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Doku über die Proteste in der Türkei: „Istanbul Rising“

Das Vice Magazin war bei den Protesten in der Türkei dabei und hat daraus eine 18-minütige Dokumenation geschnitten. Istanbul Rising begleitet die ersten Tage der Proteste rund um den Taksim-Platz, als Protestierende und Polizisten gewaltsam aneinander gerieten, und fängt dabei zahlreiche Stimmen der Demonstranten ein. Ein guter Rückblick mit bisweilen sehr angespannten Bildern.

(Den Film gibt es mit deutschen Untertiteln. Dafür unten im Player auf das „CC“ klicken.)

Mehr zu den Protesten gibt es hier auf ZEIT ONLINE.

 

Netzfilm der Woche: „Jonah“

Mbwana und Juma sind zwei Freunde aus Sansibar mit großen Plänen und bescheidenen Mitteln. Ihr Leben ändert sich, als sie mit einer geklauten Kamera einen riesigen Fisch vor der Küste fotografieren und über Nacht zu Stars werden. Doch die sensationelle Entdeckung strapaziert nicht nur die Beziehung der beiden Freunde. Sie verändert auch ihre ehemals verschlafene Heimatstadt.

Soweit die Story von Jonah, einem Kurzfilm von Kibwe Tavares, der unter anderem auf dem renommierten Sundance Festival lief. Der junge englische Filmemacher hat bereits im vergangenen Jahr mit Robots from Brixton auf sich aufmerksam gemacht. Dabei ist Tavares eigentlich Architekt. Zum Film kam er eher zufällig durch die Arbeit mit 3D-Programmen.

Seinen beruflichen Hintergrund lässt Tavares in seine Filme einfließen. „Die Stadt ist so etwas wie ein zweiter Darsteller“, sagte er in einem Ted-Talk. So auch in Jonah. Die Stadt um die Hauptfiguren herum beginnt sich zu verändern, Fassaden verschwinden vor dem Auge der Zuschauer und setzen sich neu zusammen, neonleuchtende Reklameschilder bestimmen plötzlich die Szenerie. Der ehemals unberührt wirkende Sandstrand gleicht einer Müllkippe. Die 3D-Effekte, die schon in Robots from Brixton beeindruckten, sorgen auch in Jonah für eine dichte, dystopische Atmosphäre.

Gleichzeitig hat Tavares an seiner Erzählfähigkeit gefeilt. Die biblische Referenz zum Buch Jona im Titel ist nur allzu offensichtlich, wenn ein gealterter Protagonist zum Schluss um Buße bittet, indem er erneut den riesigen Fisch aufsucht. Aber auch die Anleihen an Hemingways Der alte Mann und das Meer sind offensichtlich. Letztlich nämlich geht es in Jonah nicht nur um ein Freundschaft, sondern auch um das Ringen zwischen Mensch und Natur, verpackt in ziemlich beeindruckenden Bildern.

 

Kurzfilm: „My Happy End“

Eine Leserin hat uns auf folgenden animierten Kurzfilm von Milen Vitanov hingewiesen, der an der HFF Konrad Wolf in Zusammenarbeit mit den Talking Animals entstand, die wir hier schon einmal hatten. My Happy End ist schon ein paar Jahre alt, hat es aber inzwischen auch ins Netz geschafft. Ein Film in „2,5D“, wie es in der Beschreibung heißt, in dem sich Stop-Motion und Zeichentrick vermischen. Achja, und eine nette Geschichte ist es ebenfalls.

 

Smosh, die YouTube-Millionäre

Anthony Padilla und Ian Hecox, beide 25 Jahre jung, modische Frisur und sonniges Gemüt, würden problemlos als Abiturienten durchgehen. Im Internet aber sind sie alte Hasen. Als Comedy-Duo Smosh gehörten sie zu den ersten YouTube-Stars überhaupt. Inzwischen sind sie auch die erfolgreichsten, jedenfalls den Zahlen nach: Vergangene Woche durchbrachen Smosh mit ihrem Kanal die Marke von zehn Millionen Abonnenten, als erster überhaupt in der Geschichte YouTubes. Insgesamt 2,3 Milliarden Abrufe zählen ihre Videos bis heute, die vor allem unter Teenagern ein Hit sind.

