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27. Januar 2022 – Ausgabe 5

Leserbriefe zum Titelthema „Jetzt austreten?“ Recherchiert und protokolliert von Jochen Bittner et al.

 

Meine geliebte Kirche . Es ist beschämend für alle Glieder der katholischen Kirche was durch die Medien über unsere Kirchenmänner verbreitet worden ist – Kindesmissbrauch, Machtmissbrauch, Verlogenheit etc.. Aber wenn der dadurch erzeugte öffentliche Druck nicht gewesen wäre, würde es sehr wahrscheinlich weitergehen wie bisher (wie seit Jahrhunderten). Und es gibt Vieles, was durchaus „sanierungsbedürftig“ ist. Doch auch die tonangebenden Männer der Kirche (nicht nur die No-Names) waren immer schon Menschen mit Fehlern, denn sie sind nicht vom Himmel gefallen sondern kommen aus unserer Gesellschaft aus der auch Diebe, Mörder, Lügner, Ehebrecher, aber auch Heilige und Journalisten kommen.

Und trotzdem bin auch ich schockiert, dass Benedikt XVI. wahrscheinlich eine Falschaussage gemacht hat. Aber hat nicht auch der Apostel Petrus in einer unangenehmen Situation gleich dreimal gelogen als er gesagt hat, ich kenne diesen Menschen (Jesus) nicht, obwohl er drei Jahre mit ihm unterwegs war? (Und es gäbe noch anderes Unschönes von ihm zu berichten.) Trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) wurde ihm durch den Sohn Gottes die Leitung der Kirche (die mit Menschen jeglichen Charakters angefüllt ist) übertragen. Kann man also angesichts der Tatsache, dass Jesus die Leitung der Kirche Petrus trotz dessen Mängel übertragen hat, sagen: Jesus: Ja; Kirche nein? Waren es nicht die Apostel (trotz ihrer Schwächen), die Gottes Wort überliefert haben, damit manche heute sagen können: Jesus: Ja; Kirche: Nein?

Wer sich aber nicht nur mit Pressemitteilungen befasst, sondern auch die Bibel bedacht liest, muss bemerkt haben, dass das Fußvolk schon in den Anfängen der Kirche sich nicht alles bieten ließ sondern aufbegehrte, wodurch es zu notwendigen Veränderungen gekommen ist (sh. Apostelgeschichte 6,1-7). Wer also nicht zu allem Ja sagt, was in der Kirche praktiziert wird und notfalls wie die Hellenisten aufsteht, kommt deshalb nicht gleich in die Hölle sondern bewirkt wie jene oft auch etwas Gutes. – Hans Winter

 

WUT, aber warum ich immer noch katholisch bin und es vermutlich auch bleibe werde. Zunächst einmal: Mich erfüllt das letzte Gutachten mit Wut, Entsetzen, Angewidert-Sein und Verachtung. Auch diesmal, schon wieder. Und vor allem: Gefühl für die Opfer. Mitfühlen kann ich es nicht. Denn mir ist es nie passiert. Ich kann nicht nachempfinden. Aber ich glaube, die schrecklichen Gefühle ahnen zu können. Ich verurteile die Täter aufs Schärfste.

Denn wer christliche Nächstenliebe – und dieses Wort schmeckt in diesem Zusammenhang voll bitteren Sarkasmus‘ – predigt, ja (vor)leben soll, sollte sich bei dem kleinsten Aufflackern solcher üblen Gelüste Hilfe holen. Es muss einem doch klar sein, dass dieses Verlangen auf Kinder und Schutzbefohlenen in keinem Kontext harmlos sein kann. Wut. Unendliche Wut. Ich glaube, wie bei vielen Schwestern und Brüdern. Was glauben die, wer sie sind? Was ist, verdammt noch mal – und ich meine es wörtlich, – falsch gelaufen in der Priester-Ausbildung? Diese Frage stelle ich allen an der Ausbildung Beteiligten. Und ich hoffe, dass sich die Beteiligten auch stellen. Vielleicht könnte mal jemand selbstkritisch antworten?

Aber zurück zur Überschrift. Ich bin nicht einfach katholisch und das war’s. Ich möchte unterscheiden, nein, ich unterscheide. Ich bitte Kritiker-, Skeptikerinnen darum nach der nächsten Aussage nicht aufzuhören zu lesen, sondern mir die Chance zu geben, zu erklären, was ich meine. Katholisch, das sind für mich mehrere Facetten. Natürlich ist das, böse gesagt, für die meisten der Weltkonzern, der unter dem Deckmäntelchen der Nachfolge Jesu Christi allerhand befremdliches Verhalten auf ihn zurückführt. *

Aber das ist es eben nicht nur. Katholisch zu sein, ist für mich auch die Spiritualität. Wie ich Gott begegne. Die Art von Gottesdienst, die ich brauche, um Nahrung für meine Seele zu bekommen. Katholisch sein ist für mich die große Gemeinschaft, in der ich lebe und zu Hause sein darf. Weltweit, auf allen meinen Reisen finde ich immer Menschen, die genauso oder sehr ähnlich, wie ich glauben. Mit denen ich im Gebet liebevoll verbunden bin. Millionen, die mich Schwester nennen und die ich Geschwister nennen darf. Wer die Gemeinschaft in der aktiven, ehrlichen Nächstenliebe erfahren durfte, weiß von dieser großen Kraft, die davon ausgeht.

Ja, natürlich kann ich sowohl meine Spiritualität als auch die Gemeinschaft außerhalb des Konzerns katholische Kirche erleben. Aber ich möchte unsere Kirche nicht „denen“ überlassen. Wir sind nicht alle böse. Nicht jeder Geistliche missbraucht, misshandelt, führt unsere Grundidee der Nächstenliebe ad absurdum. Ich sehe die Basisarbeit vor Ort. Die vielen guten Werke, die probieren, das Gesicht, die hässliche Fratze der Erde und des Großkonzerns zu ändern.

Mittlerweile immer mehr verzweifelter. Ich sehe zum Beispiel die Arbeit der Caritas hier in Deutschland, die Sozialdienste auf der Straße, im Seelsorgedienst, die Arbeit der vielen Orden, ich sehe die Arbeit des Vater Emanuels in Indien, der versucht, Kinder aus der Kinderarbeit zu holen und Mädchen vor der Zwangsheirat zu bewahren. Ich sehe die Arbeit der Maristen weltweit – und, und, und… Und ich sehe meine Schwestern und Brüder vor Ort, in den Gemeinden, die erfahrbar machen wollen, was Jesu mit dem Himmelreich auf Erden meinte.

Das alles ist katholische Kirche, katholischer als der Vatikan mitunter und vieler seiner Kardinäle. Dieser Gedanke – sie weiterhin zu unterstützen, ihnen wieder eine Basis zu verschaffen in einer authentischen Kirche – treibt mich an, weiterhin zu bleiben. Ich mag mich daran müde arbeiten, das Gesicht und Herz dieser Kirche (wieder) in ein liebevolleres Lächeln zu verwandeln. „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Amen“ Entschuldige, Luther, dass ich Dich in diesen Zusammenhang zitiere. Ich kann nicht anders!

*(Missbrauch – glaubt ihr wirklich, das Jesu das gewollt hat? Nein, natürlich nicht. Aber das Täterwohl über die Opfer stellen? Really? Oder zum Beispiel Anhäufung von Reichtum? Echt jetzt? Und kommt mir nicht mit dem Argument, dass es für die Armen bestimmt ist, da müssen wir doch beide lachen. Der eine herzlich, die andere bitter). – Kathrin Johanna Teerling-de Vries

 

Well, ich bin aus Deutschland ausgetreten. Mir ist ein perfektes Land lieber , deshalb Kanada. Gehe hier täglich in die Kirche. Ich, ohne Sünde und alle anderen auch. Ha, ha. Da sitzen wir so schweigsam in der Kirche und unterhalten uns mit Gott, uber die Welt, die Freunde und Familie. Hier, im Diesseits geht es halt nicht immer mit rechten Dingen zu. Und für das Jenseits haben wir ja schon alle ein Ticket. – Marianne Werner

 

Jetzt austreten? Wir sind entsetzt und schon längst ausgetreten und noch zu spät, weil das schlechte Gewissen, was die Kirche ihren Schäfchen bei Ungehorsam macht, auch uns lange gehindert hat . Grund war die unfassbare Intoleranz und Überheblichkeit der Kirche anderen Religionen, anderen Lebensauffassungen und-weisen gegenüber , vor allem aber auch der Umgang mit den Frauen . (Unter anderem auch aus eigenem Erleben eines Pfarrers der so ein prachtvolles Exemplar von überheblicher Verlogenheit und Übergriffigkeit war.) Mittlerweile halten wir die ganze Organisation Katholische Kirche für so verrottet, krank , krank machend und unfähig zur Reform, dass wir die Frage zu Anfang nur mit Ja beantworten können. – Josef Kleinkes und Ilona Wiggermann

 

Aufgewachsen in Niederbayern, Klosterschule, sehr katholisches Umfeld, aber niemals irgendwelche Übergriffe von Mitgliedern der Kirche. Und doch ist es mir bis jetzt (Jg. 1953) noch nicht gelungen, mich mit der Institution anzufreunden. Das Zölibat war für mich immer eine Todsünde der Kirche an ihren Dienern. Es will mir einfach nicht in den Kopf, wie ein allein lebender zölibatärer Priester mir Rat bei Lebens- oder Familienkrisen geben soll. Beim Glaubensbekenntnis habe ich immer geschwiegen, wenn es hieß „(ich glaube) an die heilige katholische Kirche…“. Über 30 Jahre als Sekretärin am Lehrstuhl für Südostasienstudien haben meinen Horizont erweitert und mir klar gemacht, daß es viele Wege für ein gutes spirituelles Leben gibt.

Warum streicht man nicht endlich dieser total verkommenen Altmännerinstitution die jährlichen Reparationszahlungen aus dem 19. Jh. wenistens drastisch zusammen, wie es nicht erst in der heutigen Verfassung eigentlich vorgesehen ist? Angesichts dieser unfaßbaren Verkommenheit wäre es sinnvoll. Der Fisch stinkt am Kopf zuerst, bedauern kann man nur die unzähligen fleißigen, integren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. – Christa Gottinger

 

Jeder, der aus der Katholischen Kirche Austritt, ist für diese ein Glücksfall. Es hat der Kirche noch nie gut getan, Mehrheit, Tonangeber zu sein. Ihr Stärke liegt darin, Minderheit zu sein. Das stärkt den Rücken derer, welche sich bewusst entscheiden, dazu gehören zu wollen. Ebenso würde es den Kirchen gut anstehen, sich nicht dem Zeitgeist zu unterwerfen. In dem Punkt ist der Katholischen Kirche und insbesondere deren Anführern ein Kränzchen zu winden. Für mich ist zwar auch unverständlich, wie mit den Missbrauchsskandalen umgegangen wird. Aber, Nobody is perfect. Und wenn das Ganze dazu beiträgt, dass die Mehrheitskirche zur Minderheitskirche wird, hat dieses Verhalten, (NICHT DIE TATEN!!), sogar noch etwas Gutes. – HANS PETER FLÜCKIGER

 

Meine Frage an alle, die in der Kirche bleiben, „um sie mitzugestalten“ und die noch „Kraft und Halt in der Kirche“ finden – würden Sie sich ähnlich entscheiden, wenn Ihr Kind, Ihr Bruder, Ihr bester Freund betroffen wäre? Was bedeutet Ihnen persönlich Solidarität? Jesus wäre ausgestiegen – und zwar längst. – Markus Koppenborg

 

Wenn man Mitglied einer Weltorganisation ist, die sich für ein gutes Leben auf der Erde einsetzt und ein besseres im Jenseits verspricht, sollte man für sie eintreten und nicht austreten, auch wenn das Verhalten von zur Seelsorge Berufenen besonders abscheulich ist. Aber man sollte nicht allzu selbstgerecht sein. Hat nicht so mancher Vater, dem die Schuld seines Sohnes an einer gewalttätigen Auseinandersetzung in der Schule bekannt war, diesen verteidigt mit der Folge, dass das Opfer die Schule verlassen musste?

Hat nicht der Chorgeist einer Polizeieinheit oder Truppe vertuscht, dass Kameraden kriminell geworden waren und dabei die Geschädigten übersehen? Oder der Vorstand eines Konzerns einen übergriffig gewordenen Kollegen zur „einvernehmlichen“ Beendigung des Vertrages überredet, Abfindungen für Täter und Opfer inklusive? Versuchen nicht die Mächtigen eigene schwere Menschenrechtsverletzungen als Staatsgeheimnisse abzustempeln, die Aufklärer zu kriminalisieren und die Opfer zu ignorieren? Wo Ansehen und Ehre eines Kollektivs, dem man angehört, wichtiger sind als Anstand und Ehrlichkeit, bleiben Gerechtigkeit und Opfer auf der Strecke. Das darf nicht sein und muss geahndet werden. Die Katholische Kirche mag ein Alleinstellungsmerkmal haben; wenn’s ums Vertuschen geht, ist sie nicht allein.

Zu Maximalforderungen sollte sich daher nicht jeder berufen fühlen. Viele Täter sind auch Opfer: Es versprechen Hochwürden, dass sie aufklären würden, wer, beherrscht von seinem Trieb, es mit kleinen Jungen trieb. Die Anhänger falscher Sex-Moral empfinden es als große Qual, dass sie als ihre Vertreter selbst Opfer sind und Täter. So manche Ordnung, manche Zucht verdient es, dass man sie verflucht! – Johannes Kettlack

 

Ich bin 47 Jahre. Römisch-katholisch sozialisiert. Über lange Jahre aktives Mitglied der Kirche. Die römisch-katholische Kirche war ein Stück Heimat für mich. Lange habe ich gerungen. Bleiben oder Gehen. Ohne Kirche wollte ich nicht sein. Evangelisch werden? In der evangelischen Kirche habe ich mich fremd gefühlt. Immer hatte ich das Gefühl bleiben zu müssen, um die Stirn zu bieten. Bis zu dem Tag, als meine damals fünfzehnjährige Tochter mich fragte, wie ich Mitglied dieser Kirche sein könnte.

Einer jungen Frau gegenüber zu erklären, warum ich, auch noch als Frau, Mitglied einer menschenverachtenden Institution bin und bleibe – Es war mir unmöglich. Ich bin ausgetreten und habe für mich eine Alternative gefunden. Vor einem Jahr bin ich Mitglied der altkatholischen Kirche geworden. Eine gute Entscheidung, die ich schon viel früher hätte treffen müssen. – Anke Liebald

 

Die Deutschen werden offensichtlich immer bequemer, denn bei bei den Parteien und ihren Bonzen gibt es ständig Enthüllungen, doch die Wähler stört das kaum, nur bei der Kirche nicht, wo viele Enthüllungen gar nicht zutreffen bzw. Gibt es keine Beweise. – Peter Christian Vogl

 

Jetzt austreten ? Ja ! Wenn nicht jetzt, wann dann ? Was darf noch kommen, was muss noch enthüllt werden, wieviele Gutachten braucht es noch ? Es gibt wenig Hoffnung auf den deutschen synodalen Weg. Wer nach Rom will, muss an Köln und Regensburg vorbei, zu einem schwachen Papst Franziskus. Glaube ohne Kirche ist durchaus möglich und kann letzten Endes befreiend sein. Jeder katholische Christ, der nicht die Konsequenzen aus den ekelerregenden Machenschaften der unheiligen Herren, bis hinauf zum ehemaligen Papst, zieht, unterstützt mit seiner Kirchensteuer weiter das unmoralische System des „Kirche über alles“ . Ein Kardinal Marx, der das Wort „Entschuldigung“ vom Blatt ablesen muss, überzeugt mich nicht. Da kommen die Worte vom Papier, nicht aus dem Herzen. Die Täter und ihre Dulder und Vertuscher schlagen Jesus Christus über 2000 Jahre später erneut ans Kreuz. – Michael Zimmermann

 

Wenn es stimmen sollte, und warum auch nicht, dann wurde der „Israelische Gott“ zum Erhalt der gesellschaftlichen Ordnung schon sehr früh von weisen Männern erfunden, damit eine ausserirdische Instanz Anerkennung beim Volk findet. Mit entsprechenden Strafandrohungen und Hilfen zum Sieg über Feinde, zeigte das Wirkung. Die Kath. Kirche hat darin eine einträgliche Geschäftsidee gesehen. Jesus hat ein anderes Gottesverständnis in die Welt gebracht (Bergpredigt Matth. 5ff). Bis Luther und später die Aufklärung das Machtinstrument ins Wanken brachten.

Der jetzige Papst versucht zwar mit Jesus und dessen Gottesverständnis das Ruder ein wenig zu ändern, es nützt wahrscheinlich wenig, das Kirchenschiff fährt an die Wand. Dass ein Grossteil der Kirchenführung den konstruierten Gott nicht für voll nahmen, sieht man jetzt. Die Kirche darf Gott belügen, nur nicht die ach so treuen „Gläubigen“. Das Buch von Jens Schröter und Konrad Schmid, „Die Entstehung der Bibel“ fördert weitere Erkenntnisse zu Tage. – Udo Quarz

 

Vielen Dank für die Statements -pro und contra- des Kirchenaustrittes. In der Ausgewogenheit der Auswahl habe ich auch meine Situation gespiegelt gesehen. Ich bin am 26.11.2022 aus der katholischen Kirche ausgetreten, nachdem ich lange mit meiner Entscheidung gehadert habe. Schlussendlich haben mich zwei Fragen beschäftigt und zum Austritt bewogen. Erstens habe ich mich gefragt, was tut die Amtskirche in Deutschland und auch weltweit, um die Missbrauchsskandale aufzuarbeiten und daraus notwendige Konsequenzen zu ziehen? Die Schicksale der minderjährigen Opfer verdienen eine zeitnahe und schonungslose Aufklärung, ohne Wenn und Aber!

Letztendlich wird es trotz angemahnter Buße für die zum Großteil Minderjährigen Opfer keine Erlösung geben! Der zögernde Umgang mit den Missbrauchsvorwürfen verlangt eine schonungslose Aufklärung, die für viele Kirchenmitglieder den Austritt zur Folge haben wird. Aus der Kirche auszutreten bedeutet nicht die spirituellen und persönlichen (positiven) Erfahrungen der Amtskirche über Bord zu werfen und sich als Christ*in im persönlichen Umfeld für christliche Inhalte zu engagieren.

Unabhängig verbleibt die Frage, warum das Engagement queerer und weiblicher Menschen in der Kirche nicht ausreichend von der Amtskirche gewürdigt und wertgeschätzt wird. Maria 2.0 und der Einsatz vieler Christinen und Christen bleibt bislang ungesehen. Bei vielen Konzernen, wird die Frage nach einer „Quote“ gestellt, in der katholischen Amtskirche ist die Frage der Integration der lasttragenden weiblichen und queeren Leistungsträgerinnen in der kirchlichen (seelsorgerischen) Basis und Führungsarbeit noch in keiner Weise adressiert. Vor dem Hintergrund der aktuellen Bereitschaft der katholischen Amtskirche nicht in einen Dialog einzutreten, sehe ich hier einen weiteren Grund, der mich zum Austritt bewegt hat.

Können wir als Christen/innen positiv in die Zukunft blicken? Ich denke JEIN, die Zukunft liegt in dem persönlichen und beruflichen Umfeld. Kann uns die Kirche helfen? Ja, aber es bedarf eindeutiger Signale, Veränderungen umzusetzen. – PD Dr. Dr Martin Scheer

 

„Was sorgt Ihr Euch ängstlich um die katholische Kirche?“ Hat nicht die zweite Person in der Dreifaltigkeit Gottes, Jesus, der Christus, angekündigt, die „Pforten der Hölle“ würden sie nicht überwältigen? (Ob diese Zusicherung auch für andere christliche Kirchen, etwa die evangelischen, auch gilt, ist nicht bekannt.) Petrus, der Fels, sei der Garant. Ein Qualitätsmerkmal wurde nicht erwartet, Felsigkeit genügte. Haben nicht die Männer auf dem Stuhl Petri in den vergangenen 20 Jahrhunderten bewiesen, dass ein Gott nicht wohlgefälliges Leben des Papstes die Existenz der Kirche nicht gefährdet? Lügen und Vertuschen sind doch nur „lässliche Sünden“ im Vergleich zu den Verbrechen, die sich frühere Päpste gestatteten. Nein, die Hölle wird die Katholische Kirche nicht gefährden, wohl aber vielleicht Vernunft und Unvernunft der „Gläubigen“. – Georg Fritzen

 

Ich habe es getan und kann nur sagen: tut es auch! Es gibt keinen besseren Zeitpunkt. Wer glaubt denn noch ernsthaft an eine Grunderneuerung dieser Kirche ohne dass ihr das Vertrauen und die finanziellen Mittel entzogen werden? So leid es mir um die Arbeit vieler engagierter Laien tut: jeder Cent, der dem Erhalt dieser unsäglich perfiden Machtstrukturen dient, wird zum Teil des Problems. – Dr. Andreas Hug

 

„Jetzt austreten?“ NEIN! Nach der Lehre der römischen Kirche gehören Glaube und Kirchenzugehörigkeit zusammen. Das darf aber nicht heißen, dass die Institution „brutale Fehler“ begeht und der „gläubige Christ“ dafür die Konsequenzen zu tragen hat! An erster Stelle für den Christen der Glaube an Jesus Christus. Für seine Lehre und seine Botschaft habe ich mich entschieden und taufen lassen. Und dies Botschaft gilt gerade wegen der vielen Verfehlungen und Krisen, die durch Menschen herbeigeführt worden sind. Die gesamte Kirchengeschichte ist voll von diesem „Missbrauch“! Als überzeugter Christ glaube ich, dass NUR die Umkehr zur Verkündigung der Botschaft Jesu die Institution Kirche erhalten wird!

Zur Umkehr gehört jedoch auch die Bestandsaufnahme: Wo gibt es systematische Fehler, die der Botschaft Jesu nicht entspricht? Ist der MACHT-Apparat der Kirche im Sinne der Verkündigung Jesu jemals rechtens gewesen? Inwieweit hat die Institution die Bereitschaft, sich von all den „Zöpfen“ zu befreien, die Jesus mit Sicherheit so anfragen würde, wie zu seiner zeit die Pharisäer? Und inwieweit gelingt es dieser Kirche, der Anwalt aller Menschen zu sein, die am Rande stehen? Wenn ausgerechnet Gregor Gysie verlangt, die Kirche müsse erhalten bleiben, denn ohne Religion kann eine Gesellschaft nicht leben, dann kann ich ihm nur zustimmen! ich bleibe in dieser Kirche, weil sie ein Ort sein kann und eine Verkündigungsorganisation ist, an und mit der ich mein leben in Freiheit und Zufriedenheit gestalten kann! – Wolfgang Zopra

 

Das aktuelle Gutachten nennt mindestens 497 Opfer, für die Herr Ratzinger betet und Herr Marx ein Desaster erkennt. Keine personellen Konsequenzen, nichts. Entschädigungen an die Opfer wären teuer: Deren Dunkelziffer geht ja in die Zehn- wenn nicht Hunderttausende. Deutlich billiger ist es, auch weiterhin der Automobilindustrie im Dieselgate Skandal zu folgen: Abwiegeln, hinhalten und aussitzen, solange keine rechtsstaatlich initiierte juristische Aufarbeitung, wie in den USA, droht. Wir sollten die Katholische Kirche als das betrachten, was sie ist: Ein Wirtschaftsunternehmen hinter einer Fassade, wie viele andere auch. – Martin Goik

 

Ich (fast 70, Theologin, ehem. Religionslehrerin) begegne jedem kath. Priester seit Jahrzehnten unwillkürlich mit Mißtrauen. Hat er doch offensichtlich einen Beruf ergriffen im Wissen, daß dieser der Hälfte der Bevölkerung verwehrt wird. Das machte mich wütend. Nie fühlte ich mich wirklich der Kirche zugehörig, immer stand ich als Frau außen vor. Mit 68 Jahren trat ich endlich ohne Hoffnung auf Veränderung dieses Männerbundes aus der Kirche aus und war erleichtert! – Ruth Fisbach

 

Was lässt Menschen Teil einer Kirche sein wollen, deren Führung von jeher Macht, Besitz, Reichtum, Abhängigkeit der Gläubigen, Erhalt der Institution Kirche vor christliche Menschenliebe gestellt hat und unfassbare Perversionen im Namen Gottes begangen hat: Kreuzzüge, Ketzerbekämpfung, Inquisition, Judenprogrome, Hexenverbrennungen, christlicher Kolianismus usw. Alles nur Vergangenheit? Jetzt erst werden (nur die bisher offenkundigen) Verbrechen an Kindern bekannt gemacht. Erst jetzt! Den Tätern hilft Verjährung. Jesus Christus: Kinderschänder gehören „im liefsten Meer ersäuft“ ( s. Mathäus 18/1-6).

Und katholische Strafgerichte versetzten Missbrauchstäter als „Strafe“ in eine andere Gemeinde! Das wurde von der Kirchenführung hingenommen, das Geschehen vertuscht und unter „Vergebung der Sünden“ abgebucht. Da gehört schon eine Menge Verdrängungsbereitschaft und – fähigkeit dazu, dieser die christlichen Werte verachtenden, dominant geführten Glaubensgeneinschaft „Katholische Kirche“ angehören zu wollen. Unter dieser Kirchenführung ist ein unbedingter Änderungswille weder erwartbar, geschweige denn durchsetzbar. Muss man sich da -auch als einfaches Mitglied- nicht auch mitschuldig fühlen?! – Udo Bauer

 

Die Wut und das Entsetzen von Birgit Heinrich über die Verbrechen in der kath. Kirche führen bei Vielen zu der Frage Gehenoder bleiben? Die Frage ist nur: wer sollte eigentlich gehen? Abschiednehmen und damit zurücktreten müssen jene, die weggeschaut und vertuscht haben, ohne wenn und aber. Bleiben und laut werden müssen jene, die eine Kirche der Bergpredigt wollen, in der die Gebote der Solidarität, der Geschwisterlichkeit und Gerechtigkeit die bestimmenden Werte sind. Dazu gehört, dass Ergebnisse eines synodalen Weges nicht am Veto einer Mehrheit der Bischöfe scheitern kann, dass Pfarrer und Bischöfe selbstverständlich gewählt werden und dass Bischöfe ihren Gehalt nicht durch allgemeine Steuergelder beziehen, wie dies das Konkordat immer noch festlegt.

Die Kirche hat ihre staatlichen Privilegien verspielt und es wird höchste Zeit, dass die Staatsanwaltschaft ihrer Pflicht nachkommt, Verbrechen dort anzuklagen, wo sie auftreten – auch in der Kirche. Damit all dies geschieht, dass Zölibat und das Geschlecht keine Zugangsvoraussetzung mehr ist für gewählte Leitungspositionen und wir nahe an den Positionen der Urkirche sind, könnte der Satz von Harald Schmidt eine Empfehlung sein: 1, Natürlich trete ich nicht aus. 2. Will nach dem Zusammenbruch beim Aufbau helfen. – Paul Storz

 

Als ich gestern mit 82 Jahren mein Brot backte, wie ich es schon seit Beginn meiner Ehe vor 55 Jahren tue, merkte ich, dass etwas mit dem Teig nicht stimmte. Er klebte fürchterlich an Knetschüssel und Händen. Beim Auswiegen der Laibe sah ich dann, dass sich noch die 60 g Salz in der Waagschale befanden. Ich hatte vergessen, sie den 7 kg Mehl hinzuzufügen. Nach Hinzufügen des Salzes musste ich den Knetvorgang wiederholen und danach war alles wieder so wie gewohnt. Mir wurde bewusst, was der Bibelspruch bedeutet: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Matthäus 5:13

Investigativen Journalismus, für den ich in einem früheren Leserbrief auch in Bezug auf die Missbrauchsaufklärung Ihre Zeitung lobte, sollte nicht verborgen geblieben sein, dass die christliche Botschaft seit 1830 in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wiederhergestellt ist. Ich machte im Söderblom-Gymnasium Espelkamp der evangelischen Landeskirche Westfalen als Seiteneinsteiger (hatte Maurer gelernt) mühevoll mein Abitur. Fuhr dann nach Kanada, um meinen ältesten Bruder, der zu dieser mit meinen damaligen Augen gesehenen Sekte konvertiert war, wieder auf den evangelischen Pfad zu bringen.

Ich entdeckte aber die Kraft gelebten Glaubens in seiner Familie und entschloss mich, ebenfalls zu konvertieren. Es war neben der Entscheidung für meine Ehepartnerin, einer Goldschmiedin, die ich nach der Rückkehr zum Studium in Hamburg in der Kirche fand, die bestmögliche Entscheidung. Heute haben wir 10 Enkelkinder. Gestern erhielten wir die Halbjahreszeugnisse der Schulpflichtigen unter ihnen mit einem gymnasialen Gesamtnotenschnitt von 1,9. Am meisten erfreut hat uns das durchweg gute Zeugnis des Zweitklässlers Tammo, dem es auf Grund seiner Veranlagung nicht leichtfällt, sich im Schulalltag zurechtzufinden. Jetzt aus seiner textlichen Beurteilung: Ordnung, Sorgfalt, Anwendung von Methoden sowie Konzentrationsfähigkeit – teilweise sicher -, Engagement – sicher -, Teamfähigkeit – überwiegend sicher – und Konfliktfähigkeit – sicher -.

Die drei ältesten Enkelinnen studieren bereits, wobei die ersten beiden sich schon im Masterstudiengang befinden. Eine ist überdies Stipendiaten der Studienstiftung des deutschen Volkes und studiert in Schweden Nordistik. Die vierte bewirbt sich gerade um eine Ausbildungsstelle als Erzieherin, nachdem sie gerade die schulische Pflegerinnenausbildung überraschend erfolgreich zum Abschluss bringt. Sie ist vorgeburtlich durch eine Schwangerschaftsvergiftung geschädigt. Der Mutter hatte man geraten, den Fötus abzutreiben. Auf der Waldorfschule hatte man sie für einen höheren Bildungsabschluss nicht zugelassen.

Viele jetzigen Erfolge in der dritten Generation führe ich auf unsere Mitgliedschaft in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zurück, in der ich neben Berufsschul-Lehrerberuf und Familie 15 Jahre lang auf Gemeinde- und Kirchenkreisebene maßgeblich Verantwortung getragen habe. Fazit in unserem Zusammenhang: Wir brauchen Glauben und Kirche wie das Salz der Erde. Wann wird es in der ZEIT diesen Aufmacher geben? – Walter Nabrotzky

 

Die katholischen Glaubensgeschwister haben mein tiefes Mitgefühl, wenn sie mit ihrer Kirche hadern. Aber warum schreiben alle von der Kirche und vergessen das Adjektiv katholisch? Wir evangelischen Christen sind auch Kirche und, wie ich empfinde, nicht zweitrangig. Was den Glauben an Gott und Christus angeht, unterscheiden wir uns heute kaum noch oder gar nicht und das ist, denke ich, ein große ökumenischer Reichtum. Was die Strukturen angeht, trennen und 500 Jahre. – Erika Schlegel

 

Ich habe gerade die Beiträge der zwei Dutzend Katholiken gelesen. Aus meiner Sicht vereint alle der – teilweise tiefe – Glaube, es hadern aber auch alle mit der Institution. Vielleicht könnte sich die ZEIT für einen weiteren Artikel überlegen, einmal solche Kirchenvertreter zu Wort kommen zu lassen, die die Gläubigen in der Kirche hält. In zwei Beiträgen der „zwei Dutzend“ wird der Münchner Pfarrer Schießler erwähnt, der offensichtlich inspirierend wirkt. Wir haben hier in Köln auch einen begeisternden Pastoralreferenten, Hubert Schneider, der Großartiges in der Jugendarbeit leistet.

Vermutlich zwei Beispiele für Sachverhalte, die sich in vielen Gemeinden wiederfinden. Ich selber bin in einer griechisch-orthodox/protestantischen Familie großgeworden und habe eine katholische Jungenschule besucht. Meine Frau und meine Kinder sind katholisch, meine Tochter steht vor der Kommunion. Das Thema und die Diskussion ist wichtig, eine taumelnde Kirche in unserer VUKA-Welt eine Katastrophe. – Constantin Wlachojiannis

 

Dass so viele Menschen in verantwortungsvoller gesellschaftlicher Position trotz Aufklärung noch immer der grössten Verschwörungstheorie der Menschheitsgeschichte verfallen sind, hat mich erschüttert und zeigt, wie schwierig es ist, sich von den Fesseln einer religiösen Erziehung zu befreien.- Prof. em. Manfred Mutter

 

Nein, nicht die Kirche hat missbraucht, das waren verschiedene Männer! Die Welle der Verbrechen, die jetzt über die unbescholtenen Gläubigen der Kirche hereinbricht und hochgespült wird, ist wieder einmal durch den Machtmissbrauch von Männern verursacht , die hier in der Kirche, in der Politik vergangener Zeit, in der Filmindustrie und in Familien (jährlich 200000fach laut BKA) ihr verbrecherisches Werk offenbar werden lässt. Die Machtstrukturen der Kirche (und anderer männerdominierter Kreise) befördern diese Taten und haben Aufklärung verhindert.

Und die Opfer sind die Leidtragenden, weil sie von gewissenlosen, ihre Stellung ausnutzenden Männern entwürdigt wurden, weil die eigenen Angehörigen ihnen nicht geglaubt, keine Anzeige (nicht einmal anonym) erstattet haben, weil die, die davon wussten, weggeschaut haben, anstatt die Täter vor Gericht und zur Verurteilung zu bringen, die Taten aufzuklären, die Täter zur Rechenschaft und Entschädigung zu zwingen . Und wenn es zu spät getan wurde, war wegen Verjährung die Wahrheitsfindung nicht mehr möglich. Bischöfe haben ihren unmittelbar Untergebenen geglaubt, nicht den Opfern; genauso wie in anderen Strukturen (Chefärzte ihren Assistenten, Schulleiter ihren Lehrerinnen,…) wurden die Opfer nicht gehört.

Ist die jetzige Empörung über manche Bischöfe deshalb so groß, weil die Gesellschaft dabei auch an das eigene Wegschauen und Nicht-Anzeigen der Gräueltaten der Kriegszeiten oder der permanent stattfindenden Kindesmissbräuchen (siehe Münster/Mönchengladbach..) erinnert wird? Wir sollten genauer in unseren Spiegel schauen, sensibler auf Andeutungen von Unterdrückung und Missbrauch von Kindern reagieren und wachsamer sein. Die jährlich vom Bundeskriminalamt vermuteten 200000 Delikte in diesem Bereich mahnen uns alle ! – Alois Lienhard

 

Ich bin erschüttert, dass der Staat die Schwächsten nicht schützt beim Missbrauch durch die Katholische Kirche. Es ist Zeit,das Konkordiat aufzulösen. Es ist Zeit, die staatliche Strafverfolgung aufzunehmen. Es ist Zeit, die Verantwortlichen an den Pranger zu stellen und die 10 Gebote einzufordern. Ich musste mich – als „Ostdeutsche“ – beruflich und ehrenamtlich( Schöffin) mehrfach und bis heute der Stasiüberprüfung stellen. Da greift der Staat auch durch. Der Beauftragte der Bundesregierung ist in seiner Funktion ein zahnloser Tiger. – Cornelia Ober

 

Um es gleich klar auf den Punkt zu bringen. Wer jetzt nicht aus der katholischen Kirche austritt, macht sich zum Mittäter von jahrzehntelangen, unbestraften Morden von Kinderseelen. – Reinhard Schmitz

 

Jetzt austreten? Ein Vorschlag zu weltlicher Sühne. Jeder katholische Priester verzichtet fünf Jahre lang (wer, weiß, was da noch kommt) auf die Hälfte seiner opulenten Bezüge und Pensionen zu Gunsten einer Betroffenenstiftung. Bezüge, mit denen man locker eine Familie mit zwei „Kinderlein“ ernähren kann und die aus Steuern finanziert mit den Folgen der teilweisen napoleonischen Kirchenenteignung begründet sind. Dazu gab es m.W. wohl nie eine Analyse der Herkunft kirchlichen Vermögens aus der frühen Phase der „ursprünglichen Akkumulation“. Laut Wiki die Enteignung und der Diebstahl bäuerlichen Grund- und Gemeineigentums. – H. Gerster

 

Der Machtmissbrauch der Kirchen hat systemische Wurzel, auch im Staats-Kirchen-Recht. Ich bin 1981, nach 19 Jahren Zugehörigkeit zum Jesuitenorden, aus Orden und Kirche ausgetreten, weil ich als bisexueller Mann die systemische Heuchelei nicht länger mittragen wollte, vor allem nicht an verantwortlicher Stelle als Philosoph und Theologe. Ich durchschaute, dass nicht nur die verlogene Sexualakrobatik der Kleriker-Männer fragwürdig ist, sondern auch die theologischen Fundamente : Die Kirche als die sich durch die Jahrtausende hindurch (gar „unfehlbar“) durchhaltende heilige Gemeinschaft, Jesus als der einzige „Sohn Gottes“, unvergleichbar mit allen anderen Meistern der Weisheit in Ost und West?

Ich strebte, nach einer Übergangszeit vergeblichen Werbens für die liberalere altkatholische Kirche (vgl. Spiegel-Artikel „Ungeheure Denkkraft“) , in die Freiheit des philosophischen Denkens an den Universitäten. Wenig gefasst war ich jedoch darauf, dass es aufgrund der Konkordatsverhältsnisse (zurückgehend auf das Konkordat zwischen Hitler und dem Papst von 1933!) nicht allein hunderte hochdotierte theologische Lehrstühle beider Konfesssionen, also Glaubensverkündigung, an den Universitäten gibt, sondern auch philosophische Lehrstühle, bei denen die Kirche(n) Mitspracherechte bei der Besetzung haben.

Offensichtlichere und offfiziellere Einflussnahmen auf die so genannte Freiheit der Wissenschaft als die, die inoffiziell ohnehin von den politischen Parteien ausgeht. Mir wurde die Mitwirkung der Konkordatsphilosophen zum dauerhaften beruflichen Verhängnis, zunächst in Bonn, wo man mich eigentlich – nach einem preisgekröntem Doktorat dort – haben wollte. Bei Bewerbungen anderswo wurde mir heimlich zugeraunt „Wir wollen keinen zweiten Küng,“ obwohl es mir niemals um einen theologischen noch um einen philosophischen Konkordatslehrstuhl ging. Und Küng war – trotz seiner innerkirchlichen Unbotsmäßigkeit – stets konkordatär abgesichert. Diese konkordatsgeprägten Verhältnisse sind der Öffentlichkeit nicht bekannt!

Wenn die ZEIT ernsthaft einen Beitrag zur Aufklärung leisten will, müsste sie an die Wurzeln der quasi „staatkirchlichen“ Privilegien gehen und nicht oberflächlich bei den Missbrauchs-Symptomen stehen bleiben, so ergiebig sie für eine Skandalpresse sind. Der Macht-Missbrauch der Kirche(n) hat tiefere, systemische Wurzeln. Ich möchte aber betonen, dass es mir keineswegs um antireligiöse Polemik geht, dass ich im Gegenteil eine spirituelle, integrale Philosophie vertrete, die das faire Miteinander der Weltanschauungen und Glaubenspositionen gewährleisten könnte. Diese leidet unter einer bloß halben Aufklärung ebenso wie unter dem nun langsam auffliegenden kirchlichen Vertuschungs- und Privilegien-System. – Dr. phil. habil., lic theol., Prof. f. Philosophie u. Sozialökologie a.D. Johannes Heinrichs

 

Nach den Missbrauchsfällen und den Vertuschungsversuchen kann ich jeden verstehen, der jetzt aus der katholischen Kirche austreten möchte. Die katholische Kirche hat sich mit ihrem Beharren auf das Zölibat, den Haltungen zur Homosexualität, zu Scheidungen, zur evangelischen Kirche usw. schon längst selbst ins Abseits gestellt. Sie hat keinen Willen zu Reformen. Der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ist unverzeihlich und widerspricht nicht nur allen Glaubensinhalten. Ebenso ist der Umgang der katholischen Kirche mit den Missbrauchsopfern und den Missbrauchsfällen unverzeihlich. Oberste der katholischen Kirche haben versucht ,die Missbrauchsfälle zu vertuschen, um ihre Institution zu retten, und haben damit das Vertrauen in sie zerstört.

Das ist schlimm, denn auch heute sind die Seelsorge und die karitative Arbeit der Kirche (auch der evangelischen) ein wichtiger und fester Bestandteil für das Leben vieler Menschen . An den Stellungnahmen mancher der zwei Dutzend Katholiken kann man dieses deutlich ablesen. Die allermeisten Seelsorger und Beschäftigten der katholischen Kirche werden ihre tägliche Arbeit anständig verrichten.

Sie geraten jetzt mit in den Strudel des Missbrauchsskandals. Wenn die katholische Kirche auch in Zukunft Bestand und Kirchenmitglieder haben will, muss sie sich offen den Missbrauchsopfern stellen und die Verantwortlichen konsequent zur Rechenschaft ziehen. Dazu gehört auch, eigene Strukturen und Hierarchien zu prüfen und zu reformieren. Kirche ist kein Selbstzweck und kein Platz für Selbst-Inszenierungen, sie muss ein behüteter Ort sein. – Regina Stock

 

Weshalb sollte ich jetzt aus der katholischen Kirche austreten? Wenn die Kirche sich als „Gemeinschaft der Glaubenden“ sieht, so sollte auch jeder Priester, Bischof oder Papst sich mit dem Verständnis in diese Gemeinschaft einfügen, letztlich auch nur ein irrender Mensch zu sein. Dessen sind wir uns doch bewusst und dies bekommen wir mit dem Missbrauchsskandal vor Augen geführt. Viele Fälle für die Staatsanwaltschaft. Hierarchien und Systeme sind von Menschen geschaffen. Wenn diese, wie aktuell die katholische Kirche, unter einem Glaubwürdigkeitsproblem leidet, so wird es Zeit sich selbst zu verändern und zwar nachhaltig oder aber das System wird sich zwangsweise ändern müssen!

Mehr Mitsprache für gewählte Ehrenamtliche, Abschaffung des Zölibats, Frauen ins Priesteramt, Stärkung der Ökumene, etc.. Viele dieser seit Jahrzehnten diskutierten Themen sollten nun endlich angegangen und umgesetzt werden! Der synodale Weg erscheint mir hier eher wieder systembedingt zu der Verzögerung des Entscheidungsprozesses beizutragen. Die Kirche kann nicht mehr viel verlieren, sondern mit mehr Mut zu Veränderungen allenfalls gewinnen! – Peter Hofmann

 

Natürlich! Falls nicht schon längst geschehen! Allein schon, weil die finanzielle Unterstützung von Kriminellen Vereinigungen strafrechtlich relevant ist. Aber damit ist doch das Übel noch nicht bei der Wurzel gefasst: Dieses ganze Glaubensgedusel sollte ein Ende haben. Wir leben im 21. Jahrhundert, da ist Wissen/Erkenntnis/Reflektion und nicht Glauben vonnöten. Merke: „gottseidank gibt es keinen Gott!“ (oder korrekter: keine Gott:innen). Warum es keiner Götter:innen bedarf, kann jeder Student im 2. Semester Astrophysik erklären, den Rest die Studentinnen der Evolutionsbiologie …….. Oder wie Professor Freud so treffend formulierte: „Religionen sind kollektive Zwangsneurosen!“ – Prof. Helmut M. Schmitt-Siegel

 

Wer katholisch ist, muss nun einmal daran glauben, dass das Weib leichter durch den Teufel zu verführen ist als der Mann; er oder sie muss daran glauben, dass Maria leiblich zum Himmel aufgefahren ist; er oder sie muss daran glauben, dass regelmäßiges Fischessen selig macht und dass Homosexualität eine Todsünde ist; ferner: dass das Protzen, Prassen und Prunken mit bunten Gewändern, Weihrauch und goldenen Kruzifixen Gott gefallen wird, und dass ein Tropfen Wasser oder ein Stück Esspapier, ein Fetzen Stoff oder ein Holzsplitter bedeutsamer sein können als der Heilige Geist daselbst. Und wer trotz allem in der katholischen Kirche bleibt, der muss das nicht nur alles glauben, sondern er oder sie muss all das auch glauben wollen! Kurz: Das mittelalterliche Weltbild ist die Raison d’être der katholischen Kirche.

