Aus unserer Serie: Einführung in die Philosophie
„Footnotes to Plato“ – Fußnoten zu Platon sei die gesamte Europäische Philosophie, sagt der Mathematiker und Philosoph Alfred Whitehead. Das ist eine markige Aussage und wahrscheinlich lässt sich darüber streiten, ob nun wirklich alle Philosophie in Platons Folge nicht mehr als eine Verfeinerung seiner Gedanken darstellt.
Immerhin: das Zitat zeigt die geschichtliche Wichtigkeit der Philosophie Platons. Aber auch Platon steht, wie alle Philosophen, selbst in einer Tradition, hatte Lehrer und Schüler. Zu einem der wirkmächtigsten Philosophen wurde man im Griechenland um 400 vor Christus nicht einfach nur durch seine Schriften.
Vielmehr ist Platon selbst einer der ersten Philosophielehrer. Nach einem turbulenten Leben gründet er im Alter von etwa 40 Jahren im Jahr 385 v. Chr. die Akademie, die, in der Nähe von Athen gelegen, kostenlosen Unterricht für die Schüler bietet. Einer der wichtigsten Schüler Platons wird später Aristoteles sein, der jedoch grundlegend andere Haltungen vertritt als sein Lehrer.
Der Straßenphilosoph Sokrates ist Platons wichtigster Einfluss und Lehrer
Die Akademie Platons bietet ihren Schülern eine Bibliothek, einen Park und Wohnungen. An Festen, Symposien und Mahlzeiten nehmen die Schüler und vermutlich auch Schülerinnen gemeinsam teil. Das Modell bewährt sich: Die Schule Platons wird erst im Jahr 529 nach Christus geschlossen.
Wichtigster Einfluss für Platon selbst ist der Philosoph Sokrates. Sokrates, der neben Platon einige andere wichtige Schüler hatte, konnte nicht auf den Luxus einer eigenen Schule zurückgreifen. Für ihn war die Straße der Ort, an dem er seine Philosophie im Gespräch ausführen konnte. Und genau diese Gespräche des Sokrates sind es, die Platon in seinen Schriften aufgezeichnet hat. Wer also Sokrates lesen will, muss Texte von Platon zur Hand nehmen.
Sokrates, Sohn der Hebamme Phainarete, war mit Xanthippe verheiratet. Man kann anhand der vorhandenen Dialoge davon ausgehen, dass sein Verhältnis zu Xanthippe kein besonders ausgeglichenes war. Sie wird in den überlieferten Dialogen als aufbrausend und recht streitlüstern dargestellt. Vielleicht ist ihr Verhalten auch nachvollziehbar, denn schließlich brachte ihr Ehemann sein Leben größtenteils damit zu, Menschen auf der Straße durch Nachfragen davon zu überzeugen, dass sie diejenigen Begriffe nicht richtig kennen, von denen sie sprechen. Für einen Normalbürger wirkt das in der Tat recht ungewöhnlich und zuweilen pedantisch.
Aber Sokrates meinte es mit der Genauigkeit sehr ernst. Um ihretwillen führen manche Gespräche bisweilen ins Nichts (oder in den Frust der Gesprächspartner). Denn es geht ihm letztlich immer um die Wahrheit, wie man zum Beispiel am Dialog Sophistes erkennen kann, in dem er das vermeintliche Wissen von scheingelehrten Rhetorikern enttarnt.
Nicht jedem jedoch gelang es, sich für Sokrates‘ scharfes Denken zu begeistern: Im Jahr 399 wurde er wegen „Verführung der Jugend“ und Gottlosigkeit zum Tode verurteilt – ein Urteil, das er gelassen annahm, obwohl er hätte fliehen können. Laut Platon schied Sokrates mit den Worten:
„O Kriton, wir sind dem Asklepios einen Hahn schuldig, entrichtet ihm den, und versäumt es ja nicht.“
Hier gelangen Sie zurück zur Übersicht: Einführung in die Philosophie