine Antwort auf die patriarchalen Strukturen wäre, dann würde sich Frau Schwarzer zufolge das Thema im Zuge einer Gleichberechtigung von Frau und Mann erledigen. Zumindest für (junge) Frauen, die sich als Männer im falschen Körper erleben, weil es nicht mehr darum gehen würde, die Benachteiligung der Frauen qua Geschlecht in vielen Lebensbereichen zu kompensieren.

Gut, nehmen wir mal an, das sei so. Wie steht es dann aber mit den zahlenmäßig immer noch weitaus präsenteren Männern, die sich als Frau im falschen Körper fühlen? Sie tun ja alles, um in die Rolle der benach- teiligten, unterdrückten, missachteten Frau zu gelangen. Ein Weg gepflastert mit großen Anfeindungen, Schmerzen, lebenslangem Außenseiterdasein, einem ge- schundenen, nur teilfunktionsfähigen Körper. Wer würde dass auf sich nehmen, insbesondere wenn noch die Gefahr für Leib und Leben hinzukommt, wie bei vielen Angehörigen der nahöstlichen Community?

Abgesehen von einigen wenigen psychpathologischen Einzelfällen habe ich meiner mehr als dreißigjährigen psychotherapeutischen Arbeit niemanden erlebt, die/der sich diese Entscheidung leicht gemacht hätte. Transsexualität ist ein Phänomen, das erst seit ca. 100 Jahren als solches benannt werden kann, weil es zuvor schlicht an den medizinischen Möglichkeiten der soge- nannten Geschlechtsangleichung fehlte; und danach noch einmal Jahrzehnte an einer diesbezogenen Öffentlichkeit.

In den frühen 80er Jahren sagte eine junge Frau bei einer Veranstaltung, „Ich bin aus politischen Gründen lesbisch“. Nein, gute Frau, da widerspreche ich. Du kannst dich aus politischen Gründen lesbisch verhalten, wie sich auch (fast) jede/r heterosexuell verhalten kann, aber etwas zu sein, ist etwas anderes, als eine Rolle zu spielen. Ist der gesellschaftliche Druck hoch genug, gemeint sind damit keine schiefen Blicke, sondern Ermordung, Verbrennung, Steinigung, Konzentrationslager, Vernichtung bürgerlicher Existenzen, entschließt sich die Mehrheit der Betroffenen, eine Rolle zu spielen, um ihr Leben zu retten. In dem Fall die der Heterosexualität. Damit ist die Person aber noch nicht heterosexuell, sondern ein Mensch, der sich aus zwingenden Grund dafür entschieden hat, diese Maskerade zu tragen. Bei der Trans-Identität verhielt es sich in der Vergangenheit etwas anders.

Wir wissen nicht, wie viele Menschen sich in früheren in ihrem Körper zutiefst unwohl oder auch falsch gefühlt haben, aber keinen Ausweg kannten, weil es keinen gab. Und jede/jeder glaubte, die/der Einzige auf der Welt zu sein. Das war noch vor 30 Jahren so, und das hat sich für die meisten Menschen bis heute nicht geändert. Liebe Frau Schwarzer, glauben sie denn wirklich, dass das lesbische Begehren, die lesbische Liebe sich dadurch erledigen würden, dass das Patriarchat abgeschafft würde? Das unsere geschlechtliche Identität, unser Erleben lediglich ein Spiegel gesellschaftlicher Bedingungen sind?

Nein, das ist es nicht, genauso wenig wir das heterosexuelle Begehren. Nichts spricht gegen die Abschaffung des Patriarchats, aber damit wäre keine der Fragen nach dem geschlechtlichen Selbsterleben beantwortet. Scheren wir nicht alles über einen Kamm! Zuletzt: Ich schließe mich all jenen an, die befürchten, dass dass Thema Trans- seuxalität zu einem Modethema geworden ist, das verschiedene Gruppen für ihre Ideologien missbrauchen, ohne die Verantwortung für die betroffenen Menschen, insbesondere Jugendliche, zu übernehmen.

Obwohl Sexualität, Gender und Sex so alt wie die Menschheit zu sein scheinen, wissen wir wenig darüber. Es ist Zeit, mehr darüber in Erfahrung zu bringen, pflastern wir den Weg zur Erkenntnis aber bitte nicht mit Menschen, die zu Opfern wurden, weil sie unreflektiert Heilsbotschaften geglaubt haben. Wer je transsexuelle Menschen auf dem Weg ihrer körperlichen Angleichung begleitet hat weiß, welche körperlichen und seelischen Schmerzen diese Menschen ertragen müssen. Oft ein ganzes Leben lang, auch nach der Transition.

Denn der Körper wird nie so sein, wie es dem eigenen Wunsch entspricht, nie wird ein Mann zu einer biologischen Frau werden, und nie eine Frau zu einem biologisch voll funktio- nierenden Mann. Angleichung muss sein, aber nur dann und im Einzelfall nur so weit, wie es für die betroffene Person unausweichlich ist. Und das kann jede/jeder nur für sich herausfinden, Begleitung kann dabei eine große Hilfe sein, aber eben nur eine Hilfe. Mit einem Sprechakt ist dieses Thema mit Sicherheit nicht zu lösen. – Michael Dericks

 

Ich lese die Zeit nicht häufig, zugegeben, aber wenn ich Artikel wie den transfeindlichen Beitrag von Alice Schwarzer[1] sehen muss, vergeht mir dazu auch direkt die Lust. Denn eine Stimme, die ohne Argumente, dafür mit umso mehr Pathos, gegen trans* Menschen hetzt, ohne Kommentar, Edition oder sachliche Auseinandersetzung einfach abzudrucken, ist kein guter Journalismus – nein Moment mal. Das ist überhaupt kein Journalismus! Da hat offenbar niemand Alice Schwarzer interviewt und ihr kritische Fragen gestellt, ihr Gegenargumente zu ihrem Transhass geliefert oder sonst irgendeine Arbeit gemacht, sondern einfach nur eine Bühne für menschenverachtende Hetze gegeben. Pfui, Zeit, schämen Sie sich!

Als nichtbinäre Person zähle ich auch zu den von Schwarzer benannten trans Personen. Schwarzers Position, die Sie abgedruckt haben, streitet mir nicht nur meine Rechte ab, nein sie leugnet überhaupt meine ganze Existenz. Das ist im Jahr 2022 nicht mehr angebracht, das ist völlig daneben. Ich bin darüber wirklich empört, denn von einer Zeitung wie der Zeit erwarte ich einfach mehr. Mehr Reflexion. Mehr Sachlichkeit. Mehr Wissenschaftsnähe. Mehr Qualität!

Die von Schwarzer vorgebrachte Meinung, trans Männer seien Frauen, die vor ihrer eigenen Weiblichkeit wegliefen, ignoriert/leugnet die Existenz von uns trans Menschen und ist auch an wissenschaftlicher Forschung vorbei. Daher handelt es sich hier auch nur um eine Meinung, die mit der Realität nicht in Übereinstimmung zu bringen ist. Wenn Sie schon Schwarzer mit ihrer Transfeindlichkeit drucken, wer darf dann als nächstes bei Ihnen veröffentlichen? Ein gewisser Trump? Oder Putin vielleicht? NEIN? Wieso dann die Menschenhasserin Schwarzer?

Ich bin enttäuscht. Als Medienhaus haben Sie eine gesellschaftliche Verantwortung. Ihr Handeln in diesem Fall zeugt nicht davon, dass Sie dieser Verantwortung gerecht werden, sondern dass Sie Transfeindlichkeit mittragen. Indem Sie diese transfeindliche Meinung unkommentiert abdrucken, machen Sie sich an der Verstärkung transfeindlicher Haltungen sowie an auf solche Weise rechtfertigte Gewalt gegen trans Menschen mitschuldig. Und so verdienen Sie meine Verachtung genauso wie Alice Schwarzer. – Alex Blesius

 

Frau Schwarzer springt zu kurz, wenn sie die in ihren Augen anhaltend patriarchalischen Strukturen, gewürzt mit einer Prise Homophobie, als wesentliche Triebkraft hinter dem galoppierenden Trend zur Transsexualität sieht. Die angestrebte Loslösung der Seele vom Körper, welcher ja schon vielen als „Heimstatt des Bösen“ galt, verlagert lediglich eine Grundannahme der meisten Religionen in ein zunehmend gottloses Diesseits. Einige hundert Jahre Aufklärung haben noch immer nicht erreicht, dass sich der Mensch entspannt und selbstbewusst in seinen tierischen Stammbaum einordnet. – Dr. Christian Voll

 

Der in dem Artikel und der Bildunterschrift verwendete Begriff „Seele“ bedarf einer Präzisierung. Die Seele ist nämlich keineswegs ein eigenständiger Bereich oder gar ein Organ von Menschen bzw. Lebewesen, sondern bezeichnet das Verhältnis des Selbst zu dessen Umwelt und seinen Lebensbedingungen. Seele ist also ein Wort für einen sehr komplexen, variablen und nicht endgültig erfassbaren Vorgang.

Insofern ist es stark reduktionistisch, die Zweifel junger Menschen an ihrem biologischen Geschlecht als präzise darstellbaren „seelischen Konflikt“ zu bezeichnen. Wir Erwachsenen sollten unsere Kinder und Enkel lieber an die unausschöpflich vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten unseres Dasein heranführen und sie ermutigen, mit ihren Befindlichkeiten mutig und variabel umgehen zu lernen. Und ich gebe Frau Schwarzer recht, wenn sie vor dem leichtfertigen Verlangen nach einer Geschlechtsumwandlung warnt. – Christoph Müller-Luckwald

 

Schon noch verunsicherte 14-Jährige, pubertierende Jugendliche nach ihrem persönlichen, momen-tanem Empfinden, ihr „wahres Geschlecht“ selbst bestimmen zu lassen und das lebenslang per Gesetz festlegen zu können und sich damit gegen die biologische Entscheidung zu stellen, ist kein „fataler Irrweg“, sondern kann schlicht nicht verantwortet werden! Es gibt eine biologisch-evolutionsgeschichtliche Grundlage für das , was wir als Mann und Frau begreifen. Dabei geht es um den Sinn allen Lebens auf der Erde: Erhaltung der Art.

Und dazu bedarf es eindeutig befähigter und funktionierender, wahrgenommener und akzeptierter männlicher und weiblicher Körper. Menschen, die sich im Zweifel mit ihrem biologisch vorgegebenen Körper und ihrem Empfinden befinden, soll-ten sich verstanden fühlen und bedürfen besonderer Fürsorge, bleiben sie doch „in ihrem anderen Empfinden“ von vielen geschlechtsspezifischen Aktivitäten (z.B. Sportwettkämpfe) oder Örtlichkeiten (z.B. Toiletten, Saunen, Frauenhäusern etc.) ausgeschlossen. Zu Recht! Oder sollte Männern, die sich (glaubhaft?) als andersgeschlechtlich nur empfinden, das ermöglicht werden?! kaum vorstellbar…. – Udo Bauer

 

Seit längerem war ich, ob im Abonnement oder per Kiosk, gern Leser Ihrer Wochenzeitschrift und fühlte mich bislang, bis auf einige Ausnahmen, immer gut informiert. Dass Sie einen offensichtlich homophoben und nun auch rechts-sympathisierenden (Siehe sein allerletzter Artikel im Tagesspiegel) Kolumnisten in Ihrem Zeit Magazin, Herrn Martenstein, beherbergen – geschenkt. Homophobie findet man überall, auch in Ihrem Blatt. Nun habe ich aber, nach dem unkommentierten Interview mit Kathleen Stock im Dezember 2021, nun einen weiteren Schritt in Richtung tendenziöser Berichte über Transidentität erkennen können.

Der Artikel von Alice Schwarzer, als Beitrag aus ihrem neuen, im März erscheinenden Buch, ist in der Tendenz transfeindlich. Dass Ihr Magazin diesen Beitrag nach der transfeindlichen Attacke von „Emma“, der Zeitung von Frau Schwarzer, auf Tessa Ganserer im Januar 2022 ohne irgendeinen kritischen Kommentar oder Zusatzinfo druckt, wobei auch klar auf den „unberechtigten“ „Quotenplatz“ von Transfrauen bei der „Konkurrenz“ gegenüber „biologischen Frauen“ von Frau Schwarzer argumentiert, besser geschossen wird, finde ich nicht mehr hinnehmbar.

Sollte Ihre Zeitung sich nicht klar erkennbar von diesem Artikel, dieser Autorin und dieser transphoben, für mich auch implizit homophoben Tendenz distanzieren, kann ich in Zukunft „Die Zeit“ nicht mehr als schwuler Mann aus moralischen und intellektuellen Gründen lesen. Meine Wohnung ist von „Der Zeit“ schon fast bereinigt, der Papiermüll ist zumindest bereit. Mein Kopf wird es in Zukunft, sollte ich keine Entschuldigung der „Zeit“ erkennen, auch sein. Ich würde gern wissen, welche Gründe hinter dieser Aktion stehen. Glauben Sie, jede/r sollte unkommentiert in Ihrer Zeitung seine/ihre Gedanken ausbreiten dürfen?

Ist das Ihr Verständnis von Liberalität im Journalismus? Hat den Artikel überhaupt jemand in der Redaktion gegengelesen und hat sich seine/ihre kritischen Gedanken dazu gemacht? Wurde in der Redaktion im Vorfeld darüber diskutiert, nachdem die „Emma“ bereits im Januar negative Schlagzeilen produzierte? Gibt es vielleicht eine Agenda, dass Sie mit Ihrem Blatt einen transfeindlichen Schwenk vornehmen? Oder wissen Sie es einfach nicht besser und glauben, mit diesem Artikel einen Beitrag in Richtung Aufklärung zu leisten? – Stephan Vinzelberg

 

Ich war lange zeit großer fan ihrer Zeitung, jedoch habe ich in der aktuellen Ausgabe (?) gesehen das sie unkommentiert Ausschnitte aus Alice Schwarzers furchtbar transphoben Buch abdruckten. Diese Frau ist schon lange keine feministin mehr sondern verbreitet nur Hass und unbegründete Angst mit ihren gefählrichen Meinungen; die eine reelle Gefahr für trans*personen darstellen.

Das sie weiterhin eine Platform dafür in ihrer Zeitung hat spricht Bände und ekelt mich ehrlich gesagt an. – Lennart Deneke

 

Ich wünsche mir eine differenziertere Berichterstattung mit wirklichen Expert*innen und nicht einer „Altemanze“. Ich darf das so sagen, bin selbst 62 Jahre und fand Schwarzers Einsatz früher gut und wichtig. Heute sind ihre Aussagen häufig plakativ und undifferenziert. Die Aussagen in dem Transjender-Interview sind unerträglich. – Iris Traudisch

 

Der leserbriefschreibende Amateur müht sich und müht sich einen lieben langen Tag, um dem wenig wissenschaftlichen und wohl ideologisch gesteuertem Debattenbeitrag von Frau Wiedemann wenigstens mit ein paar Fragen konfrontieren zu können. Eine „Zeit“ später: Der Amateur liest den genauen, faktenreichen, kämpferischen und emphatischen, also schlicht professionellen Debattenbeitrag von Frau Schwarzer. Ärgert sich der Amateur jetzt wegen seiner Mühe ? Nö, denn selber denken macht bekanntlich Spaß und keinesfalls blöder. Ach ja, Chapeau Frau Schwarzer ! – Michael Kluge

 

Mit großer innerer Anteilnahme und Bewegtheit habe ich den Beitrag von Alice Schwarzer zum Thema „Gendertrouble“ gelesen. Mit ca 10 Jahren diskutierte ich mit meinem Vater über weibliche Messdiener und er erklärte mir: „Frauen dürfen keinen Altardienst machen weil sie die Männer in der Kirche „ablenken“. Dies hat mich sehr aufgebracht und ich beschloss keine „weiblichen Ablenkungssignale“ zu entwickeln und mich fortan wie ein Junge zu verhalten. Die Entwicklung der Brüste habe ich versucht „plattzudrücken“ und hätte ich damals per „Sprechakt“ das Geschlecht wechseln können, hätte ich es getan! Heute habe ich zwei Kinder und bin froh dass ich damals keine Möglichkeit zur Transition hatte. – Maria Damm-Klein

 

Mit großem Interesse habe ich den Artikel „Im Gendertrouble“ in DIE ZEIT vom 24.02.2022 gelesen. Ich freue mich sehr darüber, dass Frau Schwarzer aus ihrer Sicht zu dem Ergebnis kommt, dass ein Gesetz zur Selbstbestimmung des eigenen Geschlechts ein fataler Irrtum ist.

Wie schon in meinem Leserbrief zu dem Artikel „Die Freiheit, die wir meinen“ aus der letzten Ausgabe möchte ich gern Frau Schwarzer ebenfalls als Anregung die Sportproblematik nahebringen. Wie sieht es denn bei einem derartigen Gesetz künftig mit den Frauen- bzw. Männerwettbewerben im Sport aus, wenn jeder sein Geschlecht selbst wählen kann? Nach meinem Kenntnisstand ist es wohl zur Zeit sehr digital geregelt – in Frauenwettbewerben werden Teilnehmer(innen) stichprobenartig auf ein y-Chromosom getestet. Wird es gefunden, dann wird die vermeintliche Teilnehmerin disqualifiziert.

Wie sieht das künftig aus? Jeder hat ein selbstdefiniertes Geschlecht und gibt es dann einerseits Wettbewerbe für biologische Frauen und andererseits freie Wettbewerbe, an denen alle teilnehmen dürfen? Männer, die biologische Frauen sind, könnten dann frei entscheiden, wo sie teilnehmen. Frauen, die biologische Männer sind, müssten allerdings an den freien Wettbewerben teilnehmen. Auch diese Überlegungen führen zu dem Schluss, dass ein solches Gesetz ein fataler Irrtum ist. Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn Sie meinen Leserbrief Frau Schwarzer zur Kenntnis geben würden. – Dr. Manuel Joiko

 

Zum ersten Mal bekam ich von Alice Schwarzers Artikel auf Twitter mit, unter dem Kommentar „Das T in ZEIT ONLINE steht für „Terfs eine Bühne bieten“. Bereits das Vorwort des Artikels versetzte mich in Rage. „Das geplante Gesetz zur geschlechtlichen Selbstbestimmung ist ein fataler Irrweg. Junge Frauen werden nicht geheilt, indem sie Männer werden.“ Transphobie ist so allgegenwärtig, dass ich mich oft dazu entscheide, einfach auf Durchzug zu schalten. Es kommt mir wie eine Energie-verschwendung vor zu versuchen, jeden Menschen mit transphoben Ansichten eines besseren zu be-lehren. Ich las mir nicht einmal den ganzen Artikel durch. Bis ich zwei Tage später in der U-Bahn stand und neben mir ein Mann die ZEIT in der Hand hielt und eben jenen Artikel von Alice Schwar-zer las.

Es kam mir sehr bizarr vor in dem Moment als trans Person neben jemandem in der U-Bahn zu stehen, der gerade darüber belehrt wird, dass trans sein ein gefährlicher Trend, sei der unsere Ge-sellschaft bedroht. Doch dieser Moment war augenöffnend – der Beitrag wurde nicht von irgendei-nem Schwurbler auf Facebook veröffentlicht, sondern von Deutschlands Vorzeige-Feministin in einer der größten Zeitungen Deutschlands mit knapp 2 Millionen Leserinnen und Lesern. Und auch ich bin einer davon. Die ZEIT hat also meinen Abonnenten-Beitrag benutzt, um Schwarzers krude Ansichten abzudrucken.

Das mindeste was ich tun kann ist also, einige Sachen richtig zu stellen. Schwarzer fängt ihren Artikel nicht schlecht an. Sie weist auf die konstruierten Geschlechterrollen hin und plädiert „für die Befreiung der Menschen von den Geschlechterrollen und für die Entfaltung des Indi-viduums je nach Begabung, Interessen und Möglichkeiten, jenseits der Zuweisung der sozialen Ge-schlechterrollen.“ Leider legt sie danach richtig los. „Nun traf ich aber auf Menschen, die nicht das soziale Geschlecht in Frage stellten, sondern ihr biologisches.“

Weiter, „Feministinnen haben diese Unterscheidung (Unterscheidung zwischen ‚sex’ und ‚gender’) zu allen Zeiten gemacht und darauf hingewiesen, dass das biologische Geschlecht nur der Vorwand sei für die Zuweisung der sozialen Geschlechterrolle. Wir hätten uns allerdings nicht träumen lassen, dass unser Credo eines Tages in eine fundamentale Leugnung auch des biologischen Geschlechts münden würde.“ Schwarzer stützt die Narrative, dass trans Menschen wissenschaftsverweigernd wären. Wir glauben nicht an Biologie. Trans Menschen sind sich der Bedeutung unserer ‚Biologie’ jedoch durch aus bewusst. J.K. Rowling benutzte bereits das gleiche Argument: „If sex isn’t real, there’s no same sex attraction. If sex isn’t real, the lived reality of women globally is erased.“

Auch die Debatte um den Begriff „ Menschen die menstruieren“ greift Schwarzer auf. „Unter den Trans-männern (…) gibt es eine ideologisierte Minderheit, die Frauen allen Ernstes verbie-ten will, sich weiterhin als „Frauen“ zu bezeichnen – und damit tatsächlich Erfolg hat. (…) Wir Frauen sollen darum nicht mehr von „Frauen“, sondern zum Beispiel von „Menschen, die menstruieren“, sprechen.“ Ich weiß wirklich nicht, wo die trans Männer her kommen sollen, die Frauen verbieten wollen, sich als Frauen zu bezeichnen – ich kenne vermutlich mehr trans Männer als der Durschnitts-Mensch und habe nie etwas in der Art gehört.

Als trans Mann, der tatsächlich noch regelmäßig menstruiert habe, ich nichts gegen den Begriff – erwarte aber nicht, dass er universal angewandt wird. (Es ist eigentlich keine radikale Ansicht, dass nicht alle Frauen menstruieren, und es deswegen kein Synonym ist. Immerhin gibt es ja genug biologische Frauen, die aus allerlei Gründen nicht menstruieren.) Schwarzer behauptet, er würde bereits in der Werbung und Amtstexten praktiziert – ich hätte mir hierfür gern ein paar Quellen von ihr ge-wünscht. „Alle die es weiterhin wagen, von einem real existierenden biologischen Geschlecht zu sprechen, (…) werden von diesen FanatikerInnen als „Terf“ diffamiert.“

Terfs sind Menschen, die sich als FeministInnen bezeichnen, aber trans Menschen aus ihrem Akti-vismus ausschließen. Es geht nicht und ging nie um die Leugnung von biologischem Geschlecht. Und warum sollten trans Personen die Bedeutung von Geschlecht leugnen? Transidentität basiert auf Ge-schlecht. Wir stellen nicht die Existenz von biologischem Geschlecht infrage, sondern fühlen uns nicht wohl in unserem eigenen Geburtsgeschlecht. Es ist also sogar ziemlich relevant. Schwarzer benutzt durchgehend veraltete und überholte Begrifflichkeiten. „Auf eine Frau, die ein Mann werden wollte, kamen noch Ende der 1960er-Jahre 14 Männer, die eine Frau werden wollten.“

Warum würde man in unserer Gesellschaft das Geschlecht wechseln wollen? Nicht im Sinne von, man schnippt mit den Fingern und ist plötzlich ein Mann sondern im Sinne von eine Transition durch-ziehen und sich damit ein Leben lang der Schikane seiner Umwelt aussetzen. Laut Schwarzer existie-ren trans Menschen nur, weil sie sich ihrer Geschlechterrolle nicht anpassen wollen. „In einem vom Terror der Geschlechterrollen befreiten Welt wäre Transsexualismus schlicht nicht denkbar.“

Erstens: Es geht nicht um Geschlechterrollen, sondern um Geschlecht. Geschlechterrollen sind kon-struiert und die meisten trans Menschen lehnen sie genauso ab wie Schwarzer. Zweitens: Wir existie-ren nicht in einem Vakuum. Wir können schlicht nicht wissen, wie Dinge wären, wenn Geschlechter-rollen nicht existieren würden, oder wenn wir nicht in einer patriarchalen Welt leben würden. Viele Dinge wären anders. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass trans Menschen trotzdem existieren würden, denn geschlechts-deviante Menschen hat es schon vor tausenden von Jahren gegeben. Und Drittens:

Als 2020 der erste Corona Lockdown viele Menschen in ihre Häuser zwang, begannen sich viele mit ihrer Geschlechtsidentität zu beschäftigen, die für einige Zeit unabhängig von der Außenwelt existieren durfte. Ich selbst habe festgestellt, dass ich viel von meiner eigenen Gender-Performanz an die Außenwelt anpasse um mehr Akzeptanz zu erfahren. Ich finde es wichtig und interessant darüber nachzudenken, wie man sich selbst und seine eigene Geschlechtsidentität wahrnimmt, wenn man nur für sich selbst existiert. Aber am Ende des Tages ist es nicht sinnvoll zu leugnen, dass die Außenwelt einen Einfluss auf unser Geschlecht und Geschlechtsperformanz hat. Das macht sie jedoch nicht we-niger valide.

Nun spricht Schwarzer von einem Phänomen mit problematischer Entwicklung. Sie spricht von einem Trans Trend ohne jegliche Angabe von Quellen. „ Natürlich sind die Zahlen in den letzten Jahren gestiegen, das ist darauf zurückzuführen, dass mit steigender gesellschaftlicher Ak-zeptanz sich mehr Menschen trauen sich als trans zu outen. Eine ähnliche Entwicklung gab es bereits in der Vergangenheit mit Menschen, die sich als homosexuell outeten. (bmfsfj.de) Nachdem 2011 der OP-Zwang für die Personenstandsänderung abgeschafft wurde, gab es außerdem einen Anstieg der TSG-Verfahren von 1.667 auf 2.582 bis 2019. (cornelia- mertens.de)

Die Diplompsychologin Cor-nelia Kost bewertet die uns bekannten Zahlen auf vergleichbarem Niveau wie in den USA. „Schre-ckensszenarien lassen sich damit seriös nicht abbilden“, stellte sie 2021 fest.

Die deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) veröffentlichte 2021 außerdem eine Untersuchung zu Trans Statistiken, in der sie unter anderem Erhebungen der US-Informatikerin Lynn Conway heranzog, um aufzuzeigen, wie ungenau frühere Zählungen von trans Menschen wa-ren. Danach ist davon auszugehen, dass schon seit den 90er Jahren viele trans Menschen nicht in die Statistik einberechnet wurden. (dgti.org)

Zur Frage, ob die Entwicklung zu mehr trans Jungen im Verhältnis zu trans Mädchen besorgniserregend sei, sagt Georg Romer, Direktor der Klinik für Kin-der und Jugendpsychiatrie an der Uni-Klinik Münster: „Wir machen diese Beobachtung. Das ist richtig. Das hat auch zu einer Diskussion über von jugendlichen Subkulturen getriggerte Modeer-scheinungen geführt, für die es aber wiederum empirisch keinerlei Belege gibt.

(…)Wir wissen letztlich nicht, woran es liegt. Eine mögliche Erklärung ist, dass im Zuge der allge-mein steigenden Akzeptanz für die Transidentität die Trans-Jungen selbstbewusster voranschreiten und früher in Erscheinung treten. Das müsste sich dann aber in den nächsten fünf bis zehn Jahren durch eine entsprechende Entwicklung bewahrheiten, dass die Trans- In manchen Schulklassen sit-zen heute vier bis fünf Mädchen, die von sich behaupten, transsexuell zu sein. Die Zahl der medizi-nisch aktenkundigen jugendlichen Transsexuellen hat sich innerhalb weniger Jahre in der ganzen westlichen Welt um den Faktor 40 gesteigert, also um 4000 Prozent.

Vor allem aber: Das Ge-schlechterverhältnis hat sich verkehrt. Kamen noch vor einiger Zeit auf ein Mädchen etwa vier Jun-gen, die das Geschlecht wechseln wollten, sind es heute etwa zehn Mädchen auf einen Jungen, die sich im „falschen Körper“ fühlen.“ Frauen, also die geburtsgeschlechtlichen Jungen, dann nachzie-hen und ebenso häufig irgendwann aufschlagen. – Das wissen wir letztlich noch nicht.“ (deutschland-funkkultur.de) Romers Aussage in einem Deutschlandfunk Interview ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass es möglich ist, solche Entwicklungen anzuerkennen ohne direkt den Teufel an die Wand zu malen, wie Schwarzer es in ihrem Artikel tut.

