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Polizei sucht „unbekannten“ Neonazi – Antifa findet ihn

 

Seit mehreren Wochen sucht die Berliner Polizei mit Hilfe der Aufnahmen einer Überwachungskamera nach einem brutalen Schläger. Der „unbekannte“ Mann hatte am 15. Mai einen 28-Jährigen zusammengeschlagen und auch einen couragierten Helfer verletzt. Jetzt meldete sich die Antifa Hohenschönhausen, die sich irritiert über den Zeugenaufruf der Polizei zeigt. Sie sind sich sicher, dass es sich bei dem Täter um einen bekannten und bereits verurteilten Neonazi aus Hohenschönhausen handelt, der dem Staatsschutz eigentlich bestens bekannt sein müsste.

In der Polizeipressemitteilung heißt es:

„Nach dem bisherigen Ermittlungsstand des Landeskriminalamtes verließ der Gesuchte am Sonntag, den 15. Mai 2011, gegen 2 Uhr 40 einen Zug der Straßenbahnlinie M4 an der Welsestraße. In dem Waggon war es zuvor zu einer verbalen Auseinandersetzung mit einem anderen Fahrgast gekommen. Auch der 28-Jährige stieg an der Haltestelle aus. Kurz darauf trat der Unbekannte seinem Opfer in den Rücken und würgte es.
Ein 28-jähriger Passant, der dem gleichaltrigen Attackierten zu Hilfe eilte, erhielt Faustschläge gegen den Oberkörper. Gemeinsam mit weiteren unbekannten Komplizen schlug der Angreifer auf den Helfer ein, bis dieser kurzzeitig das Bewusstsein verlor. Anschließend flüchteten die Schläger. Während der Fahrgast mehrere Hämatome am ganzen Körper davontrug, erlitt der couragierte Helfer diverse Gesichtsverletzungen.“

Die Antifa Hohenschönhausen reagierte mit einer eigenen Pressemitteilung:

„Die Veröffentlichung des Fotos ist für uns als antifaschistisch Aktive aus dem Bezirk Hohenschönhausen sehr verwunderlich, handelt es sich auf der Person auf dem Foto – wie uns von mehreren Seiten bestätigt wurde – um einen „alten Bekannten“ – den Hohenschönhausener Neonazi Marcel B.
Dieser ist bereits seit mindestens 2002 neonazistisch aktiv, und lief unter anderem am 1. Mai 2002 auf dem NPD-Aufmarsch in Hohenschönhausen mit. Im folgenden Jahr geriet B. in die Schlagzeilen, weil er mit weiteren Neonazis einen Punk in Hohenschönhausen verprügelte. Die damalige Meldung der Antifa Hohenschönhausen:
Am 24. Oktober 2003 fand das erste Skatefestival „Livin ’n Concrete“ auf dem Hinterhof des Lindencenters statt. Es wurde von der „Unabhängigen Anlaufstelle für BürgerInnen in HSH“ und einer Gruppe von SkaterInnen organisiert. Wir halfen bei der Durchführung und hatten einen Stand auf dem Fest. Am Rande des Fests versammelte sich eine Gruppe von Neonazis, unter ihnen Dennis Breß und Michael Römmert, die allerdings des Platzes verwiesen wurden. Eine Woche später kam es zu einem schweren Naziübergriff auf einen jugendlichen Punk. Die fünf Neonazis Dennis Breß, Marcel B., Christoph Jacobson, Michael Römmert und Daniel Schwandt pöbelten in Falkenberg den Punk zuerst an und holten dann Schlagwaffen aus einer nahegelegenen Wohnung. Anschließend schlugen und traten die fünf auf den wehrlosen Punk ein. Im folgenden Verfahren wurden die Neonazis teilweise zu Haftstrafen verurteilt.
Auch in den Folgejahren beteiligte sich B. an Angriffen auf alternative Jugendliche. Er ist in der Neonaziclique aktiv, die sich um Michael Bullmann schart, einen der wenigen Hohenschönhausener Neonazis, der eine Anbindung an die Berliner NPD hat. Der aktuelle Übergriff ist ein weiterer Beweis für seine kontinuierliche neonazistische Aktivität von Marcel B. und die menschenverachtende Gewalt, die Neonazis täglich gegen Andersdenkende und Migrant_innen einsetzen, auch in Hohenschönhausen.
Die Ermittlungsarbeit der Polizei zeigt ein weiteres Mal, wie wenig Einblick sie in lokale Neonazistrukturen besitzt. Auch das ist keine neue Erkenntnis.“