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17. Februar 2022 – Ausgabe 8

Leserbriefe zu „Zwischen Krieg und Frieden“ von Marc Brost et al.

 

Sogar der ukrainische Präsident wundert sich und unsere rote Linie ist längst überschritten, wir fordern eine umgehende Einstellung der Kriegshetze der westlichen „Qualitätsmedien“. Die seit Monaten herbeigeredete „Krise“ ist eindeutig auf Wunsch der Kriegstreiber des militärischen-industriellen Komplexes der USA mit Hilfe der CIA entstanden. Rußland will weder in die seit Westanschluss wirtschaftlich am Boden liegende Ukraine noch in die nur mit Stützung des Westens lebenden baltischen Zwergstaaten einmarschieren, warum auch?

Warum beschwert sich der Westen über Manöver in Belarus und Rußland, die NATO und die USA stationieren völkerrechtswidrig Truppen in Osteuropa und führen Manöver durch, wo ist der Unterschied? Wieviele Truppen stehen eigentlich auf ukrainischer Seite an der russischen Grenze? Wir wundern uns dabei über das Verhalten der Grünen, die Existenz der Erde steht mit dieser Kriegsdrohung auf dem Spiel und die sog. Klimaaktivisten sielen sich in Berlin auf den Stadtautobahnen herum statt auf der A4 Ri Osten auf der US-Panzerspur?

Ein Panzer braucht ca. 550 l Diesel pro 100 Km. Wir sind nicht bereit, für diesen US-geführten Konflikt die wirtschaftliche Existenz Deutschlands aufs Spiel setzen zu lassen, da irrt Frau Baerbock. Wir fordern harte Sanktionen gegen die Kriegstreiber und eine sofortige Inbetriebnahme von Nordstream II, die die USA überhaupt nichts angehen oder sind diese immer noch unsere Besatzungsmacht? – M. Bucsis

 

„Für alle Europäer ist klar, dass nachhaltige Sicherheit nicht gegen Russland, sondern nur mit Russland erreicht werden kann.“ Darüber seien sich „alle einig in der NATO und in der Europäischen Union und deshalb müsste es möglich sein, eine Lösung zu finden.“ (Olaf Scholz, zit. nach Berliner Zeitung vom 16.02.2022) Ein Krieg mitten in Europa liegt weder im Interesse der EU, der Ukraine oder Russlands. Man kann Krieg herbeischreiben, genauso wie man mit einer fairen, sachlichen Berichterstattung den Weg dafür bereiten kann einen Konflikt zu entschärfen. Verunglimpfen, Verhöhnen und Dämonisieren einer der beteiligten Parteien trägt nicht dazu bei einer zufriedenstellenden Lösung näher zu kommen.

Es ist die NATO, die sich bis an die Grenzen Russlands vorgeschoben hat, und sie hat das getan obwohl Russland mehrfach darauf hingewiesen hat, dass es das als Bedrohung seiner Sicherheit sieht. Ich finde Leser einer seriösen Zeitung wie Die ZEIT haben das Recht auf eine Berichterstattung, die nicht nur die übliche Hybris und Arroganz des Westens wiederspiegelt sondern die eine differenzierte Darstellung des Konflikts bereitstellt. Dazu gehört, dass man alle Beteiligten mit Respekt und möglichst unvoreingenommen behandelt.

Billige Polemik und Propaganda sollten hier überhaupt keinen Platz haben, wer das möchte kann die Bild-Zeitung aufschlagen. Der freien Presse kommt hier eine große Verantwortung zu. Sie kann durch faire, objektive Berichterstattung helfen Konflikte zu entschärfen oder sie kann sich auf dieSeite derer stellen, die versuchen einen Krieg herbeizuschreiben. Ich hoffe, die ZEIT entscheidet sich für Objektivität, Fairness und den Frieden in Europa. – birgit moeller

 

Wann marschiert denn nun der Russe in die Ukraine? Ich möchte meinen Urlaub planen! Für Deutschland reicht ja die Feuerwehr von Moskau, wäre ein super Austausch auf unserem Gebiet nur schlecht wenn ich da gerade im Urlaub bin. – Andreas Fiedler

 

Politische Aktivisten wollen die Geschichte Europas auf den Kolonialismus reduzieren, Denkmäler stürzen, Namen ändern. Zeugen dieser geschichtlichen Tatsachen sollen offensichtlich aus dem Gedächtnis getilgt werden. In Russland ist dieses Ziel bereits erreicht. Warum ist der Blick auf die anhaltende gewaltsame Expansion des russischen Imperiums Finnland mit Annexion Kareliens, die baltischen Länder, Ostpolen, Moldavien, Ostpreußen; Kasachstan, Tadschikistan, Usbekistan, Sibirien ein Tabu? Wenn es um das „Haus Europa“ geht, um Frieden und Sicherheit, dann gehören zunächst einmal alle Fakten auf den ausreichend großen Tisch im Kreml. – R. Renaux

 

Ein paar Gedanken zur Ukraine-Krise: Problematisch finde ich, wenn Präsident Biden heute betont, „Ein Einmarsch der russischen Armee ist weiterhin möglich!!“ So? na klar! selbstverständlich! Selbst wenn die Russische Armee sich jetzt zurückzieht und die Amerikaner es überprüft haben, ob es Tatsache oder nur Bluff ist, ist es immer noch möglich! Problematisch ist, wenn die Menschen und auch die Politiker vor lauter Angst und Misstrauen sich wünschen: Die Möglichkeit eines Einmarsches muss erst ganz ausgeschlossen sein, erst dann sind wir beruhigt!

Solch eine Gedanken-Konstruktion strebt nach Sicherheit, erreicht aber das Gegenteil, nämlich verbleibende Angst vor Bedrohung. Denn die Gefahr eines Angriffs kann man nicht ganz ausschließen. Natürlich war es eine Bedrohung von Putin, sein Militär da so massenhaft aufmarschieren zu lassen, aber außer der Angst und dem Misstrauen ist doch auch die Frage sinnvoll: was will Putin? Und kann man das verstehen und eventuell glauben, was er sagt? Oder zumindest angemessen darauf eingehen? – Dr. med. Carl Rothenburg

 

Sie schreiben im 7. Absatz zu Scholz‘ drei Prinzipien: „Es kann nur noch eine europäische Ostpolitik geben – ohne deutsche Sonderbeziehungen zu Moskau“ Gegen dieses Prinzip verstößt Nordstream II – das wird aber nicht erwähnt. Später, nach Nennung der drei Prinzipien, „. . . kein Besucher des russischen Präsidenten soll im Gespräch mit Putin etwas anderes sagen, als es die EU oder die NATO in ihren Erklärungen tun“ Damit wird Europa mit der NATO gleichgesetzt. Ehrlich gesagt, mir wäre wohler zu Mute wenn es einen explizit Europäischen Teil der NATO gäbe, bei dem die USA erst einmal nichts mitzureden hätten. Und zweitens, wenn Waffenlieferungen der USA an europäische Lander nicht ohne Einverständnis der Europäischen NATO möglich wären. Letzte Frage: mit wem spricht sich eigentlich der NATO-Generalsekretär vorher ab, bevor er sich öffentlich äußert? Ich nehme an: immer zuerst mit den USA. – Uwe Mannke

 

Glauben Thumann und Co ernstlich, dass die steigenden Lebensmittelpreise in Deutschland etwas mit dem zweimonatigen Exportstopp von Ammoniumsulfat durch Russland zu tun haben? Mit solchem Unfug tut man dem Anliegen der Verteufelung Putins vermutlich keinen guten Dienst. – Dietmar Riedel

 

Ein Angriff russischer Truppen auf die Ukraine scheint unvermeidbar. Wie kann der Westen darauf antworten? Folgen endlich Taten? Glaubt man den Worten westlicher Politiker, sollte Putins Überfall auf die Ukraine härteste Konsequenzen für Russland zeitigen. Die wären 2014 schon angebracht gewesen nach der russischen Annexion der Krim und keine Appeasement-Politik á la Chamberlain 1938. Spätestens jetzt muss es aber richtig teuer für Putin werden, sonst wird er seine imperialistische Politik ungebremst forcieren. Es braucht die für Russland schmerzhaftesten Maßnahmen, die denkbar sind, auch wenn wir selbst dadurch gravierende wirtschaftliche Nachteile in Kauf nehmen müssen.

Ich hoffe, dass solche feigen Krämerseelen wie Scholz, Merz oder Söder überstimmt werden, die schon öffentlich erklärten, mit bestimmten Sanktionen wie z.B. mit dem Ausschluss Russlands aus dem SWIFT-Abkommen, könnten wir uns ins eigene Fleisch schneiden. Ja, meine Güte, dann schneiden wir uns eben auch etwas ins eigene Fleisch ! Aber für Putin wird es wesentlich schmerzhafter.

Was bedeutet schon eine leichte Einbuße an Wirtschaftskraft und Prosperität hierzulande im Vergleich zu dem unendlichen Leid, das den Menschen in der Ukraine zugefügt wird. Können sich solche Leute, die für eine „maßvolle Antwort“ auf Putins Aggression eintreten, eigentlich noch im Spiegel anschauen, wenn sie an die tausenden Toten und Verstümmelten auf beiden Seiten der Kriegsparteien, an das unermessliche Leid hunderttausender Eltern denken, die um ihre Kinder trauern?

Die Antwort auf Putins Verbrechen muss auch in einer Ächtung seines Regimes in allen freiheitlich verfassten Staaten der Welt bestehen. Es darf nur noch diplomatische Kontakte geben. Russlands Mitgliedschaft in sämtlichen internationalen Gremien muss ausgesetzt werden, ob auf ökonomischem, wissenschaftlichem, kulturellem oder sportlichem Gebiet. Keinerlei internationale Veranstaltungen dürfen mehr auf russischem Staatsgebiet stattfinden.

Touristische Reisen nach Putistan sind zu unterbinden. Die internationalen Sportverbände müssen russische Teilnehmer und Mannschaften vom Wettkampfbetrieb ausschließen. Auch Putins Wähler, die ja zu rund 60 % seine Gewaltpolitik unterstützen, müssen die Ächtung der freien Welt spüren und begreifen, in was für eine Isolation dieser Präsident ihr Land geführt hat. Nur so kann ein Umdenken angestoßen werden. – Karl-Heinz Rutsch

 

Wer will Krieg in der Ukraine? Woher weiß die US-Regierung eigentlich so genau, dass es in der Ukraine einen Krieg geben, bzw. Russand dort einmarschieren wird? Ich vermute deshalb, weil die Pläne, die sie den Russen unterstellen, ihre eigenen sind. Die Regie für das Szenario zeichnet sich ab: Die Kämpfe zwischen der Ukraine und den abgespaltenen Teilen intensivieren sich zusehends. Und wenn die Ukraine, bei diesen Kämpfen die Oberhand gewinnt, was zu vermuten ist, dann wird Russland mit großer Wahrscheinlichkeit aufseiten der Seperatisten eingreifen.

Und dann haben wir den Krieg Ukraine gegen Russland, deren weitere Folgen, auch für uns, keiner überblicken kann. Wenn der Westen, also auch wir, das nicht wollen, müsste man Druck auf die Ukraine und ebenfalls auf Russland ausüben, dass die vereinbarte Waffenruhe strikt eingehalten wird. Gegebenenfalls mit Einsatz z.B. von Blauhelmen. Dass solche naheliegenden Forderungen nicht gestellt werden, spricht nicht für einen Willen zum Frieden, wie er immer beteuert wird. – Achim Sauerland

 

Tischmöbel sind bekanntlich seit jeher exponierte Ausdrucksorte, zumal im Bereich der hohen Politik. Scholz, Putin und der lange Tisch versinnbildlichen mithin sehr genau die aktuelle Phase in der sogenannten Ukraine-Krise. Hinzu kommt die „reine Vorsichtsmaßnahme“ – die PCR-Testung – als Topping zu dem ohnehin massiv aufgeladenen Politikum. Der Konflikt ist freilich nach wie vor in einer fehlenden Verständigung begründet, mit der seit rund 30 Jahren ein erheblicher Vertrauensverlust zwischen den Völkern einhergegangen bzw. rekurriert worden ist.

Wenn also ein Gerhard Schröder, dessen bilaterale Reputation ich weder zu hoch, noch zu geringschätzen möchte, den offensichtlich zwei Herzen in seiner Brust und seiner unbestreitbaren Politerfahrungen folgend eine Vermittlerrolle einnehmen könnte, so wäre dies meines (naiven?) Erachtens eines Altkanzlers würdig. Überdies zeigt sich dieser Tage einmal mehr, was in der Politik zumeist den größten Raum einnimmt: Narrative schaffen, (andere) Schuldige suchen und Motivationen (er)finden, Scheinlösungen anbieten. Ganz wie im „richtigen“ Leben eben – leider. – Matthias Bartsch

 

Putin brauchte gar keine Maske… Das plötzliche und aufgeregte Entsetzen der NATO-Staaten über die „beginnende Invasion“ in die Ukraine ist entweder gespielt – oder aber ein erbärmliches Eingeständnis, bislang einer Gutgläubigkeit gegenüber Russland aufgesessen zu sein, die man als eine Illusion über die eigenen diplomatischen Fähigkeiten europäischer und amerikanischer Spitzenpolitiker und Berater attestieren muss. Es ist angesichts des Lobgesangs der selbsternannten Krisenbezwinger in Berlin, Washington und Paris auf ihr vermittelndes Können schwer zu glauben, dass man dort wirklich auf eine friedliche Lösung dieses Konflikts gehofft hat.

Nun wird doch tatsächlich offenbar, dass Moskau die hiesige Naivität genüsslich hintertrieben hat – allerdings ist kaum jemand so verwundert darüber wie Macron, Biden und Scholz selbst. Ihnen wurde ein Spiegel über das eigene Versagen vorgehalten, denn kaum ein Politiker dieser Welt ist verlässlicher unzuverlässig als Putin. Das hätte man frühzeitig erahnen können und wäre somit vielleicht nicht auf die Theaterinszenierung des Kremls hereingefallen.

Und so ist es ein Armutszeugnis für den Westen, aus dem Jahr 2014 nichts gelernt zu haben und darüber hinaus offenbar unfähig zu sein, das psychologische Spiel des russischen Präsidenten zu verstehen. Wer ernsthaft auf vergiftete Angebote des Friedens und die ausgestreckte Hand des Lächelns dieses Machthabers einschlägt, während dieser hinter seinem Rücken bereits für jeden Pragmatiker sichtbar das Messer zückt, hat wohl auch darauf vertraut, dass niemand eine Absicht hatte, in Deutschland eine Mauer zu errichten.

Es ist ja nicht das erste Mal, dass Putin den Globus an der Nase herumführt. Dennoch hat wohl selbst der deutsche Kanzler bis zum Schluss verkannt, dass sich Russland weder von Sanktionsandrohungen beeindrucken lässt, noch an der einvernehmlichen Beilegung der Ukraine-Auseinandersetzung interessiert ist. Dabei hat die Föderation schon viele andere Strafen geschluckt, denn die Oligarchen sind auch daran nicht zu Grunde gegangen. Sie beeindruckt die Armut in der Bevölkerung ebenso wenig wie die Aussicht auf wirtschaftliche Isolation. Putin lebt nicht in ökonomischen Zusammenhängen, sondern lediglich in geschichtlichen Visionen.

Seine Utopien einer Verschiebung von Grenzen auf die Zeit vor 1919 verkauft er dem eigenen Land als realistische und notwendige Ziele. Dank seines autoritären Staatsverständnisses gibt es keine Medien mehr, die seine Täter-Opfer-Umkehr entlarven könnten. Die von ihm heraufbeschworenen Ängste und Sorgen vor einer Bedrohung durch die westliche Allianz verfangen bei einer Mehrheit der Bürger letztlich auch deshalb, weil der Präsident seine verschwurbelten Irrungen und Wirrungen rhetorisch gekonnt als Wahrhaftigkeit und einzige Interpretation der sowjetischen Vergangenheit an den Mann bringt. Es ist daher weniger schrecklich und erschütternd, dass Putin seine kaltherzige Maske abgelegt hat. Viel eher entrüstet der traurige Umstand, dass er bis heute sein wahres Gesicht überhaupt nicht erst verdecken musste. – Dennis Riehle

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Freiheit, die wir meinen“ von Carolin Wiedemann

 

In ihrem Debattenbeitrag markiert Frau Wiedemann das Kernproblem nur am Rande, gegen Ende ihres Aufsatzes. Es ist nicht eine gesetzliche Regelung zur Transsexualität, die zu Überwindung festgefahrener gesellschaftlicher Strukturen führt. Neben den Begriffen Mann und Frau stehen mittlerweile bis zu sechzig verschiedene Kategorien geschlechtlicher Zuordnung zur Verfügung, schreibt Paula-Irene Villa, von der LMU München in „Gender – Eine soziale Tatsache von Natur aus.“ Das Thema ist längst im Mainstream angekommen.

Das Kernproblem ist die ungebrochene Herrschaft des Patriarchats. Patriarchalische Strukturen mit allen Merkmalen von Herrschaft und Macht, Abhängigkeit, Unterdrückung und Ausbeutung lassen sich bis in die Gegenwart in allen gesellschaftlichen Ebenen nachweisen. In Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Sport und vielen sozialen Lebensbereichen dominiert nach wie vor das Patriarchat. Damit geht eine strukturelle Diskriminierung der Frau einher. Patriarchat und Diskriminierung der Frau sind Vorder- und Rückseite der gleichen Medaille. – Bruno Fey

 

Ich möchte Mariam Lau ausdrücklich zustimmen und Carolin Wiedemann dezidiert widersprechen. Wer daran zweifelt, wie illiberal, ja beinahe totalitär die Transgender-Ideologie ist, bedenke, was Beatrix von Storch am vergangenen Donnerstag im Bundestag widerfahren ist.

Es ist doch absurd, was gerade in Deutschland geschieht: Die, die den Querdenkern (zurecht) Wissenschaftsleugnung vorwerfen, machen sich der “Biologieleugnung” schuldig. Denn das Verneinen der Tatsache, dass es zwei biologische Geschlechter gibt, beruht m. E. auf reiner Dekonstruktion. Simpelste biologische Tatsachen werden abgestritten und ein biologischer Mann zur Frau erklärt. Wer das anders sieht, äußert sich “menschenverachtend” und wird niedergemacht. Das eigentlich Erschreckende – und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass mir das als Beschäftigter im öffentlichen Dienst existentiell Angst macht -, ist das Phänomen, das Lauterbach ansprach, nämlich dass tatsächlich sämtliche Fraktionen außer der AfD der Intervention Hasselmanns applaudiert haben, zum Teil stehend!

Der Verstand des gefallenen Menschen ist wahrhaft verfinstert. Die Bibel prophezeit eine solche Entwicklung und spricht vom “Geist des Irrwahns”. Das Zauberwort der indoktrinierenden Gehirnwäsche der Gegenwart heißt “Wokeismus“, der auch einen Großteil der Parlamentarier des Deutschen Bundestages vernebelt hat. Ich fühle mich zunehmende fremd im eigenen Land. Gott sei’s geklagt. Disclaimer: Ich schreibe das als jemand, der sich die AfD ansonsten auf große Distanz hält. – Marcel Haldenwang

 

Bezugnehmend auf die Artikel a Die Freiheit die wir meinen von Carolin Wiedemann und b Wer ist eine Frau von Mariam Lau in ZEIT Nr. 5 muss ich mitteilen das bei rund 700.000 Transsexuellen Menschen in Deutschland eine Debatte geführt werden soll. Es ist völlig in Ordnung diese Menschen zu akzeptieren und eventuell liebevoll wie alle anderen Lebewesen zu behandeln. Was aber unbedingt bei der Diskussion mit berücksichtigt werden muss ist die Entwicklung dieser pränatalen Störung „Alle Fakten weisen daraufhin das diese Genderprobleme bereits in der Gebärmutter entstehen. „

Zitat Prof. Dick Swaab in >wir sind unser Gehirn S. 104 < Wenn dem so ist , wie auch die Studien von Ivanka Savic in Stockholm sowie die Forschungen des Dr. Ramachandran ergaben dann ergibt sich die Forderung nach frühem Unterstützen der schwangeren Mütter. Sie sollten also von stundenlanger Arbeit befreit werden und ihnen sollte eindringlich vermittelt werden das Stoffe wie Alkohol , Nikotin, Schlaftabletten und andere pharmazeutische Produkte die sexuelle Differenzierung beim Fötus stören . Diese Aufgabe ist für eine fortschrittliche Regierung eine weitere Aufgabe über die eine konservative Regierung wohl noch nie nachgedacht hat. – Hartmuth Kölling

 

Würden Sie sich darüber informieren, was ein solches Selbstbestimmungsgesetz in anderen Ländern (Kanada, Schottland….) bereits für negative Folgen für Frauen, Kinder und auch Homosexuelle zeitigt, würden Sie Ihre Zuversicht verlieren, was die „Freiheit“ für alle angeht. Natürlich wünschen wir uns alle eine solche Freiheit, aber wir werden sie nicht durch ein solches Gesetz erreichen und auch nicht dadurch, dass man seine „Gegner“ diffamiert, indem man sie als „rechte Agitatoren“ oder „konservative“ vermutlich „Alt-Feministinnen“ bezeichnet, da sie so sehr betonen, dass „junge Feministinnen“ für dieses Gesetz sind, dem widerspreche ich:

Bei Twitter oder Gettr sprechen sich sehr viele junge, linke Stundent/innen gegen dieses Gesetz aus und sind verzweifelt. Auch haben sich Lesben und Schwule von der geschlechtsidentitären Community abgespalten und die LGB Alliance gegründet, ich zitiere deren Aussage: “ Selbstbestimmung für Transpersonen ist Fremdbestimmung für alle anderen.“ Lesen Sie bitte hierzu: http://lgballiance.de/2021/11/27/stellungnahme-zum-koalitionsvertrag/ Solange nicht die Begrifflichkeiten geklärt sind, kann ein solches Gesetz nicht den Schutz von vulnerablen Gruppen wie Frauen, Kindern sowie Homosexuellen gewährleisten.

Ich zitiere ein Beispiel der Stellungnahme der LGB Alliance, das zeigt, wie absurd das Gesetz ist: „Geschlechtsspezifische und homosexuellenfeindliche Beweggründe werden wir in den Katalog der Strafzumessung des § 46 Abs. 2 StGB explizit aufnehmen. Die Polizeien von Bund und Ländern sollen Hasskriminalität aufgrund des Geschlechts und gegen queere Menschen separat erfassen. (S. 119) Diese Maßnahme begrüßen wir, doch stellt sich die Frage, wie das ohne eine abgrenzende Definition von homosexuell oder Geschlecht funktionieren soll. Wenn jeder jedes Geschlecht sein kann, wenn eine Frau, die nur Männer liebt, auf Wunsch nun schwul sein kann, wie kann Hasskriminalität nach Geschlecht und Sexualität erfasst werden?

Wie kann diese Maßnahme spezifisch sein? Aus genannten Gründen warnen wir dringendst vor der Einführung eines Selbstbestimmungsgesetzes.“ Und eben dies passiert auch in den Ländern, die solch ein Gesetz eingeführt haben. In Frauengefängnissen werden Frauen von Transfrauen vergewaltigt, diese Straftaten werden jedoch als von Frauen vergewaltigte Frauen dokumentiert! Wie sollte es auch anders sein… Ein weiterer Aspekt, den auch ich bedenklich finde: LGB ALLiance: „Wir halten diese Gesetzesänderung besonders für junge LGBs für sehr gefährlich und untragbar.

Jugendliche befinden sich noch in einer Findungsphase, viele LGBs berichten, dass sie sich in ihrer Jugend nicht für ihr Geschlecht stereotypisch verhielten und/ oder kleideten. Es ist oft ein Prozess, bis man vollständig akzeptieren kann, homosexuell zu sein. In dieser Phase sind Jugendliche besonders vulnerabel und anfällig für Ideen wie der, „im falschen Körper geboren“ zu sein. Um diesem Prozess der Auseinandersetzung mit der sexuellen Orientierung zu entkommen, kann es einfacher erscheinen, per Sprechakt sein rechtliches Geschlecht zu wechseln, um fortan als heterosexuell zu gelten. Dies ist zutiefst homophob und eine neue Art der Konversionstherapie.

Irreversible psychische und physische Schäden durch bspw. bereits genannte Operationen können die Folge sein. Zusätzlich macht dieses Gesetz lesbische bzw. schwule Safe-Spaces unmöglich. Wenn jeder Mann sich zur Frau erklären kann und sich somit auch als „Lesbe“ definieren kann, wird es zukünftig keine sicheren Räume für Lesben mehr geben. Lesbische Frauen können fortan nicht mehr wissen, ob nicht auch Männer anwesend sind (und selbst wenn sie es wissen darauf aufmerksam zu machen kann unter dem Offenbarungsverbot rechtlich geahndet werden) und somit wird der einst sichere Raum unsicher. Es besteht bspw. die Gefahr, dass männliche Gewalttäter dieses Prozedere ausnutzen, um sich Zugang zu lesbischen Räumen zu ermöglichen. Schon jetzt ist das ein Problem in der lesbischen Szene.

LGB wird die legale Grundlage entzogen, Heterosexuelle bzw. Leute des anderen Geschlechts aus unseren Räumen zu weisen.“ Auch die grüne Abgeordnete Eva Engelken, die sicher nicht rechts ist, spricht sich vehement gegen das Selbstbestimmungsgesetz aus, weil es Frauen- und Kinderschutzräume gefährdet. https://www.evaengelken.de/selbstbestimmungsgesetz-sieg-der-vielfalt-oder-backlash-fuer-frauen-und-kinderrechte/

Als Feministin habe ich mich mein ganzes Leben dafür eingesetzt Frauen, Minderheiten und vulnerable Gruppen nicht zu diskriminieren und ja, das Transsexuellengesetz sollte reformiert werden, aber nicht durch ein solch komplett unausgegorenes Gesetz. Reines Wunschdenken und Naivität hilft uns hier nicht weiter! – Hajnalka Kovac

 

Wollen wir die notwendige kritische Diskussion dieses Themas wirklich der AfD überlassen? Als Mitglied der Partei „Bündnis 90 / die Grünen“ bin ich irritiert und besorgt: Warum findet bisher keine breite öffentliche Diskussion zu dem Thema des geplanten Gesetztes über die „sexuelle Selbstbestimmung“ statt? Warum zum Beispiel kein „Pro und Contra“ in der ZEIT Rubrik „Streit“? Alle die sich bisher kritisch äußern, werden sofort von den InitiatorInnen in eine rechtsradikale, illiberale Ecke gedrängt, um sie zu diskreditiern und ihnen so die Argumentationsbasis zu entziehen, warum eigentlich?

Eine breite Diskussion ist dringend geboten. Es geht um um eine Abkehr vom Postulat der Naturwissenschaft, wenn behauptet wird, es gäbe keine biologisch geschlechtliche Zuordnung der Menschen in Männer und Frauen, sondern nur eine gefühlte. Es geht um eine tiefgreifende Veränderung der Persönlichkeitsrechte , wenn jeder Mensch den Status seines Geschlechtes beim Standesamt variabel wählen kann. Es geht um die Unterwanderung des Frauenschutzes, wenn Männer, auf dem Standesamt gemeldet als Frauen, in sämtliche (Schutz-)Räume von Frauen eindringen können.

Es geht um die Aushöhlung des Elternrechtes, wenn eine Einwilligung der Eltern durch die Entscheidung eines Familiengerichtes ersetzt werden kann, wenn minderjährige Jugendliche ab dem 14. Lebensjahr Ihr Geschlecht umwandeln wollen. Und es geht um einen Rückschritt im Jugendschutz. Eine Jugendliche oder ein Jugendlicher , im emotionalen Selbstfindungsprozess der Pubertät befindlich und dadurch oft verunsichert, wird sehr schwer über diese lebensentscheidenden Prozesse, die ab einem gewissen Therapiepunkt irreversibel sind, entscheiden können.

Zumindest kann frau das alles auch so sehen , wohlmerklich aus der grün-links -liberalen politschen Ecke kommend. Und nochmal: Wollen wir die notwendige kritische Diskussion dieses Themas wirklich der AfD überlassen? Eine sachliche, gründlich abwägende , unideologische Diskussion ist dringend geboten! – DIETLIND WERNER-WICKE

 

Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel „Die Freiheit, die wir meinen“ in DIE ZEIT vom 17.02.2022 gelesen. Die Selbstbestimmung des eigenen Geschlechts scheint ein folgerichtiger Schritt, nachdem mittlerweile jede(r) jede(n) heiraten kann und eingetragene Partnerschaften ebenso jede(r) mit jeder/m (allerdings noch mit Ausnahme heterosexueller Paare) eingehen kann. Doch wie sieht es dann künftig mit den Frauen- bzw. Männerwettbewerben im Sport aus, wenn jeder sein Geschlecht selbst wählen kann? Nach meinem Kenntnisstand ist es wohl zur Zeit sehr digital geregelt – in Frauenwettbewerben werden Teilnehmer(innen) stichprobenartig auf ein y-Chromosom getestet. Wird es gefunden, dann wird die vermeintliche Teilnehmerin disqualifiziert.

Wie sieht das künftig aus? Jeder hat ein selbstdefiniertes Geschlecht und gibt es dann einerseits Wettbewerbe für biologische Frauen und andererseits freie Wettbewerbe, an denen alle teilnehmen dürfen? Männer, die biologische Frauen sind, könnten dann frei entscheiden, wo sie teilnehmen. Frauen, die biologische Männer sind, müssten allerdings an den freien Wettbewerben teilnehmen. Oder gibt es dazu schon andere Überlegungen? Was meint Frau Wiedemann dazu? – Dr. Manuel Joiko

 

Die Entwicklung der Sexualität, d.h. der Austausch von Geninformation zwischen zwei Individuen derselben Art, ist der einer der Grundpfeiler auf dem sich das Leben auf dieser Erde entwickelt hat. In unserem menschlichen Alltag begegnet uns dieses Prinzip in der Form von Mann und Frau, deren Genotyp sich eindeutig voneinander unterscheiden lässt. Zu behaupten, wie dies von Frau Wiedemann kolportiert wird, dass man sich sein Geschlecht selbst aussuchen dürfen sollte, zeugt demzufolge von einem fundamental unterentwickelten Verständnis für biologische Zusammenhänge, vergleichbar mit der Leugnung, dass es COVID19 überhaupt gibt.

