Hass auf Schwule ist keineswegs nur ein Bestandteil rechtsextremer Ideologie, sondern auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen verbreitet. So zum Beispiel in der jamaikanischen Reggae-Szene. Ende September will jetzt in zwei deutschen Städten ein Dancehall-Musiker auftreten, der ganz offen zum Mord an Homosexuellen aufruft. Schwulenverbände und Politiker protestieren gegen die gewaltverherrlichenden Hass-Texte.
„Queers must be killed! Take them by surprise“, singt O’Neil Bryant, der unter dem Namen „Elephant Man“ mit bunt gefärbten Haaren zu schweißtreibenden Dancehall-Rhythmen auftritt. Sein Hass sitzt tief. Gleich in mehreren Liedern fordert er dazu auf, schwule Männer mit einem Maschinengewehr zu töten und „die Missgeburten zu verbrennen“. Zwei Alben von ihm wurden bereits indiziert. Insgesamt sechs Konzerte hat der homophobe Musiker Ende September in Europa geplant. Zwei davon in Deutschland, eines in Düsseldorf und eines in Mainz-Kastel.
„Wir meinen, dass hierzulande kein Interpret auftreten darf, der zu Mordtaten an Schwulen und Lesben aufruft“, heißt es vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). In einem offenen Brief forderte der LSVD die Clubbetreiber auf die Auftritte abzusagen „Strafbar machen sich in diesem Fall auch die Veranstalter“, erklärte LSVD-Geschäftsführer Klaus Jetz. Man habe wegen des offensichtlichen Aufrufes zu Straftaten auch den Staatsschutz eingeschaltet.
Die Klubbetreiber des Rheingold in Düsseldorf zeigten sich von den Protesten irritiert. In einer Stellungnahme stellte die Rheinische Kultur GmbH klar, dass das Konzert trotzdem stattfinden werde. Man habe aber vorsorglich mit dem Management der Band geklärt, dass keine schwulenfeindlichen Äußerungen auf der Bühne geäußert werden sollen. Was außerhalb des Konzertortes passiert, sei aber nicht Sache des Betreibers. „Wir können dem Künstler ja nicht verbieten solche Aussagen zum Beispiel in Interviews zu tätigen“, sagte die Sprecherin des Rheingold, Marie Omnitz. Die Indizierung der „Elephant Man“-CDs sieht man im Rheingold gelassen. „Es gab auch mal eine Album der Ärzte, das indiziert wurde“, so Omnitz.
„Schwulenhasser brauchen wir in Europa ebenso wenig wie Holocaust-Leugner“, sagte Volker Beck, der Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen dem Störungsmelder. „Ich werde mich sofort beim Innenministerium erkundigen, wie die Einreise des Musikers verhindern werden kann.“ Es sei ihm unverständlich, wie O’Neil Bryant überhaupt ein Visum für die Tour bekommen habe. Die Konzerte abzusagen, sei das Mindeste, was die lokalen Veranstalter jetzt tun könnten.
Im vergangenen Jahr war aufgrund von Protesten die gesamte Tour von „Elephant Man“ durch die verantwortliche Agentur abgesagt worden. Nach einer kleinen Anfrage von Beck im Bundestag, prüfte damals die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BpjM) die Alben des Jamaikaners erneut. Im August 2008 wurde daraufhin die CD „Log On“ indiziert und zusätzlich wegen des Verdachts auf Volksverhetzung an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. „Der Grund sind die Texte, in denen zum Mord an Homosexuellen aufgerufen wird“, bestätigte eine BpjM-Sprecherin. Erst vor zwei Wochen habe die Prüfstelle ein weiteres Album des Künstlers aus den gleichen Gründen indiziert.
UPDATE:
Das Konzert in Mainz-Kastel wurde offensichtlich abgesagt. In einer Mitteilung des LSVD heißt es: „Soeben haben wir vom Geschäftsführer der Europalace GmbH in Mainz-Kastel, Lutz Kretschmann, erfahren, dass man sich entschieden hat, das für den 16.09.09 geplante Konzert mit Elephant Man abzusagen. Von der minderheitenfeindlichen Einstellung und den homophoben Songs des Interpreten habe man nichts gewusst. Solches Gedankengut passe überhaupt nicht ins geschäftliche Konzept der Europalace GmbH, wo auch immer wieder Lesben- und Schwulen-Discos stattfinden.
Wir fordern nunmehr die Geschäftsleitung des Düsseldorfer Rheingold Club auf, dem Beispiel der Mainzer Kolleginnen und Kollegen zu folgen, Elephant Man auszuladen. Dort weigert man sich mit der fadenscheinigen Begründung, Elephant Man habe zugesichert, auf der Veranstaltung nichts schwulenfeindliches zu singen. Was er darüber hinaus tue, gehe den Veranstalter nichts an. Das ist eine absolut beschämende, verantwortungslose und feige Vogel-Strauss-Haltung.“