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3. Februar 2022 – Ausgabe 6

Leserbriefe zu „Wem gehört die Zukunft?“ von Jörg Lau et al.

 

Staatliches Handeln braucht in Demokratien Legitimation. Autokratische Herrschaft braucht Disziplin. Wo Autokraten mit einer Stimme selbstbewusst und machtvoll auftreten, herrscht in Demokratien der offen sichtbare Stress der Vielstimmigkeit. Der große Stress der machtstabilisierenden Disziplinierung wird in den Autokratien möglichst unterdrückt. Auch die ZEIT-Autoren zeigen nur die zur Schau gestellte Stärke der Autokraten und verlängern so ungewollt deren Propaganda. Zum enormen Herrschaftsaufwand gehören: Propaganda, Unterdrückung von Freiheit und Selbstbestimmung, Belohnung von Konformität u.a. durch Vorteilsgewährung und Wohlstandsversprechen.

Nationalismus ist nur ein Aspekt in der zynischen Mischung aus Tradition und forcierter technischer Moderne, wie wir sie auch vom deutschen Faschismus kennen. Die unkalkulierbare bedrohliche Außenpolitik der Autokraten soll Demokratien dazu verleiten, deren Spiel mitzuspielen. In dem Maße aber, in dem Demokratien sich darauf einlassen, laufen sie Gefahr, Legitimation zu verlieren und so ihre Stärke zu verlieren. Die Stärke der Demokratie liegt in ihrer Freiheit. Diese Stärke erscheint im direkten Konflikt mit aggressiven Autokraten als Schwäche. Aber gerade doch vor dieser vermeintlichen Schwäche haben die Autokraten die größte Angst.

Der Funke der Freiheit kann auch im eigenen Land jederzeit einen Brand auslösen (ein Aufflammen gab es in Belarus, zuletzt kurz in Kasachstan). Wenn wir unsere „Schwäche“ aufgeben, hätten die Autokraten gewonnen: Die Demokratien würden sich selbst besiegen, wenn sie Herrschaftstechniken der Autokraten übernehmen, um ihnen auf Augenhöhe begegnen zu können. Unsere Stärke ist unsere Schwäche. Nur das weiche Wasser besiegt den harten Stein. – Reinhard Koine

 

Für viele Europäer gleicht ihr Verhältnis zur Demokratie mittlerweile einer Hassliebe. Beglückend ist allein der Moment, nicht jedoch die Perspektive. Tatsächlich verpulvern wir unsere Energien in end- und fruchtlosen Diskussionen über Identitäten. Das Volk, der Souverän, hat sich in virtuelle Blasen vereinzelt und von den entscheidenden Fragen seiner Zukunft abgekoppelt. Der Glaube an die Demokratie lebt immer mehr von romantischen Idealen und verweigert die Konfrontation mit der Realität, nicht nur in welt- und geopolitischen, sondern auch und vor allem in alles entscheidenden ökologischen Fragen. Auch hier wird Politik nur noch simuliert.

Europa schafft es nicht, als Einheit mit Putin zu reden. Vielmehr nutzen neue Außenministerinnen und wahlkämpfende Präsidenten die Bühne des Ukrainekonfliktes für ihre eigene Profilierung. Die USA präsentieren ein trauriges Schauspiel der Selbstzerfleischung. Über Tibet redet niemand mehr, ähnliches erhofft sich Putin für die Zukunft der russischen Ukraine. Taiwan anzuerkennen scheint außerhalb jeder Reichweite. Wir versuchen verzweifelt, uns die Schuhe zu binden, während Russland und China uns heiter plaudernd enteilen. Im Übrigen plädiere ich dafür, die nächsten Sommer- und Winterspiele an Nordkorea zu vergeben. Damit wäre Herrn Bachs Postulat des unpolitischen Sports dann endgültig bewiesen, oder? – Dr. Christian Voll

 

In diesem analytisch überzeugenden Artikel wird ein, der Geschichte des Dritten Reichs vergleichbares Rollenverständnis von Geschäftsleuten deutlich. Ohne die Unterstützung der deutschen Wirtschaft wäre der vom überwiegenden Teil der Deutschen gewählte Diktator Hitler nicht an die Macht gelangt. Ähnlich ist das Narrativ beider Diktatoren Putin und Xi Jinping und – wie der Artikel es richtig darlegt – gilt die Vorteilsnahme daraus auch und gerade ihren pazifischen Gleichgesinnten wie Australien und USA. Die globale Neuordnung von Kulturkreisen beendet derzeit die Jahrhunderte währende Bedeutung Europas. Fatalerweise? – Jürgen Dressler

 

Putin und Xi mit blutverschmierten Gesichtern: Diese Assoziation wollten Sie doch wohl mit Ihrer Illustration auf Seite 3 beim Betrachter hervorrufen – auch wenn sich die roten Flecke bei näherem Hinsehen als die Umrisse der Territorien von Russland und China erweisen. Welch eine Infamie! In der Nazi-Propaganda gegen die Sowjetunion wurde der „russische Untermensch“ mit Messer zwischen den Zähnen dargestellt. So weit sind Sie also auch fast. Aber verwunderlich ist das nicht. Es fahren ja auch wieder deutsche Panzer an der russischen Grenze auf – wie letztmalig beim Überfall auf die Sowjetunion. Die Analogie ist erschreckend. – Wolfgang Hupe

 

Also, jedes Land hat das Recht, sich ungehindert, mit anderen zu verbünden und sich dafür entsprechend zu bewaffnen. Zum Beispiel in die NATO einzutreten, wenn es möchte. Ist das richtig? Sagen jedenfalls die NATO-Staaten und Frau Baerbock. Nun bin ich so alt, dass ich mich oft nur noch vage an frühere Vorgänge erinnere. Also helfen Sie mir:

Ca. 1963 verbündete sich Kuba mit den Ländern des Warschauer Pakts und bekam dazu Raketen von der Sowjetunion. Dagegen ging Kennedy mit einer Kriegsdrohung vor. Nun ist die Bedrohung Moskaus durch Raketen vom Baltikum aus und wäre sie von der Ukraine aus näher als die Entfernung Havanna-Washington. Stimmt das? Das alles unabhängig von politischen Systemen. Schließlich ist der türkische Präsident nicht demokraticher als Putin. Richtig? – Wolfgang Frings

 

Diesen Beitrag habe ich mit Interesse gelesen. Da mich das Thema sehr interessiert, teile ich Ihnen nachstehend meine Gedanken dazu mit. Wem gehört die Zukunft, das ist m. E. nicht mach der Beurteilung anderer politischer Systeme zu beantworten. In Russland, China, Saudi-Arabien, den arabischen Emiraten und in vielen anderen Ländern herrschen die Autokratien der Oligarchen und/oder der politischen oder religiösen Ideologien. Bei unvoreingenommener Betrachtung frage ich mich, welche tatsächliche Macht haben die Superreichen in den westlichen Demokratien tatsächlich? Gibt es eine Grenze für die Gier nach immer mehr Reichtum, Macht und Einfluss?

Die Erfahrungen der Geschichte sollten bei der Suche nach Antworten nicht ausgeklammert werden. Absolute Herrscher, deren religiöse und politische Ideologien beherrschten immer wieder Gesellschaften. Pharaonen, römische Kaiser, Hunnenkönig Attila, Timur Lenk (der Lahme), die Herrschaft des fundamentalistischen Katholizismus von 400 bis 1200 u. Z., Stalin, Mussolini, Franco, Hitler, die staatlich verordnete Apartheid in Südafrika und in den USA, alle haben sich überwiegend von innen heraus selbst zerstört. Renaissance und Aufklärung waren das Ergebnis der Auseinandersetzung innerhalb der Gesellschaft. Konfrontation wird als Bedrohung empfunden. Sie eint die Menschen unter der Fahne des Nationalismus. Wandel ist nur durch Handel und Annäherung möglich. Allerdings setzt das eine geistige Freiheit und Offenheit voraus, eine Atmosphäre der Aufklärung und der Menschlichkeit. – R. Renaux

 

Autokraten unter sich. Mir wird ganz schlecht, wenn Wladimir Putin und Xi Jinping sich als dicke Freunde darstellen. Es ist wohl richtig, sie streben nach einer neuen Weltordnung, in denen westliche Demokratien eine untergeordnete Rolle spielen sollen. Angedrohte Sanktionen des Westens scheint sie nicht sehr zu schrecken, denn der Westen ist auch auf eine wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland und China angewiesen. Das wissen die beiden Herren nur zu gut.

Der Beitrag beschreibt ganz zutreffend die Gründe dafür, dass die westlichen Demokratien zur Zeit einen ziemlich desolates Bild abgeben. Die USA sind die einzige Weltmacht, die sich noch gegen die Vorherrschaft von Russland und China stemmen kann, zusammen mit ihren Verbündeten. Gott behüte, dass Donald Trump als Präsident der USA erneut gewählt wird. Dieser Mensch hat soviel Schaden in seiner Amtszeit angerichtet und die Demokratie im eigenen Land schwer beschädigt.

Dass Thomas Bach als Präsident des IOC der autoritären Versuchung erlegen ist, ist eine Sache, er sollte von seinem Amt entbunden werden. Viel schlimmer ist es, wenn deutsche Russlandfreunde, Staatsoberhäupter anderer EU-Mitgliedstaaten und westliche Geschäftsleute dieser Versuchung unterliegen. In einer Autokratie lässt sich ohne viel Widerstand hübsch durchregieren, die Kehrseite der Medaille ist aber die totale Kontrolle der Bevölkerung und Unterdrückung.

Das sollte die Bewunderung für die politischen Systeme in Russland und China eigentlich deutlich dämpfen, es sei denn, der Drang sich von dem russischen und chinesischem „Erfolgskuchen“ etwas abzuschneiden, ist größer und das eigene Gewissen zu klein. „If you can´t beat them, join them“ ist hier ein gefährliches Spiel mit dem Feuer; denn der Preis dafür ist sehr hoch, nämlich der Verlust von Freiheit und Selbstbestimmung. – Regina Stock

 

Bei der Wende89 gewann Demokratie und Marktwirtschaft; so der Sieger. … Damals wurde durch das Volk ordnungspolitische Selbstüberschätzung regierender Kommunisten per Fuss abgewählt. … Die Volkswirtschaftslehre beschreibt die Summe individueller Entscheidungen als kollektives Verhalten mit einer „Unsichtbaren Hand vom Markt“. Die ökonomische Theorie unterscheidet den Markt in Finanzmarkt Gütermarkt Innerhalb der ökonomischen Theorie gilt eine „nicht zu hinterfragende Annahme“; dass der Finanzmarkt den Gütermarkt zum Gemeinwohl bewegt. … Die Bewegungen im Finanzkreislauf entscheiden über die Vermögensverteilung; und „unbewusst“ über Chemisch- und biophysikalische Zustände im irdischen Ökosystem.

Mit mehr physikalischen Erkenntnissens in der wirtschaftswissenschaftlichen Theorie könnten ausgebildete Volks- und Betriebswirte wissen; dass der Güterkreislauf unsere Existenz auf der Erde entwickelte; und wir ohne Perpetuum Mobile mit Verlust wirtschaften. … Wir sind frei unseren Planeten und Gesellschaft zu monetarisieren; wir sind nicht frei von naturwissenschaftlichen Einsichten. Unser Dasein entwickelte eine „Unsichtbare Hand der Evolution“. Wirkt diese Hand autokratisch? Sie wirkt nur auf chemisch- und biophysikalische Zustände; alles andere ist für Sie blablabla. …

Wir könnten natürlich unsere dysfunktionale Wirtschaftstheorie korrigieren; und eine marktwirtschaftliche Organisation für den Gütermarkt gewähren, um die Güterumschlagsmenge per Steuersätze zu steuern. … Angesichts der Selbstermächtigung der EU über naturwissenschaftliche Erkenntnisse (EU-Taxonomie) sehe ich schwarz bei der „Kognitiven Weiterentwicklung“ vom Westen. Für unsere „Selbstzerstörung“ braucht der Westen keine Autokraten. Evolutionär betrachtet ist das „Sinken der irdischen Leistungsfähigkeit vom Ökosystem“ ein größeres Risiko als ein Krieg mit Autokraten. – Matthias Losert

 

Laut Altkanzler Gerhard Schröter ist der Präsident von Russland Wladimir Putin, ein lupenreiner Demokrat. In China ist XI Jinping der Präsident, der soll nicht gerade so lupenrein und demokratisch sein, als obengenannter. In Peking/China finden derzeit olympische Winterspiele statt, und hier trafen sich diese beide Präsidenten-Männer zum Meinungsaustausch! Vielleicht ist das sogar der Beginn einer echten Männerfreundschaft?! Diese besagten Winterspiele finden jetzt unter einer hermetisch abgeriegelten Glaskugel statt, um das Coronavirus vom Besuch der Sportstätten abhalten zu können! Das gelingt angeblich nicht immer oder könnte das ganze auch nur ein (billiger) Vorwand sein, um aus einem „Abweichler“ einen positiven Athleten machen zu können. – Klaus P. Jaworek

 

20 Jahre lang – Putin’s mit standing ovations bedachte Rede im deutschen Bundestag war 2001 – hat der Westen einen vernuenftigen Interessenausgleich mit Russland verweigert, hat sich verhalten als sei er noch im kalten Krieg. Damit hat er Russland an die Seite Chinas getrieben. – Hermann Weigmann

 

Als konstruktive Kritik an Ihrem Titeltext: Ist es nicht kontraproduktiv, Autokraten auch noch zu verklären? „Vorbilder für Effizienz und Ordnung“, wenn man das schreibt, sollte ein Fragezeichen dahinter stehen. Die russische Regierung versagt beständig darin, Rechtsstaatlichkeit herzustellen und russische Bürger vor Gewalt zu schützen. Wer immer sich gesellschaftlich engagiert, ist gefährdet. Von „Ordnung“ in Russland kann keine Rede sein. Wie faszinierend maskulines Imponiergehabe doch immer noch ist. Auch hier eine spezifische Kritik:

Das Titelbild der ZEIT Nr. 4 2022 war ein weiteres unfreiwilliges Beispiel. (schmeichelhaft-kantiges Putin-Portrait als Kriegsheld). Eine etwaige Ironie kam vermutlich nicht bei allen Lesern an. Putin und sein Außenminister Lawrow werden in westlichen Medien oft als erfahrene alte Füchse dargestellt. Dabei zeugt ihre Bilanz von gefährlichem Totalversagen: Man gibt vor, sich überall für die russischen Minderheiten verantwortlich zu fühlen. Sollte man dann nicht harte politische Arbeit, Versöhnungsarbeit, leisten? Stattdessen kommt Russland offen chauvinistisch daher, gilt bei den Nachbarn im Westen und Süden als Bedrohung, Konflikte werden angeheizt. Die Verbündeten heißen dagegen Lukaschenko, Assad, Toqajew, Kadyrow, Xi, evtl auch bald Chamenei.

Wir wissen in Deutschland, wie demagogisch-effizient totalitäre Regime sein können, für eine gewisse Zeit. Nach der Effizienz kommt dann die Gewalt. Europa, und speziell Deutschland, muß sich wohl Winston Churchill als Vorbild nehmen: „We must arm.“ Wir müssen gerüstet sein, politisch und militärisch. Die Zeit ist knapp. Dem derzeitigen russischen und chinesischen Denken in Einflußsphären kann man nur mit Stärke begegnen. Immerhin, das westliche Gesellschaftsmodell scheint noch große Anziehungskraft zu besitzen: Die Flüchtlingsströme haben im allgemeinen nicht die repressiven Staaten als Ziel. Das gibt auf eigentümliche Art wieder etwas Hoffnung. – Dr. Jörg Gebhardt

 

Nach den Großdemonstrationen in russischen Großstädten gegen Putins manipulierte Wiederwahl 2012 hat er voll auf die Karte des Nationalismus gesetzt und es durch die Schürung und Verschärfung außenpolitischer Konflikte geschafft, die Mehrheit der Bevölkerung auf seine Linie einzuschwören. Nachdem der langjährige Zermürbungskrieg im Donbass nicht zu einer nachhaltigen Destabilisierung der Ukraine geführt hat, versucht es Putin nun mit Brachialgewalt.

Den letzten Anstoß gaben wohl die Proteste der weißrussischen Bürgerrechtsbewegung, die Putins Bruder im Geiste und treuen Vasallen Lukaschenko in ärgste Bedrängnis brachten. Putins Ängste sind nachvollziehbar. Der Schrecken von 2012 sitzt ihm noch immer in den Knochen. Nur wird sein Reich nicht durch Waffen bedroht sondern durch die Ansteckungsgefahr, welche auf der Beispielwirkung beruht, die von den demokratisch verfassten Staaten Europas ausgeht.

Rechte und Mitsprache der Bürger sind die Gefahr, die Putin fürchtet und die er im Keim ersticken will. Der Erfolg der Demokratiebewegungen in Georgien 2003, in der Ukraine 2004 und nochmals 2014 haben Putin schäumen lassen. Jetzt will er diese Enwicklung mit allen Mitteln revidieren und die Ukraine wieder in sein Herrschaftsgebiet eingliedern. Die butterweiche Reaktion des Westens auf seinen Testballon, die Besetzung der Krim, hat Putin dazu regelrecht eingeladen. – Karl-Heinz Rutsch

 

Weltbeherrschung. Im Rahmen der olympischen Spiele sind sich China und Russland wieder näher gekommen. Hatten diese Nachbarn durch unterschiedliche Interessen und Staatsformen eher ein differentes Verhältnis, scheint es nun so, dass beide Oligarchien sich zunächst durch verstärkte Handelsbeziehungen (z.B. Gaslieferung) aber vor allem mit der Ausrichtung auf einen gemeinsamen Feind, die USA, als Partner definieren. Beide wollen die militärische Präsens der USA bzw. der NATO (also auch wieder der USA) weder vor ihren Toren noch mit unmittelbaren Einfluss auf die Länder, die aus ihrer Sicht abgespaltene Teile ihrer ehemaligen Machtbereiche sind, haben.

Bei China = Hongkong und Taiwan, bei Russland = ehemalige Staaten der Sowjetunion. Es wäre zu vermuten, dass zur Durchsetzung dieser Interessen auch ein Militärbündnis eine Option ist. Käme das so, würde Russland einen unmittelbaren Einfluss auf den eurasischen Raum und China auf Ost bzw. Süd/Ostasien nehmen. Dem hätten die USA mit oder ohne NATO kaum was entgegenzusetzen, zumal die USA genügend Probleme im eigenen Land hat. Europa würde in diesem Szenario eine Nebenrolle spielen und hätte ökonomisch wie politisch nur noch die Wahl zwischen Akzeptanz der östlichen Machtstrukturen oder der Einschränkung auf die westliche Hemisphäre.

Schuld an diesem voraussehbaren Dilemma ist vor allem die USA, die es nach Beendigung des kalten Krieges nicht geschafft hat, auf Aggression zu verzichten und ein partnerschaftliches Nebeneinander zu favorisieren. Und sie zieht Europa via NATO mit, um der Gefahr auszuweichen, dass sich die EU allzu kooperativ mit Russland verbindet. Damit hat die EU die große Chance verpasst, mit Russland zu einem Verhältnis zu kommen, das bilaterale Beziehungen wirtschaftlich, wissenschaftlich und militärisch zulässt. Sicher wäre die russische Entwicklung politisch und ökonomisch dann ganz anders verlaufen, und ein gemeinsames Europa wäre auf allen Gebieten ein ernstzunehmender Partner von China und den USA. – Wolfgang Clausmeyer

 

Werte Herrn Journalisten,zu Ihrem Artikel hätte ich paar Fragen.Sie kritisieren dabei die Interessen Chinas und Rußlands negativ.Ich vergleiche einmal das Verhalten der USA in den letzten Jahrzehnten.Vietnamkrieg,Chile(CAI),Kuba (Schweinebucht und Sanktionen ohne Ende) ,Lügen vor der UNO (Irak Krieg) Das ist meine Meinung ).Militärbasen auf der Welt ,Erpressungen durch Sanktionen,Rassismus im eigenen Land, einseitige Aufkündigung von Verträgen,Einbindung von Europa wenn es zum Vorteil ist,größter , Militärhaushalt der Welt !

So kann es weitergehen wenn man es nur wollte.Meine Frage wäre dann:Muß in der Zukunft nicht dann etwas verändert werden um mehr Gleichheit zu schaffen ?Richtige Augenhöhe würden dabei alle Beteiligten gut tun.Ich habe den Eindruck das in der westlichen Welt bei der Berichterstattung schwarz nicht gleich schwarz ist! Das ist meine Meinung, vielleicht können Sie mir widerlegen.Ich wäre an eine Antwort sehr interessiert. – Karsten Bruhn

 

Wieso nicht in der Ukraine eine «Finnlandisierung». Finnland könnte ein Model für die Zukunft der Ukraine sein. Ein entsprechender Beitrag findet sich auch in der „Neuen Züricher Zeitung“. Finnland gehörte fünf Jahrhunderte lang zu Schweden, wobei Teile Finnisch-Kareliens unter russisch-orthodoxem Einfluss standen. 1808/09 gewannen die Russen einen Krieg gegen die Schweden. Daraufhin integrierten sie Finnland bis 1918 als relativ autonomes Großherzogtum ins russische Reich.

Fast wäre Finnland im Zweiten Weltkrieg von Stalins Russland wieder einverleibt worden. Doch den Finnen gelang es, die Sowjets vom Wert einer strikten Neutralität zu überzeugen. Sie sicherte dem Land damit nicht nur die Unabhängigkeit, sondern auch eine wirtschaftlich höchst erfolgreiche Transformation. Nun zu heutigen Situation: Putin wird anerkennen müssen, dass unabhängige, souveräne Staaten selbst wählen dürfen für welches Bündnis sie sich entscheiden.

Im Falle der Ukraine ist die Situation aber aus historischem Gründen etwas komplizierter: Die Ukraine, Weißrussland und der europäische Teil Russlands sind das Gründungsgebiet Russlands. (Siehe Kiewer Rus) Insofern verursacht die Abkehr der ukrainischen Regierung von Russland und eine Hinwendung zum Westen und zur Nato eine besonders gekrängte Befindlichkeit Putins. Enttäuscht ist man dort noch immer vom Westen. Der 1990 amtierende US- Außenminister James Backer hatte Präsident Gorbatschow versprochen – wenn sich die Sowjetarmee aus der DDR zurückzieht und die UDSSR die deutsche Wiedervereinigung zulässt, dann wird sich die Nato keinen „Inch“ weiter über Deutschland hinaus nach Osten ausdehnen. Diese mündliche Zusage gegenüber Gorbatschow wurde von Westen gebrochen! Daran erinnert man sich in Moskau.

Jetzt kann eine Befriedung der Region nur im Dialog zwischen der ukrainischen Regierung und der russischen Führung erfolgen. Neutralität ist die einfachste Lösung, es muss aber der politische Wille vorhanden sein. Dabei kann der finnische Weg als Vorbild dienen. Die Neutralität sicherte Finnland nicht nur die Unabhängigkeit, sondern auch eine wirtschaftlich höchst erfolgreiche Zeit. – Adolf Macho

 

Ihr ach so gerechten und deutschen Zeitungsschreiber hechhelt nach immer neuen Widerwärtigkeiten die ein Putin ausbrüten könnte! Ihr schreibt in riesigen Lettern: Putin will den „freien“ Westen mit Krieg überziehen!“ Ach Jaa??? Amerika macht die, im Mittelalter zurückgebliebene Türkei Anfang der 50iger Jahre zum Natomitglied, um an der Grenze zu Russland Raketen aufstellen zu können. Zu einer Zeit, als Russland seine von Deutschland zertrümmerte Wirtschaft aufbauen musste! Gleiches passierte mit Rumänien, Polen und dem Baltikum! Amerika kauft Regierungen und finanziert jeden Putsch der gegen eine russenfreundliche Regierung läuft! Täglich die irrsinnige Behaubtung der „Völkerrechtswidrigen Annektion der Krim“!

Die Krim ist seit über 200 Jahren russich. Und wenn etwas völkerrechtswidrig war, dann die (persönlich von N. Chrutschow ausgeführte) Schenkung! Und nun, nachdem die Amerikaner den Maidanputsch erfolgreich finanziert und in ihrem Interesse zu Ende gebracht haben, sollen die bösen Russen zusehen, wie amerikanischen Flugzeugträger in Sevastopol die „Freie Welt“ verteidigen?! Ich habe Freunde in/aus der Ukraine, die genau wissen was dort abläuft!

Amerika hat schon (kommentarlos) Hawai annektiert und entsprechen der Monroe-Doktrin auf dem eigenen Kontinent „für (amerikanische) Ordnung“ gesorgt. Und zahlreiche deutsche Politiker fühlen sich (leider) immer noch verpflichtet, Amerikas Welteroberern in den A…. zu kr….! Euer geliebtes und freies Amerika, das seit Jahrzehnten ständig irgendwo auf dieser Welt seine neuen Waffen ausprobiert und dabei auch (kommentarlos) Zivilisten umbringt. Was zur Zeit auf dieser Welt passiert ist haarsträubend! Und die Menschheit samt ihrer „Zeitungsschreiber“ hätte ganz andere Pflichten, wenn sie diese Welt noch retten will! Nie wieder „Die Zeit“. – W. Krieger

 

Es heisst allgemein, unsere Medien seien „neutral und unabhängig“…Bei genauerem Lesen und Hinhören kommen mir aber starke Zweifel „ob der Unabhängigkeit und Vielseitigkeit“…. In erster Linie ärgert mich die schreiende Einseitigkeit auch Ihrer Artikel (auch in den Medien..) zu Russland allgemein und zu der Situation um die Ukraine insbesondere…. Selbst in „seriösen“ Presseorganen (auch in TV) liest bzw. hört man immer wieder „Krim-Annexion“, „Russland bombt Syrien“ (als wenn die USA und England nicht gebombt hätten..auch in Lybien ) usw. Auch wenn man als kritischer Leser gleich als „Putin-Versteher“ verdächtigt bzw. abgestempelt wird, folgendes:

Israel hat die Gollan-Höhen annektiert, die isr. Siedlungen fressen sich immer weiter in palästinensische Stammesgebiete hinein, Israel lässt arabische Wohnhäuser in Ost-Jerusalem sprengen“ usw. Und die Weltgemeinschaft schaut zu ! Hin und wieder wird nur flüchtig, nebenbei davon berichtet. Und wo bleiben da die Sanktionen ???? Klar, gleich würde man als „Antisemit“ gelten !

Wenn in der alten UdSSR alles schlecht war und wurde von der Geschichte nun korrigiert, so war die verwaltungsmässige Schenkung der Krim an die Ukraine durch Nikita Chruschchov (soz. als „Brautgeschenk“, das bei Scheidung oft zurückverlangt werden darf..) auch ein Fehler und müsste „korrigiert“ werden.. Stimmt der Vergleich nicht ?? Warum wird dieses Faktum nicht mal erwähnt ??

Was hat die Ukraine historisch mit der Krim zu tun ? Weil der Alkoholiker Jelzin diesen Aspekt bei Verhandlungen diesen Aspekt nicht berücksichtigt hat ? Ukraine wird von einer Handvoll „Oligarchen“ (der berüchtigste davon- Kolomoijskij – hat Herrn Selenski in das Präsidentenamt gehievt..) beherrscht. Welchen Beitrag leisten diese Herren mit ihren Milliarden für die Stabilisierung des ukr. Staates ?? Diese Oligarchen, darunter auch der milliardenschwere ehem. Präsident Poroschenko bunkern Ihre Milliarden auf westlichen Banken (vor allem England, auch Israel, von den Bahamas ganz zu schweigen..).

Warum hat Deutschland inzwischen über eine Milliarde Euro von unseren Steuergeldern in die Ukraine überwiesen statt diese Milliarden der Oligarchen heranzuziehen ?? Gibt es Kontrollen, was mit diesen Milliarden passiert ?? Ist das die westliche Naivität ?? Ukraine möchte u.a. Kriegsschiffe von Deutschland haben, und wer soll das bezahlen ?? Genügt es nicht wenn Deutschland Kriegsschiffe (U-Boote) für Israel mitfinanziert ?? Warum werden solche Fragen in der „unabhängigen“ Presse (und TV) nicht aufgegriffen ? Weil man sogleich als Putin-Versteher und Antisemit genannt wird ??

Die USA drangsalieren Kuba seit Jahren mit Sanktionen, obwohl Kuba keine Grenze mit USA hat. Wenn es heisst (nach Verlautbarungen der NATO, USA usw.) , jeder Staat hat das Recht, Bündnisse nach seiner Wahl zu schliessen, warum gilt das nicht für Kuba ?? Und. z.B. für einen südamerikanischen Staat (S.Allende wurde nach einer demokratisch gewählten Wahl mit Hilfe der USA gestürzt..) ?? Warum dürften z B, russ. Kreuzer nicht in der Karibik kreuzen, wie die amerikanischen im Schwarzen Meer ?? Die USA haben längst in aller Stille die Ukraine zu einem Horchposten gegen Russland verwandelt (Militärberater, stille Aufrüstung..).

Amerikaner sitzen in Vorständen der ukrainischen Gasgesellschaften (verdienen immense Summen mit fremdem Rohstoff..) und auch in anderen Industriezweigen …. Wenn die USA „drohen“, sie werden die Gaspipline-2 verhindern – ist Deutschland eine Art Kolonie der USA ??

Warum wird nicht offen und neutral darüber berichtet ??? Der Westen hat Kosovo gewaltsam den Serben entrissen.. Warum soll das nicht für Donbass gelten, wo die Bevölkerung mehrheitlich russisch ist ??? Die „Sorge“ um die Unabhängigkeit der Ukraine (die Mehrheit der Amerikaner hat keine Ahnung wo die Ukraine liegt) ist vorgeheuchelt. Das echte Ziel liegt darin, Russland „einzudämmen“, zu schwächen…Und Kuba ??

Seit Jahrzehnten wird diese Insel von den USA drangsaliert, und wenn Kuba nach Verbündeten schaut, drehen die USA durch, salopp gesagt. Solange Kuba ein Bordell und Cassino für die USA war, war die Welt in Ordnung..und die Kubaner..frei und…analphabetisch ! Im türkischen Konsulat wird ein freier Journalist von den Saudis ermordet und zerstückelt….Auch Saudiarabien zerstört Jemen. Davon wurde zwar berichtet, aber jetzt ist es still…Wo bleiben die Sanktionen ? Man könnte sich vorstellen, wenn das Russland wäre…

Die USA, England, Israel operieren in Syrien (immerhin ein souveräner, anerkannter Staat, ob es uns gefällt oder nicht..), auch sie werfen Bomben (und keine Blumen..), aber mit fiesem Beigeschmack wird nur über die Aktivitäten der „Russen“ berichtet.. Mit „Schaum vor dem Mund“ (bitte um Nachsicht..) würden wir von unseren Moderatoren regelmässig darüber auf dem Laufenden gehalten….wenn das Putin wäre. Von einem Presseorgan Ihrer Klasse müsste man auch in diesem Fall unabhängigere, differenzierter. – Richard Lorenz

 

Die beiden Illustrationen von Putin und Xi führen zu der Frage, wer diese beiden überhaupt als Personen sind. Ihre großmachtpolitischen Vorstellungen lassen jedenfalls erahnen, dass sie alles, was ihren Zielen und ihrer Interpretation demonstrativer Stärke nicht entspricht, aus ihren Weltbildern ausklammern, sie also ihre Vorstellungen von Wirklichkeit auf funktionale Standards punktueller Selbstbestätigungen reduzieren. Damit eine neue Weltordnung nach ihren Vorgaben erreichen zu können, wird sich allerdings als Illusion erweisen – und Illusionen autoritär durchsetzen zu wollen ist ein Zeichen von fortschreitendem Wirklichkeitsverlust. Politik jenseits von Dialog, Kooperation und Kompromissen machen zu wollen, führt heutzutage nur noch in die Echoräume von Isolationen. – Christoph Müller-Luckwald

 

Es ist schon beschämend mit anzusehen, wie sich Deutschland in der Ukraine-Krise verhält. Obwohl man weltweit ein grosser Waffenexporteur ist und seit vielen Jahren Waffen vor allen Dingen an diktatorische Länder wie Ägypten und Saudi-Arabien liefert, ist man nicht einmal bereit Defensivwaffen an die Ukraine zu schicken, obwohl dieses Land nun demokratisch regiert wird. Es hat den Anschein, daß die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands wichtiger sind und man Putin deshalb schonen will. Das ist nicht nur sehr befremdlich, sondern ein Skandal!