Wenn sich irgendeine öffentliche Person irgendwann mal in der Vergangenheit mit schwarzer Schminke in einen Schwarzafrikaner ‚verwandelte‘, kann jene sich vor ‚bashing‘ kaum mehr retten. Wenn sich andererseits Personen chirurgisch und pharmakologisch, und am Ende doch nur phänotypisch, in das andere Geschlecht verwandeln wollen, sollen wir diese Aneignung jetzt als Normalfall betrachten. Jede(r) soll glücklich werden wie sie(er) will. Dass jetzt aber ungefähr 1% der Bevölkerung den anderen 99% vorschreiben wollen wie die Begriffe ‚Mann‘ und ‚Frau‘ zu verwenden sind, zeigt nur die maßlose, unaufgeklärte Selbstbezogenheit dieser Gruppe. – Dr. Bernd Langer

 

Die gleich am Anfang vorgenommene Wertung des Transsexuellen Gesetzes als „diskrimnierend“ zerrt die Diskussion um das gleichnamige Gesetz sogleich auf eine moralische Ebene, noch bevor ein einziges Argument gebracht wurde. In die gleiche Kerbe schlägt Frau Wiedemann, wenn sie später von rechten Agitatoren spricht, die gegen Transmenschen hetzen. Dabei geht es in der öffentlichen Kontroverse zumeist ja nicht um betroffene Personen, sondern um weltanschauliche Denkschulen, die kritisiert werden.

Leider neigen diese Gruppen, wie Frau Wiedemann, immer wieder dazu, Kritik an ihren Vorstellungen sofort als Hetze, als tranphob, als rechts u.ä. zu bezeichnen. Sie spielen die Diskriminerungskarte und verrohen damit die öffentliche Auseinandersetzung. Das ist nicht in Ordnung. Frau Wiedemann geht es um Dekonstruktion. Um die Folgen kümmert sie sich weniger. Als sie vor einiger Zeit gefragt wurde, warum sie sich so für die Enttabuisierung für polyamouröse Personen einsetzt, also Personen, die mehrere Partner gleichzeitig haben, obwohl die Vielfalt der Beziehungesebenen erhöhten Stress für alle Beteiligten, inklusive Kindern, bringt, antwortete sie sinngemäß: weil das Modell der Kleinfamilie überwunden werden muss.

Es sei latent patriarchal und zementiere die Herrschaft des Mannes und habe außerdem eine Tendenz zum Kapitalismus. Das gleiche Argumentationsmuster zeigt sich auch in ihrem Beitrag: Unter dem Vorwand des Selbstbestimmungsrechtes verlangt sie eine völlige Freigabe der individuellen Wahl der sexuellen Identität, denn das könnte helfen das Patriarchat zu überwinden. Eine fixe Idee von Frau Wiedemann, die sich durch viele ihrer Arbeiten durchzieht.

Jeder kann jedes Geschlecht annehmen und das sollte der Gesetzgeber nicht länger erschweren, denn jeder könne selbst am besten wissen, welches Geschlecht zu ihm passe. Dass der Gesetzgeber sehr berechtigte Fürsorgeabsichten für sich in Anspruch nimmt, indem er kein falsches Signal setzen möchte, weil der Mensch oft überfordert ist mit solch existentiellen Fragen, und Hürden helfen, keine vorschnellen Entscheidungen zu treffen, will sie nicht gelten lassen. Dabei mehren sich anklagende Stimmen derjenigen, die ihr Geschlecht mit invasiven Eingriffen verändert haben, warum sie nicht besser aufgeklärt worden seien.

Kürzlich berichtete selbst die Emma über drei Personen, die durch die Hölle der entsprechenden Identitätskrisen gegangen sind. Rückgängig machen lässt sich da oft vieles nicht mehr. Das nimmt Frau Wiedemann ganz offensichtlich in Kauf, weil das höhere Gut für sie die Dekonstruktion ist, hier sogar die Dekonstruktion des Faktischen. Ich bin schon sehr der Meinung, dass die Bevölkerung ein Anrecht darauf hat, geschützt zu werden vor einer weltanschaulich begründeten Kontrafaktizität, die viele Menschen in die größten Tiefen stürzt.

Sicher ist es richtig, dass es genetisch bedingte Personengruppen gibt, bei denen von Geburt an eine uneindeutige Geschlechtszuordnung vorliegt, die selbstverständlich selbst über ihr Geschlecht entscheiden müssen. Das ist aber eine verschwindend kleine Gruppe gegenüber der explodierenden Transgenderwelle, von der Dr. Korte zurecht vermutet, ihr läge zum großen Teil ein zeitgeistliches Phänomen zugrunde.

Dafür wird er von der Transgender-Bewegung massiv attackiert. Nein, der Gesetzgebet kann sich hier nicht komplett raushalten, weil der einzelne Mensch geschützt werden muss. Eine Verlaufsstudie erbrachte, dass sich rund 80% der Jugendlichen, die durch eine Phase der Unsicherheit über ihr Geschlecht gegangen sind, am Ende klar für ihr Geschlecht entscheiden. Es wäre fatal, wenn der Gesetzgeber es zu leicht machen würde, hier vorschnell zu entscheiden. – Dr. Bernhard Olpen

 

Es ist keine Transphobie, wenn die Frage aufgeworfen wird, warum beispielsweise Körpergröße, Hautfarbe oder genetisch hervorgerufene Erkrankungen als biologisch bedingt anzusehen sind, nicht jedoch das Geschlecht. Es ist das biologische Geschlecht, dessenthalben Frauen weltweit unterdrückt, vergewaltigt, genitalverstümmelt zwangsverheiratet und auf vielerlei weitere Weisen verfolgt werden. Das Bestreiten der biologischen Geschlechtlichkeit des Menschen an sich bewirkt doch nicht, dass jeder Mensch, ob biologisch weiblich, männlich oder intersexuell, frei leben und seine Persönlichkeit entfalten kann. Dafür ist es erforderlich, dass wir es unterlassen, von dem biologischen Geschlecht Aussagen über sonstige Eigenschaften eines Menschen ableiten zu wollen. – Antje Langethal

 

Hier ein kleiner Auszug aus dem Buch „Alice hinter den Spiegeln“ (Lewis Carroll, 19. Jhd): „Wenn ich ein Wort gebrauche“, sagte Goggelmoggel in recht hochmütigem Ton, „dann heißt es genau, was ich für richtig halte – nicht mehr und nicht weniger.“ „Es fragt sich nur“, sagte Alice, „ob man Wörter einfach etwas anderes heißen lassen kann.“ „Es fragt sich nur“, antwortete Goggelmoggel, „wer der Stärkere ist, weiter nichts.“ Alice war zu verwirrt, um darauf noch eine Antwort zu finden.

Unter dem „Geschlecht“ verstehen die allermeisten Menschen das biologische Geschlecht. Davon gibt es, entgegen der Aussagen der Autorin, nicht „soviele wie es Menschen gibt“, sondern im Wesentlichen 2. Die sehr wenigen Ausnahmen bestätigen lediglich die Regel. Letztlich erlauben sich Aktivisten und Autoren wie Frau Wiedemann den Versuch, der Gesellschaft im Namen der „Freiheit“ einen Bedeutungswandel des Wortes „Geschlecht“ aufzuzwingen. Das ist wohl bequemer, als neue Begrifflichkeiten für die Individuelle Normalität von Transmenschen zu etablieren. Jeder darf füheln, was er will. Diese Freiheit geht tatsächlich soweit, dass man eine sogenannte Transfrau auch als Mann fühlen darf, der sich als Frau fühlt. Letztlich streben Queer-Gruppen erklärtermaßen die Abschaffung des Geschlechtsbegriffes an. Und so entsteht letztlich nur stumme Begriffslosigkeit. – Dr. Christian Voll

 

Kurze Frage. Im Artikel von Frau C. Wiedemann ihrer aktuellen Ausgabe, „Die Freiheit, die wir meinen“ schreibt die Autorin den Satz: „Dabei ist sie nicht nur durch die Naturwissenschaft widerlegt“. Sie bezieht sich auf die binäre Einteilung in „Geschlechterkorsetten“. Ich bitte sehr interessiert um eine Quelle zu der „naturwissenschaftlichen Widerlegung“. – Julian Probst

 


 

 

Leserbriefe zu „Bleibt dran!“ von Katharina Jakob

 

Was für ein wundervoller Artikel. Etwas mehr hätte Frau Jakob über die unglaubliche Intelligenz der Omnivoren schreiben können. Wie man sie, wenn richtig gehalten und erzogen, zu wohnungstauglichen Wesen umwandeln kann, wie sie lernfähiger sind als jeder Malinois und sauberer als Katzen, wenn man es ihnen erlaubt. Schweine sind nach den Primaten dem Menschen am Nächsten, dies wird allzu oft vergessen… Hätte ich einen genug grossen Garten, wären da neben meinen Hunden ganz sicher auch zwei Schweine, damit die Hunde wüssten, wie man sich benimmt. – Dr. med. vet. Dunya Reiwald

 

Immer wieder fällt mir auf, daß bei Diskussionen und Reportagen über Tierwohl und den Klimawandel (so auch im Artikel „Bleibt dran“), ein Aspekt offenbar ganz bewußt ignoriert wird und damit auch nicht angemessen in die Diskussion in Sachen Tierwohl und Klima einfließt: Der weltweite exorbitante Fleischkonsum und die katastrophalen Folgen für Menschen und Tiere, das Klima und die Natur! Es ist doch so: 1. ESSEN KANN ALLES ÄNDERN Die globale Nahrungsmittelproduktion (Fleisch und Fisch…) ist hauptverantwortlich für die Umweltzerstörung, bedroht das Klima, die Biodiversität und die Belastbarkeit der Ökosysteme.

Sie ist eine der bedeutendsten Ursachen für Treibhausemissionen und verschlingt 70% vom gesamten Frischwasserverbrauch auf der Erde. Der mehr als verantwortungslose Einsatz von Dünge- und sogenannten Pflanzenschutzmitteln tun ein Übriges um den „ökologischen Fußabdruck“ der Fleischerzeugung (und auch der Aquakulturen) immer größer werden zu lassen. Die industrielle Viehwirtschaft, also die Massentierhaltung von sogenannten Nutztieren, ist hauptverantwortlich für Treibhausgasemissionen!

Wird der Viehbestand weiter so gesteigert, dann wird bis 2050 etwa 80% (!) des Treibhausgasbudgets der Erde dadurch in Anspruch genommen.. (Institut for Agriculture and Trade Policy 2018) Überall (besonders in Brasilien und Südostasien) werden für die Gewinnung von Weideflächen Regenwälder gerodet oder abgebrannt – dadurch werden die Lebensräume für Tiere und Pflanzen zerstört und der Kohlendioxidausstoß steigt exorbitant! Oft heißt es, daß nachhaltig essen nur etwas für Besserverdiener sei – das stimmt jedoch einfach nicht, sobald man seinen Speiseplan zumindest größtenteils auf pflanzliche Ernährung umgestellt hat, wird die eigene Ernährung geschmackvoller, energiespendender, ressourcenschonender, nicht zuletzt wesentlich gesünder und deutlich günstiger!

Es ist ein guter Anfang von einem „normalen“ Hamburger auf einen Veggie-Burger umzusteigen, denn die Fleischproduktion ist die mit Abstand ressourcenvernichtendste und klimaschädlichste Variante der Lebensmittelprodukton! Abgesehen von der ethisch moralischen Komponente ist jede eingesparte tierische Mahlzeit ein persönlicher Beitrag gegen den Klimawandel! Es ist grundsätzlich möglich, auch eine noch moderat (!) wachsende Weltbevölkerung gesund zu ernähren, das geht aber nur, wenn wir unsere Ernährungsgewohnheiten und die Nahrungsmittelproduktion radikal hin zu pflanzlicher Kost ändern!

Jede und Jeder hat es in der Hand! Es ist höchste Zeit umzudenken, sich mit Ernährung als Quelle der Gesundheit zu befassen und jeden Tag ein Stück weit nachhaltiger zu leben! 2. Der Mensch führt Krieg gegen die Tiere und das auf allen Ebenen: Er zerstört ihre Lebensräume durch Brandrodungen, Vermüllung, Bebauung und Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Insektiziden! Er vernichtet die Ökosysteme durch Monokulturen, worin die Artenvielfalt keine Chance mehr hat, kein Vogel mehr singt (weil keine Nahrung und keine Brutmöglichkeiten mehr vorhanden sind), kein Insekt als Basis der Vogelnahrung mehr schwirrt, weil auch für diese keine Blume mehr blühen darf…

Tiertransporte durch halb Europa und darüber hinaus, bei Frost und Hitze, ohne ausreichende Versorgung mit Futter und Wasser und unter katastrophalen hygienischen Bedingungen… Folterungen in Laboren, keine artgerechte Tierhaltung, Kastenstände, Kälbertransporte bereits im Alter von 2 Wochen, Kükenschreddern, betäubungsloses Kastrieren, katastrophale Zustände in Schlachthöfen, Kälber – nur geboren um zu sterben, Delfinetöten als Kulturveranstaltung, Pelztierfarmen, sogenannte Wildtiermärkte, Massentierhaltung, ignorante Verbraucher und unfähige und unwillige Politiker, welche nur reagieren, wenn die Zustände in der Zeitung stehen, Stierkämpfe, Stopfleber als Kulturgut, und und und ..

Immer mehr Menschen beanspruchen immer mehr Flächen für sich, die Natur wird zubetoniert und „optimiert“ und die Artenvielfalt von Flora und Fauna schwindet zusehends.. Das rächt sich in zunehmendem Maße; denn die Natur beginnt sich zu wehren: Corona wird ein laues Lüftchen sein gegen das, was kommen wird, wenn der Mensch in seiner Ignoranz weiter auf Symptombekämpfung setzt, (in Sachen Corona ist Impfen angesagt und das wird auf Dauer nicht viel nützen, wenn Mutationen oder ein anderer Erreger auf Grund des Umgangs des Menschen mit Natur und Tieren auftauchen!), anstatt Ursachenforschung zu betreiben und dann sein desaströses Verhalten gegen Natur und Tiere ändert… Man muß sich wirklich schämen der Spezies Mensch anzugehören!! – Helmut Böpple

 

Es bleibt weiter eine unendliche Geschichte, das mit dem Tierwohl, auch wenn man irgendwelche Gütesiegel direkt auf das gehaltene Tier kleben würde! Eine artgerechte Tierhaltung, die gibt es nicht, denn der Mensch hält sich seine „Stalltiere & Co.“ immer so, das er mit dieser Art der Tierhalterei, die wenigste Arbeit hat. So wird schuppdiwupp aus der artgerechten Tierhaltung immer eine menschgerechte Tierhaltung und die Schweine bleiben weiter „arme“ Schweine! Tierwohl kann es nur geben, wenn der Mensch keine seiner Finger dabei mit im Spiel hat. „Rangel dich nie mit einem Schwein. Ihr werdet beide schmutzig. Aber das Schwein mag das.“ (Willy Meurer, 1934-2018, deutsch-kanadischer Pblizist, Kaufmann & Aphoristiker) – Klaus P. Jaworek

 

Danke für diesen Artikel! Es geht also: Tierschutz und artgerechte Tierhaltung und Umweltschutz, ein anständiger Verdienst für die Landwirt*innen und vertretbare Preise für die Verbraucher*innen sind miteinander vereinbar, jedenfalls in Finnland. Auch in Deutschland wäre das wohl machbar, wenn der Gesetzgeber und die Regierung den Tierschutz, die artgerechte Tierhaltung und den Umweltschutz priorisieren, den Im- und Export von Fleisch und lebenden Tieren, den Zwischenhandel und die Großschlachtereien marginalisieren und die Verbraucher*innen dafür sensibilisieren würden, dass auch Nutztiere fühlende Lebewesen, nicht Sachen sind und dass Fleisch kostbar ist und nicht täglich auf den Teller gehört. Hoffentlich bewirkt Herr Özdemir diesbezüglich deutlich mehr, als Frau Künast ihrerzeit erreicht hat. – Dr. Ulrich Willmes

 

Zu „Wurm“: warum geben Sie bei diesen schönen Bildern NIE den Massstab an?????; zu „Bleibt dran!“: Im Vorspan schreiben Sie, Schwanz abschneiden ist in der EU verboten.Auf der nächsten Seite schreiben Sie: „….. soll das kupieren von Schwänzen …… “ ????? Also bitte: Ist es verboten, oder soll es irgendwann verboten werden? – Manfred Uttenthaler

 

In Ihrem Beitrag beziffern Sie den pro Kopf Verbrauch von Schweinefleisch in Deutschland mit mit 46 kg. Diese Zahl ist falsch, wenn es um die menschliche Ernährung geht. Sie haben offensichtlich den gesamten Verbrauch auf den „Teller“ umgelegt. Der menschliche Verzehr beträgt z. Zt. 30 Kg/Jahr. – Hubertus Fehring

 

Wenn viele deutsche Landwirte sagen, dass ein „normaler“ Betrieb ohne Kupieren nicht möglich ist, dann sage ich das dies kein „normaler“ Betrieb ist! Wenn ein Schwein durch Kupierten 2/3 seines Lebens Schmerzen hat gehört dieser „normale“ Betrieb hinterfragt. Wollten wir nicht am Anfang der Pandemie vieles hinterfragen und nicht zum „vorher“ oder der gewohnten Normalität zurückkehren? – Oliver Wedlich

 

Leider werden in der Landwirtschaft oft die Ausnahmeregelungen genutzt um daraus die Regel zu machen, nicht nur beim Schwanzkupieren, sondern auch beim Abschleifen der Ferkel-Zähne in den ersten Lebenstagen oder bei der prophylaktischen Antibiotikagabe nach der Ferkelkastration und in der Hähnchen- und Putenmast oder bei der Sikkation („Totspritzen“ der Pflanzen vor der Ernte) häufig mit Glyphosat bei Mähdruschfrüchten, z.B. bei Lein oder Raps. Aber solange Gesellschaft und Verbraucher dies akzeptieren und auch nicht bereit sind mehr Geld für Lebensmittel auszugeben, wird sich nichts ändern. – Klaus Bock

 

Ist das wirklich ernst gemeint, so wie es in dem Text steht: Die Produzenten und die Politiker sind nur Männer, die Tierschützer und die Wissenschaftler nur Frauen? Ich kann das nicht glauben, sondern empfinde das als Versuch, Männer zu diskreditieren! – Dieter Lüghausen

 

Bei meinem ZEIT-Abo freue ich mich immer auf den Wissens-Teil. Diesmal war der sehr interessante Artikel von Katharina Jakob „Bleibt dran!“ über das Kupieren von Schweinen. Die Einstellung des dort genannten Schweinezüchters Timo Heikkilä zu seinen Tieren und den Haltungsbedingungen finde ich großartig. Mit meiner Firma wollen wir im Bereich der Tierhaltung die Hygiene verbessern und somit den Medikamenteneinsatz reduzieren. Im Bereich der Putenhaltung konnten wir bereits Erfolge erzielen und während der Mast die Sterblichkeit und den Medikamenteneinsatz reduzieren.

Mit Hr. Heikkilä würde ich mich gerne unterhalten inwiefern das bei der Schweinhaltung ein Thema ist. Leider konnte ich im Internet jedoch keine Kontaktdaten finden. Gibt es offizielle Kontaktdaten? Oder haben Sie Kontaktdaten, die Sie mir weiterleiten können? Wenn es aus Gründen des Datenschutzes nicht möglich sollte, wäre meine Frage ob Sie meine Kontaktdaten an Hr. Heikkilä weiterzugeben, damit er Kontakt zu mir aufnehmen kann? Vielen Dank. – Matthias Albert

 


 

 

Leserbriefe zu „Was jetzt?“ von Joschka Fischer und Sigmar Gabriel

 

Sehr peinlich, wenn selbst anerkannte Persönlichkeiten aus ihrer Denkblase nicht heraus finden. Das, was Kuba verweigert wurde, wird nun für die Ukraine gefordert. Warum ist „Finnlandisierung“ kein Weg zu Freiheit und Demokratie? Offenbar geht es um die Durchsetzung von Ideologien. – R Renaux

 

Was jetzt, warum schenkt die Ukraine die Krim nicht an Russland, das wäre für fast alle ein Vorteil, dafür gibt es noch den Friedensnobelpreis. – Klaus Küsters

 

Es muss an dem Brillentyp der beiden Ex-Außenminister liegen: ihre Verbindungen zu den USA sind so ausgeprägt, dass ihnen ein Anknüpfen an russische Interessen unmöglich ist. Zunächst einmal muss man erwähnen, dass die NATO ein Expansions-Instrument der USA ist, bei dem die Europäer nur wenig mitgestalten können: wieviel sie für Verteidigung ausgeben, und zu welchen Auslandseinsätzen (die kein Verteidigungsfall der NATO sind) sie Soldaten hinschicken.

Die Expansionistische Initiative liegt allein bei den USA: CIA-Personal aussenden, Waffen liefern, Aufstände anzetteln. Dazu kommt die Aufforderung der USA an die EU, solchen Ländern ein Aufnahmeangebot zu machen. Dabei wissen wir Deutsche, dass die USA uns nicht über den Weg trauen. Daher werden Regierungsmitglieder abgehört, mit „vertraulichen“ Informationen versorgt und geprüft, ob wir beim Umgang mit solchen Infos alles richtig machen.

In einem ARD-Interview mit Wolfgang Roth im Georgien-Jahr 2008 erinnerte Putin daran, dass die Europäischen Länder keine von den USA unabhängige Politik machen. Und wir können nicht anders, als das nur so zu interpretieren, dass Putin die NATO auseinanderdividieren möchte. Umgekehrt sorgt schon die USA dafür, dass Europa nicht richtig zusammen kommt, indem die osteuropäischen Länder im Zweifelsfall die „Willigeren“ sind. Ich habe noch keinen Kommentar aus den USA darüber gehört, dass Polen und Ungarn ihre demokratische Verfassung schleifen hin zu einem autokratischen System. Zusätzlich muss man die Waffenlieferungen der USA an die Ukraine als Vorstufe zum NATO-Beitritt ansehen. Würde Deutschland Nordstream2 aufkündigen und an die Ukraine Waffen liefern, wäre das wie eine Aufnahme in die NATO.

Der entscheidenden Frage aber, wie man mit einem autokratischen System wie Russland langfristig umgehen müsste, um Spannungen abzubauen, wird nicht nachgegangen. Die westliche Politik ist darauf angelegt, Russland wirtschaftlich auszutrocknen und politisch zu isolieren und letztlich Russland zu einem reinen Rohstofflieferanten zu machen. Das wird Russland nicht mit sich machen lassen, völlig unabhängig davon, wer da regiert.

Was den beiden Ex-Außenministern offenbar auch abgeht, ist ein kritischer Blick auf die USA. Wir erinnern uns an TTIP, ein Wirtschaftsabkommen zwischen USA und EU. Es wurde von Trump auf Eis gelegt. Seit dem kennen wir die USA als beinharten Verfolger eigener Interessen, zumal in einer multipolaren Welt China dazugekommen ist. Wäre nicht die Frage interessant, ob Europa nur mit den USA und Russland zusammen mit China ein Gleichgewicht herstellen können? – Uwe Mannke

 

Die Sicherheit Russlands ist gar nicht das wirkliche Thema, das Putin umtreibt. Wer die Situation des Westens realistisch einschätzt – und das traue ich den Machthabern im Kreml zu -, weiß, dass Russland vom Westen keine militärische Gefahr droht. Russlands Sicherheit ist nicht gefährdet. Gefährdet ist die Sicherheit des autokratischen Systems von Putin und allen, die von ihm profitieren: seine Gefolgsleute mit den Oligarchen, die ihm zugetan sind, der gesamte Sicherheitsapparat aus Militär, den offiziellen und den inoffiziellen Sicherheitsdiensten pp..

Diesem System droht in der Tat Gefahr, aber nicht vom Militär des Westens, sondern von der eigenen Bevölkerung in Russland selbst und in den Anrainerstaaten, die noch autokratisch regiert werden. Denn die autokratischen Systeme haben alle nur ihre eigenen Interessen im Blick, nicht die Interessen ihrer Völker. Das zeigt Putins völlig verkrampftes Verhältnis zu der Opposition im eigenen Land und zu dem demokratischen Aufbruch in den Nachbarländern: in Georgien, Moldavien, der Ukraine, in Belarus und jüngst in Kasachstan. Überall ist Putin dabei, mit seinem Militär, seinen „grünen Männern“ und seinem Propaganda-Apparat die Bestrebungen der Menschen nach Freiheit, Selbstbestimmung und Demokratie zu unterdrücken und zu destabilisieren. Denn je erfolgreicher diese Bestrebungen etwa in den Nachbarländern sind, desto mehr muss Putin ähnliche Entwicklungen im eigenen Land befürchten.

Was tun? Natürlich kann der Westen vieles von dem zur Deeskalation anbieten, was Fischer und Gabriel vorschlagen. Aber das entscheidende Problem, die selbstsüchtige Ausbeutung des eigenen Landes durch das autoritäre Regime und die Unterdrückung der eigenen Bevölkerung wird dadurch nicht beseitigt. Da das Regime über alle Machtinstrumente verfügt und vor Verbrechen nicht zurückscheut, wird man es wahrscheinlich nur überleben können, d.h. mit Änderungen kann man nur nach dem Ableben der Leitfiguren, hier also des Herrn Putin rechnen. Immerhin zeigen diese Entwicklungen allerdings, dass die Ideen des Westens doch nicht so schwach sind, wie es einige uns bisweilen einreden wollen. Wir müssen nur strikt darauf achten, dass wir diese Werte nicht selbst vergessen. – Dr. Wolf-Dieter Hauenschild

 

Die derzeitigen Konflikte an der russisch-ukrainischen Grenze bewegen mich sehr. Zum Glück gehört Ihre Zeitung zu den wenigen, die ein breites Spektrum von Meinungen abbilden, so auch in der letzten Ausgabe vom 17.2.2022 (Joschka Fischer, Sigmar Gabriel, H.Wefing). Es ist schön, dass es „Die Zeit“ gibt, bleiben Sie bei Ihrer Gründlichkeit und Ihren Differenzierungen! Ich freue mich auf die nächsten Ausgaben. – Peter Moldt

 

Den Gedanken, was Wladimir Putin zu seinem Handeln treibt, sei noch ein Gedanke hinzugefügt: Wie mag es dem russischen Staatschef im Hinblick auf unsere neue Regierungskoalition gehen, die den Ausbau der alternativen Energien um ein Vielfaches beschleunigen möchte? Muss ihm nicht Angst und bange werden, dass schon in naher Zukunft das „russische Gold“ Gas und Öl an Wert verliert und in absehbarer Zeit gar nicht mehr gebraucht wird? Vielleicht würde es zur Stabilität beitragen, den Aufbau alternativer Wirtschaftszweige in Russland zu unterstützen. – Ellen Specht

 

“Hat der Westen nach 1990 etwas falsch gemacht im Umgang mit Russland?” Natuerlich: 1. Putin den “Vertreter einer Regionalmacht” zu nennen; persoenliches spielt eine grosse Rolle, sicher doch bei einem so geltungsbeduerftigen Menschen wie Putin. 2. Russland aus G8 auszuschliessen. 3. Die Maidan-Revolte zu befeuern (Victoria Nuland). 4. Raketen nahe der russischen Grenze zu installieren, in Polen mit einer abwegigen Begruendung – dies diene der Abwehr eines moeglichen Angriffs aus dem Iran – , die natuerlich den Verdacht weckt, man habe Boeses im Sinne, das man nicht sagen will. 5. In der jetzigen Krise die russischen Forderungen nicht mal zur Kenntnis zu nehmen, so dass Lawrow sagt, er habe den Eindruck, mit tauben Leuten zu reden; dagegen erwartet Herr Stoltenberg noch die Integration der Ukraine in die Nato. – Hermann Weigmann

 

Mit Interesse habe ich den Beitrag von Sigmar Gabriel zur zukünftigen Energieversorgung gelesen. U. a. schreibt er: ‚…..werden Deutschland und Europa nach Wegen suchen, die Abhängigkeit von russischer Energie deutlich zu reduzieren und die Bezugsquellen zu diversivizieren. Das wird teurer als russisches Pipeline-Gas, aber diesen politischen Preis grösserer Sicherheit werden wir jetzt bezahlen müssen‘. Das ist eine sehr flotte Analyse, besonders unter dem Eindruck, dass unter seiner Ägide unser grösster Erdgasspeicher an Gazprom verscherbelt wurde, der jetzt im Winter mit russischem Gas ‚prall‘ gefüllt ist. Nach unterschiedlichen Quellen zwischen 4 und 11%! Dazu verliert er aber kein Wort. Passt wohl nicht zu seiner Attitüde vom wirtschftspolitischen Erklärer und den Preis zahlt ja ohnehin der Bürger. – Jürgen Klabinus

 

Zwei altgediente deutsche Außenminister räsonieren über den russischen Präsidenten und seine Ziele. Einig sind sich beide, dass es „Vladimir dem Großen“ um die Herstellung der Präponderanz Russlands auf dem wesentlichen Gebiet der früheren UDSSR geht und das das, trotz immenser und nachhaltiger westlicher finanzieller und militärischer Unterstützung der NATO instabile Gebiet der Ukraine am Ehesten in den russischen Machtereich einzuverbleiben sein wird. Dafür hängen aus Putinscher Sicht die „Trauben auch nicht zu hoch“. Denn, seine Gegenspieler im Westen, so z.B. die EU-Präsidentin Ursula von der Leyen, eignet sich aus dortiger Sicht nicht zur Großwildjagd. Das ist eher etwas für ein beschütztes Gehäge.

