Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, haben am 29.08. antifaschistische Aktivisten das internationale Forum der Neonazi-Organisation „Blood and Honour“ gehackt. Dabei seien alle öffentlichen und versteckten Beiträge sowie die persönlichen Nachrichten mitsamt Fotos und Anhängen aller 31.948 registrierten BenutzerInnen – darunter auch 500 aus Deutschland – von der „Daten-Antifa“ kopiert worden. Die kompletten Datensätze wurden als Download ins Netz gestellt.
Wie die FR weiter mitteilt, schafften es
„linksgerichtete Computer-Hacker `in einer aufwendig vorbereiteten Nacht- und Nebelaktion´, den bislang streng abgeschirmten Server des Netzwerks von B&H zu entern, auf den sonst nur Mitglieder der Gruppierung mit einem Passwort Zugang haben. Nach einer vorläufigen Auswertung der 31 948 Datensätze sei klar, dass das Netzwerk nach wie vor auch von deutschen Neonazis genutzt wird.
Katharina König vom Jenaer Aktionsbündnis gegen Rechts sagte der Frankfurter Rundschau, es gebe nun Beweise, dass B&H-Konzerte nach wie vor in Deutschland stattfänden und dass deutsche Rechtsextremisten sich an der Organisation solcher Konzerte im Ausland beteiligt hätten. Auch habe die Daten-Antifa sogenannte Red-Watch-Listen sichergestellt: Auf diesen Listen sammeln Neonazis Namen, Adressen und andere Informationen über ihre politischen Gegner. Die gesamten Datensätze, so König, hätten die Antifaschisten zwar auf illegalem Weg erworben. Aber sie sei sich sicher, `dass auch die Polizei ihre Schlüsse daraus ziehen wird´. Man habe nun endlich Einblick in die Strukturen eines weltweit agierenden Neonazi-Verbundes.
(…) Günther Hoffmann vom Zentrum Demokratische Kultur sagte am Freitag, es habe in den letzten Jahren häufig Indizien gegeben, dass B&H weiter von Deutschland aus operiere. `Der Nachweis war allerdings sehr sehr schwer zu führen.´ Vor diesem Hintergrund sei der erfolgreiche Computer-Hack beinahe sensationell: `Es wäre natürlich ein absoluter Schlag gegen die organisierte rechte Szene, wenn jetzt die Weiter-Existenz der deutschen Blood and Honour-Division nachgewiesen würde.´
Insofern seien vor allem die sichergestellten 500 Datensätze aus Deutschland von besonderem Interesse, so Hoffmann: Könne Teilen der Nutzer eine Mitgliedschaft zweifelsfrei nachgewiesen werden, werde das womöglich erhebliche strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. So könnten unter Umständen in braun unterwanderten Ländern wie Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen, aber auch andernorts, nun ganze rechtsextremistische Strukturen bloßgelegt werden. Experten rechneten am Freitag allerdings damit, dass die komplette Auswertung der gut 30.000 Datensätze noch Wochen dauern könnte.“
„Blood & Honour“ – Internationales Nazi-Netzwerk
In den 80er Jahren wurde das „Blood-and-Honour“-Netzwerk in Großbritanien gegründet und dehnte sich weltweit aus. „Blood and Honour“ wurde und wird von Nazi-Aktivisten als internationale Plattform zur Organisation von Konzerten von Neonazi-Bands genutzt und hat über diesen Weg die Verbreitung rechtsextremen Gedankenguts zum Ziel. Der Name des Netzwerks wurde vom Leitspruch der Hitlerjugend, „Blut und Ehre“, abgeleitet.
Seit September 2000 ist „Blood and Honour -Division Deutschland“ als verfassungsfeindliche Gruppierung verboten. Unter dem Namen „Division 28“, wobei die 28 für den zweiten und und den achten Buchstaben des Alphabets stehen, also für B & H, werden jedoch weiterhin Nazi-Konzerte in Deutschland durchgeführt. Seit dem „B & H“-Verbot sind bis zum Oktober 2007 laut Bundesregierung in sieben Bundesländern Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Fortführung dieser verbotenen Vereinigung eingeleitet worden.