Der gewaltsame Tod eines jungen Irakers in Leipzig muss möglicherweise als rassistisch motiviertes Verbrechen gewertet werden. Auch wenn es noch keine sicheren Erkenntnisse gebe, könne ein ausländerfeindliches oder rechtsextremes Tatmotiv bei den zwei beschuldigten Männern nicht ausgeschlossen werden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig, Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz, am Dienstag dem Tagesspiegel.
Von Tagesspiegel-Autor Frank Jansen
Nach den bisherigen Ermittlungen geht die Behörde davon aus, dass der 19-jährige Kamal K. in der Nacht zum 24. Oktober in einem Park nahe dem Hauptbahnhof mit den Beschuldigten Daniel K. (28) und Marcus E. (32) in Streit geriet. Die beiden hätten Kamal K. provoziert, sagte Schulz, „vielleicht hat es denen nicht gepasst, dass der Iraker mit einer deutschen Frau zusammenstand“. Mit Faustschlägen hätten ihn die Beschuldigten traktiert, schließlich habe einer der beiden mit einem Messer zugestochen.
Die Staatsanwaltschaft ist sicher, dass Daniel K. und Marcus E. die Täter waren. Die von Zeugen alarmierte Polizei nahm die Männer noch im Park fest. Sie haben bislang keine Aussagen gemacht. „Einer oder beide stehen der rechten Szene nahe“, sagte Schulz. Daniel K. und Marcus E. sitzen in Untersuchungshaft, die Anklagebehörde ermittelt wegen des Verdachts auf gemeinschaftlichen Mord – begangen aus niederen Beweggründen. „Das war eine vollkommen sinnlose Tat“, sagte Schulz und sprach auch von „Lust an Gewalt“. Daniel K. und Marcus E. sind vorbestraft. Erst im Oktober war Marcus E. nach Verbüßung einer langen Haftstrafe wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung freigekommen.
Der Iraker, ein Christ, wurde am Montag in Leipzig beerdigt. Zuvor hatten hier 200 Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert. Sollte die Tat rassistisch motiviert gewesen sein, würde die von Tagesspiegel und „Zeit“ im September veröffentlichte Liste mit Toten rechter Gewalt seit der Wiedervereinigung auf 138 Opfer steigen.