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VHX: Filme im Selbstvertrieb

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Der Comedian Anziz Ansari hat es getan. Die YouTube-Stars Grace Helbig und Hannah Hart mit ihrem Film Camp Takota ebenfalls. Und auch Kevin Spacey möchte es tun: Sie alle nutzen die Plattform VHX, um ihre Filme online zu vertreiben.

Seit gestern ist VHX der breiten Öffentlichkeit verfügbar. Zwei Jahre lang befand sich die Plattform in einer Betaphase für ausgewählte Filmemacher. Rund 350 Filme wurden in dieser Zeit über VHX vertrieben. Die Auswahl dürfte nun schnell größer werden, da sich ab sofort jeder interessierte Macher, ob Hobby- oder Profifilmer, registrieren kann.

VHX ist einer der interessantesten Dienste im immer stärker wachsenden Geschäft mit dem Selbstvertrieb. Die Plattform bietet interessierten Filmemachern vor allem eines: Die nötige Infrastruktur. Die Inhalte liegen wie bei Vimeo (das dieser Tage ebenfalls noch einmal seine On-Demand-Seite gepusht hat) auf den Servern von VHX.

Integration in die eigene Website

Doch im Gegensatz zu Vimeo mit seinen Pro-Accounts verlangt VHX keine einmalige oder jährliche Gebühr. Stattdessen behält die Plattform 10 Prozent und 50 Cent von jedem „Verkauf“ ein. Möchte ein Filmemacher seinen Film etwa für 10 Euro vertreiben, bekommt VHX bei jeder Transaktion 1,50 Euro. Die restlichen 8,50 Euro landen direkt beim Urheber – ein durchaus fairer Deal. „Die Zuschauer sind in diesem Fall nicht die Kunden von Apple & Co. Es sind deine Kunden“, sagte der Mitgründer Jamie Wilkinson am Rande des SXSW-Festivals.

Auch VHX lässt sich dabei in die eigene Website integrieren, damit die Inhalte den direkten Weg zu den Fans nehmen können. Wer etwa die Seite von Camp Takota aufruft, bekommt alle Streaming- und Downloadoptionen angezeigt. Ein Klick auf den Link öffnet eine Seitenleiste mit der Bezahlung, die wiederum über VHX abgewickelt wird. Der Vorteil: Die potenziellen Zuschauer merken kaum, dass Kauf und Download tatsächlich über einen externen Dienst ablaufen. Für die Uploader bietet VHX Optionen wie Geoblocking, Pre-Order oder Merchandise-Pakete an.

Zwar ist der Weg zu einem erfolgreichen Selbstvertrieb aus finanzieller Sicht für viele Filmemacher immer noch unattraktiv – wenn man nicht gerade eine Million YouTube-Fans hat. Doch ein schwindendes Geschäft mit traditionellen Filmverleihen und schleppenden Veröffentlichungszeiträumen führt dazu, dass immer mehr von ihnen mit diesem Modell experimentieren.

Besonders für Filme, die über erfolgreiche Crowdfunding-Kampagnen bereits ein internationales Publikum mitbringen, dürfte der Vertrieb in Eigenregie in Zukunft noch einmal interessanter werden. Gerade wenn er, wie im Fall von VHX, auch andere traditionelle Wege nicht ausschließen muss. Denn die Rechte an den Inhalten bleiben immer nur bei einer Person: den Machern.

 

Netzfilm der Woche: „43.000 Feet“

Manchmal muss man die wirklich wichtigen Fragen stellen. Etwa, was einem durch den Kopf geht, wenn man aus einer Höhe von 43.000 Fuß ohne Fallschirm Richtung Erde rauscht. Denkt man an die Familie, die Freunde, das etwas zu hart gekochte Ei beim Frühstück? Zischt das gesamte Leben noch einmal vorbei wie in schlechten Filmen?

Alles Quatsch, weiß der Erzähler im Kurzfilm 43.000 Feet. Das Einzige, über das man nachdenkt, ist wie man am besten aufkommen sollte – nämlich mit den Füßen zuerst. Und sollte man den Aufprall tatsächlich überleben, sind nur zwei Dinge sicher: Es wird wehtun. Und die Zeitungen schreiben über dich.

