Die Polizei ist am Donnerstagmorgen mit einer Großrazzia gegen die rechtsextreme Szene der Stadt vorgegangen. In der zweistündigen Aktion sind elf Wohnungen von mutmaßlichen Mitgliedern der Neonazi-Kameradschaft „Frontbann“ durchsucht worden.
Von Hannes Heine
Gegen zwölf Mitglieder der Vereinigung im Alter von 20 bis 46 Jahren wird wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ermittelt: Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatten die elf Männer und eine Frau öffentlich Uniformen und Zeichen als „Ausdruck einer den Nationalsozialismus glorifizierenden Gesinnung“ getragen. Paramilitärisches Uniformieren wird in Deutschland geahndet. Ganz in Schwarz gekleidet waren die „Frontbann“-Mitglieder auf Aufmärschen zu sehen. Auf ihren Hemden prangten meist ein Reichsadler und „Frontbann“-Schriftzug, am Kragen die Zahl „24“.
Die Gruppe knüpfe bewusst, so der Vorwurf, an den 1924 als Vorläufer der paramilitärischen SA gegründeten „Frontbann“ an. An der Razzia waren 60 Beamte beteiligt. Sie hätten Kleidungsstücke, Anstecker mit Hakenkreuzen, Schlagringe und Betäubungsmittel beschlagnahmen können, teilte die Polizei mit.
Die Kameradschaft hat ihren Schwerpunkt im Treptower Ortsteil Schöneweide, der als Hochburg der rechtsextremen NPD gilt. Durchsucht wurden am Donnerstag aber auch Wohnungen in Mariendorf, Buckow, Marzahn und Hohenschönhausen. Bei den etwa 50 Mitgliedern des „Frontbann 24“ handele es sich überwiegend um Personen, die von den Behörden als gewaltbereit eingeschätzt würden und seit Jahren in der rechten Szene aktiv seien. Einige hätten vor kurzem aus der von internen Streits geschwächten NPD verlassen. Als eigene Gruppe ist der „Frontbann 24“ seit 2008 bei einschlägigen Demonstrationen aufgetreten, zuletzt im Juli im märkischen Storkow.
Verfassungsschützern zufolge ist mit der Vereinigung seit den Verboten der „Kameradschaft Tor“ und der „Berliner Alternative Süd-Ost“ im Jahr 2005 erstmals wieder eine relevante Neonazi-Kameradschaft in Berlin aktiv. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) lässt mittlerweile auch für den „Frontbann 24“ ein Verbot prüfen. Die Prüfung eines Verbots sei sinnvoll, sagte auch der Innenexperte der Berliner Linken, Udo Wolf.
Von der „Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus“ hieß es, die Gruppe bestehe aus einem harten Kern von 15 Personen. Bisher hätten sich die Neonazis in der Treptower Kneipe „Henker“ in Schöneweide getroffen. Gegen das Lokal hatten erst kürzlich Bürgerinitiativen protestiert. Auch Linkspolitiker Wolf wies auf die inzwischen einschlägig bekannte Gaststätte hin. Ein mögliches Verbot ersetze keinesfalls das weiterhin nötige Engagement gegen den bei Neonazis beliebten Treffpunkt.
Mit freundlicher Genehmigung von Tagesspiegel.de