Vor allen Dingen der Umgang mit der von Anfang an auch in Europa umstrittenen Gas-Pipeline Nord-Stream 2, die Bundeskanzler Scholz bei der Aufzählung der Sanktionen gegen Russland immer und immer wieder ausspart, führt überall in der westlichen Welt nur noch zum Kopfschütteln. Die SPD sollte sich endlich von ihrem Gazprom-Lobbyisten Schröder lösen und ihn notfalls aus der Partei herauswerfen, wenn er sich nicht von seinen Geschäften mit Putin distanziert! – Thomas Henschke

 

Wem gehört die Zukunft? Bedenklich ist das Bestreben, diese Frage zu beantworten durch Wachstum von Wirtschaft, militärischer Macht, der Einflusssphäre und der Zahl der Einwohner. Was Letzteres betrifft so gehören China und Russland nicht zu den Staaten mit hohem Bevölkerungswachstum. Diesbezüglich gehören beide Staaten zum Norden. Auch was die Ökonomie betrifft, sind sie ebenso – nicht nur geographisch – zusammen mit Europa und Nordamerika auf der nördlichen Seite des Nord-Süd Grabens.

Im Prinzip wären sie also – auch im eigenen Interesse – gut beraten, sich um die Probleme zu kümmern, die aus dieser Position entstehen. Dies gilt etwa auch in Bezug auf Klimawandel und Demographie. Die diesbezüglichen Probleme nehmen zu. Immer mehr Ländern – auch früher beliebte Tourismusziele – können nicht mehr genug Mittel auf dem Weltmarkt erwirtschaften, um die lokale Versorgung zu sichern: Libanon, Venezuela, Nordkorea, Kasachstan, Tunesien, Äthiopien, Sudan, Jemen, Afghanistan, usw. Verdeckt wird dieses Problem in Ländern, die fast nur durch Einnahmen aus fossilen Rohstoffen ihre Bürger versorgen können.

Diesbezügliche Lösungen sind entscheidend für die Zukunft der Menschheit sein. Damit stellt sich auch angesichts dieser Situation die Frage: «Wollen Xi und Putin wirklich eine neue Weltordnung begründen? Und können sie es?» Tatsächlich haben China und Russland nicht nur beim Thema Migration sondern auch beim Thema Demographie Gemeinsamkeiten. Beide Staaten haben diesbezüglich keine Probleme. Was die Demographie betrifft: In China durch die erzwungene (inzwischen gelockerte) Ein-Kind-Politik; In Russland dadurch, dass die Versorgung mit Wohnraum etc. durch Zuteilung von Oben erfolgt und diese Versorgung ist so mässig, dass für Grossfamilien kein Raum bleibt. Dennoch spielt die Demographie in beiden Staaten eine Rolle. In China ist sie eine Ursache für die Unterdrückung der Uiguren. Bei der Auflösung der UdSSR spielten wohl auch die kulturell bedingten unterschiedlichen Geburtenraten eine Rolle.

Die Wirkung der demographischen und ökonomischen Gräben betrifft dennoch den Westen stärker als den Osten. Im Westen ist zudem der Zielkonflikt zwischen dem Menschenrecht auf Eigentum und den Menschenrechten auf Lebensunterhalt verantwortlich für politische Gräben. Im Osten spielen beide Rechte eine untergeordnete Rolle. Was das Eigentum betrifft, so decken totalitäre Regierungen die verbreitete Korruption soweit dies im Interesse der Regimes ist.

Trotzdem sind Osten, Westen, Norden und Süden in ähnlichen Massen betroffen vom Klimawandel und von der politischen Instabilität verursacht durch die genannten Gräben. Diese Probleme können nur gemeinsam gelöst werden und die Mittel, die den Aufstieg des Ostens bringen sollen (Wachstum von Militär, Wirtschaft und Konfliktbereitschaft), sind eher ungeeignet, auch wegen des Klimawandels. Allerdings etwas ist geeignet – wird aber vermutlich aus politischen Gründen – weit in den Hintergrund gestellt, das ist das geringe oder fehlende Bevölkerungswachstum. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Die beiden Artikel „Gegen die Großen“ und „Wem gehört die Zukunft“ bestätigen meine Furcht. Xing Pi bedroht Taiwan und Putin bedroht ganz Mittelosteuropa. Putins Größenwahn wird getrieben vom Plan, die stalinistische Sowjetunion wieder herzustellen so nach dem Rezept Hitlers „alle wieder heim ins Reich“ Ich erwarte, dass die mit Putin verhandelnden Staatsmänner ihm endlich sagen: „Sie lügen! Nicht die Ostmitteleuropäer bedrohen Russland, sondern die riesige Militärmacht Russlands bedroht die Balten Polen und Ukrainer. Und wenn Putin seine Utopie „die russische Erde zu sammeln“, in die Tat umsetzt, beginnt er den 3. Weltkrieg. – Dr. Erwin Heidt

 

Bevor er aber seine Offensive startete, befragte er das Orakel von Delphi. Dieses lieferte ihm die zweideutige Weissagung: „Wenn du den Halys überschreitest, wirst du ein großes Reich zerstören. “ Hat Putin wie Krösus ein Orakel befragt? Vielleicht wäre es gut, Putin daran zu erinnern,wie die Geschichte für Krösus ausgegangen ist. – Leonhard Meixner

 


 

 

Leserbriefe zu „Mehr fordern!“ von Kolja Rudzio

 

Bekannte Argumente. In diesem Artikel (ist das ein Leitartikel, wenn er auf S.1 erscheint?) wird eine Strategie vorgeschlagen, mit der der CO2 Ausstoß gesenkt und damit die Klimaerwärmung gestoppt werden kann. Es erscheint schon fragwürdig, wenn bei einem solch komplexen Thema behauptet wird „Das ist eigentlich ganz einfach“. Es liegt auf der Hand, dass nur solche Menschen in der Lage sind „selbst zu entscheiden, wie sie ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern“, die es sich leisten können. Immerhin wird angemerkt, dass „ein sozialer Ausgleich“ nötig wäre. Hier kann man aber nicht so im vagen bleiben.

Es bleiben ein paar lästige Details zu klären: Wie wird definiert, wer es sich leisten kann und wer nicht? Wie viele Mittel wären für diesen Ausgleich nötig? Wäre das finanzierbar, wenn, wie vorgeschlagen, diese Mittel jedes Jahr steigen müssen? Die aktuelle Diskussion über die Rolle der Kernkraft in der Zukunft zeigt, dass es eben eigentlich nicht ganz einfach ist. Dass ein Thema komplex ist, soll nicht bedeuten, dass man seine Behandlung am besten vertagt, sondern dass man sorgfältig und detailliert argumentieren sollte. – Dr. G. Zeyer

 

Ich finde es sehr richtig, was Sie hier fordern. Trotzdem fürchte ich, dass auch das nicht funktionieren wird. Das Problem bei der Überkompensation der technischen Verbesserungen ist, soweit ich das beobachten kann, dass es ziemlich wohlhabende und eher einkommensstarke Bürger sind, die diesen Mehrverbrauch verursachen. Denen ist es aber am Ende auch egal, wenn das teurer wird, sie können es sich trotzdem leisten. Ebenso wie die wirklich Reichen.

Ich bin überzeugt, dass es ein Instrument braucht, das gerade für diese Leute zu schmerzhaften Preissteigerungen führt. Meine Idee: ein CO2-Budget für jeden Bürger. Wer es nicht ausschöpft, kann Zertifikate verkaufen (CO2-Spotmarkt). Dann können sparsame (meist arme) Leute profitieren. Und wenn es nichts zu kaufen gibt, müssen eben auch die Reichen mit ihrem Budget auskommen. Bei Ihrem Vorschlag läuft es darauf hinaus, dass die sparsamsten Leute trotzdem am meisten sparen müssen, weil sie sich selbst wenig überhaupt nicht mehr leisten können.

Das wäre dann ein echter Markt. Und ein fairer. Mit gleichen Startbedingungen für alle. Wer wirklich sparsam ist, kann damit was dazu verdienen. Und die Reicheren merken dann, wie sie mit Energie asen. Wenn sie es tun. Dann lohnt ein Nullenergiehaus. Wenn schon Neubau. Und Vermieter haben ein Problem mit miserabler Dämmung und schlechter Heizung. Das gute: wenn man mit einem Budget einsteigt, dass den Verbrauch für alle gleich groß ansetzt, wird es für Energieverschwender schnell teurer und sie haben sofort einen hohen Anreiz, zu sparen. Können aber erst Mal zukaufen. Aber es ist absehbar, dass das nicht immer so weiter geht. Vielleicht ist das ein Gedanke, den man weiter entwickeln kann. – Fritjof Möckel

 

Die Empfehlung bei E-Autos weniger zu fördern weil sie ‚bis zu 80% CO2-Ausstoss (oder doch eher nur mehr 40%?) verursachen geht blendet die Innovation völlig aus, mit der CO2-Rucksack eines BEV laufend sinkt. Die Akkutechnologie (LFP) geht gegen 1-3 Mio km Lebensdauer, da kommt kein Verbrenner an. Mit dem steigenden Ökostromanteil in Produktion und Betrieb werden auch diese Faktoren besser. Zuerst muss man die Subventionen der fossilen Energieträger abschaffen, bevor man überlegt wie man technologischen Fortschritt ohne Förderung erreicht. – Rainer Hörbe

 

Es gibt auch eine Verrohung beim Schmarotzen um staatliche Förderungen. Wenn die eigene und gesellschaftliche Verantwortung für ein zukunftsweisendes Miteinander und die eigene Vernunft für ein sachgerechtes Handeln nicht ausreicht, wird in diesem Staat der Ruf nach staatlicher Stütze unbändig. Man darf sich dabei ja auch der parteipolitischen Unterstützung sicher sein, weil denen die Verhältnismäßigkeit beim Geld ausgeben schon lange abhanden gekommen ist. Die Kunst, sich als Bürger für die Gesellschaft verantwortlich zu zeigen, hat Kennedy erklärt: „Frage nicht, was Dein Land für Dich tun kann, frage, was Du für Dein Land tun kannst.“ – Jürgen Dressler

 

Mit dem o.g. Seite-1-Artikel legen Sie mit vollem Recht wieder den Finger in eine riesige Wunde unserer derzeitigen Klima-politik, die immer noch dem Dogma folgt, dass die Klima-Maßnahmen den Bürger nichts nennenswertes kosten und nicht sonstwie fordernd, einschränkend oder unbequem sein dürfen, dass nur „Anreize“, aber keine Vorschriften oder Einschränkungen, gar „Verbote“ erlaubt sein dürfen und nicht einmal für die „Anreize“ Steuererhöhungen sein dürfen. Wie Ihr Titel andeutet, bisher also nur das Fördern, aber kaum Fordern. Das bisherige Ergebnis haben Sie sehr schön, eigentlich erschreckend, beleuchtet:

Gewaltige Kosten für bisher völlig insuffizienten Klimaschutz. Man wagt kaum auszurechnen, wieviele Milliarden es kosten würde, wenn mit dieser Strategie ein suffizienter Klimaschutz erreicht werden sollte, und das noch weltweit, wo die Ziele in vielen armen Ländern, besonders bei weiterem Bevölkerungswachstum, wohl nur bei massiven Hilfen aus den Wohlstandsländern irgendeine Erfogsaussicht haben. Ich habe keine Daten, um das zu berechnen, aber ich vermute, angesichts der riesigen bisherigen und schon geplanten Summen und der Notwendigkeit der Vervielfachung der Ergebnisse, dürfte allein Deutschlands Anteil zwischen ein paar Hundert Md. jährlich und unendlich liegen, letzteres, falls auch die größten Anreize durch immer neue Fehlentwicklungen konterkariert und vergeblich werden.

Bei den Subventionen ist auch das berüchtigte Prinzip „linke Tasche — rechte Tasche“ zu berücksichtigen, dass letztlich der (bestenfalls ein reicherer) Bürger ja auch die Subventionen bezahlt, es sei denn, man glaubt, dass der Staat durch Schulden oder „Geld digital erschaffen“ die Leistungen wundersam aus dem Nichts darstellen könnte. In Wirklichkeit wird bei beidem ja nur verschleiert oder unklar gelassen, wen die Kosten am Ende Treffen: z.B. die nächsten Generationen oder die Opfer von Negativ-Zinsen, Inflation oder Wertverlust von Staatsanleihen. Dass die „Investitionen“ sich selbst bezahlt machen durch Schöpfung neuer Erträge sogar beim Staat, ist in den meisten Fällen eine Illusion, da ja dafür andere Einnahmen wegbrechen oder die Ausgaben gar keine zusätzlichen Werte schaffen, sondern nur die laufenden oder erwartbaren Verschlechterungen von bisherigen Werten vermeiden oder sogar nur mildern.

Ihre vorgeschlagene Strategie ist somit die klima-physikalisch, verhaltenspsychologisch und ökonomisch einzige erfolgversprechende, nur leider leistet sie nicht das allerseits geforderte quasi Wunder, dass der Klimaschutz — fast — niemandem irgendwie unangenehm sein oder Einschränkungen abverlangen darf.

Vieles würde zumindest erstmal so teuer, dass es oder dafür anderes für die meisten nicht mehr oder nur noch viel weniger möglich ist: z.B. große Fleischportionen, regelmäßige Urlaubsflüge, ganze warme Häuser für Einzelpersonen, im Winter frische Beeren aus Südländern oder beheizten Gewächshäusern, billige Hochfrequenz-Mode aus fernen und ökologisch unterirdischen Produktions-Stätten etc. etc. Das schlimmste für die armen kann und muss natürlich durch bessere soziale Leistungen abgefedert werden, was allerdings für die jeweils anderen die Kosten, sei es über Preise oder Steuern noch mehr erhöht und auch den unterstützen nicht alles unverändert wie bisher ermöglichen dürfte.

Dennoch, langfristig ist Ihr vorgeschlagener Weg zumindest als Haupt-Strategie der einzig richtige und auch langfristig der am wenigsten Opfer fordernde, sowohl materielle Opfer als auch solche an Menschenleben, denn durch fast alle Verweigerung gegenwärtiger Kosten und Unbequemlichkeiten wird den Menschen der Zukunft, z.T. schon jetzt den Menschen des globalen Südens ein Mehrfaches oder Vielfaches dessen zugemutet, was die jetzige Gesellschaft — und Wählerschaft — sich mit allen Mitteln ersparen will.

Die aus meiner Sicht den bisherigen Maßnahmen und Verhaltensweisen zu Grunde liegenden Einstellungen und diejenigen, die für eine Wahl, Akzeptanz und Verwirklichung des notwendigen zu wünschen oder fordern wären, habe ich in den letzten Wochen mit 2 Gedichten ausgedrückt, wovon das erste z.T. satirischen Charakter hat, passend zu den kürzlichen Artikel „Bewegt uns“, über den Film „Don’t look up“ und „nachher ist man immer klüger“.

Dieses habe ich mit Mail vom 12.01. ja schon zugesandt, hänge es für alle Fälle nochmals an. Das neueste „Traum oder Zukunft, wir — Menschen — entscheiden es“ setzt sich auch mit der kontroversen Frage des zumutbaren auseinander; ich wurde dazu auch durch den kürzlichen Artikel Ihrer Zeitschrift „Die Erde zuerst“ inspiriert, und durch die damit deutlichen schon weitgehend verlorenen Jahrzehnte.

Die Leserbriefe machen wieder ein häufiges Problem der politischen Diskussionen deutlich: Meist wird eine Art Tunnelblick und einseitige Auswahl der Pro- und Kontra- Argumente, der Vor- und Nachteile, der Chancen und Risiken präsentiert, wodurch natürlich der jeweils eigene Standpunkt als einzig vernünftiger, verantwortlicher oder möglicher erscheint. Teils wird dies natürlich auch durch die geforderte oder nötige Kürze erzwungen. Ich habe aber den Eindruck, dass viele übersehen, dass auch die jeweiligen Alternativen einer abgelehnten Maßnahme ihre eigenen und ggf. sogar größere Risiken und Nachteile haben als die abgelehnte Maßnahme oder Strategie.

Kaum jemand macht sich die Mühe oder ist in der Lage dazu, alle Pro und Kontra aller alternativ möglichen Strategien einschließlich des Nichtstuns zu überblicken und abzuwägen, andererseits vertraut auch kaum jemand darauf, dass die verantwortliche Regierung dies tut. Da ist es dann kein Wunder, dass es gegen praktisch alle Strategien und kaum FÜR etwas Bürgerbewegungen und Proteste von mindestens starken Minderheiten gibt, so dass letztlich die ganze Qual der Wahl — für etwas — abgelehnt wird und nichts ausreichendes geschieht wie beim Klima, wo es leider zu spät ist, wenn es ausreichenden Mehrheiten, sei es von Wählern oder undemokratisch mächtigen richtig weh tut, zu wenig zu tun. – Dr. Peter Selmke

 

Ich bin ein begeisterter Leser der Zeit und würde mich über eine Rückmeldung zu meiner Kritik sehr freuen. Ich möchte mich zu dem in der Zeit-Ausgabe N°6 2022 erschienen Artikel „Mehr fordern!“ kritisch äußern. Ich finde den Artikel weder stimmig, noch glaube ich, dass ein solcher Artikel auf eine Titelseite gehört. Warum ich zu diesem Schluss komme, möchte ich hiermit erläutern.

Die Behauptungen, die Herr Rudzio aufstellt, entbehren meiner Meinung nach jeglicher Grundlage. Selbstverständlich wurde in den letzten Jahren gebaut. Und ja, es wurde auch gefördert. Die Schlussfolgerung Herrn Rudzios ist dennoch absurd, dass mehr gebaut wurde aufgrund der Förderung. Hier besteht ein zeitgleiches Auftreten, eine sogenannte Koinzidenz. Ob das eine tatsächlich das andere bedingt, ist keineswegs erwiesen und müsste durch Studien beweisen werden. Wie der Autor auf seine Schlussfolgerung kommt, wird leider nicht erwähnt. Wie wäre es also mit einer anderen Annahme: Gebaut worden wäre sowieso und ohne die Förderung klimaschützender Gebäudesanierungsmaßnahmen wäre der CO2-Ausstoß noch wesentlich höher gewesen? Beweisen kann ich das nicht, der Autor seine Schlussfolgerungen aber auch nicht. Es ist eine reine Behauptung.

Gleiches gilt für die Aussagen zur Elektromobilität. Es sind 4 Millionen Fahrzeuge seit 2016 mehr zugelassen worden. Das stimmt sicher. „Der Staat hat vor allem eins erreicht: mehr Autoverkehr.“ Auch hier verwechselt Herr Rudzio Ursache und Wirkung mit der bereits beschriebenen Koinzidenz. Und er vergisst, dass im genannten Zeitraum seit 2016 nur etwa 500.000 reine Elektroautos zugelassen worden. Die übrigen MILLIONEN sind also Verbrenner und mitnichten Folge der Förderung. Hier werden Argumente angeführt, die in sich nicht stimmen. Tatsache ist, dass wir bis 2030 mindestens 14 – 20 Millionen Elektroautos brauchen und das erst der Umweltbonus Elektrofahrzeuge aus ökonomischer Sicht für die Käufer interessant gemacht hat.

Erst seitdem es diesen Bonus gibt, ist der Anteil an Elektroautos signifikant angestiegen. Und wenn Herr Rudzio die aktuelle Studienlage zu Elektroautos kennen würde, wüsste er auch, dass ein E-Auto wesentlich weniger als 80% eines Verbrenners an CO2 ausstößt (https://ecomento.de/2021/12/30/elektroautos-sind-umweltfreundlicher-als-verbrenner-us-studie/). Das hängt im Übrigen auch davon ab, ob man sich für sein neues Zuhause eine PV-Anlage, eventuell durch einen KfW-Kredit (?) leisten konnte. Zudem werden Elektroautos immer weniger klimaschädlich, je mehr die Erneuerbaren ausgebaut werden. Auch dafür braucht es Anreize.

Wir sind als sechsköpfige Familie eine Paradebeispiel für die (fehlgeleitete?) Förderung durch den Staat. Wir fahren zwei Elektroautos (gefördert als der Umweltbonus „nur“ bei 4000€ lag), nutzen eine große Photovoltaikanlage (KfW-Kredit) und heizen vollständig mit Erdwärme (Bafa-gefördert). Wir sparen damit in den nächsten 20 Jahren mindestens 600 Tonnen CO2 ein. Dies wäre ohne die Förderung für unsere Familie ein nicht machbares Unterfangen gewesen, doch wir wollten unbedingt unseren persönlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Der Artikel von Herrn Rudzio ist für mich ein persönlicher Angriff und ist damit auch ein Angriff auf all diejenigen, denen Klimaschutz wichtig ist und die trotzdem ein Auto benötigen oder sich ein Eigenheim leisten möchten. Das ist nicht verwerflich! Und für viele dieser Menschen ist ein E-Auto eben nur mit Förderung erschwinglich, ein klimaschützender Hausbau ebenso. Ich behaupte, dass diese Menschen auch so Häuser bauen und Autos kaufen würden, ohne Förderung dann aber eben einen Verbrenner kaufen oder ein weniger energieeffizientes Haus bauen würden. Die Beweise für meine Behauptungen bleibe ich schuldig, so wie Herr Rudzio. Nur dass mir meine Behauptungen plausibler vorkommen. – Dr. Matthias Himpel

 

Klar wir sollten mehr gefordert werden, aber die Politik will das nicht, dafür hängen zu viele Arbeitsplätze an der Verteilung der Subentionen. Und noch eins. In 20 Jahren wird es wieder riesige Zuschüsse geben für Die Abschaffung der Hausisolierungen, da das Mauerwerk nicht atmen Kann, und die Feuchtigkeit sich dort festsetzt. – Manfred Mengewein

 

Ein Plädoyer für mehr Eigenverantwortung und für Verzicht zB. auf mehr Pkw’s zumindest der SUV Klasse und mehr Wohnraum. Fürwahr oder doch nur wohlfeil? Verzicht führt volkswirtschaftlich zu weniger Beschäftigung. Diese Rechnung steht noch aus und wird manchem missfallen. Alternativ könnte die überschüssige Produktion fortan in den Export gehen, womöglich aber ein Eigentor in der Klimabilanz. Auch der soziale Ausgleich über „Klimageld“ gleicht eher einer Milchmädchenrechnung. Das mag bei CO² bedingten höheren Heizkosten funktionieren.

Doch es sind eher Träume, dass am Ende der Wegstrecke klimaneutrale Hauswärme wirklich ein Nullsummenspiel ist. Die Wahrheit ist, dass die ambitionierten Klimaziele der Ampel zu Wohlstandsverlusten führen und derartige Insellösungen obendrein im globalen Maßstab nahezu bedeutungslos sind. Außer dass sich andere über die hiesige Deindustrialisierung die Hände reiben werden. – Christoph Schönberger

 

Glückwunsch, mal ein überraschend sachgerechter Beitrag zu diesem Thema! Nur, dass E-Autos abhängig von der Berechnungsweise bis zu 80 Prozent CO2-Ausstoß eines vergleichbaren Diesels haben sollen, ist schmeichelhaft untertrieben und erklärungsbedürftig. Jedes zusätzliche E-Auto auf unseren Straßen erhöht den Strombedarf und verhindert eine frühere Abschaltung der Braunkohle. Damit ist jedes E-Auto, solange Braunkohlestrom benötigt wird, für mehr als doppelt soviel CO2-Emissionen verantwortlich wie ein vergleichbarer Verbrenner. Mit freundlichen Grüßen Frank Lamprecht

PS.: Zur näheren Erläuterung die folgende einfache Beispielrechnung von einem Verkehrswissenschaftler: Folgende Modellrechnung mit zwei gleich großen Fahrzeugen wäre realistisch: Golf ID3 vollelektrisch (Normverbrauch: 14,4 KWh/100km; Praxistest im Durchschnitt: 22,6 KWh/100km; Akku brutto 58 KWh, Lebensdauer 140.000km, Reichweite theoretisch im Neuzustand 250 km, praktisch 200 km; Gewicht 1.800 kg;) VW Golf Diesel 2,0 TDI (Normemission: 97 g CO2/km; Praxistest 150 g CO2/km; Reichweite 800 km; Gewicht 1.300 kg,) Es sollen folgende allgemeingültigen Annahmen gelten: jährliche Fahrleistung 14.000 km; CO2-Emission (Kohle: 790 ‒ 1230 g/KWh; Erdgas: 640g/KWh); Energieaufwand für Akkuherstellung: 140 KWh/KWh. Weitere Energieaufwendungen für Infrastruktur und Umweltzerstörung werden zunächst vernachlässigt.

Es gibt 2 verschieden Szenarien: Es muss noch mindestens ein Braunkohlekraftwerk betrieben werden: Jeder weitere in den Verkehr gebrachte Golf ID3 verursacht: (140.000 km • 22,6 KWh/100 km + 58 KWh • 140 KWh/KWh) • 1.230 g/KWh = 48.904.800 g (entspricht 349 g/km) → Ein Golf 2,0 TDI verursacht 150 g/km. Es muss noch mindestens ein Erdgaskraftwerk betrieben werden: Jeder weitere in den Verkehr gebrachte Golf ID3 versursacht: 349 g • 640/1230 (entspricht 182 g/km) → Ein Golf 2,0 TDI verursacht 150 g/km. – Frank Lamprecht

 

Vielen Dank für Ihren Kommentar: „Klimapolitik : Mehr fordern!“ Genau so geht es bei der Luftfahrtindustrie weiter. Langstreckenflüge (ausserhalb des EU ETS = European Union Emission Trading System) bleiben steuerfrei, Frachtflüge bleiben steuerfrei, innerhalb der EU wird die kommenden 12 Jahre nur langsam Mehr verlangt und die ca. 3 mal so große Schädlichkeit der Abgase von Düsenjets wird ausser Betracht gelassen. – Klaus Siersch

 

Selten habe ich mich über einen Leitartikel so geärgert. Die Recherche über nicht sinnvolle staatliche Energiesubventionen, die keinerlei absolute Reduktion von Umweltschäden erbringen, ist einleuchtend. Wie ist jedoch der – prinzipiell interessante- Vorschlag für eine staatliche verordnete Limitierung von Umweltbelastung zu verstehen?! Kein Wort darüber, welcher Industrie- bzw. Privatsektor welchen Beitrag leisten sollte. Ohne Vorgaben und Regelmentierungen wird der Plan nicht funktionieren! Ohne Antworten darauf ist der Artikel sinnlos. Daß für Verbraucher von Energie zukünftig erheblich höhere Kosten entstehen werden, versteht sich von selbst. – Prof. Dr.-Ing. habil. Udo R. Müller

 

Grundsätzlich ist es berechtigt, die Sinnhaftigkeit der Förderlandschaft nicht nur in Deutschland sondern auch in der EU in Frage zu stellen, wenn die quantitativen Ergebnisse deutlich ein Verfehlen hinsichtlich der ursprünglichen Förderintention zeigen. Auch stimmt es mit Sicherheit, dass bisherige Fördermodelle häufig den gegenteiligen Effekt nach sich ziehen. Doch der im Leitartikel präsentierte Lösungsansatz ist zu verallgemeinernd und missachtet ganz wesentliche Gegeben- und Eigenheiten der Baubranche. Zunächst stellt man sich bei der Lektüre zwangsläufig die Frage, ob der Autor recherchiert hat, wie viel der Austausch einer Heizung hin zu erneuerbaren Energien kostet. Eine derartig große Investition kann nie durch steigende Öl- und Gaspreise bei Eigenheimbesitzern intensiviert werden, da das nötige Kapital nicht vorhanden ist.

Aus diesem Grund kann man hier nicht den Vergleich zum Verzicht auf Flugreisen oder Fleischkonsum ziehen, da für viele keine Wahloptionen vorhanden sind. Zudem spielen in der Baubranche auch graue Emissionen eine besondere Rolle. Das sind jene Emissionen, die während der Herstellung und Produktion der Baustoffe, des Bauens selbst und des Rückbaus entstehen. Sie machen in etwa ein Drittel aus aller Emissionen des Gebäudesektors und stehen den operativen Emissionen gegenüber.

Die Baubranche wird immer aus Kosten- und Gewährleistungsgründen die standardisierteste Bauweise wählen. Um graue Emissionen zu reduzieren muss sich die Baubranche jedoch zu nachwachsenden Rohstoffen und Kreislaufsystemen hin orientieren. Der Holzbau zum Beispiel ist allerdings im Moment noch alles andere als der Standard. Eine derartige Transformation wird ohne Förderung und gezielte Intensivierung nicht passieren. – Julia Dorn

 

Förderung der Dachbegrünung. Meine Episode: geschenkt wird einem nichts! Die Veröffentlichungen zu Zuschüssen, Förderungen, Stiftungstöpfen etc. füllen Seiten. Man muss sich schon Mühe geben, den Überblick zu behalten, wie man zu Geld kommt, wenn man vorher Geld, natürlich nur für einen sinnvollen Zweck ausgibt. Das Füllhorn oder die Gießkanne, womit der Geldsegen über die Bevölkerung ausgeschüttet wird, ist unübersichtlich, oft nicht nachvollziehbar, unverständlich und vor allem: es braucht Nerven, Geduld und viel Verständnis für die vielen Menschen, die mit der Verteilung der Gelder beschäftigt sind. Ich habe mich von allem nicht abschrecken lassen und in eine Photovoltaik-Anlage, eine Alarmanlage und in eine Dachbegrünung investiert. Wie gesagt: Geschenkt wird einem nichts.

Für die Photovoltaik-Anlage gibt es bisher nichts! Dabei könnte man glauben, dass hier größter Förderungsbedarf besteht. Zuschüsse gibt es nur für Speicher und Ladesäulen. Aber für die Alarmanlage gibt es was! Keine Ahnung, warum die förderungswürdig ist. Aber nach wenigen Clicks im Internetportal der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau!) hatte ich die Zusage und wenige Wochen nach Installation war der Zuschuss auf meinem Konto! Die Versicherung sieht allerdings keinerlei Veranlassung zu irgendeiner Prämiensenkung – trotz einer deutlichen Erhöhung der Einbruchssicherheit.

Und dann begab ich mich in das Abenteuer ‚Dachbegrünung’! Im Oktober 2020 hatte die Landesregierung mal wieder ein Förderprogramm aufgelegt. ‚Klimaresilienz in Kommunen’ – im Rahmen der Corona-Hilfe! Betreut vom Forschungszentrum Jülich. Die haben nichts mehr mit Kernforschung zu tun und müssen sich deshalb mit anderem beschäftigen. Und wissen Sie, was Resilienz ist? Es ist die Fähigkeit, Krisen heile zu überstehen! Das wäre die kürzeste Definition. Na denn mal los.

Die Antragsunterlagen per Download: zehn Anlagen. Sieben Seiten FAQ (häufige Fragen) helfen weiter. Die Anlage ‚Aufgabenbescheibung’ umfasst sieben Seiten. Und was die alles wissen wollen! Abgefragt wird z. B. die Betroffenheit der Kommune durch Extremwetterereignisse (Starkregen, Hitzewellen, Trockenheit, etc.). Oder weiter: die Betroffenheit durch den Klimawandel und die Auswirkungen der Maßnahme auf die mikroklimatische Situation. Liegt eine besondere mikroklimatische Belastung der betroffenen Fläche vor? Anfang März 2021 waren die übersandten Formulare ausgefüllt. Die Bearbeitung dauerte bis Anfang Juli 2021. Und tatsächlich kam dann die Aufforderung, den Antrag einzureichen, natürlich mit neuen Formularen.

