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Gay-Pride Madrid lädt israelische Teilnehmer aus

 

Am 3. Juli findet in Madrid eine der größten Gay-Pride-Paraden Europas statt – Schwule, Lesben, Trans- und Bisexuelle aus ganz Europa feiern jährlich mit Paraden den Christopher-Street-Day, und demonstrieren so für ihre Rechte und gegen Ausgrenzung und Diskriminierung.

In diesem Jahr wurden die israelischen Homosexuellenverbände (Aguda), die sich wie in jedem Jahr mit Künstlern und DJs aus der Tel Aviver Clubszene beteiligen wollten, von den Spanischen Schwulen- und Lesbenverbänden ausgeschlossen. Die Auseinandersetzung um die Erstürmung der Flotte, die vor wenigen Wochen die israelische Gaza-Blockade durchbrechen wollte, diente als Vorwand für die nun verhängte Kollektivstrafe: Israelis unerwünscht.

Laut einem Bericht der taz erklärte der Präsident des Spanischen Föderation für Lesben, Schwule, Trans- und Bisexuelle (FELGTB), Antonio Póveda, sie würden mit dieser Aktion die „Menschenrechte verteidigen“, da  die Stadtverwaltung von Tel Aviv sich geweigert habe, das „Massaker an neun Genossen“ der Gaza-Flotte zu verurteilen. Zudem wolle der Verband nicht, dass der Festumzug durch „gewalttätige Tumulte“ Schlagzeilen mache, da die Sicherheit der israelischen Karosse nicht gewährleistet werden könne.  In diesem Zusammenhang wird auf Angriffe propalästinensischer Studenten auf einen israelischen Unternehmer verwiesen, der an der Universität Madrid unter den Augen der zusehenden Polizei gewalttätig an einem Vortrag über erneuerbare Energien gehindert wurde.

Was passiert hier eigentlich? Mit einer völkischen und antisemitischen Argumentation werden alle Israelis bzw. Jüdinnen und Juden für das Handeln der israelischen Regierung verantwortlich gemacht und kollektiv aus Allem ausgeschlossen – eben weil sie Israelis bzw. Juden sind. Welche Position sie selbst zu den Ereignissen einnehmen, spielt dabei überhaupt keine Rolle mehr.

Ebenso erschreckend wie die antisemitischen Reflexe der Gay-Pride-Organisatoren ist dann das zynische Argument, die israelischen Teilnehmer nicht vor gewalttätigen Übergriffen durch einen antisemitsichen Mob schützen zu können –  diese Argumentation ist eine Steilvorlage für alle Nazis, Antisemiten und Rassisten: Man muss nur genug Terror ausüben, dann können bestimmte Gruppen nicht mehr geschützt werden. Genau mit dieser Begründung wurden in baltischen Staaten CSDs abgesagt, da Nazis Angriffe ankündigten.

Abgesehen davon, dass über die Wahl der Mittel und die Verhältnismäßigkeit ebendieser im Zusammenhang mit der Erstürmung der Flotte durch die israelische Armee mit Sicherheit gestritten werden muss, wird jedoch durch die spanischen Veranstalter einmal mehr die Rolle der Beteiligten an der „Solidaritätsflotte“ komplett ausgeblendet: Dass sich neben „Friedensaktivisten“ auch eine nicht unerhebliche Anzahl der Hamas durchaus wohlgesonnener islamistischer Aktivisten auf den Schiffen befand, die offenbar bewusst die gewalttätige Konfrontation suchten, ist mittlerweile hinlänglich dokumentiert (siehe hier und hier)

In Spaniens Schwulen- und Lesbenbewegung regen sich laut taz zum Glück auch kritische Stimmen:

„Es ist völlig inakzeptabel, dass eine Organisation, die vorgibt gegen Diskriminierung und für Freiheit und Menschenrechte zu kämpfen, sich von einer intoleranten, antisemitischen Strömung vereinnahmen lässt“, heißt es in einem Kommuniqué des spanischen Schwulen-, Lesben-, Bi- und Transsexuellenverbandes Colegas. Bei Facebook gibt es bereits eine Seite, die zum Boykott der Parade aufruft.

Bei israelischen Gay-Organisationen vermutet man ebenfalls einen ganz bestimmten Grund für die Absage: den Hass auf Juden und auf von den von Feinden umgebenen jüdischen Staat an sich.  Es ist zu befürchten, dass diese pessimistische Einschätzung zutrifft.