Schwarzer verwechselt zusehends das soziale Geschlecht mit der Geschlechtsrolle. Eine Formulie-rung, die witzigerweise in einem Münsteraner Tatort verwendet wurde und die ich nie vergessen wer-de, lautete „Geschlecht sitzt nicht zwischen den Beinen, sondern zwischen den Ohren.“ Das soziale Geschlecht (Gender) heißt nichts anderes, als das gefühlte Geschlecht, das wir im Kopf haben. Ich würde nicht sagen, das sei angeboren, es entwickelt sich genau wie die meisten Sachen, die sich im Kopf und nicht im Körper abspielen.

Die sozialen Geschlechterrollen haben nichts mit Gender zu tun und sind allemal umkehrbar, oder zumindest auflösbar. Schwarzer beteuert, trans Jungen sehen die „Flucht ins Mannsein“ als eine Lösung „gegen die Einengung und Zumutung des Frauseins in einer patriarchalen Welt“. Und: „sie zwängen sich damit (…) nur von einer binären Schublade in die ande-re.“ Nie würde ich leugnen, dass wir in einer patriachalen Welt leben, oder dass Frausein eine Zumu-tung sein kann. Denn trans Männer sind immerhin einen großen Teil ihres Lebens als Frau durch die Welt gegangen. Ich bin mit den meisten Ängsten vertraut, die man unweigerlich eingetrichtert be-kommt, wenn man als Mädchen geboren wird. War meine Transition, „eine Flucht ins Mannsein“? Hat sie mein Leben leichter, weniger gefährlich gemacht?

Die einfache Antwort ist nein – trans männlich zu sein heißt nicht, dass man automatisch alle Privili-gien von geborenen Männern genießt. Und du wirst nie umlernen, was du bereits vor deiner Transiti-on erfahren hast. Dazu zu sagen ist, dass es natürlich darauf ankommt, wie sehr sich ein trans Mann in das traditionell männliche Geschlechterbild einfügt. Ich tue das, wenn ich mich sicher fühle, die meiste Zeit nicht. Nun frage ich mich, was Frau Schwarzer dazu sagen würde – sie verlangt in ihrem Artikel die Auflösung der sozialen Kategorien männlich und weiblich und das Ausbrechen aus der Schublade. Ich als transmännliche Person, die gern ab und an Schmuck, Makeup und lange Haare trägt, tue eben das. Ist das nicht wiedersprüchlich?

Wenn du gern „Frauensachen“ trägst, warum wolltest du ein Mann werden?, würden mich Menschen wie Schwarzer bestimmt fragen. Nur der Mensch selbst kenne seine „wahre Geschlechtsidentität“, heißt es bei den Befürwortern der „Selbst-bestimmung“. Darum könne auch nur er allein bestimmen, welches „Geschlecht“ er wirklich habe. Was bedeuten würde: Das subjektiv empfundene soziale Geschlecht ist quasi angeboren, und das biologische Geschlecht muss ihm angepasst werden. Die sozialen Geschlechterrollen (Gender) seien also irreversibel.

Nein, weil Geschlecht und wie ich es ausdrücke nicht das gleiche ist. Ich kann mein Geschlecht erst so ausdrücken, wie es für mich richtig erscheint, nämlich nicht traditionell männlich, wenn ich in dem für mich richtigen Körper stecke, und dieser ist eben nicht der einer Frau. Schwarzer und andere Konservative zitieren gern den Jugendpsychiater Alexander Korte, der in der „Trans-Ideologie“ ein „regelrechtes Homosexualitäts-Verhinderungs-Programm“ vermutet.

Das ergibt natürlich Sinn, da es in unserer Gesellschaft viel einfacher und akzeptierter ist trans zu sein, als lesbisch! Als wäre das nicht noch genug, fährt Schwarzer mit ihrer transfeindlichen Rethorik jetzt richtig auf.

„ Auch erwachsene Frauen sind bedroht. Eine lautstarke Minderheit der Transfrauen geht so weit, ihre neue Identität aggressiv gegen die Interessen biologischer Frauen zu richten, fordert Zugang zu geschützten oder privilegierten Frauenräumen, also in Frauenhäuser oder auf Quotenplätze.“ Zu-nächst verstehe ich nicht, warum sich Frau Schwarzer sich überhaupt an einer Gruppe aufhängt, die sie als „lautstarke Minderheit“ bezeichnet. Trans Frauen haben abgesehen davon, dass die Rhetorik sie würden cis Frauen bedrohen, absolut absurd ist, nicht nur ein Anrecht auf geschützte Frauen-räume, es besteht auch die dringende Notwendigkeit dafür. Laut transrespect.org wurden vom 1. Januar 2008 bis 30. September 2019 weltweit 3.314 Mordfälle an trans Personen registriert, über die Hälfte der Opfer waren trans Frauen.

Es gibt keine konkreten Zahlen zu transfeindlichen Taten in Deutschland, da sie in Statistiken oft mit homophoben Taten eingeordnet werden und es eine hohe Dunkelziffer gibt. (gofeminin.de) Schließlich kehrt Schwarzer endlich zum Aufhänger ihres Artikels zurück, dem geplanten Selbstbestimmungsgesetz. Dieses soll trans Menschen und vor allem Jugendli-chen die Änderung des Namens – und Personenstandes erleichtern. Nach dem derzeitig bestehenden Transsexuellengesetz braucht eine trans Person zwei psychiatrische Gutachten und muss ein amtsge-richtliches Verfahren durchlaufen, der ganze Prozess ist teuer, dauert lang und ist sehr aufwendig.

Schwarzer verurteilt den Plan des Selbstbestimmungsgesetz, nach dem Jugendliche bereits im Alter von 14 Jahren und ohne psychologische Begutachtung ihren Personenstand ändern können. Laut Schwarzer folgen auf diesen Schritt „ Nach dieser Aussage musste ich schlucken. Es ist äußerst grausam sich dermaßen über ohnehin schon marginalisierte Körper zu äußern. Warum stellt Schwar-zer einen gesunden Körper über einen kranken Geist – und warum benutzt sie das Wort „verstümmeln“ für eine schwere operative Eingriffe.

Gesunde Körper werden so verstümmelt und lebenslang krank oft lebenslange Hormongaben und gemacht.“ Operation, die eine lebensrettende Maßnahme darstellt? Für alle trans Menschen kann ich nicht sprechen, aber mein Körper ist weder verstümmelt, noch bin ich krank. Hormongabe erfolgt unter sorgfältiger und regelmäßiger medizinischer Beobachtung und Betreuung. Ich kenne niemanden in meinem Alter, der so regelmäßig zur medizinischen Vorsorge geht. Schwarzer hat Sor-ge vor einer Welle unüberlegter Transitionen aufgrund von „Genderirritation“, die sie als „gesell-schaftspolitisches Problem“ darstellt. Genderirritationen sind aber ein normales Phänomen der Puber-tät und kein Problem was die Gesellschaft gefährdet.

Das Problem existiert beim Umgang mit Kindern und Jugendlichen, die ihr Geschlecht in Frage stellen. Das Selbstbestimmungsgesetz mag den Pro-zess der Namens – und Personenstandsänderung erleichtern, ihn jedoch nicht zu einer leichtfertigen Entscheidung machen. Eine Namens – und Personenstandsänderung heißt immer noch seine Geburts-urkunde, seinen Personalausweis und Reisepass zu ändern, ein amtlicher Prozess, der nicht eben mal so gemacht und vor allem nicht leicht zu revidieren ist.

Deswegen bin ich immer sehr irritiert wenn Menschen behaupten Männer würden „mal eben ihr Geschlecht ändern“ um Zugang zu Frauenräumen oder Sportteams zu erhalten. Egal wie leicht einem der Prozess am Ende gemacht wird – du hältst am Ende einen geänderten Personalausweis in den Händen. Niemand ändert ohne sich es gut zu überlegen amtlich sein Geschlecht, auch kein Jugendlicher. Schlussendlich malt Schwarzer folgendes Schreckensszenario: „durch den subjektiven, beliebigen Umgang mit der Geschlechterzugehörigkeit würde die Kategorie Geschlecht aufgelöst.“

Sprach Schwarzer nicht vorhin noch davon, dass trans Menschen dazu beitragen, das binäre Ge-schlechtersystem zu verfestigen und es besser wäre, soziale Geschlechter zu dekonstruieren? Oder spricht Schwarzer hier von biologischem Geschlecht? Anscheinend geht Schwarzer davon aus, dass es in Zukunft so viele trans Menschen Deutschland überrollen, dass, „die Erforschung von genderge-rechter Medizin, Bekämpfung des Gendergap und gesonderte Verfolgung von Femiziden“ nicht mehr möglich wären.

Sie geht sogar so weit zu sagen, dass jegliche Frauenförderung „obsolet“ wäre. Wie kommt Schwarzer darauf, dass trans Menschen eine Gefahr für den Feminismus darstellen? Warum geht sie davon aus, dass trans Menschen und Feministinnen nicht für eine gemeinsame Sache kämpfen können? Trans Menschen sind genau so stark von sexistischen Körperpolitiken und dem Patriarchat betroffen. Warum sollten wir nicht zusammen arbeiten können?

Ihren Artikel schließt sie mit folgenden Worten ab: wir sie nicht, indem wir ihre Körper mit Hormonen und Operationen traktieren und sie zu Helfen wir diesen Mädchen – und „heilen“ „Männern“ machen. Bestärken wir sie eher darin, weibliche Menschen zu sein und frei. Ein-fach Menschen. Alice Schwarzer ist der Meinung es wäre in Ordnung, Jugendlichen jegliche Selbst-kenntnis abzusprechen.

Sie regelrecht zu entmündigen. Wie bevormundend kann ein einziger Mensch gegenüber einer ganzen Gruppe sein? Für trans Männer sind Hormone und Operationen keine Qual, sondern eine Befreiung. Was bezweckt sie mit dieser gewaltvollen Rhetorik? Und warum plädiert Schwarzer so dafür, dass wir frei und einfach Menschen sein sollen – solange wir nicht trans sind? Quellen: https://www.zeit.de/2022/09/transsexualitaet-geschlechterrollen-feminismus-alice-schwarzer (Zugriff 27.Februar) https://www.bmfsfj.de/resource/blob/120644/e2068b3d513b7f772760becf8bd4c70a/imag- band-12-zusammenfassung-der-forschungsergebnisse-data.pdf# (Zugriff 25. Februar) https://www.cornelia-mertens.de/?p=16990 (Zugriff 27. Februar) https://dgti.org/2021/08/12/zahlenspiele/ (Zugriff 27. Februar) – Daniel Funke

 

Transfeindlichkeit ist keine Meinung und ich bin bedrückt darüber, wie unsensibel ihr mit dem Thema umgeht und eure Reichweite missbraucht. Schade, dass ihr Menschen eine Stimme gebt, die mal wieder eine Meinung während einem eigentlich wissenschaftichen Konkurs vertreten wollen. Ihr richtet damit Schaden an! Und macht Transfeindlichkeit salonfähig. Mich würde einen Debattenbeitrag von Emma Kohler zu diesem Thema mehr interessieren als dieser unnötige, wissenschaftlich unbegründete Beitrag von Alice Schwarzer. – Mathilde Roth

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Anarchist“ von Anna Sauerbrey

 

Warum macht Putin das? Gibt es tatsächlich eine verborgene Rationalität innerhalb der Irrationalität seiner Entscheidung, die Ukraine unterwerfen zu wollen? Warum trifft er eine Entscheidung, von der es ohne Gesichtsverlust kein Zurück mehr geben kann? Eine Entscheidung, mit er sich selbst endgültig ausgrenzt aus der Gruppe der seriösen Staatenlenker dieser Welt. Eine Entscheidung, die zu seinen Lebzeiten kein friedliches Ende erwarten lässt und einen offenen Dauerkonflikt in der Welt etabliert.

Eine Entscheidung, mit der er auch innere Feinde und Widerstände auf den Plan rufen wird. Eine Entscheidung, die in jeder Hinsicht – humanitär, völkerrechtlich, bündnispolitisch, wirtschaftlich, sozial, klimapolitisch – unkalkulierbare Folgen haben wird. Eine Entscheidung, die nie darin münden wird, dass die unterworfenen Menschen sich mit der Unterdrückung von Freiheit und Selbstbestimmung arrangieren werden. Warum nimmt Putin sein grandioses Scheitern in Kauf? – Reinhard Koine

 

Danke für diesen Artikel über Wladimir Putin, der die Welt in Atem hält. Ohne einen Anlass attackiert er ein Land mit Panzern und Artillerie, um dieses Land zu annektieren, um sein russisches Reich zu vergrößern. Da frag ich mich schon, ob dieser Mann noch richtig tickt. Er hat uns EUROPÄERN durch Gespräche vorgeführt, weil er immer gesagt hat, dass er nicht in die UKRAINE einmarschieren will. Und kaum waren alle wieder zuhause, ist er einmarschiert, und lässt das Land beschießen. Diesem Mann kann man nicht vertrauen. Sie haben Recht, Putin darf nicht gewinnen. – Ute Koch

 

Ich wundere mich doch sehr, das Sie den Begriff Anarchie in Bezug auf W.Putin so freizügig verwenden. Der Nihilist, wäre vielleicht angemessen. Auch wählt Putin sicherlich nicht die Anarchie. Haben Sie den Lesenden den Begriff Anomie nicht zugetraut? Nähere Erleuterungen erspare ich mir angesichts Ihrer universitären Ausbildung. – Jörg Diekmann

 

Ich schreibe Ihnen als Reaktion auf Ihren Leitartikel in der Zeit No. 9 vom 24.02.22. Hier verwenden Sie mehrfach den Begriff „Anarchie“ um den Zustand zu beschreiben der sich, nach Putins Entscheidung die Ukraine anzugreifen, eingestellt hat. Anarchie lässt sich als „keine Herrschaft“ übersetzen und bedingt somit die Abwesenheit von Macht und Hierarchie. Nach Immanuel Kant bedeutet Anarchie „Gesetz und Freiheit ohne Gewalt“. Das ist meiner Empfindung nach durchaus ein erstrebenswerter Zustand und würde sich innerhalb einer achtsamen Gesellschaft weit erfüllender auswirken als die herrschenden Strukturen der Macht.

Das Putin und die Ihm unterstellten ausführenden Kräfte einen archaisch, autoritären und gewalttätigen Weg gehen beschreiben Sie mit Anarchie. Aus meiner Sicht haben Sie den falschen Begriff gewählt und missdeuten die eigentlich hehren Ziele des Anarchismus. Ich hoffe das Sie sich nochmal mit dem Anarchismus auseinandersetzen und anschließend diesen Begriff in einem korrekten Kontext nutzen. Empfehlenswert sind die Ausführungen von Horst Stohwasser. – Arno Lenz

 

Putin ist ein Faschist, wieso trauen Sie sich das nicht zu schreiben? Er ist kein „Anarchist“, das ist ein Schimpfwort von Rechtskonservativen, lange Geschichte, das können Sie selbst irgendwann mal recherchieren. Bitte schauen Sie sich die Merkmale von Faschismus an. Sie können es auch „Autokrat“ nennen, wenn Ihnen das lieber ist. Aber „Der Anarchist“ ist so unglaublich falsch, dass es weh tut und unglaublich beleidigend ist für uns. Jeder echte Anarchist ist Antifaschist und Anti-Autokrat, würde niemals mit dem Unterdrückungsregime von Putin sympathisieren. Ich mochte Die Zeit sehr, aber wegen solcher Artikel ist es ein unlesbares Medium geworden! – Sascha Bachmann

 

Nein, Putin ist kein Anarchist. Er ist ein gewissenloser Aggressor und kaltschnäuzig dazu. Wochenlang hat er Staatschefs wie Bittsteller antreten lassen und vorgegeben, an einer diplomatischen Lösung der Ukraine-Krise , die er selbst ausgelöst hat, interessiert zu sein. Wohlgemerkt, natürlich nur nach seinen Bedingungen, so etwas nennt man Erpressung.

Seinen Einmarsch in die Ukraine hat er bereits lange geplant, das zeigt sich nun. Internationale Verträge, die auch er mit unterzeichnet hat, sind für ihn Makulatur und seine Erklärung , die Ukraine müsse entnazifiziert werden und die NATO-Verbündeten bedrohten das Territorium seines Landes, sind so fadenscheinig, dass sie schon lächerlich wirken.

Putin allein bedroht mit seinem Einmarsch in die Ukraine die Sicherheit in ganz Europa. Die Sanktionen des Westens gegen Russland und ihn persönlich sind völlig gerechtfertigt und können nicht drastisch genug ausfallen, so traurig es für die russische Bevölkerung sein mag. Aber wie geht es jetzt der Bevölkerung in der Ukraine? Sie ist verzweifelt und bangt um ihr Leben, das darf keiner vergessen, selbst wenn die Wirtschaftssanktionen sich auf Deutschland und Europa negativ auswirken können. Meine Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine.

Putin hat mit der Uneinigkeit des Westens kalkuliert. Das erweist sich jetzt schon als Irrtum, denn der Westen tritt entschlossen gegen Putin auf, hier hat er schon verloren. Es ist höchste Zeit, sich von russischen Gaslieferungen unabhängig zu machen, das lernt“ jetzt ganz besonders Deutschland auf bittere Weise. Nord Stream 2 liegt auf Eis, der erste Schritt dazu .

Interessant ist in dieser Situation auch, dass nun in Russland geplante internationale Sportveranstaltungen abgesagt werden und ein Hacker-Kollektiv Cyberattacken gegen Russland startet. Mögen sie ihnen gelingen. Noch scheint Putin sich der Solidarität Chinas sicher zu sein, aber Chinas Präsident Xi Jinping ist ein eiskalter Kalkulator und wird Putin nur so lange „unterstützen“ , wie es für ihn profitabel bleibt. Putin ist kein verlässlicher Partner mehr, dass dürfte auch Xi Jinping nicht entgehen.

Putins angebliche Gesprächsangebote an die Ukraine sind nichts als ein Versuch, eine Kapitulation zu erzwingen. Gleichzeitig hetzt er das ukrainische Militär gegen die eigene Regierung auf. Ihm sind alle Mittel recht. Putin darf mit seiner Aggression nicht durchkommen und wird dieses vermutlich längerfristig auch nicht. Da stimme ich Frau Sauerbrey zu. Wladimir Putin hat den Weg der Vernunft verlassen und sich damit aus einer zivilisierten Welt verabschiedet. – Regina Stock

 

Sorry, einen größeren Fehler konnte sich die Zeit wohl nicht leisten als Der Anar-chist Vielleicht hätte sich Anna Sauerbrey mal über Wikipedia informiert, dann wäre eine solche „in meinen Augen“ Schande für die ZEIT nicht entstanden. Ich frage mich allerdings auch, wo war da die Redaktions-Leitung??? Willendlich zuge-lassen??? Wie auch immer, schade, vorallem der Vermerk für einen Weltzu-stand entschieden: die Anarchie. Wünsche Ihnen allen ein gutes Aufwachen in einer Weiterentwicklung der Demokratie; z.B. Liquid- oder Consul-Demokratie. – Gerhard Wagner

 

Die Redakteurin schreibt, Putin wird nicht damit durchkommen die europäische Ordnung zu zerstören. Ich wiederspreche vehement. Es ist ihm bereits jetzt gelungen. Putin an die europäische Sicherheitspolitik pulverisiert. Es schien nicht mehr möglich, dass es in Europa noch einmal Krieg gibt, indem die Autorität einzelnen Staaten nicht anerkannt wird und Grenzen massiv neu gezogen werden. Niemand hätte das für möglich gehalten. Durch starke wirtschaftliche Abhängigkeiten sollte Krieg unmöglich gemacht werden. Der Diplomatie wurde der absolute Vorrang eingeräumt. Allein es hat nicht gefruchtet.

Und der Westen zeigt sich keineswegs geeint. In Amerika und Frankreich sind bald Wahlen. Die deutsche Bundesregierun muss sich erst finden. Kein westlicher Staat will durch noch höhere Sanktionen die Energie-und Spritpreise nach oben treiben und dadurch Wählerstimmen verlieren. Die Bundesregierung behält sich die Ausschließung vom internationalen Zahlungssystem SWIFT noch vor, als „Ultima Ratio“. Ich frage sie, was muss denn noch geschehen. Muss Russland erst noch die Souveränität des Baltikums ins Frage stellen und einen Einmarsch in Litauen, Lettland und Estland planen? Klare Kante sieht anders aus! – Christian Wolf

 

Sie singen wie einst „Im Frühtau zu Berge wir ziehen“, doch schon im weiteren Text hakt es gewaltig, wo es heißt: „Wir wandern ohne Sorgen singend in den Morgen“. „Der Anarchist“ Putin wird gewinnen und eine neue europäische Ordnung schaffen. Das vor allem im Deitschland verankerte Denken einer weltlichen Wertegemeinschaft, flankiert von UNO, EU und NATO, ist in der nackten Realität der Welt „auf Grund gelaufen“. Mit lauten „Ordnungsrufen“ – wie im KIndergarten – wird sich Vladimir Putin nicht von seinem eingeschlagenen Weg abbringen lassen.

Der „schwammige“ Schrei nach Sanktionen hat in der Weltgeschichte noch nie besondere Wirkung gezeigt. Dazu sind auch die Interessen aller beteiligten Staaten in Europa und der Welt viel zu unterschiedlich. Zum Anderen wird man auf Dauer auch mit dem für Deutschland sehr nahen „Partnerland“ Russland sehr vernünftig gouvermental und nongpuvermental zusammenarbeiten müssen. Man soll auch jetzt den „Stein Putin“ nicht so weit von sich wegwerfen, denn man wird dem Wurf nechgehen müssen und den „Stein“ zurückholen müssen.

Man hat nämlich im Moment keinen anderen Ansprechpartner in der Realpolitik. Und was Putins Nachfolger irgendwann betrifft, da gilt auch die alte Lebensregel, dass meistens „kaum was Besseres nachkommt“. Will sagen: Der Westen kann wertebasiert in seiner Einflusspähre leben, darf aber niemals erwarten oder gar einfordern, dass andere politische Systeme sich dieses Wertebewusstsein zu eigen machen und es auch noch anwenden. – Dr. Detlef Rilling

 

Bisher tobte dieser Krieg nur in Putins Kopf, jetzt tobt er auch noch in der Wirklichkeit, und die Menschen in der Ukraine, nur das sind die tatsächloch Leidtragenden; die müssen diesen Wahnsinn einfach mitmachen, aushalten, flüchten oder daran zu grunde gehen. Unsere Bundesregierung hingegen hat nun ein zweites Problem dazu bekommen, das viel, viel größer zu werden scheint, als dieser immer noch offene Fight mit dieser „Corona-XX-extra-Long&Large“.

Jetzt beginnen die Nachrichten bei uns immer erst mit dem Krieg in der Ukraine, danach kommen erst die Zahlen des RKI dran. Ich weiß im Moment gar nicht so richtig, wie es um die noch einzuführende Impfpflicht steht, und ob diese Corona-Maßnahmen auch in diesem Krieg irgendeine Rolle spielen!? – Klaus P. Jaworek

 

In ihrem Leitartikel bezeichnet Frau Sauerbrey Putin als Anarchisten, schreibt vom einer Welt zwi-schen Ordnung und Anarchie. Hat Herr Putin diese Ehre denn wirklich verdient? Setzt er sich für die Freiheit von Herrschaft, Zwang, vom Beherrschen Untergebener ein? Tritt er für für ein Miteinander ein, in dem sich freie Menschen auf gemeinsame Regeln einigen, ohne dass ihnen diese Regeln von den Herrschenden aufgezwungen werden? Ach, wie schön wäre es – nicht nur für die Ukrainer – Putin wäre ein Anarchist. – Otto Hänsler

 

Es passiert immer wieder und es ist furchtbar! Größenwahnsinnige und machtgeile Despoten sitzen in ihren Palästen und spielen eine Art Schach. Doch die Figuren die sie herumschieben, sind echte Menschen bzw. Soldaten. Aktuell lässt der verschlagene Putin seine Muskeln spielen. Er will Grenzverläufe wiederherstellen, die vor mehr als hundert Jahren galten. Geht’s noch? Dass dabei ein freier, unabhängiger Staat angegriffen wird, ist ihm sowas von egal.

Auch das unsagbare Leid, dass er durch seine Befehle auslöst interessiert ihn nicht. Es scheint, ihm ginge einer ab, wenn sich die ganze Welt aufrege und er im Mittelpunkt stehe. Leider gibt es genug Unterstützer in seinem Umfeld, die zu allem Ja und Amen sagen – aus Angst oder eigenen Machtfantasien heraus. Wir dürfen das nicht durchgehen lassen. Wir müssen europaweit auf allen Ebenen zusammenstehen und Putin verurteilen und uns mit den Ukrainern solidarisieren. – Achim Bothmann

 

Die Gut-Böse-Falle: Zweifelsfrei trägt der wahnhafte Putin die Hauptschuld an dieser Zeitenwende, denn er plante diesen Krieg. Dennoch sollte man nicht blind in die Gut-Böse-Falle laufen. Klaus von Dohnanyi beschreibt in seinem Buch hierzu korrigierend die Irrlichter, die Europa und die Ukraine in diese Sackgasse führten. Und der ehemalige SIKO-Chef Horst Teltschik ist wohl einer der wenigen, der zu ehrlicher Selbstkritik fähig ist: Wir haben eine historische Chance ungenutzt verstreichen lassen – so sein sinngemäßes Credo.

Ja, in den vergangenen 30 Jahren ist es „dem Westen“ nicht gelungen, seine Arroganz zu überwinden und mit dem dazu bereiten Russland eine gemeinsame europäische Sicherheitsarchitektur zu errichten. Bezeichnenderweise wird diese vertane Chance nicht bedauert – stattdessen beklagt man die geringe militärische Abschreckung und die Begrenztheit der NATO. Es ist wohl das peinliche Erschrecken über dieses folgenschwere Versagen der EU und der NATO, welches nun ratlos zum hilflosen Gegenangriff bläst, und allein in der militärischen Hochrüstung die Lösung sieht. – Martin Hartmann

 

Die Ereignisse überschlagen sich. Leider wird Putin unterschätzt. Für ihn war die Karriere im Geheimdienst eine Selbstverständlichkeit. Seine Erlebnisse im Herbst 1989 in Dresden und in St. Petersburg (!) waren für ihn sicherlich traumatisch. Man sollte ihm eine Kopie des Tonbandprotokolls des Parteiverfahrens gegen die Mitglieder des Politbüros der SED schenken. Vielleicht siegt dann dieVernunft über seine selbstgezimmerte Ideologie. Putin betrachtet die ehemaligen Suwjetrepubliken in der Nachbarschaft Russlands als sein Interessengebiet. Er will zurück in eine „historische Zukunft“. Niemand hat sich in die Beziehungen zu diesen heute selbstständigen Ländern einzumischen.

Er warnt “sehr, sehr“ ausdrücklich: „wer auch immer versucht, sich bei uns einzumischen, geschweige denn unser Land und unser Volk zu gefährden, muss wissen, dass die Antwort Russlands sofort erfolgt und zu Konsequenzen führen wird, die sie in ihrer Geschichte noch nie erlebt haben“. Wer mit einem Atomkrieg droht, muss schizophren sein. Er denkt wie ein Kamikaze und nimmt die eigene Vernichtung in Kauf. Hier sollte man ihm den sowjetischen Film „Briefe eines Toten“ und die Dokumentation „Der Mann, der die Welt rettete“ über dem sowjetischen Oberstleutnant Stanislaw Petrow, schicken. – R. Renaux

 

Was unterscheidet Putin noch von Hitler? Auch er bricht alle Verträge und Vereinbarungen und be-ginnt wieder einen Angriffskrieg gegen einen europäischen Staat. Er macht, was er will und kann! Was aber passiert bei einer weiteren russischen Agression gegen einen europäischen (NATO-) Staat? Hält dann die Beistandspflicht der EU bzw. der NATO? Und was ist, wenn die USA eine neue Führung ha-ben, z.B Trump, der die NATO auflösen will und das Vorgehen von Putin „genial“ findet?! Das muss doch Entscheidendes auslösen: Europa muss endlich militärisch autark werden und kürzeste Ent-scheidungsprozesse generieren. Nur das kann Putin Respekt einflößen (und gerne auch Angst) ! Hof-fentlich kein allzu langer Weg. Putin ante Portas! – Udo Bauer

 

Unbestritten ist, dass Putin mit dem (fortgesetzten) Einmarsch in die Ukraine neue Fakten geschaf-fen, dass er gelogen und nun endgültig und ganz offiziell die Maske fallengelassen hat. Und es ist wie es ist: Ein Diktator wie Putin muss sich nicht rechtfertigen, wenn er sein Volk mit „Fakten“ belügt und in einen Krieg schickt. Es gibt keine ernsthafte parlamentarische und mediale Kontrolle und Aufklärung. Das bedeutet durchweg, dass (westliche) Demokratien allein schon von „Amts wegen“ über eine längere Distanz auf Diplomatie und Dialog setzen (müssen).

