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Deutschland – Frankreich 4:2

Schlussbemerkungen:

Die Nationalelf hat es auch im dritten WM-Spiel geschafft, nicht einfach nur zu gewinnen. Langweilig können die Frauen scheinbar nicht. Nach dem etwas mühseligen Auftaktsieg und dem Fightclub-Erfolg gegen Nigeria präsentierten sich die Fußballerinnen gegen Frankreich im Modus Fußballfest. Besonders in der zweiten Hälfte der zweiten Halbzeit war es dank der Offensivaktionen der Deutschen ein ansehnliches, spannendes Fußballspiel.

Im Mittelfeld dominierte Kerstin Garefrekes, Lira Bajramaj streichelte häufig den Ball und deutete in ihrem ersten WM-Spiel über 90 Minuten an, weshalb sie die drittbeste Fußballerin der Welt ist.

Das größte Problem lag heute in der Luft. Gegen schwache Französinnen hatten die Deutschen in der Defensive vor allem nach Flanken keine Gegenmittel: Zwei Ecken und zwei Kopfbälle führten zu den beiden Gegentreffern.

Silvia Neid lächelte nach dem Abpfiff dennoch ausgelassen in die TV-Kameras. Als Gruppensieger fährt ihr Team nun nach Wolfsburg, um am Samstag gegen Japan anzutreten. Auch wenn die deutsche B-Elf gegen Frankreich spielerische Schwächen zeigte: Die WM-Mission der Bundestrainerin ist bisher ein einziger Erfolg. Selbst Birgit Prinz schaute nach dem Abpfiff auf der Ersatzbank sitzend fröhlich nach vorn.

Abpfiff: Deutschland siegt und zieht als Gruppensieger ins WM-Viertelfinale ein.

88′ Toor zum 4:2: Flanke, Kopfball, Brustannahme und ein scharfer Schuss von Okoyino da Mbabi ins lange Eck. Schon wieder Böller über Berlin. Mensch, doch ein Fußballfest.

84′ Fehlpass Nummer 44, aber Spaß macht das Spiel inzwischen.

82′ Ich zitiere den Kollegen Spiller, der im Stadion sitzt: „Mächtig was los hier. Auf der Torlinie geklärt, dann Schuss auf die Latte. Puh, brauche ein Bundesligaspiel zum Durchschnaufen.“

78′ Tammo, wenn Sie könnten, sollten Sie jetzt den Fernseher in Paris anmachen und dieses Spiel sehen. Alex Popp ist nun auf dem Platz. Es geht ab.

74′ Paraden, Lattenaufditscher, Torszenen am Stück. Jetzt wird es hektisch. Vor meinem Fenster, auf Schönebergs Straße, spielt keiner mehr Skat.

71′ 3:2, Ecke, Kopfball, Tor für Frankreich. Ohoh, die Fehler geschehen vor allem in der Luft.

64′ Von wegen keinen Bock auf Wolfsburg: So wie ich, der erfahrene Frauenfußball-Experte, jetzt das Spiel lese, wird Deutschland Gruppensieger.

68′ 3:1 für Deutschland. Inka Grings schießt den Elfer stramm und gezielt. In Berlin knallen die ersten Böller, kein Scherz.

64′ Lira B. umgeholzt. Elfmeter für Deutschland. Rote Karte für die französische Torfrau. Diese Schiedsrichterin ist wirklich gut.

60′ Es gab übrigens vor dem Spiel Gerüchte, das deutsche Team würde heute ungewollt absichtlich nicht gewinnen. Wenn sie als Gruppenzweiter im Viertelfinale spielt, braucht die DFB-Elf nicht das Mannschaftsquartier verlassen und nicht Samstag in Wolfsburg spielen. (Wer will schon freiwillig nach Wolfsburg?)

55′ Ecke, Kopfball, Tor für Frankreich, 2:1!

47′ Karl schaut auch zu. Wie schön. Und er hat Recht. Man(n) könnte auch die Stoppfehler zählen. Muss man(n) aber nicht.

46′ Weiter geht es: Ariane Hingst jetzt für Simone Laudehr im Spiel. Das ist die B-Elf.