Und nun erwachen Menschen wie Frau Bär und Herr Thieme nach 500 Jahren aus ihrem Dornröschenschlaf und bilden sich ein, dass sie in all diesen Dinge besser Bescheid wüssten als der Papst! Das würde ja voraussetzen, dass sie ein unmittelbares, ein nicht durch das Dogma der Obrigkeit vermitteltes Gottverhältnis hätten. Indem nun einige katholische Laien die ur-protestantische Tugend der Gewissensfreiheit für sich entdecken, versuchen sie, im Schatten des Missbrauchsskandals nun endgültig das Kind mit dem Bade auszuschütten und zugleich auf den einzig richtigen konsequenten Schritt zu verzichten.

Die Frage sei erlaubt, ob diese theologischen Dilettanten nicht auf ihre Weise genauso feige und verlogen sind wie ihre kriminellen Priester. Institutionen wie „Maria 2.0“ oder „Wir sind Kirche“ tragen ihr falsches Bewusstsein bereits im Titel, denn es gibt nur eine einzige theologische Deutungshoheit, und die politischen Strukturen dieser Kirche sind nicht basisdemokratisch sondern feudal-aristokratisch.

Wie lange müssen wir das Gejammer von Menschen, die mit sich selbst nicht im Reinen sind, noch ertragen? Mit ihrer unsäglichen Larmoyanz verhöhnen sie nicht nur die wahren Opfer des Missbrauchs, sondern auch uns Protestanten, denn sie sagen im Kern nichts anderes als das Folgende: Uns ist unsere miese, reaktionäre katholische Kirche immer noch lieber als eure (vermeintlich bessere) evangelische Pseudo-Kirche. So ist es nur folgerichtig, dass für die Herren Lanz, Mertes und Triegel eine Welt ohne katholische Kirche gleichbedeutend mit einer „Welt ohne Kirche“ wäre. Die greifbare Möglichkeit, evangelisch zu werden, wird gar nicht erst in Erwägung gezogen. Welche Art von Gehirnwäsche ist da praktiziert worden?

Karikaturen, die Priester und Mönche als Kinderschänder und Schwerverbrecher zeigen, gab es schon im Italien des frühen 20. Jahrhunderts (abgebildet in der Dissertation Antikatholizismus von Manuel Borutta, S. 208f.). Die ambivalente Gesinnung der selbsternannten Reformkatholiken war noch nie Teil der Lösung, sondern schon immer Teil des Problems. Glückwunsch, Frau Wich! Sie sind der einzige Mensch in diesem Beitrag, der die Dinge klar benennt und die Konsequenzen gezogen hat. Dass es dazu offenbar nötig war, die Qualen des Missbrauchs an Leib und Seele selbst erleiden zu müssen, sagt im Grunde alles aus, was man über die katholische Kirche wissen muss. – Lars Kiesel

 

Die hl. Worte: „ich liebe dich bedingungslos und grenzenlos“ wurden zu einem schmutzigen „Geschäft mit der Angst“ umkonstruiert. Um hier das Wasser abzugraben trete ich aus der Kirche aus. – Roland Besendorfer

 

Manche im Klerus der Katholischen Kirche sollten sich mal fragen, ob Jesu Worte gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer, wie sie etwa der Evangelist Lukas im 11. und 12. Kapitel aufgeschrieben hat, auf sie zutreffen. – Ihr haltet zwar Becher und Teller außen sauber, innen aber seid Ihr voll Raubgier und Bosheit. – Ihr seid wie Gräber, die man nicht mehr sieht, die Leute gehen darüber ohne es zu merken. – Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können, selbst aber rührt ihr keinen Finger dafür. – Ihr habt den Schlüssel (der Tür) zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert.

– Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das heißt vor der Heuchelei. Nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Andererseits ist die katholische Kirche in unserer Gesellschaft ein wichtiges Korrektiv zu Konsumismus und zur Vergötterung des Marktes. Sie zeigt, dass es andere Wege zur Gestaltung eines erfüllten Lebens gibt, und viele Menschen setzen dies in der Nachfolge Jesu um. Alles hat seine Zeit (Prophet Kohelet). Jetzt ist die Zeit die katholische Kirche zu reformieren. Das Pharisäische muss verschwinden. Die katholische Kirche ist zu wertvoll, um daran zu Grunde zu gehen. In dieser Kirche bleiben oder gehen? Ich bleibe. – Dirk Schranz

 

Kirchen-Asyl. Als katholische Religionslehrerin habe ich versucht, mit Hilfe einer Art Selbstanzeige in meinem Bistum (Speyer) einen öffentlichen Diskurs über das Thema gleichgeschlechtliche Partnerschaften in der katholischen Kirche anzustoßen. Gelungen ist es mir nicht – nach meinem Übertritt zur EKD allerdings wurde ich von Bischof Dr. Wiesemann zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Er zeigte Verständnis, als ich ihm erklärte, warum für mich das „Exil“ der einzig konsequente Schritt war:

Als wiederverheiratete Geschiedene in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebend habe ich mich nach kirchlichem Recht selbst exkommuniziert und den Anspruch auf die Missio Canonica verwirkt – im Gegensatz zu all jenen, die trotz angezeigter Übergriffe auf Minderjährige mit Nachsicht und lebenslanger Alimentierung durch Mutter Kirche rechnen dürfen. Er widersprach – als Privatmensch und als Theologe – keinem meiner Argumente. Als Amtsperson gab er der Hoffnung Ausdruck, dass veraltete naturrechtliche Syllogismen allmählich einem modernen Verständnis von Wirklichkeit weichen und damit aufgeklärten moralischen Maßstäben Platz machen müssten. Darauf warte auch ich – und bin bis dahin dankbar für das Kirchen-Asyl bei den Protestanten. – Regina Pfanger

 

Etwas überrascht bin ich von den Reaktionen auf die aktuellen Enthüllungen in der katholischen Kirche. Dabei ziehen sich doch Erschütterungen und der Machtmissbrauch durch die lange katholische Kirchengeschichte. Diese führten schon bald zu den unzähligen Spaltungen in der christlichen Religion. Ob das Ablasswesen, die Verfolgung von Ketzern, die Hexenverbrennungen, „heilige“ Kriege oder das Schweigen der katholischen Kirche zum Massenmord an den Juden, bleiben trotz Schuldbekenntnisse unvergessen.

Den Absolutheitsanspruch hat die Kirche inzwischen zwar aufgegeben, aber zulange war es „Vermessenheit die (göttliche) Offenbarung auf eine endliche Strecke der Erdzeit, auf einzelne Personen, auf ein einziges Buch … beschränken zu wollen“ (Fritz Heinemann). Vor 600 Jahren hätte die Katholische Kirche ihrem Kirchenmann und Bischof und Kardinal von Brixen Nikolaus von Kues in seinem Denken folgen sollen, dass es nur eine Religion, einen Gott gibt, der in unterschiedlichen Formen verehrt wird („Religio una in rituum varietate“).

Der Christenheit und der Menschheit wären mit dieser Einsicht viel Unheil und viele Kriege erspart geblieben. So ist das Verfalldatum einer Religion, die der Menschheit auf die Fragen dieses Zeitalters keine Antworten geben kann, abgelaufen. Dem Wandel unterliegen auch Religionen. Wer jetzt noch auf Reformen und eine Erneuerung der Kirche hofft, hofft vergebens. – Uwe Tams

 

Ja, unbedingt und ohne Wenn und Aber. Die jüngste Vergangenheit hat auf erschreckende Art und Weise gezeigt, dass die Katholische Kirche weder reformfähig noch überhaupt reformwillig ist. Eine Kirche, in der Frauen hinsichtlich Gleichberechtigung nicht stattfinden, hat sich die anhaltende und stetig wachsende Abkehr der Gläubigen selbst zuzuschreiben. Wenn dann noch das 8. Gebot auf höchster Ebene gebrochen wird, kann es keine Alternative zum Austritt geben. – Stephan Poser

 

Die katholische Kirche ist nicht erst jetzt der Gipfel der Bigotterie. Ein Verein von Familienfeinden -Zölibat- und Frauenfeinden betreibt Familien- , Ehe- und Abtreibungsberatung. Das habe ich immerschon lächerlich gefunden. Dieselben Schmierlappen verbieten in den ärmsten Ländern der Welt Kondome und Antibabypillen, damit die Frauen Kinder gebären, denen sie dann beim Verhungern zusehen müssen. Schon immer steht diese Parallelgesellschaft gegen Artikel 3 unseren Grundgesetzes; predigt die Gleichheit aller Menschen und grenzt Frauen, Geschiedene und homosexuelle Menschen aus. Und jetzt wird die Aufklärung der Mißbrauchsfälle solange hinausgezögert, bis auch wirklich alle Fälle verjährt sind. Dieser Moloch ist so überflüssig wie ein Kropf. Christlich-im besten Sinne- engagieren kann man/frau sich grenzenlos ohne diesen „Verein“. – E. Tophoven

 

Meine Mutter wurde 1952 wegen der Heirat mit einem evangelischen Mann von der katholischen Kirche exkommuniziert. Als gläubige Katholikin ging sie weiterhin in die Kirche und die Kirchensteuer wurde natürlich regelmäßig 30 Jahre vom Lohn abgebucht. 1987 an Krebs erkrankt und auf dem Sterbebett verweigerte aus diesem Grund der katholische Priester ihr die Sterbenssakramente und auch die kirchliche Beerdigung. Der Hinweis auf die immer brav gezahlten Kirchensteuern ändere nichts daran.+ Der protestantische Pfarrer im Ort hat sie natürlich kirchlich beerdigt. Die barmherzige katholische Kirche? Noch heute wird mir bei dem Gedanken übel. – Margit A. Holzinger

 

Auffallend ist, dass die meisten der in der Öffentlichkeit stehenden Befragten in der Katholischen Kirche bleiben wollen oder sich nicht klar äußern. Im Vergleich zum Geschwurbel einiger hebt sich die Stellungnahme des ZDF-Chefredakteurs Peter Frey wohltuend ab, der ohne Umschweife ausspricht, was er von der Maskerade hält. Dass es ihn anekelt, dass den Klerikern die Institution wichtiger ist als die Opfer. Dass er Halt und Trost verliert und die Männer in ihren Brokatkleidchen am Altar nicht mehr sehen kann. – Ulrich Niepenberg

 

Nun wird die katholische Kirche von ihrem eigenen Heiligenschein erschlagen! Es wird offenbar dass der „strahlende Schein“ letztendlich nur Schein ist. Der Papst fällt vom hohen Ross der Unfehlbarkeit. Das Bild der unbefleckten Empfängnis (sowieso ein absurdes Konstrukt) wird da absurdum geführt durch missbrauchsbefleckte „Diener Gottes“! Diese patriarchale, männerbündische, katholische Kirche hält sich bis heute für unantastbar, nur dadurch war es möglich sich unzählige Male an unschuldigen Kindern zu vergehen, ohne erkennbares Schuldbewusstsein oder Mitgefühl für die Opfer.

Niemals hätte Jesus solch eine „Hoffart“, solch eine Überheblichkeit seiner ihm nachfolgenden Jünger für gutgeheißen! Beim lesen der vielen berührenden Stellungnahmen zum Thema: „Können Sie in dieser Kirche bleiben?“ bin ich hängengeblieben bei Anna Eichlinger: „Ihr seid Menschen, steht zu euren Fehlern! Auch der Papst ist ein Mensch.“ Unzählige Male wurde von der Kanzel die „Umkehr der Sünder“ gepredigt, jetzt wäre die Gelegenheit der Kirchenoberen mit gutem Beispiel voranzugehen! – Maria Damm-Klein

 

Unwahrscheinlich,daß sich jemand in den Führungspositionen der Kirche in diejenigen hineingfühlt hat, die für die ungestillten Bedürfnisse der Täter herhalten mussten. Diejenigen, die zu jung ,zu abhängig , zu vertrauensvoll waren um zu durchschauen, daß dieser Erwachsene es NICHT GUT mit ihnen meinte, daß ihnen die Auswirkungen ihrer Taten völlig egal waren.

Die Kinder wurden in den meisten Fällen nicht überfallen und vergewaltigt sondern gefügig gemacht mit Schmeicheleien und dem Status. Es waren ja angeblich Experten, die genau über Gottes Willen Bescheid wußten und darüber, was falsch und richtig ist. Sie redeten über Liebe, oft, und wenn es die Kinder nicht besser erfahren hatten, dann glaubten sie das und trauten sich nicht, sich zu wehren. Sie machten die Erfahrung, daß ihr einziger Wert in der Befriedigung der kranken Bedürfnisse der so angesehenen, von Gott berufenen und angesehenen Pfarrer ist. Diese Erfahrung gräbt sich tief in diese Kinder ein, und wenn kein Wunder geschieht, wird das ganze Leben davon geprägt.

Bei einer Institution, die sich nicht voller Entsetzen von diesen Tätern abwendet, die nicht alles Mögliche versucht, um die schmerzhaften Wunden zu versorgen, liegt der Gedanke nahe, daß sie diese Vergehen gar nicht so schlimm findet, daß sie sie aussitzen will, um danach gerade so weiter zu machen. Die evangelische Kirche versteckt sich im Windschatten des Orkans, der gerade über die Katholischen stürmt, vielleicht in der Hoffnung, daß sie übersehen werden. Obwohl dort genau das selbe passiert ist.

Ich habe noch von keinem der Betroffenen gehört, daß ihre schrecklichen Erlebnisse von Menschen aus der Kirche wirklich ernst genommen wurden, daß ihnen Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt wurden, daß ihre Biografien gehòrt wurden, daß versucht wurde, wieder gut zu machen, so weit das geht. Die Betroffenen spûren kein aufrichtiges Bedürfnis der Kirche , die Schuld abzutragen , sondern nur ein Feilschen, aber am besten sollen sie wieder still sein. Wie damals.

Auf einer anderen Ebene passiert das Gleiche wie früher – sie werden weder wert geschätzt noch nimmt man sie in ihrer Not ernst. Sie hôren wieder leere Worte und Hilfe erfolgt nur auf Druck, und nur genau so viel, daß der Schein gewahrt wird. Deshalb sollten alle, die es ernst meinen mit ihrem Glauben, austreten. Und wenn sich jemals etwas ändert, kann man dann ja ruhigen Gewissens zurück kommen. – Ch. Müllermann

 

Wer mit 25 Jahren noch in der Kirche ist, wird nicht mehr austreten, habe ich irgendwo mal gelesen. Ich bin schon vorher ausgetreten, nicht wegen der Kirchensteuer, sondern weil ich das Lügengebäude Christentum endlich durchschaut hatte. Dass ich evangelisch war, hat mich nur etwas länger zweifeln lassen. Die Katholiken habe ich dagegen nie verstanden – das ganze Drumherum, das mich immer an Fastnacht oder Karneval erinnerte. Männer in bunten Frauenkleidern, wie im Mittelalter. Sind die noch normal im Kopf?

Aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis habe ich immer die unglaublichsten Geschichten aus deren Dienst als Meßdiener zu hören bekommen. Da ist nur so von Prügeln, Schlägen und Demütigungen durch die Pastoren und Kaplane die Rede. Scham- und Schuldgefühle, haben die Menschen daran gehindert, über Mißbrauch durch den Pastor oder Kaplan zu sprechen. Zuhause setzte es zusätzlich Ohrfeigen, wenn man über den Herrn Kaplan etwas Schlechtes sagte. Den Kindern hat keiner geglaubt, auch heute noch nicht.

Unglaublich, was ich nun von so prominenten Leuten wie Lanz, Schmidt, Elstner oder Micky Beisenherz lesen muss und frage mich, sind das wirklich die intelligenten Menschen, für die ich sie immer gehalten habe? „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“ Ein Spruch aus meiner Kindheit sagt doch eigentlich alles aus. Selbstvertrauen statt Gottvertrauen ist nötig. Kirche braucht keiner wirklich, zumal, wenn sie menschenverachtend ist. Götter waren zu allen Zeiten Erfindungen von Männern gewesen. Machtmißbrauch der Zweck. Dass ausgerechnet Frauen die letzten Kirchentreuen sind, stimmt mich richtig traurig. Wie der Staat diese mafiöse Kirche immer noch unterstützt, sieht man an den langen Wartelisten für Austrittswillige. – Hans-Otto Lang

 

Soeben habe ich ein e-mail von Ihnen gelesen und bedaure sehr ihre Aufmachung!! Ja ich bin sogar entsetzt! Was haben sie sich bei der Betreffzeile „jetzt austreten“ gedacht!! Was! „Immer neue Enthüllungen und ein ehemaliger Papst, der offenbar gegen das achte Gebot verstoßen hat. Kann man da noch in der Kirche bleiben? “ ist sehr reißerisch und das Niveau von Boulevardzeitungen. Gegenfrage? Was ist der Glaube der katholischen Kirche, an was glauben wir Christen? Darf man Gott und Kirche trennen? Oder zeigen gerade diese Beispiele wie sündhaft die Christenheit – der Mensch ist und sein kann?

Aus der Kirche Austreten heißt, sich von Gott, dem Schöpfer der Welt abwenden, den Menschen, der dies getan hat zu hassen, in aus seiner Schuld niemals zu entlassen, festnageln. Ich entschuldige die Vergehen nicht und bin empört, dass gerade im Schutzraum der Amtskirche das geschehen ist. Es darf jedoch nicht soweit gehen, dass damit der Glaube als solches in Frage gestellt und unschuldige Gläubige gleich mitverurteilt werden. Und gerade das passiert und wird durch die Betreffzeile und er Frage „Kann man da noch in der Kirche bleiben?“ suggeriert und gemacht. Ich bitte daher um mehr Sensibilität bei dem was man schreibt und um eine achtsame Wortwahl. Der em. Papst hat den Medienberichten unter Berufung auf den Mißbrauchsbericht offenbar einen Fehler gemacht.

Als Mensch steht ihm dennoch ein respektvoller Umgang mit ihm zu und darf deshalb nicht verurteilt werden. Es ist daher zwischen dem Menschen em.Papst Kardinal Ratzinger zu seinem ihm zur Last gelegten Vergehen zu unterscheiden. Und dies rechtfertigt nicht die Fragestellung „jetzt austreten?“ Übrigens dies gilt im Umgang mit allen Personen und Personengruppen, die man medial sogerne in die Pfanne hauen möchte. – Peter Gruber

 

Ich bin jetzt 85 Jahre alt. Vor etwa 30 Jahren musste ich meinen Dienst im Seelsorge-Referat der Erzdiözese München und Freising beenden, weil ich eine zweite Ehe eingegangen bin. Schon fast 30 Jahre lebe ich hier an der Costa Blanca glücklich und zufrieden. Bis heute bin noch nicht ausgetreten. Ich kann auch ohne Kirche ein gläubiger Mensch sein. Aber ich habe die Hoffnung, dass vielleicht jetzt – wegen der vielen gutgesinnten Menschen – die Zeit gekommen ist, wo nach diesen endlosen Lügereien sich die Menschlichkeit in den Kirchen wieder durchsetzen kann. Vielleicht hat auch Papst Franziskus – wegen der „Holzköpfe“ in der römischen Kurie – nicht völlig resigniert! – Dieter R. Tröndle

 

Hier meine Meinung zum verbrecherischen Kirchenskandal: Fortlaufend berichtet DIE ZEIT in jeder Ausgabe – und das ist angemessen. Wieso aber steht das Kirchenrecht über unserem Grundrecht? Wieso werden nicht alle Akten in den Tresoren der Bischöfe herausgegeben oder aber mit geschwärzten Seiten einer Studie vorgelegt. Seit Jahren verweigert sich die Politik dem Thema Kirche und Staat. Der Staat vereinnahmt die Kirchen- steuer und der Staat ( wir Normalbürger ) geben den Kirchen jährlich noch gut 550 Millionen Euro dazu.

Auch die deutschen Bischöfe werden nicht von den Kirchen bezahlt. Die müssen wir Bürger alimentieren, dazu reicht das Geld der Kirche nicht. Sowenig sie über die Opfer nachdenken sollte sie doch zumindest über die Mafia-Zustände im eigenen Haus nachdenken. Seit über 10 Jahren geht das nun so, macht aber nichts, die Opfer sterben da- rüber aus. An ihren vermeintlichen eigenen Glauben – an den glaube ich schon lange nicht mehr. Wo ist der Staatsanwalt und das Gericht das für Recht sorgt? Ach ja, wir haben ja das Kirchenrecht und deren egomanen Verbrecher. – Manfred Kühling

 

Ihre Frage nach dem Kirchenaustritt als Antwort auf das Gutachten von München und Freising und die zahlreichen Antworten in der ZEIT erstaunen und irritieren mich. Meinen Sie wirklich, damit würde man dem Phänomen Herr werden? Dazu nur eine ganz kurze Rechnung: 497 Opfer gab es in 74 Jahren bei gut 1,6 Millionen Katholiken im Erzbistum München und Freising. Das bedeutet, dass eine Person von etwa 3200 zum Opfer geworden ist. In Deutschland gab es im vorletzten Jahr 14.500 Opfer sexuellen Missbrauchs – eine Zahl die seit Jahren konstant ist. Rechnet man sie auf die Bezugsgröße des Gutachtens von 74 Jahre um, so kommt man auf über eine Million Opfer. Also ein Verhältnis von etwa 1 zu 80.

Das hieße (wenn man die Verhältnisse so klar trennen könnte): Die Wahrscheinlichkeit, Opfer sexuellen Missbrauchs zu werden, war im Erzbistum München und Freising 40-mal geringer als im Rest der Republik. Das entschuldigt natürlich keine Tat in der Kirche und auch nicht den Umgang damit. Aber hier sehen offensichtlich sehr viele Menschen weg. Und woraus sollen sie austreten, wenn Sie ihnen die wirkliche Dimension des Geschehens vor Augen führen (müssen)? Ich finde, wir sollten alle Opfer anschauen und dann entscheiden, was zu tun ist. – Wilfried Geyer

 

2018 bin ich aus der Kirche ausgetreten. Es war nach einem Gottesdienst im Dom zu Münster, ca ½ Jahr nachdem die Ehe für alle verabschiedet worden war. Der Bischof predigte, er würde sich für den Schutz der „wahren Ehe zwischen Mann und Frau“ einsetzen. Danach erhoben sich alle Gläubigen und applaudierten. Da wußte ich, es ist Zeit einen Schlußstrich zu ziehen. Ich schrieb nach dem Austritt dem Bischof deswegen einen Brief – denn es gab und gibt einen Teil, wo ich vielen Menschen in der Kirche sehr verbunden und dankbar bin – und bekam einen nichtssagenden Brief von seiner Pressereferentin. Es hat mich bestärkt.

Ich bin seit 38 Jahren zufrieden mit meiner Partnerin zusammen, seit 2018 verheiratet. Ich habe lange beim Caritas gearbeitet, dort wußten alle von unserer Beziehung, aber es durfte nicht offiziell werden. Die Geschäftsführung und alle Mitarbeiter*innen waren offen, deswegen habe ich gerne dort 20 Jahre gearbeitet. 2018 war ich „frei“ aus der Kirche auszutreten, da ich nicht mehr dort arbeitete. Die unsägliche Mißbrauchsgeschichte und der Umgang der Bischöfe ist empörend, aber nicht verwunderlich, und es wird Zeit dass die Strafbehörden dort aktiv werden. (Ist sexueller Mißbrauch nicht ein sog Offizialdelikt??) Sie bestärkt mich in meiner Entscheidung.

Gleichwohl gibt es einen Teil in mir, der das Gute der Kirchen gerne bewahren würde: die vielen mitfühlenden und engagierten Menschen in den verschiedenen sozialen Einrichtungen, die Musik (!), manche Kirchen, die eine unglaubliche Energie ausstrahlen, in denen sich seit Jahrhunderten Menschen jenseits des Alltags versammeln. – Friederike Grube

 

Denke selbst. Die Kirche hat die nachchristliche kulturelle Entwicklung Europas wesentlich mitgetragen. Dabei ging sie immer von einer Machtposition aus, die den Menschen vorschrieb, wie sie leben und denken sollten. Das war solange notwendig wie der normale Bewohner und vielfach selbst der Adel ein eigenständiges Denkvermögen nur ansatzweise entwickelt hatte. Aus dieser Machtposition hat sie Fortschritt und Leid über die Menschen gebracht. Dies könnte mit der Aufklärung überwunden sein. Die Menschen sollten sich erdreisten, selbst zu denken (Kant). Doch das blieb in ethischen Fragen allenthalben einer Bildungsschicht vorenthalten, man traute sich nicht das Jahrhunderte währende Korsett geistiger Führung abzulegen.

Doch das ist spätestens jetzt an der Zeit. Die desaströsen weitverbreiteten sexuellen Auswüchse der Kirche zeigen, dass sie sich selbst überholt hat. Und zum Glauben an ein ethisches Ideal, welcher Auslegung auch immer, wird sie nicht mehr gebraucht, das liegt in einem säkularen Staat im individuellen Bewusstsein. Im Gegenteil, sie zwingt den Menschen in überholte Denkstrukturen und nutzt ihre finanzielle Macht diese systemisch durchzusetzen. Selbst ihre karitativen Unternehmen sind mehr Geschäft als Altruismus, sie könnten auch von anderen Strukturträgern gleistet werden. So ist auch ihr besonderer rechtlicher, finanzieller und politischer Schutz obsolet. – Wolfgang Clausmeyer

 

Die Missbrauchsfälle in den christlichen Kirchen, insbesondere in den katholischen, trägt zum großen Teil die Schuld an den steigenden Zahlen der Kirchenaustritte. Die Missgriffe in den unteren Rängen, die Beschönigungen und die Vertuschungen in den mittleren und das krasse Fehlverhalten an der Spitze sind in der Tat inakzeptabel. Aber welche Folgen haben nun diese Austritte für enttäuschte, in tiefster Seele religiöse Menschen, die einer „spirituellen Heimat “ bedürfen? Es liegt nahe, dass sie sich anderen relgiösen Gemeinschaften zuwenden und da wäre es nicht verwunderlich, wenn der Islam die erste Wahl wäre.

Das wäre noch nicht das Schlimmste, wir können gut in friedlicher Koexistenz mit Moslems leben, wenn aber deren „militanter Arm“, die Dschihadisten, die Sache ausnutzen, dann wird es ungemütlich. Die Kräfte, die dazu in der Lage sind, sollten dringend die Missstände beseitigen und damit die Abwanderungen stoppen! Das Fundament unserer Kultur ist die christlich-jüdische Religion, deren Auflösung selbst ein nicht-religiöser Mensch wie ich nicht erleben möchte. – Peter Kania

 

Kostümierte Gottesmänner mit Leitungsgewalt aufgrund heiliger Weihe haben mit ihrem sitten- und rechtswidrigen Amtsverständnis und unentschuldbaren Amtshandeln in der Gemeinschaft der Getauften nach dem Kirchenrechtler Schüller eine „Kernschmelze“ ausgelöst. Allein in Bayern fluten deshalb gegenwärtig nach Bekanntwerden des Missbrauchs-Gutachtens engagierte, gläubige Katholiken, weil angewidert, ohne Schwellenangst die Standesämter mit Terminen für ihr Kirchenaustritts-Verfahren. Sie entziehen mit ihrem Fortgang dem System Kirche Geld und ihren persönlichen Einsatz.

Doch bei dieser Option erweist sich der Bischofsstab in der Institution Kirche als pastorale Keule. Denn wer sich mit dem Austritt als Kirchensteuerzahler entlistet, bekundet im dogmatischen Regelkreis schweres Fehlverhalten gegenüber Gott und der Glaubensgemeinschaft. Darauf steht Exkommunikation als Beugestrafe mit einschneidenden Rechtsfolgen. Heilung erfolgt mit dem Rücktritt vom Austritt und der Rückkehr auf kirchliche Steuerlisten. Salopp: Ohne Moos nichts los in der Heilanstalt mit Jenseitsvorsorge. – Josef M. Kasuch

 

Austreten? Es herrscht in unserer Gesellschaft mittlerweile ein Einvernehmen, dass Kindesmissbrauch, auch wenn er nicht unmittelbar den Tod des Opfers herbei führt, ein schweres Verbrechen darstellt, das die Justiz (Vgl. § 176 StGB) viel zu milde ahndet, sowohl rein strafrechtlich als auch zivilrecht­lich (Schmerzensgeld, Vgl. § 253 BGB, vor 2002 § 847 BGB). Ähnliches gilt für die sog. Vertu­schung solcher Taten, die unter rein strafrechtlichen Gesichtspunkten als Strafvereitelung definiert und bestraft wird(Vgl. § 258 StGB).

Nicht zuletzt die von kirchlichen Stellen in Auftrag gegebe­nen „unabhängigen“ Gutachten über derartige Taten bzw. Unterlassungen von kirchlichen Amtsträ­gern, insbesondere in den großen Diözesen München und Münster, haben aber zweierlei ergeben, einmal dass Abhilfe, um den Opfern gerecht zu werden, unbedingt nötig ist, andererseits gerade mit den Mitteln der Justiz nur schwer durch zu setzen sind, – und zwar deswegen weil viele Opfer und Täter, die in den Gutachten namhaft gemacht werden, zwischenzeitlich verstorben sind, oder aber Zeug*innen für die von den Opfern gegenüber kirchlichen Amtsträgern erhobenen Vorwürfe wegen zwischenzeitlichen Ablebens nicht mehr befragt werden können, oder „gesetzliche Regeln“ für die Entschädigung der Opfer noch gar nicht existieren.

Zusätzliche rechtliche Schwierigkeiten, die durch die jüngsten Gutachten über das Ausmaß der Verstrickung in Missbrauchsfälle besonders in die Kritik geratenen höherrangigen kirchlichen Amtsträgern juristisch zur Verantwortung zu ziehen, ergeben sich aus dem im § 53 StPO Zeugnis­verweigerungsrecht für Priester sowie aus dem in § 203 StPO definierten Grundsatz der Nichtein­mischung von Staat und Kirchen in deren interne Angelegenheiten. Eine rechtliche Einschränkung der besagten Zeugnisverweigerungsrechte wäre auf dem Wege des regulären Gesetzgebungsverfah­rens zwar grundsätzlich möglich, aber nach dem Prinzip „nulla poena sine lege“ nicht ohne weiteres auch rückwirkend durch zu setzen.

Daher halte ich es zwar für verständlich, nicht zuletzt wegen der mutmaßlich großen Zahl nicht aktenkundig gewordenerMissbrauchsfälle, der sog. Dunkelziffer, dass mancherorts dafür plädiert wird, die katholische Kirche insgesamt als eine verbrecherische Organisation einzustufen und haft­bar zu machen, auch wenn unser Rechtsstaat auch dafür kaum Handhaben liefert. Denn gerade auf dem Gebiet der Sexualmoral erweist sich das Sammelsurium an Dogmen dieser Kirche in der Theo­rie und Praxis als besonders prüde, so dass von manchen Laienpsychologen gerade diese Prüderie, etwa in der Form des Zwangszölibats für Priester, für die mutmaßlich besondere Anfälligkeit von katholischen Klerikern für Missbrauchsdelikte verantwortlich macht. Solche Theorien würden ver­mutlich noch nicht einmal ausreichen, den Verfassungsschutz auf den Plan zu rufen, den katholi­schen Klerus zu überwachen, zumal es Hinweise darauf gibt, dass es auch schon außerhalb des ka­tholischen Klerus – vereinzelt? – zu Kindesmissbrauch gekommen sein soll, ja sogar außerhalb der katholischen Kirche insgesamt.

Daher wurde – meines Erachtens nicht zu Unrecht – auch in der „Zeit“ vorgeschlagen, die Op­fer aus einem durch Steuergelder zu finanzierenden Fonds zu entschädigen, zumal durchaus medi­enkundig ist, dass disziplinarrechtlich für Priester, die des Kindesmissbrauchs verdächtigt wurden, verantwortliche Prälaten, welche sich in dieser Angelegenheit vertrauensvoll an hochrangige Vertre­ter der für ihren Schützling zuständigen Strafverfolgungsbehörden wandten, die Direktive erhielten, den Täter wegzuschaffen, – „sonst holen wir ihn!“ – und entsprechend handelten, mit der Folge, dass den betreffenden Gemeinden manchmal übernacht ihr „Seelsorger“ abhanden kam.

Es ist natürlich verständlich, dass der Vorschlag, einen mit Steuergeldern zu finanzierenden Entschädigungsfonds zu schaffen, in manchen Bevölkerungskreisen, vor allem solchen Unmut aus­gelöst hat, die der katholischen Kirche seit langem fern stehen, und daher nicht einsehen, dass sie fi­nanziell für „Schäden“ aufkommen sollen, die eine „Organisation“ verursacht hat, der sie gar nicht angehören.

Diesem Einwand gegen einen staatlichen Entschädigungsfond würde ich mich gerne anschlie­ßen, – wenn Kindesmissbrauch nachweislich ausschließlich in der katholischen Kirche vorkäme und nicht auch in anderen religiösen Gemeinschaften, oder sogar in Bevölkerungskreisen, die jeglichem religiösen Denken kritisch und ablehnend gegenüber stehen, aber es bislang vermieden haben, Gutachten darüber in Auftrag zu geben, ob und in welchem Umfang auch in ihren Kreisen bislang Kindesmissbrauch vorgekommen ist.

Das (Vor-)Urteil der deutschen Gesellschaft scheint fest zu stehen und auch die „Zeit“ scheint sich dem irgendwie angeschlossen zu haben, insofern sie in ihrer letzten Ausgabe titelte: „Austre­ten?“, aber diese Frage durch ihre eigene Berichterstattung auch gleichzeitig beantwortete: Miss­brauch ist in erster Linie ein Problem der katholischen Kirche und wird sich mit deren Verschwin­den von selbst erledigen.

Dabei hat es diese Probleme, an denen zur Zeit vor allem die katholische Kirche zur Zeit her­um laboriert, fast schon seit eh und je gegeben. Ein gebürtig aus Tarsus stammender Zeltmacher und religiöser Jude ruft in einem Sendschreiben Mitte der 50-er Jahre des 1. Jahrhunderte unserer Zeit­rechnung eine Gemeinde von Christen in der griechischen Hafenstadt Korinth zur Eintracht auf. Ein gewisser Saul, der sich später Paulus nennen ließ, erwähnt darin zunächst Zwistigkeiten und sogar einen schweren Fall von Missbrauch sowie die üble Angewohnheit von zerstrittenen Gemeindemit­gliedern, ihre Zwistigkeiten vor Gericht auszutragen, bevor er ihnen das Wort Gottes vor allem als einen Auftrag Gottes erläutert, einander immer und überall mit liebevollem Erbarmen zu begegnen.

Ob dieser Paulus mit seinem „Hohen Lied der Liebe“ die streitenden Parteien tatsächlich zur Versöhnung anzustiften ist leider nicht überliefert. Aber bis zum Beginn des 2. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung müssen sich bestimmte Missstände in vielen gräkophonen christlichen Gemeinden doch wieder so sehr verschärft haben, dass sich ein schreibkundiger Autor dazu durchrang, seine Glaubensbrüder durch ein völlig neues Evangelium wieder auf die Spur des wahren Wortes Gottes zu bringen, das „Euangelion kata Ioannem“, das bereits in seinem Eingangskapitel den Leser bzw. Zuhörer mit einer völlig neuartigen Deutung des „Fleisch gewordenen Wortes Gottes konfrontierte, nicht zuletzt in dem Satz „…. kai ho logos sarx egeneto kai eneskosen en hämin …“, welcher in der Vulgata noch relativ korrekt mit „ … et verbum caro factum est et habitavit in nobis …“ (Vgl. Joh 1,14).

In dieser Form wurde der Satz noch bis zum 2. Vatikanums in jeder Messe im Rahmen des sog. Schlussevangeliums von dem Priester verlesen. Erst im Zuge der Liturgiereform wurde das Ein­gangskapitel des sog. Johannesevangeliums (Joh 1, 1 – 14) nur noch ein einziges Mal verlesen, näm­lich als reguläres Evangelium am Sonntag nach Neujahr, und natürlich in deutscher Sprache, in sich vor allem die Übersetzung von (Joh 1,14) bei genauerem Hinsehen ausgesprochen fragwürdig er­weist:

„… und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt…“, gleichsam als ob auch der Verfasser des vierten kanonischen Evangeliums das Leben des Fleisch gewordenen Wortes Got­tes – nicht anders als die Verfasser des Matthäus Evangeliums und vor allem des Lukasevangeliums – nur als ein zwar bedeutsames, aber dennoch lediglich singuläres historisches Ereignis hätte gedeu­tet wissen wollen.

In Wirklichkeit sind wir wahrscheinlich gut beraten, wenn wir den Ausdruck „en hämin“ im Eingangskapitel des Johannesevangeliums bzw. „in nobis“ nicht mit „unter uns“, sondern mit „in uns“ wieder geben, d.h. als einen sich in jedem Menschen wiederholenden Vorgang, unabhängig davon, ob er getauft wird, einer Kirche angehört, womöglich an Gott glaubt oder nicht. Wahrschein­lich meinte der Evangelist mit dem „Wort Gottes“ das deontologische Gewissen, das jedem Men­schen angeboren ist.

Es hat also den Anschein, dass es im Christentum schon sehr früh Streit über die Substanz des Glaubens sowie über den Umgang mit Sündern gegeben hat, den man im Johannesevangelium ver­mutlich vermutlich das letzte durch eine Reformulation des Evangeliums selbst, d. h.durch das Be­kenntnis zum christlichen Hauptgebot der Liebe und das Prinzip der Offenheit gegenüber allen Menschen überwinden zu können glaubte.

Bereits ab dem vierten Jahrhundert begingen maßgebliche kirchliche Kreise jedoch einen völ­lig anderen Weg, um die zentrifugalen Kräfte innerhalb der Christenheit wieder „einzufangen“, un­ter Berufung auf das sog. Apostelkonzil in Jerusalem, einen Weg, den höherrangige Prälaten in der katholischen Kirche heute als „den synodalen Weg“ bezeichnen, und der im wesentlichen darin be­steht, dass sich mit Leitungsfunktionen betraute Geistliche über bestimmte Fragen der Kirchenlei­tung und bestimmte Glaubensinhalte verständigen, – mit der bekannten Folge, dass solche Konzilien bereits in der Antike einerseits immer wieder zur „Verfeinerung“ der Glaubensbekennt­nisse führten, andererseits aber auch zu Abspaltungen und zur Verketzerung Andersdenkender als Andersgläubige und Ungläubige.

Und daran hat sich auch seit dem Spätmittelalter leider nur wenig geändert: Auf dem Konstanzer Konzil verstieg man sich sogar so weit, den armen Jan Hus als Hauptketzer auf dem Marktplatz von Konstanz zu verbrennen. Nach dem Tridentinum fanden fan­den vielerorts sog. Autodafés für Ketzer statt, wobei man allerdings auch außerhalb der katholi­schen Kirche mit An­dersgläubigen nicht gerade zimperlich umging.

Selbst die Aufklärung änderte an dem Prinzip der Verketzerung Andersgläubiger wenig, auch wenn die Macht der Kirche danach allenfalls noch zur „Exkommunikation“ Andersgläubiger reich­te, von der sie aber im Gefolge der beiden Vatikanischen Konzile( 1870 und 1962 – 1965) um so be­herzter Gebrauch machte, wie die „Fälle“ Drewermann und Küng eindrucksvoll belegen.

Das Grundübel der Organisation „Katholische Kirche“, das „systemische Versagen“ von dem Kardinal Marx gerne spricht, scheint immer noch darin zu bestehen, dass die „Liebe“ ihrer führen­den Köpfe „fehlte“ – d. h. nicht etwa nicht vorhanden war, sondern ihr eigentliches Objekt verfehlte, – nicht den Menschen galt und gilt, welche die Kirche bildeten und bilden, sondern lediglich der die letzteren in allem gängelnden Organisation Kirche.

Und dass diese im Gefolge des gegenwärtigen Missbrauchsskandals völlig vor die Hunde zu gehen scheint, brauchte eigentlich niemand zu bedau­ern, wenn sich damit auch das Problem des Missbrauchs gewissermaßen von selbst erledigte, wie auch ein Großteil von Leser*innen der „Zeit“ anzunehmen scheint. In Anbetracht der Nachrichten, dass es auch schon außerhalb der katholischen Kirche zu Fällen von Missbrauch und Vertuschung gekommen sein soll, lässt mich jedoch zögern, dem mutmaßlich schon bald eintretenden Exitus der katholischen Kirche mit allzu großer Gelassenheit entgegen zu sehen.

Zu schlechter letzt: Auch wenn man gerade in letzter Zeit hochrangige katholische Kleriker, wie den armen Josef Ratzinger, beim Lügen erwischt hat oder einen anderen, wie den allzu selbst­gerechten Reinhard Marx durch seine Hinweise auf ein Systemversagen, beim Relativieren der ei­genen Schuld oder im Hinblick auf viele „Täter“ und „Vertuscher“, deren „Fälle“ nicht aktenkundig geworden sind, mit einer gewissen Berechtigung von einer „Dunkelziffer“ reden darf, – rechtfertigt dieses weder rechtlich noch moralisch, alle katholischen Priester unter einen Generalverdacht zu stellen.

