Wie schon 2010 rufen die Toten Hosen erneut dazu auf, sich an den Massenblockaden am 19. Februar in Dresden zu beteiligen. Kurz bevor es los geht, hat Gitarrist Breiti die Fragen vom Bündnis Dresden-Nazifrei beantwortet, die wir hier dokumentieren.
Hallo Breiti, als wir Dich vor einem Jahr gefragt haben, ob du glaubst, dass es zu schaffen ist den jährlichen Aufmarsch in Dresden zu verhindern, hast Du noch vorsichtig geantwortet „Wirklich stoppen vielleicht nicht, aber auf jeden Fall wesentlich behindern“. Das und noch viel mehr haben wir mit 12 000 Menschen hinbekommen. Die 6000 Nazis konnten nicht einen Meter ihrer Route marschieren. Meinst Du die geben irgendwann auf, wenn die Massenblockaden dieses Jahr wieder so gut funktionieren?
Breiti: Sollten die Proteste wieder so wirksam sein, werden die Nazis irgendwann die Lust verlieren. Man sollte allerdings nicht davon ausgehen, dass sie so einfach aufgeben. Womöglich stellt sich das Problem im nächsten Jahr wieder.
Im vergangenen Jahr hat die Justiz ganz schön Druck gegen die Proteste gemacht. Es gab Razzien wegen des Blockadeaufrufs und gegen ein paar Politiker wurden sogar Verfahren wegen der Teilnahme an den Sitzblockaden eingeleitet. Hältst Du weiterhin daran fest, dass Sitzblockaden das richtige Mittel sind, um den Naziaufmarsch zu verhindern?
Daran hat sich nichts geändert. Sitzblockaden sind meiner Meinung nach ein wirkungsvolles Mittel, um den Naziaufmarsch zu behindern und im besten Fall zu verhindern. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er den Mut hat, mitzumachen und notfalls auch eine Anzeige zu riskieren. Wenn man abwägt, um welches Ziel es geht, halte ich Sitzblockaden in jedem Fall für legitim.
Warum ist es Deiner Meinung nach gerade bei Naziaufmärschen so wichtig direkt auf der Straße Flagge zu zeigen? Manche Politiker behaupten ja regelmäßig, es wäre eine bessere Idee die Aufmärsche zu ignorieren oder weit ab davon ein kleines Demokratiefest zu veranstalten.
Viele Politiker haben leider die schädliche Einstellung, dass man sich mit Nazis nicht auseinandersetzen sollte. Ich finde, dass Gegenteil ist der Fall. Es ist wichtig, direkt vor Ort dagegen zu halten. Dadurch werden die Nazis an der Verbreitung ihrer Ideen gehindert, ihr Aufmarsch lässt sich nicht als Erfolg verkaufen, um neue Anhänger zu gewinnen, und in den Medien wird der Protest zum Thema.
Ihr engagiert Euch als Band schon seit vielen Jahren gegen Neonazis und Rassismus. Was treibt Euch da bis heute an?
Nazis haben die Grundeinstellung, dass sie zu einer Gruppe gehören, die alle Anderen nach Belieben diskriminieren, verprügeln, versklaven oder töten darf. „Die Anderen“ können Juden, Moslems, Christen, Antirassisten, Demokraten, Obdachlose, Punks, Schwarze, Weisse, Asiaten oder sonst jemand sein. Je nachdem, wen sich die Nazis gerade als Ziel ihrer Aggression aussuchen.
Diese Haltung war für uns nie akzeptabel und wir fanden immer, dass man dagegen etwas unternehmen muss. Natürlich auch vor dem Hintergrund, dass viele Deutsche während der Nazi-Herrschaft den sadistischen Massenmord an Millionen von Menschen organisiert haben. Allein schon, um die Würde der Opfer zu wahren, muss man gegen die Nazis etwas tun.
Außerdem finde ich, dass Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz usw. alles andere als selbstverständlich sind, wie der Blick auf andere Länder oder unsere Geschichte zeigt. Dafür muss man dauernd etwas tun.