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Kurzfilm mit Hüftschwung: „Momentum“

Momentum ist ein experimenteller Tanzfilm, und ein außerordentlich erfolgreicher obendrein. Gleich mehrere Festivalpreise hat der Film des Berliner Filmemachers Boris Seewald in diesem und im vergangenem Jahr abgeräumt, darunter auch den renommierten und mit 7.500 Euro dotierten Dioraphte Cinedans Award. Im Kern ist Momentum eine Hommage an die Kraft des Tanzens, die sich durch cleveres Editing, eine frische Herangehensweise, und einen wirklich sehr guten Soundtrack – was bei Tanzfilmen unerlässlich ist – von Ralf Hildenbeutel (gibt es auch auf Soundcloud) auszeichnet. Ebenfalls interessant zu sehen ist, wie Seewald die Tänzer gefilmt hat. Das verrät ein kurzes Making-Of.

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Netzfilm der Woche: „Berlin spricht Wände“

Die Wände der Großstadt sprechen mit kurzen Botschaften und politischen Parolen, mit rotzigen Sprüchen und nachdenklicher Lyrik. Streetart, für die einen verstecken sich dahinter bloß Schmierereien an den Häuserfassaden. Für viele Macher aber sind Graffiti und Co. eine besondere Ausdrucksform, künstlerische Statements im öffentlichen Raum, für die Ewigkeit oder jedenfalls bis zum nächsten Farbeimer gemacht. „Eine leere Wand ist ein schweigsames Bild“, heißt es im Vorspann des Films Berlin spricht Wände. Schweigsam ist in Berlin kaum eine Wand.

Berlin spricht Wände ist ein Projekt von Markus Muthig, auch bekannt als Emus Primus. Erst vor wenigen Jahren zog der Ton- und Filmtechniker von Würzburg nach Berlin. An den Straßenlaternen und Fassaden, an Müllcontainern und Mauern seines Kiezes entdeckte der 31-jährige immer häufiger Botschaften und Textzeilen, die er mit seinem zweiten Hobby verband: dem Rappen. Muthig begann, die Fundstücke zu ordnen und zu größeren Texten zusammenzusetzen. Im Jahr 2010 veröffentlichte er den Track Berlin spricht, eine Video- und Rap-Hommage an die Berliner Streetart-Szene. Es folgten mit Berlin spricht für sich und Berlin spricht wieder noch zwei weitere Teile, die Muthig in der Berliner Szene verankerten.

Berlin spricht Wände ist die logische Fortsetzung des Projekts. Nicht bloß ein Vehikel für Emus Primus‘ Musik, sondern eine Dokumentation über Streetart in Berlin, in der ganz dem Thema entsprechend nicht viel geredet, aber viel gezeichnet und gesprayt wird. Der Film begleitet Künstler bei ihren Aktionen, klettert mit ihnen auf den Teufelsberg und zeigt die letzten Tage des Kunsthaus Tacheles. Abgerundet mit Archivaufnahmen, dicken Beats, Zitaten aus Filmklassikern und natürlich auch Streetart-Rap von Emus Primus ist Berlin spricht Wände sowohl ein Dokumentarfilm als auch ein Sampler. Und in jedem Fall so bunt ist wie die Bilder an Berlins Wänden.

 

Videos im Netz: Welche Musik verwenden?

Immer wieder bekommen deutsche YouTube-Nutzer Sperrtafeln wegen mutmaßlicher Rechteverletzungen angezeigt, und das selbst bei Videos, die augenscheinlich gar nichts mit Musik zu tun haben. Die einfachste Erklärung (abgesehen davon, dass sich YouTube öfters mal irrt) ist, dass die Macher der Videos für die Hintergrundmusik Inhalte verwendet haben, deren Rechte sie nicht haben.

Sicher, es ist es schön, eine gute Timelapse oder ein packendes Sportvideo mit bekannten und schmissigen Songs zu unterlegen. Legal ist das aber in den meisten Fällen nicht. Denn wie überall müssen vorher die Rechte eingeholt werden. Auf YouTube lassen die Rechteinhaber solche Inhalte zwar häufig durchgehen oder sie durch das Content-ID-System kurzerhand sperren. Im schlimmsten Fall aber droht den Machern eine Klage.

