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Von der Täuschung des Gegners – Autonome Nationalisten als Form politischer Mimikry

 

Am 1. Mai 2008 wurden mit einer NPD-Demonstration in Hamburg die so genannten „Autonomen Nationalisten“ erstmals breit in der Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen. Gezielte Gewaltakte aus einer Nazidemo heraus gegen Passanten, Journalisten und Polizisten – ausgeführt von schwarz gekleideten Vermummten – führten zunächst auf Seiten der Presse zu erheblicher Verwirrung und zahlreichen Falschmeldungen. Aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes glaubten viele Berichterstatter, dass die Gewalttäter der linken Szene zuzuordnen wären. Tatsächlich handelte es sich jedoch um eine neue Erscheinungsform des Rechtsextremismus, die ihrerseits auf eine längere Geschichte zurück blicken kann.

Vom Freien zum Autonomen Nationalismus

In der wissenschaftlichen Literatur wird mitunter die Frage aufgeworfen, ob nicht zwischen dem politischen Anspruch der rechtsextremen Szene und dem Phänomen „Autonome Nationalisten“ ein Widerspruch bestehe. „Auf den ersten Blick“ erschienen autonome Nationalisten innerhalb des gegenwärtigen Rechtsextremismus nämlich „fremd und systemwidrig“[1]. Tatsächlich spricht aber sehr viel für die umgekehrte These, nämlich dass der Autonome Nationalismus die logische Fortsetzung einer Entwicklung ist, die bereits in den 1990er Jahren begonnen hat.

Zu Beginn der 1990er Jahre kam es im Zuge der Wiedervereinigung zu einer erheblichen Stärkung des rechtsextremen Lagers, die sich insbesondere in gewalttätigen Übergriffen geltend machte. Der Staat reagierte hierauf vorwiegend mit repressiven Maßnahmen, insbesondere Verboten rechtsextremer Organisationen. Die rechtsextreme Szene änderte daraufhin ihre Strategie: „Die Entwicklung war nach den vielen Organisationsverboten fast zwangsläufig. Das Konzept, immer wieder neue Parteien und Gruppierungen zu gründen, ging nicht mehr auf. Über zehn Jahre konnten wir auf diese Weise unseren Kampf in überregionalen, hierarchisch gegliederten Organisationen führen […] Nun aber müssen wir begreifen, daß wir in eine neue Ära der Organisation des Kampfes um Deutschland getreten sind.“[2] Auch im Zuge der Entwicklung moderner Kommunikationsmedien ging man daher zu einer Strategie der autonomen Einheiten über. Die Grundidee war dabei, dass Organisationsstrukturen wie die von Parteien für die staatlichen Behörden viel leichter überwachbar und bekämpfbar sind als kleine, variable, über moderne Kommunikationsmittel miteinander vernetzte, regional- und wohnortorientierte Operationszellen. Zu Recht wurden die so genannten „freien oder autonomen Kameradschaften“ daher als „Kernstück der Modernisierung“[3] des Rechtsextremismus bezeichnet.

Die rechtsextreme Szene genierte sich bereits damals in keiner Weise vor dem Eingeständnis, bei ihrer Strategie des „freien Nationalismus“ von der (autonomen) Linken gelernt zu haben. So wurde ohne Umschweife klar darauf verwiesen, dass es eine deutliche „Parallele zur autonomen Szene“[4] gebe und man von den „Anarchos“ eine Menge gelernt habe.[5] Wovon sich dieser Kreis der extremen Rechten bei der Übernahme der Strategien der autonomen Linken seinerzeit allerdings offiziell distanzierte, war die Anwendung von Gewalt: „So wird es mit Sicherheit keine Randaledemos oder sinnlose Zerstörungen am Rande nationaler Demonstrationen geben.“[6] Dies Bekenntnis bedeutete allerdings keinen generellen, sondern einen strategischen Gewaltverzicht im öffentlichen Raum: Es ging darum, Demonstrationen und politischen Kundgebungen gezielt das Saubermannimage zu verpassen. Es wurden geradezu gewaltsame Angriffe von der Linken einkalkuliert, um sie anschließend in der Presse für sich verwerten zu können. Daher stellt es auch keinen Widerspruch dar, dass sich die äußerste Form der Kopie der autonomen Linken schließlich in der Gründung so genannter Anti-Antifa-Gruppen zeigte, die in verdeckter Form gezielt Gewalt gegen politische Gegner ausüben sollten, um diese in ihrer Aktionsfähigkeit deutlich zu schwächen.

