Die gute Nachricht zuerst: Nur noch 20 von 198 Staaten weltweit haben die Todesstrafe im vergangenen Jahr vollstreckt, berichtet Amnesty International in einer aktuellen Studie. Damit sei die Zahl der Staaten in den vergangenen zehn Jahren um ein Drittel gesunken.
Die schlechte Nachricht: Die Zahl der so Getöteten ist immer noch hoch. Genau wie die Zahl der Länder, in denen die Todesstrafe zumindest noch gilt: 139. Gleichzeitig sitzen laut der Menschenrechtsorganisation weitere 18.750 Menschen in den Todestrakten dieser Welt.
Im Jahr 2011 wurden in 19 der 20 noch vollstreckenden Länder insgesamt 676 Menschen hingerichtet, 43 davon in den USA. Ein Land wurde dabei nicht mitgezählt: China. Die chinesische Regierung teilt niemandem mit, wie viele Menschen sie umbringen lässt. Schätzungen von Amnesty für 2011 gehen von 1.000 Menschen und mehr aus.
Es gibt ein paar Grafiken, die veranschaulichen, welche Länder wie oft töten lassen. Hier zum Beispiel:
Und Amnesty hat die Daten auch in einem Video visualisiert:
Apropos Video: Das hat jetzt mit Daten nichts zu tun, aber zum Sinn, beziehungsweise besser zum Unsinn der Todesstrafe hat der amerikanische Sozialkritiker und Comedian George Carlin schon vor Jahren alles gesagt, was es zu sagen gibt: „The blood is already on our hands. All we are talking about is a matter of degree.“
Die Bilder der Nasa können schon seit Jahren frei von jedem verwendet werden. Nun hat sich auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) dazu entschlossen, seine Bilder zu „befreien“. Für die Idee, dass öffentlich finanzierte Daten auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen sollten, ist das ein großer Fortschritt.
Alle Fotos und Videos, die vom DLR gemacht werden, stehen ab sofort unter einer Creative-Commons-Lizenz. Sie können somit unter bestimmten Bedingungen von jedem genutzt werden, um eigene Projekte zu bebildern. Vor allem die Onlineenzyklopädie Wikipedia profitiert davon.
Sie war es auch, die den Anstoß zu der „Befreiung“ der Bilder gab. Beziehungsweise Wikimedia Deutschland – Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e.V., also der Verein, der sich hierzulande um Belange rund um die Wikipedia kümmert. Im Mai 2009 hatte Mathias Schindler von Wikimedia Deutschland beim DLR gefragt, ob man die Bilder nicht im Rahmen der Wikipedia nutzen könne. Es hat letztlich mehr als zwei Jahre gedauert, dafür aber ist die Erkenntnis beim DLR offensichtlich angekommen. Das DLR schreibt dazu in seinem Blog:
„Nicht nur, dass uns infolge von Mathias Schindlers Anfrage auffiel, dass wir Wikipedia hier sehr gerne unterstützen wollten – uns fiel auch auf, dass wir als Wissenschafts- und Technologiekommunikatoren das Teilen und damit die Verbreitung bzw. Multiplikation unserer Inhalte durch die allgemeine Öffentlichkeit und Medien unnötig erschwerten und dass wir bei genauer rechtlicher Auslegung unserer Nutzungsbedingungen auch den Medien genau das nicht eindeutig erlaubten, da die entsprechenden Verlage bzw. Unternehmen in den meisten Fällen kommerziell arbeitende Wirtschaftsunternehmen sind.“
Der Nachrichtenagentur dpa sagte DLR-Sprecher Marco Trovatello außerdem:
„Wir sind zu sehr großen Teilen aus Steuermitteln finanziert. Was wir machen, hat der Steuerzahler schon bezahlt. Wir geben die Ergebnisse jetzt dem Steuerzahler zurück.“
Die nun verwendete Lizenz ist die CC-BY 3.0. Sie verlangt lediglich, dass bei Verwendung der Bilder der Name des Urhebers korrekt genannt wird. Gleichzeitig muss eben diese Lizenz und ihre Bedingung mitgeteilt werden. Das heißt, wer ein solches Bild nutzt, kann es nicht exklusiv für sich nutzen, andere dürfen es auch weiterverbreiten.