Das klingt alles ziemlich morbide. Ist es aber gar nicht. Der neuseeländische Filmemacher Campbell Hooper hat sich für 43.000 Feet nämlich etwas ausgedacht. Da wäre etwa der Protagonist, der Statistiker John Wilkins. Der ist nicht nur ein analytischer Beobachter, wie es sein Job eben erfordert. Er ist auch ein herrlich trockener Erzähler. Nüchtern doziert er von seinem unfreiwilligen Flug, der präzise drei Minuten und 48 Sekunden dauert. Überraschend, wie viel er in dieser Zeit zu berichten hat.

Womit wir bei der zweiten Besonderheit wären: 43.000 Feet lebt von der kreativen Umsetzung. Die Live-Action wird durchbrochen von sich wiederholenden Szenen, von Statistiken, Bildern aus Anatomiebüchern und Comic-Sequenzen. Was zunächst anstrengend klingt, hält die Erzählung des Protagonisten zusammen: Plötzlich befindet sich der Zuschauer nicht bloß im Flug mit ihm, sondern in seiner Kindheit, bei seiner Bucketlist und einem Obdachlosen, der keine Zeitmaschine bauen kann. Klingt komisch? Nein, klingt sehenswert.

 

YouTube präsentiert neue Gema-Sperrtafel

Die neue Sperrtafel auf YouTube
Die neue Sperrtafel auf YouTube

Und täglich grüßt die Gema mir: Vergangene Woche setzte die Verwertungsgesellschaft Gema vor Gericht durch, dass YouTube die allseits bekannten Sperrtafeln ändern muss. Die würden, so die Argumentation der Gema, nämlich suggerieren, dass es die Gema sei, die Inhalte wie Musikvideos aktiv sperren lässt.

Das stimmt aber nicht, denn YouTube sperrt die Inhalte von sich aus, wenn sie über das Content-ID-System erkannt werden und möglicherweise von der Gema lizensierte Musik enthalten. Die Gema empfand das Urteil des Gericht als einen Etappensieg. Ein Pyrrhussieg wäre vielleicht die bessere Wortwahl, ändert er doch an dem angekratzten Image der Verwertungsgesellschaft nicht wirklich etwas. Denn die meisten YouTube-Nutzer denken wohl auch weiterhin: No Gema, no problems.

Jedenfalls hat die Google-Tochter YouTube nun die Sperrtafeln vor Videos angepasst. Der neue Text lautet „Dieses Video ist in Deutschland leider nicht verfügbar, da es Musik enthalten könnte, über deren Verwendung wir uns mit der Gema bisher nicht einigen konnten. Das tut uns leid.“

Die Änderung ist zwar nicht ganz so offensiv, wie es einige Nutzer bereits scherzhaft vorgeschlagen hatten. Aber der Text ist dennoch nur leicht verändert im Vergleich zu der bisherigen Version. Es dürfte interessant zu sehen sein, wie die Verantwortlichen der Gema darauf reagieren. Denn was sie natürlich eigentlich möchten, ist das der Name komplett aus der Tafel verschwindet.

Die Youtube-Pressesprecherin Mounira Latrache sagt Golem: „Wir haben unsere Blocking Message leicht geändert, um dem Urteil zu entsprechen, aber überprüfen weiterhin eine Berufung.“

Seit 2009 streitet sich die Verwertungsgesellschaft mit der Google-Tochter über Lizenzgebühren für Videos von Künstlern, die von der Gema vertreten werden. Die Verwertungsgesellschaft verlangt 0,375 Cent pro Abruf. Google ist das zu hoch. Und so geht es also in die nächste Runde.

 

Kurzfilm: „Out of Bounds“

Wir sind ja bekanntlich große Fans des dänischen Animation Workshop und freuen uns, dass die Abschlussfilme der talentierten Nachwuchsfilmer weiterhin regelmäßig im Netz landen. Eine der jüngsten Arbeiten ist Out of Bounds von Viktoria Piechowitz – die erquickende Geschichte eines jungen Phobikers, einem Goldfisch in Lebensgefahr und der Nachbarin.

