Immer mal wieder hört man von Schulen mit einem hohen Anteil rechtsextremer Schüler, an denen allerdings von Seiten der Lehrerschaft nichts weiter unternommen wird.
Aber nicht trotz des bekannten Umstands rechter Einstellungen unter den Schülern, in gewisser Hinsicht sogar gerade deswegen.
Die jungen Rechten lernen von den Älteren was man machen muss damit man sie in Ruhe rechts sein lässt.
Da heißt es dann: Sei immer schön ordentlich in der Schule und rede nicht dazwischen- wenn es sowieso gerade nicht um Politik geht .
Kurzum: Vergiss dass du eigentlich auch nur ein normaler 16jähriger bist und sei schön deutsch.
Ich habe öfter mal mit Schülern zwischen ca. 14 bis 18 Jahren zu tun, und wenn ich da mal über das Thema Nazis spreche, und darüber wie Lehrer mit Nazis in der eigenen Klasse umgehen, wird mir eines oft bestätigt:
Viele Lehrer mit klarer, nicht rechter, politischer Einstellung machen sich zu wenig Gedanken um die Gefahren der leisen, schleichenden rechten Entwicklung. Sie fallen auf die Masche: ‚disziplinierter Junge mit Respekt vor Autoritäten‘ rein und verzichten auf die politische Diskussion innerhalb der Klasse, wenn sie dafür einen Schüler mehr bekommen der ihren Unterricht nicht stört.
Es entsteht der Eindruck gestresster Lehrer, die lieber keine schlafenden Hunde wecken wollen. Sie blenden im Laufe der Zeit das Thema komplett aus. Auf der einen Seite möchten sie keine rassistischen Ideologien unterstützen,auf der anderen Seite tun sie aber durch die Aussparung des Themas genau das. Nur eben unkontrolliert und auf subtilere Weise.
Es muss nicht immer gleich konkrete Befürwortung sein. Ignoranz und fehlender aktiver Widerspruch ist irgendwann, für jemanden der nur auf eine Art Erlaubnis für irgendetwas wartet, vom Gefühl des Zuspruches oft nicht mehr zu unterscheiden. Ist die rechte Idee erstmal entstanden, wird sie im Stillen auch größer durch jedes Wort, das nicht gesagt wird.
Was also nicht nur für Lehrer, sondern für alle gelten sollte ist:
Einfach nur nicht rechts zu sein und dabei zu schweigen, reicht halt nicht. Wenn man nicht drüber redet, schweigt man es nicht tot- man hält es sogar noch mehr am Leben.
Man nimmt sich selbst die Möglichkeit konkret zu kritisieren, auf den Punkt zu kommen.
Es wird der Eindruck vermittelt, auch wenn man selber nicht so einer ist, Nazis hätten eine Existenzberechtigung.
Um jemanden zum neuen Vorzeigenachwuchs der NPD zu machen braucht es natürlich noch ein wenig mehr. Aber das hier beschriebene Problem bildet das Fundament für jeden weiteren Schritt. Es nährt den latenten, grundlegenden Fremdenhass, der viele Leute dazu bringt ihr Kreuzchen doch bei der NPD zu machen, obwohl sie sich selber nicht unbedingt als Nazis bezeichnen würden.
In etwas größeren Maßstäben kann man das momentan im niedersächsischen Süpplingen beobachten.
Dort gibt es einen älteren Herren der wirklich Adolf heißt und seit 40 Jahren in der NPD ist.
Das weiß jeder dort. Das Blechschild an seiner Garage mit Deutschlands Grenzen von 1937 ist auch nur schwer zu übersehen. Darunter steht dann auch noch »3 geteilt? Niemals!«, aber wie Herr Adolf Preuss vor kurzem schon mal öffentlich sagte: „Zu Hitler hat ja jeder eine andere Meinung.“
Der 67 jährige, eigentliche Landwirt, wird aber trotz seiner offensichtlich rechtsextremen Gesinnung seit Jahren zum Gemeinderat gewählt. Weil er immer so nett und hilfsbereit ist. Wenn es beim Schützenverein mal was zu reparieren gibt ist Herr Preuss zur Stelle, und wenn mal einer mit dem Auto im Schlamm steckt, kommt er sogar mit seinem Trecker.
Das er und sein Bruder Friedrich in der NPD sind, wird billigend in Kauf genommen, oder eben nicht besprochen.
Auch in der örtlichen Kirche ist Herr Preuss engagiert. Seit 1988 repräsentiert er die evangelisch-lutherische Kirche in Süpplingen offiziell als Vorstandsmitglied. Der seit 17 Jahren amtierende Pastor sagt dazu nur, dass über politisches bisher noch nicht gesprochen wurde.
Die meisten Bewohner des Dorfes würden sich wohl nicht als fremdenfeindlich bezeichnen, und verteidigen ihren Adolf trotzdem. Nachhaltig gefährlich wird so eine Fahrlässigkeit erst durch das fehlende Schuldbewusstsein dieser Menschen.
„Ich bin ja nicht selber der Nazi“ denkt man dort und entlastet sein Gewissen. Hier wird eine falsche Haltung an die nächste Genration weitergegeben. Die Jugendlichen übernehmen diese Art, und bemerken nicht mal das es falsch ist.
In Süpplingen zeigt es schon Auswirkungen. Ein 17-jähriger wurde gefragt warum er denn den Hernn Preuss gewählt hat. Die Antwort lautete: „Ich hab ihn gewählt weil er gegen Ausländer ist- aber ich bin kein Nazi“
Nachdem nun mehr und mehr die Öffentlichkeit Interesse an diesem Vorgang fand, hat wenigstens die Kirche jetzt reagiert.
Die NPD wurde also nochmal genauer unter die Lupe genommen. Dabei ist man zu dem Ergebnis gekommen, dass die NPD nicht nur eine politische Partei ist, sondern eine antichristliche Weltanschauung vertritt, die dem Bekenntnis der Evangelisch-lutherischen Kirche klar entgegensteht.
Nun hat Adolf Preuss bis zum 14.Dezember Zeit aus der NPD auszutreten. Diese empfiehlt eine Klage wegen des Verdachts auf Nötigung. So oder so wird dort also bald ein Exempel statuiert.