Und Gegner dieser Art hat der Kreml eigentlich noch nie gefürchtet. Dann die USA. Oncle Joe ist mehr wie in die Jahre gekommen und genießt die „Rauchenden Colts“ nur noch mit Pfeiffchen vor dem Fernseher. Europa hat gerade in den letzten zwei Jahren der Pandemie durchweg gezeigt wie krisenuntauglich Politik und Gesellschaft hier sind. Also, wen soll Russland fürchten? Das Land geht seinen Weg, da ist sich Putin sowieso sicher. Muss es aucu gehen, sonst droht im asiatischen Raum der Einbruch durch China. Kraftig schütteln am „Baum der reifen Früchte ist daher seine Devise“. Aus geostrategischer Sicht kann man diese ihm auch nicht verübeln. Machiavellistisches Denken gehört auch zur Staatskunst. – Dr. Detlef Rilling

 

Nette Betrachtungen über mit jahrelangen Ansagen entgleisenden Autokraten Mir fehlt die Handlungsebene. Die Tentakel des Systems Pution (sorry, Kraken! ) müssen aus der kritischen Infrastruktur der Europäer entfernt werden. notwendig in den Zukunfts- Programmen Deutschlands und der EU sind also – Verstaatlichung aller aussereuropäischen Anteile an europäischen Gasspeichern und Transportnetzen – Begrenzte Entschädigung auf Basis eines Restwertes dieser langfristig strandenden „Brückentechnologie“. – Regulierung aller Anbieter von fossilem Gas in Hinblick auf jahreszeitlich gestaffelte Mindestbevorratung. – Genehmigungspflicht und strikte Kontrolle über die EU verlassende Lieferungen und ausserdem bedarf es tiefgreifende Rechtsänderung für die Transparenzanforderungen und Kontrollpflichten bei Käufe von Immobilien und Beteiligungen und Beteiligungen. Die europäische Prosperität darf nicht weiter auf einem Geschwür von gewaschenem KGB/ Mafia-Geld wachsen. Viel zu tun . – Wolfgang Stidl

 


 

 

Leserbriefe zu „Dreifach naiv“ von Heinrich Wefing

 

Dieser Artikel mag aus der Sicht der gegenwärtigen, verfahrenen Situation schlüssig sein. Ich bin aber der Meinung, dass man nur dann Ansatzpunkte zur Lösung des Problems finden kann, wenn man weitreichender herangeht. Es werden die alten Fehler des politischen Agierens gemacht, nicht, weil man es nicht besser wüsste, sondern weil man es so will. Notwendig ist zu schauen, was war zuvor, welche Schritte haben dazu geführt, dass es jetzt so ist wie es ist. Wie kommen wir zu einer Verhandlungsposition auf Augenhöhe? Wenn man ernsthafte Lösungen für Konflikte suchen will, dann ist das Genannte eine Voraussetzung zum Gelingen. Ich möchte einen Strang aus der Fülle der Probleme herausgreifen, das verbale Mantra des Westens: „Jeder Staat hat das Recht, seinen eigenen Weg ohne Beeinflussung von außen zu gehen“.

Und wie sah die Wirklichkeit aus? –      1953 Putsch gegen den demokratisch gewählten Führer des Iran, Mohammad Mossadegh, durch westliche Geheimdienste (Grund: Verstaatlichung der Oelquellen, die im britischen Besitz waren) und Wiedereinsatz des Schahs Reza Pahlavi als Freund des Westens. Die Welt war wieder in Ordnung (nach westlicher Betrachtungsweise). Das Ergebnis dieser Politik sehen wir heute! –    Der Koreakrieg und der Vietnamkrieg mit Millionen von Toten steht in völligem Widerspruch zu o.g. Mantra und zum Völkerrecht. –  Der Einmarsch im Irak erfolgte mit der Begründung, dass der Diktator über ein Arsenal chemischer Waffen verfügt, was sich als Lüge herausstellte usw.

Ein weiterer Punkt: Machtpolitik und Demütigungen. Ich bin gewiss kein Freund von Putin, er ist auch sicher kein lupenreiner Demokrat, wie Gerhard Schröder ihn bezeichnete. Ebenso ist die Annexion der Krim völker-rechtswidrig. Aber, unabhängig davon, müssen wir uns fragen: wie viel Prägung aus der Geschichte steckt noch bei der Einordnung Russlands in uns? Wie gehen wir mit Begriffen um? Den russischen Bürgern der Ukraine (immerhin 20% der Bevölkerung) wurde ihre Sprache als offizielle Amtssprache aberkannt, die Russen, die auf der Krim leben, werden mehrheitlich als Separatisten bezeichnet usw.

Präsident Obama bezeichnete Russland ohne jeglichen Druck als Mittelmacht. Der US-Präsident Biden sagte, dass die Pipeline Nordstream II nicht kommen wird, wenn Putin sich nicht an Vereinbarungen hält. Welches Recht hat ein amerikanischer Präsident, über einen Vertrag entscheiden zu wollen, den andere Länder miteinander abgeschlossen haben? In diese Rubrik fällt auch die Vereinbarung der Siegermächte nach dem Fall der Mauer, die NATO nicht nach Osten zu erweitern (ja, es gibt nur eine schriftliche Notiz dazu, aber auch eine öffentliche Bestätigung dieser Vereinbarung durch den damaligen Außenminister H.D. Genscher, erst vor etwa 3 Wochen im öffentlichen TV gezeigt). Russland ist heute 30 Jahre nach der Wiedervereinigung fast komplett

von der ostanatolischen Küste bis zur estnischen Grenze von der Nato einge-schlossen. Welchen Wert hat ein gesprochenes Wort in diesem Zusammenhang? Wenn wir über Europa reden, reden wir meist nur über Westeuropa, obwohl dieser Teil nur etwas über 60 % der europäischen Fläche ausmacht, fast 40 % gehören zu Russland. Dies sind die kleinen, kaum erkennbaren Bausteine der Demütigungen, die ich meine. Die bisherige Machtpolitik des Westens mag kurzfristige Erfolge bringen. Langfristig werden schon heute neue Konflikte von morgen angelegt.

Ein dritter Punkt: die Spiegelung der Konflikte. Häufig merkt man erst dann die Facetten eines Konfliktes, wenn man die Seiten wechselt, die Probleme spiegelt. Stellen wir uns vor, Russland vereinbart mit Kuba, vergleichbar viele und schlagkräftige Waffen wie die Nato an der russischen Grenze stationiert hat, auf Kuba in Stellung zu bringen. Ich brauche die Folgen nicht weiter zu beschreiben, jeder hat aus Erfahrungen ein deutliches Bild vor Augen. Kritiker werden mir vorwerfen, dass etliche Aspekte des Konfliktes nicht ausreichend berücksichtigt worden sind. Das ist richtig. Mir ging es aber in erster Linie darum, auch die anderen Seiten, die allgemein in den Betrachtungen zu kurz kommenden Seiten zu beleuchten. – Peter Moldt

 

Sie schreiben Moskau, Peking und Teheran kümmern sich nicht groß um Abkommen und das Völkerrecht. Wie ist das mit Amerika? – Friedrich Küspert

 

Der russische Botschafter in Schweden hat nicht gesagt, dass er auf unsere Werte scheißt, sondern auf die Sanktionen des Westens. Das hat er auch gut begründet. Ein solch sinnverfälschender Fehler sollte in einem Leitartikel nicht vorkommen. – Siegfried Franitza

 

Unter der Headline „Dreifach naiv“, hält Heinrich Wefing der Ampel-Regierung auf der Titelseite der ZEIT „deutsche Defizite“ vor. Die Bundesrepublik sei energiepolitische abhängig, militärisch schwach und strategisch unklug. Denkt sich dieser Kommentator, dass Deutschland ohne Importe von Öl und Gas auskommen könnte? Vielleicht wie Frankreich mit „grünen“ Atommeilern? Das Land im Herzen Europas ist nicht nur von Russland, sondern seit Jahrzehnten unter anderen von Erdöl fördernden Scheichs abhängig. Das ist nichts Neues und wird uns vor allem dann bewusst, wenn die Preise steigen. Dass die Bundeswehr nicht gerüstet ist, sich in einem Krieg gegen Russland zu behaupten, ist (80 Jahre nach Stalingrad) mir eher sympathisch.

Es ist die Allianz der NATO, die uns verteidigen müsste, wenn wir – warum auch immer – angegriffen würden. Und was, bitteschön, ist am strategischen Vorgehen der Diplomatie falsch, Herr Werfing? Auf der linken Titelseite meiner ZEIT wird gegen die neue Regierung gelästert und ihr Wehrlosigkeit unterstellt. Auf der rechten Seite erteilt Miriam Lau dem neuen CDU-Strategen Merz den Ratschlag, sein Heil in der Mitte zu suchen. Und ich frage mich nach dem tieferen Sinn der Schlagzeile „Es ist nie zu spät“. Begleitet wird sie auf den folgenden Seiten von Antworten auf die Frage „Was jetzt?“.

Die früheren Außenminister Fischer und Gabriel geben sich die Ehre. Ganz nett. Aber ist es nicht die erste Frau auf dem Außenposten, die Grüne Baerbock, die eine Antwort darauf geben müsste? Befremdlich finde ich die unverschämte und leider unkommentierte Feststellung eines Ardem (20), Tischler aus Kiew, die deutsche Position gegenüber der Ukraine sei „so weich“, weil die Regierung in Berlin von Russland mit Geld bestochen worden sei. Die ZEIT-Ausgabe gibt mir Rätsel auf. Bin auch ich „dreifach naiv“?

Noch etwas fiel mir auf: Den Beitrag von Christoph Drösser (auf Seite 38) darüber, ob der Kugelschreiber die Handschrift verderbe, ist zwar hoch interessant, aber ziemlich abwegig. Es ist nicht die Frage, ob wir mit Federhalter oder Kugelschreiber schreiben. Es ist die Tastatur unserer Computer von Tablet bis Smartphone, die uns die Schrift diktiert. Und es ist die Kommunikation mit „Emoticons“, die für eine ganze Generation eine neue Sprache schreibt – nein, sie zum Pikto- oder Ideogramm verkürzt. – Reiner Trabold

 

Mit einer ökologischen und feministischen Außenpolitik wird die Ampelkoalition in dieser Welt nicht sehr weit kommen, so löblich das ist. Auch mit Autokraten vom Schlag Wladimir Putins muss die Koalition auf Augenhöhe verhandeln können. Putin versteht nur eine Sprache, die Sprache der Stärke . Nur mit Stärke und glaubhafter Geschlossenheit können der Westen und Deutschland Putins Erpressungsversuche und sein Machtstreben noch einhegen. Ich habe die Pressekonferenz von Wladimir Putin und Olaf Scholz live mitverfolgt. Dafür, dass Deutschland gegen Russland scheinbar nicht viel in der Hand hat, hat sich Olaf Scholz sich für mein Empfinden erstaunlich gut geschlagen.

Der wunde Punkt bleibt die Abhängigkeit Deutschlands von den russischen Gaslieferungen. Für Putin ein hervorragender Pluspunkt bei den Verhandlungen und so verpasst er auch nicht die Chance – und mit Blick auf die explodierenden Energiepreise in Deutschland – auf sein angeblich fünfmal günstigeres Erdgas zu verweisen. Auch Putin allein hat keinen Einfluss auf die Weltmarktpreise für Gas und seine „Kalkulation“ dürfte frei erfunden sein. Olaf Scholz vermeidet weiterhin, Nord Steam 2 wörtlich zu benennen und erklärt es zum wirtschaftlichen Projekt. Das ist schon richtig und die Verträge zu Nord Stream 2 wurden vor vielen Jahren geschlossen. Dennoch ist Nord Stream 2 schon immer von hoher politischer Relevanz gewesen und nun muss sich die Ampelkoalition damit auch ehrlich befassen.

Gleiches gilt für den „Problemfall“ Bundeswehr. Seit vielen Jahren ist die Bundeswehr kaputtgespart worden und die deutsche Politik hat sich zu sehr auf die NATO und die USA als militärisch Verbündete verlassen. Auch davor wird die Ampelkoalition nicht dauerhaft die Augen verschließen können und muss ihr außenpolitisches Handeln nach den Realitäten ausrichten. Speziell für die Grünen dürfte dieses einen harten Lernprozess bedeuten.

Um eine „bessere“ Welt oder ein „besseres“ Deutschland zu schaffen reichen keine frommen Sprüche, es müssen Taten folgen. Deutschland hat viel zu bieten. Ganz besonders, was technische Innovationen z.B. im Energiesektor anbetrifft, und Deutschland ist wirtschaftlich stark. Auch das sind die Hebel, die die deutsche Außenpolitik nutzen sollte. Heinrich Wefing hat recht, darauf zu verzichten, wäre falsch, nicht nur Russland gegenüber. Ob Putin in der Ukraine-Krise nur blufft, wird sich bald zeigen. Eines steht aber fest, unbeschadet würde auch sein Land einen Einmarsch in die Ukraine nicht überstehen. – Regina Stock

 

Es wäre doch viel ehrlicher Putin gleich einen Diktator zu nennen anstatt den Begriff Autokrat zu benutzen, der auch die Selbstherrschaft meint, aber viel harmloser klingt und einen glauben macht, dass dieser Typ Gewaltpolitiker eigentlich gar nicht so schlimm ist. Ein Blick auf seine Taten, oder besser Untaten, seit mindesten 2014 gegenüber der unabhängigen Ukraine, macht aller Welt klar, dass Putin seine Absichten gegenüber dem Nachbarland im Stil einer totalitären Großmacht verfolgt und es daher mit den gleichen Mitteln versucht wie jeder x-beliebige Diktator vor (und) nach ihm.

Seine unverhohlene Drohung mit dem geballten militärischer Aufmarsch an der Grenze der Ukraine und die seit Jahren Land und Leute zermürbende Einmischung im Donbass sollen die Regierung in Kiew zwingen, dem Usurpator ein gehorsamer Befehlsempfänger zu sein -ähnlich wie Belorussland unter Lukaschenko. Der Unterschied ist nur, dass Belorussland ebenfalls von einem Diktator regiert wird, die Ukraine hingegen von einer demokratisch gewählten Regierung. Putins geschichtliches Verständnis oder gar Anspruch, das Staatsgebiet der früheren UDSSR dem heutigen russischen Staat wieder einzuverleiben und damit die Abspaltung mehrerer kleiner Länder nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaft rückgängig zu machen, hat mit Russlands Geschichte wenig zu tun.

Obwohl es eine enge Verbindung zwischen Russen und Ukrainern gab und gibt, darf das kein Grund für den Größenwahn eines diktatorischen Machtpolitikers sein, in der unabhängigen Ukraine brutal seinen Willen durchzusetzen. Schlimm getroffen ist die dortige Bevölkerung die seit Jahren in Kriegs- und Zukunftsangst leben muss. Ganz zu schweigen von den enormen Kosten die solche Instabilitäten samt kriegerischen Aufmärschen beiden Staaten kosten. Die Menschen in beiden Ländern haben das nicht verdient. Nur hat die Ursache dafür nur einen Namen : Putin Herrscher-Phantasien.

Deutschland glaubt, ein besonderes Verhältnis zu Russland sei den Folgen des zweiten Weltkrieges geschuldet. Was zu verstehen ist da die meisten Kriegstoten Russland zu beklagen hatte nachdem Deutschland unter Hitler den barbarischen Krieg entfesselte. Neben den Juden wurden auch die Slawen als rassisch unterlegenes und damit minderwertige Volk von Hitlers pseudowissenschaftlichen Rassekundlern so klassifiziert. Der riesige russische Raum sollte ja nach dem erfolgreichen Eroberungsfeldzug von deutschen Herrenmenschen besiedelt werden. Dieses Wissen der Deutschen um ihre Vergangenheit und den Verbrechen unter Hitler hat nur leider zu einer bequemen Verdrängung von politischen Realitäten und daraus entstandenen Verpflichtungen in der Nachkriegszeit geführt.

Die deutsche Politik kann aber nicht ewig mit dieser Vergangenheit eine Alibi-Funktion künstlich am Leben halten. Politisch hat uns Deutsche das nämlich steril und impotent gemacht. Ganz zu schweigen von einer fehlenden Identität -die den anderen europäischen Völkern zu eigen ist. Wir können deswegen nicht Putins Politik gegenüber der Ukraine verharmlosend abhaken und in dem Glauben verharren, Gasimporte und Exporte von Industriegütern nach Russland seien für Deutschland viel wichtiger.

Die Deutschen haben Hitler kennengelernt und wissen nur zu gut was ein Diktator dieses Kalibers in der Weltgeschichte anrichten kann. Mit Blick auf Putin können wir Deutschen ohne Skrupel und falsche Schuldgefühle sagen : Dieser russische Gewaltherrscher hat Ähnlichkeit mit Hitler. – Klaus Reisdorf

 

Natürlich sind Kommentare keine Information, sondern begründete Meinungsäußerung, die einen (mitunter zugespitzten) persönlichen Standpunkt äußern. Allerdings ist die erste Seite einer angesehenen Wochenezeitung, die meine Frau und ich seit einigen Jahren regelmäßig lesen, ein sehr prominenter Platz und es ist zu erwarten, dass dort die Einseitigkeit eingebremst stattfindet.

Ihr Beitrag in der aktuellen Nummer der Zeit hat leider diese Erwartung nicht erfüllt. Lassen Sie mich diese Bewertung kurz begründen. Sie schreiben: Die in Deutschland „weit verbreitete Friedensliebe“ ignoriere reale Bedrohungen auch schon mal. Und Sie geben den naiven Deutschen dieser Art dann auch gleich Ratschläge, was besser zu tun ist: mehr geopolitisches Denken und Selbsterkenntnis.

Leider haben Sie zum ersten Punkt wenig positive Vorschläge gemacht. Denn was wäre denn ein geopolitisches Denken in diesem Fall: Die Ukraine in einen hoffnungslosen militärischen Kampf gegen das ihr mehrfach überlegenes Russland treiben? Die in der Ukraine sowieso vorhandenen Waffenarsenale analog den USA und anderen NATO-Ländern (Tschechien, Frankreich und Großbritannien) noch weiter aufzufüllen?

Ihre drei Ratschläge an die Regierung lassen mich auch etwas ratlos zurück: was soll denn auch der Vorstellung, Deutschland liefere sich Russland durch seinen Gasbedarf aus, folgen? Das haben Sie leider vergessen zu erwähnen: doch wie Frankreich auf Atomkraft setzen? Später aus der Kohle aussteigen? Flüssiggas aus Frackingquellen in größerem Maße einführen, dazu einen Gasterminal aufbauen?

Und was folgt aus der Klage über militärische Wehrlosigkeit Deutschlands? Endlich für unser Land eine aktive Atombewaffnung anstreben? Den Rüstungsetat ausbauen um auf Rüstungsausgaben wie die USA, China oder Russland zu kommen? Ich hatte bisher immer angenommen, durch die NATO-Mitgliedschaft Deutschlands sei eine ausreichende Verteidigungsfähigkeit gegeben?

Das konstatierte dritte Defizit hat mich besonders verwundert, obwohl ich dem sogar besser folgen kann: „Mangel an strategischer Phantasie“. Ich dachte mir, ja das wäre was. Eine Sicherheitspolitik betreiben, die die Sicherheit aller europäischer Staaten, auch Russlands im Auge hat, so etwas wäre nötig und ist nach 1990 auch in Deutschland versäumt worden. Die Sieger im Kalten Krieg waren wohl zu sehr besoffen von ihrem Erfolg, dem Untergang des langjährigen Systemgegners, dass sie über langfristige Gefahren der neuen Weltlage nicht nachgedacht haben. Hier wäre mehr strategische Weitsicht angebracht gewesen.

Allerdings, so befürchte ich, haben wir verschiedene Vorstellungen von „strategischer Phantasie“: ich lese da bei Ihnen nur über Gefahren, welche sich mit Begriffen wie „atomar bewaffneter Machismo“ und „diplomatisches Speedating“ beschreiben lassen. Braucht es mehr Atomwaffen auf Seite Deutschlands? Wären echte Schnellschüsse (also der Gebrauch von Waffen) besser als eine schnelle Besuchsfolge bei den Akteuren eines Konfliktes in Moskau und Kiew?

Es fehlt tatsächlich an Kontrolle und Vertrauen zwischen den militärischen Hauptmächten und hierfür täte Abhilfe dringend Not. Verträge, die diesen Zielen dienten, sind aufgekündigt worden, wie etwa „open Sky“. Inzwischen ist von vielen Seiten, auch von Seiten Russlands, ein neuer Rüstungswettlauf in Gang gekommen, der gestoppt werden sollte. Damit das geschieht, wäre tatsächlich mehr strategische Phantasie und hartnäckiges Verhandeln erforderlich. Es gibt über den Weg, wie das zu erreichen wäre, auch Vorschläge, die auf strategischer Phantasie und praktischer Erfahrung beruhen.

Ich schlage vor, dass Sie sich mit diesen Überlegungen beschäftigen und etwas dafür tun, dass sie öffentlich besser zur Kenntnis genommen werden. Ich finde, besonders der am 5.12.21 veröffentlichte Aufruf von Wissenschaftlern, ehemaligen Diplomaten und Militärs „Raus aus der Eskalationsspirale!“ bietet eine Reihe von interessanten Überlegungen zum Thema „strategische Weitsicht“. Ebenso ein Beitrag von Wolfgang Richter in SWP-Aktuell vom 11.2.22 (Ukraine im NATO-Russland-Spannungsfeld). Der Wirtschaftshistoriker Adam Tooze hat auch Wichtiges zum Verhältnis zu Russland geschrieben, etwa am 29.1. in der „Berliner Zeitung“.

Mein Wunsch für die Berichterstattung und Kommentierung der gegenwärtigen gefährlichen Situation in der „Zeit“ wäre: mehr Abstand gegenüber Zeitgeistideologien, eine unabhängige Analyse der Fakten, weniger Brandreden. PS: die Kriege tragen die Söhne und Enkel aus, sie haben doch auch Kinder. – Univ.-Prof. i.R. Dr. Dieter Segert

 

Fast hätte ich die Hoffnung auf einen realistischen, kritischen und eloquenten, die Fakten auf den Punkt bringenden, Journalismus aufgegeben. Ihr Artikel zeigt mir, dass ich nicht der einzige Mensch in Deutschland bin, der sich durch das Verhalten der Politiker nur peinlich berührt fühlt. Unverständlich, warum sich die Vertreter der Bundesregierung im Ausland so darstellen, als wären sie zu irgendwelchen Maßnahmen oder Entscheidungen berechtigt. Es wäre sinnvoll die Verhandlungen gleich in Englischer Sprache mit amerikanischem Akzent zu führen, dann könnte man sich wenigstens die Steuergelder für Dolmetscher sparen. Danke für diesen Artikel. – Dr. Ziller-Holzhauer

 

Diese Wladimir Putin ist ein ganz schlauer, aber machtbesessener Fuchs. Er kennt noch die Ukraine, als diese noch zum Großreich Sowjetunion zählte, und so sieht er die Ukraine auch jetzt noch immer, und behandelt sie auch, als wäre diese auch noch ein Teil von Russland. Er unterstützt die Pro-Russischen Separatisten und schlägt damit zwei Fliegen mit einer Klappe.

Wolodymyr Selenskyj, der Präsident der Ukraine und ehemaliger Schauspieler & Regisseur glaubt noch an das Gute im Menschen Putin und malt vorerst lieber keinen Teufel an die Wand! Kanzler Olaf Scholz will indes oder vorerst, erstmals kein russisches Nord-Stream-Gas. Ob die an die Ukraine gelieferten Schulzhelme passengerecht sind, darüber lässt sich vorerst leider nur spekulieren! – Klaus P. Jaworek

 

Ohnmacht zu ertragen ist schwer. Es schmerzt zu sehen, wie die Sehnsucht nach entspannter Koexistenz, die Liebe zum Frieden und die Bedeutung von Werten und Regeln, von Autokraten und ihren Bewunderern in den Dreck getreten werden. Am Boden liegt nicht weniger als der Kern eines humanitären Weltbildes. Wahrscheinlich durch Frust getriggert sieht der Autor nun auch noch eine „dreifache Naivität“ am Werke, als ob es nicht die autoritären Schwärmer sind, die sich pathologisch zwanghaft mit der Macht des Stärkeren identifizieren, um ihre Verklemmtheit in Sachen Menschen- und Friedensliebe zu kaschieren.

Auf das „zu scheißen“ was einem unangenehm und gefühlig-weich erscheint, sich groß und stark zu phantasieren und immer der Größte sein zu wollen, weil es nur so denkbar ist, eben einfach nur „great again“….hatten wir das nicht noch vor einigen Monaten bei dem wehrhaftesten Nato-Mitglied, demjenigen, mit „dem größten roten Knopf“? Schon vergessen? – Jürgen Pilz

 


 

 

Leserbriefe zu „Manipulierte Gemüter“ von Sofi Oksanen

 

Ich bin mit einer Finnin verheiratet und besuche regelmäßig mit meiner Familie dieses schöne Land im hohen Norden. Die Finnen als manipulierte Gemüter zu bezeichnen, ist eine Beleidigung. Die sogenannte „Finnlandisierung“ begann nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem Finnland der Übermacht der Sowjetunion getrotzt hatte, aber Zugeständnisse machen musste ( Pariser Friedenskonferenz 1946, Finnisch-Sowjetischer Vertrag von 1948), die in der Anerkennung sowjetischer Sicherheitsinteressen bestand.

Das führte zur Neutralität Finnlands, die den Finnen weiterhin Frieden und Demokratie bescherte. Hätte sich Finnland anders entschieden, dann wäre ihm wahrscheinlich das Schicksal etlicher Ostblockstaaten, der DDR und der baltischen Staaten nicht erspart geblieben, in denen schreckliche Diktaturen herrschten. Auch in Demokratien gibt es Missstände, gemessen aber an dem, was sich in den genannten Ländern tat, ging es Finnland richtig gut. Gottseidank. – Hartmann Schmige

 

Der Artikel über Finnlandisierung „Manipulierte Gemüter“ sollte nicht im Feuilleton, sondern unter Politik erscheinen. Alle politisch Interessierten sollten ihn lesen! Denn das Wort „Finnladisieren“ klingt so harmlos und erscheint als neutrale Lösung oder Erleichterung der Probleme. Es ist aber sehr gefährlich. – Uta Obermeyer

 

Die Ukraine und der Westen verhalten sich wie kleine Kinder – geschenk ist geschenkt, das geb ich nie mehr her.-Die einfachste Lösung des Konfliktes wäre wenn die Ukraine die Hakbinsel Krim Rußland freiwillig wieder zurückgibt und dazu einen Landzugang durch die Ostukraine mit Gebietsabtretung oder langjährigen Vertrag. Im Gegenzug garantiert Rußland die totale Souveronität und Grenzsicherung. Der Westen zieht all die unsinnigen Sanktionen zurück , vergißt die halbwahre Story mit der Anektion und sucht eine wirtschaftliche und poltische Annäherung zu Rußland.Wir können uns keine Feindschaft mit dem größten und mächtigen Nachbarn leisten. Putin hätte keinen Grud mehr in die Ukraine einzumarschieren. Würde er es doch tuen wäre er in der gesamten Weltöffentlichkeit gebranntmarkt.

Daß die Halbinsel Krim einige Jahre zum Gebiet der der Ukraine gehörte ist sowieso nur ein russicher Betriebsunfall. Chrutschow hatte bei seiner Übertrag innerhalb der Sowjetunion nie vorausschauen können,daß seine Nachfolger einmal die Sowjetunion auflösen und 16 Länder in die Unabhängigkeit entlassen würden.Das gleiche gilt für Gorbatschow, der bei der Auflösung der Sowjetunion die Bedeutung der Halbinsel Krim für Rußland und einen möglichen Zugang durch die Nato -über die Ukraine- nicht voraussehen konnt Wir alle wissen wie wichtig die Krim für Rußland ist. Vor Syren noch der wichtigste maritime Militärstützpunkt – die Schwarzmeerflotte.Keine russische Führung wird jemals freiwillig diesen Stützpunkt aufgeben.Warum auch – die USA haben viele in der ganzen Welt. Wollen wir Deutschland – Europa wegen einer sowiesos völkerrechtlich umstrittenen Landübernahme einen Krieg und damit unsere physische und wirtschaftspolitische Existenz riskieren.Putin ist offenbar bereit dieses Risiko einzugehen.

Geben wir ihm nicht diese Gelegenheit– Übrigens ist es genau die westliche Arroganz zu glauben der West hätte einen göttlichen Auftrag Freiheit und Demokratie in die Welt hinauszutragen.Er hat weder die politische noch die militärische Macht.Und erst recht nicht die moralische Legitimation.Mit den Genfer Konventionen sind die Kriegs-und Menschheitsverbrechen nicht vergessen. – Horst Tiator

 

Ich gratuliere Ihnen zum Abdruck des augenöffnenden Beitrags zur Finnlandisierung der Ukraine. Sowas finde ich nur in der ZEIT. – Dr. Mark C. Hilgard

 

Frau Obsamen analysiert detailliert, wie sich die sog. Finnlandisierung auf das Denken und Handeln der finnischen Gesellschaft ausgewirkt hat und so die Unabhängigkeit des Landes sukzessiv ausgehöhlt wurde. Fast alles wurde so betrieben, dass es dem großen östlichen Nachbarn gefällt. Man kann von Finnland als einem Vasallenstaat sprechen. Deshalb darf das kein Vorbild für die Ukraine sein. Russland versucht unter Putins Führung, die alten Großmachtträume der untergegangenen Sowjetunion mit dem Denken in Einflusszonen wiederzubeleben und so dem übetriebenen Sicherheitsbedürfnis Genüge zu tun. Diesem Streben muss Europa widerstehen. Die Ukraine ist der erste Testfall. – Stefan Kaisers

 

Vielen Dank für diesen erhellenden Artikel! Gerne noch viel mehr davon. In allen relevanten Themenbereichen. Wovon? Von einer sachlichen, auf Fakten basierenden Berichterstattung, die gleichzeiitig von subjektivem Erleben durchdrungen ist. Nur persnöliche Betroffenheit in differenzierter Weise dargelegt, kann in uns ein Gespür für Wahrhaftigkeit erzeugen. Und dies bietet eine wesentliche Grundlage für die Befähigung, sich eine Meinung zu bilden. Was ich da schreibe, könnte auch in der Rubrik, „Was mein Leben reicher macht“, stehen. – Dr. med. Sibylle Riffel

 

Ich kann mich noch gut an daran erinnern, wie meine finnischen Verwandten in den 70er Jahren geflüstert haben, wenn es um die UdSSR ging und einem dabei ein Schauer den Rücken runterlief. Dabei darf man nicht vergessen, dass Finnland zu den am meisten amerikanisierten Ländern Europa zählte, was Arbeitnehmervertretung oder Gesundheitsversorgung betrifft. – Harald Scheel

 

Die Autorin übertreibt maßlos mit die Auswirkungen der „Finnlandisierung“. Richtig ist lediglich, dass die damalige finnische Regierung sich mit Kritik an der Sowjetunion öffentlich sehr zurückgehalten hat. Aber hat die 1000 Feiern anläßlich des 100. Geburtstages von Lenin die Regierung organisiert? Oder die linksradikale Bewegung? Ein Beitrag z.B eines Historikers könnte dazu und den anderen Beispielen der Autorin Aufschluß geben und zu den Schlußfolgerungen mit dem „Untergang Europas“ durch die Finnlandisierung. – Paul Busse

 

Es freut mich zu lesen, dass Frau Oksanen den Begriff „nordisch“ statt „skandinavisch“ benutz. Es zeigt was ich immer gesagt habe, dass Finnland ist nicht ein skandinavisches Land, aber gehört mit Island und die drei skandinavischen Länder zu den nordische Ländern. Kollegen u.a. die Welt besteht darauf, dass Finnland gehört zu Skandinavien. Meine Antwort ist – Frage die Finnen, aber dann bekomme ich keine Antwort. Frau Oksanen gibt die Antwort. – Einar Smedal

 


 

 

Leserbriefe zu „Haben die Deutschen Angst vor der Freiheit?“ Streit von Peter Dabrock et al.