Meines Erachtens haben die deutschen „Qualitätsmedien“ sensibler und segensreicher re­agiert, als es etwa in der Diskussion um den sog. Radikalenerlass darum ging, ob nur überführte Verfassungsfeinde nicht in den Öffentlichen Dienst übernommen werden sollten, oder ob auch sol­che jungen Leute, die nur gemeinsam mit solchen zeitweilig ein und demselben Verein angehört, an denselben Demos teilgenommen oder gar nur einmal mit solchen gemeinsam mal Fußball gespielt hatten. – H.F. Reinhardt

 

Zu der Diskussion möchte ich Herman van Veen zitieren: …… Der Teufel ist in die Menschen gefahren. Die Menschen denken heutzutage, dass sie selbst Gott sind Und sitzen lieber auf ihrem Hintern in der Sonne. Ha Und Gott lief fröhlich pfeifend aus Kirche auf den Platz. Da sah er auf einer Bank einen kleinen Kerl in der Sonne sitzen. Und Gott schob sich neben das Männlein, Schlug die Beine übereinander, Und sagte: Kollege. # Der Mensch ist Gott, Gott ist der Mensch. Von Institutionen und ‚Stellvertretern‘ ist hier keine Rede und es herrscht kein wirklicher Bedarf. Kirche darf zurück zu den Menschen finden. –Eberhard Goette

 

Die Frage ist doch einfach zu beantworten, denn ein Vergleich gibt die Antwort! Kirche , , Mafia/ Pabst , Boss/ Kardinal, Unterboss/ Bischof, Capo/ Pastor, Soldat/ Gläubige, Mitglieder/ Geschäftsmodell: Glaube, imaginärer Schutz/ Eigene Gesetzgebung, Eigene Gesetze. Kirche und Mafia streben nach Reichtum und Macht. Hier größter Landbesitzer in Deutschland und Billionen $ – Vermögen in Aktien, dort Schwarzgeld und Geldwäscherei! Weltweit! Das Schweigegelöbnis greift in beiden Vereinigungen. Der Mafia tritt man nicht bei und wenn man in der Kirche ist, tritt man aus! >An Gott glauben kann man auch ohne Steuergelder!< – Peter Janssen

 

Bei dem Artikel darüber, ob man in der katholischen Kirche bleiben oder austreten solle, habe ich Informationen über die altkatholische Kirche vermisst. – Rolf Zähringer

 

Ich bin Katholik und möchte es bis an mein Lebensende bleiben. So fühle ich mich zu kritischen Anmerkungen berechtigt, vielleicht sogar verpflichtet. Die katholische Kirche bedarf dringendst der Reformation an Haupt und Gliedern, wie zuletzt im späten Mittelalter gefordert. Das heißt für mich: 1. Aufhebung des Gebots der Ehelosigkeit für Prieser 2. Zugang von Frauen ins Pastoral 3. Neuordnung der Sakramente: Taufe, Erstkommunion und Firmung als ein Sakrament nach Wahl der Heranwachsenden unter Beratung der Erziehungsberechtigten und/oder der Religionspädagogen

4. Abschaffung des obligatorischen Ehesakraments 5. Neuordnung des Klerus einschließlich eienr Neuorientierung und Neuordnung des Papsttums 6. Abschaffung der Feiertage soweit diese kirchliche Feiertage sind, dafür für die abhängigen Beschäftigten kalenderjährlich 5 Tage zusätzlicher Urlaub Soll es, wenn nichts geschieht, so kommen, dass weltweit irgendwann 12 Menschen die katholische Kirche wiederaufbauen. Ich grüße alle, die sich zu diesem Titelthema geäußert haben. – Franz Josef Küpper

 


 

 

Leserbriefe zu „Schuss nicht gehört“ von Jörg Lau

 

Das stimmt schon: Manche haben den „Schuss nicht gehört“. nur ist die Ortung derer, die dazuzählen, nicht so einfach. Und in der Tat stimmt die heutige Ankündigung der neuen Oberkommandierenden der deutschen Truppen zu Lande, zur Luft und zu Wasser, schon fast humoristisch, wenn sie verkündet, das „Big Germany“ 5000 Helme in die Urkaine liefert. Das könnte man auch als „Fliegenfängerei“ bezeichnen, wenn die Lage nicht zu ernstt wäre. Aber warum ist sie so ernst? Zunächst lohnt immer ein Blick auf den Ausspruch, des sich schon damals 1878 auf der Berliner Balkankonferenz als ehrlichen Makler verstehenden damaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck, der dort der Weltöffentlichkeit verkündete: “ Der Balkan ist mir nicht einen gesunden Knochen eines einzigen pommerschen Grenadiers wert“.

Und Recht hatte der Namensgeber meines Schulgymnasiums. In der Ukraine leben gut hundert Ethnien.Und das schon seit Ewigkeiten. Auch 17,7% Russen nach amtlichen Studien.Ob die 5000 Helme nun als Suppentöpfe gebraucht werden sollen, ist mir nicht bekannt. Bekannt ist mir aber aus meinen Studien, dass es sehr gute Gründe für ein Waffenexport- verbot in gewisse Regionen der Welt gibt, gerade für Deutschland mit seiner immer noch schicksalbehafteten Vergangenheit. Dieser „new look“, den die Strategen in Washington seit 1997 in ihre Natoosterweiterung hineinzu- bringen versuchen, birgt große Risiken in sich. Jede Expansion – ob von Westen nach Osten oder von Osten nach Westen – hat ihren Preis. Deutschlands Politik hält hier aus guten Gründen an einem Prinzip, manche sagen Dogma, fest. Man muss die Dinge immer vom Ende her denken, auch diesmal. – Dr. Detlef Rilling

 

Wie verlautet wird sich die Lieferung der 5000 Helme an die Ukraine noch etwas verzögern. Erst einmal muß geklärt werden ob es Fahrradhelme sein sollen und wenn Gefechtshelme, dann müssen die erst noch weiß lackiert werden. – Siegfried Wache

 

Nachdem ich Ihren Artikel gelesen hatte, erinnerte ich mich an ein paar Sätze, die ich wahrscheinlich einmal in der Zeit gelesen habe. Sie besagten etwa: Die Politik pflegt eine Sprache, die den Problemen nicht angemessen ist, und damit werden diese nicht mehr lösbar. Das scheint mir bei dem Thema Ukraine und Corona so zu sein. Für Ukraine gilt der Jahrtausende alte Satz: Si vis pacem para bellum. Und wenn man autoritäre Systeme streichelt, wird der Frieden nicht wahrscheinlicher. Ebenso gilt für Corona: Impfen mit den heutigen Impfstoffen ist das Mittel gegen die Pandemie. Wer das nicht begreift und nicht klar aussprechen will, der eiert mit den Aussagen und Maßnahmen so herum, wie die Politik heute. Glaubhaft ist die Politik weder in dem einen noch dem anderen Fall. Dabei will ich Herrn Lauterbach bei dem 2. Thema gern ausnehmen. – Dr. Walter Engel

 

Meine Vorfahren mütterlicherseits stammen von der Krim, weshalb mich die Lage in der Ukraine seit Jahr und Tag schmerzlich berührt. Im Gegensatz zu Herrn Lau bin ich nicht der Meinung, dass die Entsendung von Waffen – von welcher Seite auch immer – zu einer Lösung des Konflikts beitragen kann; dies dürfte auch insbesondere der Bericht von Herrn Thumann auf Seite 2 verdeutlichen.

Es erscheint hingegen dringend geboten, besonnenen und besänftigenden Stimmen, auch in der Presse, mehr Gewicht zu verleihen. Ohne die Souveränität der Ukraine in Frage zu stellen, muss dabei auch der russischen Seite vorurteilsfreie Aufmerksamkeit geschenkt werden, um schließlich geduldige Schritte einleiten zu können, die klüger sind als beispielsweise das Bereitstellen von Haubitzen aus alten DDR-Beständen oder das ernsthafte Erwägen eines Guerillakrieges (vgl. S.2). Ich betone dabei, dass von besagter russischer Seite natürlich auch ein sinnvolles und verantwortungsbewusstes Agieren erwartet werden muss.

Es wird kein Weg daran vorbeiführen können, die besonderen demografischen Gegebenheiten in der östlichen Ukraine zu anlysieren, zu begreifen sowie intelligente und vor allen Dingen vernünftige Schlüsse daraus zu ziehen. Am Ende könnte ein verfeinerter, der Komplexität der Lage wirklich gerecht werdender neuer Sonderstatus für die Region stehen, der international und von den beteiligten Volksgruppen anerkannt werden kann.

Zwischen den Menschen der Ukraine und Russlands gibt es unzählige familiäre Beziehungen und historische Verflechtungen einer enormen Bandbreite von bitteren und frustrierenden Erfahrungen, doch auch von gelungenem Zusammenleben. Diese Sachverhalte müssten doch eigentlich jeglicher banalisierender Reduzierung des Konfliktes auf ein Gut-Böse-Muster, das nur Hitzköpfen und Kriegstreibern hilft, im Wege stehen. Wie man nach den Erfahrungen bis in die jüngste Vergangenheit hinein immer noch auf Waffengewalt setzen kann, erschließt sich mir nicht. – Robert Hartung

 

Wer da welchen „Schuss nicht gehört“ hat Herr Lau, sei mal dahingestellt. Dem Leser Ihrer „strammen Haltung“ in Sachen europäische Ostpolitik bleibt das Lachen schon lange gallig im Hals stecken. Und was die Dogmatik angeht, kämpfen Sie an vorderster Front, aber immer aus der sicheren Schreibstubenperspektive. Die Überzeugung „keine Waffen in Krisengebiete“, schon gar nicht in geopolitisch „systemrelevante“ Hotspots, teile ich mit der Mehrheit der deutschen Bevölkerung, trotz Einheizern wie Ihnen. Ebenso den Wunsch nach auskömmlichen wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland.

Wie Sie als Sprachrohr der uralten aber brandaktuellen NATO-Maxime Lord Ismays profitieren -die Russen außen vor, die Amerikaner im Geschäft und die Deutschen kleinhalten- weiß ich nicht. Ich möchte aber beispielsweise, dass Deutschland mittels der Nordstream-2-Pipeline die geschickt auf Kosten der deutschen Bürger eingefädelte – und mit amerikanischem Wohlwollen bedachte – „Energie-Intrige“ einiger osteuropäischer EU-Neuzugänge parieren kann. Nur das Handelsblatt erwähnt bislang diese heiße Kartoffel.

Schon seit über einem Monat kann durch die Jamal-Pipeline (die durch Ukraine und Polen läuft) nicht wie eigentlich vorgesehen russisches Gas in deutsche Speicher gepumpt werden, weil durch sie im Rückwärtsgang von korrupten deutschen Gashändlern das Gas aus deutschen Speichern mit bis zu 400% Gewinnspanne in großer Menge zurück nach Polen und die Ukraine verkauft wird. Offiziell um dem polnischen Wunsch nach „energiepolitischer Unabhängigkeit von Russland“ zu entsprechen. In der Zeit, in der das eingedeutschte russische Gas via Jamal-Pipeline in polnische Speicher gepumpt wird – und von dort weiter auch in die Ukraine – kann durch die selbe Pipeline kein russisches Gas in deutsche Speicher fließen.

Über die herbeigeführte „Gasknappheit“ dürfen die Gashändler dann noch dem deutschen Bürger „steigende Energiekosten“ in Rechnung stellen. Doppelter Gewinn. Und geopolitisch „beweist“ der Coup bei entsprechender Berichterstattung, dass Russland als „unzuverlässiger Vertragspartner“ „den Gashahn zudreht“. Toll! Fast wie im Märchen „Sieben auf einen Streich“. Wer solche lustigen Freunde hat braucht keinen Feind mehr. Aber erst recht nicht weitere Freunde dieser Denkart in der EU, nur um Amerikas imperialistische Ambitionen zu „befrieden“. An einen erzwungenen Kriegsbeitritt per amerikanisch verordnetem Bündnisfall möchte ich gar nicht denken! – Monika Fath-Kelling

 

Hiermit kündige ich ab sofort sowohl die Zeit als auch Zeit Geschichte. Der Grund liegt letztlich an zwei journalistischen Ausreißern in diesem Jahr: Frau Hildebrand machte vor einigen Wochen einen Ausflug in das Leben von Frau Nahles. Darin berichtete sie u.a. von schicksalhaften Einschränkungen (an der Armutsgrenze wandelnde Alleinerziehende) und vom parteipolitischen Nachtreten bei der großen ehemaligen SPD-Vorsitzenden. Als ich dies als aktives Mitglied der SPD las, stockte mir fast der Atem: Alleinerziehend mit vielleicht 10-15.000 € monatlichem Einkommen, welch eine alltägliche Not leidet da Frau Nahles!!

Und zum Nachtreten nur soviel: wer Franz Müntefering in schäbigster Weise absägt, sollte sich nicht allzu große Ansprüche an die eigene Befindlichkeiten haben. Aber der Kern der Kritik richtet sich an Frau Hildebrand: welche Drogen werden in der Zeit Redaktion vor dem Schreiben eines solchen Artikels eigentlich eingenommen (oder müssen sie eingenommen werden?)? Wie weit entfernt ist die Zeit Redaktion entfernt vom „normalen“ Leben? 10-15000€ monatlich… das dieser „Schicksalsschlag“ sie trifft, wünschen sich ganz viele Menschen in der BRD. Bitte liebe Zeit Redaktion: beim Schreiben nicht kiffen, irgendwie ist die Wahrnehmung doch eingeschränkt. Übrigens liebe Zeit Redaktion, ihre Leser*innen gehören nicht nur der Oberschicht an!

Heute schreibt Herr Lau in “Schuss nicht gehört“ über Waffenlieferungen an die Ukraine. Die Schlagzeile ist völlig in Ordnung, nur hat Herr Lau den Schuss nicht gehört. Wie er in dieser kritischen Lage auf die Idee kommt, die Ukraine mit einem Minimum an Waffen zu einem (potentiellen) erfolgreichen Kampf gegen Russland zu verhelfen , bleibt völlig im Dunkeln. Immer schön kalter Krieger spielen, aus der Geschichte nur ja nichts lernen – so ist das bei der Zeit? Ich jedenfalls würde auf einen aggressiven Gegner wie Putin, nicht mit dem untauglichsten Mittel -töten von Menschen, Zerstörung von Städten – reagieren.

Hier braucht es Verhandlungen und kein aufschaukelndes Kriegsgeschrei. Aber aus den hohen und trockenen Räumen der Zeit Redaktion hat man wohl einen anderen/besseren Blick auf die Welt!! Vielen Dank für viele interessante Beiträge, aber was zu viel ist (Oberschicht), ist zu viel (Menschen im alltäglichen Sein). – Peter Bender

 

Dieser Artikel ist an Zynismus kaum zu überbieten. Was, bitte schön, wären denn nichttödliche Waffen. – Bernd Guth

 

Diesen Artikel kann man nicht unwidersprochen stehen lassen. Glücklicherweise kam es bisher noch „nicht zum Schuss“. Wirtschaftsminister Habeck hat seine undurchdachte Aussage zu Waffenlieferungen an die Ukraine nur einmal ausgsprochen, im Sommer letzten Jahres. Großer Gegenwind und keine Wiederholung dieses Unsinns. Dann gibt es im Artikel von Herrn Lau noch weitere unwahrhaftige Aussagen darin. – Die deutsche Wehrmacht hat damals nicht die Ukraine überfallen, sondern die die Sowjetunion. Die ukrainischen Dörfer waren Teil der sowjetischen Republik. – Die Sicherheitsordnung in Europa attackiert nicht nur Putin, sondern die EU und die Nato u.a. durch die Aufstellung von Abwehrrakten mit Atomwaffen, auch u.a. in Rumänien und Bulgarien sowie die unsäglichen Nato-Manöver, zuletzt im Sommer letzten Jahres mit Zehntausenden von Soldaten in der Ostsee bzw. vor der russischen Grenze.

– Dass Scholz den Admiral S. feuern lässt ist doch nicht lobenswert, sondern ein Zeichen dafür, dass man bestimmte Wahrheiten nicht benennen darf. – Zur Einstellung der Pipeline kann man nur sagen, dieses Druckmittel ist noch unsinniger als die angedrohten Saktionen, die bisher eh nichts gebracht haben, sondern nur ein trotzigs Abwenden mit Hinwendung nach China und Ostasien. Nord-Stream hat Milliarden von Euros gekostet und soll jetzt nicht angeschlossen werden. Geht’s noch! Dies kostet nicht nur Arbeitsplätze, sondern ist zudem ein Witz im Hinblick darauf, dass Deuschland mehr als die Hälfte des Erdgases aus Russland einführt. – Dann kommt noch die kraftprotzende Androhung, Russland von SWIFT auszuschließen.

Klingt gut, ist aber ein zusätzlicher Schuss ins eigene Bein. Dieser Zahlungsverkehr ist nämlich gegenseitig und würde ebenso den Europäern schaden, weil sie dann u.a. auch keine ausstehenden Gelder mehr bekommen könnten. Dies nochmal abgesehen von den Gaslieferungen. – Zuletzt folgt noch dieser absurde Vergleich, betreffend die „erfolgreiche Bewaffnung“ der Kurden in ihrem Kampf gegen den IS. Der sog. IS ist ein Terrorregemie, das wahllos mordete, tötet, vewüstet, zerstört, niederbrannte und vergewaltigt. Da werden nicht nur Äpfel mit Birnen verglichen, sondern Apfelsinen mit Krautköpfen. Ich halte solche Ansichten für gefährlich, denn sie scheinen mir mit dem Finger am Abzug, um den großen Knall auszulösen. – Claudia Lutter

 

Die Sichtweise der Bundesregierung darf als hermeneutische Differenz zwischen einem legitimen Bekenntnis für die historische Verantwortung und einem notwendigen Deutungsakt für die neuzeitliche Situation Deutschlands angesehen, aber mit einem Prozess der Aneignung im Verstehens- und Deutungsakt durch einen transparenten Prozess für die nationale Gesellschaft, die Verbündeten und die vermeintlichen Gegner überwunden werden.

Es verwundert sehr, dass ein vermeintlicher Philosoph wie Habeck dieses Erfordernis verkennt und der Außenministerin bei ihrer eher phrasenhaften und rückwärtsgewandten Beschränkung auf die historische Relevanz unbelehrt lässt. Gerade in diesen Tagen darf man den Bezug zur historischen Verantwortung dankenswerterweise umfassend studiert, ediert und kommentiert erleben, um sich zukünftig für etwaige fatale Rückbesinnungen auf derart grausame Ereignisse gewappnet zu zeigen. Gleichwohl besteht aber das dringende Erfordernis, diese Aneignung zeitgemäß mit den spezifischen Themen und Herausforderungen des 21.Jahrhunderts abzugleichen. Die ökologische Erneuerungspflicht kann dabei als Vorbild dienen. – Jürgen Dressler

 

Erschreckend einfallslos. In einer zweispaltigen Abhandlung werden von Jörg Lau die extrem komplexen Aspekte der aktuellen Ukraine – Krise vereinfacht und zugespitzt auf das Gewalt – braucht – Gegengewalt – Prinzip: Auf gehts, liebe „konfusen und weltfremden Bundespolitiker“, schafft endlich richtige Waffen in die Ukraine! Nur, wenn die Ukraine vollgestopft ist mit modernstem Kriegszeug, wird dieses dann die Lösung bringen, „wenn es richtig losgeht“ (ZEIT, S. 2, „An der Null – Linie“)! Gott sei Dank aber gibt es hierzulande bisher noch genügend Politiker, welche die scheinbar alternativlose Aufrüstungs- und Kriegslogik ablehnen und kreativere Wege suchen! Genau solche Politiker brauchen das unterstützende „Dann mal los“. Und nicht die windigen Deal – Vorschläge von Herrn Lau, wie deutsche Waffen über Estland doch noch bei den Ukrainern landen können: Ganz ehrenwert und ohne sich die Hände schmutzig machen zu müssen… – Gottfried Klenk

 

Dies ist mein erster LeserInnenbrief an die ZEIT, der meinem Unverständnis über den Leitartikel von Jörg Lau entsprungen ist. So ein Gedrexel bei der Frage: Waffenlieferungen an die Ukraine – Ja oder Nein? Meiner Meinung nach kann es nur ein klares Nein dazu geben, weil die Spirale der Gewalt durch jede Waffenlieferung neu entfacht wird – auch eine Lieferung durch die Hintertür über Estland. Deshalb großes Unverständnis über die Auffoderung von Lau: „Dann mal los!“ – Marlies Petry Ausserhofer

 

Die deutsche Außenpolitik macht in der Ukraine-Krise eine denkbar schlechte Figur und Bundeskanzler Scholz persönlich auch. Längst hätte er die Krise zur Chefsache erklären müssen, stattdessen wird herumgedruckst und herumlaviert. Außenministerin Baerbock setzt auf eine diplomatische Lösung, was richtig ist und immer der beste Weg. Aber dann gehören auch entsprechende Lösungsvorschläge auf den Verhandlungstisch und die deutsche Außenpolitik muss das Verhältnis zu Russland klarer definieren. Der Hinweis, eine Invasion in die Ukraine würde für Russland teuer werden, ist mir zu nebulös. Auch mit dem Verweis auf die deutsche Geschichte lässt sich der Ausschluss von Waffenlieferungen an die Ukraine nicht mehr glaubhaft begründen. Ich stimme Herrn Lau zu, das Gegenteil ist der Fall.

Allerdings stimme ich Herrn Lau nicht zu, wenn er schreibt, dass Nord Stream 2 ein Faustpfand gegen Russland sei, ich denke, es ist genau anders herum. Bundeskanzler Scholz bemüht sich immer wieder, Nord Stream 2 als rein privatwirtschaftliches Vorhaben darzustellen und sieht es damit auch nicht als politisches Druckmittel an bzw. kann es als solches gar nicht mehr einsetzen. Das ist nicht ganz unlogisch. Der Witz daran ist nur, dass ist dieses Projekt schon immer ein Politikum war, von Anfang an umstritten, und das nicht nur in Deutschland. Das weiß auch Wladimir Putin.

Natürlich hat Russland großes Interesse daran, dass Nord Stream 2 in Betrieb geht, möchte an den Gaslieferungen verdienen. Zudem weiß Putin, dass Deutschland schon länger große Mengen Gas aus Russland bezogen hat, dieses weiterhin will und damit stellt sich schnell die Frage, wie sehr Deutschland auf dieses Gas angewiesen ist. Ministerpräsidentin Schwesig zum Beispiel sagt, die Pipeline werde dringend benötigt. Mir erscheint das plausibel.

In Deutschland explodieren gerade die Energiepreise, drei Kernkraftwerke wurden abgeschaltet und der Weiterbau von Windrädern kommt nicht voran. So ganz verzichtbar ist das russische Gas dann doch nicht, selbst wenn von einer Abhängigkeit nicht gesprochen werden kann. Verteidigungsministerin Lamprecht bietet der Ukraine jetzt ein Feldlazarett an. Wie fühlen sich wohl die Ukrainer, wenn sie von diesem Angebot hören, verschaukelt, im Stich gelassen?. Ich finde es peinlich und beschämend. – Regina Stock

 

Auch Sie Herr Lau plädieren für eine harte Haltung gegenüber Russland. Waffenlieferungen und Sanktionen. Damit stehen Sie nicht alleine. Wirtschaftlicher und militärischer Druck wird von vielen gefordert und teilweise auch schon umgesetzt. Das macht mir große Sorgen und ich frage mich: hat das eigentlich jemand mal zu Ende gedacht? Was würde denn passieren, wenn es zu einem Krieg (ich verwende bewußt nicht den Ausdruck „militärische Auseinandersetzung“) mit Russland käme? Wie schnell kann doch eine solche Situation weiter zu einem Flächenbrand eskalieren. Der dritte Weltkrieg? Ist das das Ziel?

Und es ist dann hinterher völlig unerheblich, wer den ersten Schuss abgegeben hat. Wie solche Dinge ablaufen, kann man doch leicht an der jüngsten Vergangenheit sehen: Afghanistan, Syrien, Irak, usw. Den Menschen wird großes Leid zugefügt, ohne, dass es eine sinnvolle Lösung gibt. Hinterher haben alle verloren. Das Russland die Gaslieferungen bei weiteren Sanktionen oder gar bei einem Krieg aufrecht erhalten würde, halte ich für sehr unrealistisch. Womit wollen wir dann wohl heizen? Gerade erst werden die Gasheizungen auf russisches Gas umgestellt, da absehbar das Gas aus den Niederlanden nicht mehr ausreichend zur Verfügung steht.

Gas aus den USA? Per umweltzerstörendem Fracking erzeugt und mittels umweltzerstörenden Schiffslieferungen nach Europa transportiert? Gaskraftwerke als Brückentechnologie können wir dann wohl vergessen. Fridays for Future kann einpacken, weil nicht erst die Zukunft sondern schon die Gegenwart geklaut wird. Nein. Das ist doch alles keine Lösung. Jetzt ist es Zeit für Friedensverhandlungen, für Nicht-Angriffs-Vereinbarungen, für Abrüstung, für partnerschaftliches Verhalten und nicht für weitere Konfrontationen. Ja und auch die Interessen Russlands müssen dabei eine Rolle spielen. Gegenseitiges Machtgehabe (i.d.R. von Männern) bringt uns nicht weiter. Das hat die Geschichte mehrfach bewiesen. Bitte seid vernünftig. – Ludwig Keil

 

Schon Cäsar war bekannt, dass der, der Schwierigkeiten im Inneren hat, sich solche nach außen machen muss, um die im Inneren damit zudecken zu können. Diese Tatsache ist offensichtlich sowohl Putin als auch Biden und Johnson bekannt. Vielleicht auch bald Macron (vor der Präsidentenwahl). Xi verhindert Probleme bereits im Inneren durch Überwachung und Unterdrückung. (Warum soll von Seiten des Westens in China die Demokratie nicht eingeführt werden?)

Wurde schon einmal ermittelt wieviel CO2 durch einen Krieg in die Atmosphäre entlassen wird – wieviele zusätzliche Windräder, Photovoltaikanlagen usw. müssten diese Menge ausgleichen -? Macht man nicht auch dadurch das Leben für unsere Nachkommen viel schwieriger? Man sollte doch froh sein, dass ein Krieg ev. durch Diplomatie verhindert werden kann. Die Ergebnisse von „Regime-Changes“ und „notwendiger Demokratie“ oder dem Willen zur Einführung des „American Way of Life“ sehen wir in Afghanistan, im Irak, in Libyen, in Syrien, im Jemen usw. Auch Russland hat hier seinen Anteil.

Sollten vielleicht aber nur die alten Waffen einer „unsinnvollen“ Verwendung zugeführt werden, um neue herstellen zu können mit Rücksicht auf Wertschöpfung und Bruttosozialprodukt? Eine Welt, in der nur das Geld – für einige Wenige – (siehe auch Höhe der weltweit umlaufenden Geldmenge) zählt, wird immer hässlicher. Sollte man sich nicht besser den bestehenden Problemen – jedes Land für sich im Inneren – zuwenden? – Rosemarie Hofmann

 

Unsere Regierung versteckt sich hinter der deutschen Geschichte und damit hinter Hitler, wertet ihn somit auf. Gleichzeitig sollen Straßen, Stadien, Denkmäler umbenannt werden, weil Menschen mit den Nazis sympathisiert haben. Wie verrückt ist das denn ? 77 Jahre nach Kriegsende sollte Deutschland selbstbewusster sein, wir haben etwas geschaffen, wir müssen nicht ständig den Kopf senken, dadurch wird Geschichte nicht besser, es muss nur verhindert werden, dass sie sich wiederholt in dieser Form. Wir sind das reichste Land in Europa, werben für ein vereinigtes Europa, also sollten wir auch dafür einstehen. Auch Deutschland ist in der Pflicht, nicht nur mit Helmen und einem Lazarett. Eine Annalena Baerbock und die Verteidigungsministerin sind hier wenig hilfreich mit ihren Aussagen. – Elisabeth Sintermann

 

Ganz nebenbei debattiert der Bundestag über das Irakmandat. Wer sich erinnert, ganz völkerrechtlich sauber war das nie. Dazu kein Wort, kein Aufreger. Die Opfer seit vielen Jahren sprechen die tödliche Sprache wie es Afghanistat tut. Es wird Krieg verlängert, weiter soll “befreit” werden ein Land, ein Parlament, was das gar nicht mehr will. Darüber kein Wort. Warum nicht wenn uns doch alles nur um Menschenrechte, Frieden, Völkerrecht, Demokratie , Rechtsstaat usw.geht wie wir rund um die Uhr die Sorge um Ukraine vernehmen? Alles saubere Sachen, von Balkan bis Irak, Syrien, Afghanistan, Libyen, Mali usw., wo unser Bundestag eifrig abstimmt, für Frieden und Völkerrecht. Das geht dort ganz lautlos und ohne jede Kritik.

Unsere Volksvertreter scheinen ganz schnell und viel gelernt zu haben, worauf es ankommt, wo Recht , wo Unrecht ist, wo gut, wo böse steht, wo zwei desgleichen tun, was längst nicht gleich ist. In Afghanistan wurde viele Millionen in Hungen nach der “Befreiung” hinterlassen. Wen interessieren die noch? Raketenangriff auf Bagdad, Terror tägliche Meldungen und Opfer, aber es soll weiter gehen. Bis zum nächsten “erfolgreichen Abzug”? Wer in welchem Interesse die Ukraine zum Brandherd gemacht hat, richtig Krieg will , das bleibt das große Geheimnis.

Der Russe war`s und alle glauben es. Den Maidan hat nicht der Russe geschaffen, die Folgen ebenso nicht. Bevor der Russe hinter seinen Grenzen Truppen stationert hat, haben sich andere in der Ukraine vor Jahren zu schaffen gemacht. Alles das, was so viel erklären könnte, das darf den mündigen Bürgern im Lande nicht zugemutet werden. Unbequemen Fragen nachgehen schon gar nicht. – Roland Winkler

 

Es ist sehr bedauerlich, dass der Autor in das Geschrei der Falken bei NATO und der privaten „Münchner Sicherheitskonferenz“ einstimmt und die Belieferung der Ukraine mit Waffen wünscht. Abgesehen davon, dass große Waffenschmieden der aufgelösten UdSSR einst in der Ukraine ansässig waren – wo sind die geblieben? – ist sein Hinweis nicht schlüssig, das Dogma des Verbots von Waffenexporten aus Deutschland in Krisengebiete sei mit Lieferungen an die Kurden für deren erfolgreichen Kampf gegen den IS bereits unterlaufen worden.

Dabei vergisst er geflissentlich, dass die Bundesrepublik Deutschland nach der Wiedervereinigung einen beträchtlichen Teil des Waffenarsenals der DDR aus den Beständen der aufgelösten NVA an die Türkei quasi verschenkt hatte, statt sie zu verschrotten. Die Türkei, insbesondere Herr Ergdogan, hatte sich an die vertragliche Zusicherung, diese Waffen nicht gegen Kurden einzusetzen, zu keinem Zeitpunkt gehalten. Auch Lieferungen zur Verstärkung des passiven Schutzes der Leopard II-Panzer, die von der türkischen Armee im Krieg des syrischen Präsidenten gegen sein eigenes Volk im türkisch-syrischen Grenzgebiet eingesetzt worden waren, richteten sich dabei auch gegen dort mit besonderer Tapferkeit gegen den IS kämpfende kurdische Einheiten.

Dass Erdogan wie selbstverständlich außerdem schon vorher nicht nur im Grenzgebiet zum Irak, sondern auch im Irak selbst deutsche Waffen gegen Kurden einsetzt, spielt für Herrn Lau offenbar keine Rolle. Sind Waffenlieferungen in Krisengebiete mit Sicherheit nicht friedensstiftend, so haben die USA mit ihrem überstürzten Abzug aus Afghanistan noch eine nicht für möglich gehaltene Steigerung vollbracht, indem sie ein klassisches Arsenal hochmoderner Waffen zurückgelassen haben – gratis und zur freien Anwendung durch die Taliban! – Günter Steinke

 

Die an die Ukraine gelieferten Stahlhelme sind für die Kreuze gedacht, Feldlazarette werden in Krisengebiete nach einer Naturkatastrophe geliefert. Betrachtet die deutsche Politik Herr Putin als Naturkatastrophe? – Julius Müller

 

Keine deutschen Waffen für Krisengebiete – ist das wirklich ein Dogma? Ist es nicht eher ein andauernder Prozess der Abwägung, eine wohl durchdachte, reflektierte, politische Haltung, die den Menschen, die Menschlichkeit in den Fokus rückt? Warum halten wir so anhaltend an gewohnten Denkmustern fest? Die immensen Transformationen die wirtschaftliche, politische, gesellschaftliche, kulturelle Prozesse umfassen, brauchen andere weitblickendere Denkweisen und Denkdimensionen. Es ist Zeit uns aus alten Gewohnheiten zu lösen, den bewussten und unbewussten Motivationen nachzuspüren die unser Handeln ausmachen, mutig und frei mitunter auch das scheinbar Unmögliche denken.

Die Kriege im Irak, in Libyen, Syrien, Afghanistan zeigen nicht nur brutalste Folgen für die Zivilbevölkerung sondern auch tiefgreifende posttraumatische Störungen der Soldaten. Bis heute werden die transgenerationalen Folgen des 2. Weltkriegs aufgearbeitet und das ist nur möglich, weil wir in Deutschland seit 75 in Frieden leben. Die von der Außenministerin Annalena Baerbock angestrebte Lösung, diplomatische Gespräche zu intensivieren, humanitäre Hilfe zu leisten, Sanktionen auszusprechen, dem Sog, dem Druck zu widerstehen ist ein mutiger und notwendiger Weg, wollen wir die Konflikte in der Welt anders als gewohnt lösen. – Heike Düwel

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Antisemitismus-Debatte ist eine fehlgeleitete, hysterische Pein“ von Eva Menasse

 

Vielen Dank an Eva Melasse für diesen notwendigen, für die ZEIT ja überfälligen kritischen Beitrag zur BDS-Keule. Und der praktizierte, der wirkliche Antisemitismus fordert weiterhin in Deutschland seine Opfer. An diese sollte die ZEIT wöchentlich erinnern! – Prof. Dr. Christoph Th. Scheilke

 

Ich danke der ZEIT für die Veröffentlichung dieses wichtigen Textes der klugen Eva Menasse. Und ihr möchte ich sagen: Danke, danke, danke! Mögen sich all jene, die sie in Ihrem Text nennt, darin wiedererkennen und sich ihre Mahnung zu Herzen nehmen. Und mögen sich vor allem auch alle Bundestagsabgeordnete, die sich – wie Eva Menasse schreibt – „mit ihrer Anti-BDS-Resolution für Helden hielten“ diesen Text hinter den Spiegel stecken. – Björn Luley

 

Sie sprechen mir aus der Seele. Ich habe sehr lange auf so einen Kommentar – gewartet. Der Titel sagt schon alles. Danke! – Roswitha Aistleitner

 

Danke, Eva Menasse, für diese seltene und mutige Stellungnahme. – Werner Kempgens

 

Zwei Artikel in der ZEIT Nr. 5, die mir bewusst machen, wie man/ich in eingefahren Gleisen denkt: „Die Schoah als Menschheitsgeschichte“ und „Die fehlgeleitete Antisemitismus-Debatte.“ Der erste Text weitet den Blick, der zweite macht nachdenklich. Aufklärung im guten Sinne. – Hartmut Bernecker

 

Blick in die besetzten palästinensischen Gebiete statt deutscher Antisemitismus-Debatte. Eva Menasse ist für ihren mutigen Beitrag zu danken, denn sie schlägt eine Schneise ins Dickicht einer wüsten und ungezügelten Antisemitismus-Debatte. Es ist abzusehen, dass die „Mannschaft der hiesigen Priester gegen den Antisemitismus“ (Menasse) gegen sie einen Shitstorm entfachen wird. Recht hat sie, dass die israelische Presse vielfältiger und offener ist als unsere deutsche. Die liberale israelische Zeitung Haaretz etwa veröffentlicht Artikel, die in Deutschland unter das Verdikt des Antisemitismus fallen würden.

Statt abstrakter Debatten um vermeintlichen israelbezogenen Antisemitismus, den der frühere israelische Minister Natan Sharansky aus politischen Gründen konstruiert hat, lenkt sie den Blick auf die israelische Siedlungspolitik und „das erbärmliche Leid der Palästinenser“. Mit Ironie wendet sie sich gegen jene „Kommentatoren, die noch nie in den besetzten Gebieten waren“, und schüttelt den Kopf über unsere hysterischen Antisemitismusbeauftragten. Zwei Tage nach dem Erscheinen von Eva Menasses Artikel sendete am 29. Januar WDR 3 ein Kulturfeature: „Vorwurf Antisemitismus – Vom Umgang mit einem scharfen Schwert“. Diese Sendung beschreibt überzeugend die Absurditäten des Antisemitismusvorwurfs, an denen die israelische Regierung interessiert ist, um von ihrer völkerrechtswidrigen Besatzungs- und Siedlungspolitik abzulenken. – Dr. Martin Breidert

 

Ehrlich gesagt, bin ich mit ein wenig Abstand zum Lesen des Kommentars noch ein wenig erschütterter als kurz danach. Wie kann es sein, dass ein solcher, mindestens wirrer, indifferenzierter und Antisemitismus-relativierender Artikel von Frau Menasse in der Zeit erscheint, an einem solchen Tag, am Tag an dem Auschwitz-Birkenau befreit wurde (!), einen Tag nachdem eine neue Studie zu steigendem Antisemitismus in Deutschland veröffenticht wurde, und darüber hinaus noch auf der Titelseite „gefeatured“ wird? Ich bin derart fassungslos über solch ein pietätloses Verhalten.

Ja, man kann und muss über BDS reden, ja man kann und muss über die Documenta reden (von der Diskussion sie nach diesem Kommentar gesehen, jedoch nicht mal oberflächliche Ahnung hat – sodenn um so „blindere Ausgleichswut“), ja man kann und muss über Erinnerungskultur reden (jedoch nicht derart, dass sie als Österreicherin (!) alles kurz und klein schreibt), ja man kann und muss die deutsche Zeitungslandschaft vor allem im Internationalen Vergleich besprechen (aber nicht derart zerreißend, und vor allem nicht in Bezug auf Antisemitismus). Um es klar zu sagen: Ja, Deutschland hat eine andere Rolle als alle anderen in allen Fragen des Antisemitismus.

Und nein, niemals, niemals darf dies vergessen, heruntergespielt oder (wie in diesem Fall) relativiert werden. Der Kommentar ist auf verschiedensten Ebenen einer Veröffentlichung nicht würdig. Wenn die ZEIT sich dafür entscheidet, siehe oben, ihn dennoch an diesem Tag so prominent zu veröffentlichen, hat das nichts mit freier Meinungsäußerung und Debatte zu tun, sondern mit fehlendem Fingerspitzengefühl. Schlimmere Gründe möchte ich da nun niemandem unterstellen. Ich bin hochgradig enttäuscht. – Felix Ollertz

 

Was Frau Menasse bezüglich der Antisemitismusdebatte kritisiert und McWorther mit Blick auf den Rassimus in den USA, zeigt die Tendenz der Politik, moralische Fragen über praktisches Handeln zu stellen. Das führt dann zur Lieferung von 5000 Stahlhelmen in die Ukraine. Vor lauter symbolischer Vergangenheitsbewältigung werden Gegenwart und Zukunft unseres Landes aufs Spiel gesetzt. – Hans Spichalsky

 

Die werte Eva Menasse hat freilich recht: „Wir Deutsche“ tun uns sehr schwer, bei der notwendigen Debatte um Antisemitismus ein intellektuell wie emotional vernünftiges Maß anzuwenden. Wir müssen die Erinnerungen an den Holocaust und die Lehren daraus wachhalten; zugleich wollen und dürfen wir unsere Bemühungen um gerechte Aufklärung durch abstrakte Zuordnungen und pauschale Beurteilungen nicht entwerten.

Der Weg zur Wahrheit, diese Binsenweisheit sei gleichwohl erlaubt, ist stets ein schmaler Grat. Und viele, die vermitteln und nicht zuletzt damit Anfängen und Eskalationen vorgreifen wollten, sind bei ebendieser Gratwanderung heftig ins Straucheln geraten. Insoweit bin ich überaus gespannt auf die Repliken zu Eva Menasses sinnreichen Beitrag. Klar indes ist, dass wir ohne einen differenzierten und angemessenen Diskurs (auch) bei dem Thema Antisemitismus nicht weiterkommen, den Opfern von Antisemitismus mitnichten gerecht werden. – Matthias Bartsch

 

Vielen Dank für Ihren Artikel. Sie haben völlig recht. Der „Kampf“ in Deutschland gegen Antisemitismus kommt kaum über Symbolpolitik hinaus. Ich befürchte aber, dass auch Ihr Artikel daran wenig ändern wird. – Rüdiger Weigel

 

Die von Frau Menasse dargestellten Mängel und Absonderlichkeiten der Antisemitismus-Debatte bedürfen dringend einer sachgerechten Aufarbeitung, sind aber nur eine Seite der Angelegenheit. Die andere Seite betrifft das Verständnis des Judentums von den Juden selbst. Ist das Judentum aus heutiger Sicht wirklich ganz generell als Religion zu verstehen – jedenfalls für fromme Juden? Oder tendiert es eher zu einem sakralen Kult mit traditionellen Ritualen? Keinesfalls sollte man aber (und das gilt für alle Religionen) bei einem Religionsverständnis aus antiken bzw. früheren Zeiten stehen bleiben – denn alles Lebendige ist in Bewegung, verändert sich also, auch geistige Orientierungen.

Dann ist da noch die gemeinsame Klammer aller jüdischen Gruppen: Der in der Thora beschriebene Auszug aus Ägypten als Befreiung aus der Knechtschaft. Allerdings hat der in der dargestellten Form gar nicht stattgefunden. Die geografische Bezeichnung Ägypten kommt im Urtext der Thora nicht vor, und die Anzahl 600000 (nur Männer) für diesen Auszug auch nicht. Außerdem kann es ja nicht sein, dass eine so große Zahl von Menschen mit allem Dazugehörigen 40 Jahre lang durch den Sinai gezogen ist und heute findet man keine archäologischen Spuren davon. Um nicht missverstanden zu werden:

Die entsprechenden Mythen und Grundsätze (10 Gebote) bilden immer noch gültige Orientierungen für unser menschliches Miteinander, aber die Juden selbst sollten sich an die Aufarbeitung dieser Dinge machen – auch wenn dabei herauskommt, dass einige als historisch geltende Standardisierungen nicht mehr haltbar sind. – Christoph Müller-Luckwald

 

Die schöne Frau Menasse hat mir mit ihrem ebenso schönen Artikel aus meiner Seele gesprochen. Sie kann es. Wer sonst. Ich werde für Verbreitung sorgen. – Jürgen Muthmann

 

Dieser hervorragende, total zutreffende Artikel von Frau Menasse, hat eine Befreiung in mir ausgelöst. Denn es ist zum Verzweifeln, wie der klare Menschenverstand zu diesem wichtigen Thema verloren ging. Die Politik ist total verkrampft und Verkrampfung ist bekanntlich der schlechteste Ratgeber. – Christl Fuchs

 

In dem oben genannten Artikel, Zeit Nr. 5, stellt Frau Menasse in für mich sachlicher und faktenreicher Art dar, dass die kritische Auseinandersetzung mit der Politik des Staates Israel nicht mit einer antisemitischen Haltung gleichgesetzt werden darf. Zum Ende des Artikels stellt sie dann fest, „dass nach allen Kriminalstatistiken mindestens 90% aller antisemitischen Straftaten von rechtsradikalen, deutschen Nazis verübt werden.“ Die „Agentur der Europäischen Union für Menschenrechte“ in Wien hat zu diesem Thema 2 große Studien – die letzte Ende 2018 – vorgelegt, die ein völlig anderes Bild zeichnen.

„Erfahrung und Wahrnehmung von Antisemitismus – Zweite Umfrage zu Diskriminierung und Hassverbrechen gegen Juden in der EU“ In der 2. Studie wurden über 16.000 Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens in zwölf EU – Ländern befragt. Darin heißt es: …….“heutzutage ist Antisemitismus leider sehr stark präsent in muslimischen und in linken Kreisen. Sicher, rechten Hass auf Juden gibt es auch, das ist keine Frage.“ Weiter heißt es: …“30% (der Befragten) haben im vergangenen Jahr in den 12 Ländern antisemitische Belästigung bis hin zur Gewalt erlebt – von Personen mit extremistisch – muslimischer Anschauung. Gleich nach den muslimischen Antisemiten kamen Personen mit linker politischer Sichtweise (21%). Deutlich seltener haben die Opfer antisemitischer Belästigung die Täter als Personen mit rechter politischer Sichtweise (13%) identifiziert.

Wie passen diese Aussagen zusammen mit den erwähnten Kriminalstatistiken, nach denen mehr als 90% der antisemitischen Straftaten durch Rechtsradikale verübt werden? „Das Problem ist, wenn ein Täter nicht ermittelt werden kann, wird diese Tat von der Polizei automatisch dem rechten Spektrum zugeordnet, Hier muss man genauer hinsehen“, forderte der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, schon vor Monaten. Ich kann nicht beurteilen, welche Aussagen die Realität besser treffen, hätte es aber begrüßt, wenn in dem Artikel in der Zeit die Studie der Agentur der Europäischen Union für Menschenrechte angesprochen worden wäre. – Dietrich Jacobi

 

Welch ein erfrischend aufklärender Kommentar zu einem schier mittelalterlichen Ungeist, der unseren öffentlichen Diskurs wie Mehltau vergiftet. Dafür herzlichen Dank an die Autorin. Es scheint wirklich, als wären all die edlen Ideen der Aufklärung und die begeisterten Hoffnungen großer Pioniere der Kommunikationstechnik, das geistige Elend der Menschen mit einer weltumspannenden freien Kommunikation beseitigen zu können, erst mal gescheitert. Die Naturgesetze sind einfach stärker.