Halbzeitfazit: Irgendein Kollege, der so tat, als hätte er alle bisherigen WM-Spiele gesehen, sagte mir heute, Frankreich wäre ein Favorit auf den Titel. Muss ein Schein-Frauenfußball-Experte sein. Die Französinnen haben in der ersten Halbzeit enttäuscht und zwei dumme Kopfballgegentore kassiert. Das Spiel, besonders der deutschten Elf ist nicht schlecht, Lira B. mit ansehnlichen Balltänzen, aber die Spannung fehlt. Ist wie Sprudelwasser ohne Kohlensäure. Schnell das nächste Bier holen.

44′ Fehlpass Nummer 28.

40′ Zweite Gelbe Karte. Die Französinnen foulen fast auf Nigeria-Niveau. Aber die Schiedsrichterin, also die Schiedsrichterin macht ihren Job besonders gut.

35′ Der ZDF-Kommentator spricht vom „Stil einer Klassemannschaft“ und meint das deutsche Team. Naja. Kurzer Blick aus dem Fenster: An dem einen Tisch vor dem großen WM-Fernseher sitzen drei Leute, die Skat spielen. Public-Viewing im Sommer 2011.

32′ Toor, 2:0. Der nächste Kopfballtreffer für Deutschland. Inka Grings war es dieses Mal. Und wieder hat der Lockenrastakopf gepennt.

30′ Erstes Fazit nach der ersten halben Stunde: Deutschland spielt leicht überlegen, 19 Fehlpässe und ein glückliches Tor nach einem guten Freistoß.

24′ Kopfball-Tor für Deutschland durch Kerstin Garefrekes. Das sah viel zu einfach aus. Der Lockenrastakopf hätte sich doch nur ein bisschen bewegen müssen.

22′ Das war der 12., oder wer zählt heute die Fehlpässe?

15′ Lira B. tänzelt mit dem Ball, die nächste Fehlentscheidung einer WM-Schiedsrichterin (natürlich kein Abseits!). Auf der Straße vor meiner Wohnung jubeln die Kneipendraußen-WM-Zuschauer so heftig, dass kurzzeitig die Internetverbindung gestört war. Das geht doch gut los.

2′ Der Ball rollt. Will jetzt kein Spielverderber sein, aber ohne wirklich sehr viel Ahnung vom gesamten deutschen Team zu haben: Die Aufstellung der Deutschen sieht nach B-Elf aus. Kim Kulig wird geschont. Birgit Prinz scheint auf der Bank sitzen zu müssen, damit die TV-Kameras sie besser einfangen können, damit dann wiederum der Kommentator zum xten Mal auf ihr Schicksal verweisen kann. Arme Frau.

20:30 Uhr In der Fernsehbierwerbung reden sie vom Countdown, hab das erste Bier geleert, aber noch fehlt die Aufregung. Ob das heute noch ein Frauenfußballfestabend wird?

Die Aufstellungen:
Deutschland: Angerer – Schmidt , Krahn , Bartusiak , Peter – Laudehr , Goeßling – Garefrekes , Okoyino da Mbabi , Bajramaj – Grings

Frankreich: Sapowicz – Lepailleur , Georges , Renard , Boulleau – Soubeyrand, Bussaglia – Le Sommer , Necib, Thiney – Thomis

Vorbemerkungen:

Cordon Bleu gegen Tafelspitz. Laut unseres WM-Reporters Christian Spiller wirbt Mönchengladbach mit diesem Gourmetvergleich für das heutige WM-Spiel.  Man müsste hinzufügen, dass die Teams um die goldene Ananas spielen. Sagt man so in Sportlerkreisen, wenn es um nichts wirklich Wichtiges mehr geht.
Sowohl Frankreich als auch Deutschland sind bereits fürs Viertelfinale dieser WM qualifiziert. Doch gerade für den Gastgeber geht es um mehr, als nur den Gruppensieg. Die ersten beiden Spiele gewannen die deutschen Frauen, doch fußballerisch überzeugt haben sie bisher nicht.