 

Zur Einordnung der nachfolgenden Kritik möchte ich zunächst voranstellen, dass ich selbst einem Teil der aktuellen wie auch vergangenen Beschränkungen kritisch gegenüberstehe, da teils die Geeignetheit von Maßnahmen schlicht nicht gegeben war/ist, teils die Verhältnismäßigkeit mehr als zweifelhaft erscheint und es den Maßnahmen häufig an Kohärenz fehlte. Am ehesten kann ich mich daher in den von Frau Hoven vertretenen Positionen wiederfinden.

Herr Schröter erklärt eingangs, dass er sich nicht vor Corona sorge, da er und seine Familie um den Jahreswechsel herum an Corona – glücklicherweise mit mildem Verlauf und ohne Langzeitfolgen – erkrankt waren. Aus dieser persönlichen Erfahrung heraus zieht er den vermeintlich allgemeingültigen Schluss, Corona sei harmlos, welcher wiederum Grundlage seiner weiteren Forderungen ist. Dieser „Logik“ folgend könnte man auch eine Teilnahme an Russisch Roulette für vollkommen harmlos und unbedenklich erklären, nachdem man zuvor fünf Mal folgenlos den Abzug des Revolvers gedrückt hat.

Mit dieser einleitenden Argumentation erweist Herr Schröter allerdings sowohl den Kritikern der Beschränkungen als auch dem Ansehen von Berufspolitikern einen Bärendienst. Dass jemand, der nicht in der Lage zu sein scheint, solch einfache Zusammenhänge zu verstehen, es über Posten als Landrat und Bundestagsabgeordneter bis zum Landesinnenminister geschafft hat, bestärkt mich darin, dass es bei der Vergabe von politischen Spitzenämtern häufig weniger auf Kompetenz als auf Proporz und Seilschaften ankommt. – Dominik Dute

 

„Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, und das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.“ Perikles. Wenn Persönlichkeiten unserer Gesellschaft mit einem Anspruch auf repräsentative Relevanz die hinterfragte allgemein vorherrschende Angst auf ihre persönliche Wirkung reduzieren, werden ihre Auswahl, geschweige denn ihre Aussagen zur schwafelnden Leere und tragen zur ubiquitären Mutlosigkeit bei. Liebe ZEIT, Sie wissen, wie sehr ich Sie schätze. Aber die inflationäre Repräsentanz lebensferner Politiker und Akademiker macht das Lesen Woche für Woche weniger respektvoll. – Jürgen Dressler

 

Danke für das Interview . Es wurde leider nur über positives „ Erleben „ der Impfstrategie gesprochen . Pathologen wissen ,das es auch Impfschäden gibt ! Täglich sterben Junge Menschen und Kinder an Krebs — wo ist da die Sorge von Frau Noack — die übrigens sehr privilegiert ist — nicht 3 Kinder hat — nicht in Kurzarbeit lebt oder gar gekündigt wurde ? Hat sich Frau Noack mit Kinderärzten und Kinderpsychologen in Verbindung gesetzt und sich mal informiert , das die Jugendpsychatrie „ überläuft !?

Trotz Impfung , trotz boostern hatte meine gesamteFamilie Corona / Omikron! Ist Ihnen bekannt das bei Influenza auch Menschen sterben ? Wir kommen bei den Verordnungen gefährlich nahe an eine Diktatur ! Jeder der Angst hat kann sich schützen indem er zu Hause bleibt , Maske trägt ,sich F r e i w i l l i g impfen lässt . Ich möchte nicht Frau Noack sein wenn Ihr Sohn Ihr im Erwachsenenalter Vorwürfe — begründet aufIhrer Angst — wegen der Impfung macht! Wenn Sie meine Zeilen an Frau Noack bitte weiterleiten könnten ?! – Angelika Kellner

 

Meine Angst besteht darin, dass bildungs- und wissensfremde Personen ihre quantitative Vorherrschaft mit einem Repräsentationsanspruch paaren, die gerade sie schützende Demokratie aushebeln wollen. Wenn dann noch dieses gesellschaftliche Klientel ihre allerdümmsten und schamlosesten Mitglieder zu ersten Repräsentanten herbeischreien, wird es global düster. Dabei wird dann eine journalistische Unterstützung fatal, wenn man diesem Abschaum Intelligenz zubilligt. Intelligenz ist die Vereinigung von Bildungs- und Wissensnähe, sozialer Kompetenz und Verantwortung für das Gemeinwesen. Putin, Orban, Xi Jinping und soviel mehr davon sind selbstbereichender, von Bildungs- und Wissensfernen gewählter gesellschaftlicher Abschaum. Die deutsche Geschichte war voll damit und zeigt aktuell wieder seine Fratzen. – Jürgen Dressler

 

Auch wenn sich Juristen und Mediziner oft genug verbal aneinander reiben: wider Erwarten haben mich die Aussagen der Juristin Hoven am meisten überzeugt! Allerdings beharrt sie auf den Rechten des Individuums, wohl wissend, daß der Einzelne nur im Schutz einer Gemeinschaft (über)leben kann! In einer essentiellen Notlage – Krieg, Naturkatastrophe, Pandemie – in der vorrangiges Ziel ist, die Zahl der Opfer und Schäden klein zu halten, muß der Egoismus hinter Gemeinwohl und Solidarität zurücktreten! Der wirksamste Schutz in der Coronapandemie ist derzeit die Impfung! Daher muß es die „freiwillige Pflicht“ jedes Bürgers sein, sich impfen zu lassen! Vermißt habe ich im Disput eine Stimme aus der medizinischen Wissenschaft: die eines Virologen, vielleicht auch eines Psychiaters (m,w,d)! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Ich bin fast 90 Jahre alt und habe für die Art der Diskussion kein Verständnis. Warum kündigt die Regierung nich ganz klar an: Wer nicht geimpft werden will, muss im Fall einer Covid Erkrankuong mit Hospitalisierung 50% der angefallenen Kosten selber tragen! – Wieso muss ich als Versicherungspflichtiger die Kosten der Unvernünftigen Bürger mittragen? Ich bin mit Gesetz gegen Pocken, usw. geimpft worden und Dank dieser und anderer Impfungen ist diese Seuchen fast ausgestorben. – Lutz Hoffmann

 

Irgendwie spiegelt diese Diskussion genau die Lage in Deutschland wieder. 4/5 der Bevölkerung sind geimpft, und vier der fünf Diskussionsteilnehmer benehmen sich auch, wie die „geboosterten Angsthasen“, die anscheinend eine riesengroße Angst vor der Freiheit haben! Der ungeimpfte Karl-Heinz Schröter ist für mich, der einzig mutige, tolerante und sympathische Mensch in dieser Runde. Ich frage mich daher schon langsam, ob diese Impfstoffen, ganz egal von welcher Pharmafirma sie auch sind, einen angst- und panikauslösenden Wirkstoff enthalten könnten!?

Ich möchte erst gar nicht wissen, wenn man dieses Ergebnis dieser Diskussionsrunde auf, ich schreibe jetzt einmal, auf 100 000Einwohner hochrechnen würde, was da dann wohl herauskommen würde. Irgendwie habe ich die Nase gestrichen voll von all den Hochrechnungen, all den Statistiken und all den Mutmaßungen aus dem Hause RKI, die uns täglich zum Fraß hingeworfen werden! – Klaus P. Jaworek

 

Das war eine irrlichternde Diskussion über die Beendigung der Corona-Maßnahmen mit einer Verfassungsrichterin aus Sachsen, die die höchstrichterlich geschleifte VERHÄLTNISMÄSSIGKEIT und das ebenso ignorierte LEBENSRISIKO wiederentdeckt, einem deswegen demonstrierenden ehemaligen Innenminister aus Brandenburg, der mit seiner Familie über drei Generationen ungeimpft und gesund bleiben will, dem ehemaligen Vorsitzenden des Ethikrates der als Theologe – übergriffig, ganz im Sinne seines bayerischen Landesvaters – das IN-HAFTUNG-NEHMEN der gesamte Gesellschaft mit dem Schutz der Risikogruppen verwechselt, einer Übersetzerin, die im HOMEOFFICE mit den Long-Covid-Risiken im Widerspruch zum Alltag in Berlin-Neukölln überfordert ist und eine nach schwerem Covid-Verlauf genesene FDP-Politikerin, die für FREIHEIT IN VERANTWORTUNG kämpft aber die weiterhin alltägliche Corona-Isolation Sterbender mit einer posthumen Versöhnungskomission abmoderieren will.

Bei diesem Spiegelbild der Gesellschaft werden leider dystopische Szenarien nach Aufmerksamkeitsökonomie und tägliche Umfragen als Kompaß für die Politik bei maximalem Opportunismus, outgesourcter Scheinkompetenz und organisierter Verantwortungslosigkeit die (neue) Normalität bleiben. P.S. Ich bin natürlich geimpft aber immer der Reihe nach auch erst beim Impfangebot für mch und weiterhin gar so vorsichtig wie vorher ungeimpft, aber immer mit Augenmaß volle ungelüftete Räume meidend :-D …. – Dr. Christoph Oertel

 

Sie fragen fünf Bürger, ob der Gesellschaft der Mut zur Beendigung der Corona-Maßnahmen fehlt. Den Blickwinkel auf diese Gesellschaft hätte man dabei ruhig weiter ziehen dürfen (müssen!). Weder will ich Frau Noack die Sorge um eine mögliche Infektion ihres Sohnes in der Schule noch Frau Hoven die Befürchtung vor der nicht endenden Angst und einer Nicht-Rückkehr zur Normalität absprechen. Aber warum fragt man nicht einmal die alleinerziehende Zahnarzthelferin, die sich nicht „zwischen Pest und Colera“ entscheiden darf, ob sie ihr Kind zur Schule schickt?

Oder den alleinstehenden 90-jährigen, dem seit nunmehr zwei Jahren fast jede gesellschaftliche Teilhabe verwehrt bleibt? Oder die Abiturientin, die ihr erstes Semester an der Hochschule bereitwillig hinter dem Bildschirm verbringt, während sie sich von Teilen der „Gesellschaft“ vorwerfen lassen muss, dass doch gerade die jungen Leute für die Verbreitung des Virus verantwortlich wären? Da erwarte ich mehr Weitsicht von der ZEIT! – Dr. Verena Drummer

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „»Es ist nie zu spät«“ von Marc Brost et al.

 

Mir scheint es viel zu wenig um die wirtschaftlichen Tatsachen zu gehen: Russland ist seit spätestens der 90er Jahre als (möglichst annektierter) Rohstofflieferant im Blickfeld der USA. Die wackeligen Gorbatschow/Jelzin-Jahre weckten Begehrlichkeiten. Aktuell kann Russland gut mit den erhöhten Öl- und Gaspreisen leben. Dazu kommt noch Nordstream 2. Jetzt eine Krise provozieren zu können, schützt Zilensky vor einem Aufruhr, der erfolgen wird, sobald Russland den Gasbetrieb durch die Ukraine einstellt. Dies in Verbindung mit den Wirtschaftsinteressen der USA (Gasexport, Waffenexport, Einflusserweiterung) ergibt das Drama.

Hinzu kommt ein egozentrischer Putin, der sehends all der inneren Konflikte aufgrund Misswirtschaft wie merkwürdiger Sanktionen des Westens eine demokratische Entwicklung seines Landes eher fürchtet denn befördert. Zudem übernehmen die Medien in Westeuropa ein Bombardement der eigenen Bürger in puncto „Kriegsgefahr“. Was machen die potenzlosen Knappen der Nato? Mitziehen mit dem Führer. Wäre Westeuropa Manns genug zu sehen, dass die Ukraine ohne einem zweifachen Einfluss nicht existent bleibt, wäre viel gewonnen.Und eine Frage an die Börse: wem nützt ein Einmarsch Russlands ? – K. Ullmann

 

Zum Ukrainekonflikt: Am 6. März 1991 erklärte Jürgen Chrobog auf einem Treffen politischer Direktoren der Außenministerien der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands in Bonn: „Wir haben in den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen deutlich gemacht, dass wir die Nato nicht über die Elbe hinaus ausdehnen. Wir können daher Polen und den anderen keine Nato-Mitgliedschaft anbieten.“ Der US-Politikwissenschaftler Joshua Shifrinson hat dieses Dokument jüngst publik gemacht.

Wenn jetzt alle namhaften westlichen Politiker von der Selbstbestimmung ehemaliger Sowjetrepubliken für einen Natobeitritt reden, die Putin zu respektieren habe, empfindet der gebildete Volksbürger solche Verbalnoten vor dem Hintergrund früherer divergenter Absprachen als moralisch, politisch und vertraglich bigott. Alle Medien in unserem Land, ausnahmslos alle stellen Putin als Aggressor dar; schade, dass uns Lesern durch das Vorenthalten solcher Aktenfunde eine ausgewogene Meinungsbildung verunmöglicht wird. – Cäcilia Kowalski

 

22.2.22, was für ein FRIEDENSTAG! Putin führt keinen Krieg; er beschützt seine neuen Landsleute, die ja schon immer zu Russland wollten! Und der Westen darf auch jubeln Keine Sanktionen! Der Rubel und das Gas darf wieder nach Deutschland fließen; ein wenig teurer, aber…! DANKE Peinlich ist nur: Putin erzählt von seinem Friedensplan als ersten dem Parteifreund von Gerhard Schröder! Sollte man Schröder und Scholz nicht den Friedensnobelpreis schenken!!??

Meine Wahrnehmung der politischen und mediale „Elite“ unseres Landes auf die Aktion von Putin. Dass man sich überrumpelt fühlt, mag ich menschlich verstehen; politisch jedoch nicht. Nicht nur ich, auch die baltischen Staaten und andere Grenzregionen zu Russland hatten so etwas kommen sehen. Es ist doch viel einfacher für Putin, eine Region einzunehmen, die angeblich so wie so zu Russland will und nach Putins Vorstellungen auch dazu gehört.

Und wenn ihm das neue Land gehört, dann ist es auch nur logisch, dass er das Land militärisch schützen will. Diese Aufregung kann nur dann richtig sein, wenn man eingestehen muss, auf der ganzen Linie selber versagt zu haben. das aber will man nicht, folglich liegt die Schuld eindeutig an Russland. So einfach kann man es sich dann doch machen. Nur lassen Sie mich einige Dinge aufzeigen, die eben den Westen mit SEINER Diplomatie hat scheitern lassen. Wie kann man fast alles ausschließen, wenn man einen Aggressor erreichen und „treffen“ will? Das Minsker Abkommen war von Anfang an eine Mogelpackung; denn wenn alles in sich schlüssig gewesen ist, wie kann Putin mit einem Schachzug alles über Bord werfen?

Die Androhungen der letzten Wochen wurden auch durch diesen Zug ausgehebelt. und es zeigte sich bereits gestern Abend, dass ausgerechnet die EU ins Wangen gerät, wenn es um die Umsetzung der Sanktionen geht. Putin hat ja keinen Krieg vor in der Ukraine. Und schon fällt die GEMEINSAMKEIT auseinander. Ja das liebe Geld, die vielen Abhängigkeiten treffen des Westen (und hier besonders die BRD) ganz hart. Da kommt der Schachzug Putins doch nur zur rechten Zeit: man kann weiter Geschäfte machen und das gas wird auch fließen, denn dann kann die Ampel mit all ihren Wünschen ein packen, sollte es nicht fließen. Wie kann man (besonders durch die deutsche Verhandlungsseite!?) ein wichtiges Argument nämlich die NATOMITGLIEDSCHAFT der Ukraine so leichtfertig aus der Hand geben?

Was hat der Westen dadurch letztendlich noch als Pfand, um Putin an den Verhandlungstisch zu bringen? Gar nichts! Und warum wird die gesamte Entspannungspolitik des Westen gegenüber lupenreinen Demokraten nicht angefragt? Die Ergebnisse liegen auf dem Tisch: Obama hat sich aus der Weltpolitik zurückgezogen- Putin führt den brutalen Krieg in Syrien. Merkel und Steinmeier feiern das Minsker Abkommen wie einen Friedensvertrag – in der Ukraine sterben derweil 14 000 Menschen – und Putin setzt Fakten.: er besetzt die Ostukraine. Der Westen verhandelt mir der Ukraine – Putin besetzt die Krim.

Der Westen zieht sich aus Mali zurück – Putin und die Chinesen sind schon längst dort. Die Liste des Nichterreichens dieser Diplomatie ist sehr sehr lang; und vor allem scheinen die vielen Millionen von Menschen, die darunter leiden, kaum eine Rolle zu spielen! Putin wird der Westen mit dieser Strategie nicht einschüchtern und weniger verändern können! China ebenfalls und Assad ebenso. es braucht eine klare und eindeutige Ansage des Westens (besonders die EU und in ihr die BRD!?); dazu ist er jedoch nicht bereit, wie die Reaktion von gestern Abend sehr deutlich gemacht hat. – Wolfgang Zopora

 

Das so genannte Minsker Abkommen wurde am 5. September 2014 von der Ukraine, Russland und der OSZE unterzeichnet. Schwerpunkt war der Punkt 3 des Protokolls, wo die Dezentralisierung der Macht in der Ukraine verwirklicht werden sollte. Unter anderem durch die Verabschiedung eines ukrainischen Gesetzes „über die vorübergehende Ordnung der lokalen Selbstverwaltung in bestimmten Regionen der Gebiete Donezk und Luhansk (Gesetz über den Sonderstatus)“. Am 12. Februar 2015 wurde von Teilnehmern der so genannten trilateralen Kontaktgruppe:

Angela Merkel für Deutschland, François Hollande für Frankreich, Präsident Poroschenko für die Ukraine, sowie Präsident Wladimir Putin und die Milizenführer der selbst proklamierten und international bisher nicht anerkannten „Volksrepubliken“ Luhansk bzw. Donezk, der Maßnahmenkomplex zur Umsetzung der Minsker Vereinbarungen unterzeichnet. Das Abkommen konkretisierte das Minsker Protokoll vom 5. September 2014, vor allem nach der so genannten zweiten Schlacht um den Flughafen Donezk. Historiker führten aus, dass in den Abkommen Russland zu nichts verpflichtet wird. Sämtliche Verpflichtungen würden von den Separatisten, nicht aber von Russland, übernommen werden. Es scheint somit mehr als fraglich, inwieweit Russland tatsächlich jetzt völkerrechtswidrig vorgegangen wäre.

In jedem Fall war es ein einseitiger Schritt, der ein schon bestehendes politisches Vakuum beendete. Letztendlich war es für Russland eine Frage der Sicherung seiner Einflusssphäre an seiner westlichen Grenze. Immer wieder kommt einem dabei der vor kurzem getätigte Ausspruch des Nato- Generalsekretärs Stoltenberg unter, der schlechthin Russland absprach, eine „Einflusssphäre“ zu haben. Stellt man diese seltsame Ansicht einmal in Vergleich zu den stetigen imperialen Maßnahmen der USA, so kann man nur den Kopf schütteln.

Die USA hat in etwa 23 Kriegen seit 1945, von denen viele mit Sicherheit völkerrechtlich nicht begründet waren, versucht ihre Interessensphäre über die ganze Welt zu verteilen. In einer 2018 vom renommierten Forsa Institut publizierten Studie geht für 79 Prozent der Deutschen die größte Gefährdung des Weltfriedens von den USA aus. Nur 13 Prozent fanden, dass Putin eine Gefahr für die Welt wäre. Das internationale Recht, dessen völkerrechtliche Verpflichtungen selten eingehalten werden, entwickelt sich oder war es immer, nach wie vor zu einer normativen Kraft des Faktischen. Ob man das will oder nicht, es ist Tatsache.

Politisch wird es darauf ankommen, ob der russische Präsident, nach Anerkennung von Luhansk und Donezk zu eigenen Volksrepubliken, diesen Status wahrt, ohne dass weitere Maßnahmen zum Anschluss der Ukraine an Russland getätigt werden. Viele meinen, dass der gesamte Konflikt mehr oder minder in der Einflusssphäre der russischen Föderation liegt und demnach im Wesentlichen deren Problem ist. Auf jeden Fall ist es kein „Krieg“! Jedenfalls sind Sanktionen das ungeeignetste Mittel, um Russland zu einer Änderung seiner Politik zu zwingen.

Sanktionen schaden allen Beteiligten und in diesem Fall besonders, wenn sie etwa dazu führen würden, dass North Stream 2 endgültig gestorben ist. Es wäre jetzt mehr denn je Aufgabe der neutralen Staaten und insbesondere Österreichs, eine starke Vermittlungsposition einzunehmen, um weitere Eskalationen zu vermeiden. Österreich hat derzeit keine Luftraumverteidigung, was jeder Neutralität nach „Schweizer Muster“ (wie es in den Staatsvertrag Verhandlungen vorgesehen war) widerspricht.

Allenfalls wäre dringendst ein Zusammengehen mit der Schweiz, wie auch immer, anzudenken. Leider scheint die österreichische Außenpolitik derzeit dazu weder Willens noch in der Lage. Dazu müsste es einen Außenminister geben, der sein Geschäft versteht, was nicht der Fall zu sein scheint. Als politischer Beobachter darf man mit Interesse die weitere Politik beobachten. Erfreulich war sie nicht, ist sie nicht und wird sie, so fürchten wir, auch in Zukunft nicht sein. – Dr. Norbert van Handel

 

Effizienz und Ordnung, bewundert – Ihre Provokation auf der Titelseite sitzt. Zwangsurlaub für jeden Bewunderer reicht nicht: Mut und Tatkraft braucht es statt Zaudern und Zögern. Jetzt Beistand für die Ukrainerinnen und Ukrainer. Hilfe, um die sie uns bitten, auch Waffen, Cyberabwehr, Zivilschutz, Güter, Lebensmittel, moralische Unterstützung, Unterschlupf, wenn es ganz schlimm kommt.

Bewunderte Effizienz? Morden, Wegsperren, Drangsalieren von Missliebigen, Kontrolle der Bürger, im In- und Ausland. Geordnete Korruption, grenzenloser Reichtum der Eliten, siehe Nawalnys Drohnenbilder. Brutale Machtpolitik in Syrien, Afrika, Ostasien. Landnahme. Wer keine Rücksicht nimmt, kann schneller und brutaler agieren als die, die Frieden wollen (Kissinger). Wie der Tyrann auf dem Schulhof, der wenige Mittel rücksichtslos einsetzt. Die gut erzogenen Braven zittern in der Ecke.

Desinformieren, Verschleiern, Gewalt als Mittel der Politik. Alte KGB-Schule. Kollektiver Wahn im Kreml. Nichtbeachtung wäre die Höchststrafe für den Zaren. Verfall der Sitten und Moral. Ein grosses Volk, ein grosses Land, ein morsches System. Gerichte und Militär als Instrumente der Macht. Als Lektüre empfohlen: „Tag des Opritschniks“ von Sorokin.

Ich frage: wie steht es mit der Selbstachtung derer, die dies bewundern? Wie sehr glauben sie, aber auch viele andere Zweifler, nicht mehr an uns und unsere Stärken? Wir wollen nichts mehr sein, um niemanden zu verletzen, schreibt Alain Finkielkraut. Nur wer sich stark fühlt, wird ernst genommen, das gilt überall in der Welt (ich habe 14 Jahre für die Vereinten Nationen gearbeitet). Wie sehr gehen wir der Propaganda der Staatsmedien auf dem Leim, sind wir bereits durch Oligarchen-Geld unterwandert. Lassen uns durch Werterelativierung verunsichern. Schauen zu, wie die Allgemeine Menschenrechtserklärung der UN langsam umgeschrieben wird. Ignorieren Aengste und Hoffnungen vieler Russen, Chinesen, Menschen in autoritären Systemen, die sich ein besseres (sic) Leben wünschen.

Warum wollen denn alle nach Europa, nicht zuletzt die Russen und Chinesen, die es sich leisten können? Warum ignorieren wir Osteuropa, Nordafrika, unsere ideellen Vorposten in Asien, Hongkong und Taiwan? Wie sehr enttäuschen wir sie mit unserer Anbiederung, Unentschlossenheit, Uneinigkeit, dem Verrat an unseren Werten, dem kurzfristigen wirtschaftsgetriebenen Denken? Dem Verharren in der mentalen Geographie der 1980er-Jahre, mit der Angst, der Wirtschaft zu schaden.

Arbeiten uns an Trump ab, statt den gefährlicheren Autokraten entgegen zu treten. Wo bleiben denn die Proteste der Weltbürger, der Progressiven, der Friedensbewegung gegen Putin, Xi Jinping? Liebe Künstler*Innen, Schriftsteller*Innen, Philosoph*Innen, warum stehen Sie nicht auf, hört man nicht von Ihnen? Hierzulande können sie das nämlich, ohne mundtot gemacht zu werden, das haben Sie vielleicht vergessen. Fragen Sie Herrn Nawalny. Wer sind wir? Letztlich: wie viel ist es uns wert, unser aufgeklärtes Menschenbild zu bewahren und zu verteidigen?

Wie beim Tyrann auf dem Schulhof: wir müssen den Wettstreit der Systeme annehmen, denn gemeinsam sind wir stark. Statt uns mit uns selbst zu beschäftigen, kurzsichtig, kleingeistig, zweifelnd, müde, aufbruchsskeptisch, ängstlich (Herr Mürzenich, Frau Esken, bei allem Respekt: ich möchte nicht, dass Sie über die Sicherheit und Zukunft dieses Landes und meiner Familie mitentscheiden). Demokratie im 21. Jahrhundert gestalten, modern, schnell, innovativ. Mit Macrons Frankreich, der EU. Denn nur Gesellschaftssysteme, die liefern, bleiben attraktiv (aha, hat das die Bewunderer verleitet?).

Man hört, eine Grenze sei überschritten worden, die Welt sei aus den Fugen. Die wurde schon 2014 überschritten, mit der Besetzung der Krim und de facto der Ostukraine. Was wurde acht Jahre lang getan, Russland in die Schranken zu weissen, uns robust mental und materiell verteidigungsfähig zu machen, auch: Russland ein Angebot zu machen? Auch acht Jahre später wird über die Sicherheit in Europa in Washington und Moskau entschieden. Wo bleibt da die Selbstachtung Europas? Ich fordere Zwangsurlaub für jeden Bewunderer. – S. Bojinski

 

Ob der Westen zusammen hält spielt bei den nächsten Schritten im Schachspiel Putins gegen König Europa keine Rolle mehr. 3-5 seiner Bauern hat Putin schon verloren(Aserbaidschan, die baltischen Länder, Georgien) aber Europas Königin im Spiel hat er 2014 erobert- die Krim, denn damit hat die Ukraine keine Grundlage mehr, die Mitgliedschaft in die NATO zu beantragen. Artikel 5 hat er als Spielzug zu seinen Gunsten eingesetzt. Dieser Zug lieferte die Ukraine ohne Gegenwehr von der EU in die Hände Putins.

Die Schlinge um die Ukraine hat er gespannt, der Westen diesen Zug wohl unterschätzt. Putin aber lachte sich ins Fäustchen! Der Preis in diesem Spiel heißt „Old Russia“ und die paar „Bauern“ die er schon verloren hat sind ein Ärgernis, spielen jedoch keine große Rolle mehr. Dafür riskiert er nicht, das Spiel zu verderben! Putin eliminiert die Königin des Westens aus dem Schachspiel und damit hat er die Schlinge um seinen Gegner, die EU, gefestigt. Gas und Weizen sind dann in seiner Macht. Er ist dabei den Preis im Schachspiel zu gewinnen.

Wir sind scheinbar nicht bereit, ihm die Stirn zu bieten. Womit denn? Das ganze Schachbrett zerstören? Was bringt uns das denn? Hello Putin, goodbye Ukraine. Der einsame König bleibt noch, eine verwöhnte, zerstrittene EU. Putin gewinnt wenn er endlich diese EU Stachel-König entfernen kann. Und die EU, die Beute im Spiel Putins, mit nur noch 2 Rittern, einem Turm und ein paar Bauern hat nicht einmal einen funktionsfähigen Kopf! – Judith Blümel

 

Helfer Putins und seiner Expansionspolitik sitzen m. E. doch bei uns längst in den Redaktionen und in der Politik und schwächen mit ihrer Beschwichtigungs- und Täuschungsstrategie die Abwehrbereitschaft unserer Demokratie. Nicht nur mir fehlt die Überzeugung, daß Parteigenossen wie Wagenknecht, Schröder, Schwesig u. a. tatsächlich Deutschlands Interessen und unsere westlichen Werte vertreten. Wir Demokraten dürfen nicht Figuren mit unklaren Interessen in unserem Land Platz geben.