Denn so wie seinerzeit der Volksempfänger missbraucht wurde und, statt die geistige Beschränktheit seiner Hörer zu vermindern dabei half, das Dogma der Beschränktheit zu verbreiten, so werden heute die sozialen Medien missbraucht und, statt durch dialektische Diskurs spaltende Rechthaberei zu überwinden, liefern sie Sprengsätze, die Spaltung zu vertiefen und Steine, die Mauern zu erhöhen.

Was bleibt denn angesichts der palästinensischen Tragödie anderes, als festzustellen, dass der ehrbare Theodor Herzl sich wohl beim Anblick dieser Tragödie genauso im Grab umdrehen würde wie der Mann vom See Genezareth beim Anblick der unseligen Kreuzritter, die bis heute in seinem Namen Tod und Schrecken verbreiten. Wer den Kritiker von bissigen Hunden als Tierquäler bezeichnet, sollte natürlich weiter seine geistige Bedürftigkeit auch öffentlichen zum Markte tragen können, aber das Hofieren solcher Geister in Politik und Medien, fördert unweigerlich das natürliche Misstrauen gegen den zu großen Einfluss von Haltern bissiger Hunderassen. – R. Heinze

 

Eva Menasses Beitrag ist großartigartig, mutig und überfällig. Ich schreibe dies, weil es ein Gegengewicht zu den nun zu erwartenden empörten Erwiderungen vonseiten der „hiesigen Priester gegen den Antisemitismus“ geben sollte. – Sven Herfurth

 

Danke an Eva Menasse und die Zeit für Ihren Mut! Die Autorin gibt mir und wahrscheinlich einer Mehrheit meiner Mitbürger eine klare Stimme. Eine angemessene Erinnerungskultur und ein kritischer Blick auf Israel schließen sich nicht aus. Die derzeitige Politik fördert hingegen den Antisemitismus, den sie bekämpfen will. Die fanatischen Antisemitismus-Spürhunde müssen endlich gebändigt werden, um Meinungsfreiheit und Kunstfreiheit zu erhalten. Bitte mehr davon! – Dr.-Ing Friedrich Curtius

 

Die ekelhafte Erscheinung des Antisemitismus bekämpft man mit plump-dummen Vergleichen und Unterstellungen ganz sicher nicht. So kann man das wohltuend souveräne und kenntnisreiche Urteil von Eva Menasse lesen. Zu Recht weist sie ironisch auf die „Priester gegen Antisemitismus“ hin, die jede berechtigte Kritik an der Politik Israels als antisemitisch denunzieren wollen. Meine Güte, Israel wäre voll von Antisemiten, wenn man den kritischen Diskurs in Israel zum Beispiel über die zunehmende Entrechtung der Palästinenser in den besetzten Gebieten und dem Stammland Israel mit den gleichen Maßstäben kommentieren wollte. – Helmut Schmitz

 


 

 

Leserbriefe zu „WIR WAREN PAPST“ von Andreas Englisch et al.

 

Josef Ratzinger. Ich gehöre zu der Priestergeneration, die ihn noch in der Abschlussprüfung als souverän, ein wissenschaftliches As erleben durfte (Regensburg, 1970). Zur aktuellen Situation zwei Dinge: Die Therapieunfähigkeit von Pädophilie, auch pädophilen Priestern, war in den 70-er Jahren des vorigen Jahrhunderts bestenfalls in Fachkreisen bekannt und dort nicht unumstritten. Versetzungen mit Therapieauflagen waren z.B. auch im Schuldienst üblich (und erfolglos und katastrophal).

Dass Josef Ratzinger sich nicht an Einzelinhalte von Sitzungen, die Jahrzehnte zurück liegen, erinnert bzw. nur lückenhaft erinnert, das ergeht mir genauso (ich bin 20 Jahre jünger); oder können Sie sich noch an Gesprächswendungen von Unterredungen wörtlich erinnern, die drei oder vier Jahrzehnte zurück liegen, ohne damals gewusst zu haben, dass sie so folgenreich sind? Resümee: Jeder Fall von Missbrauch ist einer zu viel und unverzeihlich. Bei allem was Ratzinger angeht, dieser Mann wird trotz allem am Ende seiner Tage mehr an positiven Früchten präsentieren als alle seine Kritiker zusammen. Dafür stehe ich. – Pfarrer em. Bernhard Weskamp

 

Wenn man wie Benedikt XVI sich auch mit Unterstützung der BILD fälschlicherweise in der Nähe von Heiligtum und Heiligkeiten wähnt, sollte mindest dem Zitat „Behutsames Schweigen ist das Heiligtum der Klugheit.” gleichtun. – Jürgen Dressler

 

ich möchte gerne eine Idee zur Diskussion stellen, dass mich persönlich garnicht betrifft, mich aber total fassungslos macht. Die Mißbrauchsskandale und die verkorkste sog. Aufklärung. Ich finde es gut und richtig, dass viele Gläubige den Kirchen den Rücken zu wenden und aus diesen Vereinen austreten. Mir tun jedoch die von Mißbrauch Betroffen Menschen sehr leid, die ihr ganzes Leben unter diesen Erlebnissen gelitten haben. Auf der anderen Seite finanziert der Staat, unser Staat, die Bundesrepublik Deutschland, die Kirchen mit über 500.000.000 Millionen EUROS in jedem Jahr. Ich finde, damit muss angesichts dieser unfassbaren Vorfälle Schluss sein.

Ich habe keine Ahnung, ob das überhaupt möglich ist, Ich bin jedoch der Meinung, dass dieses Geld den Opfern zusteht. Der Staat sollte die Opfer zügig und großzügig unterstützen, sodass die Opfer noch ein angemessenes Leben führen können. Wenn diese Aufgabe erfüllt ist, könnte man das Geld nehmen und die Mindestrenten erhöhen oder ähnliches. Die Kirchen sollten meines Erachtens vom Staat jedoch keine Zahlungen mehr erhalten bzw. sehr sehr viel weniger. Ich habe nicht die Möglichkeit diesen Gedanken einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen und zur Diskussion zu stellen deshalb hoffe ich auf Sie und wünsche mir Unterstützung von ihnen. – Helmuth Schröder

 

Wie treffend und visionär, der Papst mit leicht längerer angedeuteter Nasenspitze! – Hans Reinhold Glatzel

 

Zu Ihren Berichten über die Studie im Erzbistum München vermisse ich eine theologische Deutung dieser Verbrechen. Dem Würdenträger, der jetzt sagt, er habe erst dazulernen müssen, während noch vor wenigen Jahren ein übergriffiger Gottesmann einfach versetzt worden ist (meine Großmutter fragte als Rendantin bereits 1988 die Kirchenoberen, als ein pädophiler Priester auf Fehmarn lediglich versetzt wurde, ob denn dadurch wirklich keine Gefahr mehr von ihm ausgehe), halte ich all die Weihnachtsfeste entgegen, die in aller Eindeutigkeit die Schutzbedürftigkeit von Kindern vor Augen führen; und ich möchte erbost nachfragen: Haben Sie denn niemals vor einer Krippe niedergekniet? Haben Sie denn niemals Sternsinger gesegnet?

Wie groß Gott von jedem Kind denkt, zeigt sich doch schon seit Jahrhunderten in der Advents- und Weihnachtszeit: Gott ist niemand Geringeres als dieses zu Bethlehem geborene Christkind, das uns umfangen, herzen, küssen will (wie es im Lied „Es kommt ein Schiff geladen“ treffend heißt); dieser König entäußert sich all seiner Gewalt, wird niedrig und gering, um jedes bettelarme Menschenkind himmelreich zu machen. Das ist der göttliche Tausch zu Weihnachten.

Im evangelischen Schweden hat sich bis heute der Brauch erhalten, am 13. Dezember das Fest der „Lichtbraut“ (Lucia bedeutet „die Leuchtende“) zu feiern. Weiß gekleidete Mädchen tragen einen Kranz mit brennenden Kerzen auf dem Kopf, einen zweiten in den Händen. Dieser Brauch ist – ähnlich wie das Sternsingen zu Epiphanie – keine Spielerei, sondern Deutung des Weihnachtsfestes: Gott wird unseretwegen arm, um jedem Kind dieser Erde seine Königswürde zu schenken. Jedes Kind ist König, Priester und Prophet. Jede Gewalt gegen Kinder sind Gewalttaten gegen das Christkind, also gegen den Schöpfer selbst. Dazu braucht ein Kleriker nicht viel dazuzulernen; er hätte lediglich sein Herz weit zu öffnen brauchen an jeder Krippe, in der ein Kind liegt, und vor jedem Sternsinger mit einer Königskrone auf dem Haupt. – Babette Jahnke

 

Ich denke „die causa Ratinger“ ist relativ einfach zu erklären. Ein streng gläubiger Katholik, der höchste Weihen empfängt. Für ihn gilt von Anfang an: „Egal ob right or wrong, it is my country“. Und so verhält# er sich auch bis heute. Ein herausragender Geist, der stets in den großen LInien denkt, die Kärrnerarbeit im Weinberg des Herrn kennt und anpreist, aber hofft, das die Fäulnis einzelner Reben sich durch ora und labora quasi in Kuft auflösen. Ein hübsch zurechtgezimmertes Gedankengebilde, was ihn sein Leben lang getragen hat. Die rauhe Wirklichkeit der Welt stört ihn da manchmal.Er weiß das auch, kann sich aber nicht aus seiner Weltsicht befreien. Schade für ihn, aber vor allem für die Opfer. – Dr. Detlef Rilling

 

Einer wenigstens redet Klartext Das tröstet, ermutigt und lässt hoffen, wie der ehemalige Generalvikar, Peter Beer, des Erzbistums München und Freising, zu seiner Verantwortung und Schuld im sexuellen Missbrauchsskandal steht und die korrupten Machtstrukturen in der katholischen Kirche enttarnt, die scheinheiligen Vertuscher entlarvt.

Jetzt rächt sich, dass die Kirchenhierarchie vor Jahren hochkarätige Theologen – Boff, Drewermann und Küng u. a. – gleichsam in die Wüste geschickt hat, die strukturelle Defizite aufgedeckt und Umdenken sowie Reformen an Haupt und Gliedern gefordert haben. Werden die jetzt Verantwortlichen den historischen Kairos – den notwendigen Zeitpunkt – erkennen und sich vom Geist Jesu inspirieren lassen, neue Wege zu gehen? – Bernhard Arens

 

Das Ergebnis der Studie diese Woche in München war erschütternd, aber zu erwarten. Auch die beiden Artikel in der Zeit Nr. 5 Seite 57 und 58 unterstreichen das. Was ich aber nicht verstehe in dem jahrelangen Ringen mit der Kirche und den Untersuchungen und Feststellungen über den sexuellen Kindesmissbrauch ist, es handelt sich hierbei ganz klar um strafrechtliche Verstöße. Die Aufgabe des Staates, der ja auch Kenntnis erlangte wäre es doch bereits seit 2010gewesen die Ermittlungen nicht nur zu beobachten, sondern an sich heranzuziehen und zu verfolgen.

Es wird zu recht ohne Anzeige im Internet nach Tätern gesucht, was passiert aber trotz Wissen, wenn es sich um die Kirche handelt? Gibt es hier einen rechtfreien Raum? Hätte es nicht in München den erneuten Auftrag zur Untersuchung gegeben, bliebe wohl alles beim Alten? Warum untersucht man nicht das gänzliche Versagen unserer Ermittlungsbehörden, des Staates? Hier liegt doch der größte Skandal!!!! Haben Ihre Redakteure hier mal tiefgründig recherchiert? Das würde mich mal interessieren, so verbleibe ich weiter. – Heidi Nemetschek

 

Wer erinnert sich noch an die TV-Serie „Bezaubernde Jeannie“, vermutlich wenige; ist ja auch schon verdammt lange her. Diese Jeannie war ein Flaschengeist, und wer im Besitz dieser Flasche war, dem konnte und musste diese „Bottle-Blondine“ jeden Wunsch erfüllen. So eine „Jeannie“ bräuchte jetzt die Katholischen Kirche, und im Handumdrehen könnte sie mehrere „Fliegen“, mit nur einer Jeannie in die Flucht schlagen. Nun, die Kirche besitzt keine „Flaschengeistin“, die Kirche und ihre Geistlichkeit, die „mauern“ lieber und hoffen vielleicht noch auf ihren „Heiligen Geist“, der jedoch hüllt sich in Schweigen!

Reinhard Kardinal Marx scheint noch der einzige in dieser Katholischen Kirche zu sein, den sein Gewissen etwas drückt, und daher nimmt er vorsichtshalber einen Teil der Schuld auf seine Bischofskappe, und er bietet erneut auch seinen Rücktritt an. Ein Rücktritt löst überhaupt nichts, der Missbrauchsskandal ist nun einnmal Fakt, und lässt sich auch nicht klein- oder wegreden. Indes verlassen immer mehr Katholiken diese Katholische Kirche des „vertuschten Grauens“! Die Katholische Kirche hat jetzt ihren „Super-GAU“; aber wer denkt dabei so ganz richtig an die vielen Missbrauchsopfer, die mit diesem Missbrauch, fast immer ganz alleine fertig werden müssen, aber irgendwie nicht damit fertig werden können.

Die Katholische Kirche schafft sich mit dieser Art von „Aufklärungs-Politik“, Stück für Stück selbst ab, und zurück bleiben weiterhin diese schwer missbrauchten Menschen! Und was machen unsere Politiker, die eiern hin und her, und suchen nach hanebüchenen Gründen, um die Impfpflicht für alle einzuführen! – Klaus P. Jaworek

 

Wenn ein Katholik sagt, dass die Kirche für ihn erledigt ist,- wenn ein früherer Papst bewusst die Unwahrheit sagt, gleich aus welchen Motiven- ist dies nicht nur emotional, sondern auch rational nachvollziehbar, um Erzbischof Burger in seiner Antwort im BZ-Interview vom 29.01.2022 zu ergänzen.

Verantwortung dafür zu übernehmen, dass nach offenkundig gewordenem sexuellem Missbrauch dieser in all seinen Formen fortgesetzt werden konnte durch Kleriker überall in der Weltkirche, würde dem ehemaligen Papst gut anstehen. Vielleicht wäre es auch ein Anstoß für viele Katholiken, den Austrittswunsch aus der Kirche zu überdenken, zumindest aber die weitere Entwicklung bezüglich anstehender Reformen abzuwarten.

Ein Akt der Demut würde Ratzinger Respekt entgegenbringen: das weiße Gewand des Papstes auszuziehen und den Vatikan zu verlassen. Dies würde Größe zeigen und ein Zeichen setzen. Ein Zeichen, dass einer Erneuerung auch von der Spitze des Vatikans nun niemand mehr entgegenstehen kann. Doch wer würde dies Ratzinger nahebringen wollen oder vermögen? Kein Kleriker, der Traditionalist ist und so weiter machen möchte wie bisher und niemand von den engen Beratern seiner Umgebung, die ihn ganz offensichtlich schlecht beraten.

Das christliche Dienen ist dem machtvollen Herrschen und dem Altersstarrsinn unter die Räder gekommen. Daran ist unmittelbar das überkommene System erkennbar, welches längst nicht mehr zielführend dazu angelegt ist, die frohe christliche Botschaft der Liebe glaubwürdig zu vertreten. Die Anerkennung der Homosexualität alleine ist eine Farce, wenn diese Sexualität „offiziell“ nicht offen gelebt werden darf. Dabei ist diese Lebensform -und dies mit Recht- an der Basis bis in den Vatikan durchaus verbreitet.

Allerdings steht die offene Lebensweise der Sexualität auch heterosexuellen Priestern zu. Ein dauerhaft verpflichtendes Zölibat ist mit der Menschenwürde und der menschlichen Natur nicht vereinbar. Die vielfältigen Formen unerträglichen Sexualverhaltens in den Reihen von Klerikern weisen längst auf die Notwendigkeit hin, dass kircheninterne Aufklärungsprozesse -ebenso wie solche Vergehen im weltlichen Bereich- durch staatliche Verfolgung ersetzt werden müssen. – Franz Hench

 

Die Aufdeckungen rund um die katholische Kirche kann nicht vollständig sein wenn nicht endlich auch die Priester-Kinder und Priesterfrauen zu Wort kommen. Ähnlich wie bei den Mißbrauchsopfern wurde hier, auch mit juristischen Mitteln durch die Kirche, die Wahrheit unter einer Decke gehalten zum lebenslangen seelischen Schaden von Unschuldigen. – winfried becker

 

Es wird Zeit für Benedikt, seine geliebte weiße Soutane abzulegen, die er auch nach seiner Emeritierung mit sichtbaren Stolz trägt, und ein graues Gewand anzulegen. Das weiße hat er gar zu sehr bekleckert. – Wolfgang Eber

 

Danke für Ihren Ausstellungshinweis „So schön im Diesseits“. Sie hätten die Bilder konkreter beschreiben sollen, auch farblich, und auch erwähnen, dass es sich um großformatige Leinwände handelt. So schön im Diesseits und Materiellen erfahrbar, transzendieren sie es doch auch. Dass Sie Hilma af Klint zum Vergleich heranziehen und es mit einem Seitenhieb auf die Impfgegner verbinden, die sich „ebenso an einem trüben Äther laben“ und alles zusammen in einen Topf werfen und verquirlen: Theosophie, Mystik, Esotherik etc. – Spiritualität und Esotherik sind Verschiedenes – sollte eigentlich unterhalb des Niveaus Ihrer Zeitschrift sein. Ich hoffe, dass Ihnen das nicht „höhere Mächte“ eingegeben haben. – Wolfgang von Heese

 

Du lieber Himmel“, ein redaktioneller Fehler – mithin keine Absicht -, soll es nun also gewesen sein. Gehe ich zu weit, wenn ich behaupte, dass der Mensch Joseph Ratzinger, ehemaliger Bischof von Rom, Stellvertreter Gottes, seine Schuld und Fehlbarkeit besser mit der uns allen qua Sein und Glauben auferlegten Demut eingestanden hätte? Sicher jedoch steht jenen Menschen ein Urteil zu, die ihr Leben lang unter den Folgen von Missbrauch und Unwahrheit zwecks des allgegenwärtigen Machterhalts der Kirche haben leiden müssen.

Diese Menschen hätten es verdient, dass Joseph Ratzinger sein Versagen und auch seine Unglaubwürdigkeit ihnen gegenüber eingesteht. Darum hoffe ich sehr, dass Ratzinger, einer der intelligentesten und mächtigsten Kleriker der römisch-katholischen Kirche, das noch tut. Dass er zumindest die „irdische“ Verantwortung für die Verfehlungen übernimmt und so zur dringend notwendigen Aufklärung und Heilung, nicht zuletzt im Sinne des ius mere ecclesiasticum, beiträgt. – Matthias Bartsch

 

Der damalige Bischof und spätere vorübergehende Papst war in einer Loyalitäts- und Befangenheitsfalle und hat vermutlich versucht, die Problematik kirchenintern zu regeln. Diesen fast vier Jahrzehnte zurückliegenden Vorfall als Anlass zu nehmen, die Katholische Kirche pauschal zu diskreditieren, ist nichts anders als ein übles Konstrukt und die damit verbundenen Kirchenaustritte sind nicht nachvollziehbar. Wo Menschen kooperieren, können sich auch in einer Glaubensgemeinschaft, wie überall, zwischenmenschliche Probleme in allen Abstufungen ergeben, doch eine hyperbolische Argumentation ist hier fehl am Platz. Und einem fast 95-Jährigen vorzuwerfen, er könne sich an keine Details Jahrzehnte zurückliegender Angelegenheiten erinnern, ist überhaupt pervers. – Martin Behrens

 

Im Bemühen um Verständnis zeitgemäßer Garstlichkeit habe ich nun folgenden Zwischenstand erreicht: Die Krieche, die katastrolische nennt man jetzt auch Woelkirche, unterhält Peniskopathe, das Krustenteam im Christentum. Die wollen bigott dienern. Wesentlich geht es um Klauben, aber auch um Vorphälle in den Sauchristeien. Regionale Verantwortung geschieht in Diarrhöesen. Die koordinieren sich in ihren Synden. Es werden Seelsauger ausgebildet in Relügion. Die studieren Heterologie. Damit sie Biester werden, werden sie mit Salbe angeschmiert. Die meisten werden zuständig für eine Narretei.

Über alles bestimmt die höhnische Hurie. Deren Exkrete werden durch das ‚Past‘-Siegel weltweit künftig bindend. Die Irren können nicht. Das ist allen klar. Chef war BenDick, der Sexsehnte, der Pupst, als Stellverräter. Bis dahin war der, wie auch Fetter, nur Kardinalfehler. Er weiß nicht, ob er da war. Sein Nachvogler wurde Murx. Die sorgten alle als Kumplizen für weitere Kardinaljugend für Vorphälle unter der Sultane in Sauchristeien. Sie betreiben eine absolut listische Hohnarchie mit Selbstabsolution in unserer Dennochkratie. Das Recht – sie nennen das ‘kann ohne, isch‘ oder so – rächt Ferkel nicht für jeden Phall. Gefeite Biester sind für den Start zu eilig. (Rächt Schreibung? – nur unwillkommen! mir fehlt eine Schussreaktion.) – Rolf Mohr

 

Ich wende mich heute persönlich an Sie und möchte Ihnen zunächst meinen Respekt aussprechen, da ich Sie in den Medien als besonnenen, einfühlsamen und um Wahrheit bemühten Journalisten erfahren habe. Was mich umtreibt, ist die mediale Bearbeitung des Missbrauchsskandals, hier speziell in der katholischen Kirche, besonders aber die Vorwürfe an die entsprechenden Kirchenoberen. Über die Ungeheuerlichkeiten des Missbrauchs müssen wir hier nicht weiter diskutieren. Alles ist strafrechtlich aufzuarbeiten. Die moralische Aufarbeitung hat eine andere Dimension.

Nun hat DIE ZEIT vier Wochen lang intensiv berichtet und leider auch bereits geurteilt. Die Klärungsprozesse laufen noch, und jeder verantwortliche Bischof, Kardinal oder Papst ist einer Welle von Spott und Hass ausgesetzt, die in keiner Relation zu den Fehlern steht, die wahrscheinlich begangen wurden. Wahrscheinlich? Ein 94 Jahre alter Mann muss Auskunft über eine Sitzung von vor 40 Jahren geben. Ja, er hat sich geirrt! Ist er deshalb ein Lügner? Ich habe heute in der NNZ einen Artikel von Manfred Lütz gelesen, der ein anderes Bild von Kardinal Ratzinger bzw. Benedikt XVI speziell zum Missbrauch zeichnet. Der Inhalt erscheint plausibel, wenn man nicht von vornherein in Benedikt XVI einen unlauteren Menschen sehen möchte.

Ob Talkshows, Presse, Nachrichten, Kommentare – unisono ist das Urteil gefallen. Wegen der Peinlichkeit der gesamten Angelegenheit trauen sich nicht einmal mehr die Bischöfe und Priester klar gegen die Verzerrungen aufzutreten; sie haben Angst vor der verbalen Steinigung! Wenn man z. B. letzten Sonntag bei Anne Will gesehen hat, wie vier empörte Personen auf den Vorsitzenden der Bischofskonferenz eingedroschen haben und dieser dann nur noch zerknirscht parieren konnte, sieht man beispielhaft die ganze Verzerrung in der medialen Darstellung. Die positiven Seiten der Kirche werden nur noch als Fußnote erwähnt.

Ich bin fast 80 Jahre alt, stand in den Jahren großer Anfechtungen in der DDR der 50 Jahre treu zur Kirche, wusste aber schon immer, dass wir Alle Kirche sind und dass wir – altmodisch ausgedrückt – auch alle Sünder sind, angefangen von Petrus über Judas, spätere Machthaber, Päpste, Politiker und alle bis zum heutigen Tag. Ohne das Selbstverständnis der Kirche zu beleuchten, kann man der Behandlung der skandalösen Missbrauchsfälle nicht gerecht werden. Wer wegen dieser Problematik aus der Kirche austritt, hat das Wesen der Kirche entweder nicht erkannt oder kann es nicht akzeptieren. Hier erkenne ich leider eine mediale Kampagne und finde es schade, dass DIE ZEIT nicht differenzierter berichtet. Kritik ist wichtig, Kampagne aber unredlich. Ich muss einfach diese Stellungnahme abgeben, da mich wie Viele dieser Skandal umtreibt und belastet. Bleiben Sie wie Sie sind! – Arnold Grolmus

 

KIRCHE WARUM? – DARUM NICHT! Die erschreckende Aufdeckung der straffällig gewordenen Geistlichen(Pedosexualität) wirft grundlegende Fragen auf. Die dem Bürger vom Staat aufgezwungene Mitverantwortung ist klar geworden. Der Bürger zahlt von seinen Staatssteuern ungefragt (auch wenn er nicht Mitglied von einer der beiden Kirchen ist) die Gehälter aller Pfarrer und Priester aller Dienstgrade: Sie sind Beamte, die nur in Ausnahmefällen, die die Kirche selber bestimmt, dem Strafrecht unterstellt sind.Und deren Gehälter sind nicht kleinlich bemessen: Entsprechend dem Einkommen vergleichbarer Berufsgruppen.Oder gar sehr viel üppiger für Bischöfe und Erzbischöfe, die aus dem Staatshaushalt entlohnt werden!

Das will für die katholische Kirche das 1933 zwischen Hitler und dem Vatikan unterzeichnete Konkordat (das nicht kündbar ist) so. Damit hat der Staat sich in Abhängigkeit begeben, die skandalös ist. Und die jetzt offenbar macht, dass der Staat durch Jahrzehnte hindurch sich die juristische Oberhohheit über den Klerus hat entreissen lassen. Nach dem Motto: „Die Mafia sorgt ja auch dafür, dass sie selber ihre schlimmsten Verbrecher bestraft“. Der deutsche Staat hat durch Jahrzehnte hindurch seinen Justizapparat nicht gegen schuldige (pädophile) Geistliche eingesetzt. Und sich durch dieses Versäumnis ins Unrecht versetzt.

Es ist Zeit umzudenken: Die Kirchen sollen als Wirtschaftsunternehmen von den freiwilligen Steuern der Gläubigen (wie in anderen Ländern) ihre Priester aller Stufen besolden. Der Steuerzahler darf nicht weiterhin vom Staat zum Mittäter und Mitzahler gemacht werden. Staat und Kirche müssen endlich getrennt werden. Der Staat muss heute aus der Kirche austreten und sich von ihm trennen. Er muss vollmündig werden.Dass er, gleichsam als Büttel, bis heute,gegen ein geringes Entgelt die Kirchensteuer eintreibt (und nota bene auch die Steuern anderer Religionsgemeinschaften), ist kein Kuriosum, sondern ein Ärgernis:

Ebenso, dass er sich bei Berufungen und in Lehrinhalten von katholischen Theologieprofessoren an staatlichen Universitäten dem Diktat der Kirche unterwirft. Den Gläubigen wird dadurch nichts genommen: Eine unabhängige und vom Staat befreite Kirche wird sie anders betreuen können.Aufrichtiger und frei von Heuchelei. Oder es wird die alte, von Voltaire schon im 18. Jahrhundert vorgeschlagene Lösung vorgezogen: Eine Glaubensreligion ohne Staatskirche. Welche Leistungen erbringen die beiden Kirchen schon? Ihre Sozialeinrichtungen wie Caritas würden ohne ihre Gängelungen ganz gut sich unabhängig entfalten können. – Prof.Dr.Hermann Hofer

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer ist eine Frau?“ von Mariam Lau

 

Es freut mich zu lesen, dass Ihre Auflage stetig steigt und jetzt schon bei über 600.000 liegt. Ich lese die ZEIT schon seit vielen Jahren, ganz früher auch als Abonnent und dann wurde mir die Zeitung zu oberlehrerhaft und ich habe viele Jahre pausiert. Vor einigen Jahren habe ich sie versehentlich wieder abonniert und bleibe jetzt auch dabei. Der Grund für mich ist ganz einfach der, dass Sie ausgewogen berichten, was viele Presseerzeugnisse heute bei weitem nicht mehr tun, allen voran der unsägliche SPIEGEL.

Natürlich bin ich nicht mit allem einverstanden, was Sie schreiben, aber das ist mir egal. In Ihrer neuesten Ausgabe hat mich ganz besonders der Beitrag von Miriam Lau im Feuilleton verärgert „Wer ist eine Frau“ denn da wird wieder so getan als ob 0,03% der Bevölkerung einfordern können, dass die restliche 99,97 % sich danach richten müssen. Ich weiß natürlich, dass die kleinsten Minderheiten viel Geld für Lobbyarbeit und PR besitzen und starke Fürsprecher in der Presse haben. In meinem Umfeld bin ich noch keiner einzigen Person aus dieser Minderheit begegnet. Und ich habe durch meine Lehrtätigkeit viel Kontakt.

Ich selber bin 78 Jahre alt und 100% schwerbehindert. Kein Politiker wird eine flammende Rede beenden, ohne ganz am Schluss noch zu versichern, natürlich stünden Alte und Schwerbehinderte ganz im Fokus und man würde viel für sie tun (Bettelalmosen). Soll ich vielleicht mit einer roten Narrenkappe in die Stadt gehen, damit ich nicht dauernd von einem Polizisten kontrolliert werde, was ich hier eigentlich will. Zumindest in Köln (wo die Stadt will, dass ich mein Büro dort schließe und verfolgt mich mit hohen Bußgeldern). Sorry, aber machen Sie weiter so. Ich überstehe das schon. – Gerd Heidbrink

 

Der Text „wer ist eine Frau“ von Mariam Lau in Ihrer aktuellen Ausgabe stellt ein schwieriges Thema zwar anschaulich dar, ich finde ihn aber dennoch problematisch, und zwar aus fünf Gründen: 1. Der zitierte Psychiater Alexander Korte ist bekannt für seine eher einseitige Haltung in dieser Frage. Er spricht, soweit ich die Diskussion überblicke, für lediglich einen Teil der Fachwelt. Dass dort das Thema der zunehmend beobachteten Selbstdiagnose „Transsexualität“, insbesondere bei jungen Frauen, auch kontrovers diskutiert wird, wird in dem Artikel nicht erwähnt.

2. Dass Ihre Autorin in diesem Zusammenhang den Begriff „Trans-Ideologie“ ohne Gänsefüßchen verwendet, verunsichert mich sehr. Ich bin mir nicht gewiss, ob hier die Wertung von Alexander Korte wiedergegeben wird, oder ob Ihre Autorin uns hier offenbart, was sie selbst davon hält. Im ersten Fall wäre diese Passage zumindest ungeschickt formuliert, im zweiten sollte die Autorin ihre Ansicht nicht hinter Expertenmeinungen verbergen.

3. Transsexualität ist im Übrigen eine Tatsache, ideologisch mag man allenfalls den Umgang damit nennen. Das sollte aber kein Grund sein, alles zu verdammen. Jede Bewegung, die die Emanzipation benachteiligter Gruppen zum Ziel hat, hat ihren sozusagen ideologischen Flügel. Und: Ideologen gibt es auch auf der Gegenseite. Das ist immer so, wenn eine Gesellschaft merkt, dass es ums Ganze geht. Das ist das eigentliche Thema dahinter, und das kommt bei Ihrer Autorin allenfalls andeutungsweise vor.

4. Die Passage „… Frauen seien in ihren Schutzräumen nicht mehr sicher, wenn auch Trans-Männer Zugang hätten“ ist so, wie sie dasteht, vermutlich falsch, denn es geht hierbei eben nicht um Transmänner: Feministinnen wie z.B. die genannte Kathleen Stock wehren sich dagegen, dass Transfrauen Zugang zu ebendiesen Schutzräumen haben, weil sie sie nicht als Frauen anerkennen. Möglicherweise hat Ihre Autorin aber lediglich die Begriffe verwechselt. Transmänner wären zum Beispiel jene „Mädchen, die inzwischen vielfach häufiger den Wunsch nach Transition äußerten als Jungen“. Was Stock zum Zugang für solche Transmänner sagt, besonders nach vollendeter Transition, weiß ich nicht. Wäre aber sehr interessant.

5. Die Passage „… wird die Atmosphäre etwas eisig“ ist wertend, negativ wertend. Das finde ich unangemessen. Es wäre vielleicht hilfreich, wenn sich Leute, die mit ihrer Geschlechtsidentität keine Probleme haben, mal kurz fragen, was sie antworten würden, wenn sie ständig erklären müssen, was sie denn so sicher ihrer geschlechtlichen Identität macht, wenn sie das rein biologische mal weglassen müssen. Mir jedenfalls fällt darauf keine eindeutige Antwort ein. Die Frage „Wer ist eine Frau?“ ist womöglich nicht zu klären. Auch Ihre Autorin lässt die Frage unbeantwortet. – Jori Fesser

 

Vielen herzlichen Dank für Ihren differenzierten Artikel über das Thema Genderidentität. Sie lassen beide Seiten zu Wort kommen, was guter Journalismus ist. Was leider in Deutschland fehlt, sind Berichte über das, was im Ausland schon passiert, in den Ländern, die schon Self-ID haben. Mich erschrecken besonders zwei Ereignisse: 1. Der komplette Verlust an Frauenschutzräumen getrennt nach Geschlecht, z.B. Hilfe bei Vergewaltigungen sowie Möglichkeiten sich zu treffen, besonders für Lesben, 2. Die vielen Vergewaltigungen von inhaftierten Frauen in Gefängnissen durch männliche Sexualstaftäter, die sich als Frauen deklarieren (Canada, USA, UK). Deutschland ist keine Insel und ich kann mir nicht vorstellen, dass Missbrauch von Self-ID nicht auch bei uns geschehen wird, wenn das Gesetz es erlaubt. Für weitere Recherchen kann man auf Twitter @NigHeke2 nutzen, der die „Probleme“ des SelfID sammelt. Vielen Dank nochmal. – Jolanda Hengeler

 

In „Wer ist eine Frau?“ in ZEIT Nr. 5, S. 47, las ich: „Der weiße Elefant im Raum aber ist das Thema…“ Für mich war „the elephant in the room“ immer eine englische Redensart. Ich hätte auf Deutsch von „Das unausgesprochen ständig im Raum stehende Thema“ oder so etwas gesprochen. Ich entnehme nun der Wikipedia, dass der Ausdruck wohl inzwischen seinen Weg ins Deutsche gefunden hat (https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Elefant_im_Raum) – aber der Elefant ist nicht weiß!

Der Ausdruck „Weißer Elefant“ bezieht sich auf sinnlose oder gescheiterte Groß-Investitionsprojekte (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fer_Elefant, Abschnitt „Redewendung“). In diesem Fall existiert das Bild sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch. Insgesamt schätze ich die ZEIT als Zeitung, in der die SchreiberInnen ihr Handwerkszeug, die Sprache, sehr professionell und gut nutzen. Deshalb möchte ich mit solchen Hinweisen dann auch zur Erhaltung dieses erfreulichen Niveaus beitragen. – Corinna Friesen

 

Wenn man schon die Biologie bemüht, dann offenbart sich das binäre System als alternativlose Grundlage allen höheren Seins. Jeder Mensch hat einen leiblichen Vater und eine leibliche Mutter, unabhängig davon, wer sich letztlich um ihn kümmert. Darin unterscheiden wir uns nicht wirklich vom Apfelbaum. Personen mit biologisch uneindeutigem Geschlecht sind äußerst selten. Hier bestätigt die Ausnahme lediglich die Regel. Der Vergleich eines postulierten dritten Geschlechtes mit den Pilzen als eigenem Reich neben (nicht zwischen) Pflanzen und Tieren kommt dagegen so hinkend um die Ecke, dass es schon beim Zuschauen schmerzt.

Was wahr ist, darf man sagen, oder? Markus ist ein Mann, der sich als Frau fühlt und Tessa genannt werden will. Wer dieses freie Denken mit 2400€ Bußgeld belegen will, outet sich als reaktionärer und selbstherrlicher Wolf im pseudotoleranten Schafspelz. Die Farce um die Definition einer Frau ist die moderne Version des Märchens von des Kaisers neuen Kleidern. Wollen wir jetzt das Kind bestrafen, welches den eingeschüchert-verblendeten Erwachsenen die Wahrheit offenbart? Es fühlt sich so an, als wolle man das Platzen der ach so schön schillernden Seifenblasen verbieten.

Die Äußerungen der neuen Familienministerin sind bestürzend. Es soll Menschen geben, welche ihr Kind anders lieben, welche sich dadurch an der Seite ihres Kindes fühlen, dass sie es auf dem Weg in die Realität unterstützen. Wer 14-Jährigen Jugendlichen dagegen die Selbstverstümmelung erlauben will, der sollte sie im gleichen Atemzug als volljährig und damit auch als voll strafmündig erklären. Alles andere wäre absurd. – Dr. Christian Voll

 

Beim Lesen Ihres Artikels Wer ist eine Frau im Feuilleton der ZEIT vom 27. Januar 2022 stellte sich mir vor allem eine Frage: Was ist denn „Trans-Ideologie“ eigentlich für ein Wort? War vielleicht Martin Luther Kings Bürgerrechtsbewegung ein Auswuchs der „Schwarzen-Ideologie“? Oder ist es Teil der „Schwulen-Ideologie“, zu wollen, dass Homosexuelle gleichberechtigt werden? Das Wort „Trans-Mann“ beschreibt übrigens keinesweg eine Person, die früher als männlich galt und nun weiblich ist, sondern umgekehrt.

Entsprechend sind es auch nicht Trans-Männer, vor deren Invasion sich eine laute Minderheit innerhalb des Feminismus fürchtet. Trans-Männer gelten unter diesen Leuten vielmehr als verlorene Schwestern, die sich durch das Patriarchat vom rechten Weg abbringen ließen – also eine ganz ähnliche Sichtweise wie Alexander Kortes Auffassung, dass „Mädchen an den Klippen der Pubertät zerschellen“. Von Trans-Männern selbst wird diese Haltung natürlich zurecht als demütigend empfunden. – Philipp Schnell

 

Es ist gut und bedeutet noch immer einen großen medizinischen Fortschritt, dass Menschen sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen können. Nur sie wissen, wie es sich anfühlt, im „falschen“ Geschlecht geboren zu sein, niemand sonst. Dennoch ist das Geschlecht keine „soziale Konstruktion“, sondern erst einmal eine biologische Tatsache. Eine soziale Konstruktion ist viel eher die Sozialisierung von Mädchen und Jungen in ihren Geschlechterrollen.

Ganz überwiegend fühlen sich die Menschen in ihrem angeborenen Geschlecht auch zu Hause. Trans-Frauen und Trans-Männer bleiben auch nach einer kompletten Geschlechtsumwandlung gebär- bzw. zeugungsfähig. Klar, mit Eizellen – oder Samenspenden, mit künstlichen Befruchtungen und Leihmüttern können auch Trans-Frauen und Trans-Männer zu Eltern werden. In Deutschland sind die Leihmutterschaft und Eizellen- bzw. Samenspenden verboten; dafür gibt es gute Gründe. Alice Schwarzer bezeichnet die Leihmutterschaft ziemlich krass: „Das Kind ist eine Ware. Und die Mutter ist eine Gebärmaschine“. Ich finde, sie hat recht. Frau Helling-Plahr von der FDP verkennt mit ihrem Beispiel einer Frau, die für ihre krebskranke Schwester ein Kind austrägt, die Realität und das Geschäftsmodell Leihmutterschaft.

Die wenigsten Leihmütter werden Schwestern sein, die für Ihre Schwester ein Kind gebären, das sind Frauen, die aus finanzieller Not zu Leihmüttern werden. Meiner Meinung nach werden diese Frauen ausgebeutet, sie sind auch Opfer. Interessant wäre es auch zu erfahren, wie Kinder, die auf diesem Wege zur Welt kommen, später mit der eigenen Identität klar kommen. Medizinisch ist viel möglich, Frauen mit weit über 60 Jahren können durch Eizellenspenden jenseits der natürlichen Fruchtbarkeit Kinder austragen. Das wird weltweit praktiziert. Vom biologischen Alter her sind diese Frauen dann die Großmütter der eigenen Kinder. Die Kinder können schnell zu Waisen oder Halbwaisen werden. Ist das wirklich ethisch vertretbar, denkt man da an das Kind?

Und ist es wirklich ethisch vertretbar, wenn 14jährige durch Gerichtbeschluss und gegen den Willen der sorgeberechtigten Eltern eine Geschlechtsumwandlung durchführen lassen können? Warum soll man dem Jugendlichen nicht die Zeit bis zur Volljährigkeit belassen, denn ich glaube auch, dass nicht jeder Jugendliche bereits im Alter von 14 Jahren und mitten in der Pubertät abschätzen kann, was die (endgültige) Geschlechtsumwandlung für den Rest des Lebens bedeutet. Ich verstehe hier die Eile der Politik nicht. Jugendliche brauchen Zeit für ihre Entwicklung und auch Zeit zum Nachdenken. Es richtig, dass sich die Gesellschaft ständig ändert und die Politik längst gelebten Realitäten und Änderungen auch Rechnung tragen muss. Aber bitte nicht unter der Devise: „Alles ist möglich, alle Fenster sind offen“, denn nicht alles was möglich ist, ist automatisch gut.

In Deutschland leben immer noch viel zu viele alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern an der Armutsgrenze. Das ist ein Skandal und die Ampel-Koalition sollte die Verbesserung der Lage dieser Mütter und ihrer Kinder ganz ober auf der Prioritätenliste haben. Und nicht irgendwelche lächerlichen Bußgeldkataloge für die Benutzung von „Totnamen“ und die in meinen Augen unverschämte und unnötige Bekämpfung der „Heteronormativität“. So schafft man keine Gleichberechtigung, sondern Gegner. Danke an Frau Lau für ihren sehr interessanten und sehr guten Beitrag, der alle, die jetzt in der Regierungsverantwortung stehen, zum Nachdenken anregen sollte (falls sie ihn lesen). – Regina Stock

 

Das Gehirn eines jugendlichen Menschen ist noch nicht völlig ausgereift (vgl. u. a. https://de.wikipedia.org/wiki/Gehirnentwicklung_beim_Menschen) und deshalb sollte ein jugendlicher Mensch meines Erachtens bezüglich seines Mann- oder Frauseins keine Entscheidungen treffen / Veränderungen vornehmen lassen dürfen, die sie*er später eventuell bereut, die dann aber nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Ein erwachsener Mensch sollte dagegen meiner Meinung nach die Freiheit haben, nach reiflicher Überlegung offiziell das Geschlecht zu wechseln, sofern er die Behandlungskosten selbst bezahlt.