Auch aus diesem Grunde erscheint mir es zu einfach, differenzierte Betrachtungen und sogenannte „Russland-Versteher“ in ihrem Ansinnen, gegenseitiges Verständnis zu erzielen, abzuqualifizieren. Nunmehr jedoch ist der Westen, der über die letzten Jahre selten das Bild unverbrüchlicher Einigkeit und Entschlossenheit abgegeben hat, durch Putins „endgültige“ Aggression aufgefordert, eine klare Sprache zu spre-chen. Die inzwischen kraftlos vereinbarten Sanktionen gegenüber Russland sind der avisierten Rede allerdings nicht wert. Indes: Die Wahrheit, inklusive gleicher „Maßeinheiten“, muss allenthal-ben unser Kompass sein.

Ost wie West müssen den selbst propagierten Werten treu sein; mithin, so trivial es klingt, müssen wir einander beweisen, dass sich Frieden lohnt. Frieden und Freiheit ist ((sic)) ein Menschenrecht; es sind die zwei Seiten einer Medaille, der Würde. Leider sind Motivati-ons- und Interessenausgleich, nicht zuletzt unsere national wie international geprägten Lesarten, im „wahren“ Leben ganz offensichtlich wichtiger als die transparente und umfassende Darlegung von Wahrheit, zumindest der verständigen Interpretation ebendieser (den Steinzeitmenschen in uns haben wir mithin nicht humanitär konditionieren können). Wenn ich bedenke, wieviel Aufwand viele von uns – abseits eigener „Voreinstellungen“ freilich – betreiben, um ausgewogen informiert und dementsprechend urteilen und handeln zu können, stellen sich mir hinsichtlich unseres gesamtge-sellschaftlichen Miteinanders erhebliche Sinnfragen.

Und auch, wenn diese Betonung müßig ist: In den 90igern hätten wir viele Wunden zwischen den Völkern heilen können; es frustriert mich mehr als zuvor, dass wir diese Gunst der Geschichte und ihrer Persönlichkeiten nicht humaner und nachhaltiger haben nutzen können. So zeigt sich dieser Tage einmal mehr, was in der Politik zu-meist den größten Raum einnimmt: Vor dem Hintergrund der Macht des Geldes zweckdienliche Narrative schaffen, (andere) Schuldige suchen und Motivationen (er)finden, Scheinlösungen anbie-ten. – Matthias Bartsch

 

Meine ersten Worte gelten dem ukrainischen Volk, das sich die staatliche Würde bewahren will, indem es wie David gegen Goliath kämpft. Dann den russischen Aktivisten, die für die Humanität und gegen den Schwall aus Desinformation in ihrem eigenen Land aufstehen und staatliche Repression in Kauf nehmen. Weiterhin den europäischen Nachbarn, die bereits in christlicher Nächstenliebe hunderttausende Flüchtende aufgenommen haben.

Und ich bin unserem Bundeskanzler dankbar, der am Sonntag eine sehnlichst erwartete Rede gehalten hat, die von fast einstimmiger Akklamation begleitet wurde. Nur die beiden zu Recht außen sitzenden Fraktionen saßen gelangweilt auf ihren Stühlen und freuten sich derweil auf ihre Abgeordnetenversorgung, weil aus Moskau wohl nicht mehr so viel Geld kommen wird. Und ja, es wird auch über eine allgemeine Dienstpflicht in Deutschland gesprochen werden müssen, die wieder zu einer Solidarität der gesellschaftlichen Schichten und zu einer Stärkung der demokratischen Strukturen führen soll.

Und die letzten Worte dem Mann, der versucht, das Rad der Zeit zurück zu drehen, die Wahrheit, die Freiheit und das ukrainische Volk auszulöschen. Es wird ihn nicht gelingen und ich hoffe auf die gute russische Tradition, die solche Autokraten beseitigt hat. – Ulrich Beisl

 

Anna Sauerbrey schreibt zu Recht: «Es ist nicht allein ein Konflikt zwischen dem Westen und Russland, sondern auch einer zwischen Wirtschaftsmacht und Militärmacht.» Tieferer Grund ist aber auch ein Konflikt zwischen den Wünschen der normalen Bewohner und den Vorstellungen Putins und seiner Umgebung. Die werktätige Bevölkerung wünscht sich eine sichere Zukunft, einen zumindest minimalen Wohlstand und – was junge dynamische Gruppen betrifft – so etwas wie Freiheit.

Es sind kurz gesagt Wünsche, die man meint, der Westen könne sie besser erfüllen. Putin trauert der Weltmacht UdSSR nach und sieht seine Position bedroht durch die genannten Wünsche. Ereignisse in Weissrussland und Kasachstan bestärken ihn in seiner Meinung. Nach Putins Meinung ist der Einmarsch in die Ukraine aus mehreren Gründen sinnvoll. Einmal geht es um eine teilweise Korrektur der Auflösung der UdSSR. Ausserdem wird damit das Vorbild der Ukraine für die Entwicklung in Richtung Westen beseitigt. Zudem meint er zu profitieren von einer Dekadenz des Westens und von der militärischen Überlegenheit des Ostens, die auf besserer Kontrolle und grösserer Bedeutung des Militärs beruht.

Doch abgesehen vom militärischen Bereich fühlt Putin seine Herrschaft bedroht, zwar nicht durch das westliche Weltbild von Innen und dessen Wirksamkeit in den Anrainerstaaten (Z.B. Kasachstan oder Belarus). Dieses Weltbild wird nicht nur in China (Hongkong), und Russland als bedrohlich angesehen. Auch Nordkoreas Atomprogramm hat einen ähnlichen Grund.

Angesichts des Kriegs in der Ukraine erscheint es unpassend, über Lösungen zu nachzudenken, die über Konfrontation und Beihilfe in Wirtschaft und Militär hinausgehen. Aber dennoch müssen Brücken gebaut werden, zumindest für die nähere und fernere Zukunft. Übrigens auch nach Afghanistan sind solche Brücken nicht nur in finanzieller Hinsicht nötig. Diejenigen Themen müssen vordringlich behandelt werden, die Menschheit das gute Fortbestehen ermöglichen können. Das Behandeln dieser Themen sollte so erfolgen, dass dabei Brücken gebaut werden über die unterschiedlichen Gräben (Demographie, Ökonomie, Religion, Politik) hinweg.

Der Wissenschaft kommt dabei eine besondere Rolle zu. Denn es ist ein gefährlicher und absurder Zustand, dass die Zukunft der Menschheit vor allem dadurch bestimmt wird, dass mächtige Männer ihre Macht erhalten wollen und nicht durch die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung in den einschlägigen Bereichen. Hier liegt auch ein Versagen der Wissenschaft und des Westens vor. – Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Geschichtsvollzieher“ von Michael Thumann

 

Zum Ukrainekonflikt und Michael Thomanns Essay auf Seite vier: Am 6. März 1991 erklärte Jürgen Chrobog auf einem Treffen politischer Direktoren der Außenministerien der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands in Bonn: „Wir haben in den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen deutlich gemacht, dass wir die Nato nicht über die Elbe hinaus ausdehnen. Wir können daher Polen und den anderen keine Nato-Mitgliedschaft anbieten.“ Der US-Politikwissenschaftler Joshua Shifrinson hat dieses Dokument jüngst publik gemacht.

Wenn vor dem alle namhaften westlichen Politiker von der Selbstbestimmung ehemaliger Sowjetrepubliken für einen Natobeitritt reden, die Putin zu respektieren habe, empfindet der gebildete Volksbürger solche Verbalnoten vor dem Hintergrund früherer divergenter Absprachen als moralisch, politisch und vertraglich bigott. Nun ist Krieg in der Ukraine; es wäre sehr wünschenswert, wenn sich auch „der Westen“ Gedanken machen könnte, welche gravierenden diplomatischen Fehler er selbst begangen hat, die in einer Chronologie der Eskalation am 24. Februar 2022 mit zu diesem Einmarsch geführt haben. – Cäcilia Kowalski

 

Ich hatte so sehr gehofft -vergeblich, wie ich nun beim Lesen des obigen Artikels von Michael Thumann feststelle- , dass die ZEIT nicht einfällt in die gängige Meinung „der gute Westen, der böse Osten“ und Wladimir Putin weiter dämonisiert. In dieser völlig aus dem Ruder gelaufenen Berichterstattung müssten doch alle zumindest versuchen zu de-eskalieren. Aber was fällt dem Westen ein? Sanktionen, Sanktionen und noch mehr Sanktionen.

Ich wünschte mir jetzt ein neues Duo wie seinerzeit Willy Brandt/ Egon Bahr. Ein Willy Brandt, der seine Emotionen auch am 13. August 1961 zügelte und darauf bedacht war, nicht noch Öl in’s Feuer zu gießen. Merkt hier niemand, dass diese Spirale, eben auch die der verbalen Aufrüstung, zu Schlimmerem führen kann? Warum sagen so Wenige, dass der Westen weiß-Gott nicht unschuldig ist an dieser Eskalation? Ein Titel „Was, wenn Putin gewinnt“ ist wahrlich keine Hilfe. – Linde Schütte

 

Eigentlich wollte ich Herrn Thumann für diese sehr nötige und deutliche Klarstellung der Lügen Putins danken, die zum Teil im Westen immer noch geglaubt werden, insbesondere, was die NATO-Osterweiterung betrifft, allein die Realität hat mich leider überholt. Nun hat Putin also seine Drohungen wahr gemacht und ist in die Ukraine einmarschiert. Wie weit will er, beseelt von seiner kruden Weltsicht, noch gehen? Das macht Angst.

Nüchtern betrachtet kann einen die Entwicklung nicht wundern, wenn man seine geschichtspolitischen Ergüsse gelesen hat. Schon 2014 hat Frau Merkel gesagt, Putin lebe in seiner eigenen Welt. Die lange Einsamkeit in den Nächten hat wohl dazu geführt, dass er niemand mehr an sich heran gelassen und sich in eine Besessenheit hineingesteigert hat, die man als wahrhaft bezeichnen muss. Anders sind seine Äußerungen in dieser Woche nicht mehr zu verstehen. Gefährlich wird es nun, wenn Putin wie gestern auch noch unverhohlen mit dem Einsatz von Atom-Waffen droht. Von seinen Speichelleckern und Jasagern ist nichts mehr zu erwarten.

Im Gegenteil, sie entblöden sich sogar noch und stimmen Putin zu. Wäre es nicht so bitterer Ernst gewesen, hätte man die Inszenierung vom Dienstag für Realsatire halten müssen. Ähnlich wie bei dem mittlerweile sattsam bekannten langen Tisch scheute Putin auch im Katharinensaal die Nähe. Das war die leider nur bekannte Angst eines paranoiden Diktators.Die Mitglieder seines Sicherheitsrates saßen in sehr gemessener Entfernung wie die dummen Schulbuben vor ihrem Lehrer. Der Chef des Auslandsgeheimdienstes SWR wurde vor laufenden Kameras von Putin abgekanzelt. Dieser Mann hat den Bezug zur Wahrheit völlig verloren. Die Beschuldigungen von Genozid oder Nazi-Regime in der Ukraine sind so hanebüchen, dass einem dazu nichts mehr einfällt.

Die EU bestärkt Putin mit ihren halbherzigen Sanktionen in seiner Haltung, weil er davon ausgehen kann, er kommt davon. Auch die deutsche Politik trug und trägt ihren Teil zu Putins Größenwahn bei. „Sie haben das Monster gefüttert“ (Michael Wolffsohn) Merkel und Scholz haben den brutalen Diktator immer als Partner gesehen und nicht als das, was er ist. Leider haben weder der neue Kanzler noch der neue CDU-Vorsitzende aus den Fehlern ihrer Vorgänger gelernt.

Scholz blockiert den Ausschluss Russlands aus SWIFT. Er will damit noch warten. Der CDU-Vorsitzende Merz unterstützt ihn in dieser Haltung. Aber, worauf will Scholz denn noch warten? Der Kampf um Kiew tobt. Will Scholz noch warten, bis die Russen in Tallinn, Riga oder Vilnius einmarschiert sind? Nein, jetzt muss der Auschluss her, auch , wenn es uns selbst wehtut. In der Ukraine sterben Menschen! – Dr. Peter Winter

 

Ich habe keine Tränen mehr. Was dem ukrainischen Volk gerade widerfährt, zerreißt mir das Herz. Auch ich war nicht gegen den deutschen Sonderweg in Bezug auf Russland. Aus der Retrospektive muss man sagen, wir haben „Biedermann und die Brandstifter“ aufgeführt! Welche Tragik, dass die Ukraine 2008 aufgrund des deutschen Vetos nicht in die Nato aufgenommen wurde, weil wir glaubten, Putin damit besänftigen zu können! Man hätte es bei Karl Schlögel nachlesen können, was Putin vorhat, wie der geniale Gerald Knaus gestern so präzise bei „Lanz“ ausführte!

Jetzt bleibt uns „nur“ die Waffe des Gebets. Mir scheint, dass viele Ukrainer dieses wirksamste aller Mittel noch wesentlich zugänglicher ist als uns gottvergessenen und so gänzlich auf uns selbst geworfenen Westeuropäern.

Wie tröstlich, dass auch Putin nur ein sterblicher kleiner Mensch ist, der sich eines Tages vor Gott für jeden einzelnen Toten wird verantworten müssen. Wenn er nicht Raum zur Buße findet, wird er die Ewigkeit damit zubringen, über seine gottlosen Taten nachzudenken. Hölle, das ist für mich der Ort der zerknirschenden und nie endenden Selbstvorwürfe. Wie will ein sterblicher Mensch vor diesem Gott bestehen, dessen Gerichte so furchtbar sind, dass dereinst selbst Himmel und Erde vor IHM entfliehen werden (vgl. Offb 20,11)? Was für ein Geschenk, diesem Allmächtigen als Vater und nicht als Richter begegnen zu dürfen! Oder mit dem Liederdichter Peter Strauch:

Viele Tränen werden noch geweint/Und der Mensch ist noch des Menschen Feind./Doch weil Jesus für die Feinde starb,/Hoffen wir, weil er uns Hoffnung gab.//Krieg und Terror sind noch nicht gebannt/Und das Unrecht nimmt noch überhand./Doch der Tag, er steht schon vor der Tür,/Herr, du kommst, wir danken dir dafür.//Noch verbirgt die Dunkelheit das Licht/Und noch sehen wir den Himmel nicht./Doch die Zeit der Schmerzen wird vergeh’n/Und dann werden wir den Vater seh’n.//Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne,/Die aufgeht in ihrer Pracht./Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne/Die aufgeht in ihrer Pracht. – Marcel Haldenwang

 

Sicherlich war das Vorgehen des Westen in Sachen NATO in all den Jahren völkerrechtlich korrekt und das Vorgehen Putins in Sachen Ostukraine und Krim völkerrechtswidrig. Das ist die juristische Wirklichkeit. Bezüglich der wirklichen Wirklichkeit ist dagegen zu konstatieren, dass, trotz der Vereinbarung im Rahmen der deutschen Vereinigung, zur Vermeidung einer NATO-Osterweiterung auf dem Terrain der ehemaligen DDR keine NATO-Präsenz zu zeigen, die NATO rechts und links vorbei ihren Geltungsraum um mehr als 1000 km nach Osten ausgeweitet hat. Politik ist juristische Wirklichkeit, Bedrohung ist wirkliche Wirklichkeit. Putin pocht auf Letzeres. – Kurt Schäfer

 

Michael Thumann rechtfertigt in seinem Artikel „Der Geschichtsvollzieher“ die westliche Politik gegenüber Russland seit 1990. Sein Artikel weicht aber einem entscheidenden Punkt aus, den M. Gorbatschow 2016 so beschrieb: „Die Zeiten der Konfrontation schienen [Anfang der 90er-Jahre] endgültig der Vergangenheit anzugehören. (…) Am Anfang kam es tatsächlich zu einer merklichen Belebung der Zusammenarbeit. Doch im Lauf der Zeit wurde offenkundig, dass diese Kooperation gar nicht gleichberechtigt ist, dass sie absichtlich durch künstliche Hürden behindert und eingeschränkt wird. (….) Russland musste das europäische Haus räumen.“

War die Idee des gemeinsamen Hauses Europas, also einer gemeinsamen Sicherheitsarchitektur gut und richtig? Und von wem wurde sie, insbesondere zwischen 1990 und der Mitte der 2000er-Jahre abgelehnt und warum? Diese Fragen gehörten notwendig in Überlegungen, wie sie Thumann anstellt. Werden sie ausgespart, bleiben die Überlegungen lückenhaft. Gorbatschow in: Michail Gorbatschow, Franz Alt. Ein Appell von Michail Gorbatschow an die Welt. Kommt endlich zur Vernunft – nie wieder Krieg. Seite 32, Benvenuto Verlag. Salzburg 2017. (Das Interview wurde im Jahr 2016 geführt) – Wolfgang Weilharter

 

Die genaue Darstellung der zeitlichen Abläufe und inhaltlichen Vereinbarungen in der Zeit mit Russ-land nach der Wiedervereinigung hat mir geholfen, meine etwas unscharfen Erinnerungen in diesem Zeitraum zu ordnen. Dass die militärische Aggression von Putin die diplomatischen Ansätze entwertet hat, ändert nichts daran, dass irgendwann wieder Gespräche mit klaren Zielen aufgenommen werden müssen, und dafür ist eine inhaltliche Aufarbeitung des gesamten Zeitraums essentiell.

„Si vis pacem, para bellum“ (Wenn Du den Frieden willst, bereite den Krieg vor – römischer Apho-rismus) AKK hat – für politische Verhältnisse – in recht schonungsloser Offenheit die schwerwiegenden Feh-ler der deutschen Verteidigungspolitik in den letzten Jahrzehnten dargestellt. Neben den katastrophalen organisatorischen Fehlern in der Struktur und Ausstattung der Bundeswehr – fehlendes Geld ist wahr-scheinlich nicht einmal das wesentliche Problem, man vergleiche nur das Militär von Israel mit ähnli-chem Budget – ist noch wichtiger das Ausblenden der Notwendigkeit von militärischer Schlagkraft in Deutschland.

Herr Neitzel (Professor für Militärgeschichte) geht mir hier zu weit mit seiner Kritik des strukturellen Pazifismus in Deutschland. Es könnte uns wahrhaft Schlimmeres passieren als deutscher Pazifismus. Aber den Frieden kategorisch mit rein zivilen Mitteln (Diplomatie, Sanktionen) gegen eine militärische Aggression erreichen zu wollen, ist illusorisch, verantwortungslos und im Kern zynisch auf unsere wirtschaftlichen Interessen fokussiert.

Im Gegensatz zu vielen anderen bewerte ich die Appeasement-Politik von Chamberlain gegenüber Hitler zum damaligen Zeitpunkt als verantwortungsvoll und vernünftig. Es hätte klappen können, wenn Hitler „nur“ die Wiederherstellung von Deutschlands Macht nach der Niederlage im 1. Welt-krieg und die Anerkennung als europäische Großmacht auf Augenhöhe zum Ziel gehabt hätte. Hat er aber nicht, und dann schalteten die West-Alliierten richtigerweise auf die militärische Option um.

Sehen wir hier eine Analogie zu der Entwicklung mit Putins Politik? Ich meine – ja. Auch hier war es richtig, alle Mittel der Diplomatie und Sanktionen zu nutzen, um die militärische Auseinandersetzung zu verhindern. Wir hatten ja alle Hoffnung, als nach dem Besuch von Scholz in Moskau von Putin ein Teil-Rückzug zugesagt und die Diplomatie als mögliche Lösung angesprochen wurde. Dass dies ein Täuschungsmanöver war, gehört zum politischen Repertoire. Fakt ist, dass seit Montag die militäri-sche Option von Russland gegen die Ukraine gezogen wurde, was auch bedeutet, dass Putin weitere militärische Schritte zugetraut werden müssen, wenn er in seiner Kalkulation Erfolgsaussichten sieht.

Was folgt daraus? Sanktionen und Diplomatie reichen nicht aus. Der russische Botschafter in Norwegen hat die Wahr-heit gesagt: „Wir scheißen auf Eure Sanktionen“. Die EU muss die militärische Fähigkeit zur Ab-schreckung von russischer militärischer Aggression besitzen. Und es wäre notwendig, dies unabhän-gig von den USA zu tun, da die Amerikaner ihr eigenes Spiel betreiben, das nicht unbedingt mit den europäischen Interessen übereinstimmen muss. Weiterhin müssen wir auch bezüglich der militärischen Unterstützung solidarisch mit der Ukraine sein.

Truppenunterstützung fällt aus, da Ukraine nicht in der NATO ist. Aber alles, was an Waffenlieferung und Ausbildung sinnvoll und möglich ist, muss in Betracht gezogen werden. Hier liegt der eigentliche Fehler unserer Politik. Seit 2014 findet der Krieg von Putin gegen die Ukraine statt, darüber hinaus auch gegen Georgien. Ab hier hätten sich unsere westeuropäischen Staaten nüchtern neben den absolut notwendigen und sinnvollen diplomatischen Bemühungen über die militärische Unterstützung der Ukraine ernsthafte Gedanken machen müssen. Aber auch jetzt noch wären Waffenlieferungen an die ukrainische Armee sinnvoll.

5000 Helme als deutschen Beitrag empfinde ich eher als Provokation anstelle von Solidarität. Auch die Aussage von Scholz „Wir können keine Waffen an die Ukraine liefern, da es ein Gesetz gegen Waffenlieferungen in Krisengebiete gibt“ ist irreführend und nach meinem Empfinden erbärmlich. Die militärische Ausei-nandersetzung in dieser Region ist nicht einfach unter „Krisengebiet“ zu subsummieren. Die russische militärische Aggresion bedroht UNSERE Sicherheit, und selbstverständlich dürfen und müssen wir den Ukrainern alle Möglichkeiten geben, sich dagegen zu wehren!

Wenn wir schon kein Mitgefühl mit einem angegriffenen Land haben, sollten wir wenigstens verstehen, dass dieser Krieg auch bei uns ankommen kann, wenn wir nicht bald dagegen vorgehen. Es wird leider noch schlimmer. Selbst in dem Punkt der Sanktionen ist die deutsche Haltung unterir-disch. Scholz hat versprochen „Wer mich wählt, bekommt Führung geliefert.“ Man mag darüber strei-ten, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, harte Sanktionen klar zu benennen als nur anzukündigen „Es kommt alles auf den Tisch.“. Aber wo ist die Führung, die die Bezeichnung wert ist?

Jetzt ist der Zeitpunkt, um alles an Sanktionen heranzuziehen, was möglich ist. Und jetzt wäre es an uns zu sagen „Wir scheißen auf das russische Gas und die Verluste für unsere Wirtschaft.“ Ja, es wird für uns Folgen haben. Ja, wir werden eventuell harte persönliche Einschnitte hinsichtlich der Energiekosten haben. Meine eigene Energie-Versorgung läuft ausschließlich über Gas. Aber ich würde in Kauf nehmen, eine strombetriebene Herdplatte und einen Durchlauferhitzer zu kaufen, für die Heizung ggf. Radiatoren zu betreiben und – da unser Stromnetz insgesamt einer solche Belastung wahrscheinlich nicht aushalten wird – rationiert Strom zu bekommen, usw.

Wenn ich aber die Aussagen von Lindner, Baerbock und einigen SPD’lern höre, die alle möglichen Argumente suchen, um ja nicht die Sorge aufkommen zu lassen, dass irgendwas an unserem Wohl-stand und unserem Wohlgefühl gerade geopfert werden müsste, frage ich schon, was eigentlich Recht und Freiheit von Deutschland wert sein sollen – offenbar ziemlich wenig bis nichts. Solidarität kostet etwas und tut weh – das sollte eine Partei mit Tradition in der Arbeiterbewegung wissen. Alles andere ist Symbolik, und wenn das alles ist, kann ich inzwischen auch Lichter in den Fenstern und am Bran-denburger Tor nicht mehr sehen.

Dann sollte unsere politische Führung doch ehrlich sagen: „OK, wir haben 2 Weltkriege verloren, uns geht es immer noch gut. Dann werden wir es auch schaffen, unter einer Regierung von Putin ein be-hagliches Leben zu führen.“ Die Kosten für die Bundeswehr könnten dann gespart werden, aber ob die Rechnung aufginge, wäre zweifelhaft. Meine Familie hat jahrhundertelange deutsche Wurzeln – bio-deutscher geht nicht. Und heute schäme ich mich das erste Mal in 62 Jahren dafür, ein Deutscher zu sein. Zuletzt möchte ich eine Lanze für Angela Merkel und Gerhard Schröder brechen.

Auch wenn sie Verantwortung für die jetzige Situation durch ihren Umgang mit Russland in den letz-ten Jahrzehnten tragen, haben sie in anderen Situationen wenigstens klare Entscheidungen getroffen, sich also ihrer Verantwortung unserem Land gegenüber gestellt (Nein gegen die USA beim Irak-Krieg, Ausstieg aus der Atomenenergie nach Fukushima, Öffnen der Grenze für die Flüchtlinge). Dieses Standing erwarte ich auch von unserer jetzigen Regierung – und vermisse es bisher zu meinem größten Leidwesen. – Martin Rümelin

 

Mich beschäftigt zur Zeit die Parallele Putin/Trump in etlichen Aspekten, u.a. der anspruchslosen Umkehrung von Wahrheit und Lüge, von Täter und Opfer etc., kennen wir ja alles von Despoten weltweit und durch alle Zeiten. Angenommen, Putin übersteht die Ukraine und Trump wird wiedergewählt, wie kann man das Aufeinandertreffen deuten? Ich würde es vergleichen mit 2 massestarken schwarzen Löchern, die um sich herumtanzen, bis es zum Clash kommt. Verheerende Folgen oder Erlösung von diesen Arschlöchern? Was meinen Sie ? – Monika Bönisch

 

Würde die Einschätzung von Michael Thumann zutreffen, müssten wir bei Putin von einer rational handelnden Person ausgehen. In Kafkas Prozess wird man aber an Putin erinnert, weil er weiß, dass er ein Kriegstreiber ist, er aber nicht weiß , welche Kriegstreiberei er begeht. Diese erklärt auch die allseits geltende Verrätselung. Dass es ihm über Jahre gelungen ist, das Gute wie eine Demokratie durch das Böse seiner Verachtung zu schattieren, ist der Naivität westlicher Politiker a‘la Merkel, aber auch von Journalisten wie Thumann, zu verdanken.