Wir Deutschen müssen selbstverständlich auch militärisch bestens gerüstet und kampfbereit sein, müssen unsere Werte bewußt verteidigen und uns nicht auf höchster Ebene mit Gendern, queer Sein und Parlamentspoeten sowie anderen Hobbys selbstverliebter Parteifiguren verzetteln. Wir dürfen nicht weiter Zeit vergeuden mit diesem Schwachsinn profilneurotischer Gestalten, sondern endlich ausreichend Geld in Verteidigung und Stärkung unseres eigenen Staates, unserer Heimat stecken und nicht wie durch Privatisierung und Sparen öffentlicher Aufgaben, ja selbst bei Aufgaben des Militärs und der Polizei, unseren Willen zur Selbsterhaltung untergraben lassen. Jetzt sehen wir als Statisten, was Putin und seine Handlanger langfristig angerichtet haben, und was gerade fürchterlich vollendet wird – und das wird lange auch militärisch nicht das Ende sein!

Meine Meinung: Wir müssen den Fokus endlich auf das wirklich Überlebenswichtige legen. Wir Deutschen beschäftigen uns z. B. schon zu lange unnötig und viel zu intensiv mit Nebensachen wie mit „Aktivisten“, die Mitbürger nötigen, indem sie sich auf der Straße festkleben, um angeblich Essen zu retten. Retten wir Essen, indem wir sie in Gülle baden! Dann retten wir tatsächlich Essen, denn dann vergeht diesen Besessenen der Appetit! Man kann festgeklebte Finger sehr schnell mit einem Spachtel oder etwas schonender langsamer mit warmem mit Seife versetztem Urin vom Asphalt lösen, das wirkt m. E. ebenfalls nachhaltig und heilt auch gut von Wahnvorstellungen. Es reicht, packen wir es endlich an! – Dr. med. Helge Scheibe

 

Nur mal angenommen… In den ukrainischen Neurepubliken würden jetzt demokratische Neuwahlen angesetzt und internationale Wahlbeobachter seien herzlich willkommen. Sagen wir mal zum Termin Anfang Mai. Und nun? Würde das standhafte Europa eher Wahlbeobachter schicken oder doch lieber die Wahl sanktionieren? Vermutlich weder noch, sondern sich lieber ständig gegenseitig versichern, dass die Usurpatoren gar nicht den Mut aufbringen, sich einer freien Wahl zu stellen.

Dies natürlich in völliger Verkennung der Tatsache, dass es völlig belanglos wäre, wer denn da nun gewählt würde, dass es lediglich darauf ankommt, dass überhaupt eine Wahl stattfünde. A la Selbstbestimmung der Völker. Und ohnehin wäre da kein Kandidat der Kernukraine. Dass ein beliebiger neuer Volksführer als 1. Tat nach der Vereidigung einen Zusammenschluss mit der Kernukraine anstrebt, wäre schon deshalb zweifelhaft, weil mit der Amtsannahme aus ukrainischer Sicht einfach Hochverrat vorläge. Und das einfach absolut keine Wahlbeteiligung vorläge, ist ebenso zweifelhaft. Nur mal angenommen… – Franz Wanner

 


 

 

Leserbriefe zu „Der neue Superstar“ von Kolja Rudzio

 

Die Volkswirtschaftslehre beschreibt die Summe individueller Entscheidungen als kollektives Verhalten mit einer „Unsichtbaren Hand vom Markt“. Unsere individuellen Entscheidungen werden mit monetären Transfers buchhalterisch im Finanzkreislauf dokumentiert. Mit der Politikanalyse von Hr. K. Marx wurde bekannt, dass der „monetäre Referenzrahmen“ für wirtschaftliches Denken eine „selbstbezügliche Eigendynamik“ beinhaltet. Um diese Wirkung einzuhegen, können Regierende „schwächere bis stärkere Ordnungspolitik“ erlassen. Durch die Wende89 sollte also die Politik wissen, dass eine marktwirtschaftliche Organisation erfolgreicher als ordnungspolitische „Eingriffe“ ist. Da wir in unserer Währungsdefinition nur monetäre Transfers gewähren, zensiert der Staat unser marktwirtschaftliches Denken auf den Finanzmarkt.

Spätestens mit dem Bewusstwerden vom Klimarisiko sollte der Politik bekannt sein, dass wir im Güterkreislauf chemisch- und biophysikalische Transfers bewirken; und das kollektive Verhalten beeinflussen. Ein „selbstkritischer Staat“ könnte Fragen, ob er Ökonomie von Ökologie spaltet; und wie er diese Spaltung überbrückt. Politisch können „chemisch- und biophysikalische Transfers“ folgendermaßen organisiert werden: Individuelles Marketing von Unternehmen Ordnungspolitische Kriterien Marktwirtschaftliche Organisation

Für 1 spricht „unternehmerische Selbstbestimmung“; gegen 1 spricht die fehlende Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen; für 2 spricht die Vergleichbarkeit von Unternehmen; gegen 2 spricht der bürokratische Aufwand und eine politische Taxonomie ohne naturwissenschaftliche Vergleichbarkeit; für 3 spricht eine „Unsichtbare Hand der Evolution“; gegen 3 spricht „politische Trägheit“ und die „politische Sprengkraft eines zweiten, womöglich naturwissenschaftlichen, Referenzrahmens für marktwirtschaftliches Denken“. …

1. E. wäre 3 ein neuer politischer Superstar der chemisch- und biophysikalische Markt: ein „abstrakter Staat“, der Ökonomie mit Ökologie versöhnt. … Das wäre eine „lebendige Demokratie“; die Legislative würde eine neue Wirtschaftsverfassung erlassen, um die Güterumschlagsmenge so zu steuern, dass wir keine Kipppunkte auslösen; die Exekutive wäre das Volk, was mit Transfer-Wahl über den chemisch- und biophysikalischen Zustand vom Ökosystem entscheidet; und die Judikative würde „umweltschädigendes Verhalten“ verurteilen. Staats- und Marktgläubigkeit wären Eins. – Matthias Losert

 

Herr RUDZIO weist darauf hin, dass es die richtige Balance zwischen Staat und Markt braucht, um die Menschheitsaufgabe des Klimaschutzes zu bewältigen. Diesen Konflikt der Nationalökonomen können wir nicht mit den Zielsetzungen von Herrn Lindner lösen. Das ist sicher, weil die Naturwissenschaft des Klimawandels dem entgegensteht. Sie ist unweifelhaft nicht verhandelbar. – Dr. Jürgen Onken

 

Haben Sie vielen Dank für den kritischen Blick auf den neuen Staatsglauben in der Wirtschaftspolitik. Leider haben Ökonomen hieran eine gehörige Mitschuld – Teil des unkritischen und ohne Raum für Diskussionen vorgetragenem neoliberalem Dogma, das in der Finanzkrise zusammengebrochen ist, war auch die jahrelange Fokussierung auf die Deregulierung und Liberalisierung der Arbeits- und Kapitalmärkte. Dies trägt nun dazu bei, dass mit entsprechenden politischen Maßnahmen heute nur noch negatives, namentlich Sozialabbau und Finanzspekulation verbunden wird.

Dabei gibt es viele Felder, in denen auch der berühmte „kleine Mann“ von weniger Dirigismus profitieren könnte: Seien es die absurden Dokumentationspflichten im Gesundheits- und Sozialbereich, alberne Datenschutzverordnungen, die durch zahllose Vorschriften exorbitanten Baukosten, das Ausbremsen der unzähligen Initiativen und Projekte zur Energiewende durch endlose Genehmigungsverfahren, den Aufwand in der finanziellen Selbstverwaltung, die zeitweise undurchschaubaren Corona-Vorschriften oder schlicht die Tatsache, dass man für sehr viele Dinge sehr viel mehr Geld bezahlt als notwendig wäre. – Adrian Schröder

 

Es braucht die richtige Balance zwischen Staat und Markt, um den großen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen, so das Fazit von Kolja Rudzio. Gerade noch hat der Markt sich als unfähig erwiesen, maßgeblich selbst erzeugte Krisen auch selbst lösen zu wollen oder zu können, da wird auch schon davor gewarnt, dass der Staat nicht allzu mächtig auftreten möge. Die Rede ist hier von jenem Staat, der jahrzehntelang unter der Markt-Dominanz kaputtgespart worden ist und heute kaum in der Lage ist, seine Regelaufgaben zu erfüllen.

Von jenem Staat, der durch Lobbyarbeit der Wirtschaft u.a. in den Sektoren Energie, Landwirtschaft und Verkehr sich fast bis zur Selbstaufgabe zurückgenommen hat und den Markt hat maximal frei agieren lassen. Schon die ersten staatlichen Steuerungs- und Regulierungsversuche, um der so entstandenen gigantischen Transformationsaufgabe gerecht zu werden, sind Anlass für Mahnungen seitens der Marktdogmatiker, es doch bitte nicht zu übertreiben. Die sich sachlich und neutral gebende Formel der richtigen Balance zwischen Staat und Markt ist selbst Ausfluss des ökonomischen Dogmas.

Viel wäre gewonnen, wenn jede Sphäre das macht, wofür sie da ist. Ohne beherzte staatliche Setzung von geeigneten Rahmenbedingungen würde es die sozial-ökologische Transformation nie geben. Ohne die Risikobereitschaft und Innovationskraft der freien Marktakteure würde der so gesetzte Rahmen nie mit gute Lösungen gefüllt werden. – Reinhard Koine

 

„Der neue Superstar“: Von der Markt-Gläubigkeit zur Staatsgläubigkeit – ist das zielführend? So ähnlich kommt der Artikel daher. Aber wird hier wirklich nur eine Pendelbewegung sichtbar, die von einem Extrem in das anderer schwingt? Ich denke „nein!“ Neoliberalismus in Verbindung mit Steuer-Gesetzen und steuerfinanzierten Staatsaufgaben dient zunächst nur dazu, die Dienstleistungen zu finanzieren, die über Leistungsentgelte kaum sinnvoll finanziert werden können. Dazu zählen z.B. Regierungskosten, Verteidigungsausgaben und die Sicherstellung von öffentlich nutzbarer Infrastruktur. So weit – so unstrittig oder?

Wenn nun die EU-Kommission ein Beurteilungssystem für Unternehmen bezüglich ökologischer und sozialpolitischer Aspekte einführen will, ist dies m.E. eine rein marktwirtschaftliche Aktion. Produkte haben zwei unterschiedliche Arten von Produkteigenschaften: Zum Einen die Gebrauchseigenschaften. Diese sind meist – aber bei Weitem nicht immer (siehe falsche Verbrauchs- und Abgasangaben der Autohersteller!) – vom Kunden erkennbar und damit in der Kaufentscheidung bewertbar. So weit, so teilweise gut.

Andere zunehmend wichtige Produkteigenschaften sind weder erkennbar noch vom Kunden bewertbar – es sei denn, sie müssen gesetzlich geregelt und überprüft als Information zur Verfügung stehen. Wenn ein Kunde sicherstellen will, dass er mit seinem Auto seinen Mitmenschen nicht mehr Schaden zufügen will, als unvermeidlich, muss er verlässliche Abgas-Werte, Lärmpegelangaben sowie die ökologischen Kosten bei der Herstellung, beim Betrieb wie auch bei der Entsorgung kennen. Verfügt der Kunde über ein soziales Gewissen, muss er auch wissen, ob in anderen Teilen der Erde Zulieferteile unter menschverachtenden Bedingungen hergestellt und transportiert werden, ob in anderen Teilen der Erde im Zusammenhang mit der Herstellung des Kfz an Ressourcen Raubbau betrieben wird oder nicht.

Damit die Kaufentscheidung alle wichtigen Produkteigenschaften berücksichtigen kann, muss der Staat zwingend Regeln festlegen und durchsetzen. Dasselbe gilt natürlich ebenso bei der Frage, in welche Firma ich beim Akteinkauf mein Geld investierte. Als Miteigentümer werde ich zwar (noch?) nicht juristisch aber sehr wohl ethisch mitverantwortlich für alles, was der Betrieb tut. Früher waren solche Aspekte noch offensichtlich: Wenn der Gerber den Dorfbrunnen vergiftete, hat er vermutlich kaum mehr sein Leder an die Dorfbewohner verkaufen können. Und wenn der Bäcker seine Gesellen misshandelte, wurde das im Dorf sicher auch bemerkt und entsprechend quittiert. Das ist Marktwirtschaft pur. – Tilmann Wolf

 

Ausgabe 17.02.22, s. 21, „Der neue Superstar“, S. 24, „Kommt jetzt der Crash?“ und „der arme Rest der Welt“, danke für die 3 o.g. Beiträge. Zur falschen Alternative Markt oder Staat bzw. (Neo-)Liberalismus oder Dirigismus haben Sie genau das „Zauberwort“ gefunden, nämlich „Balance“. Natürlich ist keine der „Alternativen“ ein Allheilmittel, schon gar nicht eine allein, sondern die meisten Probleme kann noch am ehesten eine gut ausbalancierte Balance der beiden lösen, ergänzt durch auch NGOs, gute Medien und Justiz, falls man letztere nicht ohnehin als Teil des Staats auffasst. Wenn eine Seite mal wieder bei Übertreibungen, Fehlern oder Scheitern erwischt wurde, besteht zu leicht die Versuchung, von der einen Übertreibung in die andere zu fallen, vom einen Fehler in den umgekehrten Fehler, was laut Römerweisheit eigentlich nur bei dummen vorkommen soll.

Natürlich darf man auch weder vom einen noch vom anderen Wunder oder die Quadratur des Kreises erwarten. Sonst ist ein „Versagen“ oder „Scheitern“ praktisch unvermeidlich vorprogrammiert. Wenn man dann immer noch meint, es lag nicht an unmöglich zu befriedigenden Erwartungen — typischer Weise alles perfekt zu erfüllen ohne Kosten oder Unbequemlichkeiten für die Fordernden — sondern nur am Versagen des bisherigen „Systems“, dann ist immer wieder die logische Folge, sich zur Erwartungserfüllung ein ganz anderes „System“ zu wünschen oder zu wählen, z.B. jemand neues, der/die noch keine Gelegenheit zum „Versagen“ hatte und das blaue vom Himmel verspricht, schlimmsten Falls erhält man dann jemand, der dann zeigt, dass es sehr wohl noch viel schlimmer geht.

Auch das Interview mit K. Rogoff gibt wertvolle Hinweise, z.T. nach schon guten Fragen. Vielleicht kann noch ergänzt werden, dass eigentlich nicht die Sachwerte incl. Aktien aufgewertet wurden, sondern das Geld eher selektiv an Wert verlor, dass die steigenden Aktien- und immobilienpreise also schon länger Ausdruck einer (sozusagen selektiven) Inflation sind. Wenn zu dieser jetzt allgemeinen Inflation ein Selbstverstärkungs-effekt einsetzt, kann die Folge ein exponentielles Wachstum sein, das wie auf anderen Gebieten ohne harte Gegenmaßnahmen rasch katastrophale Ausmaße annimmt. Es ist eigentlich eher erstaunlich, dass es bei Alltags-einkäufen so lange „gut“ gegangen ist, da beim dauerhaften Geld „schaffen“ durch die EZB diese ansonsten ein „Wundermittel“, eine Art wirtschaftliches Perpetuum mobile erfunden hätte, welches immer weiter Leistungen erzeugt, ohne etwas hineinzugeben.

Es war auch bei der Corona-Krise eigentlich klar, dass man nicht so große Ausfälle an Produktion von Wohlstands-Elementen durch „Zaubertricks“ praktisch bis zur Folgenlosigkeit kompensieren könnte, ohne dass am Ende irgendwer belastet wird, sei es auch mit zeitlicher Verzögerung, es sei denn vielleicht, genug Leute würden zeitweise viel mehr arbeiten als vor Corona, um das versäumte nachzuholen und auszugleichen. Ansonsten kann eigentlich nur ein — natürlich nötiger — viel gerechterer lastenausgleich durchgeführt werden, am ehesten auf Kosten der Corona-Gewinner, die im Fall einiger Großer ohnehin zu lange schon sich vor den eigentlich fälligen Steuern drücken.

„Der arme Rest der Welt“ benötigt sicherlich mehr Einnahmen durch mehr Gerechtigkeit in den Handelsbeziehungen wie auch Ausgleich für die zunehmenden dortigen Klima-Schäden, Hilfen um dort überhaupt noch rechtzeitig ausreichenden Klimaschutz möglich zu machen etc. etc. Aber ob dies vorzugsweise durch weiterhin niedrig verzinste Kredite geschehen sollte oder gar muss, wage ich doch zu bezweifeln. Zum einen ginge dies oft an korrupte Regierungs-Vertreter, die selbst einen großen Teil Verantwortung an der Verarmung ihrer Völker tragen.

Zum anderen müssten diese Kredite auf Dauer immer wieder entschuldet werden, was eigentich bedeutet, von den Steuerzahlern anderer noch soweit weniger verschuldeter Länder übernommmen werden. Wenn diese wie üblich Steuererhöhungen abblocken oder gar ihre Steuern in „Oasen“ verschieben/minimieren, ist die Versuchung groß, die Last über Langfrist-Schulden auf die nächsten Generationen abzuwälzen, die ohnehin gebeutelt genug sein werden, oder aber Geld zu „erschaffen“, die digitale Form des alten Geld Druckens, mit der Folge, dass die Belastung an alle Opfer von Inflation und Negativ-Zinsen geht, während Sachwert-Besitzer eher profitieren, zumindedst außen vor bleiben. Das wäre alles andere als eine gerechte Verteilung der Lasten.

Sinnvoller und gerechter wäre, dass die Konsumenten der Dritt-Welt-Arbeitsprodukte über fairere Preise die Kosten Tragen und ansonsten normal progressiv besteuerte gutverdienende oder vermögende der jetzigen Generation, die lange genug besonders in den wohlhabenden Anteilen auf Kosten von ausgebeuteten besonders der dritten Welt wie auch der nächsten Generationen gelebt haben, welche die Erblasten von Klima-Erhitzung und anderem zu erdulden haben, besonders wenn das noch weitere Wachstum dieser Erblasten nicht schnellsten gestppt wird. – Dr. Peter Selmke

 

Theoretische Wirtschaftswissenschaftler ignorieren gerne den Einfluss, den grosse Konzerne auf die Politik haben, daher sind auch privatwirtschaftlich organisierte Staaten keine reine Marktwirtschaften. Ein Beispiel: In den USA wird seit Jahren über die Monopolposition von Firmen wie Amazon, Facebook und Google diskutiert. In China wurde der TikTok Konzern kürzlich zerschlagen, als er eine Monopolposition anstrebte. – Peter Pielmeier

 

„Weil wir skeptisch werden, wenn alle einer Meinung sind“. Zuerst dachte ich, eine schöne Anzeige mit Bild des Chefredakteur der ZEIT, sonst nichts. Dann der Artikel im Wirtschaftsteil der 8. Ausgabe “ Der neue Superstar“. Ohne in die übliche Lobhudelei zu verfallen. Einen besseren Artikel zu diesem Thema Balance zwischen Staat und Markt und die Diskrepanz zur vorwiegenden öffentliche Meinung habe ich noch nicht gelesen. – Walter Schroiff

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Verzehrswende“ von Merlind Theile

 

Wie weit kann Protest gehen und wo beginnt Terror? Wo an die Stelle sachlicher Argumente Meinungen treten, ist die Demokratie am Ende. Schliesslich gilt gleiches Recht für alle. Einen Meinungsstreit ist jedoch nur mit sachlichen Argumenten, die jeder nachvollziehen kann, möglich. Wer sich einer Debatte verschließt und seine Mitmenschen in Geiselhaft nimmt, terrorisiert letztere. – R. Renaux

 

Wieder wurde beim Anprangern des Vernichtens von Lebensmitteln im Handel ein wichtiger Player übersehen. Ein Blick in den Spiegel hilft: welcher Kunde kauft denn die lasche Gurke, den unperfekten Apfel und den Joghurt (für heute Abend), der schon morgen „abläuft“? – Monika Bangert

 

In Ihrem Artikel über die Lebensmittelverschwendung schreiben Sie: „Statistisch gesehen werden weltweit alle bis zum 2. Mai eines Jahres produzierten Lebensmittel weggeworfen.“ Das ist also rund ein Drittel (entsprechend den vier Monaten Januar bis April). Weiter steht dort: „Alleine dadurch entstehen jährlich mehr als 38 Millionen Tonnen Treibhausgase. (Zum Vergleich: Die gesamte deutsche Landwirtschaft verursacht jährlich ungefähr 60 Millionen Tonnen Treibhausgas-Emissionen.)“ So sehr ich die inhaltliche Aussage des Artikels teile, so wenig kann ich nun diese Rechnung nachvollziehen.

Wenn also ein Drittel der Lebensmittel für den Müll sind, so wäre das bei der deutschen Produktion ein Anteil von rund 20 Millionen Tonnen Treibhausgasen. Verglichen mit der weltweiten Menge wäre also Deutschland gut zur Hälfte an der weltweiten Lebensmittelproduktion beteiligt. Das kommt mir dann doch etwas merkwürdig vor. Sind da irgendwie Zahlen durcheinander geraten? Schließlich noch ein paar Worte zum Anteil der Lebensmittel an den Ausgaben eine Haushalts: Da seit 1950 der Anteil der Mieten auch stark gestiegen ist, gerade in den letzten Jahren auch die Preise fürs Tanken, Gas und Strom, ist der Vergleich doch unredlich.

(Da ich seit mehreren Jahren ein elektronisches Haushaltsbuch führe, kann ich für meinen Einpersonen-Haushalt für die Jahre 2020 und 2021 auf 47,5% Miete inkl. Nebenkosten und 17,4% Lebensmittel verweisen; die Zahlen sind auch noch etwas nach unten verzerrt, weil für meinen Umzug und neue Möbel einmalig 15,5% anfielen. Ich wohne in Bielefeld, und auch dort ist das Wohnen inzwischen recht teuer.) Abschließend freue ich mich schon auf die kommenden profunden Informationen Ihrer Wochenzeitung, die ich mir trotz kleiner Rente seit Jahren im Abo leiste. – H. Peter Stock

 

Ich habe kein Problem mit dem Verzehr abgelaufener Lebensmittel. Viele Menschen kaufen einfach Zuvieles ein und entdecken dann irgendwo im heimischen Keller-Regal oder Kühlschrank Lebensmittel, deren MHD überschritten ist. Sie werfen diese dann gedankenlos weg. Wenn ich lese, wieviele Tonnen an Lebensmitteln jährlich entsorgt werden, wird mir schlecht. Zu dem Beitrag Die Verzehrswende habe ich folgende Gedanken aufgeschrieben:

Uns geht es einfach zu gut! Unsere Hirne sind durch die Werbung geblendet. Ein Kartoffel darf keine Augen haben, Brot darf nicht trocken sein. Obst/Gemüse muß frisch und knackig aussehen. Schrumpelig geht gar nicht. Leider ist vielen unbekannt, dass MHD mindestens haltbar bis und nicht (!) sicher tödlich ab bedeutet. Bei Erreichen des aufgedruckten Datums, wird daher das Glas Senf, der Reis, der Jogurt (…) weggeworfen. Ich finde es gut, dass Essenretter, wie Carla Hinrichs, unterwegs sind, um uns aufzuwecken! Über die Art und Weise kann man streiten – die Idee dahinter ist vollkommen richtig! – Achim Bothmann

 

Das Thema food waste ist ein Unterthema zum Thema Klimawandel. Beide Themen haben gemeinsam, dass es nicht nur auf die Statik, auf die aktuelle Situation sondern vor allem auf die Dynamik, auf die Entwicklung, auf das Wachstum ankommt. Ich bin 1941 geboren. In meiner Kindheit mit zwei Geschwistern war food waste kein Thema. Es war z-B. genau geregelt, wann jeder den Milchtopf (Boden und Rand) auskratzen durfte. Die erste Orage, einmaliges Geschenk von einem Schulkameraden, wurde genau in fünf Teile zerlegt und samt Schale verzehrt, etc. etc. Unsere Familie aus 5 Personen bewohnte eine 4 Zimmer-Wohnung, wobei das grösste und das kleinste Zimmer untervermietet waren.

Allerdings die Dynamik, das Wachstum war damals höher als heute, insbesondere was die Geburtenrate und das Anwachsen des Konsums betraf. Es waren besondere Ereignisse z.B. als es erstmals zum Frühstück keine Polenta sondern Brot gab oder als das Zeitungspapier im WC abgeschafft wurde. Damit fiel meine Aufgabe weg, das Papier zuzuschneiden. Damals zur Zeit des Korea-Kriegs waren auf den Titelseiten oft die damals modernsten Waffen zu sehen. Ich schnitt die Bilder aus und versteckte die Blätter in einer Aussparung hinter der WC Schüssel. Meine Mama verdächtigte den Untermieter des kleineren Zimmers, er habe sich dort einen Not-Vorrat eingerichtet. Ganz so ernst war die Lage also nicht.

Beim Thema food waste bestätigt sich wie beim Klima eine Erfahrung aus dem Militär, dass der Vorstoss einfacher zu bewältigen ist als der Rückzug. Massenproduktion ist nötig, um Arbeitsplätze zu ermöglichen. Einkaufen hat für viele Menschen Erlebnis- und Unterhaltungswert, was wiederum Arbeitsplätze sichert. Bei der Nahrung kommt dazu, dass es Ernte-Schwankungen gibt. Wenn soviel produziert wird, dass es bei schlechter Ernte gerade reicht, dann gibt es bei guter Ernte eine Überproduktion. Wenn diese als Unterstützung an Bedürftige verteilt wird, dann bleibt die Frage offen, wie die Bedürftigen bei schlechter Ernte versorgt werden können.

Eine Lösung wäre, dass die Gesellschaft allen Menschen gute Lebensgrundlagen sichert. Das wäre durchaus möglich, etwa über Lebensmittel-Karten wie im 2. Weltkrieg. Diese Einschränkung wäre durchaus vertretbar, insbesondere wenn das unabdingbar wäre, um die Klimaziele zu erreichen. Etwa um zu vermeiden, dass Wachstum nötig ist, um Arbeit und damit Lebensgrundlagen zu verteilen. Allerdings müsste die Methode auf die gesamte Produktion (Kleider, Wohnen, Mobilität, etc.) ausgeweitet werden.

Was Ähnliches hat man ja schon mal in der UdSSR versucht. Abgesehen davon, dass eine solche Lösung weltweit eingeführt werden müsste, hat das auch schon damals in der UdSSR nicht ausreichend funktioniert. Es könnte vielleicht funktionieren, wenn der Leidensdruck hoch genug wäre und neue Lebensperspektiven erfolgreich akzeptabel gemacht würden.Dazu gehörte auch, dass dafür gesorgt wird, dass sich die demographischen Gräben nicht vertiefen, was nicht einfach ist.

Dazu ein recht alter Bericht (Schweizerische Arbeitgeber Zeitung 31/32: Ein Sechstel der Erde. 1991, S. 693): Bei ziemlich gleichmäßiger Grundsicherung variierte in der ehemaligen UdSSR das Wachstum der einzelnen Völker in den 10 Jahren von 1980 bis 1989 zwischen 0 % (Weißrussen) und 44.8 % (islamisches Volk der Tadschiken). Nötig wäre also eine von allen akzeptierte Gesamtsicht auf den ganzen Problemkreis. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Für die „Letzte Generation“ ist Essen ein zentraler Faktor in der Klimakrise. Für mich ist die saisonale und regionale Ernährung eine Pflicht beim klimaschutz. Eine konsequente Nutzung aller Kulturpflanzen, die mittels Photosyhthese klimaschädliches CO₂ binden, ist die Folge. Brachliegende Streuobstwiesen und brachliegende Gärten gehören dann der Vergangenheit an. Kulturplanzen benötigen und binden Kohlendioxid und bringen es mit ihren Früchten in den Nahrungsmittelkreislauf ein.

Auf brachliegenden Flächen dagegen werden zwar auch im Sommerhalbjahr große Mengen an organischem Kohlenstoff in Hölzern, Früchten und Gräsern eingelagert, im Winterhalbjahr aber beim Verrotten der Erzeugnisse wieder als schädliches Klimagas an die Atmosphäre abgegeben. Hier werden doch Ressourcen, welche uns die Natur vor Ort bereitstellt verschwendet. Die Gesellschaft isst z.B. Äpfel aus Neuseeland und Gemüse aus Spanien, lässt aber die Erzeugnisse vor der Haustüre vergammeln. Wenn nun jeder Aktivist die Patenschaft und auch die Pflege für einen brachliegenden Obstbaum oder einen brachliegenden Garten übernehmen würde, könnte praktischer Klimaschutz vorgelebt werden. – Wolfgang Behrendt

 


 

 

Leserbriefe zu „Lasst die Investoren ran!“ von Ann-Kathrin Nezik

 

Jeder Mensch hat das Recht, eine eigene Meinung zu haben, aber die Zeit sollte nicht auf das Niveau der Querdenker absteigen. Und genau auf diesem Niveau liegt meines Erachtens der Kommentar. Es ist natürlich immer gut Transparenz zu fordern und auf die „Black-box“ Schufa draufzuhauen und Kritik an dem Verkauf als plumpe Kapitalismuskritik abzutun. Aber wenn die Verfasserin schon Transparenz fordert, sollte sie diese von dem Investor fordern. Kein Unternehmen investiert Millionen ohne einen Plan zu haben, wie man das investierte Kapital durch Erträge wieder reinholt. Und das wäre mE höchst interessant für die Glaubwürdigkeit des schwedischen Investors.

