Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Wahlkampf mit dem Nazikreuzworträtsel

 

Normalerweise versucht die NPD, sich als bürgerliche Partei zu inszenieren. Das gelingt zwar nur selten, doch zum Auftakt der Wahl zum Abgeordnetenhaus im September provozieren die Rechtsextremisten noch dreister als sonst.

Von Frank Jansen

„Ein deutscher Vorname, der etwas aus der Mode gekommen ist“, wird in einem Kreuzworträtsel in der NPD-Wahlkampfzeitung gesucht, die tausendfach in den Briefkästen Berlins gelandet ist. Hat der Leser genügend Felder ausgefüllt kommt das Lösungswort: „Adolf“. An anderer Stelle wird nach Rudolf Heß oder die Abkürzung für den Begriff Nationalsozialismus gefragt. Die Provokation der Parteispitze mit dem Nazi-Kreuzworträtsel überraschte selbst härtere Parteimitglieder und verursachte intern massive Kritik.

Jörg Krebs, Vorsitzender des Landesverbands Hessen, bezeichnete das Rätsel als „dämlichste PR-Aktion der NPD aller Zeiten“. Die Diskussion in der Szene kochte so hoch, dass Parteichef Udo Voigt sich genötigt sah, eine Stellungnahme zu veröffentlichen. Die Kritik aus den eigenen Reihen weist er darin zurück. Man habe doch nach dem Vornamen des NPD-Parteigründers Adolf von Thadden gefragt. In den Inhalten der Zeitung sieht er weiterhin „eine gesunde, zielgruppenorientierte Mischung“.

Für die Sicherheitsbehörden ist das Blatt ein Beleg für das Schwächeln der NPD. „Durch ein möglichst provokatives Auftreten sollen die dünne Personaldecke sowie fehlende Inhalte und finanzielle Mittel kaschiert werden“, heißt es beim Verfassungsschutz.

Wie die NPD in Berlin tickt, zeigen auch die Reaktionen auf die Tragödie in Norwegen. „Nicht Patriotismus oder Nationalismus, sondern Multikulti ist der Nährboden, auf dem Irre wie dieser Norweger gediehen und weiter gedeihen werden“, stand nach den Anschlägen auf der Website der Neuköllner NPD. Autor ist Jan Sturm. Der langhaarige Rockertyp sitzt für die NPD seit 2006 in der Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln und tritt bei der Wahl im September wieder an. Sturm behauptet auch, Attentäter Breivik sei „zwar ein durchgeknallter Mörder“, habe aber begriffen, „der größte Feind, den die einst freien Völker Europas haben, sind ihre eigenen Regierungen“.

Außerdem hat das Präsidium der Bundespartei von Berlin aus eine Verbindung zwischen dem Massaker in Norwegen, laut NPD „die Anschläge eines Ökobauern“, und dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 konstruiert. Im Zusammenhang mit den Gewalttaten in Oslo und Utöya muss nach Ansicht des obersten Gremiums der NPD „daran erinnert werden, dass die politische Klasse der BRD erst vor wenigen Tagen den Bombenanschlag vom 20. Juli erneut als legitimes Mittel der Politik gefeiert hat“, wie es auf der Homepage der Partei heißt. Auch bei diesem Attentat „kamen Unschuldige zu Tode“. Die NPD setzt demnach die Opfer des Gewaltexzesses in Norwegen mit den Generälen des NS-Regimes gleich, die durch Stauffenbergs Bombe in Hitlers Hauptquartier „Wolfsschanze“ getötet wurden.