Nun stellte das zuständige Ministerium fest, dass die angebotene Dachauflage nur 3 cm betrug, aber wegen besserer Wasserrückhaltung 5 cm dick sein muss. Das angepasste Angebot des Dachdeckers überstieg damit die Grenze von € 5.000,-. Und das erforderte ein drittes Angebot! Kein Vergnügen in diesen Zeiten einen Handwerker zu finden, der mal eben ein Angebot macht. „Das Ministerium fordert die Substratschicht von 5 cm aufgrund der guten wasserrückhaltenden Eigenschaften!“

Ende August 2021 kam dann tatsächlich der ‚Zuteilungsbescheid’ – mit fünf Anlagen. Mitte September 2021 der Hinweis auf die finanzielle Abwicklung. Einzureichen waren Rechnung, Zahlungsnachweis und aussagekräftige Fotos der Maßnahme. Am 18. November 2021 ging das Geld tatsächlich auf meinem Konto ein. Die Maßnahme hatte sich erheblich verteuert. Die Fördersumme (2.404 €) blieb auf der Höhe der ersten Kalkulation.

Fazit: wie bei vielen der ausgelobten Fördermaßnahmen steht der betriebene Aufwand, die Bürokratie in keinem Verhältnis zum Ergebnis. Ein bestimmtes Ziel zu erreichen bzw. zumindest zu beeinflussen, wird wohl kaum erreicht. Gleichzeitig nimmt die Unterstellung, die zugesagten Mittel würden nicht sachgerecht verwandt, Formen erheblichen Misstrauens an. Viele potentielle Antragsteller werden abgeschreckt, viele sind überfordert.

Ist es zu einfach, bestimmte Kennzahlen festzulegen, Mittel auf dieser Basis zu vergeben und sich nur deren Verwendung abschließend belegen zu lassen? Welchen Nutzen zieht das Forschungszentrum Jülich aus der Antwort auf die Fragen: Betroffenheit der Kommune durch Extremwetterereignisse (Starkregen, Hitzewellen, Trockenheit, etc.). Oder weiter: die Betroffenheit durch den Klimawandel und die Auswirkungen der Maßnahme auf die mikroklimatische Situation. Liegt eine besondere mikroklimatische Belastung der betroffenen Fläche vor? – Friedrich Reusch

 


 

 

Leserbriefe zu „Bestenfalls Sport“ von Christof Siemes

 

Geht es noch, Herr Siemes? Die Winterspiele in und um Peking sind ein ökologisches und ökonomisches Desaster, veranstaltet von einer zutiefst korrupten Organisation mit einem Präsidenten an der Spitze, für den man sich als Deutscher fremdschämen muss. Dazu die Isolation der Sporttreibenden dank Corona, die den olymischen Geist in ihr Gegenteil verkehrt. Die Restbegeisterung für Sport wird durch Doping und totale Kommerzialisierung abgetötet. Bei mir also keine Faust in der Tasche, der Bildschirm bleibt olympiafrei auch wegen der verschleuderten Rundfunkgebühren für diesen Unsinn. – Klaus Philipp

 

Diesen Kommentar gleich oben auf zu lesen ist wie ein Tritt in die Magengrube und für mich schleierhaft, selbst unter dem Konzept des „Kommentars“, wie so etwas so veröffentlicht werden kann. Beim Lesen dieser Zeilen kam mir sofort die Frage, wie viele Menschen wohl 1936 in Berlin die Fäuste geballt haben und es über sich ergehen ließen, da es ja einen gewissen Reiz hatte. Ich möchte hiermit mein Abo bei der Zeit kündigen, da die persönliche Empfindungen und Meinungen der Journalisten seit einigen Jahren so drastisch zugenommen hat, dass die eigentlich sonst nüchterne, Quellenorientierte Berichterstattung radikal in Leidenschaft gezogen worden ist. Mit diesem Kommentar ist für mich das Fass zum Überlaufen gekommen. Diese Form von Journalismus möchte ich nicht unterstützen. – Susanne Monka

 

Sie schreiben, bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 sei gegenüber den vorangegangenen in Rio 2016 ein Zuwachs an Zuschauern von 139 Prozent zu verzeichnen gewesen. Sind Sie wirklich sicher, dass es ein Zuwachs u m ( = von) 139 Prozent, also auf fast das Zweieinhalfbfache gewesen ist oder aber a u f 139 Prozent, also um ein gutes Drittel. Mir erscheint das ja auch schon gewaltige Letztere als realistischer. – Dr. Peter Ollmann

 

In den deutschen Nachrichten-Medien gibt es keinerlei Information darüber, wie sich denn islam-dominierte Länder in der Uiguren-Frage verhalten. Also hier die Fragen: Wie haben sich die arabischen Länder in der Vergangenheit in der Uiguren-Frage verhalten ? Wie verhalten sich die arabischen Länder jetzt während der olympischen Spiele ? Werden diese Informationen hier in den deutschen Nachrichtenkanälen unterdrückt und warum ? Warum werden die Nachrichten betreffend die Uiguren neuerdings so extrem politisiert ? Das Uiguren-Problem existiert ja seit Jahrzehnten, wurde aber quasi nie erwähnt ? Werden die deutschen Nachrichten-Kanäle betr. China strategisch-politisch kontrolliert ? So sieht es ja definitiv aus. – Klaus Elgner

 

Herr Siemes träumt einen schönen Traum. „Die olympische Idee ist ein Sinnbild dessen, wie die Welt sein könnte“, ja, wäre es nur so! Die Realität sieht weltweit leider anders aus. Es stimmt, dass die Olympischen Spiele keine politische Weltmacht sind. Gleichwohl sind sie von politischer Bedeutung, denn der internationale Sport lässt sich längst nicht mehr von der Politik trennen. Immer schon gab es Boykotte ,speziell zu den Olympischen Spielen (beispielsweise 1980 und 1984), und aktuell senden die USA, Großbritannien, Kanada und andere Länder zu den olympischen Winterspielen keine hohen Vertreter nach Peking. Für Autokraten wie Wladimir Putin und Xi Jinping bedeuten die Olympischen Spiele vor allem Prestige und eine Machtdemonstration. Sicherlich werden Wladimir Putin, Xi Linping und Thomas Bach den Kampf um die Bilder verlieren. Die Bilder gehören den Sportlerinnen, den Sportlern und den Wettkämpfen.

Trotzdem muss das IOC bei der Vergabe von Olympischen Spielen verantwortlich handeln. Die Spiele dürfen nicht an Länder vergeben werden, in denen die Menschenrechte nichts gelten, Menschen politisch verfolgt werden und deren Machthaber es mit der Autonomie anderer Länder nicht so ernst nehmen. Bombastische Sportstätten und eine perfekte Organisation dürfen allein nicht den Ausschlag geben. Thomas Bach sollte als Präsident des IOC abgelöst werden, er hat sich korrumpiert und sich mit politischen Machthabern eingelassen, für die die olympische Idee bestenfalls zweitrangig ist. Schade um die Spiele. – Regina Stock

 

So langsam geht der Olympische Gedanke den Bach runter. Das IOC hat sich unter der Ägide von Thomas Bach zur für Investoren reizvollen „Gelddruckmaschine“ entwickelt. Der ehemalige Weltklassefechter hat sich nunmehr der Spiegelfechterei verschrieben. Er täuscht vor das auch Peking als Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2022 dem Leitgedanken der modernen Olympischen Spiele entspricht. Die ursprüngliche Friedensidee im Sinne des Pierre de Coubertin mit der Notwendigkeit des Friedens zwischen dem Menschen und den Völkern ist jetzt gerade in China pervertiert worden. Olympia als Fest der Menschheit, der Völkerverständigung und der Jugend der Welt ist zu einem Siegertreppchen-Witz verkommen.

Gilt die globale Sause auch für die internierten Uiguren, die inhaftierten Regimekritiker und Journalisten oder die hungernden Wanderarbeiter in China? Was hat sich in den 14 Jahren, seit den Sommerspielen in Peking 2008, geändert? Zum positiven für die Menschenrechte gar nichts, im Gegenteil. Lediglich oder vor allem haben sich die Wirtschaftsdaten gut bis sehr gut entwickelt. Die Bedrohung von Hongkong und Taiwan durch China geht in der Ukraine-Krise unter, von Tibet ganz zu schweigen. Diese Spiele in Peking sind kein Lagerfeuer an dem sich die Welt versammelt, sondern das Glimmen an einer Zündschnur für die Bombe gegen den Frieden der Welt.

Im Übrigen sind die meisten der in Peking startenden Sportler/innen mittlerweile Profis und der andere olympische Gedanke: „Dabeisein ist alles“ gilt schon lange nicht mehr. Ein fairer Wettbewerb unter Corona-Bedingungen findet sowieso nicht statt. Zuschauer sind Mangelware beim Fest für die Menschen. Warum gab es keine Verschiebung? Ich werde meine Zeit jedenfalls nicht mit der Berichterstattung von diesen Spielen im Fernsehen oder in Zeitungen verbringen. So bleibt mir mehr Muße für anderes. Das gleiche gilt auch für die Fußball WM 2022 in Katar, mit Sportstätten die von schlecht bis gar nicht bezahlten Arbeits-Sklaven (von denen viele umkamen) erbaut wurden. Demokratien und westlicher Arbeitsschutz sehen anders aus.

Die Fifa ist genauso wie der IOC seit langem nur ein Gewinnorientierter Multinationaler Konzern mit dem Bestreben die Internationalen „sportlichen Ereignisse“ so teuer wie möglich zu verkaufen, ungeachtet der Menschenrechte und so weiter und sofort im Austragungsland. Die jeweiligen Sportler selbst sind leider nur Mittel zum Zweck. – Felix Bicker

 

Ein gut geschriebener Artikel. Er beschreibt richtig den Zwiespalt zu diesen Spielen. Gleichwohl relativiert er eben auch die Entscheidung des Einzelnen. Auch wenn ich nicht, jedenfalls in der Regel, an die Macht des einzelnen Konsumenten glaube , würde ich hier mal eine Ausnahme machen: Vorschlag, die Zeit berichtet mit keiner Zeile über diese Spiele . Ich dagegen werde konsequent meinen Fernseher um oder ausschalten, wenn es um diese Berichterstattung geht. Manchmal muss man eben eindeutige Entscheidungen treffen, Ablenkung gibt es anderswo genug. – Frank Tofern

 

Wenn ich mir, mit zwiespältigen Gefühlen, ein paar Wettkämpfe der Olympischen Spiele in Beijing anschaue, dann träume ich dabei von einem politischen Signal der Sportler, wie es 1968 in Mexiko zu sehen war. Auf dem Siegerpodest Helden des Sports als Helden der Demokratie und der Freiheit, die nicht ihre schwarz behandschuhte Faust in den Himmel recken, sondern andere sichtbare Botschaften in die Welt senden: Free Hongkong, Free Tibet, Don‘t touch Taiwan, Freedom for Uyghurs. Währenddessen erinnert die Apeasement-Haltung des IOC-Präsidenten beim Autokraten-Gipfel mit Sportprogramm in ihrer Logik an diejenige von Avery Brundage bei den Olympischen Spielen 1936. – Herbert Zemke

 

Berichterstattung über Olympia in China – wer denkt an die Chinesen Chinesen würden sagen, dass das was ihre Identität ausmacht eine Jahrtausende lange ungebrochene Kulturelle Identität ist. Betrachtet man den Übergang von der Ming Dynastie zur Fremdherrschaft der Qing 1644, die Republik China mit dem großartigen Sun Yatsen, Maos China und das sich öffnende China unter Deng Xiaoping bis zum China Xi Jinpings so ist das für uns im Westen mitunter nicht ganz leicht zu verstehen. Für die meisten Chinesen aber doch eine gelebte und zutiefst empfundene Wahrheit.

Wer in Peking gut Essen gehen will kann das in einem riesigen moslemischen Viertel tun, an einer der größten Einkaufsmeilen der Stadt findet sich ein christliches Kloster und ich selbst genieße sehr gerne die Stille in einem Buddhistischen Tempel im Süden der Stadt. Es gibt in China also keine systematische Unterdrückung von Religion oder religiösen Minderheiten. Wohl aber eine im Vergleich zu bei uns niedrige staatliche Eingreifschwelle, wenn aus religiösen Motiven weltlich politische Führungsansprüche abgeleitet werden. Es wäre bedenkenswert ob wir an dieser Stelle nicht zumindest ein wenig von China lernen sollten.

Denn die Verquickung von Staat und Kirche einerseits und das späte Eingreifen bei religiösem Fundamentalismus andererseits geruhen uns in Deutschland nicht zum Besten. Ein diplomatischer oder sportlicher Boykott der olympischen Winterspiele 2022 in Beijing ist unfair der „Jugend der Welt“ gegenüber, die sich, der olympischen Charta entsprechend, friedlich in Wettkämpfen messen und nicht auf den Schlachtfeldern – auch nicht denen der Diplomatie – bekämpfen sollte. Olympische Austragungsorte werden in einem „demokratischen“ Verfahren ausgewählt.

Wenn es also die Entscheidung für Peking zu kritisieren gäbe, dann wäre das IOC und seine teils als intransparent und in der Vergangenheit auch als korrupt beschriebenen Auswahlregeln der Ort sich zu engagieren. Und das bevor ein Land Milliarden investiert um diese Wettkämpfe aus zu richten. Ich selbst war 2008 vor der Sommerolympiade in Beijing und China und fand es beeindruckend wie stolz „die einfachen Leute“ auf IHRE Olympiade waren. Jede Regierung benützt olympische Spiele auch um sich gut dar zu stellen. Das ist im Osten nicht anders als im Westen.

Was anders ist, ist offenbar der Reflex in China den Beelzebub des 21ten Jahrhunderts zu sehen. Der Stolz der Menschen auf IHRE Olympiade, der Stolz der in Deutschland lebenden Chinesen auf Ihre Athleten wird hier von Kommentatoren leider oft mit Füssen getreten. Nicht alles was in China geschieht würde ich gutheißen, nicht alles verstehe ich. Diese Arroganz ist mir fern. Aber auch hier ist für mich Dialog und der Wettbewerb der Argumente der Weg den ich vor Anprangern und Geringschätzen bevorzuge.

Die Idee nur eine relativ bescheidene Fackel die das olympische Feuer trägt in die Mitte der Namen der Nationen zu stellen finde ich im Übrigen schön. Hätte ein Han-Chinese diese Fackel platziert wäre der Sturm der Entrüstung über Minderheitenrechte groß gewesen. Nun war es eine Uygurin und der Sturm der Entrüstung entlädt sich desgleichen. Und Herr Steinmeier und Frau Baerbock dürften meiner Meinung nach durchaus in Peking unseren Athletinnen und Athleten zujubeln und ihnen gratulieren. Austausch und Dialog führt zu Verständnis, zu Toleranz und letztlich zu Frieden. Und unsere Wettkämpferinnen und Wettkämpfer hätten diesen Händedruck verdient gehabt. – Dr. Frank Grupp

 

Der Artikel auf Seite 1 zu Olympia hat mich sehr erschreckt zurück gelassen. Nach einem Text, der vor allem von Träumen getragen war, mit kleinen Realitätssplittern wie dem Vermarktungsinteresse der Sportindustrie, zum Abschluss diesen Satz: „globale Sause ohne Nebenabsichten..“ Weiter kann man sich von der Realität nicht entfernen. Ohne Nebenabsichten; politische Profilierung („Xi und Putin), Bereicherung (IOC) und Kommerz (Sportindustrie) würde es Olympia doch gar nicht geben. Es handelt sich mit den Pandemiemaßnahmen obendrauf also eher um Nebenansichten ohne Sause. Dieses Fehlen von analytischer Klarsicht macht Ihre Zeitung auf Dauer irrelevant. – Frank Scholze

 

Ich bin mit Christof Siemes in fast allem einig. Aber warum muss das „Lagerfeuer“ ausgerechnet ohne Naturschnee in China stattfinden. P.S. Ich weiß, dass München abgesagt hat. – Sven Herfurth

 

Wer sich mit den politischen Umständen in China und dem Zustandekommen von Olympia in Peking befasst hat, kann sich an Bildern über die sportlichen Wettkämpfe kaum erfreuen. Den AthletInnen tut man damit sicher unrecht. Doch was steht höher? Der sportliche Erfolg Einzelner oder die Unterdrückung von Millionen Uiguren? Um der Welt zu zeigen, was möglich ist, wurden in der wasserarmen Nähe Pekings Wintersportstätten aus dem Boden gestampft und mit tausenden Tonnen Kunstschnee präpariert.

Das IOC macht dabei von Anfang an gut Miene zu bösem Spiel. Mit keiner Silbe geht man dort auf Menschenrechtsverletzungen, Umweltschäden (…) ein. Auf kritische Fragen wird stattdessen gebetsmühlenartig wiederholt, dass Sport und Politik zu trennen seien. Der mächtige Sportverband lässt sich von Xi Jingping kaufen und verrät seine eigenen Ideale. Kein gutes Zeichen! – Achim Bothmann

 

Schön, dass der Autor betont, was Sport uns geben könnte, im Mitfiebern, im kindlichen Staunen und im Glück, mit- und gegeneinander zu spielen. Schön wär`s. Der moderne Hochleistungssport dient zu sehr einem Milliardenmarkt der Werbe- Ausrüster- und Medienbranche. Der Aufstieg vom „no name“ zum gefeierten Liebling der Massen ist möglich. Sogar reich können Sportler heute werden. Allein durch die eigene Leistung. Aber auch durch ausgeklügeltes Doping. Kein Wort davon im Text. Nicht nur dass die Athleten sich körperlich und mental alles abverlangen, bis der Sport sie krank macht oder tötet (Sven Hannwald, Laura Dahlmeier, Simone Biles, Robert Emke….).

Sie unterwerfen sich im Training ihren Trainern und Plänen, und im Privaten einer Totalüberwachung zwecks Dopingkontrolle. Als Werbeträger und Moralverkörperer werden die Sportler nicht einmal mit dem, was sie meinen und Bedenken, als souveränes Subjekt angesehen, sondern sie unterliegen gnadenlos den Erwartungen und Urteilen ihrer Gönner und Kritiker (z.B.: Joshua Kimmich). Sie habe alle zufrieden zu stellen. Die Mächtigen, die Geldgebern, die sich nach Stars und Gefühlen sehnenden Zuschauer. Olympia in China und bald Fußball in Katar. Das passt doch gut. Der Spitzensport ist dort angekommen, wo er hingehört. In die autoritäre Realität. – Jürgen Pilz

 


 

 

Leserbriefe zu „Hört auf, Corona-Demos zu rezensieren!“ von Anne Hähnig

 

danke dafür, dass Sie dieses Thema aufgegriffen haben, es war an der Zeit, die Politik an ihre wirklichen Aufgaben zu erinnern, statt sich in Nebenschauplätzen abzuarbeiten. Dazu passt sehr gut der Artikel von Peter Dausend zur Handymanie im Bundestag. Man muss nicht einmal das Buch „Hohes Haus“ von Roger Willemsen gelesen haben, schon die Bilder im TV zeigen, wie ungeniert unsere sogenannten Volksvertreter ihr Desinteresse an den Vorträgen ihrer Kollegen und Kolleginnen zeigen. Für mich ist das eine Frechheit, die von unserer ehemaligen Kanzlerin noch getoppt wurde.

Die Rezensionen, wie es Frau Hähning höflich umschreibt sind dumm und dreist, da sie diejenigen, denen sie ihre Pöstchen verdanken, auch noch verhöhnen. Ich habe schon lange keine Lust mehr zu irgendeiner Wahl zu gehen, da sich nichts ändert, egal wen man wählt. Die meisten dieser halbgebildeten Pöstchenjäger, wollen nur eines Macht und Geld, und einer Altersversorgung, von der wir steuerzahlenden, dummen Stimmbürger nur träumen können. Respekt und Ansehen muss man sich verdienen, Ablehnung und Verachtung bekommt man von alleine. Vor Jahren gebrauchte mal jemand das Wort Gurkentruppe, die haben wir jetzt komplett zusammen in der Regierungsverantwortung, mit dem schlumpfigen Olaf an der Spitze. Die direkte Demokratie bietet keinen Schutz vor Manipulation, vor allem dann nicht, wenn der kollektive Verstand durch die Verbreitung von Angst ausgeschaltet wird. Christof Pfluger.Hans-Otto Lang

 

Als ich mich an der Menschenkette zwischen Stuttgart und Ulm einreihte rezensierte Franz-Josef Strauß diese Demonstration als „allesamt nützliche Idioten im Sinne Lenins.“ Die Studentenbewegung bezeichnete er einst als Ratten und Schmeißfliegen. Dagegen kommen die Bemerkungen führender Politikerinnen gegenwärtig auf Samtpfoten daher nach dem Motto: „Liebe Bürgerinnen und Bürger, ihr dürft ja alles sagen und auch demonstrieren, aber seid doch so lieb und benehmt euch ordentlich.“ Mit dem billigen Satz „Das wird man in Deutschland doch noch sagen / tun dürfen.“ (Bernd Höcke bei Günter Jauch im Gasometer als er die Deutschlandfahne auf die Sessellehne legte.) gelingt es einwandfrei den Gesprächspartner von vornherein ins Unrecht zu setzen.

Der Grund dafür ist einfach: Wir wollen anständig sein und es allen recht machen. Eben das ist bei wesentlichen Fragen nicht möglich. Vielleicht wäre es ein Weg, Corona-Demos einfach als unwesentlich zu betrachten, statt nach den guten Gründen zu fahnden, die brave Bürger auf die Straße bringen. Vielleicht ist einfach nur das Fernsehprogramm zu langweilig, oder es gibt zu wenige Fußballspiele. Dann geht man halt „spazieren“. – Reinhard Wick

 

Sich friedlich ohne Waffen zu versammeln, erlaubt das Grundgesetz deutschen Menschen ohne Vorbehalt, das ist richtig, und eine schreiende Stimme ist per definitionen keine Waffe. Auf manchen Versammlungen aber bereiten schreiende Stimmen und die pöbelnde Haltung der Demonstrant* innen Angst und Schrecken. Ich habe es in Halle (Saale) erlebt, dass ein Rechtsradikaler seine Schrei- Orgien auf dem Marktplatz durchführen konnte, weil die Stadt keine Möglichkeit sah, die Auftritte zu verhindern, denn der Mensch berief sich auf das Versammlungsrecht.

Wenn diese „Versammlung “ stattfand, habe ich mich nicht mehr auf den Markplatz getraut, denn ich hätte an den von dieser Schrei- Stimme aufgepeitschten Versammelten vorbei gehen müssen, und ich war nicht sicher, ob ich dann heil nach Hause käme. Und was die jetzigen „Spaziergänger“ anbelangt, so werde ich mich hüten, auf dem Weg, auf dem sie unterwegs sind, meinerseits spazieren zu gehen. Ich frage also, ob die Grenze zu unfriedlichem Verhalten erst dann überschritten ist, wenn eine Versammlung mit Waffen gewalttätig wird.

Oder ob eine Versammlung nicht schon dann als unfriedlich zu bezeichnen ist, wenn sie Angst und Schrecken bereitet und friedliche Bürger*innen dazu bringt, die Orte, an denen die Demonstration stattfindet, zu meiden. Ich bin froh, dass manche Politiker*innen den Mut haben, die entsprechenden Veranstaltungen zu rezensieren und und sie klar und deutlich als das zu benennen, was sie sind: undemokratische Grenzüberschreitungen. – Ursel Heinz

 

Zunächst halte ich fest, dass ich kein Politiker bin. Allerdings bin ich fassungslos, mit welcher Hybris Frau Hähnig festlegt, was Politiker oder Politikerinnen sagen dürfen und was nicht. Darf ein Politiker oder eine Politikerin nicht über Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft sprechen? Darf ein Politiker nicht entsetzt sein und sich nicht äußern, wenn ein Polizistenmord in seinem Verantwortungsbereich geschieht. Muss ein Politiker schweigen, wenn er Morddrohungen erhält. Muss eine Politikerin, beispielsweise Frau Künast, schweigen, wenn sie öffentlich mit Schmutz beworfen wird. Was für ein seltsames Verständnis von Demokratie. – Bertram Schneider

 

Dass wir in einer Zeit leben, in der die Demokratie gefährdet ist, bekommt man überall zu hören. Sie zeigen einen Aspekt der Gefährdung auf, der von den wenigsten als solcher wahrgenommen wird. Ganz herzlichen Dank dafür! – Dr. med. Sibylle Riffel

 

mit Freude habe ich Ihren Artikel gelesen. Man sieht, dass sich allmählich der Wind dreht und Kritik an der Coronapolitik wieder hoffähig wird. Schon im Sommer 2020 sind viele namhafte Politiker mit Äußerungen zu Coronademos aufgefallen, durch welche sie sich als nicht demokratiefähig geoutet haben. Leider hat es ihrer Karriere keineswegs geschadet, und viele befinden sich gerade auf dem Höhepunkt ihrer Macht oder davor.

Sie treffen ins Schwarze, wenn Sie schreiben, dass es ein Bedürfnis von Teilen der Zivilgesellschaft gibt, dass Regierende „widerspenstige Demonstranten“ zur Ordnung rufen. Der Ruf nach einer starken und autoritären Politikerpersönlichkeit, die mit harter Hand durchregiert, wurde von vielen namhaften Politikern nur allzugern erhört und umgesetzt. Die Folge ist eine beängstigende Erosion unseres Demokratieverständnisses und unseres Rechtsstaats! Die Grundrechte verlieren an Bedeutung. Selbst einige Verfassungsrechtler sprechen davon, dass es jetzt eine günstige Zeit sei die Grundrechte im Parlament einzuschränken. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Sehr schade, dass Frau Hähnig, Leiterin des ZEIT-Büros in Leipzig, mit ihrem Wissensstand offenbar nicht auf der Höhe der Zeit ist: Wegen der relativ niedrigen Impfquote in Deutschland sind Lockerungen eben noch nicht vernünftig! Der Artikel zeigt aber auch, dass gerade in Sachsen viele davon überzeugt sind, die „wahren Demokraten“ zu sein („Wir sind das Volk“) und ignorieren, dass amtierende Politiker nicht mehr vom Politbüro, sondern in freien, geheimen Wahlen nach dem Mehrheitsprinzip ernannt werden.

Tatsächlich sind diese „Wutbürger“ jedoch eine sich selbst überschätzende Minderheit, die ihrerseits Potitiker beleidigen und bedrohen. Frau Hähnig überhöht die Gruppe der Corona-Protest-Sympathisanten fälschlich als „jeder Fünfte“, tatsächlich sind es laut des zitierten ZDF-Politbarometers nur 12% der Deutschen, dagegen lehnen 86% die Corona Proteste ab. Eine solch tendenziöse Darstellung disqualifiziert die Autorin als Führungskraft in Büro der ZEIT! – Susanne Raschke-Ostermann

 

„dass kein Protest den Anspruch erfüllen muss, vernünftig zu sein“, meint Anne Hähnig. Wie wahr, schon weil ja das, was „vernünftig“ heißen soll, selber sehr oft sehr strittig ist! Gäbe es eine unanfechtbare oberste Instanz für „Vernunft“, dann müssten wir uns alle deren Sprüchen widerspruchslos beugen – und das könnte man wohl kaum noch als Demokratie bezeichnen. Aber jetzt mal von anderer Seite betrachtet: bedeutet das (die oben zitierte Hähnigsche Regel), dass unvernünftige Proteste von der Kritik ausgenommen sind?

Etliche der „Corona“-Protestanten scheinen so etwas zu glauben. Kritik an ihren Aufzügen nehmen sie als Beweis, dass hier keine Meinungsfreiheit, dass vielmehr eine „Corona“-Diktatur herrscht. Gebietet also die Meinungsfreiheit, dass Kritik an Kritikern/Protestierenden verboten ist und unterlassen werden muss? Das wäre ein merkwürdiges Verständnis von Meinungsfreiheit. Jede Kritik muss es sich gegebenenfalls gefallen lassen, dass sie kritisiert wird. Das Recht auf Kritik ist ein Grundbestandteil des Rechtes auf Meinungsfreiheit.

Sind Politiker vom Recht auf Kritik an ihren Kritikern auszunehmen? Frau Hähnig scheint dieser Ansicht zuzuneigen: „Dennoch schwingen sich manche Politiker zu Kritikern ihrer Kritiker auf. Sie unternehmen Versuche, ihren Bürgern das Demonstrieren auszureden – …“, schreibt sie. Das darf ihrer Meinung nach nicht sein. Sie begründet das einige Zeilen später mit Bezug auf Äußerungen des sächsischen Ministerpräsidenten so: „Aber Kritik von Politikern seines [Kretschmers] Ranges ist mehr als eine private Meinung. Es ist immer der Versuch, Einfluss zu nehmen.“ Ist öffentlich geäußerte Kritik von Personen anderen (minderen?) Ranges etwa kein Versuch Einfluss zu nehmen? Was dann?

Jede Kritik ist der Versuch, Einfluss auf das Denken und damit auf die Äußerungen und Handlungen anderer Personen zu nehmen. Unterschiede gibt es da nur hinsichtlich der medialen Reichweite. Die Reichweite von Herrn Kretschmer als Ministerpräsident ist vermutlich größer als die von Frau Hähnig, wie andererseits die Hähnigsche Reichweite als Büroleiterin der ZEIT größer ist als die meinige als simpler ZEIT-Leser. Das sind nun einmal „Rang“-Unterschiede, die erstmal hinzunehmen sind, auch in der Demokratie.

Kurz gesagt: diese Hähnigsche Begründung ist Bullshit. Sie beruht auf einem zu schrägen, ressentiment- geladenen Blick nach „oben“. Darf Herr Kretschmer „seine“(!) Bürger nicht aufrufen, sich nicht an unvernünftigen Aufzügen zu beteiligen, die darauf abzielen, legal beschlossene Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu unterlaufen? Ich finde, er darf, er sollte sogar, ansonsten würde er ja den Eindruck erwecken, er stünde gar nicht zu den von seiner Regierung verfügten Maßnahmen. Das „kritische“ Zetern in einigen Medien würde ich dann mal gerne hören! Nein, nein, ich finde jeder hat das Recht, die Corona-Leugner, Impfgegner, identitären Verschwörungstheoretiker usw. aufzufordern, ihren unsäglichen, gemeingefährlichen Schwachsinn zu unterlassen, und darauf zu bestehen, dass geltendes Recht zum Schutz der Allgemeinheit angewendet wird.

Hier ist der Platz, auf eine sehr unsachliche Behauptung der Autorin hinzuweisen: Unternehmen tatsächlich hier und heute Politiker Versuche, „ihren Bürgern das Demonstrieren auszureden“? Damit wird suggeriert, dass Politiker das Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit aushebeln wollen. Herr Kretschmer aber hat ausweislich der eigenen Aussagen der Autorin „seinen“ Bürgern nur das Demonstrieren gegen die Maßnahmen zur Begrenzung der Corona-Pandemie „ausreden“ wollen. Da greift die Autorin schon recht tief in die populistische Trickkiste. Zu ergänzen ist hier noch, mit welcher Art von „Demonstrationen“ nicht nur Herr Kretschmer sondern mittlerweile fast alle Regierungen von Bundesländern zu tun haben. Die Autorin zitiert den Artikel 8 des Grundgesetzes: „Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln.“

Sind die Aufläufe, die in den letzten Monaten von Corona-Leugnern, Impfgegnern, identitären Verschwörungstheoretikern und Neonazis veranstaltet worden sind, friedliche Versammlungen gewesen? Nein, sie verstießen gezielt gegen Auflagen zum Schutz vor der Corona-Ansteckungsgefahr, sie waren verbunden mit verbalen und körperlichen Angriffen auf Journalisten, Polizisten und Gegendemonstranten. Sie führten Parolen und Symbole beleidigenden Inhalts mit sich, sie verhöhnten mit gelben „Judensternen“ mit der Aufschrift „ungeimpft“ die Opfer des Nazi-Rassismus. Es handelte sich im Grunde dabei nicht um Demonstrationen zum friedlichen Bekanntmachen einer Kritik an den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, sondern um gezielt durch Lügen und Hetze angestachelten Aufruhr.

