NPD-Chef Udo Voigt äußert seine Sicht auf den Holocaust gegenüber iranischen Journalisten…
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Sebastian Edathy (SPD), der Vorsitzende des Innenausschusses hat sich das Interview angesehen. Gegenüber dem ARD-Magazin Report Mainz kündigte er an, Strafanzeige gegen den NPD-Chef zu erstatten.
Die Zahl von sechs Millionen ermordeten Juden gilt in der seriösen Geschichtswissenschaft als unstrittig. Zumal Auschwitz – auf das Voigt Bezug nimmt – keineswegs das einzige der zahlreichen deutschen Konzentrations – und Vernichtungslager war. Die Einmaligkeit des Holocaust schließlich erklärt sich zudem weniger aus der Höhe der Opferzahlen, sondern vielmehr aus der Systematik der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik.
„Alles deutsche Städte“
Voigt forderte in dem Pressegespräch außerdem die Rückgabe der ehemals deutschen Gebiete in Osteuropa: „Pommern, Westpreußen, Ostpreußen, Schlesien, ob das Königsberg ist, ob das Danzig ist, ob das Breslau ist, das sind alles deutsche Städte für uns, (…) auf die wir natürlich Anspruch erheben“, so der NPD-Chef. Die deutschen Ostgrenzen allerdings sind völkerrechtlich festgelegt. Die Bundesrepublik hat im Rahmen der Wiedervereingung alle Ansprüche auf die ehemals deutschen Ostgebiete aufgegeben.
„Mahler – ein politisch hervorragender Kopf“
Voigt hatte zuvor auch den Nazi und Holocaust-Leugner Hort Mahler als hervorragenden politischen Kopf bezeichnet. Mahler hatte sich ebenfalls per Brief an Ahmadinedschad gewandt. Dass Udo Voigt mit seiner Meinung zum Holocaust in der NPD nicht allein steht, ist ein offenes Geheimnis. Beispielsweise NPD-Bundesvorstandsmitglied Jürgen Rieger hat immer wieder Probleme mit der Justiz, da er den Holocaust geleugnet haben soll, zuletzt vor Gericht. Auch Hessens NPD-Chef Marcel Wöll musste deswegen vor Gericht.
„Nicht auf das 3. Reich festnageln lassen“
Die NPD hatte im Zuge ihrer Neuausrichtung in den 1990er Jahren die Fixierung auf das 3. Reich und die Relativierung der NS-Verbrechen aus strategischen Gründen zurückgestellt – besonders in den offiziellen Verlautbarungen und Programmen. Denn den Rechtsextremisten wurde „schon“ 50 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs klar, dass der Nationalsozialismus und die dazugehörigen Verbrechen nicht so glorreich waren, als dass man damit Wahlen erfolgreich bestreiten könnte. Dementsprechend wurde der Einfluss der Holocaust-Leugner in der rechtsextremen Bewegung kleiner. Zwar gehört es wohl zu jedem zünftigen Besäufnis dazu, nach dem dritten Bier das entsprechende Reich hochleben zu lassen, aber offiziell tut sich die NPD mit dem Thema schwer. In einer internen Schulungsbroschüre der Partei heißt es: `Auf den Themenkomplex Holocaust, Kriegsschuldfrage 1939 und Nationalsozialismus sollte sich mit dem Hinweis auf die Gegenwartsaufgaben der NPD niemand festnageln lassen.` Denn dann würden sich die Neonazis schnell verraten und außerdem droht das Parteienverbot. Doch verbieten lassen möchte man sich natürlich nicht, bei den hübschen Posten, die inzwischen zu vergeben sind.
Unbelehrbare sehen sich als Opfer…
Die oben erwähnte Verurteilung von Hessens NPD-Chef Marcel Wöll wegen Volksverhetzung brachte diesen Punkt aber wieder auf die Agenda; die NPD musste sich dazu äußern. Die Reaktion der Partei zeigt, was zu erwarten war. Zu gerne würde sie offenbar selbst öffentlich den Holocaust leugnen – und so die Opfer und die Überlebenden des industriellen Massenmords verhöhnen. In einer Pressemitteilung vom 07. August 2007 schreibt Frank Schwerdt, im NPD-Bundesvorstand für das `Amt Recht`zuständig: Der Straftatbestand der Holocaust-Leugnung diene dazu, `kritisches Hinterfragen der Darstellung der deutschen Geschichte vor allem in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts zu unterbinden`. Das Leugnen von Tatsachen wird also zum kritischen Hinterfragen – und die Unbelehrbaren, die Neonazis, die ihre historischen Vorbilder von ihren Verbrechen reinwaschen wollen, werden zu Opfern. Und weiter gehts in der Nazi-typischen Opfer-Rhetorik: Es `werden auch nur leise Zweifel an einer verordneten Geschichtsschreibung mit Freiheitsentzug bestraft. Es wird Zeit, daß das deutsche Strafrecht von Denkverboten gesäubert wird, damit endlich frei und unverkrampft die deutsche Geschichte dargestellt werden kann.`
NPD-Shop: `Sturm 18` mit der CD unbelehrbar
Was die NPD unter der freien und unverkrampften Darstellung der Geschichte versteht, können sich wohl die meisten ausmalen. Wem dies nicht möglich ist, dem sei ein Blick auf den Deutsche Stimme Verlag der NPD empfohlen. Dort wurde unter anderem die CD der Band `Sturm 18` (18 = Adolf Hitler) mit dem Titel `unbehrbar` gleich auf der Startseite angeboten. Auch die Titel der anderen Bands sprechen eine deutliche Sprache.