Der NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt hat ein schweres Jahr hinter sich. Vor Monaten wurde sein Schatzmeister Erwin Kemma wegen Veruntreuung von Parteigeldern zu 2 Jahren Haft verurteilt; inzwischen steht er selbst im Verdacht, von den Fälschungen der NPD-Rechenschaftsberichte gewusst zu haben. Außerdem muss er sich im März wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung vor Gericht verantworten.
Seit einigen Wochen steht nun auch fest, dass Voigt einen Konkurrenten um das Amt des Parteivorsitzenden bekommen wird. Der niedersächsische Landesvize Andreas Molau, ehemaliger Waldorfschullehrer und Kulturchef der „Jungen Freiheit“, strebt einen Kurswechsel der NPD an, um sie für breitere Bevölkerungsschichten wählbar zu machen. Dem 39-jährigen Molau schwebt eine „national-konservative Sammlungspartei“ vor. Dafür soll sich die Partei auf einen „gewaltfreien Kurs“ begeben, ohne sich dabei von der freien Kameradschaftsszene zu distanzieren.
Diese ist von der Kandidatur Molaus nicht überzeugt. Ihm fehle das „Kämpferische“; sein Vorhaben, die Partei zu intellektualisieren, wird auch vom radikalen Flügel der Partei mit Skepsis betrachtet. Die Befürworter Molaus, zu denen der sächsische Landesvorsitzende Holger Apfel und der mecklenburg-vorpommersche Landtagsfraktionschef Udo Pastörs gehören, werden Molau auf dem kommenden Wahl-Sonderparteitag im März als Kandidat für den Bundesvorsitz vorschlagen. Damit stehen neben Sachsen und Bayern noch zwei weitere Landesverbände hinter Molau.
Wird Andreas Molau tatsächlich gewählt, könnte die NPD in Zukunft noch größere Probleme bekommen, die „freien Szene“ und die Neonazis zu binden, die sich bereits jetzt abseits der Partei in Splittergruppen wie den „Autonomen Nationalisten“ organisieren. Eine deutliche Absage an ein gewalttätiges Vorgehen der Parteianhänger bedeutet unter Umständen Stimm- und eventuell Mitgliederverluste. Peter Klose, sächsischer Landtagsabgeordneter, wirft den Unterstützern Molaus vor, sie nähmen für einen Machtwechsel den Verlust von 2.000 Mitgliedern in Kauf.