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Shakespeare modert

 

Wie Literatur und Alltag sich verbinden, können wir verschieden finden. Am besten geht das mit Google News:

Sueddeutsche.de schreibt: „Donauschützer wittern Morgenluft“

Welt Online kann das auch: „Lyon trifft und wittert noch einmal Morgenluft“

RP Online lässt’s wehen: „Die Grünen wittern Morgenluft“

Und die Allgemeine Zeitung Mainz: „Der TuS Nieder-Wiesen wittert Morgenluft“

Wie das Neue Deutschland: „Koch und seine Freunde wittern Morgenluft“

Elegant das Näschen hoch in Wien: „Für das neue Geschäftsjahr 2008/09 wittert man beim Energieversorger wieder Morgenluft.“

Und was dräut da in der Frankfurter Rundschau: „Im Hintergrund allerdings dürfte stehen, dass der aktivistische, den Neonazi-Kameradschaften zugeneigte Parteiflügel Morgenluft wittert.“

Was die Morgenluft ihnen kündet, ist Hoffnung. Doch Shakespeare, Schöpfer dieser Wendung, meinte etwas anderes: „But, soft! methinks I scent the morning air“, lauten die Worte, die er dem Geist von Hamlets Vater in den Mund legte. Und der Geist jubelt nicht oder freut sich neuer Taten, sondern er muss zurück ins modrige Grab, wenn er das Morgenlüftchen spürt. Und hoffen kann nur Hamlet, da er nun weiß, wer seinen Vater zum Geist gemacht hat. Doch am Ende stirbt auch er.

Das nächste Mal bei Google News: „Ein Gespenst geht um in…“