Galt das Team von Silvia Neid vor dem Turnier als der Favorit auf den Titel, reden die so genannten Experten (wer ist das eigentlich?) jetzt von den USA oder eben Frankreich. Es geht also um Anerkennung, Prestige und um die Zukunft von Lira Bajramaj. Die nächste Episode im Problemfall Birgit Prinz ist ebenso zu erwarten. Ab 20:30 Uhr wird hier aus Berlin, unweit eines kleinen Public-Viewing-Treffs live gebloggt. Die Tweets des Kollegen, der aus dem Stadion twittert, werden an dieser Stelle gesammelt. Kommentieren Sie mit.

 

Deutschland – Nigeria 1:0

Schlussbemerkungen:

Wenn es noch einen Beweis bedurft hatte, dass Frauenfußball eben so ist, wie Fußball manchmal ist: Bitte, das zweite WM-Spiel des deutschen Teams hat ihn geliefert – welch ein Kampf, zeitweilig welch ein Krampf, vor allem: Welch ein unfaires Spiel.

Das Team von Sylvia Neid kann sich nach dem knappen Sieg gegen Nigeria ärgern und freuen.

Ärgerlich waren die vielen Ungenauigkeiten, besonders bei den entscheidenden Pässen. In keiner Phase des Spiels konnten die Frauen die Partie kontrollieren. Hektik und die vielen Fouls der Nigerianerinnen bestimmten den Spielverlauf. Wenn Melanie Behringer nach der Verletzung für weitere WM-Spiele ausfallen sollte, wäre das zudem eine Schwächung der ersten Elf.

Freuen über den WM-Abend dürften sich trotz der schwachen sportlichen Leistung die Organisatoren des Turniers. Noch kein WM-Spiel war ruppiger, keines spannender, als diese Partie. Wenn es bis hierher ein Drehbuch für den WM-Verlauf aus deutscher Sicht gegeben hätte, hätte seine Geschichte zu diesem Spiel gepasst: WM-Viertelfinale frühzeitig erreicht, aber langweilig war es nicht.

Die Rolle der Verliererin gehörte auch an diesem Abend Birgit Prinz. Die in der Vergangenheit beste deutsche Spielerin wütete nach ihrer Auswechslung und starrte lange enttäuscht in die Nacht. Sie spielte erneut schwächer als die junge Stürmerin Alexandra Popp. Die Bundestrainerin wird lange mit sich ringen müssen, bevor sie Birgit Prinz erneut von Anfang an aufs Feld schickt.

Apropos ringen: Annike Krahn lächelte nicht mehr, als sie nach dem Schlusspfiff ihr Fazit zog. Sie sagte: „Das eine oder andere hatte nichts mehr mit Fußball zu tun, sondern mir Ringkampf“. Wie wahr. Ansehnlich war es dennoch.

Reportagen der WM-Reporter aus dem Stadion und von der mysteriösen Fanmeile in Sinsheim folgen morgen.

Abpfiff: Deutschland gewinnt 1:0 und steht im Viertelfinale der WM.

92′ Alexandra Popp windet sich nach einem Foul auf dem Boden. Die Bundestrainerin mit Tunnelblick. Szenen, bei denen ich mich bemühen muss, keine Kriegssprachbilder aufzuschreiben.

89′ Spannende Schlussminuten. Und: Darf man(n) das sagen: Tolle Pippi-Langstrumpf-Zöpfe der einen nigerianischen Spielerin mit dem athletischen Körper.

87′ Der gewollte Star dieser WM, Bajramaj, kommt für Okoyino da Mbabi, dem werdenden Star dieser WM ins Spiel.

83′ Wer war noch gleich diese Fatmire Bajramaj? Die haben wir doppelt fürs Panini-Album. Wer hat was zum Tauschen?

80′ Die Phase, in der die Pässe nicht mehr ankommen. Kim Kulig kann besser spielen.

75′ Inka Grinks mit einem Gewaltschuss. Den hätte nur Oliver Kahn festgehalten. Ich sag Mal: Gutes Spiel!

71′ Der ARD-Kommentator: „Deutschland holzt zurück“. Meine Freundin kann nicht mehr hinschauen, und unser Kollege Fritsch, der eigentlich von der Fanmeile in Sinsheim berichten wollte, ist verschwunden. Noch 15 Minuten, ohohohoh.

65′ Felix glaubt, das die Schiedsrichterin gekauft sei. (Ja, nur von wem denn?) Ich glaube, die Frauen aus Nigeria haben etwas zu befürchten, wenn sie heute rausfliegen.