Der Vorteil der neuen Organisationsform, die sowohl die staatliche Überwachung erschwerte als auch die prinzipielle Mobilisierungsfähigkeit der Szene deutlich erhöhte, paarte sich zu Beginn und Mitte der 1990er Jahre allerdings mit einem entscheidenden Nachteil, der sich für die NPD auf dem Höhepunkt ihres Abstiegs als günstig erweisen sollte: „Seit Anfang der 90-er Jahre wurde es für die vormaligen Angehörigen inzwischen verbotener Splittergruppen oder für freie Nationalisten immer schwieriger, Demonstrationen durchzuführen; Mitte der 90-er war es so gut wie unmöglich geworden. Ein paar Jahre lang gab es Demonstrationsfreiheit nur für die Inhaber des Parteienprivilegs aus Artikel 21 Grundgesetz.“[7] Die NPD nutzte nun die Gunst der Stunde und öffnete sich seit 1996 der subkulturellen und freien rechtsextremen Szene. Sie bot sich als rechtliche Plattform zur Organisation von gemeinsamen Demonstrationen und anderen Veranstaltungen an und konnte so innerhalb der rechtsextremen, eigentlich parteiskeptischen Jugendszene ihren Ruf deutlich verbessern. Die entscheidende organisatorische Rolle spielte dabei die NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN), deren Einfluss in ihrer Mutterpartei erheblich war.  Die NPD-Führungsspitze beließ es in diesem Zusammenhang dabei nicht bei einer losen Kooperation mit Freien Kräften, sondern versuchte auf diese gezielt zivilisierend Einfluss zu nehmen. Bei den Freien löste dies wiederum den Vorwurf aus, eine „Vereinnahmungsstrategie“[8] zu verfolgen. Ihren Höhepunkt erreichte diese Entwicklung im Mai 2000, als die NPD-Führung aus Angst vor dem Verbot umgehend ein parteiinternes Demonstrationsverbot erließ. Dies wurde in der freien Szene als endgültiger Beleg dafür angesehen, dass die NPD feige und als politische Partei den Systemzwängen unterworfen sei.

Es verwundert daher nicht, dass seit eben dieser Zeit in der rechtsextremen Szene darüber diskutiert wird, den Freien Nationalismus zu einem Autonomen Nationalismus weiter zu entwickeln. Erstmals soll die Bezeichnung ausdrücklich im Jahr 2002 verwendet worden sein, nur zwei Jahre später folgte die Bildung eines ersten Schwarzen Blockes auf einer 1. Mai-Demonstration in Berlin.[9] Anfang 2005 äußerte sich dann einer der geistigen Väter des Freien Nationalismus, Christian Worch, prominent mit einer ausführlichen Analyse der neuesten Erscheinung des Rechtsextremismus. Er sah die Autonomen Nationalisten durch zwei Entwicklungen veranlasst, einerseits durch das mangelnde Revolutionspathos auf Seiten der NPD und andererseits durch eine immer stärker um sich greifende Anwendung von Blockadestrategien auf Seiten linker Gegendemonstranten: „Möglicherweise aus Angst um das Ansehen in der Öffentlichkeit (bei NPD-Funktionären) oder möglicherweise aus typisch deutscher Obrigkeitshörigkeit (bei parteifreien Versammlungsleitern) und vor allem wegen der juristischen wie der operativen Übermacht der hochgerüsteten Polizei kann sich ein Versammlungsleitung gegen solche Blockaden nur sehr, sehr schwer wehren. Meist setzt sich mindestens vor Ort die Polizei durch. Man kann dagegen klagen – was in einzelnen Fällen auch erfolgreich gemacht worden ist – , aber bis nach ein paar Jahren die Gerichte entschieden haben, ist „das Kind in den Brunnen gefallen“. Diese Situation wollten sich einige vor allem wohl auch jüngere Kameraden (und Kameradinnen) nicht länger bieten lassen.“[10] Die Entstehung der Autonomen Nationalisten steht daher nicht im Widerspruch zu Erscheinungsformen des modernen Rechtsextremismus, sondern stellt vielmehr eine entwicklungslogische und nahezu zwangsläufige Konsequenz dar.

Autonomer Nationalismus als bloße Mimikry?

Die Mimikry-Debatte in der Politikwissenschaft ist bekanntermaßen auf zentrale Weise mit einem Aufsatz des neu-rechten Vordenkers Karlheinz Weißmann verbunden. Vor mehr als zwanzig Jahren hat Weißmann in dem Theorieorgan „Criticón“ eine „Bestandsaufnahme“ des Zustandes der Konservativen vorgelegt, die auf einen am 5. Juli 1986 vor Studenten gehaltenen Vortrag zurückgeht. Er schließt seinen Aufsatz mit einem Satz, der bis heute zu den am meisten zitierten aus dem neu-rechten Spektrum zählt: „Die Fähigkeit, in die Offensive zu gehen, muss entwickelt werden und dazu die Fähigkeit, die Situation zu beurteilen: ob hier der offene Angriff oder die politische Mimikry gefordert ist.“[11]