Seine Selbstinszenierungen weisen von Anbeginn seiner Macht auf Sonderbarkeiten hin, welche mehr als eine dauerhafte Isolierung in einer geschlossenen Psychiatrie rechtfertigen. Sein pathologischer Zustand , welcher auch nicht durch eine Geschichtsschreibung begründbar ist, erklärt aber auch die Begeisterung seines Kumpels Schröder wegen ähnlicher, wenn auch ungefährlicher Symptome. Er ist ein Kriegsverbrecher und muss auch strafrechtlich so betrachtet und erst recht so behandelt werden. – Jürgen Dressler

 

Putin´s Traum von einer Rückkehr des Zaren-Großreichs läßt das Ende der Romanows im Juli 1918 außer Acht! Das läßt meinen Träumen von einem Ende Putin´s vor einem Tribunal des Europäischen Gerichtshofes der Menschenrechte wach werden und das möglichst bald. – Ingrid Schröter

 

Der aufschlußreiche Artikel von Michael Thumann wird mit einem ebenso aufschlußreichen Bild Putins illustriert – nur die Ikonographie wird nicht erläutert, obwohl sich die naheliegende Frage aufdrängt: Wen stellt das Standbild dar, vor dem Putin posiert und enthält es eine Botschaft ? Es handelt sich im Zar Alexander II (1818 – 1881). Er verlor den Krimkrieg 1858 und wurde im folgenden Jahr mit zu dem sogen. Pariser – einem für Russland sehr demütigenden – Frieden gezwungen. Wenige Jahre später, 1863, schlug er den polnischen Aufstand nieder und inkorporierte Polen unter Aufhebung der Verfassung des Landes in sein Reich.

Es liegt nahe, dass Putin auf beide historischen Ereignisse hinweisen will – die Schmach des Krimkrieges ist historisch ausgeglichen, ein aufmüpfiges Volk fremder Nation wird wieder unters Joch Russlands gezwungen. Es darf jedoch nicht vermutet werden, dass er an die Aufhebung der Leibeigenschaft erinnern wollte, die dem Zaren den Beinamen „Der Befreier“ im russischen Volke eingetragen hat. – Andreas Mann

 

„Was, wenn Putin gewinnt?“ „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nach-barn nicht gefällt“ (Schiller) Wie im Jahr 1939 hat sich wieder gezeigt, dass Appeasement-Politik naiv und ergebnislos ist, wenn der Gegener ein skrupelloser, machtgeiler und wahnsinnig gewordener Dik-tator ist. Der demokratische und freie Westen hat – leider oder zum Glück – keine militärische Option gegen Putin, aber eine wirtschaftliche, und die sollte, nein muss sofort und mit aller Härte eingesetzt werden. Es muss doch für den reichen Westen möglich sein, die kleine Wirtschaftsmacht Russland zu schwächen, besser noch zu ruinieren!

Das müsste uns auch größere Opfer wert sein. Denn Freihiet und Rechtstaatlichkeit – unsere höchsten Güter – gibt es derzeit weder gegen Putin noch gegen Xi und andere Despoten zum Nulltarif. Jedes Zaudern deutet Putin als Schwäche des Westens und bestärkt ihn in seinem frevelhaftem Tun. Das sollte besonders die Deutsche Regierung berücksichtigen und sich schnell zu einem sehr harten Kurs des Westens bekennen, ohne Rücksicht auf wirtschaftliche Fol-gen, selbst wenn sie ein paar Prozent des BSP kosten. Das wäre ein gute und wirklich nachhaltige Zu-kunftsinvestition! – Dr. Artur Behr

 

Russland unternimmt den Versuch, seine Weltordnung mittels fraglicher militärischer Mitteln herzustellen und gefährdet damit nicht nur den Weltfrieden sondern auch die Weltwirtschaft. Man mag das Vorgehen für fatal halten und verdammen. Jedoch kann ich dem auch andere Aspekte abgewinnen. Nämlich diejenigen, wo wir Weltprobleme immer noch vor uns herschieben und keine Lösungen zu Wege bringen

1, Die Weltgemeinschaft hat es seit dem Ende des 2. Weltkrieges versäumt, eine Weltordnung herzustellen, wo alle Länder gleichberechtigt sind und die UNO zu einer wirkmächtigen und starken, kompetenten und entscheidungsfreudigen Institution zu machen, bei der alle Entscheidungen von globalem Interesse verhandelt und vertreten werden; auch als einzige Macht, welche über genug militärischen Kapazitäten verfügt, um Aggressionen von einzelnen Ländern entgegentreten zu können. Zu Gunsten einer derartigen Einrichtung müssten China, Russland und vor allem die USA auf ihr Streben nach Vorrangstellung bzw. ihren Nationalismus verzichten und eine gleichberechtigte Partnerschaft mit allen anderen Nationen anstreben.

Und da verbietet es sich, einzelne Nationen als reine „Regionalmacht“ zu bezeichnen, wie Barak Obama 2008 zum Beispiel Russland eingestuft hat. Das war ein Doppelfehler: Nicht nur ist das eine grobe Unterschätzung der Macht Russlands, sondern auch eine prinzipielle Degradierung einer Nation. Dagegen verdient es jede Nation ernst genommen zu werden und „auf Augenhöhe“ behandelt zu werden.

2, In einer solcherart ausgestatteten Organisation müssten Mehrheitsentscheidungen gefällt werden können, ohne dass einzelnen Staaten ein Vetorecht zukommt, wie jetzt ganz aktuell Russland eine Resolution gegen den Einmarsch per Vetorecht verhindert. Das kann es doch nicht sein!!! Und auch dass sich die Global-Players jeglicher Verantwortung so einfach entziehen, wenn es um die steuerlichen Abgaben und das Gemeinwohl geht. Das kann es nicht sein!! Und dass Superreiche die Welt als eine Art Selbstbedienungsladen verstehen, wo man Menschen und Ressourcen grenzenlos ausbeuten darf. Das kann es doch nicht sein!!

3, Nur eine gut ausgerüstete und mit hellen Köpfen besetzte UNO kann auch der Herausforderung durch das Artensterben, die Vernichtung der Lebensgrundlagen und dem Klimawandel effektiv begegnen. Was wir dringend bräuchten sind weltweite Regeln, und eine Organisation, welche die Einhaltung der Regeln überwacht. Einzelne Völker oder Nationen sind – nicht zuletzt wegen des internationalen Konkurrenzdenkens – völlig überfordert, entscheidendes zu einem Wandel beizutragen, bzw würden sich selbst mittelfristig empfindlichen Schaden zufügen. Deshalb geht es so schleppend voran, und in einigen Bereichen ist es schon zu spät, um das Ruder noch herumzureißen.

Kurzum: Putin zeigt uns unmissverständlich und schonungslos oder Schläfrigkeit auf, mit welcher wir unser „Weiter—so“ betrieben haben, sowie die Defizite einer schwachen UNO , die Blindheit in unseren Wahrnehmungen und die Scheinlösungen auf welche wir unsere Hoffnungen setzen. Was sollte denn sonst passieren um uns wach zu rütteln? Wollen wir tatsächlich auf die eintretenden Naturkatastrophen warten? So gesehen kann man ihm sogar dankbar sein. – Bernhard Moser

 

Im Artikel „Der Geschichtsvollzieher“ (ZEIT N° 9 vom 24. Februar) listen Sie sehr ausführlich und genau die Entwicklung der NATO-Osterweiterung auf. Die aufgeführten Fakten zweifle ich nicht an. Aber: Ist das der richtige Weg, den aktuellen Konflikt um die Ukraine zu verstehen und einordnen zu können? Formal meinen Sie, dem „Westen“ sein kein Bruch von Absprachen vorzuwerfen. Ich finde, die angesprochenen Stellungnahmen verschiedener Politiker können durchaus dahingehend verstanden werden, dass die NATO eben nicht nach Osten erweitert wird. Die gemeinsamen Ausführungen von Genscher und Baker würde ich jedenfalls so interpretieren.

Egal: War es denn nötig, „Schlupflöcher“ in den Absprachen wie geschehen zu nutzen? Musste die NATO jede Nation willkommen heißen, die an die Tür klopfte? Ich bin überzeugt, dass eine neutrale Zone in Osteuropa als „Puffer“ zwischen den westlich orientierten Staaten (EU und NATO) und Russland Sinn gehabt hätte. Ihr Artikel erschien ja vor dem aktuellen Krieg in der Ukraine und natürlich denke ich auch daran, dass aus heutiger Sicht ähnlicher Druck auf die ehemaligen Sowjetrepubliken im Baltikum denkbar gewesen wäre.

Nur – wie immer – ist miteinander sprechen und sich einigen (Kompromisse sind unvermeidbar) besser als beharren auf (unklaren) Absprachen. Putin hat in meinen Augen mit seiner Rede vor dem Deutschen Bundes- tag 2001 deutlich die Hand Richtung Westen ausgestreckt. (Na ja, ein euroasiatisches Bündnis wäre die größte Wirtschaftsmacht weltweit gewesen. Das hat den „Amis“ natürlich nicht gepasst.)

Und aktuell zur Ukraine: Warum haben sowohl die NATO, als auch die Ukraine selbst nicht eine – interna- tional moderierte und kontrollierte – Zusage gemacht, nicht NATO-Mitglied zu werden. Dass Russland be- fürchten musste, bald einen weiteren NATO-Staat an seiner Grenze zu haben ist mehr als verständlich: Eine „Einkreisung“ von Estland bis zum Schwarzen Meer. Abgesehen von Putins markigen Worten: Ukraine in der NATO würde u. a. heißen: Kein Heimathafen mehr für die russische Schwarzmeerflotte, amerikanische Kriegsschiffe in Sewastopol. (Ja, ich weiß: Russland hat noch Küsten am östlichen Schwarzmeer.) Nach den bisherigen Unklarheiten kann natürlich eine Aussage wie von Bundeskanzler Scholz bei seinem Be- such in Moskau keine Sicherheit für Russland bedeuten.

Fazit: Statt mit beiden Seiten zu sprechen mit dem Ziel eine kriegerische Auseinandersetzung zu vermeiden wurden Waffen geliefert – und von ukrainischen Politikern auch geradezu unverschämt gefordert. Meinen die Führenden dieses Staates wirklich, dass sie eine militärische Chance haben gegen eine der mächtigsten Ar- meen der Welt? Jede Waffe führt nur zu einer Verlängerung des Krieges und noch mehr Opfern. Oder hoffen die Ukrainer, dass sich irgendwann doch die NATO einschaltet? (Gott behüte!) – Dr. Rudolf Deiml

 

Es geht um den Beitrag von Michael Thomann „Der Geschichtsvollzieher“ in der Zeit Nr.9. Da ist zu lesen „Putin sieht sich längst in einer Liga mit Zar Peter 1 , dem Begründer des russischen Imperiums, und Josef Stalin , dem Eroberer Europas bis an die Elbe.“ Über diese Formulierung „dem Eroberer Europas bis an die Elbe“ war ich ziemlich entsetzt, da Herr Thumann damit suggeriert, Russland habe 1945 einen Angriffskrieg gegen Europa geführt.

Mir ist nicht bekannt in welchen politischen Spektrum sich Herr Thumann bewegt, aber diese Formulierung klingt sehr nach revanchistischen Gedankengut. Er würde sicher nicht die Formulierung gebrauchen „die USA dem Eroberer Europas bis an die Elbe“ obwohl dass in seinem Geschichtsverständnis ebenso richtig wäre. Trotz allem Entsetzen über den Krieg gegen die Ukraine muss man doch bei den Fakten bleiben und nicht einen solchen Unsinn in die Welt setzen. Eigentlich erwarte ich von der Zeit, dass Artikel der Redakteure vor der Veröffentlichung geprüft werden. Eine Richtigstellung wäre jedenfalls angebracht. – Matthias Hönig

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Spalt“ von Malte Henk

 

Offene Fragen. Es wird hier thematisiert, dass das Thema Corona zu einer bemerkenswerten Spaltung führt, die stärker ausgeprägt ist als bei vielen anderen kontroversen Themen. Eine Frage, die in diesem Zusammenhang von Bedeutung ist, bleibt leider unerörtert. Es gab doch zweifellos in der Vergangenheit genug kontroverse Themen, die das Potential besaßen, die Gesellschaft zu spalten, das war nicht nur das Thema Zuwanderung. Was ist das besondere am Thema Corona, daß es zu einer Spaltung, wie sie kaum je vorher festgestellt wurde, gekommen ist?

Die Problematik dabei soll an einem Beispiel diskutiert werden. Stellen wir uns vor, es ginge um die Entscheidung, ob 2×2 4 oder 5 ergibt. Könnte eine solche Frage zu einer gleichartigen Spaltung führen? Man sollte die Fragestellung nicht vorschnell als trivial abtun. Die Frage lässt sich natürlich rein rational auf dem Gebiet der Wissenschaft Mathematik behandeln. An die Frage, ob Impfen sinnvoll ist, lässt sich ebenfalls rein rational herangehen. Wie kommt es, dass dabei solche Emotionen freigesetzt werden?

Das Beispiel mit dem Produkt 2×2 wird auch gerne als Beispiel, dafür herangezogen, dass es Fragen gibt, die nicht mit dem Ergebnis einer Umfrage, eines „demokratischen“ Prozesses, beantwortet werden können. „Soll jetzt darüber abgestimmt werden, ob das Ergebnis 4 oder 5 ist?“ Mit dieser flapsigen Frage werden gerne Forderungen nach mehr Mitbestimmung abgelehnt. Im Zusammenhang mit Corona kommt man damit aber zum Kern der Problematik. Hält man die Frage:

„Welchen Nutzen hat eine Impfung?“ überhaupt für eine Frage, die mit Logik und Sachkenntnis beantwortbar ist oder nicht? Eigentlich kann doch diese Frage nur dann Emotionen freisetzen, wenn sie verneint wird. Im Text wird schon beschrieben, dass es schwer ist, mit jemand zu diskutieren, der meint, bei der Frage der Impfung ginge es doch ausschließlich um die Interessen der Pharmaindustrie. Kann man dann die Spaltung nicht vermeiden, indem zuerst abgeklärt wird, auf welcher Grundlage diskutiert werden soll?

Bei dem mathematischen Beispiel lässt sich auch schön erkennen, wie absurd einem die Argumentation vorkommt: „Ich habe das Recht auf eine eigene freie Meinung, und, wenn ich meine, 5 sei das korrekte Ergebnis, dann erwarte ich Respekt dafür.“ Ein Unterschied in den Fragestellungen scheint darin zu bestehen, dass man nicht sagen kann, man gefährde das Leben anderer, wenn auf dem Ergebnis 5 beharrt wird. Ist es also der ethische Aspekt der Frage nach der Impfung, der die Emotionen provoziert? An manchen Passagen des Artikels hätte man sich wünschen können, dass es nicht nur bei Beschreibungen bleibt, sondern dass tiefer gehende Erörterungen angestellt werden. – Dr. G. Zeyer

 

Es gab allein in der Gescichte der Bundesrepublik Deutschland mehr Themen, in der mehr oder we-niger großeTeile der Menschen sehr unterschiedlicher Meinung waren als nur die Flüchtlingsfrage nach 1989 und die Corona-Entwicklung ab 2020: zum Beispiel die Wiederbewaffnung und Beitritt zur Nato (versus „Ohne-mich-Bewegung/ Ostermarschierer), die „1968er“, die Ostverträge von Brandt/ Schmidt, die Umstände der Wiedervereinigung (z.B. Vermögensrückgabe an vor dem 23.5.1949 von der SBZ enteigneten Bürgern)…

Zu den Ostverträgen lese man zum Beispiel die Berichterstattung der ZEIT über die Bundestagsdebatte anläßlich des Misstrauensvotums gegen Brandt. Gegner der Ostver-träge sprachen gern von den „Geheimverträgen“, die die Bundesregierung mit „dem Osten“ abge-schlossen habe und die endlich veröffentlicht werden müssten. Als Helmut Kohl dann Helmut Schmidt ablöste, war von Geheimverträgen keine Rede mehr. Und auch nach Öffnung der DDR-Regierungsarchive wurden keine Geheimverträge mit der westdeutschen Regierung publik. Dies er-zähle ich heute gern „Verschwörungstheoretikern“. – Adolf Ronnenberg

 

Vielen Dank für Ihren Artikel „Der Spalt“ vom 24.2.2022 (S.13-15). Sie schreiben von der Spaltung unseres Landes, die leider gegeben ist und die wir meiner Ansicht erst dann überwinden werden können, wenn der „Corona-Wahn“ zu Ende ist. Leider ist das nicht der Fall – Sie schreiben es selbst indirekt am Ende Ihres Textes.

Ich habe 2015 in Polen die Wahl von PiS erlebt und die daraus folgende extreme Spaltung der Ge-sellschaft in Pis-Gegner und -Befürworter. Diese besteht in Polen übrigens bis heute! Zunächst war ich als Ausländerin und Deutsche außen vor, zumal da ich nicht Position bezog, sondern immer da-rauf verwies, dass mir das nicht zustünde. Die meisten meiner Freunde in Polen waren Anti-PiS und ich fand mich mit der Zeit mehr und mehr in dieser Position wieder. Eine Freundin habe ich dann übrigens doch noch verloren, als ich einmal zu vorlaut und zu schnell im Urteil war. Ich versuchte später, das zu kitten, was mir jedoch nicht gelang.

Diese polnische Erfahrung hat mir hier in Deutschland in der Zeit der zunehmenden Spaltung sehr geholfen. Ich selbst habe keine Freundin mehr verloren, kenne aber Menschen, die Freunde verlo-ren haben. Das finde ich sehr bitter. Ich habe es meist geschafft, versöhnlich, offen, diskursiv aufzu-treten und trotzdem mich nicht zu sehr verbiegen zu müssen. Und manchmal – viel zu oft – habe ich den Mund gehalten, weil ich das auch in Polen gelernt hatte. Beim Schüleraustausch waren die Lehrerinnen, mit denen ich zusammenarbeitete Anti-Pis, die Direktorin aber eine PiS-Frau, da muss man jedes Wort abwägen, wenn man die Kooperation nicht gefährden will.

Ich bin keine Impfgegnerin, denn erstens habe ich nichts dagegen, dass andere Menschen sich imp-fen lassen, und außerdem bin ich selbst geimpft. Die Ungeimpften, die ich kenne, sind – genauso wie ich – keine Impfgegner im eigentlichen Sinne des Wortes, sondern Menschen, die die Impfung für sich ablehnen, und / oder meinen, sie nicht zu brauchen, sie aber anderen zugestehen. Es sind also tolerante Menschen. Wer sich nicht impfen lassen möchte, hat nichts dagegen, dass andere das tun.

In diesem Punkt liegt die Schwierigkeit der Versöhnung. Wer sich nicht impfen lässt, wird dis-kriminiert, kann nur teilweise am gesellschaftlichen Leben partizipieren, steht sozusagen „auf der falschen Seite“ und viele Menschen lassen einen das spüren. Wer geimpft ist, steht „auf der richti-gen Seite“, darf partizipieren und muss nicht über ungeimpfte Menschen und deren Probleme nachdenken. Es besteht hier also ein gewisses Ungleichgewicht – zu Ungunsten der Ungeimpften.

Ich war selbst lange ungeimpft und habe vielerlei Diskriminierung erlebt – mehr negative, aber auch positive. Da ich sehr gerne schwimme und mir ein Leben ohne Schwimmen (ganz wie der Impfgegner in Ihrem Artikel) nicht vorstellen kann, habe ich mich impfen lassen. Auf Betrug und falsche Dokumente hatte ich keine Lust. Das ist für mich keine Lösung und der damit verbundene Nervenkitzel würde mich fertig machen. Später habe ich in meinem Schwimmverein gelacht, als ich von anderen erfuhr, dass sie sich – genauso wie ich – nur haben impfen lassen, damit sie weiterhin schwimmen gehen können.

Diese Argumentation verstehen natürlich nur leidenschaftliche Schwimmer, die mindestens zweimal in der Woche ins Hallenbad gehen müssen, weil sie sonst das Gefühl haben zu vertrocknen. Gelernt habe ich dabei, dass es eine Menge Menschen gibt, die ge-impft sind, obwohl sie das ablehnen. Die Gründe sind vielfältig: weil sie unbedingt schwimmen ge-hen oder am gesellschaftlichen Leben partizipieren möchten, weil sie ihre Ruhe wollen, weil sie keinen Bock auf das extrem nervige Leben als Ungeimpfter haben.

Ich habe den ganzen Sommer 2021 bis weit in den Herbst hinein ungeimpft verbracht und weiß, wovon ich rede. Jede Aktivität wird zum Problem. Allein die Organisation des Familienurlaubs im Sommer war ein solcher Eiertanz, dass ich den nicht wiederholen möchte.

Da ich nun geimpft war, stieß ich auf eine höhere Akzeptanz bei anderen geimpften Menschen, so als ob ich ein besserer Mensch geworden wäre. Das gab mir sehr zu denken, denn ich konnte nicht erkennen, dass sich an meinem Verhalten etwas geändert hätte. Allerdings hatte ich mehr Möglich-keiten, bei Impfbefürwortern meine Position (es soll keinen offenen und auch keinen versteckten Impfzwang geben; jeder soll mit einem negativen Testergebnis überall partizipieren können) anzu-bringen, man hörte mir mehr zu, so als ob das Impfen mir Autorität verliehen hätte. Auch das gar mir zu denken.

Was die Hallenbäder betrifft, stehen diese weiterhin nur geimpften Menschen offen. Von daher gebe ich Ihrem Impfgegner aus Niederbayern recht. Es ist schön, dass es jetzt bei den Sportvereinen wieder 3G gibt, aber solange die Schwimmbäder sich nicht für alle öffnen, ist eindeutig, dass sich nicht wirklich etwas in der Politik geändert hat. Und seien wir mal ehrlich – jetzt kommen der Frühling, der Sommer und der Herbst. Wer schwimmen will, braucht bald kein Hallenbad mehr. Die Entscheidung der Politik im Herbst im Hinblick auf die Hallenbäder ist jedoch der Gradmesser der Toleranz und wird uns zeigen, ob die Lockerungen ernst gemeint sind oder nicht. Denn ich sehe es schon kommen – im Herbst stehe ich – genauso wie viele andere Menschen – erneut vor der Ent-scheidung: impfen oder nicht impfen?

In Polen ist die Entwicklung derzeit übrigens eine interessante: Die PiS-Gegner sind Impfbefürwor-ter und die PiS-Befürworter Impfgegner. Diese Korrelation lässt sich eindeutig belegen und führt dazu, dass man eigentlich mit niemanden mehr reden kann. Glücklicherweise sind meine wirklich guten Freundinnen in Polen derart offen eingestellt, dass wir das schwierige Impfthema ruhig und sachlich diskutieren konnten – auf eine Weise, die mir in Deutschland nicht möglich war. Anderer-seits besteht in Kreisen der Opposition in Polen eine derartige Impfhetze – auch in der Presse -, die in einem solchen Ausmaß hier in Deutschland glücklicherweise undenkbar ist.

Was ich mir wünsche? Im Herbst nur mit Test oder vielleicht sogar ohne Test ins Hallenbad, in die Oper und in Konzerte gehen zu dürfen. Und – meine Meinung zum Impfen nicht mehr sagen zu müssen. Das Thema hat sich totgelaufen, wir sollten uns endlich den Problemen zuwenden, die brennend sind. – Gerhild Bär

 

Die Corona Maßnahmen haben mich hart getroffen. Ich bin professioneller Musiker. Ich war zu Beginn der Pandemie ein großer Skeptiker der Maßnahmen und habe mit Freunden und meinen Brüdern hart diskutiert. Aber wir haben uns immer zugehört, und als ich nach einigen Monaten feststellte, dass die Maßnahmen richtig waren, habe ich mich ganz einfach entschuldigt. Wir sollten es schaffen, Menschen mit anderer Meinung zuzuhören und nicht zu verurteilen und zu beleidigen. Dann ist das mit dem Versöhnen danach auch wieder leichter… – Benjamin Pfeifer

 

In seinem lesenswerten Großbeitrag hat Malte Henk uns die unterschiedlichsten Spaltpilze be-schrieben, die den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu sprengen droh(t)en. Doch der Riß zwi-schen Impfgegnern und -befürwortern ist tiefer und gefährlicher als jener, der sich durch die religi-ösen oder gesellschaftlichen Befindlichkeiten zieht; eine Kluft zwischen der Pflicht zur nachweislich wirksamen Impfung gegen eine potentiell tödlichen Pandemie und dem bewußten, fast ideologi-schen Verzicht darauf! Kein Impfgegner kann voraussehen, ob eine Coronainfektion bei ihm wie ein harmloser Schnupfen verläuft oder ob er, ungeimpft, schwer erkranken oder gar sterben wird!

Doch der Spalt mitten durch unsere Gesellschaft gleicht nicht einer geraden Linie, wie das der Strich durch den Text anzudeuten versucht, trennt nicht Schwarz und Weiß! Er zeigt eher ein Mäander- oder Zickzackmuster. Man kann, wozu ich mich bekenne, unsere liberale Asylpolitik ablehnen, gleichzeitig eine Coronaimpfung als solidarische gesellschaftliche Pflicht fordern; man kann das Gendern als überflüssiges Produkt einer nicht ausgelasteten elitären Minderheit in den Orkus wünschen, gleichzeitig für konsequenten Natur- und Klimaschutz kämpfen!

Schon droht ein neuer Riß: wir haben Soldaten nach Afghanistan und Mali geschickt, in ferne, uns fremde Länder, wo man sie, kam oder kommt es hart auf hart, als Aggressoren und Invasoren verachtet (hat)! Im Krieg ge-gen ein Land unmittelbar vor unserer europäischen Haustür jedoch, das demokratisch, das mit seiner Kultur und Lebensart zutiefst europäisch ist, bleiben wir hilflose Zuschauer! Welch europäi-scher Irrwitz! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Sie schreiben über die Spaltung unserer Gesellschaft. Als Beispiel nehmen Sie einen relativen Hardli-ner, Impfgegner, Telegram-Leser. Was mich daran maßlos ärgert, ist, dass das für mich kein Journalis-mus ist, und sicher nicht der Grund, warum wir die ZEIT abonniert haben. Ich erwarte von der ZEIT, intelligent über Hintergründe, neues Wissen, Zusammenhänge, daraus schlüssig hergeleitete Folge-rungen informiert zu werden. Tendenziösen Journalismus brauche ich nicht. Mit der vorhandenen Spaltung sinnvoll umzugehen, und diesen gefühlten Spalt zu verkleinern, wäre mittlerweile ziemlich einfach. Denn eigentlich muss man sagen, dass beide Seiten des Spalts ein Stück Recht haben, weil:

Die deutsche Coronapolitik ist mitnichten alternativlos, wie unsere nördlichen Nachbarn eindrucksvoll demonstrieren. Schweden zeigt, dass es ohne Lockdowns ging und hat im Vergleich zur Bevölkerungs-zahl eine geringere Übersterblichkeit als unsere angeblich so erfolgreiche Coronapolitik. Von den gan-zen unerwünschten Nebenwirkungen auf die Wirtschaft, die Gefährdung von Existenzen, die Psyche der Bevölkerung, die Entwicklung von Übergewicht und anderen nicht gesundheitsfördernden Verhal-tensweisen mal gar nicht gesprochen. Die Impfung verhindert erfolgreich schwere Verläufe.

Aber dennoch sind die Impfstoffe weit hinter den einmal geschürten Erwartungen zurückgeblieben, was ihre Wirkung und ihre Effektivität angehen. Denn die Impfstoffe schützen ausschließlich den Impfling vor einem schweren Verlauf, sie schützen nicht vor Infektion und nicht vor Weitergabe des Virus. So-mit muss man niemand zum Impfen bekehren, sondern es ist eine individuelle Entscheidung, wie je-des Gesundheitsverhalten. Die Impfstoffe haben ebenso eindeutig mehr Nebenwirkungen, als dies lange eingestanden wurde.

Dies geht deutlich auch aus den DRG-Codierungen für Impfnebenwirkun-gen der Coronaimpfung hervor, was bedeutet, dass die Nebenwirkungen so gravierend waren, dass diese Menschen stationär aufgenommen werden mussten. Viele Fachgesellschaften, wie z.B. die Deut-sche Gesellschaft für Krankenhaushygiene, Verbände von Kinderärzten etc. fordern einen anderen Umgang mit Corona. Wenn Sie dies alles recherchieren, werden Sie bemerken, dass die Sache nicht so schwarz-weiß ist, wie sie auch in der ZEIT gerne dargestellt wird.