Das Wirtschaftsmagazin Forbes schätzt die Erlöse von Smosh allein im vergangenen Jahr auf zehn Millionen US-Dollar, knapp die Hälfte davon soll aus den Werbeeinnahmen auf YouTube stammen. Selbst wenn das übertrieben sein sollte, ist sicher: Smosh hat geschafft, wovon viele junge Filmemacher träumen. Auch, weil sie früh erkannten, dass YouTube zwar ein Sprungbrett ist, es sich aber auf anderen Websites auch prima surfen lässt.

Das „Modell Smosh“ – auf YouTube eine Fanbase aufzubauen und dann anderswo Geld zu verdienen – ist ein Vorbild für andere erfolgreiche Macher. Für die Google-Tochter könnte das zum Problem werden.

Die ersten YouTube-Stars

Das konnten Hecox und Padilla natürlich vor acht Jahren noch nicht ahnen. Etwa zur gleichen Zeit, als YouTube im Jahr 2005 an den Start ging, begannen die Schulfreunde, gerade frisch aus der High School, eigene Videos zu drehen. Teils aus Langeweile, teils aus ihrer gemeinsamen Faszination für Comedy, veröffentlichten die damals 18-Jährigen erste Clips auf MySpace, in denen sie die Titelsongs von Trickfilmserien im Playback nachsangen.

Im November 2005 tauchten sie erstmals auf YouTube auf. Gleich ihr erstes Video schaffte es auf die Startseite – und sollte sich dort lange halten. Sechs Monate lang war es das meistgeklickte Video auf der damals noch verhältnismäßig kleinen Videoplattform. Nur ein Jahr später nannte das Time Magazine die beiden „das Saturday Night Live“ von YouTube. „Die ersten Superstars des Web-TV“, schrieb die BBC.

Wirklich glamourös war das Leben der vermeintlichen Superstars zu diesem Zeitpunkt nicht. Sie drehten ihre Videos im heimischen Schlafzimmer, etwas Geld kam lediglich durch T-Shirt-Verkäufe auf ihrer Website zusammen. Trotzdem weckten Smosh die Aufmerksamkeit von Barry Blumberg. Der frühere Disney-Mitarbeiter suchte für das Medienunternehmen Alloy Digital neue Gesichter im Netz und erkannte das Potenzial eines netzaffinen Comedy-Formats für Teenager. Als YouTube im Frühjahr 2007 ein Partnerprogramm einführte, das die Kanalbetreiber an den Werbeeinnahmen beteiligt, gehörten Smosh zu den ersten Teilnehmern. Laut Forbes garantierte der Deal damals den beiden Machern 9.000 Dollar im Monat.

Sieben Kanäle betreiben Smosh inzwischen

Über solche Summen können Hecox und Padilla heute nur schmunzeln. Inzwischen betreibt Smosh sieben Kanäle auf YouTube, fünf davon bespielen sie regelmäßig. Neben zwei Hauptkanälen gibt es noch einen mit spanischen Übersetzungen ihrer Sketche, einen mit Cartoons und einen für Videospiele. 70 Millionen Abrufe generierte allein der Hauptkanal im vergangenen Monat nach Angaben von VidStatsX, über 100 Millionen Abrufe waren es bei allen fünf zusammen. Die YouTube-Partner schweigen traditionell über ihre Erlöse, genaue Schätzungen scheitern oft an der Frage, wie viele Videos letztlich monetarisiert werden und wie die individuellen Verträge zwischen Google und den Betreibern aussehen. Angesichts der hohen Abrufzahlen und der Bekanntheit der Macher aber dürften die Einnahmen problemlos im oberen fünfstelligen oder unteren sechsstelligen Bereich liegen – pro Monat, versteht sich.