Im übrigen sollte man sich mal überlegen, warum unsere Finanzämter keine Software kaufen, sondern die Programme lieber selbst entwickeln. Weil sie genau wissen, dass die Gangster die frei verkäuflichen Programme auch kaufen würden um zu testen, wie man sich verhalten muß, um unter den Schwellenwerten zu bleiben und mit seinen krimminellen Aktivitäten nicht aufzufallen. Deswegen sollte man der Schufa auch eine gewisse Intransparenz zugestehen. Aber Prozesse nicht zu Ende zu denken, sondern einfach zu sagen probieren wir es doch mal, ist schon sehr naiv und blauäugig. Und wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist – Pech gehabt. – Klaus Kornmann

 

Eigentlich wollte ich nur einen Kommentar unter dem Artikel schreiben, aber seit einiger Zeit kann ich mich nicht mehr mit meinen gespeicherten Daten anmelden und auch die versprochene E-Mail nch dem Hinweis:! Passwort vergessen ist nicht eingetroffen. Also ein kurzer Kommentar auf diesem Wege: Vielleicht kann ein schwedischer Investor auch schwedische Verfahren in Deutschland einführen, denn hier in Schweden erhalte ich als Kunde eine Kontrollmitteilung von entsprechenden Instituten, wer welche Informationen über mich bekommen hat! – Klaus W. Jessen

 

Versprechen von Investoren zu vertrauen ist ziemlich naiv. Dass die Schufa durch einen Inhaberwechsel transparenter wird, was sehr wünschenswert wäre, halte ich für höchst unwahrscheinlich. – Willi Krebser

 

Es wäre auf jeden Fall zu begrüßen, wenn die Schufa transparenter würde. Warum glauben Sie, dass augerechnet ein schwedischer Investor, der zunächst und vor allem Gewinne erwirtschaften will, dafür besonders geeignet sei? Und haben nicht „Finanz-Profis“, die Sie „ranlassen“ wollen, ganz im Gegensatz zu den allermeisten deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die Finanzwelt 2008 an einen Abgrund geführt, wo bis heute noch nicht klar ist, ob wir nicht noch hineinrutschen werden. Hier scheint mir eher die deutsche Politik gefragt, die als Eigentümervertretung wirtschaftliche und als Legislative rechtliche Vorgaben machen könnte. – Udo Kroschewski

 


 

 

Leserbriefe zu „»Diese Versprechen wurden gebrochen«“ von Julia Kanning

 

Es muss immer und immer wieder über solche Ungeheuerlichkeiten berichtet werden, damit sich etwas ändert. Ich bin einmal mehr entsetzt, wie in Deutschland, das immer so auf seine Werte pocht, mit sehr sehr vielen Menschen umgegangen wird! Mit ehemaligen Ortskräften und mit vielen anderen Menschen, egal ob sie aus anderen Ländern gekommen sind oder hier geboren sind oder schon seit Generationen hier leben.

Ob es sich um das Brechen von Versprechen wie in dem berichteten Fall oder um das Brechen von Asylgesetzen oder um den Bruch anderer Gesetzte oder die Nichtgewährung von Rechten deutscher Bürger handelt – der Verschiebebahnhof wie in diesem Fall wird überall praktiziert. Ich denke da auch an das Gesundheitssystem (Bsp. Wartezeiten oder Ablehnung von Anträgen auf Psychotherapie und vieles andere), das Rentensystem etc.pp. Dann wundere ich mich darüber, dass sich viele Menschen darüber wundern, woher bei einigen Menschen in diesem Land die große Wut kommt… – Sibylle Riffel

 

Hier drängen sich mir einige Fragen auf. Wodurch ist die Gefährdung der im Jahre 2021 angestellten Ortskräfte entstanden? Wer konnte den Einmarsch der Taliban innerhalb von wenigen Tagen in Kabul voraussehen? Das konnten nur Menschen, die die Sprache des Landes sprachen, seine Kultur und seine gesellschaftlichen Strukturen kennen.

DAs waren die Ortskräfte. Sie waren weder blind noch taub für die aktuelle Situation in ihrer Heimat. Sie und ihre Familien hatten die Herrschaft der Taliban bereits erlebt. Jeder Einheimische wusste, was deren Vormarsch für sie bedeutet. Nur wenige haben sich dem entgegen gestellt. Obwohl in Afghanistan bereits vor der Einnahme der größeren Städte die Taliban auf dem Lande herrschten, Überfälle auf die Bundeswehr verübten, dachten ehemalige Ordnungskräfte in den vergangenen zwanzig Jahren nicht an Migration. Menschlich verständlich, dass Betroffene nun mehr oder weniger den Verzicht auf Kontrolle des Zuzugs nach Deutschland erwarten.

Handeln nach Treu und Glauben stellt m. E. jedoch den Rechtsstaat in Frage. Dieser Verzicht ist selbst angesichts der Schwierigkeiten und der Unzulänglichkeiten des Verfahrens nicht möglich. Schließlich geht es nicht nur um Formalitäten, sondern um Millionen und Milliarden Euro und um den verantwortungsvollen Umgang damit.

In diesem Zusammenhang bleibt völlig unerwähnt, dass im reichen Deutschland, d. h. im Deutschland der Reichen, es 46.000 Obdachlose und mehr als 750.000 Wohnungslose gibt. Hinzu kommt, dass alle, die in den vergangenen 20 Jahren einmal als Ortskräfte tätig waren, eine Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland für sich und für ihre mehr oder weniger weitläufige Familie erwarten. Das in Rede stehende Versprechen kann m. E. nicht absolut und bedingungslos, sondern als Zusage für ein entsprechendes Verfahren verstanden werden. – R. Renaux

 

Bei allem Verständnis für die schlimme Lage in Afghanistan, auch für die von Herrn Quais Ahmadi, Artikel von Julia Kanning, erschließt sich mir nicht ganz, worauf sich die Anspruchsgrundlage für eine Aufenthaltsberechtigung in der BRD begründet.. Wenn ich den Artikel richtig gelesen habe, war Herr Ahmadi in Alter von 22 Jahren vom 1. Februar 2012 bis zum 31. Januar 2013, insgesamt 12 Monate für die Bundeswehr als Ortskraft tätig, ohne der deutschen Sprache mächtig zu sein. Lt. Artikel wird Afghanen, sie seit 2013 bei einem deutschen Arbeitgeber angestellt waren, eine Aufenthaltserlaubnis erteilt.

Herr Ahmadi war aber seit 2013 doch nur einen ganzen Monat für die Bundeswehr tätig. Für einen einzigen Monat der beschriebenen Tätigkeit hat er demnach einen Anspruch für eine Aufenthaltserlaubnis . Ich erlaube mir die Frage, mit welchen Tätigkeiten oder in welchen Beschäftigungsverhältnissen Herr Ahmadi seit dem 01. Februar 2013 seinen Lebensunterhalt und den seiner Familie bestritten hat? Für die Bundeswehr ja ganz offensichtlich nicht. Dann wird in dem Artikel von einem Sieg der Taliban gesprochen. Es hat doch gar keine Kämpfe gegeben. Die Afghanische Armee, wenn man das so bezeichnen kann, hat doch trotz aller tollen Ausbildungen und aller tollen technischen Ausrüstung überhaupt keine Gegenwehr geleistet, wenn man den mannigfaltigen Berichten in den zugänglichen Medien sehen und lesen konnte, glauben kann.

Ich bin der Meinung, dass afghanische Ortskräfte der Bundeswehr, die der Bundeswehr viel gutbezahlte Lebenszeit geschenkt haben, durchaus eine Aufenthaltsberechtigung erhalten können. Die Angehörigen der Bundeswehr sollten ihnen dann aber auch beigebracht haben, dass wir kein archaisches patriarchalisches Gesellschaftssystem haben, Frauen gleichberechtigt einen Anspruch auf eine selbstbestimmtes Leben haben, nicht so wie die Afghanin, die ihre kleinen Brüder praktisch großgezogen hat und dann von Ihnen hinterhältig bestialisch ermordet worden ist.

Ich muss zugeben, ich informiere mich ausschließlich über die sogenannten Main-Stream-Medien, ärgere mich in letzter Zeit aber häufig über schlampig recherchierte Artikel oder Fernsehbeiträge, in denen teilweise die Hälfte der Fakten unterschlagen wird. So, jetzt habe ich meinen Frust etwas abgebaut. Ich hoffe, Sie haben Verständnis. – Bärbel Ricke

 

Wer auf die deutsche Bürokratie angewiesen ist, muss Geduld und gute Nerven haben. Im Fall Qais Ahmadi ging es aber nicht „nur“ um eine Baugenehmigung, eine KfZ-Zulassung oder einen Impftermin. Es ging um sein Leben! Dieses Hin-und Herschieben der Zuständigkeiten und das Ignorieren von Hilferufen ist ein beschämendes Beispiel „organisierter“ Ignoranz. Dass es auch anders geht, beweist die Verkehrssünder-Datei in Flensburg: Zentrales Register, lückenlose Dokumentation, Digitale Infrastruktur, schnelle Reaktion und unerbittliche Verfolgung mit Bildbeweis bis an die Haustür. Vielleicht sollten sich andere Ämter ein Beispiel daran nehmen. – Thomas Meichle

 


 

 

Leserbriefe zu „Eine Welt ist nicht genug“ von Thomas Assheuer

 

Müssen wir uns vor dem Metaverse fürchten? Ja, wenn sich mit dem Metaverse eine Marktmacht etablierte, die das Zeug dazu hätte, Verweigerung unmöglich zu machen und totale Abhängigkeiten zu schaffen. In unserer alten Welt noch konkurriert das Marketing im Bezug auf die Realität mit kritischen Subjekten, um gegen die Skepsis eine reale Transaktion zu ermöglichen. Dieser Konkurrenz wird mit dem Metaverse die Grundlage entzogen, wenn mediale Vermittlung ihren Bezug auf die Realität aufgibt und vor die reale Welt den undurchdringlichen Schleier einer selbstreferenziellen Wirklichkeit schiebt.

So kann das Metaverse die Energie eines schwarzen Lochs entfalten und als gigantische Transformationsmaschine die reale Welt in sich aufsaugen und auflösen. Auch die Transaktionsspuren verlieren sich. Suchte das kritische Subjekt in dieser Utopie einen Bezug zur Realität, landete es dann stets im Metaverse und würde sich dort verlieren. Exotik-Zoos für Verweigerer wären in der auf Totalität angelegten Metaversewelt auf Dauer nicht möglich. Wenn das Metaverse tatsächlich die Kraft eines Schwarzen Lochs entfalten könnte, müssten wir uns fürchten.

Eher allerdings ist in unserer Welt, in der doch die Realität sich mit großer Wucht gerade wieder bemerkbar macht, große Fragen aufwirft und uns hilflos erscheinen lässt (Klimawandel, Pandemie, Kriegsgefahr) das Metaverse eine schwache Fluchtmutation des parasitären Wirtschaftens, um die Profitmöglichkeiten noch ein letztes Mal ausweiten zu können. Es kommt nun darauf an, Abstand zu halten und sich bestmöglich gegen das Metaverse-Virus zu immunisieren. – Reinhard Koine

 

Dank für das überraschende ,journalistische Lebenszeichen mit dem Hinweis auf „METAVERSE“ als Menetekel ,die Tech-Konzerne /Monopole wollen allein nur unsere Wirklichkeiten von Grund auf verändern.Das ist für mich keine Utopie mehr,vor der wir uns zu fürchten haben.sondern bittere Wirklichkeit als Tatsachenbehauptung /Tatsachenwahrheit geworden..Als große geistige Synthese im Narrativ einer „MIXED Reality“ ,die sich im „MR-Modus “ eines Mark Zuckerberg und Co schon längst deutlich verwirklicht hat und zum festen Bestandteil der „realen Welt“ mutiert ist.(wie auch gleichsam das Narrativ Corona 19 -Virus).

Denn die reale Welt zerfällt ausschließlich in Tatsachen und Sachverhalten(lt Wittgenstein):In der Gesamtheit mit ihren ständig selbstgeschaffenen Narrativen (Bildern von der Welt),eines unendlich digitalen ,geistigen ,politischen ,logischen ,sittlichen Wirkungsraumes. Alles soll sich anfühlen ,als wären wir geistig,sittlich und örtlich von einander enfernt ,um kommunikativ leben zu können.(Mark Zuckerberg).Das ist für mich Hobby-Theologie,Tech-Messias -Ideologie zur Bildung einer eigenständigen Sprach-Infrastruktur für kommunikative Gleichzeitigkeit/Gleichförmigkeit aus festgesetzten Regeln und neuen Standards .

Als Superlativ einer neuen Ordnung /Marketingprosa von galaktischer Weltfremdheit im schlechten Sience-Fiktion-Profil..Keine alternative ,wünschenswerte Parallelwelt(Paradies) für fantasiebegabte ,sehnsüchtige clienten/user allein bloß.So schafft man neue Märkte für allein virtuelle Güter ,erhöht den Kapitalfluss und die Profite für Gleichgesinnte.Wir selbst bleiben dabei nur komische ,kauzige Vögel,Sonderlinge,Eigenbrödler und Verschwörungs-Theoretiker in den Krakenarmen dieser Digital-Kapitalisten/.Schein-Propheten.

Denn wenn Sie ,verehrter Autor ,Thomas Assheuer ,als Goethe -Kenner ,den Aufbau der Sprach-Struktur des derzeitigen „Narrativ-Corona 19″genauer sprachlich analysieren ,sollte ihnen ebenfalls auffallen ,dass die Utopie/Metaverse/ Metapher als „Polit/Virus-Versum „/mixed reality bereits existiert und wirkt.:Als Synthese einer virologisch pandemischen Wirklichkeit (Infektionsbedrohung) mit der Überlagerung eines politischen Schutzanspruches (Testen und Impfen)listenreich gekoppelt und vermischt worden ist. – Lothar Hantel

 

„Eine Welt ist nicht genug“ und deshalb versucht die menschliche Hybris schon seit Urzeiten den Gegenentwurf einer besseren Welt , sei es nun die Reich-Gottes-Idee des Christentums oder das Utopien eines Thomas Morus. Im Zeitalter des Silicon Valley ist es dann natürlich ein Metaversum in der Cyberworld. Aber wie die Bedeutung des Begriffs Utopia schon sagt, ist es ein „Nichtort“, der nie realisiert werden kann, da wir schon genug mit der realen Welt zu tun haben.

Und solange es konkurrierende Machtzentren wie Russland, China oder die USA gibt, wird die schöne neue Metawelt eben das bleiben, was Utopien nun mal sind: ein Wunschtraum. Denn niemals werden sich diese einer übergeordneten „Infrastruktur aus einheitlichen Regeln und Gleichzeitigkeit“ unterwerfen. Es stellt sich darüberhinaus auch die Frage, was mit all denen passiert, die keinen Zugang zum Metaversum haben entweder wegen bewusster Verweigerung oder aus Unfähigkeit. Will man denn überhaupt in dieser schönen , neuen Welt leben? – Mia Herber

 

Goethes Zauberlehrling kommt mir in den Sinn, wenn ich über all das angeblich Machbare lese, das Metaversum von Matthew Ball und das Ende aller Pandemien von Bill Gates: „…und mit Geistesstärke tu ich Wunder auch.“ Sind sie, Bill Gates, Matthew Ball, Jeff Bezos, Elon Musk,…Zauberlehrlinge oder eher Hexenmeister? Zaubersprüche alias Programme bringen die „Besen“, also die Einser und Nuller der Digitalisierung zum Laufen, und ein Programm kann auch wieder beendet werden. Insofern wären sie eher Hexenmeister, die an dem vielen „Wasser“ alias den Datenmengen, die sie produzieren, gute Profite machen und die „Besen“ gar nicht stoppen wollen.

Aber vielleicht sind sie auch nur Zauberlehrlinge, die zwar Wirkungsmechanismen verstanden und in Gang gesetzt haben, aber denen die Weisheit fehlt, die weitreichenden Folgen der Digitalisierung, der Zerlegung der Welt in 1 und 0, der „Überschwemmung“ mit Daten abzuschätzen? Jedenfalls können wir, die Nutzer des “Wassers“, also der Datenmengen, die Nachfrage einstellen oder zumindest reduzieren: Kein neues Handy, nicht noch mehr Elektronik im Auto, nicht ein noch größerer Bildschirm, kein noch ausgefuchsteres Computerspiel,…

Wir haben schon genug. Haben oder sein? Menschliches Sein ist sinnliche und physische Beziehung, nicht nur oder vorwiegend virtuelle. Ein Schachspiel oder Kartenspiel mit wirklichen Menschen entspricht menschlichem Sein in all seiner komplexen Wechselwirkung von physischer, psychischer und gedanklicher Präsenz viel mehr als wenn ich virtuell spiele. – Giorgio Zankl

 


 

 

Leserbriefe zu „Herr Feld, bringen Sie die schwarze Null zurück ins Finanzministerium?“ Gespräch mit Lars Feld geführt von Lisa Nienhaus und Mark Schieritz

 

Am 21.6.21 wurde vom Deutschen Bundestag das Klimaschutzgesetz beschlossen. Zur Wahrheit gehört, dass der Klimawandel einem Naturgesetz folgt und weitergehen wird. Es wird gewiss nicht möglich sein, ohne absehbare positive Folgen der Forschung die Schuldenbremse der FDP einzuhalten.. Es geht um unser aller Zukunft und eine gemeinsame gigantische humanitäre Anstrengung mit Ansagen, die der Wahrheit und Klarheit genügen. Die vermisse ich bei Lars Feld. – Dr. Jürgen Onken

 

Dreifach naiv. : Was versteht Herr Wefing unter “ feministischer “ Außenpolitik ? Nur weil wir jetzt eine AußenministerIN haben gibt es ejtzt keine politisch sachliche Politik mehr, sondern feministisch ? Vielen Dank, keine Feministin aber weiblich: – Geelke Braun

 

Zum Interview von Frau Nienhaus und Herrn Schieritz mit Herrn Professor Held möchte ich wie folgt Stellung nehmen: 60 Corona-Milliarden umzuwidmen und den knapp 19 Milliarden im Sondervermögen Energie- und Klimafonds hinzuzufügen, damit hat der neue Schuldenbremsberater des Finanzministers keine Bedenken. Mehr dürfen es für Professor Feld aber nicht werden.

Ob aber die 79 Milliarden im Topf reichen werden, daran sind Zweifel angebracht. Die – leider ohne Quelle – im Interview genannten 500 Milliarden Euro für den Finanzbedarf des Fonds scheinen angesichts der Größe des Problems als eher realistische Schätzung. Selbst die für Ihre Sparsamkeit berüchtigten Niederländer füttern ihren Energie-en-Klimaatfonds mit nicht weniger als 35 Milliarden Euro, z.B. für grünen Wasserstoff und Windparks. Pro Kopf ist das mehr als das Doppelte als in Deutschland.

Zusätzliche Anmerkungen: Am 14. Januar 2022 veröffentlichte ZEIT-ONLINE einen Beitrag von Bundesfinanzminister Christian Lindner (Bund machte 2021 rund 25 Milliarden Euro weniger Schulden als geplant), in dem er auch über eine Übertragung von 60 Milliarden Euro in den Energie- und Klimafonds berichtet.

Das Sondervermögen Energie- und Klimafonds sollte – so die Planungen der Bundesregierung im Oktober 2019 – bis 2023 Fondseinnahmen von knapp 18,8 Mrd. Euro bekommen. Durch die jetzt beschlossene Umwidmung von 60 Mrd. Euro aus dem Corona-Hilfsfonds an den Energie- und Klimafonds erhöht sich das dort verfügbare Fondsvermögen auf ungefähr 79 Mrd. Euro. Wenn man diese Summe mit den 35 Milliarden Euro für die Energiewende in den Niederlanden vergleicht (siehe den beigefügten NRC Artikel vom 12.01.2022), dann muss man die in Deutschland geplanten Aufwendungen vorsichtig ausgedrückt als halbherzig bezeichnen (siehe hierzu auch die beigefügte Karikatur aus dem NRC Handelsblad vom 27. Oktober 2021; Text übersetzt: Es war also unbezahlbar).

Die Niederlande sind gemessen an Fläche (41.543 km²) und Einwohnerzahl (17.474.693 Stand: 1. Januar 2021; 413 Einwohner pro km²) annähernd vergleichbar mit dem Bundesland NRW (34.110,26 km²; 17.925.570 Stand: 31. Dezember 2020; 526 Einwohner pro km²). Gemessen an der Einwohnerzahl (83.129.285 Stand: 30. Juni 2021; 232 Einwohner pro km²) müssten die Aufwendungen für die Energiewende in Deutschland das 4,75-Fache der niederländischen Aufwendungen betragen, also rund 166 Mrd. Euro.

Das wäre rund das 2,1-Fache der 79 Milliarden Euro im deutschen Energie- und Klimafonds ! Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt in den Niederlanden mit 52.646 US$ gut 13% höher als das pro-Kopf BIP von 46.473 US$ in Deutschland (Schätzung IWF für 2019). Die gravierenden Unterschiede in den geplanten Aufwendungen für die Energiewende lassen sich mit diesem Unterschied nicht erklären. – Dr.-Ing. Franz Ulrich Häusler

 

Habe einfach mal die Bevölkerungszahlen nach Altersgruppen bei Statistik.com nachgesehen. Bei einer Gesamtbevölkerung von etwa 83,2 Millionen Ende 2020 gehörten zur Altersgruppe 0 bis 13 Jahre 10,75 Millionen, dies entspricht etwa 12,9 %. Die konnten bisher gar nicht oder nur eingeschränkt geimpft werden. Zu den Gruppen 14 bis 65 und älter etwa 72 5 Millionen entspricht etwa 87,1 %.

Zusammengefasst heisst dies, dass bei einer vollständigen Impfquote von 76,5 % ein Großteil der „impffähigen“ Mitbürger also 87,8 % bereits vollständig geimpft sind. Ich denke dies ist ein beachtliches Ergebnis und spricht für das Verantwortungsgefühl meiner Mitbürger Beim ungeimpften Rest, gehe ich, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, davon aus, dass es durchaus gewichtige Gründe gibt, sei es physischer als auch psychischer Natur, sich nicht Impfen zu lassen. Ich bin dankbar, dass meine Gesundheit ein Impfen zugelassen hat. – Ute-Charlot Bergmann

 


 

 

Leserbriefe zu „ZEIT für Geld!“ von Rüdiger Jungbluth

 

Vielen Dank für diesen Bericht über die dt. Rentenversicherung, ich habe dazu lange keinen so leicht verständlichen und fundierten Artikel mehr gelesen. Gefehlt hat mir nur ein Hinweis auf die ungekürzte Rente nach 45 Einzahlungsjahren mit dem Lebensalter von 63 und der entsprechenden Zurechnungszeit: Ich selbst (Bj. 1954) bin im Alter von 63 Jahren plus 8 Monaten in die abschlagsfreie Rente gegangen. Möglich war dies durch eine andere Variante freiwilliger Einzahlungen (damals aber nur bis zum Lebensalter von 45 Jahren – keine Ahnung, ob es das heute noch gibt…). Ich habe für die Jahre von der Vollendung des 16. Lebensjahres bis zum Abiturabschluss freiwillige Beiträge in Höhe des damaligen Mindestbeitrages geleistet; rund 30 Monate, die zwar keine grosse Rentensteigerung aber einen früheren Rentenbeginn ohne jede Kürzung ermöglichten.

Nach dem Abitur kam der (anzurechnende) Zivildienst und danach eine Ausbildung mit regulären Beiträgen aus dem Arbeitseinkommen etc. Die magere Rendite der privaten Rentenversicherungen (und leider auch der betrieb-lichen Altersvorsorge und der RiesterRente !) liegt nicht nur an den niedrigen Zinsen: In Deutschland verwalten diese Renten gewinnorientierte Unternehmen mit Provisionsver-tretern, die je nach Gesellschaft 5 bis zu 10 % der eingezahlten Summen „verdienen“ !! – R. Seehaus

 

Da die Angestellte in ihrer Beispielrechnung nicht bis zu ihrem normalen Renteneintrittsalter einzahlt, fehlen ihr 40 Monatsbeiträge. Die erworbenen Rentenpunkte bis zu ihrem 63. Geburtstag sind daher niedriger und somit auch die zu erwartende Rente. Bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von ca. 39000 Euro wären es ca. 100 Euro weniger. Das hieße : 1400 Euro – 12% = 1232 Euro – Onno Freese

 

Ihren Artikel ,, Zeit für Geld ,, habe ich aufmerksam studiert, ein sehr verständlicher Artikel, auch für Rentenlaien. Wer sich also dafür interessiert, sich die Mühes des Lesens macht, der begreift in Ihrer wohltuend einfachen Schilderung des Sachverhalts das System, ohne aufwendige, komplizierte Broschüren durcharbeiten zu müssen.

Unsere Frage lautet : Wir nutzen zwar die 10-Jahres-Intervalle, um erbschaftssteuerfrei Vermögensteile an unsere beiden Kinder zu übertragen. Könnten wir jetzt zusätzlich Sonderbeiträge in die Rentenkasse spülen oder erst mit dem nächsten Intervall ? Waeren jetzige Sondereinzahlungen wie Schenkungen zu betrachten ? Bitte ersehen Sie aus unserer Fragestellung, welche Überlegungen Ihr Artikel bewirkt hat. – W.Müller

 


 

 

Leserbriefe zu „Scharf ja, kalt nein“ von Mariam Lau

 

Miriam Lau sieht in der CDU eine“ grassierende Staatsskepsis“. Ein Erbe Merkels, die jahrelang Gewissheiten postuliert hat, die bei näherem Hinsehen kaum „alternativlos “ waren. Beispiel : offene Grenzen 2015. Die Glaubwürdigkeit hat gelitten, 5 Mio Wähler haben sich von der Partei abgewandt. Nicht „halten“, sondern zurückholen müßte die Maxime lauten. Das sind aber nicht die Merkelianer, die vermutlich längst die Fronten gewechselt haben und eher mit einem grün gefärbten Weltbild kokettieren. Merkel hat die Mitte verschoben, das muss Merz korrigieren. Ein Rechtsdrift erscheint dagegen eher akademisch, weil bei der schon sektiererisch anmutenden AfD ohnehin nichts zu holen ist. – Christoph Schönberger

 

Herr Merz hat es nunmehr beim dritten Anlauf geschafft der starke Mann der CDU zu werden und über Umwege die Frau in der Partei zu beerben die ihn mehrmals hat ziemlich alt aussehen lassen. Ein Egotrip der einmalig ist. Standvermögen hat er. Die Prozentzahlen bei der Wahl zum Vorsitzenden der CDU und zum Fraktionschef der CDU/CSU im Bundestag lassen erkennen, dass die CDU-Mitglieder einen Aufbruch im Kampf gegen die politische Bedeutungslosigkeit erwarten. Markigen Sprüchen müssen nun aber auch Taten im Rahmen einer konstruktiven Oppositionsarbeit folgen. Der „Krampf“ um die einrichtungsbezogene Impflicht, gesteuert von Herrn Söder, trägt nicht dazu bei Vertrauen in der sogenannten Mitte zu schüren.

Das hilft nur der allgemeinen Politikverdrossenheit. Das Merz der Bauchredner einer Klientel in eigenen Reihen werden könnte ist schon durch seine „Verkopftheit“ ausgeschlossen. Bisher ist Herr Merz nicht gerade durch „Bauchentscheidungen“ aufgefallen. Da hat er durch rationale Entscheidungs- und Lösungsvorschläge seine Eigenschaft als „Kopfmensch“ erkennen lassen. Der Politiker Merz hat offensichtlich begreifen müssen, dass einige Jahre in der Opposition angebrochen sind. Um aus dieser Position das kleine Flämmchen der steigenden Umfragewerte nicht verlöschen zu lassen bedarf es keines Chefdenkers der Weltgewandt und Wirtschaftsnah ist, sondern einer gehörigen Portion gesunden Menschenverstand.

Der abgegriffene Titel „Volkspartei“ sollte wieder mit Leben gefüllte werden: Den Menschen, nicht nur Wählerinnen und Wähler, müssen Perspektiven aufgezeigt werden um diese schwierigen Zeiten (Pandemie, Hohe Energiekosten, schwierige Suche für bezahlbaren Wohnraum, Kinder-Altersarmut und, und, und) zu bewältigen mit zeitnahen Aussichten auf Besserung. Hier muss die größte Partei in der Opposition die Ampelregierung in die Pflicht nehmen. Allen voran der Oppositionsführer Herr Merz. Eine Schärfe im Umgang mit dem politischen Gegner sollte er sich sparen.

Soziale Kälte, das nicht nur zur Winterzeit, gehört derzeit zum Alltag für ganz viele „Abgehängte“. Bekommt Friedrich Merz den Spagat hin aus der Sicht des gehobenen Mittelstandes (mit Millioneneinkommen und Privatflugzeug) allein die Nöte und Sorgen dieser Menschen zu begreifen und mit umsetzbaren Ideen die Ampelkoalition zu fördern und zu fordern? Ein Umdenken, nicht nur in der CDU, tut Not. – Felix Bicker

 

Nun hat Friedrich Merz vieles, aber nicht alles erreicht, er ist Parteichef (der CDU), Fraktionschef und Oppositionsführer. Fehlt da nicht noch irgendeine Kleinigkeit? Der Kanzlerstuhl ist derzeit noch von Olaf Scholz besetzt, wie gesagt noch! Friedrich Merz hat aber weiterhin (s)ein sehr starkes Durchhaltevermögen mit viel Ausdauer und Energie, und nichts kann ihn da richtig stoppen. Nicht einmal die Ex-Kanzlerin hat dieses CDU-Worst-Case-Szenario mit Merz verhindern können. Friedrich Merz hat am Ende des Tages seinen Sturkopf durchgesetzt!

