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13. Oktober 2016 – Ausgabe 43

Leserbrief zu „Kämpfen, wie ging das noch?“ von Bernd Ulrich

Fulminant, instruktiv, ausgezeichnet. Wieder einmal gelingt es der Zeit, verstörende Gedanken, die auch mich seit einiger Zeit umtreiben, zusammenzufügen und auf den Punkt zu bringen. Nicht aufhören damit, so können wir weiterarbeiten. – Dr. Claus Bornemann


Leserbrief zu „Das Märchen von der guten Avocado“ von Elisabeth Raether

Der ausführliche Artikel zum Superfood „Avocado“ zeigt wie schizophren doch die selbsternannten Weltverbesserer eigentlich zu sein scheinen. Auf der einen Seite ernähren sich immer mehr Menschen westlicher Industriegesellschaften „bewusst“ vegan oder verzichten auf Fleisch, üben also den Verzicht, auf der anderen Seite, werden dann Früchte oder Samen zu Statussymbolen des umweltbewussten Bürgers erhoben. Kann man sich nicht eigentlich denken, dass importierte Früchte aus fernen Ländern nicht gut sein können für die Ökobilanz und für die Verbesserung der Welt? Braucht es dazu erst einen Artikel in der ZEIT?

Wir müssen endlich begreifen, dass Großplantagen in Entwicklungsländern, die nur dazu dienen die europäischen Märkte zu beliefern, das Entwickeln einer Landwirtschaft für die heimische Bevölkerung verhindern und so die Lebensbedingungen verschlechtern, so dass diese Menschen vor Hunger sterben oder flüchten. Wir müssen endlich merken, dass wir auf Kosten des Planeten und vor allem auf Kosten der Menschen in Entwicklungsländern hier in Europa im Überfluss leben. Ich wünsche mir endlich, dass der Trend regional und saisonal zu essen so populär wird, dass Avocados zu Ladenhütern werden. Aber dagegen werden die großen Unternehmen, die gewaltig am Import exotischer Früchte verdienen, sicher etwas zu unternehmen wissen. – Stephan Ehrenberg


Leserbrief zu „Wenn die EU untergeht, wird keiner weinen“ von Wolfgang Streeck

Glückwunsch der ZEIT-Redaktion zu ihrem Entschluss, diesen scharfsinnigen, das Wesentliche benennenden, Scheuklappen- und Pädagogik-freien Beitrag zu drucken, wenn auch nur im Feuilleton. – Dr. Hergen Heinemann


Leserbrief zu „Wir wollen Ceta“ ein Gespräch mit Reiner Hoffmann geführt von Petra Pinzler

Kippt CETA unser Vorsorgeprinzip?

Nachdem das Verfassungsgericht feststellte, dass rein europäischen Vertragsteile ohne nationale Parlamente in Kraft treten können und damit kanadische Produktzulassungen nach der Ratifizierung ohne Unbedenklichkeitsnachweis bei uns gelten, kommen deren neue Produkte viel schneller, also mit großem Wettbewerbsvorteil auf unseren Markt. Vor Schädigungen durch diese Produkte schützt uns aber noch nicht einmal das kanadische Nachsorgeprinzip, weil wir in unserem Rechtssystem keine hohen Summen einklagen können und Anwälte bei uns auch nicht gegen Gewinnbeteiligung vertreten dürfen. Welcher europäische Bürger würde versuchen, für geringe Gewinnchancen jahrzehntelange Prozesse mit zig Gutachten zu führen, um kanadische Firmen in Regress zu nehmen? Kanadische Firmen wären deshalb dumm, wenn Sie riskante Produkte künftig nicht zuerst an uns ausprobieren. CETA und TTIP ohne gleichzeitige Angleichung der Rechtssysteme bringt den EU-Bürgern folglich gewaltige Nachteile im Verbraucherschutz. Die Kanadier können dagegen unsere Firmen bei sich mittels Sammelklagen sehr wohl auf Milliarden-Ersatz verklagen! – Richard Geist


Leserbrief zu „Afrika kann sich nur selbst retten“ ein Gespräch mit Paul Collier geführt von Mark Schieritz

Man kann sich an Paul Collier, dem neuen Berater der Bundesregierung für die Afrika-Poitik und seinen teils provokanten Thesen prima reiben, was in der Sache aber auch nicht weiterführt. In der Problemanalyse gibt es bei Collier durchaus richtige Ansätze, so z.B. den die Afrikaner aus der Opferrolle zu entlassen und die Selbstverantwortung zu stärken. Und genau da setzt auch die Kritik an Colliers Lösungsansatz an. Als ausgewiesener Vertreter der sog. Modernisierungstheorie sind für ihn die ausländischen Unternehmen – gerne auch die großen – der Schlüssel zum Erfolg, während die Anstrengungen der Hilfsorganisationen eher belächelt werden. Es ist die alte Frage: Entwicklung „top down“ verbunden mit der Hoffnung auf einen „Trickle-Down-Effekt“ oder „bottom up“. Als Ökonom stehen für ihn Wachstums-Prozente und Effizienz im Vordergrund und wenn dabei noch Renditen für Pensionsfonds der Industrieländer herausspringen, sollte das eine „Win-Win-Situation“ ergeben. Und damit will er die Selbstverantwortung der Afrikaner stärken? Als Berater der Weltbank wollte er schon die Nahrungsunterversorgung in Afrika durch Landvergabe an ausländiche Investoren (bekannt auch als „Landgrabbing“) lösen mit Monokulturen und industrialisierter Landwirtschaft nach amerikanischem oder brasilianischem Modell. Die Folgen davon sind hinreichend bekannt: Gewinne der Großunternehmen, die dann ebenso ins Ausland abfließen wie die meisten Produkte und  abhängig beschäftigte Landarbeiter. Für mich ist das mit der Menschenwürde nicht vereinbar. Es scheint hier hat die Bundesregierung den „Bock zum Gärtner“ gemacht. –  Peter Selbach


Leserbrief zu „G8 gegen G9“ von Manuel J. Hartung und Christof Siemens

Es gilt in der BRD als didaktischer Grundsatz, dass schulische Bildung die Schülerinnen und Schüler zu selbständigem Urteil und politischer Mündigkeit führen soll. Die Verkürzung der gymnasialen Oberstufe vor diesem Hintergrund als ein „Projekt der Menschenbildung“ zu bezeichnen, so wie es Manuel J. Hartung in seinem auch ansonsten eher von unbekümmerten als von selbständigen Urteilen geprägten Beitrag tut, entlarvt jedoch die allgemeine politische Unmündigkeit, mit der diese für die Betroffenen so bedeutsame Diskussion geführt wird.

Es ist die aus unscharfen Stereotypen sich speisende vermeintliche Sicherheit im eigenen Urteil, die als Erfüllungsgehilfin der von Hartung zu Recht als nicht selten „hysterisiert“ bezeichneten Bildungsdebatten angesehen werden muss. Wenn ohne bildungstheoretische Reflexion und ohne eine differenzierte entwicklungspsychologische Perspektive auf das, was die Schulbildung leisten soll und kann, Pauschalurteile über die Relevanz eines Oberstufenschuljahres abgesondert werden, dient dies letztlich der Verschleierung der bestehenden bildungspolitischer Orientierungslosigkeit.

Das vom Autor indirekt geforderte bildungspolitische „Maßnehmen und Maßhalten“ bedarf jedoch einer differenziert begründeten und nachvollziehbaren Bildungsabsicht. Diese muss sich in ihrem Ideal von dem jeweils zeitgeistigen Mainstream absetzt, sollen doch die Schülerinnen und Schüler auf die konstruktive Lösung zukünftiger und damit in der Gegenwart weitestgehend unbekannter Problemstellungen vorbereitet werden. Beginnen wir deshalb mit einer Diskussion über die Reichweite schulischer Bildung in einer Gesellschaft, die wie keine zuvor das selbständige Urteil gegen die Arroganz ungezähmter Informationsfluten verteidigen muss und sich nach politischer Mündigkeit sehnt. Simplifizierungen der hier gezeigten Art dagegen machen dieses Thema überhaupt erst zugänglich für affektiv geführte Debatten. Schluss damit! – Reinhard Keßler


Leserbrief zu „Wal-Versprechen“ von Fritz Habekuss

Der Vergleich von Walfang und Klimaschutz hinkt an einem entscheidenden Punkt.

Walfang ist verzichtbar: Wer isst noch Walfleisch, wer hat noch Öllampen? Deshalb werden die Wale heute geschützt. Nicht aus Vernunft. Der Mensch ist gerne gut, solange es kein Opfer fordert.

 Anders beim Klimaschutz, er fordert Verzicht von uns allen: Fahrrad statt Auto, Badesee statt Bali, Strickpulli statt Kaminfeuer. Genau daran scheitert es. Und so besteht Umweltschutz heute darin, sich einen „Rettet die Wale“-Aufkleber auf den spritfressenden SUV zu kleben. – Gerhard Rieskamp


Leserbrief zu „Daraus lässt sich was machen“ von Jeannette Otto

In ihrem Artikel „Daraus lässt sich was machen“ wirft Jeannette Otto in der Überschrift die Frage auf, wohin es führt, „wenn gesunde und behinderte Schüler gemeinsam im Unterricht sitzen?“ Diese Frage ist in mehrerlei Hinsicht problematisch: zum einen lässt sie sich aus verschiedenen Gründen nicht ohne weiteres beantworten: Es gibt gemeinsamen Unterricht, der für alle beteiligten Kinder hoch ertragreich sein kann. Es gibt aber auch Beispiele, in denen Kinder mit Behinderung im gemeinsamen Unterricht lediglich ‚dabei‘ sind, was jedem Bildungsauftrag grundsätzlich zu wider läuft. Zum anderen – und dies wiegt deutlich schwerer – stellt die Überschrift Behinderung und Gesundheit einander gegenüber.

Wer dies tut, erweckt den Verdacht, Behinderung als Formen von Krankheit anzusehen und unterstellt zugleich, dass sie heilbar sind – und sei es durch ein inklusives Schulsystem. Heil- und Sonderpädagogik haben in den vergangenen 50 Jahren stark dafür gekämpft, Behinderung zugunsten Betroffener und ihrer Angehörigen aus dem Dunstkreis einer rein medizinischen Betrachtungsweise zu lösen. Behinderung, beispielsweise Schwerstmehrfachbehinderung, ist eine das gesamte Leben existentiell mitbestimmende Situation, die nicht geheilt werden kann, weder medizinisch noch schulisch.

Es gilt mit ihr leben zu lernen, wozu Pädagogik einen Beitrag leisten kann, ebenso wie Medizin. Dass Behinderung auch als Ergebnis behindernder Umstände entstehen kann, wird mit einer solchen Gegenüberstellung völlig ignoriert. Dieser Duktus ist daher gerade angesichts des Bemühens um ein inklusives Schulsystem völlig unverständlich. Und was an einer inklusiven Schule inklusiv sein soll, wenn von „Inklusionskindern“ die Rede ist, bleibt ebenso unbeantwortet. Nimmt man das Bemühen um Inklusion ernst, so lässt sich über einzelne Schüler nicht nicht unter dem Aspekt von Behinderung und Gesundheit berichten.

Hinzu kommt: die Reportage handelt über weite Strecken von einem verhaltensauffälligen Jungen, der seinen Weg in die Berufswelt durch fachlich intensive Unterstützung zu bewerkstelligen scheint. Dies ist eine große pädagogische Leistung, die nicht zu schmälern ist. Zugleich erweckt die Reportage jedoch den Eindruck, dass die „Schulakte voller Diagnosen“, die der Schüler aus der Kleinklasse mitbrachte zu diesem Erfolg keinen Beitrag leistete und letztlich das Umarmen durch die Sozialpädagogin – „das macht die Sozialpädagogin immer, wenn sie ihre Schüler sieht“ – ausreicht, um verhaltensauffällige Jugendliche inklusiv zu beschulen und erfolgreich auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzubringen. Abgesehen davon, dass es Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Bindungsverhalten von auffälligen Kindern gibt, in denen Körperkontakt kontraproduktiv wirkt, zieht die Verfasserin keine anderen Möglichkeiten für diesen pädagogischen Erfolg in Betracht: das ist naiv.

Bei aller Freude über die hier anscheinend gelungene berufliche Integration erweist sich die Realisierung eines inklusiven Schulsystems gerade für und mit verhaltensauffälligen Schülern äußerst schwierig. Oft geht es um Lebensgeschichten, die gespickt sind von seelischen Verletzungen, Ohnmachtserfahrungen und Übergriffen durch Erwachsene, die sich dann in massiven Verhaltensauffälligkeiten zeigen können, weil es für die Betroffenen die einzige Möglichkeit ist, sich und ihre Not auszudrücken.

Dies aber kann für andere Kinder und auch Lehrkräfte schnell zur unerträglichen Dauerbelastung werden. Inwieweit es möglich sein wird, ein inklusives Schulsystem zu realisieren, dass den Bedürfnissen gerade dieser Kinder und Jugendlichen Rechnung trägt, ist aktuell noch völlig offen. Der Sonderschule hier jedoch vorzuwerfen, sie hindere Kinder daran, „Kontrabass zu lernen“ oder Teil einer „Klassenfahrt nach London“ zu sein, geht weit am historisch begründeten Auftrag und Anliegen dieser Schulart vorbei. Schlimmer noch: es degradiert sie einseitig zu Krankmachern. Zum Glück aber gibt es die inklusive Schule, die macht aus an Behinderung erkrankten wieder gesunde Kinder. Respekt! – Priv.-Doz. Dr. phil. habil. Thomas Müller


Leserbrief zu „Kämpfen, wie ging das noch?“ von Bernd Ulrich

wie viel habt Ihr denn in letzter Zeit getrunken, um auf derart lustige Ideen zu kommen. Schuld sind also die Grünen, soweit ich das verstehen konnte. Oder evt. die eigene Verschlafenheit etwa doch? Naja  – so weit wollen wir jetzt aber nicht gehen!

Da protestiere ich seit Anfang der 90er Jahre gegen Herrn Sommer und seinen Jubelgesang auf den verpennten Kohl. Seit langen gibt es von mir kritische Stellungnahmen zu Ihrem Jubel auf die unentschlossene Merkel. Andere tun dies ebenfalls.

Da ich noch im Krieg geboren bin und mich vornehmlich um die Familie und den Beruf gekümmert habe, ist der gesamte Zirkus ab 1968 ff an mir vorübergegangen.

Die Generation meiner Kinder und Enkel muss jetzt ausbaden, was die immerwährende Macht der Konservativen in diesem Land angerichtet hat. Immer alle Konflikte schön unter der Decke halten und die Superreichen beschützen….das wird schon gut gehen!

Wie Sie jetzt selbst sehen, geht das nicht gut…..viel Freude beim Ausmisten des selbst angerichteten Misthaufens. Trotzdem der ZEIT verbunden – Georg Reetz


Leserbrief zu „Kämpfen, wie ging das noch?“ von Bernd Ulrich

Eigentlich wollt ich nach negativen Erfahrungen in der Vergangenheit keine Leserbriefe mehr schreiben. Der Beitrag „Kämpfen, wie ging das noch?“ in der ZEIT 43/2016 hat mich umgestimmt.

 Lieber Herr Ulrich, nicht schlecht, was Sie da vom Stapel gelassen haben, es ging mir bis ins Mark. Verortet als Jahrgang 1954, also irgendwo zwischen 68ern und den Babyboomern, aber sozialisiert im Umfeld der Frankurter Universität, erkenne ich alles, was Sie beschreiben an meiner Vita wieder.

Ich musste Ihren Artikel dreimal lesen, zunächst zu Hause, dann in der S-Bahn und nochmal in einer stillen Stunde, um überhaupt alle Ihre Schleifen und Kehrtwendungen nachverfolgen zu können. Einfach wunderbar, Sie haben Gefühle nach oben gebracht, derer ich mir selbst lange nicht bewusst war.

Da ist so viel Selbstkritisches in Ihrem Artikel, dass ich nur respektvoll zustimmen kann. Danke für diesen Kommentar, ein Highlight der ZEIT in 2016.

Und Sie haben Recht, dass Unbehagen begann etwa 2009, eigentlich vorher schon mit der Arbeitsmarkt-Agenda unter Schröder, die wegen Totalversagens der CDU unter Kohl nicht angegangen wurde und, wenn auch ziemlich hartherzig, von der SPD/Grünen-Koalition umgesetzt wurde. Seit diesem Zeitpunkt lösen sich die politischen Fixpunkte rund um die Parteien immer mehr auf. Die Orientierung in Form von Volksparteien schwindet, man wählt die, die für die Durchsetzung aktueller Ziele gerade auf Linie sind. Daraus resultiert auch das gerechte Schicksal der FDP, nichts als Neoliberalismus und man wird sehen, ob und wie die Partei zurückfindet.

Auch die Grünen und die Generation der Babyboomer, sollten vorsichtig sein. Die Partei hat Misstände benannt und seit den 80er Jahren die Politik maßgeblich beeinflusst und mitbestimmt, auch, wie Sie richtig bemerken, dank Frau Merkel. Aber auch wir jetzt 50- und 60-jährigen sind leider älter geworden und damit konservativer. Also mein Rat an die Grünen bzw. die jetzigen Hegemone: Machtvoll sein im Sinne einer Volkspartei.