Das DLR will damit aber nicht nur die Öffentlichkeit und die Wikipedia unterstützen, Zitat:
„Bei der Verwendung von CC-Inhalten geht es uns nicht nur um die gewünschte höhere Reichtweite der DLR-Inhalte, sondern auch um die Unterstützung der Vision von Creative Commons.“
Beim Wikimedia Deutschland ist man dementsprechend begeistert. Angesichts des Erfolges für die Idee „Open Data“ rief man die Öffentlichkeit dazu auf, „sich bei Behörden, Archiven und Ministerien Gehör zu verschaffen und für eine freie Lizenzierung von öffentlich finanzierten Werken einzutreten“.
Übrigens eine Forderung, die auch im Zusammenhang mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk erhoben wird. Auch die von ARD und ZDF produzierten Inhalte wurden durch die Öffentlichkeit finanziert. Daher gibt es nicht wenige Menschen, die fordern, sie müssten auch allen zur Verfügung stehen. Allerdings haben private Verlage genau das Gegenteil durchgesetzt. Laut Rundfunkstaatsvertrag verschwinden die Inhalte nach derzeit meistens sieben Tagen aus den Archiven der öffentlich-rechtlichen Sender und sind damit für niemanden mehr nutzbar.
Nein, er war nicht dabei. Diesmal jedenfalls nicht. Aber es ging ja auch nicht um so aufmerksamkeitsträchtige Themen wie den Schutz verfolgter Online-Dissidenten in totalitären Regimen. Kein Kampf für die Verfolgten dieser Erde. Keine Schlagzeilen als Retter in der Not. Kein mediales Greenwashing des talentierten Freiherrn zu Guttenberg. Es ging nur um spröde Daten. Die liegen nach Angaben der EU-Kommissarin für die Digitalstrategie des Staatenbundes, Neelie Kroes, in den umfangreichen Archiven und den gewaltigen Datenbanken der öffentlichen Verwaltungen der Europäischen Union. Dort warten sie nun geradezu darauf, von der Öffentlichkeit entdeckt zu werden. Die Rede ist von der Nutzung öffentlicher Daten als Goldmine. So betitelte das Ressort der EU-Kommissarin in dieser Woche die Ankündigung einer neuen Open-Data-Strategie der Europäischen Union.
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Die mit dieser neuen Strategie verknüpften wirtschaftlichen Hoffnungen sind alles andere als bescheiden. Ein schlafender Schatz im Wert von 40 Milliarden Euro (in Zahlen: 40.000.000.000) soll den strapazierten Ökonomien des Kontinents neuen Schwung verpassen. Die Vorgehensweise orientiert sich unter anderem an Frankreich und Großbritannien, die seit einiger Zeit positive Erfahrungen mit dem Angebot eigener Open-Data-Portale machen. In Großbritannien ist data.gov.uk bereits seit Jahren öffentlich und auch data.gouv.fr erfreut sich in Frankreich eines regen Interesses. Aus drei Teilen besteht nun die Strategie der EU:
Erstens wird die Kommission mit gutem Beispiel vorangehen und der Öffentlichkeit ihre Informationsschätze kostenlos über ein neues Datenportal zugänglich machen. Zweitens werden überall in der EU gleiche Wettbewerbsbedingungen in Bezug auf offene Daten geschaffen. Drittens werden für diese neuen Maßnahmen 100 Millionen Euro bereitgestellt, die im Zeitraum 2011–2013 für Forschungsarbeiten zu besseren Technologien im Umgang mit diesen Daten ausgegeben werden sollen.
Gerade die Forschung und Entwicklung neuer Technologien dürfte entscheidend für den Erfolg der Strategie sein. Zuletzt hatte Viktor Meyer-Schönberger auf die großen Defizite der Open-Data-Bewegung hingewiesen (Link zum PDF der Meyer Schönberger Studie: Participation and Power Intermediaries of Open Data; ein Interview dazu in Kürze). Seines Erachtens mangelt es vor allem an konzertierten Aktivitäten staatlicher und freier Akteure. Außerdem fehlen die Masterpläne, um wichtige Handlungsfelder systematisch zu erschließen, und es müssten größere Anreize geschaffen werden, um innovative Projekte umzusetzen.
Nun kommt es zunächst darauf an, dass die spärlichen 100 Millionen Euro Entwicklungsbudget auf dem Weg zu den Entwicklerteams und Projektplanern in ganz Europa nicht in den Verwaltungen versickern. Es wäre nicht das erste Mal.
Wie steht es eigentlich um die Nutzung offener Daten hierzulande? Nicht so gut, scheint es. Zumindest kann Eindruck gewinnen, wer man in den vergangenen Tagen die Stellungnahmen zahlreicher deutscher Open-Data-Experten las. Datenjournalist Lorenz Matzat, Vorgänger hier im Data Blog, warnte unlängst vor einer traurigen Zukunft. Zumindest zitierte er in einem Artikel Ende Oktober Chris Taggarts Vortrag auf dem Open Government Data Camp in Warschau. Der unzweideutige Titel: How the Open Data Community Died.