60′ Erster Viertelstundecheck der zweiten Halbzeit: Das deutsche Team schafft es nicht, das Spiel zu beruhigen. Die Nigerianerinnen kämpfen mit allen Mitteln und Tritten. Eine Minute nachdem Birgit Prinz das Feld verlassen hatte, fiel das Tor. Fußball kann ein gemeines Spiel sein.

53′ Tor für Deutschland, Simone Laudehr, draufgehalten wie Nichtsgutes. 1:0.

50′ Das ungefähr 34. harte Foul und die erste gelbe Karte für Nigeria.

48′ Die Männer aus Nigeria haben im vergangenen Sommer eine miserable WM in Südafrika gespielt. Die Frauen spielen so zornig, als müssten sie es nun besser machen.

Vom DFB heißt es, Melanie Behringer habe eine Außenbandverletzung im rechten Sprunggelenk. Von mark777 heißt es im Zusammenhang mit diesem Fußballspiel, Frauen sind heute nicht mehr bindungsfähig. Kein leichter Abend.

Halbzeit, 0:0: Pfiffe gegen Deutschland. Fouls, die an Uli Borowka erinnern und ein schnelles, zerfahrenes Spiel. Die erste Halbzeit ist das Beste, was dem Turnier passieren kann. Nach einem drängenden Start der deutschen Frauen haben die Nigerianerinnen viele überrascht.

43′ I-Biffy, der Dede ist es wohl nicht. Aber wenn es so weiter geht, gibt es heute auch Tränen.

38′ Ein Foul wie ein böser Karate-Tritt: Babett Peters Knie wird zum Opfer nigerianischer Kampfeswut. Wow, jetzt ist Gift im Spiel.

34′ Der Kollege Spiller beobachtet im Stadion: Birgit Prinz versucht einen Fallrückzieher. Ambitioniert, wo derzeit nicht mal der Rest klappt.

31′ Fatmire Bajramaj macht sich warm, weil sich Melanie Behringer verletzt hat. War das ein Pferdekuss? Alexandra Popp im Spiel.

27′ Nigeria jetzt mit Vorteilen, weil den DFB-Frauen die Ruhe fehlt. Es gibt ja Verschwörungstheoretikerinnen, die sagen, Deutschlands Frauen spielen mit Absicht schlechter als sie könnten, damit diese WM spannend bleibt. So wie Sylvia Neid eben schimpfte, kann es nicht gespielt sein. Sah aus, als gibt es einen Jürgen Klopp in ihr.

17′ Erster Viertelstundecheck: Deutschland überlegen, etwas ungenaues Passspiel. Okoyino da Mbabi spielt wild. Birgit Prinz ist stets bemüht.

12′ Ab jetzt keine Mann-Frau-Vergleiche mehr. Kim Kulig kommt besser ins Spiel; erst guter Zweikampf in der Defensive, dann ein guter Distanzschuss. Sie könnte der Bastian Schweinsteiger dieser WM werden.

9′ Ein wenig erinnert mich die Sache mit der deutschen Nationalelf an die ersten Dates mit meiner Freundin. Vor dem ersten Treffen war da sehr viel Neugier, Vorfreude und ein wenig Angst, dass es doch nicht so schön werden könnte. Doch nach dem Sieg im Eröffnungsspiel gegen Kanada war das Verlangen geweckt. Das war temporeicher, ansehnlicher Fußball. Ob es passt, mit ihr und mir, das entschied sich erst nach der zweiten Verabredung. Sieht so aus, als ob die deutschen Fußballerinnen heute Fußballdeutschland erneut begeistern können. Geht flott los, schnelles Spiel…

2′ 98prozentige Chance zum 1:0 für Simone Laudehr, die 80 Zentimeter vor der Torhüterin eben diese anschießt. Ein Glück noch kein Tor. Soll doch spannend bleiben.

