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Das Deutsche Kaiserreich 1871 – 1918

 

Überblick: Mit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs war am 18. Januar 1871 der erste deutsche Nationalstaat entstanden, im Spiegelsaal von Versailles wurde der preußische König Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser ernannt. Das Kaiserreich war eine konstitutionelle Monarchie: Kaiser Wilhelm I. setzte den ersten Reichskanzler ein, Otto von Bismarck, der wiederum der Regierung vorstand.

Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1902 © Hulton Archive/Getty Images
Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1902 © Hulton Archive/Getty Images

Bismarck war der erste und am längsten amtierende Reichskanzler. Die innen- und außenpolitische Entwicklung des Kaiserreichs wurde bis zum Ende seiner Amtszeit im Jahr 1890 von ihm bestimmt. Sein konservativ-autoritäres Regiment stellte sich gegen den bürgerlichen Liberalismus und die parlamentarische Demokratie, 1878 erließ er ein Verbot der Sozialdemokratie. Gleichzeitig begründete er jedoch das deutsche Sozialversicherungssystem und sorgte damit für eine Verbesserung der Situation der Arbeiterschaft. Der notwendige gesellschaftliche und politische Wandel von der Agrar- zur Industriegesellschaft wurde durch ihn jedoch verhindert.

Außenpolitisch versuchte Bismarck, das Reich durch ein komplexes Bündnissystem abzusichern. In seine Amtszeit fiel auch der Einstieg in den überseeischen Imperialismus. Daraus folgten zunehmend internationale Interessenkonflikte mit anderen Kolonialmächten, insbesondere der Weltmacht Großbritannien. Zugleich beutete das Deutsche Reich Territorien in Übersee aus und errichtete dort Infrastruktur. So etwa Kamerun, Togo und Deutsch-Südwestafrika und diverse Inseln.

Die Phase nach der Ära Bismarck wird auch als Wilhelminisches Zeitalter bezeichnet: Zwar existierten weiterhin Kaiser und Reichskanzler, jedoch übte der 1888 inthronisierte Kaiser Wilhelm II. durch sein „Persönliches Regiment“ starken Einfluss auf die Tagespolitik aus. Neben dem Kaiser nahmen allerdings auch die Parteien des Reichstags und die militärische Führung Einfluss auf die Politik. Durch den Aufstieg von Massenparteien (National-liberale Partei, Frei-konservative Partei, Sozialdemokratische Partei Deutschlands, Deutsche Fortschritts-Partei) sowie der wachsenden Bedeutung der Presse gewann zudem die öffentliche Meinung an Gewicht.

1914 begann der Erste Weltkrieg, auch in der Innenpolitik gewann das Militär nun an Einfluss. Die Monarchie verlor an Rückhalt, als es immer mehr Kriegstote gab und auch in Deutschland die Armut immer größer wurde. Das Ende des Kaiserreichs schließlich wurde durch den Zusammenbruch der Westfront und die Novemberrevolution im Jahr 1918 besiegelt.

Ausgewählte Artikel und Materialien zum Thema:

Deutsche Geschichte – Was war das deutsche Kaiserreich? (ZEIT Geschichte Nr. 4/2010)
Wirtschaftsboom und Weltmachtstreben, Avantgarde und Aggression: Das deutsche Kaiserreich war eine kurzlebige, dynamische, widerspruchsvolle Zeit. In die Begeisterung für den Fortschritt mischte sich die Angst vor dem Untergang. Das Porträt einer herausfordernden Epoche.

Bismarcks Aufstieg – Macht geht vor Recht (ZEIT Geschichte Nr. 3/2010)
In drei Kriegen schuf Otto von Bismarck den ersten deutschen Nationalstaat. Ein Porträt des „Blut und Eisen“-Kanzlers.

Das Deutsche Kaiserreich – Karte (Wikimedia)
Die Grenzen des Deutschen Kaiserreichs 1871-1918.

Chronik des Deutschen Kaiserreichs (ZEIT Geschichte 4/2010)
Von der Thronübernahme Wilhelm I im Spiegelsaal von Versailles zum Ausbruch des ersten Weltkrieges: Eine Zeitleiste des deutschen Kaiserreichs.