Noch eine Bemerkung zu Ihrem Schlusskapitel: Da bin ich ganz bei Ihnen.

Die AFD ist keine Majestätsbeleidigung, sondern, sie weisst auf die bestehenden Defizite hin. Die Alternative für Deutschland sind die Altparteien, die aus diesem Angriff von außen lernen. Viel Zeit ist nicht mehr. – Thomas Weis


Leserbrief zu „Das Märchen von der guten Avocado“ von Elisabeth Raether

Alles Gemüse und Obst ist gut für die Umwelt und moralisch, wenn man mal von Erdbeeren aus Huelva, Trauben aus Chile, Salat aus Murcia, Kiwi aus Neuseeland, die Arbeiter in Apulien und Almeria, der Bezahlung der Arbeiter auf Biohöfen absieht? Details, denn will man die Menschheit ernähren, müssen viele Nährstoffe von einem Hektar Fläche geerntet und vor allem lokal unverdorben an den Mann gebracht werden. Das geht mit heimischen Massenertragspflanzen und die sind billig. Billig ernährt die Armen, also Hausmannskost, von Kartoffeln über Grünkohl zur Bregenwurst, dumm ist nur der, der das nicht weiß. Unser Umweltministerium war nicht schlecht erstaunt, dass der Flächenbedarf einer Spargelmahlzeit viel höher als die norddeutsche Hausmannskost, Bregenwurst und Grünkohl, ist, siehe Anhang. Gewünscht wäre gewesen, Essen mit viel Fleisch/Wurst benötigt mehr Fläche, wie es halt immer gepredigt wird. Spargel, Erdbeeren, alle Beeren bringen minimale Nährstofferträge vom Hektar, blockieren aber ein Feld das ganze Jahr. Bei manchen Früchten mit mehreren Ernten pro Jahr ist die Nährstoffausbeute pro Hektar nicht viel besser, z.B. Salat. Der Trend zum Luxusgemüse statt zur Sättigungsbeilage ist bekannt: http://www.fruchtportal.de/artikel/niedersachsen-trendgemuse-ersetzt-die-sattigungsbeilage/016417   und http://www.agrarheute.com/dlz/news/spargel-statt-kraut

Keine Frucht kann in unseren Breiten mehr Menschen – relativ ausgewogen – satt machen, als unsere Kartoffel. Erträge um 50 Tonnen pro Hektar sind nicht ungewöhnlich, bei Bio die Hälfte, bei viel mehr Aufwand. Bio ist deswegen so – relativ – billig, weil es viel höher als konvi subventioniert wird, sie bekommen auf die konvi-Basisprämie satte Zuschläge, siehe https://www.oekolandbau.de/erzeuger/thema-des-monats/biopraemie-2015/

Die FAO gibt den Welt-Durchschnittsertrag in Hg/ Hektar für diese Früchte so an (sind auch Süßkartoffeln und Entwicklungsländer bei, ):

http://faostat3.fao.org/download/Q/QC/E

ElementName ItemCode ItemName Year Value Hg/Ha Flag FlagD
Yield 15 Wheat 2013 32570.00 Fc Calculated data
Yield 27 Rice, paddy 2013 44980.00 Fc Calculated data
Yield 116 Potatoes 2013 195235.00 Fc Calculated data
Yield 388 Tomatoes 2013 345395.00 Fc Calculated data
Yield 572 Avocados 2013 91331.00 Fc Calculated data
Hg/Ha ist „Hundertgramm pro Hektar“

Also:

Weizen:  3.257 kg/ha ( bei uns rund 8000 kg/ha), in den Tropen Anbau als „Winterzweitfrucht“ möglich

Reis: 4.498 kg/ha – bei einer Ernte, wobei mehrere Ernten pro Jahr möglich sind, je mehr Handarbeit, um so mehr Ernten (pflanzen statt säen)

Kartoffeln 19.523,5  kg/ha

Tomaten 34.539,5 kg/ha – mehrere Ernten möglich

Avocados 9.133,1 kg/ha

Sieht man sich nun den Nährstoffertrag pro Hektar an, so sieht es so aus:

Weizen (3170 kcal/kg und  119g Eiweiß/kg) = 10,3 Mio. kcal pro Welt-Hektar und 388 kg Eiweiß

Reis (3500 kcal/kg und 68 g Eiweiß)  = 15,7 Mio kcal und 306 kg Eiweiß

Kartoffeln (700 kcal und 20g) = 13,7 Mio. kcal und 390 kg Eiweiß

Tomaten (170 kcal 10g) = 5,9 Mio kcal 345 kg Eiweiß

Avocados (1300 kcal, 13,7g) = 11,9 Mio kcal und 135 kg Eiweiß

Bei Gemüse/Obst habe ich immer ein Frischeproblem, bei Dauerwaren/Lagerfähige Lebensmittel nicht. Haben Sie schon mal gesehen, dass die UNO in Flüchtlingslagern Obst und Gemüse verteilt? Warum wohl nicht? Es macht schon einen Sinn für Umwelt und Mitmenschen, bei uns seine Ernährung auf Getreide-Kartoffeln-Tierprodukte-Gemüse-Obst-Basis zu stellen. Auch die Rechnung mit dem Importsoja wird so verständlich: http://www.agrarheute.com/dlz/news/weniger-eiweiss-greening

Warum ist Tiere essen nicht so dumm? Wir wandeln die reichlich zu erntenden Kcal des Getreides in bestes Eiweiß um! Trotz Futterverwertung-Verlusten ist das für die Eiweißversorgung und Menge und Qualität gut, kann ich teilweise mehr Tierprodukte pro Hektar „ernten“ als manches Luxusgemüse/Luxusobst, siehe beigefügtes pdf aus unserem Buch. – Georg Keckl


Leserbrief zu „Kämpfen, wie ging das noch?“ von Bernd Ulrich

kZum wiederholten Mal erschien nun in der Zeit ein Artikel, über die angebliche Hegemonie der Grünen. Zufriedenstellend ist dies aber noch nicht dargestellt worden. Man muss hier nämlich zwei Dinge getrennt betrachten: Die Gesellschaft und die Parteien.

In der Gesellschaft nämlich, im alltäglichen Leben, begegnen mir grüne Verhaltensweisen viel zu selten. Die Leute fahren nach wie vor lieber Auto als Fahrrad, sexistische Bemerkungen sind an der Tagesordnung, genauso wie die Diskriminierung von Minderheiten. Der Konsummensch ist empört, wenn es im Dezember keine frischen Erdbeeren zu kaufen gibt und er hegt einen unverhohlen Groll über die Kosten der Energiewende, die auf seinen Schultern lasten.

Die Parteien, vor allem die CDU, sind allerdings tatsächlich in ihren Ansichten soweit nach links gerutscht, dass sie einen Platz rechts von sich freigemacht haben. Welchen nun die AfD im Sturm erobert hat. Anstatt also den Grünen Vorwürfe zu machen, sollte man sich fragen, ob die Schuld für den Aufstieg der AfD nicht eher an der verwaschenen Politik der alten Volksparteien liegt. Die Union hat es versäumt, die konservative Bevölkerung, deren Ansichten eben nicht „durchgrünt“ sind, angemessen zu vertreten. In diesem Licht erscheint es nicht verwunderlich, dass die AfD soviel Zulauf hat.

Was wir in Deutschland 2017 brauchen, ist also auf keinen Fall eine schwarz-grüne und auch keine Große Koalition. Es ist eine saubere Trennung mit entweder einer linken Regierung (2RG) und einer Mitte-Rechts-Opposition nötig, in der die Union wieder konservative Politik macht und die SPD wieder linke. Oder alternativ eine blau-schwarze Regierungskoalition (so verabscheuungswürdig diese Politik auch wäre) mit linker Opposition.

Außerdem ist ganz allgemein für die Grünen noch sehr, sehr viel zu tun, denn das „durchgrünte Deutschland“ ist nicht Wirklichkeit. – Antonia Neubauer


Leserbrief zu „Das Märchen von der guten Avocado“ von Elisabeth Raether

Vielen Dank für den oben genannten Artikel, es ist stets eine Freude einen vollen Beitrag von ihnen in der Zeit zu finden. Ich habe schon immer befürchtet, dass es die Leute mit der Avocado etwas übertreiben.
An dieser Stelle möchte ich auch gleich erwähnen, dass ihre Rezeptkollume, schon seit längerem die von Harald Martenstein als ersten Text den ich lese, abgelöst hat.
Behalten Sie sich ihre Art bei. – Arne Rümmler


Leserbrief zu „Manche mögen’s einfach“ von Heinrich Wefing

Große Zustimmung zu der Meinung des Autors, wir benötigen keine Plebiszite auf Bundesebene.

 Die Fragestellungen auf Bundesebene sind komplexer als auf regionaler Ebene, wo darüber entschieden wird, ob eine Straße, ein Tunnel oder eine Startbahn gebaut oder nicht gebaut werden soll. Auf Bundesebene geht um Entscheidungen von nationaler und internationaler Bedeutung und Auswirkung. Der Brexit ist hierfür ein sehr gutes Beispiel.

 Deutschland hat eine repräsentative, parlamentarische Demokratie; die Parlamente werden von den wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürgern gewählt; bin ich mit Arbeit der Abgeordneten, meines Wahlkreises nicht einverstanden, wähle ich sie / ihn das nächste Mal nicht. Es kann nicht die Lösung sein, die Unzufriedenheit mit der Regierung und/oder der Abgeordneten durch Plebiszite zu ersetzen und sonst alles beim Alten zu belassen.

 Die Ergebnisse von Plebisziten spiegeln die momentane Stimmung wider.

Stimmungen fallen nicht vom Himmel, sondern sie werden erzeugt und von den Erzeugern am Kochen bzw. Köcheln gehalten. Nicht ohne Grund möchte Herr Söder eine Volksabstimmung über die Flüchtlingspolitik abhalten.

 Herr Seehofer verschanzt sich hinter dem Plebiszit, weil er die argumentative Auseinandersetzung mit den Bürgerinnen und Bürgern scheut.

Seit jetzt über einem Jahr polemisiert, ich kann es nicht anders bezeichnen, da sämtliche Beiträge zur Flüchtlingspolitik, entweder unserem Grundgesetz oder europäischen Gesetzen widersprechen, Herr Seehofer und seine CSU gegen die Flüchtlingspolitik. Er weiß, daß seine Polemik parlamentarisch keinen Erfolg hat bzw. haben wird, deshalb versucht er jetzt über das Plebiszit sich seine Polemik ‚legalisieren’zu lassen. Das ist aus meiner Sicht Demagogie und hat damit nichts mit Demokratie zu tun. –   Rüdiger Eisele


Leserbrief zu „G8 gegen G9“ von Manuel J. Hartung und Christof Siemens

Ich habe keinerlei Sendungsbewusstsein in der Frage G8 oder G9, wobei ich eher zu G8 tendiere. Ich habe meine Kinder durch G9 gehen sehen und beobachte jetzt meine Enkel in G8 (Klassen 7 und 10). Bei meinen Kindern hatte ich das Gefühl, dass in der Oberstufe durchaus Luft war. Meine Tochter verbrachte die Klasse 11 in den USA und hatte wenig Probleme, den Stoff hier aufzuarbeiten; mein Sohn war in Klasse 13 schlichtweg schulmüde und sehnte das Abitur herbei. Das Leben meiner Enkel andererseits hat wenig Ähnlichkeit mit dem der armen geschundenen Kinder und Jugendlichen, die Sie in Ihrem Artikel schildern. Beide treiben zeitaufwendigen Sport im Verein und haben auch Zeit für ihre Freunde.

Was mich aber an der Argumentation der G9-Befürworter außerordentlich ärgert, ist das Lamento darüber, dass die armen Kinder „in einem Alter, in dem sie erst zu begreifen beginnen, wer sie eigentlich sind“  bereits entscheiden müssen, wer und was sie werden wollen. Ganz abgesehen davon, dass das im Gymnasium selten die 16-Jährigen betrifft, wie sie schreiben, was ist eigentlich mit den Haupt- und Realschülern? Viele von denen beginnen mit 16 Jahren ihre Ausbildung, Gedanken darüber müssen sie sich noch früher machen. Wieso kann man Gymnasiasten das auch mit 18 Jahren noch nicht zumuten?

Schlichtweg perfide ist der Hinweis auf Hitler, der die Schulzeit verkürzte um rasch an Offiziersanwärter zu kommen. Ein solches Argument sollte auch der glühendste Vertreter von G8 nicht nötig haben. – Evelin Zembrod


Leserbrief zu „G8 gegen G9“ von Manuel J. Hartung und Christof Siemens

Es ist wie bei allen Reformen im Schulsystem. Da werden zum Thema die schon zigmal verbreiteten Gedanken geäußert. Es gibt keine klaren Erkenntnisse, welche Folgen die eine oder andere Reform hat oder haben könnte. Meinung und Vermutung beherrschen die Diskussion. Drei meiner Kinder haben 2003, 2006 und 2008 am selben Gymnasium in Celle (Niedersachsen)  im selben Zweig Abitur gemacht. Jedes der drei nach einem anderen System. Ich konnte keinen Vorteil im dauernden „Reformieren“ erkennen.

Wie wäre es denn mal mit einer wirklichen Reform zum Nutzen aller Schüler aller Schulformen? Mein Vorschlag: lasst uns das Schuljahr abschaffen und stattdessen Semester einführen. Das heißt Einschulung zweimal im Jahr mit sechs Monaten Abstand. Als Vater von vier Kindern habe ich erlebt, welche Veränderungen  Kinder im Einschulungsalter innerhalb eines halben Jahres durchleben. Mit Semestern könnte die Einschulung individueller an die Entwicklung eines Kindes angepasst werden.

Für die oben angesprochene Frage G8 oder G9 ergäbe sich eine ganz neue Variante. Wir lassen es bei G9, haben aber mit den Semestern eine viel kleinere Stufe geschaffen für die Schüler, die wegen guter Leistung oder Unterforderung „springen“. Es ist leichter, sich den Stoff eines halben statt eines ganzen Jahres zu erarbeiten. Nebenbei wäre für „Sitzenbleiber“ der Absturz nur halb so tief.

Sage jetzt niemand, so eine Reform wäre zu dramatisch. Wir haben schon ganz andere Reformen mitmachen müssen. Z.B. wurde in Niedersachsen zum Schuljahr 2004/2005 die Orientierungsstufe nach rund 20 Jahren abgeschafft und die Klassen 5 und 6 wurden an den Schulen des dreigliedrigen Systems beschult. 2012 wurden im Landkreis Celle (und auch an anderen Orten in Niedersachsen)  mit der Einführung der Oberschule die Realschulen und Hauptschulen abgeschafft; es gibt sogar Oberschulen mit einem gymnasialen Zweig. Schulreformen sind doch wohl offensichtlich ein Hobby der Schulpolitiker. Also warum sollte man nicht mal eine offenkundig sinnvolle Reform wagen? – Bernd Boltz


Leserbrief zu „Transatlantische Feindschaft“ von Petra Pinzler und Mark Schieritz

Mir war das als Banker alles bekannt.  Ihre Autoren haben sehr gut recherchiert. Sie haben nur vergessen zu erwähnen, daß die strikten Maßnahmen gegen andere Staaten auch ein Politikum ist. Die Amerikaner sind auch verärgert über die EU. Ich habe oft hören müssen, daß die EU als Monstrum tituliert wurde.  Henry Kissinger hat schon vor Jahren die EU kritisiert – „man weiss ja nicht mal, wen man anrufen kann, wenn transatlantische Dinge zu klären sind.“ Die Amerikaner halt nicht viel von der europäischen Politik. All das drückt sich auch, was Ihre Autoren zu Papier gebracht haben, in den unterschiedlichen Strafzahlungen aus.  – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Das Märchen von der guten Avocado“ von Elisabeth Raether

Herzlichen Dank für Ihren interessanten Artikel über Avocados. Ich habe einiges dazu gelernt. Aber an einem Punkt enthält der Artikel einen kapitalen Denkfehler, nämlich beim Wasserverbrauch. Ich möchte die aufgeführten Zahlen nicht grundsätzlich in Frage stellen, allerdings ist der vorgenommene Vergleich unzulässig. Tomaten enthalten ca. 5 % Trockenmasse, der Rest ist Wasser. Avocados enthalten ca. 25 bis knapp 30 % Trockenmasse (ein für Früchte sehr hoher Wert), also etwa fünfmal so viel wie Tomaten. Dies entspricht ziemlich genau dem Verhältnis des Wasserverbrauchs, Avocados benötigen bezogen auf die geerntete Frischmasse etwa fünfmal so viel. Ergo: der am Nutzwert (= Trockenmasse) gemessene Wasserverbrauch unterscheidet sich nicht wirklich.