1′ Auf geht es, noch 90 Minuten bis zum Einzug ins Viertelfinale. Mein Tipp: 4:1

20:42 Uhr Der Moment des obligatorischen oder nicht obligatorischen Mitsingens (stehen Sie bei der Hymne auf, Zuhause von der Couch, draußen im Garten, im Stadion oder im Bett?). Der Kollege Christian Spiller ist einer von 48.837 Zuschauern im Stadion und twittert sich warm. Ich zitiere: „Borsti“, „Palle“ und „BillySGE“ sind übrigens auch da. #zaunfahnenobwohlesgarkeinenzaungibt

20:40 Uhr Da, die Nummer vier der Nigerianerinnen: Perpetua Nkwocha. Wenn eine heute im Trikot der Grünen was reißt, dann diese Frau, das habe ich mir zumindest so sagen lassen. Über Birgit Prinz reden sie in diesem Land alle. Meine These: Sie ist nicht schlechter geworden, fast alle anderen Nationalspielerinnen sind nur technisch besser geworden.

20:30 Uhr Eben noch einen Kollegen im Redaktionsaufzug getroffen. Es sagte, er habe bisher noch kein WM-Spiel gesehen. Er traue sich nicht, nach allem was man so hört. So schlimm ist es ja nun auch nicht.

Die Aufstellungen:

Deutschland: Angerer – Bresonik, Krahn, Bartusiak, Peter, Laudehr, Kulig, Garefrekes, Prinz, Behringer, Okoyino da Mbabi

Nigeria: Dede – Ikidi , Ohale , Ebi , Ukaonu – Michael , Chikwelu – Mbachu , Orji – Nkwocha – Oparanozie

Vorbemerkungen

Deutschland gegen Nigeria: Es ist nur ein Fußballspiel. Jaja, schon klar. Weil es bei dieser WM doch auch immer um den Mann-und-Frau-Vergleich geht, etwas vorweg: Ich bin ein Mann! Auch ich habe die Angst in mir. Ich kann die Aufstellung der deutschen Mannschaft Elf nicht auswendig aufsagen, aber neben mir liegt das Panini-Sammelheft mit vielen Namen und Fakten. Kritisieren Sie meinen Frauenfußballsachverstand, nennen Sie mich Alice Schwarzer: Ich blogge heute und schaue mir das Spiel bis zum Ende an.

Die sportliche Ausgangssituation ist eindeutig: Deutschland ist der Favorit, in jedem WM-Spiel, in diesem sowieso. Sylvia Neid wird wohl trotz des offensichtlichen Sturm-Problems – es gibt zu viele gute Stürmerinnen – nicht die besten Angreiferinnen aufstellen, sondern Birgit Prinz statt Alexandra Popp spielen lassen. Alte Verdienste werden honoriert. „Hacke, Spitze, 4-2-3“-1 titelten die Kollegen vom Tagesspiegel heute. Soll heißen: Das taktische System der DFB-Elf ist klar und gut, gegen Nigeria soll es nun auch noch schöner aussehen. Weniger lange hohe Bolzpässe, mehr genaues Kurzpassspiel.

Die Frauen aus Nigeria haben im ersten WM-Spiel gegen Frankreich enttäuscht. Sie müssen gewinnen, um nicht zum xten-Mal in der Vorrunde einer WM rauszufliegen. Um es in einer Floskel zu sagen: Die Frauen stehen mit dem Rücken zur Wand; ganz am Ende die Trainerin, die sich gestern noch mit meinem Kollegen Christian Spiller traf, um ihre Hetze gegen lesbische Spielerinnen nicht zu wiederholen.

20:45 Uhr ertönt der Anpfiff. Wenn Sie nichts verpassen wollen, öffnen Sie den Live-Ticker in einem neuen Tab. An dieser Stelle werden ab 20:30 Uhr die Bilder der ARD verfolgt und die Tweets der Kollegen Spiller (im Stadion) und Fritsch (Auf der Fanmeile in Sinsheim, im Ernst) gesammelt. Dazu wird gebloggt. Kommentieren Sie mit.

 

Schweden – Deutschland 0:0

Endstand 0:0 Ein Duell ohne Höhepunkte. Schweden verteidigte nur, suchte nicht seine Möglichkeiten, entdeckte sie folglich auch nicht. Deutschland war technisch klar überlegen, hielt bis zum Abpfiff am Löw-Fußball fest: direktes Flachpassspiel. In zwei Dritteln des Spielfelds war das ok, im entscheidenden letzten, vor dem Gegnertor, aber nicht mehr.