Und wenn das einmal klar ist, ist es gar nicht mehr so schwer, versöhnlich mit Menschen jeder Corona-Couleur umzugehen. Nur um das Klarzustellen: ich selbst bin geimpft, mittlerweile auch genesen und habe bis Dezember 2021 alles brav mitgetragen. Seitdem Omikron aber laut etlicher namhafter Virologen und den Gesundheitsbe-hörden von Norwegen, Schweden, Dänemark, Großbritannien als wirklicher Gamechanger auftritt, erwarte ich, dass sich auch In Deutschland etwas ändert. Und von der ZEIT erwarte ich, dass Sie dies alles ausgewogener beleuchtet, Gesundheitspolitik kritisch hinterfragt, sich mit der Verletzung unse-rer Grundrechte beschäftigt, kritisch auf das Bundesverfassungsgericht schaut usw. Das wäre für mich echter Journalismus zum Thema Corona. – Christine Bauer

 

Mit Interesse habe ich Ihren Artikel „der Spalt“ gelesen. Für mich war und ist das Thema der Spaltung der Gesellschaft seit einem 3/4 Jahr ein vorrangiges Thema. Und war für meine Entscheidung bei der Bundestagswahl bedeutsam. Welche Partei geht integrierend oder spaltend mit der Gesellschaft und dem Themea Corona um? Denn eine Bundesregierung sollte, nachdem sie egal von wem gewählt wurde, dann die Regierung aller Deutschen sein, u.a. von Impffreunden und von Impfgegenern, von denen, die die Maßnahmen der Regierung gut finden und von denen, die das nicht tun. Leider hat die neue Regierung dies nicht getan.

Sondern vielmehr die Debatte, das Drohen, das Nudging zur Impfung immer weiter polarisiert, als gäbe es nur einen richtigen Weg, nämlich die Impfung. Alles Andere sei falsch. Die Meinung der Regierung sei absolut richtig, alles Andere sei absolut falsch. Man solle sich impfen lassen, sonst komme ohnehin die Impfpflicht. Ums Impfen komme man nicht drumrum. Und jetzt… wird das aufgeblasene Drohen mit der Einführung der Impfpflicht zum Rohrkrepierer. Hatten die Impfgegner also doch recht? Das Recht Haben und im Unrecht Sein ist ja wichtig bei gesellschaftli-chen Spaltungsprozessen.

Mir erscheinen im Zusammenhängen mit dem Thema Spaltung zwei weitere Theorien hilfrich zu sein: 1. „Teile und herrsche!“ – Die Anleitung von Macchiavelli für Regierungen: Sie solle die zu beherrschende Bevölkerung in Untergruppen mit divergierenden Interessen aufteilen und diese gegeneinander aufbringen. Damit verhindert die Regierung, dass sich der Unmut der be-herrschten Menschen gegen sie richtet….. und ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung war doch sehr enttäuscht, dass die verhängten Maßnahmen der Regierung nach Jahren der Entbehrung nicht zum Ende der Pandemie führten.(Eindämmung der Pandemie, Herdenimmunität – als die Chance zur Überwindung der Pandemie, ist gar kein Thema mehr)

2. „Spaltung“ – als Beschreibung eines sehr frü-hen psychischen Abwhermechanismus von tödlichen Ängsten von Melanie Klein („Bemerkungen über einige schizoide Mechanismen“), basierend auf Freuds Theorien (z.B. Freuds Antwort auf Einsteins Fra-ge an ihn: „Warum Krieg?“; „Massenpsychologie und Ich-Analyse“). Es geht bei der bei Malte Henk beschriebenen Spaltung ja nicht um irgendein Thema, entlang dessen es zu einer Spaltung kommt. Sondern es geht um „Corona“, wodurch es zu potentiell tödlichen Infektionen kommen kann und bei dem man nichts genaues weiß, was helfen kann eine Infektion zu überleben.

Vielleicht kommen die „tödlichen Ängste“, die in der Abwehr dieser Ängste zum Spaltungsmechanismus führen, von dort, der potentiell tödlichen Gefahr des Virus für jeden Menschen? Mit der Folge, das jede r, egal, auf welcher Seite er/sie in der Diskussion steht, sich auf der „absolut richtigen und einizig wahren Seite steht“ und dass die, die diese Meinung nicht teilen auf der „absolut falschen und bösen Seite stehen“ und sogar den Tod der Anderen herbei führen können. „Wer sich nicht impfen lässt, gefährdet das Leben von anderen“ „Wer zur Impfung gezwungen wird, wird durch die Impfung womöglich umgebracht“…

Was kann da die Spaltung heilen? – nach Melanie Klein: die Erkenntnis, dass die andere Seite nicht absolut böse ist, nicht die Vernichtung der anderen Seite will, dass wir alle Angst haben – und als Gesellschaft überleben werden und zusammenleben können, und im Dialog sein können. Wenn die Todesgefahr (dargestellt mit den Bildern der LKWs in Bergamo) der Pandemie endet, wird vermutich auch die Spaltung in der Gesellschaft enden. Hilfreich wäre auch eine Regierung, die anerkennt, dass alle Be-wohner des Landes das Eine wollen: Überleben, die Schrecken der Pandemie überstehen und ein Land in Freiheit und Demokratie sein wollen und Respekt für Menschen auch mit anderen Meinungen haben, als gemeinsame Bürger eines Landes.

Überspitzt gesagt,haben bisher noch nicht unterschiedli-che Meinungen Menschen getötet, sondern immer noch ist es das Corona Virus, was am gefährlichsten ist und bis heute nicht völlig zu kontrollieren ist. Potentiell tödliche Gefahren lösen bei Menschen Angst aus und Gefühle von Ohnmacht. Dies schlägt dann möglicherweise um in ein Gegenteil, nämlich, in einen Glauben, dass man die Gefahr absolut unter Kontrolle bringen kann und dass man die Gefahr beherrschen kann. Dabei muss man dem Virus wohl zugestehen, dass wir Menschen noch keine abso-lute Sicherheit gefunden haben. Ein Restrisko wird weiter bleiben.

Vielleicht wird die gefährliche Pandemie endemisch und der große Druck und die Angst vor Erkrankung und Tod reduziert sich bald. Dann können wir als Gesellschaft vielleicht anerkennen, dass wir alle eine äußerst schwierige Lage durchgestanden haben. Auch im Gedenken an alle Opfer. Und dass wir uns dann geeint neuen, realen und schwierigen Herausforderungen stellen können. – Stefan Ostrop

 

Leider bleibt die eigentliche Ursache für die aktuelle Spaltung der Gesellschaft ungenannt, näm-lich die meist alternativmedizinische Begründung der Impfgegner, welche im krassen Gegensatz zur schulmedizinisch-naturwissenschaftlichen Sichtweise steht. Ja, es manifestiert sich eine Spal-tung, und das ist gut so. Besteht denn nun die Notwendigkeit, ein bislang nicht nur geduldetes, sondern lifestyliges Gedankengut als das zu entlarven, was es schon immer war: verschwurbelter und dabei gefährlicher Nonsens esoterischer Besserwisser. – Martin Schley

 

4/5 der Bevölkerung sind geimpft und diese 4/5 benehmen sich oft wie „geboosterten Angsthasen“, die anscheinend eine riesengroße Angst vor Lockerungen und vor der „sogenannten“ Freiheit haben! Ich frage mich daher schon langsam, ob wohl diese Impfstoffen, ganz egal von welcher Pharmafirma sie auch sind, einen angst- und/oder panikauslösenden Wirkstoff enthalten könnten!? Anders kann ich mir diese Impf-Reaktionen der vielen mehrfach geimpften Menschen einfach nicht denken.

Die Politik plant nun die schrittweise Öffnung, zurück in eine „angebliche Normalität“(?), und wer diesen Schritt nicht mitmachen möchte, der kann muss diesen nicht mitmachen, der soll eben weitermachen mit Maske, Abstand und sonstigen PP (Pandemie-Pipapo)! Diese Frage bleibt für mich weiterhin im Raum: „Warum soll man Menschen mit aller Gewalt in eine (Impf)Ecke drängen, in die sie unter keinerlei Umständen gedrängt werden wollen?“ – Klaus P. Jaworek

 

Ein Beitrag zur Heilung des Spalts wäre, wenn als Nächstes ein Impfgegner (kein Corona-Leugner) das Dossier zum gleichen Thema bestreiten dürfte. – Dr. Grit Köhler

 

Warum bezeichnen Sie Ihren Gesprächspartner als „Impfgegner“, obwohl er sich selbst so nicht sieht? Mir hat dieses Wort beim Lesen Ihres Artikels jedes Mal einen Stich versetzt. Das Vokabular rund um Covid, größtenteils von den Medien geschaffen, empfinde ich als kategorisierend, abwertend und trennend. Ich finde mich darin jedenfalls nicht wieder und verwende es bewusst nicht.

Mein Mann ist dreifach geimpft und ich gar nicht. Dennoch war dies nie ein Streitthema zwischen uns. Zuerst haben wir geschwiegen, dann haben wir uns vorsichtig an einen Dialog herangetastet, ausgetauscht, erzählt, wie es uns geht und hingehört – im Willen, den anderen zu verstehen und das Ganze nie mit der Intention, ihn von unserer eigenen Sichtweise zu überzeugen. Dies war nicht immer leicht, manchmal durchaus schmerzhaft, denn auch wir hatten Momente, in denen wir den anderen vor seinem vermeintlichen „Unglück“ oder seiner „Unwissenheit“ bewahren wollten.

Wir haben die Kurve jedes Mal gekriegt und in diesem Prozess wiederholt unerwartete Übereinstimmungen entdeckt. In sehr herausfordernden Situationen wie z.B. 2G, haben wir versucht, gemeinsame Lösungen zu finden oder zumindest den anderen so weit wie möglich dabei zu unterstützen, dass er das bekommt, was er braucht oder sich wünscht. Auf diese Weise hat die Erfahrung der vergangenen Zeit unsere Beziehung letztlich gestärkt.

Rechthaben, Besserwissen, Verurteilen und das Gefühl, moralisch überlegen zu sein sind keine Brückenbauer. Echte Unvoreingenommenheit und Offenheit (und damit ist nicht eine Haltung „Ich habe recht und stelle mein besseres Wissen zurück – zumindest rhetorisch“ gemeint), Toleranz, Respekt und Akzeptanz (wenn schon nicht Verständnis) für das Anderssein des Mitmenschen dagegen schon. Dies sind alles Werte, die in unserer Gesellschaft viel beschworen werden, aber offensichtlich noch wenig gelebt – zugleich werden es immer mehr, die dies tun. – E. Weidinger

 

Es erzürnt mich, dass in einem Medium wie dem Ihren ein Artikel erscheint, der dem Leser suggerieren will, die deutsche Gesellschaft sei gespalten! Verfolgen Sie keine seriösen Meinungsumfragen zum Thema Corona-Maßnahmen und Impfpflicht? Einem Impfverweigerer und Schwurbler wird mitsamt seiner Familie ein Forum für seine unsäglichen, u. a. von Telegram genährten Ansichten geboten. Was soll das?

Wenn Sie glauben, die mickrigen „Spaziergänge“ seien ein Maßstab für Stimmung im Land, dann sollten Sie Ihren Blick nach Köln wenden, wo am Rosenmontag eine wirklich große und vor allem friedliche Demonstration stattgefunden hat. Es gibt keinen Spalt, es gibt nur eine absolut fehlgeleitete und unbedeutende Minderheit! – Matthias Schiefer

 

Ihr Artikel „Der Spalt“ ist für mich ein Bespiel für hervorragenden Journalismus: Sie schildern sehr anschaulich was derzeit in unserer Gesellschaft vorgeht, finden historische Parallelen und analysieren unter Einbeziehung sozialwissenschaftlicher Erklärungsansätze. Besonders erhellend war für mich auch die Beschreibung, wie das Narrativ der gesellschaftlichen Spaltung medial aufgegriffen und immer wieder reproduziert wird. Aber auch wissenschaftliche Konzepte können dazu verleiten, die sozialen Realitäten gefährlich zu vereinfachen.

Davor hatte ja bereits Albert Einstein gewarnt: „Man soll die Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher.“ Wie wahr! Im Gegenüber die Vielfalt der sozialen Potenziale wahrzunehmen und nicht nur die konträre Positionen – das müsste eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Ebenso das Eingeständnis, dass ein Kontakt auch dann lohnend sein kann, wenn nicht alles ausdiskutiert und geklärt werden kann. Aber leider wird das im Alltag oft vergessen. Das Dossier hat dies auf hervorragende Weise wieder in einen aktuellen Kontext gestellt. – Heide Trautwein

 


 

 

Leserbriefe zu „Loriot und die Sache mit dem Asterisk“ von Ralf Bönt

 

Sprache ist gelebter Alltag; übertriebenes Verharren auf Regeln kann ins Absurde führen. Vielleicht sind Franzosen da pragmatischer? Als bei einer Kommunalwahl an meinem französischen Wohnsitz eine Frau ins Bürgermeisteramt gewählt wurde, fragte ich einen Einheimischen, wie ich die Dame korrekt anzureden hätte. Ganz einfach: Madame le Maire. – Hans Gliss

 

Mit großer Enttäuschung habe ich den großflächigen Artikel von Herrn Bönt zur sprachlichen Geschlechtergerechtigkeit gelesen. Warum stellen Sie derart viel Raum für einen Beitrag zur Verfügung, der offensichtlich mindestens uninformiert verfasst wurde? Längst gibt es empirische Forschung zur Wirkung des generischen Maskulinums. Deren Ergebnisse zeigen klar, dass es Frauen nicht ebenso sichtbar macht wie Männer, dass Frauen eben nicht gleichrangig oder eindeutig mitgemeint sind. Sicher, mit diesen Befunden ist noch kein Ausweg bestimmt. Aber das Leugnen gesicherter wissenschaftlicher Grundlagen zugunsten einer anderslautenden gefühlten Wahrheit wird einen solchen Ausweg nicht herbeischwurbeln und ist der ZEIT unwürdig. – Lena Bendlin

 

Den Gender-Stilblüten halte ich entgegen: Sprache ist immer Abstraktion. Ein Wald besteht aus Bäumen, Pilzen, Unterholz …, es gibt Nadel- Misch- und Blätterwald, Fichten, Buchen, Eichen …, es gibt es Leute, Menschen, Personen …, Damen, Herren, Kinder … Heteros, Schwule, Lesben, Transsexuelle … und es gibt Susi, Kai, Alex, Chris, Tim, Andrea … Wenn wir mit unserer Sprache nicht abstrahieren würden, wären wir verloren. Ein weiteres Differenzieren spielt sich ganz individuell in den Köpfen ab und der Kopf ist größer als das Sprachzentrum. Da muss man ansetzen. – Uwe-Carsten Edeler

 

Was für ein an den Haaren herbeigezogener Vorteil, von dem Frauen profitieren sollen. Es ist doch ziemlich egal, ob sie als Beste unter den Doktoranden oder Beste unter den Doktorandinnen bezeichnet werden. Wichtig ist, dafür zu sorgen, dass mehr Frauen den Weg zur Besten der Promovierenden (hier die Lösung) überhaupt einschlagen. – Annabell Halfmann

 

D a s ist es: das kindliche Neutrum! Haben wir nicht unsere Kinder in dem ganzen Genderwahn völlig vergessen? „Kinder sind in dem Bild nicht mehr enthalten!“ Kein „der“, keine „die“, nur noch „das“, wie das englische „the“! Das Schule, das Lehrer, das Zeugnis (war schon immer korrekt neutral)! Stern-, Pünkt-, Strichchen überflüssig! Transmenschen, an denen sich Emma, pardon Alice Schwarzer eine ganze DIE ZEIT-Seite der gleichen Ausgabe abarbeitet, werden triumphieren: kein aufgezwun-genes Geschlecht mehr! Fragt sich bloß, w a s dann noch die Kinder gebären soll, für deren – zumin-dest geschlechtsneutrale sprachliche – Zukunft wir gerade unser Hirn verrenken? Das Retorte? – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Der sehr unterhaltsamen und lehrreichen Kritik des normativen Genderns durch den Schriftsteller Ralf Bönt schließe ich mich im Wesentlichen an. Ich möchte sie ergänzen durch ein bisher kaum beachtetes Argument, das in dem folgenden Gedicht zur sprachlichen Geschlechtergerechtigkeit enthalten ist. DURCHGEGENDERT//sie sie sie sie sie/sie sie sie sie sie//die die die die die/die die die die die//welche welche welche/welche welche welche//diese diese diese/diese diese die-se//MÄNNER – ALFONS KNAUTH

 

Ralf Bönt beschreibt genau, was in mir vorgeht. Ich bin auch dafür, alle Frauen herauszustellen, ihre Arbeiten zu würdigen und insbesondere gleiche Arbeit gleich zu entlohnen. Das darf keine Frage sein! Aber wie sollte das durch von außen gesteuerte Änderung der Sprache erreicht werden können? Ich meine, wenn man es zu Ende denkt, führt es zu surrealen Konstrukten. Wird „der kleine Mann auf der Straße“ zu „die kleine Frau und der kleine Mann auf der Straße“? Wird „der Mann im Mond“ zu „der Frau und dem Mann im Mond“?

Macht mein Hund in Zukunft „ Frauchen und Männchen“, wenn ich ihm Futter reiche? Wird „herrenloses“ Gut zu „frauenlosem und herrenlo-sem“ Gut? Wird „herrliches“ Wetter zu „fraulichem und herrlichem“ Wetter? Wird „Gevatter Tod“ zu „Gemutter und Gevatter Tod“? Werden wir uns in Zukunft nicht mehr „verbrüdern“ sondern “verschwestern und verbrüdern“? Wird der „Blaumann“ zu „Blaufrau und Blaumann“? Erledigen wir unsere Arbeit nicht mehr „fachmännisch“, sondern „fachfrauisch und fachmännisch“? Wer-den wir uns nicht mehr „versöhnen“, sondern “vertöchtern und versöhnen“? Wird das „Stehauf-männchen“ zu „Stehauffrauchen und Stehaufmännchen“?

Wird aus der „Bäckerei“ die „Bäcker*inei“, aus der „Metzgerei“ die „Metzger*inei“ und aus dem „Notariat“ das „Notar*iniat“? Was wird aus dem BGB, bürgerliches Gesetzbuch: „bürgerliches und bürgerinnenliches Gesetzbuch“? Und die MPK wird zu „Ministerpräsidenten-, Ministerp-räsidentinnen-, Ministerinnenpräsidenten- und Ministerinnenpräsidentinnenkonferenz“?????? Armes Deutschland, arme Sprache, arme Kinder und arme Verständigung! Kann man nicht ein-fach an den Anfang jedes Textes eine universelle Bemerkung stellen so ähnlich wie: „Es sind immer alle Menschen gemeint“? – Christoph Thienel

 

Die Intention, die zur Erfindung der Stolpersteine hinter dem generischen Maskulinum geführt hat, unterstütze ich: Frauen und genderfluide Menschen sind im generischen Maskulinum mitgemeint, Männer aber hauptgemeint. Das geht so nicht! Eine Veränderung ist fällig, und Sie schlagen eine Interimslösung vor bis zum „Auftauchen einer besseren Lösung“.

Das generische Maskulinum ist ein Zwitter. Es ist ein Bisschen generisch und ein Bisschen maskulin. Wenn wir mit Stolperstein gendern, dann betonen wir automatisch das männliche in dieser Wortform. Sprach-strategisch verzichten wir auf die generische Bedeutung. Sie wird immer mehr verloren gehen. Eines Tages werden wir keine generische Form mehr haben. Das fände ich ehrlich gesagt sehr schade.

Darum möchte ich mir die Sprachgewohnheit eines echten Maskulinums angewöhnen: Es gibt auch ein generisches Femininum. Gans und Gänse. Katze und Katzen. Maus und Mäuse. Meint man ausdrücklich die männliche Form, reden wir von Gänserich, Enterich oder Mäuserichen. Natürlich hören wir sofort die Experten herrklären: „eRpeL und gAnteR!“ Aber jeder wüsste sofort, was mit Enterich, Gänserich und Mäuserich gemeint ist. Viele kennen noch den „Friederich, den Friederich… (den) argen Wüterich.

Jeder wüsste was mit „Müllerin und Müllerich“ gemeint ist. „Ich bin ein Bioland Bäuerich.“ Braucht etwas, aber dann gehts. „Manageriche verdienen durchschnittlich mehr als Managerinnen.“ Ist doch klar was gemeint ist!? Der Fall, dass wir wirklich das Geschlecht meinen, wenn wir über Menschen oder Gruppen sprechen ist eher selten. Und hoffentlich wird es immer unbedeutender. Darum brauchen wir dringend eine einfache und benutzerfreundliche generische Form. Die funktioniert aber nur fair, wenn wir den männlichen Teil des Zwitters kastrieren und ihn neu gebären.

Da wir aber meistens das generische brauchen, ist dies der minimal-invasive Weg! Die obskure Form wird nur selten nötig sein. Wir müssen sie aber ab und zu benutzen, weil sich sonst unsere Sprachgewohnheit nicht ändert! Kommentar zu Ihrem Text: „Der Schriftstellerich Ralf Bönt schlug vor, dass Sprecheriche in Zukunft ein generisches Feminiunm benutzen sollten, so wie die Kanzlerkandidat der Grünen im Triell. Sprecherinnen sollten so sprechen wir wir es alle gewohnt sind. Allerdings fand ich keine Stelle in seinem Text, in der er selber so schreibt. Warum?“

Ein Lektor hinterließe sicher viel Rot in diesem Absatz. Aber im alltäglichen Normalgebrauch verdünnt sich das. Der Vorschlag hat einen Problem: Ich bin ein eitler wohlhabender alter weißer Mann mit grauen Haaren. Verschaffe ich mir hier einen männlichen Bonus? Eine männliche Extrawurst? Ich finde nein! Denn diese männliche Form hat einen deutlich diminuitiven Sound. Ich assoziiere den kleinen Mäuserich oder etwas zwergenhaftes, wie Alberich. (In der modernen münsteraner Ausprägung ist Alberich allerdings eine bärenstarke Frau!).

Friedrich der Große gibt es natürlich auch, aber mit dem alten Fritz kommt auch hier eine leicht despektierliche Assoziation. Außerdem bestärkt die Unterscheidung zunächst das binäre Geschlechterbild. Aber weitere Formen: Müllerin, Müllerich, Mülleral ließen sich (er)finden. Sprache zeigt, und schafft die Wirklichkeit sehr präzise. Sprache ist keine Nebensache und mehr als ein Schleier über der Wirklichkeit! Oft wird beklagt, dass das generische Maskulinum Frauen nicht beachtet.

Um auch Frauen und genderfluide Menschen zu beachten bedürfe es des Sternchens nebst Femininum. Ein Bisschen empfinde ich diesen Wunsch nach Beachtung kongenial mit den Benimmbüchern der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Es herrschte das Ideal des Gentleman, der zuerst in das Restaurant eintritt, und der Frau die Tür aufhält und aus dem Mantel hilft, eben auf die Frau aufpasst und sie beachtet. Es spricht überhaupt nichts gegen Beachtung, Aufmerksamkeit und Höflichkeit im Alltag! Aber haben diese Benimmbücher etwa der Gleichstellung gedient?

Ich wünsche mir eine Emanzipationsbewegung in der wir Frauen selbst ermächtigen. Statt der Klage ‚im generischen Maskulinum sind Frauen ja nur mitgemeint‘ wünsche ich mir den Anspruch: „Die generische Form gehört nicht nur den Männern!“ und: „Ihr Aufsichtsräteriche, Abteilungsleiteriche, Bundeskanzleriche, Ministeriche und Priesteriche: hier ist euer Platz!“ Das würde die Riege der eitlen alten weißen Männer um die Länge einer Zipfelmütze kürzer machen. Die Frage die noch bleibt ist: Heißt es Präsidenteriche oder Präsidenterpel? Vielen Dank für die Inspiration. – Heiner Gröschner

 

Danke für den wunderbar unaufgeregten Beitrag zum Thema Grammatik und Emanzipation. Wenn immer wieder auf das Englische verwiesen wird – warum meist nicht auf das Türkische (wohl weil hier der (Kurz-)Schluss von Sprache zu Gleichstellung nicht so leicht ist) – warum lautet die Forderung nicht einfach Abschaffung des grammatikalischen Geschlechts? Geben wir doch allem in der Einzahl den Artikel „das“, in der Mehrzahl könnte es nach Wegfall der Endungen und Umlautungen bei „die“ bleiben, und schon ist das Problem, bis auf ein paar Homonyme, gelöst. Also „das Professor“ und „die Professor“, „das Mann“ und „die Mann“ usw. Auch Deutsch als Fremdsprache würde so deutlich leichter zu lehren und zu lernen sein. – Udo Kroschewski

 

Vielen Dank für “Loriot und die Sache mit dem Asterisk”. Ich habe Ihren Beitrag in der ZEIT vom 24. Februar 2022 mit großem Vergnügen gelesen. Die Genderei schafft mehr Probleme, als sie abschafft! Ihren Vorschlag zur Güte sollten Sie vielleicht mit Beispielen belegen. Es verwundert mich, daß ich noch niemals etwas über die Umweltbelastung durch das Gendern gehört oder gelesen habe. Wir werden ständig angehalten, sorgfältig und sparsam mit Ressourcen umzugehen – und wollen es ja auch. Aber wie viel Zeit verschlingt das Gendern beim Sprecher und beim Hörer, beim Schreibenden und den vielen Lesenden? Wie viel Druckerfarbe, wie viel Papier und wie viel Sendezeit wird ihm geopfert? Können wir uns das leisten? – Dieter Skudelny

 

Meiner Ansicht nach ist das Gendern noch nicht vollständig, wenn z.B. nur von „Politikern und Politi-kerinnen“ oder „Professorinnen und Professoren“ oder „Künstlerinnen und Künstlern“ die Rede ist. Genau so würde meines Erachtens auch die Nennung von „Betrügern und Betrügerinnen“ oder „Mör-derinnen und Mördern“ oder „Verbrecherinnen und Verbrechern“ dazugehören – Reihenfolge belie-big, erst das Maskulinum und dann das Femininum oder umgekehrt.

Konsequent wäre es, letztendlich, auch von „Menschinnen und Menschen“ zu sprechen, aber dann würde die ganze Absurdität des Genderns offensichtlich. p.s. In unserem Dialektbereich (Moselfränkisch, Saarländisch, Hunsrückerisch) gibt es die webliche Form von „Mensch“ als „das Framensch“ – mit dem Neutrumsartikel. – Raimund Scholzen

 

Ihren Artikel in der Zeit vom 24. Februar 2022 zum Thema Gendern fand ich sehr erfrischend – um nicht zu sagen: er sprach mir aus der Seele. Eines wird aber wohl ihr Geheimnis bleiben: Im Spanischen soll an der Konjugation erkennbar sein, ob eine Frau oder ein Mann spricht? „dice“ = „er sagt“ oder „sie sagt“, „duerme“ = „er schläft“ oder „sie schläft“, … Richtig ist, dass es die spanische Sprache wegen ebendieser zweideutigen Verwendung dem gendersensiblen Menschen von heute leichter macht, über eine Person zu sprechen, bei der es nicht möglich (nicht klar, nicht opportun) ist, „er“ oder „sie“ zu verwenden. Das aber passt nicht zu der von ihnen getätigten Aussage. – Roland Rössler

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Visier“ von Jörg Lau et al.

 

Was soll denn dieses Problematisierungsgefasel. Man hört leider aus diesem wie auch vielen anderen Artikel so eine klammheimliche Bewunderung für den tollen Strategen Vladimir Putin heraus. Was ist das für ein Präsident, dem es nicht gelingt, in weiten Teilen seines Landes sauberes Trinkwasser in die Leitungen zu fördern und für ein Mindestmaß an Gesundheitsvorsorge zu sorgen. Das übergroße Vertrauen der Russen in ihren Präsidenten kann man vielleicht an der Begeisterung für den von der Regierung empfohlenen Impfstoff ablesen. Jeder Geiselnehmer hat für einen bestimmten Zeitraum das Gefühl, die Kontrolle über das Geschehen zu haben.