Die Demokratie sollte damit als ohnmächtig vorgeführt werden. Es gehört zur Taktik dieser Gruppen, gewalttätigen Aufruhr als Wahrnehmung von Meinungsfreiheit, Pöbeleien, Beleidigungen, Gewaltaufrufe als „Kritik“ darzustellen. Wir sollten ihren Begriffsverdrehungen nicht auf den Leim gehen. Leider kann man von Frau Hähnigs Artikel nicht sagen, dass er zur Aufklärung der Begriffsverwirrungen der Corona-„Protestanten“ beigetragen hätte. Vielmehr scheint er anzuzeigen, dass diese Begriffsverwirrungen selbst bei Autoren der ZEIT angekommen sind. An den Landesregierungen und der Bundesregierung ist zu kritisieren, dass sie zu langsam, zu lahm, zu unentschlossen auf diese „Proteste“ des Irrsinns reagiert haben.

Politiker sollen in der Tat nicht „rezensieren“, sondern demokratisch beschlossenen Gesetzen Geltung verschaffen. Das „Rezensieren“ sollen sie den „Rezensenten“ überlassen. Aber Bürger auffordern, die Gesetze zu respektieren, das sollten sie schon. Sie dafür zu tadeln, ist Dummheit. Zum Schluss: Leben wir tatsächlich in „einer Zeit, in der die Grundrechtseinschränkungen so scharf sind wie nie in den vergangenen Jahrzehnten“? Ich glaube, dass die Autorin noch ziemlich jung ist. Das DDR-Regime kennt sie vielleicht nur vom Hörensagen. Dass in der Ölkrise in den 70ger Jahren das Autofahren an Wochenenden verboten wurde, ist ihr vielleicht unbekannt. Dass auf Kritiker der Regierungspolitik auch im Westen brutal eingedroschen wurde, wenn sie ihre Kritik auf die Straße trugen, ist ihr möglicherweise nicht bewusst.

Dass auch einfache Beschäftigte im öffentlichen Dienst der BRD in den 70gern ihren Job riskierten, wenn sie sich zu einer grundsätzlichen „System“-Kritik bekannten, wie viel weiß sie davon? Ganz zu schweigen vom Umgang der DDR-Behörden mit Kritikern. Von Corona-Leugnern im Osten Deutschlands hört man, dass die „Corona“-Diktatur schlimmer sei als die SED-Diktatur. Da haben Leute wohl was zu verdrängen. Möchte Frau Hähnig den ZEIT-Lesern eine ähnliche Auffassung suggerieren? Ich verwahre mich dagegen, derartige Idiotismen als „Kritik“ einzustufen. – Dirk von Holt

 

Es nimmt nicht wunder, dass eine Demokratie in Ausnahmezeiten vermehrt unter Druck und Spannung gerät. Dass sich politische Entscheidungen deutlich schwerer begründen und gestalten lassen, dass transparente Aufklärung als der Basiswert einer Demokratie, ganz überwiegend dargetan durch Politiker und Medien, eine außerordentliche Herausforderung bedeutet. Dennoch frage und wundere ich mich, wie wenig Schnittmengen und Kritikpunkte es zwischen dem sogenannten Mainstream und Nichtmainstream gibt. Sagt die eine Seite hü, sagt die andere Seite verlässlich hott; Statistiken etwa werden in schöner Regelmäßigkeit diametral entgegengesetzt interpretiert.

Durchaus berechtigtes Interesse an Information und Abgleich ist und bleibt Mangelware. Vernunft, Verstand und Verständigung versinken im Schlammassel von Glauben und Vermuten. Nicht wenige von uns sind inzwischen mehr zu „Faktenjüngern“ als zu Wissenden geworden; das ist freilich weder emotional, geschweige denn intellektuell befriedigend. Die Überzeugungen und Inhalte, die unsere Demokratie mittragen, haben in den letzten zwei Jahren sehr gelitten. Die werte Anne Hähnig hat dies anhand des gesellschaftspolitischen Umgangs mit Corona-Demonstration aufgezeigt. – Matthias Bartsch

 

Meinungsfreiheit nach Mark Twain. Vielen Dank an Frau Hähnig für ihre Kritik an den unseriösen Machenschaften von Politikern, Einfluss auf die Demonstrations- und Meinungsfreiheit zu nehmen. Jüngstes Beispiel für diesen gefährlichen Trend ist die scharfe Kritik von Politikern der Grünen und der SPD an dem ehemaligen Innenminister von Brandenburg, Karl-Heinz Schröter, weil dieser an einer Demo gegen die Corona-Maßnahmen teilgenommen hat. Haben diese Leute ihr Polit-Praktikum in China oder Nordkorea gemacht?

Wo bleibt der Aufschrei der kritischen Presse und der Intellektuellen? Ich empfinde es als Schande, wenn in unserem demokratischen Land Andersdenkende derart diffamiert werden und die Meinungsfreiheit zunehmend im Sinne des Satzes von Mark Twain verstanden wird: „Wir schätzen die Menschen, die frisch und offen ihre Meinung sagen – vorausgesetzt, sie meinen dasselbe wie wir.“ – Edmund Scheuern

 

Vielen Dank den sachlichen/klaren und irgendwie überfälligen Artikel zum Thema Rezension von Corona-Demos durch Politiker von Anne Hänig. Und eine Bitte an die Chefredaktion: Die Offenheit mit der der IOC -Präsident Bach im Rahmen der Eröffnung der Olympischen Spiele Nachhaltigkeit/Umweltschutz ignoriert und stattdessen von einer neuen Wintersport-Ära spricht….zum Segen für die Hersteller von Skilifften,Pistenraupen oder Schneekanonen. Könnte man diese offensichtliche Selbstverständlich für den Kommerz einzutreten nicht mal zum Thema machen! – Dr.P.Röschlau

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Methode Wolf“ von Evelyn Finger et al.

 

So wie man den AFD- Mitgliedern\Wählern – zu Recht – vorwirft mit Ihrer Mitgliedschaft und/oder Wahl, die erwiesene rechtsradikale Haltung der Partei zu tolerieren und letztlich auch dadurch zu unterstützen, so muss man auch allen Katholiken vorwerfen, dass Sie mit Ihrer Kirchenzugehörigkeit den Kindesmissbrauch in der Kirche insgesamt tolerieren, ja letztlich sogar akzeptieren. Anders ist die jahrzehntelange und folgenlose Diskussion über den grässlichen Kindesmissbrauch in der Kirche nicht zu erklären. Täter, jeglicher Art und jeglichen Glaubens gehören nach unseren Gesetzen bestraft. – Frank Dickmann

 

Diese Formulierung ist doch sinnentstellend! Wolf hat mit Sicherheit nicht geweint. Es müsste also heißen: „Er, so Wolf, habe geweint …“ – H. Reinhardt

 

Siehe Absatz 4, Zeile 3: „Er, Wolf, habe geweint und gestammelt.“ … Frage: Ist dieser Satz so korrekt formuliert? – Berthold Felkl

 

Abschaffung der Verjährung für solche Vergehen, ist wohl die Einzige richtige und vernünftige Reaktion, und nicht nur Reden Halten. – Manfred Mengewein

 

Ihre Artikel in den letzten Ausgaben waren erhellend und machen deutlich, dass die Reihenfolgen Köln-München-Rom und Ratzinger-Wolf-Marx-Wölki und andere das eine Problem sind – aber dabei ist von den übrigen Regionen der „einzigen Kirche“ (Ratzinger) noch garnicht die Rede! Von wem erwarten Herr Bätzing und die tagende Synode die Bereitschaft zu den entscheidenden Änderungen (Zölibat, Weisungsbefugnis Roms, Gleichberechtigung der Frauen …)?

Küng, Ranke-Heinemann, Drewermann und viele andere haben erlebt wie es ist,wenn man andere Gedanken hat als die älteste absolute „Herr“schaft, die es wohl gibt. – Herr Bätzing und seine Mitstreiter/innen werden wohl „Luther 2″werden müssen oder mit halben Zugeständnissen wieder unter der römischen Soutane verschwinden. Aber Herr Drewermann hat ja zum Neujahr beim Generalvikar Klaus Pfeffer in der Mülheimer Bistumsakademie eine viel beachtete Rede gehalten! Ob „Rom“ die und die Kommentare dazu wohl gelesen hat? – Manfred Koch

 

In Bezug auf die Artikel der Kategorie «Glauben & Zweifel» der vergangenen Ausgabe (6/22) und den ausführlichen Diskurs zum Titelthema der vorherigen liegt auch mir Wesentliches zu diesem Thema am Herzen. Als Kirchenmusiker (für den Jahrgang 2004 eine eher ungewöhnliche Beschäftigung) wie auch familiär bedingt bin ich seit jeher eng mit der katholischen Kirche und dem Katholizismus verwachsen: Angesichts der jüngsten Erkenntnisse und dem beschämenden Verhalten zahlloser Verantwortlicher indes konnte auch ich die immer grundsätzlicher werdenden Zweifel an ihrer Ideologie – denn als nichts anderes kann ihr Bekenntnis ausgelegt werden -, bedingt auch durch ihre historische Rolle, kaum mehr außer Acht lassen.

Wie kann man heute noch katholisch sein? Die Antwort »gar nicht« gewinnt an Plausibilität. Ich bin kein fundamental christlich denkender Mensch, zu einer objektiveren, weltlicheren Stellungnahme wäre ich im Grundsatz eher geneigt, und dennoch habe ich in der nachfolgenden Zusammenfassung meiner Gedanken eine verstärkt christliche Perspektive eingenommen, um ausdrücklich die signifikante Diskrepanz zu illustrieren, die meiner Meinung nach zwischen der katholischen Kirche und dem ihr angeblich zugrunde liegenden christlichen Evangelium besteht.

Die Kirche ist ein repressives Organ. Sie funktioniert als elaborierter Mechanismus, sich im Spiegel tiefster Kontemplation als Wahrer und Künder des christlichen Evangeliums zu verstehen und nichts anderes zu wahren und zu verkündet als das überkommene Evangelium ihrer selbst. Die Kirche ist der explosive Prozess des Missbrauchs – Missbrauch des Wortes und immer auch Missbrauch des Menschen und seines Glaubens.

Vieles ist der katholischen Kirche anzulasten, und dabei muss im Mittelpunkt stehen, wieweit sie sich von der Lehre des Christentums entfernt hat und in welchem Maße sie sich anmaßt, über diese zu befinden und durch eigene Lehren zu urteilen. Die Perspektive dieser Betrachtung ist dabei bewusst nicht von säkularer Natur, der immer auch eine grundsätzlichere Religionskritik innewohnen müsste, sondern stützt sich vielmehr auf eine ausdrücklich christliche Weltsicht, um die Disproportionalität und Ambivalenz, die wörtliche Doppelmoral, der Kirche in Bezug zu einer Lehre zu unterstreichen, aus der sie selbst ihren Legitimitätsanspruch beziehen will.

Das Christentum war und ist bis heute eine stärkere oder schwächere, indes immer prägende Kraft vornehmlich der abendländischen Kultur. Gleichzeitig war es, von Christus ausgehend, ein radikaler Paradigmenwechsel von gesellschaftlicher Tragweite. Indem Christus Lehren des damals etablierten Religionsverständnisses und die gesellschaftliche Praxis infrage stellte, unternahm er – ganz abgesehen vom metaphysisch erneuerten Jenseitsdenken – rein physisch, faktisch und durch und durch irdisch den Versuch, ein befriedetes gesellschaftliches Klima zu schaffen: Was heißt denn auf dieser Grundlage das Bibelwort «Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin» (Mt 5,39)?

Es ist die bewusste Abkehr von der Blutrache, vom contra-zivilisatorischen Postulat Auge für Auge, Zahn für Zahn (Lev 24, 17ff.); es schafft eine präzise Grundlage für die Vermeidung des Konflikts und für den konstruktiven Frieden. Diesem Verständnis nach kann die christliche Lehre auch als soziologische Instanz verstanden werden. Und wenn sie eine Aufforderung enthält, dann ist es – die doch nicht, allsonntäglich den Gottesdienst zu besuchen und der gläubigen Seele solcherart ein Darlehen an Heil für die weniger geistlichen Wochentage zu erarbeiten –, sondern vielmehr die, zu handeln, d.h. im physischen Sinne Gutes zu tun.

Kann die Kirche als Wahrer dieser variablen Gesellschaftsordnung verstanden werden? Hat sie diesen christlichen Idealismus erhalten und vermittelt? Ja – denn das geistige Band der Kirche ist das Christentum, das kann bei aller Inkonsistenz ihrer Geschichte kaum von der Hand gewiesen werden. Und nein – das ist die entscheidende Relativierung –, denn wie alle Institutionen konstitutioneller Macht hat sie diese Lehre im Sinne ihres Hoheitsanspruches ausgelegt und dabei den Menschen als von Gott geliebtes Geschöpf bewusst aus den Augen verloren. Ihre vermeintlich christlich fundierte Argumentation führt sie an sich selbst ad absurdum. Wenn Christus die Kommerzialisierung des Gebetshauses bemängelt und radikal bekämpft, wie könnte er dann im Angesicht der Gehaltsklassen zahlloser Klerikaler und ihrer privaten Ausgaben von ihrer Aufrichtigkeit ausgehen? Wenn er sich mit einer radikal neuen Lehre gegen die Selbstgerechtigkeit des institutionalisierten Establishments richtet, wie könnte er dann katholisch sein?

Wenn die Kirche solche schützt, die sich zutiefst des sexuellen Missbrauches an Kindern verschuldet haben, weil sie den eigenen Machtverlust fürchtet, wenn sie selbst sich über Gottes Autorität erhebt, darüber zu befinden, welcher Mensch seiner existenziellen Natur nach gut oder schlecht sei, wie könnte er sie als Wahrer seiner Lehre, als Verfechter einer sinnvollen christlichen Gemeinschaft anerkennen?

Reform ist notwendig, wahrscheinlich ist sie nicht. Das Zweite Vatikanische Konzil hat Versuche in diese Richtung unterbreitet, im Gegensatz zu seinem gewissermaßen säkularen Äquivalent, der Bewegung von 1968, konnte es in der Folge jedoch kaum nachhaltige Festigung dieser Werte erzielen. Wer sich selbst seiner Macht entledigt – und das tut, wer die Gemeinschaft höher achtet als die eigene Autorität –, verliert unschönerweise seinen Einfluss. Und daran kann keinem Menschen – gleich welches heilige Charisma sein Gewand auch verströmen soll, verbleibt nur der allzu menschliche Mensch – gelegen sein.

Revisionismus ist die Antwort, und in ihm finden wir die doppelte Verneinung der eigentlich essenziellen Botschaft. Sie lautet nicht: Geht hin und betet einen Rosenkranz, erlangt durch Entblößung eurer intimsten Geheimnisse Absolution, beuget die Knie – erhebet euch – beuget – erhebet! … Sie lautet: handelt! Ich bin der Überzeugung, dass dieser, der außerhalb der Kirche im christlichen Sinne handelt, dem Evangelium eher Rechnung trägt, als der, der weiter nichts tut, als die sonntäglichen Dogmen und Lehren pflichtbewusst zu befolgen.

Wo wir im Rahmen der Nachfolge Christi nicht handeln können, weil jeder Reformwille von übergeordneter Stelle verwischt wird, müssen wir den Rahmen revidieren – das repressive Organ, den totalitären Mechanismus verlassen, der seine Macht aus dem Anspruch bezieht, alle auf dem Fundament des Evangeliums zu erhalten, selbst aber nur scheinbar in dieses Fundament verwurzelt ist. Die Nachfolge Christi in der Kirche fußt eigentlich weniger auf dem Bekenntnis Tu es Petrus (Mt 16, 18), als vielmehr in dem zugrundeliegenden Bekenntnis Petri zum Glauben an Jesus Christus als Mittelpunkt des göttlichen Heils (Mt 16, 16). Wo die Kirche diese Bedingung missachtet und trotzdem den resultierenden Anspruch zur Ermächtigung missbraucht, verwirkt sie ihn: Dort ist sie illegitim.

Ich möchte daher die Frage stellen: Können wir eine Rückbesinnung herbeiführen? Oder ist es Illusion zu glauben, wenn wir uns auf einen positiven Aspekt der Kirche konzentrieren – Beispiele ließen sich etwa im caritativen Zweig oder dem Reformwillen, dem beherzten Engagement einzelner, zumeist regionaler Teile finden –, führten wir eine Besserung des Ganzen herbei? Vielleicht gilt hier umso mehr und konsequenter der Grundsatz, dass wer Α sagt, nicht nur Β sagen, sondern auch bis zu Ende weiterdenken muss. In Veränderung ihres eigenen Diktums kann ich dem Zustand ihrer gegenwärtigen Führung und Genese nach nur bekennen: Intra istam ecclesiam nulla salus – Innerhalb dieser Kirche [ist] kein Heil. Der Austritt als reformatorischer Akt – fern liegt er nicht. Und dies nicht obwohl, sondern weil ich glaube. – Jonathan Rochol

 

BENEDIT LÄSST ES NACH WIE VOR AN WAHRHAFTIGKEIT VERMISSEN. Faktencheck erweist sich als Rechtfertigungsnarrativ. BEHAUPTUNG TEAM BENEDIKT: „Joseph Ratzinger hatte weder Kenntnis davon, dass Priester X. ein Missbrauchstäter ist, noch dass dieser in der Seelsorge eingesetzt wird.“ Als im Jahr 2010 die Erzdiözese im Zentrum medialer Aufmerksamkeit stand, setzte Generalvikar Beer eine ARBEITSGRUPPE zur Überprüfung von Altfällen ein. Diese Gruppe äußerte sich am 12.03.2010 öffentlich mittels einer PRESSEMITTEILUNG zum Fall X.

„Als Kaplan wurde H. (Priester X.) auf Bitten des Bistums Essen im Januar 1980 in der Erzdiözese München und Freising aufgenommen. Er sollte in München eine Therapie machen. Aufgrund der Aktenlage muss die Arbeitsgruppe des Ordinariates davon ausgehen, dass damals bekannt war, dass er diese Therapie vermutlich wegen sexueller Beziehungen zu Jungen machen sollte. 1980 wurde beschlossen, H. Unterkunft in einem Pfarrhaus zu gewähren, damit er die Therapie wahrnehmen könne. DIESEN BESCHLUSS HAT DER DAMALIGE ERZBISCHOF MIT GEFASST. Abweichend von diesem Beschluss, wurde H. dann jedoch vom damaligen Generalvikar uneingeschränkt zur Seelsorgemithilfe in einer Münchner Pfarrei angewiesen.“ Die Perspektive des gesunden Menschenverstandes

Anfang 1980 wandte sich das Bistum Essen mit einer Bitte an die Erzdiözese München-Freising. Kaplan H. sollte in München eine Therapie machen, womit verbunden war, dass aus dem Ruhrgebietspriester ein – Kardinal Ratzinger unterstellter – Diözesanpriester von München-Freising werden würde. Mit dieser Anfrage befasste sich am 15. Januar 1980 der Ordinariatsrat unter Anwesenheit des Erzbischofs. 1. Es muss in dieser Sitzung die Warum-Frage gestellt worden sein. 2. Nachdem maximal drei Therapiesitzungen pro Woche nicht zeitfüllend sind, muss auch über die seelsorgerliche Verwendung des Priesters X. gesprochen worden sein.

Zu 1. Laut Pressemitteilung (siehe oben) muss bekannt gewesen sein, das Peter H. die Therapie wegen sexueller Verfehlungen beginnen sollte. Zu 2. Das Sondergutachten zitiert aus dem Anweisungsschreiben (22.01.1980) von Generalvikar Gruber an Kaplan H.: „… werden Sie gemäß Beschluss der Ordinariatssitzung vom 15. Januar 1980 … zur hauptamtlichen Seelsorgemithilfe in der Pfarrei (St. Johannes Evangelist) mit den Rechten eines vicarius cooperator oberhirtlich angewiesen.“ Warum sollte sich Generalvikar Gruber auf einen anderen Beschluss berufen als auf den, wie er tatsächlich in der Ordinariatssitzung vom 15.01.1980 gefasst wurde?

Resümee: Anders als in seiner ersten Stellungnahme gegenüber den Gutachtern behauptet, hat Erzbischof Ratzinger am 15. Januar 1980 am Ordinariatsrat teilgenommen. Verhandelt wurde die Übernahme des Kaplans H. alias Priester X. Der Kardinal will damals weder den Grund für die Therapieaufnahme des Jungpriesters erfahren haben, noch will er etwas von dem Beschluss mitbekommen haben, laut dem dieser als ‚Priester ohne eigene Pfarrstelle‘ in der Pfarrei St. Johannes Evangelist tätig werden sollte. Das ist in höchstem Maße unglaubwürdig. – Stefan Schopf

 

seit ca. 45 Jahren gehört als Abonement „Die Zeit“ zu meiner geschätzten Hauspostille. Was „Die Zeit“ Nr. 6 vom 3. Februar 2022 betrifft besteht bei dem Artikel „Glauben und Zweifeln“ –„Die Methode Wolf“(Seite 64) Klärungsbedarf. Sie schreiben im vierten Absatz u.a.“Richard Kick erinnert sich heute an SEINE Befragung, die Wolf veranlasste, als ein „Verhör“ und „Tribunal“ Und jetzt kommt das für mich irritierende „ER, WOLF, habe geweint und gestammelt. Ein Anwalt oder psychologischer Beistand war nicht an seiner Seite.“…. Wer hat hier tatsächlich geweint und gestammelt ? Es ist doch eher ungewöhnlich, dass diese Gemütsregungen dem „Verhörer“ zuzuschreiben sind sondern i.d.R. dem Verhörten also Kick. – Gerd Negraszus

 

“ Schon der erste Satz treibt mir die Zornesröte ins Gesicht ! Wer hat diesen sog. „Offizial des Erzbistums “ zu einem ( Kirchen ??-) Richter gemacht ?? In Deutschland ( auch in Bayern !) gibt es- meines Wissens – nur beamtete Richter die nach entsprechendem Studium und zwei strengen , staatlichen Prüfungen als Beste(!) ihres Jahrgangs im Namen des Bundespräsidenten zum Richter ernannt werden ! Nun zum Gutachten der Kanzlei Westpfahl u.a. : “ Dr.Wolf hat zwischen 1979 und 2019 (d.h. über vierzig (!!) Jahre ) immer wieder zuungunsten mutmaßlicher Opfer und zugunsten mutmaßlicher Täter gehandelt!“ Es wird noch deutlicher (!!): “ Die Interessen des sexuellen Missbrauchs beschuldigter Priester standen bei Dr. Wolf im Vordergrund gegenüber den Interessen der Opfer !“

Und .:.. “ Er bagatellisiere Taten auffällig gewordener Priester, um sie vor Maßnahmen zu bewahren .“ Die sog. Befragung des Opfers ,Herr Kick ,durch Dr. Wolf -, war eher ein “ Verhör “ und “ Tribunal “ , so Herr Kick . Im Klartext :Es war die schamlose Erniedrigung eines Kindes im Beisein des wollüstigen Täters durch einen „Teufel“ im „Priestergewand “ !!! Dieser Prälat ist auch noch “ hoch dekoriert“ : 1.) 2012 :“ Bundesverdienstkreuz am Bande “ 2.) 2020 : “ Bayerische Verfassungsmedaille in Gold “ !! Wofür denn ?? Hat denn niemand dieses ruchlose Treiben gestoppt ??

Nächste „Steigerung“ seiner Gier nach Ämtern und Einfluß: Er ist auch noch — außerhalb des kirchlichen Auftrags(!)– Vorsitzender des Bayerischen Rundfunkrates. Sowas scheint nur im „kreuzkatholischen “ Bayern möglich! “ Wie kann es sein , daß dieser Repräsentant einer Kirche , die seit Jahrhunderten sich der Kontrolle durch den Staat entzieht , zugleich eine demokratische Institution wie den öffentlich-rechtlichen Rundfunk kontrolliert? Der Prälat sei gut vernetzt , das heißt in Bayern meist nichts Gutes !

Der Generalsekretär der CSU :“ Wir leiden sehr , und zwar mit den Opfern ! “ Welch Überraschung ! Zu den Vorwürfen gegen Wolf : …schweigt Blume ! Auch die bayerischen Bistümer scheinen aus lauter Angst vor diesem Prälaten zu erstarren !? jetzt wird es noch kriminell :Sogar mit einer Hausdurchsuchung durch die Generalanwaltschaft hat dieser „heilige“ Mann ein Missbrauchsopfer ( Herr Fesselmann) kriminalisiert ! Herr Fesselmann glaubte zunächst es war Herr Marx.( dem ich das auch zutraue !). Für solche Typen hat die katholische Kirche den idealen Ort im Jenseits ersonnen : Die „Hölle „!! – Dieter Fritsch

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik „Ackergift“ von Carolin Eitel (Infografik) und Anna K. Küsters (Recherche)

 

Vermutlich ist der flächige Pestizideinsatz das größte Problem für unseren Planeten. Betrachten wir Deutschland: Ca. 50 % der Landesfläche wird systematisch seit ca. 50 Jahren mit Pestiziden behandelt. Inzwischen weiß man, dass die Giftstoffe direkt bzw. über Staubpartikel auch sehr weit verweht werden. Sogar im Nationalpark Bayerischer Wald, durch dichten Baumbewuchs gut abgeschirmt und weitab von intensiver Landwirtschaft, wurden einige dieser Pflanzenschutzmittel eingetragen. Es ist inzwischen klar, dass unser ganzes Land mit Pestiziden kontaminiert ist. Wir leben mittlerweile in einem vergifteten, toten Land!

Ich wunderte mich lange, warum selbst in schön strukturierten Landschaften ohne Flurbereinigung und in Öko-Gärten nur noch so wenig Leben ist. Des Rätsels tragische Lösung ist in erster Linie der Eintrag von Pestiziden: In der Nahrungspyramide des Lebens, ganz unten, wo sie breit, unerforscht vielfältig und besonders verletzlich ist, im Boden, werden große Bereiche ausgelöscht, zurückgedrängt oder der Verkümmerung preisgegeben. So erlischt auch die Vielfalt des Lebens weiter oben im Nahrungsnetz der Schöpfung. Aktuell mildern Vogelzug und Insektenwanderungen aus weniger kontaminierten Gebieten der Erde diese Erscheinung noch ein bisschen ab. Aber: Deutschlands Chemiekonzerne produzieren ca. 50 % aller Pestizide weltweit und sie bemühen sich, diese auf der ganzen Welt zu verbreiten. Da wird es bald heißen: Blauer Planet Erde, ruhe in Frieden! – Und Deutschlands Ideenreichtum, Ingenieurskunst und Wirtschaftsinteresse waren ganz vorne mit dabei. – Erwin Engeßer

 

Übrigens: Biologisch gezogenes Obst, Gemüse und Getreide enthält kein Ackergift!!! Wäre das nicht ein „schöner„ Schlusssatz“ gewesen?!?! – Lieselotte Storm

 

Wieder einmal war diese Ausgabe gespickt mit ungewöhnlich guten tief recherchierten Informationen besetzt.In weiten Teilen ein informativer Genuß. Aber was Sie auf der letzten Seite des Abschnitts Wissen diesmal unter dem Namen Ackergift veröffentlicht haben , ist Bildzeitungsstil- laut, undifferenziert und in manchen Darstellungen schlichtweg nicht nur verdreht, sondern irreführend. Ich hätte nicht geglaubt, daß die „Zeit“ derartiges veröffentlicht. Schade! – Dr. Wolfgang Schulze

 

Den Einsatz von Pestiziden nach Kontinenten zu visualisieren, ist völlig irreführend. Er müsste auf die Fläche der Kontinente umgelegt werden, das wäre anschaulicher und seriöser. – Gerhard Junge-Lampart

 

vielen Dank für die schöne Infografik. Allerdings gehört Sorgfalt dazu. Ich frage mich, wie Sie auf die Zahlen zu den drohenden Ertragseinbußen kommen: – Feigen werden gar nicht bestäubt, sind ergo gar nicht auf die Bestäuberleistung angewiesen. Nur die Urfeigen wurden bestäubt. – Schlangengurken sollen gar nicht bestäubt werden, dadurch werden sie krum. Sie sind ergo ebenfalls nicht auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. – Kindneybohnen sind Selbstbestäuber, ergo auch nicht auf Insekten angewiesen. – Tomaten sind Windbestäuber, also ebenfalls nicht auf Insekten angewiesen (außer vielleicht im Gewächshaus, wo kein Wind herrscht, aber Insekten außerhalb auch nicht wirklich helfen).

– Sonnenblumen oder Kürbisgewächse werden sehr effizient durch Honigbienen oder Hummeln bestäubt, beide lassen sich gut züchten. Zwar nicht die eleganteste Lösung, aber immerhin eine gut handhabbare, die Ertragseinbußen verhindert. Mich erinnert das ein Stück weit an die Filmsequenz aus China, die im Öffentlich-Rechtlichen immer wieder gezeigt wird, bei der Apfelbäume dort von Menschen per Pinsel bestäubt werden, angeblich wegen der fehlenden Insekten. Dabei war das Teil eines Zuchtprogramms, bei dem es darum ging, gezielte Kreuzungen herzustellen für neue Apfelsorten.

Solche Falschmeldungen werden durch virale Verbreitung auch nicht richtiger. Das wäre innerhalb einiger weniger Minuten recherchierbar gewesen (ganz einfach: google: „Bestäubung + Pflanzenart“. Ich will die Probleme jetzt gar nicht kleinreden, aber man sollte bei den Fakten bleiben, als Journalist haben Sie eine besondere Verantwortung! – PD Dr. Kurt Möller

 

Eine Aufstellung der TOP-3-Länder über die verwendete Pestizidmenge macht meines Erachtens nur wirklich Sinn, wenn diese Menge in ein Verhältnis gesetzt wird; wie z. B. ‚Anteil an der globalen landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion‘. Ansonsten handelt es sich um eine ähnlich verzerrender Darstellung, als wenn der CO2 Ausstoß von China absolut und nicht pro Kopf dargestellt wird. – Stephanie König

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wer nicht mehr neugierig ist, sollte aufhören«“ von Robert Pausch

 

Im o. a. Artikel schreiben Sie anfangs „1976, da war Oskar Lafontaine 29 Jahre alt“ (ergo 1947 geboren). Weiter unten folgt „mit 78 Jahren ist er noch immer ein großeer Spötter“ (was hinsichtlich des Alters bei dessen Geburtsdatum 16.9.1943 zutrifft). Der Eingangssatz bedarf also der Korrektur. – Bernd Benner

 

In meinen Augen hat Oskar Lafontaine Recht, wenn er die heutige Revision der Schröderschen Politik eher skeptisch beurteilt. Vor allem die rot-grünen Umverteilungsexzesse durch eine fehlgeleitete Steuerpolitik sind keineswegs korrigiert. Konzerne und Wohlhabende wurden durch die Senkung des Spitzensteuersatzes bei der Einkommensteuer, die Senkung des Körperschaftsteuersatzes und die Steuerbefreiung für Veräußerungsgewinne maßlos begünstigt. Arbeitnehmern und Arbeitslosen wurde im Gegenzug sehr viel weniger staatliche Fürsorge zuteil. Die Stichworte: Begünstigung von Tarifflucht („Bündnisse für Arbeit“), Ausbau prekärer Beschäftigung durch Niedrigstlöhne, Minijobs, endlose Befristungen, Leiharbeit etc.

Dazu die Verpflichtung bei Arbeitslosigkeit, jeden Drecksjob annehmen zu müssen. Vom Mindestlohn einmal abgesehen, ist nichts davon bis heute korrigiert. Im Gegenteil: Die aktuelle Koalition beweist ein weiteres Mal, wieviel einfacher es ist, Umverteilung nach oben zu organisieren, als Konzerne, Erben und Wohlhabende auf ein gesellschaftsverträgliches Verhalten zu verpflichten. Im Übrigen: Dem Rückzug vom Finanzmininisterium ging (schon im Wahlkampf) ein beispielloses Trommelfeuer von Medien, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gegen die finanzpolitischen Vorstellungen von Oskar Lafontaine voraus. Daran hat sich damals leider auch „DIE ZEIT“ beteiligt. – Dr. Mathias Siekmeier

 

Ihr Schlussatz: “ Unvollendet, das sagt man über manche. Aber für wenige stimmt es so wie für den Politiker Oskar Lafontaine“. Nun kann nicht jeder Papst in Rom werden. Auch dazu hätte der Oskar vom Geist her vielleicht das Zeug gehabt. Ihn hat es aber in die Politik verschlagen. Schon als ganz junger Oberbürgermeister in Saarbrücken roch er an dem Trunk der Macht. Auch war für ihn Politik immer Kampf. Kämpfen musste er in der politischen Arena und auch um sein Leben als im April 1990 eine geisteskranke Frau ihm mit dem Messer in den Hals stach. Diese Nahtoderfahrung machte Lafontaine im Alter 47 in der Blütephase seiner Schaffenskraft.