Auch Christiane Schulzki-Haddouti fragte kürzlich im ZDF Hyperland-Blog, ob Deutschland nicht längst alle Chancen verspielt hat, die Dynamik der Open-Data-Bewegung zu nutzen, beziehungsweise in klare Angebote für eine breite Nutzerschaft umzusetzen.
Behörden in Deutschland erheben, speichern und verarbeiten viele interessante Daten. Dazu gehören Wetterdaten ebenso wie Informationen über die Luftqualität oder über die Verwendung der Steuergelder. Diese Daten sind von öffentlichem Interesse und bergen ein großes Potenzial für unsere Gesellschaft, weil sie Transparenz, Beteiligung, Innovationen und neue Dienstleistungen fördern.
Mit dem Wettbewerb „Apps für Deutschland“ laden wir Designer, Entwickler, Journalisten, Forscher und die breite Öffentlichkeit ein, Anwendungen zu schaffen, um diese Daten nutzbar zu machen.
Die Seite www.opendata-showroom.org liefert dazu die passenden Beispiele, um freie Programmierer und Open-Data-Aktivisten zu inspirieren. Natürlich ließ erste Kritik nicht lange auf sich warten. Allein der Titel Apps4Deutschland sei missverständlich, da Apps häufig eben nicht für Offenheit, sondern für geschlossene Systeme stehen würden.
In der Jury sitzen neben zahlreichen Wissenschaftlern und Repräsentanten der Initiatoren unter anderem auch Vertreter des Bitkom und der Wikimedia. Einsendeschluss für Ideen und Daten ist der 15. Dezemmber 2011, für Anwendungen der 1. Februar 2012.
Als Preise winken übrigens Geldprämien zwischen 500 und 4.000 Euro. Leider deutlich zu wenig, um starke Teams zu motivieren. Hoffentlich dokumentieren diese vielleicht für einzelne Entwickler ansprechenden, aber für ambitionierte Mannnschaften zu geringen Honorarere nicht den Versuch, das Thema Open Data mit Hilfe einer schmalbrüstigen Umarmugsstrategie bewusst klein zu halten. Aber immerhin, es gibt ihn, den bundesweiten Open-Data-Wettbewerb.
In Österreich hat die Open Data Bewegung bereits einiges in Bewegung gebracht. Der Open-Data-Katalog der Stadt Wien wurde 2011 wiederholt ausgezeichnet. In Berlin ging unlängst das Open Data Portaldata.berlin.de ans Netz. Da wollen auch die Schweizer nicht länger zögern.
Um den Rückstand in Sachen Open Data möglichst rasch aufzuholen, wurde für Ende September 2011 ein erstes Open-Data-Camp in Bern ins Leben gerufen. Unter dem Titel makeopendata.ch rufen Aktivisten zur Konferenz. Das bescheidene Motto:
Das erste Open Data Camp der Schweiz bringt Denker und Macher zusammen, um gemeinsam einen Unterschied zu machen.
Aber während die Aktivisten noch an Vorsätzen feilen und Agenden für Konferenzen entwerfen, veröffentlichte die Orell Füssli Wirtschaftsinformationen AG längst den Parlaments Explorer. Eine geradlinige, mit wenigen Mitteln Transparenz schaffende Visualisierung der Nebentätigkeiten und insbesondere Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedschaften der Schweizer Parlamentarier. Das Besondere dabei, die Nebentätigkeiten können unmittelbar per Klick mit den Nebentätigkeiten anderer Parlamentarier verglichen werden.
So lassen sich plötzlich manche Abstimmungskoalitionen mit ungeahnten Hintergründen erschließen. Ein Werkzeug, dass dem deutschen Pendant Abgeordnetenwatch.de gut stehen würde.
Nachtrag: In einer früheren Version des Textes wurde der Urheber der Grafik versehentlich als Buchhandlung bezeichnet. Die Orell Füssli Wirtschaftsinformationen AG hat mit der gleichnamigen Buchhandlung jedoch nichts zu tun. Wir bitten um Entschuldigung.
Ein hehres Ziel, 46 Nationen und ein einfaches Prinzip – das sind die Zutaten der Initiative Open Government Partnership. Sie wurde Mitte September am Rande einer UN-Vollversammlung in New York ins Leben gerufen.