Die SPD mit ihrem Kanzler Scholz, die sägen jeden Tag ganz fleissig am Ast herum, auf dem sie gerade sitzen. Auch die Grünen sägen am Eigen- und am Fremdast mit, doch bei der FDP, da weiß man gar nicht so richtig, ob sie ihre Ast-Säge schon gefunden haben. Und dieser Friedrich Merz, der warten erstmals ab, ob sich die bzw. seine Dinge wohl bald zum Besseren wenden werden! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „»Russland hat kein Vetorecht«“. Gespräch mit Jens Stoltenberg geführt von Ulrich Ladurner

 

Seines Zeichens Generalsekretär der Nato, wünscht sich also eine Welt ohne Einflusszonen und behauptet absurderweise auch noch, diese existiere nicht mehr. Solchen Zynismus ohne Schamesröte betreiben zu können, muss wohl auch für eine Leistung gehalten werden. Es ist sicherlich moralisch tragisch, aber dadurch nicht weniger Fakt, dass die Außenpolitik aller Staaten mit außenpolitischem Gewicht auf die Befriedigung ihrer eigenen Interessen abzielt und Einflusssphären unterschiedlicher Größe hierzu sowohl für die USA und die Nato als ihr Anhängsel als auch Russland und China eine Notwendigkeit sind. Die Staaten unter ihrer Hegemonie zu entlassen, und sei es der Wille der Bevölkerung, beliebt ihnen allen nicht. – Corvin Minrath

 

Wer sich über den Anspruch Russlands auf ein Vetorecht in Angelegenheiten seiner Nachbarn wundert, sollte sich mit der russischen Geschichte befassen. Sie war durch gewaltsame Annexion benachbarter Länder begleitet. Russland sieht sich selbst als „Großer Bruder“ seiner Nachbarn. Bei Ansprüchen und Teilen gelten letztendlich die Regeln des Großen Bruders. Polen teilen daher aus geschichtlicher Erfahrung lieber Halbe/Halbe statt brüderlich. Hinter der vorgehaltenen Hand bezeichneten Russen in der UdSSR ihre Nachbarvölker verbreitet als „Sojusniki“. So wurde deren Stellung in der gtoßrussischen Gesellschaft der UdSSR gekennzeichnet. – R. Renaux

 

Russland/Ukraine: Der russische Diktator ist nun endgültig dem aggressiven nationalistischen Denken des frühen 20. Jahrhunderts verfallen. Ein Denken, dass zwei katastrophale Weltkriege nach sich zog. Putins Ziel ist es die alten Ostblockgrenzen der ehem. Sowjetunion wiederherzustellen. Er wird sein aggressives, menschfeindliches, völkerrechtswidriges Verhalten erst zügeln, wenn er an der Elbe steht, vielleicht dann noch nicht einmal. Um den Rest der noch nicht eigenommenen Ukraine zu retten, kann nur noch die sofortige Aufnahme der Ukraine in die NATO eine Option sein. – Klaus-Dieter Wagner

 


 

 

Leserbriefe zu „Ich bin ein Monopol!“ von Kerstin Kohlenberg

 

Lob an die Autorin für diesen intelligenten und gründlich recherchierten Artikel über Barry Lynn und Lina Khan, der die Geschichte der Monopole und ihrer Mechanismen zur Vernichtung von Konkurrenz und eigenen gewaltigen Gewinnsteigerung vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart deutlich macht. Diese Geschichte macht aber auch deutlich, wie wenig Erfolg alle staatlichen Maßnahmen zur Erhaltung des marktwirtschaftlichen Wettbewerbs bisher hatten, mit der Folge, dass diese Staaten zum Spielball weltweit operierender Monopole werden. Vor allem der im Artikel angesprochene Aspekt, dass die „Vermögenskonzentration in den Händen weniger sich nicht mit Demokratie“ (Louis Brandeis) verbinden lässt, gibt zu Denken.

Dass die oligarchischen Strukturen der USA, in der die reichsten 10 Prozent 70 Prozent des Gesamtvermögens besitzen und ihre Macht zur Beeinflussung der Medien bis hin zu den Präsidentenwahlen nutzen, ist nicht weit entfernt von den Verhältnissen in Deutschland. Man mag der US-amerikanischen Demokratie gegen den Einfluss der Monopole Erfolg wünschen. Schön wäre es, wenn auch für Deutschland kluge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen unabhängig von wirtschaftsnahen Verbänden und Parteien ähnliche Strukturen aufdecken könnten, um die kartellrechtlichen Möglichkeiten der Politik in einer Demokratie zu stärken. – Jan Diehm

 

Vielen Dank für Ihre interessante, ausführliche Analyse. Aber es ist naiv zu denken, dass die Politiker und die Wettbewerbsbehörde den Kampf gegen die Monopolisten allein gewinnen werden. Sie versuchen es seit mehr als hundert Jahren und was ist passiert? Amazon, Google und Co. sind gerade in den letzten 30 Jahren entstanden. Zum einen kriegen die Politiker kalte Füße, wenn jemand ihnen das Zauberwort „Arbeitsplätze“ entgegenschleudert (siehe die in der globalen Digitalsteuer eingebaute Schlupflöcher), zum anderen werden die globalen, mächtigen Unternehmen immer Wege finden, um die Zersplitterungen umzugehen.

Google hat Recht: nur die Verbraucher können mit ihrem Verhalten etwas ändern. D.h., eine breitangelegte Erziehungskampagne soll die Lehrer, Krankenschwester, Kassierer und Klempner überzeugen. Vielleicht kann Barry Lynn ein Paar Ideen dazusteuern, wie man das am Besten bewirkt. (By the way: ich benutze DuckDuckGo seit Jahren, mache einen großen Bogen um Amazon und besitze kein Smartphone. So let’s start!) – dr. Salvatore Algieri

 

Ihr o.g. Artikel hat mir außerordentlich gut gefallen. – J. Koslowski

 


 

 

Leserbriefe zu „»Nicht mehr immer nur in Angst leben«“ von Sebastian Kempkens und Martin Machowecz

 

Vielen Dank für Ihren aufklärenden und ausgewogenen Beitrag. Gerne möchte ich Ihnen eine Aufgabe vorschlagen, die im Kontext Corona erhebliche Relevanz hätte, wenn die Aussagen zutreffen würden. Das könnten Sie vielleicht mit Ihrer Analysekompetenz schaffen, zumal das im Zusammenhang mit Ihrem aktuellen Artikel in der ZEIT steht. Es geht um das Buch von Tom Lausen und Walter van Rossum „Die Intensivmafia – Von den Hirten der Pandemie zu ihren Profiteure“. Paperback, 232 S. Tom Lausen ist wohl in HH ansässig.

Darin wird u.a. behauptet, dass Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln vor zwei Jahren an Krankenhäuser geflossen seien, um die Zahl der Intrensivbetten aufzustocken. Innerhalb von 12 Monaten seien aber angeblich 10.000 Intensiv-Betten an deutschen Kerankenhäusern abgebaut worden.Wenn das zutreffend sein sollte, wäre das in der Tat ein Skandal, der weiterer Untersuchung, Anlyse und Bewertung bedarf. Und wohl auch ein Beitrag zur Linderung der epochalen Angst von Corona wäre. Vielleicht interessiert Sie diese journalistische Herausforderung. Ein „alter“ Zeitleser (seit 55 jahren): – Dr. Diethard Mai

 

Ein schöner Bericht über die derzeitige Lage in den Krankenhäusern. Herr Lauterbach liest so etwas sicherlich nicht gern. Bemerkenswert, wie sich namhafte Mediziner selbst in die Tasche lügen. Herr Kluge führt die „Harmlosigkeit“ von Omikron auf die hohe Impfquote zurück. Interessant, dass man vor ein Paar Wochen noch gesagt hat, dass die Intensivstationen wg. der vielen Ungeimpften so voll sind. Jetzt, wo sie allmählich leer werden, läge das angeblich an der hohen Impfquote. Dabei hat sich die Impfquote in den letzten Paar Wochen wg. der zunehmenden Impfmüdigkeit kaum verändert!

Es ist eben schwer zuzugeben, dass es die neue Variante ist, die es gut mit uns meint und nicht die politische Impfkampagne. Auch Herr Çelik kann sich in seiner Aussage nicht so recht entscheiden. „Kaum ein Geimpfter bekomme es mit schlimmen Folgen“ zu tun, aber „plötzlich haben wir wieder alle….., die bei uns liegen, Geimpfte und Ungeimpfte“. Dass es sich auf den Intensivstationen überwiegend um ehemalige Deltapatienten handelt, erwähnt man nur nebenbei und so, dass es möglichst keiner wirklich wahrnimmt. Es soll ja nicht der Eindruck erweckt werden, die Impfkampagne könnte vielleicht überflüssig geworden sein!

Schön finde ich auch die scheinbare Verwunderung der zitierten Chefärzte darüber, dass Patienten, die aus anderen Gründen ins Krankenhaus kommen und nebenbei coronapositiv sind, als solche gemeldet werden. Das hat ja schließlich abrechnungstechnische Gründe! Es ist nicht das erste Mal, dass Coronazahlen in Krankenhäusern über die finanzielle Schiene politisch manipuliert werden. Ob bewusst oder unbewusst, sei dahingestellt. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Dank sei den Herren Kempkens und Machowecz gesagt für ihren Bericht, mit dem die geneigte Leserschaft (und gerne auch Politiker) differenzierte Einsichten und infolgedessen auch zeitliche Einordnungen gewinnen kann. Nicht zuletzt damit wird mancher „Verschwörungstheorie“ furchtbarer ((sic)) Boden entzogen. Und es wird – nochmals – auf ein grundsätzlich brennendes Problem, dem systematisch bedingten Personalnotstand, hingewiesen. So geht in der Tat „sagen, was ist bzw. war“. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie kommen wir hier raus?“ von Charlotte Parnack

 

Danke !! Für Ihren Bericht aus der Isolation mit Kleinkindern! Wir sind haargenau in der selben Situation und ich habe haargenau die gleichen Phasen des Wahnsinns erlebt! Auch wir haben Salzteig gemacht. Auch wir haben nur knapp eine Platzwunde verhindert und auch ich hatte in meinem Fall meine Schwester, die tatsächlich zu mir sagte: „wenigstens kannst du mal bisschen entspannen“. Auch wir hatten den Lagerkoller. Bei mir waren es nicht die Bügelperlen, sondern ein manischer Lego- Ehrgeiz. (mein schöner Orka!!!, jetzt pass halt mal auf!). An dieser Stelle der Artikels (Flamingo) saß ich da und habe nach 7 Tagen Isolation mit Kleinkind das erste mal wieder laut und lange gelacht!!! Vielen Dank dafür! Und das hat gutgetan und seit dem ist es leichter! Danke dafür! – Familie Rößler

 

Ich war in meinem ganzen Leben noch niemals in Quarantäne und ich will auch hoffen, dass das auch so bleiben wird. In einer solchen Zwangs-Quarantäne würde ich mich sowas von langweilen, und schon der Gedanke nicht rausgehen zu dürfen, nein, das möchte ich nicht am eigenen Leib verspüren müssen. Quarantäne ist auch so ein „Gut“ der Pandemie, in der sich, wie man täglich aus den Medien erfahren kann, meist „Booster-Patienten“ befinden, die trotz oder Dank der Impfung fast immer keinerlei Symthome zeigen, aber torzdem diesen Unsinn über sich ergehen lassen müssen. Andere Länder, andere Sitten, Großbritannien will diese Pflicht-Quarantäne im März endgültig abschaffen! – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer ist hier von wem abhängig?“ von Andrea Böhm

 

Im Artikel werden Schuld und Verantwortung für das gestörte Verhältnis zwischen Afrika und Europa doch eher einseitig verteilt. Zitiert wird etwa der Afroamerikaner, Journalist und langjährige Afrikakorrespondent Howard French: Europa wäre «ohne die Ausbeutung von Afrikas Rohstoffen und seiner Menschen eine Randfigur in der Weltgeschichte gewesen.» Solche Schuldzuweisungen – ob berechtigt oder unberechtigt – ähneln in ihrer Nützlichkeit der Schuldzuweisung eines Sohnes an die Mutter, diese habe ihm einen wüsten Vater beschert (eine gendergerechtere Formulierung muss man sich selbst ausdenken).

Ohne Europa gäbe es weder die afrikanischen Staaten in der aktuellen Form, noch die heutigen Menschen. Insbesondere aber gäbe es nicht ein so hohes (durch den Fortschritt bewirktes) Bevölkerungswachstum. Vor allem aus letzterem Grund ginge es den Menschen Afrikas ohne die Wirkung des Fortschritts wohl insgesamt besser, vor allem auch was die Zukunftsaussichten betrifft.

Dass es heute Europa besser geht, liegt weniger an der Ausbeutung Afrikas als in der Demographie begründet. Zum Beispiel, der dreissigjährige Krieg entvölkerte weite Gebiete und auch Seuchenzüge etwa durch Pest und Cholera führten zu massivem Rückgang der Bevölkerung. Langfristig war dies zum Nutzen der folgenden Generationen, der vielleicht höher war als der Nutzen des Kolonialismus. Im Übrigen profitierte nur eine kleine Minderheit der Europäer vom Kolonialismus. Mal abgesehen von der Einführung neuer Nahrungsmittel wie Kartoffeln, Mais, Bananen oder Tomaten (meist aus Amerika). Die meisten Eliten Europas sind Nachkommen von Bauern oder von evangelischen Geistlichen und nicht von Profiteuren des Kolonialismus. Dies im Gegensatz zu Afrika, dessen Eliten oft vom Kolonialismus profitierten.

Dass Afrika reich an Rohstoffen ist und Europa eher arm, ist nicht das Verdienst der Bewohner. Allerdings ist solcher Reichtum mit massiven Nachteilen verbunden (etwa Stichwort «Holländische Krankheit»). Es läge daher im Interesse Afrikas, diese Abhängigkeit zu reduzieren anstatt sie zu steigern. Dies obwohl das Ausbeuten dieses Reichtums kurzfristig nötig ist, um die Kosten fürs Anpassen der Infrastruktur an den Bedarf der wachsenden Bevölkerung zu stemmen. Diese Möglichkeit und Notwendigkeit dürfen nicht davon abhalten, zu berücksichtigen, dass vor allem Lösungen für die demographischen Probleme Afrikas gefunden werden müssen.

Der Vorsprung Europas gegenüber Afrika beruht auch auf der Notwendigkeit Europas, sein Bevölkerungswachstum an der Verfügbarkeit von Ressourcen auszurichten. Vorbild Afrikas müsste daher nicht nur der Lebensstandard der seiner Rohstoff-Abnehmer (z.B. Europa, China) sein, sonder auch deren Verhaltensweisen auf dem Gebiet der Demographie. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Vielen Dank für die Karte als Beitrag zum Kampf gegen den Eurozentrismus. Ich denke aber, dass man damit früher beginnen muss, in der Schule, wo im Sachunterricht immer noch die Reihenfolge gilt: Unser Ort – unser Bundesland – Deutschland – Europa usw. Dies wäre zu streichen oder wenigstens stark zu kürzen zugunsten einer Erkundung beispielsweise Nairobi – Nigeria – Afrika, um zu demonstrieren, was wichtig ist.

Der Aufstieg Europas verdankt sich also nicht der Aufklärung, Naturwissenschaft, Erfindungen, Fabriken – wie es in unseren rassistischen Geschichtsbüchern steht ‐, sondern laut Howard French wesentlich der jahrhundertelangen (?) Ausbeutung Afrikas. Insbesondere die Industrialisierung Deutschlands ist ohne den Sklavenhandel kaum vorstellbar. Ein kleines Problem habe ich dabei: Die Europäer betrieben im Gegensatz zu Arabern und Schwarz‐Afrikanern keinen Sklavenraub, sondern kauften die Sklaven in Afrika. Was haben denn die Verkäufer mit den Erlösen gemacht? Nicht eine Wirtschaft aufgebaut?

Dass Afrika viele Rohstoffe besitzt, welche in Europa fehlen, als „Gerechtigkeit“ zu bezeichnen, verwirrt im ersten Augenblick. Bei weiterer Überlegung (CRT!) kommt man jedoch darauf, dass der Afrikaner es sich damit verdient hat, dass er einfach ein besserer Mensch ist. Begriffe wie Unterwerfung, Ausbeutung, Kunstraub waren in Afrika vor dem Kontakt mit den Weißen unbekannt. Manche unserer eifrig forschenden Postmodernisten erklären ja sogar die Tatsache, dass uns die Afrikaner jetzt die Rohstoffe (unbegreiflicherweise meist gefördert von westlichen Firmen) für teures Geld verkaufen, als Ausbeutung (Postkolonialismus).

So wird Afrika endlich die Missgeburt Europa überflügeln. Es wird, nachdem Howard French mal den Anfang gemacht hat, auch sicher bald ein Buch erscheinen, welches uns erklärt, dass die westlichen Fortschritte in Pharma und Medizin ihre Wurzel in der Plünderung des Wissens afrikanischer Schamanen haben. Eins sollte jedoch nicht geschehen: Dass man die Europäer um Geld, Patentfreigabe, Technologietransfer usw. anbettelt; das würde ja das Bedeutungsverhältnis des großen und stolzen Afrika zu dem – wie die wunderbare Karte zeigt – erbärmlichen Wurmfortsatz eines Kontinents geradezu konterkarieren!

Und nun wage ich mal einen ganz optimistischen Ausblick in die Zukunft. Einst wird herausfinden ein postmoderner Autor, dass alle Errungenschaften wie feste Straßen, feste Häuser, Eisenbahn, Fernsehen, Schrift, Verwaltung, Menschenrechte usw. usw. per kultureller Aneignung von Afrika nach Europa gelangt sind. Wohl dann dem bösen alten weißen Mann, der das vorausgesehen und sich im Verhalten darauf eingestellt hat; er ist dann zwar sicher noch kein Guter, aber vielleicht doch kein so ganz Böser. – emer. Prof. Werner Koetz

 


 

 

Leserbriefe zu „Plantage des guten Willens“ von Hanno Rauterberg

 

Der Mensch ist als Kulturwesen immer auch Teil der Natur. Natur gibt es heute nur noch in Kulturlandschaften. Selbst als absoluter Herrscher über die Natur bleibt der Mensch mit der Natur verbunden. Der Mensch als absolutes Kulturwesen ist eine Fiktion. Das Spannungsverhältnis zwischen Kultur und Natur kommt u.a. in der Kunst zum Ausdruck: Natur als Teil einer großen Ordnung, Naturelemente als Zeichen, Natur als Kulisse, Natur als Fluchtwelt, Natur als Natur im jeweiligen Naturverständnis.

Auch in anderen Kulturbereichen kommt das Spannungsverhältnis zum Ausdruck: in der Gestaltung von Gärten und Landschaftsgärten, in gesellschaftlichen Bewegungen (z.B. Naturfreunde, Die Grünen, Urban Gardening, Schrebergartenbewegung), in Zoos und natürlich auch in der Philosophie. Wenn und wie Menschen sich heutzutage mit Versatzstücken aus der Natur ausstatten, sagt sicherlich auch viel über den gegebenen Kontext der im biblischen Ausmaß fortgeschrittenen Naturzerstörung aus. Der Dschungel daheim als kleine Arche: ein hilfloser Rettungsversuch (Plantage des guten Willens); Menschen können sich hier als Pfleger der Natur erleben; und die „dankbare“ Natur „antwortet“ mit schönen Formen, Farben und Gerüchen. Dies alles, während die Pflege von Menschen in der Krise ist: die Natur des Coronavirus hat es überdeutlich ans Licht gebracht. – Reinhard Koine

 

Tüpfelfarne als Zeichen der Aufgeschlossenheit gegenüber dem Flüchtlingselend: Hanno Rauterberg at its best, abseits der großen Kunst (aber gleichwohl im Museum). Die häusliche Aufforstung als Pendant für die Eliminierung des Regenwaldes. Greenwashing als Reue für die kleinen Umweltsünden. Der Dschungel daheim.

Pflanzen und Bücher: Korbmaranten und Folianten. Da lässt’s sich romantisch- gemütlich am grünen Tee mit Ingwer nippen, umgeben von mitfühlenden, trostspendenden Vegetabilien. Pflanzen als die besseren Menschen, als reinheitsideales Vorbild. Die Rettung in die Botanik hat sich ja schon des Öfteren als glückliche existentielle Metamorphose erwiesen, wie der Daphne-Mythos belegt. – Ludwig Engstler-Barocco

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

„Mir Saarländer wisse, was gudd iss“, drückt so ein bisschen das aus, was der Autor so treffend -und nur ein Saarländer kann das-, als sein Lebensgefühl umschrieben hat und dem man als Saarländer nur zustimmen kann. Der Blick zurück auf die höchst wechselvolle Geschichte dieses kleinen Bundeslandes – nach dem 2. Weltkrieg Französische Besatzungszone, danach ab 1947 Saarstaat mit eigener Staatsbürgerschaft und dann, endlich ab 1959 („Tag X“) wieder Teil der Bundesrepublik – verrät, wo die Lebensfreude von heute auch ihre Wurzeln hat. Der Saarländer hat gelernt, das Beste aus der jeweiligen Lage, ob politisch oder wirtschaftlich, zu machen. Nicht schlecht für ein Land, in dem der Ringel Lyoner (vulgo Fleischwurst) und der Schwenkbraten zu der Lebensmittelgrundversorgung gehört, selbstverständlich ergänzt um einen saarländischen Aperitiv – ein Gläschen Maggi. – Herbert Beschmann

 

Herzlichen Dank für Ihren Beitrag zum Thema : „Mindestalter für den Kauf von Bier“ und die damit verbundene Kolumne über den „Saarländer“. Als Eingeborener und damit „pingeliger“ Saarländer, seien mir jedoch einige Anmerkungen erlaubt. Den Ort Kohlfeld gibt es im Saarland nicht, Sie haben wohl Konfeld gemeint oder Brotdorf. Ganz wehement muß ich Ihnen widersprechen, wenn Sie behaupten, daß viele Deutsche das Zeug zum Saarländer hätten. Wohl die wenigsten würden einen Einbürgerungstest bestehen, wenn es ihn denn gäbe.

Das fängt schon damit an, daß der Saarländer in jeder Lebenslage und an jedem Ort schwenken können muß. Ob in Schattertriesch, Bubach-Calmesweiler oder Peppenkum, bei 30° im Schatten, bei Eisregen oder bei Sturmflut. Und das immer mit einer Hand an der Ur-Pils Flasche. Auch bei der Auswahl des Brennstoffs macht der Saarländer keine Kompromisse. Es muß Buche sein, selbst wenn man wie ich aus Morscholz kommt. Zum Schluss noch meine ganz eigene saarländische Lebensweisheit: „Mir ist keine Arbeit zuviel!“ Solange ein Anderer sie macht! – Roman Beck

 


 

 

Leserbriefe zu „Können wir uns locker machen?“ von Harro Albrecht und Jan Schweitzer

 

In einem Punkt würde ich unseren „Experten“ durchaus recht geben. Mit Lockerung können wir uns durchaus Zeit lassen. Mit den derzeitigen Maßnahmen lässt es sich gut leben. Omikron scheint nämlich lediglich durch kontrollierte Distanz und Masken einigermaßen in Schach gehalten zu werden, jedoch nicht durch Impfung! Die Übertragungen finden meist im Privatleben ohne AHA-Regeln statt.

Die offiziellen Erklärungen für das, was wir gerade Beobachten, sind sehr absurd und verfolgen lediglich politischen Zielen und Vorgaben. An der Wahrheit scheint niemand wirklich interessiert zu sein! Stichwort „kognitive Dissonanz!“ Herr Lauterbach nimmt einen Notizblock und rechnet schnell mal durch, wieviele Menschen am Tag sterben, wenn wir komplett lockern. Und er traut sich das auch noch bei der Bundespressekonferenz zu verkünden! Mit solchen komplizierten Rechnungen kann man ganze Institute beschäftigen, und am Ende kommen viele Szenarien in Frage. Was für eine Anmaßung eines Ministers!

Das RKI beziffert die Covid-Todesfälle bei Kindern und Jugendlichen auf 47. Dabei ist bekannt, dass es überwiegend schwerstkranke Patienten waren. Wirklich nur an Covid sind lediglich eine Hand voll Kinder gestorben. Das PEI dagegen reduziert die enorme Zahl von etwa 2.000 gemeldeten Verdachtstodesfällen infolge der Impfung auf etwa 80, ohne Obduktion, einfach nur am Schreibtisch.

Das Statistische Bundesamt stellt eine außerordentlich hohe Übersterblichkeit im Jahre der Impfkampagne fest und schließt Corona als Ursache aus, sucht vergeblich nach Erklärung, aber die Frage nach dem Zusammenhang mit der Impfkampagne, die sich ja geradezu aufdrängt, wird nicht gestellt. Selbstzensur? Kognitive Dissonanz? Herr von Kries spricht von Long-Covid und Pims bei Kindern, aber warum kommt ihm das Thema Impfkomplikationen bei Kindern nicht über die Lippen?

Die offizielle Erklärung für sich allmählich leerende Intensivstationen ist die „hohe Impfquote“. Die Impfung schütze relativ gut vor schweren Verläufen bei Omikron. Vor ein Paar Wochen war die offizielle Erklärung für die Überlastung der Intensivstationen „die noch zu niedrige Impfquote“. Dabei haben Sie unter Punkt 4. richtig festgestellt, dass sich an der Impfquote in den letzten Wochen fast nichts geändert hat.

Kein „Experte“ traut sich einfach zu sagen, dass der Grund dafür die Omikronvariante selbst ist. Die Omikron- Erstbeschreiberin Angelique Croetzee wurde für diese Aussage massiv unter Druck gesetzt! Die Coronathematik ist zu einem reinen Politikum verkommen. Sie dient lediglich der Profilierungssucht von Politikern und Wissenschaftlern mit Interessenskonflikten. Zum Glück hilft uns das Virus selbst aus der Krise! – Dr. med. Martin Krivacek

 

Die Chaos-Tage gehen weiter; oder vielleicht sogar jetzt erst richtig los, oder waren das die närrischen „Rumpftage“. Egal, jetzt geht los! Das RKI macht weiter wie gewohnt, ob jetzt rechtwidrig oder nicht, das spielt eh keine Rolle mehr; und gleich wieder sehen sie alles in „dunkelrot“!! Und die Pandemie-Verwaltung kündigt das Aus der Pandemie an; offiziell natürlich ganz unter Vorbehalt!

Ich freue mich heuer so richtig auf den „Unsinnigen Donnerstag“, aber Vorsicht heuer sollen nicht nur die Krawatten gekürzt werden, es soll auch maskiert geimpft werden, aber nur niederschwellig, versteht sich, doch wo genau, das wird nicht verraten. Wir sind eben schon in der nächsten Welle angekommen oder sogar bereits mittendrin, in dieser närrischen Welle 2022! Wer sich trotzdem locker machen will, da kann das mit Verlaub auch tun! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Rätsel der 98 %“. Gespräch mit Jochen A. Bär geführt von Astrid Herbold

 

Ich verstehe das Problem des Berichtes nicht? Anfang der 80ger Jahre, an der Gesamthochschule Siegen, im Fach Chemie gab es verschiedene Möglichkeiten eine Klausur zu bestehen: 1. Die Anzahl der Praktikumsplätze: viele Klausuren waren eine Voraussetzung für ein Praktikum. Es galt folgende Regel: gab es beispielsweise 30 Plätze, so bestanden in der ersten Klausur etwa 20 bis 25 Studenten/innen. In der zweiten Klausur dann etwa 7 bis 12 Studenten/innen. Die ein / zwei „Überhangsplätze“ wurden dann von den Professoren als menschlicher Akt dargestellt, die man dann noch aufnehmen konnte.

So konnte man einmal eine Klausur mit 39% bestehen, vier Wochen später brauchte man dann schon 55%!! 2. Das Alter: vielfach bestanden die Klausuren nur Altsemester, das konnte man gut an den Matrikelnummern erkennen! Oder aber viele wissenschaftliche Hilfskräfte verließen die Uni & gingen in die Wirtschaft, schön für die anderen. Plötzlich bestanden recht viele Studenten/innen die Klausuren, man braucht ja Nachwuchs. 3. Das Allerbeste: ein Professor für Physikalische Chemie empfing seine 5 Klausurteilnehmer mit den Worten:

„Ich hatte keine Lust für fünf Leute eine Klausur zu schreiben! Sind Sie einverstanden, dass ich die Klausur als bestanden notiere, Sie haben ja sicherlich gelernt & geübt.“ Was für ein Fest, da dieses Fach gerne die Studenten/innen aus dem Studium raus geprüft hat. Aber vielleicht lag vielen das Fach auch nicht so? Diese Ungerechtigkeiten anzusprechen, über die Fachschaft oder mit den Professoren direkt, haben wir tunlichst vermieden. Denn dann musste man die Uni wechseln, am Besten auch noch das Fach. – Andreas Bartram

 

Was auch immer im Detail die Ursache dieses Desasters war, an der Kompetenz von Jochen Bär gibt es aber sicher Zweifel. Denn zumindest ein Germanist sollte doch fähig sein, den semantisch falschen Gebrauch der Bezeichnung „Studierender“ zu vermeiden, wenn eigentlich ein Student gemeint ist. – Dieter Lüghausen

 


 

 

Leserbrief zu „Wie kommen wir hier raus?“ von Charlotte Parnack

 

Frau Parnack setzt sich nachdrücklich für die Gleichberechtigung der Frauen ein. Das ist löblich. Sie kritisiert aber in ihrem Beitrag den geschassten Vorstandschef Frank Hiller vielleicht zu unrecht.

Die gesetzliche Vorgabe (unter bestimmten Voraussetzungen), Vorstände mit mindestens einer Frau besetzten zu müssen, trifft auf den Umstand, dass in den Ingenieursfächern Frauen schwach vertreten sind. Warum dass so ist, darüber kann man trefflich spekulieren. Eine benachteiligende Zugangsbeschränkung an den Universitäten gibt es jedenfalls nicht. Und das ist einfach ein Problem – auch wenn Frau Parnack das nicht mehr hören mag.

Topmanager sind rar. In den technischen Berufen sind Frauen rar. Wenn dann Spitzenunternehmen wie Mercedes-Benz, Deutsche Telekom, Airbus, Allianz, etc. den Markt leergekaufen („Geht doch!“), dann bleibt nicht viel übrig. Dann bleibt u. U. nur die Wahl zwischen einem verfügbaren „Top“-Mann und einer nicht verfügbaren „Top“-Frau, oder einer Frau, die einen tollen Ingenieurs-Job machen kann, aber nicht für einen Vorstandsposten geeignet ist. Da ist die Situation für Herrn Hiller und Co. dann auch nicht so einfach. – Klaus Wagner

 


 

 

Leserbrief zu „PROMINENT IGNORIERT. Fensterln üben!“ von GRN.