 Dafür müssen wir aber bei der Avocado viel weniger Ware über die halbe Welt karren (einen Container statt fünf), und die Avocado muss auch viel weniger gedüngt werden als die Tomate. Wenn wir also in der Südhalbkugel Agrarprodukte kaufen (was sollen uns die Menschen dort sonst verkaufen?), dann macht die Avocadoproduktion und Export viel mehr Sinn als etwa die Tomatenproduktion oder Gemüseproduktion für den Export. – Dr. Kurt Möller


Leserbrief zu „Bis hierhin und nicht weiter“ von Ulrich Bahnsen und Dagny Lüdemann

es kommt mir wissenschaftlich zu gewagt und nicht seriös, sondern recht willkürlich vor, das natürliche Limit der Lebensdauer eines jeden Menschen ein für alle Male auf 125 Jahre beziffern zu wollen, weil dieser Bezifferung offenbar kein Beweis und kein Wissen, sondern nur eine Vermutung zugrunde liegt. Wenn ich heute darauf wetten würde, dass in den nächsten dreißig Jahren kein Mensch älter 125 Jahre wird, würde ich diese Wette wahrscheinlich gewinnen, aber absolut sicher wäre es nicht. – Toni Höck


Leserbrief zu „Gehen? Bleiben!“ von Angela Köckritz

Es ist sicher, dass wir Europäer ein vitales Interesse daran haben, dass sich die Lebensverhältnisse in Afrika – südlich der Sahara ist hier gemeint – wirklich und nachhaltig verbessern. Merkel hat auch richtig gesagt, dass eine Schuldfrage dabei kein produktives Thema ist. Dass die westliche Welt Afrika Chancen zur Entwicklung geraubt oder mindestens behindert hat, stimmt auch – aber nicht über viele Jahrhunderte!. Der Sklavenhandel an den Küsten des Kontinents hat  zwar den Afrikanern geschadet, aber man kann sicherlich nicht davon ausgehen,  dass es ohne ihn unter den afrikanischen Völkern eine echte Entwicklung hin zu modernen Saaten oder fortschrittlichen Gesellschaftsstrukturen gegeben hätte. Die Erforschung des inneren Afrikas begann erst Mitte des !9. Jahrhunderts, und die Kolonisierung begann dann ab den 60ern und war erst mit der Berliner  Konferenz 1884 im Wesentlichen abgeschlossen. Die Kolonialzeit war eine unrühmliche Epoche der Fremdherrschaft,  Diskriminierung und Ausbeutung,  allerdings wurden in dieser Zeit auch die ersten Grundlagen in Technik und  Bildung für die Entwicklung Afrkas hin zur  Neuzeit und Zivilisation gelegt. Als erste Kolonie wurde Ghana im Jahr 1958 unabhängig , dann ging es zügig weiter so dass etwa 10 Jahre später Kolonialherrschaft für den wesentlichen Teil der afrikanischen Länder beendet war. Die Zeit dieser  Chancenberaubung hat also kaum ein ganzes, bestimmt nicht mehrere Jahrhunderte gedauert. Danach sind riesige Hilfsleistungen in Form von persönlichen und finanziellen Einsätzen nach Afrika geflossen. Sie haben auch auf vielen Gebieten großen  Fortschritt und viele Erfolge erbracht, aber warum doch noch nicht genug? Der Grund liegt darin – und das ist wirklich der entscheidende – , dass fast alle Nachhaltigkeit aufgefressen wird von dem völlig aus der Bahn geratenen,  Wachstum  der Bevölkerung! bei Beginn der Unabhängigkeit haben in Afrika 250 – 270 Mio. Menschen gelebt, heute ,also etwa 2 Generationen später sind  es etwas über 1000 Mio, das bedeutet jeweils eine Verdopplung in einer einzigen Generation. Es geht jetzt etwas langsamer, aber etwa um 2050 werden wohl die 2000 Mio erreicht sein, in den 60ern also nach ca.100 Jahren das Zehnfache! Mit einer solchen Entwicklung kann kein Vorwärtskommen Schritt halten, schon gar nicht bei einer so schwachen Ausgangslage. Vor allem kommt die Bildung nicht mit, und damit kreist der Circulus vitiosus: Weniger Bildung – weniger Geburtenkontrolle… usw. Hinzu kommt, dass in den Ländern selbst kaum jemand etwas dagegen tut. Dass das alte Sozialsystem von den vielen Kindern, die  die Zukunft retten, nicht mehr stimmt, wird kaum gelehrt oder gepredigt, und  die Regierenden prahlen zum Teil noch heute mit dem Bevölkerungswachstum als Erfolg ihrer grandiosen Gesundheitspolitik. So einfach sind die Zusammenhänge – wirklich – und damit die Fluchtursachen.  Die Verantwortung tragen die Afrikaner ganz allein selbst, aber die Folgen treffen  auch uns. Daher kommt die Verpflichtung, vor Ort zu helfen, aber angesichts  dieser Zukunft, sind die Chancen gering, zum Optimismus gibt es keinen Grund.   Noch ein Nachspann zu mir als Schreiber: Ich bin kein Forscher oder Experte, aber ich war in meinem Leben sieben Mal mit offenen Augen und nicht als Pauschaltourist in verschiedenen Ländern Afrikas, der längste Lebens- und  Arbeitsaufenthalt waren fünf Jahre. Ich verfolge daher auch die Entwicklung mit wachem Verstand und weiß schon, wovon ich rede. – Ludwig Fensch 


Leserbrief zu „Von wegen soziale Marktwirtschaft“ von Marcel Fratzscher

An den Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung!

1) Es ist ein Irrtum der Romantik (schlag nach bei Rüdiger Safranski), dass alle Menschen gleichwertig sein sollten. Wir sind nicht gleich, wir sind alle verschieden. Jeder Anthropologe wird das bestätigen.

2) Es gab daher noch nie eine generelle Chancengleichheit. Es gibt sie auch heute nicht. Es kann sie logischerweise gar nicht geben. Selbstverständlich wollen wir alle, die Chancen für die Menschen verbessern: Soziale Marktwirtschaft! Aber es wird immer einen Bill Gates geben, einen Warren Buffett, eine

Adele, einen Michael Jackson, einen Tiger Woods, einen Djokovic oder Federer, eine Netrebko, einen Mozart bis zu einer Taylor Swift, usw…

3) Zum Thema „Verteilungsgerechtigkeit“: Es gibt keine „Gerechtigkeit“! Gerechtigkeit ist ein subjektives Empfinden. Daher kann jede politische Partei den

populistischen Ruf nach Gerechtigkeit auf ihre Fahnen schreiben. Es lebe der Neidkomplex! Die ewigen Neider sollten sich fragen, warum man ihnen so einen hochbezahlten Job nie angeboten hat.

4) Es ist uns in Deutschland und in Österreich noch nie so gut gegangen wie heute. Von „Schwächen“, von einer nicht mehr existierenden sozialen Marktwirtschaft in Deutschland zu raunzen, ist billigster Populismus, Herr Präsident! – Johann  Ernst


Leserbrief zu „Kämpfen, wie ging das noch?“ von Bernd Ulrich

In der Regel schätze ich Ihre Beiträge wegen ihrer Differenziertheit und ihrer gesellschaftlichen Komplexität. Dieses Mal allerdings ärgert mich Ihre hermetische und undifferenzierte („Wessi“)Sicht auf die politischen Verhältnisse der Bundesrepublik! Auch die „Generation Grün“ wird politisch nur wieder auf die Beine kommen, wenn sie sich der gesellschaftlichen Gegenwart stellt, und die ist nicht zuletzt dadurch gekennzeichnet, dass Ostdeutsche in der „durchgrünten“ Deutschlanderzählung nicht vorkommen, außer sie heißen Merkel oder repräsentieren das „Dunkeldeutschland“.

Beschäftigen Sie sich – wie Sie anderen empfehlen – selbst doch noch einmal neu mit dieser Generation der 68er in beiden Teilen Deutschlands, vielleicht geht auch Ihnen dabei ein Licht auf! – Hildegard Maria Nickel


Leserbrief zu „Und raus bist du“ von Claas Tatje

Ohne selbst genauere Einblicke in die Arbeit der IG Metall bei BMW zu haben, konnte ich mich beim Lesen des Eindrucks nicht erwehren, dass Ihr Beitrag einseitig gesteuert ist. Ich erwarte von Journalisten keine Neutralität, aber saubere Recherche und die Darstellung verschiedener Blickwinkel. Das fehlt mir bei Ihnen.  – Irmgard Hofmann


Leserbrief zu „Wenn die EU untergeht, wird keiner weinen“ von Wolfgang Streeck

Warum wird solch ein gewichtiger Beitrag im Feuilleton „versteckt“? Endlich redet mal jemand, der nicht irgend jemand ist, Klartext. Jeder weiß, dass „Europa“ in der heutigen Form eigentlich längst grandios gescheitert ist, nur eine bräsig-ignorante Kaste von EU-Politikern reitet den toten Gaul einfach völlig unbeirrt weiter. Müssen denn wirklich erst Wilders, Le Pen und Co. übernehmen, um dem Elend ein Ende zu bereiten? Es ist einfach nur zum Verzweifeln. –  Gebhard Boddin


Leserbrief zu „Das Märchen von der guten Avocado“ von Elisabeth Raether

Hocherfreut und beglückt war ich beim Lesen Ihres Dossier von der „guten Avocado“. Ihre wunderbare und treffende Sprache, die Sie Satz für Satz bis zum Ende Ihrer Reportage beibehielten, verdeckte nicht die ernste Botschaft, die Sie dem Leser senden. Es ist eine Freude, Ihren journalistischen Stil zu erleben und die ZEIT insgesamt  immer wieder zu lesen – so lange mein Verstand es ermöglicht… Vielen Dank! – Dr. Hartwig Barkhausena


Leserbrief zu „G8 gegen G9“ von Manuel J. Hartung und Christof Siemens

Seit Einführung des Abiturs nach 12 Jahren, des Zentralabiturs und der Kernlehrpläne reißt die schulpolitische Diskussion in NRW nicht ab; und das mit Recht:

1.    Die noch von der Landesregierung Steinbrück 2005 geplante Verkürzung der Schulzeit am Gymnasium auf 12 Jahre, und zwar nach dem einzig sinnvollen Modell 10 + 2 (4 Jahre Grundschule, 6 Jahre Sekundarstufe 1 und 2 Jahre Oberstufe) wurde von der folgenden Landesregierung Rüttgers 2007 gekippt, natürlich aus politischen Erwägungen. Der erste schwerwiegende Fehler!

2.    Die Erfahrungen der vorangegangenen Jahrzehnte hatten gezeigt, dass die Klasse 10 des Gymnasiums eine sehr wichtige Phase der persönlichen und inhaltlichen Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf die Oberstufe darstellte, die Klasse 11 dagegen durchaus verzichtbar war. Auch konnten am Ende der Sekundarstufe 1 alle hier zu vergebenden Abschlüsse realisiert werden.

Am Ende der Klasse 9 in die Oberstufe einzusteigen, bleibt bis heute für die dann noch viel zu jungen Leute eine unzumutbare Überforderung! Auch die Belegung der 2. Fremdsprache ab der Klasse 6 kommt zu früh!

3.    Durch die Einführung der neuen Kernlehrpläne für beide Sekundarstufen trat die so genannte Kompetenzorientierung (vom Input zum Output) in den Vordergrund. Der Eindruck bleibt, auch mit Blick auf die Ausbildung der Referendarinnen und Referendare, dass der methodischen und sozialen Schulung der Schüler deutlich mehr Bedeutung zugemessen wird als der inhaltlichen. Fachwissen gerät in den Hintergrund! Grundlegende Defizite in sprachlichen, mathematischen, historischen und naturwissenschaftlichen Lernfeldern werden immer häufiger diagnostiziert!

4.    Der schleichende Leistungsverfall wird auch durch das vorgegebene Bewertungssystem der zentralen schriftlichen Abiturarbeiten gefördert. Hohe Punktzahlen für vergleichsweise geringe Leistungen erzeugen „Traumnoten“, Einserabschlüsse haben Konjunktur, der „Akademisierungswahn“ greift um sich!

5.    Leider bzw. unverständlicherweise wurden alle Reformen der letzten Jahre als „Qualitätsverbesserung“ verkauft!

Fazit:

es wäre dringend zu empfehlen, trotz aller organisatorischen und finanziellen Bedenken, das o.a. Modell 10 + 2 ab einem der nächsten Schuljahre nicht im „Hau-Ruck-Verfahren“ wie damals, sondern in aller Ruhe ab Klasse 5 aufsteigend einzuführen, die Lehrpläne und Prüfungsanforderungen noch einmal zu überarbeiten und das „neue G8“ für alle Gymnasien verbindlich zu machen.

Bitte keine Debatte über individuelle und flexibilisierte Schulzeiten, bitte keine zigfachen Sonderregelungen, sondern klare und verlässliche Strukturen!

Schade, wenn die Politiker dabei weiterhin mehr Interesse an den nächsten Wahlergebnissen als an der Sache und den betroffenen Personen zeigten! – Georg Gahlen, ehemaliger Schulleiter am Gymnasium


Leserbrief zu „Im Betonhimmel“ von Christiane Grefe

Da sind Ihnen zwei Kleinigkeiten durchgerutscht:

– Neu-Delhi ist eine 16-Milliarden-Metropole?

– „Ältere Menschen werden technische Helfer basteln, die ihnen trotz Rheuma oder Rückenschmerz den Alltag zu Hause erleichtern.“ Dass Roboter immer menschlicher werden, wusste ich. Nicht aber, dass sie selbst nun auch schon Rheuma und Rückenschmerzen haben. – Angela Paap


Leserbrief zur Illustration von „Vom Zauber des Stillstands“ von Erik Tabery

Ein Artikel, in dem es um politisch-gesellschaftlichen „Stillstand“, um Populismus,  Rückwärtsgewandtheit, Demokratiefeindlichkeit, rechten Radikalismus und Fremdenfeindlichkeit in Osteuropa geht, illustrieren Sie mit einem Bild von Müttern mit Babys von der „World Breast Feeding Week“. Ein Zusammenhang erschließt sich mir nur dann, wenn man Mütter, die ihre Babys stillen, für rückwärtsgewandt, rechtsradikal und demokratiefeindlich hält. Es mag ja durchaus rechtsradikale Mütter geben, die ihre Babys stillen, aber diese Zusammenstellung von Bild und Text ist absolut unerträglich. –  Astrid Raimann


Leserbrief zu „Wahnsinn mit Methode“ von Boris Palmer

Der Beitrag von Boris Palmer bringt es anhand des Baus von Flüchtlingsunterkünften auf den Punkt: das Bauen — zumal das öffentliche — ist in Deutschland inzwischen ein einziges großes Desaster. In meinem Heimatbundesland gibt es dafür sogar ein Synonym und das heißt Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, kurz BLB. Inkompetenz und Arbeitsverweigerung sind dort so weit verbreitet, dass sich inzwischen auf Seiten der Nutzer Resignation breit macht. Darüber hinaus haben völlig aus dem Ruder gelaufene Brand- und Umweltschutzlobbies, Verschwörungstheoretiker, wie Stromtrassen- und Windkraftgegner und ein verrücktes EU-Ausschreibungsrecht dazu geführt, dass quasi keine Baumaßnahmen und schon gar keine eiligen mehr vernünftig abzuwickeln sind. Es ist höchste Zeit, dass sich die Bürger — und in ihrer Vertretung die Politik — die Gestaltungshoheit von diesen Gruppen wieder zurückholen. – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Andreas Zabel


Leserbrief zu „Manche mögen’s einfach“ von Heinrich Wefing

Ihrem Kommentar möchte ich folgen, sofern die Volksvertreter unabhängig und im Interesse der Bürger handelten. Nun fühlen sich aber sehr viele Menschen im Volk von ihren Volksvertretern nicht hinreichend vertreten. Unternehmensverbände und Lobbyisten sind teils so nah an der Politik, dass diese eigene Juristen zur Erarbeitung von Gesetzestexten abstellen – ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Weiterhin öffnet sich die Schere zwischen unten und oben bedenklich weit und die Politik zementiert diese Entwicklung. Immer häufiger werden die Bürger und immer weniger die Unternehmen in die Pflicht genommen wie etwa bei der Krankenversicherung, der privaten Rentenvorsorge, der Energieumlage und der Erbschafts- und Unternehmenssteuer. Wie konnte es zudem passieren, dass sich bei so grundlegenden Änderungen wie dem Beitritt zum Euro oder der Erweiterung der EU-Kompetenzen in kaum einem Land der EU dessen Volksvertreter getraut haben, ihr Volk zu befragen. Mit teils fatalen Folgen für die Bürger wie bei der Euro-Krise und der Nullzinspolitik.

Die Schweiz zeigt, dass deren historisches Selbstverständnis als direkte Demokratie mit erheblichen Kompetenzen der Bürger in den Kommunen, den Kantonen und auf Bndesebene durchaus ein Erfolgsmodell sein kann. – Stephan Pries


Leserbrief zu „Manche mögen’s einfach“ von Heinrich Wefing

Danke für diesen Artikel, den ich inhaltlich voll unterstütze. Lassen Sie mich noch drei Argumente gegen Volksentscheide hinzufügen:

Polarisierung: in unserer heutigen komplexen Welt sind die wenigsten Fragen einfach mit ja oder nein zu beantworten. Volksentscheide zwingen zur Polarisierung. Bsp.: statt der Brexit-Frage hätte es eines Diskurses bedurft welche Reformen Großbritannien in die EU einbringen soll.