Da ein Transmann aber biologisch niemals ein gewöhnlicher Mann und eine Transfrau niemals eine gewöhnliche Frau werden kann, sollte das bei Bedarf berücksichtigt werden: Eine Transfrau sollte z. B. bei sportlichen Wettkämpfen nicht als Frau antreten dürfen, da sie aufgrund der verbliebenen Reste des Mannseins, insbesondere des männlichen Körper- und Knochenbaus, in den meisten Disziplinen gewöhnlichen Frauen haushoch überlegen ist. Sie hätte einen unfairen Wettbewerbsvorteil. – Dr. Ulrich Willmes

 

Es reicht offenbar nicht, daß Mädchen und junge Frauen durch die Medien und Facebook-Terror in die Magersucht getrieben werden. Jetzt wird ihnen auch noch suggeriert, daß sie mit ihrem Geschlecht hadern sollen. Und das alles nur, weil eine kleine Minderheit Gestörter große Propaganda macht! Ich kann Alexander Korte nur beipflichten: Auch ich habe seit vielen Jahren die Grünen gewählt, damit wird wohl bald Schluß sein. – Manfred Schwartz

 

Ich empfehle Mariam Lau dringend, sich vor dem nächsten Artikel über Selbstbestimmung und Geschlecht etwas tiefergehend mit Transgeschlechtlichkeit auseinanderzusetzen. Es ist in der wohlwollendsten Lesart peinlich (in der nicht so wohlwollenden Lesart reaktionär und antifeministisch), wie sich hier rechter Rhetoriken und Ängste schürender Bilder bedient wird, um eine vermeintlich innerfeministische Debatte abzubilden. Nein, trans zu sein ist kein modernes „Gruppenphänomen an Schulen geworden“. Queere Menschen gab es schon immer, sie waren nur weniger sichtbar. Dass sich immer mehr junge Menschen trauen, zu ihrer Geschlechtsidentität zu stehen, müssen wir feiern, denn es ist ein Anzeiger für die Freiheitlichkeit unserer Gesellschaft.

Ich weiß nicht genau, was eine „Trans-Ideologie“ sein soll, aber ich spreche Jugendlichen soviel Autonomie und Verstand zu, sich nicht als Lösung für „all die Probleme […] mit ihrem Körper, […] ihrer Identität […] und den herrschenden Stereotypen“ für eine Transition zu entscheiden. Denn was für eine Lösung wäre das? Auf der Straße angefeindet und angegriffen zu werden, tägliche Rechtfertigungen über das eigene Geschlecht geben zu müssen, Familie und Freund*innen zu verlieren, institutionelle Diskriminerung zu erfahren, tausende Euros für gerichtliche und medizinische Verfahren zu bezahlen, die Anerkennung der eigenen Identität in den Feuilletons diskutiert zu wissen:

Das ist die Realität von trans Menschen in Deutschland und wohl kaum das Leben nach dem sich Jugendliche sehnen. Rechte und konservative Gruppierungen, die gegen trans Personen hetzen, tun das aus offensichtlichen Gründen. Als Feministin, aber auch einfach als freiheitlich denkender Mensch, muss ich mich klar gegen rechts positionieren. Volle Solidarität mit Tessa Ganserer und allen trans Personen! – Helene Einfeldt

 

Herzlichen Dank an Frau Lau für diesen aufklärenden Artikel. Ich habe manches geahnt und befürchtet., nun ist es zur Gewissheit geworden. Es geht Tessa Ganserer bei dem seltsamen und lächerlichen Vergleich von Pilzen mit Transsexuellen ganz gewiss nicht um die Verankerung von biologischem Wissen in das kollektive Bewusstsein; eine Glaubenslehre soll in die Gehirne eingepflanzt werden. Die Biologen wissen, dass die Einteilung der Lebewesen in ein System nur vorläufig sein kann, denn die Forschung liefert ständig neue Befunde. Was soll man da verankern? Im Übrigen sind Kenntnisse der Abstammungslehre und Systematik für die meisten Menschen völlig bedeutungslos.

Viele glauben, der Champignon sei ein Pilz, es ist aber nur der Fruchtkörper eines Pilzes. Dieser falsche Glauben schadet den Menschen nicht. Die Pilze kann ich schon lange richtig zuordnen; nun kann ich auch einige grüne Politiker neu einordnen. Da gibt es eine bedingungslos liebende Mutter, die Geschlechtsänderung ab 14 Jahren befürwortet. Ist Frau Spiegel Expertin für Gehirnentwicklung im Jugendalter?

Ein interessantes Programm ist das, zuerst kommt die jahrelange Gehirnwäsche (auch durch die ständige Beschallung mit Gendersprache im Rundfunk) zwecks Veränderung des kollektiven Bewusstseins, danach kommt dann das Recht auf Selbstbestimmung. Bisher hielt ich nur die AfD für unwählbar, nun kommen die Grünen dazu. Ideologische Verblendung gibt es hier wie dort, nur anders. Das tut mir sehr leid, weil mir Umwelt- und Artenschutz sehr wichtig sind. Nun warte ich darauf, dass das medizinische Transgender-Geschäftsmodell mal genauer untersucht wird. – Maria Christiany

 

„..jeder bestimmt sein Geschlecht selbst, steckt der verblüffende weltweite Siegeszug einer Philosophie, nach der das Geschlecht eine soziale Konstruktion ist und die Biologie eigentlich unwichtig“ Sehr geehrte Frau Lau, würden Sie mir bitte erklären, worauf Ihre so kühne Aussage eines „weltweiten Siegeszuges“ gründet?

Dieses Thema „Transsexualität“ ist ein absolutes Minderheitenthema, weltweit, zuvorderst für einen Kreis von Intellektuellen der nördlichen Hemisphäre und wird nicht größer, durch ein Adjektiv. Ich vermute, mehr als 7 Millarden Menschen weltweit haben andere Sorgen und lehnen auch die Forderung nach Selbstbestimmung dafür ab. Sie glauben weiterhin an die chromosomale Realität. – René Böhm

 

„Jeder Mensch hat das Recht, über sein Schicksal selbst zu entscheiden.“ (Bob Marley, 1945-1981, jamaikanischer Musiker & Songwriter) Und von diesem Recht, da ist in diesen Pandemie-Zeiten nicht mehr viel übrig geblieben; wer nicht spurt der bekommt eins übergebraten, der bekommt die „Keule“ voll aufs Haupt! „Frei zu sein bedautet nicht nur, seine eigenen Fesseln zu lösen, sondern ein Leben zu führen, das auch die Freiheit anderer respektiert und fördert.“ (Nelson Mandela, 1918-2013, südfrikanischer Aktivist & Präsident von Südafrika) Wo ist nur der Respekt geblieben, von dem Olaf Scholz auf seinen Wahlplakaten für sich geworben hat? „Es ist gut, dass wir die Erklärung der Menschenrechte haben. Besser wäre es, wenn wir sie erst gar nicht bräuchten.“ (Paul Johann Anselm von Feuerbach, 1775-1833, deutscher Rechtsgelehrter) – Klaus P. Jaworek

 

Mir ist immer noch nicht klar, warum Frauen es tolerieren sollen, dass sich ein vollständiger Mann in die Frauenumkleide im Schwimmbad begeben darf, nur weil er meint, eine Frau zu sein. Entsprechend könnte ein weißer Mann meinen, schwarz zu sein, um dann in einem schwarzen Stadtviertel der USA in einer Bar einen Drink zu bestellen. Wir weißen Menschen dürfen ja nicht mal ein Gedicht einer schwarzen US-amerikanischen Dichterin übersetzen. Die Begriffe Frau und Mann und die damit verbundenen Konventionen haben nicht nur eine lange Tradition.

Der Alltag bestätigt, dass sie nötig sind. Die Trans-Bewegung darf sich gerne eigene Begriffe ausdenken, aber die restlichen 99.9% der Bevölkerung damit in Ruhe lassen. Problematisch ist auch die anscheinend gewollte Vermengung von Menschen, die sich unglücklicherweise von Geburt an weder dem einen noch dem anderen Geschlecht richtig zuordnen können, und Menschen, die zunächst völlig gesund auf die Welt kommen und erst später sich aus welchen Gründen auch immer im falschen Körper gefangen fühlen. Es wäre vorteilhaft, wenn sich mal die Bio- und Medizinwissenschaften in die Diskussion einloggen, aber anscheinend haben die jetzt schon vor Angst um das eigene Labor oder der Zwangsemeritierung die Segel gestrichen. – Dr. Bernd Langer

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Preis der Sanktionen“ von Thomas Fischermann et al.

 

Das würde schon 1867 von den USA erworben! Kann das stimmen? – Joerg L. Neumann

 

In besagtem Artkel findet sich der in oberlehrerhaftem Diktus gehaltene und im Nimbus der Unfehlbarkeit daherkommende – beides Kennzeichen des Gesamtartikels – Satz: „Ein Großteil der russischen Enegiereserven liege nämlich in besonders unzugänglichen Gegenden unter dem Erdboden, etwa in Ostsibirien und in Alaska.“ Oh, ich muss es verpasst haben, dass irgendwann Russland – oder war es die GUS oder gar die UdSSR? – den 49. US-Bundesstaat annektiert hat. Aber, Gott sei’s gedankt, füllt DIE ZEIT allwöchentlich unsere Bildungslücken. – Prof. Dr.theol. Dr.phil.habil. Dipl.-Psych. Hans-Peter Heekerens

 

Im Artikel „Der Preis der Sanktionen“, auf S. 19 der aktuellen ZEIT, für den immerhin drei Autoren plus einer Mitarbeiterin verantwortlich zeichnen, lese ich, dass „ein Gro¬ß¬teil der rus¬si¬schen En¬er¬gie-re¬ser¬ven in be¬son¬ders un¬zu¬gäng¬li¬chen Ge¬gen¬den un¬ter dem Erd¬bo¬den, et¬wa in Ost¬si¬bi¬ri¬en und in Alas¬ka, liege“. Das ist nun doch ein wenig verwunderlich, denn Alaska wurde im Jahre 1867 von den USA dem russischen Zarenreich abgekauft; seit 1959 ist es ein Bundesstaat der USA. Weiter unten wird die Stadt Kaluga in Russland, „170 km südöstlich von Moskau“, erwähnt. – Sie liegt jedoch südwestlich von Moskau, die Entfernung habe ich nicht nachgeprüft. – Rudi Knop

 

Wahrscheinlich wird man kaum jemanden in Ihrem Haus finden, der nicht weiß, dass Alaska seit Generationen nicht mehr zu Russland, sondern zu den USA gehört. Dass Ihnen im Leitartikel des Wirtschaftsressorts trotzdem dieser Lapsus unterläuft: geschenkt. Auf erfrischend-sympathische Weise wurde mir wieder klar, ich habe kein sprödes Fachbuch abonniert, sondern eine lebendige Zeitung! – Wolfgang Sauer

 

Euer Artikel „ Der Preis der Sanktionen „ lässt – für mich schmerzlich – vermissen, dass ein etwaiger Krieg auch Kosten verursachen würde. Ein solcher “ Preis “ wäre immens hoch. Hinzu kommen die Kosten des unsäglichen Leids, dass jeder Krieg über alle Beteiligten Länder bringt. Ich bin Unternehmer und würde möglicherweise betroffen vom PREIS DER SANKTIONEN. Aber wäre es nicht viel “ preisgünstiger”‘Sanktionen zu verhängen, als ein militärische Aktionen durchzuführen? – Albert Otten

 

Nach Lektüre des Artikels „Der Preis der Sanktionen“, ZEIT, Nr. 5 (27.1.2022), S. 19 (Malcher/Rudzio/Pinzler) stellt sich mir eine Frage zu folgendem Satz, in dem die Meinung Jeffrey J. Schotts referiert wird: „Ein Großteil der russischen Energiereserven liege nämlich in besonders unzugänglichen Gegenden, etwa in Ostsibirien und in Alaska.“ Echt jetzt? Alaska gehört doch seit mehr als 100 Jahren zu den U.S.A.! – Norbert Ortgies

 

In dem o.a. artikel ist ungefähr in dessen mitte von russischenenergiereserven in ostsibirien und in alaska die rede. das überrascht, denn meines wissens gehört alaska (längst) nicht (mehr) zu russland. vielleicht können sie mir in dieser hinsicht ‚auf die sprünge helfen‘. dafür bereits jetzt meinen besten d a n k ! – Hans-Joachim L o t z

 

„Ein Großteil der russischen Energiereserven liegt nämlich in besonders unzugänglichen Gegenden unter dem Erdboden, etwa in Ostsibirien und in Alaska.“ Meine Schulzeit ist lange her. Aber wir haben gelernt, dass der russische Zar Alexander II. Alaska billig an die USA verkauft hat.

https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2FKauf_Alaskas&amp;data=04%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C7caa1a77d09b4f4d26dd08d9e49f864a%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C637792196071047438%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000&amp;sdata=B5G8zQF%2FLuovkirdEUjZXvpXtBGwupCv21AxWJA6n88%3D&amp;reserved=0Klaus Rozinat

 

Die Themen Russland, Ukraine und Nord Stream 2 spalten aktuell ganz schön die Gemüter. Meiner Meinung nach hat die derzeitige Diskussion nichts objektives mehr. Es wird nur noch gegen Russland und Putin argumentiert. Ich möchte dieses Land und diesen Präsidenten sicherlich nicht als Engel oder weißen Ritter für Recht und Ordnung und Gerechtigkeit hinstellen. Aber Hand aufs Herz: Sind denn die Amerikaner auf ihrem Kontinent viel besser, viel ehrlicher unterwegs? Deutschland bezieht nicht eindeutig Stellung gegen Russland, wie ich finde zu recht.

Schauen wir uns doch die einzelnen Punkte ohne das ganze Säbelgerassel mal an. Nord Stream 2, die umstrittene Gaspipeline. Übrigens hat Schweden der Pipeline auch zugestimmt, geht aktuell etwas unter. Mich würde hier ein Vergleich interessieren. Welche Kosten gäbe es denn, würde die Pipeline nicht über den Seeweg sondern über den Landweg gebaut werden? War es vielleicht betriebswirtschaftlich günstiger, die Röhre auf dem Grund der Ostsee zu verlegen? Und wenn Russland doch so hohe Reserven hat und eine so geringe Verschuldung, weshalb sollte es dann auf die Gaslieferung angewiesen sein? Sehr widersprüchlich.

Oder die Ukraine und die Krim. Auf der Krim befindet sich Sewastopol, dort liegt Russlands größter eisfreier Militärhafen. Der kürzeste Weg dorthin führt durch die Ukraine. Wäre die Ukraine nun EU Mitglied oder noch dramatischer, NATO Mitglied, hätte Russland diese direkte Verbindung nicht mehr. Natürlich lässt Putin dies nicht zu. Und im übrigen würden dies auch die Amerikaner nicht tun, wären sie in solch einer Situation. Hier würde Selbstreflexion sehr helfen.

Historisch betrachtet wurde Russland in den vergangenen Jahrhunderten sehr oft angegriffen. Zwei große militärische Operationen, die von Napoleon und von Hitler, kamen aus westlicher Richtung. Über Polen, die baltischen Staaten, Richtung Moskau. Die Flanke ist offen, keine natürliche Barriere schützt die russische Hauptstadt. Jeder Militär, jeder Staatsmann würde versuchen, diese offene Flanke zu schließen oder zu sichern.

Russland ist sicherlich keine Bilderbuch Demokratie. Aber die USA sind es genauso wenig. Die USA sind aber heilig und nahezu unantastbar. Dies ist der Eindruck, den die aktuelle Diskussion wieder gibt. Die EU steht zwischen den Stühlen dieser beiden riesigen Supermächte. Und unsere neue junge Außenministerin steht vor dieser gewaltigen Herausforderung. Möge sie standhaft bleiben, klug, überlegt und distanziert antworten und reagieren. – Yves Pulst

 

Wieso verhandeln eigentlich z. Zt. die USA mit Katar über Flüssiggaslieferungen nach Europa, wie in einem Nebensatz des ZEIT-Artikels erwähnt. Verschlafen da die Deutschen gerade wieder etwas? Im Ernstfall müssen wir dann von den Amerikanern das Gas teuer kaufen statt von Katar beliefert zu werden. Die US-Amerikaner schüren die Kriegsgefahr, um dann die Blockade von Nordstream 2 zu betreiben, wie von Außenminister Blinken bereits angekündigt. – Otmar Theobald

 

Ich kann nachvollziehen, dass sich die Bundesregierung hinsichtlich Sanktionen gegen Russland gänzlich still verhält. Wir befinden uns in einer energiepolitischen Sackgasse mit so starker Abhängigkeit zu Russland, dass uns Gegensanktionen z. B. Gasimporten (mind. 50 % Anteil) hart treffen würden. Bei der gegenwärtigen Weltmarktlage hätte Russland sicher keine Probleme, alternative Abnehmer für sein Gas zu finden. Zumal lt. Hr. Schott ein Großteil der russischen Energiereserven in Alaska? lagert (Präsident Putin zeigt sogar zaristisches Großmachtstreben!) Die ausstehende Genehmigung der Nordstream-2-Pipeline wird keinen Druck auf Moskau ausüben, da die schon vorhandenen Pipelines (unsichere Durchgangsländer!) genügend Kapazität bieten, damit Russland seinen Lieferverpflichtungen nachkommen kann.

In Deutschland sind die Gasspeicher so leer, wie seit Jahren nicht – das BMWI ist gefordert, eine staatliche Gasreserve anzulegen und die Kontrolle über den Füllstand der Speicher zu erlangen. Andere Gaslieferanten können ihre Förderung nicht ausweiten (Norwegen, Niederlande) oder evtl. Ausfälle nur teilweise ausgleichen (Katar, USA – met(h)a(n)mässige Emissionen dank fracking = green?), das dann mit teuren LNG-Gas (Bearbeitung, Transport) das in europ. Terminals (Auslastung 30 %) anlandet, da unsere zwei angedachten Terminals noch der Genehmigung harren – ist deren geförderte Erstellung überhaupt nötig?

Dies geschieht alles vor dem Hintergrund, dass bei uns der Gasbedarf in den nächsten Jahren durch den Bau H2-fähiger Gaskraftwerke als Übergangstechnologie (Atom/Kohle aus) stark steigen wird, da der Ausbau erneuerbarer Energien sicher nicht mit dem notwendigen Tempo erfolgt, um die gewünschte Transformation alleine zu bewältigen. Angesichts stark steigender Gaspreise und der angeführten Beispiele, sehe ich den Druck auf Deutschland -nicht nur -energiepolitisch äußerst angespannt. Im Rahmen vorausschauender Gestaltung erwarte ich von unseren verantwortlichen Politikern die Entwicklung von Strategien, die Importabhängigkeiten z.B. in Zukunft von importiertem grünem Wasserstoff abmildern, da unsere inländischen Kapazitäten nicht ausreichen werden. – M. Linder

 

ich bin etwas spät, aber gleichwohl. Wenn der Handelsexperte Jeffrey J. Scott (Peterson Institute for International Economics, Washington) RUSSISCHE Erdölreserven auch in ALASKA gelegen erachtet, spricht dies für sich bzw. für seine mangelnden Erdkunde- und Geschichtskenntnisse und seine mangelnde Eignung für „Internationales“ [Alaska Purchase von 18. Oktober 1867; kürzlich auch eine Frage beim Jauch’schen „Wer wird Millionär“]. Was würde Wladimir Wladinirowitsch P. sich freuen, wenn es so wäre! Dass aber Sie, Journalisten (m)einer Qualitätszeitung – unter Mithilfe von Frau Pinzler, diesen „Quatsch“ übernehmen, steht auf einem ganz anderen Blatt! – Walter Funk

 


 

 

Leserbriefe zu „Sackgassenberufe“ von Anna Mayr

 

Die Tatsache, dass es Berufe mit geringeren und andere mit besseren Aufstiegsmöglichkeiten gibt , ist aus meiner Sicht die Wirklichkeit. Was hat dieser Hinweis auf die Realität der Arbeitswelt im Schulunterricht mit dem vom Bundeskanzler eingeforderten Respekt zu tun? Mehr Frauen in führenden Positionen der Politik und vor allem auch in der Wirtschaft wird bei jeder Gelegenheit gefordert. Sie beklagen die Thematisierung der geringeren Aufstiegsmöglichkeiten in Schulbüchern und die Bezeichnung „Sackgassenberufe“. Ohne Parität in der Berufswahl ist Parität in der Führung nicht zu erreichen.

Die Strategie zur Erreichung eines Zieles ist m. E. nur realistisch, wenn sie alle davon betroffenen Lebensbereiche erfasst und beschreibt. Die Kennzeichnung von Berufen mit schlechteren Aufstiegsmöglichkeiten als „Sackgassenberufe“ folgt dem verbreiteten Trend der Öffentlichkeit, mit dramatischen Wortschöpfungen, Fremdwörtern, Anglizismen oder künstlichen Sprachkonstruktionen Aufmerksamkeit zu erzeugen. Das ist leider schon nichts Besonderes mehr. – R. Renaux

 

Meinen Glückwunsch zu diesem ausgezeichneten Artikel. Das war mal wieder einer, den ich beim Essen in Auszügen meiner Familie vorgelesen habe (die ZEIT lese bei uns nur ich, aber mein Mann und unser 14-jähriger Sohn müssen damit leben, dass ich besonders interessante Inhalte bei Tisch referiere). Wir waren uns einig, dass das einzige erkennbare sinnvolle Anliegen in der beschriebenen Schulbuchaufgabe darin besteht, Mädchen zu ermutigen, sich nicht automatisch eine Zukunft vorzustellen, in der es auf ihr Einkommen nicht ankommt, weil in einer Familie doch sowieso der Mann das höhere Einkommen haben muss. Ebenso einig waren wir uns, dass der Denkansatz „Sackgassenberufe“ für das Transportieren dieser Botschaft denkbar ungeeignet ist, und dass man der Autorin in ihrer Kritik nur voll und ganz recht geben kann. – Corinna Friesen

 

Es ist ehrenwert auf das schlechte Image von Berufen hinzuweisen. Gleichzeitig verstärken Sie die Abwertung z.B. des Berufs der Erzieherin/ des Erziehers in ihrem Artikel. Sie schreiben von Kindergärtnerinnen. Diesen Beruf bzw diese Ausbildung gibt es nicht. Und es ist eine Ausbildung mit einer enormen Vielfalt von Tätigkeiten, viel Verantwortung, vielen Entwicklungsmöglichkeiten und leider wenig Ansehen und Bezahlung. Solange weiterhin von Kindergärtnerin geredet wird, wird sich daran nichts ändern. – Helga Heugel

 

Vielen Dank für Ihre Artikel. – Dieter Pansegrau

 

Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich bei einem Beitrag von Anna Mayr frage, wie es ein derart unreflektierter Aufschrieb in die ZEIT schaffen kann. Hier haben wir nun Schulbuchautoren, die Kindern erklären, dass die Wahl der Berufsrichtung und des Ausbildungsweges Einfluss darauf hat, welche Optionen man sich im Leben offenhalten kann. Kinder, die sich bislang kaum vorstellen können, wie das ist, wenn man vier oder fünf Jahrzehnte berufstätig ist. Vielleicht lässt sich für „Sackgassenberufe“ ein netter Euphemismus finden. Aber die Sensibilisierung von Kindern für solche Mechanismen im Berufsleben ist zu begrüßen. Statt dessen unterstellt Anna Mayr den Autoren – völlig unsubstantiiert – mangelnde Sensibilität für bestimmte Berufsgruppen und verliert sich in einer ziellosen Polemik. – Prof. Dr. Thorsten Brandes

 

Vorhin, also bevor ich mich an meinen „Leserbrief“ machte, habe ich nochmals Ihre „Sackgassengedanken“ durchgelesen… Und mich, wie schon bei der ersten Lektüre, nochmals über Ihre Zeilen „saumäßig“ (wie man im Schwäbischen, anstatt „euphorisch“, sagt) gefreut!!! Sie arbeiten da, ironisch zwar (aber mit maximalem Unterhaltungswert…), aber sowas von zutreffend das soziale Dilemma heraus, das unsere Gesellschaft (und wohl alle anderen ebenfalls) charakterisiert: Eigentlich zählt nicht, dass man seinen Job gut macht und zufrieden bzw. sogar glücklich dabei ist, sondern dass man möglichst „aufsteigt“, besser ist als andere, vermeintlich höher angesehen und privilegiert ist, und natürlich dann auch mehr oder viel mehr Geld dafür kriegt, auch wenn es total ungerechtfertigt sein mag…

Meine eigene berufliche Biographie bewegte sich innerhalb ebendieser Thematik: Als Lehrer (mit Diplomabschluss) begann meine „Karriere“ mit A 12 Salär im täglichen Umgang mit Kindern – und endete nach 40 Jahren mit A 12 Salär und immer noch im täglichen Umgang mit Kindern. Dazwischen lagen 40 Berufsjahre, die mir soviel Befriedigung und Freude brachten, dass ich (fast) nie „aufsteigen“ wollte, z.B. zum Konrektor oder Schulleiter oder… obwohl es die Möglichkeiten gegeben hätte.

Also: Eigentlich wars ein „Sackgassenberuf“, der eigentlich nie, wenn man der Denke der Schulbuchautoren (und vieler anderer!!!) folgt, niemals erstrebenswert sein konnte: Sein Leben als Lehrerlein verbringen und jeden Tag denselben Quark machen… puhhh! Mehr werde ich jetzt zu dieser Thematik nicht schreiben: SIE haben es in Ihrem Artikel bereits exzellent getan!!! Besser gehts nicht! Machen Sie so weiter!!! – G. Klenk

 

Fast schäme ich mich, zu bekennen, daß auch ich einen „Sackgassenberuf“ ergriffen habe: Hausarzt auf dem platten Land, Lichtjahre entfernt vom Halbgott in Weiß, ohne Aufstiegsmöglichkeiten zum Ober- oder gar Chef-Hausarzt! Obendrein haben sich alle meine Patienten, trotz fürsorglichster Betreuung, immer auf einer Einbahnstraße Richtung Friedhof bewegt, der an ihrem Ende lag! Insofern habe ich sogar einen Doppelsackgassenberuf ausgeübt! Vielleicht findet dieses Wort Aufnahme in die nächste Auflage Ihres beschriebenen Schulbuchs? Dennoch habe ich meine Arbeit – meist – geliebt; sie hat mein Leben mit Sinn erfüllt! Allerdings, ohne die engagierte Mitarbeit meiner Sackgassenarzthelferinnen, pardon, -MFAs hätte ich mein Stethoskop schon frühzeitig an den Infusionsständer hängen müssen!

Schulbuchautoren gehören offenbar zur Gilde der überaus zahlreichen „Beauftragten“ unseres Landes, die mit ihrer segensreichen Schreibtischtätigkeit jedes Mitglied unserer Gesellschaft stützen und schützen wollen! Je aufgeplustertere, nichtssagendere, unverständlichere Wortneuschöpfungen sie kreieren, desto eher hoffen sie, die politische Karriereleiter zu erklimmen! Entsprechend unseres föderalen Systems sollte es mindestens 16 solcher Bildungsbeauftragten geben; ihre Dunkelziffer und damit auch ihr Budget dürfte um ein Vielfaches höher liegen!

Eines Tages, so tagträume ich manchmal, werden all diese Damen, Herren und Diversen ihren Elfenbeinturm verlassen, um in einer Hausarztpraxis, einem Krankenhaus, einem Pflegeheim einmal am eigenen Leib zu erfahren, wie körperlich und seelisch belastend, aber auch wie verantwortungsvoll und befriedigend ein Sackgassenberuf ist! Und siehe da, kurz darauf wird dieses Sprachungetüm auf der riesigen deutschen Wortmüllhalde entsorgt werden! Ewiger Friede seiner Asche! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Ich hoffe, Sie haben diesen galligen Kommentar auch an den entsprechenden Schulbuchverlag gesendet. Vielleicht gibt es ja Schulbuchautoren, die Standpunkten und Argumenten gegenüber aufgeschlossen sind. Sie haben das Lernziel (bzw. neupädagogisch „Kompetenz“) jedenfalls sauber analysiert (also zerlegt). – Frank Weber

 

Vielen Dank für den toll geschriebenen Artikel „Sackgassenberufe“ in der Zeit vom 27. Januar 2022 !!! – Willi Leyh

 

Ihr Artikel bringt es schwungvoll auf den Punkt. Herzlichen Dank! – Dr. Joachim Heitsch

 

Doch zu Ihrer Kolummne Sackgassenberufe möchte ich tatsächlich nur ein Wort sagen und zwar großartig! Vielen Dank und weiter so. – Heike Westermann

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum so gehemmt?“ von Marc Brost

 

Zu Ihrem Artikel „Warum so gehemmt?“ kam mir der Gedanke: Kann man nicht sagen, dass Olaf Scholz vielmehr die Kunst der Moderation im Hintergrund beherrscht und dabei Habeck, Lindner und Baerbock eine Bühne bietet, die diese aktiv nutzen? Es bleibt ihm auch nicht viel anderes übrig, denn er muss die Ziele von drei Parteien in Einklang bringen, ganz abgesehen von unterschiedlichen Strömungen in der eigenen. – Gabriele Reinfeld

 

Der neue Bundeskanzler Olaf Scholz = Gewählt von 25,7 % der Wahlberechtigten. Zuständig für 100 % der Bevölkerung in Deutschland. Bisher zählbare Ergebnisse (Impfpflicht, Ukraine-Russland-Amerika-Europa-NATO Krise) 00,00 %. Er hat seinen Wählern versprochen: „Wer Führung bestellt, der kriegt sie auch!“ Olaf Scholz hat ja nicht gesagt wann. Bisher ist von einem an der Spitze stehen und der Anwendung der Richtlinienkompetenz bei dieser Ampelkoalition nicht viel zu merken. Olaf Scholz als Bundeskanzler ist der Großmeister der Unverbindlichkeit und das Beantworten nicht gestellter Fragen ist sein Markenzeichen. Mit leiser, emotionsloser Stimme verbreitet er sakrosankte Plattitüden. Die Verbreitung klarer Aussagen ist seine Sache offensichtlich nicht. Wer auf Merkel 2.0 gehofft hatte sieht sich enttäuscht.

Die sogenannte 100 Tage-Frist zur Einarbeitung einer neuen Regierung ist angesichts der Problemlagen doch ein schlechter Witz. Wenn andere (Handwerker, Ärzte, Juristen, Lokomotivführer und so weiter und sofort) erst nach 100 Tagen vorzeigbare Arbeit abliefern würden wäre es schlecht um unser Zusammenleben bestellt. Also können wir von unserer Bundesregierung und vor allem vom neuen Bundeskanzler Olaf Scholz sofortige und umgehende Arbeitsergebnisse erwarten die seinem Amts-Eid und dem seiner Ministerriege entsprechen.

Nämlich seine Kraft dem Wohl des deutschen Volkes zu widmen, seinen Nutzen zu mehren, Schaden von ihm abzuwenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes zu wahren und zu verteidigen und seine Pflicht Gewissenhaft zu erfüllen sowie Gerechtigkeit gegen jedermann zu üben. Das dies erst alles in 50 oder 100 Tagen zu beachten und umzusetzen sei ist so im Grundgesetz Artikel 56 nicht vorgesehen. Es gibt keine Schonfrist! Weder für die Politik noch für die Bevölkerung. – Felix Bicker

 

Sie hätten eine Seite Text in dieser Zeit-Ausgabe mit einem anderen Thema füllen können. Denn Ihren „großen“ Artikel beenden Sie mit: “ Olaf Scholz mag jetzt 50 Tage im Amt sein, sein Kanzler geworden ist noch nicht“. Stattdessen versuchen Sie zu ergründen, warum Olaf Scholz noch nicht Kanzler ist. Ein ziemlich untauglicher Versuch allemal. Denn wenn Ihr Schlußsatz stimmt, dann erübrigen sich vorher ihre Einteilungen in Der doppelte Kanzler Der abhängige Kanzler Der scheue Kanzler Der stoische Kanzler Olaf Scholz ist mit seinen nun 63 Jahren ein unaufgeregter Patron.

Da passen auch seine Hinweise an seinen früheren Hamburger Wegbegleiter in der Bürgermeisterei: “ Wir sind nie beleidigt – Wir sind nie hysterisch“. Olaf Scholz ist kein Gerfhard Schröder, kein Helmut Kohl, kein Helmut Schmidt, kein Willy Brandt, kein Kurt-Georg Kiesinger, kein Ludwig Erhard und kein Konrad Adenauer und mit der „Frau aus Anderland“ , Angela M. hat er auch nichts gemein. Wir werden uns an diesen spröden Politiker, der aber privat einen ganz feinen Humor hat, gewöhnen müssen. Und a la longue wird es dann auch heißen: „Der Kanzler ist im Amt“. – Dr. Detlef Rilling

 

So ein bisschen ist Olaf Scholz zum Amt des Bundeskanzler gekommen, wie die Jungfrau zum Kinde. Niemand hat wirklich damit gerechnet, dass er es schafft. 25% sind kein großartiges Wahlergebnis für die SPD und Olaf Scholz. Der Wahlsieg ist und zum Teil auch mit der Schwäche von CDU/CSU und ihrem Kanzlerkandidaten Armin Laschet zu erklären. Bundeskanzler Scholz kommt nicht in den Genuss eines Welpenschutzes. Dafür ist die weltpolitische Lage im Moment zu brisant, Corona hält uns weiterhin auf Trab und die ehrgeizigen Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag wollen umgesetzt werden.

Wenn ich an das Brimborium um die Unterschriften auf dem Koalitionsvertrag der Ampel-Koalition unter der Devise „Mehr Fortschritt wagen“ zurück denke, kommt bei mir Ernüchterung auf. Olaf Scholz ist mir zu still. Bei seinen Pressekonferenzen spricht er so leise, dass man ihn manchmal kaum verstehen kann, und er weicht vielen direkten Fragen gerne aus. Das lässt viel Raum für Interpretationen, was seine Person anbetrifft. Auf mich wirkt das oft wie Unsicherheit.

Interessant, was Herr Brost vom „doppelten Kanzler“ berichtet. Olaf Scholz sollte sich in der Öffentlichkeit auch so präsentieren, ansonsten könnte leicht der Eindruck entstehen, dass er besser als zweiter Mann geeignet wäre. Klappern gehört nun einmal auch zum politischen Handwerk, im Moment klappern aber eher Robert Habeck und Christian Lindner. Und diese beiden Herren sind ehrgeizig!

Es ist ein großer Fehler von Bundeskanzler Scholz, dass er unter der Ukraine-Krise nicht nach Washington und Moskau reist. Will er hier ernst genommen werden, muss er sich zeigen und die Ukraine-Krise zur Chefsache machen. Das wird nicht nur in Deutschland von Ihm erwartet. Aus Olaf Scholz wird sicher kein so extrovertierter Typ wie Gerhard Schröder werden, und es ist richtig, wichtige Entscheidungen in Ruhe und nicht in Hysterie zu treffen. Getroffen werden müssen sie aber, um sie herum zu lavieren, macht unglaubwürdig und wirkt schwach.

Olaf Scholz hat von Anfang an erklärt, dass er nicht nur für vier Jahre regieren will, sondern länger. Dies zu erreichen wird schwierig, wenn er weiterhin so einen passiven Eindruck bei der Bevölkerung macht und Spekulationen über seine Führungsstärke hinterlässt. Mit Friedrich Merz als frisch gebackenen Vorsitzenden der CDU wird Bundeskanzler Scholz künftig einen starken und aktiven Kontrahenten vor sich haben. Das hat Friedrich Merz schon in seiner Antrittsrede als Parteivorsitzender unmissverständlich klar gemacht. – Regina Stock

 

Auf über 10000 Metern nähern sich der brilliante Geist unseres Bundeskanzlers und sein Körper also langsam an. Sie wohnen diesem Schauspiel bei, dürfen den Gedanken des Bundeskanzlers lauschen, welche Ehre. Und werfen ihm dann Führungsschwäche vor, völlig falscher Schluss. Vielmehr ist es die schiere Überlegenheit, die ihn schweigen lässt. Als ob man mit einem hochpotenten Sportwagen unterwegs ist und sich einfach daran erfreut, dass man ja könnte, wenn man denn wollte. Und alle anderen Beteiligten wissen ja auch, dass der ja jederzeit könnte. Wenn er es denn wollte… – Sebastian Hartmann

 

In der interessanten Analyse und Bewertung des Kanzlerverhaltens schreibt Marc Brost den irreführenden Satz: “Die Regierung warnt vor einer russischen Invasion der Ukraine – importiert aber gleichzeitig russisches Gas”. Das klingt so, als hätten wir eine Handlungsalternative! Deutsche Firmen (nicht die Regierung) importieren seit den Siebzigerjahren russisches Erdgas. Diese Importe, die inzwischen über 60% unseres Gasbedarfs decken, haben den kalten Krieg und die russische Annexion der Krim überdauert. Erdgas als Druckmittel ist für beide Seiten ein Versuch am untauglichen Objekt.

Die wichtigste Frage ist nicht, ob wir mehr oder weniger Erdgas aus Russland beziehen, sondern ob Herr Putin uns die Mehrmengen liefert, die wir als Übergangsenergie für die Erfüllung der Klimaziele dringend benötigen. Die Antwort auf die zweite Frage, ob Nord Stream 2 dabei eine Rolle spielen wird, hängt nicht von einer politischen Willensentscheidung ab, sondern davon, ob die Kapazität der bestehenden Erdgaspipelines ausreicht, um den Mehrbedarf zu transportieren. (Ich glaube, wir werden die Ostseeleitung brauchen). (P.S. Wissen Sie, was das Kürzel TINA bedeutet: There is no alternative”) – Sven Herfurth

 

Die SPD hat im Herbst 25,7 % der Stimmen bekommen und auf dieser Basis steht der Ampel-Kanzler Scholz eher wackelig. Er muss, um als Kanzler an Profil zu gewinnen, einen ganz anderen Stil für seine öffentliche Darstellung finden. Es ist erschreckend undemokratisch sich nur in einem abgeschotteten Kreis von Spitzen-Journalisten politisch klar zu positionieren ! Hier werden seit langem Fehler gemacht -von Seiten des politischen Journalismus wie auf Seiten der Spitzenpolitiker. Die heute übliche Praxis vermittelt nur Herrschaftswissen -mit dem Preisschild für die eingeladenen Journalisten, keinesfalls ihrer Kundschaft darüber zu informieren. Investigativer Journalismus wäre ehrlicher, -aber auch teurer !

In dem Beitrag von Marc Brost werden diese Probleme deutlich und noch einmal verstärkt durch die Mentalität des Olaf Scholz. Wie sollen die Deutschen mit so einem Kanzler klarkommen dessen Sprache nur verklausuliert politische Ziele andeutet oder abwürgt und deswegen von Fachleuten decodiert werden muss. Es müssen in einer funktionierenden Demokratie Politiker fähig sein, speziell die einer Regierung, sich einer klaren Sprache zu bedienen -egal wie kompliziert die Zusammenhänge sind. Man kann den Begriff wie „verschwurbelte Sprache“ als halbe Entschuldigung für sprachgestörte Politiker nicht mehr hören !

Scholz` Politik und die seiner Partei gegenüber Russland in der Ukraine-Krise ist fast schon verhängnisvoll zu nennen. Wichtige Partner wie die USA und Frankreich stehen die Haare zu Berge, weil sie kein Verständnis mehr haben für diese Art Schaukelpolitik, die wirtschaftliche Interessen (Gaspipeline) über bündnispolitische Interessen stellt. Es entsteht langsam der Eindruck, dass ein Ex-Kanzler Schröder der heimliche Pate einer ins Schlingern geratenen SPD geworden ist. Egal wer sich aus der SPD-Spitze meldet -hier ist auch der Bundespräsident Steinmeier nicht ausgenommen- scheint von Ex-Kanzler Schröders Lobbyistenträumen über die Ostsee-Pipeline nicht unbeeindruckt zu bleiben. Vielleicht kann auch Scholz einfach nicht aus seiner Haut heraus die einen Parteien-Politiker in Deutschland einsperrt wie eine Echse in ihren Panzer.

Ein Blick über den Rhein nach Frankreich und dem dort anlaufenden Wahlkampf für die Präsidentenwahl ist eine gute Gelegenheit, unseren Bundestagswahlkampf vom Herbst damit zu vergleichen. Das die Franzosen und ihre Politiker ein ganz anderes Verhältnis zum Staat und ihrer Regierung haben ist ja nicht unbekannt. Vielleicht kann man das Verständnis für Politik der beiden Nachbarvölker mit einem Vergleich aus der Welt der Automobile beschreiben : Für die Deutschen zeigt sich das Wesen der Politik eher an einem kleinen aber nützlichem Transportfahrzeug, bestens geeignet für die Beförderung von kinderreichen Familien oder den Bedarf von Handwerkern.

Man öffnet die Schiebetür und blickt in einen Raum der sich optimal beladen lässt und damit sehr nüchtern seine hohe Tauglichkeit offenbart. Blickt man nach oben sieht man den abwaschbaren Plastikhimmel. Die Franzosen sehen einen Luxussportwagen mit einer elegant nach oben schwingenden Fahrertür die weder den Blick zum blauen Himmel noch den Blick auf das edle Interieur verstellt.

Dabei reagieren die Franzosen ambivalent da sich gleichermassen Hass und Bewunderung für das scheinbar edle Gebilde Politik einstellt. Vermutlich wird sich deswegen das Verständnis der beiden Völker für Politik nie angleichen. In der praktischen Politik mit den europäischen Ländern offenbaren sich dagegen ganz andere Probleme. Wir Deutschen sind seit 1945 nicht fähig ein stimmiges Gesamtbild einer nationalen Politik auf die Beine zu stellen. Fast alle europäischen Völker können das. Haben die Deutschen das für immer verlernt ? Illusorisch, einem Politiker wie Olaf Scholz so etwas zuzutrauen. – Klaus Reisdorf

 

Seit vielen Jahren sind wir Leser der ZEIT, und wir sind immer wieder dankbar für die etwas anderen Sichtweisen, die Sie uns präsentieren. Danke dafür. In der aktuellen Ausgabe vom 27. Januar haben Sie unter dem Titel „Warum so gehemmt?“ einen Artikel über die Frage der Sichtbarkeit unseres Bundeskanzlers geschrieben. Sie haben darin anschaulich gezeigt, dass Olaf Scholz aktuell nicht sehr präsent ist, in den Medien. Sie haben kritisiert, dass Ihnen der Bundeskanzler als Führungsfigur zu wenog sichtbar ist, und dass eine klare Richtung von ihm fehlt.

Soweit ist das auch das, was viele anderen Medienschaffenden berichten. Sie haben aber auch über die Szene im Flugzeug geschrieben, über deren Inhalte Sie keine Details erzählen dürfen. Darin schreiben Sie, dass Herr Scholz durchaus eine klare Position hat und diese auch vertritt. Sie schreiben auch, dass er bereits schon gedachte Themen neu bedenkt und bewertet, weil sich vielleicht die Bedingungen verändert haben. Und Sie zitieren den Medienwissenschaftler Bernhard Pörsken, der sehr nachvollziehbar darlegt, warum es eine gute Idee sein kann, in der Öffentlichkeit und den Medien nicht zu viele Mitteilungen zu platzieren.

Sehr schön wird dargestellt, dass es vor allem der Umgang der Medien mit Zitaten von handelnden Persönlichkeiten ist, der diese handelnden Personen eigentlich in die Schweigsamkeit zwingt, wenn sie ihre Position nicht verlieren möchten. Beim Lesen hatte ich mich sehr auf die Auflösung dieses Spannungsbogens gefreut, insbesondere weil die ZEIT sich immer wieder die Zeit nimmt, Dinge besser und gründlicher zu durchleuchten, als die oft hektische Tagespresse. Sehr enttäuscht war ich dann aber über den Schluss des Artikels, der seine eigene Differenziertheit über Bord wirft und schlicht bei der Anfangsthese bleibt, der Kanzler ist noch kein Kanzler.