Wahlveranstaltungen mit ihm vor diesem Ereignis hatten einen besonderen Zauber, den sie danach nicht mehr hatten und auch nicht haben konnten. Für Oskar Lafontaines Leben treifft dann auch der Buchtitel “ Vom Hauten der Zwiebel“ von seinen Freund Günther Grass zu, der seine Memoiren so betitelte. Unter der obersten Schale trat ein sehr sensibler Mensch bei Lafontaine hervor, dessen Emotionen sicher richtig von seinem saarländischen Weggefahrten Reinhard Klimmt beschrieben sind: “ In den Emotionen liegt Oskars Urkraft. Und seine Tragik“.

Und das Häuten der Zwiebel mit den dann hervortretenden unterschiedlichen Schichten setzte sich nahtlos in seinem Leben fort. Dieser Mann suchte seinen Weg, den Andere oft nicht verstanden und auch manchmal schlichtweg geistig von ihm überfordert wurden. Das schafft nicht nur Freunde im Leben. Das ein solcher Mensch nicht alle seine Lebensziele bei seinen Möglich- keiten erreicht hat, das mag für Andere tragischer sein, als für ihn. Denn er ist ein konservativer Linker, ein Freigeist dazu. Was will man mehr im Leben erreichen. – Dr. Detlef Rilling

 

L. war 33 Jahre alt als er OB von SB wurde. – H. Feilhauer

 

Und was sagt uns das jetzt? Dass Lafontaine zwar „Recht hatte“ aber nichts bewirkt hat während die Agenda Fans (Scholz) und Konstrukteure (Steinmeier) Kanzler und Präsident sind? Diener des Mannes, der den Wahlsieg von Angela Merkel nicht anerkennen wollte und heute die Ukraine davor warnt Russland anzugreifen, dessen größenwahnsinniger Machtanspruch schon immer seinen Verstand zersetzt hat. – Dieter Herrmann

 

Ich erwarte gar keine Veröffentlicheung meines Schreibens. Vielmehr sollte es ein Anstoß für Sie sein, Ihre Unrichtigkeit i. V. mit dem Geburtsjahr von Oskar Lafontaine in einer Korrekturmeldung – wie auch sonst üblich – zu berichtigen. – Bernd Benner

 


 

 

Leserbriefe zu „Kardinal Widerspruch“ von Patrik Schwarz

 

Es ist ganz einfach. Zur Staatsanwaltschaft München gehen und Selbstanzeige wegen Beihilfe/Begünstigung zur Kindesmisshandlung und Sexualstraftaten bei und mit Kindern erstatten. Sofort entsteht ein öffentlicher Ermittlungsbedarf und der Staat wird tätig. Wenn nicht, dann unmittelbar zum Mittäter. Aber: Das machen weder Herr Marx noch die anderen „üblichen Verdächtigen“. Und das Staatsanwaltschaften im kirchlichen Kindesmissbrauchs jahrzehntelang kein öffentliches Deliktinteresse erkannt haben, spricht auch für sich. – Wolfgang Siedler

 

Ständig von neuem erschüttert mich die Art, wie die Katholische Kirche mit dem Unrecht umgeht, das in ihrer Verantwortung angerichtet wurde. Man müßte doch sofort eine Art Betroffenen-Genesungswerk einrichten – etwa wie das Elly-Heuss-Knapp-Müttergenesungswerk – , wo die Menschen therapiert (z.B. von dem fleißigen Kämpfer Dr.Lütz) und kennengelernt werden könnten, wo man herausfinden müßte, was sie brauchen: Die einen vielleicht Hilfe zur Rückkehr in einen guten Beruf, andere vielleicht eine Ausbildung, wieder andere bräuchten vielleicht eine Rente. Man kann sie doch nicht noch einmal beleidigen, indem man ihnen pauschal Geldbatzen hinwirft. Sie wurden doch einzeln traumatisiert und in ihrem Urvertrauen beschädigt. So könnte es im besten Fall Heilung und Versöhnung geben. – Gudrun Gutermuth

 

Der Mensch in seinem Widerspruch. Ein uraltes Thema. Also nichts Neues bei Kardinal Marx. Wer ist dieser Reinhard Marx? Eine Spurensuche bei ihm ist nicht so einfach. Fakt ist, das er Karriere gemacht hat. Er hat große Fürsprecher. Er ist sehr redegewandt. Er hat Witz und Ironie zu eigen. Er wirkt sympathisch. Hat auch mal eine flapsige Bemerkung drauf. Mitunter hinterlässt er mehr Fragen als Antworten, so als er 2011 davon sprach, dass die römisch-katholische Kirche ihren Umgang mit „gescheiterten und zerbrochenen Menschen, u.a. Geschiedene und Homosexuelle“ überprüfen müsse. Nun spricht er sich für die Aufhebung des Zöllibats aus, was ihm in der medialen Berichterstattung mal wieder persönliche Pluspunkte einbringt.

Das eine Woche nachdem ein Rechts- gutachten einen Donnerhall über dem alten Emeritus Benedikt ablässt. Aber so ist er der Marx. Immer zielgerichtet unterwegs. Wohin? Nach Rom als geheimer spiritus rector der amtierenden und zukünftigen Päpstlichkeit. Irgendetwas an ihm erinnert mich latent an Romolus und Remus. Sie waren nach der römischen Mythologie die Gründer der Stadt Rom 753 vor Christi. Sie waren der Sage nach die Kinder des Kriegsgottes Mars und der Priesterin Rhea Silvia. Jeder von ihnen schaute von einem anderen Hügel auf die Adler ( Sprich: die römisch-katholische Kirche). Das erklärt den Kardinal in seinem Widerspruch. – Dr. Detlef Rilling

 

Es wäre jetzt an der zeit die “ Heiligen Gewänder“ gegen ein Büßerhemd einzutauschen mit allen Ritualen und Konsequenzen! – Charlotte Medenbach

 

Was waren das für noch „Wir-sind-Papst“-Zeiten im April 2005, damals waren nicht nur die Katholiken hier im Lande, sehr stolz auf ihren Joseph Aloisius Ratzinger, bekannter auch als Papst Benedictus PP. XVI. Sicherlich war Erzbischof Reinhard Marx damals auch voller himmlischer Hosianna-Jubel-Freude. Nun wird dieser Alt-Papst Benedikt XVI. am 16. April 1927 95 Jahre alt, und sein Geburtsort Marktl wollte ihren Ehrenbürger-Papst (seit 1997) natürlich recht hoch leben lassen, auch unser bayerischer Ministerpräsident Markus Söder, ist zu dieser „Lobpreisung“ eingeladen.

Blöd nur, dass diese „unappetitliche“ Sache mit dieser Missbrauchsaufklärung, noch auf dem Tisch liegt, und daher weiterhin auch gleichzeitig im Raume schwebt und immer noch mehr als ziemlich unaufgeklärt ist. Dieser „unchristlich“-katholische Zu- und Umstand könnte nun einen ganz dicken Strich durch diese Woche der Geburtstagsfeierlichkeiten machen. Ob Reinhard Kardinal Marx bis zu diesem Zeitpunkt noch in Amt und Würden thronen wird, das ist ungewiss. Spannend dürfte es aber irgendwie auch weiterhin bleiben! – Klaus P. Jaworek

 

„Der Staat belässt die Kirche in ihrer Friedhofsruhe“? Ja dann zu, Herr Schwarz, klagen Sie Herrn Marx vor einem öffentlichen Gericht an und auch Lorenz Wolf. Wie lautet der gerichtlich zu untersuchende Vorwurf? Die Misere ist doch, dass viele der verbrecherischen Taten zu ihrem Zeitpunkt nicht zur Anzeige kamen. Nicht die Kirche , und nicht Marx ist der Missetäter, sondern die Person X und andere haben missbraucht. Diese sind die verurteilten oder mutmaßlichen Täter und sollten für ihre Taten büßen und herangezogen werden. Die Kirche aber besteht aus 99% unbescholtenen Gläubigen, die bemüht sind Gutes zu tun. – Alois Lienhard

 


 

 

Leserbriefe zu „Kunstfreiheit und Meinungsfreiheit sind keineswegs dasselbe“ von Thomas E. Schmidt

 

Zugegeben, das Thema des Artikels ist nicht die internationale Politik. Und nicht die Humanität, und die Unterdrückung und die Perspektivlosigkeit. Das alles aber auszublenden bei der Analyse, wie der Autor es tut, und dann über Palästina und BDS sich so zu äußern , wie er es tut, das hat etwas….. Zynisches, etwas Menschenverachtendes an sich. In kurioser Gleichzeitigkeit mit den Zeilen des Autors wurde ja der Bericht von amnesty international zu Israel veröffentlicht, eine Organisation , Friedensnobelpreisträgerin, seit Jahrzehnten eine „moralische Instanz“ weltweit, und über jeden Verdacht politischer Parteilichkeit erhaben!

Wenn die, nach wie immer unabhängigen, gründlichen, langjährigen Recherchen vor Ort von „Apartheid“ spricht in der Politik des israelischen Staates gegenüber den besetzten Palästinensern, dann glaube ich dem mehr, das muss ich sagen, als der Aussage des Autors, es gebe gar keine Apartheid in Israel! (und das sei eine „Erfindung“ von BDS) In der Vergangenheit hat der eine oder andere Politiker bereits dieses Wort in den Mund genommen, nach einem Besuch im Westjordanland, in den besetzten Gebieten und als Augenzeuge der unsäglichen Lebensbedingungen dort vor Ort.

Dafür interessiert sich der Autor natürlich gar nicht; das ist ja nicht sein Thema hier. Dass aber zum Beispiel BDS ein Ausfluss, ein verzweifelter Aufschrei eines hoffnungslosen Underdogs gegen diese Menschenrechtsverletzungen und die skandalöse internationale Untätigkeit ist, und nur so zu verstehen- für ihn kein Thema. Gut und brav gebildet als Deutscher an der historisch bedingten „Staatsräson“, dass Israel immer und grundsätzlich zu unterstützen sei- egal, ob es sich so gebärdet, wie es es tut, völkerrechtswidrig, menschenverachtend, arrogant auf das Recht pfeifend und dafür von niemandem zur Rechenschaft gezogen wird- einer der größten Skandale der internationalen Politik seit Jahrzehnten.

Dass die Bundesregierung in ihrer oben skizzierten Politik diese Woche selbst diesen Bericht von amnesty glaubte zurückweisen zu müssen (da ist sie in „guter“ Gesellschaft, das machen Länder wie etwa China oder Iran regelmäßig!) ist für mich ein weiterer Skandal. Solange so viel „blinde Ideologie“ vorherrscht, bei Politikern wie bei Kolumnisten in der ZEIT, solange wird das Pulverfass Naher Osten weiter gären und immer wieder explodieren. Es ist zum Jammern- und eigentlich zum Schämen (an die Adresse des Autors). Denn die Folge von dem sind Leid und Tod unzähliger (Generationen) unschuldiger Opfer. – Karl-Heinz Grau

 

Karl Lauterbach Zitat: „Ich setze mich in die Talkshows, weil die Leute – auch solche einfachen Leute wie meine Mutter – von mir erklärt bekommen wollen, wo wir stehen.“ Jeglicher Kommentar erübrigt sich. – Ingeborg Gierse

 

In der ZEIT Ausgabe vom 2. Februar 2022 macht Thomas E. Schmidt in seinem Artikel „Kunstfreiheit und Meinungsfreiheit sind keineswegs dasselbe“ folgende historisch falsche und verleumderische Aussage: „…Yazan Khalili, den Sprecher der nach Kassel eingeladenen Gruppe The Question of Funding, die sich aus dem Khalil Sakakini Cultural Center entwickelte, sein Namensgeber ein radikaler palästinensischer Nationalist und Nazi-Anhänger.“ Dieser Schmarren versinnbildlicht, auf was für einem niedrigen Niveau die Debatte um die palästinensische BDS Bewegung in der deutschen Öffentlichkeit geführt wird.

Anti-palästinensischer Rassismus in den deutschen Medien gehört nun schon lange zum Guten Ton. Nun bin ich Nahost-Historiker und kenne mich mit Khalil Sakakini und seiner tragischen Biographie aus. Ich kenne auch Yazan Khalili, den palästinensischen Künstler, dessen Einladung zur diesjährigen Dokumenta in Kassel Auslöser für die erneute Diatribe gegen die BDS Bewegung und unabhängige Künstler in Deutschland ist. Als kanadisch-deutscher Wissenschaftler mit historischer und vergleichender Perspektive halte ich BDS für ein legitimes und leider notwendig gewordenes Bettelmittel, endlich internationales Recht in Israel und den besetzten Gebieten geltend zu machen und die Palästinenser vor eskalierender Enteignung, Vertreibung und Entrechtung zu bewahren.

Ich war auch schon im Sakakini Cultural Center bei einer wunderbaren Konferenz in Jahr 2016, an der achtzig Forscher*innen aus aller Welt teilgenommen haben, unter anderem Susan Buck-Morss, meine Kollegin Rebecca Comay und Udi Aloni. Yazan war einer der Organisatoren in Ramallah die uns damals mit liebenswert gallischem Humor empfangen haben.

Khalil Sakakini (1878-1953) war ein Humanist, ein Schul- und Bibliothekengründer, ein kultureller Träger der arabischen Renaissance, der Nahda. Er war ein Zeitungs- und Radio Journalist im Palästina der Mandatszeit. Sein Lebenswerk wurde 1948 von der Hagana zerstört und vom Staat Israel konfisziert. Wie kann dieses Einführungswissen bei den Factcheckern der Zeit durchkommen? Khalil Sakakini hat sein Leben in acht Tagebüchern niedergeschrieben, die vor zwanzig Jahren erschienen sind.

Da hätte Herr Schmidt nachlesen können, wir dieser überzeugte arabische Osmane von der jungtürkischen Armee am Ende des ersten Weltkrieges verhaftet und verschleppt wurde, nachdem er einem jüdischen Flüchtling in seinem Haus Zuflucht gab; oder wie sehr er die angelsächsische Kultur bewunderte und 1907 kurz in New York lebte; aber eben auch, wie kompromisslos er gegenüber britischem Kolonialismus und der zionistischen Siedlerbewegung war. Das macht niemanden zu einem Antisemiten, auch nicht im Land der Täter. Die ZEIT sollte sich bemühen, Herrn Yazan Khalili Stellung nehmen zu lassen. Wenn selbst die ZEIT sich nicht um Ausgewogenheit bemüht, dann werde mein Zeit-Abo wohl schweren Herzens kündigen müssen. – Jens Hanssen

 

Ich bin immer wieder erstaunt mit welcher Selbstgewissheit und Selbstverständlichkeit in der ZEIT Zerrbilder über die BDS-Bewegung – so auch in diesem Artikel – verbreitet werden. Zu den „derzeit offen in BDS-Gefecht ziehenden alternden Rockstars aus Angelsachsen“, eine an Sachlichkeit nicht zu überbietende Zuschreibung, gehört dann wohl auch die Auschwitzüberlebende Esther Bejarano: „Wenn (BDS) dabei hilft, der schrecklichen israelischen Politik Hindernisse in den Weg zu stellen, dann bin ich für BDS.

Denn ich habe selbst miterlebt, was Faschismus ist.“ (Interview vom 6.12.2018). Der bundesdeutsche Diskurs über Israel-Palästina-Antisemitismus und aktuell nun auch über Apartheid in Israel ist bis in die Sprache hinein kontaminiert. Von der ZEIT erwarte ich eigentlich differenzierte Diskursbeiträge. Übrigens hat schon 1961 jemand Israel einen Apartheid-Staat genannt. Der südafrikanische Premierminister Hendrik Verwoerd 1961: “Israel, like South Africa, is an apartheid state.“ Allerdings meinte er es positiv. – Fred Sobiech

 

„Ein feines intellektuelles Gehör“. Genau das wünschte ich mir für die Diskussionen im Kreis unser kritischen Freundinnen und Freunde, wenn es um die Staat Israel, um die dort lebenden Menschen mit ihren vielfältigen kulturellen Wurzeln, die palästinensische Bevölkerung und die damit zusammenhängenden Konflikte geht. Die Überlegungen von Thomas Schmidt sprechen mir aus dem Herzen. Jegliche Instrumentalisierung gerade von Kunst durch Gruppen, denen es nicht um die Kunst, sondern um die Durchsetzung ihrer politischen Meinungen, Ziele geht, hast etwas hoch Gefährliches.

Da reicht heute schon der stattliche Zuschuss für Reisekosten israelischer Künstler zu Aufführungen in Europa, da werden bei uns Rufe laut und Aktionen in Gang gesetzt, die zum Ziel haben, nur das zu fördern, was in das jeweilige ideologische Konzept passt, um Verunsicherungen, Ausladungen, Selbstzensur das Tor zu öffnen. Vorsicht in der Sprachauswahl schleicht sich ein. Meine Beobachtung in den Diskussionen mit Anhängerinnen und Anhängern der BDS Bewegung: Es wird einfach die Grundaussage in der Gründungscharta des BDS verleugnet oder so getan, als hätte sie keine Bedeutung mehr. Aber es ist doch schlicht: Die Nichtexistenz, die Eliminierung des Staates Israel steht dort bis heute als Ziel der Bewegung.

Und das kann man wollen? Das will man unterstützen? Dass man sich nicht mit vielem, was in diesem Staat passiert, identifiziert, es auch öffentlich kritisiert, bedeutet doch noch lange nicht, dass das Existenzrecht eines ganzen States, eines Volkes in Frage gestellt wird. U:nd diesen Leuten eine Bühne auch und gerade in der Documenta zu bieten, und das zu verbrämen mit den Hinweisen auf Kunst- und Meinungsfreiheit, ist politisch, ethisch und intellektuell eine Sackgasse. Das, was auf der einen Seite verdammt wird, wird auf der anderen Seite verklärt. Hier hilft ein „feines intellektuelles Gehör“ weiter und nicht der Holzhammer ideologischer Positionen. – Karl Stengler

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Goldrausch beginnt“ von Uwe Jean Heuser und Ricarda Richter

 

In Ihrem Artikel schrieben Sie, dass die Produktionshalle für die Batterien im Unterdruck betrieben wird, um Verunreinigungen zu vermeiden. Es macht keinen Sinn, einen Raum im Unterdruck zu betreiben, wenn man vermeiden will, dass Verunreinigungen von außen in die Halle dringen, da sie wie ein großer Staubsauger wirkt. Üblich ist ein derartiges Vorgehen für Räume, in denen mit toxischen und infektiösen Stoffe gearbeitet wird.

Die Produktionshalle in Schweden wird im Überdruck betrieben, die von Ihnen beschriebenen nach außen gewölbten Plastikplanen sind ein deutliches Indiz dafür. Gestatten Sie mir eine persönliche Anmerkung: Für sich genommen ist es nicht schlimm, wenn sich ein Fehler einschleicht. Da ich aber nicht Alles beurteilen kann frage ich mich in solchen Fällen, was in den Teilen Ihrer Zeitung lauert, von deren Themen ich keine Ahnung habe. – Dirk Hoppe

 

In der dritten Spalte des Artikels müsste es Ü b e r druck heißen; Unterdruck würde ja den ganzen Staub ansaugen. – Udo Kroschewski

 

Dort heißt es „Kein Staubkorn soll die Qualität der Batteriezellen beeinträchtigen. In den schon fertigen Maschinenräumen herrscht deshalb Unterdruck. Große Türen aus grauer Plane wölben sich nach außen,… “ Meine Frage: Bei Unterdruck müssten sich die Planen nach innen, also in die Maschinenräume wölben. Um aber Staub draußen zu halten, braucht man Überdruck. Richtig? – Gottfried Tepper

 

In der ZEIT vom 3.Februar 2022, Seite 29 „Der Goldrausch beginnt“ hat sich ein Fehler eingeschlichen. Die Staubkörner können nur dann am Eindringen in die Maschinenräume gehindert werden, wenn darin ein ÜBERDRUCK herrscht. Das wird auch daran deutlich, das „Große Türen aus grauer Plane wölben sich nach außen“ im Text ausgeführt wird. – Günter Piechatzek

 


 

 

Leserbriefe zu „Aufbruch ins Metaversum“ von Heike Buchter und Ann-Kathrin Nezik

 

Vor langer Zeit musste der Mensch Götter und deren aufwändige Lehrbücher erfinden um Anhängerschaften zu mobilisieren, später genügte Gold und Besitz, in Zukunft genügt ein virtueller Spielplatz. In weiterer Zukunft werden sich dann virtuelle Menschen dort vergnügen. Der analoge Menschen wird sinnfrei und zum Ballast. Unsere Erde scheint das längst erkannt zu haben und gottgleich danach zu handeln. – H. Giller

 

Ich verstehe Einiges nicht am Wirbel um die „virtual reality“: Vielleicht kann mir jemand erklären, welchen Sinn es hat, Millionenbeträge zu investieren in den Kauf vorgestellter (also phantasierter oder imaginärer) Grundstücke in einem imaginierten Land in einer imaginierten Welt, um darauf imaginierte Häuser zu bauen und dazu die Millionen noch vorher unter erheblichem umweltschädlichem Aufwand an Energie in Kryptowährung zu verwandeln, die nichtsdestoweniger real bleibt, weil in harte Dollars oder Euros konvertierbar?

Es kann sicher sehr schön sein, sich alternative schönere oder bessere Welten vorzustellen – früher nannte man das Tagträumerei, die dazu den Vorteil hatte, kostenlos zu sein -, aber man war sich immer dessen bewusst, dass es ein Traumbild, eine Phantasie war, was man sich vorstellte, und nicht eine wie auch immer geartete Wirklichkeit (reality). Wenn man seine Traumbilder oder Phantasien mit der Wirklichkeit verwechselt, nennt man das Realitätsverlust, und das ist ein wesentliches Kriterium für manche Krankheiten (z.B. Drogenabhängigkeit oder Schizophrenie).

Wenn man nun große Teile seiner Zeit mittels eines Rechners in einer Phantasiewelt zubringt, wo man zudem noch handelt, als wäre es die „echte“, entsteht m.E. eben diese Gefahr, nämlich das für die Wahheit zu halten, was man virtuell imaginiert, während die „tatsächliche“ Wirklichkeit zum Fake („alternative Fakten“) erklärt wird. Das würde jedenfalls die Denkweise und das Auftreten von Querdenkern und Trump-Wählern erklären. Ich finde allerdings die Vorstellung gruselig, in einer Welt zu leben, in der Millionen von Menschen Phantasie und Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden können. – Otto Gertzen

 

Schon vor 65 Jahren hatte ich als Viertklässler eine Idee, den Automobilbau zu revolutionieren : man baue auf das Autodach einen Propeller,der mit einem Stromgenerator verbunden ist. Zum Losfahren braucht man nur den Anstoß durch eine Batterie und schon wird mit Hilfe des Fahrtwindes Strom für das weitere Fahren erzeugt.Schneller Fahren ist kein Poblem,denn dann ist auch der Wind stärker. Leider gab es damals noch keine Startups und auch keine Seite „Green“ um mein Konzept bekannt zu machen. Mit anderen Worten :

Was nutzt dem Leser ein langer Bericht, der zum größten Teil das Ambiente beschreibt und nahezu nichts von der revolutionären Erfindung. Betrachtet man die „Prototypen“ im Garten, so ist außer der Seilschlinge von oben nach unten nichts Neues zu entdecken.(Wobei ich mich frage,ob diese sich nicht verdrillt, wenn sich der Popeller in den Wind dreht.) Ich wünsche mir wesentlich mehr Information über die Technik und hoffe, dass dass neue Windrad nicht die Energie des Höhenwindes alias Jetstream anzapfen möchte. – P.Grinzinger

 

Ohne mich! Da hat die Menschheit wirklich Glück! Zwar ist die Zerstörung der Erde offensichtlich nicht mehr aufzuhalten, aber die Rettung in Form des Ersatzes ist bereits vorhanden und wird massiv ausgebaut. Für viele Zeitgenossen ist das Metaversum bereits faszinierender als das reale Leben. Das Merkmal des Lebens, körperliche und geistige Eigenbewegung, ist out. Ein bequemes Leben auf dem Sofa wird paradiesähnliche Zustände schaffen. Allerdings betrete ich dieses Paradies nicht und werde es nicht betreten. – Boje Maaßen

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Mann will nach oben“ von Ann-Kathrin Nezik

 

Ob die Idee von Herrn Bendix wirklich neu ist, müßte gründlich überprüft werden. Vor mehreren Jahren unterstützte ich den Physiker Peter Lutz (München) bei einem Projekt, bei dem es ebenfalls darum ging die schweren Komponenten von Windkraftwerken nicht oben in der Gondel, sondern unten anzubringen. Erste Patente wurden angemeldet, alle möglichen Varianten der Kraftübertragung von oben nach unten durchgespielt usw. Herr Lutz ist Unternehmer (BEKON-GmbH mit Schwerpunkt „Biogasherstellung durch Trockenfermenation“.) Wenn Herr Bendix besonders gute Gedanken entwickelt hat, die wir bei dem weit zurückliegenden Projekt übersehen hätten, und Kontakte zu Investoren, dann könnte m.E. gemeinsam mit Herrn Lutz etwas auf den Weg gebracht werden. – Diether Sieghart

 

Keine der von Herrn Bendix propagierten Ideen ist wirklich neu. 250 m hohe Windanlagen wurden bereits in den 1930er Jahren vorgeschlagen, die Gittermasttürme wurden in den vergangen Jahrzehnten mehrfach eingesetzt und die Idee, den Generator an den Fuß des Turmes zu bauen, findet sich ind er Patentliteratur zuhauf.

Während es durchaus denkbar ist, das solche Höhen in Zukunft erreicht werden (heutige Türme sind mit 140 m nicht so weit entfernt davon), haben sich die beiden anderen Ideen zu recht nicht durchgesetzt. Mechanische Energie über einen mehrere hundert Meter langen Riemen zu übertragen ist enorm aufwendig und fehleranfällig. Es ist schlicht effizienter die elektrische Energie durch den Turm zu transportieren, zumal der Generator einen relativ kleinen Teil der Masse einer Anlage ausmacht. Gittermasttürme sind eine Alternative, aber anscheinend nicht preisgünstiger als Stahlrohr- und Betontürme, sonst würde man sie bereits häufiger sehen.

Die Ideen sind keine Revolution und sie lösen kein Problem, weil es kein Problem zu lösen gibt. Onshore-Windenergie ist heute eine der günstigsten verfügbaren Stromquellen (zusammen mit Photovoltaik). Die Herausforderung ist nicht, sie zu revolutionieren, sondern sie zu bauen. – Matthias Stammler

 

Ein menschlich anrührender Artikel, den Frau Nezik da verfasst hat. Und gut auch, dass sie grünes Thema mit einem verdienten Konstrukteur aus DDR Zeiten gestaltet. Schade nur, dass die Autorin nicht über Kompetenz in Sachen Windenergie verfügt, angefangen bei den physikalischen Gesetzen der Windenergie. Die im Wind steckende, in Strom umsetzbare Energie steigt mit der Windgeschwindigkeit in der dritten Potenz. Das heißt: Bei Verdoppelung der Windgeschwindigkeit wächst die umsetzbare Energie um das 8-fache !

Dass oben mehr Wind weht als oberflächennah, weiß jeder Windtechniker, nur nicht die Politiker, die sich restriktiv gegen Windkraftnutzung posit- ionieren. Das ist Basiswissen 1. Semester Windenergiestudium. Zum Start der Windkraftnutzung moderner Art um 1980 waren wir von der Gründergeneration allesamt Spinner. Jedes Fachwissebn musste erst erarbeitet werden gegen tausend Widerstände. Das darzustellen wäre eine spannende Story !. Die Urzelle in Dänemark plus 2 geniale Deutsche, Alois Wobben und Sönke Siegfriedsen die Schöpfer moderner WKA. Nach ihren Plänen werden mehr als die Hälfte aller Maschinen weltweit gebaut. Da ist für Einzelgänger wie der greise Bendix keine Chance mehr. – Walter Stephenson

 

Schon vor 65 Jahren hatte ich als Viertklässler eine Idee, den Automobilbau zu revolutionieren : man baue auf das Autodach einen Propeller,der mit einem Stromgenerator verbunden ist. Zum Losfahren braucht man nur den Anstoß durch eine Batterie und schon wird mit Hilfe des Fahrtwindes Strom für das weitere Fahren erzeugt.Schneller Fahren ist kein Poblem,denn dann ist auch der Wind stärker. Leider gab es damals noch keine Startups und auch keine Seite „Green“ um mein Konzept bekannt zu machen. Mit anderen Worten :

Was nutzt dem Leser ein langer Bericht, der zum größten Teil das Ambiente beschreibt und nahezu nichts von der revolutionären Erfindung. Betrachtet man die „Prototypen“ im Garten, so ist außer der Seilschlinge von oben nach unten nichts Neues zu entdecken.(Wobei ich mich frage,ob diese sich nicht verdrillt, wenn sich der Popeller in den Wind dreht.) Ich wünsche mir wesentlich mehr Information über die Technik und hoffe, dass dass neue Windrad nicht die Energie des Höhenwindes alias Jetstream anzapfen möchte. – P. Grinzinger

 


 

 

Leserbriefe zu „Kein Kind ist illegal?“ Streit von Sylvia Giese-Kreutzer und Susanne Schultz

 

Die Aussage von Sylvia Giese-Kreutzer: Denn wer im Rahmen der Lebendorganspende ein Stück seiner Leber spendet, bekommt auch eine Aufwandsentschädigung. unkommentiert zu lassen, ruft bei mir Fassungslosigkeit hervor. Es gibt genau EINE Aufwandsentschädigung für Menschen, die den altruistischen Akt der Lebendorganspende in Deutschland wagen: Einem nahestehenden Menschen geholfen zu haben. Ich finde es fatal, in einem Streitgespräch eine unwahre Aussage als Argument zu verwenden. Ein Armutszeugnis auch für die Zeit! Ich bitte darum, das an Frau Giese-Kreutzer weiterzugeben. Bitte lesen Sie das Transplantationsgesetz, bevor Sie sich äußern. – Kristina Schmidt

 

Frau Giese-Krentzers Argumente für einen Zugriff auf fremde Eizellen sind wiedersprüchlich. Sie lassen die Perspektive des Kindes wesentlich vermissen. Da hilft auch keine Erklärung an das junge Kind, es sei „das Geschenk“ einer Frau zusammen mit Papas Samen. Das Kind ist kein Geschenk einer Frau. Die Eltern, bei denen es lebt, haben die Frau dafür bezahlt. Sie tragen die ethisch moralische Verantwortung.

Wenn aufklären das Allheilmittel gegen Traumatisierungen bei Kindern, die durch Zugriff auf Samen- und/oder Eizellen erzeugt worden sind, sein soll, wie sie schreibt, dann bitte ehrlich. Ihre Antwort, Kind einer geschenkten Eizelle zu sein, könnte zurückschlagen. Auch insbesondere reproduktionsmedizinisch erzeugte Kinder – das zeigen einschlägige Forschungsbefunde- suchen nach ihren Wurzeln ihrer Identität. Das ist ihr gutes Recht, dafür sind Eltern verantwortlich. – Dr. Dagmar Sommerfeld

 

Bitte unterschätzen Sie das Thema nicht. Es ist neu, aber wird die Menschheit nie mehr loslassen: die vorab grundrechtsverletzende Manipulation künftiger Menschen. Mit diesem Einblick in einen früheren Leserbrief möchte ich darauf aufmerksam machen, dass auch Ihr hochgeschätztes Engagement gegen legale Eizelltransplantationen das Grundrecht der zukünftigen Menschen ignoriert. Allerdings outet sich Frau Giese-Kreutzer mit ihrem Statement, dass leibliche Kinder doch etwas anderes seien: „Das Verbot der Eizellspende verletzt UNSER Grundrecht auf selbstbestimmte Lebensführung“.