Natürlich kostet diese Auseinandersetzung etwas. Die jeweils größten Wirtschaftsräume der Welt, USA und EU, sollten das ja wohl hinkriegen, zumal die Ukraine auch für Japan offenbar nicht zu weit entfernt ist, um sich an Sanktionen zu beteiligen. Einen Verzicht auf den einen oder anderen Ballermann kann man für Freiheit und Wohlstand ja wohl erwarten. Ansonsten finden wir uns demnächst in der Schönen neuen Welt von Aldous Huxley wieder. Verlierer sind in jedem Fall neben der ukrainischen auch die russische Bevölkerung. Für uns wäre etwas mehr Mut, Einsatzbereitschaft und weniger Verzagtheit zu empfehlen. – Karlheinz Martin

 

Ein Krieg ist nie unausweichlich. Auch für die Ukraine nicht. Seit dem Partnerschaftsvertrag der Ukraine mit der Nato vor fast 25 Jahren folgten Natomanöver im eigenen Land. Unvorstellbar, wenn Russland auf Kuba vor den Türen des Natopartnerlandes USA das machen würde. Es hat viel mit diplomatischen Verhalten zu tun, das man hat oder das man gerade nicht hat. Aber einen Krieg als etwas Unausweichliches, Schicksalhaftes zu sehen, geht mit auf die Nerven.

Statt Angst und Selbstverständnis für Krieg zu haben, wünsche ich mir Stimmen in den Natoländern, die die Nerven haben, mit Gegnern zu kommunizieren, auch wenn die das nicht wünschen und die Bedürfnisse weit auseinanderliegen. Politiker sollten solche Situationen kennen und das beherrschen. Schaue ich mir die Regale in den Spielzeugläden an, reihen sich seit ein paar Jahren wieder Panzer und anderes Kriegsspielzeug, um damit die Kinderzimmer zu füllen. Mit einem Krieg in der Spielwelt und in der realen Welt sollten Kinder nicht aufwachsen. – Christian Peters

 

Der Schlüsselsatz steht im 2. Absatz: „Alle hartnäckig gepflegten Hoffnungen, ihn (Putin) im diplomatischen Gespräch zu steuern, vielleicht gar zu stoppen, sind mittlerweile zerstört.“ Verhandlungen auf Augenhöhe sehen anders aus. Und wenn einer die Selbstverständlichkeit ausspricht, dem Verhandlungspartner mit Respekt zu begegnen, und zu überlegen, wer uns denn geographisch und kulturell näher steht, die Russen oder die Chinesen, dann wird er geschasst, auch wenn er Admiral ist und von der Sache vermutlich mehr versteht als alle beteiligten Politiker zusammen. Aber nein, die Ukraine ist ja ein freies Land und kann über Bewaffnung und Bündnisse selbst entscheiden. So wie Kuba vor 60 Jahren, als die Russen dort ihre Raketen aufstellten? Aber das ist ja Hinterhof, das ist ja ganz was anderes. – Frank Hrebabetzky

 

Putin hat schon lange gewonnen. Und Krieg war immer sein Mittel. Der Glaube des Westens, mit Diplomatie den blindwütigen Hass eines Einzelnen auf alle Freiheit und Demokratie zu stoppen, war ein fataler Fehler. Wie brachial Putin Macron und Scholz an seinem Sechsmeter-Ovaltisch abfertigte, sprach Bände der Verachtung. Mit der Faust auf den in schwerem stalinistischen Barock gedrechselten Tisch hätten die beiden Vertreter großer europäischer Mächte hauen müssen, nicht demutsvoll von „Dialog“ säuseln. Jetzt sind sie die Gelackmeierten und drohen mit „Sanktionen“, die den Ursupator nicht im Schlaf jucken.

Die hässliche Fratze solcher Unheil schaffender Machtpolitiker ist immer dieselbe. Wehret den Anfängen, wehren, im wahrsten Sinne des Wortes. Oder Putin steht mit seinen Armeen eines Tages an der polnischen Westgrenze. Der rauschartige, blindwütige Wahn eines einsam gewordenen Machthabers gelüstet immer nach mehr Macht und Gewalt. Mit Beschwichtigen liess sich noch keiner besiegen, der der Welt mit einem Vernichtungskrieg drohte.

Das wusste schon John. F. Kennedy, der dem seitens der Sowjetunion in Kuba geplanten, militärischen Drohpotenzial von atomwaffenbestückten Interkontinentalraketen mit Gewaltandrohung widerstand. Eine andere Sprache versteht auch Putin nicht. Diese Sprache muss der nette, ältere Präsident Joe Biden erst noch lernen. – Axel Spellenberg

 

Worin soll die „Bestrafung“ Russlands liegen, wenn sich die EU im Allgemeinen und Deutschland im Speziellen die Energiezufuhr durch Stilllegung von Nord-Stream 2 selbst abdreht? Das hat für Putin und den Kreml höchstens Unterhaltungswert und man lacht in der Duma vermutlich darüber, weil der Schaden für die Sanktionierer größer sein wird als für den vermeintlich Sanktionierten. Von solchen zahnlosen Aktionen einer Papiertigerhorde lässt sich Russland kaum beeindrucken und dafür müsste man schon härtere Mittel einsetzen. Einem Aggressor kann man leider nur mit den gleichen Waffen begegnen, die er selber einsetzt. – Martin Behrens

 

Wenn es nicht zu zynisch wäre gegenüber dem jetzt größer werdenden Leid in der Ukraine – eigentlich hat Putin dem Westen einen „Gefallen“ getan, denn er hat seine Maske fallen lassen, die viele von uns wohl jahrelang für sein wahres Gesicht gehalten haben. „Es ist mehr als ein Bruch des Völkerrechts, es ist ein Aushebeln aller Regeln der Zivilisation“, sagte der SPD-Politiker und frühere brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck, der sich jahrelang für eine deutsch-russische Verständigung eingesetzt hat. Er stehe jetzt mit den Mitarbeitern des Deutsch-Russischen Forums „vor dem Scherbenhaufen einer 30-jährigen ehrenamtlichen Tätigkeit“.

Dass die Warnsignale der völkerrechtswidrigen Krim-Annexion 2014 (mit einer mehr als fragwürdigen „Volksabstimmung“ innerhalb von drei Wochen) und der kaum verdeckten russischen Intervention in der Ostukraine nicht gehört wurden, bleibt sein Geheimnis, auch wenn viele politische (!) Fehler auf beiden Seiten gemacht wurden. Die Nato-Osterweiterung bleibt umstritten, und wäre nicht sogar die Aufnahme Russlands in die Nato tatsächlich das Ei des Kolumbus gewesen, wie sie ja einige Zeit ernsthaft diskutiert wurde? Oder wenigstens eine „Finnlandisierung“ der Ukraine? Andererseits hätte auch die Gaspipeline Nordstream 2 nach der Krim-Annexion zumindest vorerst gestoppt werden müssen, hier trägt auch die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Mitverantwortung.

Nicht zuletzt hätte es aber geholfen, auf Putins Sprache genauer zu hören und dafür Victor Klemperers grandiose Sprachanalyse nach den Erfahrungen mit der Sprache eines Gewaltregimes der Deutschen im Nazi-Reich („LTI – Lingua Tertii Imperii“) zur Hand zu nehmen, spätestens seit der einstündigen öffentlichen TV-„Geschichtslektion“ Putins am 21. Februar und seiner martialischen Rede zum Kriegsbeginn („Niemand wird uns aufhalten“). Putin träumt vom alten Zarenreich und die Ukraine ist das „Herz aller Dinge“ für das Selbstverständnis aller Russen, was im Westen vermutlich nie verstanden wurde. Also will Putin wenigstens zurück zum alten Sowjetimperium, also wenigstens zurück vor 1989 mit zwei sich gegenüberstehenden Blöcken, die sich gegenseitig nicht antasten.

So schmerzlich es für die Ukraine ist, so muss es die Nato auch diesmal halten, so hat es auch US-Präsident Kennedy beim Mauerbau 1961 in Berlin gehalten und auch heute haben die USA andere Sorgen als die Ukraine, von der die meisten Amerikaner nicht mal wissen, wo die liegt (allerdings viele Deutsche wohl auch nicht so genau). Und 1968 beim Russischen Einmarsch in Prag war es genauso. Wie hatte der britische Schauspieler mit russischen Wurzeln, Peter Ustinov, einmal vor dem Fall der Mauer gesagt? „Man weiß nicht, was passiert, wenn die Mauer fällt, mit der Mauer weiß man doch, wo die Grenzen sind.“ Es war einmal eine „schöne, alte Welt“. – Wilfried Mommert

 

Das Gebiet um Kiew/Ukraine ist irgendwie kein besonders gesegnetes Fleckchen Erde. Am 26.4.1986 flog der Atommeiler von Tschnernobyl bei Kiew in die Luft, seit 24.2.2022 müssen Putin´s Soldaten in Kiew alles, was sich dort in den Weg stellt, niedermetzeln. Krieg nennt man dieses schaurige Verbrechen an der Menschheit und wir hier in Deutschland sind natürlich live an der Glotze dabei.

Die Pandemie hat jetzt in Deutschland eine Art Zwangspause, über die Impfpflicht hört man keinen Ton mehr und Karl Lauterbach sucht vermutlich trotzdem weiter nach neuen Virenvarianten. Ob das Thema Einhaltung der Hygienemaßnahmen rund im Corona, in der Ukraine überhaupt eine Rolle spielen mag? Und wie steht es mit der Überlastungen der Krankenhäuser in der Ukraine? – Riggi Schwarz

 

Wer glaubt, unsere Welt sei „über Nacht eine andere“ geworden, der hat im Geschichtsunterricht dauerhaft geschlafen und „die Welt von gestern“ wieder mal grob falsch eingeschätzt. Um so erschreckender, wenn solche Formulierungen von denjenigen Politikern kommen, denen unser Land anvertraut ist. Sie outen sich als ahnungslos. Kriege werden immer teurer und unbeliebter, das ist sicher wahr. Aber ernsthaft geglaubt zu haben, dass die Zeit der militärischen Aggression in Europa endgültig vorbei sei, zeugt von blauäugigem Wunschdenken.

Wir können uns glücklich schätzen, dass Herr Trump gerade eine Zwangspause einlegt. Die momentane Angst Europas wird ihm wohl gefallen. Hatten sie sich nicht immer blindlings auf den Schutz der USA verlassen und dabei an ihrer positiven Handelsbilanz gefeilt? Nun fragen sich europäische Bürger, wie zurechnungsfähig Herr Putin noch ist, und sicher eine Rakete mit Nuklearsprengkopf auf ihrem Weg von Moskau nach Berlin überhaupt abgefangen werden kann. Und ob den USA Europa tatsächlich so wichtig sein wird, wie wir uns das wünschen.

Immerhin scheint der Groschen nun gefallen zu sein. Aber es bleibt ein flaues Gefühl. Für Herrn Habeck scheint ein Krieg in der Ukraine nicht so unrealistisch gewesen zu sein. Seine Gedanken über die Lieferungen von Defensivwaffen wurden allerdings in durchaus überheblicher Art und Weise von derselben Frau erstickt, die sich nun als souverände Außenministerin zu präsentieren sucht. – Dr. Christian Voll

 

Die Autoren dieses Artikels erwähnen einen Kommentar aus Paris zu Putins Rede: „Die Rede habe »paranoide« Züge getragen“. Auch ich bin sehr besorgt, weil ich glaube, dass Putin immer mehr in eine mentale Erkrankung hineinrutscht. Selbst wenn er mit seinem Außenminister oder seinen engsten Mitarbeitern in seinem Sicherheitsrat spricht, hält er mehrere Meter Abstand und er kanzelt einen wichtigen engen Mitarbeiter in aller Öffentlichkeit herunter. Das macht eine mental gesunde Führungskraft nicht! Die würde Nähe suchen und Nähe demonstrieren. Ich frage mich, ob Putin Angst hat (Verfolgungswahn?).

Wenn mein Verdacht zutrifft, leben wir z.Z. sehr gefährlich. Wir sollten trotzdem Russland nicht mit Putin verwechseln. Wir haben kein Russland-Problem, sondern ein Putin-Problem. Das erinnert an Trump-Problem, Assad-Problem, Erdogan-Problem, Hitler-Problem usw. Leider wird das oft mit den jeweiligen Völkern verwechselt, weil solche Herrscher immer versuchen, Andersdenkende in der eigenen Bevölkerung zu vernichten und somit die Meinung des Herrschenden zur herrschenden Meinung wird. – PD Dr. Peter-Jürgen Kramer

 


 

 

Leserbriefe zu „Putins Attacke und die Schwäche des Westens“ von Navid Kermani

 

Ich möchte mich bedanken für einen Artikel, der aus allen bisherigen Artikeln und Kommentaren zum Thema Ukraine-Krise hervorsticht wie ein Brillant – Ihr Artikel von heute, dem 24.2.22 „Putins Attacke und die Schwäche des Westens“ von Navid Kermani! Wäre es nicht eine Bereicherung und ein erhellendes Erlebnis, wenn dieser Mann jetzt einmal in eine Talkshow eingeladen wird? Ja, diese Anregung und Bitte geht an Giovanni die Lorenzo! – Yörk Löffler

 

Ich kenne Navid Kermani von seinem Buch „Entlang den Gräben“. Das Buch hat mir viele Erkenntnisse über Osteuropa gebracht, die mir in der Schule und im späteren Leben vorenthalten worden waren. Auch im aktuellen Zeit- Beitrag von Navid Kermani ist vieles richtig. Nur die Unter-Überschrift „Krieg ist wieder ein Mittel der Politik geworden. Wie konnte es dazu kommen?“, die kann ich nicht verstehen. Ich bin jetzt 65 Jahre alt, und solange ich denken kann, gibt es Krieg: Korea, Vietnam, Kambodscha, Afghanistan, Iran, Irak, Kuweit, Serbien, Syrien, Jemen, Israel – es gibt keine Zeit ohne Krieg.

Als ich wehrpflichtig war, war in Deutschland „Kalter Krieg“, immer stand eine militärische Auseinandersetzung im Raum, es wurde sogar von Overkill geredet. Später wurde Deutschland am Hindukusch verteidigt, so Peter Struck. Alle waren beeindruckt. Krieg war immer Mittel der Politik. Und wenn dieser zu Ende sein wird, reden wir wieder über Klimaneutralität, und darüber, wie wir unsere Erde bewohnbar erhalten. Dann tönt es wieder aus den politischen Ecken, wann Europa klimaneutral ist. Im Moment scheint das ja relativ egal zu sein. – Professor Dr. Heiner Wenk

 

Ein glänzender Beitrag zur politischen Literatur. – Dr. Eugen Schmid

 

Das ist eine bemerkenswerte Antwort auf die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass Krieg nach 1990 wieder ein Mittel der Politik geworden ist: weil einer wieder angefangen habe, noch dazu einer, der als einziger Sieger das Feld des Kalten Krieges verlassen hatte: „Es begann 2003 mit dem Einmarsch der Vereinigten Staaten im Iraak“.

Und noch interessanter ist Kerma-nis Voschlag, was denn Deutschland tun könne, wenn es sich denn (vernünftigerweise) nicht richtig hineinziehen lassen will in das alte Gezerre von zwei Machtblöcken, also: „…dafür zu werben, dass Brüssel den Beitrittsprozess der Ukraine zur Europäischen Union beginnt“ – wohl-gemerkt nicht zur Nato. Ich füge hinzu. Noch besser wäre, wenn dieser Beiritt zur EU auch Russland angeboten würde. Dann kämen wir doch endlich dem Europäischen Haus näher, in dem „viele Wohnungen sind“.

Ganz gleich in den Wertevorstellungen sind ja die jetzigen EU-Nationen auch schon nicht – sie müssten es auch nicht werden sollen angesichts der vielfälti-gen europäischen Geschichte. Es genügte, dass eine solche Union sich auf der Basis des markt-korrekten nicht marktkonformen Verhaltens findet – daraus entsteht Gemeinsames. Aber Ost und West wird wie in einer guten Partnerschaft verschieden bleiben in dem gemeinsa-men Europa. Erinnern wir uns an die 12 Menschenrechtskörbe bei der Helsinkikonferenz. Eine Ideologie steht nirgends mehr dahinter, nur ein Abgrenzungs-Nationalismus, der angesichts des kleinen Globus nicht mehr funktioniert.

Aber Im Augenblick geht es leider immer noch um den Respekt vor Einflusszonen, da viele nicht bereit sind, darüber hinaus zu denken, wie es z.B. Gorbatschow tat. Es wiederholt sich das Spiel aus der Zeit des Aufbaues einer Kalten-Krieg-Konfrontation – nur scheinen die Kräfte heute auf beiden Seiten im Guten wie im Bösen nicht so gebändigt wie damals. Es wird gewollt oder ungewollt heiß. Die beiden US-Amerikaner John Steinbeck und Robert Cappa bereisten 1947 (!) die Sowjetunion mit dem Ziel, den „einfachen russischen Menschen“ kennenzulernen.

Von solchen wurden sie damals gefragt: „Wie ist das möglich? Wenn wir Mexiko zu unserem Bündnispartner machten, gäbe es große Aufregung. Und wir sollen akzeptieren, dass die Türkei zu Eurem Verbündetem wird?“ Das ist leider weiter das Problem. Solange wir nicht die eine gemeinsame und andere Welt für möglich halten und dafür arbeiten, angefangen vom „Gemeinsamen Haus Europa“, müssen wir leider beidseits den Respekt vor Einflusszonen aufbringen. Das von Putin, von dessen Regierungshandeln ich mich ausdrücklich distanziere, seit Jahren angemahnte Sicherheitsbedürfnis muss berücksichtigt werden, damit es wenigstens bei einem kalten Frieden bleibt. – Josef Göbel

 

Sie glauben offenbar, dass Putins Behauptung, 1990 sei der Sowjetunion vor der Wiedervereinigung Deutschlands versprochen worden, dass die NATO nicht nach Osten erweitet werde, der Wahrheit entspricht, wie mich der Nebensatz „nachdem der Westen die Ankündigung Hans-Dietrich Genschers, die Nato werde sich nicht nach Osten erweitern, nicht wahr gemacht hatte“ vermuten lässt. Putins Behauptung entspricht aber nicht der Wahrheit, denn 1990 lebte der Warschauer Pakt noch und sein Ende im Jahr 1991 war noch nicht absehbar, weshalb es 1990 gar keinen Grund gab, die Nichtausweitung der NATO nach Osten zu versprechen, wie Herr Thumann im Artikel „Der Geschichtsvollzieher“ in der gleichen Ausgabe der ZEIT darlegt.

Es existiert einfach kein einziger objektiver Rechtfertigungsgrund für Putins Angriff auf die Ukraine. Die Gründe sind allein Putins Geltungssucht und Größenwahn. Gleichwohl hätte Putin die Ukraine wohl nicht angegriffen, wenn sie rechtzeitig in die NATO aufgenommen worden wäre (was u. a. Angela Merkel verhindert hat), und sie könnte vielleicht immer noch davor bewahrt werden, wieder zum Sklavenhaus zu werden, wenn die NATO wenigstens jetzt sofort der Ukraine im erforderlichen Maße militärisch beistehen würde.

Es ist meines Erachtens klar, dass Putin nach und nach weitere Staaten – auch NATO-Länder – angreifen lassen und mittels Marionettenregierungen unter seine Herrschaft zwingen wird, wenn er in der Ukraine Erfolg haben und zu der Einschätzung gelangen sollte, dass die übrigen NATO-Länder den Angegriffenen im Ernstfall nicht beistehen werden. Und zu dieser Einschätzung hat Putin leider allen Grund, wie das derzeitige Verhalten der NATO-Staaten gegenüber der Ukraine zeigt. Wirtschaftssanktionen werden Putin den bisherigen Erfahrungen nach nicht davon abhalten. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Sündenbock“ von Evelyn Finger

 

Der Fisch stinkt vom Kopf, weil das leicht verderbliche Hirn verdirbt und somit stinkt der Kopf. Das ist in der römischen Kurie auch nicht anders. Der Papst, sein Kardinalstaatssekretär und der Chef der Bischofskongregation sind für die Glaubens -und Sittenlehre in der ganzen römisch-katholischen Kirche zuständig. Sie soll auch vor Häresie schützen, also der Abweichung von der offiziellen Lehre, der Ketzerei (verdammenswerter Meinungen). Wer gibt und auf welcher Grundlage das Meinungsbild für die Weltkirche und somit auch für die deutschen Diözesen vor? Das Triumvirat in Rom („Das Vatikanische Dreigestirn“)?

Oder nur der Papst? Leider ist das an den Entscheidungen des Heiligen Stuhls derzeit nicht eindeutig erkennbar. Kardinal Marx will zurücktreten und darf nicht Kardinal Woelki muss sein Amt wieder antreten. Wer ist die Kirche: Die Gläubigen, die Amtskirche und ihre Vertreter, alle Christen oder nur die die Mitglieder sind?

Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Deutschland durch Priester dieser römisch-katholischen Kirche kommt trotz oder vielleicht sogar wegen diverser Tausendseitiger Gutachten nicht so recht in Fahrt. Es wird gelogen, taktiert und kirchenrechtliche Verfahren verschleiern und verschleppen. Das Geld für die Gutachten wäre für die Betroffenen besser verwendet. Nur wenige deutsche Bischöfe, wie z. B. Bischof Overbeck aus Essen sehen das Leid der vielen Betroffenen und wollen aufklären.

Ob und inwieweit Kardinal Woelki als Sündenbock auf den die Schuld abgewälzt werden kann taugt ist mittlerweile eigentlich belanglos. Denn Woelki hat die Sympathien in seiner Diözese Köln endgültig verspielt. Aber der Vatikan setzt seine Politik der Missachtung der Gläubigen gnadenlos fort. Wann fragt man sich werden der Papst, seine Kardinäle, die Bischöfe und die Priester wieder mal einen Blick in die Bibel werfen und nach diesen Leitsätzen handeln? ●Wer von euch ohne Sünde ist werfe als Erster einen Stein. ●Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden. ●Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht.

Eine neuerliche Begutachtung der Texte der Bergpredigt und das Hinschauen auf die 10 Gebote würde den „Würdenträgern“ gut anstehen. Die Befolgung dieser Gebote sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Leider sieht die Realität in der katholischen Kirche anders aus. Die „guten Hirten“ sind vielfach Wölfe im Schafspelz. Echte Krisenpolitik geht anders. Aber hier trifft wieder der erste Satz mit dem Fisch zu. Wobei die Ur-Christen den Fisch zu ihrem Erkennungszeichen machten. Verdammt lang her! – Felix Bicker

 

„Wenn über eine dumme Sache endlich Gras gewachsen ist, kommt sicher ein Kamel gelaufen, das alles wieder runterfrißt.“ (Wilhelm Busch, 1832-1908, deutscher Schriftsteller, Zeichner & Ma-ler) Wenn ein Sündenbock zur Verfügung steht, dann greift der Mensch sehr gerne auf diesen Sün-denbock zurück. Der Mensch tut sich einfach immer äußerst schwer damit, das er „freiwillig“ eine Schuldenlast tragen soll.

Der Mensch ist da ein geübter Weltmeister im Suchen und auch im Finden von Ausreden. Wenn dann alles leugnen und abstreiten nichts mehr nützt, dann kommt der Dreh, dass sich der Mensch an rein gar nichts mehr erinnern kann! „Kalte Füße sind lastig, besonders die eigenen.“ (Wilhelm Busch) Welche Art der kalten Füße der Oberhirte Rainer Maria Woelki be-kommt oder auch nicht, das dürfte sich bald zeigen. – Klaus P. Jaworek

 

Natürlich muss man es als Leser einer Zeitschrift aushalten, dass nicht alle Artikel die eigene Meinung wiedergeben und schon gar nicht kann man jeden dieser Artikel zum Anlass nehmen, das Abonnement zu kündigen. Diesmal habe ich es mir aber doch überlegt, denn jedenfalls von der Grundtendenz her möchte ich Abonnent einer liberalen und weltoffene Zeitschrift sein. Der Artikel über Herrn Woelki lässt völlig außer Acht, warum 92 % der Katholiken diesen Kardinal ablehnen. Und völlig unkritisch geht die Autorin damit um, dass Herr Wölki das erste Gutachten wegen angeblicher rechtlicher Mängel nicht veröffentlicht hat. Bis jetzt hat noch niemand diese rechtlichen Mängel benennen können und es hätte mich sehr interessiert, wo ihre Autoren (Juristin?) diese Mängel sieht.

Die anderen Bistümer, die Gutachten diese Kanzlei veröffentlicht haben, haben derartige Mängel nicht entdecken können und so ist doch wirklich klar, warum der Kardinal das Gutachten nicht veröffentlicht. Vielleicht hätte ihre Autoren auch ein wenig näher recherchieren und sich mit Mitarbeitern der katholischen Kirche in Köln unterhalten sollen. Dass nun Herr Woelki ausgerechnet in der Zeit Rückendeckung dafür bekommt, nicht auf sein Amt zu verzichten (immerhin weiß ihre Autorin ja, dass dies nicht dem Willen der Kölner Katholiken entspricht) ist völlig unverständlich und liegt auch unter den Gesichtspunkten der Demokratie und Mitbestimmung (sofern in der katholischen Kirche vorhanden) völlig neben der Sache. – Karl Maier

 

Der Kommentar von Evelyn Finger zur (voraussichtlichen) Rückkehr von Kardinal Woelki nach Köln macht mich rat- und fassungslos. Wie er hier als „Sündenbock“, „Opfer“ und „Held“ der Aufklärung von sexualisierter Gewalt beschrieben wird, grenzt schon an Hofberichterstattung. Nicht zuletzt auch wegen der beschämenden Instrumentalisierung des Betroffenbeirats. Ja, es stimmt, das zweite Gutachten hat ihm keine gravierenden Pflichtverletzungen attestiert, aber hier wurde ja auch bewusst – im Gegensatz zu anderen Gutachten – auf die Bewertung von moralischem und systemischem Versagen verzichtet.

Dessen ungeachtet liegt die Krise im Erzbistum Köln viel tiefer, und es geht schon lange nicht mehr zuerst um Umgang mit Gutachten oder Kommunikationsdefizite. Es geht vielmehr um die Amtsführung des Kardinals, die selbstherrlich und weitgehend beratungsresistent ist. Die beratenden Gremien bis hinauf in die Leitung können ein Lied davon singen, dass sie kaum gesehen und mit einbezogen werden.

So sprach erst unlängst der Übergangsleiter der Erzdiözese, Weihbischof Steinhäuser, davon, dass es vor dem Hintergrund seiner Kölner Erfahrungen „keinen aufgeklärten oder unaufgeklärten Absolutismus mehr“ braucht. Deutlicher geht es kaum noch. Aber von all den tieferen Gründen der Vertrauenskrise im Erzbistum Köln ist Kommentar von Frau Finger leider nichts zu finden. Schade um den Platz auf Seite 1! – Uwe Michler

 

Was hat Sie denn veranlasst, einen derart halbwahren und halbgaren Kommentar über die Rückkehr von Herrn Woelki zu verfassen?? Ich habe Sie bisher eigentlich immer geschätzt für Ihre klugen Statements. Herr Woelki ist kein Sündenbock, sondern ein veritabler, mit viel Macht ausgestatteter empathieloser Sünder. – Dr. Heide-Lore Schaefer

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer nötigt hier wen?“ Streit von Tadzio Müller und Jürgen Trittin

 

Herr Müller beruft sich in diesem Interview auf das Widerstandsrecht in Art. 20 des GG. Ich finde es sehr enttäuschend, daß weder die Interviewer noch Herr Trittin dem entgegengetreten sind. In Art. 20 GG wird ganz klar beschrieben, wann dieses Widerstandsrecht angewendet werden kann. Ich muß dies hier nicht zitieren, das kann – und sollte – jeder selbst nachlesen, wenn er/sie es nicht weiß. Die von Herrn Müller angeführten Gründe sind dort aber eindeutig NICHT genannt. – Herbert Rein

 

Warum bekommt ein – mit Verlaub – Spinner wie Tadzio Müller ausgerechnet in der Rubrik „Streit“ nicht ein Gegenüber, welches angemessen dagegenhält? Dass Herr Trittin, wie ersichtlich, überwiegend die gleiche Meinung vertritt, war ja wohl abzusehen! Mir erschließt sich nicht, wie das Lösen von Baggerschrauben keine Gefährdung von Personen darstellen soll. Auch finde ich es nicht angemessen, dass Menschen, die Gesetze unter dem Deckmantel des Klimaschutzes übertreten, immer als Aktivisten verbrämt werden.