(via)

 

Obama lädt YouTube-Stars ins Weiße Haus

Obama mit YouTube-.Stars (© The White House)
Obama mit YouTube-.Stars (© The White House)

Bundeskanzlerin Angela Merkel tut sich bekanntlich schwer mit den neuen Medien. Ihre bis dato zwei Versuche auf YouTube und Google Hangout waren vielleicht gut gemeint, aber viel mehr auch nicht.

US-Präsident Barack Obama ist da schon weiter. Schon mehrfach hat er Google Hangouts für Aktionen genutzt, er stellte schon vor Jahren regelmäßig seine Fireside Chats auf YouTube, trat in bekannten Talkshows auf und hat natürlich eine ganze Reihe von Memes inspiriert.

Nun hat sich Obama netzprominente Hilfe ins Weiße Haus geholt. Ende Februar besuchten erstmals eine Gruppe bekannter amerikanischer YouTuber den Präsidenten. Eine Stunde lang diskutierten unter anderem Hannah Hart, die Fine Brothers und die Macher von Epic Rap Battles in History über die Gesundheitsreform.

Das klingt nach einem Publicity-Stunt und ist sicherlich keine schlechte Idee, um die Webvideo-Szene zu umgarnen. Vor allem natürlich, um indirekt Werbung für die durchaus umstrittenen und mühsam laufende „Obamacare“ zu machen.

Doch gleichzeitig wissen Obama und seine Berater um den Einfluss, den die großen US-YouTuber inzwischen haben. Mit mehreren Millionen Abonnenten erreichen ihre Videos inzwischen ein Publikum, von dem viele traditionelle Fernsehsender nur träumen können.

Deshalb möchte Obama es nicht bei einem Treffen belassen. Regelmäßig sollen bekannte Namen der Webvideo-Szene als eine Art „Braintrust“ ins Weiße Haus kommen und darüber diskutieren, wie die Politik die jungen Zuschauer auf Kanälen wie YouTube bessere erreichen kann.

Und in Deutschland? Da scheint es doch eher unwahrscheinlich, dass in absehbarer Zukunft Die Lochis, Gronkh oder Daaruum zu Angela Merkel ins Kanzleramt kommen. Schade eigentlich. Aber nicht wirklich überraschend.

(via)

 

Die „Short of the Week“ Awards 2014

Wer Kurzfilme liebt, kommt um Short of the Week nicht herum. Das Blog ist die inzwischen wohl beste Adresse für anspruchsvolle Kurzfilme im Netz. Das ist kein Zufall, denn die Betreiber sind eng mit der Videoplattform Vimeo verbunden. Viele Filmemacher reichen ihre Filme mittlerweile direkt bei Short of the Week ein. Über das Blog und die Vimeo Staff Picks werden sie anschließend einem breiten Publikum vorgestellt.

Rund 200 Kurzfilme hat Short of the Week im vergangenen Jahr vorgestellt. Und wie schon in den Jahren zuvor, haben sie auch in diesem Jahr wieder die besten gekürt. Neun Gewinner gibt es. Einige, wie The Record Breaker und Orange Drive haben wir hier bereits vorgestellt.

(Englische Untertitel per Klick auf CC im Player)

Interessant ist der Gewinner des „Kurzfilm des Jahres“: The Runners ist erst seit wenigen Monaten im Netz und eigentlich eine ungewöhnliche Auswahl. Denn weniger geht es dabei um eine kreative Geschichte, um tolle Effekte oder überzeugende Schauspieler.

Die beiden britischen Macher haben über mehrere Monate hinweg Menschen bei ihrer täglichen Laufrunde im Park angesprochen und ihnen dabei persönliche, man möchte sagen zu persönliche Fragen gestellt. Ihre Idee war, dass die Menschen vielleicht offener oder ehrlicher antworten, wenn sie außer Atem sind. Und tatsächlich: Mal sind die Antworten irritiert, mal hoffnungslos offen, aber stets ungemein menschlich. Das hat auch die Macher beeindruckt, wie sie in einem Artikel im Guardian erzählen:

„After each trip we found ourselves exhausted but increasingly inspired. I became quite envious of this state of mind and the focus that the runners expressed. It made me excited about being human and about their sense of peace and understanding of the present. It made me want to be part of it.“

Ob The Runners deshalb der mutmaßlich beste Kurzfilm ist, den es auf Short of the Week im vergangenen Jahr gab, sei dahingestellt In jedem Fall lohnt sich auch ein Blick auf die weiteren Gewinner.