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Das hehre Ziel: Offenheit als Prinzip von Regierunghandeln soll weltweit gefördert werden. Open Data ist dabei ein konstituierender Baustein. Der brasilianische Staatsminister Jorge Hage ließ sich mit den Worten zitieren: „Wir wollen das große Ideal der Demokratie voranbringen.“
Der transnationale Ansatz soll Bürgern den Zugang zu Daten, Informationen und Wissen erleichtern. Beispielsweise damit sie im Kampf gegen Korruption aktiver werden können oder die Chance haben, Ideen zu entwickeln, um wirtschaftliche Krisen zu meistern.
Neben Brasilien gehören auch die USA zu den ersten Mitgliedern des globalen Projektes. Eines der zentralen Vorhaben der Regierung von Barack Obama in diesem Kontext soll die Einrichtung einer Online-Petitionsplattform sein. Auch der Schutz von Whistelblowern soll angeblich verbessert werden.
Die Ambitionen des Weißen Hauses für mehr Offenheit haben in den vergangenen Monaten allerdings zahlreiche Dämpfer erlitten. So wurde das Budget für das Open-Data-Portal Data.gov erst kürzlich deutlich gekürzt.
Weitere Länder, die die Gründungsurkunde der Open Government Partnership Initiative unterzeichneten, sind beispielsweise Großbritannien, Norwegen, Spanien oder Schweden. Deutschland ist übrigens nicht dabei.
Es wäre in diesem Zusammenhang auch spannend zu erfahren, wie ein derartiges Portal mit angeschlossener Ideen- und Debattenplattform in Griechenland genutzt würde. Wäre es eine Bühne wüster Regierungsbeschimpfungen, oder könnte die Gesellschaft Ideen und Konzepte entwicklen? Vielleicht fehlt Griechenland für derartige Prozesse derzeit aber auch einfach die Zeit.
Die maschinenlesbare Stadt, das ist einer der großen Träume der Open Data Bewegung. Denn Städte speichern gewaltige Datenschätze. In Berlin wurde heute ein erster Schritt in diese Richtung unternommen. Seit einigen Stunden ist data.berlin.de online.
18 Datensätzen gehören zur Startausstattung des neuen Portals, das für politische Verhältnisse geradezu in Überschallgeschwindigkeit Realität wurde. Denn es ist erst ein Jahr her, dass die Initiatoren, unter ihnen Daniel Dietrich vom Open Data Network Berlin und Julia Witt von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen, beschlossen, nicht nur Ideen zu diskutieren, sondern die konkrete Umsetzung zu wagen.
Die Realisierung so kurz vor den Berliner Wahlen ist bemerkenswert, denn das Thema Open Data war für etliche Politiker vor wenigen Monaten noch eine Black Box. Mittlerweile aber ragen die Fragen nach dem digitalen Staat in nahezu alle Bereiche der öffentlichen Verwaltung. Dass das Thema auch auf der Agenda nahezu aller Parteien im Finale des Berliner Wahlkampfes auftaucht, zeigte gerade erst Lorenz Matzat bei der Auswertung der Wahlprüfsteine für die Interessenvertretung Digitale Gesellschaft. Bis auf die CDU beschäftigen sich alle mit der Frage nach der Umsetzung der maschinenlesbaren Stadt.
Den Mehrwert eines adäquaten Open-Data-Angebots für Städte und ihre Bewohner demonstriert die österreichische Hauptstadt Wien seit einiger Zeit. Auf data.wie.gv.at bietet sie zahlreiche Datensätze an, die mittlerweile zur Umsetzung vieler hilfreicher Applikationen geführt haben (die Toilet Vienna Map als Augmented Reality App ist dabei natürlich ein herausragendes Beispiel). Für die Breite des Angebots wurde der Open-Data-Katalog der Stadt gerade erst mit dem Preis des „eGovernment Wettbewerb 2011 Deutschland, Österreich, Schweiz“ prämiert.
Dass data.berlin.de jetzt in Deutschland ans Netz geht, ist in jedem Fall ein Anfang. Auch wenn es gleichzeitig viel Kritik gab. Auf heise.de kritisierte der Open-Data-Entwickler Stefan Wehrmeyer beispielsweise den Umstand, dass nicht alle Datensätze unter einheitlichen CC-Lizenzen erscheinen. Auch die Tatsache, dass einige Datensätze nicht maschinenlesbar sind, wurde bemängelt.
Dennoch muss eines hervorgehoben werden, mit data.berlin.de ist Berlin das erste Bundesland mit einem eigenen Open-Data-Projekt im Netz.