 

Da gilt es als Arbeitsunfall, wenn ein Jugendlicher sich während eines Seminars der Arbeitsagentur beim Fensterln verletzt. Man wundert sich schon. Vor einigen Jahren klemmte sich eine Lehrerin beim Toilettengang während des Schulvormittags die Hand in der Toilettentür ein. Die Bezirksregierung Köln lehnte es ab, hier einen Arbeitsunfall anzuerkennen. Toilettengang sei Privatsache. Na sicher, aber Fensterln nicht? Gilt gleiches Recht für alle? Oder hätte die Kollegin ihren Toilettengang besser übers Dach angetreten? – Sibylle Clement

 


 

 

Leserbrief zu „»Es ist der letzte Ausweg«“ von Amrai Coen

 

Kanada wirkt auch nur von außen so friedlich. Aus familiärer Erfahrung kann ich sagen, dass besonders in der Landbevölkerung seit Jahren keine friedliche Stimmung herrscht . Dies gilt besonders für die vielen religiösen Gruppen und hier nochmal besonders für die evangelikalen Gemeinden auf dem Land und in den Städten. Die Familie meiner Frau war ursprünglich mennonitisch und ist in den letzten Jahren immer mehr zu den radikalen amerikanischen Baptisten gewechselt. D.h. es entwickelte sich eine Verknüpfung von religiösem Fanatismus mit politischen Inhalten. Diese radikalen „christlichen“ Gruppen äußern sich ähnlich wie muslimische Dschihadisten.

Ihr politisches Christentum strebt die Vereinigung Kanadas mit den USA an, die Rolle der Frau wird „erhöht“ zur gebärenden Befehlsempfängerin (keep a woman pregnant and barefoot than she will stay with you). Insgesamt streben diese Menschen einen faschistoiden Gottesstaat an, in dem Andersgläubige bzw. jegliche Opposition verfolgt und unterdrückt werden. Auch diese Gruppen finden sich auf Facebook und natürlich Telegram. Nach meiner Einschätzung erreichen sie noch keine Mehrheit, ich befürchte jedoch, dass sie zusammen mit anderen regierungsfeindlichen bzw. -unzufriedenen Wählern eine Mehrheit bilden können. Dann sehe ich Kanada auf dem Weg zu einem trumpistischen Staat, wie es die USA sind. – Herbert Bayersdorf

 


 

 

Leserbrief zu „Kies, Mulch und anderes Zeug“ von David Hugendick

 

Auch ich finde Magnolien wunderschön, muss Ihnen aber leider mitteilen, dass sie für Insekten und Vögel ungefähr genauso nutzlos sind wie Schottergärten…. – Dörte Johnsen

 


 

 

Leserbrief zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

 

Danke für die vielen Ideen, die oftmals besser treffen als eine seitenlange Analyse. – Stephan Waldscheidt

 


 

 

Leserbrief zu „Kommt jetzt der Crash?“ Gespräch mit Kenneth Rogoff geführt von Lisa Nienhaus

 

Den Blick nur auf die privatwirtschaftliche zu richten ist zu kurz. Wie viele Volkswirtschaften sind von der Insolvenz bedroht wenn die Zinsen steigen? Viele überleben doch nur wegen der niedrigen Zinsen. – Willi Krebser

 


 

 

Leserbrief zu „Grundeinkommen für Einsteiger“ von Felix Lill

 

Der Artikel macht deutlich – was viele Deutsche offenbar nicht sehen -, dass unser Sozialstaat weltweit zu den Ausnahmen – nicht den Regeln – gehört. Die wenigsten Länder weltweit besitzen ein solches Fürsorgesystem. Das liegt vermutlich auch daran, dass diese Einrichtung und ihre Vorteile zu wenig kommuniziert werden. Im Bereich Wirtschaft hören und lesen wir viel über Wettbewerb und Steigerung von Produktivität, aber weniger über die Nachteile dieser Methode. Dass der Sozialstaat eine organisierte Form von Solidarität und gegenseitiger Verantwortung bedeutet, wird selten dargestellt.

Schlimm wird die Situation, wenn Gruppen aus diesem System herausfallen – z.B. die Trucker aus Osteuropa, die mit Minilöhnen ausgebeutet werden und um die sich kaum jemand kümmert. Ich möchte bitten, dass Sie auch über diese Probleme berichten und die Frage behandeln, wie solchen Missständen begegnet werden kann. – Prof. Dr. habil. Regine Roemheld

 


 

 

Leserbrief zu „Friede den Fischstäbchen“ von Marcus Rohwetter

 

Wie der Artikel beweist, ist der Spruch ( In einer Demokratie in der nicht gestritten wird ist keine Demokratie ) nur fast Richtig; In einer Demokratie wird Diskutiert und nicht gestritten. Streit gibt es nur wenn mindestens eine Seite seine Meinung mit Gewalt durchsetzen will. Das ist zumindest meine Meinung. Da ich mich in Verschiedenen Demokratien bewege, z.B. Familie, Freunde, Kolleginnen und Geschäftspartnerinnen, hatte ich 53 Jahre Zeit mir diese Meinung zu bilden. Mit meiner Familie habe ich letztes Jahr einen Anhänger zu einer Mobilen Kaffee & Waffelbar umgebaut; Der Name „TiZo“ ( leitet sich ab von unseren Vornamen, Tina und Zoran ). Den Namen haben wir beim Patentamt schützen lassen.

Leider haben die Anwälte eines großen Discounters ( es gibt Nord und Süd ), etwas dagegen, weil Sie ein Produkt anbieten das sich so Ähnlich anhört ! Mein Naiver Versuch das Problem zwischenmenschlich zu lösen und zu Erklären dass wir nur eine Dienstleistung anbieten und kein Produkt, wie der von uns bedrängte Weltkonzernkonzern, schlug natürlich Fehl. Nun warten wir erst einmal ab wie das Patentamt entscheidet. Um den Richterspruch aus dem Fischstäbchen Krieg sinngemäß zu zitieren; Wenn Sie bei uns am Stand stehen und einen köstlichen Kaffee und eine leckere Waffel genießen…..dann werden Sie merken das Sie nicht bei einem Discounter stehen. – Tina & Zoran Andrevski

 


 

 

Leserbrief zu „In der Mangelwirtschaft“ von Claas Tatje

 

Der Artikel zeigt wunderbar, wie und warum das Herdenverhalten der Manager zu immer wiederkehrenden Wirtschaftskrisen führt: Aus Angst vor hohen und teuren Lagerbeständen (und damit negativen Börsenbewertungen) werden Aufträge panikartig in großem Maße storniert. Damit werden vor allem kleine Zulieferer in existenzielle Krisen gestürzt, die dann ebenfalls Ihre Produktion reduzieren oder stoppen müssen. Das setzt sich die ganze Kette bis zu den Basisrohstoffen (Öl, Gas, Erze etc) fort bzw. schaukelt sich von Stufe zu Stufe mehr auf (man denke nur an den historischen Moment des negativen Ölpreises im 2. Quartal 2020).

Kaum gibt es dann doch wieder die ersten Aufträge, stehen die Hersteller vor leeren Lägern und müssen hektisch nachbestellen. Nur haben die Lieferanten ja auch keine Lagerbestände und müssen erst mal Ihre Vorprodukte nachbestellen, bevor sie mehr produzieren können. In diesem bekannten Kreislauf agieren nur wenige mit Weitblick und etwas Gelassenheit (wie Tesla, BMW und Toyota in Ihrem Artikel). Die Masse dreht hektisch am Rad, verstärkt das Problem noch massiv, indem wahllos ein vielfaches der gebrauchten Mengen bestellt wird, in der Hoffnung wenigstens einen Teil zu bekommen.

Dadurch wird wiederum ein Bedarf suggeriert, den es gar nicht gibt und der dann wieder zur nächsten Stornierungswelle (und damit Krise führt). Das ganze wird dadurch verstärkt, dass alle Firmen die gleiche Software nutzen, die die zu geringen oder zu hohen Lagerbestände zur gleichen Zeit ermittelt und dann die Welle verstärken. – Dr. Robert Lang

 


 

 

Leserbrief zu „Die Flagge der toten Schwester“ von Christof Siemes und Nico Horn

 

Doping ist laut Duden: „Anwendung verbotener Substanzen oder Methoden zur (vorübergehenden) Steigerung der sportlichen Leistung.“ Was aber sind verbotene Substanzen? Ab wann ist es Doping? Kann da schon ein dreifacher Espresso Doping sein? Abgesehen davon, gibt es überhaupt noch ungedopte Sportler? Vielleicht weiß eine Sportlerin wie Kamila Walijewa gar nicht das sie gerade gedopt wurde, wenn der Trainer sagt: „Nimm, das tut dir bestimmt ganz gut!“ Und schon bin ich bei meinem Lieblingthema, bei der Pandemie und bei der Testerei! Wer weiß da schon so genau, wonach hier überhaupt gesucht wird? Fragen über Fragen, und bei den Olypischen Spielen in Peking, da wird nicht nur „Olympia gespielt“, da dürfte diese Art der Fragerei auch noch eine sehr große Rolle spielen! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Der Zweifel. Fünf Sternesekündchen“ von Robert Gast

 

Ich habe in den 60-er Jahren des letzten Jahrhunderts einen Ausflug von der Schule zur Kernforschungsanlage Jülich gemacht, wo wir die Versuchsaufbauten zur Kernfusion besichtigen konnten. Damals hieß es, es würde allerdings noch 10 bis 20 Jahre dauern, bis die Fusionsreaktion funktionieren würde. In den 70-er Jahren kam ich von der Universität aus im Rahmen einer Exkursion zur KFA Jülich, bekam den weiterentwickelten Experimentalaufbau zur Kernfusion gezeigt und erfuhr, es würde noch 10 bis 20 Jahre dauern, bis man mit der Kernfusion einen Beitrag zur Energieerzeugung leisten könne.

In den 80-er Jahren konnte man bahnbrechende Fortschritte vermelden, es würde jedoch noch 10 bis 20 Jahre dauern, bis ein Fusionsreaktor im industriellen Maßstab betrieben werden könne. Was steht jetzt im Artikel? Noch 18 Jahre (laut Boris Johnson)? Ich nehme Wetten entgegen. – Dr. Martin Hoheisel

 


 

 

Leserbrief zu „Gleiches Internet für alle“ von Florian Nuxoll

 

Ich muss Herrn Nuxoll widersprechen. Eine nicht funktionierende Toilette kann sehr wohl Einfluss auf den Unterricht nehmen. Nämlich dann, wenn die Schülerinnen und Schüler 10 Minuten durch das ganze Schulgebäude auf der Suche nach einer offenen und funktionierenden Toilette sind. Ich bin Lehrer an einer Schule in Hessen mit ca. 1600 Schülerinnen und Schülern. Wenn dann zwei der vier Toiletten wegen Defekten geschlossen sind, kann sowas vorkommen. Zusätzlich hat eine kaputte Heizungsanlage auch einen Einfluss auf den Unterricht im Winter. Und nicht erst seit wegen Corona regelmäßig gelüftet wird. Es sollte neben einem Mindest-Standard für die IT-Ausstattung auch einen Mindest-Standard für die Gebäudeausstattung geben. Denn Schulen sind mehr als nur Kinderverwahranstalten. – Stefan Reese

 


 

 

Leserbrief zu „Worum geht’s … in der Elektromobilität?“ von Friederike Lübke

 

Herr Prof. Klöffer muss voraussetzen, dass jederzeit genügend Strom zum Aufladen der Batterien für bald 15 Millionen E-Autos zur Verfügung steht. Falls wegen der großen Bandbreite an Volatilität von Photovoltaik und Windenergie (zwischen den Jahreszeiten und Tages- und Nachtzeiten) nur 25 % der nötigen Stromerzeugung von 44 Mrd. kWh aus über 550.000 Tonnen zwischengespeichertem Wasserstoff erzeugen muss, wäre für 11 Mrd. kWh Ladestrom rechtzeitig eine überschüssige „grüne“ Stromerzeugung von 37 Mrd. kWh nötig: Insgesamt für 15 Millionen E-Autos etwa 70 Mrd. kWh „grüner“ Strom zusätzlich. In Deutschland fahren aber weit mehr Fahrzeuge!

Wäre etwa ein E-Auto mit Brennstoffzelle und einem Wasserstofftank wie der Toyota Mirai das bessere und zuverlässiger nutzbare Auto? Der nimmt nämlich den in 10 Minuten getankten Wasserstoff im Tank mit! Die Infrastruktur wäre zu 85 % vorhanden; viele regionale und kommunale Netze müssten nicht drastisch ertüchtigt werden, von Millionen Ladesäulen ganz zu schweigen. Ist (Gesamt-)Systemdenken neuerdings bei Ingenieuren verpönt? – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbrief zu „Starforscher und Schwurbler“ von Stefan Schmitt

 

Den Begriff „Schwurbler“ hab ich vergeblich im Duden gesucht, auch Wikipedia macht dazu keine Aussage. Suche ich im Duden nach „schwurbelig, schwurblig“, dann werde ich dort fündig, schwindlig oder verwirrt, ist da zu lesen. Bei Wikipedia finde ich „Geschwurbel“, das ein abwertend gebrauchter Ausdruck der Umgangssprache für vermeintlich oder tatsächlich unverständliche, realitätsferne oder inhaltslose Aussagen sein sollte, dort findet man auch das „Geschwafel“. Und schon sind wir wieder in der harten Realität der Corona-Politik anlandet, wo Pandemie-Wortschöpfungen, wie der Querdenker, der Verschwörungstheoretiker oder auch eben dieser „Schwurbler“ uns ständig um die Ohren gehauen werden, die aber allesamt dem grammatischen Geschlecht Maskulinum zugehörig sind.

Über den (Mit)Entdecker des Aid-Erregers Luc Montagnier (1932-2022), der jetzt am 8.2. verstorben ist, da habe ich zu wenig Hintergrundwissen. Aber eines, das geht mir über die Hutschnur, wenn (kluge) Menschen, nur weil sie sich nicht „regierungskonform“ verhalten, als „Schwurbler“ bezeichnet werden. „Man sollte nie so viel zu tun haben, dass man zum Nachdenken keine Zeit mehr hat.“ (Georg Christoph Lichtenberg, 1742-1799, deutscher Physiker, Schriftsteller, Mathematiker & Naturforscher) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Allein an der Newa“ von Andrea Petković

 

 

Großartig, die Kolumne von Andrea Petkovic: nachdenklich, atmosphärisch dicht, angenehm persönlich. Es ist ein Glück, dass der so sympathisch einnehmende Flaneur Andreas Bernard – dessen Ausscheiden aus dem Quartett ich sehr bedauert habe – eine so überzeugende Nachfolgerin gefunden hat. Ich freue mich schon auf die nächste Kolumne. – Ludwig Engstler-Barocco

 


 

 

Leserbrief zu „Im Zauber der Sinnlosigkeit“ von Florian Illies

 

Die Buchbesprechung von Florian Illies ebenso überzeugend wie mitreißend. Ich werde das Buch lesen. Nur eine kleine Bemerkung zu dem Satz: „…die gegenwärtige Identitätspolitik, die Kunst nur noch aufgrund von beglaubigter Selbsterfahrung akzeptieren will und dabei übersieht, dass Authentizität kein literarisches Qualitätskriterium ist.“ Und später heißt es: „Er (Twardochs Roman „Demut“) widerspricht allen Thesen der Identitätspolitik, weil der Autor so erfahrungssatt und poetisch komplex aus Zeiten erzählt, die er nicht erlebt haben kann.“ Der Roman widerspricht nicht, sondern Identität und auch Authentizität sind falsch definiert, wenn sie gleichgesetzt werden mit unmittelbarer Selbsterfahrung.

Wenn „Demut“ „ein Buch über die existentiellen Energie jener Bruchstellen der menschlichen Gemeinschaft ist, die Pierre Bourdieu die feinen Unterschiede genannt hat“, dann geht es im Kontext mit Identität und Authentizität darum, dass ein Autor existentielle Erfahrungen mit diesem Bruch gemacht haben muss, um auch in anderen Zusammenhängen glaubhaft und authentisch darüber schreiben zu können. Und dann ist es nicht entscheidend, wo und wann er sie gemacht hat.

Wenn damit auch noch nicht gleich literarische Qualität entsteht, so muss ein Autor – wie eigentlich jeder Künstler – real von diesen Bruchstellen betroffen/getroffen sein. Elementare Be/Getroffenheit, ja Erschütterung ist meines Erachtens das Kriterium der Identität und der Authentizität. Ein Künstler ist wohl immer ein gebrochener Künstler. Diese Gedanken lassen sich auch auch mühelos übertragen auf den fragwürdigen, im Augenblick so modernen Identitätsdiskurs. – Gerd Schillmöller

 


 

 

Leserbrief zu „Anna Mayr entdeckt: Hang zum Schmerz“

 

Als „Pistensau“, die ich in jüngeren Jahren war, hat mich Ihre Kolumne über das Skifahren neugierig gemacht! Aus Ihrem letzten Satz: „Nächstes Jahr bin ich wieder dabei“ spricht trotzige Entschlossenheit! Gut so! Auch wenn man sich gelegentlich Schrammen einfängt – ich holte mir schon einen tiefen Schnitt im Unterschenkel durch die Stahlkante und ein blutüberströmtes Gesicht bei einem Sturz kopfüber in den Harsch, beides übrigens völlig schmerzlos dank Kälteanästhesie! – so bleibt – für mich – Skifahren weiterhin der schönste Freizeitsport!

Machen Sie doch einfach ein paar Skikurse! Wenn Sie zu den Fortgeschrittenen aufgestiegen sind, fragen Sie Ihren Skilehrer (m,w,d), ob er nicht einmal eine Gipfeltour auf Fellen mit Ihrer Truppe machen möchte? Die Abfahrt von ganz oben durch den unberührten Tiefschnee gehört zu den ganz besonderen Erlebnissen! Auf dem Weg ins Tal kommen Sie an keiner Hütte vorbei, in der Sie bis Oberkante Unterlippe Käsespätzle in sich reinschaufeln oder Maßkrüge stemmen müssen!

Wir kehrten in Südtirol in einen Bauernhof ein, aßen dort Brot mit uraltem, fast schwarzem Gorgonzola und tranken Rotwein dazu; das beste „Kurvenwasser“ für das letzte Stück des Wegs! Inzwischen langlaufe ich längst, altersbedingt und wegen der geringen Verletzungsgefahr, auf den Höhen des Vogelsbergs, wenn’s mal geschneit hat! Alternde Politiker können aber auch dabei Unfälle erleiden, wie man an unserer Altkanzlerin sehen konnte, die bei diesem, für sie alternativlosen, Freizeitsport einen Beckenbruch erlitt! Wesentlich schlimmere Blessuren würden Sie aber weder auf der Piste noch im Tiefschnee erleiden! Daher: Ski Heil und Hals- und Beinbruch! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbrief zu „Hier hat er gesessen“ von Leopold Zaak

 

Im drittletzten Absatz wird festgestellt, dass sich Papst Benedikt XVI. entschuldigt habe. Das ist falsch. Jemand, der einen Fehler gemacht hat, kann sich nicht selbst entschuldigen. Er kann nur um Entschuldigung bitten. Dazu gehört das Eingeständnis des Fehlers. Bedauern ist zu wenig. – Reiner Kaminski

 


 

 

Leserbrief zu „Japan“ von Doris Dörrie

 

Vor langer Zeit habe ich einmal einen Ihrer Filme gesehen, erinnere mich nicht mehr an Titel und Inhalt, weiß nur noch dass er gut war. Auch über Japan weiß ich nichts. Aber ich erkenne doch einen Diamantsplitter, wenn er inmitten all der Druckerschwärze der Zeit aufblitzt. Auch wenn ich eigentlich nichts über Diamanten weiß. – Frank Hrebabetzky

 


 

 

Leserbrief zu „Anti sind immer die anderen“ von Ijoma Mangold

 

Ijoma Magolds Bemerkungen zu den Störaktionen der Lastwagenfahrer in Kanada stellen eine in mehreren Aspekten zutreffende Analyse der Vorgänge dar. Er plädiert eine umsichtige Reaktion der staatlichen Autoritäten, die aus taktischer Sicht sinnvoll ist. Irritierend ist jedoch seine in der Folge mehrfach wiederholte Gleichsetzung der Handlungen des Staates mit denen der Störer. Bei deren Aktivitäten handelt es sich keineswegs um zivilen Ungehorsam, wie Mangold formuliert, sozusagen um demokratisch gerechtfertigtes Engagement, sondern vielmehr um Erpressung, Nötigung und Gewaltanwendung gegen die betroffenen Bürger und wirtschaftlich Tätigen.

Eine Räumung der öffentlichen Straßen durch die Polizei kann überhaupt nicht „hässliche Bilder“ erzeugen, wie er befürchtet. Das Hässliche verkörpern die Störer sowie ihre U.S-amerikanischen Helfershelfer und Finanziers aus der Trump-Szene. Nur weil sich unter den Störern und ihren Sympathisanten kulturell und ethnisch verschiedene Menschen finden, kann man ihnen ja wohl nicht auf den Trumpschen Leim gehen und sie für Freiheitsfreunde halten. Welch eine Banalisierung des Freiheitsbegriffs!

Wir sollten uns hüten, diesen Gedankengängen Mangolds zu folgen. Denn schon gibt es trotz aller Verurteilungen unter einigen – vornehmlich grünen – Politikern vorsichtiges Verständnis für die Sektierer der sogenannten „Letzten Generation“ und ihre erpresserischen Nötigungen in unserem Land. Diese Menschen sind unpolitisch, unverantwortlich und in ihrer grotesken Anmaßung intellektuell doch eher schlicht. Diesen Eindruck gewinnt man, wenn man beispielsweise im Deutschlandfunk einem Interview mit deren Sprecherin Aimée van Baalen zuhört. Nicht, dass demnächst Warnungen vor „hässlichen Bildern“ auftauchen, wenn Polizei und Feuerwehr ihren gefährlichen Albernheiten entschieden entgegentreten. – Klaus Keßler

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Woher kommt die Kohle?“ von Pia Bublies (Infografik) und Maximilian Probst (Recherche)

 

BlackRock – Der Name ist Programm: Viel Kohle mit Kohle machen. Wo im weltweiten Maßstab Kohleverstromung offenbar ein Wachstumsmarkt ist, will BlackRock sich das Geschäft wohl nicht entgehen lassen. Zugleich gibt sich der weltgrößte Investmentfonds ein Nachhaltigkeits-Image, das nach der sehr aufschlussreichen Recherche von Maximilian Probst allerdings unglaubwürdig und unhaltbar erscheint. Wenn BlackRock mit dem Kohleausstieg nicht vorangeht und sich der Verantwortung als großer und einflussreicher Player entzieht, dann sollte Deutschland es mit noch mehr Motivation tun und als modernes demokratisches Industrieland schnellstmöglich die Alternative einer real-funktionierenden nachhaltigen Energiewirtschaft präsentieren. – Reinhard Koine

 


 

 

Leserbriefe zu „Was wollen die Ungarn?“ von Heike Faller et al. im ZEIT Magazin

 

Wieder mal ein schönes Beispiel der Journalistischen Wahrnehmung und Wertung gleicher Vorgänge hier in der BRD und in Ländern mit unliebsamer Regierung. Zitat: „Wann ist eine Demokratie so ausgehöhlt, dass sie nur noch eine Fassade ist?Anfangs bemerkt man die Veränderungen womöglich nicht oder will sie nicht wahrhaben. Aber irgendwann kann man sie nicht mehr ignorieren; wenn das Verfassungsgericht mit regierungsfreundlichen Richtern besetzt … wird….

… Diese Beschreibung trifft zu 100% auf die heutige BRD zu. Ich empfehle Ihnen auch ein Video vom Nov. 2020 mit einem Kommentar des damaligen Regierungssprechers Seibert zu Demonstrationen in Weißrussland unterlegt mit Bildern vom Polizeivorgehen in Berlin am 18. 11. 2020. „Was siehst du den Splitter im Auge deines Nachbarn und den Balken in deinem Auge siehst du nicht“ – Ingrid Finkenzeller

 

Es ist eigentlich nicht meine Art, über die Arbeit anderer Fotografen zu urteilen. Im neuen Magazin, haben Sie nun Bilder veröffentlicht eines ungarischen Fotografen, zu seinem Land. Offensichtlich hat sich die Redaktion grösste Mühe gegeben, einen der schlechtesten Fotografen des Landes ausfindig zu machen. Die Bilder sind, mit Verlaub, ausnahmslos scheusslich. Geschmacklos – aber passend zum Artikel, der ja an Einseitigkeit auch kaum zu überbieten ist. Dafür braucht es ja entsprechende Bilder, die die tägliche Trübsal und den Überlebenskampf der armen Ungarn darstellen zu vermag.

Mit besten Grüssen von einem ehemals Ungarn und Pressefotografen, der als politisch links stehender Zeitgenosse entsetzt ist, über die fast ausnahmslos üble und z.T. schlicht unwahre Berichterstattung, mit der über ein Land hergezogen wird, dem Deutschland eigentlich sehr viel zu verdanken hätte. – Miklós Klaus Rózsa

 

Diese Ausgabe, die sich endlich mal wieder einem Thema widmet und nicht, wie in den vergangenen Wochen, droht zum Modemagazin zu werden, bei der die Kolumnen eines Harald Martenstein zur Fußnote bezüglich einer Diskussionskultur geraten, ist grundsätzlich zu begrüßen. Beim Thema Ungarn beschreitet man nun den Weg mit unterschiedlichen Meinungen. Allerdings zeigt schon die Überschrift auf der Titelseite mit dem Text „Die kommende Wahl ist vielleicht die letzte, bevor Ungarn vollends zu einer Diktatur wird“ ein Urteil, dass dem sog. Mainstream in den Medien folgt. Auch die Auswahl der Interviewpartner ist einseitig, sowohl was die Anzahl der Kritiker wie Verteidiger der ungarischen Regierung angeht als auch bezüglich der ausgewählten Personen, wo Jüngere dominieren und sogar ihren Namen verbergen, was den Eindruck einer Gewaltherrschaft offenbar untermauern soll.

Meine Frage an die Redaktion ist, warum negierte sie schon 2015 die Vorstellung einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, die einen ganz anderen Eindruck vermittelte? In selben Jahr wurde die Studie auf einem Forum in Hamburg erneut vorgestellt und vor vollbesetzten Saal diskutiert. Da wehrten sich auch Mitglieder der ungarischen Gemeinde in Norddeutschland heftig gegen diese Vorwürfe, z.B. den unterstellten Antisemitismus. In Ungarn könnten im Gegensatz zu Deutschland Juden noch ungestört mit der Kippa durch die Straßen gehen. Die Rechtslage sei eindeutig und wenn es einen Übergriff gab, habe der Ministerpräsident sich persönlich um den Fall gekümmert und die Opferfamilie aufgesucht.

Warum wendet die Redaktion sich nicht an Klaus von Dohnanyi, der seinerzeit die Studie vorstellte und sie bis heute verteidigt? Der Außenpolitiker und ehemalige Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, der ungarische Vorfahren hat und einer Familie von Naziverfolgten angehört, wirft einen ganz anderen Blick auf die osteuropäischen Länder, die nach teilweise Jahrhunderte andauernder Fremdherrschaft und dem Fall des Eisernen Vorhangs ihre Kultur ausleben und bewahren wollen. Dass, so Dohnanyi, müsse in dem europäischen Staatenbund mit unterschiedlichen Kulturen in 27 Mitgliedsstaaten möglich sein.

Dass er als Innenpolitiker das ungarische Modell in Deutschland nicht haben wolle und dafür nicht Partei ergreifen würde, stehe auf einem ganz anderen Blatt. Als Leser der ZEIT würde ich mir wünschen, wenn die ZEIT als Hamburger Wochenblatt nicht einen großen Bogen um die Expertise dieses Staatsmannes macht. – Peter Schmidt

 


 

 

Leserbrief zu „Über unliebsame Straßennamen und die Umbenennung Amerikas“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Eine herrliche Ironie auf die sich ständig steigernden Beiträge über wahrhaft korrekte Genderpolitik – inbrünstig und bilderstürmerisch, auf der inquisitorischen Suche nach den letzten Ungerechtigkeiten…bis zum Erreichen einer quasi religiösen Ebene. Wenn Martenstein eines Tages von der Chefredaktion nahegelegt würde, die Zusammenarbeit in Anbetracht vieler aufgebrachter Feministinnen zu beenden, werde ich mein Abo kündigen. – Ernst Holtmann

 


 

 

Leserbrief zu „Dem Wasser so nah“ von Ilka Piepgras et al. im ZEIT Magazin

 

Anders als im Artikel dargestellt ist Jerusalem nicht die “tiefgruendige Hauptstadt des Landes” Israel. – Uta Filz

 


 

 

Leserbrief zu „HILFE! Was, wenn ein Paar sich nicht einigen kann, ob das Kind gegen Corona geimpft wird?“ Gespräch mit Wolfgang Schmidbauer geführt von Friederike Milbradt im ZEIT Magazin

 

Herrn Schmidbauers Rat zur Schlichtung des Streits um Religionszugehörigkeit des Kindes ist weder hilfreich noch schlüssig: „Ein Behelf wäre es […], zu warten, bis das Kind die Entscheidung selbst treffen kann, mit welchen Traditionen es aufwachsen will.“ Das ist ein Widerspruch in sich, denn in Traditionen wächst man hinein, sonst wären es keine. Und wie arm wäre eine Kindheit ohne Traditionen!

Überhaupt: Was tut denn ein Kind, während die Eltern warten? Es wächst auf! Um Schmidbauers Hinweis zu folgen, bräuchte es einen traditions- und einflussfreien Raum, in dem das Kind in Ruhe zur Entscheidungsreife heranwächst. Den es natürlich nicht gibt, zum Glück: Ständig entscheiden wir für unsere Kinder: Geburtshaus oder Klinik, Waldorf-, Wald-, städtischer, kirchlicher oder freier Kindergarten. Oder gar keiner. Ob es Fleisch isst oder vegetarisch. Wie es heißt, wo es wohnt. Biobaumwolle oder Packers-Hoodie in Kindergröße.

Aber Glaubens- und Werteentscheidungen sollen wir vertagen? Wie wollen wir das Kind dann erziehen? Nach welchen Kriterien soll es dann später, wenn es „die Entscheidung selbst treffen kann“, entscheiden? Kann man sich zwischen Religionsgemeinschaften überhaupt entscheiden wie zwischen Nudelsorten? „Sag mal schnell, Spaghetti oder Fusilli? Ach, und wärst Du eigentlich gern Buddhist oder Christin? Du bist jetzt 14, das könntest du doch mal entscheiden. Und: Gorgonzola oder Arrabiata?“ – Dr. Katrin Düringer