Viele Neue heute im DFB-Dress, die Agenturen werden wieder, jede Wette, vom „Debütantenball“ schreiben – was auch immer dieses Bild uns sagt. Holtby war der Beste: sehr aktiv, zog Fouls, mit vielen Ideen. Auch Schmelzer war mutig, beim Freiluafen war er aber meist einen halben Schritt zu früh dran. Falsches Timing.

Ein tolles Jahr geht für die Nationalelf zu Ende. Vor der WM, erst recht nach Ballacks Ausfall, wollten manche ihr am liebsten empfehlen, gar nicht nach Südafrika zu fahren. Der Sieger heißt Löw. Und auch die Zukunft sieht gut aus, er hat eine große Auswahl an Talenten. Aber er wird sich bestimmt nach einem Stürmer umgucken müssen. Da fehlt es. Oder fällt ihm ein System ohne ein?

78′ Zwei Neue, Schürrle und Götze, für Holtby und Großkreutz. Götze ist 18 Jahre und der jüngste DFB-Debütant seit Uwe Seeler, sagt der Reporter.

70′ Noch eine Spezialität der schwedischen Küche: chocolate moose

60′ Cacau, Träsch, Kroos und, (zuvor schon) Beck für Marin, Khedira, Schweinsteiger und Boateng. Westermann in seinem Abschiedsspiel jetzt Kapitän.

57′ Die Deutschen haben mehr Zug im Spiel, kommen zu Kombinationen und Schüssen von der Strafraumgrenze.

Welcher Schwede kann mir sagen, wie man Konditoreien in seine Muttersprache übersetzt?

Halbzeit 0:0 Sie merken es vielleicht, dem Spiel mangelt es an Erzählenswertem. Die Schweden verteidigen, was das Zeug hält. Die Deutschen ziehen ihr typisches Spiel auf, finden aber selten den Weg in den Strafraum. Gomez ist selten da, wo er gebraucht wird. Marin bringt nichts Genaues vor die Kiste. Holtby versucht viel, ist aber noch nicht mit der Mannschaft abgestimmt. Gilt noch mehr für Großkreutz.

42′ Mein Lieblingsclip mit dem schwedischen Koch (von dem ich übrigens nicht sicher bin, ob er nicht doch ein Däne ist).

38′ Alla vill inte ersätta religionernas färdiga menyer med ett andligt smörgåsbord där man kan plocka de godbitar som faller en i smaken.

32′ Der Linienrichter steht, zum Nachteil der Deutschen, ein wenig auf Kriegsfuß mit der Abseitsregel.

18′ Die Schweden gehen ganz gut zur Sache. Wenn das so weitergeht, sollten wir wieder die Schwedenplatte von unseren Speisekarten streichen.

14′ Die deutsche Mannschaft hat das Spiel im Griff, versucht es vor allem über die linke Seite Marko Marin und Marcel Schmelzer, der sich sehr hoch, also offensiv anbietet.

8′ Was heißt Beinschere auf Schwedisch?

20:29 Die Hymnen singt ein Kinderchor, klingt nach Weihnachtsmarkt.

Aufstellung Deutschland

Adler – Schmelzer, Hummels, Westermann Boateng – Schweinsteiger, Khedira – Marin, Holtby, Großkreutz – Gomez

20:24 Ich übernehme mal den Stab von meinem Kollegen Steffen Dobbert (of).

Vorbemerkungen:

Im letzten Kick des Jahres, in diesem Test gegen Schweden, sollen junge Spieler die etablierten herausfordern. So denkt sich das Joachim Löw. Hummels, Götze, Schmelzer, Holtby und wie die Frischlinge alle heißen, sollen zeigen, was sie in diesen dunklen Novembertagen können. Die Geschichte lehrt uns, dass es nicht leicht wird. Die Schreckensserie im Ullevi-Stadion begann mit dem legendären WM-Halbfinale 1958. Beim Stand von 1:1 wurde Erich Juskowiak in der 57.Minute vom Platz gestellt. Einpeitscher animinierten die 50.000 Zuschauer zu einem ohrenbetäubenden „Heja, Heja Sverige“ und trieben die schwedische Elf zum 3:1-Sieg über Sepp Herbergers Weltmeister an. Auch das Spiel um den dritten Platz verlor Deutschland in Göteborg gegen Frankreich 3:6. Selbst die künftige 72er und 74er Europa- und Weltmeistergeneration Helmut Schöns unterlag 13 Jahre nach dem „Hassspiel“ im Freundschaftsspiel 1971 in der Hafenstadt  0:1 – trotz Maier, Vogts, Schwarzenbeck, Beckenbauer, Grabowski, Netzer, Overath und Gerd Müller.