Das ist viel Geld, das aber natürlich nicht allein in die Taschen der beiden Protagonisten fließt. Seit 2011 besitzt Alloy Digital die Markenrechte an Smosh. Das Unternehmen erkannte frühzeitig das Potenzial des Formats jenseits von YouTube. „Wir hatten immer das Gefühl, dass ein Geschäft auf dem Rücken eines einzelnen Partners gefährlich sei“, sagt Blumberg. Deshalb bauten sie die Website von Smosh kontinuierlich aus. Heute gibt es auf smosh.com nicht nur die Videos des Duos, sondern auch ein Forum, ein Blog mit Internet-Memes sowie einen Onlineshop. Zusätzliche Einnahmen verbucht das Duo aus den Verkäufen ihrer Songs auf iTunes, durch mobile Games und virale Videos für Unternehmen.

Die Investitionen lohnen sich. Zum einen ist Werbung auf der eigenen Website deutlich profitabler als auf YouTube, wo Google knapp die Hälfte der Einnahmen einbehält. Zum anderen schafft es Unabhängigkeit. Zwar zeigt das starke Wachstum, dass YouTube für Smosh noch immer die wichtigste Adresse ist, um neue Fans zu gewinnen. Gleichzeitig könnten sie schon jetzt problemlos exklusiv für ihre eigene Website produzieren. Das ist erfreulich für Smosh – und schlecht für Google, das sich mit den Erfolgsgeschichten seiner Partner schmückt und diese möglichst eng binden möchte.

Viele YouTuber suchen nach Alternativen

Stattdessen steht YouTube immer häufiger in der Kritik. Zwar steigen die Nutzer- und Besucherzahlen sowie die Werbeeinnahmen ständig an. Geschätzte vier Milliarden Dollar steckten die Werbetreibenden vergangenes Jahr in die Plattform. Viele Kanalbetreiber aber glauben, dass sie nicht genug vom Kuchen abbekommen. Googles Anteil von 45 Prozent an den Erlösen sei zu hoch, sagten einige Kanalbetreiber der Website All Things Digital. Andere bemängelten, dass YouTube keine Infrastruktur habe, um für jeden Kanal die bestmögliche Werbung zu schalten. „Es wird schwieriger, auf YouTube Geld zu verdienen“, heißt es in einer Analyse der Businessweek. Wie Smosh versuchen viele Macher ihr Glück deshalb zusätzlich an anderen Stellen im Netz.

Ray William Johnson etwa, den Smosh im Januar als Nutzer mit den meisten Abonnenten überholten, hat gerade einen Fernsehdeal mit dem Fernsehsender FX unterzeichnet. Freddie Wong, durch seine Video Game High School bekannt, hat mit Rocketjump ein eigenes Netzwerk gegründet, um seine Videos zusätzlich vermarkten zu können. In Deutschland möchte der Videospieler Gronkh und das Unternehmen dahinter die Website künftig mit redaktionellen Nachrichten aus der Gaming-Szene anreichern. Und wenn die Gerüchte stimmen, plant mit Maker Studios eine der größten YouTube-Produktionsfirmen sogar eine komplett eigene Konkurrenz-Plattform. Diese Diversifikation ist Teil der Markenbildung. Sie zeigt aber auch: Ein Erfolg auf YouTube ist für immer mehr Macher nicht das Ziel, sondern bloß eine Zwischenstation.

Auch Hecox und Padilla ruhen sich nicht auf ihren 10 Millionen Abonnenten aus. Wie Variety berichtet, hat das Duo ebenfalls gerade einen TV-Deal abgeschlossen. Zu Beginn des Jahres hatte es noch erklärt, das Internet auf keinen Fall verlassen zu wollen. Doch wenn jemand eine Chance sieht, dann Smosh. Schließlich sind sie schon lange genug im Geschäft. Auch wenn sie nicht so aussehen.

Nachtrag vom 12.6.2013: Die YouTube-Analyseplattform Social Blade hat nun Daten veröffentlicht, die jeweils die kleinsten und größten geschätzten Einnahmen der Top 25 YouTuber aufzeigt. Für die beiden Zahlen wurden unterschiedliche Werte je 1.000 Abrufe als Berechnungsgrundlage genommen: von 0,70 US-Dollar bis hoch zu sieben Dollar, was bei bekannten Namen durchaus sein kann. Smosh hätte demnach bis zu 5,7 Millionen im vergangenen Jahr eingenommen, was sich auch mit der Schätzung von Forbes deckt.