Wahlbeteiligung/mangelnde Aussagekraft: Bsp.: Olympia in München 52% dagegen, 48% dafür. Aber nur 30% Wahlbeteiligung. Da fehlt die Aussagekraft. Sinnvoller wäre ein Diskurs über die Bedingungen von Olympischen Spielen in München gewesen. Hinzu kommt dass der der Initiator eines Themas (manchmal auch Agressor) es immer einfacher seine Anhängerschaft zu mobilisieren. Oft sind es gewisse Initiativen, die einen Entscheid herbeiführen, die sind dann auch alle motiviert und beteiligen sich, die anderen sind passiv und würden sich lieber gern auf die gewählten Volksvertreter verlassen.

Zu den schützenswerten Institutionen sollten wir uns die Frage stellen, wie wir sie sinnvoller ausgestalten können, z.B.

Widerspricht es nicht der Gewaltenteilung wenn Parlamentarier Regierungsämter innehaben? Warum ist es für einen normalen Bürger so schwer möglich nebenberuflich oder zeitweise ein Mandat zu übernehmen? Warum sammeln sich in Parlamenten im wesentlichen Berufspolitiker, die von Ihrer Ausbildung und Lebenserfahrung her in keiner Weise die Gesellschaft widerspiegeln? Warum müssen Kandidaten für Regierungsämter keinerlei fachliche Qualifikation nachweisen? – Christian Voss


Leserbrief zu „Und raus bist du“ von Claas Tatje

Ich arbeite als Leiharbeiter bei Airbus Defence & Space in Bremen (ebenfalls IG Metall Betriebsrat). Dort herrrschen sicherlich ähnliche Zustände, ich kann die geschilderte Situation daher gut nachvollziehen. So gibt es beispielsweise dort seit kurzem eine Betriebsvereinbarung, die mit den voraussichtlichen Änderungen des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes ab 2017 in Kraft treten soll. In dieser Betriebsvereinbarung heißt es, haben Leiharbeiter, die keine IG Metall Mitglieder sind, keinen Anspruch mehr auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Eine schöne Welt, in der sich Gewerkschaften auf diese Weise für Arbeitnehmerinteressen einsetzen. – Ein Abonnent


Leserbrief zu „Wenn die EU untergeht, wird keiner weinen“ von Wolfgang Streeck

Eigentlich ist schon alles gesagt worden. Auf der anderen Seite kann man nicht genug über das eigentliche Desaster der EU durch solche Beiträge aufmerksam machen. Ich würde das Bürokratiemonster auf ein Minimum zu recht stutzen. Das wäre meine erste Amtshandlung. Für mich ist das in erster Linie ein Geldvernichtungsmonster. Kann mir einer mal genau erklären, was an der EU demokratisch sein soll?

Besonders die Deutschen haben das Maul zu weit aufgerissen. Eine typische Haltung, wie ich sie auch woanders feststelle. Die Engländer hatten von diesem Diktat, besonders in der Flüchtlingspolitik, die Nase voll. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Die neue Suche nach Konsens“ von Elisabeth Niejahr

Elisabeth Niejahr sieht in den Berechnungen der Rentenniveau- und der Beitragsentwicklung bis zum Jahre 2045, die Sozial-ministerin Andrea Nahles vorgelegt hat, die Grundlage für eine „vernünftige Rentenpolitik“. Diese Berechnungen zeigen einerseits, dass das Rentenniveau nach 2030 weiter absinkt, und zum anderen, dass die Stabilisierung des gegenwärtigen Niveaus zu jährlichen Mehrausgaben von 40 Mrd. Euro und einem Beitragssatz von 26,4 Prozent führen würde.

Die Riestersche Rentenniveaabsenkung wird ihrer Meinung nach nicht zu einer „massenhaften Verarmung der Älteren führen“, „aber alle, die nicht erben, nicht privat vorgesorgt haben und nicht länger arbeiten, werden sich bescheiden müssen“.  Nachdem sie das Armutsproblem auf diese Weise „überwunden“ hat, geht sie offenkundig davon aus, dass die Mehrausgaben und der 2045 notwendige Beitragssatz die Politiker zur Vernunft bringen und sie veranlassen werden, die Niveaustabilisierung oder -anhebung ad acta zu legen. Das wäre offenbar eine „vernünftige Rentenpolitik“, eine „altruistische Rentenpolitik“ zugunsten der nachfolgenden Generation.

Die mit der Riester-Reform auch vorprogrammierte verbreitete Altersarmut künftiger Rentner lässt sich jedoch nicht mit einer bloßen Behauptung aus der Welt schaffen. Noch erstaunlicher jedoch ist, dass Niejahr nicht  erkennt, dass die Fortführung der Riester-Reform die aktive Generation stärker belastet als eine Revision dieser Reform; eine Revision, die das Rentenniveau sogar anhebt und die Rente wieder als Lohnersatz behandelt, wie es die Reform von 1957 beabsichtigte. DieTragbarkeit der auf den ersten Blick hohen Zusatzbelastung von 40 Mrd. Euro lässt sich nämlich ebenoswenig ohne Vergleichsgröße beurteilen wie der Beitragssastz von 26,4 Prozent. Die relevante Vergleichsgröße, die die Tragbarkeit der Belastungen zu beurteilen erlaubt, ist das Einkommen, das im Laufe von 30 Jahren selbst bei moderaten jährlichen Produktivitätssteigerungen deutlich höher sein wird als das gegenwärtige Einkommen der aktiven Generation. Deshalb wird ein Beitragssatz von 26,4 Prozent, der zur Hälfte von den Beschäftigten – in Höhe von 13,2 Prozent – zu tragen ist, sehr wohl verkraftet werden können. Zu beachten ist dabei, dass der Beitrag die Zahler nicht nur belastet, sondern dass damit zugleich Vorsorge für ihre auskömmliche Alterssicherung getroffen wird; eine Altersversorgung, die einen „Lohnersatz“ statt eines Zuschusses zum Lebensunterhalt (Bismarcksche Reform) schafft und für die Mehrheit der künftigen Rentner verhindert, dass sie sich der Armutsgrenze nähern oder sie überschreiten. Den „vernünftigen Rentenpolitikern“ scheint aus dem Blick geraten zu sein, dass diese erhöhten Beiträge, die die jüngere Generation zahlt, auch einen Anspruch auf eine ordentliche Rente für sie schafft.

Wie abwegig die Kritik an den Forderungen von Politikern und Gewerkschaften nach einer Revision der Riester-Reform ist, wird besonders deutlich, wenn man die Belastungen der Revision mit den Belastungen der Fortführung der Riester-Reform vergleicht. Die Riester-Reform geht davon aus, dass die Beschäftigten bereits im Jahre 2030 eine Vorsorge-Belastung von 15 Prozent tragen müssen, um das ursprüngliche Sicherungsniveau annähernd zu erreichen. Fünfzehn Jahre vor dem jetzt in die Berechnung aufgenommenem Jahr 2045, in dem die Stabilisierung des gegenwärtigen Rentenniveaus eine Beitragsbelastung von 13,2 Prozent erreichen würde, mutet die Riester-Reform den Beschäftigten eine Belastung von 15 Prozent zu!!  Die bis 2045 weiter steigende Altenquote würde darüber hinaus in der Riester-Welt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Steigerung des Beitragssatzes über 15 Prozent hinaus zur Folge haben. Auch aus dieser Belastungs-Entwicklung folgt, dass es im Interesse der jungen Generation dringend notwendig ist, die Riester-Reform zurückzunehmen, und zwar nicht nur durch eine Stabilisierung des gegenwärtig erreichten Rentenniveaus. Darüber hinaus besteht offenkundig auch Spielraum, zu den ursprünglichen Rentenniveaus zurückzukehren, ohne dass eine höhere Belastung der jungen Generation zustande kommt als die Riester-Reform sie plante. Wiederholt sei auch noch einmal, dass die höheren Beiträge nicht nur Belastungen sind, sondern dass sie einen Anspruch auf eine angemessene eigene Alterssicherung schaffen. Und ergänzend ist noch zu bemerken, dass sich die für die Arbeitgeber eintretende Mehrbelastung nicht nur in Grenzen halten würde, sondern dass sie auch durch die Produktivität-ssteigerungen kompensiert werden kann, die in den Lohnverhandlungen der Gewerkschaften anteilig den Arbeitgebern zugestanden werden können.

Überraschend ist dieses Ergebnis keineswegs. Der Ökonom und Rentenexperte Winfried Schmähl, der zum Zeitpunkt der Riester- Reform der Vorsitzende des Sozialbeirats der Bundesregierung war, hat auf die mit dieser Reform verbundenen Fehlentwicklung von Anfang an hingewiesen, die er als Demontage der gesetzlichen Rentenversicherung bezeichnet hat. Er wies auf die höhere Belastung der jungen Generation hin, die die Riester-Reform für diese Generation mit sich bringen würde, wenn das frühere Sicherungsniveau erhalten werden sollte, und forderte sehr eindringlich, dass die Niveauabsenkung der Rente zurückgenommen werden müsse. Die Forderung der Politiker und Gewerkschaften nach einer Korrektur der Riester-Reform ist also keine unbezahlbare populistische Forderung, sondern sie ist  sachlich gerechtfertigt und sozial notwendig.  – Dr. Ernst Niemeier


Leserbrief zu „Das Märchen von der guten Avocado“ von Elisabeth Raether

Der Artikel über den Ökokiller Avocado-anregend , aber thematisch zu kurz gegriffen. Es ist meiner Meinung nach völlig richtig, über die vorherrschenden Missstände bei der Herstellung und dem Anbau unserer Lebensmittel aufzuklären. Aber nicht, indem man ausschließlich den Avocadoanbau als „ständiges Kräftemessen zwischen Mensch und Natur“

bezeichnet. Die moderne, konventionelle Landwirtschaft steht als Gesamtphänomen für diese ungute Entwicklung. Auch der Begriff einer „Hightechbranche“ gilt mindestens genauso für die Mastbetriebe, die international einen enormen Ressourcenverbrauch provozieren.

Grundsätzlich gilt hier, nicht die Produkte als gut oder schlecht zu betiteln, sondern die ständige Verfügbarkeit der Artikel zu hinterfragen. Und die Veganer nicht allgemeingültig als Pseudo-Weltenretter dastehen zu lassen. Es gibt unter ihnen sicher Einige, da kommt die Avocado einmal im Monat auf den Speiseplan und das aus durchdachtem, guten Grund. – Jana Storbeck


Leserbrief zu „Die Herstellung des Heiligen“ von Thomas Gross

Thomas Gross schreibt, dass im Third Man Record Store zu Detroit nur Vinyl angeboten wird. Würde er auf dem Foto in der Mitte seinen Kopf heben, würde er sehen, dass sich zwischen die Vinylauslage und die Sonderausgaben eine ganze Reihe CDs geschlichen hat. Unglaublich. „Ein bisschen Fetischismus gehört [nunmal] dazu, wenn es ums Herstellen des Heiligen geht.“ Ich hoffe, dass sie Ihre politsche Berichterstattung immer dahingehend hinterfragen, ob nicht jemand einem Fetisch huldigt. Hier wäre es nämlich ein großer Schaden. Aber Schallplatten sind halt leider einfach nur geil. – Sascha Rauschenbach


Leserbrief zum Titelbild

Bücher zum Träumen? Die Lektüre als Zudecke beim Sofaschlaf einer Schönen? Kurze Irritation: habe ich die „Brigitte“ vor mir und nicht die ZEIT? Ein Blick auf das Literatursonderheft, auf das ich mich jedes Jahr freue: mit vorgehaltener Waffe will frau mich für ein Interview über die Frauenbewegung und „guten Sex“ gewinnen. Das lege ich erstmal beiseite…. Noch hoffe ich auf den Inhalt, aber die Aufmachung finde ich unangemessen, um nicht zu sagen: peinlich. –  Rosemarie Hackmann


Leserbrief zu „Bach, fast zu ernst“ von Georg-Albrecht Eckle

Bitte klären Sie mich doch auf, was der Sinn folgender rätselhafter Formulierung in Ihrer Besprechung der Französischen Suiten in der Zeit Nr. 43 sein könnte:

„Und so lässt sich über Murray Perahias wunderbar elliptische Lesart der Französischen Suiten am ehesten vielleicht Schumanns schöne Bezeichnung setzen: ‚Fast zu ernst‘.“

Ich gebe mir wirklich Mühe, das Zeit-Feuilleton zu verstehen, aber das Lesart-Attribut elliptisch im Zusammenhang mit dem Rest der Rezension ließ mich ratlos zurück. Und wie setzt man da was drüber?

Sinnentstellende Kürzung, tieferer Sinn oder doch einfach nur Stilblüte? – Andreas Kurth


Leserbrief zu „Das Märchen von der guten Avocado“ von Elisabeth Raether

Frau Raethers Auführungen  über unser inkonsequentes Umweltverhalten müsste man zustimmen; doch wenn die Welt sowieso zugrunde gerichtet wird, warum soll sich dann nicht jeder holen, was und wieviel er kann.

Aber bevor die Welt unbelebbar wird, hätte ich noch zwei Fragen:

Frau Raether behauptet: „Jede Hausfrau weiß, dass man Bananen getrennt von Obst und Gemüse lagert.“ Soviel ich weiß (bin keine Hausfrau), strömen Äpfel und anderes Obst Ethylen aus. Es empfhielt sich also Obst und Gemüse getrennt zu lagern. Nicht nur Bananen. Stimmt´s?

In den fünfziger Jahren hätten Treppenhäuser nach zerkochtem gerochen. Karotten, Steckrüben und Kohl muss man nicht zerkochen. Man kann sie auch sehr viel kürzer kochen. Stimmt’s? – Harmut Bernecker


Leserbrief zu „G8 gegen G9“ von Manuel J. Hartung und Christof Siemens

Herr Siemes schürt Ängste mit falschem Zahlenwerk: 36 Unterichtsstunden pro Woche , die nicht in allen Klassenstufen Pflicht sind, bedeuten 27 Zeitstunden. Außerdem erwähnt er in seiner Besorgnisliste nicht, dass in einigen Bundesländern schon lange das G8 ohne Probleme lebt, dass der Lehrplan bei der Umstellung auf G8 abgespeckt wurde und es immer noch überall möglich ist , über die beruflichen Gymnasien zu einem vollgültigen Abitur nach 9 Jahren zu kommen. Das Freizeitverhalten der jungen Schülergeneration am Wochenende zeugt nicht von Ausgelaugtheit und Erschöpfungszuständen. – Alois Lienhard


Leserbrief zu “Sind die Amis verrückt“ von Jörg Lau

Nachdem sich meine erste Empörung über die unverschämte Aussage des amerikanischen Präsidentschaftsbewerbers gelegt hatte, überkam mich die dunkle Erinnerung an tendenziell ähnliche, eigene Ansichten.  Das Unangenehme daran könnte sein, dass es sich um nicht weniger als eine Mehrheitshaltung im hinsichtlich political correctness narzisstisch auftretenden Deutschland handelt. In meiner Jugendzeit explodierte die Gründung von Rock-Bands und mit ihr das eher wenig schmeichelhafte Unwesen der weiblichen Groupies.

Unbeschadet dessen, dass manche der Musiker alles andere als Adonisse waren, konnten sie nach öffentlicher Wahrnehmung ihre Bettstatt mit beliebig vielen Mädchen bestücken.  Daraus hat nicht nur Otto, sondern auch Ottilie Normalbürger den logischen Schluss gezogen (pauschal wie Donald Trump): „Man muss nur ein berühmter Rockstar sein, um (fast) jede ins Bett zu kriegen“.  Ersetzen wir in Trumps Macho-Getöne “Reicher Mann“ durch “Rockstar“ und “in den Schritt fassen“ durch “ins Bett kriegen“ landen wir – peinlich, peinlich – bei den Sprüchen von uns anständigen Nicht-Trumps.

Vielleicht sollten wir aus purem Eigenschutz den Ball der öffentlichen Empörung flach halten, selbst wenn dadurch das wunderbare Gefühl der moralischen Überlegenheit nicht genossen wird. – Ernst Kaffanke


Leserbrief zu „Die üblichen Verdächtigen“ von Anant Agarwala

Dass die Erfolgsquote bei Stipendien bei Männern um 2 % höher liegt als bei Frauen, trotz besserem Notenschnitt der Frauen, kann auch daran liegen, dass die Männer ein anderes Notentableau als die Bewerberinnen aufweisen. In den technischen Berufen haben vielleicht naturwissenschaftliche Noten eine höhere Bedeutung. Für den Notendurchschnitt sind die Noten in diesem Bereich generell schlechter als Noten aus dem Kunst- und musischen Bereich, aus dem Frauen sich eher tummeln.