Spätestens mit diesen Zeilen gilt es als ausgemacht, dass vor allem die Neue Rechte als eine Gruppierung verstanden werden muss, die sich der Öffentlichkeit und dem politischen Gegner durch gezielte Tarnung und Täuschung entzieht. Tatsächlich ist Mimikry allerdings ein unter Menschen sehr weit verbreitetes Verhalten, so weit verbreitet, dass es vielmehr für alle rechten Strömungen und darüber hinaus eine erhebliche Relevanz besitzt. Ein Paradebeispiel für diese These sind dabei die Autonomen Nationalisten, die diese bereits durch ihren Namen und ihr gesamtes Erscheinungsbild zu erhärten scheinen. Wenn daher im Ankündigungstext eines bald erscheinenden Buches über die Autonomen Nationalisten die Frage gestellt wird „Kann von einem Modernisierungsmoment der extremen Rechten gesprochen werden, oder handelt es sich um bloße Mimikry?“[12], so offenbart dies ein grundlegendes Missverständnis über den Charakter der Mimikry: Sie ist kein Gegensatz zur Modernisierung des Rechtsextremismus, sondern im Falle der Autonomen Nationalisten eben gerade ihr authentischer Kern.

Das Mimikry-Konzept geht ursprünglich auf Diskussionen in der biologischen Wissenschaft zurück und bedeutet, dass sich bestimmte Lebewesen durch „mimetische Anpassung“[13], also durch nachahmende Angleichung, Vorteile im Kampf ums Dasein verschaffen. Bereits im 19. Jahrhundert waren in einem Sondergebiet der Biologie, in der für die Insekten zuständigen Entomologie, manche Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen Arten auf Nachahmungsvorgänge zurückgeführt worden. Erstmals erwähnt wurde „mimicry“ bei den Biologen William Kirby und William Spence.[14] Im Jahre 1861 brachte es der Naturforscher Henry Walter Bates schließlich zu einer Theorie der Mimikry, bei der eine klare Unterscheidung zwischen Nachahmern (imitators) und nachgeahmten Modellen (imitated objects) vornahm.[15] Bates, der die Mimikry insbesondere an Schmetterlingen beobachtet hatte, stellte dabei die These auf, dass die Nachahmung des einen Insekts durch das „otherwise defenceless insect“[16] lediglich zu Schutzzwecken erfolge. Als die „bekannteste der Arbeiten über Mimikry“[17] während des 19. Jahrhunderts galt schließlich der Aufsatz „Mimicry and other Protective Resemblances among Animals“[18] von Alfred Russel Wallace. Bereits der Titel der Arbeit machte ebenfalls wie die Arbeiten Bates’ darauf aufmerksam, dass er unter „mimicry“ ausschließlich Nachahmungen protektiven Charakters fasste, die außerdem im Kampf ums Dasein als nicht-intentional aufzufassen seien. Für den hier interessierenden Zusammenhang ist außerdem von Interesse, dass Wallace zu den die „mimicry“ charakterisierenden Merkmalen auch die Tatsache zählte, dass die Ähnlichkeit zwischen Imitator und Modell rein äußerlich sichtbar bleibe, „never extending to internal characters“.[19]

Allerdings war es nur eine Frage der Zeit, bis diese Erscheinungen auch auf den Menschen übertragen wurden. Ein Beispiel hierfür ist der auch im populärwissenschaftlichen Bereich sehr einflussreiche Darwinist Ernst Haeckel. Dieser veröffentlichte im Jahre 1904 seine Schrift „Lebenswunder“ und weitete nicht nur das Prinzip der Selektion, sondern auch das der Mimikry auf den Menschen aus. Dabei teilte er die von Jacobi für die Tierwelt herausgearbeiteten Merkmale der unbewussten nachahmenden Angleichung an ein anderes Lebewesen ausschließlich zum Zwecke des Schutzes: „Aber in ähnlicher Weise, teils durch unbewusste, teils durch bewusste Nachahmung, entstehen auch zahlreiche Sitten und Lebensformen des Menschen.“ Haeckel kam in diesem Zusammenhang auf die Kleidermode der Menschen zu sprechen und betonte, dass das Wort „Modeaffe“ keinesfalls ein Schimpfwort sei, sondern den Sinn von „Mimikry“ ganz richtig zum Ausdruck bringe. Er löste das Mimikry-Konzept damit jedoch aus der reinen Naturbetrachtung und weitete es auf kulturelle Erscheinungsformen des Menschen aus.[20]

