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Rechtspopulisten im Plattenbau

 

Mit neuem Büro und alten Parolen - die Rechtspopulisten von "Pro Deutschland" © Matthias Zickrow

Der Protest ist nicht gerade übermächtig, aber doch laut und eindeutig. „Haut ab, wir wollen euch nicht hier“, ruft die Bürgermeisterin von Marzahn-Hellersdorf, Dagmar Pohle (Linke), zum „Hauptstadtbüro“ der ultrarechten Gruppierung „Pro Deutschland“ hinauf. Was sich bei denen tut, hinter den gekippten Fenstern im fünften Stock des Plattenbaus in der Allee der Kosmonauten 28, ist allerdings nicht zu erkennen.

Von Tagesspiegel-Autor Frank Jansen

Exakt 44 Nazi-Gegner, so hat es die Polizei gezählt, sind Donnerstagmorgen erschienen, um ihren Unmut über die Zentrale der Islamfeinde zu äußern. Schließlich kommt deren Bundesgeschäftsführer Lars Seidensticker herunter, ein kräftiger, leicht parfümierter Enddreißiger im schwarzen Anzug, und sammelt die Journalisten ein. Pro Deutschland will auf der ersten Pressekonferenz im neuen Büro verkünden, wer und was die Partei ist, die im nächsten Jahr den Einzug ins Abgeordnetenhaus zu erreichen gedenkt. Für die Protestierer hat Seidensticker nur unschöne Vokabeln übrig.

Parteichef Manfred Rouhs sitzt in einem kleinen Raum, hinter ihm prangt ein schwarz-rot-goldenes Plakat mit der Parole „Islamisierung? Nein Danke!“ In rheinischer Mundart präsentiert der Kölner kleine Überraschungen. So soll ein Polizist Pro Deutschland bei der Suche nach Räumen beraten haben. Stimmt das, müssten die Islamfeinde dem Beamten gram sein. Der Vermieter, die Dibag Industriebau AG, fühlt sich getäuscht und will Rouhs und Pro Deutschland rasch loswerden. Rouhs betont aber, er habe der Dibag als Untermieter Pro Deutschland genannt. Dann versucht er, mit einer Personalie jeglichen Rechtsextremismusverdacht zu zerstreuen. Frontmann des zu gründenden Kreisverbands Neukölln soll ein Exil-Iraner werden, ein „akademischer Praktikant“ Anfang 20. Später drischt Rouhs noch auf die NPD ein und bezeichnet sie als „Panoptikum“. Dass die NPD sich auch einen akademischen Ausländer leistet, einen Bosnier, kommt nicht zur Sprache.