Wenn Straftaten begangen werden, sind es Straftäter – Punkt. Die Blockade von Straßen, auf denen z. B. Busse mit Flüchtlingen zu deren Unterkünften fahren, wird doch medial auch nicht schöngeredet. Wenn das Schule macht und jeder dem etwas nicht passt anfängt, Straßen oder wichtige Infrastruktur zu blockieren, dann wird das Land aber ganz schnell lahmgelegt und unregierbar. Daher – wehret den Anfängen! – Jens Gottschall

 

Als Demokrat wird mir speiübel bei den Selbstermächtigungsansprüchen des Herrn Tazio Müller. Auch wenn er es abstreitet, es ist die gleiche Logik, die auch sogenannte Querdenker für sich beanspruchen. Was ist, wenn Herrn Müller morgen zu dem Schluss kommt, dass Bevölkerungswachstum und Überbevölkerung das eigentliche Problem unseres Planeten sind?

Als Bürger unserer Demokratie müssen wir es aushalten, dass die Mehrheit entscheidet und nicht von selbsternannten (Öko-)Eliten zu ihrem Glück gezwungen wird. Ein Politikwissenschaftler sollte wissen, dass in unserer Geschichte auf rechts- wie linksmotivierte Sachbeschädigung immer Gewalttaten gegenüber Menschen gefolgt sind. Der einzige Weg, die Dinge zu beeinflussen ist die gewaltfreie Demonstration und vor allem die offene Diskussion und Mehrheitsfindung. – Bernhard Frölich

 

Friedliche Sabotage wie Schrauben aus Kohlebaggern herauszudrehen sei wichtig, um der Klimapolitik Druck zu machen, sagt der Aktivist Tadzio Müller. Das erinnert an eine Geschichte aus der UdSSR. Nach einer willkürlichen Verhaftung wurde von den Verhafteten ein Schuldbekenntnis erwartet. Um die Überlebenschancen zu erhöhen und um gleichzeitig Chancen für eine Begnadigung zu einem späteren Zeitpunkt zu wahren, wurde schon mal eingestanden, man habe einen Stein in den Marinehafen geworfen, um die Marine zu sabotieren. Eine derartig fast ausweglose Situation besteht in der aktuellen Klimapolitik nicht. Es besteht immer noch die Möglichkeit und Notwendigkeit auf die tieferen Ursachen einzugehen.

Ausgangspunkt könnte die Tätigkeit der Kohlebagger sein. Die notwendigen Einschränkungen beim Ausbeuten fossiler Brennstoffe führen zu Preiserhöhungen und damit zur erwünschten Konsumreduktion. Um jedoch zu verhindern, dass schwache Einkommen übermässig belastet werden, sind höhere Sozialleistungen nötig. Das betrifft zunächst mal Europa. Es betrifft aber auf einer etwas anderen Ebene auch die Länder, deren Staatsaushalt auf Einkommen aus der Förderung fossiler Brennstoffe beruht. Auch diese benötigen Transferleistungen.

Daraus ergibt sich ein grundlegendes Problem und daher sind grundsätzliche Überlegungen nötig. Bekanntlich gibt es tiefe ökonomische und demographische Gräben innerhalb der Menschheit. Die einen suchen ihre Perspektive im Beitragen zu Geburtenraten, die höher sind als dem Klima zuträglich ist, die anderen sind gezwungen, ihre Perspektiven im Berufsleben zu suchen und so zu höherer Produktion und zu höheren Konsum beizutragen, was ebenfalls dem Klima nicht zuträglich ist.

Im Interesse des Klimas muss die Bedeutung und Wirkung der genannten Perspektiven reduziert werden. Alle anderen Bemühungen bewirken nur kurzfristig wirksame Zwischenlösungen. Ausgangspunkt muss sein, aus der folgenden Feststellung die nötigen Konsequenzen abzuleiten: Wir sind nur Gast auf diesem schönen Planeten und als Gegenleistung für dieses Privileg verpflichtet, diesen Planeten unseren Nachkommen unversehrt zu überlassen. Diese Pflicht betrifft die Suche nach Lösungen für die demographischen, ökonomischen und ökologischen Ursachen der Klimakrise. Solche Lösungen gibt es. Sie zu nutzen erfordert Mut und Zutrauen in die Vernunft der Menschen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Es ist schon Interessant, wie Jürgen Trittin versucht den Protest zu diskreditieren, indem er ganz klar sagt, dass es verwerflich sei, rein aus Sorge um die Demokratie zu demonstrieren. Und dann Tadzio Müller sich sofort mit wissenschaftlichen Belegen rechtfertigen muss, um seine Widerstandsrecht zu legitimieren. In den 70iger und 80iger Jahren war es noch ganz normal aus einem Gefühl, das hier etwas schief läuft, auf die Straße zu gehen. Heute muss wohl jeder Protest wissenschaftlich belegt sein (Klimakrise) oder moralisch genehm (Friedensdemonstration). Es ist schade, dass es die Rassisten geschafft haben unser Demonstrationsrecht auszuhöhlen, und wir anderen es haben geschehen lassen. – Karen Lutze

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Namen des Twitter-Tribunals“ von Bijan Moini

 

Man kann dem Autor dieses Artikels weder die gute Absicht noch das profunde Wissen absprechen – beides ist eindeutig vorhanden. Aber der schlussendliche Appell an Einsicht und Geduld erscheint mir ausgesprochen naiv; ist die Teilnahme an einem Shitstorm doch in aller Regel a priori die Verneinung einer an Einsicht und Geduld orientierten Verhaltensweise. Die nämlich strengt an – Denken und Abwägen ist „Arbeit“ – und sie liefert auch nicht an Gewinn, was das Shitstormen so attraktiv macht: der Spaß, den es bringt, mal so richtig die Sau rauszulassen, sich überlegen und großartig fühlen zu können und vor allem ungestraft die störenden Normen bürgerlichen Wohlverhaltens und eines zivilisatorischen Mindestanstands in die Tonne treten zu können.

Letzteres hat der Autor zumindest im Ansatz auch anklingen lassen, wo er beschreibt, dass die heutigen Steine und faulen Äpfel eben in digitaler Form auf den Bildschirm geworfen werden. Hier hilft in der Tat nur eine adäquate Antwort mit den Mitteln des Strafrechts und/oder der Sperrung von Accounts. Vielleicht ist es ja überhaupt sinnvoll, sich einmal auf der sprachlichen Ebene dem Phänomen des Shitstorms zu nähern und ich bitte jetzt schon um Verzeihung dafür, dass in den folgenden Sätzen Fäkalsprache verwendet wird; dies nicht wegen einer Freude an derselben sondern zwecks Genauigkeit zum Verständnis dessen, was sich da hinter dem „verschleiernden Schleier“ der fremden Sprache wirklich verbirgt.

Shitstorm heisst korrekt übersetzt „Sturm aus Scheisse“. Diese wird aber nicht erst zur Scheisse, wenn sie beim Adressaten eintrifft, sondern – und das sollte sich jeder daran aktiv Beteiligte vor Augen halten – sie ist es bereits, wenn sie den – sprachlich adäquat formuliert – sendenden Arsch verläßt. Wie gesagt: Pardon hierfür, aber ging nicht anders. – Rainer Jensen

 

„Twitter-Tribunal“ Mit Verlaub, private Twitter Kommunikation mit staatlicher Gerichtsbarkeit zu vergleichen, ist Unsinn. Niemand hat das Recht auf Verbreitung seiner Meinung, niemand hat einen Rechtsanspruch darauf, mittels sozialer Medien angehört zu werden Und niemand ist verpflichtet oder gar gezwungen, sich an privatwirtschaftlichen Plattformen zu beteiligen. Die ‚Opfer‘ eines Shit-storms sind schlichtweg selber schuld. – Bernward Bergmann

 

Die total entgleiste Debattenkultur in den sozialen Netzen hat ihre Ursache in der Anonymität, die animiert Hass und Hetze ungefiltert zu äußern. Diese Anonymität muss ausgeschaltet werden. Wenn man sich in Print-Medien in Form eines Leserbriefs äußern will, dann muss man den Klarnamen und die Adresse der Redaktion bekanntgeben. Warum soll es nicht möglich sein, dass man in den sozialen Netzen bei der Anmeldung seine Daten in Klartext hinterlegt. Durch Testprogramme wird dann gesichert, dass Kommentare nur gepostet werden können, wenn man sich mit den Anmeldedaten ausweist. Dadurch wird erreicht, dass man sich auch persönlich zu seiner Meinung öffentlich bekennt. Wir fliegen zum Mars, da wird doch auch so etwas technisch realisierbar sein.

Wenn es wirklich um eine faire und respektvolle Meinungsäußerung geht, dann kann man dies auch in internationalen Abkommen vereinbahren. Den ganzen Hass und die Hetze muss man zielgerichtet durch Regelungen bekämpfen. Mäßigung, Respekt und Gelassenheit, wie von Herrn Moini am Ende seines Artikels gefordert, dass ist Idealismus bei der brutalen Realität der sozialen Netze und wird den „Pranger im Internet“ nicht verhindern. Das Gegenteil wird eintreten, der Mob wird frecher, denn demokratisch von den Nutzern bestimmte Regeln braucht er nicht zu fürchten. – Klaus-Dieter Busche

 

Ihre Aufforderung zu Mäßigung, Respekt und Gelassenheit in Ehren, aber es sind doch in der Regel die immer Unzufriedenen und Besserwisser*innen, die Shitstorms anzetteln, und diese Menschen werden Sie mit Ihrem Appell leider kaum erreichen. Wenn es den Betreffenden nicht an befriedigenden sozialen Kontakten in der analogen Welt mangelte, gäbe es wahrscheinlich nicht so viele Shitstorms. Da liegt meines Erachtens das Hauptproblem. Auf jeden Fall sollte ein Shitstorm als solcher aber natürlich nicht zu Konsequenzen wie Verlust des Arbeitsplatzes o. Ä. führen dürfen. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbriefe zu „Mama macht das schon“ von Kerstin Bund und Kolja Rudzio

 

Ein Problem in Deutschland ist vielleicht auch, dass die Gesellschaft es Eltern auch nicht leicht macht mit krankem Kind zu Hause zu bleiben. In Schweden hat man (ohne Härtefallregelung) bis zu 120 Tage pro Kind, die man von der Arbeit fern bleiben kann, um mt dem Kind zum Arzt zu gehen oder es bei Krankheit zu hause zu betreuen. In Deutschland sind es 20? Bei vielen Kindern reicht das schon ohne Corona nicht. Da fehlt es noch an Selbstverständnis in der Gesellschaft. – Malte Rothhämel

 

Beitragsfreie Mitversicherung in der Krankenversicherung einschränken? Minijobs einschränken? Damit Frauen mit Kindern nicht aus der Berufstätigkeit heraus- oder in Teilzeitjobs abgedrängt werden? Gute Idee – Doch was ist mit den Müttern und Vätern, die sich für genau dieses Lebensmodell entscheiden: Beruflich zurückzustecken, um bewusst ihre Zeit ihren Kindern zu widmen. Haben die kein Recht auf sozialpolitische Absicherung dieses Lebensmodells? Wie sehr das Modell „Vollzeitberufstätige Karrierefrau als Mutter“ gepusht wird, nervt mich – und meine Frau – manchmal ungemein. – Dr. Klaus-Dieter Beims

 

Wenn Eltern schweigend die unausgegorene Lobby von Journalisten und Studienschaffenden sowie Entscheidungen von Politik und Recht benötigen, um die Versorgung (Betreuung ist ein Teil dessen) der (eigenen!) Kinder zu regeln, haben sie als Paar versagt. Wenn Eltern sich trennen, schweigen regelmäßig die Lobbyisten und versagen permanent die Entscheider. Wie selbstverständlich soll dann die Mutter für die Kinder zuständig sein und der Vater das Geld heranschaffen.

Wenn Eltern die Betreuung ihrer (eigenen!) Kinder als ungerecht verteilte Last betrachten, egal, ob jetzt Vater oder Vater Staat zu wenig tun, versagen sie als Eltern. Dann sollten sie lieber Unternehmen beraten oder IT-Firmen führen. Und wenn nebenher Zeit bleibt, mal tief schauen, was ihnen wirklich lieb ist. Und im Zweifel dann auf Kinder verzichten. Und im Zweifel erfragt man Anteile dann auch mal aus Sicht der Väter, denn die Mütter gehören vor allen anderen zu den Entscheidern. – Torsten Weyers

 

Ihr Artikel „Mama macht das schon“ in der Zeit vom 24.02.2022 behandelt ein wichtiges Thema. Umso ärgerlicher finde ich diese Textpassage in Spalte 2: „Das lag vor allem daran, dass Männer häufiger in Kurzarbeit waren, während viele Frauen in systemrelevanten Berufen arbeiteten, als Pflegerin oder Kassiererin im Supermarkt, und an ihrem Arbeitsplatz unentbehrlich waren.“ Damit bedienen Sie eben jene tradierten Rollenbilder, die Sie kritisieren. Fallen Ihnen denn wirklich keine anderen Beispiele ein? Wie wäre es z. B. mit Ärztin, Apothekerin, Pflegedienstleiterin, Filialleiterin im Supermarkt, Lehrerin, Erzieherin? – Ulrike Demmel

 


 

 

Leserbriefe zu „Öko mit System“ von Stefan Schmitt

 

Dass die Konzerne miserable Ökobilanzen als Gute verkaufen wollen und dafür auch noch viel Geld für entsprechende „Falschwerbung“ in die Hand nehmen, statt an der Ökobilanz zu arbeiten, ist ja nichts neues, „wer’s glaubt wird selig“. Dass die Industrielobbyisten den Regierungen „Subventionen“ aus der Tasche ziehen wo immer sie können ist ja auch nichts neues. Das weiss man schon seit langem.

Was beim lesen des Artikels allerdings erschreckt, sind die Dimensionen. Vor allem wenn man bedenkt, dass Subventionen in den wenigsten Fällen bei denen landen für die sie, zumindest entsprechend der offiziellen Verlautbarungen, gedacht waren, sondern in den meisten Fällen von den Shareholdern der Konzerne abgegriffen werden. – Willi Krebser, Manuela Gräb

 

Sie haben diverse Punkte aufgeführt, aber vielleicht dann doch Einen sehr wichtigen Punkt vergessen, wenn nicht den wichtigsten. Dieser Punkt heisst: Stop der Hektik Stop den übereilten nicht ganz Druchdachten Aktionen. Wir sollten jetzt einen Stop von 6 Monaten Machen und diese 6 Monate zur Evaluierung aller, ich meine wirklich Aller Massnahmen, nutzen, um über Konsequenzen nachzudenken, wo wir mit den Aktionen fortfahren sollen, und wo wir diese Aktionen stoppen sollten, da sie nicht effizienz sind. Ich glaube, dass Das Aussetzen von 6 Monaten uns hier sehr helfen wird und auf Der anderen Seite, kann die Natur das wohl aushalten. – Stefan Schmitt

 

Ich gebe zu: Ich bin kein Anhänger und Unterstützer von panikartigen Warnungen vor dem Klimawandel. Dennoch bin ich mir der Situation überaus bewusst. Dass sich unser Wetter perspektivisch verändert, kommt zwar nicht zum ersten Mal in der Geschichte vor. Denn das Klima war noch nie eine Konstante. Trotzdem muss die Geschwindigkeit, mit der die Erderwärmung in der neueren Geschichte vorangeht, gleichermaßen beunruhigen und zum Handeln aufrufen. Trotzdem war Angst noch nie ein guter Berater.

Wir sind gegenüber den Herausforderungen nicht hilflos. Denn auch wenn es einen natürlichen Klimawandel gibt, sind anthropogene Anteile unbestritten. Es sind nun aber weder ziviler Ungehorsam, noch Schuldvorwürfe, die uns weiterbringen. Die Frage muss jetzt sein: Was kann jeder Einzelne tun, einen angemessenen, vernünftigen und vertretbaren Beitrag zu leisten, damit wir die Entwicklung so gut wie möglich begrenzen. Ein wesentliches Schlagwort ist dabei die Nachhaltigkeit. Es sind nicht nur die Diskussionen über die industriellen Einsparungen von CO2 und die landwirtschaftlichen Maßnahmen zur Begrenzung des Methan-Ausstoßes.

Es wird gerade auf den Lebensstil ankommen, der jedem Menschen zumutbar ist und trotzdem wirkungsvoll sein kann. Um ihn annehmbar zu machen, sollten wir nicht in erster Linie den Aufruf zum Verzicht in den Vordergrund stellen, sondern viel eher mit der Option eines neuen Verständnisses von Genuss und Konsum werben. Schließlich sollte es abseits der moralischen Verpflichtung gegenüber den kommenden Generationen auch einen Ansporn ohne den erhobenen Zeigefinger geben: So ist beispielsweise nicht das Verbot von Fleisch ein Anreiz, sondern das Gebot zum selteneren Verzehr desgleichen.

Wer im Hau-Ruck-Verfahren Gewohnheiten streicht, wird allzu sehr auf Widerstand stoßen. Erfolgreich ist Agieren, wenn es Vorzüge von Alternativen überzeugend herausstellt. Hier kann das Hähnchenschnitzel, das aus ökologischem Landbau stammt, ohne Antibiotika ausgekommen und dafür zwar teurer, aber gleichsam regional ist – und deshalb nur ein Mal pro Woche auf den Tisch kommt – exemplarisch sein. Denn immerhin fördert es nämlich nicht nur das Tierwohl, sondern viel eher auch unsere eigene Gesundheit. Wenn wir mit Argumenten für eine bessere Existenz ein Umdenken „schmackhaft“ machen können und ohne jegliche Aufgeregtheit für die Sinnhaftigkeit einer langlebigen, ressourcenschonenden und ökologischen Befriedigung unserer Bedürfnisse werben, können wir Menschen mitnehmen.

Das gelingt nicht durch Provokation à la Festkleben auf der Autobahn, sondern durch den Erkenntnisgewinn, wonach wir einen akzeptablen Mindeststandard für unser Dasein auch und gerade dann aufrechterhalten, wenn wir unbeschwert verantwortungsbewusst haushalten. Bisher vermag es die Politik nicht, ein Bild der Zukunft zu zeichnen, in dem sie konkreten, machbaren und nachvollziehbaren Ersatz für den heutigen Lebensstil benennt und ihn unter majoritär anerkannten Abstrichen mit dem synergetischen Mehreffekt eines umweltschonenden Kulturwandels verbindet. – Dennis Riehle

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wer legt den Schalter um?«“ Gespräch mit Andrea Kießling geführt von Heinrich Wefing

 

Ob bewusst oder unbewusst, haben Sie mit Ihren sehr gut formulierten Fragen Frau Kießling soweit gebracht, dass sie sich in einem kurzen Interview selbst widersprochen hat und damit ihre heillose Überforderung bei diesem wichtigen Thema offenbart hat. Auf der einen Seite fordert sie, dass ein Gesetz für eine „Impfpflicht auf Vorrat“ ganz genaue Definitionen beinhalten müsste (Eigenschaften der Variante, Hospitalisierungsrate, Anforderungen an den Impfstoff usw.), um eingeführt werden zu können, aber am Ende sagt sie, dass es am vernünftigsten wäre, jetzt eine Impfpflicht für über 50jährige einzuführen, obwohl wir doch auf die vielen offenen und entscheidenden Fragen gar keine Antwort haben und eine Definition derzeit überhaupt nicht möglich ist.

Es ist erschreckend und beängstigend, wie laienhaft eine Verfassungs- und Gesundheitsrechtlerin bei diesem so wichtigen Thema argumentiert! Darf sie eine Impfpflicht nicht in Frage stellen? Selbstzensur? Interessenkonflikt? – Dr. med. Martin Krivacek

 

Diese Corona-Modellierer modellieren weiter, aber nur total theoretisch mit einem Wirrwarr an Corona-Pandemie-Zahlen herum, und wir das gemein Fußvolk, wir sollen/müssen deren Modellierer-Endergebnisse glauben und diese als bare Münze hinnehmen. Augen zu und durch, heißt bestimmt deren Modellierer-Schlachtruf! „Maßnahmen, die keinem anderen Zweck dienen als dem, die mangelnde Effektivität bereits verhängter Maßnahmen zu kaschieren, sind Sanktionen, das heißt Strafmaßnahmen.“ (Ulrich Schödlbauer, *1951, deutscher Schriftsteller, Essayist & Literaturwissenschaftler) Vielleicht durchkreuzt dieser Krieg in der Ukraine dieses Hirngespinst von einer Impfpflicht; das ist zwar schrecklich und furchtbar, aber dieser Diktator Putin will diesen Krieg unter allen Umständen! – Klaus P. Jaworek

 

In der neunten Ausgabe der Zeit, die am 24.02.2022 erschienen ist, ist auf Seite sieben im Politikteil ein Interview mit dem Titel des Betreffs abgedruckt. Das Interview fand zwischen Andrea Kießling und Heinrich Wefing statt. Dabei stellte Letztgenannter Fragen zur einer „Impfpflicht auf Vorrat“ an die Dozentin der Ruhr-Universität Bochum.

Eine Frage thematisiert Medikamente, die es im kommenden Herbst gegebenenfalls geben wird und die ein Argument gegen eine mögliche Impflicht darstellen. Daraufhin meint Frau Kießling: „Und zur Frage der Medikamente: Das finde ich ein relativ schwaches Argument gegen das Impfen, weil ein Medikament nicht verhindert, dass ich mich anstecke und die Infektion eventuell weitergebe“. Diese Aussage blieb unkommentiert und das Interview wurde mit Fragen zu einem anderen Thema weitergeführt.

Es wird nun schon seit längerer Zeit öffentlich zugegeben, dass eine Impfung mit gegenwärtig verfügbaren Impfstoffen einzig und allein dem Eigenschutz dienen. Sie sollen vor schweren Verläufen schützen, nicht aber vor einer generellen Infektion und auch nicht vor der Weitergabe des Virus. Dennoch möchte die Befragte mit eben diesem Argument eine medikamentöse Behandlung anstelle einer Impfung abschwächen und so die Impfpflicht befürworten. Beim Lesen des Interviews habe ich mich sehr darüber geärgert, dass an dieser Stelle nicht weitergefragt wurde. Eventuell wird diese Nachricht aber dazu führen, dass Frau Kießling erneut zum Gespräch gebeten wird. – Kristina Jung

 


 

 

Leserbriefe zu „Schaffen wir das?“ von Nora Bossong

 

Ich strapaziere Ost und West an sich nur noch sehr ungern. Ihr Artikel ist sehr schön geschrieben, gleichzeitig reflektiert es meines Erachtens aber nur die rein Westdeutsche Perspektive. Jugendliche, die in der Zeit im Osten aufwuchsen, können die von Ihnen skizzierten Ausführungen glaube ich so ganz und gar nicht teilen. Natürlich kann man in so einem Artikel nicht immer alle Strömungen abbilden, dennoch möchte ich aber besonders in einem solche wichtigen Organ wie die Zeit, dieses wirklich nicht vernachlässigt wissen. Es reicht ja schon, dass die Zeit im Osten wirklich nur im Ostteil des Landes ankommt. – Karin Jordan

 

Vielen Dank an die ZEIT, dass sie Nora Bossong Raum für ihre großartige Analyse der vierten Nachkriegsgeneration gegeben hat. Ich hätte es nicht besser sagen können. „Die Geschmeidigen“ scheint ein treffender Titel für ihr Buch zu sein. Ich muss es mir schenken lassen. – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Zwischen allen Fronten“ von Nanna Heitmann

 

Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass die abgebildeten Militärpapiere eines Rekruten die Staatsbezeichnung SSSR tragen, was übersetzt Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken heißt. Die UdSSR gibt es nun doch schon lange nicht mehr. Sollten deren Dokumente wirklich heute noch in Donezk, Luhansk, Russland oder der Ukraine benutzt werden? – Gabriele Menzendorf

 

Bei dem gezeigten Militärausweis („ВОЕННЫЙ БИЛЕТ“) handelt es sich offenbar um ein Dokument der UdSSR, wie man an den Buchstaben CCCP („Союз Советских Социалистических Республик“) sofort erkennt. Die Bildunterschrift suggeriert, daß im Donbass heutige Rekruten mit solchen Ausweisen ausgestattet werden. Kann das stimmen? Ist es nicht viel wahrscheinlicher, daß der Eigentümer zeigen will, daß er schon zu Zeiten der UdSSR Soldat war? Wenn es so ist, verfehlt Ihre Bildunterschrift eine wesentliche Pointe. – Thomas von Schroeter

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir sind viel weiter«“. Gespräch mit Steffi Lemke geführt von Christiane Grefe und Petra Pinzler

 

Was mit in der Argumentation hier und insgesamt fehlt ist das Thema Anzahl Menschen. Vielleicht auch zu heikel für einen Politiker. Es gibt Studien die für 2 Mrd. Menschen die Ressourcen für ausreichend halten, aber nicht für 80 Mrd. Mit allem was dazu gehört: Lebensraum für unsere Mitgeschöpfe, eine Natur die sich selbst helfen kann. Keine Massentierhaltung. Überhaupt nichts mehr mit Masse. Auch hängt die Lebensqualität des einzelnen Menschen nicht davon ab, dass es möglichst viele dieser Spezies gibt. Natürlich kann man das nicht von jetzt auf gleich umsetzen, aber die Weichen in diese Richtung zu stellen könnte Hoffnung machen. Bedeutet Bildung, nachweislich ist die Vermehrungsrate gebildeter Frauen weltweit reduziert.

Beispiel Costa Rica versus Nicaragua. Verhindern von Kinderehen, Versklavung von Frauen als Gebährmaschinen,…. Es handelt sich also um eine weltweite Aufgabe. Und ein Ablassen von der irrigen Vorstellung, alles mit „technischen Errungenschaften“ bewältigen zu können, komme was da wolle. Der größte Stolperstein dürfte allerdings die Hybris des Homo Sapiens sein, der sich allen anderen Kreaturen überlegen fühlt. – Doris Thies

 

Es ist erfreulich, wenn in der neuen Bundesregierung alle Ressorts an einem Strang ziehen. Denn der Handlungsdruck in den Bereichen Klimawandel und Biodiversität ist hoch – manchmal wünscht man sich die preußischen Reformen Anfang des 19. Jahrhunderts zurück. Aber das geht ja im Zeichen der Demokratie und des Föderalismus, der persönlichen Freiheit und Selbstbestimmung nicht mehr.

Oder doch? Wenn man sich die Kehrtwende in der Verteidigungspolitik der Bundesregierung vom 27.02.22 infolge sieht, Ist eine Sondersitzung des Bundestages zur Einhaltung der planetaren Grenzen und was das für die Bundesbürger bedeutet und es ihn kostet, ebenfalls angemessen. Das Sonder“vermögen“ von 100 MRD Euro und die Kriegs-/Sanktionskosten werden den finanziellen Spielraum für die Durchführung der erneuerbaren Transformation erheblich einengen. Was ist aus der Streichung klimaschädlicher Subventionen von 60 MRD Euro/Jahr geworden, die dafür eingesetzt werden sollten und mehrheitlich der neuen Mittelschicht zu Gute kommen?

Leider ist davon kaum noch etwas zu hören. Fr. Lemke ist in ihren Aussagen wenig konkret und bewegt sich im Wollen/Sollen (in ZEIT GREEN bei Interviews nicht erwünscht) und für den Bürger seien keine großen Verhaltensänderungen notwendig. Grenzen bei Ernährung, Reisen und Wohnen möchte sie keine ziehen, da dieses „in der Gesellschaft längst passiert“. Dieses freiwillige Selbstbeschränkung einer auf Expansion ausgerichteten Spezies, ist wohl nur in einer urbanen Filterblase und bei Klimaaktivisten festzustellen, in meinem Umfeld (Vorpommern) ist davon kaum etwas zu spüren.

Die Wohnfläche pro Kopf ist aktuell auf 47 qm (1991: 35 qm)gestiegen, 44 % der Siedlungs- u. Verkehrsflächen in Deutschland sind versiegelt, bei einer jährlichen Zunahme von 170 Quadratkilometer. Vielleicht hilft der momentane Anstieg von Grundstück-/Material-/Zinskosten dabei, den Bauboom zu bremsen. Sonst sind Gesetze und restriktiver Ausweis neuer Baugebiete notwendig. Zum Thema Bodenversiegelung habe ich einen Ausflug zu einer im Bau befindlichen Windkraftanlage gemacht – der Bodenverbrauch für Standort/Zuwegung ist enorm wenn man die Onshore-Ausbaupläne + Anlagen/Leitungen summiert.