Eine systematische, allein auf die Tierwelt beschränkte zusammenfassende Betrachtung der Theorie der Mimikry erschien in Deutschland schließlich im Jahre 1913. Arnold Jacobi, Direktor des königlichen Zoologischen Museums in Dresden, empfand die „Fülle namentlich des in englischer Sprache erschienenen und schwer zu bewältigenden Materials“[21] als so erdrückend, dass er sich daran machte, den damaligen Debattenstand aufzuarbeiten. Orientiert man sich an seiner Darstellung, ist biologische Mimikry im Fachdiskurs zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

  1. Mimikry ist ein Vorgang der Täuschung aufgrund der „Nachahmung“ des äußeren Erscheinungsbildes eines Lebewesens; die innere Beschaffenheit des Imitators bleibt davon unberührt.
  2. Diese Nachahmung nimmt sich ein gemiedenes Lebewesen zum Vorbild.
  3. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass die mimetische Anpassung protektiven und keinen aggressiven Charakter trägt.
  4. Es handelt sich – gemäß der Evolutionstheorie Darwins – um einen nicht-intentionalen Vorgang.

In der Mimikry-Forschung der Gegenwart ist der Modell-Nachahmer-Ansatz schließlich zu einer Auffassung ausgearbeitet worden, wonach Mimikry als „Kommunikationssystem“ mit Signaltäuschung zwischen drei Akteuren aufgefasst wird: einem Empfänger, sowie zwei Sendern, die dasselbe Signal senden, obwohl sie nicht identisch sind.[22] Dabei ist es gemäß der modernen Mimikry-Auffassung unerheblich, ob der Nachahmungsvorgang im Bereich der Pflanzen oder im Bereich der tierischen Lebewesen auftritt, ob er protektiven oder aggressiven Charakter trägt. Entscheidend ist vielmehr einzig und allein der Vorgang der Signaltäuschung.

Betrachtet man unter diesen Prämissen den Fall der Autonomen Nationalisten, so erweist sich dieser als Mimikry schlechthin – allerdings natürlich mit den für Betrachtungen im Bereich der Menschen erforderlichen Korrekturen, da hier an die Stelle biologischer kulturelle Transformationen treten:

  1. Die Autonomen Nationalisten von rechts (Sender 2) ahmen im äußeren Erscheinungsbild die Autonomen von links (Sender 1) nach. Ihre „innere“ ideologische Beschaffenheit bleibt hiervon weitestgehend unberührt.
  2. Diese Nachahmung führt zu einem Täuschungssignal sowohl gegenüber der Mehrheitsgesellschaft und ihren Repräsentanten (z.B. Polizei und Journalisten, siehe 1. Mai 2008) als auch gegenüber dem politischen Gegner (z.B. unerkannte Teilnahme nationalrevolutionär geprägter Autonomer Nationalisten an linker 1. Mai-Demo im Jahre 2009 in Berlin), also den Empfängern des Signals.
  3. Die Nachahmung kann daher – je nach Zweck und konkreter Situation – sowohl protektiven als auch aggressiven Charakter tragen.
  4. Die Täuschung erfolgt im Bereich menschlichen Handelns im Unterschied zur pflanzlichen und tierischen Mimikry intentional.

Dafür, dass die einzelnen Täuschungsaspekte von den Autonomen Nationalisten tatsächlich absichtsvoll kalkuliert werden und keinesfalls zufällig auftreten, lassen sich zahlreiche Belege aus der Szene anführen. Zwei mögen daher genügen:

„Die schwarze Kleidung ermöglicht es uns, dass wir von Antifas, Bullen und anderen nicht mehr auseinandergehalten und anerkannt werden können.“ (Aktivist)[23]

„Mittels dieses Auftretens besteht die Möglichkeit sozusagen unerkannt, da dem bekannten Bild des ‚Faschisten‘ entgegen laufend, in die bisher von gegnerischen Lagern beherrschten Gebiete vorzudringen, politisch und kulturell.“ (Axel Reitz)[24]

Autonomer Nationalismus – Ein Widerspruch?

Wie bereits erwähnt, wird in der wissenschaftlichen Literatur im Phänomen der Autonomen Nationalisten mitunter ein eklatanter Selbstwiderspruch gesehen. Van Hüllen bringt dies wie folgt auf den Punkt: „Das gängige Klischee vom Rechtsextremismus – zumeist deckungsgleich mit seinem Selbstverständnis – umfasst Vorstellungen von Disziplin, Ordnung, Sauberkeit, Obrigkeitsorientierung, von der Pflege mutmaßlich deutscher Tradition und der deutschen Sprache (…) Da aber andererseits an der neo-nationalsozialistischen Ausrichtung der AN-Gruppen kein Zweifel besteht, bedeutet dies: Hier passen Anspruch und Praxis, Inhalt und Form, Wesen und Erscheinung der Sache offenkundig nicht zusammen.“[25]