Ja, da hat sie wohl Recht, aber mit “ UNSER“ meint sie nur die Willensfähigen mit dem Kinderwunsch. Wesentlicher, nämlich existenzieller, ist dieser Anspruch vom Kind aus auf seine Eltern bezogen! Und z.B. die Inanspruchnahme durch den erzeugten Nachwuchs wird hier „einfach“ als den zukünftigen Menschen unmöglich verfügt. Generell wird die Tatsache, dass Kinder -evolutionär unvermeidlich- mehrheitlich lebensfähig erwachsen werden, oft als Indiz (und als Beweis dann fehl-) interpretiert, dass die Umstände in Ordnung waren.

Und bei der Feststellung, der Sechsjährige sei aufgeklärt und wisse, was eine Eizellenspende ist, dreht es mir vollends den Magen um. Himmelschreiend ist das Unrecht gegenüber den Kindern und bislang ohne ausreichende Lobby, aber das soll sich wohl erst durch Vermehrung der Zahl der Betroffenen offenbar mal ändern können. Geschäftsgelegenheiten werden -wie anbei- genutzt, deshalb müssen wir (Sie) das Bewusstsein für die eigentlich wesentliche Problematik schaffen. Das Leid der beteiligten Frauen tut auch mir weh, aber es lenkt ab. – Hans-Jörg von Lücken

 

Ich habe selbst mehrere ICSI-Behandlungen hinter mir. Das sind zwei bis zweieinhalb Wochen jeden Tag eine Spritze (schmerzfrei) in die Bauchfalte, rund drei kurze Kontrollbesuche beim Gynäkologen und dann die Entnahme mit rund zehnminütiger Narkose. Hätte es für mich als Studentin die Option gegeben, damit Geld zu verdienen, statt mühsam im Studentencafé – ich hätte das sehr gerne gemacht. Vor allem, weil die Sinnhaftigkeit so viel größer ist als bei vielen anderen studentischen Jobs: Wo kann man sonst das Gefühl haben, zwei Menschen so einfach so glücklich zu machen? Ihre moralischen Appelle, die prekäre Lebenslage würde „ausgenutzt“, halte ich für herablassend gegenüber den Frauen, die sich bewusst dafür entscheiden. – Carola Kamuff

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein reiner Arzt!“ von Mariam Lau

 

Miriam Laus Artikel ist durchaus wohlwollend. Warum also die provokante Frage: „Hat er noch den Überblick?“ in der Überschrift. Man sollte Karl Lauterbach etwas mehr Zeit geben, sich nach der wirren Amtsführung seines Vorgängers, Orientierung in seinem Ministerium zu verschaffen. Den Weitblick über die Gefährdungslage hat er häufig genug unter Beweis gestellt. – Sven Herfurth

 

Mariam Lau beendet ihren Artikel mit folgendem Zitat von Karl Lauterbach: „Dass uns die Alten und Kranken, wehrlos, wie sie sind, sterben, weil wir Schiss haben, uns gegen die Querdenker zu wehren- das werde ich mit allen Kräften verhindern“. Die hier vorgeführte Kausalität besagt, sogenannte Querdenker verursachen den Tod von hilflosen Alten und Kranken. Und „wir“ Schisser tun nichts dagegen. Was schlägt Herr Lauterbach hier unterschwellig vor? Sollten Demonstrationen und „Querdenken “ vielleicht mit militärischen Mitteln verhindert werden?

Es gehen jeden Montag bis zu 300000 Menschen auf die Strasse. 30% aller Bürger haben das Vertrauen in die Poitik verloren. Herr Lauterbach trägt dazu bei. Er ist auch der Gesundheitsminister der Ungeimpften und sollte sich als „reinerArzt“ nicht an der weiterer Spaltung der Gesellschaft beteiligen. Vor allem wünsche ich mir von einem „reinen Arzt“ die Fähigkeit der angemessenen Dosierung. Warum geht es dem Gesundheitsminister in erster Linie darum , 4% der Todesursachen zu bekämpfen während z.B über 40% an Stoffwechselerkrankungen sterben ? Ach ja, die Ungeimpften zum Sündenbock zu machen ist medienwirksamer , als gegen die Lebensmittelindustrie Sanktionen zu verhängen. – Susanne Jakubith

 

„In Krisenzeiten suchen Intelligente nach Lösungen, Idioten suchen nach Schuldigen.“ (Loriot, bürgerlich Vicco von Bülow, 1923-2011, deutscher Karikaturist, Schauspieler, Moderator & Regisseur) Mir fehlen in diesen Pandemiezeiten langsam die richtigen Worte! Unsere Volksvertreter haben anscheinend total vergessen, dass sie nur dafür von uns gewählt wurden, um uns alle, ihr Volk zu vertreten. Da gibt es den Arzt und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, der am liebsten diese Pandemie bis zum Sankt Nimmerleinstag weiterlaufen lassen will:

„Lockerungen würden die Welle verlängern“, so orakelt er heute! Andere reden nicht mehr von der Welle, sondern von einer „Wand“, der „Omikron-Wand“. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder will ab heute lockern! Was denn nun! Hilfe, ich kenn mich nicht mehr aus! „Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um Idioten nicht zu beleidigen.“ (Fjodor Michailowitsch Dostojewski, 1821-1881, russischer Schriftsteller) – Klaus P. Jaworek

 

Ich würde eine kritische Berichterstattung der Covid Politik Ihrerseits begrüßen und ersuche Sie in diesem Kontext vor allem um einem kritischen Umgang mit Herrn Lauterbach (respektive Herrn Wieler als Leitung des RKI). In meinen Augen sind beide inzwischen nicht mehr tragbar. Bereits die Verkürzung des Genesenen Status und die danach erfolgte „Kommunikation“ zeigt Versagen auf breiter Linie! Weitgehend die absolute Mehrheit der seriösen Wissenschaftler weltweit widersprechen dieser Verkürzung auf 3 Monate (in Deutschland Prof. Klaus Stöhr, Prof. Hendrik Streck et al.) und international zeigt die neuere CDC Studie ganz klar auf, dass Genesene aufgrund der dann breiten Immunantwort ebenso geschützt sind wie mehrfach Geimpfte. (Quelle = https://www.cdc.gov/mmwr/volumes/71/wr/mm7104e1.htm ).

In diesem Kontext konstatiert Prof. Alexander Kekulé, dass man dann den Status von Geimpften ebenso verkürzen müsse. (Quelle = https://www.focus.de/gesundheit/news/focus-online-kolumne-von-alexander-kekule-geimpfte-laenger-geschuetzt-als-genesene-dafuer-gibt-es-keinen-medizinischen-beleg_id_47001796.html) Summa Summarum handelt es sich nach wie vor um einen „Richtungsstreit“ unter Wissenschaftlern – einerseits von Anhängern des John Snow Memorandum und andererseits den Unterzeichnern der Great Barrington Declaration.

Während erstere als Hauptziel die „Eindämmung“ des Virus (Zero oder No Covid) proklamieren, fordert die Great Barrington Declaration sich auf vulnerable Zielgruppen zu konzentrieren und auch Kollateralschäden mit ins Kalkül zu ziehen. Wie nun nahezu jedem Sachverständigen hier in Deutschland klar sein sollte, wenden sich weltweit immer mehr Experten von einer „No Covid Strategie“ ab, dies scheint aber in Deutschland vor allem bei Lauterbach und Co. Noch nicht angekommen zu sein! Selbst Israel als ehemaliger „Impfweltmeister“ hat einen Wandel vollzogen und lässt Infektionen zu (was bei Omikron ohnehin unvermeidlich ist) – nur Lauterbach will weiter „abschotten“ und verkennt die Realität. Die Impfung mit dem Wuhan-Hu-1 Spike ist bei Omikron in der Wirkung stark reduziert (andere Studien gehen nahezu von Wirkungslosigkeit aus).

Reinfektionen sind die Regel. Der Verlauf der Infektion ist i.d.R. blande, die Krankheitslast ist überschaubar und die Mortalität respektive Letalität gering (hier ist die Rolle von Komorbidität nach wie vor aufgrund der schlechten Datenlage unklar). Eine durchgemachte Sars Cov2 Infektion bietet eine breite Immunantwort (über Spike und Nukleokapsid hinaus) respektive auch der T-Zell-Response (siehe auch IgA – Mukosa). Lauterbach begründet seine restriktive Politik ständig mit neuen Floskeln wie einer angeblich zu niedrigen Impfquote im Vergleich zum Ausland (die Daten sprechen da eine andere Sprache, zudem das RKI mangels exakter Daten von einer „Mindestimpfquote“ ausgeht). Auch ist unklar wie viele Genesene Deutschland mittlerweile aufweist.

Somit sollte man auch den Forderungen von z.B. Prof. Streeck nach einer Erhebung des Grundimmunstatus in der Bevölkerung umgehend nachkommen (d.h. durch Erfassung aller Geimpfter und auch derjenigen, welche aufgrund einer durchgemachten Infektion eine klinische Immunität aufweisen) um so überhaupt bewerten zu können, welche angebliche „Impflücke“ de facto überhaupt noch vorhanden sein könnte. Somit könnte sich die Forderung nach einer Impfpflicht a priori als obsolet herausstellen – zudem es derzeit keine hinreichende Begründung dafür finden lässt. In diesem Kontext möchte ich auch auf das dann öfters vorgetragene „Argument“ der „Gefahr“ einer „Supermutante“ für die kommende Saison (Herbst/Winter) eingehen.

Diese scheint rein evolutionär (aus „Virussicht“) nicht sinnvoll und wird von den meisten (sachkundigen) Forschern als unwahrscheinlich abgetan. In diesem Kontext möchte ich noch auf die Aussage von Prof. Christian Drosten von 2009 eingehen (Arte Dokumentation anlässlich H1N1), seine Einschätzung deckt sich da noch mit meinem Postulat: Dorsten sagt auf die Frage nach gefährlichen Mutanten (vor denen ja jetzt von Drosten und Lauterbach etc. für Herbst gewarnt wird) „aber auch da muss man sagen mit Vorsicht, dass jetzige Virus ist eigentlich schon sehr erfolgreich und man fragt sich was denn so ein Virus davon hätte – denn so ein plötzlicher Mutationssprung geht fast immer damit einher, dass es dem Virus – zumindest für eine kurze Zeit – schlechter geht als vorher.

Denn das Virus will ja nicht Menschen töten, dass Virus will einfach existieren. Das kann es besonders gut, wenn seine Wirte sich unauffällig weiterhin in Ihrer sozialen Umgebung bewegen, also nicht schwer krank sind“ (Quelle = https://www.youtube.com/watch?v=Rr9OpH7ceYc – ab Minute 4) Hier stimmt Drosten folglich noch mit der Mehrzahl der Forscher überein, welche eine Mutation einer „best angepassten“ (wenig pathogenen Variante mit schneller Inkubationszeit und hoher Infektiosität wie Omikron) hin zu einer „gefährlicheren“ Variante ausschließt! In diesem Kontext sollte man dann durchaus auch die Behauptungen von Prof. Roland Wiesendanger mit ins Kalkül ziehen, dass das Sars Cov2 Virus aus dem Labor stammen könnte (und Drosten davon angeblich wusste) – denn so ließen sich die Ängste vor einer „Supermutante“ durchaus nochmals neu bewerten …

(Quelle = https://www.nzz.ch/feuilleton/kommt-das-virus-aus-einem-labor-in-wuhan-dem-raetsel-auf-der-spur-ld.1666314 sowie https://www.washingtonpost.com/world/2021/08/12/who-origins-embarek/ „Kontrovers diskutiert wurde unter anderem über ein neues Dokument, das Ende September 2021 aufgetaucht ist. Es handelt sich dabei offenbar um einen Antrag für ein Forschungsprojekt, eingereicht bei der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA), dem Forschungszweig des US-Verteidigungsministeriums. Der Antrag stammte von einer NGO aus New York, der EcoHealth Alliance. Diese wird von Peter Daszak geleitet, ebenfalls ein langjähriger Kooperationspartner von Zhengli Shi aus Wuhan, die auch in das Projekt eingebunden war.

Der Antrag stammt aus dem Jahr 2018 und beschreibt ein Vorhaben, bei dem Coronaviren genetisch verändert werden sollten. Unter anderem sollte ihnen eine sogenannte Furin-Spaltstelle eingefügt werden, eine kurze Sequenz aus vier Eiweiß-Bausteinen. Sitzt diese an einer bestimmten Stelle im Spike-Protein, kann das Virus besser in menschliche Zellen eindringen. Tatsächlich besitzt SARS-CoV-2 eine solche Furin-Spaltstelle.“ – Dr. Horst Seibert

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Präsident und die Putschisten“ von Andrea Böhm

 

Wann endlich begreift der „Westen“ dass es bisher nur eine erfolgreiche Installation einer Demokratie westlichen Maßstabs von außen gab, nämlich die der BRD nach dem Ende des zweiten Weltkriegs. Und auch das war in strengem Sinne eine Re-Installation, konnte also auf vielfältige, teilweise auch im internationalen Vergleich herausragende, Entwicklungen davor zurückgreifen.

Wenn es Frankreich in weit mehr als 100 Jahren nicht gelungen ist, die ehemaligen französischen Kolonien in Afrika vom Wert und Nutzen der Errungenschaften des „Westens“ zu überzeugen, wie sollen dann der Einsatz eines fremden, mit Land und Leuten nicht vertrauten Militärs daran etwas ändern? Wann sind wir bereit, Lehren aus den verfehlten Vorhaben, zuletzt zu beobachten am krachenden Scheitern in Afghanistan, zu ziehen? Erst wenn post-koloniale Ausbeutung beendet und so breiterer Wohlstand in Afrika möglich wird, könnten den fanatischen Kämpfern die Argumente für ihr Aufbegehren ausgehen. – Udo Kroschewski

 

Wer in ein Land geht, dessen Kultur, dessen Glauben und dessen Muttersprachen nicht kennt, ist blind und taub für die Probleme dieses Landes. Diese Erfahrung äußerte ein deutscher Kinderarzt, der seit 32 Jahren in Afghanistan in den Siedlungsgebieten der Paschten lebt. Er leistet dort Entwicklungshilfe. Wer mit Dschihadisten (heiligen Kriegern für die Verbreitung des Islam) zu tun hat, kommt nicht darum herum, sich mit dem „heiligen Krieg“ zu befassen. Die Wirklichkeit sieht in der Subsahara leider anders aus. – R. Renaux

 

Aus Vietnam und Afghanistan könnte man lernen, dass man ein Volk nicht gegen seinen Willen zum Glück zwingen kann. – Peter Pielmeier

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Die autoritäre Versuchung“ von Simon Langemann et al.

 

Als sehr treuer Leser der ZEIT hat mich das heutige Titelbild doch zum Stirnrunzeln gebracht, übrigens, mein erster Leserbrief seit bestimmt 40 Jahren. Sie schreiben: So brutal die beiden Regime auch sind- sie dienen als Vorbilder! für Ordnung (welche) und Effizienz, dann schreiben Sie im Textteil, dass Unternehmen und Dissidenten aus dem Weg geräumt !werden. Werden auch nicht anständige Bürger, die es eigentlich ein wenig besser haben wollen, auch drangsaliert und das ist noch vorsichtig ausgedrückt. Evtl. merken Sie es, ich habe dies sehr spontan geschrieben. – Hans Reinfrank

 

Wie kann eine solches Titelblatt eine redaktionelle Zustimmung finden. Das ist m.E. eine politische „ Dummheit „ Autoritäre Staaten als Vorbilder – auf welchen gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Bereichen auch immer- vorzustellen ist ein Skandal. Ihre Zeitung verliert an Niveau. Im Nationalsozialismus war auch vieles effizient und ordentlich geregelt ( ich verzichte auf Beispiele). Für einen langjährigen Abonnenten ist ein solches Titelblatt sehr schmerzhaft. Wie lange kann ich das noch aushalten? – Manfred Günther

 

Der Redaktion, erlauben Sie inen kleinen aber wohl nicht unwesentlichen Hinweis. Bei Recherche zu Titel Text und Bild mit Putin und Xi sollte erwähnt oder bemerkt worden sein, die Neuordnung der Welt haben Jahrzehnte vor Putin und Xi andere schon lange ganz laut und offen als die IHRE Absicht erklärt. Bitte mal recherchieren zu Präsident Bush z.B.. Das gehört dazu, um anderes zu verstehen. Oder nicht? Bush und Co gelten freilich nicht als “autoritäre Herrscher”. Wie darf es aber bezeichnet und genannt werden was sie lämgst verkündet haben und nicht nur das. Sie und wir dabei, sind wir nicht längst bei der Neuordnung der Welt seit Kuwait, Balkan, Irak, Afghansitan, Syrien, Libyen, Mali usw. usf.? Oder wie ist das zu nennen? Befreiung? Was hat die Befreiung wem gebracht? Wieviele Millionen Opfer im Namen der Menschenrechte?

Bitte ein klein wenig Objektivität versuchen, Unabhängigkeit, die gern betont wird. Natürlich istv es blöd, Russland und China haben vom Westen die Marktwirtschaft gelernt, nach langen massiven Belehrungen. Nun handeln sie ganz wie es ihre Vorbeter machen und wieder sind sie Feindbild. Wie das liebe Redaktion? Was ist verwunderlich, wenn sich andere gegen jene wehren, die längst ihre Neuordnung der Welt militärisch versuchen?

Vielleicht auch mal begreifen, Russalnd und China sind nicht Mali oder irgendwelche Lokal- Ländchen, die nach Pfeiffen der wertegeleiteten Welt ihr Tänzchen und Männchen machen. “Autoritäre Versuchung” ? damit hat Deutschland auch seine Erfahrung. Soll es nun erfolgreich versucht werden. Versuchung – als Gott mit uns? Bitte erst mal Frau Göring – Eckert anfragen, sie weiss wie es geht, erst mal in der Bibel nachlesen ob dem Krieg christliche Zustimmung zu geben ist. – Roland Winkler

 


 

 

Leserbriefe zu „1444 Kilometer“ von Henning Sußebach

 

Henning Sussenbach und Alexandra Polina. Ein Meisterstück von Reportage, das große Zusammenhänge und persönliche Betroffenheit zusammenführt. – Oswald Baumeister

 

Nach Lektüre Ihres Artikels möchte ich Ihnen ein „positives Feedback“ vermitteln (aus dem Inhalt wird deutlich, dass ich auf eine Veröffentlichung meines Briefes keinen Wert lege). Der Ukraine-Konflikt steht nun täglich in den Schlagzeilen, aber von dem Land und seinen Bewohnern wird nicht viel geschrieben. Ihr Artikel bezeichnet nur einen „winzigen Ausschnitt“ als sehr subjektives Erlebnis der Begegnung mit betroffenen Menschen, aber verfehlt seinen Eindruck nicht.

Jedenfalls nicht auf mich, was darauf beruht, dass ich der Schwiegervater einer Ukrainerin (aufgewachsen in der Nord-Ukraine, Mutter Ukrainerin, Vater Russe, gehobene Mittelschicht) bin, die schon vor vielen Jahren – ähnlich Ihren Gesprächspartnern – ihr Glück in Deutschland suchte, glücklicherweise mit beruflichem Erfolg und schließlich einem „idealen“ (sorry, hier ist mir eine subjektive Bewertung erlaubt!) Ehemann und Vater der beiden gemeinsamen Kinder. Dementsprechend könnte ich mit keine bessere Schwiegertochter wünschen.

#Über Politik redet sie nicht, ebensowenig wie Ihre sympathischen Eltern, die nach längerer „Corona“-Pause im letzen Jahr wieder nach Deutschland kommen durften. Ich akzeptiere das. Mein Sohn hat die Heimat seiner Frau „rechtzeitig“ einmal besucht. Ich hoffe auf eine entsprechende Gelegenheit – möge sie Herr Putin mit seiner Idee der Restauration der Sowjetunion nicht zunichte machen! – Friedrich Schweikert

 

Vielen Dank für diesen atmosphärisch dichten Artikel im Dossier! Beim Lesen wird einem wieder einmal bewusst, wie privilegiert man eigentlich in der eigenen mitteleuropäischen „Blase“ lebt. In den Augen eines Ukrainers, den neben gravierenden materiellen Sorgen neuerdings auch Kriegsängste plagen, dürften unsere eigenen Probleme nur noch maximal relativ wirken. Respekt vor den Menschen, die weit weg von ihren Familien in Deutschland schuften müssen – in vielen Fällen für Hungerlöhne. – Sebastian Mecchia

 


 

 

Leserbriefe zu „WARUM NICHT JETZT, Herr Krebber?“ Gespräch mit Markus Krebber geführt von Laura Cwiertnia und Uwe Jean Heuser

 

Herr Krebber: Sie haben Verständnis dafür, dass jemand kein Windrad oder sonstige Anlagen neben seinem Haus haben will. Das Zerstören von Dörfern und anschließendes Abbaggern aber ist O.K? Und in Lützerath geht es nur (noch) um einen Landwirt? Der Mann ist sicher kein Beschleuniger und baggert so leider auch der RWE ihr Grab. Dabei könnten die rheinischen Tagebaue zu großen Pumpspeicherwerken umgebaut werden, einschl. großer Flächen mit PV. Halt nein, dann lieber doch Gaskraftwerke bauen. – Rainer von Hesse

 

In einer Frage sprechen die Interviewer von einer „Vollversorgungsmentalität, wie sie auch die Stahlindustrie an den Tag legt.“ Damit ist sicher die Erwartung der hochofenbetreibenden Stahlunternehmen gemeint, bei den exorbitant hohen Investitionen zur Umstellung auf CO2 vermeidende Technologien öffentlich unterstützt zu werde . Augenblicklich wird in den angesprochenen Unternehmern mit Hochdruck an entsprechenden Transformationsplänen gearbeitet.

Technische und logistische Innovationen werden angestoßen, der schrittweise Übergang vom Heute zum Morgen wird minutiös geplant. Zwei Barrieren und eine Herausforderung sind klar zu benennen: die die eigene Finanzkraft sprengenden Kosten sowie die kaum zu kalkulierenden Energiepreise und ein internationaler Wettbewerb, der über diese Bemühungen nur lächelt. Trotzdem wird die Stahlindustrie mit ihren Produkten für klimaschonende Energie und Mobilität ein verlässlicher Partner bleiben: mit eigenem Geld und staatlicher Unterstützung. Vollversorgungsmentalität ? Fehlanzeige ! – Harald Schartau

 

Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein, das ist ohne Zweifel das richtige Ziel. Ob der Kohleausstieg bis 2030 gelingen kann, wird sich erst zeigen. Ich bin nun wirklich keine Fachfrau für Energiewirtschaft, dennoch ist auch mir klar, dass bei der Energiewende nicht der zweite Schritt vor dem ersten gemacht werden kann. Herr Krebber hat recht, der Ausbau der Erneuerbaren müsste viel schneller vorangehen. Ich glaube, viele Klimaaktivisten und auch manche Politiker haben keine realistische Vorstellung davon, dass so eine massive Umstellung der Energieerzeugung auf erneuerbare Energien nicht im Handumdrehen zu machen ist. Der Wille dazu reicht nicht aus und letztendlich sind es ja die Energie erzeugenden Konzerne wie RWE, die die politischen Ziele technisch umsetzen müssen. Dass sie dafür einen Vorlauf brauchen, ist kein Beweis dafür, dass sie es gar nicht wollen, ganz abgesehen von der Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit.

Ich denke, Herr Krebber hat dann doch den näheren Einblick als Laien. Und jedem sollte zudem klar sein, dass Konzerne wie RWE dies nicht zum Nulltarif machen werden und auch mit der Energieerzeugung aus den Erneuerbaren Gewinne erzielen wollen, sie sind nun einmal keine gemeinnützigen Vereine. Ein Gegeneinander von Klimaaktivisten, Energiekonzernen, Politikern und der Bevölkerung bringt gar nichts. Die Energiewende muss das „Gemeinschaftsprojekt“ aller sein und möglichst einvernehmlich umgesetzt werden. – Regina Stock

 


 

 

Leserbriefe zu „Hier gibt es NICHTS zu sehen“ von Hanno Rauterberg

 

Kunst hat immer einen Bezug zum Unsichtbaren. Sich als Urheber eines unsichtbaren Kunstwerks zu präsentieren und dann auch noch mit dem Titel „Ich bin“ dessen Existenz zu postulieren, ist kühn. Unsichtbare Kunst zu vermarkten, ist tollkühn. Die erfolgreiche Vermarkung als Kunstwerk erscheint allerdings wie ein spektakulärer Gottesbeweis, ohne gegen das Gebot „Du sollst dir kein Bildnis machen“ verstoßen zu haben. Zugleich ist das unsichtbare Kunstwerk mit einem Maximum an Aura aufgeladen, an das nichts Sichtbares heranreichen kann: Ein absolutes Unikat, das durch Reproduktion seine Eigenschaft als Unikat noch ins Unendliche und Ewige zu steigern vermag.

Vielleicht ist es nur Tarnkappentechnik, mit der sich das Unsichtbare der Entdeckung durch den Radar unseres Wahrnehmungsvermögens geschickt entzieht: Das Unsichtbare als ein Etwas, das sich nur vorläufig der Sichtbarkeit entzieht. Vielleicht aber wartet das Unsichtbare schelmisch nur auf die Enttarnung, um sich über die Enttäuschung der entgeistert dreinschauenden Entdecker zu freuen, denen es sich kurz zeigt: Als Unmöglichkeit. Als Nichts. Es bleibt dabei: Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen. Einziger Ausweg aus der kalten Langeweile: Kunst als Ausdruck des Unsichtbaren. – Reinhard Koine

 

Als bildender Künstler habe ich mich sehr amüsiert den o.g. Beitrag zu lesen. Viel könnte man dazu schreiben, aber ich sage getreu dem Artikel NICHTS, denn dass scheint mir die beste Antwort darauf zu sein. Damit ist die Suche von Künstlern nach immer neuen Ausdrucksmitteln nun an einem Endpunkt angekommen. Mehr als NICHTS geht nicht.

Natürlich mache ich ja nun NICHTS, und denke mir dabei auch NICHTS, sondern mache mir so meine Gedanken hierzu. Was machen denn nun die Künstler die auf der Höhe der Zeit sind, denn alle können sie ja NICHTS machen, denn mit NICHTS kann man ja NICHTS verdienen. Zum Glück können sie ja mit ihrer Fantasie operieren und spielen mit anderen Bezeichnungen, und nennen ihre Werke nichtt NICHTS, sondern: Die grosse Leere, Die Abwesenheit von allem, Werk eines NIChTSTUERS,

Eine NICHTIGKEIT, Nummer 0, Ohne Alles, usw. Das eröffnet ganz neue Wege dem NICHTS einen andere Bedeutung zu geben, und anstatt dem Überfluss unserer Zeit etwas weiteres überflüssiges hinzuzufügen verhalten sie sich umweltbewusst, und 100%ig ohne ökologischen Fussabdruck, Sie sind so Vorreiter auf dem Weg in eine bessere Welt. Wenn dass NICHTS ist, dann was? – Gert Besner

 

Zum Artikel über unsichtbare Kunstwerke von Hanno Rauterberg: Bereits 1959 (oder 1960?) gab es in Hamburg die „Ausstellung von nichts“,initiiert von, wenn ich mich recht erinnere, Schuldt und Carl Laszlo. Es waren dort leere Rahmen, ein laufender Elektromotor, der nichts antrieb, Klumpen ungeformten Tons und dergleichen zu sehen. Ich denke, ich habe auch noch irgendwo das dazugehörige Manifest. – Dr. Petra Nöcker

 


 

 

Leserbriefe zu „Warten auf die Wunderspritze“ von Harro Albrecht

 

Ich möchte Sie auf einen kleinen Fehler in ihrem Artikel aufmerksam machen, den ich ansonsten inhaltlich sehr informativ fand. In der zweiten Spalte auf Seite 36 formulieren Sie: „Seitdem im Amerikanischen Bürgerkrieg 1776 Tausende Soldaten auf beiden Seiten der Front den Pocken zum Opfer fielen, arbeitet das amerikanische Militär an der Erforschung von Impfstoffen.“

Da kann was historisch nicht stimmen: Entweder Sie meinen den Krieg der 13 britischen Kolonien gegen Großbritannien, der 1775 begann und mit der Unabhängigkeitserklärung der USA vom 4. Juli 1776 zunächst mal endete. (In diesem Krieg waren Pocken sogar schon als militärische Waffe ein Thema. Z. B. erwogen die Engländer, mit Pockenvieren verseuchte Decken an Indianervölker zu liefern, die mit den Kolonisten verbündet waren.)Oder Sie meinen den Amerikanischen Bürgerkrieg, auch Sezessionskrieg genannt. In diesem Krieg kämpften nach der Wahl Lincolns zum US – Präsidenten die Südstaaten, die sich von der Union abgespalten hatten, gegen die Nordstaaten. Dieser Krieg dauerte allerdings von 1861 – 1865.

P.S.: Ich erinnere mich dunkel, dass in einer Ausgabe der ZEIT im November vergangenen Jahres auf der Seite ‚Geschichte‘ ein Historiker einen sehr interessanten Artikel zu dem Thema veröffentlichte, dass 1776 die Kolonisten auch militärisch einen großen Vorteil dadurch gehabt hätten, dass sie immun gegen einen bestimmten Typus von Grippe – Viren (oder waren es doch Pocken?) gehabt hätten, unter dem die Briten, die in Europa mit diesem Typ noch keine Bekanntnschaft gemacht hatten, massiv zu leiden gehabt hätten. Leider finde ich diesen Artikel nicht wieder. – Hans – Jochen Kreilos

 

In dem Artikel „Warten auf die Wunderspritze“ im Ressort Wissen der Ausgabe Nr. 6 schreiben Sie: …Seitdem im Amerikanischen Bürgerkrieg 1776 Tausende Soldaten auf beiden Seiten der Front den Pocken zum Opfer fielen… 1776 fand der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg statt. Der Amerikanische Bürgerkrieg wiederum verlief von 1861 – 1865. Ich denke, Sie meinen den Unabhängigkeitskrieg, oder? – Christoph Blaschke

 

Das hat mich ganz tief beeindruckt, als dieser Prof. Dr. Karl-Heinz Leven (*1959) auf die Frage von Alexander Jungkunz (Journalist und Chefredakteur der NN) am 3.2.2022 in den Nürnberger Nachrichten (NN) bzw. in der Nürnberger Zeitung (NZ): „Was spricht fürs Impfen?“, geantwortet hat: „Für die Impfung spricht grundsätzlich immer die Impfung selbst; eine wirksame Impfung wird stets gerne angenommen.“ Wem dieses Argument nicht überzeugen kann, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen, „dem Gnad´ God de´ „Allmächdige im Himml und aff E´dn“*)!

Da muss ich an den Sketch von Loriot: Auf der Rennbahn“ denken, wo einer den andern fragt „Ja, wo laufen sie denn, wo laufen sie denn hin?“ (Sketch von: Loriot, bürgerlich: Vicco von Bülow, 1923-2011, deutscher Karikaturist, Schauspieler, Moderator & Regisseur) Ich würde da jetzt fragen wollen: „Ja, welchen Impfstoff nehme ich denn, ich bitte erst einmal um Bedenkzeit; ich wähle doch lieber erst den „Joker“! *) Übersetzung: dem gnade der allmächtige Gott im Himmel! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Parkplatzhirsch“ von Henning Sußebach

 

Tolles experiment! Mir als nichtautofahrerin geht es so dass ich diese autowelt neu betrachte und einfach nur abartig finde: diese unverfrorene alles bestimmende dominanz des autoverkehrs , und einhergehend das autofahrer-ego! Habe neulich spontan und kühn mein altes adlerrad auf einen “ autoparkplatz “ abgestellt, vorne quer, ganz platzsparend,damit ein auto auch noch platz hätte.

