Russische Neonazis ermorden zwei Männer und lassen sich dabei filmen. Das grauenvolle Video dieser Hinrichtung stellen sie über ein rechtsextremes Videoportal in den USA ins Internet, über das auch andere rassistische und antisemitische Filme verbreitet werden. Nazi-Bands wie „Landser“ verbreiten nationalsozialistische, menschenverachtende und zudem auf dem Index stehende Songs über die Web 2.0-Plattform YouTube. In Social Networks wie MySpace oder SchülerVZ werden Usern durch rechtsextreme Profile, gespickt mit rassistischen Statements, Links zu Rechtsrock-Bands und offener NS-Propaganda, ein niedrigschwelliger Kontakt in die rechte Szene ermöglicht.
Nazis im Netz: Ein großes Problem – aber kein aussichtsloser Kampf, wie der aktuelle Bericht von jugendschutz.net zum Thema Rechtsextremismus im Internet betont.
Im konkreten Fall der Hinrichtung wies das Team von jugendschutz.net den amerikanischen Provider, der den Speicherplatz für die Plattform zur Verfügung stellte, auf den Missbrauch seines Dienstes hin, woraufhin dieser das komplette Angebot sperrte. Mit Youtube wurde eine Kooperation vereinbart, wodurch seitdem 93 % der als rechtsextremistisch gemeldeten Videos gelöscht wurden. Dennoch müsse der Druck erhöht werden, dass die Betreiber aus eigenen Stücken aktiv gegen die Menschneverachtende Propaganda werden, so der Tenor des Berichtes.
Jugendschutz.net dokumentierte 2007 mehr als 750 rechtsextreme Videos und Profile im Web 2.0, die Gesamtzahl der festgestellten rechtsextremen Seiten erreichte mit 1635 einen alarmierenden Höchststand seit Beginn der Recherchen im Jahre 2000. Hauptstrategie des Teams von jugendschutz.net ist es, sich bei den Betreibern von Internetplattformen dafür einzusetzen, dass die rechtsextremen Angebote aus dem Netz verschwinden. In vier von fünf Fällen ist diese Strategie erfolgreich. Problematisch ist, dass die Nazis ihre Angebote zusehends knapp unterhalb der Straffälligkeitsgrenze präsentieren und somit auch strafrechtlich nicht so leicht zu belangen sind.
Dennoch scheint mir der Versuch, die Nazis „vom Netz zu nehmen“, nach wie vor der sinnvollste Weg zu sein. So bietet das hervorragende Internet-Portal „hagalil – online“, welches u.a. umfassend über jüdisches Leben und Geschichte und den Kampf gegen Antisemitismus informiert, die Möglichkeit, Nazi-Propaganda im Internet zu melden. Auf diesem Weg haben die hagalil-Anwälte schon eine Reihe von erfolgreichen Strafanzeigen gegen rechte Hetzer durchgeführt. Die Verbreitung von menschenverachtender Ideologie kann auf diesem Wege behindert werden. Die inhaltliche Arbeit gegen rechte Demagogen wird dadurch nicht ersetzt – aber effektiv ergänzt.