Grundsätzlich bin ich bei Ihnen, Olaf Scholz ist nicht sehr sichtbar in der Öffentlichkeit, und ich würde mich auch freuen, häufiger von ihm zu lesen oder zu hören. Auf der anderen Seite ist er der Regierungschef, und seine Minister, allen voran Frau Baerbock, Herr Özdemir, Herr Habeck und natürlich Herr Lauterbach, performen doch durchaus sichtbar und erfolgreich. Warum also sollte ein Regierungschef sich da ständig in den Vordergrund spielen? Sollte er den Eindruck erwecken, die Verdienste seiner Minister wären in Wahrheit nur seine? Aus meiner Sicht haben wir mit der Ampelregierung einen durchaus erfrischenden Politikstil bekommen, und es ist sichtbar, dass die jeweils Verantwortlichen etwas bewegen wollen. Hier sind Menschan am Werk, die sich auch trauen, klare Statements abzugeben, auch wenn das in unserer Medienwelt durchaus riskant ist.

Wir dürfen erleben, dass die vielen Probleme, die bei einer Koalition aus drei so unterschiedlichen Parteien vorausgesagt wurden, offensichtlich so nicht da sind. Selbst mannigfaltige Versuche, in Interviews irgend eine Zwistigkeit aus den Zwischentönen heraus zu hören, scheitern aktuell, weil sich die handelnden Personen augenscheinlich an einen Masterplan halten, weil sie den gut zu finden scheinen. Kurz gesagt, das Team scheint zu funktionieren, und das ist immer auch ein Erfolg für den Chef.

Es hilft uns allen nicht, wenn auch die Medien es nicht wirklich fertig bringen, hinter die Kulissen zu sehen, auch wenn da vielleicht nicht so viele auflagenfördernden Missstände zu finden sind. Ich würde mir, speziell auch von der ZEIT, wünschen, dass mehr Zuversicht transportiert wird, die aus meiner Sicht, mit den aktuell handelnden Personen, durchaus berechtigt ist. Ich würde mir wünschen, dass unsere Medienlandschaft mehr auch die Zusammenhänge und Hintergründe erklärt, und sich nicht darauf reduziert, die Meinungen aus Umfragen oder sozialen Netzwerken zu verstärken. Bleiben Sie bitte kritisch, aber beleuchten Sie bitte die Hintergründe, auch wenn andere das nicht tun. Warum so gehemmt? – Andreas Böhm

 

Warum so gehemmt? – ganz einfach, es gibt möglicherweise Absprachen zwischen die Koalitionspartnern, die nicht im bekannten Koalitionsvertrag stehen: Jeder Minister ist für sein Resort selbst verantwortlich! Es findet keine Unterordnung unter dem Bundeskanzler statt. Nach meiner Meinung ist es das Modell des Herrn Lindner. Dies erklärt für Herrn Laschet die zahllosen Brüche zwischen den Absprachen in den Ministerpäsidenten-Konferenzen und den Sonderwegen für NRW am nächsten Tag. So opfert die FDP die Regierung unter der CDU in NRW – was wir bei der anstehenden Landtagswahlen sehen werden – und genauso scheitert der Bundeskanzler unter einer Regierung mit der FDP. – Johannes Barth

 


 

 

Leserbriefe zu „Stur oder standhaft?“ von Paul Middelhoff

 

Selbst im dritten Jahr der Pandemie ist auch die neue Bundesregierung nicht in der Lage, rechtzeitig die richtigen Entscheidungen zu treffen. Warum ist man in Deutschland einfach nicht in der Lage genug PCR-Tests zur Verfügung zu stellen? Unser Nachbarland Österreich ist da viel besser aufgestellt. Als Bürger ist man langsam wirklich der Verzweiflung nahe, wenn man beobachtet, dass Politiker aus Fehlern der Vergangenheit einfach nichts zu lernen scheinen. Was muß eigentlich noch alles passieren, ehe man endlich schnell und konsequent handelt?

Auch die allgemeine Impfpflicht, die 65 Prozent der Deutschen befürworten, wird schon wieder zerredet und verzögert, und das alles auf Kosten unserer Gesellschaft! Eine Debatte im Bundestag ist ja schön und gut, doch warum erst jetzt? Das hätte alles bereits im Dezember 2021 geschehen können. Und die Bundesregierung mit ihrem zaudernden Kanzler Olaf Scholz, dem man nach jetzigem Stand jegliche Führungsqualitäten absprechen muß, befindet sich in der FDP-Falle. Denn diese Partei torpediert alle vernünftigen Vorschläge und begibt sich mit ihrem Verhalten da so manches Mal in die Nähe der AFD! Wird diese Ampel-Koalition die nächsten 4 Jahre überhaupt überstehen? – Thomas Henschke

 

Respekt vor dem Hohen Haus und dem Wähler! Ich vermisse in der Berichterstattung über die Bundestagsdebatte zur Impfpflicht einen für mich wichtigen Aspekt, der das Verhalten von Parlamentariern betrifft. Wenn in einem privaten Gespräch jemand einem anderen seine Meinung zu einem Thema kundtut und der andere sich währenddessen intensiv mit seinem Handy beschäftigt, würde das als flegelhaft gesehen und entsprechend darauf reagiert werden.

Im Parlament, also im Hohen Haus, wo unsere gewähltenVolksvertreterInnen sitzen, die Elite unseres Landes, scheint ein solchermaßen respektloses Verhalten inzwischen als normal zu gelten und keiner Ermahnung durch die Bundestagspräsidentin, keiner Kritik in den Medien, keinem Protest von Bürgern und Wählern mehr wert zu sein. Und das bei dieser besonderen Orientierungs-Debatte zur Impfpflicht, wo es nicht um das bekannte Gegeneinander der Parteien, sondern um die dem eigenen Gewissen geschuldete persönliche Meinung gehen sollte. – Achim Sauerland

 

Ich würde ganz klar sagen: stur! Zunächst klar gegen, jetzt plötzlich für, und dann etwa wieder gegen die Impfpflicht? Das geht natürlich gar nicht. Das würde einem massiven Gesichts- und Vertrauensverlust gleich kommen. Aus medizinischer, wissenschaftlicher, ethischer und juristischer Sicht eine klare Sache! Eine Impfpflicht ist absolut nicht mehr zu verantworten. Zu all‘ den schon erwähnten Argumenten kommt noch die um ein Vielfaches erhöhte Rate an schweren Komplikationen der mRNA-Impfstoffe hinzu!

Der Hinweis von Frau Teuteberg auf den Vorschlag zur Altersfeststellung mittels Röntgen im Jahr 2018 trifft wirklich den Nagel auf den Kopf. Das systematische Vertuschen der teilweise schweren Impfkomplikationen verbunden mit einer Impfpflicht bekommt in dem Maße eine strafrechtliche Relevanz, indem Omikron sich zunehmend als weitgehend ungefährlich herausstellt! – Dr. med. Martin Krivacek

 

Mir macht die aktuelle Berichterstattung Angst. Jede sachliche Kritik zum Thema Impfpflicht wird von den Medien ausgeblendet und mit sogenannten Querdenkern, Corona-Leugnern oder rechtsorientierten gewaltbereiten Gruppierungen gleichgesetzt. Ich möchte Sie daher bitten, den Anhang meiner Mail als Leserbrief zu veröffentlichen oder vielleicht in Ihre Berichterstattung mit einfließen zu lassen: Ist das der Anfang vom Ende unserer Demokratie? Das Sterben einer Demokratie geschieht schleichend und fast unmerklich, wenn sachliche Kritik nicht mehr an die Öffentlichkeit soll, wenn in Form von Gehirnwäsche in sämtlichen Nachrichten keine Impfkampagne, sondern Impfpropaganda betrieben wird.

Als Fazit jeder Information gilt seit Wochen: Die Nichtgeimpften sind schuld daran, dass die Pandemie nicht gebrochen wird. Mir fehlt in jeder Berichterstattung die Erwähnung, dass zunehmend geimpfte Personen Corona haben, dies aber – bei unauffälligen Symptomen – sehr lange weitertragen und somit auch andere Menschen anstecken, da sie sich nicht testen lassen müssen. Zudem fühlen sich Geimpfte sicher und viele von ihnen verzichten auf weitere Schutzmaßnahmen und stecken andere Menschen an. Zahlreiche Impfdurchbrüche und schwere Impfreaktionen werden auch nicht einmal ansatzweise thematisiert.

Welche sachliche Begründung rechtfertigt, dass jemand, der nicht geimpft ist, aber einen aktuellen Negativtest vorlegt, beispielsweise ein Restaurant trotzdem nicht besuchen darf?? Geht es somit überhaupt noch darum, die Inzidenzwerte zu reduzieren oder nur noch darum den nichtgeimpften Teil der Bevölkerung abzustrafen? Vielleicht finden wir es in einigen Wochen selbstverständlich, dass Lebensmittelkarten nur an Geimpfte verteilt werden. Ungeimpfte dagegen verlieren ihre Arbeit und werden aufgefordert ein dickes „U“ zu tragen. Unsere Gesellschaft spricht sich doch immer so stolz gegen Diskriminierung aus und befindet sich schon mittendrin…..

Ungeimpfte sind jetzt seit fast drei Monaten von allen gesellschaftlichen Veranstaltungen ausgeschlossen – wieso steigen dann die Inzidenzwerte – auch bereits vor Omikron – noch immer weiter in die Höhe? Wenn Politik und Wirtschaft tatsächlich wollten, dass die Pandemie gebrochen wird, müsste sie neben der Möglichkeit sich impfen zu lassen auch andere Maßnahmen im Blick haben: Regelmäßige Testung aller, auch der geimpften Personen Kontaktbeschränkungen und sogar vielleicht ein vorübergehender Lockdown …und vielleicht die Erkenntnis, dass das Impfen nicht mit einem Ende der Pandemie gleichzusetzen ist und es aufgrund dessen jedem Menschen selbst überlassen sein sollte, ob er sich in diesem Fall impfen lässt oder nicht. – Dunja Pieper

 

Seit vielen Monaten schon werden ungeimpfte Menschen – zu meinem Erschrecken leider auch in der Berichterstattung der Presse – in zwei Schubladen gesteckt: entweder sie sind rechte Coronaleugner bzw. Verrschwörungstheoretiker oder sie sind von irrationalen Ängsten getrieben. Ich kenne relativ viele ungeimpfte Menschen. 90 % gehören nicht der ersten Gruppe an. Ca. 10% haben Angst vor einer Impfung. Von den geimpften Menschen, die ich kenne, haben sich rund 50% aus Angst vor der Krankheit impfen lassen und 10% von ihnen sind noch geimpft in panischem Zustand. Niemals würde mir einfallen, deshalb abfällige und respektlose Bemerkungen über den Hintergrund ihrer Entscheidung zu machen.

Über ungeimpfte Menschen aber darf man das ohne Widerspruch. 80% der ungeimpften Menschen, die ich kenne, haben ganz persönliche nachvollziehbare Gründe und verhalten sich extrem rücksichtsvoll und vorsichtig, natürlich aus Selbstschutz aber auch, um andere nicht zu gefährden. Von vielen geimpften Menschen kann ich das nicht sagen! Trotzdem werden allgemein die ungeimpften Menschen als Gefahr dargestellt, obwohl eine Gefahr von ungeimpften und geimpften Infizierten ausgehen kann. Was ist los in unserem Land? Nie zuvor habe ich einen derart respektlosen Umgang mit Andersdenkenden erlebt.In meinen Ohren klingt es wie Hohn mit einem durch finanziellen Druck und Impflicht erzwungenen Ergriff in ihren Körper ihnen die Würde zu nehmen und dies damit zu begründen, man wolle sie mit diesem Schritt aus der zweiten Klasse befreien.

Offensichtlich ist es in unserem Land ja für sämtliche Ärzte und Pfleger/nnen eine Zumutung, Menschen zu versorgen, die für ihr Unglück selbst verantwortlich sind. Wer wird der nächste sein? Werden die Raucher verpflichtet einen Entzug zu machen oder eben nicht mehr versorgt? Die Alkoholiker danach? Die Raser als nächste Gruppe? Denk ich an Deutschland in der Nacht… – gaby hermsdorf

 

Bitte nur kurz über den folgenden Sachverhalt nachdenken – als Quelle hier eine, die auch von Ihnen „akzeptiert“ werden dürfte, da aus dem öffentlich-rechtlichen TV = Monitor (WDR für ARD) Sendung (wohl) vom 20.01.2022 – Titel “ CORONA: PROFITE MIT IMPFUNGEN“ Quelle (auf Youtube) = https://www.youtube.com/watch?v=kdybQSDhsuQ Im Klartext geht es um die hohe Vergütung der Ärzte für Impfungen – die meisten Praxen impfen inzwischen (manche sind gar „spezialisiert“ darauf) und es gibt folgende „Vergütungen“ = die anfänglich 20 EUR pro Impfung wurden im November 2021 erhöht auf: für eine Impfung (wochentags) = 28 EUR für eine Impfung (am Wochenende) = 36 EUR

Für die Praxis die in der Sendung gezeigt wird gilt (bei durchschnittlich 300 Impfungen am Tag) ein (Zusatz-) Verdienst von 254.000 EUR pro Monat (abzüglich Personal und Miete) ALSO RUND EINE VIERTEL MILLION EU IM MONAT !!!!!!!!!!!!!! (während das Pflegepersonal weitgehend „leer“ ausgeht) NUR EINE FRAGE FÜR DEN GESUNDEN MENSCHENVERSTAND = FALLS DIE ÄRZTE NICHTS oder GRAVIEREND WENIGER EXTRA VERDIENEN WÜRDEN DURCH DIE IMPFUNG – WIEVIELE DER ÄRZTESCHAFT MEINEN SIE WÄREN DANN NOCH „Impfbegeistert“ bzw. FÜR DIE ALLGEMEINE IMPFPFLICHT?????????!!!

Im Moment gibt es ja trotzdem sehr viele Ärzte (anscheinend eher die, die sich Ihrem hippokratische Eid stark verpflichtet fühlen und weniger die monetären Vorteile als das Wohl des Patienten im Vordergrund sehen) die sich Kritisch (ich sage NICHT gegen, sondern KRITISCH) zu der „allgemeinen“ Impfplicht respektive Impfungen äußern! Dito zu ersterem Prof. Stöhr, Prof Kekulé, Prof. Streeck und endlos andere. Es wäre gut, falls diese hier aufgezeigten Gründe „für die Impfbegeisterung mancher Ärzte“ auch mal aufgezeigt werden bzw. mit ins Kalkül fallen würden! – Peter Happe

 

„In der Politik geht es nicht darum, recht zu haben, sondern recht zu behalten.“ (Konrad Adenauer, 1876-1967, deutscher Politiker & erster Bundeskanzler der BRD) Dieser Wolfgang Kubicki (FDP) scheint, nicht nur in diesen Pandemie-Zeiten, einer der ganz wenigen und vernüftigen Politiker zu sein, der keine aktive „Schwarz-Weiß-Malerei“ (im großen Stil) betreibt. Er gibt außerdem ganz freiwillig über seinen Impfstatus Auskunft; er ist 3-fach-geimpft! Wolfgang Kubicki ist ein Gegner der Impfpflicht, und er begründet auch seine Meinung, und er sieht damit weit über seinen (Impf-)Tellerrand hinaus und warnt vehement davor, diese Impfpflicht hier in Deutschland einführen zu wollen.

Falls diese Impfpflicht eingeführt werden sollte, so wird ein gewaltiger Riss mitten durch Deutschland gehen, der wahrscheinlich auch nicht mehr zu kitten ist! Gefühlt könnte das so sein, als ob die Mauer, die einst die beiden deutschen Staaten voneinander getrennt hat, wieder aufgebaut worden ist! Was ist nur aus unserer guten, aber doch schon sehr alten Demokratie geworden? „Der Mensch bringt sogar die Wüste zum Blühen. Die einzige Wüste, die ihn noch Widerstand bietet, befindet sich in seinem Kopf.“ (Ephraim Kishon, 1924-2005, Israelischer Satiriker) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich frage mich, ob es ein Fehler war, dass ich Priester geworden bin«“. Gespräch mit Peter Beer geführt von Evelyn Finger

 

Ihre journalistischen Beiträge legen fast gewohnheitsmäßig „den Finger in die Wunde“. Danke! Zu Ihrem oben genannten Interview jedoch fühlte ich mich jetzt getrieben, mich ganz persönlich, und offen für die Leserschaft, an Herrn Beer zu wenden. Ein offener Brief an Ihren Interview-Partner, dem ehemaligen Generalvikar des Erzbistums München und Freising, Peter Beer. Es würde mich sehr freuen, auch wegen einiger, wie ich mich mühte, sehr realistischer und grundsätzlicher Aspekte, wenn Sie diesen Leserbrief in Ihrer gedruckten Ausgabe veröffentlichten. Vielen Dank! – Dr. Cornelius Brodner

 

Haben die bischöflichen und pfarramtlichen Theologen eigentlich keine Angst vor der Hölle… oder dem Fegefeuer…? Und: Wo bleibt der Staat bei jenen Verbrechen an Kindern…? Sehr habe ich mich darüber gefreut, dass Sie die Kitas nicht aus den Augen lassen! – Klaus Busch

 

Das Gespräch mit dem früheren Münchener Generalvikar Peter Beer berührt und stimmt traurig: weil seine macht- und selbstkritische Reflexion durchaus überzeugt, zugleich ihn jedoch auch als Ausnahme zeigt: Zu viele Würdenträger, die jetzt mit Demutsgesten und wohlfeiler Kritik an die Rampe treten, gehen – wie auch ihre Assistenten im Kirchenbetrieb – offenbar selbstverständlich davon aus, dass vor allem sie es sind, die der Kirche weiterhin den Weg weisen können. Sie sagen – endlich – oft Richtiges, wie eh und je allerdings: von oben herab.

Der Entwicklung ihres Selbstbildes könnte es wohl zuträglich sein, wenn sie am jeweiligen Wirkungsort an die Menschen sich erinnerten und, eigenes Missbehagen überwindend, mutig auf sie zugingen, die schon vor zehn, zwanzig oder dreißig Jahren offen system- und normkritisch waren und deshalb marginalisiert oder vertrieben wurden. Klar, manche werden gar nicht mehr erreichbar, andere verstört oder verbittert sein. Aber was ist mit den Frauen und Männern, die zwar immer noch sperrig, aber nicht starr geworden, die immer noch nicht sonderlich robust, aber halt auch ziemlich klug und kreativ sind. Und denen man sogar ungeschützt vertrauen kann. – Klaus Ebeling

 

Den Staat im Staate abschaffen. Die gesamte Berichterstattung über die Missbrauchsskandale sowie ihre Kommentierung in der ZEIT haben eindeutig Schlagseite. Es wird zwar intensiv erörtert, was da stattgefunden hat und wie vertuscht wurde, aber das Grundproblem bleibt unerwähnt und unerörtert: Dass die Kirchen (nicht nur die katholische und nicht nur deren gottesdienstliche Einrichtungen, sondern auch der gesamte „soziale“ Bereich, Caritas und Diakonie, Privatschulen und Kliniken, Kitas und Pflegeheime …) einen Staat im Staate bilden. Das ist kein „kirchliches Systemproblem“, sondern ein staatliches: Wir lassen zu, dass für diese Vereinigungen Sonderrechte gelten, dass sie sich den für alle anderen Bürgerinnen und Bürger geltenden staatlichen Gesetzen entziehen können, dass sie nicht behandelt werden wie jeder gewöhnliche Verein, bei dem der Staat nach dem Rechten sehen kann.

Das kirchliche Arbeitsrecht (kein Tarifvertrag, kein Betriebsrat, religiöse Gehorsamspflicht …), die Beihilfe des Staates bei der Einziehung von Kirchensteuern, der Verzicht auf strafrechtliche Verfolgung bei Verbrechen, die im „bürgerlichen“ Bereich unweigerlich den Staatsanwalt auf den Plan rufen würden, müssen ein Ende finden. Es ist Zeit, endlich den Auftrag der Weimarer Verfassung und des Grundgesetzes (!) zu erledigen: Die ungeheuren Staatsleistungen an die Kirchen, von der Finanzierung von Bischofsgehältern und Priesterpensionen bis zu Bundeswehr-Wallfahrten nach Lourdes sind einzustellen. Das faktische Konkubinat von Staat und Kirche muss aufhören. Sonst macht diese heuchlerische Priesterkaste weiter wie bisher. – Michael Rux

 

Ich verfolge interessiert, betroffen und beunruhigt die Berichterstattung zur katholischen Kirche in der ZEIT. Mir fällt auf, dass ein Aspekt bei in den Reportagen generell zu wenig beachtet wird: Der tiefe Wunsch eines jeden Menschen nach Nähe, nach Berührung, Umarmung und dem Austausch von Zärtlichkeit, nach lieben und geliebt werden. Dass man katholischen Priestern, bedingt durch den Zölibat, diese Erfahrungen verweigert, ist unmenschlich und mit ein Grund für die diversen und perversen sexuellen Eskalationen.

Wir Menschen sind alle fehlbar. Aber dort, wo die Unfehlbarkeit der Diener Gottes so hochgepriesen wird, nämlich der Kirche, braucht es einen besonderen Blick auf die verhärteten, veralteten und zu Missbrauch verleitenden Strukturen. Ich wünsche mir eine offene, freiheitliche und freudige Kirche, in der auch Frauen lebendig wirken können und eine genaue und intensive Prüfung all derjenigen, die sich zu einem Priesterleben berufen fühlen. Es geht ja nicht nur um die Aufarbeitung des Missbrauchs und der damit verbundenen Ignoranz gegenüber den Betroffenen, sondern auch um eine neue Denkweise und den möglichen präventiven Maßnahmen, die solche Missetaten im Vorfeld verhindern können. „Nehmt also Abschied von überholten Denkweisen und Strukturen und gesundet!“ – Sabine Eggebrecht

 

Wer ist schuld am Missbrauch? Nein, das Bodenpersonal ist nicht schuld an den Missbrauchsfällen in der Katholischen Kirche. Schuld allein ist der Herr selbst. Er war es, der den Menschen schuf. Nach seinem Bilde. Ein geheimnisvolles, undurchsichtiges, in sich gespaltenes Wesen mit einer unergründlichen Tiefe. Genau wie die des Herrn selbst. Vielleicht hat auch Luzifer, der ewige Widersacher des Herrn, einige Bosheiten in die Gen- Suppe des Menschen gespuckt. – Johann Horst Meder

 


 

 

Leserbriefe zu „Am Ende“. Gespräch mit Claus Fussek geführt von Charlotte Parnack

 

Das irgendetwas faul ist in der Pflege „im Staate Dänemark“, darauf weist Fussek öffentlichkeitswirksam seit 25 Jahren hin. Entscheidend bei allen Fortschritten auf unterschiedlichen Ebenen bleibt, was Fussek so ausspricht: “ … dass wir eine Hierarchie des Mitgefühls haben“. Besser kann er es nicht auf den Punkt bringen. Deutschland ist auch „Formulierungsweltmeister“ in einzelnen Rädchen der Pflegequalifizierung, hinter deren Mauern sich prima die Medizinischen Dienste, die Krankenkassen und die Pflegedienstleister verstecken können. Den betroffenen Menschen und ihren hauspflegenden Mitmenschen hilft dieser ganze „Bürokratiehimmel“ überhaupt nichts. Auch lädt das „Gießkannenprinzip“ in die einzelnen Pflegestufen zur Nichtförderung der Denkstruktur bei Vielen ein. – Dr. Detlef Rilling

 

Ein wesentlicher Aspekt aus Sicht der Pflegebedürftigen fehlt leider. Diejenigen aktuellen oder zukünftigen Pflegebedürftigen, die keine (Vollzeit-)Pflege, ob gut oder weniger gut, wünschen, brauchen dringend ein entsprechendes Euthanasie-Gesetz in Deutschland. So bliebe dem Pflegebedürftigen und dessen Angehörigen viel Leid erspart und die Pflegeheime samt Personal würden entlastet. – Uwe Huber

 

Es ist erschütternd und empörend zugleich, die leisen Hilferufe aus Heimen lesen zu müssen; von alten Menschen, die keine Lobby und bald keinen Zuhörer und Fürsprecher mehr haben wie Claus Fussek! Die einen Großteil ihres Lebens der liebevollen Erziehung ihrer Kinder und auch Enkelkinder gewidmet haben und nun als Dank dafür oder aus einer Notlage heraus in ein Haus ziehen müssen, das sie sich selten aussuchen konnten, dessen Bewohner und deren Betreuer sie nicht kennen; wo sie sich oft nur noch als Belastung fühlen! Die Hauptursache dieser Misere ist der Mangel an (qualifiziertem) Personal! Es sollte höchste Anerkennung in unserer Gesellschaft genießen und sein Gehalt massiv steigen!

Zum Ausgleich dafür sollten die Bezüge all der zahllosen „Beauftragten“ ( Gender-, Gleichstellungs-, Vielfalts- etc.) drastisch gekürzt werden, deren Hauptaufgabe darin besteht, vom grünen Tisch aus kostspielige Forderungen zu erheben und viele moraltriefende Papiere zu veröffentlichen, deren Sinnhaftigkeit sich oft nicht einmal mit einer großen rosaroten Brille erschließt! In Scharen sollen sie in die Alten- und Pflegeheime wechseln, wo sie ihre soziale Kompetenz bei der praktischen Arbeit beweisen können! Vereinsmitglieder ( Senioren-, Landfrauen-, Gesangs-, Wander-) sollten abwechselnd und stundenweise mit den Heimbewohnern sprechen, singen, spielen, spazierengehen, ihnen damit eine Freude machen und gleichzeitig das Personal entlasten!

Das soziale Pflichtjahr sollte wiederbelebt werden, mit dem junge Menschen der Gesellschaft einen bescheidenen Dank abstatten für all die Fürsorge und Förderung, die sie bis dahin erhalten haben! In diesem Alter haben sie meist noch einen unscharfen Blick auf ihr Leben und ihren künftigen Beruf! Bei der Arbeit im Krankenhaus, im Alten- und Pflegeheim, auch im Kindergarten (s.a. Unter Ungeimpften, gleiche DIE ZEIT-Ausgabe) könnten einige von ihnen einen Berufswunsch entwickeln, den sie als Berufung empfinden und der ihrem zukünftigen Leben einen Sinn gibt!

Zur Lösung dieser Mammutaufgabe müssen daher nicht 100000e Pflegekräfte aus dem Ausland angeworben werden, die gar nicht in der Lage sind, mit einem Heimbewohner einmal ein tiefgründiges Gespräch zu führen; es müssen einfach andere Prioritäten gesetzt und die Solidarität der Gesellschaft eingefordert werden! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Claus Fussek erhielt ca. 50.000 Hilferufe von Pflegebedürftigen oder deren Angehörigen, u.a. von mir. Meine Mutter verstarb elendig infolge von Pflegemängeln. Wie viele Angehörige erlebe ich, dass die Verantwortlichen in den Behörden an einer objektiven Aufklärung nicht interessiert sind. Stattdessen geben sie falsche Auskünfte und verzögern seit vielen Jahren in der Hoffnung, dass ich (über 70 Jahre) endlich zermürbt aufgebe. Das werde ich nicht. Ohne Claus Fussek wäre auch die Akte meiner Mutter als ein weiterer Einzelfall in den Ämtern verstaubt, wohlwissend, dass es sich um einen gequälten Menschen und nicht um einen „Fall“ handelt. Ruhestand für Claus Fussek? Kaum vorzustellen, denn er gibt denen eine Stimme, die hilflos sind. Es ist ihm eine Herzensangelegenheit. Schade, dass er zu wenige Unterstützer findet. – Elisabeth Thielmann

 

Bislang dachte ich, vor allem Kinderlosen und damit u. a. mir selbst drohe im hohen Alter eventuell das Schicksal, in einem Heim hilflos überforderten oder abgestumpften und gefühllosen Pflegenden ausgeliefert zu sein. Dass selbst Heimbewohner*innen, die Angehörige haben, die sich für sie einsetzen könnten, dieses Schicksal droht, habe ich in dieser Krassheit nicht vermutet. Aber solange dicke Autos, breite Straßen, große Wohnungen, teure Auslandsreisen und alle möglichen im Grunde überflüssigen Anschaffungen den Menschen, solange sie selbst noch nicht alt sind und auch noch keine alten Eltern pflegen müssen, wichtiger sind als das Schicksal der Pflegebedürftigen, wird sich wohl nichts wesentlich ändern, denn Politiker*innen handeln gewöhnlich nur dann, wenn genug Druck aufgebaut wird.

Nötig wäre meines Erachtens neben einer angemessenen Finanzierung der Pflege und konkret einem besseren Personalschlüssel auch eine kundigere Auswahl und eine engmaschige Kontrolle der Pflegenden, denn darunter sind ja offenbar etliche Personen, die für diesen Beruf nicht gut geeignet sind. Für die Finanzierung müsste die Pflegeversicherung so ausgebaut werden, dass sie tatsächlich die Kosten für eine gute, personalintensive Pflege abdeckt, und Pflegeheime sollten nur Personen betreiben dürfen, denen das Wohl der Bewohner*innen am Herzen liegt, also z. B. keine Aktiengesellschaften oder ähnlich gewinnorientierten Unternehmen. Zum Weiterlesen (3 Jahre alt, aber leider immer noch großenteils aktuell): https://www.ulrich-willmes.de/pflegeversicherung-reformieren.htmlDr. Ulrich Willmes

 

Mein erster Kontakt zu Herrn Fussek war in den 80er Jahren. In Kreisen der stationären Hilfe für Menschen mit Behinderung galt er als unseriöser Partner. Hintergrund dafür waren die Assistenzmodelle der VIF, z.T. mit ungelerntem Personal und am Ende doch mit hohen Kosten verbunden waren. Unsere Sorge war, was aus den Menschen wird, wenn die ambulanten Versorgungsstrukturen nicht auf Dauer halten. Wir haben ihn dann zu einer Diskussion eingeladen.

Seine Stimme war eine von denen, die auch zu fachlichen Veränderungen und neuen Konzepten und Ideen Anlass gegeben haben. Warum ist die Pflege Stiefkind? Der Kürze geschuldet nur Stichworte. Die Pflege hat einen langen Weg der fachlich-wissenschaftlichen aber auch der gesellschaftlichen Entwicklung hinter sich. Die Pflege ursprünglich „Heil-/Hilfsberuf“ den Ärzten zugeordnet hatte kein eigenes Profil und ein Image. Etliche Frauen haben die Emanzipation ihres Berufsstandes und ihrer Fachlichkeit mühselig und kämpferisch vorangetrieben. Wenn heute von aktivierender Pflege gesprochen wird, kann man ermessen, was dahintersteht. Die generalistische Pflegeausbildung macht jedem klar, dass es hier um Fachkompetenz geht, die sich vor dem Medizinstudium nicht verstecken muss. Leider ist das Image des Berufsbildes dem noch lange nicht entsprechend.

Dazu kommt, Pflege ist mit allen Kontexten emotional hoch belastet: Überforderung, Abgeben von Verantwortung, Leiden unter den Begleiterscheinungen von Behinderung, Demenz usw., Verlust der Verfügbarkeit eigner Zeit usw. usw. Pflege ist kein leichtes, angenehmes Thema. Verdrängung auf allen Ebenen ist die Folge. Es hat viele Bemühungen gegeben Pflege besser zu verstehen und aufzustellen (z.B. Pflege-Enquete in BaWü). Schrittweise hat sich die Pflege deshalb auch verbessert.

Weiter ist Pflege strukturell aufwändig, personalintensiv und damit teuer. Die demografische Entwicklung spitzt die Probleme zusätzlich zu. BaWü hat viele Jahre Pflegeheimbau investiv gefördert; als der Bedarf gedeckt erschien, wurde das beendet. Die Pflege, die in Deutschland eben auch gewerblich erbracht wird („profitorientiert“) eröffnete institutionellen Investoren neue Felder. Wie sollte ein Pflegeheim rentierlich sein, wenn Personalschlüssel vorgegeben sind und sich bei der Immobilien Finanzierung auch keine Spielräume mehr zeigen? Es muss beim Personal (kein Tarifvertrag) und bei der Infrastruktur (billig bauen, keine räumlichen Optionen) gespart werden. Was heißt Wirtschaftlichkeit bei einem Pflegeheim oder Krankenhaus? Erträge oder Qualität? Der privat-gewerbliche Anteil wächst stetig, viele freigemeinnützige Träger geben auf.

Ein weiteres Thema ist die Aufsicht über die Einrichtungen. Hier fehlt es an Qualität, an Personal und an Referenzkonzepten, an denen man sich messen könnte. Bis zum heutigen Tag gibt es keine, den medizinischen Fachgesellschaften vergleichbare Institutionen für Pflege-/und Betreuungsqualität. Die Neuordnung der Begutachtung wurde aus Kostengründen so gestaltet, wie sie heute ist. Es gab bessere fachliche Lösungen. Hier hat die Politik große Versäumnisse zu verantworten.

Das Riesenthema Personalmangel und -gewinnung. Das schlechte Image der Pflege ist Binse, aber was könnte helfen? Bezahlung ist ein Thema, wurde auch schon besser. Arbeitszeiten, Work-Life-Balance auch hier versuchen die Träger neue Wege zu gehen. Das korreliert unmittelbar mit den Kosten. Die Pflegeversicherung deckt heute nur einen Teil der Kosten ab. Aber die Politik ist nicht bereit, öffentlich zu sagen, was ein Heimplatz kostet und welche Anteile davon mit Pflege nichts zu tun haben!

Beispiel: Heim in BaWü, Pflegegrad 2: 2.500.-€ Pflegekosten, davon trägt die Kasse (neuerdings mit Zuschlag für Verweildauer) 860.-€. Dazu kommen 1000.-€ Miete im EZ und 400.-€ Verpflegung. Wer kann das bezahlen? Bei einer durchschnittlichen Verweildauer im Heim von ca. 30 Monaten bedeutet das eine finanzielle Belastung allein aus den Pflegekosten von knapp 50T€. Diese wirtschaftliche Engführung verursacht viele der strukturellen und personellen Probleme, verweist aber auch auf die soziale Schieflage in diesem Bereich.

Bei allen Überlegungen gilt es zu sehen, dass der weit überwiegende Teil der pflegebedürftigen Menschen nicht in Heimen, sondern in Familien oder allein lebt. Deren Versorgungsqualität hängt neben einer ambulanten Pflegeinfrastruktur, die der im Heim grundsätzlich ähnelt (PV, Personalproblem, Kostenproblem, Qualität, Zeiten usw.) von den sozialen Netzen bzw. der zivilgesellschaftlichen Pflegekompetenz ab. Hier liegt m.E. auch die Zukunft: letztlich wird es ohne privates Engagement nicht gehen. Aber auch das müsste die Politik den Menschen einmal sagen!

Herr Fussek hat am Ende außer der grundlegenden Idee nach der Qualität zu sehen und dafür bestehende Versorgungssettings zu hinterfragen für meine fachlichen Einschätzungen wenig beigetragen. Das Skandalisieren der Probleme hilft nicht (sehr) weiter und die Lösungen der VIF waren zu meiner Zeit arbeitsrechtlich sehr kritisch zu beurteilen und letztlich auch fachlich.

Die Kosten lagen meiner Kenntnis nach teilweise weit über dem, was stationäre Hilfen gekostet hätten. Das ist die bitte Erkenntnis am Ende – zum Glück nur für eine kleinere Zahl der Fälle – , dass es Hilfebedarfe gibt, die jedes normale Hilfeangebot sprengen, aber auch diese Menschen haben Anspruch auf Hilfe, Selbstbestimmung und Wertschätzung. – Jürgen Kunze

 


 

 

Leserbriefe zu „Unter Ungeimpften“ von Johanna Schoener

 

„Impfpflicht“ im Schnellverfahren? Nun bin auch ich „geboostert“. Anfänglich zurückhaltend, da ich nach der zweiten Impfung über Monate hinweg Schmerzen im Arm und einen unangenehmen Juckreiz an der Daumenwurzel verspürte. Seit wenigen Wochen ist dies vorbei, deshalb nun der Schritt zur dritten Impfung. Allerdings war ich interessiert von der Impfärztin zu erfahren, dass ihr bereits andere mit meinen Symptomen begegnet seien. M. a. W.: Die Impfung hat es durchaus in sich und bedarf einer Abwägung des Risikos.

Mit großer Sorge beobachte ich die Verunglimpfung all‘ derer, die sich – aus welchen Gründen auch immer – nicht impfen lassen möchten. „Die Ungeimpften“: für mich inzwischen auch ein Ausdruck zunehmender Radikalisierung. Beruflich habe ich es mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun und stelle fest: nicht „die Ungeimpften“ sind das Problem, sondern zunächst einmal diejenigen, die sich bewusst nicht an die einfachsten Corona-Regeln halten.

Ebenso Teil des Problems sind diejenigen, die ihrem Auftrag zur Durchsetzung dieser Regeln nicht wirklich nachgehen, sei es als Ordnungsamt, Schulleitung, Bahnmitarbeiter, Restauranteigentümer … Auch hier immer wieder Weggucken, Bagatellisieren, Vertrösten, Ausreden; Nicht-Handeln. Wir können uns entscheiden: das Problem tiefergehend anpacken und beharrlich wie mühsam beim verursachenden Verhalten ansetzen oder den „billigeren“ Weg gehen und pauschal in die Grundrechte von allen Bürgern eingreifen, Freiheit verkürzen. – Detlev Ruthmann

 

Vielen lieben Dank, liebe Frau Schoener!!! Am Ende Ihres Artikels hatte ich, Kindergartenleitung eines Waldorfkindergartens in Bensheim, Tränen in den Augen. Gerade aus der Sicht einer Mutter diesen Artikel zu schreiben, einfach Danke! Ich habe in den letzten zwei Jahren versucht irgendwie mit den zuständigen Politikern vor Ort, im Land Hessen und am Ende auch in Berlin irgendwie in Kontakt zu kommen. Zwar in meiner Professionalität als Kindergartenleitung, doch, weil die Zeit bei weitem nicht reicht, habe ich dies in meiner Freizeit getan! ( diesmal am Rande erwähnt)

Am Ende habe ich mehrfach unsere ehemalige Familienministerin Frau Giffey versucht zu uns in die Kita einzuladen, damit sie wahrnehmen kann, wie die Realitäten sind….. bis heute ist nichts passiert. Als ich im letzten Frühjahr dann meinen an Frau Giffey gerichteten Brief der hiesigen Presse zukommen ließ, gab es zwar einen Artikel in der Tageszeitung. Auf Nachfrage der Redaktion kam dann nach Wochen auch bei mir eine Antwort an. Außer standardisierten Briefen aus allen Richtungen ist leider tatsächlich nichts passiert. Und diese Briefe gehen dann eben auch noch nicht einmal auf das ein, was mein eigentliches Anliegen war.

Das zermürbt!!! Und bei dem, dass uns gerade durch die Omokronvariante die Luft ausgeht, bleibt eigentlich keine Motivation und vor allem Kraft mehr, noch selbstbewußt aufzustehen. Die Zeit hatte im letzten Jahr da auch einen wunderbaren Artikel, dass die Eltern dies alles doch wissen und auch in Kauf nehmen.So in etwa der Sinn, soweit ich mich entsinne. Ich würde sicher sagen, das es bei einem Teil so ist. Doch einem anderen Teil fehlt leider mittlerweile auch einfach die Kraft, hier auch aufzustehen für Ihre Kinder und für Ihre Erzieherinnen! Also nochmals DANKE!! an Sie. – Claudia Arndt

 

Der Aufschrei von Johanna Schoener spricht mir aus der Seele. Ich selbst arbeite als Lehrerin an einer Berliner-Sekundarschule. Manches Mal bin ich mit einem unguten Gefühl in die Schule gefahren – obwohl die Schüler Masken tragen, einige schon geimpft sind, getestet wird, man (zumindest einigermaßen) Abstand halten und kräftig lüften (natürlich!) kann. Wie geht es wohl den Erzieherinnen? Das habe ich mich schon so manches Mal gefragt. Keine Masken, kein Abstand und auch das Testen hat in den Kitas relativ spät begonnen.

Die Kitas laufen halt so mit… Meine Tochter geht nun seit rund anderthalb Jahren in eine kleine Kita – diese Zeit war geprägt von Aufregung und Unsicherheiten. Viele geplante Aktivitäten konnten nicht stattfinden. Meine Tochter geht trotzdem gerne in die Kita und ich danke den Erzieherinnen und Erziehern dafür, dass sie da sind und trotz aller Schwierigkeiten einen guten Job machen! – Anna Rathke

 

Es braucht eine Elternpartei! Warum gibt es keine Partei, die sich die Interessensvertretung von Familien prominent auf die Fahne schreibt? Zeigt doch gerade der Artikel zu coronageplagten Erzieherinnen oder auch die klugen Überlegungen von Charlotte Parnack zur Neuordnung der staatlich finanzierten Elterngeldmonate (2/2022) wie dringend notwendig dies ist? Leider ist und bleibt das „System Familie“ in Deutschland weitestgehend Privatsache und so bleibt den Müttern – sie wären zweifelsfrei die Initiatorinnen für eine solche Initiative – kaum Zeit für ein politsches Engagement. Sie bügeln derweil die Versäumnisse der Politik aus. – Viktoria Börner

 

Ich habe meiner Freundin Ihren Artikel geschickt. Genau wie ich ist sie im letzten Jahr einer vierjährigen Teilzeitausbildung zur Erzieherin. Sie hat nur „Jaja“ zurückgeschickt. Ich verstehe ihre Reaktion gut. Sie (36, Kommunikationsdesignerin) und ich (46 Online-Journalistin) haben uns bewusst für eine zweite Ausbildung entschieden, auch in dem Bewusstsein, dass der soziale Bereich herausfordernd sein wird. Doch was wir in den letzten dreieinhalb Jahren erlebt haben, übersteigt bei weitem unsere schlimmsten Erwartungen.

Was vorher schon schwierig war (Personalmangel, hoher Krankenstand, wenig Zeit am Kind, Familien am Rande ihrer Kräfte, gesellschaftlicher Druck und wenig Gehalt) wurde durch die Pandemie so hoch potenziert, dass viele Kolleginnen aufgeben und dem Beruf den Rücken kehren. Was den Druck auf die bleibenden noch erhöht. Geboosterte KollegInnen arbeiten trotz positiver Fälle, bis die Gruppen aufgrund von fehlender Kindern zu ist, umgeimpfte bleiben „sicherheitshalber“ zuhause. Der Frust darüber ist groß, auch über ständig neue Regeln und Mehrarbeit, weil das Gesundheitsamt überlastet ist.

Ich mache mein Berufspraktikum im Waldkindergarten, bei uns herrscht Ruhe, doch wenn ich an meine Erfahrungen im Waldorfkindergarten (was ist Corona noch gleich?) denke oder bei dem kommerziellen Träger, bei dem ich gearbeitet habe (die Leute müssen doch arbeiten gehen), da sträuben sich mir immer noch die Haare zu Berge. Ich kann den Punkten in Ihrem Artikel leider nur zustimmen. Ob meine Freundin und ich nach Beendigung der Ausbildung in Kitas arbeiten werden oder zurück in unsere ursprünglichen Berufe kehren, das können wir beide noch nicht sagen. – J. Hierer

 

Sie haben uns aus der Seele gesprochen. Wir sind Auszubildene im dritten Lehrjahr an der Justus von Liebig Schule in Waldshut – Tiengen ( Baden – Württemberg) und erleben tagtäglich die von Ihnen geschilderten Zustände. Besonders die pädagogische Arbeit, die wir eigentlich in der Ausbildung erlernen sollten, bleibt auf der Strecke.