Wie können Sie fststellen, dass Akademikerkinder-Anträge erfolgreicher sind als Arbeiterkinder-Anträge? Sind auf den Anträgen die Berufsgänge und Abschlüsse der Eltern erforderlich ? – Alois Lienhard


Leserbrief zu „Afrika kann sich nur selbst retten“ ein Gespräch mit Paul Collier geführt von Mark Schieritz

Ein gelungener Einstieg in die Afrikathematik. Bleiben Sie dran! Die These des neuen Bundesregierungsberaters, Herrn Professor Collier, klingt einleuchtend. Große Firmen (das heißt große Investitionen) sind im Verhältnis produktiver als Kleine, und helfen den Menschen in Afrika deshalb mehr. Man hört allerdings auch Anderes. Von Fischfabriken am Viktoriasee, Blumenplantagen am Kilimandscharo und Wasserprivatisierung. Fragen Sie auch in Einzelfällen weiter nach. Wenn die hohen Staatsbeamten in Afrika (vielleicht auch Europa) für ihre Mühen ausreichend entschädigt sind, wenn der Investor vernünftige Gewinne produziert hat, und der Investor hinter dem Investor (vielleicht ein Pensionsfond, vielleicht wir) sich über solide Renditen freuen kann, bleibt dann für den gewöhnlichen Afrikaner auch noch etwas übrig? – Alexander Enz


Leserbrief zu „Das Märchen von der guten Avocado“ von Elisabeth Raether

Genial! Eine Alltagsbanalität als Mittel zur Erklärung der Weltpolitik.Tiefgründige Recherche,  journalistisch perfekt inszeniert. Jeder Lehrer sollte den Artikel als Pflichtlektüre für seine Schüler benutzen- fachübergreifend.Preisverdächtig! – Dr.Carola Paul


Leserbrief zu „Das Märchen von der guten Avocado“ von Elisabeth Raether

Nun bin ich ernstlich bestürzt über die Naivität des umfangreichen Artikels „Das Märchen von der guten Avocado“:

Die nötigen Wassermengen der Avocado Produktion nicht in Relation zu setzen mit tierieschen Produktion- allem voran Fleisch- aber über Avocado essende Vegetarier und Veganer zu urteilen, finde ich indiskutabel verwerflich. Ich möchte der Autoren dringend empfehlen, etwas umfassendere Recherchen anzustellen, (zum Beispiel welch riesiger Anteil der Erdoberfläche genutzt wird, um Nahrung für die Tiere anzubauen, die danach geschlachtet oder gemolken werden).

Natürlich ist die Massenproduktion der Avocado ökologisch fragwürdig. Doch die Fakten und Zahlen in Relation zu setzen wäre äußerst wichtig für die Qualität des Artikels gewesen.

Außerdem wird Niemand freiwillig kulinarisch in die Fünfziger Jahre zurückreisen, dafür sind wir zu egoistisch. Die Autorin schien wohl vergessen zu haben, dass die allgemeinen Bestrebungen weder Idealen noch Zeitreisen gelten, sondern bloß Schadensbegrenzung! – Hannah Tauchen


Leserbrief zu „Das Märchen von der guten Avocado“ von Elisabeth Raether

Danke Frau Raether für den herausragenden Artikel und Ihren Mut, unsere aktuellen Lebenslügen beim Namen zu nennen.

Dazu gehört Ihr Hinweis auf das nicht mehr existente Wort  „Verzicht“. Sein Klang kündet von altmodischen, vergangenen, unwissenden Zeiten. Die prosperierende Ehe zwischen Umweltschutz und Gewinnmaximierung war noch nicht geschlossen, gutes Konsumieren zur Verbesserung der Umwelt noch nicht erkannt. Welch ein Glück, heute zu leben und die Zusammenhänge ein für allemal erkannt zu haben! – Konrad Sauheitl


Leserbrief zu „G8 gegen G9“ von Manuel J. Hartung und Christof Siemens

Die Diskussion ohne jegliches Ende in Sicht : „G8“ oder „G9“?

Leider war es in der Vergangenheit häufig so, dass wir Schüler kein Mitspracherecht hatten und auch aktuell nicht haben. Über unsere Köpfe wird oft einfach durch Dritte hinwegentschieden, obwohl wir es doch eigentlich sind, die Fehlentscheidungen der Politik in der Schule aushalten müssen und auch schon lange tun.

Projekte, Exkursionen, Sportveranstaltungen und vieles mehr wurde an den bayerischen Schulen gestrichen. Allzu oft ist nicht einmal mehr Zeit, um Fragen von Schülern im Unterricht zu beantworten. Auf die Frage nach dem „Warum“ lässt sich meistens nur ein einziges „Darum“ finden: Das G8 ist Schuld.

Uns Schülern ist es eigentlich egal, ob „G8“ oder „G9“- solange Bildung seinen Zweck erfüllt. Dem ist aber sichtbar nicht so: Möglichst viel Stoff pauken, auswendig lernen, Stegreifaufgabe schreiben und dann wieder auskotzen aka Bulemielernen.

Die Schüler fühlen sich eher als Zielscheibe der Politik. Je nach Laune wird entschieden: Wenn eben der Abiturdurchschnitt beim „G8“ schlechter wird, dann ändert man den Notenschlüssel so, dass die Schnitte besser werden.

Ist das noch Bildung? Wir Schüler empfinden es eher als „EinBildungssystem“. – Alexander Spöri


Leserbrief zu „Das Märchen von der guten Avocado“ von Elisabeth Raether

Die verschwendeten Bebauungsflächen und der enorme Wasserverbrauch in Folge der hohen Avokado-Nachfrage, wäre doch kein Problem,wenn endlich der Kult um diese glitschigen, fettigen und ranzig schmeckenden Kalorienbomben beendet würde.Aber eine reichliche Anzahl von Mitteleuropaern sieht das anders.Wenn man fast 30 Jahre in Südamerika gelebt hat , wo es Avokados in jeder möglichen Rezeptur den Lieben-Langen-Tag gab,dann kann man diese Frucht nur als schlimmes Früchtchen sehen, wenn nicht gar als Vomotiv. – Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „G8 gegen G9“ von Manuel J. Hartung und Christof Siemens

Eine gute ,weil kluge und durchdachte Argumentation. Aber ohne Wert für das reale Schulsystem.Jedes Bundesland kocht sein eigenes Süppchen und wacht eifersüchtig über dieses Recht.

Die Entscheidungen G8/G9 ind längst gefallen. Jede Art von Änderungen, würde für alle Beteiligten  zu noch mehr Verunsicherungen führen. Es sei denn der Bund übernimmt endlich  einheitlich das Schulsystem .Aber davor sind die deutschen „Fürstentümer“. – Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „Manche mögen’s einfach“ von Heinrich Wefing

Was kann schon schlecht sein bei Volksabstimmungen, nichts, aber Herr Wefing versucht halt mit aller Macht das Gegenteil zu behaupten.

Als Beleg zieht er Die Abstimmung in England heran. Könnte aber auch als Beispiel des Versagens der Presse genommen werden. Denn wie hat sich die Presse beteiligt, genau wie hier, nicht neutral, nicht aufklärend sondern als Partei.

Auch Herr Wefing schreibt auf Lücke, versucht Stimmung zu machen gegen Volksabstimmung, er ist Partei, macht sich mit einer Sache gemein. Er will die Macht der Mehrheit begrenzen, die bei uns keine Macht hat, es aber haben sollte, denn die Demokratie lebt von der Macht der Mehrheit. Wer wie er seine Aufgabe sieht gegen die Mehrheit anzuschreiben, der ist sicher nicht auf der Seite der freien Meinung.

Es fällt mir unangenehm auf wie die Zeit sich von ihrer wunderbaren Vergangenheit löst und sich im Schreiben immer mehr der BILD  annähert. – Herbert Schmitt-Bing


Leserbrief zu „Das Volk richtet“ von Marie Schmidt

Ihre aussage im letzten absatz ihres artikels ist wenig einleuchtend.  jede jury eines prozesses, so ist es jedenfalls in den usa, bindet den richter. über die höhe des strafmaßes entscheidet sie nicht, und es soll ja angeklagte geben die sich schuldig bekennen und zugleich auf die komplexen entscheidungen verweisen, die ihrem handeln zu grunde lagen und die dann als mildernde umstände in das strafmaß einfließen werden.  der zuschauer-richter ist eben nicht der richter sondern gehört nur oder gerade deswegen der jury an.  ihr artikel ist wieder einmal ein beispiel für journalistenmeinungsvorgaben. vor kurzem habe ich erst in der zeit gelesen dass es nicht aufgabe des journalisten sein sollte meinugsbildung zu betreiben sondern diese zu ermöglichen. dann ist es gerade zu unerhört, wie in ihrem artikel geschehen, aus dem einzelfall eines strafprozesses eine abstimmung über verfassungsrechtliche fragen zu konstruieren. –  Wolfgang Kreipe 


Leserbrief zu „Afrika kann sich nur selbst retten“ ein Gespräch mit Paul Collier geführt von Mark Schieritz

Genau!: Wir (die Steuerzahler) bauen Infrastruktur für große Unternehmen und übernehmen die Risiken für deren Investitionen. Das typische CDU – Umverteilungsprogramm vom Normalbürger zur „Elite (?)“ (siehe Bankenrettung, Eurorettung, Griechenlandrettung usw.) Ist der Mann aus der AfD- Propagandaabteilung? – Dieter Herrmann


Leserbrief zu „Manche mögen’s einfach“ von Heinrich Wefing

Da lob ich mir doch den Model-Demokraten,  wo kämen wir denn auch hin, wenn in einer Demokratie das Wahlvolk auch noch anfangen würde mitabzustimmen,  und dann vielleicht auch noch mit Ja-Nein-Enscheidungen, Parlamente treffen ja bekanntlich nie Ja-Nein-Entscheidungen,  und außerdem ist die Qualität (wer misst die eigentlich?) von plebiszitären Entscheidungen ja auch zweifelshaft, wohingegen Parlamente ja bekanntlich noch nie unsinnige Entscheidungen getroffen haben,  und Referenden führen ja in den Konflikt, wohingegen Parlamentsentscheidungen, bei denen das Wahlvolk nichts zu melden hat, die Menschen in Ihrer Ablehnung der Politiker wenigstens einigen(?),  und es gibt natürlich beim Plebiszit die Gefahr des Populismus, wo doch der Populismus zum einen unseren Parteien bisher völlig fremd ist und zum anderen einer Demokratie in imment ist, so wenig immanent wie überhöhe Geschwindigkeit einem Formel 1 Rennen,  und natürlich noch die größte Gefahr von Plebisziten überhaupt, es könnten ja Entscheidungen herauskommen, die der eigenen Meinung widersprechen und man es nicht einmal mehr den Politikern in die Schuhe schieben kann.   – Volker Thomaszik 


Leserbrief zu „Amerikas Aristokratie lässt wählen“ von Heike Buchter

Es geht darum, dass nicht die „αριστοι“, die Besten/Edelsten die Wahl bestimmen, sondern die Reichen – abgesehen davon, dass die Besten/Edelsten eine Wahl nicht manipulieren würden.

Es geht darum, dass die Reichen die Wahl bestimmen, und das sind nun einmal die Plutokraten. Wenn schon griechische Begriffe, dann bitte treffend! Gut, man kann von der Geld-Aristokratie sprechen, aber nicht, wenn man die betreffende Schicht als negativ darstellt. – Christoph Zahrnt


Leserbrief zu „Draghis Rechnung“ von Uwe Jean Heuser

Die Zeit verteidigt das Menschenrecht auf Zinsen jetzt endlich sogar auf der Titelseite. Zinsen dienen ja nicht der Allgemeinheit sondern werden letztendlich von der Allgemeinheit bezahlt, sei es über höhere Produktpreise, sei es über Steuern. Also verteilen sie um. Nein, ich halte Zinsen für schädlich.-  Ulrich Karthäuser


Leserbrief zu „Und raus bist du“ von Claas Tatje

Beim Lesen des Artikels „BMW: Und raus bist Du“ hatte ich ein sonderbares Déjà-Vu-Erlebnis. Und tatsächlich, vor wenigen Monaten berichteten Sie über den „unheimlichen Einfluss“ der IG Metall auf VW.

Zufällig stammt der Artikel vom selben Autor.

 An einem guten Zeitungsartikel – gerade in Ihrer Zeitung – schätze ich normalerweise die Ausgewogenheit der Berichterstattung, das Beschreiben von „Für“ und „Wider“, das Ausleuchten verschiedener Facetten eines Gegenstands. Ausnahmen erwarte ich ggfs. bei einem Bericht über ein südamerikanisches Drogenkartell, vielleicht auch über betrügerische Anlagemodelle. Aber bei einer Recherche über die größte deutsche Gewerkschaft?

 Claas Taatjes Artikel über die IG Metall tendenziös zu nennen, wäre noch stark untertrieben. An der Politik der IG Metall mag es, wie in einer großen Organisation nicht anders zu erwarten, viel Kritikwürdiges geben.

Aber so platt und einseitig muss es doch nun wirklich nicht sein, dass schließlich sogar der – mutmaßlich richtige – Umstand, dass die Gewerkschaft Prämien von 25 € für die Werbung neuer Mitglieder ausloben mag, zum Beleg ihrer dunklen Machenschaften angeführt wird.

Gänzlich undenkbar scheint es für den Autor zu sein, dass es auch Vorzüge einer starken gewerkschaftlichen Organisation in einem weltweit agierenden Konzern geben könnte. Der Einsatz gegen die Auswüchse der Leiharbeit? Wirkungsvolle Tarifverträge, die für ein gehobenes Lohnniveau sorgen, wie es sogar EU-Kommission und Bundesbank fordern?

Nicht der Rede wert. Auch, dass die starken Gewerkschaften dem Erfolg der deutschen Automobilindustrie in den vergangenen Jahren zum Nachteil gereicht hätte, lässt sich kaum fundiert behaupten.

In der Rubrik „Hintergrund der Recherche“ wäre daher bitte das nächste mal aufzuklären: Woher rührt die Aversion des Autors gegen die Gewerkschaft?

Im Übrigen erwarte ich mit Spannung die Fortsetzung der Serie. Wie wäre es mit: Der unerhörte Druck der IG Metall bei Daimler? –  Simon Wionski


Leserbrief zu “Sind die Amis verrückt“ von Jörg Lau

Die Amerikaner haben, folgt man Jörg Laus durchaus nachvollziehbarer Analyse über das dortige politische Sein und Nichtsein, die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Der Kampf um das US-amerikanische Präsidentenamt zeigt, wie frustrierend und alternativlos eine Demokratie sein kann.

Oder ist die amerikanische Demokratie inzwischen nur noch Schein? – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Das Märchen von der guten Avocado“ von Elisabeth Raether

 Mit der ‚Frucht der reichen Farmer‘ und den ‚ungleichen Bedingungen‘ färben Sie Ihr Dossier etwas gar rot/grün ein. Unnötig, wie ich finde. Denn wenn Sie von dem schönen Bild der Limpopo-Region alle Kulturpflanzen wegretuschieren, sehen Sie das, was auch Tommies Großvater gesehen hat, als er die ZZ2 übernahm. In diesen semi-ariden Regionen sind die Bedingungen  für alle gleich: Hirn, Wille und Fleiß entscheiden über Erfolg oder Misserfolg.

Und – wenn Sie gestatten – ein bisschen Pflanzenphysiologie: Wenn Sie ein Avocado-Reis in ein Apfelbäumchen pfropfen, gehört der Wurzelballen immer noch zum Apfel und nicht zum Avocado. Also nix Sensibelchen: Umfassende Erdarbeiten sind für alle Nutzpflanzen unerlässlich, weil auf ausgeglühten Steinen nichts wächst.

Die ‚Soldatenbäume‘ haben Ihnen Eindruck gemacht? Richtig so! Soldaten sind in aller Regel dazu da, etwas zu verteidigen (auch wenn’s beim Gröfaz anders war). Und die in Reih und Glied gepflanzten Bäume tun genau das: Sie sind entlang der  Konturlinien gepflanzt, damit sie das Regenwasser am Abfließen hindern und sich somit der Bodenerosion entgegenstellen; denn Regen fällt auch hier (Harare erhält z.B. im Schnitt mehr Niederschlag als Warschau).

Stichwort Wasser: 1000 Liter Wasser für 2 Avocado-Früchte, das gibt – journalistisch betrachtet – einiges her, der Leser  erschauert. Diese Art der Darstellung ist jedoch nicht fair. Würde nämlich die ZZ2 das Wasser nicht aus den Bergen herbeiführen,  liefe es nicht nur ungenutzt in den Limpopo, sondern würde gleichzeitig einen Großteil der Bodenkrume mitreißen und in den Indik schwemmen – und die Menschen ohne Wasser hätten immer noch keines.

Haben Sie bei Ihrer Besichtigung große Berieselungsanlagen gesehen? Natürlich nicht. Denn Bewässerung dieser Art wäre Verschwendung: Tommie bewässert unter der Oberfläche. Ein weiterer, absolut nachhaltiger Punkt: Bei einer Fläche von der Größe Hamburgs wird der Grundwasserspiegel nicht nur nicht absinken (weil kein Wasser entnommen wird), sondern er wird im Laufe der Jahre ansteigen.

Das Allerwichtigste hinsichtlich Nachhaltigkeit ist Ihnen leider entfallen (aber das ergeht anderen Umweltbewegten ebenso): Die Menge an CO2, die diese vielen Avo-Bäume im Laufe der Jahren ‚konsumieren‘, übersteigt die Menge an CO2, die Lastwagen und Schiff beim Transport der Früchte ausstoßen. Und die Buschfeuer, die Jahr für Jahr vor der Regenzeit über nicht kultiviertes Land hinwegfegen, haben Sie die vergessen? In Simbabwe z.B. gehen jährlich rund 30 Millionen biologische Trockenmasse in Rauch auf. > Auf Tommies Farm gibt es keine Buschfeuer.

