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NS-Zeit thematisieren? „Nicht schon wieder…“

 

„Irgendwann muss doch mal Schluss sein“, „Wir Deutschen können doch nicht ewig schuldig sein“ etc. So oder ähnlich klingt es in so manchen Beiträgen in diesem Blog, wenn es um historische Themen geht. Es gibt jedoch viele gute Gründe, die Erinnerung am Leben zu erhalten. Vorweg sei gesagt: Wir als nachfolgende Generationen der Täter haben die Verantwortung (das ist übrigens was anderes als „Schuld“), die Erinnerung an die millionenfachen Verbrechen der Nazis aufrecht zu erhalten, damit die unzähligen Opfer nicht in Vergessenheit geraten und sich die Geschichte nicht wiederholt.

Mir geht es in diesem Beitrag jedoch schwerpunktmäßig darum, dass man das Wissen um die NS-Zeit zudem dafür braucht, um die neuen Nazis heute wirklich nachhaltig bekämpfen zu können. Und zwar aus folgendem Grund: Nahezu alle Vertreter des rechten Lagers, vom Stiefel-Nazi bis zu den Schlips-und-Kragen-Faschisten diverser Burschenschaften, fast alle beziehen sich in ihren Aktionen, Veröffentlichungen und ihrem Selbstverständnis mehr oder weniger offen(siv) positiv auf den Nationalsozialismus. Als Beispiele seien hier nur die jährlichen „Rudolf-Hess-Gedenkaufmärsche“ oder das Glorifizieren der Wehrmacht angeführt. Der Nationalsozialismus ist und bleibt der zentrale identitätsstiftende, geschichtliche Ausgangspunkt der meisten Aktivisten und Aktivistinnen im rechten Lager.

Ein fundiertes, tiefgehendes Wissen um den Nationalsozialismus, seine Funktionsweisen und Mechanismen und insbesondere um seine menschenverachtende, ausgrenzende Ideologie, die konsequent zur Verfolgung und Vernichtung von allem, was „anders“ war, geführt hat, ist zwingend notwendig. Dieses Wissen erleichtert mir in vielen aktuellen Diskussionen die Kritik an den rückwärtsgewandten Ideen der neuen Nazis, die manchmal nur in einem „neuen Gewand“ daherkommen. Ich kann sie leichter entlarven.

Ein langweilig heruntergespultes Programm desinteressierter Geschichtslehrer bringt natürlich nichts bzw. bewirkt sogar eher das Gegenteil. Wichtig ist mir eine engagierte Auseinandersetzung und ständige Verbindung zur Gegenwart:

Was hat der NS mit den Nazis von heute zu tun? Wo waren damals und wo sind heute die Verbindungen zwischen Konservativen und Nazis? Wo gibts deutliche Querverbindungen? Wie hat der Widerstand damals ausgesehen? Was waren die Fehler? Zeitzeugengespräche, Gedenkstättenbesuche, Diskussionsveranstaltungen, Bücher, Filme, Geschichtswerkstätten etc. – es gibt unzählige interessante Ansatzpunkte, um das Wissen zu vertiefen.

Die Beschäftigung mit diesen Fragen und die dazugehörige Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart hilft mir heute, Nazis effektiv inhaltlich auseinander zu nehmen und zu bekämpfen…

Deshalb bin ich der Meinung: NS-Zeit thematisieren? Immer wieder!