Denn das alte adler hätte auf dem gehsteig ein problem für die fussgänger bedeutet und das sind doch die eigentlichen könige der strasse; schon kam ein autofahrer herangebraust um sein parkrecht zu beanspruchen mit wütendem augenfunkeln -mich anzusprechen war offenbar unter seiner würde-, in seinen augen war ich eine kriminelle, und für mich ear dieses autopotenzgehabe nur lächerlich. Trotzdem zerrte ich brav mein fahrrad auf den gehsteig, aber mein gegenspieler funkelte mich ungebremst weiter wütend an; ihm war nicht zu helfen. – Kristin Falk

 

Es ist schon ein paar Jahre her, da wollte ich meine Tochter mit dem Fahrrad und Anhänger von Geigenuntericht abholen. Der Gehweg in der Lessingstraße in Karlsruhe zwischen geparkten Kfz und Hauswände ist hier sehr schmal, so dass abgestellte Fahrräder hier nur die Fußgänger behindern würden. Normalerweise habe ich deshalb mein Gespann in die Einfahrt eines Hofdurchfahrt gestellt. Baulich konnte die Hofdurchfahrt schon lange nicht mehr von Kfz benutzt werden, aber der abgesengte Randsteig signalisiert, dass man hier nicht parken kann und so war dieser Bereich meist frei.

An diesem besagten Tag aber war dieser Bereich durch ein Transporter eines Pärchens belegt, die gerade ihren Umzug machten. Ich hatte aber „Glück“, die Parkbucht direkt dahinter war frei. Ich kannte die Regel bzgl. Fahrrad darf auf der Straße abgestellt werden, also habe ich mir dabei nicht groß gedacht. Was mich dann aber wirklich erstaunen ließ, war, dass kaum hatte ich mein Fahrrad abgeschlossen, ein Kfz neben mit hielt. Der Fahrer forderte mich sehr rüde auf, mein Fahrrad sofort zu entfernen. Hier dürften nur Autos parken. Meine Erklärung bzgl. og. Regel ließ er nicht gelten. Die Diskussion endete für mich dann nicht mit der Nazi-Keule, sondern mit der Aussage des Autofahrers: „Ihr (Fahrradfahrer) seid keine Menschen.“ Soviel zur hierarchischen Einstufung der Fahrradfahrer in der Welt der Verkehrsteilnehmer aus Sicht eines Autofahrers. – Peter Witt

 

Ich habe auch ein paarmal mein Fahrrad am Straßenrand geparkt. Eine der freundlicheren Reaktionen war der Zettel („Dies ist ein Parkplatz für Autos und kein Stellplatz für Ihr Fahrrad!“), der im Fahrradkorb lag. Sonst wurde es auf den Gehweg geworfen, so dass es den Fußgängern im Weg lag. – Gerhard Kleimeyer

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir müssen reden!“ von Maximilian Probst

 

Unsaubere Zitate, unbelegte Behauptungen und weitere schwere Verstöße gegen die journalistische Sorgfaltspflicht im Umgang mit dem Berliner Virologen Christian Drosten: Dafür rügte der Presserat die Bild-Zeitung im Herbst 2020 öffentlich. Schon dieses Beispiel zeigt, wie dringend eine Verbesserung des Verhältnisses zwischen Boulevardjournalisten und Wissenschaftlern ist. Gerade in Pandemiezeiten ist eine wissenschaftsbasierte, verständliche Unterrichtung der Öffentlichkeit von essentieller Bedeutung. Es bleibt zu hoffen, dass der neue Chefredakteur der Bild-Zeitung , Johannes Boie, aus den Fehlern seines geschassten Vorgängers lernt. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Unserer Demokratie ist die Macht zum Regieren entrissen worden und entfremdet auch bildungsstarke Menschen. Der fatale Wille in den Parteien, politische Themen zu institutionalisieren und mit einem machtlosen Beauftragtenwesen zu betrauen, lässt in der Gesellschaft den Zweifel an dem politischen Gestaltungswillen in den dafür bisher gesellschaftlich anerkannten Parlamenten stärker werden. Erst recht, wenn diese Schritte zur latenten Entsagung für ein parlamentarisches Handeln führen.

Vom Volk nicht autorisierte Lobbyisten aller Couleur, ebenso wenig demokratisch legitimierte, von teilweise anmaßender Wissenschaft unterwanderte öffentliche Einrichtungen mit Ihrem Erfindungsreichtum zur eigenen Legitimation und ein organisiertes Berufsbürgertum haben sich politisch und gesellschaftlich verselbstständigt und stellen den in einer Demokratie geltende Alleinstellungsanspruch vom Volk gewählter Parlamentarier auch bewusst und öffentlich in Frage.

Nimmt man den Verlust an Eignung von Politikern gesamtgesellschaftlich und parteipolitisch, wie durch eine derzeitige Schwemme von Politikern ohne, von jedem Bürger und Bürgerin sonst erwarteten Bildungsabschlüsse, erlebbar in Kauf, verstärkt sich die Annahme in der Bevölkerung, dass das allgemeine parteipolitische Handeln den individuellen Ansprüchen dient. Fatalerweise wird dem in den Medien, insbesondere den öffentlich-rechtlichen Medien, auch eine Bildungsferne entgegengesetzt. Selbstbedienende Moderatoren in latent selbstzweifelnden Sendern glauben die Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit gesellschaftlicher Probleme und Themen dadurch zu legitimieren, indem sie in ihren Sendungen Parteipolitiker mit Wissenschaftlern und qua beruflicher Abhängigkeiten einäugigen Journalisten paaren.

Eine Evaluierung über die gesellschaftlichen Wirkungsfolgen dieser Entwicklung jenseits soziologischer, psychologischer und politikwissenschaftlicher Kontaminationen würde die Erkenntnis fördern, dass sich der Anteil zweifelnder Menschen am derzeitigen Gemeinwesen existenziell stetig vergrößert, weil ihnen keine Repräsentanz mehr glaubwürdig erscheint. – Jürgen Dressler

 


 

 

Leserbriefe zu „Soll Spotify Inhalte löschen?“ von Jens Balzer und Lars Weisbrod

 

Dies ist eine immens wichtige Frage! Welche Rechte haben Plattformen wie Spotify, aber auch Facebook und Youtube, Inhalte nach eigenem Gutdünken zu löschen? Ich folge der Argumentation, dass es dafür transparente Richtlinien und Gesetze geben muss und keine firmeninterne cancel culture. Der eigentliche Grund meines Leserbriefs liegt jedoch in der unreflektierten Behauptung, das Medikament Ivermectin sei ein für Menschen tödliches Pferde-Entwurmungsmittel. Zwar stimmen beide Behauptungen, stellen jedoch nur einen Teil der Wahrheit dar.

Ivermectin wird als Pferde-Entwurmungsmittel verwendet und in hohen Dosen kann es, wie viele Medikamente, tödlich sein. Dabei wird jedoch verschwiegen, dass Ivermectin bereits seit 1987 auf der Liste für essenzielle Medikamente der WHO steht. Seit 35 Jahren wird Ivermectin für die Bekämpfung von parasitären Krankheiten am Menschen eingesetzt. Bis zum Jahr 2008 wurden bereits 600 Millionen Behandlungen autorisiert, ohne das schwere Nebenwirkungen bekannt geworden wären. Zudem ist das Patent des Medikaments abgelaufen, sodass es kostengünstig als Generikum produziert werden kann.

Mit Beginn der Pandemie wurden zahlreiche Studien über Ivermectin als Behandlungsmethode von Covid-19 und als Prophylaxe gegen eine Infektion mit Sars-CoV-2 publiziert. Eine Metastudie von 18 klinischen Studien beispielsweise zeigt signifikante Reduktionen der Sterblichkeit und der Zeit der Genesung bei frühestmöglicher Behandlung nach einer Infektion. Eine weitere Studie weist auf eine Verringerung der Sterblichkeitsrate von 86% bei regelmäßiger prophylaktischer Einnahme von Ivermectin hin. Andere Studien dagegen finden keine oder nur geringe Effekte. Was stimmt nun? Ivermectin ist weder ausschließlich ein tödliches Pferde-Entwurmungsmittel, noch das perfekte Wundermittel.

Die Wahrheit dürfte, wie so oft, in der Mitte liegen. Das Beispiel zeigt jedoch, dass der aktuelle wissenschaftliche Diskurs von den großen Medien, darunter die ZEIT, meiner Meinung nach stark eingeengt wird. Ich plädiere daher für eine Anerkennung eines breiten wissenschaftlichen Diskurses anstelle der gegenwärtigen Schwarz-Weiß-Ansichten. Wissenschaft ist vielfältig und selten zu 100% übereinstimmend einer Meinung. Es ist wissenschaftlich bestätigt, dass Covid-19 eine ernstzunehmende Krankheit und Impfen ein effektiver Schutz vor Ansteckung ist. Weshalb sollte diese Erkenntnis nicht um eine medikamentöse Behandlung und Prophylaxe von Sars-CoV-2 und Covid-19 erweitert werden? Weitere wissenschaftlichen Studien sind nötig und nicht eine Verdrängung von wissenschaftlichen Erkenntnissen. – Timo Dreher

 

Meine Position läge dazwischen, sodaß bewiesene Nachteile des Impfens nicht gelöscht werden dürften. Beide Autoren haben aber gut nachgedacht. Ich (87) bin drei Mal geimpft worden, ohne Nebenwirkungen Sie sollten bitte Vorschläge erarbeiten, die den kleinen Künstlern, die bei Spotify miserabel abgefunden werden, zu größeren Anteilen am Gesamtkuchen verhelfen. – Diether Sieghart

 


 

 

Leserbriefe zu „Virenerkennung mit Abstrichen“ von Jan Schweitzer

 

Mit Corona Schnelltests ist es doch wie mit dem Weihwasser in der Kirche: jeder weiß, dass es nur Wasser ist, und doch hilft es seit Jahrhunderten gegen allerlei Gefahren. – Peter Pielmeier

 

Eines wurde im Artikel nicht berücksichtigt: wie identifiziert man die „guten“ Tests? Vielleicht sind die Anlagen von Interesse. – dr. Salvatore Algieri

 

„Nicht jeder, der sucht, findet etwas; aber wer etwas gefunden hat, hat es nicht zwingend gesucht, und gut gefunden hat er es auch nicht unbedingt.“ (Ulrich Wiegand-Laster, *1960, deutscher Künstler, Autor & Filmdarsteller) Ja, als Betreiber eines Schnelltest-Center, da kann man wirklich ganz gut und sehr schnell eine Menge Geld verdienen! Ich weiß aber bis heute nicht, nach was man da eigentlich sucht, bei dieser „Nasebohrerei“. Vielleicht wissen es diese Nasebohrer (selbst nicht)? Sicher ist im Leben nichts, und ein kostenloser Schnelltest ist bestimmt genau (un)sicher wie ein kostenpflichtiger PCR-Test! „Mein ganzes Suchen, das mir ohne Ziel und Erfolg erschien, offenbart mit heute Möglichkeiten, an die ich nie im Traum gedacht hätte.“ (Helga Schäferling, *1957, deutsche Sozialpädagogin) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Im oben erwähnten Beitrag macht Herr Dausend sich darüber lustig, dass Herr Lauterbach häufig das Wort „also“ benutzt, auch da, wo es zusammenhanglos wirkt. Jeder, der sich mit Sprache und Sprechen beschäftigt, und davon kann man bei Herrn Dausend wohl ausgehen, sollte erkennen, dass Herr Lauterbach einen Sprachfehler hat. Das Hilfswort „also“ bietet ihm die Möglichkeit, das nachfolgende Wort fehlerfrei, ohne zu stottern, herauszubringen.

Dass Herr Lauterbach trotz dieses Handicaps in der Politik, in der man, wie sonst nie, in der Öffentlichkeit steht, er so weit nach oben geschafft hat, verdient unseren Respekt und nicht unseren Hohn. Sich über diesen Sprachfehler lustig zu machen ist genauso daneben wie über eine operierte Hasenscharte zu lästern, wie sie z.B. Herr Altmeier hat. – Dr. Peter Mohr

 

Ich finde es auch anmaßend, sogar arrogant, wenn die weitaus überwiegende Anzahl von Abgeordneten auf ihr Handy oder Tablett starren, wenn ein(e) andere(r Abgeordnete(r) spricht. Damit wird nur dokumentiert , daß man ihn oder sie nicht hören will oder es einen nicht interessiert! Sehr schlechte Erziehung! – Dr. Wolf Günther

 


 

 

Leserbriefe zu „Gegen die Großen“ von Simon Langemann

 

Zu dem Artikel eine kleine Klarstellung: Die „russische Exklave Kaliningrad“ ist nicht „das ehemalige Königsberg“ sondern der nördliche Teil der ehemaligen deutschen Provinz Ostpreußen einschließlich der damaligen Provinzhauptstadt Königsberg. Noch eine Korrektur: In der dritten Spalte des Artikels müsste es Ü b e r druck heißen; Unterdruck würde ja den ganzen Staub ansaugen. P.S. In dem Artikel „Kein Kind ist illegal?“ scheint mir in dem Satz „dass sie einen weiteren genetischen Erzeuger haben“ das Komma zwischen ‚weiter‘ und ‚genetisch‘ zu fehlen. Die Eizellenempfängerin würde ich nicht als genetische Erzeugerin bezeichnen.. – Udo Kroschewski

 

Grundsätze lösen sich in einem Nichts auf, wenn sie nach Belieben gelebt und angewendet werden. Welchen n Diese Betrachtung folgt m. E. fragwürdigen Grundsätzen. Taiwan gehört wohl zum chinesischen Territorium. Die Bevölkerung hat sich vor 80 Jahren entschieden, ein eigenes Parlament und eine eigene Regierung zu wählen. Das ist Demokratie. Litauen erkennt die Vertretung der Bevölkerung Taiwans an. Warum darf die Regierung Litauens das nicht? Sie soll die Vertretung der Insel Taiwan als „Taipeh Vertretung“ (Vertretung der Stadt Taipeh) bezeichnen? Eine unglaubliche Logik, die jeder Vernunft widerspricht.

Sie verdeutlicht jedoch, dass die Mächtigsten dieser Welt das Recht ihren Ansprüchen unterordnen. Das ist die Fortsetzung der alten Kolonialpolitik. Bereits 1884 (15.11.1884 bis 26.02.1885) trafen sich die Kolonialmächte dieser Zeit in Berlin zur „Kongo-Konferenz), um ihre Interessen in den schwachen Ländern in Afrika abzustecken. Heute werden wieder Ansprüche und Interessen der Mächtigen untereinander zum Nachteil der kleineren Länder abgesteckt. – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „»Daimler ist jetzt Geschichte«“. Gespräch mit Ola Källenius geführt von Claas Tatje

 

Der große Ehrgeiz von Daimler (und der gesamten Branche) schnell auf CO2-freien Individualverkehr umzustellen ist eine erfreuliche Nachricht aus der Automobil-Branche. In unser aller Interesse sollte das unbedingt gelingen. Sollte der Individualverkehr dabei zugunsten umweltverträglicheren Alternativen schrumpfen, wäre das sehr begrüßenswert.

Sehr ärgerlich ist aber der Aspekt, dass der Luxus mit einem 2,5t–Auto durch das Land zu rasen zusätzliche Windräder in die Landschaft bringt. Natürlich sind Windräder zu akzeptieren, denn nur wenn wir alle Möglichkeiten nutzen um grünen Strom zu gewinnen, wird die Umstellung zur 0-Emission CO2 gelingen. Den Preis für Luxus sollte aber nicht die Allgemeinheit durch unnötig zerstörte Landschaftsbilder, Natur- und Ökosysteme bezahlen müssen. Dieser Preis ist für das Notwendige o.k., für Luxus aber entschieden zu hoch! Die Politik ist gefordert, unsere Zerstörungswut ( oder Zerstörungsleidenschaft?) heftig zu brmesen. – Tilmann Wolf

 

Mit ein wenig bedauern habe ich am Wochenende Ihr Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden der Mercedes-Benz Group AG Herrn Källenius gelesen. Grundsätzlich freue ich mich über die Auswahl Ihrer Interviewpartner und die geführten Gespräche immer sehr. Es kommt mir aber leider und ganz im Gegenteil zu manchen Interviews des Ressort Politik der ZEIT, sehr oft so vor, dass die im Ressort Wirtschaft zu Wort kommenden Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen das Interview mit den ZEIT-Redakteur:innen vor allem als Werbeplattform für ihre Firma nutzen dürfen.

Eine wirklich inhaltliche, journalistisch-kritische Auseinandersetzung mit dem WIRTSCHAFTlichen Unternehmen, seinen Zielen, seinen Geschäftsstrategien, ein vertieftes Nachfragen unterbleibt. Ich erlaube mir das an dem oben genannten Interview aus der vergangenen Woche zu erläutern: Dem Vorstandsvorsitzenden der Mercedes Gruppe Herrn Källenius wird erlaubt sich über die Umstellung auf die Elektromobilität zu äußern, er darf viele Werbe-Sätze zu seinem Unternehmen einführen (Markführerschaft, welche Modelle wann als E-Auto heraus gebracht werden), man lässt ihm einfach durchgehen, dass er die Mobilitätswende vor allem als eine Frage der Einführung der e-Mobilität und der Co2-neutralen Produktion seiner Autos ansieht, das Ganze sei jetzt ja lediglich noch eine Frage der Ingenieurskunst.

Zwar gibt es eine kurze Andeutung von Kritik, wenn in Frage gestellt wird, ob es Sinn macht, dass wir zukünftig mit einer elektrifizierten G-Klasse durch unsere Städte fahren, aber im Grunde ist es ein Interview, dass man eigentlich als „Werbeanzeige“ für Mercedes-Benz deklarieren müsste. Wieso z. B. erfolgte denn keine grundsätzliche Hinterfragung, welche Geschäftsmodelle die neue Mercedes-Benz-Group zukünftig plant zu bedienen? Soll an dem Wertschöpfungsmodell des Verkaufs von möglichst vielen einzelnen Autos an möglichst viele einzelne Personen festgehalten werden? Ist die einzige Geschäftsidee von Mercedes im Privatbereich, jetzt die 50 Mio. privaten KFZ in Deutschland durch elektrisch angetriebene KFZ zu ersetzen?

Angesichts unserer übervollen Städte hier in Deutschland, aber eben auch in den USA, in China und sonst wo, wird trotz dann möglicherweise erreichter Co2-Neutralität, dieses Modell nur noch mittelfristig eine Zukunft haben. Und: Das Unternehmen Mercedes-Benz hat vermutlich bereits neue Ideen jenseits des Verkaufs von möglichst vielen Autos in der Schublade. Schade, dass hier nicht ein wenig vehementer nachgefragt wurde. Ich hoffe mit meiner Kritik Ihnen aus Ihrer Sicht nicht allzu Unrecht getan zu haben, aber für die Zukunft würde ich mir (als natürlich nur ein Leser Ihrer Zeitung) auch für die Interviews des Wirtschafts-Ressort weniger Werbung für ein Unternehmen und mehr vertiefte und kritische Nachfrage wünschen. – Stefan Siegel

 


 

 

Leserbriefe zu „Lasst die Schokoriegel stecken“ von Hanna Grabbe

 

Sie haben recht, dass ein Corona-Bonus wenig Sinn macht. Eine Wertschätzung der Arbeit der Pflegenden und all‘ derer, die unter erschwerten Bedingungen Risikopatienten oder Covidpatienten pflegen mussten, würde sich dadurch zeigen, dass man ihre Menschenwürde und ihre Grundrechte achtet und sie nicht zu einer Impfung zwingt, die sich bezüglich der Prävention, also Infektionsweitergabe und -ausbreitung, als völlig insuffizient erwiesen hat. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Mit großer Verwunderung und ja, auch Empörung, habe ich den Beitrag „Lasst die Schokoriegel stecken“ von Hanna Grabbe gelesen. Nicht wegen des Inhalts, sondern wegen der nichtgendergerechten Sprache! Frau Grabbe schreibt fasst ausschließlich von Pflegern, Ärzten und Mitarbeitern! Lediglich als es um familienfreundliche Arbeitszeiten geht, wird von Pflegerinnen mit kleinen Kindern geschrieben, d.h. für diese Familienaufgabe sind also Frauen zuständig!? Wann bildet sich endlich in der Sprache Gleichberechtigung und gerechte Arbeitsteilung von Geschlechtern ab!? Von einer Zeitung, wie „Die Zeit“ erwarte ich eine klare und gerechte Sprache! – Heidrun Linke

 


 

 

Leserbriefe zu „Gemeinsam vernetzt“ von Astrid Herbold

 

Durch den Artikel zieht sich als Verbindendes, dass Eigeninitiative gefragt ist, wenn „am Ende auch die Lehrkräfte im Alltag entlastet werden können“. Offenbar profitieren aber auch die Schüler von einer digitalen Ausstattung. Wie kommt das zustande? Eine Plattform wird von einem Informatikleher programmiert und bewährt sich – eben Eigeninitiative. Letzteres habe auch ich mitgestaltet: Laborsoftware, die 20 Jahre „lief“ und erst dann wegen neuer übergreifender Anforderungen abgelöst wurde. Meine Erfahrung zeigt, dass auf der ministerialen Ebene folgendes mehr gedacht werden muss: Von den Besten lernen. Das passiert kaum: Statt dessen taugt der träge Bürokratenapparat eher dazu, sich dahinter zu verstecken, weil das einfacher ist, als etwas voran zu bringen. – Dr. Wolfgang Thiel

 

Ich habe Ihren Artikel über Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Behinderungen, die von digitalen Lernmitteln profitieren, gelesen. Mir ist aufgefallen, dass Sie neben solchen Behinderungen, bei denen der Bedarf für angepasste Lernmittel offensichtlich ist, wie Hör- und Sehbehinderungen und geistige Einschränkungen, auch wiederholt Kinder mit körperlichen Behinderungen erwähnen. Sie implizieren damit, dass Letztere ebenfalls Förderbedarf hätten und von digitalen (das heißt elektronischen) Lernmitteln profitierten, jedenfalls mehr als ihr nichtbehinderten Klassenkameradinnen und -kameraden. Oder taugen Tablets als Rampen, auf denen die Kinder mit ihren Rollstühlen Treppen überwinden? Aus eigener Erfahrung muss ich diesem Eindruck entschieden widersprechen.

Ich bin selbst seit meinem zweiten Lebensjahr querschnittgelähmt und Rollstuhlfahrer. Obwohl es zu meiner Schulzeit (1991-2003) noch Sonderschulen für Körperbehinderte gab, konnte ich Regelschulen besuchen. Ich habe das Abitur bestanden und schließlich auch die Universität mit Abschluss verlassen. Zu keiner Zeit während meiner Ausbildung hatte ich besonderen Förderbedarf, es gab keine sonderpädagogischen Lehrkräfte, die mir zur Seite stehen mussten, und ich musste mir nicht durch Bezeichnungen wie „Inklusionsschüler“ oder „Kind mit Förderbedarf“ einen Sonderstatus verleihen lassen, den ich nie gewollt hätte.

Stets bin ich mit den gleichen Lernmitteln zurechtgekommen wie meine nichtbehinderten Mitschülerinnen und Mitschüler. Ich habe nie begriffen, welcher Förderbedarf sich aus einer körperlichen Behinderung in Bezug auf Bildung ergeben sollte. Ich bin es leid, immer wieder mit Menschen mit anderen Behinderungen in einen Topf geworfen zu werden, woraus sich das Vorurteil ergibt, eine körperliche Einschränkung bedinge auch eine geistige Einschränkung oder gar Unmündigkeit. – Gerrit Lehmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Wunschkonzert am Bau“ von Marcus Rohwetter

 

Der Bau von mehr Wohnraum allein führt nicht zu einer intelligenten Verteilung der Wohnfläche. Wenn ich bei einer Sanierungsplanungen in der Region Stuttgart für große Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG’s) den Warmwasserbedarf prüfe ist zu sehen, dass viele große Wohnungen (> 100 m²) von nur einer Person bewohnt werden. Hier könnte kommunales Management etwas bewirken.

Über 50% des Geschosswohnungsbaus ist in WEG’s zu finden, in Bad.-Württ. sind dies über 75%. Bauträger die diese Wohngebäude bauten, haben von wenigen Ausnahmen abgesehen, den Mindeststandard eingehalten. Das bedeutet, dass bei den bis zum 01.01.1984 genehmigten Gebäuden nur der Feuchteschutz eingehalten wurde, erst danach trat die erste Wärmeschutzverordnung in Kraft. Bei der Heizungsauslegung wurde bis in die 90ziger Jahre von einer Vorlauftemperatur von 90°C ausgegangen.

Dieser dicke Brocken der Eigentumswohnungen ist ohne fossile Energie mit einer elektrisch betriebenen Wärmepumpe nur zu heizen (Temperatur < 50°C), wenn vorher der Jahresheizbedarf durch eine Gebäudesanierung um rund 70% reduziert wurde. Um Klimaneutralität bei den Bestandsgebäuden bis 2045 zu erreichen muss deshalb die energetische Sanierungsrate um den Faktor 3-4 erhöht werden.

Dies kann nur erreicht werden wenn die bürokratischen Hemmnisse in mehreren Rechtgebieten, darunter dem WEG-Recht entschlackt werden. Eine WEG muss schneller entscheiden können. Sie wird Umsatzsteuerpflichtig wenn sie eine Photovoltaikanlage aufs Dach legen will; das tut sich keine Hausverwaltung an. Das Mieterstromgesetz (strukturell ein Mieterstromverhinderungsgesetz) behindert dann noch die Stromnutzung im Wohnhaus. Diese Liste kann verlängert werden. Als Sachverständiger sehe ich des Öfteren fehlende Planung, an der von Bauträgern und Verwaltungen gerne gespart wird, und zu wenig qualifiziertes Personal für die Ausführung. Die verflossenen Regierungen haben in 16 Jahren nichts Wesentliches beim Klimaschutz bewegt. Das ist jetzt unser Problem. – Ulrich Soller

 

Der o.g. Artikel präsentierte, auch als gute Ergänzung zu dem kürzlichen von Herrn Rudzio, zwar nicht die allzu oft geforderte für alle bequeme „Lösung“, sehr wohl aber eine unabdingbare Voraussetzung für überhaupt eine Lösung für all die genannten „Herausforderungen“, das neue Modewort für all die, die etwas superschwieriges oder der Quadratur des Kreises gleichkommende, trotzdem zu 100% und schnell zu liefern verlangen wollen: nämlich die Voraussetzung einer fast vollständige Betrachtung der — nicht nur hier — so schmerzlichen Realitäten. Und die ist leider, dass es schon fürs Klima allein und erst recht für die Summe aller Forderungen nicht — mehr — die bequeme, alle zufriedenstellende „Lösung“ geben kann, wenn man unter „Lösung“ wieder etwas versteht, was nicht nur das Haupt-Problem behebt, sondern dabei auch alle gewünschten Bedingungen erfüllt:

Klimarettung, wenigstens bei 1,5 Grad, Wohlstand für alle, Mitbestimmung und Klagerechte der Anwohner bei Projekten, Rücksicht auf Individuen geschützter Tier-Arten, Gerechtigkeit sogar international, dazu zwischen den Generationen, und bei der jetzigen „Ampel-Regierung“ alles sogar ohne Steuer-Erhöhungen oder sonstige Belastungen wie auch ohne stärkere Vorgaben für das, wofür ausgebildet oder studiert wird, ohne längere (Wochen- oder Lebens-)Arbeitszeiten, wohl auch ohne Bedingungen für die mitgebrachten oder zu erwerbenden Kompetenzen bei neu aufzunehmenden Migranten.

Leider geben die Realitäten und Erfahrungen besonders der letzten Jahre einen — rechtzeitigen — Klimaschutz bei gleichzeitiger Erfüllung aller anderen Forderungen offensichtlich nicht mehr her, wenn sie das je getan haben. Es wird Zeit die Qual der Wahl zu akzeptieren und Prioritäten zu setzen, was als wichtigstes und dringendstes sofort sein muss und welche Wünsche oder Forderungen eher wenigstens etwas warten dürfen.

Aber offensichtlich werden Parteien immer noch am ehesten gewählt, wenn sie diese Prioritäten vermeiden und sich die Erfüllung aller Wünsche und Ideale, und noch alles zeitnah, auf die Fahnen schreiben, egal wie illusionär das sein mag. Und auch Koalitionsverträge scheinen immer noch am schnelllsten zu verfassen, wenn sie sich darauf einigen, alle Wünsche zum Ziel zu erklären, und zwar alles sehr bald, wenn nicht sofort. Die einzige Chance, daran noch etwas zu ändern, sind Medien wie Ihres, die auch vor unbequemen Wahrheiten nicht zurückschrecken, jedenfalls, wenn sie ausreichend aufnahmebereite Leser und vielleicht auch Nachahmer finden. – Peter Selmke

 


 

 

Leserbrief zu „Die Letzte in der Reihe“ von Lisa Nienhaus und Jens Tönnesmann

 

Ein paar Anmerkungen zum Beitrag. Unabhänigkeit der EZB.Vielleicht war es einmal. Es könnte gut sein, dass die Kosten und Verluste der Pandemie kleiner sein werden als der Profit der Finanzminister, den ihnen die Inflation in die Kasse spült; ich denke in Deutschland jährlich bei 5% etwa 150 Mrd €. Lohn-Preis-Spirale.Hören Sie bitte auf mit tendenzieller Berichterstattung. In diesem Fall waren die Preise deutlich früher da als die Löhne u.U. nachziehen werden.

Komisch, in allen Zeitungen in den Wirtschaftsteilen besteht die Wirtschaft nur aus Unternehmen. Der andere wichtige Teil, die Konsumenten ,wird konsequent ausgeblendet. Im Zweifel ist deren Verhalten eh nur schädlich und kontraproduktiv für die sogenannte Wirtschaft. Ganz ehrlich, hätte ich Geld, dann hätte ich die EZB schon lange auf ungerechtfertigte Enteignung verklagt. Dazu ein Urteil vom EuGH oder BVerfG wäre im Ausgang nicht unbedingt vorhersehbar. – Stefan Müller

 


 

 

Leserbrief zu „Mauerpark Blues“ von Maxim Biller

 

Berlin ist ganz sicher nicht die schönste Hauptstadt in dieser Welt, aber auch nicht die hässlichste. Wenn ich die Geschichten unter dem Titel „Unter den Linden“ von Maxim Biller lese, dann frage ich mich warum er sich nicht einmal unter einen Lindenbaum setzt und sinniert darüber das ursächlich alles mit allem verbunden ist. Er würde dann sehen dass er in dem immer gleichen Tonus schreibt, über eine Stadt die er ganz offensichtlich nicht liebt, und doch lebt er dort. Warum nur? Gibt es nichts das ihn dort erfreut?

Und warum schreibt er nicht einmal darüber dass es in Palästina ähnlich aussieht wie in Berlin, wo weite Teile der Städte und Gemeinden zerbombt sind wie es auch in Berlin der Fall war. Dort könnte er sich auf die Ruinen setzen, so wie er es in Berlin tut, und darüber sinnieren was Krieg anrichtet. Berlin hat sich nach mehr als fünfundsiebzig Jahren Schreckensherrschaft, und Teilung immer noch nicht davon erholt, und in Palästina ist dass heute genauso so der Fall. Er sollte relativieren, dann würde er erkennen das ewiges anklagen weder den Deutschen hilft ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, und es Palästina besser ginge wenn man die Menschen dort nicht als Bürger zweiter Klasse behandeln würde.

Es gibt ganz sicher in Gaza sehr viele Menschen die auf dem Schutt ihrer zerbombten Stadt sitzen, so wie Herr Biller es auf den Resten der Berliner Mauer tut, und die sich fragen warum in aller Welt niemand ihnen in ihrer existenziellen Not hilft. Die Berliner sind froh das die Mauer verschwand während in Israel eine 759 km lange Mauer gebaut wurde die dass Land zerschneidet, und Menschen voneinander trennt. Sie ist ein Ausdruck für die verfehlte Politik des israelischen Staates. Das zu thematisieren wäre eine weitaus lohnenderes Thema als Berlin, und Göppingen in den Schmutz zu ziehen, wobei er Göttingen laut eigener Aussage niemals besucht hat, aber er bewertet es als einen Un-Ort, als Provinz, und er verunglimpft die Menschen die dort leben leben.