Wenn man die WKA dann noch in gerodete Wälder stellt, zeigt sich, dass der erneuerbare Umbau außer der Energiewende große und nachhaltige ökologische Schäden verursacht. Beim Reisen wird eine 25%ige Steigerung der Reisetätigkeit gegenüber dem Vorjahr prognostiziert – es scheint ein starker Nachholbedarf zu bestehen. Gefühlt scheint es in der Gesellschaft ein Anrecht auf eine Urlaubsreise zu geben. Solange keine weltweite Kerosinsteuer eingeführt wird, ist zu hoffen, dass die kompensierende CO2-Abgabe von ca. 24 €/T (verpflichtend einführen?) deutlich ansteigt.

Die hochsubventionierte Landwirtschaft ist ist Dank der Lobbyisten ein nur langsam zu steuernder Tanker – damit erscheint mir der Umbau auf 30 % ökologischen Landbau bis 2030 (8 Jahre!) utopisch. Dafür muss dann auch eine kaufkräftige Klientel (z.Zt. 2% vegan, 10 % vegetarisch) heranwachsen, die sich diesen „Luxus“ leisten kann – ich selbst bin froh, ein Gutteil der Lebensmittel selbst zu erzeugen. In meiner Region gibt es biologische Erzeugnisse in seltenen Hofläden zu horrenden Preisen.

Einige wenige Hersteller erzeugen aus ihren Produkten vegane Fertiggerichte für den gehobenen Markt. Ansonsten räumt die neofeudale Landwirtschaft weiterhin die Flächen aus, düngt fleißig (protestiert gegen Beschränkungen), baut Monokulturen (schlechter Boden) v.a. Mais, füttert die Kühe (im Stall mit Photovoltaik)/Rind und beheizt die Biogasanlagen, deren Abwärme die Atmosphäre erhitzt. Das waren nur einige Beispiele, die mir spontan zur komplexen Thematik einfielen und in der meiner Gesellschaft noch nicht passieren. Um die Bevölkerung in der Transformation mitzunehmen, bedarf es wahrer und klarer Aussagen und Vorgaben (Gesetze zur Steuerung) und einer wirksamen sozialen Kompensation. – M. Linder

 


 

 

Leserbriefe zu „Unterwegs ins Freie“ von Hanno Rauterberg

 

Der Mensch ist eine Form, die mit dem aufrechten Gang verbunden ist. Gehen ist die Existenzform, in der der Mensch die Einheit mit der Welt – mit den Elementen, mit der Natur, mit der Kultur – herstellen kann: ein individuelles ästhetisches Erlebnis, bei dem in der Bewegung die Grenzen von Raum und Zeit aufgehoben werden und Verbundenheit entsteht. Ein ausstellungsfähiges Kunstwerk entsteht so nicht.

Gehen ist ein Ankommen in der Fiktion der Einheit, in der Fiktion der Freiheit. Real ist der Mensch ein gesellschaftliches Wesen, verstrickt in Partikularität, Schuld und Abhängigkeit. Real sind wir begrenzt in Zeit und Raum. Das Politische an dem Konzept der walking artists: Ein Mensch, der geht, geht nicht auf im Kollektiv. Ein Mensch, der aufrecht geht, marschiert nicht in einem fragwürdigen geschichtlichen Auftrag. – Reinhard Koine

 

Danke für Ihren wunderbaren Text über die walking artists! Ich konnte regelrecht den Aufbruch, das Hinaustreten, Hinfortstreben und zeitlose Feigängertum spüren, ,nachempfinden, erleben. Ich würde daher kein Wort hinzusetzen wollen. Allenfalls drei Buchstaben streichen: hin. Denn durch die Reduktion wird die Quintessenz dessen was die walking artists wollen noch deutlicher: „Es geht (…) darum, sich selbst zu spüren, mit allen Sinnen dort zu sein, wo (anstelle Ihres: wohin) die eigenen Füße uns gerade tragen.“ Es geht um den Weg, nicht das Ziel. Es geht um das Gehen, nicht die Ankunft. Es geht um den Augenblick, das all-ein(s)-sein in der Gegenwart. Mit den Worten der Bibel: „Sei still, wisse, ich bin Gott“. (Psalm 46, 10). – Dr. Martin Gimnich

 


 

 

Leserbrief zu „Iran: Zweite Chance für das Nuklear-Abkommen?“ von Ulrich Ladurner

 

„Gute Nachrichten“ – im Ernst? Herr Ladurner hält es für eine „gute Nachricht“, dass die EU ein Atom-Abkommen mit dem die eigene Bevölkerung unterdrückenden Iranischen Regime schließt, das in der Vergangenheit zahllose Terrorakte unterstützt, wenn nicht initiiert hat und dessen erklärtes Ziel die Vernichtung des Staates Israel ist? Bezeichnend zudem ist die Täter- Opferumkehr, wenn er Israel als „den Todfeind der Islamischen Republik“ bezeichnet, so dass jeder Leserin, jedem Leser gleich klar ist, wer der eigentliche Aggressor im Nahen Osten ist, nämlich Israel. Ich finde das unerträglich! – Barbara Erbe

 


 

 

Leserbrief zu „EU-Lieferkettengesetz: Wird die Globalisierung gerechter?“ von Petra Pinzler

 

Ein Szenenbild Stellen Sie sich vor, ja Sie von der Geschäftsleitung der ZEIT, ein Grosskunde von Ihnen kündigt Ihnen die Geschäftsbeziehungen, weil Sie Kinder zum Packen und Versenden der Zeitungen einsetzen. Ihre Antwort wird einfach und klar sein Das ist mein Laden, und hier bestimme Ich. So un-gefähr können und werden die zukünftigen Gespräche wohl Verlaufen, wenn es um solche Punkte in der Dritten Welt geht. Diese Moralkeule Nimmt so manchen Familien die Existenz weg, aber das scheint uns hier Nicht zu interessieren, denn wir, ja wir hier im Westen sind ja die Guten. – Manfred Mengewein

 


 

 

Leserbrief zu „Immer schön gemütlich“ von Claas Tatje

 

Es ist ernüchternd zu sehen, wie wenig ambitioniert die Bemühungen der Bundesregierung sind, mit der EU ausgehandelte Regeln am Ende auch einzuhalten. Das schadet nicht nur dem Feldhamster, auch den Lehrern im Land ist mit dieser Haltung ein Bärendienst erwiesen. Können sich jetzt doch clevere Schüler, wenn sie einmal getroffene Klassenregeln nicht einhalten wollen, auf die Bundesregierung verweisen. – Klemens Hofmann

 


 

 

Leserbrief zu „Ewiges Kleben“ von Burkhard Straßmann

 

In Ihrem Artikel vermisse ich die wahrscheinlich älteste Methode lösbarer Klebeverbindungen: Heissleim, als Haut-, Fisch- oder Knochenleim. Damit arbeiten auch heute noch die meisten Musikinstrumentenbauer wie zu Stradivaries Zeiten. Der Leim kann, auch nach 100 Jahren, durch Feuchte und Hitze gelöst werden. Der Nachteil der kurzen Verarbeitungszeit wird bei z.B. Titebond durch Additive umgangen. Leider ist er nicht wasserfest, aber zumindest ökologisch eher unbedenklich. Ein alter Schreinermeister meinte, man könne Heissleim aus dem Leimkocher auch als Brotaufstrich nehmen. Ist ja nur tierisches Eiweiß. – Bernd Löhr

 


 

 

Leserbrief zu „Wem tut es mehr weh?“ von Ingo Malcher et al.

 

Falls die vorgesehenen Druckmittel der USA, der EU und von Grossbritannien Putin nicht so richtig beeindrucken können, sollten man den Oligarchen alle Konten sperren, ihre Besitztümer

konfiszieren und erst wider herausgeben, wenn sie nachweisen können, wie sie ihr gewaltiges Vermögen rechtmässig erworben haben. Schmerzhaft dürfte auch die Konfiszierung der Oligarchenjachten sein. Die Schweiz als Schaltzentrum des Welthandels mit Rohstoffen und als beliebter Bankenort für zweifelhafte Gelder und Vermögen sollte gezwungen werden, mit den

anderen Demokratien mitzumachen und nicht wieder abseits zu stehen. In der Schweiz haben Oligarchen Milliarden an Geld und Immobilien gebunkert. Das evtl. zu verlieren, könnte den Oligarchen wehtun. Nur darf nicht zu lange gewartet werden, bis das Vermögen verschwunden ist. – Jochen Wagner

 


 

 

Leserbrief zu „Bringt das Spaß?“ von Lukas Rietzschel

 

Vielen Dank für diesen Artikel. Er hat mir nicht nur ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert, sondern auch ein freudiges Lachen entlockt. Eine Antwort auf Ihre Frage was Spaß macht: Die Zeit zu lesen. – Franziska Ramsel

 


 

 

Leserbrief zu „Götzes Dienst“ von Alard von Kittlitz

 

Mit großem Erstaunen, ja, Befremden habe ich den Artikel von Alard von Kittlitz in der aktuellen „Zeit“ gelesen. Die Welt hat gerade ganz andere Probleme. Aber da die „Zeit“ „Götzes Dienst“ in dieser dramatischen Woche eine ganze Seite widmet, möchte ich den Artikel doch nicht unerwidert lassen. Das Staunen fing an mit dem Ort, an dem der Text stand. Wenn es um Kunst, Künstler und künstlerisches Urheberrecht ging – warum ist er nicht im Feuilleton erschienen? Hat es vielleicht etwas mit der fehlenden Expertise zu tun, die man dort erwarten würde?

Ein:e Kunstkritiker:in könnte und würde es sich nicht erlauben, in einem Streit nur eine Perspektive darzustellen; er oder sie würde das ganze, komplexe Bild darstellen, auf der Basis gründlicher Recherchen. Alard von Kittlitz aber lässt sich ganz und gar auf das „Narrativ“ von Valien ein. In diesem Fall trifft es der modische Ausdruck recht gut, denn es handelt sich um die Erzählung eines Betroffenen. Wenn es zum Beispiel stammt, was Valien sagt, dass er sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hat, ein Kunstwerk und kein temporäres Kinoplakat für jemand anderen zu malen, wenn er dann in die Paris Bar geht, um eigene Fotos zu machen und mit den Mitarbeitern dort spricht – wie glaubwürdig ist es dann, dass er keine Ahnung hatte, wer der Auftraggeber war, dass er nicht danach gefragt hat?

Bei dem Artikel ging es offenbar mehr um den Aspekt der Unterhaltung, wie der immer wieder aufblitzende Pennälerjargon suggeriert. (Sorry für den altmodischen Ausdruck, aber zu „Hirnschwurbelei“ und „scheißegal“ fehlt mir kein anderes ein.) Ich halte das für einen ziemlich problematischen Ansatz. Bei dem Streit um die Paris Bar-Bilder, wenn man ihn ersnst nimmt, geht es um viel, sehr viel. Wenn Gerichte die Perspektive von Götz Valien übernehmen würden, dass er der Urheber aller drei Gemälde ist, müsste die Kunstgeschichte neu geschrieben, tausende von Sammlungen in privater und Museums-Hand neu bewertet werden. Dieser Frage muss man sich schon etwas seriöser nähern, was auch bedeutet: fundierter.

Dass die Gerichte diese Perspektive übernehmen, ist ziemlich unwahrscheinlich. Bei der Diskussion im Haus am Lützowplatz am 16. Februar hat der Kunsthistoriker Hubertus Butin dargelegt, dass Künstler:innen seit Hunderten von Jahren – und erst recht und mit eigenem Ansatz bei der Konzeptkunst – die Ausführung von Werken an andere delegiert haben, ohne dass jemand auf die Idee käme, ihnen das geistige Eigentum abzusprechen. Kritisiert hat er nur, aus gutem Grund, dass Christie’s im ausführlichen Text zur Versteigerung des Bildes den Namen von Götz Valien als Ausführendem nicht erwähnt hat.

Ich habe mal Jeff Koons in seiner Werkstatt besucht. Dort standen und saßen Dutzende von Mitarbeiter:innen, die Gemälde nach seinen Vorlagen ausführten und Metallskulpturen glattfeilten, die dann unter dem Namen Jeff Koons ausgestellt wurden. Weil er die Idee hatte, und es diese Skulpturen ohne ihn und diese Idee nicht gäbe. So, wie es das Paris Bar-Bild ohne Martin Kippenberger nie gegeben hätte. Dass seine Mitarbeiter:innens so schön und sauber feilen können – macht sie das zu besseren Künstler:innen als Koons selbst? Genau das ist es, was Götz Valien sagt und was Alard von Kiuttlitz unwidersprochen übernimmt, als er erklärt, wie sauber und präzise er abgemalt hat: „,Die Maler, die so was überhaupt hingekriegt hätten’, sagt er, ,die kann man an einer Hand abzählen.’ Die Maler, die auf dem Bild zu sehen sind, gehören nicht dazu.“

Das erinnert mich an die Diskussionen meiner Kindheit, als es immer wieder hieß: Was Picasso macht, können meine Kinder genauso gut, ja, besser. Oder: Picasso kann ja gar nicht malen! Von Kittlitz hat sich offenbar so wenig mit dem Werk von Picasso wie dem von Kippenberger beschäftigt. Beide haben in jungen Jahren höchst realistisch gemalt – und sich dann aus künstlerischen Gründen weit davon entfernt. Die Arbeiten, die heute als wichtig gelten, sind nicht die realistischen der Frühzeit. Nur wer sein Metier beherrscht, kann sich davon lösen. Von Kittlitz aber scheint, mit Valien, ernsthaft zu glauben, dass Kippenberger die Firma Werner beauftragt hat, das Bild zu malen, weil er selbst nicht malen konnte.

Als hätte er es nicht dort in Auftrag gegeben, weil er genau das wollte, was die Mitarbeiter:innen der Firma so gut konnten: die Ästhetik der Kinoplakatmalerei. Ähnlich ahnungslos erscheint die Passage in der letzten Spalte, in der Valien sagt, er hätte Fehler „als Rache“ eingebaut, „zum Hohn für die Blindheit“. Wer sich auch nur ein bisschen mit Kippenbergers Werk beschäftigt, weiß, dass Fehler – zufällige ebenso wie absichtlich eingebaute – in diesem eine ganz zentrale Rolle spielen. Er hat sie geliebt! Kippenberger hat das Beuys’sche Bonmot „Jeder Mensch ist ein Künstler“ auf den Kopf gestellt: „Jeder Künstler ist ein Mensch.“

Und das sind Fehler: zutiefst menschlich. Ich habe mich gefragt, was wohl die Absicht hinter dem Artikel gewesen sein mochte. Götz Valien ist 62 Jahre alt, und noch nie haben sich überregionale Zeitungen wie „Die Zeit“, „FAZ“ oder die „Süddeutsche“ mit ihm als Künstler beschäftigt, wie sie es jetzt im Rahmen der Ausstellung tun. Nur hätte es diese ohne das Paris Bar-Bild und die Verbindung zu Martin Kippenberger – die der Titel, „Lieber Maler“ unterstreicht, um nicht zu sagen: ausschlachtet – wohl nie gegeben. „Marc Wellmann gibt zu verstehen, dass er eine eigene Valien-Ausstellung ohne den Kippenberger-Fall nicht ins Programm genommen hätte“, schreibt Nicola Kuhn im Tagesspiegel vom 19. Januar über den Leiter des Hauses.

Wenn nicht mal der Ausstellungsmacher selbst an die Qualität des von ihm präsentierten Künstlers glaubt – und zumindest was diese Bewertung angeht, scheinen die Kritiker:innen sich ziemlich einig zu sein –, worum geht es dann? Ich vermute, um Krawall. Um Sensationen. Um Aufmerksamkeit. Wenn Götz Valien als Künstler ernst genommen will, warum kreist er dann dauernd um Kippenberger? Am Ende hat Alard von Kittlitz mit seinem Artikel nur eine traurige Gestalt vorgeführt. – Susanne Kippenberger

 


 

 

Leserbrief zu „Lawinenversteher“ von Christian Schüle

 

Der Lawinenversteher ist ein Mann, der inden italienischen Alpen im Schnee herum stochert, damit Freerider gefahrlos ihrem gefählichen Sport nachgehen können. Und wenn dann doch mal eine Lawine losdonnert, dann hilft nur noch der Hund mit dem Fässchen.Darin ist eigenltlich Rum. aber füt Italiener sicher auch Grappa, Na dann salute, – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbriefe zu „Glück allein“ von Martin Machowecz im ZEIT Magazin

 

Heute las ich den Beitrag „Wir bauen“ im ZEIT MAGAZIN N° 9 2022. Allerdings nur bis Seite 20. Dort steht der Satz: „Das Bauen an sich verbrauche mehr CO2 als 50 Jahre Wohnen“. Mit Verlaub: Das ist Schwachsinn! Ich weiß „hoher Verbrauch“ klingt immer sehr populär. Sollte man da nicht sehr viel mehr bauen? Idealerweise mit mit Be-ton. Leider musste ich ähnlich unsinnige, linksideologisch geprägte Beiträge zu den Themen Klimawandel und Umweltschutz in der Qualitätspublikation „DIE ZEIT“ schon häufig lesen. – Paul Gerhard

 

Ich freue mich für Sie, dass Sie sich für den Eigenheimbau entschieden haben. Genießen Sie es, sich frei entscheiden zu können, wie sie was wann machen möchten oder eben auch nicht. In dem Artikel versuchen Sie die Vor- und Nachteile, Probleme, … ausführlich zu beschreiben. „Weil ich aus Ost-deutschland komme, gehöre ich überhaupt zur ersten Generation, die die Chance hat, ein eigenes Vermögen aufzubauen.“ Da frage ich mich, in welchem Umfeld Sie aufgewachsen sind. Es gab in der DDR sicherlich wenig Millionäre, aber doch etliche Hausbesitzer.

Ich war mit 25 Jahren 1979 mit dem Studium fertig und habe in Ketzin/Havel angefangen zu arbeiten. Arbeitsweg für mich und meine Frau je 2 km. Krippe, Kindergarten, Schule, … alles kein Problem, auch ohne Fahrzeug. 1981 haben wir uns entschieden, ein Eigenheim zu errichten. Dafür gab es Kredit von der Sparkasse 0% und 4%, eine Pauschale 10.000 Mark vom Betrieb, ein Grundstück 500 m² kostenlos für 99 Jahre vom Staat verpachtet (was wir 1990 für 1 Mark der DDR/m² gekauft haben – Modrow-Gesetz). Es gab große Probleme der Verfügbarkeit von Materialien, Arbeitskräften, Transportkapazitäten, ….

Von Mai 1982 bis Ende 1984 haben wir gebaut. Hatten Fliesen, Parkett, Zentralheizung (Kohle), Klärgrube, Hand-werker(!)… beschafft und sind im Januar 1985 glücklich eingezogen. 1990 sind mit der Währungsuni-on unsere Schulden halbiert worden, aber alle Zinsen schlagartig auf 8,5% gestiegen. Zum Glück galt weiter der alte Kreditvertrag, so dass wir immer dann, wenn wir etwas Geld übrig hatten, eine Son-dertilgung machen konnten. Nach 1990 haben wir natürlich etliches modernisiert: Gasheizung 1992, Abwasseranschluss, gut isolierte Fenster inkl. Alu-Jalousien, neue Türen, Alu-Dach, ….

Wir haben es geschafft, jedes Jahr den Urlaub zu genießen und das Geld nicht nur für unser Haus, sondern für Rei-sen, Kultur, Ausbildung der Kinder, … auszugeben. Meine Eltern haben in den 50-er Jahren in Ba-belsberg mit der AWG „Karl Marx“ ebenfalls ein Haus auf einem 500 m² Grundstück gebaut, in dem sie zur Miete wohnten und das sie nach der Wende gekauft haben.

Meine Großeltern in Sandau/Elbe haben in den letzten Kriegstagen 1945 ihr Haus beim Kampf der Alliierten mit der Deutschen Armee verloren und nach dem Krieg wieder aufgebaut mit Stallanlagen für Kühe, Schweine und Hühner. Meine Großeltern in Kalbe(Milde) hatten eine Bäckerei betrieben, die sie in den 60-er Jahren ver-kauft haben und gegenüber ein Haus gekauft mit einer großen 5-Zimmer-Wohnung, unten 300 m² Schuhgeschäft, Stallanlagen für Schweine und Hühner. – Klaus Rozinat

 

Selbstredend können Sie machen was Sie wollen, aber wenn ich schon lese, daß Sie vor dem Rasenmähen jetzt schon zittern, dann wäre für Sie wohl eine Etagenwohnung/Terrasse mit Hängematte u. Kübeln angesagter. Ich bin sowieso der Meinung, daß 40 % der Gartenbesitzer selbigen nicht verdienen, weil sie nicht wissen, was sie eigentlich damit anfangen sollen – Rasenfläche…….wollen Sie Golf spielen? Und sowieso keine Zeit. Alternativ Schottergärtchen?

Da hat man kaum Arbeit, außer evtl. das Laub von den Steinchen zu bekommen (Bläser?) Alles ein Problem. Sie sind noch zu jung, um Garten als Bereicherung zu schätzen, denke ich, das kommt erst mit den Jahren. Fragen Sie mal bei der Kollegin Stefanie Flamm nach, was man wie im Garten macht – Staudenbeete, alternativ wilde Wiesenblumen wachsen lassen. Sieht hübsch aus u. tutwas für die Biodiversität! und: man muß nur einmal im Jahr mähen! Nix für ungut. (Leider habe ich nur einen Balkon – für mich absolut lebensnotwendig) – Susanne Hüttner
Die Argumente „Niederschlag-Versickerung“ und „Vegetationszerstörung“ kann man leicht durch gute Planung auffangen: –         Bei der Gartenplanung vor der Bodenauffüllung mit Aushub eine große Drainageleitung unter dem Rasen und angrenzenden Bepflanzungen anlegen und die gesamte Haus-Regenentwässerung über einen Regenschacht in diese Drainage leiten. Das haben wir schon 1997/98 bei unserem Neubau in Münster-Roxel so gemacht und gleichzeitig die Regenwasser-gebühr bei der Stadt gespart. –       Wenn vorher dort eine öde (nur ein halbes Jahr lang genutzte) Ackerfläche oder Wiese lag, wird die Vegetation durch Anpflanzung von gut gemischtem Buschwerk, Bäumen, Frühling- und Herbst-Blühern etc. gegenüber dem vorherigen Zustand auch für Insekten und Vögel deutlich verbessert.

Und wenn Sie dann noch Zeit finden, zunächst eine „Nachbarschafts-Einweihungsparty“ zu ma-chen und später sich irgendwann einmal für Ihren neuen Wohnbereich zu engagieren (Sportverein, Feuerwehr, Heimat- und Kulturkreis, …) entsteht auch bald das gewünschte „Dorf“: Wir haben sehr viele nette und interessante Menschen kennen gelernt. Es besteht also kein Grund, ein schlech-tes Gewissen zu haben oder pessimistisch zu sein! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Herr Machowecz träumt davon, kein Geld mehr an einen Vermieter zu verschenken. Eine durchaus interessante Betrachtungsweise eines Geschenks, denn der Vermieter „schenkt“ ihm dafür immerhin ein Dach über dem Kopf. Der Traum kann aber Wirklichkeit werden: In einer Genossenschaft. Einer alten und doch sehr modernen Wohnform, in der alle Mieter auch ihre Vermieter sind. – Dr. Dietrich Tamm

 


 

 

Leserbriefe zum Wochenmarkt „GULASCH, FAST OHNE FLEISCH“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Jede Woche freue ich mich auf Ihr Rezept im Zeitmagazin! Erlauben Sie mir als Wienerin einen kleinen Hinweis zum Wiener Erdäpfelgulasch: es gehören noch 300g Wurst dazu! – Elisabeth Knothe-Wondrusch

 

Zum Wiener Erdäpfelgulasch ist anzumerken: ein echtes Wiener Erdäpfelgulasch kommt ohne Dille und ohne Creme fraiche aus. Und bei uns wird es üblicherweise mit Wurst zubereitet – Dürre, Braunschweiger oder Debreziner. Die vegetarische Variante mag nett sein, entbehrt aber den wahren Kick. Im übrigen sei angemerkt, dass die Rezepte von Frau Raether durchwegs langweilen. Sie sind, wie man in Wien sagt, zum Krenreiben. Früher waren wirklich gute Rezepte im Zeit-Magazin. – Klaus Luif

 


 

 

Leserbrief zu „Über einen Wutausbruch in der Öffentlichkeit und die Frage, wie man darauf reagiert“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

In aller Kürze: Ich bin bestürzt, dass Herr Martenstein sich veranlasst sah, seine Mitarbeit zu beenden. Es ist immer das Erste, was ich lese, wenn ich die Zeit aus dem Briefkasten geholt habe. Ich bin nicht immer seiner Meinung, freue mich aber ungemein an seinen gegen den Strich gebürsteten Artikel in einer Zeit, wo alles so lange abgewogen wird, dass es belanglos und langweilig wird. Schade, sehr schade. Wieder etwas anregend und unterhaltsames weniger. Diese Art Zensur, die sich aber nicht so nennen will, kenne ich noch aus DDR-Zeiten. Herr Martenstein sollte bleiben! – Agnes Pescheck

 


 

 

Leserbrief zu „Problemtuch“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Sie wünschen sich kopftuchtragende Richterinnen und Lehrerinnen. Sie begründen dies u.a. mit der Nonnentracht. Diese Kopfbedeckung ist Zeichen einer bewussten Abkehr vom gesellschaftlichen Trei-ben. Ein Vorbild für Frauen, die wir einladen wollen Teil unserer Gesellschaft zu sein, sehe ich in der Nonnenhaube nicht. Dass sie in der öffentlichen Wahrnehmung kein Ärgernis darstellt, liegt einer-seits an der Gewöhnung (gefühlt immer schon da, Muslima hingegen nicht). Andererseits sind Nonnen und Mönche sowieso nur selten im Straßenbild zu sehen, Klöster werden aufgelöst und Kirchen um-gewidmet.

Man könnte es als Emanzipation werten, wenn mit der Zahl der Klosterfrauen auch ihre strenge Kleidungsvorschrift aus dem Bewusstsein schwindet. Allgemein spricht gegen das Kopftuch, dass sich die unsere Gesellschaft in den letzten 50 Jahren von strikten Bekleidungsvorgaben gelöst hat. Auf älteren Fotos (Mitte 20. Jh.) sieht man vielfach noch Frauen mit Tuch, wenn auch nicht in Innenräumen. Es ist eine Errungenschaft, wenn sich, vor allem auch in Schulen, Parlamenten oder bei Gericht, alle ihrer Kopfbedeckung entledigen und sich offen gegenübertreten. Es ist ein Erfolg, dass das auch für Frauen gilt.

So wie man Jugendliche bitten wird, im Unterricht oder bei Tisch die Base-ballkappe oder die Kapuze abzunehmen, und bei Demos normalerweise ein Vermummungsverbot gilt, so sollte es auch selbstverständlich sein, dass sich auch aus religiösen Gründen in einer säkulari-sierten Gesellschaft niemand verhüllt. Unabhängig von der Weltanschauung sollten wir uns durch Sichtbarkeit gegenseitig Offenheit signalisieren. Gerne dürfte man ein solches Gebot auf Nonnen ausdehnen! Schließlich geht mit der Frau, die ihr Haar der Sichtbarkeit entzieht, auch ein unausge-sprochener Vorwurf an Männer einher:

Es ist ja eine sittliche Forderung, die vor dem männlichen Zugriff schützen soll. In einer zivilisierten Gesellschaft, die auf „Nein heißt Nein“ stolz ist, und in der Männer nicht übergriffiger sind als Frauen, irritiert es schon sehr, wenn dem Mann nun wieder eine vormoderne Gefährlichkeit unterstellt werden soll, sogar in Schulen und bei Gericht. Darüber war man schon hinweg. Dieses Kopftuch ist deshalb ein zivilisatorischer Rückschritt. – Peter Dahlhaus