Allerdings basiert diese These, die van Hüllen letztlich selbst durch zahlreiche Differenzierungen widerlegt, auf wackeligen Füßen, was an dieser Stelle knapp in Thesenform herausgearbeitet werden soll:

  1. Die „Autonomen Nationalisten“ sind – wie bereits gezeigt – kein Widerspruch, sondern die logische Folge des „freien Nationalismus“. Die rechtsextreme Szene folgt somit einer Entwicklung, die sich in der gesamten Gesellschaft insgesamt ebenfalls zeigt: An die Stelle großer Organisationen treten zunehmend rhizomartige Netzwerkstrukturen menschlicher Interaktion.
  2. Diese Entwicklung auf der Ebene der Organisation ist selbst eingebettet in einen postmodernen Diversifikationsprozess sozialer und kultureller Milieus. Die Zeiten, in den Rechtsextremisten als uniformierte Horden durch die Straßen der Republik marschiert sind, gehören längst der Vergangenheit an. Die Bereitschaft, rechtsextreme Identität vor allem am Denken und nicht am Lifestyle festzumachen, vielmehr umgekehrt die subkulturellen Milieus von rechts her zu erobern, gehört längst zum Einmaleins rechtsextremer Strategie. Hierzu zählt auch die Tatsache, dass die Vorstellung, die Rechte müsse sich über Ordnung und Disziplin, also in Reih und Glied organisieren und präsentieren, selbst ein historisch überholtes, vormodernes Vorurteil des Beobachters und nicht des Akteurs ist. Die moderne Rechte huldigt nicht mehr dem Kaiser und ist auch kulturell nicht mehr dem Wilhelminismus verpflichtet.
  3. Die Nachahmung linker Autonomer durch Autonome Nationalisten ist auch stilistisch kein Widerspruch. Immerhin in zwei Punkten, und hierauf hat van Hüllen in der ihm eigenen Prägnanz aufmerksam gemacht, weisen linke und rechte Autonome vielmehr erhebliche Übereinstimmungen auf: „Form und Inhalt ihrer politischen Produktpiraterie klaffen schon deshalb nicht auseinander, weil ihre ‚linke‘ Variante immer schon essentiell faschistoide Züge in sich bewahrte. Die genuinen Bezüge zum klassischen Faschismus finden sich besonders im Gestus des Kämpfers, der Militarisierung von politischer Symbolik und Sprache, in der Ästhetisierung der Gewalt – nicht mehr als Mittel zum Zweck, sondern als Selbstzweck.“[26] Auch wenn diese Zuspitzung etwas übertrieben sein dürfte, weist sie doch immerhin auf einen wesentlichen Aspekt der Übereinstimmung hin, nämlich die Ästhetisierung, mindestens aber Akzeptanz der Gewalt. Darüber hinaus ist die Farbe schwarz traditionell eben nicht nur die Farbe der Anarchisten, sondern auch die der Faschisten und der nationalsozialistischen „Schwarzen Front“. Eine Übernahme des linken Kleidungsstils durch die Autonomen Nationalisten dürfte so zumindest deutlich erleichtert worden sein.
  4. Die äußersten politischen Ränder haben sich schon immer vor allem in einem gegnerschaftlichen Verhältnis definiert (Stichwort Anti-Faschismus). Dass Linke von Rechten lernen und umgekehrt und sie bisweilen kopieren, stellt keinesfalls eine überraschende Ausnahme, sondern vielmehr die Regel dar. Umgekehrt: Das 20. Jahrhundert wäre in seinem Verlauf ohne diese Links-Rechts-Wechselbeziehung ebenso wenig zu verstehen wie die gesellschaftliche und politische Gegenwart. Dieser letzte Punkt soll im Folgenden noch etwas näher erläutert werden.

Konfrontationsgewalt als Beispiel „mimetischer Rivalität“ (René Girard)

Tatsächlich sind die äußersten linken und rechten Ränder des politischen Spektrums schon immer in tiefer Feindschaft und bisweilen ununterscheidbar aufeinander bezogen gewesen. Man denke in diesem Zusammenhang nur an die verschiedenen Kampfbünde von rechts und links in der Weimarer Republik. Dieses gegnerschaftliche aufeinander Bezogensein, das sich bis zur „mimetischen Rivalität“ (René Girard) auswachsen kann, hinterlässt jedoch erhebliche Spuren in der Selbstidentität der Akteure dieser Spektren. So ist es keinesfalls lediglich das positive Bild von einer anderen Welt, sondern stets auch die Ablehnung eines konkreten Negativbildes, das die eigene Identität und Weltsicht mitbestimmt. In der wissenschaftlichen Literatur wird dabei mitunter so weit gegangen, mit dem Untergang der DDR eine Identitätskrise der Linken und eine Dominanz der negativen Gegenidentität in linken Selbstbildern zu konstatieren.[27]

