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Johannes B. Kerner gibt Fehler zu – Eva Herman vergibt ihm

 

Seit Monaten sieht sich die ehemalige Moderatorin des NDR, Eva Herman, wegen ihrer Äußerungen zum Dritten Reich öffentlicher Kritik ausgesetzt. Zuletzt warf ZDF-Moderator Johannes B. Kerner sie aus seiner Sendung. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung bedauerte Kerner nun diesen Rausschmiss.


Das Redaktionsteam hätte sich unzureichend auf die Sendung vorbereitet und nicht mit der Reaktion von Hermann gerechnet: „Der Fehler war: Wir haben die Sendung redaktionell nicht zu Ende gedacht. Wir hatten so eine Reaktion von ihr nicht auf dem Zettel. Wir betreiben vorher Planspiele: Wie könnte sich ein Gespräch entwickeln, wie muss man reagieren, bis in die letzte Verästelung.“ Außerdem hätte er Herman einen anderen Platz anbieten können anstatt sie aus der Sendung zu werfen. „Ich habe damals falsch entschieden.“, bedauert Kerner seine Entscheidung.

Gegenüber BILD bedauerte Herman, dass Kerner sich bei ihr nicht persönlich entschuldigt habe. „Erzwingen kann man so etwas aber natürlich nicht.“, so Herman. Jedoch sei es ihr als Christin wichtig, Kerner dennoch zu vergeben.

Kommentar:

Kerners Richtigstellung war überfällig. Seine Versuche, jedwede Äußerung von Eva Herman nationalsozialistisch zu reinterpretieren, gingen zu weit. Es ist nicht gleich nationalsozialistisch, wenn man den fortschreitenden „Individualismus“ in globalisierten kapitalistischen Gesellschaften kritisiert. Auch mag es extrem wertkonservativ sein und einem nicht gefallen, dass Herman die Erziehung von Kindern für die „wahre Bestimmung der Weiblichkeit“ hält und gegen den Ausbau von Krippenplätzen argumentiert – aber „nationalsozialistisch“ ist eine solche Position sicher nicht. Dies gilt auch dann, wenn die CDU als größte konservative Partei Deutschlands solche traditionellen Positionen längst aufgegeben hat. Es kann auch einen Wertkonservativismus jenseits des derzeitigen Mehrheitsflügels der CDU geben.

Die deutsche Öffentlichkeit tut gut daran, sensibel zu sein bei Äußerungen, die geeignet sind den Nationalsozialismus zu verharmlosen. Vor diesem Hintergrund ist Hermans Bezug auf den Nationalsozialismus sicher nicht unproblematisch. Die demokratische Öffentlichkeit tut aber in ihrem eigenen Interesse nicht weniger gut daran, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten und nicht hinter jeder einem noch so „miefig“ erscheinenden Position gleich die Fratze Hitlers zu vermuten.


weitere Informationen: www.endstation-rechts.de