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Kabinettsminister Francis Maude ist die treibende Kraft in der britischen Regierung in Sachen Open Government. Er scheint es ernst damit zu meinen, Regierungshandeln transparenter zu gestalten. Immerhin bittet er die Briten, mit der Regierung zu diskutieren, welche und wie viele Daten veröffentlicht werden sollen. „Es gibt einige Herausforderungen zu bedenken. Eine davon betrifft den Umfang unserer Pläne mit Daten und wir begrüßen ihre Stellungnahme dazu, wie weit wir gehen sollen.“ So schreibt Maude in der Einleitung zu „Making Open Data Real: A Public Consultation„. Die Public Consultation, also die Befragung der Öffentlichkeit hat die die britische Regierung Anfang August gestartet.
Sie bittet die Bevölkerung in sechs Bereichen um Anmerkungen und Einschätzungen zu ihrer Open-Data-Strategie:
Inwieweit soll das „Recht auf Daten“ für Individuen, Unternehmer und andere Akteure erweitert werden?
Welche Transparenzstandards sind für dieses „Recht auf Daten“ notwendig?
Wie können Behörden und Dienstleister der öffentlichen Hand verpflichtet werden, Open Data bereitzustellen?
Auf welche Weise wird sichergestellt, dass die nutzbringenstenden Daten erhoben und veröffentlicht werden?
Wie kann die interne Arbeitsweise der Regierung und des öffentlichen Sektors mehr „offen“ gestaltet werden?
Welche Rolle kann die Regierung dabei spielen, Unternehmenstätigkeit und einen Markt zu stimulieren, der auf Open Data setzt?
„Wir sind bereit für solche Aktivitäten in unserem Land“, stellen die russischen Aktivisten fest, die eben den ersten Apps4Russia Wettbewerb gestartet haben. Es geht um mehr oder minder offene Datensätze, die sie selbst zusammengetragen haben. Daraus sollen nützliche Anwendungen entstehen, etwa zum Staatshaushalt, zu Umweltinformationen oder zur städtischen Infrastruktur. Vorbilder sind ähnliche Wettbewerbe aus den USA und diversen europäischen Ländern. Es winken 155.000 Rubel, rund 3.800 Euro Preisgeld.
Es gebe keine Verbindung zur Regierung und es gehe nicht um kommerzielle Interessen, betont Ivan Begtin, einer der Initiatoren. Er erklärt: „Wir haben keine Gesetze wie die Open Government Directive in den USA oder ähnliche Regelungen in der EU. Nur einige wenige Beamte verstehen die Bedeutung des Begriffs ‚Open Data'“.
Das solle sich nun ändern. Gut 300 Datensätzen seien bereits identifiziert, sagt Begtin, die jeder, der teilnehmen möchte, als Grundlage für seine Arbeit nutzen kann. Bis Ende Oktober läuft der Wettbewerb.
Die britische Regierung arbeitet am Nachfolger eines schon länger existierenden zentralen Bürgerportals – in Deutschland bleibt bei Fragen zur Verwaltung nur der Weg über die Suchmaschine.
Noch bis Ende Juni experimentiert die britische Regierung mit einem zentralen Bürgerportal. Die Seite alpha.gov.ukist ein Prototyp und offen für Kritik. Ihre Idee: Bürger sollen dort einen zentralen Einstiegspunkt finden, um Antworten auf alle möglichen Fragen zu erhalten, vom Urlaubsgeld über den Kindergartenplatz bis hin zum Führerscheintest oder dem verlorenen Reisepass.
Bereits seit 2004 gibt es das ähnliche Angebot direct.gov.uk. Jedoch ist die Seite überladen und wirkt mittlerweile altertümlich. Außerdem gab es von Anfang an Kritik an ihr; Aktivisten bauten schnell eine Alternative dazu auf, directionslessgov.com stellte die Ergebnisse des offiziellen Angebots den Ergebnissen der Suchmaschine Google gegenüber, um die Unübersichtlichkeit von direct.gov.uk zu demonstrieren.
Nun also ein neuer Versuch. Zwei Elemente sind an alpha.gov.uk vor allem neu. Erstens kann ein Nutzer der Website etwa per Postleitzahl seine Position mitteilen. Er erhält dann Hinweise auf Ämter oder Angebote in seiner Nähe. Zweitens findet er verschiedene Werkzeuge, um beispielsweise die Höhe des Urlaubsgeldes zu berechnen oder einen Pass zu beantragen.