 

Kurzfilm: „Captain T&T“

Filme aus dem karibischen Inselstaat Trinidad & Tobago sind definitiv nicht auf jedem Filmfestival der Welt anzutreffen. Schlicht zu klein ist die lokale Filmszene bei gerade einmal 1,3 Millionen Einwohnern. Dennoch hat sich Christopher Guinness mit seiner Produktionsfirma Bepperton inzwischen einen international bekannten Namen gemacht. Captain T&T heißt ihr neuester Kurzfilm. Er erzählt die Geschichte eines sechsjährigen Jungen auf der Suche nach seinen persönlichen Superkräften. Nun ja, jedenfalls so halb.

Tatsächlich ist Captain T&T nämlich eine ziemliche Tour de Force was die Erzählung und die technischen Aspekte angeht: Guinness variiert zwischen unterschiedlichsten Filmstilen, wechselt immer wieder vom Close-up in die Totale, filmt aus unüblichen Blickwinkeln und mit rasanten Kamerafahrten, und streut mittendrin sogar noch eine Trickfilm-Sequenz ein.

All das hat teils großartige Einstellungen und Bilder zur Folge. Gleichzeitig aber wirkt es an einigen Stellen etwas überambitioniert. Die Erzählung springt etwas zu schnell zwischen verschiedenen Ebenen und Zeiten. So driftet die Handlung in der Mitte etwas arg weit ab und verliert sich in Anspielungen auf häusliche Gewalt, auf Armut und Tierquälerei.

Glücklicherweise bekommt der Film zum Schluss aber noch die Kurve – und das ganz ohne Superkräfte – und endet mit einer inspirierenden, wenn auch etwas pathetischen Message: „The only thing necessary for the triumph of evil is that good men do nothing.“

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Wikipedia in den Achtzigern

Erinnert sich noch jemand an die Zeit, als Paris Hilton bloß ein Hotel war? Das jedenfalls hätte die Wikipedia ausgespuckt, wenn es sie bereits in den Achtziger Jahren gegeben hätte.

Die Macher von Squirrel Monkey haben in den vergangenen Monaten eine ganze Menge von Online-Diensten in 8-Bit-Grafik nachgestellt, darunter Twitter, Spotify, Google und YouTube. Als Software kamen unter anderem QuickBASIC 4.5 und MS-Paint zum Zuge. Richtig oldschool also.

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Kinski in Pappe: „Fitzcardboardaldo“

„Ich werde einen Berg versetzen!“, ruft Klaus Kinski als Fitzcarraldo im gleichnamigen Film aus dem Jahr 1982. Die vierte Zusammenarbeit zwischen dem exzentrischen Schauspieler und Regisseur Werner Herzog ist nicht nur wegen der beeindruckenden Dschungel-Szenen bekannt, sondern auch wegen Kinskis Wutausbrüchen während der Dreharbeiten.

Die Set- und Puppendesignerin Robin Frohardt hat den Filmklassiker genommen, und ihn mit Pappe nacherzählt. Herausgekommen ist eine tolle Detailarbeit, die Frohardt in einem zweiten Clip mit Herzogs gewohnt verschwurbelten Worten aus der Fitzcarraldo-Dokumentation Burden of Dreams noch einmal beschreibt.

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Storytelling Online: Webdoku-Konferenz in Berlin

affiche

Wie Webdoku.de berichtet, findet mit Storytelling Online von Donnerstag bis einschließlich Samstag die erste Berliner Webdoku-Konferenz statt. Im Kino der Brotfabrik in Weißensee werden ausgewählte Webdokus gezeigt, darüberhinaus gibt es Vorträge von und Diskussionen mit den Machern. Los geht es jeweils um 18 Uhr, der Eintritt ist frei.

Die „Storytelling Online“-Vortragsreihe richtet sich an alle, die an neuen Erzählformen im Bereich der Dokumentation und Reportage interessiert sind. Ziel ist es, neue Formen des Dokumentarfilms vorzustellen und zu diskutieren. Die aus der Entwicklung der digitalen Medien entstandenen neuen Erzählweisen kombinieren verschiedenste Formate: Video, Foto, Ton, Animation und Infografik. Ein interaktiver und partizipativer Erzählansatz wird möglich.