Am augenfälligsten ist dieses Wechselverhältnis beim so genannten Anti-Faschismus, der sich expressis verbis selbst als eine Gegen-Bewegung, als eine Re-Aktion beschreibt und folglich ohne das negative Vorbild des Faschismus gar nicht denkbar wäre. Und umgekehrt verstand und versteht sich auch der Faschismus als eine Re-Aktion auf das Jahr 1789, also als Angriff auf die bürgerliche Aufklärung und den mit ihr entstehenden Sozialismus. Dieses in Gegnerschaft aufeinander Bezogensein hinterlässt allerdings nicht nur tiefe Spuren im eigenen Selbstkonzept, sondern erzeugt eine enge Beziehung von Aktion und Re-Aktion zwischen den politischen Milieus. So müssen zahlreiche antifaschistische Aktionen als direkte Versuche interpretiert werden, den Aktionsradius des Gegners einzuschränken, und umgekehrt bleiben auch Aktionen der Linken auf Seiten der Rechten meist nicht ohne Re-Aktion. Die Herausbildung einer so genannten „Anti-Antifa“ ist hier nur ein Beispiel von vielen.

Dieses dynamische Wechselverhältnis zwischen der äußersten Rechten und der äußersten Linken haben Backes et. al. am Beispiel der so genannten Konfrontationsgewalt in Sachsen und Nordrhein-Westfalen jüngst auch empirisch nachgewiesen, obwohl die Autoren darauf hinweisen, dass die Ergebnisse „vorsichtig zu interpretieren“[28] seien. Demnach soll die Zeitreihe der linken Konfrontationsgewalt in Sachsen den Verlauf der Zeitreihe zur rechten Konfrontationsgewalt „vier Tage später prognostizieren“[29]. Ein Anstieg linker Konfrontationsgewalt infolge eines Anstiegs rechter Konfrontationsgewalt ließ sich hingegen im Unterschied zu Nordrhein-Westfalen in Sachsen nicht nachweisen. Zur Erklärung der viertägigen Verzögerung der als Reaktion zu verstehenden Konfrontationsgewalt von rechts bieten die Autoren folgende Erklärung an: „Die Demonstrationen, in deren Umfeld vier von fünf linken Konfrontationsdelikten begangen werden, sind zu diesem Zeitpunkt längst abgeschlossen und die Teilnehmer kaum noch direkt angreifbar. Das deutet auf eine verspätete Reaktion gegenüber zufällig angetroffenen und von den Tätern als ‚links’ eingestuften Personen hin.“[30]

Die intensivere Reaktion von rechts auf Gewalt von links dürfte dabei auf eine grundsätzlich größere Gewaltbereitschaft in der rechtsextremen als in der linksextremen Szene hinweisen – und an dieser Stelle wäre eben der Gleichsetzung von van Hüllen zu widersprechen. Während Gewalt bei Rechtsextremen häufig affektiv und expressiv ausgeübt wird, lässt sich im linksextremen Spektrum eine eher strategisch und instrumentell ausgerichtete Gewaltdebatte nachweisen.[31] Diese Unterschiede führen schließlich zu einer entscheidenden Differenz: „Linke Gewalt greift in deutlich geringerem Maße auf lebensbedrohliche Tatbegehung zurück als rechte Gewalt.“[32]

