Das Deutsche Reich hatte den Ersten Weltkrieg verloren – die alliierten Kriegsgegner Frankreich, England, Italien und die USA, machten es bei Kriegsende im Jahr 1918 zur Bedingung für die Friedensverhandlungen, dass Deutschland gleichzeitig demokratische Reformen durchführte. Außerdem hatte die durch den Kieler Matrosenaufstand ausgelöste Novemberrevolution das ganze Reich erfasst. Am 9. November wurde die Abdankung Kaiser Wilhelm II. verkündet und die Regierungsgewalt auf den neuen sozialdemokratischen Reichskanzler Friedrich Ebert übertragen. Noch am selben Tag kam es zur Doppelten Ausrufung der Republik: Erst rief der SPD-Politiker Philipp Scheidemann die Republik von einem Balkon des Reichstages aus. Nur wenige Stunden später rief Karl Liebknecht vor dem Berliner Stadtschloss zusätzlich die Freie Sozialistische Republik aus.
Die neue Regierung versuchte, möglichst schnell Wahlen zur Weimarer Nationalversammlung zu organisieren, doch schon die Anfangsmonate waren konfliktreich. Der Spartakusbund, eine linke Abspaltung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), der später in der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) aufging, war nicht bereit, mit der Regierung zusammenzuarbeiten. Im Januar 1919 kam es in Berlin zum sogenannten Spartakusaufstand, den Friedrich Ebert schließlich mithilfe der Reichswehr niederschlagen ließ; Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurden von Mitgliedern eines Freikorps entführt und ermordet.
Die liberale Weimarer Verfassung trat 1919 in Kraft, doch die Konflikte gingen weiter. Im Juni 1919 wurde der Friedensvertrag von Versailles unterzeichnet. In ihm wurde Deutschland und seinen Verbündeten die Kriegsschuld zugewiesen und hohe Reparationszahlungen an die Siegermächte vereinbart. Dies war gemeinsam mit den als unannehmbar empfundenen Gebietsverlusten der Grund, dass politisch rechte, konservative Kräfte von vornherein gegen den neuen Staat eingestellt waren. Die KPD und radikalere Kräfte in der SPD griffen den neuen Staat von links an, indem sie der Regierung vorwarfen, die Interessen der Arbeiter verraten zu haben, da eine soziale Revolution verhindert wurde.
Nach dem Schock der Hyperinflation von 1923 entspannte sich in den „Goldenen“ Zwanziger Jahren die ökonomische und politische Situation kurzzeitig. Deutschland wurde in den Völkerbund aufgenommen, auch innenpolitisch beruhigte sich die Lage ein wenig. Doch diese Phase der Stabilisierung ging mit der Weltwirtschaftskrise ab 1929 rasch zu Ende und führte zu einer auch politisch angespannteren Lage, die das Scheitern der Weimarer Republik begünstigte. Die wirtschaftlichen und sozialen Probleme, allen voran die hohe Arbeitslosigkeit, begünstigten in den folgenden Jahren das Erstarken republikfeindlicher und nationalsozialistischer Kräfte.
Die letzten drei Reichsregierungen der Weimarer Republik ab 1930 waren Präsidialkabinette. Diese Minderheitenregierungen waren von der Duldung durch Parteien abhängig, die nicht zur Regierungskoalition gehörten. Seit 1930 regierten sie vor allem mithilfe von Notverordnungen anstelle von Gesetzen, die Demokratie wurde immer weiter ausgehöhlt.
Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) wurde schließlich zusammen mit Franz von Papen an der Regierung beteiligt und Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt. Mit der Verkündung des Ermächtigungsgesetzes war der Weg in die Diktatur des Nationalsozialismus offen.
Die Weimarer Republik: Ausgewählte Artikel und Materialien zum Thema:
Die Verfassung von Weimar
Weimarer Republik – Die halbe Revolution (DIE ZEIT Nr. 3/2008)
Warum der demokratische Aufbruch von 1918 zum Scheitern verurteilt war.
Das politische System der Weimarer Republik (Wikimedia)
Das politische System der Weimarer Republik als übersichtliches Schaubild.
Folgen des Ersten Weltkrieges – Warum die Schuld verdrängt wurde (DIE ZEIT Nr. 38/1984)
Der Erste Weltkrieg, der Vertrag von Versailles und die Reparationsforderungen.
Weimarer Republik (Bundeszentrale für politische Bildung)
Die Autoren dieser Publikation teilen die Geschichte der Weimarer Republik in vier Phasen ein: Die erste, die den Übergang vom Kaiserreich zur Republik umfasst. Die zweite, in der es den Kampf um die Stabilisierung der Republik gab. Die dritte, zwischen Festigung und Gefährdung und die letzte Phase, in der die Demokratie zerstört wurde.
Weimarer Republik – Parlament und Parteien (Bundestag.de)
Ein kurzer Überblick über das Parteiensystem und Parlament der Weimarer Republik.
Politiker und Personen der Weimarer Republik
Friedrich Ebert – Ein deutscher Staatsmann (DIE ZEIT Nr. 6/2007)
Der Sozialdemokrat Friedrich Ebert war der erste demokratisch gewählte Reichspräsident der Weimarer Republik. Umso erstaunlicher ist es, dass erst siebzig Jahre später ein Historiker Eberts Leben und Werk in einer umfangreichen Arbeit zu würdigen versucht.
Rosa Luxemburg – Wege der Freiheit (DIE ZEIT Nr. 47/2009)
Ihre Leidenschaft faszinierte andere, deshalb wurde sie zu einer so großen Rednerin, zur Galionsfigur der Sozialisten und zum Schrecken der Herrschenden, der beseitigt werden musste.