Für die Nationalelf des Trainers Berti Vogts‘ wurde Göteborg bei der EM 1992 zum Fiasko: Erst die 1:3-Niederlage gegen die Niederlande in der Gruppenphase, dann im Göteborger Finale die 0:2 Schlappe gegen die „Badeschlappen“ Dänen, so genannt, weil die Spieler aus dem Urlaub geholt werden mussten, um das suspendierte Jugoslawien zu ersetzen.

Aber wer ist eigentlich Berti Vogts? Nach dem Löwschen Triumphjahr 2010 wäre alles andere als ein Sieg eine Enttäuschung für Löws junge Hoffnungstruppe.

 

Deutschland – Liechtenstein 4:0

19:46 Moin, Moin und guten Abend aus Berlin (ZEIT ONLINE ist mitten im Umzug),

das kann was werden. Liechtenstein. Die Nationalmannschaft spielt gegen Liechtenstein. Wieso kann ich mir nicht vorstellen, dass uns das Spiel begeistern wird? Gehört Teltow eigentlich zu Berlin?

1′ Oli Kahn durfte sagen, wie sehr es in ihm noch kribbelt. Das Angebot von Schalke kam jedoch zu früh. Aber geht los. Stadion voll. Deutschland mit Enke im Tor, Beck, Mertesacker, Tasci, Lahm, Ballack, Hitze, Schweinsteiger, Jansen, Gomez und Podolski. Ich vermute, dass Podolski ein Tore schießt und Gomez eines vorbereitet. Nicht die F5-Taste oder reload vergessen.

4′ Ballack drischt den Ball mit rechts direkt ins Tor. 1:0 für Deutschland. Zuvor flankte Scheinsteiger mit viel Gefühl. Eine Ecke, zwei Chancen, ein Tor. Und das nach drei Minuten.

9′ Gab es in Deutschland (oder wo war es?) eine Diskussion über Torhüter? Der Torwart von Liechtenstein lässt einen guten Schuss von Podolski abprallen. Jansen trifft zum 2:0. Ich fürchte, ich werde es nicht schaffen, alle Tore richtig zu zählen.

12′ Zweite Chance für Gomez, er fällt aber mehr, als das er schießt. Der Mann hat sich viel vorgenommen. Wenn nicht heute, wann dann? Was mir auffiel: Die Nummer 2 von Liechtenstein sieht aus wie C. Metzelder, sammelt der Spielpraxis?

18′ Was ich mich frage: Welcher Torwart soll ein „Pimpf“ sein, freifuss? Und: Nach einer Viertelstunde rollt die Laola durch das Stadion, ob der Reporter von ZEIT ONLINE auch aufspringt? (Er ist Littbarski-Fan.) Und wieso sitze ich in Teltow und schaue via DVBT? Beck und Lahm spielen stark. Ballack mit guten Pässen.

25′ Béla Réthy spricht von „Seelenruhe“ und „ersten Konzentrationsschwächen“ im deutschen Team. Nicht jeder Pass kommt an, aber wann kommt schon jeder Pass an? Hitzlsperger schießt aus der Distanz – aber der Torhüter kann auch halten.

32′ Der erste Fast-Angriff von Liechtenstein und Uli will lieber etwas trinken gehen. Ist ein Spiel gegen so einen Gegner Pflicht für einen Fußballfan oder darf man da auch mal wegschauen?

36′ Beck spielt den Ball mit der Hacke, erste Pfiffe, weil sie alle noch mehr Tore sehen wollen. #Fußballfest

38′ Schon wieder mit der Hacke: Gomez ganz geschickt auf Podolski: Der schießt aus 16 Metern ganz knapp vorbei. Ich bin mir sicher, dass er noch eines macht.