Ich kenne Tommie nicht. Ich kenne die ZZ2 nicht. Er beschäftigt – wie Sie sagen 10 000 Leute, d.h. er sorgt für 70 000 Menschen. Als weißer Farmer schultert er eine ordentliche Steuerlast. Mit seinen Exporten schafft er Hartwährung. Ist das schlimm?

Zum Schluss: Wollen Sie die investigative Sau mal so richtig rauslassen, dann schauen Sie sich mal die Geschichte der Schnittrosen aus Afrika an; wenn Sie damit fertig sind kaufen Sie sich zur Linderung Ihrer Empörung gleich mal 3 Avocados.   – Alexander Ditze   


Leserbrief zu „Daraus lässt sich was machen“ von Jeannette Otto

Es ist gut, dass sich DIE ZEIT differenziert und in einer Langzeitperspektive mit schulischer Inklusion auseinandersetzt. Problematisch ist in dem Beitrag jedoch die folgende Frage: ‚Wohin führt es, wenn gesunde und behinderte Schüler gemeinsam im  Unterricht sitzen?‘ Behinderung ist keine Krankheit. Zwar gibt es Menschen, die einen behinderungsspezifischen gesundheitlichen Versorgungsbedarf haben; aber nicht alle Menschen mit Behinderung sind krank. Die Wortwahl ‚gesunde und behinderte Schüler‘ lässt sich einem rein medizinischem Verständnis von Behinderung zuordnen, das spätestens mit Inkrafttreten der Behindertenrechtskonvention als veraltet gelten sollte. – Dr. Fabian van Essen


Leserbrief zu „Und raus bist du“ von Claas Tatje

Ich finde es gut und wichtig, dass ihr die schwarzen Schafe der IG Metall an den Pranger stellt, denn leider gibt es sie nun mal auch da. Ich war einige Jahre aktives Mitglied bei der IGM und hatte da einen Jugendsekretär, der die Jugend- und Ausbildungsvertreter angemeckert hat, wenn Sie ihre Quote nicht erfüllt haben. Ich halte auch nichts davon, Leute zur Mitgliedschaft zu überreden oder sogar Methoden anzuwenden, die eher denen einer Drückekolonne ähneln. Allerdings wird die IGM in dem Artikel für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr in den Schmutz gezogen. Zwei Mitarbeiter müssen gehen, es sind die, die nicht in der Gewerkschaft sind, steht dort – wäre es anders gekommen, hätte sich die IGM sicher wieder anhören dürfen, was sie denn für ihre Mitglieder tue, wenn sie sie nicht mal vor der Kündigung bewahren kann. Und warum haben manche Leute wieder einen Rückzieher von ihrer Kündigung gemacht? Natürlich kann es Angst gewesen sein, je nachdem wie die zuständigen bei BMW vorgehen. Aber es kann auch daran liegen, dass ihnen klar gemacht wurde, dass sie dann eben viele Vorteile nicht mehr haben, die im Tarifvertrag stehen. Auf den haben nämlich eigentlich nur die Gewerkschaftsmitglieder einen Anspruch, dass davon aber in der Regel alle profitieren, wird nie aufgegriffen. Die Tarifverträge, Urlaubstage, Arbeitszeiten, Löhne etc. sind in den Betrieben, die eine hohe Mitgliedsquote haben in der Regel deutlich besser, als in den Firmen, in denen es nur wenige Mitglieder gibt, das sollte man trotz solcher Negativbeispiele nicht aus den Augen verlieren. – Kristin Mockenhaupt


Leserbrief zu „Das Volk richtet“ von Marie Schmidt

Vox populi, die Stimme des Volkes! Zu Recht wird bemängelt, dass die Politik sich zu weit von der Meinung und Stimmung der breiten Mehrheit, der Basis unserer Bevölkerung entfernt hat und daher auch populistischen Strömungen den Weg bereitet hat.  Wenn nunmehr in dem Artikel zu dem Schauspiel und Fernsehstück „Terror“ angezweifelt wird, ob es angemessen ist, das Publikum zu befragen, ob der Kampfpilot, der ein Passagierflugzeug abschießt, um ein größeres Unglück zu verhindern, schuldig oder unschuldig ist, trifft genau folgende Problematik. Volksbefragungen, insbesondere, wenn diese lediglich ein nicht repräsentatives Quorum voraussetzen, erscheinen höchst fragwürdig und werfen die Frage nach ihrer Legitimität auf und zudem, ob sie dem Grundsatz einer repräsentativen Demokratie gerecht werden. Bei der zu der in dem Schauspiel „Terror“ gestellten Frage geht die Frage : „Schuldig oder Freispruch“ jedoch ins Leere (so auch zutreffend  Frau Marie Schmidt  am Ende ihres Beitrags). Gemäß der strafrechtlichen Lehre und der verfassungsrechtlichen Rechtsprechung  sind weder Güterabwägungsaspekte noch Argumente des übergesetzlichen Notstandes tragfähige Gründe, den Täter von einer Schuld freizusprechen, „da weder eine quantitative noch eine personelle Differenzierung  des Menschenlebens nach höher- oder geringwertigen Kategorien vorgenommen werden kann“ (so bereits: Maurach, Deutsches Strafrecht, Allg. Teil , 2. Auflage 1958, § 33 II C, s. 306), so auch Art. 1 GG. Die Tatsache, dass bisher in den Theateraufführungen etwa 60% der Zuschauer auf Freispruch plädiert haben, belegt jedoch einen Konsens  einer Mehrheit der Zuschauer mit der geltenden Rechtsprechung! Es geht hierbei nicht um Schuld, sondern um die Frage etwa schuldmindernder Gründe, welche gestatten , eine an sich fällige Freiheitsstrafe abzumildern. Im Verfahren gegen den Polizeivizepräsidenten Daschner wegen der Verleitung zur Nötigung gegen den Mörder im Entführungsfall Gäfgen  wandte  das Gericht zutreffend den § 59 StGB an, der es gestattet, von einer Freiheitsstrafe abzusehen, wenn dem Angeklagten ehrenwerte Gründe für sein Handeln zugestanden werden dürfen und eine Wiederholung nicht zu gewärtigen ist.  Möge die Abstimmung der Fernsehzuschauer  nach der Übertragung des Fernsehstücks einen Konsens mit der geltenden Rechtslage bestätigen !  – Dieter Peschke  


Leserbrief zu „G8 gegen G9“ von Manuel J. Hartung und Christof Siemens

Keiner der beiden Artikel bietet irgendetwas Neues zu dem Thema, die Argumente sind verwaltungspropagandatechnisch valabel, kümmern sich aber dermassen oberflächlich um das,“was hinten ‚rauskommt“(H. Kohl), dass ich mich aufregen musste. Meine Lieblingsstelle ist diejenige, an der das 12-jährige Abitur in der DDR zum Vergleich herangezogen wird. Mit einfachen, rechnerischen Mitteln, kann jeder feststellen, dass es in der DDR wesentlich weniger Fächer gab als heute in der BRD. Leseverstehen hilft dabei, herauszufinden, dass nur eine staatlich festgelegte Quote von ca. 12% directement auf das, was heute wieder Gymnasium heißt, gehen durfte. Das ging zu großen Teilen nach Noten Also: mal bei den Kultusministerien der Länder nachfragen, ob – ohne Absenkung des Niveaus – die Umstellung erfolgreich stattgefunden hat. Und dann mal nachhaken, wie die Schlussfolgerungen zustandegekommen sind und ob sie aussagekräftig sind. – Cord Severin


Leserbrief zu „Solange wir nicht aufgeben, behält Hoffnung ihren Platz“ von Frank-Walter Steinmeier

Beim Lesen von Festreden oder Sammlung von Reden in Buchform von herausragenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens frage ich mich immer, welche Redeteile vom Redner persönlich stammen und welche Teile von zuarbeitenden Personen wie angestellten Redeschreibern oder Ghostwritern formuliert wurden. Selbstverständliche gehe ich davon aus, dass alle Reden vom Redner autorisiert werden, dass er für den Entwurf Vorgaben macht und dass er später eigene Gedanken in den Entwurf einbaut. Aber das Grundgerüst einer Rede dürfte in den meisten Fällen nicht vom Redner persönlich stammen; gleiche gilt für eingebaute Fremdzitate oder zitatfähige geistige „Eigenprodukte“.

 Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Frage, bei wem letztlich das Urheberrechte und die davon abzuleitenden Nutzungsrechte liegen. Bei meinen eigenen  „Recherchen“ in Bekannten- und Freundeskreisen musste ich die überwiegende Meinung feststellen, dass Inhalt und Formulierung solcher Reden in allen Passagen vom Redner persönlich stammen.

 Ich rege an, die angesprochenen Thematik einmal in Ihrer Wochenzeitung darzustellen und dabei auch das Urheberpersönlichkeitsrecht der „Entwurfshersteller“ anzusprechen. – Dr. Peter Bleutge


Leserbrief zu “Sind die Amis verrückt“ von Jörg Lau

Wie verkommen muss ein Land sein, dass einen „Wahlkampf“ wie den derzeitigen in  den USA toleriert? Wo sind die staatstragenden und verantwortungsbewussten Bürger, die gegen diese Schlamm- schlacht und für eine Demokratie, die diesen  Namen  verdient, in Washington demonstrieren?Wo ist die  Frau, der Mann, die endlich aufstehen und sagen: I have a dream!? Die USA, ein Leitstern, von dem ich nicht geleitet werden möchte. Vielen Dank für ihren klarstellenden Artikel. – Manfred Wagener 


Leserbrief zu „Afrika kann sich nur selbst retten“ ein Gespräch mit Paul Collier geführt von Mark Schieritz

Es wird nicht funktionieren – Kluge Lektionen und kluge Pläne finden sich in den beiden Artikeln. Aber sie werden nicht funktionieren. Sie werden so lange nicht funktionieren, wie es in den afrikanischen Staaten kein belastbares Rechtssystem gibt. Mein Sohn hatte ein dreijähriges Assignment in Kenia und ich hatte bei mehreren Besuchen Gelegenheit, das real existierende Leben dort kennen zu lernen.

„Die Polizei hier ist nicht Dein Freund und Helfer, sondern dein größter Feind“, hat mir mein Sohn bei meinem ersten Besuch gesagt. Und er hatte Recht. „Wenn Dich eine Polizeistreife aus dem Verkehr zieht, kannst Du versuchen, den Preis runter zu verhandeln, aber Du musst bezahlen. Denn vor Gericht bekommst Du niemals Recht.“ Manchmal kostet es 10$, manchmal 50$ oder mehr. Einmal hat sich der Polizist sogar mit einer Cola zufriedengegeben.

So lange die Korruption nicht eingedämmt wird und ein kalkulierbares Rechtssystem fehlt, ist jeder in Afrika investierte Dollar und jeder Euro verschwendet. Freiheit und Rechtstaat wachsen nicht auf den Bananenbäumen. Wir Europäer wissen, dass diese Rechte erkämpft werden müssen. So lange wir unser Demographie- Problem mit der afrikanischen Intelligenz lösen wollen und diese in Form von Asylanten und Wirtschaftsflüchtlingen absaugen, wird sich nichts ändern. Unter den jetzigen Umständen wird kein Mittelständler und kein Großbetrieb dort investieren und Arbeitsplätze schaffen. Geld gegen Recht, das wäre mal ein interessanter Ansatz.  – Horst Meder


Leserbrief zu „Amerikas Aristokratie lässt wählen“ von Heike Buchter

Angesichts der Vermögensverteilung in den USA, wo sich über 50 % des Vermögens in der Hand von 1 % Superreicher befindet, sind demokratische Machtverzerrungen zu erwarten. Das beschriebene Ausmaß ist jedoch atemberaubend und erschreckend zugleich. Kein Wunder, dass jegliches Vertrauen in die sogenannten Eliten zerstört wird. Noch versagt hier die europäische Vorstellungskraft. Aber wie lange noch? –  Konrad Sauheitl


Leserbrief zu „Daraus lässt sich was machen“ von Jeannette Otto

In Ihrem Artikel berichten Sie über gelungene Inklusion in einer Bremer Schule. Der Satz: „Besser als auf der Sonderschule waren ihre fünf Inklusionskinder an der GSO allemal aufgehoben.“ stimmt mich traurig. Er stellt die Sonderschule bzw. Förderschule als einen Ort dar, der Schüler nicht fördert, ihnen keine Möglichkeiten bietet und sie nur verwahrt. Die Qualität von Förderschulen ist ebenso wie die von allgemeinen Schulen abhängig von Kompetenzen und vom Engagement der dort unterrichtenden Lehrer. In der aktuellen Inklusionsdebatte wird dieser Punkt oft vernachlässigt. Das Förderzentrum, an dem ich tätig bin nimmt, jährlich immer mehr Verlierer der Inklusion auf. Eltern wünschen sich mittlerweile häufig die Förderschule für ihre Kinder, da diese in der Inklusion und den oft großen Systemen überfordert sind. Diese Eltern berichten, dass ihre Kinder morgens weinten, nicht in die Schule wollten oder über Bauchschmerzen klagten. Seit sie die Förderschule besuchten, freuten sich die Kinder wieder auf die Schule und würden gerne mitarbeiten. Immer häufiger sind Kinder aus der mittleren – oberen Mittelschicht unsere Schüler. Als es um die Schließung unserer Schule ging, haben diese Eltern für den Erhalt der Förderschule (mit dem Schwerpunkt Lernen und emotionale und soziale Entwicklung) gekämpft. Sie befürchteten, dass ihre Kinder bei einer Schließung wieder in die Inklusion müssten. Diese Eltern würden niemals sagen, ihre Kinder wären an einer allgemeinen Schule besser aufgehoben. Der Kampf von Eltern für die Erhaltung einer Förderschule – darüber wird leider kaum berichtet.

Schüler können an einer Förderschule ebenso wie in der Inklusion den Hauptschulabschluss erwerben. Viele erwerben ihn bzw. die Mittlere Reife in einer Anschlussmaßnahme oder einer weiterführenden Schule. Förderschulen werden in der Inklusionsdebatte so negativ dargestellt, wie sie in Realität oft nicht sind. Sie können, ebenso wie Inklusionsschulen, über engagierte Pädagogen verfügen, die ihre Schüler zur größtmögliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben führen. Über die Arbeit von Förderschullehrern an Förderschulen wird leider kaum berichtet. Auch Erfolgsgeschichten von ehemaligen Förderschülern blendet die aktuelle Debatte aus. Es gibt Schüler, denen die Förderschule zugute kommt und es gibt Schüler, denen die Inklusion zugute kommt. Warum plädiert niemand für ein Schulsystem, indem für jeden Schüler der optimale Platz gefunden wird? Warum erkennt man nicht den Wert beider, nebeneinander existierender Systeme?  – Bettina Jansen


Leserbrief zu „G8 gegen G9“ von Manuel J. Hartung und Christof Siemens

Zitat Hartung „Früher wurden junge Erwachsene im Schulbetrieb zwangsinfantilisiert; heute fallen Erwachsenwerden und Reifeprüfung zusammen“.

So weltfremd und naiv kann man nur schreiben, wenn man weder Lehrer anhört, noch eine Schule von innen erlebt hat. Fragen Sie mal Hochschulprofessoren, die sich über spätpubertierende Jungstudenten äußern. –  Henning Dörpholz


Leserbrief zu „Transatlantische Feindschaft“ von Petra Pinzler und Mark Schieritz

In Ihrem Artikel schreiben Sie, die amerikanische Volkswirtschaft  (womit sie vermutlich die US-Volkswirtschaft meinen) sei die größte der Welt.

Das stimmt leider nicht, da die EU-Volkswirtschaft größer ist, und ich erinnere mich, das vor einigen Monaten sogar Ihre Zeitung den Aberglauben aufdeckte als es um das mangelnde Selbstbewusstsein der Europäischen Union ging.


Leserbrief zu „Ein Picasso auf Irrfahrt“ von Thomas E. Schmidt

Kann es sein, dass der Verfasser im o.g. Artikel die Architekten Bruno Paul (1874-1968) und Bruno Taut (1180-1938) miteinander verwechselt hat?  Nicht Taut, sondern Paul hat die Villa Leffmann in der Haydnstrasse am Stadtwald in Köln entworfen und diese wurde 1921 fertiggestellt  (nicht 1913) in einem eher klassizistischem Stil – und nicht, wie der Artikel impliziert, einem eher dem „Neuen Bauen“ zugeneigten Stil.  Anbei ein Screenshot aus dem im Artikel zitierten Monatsheft „Die Kunst“ 24. Band 1921 zu besseren Erläuterung.  Bruno Paul war zu diesem Zeitpunkt (1921) schon 47 Jahre alt, Taut war damals 41 Jahre alt, nicht 33.  – Christof Lindholm  


Leserbrief zu „Manche mögen’s einfach“ von Heinrich Wefing

Die Lehren von Weimar – Heinrich Wefing spricht mir mit seiner Darstellung aus der Seele.

Ergänzend möchte ich hinzufügen: Die Väter des Grundgesetzes haben mit der ihrer Festlegung auf eine repräsentative Demokratie die Lehren aus der Weimarer Republik gezogen. Das scheint mittlerweile bei den Befürwortern der sogenannten direkten Demokratie nicht bekannt oder in Vergessenheit geraten zu sein. Zudem bieten die Abstimmungen bei immer weiter reduzierten Quoren lautstarken Minderheiten die Möglichkeiten zur Durchsetzung ganz eigener privater Interessen, was sich bei den Abstimmungen in manchen Städten deutlich zeigt. Wenn dann bei einem Quorum von 30 % nur 32 % zur Wahl gehen, davon 51% für oder gegen das jeweilige Vorhaben stimmen, dann setzen etwa 17 % der Wahlberechtigten ihre Meinung durch. Und das soll „Mehr Demokratie“ sein???