Das Holocaust Mahnmal macht Berlin auch nicht gerade schöner. Man hätte dort auch Hunderte Bäume als ein Symbol von Leben anpflanzen können, oder Tausende farbige Blumen, aber das war wohl nicht provokativ genug. Er sollte sich anstatt über Berlin tendenziös zu berichten sich unter einen Lindenbaum setzen, anstatt in obskuren Bars abzuhängen, vielleicht käme er dann auf andere Gedanken. Solche Berichte die er schreibt würden sich dann erübrigen. Wenn er klagen möchte dann sollte er dass an der Klagemauer tun, denn dafür ist sie ja wohl da. – Gert Besner

 


 

 

Leserbrief zu „Verbotene Stadt“ von Xifan Yang

 

Die Realität ist meist ganz anders, als uns gekaufte Medien glauben lassen. Und so betrachtet sind unsere Regierungen wesentlich brutaler als die der Russen und Chinesen, denn ihre Regierungen würden weder Impf- noch TV-Abgabenzwang ihren Bürgern zumuten, ganz zu schweigen von einer langen Reihe anderer Zwänge, wie z.B. Massenimigration, Klimarettung, Genderwahn und vieles andere mehr. – Peter Christian Vogl

 


 

 

Leserbrief zu „Womit keiner rechnet. Reiseveranstalter und Fluggesellschaften versprechen sich einen Rekordsommer – obwohl die Pandemie gerade einen neuen Höhepunkt erreicht. Was steckt dahinter?“ von Claas Tatje

 

Vielen Dank für Ihren Artikel „Reisen in Corona-Zeiten : Reiseveranstalter und Fluggesellschaften versprechen sich einen Rekordsommer – obwohl die Pandemie gerade einen neuen Höhepunkt erreicht. Was steckt dahinter?“ vom 2. Februar 2022. Was auch dahinter steckt ist die Steuerbefreiung von Flugreisen. Autofahrer zahlen €0,70-0,90 je Liter Energie-, CO2- und die darauf noch fällige Mehrwertsteuer. Flugreisende bezahlen für den ca. 1.250 km langen Flug nach Mallorca keine €5,- EU ETS Abgabe (EU ETS = European Union Emission Trading System), keine Mehrwertsteuer und keine Energieabgabe.

Umweltschonende Nutzer von Auto, Bus und Bahn zahlen also auf der Fahrt zum Naherholungsgebiet mehr Steuern als Passagiere auf Mallorca-Flügen. Flüge in Gebiete außerhalb des EU ETS, z.B. Türkei, US, e.t.c. sind sogar von jeglicher Energie-, CO2- und Mehrwertsteuer befreit! Daran wird sich auch nichts ändern. Sehen Sie bitte die Vorschläge der EU Kommission und beigefügtes Informationsmaterial. – Klaus Siersch

 


 

 

Leserbrief zu „Mmmhhöööö“ von Peter Kümmel

 

Ein gut gewürzter Beitrag über den britischen Kommödienstadel, wobei dieser Begriff dem Unrecht, daß ein Teil der englischen Elite dem eigenen Volk antut, nicht wirklich gerecht wird. Als Gymnasiast erlebte ich im Moosburger Bierzelt Franz Josef Strauß, der mit einem Feuerwerk von Zahlen, lateinischen Aphorismen und derben Bauernsprüchen einen Gegenredner der Falken unter gröhlendem Beifall geradezu zerlegte. Damals konnte ich noch Steno, und überprüfte danach die Zahlen ganz offiziell mit handgeschriebenem Brief an die Regierung. Strauß hatte mächtig übertrieben.

Dieses Erlebnis und die Auseinandersetzung mit den Brandreden von Hitler, Goebbels usw. führte dazu, daß ich in den folgenden Jahrzehnten mehrere Bücher mit Titeln wie „Reden, die die Welt bewegten, Reden, die die Welt veränderten usw.“ las, wobei ich mich noch an eines ohne Autorenangabe von 1996 und jenes von Gerhard Jelinek von 2009 erinnere. Eindruckvoll in einem Buch, wie der nicht begabte Redner Churchill seine Reden vorbereitete. Als Mitglied der „Freunde des Gesprächs“ besuchte ich in den 60er Jahren in Stuttgart auch Veranstaltungen div. Parteien in Wahlkampfzeiten und war immer wieder entsetzt, wie leicht sich Menschen von charismatischen Rednern verführen und betrügen ließen.

Beim Überlegen, wie man solchen populistischen Reden ihre Wirkung nehmen könnte, kam schon früh der Wunsch auf, daß jede Rede im vollen Wortlaut veröffentlicht werden müßte, mit Richtigstellungen aller Halbwahrheiten, Lügen und allem, was heute auch unter dem Begriff „Fake-News“ läuft. Manches aus diesen Zeiten fiel mir wieder ein, als ich mich mit dem EU-Projekt von Ferdinand von Schirach beschäftigte. Vielleicht gelingt es seriösen Medien, wie ZEIT, SZ, usw. ggfs mit finanzieller Unterstützung von absolut neutral handelnden Akteuren, in dieser Richtung Fortschritte zu erzielen.

Viel Erfolg bei Bemühungen in dieser Richtung. Unter anderem könnte auch das Versagen der EU bei Vereinbarung von Spielregeln für Medien und deren Besitzer analysiert werden. Berlusconi, Murdoch, Babis usw. hätten nie soviel Einfluß erlangen dürfen. – Diether Sieghart

 


 

 

Leserbrief zu „»Es kann keinen Kompromiss geben«“ von Cathrin Gilbert

 

Der Bericht über Kiew, seinen Oberbürgermeister und die gestellten Fragen erzeugten Zweifel und Nachdenken hierüber. Der Oberbürgermeister der ukrainischen Hauptstadt bringt seinen Standpunkt in diesem Gespräch klipp und klar auf den Punkt. Das mag nicht jeder und jedem gefallen. Dem Leser sollte es jedoch überlassen bleiben, sich seine Meinung selbst zu bilden.

Die in den Bericht über das Gespräch eingestreute Randbemerkungen zeigen m. E. mangelnden Respekt vor der Persönlichkeit Vitali Klitschkos und eine gewisse vorgefasste Meinung. Es beginnt mit der Bemerkung über das „kantige“ Gesicht des Oberbürgermeisters auf Plakaten und Bildschirmen in Kiew. Frau Gilbert, Sie stört es offensichtlich, dass Ihnen als Besucherin aus Deutschland, wenn es Ihnen nicht um Geschäfte geht, der Oberbürgermeister zuerst vor den anderen Personen „von Gewicht“ in der Stadt genannt wird.

Dr. Vitali Klitschko ist nicht nur „gebürtiger Ukrainer“. Er wurde als Sohn ukrainischer Eltern in Kirgisien geboren, wuchs in der Ukraine auf, diente in der Armee („war Soldat“), betrieb Boxsport. Im Alter von 25 Jahren wurde er Berufsboxer, trainierte in Hamburg, wurde 1998 Europameister, 1999 Weltmeister, 2004 und 2008 jeweils erneut Weltmeister. Allein seinen letzten Titel verteidigte er bis 2012 neunmal erfolgreich. Wie alle erfolgreichen Profiboxer wurde auch er durch seine Erfolge reich.

Letzteres scheint geradezu ein Makel zu sein. Der Reichtum anderer Berufssportler, der Intendanten der Rundfunkanstalten, der Bundespräsidenten im Ruhestand und vieler anderer Ruheständler der Politik (Männer ebenso wie Frauen) wird öffentlich kaum erwähnt. Warum ist das hier von Bedeutung? „Sie haben bei über 80 Prozent ihrer Siege den Gegner k. o. geschlagen.“ Das klingt vorwurfsvoll. Wenn ein Gegner seinem Gegenüber im Ring nicht gewachsen ist, kann er durch Aufgabe den Kampf beenden und so einem k. o. entgehen. Deshalb ist ein k. o.-Sieger nicht per se ein „Schläger“.

Wer sich mit den unabhängigen, freien Ländern beschäftigt, die einst zur UdSSR gehörten, sollte die Geschichte der Sowjetunion nicht nur aus Verlautbarungen kennen. Russland betrachtete sich seit eh und jeh als wahre Mutter der UdSSR. Die Nichtrussen wurden hinter der vorgehaltenen Hand abschätzig als „Sojusniki“, frei übersetzt: als Beute-Unionisten bezeichnet. Das Streben der Teilrepubliken nach Unabhängigkeit verwunderte die Kenner der Situation daher nicht. Die Gegenwartsliteratur in der Sowjetunion der siebziger und achtziger Jähre bietet einige Einblicke in die Wirklichkeit des Lebens in der UdSSR. – R. Renaux

 


 

 

Leserbrief zu „Gruseliges Mitgefühl“ von Alard von Kittlitz

 

Steckt nicht in jedem von uns ein Stückchen Jekyll und Hyde, Manie und Depression, Yin und Yang? Nur die Moralapostel, die heute Kunst bewerten, sind natürlich völlig frei davon! Vielleicht sind wir von einem Kunstwerk sogar besonders ergriffen, wenn sich Schwarz und Weiß im Künstler die Waage halten? Seinen Charakter, seine Schandtaten können wir hassen und verurteilen. Die Zerrissenheit seiner Seele aber verschließt sich unserem Blick, wenn er sie uns nicht offenbart; wir können sie allenfalls in seinem Werk erahnen!

Doch genau dieses Werk kann eben nur dieser Künstler, mit seinem Genie und seinen seelischen Abgründen, erschaffen! Dürfen wir von Homers Hexametern heute nicht mehr gefesselt sein, wenn wir wüßten, er sei pädophil gewesen? Den Menschen können wir ablehnen, seine Kunst aber müssen wir unabhängig von unserem persönlichen Urteil bewerten! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbrief zu „Alpenveilchen“ von Stefanie Flamm

 

Meinen Lieblingsblüten haben Sie in der ZEIT, Nr. 6, einen Artikel gewidmet, auch Herztropfen geschenkt. Sie blühen. Warum denn nicht? Cyclamen coum sind die Vorfrühlingsalpenveilchen, mit den Märzbechern die ersten Blüten nach dem Winter, noch vor den Schneeglöckchen. Seit gut zehn Jahren erscheinen sie regelmäßig in den letzten Januartagen, hier, an der Weinstraße, 250 MüM in leichter Hanglage. Und sie verbreiten sich von anfänglich 4-5 gepflanzten Knollen auf eine Fläche von jetzt etwa fünf Quadratmetern. Dicht an dicht. Dazu ausgestreute Satellitenpflanzen in der Wiese. Ganz zauberhaft. Das Werk von Ameisen.

Im Sommer ziehen sie ganz ein, sind nicht mehr wahrnehmbar. Aber anderer Stelle meines Gartens erblühen in einem dichten Teppich die efeublättrigen Cyclamen persicum, im Hochsommer- Vorherbst. Also immer im hübschen Wechsel, einem Pas de deux durchs Jahr hindurch. Meine ersten Anläufe zum Gärtnern wurden von Jürgen Dahl in Ihrer/meiner Wochenzeitung begleitet. Ich erinnere mich noch sehr deutlich an einen Besuch bei ihm, kurz vor seinem Tod. Er war so liebenswürdig und rauchte und plauderte und blinzelte in die Sonne über seinem Garten am Niederrhein. Nun lese ich Ihre Kolumnen. Sehr gerne. Führen sie mich doch zurück in meine Anfänge und Irrtümer. – Ferdinand Kern

 


 

 

Leserbrief zu „Jägerin der verlorenen Düfte“ von Thomas Fischermann

 

In der kleinen beigefügten Karte ist der Ort Teófoli Otoni (wohl identisch mit Teófilo Otoni) verortet. Im Text taucht der Ort aber namentlich gar nicht auf. Es wird zu Anfang gesagt, dass die Suche „im kargen Hochland des brasilianischen Nordostens“ stattfindet. Teófoli Otoni liegt aber im Bundesstaat Minas Gerais, im Südosten Brasiliens. Zum Foto der Botanikerin heißt es, dass sie „in Brasiliens Hochebene“ sucht. Damit ist vermutlich der Planalto gemeint, der in der Tat z.T. in Minas Gerais liegt, aber in keinem der Bundesstaaten des Nordostens. Die keineswegs karge Vegetation auf dem Foto spricht auch eher gegen ein Foto aus dem Nordosten. – Gottfried Tepper

 


 

 

Leserbrief zu „Nur heißer Brei?“ von Hannah Knuth

 

HIPP , die Gläschen hatte ich gern dabei, vor 22 Jahren . Unterwegs Notrationen für mein Söhnchen damals. Inzwischen musste ich erfahren, dass Gläschen für Babies und Kleinkinder als Hauptnahrung über Jahre hinweg üblich sind. So wie Hundefutterdosen, oder Sheba und Trill für Haustiere. HIPP galt als o.k. . Letztes oder vorletztes Jahr bei LIDL. .. .Von HIPP Plastikenten und Ähnliches aus dickwandigem Plastik mit ein bisschen Babywash drin, standen im Regal.

Ich behaupte, das Hipp inzwischen mehr Plastik als sonst was produziert. Interessant auch die Verlagerung der Geschäftssitze. Ich finde HIPP ist bestes Beispiel für Greenwashing, Bio-Verlogenheit etc (Allgäu halt). Herrmannsdorf käme auch noch in Frage. Ich bin jetzt 70 und hab eigentl keine Lust mehr. Aber falls sie das Thema garnicht interessiert lassen Sie es mich bitte wissen. – Oswald Baumeister

 


 

 

Leserbrief zu „Die Unaufhaltsame“ von Jutta Person

 

In der Rezension „die unaufhaltsame“ von Jutta Person (Seite 60 Feuilleton vom 3.2.22) wertet Frau Person: …“ frühe Siebzigerjahre, überall Bohnerwachs und Spießigkeit.“ Gähn. Zum einen ist Bohnerwachs nicht spießig, sondern umweltfreundlich ( vielleicht sogar woke im weitesten Sinne?) Und die pauschale Verurteilung Londons während der Siebzigerjahre ist – mit Verlaub – strunzdoof. Es macht keinen Spaß, solch undurchdachte Verurteilungen zu lesen. – Doris Neubauer

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Ein Modeheft mit der Schauspielerin JULIETTE BINOCHE“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

 

Irgendwie aus der ZEIT gefallen – und überflüssig wie ein Kropf … Was bei diesem das fehlende Jod verursacht, ist beim Heft der fehlende Geist der Vernunft. Beste Grüße an die Design-Abteilung und die Anzeigenakquise, die offenbar die Hauptverantwortung tragen. Ist der Druck wenigstens schadstofffrei, dass man das Papier zum Verbrennen nutzen kann? Was nützen all die grünen Ideen (6 Seiten Green“), wenn die ZEIT zum Umschlagpapier für das auch so edle, aber erschreckend überflüssige Magazin wird. It’s the economy, stupid!“ – ich weiß. Die einen sägen den Ast, und die anderen versuchen ihn wieder anzukleben. „Though this be madness, yet there is method in it.“ Deshalb sind die SUVs ja auch unverzichtbar.- Jörg Marsilius

 

Dieses Zeitmagazin ist außer dem Rezept , Martenstein und der Rätselseite in meinen augen völlig übrflüssig, und dann noch auf tuerem Kunstdruckpapier. Das Magazin wird immer mehr zu einem Modehft für die obere Schickeria. Zum Glück gibt es in der ZEIT immer noch gute redaktionelle Beiträge, sonst könnte ich mir das Geld sparen als kleine Rentenrin. – Geelke Braun

 

Es ist mir ein Anliegen, Sie darauf hinzuweisen, daß mein Donnerstag ein trauriger Donnerstag ist. Denn wieder ist das Zeit Magazin nur ein Modeheft. Kaum Platz für Gedanken, Ideen, Anregungen. Nur Mode. – Thomas Berkmann

 

Seitenweise diese Modepüppchen! Wie tief ist doch DIE ZEIT (einst eine renommierte Qualitätszeitung) inzwischen abgesunken! Ich beziehe diese Einschätzung nicht nur auf diesen Artikel, diese Misere sehe ich zu meiner Bestürzung Woche für Woche in der ZEIT. Das Magazin ist besonders schlimm. Natürlich sehe ich die Ursache nicht allein bei der ZEIT. Sie verliert sich halt auch zusehends im Strudel der Zeit. Andere ehemalige Qualitätsblätter sind ebenfalls dieser Tendenz ausgesetzt bzw. bereits erlegen.

Auch die Kolumne „Prüfers Töchter“ führt in diese Richtung. Diese Banalitäten jede Woche über die Narzissmen einer Familie mit ein paar zickigen Töchtern. Das sind doch Dinge, die sonst niemanden etwas angehen (sollten). Ich lese da immer wieder ein paar Zeilen rein, nicht, weil ich ein Spannertyp bin, sondern um mir die Misere vor Augen zu führen, da mir immer wieder eine innere Stimme sagt: „Das kann doch nicht wahr sein!“ Manchmal ertappe ich mich bei dem Gedanken, Herr Prüfer schreibe gar nicht über sich und seine Töchter, das sei alles ein Fake … Natürlich darf ich nicht vergessen, dass es in der ZEIT immer wieder ganz hervorragende Artikel gibt, die profund recherchiert sind und die ich in großer Dankbarkeit lese. Da finde ich noch vortrefflichen Journalismus … sonst hätte ich das Abo längst gekündigt. Bleiben Sie bitte dran. – Herbert Schenk

 

Wenn die verzweifelt und ratlos drein schauenden Models nicht wissen, was sie mit Rotkohl und Honigmelone anfangen sollen, wir können retten: Großfamilientisch, Initiative der katholischen Pfarrgemeinde St.Paulus, Göttingen. – Edelgard Wilms

 

Ich lese das Magazin nun seit fast 30 Jahen, nicht jede Woche, aber einmal, zweimal im Monat. Die Neugier und Vorfreude auf die neuen Ausgaben lassen aber immer mehr nach, weil meine Erwartungen im Modebereich konsequent enttäuscht werden. Auch im Freundeskreis hat sich die Meinung verfestigt, dass das Zeit-Magazin verloren hat. Hier meine Kritik zur Nr. 6: 1. Am meisten hat mich die Fotostrecke von Ana Kras geärgert: Die Mode und deren Inszenierung, die von einer Zwanzigjährigen auf einer Motorhaube oder fledermausartig (!, ich hab genug von Fledermäusen) hinter einer Blumenvase präsentiert wird, ist nicht inspirirend und lädt auf nichts ein.

Will ich solche Modestrecken sehen, könnte ich mir jede x-beliebige Modezeitschrift kaufen. Sollte sich darin wirklich die Zeit-Magazin-Leserin finden? Die Vollzeitberufstätige, die Mutter, die Akademikerin, die Frau in Leitungsposition, die Frau mit vielen Jahren Berufserfahrung, die Frau, die was erreichen will und die sich auch modisch kleiden will? Wir Frauen träumen nicht davon, sich hinter Blumenvasen zu verstecken, auf Motorhauben zu räckeln oder in Edelkorridoren auf dem Fußboden zu harren, in überteuerter Kleidung, die in Größe 42 endet. Warum präsentiert man nicht aktuelle kaufbare, tragbare und stilvolle Mode für die Frauen, die oben beschrieben werden?

Ich aber habe ja das ZEIT-Magazin in den Händen, ich habe eine Erwartung. Ich erwarte inspierende Foto- und Text-Beiträge, wie Jess Cartner-Morley oder Funmi Fetto für das Guardian-Magazin verfassen: die Philospohie der Schluppenbluse, der Strumpfhose, des Rollkragenpullover, der 10 besten Peelings, des Lippenstiftes in Corall etc. Jede Woche lese ich diese Texte mit Begeisterung und fühle mich gut nach der Lektüre, habe Lust, mich zu stylen und mit Freundinnen darüber zu sprechen – kurz: die Lektüre ist inspirirend. Die Texte der benannten Autorinnem sind nicht nur witzig, beratend und unterhaltend, sondern sie transportieren Stil. Den haben nähmlich auch die LeserInnen des Zeit-Magazins und suchen ihn zu vervollkommnen.

Und die präsentierten Produkte, speziell die Kleidung, sollten sich in einem Preissegment bewegen, das sich die Frau mit einem selbst hart erarbeiteten Einkommen leisten kann. Welche berufstätige Frau mit einem Durchschnittseinkommen von 3000 Euro brutto sollte sich durch diese Fotostrecke zum Kauf animiert fühlen (abgeschnittener Minirock, der aussieht wie vom Flohmarkt, eine Miu Miu Bluse wird um die 300 Euro kosten)? Wie divers sind die Modestrecken des Zeit-Magazins? Wo sind alte, curvy oder unperfekte Models? Da hilft auch nicht, dass das Model ein POC ist, sie ist zwanzig!!! Auch hier nur ein Abklatsch jedes anderen Modeheftes.

Der Guardin ist auch hier wieder Vorreiter: wenn zum Beispiel der weiße Rock von diversen Models in allen Altersgruppen präsentiert wird (fashion for all ages) oder auf Models bei der Präsentation verzichtet wird (fashion fixes for the weekend, 10 best xxx etc). Glauben Sie wirklich, dass Ihre modebewusste Leserschaft, ich vermute im Durchschnitt um die 50, Frauen, die Kinder geboren haben, graue Haare und Falten kriegen, runder werden mit den Jahren (aber nicht fett), mit akademischem Hintergrund, in Leitungspositionen oder solche anstrebend, in kreativen Jobs und neuerdings oft im Homeoffice, dabei modisch und gestylt sein wollen, sich von diesen Fotos, angesprochen fühlt?

Nachdem man der Leserschaft die anspruchsvollen Artikel der ZEIT zugetraut hat, viele Seiten auf hohem journalistischem Niveau, wird die modisch anspruchsvolle Frau in das Korsett überholter Muster der Modeindustrie herabgewürdigt, als ob wir nicht mehr verdient hätten wie zum Beispiel fundierte Texte über Klassiker der Mode, über Trends, über die Geschichte eines Kleidungsstückes, über die Namensgebung für ein Kleidungsstück, über Termini technici des Schneiderhandwerks. Auch hier bedient der Guardian die Leserschaft weitaus vielschichtiger. 2. Die Kolumne Prüfers Tochter ist herrlich und überrascht mich immer wieder, hier spricht der Autor aus Erfahrung. Aber warum muss sich Herr Prüfer zu Stilfragen äußern?

Hier probiert der Autor mit angelesenem und breit recherchiertem Wissen (ganz populistisch darf auch Netflix geschaut werden) über Modefragen zu schreiben – aber den Texten, nicht nur in diesem Heft, fehlt jede Leidenschaft, jedes Feuer, jede Magie, jeder Reiz, den jeder Tag, wenn sich die modebewusste Leserschaft stylt und zur Arbeit oder zu einer Party geht, in sich birgt. Da schreibt ein Mensch mechanisch ohne Leidenschaft über Mode. Blutleer. Mit dem Erfolg, dass die Handschuhe eigentlich nie wieder getragen werden wollen. Es turnt ab, die Texte über dieses wundarbare Kleidungsstück zu lesen. Ha, nach dem Lesen Auf die Hand werde ich nie wieder mit Lust einen Handschuh tragen können!!!

Weil ich dann, so suggeriert es der Text – vielleicht nicht zu meinem Alter stehe oder einer Netflix-Falle erlegen bin. Danke. Dann kann ich ja gleich in Sack und Asche das Haus verlassen. 3. Guo Pei kleidet chinesische Stars ein, hat aber das Privileg, in Westeuropa zu leben und zu arbeiten. Die Arme konnte so lange nicht in Paris sein!!! Die Uiguren werden in China in Lagern gehalten, Regimekritiker verschwinden, eine Tennisspielerin widerruft ihre Anklagen gegen Funktionäre im Fernsehen und Thomas Bach guckt aus dem gemütlichen Fernsehsessel zu. Pei ist Teil der Propagandamaschine China.

Warum wird die Designerin so unkritisch gesehen? Warum erscheint zur Eröffnung der Olympischen Spiele, die von vielen Menschen mit den Spielen von 1936 verglichen werden, ein Loblied auf eine priviligierte chinesische Designerin? Ist Mode politisch? Ja. Und dann ist so ein Artikel unsensibel gegenüber den politisch Inhaftierten, den Sportlern, die über inhumane Corona-Isolationen klagen, weil sie an unbekannten Orten kasaniert und schlecht versorgt werden, gegenüber den Journalisten, die mit Gewalt an der Berichterstattung gehindert werden, gegenüber den Menschen, die mit einer App kontrolliert werden, um an den Spielen überhaupt teilnehmen zu können.

Mit Verlaub, Ihr Magazin braucht ein Make-Over im Modebereich, es ist nicht fit für 2022. Wenn die Lektüre schlechte Laune garantiert, dann muss ich eben auf andere Magazine ausweichen, da hat die Wochenendausgabe des Tagesspiegels mehr zu bieten in Sachen Mode und Lifestyle. Ich freue mich auf das Wochenende und den Guardian. Das möchte ich auch vom Zeit-Magazin sagen wollen. – Constance Gesse

 

Als langjähriger Leser bin ich von dem Zeitmagazin nr. 6 sehr enttäuscht. Sollte das Zeitmagarin in Zukunft gleich gestaltet sein, sehe ich gezwungen die ZEIT zu kündigen. – gerhard maschmann

 

Leider verkommt Ihr Zeitmagazin außer brauchbaren Kochrezepten zu einem Anzeigenblatt für Modefirmen.Wenn Sie eine Schauspielerin interviewen ,muß sich der oder die Leserin dafür i nteressieren,welche Kleidung die Dame trägt?.Um die Seiten zu füllen,wird dann noch Haut Couture gezeigt,von Modells getragen mit einem Gesichtsausdruck wie etwas „neben der Kapp“ wie man bei uns im Schwarzwald sagt .Wenn sie wenigstens hübsch wären.Schade ums Papier. – Dieter Manegold

 

Ich bin ein begeisterter Leser des Zeit Magazins. Tatsächlich freue ich mich jeden Mittwoch schon auf das Heft. Ich hole es Donnerstag Morgen aus dem Briefkasten und stürze mich auf das Magazin. Ein glücklicher Donnerstag. Außer wenn wieder nur ein Modeheft entstanden ist. Sinnlose Fotos untragbarer Kleidung verdrängen kluge Gedanken und Ideen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß die Zeit Redaktion die Mode- und Einrichtungshefte irgendwann wieder aufgibt. – Thomas Berkmann

 

Mit einem breiten Grinsen habe ich diese Kolumne gelesen. Super, dass Herr Martenstein so offen seine Meinung zu diesem Thema kundtut – auch auf die Gefahr hin, einen Shitstorm zu provozieren. Die angeführten Beispiele sind einfach grandios. Meines Erachtens trifft er den Nagel auf den Kopf: Auch wenn etwas Sensibilität im Umgang miteinander selbstverständlich sein sollte: Nicht hinter jedem gesagten Wort verbirgt sich eine Böswilligkeit. – Margit Meyer

 


 

 

Leserbriefe zu „Über Wörter, die man angeblich nicht mehr aussprechen sollte, und den Sexismus der Satzzeichen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Immer wieder haben wir Spaß an Ihrer (oft sehr hintersinnigen) Kolumne. Und diesmal haben wir eigene Erlebnisse zu Ihrem Thema. Wir waren in Moldawien auf Touristenreise. Uns wurde eine Stadtbesichtigung in Soroca (im nördlichsten Osten an der Moldava gelegen) zuteil – und -selbstverständlich- der Spaziergang durch die „Zigeuner-Straße“. Eines unserer Gruppenbilder ist sicher nicht zur Veröffentlichung (wir haben die übrigen Teilnehmer nicht danach fragen können), aber der alte Herr mit Bart (auf einem Bild mit seiner Frau) war nicht abgeneigt. Er bezeichnete sich als „König der Zigeuner“ (sic!), den Titel habe er von seinem Vater geerbt. – Die Gräber des Vaters und anderer Familienangehöriger haben wir auch noch besucht. Soviel zu Z- /N- und andren -Worten. – H. Heßler

 

ich komme mir als ”alter Mensch” (Frau, kurz vor 79) manchmal schon vor, wie der alte Mann in „Ein Tisch ist ein Tisch“ von Peter Bichsel. Aber nun verändere nicht ich die Sprache, sondern meine Umwelt. Und ernte sehr befremdlich Blicke, wenn ich mal ein N-Wort (das heisst aber hier NICHT-Wort) verwende. Wie soll das weitergehen? – Hilde Wecke

 

Warum darf ein N. eine Weißwurst genüßlich zuzeln, ein I. aber keinen Mohrenkopf verspeisen und ein W. sich nicht am Rotkraut laben? Warum darf man weiterhin bedenkenlos das rassistische W-Wort, oft noch versehen mit den diskriminierenden Zusätzen „alt“ und „Mann“ vollumfänglich aussprechen und die W-Wurst vom linken bis zum rechten Ende in den Mund nehmen? Herr Martenstein hat mit seiner spitzen Feder mitten in die Blase der selbstermächtigten antirassistischen Sprachpolizisten gestochen! Dabei entwich eine Menge heißen Gases, farb- und geschmack-, nicht aber geruchlos, das überflüssigerweise die Erdatmosphäre weiter aufheizt! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Mit Interesse habe ich als Abonnent der Zeit (Printausgabe) Ihre Kolumne im Zeit-Magazin 6/22 gelesen. Da Sie sich offensichtlich sehr intensiv mit der (deutschen) Sprache beschäftigen und auskennen, möchte ich Sie auf eine Stelle in Ihrer Kolumne hinweisen, über die ich gestolpert bin: das leidige Genderstern(chen) beim Wort Autor… Nichts gegen die Verwendung von Gender-Sonderzeichen. Aber das Genderstern(chen) benutze ich aus Gewissensgründen auf keinen Fall!

Denn nach den Erfahrungen mit der jüngsten deutschen Geschichte werde ich keine wie auch immer geartete Menschengruppe mit einem Stern kennzeichnen! Die Verniedlichungsform „Genderstern-chen“ macht das alles noch viel schlimmer – eine Verniedlichung wird der Ernsthaftigkeit weder des einen noch des anderen Themas in irgendeiner Weise gerecht! Ich persönlich präferiere derzeit die Weiterentwicklung des Binnen-I zu einem sogenannten Gender-I, wobei das große I nicht einfach nur ein „Trennzeichen“ darstellen soll, sondern für Worte stehen soll wie Identität, Inklusion oder Integration.

Ansonsten empfehle ich die Beidnennung (weiblich/männlich) bestenfalls mit einem „oder“ statt eines „und“ (die Autorin oder der Autor; siehe auch die Ansprache zu Beginn des Schreibens), wobei höflichkeitshalber die weibliche Form zuerst genannt werden sollte. Aussagenlogisch schließt das „oder“ alle Menschen ein, während das „und“ eigentlich nur Menschen umfasst, die sowohl … als auch sind. Ich bin mir bewusst, dass man (auch) dafür sprachlich umdenken muss – aber das ist bei der Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache stets der Fall – und ja auch gewollt! – Gerhard Samulat

 


 

 

Leserbriefe zu „FRIEDRICH UND DAS LEBEN“ von Florian Jaenicke im ZEIT Magazin

 

Ich wollte Ihnen kurz mitteilen, wie sehr ich mich über die unregelmäßig erscheinenden kleinen Updates von Florian Jaenicke über seinen Sohn Friedrich freue. Als die Kolumne 2019 erschien, ist sie mir Woche für Woche näher ans Herz gewachsen. Umso mehr freue ich mich, wenn jetzt noch ab und zu eine Seite „Friedrich und das Leben“ erscheint, wie ein kleines flüchtiges Hallo. Die Bilder und der Text sind so eindrucksvoll und nahbar, und ich danke Ihnen für diesen Einblick. – Lena Brack

 

Was für eine Freude, im Mode-Magazin mit unendlich gelangweilt dreinblickenden Models in hässlichen Klamotten eine neue Nachricht von Florian Jaenicke und seinem Sohn zu entdecken! Ich habe allergrößte Hochachtung vor dieser Familie und wünsche allen ihren Mitgliedern weiterhin das Beste. Bitte erzählen Sie uns weiter gelegentlich von ihr. – Christine Ahrens