Die Serie von rechtsextremen Anschlägen in Neukölln und Kreuzberg reißt nicht ab. In der Nacht zu Mittwoch wurden in beiden Bezirken erneut rechtsextreme Parolen und verbotene Keltenkreuze geschmiert. Vermutlich die gleichen Täter legten bei einem linksalternativen Laden in der Manteuffelstraße Feuer.
An der Fassade befestigte Schränke mit Kleidung und Rucksäcken wurden in Brand gesetzt. Aufmerksame Nachbarn entdeckten die Flammen gegen 3 Uhr und alarmierten die Feuerwehr. Die Einsatzkräfte konnten das Feuer löschen, bevor es auf das ganze Haus übergriff. In dem fünfstöckigen Wohnhaus lebend mehrere Familien. Verletzt wurde niemand. Bis zum ersten Stockwerk waren am Morgen die Rußschwaden noch sichtbar. Nur 20 Meter vom Tatort entfernt schmierten Neonazis in der Waldemarstraße verbotene Symbole und Parolen an das linke Geschäft „Red Stuff“. Beide Läden werden seit einem Jahr verbunden mit einem indirekten Gewaltaufruf auf einer rechtsextremen Internetseite genannt und wurden schon mehrfach beschmiert oder beschädigt. In Neukölln sprühten die Täter in der Reuterstraße bei einer Privatperson eine Morddrohung an die Hauswand und zerstörten sein Klingelschild. Der junge Gewerkschafter hatte vor Gericht als Zeuge gegen ein Neonazi ausgesagt. Vermutlich über die Prozessakten fand die rechte Szene seine Privatadresse heraus.
„Die Geschehnisse der letzten Nacht zeigen eine gefährliche Eskalationsstufe rechter Gewalt“, sagte die Leiterin der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Bianca Klose. „Nach den anfänglichen Bedrohungen wird von den Tätern jetzt offensichtlich auch der Tod von Menschen billigend in Kauf genommen.“
Begonnen hatten die rechten Aktionen im Winter letzten Jahres. Damals fingen Neonazis an nachts in Nord-Neukölln Fensterscheiben bei alternativen Kneipen, Parteibüros und Kulturvereinen einzuwerfen und rechtsextreme Propaganda zu verkleben. Seither kam es in Abständen von einigen Wochen immer wieder zu Schmierereien und Sachbeschädigungen. Bereits dreimal zogen die Täter dabei von Neukölln bis nach Kreuzberg 36.