Von Abstimmungsergebnissen nach jeweiliger (gemachter) Stimmungslage in der Bevölkerung  (siehe Brexit) ganz zu schweigen. – Raimund Helbrich


Leserbrief zu „G8 gegen G9“ von Manuel J. Hartung und Christof Siemens

Die Stellungnahme von Christof Siemes ist derart absurd, dass man schon deshalb nur G8 als den besseren Abschluss wählen kann. Sein Hinweis, dass Adolf Hitler die Schulzeit verkürzt habe, um Offiziersanwärte zu gewinnen, liegt jenseits allen guten Geschmacks, aber anscheinend hat er keine besseren Argumente. Und dass 80 % der Eltern für G9 sind, ist völlig uninteressant, wichtig ist allein die Meinung der betroffenen Schüler. Das Argument im sehr gut begründeten Aufsatz von Manuael J.

Hartung, dass es in den neuen Bundesländern seit je (und erfolgreich) nur G8 gibt beachtet Herr Siemes überhaupt nicht. Entweder hat er sich mit Ostdeutschland noch nicht beschäftigt oder er hält es für kommunistische Misswirtschaft. Ich schätze die Diskussionen in der ZEIT bisher sehr, aber diesmal ist es völlig daneben gegangen. –  Ernst-G. Tietze


Leserbrief zu „Daraus lässt sich was machen“ von Jeannette Otto

Das   Spektrum   an   Begabungen,   Interessen   und   Verhaltensweisen   ist auch   ohne   Inklusionskinder  sehr   breit   und   verlangt   den   Lehrpersonen  bereits   ein   hohes   Maß   an   individueller   Förderung  ab. Durch   Flüchtlingskinder  wird   dies   noch  enorm  verstärkt. Man   sollte   also   tunlichst darauf   achten,   Lehrer   nicht   noch   mehr   zu   belasten.  Hinzu   kommt,   dass Kinder  mit   besonderen Handicaps  an   den   verschiedenen   Spezialschulen   optimal   gefördert   werden. Man sollte  auch bedenken,   dass   ein  Schüler   mit   erheblichen   Lernschwierigkeiten    in   einer   Förderschule   seine   Stärken   im   Vergleich   zu   den   Anderen   viel   besser   erfahren   kann   als   in   einer   Regelschulklasse, in  der  er  tagtäglich  mit  den viel   besseren   Leistungen   seiner   Mitschüler   kon-frontiert   wird.  Daher   sollten   Inklusionsklassen   die   Ausnahme   bleiben. Die   Berichte   des   Artikels   sind   doch   wohl   ein   deutlicher   Beweis   dafür. Vielleicht   müsste   man einmal  über   Maßnahmen   des   Kontakts  zwischen   Regel-  und   Förderschülern   nachdenken.   Sicherlich   gibt   es   da   einige   Möglichkeiten,   wie   etwa   Helfersysteme,  gemeinsame   Aktionen  oder   Feste   und   Feiern. – Gabriele   Gottbrath,   Rektorin  i.R.


Leserbrief zu „G8 gegen G9“ von Manuel J. Hartung und Christof Siemens

Damit   Schüler   lebenstüchtig   werden,   müssen   sie   auch   lernen,   angemessen   mit   Stress   umzugehen.  Doch   sollte   man   ihnen   tunlichst   unnötige   Belastungen   ersparen,   die   z.B.   die   Schulzeitverkürzung   durch G8 mit   sich   bringt. Angesichts   eines stets  anwachsenden   Wissens, einer  relativ   großen   Altersspanne  innerhalb   einer   Schulklasse,   zunehmender   Klagen  über  fehlende   Reife  und  grundlegende   Kenntnisse,   Fähig-  und   Fertigkeiten  in   etlichen   Fächern,   einer   steigenden   hohen   Zahl   von   Studienabbrechern,  des   Wegfalls   der   Wehrpflicht   und   nicht   zuletzt   der   Wünsche  vieler   betroffener   Schüler  und   Eltern   sollte   man   das   bewährte   G9   auf   jeden   Fall   beibehalten.   Bei   Bedarf   können   ja   besonders   leistungsstarke  Schüler   eine   Klasse   überspringen. Es   ist   an   der   Zeit,   dass   wieder    R u h e   in   die   Schulen   einkehrt   und   die   Betroffenen  nicht   ständig   durch   neue   Reformen  von   ihren   eigentlichen   Aufgaben   abgelenkt   werden,   das   Unterrichten,   Bilden   und   Erziehen. Und   die   Schüler?   Sie   brauchen   ebenso   Zeit   und   Muße   für   das  Lernen, die   Berufsorientierung, aber   auch  für   ihre   Hobbys, die   Entspannung,  den   Kontakt   zur   Familie   und   zu   Freunden. – Gabriele   Gottbrath,   Rektorin   i.R.


Leserbrief zu „G8 gegen G9“ von Manuel J. Hartung und Christof Siemens

Gerade hier in NRW kann ich das ewige G9-Lamento schwer nachvollziehen. Alle Eltern haben die Wahlfreiheit, ihr Kind auf einer Gesamtschule anzumelden, an der das Abitur erst nach neun Schuljahren abgelegt wird. Man kann die ideologische Voreingenommenheit hinter dieser Debatte gar nicht deutlicher zum Ausdruck bringen als Christof Siemes mit seinem unsäglichen Hitler-Vergleich. – Florian Kraemer


Leserbrief zu „Manche mögen’s einfach“ von Heinrich Wefing

Die Anwort auf „Volksabstimmungen ja oder nein“ ist denkbar einfach. Wer sich aktiv für die Demokratie auf der Basis unserer Verfassung einsetzen will, muss das als Mitglied in einer Partei bei deren vielfältige Veranstaltungen tun. Dort ist der richtige Ort, für politischen Änderungsbedarf Mitstreiter zu gewinnen und Politik bis zur Gesetzgebung hin zu beeinflussen. Solange in der aktiven Politik weniger als 2 % der Wahlberechtigten in Deutschland in Parteien mitwirken, sind Volksabsimmung kontraproduktiv für den Fortbestand unsere repräsentativen Demokratie. Politische Auseinandersetzungen gehören in die Parlamente. Volksentscheide sind Scheinaktivitäten von Eifrigen, die zu faul für die Kärnerarbeit in den politischen Parteien sind. – Manfred Eckelt


Leserbrief zu „G8 gegen G9“ von Manuel J. Hartung und Christof Siemens

Ein guter Rat, Herr Siemes, lassen Sie Hitler aus dem Spiel, solche Vergleiche gehen oft in die Hose!
Frau Prof. Wanka würde sicherlich auch eine Baumschule leiten können, obwohl sie in der DDR „nur“ vier Jahre zur EOS ging, ist sie  Wissenschaftlerin geworden und ist wohl heute eine der kompetentesten Minister in der BRD.

Ihre Argumentation erinnert mich so ein wenig an  AfD-Polemik. Ich persönlich habe 33 Jahre an einer EOS und später am Gymnasium unterrichtet. Bei uns war die Durchfallerquote stets sehr gering. Übrigens komme ich nicht auf die absurde Idee, die Schüler in Thüringen, Sachsen und Bayern als intelligenter als anderswo zu bezeichnen. Fleiß und Leistungswille gehören natürlich dazu, die Ziele zu erreichen, wie ich  nach 45 Jahren pädagogischer Arbeit nur bestätigen kann. Im Übrigen  gilt vielleicht doch der Spruch von Regine Hildebrandt: „Das 13. Jahr brauchen einige für den Schauspielunterricht. – Dietmar Seela, Ehemals Lehrer am Humboldt-Gymnasium in Nordhausen


Leserbrief zu „Wir wollen Ceta“ ein Gespräch mit Reiner Hoffmann geführt von Petra Pinzler

Um welches Ceta geht es in diesem Interview? Um den vorliegenden Vertrag, der mittels „rechtsverbindlicher Protokollerklärungen“ angeblich nachgebessert wurde oder noch wird? Oder um einen in zentralen Punkten neu auszuhandelnden Vertrag, der die Defizite und unerwünschten Regelungen vermeidet, die der DGB Chef Reiner Hoffmann zu Recht moniert?

Nun sind Protokollerklärungen zu völkerrechtlichen Verträgen nichts Ungewöhnliches, aber erklären kann man dort nur etwas, das bereits im Abkommen steht. Jeder Student des Außenwirtschaftsrechts, jeder Handelsexperte, jeder Staats-oder Völkerrechtler weiß, dass man mit solchen „interpretierenden Erklärungen“ einzelne Regelungen nicht in ihr Gegenteil verkehren kann. Wer also erwartet oder behauptet, dass Ceta mit einem rechtsverbindlichen Zusatzprotokoll nachzubessern wäre, ist entweder ein Traumtänzer oder er täuscht bewusst die Öffentlichkeit.

Wenn wir die Forderungen des Kollegen Hoffmann ernst nehmen, dann bedeutet das für Ceta:

Die Negativliste, die keinen umfassenden Schutz der öffentlichen Daseinsvorsorge gewährt, muss aus dem Abkommen herausgenommen werden. Nur eine Positivliste, wie auch vom Deutschen Städtetag gefordert, schafft Rechtssicherheit. Das europäische Vorsorgeprinzip muss explizit in Ceta verankert werden, so wie es zahlreiche Verbraucherschutz- und Umweltverbände seit langem fordern. Wie die „Global Player“ bei einer Verletzung von Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards wirksam zur Rechenschaft gezogen werden können, ist noch gar nicht hinreichend geklärt bzw. ausgearbeitet. Und last but not least müssen die umstrittenen Klagerechte für ausländische Investoren entweder ganz abgeschafft oder zumindest auf die Gleichbehandlung mit inländischen Unternehmen zurückgestutzt werden. Solange unbestimmte Rechtsbegriffe wie die der “fairen und gerechten Behandlung” und der „indirekten Enteignung“ nicht aus dem Vertrag verschwinden, bleiben sie Einfallstore für kreative Konzernklagen. Und über die Besetzung der Tribunale auch mit „qualifizierten Juristen“ statt nur mit öffentlich bestallten Richtern freut sich die internationale Anwaltsindustrie. Das bei Ceta vorgesehene International Court System ICS ist ein Etikettenschwindel: weder international noch ein „Öffentliches Gericht“. Es ist nicht mehr und nicht weniger als eine bilaterale Einrichtung. Dass es das Potential habe, „private Schiedsgerichte zu killen“, wie Kollege Hoffmann behauptet, oder gar die Keimzelle eines Internationalen Handelsgerichtshofs darstellt, ist pure Schönfärberei oder – im günstigsten Fall – ein ungedeckter Scheck auf die Zukunft.

Alles in allem: Nachbesserung sieht anders aus. Die 5-seitigen Protollerklärungen zu Ceta lösen die Probleme nicht, und weitere Nachbesserungen werden das ebenso wenig leisten. Der Vertrag muss entweder aufgeschnürt und neu ausgehandelt werden oder er darf nicht ratifiziert werden. Wir Gewerkschaftsmitglieder wollen ein anderes Ceta, eines, das einen gerechten und fairen Welthandel vorantreibt und dem Wohl aller Menschen auf diesem Globus dient. – Gisela von Mutius


Leserbrief zu „G8 gegen G9“ von Manuel J. Hartung und Christof Siemens

Das Plädoyer von Manuel J. Hartung für die Beibehaltung des sog. Turbo-Abiturs lässt bei genauerer Analyse jegliches ernstzunehmende Argument vermissen.  Neben allgemeinen Unterstellungen (populistisches Wahlkampthema), einer Verharmlosung der Zusatzbelastung für G8-Abiturienten , der ironisch gefärbten Unterstellung nostalgischer Sehnsüchte und einer fast bösartigen Behauptung, das Abitur wieder zum „Privileg einer Elite“ zu machen, ist in seiner Stellungnahme für G8 als Errungenschaft einer verkürzten Schulzeit lediglich ein nebulöses „Wachstum an Persönlichkeit “ zu finden. Eine Entwicklung der Persönlichkeit konnte ich aus langer Erfahrung bei vielen jungen Menschen beobachten, die trotz oder besser gesagt: wegen einer 9jährigen Gymnasialzeit in und außerhalb der Schule Zeit und Muße für soziales Engagement und Entwicklung ihrer persönlichen Neigungen und Begabungen gefunden haben.

Herrn Hartung ist zudem offenbar entgangen, dass zahlreiche Schüler mit großem Gewinn schon während ihrer Schulzeit die Gelegenheit eines in der Regel einjährigen Auslandsaufenthalts an einer anderen Schule nutzen. Außerdem ist ihm scheinbar auch nicht die Möglichkeit für besonders begabte junge Menschen bekannt,  der von ihm so bezeichneten „Zwangsinfantilisierung“ durch Überspringen einer Klassenstufe zu entgehen. – Gerd Schumann, OStD i.R.


Leserbrief zu „Anna assoluta“ von Christine-Lemke Matwey

Ihre Autorin ist eine Netrebko im Journalismus. Aussergewöhnlich  Facettenreich.  Das ihr das Deutsche nicht so liegt sind für mich nur Schutzbehauptungen. Es wird eher so sein, daß Deutschland aus politischen Gründen für sie eine No-go-Area ist. Was ich allerdings gut verstehen kann. Wenn es mir und meiner Familie oder Verwandtschaft gelingt, Karten in Wien, Salzburg, Mailand oder Paris zu ergattern, sind wir dabei. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Der Fall Heidegger“ von Alexander Cammann und Adam Soboczynski

So wenig wie die Anwürfe Ihres Redakteurs gegen Stauffenberg kann Ihre Interpretation der Heidegger-Briefe überzeugen. Der Philosoph trat offenkundig in die Partei ein, um Rektor zu werden, äußerte sich am 30. April 1933 gegen den Nationalismus  und meldete am 29.1.1943 sein Publikationsverbot durch das Propagandaministerium. Durchgehend wehrt er sich wie viele Deutsche  – nicht eben zu Unrecht – gegen Amerikanismus und Bolschewismus. Wann beginnt in Deutschland eine Debatte darüber, dass die UdSSR Suizid beging, die USA als Weltmacht absteigen, Frankreich und England (Klein-Britannien) schon seit dem Verlust ihrer Kolonien ausgeschieden sind, von ihrem Verrat an Polen zu schweigen – und der ruinierte Erbfeind Deutschland, dessen Bewohner laut jährlicher Uno-Umfrage bei 80 Prozent der Weltbevölkerung am beliebtesten sind, zu globalen Aktivitäten gedrängt wird? Dieses deutsche Volk – solange dieser Begriff noch politisch korrekt ist – wünscht sich das nicht, sondern träumt von der Rolle der Schweiz oder Schwedens, auch wenn Kanzlerin und Bundespräsident das anders sehen. Es ist höchste Zeit, die künftige Funktion Mitteleuropas  zu überlegen – wie es Heidegger vor fast einem Jahrhundert versuchte. – Fritjof Meyer


Leserbrief zu „Im Betonhimmel“ von Christiane Grefe

Die Autorin schreibt, Neu Delhi habe 16 Milliarden Einwohner! Das ist wohl wie mit dem deutschen Bundeshalt: Milliarden, Milliarden. Ganz Indien hat immerhin 1,3 Milliarden Einwohner. Das ist doch auch schon ganz schön viel. Oder? Bei Neu Delhi müssen wir zwischen Stadt und Staat unterscheiden. Das ist der Autorin wohl auch entgangen. Was soll ich nun von solch einem Artikel halten, der solch dümmliche Fehler enthält? Am besten gar nicht erst lesen. Wer weiß, was für Unsinn sonst noch kommt. Bis dahin hatte ich allerdings bereits gelesen. Leider.- Friedrich Schmeer


Leserbrief zur Rubrik „Ansage“ „Bitte enterbt mich“

Die anonyme Verfasserin und glückliche Erbin findet erben ungerecht, denn sie hätte dafür nichts geleistet. Stimmt – aber  ihre Eltern und wahrscheinlich Großeltern haben dafür etwas geleistet und ihr Einkommen eben nicht komplett ausgegeben, sondern Teile davon angelegt. Nicht die acht Prozent Zinsen haben daraus ein kleines Vermögen gemacht (die wurden seinerzeit nämlich durch 8 Prozent Inflation aufgezehrt), sondern im Wesentlichen die Geldbeträge, die die Eltern sparten.

Ich finde es da überhaupt nicht ungerecht, wenn die Eltern mit dem Vermögen dann machen, was sie für sinnvoll halten. Es später ausgeben oder an die nächsten Verwandten oder wahlweise irgendjemanden anderes (Freunde, Organisationen, Stiftungen, Parteien oder sonst wen) verschenken oder vererben.  Man kann durchaus der Meinung sein, dass der Staat überhaupt keinen Anspruch hat, das private Vermögen eines Bürgers zu besteuern. Schließlich ist es jedermann überlassen, was er mit seinem (hoffentlich versteuerten) Einkommen macht.

