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Bob Mankoff erklärt die „New Yorker“ Cartoons

Fast so gut wie für seine Kritiken und penibel recherchierten Reportagen ist das US-Magazin New Yorker für seine Cartoons bekannt. Rund 1.000 Einsendungen bekommt das Magazin pro Woche, im Heft landen im Schnitt 17 davon. Sie alle gehen über den Schreibtisch von Cartoon-Redakteur Bob Mankoff.

In einem TED Talk hat Mankoff kürzlich die „Anatomie eines New Yorker Cartoons“ erklärt. Herausgekommen ist ein sehr kurzweiliger, witziger Vortrag über den intellektuellen, bisweilen auch etwas verquerten Humor des Magazins.

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Kurzfilm: „Schrankmensch“

Conversation with a Cupboard Man lautet der Titel einer bekannten Kurzgeschichte von Ian McEwan aus den Siebziger Jahren. Der Berliner Student Hannes Rössler hat im Jahr 2008 gemeinsam mit „einer Gruppe von Filmenthusiasten“ die Geschichte des Schrankmenschen verfilmt. Inzwischen hat es der Film in einer überarbeiteten und gekürzten Fassung ins Netz geschafft.

Schrankmensch ist – wie auch die Kurzgeschichte – eine seltsame, eine ungemütliche Angelegenheit. Es geht um die Lebensgeschichte des namenlosen Ich-Erzählers, der mit einer alleinerziehenden, neurotischen Mutter aufwächst. Die Mutter verbietet dem Sohn, erwachsen zu werden und behandelt ihn bis zu seinem 18. Lebensjahr wie ein Kleinkind. Als aber ein neuer Partner in ihr Leben tritt, muss der Sohn plötzlich aufwachsen. Doch irritiert vom Leben außerhalb der eigenen vier Wände entschließt sich der Verstoßene, in den Wandschrank eines verlassenen Hauses zu ziehen.

Gemessen daran, dass es sich bei Schrankmensch um ein Projekt von Hobbyfilmern handelte, fängt der Kurzfilm die Thematik der Geschichte erstaunlich gut auf: Die fast schon kafkaeske Beklommenheit, die sexuellen und gewalttätigen Anspielungen innerhalb der Mutter-Kind-Beziehung und die Unfähigkeit, mit anderen Menschen zu kommunizieren machen Schrankmensch zu einer durchaus sehenswerten Adaption der Kurzgeschichte.

 

Analyse: Die Gaming-Szene auf YouTube

In den vergangenen Wochen hat die Diskussion um Nintendo und die sogenannte Let’s-Play-Szene auf YouTube hohe Wellen geschlagen, jedenfalls in Webvideo-Kreisen. Eine Frage, die auch in den Kommentaren in diesem Blog immer wieder auftauchte war, ob sich Nintendo mit der Entscheidung, Ansprüche auf die Videos der Nutzer zu stellen, nicht selbst schadet.

Google hat nun eine Analyse mit dem Titel Gamers on Youtube: Evolving Video Consumption veröffentlicht, die Videospiel-Inhalte auf YouTube untersucht. Das Ergebnis gibt indirekt die Antwort auf die obige Frage: Studios und Publisher können es sich eigentlich nicht leisten, auf die Community zu verzichten.

Kotaku hat die wichtigsten Punkte der Studie zusammengefasst:

  • 50 Prozent der Videos über Videospiele stammen von den Studios

  • 47 Prozent sind Clips wie Let’s Plays, Reviews und Tutorials

  • Jeder dritte Abruf kommt von einem mobilen Gerät

  • Die beliebtesten Inhalte sind nicht Trailer, sondern Rezensionen

  • 95 Prozent aller Videospieler gucken Inhalte über Games auf YouTube

Die Zahlen sagen zwei Dinge: Zum einen ist YouTube ein wichtiges Instrument, um Kaufanreize zu schaffen, und das nicht nur durch offizielle Trailer, sondern eben auch über alternative Formate wie Let’s Plays, Fan-Fiction oder Reviews.

Zum anderen, und das ist vielleicht entscheidend, trägt YouTube noch nach dem Kauf zum Spielerlebnis bei. Timothy Geigner schreibt auf Techdirt, dass die Spieler die Inhalte somit wertiger machen: Die Zweitverwertung von Spielszenen ist keine Gefahr, sondern eröffnet den Studios neue, ungeahnte Wege, die Inhalte bekannter zu machen. Klingt eigentlich logisch, ist aber offenbar noch nicht zu allen durchgedrungen. I’m looking at you, Nintendo!

 

Die Schönheit Neuseelands aus dem Helikopter

Der Werbefilmer Mark Toia hatte während Dreharbeiten auf der Südinsel Neuseelands die Zeit, auf der Reise zwischen den einzelnen Drehorten noch einige Bilder aus dem Helikopter zu schießen. Drei Stunden komprimiert in acht Minuten zeigen die beeindruckende Schönheit dieser Landschaft.