 

Vine: Die kurzen Clips werden erwachsen

Vine_Artists

Als Twitter im Januar des vergangenen Jahres den Kurzvideodienst Vine vorstellte, durfte man schon etwas skeptisch sein: Sechs Sekunden lange Videos? Taugt das nicht nur für Quatsch, Bewegtbilder von Mahlzeiten oder, nun ja, Pornos? Inzwischen sind wir schlauer: Mit Vine hat Twitter nicht nur eine nette Spielerei angestoßen. Der Dienst ist inzwischen ein eigenes soziales Netzwerk. Die kurzen Clips locken immer mehr kreative Filmemacher an.

Als eine der ersten traditionellen Institutionen hat das Tribeca Filmfestival das Potenzial erkannt. Der #6secfilms Wettbewerb kürte nur drei Monate nach der Veröffentlichung der App die besten Vines. Auch in diesem Jahr können Vine-Nutzer noch bis Ende März ihre Werke mit dem entsprechenden Hashtag auf Twitter einreichen. Die Gewinner werden am 15. April im Rahmen des Festivals in New York bekanntgegeben.

Einschränkung macht kreativ

Der Erfolg von Vine liegt in der Beschränkung der Videos, die gleichzeitig ein Alleinstellungsmerkmal ist: Weiterhin dürfen die Videos nur maximal sechs Sekunden lang sein. Die Möglichkeit, die sechs Sekunden nicht am Stück, sondern per Knopfdruck nacheinander aufzunehmen, ersetzt dabei den mühsamen Schnitt. Somit lassen sich auch in sechs Sekunden kurze Geschichten erzählen. Die enge Anbindung an Twitter sorgt anschließend für die entsprechende Verbreitung, auch wenn Vine seit Ende des vergangenen Jahres stärker auf eigene Profilseiten setzt und ein eigenes Netzwerk bildet.

Im August zählte Vine nach eigenen Angaben 40 Millionen registrierte Nutzer. Inzwischen dürften es durch die Android- und Windows-Phone-Versionen noch einmal mehr sein. Doch der Social-Video-Markt ist umkämpft. Facebooks Instagram führte vergangenen Sommer ebenfalls eine Kurzvideofunktion ein, woraufhin die Zahl der Vines auf Twitter zurückging. Dazu kommen Dienste wie Snapchat, die inzwischen immer größere Teile des mobilen Videomarktes dominieren.

Doch wo Snapchat private Kurzvideos zwischen vertrauten Personen ermöglicht und Instagram größtenteils von alltäglichen Schnappschüssen lebt, gibt es auf Vine inzwischen eine Diversifizierung der Inhalte. Wie auch auf YouTube haben die kreativen Köpfe erkannt, dass sie mit den kurzen Videos eigene Marken aufbauen können. Die folgende Auswahl bekannter Vine-Nutzer zeigt, wie vielfältig die kurzen Clips inzwischen genutzt werden.

Der Trickser

Zach King ist eigentlich unter dem Namen Final Cut King im Netz unterwegs. Er verdient sein Geld mit Spezialeffekten. Auch für seine Vines greift King gerne in die Trickkiste: Mit optischen Illusionen und einfachen Kameratricks hat er bis in die Talkshow von Ellen DeGeneres geschafft.

(den Ton bitte im jeweiligen Vine aktivieren)

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„Skunk Bear“ bringt uns das Popcorn nah

Ein Skunk Bear ist kein genetisches Experiment, sondern einer von vielen englischen Namen für den Vielfraß. Es ist außerdem der Titel eines wirklich sehenswerten Tumblrs des amerikanischen National Public Radio (NPR). Skunk Bear gibt es seit Beginn des Jahres und enthält eine Menge kurioser und interessanter Fakten aus der Wissenschaft und dem Tierreich. Und das Beste: Es gibt sogar Videos. In dem neusten Clip zeigen sie Popcorn mal von einer ungewohnten Seite: Nämlich stark vergrößert und genau im Moment des „Popp“.