Der Eine gibt es aus, der andere spart und legt es an. Es gibt viele Staaten auf der Welt, sogar unser Nachbar Österreich, die gar keine Erbschaftssteuer kennen. Allerdings ist es legitim und in den meisten Staaten üblich, sämtliche Einkünfte aus diesem Vermögen zu besteuern.

Über den gerechten Steuersatz kann man dann sehr wohl streiten.  Aber jemandes Vermögen schon zu besteuern, auch wenn er damit gar keine Einkünfte generiert oder generieren kann (!) oder gar jemanden enterben, wie es die Artikelschreiberin vorschlägt, fände ich ungerecht. Unser aller Wohlstand lebt im Wesentlichen davon, dass fleißige und intelligente Menschen Vermögen erwerben und vermehren und damit der Gesellschaft wieder Gutes tun, sei es über Steuern, Arbeitsplätze, Stiftungen oder eben Erbschaften. Das sollte man nicht durch eine willkürliche Vermögens- oder überzogene Erbschaftssteuer gefährden.  Goethes weises Zitat regt zum Nachdenken an: Was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um  es zu besitzen (Faust, Teil I). – Peter Breuninger


Leserbrief zu „Verloren in der Profiwelt“ von Moritz Herrmann

Ich war sehr erstaunt, nach dem Tod von Steve Gohouri im Dezember 2015 erneut einen Artikel in dieser Aufmachung in einer Wochenzeitung zu finden.

Ich war gespannt, welch neue Erkenntnisse und Schlüsse aus dieser Tragödie wohl gezogen würden. Die Einzelheiten, die ich in Ihrem Artikel fand, will ich nicht weiter kommentieren. Aber eine ganz entscheidene falsche Recherche stach mir regelrecht ins Auge und veranlaßt mich, Ihnen zu schreiben.

„Seine Freundin hat ihm eröffnet, dass sie für ihr Studium nach München ziehen will,ausgerechnet jetzt…….Die Beziehung ist am Ende.“ Dies hatte ich nach seinem Tod auch in der Bildzeitung gelesen. Schade, daß sie dies scheinbar, ohne zu hinterfragen übernommen haben, und so in Ihrem Artikel bei den Lesern den Eindruck erwecken, daß dies ein entscheidener Faktor für das Versterben von Steve Gohouri war. Wissen Sie eigentlich nicht, wie es wirklich war? Nein, wissen Sie nicht. Ich werde Ihnen auch keine Einzelheiten erzählen, denn das geht die Öffentlichkeit nichts an. Eins kann ich Ihnen nur sagen, dass garnichts von dem der Wahrheit , zumindest was seine Freundin betrifft, entspricht. Was für ein Schlag ins Gesicht für das arme Mädel nach 10 Monaten der Trauer. Aufreißerich gemacht, nichts Neues, im Gegenteil Altes, Abgeschriebenes, Bildzeitungsniveau, schade!

Wo ist Ihre Verantwortung für die Hinterbliebenen? – D.Philipp-Pohl


Leserbrief zu „Der Fall Heidegger“ von Alexander Cammann und Adam Soboczynski

Es ist unbegreiflich, wie einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts auf die Propaganda der Nationalsozialisten hereinfallen konnte. Erklären lässt sich das eigentlich nur durch eine tiefgreifende Persönlichkeitsspaltung. Die Briefe, die er nach der totalen Niederlage Deutschlands schrieb, können ein Indiz dafür sein, dass er nicht mehr fähig war, die Realität wahrzunehmen und objektiv zu analysieren. – Armin Steinmüller


Leserbrief zu „G8 gegen G9“ von Manuel J. Hartung und Christof Siemens

Ein Streit um Kaisersbart. Ob G 8 oder G 9 ist doch völlig egal. Meinetwegen auch beide Möglichkeiten. Wenn man ganz boshaft ist, dann wäre bei dem Lerntempo wahrscheinlich G 10 oder G 11 richtiger.  Ich spreche nur von NRW. In einigen anderen Bundesländer mag es anders sein. Genauer gesagt, kann ich eigentlich nur von Düsseldorf oder Köln sprechen. Und auch das ist nicht ganz korrekt.  Durch die autarke Stellung der Lehranstalten gehört auch viel Glück dazu. Ich hatte 3 Kinder zu betreuen und war selbst im Elternbeirat einer Realschule. Wenn beide Eltern arbeiten, dann sieht das bei den Kindern zappenduster aus. Obwohl vieles gar nicht mehr gelehrt wurde, konnten viele Kinder eigentlich gar nicht versetzt werden und trotzdem wurde es gemacht. Rechtschreibung, Allgemeinbildung, Musik, Sport, naturwissenschaftliche Fächer wurden teilweise überhaupt nicht mehr gelehrt.  Die Nachhilfeeinrichtungen sprießen wie Pilze aus der Erde und die Schulen machen sich einen schlanken Schuh.  Das wird alles nicht diskutiert. In Ihrer Zeitung habe ich darüber auch noch nichts gelesen. Vielleicht habe ich etwas verpasst.  Angesagt war die Selbstfindung der Schüler. Durch den Epochenbruch in den 70er Jahren hat sich eine Generation in den Lehranstalten etabliert, die nur Hirngespinste verbreitet haben.  Meine Erfahrungen sind zwischenzeitlich 20 und 30 Jahre her. Ich weiss nicht, ob sich heute etwas verändert hat. Ich habe Zeiten erlebt, da wurden für die Schüler in den oberen Klassen Raucherzimmer eingerichtet…….. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Wal-Versprechen“ von Fritz Habekuss

Ein sehr interessanter Vergleich der Initiativen zu Arten- und Klimaschutz. Nur leider wird im letzten Teil des Artikels wieder das Klische des „romantisierenden“ Artenschützers bedient. In vielen Diskussionen und leider auch in diesem Artikel wird verkannt oder zumindest nicht deutlich genug darauf hingewiesen, dass das hochkomplexe Lebewesen Mensch selbst zu den größten Nutznießern eines nachhaltigen  Natur- und Artenschutzes gehört, sei es direkt als Konsument natürlicher Ressourcen oder über die Erforschung und Nachbildung von Naturstoffen. – Dieter Höner


Leserbrief zu „Das Märchen von der guten Avocado“ von Elisabeth Raether

Würde ich jedes mal meine Freude und Begeisterung über Ihre Artikel ( Unsere Arroganz, Avocadophantasie* und weiteres ), über ihre Texten zu den Rezepten und den Rezepten höchst selbst zum Ausdruck bringen, nun der Eindruck des massiven Stalkings würde sich alsbald einstellen.

Die Zwiebel -seit Peter Steins /Peer Gynt , und den 7 Charakteren, die  nach jeder Zwiebelhäutung in Erscheinung treten, siedelte ich die Zwiebel im kulturellen Umfeld an,  und verwendete sie fast nie. Das änderte sich nach dem Bruder/Hochzeit/ Nudeln/kleine Tomaten und Croutons Rezept mit Nudelwasser. Die Croutons erinnerten mich an Zwiebelsuppe und so variiere ich dieses Rezept, lasse  die Croutons weg und beginne mit einer großen Gemüsezwiebel, die ich mit schärfstem Messer hauchdünn schneide und schön langsam schmelze, bevor die kleinen Tomaten farblich fröhlich hinzu kommen.  Ich glaube, ich teilte Ihnen schon mal mit das ich kochen durch Mafiafilme lernte. Slow Food Tomatensoße, zwischen 2 Auftragsmorden schnell zurück in die Küche,  die Sosse umrühren und weiter köcheln lassen, dann Schalldämpfer drauf und wieder raus, wenn das Blut beseitigt ist, auf dem Heimweg das Adrenalin versüßen,

Stop in der pasticceria, köstliche cannoli kaufen, nun aber avant,avanti, die Soße dürfte gut sein.. Beim nächsten mal Zwiebeln schneiden an die Wurstfinger des Good Fellas Mafiabosses im Gefängnis denken, wie er akribisch mit der Rasierklinge das saftig frische Knoblauch in hauchdünne Scheiben schneidet, so eine meditative Knast Situation in die eigene Küche holen, dazu auch gerne mal Malavita und omerta Schmalzsongs lautstark aufdrehen. Eine begabte Schreiberin, die wie ich vermute auch noch ziemlich gut aussieht, sollte sich unbedingt ab und an verzagter Selbstreflexion hingeben, ohne die wäre sie sicher nicht  in der Lage die humorvollen, brillant eigenwilligen, entspannt klugen Texte zu schreiben.
*Fühle mich allabendlich aufgenommen in den orientalisch illustren Kreis mächtiger, reicher Scheichs, denn wie diese genieße ich  die Königin der Früchte ( nein nicht die Mohnkapsel) , die saftige, ungeschwefelte, vorzugsweise iranische Dattel. 3 an der Zahl.  Die Dattel ist verhältnismäßig teuer und noch ahnt niemand in meinem Bekanntenkreis  meine  Oh Allah sei Dank, Verdauung exzellent, Verehrung.  Auch die türkischen Nachbarn kaufen eher die geschwefelte, tunesische günstige Variante. In meiner naiven Vorstellung wächst meine Dattel noch immer nur in kleinen Oasen, und flüstert beschwörend im Wüstenwind in Richtung Abendland : ach wie gut das keiner weiß das ich König der Früchte heiß. – Ellen El Malki

P.S letztlich wurde berichtet das Gwyneth Paltrow immer eine Avocado in der Handtasche trägt, nun darf die gute Hass Avocado gerne ein paar Cent teurer werden und auch bei der passenden Handtasche lässt man sich nicht lumpen..


Leserbrief zu „Von wegen soziale Marktwirtschaft“ von Marcel Fratzscher

Es handelt sich um den Artikel „Von wegen soziale Marktwirtschaft“ von Herrn Marcel Fratzscher. Ich kann diesem Artikel nur aus vollem Herzen zustimmen. Noch immer wird die Arbeit mehr besteuert als das Kapital und das neue Erbrecht begünstigt weiter die ohnehin schon Vermögenden. Es ist ein Trauerspiel. Leider gibt es keine Partei, die dies mit Vehemenz vertreten würde. Ich habe früher SPD gewählt, dann die Grünen. Die SPD wähle ich nicht mehr seit Hartz IV und anderen Vorkommnissen. Und die Grünen kann ich auch nicht mehr wählen – sie haben ihre eigenen Grundsätze mit Füssen getreten und sind heute voll integriert beim Verdienen. Die CDU und die FDP kamen nie in Frage und kommen nie in Frage. Heute bleibt mir nur die Linke – ansonsten würde ich gar nicht mehr wählen können. Ihren Artikel habe ich mit Freude gelesen – ich bin voll Ihrer Meinung. Danke …! Kurz zu meiner Person: Ich bin Witwe, 66 Jahre alt, keine Kinder, seit 01.03.2015 in Rente nach 49 Jahren Arbeit.- Undine Mix-Falter


Leserbrief zur Rubrik „Ansage“ „Bitte enterbt mich“

Die anonyme Erbin fragt sich in ihrem Artikel, warum der Staat auf ihr Einkommen Steuern erhebt, nicht aber auf ihr Vermögen. Die Antwort ist ganz einfach: weil das Vermögen bereits besteuert wurde – nämlich zum Zeitpunkt seines Entstehens. Das Vermögen, das sie von ihren Eltern geschenkt bekommen hat, ist das Resultat aus deren Arbeitseinkommen, nachdem dieses besteuert wurde, sowie aus eventuellen Kapitalerträgen, ebenfalls nachdem diese besteuert wurden. Die anonyme Erbin kann ihren moralischen Zeigefinger deshalb getrost wieder senken. – Sabine Senftleben 


Leserbrief zu „Von wegen soziale Marktwirtschaft“ von Marcel Fratzscher

Marcel Fratzscher belegt die „fehlende Chancengleichheit in Deutschland“ mit folgendem „überwältigenden“ Beispiel: „Nur jeder vierte junge Deutsche schafft es heute, einen besseren Bildungsabschluss zu erlangen als seine Eltern – dies ist die zweitschlechteste Quote aller Industrieländer.“

Angenommen alle Eltern und alle Kinder hätten einen Hochschulabschluss, dann würde es kein Kind geben, das einen besseren Bildungsabschluss als seine Eltern hätte, und dies wäre dann mit Abstand die schlechteste Quote.

Da ein Präsident des DIW sehr wohl weiß, dass schlechter nicht die Negation von besser ist, muss man schon sehr wohlwollend sein, um seine Aussage nicht als Demagogie anzusehen. – Thomas Astfalk


Leserbrief zu „G8 gegen G9“ von Manuel J. Hartung und Christof Siemens

Sie sind der Meinung, dass 165 Minuten zusätzliche Schulzeit pro Woche für Schüler problemlos zu verkraften sind. Davon abgesehen, dass Sie ein Bild von Unterricht zu haben scheinen, in dem Nach- und Vorbereitung auf Schülerseite nicht vorkommt, wüsste ich gerne, wie Sie sich mal eben diese knappe 3 Stunden ihres Wochenverlaufes (bitte zusammenhängend) aus  den Rippen schneiden wollen, bzw. was Sie erwarten, wie viele Menschen  das ohne weiteres könnten. Gleichzeitig sollen die Schüler aber noch ent- spannt bolzen gehen können, was sich mit dem von mir verstandenen Kon- zept der Ganztagsschule für G9 leider nicht unter einen Hut bringen lässt. Ich selbst bin sowohl in Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt zur Schule gegangen und habe die Erfahrung gemacht, dass aufgrund von mehr Unter- richt am Nachmittag die Möglichkeiten für Hobbies (z.B. Sport oder Musik) zwar vorhanden, aber eingeschränkt war.

Ich habe dann in den Neuen Bundesländern studiert und einige Kommilitonen, die nach dem Durchlaufen von G8 mit 17 Jahren angefangen haben zu studieren.  Aufgrund ausstehenden Erreichens der Volljährigkeit haben diese häufig einen Studienort gewählt, der nahe bei oder identisch mit ihrem Heimatort war. Das spricht für mich nicht unbedingt für Entfaltung seiner Persönlichkeit und dem  Sammeln neuer Erfahrungen. Wir trauen diesen Menschen noch nicht zu Wählen  zu gehen, aber sie sollen schon über ihre Zukunft entscheiden können. Dazu wüsste ich gerne, inwiefern die Häufigkeit des Studienabbruchs und -fachwechsels mit dem Alter bei Studienbeginn korreliert. – Konstantin Hübner


Leserbrief zu „Draghis Rechnung“ von Uwe Jean Heuser

Bereits der erste Satz deutet Schlimmes an: „Die Inflation kehrt zurück.“ Schon das: leider ungenau. Wir hatten in der Vergangenheit in Deutschland Inflationsraten von 5,2% (1992) bis nur 0,3% (2009 und letztes Jahr). Dazwischen: viele Jahre mit der 2 vor dem Komma oder am oberen Bereich der 1, von den 70er natürlich ganz zu schweigen. Also: Wohin kehrt sie zurück?

Und vor allem: ist es so in Stein gemeißelt, wie der Artikel auf Seite 1 suggeriert? Schmilzt die Kaufkraft „ab wie ein Alpengletscher durch die Erderwärmung“? Letzteres ist sicherer, als ersteres – doch nicht im Artikel von Herrn Heuser. „Inflation ohne Zins: das wird nun zur deutschen Krisenerfahrung.“ „Wird“, nicht „könnte werden“. „Bittere Praxis“, „Geldschmelze“ etc. – und das „genau im Wahljahr 2017“. Ihr Artikel schürt die „perverse Angst“ der Deutschen, von der Mario Draghi einst bezogen auf die Inflationsangst der Deutschen sprach.

Vielleicht wäre es hilfreich, auf die Konstruktion der Inflationsrate einzugehen. Zwischen der Geldbeutel-Inflation, die man im Geldbeutel spürt, weil man die Preise regelmäßig vergleicht (z.B. Lebensmittelkosten) und der, die eher abstrakt bleibt, aber auch maßgeblich in den Warenkorb eingeht (z.B. über den Unterwarenkorb „Möbel, Leuchten, Geräte u.a. Haushaltszubehör“) – wie oft haben Sie sich eine Couch gekauft und wissen Sie noch, was die letzte vor zig Jahren kostete? Das könnte die Inflationsdiskussion erhellen. Und dann wäre da noch die wichtigste Frage: sind wir nicht in der Phase eine strukturellen Deflation, mit einem vielleicht nur temporären Ausreißer im nächsten Jahr?

Abschließend: Aktien sind durchaus nicht nur für wohlhabende Menschen als Anlageform möglich. Sondern sie sollten gerade für den klugen, wirklich langfristig orientierten Durchschnittssparer eines von vielen Standbeiden seiner Altersvorsorge sein. Ein breit diversifiziertes Portfolio ist durch nichts zu schlagen. Und wenn man so will, ist es dann auch gar nicht mehr so wichtig, ob wir in einem – aktuell – deflationären oder inflationären Umfeld leben. Wenn der „Durchschnittssparer“ der ist, hinter dem „Durchschnittsverdienst“ der Deutschen steht, also ca. 35.000€ im letzten Jahr, so sollte es möglich sein, auch in Aktien zu investieren. Voraussetzung: mentale und gedankliche Bereitschaft, wie in ziemlich allen anderen Industrienationen. Weil es Sinn macht. – Michael Feiten