Verbindet man nun diese empirischen Befunde über Konfrontationsgewalt mit der Frage, welche Zukunft den Autonomen Nationalisten beschieden sein dürfte, könnten die Ergebnisse unangenehm ausfallen. Lange Zeit wurden die Autonomen Nationalisten als skurrile Randerscheinung des gegenwärtigen Rechtsextremismus massiv unterschätzt. Hierzu trug auch die Tatsache bei, dass sich der NPD-Bundesvorstand von den Autonomen Nationalisten im Jahre 2007 deutlich distanzierte. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Inzwischen gehören die Mimikry-Betreiber von rechts zu gern gesehenen, mindestens aber akzeptierten Bestandteilen von NPD-Demonstrationen – jüngst auch am 1. Mai 2010 in Rostock.[33] An dieser Entwicklung dürfte auch die Tatsache ihren Anteil haben, dass sich unter Deutschlands Anti-Rechts-Aktivisten eine regelrechte Blockade-Euphorie breit gemacht und zu zahlreichen Blockaden geführt hat. Spätestens mit der gelungenen Blockade vom 13. Februar 2010 in Dresden lässt sich jedoch umgekehrt in der rechtsextremen Szene ein deutlicher Anstieg von Gewaltdiskursen nachweisen. Allein in der April-Ausgabe der NPD-Parteizeitung „Deutsche Stimme“ beschäftigten sich drei Artikel mit der Frage nach anonymen gewalttätigen Racheaktionen auf Blockaden von links.[34] Und diese Re-Aktion kann auch nicht wirklich überraschen. Frage an Radio Eriwan: Was löst die Tatsache in 5.000 tendenziell gewaltbereiten Rechten aus, dass diese an der Ausübung ihrer Grundrechte gehindert werden? Ein Anstieg der Wahrscheinlichkeit, dass latente Gewaltbereitschaft manifest wird, liegt auf der Hand. Und dies könnte immerhin erklären, warum ganz Deutschland seit Wochen und Monaten mit Anschlagswellen auf Büros und Einrichtungen demokratischer Parteien konfrontiert ist. Reibung erzeugt eben Hitze. Vor diesem Hintergrund wäre die Erwartung plausibel, dass wir kurz vor der Etablierung einer funktionalen Arbeitsteilung zwischen NPD und Autonomen Nationalisten stehen könnten: Letztere wären dann stillschweigend für die militante Drecksarbeit zuständig, mit der die NPD öffentlich nicht in Verbindung gebracht werden will. Die Bedeutung der Autonomen Nationalisten würde in einem solchen Szenario eher weiter zu- als abnehmen. Und sollte es zu verstärkten, aber anonym durchgeführten und zufällig zustande gekommenen Übergriffen auf Anhänger der linken Szene kommen, wäre nach den empirischen Ergebnissen der Wechselbeziehung zwischen links und rechts im Rahmen der Konfrontationsgewalt mit einer Eskalationsspirale zu rechnen – auf welchem Niveau auch immer.

Gewiss: Diese Thesen sind gewagt, aber nicht unwahrscheinlich. Und vor allem werfen sie kritische Fragen im Hinblick auf das Agieren der linken Szene sowie der bürgerlichen Mitte auf. Denn diese könnten sich, sofern sich die hier behaupteten Zusammenhänge weiter erhärten ließen, unabhängig von etwaigen Rechtsstreitigkeiten über die Legalität von Blockaden politisch als ungewollte Katalysatoren der Autonomen Nationalisten erweisen. Wer die Möglichkeit dieser Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen rechts und links schlicht leugnet, weil er diese Zusammenhänge einfach nicht wahrhaben will, handelt politisch naiv. Und wer dies tut, stellt sich vor allem selbst ein politisches Armutszeugnis aus, weil hiermit zugleich das Eingeständnis verbunden wäre, dass die eigenen politischen Aktionen mit Blick auf das gegnerische Lager ohne jede wirkliche Wirkung blieben.

Freilich wäre, wie auf Seiten der Täter zwischen einer latenten Gewaltbereitschaft und einer manifesten Gewalt unterschieden werden muss, in dieser Angelegenheit zwischen Ursache und Anlass zu differenzieren. Ursächlich verantwortlich für die Gewalt von rechts sind und bleiben rechte Gewalttäter. Aber da es nun einmal eine von beiden Lagern gewollte Wechselbeziehung zwischen links und rechts gibt, kann der jeweilige politische Gegner (durchaus willkommene) Anlässe liefern, die latente Gewaltbereitschaft in manifeste Gewalt zu überführen. Moralisch problematisch in diesem Zusammenhang bleibt dabei nur, dass diejenigen, die Anlässe für ein entsprechendes Verhalten bieten, in der Regel nicht die Opfer manifester Gewalt werden. Es sei daher an dieser Stelle noch einmal auf die empirischen Forschungsergebnisse zur Konfrontationsgewalt in Nordrhein-Westfalen hingewiesen: „Die Demonstrationen, in deren Umfeld vier von fünf linken Konfrontationsdelikten begangen werden, sind zu diesem Zeitpunkt längst abgeschlossen und die Teilnehmer kaum noch direkt angreifbar. Das deutet auf eine verspätete Reaktion gegenüber zufällig angetroffenen und von den Tätern als ‚links’ eingestuften Personen hin.“[35] Wer möchte es moralisch verantworten, ein Glied in einer solchen Gewaltkette zu sein?

Zuerst veröffentlich auf www.endstation-rechts.de


[1] Rudolf van Hüllen, „Autonome Nationalisten“ zwischen politischer Produktpiraterie und „Nähe zum Gegner“, in: Armin Pfahl-Traughber (Hrsg.): Jahrbuch für Extremismus- und Totalitarismusforschung 2009/2010, Brühl 2010, S. 191-210, hier: S. 191.

[2] FN (1998): Was sind freie Nationalisten?, in: Zentralorgan Nr. 1/1998, S. 23-25, hier: S. 24 oder http://www.front14.org/widerstand-bremen/vollstart.html (nicht mehr erreichbar, 25. Juni 2010)

[3] Bernd Wagner, Rechtsextremismus und kulturelle Subversion in den neuen Ländern, Berlin 1998, S. 40.