 

Kaiserreich – Kronen, Löwen, Wappen, Helme (DIE ZEIT Nr. 16/1999)
Kein Meilenstein der deutschen Demokratie: Der Reichstag hatte im Kaiserreich nicht viel zu sagen.

Von Attentätern umzingelt? (DIE ZEIT Nr. 4/2015)
Bismarcks berüchtigtes Sozialistengesetz von 1878 entsprang stärker als bisher angenommen der Furcht vor Mordanschlägen. Die Mächtigen im Lande lebten fortan sicherer – zu einem hohen Preis.

Komplott gegen den Eisernen Kaiser (ZEIT Geschichte Nr. 4/2014)
Im März 1890 reicht Bismarck nach fast drei Jahrzehnten an der Macht sein Rücktrittsgesuch ein. Über Monate hat eine Clique von Verschwörern um Kaiser Wilhelm II. auf diesen Moment hingearbeitet.

Bundesrat im Kaiserreich – Geklatscht wird nicht (DIE ZEIT Nr. 18/2010)
Wenn die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat heute andere sind als im Bundestag wird dieser gelegentlich zur deutschen Nebenregierung, da er Entscheidungen des Bundestages blockieren kann. Doch den Bundesrat gab es schon zu Kaiserreichszeiten. Ein Porträt einer Institution, die älter ist als die Bundesrepublik.

Bismarck als Imperialist – Im Banne der Ökonomie (DIE ZEIT Nr. 33/1969)
Der Kölner Historiker Hans-Ulrich Wehler hat 1969 eine Antwort auf jene Frage gefunden, warum sich der erste Kanzler des Deutschen Reiches in den achtziger Jahren auf den Pfad der überseeischen Expansion begab.

Wilhelm II. – Der Kaiser spricht (DIE ZEIT Nr. 43/2008)
Die „Daily Telegraph“-Affäre stürzte das deutsche Reich 1908 in eine tiefe Krise. Dennoch blieb das Persönliche Regiment Wilhelms II. unerschütterlich.

Friedrich von Holstein – Der Mann im Hintergrund (DIE ZEIT Nr. 20/2009)
Im Mai 1909 starb in Berlin Friedrich von Holstein, die Graue Eminenz des Kaiserreichs, der große Unbekannte, der Dämon im Auswärtigen Amt. Dass Friedrich von Holstein nach Bismarcks Abschied die Fäden der Berliner Außenpolitik zog, war für viele Beobachter eine ausgemachte Sache.

Arbeitslose im Kaiserreich – „Sollen sie doch Steine klopfen“ (DIE ZEIT Nr. 10/2001)
Wer ohne Arbeit war, wurde zum Bettler gemacht – das Schicksal der Arbeitslosen im deutschen Kaiserreich.

Deutsche Kolonialpolitik – „Mit Branntwein aus Menschen Neger gemacht“ (DIE ZEIT Nr. 32/1986)
Um die Handelsspannen der „königlichen“ Kaufleute hoch zu halten, wurden durch den deutschen Kolonialismus die Strukturen der einheimischen Gesellschaften zerstört.

Das Kaiserreich und der Krieg – „Der erste totale Krieg“ (DIE ZEIT Nr. 35/1998)
Im August 1914 rief Kaiser Wilhelm II. den abziehenden Truppen zu: „Ehe noch die Blätter fallen, seid Ihr wieder zu Hause.“ Stattdessen folgte ein vierjähriger Weltkrieg, dessen Zentrum in Europa lag. Woran das deutsche Kaiserreich zugrunde ging – und was darauf folgte.

Rechte Trommler – Radikalnationalisten am Ende des Kaiserreichs (DIE ZEIT Nr. 24/1997)
Über die Bedeutung der Deutschen Vaterlandspartei von 1917/18, jene aufsehenerregende, aber kurzlebige Massenbewegung der nationalen Rechten am Ende des Kaiserreichs, herrscht seit langem kein Zweifel. Eine Studie über die Deutsche Vaterlandspartei.

Geschichte: Wie viel Kaiserreich steckt noch in der Bundesrepublik? (ZEIT Geschichte 4/2010)
Prunkvolle Bauten sind nicht das einzige, was heute vom Kaiserreich übrig ist. Die Epoche hat die Gesellschaft geprägt – bis heute. Eine Spurensuche von Gunter Hofmann.

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