Die Kita dient momentan als Aufbewahrungsstätte für die Kinder und nicht als Ort zum Lernen. Das Verständnis der Eltern wird immer geringer und die Frustration steigt auf beiden Seiten. Ganz wichtig ist uns Anerkennung und Wertschätzung unserer pädagogischen Arbeit, denn auch Prämien können diese nicht ersetzen oder zu einer besseren Personalsituation verhelfen. Am Ende sind die Kinder die leidtragenden, die eigentlich unsere Zukunft sind und mit einem positiven Welt– und Selbstbild aufwachsen sollten. – Klasse 3BKSPIT 3/2 (JLS WT)

 


 

 

Leserbriefe zu „Hin, her, hin“ von Mark Schieritz

 

Seit zwei Jahren vermisse ich kritischen Journalismus im Bezug auf die Coronapolitik, und deswegen bin ich froh, auch hin und wieder Artikel wie den Ihren zu lesen. Ich würde sagen, nicht nur der Höhepunkt der Unübersichtlichkeit ist erreicht, sondern gerne fragen: Gibt es eine Grenze für Absurdität? Leider habe ich das Gefühl, dass die Regierung noch nicht vor Omikron kapituliert hat. Mir scheint, dass die Nerven blank liegen. Die Schere zwischen evidenzbasierten aktuellen Erkenntnissen und dem Verhalten der Verantwortlichen geht immer weiter auf. Tschechien ist von der Impfpflicht abgerückt, weil es darin keinen Sinn mehr sieht.

Irland lässt alle Restriktionen fallen. Haben unsere Politiker Angst vor Gesichtsverlust und einer Blamage? Diese wird immer größer, wenn sie nicht bald zur Einsicht kommen und immer weiter irrlichtern. Das Vorgehen der Regierung und des Parlaments wird allmählich menschenverachtend. Die neuen Impfstoffe sind alles andere als ein harmloser Piks! Die Rate an schweren und auch tödlichen Komplikationen ist im Vergleich zu den bisherigen Impfstoffen um ein Vielfaches höher!

Daran ändert auch die Schönrechnerei des PEI nichts. Je mehr sich Omikron als weitgehend ungefährlich herausstellt, umso schlechter das Nutzen-Risikoprofil der mRNA-Impfstoffe! Das war bei den <60jährigen bisher schon schlecht und wird zunehmend zum Risiko für diejenigen, die sich damit impfen lassen müssen! Das Vorgehen der Regierung und großer Teile des Parlaments nimmt strafrechtlich relevante Ausmaße an! – Dr. med. Martin Krivacek

 

Eva Menasse hat auf eine zeitgeistige Fehlhaltung hingewiesen: zu viel Aufgeregtheit, zu viel Besserwisserei und Sendungsbewusstsein. Darunter leiden wir auch in der Coronakrise. Daran beteiligt sich leider auch die ZEIT, wie der Artikel auf der Titelseite „Hin, her, hin“ zeigt: in einer in neuerer Geschichte noch nie dagewesen Pandemie-Situation kann es keine einfachen Lösungen und vorgefertigten Antworten geben.

Ein Großteil der angeblichen Verunsicherung schaffen sich Leute, die schlecht informiert sind, selbst. Die Herabsenkung des 2G Status für genesene auf drei Monate hat das Robert-Koch-Institut ohne Absprache mit dem Gesundheitsminister zu rasch veröffentlicht, wohl in der Annahme, dass Gefahr im Verzug gegeben sei. Daraus muss man keine große Sache machen und vor allem der Bevölkerung nicht einreden, sie würde von „der Politik“ permanent verunsichert! Das Beispiel mit dem Schüler-Ausweis ist einfach dumm gewählt, und Folgen unseres föderalen Systems sind nun auch zu genüge thematisiert worden – pfui ! Herr SCHIERITZ , bitte nicht in der ZEIT solcher Stuss! – Kilian Rinne

 

Sie irren fundamental, wenn Sie ausführen, dass Virus solle „nicht mehr gestoppt“, sondern „nur“ in der Ausbreitung verlangsamt werden. Das war in Deutschland schon immer, ab Tag 1 des Bewußtwerdens der Situation, der Plan – offiziell und erklärtermaßen und im Konsens fast aller und im übrigen richtigerweise. Weil jederzeit das volle Bewusstsein dafür da war, dass man anders als mit in einer freiheitlichen Gesellschaft überhaupt nicht angängigen Maßnahmen/Methoden die Ausbreitung eines Virus gar nicht stoppen kann. Das konnten Inselstaaten eine Zeitlang versuchen; das konnte die PR China eine Zeitlang versuchen – wir konnten es nicht nur nicht, wir wollten es auch nie versuchen.

Wissen Sie noch: „Flatten the curve“. Englisch, ja, schon, aber im allgemeinen Bewußtsein klar präsent: wir können nur versuchen, die Ausbreitung so weit zu verlangsamen, dass wir kapazitäts- und ressourcenmäßig (übrigens gar nicht nur, wenngleich zentral dort, im Gesundheitswesen, sondern in vielerlei Hinsichten) irgendwie damit klarkommen. Mehr wollten wir nie – und ich finde es befremdlich, dass Sie Anderes unterstellen. Wir haben nie eine (zum Scheitern verurteilte) No- oder Zero-COVID-Strategie verfolgt in Deutschland. Und das war auch gut so. – Dr. Christian Naundorf

 

Der lästige Regelwirrwarr wird meist verkannt, hat aber Methode: Das Virus soll planvoll meschugge gemacht werden, damit es endlich aufgibt. – Hermann Willke

 

Anscheinend geht nur so die Pandemie-Politik, fragwürdige Regeln erweisen sich meist als nutz- und sinnloser Aktionsmus. Bestes Beispiel der „Genesenenstatus“, erst gilt dieser sechs Monate, nun fällt Herrn Lauterbach & Co. ein, drei Monate genügen auch, aber auf EU-Ebene setzt die „Ampel“ weiterhin auf das halbe Jahr. Ich frage mich da hat Deutschland wohl ganz still und heimlich die EU verlassen? Und noch eines zum Thema Impfpflicht; wir sind bereits mittendrin in dieser Durchseuchungsphase. Warten wir die nächsten Wochen ab, dann haben wir alle diese „Omikron-Grippe“ oder Dank eines intakten Immunsystem auch nicht! Mein Vertrauen in diese Ampel geht jedenfalls sehr stark gegen Null! – Riggi Schwarz

 

Ich bin Ärztin und Medizinethikerin. In den letzten Monaten habe ich immer wieder mit Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen des Gesundheitswesens über Corona und die Folgen für die Gesundheitsversorgung, Triage und die Rahmenbedingungen und andere ethische Fragen der Pandemie diskutiert.

In Ihrem Artikel „Hin, her, hin“ aus der „Zeit“ vom 27.01.2022 beschreiben Sie die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie als zunehmend chaotisch und verwirrend. Ich teile Ihre Beobachtungen. Allerdings komme ich zu einer anderen Einschätzung über die Begründung der Maßnahmen. Sie beschreiben, wenn ich Sie richtig verstehe, von Anfang an sei das Ziel gewesen, den „Zusammenbruch des Gesundheitswesens“ zu verhindern, damit auch andere Notfallpatienten versorgt werden können. Das Verhindern von Todesfällen sei nie das Ziel gewesen. Mir drängen sich zwei Fragen dazu auf:

1. Was ist das Ziel der Intensivbehandlung? Meiner Meinung nach dient die Intensivbehandlung dazu, eine akute gesundheitliche Krise, einen Organausfall zu überbrücken, bis der Mensch wieder ohne die Unterstützung der Intensivmaßnahmen lebensfähig ist. Ohne die Intensivmedizin wäre die akute Krise tödlich verlaufen. Somit dient die Intensivbehandlung der Vermeidung von Todesfällen, und zwar nicht nur an Corona, sondern auch an anderen Erkrankungen. Wir haben die letzten zwei Jahre alle Kapazitäten des Gesundheitswesen daraufhin optimiert, möglichst allen Patienten eine Intensivbehandlung anzubieten, die diese brauchen.

Somit komme ich zu dem Schluss, dass es sehr wohl um die Vermeidung von Todesfällen geht. Genauso wie übrigens bei der Grippe auch. Nur waren durch die Grippe niemals so viele Menschen gleichzeitig so krank, dass die Intensivstationen an die Grenzen der Kapazitäten kamen, so dass keine Einschränkungen notwendig waren. Daher habe ich das Ziel der Einschränkungen so verstanden, dass die Ansteckungen so weit reduziert werden sollen, dass jeder, der es braucht, ein Intensivbett bekommen kann.

2. Was ist mit dem Begriff „Zusammenbruch des Gesundheitswesens“ gemeint? Wann funktioniert unser Gesundheitswesen nicht mehr so, wie wir uns das wünschen? Im Rahmen der Kapazitätserweiterungen für die Behandlungen von akuten Notfällen wurden in der letzten beiden Jahren viele Operationen verschoben. Menschen haben aus Angst vor Ansteckung die Krankenhäuser und Arztpraxen bei anderen Erkrankungen erst spät aufgesucht. Erst gestern habe ich mit Kollegen die Frage diskutiert, welche pflegerischen Maßnahmen „weggelassen“ werden könnten, wenn noch mehr Personal ausfällt. Das Waschen?

Schon vor Corona war und unabhängig davon ist das Gesundheitswesen in einigen Regionen schon nicht mehr in der Lage, die Grundversorgung zu sichern (Beispielsweise bekomme ich nach Umzug von Berlin nach Thüringen hier keine wohnortnahe Anbindung an eine Kinderarztpraxis für meine Kinder. Patienten warten monatelang auf einen Psychotherapieplatz. Nicht jeder findet einen Hausarzt…). Was erwarten wir von einem funktionierenden Gesundheitswesen? Eine Definition rein über die Intensivkapazitäten ist ethisch nicht zu vertreten. Was sind also die Kriterien dafür? Für nachvollziehbare Maßnahmen zur Eindämmung brauchen wir dringend Klarheit darüber, welches Ziel wir mit der Eindämmung verfolgen. Sonst können die Maßnahmen nur, wie Sie beschreiben, verwirrend sein und das Gefühl vermitteln, es handle sich um Ideologie. Eine fatale Entwicklung. – Anna Wachter

 


 

 

Leserbriefe zu „An der Null-Linie“ von Michael Thumann

 

Es gibt seltsame Parallelen bezüglich der Berichterstattung über Corona und die Ukraine: es gibt eine Mehrheit, die mit dem Gestus der Gerechten auf die Minderheit einschlägt und es gibt eine Minderheit, deren Meinung sich so gut wie nicht in den Medien wiederfindet. Und wenn, dann als Karikatur. Es ist schade, daß die ZEIT sich nahtlos in diese Art „Journalismus“, oder besser gesagt Frontberichterstattung einreiht. Seit Wochen und Monaten das immergleiche Narrativ von Zar Putin, der sein Reich des Bösen ausdehnen will.

Warum erinnert mich das an Herr der Ringe? Ich fühle mich, ehrlich gesagt, behandelt wie ein kleines Kind, dem man nicht zutraut selbst zu denken. Konkret: Warum diese martialische Frontberichterstattung aus dem ukrainischen Schützengraben und nicht aus den prorussischen Reihen? Oder sollte dieses Mimimi dazu dienen die Forderung von Herrn Lau nach deutschen Waffenlieferungen emotional zu unterfüttern? Warum keinen Perspektivwechsel der Meinungen? Warum diese sehr auffällige Einseitigkeit? Bei jedem anderen Thema würde das kein aufgeklärter Leser akzeptieren. – Achim Hauck

 

Man schaut eigentlich fassungslos auf die Eskalation der aktuellen Situation in und um die Ukraine. Muss man „politischer Experte“ sein, um das wie gesagt „fassungslos“ zur Kenntnis zu nehmen? Nicht nur aus meiner Sicht ist ein „heißer“ Krieg zwischen Russland und der Ukraine absurd und daher „unmöglich“ – es wäre politscher und ökonomischer Selbstmord für Putin, so irrational ist nicht mal der. Das ist doch allen klar! Beim „Säbelrasseln“ geht es um andere Dinge. Aber der Westen wird nicht müde, ein Kriegsszenario in immer lebhafteren Farben zu malen, es quasi „herbeizureden“, was die Eskalation erst recht befördert.

Und die ZEIT springt voll auf diesen Zug auf- der oben zitierte Artikel, der sich bereits in potentiellen militärischen Zukunftsszenarien bewegt und hier fleissig spekuliert- eine „Schande“ für die ZEIT. Anstatt zu einer sachlichen Analyse zurückzufinden gießt nun auch noch die ZEIT Öl ins Feuer und malt ein Kriegsszenario an die Wand- konsequenter kann man seinen Auftrag als seriöses publizistisches Medium in dieser angespannten Situation nicht verfehlen. Wäre ich nicht (sehr) langjähriger Abonnent , wäre dies für mich ein Grund mich grundsätzlich und dauerhaft zu distanzieren. – Karl-Heinz Grau

 

Oftmals fragte ich mich, was das ganze Schaulaufen an der Grenze der Ukraine eigentlich soll und kam zu dem Schluss: Sowohl Putin, als auch Biden wird dieses Säbelrasseln innenpolitisch derart nutzen, dass sie sich auf dieses Spiel einlassen. Vom Verstand her ist es doch völlig undenkbar, dass die Russen in die Ukraine einmarschieren. Die Folgen wären derart töricht, dass damit wirklich nicht zu rechnen ist. Natürlich fühlen sich die Ukrainer unwohl bei dem Gedanken, dass 100.000 Russen an der Grenze stehen.

Aber sie sind nicht blöd und heizen die Situation an, um eigene Vorteile zu erlangen. Nichts ist da praktischer für sie, als eine Nato, die sich in eine Paranoia geradezu hineinsteigert. Im Übrigen hatte jener Marinegeneral Schönbach nicht Unrecht mit dem, was er zur Ukraine und Russland äußerte. Nur, es passte gerade nicht in die politische Landschaft und deshalb wohl sein Rückzieher, nachdem man ihn unter Druck gesetzt hatte. – Kurt (Curd) Nickel

 

Entgegen der Witz-Lieferung (Helme) steht hier eindeutig drin, was jeder Soldat seit mindestens 45 Jahren weiß. Sicherstellung der Kommunikation, Aufklärungsfähigkeit und der Verhinderung feindlicher Luftüberlegenheit: Funkgeräte, Akkus, Aufklärungs- und Überwachungsausstattung, Nachtsichtgeräte und robuste Luftabwehrfähigkeit.

Das hat alles nichts mit Angriff zu tun, wieso kommt keiner im Verteidigungsministerium darauf? Wo sind die Erfahrungsträger, die die lächerliche mütterliche Helmlieferung unter Beachtung der ideellen deutschen Waffenproblematik in effektiven Nutzen umsteuern? – Dipl.-Ing. Joachim Meise

 

Ich möchte Michael Thumann herzlich danken für seinen mutigen Einsatz. Seine Berichterstattung von vorderster Front bringt uns die Ukraine näher und erhöht unser Verständnis die Lage im Osten dieses gebeutelten Landes zwischen den Fronten. – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Anhalten! Sofort alles anhalten!“ von Gabriel Proedl

 

Mir gefällt nicht, wie die Klimaaktivisten hier subtil als Spinner dargestellt werden. Immerhin haben sie erkannt, dass die Lage sehr ernst ist – übrigens nicht nur beim Klima. Die Zerstörung unserer Böden und das immer dramatischer werdende Artensterben ist ein mindestens ebenso lebensbedrohliches Problem, und hier wird es noch viel weniger als beim Klima reichen, auf technische Lösungen zu hoffen. Ob diese Art Aktivismus etwas bringt, ist eine andere Frage, die ich mich nicht traue zu beantworten. Engagement in der Politik oder bei einem Umweltschutzverband kommt mir sinnvoller vor, aber ja: Vielleicht brauchen wir auch die Extremen, damit uns bewusst wird, dass die Bedrohung extrem ist. Es geht ums ganze, nicht nur für uns Menschen, sondern für alles, was jetzt lebt. – Regina Schmidt

 

Unverständnis und Spott? Auf den Artikel über eine Aktion der Aktivisten der „Letzten Generation“ hatte ich mich zunächst gefreut, als ich die Überschrift mit Untertitel las. Es gibt kaum ein wichtigeres Thema als die Klima-„Krise“, und man sollte diesbezügliche Sorgen und Ängste sehr ernst nehmen. Ob wirklich nur noch 3 Jahre bleiben, um die Katastrophe abzuwenden – darüber kann man streiten. Ob die geschilderte Aktion irgendeinen Effekt hat – darüber kann man bestimmt unterschiedlicher Meinung sein.

Aber dass ein ZEIT-Artikel von Anfang bis Ende in derart spöttischem Ton geschrieben ist, finde ich völlig daneben. Allen Aktivisten, die derzeit gewaltfrei versuchen, auf die beängstigende Situation aufmerksam zu machen, gehört Respekt entgegengebracht. Es müsste ständig und von allen Seiten darauf hingewiesen werden, was wirklich auf dem Spiel steht; denn viele Dinge, die uns heute wichtig sind/erscheinen, werden überhaupt keine Bedeutung mehr haben, wenn wir nicht SOFORT ANHALTEN und die Reißleine ziehen. – Ingrid Suhr-Täger

 

Danke für diesen beeindruckenden Einblick in den Anti-Klimawandel-Kampf. Engagement, das Respekt abnötigt, obwohl es gleichzeitig so rührend hilflos wirkt: Glauben die Aktivisten wirklich, dass jemand sich in diesen Zeiten inflationärer Protestmaßnahmen für ihre Inhaftierung interessiert? Zwecks Verschärfung ihres Protests wollen sie sich mit Sekundenkleber am Asphalt fixieren, womit sie einige der mehreren hunderttausend Chemikalien zu Hilfe nehmen, von denen einige Seiten zuvor klimakritisch berichtet wurde. Ein schönes Beispiel dafür, wie unauflösbar verwoben klimaschädliche und (vermeintlich) -freundliche Aktivitäten heute sind. Ca. 7,9 Mrd. sind wir inzwischen. Vielleicht einfach: Zuviel Mensch für zuwenig Erde. – Dr. Sabrina Hausdörfer

 

Das möchte ich ihnen auch gern zurufen. Leider meine ich dann aber Texte wie den ihren. Die Seiten im ‚Entdecken‘ sollten zur entspannten und interessanten Lektüre, jenseits der Zumutungen dieser Welt gehören, kurz diese Seiten sollen einem vor allem FREUDE bereiten. Was interessieren da gefrustete Straßenbesetzer und deren verwirrte Denkweisen. Schade um den verschwendeten Platz und meine LeseZEIT. Sie werden einwenden, na warum hat er es dann überhaupt gelesen – ganz einfach, weil ich immer die Hoffnung hatte, dass diese Story doch noch zu etwas gut ist – aber die Hoffnung… sie wissen schon. – Thomas Harnisch

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Störenfriedin“ von Robert Pausch

 

„Aber wer sich mit 28 Jahren zutraut, eine Regierungspartei im größten Land Europas anzuführen, der verfügt womöglich über genau die Unerschrockenheit, die dafür nötig ist.“ Manchmal ist die Lage unangenehm, gefährlich, auswegslos, die Zeit ist knapp oder das Unheil ist schon geschehen und der Weg ist mühsam und scheinbar aussichtslos. Wer so etwas einigemale erlebt hat, entwickelt eine Ahnung, wem man im Ernstfall vertrauen oder gar folgen kann und wem nicht (oft zu spät, die Erfahrung kann man nicht weitergeben, deshalb ist das, was ich schreibe auch sinnlos).

Dem jungen, frischen, unerfahrenen, unerschrockenen, der so geläufig reden kann, niemals. Den „Unerschrockenen“, die mit „Hurra“ ins Feuer rennen, sollte man nicht folgen. (Dieser Typus ist in unseren Breiten allerdings so gut wie ausgestorben). Denen, die alle Probleme mit dem Munde lösen und sich alles zutrauen, sollte man nicht glauben. Im Ernstfall sitzen die stumm weinend im Keller und wollen getröstet werden. – Rolf Maschlanka

 

Unerschrockenheit ist in der Politik sicher hilfreich. Ghandi war wohl unerschrocken. Es gab und gibt aber auch eine Reihe von unerschrockenen Bösewichten, nicht nur in der deutschen Geschichte. In diesem Sinne ist Unerschrockenheit ein ambivalentes und irgendwie inhaltloses Gütesiegel. Ich hätte Frau Lang nicht gewählt, bin aber gespannt auf ihren Werdegang. Ein Vertrauensvorschuss kann nicht schaden. Doch wenn ich wetten müsste, so wäre ich ein Bär und würde auf fallende Kurse setzen. – Dr. Christian Voll

 

Grüne Störenfriede. Mit Erstaunen habe ich in der Zeit das Bild von Ricarda Lang über der Überschrift „Die Störenfriedin“ gesehen. Wodurch soll gerade sie den grünen Konsens gestört haben? Nach der Lektüre zweifle ich eher an dem Bewusstsein des Autors für Sprache und Politik. Die politischen Positionen von Ricarda Lang sind in meinen Augen für eine Grüne vor allem eins: Normal.

Sie regt sich als öffentliche Person über rechte Hetze und Bullshit im Netz auf? Normal. Oder macht es ihr und anderen Grünen neuerdings Spaß, Zielscheibe rechter Angriffe zu sein? „Progressive Kräfte, sagt sie heute, dürften sich nicht in Kulturkämpfen verlieren.“ Normal. Oder übernimmt Lang hier etwa ein von der AFD propagiertes Zerrbild der Grünen? Sie möchte das Leben von prekär Beschäftigten jenseits von etwas mehr Lohn verbessern? Normal. Oder wagt sie es etwa, die Namen parteiinterner Konkurrenten zu nennen, die das anders sehen?

Ich kann beim besten Willen in Ricarda Lang keine Qualitäten von Störenfrieden entdecken. Dasselbe gilt für ihren Posten als Parteivorsitzende, wenn sie öffentlich Parteiinteressen vertritt, anstatt den Regierungskonsens vorzubeten. Es ist vollkommen normal, es entspricht der Funktion einer Parteivorsitzenden. Wo ist der Brandbrief, in dem sie Robert Habecks Politik kritisiert? Wo ist der öffentliche oder parteiinterne Shitstorm, den sie durch eine ihrer zugespitzten Aussagen losgetreten hat?

Die Grünen haben momentan nur einen prominenten Störenfried. Er treibt den progressiven Kulturkampf durch die Partei, er produziert verlässlich Shitstorms und stellt die Partei vor konkrete Konflikte, wie sie die Grünen zuletzt zu Zeiten von Realos und Fundis ausgefochten hatten. Der Posten der Störenfriedin ist leider noch unbesetzt. – Luis Hochstein

 

Ich hatte mein ProbeAbo bereits vorige Woche gekündigt. Spätestens nach der Hofierung der neuen GrünenChefin Lang durch Ihren Redakteur Robert Pausch hätte ich mein Abo gekündigt. Kaum geistig zu ertragen welch höfische Berichterstattung bei Ihnen abläuft. Lang, ist von intellektueller Schlichtheit, zudem eine Studienabbrecherin mit den Attributen, berufs-, erfahrungs- ahnungs- und im wirklichen Arbeitsleben erfolglos. Inkompetenz wird hier von Ihnen verherrlicht. Der normale Leser kann Ihre Hofierung nur unter dem satirischen Blickwinkel ertragen. – Peter Kappert

 


 

 

Leserbriefe zu „Falsche Gegensätze“ von Lisa Nienhaus

 

Ihre Abschlussphrase „… wird das gute alte Wirtschaftswachstum zahlen.“ bewegt mich dazu, Ihnen zumindest kurz zu schreiben. Wir leben mit endlichen Ressourcen auf einem endlichen Planeten. Das fortwährendes Wachstum nicht möglich sein wird, ist so evident, dass es mich immer wieder fassungslos macht, dass die etablierten ökonomischen Theorien immer noch diese widersinnige Hypothese halten. (Vielleicht interessant in dem Kontext: „Energy, Entropy, Constraints, and Creativity in Economic Growth and Crises“, https://doi.org/10.3390/e22101156). Dass momentan zumindest ein kleiner Schritt des Umdenkens stattfindet im Wirtschaftsministerium, ist für mich ein Hoffnungszeichen. – Stephan Kümmel

 

Die Autorin wirft Robert Habeck vor, dass er Wirtschaft und Klima gegeneinander ausspielt, wenn er Konsumkritik übt und fragt, ob die Bevölkerung wirklich immer mehr Konsum wolle. Dabei verkennt sie, dass ein „immer mehr“ an Konsum mit einer wirksamen Verhütung der schlimmsten Folgen des Klimawandels objektiv unvereinbar ist. Ohne Verzicht führen technische und soziale Innovationen durch das schiere Mengenwachstum an Energie- und Ressourcenverbrauch durch den bekannten „Rebounce-Effekt“ zu mehr Treibhausgasen und mehr Umweltzerstörung.

Frau Nienhaus sitzt in ihrer Argumentation der Ökonomie der alten Schule auf, die in ihren Modellen ein Mehr an Konsum auch mit einem Mehr an individuellem Nutzen gleichsetzte und damit zum Hauptziel der Wirtschaft aus Nachfrage-Sicht machte. Und Wachstum ist auch heute noch immer das Hauptziel der Wirtschaft, auch wenn die Autorin „andere Ziele“ erkennt , die sie aber nicht benennt. Diese „anderen Ziele“ (wie etwa Image-Gewinn, politische Anerkennung etc.) sind überwiegend Nebenziele, die in Zeiten größerer Kritik am ungebremsten Wachstum eben dieses möglichst lange sichern soll. – Dr. Dirk Kerber

 

Es ist – 50 Jahre nachdem der Club-of-Rome nachdrücklich auf die Grenzen des Wachstums hingewiesen hat – einiger Maßen deprimierend, zur Kenntnis nehmen zu müssen, dass Lina Nienhaus die von Wirtschaftsminister Habeck geäußerte Kritik an einem auf ungehemmtem Konsum basierenden Wirtschaftswachstum als „Lieblingsbeschäftigung (von Menschen), die im Überfluss der oberen deutschen Mittelschicht leben“ lächerlich zu machen versucht. Haben die Wachstumsfetischisten noch immer nicht begriffen, dass die Menschheit sich nicht auf Dauer über alle Naturgesetze (insbesondere das Grundgesetz von der Erhaltung der Materie und Energie) folgenlos hinwegsetzen kann?

Natürlich verzichtet Nienhaus auch nicht auf das scheinheilige Lieblingsargument aller „Weiter so!“-Verfechter, daß im Interesse der an „materiellem Mangel leidenden Menschen“ die ständige Steigerung des Sozialprodukts unabdingbar sei. Aber haben wir in den zurückliegenden Jahrzehnten nicht ein ungeheures Wirtschaftswachstum erlebt – während gleichzeitig die Zahl der in prekären Verhältnissen Lebenden kontinuierlich angestiegen ist? Die entscheidenden Fragen sind doch: WAS wächst? Und: WER profitiert vom Wachstum?

Wirtschaftsminister Habeck knüpft offenbar an Gedanken an, die bereits in den 1980er Jahren diskutiert wurden, die aber in den folgenden Jahren des schrankenlosen Neoliberalismus in Vergessenheit geraten sind: Konsum ist nicht gleichzusetzen mit „Lebensqualität“ (Erhard Eppler), und ohne eine „Rückkehr zum menschlichen Maß“ (E. F. Schumacher) wird weder gesellschaftlicher Friede noch eine überlebenssichernde Umwelt zu haben sein! Ich hätte von der „ZEIT“ eine etwas seriösere Beschäftigung mit den vor uns Allen liegenden Zukunftsfragen erwartet! – Wolfgang Fischer

 

Im Kommentar von Lisa Nienhaus steht: “ Für seine Windräder wird das gute alte Wirtschaftswachstum zahlen.“ Bei diesem Zitat dreht sich mir der Magen um. Wir Verbraucher haben die Wind und Solarenergie schon über 20 Jahre gefördert durch die Weltweit anerkannte EEG Umlage. Das hat eine ungeahnte Entwicklung entfacht,die dazu geführt hat,daß Wind und Solarenergie die günstigsten Energieerzeugungsformen überhaupt darstellen. Große Solarprojekte brauchen keinerlei Förderung mehr und bei der Windkraft ist es ähnlich. Das Fossile Zeitalter geht zu Ende. Ich begreife nicht wie das Wirtschaftswachstum unter billigem Windkraftstrom leiden soll. Liebe Frau Nienhaus,bitte erklären Sie mir das. – Dirk Jensen

 


 

 

Leserbriefe zu „Jenseits der Giftgrenze“ von Fritz Habekuß

 

Ihr Aufsatz “Jenseits der Giftgrenze” in der ZEIT Nr. 5 gibt sehr zu denken. Überlegt man nämlich, die Produktion der Gifte einzustellen, dann muss man einsehen, dass der Tod – hier als Gift – unerlässlich für das Überleben der dort Beschäftigten ist. Weiterhin dürfte er unerlässlich sein für die meisten lebensnotwendigen Produkte unserer Wirtschaft. Dieselbe hoffnungslose Situation zeigt sich in der Energie- und der Nahrungsmittelwirtschaft, ja wahrscheinlich überall wo produziert wird. In dieser Situation über die Schlechtigkeit der Menschen zu klagen und eine Bewußtseinsänderung zu fordern, hat auch nichts gebracht, nicht einmal etwas an Erkenntnis.

Ich verfolge, wie in der Anlage ausgeführt eine Spur, die wohl immer zu offensichtlich war, um sie lesen zu können. Da es um Themen aus dem Umkreis der VERDICHTUNG (Bevölkerungsdichte) geht, gerät man einerseits in eine gewaltige finstere Tabuzone, andererseits aber zu überraschenden Erkenntnissen. Lassen Sie uns über eine Veröffentlichung reden. – Ernst-Wilh. Möbius

 

Zunächst eine Anmerkung zur Bildunterschrift in Ihrem Beitrag: Bild oben: Beim Abbau von Braunkohle, wie hier in Ostdeutschland (Luftaufnahme), entstehen Eisenoxide und Sulfate. Reagieren sie mit Sauerstoff, färben sie Wasser orange. Ich gehe davon aus, dass Ihnen als Wissenschaftsredakteur chemische Sachverhalte vertraut sein dürften. So können zwar Eisenoxide bzw. Eisenhydroxid das Wasser orange färben, allerdings nicht nach der (weiteren) Reaktion mit Sauerstoff. Welche Sulfate sollen nach einer (wie auch immer gearteten) Reaktion mit Sauerstoff zu orange gefärbten Produkten führen?

Bereits der erste Satz Ihres Beitrags zeigt, dass Sie der Bildung Ihrer Leser nicht vertrauen. Warum sollte sonst der Begriff „Perfluor-octansäure“ sperrig sein? Gehen Sie davon aus, dass Ihre Leser keinen Chemieunterricht (auch ein sperriger Begriff?) gehabt haben? – Michael Sternberg

 

Es ist in verhängnisvollster Weise irreführend, wenn hier eine Hand voll Chemiker die Klimakrise vergleichsweise marginalisiert und sogar den derzeit geradezu explodierenden biogeochemischen Kohlenstoff-Kreislauf gar nicht erwähnt (siehe Anhänge). Denn es ist der K o h l e n s t o f f , der gerade dabei ist, alle Gleichgewichte zu kippen, die sich seit Ende der letzten Eiszeit bei nahezu konstantem Atmosphären CO2-Gehalt und bei vergleichsweise konstanter Erdmitteltemperatur ausgebildet haben (erster Anhang).

Offenbar sind a u c h den Autoren des Artikels die v i e l e n t a u s e n d unabhängig staatsbeauftragten und steuergeldfinanzierten Studien ihrer KollegInnen aus der Klimafolgenforschung und insbesondere die neuesten Messergebnisse aus dem weltumspannenden steuergeldfinanzierten, Partei- und Lobby-unabhängigen Klimaforschungsapparat nicht bekannt (siehe Anhänge). Die aktuellsten Messwerte lassen keinen Zweifel daran, dass seit 2020 die Trockenhitze bedingten CO2- und CH4–Emissionen aus milliardenfachen Baumbränden, auftauenden Permafrostböden usw.,usw. usw. die Heizkraft der Erdatmosphäre soweit aufgedreht haben, dass schon in fünf Jahren absehbar die Zwei-Grad-Grenze überschritten wird, ab der die Anpassungsfähigkeit sowohl der menschlichen Zivilisation als auch der derzeitigen Ökosysteme pulverisiert würde (siehe Anhänge).

Es besteht kein Zweifel: Die Waldbrände vom Äquator bis zum Polarkreis, die Sturzfluten wie im Ahrtal und die Tausende aus Afrika Flüchtenden, sind vergleichsweise harmlose Vorboten von dem Chaos, das unsere Kinder, SchülerInnen und Jugendlichen jenseits von Zwei Grad erwarten würde. Keines der 19 von der UN ausgerufenen sustainable development goals hätte dann noch eine Chance. Anstelle ganz gezielt zu dringend notwendigem persönlichem Handeln „ i m e i g e n e n G a r t e n “ zu ermutigen, ist dies ein weiterer Artikel mit irreführenden anonymen Schuldzuweisungen, der die allgemeine Verunsicherung und die sich ausbreitende Staatsverdrossenheit weiter steigert.

Mit Unterzeichnung des Klima-Rahmenübereinkommens der Staatengemeinschaft und der Pariser Beschlüsse hat sich die Bundesrepublik Deutschland – d a s s i n d w i r a l l e z u s a m m e n – verpflichtet, unsere Kinder, SchülerInnen und Jugendlichen vor dem Chaos jenseits von 2 Grad Erderwärmung zu verschonen (letzter Anhang).

Im Staatsauftrag und mit Milliarden Euro Steuergelder haben tausende Wissenschaftler an mehreren hundert Forschungsinstituten der Welt die jetzt notwendigen Maßnahmen für jede einzelne Bürgerin und jeden einzelnen Bürger bereitgestellt. Schluss mit verwirrenden allgemeinen Schuldzuweisungen! Lassen Sie uns endlich gemeinschaftlich beginnen, u n s e r e n e i g e n e n K i n d e r n die elementaren Menschenrechte zu sichern. – Hermann Veeser

 

Als direkt Betroffene der PFOA-Vergiftung in Oberbayern begrüßen wir die klare Darstellung von Fritz Habekuß in der jüngsten Ausgabe der Zeit. Nicht nur wir von der BINT (Bürgerinitiative Netzwerk Trinkwasser) meinen, dass angesichts der Belastung der gesamten Biosphäre durch die chemische Produktion, mit weltweit tausenden Emissionsquellen, dieses Problem in der öffentlichen Wahrnehmung zu wenig beachtet wird. Allein bei bundesdeutschen Militärflugplätzen handelt es sich um 98 Verdachtsfälle und 27 bestätigte Fälle einer Boden- und Grundwasservergiftung durch PFC. Dieser Stoff wurden in Unkenntnis der Gefahr bei Feuerlöschübungen ausgebracht.

Bereits 1882 hat Henrik Ibsen im Drama Ein Volksfeind die gesellschaftlichen Konflikte beschrieben, die um die Aufdeckung der Vergiftung des Wassers in einem Heilbad entstehen. In den folgenden Zeilen möchten wir aus unserer Sicht, ergänzend zur Zeit von letzter Woche, darstellen, wie der Erkenntnisprozess des Umweltskandals am Chemiestandort Gendorf bisher verlaufen ist: Im Landkreis Altötting haben etwa 50.000 Anwohner jahrelang belastetes Trinkwasser getrunken. Mindestens die letzten 20 Jahre davon war sowohl den zuständigen Behörden als auch dem Hersteller (seit 1996 die Firma Dyneon GmbH) die Gefährlichkeit von PFOA bekannt.

Es erfolgte weder eine aktive Information der betroffenen Bevölkerung noch wurden rechtzeitig entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Erst jüngst sind die letzten Trinkwasserfilter in Betrieb genommen worden, aber vereinzelte Brunnen, wie der in Teising, fördern heute noch belastetes Trinkwasser. Der seinerzeit verantwortliche Toxikologe vom LGL( bayr. Landesamt für Gesundheit und Lebensmittel) Prof. Dr. med. Hermann Fromme versuchte uns zu beruhigen, indem er sagte, PFOA sei so gefährlich wie der Genuss von schwarzem Kaffee und rotem Fleisch.

Schockiert wurden wir auch durch die Verschärfung der zulässigen wöchentlichen Aufnahmewertes TWI (Tolerable Weekly Intake) durch die europäische Lebensmittelbehörde EFSA im Jahr 2018 um drei Kommastellen! Wir fordern als Konsequenz aus dieser radikalen Absenkung die Anpassung des Trinkwasser-Leitwertes für PFOA. Völlig unverständlich ist für uns die fehlende Reaktion bundesdeutscher Behörden. Die Ausbringung des Giftes PFOA in der Luft und in den Fluss Alz, er entspringt dem Chiemsee, war durch die Regierung genehmigt worden. Heute ist dieser Stoff verboten, doch das gilt nicht für den Ersatzstoff ADONA (Ammoniumsalz der Perfluoro-4,8-dioxa-3H-nonansäure), das seit 2008 PFOA ersetzt und angeblich nicht so persistent ist, da es eine kürzere Kohlenstoffkette besitzt. Doch die Wirkung auf unsere Gesundheit ist auch hier ungeklärt.

Auch die 2. Große Blutuntersuchung, die auf 2021 terminiert war, verzögert sich nun durch die derzeitige Überlastung des Gesundheitsamtes. Das gilt auch für die zugesagte Corona-Antikörper-Bestimmung, obwohl Studien darauf hinweisen, dass Impfungen bei erhöhtem PFOA-Gehalt im Blut nicht so wirksam seien wie bei Unbelasteten.

Die planetaren Grenzen, das was der Biosphäre zumutbar ist, zeigen, dass die Krisen wie Klimawandel, Artenschwund und die Bedrohung unseres Lebensraumes durch die chemische Produktion untrennbar miteinander verbunden sind. Fritz Habekuß zeigt Argumente auf, weshalb es nicht genügt, sich allein gegen den Klimawandel zu engagieren. Am Beispiel Great Barrier Reef zeigt er, wie mehrere Ursachen zusammen ein Ökosystem zerstören.

Deshalb ist es absolut notwendig für den Umweltschutz die komplexen Vorgänge der Natur zu verstehen und nicht monokausal zu denken. Nicht nur in unserem Fall gilt: Trinkwasserschutz ist auch Boden- und Atmosphärenschutz – also auch Klimaschutz. Wir rufen Klimaaktivisten dazu auf, sich auch für den Boden- und den Grundwasserschutz engagieren! – Frank Bremauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum probieren wir es nicht einfach aus?“ von Carsten Brosda

 

Hanno Rauterberg verstehe ich so, dass er in unserer aufgeklärten Welt nach der Möglichkeit von Kunst fragt. Die Beobachtung: In einer Welt, in der das Andere in der Realität angekommen zu sein scheint, wird Kunst selbst fraglich. Während Gewissheiten schwinden, scheint Carsten Brosda den Weg zu kennen, um Kunst zu retten. Künstler sollten sich als Produzenten von „ästhetischen Positionen“ verstehen, um mit Sinn- und Orientierungsangeboten einen Mehrwert zu stiften. Einen Mehrwert, den die verwaltete Welt offenbar selbst nicht hervorzubringen vermag. Wer sich unbedingt diesem rettenden Setting entziehen und auf Autonomie bestehen will, läuft Gefahr, „Relevanz“ zu verlieren. Die Konvergenz von Kunst und Politik erscheint dem Kulturpolitiker als WinWin-Situation. Wo Hanno Rauterberg um die richtige Frage ringt, sieht der Kulturpolitiker Carsten Brosda das „Potenzial“ von Kunst, nimmt ein paar Abkürzungen und kommt rasch in der Praxis an, wo sich nur noch eine Frage stellt: Warum probieren wir es nicht einfach aus? – Reinhard Koine

 

Carsten Brosda. Man muss nicht jeden Quatsch probieren,schon gar nicht im Bundestag. – Klaus Küsters

 


 

 

Leserbriefe zu „ZEIT für Geld!“ von Mona Linke

 

Ich hätte da noch einen Tip für die Frage von Rainer G., den ein Finanzberater selten gibt. Kaufen Sie sich ein Stück Ackerland. (2500 m2 für ca.10.000 Euro). Man kann ruhig kleine Stücke kaufen. Die Landwirte pachten immer. Die Kosten des Notars und Grunderwerbssteuer sind schnell wieder erlöst durch die Wertsteigerung. Das Produkt wird nicht mehr hergestellt.^^ Im Gegenteil. Es gibt noch mehr Vorteile. Falls Interesse an einem Gespräch besteht stehe ich gern mit Auskunft zur Verfügung. Ich mache das seit 1985 immer mal wieder, wenn sich eine Gelegenheit ergibt. – U. Wiegard

 

Vielen Dank für Ihre Ausführungen. Diese sind anfangs detailliert und richtig. Im weiteren Verlauf des Beitrages verlieren sich die Ausführungen etwas, bis dahin, dass wichtige Aspekte fehlen. Lassen Sie mich diese bitte kurz anreißen. Zum Hintergrund meiner Ausführungen möchte ich erwähnen, als Fachberater für Nachhaltige Geldanlagen (Ecoanlageberater) ausgebildet zu sein.

1. Der wohl wichtigste Aspekt bei der klassischen Geldanlage ist der Anlagehorizont. Zwischen Cash auf dem Konto und einem langfristigen Aktieninvest (sieben eher zehn Jahre plus) liegt ganz viel Zeit. Das heißt, dass Mischstrategien häufig bis immer vergessen werden. Denn wie wir wissen, sind wir als gemeinem Anleger:Innen nicht risikoavers, wir sind verlustavers. Es kann also Sinn ergeben, Volatilität für Teile des Vermögens zu begrenzen.

2. Ein paar Gedanken zur Nachhaltigkeit in der Geldanlage: Die Frage der persönlichen Gewichtung hinzu dunkel- oder hellgrün ist einfach. Dunkelgrün sind bspw. Beteiligungen an Wind- oder Solarparks. Diese sind wiederum aus anlagetheoretischer Sicht als schwierig zu bewerten, weil das Insolvenzrisiko hoch ist. Dunkelgrün können auch Nischenfonds sein, die dann eine höhere Schwankung mitbringen, wenn sie sich mit Wasserstoff etc. befassen.

Klassische ETF können nicht nachhaltig sein, was auch logisch ist. Der nachhaltige Prozess ist ein sehr aktiver und wird es wohl auch bleiben. Ein passiver ETF wird das schwer darstellen können. In der ETF Diskussion geht es nur um Kostenoptimierung. Die Indexfonds, die wirklich nachhaltig sind, kennen nur wenige. Und damit meine ich nicht den MSCI world SRI. Im schlechtesten Fall kommt dieser noch von iShares. Darüber ist man dann gleich im größten Rüstungsfinanzier der Welt investiert. Prima.

Nun zum wichtigsten Part. Eine lupenreine Definition für Nachhaltigkeit gibt es nicht – richtig. Eine genaue Vorstellung, womit sich die ESG Kriterien befassen, gibt es dagegen. Das Forum Nachhaltige Geldanlage und die Seite faire-fonds.info informieren Anleger:Innen und Berater:Innen ziemlich genau. Und dabei geht es nicht darum, ob in der einzelnen Firma Müll getrennt wird oder Fahrräder genutzt werden, sondern um viel mehr. Im Ergebnis würden Unternehmen wie Amazon, Apple und Alphabet aus ganz anderen Gründen als des Stromverbrauch wegen ausgeschlossen.

3. Zum letzten Punkt des Risikos oder besser der Schwankungsbreite einer Anlage. In der konservativen Geldanlage (also keine Nischenprodukte) ist recht klar erkennbar, dass wirklich nachhaltige Fonds resilienter in Krisenszenarien sind. Und das ist ebenfalls nachvollziehbar. Unternehmen, die ihre Prozesse ressourcenschonender ausrichten, ihre Mitarbeiter fairer behandeln/bezahlen und durch gute agile Unternehmensführung glänzen, sind zukunftsfähiger ausgerichtet.