Tondokumente aus der Zeit der Weimarer Republik (Friedrich-Ebert-Stiftung)
Hier können Schüler sich Reden von bekannten Politikern der Weimarer Republik anhören: Paul Löbe, Philipp Scheidemann, Hermann Müller, Friedrich Ebert, Carl Severing und andere Sozialdemokraten sind zu hören.
Gustav Stresemann – Deutscher Nationalist und guter Europäer (DIE ZEIT Nr. 3/2003)
Gustav Stresemann war im Kaiserreich ein alldeutscher Imperialist gewesen. Nach der Revolution von 1918/19 brauchte er einige Zeit, um zum „Realpolitiker“ und zum „Vernunftrepublikaner“ zu reifen und als Außenminister der Jahre 1923 bis 1929 jene Verständigungspolitik mit den Westmächten, vor allem mit Frankreich, zu betreiben, die ihm einen bleibenden Platz in den Geschichtsbüchern gesichert hat.
Hyperinflation und Weltwirtschaftskrise
Wirtschaftskrise – Sturz ins Bodenlose (ZEIT Geschichte 03/2008)
Die Hyperinflation von 1923 vernichtete die Sparguthaben der kleinen Leute und unterhöhlte das Vertrauen in die Republik. Die Geschichte einer Fehlkalkulation.
Heinrich Brüning – Die Not von damals und der „Hungerkanzler“ (DIE ZEIT Nr. 12/1997)
Wie Heinrich Brüning mit eisernem Sparen das Volk ins Elend und in die Verzweiflung trieb.
Alltagsleben, Mediengesellschaft und Kultur der Weimarer Republik
Die modernen Medien der Weimarer Republik (Universität Heidelberg)
In der Weimarer Republik begann das Medienzeitalter: Das Radio wurde zum Massenmedium und die Menschen hörten so Musik, politische Reden und Nachrichten. Die Entwicklung des Fernsehens begann und damit die Geschichte der Wochenschauen. Jeden Tag erschien eine Vielzahl von Tageszeitungen – mehrmals. Der Autor dieser Hausarbeit beschreibt, wie die verschiedenen Medien sich entwickelten, welche Bedeutung sie hatten und welche Richtlinine für Medien existierten.
Der Simplicissimus (simplicissimus.info)
Politiker und politische Parteien waren in der Weimarer Republik häufig Thema in den Medien. Die politischen Verhältnisse waren chaotisch und die vielen verschiedenen Parteien stritten sich rege. Der Simplicissimus nahm das alles aufs Korn. Auf dieser Seite können Schüler in den digitalisierten Ausgaben der berühmten Satirezeitschrift lesen. Eine Schlagwörter- und Personenliste macht es einfach, Querverbindungen zwischen Artikeln herzustellen. In den Ausgaben finden Schüler auch zahlreiche bildliche Darstellungen – vor allem Karikaturen.
Kinogeschichte: Weimarer Republik (Deutsche Welle)
In der Weimarer Republik war Deutschland das Zentrum des Films. Deutsche Filme waren weltberühmt und stilbildend. Einige davon stellt dieser Artikel der Deutschen Welle vor – ein Sender, den es übrigens auch schon seit der Weimarer Republik gibt. Mehr dazu können Schüler sich in diesem Rundfunkbeitrag anhören.
Alltagsleben 1918-1933 (Deutsches Historisches Museum)
Wie sah der Alltag in der Weimarer Republik aus: Zwischen Massenarbeitslosigkeit und Konsumkultur oder Kulturkonsum, zwischen Kriegsvereinen und Pazifismus, zwischen Frauenemanzipation und Jugendbewegungen.
Kunst und Kultur 1918-1933 (Deutsches Historisches Museum)
Trotz oder gerade wegen der chaotischen Zustände in der Weimarer Republik, die Kunst- und Kulturszene war unwahrscheinlich produktiv. Die literarische Moderne, Fotografien und Malerei der Neuen Sachlichkeit, die atonale Musik Schönbergs und Strawinskys, Brechts Theatertheorie und neue Formen des Bauens, Möbeldesigns und der Inneneinrichtung mit dem Bauhaus. Hier erfahren Schüler mehr über die vielen Facetten des kulturellen Lebens in der Weimarer Republik.
Aufstieg des Nationalsozialismus – Ende der Weimarer Republik
Der Untergang der Weimarer Republik (Bundeszentrale für politische Bildung)
Dieses Dossier fasst mehrere Artikel zusammen, die erklären: Wie entwickelte sich der Nationalsozialismus in der Weimarer Republik? Warum erhielt diese Bewegung so viel Zulauf? Wer waren die politischen Gegner der Nationalsozialisten?
Die Zwanziger Jahre: Das Ende der Republik (Dokumentarfilm, Phoenix, YouTube)
Ermächtigungsgesetz – Brauchte Hitler das Zentrum? (DIE ZEIT Nr. 12/1983)
Das am Nachmittag des 23. März 1933 von Reichstag und Reichsrat verabschiedete „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ – kurz Ermächtigungsgesetz genannt – war neben der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler der wohl folgenschwerste Schritt auf dem verhängnisvollen Weg Deutschlands in die Diktatur.
Frühgeschichte der NSDAP – Die Diktatur der Kleinbürger (DIE ZEIT Nr. 29/1972)
Warum der Mittelstand zum Nährboden des Faschismus wurde.
Hindenburg – Zwischen Bismarck und Hitler (DIE ZEIT Nr. 46/2007)
An Paul von Hindenburg scheiden sich bis heute die Geister. Fest steht: Ohne seine Entscheidung, Hitler den Weg in das Berliner Herrschaftszentrum freizugeben, wäre die Geschichte anders verlaufen.
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