Übersicht von iRights über Lizenzen (CC-BY)
Übersicht von iRights über Lizenzen (CC-BY)

Philipp Otto von iRights.info hat gestern auf Twitter auf einen Beitrag des Portals aus dem Herbst vergangenen Jahres hingewiesen, der sich für jeden neuen und interessierten Filmemacher empfiehlt. Es geht nämlich um die verschiedenen Lizenzen von Musik im Netz. Die meisten Filmemacher dürften mit dem Thema vertraut sein, aber gerade Neulinge sind oft etwas unvorsichtig. Auch, weil etwa die vermeintlich frei verfügbaren Creative-Commons-Inhalte nicht einfach wahllos benutzt werden dürfen.

iRights weist darauf hin, dass Musik im Netz sich in drei Kategorien einteilen lässt: Alle Rechte vorbehalten, einige Rechte vorbehalten, und gemeinfreie Werke.

Nicht alle CC-Lizenzen unproblematisch

Gemeinfreie Werke stellen das geringste Problem dar, denn für sie ist das Urheberrecht abgelaufen. Sie gehören deshalb der Allgemeinheit und können frei verwendet werden. Seiten wie das Internet Archive, FreePD oder MusOpen sammeln Inhalte.

Wer nicht auf altes Zeug steht, kommt um Inhalte mit CC-Lizenz nicht herum. Die gibt es inzwischen an vielen Orten im Netz, auf Jamendo etwa, Freesound, CC-Mixter, auf den Seiten der zahlreichen Netlabels oder per angepasster Suche auf Soundcloud. Wichtig ist zu beachten, dass es unterschiedliche CC-Lizenzen gibt: Nur für nicht-kommerzielle Inhalte beispielsweise. Oder „No Derivatives“, die für Videos nicht infrage kommt. Oder „Share-Alike“, die besagt, dass die neuen Werke ebenfalls wieder unter einer CC-Lizenz veröffentlicht werden müssen.

Von Werken, bei denen alle Rechte vorbehalten sind, sollte man dagegen gleich die Finger lassen. Hierunter fällt erstmal alles, das unter keiner anderen Lizenz steht, und damit natürlich sämtliche Songs aus den Charts und von den heimischen CDs.

Der Artikel auf iRights geht noch weiter ins Detail und empfiehlt sich deshalb ebenso zur Lektüre wie ein weiterer auf der Seite über das richtige Zitatrecht bei Videomontagen, Satire und Mash-ups.

Der vielleicht wichtigste Punkt in allen Fällen aber ist: „Fragen kostet nichts. Man kann sich häufig einfach an den Urheber wenden und nachfragen, ob man sein Musikstück in einem Film- oder Videoprojekt verwenden kann. Wenn die CC-Lizenz etwas nicht erlaubt, heißt das nur, dass der Urheber (der Komponist) das nicht von vornherein für alle freigeben wollte.“

Denn gerade in Sachen CC ist der direkte Dialog meist vielversprechend und die Urheber in der Regel sehr zuvorkommend. Dann klappt’s auch auf YouTube.

 

Konzertmitschnitt: Prinz Pi in Berlin

„Sehr erfolgreich ist Prinz Pi, der sich vom jugendlichen Rüpel-Rapper, der unter dem Namen Prinz Porno firmierte, zum nachdenklichen Grübler gewandelt hat“, schreibt Thomas Winkler heute auf ZEIT ONLINE in einem Beitrag über Deutschlands neue Rap-Jugend aus der Mitte der Gesellschaft.

Was passt dazu besser, als der Mitschnitt eines Konzertes, das Prinz Pi vor wenigen Tagen in Berlin gab? tape.tv war dabei und hat die Sache ins Netz gestellt, leider ohne Embed-Code, weshalb Ihr euch mit dem furchtbaren Flash-Interface der Seite auseinandersetzen müsst. Sorry about that.

Auf das Bild klicken, um zum Video zu gelangen
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Kurzfilm: „Angelfish“

Gelangweilt von seinem Leben und planlos der Zukunft entgegenblickend, findet ein junger New Yorker namens August seinen Seelenfrieden als er auf einem Boot anheuert. Inspiriert von den Schriften des Segel-Pioniers Bernard Moitessier, beschließt August seinen Ausstieg aus dem urbanen Leben.