Das heißt nicht Krisen vorherzusagen, sondern einfach bewusster zu agieren – in normalen Zeiten und in Krisen. Das zeigte der Corona-Dip im März 2020 an den Märkten deutlich. Nochmals vielen Dank für Ihren Beitrag und die Förderung dieses Themas. Ein wenig mehr Tiefe darf dieses Thema gern haben, zumal der Bereich Finanzen/Geld wohl die größte Stellschraube ist, die wir für eine zukunftsfähigere Welt haben. – Robert Seifert

 


 

 

Leserbriefe zu „Eiskalt berechnet“ von Katharina Menne

 

Bei den Quantencomputern ist viel mehr los als Frau Menne es beschreibt. Die Alpine Quantum Technologies GmbH (AQT), ein Spinoff der Universität Innsbruck, hat sich auf die Entwicklung und den Vertrieb eines kommerziellen Quantencomputers spezialisiert. In Holland gibt es Orange Quantum von der Uni. Delft. Das Startup IQM Quantum Computers in Finnland, Atos und CSC Computer Science Corp. haben eine Partner-schaft für die Entwicklung von Quantencomputern abgeschlossen. IQM-Deutschland in München wird geleitet von Prof. Enrique Solano. Die französische Atos will einen Quantencomputer, Atos Quantum, entwickeln. Atos kreierte 2018 ein neues Quan-tum F&E-Labor in Paris.

Atos hat im November 2018 einen Vertrag mit Argonne National Laboratory in den USA abgeschlossen, um seine Atos Quantum Learning Machine zu liefern, den weltersten Hochleistungs-Quantensimulator, der kommerziell verfügbar ist. Die 35-Qubit Atos Quantum Learning Machine wird helfen, die Forschungsanstrengungen zu beschleunigen. In Großbritannien gibt es eine Spinoff-Firma von Prof. Hensinger an der Uni. Sussex, Universal Quantum. In Großbritannien entwickelt Cambridge Quantum Computing Ltd. ein Betriebssystem für Quantencomputer, die Fa. Phasecraft die Software.

In Deutschland hat das Forschungszentrum Jülich zusammen mit Google einen Quantencomputer OpenSuperQ mit bis zu 100 Qubits gebaut, der am 15.06.21 präsentiert wurde. Es ist ein EU Flagship-Projekt Quantum Computer für €1 Mrd. Am Projekt beteiligt sind Forscher aus Spanien, Deutschland, Finnland, Schweden und der Schweiz. Prof. Frank Wilhelm-Mauch ist der Koordinator des Projekts. Die amerikanische National Science Foundation hat ein Projekt EPiQC- Enabling Practical-Scale Quantum Computing. In den USA gibt es ein Startup der Uni. Maryland von Prof. Monroe, IonQ, das auf der Ionenfalle basiert.

PsiQuantum Corp., eine Silicon Valley-Firma, entwickelt einen photon-basierten kommerziellen Quantencomputer, der mit Licht arbeitet. Die Firma hat $215 Mio. von Investoren mit Beteiligung von Microsoft, BlackRock Advisors, Founders Fund, Atomico and Redpoint Ventures gesammelt. Rigetti Quantum Computing entwickelt in den USA einen Quantenprozessor-Chip. Es beschaffte sich ein Startkapital von $70 Mio. Rigetti Computing, einem Pionier in den hybriden Quanten-Klassichen Computersystemen, wurden von der DARPA bis zu $8.6 Mio. bewilligt, als ein Teil einer größeren Kooperation, um mit dem NASA Quantum Artificial Intelligence Labor (QuAIL) und Universities Space Research Association (USRA) ein volles Stack-System mit bewiesenem Quantenvorteil für die Lösung von Problemen der realen Welt zu entwickeln. Sogar die US-Firma Honeywell, die vor Jahrzehnten Computer herstellte, dann aber 1991 damit aufhörte, hat 2017 Honeywell Quantum Solutions gegründet und baut einen Ionenfalle-Quantencomputer. Diesen Computer verwendet Microsoft für seine Azure-Quantum-Cloud.

Bei Microsoft forschen mehrere Spezialisten, Charles Marcus aus Kopenhagen, Leo Koewenhoven aus Delft und Matthias Troyer von der ETH Zürich. Die Firma will angeblich $1 Mrd. in die Entwicklung der Quantencomputer investieren. Microsoft forscht unter der Leitung des Mathematikers Michael Freedman (er bekam 1986 die Fields-Medaille) an dem topologischen Quantencomputer, nach der Idee des Physikers Alexej Kitajew (Professor am Caltech), der 2012 den Fundamental Physics Prize, dotiert mit $3 Mio., gewonnen hat.

Amazon kombiniert 3 Typen des Quantencomputers D-Wave, Rigetti Computer und IonQ für seine Cloud-Dienste. In Kanada wird Süd-Ontario jetzt „Quantum Valley“ genannt. Dort ist außer D-Wave auch die Fa. Xanadu Quantum Technology angesiedelt. Die kanadische D-Wave Systems baute ihren Quantencomputer aus supraleitenden Josephson-Chips aus Niob. (Brian Josephson gewann den Physik-Nobelpreis 1973 für die Entdeckung von supraleitender Quantentunnelierung, dem sog. Josephson-Effekt). – Igor Fodor

 

Der Artikel, war für mich nur deshalb interessant, um zu sehen, wie dumm die Menschheit ist. Ich habe gerade ein Buch geschrieben, damit ist die Quantenphysik, für mich Geschichte. Es ist eine Physik des Glaubens.Ist es da, oder dort, wir grenzen es ein, es ist schon wieder fort. Denn, wer die Masse eines Photons bestimmen kann, dieser Mensch ist an der Quantentheorie schon lange nicht mehr interessiert. Das Elektron hat 280 Photonenmassen und die Form kenne ich auch schon, ohne Quantenphysik. Für Albert Einstein war sie niemal relevant, sein Spruch dazu: “ Man hat den Eindruck, dass die moderne Physik auf Annahmen beruht, die irgendwie dem Lächeln einer Katze gleichen, die gar nicht da ist.“

—Schrödingers Katze Die moderne Physik war für Ihn die Quantenphysik! Sein Buch mit Leopold Infeld, kam später heraus, Der Name: „Die Evolution der Physik“ Hier tauchen zwei Fragen wenigstens auf, Warum nannte er es, Die Evolution und erwähnt in dem Buch die Quantenphysik kaum? Es hat mit Quantenphysik nichts zu tun. Zitat Albert Einstein.“ Seit Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selbst nicht mehr“ Er verlässt Deutschland, trennt sich von seiner ersten Frau und gibt sein Kind weg. Vorher hatte Er einen Posten bei der Preußisch- königlichen Akademie der Wissenschaft in Berlin. Vorsitz, Herr Max Planck, der Herr der Quantenphysik. Denken müsst Ihr alleine!

Das Neutron hat 526120 Photonenmassen, mien Gehirn arbeitet nur, weil ich weiß, das der Überträger eines Gedankens das Licht, das Photon ist. In der heutigen Wissenschaft hat das Photon keine Masse Aussage in Wikipedia “ das Photon ist ein Elementarteilchen ohne Masse“ Meine Aussage: „Ein Gehirn ohne Masse kann nicht denken“. Warum sprechen Sie, die Wissenschaft eigentlich über das NICHTS?, Wie war Albert Einsteins Aussage: „Zwei Dinge sind Unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“ Was hat das mit dem Artikel zu tun?

Ein Quantencomputer ist eine Illusion! Mein Gehirn arbeitet in Lichtgeschwindigkeit, ein Blitz ist ein Gedanke, die Photonen schaffen die Verbindungen, der Gehirnzellen, das Elektron einer Zelle ist nur der Energielieferant. Woher ich das weiß? mein Gehirn sagt es mir !, Wer ein Elektron bestimmen kann in seiner Form nur von zu Hause aus, ohne eine Universität, der kann Denken, sorry, die Logik sollte keiner vergessen. Atome in Gedanken bauen, oder wie unsere Sonne wirklich funktioniert, solche Fragen kann ich beantworten.

Was ist ein Weißer Zwerg genau und warum ist eine Galaxie eine Spirale? und und und Plasma ist der Abfall der Sonne, nur das Licht ist unser Leben. Die Sonne braucht sehr viel Energie nur um das Plasma aus zustoßen. Warum versucht die Welt der wissenschaft den Abfall entstehen zulassen? Für mich eine irre, dumme Welt, so wie der Quantencomputer! – Bernd Wagenknecht

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die Schoah ist nicht nur deutsche, sondern Menschheitsgeschichte«“ von Saba-Nur Cheema

 

Natürlich sollte der (maßgebende) Blick auf Geschichte, zumal der Blick auf Verantwortungs- und Schuldzuweisungen nicht nach meiner Herkunft, sondern meiner rationalen und emotionalen Intelligenz und Bildung erfolgen. Wenn Menschen unter Gewalt gelitten haben oder leiden, ist nicht nach der Farbe ihrer Haut, ihrer religiösen und/oder politischen Ausrichtung zu fragen. Denn mit derlei Fragen und Ansichten trennen wir, wo es gemeinsames Aufklären und Verständigen geben muss. Leider bedienen wir unbewusst immer noch viele Stereotypen; handeln und denken danach, anstatt wirklich nachzudenken. Es ist also überaus hilfreich, wenn kluge Mitmenschen wie etwa Saba-Nur Cheema über „den Tellerrand schauen“ und notwendige, konsistente Perspektiven vermitteln. – Matthias Bartsch

 

„Die Shoah ist nicht nur deutsche, sondern Menschheitsgeschichte“. Ich stimme dem Inhalt des Beitrags – der Headline ohnehin – grundsätzlich zu, möchte die Autorin jedoch auf eine m. E. nicht saubere Formulierung hinweisen, die zu Irritationen und Fehlschlüssen führen kann. Ich meine die folgende: „Die absolute Mehrheit der `Biodeutschen` glaubt nicht, dass ihre Vorfahren Täter oder Mitläufer waren.“ Ich möchte mich gegen diese Aussage wehren. Wenn diese Feststellung dem Ergebnis einer Umfrage folgen sollte, dann ist diese Umfrage oder die Verantwortlichen für genau diese, ihr vorausgesetzte Fragestellung in meinen Augen nicht glaubhaft, letztlich scheint mir die Frage nicht seriös und damit weitere Schlüsse verfälschend. Warum?

Es gibt einen signifikanten Unterschied zwischen „Tätern“ und „Mitläufern“, der es verbieten sollte, diese beiden in einen Topf zu werfen. Ich schäme mich zwar für beide Gruppen, aber doch in äußerst unterschiedlicher Weise. Es ist doch sicher nicht falsch, dass es einen Unterschied ausmacht, unmittelbarer Täter (einschließlich der Schreibtischtäter) gewesen zu sein oder eine(r) der vielen Millionen Mitläufer und Mitläuferinnen. Wer beide Gruppen in einen Topf wirft, tut nicht nur beiden Gruppen „unrecht“ im Sinne der Gleichbehandlung, sondern auch den Opfern.

Persönlich habe ich einen Großvater (Jahrgang 1904), der mir als Enkel immer nur von seiner Zeit an der Ostfront als Angehöriger der „Rückwärtigen Dienste“ (Versorgungszug hinter der Front) erzählte. Wie ich nach seinem Tode bei Bundesbehörden recherchierte, verschwieg er der gesamten Verwandtschaft jenen Teil seines Dienstes, in dem er der kämpfenden Truppe angehörte. Dies mag als Indiz gewertet werden, dass er an Verbrechen beteilgt war, aber es ist ebenso möglich, dass er sich „nur“ schämte, Gesehenes wiederzugeben und vielleicht in den Ruch desselben zu geraten. Also: Alles offen, auch die Bundesbehörde konnte keine näheren Angaben machen.

Mein Vater wiederum war ein bloßer Mitläufer, zu jung für die Wehrmacht zwar, aber nichtsdestoweniger wie alle seinesgleichen Mitglied der Hitlerjugend. Ansonsten hatte er wohl keinem ein Haar gekrümmt in jener Zeit. Zu differenzieren ist also nicht nur wichtig, sondern auch notwendig, wenn ich meinen Vater, meinen Großvater und die wirklichen Täter ins Auge nehme. Ich möchte als „Biodeutscher“ nicht in einen Topf geworfen werden mit jenen, die an mögliche Täter als Vorfahren denken und mit jenen, die an mögliche Mitläufer als Vorfahren denken. Ich hoffe, Sie, Frau Cheema, verstehen meine Gedanken.

Ich selbst habe so intensiv wie möglich versucht, mir das Geschehene, das Unaussprechliche zu vergegenwärtigen. Ich war nicht nur in Buchenwald als Schüler in der DDR, sonder später auch in Bergen-Belsen, Ravensbrück, Oranienburg und Auschwitz. Die schöne deutsche Sprache ist ohnmächtig, das auszudrücken, was diese Orte ausmacht. Wir müssen alles tun, damit das dort Geschehene nie wieder passiert. – Hans-Peter Wannewitz

 


 

 

Leserbrief zu „So schön im Diesseits“ von Jörg Scheller

 

Da es leider Tradition hat, dass Kunst von Frauen nach anderen Maßstäben beurteilt wird, schreibe ich zu Jörg Schellers Rezension „Georgia O’Keeffe. So schön im Diesseits“. Im letzten Absatz soll die schwedische Malerin Hilma af Klint gegen Georgia O’Keeffe ausgespielt werden. Dafür muss u.a. Hilma af Klints Herkunft herhalten. Sie sei „auf einem Schloss geboren“ und lebte „unbehelligt von Geldsorgen“. Auch in Schellers Rezension meiner Biografie über Hilma af Klint stand bereits am 12. März 2020, dass sie eine „privilegierte Adelstochter“ gewesen sei und weiter: „Während andere auf den Feldern schufteten, hörte sie Stimmen und malte.“

Zum einen: Die historischen Umstände sind andere. Das Schloss, in dem af Klint geboren wurde, war eine Kaserne. Af Klints Vater leitete die in der Kaserne ansässige Kadettenschule. Das Gebäude gehörte also nicht den af Klints, sondern dem König. Die af Klints zählten zum militärischen Berufsadel, das heißt, sie waren gehobene Beamte, aber keine Schlossherren oder Großgrundbesitzer. Und Hilma af Klint hatte Geldsorgen. Sie wurde von ihrer Familie unterstützt, es reichte trotzdem nur für einen bescheidenen Lebenswandel.

Sie wohnte zuerst in einer Wohnung mit ihrer Mutter, von 1918 an in einem einfachen Sommerhaus auf einer abgelegenen Insel. Da sie Rheuma hatte, wurde das Haus im Winter zu kalt, so dass sie nach Südschweden zog und in kleinen Mietwohnungen in Helsingborg und Lund lebte. Welche Ressentiments sollen hier mit „Schloss“, „unbehelligt von Geldsorgen“, „privilegierte Adelstochter“ und den „schuftenden“ Feldarbeitern geschürt werden? Welche Vergleiche werden hier gesucht, wenn Hilma af Klints Werke als „Schwurbelkunst“ abgetan werden und sie in die Nähe von „Impfgegnern und Dauerraunenden“ gerückt wird?

Zum anderen: Wenn in Zukunft männliche Maler in Artikeln der ZEIT auf die gleiche Weise beurteilt werden, dann freue ich mich auf folgende Beiträge: 1. Wie Edvard Munch „malte und Stimmen hörte“, „während andere auf den Feldern schufteten“. 2. Wie Vincent van Gogh sich von seinem Bruder aushalten ließ, statt selbst Geld zu verdienen. 3. Wie der wohlhabende Kandinsky von Einkommen aus Immobilienbesitz lebte, als er seine ersten abstrakten Bilder malte. 4. Oder auch: Dass Kandinsky und Mondrian mit ihrer „Schwurbelkunst“ heute Impfgegner und Corona-Leugner wären, da sie ebenfalls Rudolf Steiner verehrten. Absurd? Genau. Aber es gäbe in dieser Logik viele Künstler, die man gegen Georgia O’Keeffe ausspielen könnte. Es müssen nicht immer Frauen sein. – JULIA VOSS

 


 

 

Leserbrief zu „Der Fleischkonzern Tönnies und die Umweltschützer von Greenpeace fordern dasselbe: Höhere Steuern auf Steak und Würste. Was steckt dahinter?“ von Marcus Rohwetter

 

Tja – Tönnies und sein Fleisch; er könnte es ja so machen, wie Schweißfurt: einfach öko werden! Im Prinzip sind höhere Steuern quatsch, weil nur der Staat profitiert. Entscheidend wären wesentlich höhere Preise für Fleisch- und Fleischprodukte, sagen wir um die 50% plus, wenn absolut die Hälfte davon beim Bauern landet. In dem Falle und wenn alle Preise für landw. Rohstoffe um 50% stiegen, wären auch die lästigen Milliardenzahlungen aus Steuergeldern für die EU-Landwirtschaft obsolet. Vorausgesetzt dafür wären Produkte nur für das, was in der EU-Landwirtschaft produziert würde.

Da fallen alle raus, die mit EU-Label weltweit produzieren lassen. Grundsätzlich hat die agrarische Vertretung inform der Bauernverbände versagt, die ein liederliches System der Agrarlobby betrieben zuungunsten der sog. „bäuerlichen Wirtschaft“aufgrund des Zulassens des Preissystems, was die verarbeitende Industrie sich zueigen gemacht hat und damit die Bauern stark benachteiligt hat. – Rainer Rehfeldt

 


 

 

Leserbrief zu „Von Volkes Gnaden“ von John F. Jungclaussen et al.

 

Das 70-jährige Thronjubiläum von Elizabeth II ist bestimmt außergewöhnlich, aber 3 (in Worten drei) Seiten im DOSSIER sind nun wirklich übertrieben, das gehört in die britische Regenbogenpresse, nicht aber in DIE ZEIT! – Ruth Schütz-Mitterhusen

 


 

 

Leserbrief zu „Großes Geld … Schatzsuche im Kaninchenbau“ von Marcus Rohwetter und Jens Tönnesmann

 

Auch dieser Artikel suggeriert, dass man mit NFTs digitale Bildchen kauft. Ein wichtiges Detail daran, wie NFTs funktionieren, wird bei dieser Darstellung unterschlagen. NFTs beinhalten in aller Regel nicht das Bild selbst. Sondern lediglich den Link zu einem Bild.

Das hat zwei Konsequenzen: Erstens kann mit der Zeit so ein Link verfallen oder durch neuen Inhalt ersetzt werden. Wie es mit den meisten Links auf die Dauer passiert. Wer noch Internet-Bookmarks aus den frühen 2000ern hat, kann das bezeugen. Zweitens kann jeder diesem Link folgen und sich damit bitgleich exakt das Bildchen herunterladen, das der NFT-Käufer „besitzt“. Das heißt man bezahlt das Geld für die Quittung selbst, samt Link drin, den andere aber auch sehen und nutzen können. Man kontrolliert weder das Copyright für das Sammelbild, noch ist man der einzige, der das Bild in voller Auflösung sehen oder herunterladen kann, noch sonst etwas.

Der Artikel nennt das Garantieren der Echtheit von digitalen Dokumenten und Urkunden als einen möglichen Anwendungsfall von NFTs. Bloß: So etwas lässt sich schon lange tun, ganz ohne NFTs und die zugehörigen Blockchain. Nämlich mit digitalen Signaturen und Zertifikaten, wie sie beim digitalen Impfpass, signierten Emails und an vielen anderen Stellen schon zum Einsatz kommen. Wobei dann auch tatsächlich das Dokument oder Bild selbst signiert werden kann, nicht bloß die Quittung. Bloß: Damit kann man natürlich nicht auf OpenSea und ähnlichen Plattformen angeben.- André Fromme

 


 

 

Leserbrief zu „Die Viruslage: Was kommt als Nächstes?“ von Harro Albrecht und Jan Schweitzer

 

Was haben der Bundesgesundheitsminister, die Gesundheitsämter, das RKI und viele der Ministerpräsidenten im Lande eigentlich vor der Pandemie gemacht? Wir jedenfalls die Bürger, soviel mir noch bekannt ist, wir waren für unsere Gesundheit selbst zuständig, und niemand hat uns da in irgendetwas hineingeredet. Wenn wir krank waren oder uns krank gefühlt haben, so gingen wir zum Arzt (soweit möglich), wir kamen ins Krankenhaus, oder kurierten uns selbst aus. Übrigens, wurde auch schon vor der Pandemie gestorben, ohne dass wir das jeden Tag von den Medien zu hören bekamen, wieviele Menschen hier in Deutschland an „Irgendetwas“ gestorben sind.

Dänemark und andere Länder machen es uns jetzt gerade vor, wie wir diese unsägliche Warterei auf die nächste Welle mit einer anschließenden „Wellenreiterei“ sofort beenden könnten! Was macht jedoch unsere „Pandemieverwaltung“, ja genau das, was sie seit fast zwei Jahren machen, sie verwalten diese „Anti-Pandemie namens Omikron“ mit allen Mitteln und unter allen Umständen einfach weiter! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Putsch in Burkina Faso. Muss die Bundesregierung ihre Sahel-Strategie ändern?“ von Andrea Böhm

 

Wenn man es eine Strategie nennen kann, brav hinter den im spätkolonialen Denken tief verwurzelten Franzosen herzudackeln, dann muss diese natürlich geändert werden. Einfach nur die malische Armee in die Lage versetzen, ihre oder fremde sogenannte Islamisten selber zu töten, ist eben keine Strategie. Wenn man aber eine eigene Politik entwickeln wollte, dann müsste dies eine europäische sein, und dann müsste man sich in Bezug auf die gesamte Region schon ein paar grundsätzliche Fragen stellen.

Einerseits müsste man sich ehrlich eingestehen, dass die Beseitigung von autoritären Regimen wie z.B. in Libyen mit zu diesem Chaos beigetragen hat. Zweitens sollte analysiert werden, in welchem Ausmaß die islamistischen Bewegungen in der Region überhaupt das eigentlich Problem darstellen. Drittens wäre zu klären, ob das Dogma demokratischer Wahlen in Ländern mit hohem Anteil an Analphabeten, wirtschaftlicher Schwäche und korrupten Eliten irgendeinen Sinn macht.

Und am Ende müsste man sich auch noch ehrlich fragen, wie und mit welchen lokalen Akteuren man einen Beitrag leisten will, Bildung, die ökologischen Auswirkungen der Klimakrise, einen föderalen Aufbau etc. zu begleiten, der erst die Vorrausetzung für alles andere wäre. Davon keine Ahnung zu haben, führt alle Beteiligten in den Abgrund, wie Afghanistan beweist. Die völlig ausbleibende Analyse des Afghanistandesasters bietet wenig Hoffnung, dass man für Burkina Faso, Mali etc. zu einer besseren Strategie kommen wird, kommen will. – Dieter Schöneborn

 


 

 

Leserbrief zu „Einfach gelöst“ von Burkhard Straßmann

 

Mit großem Interesse, aber auch Entsetzen habe ich den Artikel „Einfach gelöst“ in der aktuellen ZEIT-Ausgabe gelesen. Positiv hervorzuheben ist, dass für den Artikel ein tatsächlich Betroffener befragt wurde, dennoch enthält der Artikel zahlreiche Aussagen, welche in einem Zeitalter der UN-Behindertenrechtskonvention und gesellschaftlicher Diversität höchst problematisch sind. Um nur in der Kürze darauf einzugehen: der Artikel reduziert den vorgestellten Steffen Uphoff primär auf seine Behinderung („Der 28-jährige […] ist Spastiker), Leistung scheint der Elektroingenieur nur durch Hilfe anderer erbringen zu können – Gehen mithilfe einer speziellen Hose, die Therapeutin macht aus ihm ein „fast normales Schulkind“.

Der genutzte Sprachgebrauch und die dargestellte Sichtweise auf Mitbürger*innen mit Behinderung sind hochproblematisch und aus einer veralteten medizinischen Perspektive formuliert. Der Autor scheint sich wenig mit der tatsächlichen Realität von Menschen mit Behinderung auseinandergesetzt zuhaben, sondern hat mit diesem Artikel viel mehr ein Bild des abhängigen und zu bemitleidenden Menschen mit Behinderung geschaffen – kein guter Beitrag für einen gesellschaftlichen Wandel hin zu einer inklusiven Gesellschaft! – Ida Sachse

 


 

 

Leserbrief zu „Wie hält man das aus?“ Gespräch mit Pauline Bremer, Andre Schoch, Julius Thole und Tabea Zimmermann geführt von Christiane Grefe und Stefanie Kara

 

Ein Blick über den viel zitierten Tellerrand hätte dem Artikel gutgetan! Mein Sohn Markus Rogan gewann unter vielen anderen Medaillen (auch in D) die Silbermedaille in 200m Rückenschwimmen bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen. Jetzt ist er Psyhotherapeut in Los Angeles. Er hätte sicher einiges zum Thema beitragen können. Also in Zukunft auch über D hinausschauen. – Alfred M. Rogan

 


 

 

Leserbrief zu „Daten nutzen, nicht nur schützen!“ von Ferdinand Gerlach und Frank Niggemeier

 

Der Beitrag von Professor Ferdinand Gerlach ist unehrlich und in seiner Unvollständigkeit irreführend: Während er hier von anonymisierten Daten spricht, spricht sich sein Gutachten grundsätzlich gegen eine Anoymisierung der Gesundheitsdaten aus und will Patientendaten u.a. mit denen aus Sozialen Medien und kommerziellen Datensammlungen verknüpfen [vgl. z.B. Gutachten „Digitalisierung für Gesundheit“, S. 241]. Während er hier das abstrakte Beispiel molekular-genetischer Optimierung nennt, geht es dem Sachverständigenrat in seinem Gutachten um die umfassende und anlasslose Vorratsdatenspeicherung und Verfügbarmachung aller Patienteninformationen.

Für die Kenntnis von Unverträglichkeiten reicht eine lokal auf der Krankenkassenkarte gespeicherte digitale Patientenakte. Dem Sachverständigenrat geht es aber um zentral gespeicherte Datensammlungen, auf die allgemein ‚zu Forschungszwecken‘ zugegriffen werden kann. Die notwendige Digitalisierung von Melde-Abläufen hat nichts mit zentral gespeicherten elektronischen Patientenakten und deren Auswertung zu tun. Der Beweis für die Behauptung, dass eine unsystematische, KI-basierte Suche nach der Nadel im Heuhaufen signifikant besser sei als systematische Großstudien wie die „Nationale Kohorte“ steht meines Wissens aus.

Und schließlich: Nein, in einer freiheitlich verfassten Gesellschaft gibt es kein uneingeschränktes Recht des Staates oder seines Sachverständigenrats auf die Gesundheits- und Körperinformationen der Bürgerinnen und Bürger. Dass ausgerechnet eine Regierung unter Beteiligung der FDP in seinem Sinn eine staatlich veranlasste Vorratsdatenspeicherung und -nutzung dieser persönlichsten Daten anstrebt, dürfte Wunschdenken des noch von Jens Spahn berufenen Sachverständigenrats sein. – Dr. Sebastian Raupach

 


 

 

Leserbrief zu „»Utopien bedeuten viel mehr Arbeit«“. Gespräch mit Andrea Paluch geführt von Elisabeth von Thadden

 

Das Wort kotzen in der ZEIT (Nr. 5, S. 49, Frage Nr. 3) zu finden, ist wirklich zum Kotzen! – Steffi Prutean

 


 

 

Leserbrief zu „Dein Gesicht ist ein Emoji“ von Christine Lemke-Matwey

 

Als ich Ihren Artikel ,,Dein Gesicht ist ein Emoji“ in der von uns ( mein Gatte und ich) abonierten Printausgabe las, musste ich spontan an eine ehemalige Freundin denken. Sympathisch, eloquent, immer gut gelaunt und zutiefst optimistisch, dazu mit einem netten Gesicht und einem gesunden Körper ausgestattet, wunderte sich meine Freundin, dass sie regelmäßig aneckte. Ob nun Kollegen, Freunde oder ihre wechselnden männlichen Partner, alle brachte sie regelmäßig zur ,,Weißglut“. Sie verstand einfach nicht, dass ihr nicht alle Menschen in ihrem Umfeld auf ihre ,,Blumenwiese“ folgen wollten oder konnten. Mittlerweile ist sie dauerhaft Single und befindet sich in Psychotherapie, weil es weder mit ihrem Sohn, noch mit ihren Freunden oder Kollegen passt. Sie ist ratlos….denn eigentlich ist sie ja sooo nett.

Auch Sie schienen mir etwas ratlos, aufgrund diverser unfreundlichen Reaktionen Ihrer Mitmenschen. Ich fange mal mit dem Keller und dem Ehepaar an und gehe einfach mal von mir aus. Zwar bin ich kein Maßstab, denn ich bin Krankenschwester geworden, weil mein Altruismus in geordnete Bahnen musste und nicht sinnlos verpuffen sollte. Ich mache es kurz. Dem Ehepaar, welche ja sicher Nachbarn waren, hätte ich die Tür gehalten, das Fahrrad oder die Einkäufe. Zumindest hätte ich gefragt, ob ich helfen kann. Sie allerdings zeigten mit Ihrem flinken Durchschlüpfen, dass es Ihnen schnurz ist, wenn sich andere ( wohlgemerkt ihre Nachbarn) plagen.

Nun komme ich zu der Ampel. Da ich auf einem Dorf ohne Infrastruktur lebe und meine Mama in der Stadt versorge, bin ich auf mein kleines Auto angewiesen, auch wenn ich bis unter die Haarspitzen grün bin und lieber Rad fahren würde. Für mich gibt es kaum ein größeres Greuel als Radfahrer, welche geschwind und damit unerwartet auf Zebrasstreifen oder Ampeln zurollen, nicht absteigen um dann im letzten Moment das Rad wegzureißen. Den Radfahrer juckt das kaum, aber mir fährt der Schreck nachhaltig bis unter die Fußnägel, denn ich möchte niemals jemanden verletzten. Angst und Schreck lösen aber nun mal aggressive Reaktionen hervor. Ich bin ein freundlicher Mensch, doch so eine Situation macht mich wütend und ich brülle durchaus auf, auch wenn das nur mein Lenkrad hört.

Als letztes möchte ich auf die Situation im Zug hinweisen. Die Reaktion Ihres Gegenüber war tasächlich überzogen, die Nerven scheinen bei einigen unseren Mitmenschen tatsächlich blank zu liegen. Zugegeben, die Menschen sind zum Teil grundlos unfreundlich. Aber vielleicht liegt das auch ein wenig daran, dass wir uns alle ein klein wenig mehr in unsere Mitmenschen hereinversetzen und deren Sorgen und deren Befindlichkeiten respektieren sollten. Dann klappts auch mit den Nachbarn…… Ich hoffe sehr, sie nehmen mir meine kleine Ausführung nicht übel. – H. Westermann

 


 

 

Leserbrief zu „Mit Netflix gegen ein Tabu“ von Can Dündar

 

Can Dündar, ehemals Chefredakteur der kemalistischen Tageszeitung „Cumhuriyet“, müsste es eigentlich wissen: Die in der türkischen Netflixserie „Külüp“ gezeigten Pogrome von 1942 und 1955 konnten sich stützen auf weitverbreitete Vorurteile gegen die griechischen, armenischen und jüdischen Minderheiten.

Die republikanisch-kemalistischen Kreise, mit der „Cumhuriyet“- Leserschaft,– es mag überraschen – machten da keine Ausnahme. Insofern waren die Plünderungen, Ausschreitungen mit Toten und Verletzten vom September 1955 keineswegs, wie Can Dündar schreibt, nur „das Werk „organisierter Banden“. Ein Blick in die Geschichte der „ Cumhuriyet“ würde auch zu dem Gründer der Zeitung Yunus Nadi Abalıoğlu führen, der bekannt war für seine Sympathie für Adolf Hitler und die nationalsozialistische Regierung.

Noch heute ist der Antisemitismus im türkischen Alltag unüberhörbar. Immer wieder mischen sich in die Anteilnahme am Leid der Palästinenser in Gaza oder den besetzten Gebieten antisemitische, antiisraelische Töne. Und wir erinnern uns, dass der Regierung kaum widersprochen wurde, als sie für die Gezi-Proteste (2013) das jüdische Finanzkapital, in Persona des Milliardärs George Soros verantwortlich machte. Dass die Netflixserie ungehindert so großen Zuspruch in der türkischen Gesellschaft finden kann, ist geradezu ein Wunder. Und es macht deutlich, wie schwer es ist, die bunte und widersprüchliche Vielfältigkeit des türkischen Alltags zu begreifen. – Jochen Menzel

 


 

 

Leserbriefe zu „Über den Schwimmkurs seines Sohnes und die neuen Vorschriften beim Ausatmen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Ich werde mein Zeit-Schnupper-Abo der Zeit nicht in ein Abo verwandeln, da sich mir jedes Mal die Nackenhaare aufstellen, wenn ich lese, wie Martenstein auf die Welt blickt: Unbedeutende Ansichten eines Zukurzgekommenen, eines selbstmitleidigen Steuerhinterziehers, der keinen Sinn für das Gemeinwesen einer Gesellschaft entwickelt hat und unsere Demokratie mit DDR 2.0 gleichsetzen will, weil man ja nichts mehr sagen darf, obschon sein Geschreibsel allein ja wöchentlich das Gegenteil beweist.

In dem Artikel „Die Reifeprüfung“ läßt sich anschaulich überprüfen, wie wenig Herrn Martenstein an dieser Welt irgendetwas mehr interessiert, als Martenstein. Er findet keinen Zugang zum Kosmos der Universität und zu den Studierenden. Er schwelgt in ollen Kamellen und liefert dürftige Zusammenfassungen der von ihm besuchten Seminare, die sicherlich alle mehr Tiefe und ernsthafte Auseinandersetzung mit ihrem Stoff zu bieten hatten, als es ihm, Martenstein, hätte auffallen können, steht er sich doch mit seinen auf Mindestmass geschrumpften (ehemals dicken) Eiern vermutlich selbst im Weg.

Unerträglich aber finde ich, wie er sich mit Julian Reichelt solidarisiert („Sex unter Kollegen …“) und hier jemanden in Schutz nimmt, der eindeutig NICHT auf Augenhöhe eine sexuelle Beziehung zu einer ihm gleichgestellten Kollegin hatte. Julian Reichelt hat nachweislich seine berufliche Position ausgenutzt, UM eine sexuelle Beziehung mit einer Kollegin einzugehen, die ihrerseits ihren beruflichen Aufstieg innerhalb der Bild-Zeitung nicht unabhängig von Julian Reichelt machen konnte.

Es handle sich hier – schreibt Martenstein – um eine, von geschäftlichen und politischen Interessen gesteuerte Intrige gegen den Springer-Verlag. (WTF?!?) Im Anschluß sollen wir uns noch mit Ulf Poschart solidarisieren, der nicht wegen des Inhalts seiner SMS über die Meinungsdiktatur (???) in unserem Land kritisiert wird, sondern bedauert wird, weil er Freunde hat, die leider nicht dicht halten können.

Liebe Zeit, das führt zu weit. Ich möchte nicht – wie Winnemut – behaupten, daß Martenstein auf der bösen Seite gelandet sei. Er ist einer, der einfach nichts von Relevanz zum Zustand unserer Welt beisteuern kann. Er ist im letzten Jahrhundert stecken geblieben und begreift den Ernst der Lage nicht. Öffentlich leckt er Wunden, die wirklich niemanden interessieren (außer vielleicht … Martenstein und ein paar wenige alte Männer jenseits der 60). Bitte räumen Sie diesen prominenten Platz einer Kolumnist*In ein, die wirklich Anstöße zum Nachdenken gibt und die etwas dazu beisteuern kann, daß unsere Welt ein etwas besserer Ort wird. Und verschonen Sie uns mit dem Gezeter eines im Vorvorgestern verhafteten Autoren, den wirklich niemand mehr braucht. – Petra Misovic

 

Ich habe Ihre Kolumne gelesen. Und bin erschüttert. Nicht über Sie. Über diese Meisterin für Bäderbetriebe im Besonderen. Aber generell über die meisten Angehörigen dieser Berufsgruppe. Es gab und gibt keine Vorschrift für das Ausatmen bei diesen Schwimmabzeichen. Die Schwimmart ist nicht vorgeschrieben, ihr Sohn ist Freistil geschwommen. Der heißt so, weil man da Schwimmen kann, wie man will. Mein Sohn konnte mit 3 1/2 alles für die Seepferdchen-Prüfung. Abgenommen hat sie aber erst ein Bademeister, als er fast vier war. Der Jungen hat große Teile der Strecke mit Gesicht im Wasser zurück gelegt.

Tauchen war ihm am liebsten. Er ist etwas unkoventionell geschwommen, eher wie ein Hund, aber schneller als die Opas und Opas auf den anderen Bahnen. Der Meister war etwas irritiert, aber sagte dann richtig: steht ja nirgends wie. Das Kind hat dann noch einen Kopfspung vom Block gemacht und die drei Ringe auf einmal aus dem tiefen Wasser geholt. Das hat den Meister des Bades endgültig überzeugt. Leider wohl eine wohltuende Ausnahme. Auch heute noch. Sie haben alles richtig gemacht. Gehen Sie weiter viel mit Ihrem Sohn Schwimmen. Irgendwann will er alleine oder mit Freunden. Dann werden Sie höchstens noch geduldet. ;-) – Fritjof Möckel

 

Sie sind in der Kolumne eine Auskunft schuldig geblieben: Wie haben Sie sich nach dem Ertränken der Meisterin für Bäderbetriebe gefühlt? Das haben sie doch hoffentlich getan? Sie sind es ihrem Sohn schuldig, holen Sie es notfalls nach. Es gibt in der Prüfungsordnung für das Seepferdchen keinerlei Vorgabe von Technik, 25m am Stück voranzukommen im Wasser. Ihr Sohn hätte wie ein Hund paddeln dürfen oder wie Jesus übers Wasser gehen oder notfalls auf dem Rücken darüber fliegen.

Wir beim DLRG interessieren uns äußerst maximal über die Quelle der neuen Bestimmungen. Wir machen seit 1 bis 2 Jahren also alles falsch, unzählige Kinder tragen das Emblem des Seepferdchens auf ihren Badehöschen, obwohl es ihnen nicht gebührt! Das bedarf einer rechtlichen Klärung vor Gericht. Wir absolvieren dann hier im Kreis Bonn Rhein Sieg eine Prüfung der summa-cum laude Alleinherrscherin gewissenhafter Vergabe dieses den weiteren Lebenslauf bestimmenden Qualifizierungsnachweises. Wehe, wenn die Dame hoch erhobenen Hauptes im Wasser an der falschen Stelle die Luft ablässt. – Sonja Röder

 

Die Kolumne von Harald Martenstein bringt es wieder auf den Punkt: Deutschland ist großartig, wenn es um Kleinigkeiten geht. Um Nebensächlichkeiten. Der Junge kann schwimmen? Ja, perfekt, aber er atmet nicht richtig. Könnte es ein besseres Beispiel für den deutschen Regelungswahn geben? Eines von vielen. Und weil so viele Leute tagtäglich mit so vielen Kleinigkeiten beschäftigt sind, kommen wir zu den großen Themen gar nicht. Ein Impfregister? Schaffen wir sowieso nicht – meint sogar unser Gesundheitsminister. Und wenn wir wirklich mal etwas Großes anpacken, dann geht es schief, dauert zu lange oder wird viel zu teuer. Oder gleich alles zusammen. Vielleicht sollten unsere Regelmacher einmal versuchen, ihre Kreativität dort einzusetzen, wo es für die Mehrheit der Menschen einen echten Mehrwert erzeugt. Statt sie zu behindern. – Jörn Schramm

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Stimme meiner Kindheit“ von Christina Rietz im ZEIT Magazin

 

Selten hat mich ein Artikel im ZEITmagazin so berührt, wie der von Frau Rietz zu Ihrer heimlichen Heino-Verehrung. So muss ich mich auch nicht mehr schämen als Wagnerianer und Beethovenfreund, Peter Alexander und Freddy Queen zu mögen, die Helden meiner Musikkindheit. – Wolfgang Walter

 

„Eigentlich war ich der erste Grüne, ich habe schon immer über Wiesen und Wälder gesungen.“ (Heinz Georg Kramm, *1938, deutscher Musiker, besser bekannt als „Heino“) Dieser Heino begleitet mich schon mein ganzes Leben lang; und überhaupt meine Eltern erst, die auch eingefleischte „Heintje“-Fans waren, was Wunder! Meine Mama war ein totaler Heintje- und Heinofan, der eine sang über „Mama“ und der andere über die „Haselnuss“ und den „Enzian“. Mein Papa musste sich da wohl oder übel dem Geschmack seiner Frau, meiner Mutter, unterwerfen.

Beatmusik, ob von den Beatles oder den Stones, das war für beide Affenmusik aus dem Urwald, das war nur schreckliches Gedudel und lärmender Krach! Ja so war das damals um 1960 herum, da war schon Drafi Deutschers „Marmor-Liedchen“, für beide viel zu lautstarker Tobak. Mein Vater ist schon lange tot, er starb bereits 1994, meine Mutter folgte ihm im Pandemiejahr 2020 nach! Dieser Heino soll im deutschsprachigen Raum einen Bekanntsheitsgrad von 90% haben, und das obwohl er in seiner langen Karriere nur einmal mit einem Tonträger auf dem ersten Platz der Hitparade gestanden hat; das war im Jahr 2013 mit dem Album „Mit freundlichen Grüßen“. Auf diesem sogenannten Coveralbum, da gab Heino den „Heavy-Metal-Rocker“ und damit ging er sogar auf Tour und rockte alle Heavy-Metal-Fans gar windelweich! „Mein letzter Wille? Tod mit Brille!“ (Heino) – Klaus P. Jaworek

 

Für diesen sehr persönlichen Titel möchte ich Ihnen meinen vollen Respekt bekunden. Selbst war ich (Jahrgang 1954) zu keiner Zeit „Heino-Fan“, habe aber sehr verärgert die Versuche „selbstverliebter Moralapostel“ registriert, den Sänger und seine Bewunderer rein wegen der traditionellen Lieder in die „braune Ecke“ zu stellen. Einige dieser Lieder, die erwiesenermaßen viel älter sind als die NSDAP, habe auch ich noch als Schüler (mit-)gesungen. Sie haben Recht: Jeder soll „seine“ Musik unbefangen hören dürfen! ( in „sozialverträglicher“ Lautstärke). Und ich finde es traurig, dass es Deutsche gibt, die nicht ein einziges deutschsprachiges Lied singen können. – Friedrich Schweikert

 


 

 

Leserbrief zu „»Die Idee, dass die Weißen ganz anders über uns und sich nachdenken sollten, hilft uns nicht weiter«“ von Sascha Chaimowicz im ZEIT Magazin

 

Danke für das interview mit john mcWhorter über die antirassismus-bewegung, das eine menge bei mir ausgelöst hat, zum beispiel ärger und traurigkeit über die vielfache freiwillige spaltung der gesellschaft. diese art von spaltung wird nicht ausgelöst von politikern, von dieser oder jener regierung. sie ist eine neue art von philistertum, das sich leider breit macht. statt gemeinsamkeiten mit anderen zu suchen und an den missständen zu arbeiten, genügt vielen menschen das wohlgefühl, besser als andere zu sein, besser als fleischesser, besser als antisemiten, besser als rassisten, besser als klimasünder, nazis, linke socken….usw. die liste ließe sich fortsetzen. diese haltung, das trennende zu suchen, ist eine moralische und gesellschaftliche bankrotterklärung. ich wünschte, die medien würden nicht so unverantwortlich mit dem wort spaltung umgehen, um des aufregers willen. mehr artikel wie dieser würden helfen. – dr.sabine korsukéwitz