Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Zivilcourage – Was ist das eigentlich?

 

Im Rahmen der Vorbereitungen für unsere geplante Störungsmelder Schultour habe ich gemeinsam mit Anne von „Gesicht Zeigen!“ eine Schule in Velten nördlich von Berlin besucht. Das Gymnasium hatte sich mit einem Projekttag bei der Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage “ beworben. Die Schule hat nach Auskunft der Lehrer und Schüler kein akutes Problem mit Rechtsextremismus und sah diesen Tag als Präventivmaßnahme an. Ziel unseres Workshops war es daher gemeinsam mit knapp 30 Schülern der 7. Klasse zu erarbeiten, was Zivilcourage allgemein bedeutet und wie man sich „zivilcouragiert“ verhält, was natürlich auch beim Umgang mit Rechtsextremismus zum Tragen kommt. Nach einer Warm Up Phase haben wir mit den 12 – 14jährigen Jugendlichen ein Brainstorming rund um das Wort „Zivilcourage“ gemacht und in die Runde gefragt in welchen Alltagssituationen der Schüler engagiertes und couragiertes Engagement wichtig sind.
Hierbei nannten sie die Situation in der Klasse, in der ein Mitschüler subtil gehänselt wird, weil er eine andere Nationalität hat. Aber auch den Klassenkamerad, der zum Außenseiter wird, nur weil er regelmäßig bessere Noten schreibt, introvertiert ist und auf die anderen wie ein Nerd wirkt. Oder im Schulbus, wo schwächere von stärkeren Mitschülern im Gedränge mit Schlägen malträtiert werden. Im dritten Teil, einer Art Täter-Opfer-Rollenspiel, haben wir diese Konflikte dann nachgestellt. So konnten die Mädels und Jungs am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt, wenn man selber Opfer von physischer oder psychischer Gewalt oder Zeuge einer solchen Handlung wird. Hierbei galt es dann, das für die jeweilige Situation angepasste und richtige Verhalten heraus zu arbeiten.

Und hier sind die Ergebnisse unserer Arbeit in Aufarbeitung von „Gesicht Zeigen!“:

Zivilcourage

Zivil = bürgerlich, nicht militärisch Courage = Mut

Zivilcourage bedeutet….

– die Stärkung von Schwächeren
– sich für jemanden einzusetzen, soziales Handeln
– Standfestigkeit – Mut statt Heldentum
– Gleichheit, Gerechtigkeit, Demokratie – gegen Diskriminierung
– Toleranz und Verantwortung
– Menschenwürde und Freiheit
– Zivilcourage setzt Urteilsvermögen eine freie eigene Meinung voraus.

Wann zeige ich Zivilcourage?

– Ich werde auf eine Situation aufmerksam
– Ich nehme eine Konfliktsituation wahr
– Widerspricht das Geschehen meiner eigenen Überzeugung?
– Was passiert, wenn ich mich einmische?
– Will/muss ich handeln?
– Wie kann ich helfen?
– Zivilcouragiertes Handeln

Tipps zu zivilcouragiertem Verhalten

1. Hilf, ohne Dich selbst in Gefahr zu bringen! Spiel auf keinen Fall den Helden!
2. Werde aktiv – Lass Dich nicht lähmen! Es ist besser die Polizei zu alarmieren, als gar nichts zu tun. Auch von Deinem Handy kannst Du unter 110 jederzeit kostenlos die Polizei anrufen.
3. Hol Dir Hilfe! Du musst die Situation nicht allein meistern. Meistens sind andere Menschen in der Nähe (Eltern, Lehrer, Passanten,…). Sprich Menschen gezielt an – viele sind bereit zu helfen, wenn man sie darum bittet.
4. bleibe ruhig – Hektik nützt keinem, versuche Ruhe auszustrahlen.
5. Hilf dem Opfer! Zivilcourage bedeutet Schwächere zu Stärken. Dazu gehört Mut zu machen, aber auch (wenn nötig) Erste Hilfe zu leisten.
6. Mach Dich bemerkbar! Sage oder zeige dem Opfer, dass Du da bist und hilfst. Außerdem macht das auch anderen Mut einzugreifen.
7. Respektiere die Privatzone von anderen! Vermeide möglichst Körperkontakt, denn Grenzüberschreitungen können aggressiv machen.
8. Bereite Dich vor – z.B. durch unseren Theaterworkshop, aber auch durch Gespräche mit Freunden oder der Familie. Zu welchem Risiko bist Du bereit?
9. Mach Dir klar wie Du auf andere wirkst. Zeige deutlich was Du willst.
Du kannst z.B. Deine Stimme einsetzen.
10. Tu etwas Unerwartetes! Sei kreativ und überrumple deine Gegenüber. Nutze den Überraschungseffekt zu Deinem Vorteil.