Angelfish ist ein ganz wunderbarer, unaufgeregter Kurzfilm von Michael Tyburski mit tollem Production Design. Nicht nur der Erzähler und die Fixierung auf scheinbar unbedeutende Dinge erinnern an die Filme von Wes Anderson.

 

Spaß mit Google Translate: „Regler (Entfremdaz Mix)“

Songs durch den Google Translator zu jagen ist nun wirklich nichts Neues. Das haben etwa die Mädels und Jungs von Collective Cadenza auch längst gemacht. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass bei den richtigen Liedern sehr sehr witzige Ergebnisse dabei herauskommen. Etwa bei Warren G und Nate Doggs Neunziger Jahre Hit Regulate, den die Entfremdaz übersetzt haben. Schöner Kommentar auch auf Vimeo dazu: „Klingt für mich wie ein Text von Haftbefehl.“ Reeegler! Berg Hoch!

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Der Computer liest mit: „Naked Citizens“

Naked Citizens ist eine spannende und etwas beunruhigende Dokumentation von Journeyman.tv über die Überwachung von Bürgern mithilfe von Kameras, dem Internet und mobilen Geräten. Dass die Überwachung technisch möglich ist, etwa durch Mobilfunk- und GPS-Signale, ist hinreichend bekannt. Weniger bekannt aber ist, wie häufig diese Techniken bereits vorbeugend angewendet werden. In Deutschland hat das unter anderem die Handydaten-Affäre von Dresden und der Fall von Andrej Holm, der fälschlicherweise mit einer terrorristischen Vereinigung in Verbindung gebracht wurde, deutlich gemacht.

In England und vor allem in London ist die Überwachung allein durch Millionen von Sicherheitskameras aber noch stärker ausgeprägt. Neue Kameratechniken und Algorithmen erkennen mutmaßlich verdächtige Bürger innerhalb von Menschengruppen, professionelle Spionageprogramme finden immer öfters auch den Weg auf die Smartphones der Menschen. Die Auswertung machen anschließend keine Menschen, sondern Computer. Doch was passiert, wenn sie sich irren?

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„Don’t say Gif“

Vergangene Woche wurden die Webby Awards verliehen, ein Preis für herausragende Leistungen im Bereich Unterhaltung im Netz. Einer der diesjährigen Preisträger war Steve Wilhite. Steve wer? Viele kennen ihn vor allem wegen seiner Erfindung aus dem Jahr 1987: Wilhite ist der Schöpfer des Graphics Interchange Format, kurz Gif. Ein Phänomen, das bis heute nicht totzukriegen ist – und das völlig zu Recht.

Wilhite hielt dann auch eine Dankesrede, in der eine überraschende Bemerkung machte: Er sagt, die Aussprache von Gif mit einem harten ‚g‘ sei falsch, es müsste seiner Meinung nach „Jif“ ausgesprochen werden. Haben wir das „Wort des Jahres 2012“ etwa die ganze Zeit falsch ausgeprochen?

Man könnte es es jedenfalls so sehen, schließlich ist das ‚g‘ im Englischen in den meisten Fällen weich, wenn anschließend ein ‚i‘ folgt. Gleichzeitig ist es natürlich die Abkürzung von „Graphics“, das wiederrum hart ausgesprochen wird. Auf der anderen Seite: Kann ein Erfinder nicht selbst festlegen, wie seine Erfindung heißt? Im Netz jedenfalls wird seit vergangenem Freitag heftig diskutiert und parodiert.

Der Oxford English Dictionary, das Referenzwerk der Englischen Sprache, erlaubt jedenfalls beides. Das Netz aber ist (fast) sicher: Es heißt Gif. Mit harten ‚g‘.

Wie auch immer, die Gelegenheit bietet sich an, um auf Jonathan Mann aufmerksam zu machen. Der veröffentlicht unter Song-a-Day nämlich seit 2009 jeden Tag einen Song mit einem entsprechenden Video auf YouTube. Eine bemerkenswerte Leistung und wunderbarer Mittagspausenfüller. Inzwischen ist er bei mehr als 1600 Liedern angekommen, und eines davon beschäftigt sich mit der richtigen Aussprache von Gifs. Wie schön.

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