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Kurzfilm: „Salt & Pepper“

Salt & Pepper von Keith Rivers kommt der Definition eines „Netzfilms“ schon sehr nahe: Der Filmemacher ist nämlich auf dem amerikanischen Kleinanzeigen-Netzwerk Craigslist zufällig auf eine Anzeige gestoßen, in der ein Mensch rund 2.000 Salz- und Pfefferstreuer verkaufen wollte. Rivers war fasziniert. Wer sammelt so viele Salzstreuer, was ist die Geschichte dahinter?

Also kontaktierte Rivers den Inserenten. Wie sich herausstellte, ist die Sammlung eine Familientradition, und die Verkäufer sind die Kinder eines älteren Ehepaars, das kürzlich in ein Seniorenheim umgezogen ist und die Sammlung deshalb aufgeben musste. Rivers bekam von der Familie eine ganze Reihe alter Homevideoaufnahmen geschenkt, und machte daraus diese wunderbare kleine Porträt, das er anschließend auf Vimeo veröffentlichte. Salt & Pepper zeigt, wie sich Themen an den unterschiedlichsten Orten finden lassen – wenn man nur die Augen offen hält.

 

Leben und Aussterben lassen

Åsa Lucander erzählt in dieser Episode des BBC Science Clubs eine „kurze Geschichte des Aussterbens“: Wie es die Menschen für lange Zeit undenkbar hielten, dass Tierarten einfach aussterben, und wie keiner bemerkt hat, dass der arme Dodo sich von dieser Erde still und heimlich verabschiedet hatte.

 

Netzfilm der Woche: „Cargo“

Die Zombies gehen um. Gerade kämpft Brad Pitt im Kinofilm World War Z als Familienvater gegen die Zombie-Epidemie und rennt, was das Zeug hält, ums Überleben. Astreines Katastrophenkino. Wieder mal. „Der Zombie erweist sich als ausgesprochen anschlussfähig,“ schreibt Andreas Busche dazu.

Dementsprechend machen die Zombies auch vor dem Kurzfilm-Genre nicht Halt. Beinahe wöchentlich taucht ein neues Untoten-Filmchen im Netz auf. Vielleicht, weil die schlurfenden Horden weder teure Animationskunst noch aufwändige Requisiten verlangen? Make-up ins Gesicht, ein paar zerschlissene Klamotten drübergeworfen – das reicht.

Cargo von Yolanda Ramke und Ben Howling reiht sich hier nahtlos ein. Der Kurzfilm erzählt die Geschichte eines Vaters (na klar), der mit seiner Säugling-Tochter (Kinder gehen immer) plötzlich in eine Zombie-Falle gerät (Wieso? Egal! Zombies!) und sich und das Baby in Sicherheit bringen muss. Dazu gibt es fauchende, beißwütige Miesepeter, Blut und Kopfschüsse. Alles wie gehabt?

Nicht ganz. Trotz der bekannten Zutaten ist Cargo kein gewöhnlicher Zombie-Film. Ohne Dialoge und mit geradezu ätherischer Musik unterlegt, rückt Cargo statt des Metzelns von Zombiehorden den Aspekt des Überlebens in den Vordergrund. Denn als der Vater erkennt, dass er nach einem Biss selbst zum Zombie mutiert, setzt er alles daran, dass seine Tochter in Sicherheit gelangt – vor allem vor ihm.

Cargo bietet deshalb etwas Ungewöhnliches: Eine Identifikation der Zuschauer mit dem Zombie. Anstelle des traditionell emotions- und gesichtlosen Monsters begegnen wir zum Schluss einem tragischen Helden. Es ist ein simpler Kniff, mit dem Cargo zeigt, wie sich mit einfachen Mitteln doch noch etwas Neues aus dem Genre herausholen lässt.

 

Webserie „Codefellas“ nimmt Überwachung auf die Schippe

Es wäre leicht, dieser Tage angesichts der Schlagzeilen über Edward Snowden, Prism und Tempora auf den guten alten Satirezug aufzuspringen und eine animierte Webserie zu produzieren, in der es um ein geheimnisvolles Überwachungsprogramm der US-Regierung geht.

Umso erstaunlicher ist, dass Codefellas von Wired schon einige Wochen vor der Enthüllung des Skandals bekannt gemacht wurde. Das nennt man dann wohl gutes Timing. Oder Glück.

In Codefellas jedenfalls spielt Webvideo-Persönlichkeit John Hodgman (dem Mac aus den „Pc vs. Mac“-Werbeclips) den Geheimdienstler Agent Topple, einem Spion alter Schule, der mit Computern nicht allzu viel am Hut hat. Sein Protegé ist die junge sarkastische Hackerin Nicole Winters (Emily Heller), die an einem neuen und streng geheimen Programm sitzt, das die US-Bürger und deren Datenverkehr überwacht. Klingt bekannt?

Codefellas ist ein Projekt des Comedians und Satirikers David Reese. Bis jetzt sind erst zwei sehr kurze Episoden erschienen, die vor allem durch die bizarren Dialoge der ungleichen Hauptpersonen glänzen. Achja, und die vor dem Hintergrund von Prism natürlich nicht einer gewissen Ironie entbehren.