41′ Freistoß Schweinsteiger, Hitzlsperger volley aus der Luft. Réthy: „Es wäre ein herrlicher Treffer gewesen“.

42′ Podolski ans Außennetz. Er macht noch eines, ganz sicher.

45′ Halbzeitpfiff: Das war bisher ein gutes Spiel. Ballack präsent, Beck aggressiv, Podolski und Gomez mit einigen Chancen. Die spielen alle so, wie man gegen Amateure spielen kann: ganz ansehnlich. Ich brauch ein neues Bier, muss in den Keller in Teltow.

Zwischenruf: Die Uhr wird vorgestellt. Auch gut.

20:59: Oli Kahn sagt: „Zu wenig!“ Er hofft, dass die Mannschaft noch „explodiert“. Ich glaube, Kahn ist verrückt, positiv verrückt. Wenn der mal Trainer oder Manager wird. Weiter geht es.

46′ Tolle Kombination, aber Gomez verpasst. Guter Start. Ob J. Löw Ähnliches in der Pause gesagt hat, wie O. Kahn?

47′ 3:0! Schweinsteiger schubst den Ball nur noch über die Linie. Zuvor hatte Podolski aus Abseitsposition geschossen. Er macht noch eines.

49′ Das war klar: Podolski schießt sein Tor. 4:0, reingeschoben. Flanke kam von Gomez. Eines macht Podolski noch.

53′ Gomez springt quer in die Luft und verpasst im Fünfmeterraum den Ball, schade. Aber was ist das: Tiefensee, der „Aufbau-Ost-und Verkehrs-Minister“ lacht sich ins Fäustchen. (Was macht Herr Mehdorn gerade?)

58′ Jetzt weiß ich es, Freifuss: Wolfgang Tiefensee ist ein Eventfan. So sicher wie Podolski noch ein Tor schießt, schießt Tiefensee Mehdorn in der nächsten Woche aus dem Job. Gleich kommt Helmes. Noch so ein Scharfschütze.

63′ Helmes kommt für Jansen. War eine couragierte Leistung.

67′ Kahn sagt, dass ein Torhüter, auch wenn er nicht gefordert wird, wach sein muss. Der ZDF-Crew muss auch langweilig sein. Ich vermute, Kahn möchte lieber mit Schalke gegen Klinsmann Meister werden, als mit Klinsmann die Champions League gewinnen. Deutschland spielt weiterhin gut nach vorn. Gomez vergibt Chancen und wird ausgepfiffen. #Chancentod

70′ Gomez verpasst zwei Meter vor dem Tor …

73′ Jetzt was Überraschendes: Tasci bekommt Gelb. Dabei hat er bisher unsichtbar gespielt. Wegen dieser Spielweise verfolgen ihn viele Spione.

77′ Podolski mit voller Wucht, gehalten. Marin kommt für Hitzlsperger.

82′ Ich glaube, Deutschland hat den Sieg sicher. Diese Fußballhelden, wieder mal einen Zwergenstaat besiegt!

84′ Marin schickt Gomez, der macht alles richtig, gute Ballannahme, Schuss und auf die Latte …

87′ Rolfes läuft für Schweinsteiger auf das Feld.

Abpfiff: Philipp Lahm sagte am vergangenen Dienstag, das Nationalteam, werde gegen Liechtenstein gut spielen und hoch gewinnen. Vielleicht 4:0, lautete sein Tipp. Der kleine Snooker-Fan lag vollkommen richtig: Es war keine Glanzleistung, aber ein ordentliches Spiel. Béla Réthy nannte Andi Beck zwischenzeitig „Giftzwerg“. Das geht zu weit. Beck hat engagiert gespielt und sich für einen Stammplatz empfohlen. Was bleibt sonst? Die Abwehr war unsichtbar, da es fast keine Herausforderungen gab. Ballack schoss das 1:0, doll wie eine Wuchtbrumme, und zeigte eine gute Partie. Nach den beiden schwachen Spielen gegen England und Norwegen hat das gesamte Team gezeigt, was es kann. Mehr auch nicht. (Und Hartmut Mehdorn wird sich noch eine Woche im Amt halten).

 

Über dieses Blog

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