[4] Siehe FN 2.

[5] Christian Worch, Der Quantensprung in den Sündenfall, in: http://www.die-kommenden.net, 2000 (nicht mehr erreichbar, 25. Juni 2010).

[6] Siehe FN 2.

[7] Christian Worch, Zur politischen Selbstkastration der NPD, in: http://www.die-kommenden.net, 2000 (nicht mehr erreichbar, 25. Juni 2010).

[8] Ebd.

[9] Jan Schedler, Übernahme von Ästhetik und Aktionsformen der radikalen Linken – Zur Verortung der „Autonomen Nationalisten“ im extrem rechten Strategiespektrum, in: Stephan Braun/Alexander Geisler/Martin Gerster: Strategien der extremen Rechten: Hintergründe – Analysen – Antworten, Wiesbaden 2009, S. 332-357.

[10] Christian Worch, Gedanken über freien und autonomen Nationalismus, in: http://stoerti.atspace.com/260105.html, 2005, zuletzt aufgerufen am 25. Juni 2010.

[11] Karlheinz Weißmann, Neo-Konservatismus in der Bundesrepublik? Eine Bestandsaufnahme, in: Criticón 96, 1986, S. 176-179, hier: S. 179.

[12] Siehe http://www.amazon.de/Autonome-Nationalisten-Neonazis-neuem-Gewand/dp/353117049X/ref=sr_1_2?ie=UTF8&s=books&qid=1279178446&sr=8-2, zuletzt aufgerufen am 14. Juli 2010.

[13] Ernst Haeckel, Die Lebenswunder, 2. Aufl., Leipzig 1923, S. 326.

[14] William Kirby/William Spence, An Introduction to Entomology: or Elements of the Natural History of Insects: with Plates, vol. I., Fifth edition, London 1828, S. 9.

[15] Henry Walter Bates, Contributions to an Insect Fauna of the Amazon Valley, Transactions/Linnean Society of London, London 1861, S. 502.

[16] Ebd., S. 508.

[17] Siehe Erich Haase, Untersuchungen über die Mimikry auf der Grundlage eines natürlichen Systems der Papilioniden, Bibliotheca Zoologica. Original-Abhandlungen aus dem Gesamtgebiete der Zoologie, hrsg. von Rudolf Leuckart und Carl Chun, Heft VIII, Cassel 1892, S. 2.

[18] Alfred Russel Wallace, Mimicry and other Protective Resemblances among Animals, in: ders., Contributions to the Theory of Natural Selection. A Series of Essays, London/New York 1870, S. 45-129.

[19] Alfred Russel Wallace, Darwinism. An Exposition of the Theory of Natural Selection with some of ist Applications, London 1889, S. 265.

[20] Haeckel (FN 13), S. 326. Der Vollständigkeit halber sei jedoch darauf hingewiesen, dass bereits Bates und Darwin im Zusammenhang mit Menschen vereinzelt von „mimicry“ sprachen, auch wenn dies nicht im spezifischen Sinne geschah. So bezeichnete Bates die Sitte der Indianer, bei Feierlichkeiten durch Maskerade Tiere nachzuahmen, als „mimicry“ (Henry Walter Bates, The Naturalist on the River Amazons in two Volumes (Vol. II), London 1863, S. 201), und auch Darwin lobte die ungewöhnliche „power of mimicry“ der Feuerland-Indianer bei der Nachahmung sprachlicher Laute der Europäer (Charles Darwin, The Voyage of the Beagle, New York 1909, S. 221).

[21] Arnold Jacobi, Mimikry und verwandte Erscheinungen, Braunschweig 1913, S. V.

[22] Wolfgang Wickler, Die Natur der Mimikry, in: Andreas Becker/Martin Doll/Serjoscha Wiemer/Anke Zechner (Hrsg.), Mimikry. Gefährlicher Luxus zwischen Natur und Kultur, Schliengen 2008, S. 45-57, hier: S. 47.

[23] Siehe FN 9, S. 350.

[24] Ebd., S. 341.

[25] Siehe FN 1, S. 191.

[26] Ebd., S. 206.

[27] Uwe Backes/Matthias Mletzko/ Jan Stoye, NPD-Wahlmobilisierung und politisch motivierte Gewalt, Köln 2010.

[28] Ebd., S. 47.

[29] Ebd., S. 45.

[30] Ebd., S. 47.

[31] Siehe ebd., S. 180f.

[32] Ebd., S. 193.

[33] Siehe http://www.endstation-rechts.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=4812, zuletzt aufgerufen am 14. Juli 2010.

[34] Siehe u.a. http://www.endstation-rechts.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=4679, zuletzt aufgerufen am 14. Juli 2010.

[35] Ebd., S. 47.